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ID1501309200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Bindig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Diese Unnachgiebigkeit ist die Grundlage der Politik,

    wie sie von der Bundesregierung durch den Außenminis-

    ter und den Bundeskanzler vertreten wird. Ich wüsste kein
    umgekehrtes Beispiel zu nennen.


    (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: In Tschetschenien war er ganz hart!)


    – Was zu Tschetschenien zu sagen ist, habe ich für die so-
    zialdemokratische Fraktion in der letzten außenpoliti-
    schen Debatte am 29. Oktober hinreichend differenziert
    formuliert.


    (Beifall bei der SPD – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Danke!)


    Wir verbinden heute gerne die menschenrechtliche mit
    der außenpolitischen Debatte. Viele Menschenrechtsver-
    letzungen, die uns beschäftigen, finden im Ausland statt
    und erfordern außenpolitische Reaktionen: bilateral, auf
    EU-Ebene sowie multilateral. Tschetschenien ist hierfür
    ein gutes Beispiel. Hier kann unser außenpolitisches Inte-
    resse nicht losgelöst von menschenrechtlichen und huma-
    nitären Überlegungen definiert werden.

    Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi
    Annan, hat in seinem Bericht zur Verhütung bewaffneter
    Konflikte auf die Notwendigkeit hingewiesen, von einer
    Kultur des Reagierens zu einer Kultur der Prävention
    überzugehen. Um bewaffnete Konflikte auf Dauer zu ver-
    hüten – so heißt es in seinem Bericht –, muss gezielt die
    Achtung der Menschenrechte gefördert werden, nicht nur
    die Achtung der bürgerlichen und politischen Rechte, son-
    dern auch der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen
    Rechte einschließlich des Rechts auf Entwicklung.

    Kofi Annan betont auch die wichtige Rolle des Inter-
    nationalen Strafgerichtshofes bei der Durchsetzung des
    Grundsatzes der internationalen strafrechtlichen Verant-
    wortlichkeit. Er empfiehlt außerdem, das Amt des Hoch-
    kommissars der Vereinten Nationen für die Menschen-
    rechte zu stärken. An dieser Stelle möchte ich zu Beginn
    der neuen Legislaturperiode – und sicher nicht nur im Na-
    men meiner Fraktion – dem neuen Hochkommissar Sergio
    Mello viel Kraft für seine schwierige Aufgabe wünschen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Rainer Eppelmann [CDU/CSU])


    Die Forderungen des UN-Generalsekretärs korrespon-
    dieren voll mit den Planungen der Bundesregierung und
    den Forderungen der Koalitionsfraktionen, die internatio-
    nalen Beziehungen weiter zu verrechtlichen und den Pro-
    zess der Einrichtung und Konsolidierung des Internatio-
    nalen Strafgerichtshofes zu fördern.

    Kofi Annan hat den Mitgliedstaaten eindringlich nahe
    gelegt, die Menschenrechtsverträge und das Statut des In-
    ternationalen Strafgerichtshofes zu ratifizieren. Deutsch-
    land ist mit seiner völkerrechtsfreundlichen Politik für
    viele Länder beispielhaft vorangegangen. Wir sind zahl-
    reichen internationalen Abkommen und Zusatzprotokol-
    len beigetreten und haben in der letzen Legislaturperiode
    einige Vorbehalte zurückgenommen.

    Wir sollten diese Politik der Abrundung unserer inter-
    nationalen Verpflichtungen fortsetzen und die im Antrag
    aufgelisteten Konventionen und Zusatzprotokolle zeich-
    nen bzw. ratifizieren. Ganz besonders am Herzen liegen

    Rudolf Bindig

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Rudolf Bindig
    mir die Zusatzprotokolle zur Kinderrechtskonvention, die
    Kindersoldaten und Menschenhandel betreffen, sowie die
    Rücknahme des Vorbehaltes zu Art. 22 dieser Konvention.

    Die wachsende Vernetzung der Welt in einem interna-
    tionalen Normensystem ist eine Chance, für die es sich
    einzusetzen lohnt. Daran wollen wir gemeinsam arbeiten.
    In keinem Fall dürfen wir zulassen, dass Völkerrechtsver-
    träge reines Papierwerk bleiben. Es kommt auf die Um-
    setzung an.

    Der Generalsekretär der Vereinten Nationen weist in
    seinem Bericht zur Verhütung bewaffneter Konflikte im-
    mer wieder darauf hin, dass neben den Vereinten Nationen
    vor allem die nationalen Regierungen selbst die Hauptver-
    antwortung für die Konfliktprävention tragen müssen,
    und zwar sowohl im Inneren ihrer Staaten als auch in an-
    deren Staaten. Hierfür müssten sie Kapazitäten aufbauen.

