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    Plenarprotokoll 16/6 die Statistik zur Informationsgesellschaft (Informationsgesellschaftsstatistikgesetz – InfoGesStatG) (Drucksache 16/40) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung Kornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 312 D 313 A 323 B 324 D 326 C 330 A 332 A 334 B 335 D 337 C 339 B 341 A Deutscher B Stenografisch 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über i Z A K t l N z ( F D I 309 B 309 B 310 C 311 B 311 D 312 A des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze (Drucksache 16/109) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 A undestag er Bericht ng . Dezember 2005 t : n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 8 ntrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, atja Kipping, Kornelia Möller und der Frak- ion DIE LINKE: Angleichung des Arbeits- osengeldes II in den neuen Ländern an das iveau in den alten Ländern rückwirkend um 1. Januar 2005 Drucksache 16/120) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Müntefering, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Falk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 B 313 B 315 C 318 B 320 A Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . 342 D 344 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Siebert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 346 C 348 A 349 D 351 D 353 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 309 (A) ) (B) ) 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 353 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten * Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Barthle, Norbert CDU/CSU 02.12.2005 Beckmeyer, Uwe SPD 02.12.2005 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Binninger, Clemens CDU/CSU 02.12.2005 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 02.12.2005 Bollen, Clemens SPD 02.12.2005 Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Brüderle, Rainer FDP 02.12.2005 Bülow, Marco SPD 02.12.2005 Burgbacher, Ernst FDP 02.12.2005 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Ernst, Klaus DIE LINKE 02.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 02.12.2005 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Freitag, Dagmar SPD 02.12.2005 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 02.12.2005 Gabriel, Sigmar SPD 02.12.2005 Ibrügger, Lothar SPD 02.12.2005 Kipping, Katja DIE LINKE 02.12.2005 Kossendey, Thomas CDU/CSU 02.12.2005 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 K L L L N P D D D S D S D D W D W D Z A (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates uhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 afontaine, Oskar DIE LINKE 02.12.2005 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 02.12.2005 öning, Markus FDP 02.12.2005 eumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 02.12.2005 ries, Christoph SPD 02.12.2005 r. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 02.12.2005 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 02.12.2005 r. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 chily, Otto SPD 02.12.2005 r. Schmidt, Frank SPD 02.12.2005 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 02.12.2005 r. Schwanholz, Martin SPD 02.12.2005 r. Volkmer, Marlies SPD 02.12.2005 ächter, Gerhard CDU/CSU 02.12.2005 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 02.12.2005 issmann, Matthias CDU/CSU 02.12.2005 r. Wodarg, Wolfgang SPD 02.12.2005* ypries, Brigitte SPD 02.12.2005 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6. Sitzung Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Max Straubinger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

    ozial ist, was Arbeit schafft. Unter diesem Slogan ha-
    en wir in der vergangenen Zeit Wahlkampf geführt,
    ber auch gearbeitet. Auch wenn das in abgewandelter
    orm oft das große Anliegen anderer Parteien war, so
    tehen wir heute hier im Plenum bei Antritt der neuen
    undesregierung natürlich dafür, dies in die Tat umzu-

    etzen. Denn Arbeit bedeutet, wie unsere Bundeskanzle-
    in vorgestern in der Regierungserklärung bereits tref-
    end ausgeführt hat, mehr als Einkommen und Geld für
    ie Menschen, sie bedeutet auch Erfüllung für die Men-
    chen. Dies ist hier ein entscheidender Gesichtspunkt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir wollen, dass Arbeit Lebensperspektiven schafft,
    en Menschen Sicherheit gibt und ihnen Würde und
    elbstachtung vermittelt. Das ist ein entscheidender
    esichtspunkt unserer Koalitionsvereinbarung, die wir
    etroffen haben. Dies geschah zugegebenermaßen in

    336 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005


    (A) )



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    Max Straubinger
    schwierigen Verhandlungen, weil wir mit den verschie-
    densten, vielleicht auch sehr voneinander entfernten po-
    litischen Vorstellungen in den Wahlkampf gezogen sind.
    Ich bin aber überzeugt, dass wir eine gute Grundlage für
    die nächsten vier Jahre gelegt haben, mehr Arbeits-
    plätze in Deutschland zu schaffen und damit den Men-
    schen eine bessere Zukunft zu geben. Dies ist auch in
    unserem Koalitionsvertrag formuliert. Das bedeutet auch
    Sicherheit für die Familien und die Förderung unserer
    Kinder durch Bildung sowie Stärkung der Wissenschaft
    und damit Chancen für die zukünftigen Entwicklungen
    in Deutschland.

