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ID1600601100

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    1. tocInhaltsverzeichnis
      Plenarprotokoll 16/6 die Statistik zur Informationsgesellschaft (Informationsgesellschaftsstatistikgesetz – InfoGesStatG) (Drucksache 16/40) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung Kornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 312 D 313 A 323 B 324 D 326 C 330 A 332 A 334 B 335 D 337 C 339 B 341 A Deutscher B Stenografisch 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über i Z A K t l N z ( F D I 309 B 309 B 310 C 311 B 311 D 312 A des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze (Drucksache 16/109) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 A undestag er Bericht ng . Dezember 2005 t : n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 8 ntrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, atja Kipping, Kornelia Möller und der Frak- ion DIE LINKE: Angleichung des Arbeits- osengeldes II in den neuen Ländern an das iveau in den alten Ländern rückwirkend um 1. Januar 2005 Drucksache 16/120) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Müntefering, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Falk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 B 313 B 315 C 318 B 320 A Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . 342 D 344 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Siebert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 346 C 348 A 349 D 351 D 353 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 309 (A) ) (B) ) 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
    2. folderAnlagen
      Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 353 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten * Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Barthle, Norbert CDU/CSU 02.12.2005 Beckmeyer, Uwe SPD 02.12.2005 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Binninger, Clemens CDU/CSU 02.12.2005 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 02.12.2005 Bollen, Clemens SPD 02.12.2005 Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Brüderle, Rainer FDP 02.12.2005 Bülow, Marco SPD 02.12.2005 Burgbacher, Ernst FDP 02.12.2005 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Ernst, Klaus DIE LINKE 02.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 02.12.2005 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Freitag, Dagmar SPD 02.12.2005 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 02.12.2005 Gabriel, Sigmar SPD 02.12.2005 Ibrügger, Lothar SPD 02.12.2005 Kipping, Katja DIE LINKE 02.12.2005 Kossendey, Thomas CDU/CSU 02.12.2005 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 K L L L N P D D D S D S D D W D W D Z A (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates uhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 afontaine, Oskar DIE LINKE 02.12.2005 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 02.12.2005 öning, Markus FDP 02.12.2005 eumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 02.12.2005 ries, Christoph SPD 02.12.2005 r. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 02.12.2005 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 02.12.2005 r. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 chily, Otto SPD 02.12.2005 r. Schmidt, Frank SPD 02.12.2005 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 02.12.2005 r. Schwanholz, Martin SPD 02.12.2005 r. Volkmer, Marlies SPD 02.12.2005 ächter, Gerhard CDU/CSU 02.12.2005 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 02.12.2005 issmann, Matthias CDU/CSU 02.12.2005 r. Wodarg, Wolfgang SPD 02.12.2005* ypries, Brigitte SPD 02.12.2005 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6. Sitzung Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
    • insert_commentVorherige Rede als Kontext
      Rede von Dr. Norbert Lammert


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


      Wir kommen zur Abstimmung. Wer stimmt für den

      ufsetzungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
      en? – Wer ist dagegen? – Wer enthält sich der Stim-
      e? – Damit ist der Aufsetzungsantrag abgelehnt.

      Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesord-
      ung um die erste Beratung des von der Bundes-
      egierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über
      ie Statistik zur Informationsgesellschaft, Druck-
      ache 16/40, zu erweitern und diese jetzt gleich als Zu-
      atzpunkt 9 ohne Aussprache aufzurufen. – Ich stelle
      est, damit sind Sie einverstanden.

      Dann rufe ich den soeben aufgesetzten Zusatzpunkt 9
      uf:

      Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
      gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die

      (Informationsgesellschaftsstatistikgesetz – InfoGesStatG)


      – Drucksache 16/40 –
      Überweisungsvorschlag:
      Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

      Innenausschuss
      Finanzausschuss
      Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
      Ausschuss für Bildung, Forschung und
      Technikfolgenabschätzung
      Ausschuss für Kultur und Medien

      Wir kommen gleich zur Überweisung. Hierzu wird
      nterfraktionell vorgeschlagen, den Gesetzentwurf zur
      ederführenden Beratung an den Ausschuss für Wirt-
      chaft und Technologie und zur Mitberatung an den In-
      enausschuss, den Finanzausschuss, den Ausschuss für
      amilie, Senioren, Frauen und Jugend sowie an den Aus-
      chuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
      chätzung und den Ausschuss für Kultur und Medien zu
      berweisen. Fühlt sich einer der nicht bedachten Aus-
      chüsse benachteiligt? – Das scheint nicht der Fall zu
      ein. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

      Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 313


      (A) )



      (B) )


      Präsident Dr. Norbert Lammert
      Wir setzen nun die Aussprache zur Regierungserklä-
      rung der Bundeskanzlerin fort. – Tagesordnungspunkt 1 –:

      Regierungserklärung der Bundeskanzlerin


      (Fortsetzung der Aussprache)


      Ich darf daran erinnern, dass wir am Mittwoch für die
      heutige Aussprache drei Stunden vereinbart haben.

