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ID1600602000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/6 die Statistik zur Informationsgesellschaft (Informationsgesellschaftsstatistikgesetz – InfoGesStatG) (Drucksache 16/40) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung Kornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 312 D 313 A 323 B 324 D 326 C 330 A 332 A 334 B 335 D 337 C 339 B 341 A Deutscher B Stenografisch 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über i Z A K t l N z ( F D I 309 B 309 B 310 C 311 B 311 D 312 A des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze (Drucksache 16/109) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 A undestag er Bericht ng . Dezember 2005 t : n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 8 ntrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, atja Kipping, Kornelia Möller und der Frak- ion DIE LINKE: Angleichung des Arbeits- osengeldes II in den neuen Ländern an das iveau in den alten Ländern rückwirkend um 1. Januar 2005 Drucksache 16/120) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Müntefering, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Falk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 B 313 B 315 C 318 B 320 A Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . 342 D 344 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Siebert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 346 C 348 A 349 D 351 D 353 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 309 (A) ) (B) ) 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 353 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten * Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Barthle, Norbert CDU/CSU 02.12.2005 Beckmeyer, Uwe SPD 02.12.2005 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Binninger, Clemens CDU/CSU 02.12.2005 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 02.12.2005 Bollen, Clemens SPD 02.12.2005 Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Brüderle, Rainer FDP 02.12.2005 Bülow, Marco SPD 02.12.2005 Burgbacher, Ernst FDP 02.12.2005 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Ernst, Klaus DIE LINKE 02.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 02.12.2005 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Freitag, Dagmar SPD 02.12.2005 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 02.12.2005 Gabriel, Sigmar SPD 02.12.2005 Ibrügger, Lothar SPD 02.12.2005 Kipping, Katja DIE LINKE 02.12.2005 Kossendey, Thomas CDU/CSU 02.12.2005 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 K L L L N P D D D S D S D D W D W D Z A (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates uhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 afontaine, Oskar DIE LINKE 02.12.2005 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 02.12.2005 öning, Markus FDP 02.12.2005 eumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 02.12.2005 ries, Christoph SPD 02.12.2005 r. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 02.12.2005 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 02.12.2005 r. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 chily, Otto SPD 02.12.2005 r. Schmidt, Frank SPD 02.12.2005 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 02.12.2005 r. Schwanholz, Martin SPD 02.12.2005 r. Volkmer, Marlies SPD 02.12.2005 ächter, Gerhard CDU/CSU 02.12.2005 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 02.12.2005 issmann, Matthias CDU/CSU 02.12.2005 r. Wodarg, Wolfgang SPD 02.12.2005* ypries, Brigitte SPD 02.12.2005 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6. Sitzung Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ilse Falk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

    dieser Woche wurde bei der Verleihung des Deutschen
    Sozialpreises 2005 durch die Bundesarbeitsgemeinschaft
    der Freien Wohlfahrtspflege unter anderem der Journa-
    list Walter Wüllenweber für seine Reportage „Das wahre
    Elend“ ausgezeichnet, die er vor einem Jahr veröffent-
    licht hat. Walter Wüllenweber beschreibt in dieser Re-
    portage mit schonungsloser Klarheit seine Wahrneh-
    mung des Alltags so genannter Unterschichten, also
    derjenigen, die am häufigsten Zielgruppe staatlicher So-
    zialpolitik sind. Er hinterfragt Armut, Arbeitslosigkeit,
    Bildungs- und Ausbildungsarmut sowie Armut als Ursa-
    che von Krankheit. Er nimmt die desolate Situation von
    Menschen am Rande unserer Gesellschaft in den Fokus
    und fragt danach, ob das viele Geld, das wir hier ausge-
    ben, wirklich sinnvoll angelegt ist.

