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    7. Wolfgang: 1
    8. Götzer,CDU/CSU-Fraktion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Es ist uns in der vergangenen Legislaturperiode
    gelungen, die Justiz in entscheidenden Bereichen zu re-
    formieren und zu modernisieren. Die Modernisierung der
    Justiz ist jetzt auf einem guten Weg, nicht nur weil wir das
    Zeitalter der gezackten Gebührenmarke beim Deutschen
    Patent- und Markenamt inzwischen hinter uns gelassen
    haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    In den vor uns liegenden vier Jahren wird es nun darum
    gehen, die verbliebenen Reformvorhaben in Angriff zu
    nehmen und zum Abschluss zu bringen. Gleichzeitig gilt
    es, die Modernisierung der Justiz weiter voranzutreiben
    und die dort noch bestehenden Defizite weiter abzubauen.

    Dass wir dies alles tun wollen, spiegelt sich auch im
    Justizhaushalt wider. Natürlich konnte sich der Justiz-
    haushalt den Bemühungen um die dringend erforderliche
    Konsolidierung der Staatsfinanzen nicht verschließen. Es
    ist aber gelungen, die Voraussetzungen zu schaffen, um
    die erfolgreiche Reform- und Modernisierungspolitik
    fortzusetzen. Dies ist umso beachtenswerter, als der Jus-
    tizhaushalt, was sein Volumen anbelangt – wie Sie alle

    wissen –, als klein anzusehen ist. Nicht umsonst wurde
    hier immer wieder vom kleinen, aber feinen Justizhaus-
    halt gesprochen. Der Anteil seiner Ausgaben an den Ge-
    samtausgaben des Bundeshaushalts beträgt gerade einmal
    0,14 Prozent.


    (Joachim Stünker [SPD]: Leider!)

    In Zahlen ausgedrückt beträgt das Ausgabevolumen rund
    350 Millionen Euro. Davon entfallen allein 306 Milli-
    onen Euro auf Personal- und Verwaltungsausgaben.

    Trotzdem gibt es im Haushalt durchaus einige wich-
    tige Projekte – sie sind auch mit Geld unterlegt –, die
    nichts mit der Gesetzgebung zu tun haben. Ein Beispiel
    und wichtiger Posten in unserem Haushalt ist das Deut-
    sche Forum für Kriminalprävention. In diesem Fo-
    rum haben sich Bund, Länder, Kommunen, Religionsge-
    meinschaften, Verbände und Wirtschaft an einen Tisch
    gesetzt. Sie wollen die Erkenntnis, dass Kriminalprä-
    vention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, mit
    Leben füllen.

    Der Bundesinnenminister war im letzten Jahr der Vor-
    sitzende des Deutschen Forums für Kriminalprävention.
    Letzten Samstag durfte ich ihn ablösen und den Stab von
    ihm übernehmen. Ich werde mich als Vorsitzende dieses
    Kuratoriums weiter für die Fortschreibung der von Herrn
    Innenminister Schily begonnenen guten Arbeit einsetzen.

    Dazu werde ich zwei Bereiche vorschlagen: Zum einen
    sollen gemeinsam mit der Wirtschaft Projekte in Angriff
    genommen werden, mit denen die Technik dazu genutzt
    wird, Kriminalprävention zu schaffen. Zum anderen will
    ich gemeinsam mit der Kollegin Schmidt das Thema
    Gewalt gegen ältere Menschen, insbesondere in Einrich-
    tungen und der häuslichen Pflege, sowie gegen Behin-
    derte offensiv aufgreifen, weil wir glauben, dass die Op-
    fer von Gewalt gerade dort besonders hilflos sind, wo ihr
    Leid verschwiegen und unter den Teppich gekehrt wird.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


    Meine Damen und Herren, der Justizhaushalt hat auch
    die Opfer des Terrorismus nicht aus dem Blick verloren.
    Entsprechend dem Ziel der Bundesregierung, die Schwä-
    cheren zu schützen, haben wir bereits in diesem Jahr ei-
    nen Entschädigungsfonds eingerichtet, aus dem Sofort-
    hilfen an die Opfer terroristischer Anschläge ausgezahlt
    werden können. Diesen Entschädigungsfonds werden wir
    beibehalten.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


