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ID1602800600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/28 Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . 2203 D 2207 A 2211 A 2216 B 2221 A 2226 C 2235 C 2239 C 2242 C 2244 B 2245 D 2262 C 2264 C 2266 C 2267 C 2268 A 2269 B 2270 C 2271 D 2272 C 2274 A Deutscher B Stenografisch 28. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006) (Drucksache 16/750) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009 (Drucksache 16/751) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt E A i Z A S D d ( D D E 2203 A 2203 B 2203 B Markus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2249 D 2250 A undestag er Bericht ung n 29. März 2006 t : inzelplan 05 uswärtiges Amt n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 1: ntrag der Fraktionen der CDU/CSU, der PD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Belarus nach den Präsi- entschaftswahlen Drucksache 16/1077) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2252 D 2253 A 2257 A 2259 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2275 A 2275 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Hörster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gerd Höfer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ 2276 A 2276 D 2278 B 2279 B 2279 B 2279 D 2280 D 2282 A 2283 B 2285 D 2287 B 2289 A 2300 D 2301 A 2302 C 2304 D 2306 C 2308 B 2310 B 2310 C 2312 C 2313 A Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Jaffke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D N B A L 2291 B 2293 B 2295 A 2295 D 2296 D 2298 D 2299 A 2299 B 2300 C DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2313 B 2314 D 2315 B 2316 D 2316 B 2317 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 2203 (A) ) (B) ) 28. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    ngen Einzelplan 15“ ist „Bun- it“ zu lesen. r 1. Satz ist wie folgt zu der Föderalismusreform, dazu führen sollen, glei- Mobilität in Deutschland s Bereichs der Bildungs- einbart haben. Dazu gehört, die internationale wie auch gsländern gewinnen. Ich undesbürgern deutlich zu einen Akt der Humanität cklungspolitik in unserem sowie bei Abgeord- SPD) betonen, dass es nicht nur ht nur über Geld und die uch darüber, dass wir in (Beifall bei der CDU/CSU BÜNDNIS 90/DIE GRÜN [DIE LINKE]: Ihretwegen Vizepräsidentin Gerda Ha Weitere Wortmeldungen lieg Wir sind damit am Schluss ordnung. Ich berufe die nächste Sitz Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 2317 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 29.03.2006 Bernhardt, Otto CDU/CSU 29.03.2006 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 29.03.2006 Bülow, Marco SPD 29.03.2006 Hintze, Peter CDU/CSU 29.03.2006 Dr. Höll, Barbara DIE LINKE 29.03.2006 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 29.03.2006 Kurth (Quedlinburg), BÜNDNIS 90/ 29.03.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 29.03.2006 Deittert, Hubert CDU/CSU 29.03.2006* Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 29.03.2006* Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 29.03.2006 Gabriel, Sigmar SPD 29.03.2006 Goldmann, Hans- Michael FDP 29.03.2006 Gradistanac, Renate SPD 29.03.2006 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 29.03.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 29.03.2006 Hermann, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 Hilsberg, Stephan SPD 29.03.2006 L M M P S S D D T W (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Undine DIE GRÜNEN intner, Eduard CDU/CSU 29.03.2006* üller (Gera), Bernward CDU/CSU 29.03.2006 üller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 flug, Johannes SPD 29.03.2006 cheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 29.03.2006 r. Schui, Herbert DIE LINKE 29.03.2006 r. Spielmann, Margrit SPD 29.03.2006 auss, Jörg SPD 29.03.2006 issmann, Matthias CDU/CSU 29.03.2006 28. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Ramsauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin!

    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten
    Damen und Herren! Herr Kollege Gerhardt, ich glaube,
    wir haben viel mehr Gemeinsamkeiten in unseren politi-
    schen Vorhaben und in unserem politischen Denken, als
    dies Ihre erregte Eröffnungsrede heute vermuten lässt.


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Erregt ist was anderes, Herr Kollege! – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    – Das lasse ich einmal so in die Öffentlichkeit hallen. –
    Sie haben, lieber Herr Kollege Gerhardt, einen Politik-
    wechsel eingefordert. Dieser erste Haushalt der großen
    Koalition ist das Kursbuch für einen neuen Kurs, für den
    Politikwechsel, von dem Sie gesprochen haben. Er ist
    ein Kursbuch für einen Kurs der Verantwortung und des
    Vertrauens.

    Herr Kollege Gerhardt, Sie haben auch kulturelle Bo-
    denhaftung eingefordert. Das könnte ein Wort aus mei-
    ner Fraktion und meiner Partei, der CSU, sein. Der CDU
    und der CSU liegt bei jeder von ihnen gemachten Politik
    ganz besonders an kultureller Bodenhaftung.

    Sie haben davon gesprochen, wir hätten vor, die ge-
    setzliche Rentenversicherung unter Naturschutz zu
    stellen. Das klang fast wie eine Anklage. Dazu muss ich
    Ihnen allerdings sagen: Es gehört zu unserer sozialpoli-
    tisch-kulturellen Bodenhaftung, dass wir uns klipp und
    klar zur gesetzlichen Rentenversicherung bekennen.
    Darauf müssen sich die Menschen verlassen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Auch ich bin des liberalen Denkens fähig und denke
    liberal und wirtschaftsliberal. Aber eines habe ich in den
    vielen Jahren im Ausschuss für Arbeit und Soziales ge-
    lernt: dass die Vergleiche hinsichtlich der Rendite zwi-
    schen der privaten Altersversorgung und der gesetzli-
    chen Rente verdammt stark hinken. Am Ende kochen
    alle mit Wasser. Wenn man in die private Altersversor-
    gung, die eben das Institut der Solidarität nicht kennt,
    die Risiken des Lebens einrechnet,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    dann können wir nur froh sein, dass wir die gesetzliche
    Rentenversicherung in unserem Lande haben, und dabei
    bleibt es.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



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    (C (D Die große Koalition leitet mit dem Haushalt 2006 und das füge ich ausdrücklich hinzu – mit dem Hausalt 2007 die Wende aus einer schwierigen Lage der undesfinanzen ein. Vor wenigen Jahren wurde versprohen, im Jahr 2004 nur 10 Milliarden Euro und im ahr 2005 nur 5 Milliarden Euro Neuverschuldung einuplanen. Tatsächlich waren es dann aber 39 Milliarden uro anstatt 10 Milliarden Euro und 31 Milliarden Euro nstatt 5 Milliarden Euro. So weit klafften Wunsch und irklichkeit leider auseinander. Die neue Regierung etzt deshalb neue Akzente. Wir nehmen unsere Vereinarungen und Zusagen ernst. Der Bundestag berät in dieer Woche einen Haushalt der ehrlichen Zahlen. Hausalt und Haushaltsbegleitgesetz führen zu einer Abkehr on wachsender Staatsverschuldung. Herr Bundesfinanzminister Steinbrück, Sie haben estern eine höchst beachtliche Einbringungsrede gehalen. Sie hat mir imponiert. Das sage ich in aller freundchaftlichen Offenheit. Ich möchte Ihnen dazu ganz erzlich gratulieren. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    ch hätte Ihnen gestern gerne noch länger zugehört. Sie
    aben ganz offen viele richtige Dinge angesprochen, bei-
    pielsweise die Entwicklung unserer Investitionsquote.

    Das Wichtigste war vielleicht die Überschrift, die Sie
    ewählt haben: Wir müssen – das waren Ihre Worte –
    it diesem Haushalt den Weg in die Realität beschreiten.


