Rede von
Fritz Rudolf
Körper
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen
Sie mich zu Beginn meiner Ausführungen einen kurzen
Rückblick auf die griechische Mythologie werfen. Al-
thea, die Namensgeberin dieser EU-Mission, ist die grie-
chische Göttin der Heilkunst. Wer sich mit der Proble-
matik von Bosnien-Herzegowina beschäftigt, wird
wissen, dass Heilen und die Fähigkeit, zu versöhnen,
dringend notwendig sind.
Dem Mythos nach wurde Althea von den Göttern er-
klärt, dass ihr Sohn sterben würde, sobald ein Stück Holz
auf ihrem Feuer verbrannt ist. Althea nahm daraufhin
das Holz vom Feuer, löschte es und legte es in einen
Kasten, um das Leben ihres Sohnes zu bewahren. – Nach
dem Löschen des Feuers in Bosnien-Herzegowina unter-
stützt die EU-Mission Althea jetzt das Heilen des Landes
und seiner Bevölkerung. Anders als im Mythos soll das
Holz nie wieder aus dem Kasten genommen werden,
sondern für immer sicher verwahrt bleiben.
Ich habe diesen Rückgriff gewählt, um deutlich zu
machen – das hat vorhin beispielsweise bei dem Beitrag
von Frau Beck eine Rolle gespielt –, mit welch einer
Problematik wir es in Bosnien-Herzegowina zu tun hat-
ten und haben. Bei allen Unzulänglichkeiten der heuti-
gen Situation können wir doch eines feststellen: Diese
Mission, dieser Einsatz der internationalen Staatenge-
meinschaft hat dem ethnisch motivierten Morden und
Töten ein Ende machen können.
– Frau Beck, das ist eine andere Frage. Es war leider zu
spät; aber wir haben dieses Ergebnis zu einem bestimm-
ten Zeitpunkt erreicht, und das war gut so.
Durch die militärische Komponente dieser Mission,
durch die militärische Präsenz ist es gelungen, Gewalt-
ausbrüche der ehemaligen Konfliktparteien zu verhin-
dern und die nationalen und die internationalen Akteure
in die Lage zu versetzen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Die
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Ich will zugeben: Es hat mich schon ein bisschen irri-
iert, dass, als Frau Beck die Forderung gestellt hat, dass
err Mladic ausgeliefert wird und in Den Haag landet,
ies nicht den Applaus des gesamten Hauses bekommen
at.
Versöhnung ist ganz wichtig. Wie kann man die ethni-
che Spaltung überwinden und Versöhnung herstellen?
ir sehen im Moment, dass die ethnische Problematik
n jeder Stelle ungeheuer hinderlich ist, beispielsweise
ei der Frage, wie der Staat vernünftig aufgebaut und or-
anisiert werden kann. Bestimmte Funktionen und Stel-
en müssen dreifach besetzt werden – mit all der Proble-
atik, die dies mit sich bringt. Deswegen ist es wichtig,
ass wir zur Versöhnung der Ethnien in Bosnien-
erzegowina beitragen.
Ich will mit einem Beispiel schließen, das ein biss-
hen Hoffnung gibt. In der letzten Woche kam es zur
iedereröffnung der direkten Bahnverbindung zwischen
elgrad und Sarajevo, nachdem diese Verbindung
8 Jahre gekappt war. Vielleicht ist das ein Symbol, ein
offnungsschimmer dafür, dass es zu dem notwendigen
usgleich, dem notwendigen Versöhnungsprozess der
etroffenen Ethnien auf dem Balkan in naher Zukunft
ommt; denn nur dann wird es gelingen, dass der Balkan
ine Zukunft hat. Das ist für die europäische Perspektive
on großer Bedeutung.
Herzlichen Dank.