    Er kommt in seiner Reportage, die ich Ihnen dringend
    zur Lektüre empfehle, zu dem Schluss, dass das Schick-
    sal der Menschen in der Unterschicht Deutschlands
    keine Frage von Mitleid und Barmherzigkeit ist, sondern
    – ich zitiere –:

    Es ist eine Überlebensfrage für die gesamte Gesell-
    schaft. Keine Volkswirtschaft kann es sich auf
    Dauer leisten, mehr als zehn Prozent durchzufüt-
    tern. Die kulturelle Spaltung lässt sich nicht mit den
    Mitteln des Sozialstaates überwinden, nicht mit Al-
    mosen, nicht mit Sozialhilfe, nicht mit Geld. Die
    Unterschicht braucht echte Investitionen in ihre Zu-
    kunft, Investitionen in die Köpfe der Menschen,
    nicht in den Bauch. Bildungsausgaben zahlen sich
    bereits in wenigen Jahren aus – nachweislich. Aus
    guten Schülern werden bald gute Steuerzahler. Ein
    besseres Investment können Staaten nicht tätigen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Soweit das Zitat aus der Berichterstattung über „Das
    wahre Elend“, ein Zitat, das sicherlich herausfordert.

    Bei seiner Vorstellung wurde Walter Wüllenweber ge-
    fragt, ob er keine Angst habe, Beifall von der falschen
    Seite zu bekommen, nämlich von denen, die seinen Bei-
    trag sofort als Alibi zum Streichen von Leistungen miss-
    brauchen würden. Dabei wurde sicherlich an die Politi-
    ker gedacht. Ich kann die Fragerin beruhigen. Nicht weil
    ich Leistungen für Menschen, die ganz eindeutig unsere
    Hilfe benötigen, einschränken will, habe ich diese ein-
    drückliche Erfahrung an den Anfang meiner Rede ge-
    stellt, sondern weil ich glaube, dass die unvoreingenom-

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    (C (D ene Wahrnehmung der Realität in diesem Beitrag orbild für unser Handeln in der Arbeitsund Sozialolitik sein muss. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Brandner [SPD])


    Ich denke, wir alle haben in der Vergangenheit viel zu
    ft und viel zu schnell nach dem vermeintlich einfache-
    en Mittel der Problemlösung gegriffen, nämlich Heilen
    urch Geld. Vielleicht hat es also auch sein Gutes, dass
    nzwischen unsere Kassen so grauenvoll leer sind, dass
    ir gezwungen sind, die Sinnhaftigkeit aller Leistungen

    uf den Prüfstand zu stellen, um die knappen Mittel so
    ielgenau wie möglich einzusetzen. Da sollte man auch
    or ungewöhnlichen Wegen nicht zurückschrecken und
    mmer wieder einmal neue Gedanken einfließen lassen.

    Ich will nur ein kleines Beispiel nennen. Wir tun viel
    ur Eingliederung Langzeitarbeitsloser. Wir haben
    inarbeitungsmaßnahmen, wir haben Training on the
    ob und Ähnliches. Wir erfahren wegen der Forderung in
    nserem Programm, die Zahl der Saisonarbeitskräfte aus
    em Ausland um ein Viertel zu reduzieren, großen Wi-
    erstand. Wir sollten vielleicht einfach einmal darüber
    achdenken, ob diese Trainingsmaßnahmen nicht auch
    en Körper betreffen sollten und nicht nur den Kopf und
    b wir nicht vielleicht einen Monat lang den Arbeits-
    osen Fitnessangebote machen sollten, damit sie dann,
    enn sie eingesetzt werden, tatsächlich die von ihnen er-
    artete Arbeit leisten können.

    Arbeits- und Sozialpolitik hat zwei Facetten, einer-
    eits Prävention: Wie können wir verhindern, dass Men-
    chen bereits mit ihrer Geburt nahezu chancenlos sind?
    elche Hilfen sind zielführend, wenn es darum geht, so

    enannte Sozialhilfekarrieren zu durchbrechen? Ande-
    erseits geht es um Hilfe in aktuellen Lebenssituationen:

    as ist zu tun, wenn Menschen, aus welchen Gründen
    uch immer, nicht allein für sich sorgen können, sondern
    ie Hilfe der Solidargemeinschaft brauchen? Welche
    ysteme können vorbeugend organisiert werden und was
    ann der Staat als Akuthilfe anbieten?