      Zusätzlich haben die Fraktionen vereinbart, die heu-
      tige Tagesordnung um die Beratung des Antrags der
      Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/120 zur Anglei-
      chung des Arbeitslosengeldes II zu erweitern und diesen
      als Zusatzpunkt 8 aufzurufen. – Auch dazu darf ich Ihr
      Einverständnis feststellen.

      Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir beginnen die
      heutige Aussprache mit den Themenbereichen Arbeit
      und Soziales. Dazu rufe ich, wie gerade vereinbart, Ta-
      gesordnungspunkt 8 sowie den soeben aufgesetzten Zu-
      satzpunkt 8 auf:

      8 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
      CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
      Fünften Gesetzes zur Änderung des Dritten
      Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze

      – Drucksache 16/109 –
      Überweisungsvorschlag:
      Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

      Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
      Ausschuss für Gesundheit
      Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
      Ausschuss für Bildung, Forschung und
      Technikfolgenabschätzung
      Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

      ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten
      Dr. Gesine Lötzsch, Katja Kipping, Kornelia
      Möller und der Fraktion DIE LINKE.

      Angleichung des Arbeitslosengeldes II in den
      neuen Ländern an das Niveau in den alten
      Ländern rückwirkend zum 1. Januar 2005

      – Drucksache 16/120 –
      Überweisungsvorschlag:
      Ausschuss für Arbeit und Soziales

      Wir beginnen die Aussprache und ich erteile das Wort
      zunächst dem Bundesminister für Arbeit und Soziales,
      Franz Müntefering.


      (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


      Franz Müntefering, Bundesminister für Arbeit und
      Soziales:

      Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
      großen Veränderungen und Herausforderungen dieser
      Zeit – die Globalisierung, die Europäisierung, die demo-
      graphische Entwicklung, die Staatsverschuldung von
      Bund, Ländern und Kommunen – haben in erheblichem
      Umfang mit der Arbeit, der Beschäftigung und dem So-
      zialen zu tun. Sie treffen die Menschen unmittelbar, teils
      positiv, in erheblichem Maße aber auch negativ. Politi-
      sche Antworten sind nicht leicht. Aber wir als Koalition

