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ID1703021300

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    7. HolgerHaibach.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/30 2705 B Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Drucksachen 17/605, 17/623) . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 2705 D 2711 A 2720 A 2725 A 2730 B 2734 C 2734 D 2735 B 2736 B 2739 A 2749 C 2749 C 2754 B 2756 C 2758 B 2759 A 2759 B 2761 A 2761 C 2763 D Deutscher B Stenografisc 30. Sit Berlin, Mittwoch, d I n h a Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 17/604, 17/623) . . . . . . . . . 2705 A 2705 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2740 D 2743 B undestag her Bericht zung en 17. März 2010 l t : Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 2744 C 2745 C 2746 B 2747 C 2748 C 2749 B 2752 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . 2764 B 2764 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/613, 17/623) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2764 D 2765 C 2767 A 2767 C 2768 A 2769 C 2771 B 2772 D 2773 B 2774 C 2775 C 2777 A 2778 D 2780 B 2781 A 2781 B 2783 A 2784 B 2785 D 2786 C 2786 C 2788 C 2789 B 2791 D 2793 A 2794 D 2795 B 2795 B 2796 A 2796 D 2798 C 2800 C 2801 D Tagesordnungspunkt III: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Abschaffung des Finanzpla- nungsrates (Drucksache 17/983) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Men- schenrechte in Kolumbien auf die Agenda setzen – Freihandelsabkommen EU-Ko- lumbien stoppen (Drucksache 17/1015) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Den Schie- nenverkehr als sichere Verkehrsform er- halten und stärken (Drucksache 17/1016) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: a) Erste Beschlussempfehlung des Wahlprü- fungsausschusses: zu Einsprüchen ge- gen die Gültigkeit der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland am 7. Juni 2009 (Drucksache 17/1000) . . . . . . . . . . . . . . . b) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59 und 60 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/909, 17/910, 17/911, 17/912, 17/913, 17/914, 17/915, 17/916, 17/917, 17/918, 17/919) . . . . . . . . . . . . . . 12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/619, 17/623) . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2803 D 2803 D 2804 A 2804 A 2804 B 2805 B 2805 C 2807 B 2808 B 2809 D 2810 D 2811 B 2812 B 2814 B 2816 A 2818 A 2818 A 2818 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 III Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2819 B 2820 A 2820 C 2821 D 2823 B 2823 C 2823 D 2825 A 2826 A 2826 C 2827 C 2828 B 2828 D 2829 B 2829 D 2830 D 2831 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2705 (A) (C) (D)(B) 30. Sit Berlin, Mittwoch, d Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2831 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barchmann, Heinz- Joachim SPD 17.03.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 17.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 17.03.2010 Cramon-Taubadel, Viola von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 17.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 17.03.2010 Körper, Fritz Rudolf SPD 17.03.2010 Kramme, Anette SPD 17.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.03.2010 Pflug, Johannes SPD 17.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.03.2010 Schäfer (Bochum), Axel SPD 17.03.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hempelmann, Rolf SPD 17.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 17.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 17.03.2010 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Niema Movassat


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

    „Dabei sein ist alles“ scheint das Motto des Entwick-
    lungshaushaltes zu sein, jedenfalls dann, wenn man sich,
    wie Minister Niebel, der Freizeitsprache bedient und das
    Ziel, die Ausgaben für Entwicklungshilfe bis 2015 auf
    0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens zu steigern,
    als „sehr sportlich“ bezeichnet. Das Thema ist viel zu
    ernst für eine solch saloppe Wortwahl.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Rund 1 Milliarde Menschen weltweit hungern, fast
    5 Millionen sterben jährlich an Malaria und Tuberku-
    lose. Die 0,7 Prozent sind ein Mindestversprechen an die
    Ärmsten der Armen. Wenn man bedenkt, dass täglich
    8 000 Kinder unter fünf Jahren verhungern, ist es gera-
    dezu kriminell, diese Zusage nicht einzuhalten.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Andere Länder sind verantwortungsvoller. So über-
    treffen Schweden, Dänemark und die Niederlande dieses
    Ziel schon jetzt. Doch Deutschland ist Meister der An-
    kündigungen, nicht der Taten. So wird mit diesem Haus-
    halt nicht einmal die 0,51-Prozent-Marke für 2010 als
    Zwischenziel erreicht, sondern es sind nur etwa 0,4 Pro-
    zent. Dies hat die OECD jüngst kritisiert. Das ist eine
    Schande für CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP; denn kei-
    ner von Ihnen hat sich in Regierungsverantwortung um
    die versprochene Steigerung der Entwicklungshilfe ge-
    schert.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Niema Movassat