    Keine Sorge, ich will jetzt nicht den Sozialstaat neu
    efinieren, aber doch dafür werben, die Zusammenhänge
    ieder deutlicher in den Blick zu nehmen. Der gemein-

    am beschlossene Koalitionsvertrag bietet, wie ich finde,
    ller ihm vorgeworfenen Unvollkommenheit zum Trotz
    ierfür eine gute und handfeste Grundlage. Ausgehend
    on den notwendigen Rahmenbedingungen für eine
    irtschaft, von der wir mit Recht erwarten, dass sie ih-

    er Verantwortung für die Menschen gerecht wird, für
    in Bildungssystem, das seine Absolventen mit solider
    ildung und lebenstüchtig entlässt, bis hin zu den not-
    endigen Maßnahmen in besonderen Lebens- und Not-

    ituationen finden wir in den Kapiteln „Mehr Chancen
    ür Innovation und Arbeit, Wohlstand und Teilhabe“ so-
    ie „Familienfreundliche Gesellschaft“ eine Fülle von
    uten Vorhaben.

    Die Fachbereiche Wirtschaft, Bildung und Familie,
    enioren, Frauen und Jugend, die die wesentlichen Trä-
    er von Prävention sind, wurden bereits im Rahmen der
    eneralaussprache diskutiert. So lassen Sie mich zu dem

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 321


    (A) )



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    Ilse Falk
    Kapitel, das sich mit dem Arbeitsmarkt und Impulsen für
    mehr Beschäftigung befasst, einige Ausführungen ma-
    chen.

    Da geht es beispielsweise um „Vorfahrt für junge
    Menschen“ – ich zitiere –:

    Wir brauchen gut ausgebildete, hoch motivierte,
    kreative junge Menschen, damit wir unser Land
    auch im 21. Jahrhundert erfolgreich gestalten kön-
    nen.

    Weiter heißt es:

    Unser Ziel ist es, die Ausbildungs- und Beschäfti-
    gungschancen von Jugendlichen deutlich zu verbes-
    sern und die Jugendarbeitslosigkeit nachhaltig zu
    senken.

    Dazu sind gemeinsame Anstrengungen aller nötig.

    Auch wenn man die Worte „Bündnis“ oder „Pakt“ all-
    mählich nicht mehr hören kann, so treffen sie doch den
    Kern der Sache: alle mit der entsprechenden Fachkom-
    petenz an einen Tisch zu bringen. Es gilt daher, Bünd-
    nisse in den Bereichen Bildung, Ausbildung, Förderung
    und Aktivierung hilfebedürftiger Menschen zu schlie-
    ßen.

    Eine weitere Zielgruppe sind für uns die älteren Ar-
    beitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der Herr Minis-
    ter hat dazu eben schon vieles gesagt. Es geht nicht nur
    darum, dass ältere Menschen in der Regel gern noch ar-
    beiten möchten und dass Arbeit für die allermeisten Le-
    bensqualität und Lebenswert bedeutet, sondern es geht
    auch um ganz handfeste ökonomische Gesichtspunkte:
    Menschen, die nicht mehr arbeiten dürfen, brauchen
    Leistungen und erbringen selbst keine.

    Ich möchte nur noch auf einen Teil dessen eingehen,
    was ich zu diesem Thema eigentlich sagen wollte. Kürz-
    lich habe ich aus der Wirtschaft Klagen gehört, dass wir
    einen großen Mangel an Ingenieuren haben. Angeblich
    werden wir in Zukunft ein Defizit von 30 000 Ingenieu-
    ren haben. Angesichts dessen können wir es uns nicht
    leisten, auf 22 000 arbeitslose Ingenieure zu verzichten,
    bloß weil sie älter als 50 Jahre sind.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Viele Arbeitgeber glauben offensichtlich, dass ein Be-
    werber über 50 Jahre weder fähig noch in der Lage ist,
    die Anforderungen, die mit einer Ingenieurtätigkeit
    heute verbunden sind, zu erfüllen. Das kann man doch
    nicht einfach so hinnehmen; vielmehr muss man da ge-
    gensteuern.

    Viel zu lange wurde darüber hinaus geglaubt, dass wir
    Menschen über 50 Jahre aus dem Erwerbsleben ausglie-
    dern müssen, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Das
    war ein bedauerlicher Irrtum.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Kosten dieser Maßnahmen lasten noch immer
    schwer auf unseren Sozialsystemen.