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      (C (D erden sie geben. Wir gehen den Problemen nicht aus em Weg. Die Koalition hat klare gemeinsame Ziele beschrieen. Dazu gehört eine starke Wirtschaft, die Wohlstand nd Arbeit sichert und für faire Verteilung steht. Dazu ehört ein sozialer Staat, der soziale Gerechtigkeit sihern hilft, soziale Gerechtigkeit im Sinne von gleichen ildungschancen, im Sinne von Gerechtigkeit der Leenschancen von Frauen und Männern und von Generaionengerechtigkeit, ein Staat, in dem eine menschliche esellschaft lebensfähig ist, eine Gesellschaft, die libe al und solidarisch ist, eine Gesellschaft, in der organiierte Solidarität und individuelle Solidarität möglich ind. Wir wollen diese Politik für die Menschen. Die Menchen sollen frei sein, frei von Arbeitslosigkeit und Exisenzängsten, frei von Diskriminierung und frei von soialer Not. Die Menschen sollen frei sein: frei zum rgreifen von Bildungsund Lebenschancen, frei zu igenverantwortung und zu selbstbestimmtem Leben nd frei zu solidarischem Handeln. Die Koalition hat den Weg zu solchen Zielen im Verrag markiert, einiges im Detail, anderes ist noch zu kläen. Wir werden es klären. Überzeugen müssen wir im andeln; das wissen wir. Wir werden das Wünschbare m Blick behalten und das Machbare tun. Wir werden as Land und seine Menschen bei den Problemen abhoen und den Weg nach vorn zeigen. Wir haben keine ngst zu führen und wir haben die Entschlossenheit und raft dazu, Probleme anzugehen und Lösungen zu finen. Wir haben als Koalition eine große Chance – eine rößere als bisher –, dass Bund und Länder gemeinsam nd gleichzeitig in dieselbe vernünftige Richtung gehen. as strukturelle Patt hat sich relativiert und wir haben ie Hoffnung, dass die Lust im Lande wächst, mit anzuacken, mitzuhelfen und mitzugestalten. Die notorischen uengler, die mutlosen Zweifler und die selbstgefälligen esserwisser haben keine Chance. Sie bleiben allein zu ück. Niemand im Land sollte sich verweigern; denn wer ich jetzt verweigert, der wird übermorgen sitzen geblieen sein. Wir sind uns sicher: Mit unserem Land geht es uch in den nächsten vier Jahren ein gutes Stück voran in ichtung Zukunftsfähigkeit, in eine gute, gemeinsame ukunft. Ich will mich hier und heute auf ein paar markante andlungsfelder und Zusammenhänge im Bereich Areit und Soziales konzentrieren, die mit starker Wirtchaft, mit sozialem Staat und mit menschlicher Gesellchaft zu tun haben. Die jüngsten Arbeitslosenzahlen ind günstiger als erwartet. Aber das ist nicht die Lösung es Problems; das wissen wir alle. 4,531 Millionen geählte Arbeitslose sind zu viel. Hier liegt eine der ganz roßen Herausforderungen für dieses Land und diese 314 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Bundesminister Franz Müntefering Koalition, eine Herausforderung, die sich an Bund, Länder und Gemeinden richtet. Aber auch hier bin ich mir, wie in vielen anderen politischen Bereichen, sicher: Wir können in diesem Land nur erfolgreich sein, wenn die genannten Ebenen – Bund, Länder und Gemeinden – gemeinsam daran arbeiten. Wir wissen: Der Staat kann nur bedingt Arbeitsplätze schaffen. Aber wir haben uns als Regierung vorgenommen, 25 Milliarden Euro zugunsten des Handwerks und der kleinen und mittleren Unternehmen zu investieren; das ist ein dicker Brocken. Alle, die fordern, dass wir etwas tun sollen, müssten an dieser Stelle sagen: Ja, das ist ein richtiger Ansatz. – Denn das, was wir hier bewegen, sind Angebote, die in kleinen Losen ausgeschrieben werden können und dem Handwerk und den kleinen Unternehmen unmittelbar vor Ort zugute kommen. Das kann und muss für das nächste Jahr, das Jahr 2006, und die darauf folgenden Jahre ein wichtiger Impuls sein. Hier ist Bewegung möglich. Deshalb müssen und wollen wir diesen Weg gehen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir gehen davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft ihrer sozialen Verantwortung bewusst ist. (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sage nur: Heuschrecken!)


      (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


      (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


      (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


      (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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      (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


      (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


      Soziale Verantwortung der Wirtschaft heißt auch: Ar-
      beitsplätze sichern und Arbeitsplätze schaffen. Es wird
      viel gesprochen über die Attraktivität und die Zukunfts-
      fähigkeit des Standortes Deutschland. Wer die Attrakti-
      vität des Standortes Deutschland verbessern will, wer
      Deutschland aus der Defensive führen will und wer so-
      ziale Kosten reduzieren will, der muss mithelfen, dass
      die Menschen Beschäftigung haben bzw. Beschäftigung
      bekommen und dass die Arbeitslosigkeit abgebaut wird.
      Hierbei sind alle gefordert, auch die deutsche Wirtschaft.


      (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


      Wir müssen für Recht und Ordnung auf dem Arbeits-
      markt sorgen. Wir haben uns in der Koalition vorgenom-
      men, noch energischer und deutlicher als bisher gegen
      illegale Beschäftigung und Schwarzarbeit vorzuge-
      hen.


      (Dirk Niebel [FDP]: Und deswegen wird die Mehrwertsteuer erhöht?)


      Dafür sind wir vernünftiger organisiert als in den Jahren
      zuvor. Wir haben in den letzten Jahren schon einiges er-
      reicht, aber wir wollen diesen Weg weitergehen. Es gibt
      hierzu zwar keine verlässlichen Zahlen, aber den Zahlen
      zufolge, die genannt werden, sind im vergangenen Jahr
      in Deutschland zwischen 200 und 300 Milliarden Euro
      im Rahmen von illegaler Beschäftigung und Schwarz-
      arbeit transportiert worden. Das zeigt ein tief greifendes
      Problem in dieser Gesellschaft.


      (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wer hat denn in den letzten Jahren regiert?)


