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ID1420406700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . 20033 A Begrüßung des Vizepräsidenten des spani- schen Abgeordnetenhauses, Herrn Lopez, und seiner Delegation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20038 C Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 20033 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 B 16. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/7304, 14/7321) . . . . . . . 20033 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 20038 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20048 B Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20053 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU . . . . . . . . . 20055 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20057 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20060 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20064 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20073 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 20076 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20078 C Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 20081 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20083 D Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20085 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20087 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20089 C 17. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/7305, 14/7321) . . . . . . . 20092 A Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20092 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20094 A Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 20098 B Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20102 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 20104 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . . 20106 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . . 20108 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 20110 A Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20113 C Plenarprotokoll 14/204 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 I n h a l t : Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 D Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20117 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 20118 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 20119 A Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20120 C Steffen Kampeter CDU/CSU (zur GO) . . . . . 20121 C 18. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/7313, 14/7321) . . . . . . . 20121 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 20122 A Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20124 D Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 20127 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20128 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20131 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20131 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20132 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20133 B Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20134 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 20137 A Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Hildebrecht Braun (Augsburg) FDP . . . . . . . . 20142 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 D Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20147 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 20149 A, B Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20149 D, 20152 C 19. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/7317, 14/7321) . . . . . . . 20154 B Michael von Schmude CDU/CSU . . . . . . . . . 20154 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 20159 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20160 C Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20162 C Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20163 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 20166 C 28. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 14/7315, 14/7321) . . . . . . . 20168 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20168 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20170 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20173 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20175 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . 20176 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . 20177 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20178 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 20180 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20182 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20185 A Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20187 B Christoph Matschie SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 20189 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20192 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20193 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 20192 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 20193 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 28.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 28.11.2001 Frick, Gisela FDP 28.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 28.11.2001 Peter Girisch, Georg CDU/CSU 28.11.2001 Hauer, Nina SPD 28.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 28.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 28.11.2001 Jünger, Sabine PDS 28.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 28.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 28.11.2001 Müller (Berlin), PDS 28.11.2001* Manfred Nahles, Andrea SPD 28.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 28.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 28.11.2001 Schenk, Christina PDS 28.11.2001 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 28.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 28.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 28.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 28.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 28.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 28.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 28.11.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Volkmar Schultz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! „Nichts wird
    mehr so sein, wie es vorher war.“ Kein anderer Satz ist seit
    dem 11. September öfter zitiert worden. Es stellt sich aber
    die Frage: Stimmt dieser Satz? Stimmt er für die deutsche
    Außenpolitik? Basiert nicht die deutsche Außenpolitik
    nach wie vor auf zwei zentralen Säulen, nämlich erstens
    auf der Idee der Vertiefung und der Ausweitung der euro-
    päischen Integration und zweitens auf einer festen, un-
    verbrüchlichen transatlantischen Gemeinschaftmit den
    USA und Kanada? Das ist wohl so. An diesen Grund-
    koordinaten hat sich nichts geändert.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


    Und doch, etwas hat sich schon verändert. Für uns
    Deutsche ist mit dem 11. September – Herr Gehrcke hat
    darauf nebenbei hingewiesen – die Nachkriegszeit – das
    ist deutlich erkennbar – endgültig zu Ende gegangen. Ich
    werde in diesen Monaten immer wieder an einen Kinder-
    reim erinnert – Herr Hoyer kennt ihn –: „Wie war in Köln
    es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem“. Nein,
    es gibt in Deutschland keine Heinzelmännchen mehr, die
    uns vor den Risiken der Weltentwicklung beschützen und
    uns einzig Chancen und Segnungen bescheren. Deutsch-
    land kann nur gemeinsam mit den anderen europäischen
    Ländern Werte verteidigen und Interessen wahrnehmen.
    Wir können es nur gemeinsam mit den amerikanischen
    Partnern.




    Wolfgang Gehrcke
    20106


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Die Herausforderungen und die Anforderungen an die
    transatlantische Gemeinschaft sind globaler Natur. Ich
    meine nicht nur den Terrorismus, sondern auch die Armut,
    die Überbevölkerung, den Hunger, die Krankheiten, die
    Umweltprobleme, die Rechtsstaatlichkeit und globale,
    kaum noch zu kontrollierende Wirtschaftsmacht. Es kann
    keine wirksamen nationalen Antworten auf globale Fra-
    gen geben. Weder Europa noch die USA noch Russland
    oder andere große Länder der Erde sind dazu in der Lage.
    Der 11. September hat dies deutlich gemacht.

    Die Opposition hat in der Vergangenheit häufig ver-
    sucht, uns je nach Situation vorzuwerfen, wir würden
    das deutsch-französische, das deutsch-englische und
    ganz besonders – das haben Sie uns immer wieder vor-
    geworfen, Herr Rühe – das deutsch-amerikanische Ver-
    hältnis gefährden. Alle Ihre Unkenrufe erweisen sich als
    falsch.


