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ID1600911200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/9 Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . 584 B Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . Bodo Ramelow (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Renate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Geert Mackenroth, Staatsminister (Sachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marko Mühlstein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte zur Unterstützung der Überwa- 570 B 572 A 573 B 574 A 575 C 576 D 577 C 578 C 579 C 585 D 587 B 589 A 590 B 591 C Deutscher B Stenografisch 9. Sitzu Berlin, Freitag, den 16 I n h a l Begrüßung des Hohen Repräsentanten für Bosnien-Herzegowina Dr. Christian Schwarz- Schilling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Verkehrswege- planungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksachen 16/45, 16/227) . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Beschleunigung von Planungs- verfahren für Infrastrukturvorhaben (Drucksache 16/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee, Bundesminister BMVBS b J H 634 A 569 A 569 B 569 B a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler, Sabine undestag er Bericht ng . Dezember 2005 t : Leutheusser-Schnarrenberger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 48 Abs. 3) (Drucksache 16/118) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Siebenund- zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes (Drucksache 16/117) . . . . . . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ermann Gröhe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 580 C 580 C 580 D 582 C chungsmission AMIS der Afrikanischen Union (AU) in Darfur/Sudan auf Grundlage der Resolutionen 1556 (2004) II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 und 1564 (2004) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 30. Juli 2004 und 18. September 2004 (Drucksachen 16/100, 16/268) . . . . . . . . . b) Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/269) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Mogg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Markus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Friedbert Pflüger (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Anke Eymer (Lübeck) (CDU/CSU) . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebter Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik in den auswärtigen Beziehungen und in ande- ren Politikbereichen (Drucksache 15/5800) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Protokoll Nr. 14 vom 13. Mai 2004 zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten über die Änderung des Kontrollsystems der Konvention (Drucksache 16/42) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Existenz- recht Israels ist deutsche Verpflichtung (Drucksache 16/197) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Z A S w F f ( i Z A B H t B s ( C F E M V G B M H D E T A S w B c n ( H R D K U 592 C 592 C 592 D 594 D 595 D 596 A 596 D 597 C 598 A 598 C 599 C 600 A 600 B 601 A 603 C 601 B 601 C 601 C usatztagesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Burkhardt Müller- önksen, Florian Toncar, Dr. Werner Hoyer, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DP: Menschenrechte in Usbekistan ein- ordern Drucksache 16/225) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 12: ntrag der Abgeordneten Florian Toncar, urkhardt Müller-Sönksen, Dr. Werner oyer, weiterer Abgeordneter und der Frak- ion der FDP: Für die mandatsgebundene egleitung VN-mandatierter Friedensmis- ionen durch Menschenrechtsbeobachter Drucksache 16/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ichael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . urkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . ichael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . duard Lintner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: ntrag der Abgeordneten Hans-Christian tröbele, Volker Beck (Köln), Grietje Bettin, eiterer Abgeordneter und der Fraktion des ÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Überwa- hung von Journalisten durch den Bundes- achrichtendienst Drucksache 16/85) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 601 C 601 D 601 D 606 A 607 C 609 A 610 C 612 B 612 D 614 A 615 A 615 B 616 D 618 C 619 B 619 C 620 C 622 B 623 B 624 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 III Tagesordnungspunkt 21: Vereinbarte Debatte: Entwicklung des Frie- densprozesses in Bosnien und Herzegowina (Operation Althea) Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 13: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Hal- tung der Bundesregierung zur europäi- schen Chemikalienpolitik (REACH) Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Heinz Schmitt (Landau) (SPD) . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 625 C 626 D 628 A 629 B 630 C 631 D 632 D 634 B 635 B 637 B 638 B 639 B 640 B 641 C 642 C 643 C 644 C 645 C 646 D 647 D 649 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 569 (A) ) (B) ) 9. Sitzu Berlin, Freitag, den 16 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 649 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Kramme, Anette SPD 16.12.2005 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 16.12.2005 Laurischk, Sibylle FDP 16.12.2005 Zöllmer, Manfred SPD 16.12.2005 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Arnold, Rainer SPD 16.12.2005 Dr. Berg, Axel SPD 16.12.2005 von Bismarck, Carl- Eduard CDU/CSU 16.12.2005 Bodewig, Kurt SPD 16.12.2005 Burchardt, Ulla SPD 16.12.2005 Caspers-Merk, Marion SPD 16.12.2005 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 16.12.2005 Deittert, Hubert CDU/CSU 16.12.2005* Dr. Dückert, Thea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 Ernst, Klaus DIE LINKE 16.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 16.12.2005 Glos, Michael CDU/CSU 16.12.2005 Gloser, Günter SPD 16.12.2005 Großmann, Achim SPD 16.12.2005 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 16.12.2005 Haustein, Heinz-Peter FDP 16.12.2005 Hempelmann, Rolf SPD 16.12.2005 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 Klug, Astrid SPD 16.12.2005 Kopp, Gudrun FDP 16.12.2005 D L M M P P P R D D R R S D S S D S S S S W W A (C (D Anlage zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten r. Lehmer, Max CDU/CSU 16.12.2005 ötzer, Ursula DIE LINKE 16.12.2005 erten, Ulrike SPD 16.12.2005 üller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 etzold, Ulrich CDU/CSU 16.12.2005 olenz, Ruprecht CDU/CSU 16.12.2005 oß, Joachim SPD 16.12.2005 auen, Peter CDU/CSU 16.12.2005 r. Reimann, Carola SPD 16.12.2005 r. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 16.12.2005 iester, Walter SPD 16.12.2005* upprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 16.12.2005* chauerte, Hartmut CDU/CSU 16.12.2005 r. Schavan, Annette CDU/CSU 16.12.2005 cheelen, Bernd SPD 16.12.2005 chily, Otto SPD 16.12.2005 r. Schmidt, Frank SPD 16.12.2005 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 16.12.2005 chuster, Marina FDP 16.12.2005 eehofer, Horst CDU/CSU 16.12.2005 teenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005* ächter, Gerhard CDU/CSU 16.12.2005 öhrl, Dagmar CDU/CSU 16.12.2005 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rainer Stinner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