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      (C (D Dieses Problem ist größer geworden und das dürfen ir nicht hinnehmen. So bekommt zum Beispiel ein ehr icher Bauunternehmer, der 50 Beschäftigte hat, die er rdentlich versichert hat und für die er die Arbeitgebernd Arbeitnehmerbeiträge zahlt, einen Auftrag nicht, eil ihm ein ganz Großer mit Subsubunternehmen das eschäft kaputtmacht. Es darf nicht so sein, dass die ehr ichen Arbeitnehmer und die ehrlichen Arbeitgeber die ummen sind und dass sich die anderen ins Fäustchen achen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie hatten doch sieben Jahre Zeit, das zu ändern!)


      Missbrauch kommt allerdings auch bei Arbeit-
      ehmern vor. Darüber ist in den vergangenen Wochen

      m Zusammenhang mit Hartz IV viel gesprochen wor-
      en. Zwar glaube ich, dass das, was dazu gesagt worden
      st, in der Darstellung übertrieben war. Aber ich glaube
      uch, dass wir an dieser Stelle eine klare Sprache spre-
      hen müssen. Das Gesetz, das wir zu Hartz IV gemacht
      aben – miteinander –, birgt in sich die Möglichkeit der
      ehnung und der Überdehnung. Manche nutzen das. Ich

      preche hier nicht von Missbrauch, aber wir müssen das
      esetz an einigen Stellen korrigieren und wollen dies

      uch tun: Wir werden den Unterhaltsrückgriff für bis zu
      5-Jährige wieder einführen. Die betreffenden Jugendli-
      hen sollen bis zum Alter von 25 Jahren in der Regel
      nicht in jedem Fall – zu Hause wohnen bleiben; die El-

      ern, die Verwandten ersten Grades, dafür also in An-
      pruch genommen werden können. Familie soll fürei-
      ander stehen. Wir werden dafür sorgen, dass die teure
      inanzierung der Erstwohnung – die frühzeitig zu bezie-
      en ein bisschen Mode geworden ist; nicht überall, aber
      ei manchen – hier ausgebremst wird. Wir wollen an
      ieser Stelle 600 Millionen Euro sparen. Ich weiß, dass
      as nicht allen gefällt, aber auch diese 600 Millionen
      uro müssen schließlich erwirtschaftet werden, und
      war von denen, die jeden Morgen um sechs Uhr zur Ar-
      eit fahren, den ganzen Tag über arbeiten und dafür sor-
      en, dass Steuern gezahlt werden.


      (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


      ir müssen also fair bleiben und dürfen in diesem Zu-
      ammenhang nicht von übertriebenem Missbrauch spre-
      hen – den gibt es in ganz wenigen Fällen –, sondern wir
      üssen einfach das Gesetz in die entsprechende Form

      ringen.

      Zum Arbeitsmarkt gehören nach Meinung der Koali-
      ion geregelte Arbeitnehmer- und Arbeitgeberrechte.
      as hat in Deutschland eine gute Tradition: Arbeitgeber
      nd Arbeitnehmer können ihre Interessen bündeln und
      rganisieren, um sie durchzusetzen; das ist besser als
      ine Individualisierung der Arbeitnehmer- und Arbeitge-
      errechte. Deshalb sind wir übereingekommen: Die Ta-
      ifautonomie gilt, die Mitbestimmung gilt, das Betriebs-
      erfassungsgesetz gilt. Wir möchten, dass Arbeitgeber
      nd Arbeitnehmer ihre Interessen auch in Zukunft bün-
      eln, sie durchsetzen und erstreiten können, in einem
      laren Verfahren miteinander. Die Tarifautonomie ist ein

      Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 315


      (A) )



      (B) )


      Bundesminister Franz Müntefering
      hohes Gut. Sie setzt voraus, dass Arbeitgeber- und Ar-
      beitnehmerrechte auch in Zukunft gewahrt bleiben.


      (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


      Wir haben uns dafür entschieden, beim Kündigungs-
      schutz Änderungen vorzunehmen: Eine auf zwei Jahre
      befristete Beschäftigung wird ersetzt durch eine bis zu
      zweijährige Probezeit, „Wartezeit“ genannt.


      (Dirk Niebel [FDP]: Das verändert das ja dramatisch!)


      Das ist in seiner Wirkung umstritten. Welche Wirkung es
      hat, wird sich zeigen; jedenfalls wollen wir versuchen,
      diesen Weg zu gehen. Die Probezeit von sechs Monaten
      bleibt, aber sie kann verlängert werden auf bis zu
      24 Monate. Ehe der eine oder andere sein Urteil darüber
      abgibt, empfehle ich, abzuwarten, was in der Praxis da-
      bei herauskommt.


