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  • tocInhaltsverzeichnis
    Gedenken an die Opfer der Flutkatastrophe 25415 A Nachruf auf den Abgeordneten DietmarSchlee 25415 B Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordne- ten Ludwig Eich, Dr. Karlheinz Guttmacher, Walter Link (Diepholz), Otto Schily und Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast . . . . . . . . . . . 25415 C Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 25415 D Tagesordnungspunkt 1: a) Regierungserklärung durch den Bundes- kanzler: Den Opfern helfen – Gemein- sinn stärken: Maßnahmen zur Bewäl- tigung der Hochwasserkatastrophe 25416 A b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung steuer- rechtlicher Vorschriften und zur Errich- tung eines Fonds „Aufbauhilfe“ (Flut- opfersolidaritätsgesetz) (Drucksache 14/9894) . . . . . . . . . . . . . 25416 A c) Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Schnelle Hilfe für die Flutopfer (Drucksache 14/9905) . . . . . . . . . . . . . 25416 B d) Erste Beratung des von der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Ausgleich der von der Hochwasserkatastrophe im August 2002 verursachten Eigentumsschäden (Hoch- wasserschaden-Ausgleichsgesetz) (Drucksache 14/9895) . . . . . . . . . . . . . 25416 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Antrag der Fraktion der PDS: Stärkere Beteiligung von Großunternehmen an der Bewältigung von Hochwasser- schäden durch Körperschaftsteuer auf Veräußerungsgewinne (Drucksache 14/9899) . . . . . . . . . . . . . 25416 B b) Antrag der Fraktion der PDS: Stärkere Beteiligung von Kapitalgesellschaf- ten an der Bewältigung von Hoch- wasserschäden durch Erhöhung der Körperschaftsteuersätze (Drucksache 14/9900) . . . . . . . . . . . . . 25416 C c) Antrag der Fraktion der PDS: Bewäl- tigung der Flutkatastrophe gerecht finanzieren – Vermögensabgabe er- heben (Drucksache 14/9901) . . . . . . . . . . . . . 25416 C d) Antrag der Fraktion der PDS: Flutka- tastrophe 2002: Den Opfern langfris- tig und wirksam helfen – Rüstungs- projekte streichen (Drucksache 14/9902) . . . . . . . . . . . . . 25416 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . . 25416 D Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) 25422 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 25428 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 25433 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 25433 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 25434 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 25436 D Dr. Georg Milbradt, Ministerpräsident (Sachsen) 25439 D Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25442 C Plenarprotokoll 14/251 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 251. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002 I n h a l t : Ronald B. Schill, Senator (Hamburg) . . . . . . 25443 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 25447 A Dr. Georg Milbradt, Ministerpräsident (Sachsen) 25450 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 25451 B Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . 25451 C Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 25452 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 25453 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25454 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25455 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 25457 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25458 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002 Birgit Homburger 25454 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002 25455 (C)(A) Berichtigung 248. Sitzung, Seite 25198 (A), das endgültige Ergebnis der Namentlichen Abstimmung ist wie folgt zu lesen: Endgültiges Ergebnis der Namentlichen Abstimmung über die Vorschläge zur Gestaltung der Historischen Mitte Berlins – Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien – (Drucksache 14/9660) Abgegebene Stimmen 587 Ungültige Stimmen 8 Gültige Stimmen 579 Nein 62 Enthaltungen 6 Es entfielen auf den Vorschlag – Alternative A (Wiederherstellung der barocken Fassaden) 378 Stimmen Vorschlag – Alternative B (Klärung der Fassadengestaltung in einem Architektenwettbewerb; Alternativen zur Rekonstruktiom der Barocken Fassaden nicht ausgeschlossen) 133 Stimmen Ein Vorschlag ist angenommen, wenn er mehr Stimmen erhalten hat als der andere