    Verschiedene Redner der Opposition haben heute
    manche Maßnahme bereits der Kritik unterzogen. Des-
    halb möchte ich einen Punkt aufgreifen. Kollege Niebel
    hat darauf hingewiesen, dass beispielsweise eine Mehr-
    wertsteuererhöhung kontraproduktiv wäre.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ist!)


    Ich aber bin der Meinung, dass man das nicht vereinzelt
    darstellen darf. Wir werden die Mehrwertsteuer anhe-
    ben, aber gleichzeitig die Lohnnebenkosten um 2 Pro-
    zentpunkte senken.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Was nützt das dem Rentner?)


    Die Senkung der Lohnnebenkosten bedeutet eine
    Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft
    und zugleich eine Verbesserung der Situation der Arbeit-
    nehmerinnen und Arbeitnehmer. Der entscheidende
    Gesichtspunkt ist, dass bei uns mehr Arbeitsplätze ge-
    schaffen werden. Ich wohne im Grenzgebiet zu Oberös-
    terreich, wo der Mehrwertsteuersatz bei 20 Prozent liegt.
    Ich kann nicht erkennen, dass es dort mehr Schwarzar-
    beit als bei uns gibt. Man sollte das Ganze vielleicht et-
    was realistischer betrachten.

    Ich erinnere an die letzte Regierungserklärung von
    Bundeskanzler Schröder. Es war Wahlkampf und er hat
    unser Wahlprogramm – es sah eine Mehrwertsteuererhö-
    hung um 2 Prozentpunkte vor bei gleichzeitiger Absen-
    kung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung von
    6,5 Prozent auf 4,5 Prozent des Bruttolohns – mit dem
    Hinweis darauf kritisiert, dass die skandinavischen Län-
    der den Arbeitsmarkt offensichtlich besser in den Griff
    bekommen haben. In diesem Zusammenhang hat er al-
    lerdings vergessen, darauf hinzuweisen, dass die skandi-
    navischen Länder einen Mehrwertsteuersatz von 25 Pro-
    zent haben. Lassen Sie uns das ohne Scheuklappen
    diskutieren! Wir sollten uns mit dieser Problematik in
    den kommenden Gesetzgebungsverfahren intensiv aus-
    einander setzen.

    Es wird über das Vorziehen der Beitragszahlung an
    die Rentenversicherung um 20 Tage geklagt; dies be-
    deute eine Mehrbelastung für die Betriebe. Als Selbst-
    ständiger kann ich das nachvollziehen. Aber, werte Kol-
    legen von der FDP, was wäre die Alternative gewesen?
    Eine Erhöhung der Beitragssätze in der gesetzlichen
    Rentenversicherung um 0,5 Prozentpunkte! Leider habe
    ich von Ihnen dazu nichts gehört.

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    (C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Die wollen immer nur die Rosinen!)


    Mit dem Fünften Gesetz zur Änderung des Dritten
    ozialgesetzbuches und anderer Gesetze schaffen wir
    ichtige Perspektiven für die Entwicklung des Arbeits-
    arktes. Wesentliche Punkte dieses Gesetzentwurfs
    urden hier schon dargelegt. Wir stärken vor allen Din-
    en die Chancen für Jugendliche. Dies ist eines der
    ntscheidenden Kriterien. Bundesarbeitsminister Franz
    üntefering hat bereits auf den Ausbildungspakt hin-

    ewiesen. Ich möchte mich der damit verbundenen Auf-
    orderung an die Wirtschaft anschließen. An dieser
    telle möchte ich den zahlreichen Betrieben, die sich der
    usbildung verbunden fühlen und zusätzliche Lehrstel-

    en schaffen, aber auch ein Dankeschön sagen. Ihr Tun
    edeutet Zukunftschancen für unsere jungen Bürgerin-
    en und Bürger. An dieser Stelle wollen wir auch zu-
    ünftig ansetzen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