    (Dirk Niebel [FDP]: Der Ramsauer ist ein echter Fan!)


    ch kann Ihnen für meine Fraktion versprechen: Auf die-
    em Weg in die Realität und bei der Verwirklichung der
    inanzpolitischen Erfordernisse haben Sie uns fest an Ih-
    er Seite. Hier können Sie sich auf die CDU/CSU-Frak-
    ion verlassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die neue Regierung pflegt auch einen neuen Stil,
    ämlich die Übereinstimmung von Reden und Handeln.
    ie neue Regierung schafft neues Vertrauen.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat sie doch gar nicht!)


    eutschland wird auf internationaler Ebene wieder ernst
    enommen.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


    Frau Bundeskanzlerin, Sie haben der Stimme
    eutschlands mit klaren Worten und einem klaren Kurs
    ieder Beachtung verschafft.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    ie wir vom Kollegen Gerhardt gehört haben, liegen
    ir damit völlig auf einer Linie. Das Verhältnis zu den
    ereinigten Staaten wird Gott sei Dank wieder von ei-
    er guten Partnerschaft geprägt. Sie sprechen nicht nur
    elegentlich über Menschenrechte, Frau Bundeskanzle-
    in, sondern auch, wenn Sie in Moskau sind.






    (A) )



    (B) )


    Dr. Peter Ramsauer

    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Außen- und Sicherheitspolitik finden in unserem poli-
    tischen Geschehen leider nicht immer die angemessene
    Beachtung.

    Deutschland ist mehr als jedes andere Land vom
    Exporterfolg abhängig.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren wir ja schon immer! Guten Morgen!)


    – Aber man kann es nicht oft genug sagen, Frau Künast,
    und zwar gerade an die Adresse Ihrer Partei gerichtet.
    Denn dort sitzen viel zu viele Realitätsverweigerer.
    Auch sie sollten das endlich zur Kenntnis nehmen. – Wir
    sind mehr als jedes andere Land von sicheren Handels-
    wegen, fairen Wettbewerbsregeln und einer verlässli-
    chen Rohstoffversorgung abhängig.

    Auch ist kaum jemand reiselustiger als wir Deut-
    schen. Deutschland braucht Partner, damit für seine Bür-
    ger und Betriebe die Welt sicher, aber auch voller Chan-
    cen ist. Klar ist deshalb: Wer Partner braucht und von
    Partnerschaft profitiert, muss auch selbst ein verlässli-
    cher Partner sein. Dazu gehört die Bereitschaft zur Über-
    nahme internationaler Verantwortung, soweit Deutsch-
    land dazu in der Lage ist. Aber wir dürfen uns nicht
    überfordern lassen.

    Frau Bundeskanzlerin, es war klug und richtig, Ihre
    Kanzlerschaft mit einem Schwerpunkt in der Außen-
    und Europapolitik zu beginnen. Je größer Deutschlands
    Einfluss in der Außen- und Europapolitik ist, desto bes-
    ser kann es auch weltweit Einfluss geltend machen und
    desto erfolgreicher können wir die Probleme unseres
    Landes in einer immer stärker globalisierten Welt lösen.

    Deutschland steht wieder im Zentrum europäischer
    Entscheidungen. Wir werden in absehbarer Zeit die Prä-
    sidentschaft in der Europäischen Union übernehmen.
    Die Lage unseres Landes mitten in Europa ist für uns ein
    unschätzbarer Vorteil, solange die Europäische Union
    stabil und erfolgreich ist. Ich glaube, Europa hat mit den
    Verträgen von Maastricht, Amsterdam und Nizza große
    Sprünge nach vorn gemacht. Das war nicht immer ein-
    fach, aber der Weg – die Einführung einer gemeinsamen
    Währung und die Aufnahme von zehn neuen Mitglied-
    staaten vor zwei Jahren – war richtig.

    Das Nein zum Verfassungsvertrag in Frankreich und
    in Holland kam nicht etwa dadurch zustande, dass die
    Menschen dort den Verfassungsvertragsentwurf von der
    ersten bis zur letzten Seite durchgelesen und sich dann
    nach Abwägung aller Umstände überwiegend für die
    Ablehnung entschieden hätten; das Nein kam in diesen
    Ländern vielmehr dadurch zustande, dass sich die Men-
    schen durch die Entwicklungen in Europa, durch einen
    immer stärkeren Zentralismus und eine uferlos erschei-
    nende Erweiterung überfordert gefühlt haben. Deswegen
    muss es für uns in der Europapolitik darum gehen, die
    Menschen mit dieser Entwicklung nicht zu überfordern.
    Europa muss sich über die Herzen der Menschen entwi-
    ckeln und gedeihen. Wenn wir das beherzigen, dann

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    (C (D erden wir einen erfolgreichen europapolitischen Kurs erfolgen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die neue Regierung in Deutschland gibt auch den Be-
    ühungen Europas den Schwung, der wettbewerbsfä-

    igste Wirtschaftsraum zu werden. Es ist eine gute
    achricht für ganz Europa, dass die neue Regierung in
    eutschland wieder Politik für die größte europäische
    olkswirtschaft macht und Deutschland damit zu einem
    irtschaftsmotor in Europa werden kann.

    Deswegen geht die neue Regierung auch mutige Re-
    ormaufgaben an. Wir haben die Föderalismusreform
    ngepackt. Wir werden diese Reform gemeinsam zu ei-
    em guten Ende bringen.Wir sind das nicht zuletzt – das
    age ich ganz deutlich im Deutschen Bundestag und vor
    er deutschen Öffentlichkeit – unseren Kommunen
    chuldig; denn die beklagenswerten Kommunen in
    eutschland sind so ausgeblutet wie keine andere öffent-

    iche Hand. Wir werden mit der Föderalismusreform
    eshalb auch den Kommunen helfen. Erst wenn die
    ommunen wieder hinreichende Spielräume in ihren
    udgets haben, entstehen beispielsweise auch Spiel-

    äume für geringere Kindergartengebühren – erst da-
    urch und nicht durch das Verschieben von Finanzmas-
    en, die gar nicht vorhanden sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Lang ist über die Notwendigkeit gesprochen worden,
    as Renteneintrittsalter auf 67 Jahre anzuheben. Selbst
    erhard Schröder schloss das damals nicht aus. Die
    roße Koalition packt dies an. Wohlgemerkt ist es nicht
    o, wie manchmal getan wird, dass das schon morgen

    irklichkeit ist. Vielmehr erhöht sich das Renteneintritts-
    lter schrittweise ab 2012 und zieht sich dann – das wird
    tändig verschwiegen – über 18 Jahre hin. Wir werden
    eshalb manchmal im Ausland belächelt, weil man der
    einung ist: Wenn mit einem Prozess, der unvermeid-

    ich ist, erst in sechs Jahren begonnen wird und sich die-
    er dann über 18 Jahre erstreckt, ist das eine regelrechte
    eformbremse.

    Die große Koalition wird auch die Reform der
    esundheitsversorgung rechtzeitig auf den Weg brin-

    en. Die Krankenkassen dürfen nicht mehr in einem so
    iefen Defizitsumpf versinken, wie das im Jahr 2003 der
    all war. Richtig ist zwar, dass die Partner in der großen
    oalition mit unterschiedlichen Konzepten antreten.
    ber ich bin zuversichtlich, ja ich bin mir sicher, dass
    ir die richtigen Elemente in den Vorschlägen beider
    artner in einem sehr guten Konzept miteinander verbin-
    en werden.