Vorschlag zuzüglich der Nein- Stimmen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002 25457 (C) (D) (A) (B) Adler, Brigitte SPD 29.08.2002 Aigner, Ilse CDU/CSU 29.08.2002 Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Bachmaier, Hermann SPD 29.08.2002 Dr. Bartsch, Dietmar PDS 29.08.2002 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 29.08.2002 Behrendt, Wolfgang SPD 29.08.2002* Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 29.08.2002 Sabine Dr. Blens, Heribert CDU/CSU 29.08.2002 Börnsen (Bönstrup), CDU/CSU 29.08.2002 Wolfgang Bohl, Friedrich CDU/CSU 29.08.2002 Borchert, Jochen CDU/CSU 29.08.2002 Brandner, Klaus SPD 29.08.2002 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 29.08.2002 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Eich, Ludwig SPD 29.08.2002 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Formanski, Norbert SPD 29.08.2002 Francke, Klaus CDU/CSU 29.08.2002 Frick, Gisela FDP 29.08.2002 Dr. Friedrich (Hof), CDU/CSU 29.08.2002 Hans-Peter Friese, Harald SPD 29.08.2002 Ganseforth, Monika SPD 29.08.2002 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 29.08.2002 Gilges, Konrad SPD 29.08.2002 Häfner, Gerald BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Haupt, Klaus FDP 29.08.2002 Hofbauer, Klaus CDU/CSU 29.08.2002 Hollerith, Josef CDU/CSU 29.08.2002 Hornung, Siegfried CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Jens, Uwe SPD 29.08.2002 Jünger, Sabine PDS 29.08.2002 Dr.-Ing. Kansy, CDU/CSU 29.08.2002 Dietmar Kauder, Volker CDU/CSU 29.08.2002 Knoche, Monika BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Dr. Kolb, Heinrich L. FDP 29.08.2002 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 29.08.2002 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 29.08.2002 Kubatschka, Horst SPD 29.08.2002 Kühn-Mengel, Helga SPD 29.08.2002 Lamers, Karl CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Laufs, Paul CDU/CSU 29.08.2002 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 29.08.2002 Lensing, Werner CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Loske, Reinhard BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.08.2002 Erich Maier, Pia PDS 29.08.2002 Mertens, Angelika SPD 29.08.2002 Dr. Meyer (Ulm), SPD 29.08.2002 Jürgen Michelbach, Hans CDU/CSU 29.08.2002 Nahles, Andrea SPD 29.08.2002 Neuhäuser, Rosel PDS 29.08.2002 Nickels, Christa BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 200225458 Ohl, Eckhard SPD 29.08.2002 Ostrowski, Christine PDS 29.08.2002 Pretzlaff, Marlies CDU/CSU 29.08.2002 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.08.2002 Reinhardt, Erika CDU/CSU 29.08.2002 Romer, Franz CDU/CSU 29.08.2002 Ronsöhr, CDU/CSU 29.08.2002 Heinrich-Wilhelm Roos, Gudrun SPD 29.08.2002 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.08.2002 Schultz (Köln), SPD 29.08.2002 Volkmar Schwalbe, Clemens CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Solms, FDP 29.08.2002 Hermann Otto Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 29.08.2002 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 29.08.2002 Sterzing, Christian BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Thönnes, Franz SPD 29.08.2002 Dr. Tiemann, Susanne CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 29.08.2002 Weiß (Emmendingen), CDU/CSU 29.08.2002 Peter Widmann-Mauz, CDU/CSU 29.08.2002 Annette Wolf (München), SPD 29.08.2002 Hanna Zierer, Benno CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Zöpel, Christoph SPD 29.08.2002 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Ausschuss fürWirtschaft und Technologie Drucksache 14/9305 Nr. 1.2 Drucksache 14/9479 Nr. 2.11 Drucksache 14/9479 Nr. 2.12 Drucksache 14/9479 Nr. 2.13 Drucksache 14/9479 Nr. 2.14 Drucksache 14/9479 Nr. 2.15 Drucksache 14/9479 Nr. 2.16 Drucksache 14/9479 Nr. 2.17 Drucksache 14/9479 Nr. 2.18 Drucksache 14/9479 Nr. 2.19 Drucksache 14/9479 Nr. 2.20 Drucksache 14/9479 Nr. 2.22 Drucksache 14/9479 Nr. 2.25 Drucksache 14/9479 Nr. 2.27 Drucksache 14/9479 Nr. 2.28 Drucksache 14/9479 Nr. 2.32 Drucksache 14/9479 Nr. 2.33 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/8428 Nr. 2.47 Drucksache 14/8428 Nr. 2.51 Drucksache 14/8428 Nr. 2.52 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Anke Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich erteile dem
    Fraktionsvorsitzenden der PDS, Roland Claus, das Wort.