    Es gilt natürlich auch, die Chancen älterer Arbeit-
    ehmerinnen und Arbeitnehmer zu stärken. In der
    chweiz und in Schweden sind zwei Drittel der über
    5-Jährigen erwerbstätig. In Großbritannien sind es
    6 Prozent. Bei uns waren es im Jahr 2004 nur knapp
    2 Prozent. Das muss uns natürlich nachdenklich stim-
    en. Vor allen Dingen unter dem Gesichtspunkt des Er-

    ahrungsschatzes, den ältere Arbeitnehmerinnen und Ar-
    eitnehmer ins Erwerbsleben einbringen, müssen wir die
    ituation bei uns verbessern.

    Wir werden die Geltungsdauer der Maßnahmen der so
    enannten 58er-Regelung verlängern.


    (Dirk Niebel [FDP]: Das ist ein Fehler!)


    eines Erachtens sollten wir dabei aber sehr kritisch
    orgehen. Ich halte es hier mit dem Kollegen Dr. Peter
    truck, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD, der immer
    agt: Ein Gesetz kommt aus dem Gesetzgebungsverfah-
    en nicht so heraus, wie es hineingegangen ist. Mögli-
    herweise müssen wir über dieses Gesetz noch diskutie-
    en. Denn es kann natürlich nicht sein, dass Großbetriebe
    iese Chancen letztendlich nutzen können, während die
    leinbetriebe den Kürzeren ziehen, weil die Beschäftig-

    en dort bis zum 65. Lebensjahr arbeiten müssen, da die
    inanzielle Lage der Betriebe es nicht erlaubt, hohe Ab-
    indungen oder Ähnliches zu zahlen.


    (Zuruf von der FDP: Die dürfen arbeiten!)


    s geht zwar darum, den Übergang vom Erwerbsleben
    ur Rente zu erleichtern, aber die Kosten für die Allge-
    einheit sind dabei auch zu berücksichtigen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    assen Sie uns darüber also noch nachdenken.

    In diesem Zusammenhang gilt es klarzustellen – das
    st heute bereits in vielfältiger Weise getan worden –,
    ass wir es schaffen müssen, die älteren Arbeitnehmer
    erstärkt im Arbeitsprozess zu halten. Das entspricht den
    eschlüssen zur Rentenversicherung, die wir im Koali-

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 337


    (A) )



    (B) )


    Max Straubinger
    tionsvertrag in den Eckpunkten niedergelegt haben. Das
    ist meines Erachtens entscheidend.

    Wir stehen dazu, dass vor allen Dingen die Rente si-
    cher ist und dass dies auch im Rahmen der Generatio-
    nengerechtigkeit gestaltet werden kann. Trotz aller Pro-
    blematik ist doch festzustellen: Die Rentnerinnen und
    Rentner können sich auf das deutsche Rentenversiche-
    rungssystem verlassen, auch wenn es natürlich besser
    wäre, wenn wir eine höhere Rücklage in der gesetzlichen
    Rentenversicherung hätten. Es ist entscheidend, dies
    auch in der Zukunft sicherzustellen. Gerade die große
    Koalition hat hierfür eine gute Chance. Haben wir bis
    Anfang oder Mitte der 90er-Jahre die Rentenpolitik in
    der Regel gemeinsam gestaltet, so ist diese Gemeinsam-
    keit in der Folge, vielleicht aus Wahlkampfgründen, auf-
    gekündigt worden. Wir haben jetzt die große Chance, für
    die Renterinnen und Rentner wieder eine gemeinsame
    Politik quer über alle Parteien zu betreiben. Ich rufe hier
    alle dazu auf, daran mitzuwirken, dass die Rente sicher
    ist; denn das höchste Gut für die Rentnerinnen und Rent-
    ner ist Sicherheit.