    olleginnen und Kollegen! Nach meinem Dafürhalten

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 627


    (A) )



    (B) )


    Dr. Rainer Stinner
    ist der militärische Einsatz, auch der Einsatz der Bundes-
    wehr, in Bosnien-Herzegowina über die Zeit hinweg
    ohne jeden Zweifel ein großer Erfolg gewesen. Es ist ein
    großer Erfolg für das Land Bosnien-Herzegowina, weil
    in der Tat ausschließlich durch den Schutz der internatio-
    nalen Truppen gewährleistet wurde, dass sich überhaupt
    ein gesellschaftlicher und politischer Prozess entwickeln
    konnte. Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Militär
    friedenserhaltend und friedenssichernd eingesetzt wer-
    den kann.

    Es ist aber auch ein Erfolg für Europa. Europa hat
    sich hier erstmals selbst und der Welt gezeigt, dass es in
    der Lage ist, ein größeres militärisches Engagement in
    Eigenverantwortung durchzuführen. Wir erinnern uns
    daran, dass wir alle durchaus Bedenken hatten, ob SFOR
    wirklich abgelöst werden kann. Die vergangenen Mo-
    nate haben gezeigt, dass es möglich ist. Das ist ein wei-
    terer Schritt zu einer gemeinsamen europäischen Außen-
    und Sicherheitspolitik; und das ist gut so.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Deutsche Soldaten haben bei diesem Prozess eine
    große Rolle gespielt. Wir stellen nach wie vor mit über
    1 000 Soldaten ein großes Truppenkontingent. Ich
    glaube – Herr Minister Sie haben es angesprochen –, wir
    alle können stolz darauf sein, dass und wie unsere
    Soldaten auch in diesem Falle Dienst leisten für den
    Frieden, für die Friedenserhaltung. Wir sind stolz darauf
    und bedanken uns bei den Soldaten für ihren Einsatz.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Am 25. November, an einem symbolischen Tag, hat
    die Europäische Union beschlossen, den Prozess der
    Verhandlung über ein Stabilisierungs- und Assoziie-
    rungsabkommen mit Bosnien-Herzegowina anzugehen –
    ein wichtiger Schritt auf dem gemeinsam verabredeten
    Weg nach Europa. Wir alle wissen, dass die Europäische
    Union im Jahre 2003 in Thessaloniki ein sehr starkes
    politisches Signal für diese Richtung gegeben hat. Das
    SAA ist hier sicherlich ein ganz wichtiger Schritt.