    (A) (C)



    (D)(B)

    Aber es kommt noch dicker. Selbst die mageren
    0,4 Prozent werden nicht nur für Entwicklungsprojekte
    ausgegeben. Ein Unding ist die Anrechnung der Klima-
    schutzmaßnahmen. Der Klimawandel liegt vor allem in
    der Verantwortung der Industrienationen. Klimagelder
    sind Wiedergutmachung, keine Entwicklungshilfe.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber auch damit nicht genug. Entschuldung, Kosten
    für Abschiebungen und für die Unterkünfte der Soldaten
    in Afghanistan, all dies verkaufen Sie den Menschen als
    Entwicklungshilfe und hübschen somit Ihre Bilanz auf.
    Dabei ist das 0,7-Prozent-Ziel ohne Zahlentricks erreich-
    bar. Wer Bürgschaften in Höhe von 480 Milliarden Euro
    für Banken aufbringt und 10 Milliarden Euro in den Kauf
    von A400M-Militärtransportern investiert, der kann sich
    auch mehr Entwicklungshilfe leisten. Allein mit den Ein-
    nahmen aus einer Finanztransaktionsteuer und einer
    Flugticketabgabe, deren Einführung wir hier beantragt
    haben, wäre die Finanzierung möglich.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])


    Herr Minister, wir können gerne über Volumen und/oder
    Wirksamkeit der Entwicklungshilfe diskutieren. Für die
    Linke ist klar: Wir brauchen eine Steigerung bei beidem.
    Was denn sonst?

    Nötiger ist indes eine Diskussion über die neue Marsch-
    richtung im Ministerium. Diese lautet nämlich, dass
    sich der Einsatz in Entwicklungsländern vor allem für
    deutsche Unternehmen lohnen soll. So wollen Sie, Herr
    Niebel, den Etat Ihres Hauses künftig weniger über in-
    ternationale Organisationen als vielmehr über nationale
    Projekte steuern.


    (Harald Leibrecht [FDP]: Richtig!)


    Dabei geht es letztlich darum, deutsche Firmen stärker
    am Entwicklungsgeschäft teilhaben zu lassen.


    (Harald Leibrecht [FDP]: Genau! Was ist daran schlimm?)


    Kompetenz und Effektivität spielen eine untergeordnete
    Rolle. Das Hissen der deutschen Fahne oder aber die
    Nähe zur FDP sind maßgeblich.

    Ein Beispiel gibt der Spiegel. Die Consultingfirma
    TellSell, die FDP-Großveranstaltungen mitfinanziert und
    in deren Beirat Herr Koppelin, stellvertretender Vorsit-
    zender der FDP-Fraktion, sitzt, will Beratungsaufträge
    von der GTZ ergattern. Das wird nicht allzu schwer wer-
    den, da Herr Koppelin gleichzeitig im Aufsichtsrat der
    GTZ sitzt. Zudem hat an dem Gespräch zwischen Tell-
    Sell und der GTZ Herr Beerfeltz, FDP-Staatssekretär im
    Entwicklungsministerium, teilgenommen. Hier soll also
    ein Unternehmen, welches mit der FDP personell und fi-
    nanziell verbandelt ist, ein Stück vom Kuchen abbekom-
    men. Dabei wird es anscheinend auch von Ihrem Minis-
    terium unterstützt. So bleibt alles in der FDP-Familie.


    (Beifall bei der LINKEN – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Skandal!)