    Es ist deshalb richtig und wichtig, dass die Bundesre-
    gierung beschlossen hat, das Zentrum für Internationale
    Friedenseinsätze zu einer vollwertigen Entsendeorganisa-
    tion auszubauen. Auch der weitere Ausbau des erfolgreich
    gestarteten Zivilen Friedensdienstes und des im Jahre 2000
    gegründeten Förderungsprogramms zur Krisenprävention
    in Konfliktregionen ist ein wichtiger Baustein präventiver
    Menschenrechtspolitik.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Unser Antrag „Menschenrechte als Leitlinie der deut-
    schen Politik“ enthält neben menschenrechtlichen Aspekten
    der internationalen Politik auch viele Bezüge zu anderen Po-
    litikfeldern – zur Wirtschaftspolitik, zur Entwicklungszu-
    sammenarbeit, zur Innen- und Justizpolitik sowie zu einer
    zielgruppenorientierten Menschenrechtspolitik. Auch wenn
    es im politischen Betrieb manchmal unbequem ist: Men-
    schenrechtspolitik ist eben eine Querschnittsaufgabe und
    mischt sich in unterschiedlichen Bereichen ein.

    Bei allem Sinn für das politisch Machbare wollen wir
    uns in dieser Legislaturperiode einem breiten Spektrum
    von Aufgaben widmen, um die Menschenrechte in ande-
    ren Ländern, aber auch bei uns im Innern voranzubringen.
    Eine aktive Menschenrechtspolitik nach Innen bleibt
    nämlich ein gutes Fundament für glaubwürdige auslands-
    bezogene Initiativen.

    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Rainer Eppelmann [CDU/CSU])




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nun hat der Kollege Rainer Eppelmann, CDU/CSU-

Fraktion, das Wort.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Christa Nickels [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rainer Eppelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Geschätzter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und

    Kollegen! Auch wir finden es – gerade angesichts der zeit-

    lichen Nähe zum Tag der Menschenrechte – gut, dass im
    Rahmen der Haushaltsberatungen erstmals eine Men-
    schenrechtsdebatte möglich ist. Das zeigt, dass die Men-
    schenrechtspolitik bei uns eigentlich mitten in der Politik
    steht. Dafür ein Dankeschön uns allen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Dennoch besteht kein Anlass zur Selbstzufriedenheit.

    Gerade in der Menschenrechtspolitik ist Glaubwürdig-
    keit entscheidend. Ich gebe ehrlich zu: Mich beschleicht
    immer wieder der Verdacht, dass das Thema Menschen-
    rechte bei uns immer dann in die zweite Reihe gestellt
    wird, sobald sich lukrative oder attraktive wirtschaftliche
    Projekte abzeichnen oder sobald es übergeordnete politi-
    sche Interessen gibt. Um an dieser Stelle nicht falsch ver-
    standen zu werden, ist es mir wichtig, ausdrücklich zu sa-
    gen: Das geht nicht in Richtung einer Partei, sondern aller
    Parteien.

    Nur ein Beispiel – es gäbe so manche Beispiele –: Kri-
    tik an der katastrophalen Situation der Menschenrechte in
    der Volksrepublik China wird nur in wohlfeilen Worten
    geäußert. Der viel beschworene Rechtsstaatsdialog als
    solcher hat nach meiner Kenntnis noch keine richtigen
    Früchte getragen. Hier ist endlich Klartext geboten. Im-
    merhin hat Amnesty International für das Jahr 2001 min-
    destens 4 015 Todesurteile und 2 468 Hinrichtungen fest-
    gestellt. Die Administrativhaft, das heißt Inhaftierung bis
    zu drei Jahren ohne Gerichtsverfahren, wird beispiels-
    weise im 6. Menschenrechtsbericht der Bundesrepublik
    nicht einmal erwähnt.


    (Rudolf Bindig [SPD]: Aber wir befassen uns doch intensiv damit!)


    An politischer Glaubwürdigkeit mangelt es auch im
    Fall des Bürgerkriegs in Tschetschenien. An demselben
    Tag, an dem der Ausschuss für Menschenrechte und hu-
    manitäre Hilfe festgestellt hat, dass Abschiebungen von
    Tschetschenen nach Russland aufgrund der dortigen Si-
    tuation nicht möglich und verantwortbar sind, machte der
    Bundeskanzler dem russischen Präsidenten Komplimente
    für dessen Tschetschenienpolitik.