    Wir müssen zehn Jahre nach Dayton erkennen: Ja-
    wohl, es gibt eine ganze Menge an Erfolgen. Mit der
    Mehrwertsteuer gibt es ab dem 1. Januar 2006 erstmals
    – längst überfällig – zentrale Steuern. Es gibt eine Poli-
    zeireform. Das Zollregime wurde vereinheitlicht. Das al-
    les sind Schritte in die richtige Richtung.

    Auch ich bin froh – genau wie es der Herr Minister
    gesagt hat –, dass wir mit Herrn Schwarz-Schilling ei-
    nen neuen Hohen Repräsentanten haben, der tatsächlich
    wie kein Zweiter für dieses Amt geeignet ist;


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP, der CDU/ CSU und der SPD)


    denn unser ehemaliger Kollege Schwarz-Schilling bringt
    Eigenschaften mit, die gerade jetzt in diesem Lande
    dringend notwendig sind. Durch seine jahrelange Tätig-
    keit als Streitschlichter bringt er die Fähigkeit zum Kom-
    promiss, zum Ausgleich und zu Verhandlungen mit. Ge-
    nau das ist in Bosnien-Herzegowina in den kommenden
    Monaten und Jahren wichtig. In Richtung auf dieses

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    (C (D and und auf die Politiker dort sage ich: Das ist auch ichtig für die politische Klasse in diesem Land. Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und ollegen, die Europäische Union versteht sich als Geeinschaft guter Nachbarn. Ich erwarte – wir alle sollten as erwarten – von Ländern, die zu uns kommen wollen, ass auch sie dieses europäische Konzept verstehen und eben wollen. ir sagen deutlich: Jawohl, ihr könnt zu uns kommen, ber nur dann, wenn ihr diese europäischen Werte verinerlicht und sie auch auf euch anwendet. Es ist wichtig, ass wir dies sehr deutlich sagen. Ich halte es für unzuräglich für Europa, dass wir Länder zu uns holen, die icht in der Lage und willens sind, ihre eigenen ethnichen, regionalen und nationalen Konflikte vorher zu löen. Wir helfen ihnen dabei, aber die Konflikte müssen orher gelöst sein und es müssen vorher gute Nachbarchaftsbeziehungen zu allen in der Region hergestellt orden sein. Der nächste Schritt ist nun die Verfassung, von allen ngefordert und ein sehr wichtiger Prozess für das Land osnien-Herzegowina. Ohne vorgreifen zu wollen: Es st sicherlich richtig, dass wir vom Verfassungsprozess wei Dinge auf jeden Fall erwarten, nämlich erstens eine eutliche Stärkung des Zentralstaates und zweitens eine eutliche Vereinfachung der staatlichen Strukturen. Wir lle wissen, dass durch die dysfunktionalen Strukturen um diesen Terminus technicus einzuführen – sehr viele ittel und sehr viel Energie aufgewendet werden, was icht gerade zur Entwicklung des Landes beiträgt. In diesem Zusammenhang werden von uns immer die egriffe „Eigenverantwortung“ und „Ownership“ sehr richtige, sehr wichtige Begriffe – im Mund ge ührt. Ich frage mich aber, ob wir diesen Begrifflichkeien auch Taten folgen lassen. Da möchte ich insbesonere auf die immer noch bestehenden Kompetenzen des bersten Repräsentanten eingehen, und zwar insbesonere auf die Bonn Powers, die im Jahre 1997 eingeführt orden sind. Sie waren sicherlich am Anfang sinnvoll, ber seitdem sind acht Jahre vergangen. Für mich ist es öllig unverständlich, wie wir einen Verfassungsprozess eginnen und durchführen wollen, ohne uns vorher – ich etone ausdrücklich, liebe Kolleginnen und Kollegen: orher – über die Abschaffung der Bonn Powers einig eworden zu sein. Wir wollen einen Verfassungsprozess. Wir wollen wnership. Wir wollen eine Inangriffnahme der Verfas ung durch Bürger und Politiker dieses Landes. Wie önnen wir dann zulassen, dass, wenn eine Verfassung erabschiedet ist, immer noch ein internationales Greium existiert, das uneingeschränkte Kompetenzen hat? eshalb sage ich: Bonn Powers am Anfang ja, aber jetzt st es hohe Zeit, die Bonn Powers abzuschaffen, und war bevor die Verfassung endgültig verabschiedet ist. s zeugt meines Erachtens von einem unglaubwürdigen erfassungsverständnis, wenn wir dem Volk sagen: Jaohl, verabschiedet eure Verfassung, aber am Ende des 628 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 Dr. Rainer Stinner Tages gibt es den Hohen Repräsentanten, der mit uneingeschränkten Bonn Powers handeln kann. Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, hat meine Fraktion, haben wir als FDP einen entsprechenden Antrag eingebracht, den wir jetzt behandeln werden. Ich möchte Sie ganz herzlich bitten, mit uns diesen Weg zu gehen, damit wir gemeinsam dafür sorgen, dass dieses geschundene Land den Weg nach Europa in Frieden, Freiheit und positiver gesellschaftlicher Entwicklung finden kann. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    (A) )