    Was den Bereich des Gesetzgebungsrechts angeht, so
    will ich Themen ansprechen, die ich schon in der Debatte
    über die Regierungserklärung des Kanzlers genannt habe.
    Dazu gehört das Wirtschaftsrecht, das schon längst kein
    exotisches Feld mehr für interessierte Betriebswirte,
    Buchhalter und Manager ist. Wir werden deshalb in die-
    ser Legislaturperiode unser Zehnpunkteprogramm zur
    Stärkung der Unternehmensintegrität und des Anleger-
    schutzes umsetzen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    994


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 995

    Wir wollen im Aktien- und Bilanzrecht die Mitglieder
    von Vorständen und Aufsichtsräten stärker in die persön-
    liche Haftung gegenüber den Aktionären nehmen


    (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Sehr gut!)

    und das Wirtschaftsstrafrecht verschärfen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Bilanz- und Abschlussprüfungsrecht verstärken wir die
    Pflicht zur Wahrheit und Klarheit und führen einen exter-
    nen Überwachungsmechanismus ein, das Enforcement.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das sind Vorhaben, bei denen wir uns in Übereinstim-

    mung mit der Wirtschaft befinden. Sie wissen, dass eine
    Kommission Vorschläge vorgelegt hat, die von der Wirt-
    schaft akzeptiert werden.

    Wir wollen das Versicherungsvertragsrecht moderni-
    sieren. Dort müssen wir die Behandlung von Gentests, die
    Überschussbeteiligung in der Lebensversicherung und die
    Altersrückstände in der privaten Krankenversicherung re-
    geln.

    Zu einem ähnlichen Komplex gehört auch das Ur-
    heberrecht in der Informationsgesellschaft. Sie wissen,
    der erste Korb – wie wir es nennen – ist im Bundestag und
    Bundesrat anhängig. Weitere Schritte werden wir ange-
    hen; wir werden sie gemeinsam mit den Betroffenen, den
    Urhebern, den Verwertungsgesellschaften und den Ver-
    brauchern erörtern.

    Ein Thema, das heute morgen in der Presse behandelt
    wurde, ist das UWG. Es steht auf dem Prüfstand. Sie wis-
    sen, dass wir die Reform mit der Einsetzung der Arbeits-
    gruppe „Unlauterer Wettbewerb“ im Bundesministerium
    der Justiz schon längst begonnen haben. In ihr sind hoch-
    rangige Mitglieder aus der Industrie, dem Handel, dem
    Handwerk, den Verbraucherverbänden, den Gewerkschaf-
    ten und dem Bereich der Sachverständigen vertreten.

    Allen möchte ich an dieser Stelle für ihre Arbeit dan-
    ken und ankündigen, dass wir diesen Gesetzentwurf zügig
    angehen werden. Dabei kann es nicht darum gehen – so
    wird es teilweise gefordert –, punktuelle Lösungen wie
    die Liberalisierung des § 7 UWG über Sonderveranstal-
    tungen und Sonderangebote – auch „Lex C &A“ genannt –
    vorzunehmen; denn das Wettbewerbsrecht betrifft den
    Kernbereich der sozialen Marktwirtschaft. Ich meine des-
    halb, dass wir eine stimmige Gesamtlösung brauchen und
    punktuelle Eingriffe vermeiden sollten. Wir werden des-
    halb im nächsten Jahr ein Gesamtkonzept vorlegen.


    (Beifall bei der SPD)

    Ein Thema aus dem Wirtschaftsrecht würde ich gern

    noch ansprechen, das mir aus meiner Tätigkeit in den letz-
    ten vier Jahren besonders am Herzen liegt. Sie wissen,
    wenn Deutschland Gastgeber der Olympischen Spiele im
    Jahre 2012 sein will, dann müssen wir einen hinreichenden
    markenrechtlichen Schutz der olympischen Symbole
    sicherstellen. Das verlangt das IOC. Anderenfalls können
    die Spiele nicht nach Deutschland vergeben werden.

    Wir werden schnell einen entsprechenden Gesetzent-
    wurf vorlegen; denn ich will, dass auch das Justizministe-

    rium – ebenso wie der Rest der Bundesregierung – das
    Seine tut, um die Bedingungen für die deutsche Bewer-
    bung um die Olympischen Spiele zu erfüllen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut!)


    Ich hoffe natürlich sehr, dass diese Bewerbung dann auch
    erfolgreich sein wird.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rainer Funke [FDP])


    Ich gehe davon aus, dass auch die Kollegen von der Op-
    position, selbst wenn sie jetzt nicht klatschen, dieses Ge-
    setzesvorhaben unterstützen werden.


    (Joachim Stünker [SPD]: Die haben keinen Sportsgeist!)