    (Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ungeheuerlich!)

    Die nach den Worten des Kanzlers guten Ansätze in der
    russischen Tschetschenienpolitik kommentierte Oleg
    Orlow von der russischen Menschenrechtsorganisation
    Memorial mit den Worten – ich zitiere –:

    Entweder ist Schröder ein Zyniker oder er zeichnet
    sich durch Inkompetenz aus.


    (Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Selbstverständlich hat die Russische Föderation das

    Recht, Terrorismus mit rechtsstaatlichen Mitteln zu
    bekämpfen, und auch einen Anspruch auf unsere Solida-
    rität nach der verbrecherischen Geiselnahme Ende Okto-
    ber. Dennoch muss meiner Meinung nach alles vermieden
    werden, was von Russland nur allzu gern als Blan-
    koscheck für das militärische Vorgehen in der Kaukasus-
    republik verstanden wird.

    Noch immer gehören zum russischen Vorgehen in
    Tschetschenien – es ist vorhin schon erwähnt worden –


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    942


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 943

    Morde, Folter, Erpressung, Vergewaltigung und eine
    plündernde Soldateska. Dies ist völlig unakzeptabel und
    verlangt unser aller klaren Widerspruch;


    (Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/ CSU: Vor allem den des Herrn Bundeskanzlers!)


    denn der Weg von der Leisetreterei zur Komplizenschaft
    ist nicht weit.


    (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Was sagt der grüne Außenminister dazu?)


    Erst am vergangenen Wochenende wurde die Leiterin ei-
    ner örtlichen Verwaltung, die Menschenrechtsverletzun-
    gen durch russische Streitkräfte kritisiert hatte, in ihrem
    Haus überfallen und erschossen. Schon lange ist bekannt,
    dass maskierte Sondereinsatztruppen nachts in Häuser
    eindringen und Männer, Frauen und Kinder verprügeln.
    Junge Männer werden verschleppt und kurze Zeit später
    mit Foltermalen tot aufgefunden.

    Damit mich keiner falsch versteht: Auch die tschet-
    schenischen Rebellen sind für schwere Menschen-
    rechtsverletzungen verantwortlich. Eine Talibanisierung
    Tschetscheniens, für die es bereits nach dem ersten Tschet-
    schenienkrieg zahlreiche Anzeichen gab, dient aber nicht
    der Freiheit und der Selbstbestimmung des tschetscheni-
    schen Volkes. Islamische Terroristen können keine poli-
    tischen Partner sein. Es bestehen erhebliche Zweifel, ob
    angesichts der derzeitigen Zuspitzung des Konfliktes eine
    politische Lösung ohne internationale Hilfe überhaupt
    möglich ist. Auch Deutschland, Herr Außenminister,
    sollte Russland sehr dazu drängen, Hilfe vonseiten des
    Europarates, der OSZE und der Vereinten Nationen zu ak-
    zeptieren.

    Der Antrag der FDP beschreibt die Lage in dem Bür-
    gerkriegsgebiet sehr anschaulich. Der Antrag, der heute
    an die Ausschüsse überwiesen wird, findet daher unsere
    volle Unterstützung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Angelika Graf [Rosenheim] [SPD])


    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, seit Jahren verfol-
    gen wir die Situation bei den Menschenrechten in Kuba
    mit großer Besorgnis. Grundlegende Bürger- und Men-
    schenrechte wie Versammlungs-, Meinungs- und Presse-
    freiheit werden durch das Regime Fidel Castros massiv
    unterdrückt. In den kubanischen Gefängnissen herrschen
    katastrophale Zustände. Vor allem politische Gefangene
    haben unter diesen Verhältnissen sehr zu leiden. Dem
    blinden Bürgerrechtler Juan Carlos Gonzalez Leyva, Prä-
    sident der kubanischen Menschenrechtsstiftung, droht
    eine mehrjährige Haftstrafe. Anderen Berichten zufolge
    soll er über das beantragte Strafmaß der Staatsanwalt-
    schaft hinaus bereits zu neun Jahren Haft verurteilt wor-
    den sein. Im Gefängnis wurde er von einem Beamten der
    Staatssicherheit mit dem Tode bedroht.