    Die Landtagswahlen vom vergangenen Sonntag ha-
    en den Vertrauensvorschuss für die große Koalition er-
    euert. Die Mehrheit der Wähler setzt auf eine gute und
    aßvolle Reformpolitik. Wie gefestigt übrigens die Re-

    ormbereitschaft der großen Koalition selbst in kleinen
    ingen ist, hat jüngst der Kollege Müntefering unter Be-
    eis gestellt. Er beginnt neuerdings seine Briefe an die
    raktionsmitglieder der großen Koalition mit „Liebe






    (A) )



    (B) )


    Dr. Peter Ramsauer
    Kolleginnen und Kollegen“ und nicht mehr mit „Liebe
    Genossinnen und Genossen“.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU – Beifall des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


    Das stimmt hoffnungsfroh; denn wer so mutig alte Zöpfe
    abschneidet, der springt auch über den eigenen Schatten,
    wenn es erforderlich ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt ist Deutschland gerettet! – Hubertus Heil [SPD]: Wir nennen einfach nicht jeden „Genossen“!)


    Reformen bringen immer Veränderungen. Die einen
    empfinden diese Veränderungen als Chance. Die ande-
    ren empfinden sie als schmerzlichen Abschied von Be-
    währtem, von Besitzständen. Dies gilt auch im Hinblick
    auf unseren regulierten Arbeitsmarkt. Die Koalition hat
    sich im Interesse der Arbeitsuchenden auf Schritte hin zu
    einem flexibleren Arbeitsrecht und eine Überprüfung
    arbeitsmarktpolitischer Instrumente verständigt. Ob al-
    lerdings diese Schritte ausreichen werden, um die Be-
    reitschaft zu Neueinstellungen vor allem in kleinen und
    mittleren Unternehmen zu stärken, werden wir ganz ge-
    nau beobachten. Denkverbote dürfen wir uns jedenfalls
    hier nicht auferlegen. Solche Verbote würden den
    5 Millionen Arbeitsuchenden in unserem Land nämlich
    nicht weiterhelfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Reformen werden akzeptiert, wenn sie als notwendig
    und gerecht empfunden werden. Oft hört man den Vor-
    wurf, diejenigen mit starken und breiten Schultern wür-
    den hierzulande zu wenig tragen. Häufige Wiederholun-
    gen machen dieses Argument auch nicht wahr. Ich
    möchte dies mit zwei Zahlen belegen. Ein Blick auf die
    Einkommensteuerstatistik des Finanzministeriums ver-
    hilft zu einer besseren Einsicht. Die 5 Prozent der Steu-
    erpflichtigen mit dem höchsten Einkommen schultern
    knapp 43 Prozent des gesamten Einkommensteuerauf-
    kommens.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beifall bei der FDP!)


    Auf die Steuerpflichtigen in der oberen Hälfte der Ein-
    kommensstatistik entfallen sage und schreibe 92 Prozent
    des Einkommensteueraufkommens. Man mag ja über
    exzessive Auswüchse in Einzelfällen streiten. Aber un-
    ser Steuersystem unter den Generalverdacht der Unge-
    rechtigkeit zu stellen, das geht an den Realitäten weit
    vorbei.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Reformen können den Hauptteil der Bundesausgaben
    leider nicht aussparen. Die große Koalition wird dem
    Sozialstaat neue Ziele setzen: weniger Verteilungsstaat
    herkömmlicher Prägung, mehr Gewicht auf Sozialinves-
    titionen, um es mit einem Wort des Tübinger Philoso-
    phen Otfried Höffe zu sagen – damit der Begriff „Sozial-
    investitionen“ den richtigen Klang bekommt. Deshalb

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    (C (D ut die neue Regierung mehr für junge Familien. Der rste Schritt war die Verbesserung der steuerlichen Anerennung der Kosten für Kindererziehung. Dieser Weg ird beim Elterngeld fortgesetzt. Der Standpunkt von DU und CSU ist klar: Der Staat muss die Lebensplaung junger Familien respektieren. An der Wahlfreiheit on Vater und Mutter darf nicht gerüttelt werden. Im Monatsbericht des Finanzministeriums vom eptember 2005 wird der finanzielle Umfang der geltenen Familienförderung mit 59 Milliarden Euro angegeen, wovon 41 Milliarden Euro auf steuerliche und 8 Milliarden Euro auf sozialpolitische Maßnahmen entallen. Die große Koalition will in die Vielzahl der Maßahmen mehr Transparenz bringen, damit alle von dieser örderung besser profitieren können. Die Reformpolitik der großen Koalition orientiert ich am Leitbild der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit beieht sich nicht nur auf Ökologie, sondern auch auf weite ebiete der Sozialpolitik; dabei geht es um Genera ionengerechtigkeit und um eine solide Finanzpolitik. ie Wirtschaftspolitik muss auf ein nachhaltiges Wachs um zielen und nicht auf kurzfristige Strohfeuer. Die taatshaushalte dürfen nicht zu einer immer stärker drükenden Last für die nachfolgenden Generationen weren. ie Beziehungen zwischen den Generationen müssen uf eine für die ältere und für die jüngere Generation leichermaßen faire und gerechte Grundlage gestellt erden. Die Politik der neuen Regierung gewinnt Vertrauen urch Wahrheit und Klarheit – Steinbrücks Worte: „Weg n die Realität“. Die große Koalition sorgt für klare Perpektiven angesichts der Chancen und Risiken der Gloalisierung. Deshalb werden wir auch mehr für Forchung und Entwicklung tun. Wir sind gerade dabei, mit er Dienstleistungsrichtlinie die Märkte in Europa für xzellente deutsche Dienstleistungen zu öffnen. ir sagen die Wahrheit über den Zustand der Staatsfianzen, aber auch über die Lage bei Rente, Gesundheit nd Pflege. Der Grundakkord unserer Politik lautet: Sanieren, Inestieren, Reformieren. Nur durch Reformen gelingt die berwindung der Investitionsschwäche. Nur durch mehr nvestitionen kommen wir zu mehr Beschäftigung und ur durch entschlossenes Sanieren erwirtschaften wir bei en öffentlichen Finanzen die Handlungsspielräume, die ir zur Finanzierung dringender Zukunftsinvestitionen enötigen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    (Zuruf von der FDP: Richtig!)


    (Zuruf von der LINKEN: Oje, oje!)


    Der Stimmungswandel und das anziehende Wirt-
    chaftswachstum erleichtern die Konsolidierung. Aber
    as alleine reicht nicht aus,






    (A) )



    (B) )


    Dr. Peter Ramsauer

    (Zustimmung des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


    um das strukturelle Defizit des Bundeshaushaltes in
    Höhe von etwa 60 Milliarden Euro zu beheben. Unsere
    erste Priorität lautet natürlich: eisern sparen, sparen und
    sparen.


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wo denn?)


    Aber die dramatische Lage des Bundeshaushalts macht
    auch eine Erhöhung der Einnahmen unvermeidlich. Wir
    haben das bereits im Wahlkampf unmissverständlich
    deutlich gemacht – ich spreche jetzt für CDU und CSU –;
    das war ein Stück Wahrheit, für die wir vielleicht etwas
    haben büßen müssen.


    (Widerspruch bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber heute sind wir froh und glücklich, dass wir dies of-
    fen gesagt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch nicht! Damals noch wollten Sie alles in die Sozialversicherung stecken! Sie haben Ihre Leute doch auch belogen!)