    Entwicklungspolitik soll also noch mehr zum Türöff-
    ner für Interessen der deutschen Wirtschaft werden. Ar-
    mutsbekämpfung sieht anders aus: Sie orientiert sich an
    den Bedürfnissen der Menschen in den Partnerländern,
    nicht an den Bedürfnissen des Gebers. Unter Ihnen, Herr
    Niebel, steht die deutsche Entwicklungspolitik heute
    Kopf.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Im Rahmen der Neuausrichtung des Ministeriums er-
    leben wir ferner eine strukturelle Militarisierung der
    Entwicklungspolitik.


    (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Oh! – Harald Leibrecht [FDP]: Immer die gleiche Leier!)


    – Das müssen Sie sich schon anhören! – Ein Oberst der
    Bundeswehr wird in die Führung des Hauses berufen.
    Jetzt sollen Nichtregierungsorganisationen in Afghanis-
    tan nur dann Geld erhalten, wenn sie bereit sind, mit der
    Bundeswehr zusammenzuarbeiten, um sie – Zitat Minis-
    ter Niebel – zivil zu flankieren.

    Ein aktuelles Thema ist die Reform der Institutionen
    der Entwicklungszusammenarbeit. Für die Linke macht
    sich die Handlungsfähigkeit der deutschen Entwick-
    lungspolitik nicht an Institutionen fest. Wir brauchen
    eine neue politische Ausrichtung, statt dass nur über das
    Wie der Fusion diskutiert wird. Vor allem müssen wir
    basisorientierte Projekte, die eine nachhaltige Entwick-
    lung ermöglichen, stärken.

    Ich komme zum Schluss. Sie, Herr Niebel, degradie-
    ren das Entwicklungsministerium zum international
    agierenden Lobbyverein für Interessen der deutschen
    Wirtschaft und zur zivilen Begleithilfe für Bundeswehr-
    einsätze. Das wird die Linke nicht akzeptieren.

    Danke schön für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die Unionsfraktion spricht der Kollege Holger

Haibach.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Holger Haibach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

    legen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe
    mir heute Morgen überlegt, was man nach einer so lan-
    gen Debatte noch sieben Minuten lang sagen soll. Inzwi-
    schen frage ich mich, ob sieben Minuten ausreichen, um
    den hanebüchenen Unsinn, der hier erzählt worden ist,
    auszumerzen.


    (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber jetzt meinen Sie nicht mich!)


    All diejenigen, die hier markige Worte gefunden ha-
    ben, sollten sich einmal überlegen, ob sie unserem
    Thema, das ein wichtiges Thema ist, mit markigen Wor-





    Holger Haibach


    (A) (C)



    (D)(B)

    ten einen Gefallen tun. Ich glaube, wir alle – nicht nur
    wir, die wir die Regierung tragen, sondern auch die Op-
    position – haben eine Verantwortung dafür, ob unser
    Politikfeld ernst genommen wird. Das dokumentiert sich
    auch in der Sprache. Da haben Sie unserer Sache garan-
    tiert keinen Gefallen getan.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Herr Movassat und die Kollegin Hänsel haben vor
    mir gesprochen; daher fange ich bei der Linksfraktion
    an. Sie haben die saloppe Wortwahl des Ministers, das
    Ziel, auf eine ODA-Quote von 0,7 Prozent des BIP zu
    kommen, sei ein sehr sportliches Ziel, kritisiert. Ich
    finde es interessant, mit welcher Wortwahl Sie hier ange-
    treten sind. Was musste ich da alles hören: militärische
    Expansionspolitik,


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Genau! – Beifall der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


    wirtschaftliche Expansionspolitik,


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Genau!)