    (Beifall bei der SPD)

    Nie zuvor ist uns Deutschen in den USA eine solche Welle
    der Sympathie entgegengeschlagen. Nie zuvor – eine
    Ausnahme mag der Zeitraum von 1989 bis 1990 gewesen
    sein – ist auch in der politischen Klasse der USA so
    anerkennend über die deutsche Außenpolitik und ihre Ak-
    teure – das sind vor allem der Bundeskanzler und der Bun-
    desaußenminister – gesprochen worden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das bezieht sich keineswegs nur auf den Afghanistan-
    Einsatz. Unsere Rolle bei der Erweiterung der euro-
    päischen Friedens- und Prosperitätszone, unser En-
    gagement auf dem Balkan, unsere Rolle im Verhältnis zu
    Russland sowie viele andere Aspekte der deutschen Di-
    plomatie und der deutschen Entwicklungspolitik finden
    zunehmend Beachtung. Wir sind nicht mehr nur die Pfef-
    fersäcke, die ihren Pflichten ausschließlich mit dem
    Scheckbuch nachkommen.

    Ich kann all diejenigen beruhigen, die glauben, dass die
    innerparteilichen Diskussionen in den Koalitionsparteien
    unserem Ansehen etwa in den USA geschadet hätten. Die
    USA durchlaufen in ihrer Politik – das gilt für alle politi-
    schen Strömungen – eine außerordentlich schwierige und
    diskussionsreiche Phase. Man hat sehr wohl großes Ver-
    ständnis dafür, dass auch die Deutschen vor einer ent-
    scheidenden neuen Situation in ihrer Politik stehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Häufig wird das politische Verhältnis zwischen Europa
    und Amerika über die Begriffe unilateral und multilateral
    definiert. Dahinter stehen unterschiedliche Erfahrungen
    im Laufe der letzten 100 Jahre. Auch der 11. September
    verändert diese historischen Erfahrungen nicht von heute
    auf morgen. Daher warne ich ebenso wie Herr Hoyer vor
    der etwas blauäugigen Erwartung, die USA würden seit
    dem 12. September eine ausschließlich multilateral aus-
    gerichtete Außenpolitik betreiben. Beide Strömungen rin-
    gen in Amerika traditionell miteinander. Durch unser En-
    gagement haben wir aber die Chance, unsere eigene
    europäische Erfahrung, also die Vorteile multilateraler

    Politikansätze, den Kritikern auch in Amerika vor Augen
    zu führen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


    Vor kurzem hat Chuck Hagel, ein relativ bekannter re-
    publikanischer Senator aus dem Auswärtigen Ausschuss,
    in einer öffentlichen Rede erklärt – hören Sie gut zu –,
    dass die amerikanische Politik mit einer interdependenten
    Welt zu wenig vernetzt sei. Die einseitige Sanktionspoli-
    tik der USA gegenüber Problemstaaten sei perspektivlos
    und falsch gewesen.

    Wir sollten aufhorchen und zur Kenntnis nehmen, dass
    sich auch im amerikanischen Senat ein Generationswech-
    sel abzeichnet. Hinter solchen Einsichten steht die Er-
    kenntnis, dass auch das stärkste Land der Erde die Welt
    nicht allein regieren kann. Auch die Weltmacht wird sich
    einem internationalen Regelwerk unterwerfen müssen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


    Ich unterstütze Uta Titze-Stecher, wenn sie sagt, dies gelte
    insbesondere für den Internationalen Strafgerichtshof.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


    Auch auf anderen Politikfeldern hört man ähnliche
    Stimmen. Wir Europäer wären mit dem Klammerbeutel
    gepudert, wollten wir diese Stimmen überhören, nur um
    unsere ach so einfachen und gelegentlich einfältigen Vor-
    urteile weiter pflegen zu können.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das Kompliment geht an die eigene Fraktion!)


    – Man spricht im Parlament. Wer auch immer zuhören
    möchte, darf gern zuhören.


    (Lachen des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


    Meine Damen und Herren, die deutsche Außenpolitik
    gewinnt an Gewicht und an Stellenwert. Wir müssen uns
    – das ist hier schon mehrfach gesagt worden – in Zukunft
    mehr um sie kümmern, um es ganz einfach auszudrücken.
    Damit meine ich nicht nur das Parlament und den Aus-
    wärtigen Ausschuss – Letzterer tut es ja –, sondern auch
    die Gesellschaft und die Parteien, das, was man mit dem
    Begriff „draußen im Lande“ benennt. Das mag in einem
    Parlament und in einer Gesellschaft, die sich traditionell
    sehr stark mit innenpolitischen, sozialen und gesell-
    schaftlichen Fragen beschäftigt, schwer zu begreifen
    sein. Die internationalen Beziehungen haben aber zuneh-
    mend sichtbare Auswirkungen auf die Innenpolitik aller
    Staaten.