      (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


      Zu einer der zentralen Herausforderungen des Ar-
      beitsmarktes gehört es, dass wir uns um die Jungen küm-
      mern. Deshalb werden wir am Ausbildungspakt festhal-
      ten. Der Ausbildungspakt ist ein Erfolg, trotz allem,
      was dagegen gesagt wird. Als jemand, der sich lange
      Zeit massiv dafür ausgesprochen hat, eine Ausbildungs-
      platzabgabe einzuführen, wenn es denn nicht anders
      geht, sage ich nun, nach zwei Jahren Erfahrung: Ja, das
      hat sich gelohnt. Das war auch eine Erfahrung für mich.
      Was der DIHK in ganz besonderer Weise, aber auch an-
      dere Teile der Wirtschaft, etwa das Handwerk, dazu bei-
      getragen haben, dass wir 32 000 zusätzliche Ausbil-
      dungsplätze gewonnen haben, hat meinen Respekt. Ich
      hoffe, dass wir das in den nächsten Jahren so fortsetzen
      können. 32 000 neue Ausbildungsplätze und 20 000 bis
      25 000 neue Praktikantenplätze – das ist ein Wort! Dies
      lässt sich mit dieser Koalition so fortsetzen! Ich bitte da-
      rum, dass sich die deutsche Wirtschaft dazu bereit er-
      klärt.


      (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


      Damit werden nicht alle Probleme der jungen Men-
      schen gelöst. Viele junge Menschen sind in Warteschlei-
      fen. Die arbeitslosen unter 25-Jährigen – es sind zwi-
      schen 450 000 und 500 000 – sind keineswegs allein mit
      solchen Anstrengungen wie dem Ausbildungspakt in Ar-
      beit zu bringen. Sie müssen deshalb wissen: Das dauert.
      Aber was wir in diesem Jahrzehnt erreichen wollen, ist,
      dass wirklich kein junger Mann, keine junge Frau von
      der Schulbank in die Arbeitslosigkeit fällt und dass die,
      die unter 25 sind und arbeitslos werden, nicht länger als
      drei Monate arbeitslos bleiben und spätestens dann wie-
      der in Beschäftigung, Qualifizierung oder Weiterbildung
      kommen.

      Wolfgang Clement hat mit diesem wichtigen Vorha-
      ben begonnen. Wir wollen das fortsetzen und forcieren.
      Dass die jungen Menschen eine wirkliche Chance in die-
      ser Gesellschaft haben, ist entscheidend dafür, um zu
      vermeiden, dass sich bei ihnen eine Subkultur herausbil-
      det, die für diese Gesellschaft nicht gut sein kann. Wir

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      (C (D ollen die jungen Menschen fordern, wir wollen sie aber uch fördern. Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Seifert? Franz Müntefering, Bundesminister für Arbeit und oziales: Bitte schön. Herr Minister, Sie haben gerade gesagt, dass Sie errei hen wollen, dass alle jungen Menschen in Ausbildung ommen sollen. Leider habe ich von Ihnen schon lange eit nichts mehr darüber gehört, wie Sie Menschen mit ehinderungen, zum Beispiel diejenigen, die in Berufs örderungsbzw. Berufsbildungswerken ausgebildet erden sollen, unterstützen wollen. Denn seit der Ein ührung von Hartz IV ist die Zuweisungsrate bekannteraßen um weit mehr als 25 Prozent zurückgegangen. In diesem Zusammenhang ist außerdem darauf hinzueisen, dass die Menschen in diesen Werken 93 Euro im onat an „Vergütung“ erhalten. Sie kämpfen darum, enigstens 150 Euro pro Monat zu bekommen. Wann orgen Sie endlich für ein bisschen Fairness, damit Menchen, für die es noch schwerer ist als für andere, einen usbildungsplatz zu bekommen, wenigstens nicht durch hre eigenen Maßnahmen zusätzlich behindert werden? ie wollen Sie das regeln? Wann sagen Sie dazu ein kla es Wort und wann werden Sie tätig? Franz Müntefering, Bundesminister für Arbeit und oziales: Ihre Frage ist berechtigt und sie ist ganz wichtig; denn as, was ich eben bezogen auf alle gesagt habe, gilt für enschen mit Behinderungen in besonderer Weise. Das st klar. Zu diesem Punkt wollte ich eigentlich abschließend twas sagen, will es aber gerne jetzt aufnehmen: Ich bin ir sicher, dass wir in dieser Gesellschaft und auch bei en Unternehmen besondere Anstrengungen brauchen. as unsere Maßnahmen am Arbeitsmarkt angeht, kann an nicht mit allem zufrieden sein. Ich sage aber doch oller Stolz: Auf das, was wir in den letzten Jahren für ie Menschen mit Behinderungen in diesem Bereich gean haben, können wir in diesem Haus gemeinsam stolz ein. An dieser Stelle will ich Karl Hermann Haack, der icht mehr Mitglied in unserem Hause ist, ein herzliches ankeschön sagen. Er hat als Beauftragter der vorherien Bundesregierung für behinderte Menschen großrtige Arbeit geleistet. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Rede von Dr. Norbert Lammert
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
    • insert_commentNächste Rede als Kontext
      Rede von Dr. Ilja Seifert