    Interessenvertretungsverein deutscher Wirtschaft. Ja, meine
    Herren! Sie sind rhetorisch in einer Zeit stehen geblieben,
    die länger vorbei ist als der Fall der Mauer. Sie sollten
    sich einmal überlegen, ob Sie, gerade was die Entwick-
    lungspolitik angeht, weiter bei Marx und Lenin bleiben
    oder endlich in der Realität ankommen wollen. Viel Spaß
    dabei!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Inhaltlich haben Sie, außer dass Sie Mitarbeiter des
    BMZ beschimpft haben, und abgesehen davon, dass Sie
    den Minister kritisiert haben, nichts, aber auch gar nichts
    Konstruktives zur Debatte beigetragen. Es hätte genü-
    gend Gründe gegeben, etwas Konstruktives dazu beizu-
    tragen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Genau!)


    Sie wollen – das gilt für manche andere in diesem
    Haus auch – nicht einsehen, dass man, wenn man Ent-
    wicklungspolitik richtig machen will, einen ganzheitli-
    chen Ansatz braucht. So schrecklich Sie die Wirtschaft
    finden mögen, am Ende werden Sie einsehen müssen,
    dass man die Wirtschaft braucht. Eine Zusammenarbeit
    mit der Wirtschaft bietet genauso wie eine Zusammenar-
    beit mit Nichtregierungsorganisationen, genauso wie
    eine Zusammenarbeit mit Stiftungen, genauso wie eine
    Zusammenarbeit mit staatlichen Entwicklungsorganisa-
    tionen, genauso wie eine Zusammenarbeit mit den Kir-
    chen einen Zugang, den die Politik allein nicht bieten
    kann. Das müssten Sie endlich anerkennen! Aber dazu
    sind Sie offensichtlich nicht willens oder in der Lage.
    Anders kann ich die Aussagen, die hier getroffen worden
    sind, jedenfalls nicht verstehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Damit bin ich bei einem weiteren Punkt. Hier ist viel
    darüber diskutiert worden, welche Zahlen zu welchem
    Etat richtig gewesen sind. Solche Zahlenspiele sind
    hochinteressant, und jeder – ob er in der Opposition ist
    oder in der Regierung sitzt – stellt sie an; aber man muss
    doch zugeben: Vieles kann man auf die eine oder auf die
    andere Weise interpretieren.

    Mich stört, dass der Aspekt, dass es bei der Verwen-
    dung der Mittel auch um Effizienz geht – der Minister
    hat darauf hingewiesen, und auch viele von uns haben
    das angesprochen –, nonchalant als Ausweichdiskussion
    dargestellt worden ist, dass man gesagt hat: Das spielt ja
    eigentlich keine Rolle.

    Gerade wenn ich mir Afghanistan anschaue – um nur
    ein Beispiel zu nehmen –, dann komme ich zu dem
    Schluss, dass Effizienz von höchster Wichtigkeit ist.
    Wenn wir die Mittel für Afghanistan verdoppeln, ist es
    doch in hohem Maße notwendig, auch für die Legitima-
    tion von Entwicklungszusammenarbeit in unserem eige-
    nen Land, dafür zu sorgen, dass die Mittel tatsächlich ab-
    fließen, dass sie sinnvoll verwendet werden und in
    Afghanistan die Friedensdividende bewirken, die wir
    brauchen. Dafür bedarf es der richtigen Maßnahmen.
    Deshalb ist Effizienzkontrolle gerade an einem solchen
    Punkt extrem wichtig. Man darf das nicht einfach beisei-
    teschieben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Genau das Gleiche ließe sich mit großer Berechtigung
    auch über die Mittel für Klimaschutz und für andere Be-
    reiche sagen. Der Kollege Ruck hat zu Recht auf das
    Beispiel Haiti hingewiesen. Es bedarf wirklich eines
    längerfristigen Ansatzes, wenn wir auf Haiti erfolgreich
    sein wollen. Der Unterschied zwischen der Katastrophe
    auf Haiti und anderen Katastrophen ist nun einmal der,
    dass der Staat Haiti schon vorher kaum vorhanden war,
    dass es nach der Katastrophe keine UN-Mission mehr
    gab und dass der Staat quasi keine funktionierenden
    Strukturen mehr hatte. Dort geht es also um „build back
    better“, also darum, diesem Staat so zu helfen, dass er
    nach dem Wiederaufbau besser als vorher ist. Dabei
    spielt Geld eine wichtige Rolle, aber Strukturen sind
    mindestens genauso wichtig: Wie stellt man einen Be-
    bauungsplan so auf, dass die Gebäude dann auch eini-
    germaßen erdbebensicher sind? Man kann Katastrophen
    nicht verhindern, aber dafür sorgen, dass die Dinge ins-
    gesamt besser gemacht werden. Da haben wir eine große
    Expertise. Das ist unabhängig von Geld. Das ist eine
    ganz wichtige Aufgabe, die wir an der Stelle haben.