    Roland Claus (PDS) (von der PDS mit Beifall be-
    grüßt): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen
    und Herren! Vielleicht können wir uns bei allem Streit in
    der Sache auf eine Formel einigen, die heißt: Alle Vor-
    schläge, die wirklich helfen, sind in diesen Stunden will-
    kommen,


    (Beifall bei der PDS)

    und zwar unabhängig davon, welchen Absender die je-
    weiligen Vorschläge haben. Deshalb möchte ich mich
    auch sehr gerne dem Dank anschließen, der hier bereits an
    die vielen Helferinnen und Helfer im Lande, an THWund
    Bundeswehr, an Hilfsorganisationen wie beispielsweise
    die Volkssolidarität, die gerne vergessen wird, ausgespro-
    chen wurde. Ich möchte aber als Ostdeutscher auch den
    Bürgerinnen und Bürgern in den westlichen Bundeslän-
    dern Dank sagen, die in dieser Situation zu Hilfe und So-
    lidarität bereit sind.


    (Beifall bei der PDS)

    An Ihre Adresse, Herr Stoiber, sage ich: Ich habe an der

    Donau und am Rhein ehrliche Solidarität erlebt. Etwas
    völlig anderes ist Ihr Versuch, hier im Bundestag auf den
    Wogen der Flut Ihren Wahlkampf heimzureiten.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das geht vor Ort – ich habe es im Kreis Wittenberg er-
    lebt – ganz anders. Dort sind ein PDS-Bürgermeister und
    ein CDU-Stadtratsmitglied diejenigen, die sich am inten-
    sivsten um die Folgen kümmern und den Menschen hel-
    fen. Solch ein Verhalten muss heute unser Maßstab sein.

    Zum Hilfegesetz der Koalition haben wir ein deutli-
    ches Ja gesagt und auch für die Abstimmungen im Bun-
    destag und Bundesrat ein deutliches Ja ohne Wenn und
    Aber verabredet, wenngleich wir einige Kritikpunkte und
    Veränderungsvorschläge haben, die Sie möglicherweise
    noch berücksichtigen können. Wir als PDS haben gefragt,
    warum in dieser Situation die Besteuerung von Unter-
    nehmensveräußerungen nicht zur Finanzierung heran-
    gezogen wird. Das wäre eine wirkliche Quelle, aus der
    Mittel geschöpft werden könnten, um etwas zu tun.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir schlagen Ihnen hier vor, eine Einmalabgabe auf

    große Vermögen zu erheben, also auf Vermögen über
    500 000 Euro, selbst genutztes Wohneigentum nicht mit-
    gerechnet.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Das verschobene Geld der SED!)


    Wir wenden uns auch an Banken und Versicherungen, und
    zwar auch an die größeren, nicht nur an die Sparkassen,
    die schon helfen, mit der Bitte, in dieser Situation Beson-
    nenheit zu zeigen.


    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Der hier zitierte Bäckermeister braucht nicht neue Kre-
    dite; dem Mann muss mit Schuldenerlass und mit Til-
    gungsaussetzung geholfen werden.


    (Beifall bei der PDS – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Die PDS sollte 1 Milliarde aus ihrem Vermögen herausrücken!)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
    Vizepräsidentin Anke Fuchs
    25442


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Warum, so frage ich mich, meine Damen und Herren, sind
    bisher nicht auch, wenn hier alle über unsere Nachbarlän-
    der reden, die Vorschläge aus Tschechien und Österreich
    zur Sprache gekommen, nämlich durch einen Verzicht
    auf Rüstungsgerät einen Beitrag zu den Hilfsprogram-
    men zu leisten?


    (Beifall bei der PDS)

    Es geht hier nicht, um nicht missverstanden zu werden,

    um irgendwelche pauschalen Kürzungen. Es geht mir
    aber schon darum, neue Anschaffungen wie den Großflie-
    ger A400 oder den neuen Panzertyp infrage zu stellen.
    Wenn der Bundeskanzler schon meint – ich finde das ja
    gut –, dass er keine militärischen Abenteuer wolle, dann
    kann er in dieser Situation auch auf militärisches Aben-
    teuergerät verzichten.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich bin sehr froh über die Spendenbereitschaft der Be-

    völkerung in unserem Lande. Aber ich will einmal Fol-
    gendes gegenrechnen: Was bisher an privaten Spenden
    zusammengekommen ist, entspricht fast exakt den Kosten
    für ein einziges Großraumflugzeug A400. Da sehen Sie,
    welche Möglichkeiten es hier gibt.

    Die PDS-Fraktion hat Ihnen heute ein Gesetz vorge-
    legt, das uns vor allem deshalb wichtig ist, weil es uns da-
    rum geht, dass die Versprechen, die zurzeit gegeben wer-
    den, auch eingehalten werden. Es ist kein Gegenentwurf
    zum Koalitionsgesetz, sondern ein Gesetz zur praktika-
    blen Ausführung der jetzt so sehnlichst erwarteten Aus-
    zahlungen und Hilfeleistungen. Ich glaube schon, dass es
    wichtig ist, in der eingetretenen Schadenssumme voll zu
    entschädigen.