    Entscheidend ist nicht immer die Höhe, auch wenn
    wir stolz darauf sein können, dass die Einkommenssitua-
    tion der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland gut
    ist. Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregie-
    rung hat festgestellt, dass nur 1,3 Prozent der Rentnerin-
    nen und Rentner oder der älteren Generation der Sozial-
    hilfe anheim fallen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist 2030 ganz anders!)


    Das ist um 2 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt al-
    ler. Darauf können wir stolz sein. Auch das sollten wir
    den Menschen hier einmal darlegen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Was ist denn mit der Zukunft der Rente?)


    Dennoch werden wir sicherlich zusätzlich die kapital-
    gedeckte Vorsorge stärken müssen.

    Ich komme damit zum Schluss. – Ich bin davon über-
    zeugt, dass wir gemeinsam die Probleme in Deutschland
    bewältigen können, wenn wir sie mit dem nötigen Mut
    und der nötigen Zuversicht angehen.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Max, auf geht’s! Wir packen’s!)


    Wichtig ist für mich dabei auch, festzustellen, dass wir
    natürlich positiv nach vorn blicken müssen. Den Bedürf-
    tigen in unserer Gesellschaft, seien es ältere oder kranke
    Menschen, Menschen mit Behinderung oder Sozialhilfe-
    empfänger, können wir nur dann wirklich helfen, wenn
    wir Deutschland gemeinsam stark machen, wenn jeder
    Einzelne sein Bestes gibt und mit vollem Engagement
    dabei ist. Wer ein Herz für mehr Leistung hat, der hat
    auch einen längeren Atem für mehr Hilfe.

    In diesem Sinne: Lassen Sie uns die Aufgaben ange-
    hen! Ich bin davon überzeugt, auch aufgrund der Ver-
    handlungen zum Koalitionsvertrag und der abgelaufenen

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    (C (D age und Wochen, die wir gemeinsam erlebt haben – ich anke an dieser Stelle ausdrücklich (Ludwig Stiegler [SPD]: Max, schau zu uns her!)


    em Bundesarbeitsminister Franz Müntefering für die
    roßartige Arbeit in der Verhandlungsgruppe; ich durfte
    abei sein –, dass Deutschland nach vier Jahren besser
    astehen wird als jetzt, wenn wir auf dieser Grundlage
    nd mit diesem Geist die Probleme angehen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Stiegler hat nicht geklatscht! – Dirk Niebel [FDP]: Das Protokoll verzeichnet bitte: Lob vom Kollegen Stiegler!)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile Kollegen Markus Kurth, Fraktion Bünd-

is 90/Die Grünen, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Markus Kurth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    ber weite Strecken dieser Debatte wähnt man sich
    icht im Bundestag, sondern bei einem Wettbewerb der
    auberer und Illusionisten. Die einen versprechen das
    and, in dem Milch und Honig fließen, wenn man nur
    obin Hood zum politischen Schutzpatron wählt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    ie anderen – original Müntefering – versprechen or-
    entlich Brot und Aufstrich; als Instinktsozialdemokrat
    issen Sie, was da ankommt. Aber Sie verursachen ein
    erartiges Chaos bei der Finanzierungsarchitektur der
    ozialversicherungssysteme, dass man sich fragen muss,
    b am Ende überhaupt noch ein Knäckebrot übrig bleibt.

    Denn was machen Sie? Erstens nehmen Sie eine
    ehrwertsteuererhöhung vor, von der gestern Peer

    teinbrück, Ihr eigener Finanzminister, sagte, sie sei für
    ie Wirtschaft kontraproduktiv.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da haben wir es!)


    an muss also gar nicht auf Zitate aus dem Wahlkampf
    urückgreifen; erst gestern ist das von dieser Stelle aus
    estgestellt worden. Das heißt, Sie beschränken Wachs-
    um, aber auch Beschäftigung und die Lohnsumme und
    amit natürlich die Einnahmen für die Sozialversiche-
    ung. Einen Teil von diesem Geld wollen Sie zur Sen-
    ung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge verwenden.
    eil das aber nicht komplett reicht, müssen Sie – das

    inde ich bedauerlich, liebe Sozialdemokraten – auch die
    ktive Arbeitsmarktpolitik ein bisschen ausdünnen, ob-
    ohl sie schon zurückgefahren worden ist. Dieses biss-

    hen Geld, diese Steuermittel, packen Sie dann in die
    ozialversicherung.