    Was wir für Soziales, Zinsen und Tilgungen sowie für
    Personal aufzuwenden haben, übersteigt die Steuerein-
    nahmen. Da wird jedem deutlich, dass wir um Einnah-
    meerhöhungen nicht herumkommen. Der Verzicht auf
    die Mehrwertsteuererhöhung wäre nicht ohne drasti-
    sche Einschnitte bei den Sozialausgaben möglich. Wer
    wollte massive Rentenkürzungen oder etwa die Kürzung
    des Kindergeldes? Nein, meine Damen und Herren, da-
    vor müssen wir zurückschrecken. Wir müssen den Weg
    alternativer Einnahmeerhöhungen gehen. Ich weiß na-
    türlich, dass wir uns damit herber Kritik ausgesetzt ha-
    ben. Aber Mut und das Fehlen von Denkverboten müs-
    sen die Politik dieser Koalition auszeichnen.

    Wir setzen gemeinsam auf wirksame Instrumente für
    mehr Wachstum und Beschäftigung. Der Haushaltsent-
    wurf setzt unser Impulsprogramm um. Das muss so
    schnell wie irgend möglich geschehen. Wir setzen vor
    allen Dingen Anreize für Investitionen. Neuinvestitionen
    – ich sage dies noch einmal – sichern und schaffen Ar-
    beitsplätze. Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung
    wird wie versprochen von 6,5 Prozent auf 4,5 Prozent
    gesenkt. Das bringt mehr Geld für Arbeitgeber und Ar-
    beitnehmer. Wir haben uns auch zum Ziel gesetzt, ent-
    schlossen zu entbürokratisieren. Unter Bürokratie leiden
    die Investoren am meisten. Wir haben jetzt schon – rück-
    wirkend zum 1. Januar – die degressive Abschreibung
    verbessert. Das bringt rasch und wirksam Investitions-
    impulse.

    Wir werden die engen Spielräume des Bundeshaus-
    halts bis an die Grenzen des Möglichen auch für Investi-
    tionen nutzen. So wurde die steuerliche Absetzbarkeit
    von Handwerkerrechnungen durch private Haushalte er-
    weitert. Ich sage dies vor allen Dingen im Hinblick da-
    rauf, dass wir aus dem Bereich des Handwerks – als
    Müllermeister komme ich selbst aus dem Handwerk –

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    (C (D it Briefen bombardiert werden – ich verstehe jeden riefschreiber –, in denen Bedenken gegen die Mehrertsteuererhöhung geäußert werden. Deshalb ist es ichtig, dass wir Investitionsimpulse setzen, wozu auch ie steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerrechnunen durch Privathaushalte zählt. Das ist eine alte und beechtigte Forderung des deutschen Handwerks. Mehr Mittel für Verkehrsbauten, mehr Mittel für Forchung und Technologie! Deutschlands Kapital sind die öpfe. Deshalb ist jeder Euro dort gut angelegt. Die Regierung schafft wieder Vertrauen. Die Zuunftserwartungen der deutschen Wirtschaft sind so ositiv wie seit fünf Jahren nicht mehr. Alle Frühindikaoren zeigen nach oben. Ich freue mich darüber zusam en mit unserem Bundeswirtschaftsminister Michael los. Das ist ein hervorragender Weg in eine gedeihliche irtschaftliche Zukunft Deutschlands, Herr Bundeswirt chaftsminister. (Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Peinlich!)


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    as Verbrauchervertrauen hat zuletzt den höchsten
    ert seit dem Jahr 2000 erreicht.

    Aber auch die harten Faktoren sprechen dieselbe
    prache. Die Auftragseingänge nehmen zu. Der Maschi-
    enbau und der Großanlagenbau melden eine spürbare
    elebung der Inlandsnachfrage. Ebenso verdeutlichen
    ie jüngst wieder ansteigenden Steuereinnahmen, vor al-
    en Dingen bei der Gewerbesteuer, die wirtschaftliche
    rendwende. Besonders freut mich, dass der Stim-
    ungsumschwung den Mittelstand erreicht hat. Der Mit-

    elstand ist mehr denn je das Rückgrat der deutschen
    irtschaft, mehr vielleicht als manches DAX-Unterneh-
    en.

    Der Aufschwung gewinnt an Fahrt und Breite. Wie in
    er Vergangenheit müssen wir auch gegenwärtig die
    achstumsprognosen korrigieren, aber diesmal Gott sei
    ank erstmals nach oben, und darauf können wir alle
    iteinander stolz sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    s wird – es gehört zur Ehrlichkeit, das zu sagen, und es
    st die Realität – noch eine geraume Zeit dauern, bis wir
    u einer grundlegenden Wende gelangen; denn die
    ende auf dem Arbeitsmarkt ist bekanntlich ein traditio-

    eller Spätindikator einer positiven wirtschaftlichen Ent-
    icklung.

    Vier Monate nach dem Regierungswechsel wird aber
    ür jeden die Änderung im Stil der Politik deutlich. Das
    ertrauen der Menschen in die Zukunftsfähigkeit unse-

    es Landes ist gestiegen. Dies ist vor allem ein Verdienst
    on Ihnen, liebe Frau Bundeskanzlerin, und Ihres Kabi-
    etts.

    Die Unionsparteien werden auf der Basis ihrer
    rundsatzpositionen ihren Beitrag dazu leisten, dass die






    (A) )



    (B) )


    Dr. Peter Ramsauer
    zunächst von keiner Seite gewollte große Koalition am
    Ende eine Erfolgsgeschichte wird.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Oskar

Lafontaine von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Oskar Lafontaine


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Der Kollege Ramsauer hat, wie zu erwarten war, da-
    von gesprochen, dass die große Koalition das Kursbuch
    für einen neuen Kurs vorgelegt hat. Wenn man eine Wer-
    beagentur zurate ziehen würde, würde sie für den Ver-
    kauf immer empfehlen, von etwas Neuem, von einer In-
    novation zu sprechen und zu unterstreichen, dass
    wirklich ein Aufbruch in Deutschland stattgefunden hat,
    dass man also zu neuen Ufern aufbrechen will.

    Ich will für meine Fraktion sagen, dass die Situation
    sich für uns weniger vorwärts gewandt darstellt. Wir
    stellen zunächst einmal fest, dass die Politik der Regie-
    rung Merkel die Politik der Regierung Schröder/Fischer
    fortsetzt, und zwar in der Außenpolitik ebenso wie in der
    Wirtschafts- und Finanzpolitik.


    (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE] sowie bei Abgeordneten der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen wir einmal zurückweisen hier!)


    – Es freut mich, dass hier teilweise Beifall gespendet
    wird. Dies ist unsere Überzeugung. Sie können eine an-
    dere Auffassung haben.

    Wir begründen unsere Haltung damit, dass die wichti-
    gen Entscheidungen der letzten Jahre – ob das Hartz IV
    war, ob das die Agenda 2010 war oder ob das die Betei-
    ligung Deutschlands an völkerrechtswidrigen Kriegen
    war – von allen Fraktionen dieses Hauses getragen wor-
    den sind. Also sehen wir keine Veränderung der Politik
    durch den Wechsel zur großen Koalition.


    (Beifall bei der LINKEN – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Gysi ist nach Belgrad gefahren!)


    Ich beginne mit der Außenpolitik – davon war schon
    die Rede – und stelle fest, dass die Außenpolitik auch
    dieser Regierung keine klare Grundlage hat. Ich will da-
    rauf hinweisen, dass derjenige, der sich zu politischen
    Themen äußert, zunächst gehalten ist, die Begriffe zu
    klären. Wenn man zum Beispiel sagt, man stelle in den
    Mittelpunkt seiner Außenpolitik den Kampf gegen den
    internationalen Terrorismus, dann muss man definieren
    können – ich wiederhole das –, was man unter „interna-
    tionalem Terrorismus“ versteht. Wenn man dies nicht
    kann, dann gerät man in die Gefahr, eine Außenpolitik
    zu betreiben, die keine klare Grundlage hat.