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


      iese Arbeit werden wir fortsetzen. Da können Sie si-
      her sein.

      316 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005


      (A) )



      (B) )


      Bundesminister Franz Müntefering
      Ich biete Ihnen an, Herr Kollege Seifert, dass wir per-
      sönlich darüber sprechen und dass Sie mir Ihre Erfahrun-
      gen mitteilen; denn ich nehme das schon ernst.


      (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


      Ich komme zurück auf die 30 000 Ausbildungsplätze
      aus dem Ausbildungspakt. Für mich verbindet sich da-
      mit folgende Idee: So, wie man gesagt hat, wir werden
      es schaffen, 30 000 Ausbildungsplätze zusätzlich für das
      nächste Jahr zu schaffen, könnte doch der eine oder an-
      dere in der deutschen Wirtschaft vielleicht auf den Ge-
      danken kommen, zu sagen, im nächsten Jahr werden wir
      100 000 oder 200 000 Arbeitsplätze schaffen. Das wäre
      grandios für unser Land. Solche Ideen sollten ihnen
      nicht fremd sein. Wir brauchen zusätzliche Arbeitsplätze
      in Deutschland.

      Es gehört zu unseren besonderen Aufgaben, dass wir
      etwas für die ältere Generation tun, für die Menschen,
      die, wenn sie älter werden, allzu leicht aus dem Arbeits-
      markt aussortiert werden. Von denjenigen, die 55 Jahre
      und älter sind, sind in Deutschland gerade noch
      39 Prozent in Beschäftigung. Der Lissabon-Prozess sieht
      als europäisches Mittel 50 Prozent vor. Das ist eine gute
      Zielmarke. Sie zu erreichen, werden wir uns für die
      nächsten Jahre vornehmen.

      Von denjenigen, die 60 Jahre und älter sind, sind in
      Deutschland gerade noch 22 bis 23 Prozent in Beschäfti-
      gung.


      (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Woran liegt das wohl?)


      – Das liegt daran, dass sich über viele Jahre, seit Mitte
      der 80er-Jahre – da waren Sie alle dabei –, in Deutsch-
      land die Mentalität verbreitet hat, eine lange Zahldauer
      beim Arbeitslosengeld hinzunehmen. Alle haben das da-
      mals beklatscht, außer meiner IG Metall. Wir wollen
      ganz klar sagen, wie es war: Es wurde Mode, dass die
      Leute schon mit 54 Jahren im Berufsleben schräg ange-
      guckt wurden, mit 55 Jahren in kurz laufende Sozial-
      pläne kamen und anschließend mit langer Zahldauer von
      Arbeitslosengeld in die Frühverrentung geschickt wur-
      den. Die Illusion war, das seien eigentlich Rentner; in
      Wirklichkeit sind das Arbeitslose. Wir dürfen uns an die-
      ser Stelle überhaupt nichts vormachen. Wir müssen klar
      und ehrlich darüber sprechen. Das muss korrigiert wer-
      den.


      (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hätten Sie doch machen können! Sie regieren seit sieben Jahren!)