    (Beifall bei der PDS)

    Wenn Herr Beckstein sagt, voller Ausgleich nur in Härte-
    fällen, macht mich das natürlich besorgt. Ich bin auch
    skeptisch, weil der Kanzler heute nicht seine Formel aus
    der Magdeburger Erklärung wiederholt hat. Damals hat er
    gesagt, dass er für die volle Schadensregulierung eintritt
    und dass alle dort wieder anfangen können, wo sie vor der
    Flut standen. Ich denke, das muss angemahnt werden. Es
    ist wichtig, hier sofort zu helfen.


    (Beifall bei der PDS)

    Wie geht das? Wir haben den Vorschlag gemacht, die

    Versicherungen einzubeziehen, den Wiederaufbaufonds
    bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau anzusiedeln und
    mit einem Schadensausgleichsfonds für rasche Hilfeleis-
    tungen einzutreten. Sie werden im Handel und Gewerbe
    erwartet. Dazu ist eine Menge gesagt worden. Auch und
    gerade für Existenzgründerinnen und Existenzgründer
    sind diese Soforthilfen jetzt nötig.

    Man muss in dieser Situation einmal feststellen, wie
    häufig in diesem Lande und im Bundestag das Unterneh-
    mertum beschworen wird und wie wenig gerade junge
    Unternehmerinnen und Unternehmer bei Risiken abgesi-
    chert sind. Auch das muss uns zu denken geben.

    Wir wollen deshalb diesen Bundeskanzler beim Wort
    nehmen. Wir wissen, dass ihm auch Skepsis entgegen-
    schlägt, denn die Versprechen hinsichtlich der Senkung
    der Arbeitslosigkeit sind natürlich nicht vergessen.

    Ich darf noch eine Bitte an Sie richten, liebe Kollegin-
    nen und Kollegen, die Sie hier im Bundestag mehrfach,
    offenbar gut gemeint, den Satz ausgesprochen haben,
    zehn oder zwölf Jahre Aufbau Ost seien zunichte ge-
    macht worden. Da ist natürlich etwas dran. Aber da dieser
    Satz auch vor der Semperoper und vor dem Dresdner
    Zwinger gesagt worden ist, muss ich Folgendes feststel-
    len: Gelebt und gearbeitet wurde in Dresden und an-
    derswo auch schon vor 1990.


    (Beifall bei der PDS – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Die gute alte Zeit!)


    Ich denke, dass wir für diesen Wiederaufbau einen
    neuen Ansatz brauchen. Wir brauchen nicht den Segen
    von oben, wir brauchen keine Chefsache Flut. Die Men-
    schen in den neuen Ländern wollen, dass Bedingungen
    geschaffen werden, unter denen sie mit ihrer eigenen
    Hände und Köpfe Arbeit für ihre Zukunft eintreten kön-
    nen. Deshalb wird über vieles neu nachzudenken sein,
    auch in der Umweltpolitik. Wenn wir in dieser Situation
    nicht ernsthaft dafür sorgen, dass der Ausbau von Donau
    und Elbe sofort gestoppt wird, wann wollen wir dann zur
    Vernunft kommen?


    (Beifall bei der PDS)

    Ebenso ist über einen wirksameren Katastrophen-

    schutz nachzudenken. Da kann man – das werden Sie
    jetzt wieder kritisieren– auch manches von der DDR ler-
    nen. Es gibt eine ganze Reihe vergessener Hochwasser,
    die nicht die allgemeine Aufmerksamkeit erregt haben,
    beispielsweise das Harz-Hochwasser. Deshalb haben wir
    unseren Aufruf überschrieben: „Aufatmen. Aufräumen.
    Aufbauen. Gemeinsam. Für ein neues Aufbauwerk.“

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der PDS)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile das Wort
dem Senator der Freien und Hansestadt Hamburg, Herrn
Ronald Schill.


(Zuruf von der PDS: Das muss man sich nicht antun! – Die Abgeordneten der PDS-Fraktion sowie zahlreiche Abgeordnete der SPD-Fraktion verlassen den Saal)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Meine sehr
    verehrten Damen und Herren! Sehr verehrte Frau Präsi-
    dentin! Dass jetzt einige Herrschaften den Saal verlassen,
    ist symptomatisch dafür, mit welcher unglaublichen
    Selbstherrlichkeit und Arroganz hier über Probleme hin-
    weggegangen wird, die Sie selbst angerichtet haben.

