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ID1600604700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/6 die Statistik zur Informationsgesellschaft (Informationsgesellschaftsstatistikgesetz – InfoGesStatG) (Drucksache 16/40) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung Kornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 312 D 313 A 323 B 324 D 326 C 330 A 332 A 334 B 335 D 337 C 339 B 341 A Deutscher B Stenografisch 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über i Z A K t l N z ( F D I 309 B 309 B 310 C 311 B 311 D 312 A des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze (Drucksache 16/109) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 A undestag er Bericht ng . Dezember 2005 t : n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 8 ntrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, atja Kipping, Kornelia Möller und der Frak- ion DIE LINKE: Angleichung des Arbeits- osengeldes II in den neuen Ländern an das iveau in den alten Ländern rückwirkend um 1. Januar 2005 Drucksache 16/120) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Müntefering, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Falk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 B 313 B 315 C 318 B 320 A Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . 342 D 344 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Siebert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 346 C 348 A 349 D 351 D 353 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 309 (A) ) (B) ) 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 353 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten * Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Barthle, Norbert CDU/CSU 02.12.2005 Beckmeyer, Uwe SPD 02.12.2005 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Binninger, Clemens CDU/CSU 02.12.2005 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 02.12.2005 Bollen, Clemens SPD 02.12.2005 Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Brüderle, Rainer FDP 02.12.2005 Bülow, Marco SPD 02.12.2005 Burgbacher, Ernst FDP 02.12.2005 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Ernst, Klaus DIE LINKE 02.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 02.12.2005 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Freitag, Dagmar SPD 02.12.2005 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 02.12.2005 Gabriel, Sigmar SPD 02.12.2005 Ibrügger, Lothar SPD 02.12.2005 Kipping, Katja DIE LINKE 02.12.2005 Kossendey, Thomas CDU/CSU 02.12.2005 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 K L L L N P D D D S D S D D W D W D Z A (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates uhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 afontaine, Oskar DIE LINKE 02.12.2005 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 02.12.2005 öning, Markus FDP 02.12.2005 eumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 02.12.2005 ries, Christoph SPD 02.12.2005 r. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 02.12.2005 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 02.12.2005 r. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 chily, Otto SPD 02.12.2005 r. Schmidt, Frank SPD 02.12.2005 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 02.12.2005 r. Schwanholz, Martin SPD 02.12.2005 r. Volkmer, Marlies SPD 02.12.2005 ächter, Gerhard CDU/CSU 02.12.2005 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 02.12.2005 issmann, Matthias CDU/CSU 02.12.2005 r. Wodarg, Wolfgang SPD 02.12.2005* ypries, Brigitte SPD 02.12.2005 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6. Sitzung Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Paul Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    ehr geehrte Damen und Herren! In knapp 30 Tagen
    eht das von der alten Bundesregierung ins Leben geru-
    ene Einsteinjahr zu Ende. Wir haben in diesem Jahr
    chöne, interessante und nachdenkenswerte Zitate von
    instein gelesen, so am Kanzleramt, am Bundespresse-
    mt und jetzt am Berliner Fernsehturm. Ich hätte mir ge-
    ünscht, an der Fassade des Kanzleramtes folgendes
    itat des großen Gelehrten lesen zu können:

    Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die
    Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau ein-
    setzten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ein Zehntel der Energien, ein Bruchteil des Geldes
    wären ausreichend, um den Menschen aller Länder
    zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen
    und die Katastrophe der Arbeitslosigkeit zu verhin-
    dern.

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 345


    (A) )



    (B) )


    Paul Schäfer (Köln)


    (Beifall bei der LINKEN – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einstein hat Recht!)