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    (C (D Da mit dem früheren Renteneintritt – dank der läneren Lebenserwartung – auch ein deutlich längerer entenbezug einhergeht, leidet die Rentenversicherung atürlich ganz besonders: Nicht nur die Ausgaben sind norm gestiegen; vielmehr gehen auch die Einnahmen ufgrund der wegbrechenden sozialversicherungspflichigen Beschäftigungsverhältnisse dramatisch zurück. Genau aus diesem Grunde will die große Koalition ier einen Weg beschreiten, der in der Bevölkerung siherlich keine Begeisterungsstürme auslösen wird, aber ennoch unvermeidbar ist. Die gesetzliche Rentenvericherung befindet sich jetzt in einer bisher nicht geannten finanziellen Schieflage. Seit Monaten kann die ahlung der Renten nur noch durch ein Vorziehen der undeszuschüsse sichergestellt werden. In diesem Moat ist zum ersten Mal in der Geschichte der Rentenvericherung sogar ein Darlehen des Bundes zur Sicherung er Liquidität erforderlich. (Dirk Niebel [FDP]: Und was machen Sie jetzt dagegen, damit das nicht mehr passiert?)


    Wenn wir wollen, dass die gesetzliche Rentenver-
    icherung dennoch eine verlässliche Säule der Alters-
    icherung bleibt – das wollen wir –, dann müssen wir
    andeln. Dazu haben wir einige Beschlüsse gefasst, die
    ier noch im Einzelnen zu diskutieren sind. Die Umset-
    ung dieser Beschlüsse wird sicherlich keine vergnü-
    ungssteuerpflichtige Veranstaltung. Aber es geht nun
    inmal nicht anders, solange sich die Situation auf dem
    rbeitsmarkt nicht verbessert hat. Dort für eine Verbes-

    erung zu sorgen ist der Dreh- und Angelpunkt unseres
    andelns.


    (Dirk Niebel [FDP]: Deswegen braucht man die richtigen Rahmenbedingungen! Eine gute Lektüre wäre das Papier vom Wechselgipfel! Da steht das nämlich drin!)


    Was wir den Arbeitnehmern zumuten, nämlich die
    ahlung höherer Rentenbeiträge und eine längere Le-
    ensarbeitszeit, wird ebenfalls nicht nur auf Begeiste-
    ung stoßen. Die Rentenversicherungsbeiträge müssen
    ir so schnell wie möglich wieder senken. Ich kann al-

    erdings nicht verstehen, dass es so viel Widerstand ge-
    en eine längere Lebensarbeitszeit gibt. Angesichts der
    eistungsfähigkeit der Menschen kann man das gut ver-
    ntworten. Ich verweise darauf, dass es im Koalitions-
    ertrag die Klausel gibt, dass wir die Anhebung der Al-
    ersgrenze nur dann einführen wollen, wenn ältere

    enschen auch Arbeit auf dem Arbeitsmarkt finden.
    as ist ein Zusammenhang, der ganz notwendigerweise
    esehen werden muss.

    Obwohl schon einiges zum Thema Kombilohn ge-
    agt wurde, will ich aus meiner Sicht noch hinzufügen,
    as ich für unbedingt notwendig halte. Der Kombilohn

    st für uns ein Instrument, mit dem man sicherlich viel-
    ach Anreize für Beschäftigung schaffen kann, also Un-
    ernehmen dazu bewegen kann, Menschen zu beschäfti-
    en, die nicht die volle Leistung bringen können. Wir
    einen damit nicht dauerhafte Subventionen für Unter-

    ehmen und wollen auch nicht noch ein zusätzliches Ar-
    eitsmarktinstrument, sondern wir wollen bestehende

    322 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005


    (A) )



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    Ilse Falk
    Programme und Maßnahmen zur Lohnergänzung bün-
    deln und daraus einen erfolgreichen Förderansatz ma-
    chen. Das soll eine Arbeitsgruppe leisten, die allerdings
    nicht auf viele Jahre angelegt ist. Im nächsten Jahr soll
    auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe
    ein Konzept erarbeitet werden.


    (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Da bin ich aber gespannt!)


    Wichtig ist mir, in diesem Zusammenhang auch die
    Problematik „Menschen mit Behinderungen und Ar-
    beitsmarkt“ in den Blick zu nehmen. Hierzu gibt es zwar
    mancherlei gute Instrumente, etwa Ausgleichszahlungen
    für Arbeitgeber und Eingliederungszuschüsse. Aber in
    Erwägung zu ziehen sind beispielsweise realistischere
    Minderleistungsausgleichszahlungen, die den tatsäch-
    lichen Einschränkungen besser Rechnung tragen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum sagt der Vertrag nichts dazu?)