    Unser Mitgefühl gilt den Opfern der schlimmen Flut-
    katastrophe. Ich selbst war als Innensenator der Freien
    und Hansestadt Hamburg in unserer Partnerstadt Dresden
    und habe mir ein Bild machen können einerseits von den
    Verheerungen dort, andererseits aber auch von der Welle
    der Hilfsbereitschaft auch unbeteiligter Personen, von der
    Spendenbereitschaft und der enormen Tatkraft. Die Spen-
    denbereitschaft, die Tatkraft und das Engagement müssen
    selbstverständlich durch staatliche Hilfe ergänzt werden,
    und zwar in einer Größenordnung, wie sie hier angedacht

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
    Roland Claus

    25443


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    ist, nämlich in Höhe von mindestens 7 Milliarden Euro.
    Darüber besteht kein Zweifel. Darüber besteht ein breiter
    Konsens unter Demokraten.

    Eine andere Frage, die mich und sehr viele Bürger um-
    treibt, ist jedoch: Was ist aus Deutschland geworden, dass
    die für die Hilfe nach der Flutkatastrophe benötigten
    7 Milliarden Euro nicht anders aufgebracht werden kön-
    nen als durch faktische Steuererhöhungen? Die Ver-
    schiebung der Steuerentlastungsstufe für das Jahr 2003
    trifft ausgerechnet die kleinen Leute, Arbeitnehmer und
    Kleinbetriebe, und ist höchst unsozial für eine Partei, die
    sich sozialdemokratisch nennt.


    (Zuruf von der SPD: Sie haben wohl nicht zugehört!)


    Die Wirtschaft wird hierdurch, wie bereits in der Vergan-
    genheit, weiter erdrosselt. Wo sind eigentlich – diese Frage
    erhebt sich in der Bevölkerung – die 50 Milliarden Euro
    geblieben, die der Finanzminister aufgrund der UMTS-
    Lizenzen bekommen hat?


    (Zuruf von der SPD: Damit wurden Zinsen getilgt!)


    Das waren sage und schreibe 50 Milliarden Euro. Waren
    hierfür nicht sogar der Absturz der Telekomaktie und die
    damit verbundene Schädigung von Millionen Klein-
    aktionären in Kauf genommen worden?


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr! Herr Eichel und Herr Schröder waren es! – Zuruf von der SPD: Zum Thema bitte!)


    – Ich beschäftige mich mit dem Thema der Notwendig-
    keit, die Hilfe nach der Flutkatastrophe durch Steuererhö-
    hungen zu finanzieren, die Sie ja als alternativlos angese-
    hen haben.

    Nach fast jährlich wiederkehrenden Katastrophen ver-
    gleichbaren Ausmaßes wird die Hilfe in den USA ganz
    selbstverständlich aus Überschüssen und Rücklagen fi-
    nanziert. In den USA würde niemand auf die Idee kom-
    men, nach verheerenden Waldbränden, Hurrikans oder
    dem Ereignis des 11. September 2001 die Steuern zu er-
    höhen und damit der Wirtschaft den Garaus zu machen.
    Auf solche Ideen verfällt man nur hier.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Was ist aus Deutschland geworden, dass die benötigten

    7,1 Milliarden Euro nur durch faktische Steuererhöhun-
    gen finanziert werden können? Der Bundeskanzler sagte
    vorhin, er glaube an die Kraft der Volkswirtschaft – der
    Volkswirtschaft, die er selbst zugrunde gerichtet hat,
    meine Damen und Herren. Wir haben in Deutschland das
    geringste Wirtschaftswachstum und den höchsten Schul-
    denberg in Europa.


    (Susanne Kastner [SPD]: Und was haben Sie in Hamburg?)


    Rot-Grün ist es gelungen, die schon vorhandenen Schul-
    den um noch einmal 100 Milliarden Euro zu erhöhen.
    Wenn wir noch die 50 Milliarden Euro aufgrund der
    UMTS-Lizenzen dazurechnen, haben Sie in den letzten
    vier Jahren 150 Milliarden Euro verpulvert.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Jawohl!)