    Auch auf das Betreuungsrecht, das der Kollege Funke
    in der Debatte über die Regierungserklärung angespro-
    chen hat, möchte ich kurz eingehen. Wir sind uns mit den
    Ländern darin einig, dass hier etwas getan werden muss.
    Im Interesse der Betroffenen und zum Schutz ihres Selbst-
    bestimmungsrechts sollten Betreuungen nur dann einge-
    richtet werden, wenn sie wirklich notwendig sind.


    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich werbe deshalb inzwischen für das Institut der Vorsor-
    gevollmacht und setze mich für seine Stärkung ein. Was
    wir wahrscheinlich auch brauchen werden, ist eine stär-
    kere Notwendigkeitskontrolle bei den Betreuungen und
    auch eine stärkere Einbindung der Sozialbehörden.

    Es gibt eine Rechtstatsachenforschung zu diesem
    Thema. Das Ergebnis wird Anfang 2003 und, bearbeitet
    von der Bund-Länder-Arbeitsgruppe, Mitte 2003 vorlie-
    gen. Dann haben wir eine solide Grundlage für weitere
    Schritte. Dann kann dieses Haus beraten, was davon um-
    gesetzt werden soll.

    Unsere Modernisierungspolitik ist aber nicht auf die Ge-
    setzgebung beschränkt. Ein Schwerpunkt des Justizhaus-
    halts liegt – wie in den vergangenen Jahren – beim Deut-
    schen Patent- und Markenamt. Sie wissen, wir sind
    dabei, dieses Amt zu modernisieren. Nach wie vor befindet
    sich die Zahl der Anmeldungen im Patentbereich auf höchs-
    tem Niveau. Im Jahre 2001 sind 64151 Anmeldungen er-
    folgt. Das ist für sich genommen sehr erfreulich. Die Zah-
    len sind auch ein handfester Beweis dafür, dass die Justiz
    das ihre tut, um den Wirtschaftsstandort Deutschland at-
    traktiv zu machen; sie belegen auch die Innovationskraft
    Deutschlands.

    Der stetige Anstieg der Anmeldezahlen seit Mitte der
    90er-Jahre bedeutet für uns die Verpflichtung, das Amt
    personell und sächlich vernünftig auszustatten, damit die
    Menschen, die dort arbeiten, auch in der Lage sind, diese
    Anträge schnell zu bearbeiten. Das war in der Vergangen-
    heit nicht immer der Fall. Die Zahl der Patentprüfer war
    von 1993 bis 1998 von 654 auf 554 zusammengestrichen
    worden.


    (Zurufe von der SPD: Oh!)

    Der Stau, der sich damals gebildet hat, muss jetzt abgear-
    beitet werden. Im Markenbereich hat das Amt bereits den

    Bundesministerin Brigitte Zypries

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Bundesministerin Brigitte Zypries
    Break-even-Point erreicht. Es kann jetzt mehr Anträge
    bearbeiten, als neu eingehen. Das ist, wie ich finde, ein
    sehr erfreuliches Ergebnis.

    Auch im Patentbereich sind wir von diesem Punkt nicht
    mehr fern. Diesen Weg werden wir entschlossen fortset-
    zen. Deshalb haben wir im Regierungsentwurf auch vor-
    gesehen, dass 60 neue Planstellen für Patentprüfer ge-
    schaffen werden.


    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich glaube, dass dieser Personalzuwachs eine vernünftige
    Innovationsmaßnahme und – parallel mit dem Ausbau der
    Informationstechnik in dem Amt – auch ein unverzicht-
    barer Beitrag zum Standort Deutschland ist.

    Im Übrigen ist es so, dass sich der Haushalt des Deut-
    schen Patent- und Markenamtes insofern „erkenntlich“
    zeigt, als er die Einnahmen für den Justizhaushalt erwirt-
    schaftet; denn der Justizhaushalt ist nicht nur klein und
    fein, sondern es ist auch der einzige Haushalt, der ungefähr
    80 Prozent seines Volumens selbst erwirtschaftet, eben vor
    allem über dieses Deutsche Patent- und Markenamt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sollten alle machen!)


    Das wollen wir weiter unterstützen.
    Lassen Sie mich noch erwähnen, dass sich die erfolg-

    reiche Tätigkeit im Patentbereich auf die Gerichte aus-
    dehnt. Auch in der Patentgerichtsbarkeit ist Deutsch-
    land in Europa führend. Ungefähr zwei Drittel der etwa
    800 anhängigen europäischen Patentstreitigkeiten werden
    in Deutschland geführt. Wir kämpfen im Moment im eu-
    ropäischen Kontext sehr stark dafür, dass diese Regelung
    über die Gerichtsbarkeit so bleibt. Das Gemeinschafts-
    patent darf die bewährte Patentgerichtsbarkeit in Deutsch-
    land nicht gefährden.