    Ich denke zum Beispiel an Menschen, die häufiger
    Pausen brauchen, in denen sie sich hinlegen können, um
    danach wieder leistungsfähiger zu sein, die schlicht und
    ergreifend längere Zeit für die Toilette benötigen, die
    durch Krankheiten wie Multiple Sklerose in manchen
    Tätigkeiten zeitweise oder zunehmend verlangsamt oder
    eingeschränkt sind.

    Eine weitere Aufgabe im Zusammenhang mit der Be-
    schäftigung von Menschen mit Behinderungen ist eine
    verbesserte Aufklärung von Arbeitgebern über Unter-
    stützungsangebote zur Ausgestaltung von behinderten-
    gerechten Arbeitsplätzen. Da herrscht trotz aller Bemü-
    hungen der Arbeitsagenturen immer noch sehr viel
    Unkenntnis.

    Ermutigung brauchen wir zur Erprobung eines Ar-
    beitsverhältnisses mit Behinderten, ohne dass die Furcht
    vor Unkündbarkeit eine Einstellung von vornherein ver-
    hindert. Nicht immer sind unsere Arbeitsschutzgesetze
    für die Betroffenen wirklich hilfreich.


    (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Na, na, na!)


    – Nicht immer.

    Wir brauchen erleichterte Rückkehrmöglichkeiten für
    Behinderte, die aus einer Werkstatt heraus den Versuch
    unternehmen – den sollten wir unterstützen –, am ersten
    Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, aber damit vielleicht nicht
    zurechtkommen. Für diese ist eine Rückkehr in die
    Werkstatt sehr schwer.

    Behinderte Menschen brauchen unsere besondere Un-
    terstützung. Ihre umfassende Teilhabe an der Gesell-
    schaft ist zu verwirklichen. Sie wollen selbstbestimmt
    und möglichst selbstständig leben. Dazu müssen wir un-
    sere Unterstützung anbieten. Es sollte viel selbstver-
    ständlicher sein, dass sie ihren Platz mitten in der Gesell-
    schaft finden und nicht nur in noch so schönen
    Sondereinrichtungen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNIS D v m L l s a r a t m B s u d c g t j z l l l c M b d u z a z v s z t l G B P e D v s d s G r (C (D SES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


    iese Sondereinrichtungen sind selbstverständlich in
    ielen Fällen eine ideale Lösung,


    (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Na, na, na!)


    anchmal aber auch eine sehr bequeme für eine glatte
    ifestyle-Gesellschaft.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Zu dem vorliegenden Gesetzentwurf werden die Kol-
    egen Brauksiepe und Straubinger Stellung nehmen. Las-
    en Sie mich deshalb schließen mit der Ermutigung,
    uch unkonventionelle Wege zu bedenken, wenn es da-
    um geht, Menschen die Teilhabe an der Gesellschaft
    uch über ehrenamtliches Engagement in der Kombina-
    ion mit Erwerbsarbeit zu eröffnen, wenn es denn nicht

    öglich ist, einen vollen Arbeitsplatz zu bekommen.

    Ich denke da an ein sehr erfolgreiches Beispiel von
    est Practice, das Bürgerjahr. Das ist vom Evangeli-

    chen Stadtkirchenverband in Essen eingerichtet worden
    nd ist dort vor vielen Jahren auf den Weg gebracht wor-
    en. Das Bürgerjahr ist eine neue Form gesellschaftli-
    her Arbeit, die mit existenzsichernder und – das ist
    anz wichtig – sozialversicherungspflichtiger Vergü-
    ung in Höhe von brutto 1 000 Euro pro Monat auch den-
    enigen ein Vollzeitengagement ermöglicht, die sich das
    um Beispiel zu den Bedingungen des freiwilligen sozia-
    en Jahres nicht leisten können.

    Das Bürgerjahr bedeutet Engagement in allen mög-
    ichen gemeinwohlbedeutsamen Praxisfeldern, in sozia-
    en, soziokulturellen und ökologischen Aufgabenberei-
    hen wie persönliche Unterstützungsdienste für
    enschen mit besonderem Hilfebedarf in allen Lebens-

    ereichen – also Assistenzdienste, Integrationshilfs-
    ienste, Alltagslebenshilfen –, zur Ergänzung familiären
    nd nachbarschaftlichen Engagements und zur Ergän-
    ung der Arbeit professioneller Dienste. Es ist Projekt-
    rbeit, also Freiwilligenarbeit, das heißt eine Tätigkeit
    ur Entwicklung und Mitgestaltung integrativer, kreati-
    er sozialer Projekte auf der Grundlage eigener Interes-
    en und Fähigkeiten.