    Wir haben darüber hinaus – diese Bemerkung in puncto
    Kraft der Volkswirtschaft, auf die sich Herr Schröder gerne
    verlässt – die höchste Abgabenquote in ganz Europa. Es ist
    errechnet worden, dass der durchschnittliche Mensch sage
    und schreibe 56 Prozent seiner Arbeitszeit im Jahr nur für
    den Staat aufwendet. Diese Zahl, 56 Prozent, lässt es natür-
    lich vielen Bürgern unsinnig erscheinen, in diesem Lande
    überhaupt noch einer geregelten Arbeit nachzugehen.


    (Zuruf von der SPD: Was reden Sie denn da!)

    Sie sagen: Arbeit lohnt sich nicht mehr. Deswegen arbei-
    ten viele von ihnen schwarz und beziehen gleichzeitig So-
    zialhilfe. Deswegen haben wir eine Schattenwirtschaft
    von 350Milliarden Euro. Dagegen wird nichts getan. Viel-
    mehr werden die Umstände, die die geregelte, reguläre Ar-
    beit unattraktiv machen, immer schlimmer. Dazu soll jetzt
    auch die weitere Steuererhöhung ganz eindeutig beitragen.

    Wie konnte es dazu kommen, obwohl doch die Men-
    schen unseres Landes anerkanntermaßen zu den tüchtigs-
    ten Europas gehören? Unsere tüchtigen Bürger klagen an,
    auf welche verschwenderische Weise deutsche Politiker
    in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Geld umgegan-
    gen sind. Unsere tüchtigen Bürger klagen zum Beispiel
    diejenigen Politiker an, die sich darin gefallen haben, in
    den letzten Jahrzehnten mit dem Kelch der Barmherzig-
    keit, gefüllt mit deutschen Steuergeldern, durch die ganze
    Welt zu ziehen und bei irgendwelchen Katastrophen die
    betroffenen Menschen hierher zu holen. Jeder, der dage-
    gen etwas gesagt hat, wurde als ausländerfeindlich- bzw.
    als menschenunfreundlich diffamiert.

    Jetzt wundert sich die ganze Welt, dass Deutschland noch
    nicht einmal in der Lage ist, der in Not geratenen Bevölke-
    rung aus eigener Kraft zu helfen, ohne die Steuer zu erhöhen
    womit gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft
    erdrosselt wird. Die ganze Welt wundert sich mittlerweile
    darüber, was aus diesem Deutschland geworden ist.


    (Susanne Kastner [SPD]: Die Welt wundert sich, was aus Hamburg geworden ist!)


    Wir bilden das Schlusslicht in Europa, was Sie teilweise
    zu verantworten haben.

    Es hat in den letzten 30 Jahren eine massive Zuwan-
    derung stattgefunden, die zulasten der Sozialkassen geht.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Sie müssen zur Sache reden!)


    – Ich rede zur Sache. Es besteht nämlich aufgrund der Flut-
    katastrophe die Notwendigkeit, die Steuern zu erhöhen.
    Mit den Ursachen für diese Notwendigkeit sollten Sie sich
    einmal befassen; denn Sie gehören zu den Verantwortli-
    chen. – Wie gesagt, es hat eine Zuwanderung stattgefun-
    den, die zulasten der Sozialkassen geht. Obwohl es eine
    Verdoppelung der Zahl der Ausländer seit 1972, also in den
    letzten 30 Jahren, gegeben hat – ich sage das in aller Deut-
    lichkeit –, waren 1972 mehr ausländische Mitbürger er-
    werbstätig als heute. Damals waren es 2,3 Millionen und
    jetzt sind es nur noch 2 Millionen.

    Was lernen wir daraus? – Wir lernen daraus, dass es
    eine verdammt teure Entwicklung gewesen ist.


    (Dr. Rainer Wend [SPD]: Reden Sie über Flüchtlinge oder über Flutopfer?)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
    Senator Ronald B. Schill (Hamburg)

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    (D)



    (A)



    (B)


    Jetzt fehlen die nötigen Gelder für Hilfsmaßnahmen, die in
    den USA bei vergleichbaren Katastrophen aus der Porto-
    kasse finanziert werden. Wir haben uns etwa den Luxus
    geleistet, in der Zeit des Bosnien-Bürgerkriegs doppelt so
    viele Bosnier nach Deutschland zu holen wie sämtliche
    Staaten der Europäischen Union zusammen. Da stellt sich
    doch die Frage, ob die Regierungschefs anderer europä-
    ischer Nationen unmenschlich waren oder ob nicht viel-
    mehr die Politiker unseres Landes die Bedürfnisse der ei-
    genen Bevölkerung mit Füßen getreten haben.


    (Susanne Kastner [SPD]: Über die Bedürfnisse von Menschen sollten Sie lieber nicht reden!)