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    (C (D (Karl-Georg Wellmann [CDU/CSU]: Jetzt erklären Sie uns das einmal!)


    Deshalb will ich für die Linke hier noch einmal fest-
    tellen, dass von keiner der beteiligten Parteien bis zum
    eutigen Tage eine Antwort auf die Frage gegeben wor-
    en ist, was wir eigentlich unter Terrorismus und damit
    nter internationalem Terrorismus verstehen. Für uns
    st Terrorismus das Töten unschuldiger Menschen zum
    rreichen politischer Ziele.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Unter diesem Gesichtspunkt waren die Attentäter, die
    n das World Trade Center geflogen sind und 3 000 Un-
    chuldige umgebracht haben, natürlich Terroristen. Un-
    er diesem Gesichtspunkt sind natürlich auch die jungen

    enschen, die als Selbstmordattentäter in tragischer
    eise sich ihr Leben nehmen und Unschuldige mit in

    en Tod ziehen, Terroristen. Unter diesem Gesichtspunkt
    ind aber auch – dieser Erkenntnis verschließt sich die

    ehrheit in diesem Hause – die Bombardierungen von
    tädten und Dörfern in Afghanistan oder im Irak terro-
    istische Akte,


    (Beifall bei der LINKEN)


    ie man genauso qualifizieren muss wie die Handlun-
    en, die ich vorher beschrieben habe. Da Sie diesem Ur-
    eil ausweichen, hat Ihre Außenpolitik an dieser Stelle
    eine klare Grundlage.

    Die zweite Frage ist, ob Sie tatsächlich der Auffas-
    ung sind, dass die Kriege im Vorderen Orient Kriege für
    reiheit und Demokratie sind. Wir haben eine ganz an-
    ere Auffassung. Ich habe schon des Öfteren Oswald
    pengler zitiert, der in der ersten Hälfte des vorigen
    ahrhunderts Außenpolitik definierte als Kämpfe um
    ohstoffe und Absatzmärkte. Nach unserer Auffassung

    rifft diese konservative Definition auf die Außenpolitik
    er führenden Supermacht des Westens nach wie vor zu:
    hre Außenpolitik ist kein Kampf um Demokratie und
    rieden, sondern sie ist nach wie vor ein Kampf um
    ohstoffe und Absatzmärkte. Das gilt in vollem Umfang

    n Bezug auf den Vorderen Orient.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die dritte Frage, die Sie nicht beantwortet haben, ist,
    b Sie sich im Rahmen der Außenpolitik an das Völker-
    echt halten wollen. Das ist doch eine relevante Frage.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie sich nicht für die Folter ausgesprochen?)


    Darauf komme ich bei Gelegenheit zu sprechen. Ver-
    hrte Frau Roth, Sie waren Menschenrechtsbeauftragte,
    ls zahlreiche Rechtsbrüche hier in Deutschland – Ent-
    ührungen, Folter – stattgefunden haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    ffensichtlich haben Sie in dieser Zeit gepennt. Für
    eine Fraktion möchte ich Ihnen noch einmal sagen:
    er durch die Unterstützung völkerrechtswidriger
    riege für den Tod Tausender Unschuldiger mitverant-
    ortlich ist, der soll in diesem Hause nicht über






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    Menschenrechte reden. Das ist unsere Position in dieser
    Frage.


    (Beifall bei der LINKEN – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Lächerlich!)


    Ich werfe also noch einmal die Frage auf, ob Sie sich
    an das Völkerrecht halten wollen.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie war das mit der Folter, Herr Lafontaine? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jetzt zum Thema Folter!)


    – Ja, regen Sie sich nur auf! Das macht durchaus Freude.
    Dann weiß man, dass Sie getroffen sind.


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich stelle also die Frage, ob Sie sich an das Völkerrecht
    halten wollen. Es ist bekannt, dass weder der Jugosla-
    wienfeldzug


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jugoslawienfeldzug? Ihre Begrifflichkeit verrät Sie!)


    noch der Afghanistankrieg mit dem Völkerrecht zu ver-
    einbaren waren. Weniger bekannt ist, dass auch der Irak-
    feldzug von Deutschland mit getragen worden ist. Wenn
    das Bundesverwaltungsgericht feststellt, dass Deutsch-
    land Beihilfe zum Irakkrieg geleistet hat


    (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ist Herr Gysi gerade in Weißrussland?)


    und dass die Beihilfe zu einem völkerrechtswidrigen
    Krieg ebenfalls ein völkerrechtswidriges Handeln dar-
    stellt, dann wäre doch zu erwarten, dass sich dieses Haus
    mit diesem höchstrichterlichen Urteil beschäftigt. Aber
    das ist in den letzten Wochen und Monaten nicht gesche-
    hen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Außenpolitik hat keine klare Grundlage. Weder
    definiert sie, was Terrorismus ist, noch erklärt sie sich zu
    der Frage, ob es hier um Freiheit und Demokratie oder
    um Rohstoffsicherung geht, noch hat sie klar erkannt,
    dass das Völkerrecht beachtet werden muss, wenn wir
    überhaupt Friedenspolitik betreiben wollen. Insofern
    steht die Außenpolitik auf tönernen Füßen. Es besteht
    nachher Gelegenheit, diese drei Sachargumente zu ent-
    kräften.


    (Hubertus Heil [SPD]: Gern!)


    Wir sind sehr gespannt darauf.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich komme zur Europapolitik und damit auch zur
    Frage der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Herr Kol-
    lege Ramsauer, Sie haben die Europapolitik der neuen
    Regierung, die eine Fortsetzung der bisherigen ist, für
    richtig befunden. Wir glauben, dass es in den letzten Jah-
    ren zwei gravierende strukturelle Fehlentwicklungen ge-
    geben hat. Das eine ist der Maastrichtvertrag und das an-
    dere ist die Verfassung der Europäischen Zentralbank.

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    (C (D Niemand im angelsächsischen Raum käme auf die dee, eine Zentralbankverfassung zu verabschieden, wie ir sie in Europa haben. Eine Zentralbank, die aus chließlich dem Ziel der Preisstabilität verpflichtet ist, eigt zu gravierenden Fehlentscheidungen, die insbesonere Wachstum und Beschäftigung hemmen. Wir haben as in den letzten Jahren oft genug erlebt. Ich möchte lso für meine Fraktion hier feststellen, dass es das Mineste wäre, die Verfassung der Europäischen Zentralank an die Verfassung der amerikanischen Notenbank nzupassen. ie amerikanische Notenbank ist nämlich nicht nur auf reisstabilität verpflichtet, sondern sie ist ebenso verflichtet, Wachstum und Beschäftigung zu fördern. Es st bedauerlich, dass die Europäische Zentralbank in der etzigen Situation, in der es in Europa noch keine klare ufwärtsbewegung gibt, wiederum dabei ist, den Kurs er Zinspolitik zu ändern. Wir werden das in einiger eit, insbesondere in Deutschland, zu spüren bekomen. Nun zum Maastrichtvertrag. Vorhin war von naturissenschaftlicher Ausbildung die Rede. Einen Grund atz lernt man bei dieser Ausbildung, nämlich dass man ie Theorie überprüft, wenn das Experiment sie permaent widerlegt. ass der Maastrichtvertrag durch das Experiment bestäigt worden ist, kann nur jemand behaupten, der sehr, ehr kühn ist. Der Maastrichtvertrag ist eine Fehlonstruktion von Anfang an. Er hindert die Mitgliedstaaen der Europäischen Union daran, eine vernünftige Fisalpolitik zu betreiben. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, Schulden zu machen!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    aher müsste er nicht nur ein bisschen korrigiert wer-
    en, sondern er müsste grundlegend reformiert werden,
    enn wir Wachstum und Beschäftigung in Europa tat-

    ächlich wollen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich komme zur Innenpolitik und zur Bekämpfung
    er Arbeitslosigkeit. Dabei spreche ich zwei Felder an.
    as eine ist die Finanzpolitik. Das andere ist die Lohn-
    olitik.