    Zu guter Letzt, meine Damen und Herren, noch zwei
    Worte zu einem Thema, das wahrscheinlich insbesondere
    die Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte unter Ihnen in-
    teressiert,


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die hören jetzt gut zu!)


    die Anwaltsgebührenerhöhung. Ich habe eben beim
    parlamentarischen Abend der Bundesrechtsanwaltskam-
    mer gesagt, dass ich das Anliegen, die Gebühren nach vie-
    len Jahren wieder einmal anzupassen, für berechtigt halte.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wenn wir dies durchsetzen wollen – das habe ich auch ge-
    sagt –, können wir das nur gemeinsam mit den Ländern tun.

    Ich habe den Kollegen Gasser gebeten, zwei Minister
    aus den A-Ländern und zwei Minister aus den B-Ländern
    zu benennen, mit denen wir eine kleine Arbeitsgruppe bil-
    den können, um das einmal vorzubesprechen. Dann müs-
    sen wir mit den Anwaltsverbänden reden. Ich wäre Ihnen
    dankbar, meine Damen und Herren von der Opposition,

    wenn Sie auch mit den von Ihnen regierten Ländern spre-
    chen würden, insbesondere mit den Finanzministern,
    nicht nur mit den Justizministern; denn die Justizminister
    sind hier sowieso unserer Ansicht. Aber wir müssen auch
    die Finanzminister der Länder dazu bekommen, dieses
    Vorhaben mitzutragen.

    Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit zu später
    Stunde.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Wolfgang Götzer,

CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Götzer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

    Die Haushaltsdebatte ist immer auch eine Generaldebatte.
    Deshalb möchte ich anlässlich der Beratungen des Ein-
    zelplans 07 einige rechtspolitische Schwerpunkte von
    CDU und CSU für diese Wahlperiode nennen. Dabei halte
    ich es für sinnvoll, kurz darauf einzugehen, was aus unse-
    rer Sicht überhaupt Aufgabe von Rechtspolitik ist. Das er-
    scheint mir deshalb notwendig, weil die Erfahrungen in
    der vergangenen Wahlperiode gezeigt haben, dass die
    Vorstellungen hierüber zwischen Rot-Grün einerseits und
    den bürgerlichen Kräften andererseits teilweise doch sehr
    weit auseinander gehen.

    Für uns ist Rechtspolitik vor allem die Stärkung und,
    wo nötig, die Verbesserung des Rechtsstaats sowie die Si-
    cherung der Freiheit der Bürger gegenüber dem Staat und
    auch gegenüber Dritten.


    (Joachim Stünker [SPD]: Einsperren! Sie sperren die ganze Bevölkerung ein!)


    Bei Rot-Grün war jedoch in der vergangenen Wahlperiode
    immer deutlicher zu erkennen, dass Rechtspolitik als Mit-
    tel der Gesellschaftsveränderung betrachtet wird. Diesen
    Bestrebungen werden wir, sollten sie weiter verfolgt wer-
    den, auch weiterhin entschiedenen Widerstand leisten.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang einige

    grundsätzliche Bemerkungen machen. Sicherheit und
    Freiheit gehören untrennbar zusammen. Sicherheit ist Vo-
    raussetzung für Freiheit. Das Recht wiederum sichert
    diese Freiheit. Dafür brauchen wir einen starken Staat;
    denn nur ein starker Staat kann einen optimalen Schutz
    der Bürger gegen Verbrechen gewährleisten. Starker Staat
    und liberaler Staat sind kein Widerspruch; denn gerade ein
    liberaler Staat muss wehrhaft sein, da sonst die freiheitli-
    che Demokratie den vielfältigen Bedrohungen nicht ge-
    wachsen ist.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Jetzt kommen Sie doch einmal zur Sache!)


    – Ja, das sind Dinge, die man Ihnen immer wieder ins Ge-
    dächtnis rufen muss, weil Sie dagegen handeln.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So viele Allgemeinplätze!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    996


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 997

    Es muss Schluss sein, Herr Kollege Schmidt, mit einer
    als Liberalität getarnten Gleichgültigkeit gegenüber den
    Sicherheitsbedürfnissen der Bürger.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Menschen bei uns im Land haben ein Recht auf Si-
    cherheit.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Aber nicht auf Sprüche!)