    In den letzten Jahren wurden jedes Jahr über 10 Milli-
    arden DM für Flüchtlinge in Deutschland ausgegeben.
    Dieses Geld fehlt jetzt an anderer Stelle. Sehen Sie es end-
    lich ein! Wer mir vorwirft, ich würde das Leid der Flut-
    opfer gegen das Leid der Flüchtlinge ausspielen, dem
    kann ich nur sagen: Nur ein Rabenvater lässt seine Kinder
    darben, während er sich um unbekannte Gäste kümmert.
    Sie haben in der Vergangenheit das Geld verfrühstückt
    und haben es mit der Gießkanne über die ganze Welt ver-
    teilt, sodass Deutschland diese Katastrophe nicht mehr
    angemessen bewältigen kann.


    (Susanne Kastner [SPD]: So ein Blödsinn!)

    Die tüchtigen Bürger unseres Landes klagen an. Sie kla-

    gen die rot-grüne Regierung an, die ein Zuwanderungsge-
    setz, allen besseren Einsichten zum Trotz, gegen den Wil-
    len von 83 Prozent der Bevölkerung durchgepaukt hat, die
    in diesem Gesetz ein Zuwanderungserweiterungsgesetz
    sehen. Die Bürger lehnen dieses Gesetz insbesondere des-
    halb ab, weil es die Ströme unkontrollierter Zuwanderung
    in der Zukunft noch erweitern wird.

    Da die Bundesregierung das weiß, hat sie 3 Milli-
    onen Euro dafür aufgewendet – das ist ein weiterer Skan-
    dal und vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe besonders
    peinlich –, um mit einer Briefkampagne der Bevölkerung
    dieses Gesetz schmackhaft zu machen.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist ein Skandal!)


    Diese 3 Millionen Euro wurden fünf Wochen vor der Bun-
    destagswahl sozusagen für Wahlwerbung ausgegeben.


    (Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

    Wie wollen Sie den Menschen in Dresden erklären, dass
    es Ihnen wichtiger ist, der Bevölkerung mithilfe der
    3 Millionen Euro Ihr Gesetz schmackhaft zu machen und
    dem Bürger Sand in die Augen zu streuen, als mit diesem
    Geld dort zu helfen, wo es dringend gebraucht wird?


    (Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU] – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Der Glos klatscht schon wieder! – Gegenruf des Abg. Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Er hat doch Recht!)


    Die tüchtigen Menschen unseres Landes klagen an, dass
    sie an den wichtigsten Entscheidungen nicht beteiligt wer-
    den, dass sie faktisch entmündigt werden, wenn es um die
    Fragen geht, ob Deutschland ein Einwanderungsland wer-
    den soll oder ob es eine EU-Osterweiterung geben soll.

    Ich besuche gelegentlich meine Freunde in Polen und
    habe dieses Land auch schon einmal von der Westgrenze
    bis zur Ostgrenze bereist. Dabei habe ich festgestellt, dass
    dort die Infrastruktur mehr im Argen liegt als in der
    ehemaligen DDR im Jahre 1989.


    (Zuruf von der SPD: Ach was!)

    Deswegen stellt sich für den Bürger die Frage: Wie teuer
    wird uns die Osterweiterung? Ruinieren wir uns damit als
    Hauptnettozahler der Europäischen Union endgültig oder
    schaffen wir es gerade noch? Aber der Bürger wird nicht
    gefragt. Er hat keine Alternative. Deswegen muss es in
    wichtigen Fragen, wie in anderen europäischen Nationen
    üblich, endlich so etwas wie Volksabstimmungen geben.

    Die tüchtigen Bürger dieses Landes klagen darüber
    hinaus die Mitglieder auch dieses Hauses an, die sich
    durch schwarze Kassen bereichern


    (Widerspruch bei der SPD)

    und Korruption betreiben, beispielsweise in Nordrhein-
    Westfalen bei der Vergabe von Baugenehmigungen für
    Müllverbrennungsanlagen; die Namen Trienekens und
    Wienand haben traurige Berühmtheit erlangt. Sie klagen
    auch die Bonusmeilenmentalität, die der eine oder andere
    hier kennen gelernt hat, an.