    Der Bundesfinanzminister hat hier davon gesprochen,
    ass seine Finanzpolitik nach seinem Urteil eine Finanz-
    olitik der doppelten Tonlage sei. Ich kann diese Selbst-
    inschätzung nicht in vollem Umfang teilen, Herr Fi-
    anzminister. Ich glaube, dass Sie hier weiterhin das
    intönige Lied des Neoliberalismus gesungen haben; in-
    ofern konnte ich von doppelter Tonlage leider nichts er-
    ennen.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was ist daran eintönig?)


    Herr Kollege Westerwelle, manchmal ist das Lied des
    eoliberalismus auch sehr farbig, aber es ist besonders






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    eintönig und bitter für diejenigen in unserem Land, die
    davon negativ betroffen sind, und das sind in den letzten
    Jahren immer mehr geworden.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ich bringe Ihnen noch mal einen Ausschnitt aus dem Geschichtsbuch!)


    Zunächst noch zur Grundausrichtung der Finanz-
    politik. Wenn Sie sagen, Herr Bundesfinanzminister, die
    Finanzpolitik unterstütze Wachstum und Beschäftigung,
    dann müssen Sie das irgendwie begründen können. Sie
    müssen zumindest irgendwie belegen können, dass die
    Finanzpolitik expansiv ist. Das ist sie aber nicht. Sie
    werden hier kein Institut zitieren können, das Ihrer Fi-
    nanzpolitik einen expansiven Impuls bestätigt. Vielmehr
    ist es so, dass nicht nur der Bundeshaushalt zurückgeht,
    sondern auch die Gesamtheit der öffentlichen Haushalte.
    Wenn die Gesamtheit der öffentlichen Haushalte zurück-
    geht, ist die Finanzpolitik – das sollte man hier feststel-
    len – nicht expansiv, sondern eher restriktiv. Über Zah-
    len kann man nicht streiten, es sei denn, man redet sich
    die Welt schön oder verliert sich in irgendwelchen ideo-
    logischen Betrachtungen, die mit einer sachlichen Erör-
    terung überhaupt nichts zu tun haben.


    (Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren Finanzminister! Sie hätten das machen können!)


    Aber nicht nur die Haushaltspolitik ist der gegenwär-
    tigen konjunkturellen Lage nicht angemessen. Noch viel
    mehr gilt das für die Steuerpolitik. Aber dazu möchte ich
    das nach unserer Auffassung bestehende Kernproblem
    der gegenwärtigen ökonomischen Entwicklung in
    Deutschland formulieren, nämlich wie man die Erspar-
    nisse wieder zurücklenkt in Investitionen. Wenn man
    dies als Kernaufgabe akzeptiert, dann muss man zu-
    nächst feststellen, dass dazu von Ihrer Regierung über-
    haupt nichts angeboten wird. Das, was vorgelegt wird,
    sind allenfalls Trippelschrittchen; in Wirklichkeit ge-
    schieht viel zu wenig.

    Dass dies das Kernproblem ist, können Sie dem
    jüngsten Bericht der Bundesbank entnehmen. Dort steht,
    bezogen auf das letzte Jahr, schlicht und einfach:

    Somit wurde das inländische Sparaufkommen, an-
    ders als in den 90er-Jahren, nicht mehr in vollem
    Umfang von der gesamtwirtschaftlichen Sachkapi-
    talbildung im Inland absorbiert.

    Anders ausgedrückt: Es gelingt eben nicht mehr, die Er-
    sparnisse in unserem Lande in die Investitionen zu len-
    ken. Vielmehr wurde ein beträchtlicher und steigender
    Teil dem Ausland zur Verfügung gestellt.

    Die deutsche Wirtschaftspolitik darf nicht zulassen,
    dass die Ersparnisse, die hier gebildet werden, nicht
    mehr hier in Investitionen fließen, sondern dem Ausland
    zur Verfügung gestellt werden. Die Frage ist, wie wir das
    ändern können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn wir überlegen, wohin unsere Investitionen ge-
    lenkt werden können, dann müssen wir uns auf die ein-

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    (C (D elnen Felder konzentrieren. Zunächst einmal – darauf at meine Kollegin Gesine Lötzsch gestern bereits hinewiesen – ist die Quote öffentlicher Investitionen eutschlands anzusprechen. Das ist einfach nicht mehr u fassen. Wieso glauben wir, dass wir uns als ein Indusriestaat, der in seiner Bedeutung für Europa von Ihnen, err Kollege Ramsauer, gepriesen worden ist, weiter ine Quote öffentlicher Investitionen erlauben können, ie seit vielen Jahren nur halb so hoch ist wie im Durchchnitt der EU-Mitgliedstaaten? Wieso glauben wir, wir önnen das auf Dauer durchhalten? (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das müssen jetzt ausgerechnet Sie sagen!)


    eine Volkswirtschaft kann auf Dauer zu Wachstum und
    eschäftigung finden, wenn nicht die öffentlichen Inves-

    itionen einen entsprechenden Anteil an der gesamten
    olkswirtschaftlichen Entwicklung haben.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Aber die privaten Investitionen auch! Das müsste der Ökonom Lafontaine gut wissen!)


    eit vielen Jahren werden an dieser Stelle gravierende
    ehler gemacht.

    Noch wichtiger als Investitionen in die öffentliche In-
    rastruktur sind Investitionen in die geistige Infrastruk-
    ur. Auch hier kann man nur sagen: Es ist angesichts der
    radition dieses Landes nicht zu fassen, dass wir bei den
    ildungs- und Forschungsausgaben im unteren Drittel
    er OECD-Statistik liegen. Das ist ein unhaltbarer Zu-
    tand.


    (Beifall bei der LINKEN)


    uch die jetzigen Entscheidungen der Regierung Merkel
    ndern nichts daran.

    Wenn wir wirklich zu den Industriestaaten aufschlie-
    en wollen, die in den letzten Jahren mehr Wachstum
    nd Beschäftigung geschaffen haben, brauchen wir eine
    ndere Quote öffentlicher Investitionen und deutlich
    ehr Ausgaben für Forschung und Bildung. Das ist die

    este Investition in die Zukunft eines Volkes.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man dies be-
    erkstelligen kann. Damit komme ich zur Steuer- und
    bgabenquote. Ich hatte Ihnen, Frau Bundeskanzlerin,
    eim letzten Mal die simple Frage gestellt, welche
    teuer- und Abgabenquote Sie eigentlich anstreben. In
    iner seriösen Debatte über Haushaltspolitik müsste
    iese Frage beantwortet werden können. Man müsste
    och wissen, was man eigentlich will. Wenn man einen
    aushaltsplan aufstellt, muss man sich die Frage stellen,
    ie man die Einnahmeseite und die Ausgabenseite ge-

    taltet. Aber offensichtlich ist diese Frage aufgrund ir-
    endwelcher ideologischer oder anderer Barrieren in
    eutschland überhaupt nicht mehr zu stellen.