    Das Bürgerjahr ist Alternative zur Arbeitslosigkeit,
    um Brachliegenlassen menschlicher Ressourcen, Al-
    ernative zu Minijobs und fremdbestimmter Niedrig-
    ohnarbeit, eine weiterführende Ergänzung zu den
    emeinwohlarbeitsgelegenheiten nach Hartz IV, zum
    eispiel 1-Euro-Jobs, Alternative zu Pflichtdienst,
    flichtarbeit und anderen unzureichenden Zivildienst-
    rsatzlösungen und Alternative zu gesellschaftlicher
    esintegration, zur Entsolidarisierung, zu Gemeinwohl-
    erlusten.

    Weil das Bürgerjahr nicht nur Freude macht, sondern
    ich auch rechnet, sind inzwischen etwa 150 Menschen
    ort beschäftigt. Auch die Arbeitsagentur in Essen unter-
    tützt diese Möglichkeit, jedenfalls soweit die derzeitige
    esetzeslage dies zulässt. Ich denke, es macht Sinn, da-

    über miteinander zu sprechen.

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 323


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    Ilse Falk

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe das letzte
    Beispiel so ausführlich dargestellt, um deutlich zu ma-
    chen, wie wichtig es ist, dass wir uns auch Gedanken
    über die machen, die nicht das Glück eines regulären Ar-
    beitsplatzes haben, aber dennoch am Arbeitsleben teilha-
    ben wollen, die etwas tun wollen. Deshalb will ich de-
    finitiv schließen mit der Erfahrung einer Mutter von
    zwei kleineren Kindern, die lange arbeitslos war, von
    Sozialhilfe lebte und im Rahmen des Bürgerjahrs in der
    Behindertenarbeit eine neue Chance bekam. Sie schil-
    derte ihren Tagesbeginn so: Wenn ich morgens zur Ar-
    beit komme, fällt mir Hans um den Hals und begrüßt
    mich voller Freude mit „Hallo!“. – Sie fragt mich: Ha-
    ben Sie das schon einmal bei einem Fließband erlebt? –
    Sie liebt ihre Arbeit und wünscht sich, dort länger zu
    bleiben, ohne dass sie einen höheren Lohn fordern
    würde.

    Ich stelle mir vor, wie diese Mutter, erfüllt und glück-
    lich von ihrer Arbeit, die sie geleistet hat, am Abend
    nach Hause kommt und ihren Kindern davon erzählt.
    Wie viel besser ist ein solches Vorbild für Kinder als der
    oft trostlose Alltag in Arbeitslosenfrust und Ausge-
    schlossenheit!

    Sehr geehrter Herr Minister Müntefering, liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen, auf ein gutes und kreatives Mit-
    einander!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort hat nun die Kollegin Kornelia Möller für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kornelia Möller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich fand

    es sehr erstaunlich, nach drei Jahren endlich einmal wie-
    der eine sozialdemokratische Rede von der SPD zu hö-
    ren. Das ist in der letzten Zeit doch eher selten gewesen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber man darf daran keine falschen Hoffnungen knüp-
    fen. Da sich die SPD ja nun mit der CDU/CSU eingelas-
    sen hat, wird diese schöne Rede das bleiben, was sie ist:
    Worte auf dem Papier. Schade!

    Mit Mut und Menschlichkeit will die große Koalition,
    glaubt man dem Leitmotiv ihrer Koalitionsvereinbarung,
    unser Land regieren. Schön wäre das, möchte man mei-
    nen. Überprüft man dann aber einige zentrale Vorhaben
    wie zum Beispiel die ins Auge gefassten Veränderungen
    in der Arbeitsmarktpolitik, kommen erhebliche Zweifel
    auf. Schwarz-Rot setzt in seinem Koalitionsvertrag wei-
    terhin auf die Senkung der Lohnzusatzkosten. Das
    spiegelt das Festhalten an einem fehlgeschlagen neolibe-
    ralen Kurs wider. Es hat nichts mit Mut zu tun, wenn
    man die gleichen Fehler immer wieder macht.