    Gleichzeitig aber nehmen Sie zweitens aus einem be-
    achbarten Zweig der Sozialversicherung, der gesetzli-
    hen Krankenversicherung, Steuern in Höhe von
    ,2 Milliarden Euro heraus und produzieren durch die

    338 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005


    (A) )



    (B) )


    Markus Kurth
    Mehrwertsteuererhöhung eine zusätzliche Finanzie-
    rungslücke von 900 Millionen Euro. Das macht zusam-
    men 0,5 Beitragssatzpunkte.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und dann rechnen die mit minus 0,5 bei den Beiträgen zur Krankenversicherung bei den Rentnern! Wo sollen die denn herkommen?)


    Drittens wird die gesetzliche Rentenversicherung,
    ein weiterer Zweig der Sozialversicherung, kurzfristig
    mit einem Einnahmeausfall von 2 Milliarden Euro belas-
    tet, weil Sie nämlich den Rentenversicherungsbeitrag für
    die Arbeitslosengeld-II-Bezieher um die Hälfte kürzen.

    Viertens. 2007 wird der Rentenversicherungsbeitrag
    auf 19,9 Prozent erhöht.

    Auf dieses unselige Kuddelmuddel von Geben und
    Nehmen setzen Sie dann laut Koalitionsvertrag als mit-
    telfristige Perspektive auch noch die Absicht, den Bun-
    deszuschuss zur Rentenversicherung einzufrieren. Dazu
    sagte am 16. November selbst der damalige CDU-
    Rentenexperte Andreas Storm – der jetzt ins Bildungs-
    ministerium weggelobt wurde, damit er nicht mehr stö-
    ren kann – ganz klar, dass der Bundeszuschuss weder auf
    diesem Niveau noch auf dem Niveau von 2007 eingefro-
    ren werden kann.

    Auf diese Art und Weise werden Sie die kürzlich ver-
    einbarten Ziele der Niveausicherung der Rente und der
    Beitragssatzstabilität nicht erreichen. Das muss man hier
    einmal ganz klar feststellen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Alles in allem ist das Ganze ein unheimlich grobes
    Gefummel. Von Ihren kleinen Schritten gehen letzten
    Endes einer vor, einer zurück und zwei Trippelschritte
    seitwärts


    (Dirk Niebel [FDP]: Wie unter Rot-Grün eigentlich!)


    und am Ende des Tages kratzen Sie sich am Kopf und
    fragen sich, warum Sie nicht vorwärts gekommen sind.

    Man findet keine Antwort auf die Kardinalfrage be-
    züglich der sozialen Sicherung, nämlich das Problem der
    zurückgehenden abhängigen Beschäftigung und der zu-
    rückgehenden Sozialversicherungseinnahmen. Das ist
    das Kernproblem. Da mögen manche sagen, die Mini-
    jobs seien dafür verantwortlich. Aber selbst wenn wir
    alle Minijobs in voll sozialversicherungspflichtige Be-
    schäftigung umwandeln würden, hätten wir in der Er-
    werbsgesellschaft weiterhin den Trend, dass mehr outge-
    sourct wird, dass es mehr so genannte Ein-Mann-
    Unternehmen oder Freelancer gibt,


    (Dirk Niebel [FDP]: Das waren früher mal Scheinselbstständige, als ihr noch regiert habt!)


    dass die Arbeitswelt sich so verändert, dass die Sozial-
    versicherungseinnahmen sinken, weil die abhängige Be-
    schäftigung zurückgeht.