    (B) )




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort dem Staatsminister Gernot Erler.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Gernot Erler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor

    zehn Jahren beendete das Friedensabkommen von Day-
    ton den blutigsten und verlustreichsten der vier Balkan-
    kriege der 90er-Jahre. In der Tat: Am 21. November
    dieses Jahres, genau am zehnten Jahrestag der Unter-
    zeichnung des Dayton-Abkommens, hat die EU die
    Verhandlungen über ein Stabilisierungs- und Assoziie-
    rungsabkommen mit Bosnien-Herzegowina aufgenom-
    men und damit, was den Prozess der Integration dieses
    Landes in Europa betrifft, ein neues Kapitel aufgeschla-
    gen.

    Zwischen der Tragödie des Krieges, der von 1992 bis
    1995 andauerte, und heute liegen zehn Jahre intensivsten
    Engagements der internationalen Gemeinschaft: für ei-
    nen Friedensprozess und ein Nation Building, das es in
    diesem Umfang bisher noch nicht gegeben hat. Dieser
    Prozess erforderte den Einsatz von vielen Soldaten, Poli-
    zisten, Helfern, Experten und auch von sehr viel Geld.
    Dieser Einsatz hat sich gelohnt. Ich habe erfreut zur
    Kenntnis genommen, dass der regionalkundige Kollege
    Dr. Stinner das genauso sieht.

    Für die Menschen in Bosnien-Herzegowina ist der
    Krieg heute eine schlimme Erinnerung. Das Land selbst
    ist weitgehend stabil. Zieht man eine politische Zwi-
    schenbilanz, wird man auf Licht und Schatten stoßen;
    aber allmählich überwiegt das Licht. Die Mehrheit der
    Flüchtlinge ist zurückgekehrt und das, was im Krieg an
    Gut, Boden und Häusern requiriert worden war, wurde
    zurückgegeben.

    Leider hat sich die Mehrheit der Binnenflüchtlinge
    nicht dazu entschließen können, in die ehemaligen Sied-
    lungsorte zurückzukehren. Aber bei der Demokratisie-
    rung gibt es erhebliche Fortschritte. Heute sind freie und
    faire Wahlen in Bosnien-Herzegowina an der Tagesord-
    nung. Der Gesamtstaat mit seinen beiden unterschiedli-
    chen Entitäten – auf der einen Seite die Serbische Repu-
    blik, auf der anderen Seite die Bosnisch-Kroatische
    Föderation – wächst Schritt für Schritt zusammen. Ein-
    geleitet ist zum Beispiel die Bildung einer gesamtstaatli-
    chen Armee mit einem gemeinsamen Verteidigungs-

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    (C (D inisterium. Dasselbe ist auch für die Polizei geplant. Es ibt schon eine funktionierende gemeinsame Grenzpoliei, ein oberstes Gericht, eine Staatsanwaltschaft und ine Steuerbehörde. Was aber noch fehlt, ist die Identifiierung aller Bürger mit ihrem gemeinsamen Staat. Als habe die schwierige Wegstrecke die Menschen erchöpft, engagieren sie sich nur zögerlich in Politik und esellschaft. Gesellschaftliches Engagement ist im jetzt eginnenden Verfassungsprozess aber notwendig. Wahrcheinlich muss es noch einige Fortschritte in der Wirtchaftsstruktur und der Wirtschaftsentwicklung geben, is die Bosnier Vertrauen in ihre eigene Zukunft schöpen. Noch bleibt, Herr Kollege Stinner, die ordnende and des Hohen Repräsentanten der internationalen taatengemeinschaft vor Ort unverzichtbar. Lord Paddy shdown hat dieses Amt, das er im Mai 2002 angetreten at, bis heute mit hoher Autorität, geradezu mit Leidenchaft wahrgenommen. Ich finde, der Deutsche Bundesag hat allen Anlass, ihm dafür herzlich zu danken. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vor zwei Tagen, am 14. Dezember 2005, hat der Day-
    on-Implementierungsrat beschlossen, unseren früheren
    ollegen und ehemaligen Bundesminister Dr. Christian
    chwarz-Schilling, der als Mediator und Streitschlichter
    iel Erfahrung in exakt diesem Land hat, zu seinem
    achfolger zu ernennen. Dazu gratulieren wir ihm herz-