    Das klingt idealistisch. Inzwischen liegen die welt-
    weiten Militärausgaben wieder über 1 Billion US-Dol-
    lar. Knapp die Hälfte davon entfallen auf die USA, zwei
    Drittel auf die NATO-Staaten insgesamt. Das ist ein rie-
    sengroßer Brocken, der der Lösung der Probleme des
    21. Jahrhunderts im Wege steht. Es wäre wichtig, sol-
    chermaßen fehlgeleitete Ressourcen endlich auf soziale,
    ökologische und entwicklungspolitische Zwecke zu kon-
    zentrieren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich fürchte, dass auch diese Bundesregierung meinen
    Wunsch nach diesem schönen Graffiti nicht erfüllen
    wird; denn Abrüstung steht bei ihr nicht auf der Agenda.
    Sie, Herr Verteidigungsminister, haben uns ja bereits
    vorgewarnt, dass Sie für die mögliche Ausweitung von
    Bundeswehreinsätzen noch mehr Geld als bisher geplant
    benötigen. Dieses Geld wollen Sie aber nicht aus Ihrem
    Etat aufbringen, sondern Sie wollen, dass das zulasten
    anderer Haushalte geht. Sie sollten der Öffentlichkeit
    rechtzeitig sagen, zu wessen Lasten die Finanzierung der
    noch höheren Rüstungsausgaben gehen soll. Die Linke
    bleibt dabei: Aufrüstung ist mit uns nicht zu machen.
    Wir stehen für Rüstungsminderung.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Doch bevor wir über Geld reden, sollten wir über das
    Wozu sprechen. Bundespräsident Köhler hat auf der
    Kommandeurstagung im Oktober zu einer solch breiten
    gesellschaftlichen Debatte über Sicherheitspolitik und
    Sicherheitsstrategie aufgefordert. Der pensionierte Vier-
    sternegeneral Klaus Reinhardt hat in diesem Rahmen
    eine, wie ich finde, spitze These geliefert – ich darf zitie-
    ren –:

    Mit Ausnahme von Osttimor und Mazedonien kann
    keiner der Auslandseinsätze, an denen die europäi-
    schen Soldaten beteiligt waren, als Erfolg bezeich-
    net werden.


    (Zuruf von der LINKEN: Hört! Hört!)


    Der Mann weiß bestimmt, wovon er redet.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Anstatt einfach immer nur weiterzumachen, sollte uns
    eine solche Aussage zu gründlichem Nachdenken zwin-
    gen.

    Meine Damen und Herren, für die Fraktion Die Linke
    gilt: Erstens. Die Streitkräfte sind gemäß § 87 a Grund-
    gesetz zum Zwecke der Verteidigung des Landes aufge-
    stellt. Der Hindukusch gehört nicht zum deutschen
    Staatsgebiet.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zweitens. Die Bundesrepublik Deutschland hat glo-
    bale Verantwortung wahrzunehmen. Ich frage mich nur:
    Warum kommen Sie in diesem Zusammenhang immer
    gleich auf Soldaten?



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    (C (D (Walter Kolbow [SPD]: Das habe ich Ihnen dargelegt! Nicht immer nur Soldaten!)


    Darauf komme ich noch zu sprechen.

    Drittens. Richtig ist, dass der Terror, Terrorgruppen
    nd Terrornetzwerke bekämpft werden müssen. Aber der
    on der Bush-Regierung ausgerufene unbegrenzte Krieg
    egen den Terrorismus hat in eine Sackgasse geführt und
    st zum Scheitern verurteilt.


    (Beifall bei der LINKEN – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig!)


    Bei Peter Scholl-Latour können Sie nachlesen, dass in
    ielen muslimischen Haushalten inzwischen das Bild
    es Kapuzenmanns von Abu Ghureib aufgehängt ist –
    leichsam das Menetekel an der Wand. Abu Ghureib,
    uantanamo, die Brandbomben von Falludscha – der
    ümmste Krieg seit Augustus –: Das wirft nicht nur ei-
    en Schatten auf den Antiterrorkampf – so mögen Sie
    as vielleicht empfinden –, das ist entschieden mehr, das
    ommt eher Geschenken an al-Qaida gleich.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es ist eine Selbsttäuschung der Bundesregierung, man
    önne neben diesem Krieg mit all seinen schmutzigen
    omponenten einen sauberen Job als Entwicklungs- und
    ufbauhelfer verrichten. Ich denke, man muss zu diesem
    rieg „gegen das Böse in der Welt“ unmissverständlich

    uf Distanz gehen. Das hat nichts damit zu tun, auf eine
    errüttung des transatlantischen Verhältnisses hinauszu-
    ollen, wie das der Kollege Schockenhoff vorgestern
    einte. Es muss uns vielmehr darum gehen, die transat-

    antischen Beziehungen auf eine neue Grundlage zu stel-
    en, nämlich auf die Grundlage eines kooperativen Mul-
    ilateralismus und der Beachtung des Völkerrechts.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das muss im Übrigen dann aber auch für die Bundes-
    egierung gelten. Beim Jugoslawienkrieg war das nicht
    er Fall. Man hat sich nicht darauf bezogen.