    Sie hatten doch zumindest im Ansatz einmal die Er-
    kenntnis, dass die Lohneinkommen sinken und andere

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    (C (D inkommensarten – Einkommen aus Kapital, Selbsttändigkeit, Vermögen, Zinsen, Mieten, Pachten – an Beeutung gewinnen. Sie selbst, liebe Sozialdemokraten, aben doch genau darauf die Forderung einer Bürgerersicherung und einer Verbeitragung ebendieser Betandteile des Volkseinkommens fußen lassen. Von dieen ganzen Überlegungen und Erkenntnissen ist im oalitionsvertrag aber überhaupt nichts mehr zu finden. (Elke Ferner [SPD]: Da mussten ja auch zwei unterschreiben, nicht nur wir allein!)


    tattdessen setzen Sie auf die Belebung des klassischen
    ollbeschäftigungsmodells, das es so nicht mehr geben
    ird. So ehrlich müssen wir sein und das müssen wir
    lar sagen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir als Bündnis 90/Die Grünen haben darauf Ant-
    orten.


    (Dirk Niebel [FDP]: Das Problem ist, euch fragt keiner!)


    ir sind dafür, die soziale Sicherung über einen stärke-
    en Steueranteil zu finanzieren, statt ein solches Hin und
    er zu veranstalten. Wir haben die Bürgerversicherung
    anz klar thematisiert. Wir schlagen vor, die Steueran-
    eile zielgerichtet dort einzusetzen, wo sie die größte He-
    elwirkung entfalten, nämlich bei den gering Qualifi-
    ierten und Niedriglohnbeschäftigten; dort kann eine
    ezuschussung der Sozialversicherungsbeiträge in der
    erspektive die höchste Beschäftigungswirkung entfal-

    en.

    Aber wenn Sie schon bei der Finanzierung keine gro-
    en Schritte machen können oder wollen, hätte man
    och wenigstens einen kleinen Schritt bei der institutio-
    ellen Struktur der Sozialversicherung machen können.
    as meine ich? Ich meine, die einzelnen Zweige der So-

    ialversicherung wirken unvollständig und nicht wirk-
    ich gut zusammen. Nirgends wird das so deutlich wie
    m Bereich der Politik für Menschen mit Behinderun-
    en, wo wir im Moment die absurde Situation haben,
    ass die Berufsförderungswerke nicht hinreichend von
    er Bundesagentur für Arbeit beschickt werden, wo-
    urch wir es versäumen, Menschen mit Behinderungen
    ine ordentliche zweite Berufsausbildung zu geben, da-
    it sie wieder einen sozialversicherungspflichtigen Ar-

    eitsplatz im Erwerbsleben einnehmen können.

    Was wir da auf der einen Seite kurzfristig bei der
    undesagentur einsparen, das werden wir in den nächs-

    en Jahren wegen der Langzeitarbeitslosigkeit dieser
    ersonen ausgeben müssen; ganz abgesehen von dem
    ersönlichen Schicksal dieser Menschen. Das ist ein rie-
    iges Problem, bei dem ich mir gewünscht hätte, dass
    ie das angesprochen hätten. Denn ich glaube, dass in
    iesem Haus in Bezug auf diese Frage eine relativ große
    inigkeit besteht. Wir haben es kurz vor Ende der letzten
    egislaturperiode als rot-grüne Koalition im Zusammen-
    ang mit dem Bericht der Bundesregierung über die
    age von Menschen mit Behinderung in einem Ent-
    chließungsantrag angesprochen. Ich weiß, dass von der
    DU/CSU Herr Hüppe und andere Kleine Anfragen zur

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 339


    (A) )



    (B) )


    Markus Kurth
    Wiedereingliederung von Menschen mit Behinderungen
    in den Beruf gestellt haben. Sie haben uns da ja auch
    richtig getriezt und die richtigen Fragen gestellt.
    Schließlich vermute ich, dass auch der Kollege Seifert
    zustimmen wird. Das heißt, wir hätten die Chance, hier
    eine ganz große Koalition für einen kleinen, aber wichti-
    gen Schritt für einige zehntausend Menschen zustande
    zu bekommen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie uns doch wenigstens versuchen, bei solchen
    Punkten den notwendigen Pragmatismus an den Tag zu
    legen, wenn man es schon nicht hinbekommt, die wirk-
    lich großen Schritte in die richtige Richtung zu tun.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)