    Deshalb sage ich hier noch einmal: Wir haben eine
    öllig unterdurchschnittliche Steuer- und Abgabenquote.
    ie liegt nach der jetzigen Statistik bei 34 Prozent. Wir

    iegen damit um 6 Prozent unter dem europäischen






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    Durchschnitt. Umgerechnet auf unser Sozialprodukt sind
    das rund 130 Milliarden Euro. Das werden wir auf
    Dauer nicht durchhalten können, meine Damen und Her-
    ren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dabei ist noch nicht einmal eingerechnet, dass wir die
    Einheit finanzieren müssen. Das ist eine unglaubliche
    Fehlentwicklung der Haushaltssteuerung in den letzten
    Jahren, die hier nur ganz bescheiden korrigiert werden
    soll.

    Sie haben darauf hingewiesen, dass sie korrigiert
    werde, und sprachen dann von der Mehrwertsteuer. Es
    war nun wirklich nicht akzeptabel, dass Sie, Herr Kol-
    lege Ramsauer, in diesem Zusammenhang von einer
    Übereinstimmung zwischen Reden und Handeln spra-
    chen. Die Mehrwertsteuer ist leider ein eklatantes Bei-
    spiel dafür, wie Parteien dazu beitragen, dass die Bevöl-
    kerung immer politikverdrossener wird und sich immer
    mehr Menschen weigern, zur Wahlurne zu gehen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Hier haben sich die beiden Parteien der großen Koalition
    eines Wahlbetruges schuldig gemacht.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Haben Sie unser Wahlprogramm nicht gelesen?)


    Das möchte ich im Rahmen der Generaldebatte anspre-
    chen. Wenn eine Partei sagt, sie befürworte eine Mehr-
    wertsteuererhöhung um 2 Prozent, die andere Partei hei-
    lige Eide auf 0 Prozent Mehrwertsteuererhöhung
    schwört und am Schluss 3 Prozent herauskommen, dann
    ist die Bevölkerung der Bundesrepublik erbost, weil sie
    sich betrogen fühlt, und geht eben nicht mehr zu den
    Wahlurnen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


    Das kann man Ihnen nicht so ohne weiteres durchgehen
    lassen.

    Dass Ihre Steuerpolitik, und zwar die Steuerpolitik al-
    ler mit uns konkurrierenden Parteien, in den letzten Jah-
    ren auf einem völlig falschen Pfad war, hat die Bundes-
    bank ebenfalls festgestellt. Ich zitiere: Die Untersuchung
    zeigt,

    dass für den starken Defizitanstieg nach dem Jahr
    2000 zwar auch konjunkturelle Einflüsse eine Rolle
    gespielt haben. Ausschlaggebend war aber der
    Rückgang der strukturellen Einnahmequote …

    Deutlicher kann man dies nicht sagen.

    Ich will es einmal anders formulieren: Hätten Sie die
    Steuerreform 2000 nicht beschlossen, hätten Sie kein
    einziges Jahr die Maastrichtkriterien verfehlt. Auch dies
    ist in ungezählten Untersuchungen dargestellt worden.
    Also stimmt die Steuer- und Abgabenquote nicht.

    So einfach wie der Bundesfinanzminister darf man es
    sich nicht machen: Wenn er sagt, die einzige Alternative,
    die wir hätten, sei entweder eine Mehrwertsteuererhö-
    hung oder eine drastische Kürzung bei Renten oder an-

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    (C (D eren Sozialausgaben, dann ist dies eine Irreführung der evölkerung, die wir Ihnen nicht durchgehen lassen önnen, Herr Bundesfinanzminister. ie haben diese Behauptung zwar vielfach wiederholt, rotzdem bleibt sie schlicht und einfach eine Irreführung er Bevölkerung. Es sind 20 bis 30 andere Alternativen enkbar. Sie wissen, dass wir eine Alternative immer wieder ns Gespräch bringen: Statt dem Volk ständig in die Tache zu greifen, sollten Sie einmal den Mut haben, auch en Wohlhabenden in Deutschland in die Tasche zu greien. enn die Entwicklung der Einkommen und Vermöen läuft so stark auseinander, dass dies dringend geboen ist. An dieser Stelle haben Sie, Herr Bundesfinanzminiser, den freundlichen Hinweis gegeben – ich bin ja dankar, wenn ich von Ihnen etwas lernen kann –, ass das Kapital mobil sei. Sie waren also der Meinung, iese Tatsache sei mir nicht geläufig. Herr Bundesinanzminister, ich wohne an der deutsch-luxemburgichen Grenze und ich habe mich schon, als Sie noch ndere Funktionen hatten, mit der Kapitalflucht beschäfigt. (Lachen bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aha!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Zuruf von der SPD: Genau!)


    Ich habe noch keinen von euch erwischt. Deswegen
    raucht ihr jetzt nicht zu lachen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


    Gehen Sie einmal getrost davon aus, dass ich sehr
    ohl weiß, dass die Kapitalflucht ein Problem ist.

    So wie ich vorhin auf die Methoden der Naturwissen-
    chaft verwiesen habe, möchte ich Ihnen einen hilfrei-
    hen Hinweis zur Wirtschafts- und Finanzpolitik geben.
    enn wir in der Schule die uns gestellten Aufgaben

    icht lösen konnten, dann waren wir zumindest so
    chlau,


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Gespickt!)


    om Nachbarn abzugucken, der es besser gewusst hat.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist lebensnah!)


    as ist eigentlich auch etwas, was man von Ihnen erwar-
    en könnte. Anscheinend ist das aber zuviel verlangt.

    Wenn Sie hier mit der Ihnen eigenen Chuzpe sagen,
    egen der drohenden Kapitalflucht könnten wir die Ver-
    ögen in Deutschland nicht besteuern, dann muss man

    och die Frage stellen, warum in vielen anderen In-
    ustriestaaten eine ordentliche Vermögensbesteuerung
    öglich ist. Täuschen Sie das Volk nicht in dieser unver-






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    schämten Art und Weise, wenn es darum geht, Vermö-
    gen in Deutschland zu besteuern!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir sollten nicht so tun, als wären wir allein auf der
    Welt und als hätten die anderen Staaten keine Erfahrun-
    gen auf diesem Gebiet gemacht. Es dürfte Ihnen sicher
    möglich sein, sich in Ihrem Hause die OECD-Statistik
    über die Vermögensbesteuerung zu beschaffen. Dann
    könnten Sie sehen, dass wir hinsichtlich der Vermögens-
    besteuerung im Vergleich zu anderen Industriestaaten
    weit zurückliegen, insbesondere im Vergleich zu den an-
    gelsächsischen Staaten.

    Ich möchte noch einmal einen Vorschlag machen, den
    ich hier schon einmal vortragen durfte. Dieser Vorschlag
    ist für jeden überprüfbar; man kann Ja oder Nein dazu
    sagen. Das deutsche Geldvermögen – betroffen sind
    also nicht das Sachkapitalvermögen und das Immobi-
    lienvermögen – beträgt 4 000 Milliarden Euro. Die Hälfte
    davon gehört dem einen Prozent der Bevölkerung, das
    Sie vorhin teilweise angesprochen haben, Herr Kollege
    Ramsauer. Das sind 2 000 Milliarden Euro. Wenn man
    dieses Vermögen mit 5 Prozent besteuert – ich sage zum
    Verständnis, dass die Durchschnittsrendite für dieses
    Geldvermögen derzeit weit über 7 Prozent liegt –, dann
    kann man 100 Milliarden Euro pro Jahr an Mehreinnah-
    men für die öffentliche Hand erzielen.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Und wenn das Vermögen weg ist? Was ergeben dann die 5 Prozent?)