    Ich will noch etwas dazu sagen, dass wir – angeblich –
    zwiespältig reden, was die Freiwilligendienste betrifft;
    Frau Kofler hat das erwähnt. Manchmal hilft ja Nachfra-
    gen beim Herausfinden der Wahrheit, Frau Kollegin. Wir
    haben das getan, und ich finde das Ergebnis ganz span-
    nend. Der Mittelabfluss bei „weltwärts“ betrug im letzten
    Jahr 27 Millionen Euro. Wir stellen nach dem vorliegen-
    den Haushaltsentwurf 29 Millionen Euro zur Verfügung.
    Das heißt, die Mittel werden vermutlich ausreichen. Wie
    das im nächsten Jahr aussieht, werden wir uns in Ruhe an-
    schauen müssen. Es geht also gar nicht darum, dass ir-
    gendjemand „weltwärts“ nicht schätzt – ich halte das
    durchaus für ein vernünftiges und gutes Projekt –, aber
    wir müssen die Mittel ein bisschen an dem orientieren,





    Holger Haibach


    (A) (C)



    (D)(B)

    was tatsächlich notwendig ist und was tatsächlich abge-
    flossen ist.


    (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Evaluation soll Ende 2010 laufen!)


    Damit bin ich beim allerletzten Punkt, den ich gern
    noch ansprechen würde, nämlich bei dem Moralapostel
    der SPD, dem heiligen Sascha Raabe,


    (Dr. Sascha Raabe [SPD]: Danke schön!)


    der die Moral wie eine Monstranz vor sich her getragen
    hat. Man fragt sich, ob der Kollege katholisch ist und
    gern an Prozessionen teilnimmt. Es war wirklich ganz
    interessant. Er hat auch Pinocchio bemüht und was da al-
    les war. Ich stimme ihm darin zu, dass Glaubwürdigkeit
    in der Politik ein hohes Gut ist. Aber dann, lieber Herr
    Kollege Raabe, muss man bei sich selber anfangen.

    Der Kollege Raabe hat, wie viele von uns das ab und
    zu tun, in seinem Wahlkreis eine Schule besucht und
    über Entwicklungspolitik gesprochen. Der Hanauer An-
    zeiger vom 25. Februar 2010, aus dem ich mit Genehmi-
    gung der Frau Präsidentin gern zitieren möchte, berichtet
    über einige sehr interessante Aussagen des Kollegen
    Raabe. Der Kollege Raabe erzählt also etwas über seine
    Arbeit als entwicklungspolitischer Sprecher. Er sagt, was
    alles notwendig ist, dass es genügend Reichtum und Le-
    bensmittel gibt, dass kein Kind auf dieser Erde verhun-
    gern muss usw. usf. Dann heißt es:

    Besonders hart kritisierte der Bundestagsabgeord-
    nete in diesem Zusammenhang die neue Bundesre-
    gierung, die ganz entgegen ihres Versprechens die
    Entwicklungshilfe gekürzt hatte.

    Das behauptet nicht mal Ihre eigene Truppe, Herr Kol-
    lege! Kein Mensch behauptet heute, dass wir die Ent-
    wicklungshilfe gekürzt haben. Damit haben Sie der
    Glaubwürdigkeit von Politik insgesamt und auch dem
    Politikfeld keinen Gefallen getan. Wenn Sie ein anstän-
    diger Mensch wären, würden Sie das zurücknehmen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)