      Am Dienstag dieser Woche haben wir mit Vertretern
      62 regionaler Initiativen zusammengesessen. Sie haben
      sich Gedanken darüber gemacht, was man insbesondere
      für ältere Menschen tun kann und wie man dafür sorgen
      kann, dass die 50-, 55- und 60-Jährigen aus dem Arbeits-
      prozess nicht mehr aussortiert werden, sondern dass sie
      in ihn wieder integriert werden. Da haben wir viele gute
      Beispiele gehört, an der Spitze stand – ich will es nen-
      nen – Wilhelmshaven. Wir geben 250 Millionen Euro
      dafür aus, damit die Vermittlung und Wiedereingliede-

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      (C (D ung der Älteren in diesen 62 Regionen – meistens sind s Argen und optierende Gemeinden und Landkreise – erbessert und dort neue Impulse gesetzt werden. Diesen eg wollen wir weitergehen. Wir werden ihn im Früh ahr konkretisieren. Wir werden alle Maßnahmen ergreifen, durch die die rage beantwortet wird, was man tun kann, damit in eutschland begriffen wird, dass wir nicht zu früh aus em Erwerbsleben herausdürfen. Es kann nicht sein, ass wir in Deutschland im Schnitt mit 60 Jahren in ente gehen. Wir müssen das faktische Renteneintrittslter anheben. Es geht nämlich nicht, dass wir sieben, cht Jahre länger leben als die Menschen, die 1950, 1960 ergleichbar alt waren, aber fünf Jahre weniger als daals arbeiten. Um zu wissen, dass das nicht hinhauen ann, braucht man keine Mathematik, dafür reicht die olksschule im Sauerland. Man muss hier irgendetwas un. Wir sind dabei und wollen dies mit den Maßnahmen ngehen, die uns im Frühjahr alle miteinander beschäftien werden. Ich möchte noch ein Wort zu existenzsichernden öhnen sagen. Zu einer menschenwürdigen Arbeit geören existenzsichernde Löhne. Jemand, der jeden Tag um Job fährt, sich anstrengt und seine Arbeit tut, der uss am Ende des Monats auch so viel in der Tasche ha en, dass er sich und seine Familie davon ehrlich ernähen kann. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


      (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


      o das nicht mehr funktioniert, zweifeln die Menschen
      aran, dass dies eine menschenwürdige Arbeit ist. Wir
      ollen aber, dass die Arbeit menschenwürdig ist.

      Nun haben wir hier nicht über Löhne zu entscheiden.


      (Dr. Heinrich L. Kolb ir als Politiker müssen aber die Frage beantworten und in entsprechendes Zeichen dafür geben, ob wir dazu tehen, dass Deutschland ein Hochleistungsund ochlohnland sein soll. Das wollen wir. Deutschland ann nur dann ein Hochlohnland bleiben, wenn es auch in Hochleistungsland ist. Das ist auch wahr. Es gibt hier inen engen Zusammenhang mit der Bildung, Qualifiierung, Forschung und Technologie, also mit Dingen, ie hier jetzt nicht intensiver angesprochen werden könen. Aber dann lese ich das: Angestellter im Gartenbau: tundenlohn 2,74 Euro; Friseur: Stundenlohn 3,18 Euro; achmann: Stundenlohn 3,91 Euro. Oder in Anzeigen: 73 Stunden im Monat, kein Weihnachtsund kein Uraubsgeld – 800 Euro brutto im Monat. Wenn so etwas m Lande einreißt, dann macht das den Menschen Angst. ie Menschen haben das Gefühl, dass der Deckel obenrauf und der freie Fall nach unten eingeleitet ist. Das arf nicht sein. Wer Sicherheit in diesem Lande will, der uss an dieser Stelle auch klare Worte sprechen und sa en, was er will. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 317 Bundesminister Franz Müntefering (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


      (A) )


      (B) )


      Wir haben uns in der Koalition vorgenommen, dass
      wir im Frühjahr darüber sprechen: Welche Rolle kann
      der Kombilohn spielen, wenn es darum geht, existenz-
      sichernde Löhne zu bekommen? Welche Rolle spielt das
      Entsendegesetz? Kann auch für uns ein Mindestlohn,
      den es in 17, 18 unserer europäischen Nachbarländer
      gibt, infrage kommen? Welche Rolle spielt die Europäi-
      sche Dienstleistungsrichtlinie in diesem Bereich? Das
      müssen wir diskutieren und zu einem Ergebnis bringen.

      Ich sage ausdrücklich: In der Koalition ist die Mei-
      nungsbildung dazu noch nicht abgeschlossen. Das wird
      keine leichte Diskussion sein. Ich finde aber, wir sollten
      uns ab und zu mal wieder dazu bekennen – auch öffent-
      lich und vor Medien –, dass wir nicht immer alles schon
      fertig gedacht haben und wissen, sondern dass wir
      manchmal auch noch Zeit brauchen, um darüber zu re-
      den und dann gemeinsam zu guten Entscheidungen zu
      kommen. Diese Freiheit nehmen wir uns nun. Wir wer-
      den ein paar Monate darüber sprechen und dann im ers-
      ten Halbjahr 2006 sagen, was wir als Koalition im Sinne
      einer verbesserten Sicherung existenzsichernder Löhne
      an dieser Stelle tun wollen. Es lohnt sich, diese Debatte
      miteinander zu führen.