    (Beifall bei der LINKEN)


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    (C (D ittlerweile müsste auch Ihnen klar geworden sein, dass inkende Lohnkosten und Steuerentlastungen für Unterehmen nicht automatisch zu mehr Arbeitsplätzen fühen. Gewerkschaftlich errungene Rechte wie der Kündiungsschutz werden auch von dieser neuen Koalition, lso auch wieder von der SPD, geopfert. Die Verlängeung der Probezeit auf zwei Jahre bei Neueinstellungen edeutet die faktische Abschaffung des Kündigungschutzes und wird, wie wissenschaftliche Studien ergaen, wenig Auswirkungen auf die Arbeitsmarktlage haen. Aber sie hat Auswirkung auf die abhängig eschäftigten. Sie werden weiter diszipliniert und das ührt zu einem größeren Klima von Angst und Unsichereit im Land. ngst macht krank. Es gibt Studien, die belegen, dass eit Einführung von Hartz IV die Zahlen der chronisch ranken, derjenigen mit Angststörungen und Depressioen gestiegen sind. Ich bitte, das zu bedenken. Nebenei: Angst regt auch nicht gerade den privaten Konsum n. Die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erden also weiter geschwächt. Höhere Erpressbarkeit er Unternehmensbelegschaften und stärkerer Druck auf ie Löhne werden die Folge sein. Das ist weder mutig och menschlich. Aber die arbeitsmarktpolitischen Voraben der neuen Bundesregierung sind auch kein Beleg ür Menschlichkeit. Die Koalition setzt Hartz IV fort und ekämpft nicht die Arbeitslosigkeit, sondern die Arbeitsosen. Weiter also mit Repressionen gegenüber jenen, ie ohne eigenes Verschulden gewissermaßen als Opfer iner unfähigen Politik von Staat und Unternehmen auf er Straße liegen. Ostdeutsche Menschen und Menschen it Migrationshintergrund betrifft das bekanntermaßen berdurchschnittlich. In das Bild der Politik gegen Arbeitslose passen Raserfahndung, flächendeckende telefonische Überwahung und mehr Hausbesuche zur Erfassung angeblicher eistungsbetrüger und Arbeitsunwilliger. Ich finde es ehr schön, Herr Müntefering, dass Sie den Missrauchsvorwurf etwas zurückgenommen haben. Allerings finde ich diese neudeutschen Wörter „Dehnung“ nd „Überdehnung“ als Bezeichnung dafür, dass Menchen ihre Rechte in Anspruch nehmen, auch nicht viel esser. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sind alte deutsche Wörter!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Medien machen bei dieser Diffamierungskampa-
    ne mit und schon ist die Schuldfrage geklärt. Sie ziehen
    as Fazit: Betrug, wohin man sieht, und die Ämter müs-
    en dann natürlich die überwachen, die Leistungen miss-
    rauchen. Dann kann man auch noch lesen, Hartz IV sei
    m Prinzip ein gutes Gesetz. Aber mit der Stigmatisie-
    ung Unschuldiger soll nur kaschiert werden, dass nicht
    eistungsmissbrauch, sondern in erster Linie falsche Be-

    echnungen und fatale Fehleinschätzungen der Vorgän-
    erregierung zu den von Rot-Grün nicht erwarteten ho-
    en Kosten für Hartz IV führten. Ganz deutlich: Es

    324 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005


    (A) )



    (B) )


    Kornelia Möller
    fehlen Angebote auf dem Arbeitsmarkt. Hartz IV hat
    nicht einen einzigen Arbeitsplatz gebracht.