    Viertens. Wir wenden uns dagegen, dass den Streit-
    räften immer mehr Aufgaben zugeschrieben werden,
    ür die sie nicht gemacht sind und für die sie keine Lö-
    ung bringen können. In diesem Zusammenhang sage
    ch: Lassen Sie strikt die Hände von einer Ausweitung
    es Einsatzes von Streitkräften im Innern. Bomben-
    ttentate wie in London und Madrid sind durch Panzer
    icht zu verhindern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich nenne noch zwei andere Beispiele:

    Erstes Beispiel, die ALTHEA-Mission in Bosnien.
    ie Bundeswehr geht dort gegen Holzdiebstahl vor und

    st dort mit Brückenbau beschäftigt. Ich frage mich: Wa-
    um werden dort nicht Aufträge an regionale Unterneh-
    en vergeben, um die dortige Wirtschaft auf die Beine

    u bringen?


    (Beifall bei der LINKEN)


    346 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005


    (A) )



    (B) )


    Paul Schäfer (Köln)

    Herr Minister, Sie haben in diesem Zusammenhang
    jetzt selber eingeräumt, dass man überprüfen müsse, ob
    man diese Auslandseinsätze umstrukturieren könne, weil
    es nicht sein dürfe, dass die Bundeswehr quasi die Funk-
    tionen einer Hilfspolizei übernehme. Diese Spur sollten
    Sie weiterverfolgen. Wir werden in diesem Sinne bean-
    tragen, die militärische ALTHEA-Mission zu beenden
    und in eine internationale Polizeimission umzuwandeln.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zweites Beispiel. Laut Koalitionsvertrag soll die Bun-
    deswehr bei der territorialen Absicherung der Grenzen
    des Bündnisgebietes helfen. Das ist interessant. Glau-
    ben Sie wirklich, dass sich das Problem des Zuwande-
    rungsdrucks mit dem sechs Meter hohen Zaun von Me-
    lilla, den elektronischen Überwachungssystemen von
    Andalusien und den Fregatten und Schnellbooten der
    NATO lösen lässt? Ich glaube nicht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    An anderer Stelle hat sich die Bundeswehr als hilf-
    reich erwiesen. Ich danke den Soldatinnen und Soldaten,
    die Hilfsgüter für die Erdbebenopfer nach Pakistan ge-
    bracht haben. Angesichts der 400 000 Menschen, die
    dort noch immer ohne Unterkunft sind, möchte ich die
    Bundesregierung dringend bitten, ihr Engagement dort
    zu verstärken.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir regen in diesem Zusammenhang an, die vorhande-
    nen Kapazitäten und Fertigkeiten der Bundeswehr aus-
    zugliedern und in einem zivilen Katastrophenhilfskorps
    zu bündeln.

    Meine Damen und Herren, ich wollte noch etwas zur
    Bundeswehrreform und den aktuellen Zahlen sagen, die
    deutlich machen, dass von einer Wehrgerechtigkeit über-
    haupt keine Rede mehr sein kann. Deshalb sollte die
    Wehrpflicht endlich und unwiderruflich aufgehoben
    werden.

    Lassen Sie mich mit einem Ceterum censeo schlie-
    ßen, das wir Ihnen in den nächsten Monaten nicht erspa-
    ren können und immer wieder einbringen werden: Die
    Atomsprengköpfe in Büchel und Ramstein sind unver-
    züglich abzuziehen und zu zerstören.


    (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der LINKEN: Bravo!)


    Gerade mit Blick auf die bedrohlichen Entwicklungen
    im Iran füge ich hinzu: Wer Nuklearwaffen besitzt oder
    wer nukleare Teilhabe praktiziert, der kann von anderen
    schlecht nukleare Enthaltsamkeit fordern. Sowohl im
    Nahen Osten als auch bei uns führt der Weg hier nur
    über die allgemeine Abrüstung.

    Ich bedanke mich.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Herr Kollege Schäfer, dies war Ihre erste Rede im

Deutschen Bundestag. Herzliche Gratulation dazu.