    Deshalb gilt bei uns null Toleranz gegenüber Verbrechen.
    Wir handeln danach und haben danach gehandelt, solange
    wir Verantwortung hatten. Aber wir müssen Sie leider da-
    ran erinnern.

    Wer Recht bricht und sich damit gegen unsere Wert-
    ordnung stellt, muss mit konsequenter Verfolgung und
    Bestrafung rechnen.


    (Joachim Stünker [SPD]: Jawohl, machen wir!)


    Beim Schutz der Bürger darf es keine rechtsfreien Räume
    geben. Ich hoffe, das findet auch die Zustimmung der
    Koalitionsfraktionen. Wir lehnen die Verharmlosung von
    Rechtsbruch und Gewalt durch so genannte Entkriminali-
    sierung ab; denn sie schafft den Nährboden für Krimina-
    lität, senkt Hemmschwellen, ermutigt Rechtsbrecher und
    entmutigt die gesetzestreuen Bürger.

    Ich möchte auch klarstellen, dass für uns jedenfalls
    nicht die Sorge um die Täter im Mittelpunkt steht,


    (Joachim Stünker [SPD]: Für uns auch!)

    sondern der Schutz der Bürger und die Not der Opfer von
    Straftaten, die wir lindern wollen.


    (Joachim Stünker [SPD]: Große Koalition!)

    Jetzt zu einigen unserer Schwerpunkte. Im Mittelpunkt

    der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen leider, gerade
    auch in den letzten Monaten, besonders verabscheuungs-
    würdige Sexualverbrechen.


    (Zurufe von der SPD: Aha!)

    Der letzte Fall war jener der 16-jährigen Jennifer, die vor
    wenigen Wochen im schleswig-holsteinischen Neumünster
    einem Sexualmord zum Opfer fiel. Der mutmaßliche Tä-
    ter war nur kurz zuvor aus der Strafhaft entlassen worden.


    (Joachim Stünker [SPD]: Das hat Herr Bosbach alles schon vorgetragen!)


    – Leider müssen wir dies immer wieder sagen. Sie schrei-
    ben zwar in Ihre Koalitionsvereinbarung, Sie wollten hier
    etwas tun, aber Sie handeln nicht, es folgen keine Taten.
    Es gibt nur leere Worte.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Quatsch!)


    Nicht weniger erschreckend ist die große Zahl von Kin-
    dern, die Opfer sexuellen Missbrauchswerden. Dies sind
    jährlich rund 20 000 Fälle in Deutschland. Die Dunkel-
    ziffer ist jedoch viel höher.

    Die CDU/CSU-Fraktion hat deshalb einen Gesetzent-
    wurf zur Verbesserung des Schutzes der Bevölkerung vor

    Sexualverbrechen und anderen schweren Straftaten in den
    Deutschen Bundestag eingebracht, dessen erste Lesung
    bereits stattgefunden hat. Dieser enthält im Wesentlichen
    folgende Vorschläge: Wir wollen die Grundfälle des sexu-
    ellen Missbrauchs von Kindern als Verbrechen einstufen
    und auch die Verabredung zum Kindesmissbrauch sowie
    den Anstiftungsversuch künftig strafbar machen.

    Wir wollen einen neuen Straftatbestand einführen, der
    solches Verhalten unter Strafe stellt, das den sexuellen
    Missbrauch von Kindern erst ermöglichen soll. Wir wol-
    len Strafschärfungen im Bereich der Kinderpornographie,
    die Strafbarkeit der Billigung oder Belohnung schwerer
    Sexualstraftaten und die Möglichkeit der Überwachung
    des Fernmeldeverkehrs für sämtliche Fälle des Kindes-
    missbrauchs und der Verbreitung von Kinderpornographie.

    Wir wollen die konsequentere Nutzung der DNA-Ana-
    lyse in Strafverfahren – auch wenn dies den Grünen nicht
    gefällt. Wir sind der Auffassung, dass es künftig bei-
    spielsweise auch möglich sein soll, einem Exhibitionisten
    den genetischen Fingerabdruck abzuverlangen, wenn zu
    befürchten ist, dass der Betreffende schwerwiegendere
    Straftaten verüben könnte.


    (Rainer Funke [FDP]: Woher wissen Sie das?)