      (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


      Im Bereich der Rente haben wir uns in der Koalition
      auf die wesentlichen Punkte verständigt. Die Renten-
      gesetzgebung, die wir in den vergangenen Jahren ja
      überwiegend gemeinsam gestaltet haben, gilt. Der Nach-
      haltigkeitsfaktor gilt. Die Wahrheit ist aber: Da die Erhö-
      hung der Renten nun einmal auch an beitragspflichtige
      Bruttolohn- und Gehaltssummen geknüpft ist, hätten wir
      die Renten nach der Formel unseres Gesetzes in diesem
      Jahr eigentlich absenken müssen. Das haben wir nicht
      getan. Man kann schon heute sehen, dass im nächsten
      Jahr eine solche Senkung nach dem Gesetz erneut fällig
      wäre. Wir werden es wieder nicht tun; denn wir haben
      beschlossen: Wir werden im Verlauf dieser Legislatur-
      periode die Renten nicht kürzen.


      (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


      Dazu gehört übrigens auch, dass wir den Rentnern keine
      höheren Krankenversicherungsbeiträge oder Ähnliches
      aufdrücken, was sie faktisch als eine Rentenkürzung
      empfinden müssten.


      (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


      Das Versprechen, die Renten nicht zu kürzen, klingt
      zunächst einmal bescheiden. Es ist aber schon eine mu-
      tige Aussage; denn es bedeutet, dass wir im Verlauf die-
      ser Legislaturperiode entweder durch höhere Beiträge
      oder durch mehr Geld aus der Steuerkasse dafür sorgen
      müssen, dass dieses Wort gehalten werden kann. Wir ha-
      ben uns für Folgendes entschieden: Wir werden bei den
      Rentenversicherungsbeiträgen nur einen moderaten
      Schnitt machen, wollen aber trotzdem das Ziel erreichen,
      die Lohnnebenkosten dauerhaft unter die genannten
      40 Prozent zu halten.

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      (C (D (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das funktioniert doch jetzt schon nicht! Das ist doch lächerlich!)


      Im Jahre 2007 haben wir ein Gesetz zu machen, das
      s ermöglicht, mit dem Jahr 2012 beginnend, 67 Jahre
      ls Renteneintrittsalter anzupeilen. Voraussetzung da-
      ür ist: Wir müssen miteinander mehr dafür tun, dass die
      lteren Menschen länger in Beschäftigung bleiben oder
      ieder eingegliedert werden können, so wie ich es eben

      ngesprochen habe. Dass diejenigen, die 45 volle Versi-
      herungsjahre vorweisen können, auch im Jahre 2035
      it 65 Jahren ohne Abschlag in Rente gehen können sol-

      en, ist Teil unserer Vereinbarung. Von dieser zeitlichen
      imension, von der ich jetzt spreche, werden viele der

      ungen Menschen profitieren können.


      (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


      Wir werden zusätzliche Initiativen ergreifen, um die
      rivate Altersvorsorge attraktiver zu machen, und noch
      ehr Menschen einladen mitzumachen. Die Riester-
      ente ist trotz allem, was dagegen gesagt wird, ein Er-

      olg.


      (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


      m ersten Halbjahr 2005 haben sich mehr Menschen für
      iese Form der privaten Altersvorsorge entschieden als
      m ganzen Jahr 2004. Inzwischen beträgt ihre Zahl
      ,6 Millionen. Wir möchten aber, dass es mehr werden.
      ir haben uns gegen ein Obligatorium entschieden.
      ber wir möchten doch dafür werben, dass für das Alter

      tärker als bisher privat vorgesorgt wird.

      Dazu kann gehören, dass wir Familien mit Kindern an
      ieser Stelle in ganz besonderer Weise durch einen Zu-
      chuss präferieren. Wenn es so kommt, dass Familien
      it Kindern, die privat für das Alter vorsorgen, mit ei-

      em privaten Kinderzuschuss honoriert werden, kann
      as die Attraktivität einer solchen Vorsparmaßnahme
      ochmals erhöhen. Das wollen wir erreichen. Damit ha-
      en wir zwei vernünftige Dinge sinnvoll miteinander
      erknüpft. Daran werden wir weiter arbeiten.


      (Beifall bei Abgeordneten der SPD)