(Beifall)


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(C (D Ich erteile nun das Wort Kollegen Winfried Nachtwei, raktion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ehr geehrter Minister Jung, als Oppositionsfraktion ünschen wir Ihnen als neuem Verteidigungsminister, er Sie eine ganz besondere Verantwortung unter den inistern haben, eine glückliche Hand für eine Politik er Gewaltverhütung und Gewalteindämmung im ienste kollektiver Sicherheit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Winfried Nachtwei


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Auch als so genannte Einsatzarmee ist und bleibt die
    undeswehr weiterhin eine Parlamentsarmee. In der
    oalitionsvereinbarung ist ein Prüfauftrag formuliert
    orden: Sollte sich angesichts neuer Erfahrungen ein
    Zitat – „Bedarf zur Weiterentwicklung ergeben, so
    erden die Koalitionsfraktionen Initiativen einbringen“.
    as ist zunächst eine Selbstverständlichkeit.

    Zugleich muss ich aber von Vornherein klarstellen:
    ie Überprüfung des Parlamentsbeteiligungsgesetzes
    arf nicht zum Einfallstor für die Unionsforderung aus
    er letzten Legislaturperiode werden, nämlich die Parla-
    entsbeteiligung im Falle der NATO Response Force

    u lockern. Würden solche potenziell härtesten und ris-
    antesten Einsätze der Bundeswehr vom Parlamentsvor-
    ehalt ausgenommen, so wäre die Parlamentsbeteiligung
    m Mark getroffen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    ch gehe davon aus und hoffe, dass eine übergroße
    ehrheit des Bundestages eine solche Selbstentmach-

    ung des Bundestages nicht mitmachen würde.


    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Unglaublich!)


    Zur anderen Seite des Hauses, zur Fraktion Die
    inke, sage ich: In Sachen Friedens- und Sicherheitspo-

    itik sind wir als grüne Fraktion ausdrücklich an einer
    rnsthaften und echten Auseinandersetzung mit Ihnen
    nd selbstverständlich auch mit den anderen Fraktionen
    nteressiert. Die Herausforderungen auf diesem Feld
    ind inzwischen allerdings so groß und dynamisch, dass
    ir es uns ersparen sollten, allzu viel aneinander vorbei-

    ureden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    estatten Sie deshalb ein paar grundsätzliche Klarstel-
    ungen, die ich bereits in der vorherigen Legislatur-
    eriode von diesem Platz aus schon häufiger gemacht
    abe. Aber zu Beginn einer Legislaturperiode ist eine
    iederholung angebracht:

    Erstens. In der Tat wird nach unserer Auffassung
    eutschland nicht am Hindukusch verteidigt. Dort geht

    s gerade um zentrale und kollektive Sicherheitsinte-
    essen und auch um zentrale europäische und deutsche
    icherheitsinteressen, aber nicht um die Existenz der

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 347


    (A) )



    (B)


    Winfried Nachtwei
    Bundesrepublik und nicht um die Wahrnehmung eines
    nationalen Selbstverteidigungsrechts Deutschlands. Das
    ist die erste Klarstellung.

    Zweitens. Einsätze bewaffneter Streitkräfte dürfen
    ausschließlich auf Grundlage der Verfassung und des
    Völkerrechts erfolgen. Laut Grundgesetz und Urteil des
    Bundesverfassungsgerichts von 1994 darf die Bundes-
    wehr außerhalb der Landesverteidigung nur im Rahmen
    von Systemen kollektiver Sicherheit zum Zweck der
    Friedenssicherung und der Durchsetzung internationalen
    Rechts eingesetzt werden. Mit anderen Worten: nur für
    Ziele der Vereinten Nationen und nach den Regeln der
    Vereinten Nationen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Es gilt die Präambel der Vereinten Nationen – es ist
    wichtig, sie immer wieder einmal durchzusehen –: Ers-
    tens. Krieg ist eine Geißel der Menschheit. Zweitens. Es
    gilt das Gebot der internationalen Friedenssicherung und
    des internationalen Gewaltverbots. Drittens – auch das
    steht in der Präambel –: Waffengewalt ist nur im ge-
    meinsamen Interesse zulässig.

    Nun zum Koalitionsvertrag und dem, was in Zukunft
    nötig ist: Die Bundeskanzlerin will mit der großen
    Koalition mehr Freiheit wagen. In Sachen Wehrpflicht
    tun Sie genau das Gegenteil.