    Wir wollen – dies ist das Thema, bei dem wir uns hof-

    fentlich einigen oder aufeinander zugehen können – die
    nachträgliche Sicherheitsverwahrung. Wir wollen si-
    cherstellen, dass gegen hochgefährliche Straftäter künftig
    die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung auch
    nachträglich, das heißt bis zur bevorstehenden Entlassung
    aus der Haft, angeordnet werden kann.


    (Joachim Stünker [SPD]: Nach Polizeirecht, ja!)


    – Ja, das sind die alten Argumente, die durch Wiederho-
    lung nicht besser werden. Das Problem ist bekannt: Es be-
    steht eine Gesetzeslücke für die Fälle, in denen sich die
    Gefährlichkeit des Straftäters erst nach der Rechtskraft
    der Verurteilung im Strafvollzug herausstellt.


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: So ist es! – Joachim Stünker [SPD]: Das ist wohl so!)


    CDU und CSU haben hierzu bereits in der letzen Wahl-
    periode im Bundestag und auch über den Bundesrat meh-
    rere Gesetzesinitiativen eingebracht, um diese Lücke zu
    schließen und die Bevölkerung besser vor hochgefährli-
    chen Straftätern zu schützen. Alle diese Vorschläge wur-
    den von Rot-Grün abgelehnt; übrigens ebenso wie eine
    Initiative Bayerns, den Grundfall des sexuellen Miss-
    brauchs von Kindern als Verbrechen einzustufen. Dies ist
    mir gänzlich unverständlich, denn wer sich an Kindern
    vergeht, ist ein Verbrecher, nichts anderes.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schauen Sie doch einmal ins Gesetz!)


    Die von Rot-Grün in der vergangenen Wahlperiode
    schließlich halbherzig beschlossene Vorbehaltslösung
    schließt die Lücke keineswegs. Man stelle sich vor: Hoch-
    gefährliche Straftäter, die derzeit in Haft sitzen, werden
    von dem Gesetz nicht erfasst.


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: So ist es!)


    Dr. Wolfgang Götzer

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Dr. Wolfgang Götzer
    Außerdem besteht nach der rot-grünen Vorbehaltslösung
    weiterhin keine Sicherungsverwahrungsmöglichkeit, wenn
    die Gefährlichkeit des Täters erst während des Strafvoll-
    zuges zutage tritt. Im Übrigen ist der Anwendungsbereich
    des Gesetzes in nicht hinnehmbarer Weise eingeschränkt.
    Dieses Gesetz taugt also nicht.

    Nur mit unserem Gesetzentwurf, den wir jüngst einge-
    bracht haben, kann die nach wie vor bestehende unerträg-
    liche Gesetzeslücke wirksam geschlossen werden.


    (Joachim Stünker [SPD]: Er ist nur leider verfassungswidrig!)


    Wir wollen des Weiteren, dass die Sicherungsverwah-
    rung bereits nach der ersten Tat möglich ist, wenn diese be-
    sonders schwerwiegend gewesen ist. Wir wollen schließ-
    lich auch, dass sie auf Heranwachsende Anwendung
    finden kann, sofern diese nach Erwachsenenstrafrecht zu
    verurteilen sind.

    Hier könnte die Bundesregierung endlich einmal be-
    weisen, dass es ihr mit dem schärferen Vorgehen gegen
    Sexualstraftäter wirklich ernst ist. Die bekannte, ebenso
    vollmundige wie populistische Äußerung des Bundes-
    kanzlers in der „Bild“-Zeitung – wegschließen, und zwar
    für immer – steht in eklatantem Gegensatz zu dem, was
    Rot-Grün tatsächlich zum besseren Schutz der Kinder vor
    Sexualstraftätern tut.

    Wir wissen alle, dass man mit Gesetzen nicht alle Ver-
    brechen verhindern kann, schon gar nicht, wenn es sich
    um einen Ersttäter handelt und dieser vorher nicht auffäl-
    lig gewesen ist. Hier aber handelt es sich um Täter, die be-
    reits straffällig geworden sind und bei denen die Gefahr
    besteht, dass sie nach Verbüßen ihrer Straftat erneut ein
    Verbrechen begehen. Ein solches kann in der Tat durch die
    Einführung der nachträglichen Sicherungsverwahrung
    verhindert werden. Wir von der Union sind der Meinung,
    dass für den Schutz der Bevölkerung und vor allem der
    Kinder alles getan werden muss, was rechtsstaatlich mög-
    lich ist.