    Einem anderen politischen Gefangenen, Leonardo
    Bruzon Avila, Vorsitzender der Bewegung 24. Februar,
    geht es nach einem inzwischen zweimonatigen Hunger-

    streik im Gefängnis äußerst schlecht. Es kursierten sogar
    Gerüchte, er sei an den Folgen inzwischen gestorben. Er
    beteiligte sich an dem Hungerstreik, um gegen seine an-
    dauernde Verhaftung ohne Gerichtsverfahren zu protes-
    tieren.

    Doch vor den Unterdrückungsmaßnahmen des Re-
    gimes werden im Ausland, leider auch immer wieder bei
    uns, die Augen vielfach verschlossen. Ich verstehe das
    nicht. Das intellektuelle Verhätscheln des Maximo Lider
    hat offensichtlich Vorrang.


    (Arnold Vaatz [CDU/CSU]: So ist es!)

    Heute hat meine Fraktion auch einen Antrag zur Tür-

    kei eingebracht. Einiges ist dazu bereits gesagt worden.
    Ich möchte jedoch vor allem noch anfügen, dass die Ein-
    haltung der Menschen- und Minderheitenrechte in der
    Türkei auch weiterhin eingefordert werden muss. Der
    neue türkische Ministerpräsident Gül hat Mitte November
    angekündigt, Ankara werde die Europäer in nächster Zeit
    mit mutigen Reformschritten schocken. Einen solchen
    Schock, vermute ich, erleiden wir gerne, wenn darunter
    zum Beispiel folgende Sachverhalte fallen: dass die Tür-
    kei das Zusatzprotokoll Nr. 6 der Europäischen Konven-
    tion zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten
    über die Abschaffung der Todesstrafe unterschreibt; dass
    die türkische Regierung dafür sorgt, dass christliche und
    andere religiöse Minderheiten nicht länger diskriminiert
    und schikaniert werden, was einschließt, dass ihnen ihr
    Eigentum zurückgegeben wird; dass Ankara der Verleum-
    dungskampagne gegen die deutschen politischen Stiftun-
    gen, die seit August 2001 anhält, Einhalt gebietet und das
    Verfahren des Staatssicherheitsgerichtes eingestellt wird.
    Die Vorwürfe der Spionage und Geheimbündelei sowie
    der Untergrabung des türkischen Nationalstaates gegen
    die Vertreter der Stiftungen sind absurd und entbehren
    jeglicher Grundlage.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aus Veranstaltungen zu kurdischen Minderheitenrechten
    den Vorwurf separatistischer Umtriebe zu konstruieren ist
    grotesk. Die Anklage enthält keine Beweise. Die türkische
    Regierung ist aufgerufen, die Ankündigung Erdogans von
    der Nulltoleranz gegenüber Folter tatsächlich auch umzu-
    setzen und das Problem der Straflosigkeit zu beseitigen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Christoph Zöpel [SPD])


    Wir hätten uns sehr viel eindeutigere Bekenntnisse zur
    Menschenrechtspolitik der neuen Bundesregierung ge-
    wünscht. Die Aussagen des Koalitionsvertrages geben je-
    denfalls in dieser Hinsicht außer einigen Allgemeinplät-
    zen wenig her.


    (Rudolf Bindig [SPD]: Das stimmt ja gar nicht! Die haben wir alle in unserem Leitantrag noch einmal zusammengefasst!)


    Wer sein politisches Programm so defensiv beschreibt,
    von dem ist eigentlich kein prägnantes Handeln zu erwar-
    ten. Die Forderung, den Europäischen Gerichtshof zu

    Rainer Eppelmann

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Rainer Eppelmann
    stärken und hierfür laut dem heute eingebrachten Antrag
    der Koalitionsfraktionen „Menschenrechte als Leitlinie
    der deutschen Politik“ die Finanzmittel zu erhöhen, deckt
    sich keineswegs mit dem Haushaltsplan,


    (Rudolf Bindig [SPD]: Sie irren!)

    in dem der freiwillige Beitrag im Rahmen des Pflichtbei-
    trages eben nicht erhöht, sondern auf dem Stand der
    Jahre 2001 und 2002 belassen wird.


    (Christa Nickels [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir arbeiten doch dran, Rainer!)


    Als Zielsetzung zu formulieren – ich zitiere –, ein „be-
    sonderes Augenmerk auf die Durchsetzung von Frauen-
    rechten“ zu legen, ist ebenso vage wie die Ankündigung,
    auf die „ausstehende Ratifizierung von menschenrecht-
    lich relevanten Konventionen und Zusatzprotokollen so-
    wie die Rücknahme von Vorbehalten in diesem Bereich
    hinzuwirken“.