    (Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


    Mit schwachen Argumenten halten Sie an einer Grund-
    rechtseinschränkung fest, die vor allem von den betrof-
    fenen jüngeren Menschen in keiner Weise mehr nach-
    vollzogen werden kann.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen vom ehemaligen
    Koalitionspartner SPD, mehr Demokratie wagen er-
    scheint in diesem Bereich genau entgegengesetzt. Eine
    innerparteiliche Willensbildung zu dieser Streitfrage
    wurde zunächst vertagt, dann noch einmal vertagt und
    anschließend auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verscho-
    ben.


    (Widerspruch bei der SPD – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist bitter!)


    Inzwischen haben wir mehr als zehn Jahre Erfahrung
    mit Auslandseinsätzen der Bundeswehr und mit deut-
    schem Engagement in Krisenregionen insgesamt. Ange-
    sichts wachsender Ernüchterung in den letzten Jahren ist
    eine große und umfassende Zwischenbilanz und Aus-
    wertung dieses Engagements angesagt. Was wurde er-
    reicht, was wurde nicht erreicht? Wo gab und gibt es
    gute Ansätze, wo Lücken?

    Eine solche Bilanzierung ist die notwendige Voraus-
    setzung für eine deutsche Sicherheitsstrategie. Auf der
    europäischen Ebene haben wir inzwischen ein solches
    strategisches Dokument. Auf der Ebene der Vereinten

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    (C (D ationen – Kollege Kolbow hat das angesprochen – gibt s mit dem Bericht von Kofi Annan und der High Level roup ebenfalls Dokumente strategischer Dimension. ber auf deutscher Ebene fehlt ein solches Dokument. as müssen wir angehen. Eine solche Sicherheitsstrateie ist notwendig, um einen klareren außenund sichereitspolitischen Kurs zu fahren. Sie ist auch für mehr ohärenz und Transparenz notwendig. In den letzten Jahren hat es aus nachvollziehbaren ründen eine regelrechte Entgrenzung deutscher Sichereitspolitik gegeben. Ich glaube, jetzt ist es angesagt, ich über neue Grenzen zu verständigen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Jetzt, wo Sie in der Opposition sind!)


    Nein. Sie waren bei den verteidigungspolitischen De-
    atten in der letzten Legislaturperiode möglicherweise
    icht dabei. Das ist regelrecht ein Mantra von mir. Das
    st keine neue Erkenntnis.

    Zur Abrüstung: Dabei hat natürlich auch die Frage
    er nuklearen Teilhabe einen besonderen Stellenwert. In
    er Tat ist die nukleare Teilhabe der Bundesrepublik
    ölliger Unsinn und lässt sich nicht mehr begründen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Eine umfassende, auf Gewaltvorbeugung ausgerich-
    ete Sicherheitspolitik braucht Fähigkeiten, die am
    edarf orientiert und ausgewogen sind. Bei den Be-

    chaffungen der Bundeswehr sind – angefangen bei der
    ritten Tranche des Eurofighter – erhebliche Korrektu-
    en nötig und möglich.

    Sicherheitspolitik, die wirksam und gleichzeitig Frie-
    enspolitik sein soll, erfordert vor allem bessere Fähig-
    eiten zur zivilen Krisenprävention, Konfliktlösung und
    riedenskonsolidierung. Hier sind in den vergangenen
    ieben Jahren sehr wichtige Fortschritte erzielt worden.
    s war eine ausdrückliche Erleichterung, festzustellen,
    ass im neuen Koalitionsvertrag die Umsetzung des
    ktionsplans zur Zivilen Krisenprävention angekün-
    igt wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Vor der Rede des Kollegen Kolbow musste ich fest-
    tellen, dass kein anderer Redner der großen Koalition
    azu Stellung genommen hat. Es ist eine weitere gewisse
    rleichterung, dass wenigstens Sie diesen Punkt betont
    aben.

    Im Koalitionsvertrag wird die Vorlage eines Weiß-
    uchs versprochen. Das ist zu begrüßen. Kanzlerin
    erkel verspricht eine umfassende Diskussion. Dies ist

    ichtig, aber die Diskussion darf nicht wieder im Nach-
    inein stattfinden, wie es in der Vergangenheit immer
    ieder der Fall war. Die Diskussion muss stattdessen die
    rarbeitung des Weißbuchs begleiten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

    )

    348 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005


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