    Die tüchtigen Menschen dieses Landes, die jetzt nicht
    verstehen können, warum die Flutkatastrophe nicht durch
    Rücklagen finanziert werden kann, klagen auch an, dass
    in den 70er-Jahren ein Strafvollzugsgesetz geschaffen
    worden ist, welches an der menschlichen Wirklichkeit
    vorbeigeht, da ja bekanntermaßen nicht jeder Mörder,
    Vergewaltiger und Räuber resozialisierbar ist. Dieses
    Strafvollzugsgesetz hat dazu geführt, dass jeder Krimi-
    nelle einen Anspruch auf eine Einzelzelle hat. Erklären
    Sie das einmal den Menschen auf der Straße, die sich als
    AOK-Patienten ihr Krankenzimmer mit anderen Kranken
    teilen müssen! Erklären Sie das einmal den jungen Wehr-
    pflichtigen, die sich ihre Stube mit anderen Wehrpflichti-
    gen teilen müssen! Erklären Sie einmal den Menschen auf
    der Straße, dass im hessischen Weiterstadt für 400 Gefan-
    gene eine Strafanstalt mit Schwimmbad und sonstigem
    Komfort für 300 Millionen DM gebaut worden ist!


    (Widerspruch bei der SPD)

    Erzählen Sie das doch einmal gegen besseres Wissen und
    durch ideologische Verblendung begünstigt! Jeder Haft-
    platz kostet pro Monat 3 000 Euro.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was hat das denn mit der Flutkatastrophe zu tun?)


    – Das hat in der Hinsicht damit zu tun, dass die Kassen in
    Deutschland jetzt leer sind und wir deswegen nicht in der
    Lage sind, die Flutkatastrophe zu bekämpfen und mit Mit-
    teln zu sanieren, die eigentlich in Hülle und Fülle vorhanden
    sein müssten angesichts der tüchtigen Bevölkerung, die sich
    abrackert. Dafür müsste das Geld zur Verfügung stehen.


    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Sie sollten Ihr Gehalt abgeben!)


    Die tüchtigen Menschen klagen auch Herrn Gerhard
    Schröder an, weil er zur nächsten Wahl noch einmal an-
    tritt, obwohl er gesagt hat, wenn es ihm nicht gelinge, die
    Arbeitslosenzahlen auf unter 3,5 Millionen zu senken,

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
    Senator Ronald B. Schill (Hamburg)


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    (D)



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    dann habe er es nicht verdient, wiedergewählt zu werden.
    Wie kann jemand, der so etwas formuliert, jetzt die Un-
    verschämtheit besitzen, hier wieder anzutreten?


    (Susanne Kastner [SPD]: Ganz ruhig bleiben!)

    Er schiebt es gern auf weltwirtschaftliche Faktoren; das
    habe auch ich schon begriffen. Das ist aber vor dem Hin-
    tergrund, dass er seine Politik der ruhigen Hand bloß hätte
    einschlafen lassen müssen und die Arbeitslosenzahlen
    wären automatisch auf unter 3,5 Millionen gesunken, un-
    glaublich. Denn demographisch wäre das zwangsläufig
    der Fall gewesen. Wir haben in den letzten zweieinhalb
    Jahren 600 000 ältere Arbeitnehmer mehr, die pensioniert
    worden sind, als Neuzugänge. Allein aufgrund dessen
    wäre ohne das Zutun des Kanzlers ein Abbau der Arbeits-
    losigkeit möglich gewesen. Der Kanzler hat Arbeitsplätze
    in Millionenhöhe gezielt vernichtet.

    Durch vier Maßnahmen hat Bundeskanzler Schröder
    mit seinen Grünen und seinen Roten etwa 1 Million Ar-
    beitsplätze völlig ohne Not vernichtet: erstens durch die
    Abschaffung der so genannten 630-Mark-Jobs,


    (Widerspruch bei der SPD)

    zweitens durch eine völlig unsinnige Regelung zur
    Scheinselbstständigkeit,


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wahr! – Susanne Kastner [SPD]: Hat das auch etwas mit der Flutkatastrophe zu tun?)


    drittens durch eine wachstumsfeindliche Ökosteuer und
    viertens durch eine Ausweitung des Kündigungsschutzes.
    Das hat 1 Million Arbeitsplätze gekostet. Aber das war
    ihm der Spaß offenbar wert.

    Auch durch die Finanzierung der Differenz zwischen
    3,5 Millionen und 4 Millionen Arbeitslosen sind enorme
    Kosten entstanden. Das ist Geld, das jetzt natürlich fehlt.
    Nun fällt ihm wieder nichts Besseres ein, als angesichts
    dieser nationalen Katastrophe die Steuern zu erhöhen.


    (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Setzt dich jetzt! Du hast lange genug gesungen!)