    Wieso greifen Sie über die Mehrwertsteuererhöhung nur
    dem Volk in die Tasche und wieso sind Sie nicht in der
    Lage, an das Vermögen der Wohlhabenden zu gehen?
    Das ist eine durchaus beschämende Entwicklung.

    Weil ich gerade in Richtung der Fraktion der Sozial-
    demokratischen Partei Deutschlands blicke, möchte ich
    Sie daran erinnern, dass die stolze Feststellung des Bun-
    desfinanzministers, dass wir mit die niedrigste Steuer-
    quote in Europa haben, vor Jahren auf jedem SPD-Par-
    teitag mit großem Missfallen entgegengenommen
    worden wäre. Dass Sie dies jetzt als eine große Leistung
    verkünden, zeigt, wie sehr sich diese Partei gewandelt
    hat.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es zeigt auch, wie sehr sich Ihre Einstellung zu den
    Staatsaufgaben und zu den Aufgaben der öffentlichen
    Hand grundsätzlich verändert hat. Das hat große Nach-
    teile für die Beschäftigten und die Arbeitslosen in die-
    sem Land.

    Wir brauchen eine andere Steuerpolitik. Ich habe Ih-
    nen dazu Vorschläge gemacht. Es bestände dann die
    Möglichkeit, das Barvermögen – davon ist im Bericht
    der Bundesbank die Rede – in Richtung öffentliche In-
    vestitionen und in Bildungsinvestitionen umzulenken.
    Es ist ein einfacher Weg. Aber aus ideologischer Ver-
    blendung heraus wollen Sie diesen Weg nicht gehen, der
    ein Kernproblem unserer Volkswirtschaft lösen würde.


    (Beifall bei der LINKEN)


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    (C (D Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte – man ann dies nicht oft genug tun –, ist die Lohnentwickung in Deutschland. Sie ist leider die miserabelste aller ndustriestaaten. Seit zehn Jahren haben wir kein Realohnplus mehr in Deutschland. Die Statistik weist einen ückgang von 0,9 Prozent aus. Vergleichbare Staaten atten in zehn Jahren ein Plus von real 20 Prozent wie twa die USA oder von 25 Prozent wie Großbritannien nd Schweden zu verzeichnen. Nun werden Sie sagen: Wir haben damit gar nichts zu un. – Das ist allerdings noch nicht einmal die halbe ahrheit. Natürlich sind die Politik der Bundesregierung nd die Politik der Länderregierungen mit konstituierend ür die Möglichkeiten gewerkschaftlicher Durchsetzung n Deutschland. Wenn Sie beispielsweise – um ein aktulles Thema aufzugreifen – immer noch dem abgelutschen Bonbon der Arbeitszeitverlängerung als Motor der eschäftigungsentwicklung anhängen, sind Sie auf dem öllig falschen Weg. ie Arbeitszeitverlängerung ist eines der Betrugswörter es Neoliberalismus, das Sie ununterbrochen gebrauhen. Die Arbeitszeitverlängerung ist ein Begriff, der etas intendiert, worum es gar nicht geht. Es geht nicht m eine Verlängerung der Arbeitszeit, sondern einzig nd allein um eine Verlängerung der Arbeitszeit bei gleihem Lohn, das heißt um eine Stundenlohnkürzung und m nichts anderes. Wer eine Stundenlohnkürzung will, soll das dann uch sagen. Es ist ein Trauerspiel, dass eine Partei – ich ehe sie hier –, die in ihrem Grundsatzprogramm, das ich iterarbeitet habe, Arbeitszeitverkürzungen vorsieht nd nach wie vor die 30-Stunden-Woche propagiert, bei ieser Arbeitszeitverlängerung bzw. Stundenlohnkürung mitmacht. Das ist wirklich eine traurige Fehlenticklung. er allerdings glaubt, in der jetzigen Situation der lahenden Binnennachfrage in Deutschland über Stunden ohnkürzungen irgendeinen Beitrag zu mehr Wachstum nd Beschäftigung leisten zu können, ist nicht mehr anz bei Trost; um dies einmal in aller Klarheit zu sagen. Weil wir den verhängnisvollen Trend der negativen ohnentwicklung in Deutschland durchbrechen müssen, enn wir in irgendeiner Form etwas für Wachstum und eschäftigung erreichen wollen, vertritt meine Fraktion ach wie vor die Einführung eines gesetzlichen Minestlohns. Wir haben nun einmal eine solch negative ohnspirale in Deutschland, dass es für dieses Parlament ringend geboten ist, diesen Negativtrend aufzuhalten. ir haben bereits Tariflöhne von unter 4 Euro pro tunde. Dies kann nicht mehr hingenommen werden. ie Verfassung unseres Landes, die in Art. 1 die Men chenwürde schützt, verpflichtet uns dazu, in Deutschnd Löhne sicherzustellen, von denen ein Arbeitnehmer, Oskar Lafontaine der arbeitet, auch anständig leben kann. Das ist die Idee des Mindestlohns. Ich möchte noch etwas zu den sozialen Sicherungssystemen sagen. Sie haben eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung, die weitgehend verkannt wird. Wenn man nur darüber redet, wie hoch der Beitragssatz sein soll, verkennt man die Aufgabenstellung völlig. Wenn man nur darüber redet, welchen Prozentsatz vom Nettooder Bruttolohn die Rente irgendwann einmal ausmachen soll, wird die entscheidende Frage ausgeklammert. Es kann nicht sein, dass bei der Gestaltung der sozialen Sicherungshöhe die Frage im Zentrum steht, wie hoch der Beitragssatz sein darf. Im Hinblick auf die Rente sollte man doch fragen, wie viel Geld ein älterer Mitbürger braucht, um anständig leben zu können. Was soll diese ganze Beitragssatzphilosophie, die Sie hier seit vielen Jahren fälschlicherweise vertreten? Diese Beitragssatzphilosophie führt zu Fehlentscheidungen. Auf den Beitrag starrend, verlieren Sie die entscheidende Frage bei den sozialen Sicherungssystemen völlig aus dem Auge. Sie haben sich zudem an dieser Stelle einer Irreführung schuldig gemacht, indem Sie gesagt haben, es gehe um Beitragssatzstabilität. Es ging Ihnen ausschließlich um Beitragssatzstabilität für die Unternehmerseite, während die Arbeitnehmer die Zusatzlasten in großem Umfang allein aufgebürdet bekamen. Diese schäbige Fehlentwicklung muss ich hier feststellen. Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Es gab in den letzten Jahren eine Politik, die im Ergebnis leider nicht bestätigt worden ist. Denn nur auf das Ergebnis kommt es an. Die Politik der letzten Jahre hatte zum Ziel, die Arbeitslosigkeit abzubauen. Das ist nicht gelungen. Diese Politik, die Sie, meine Damen und Herren von der großen Koalition, fortsetzen, trägt nicht zu mehr Wachstum und Beschäftigung bei. Sie wird also die Arbeitslosigkeit ebenso steigern wie die Politik der Vorgängerregierung. (Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Huldigt ihm!)


    (Beifall bei der LINKEN)


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    (Beifall bei der LINKEN)