    Herr Kollege Stünker, wenn Sie der Meinung sind, es
    sei verfassungswidrig, dann sollten wir es vom Bundes-
    verfassungsgericht überprüfen lassen. Wir als Gesetzge-
    ber sollten jede Möglichkeit ergreifen, die uns zum bes-
    seren Schutz der Bevölkerung vor solchen Straftaten
    geeignet erscheint.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Stünker [SPD]: Das ist aber auch eine Logik! Mein lieber Mann!)


    Wir sind gespannt, ob sich die Bundesregierung unse-
    ren Vorschlägen weiterhin verweigert oder jetzt doch end-
    lich bereit ist, mit uns die dringend notwendigen Verbes-
    serungen zu beschließen. Die erste Lesung unseres
    Gesetzentwurfs hat gewissen Anlass zur Hoffnung – wenn
    auch nur in begrenztem Umfang – gegeben.

    Sehr verehrte Frau Ministerin, wir warten auf den ange-
    kündigten Gesetzentwurf Ihres Hauses und hoffen, dass Sie
    sich gegenüber Ihrem grünen Koalitionspartner durchset-
    zen können. Was von den Grünen zu diesem Thema zu
    hören ist, dient dem Täterschutz und nicht der Sicherheit
    der Menschen. Dafür haben wir nicht das geringste Ver-

    ständnis. Sexualstraftäter dürfen nicht länger von rot-grü-
    nen Versäumnissen profitieren können.


    (Joachim Stünker [SPD]: Nun ist aber gut! Jetzt reicht es aber! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine schamlose Unterstellung! Es ist ja unglaublich, was Sie da sagen!)


    – Ja, das ist unglaublich. Wir sollten schnellstmöglich et-
    was dagegen tun. Wir sollten diesen Zustand beenden.

    Ich komme zur strafrechtlichen Behandlung Heran-
    wachsender zwischen 18 und 21 Jahren. Wir wollen si-
    cherstellen, dass die Anwendung von Jugendstrafrecht
    auf Heranwachsende wirklich nur im Ausnahmefall in Be-
    tracht kommt. Die gerichtliche Praxis hat sich vom gesetz-
    geberischen Leitbild zunehmend entfernt. Wir alle wissen,
    dass derzeit fast ausnahmslos Jugendstrafrecht zur Anwen-
    dung kommt. Deshalb hat Bayern im Bundesrat eine Initia-
    tive gestartet mit dem Ziel, § 105 JGG neu zu fassen. Dazu
    besteht Veranlassung und das ist auch gut begründbar. Wer
    mit 18 Jahren volljährig ist, wer alle Rechte und Pflichten
    eines Staatsbürgers hat, der muss dementsprechend auch
    strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden können.

    Es ist geboten, meine ich, die Höchststrafe für Heran-
    wachsende, soweit auf diese das Jugendstrafrecht ange-
    wendet wird, von zehn auf 15 Jahre heraufzusetzen. Auch
    dazu gibt es einen bayerischen Gesetzentwurf im Bun-
    desrat.

    Diese Vorschläge haben übrigens auf der letzten Kon-
    ferenz der Justizministerinnen und Justizminister im No-
    vember dieses Jahres eine Mehrheit gefunden.

    Ein Wort zur Rauschgiftkriminalität.Was dazu in der
    Koalitionsvereinbarung steht, lässt nichts Gutes erwarten.
    Wir lehnen rechtsfreie Räume in der Rauschgiftbekämp-
    fung entschieden ab. Die Legalisierung von Fixerstuben
    und die staatliche Abgabe von Drogen sind der falsche
    Weg. Die steigende Zahl der Drogentoten, und zwar unter
    den Erstkonsumenten von harten Drogen, erfordert eine
    verantwortungsbewusste Drogenpolitik, die Prävention,
    Hilfe zum Ausstieg für Süchtige und eine Bekämpfung
    der Drogenkriminalität mit allen rechtsstaatlichen Mitteln
    verbindet.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir sind entschieden gegen die Verharmlosung der so

    genannten Alltagskriminalität. Deshalb werden wir
    auch nicht von unserer Forderung abrücken, beispiels-
    weise schärfer gegen Graffitischmierereien vorzugehen
    und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass diese als
    Sachbeschädigung bestraft werden, auch wenn Sie von
    der rot-grünen Seite alle unsere diesbezüglichen Gesetzes-
    initiativen abgeschmettert haben.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben uns auch wirklich nicht enttäuscht!)