    ich. Diese Ernennung drückt die Anerkennung seiner
    rbeit aus, aber auch ein wenig die Anerkennung und
    en Respekt für das, was Deutschland in diesem Frie-
    ens- und Stabilisierungsprozess geleistet hat.

    Althea ist in diesem Kontext tatsächlich ein sehr
    ichtiger Teil, aber nicht der einzige. Deutschland hat

    m Rahmen von Projekten zur Flüchtlingsrückkehr, zur
    emokratisierung, zur Medienhilfe und zur Wirtschafts-

    örderung mehr als 100 Millionen Euro beigesteuert.
    arüber hinaus stellt Deutschland das größte Truppen-
    ontingent, nämlich annähernd 1 000 der bei Althea ein-
    esetzten 6 200 Soldaten.

    Nirgendwo kann man die ESVP, die Europäische
    icherheits- und Verteidigungspolitik, besser als in
    osnien-Herzegowina in der Praxis beobachten, und
    war sowohl ihren zivilen als auch ihren militärischen
    eil. Auf den EU-Gipfeln in Köln und Helsinki im Jahre
    999, also unmittelbar nach dem Kosovokrieg, wurde
    ie Bildung europäischer Fähigkeiten beschlossen, die
    etzt und auch in Zukunft in Bosnien zum Einsatz kom-
    en. Mit der EUPM, der europäischen Polizeimission,

    at es 2003 begonnen. Noch heute versuchen 170 Poli-
    eiberater, eine eigene, wirksame Polizei in Bosnien-
    erzegowina auszubilden. Mit Althea ist es weiterge-
    angen, diesem in der Tat umfangreichsten europäischen
    eitrag zur Friedenskonsolidierung. Wie Bundesminis-

    er Jung schon gesagt hat: Hier ist der Übergang von der
    ATO zur EU und auch die Zusammenarbeit gut verlau-

    en.

    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
    ollegen, der weitere Weg Bosnien-Herzegowinas ist
    orgezeichnet. Wir wollen, dass das Land mehr und

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 629


    (A) )



    (B) )


    Staatsminister Gernot Erler
    mehr Eigenverantwortung übernimmt. Dabei werden
    die für Oktober nächsten Jahres vorgesehenen Wahlen
    eine wichtige Rolle spielen, sie werden einen Meilen-
    stein darstellen. Herr Kollege Dr. Stinner, wenn der
    demokratische Transformations- und Stabilisierungspro-
    zess in Bosnien-Herzegowina bis Ende 2006 ausrei-
    chende Fortschritte gemacht haben wird, dann soll die
    Eigenverantwortung deutlich ausgeweitet werden,


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    auch dadurch, dass dann der Hohe Repräsentant einem
    Sonderbeauftragten der EU – den werden wir weiter
    brauchen – weichen kann, der aber, so viel ist klar, ver-
    ringerte Einwirkungsrechte auf die bosnische Politik ha-
    ben wird; ich glaube, in diesem Punkt liegen wir nicht
    weit auseinander.

    Entscheidend für eine gute Zukunft des Landes wird
    aber auch sein, dass die EU bei ihrer Westbalkanpolitik
    bleibt, wie sie auf dem Europäischen Rat von Thessalo-
    niki formuliert und beschlossen worden ist: die EU-
    Perspektive für Bosnien-Herzegowina und die Westbal-
    kanregion muss eindeutig bestehen bleiben. Gerade ist,
    wie gesagt, mit der Aufnahme von Verhandlungen über
    ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen ein
    neues Kapitel eröffnet worden. Ich will an dieser Stelle
    noch einmal festhalten: Die neue Bundesregierung hat
    sich in ihrem Koalitionsvertrag vom 11. November 2005
    eindeutig zur Aufrechterhaltung der europäischen Per-
    spektive für die Westbalkanstaaten – auch aus friedens-
    politischen Gründen – entschlossen. Wir werden bei die-
    sem Prozess ein guter Partner sein.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)