    Ganz schön ist auch die neue Überlegung, dass, um
    600 Millionen Euro einzusparen, junge Arbeitslose von
    dieser Koalition entmündigt werden. Mit überwachungs-
    staatlichen Mitteln, neu ins Auge gefassten Regelungen
    zum grundsätzlichen Rückgriffsrecht für junge Men-
    schen bis 25 und zur Einschränkung des Erstwohnungs-
    bezugs von Jugendlichen will die neue Regierung offen-
    bar die Linie verfassungsrechtlich fragwürdiger
    Einschränkungen der Menschenrechte durch die
    Arbeitsmarktpolitik fortsetzen. Eine neue Welle von
    Sozialgerichtsverfahren steht an. Ich kann Ihnen schon
    jetzt sagen, dass wir, die Linke, auch weiterhin die Be-
    troffenen bei der Wahrung ihrer Rechte unterstützen
    werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Millionenfache Proteste im eigenen Land gegen die
    Hartz-Gesetze hatten Rot-Grün, die in dieser Frage be-
    reits als Teil einer großen Koalition handelten, kaum be-
    eindruckt. Es musste erst der Europäische Gerichtshof in
    einem Urteil nachweisen, dass die Hartz-Gesetze gegen
    Menschenrechte verstoßen, da älteren Beschäftigten ab
    ihrem 52. Lebensjahr unterschiedslos bis zum Ruhestand
    befristete sowie unbegrenzt häufig verlängerte Arbeits-
    verträge angeboten werden können.


    (Dirk Niebel [FDP]: Aber das ist doch besser, als dauerhaft arbeitslos zu bleiben!)


    Das verstößt gegen das Recht der EU und es schafft auch
    nicht mehr Arbeitsplätze. Das ist Quatsch.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir fordern die Bundesregierung auf, bei neuen Vorha-
    ben zum Arbeitsmarkt Diskriminierung energisch auszu-
    schließen.


    (Dirk Niebel [FDP]: Das schafft keine Chancen! Es hält die Leute draußen!)


    Wir bestehen ferner darauf, dass die bereits gültigen Ge-
    setze daraufhin zu überprüfen sind. Ich wünsche mir,
    dass vom Luxemburger Urteil auch ein Signal an die So-
    zial- und Arbeitsrichter ausgeht,


    (Zuruf von der SPD: Vor Weihnachten ist das immer möglich!)


    die sich zurzeit so zahlreich mit Rechtsstreitigkeiten zu
    den Hartz-Gesetzen befassen – ein Signal, das die
    Richter ermutigt, Hartz IV und die übrigen Hartz-Ge-
    setze ebenfalls auf den Prüfstand zu stellen, und zwar
    auf den des Bundesverfassungsgerichts.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Hartz IV ist kein gutes Gesetz; Hartz IV ist ein
    schlechtes Gesetz.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deshalb reichen nach unserer Auffassung kleine Korrek-
    turen auch nicht aus, obwohl kurzfristig die gröbsten
    Ungerechtigkeiten dringend beseitigt werden müssen.
    Dafür werden wir Vorschläge unterbreiten.

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    (C (D Mittelund langfristig fordern wir die Einführung eier bedarfsorientierten sozialen Grundsicherung als ndividualanspruch, um die Verarmung von Erwerbsloen, dauerhaft Erwerbsgeminderten, armen alten Menchen und Menschen mit geringem Einkommen zu beenen. Die Einrichtung der Bedarfsgemeinschaften ist nsozial und muss weg. Eine soziale Gesetzgebung muss das Menschenrecht uf Wohnen und den Schutz vor Obdachlosigkeit sihern. Ein langfristiger Schutz vor Altersarmut ist aufnd nicht abzubauen, wie jetzt mit diesem Gesetz der oalition geschehen. Frau Merkel hat genau wie ihr Vorgänger angekünigt, sich am Abbau der Arbeitslosigkeit messen zu lasen. Wir werden sie daran messen. ines kann ich Ihnen jedoch schon heute sagen: Die oalitionsvereinbarung ist für die Erreichung dieses iels ein schlechter Wegweiser. Danke. Frau Kollegin Möller, ich gratuliere Ihnen zu Ihrer rsten Rede im Deutschen Bundestag, verbunden mit alen guten Wünschen für die weitere parlamentarische rbeit. Das Wort erhält nun die Kollegin Brigitte Pothmer, ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wer gleichzeitig sagt „Vorfahrt für Arbeit“ und „Mehrwertsteuer rauf“, der organisiert den Crash auf dem Arbeitsmarkt! … Wer so etwas vorhat, handelt gegen jede konjunkturelle Vernunft. err Minister Müntefering, kommt Ihnen das irgendwie ekannt vor? Haben Sie das schon einmal gehört? Ich ann Ihnen gerne helfen. Das ist ein Zitat von Ihnen, ämlich vom Wahlblog der SPD Hamburg, 19. August ieses Jahres. (Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Er hat dazugelernt! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)