    Sie sollten einmal mit offenen Augen gerade durch Berlin
    gehen, sich ansehen, welches Ausmaß das angenommen
    hat, und mit Hausbesitzern, aber auch mit Mietern spre-
    chen. Wie die Wände und Züge hier verschmiert werden,
    ist unerträglich geworden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    998


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 999

    In der rot-grünen Koalitionsvereinbarung steht dazu:
    Die Alltagskriminalität werden wir konsequent
    bekämpfen.

    Das ist angesichts Ihres tatsächlichen Verhaltens eine der
    vielen hohlen Phrasen.

    Wir sind für eine sinnvolle Erweiterung des Katalogs
    der strafrechtlichen Sanktionen. Das Fahrverbot bei-
    spielsweise ist in vielen Fällen auch bei nicht verkehrsbe-
    zogenen Straftaten eine angemessene und spürbare Sank-
    tion. Auch die Verurteilung zu gemeinnütziger Arbeit
    sollte künftig verstärkt zur Anwendung kommen. Die Er-
    weiterung des Sanktionensystems bedeutet für uns aber
    keinesfalls dessen Aufweichung, zum Beispiel durch eine
    weitere Ausweitung der Anwendung von Bewährungs-
    strafen. – So weit unsere wichtigsten Schwerpunkte auf
    dem Gebiet des Strafrechts bzw. der inneren Sicherheit.

    Auf den zivilrechtlichen Bereich möchte ich heute nur
    ganz kurz eingehen. Die bereits erwähnte Reform der An-
    waltsvergütung, Frau Ministerin, ist in der Tat überfällig.
    Auch dazu gab es große Ankündigungen in der letzten
    Wahlperiode; das betrifft jetzt natürlich nicht Sie, Frau
    Ministerin.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben doch ein Gesetz gemacht! Das ist doch fertig! Die Länder wollten es nicht!)


    Aber es hat sich rein gar nichts getan. Die Behandlung
    dieses Themas wurde mit der Begründung verschoben
    – das haben wir im Rechtsausschuss miterlebt, Herr Kol-
    lege Funke –, es müsse eine umfassende Neuregelung des
    Gebührenrechts erarbeitet werden; dafür werde die Zeit
    nicht reichen. Das waren Ausreden. Es ist bisher nichts
    geschehen. Die strukturelle Neuregelung wie auch die
    Anhebung der seit 1994 unveränderten Gebühren müssen
    unverzüglich in Angriff genommen werden.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat nicht aufgepasst!)


    Eine Verschlechterung beim Versorgungswerk wird es mit
    uns aber nicht geben.

    Ein abschließendes Wort zum so genannten Antidis-
    kriminierungsgesetz, wie es in der Koalitionsvereinba-
    rung heißt. Wir werden alles dafür tun, dass nicht wild
    gewordene Ideologen das Zivilrecht mit seinem Grund-
    satz der Vertragsfreiheit aushöhlen und beispielsweise
    Deutsche gegenüber Ausländern in der Rechtsordnung
    nicht massiv benachteiligt werden.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber gleichstellen!)


    Sehr geehrte Frau Ministerin, wir sind zu konstruktiver
    Zusammenarbeit bereit, aber selbstverständlich auf der
    Grundlage unserer Wertvorstellungen und Ziele.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sagen Sie doch nicht solche Drohungen!)


    Die Voraussetzungen dafür sind in dieser Legislaturperi-
    ode aus hier nicht näher zu bezeichnenden Gründen bes-
    ser als in der vorangegangenen.


    (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was meinen Sie denn damit?)


    An die Adresse der SPD-Mitglieder im Rechtsaus-
    schuss möchte ich anlässlich der Geschehnisse, die sich
    dort bei den Beratungen zu den Hartz-Gesetzen ereignet
    haben, ein klares Wort richten: Das Tempo sind wir von
    Ihnen aus der letzten Legislaturperiode schon gewöhnt.
    Dass man innerhalb einer Woche am Dienstag die An-
    hörung durchführt, am Mittwoch in den Ausschüssen ab-
    schließend berät, am Freitag bereits die zweite und dritte
    Lesung abhält und das Gesetz durchpeitscht, davon rede
    ich gar nicht; das haben wir schon mehrfach erlebt. Nein,
    Sie wollten über Änderungsanträge der Koalition abstim-
    men lassen, die weder dem Ausschuss noch seinen Mit-
    gliedern vorlagen.


    (Joachim Stünker [SPD]: Das haben wir doch gar nicht getan!)


    – Selbstverständlich wollten Sie das tun. Sie waren wohl
    in einer anderen Veranstaltung!