    In diesen haushaltspolitisch schwierigen Jahren kön-
    nen wir keine opulenten finanziellen Verbesserungen ver-
    sprechen. Aber wir Parlamentarier, die häufig in der Welt
    unterwegs sind, können den Mitarbeiterinnen und
    Mitarbeitern in Botschaften, Generalkonsulaten und




    Volkmar Schultz (Köln)


    20107


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Konsulaten – wo immer sie uns behilflich sind – ein herz-
    liches Wort des Dankes sagen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als nächs-
ter Redner hat der Kollege Dr. Andreas Schockenhoff von
der CDU/CSU-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Andreas Schockenhoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Prä-
    sident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Bundes-
    kanzler betont angesichts der Afghanistan-Krise gebets-
    mühlenartig die Verlässlichkeit und Berechenbarkeit der
    Bundesregierung. Für die Öffentlichkeit und unsere
    Bündnispartner offenbart sich diese Berechenbarkeit wie
    folgt: Am Dienstag erklärt die Vizepräsidentin dieses Ho-
    hen Hauses, Frau Antje Vollmer:

    Dem Bundeskanzler kann man in dieser Frage nicht
    vertrauen. Er macht den Afghanistan-Einsatz nur, um
    von einer katastrophalen Wirtschafts- und Arbeits-
    marktpolitik abzulenken.

    (SteffenKampeter [CDU/CSU]: Recht hat sie! – Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das ist ja interessant!)


    Am Mittwoch kommt Herr Schröder in die Fraktions-
    sitzung der Grünen und Frau Vollmer sagt artig: „Herr
    Bundeskanzler, ich vertraue Ihnen.“ Am Donnerstag
    spricht sich Frau Vollmer im „Stern“ aus Gewissensgrün-
    den gegen einen Militäreinsatz in Afghanistan aus. Am
    Freitag stimmt Frau Vollmer für den Einsatz der Bundes-
    wehr in Afghanistan. Am Samstag lesen wir von Frau
    Vollmer in den Zeitungen:

    Dieses Ja war eigentlich ein Nein. Manche Entschei-
    dungen kann man nur mit Humor und Ironie treffen.

    Frau Vollmer, die Entsendung deutscher Soldaten ver-
    langt Verantwortung und nicht Ironie.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Sie haben diese Fragen nicht mit Humor, sondern mit
    blankem Zynismus beantwortet.

    Wiederum im „Stern“ stand unter der Überschrift „Sie
    war gegen den Militäreinsatz und stimmte dann doch
    dafür“:

    Frau Vollmer, Sie waren vehement gegen die deut-
    sche Beteiligung am Afghanistan-Einsatz, haben
    aber unter dem Druck des Kanzlers dann doch zuge-
    stimmt. Sind Sie eine Umfallerin?

    Antwort:
    Es ist viel gesiegt worden in den letzten Tagen, aber
    die Grünen sind irgendwie nicht dabei, ich auch
    nicht.


    (Lachen bei der CDU/CSU)


    Ich weiß nicht, wer aus Frau Vollmers Sicht gesiegt haben
    soll, aber in einem hat sie Recht: Die Grünen haben end-
    gültig verloren. Sie haben jede Glaubwürdigkeit verloren,
    sie haben ihren selbst erhobenen Anspruch einer höheren
    Moral verloren.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die erklärten Kriegsgegner in den Reihen der Grünen

    haben nach dem bekannten Spielchen „Sie liebt mich, sie
    liebt mich nicht“ durchgezählt, wer für die Gesinnung
    sein darf und wer für den Machterhalt sein muss. Auf dem
    Parteitag der Grünen in Rostock haben sie nach elfstündi-
    gem Selbsterfahrungsritual beschlossen: Wir wollen die
    rot-grüne Regierung fortsetzen. Dafür nehmen sie unter
    Zurückstellung aller pazifistischen Grundsätze sogar in
    Kauf, dass die Bundeswehr Wolldecken von der Pfalz in
    die Türkei fliegt.


    (Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Sie vor allem immer vertreten, die Pazifisten!)


    Der Bundeskanzler nennt das uneingeschränkte Soli-
    darität im Kampf gegen den internationalen Terrorismus.
    Aber mit dieser Regierung ist Deutschland kein verlässli-
    cher Partner in der Allianz gegen den Terror. Während
    sich die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner po-
    litisch, diplomatisch und militärisch darauf vorbereiten,
    weltweit gegen das Netzwerk des Terrorismus vorzuge-
    hen, beschließen die Grünen: Wir wollen nicht, dass der
    Krieg in Afghanistan auf andere Länder ausgedehnt wird.

    Herr Außenminister, ist das uneingeschränkte Solida-
    rität? Ihre Parteifreundin Vollmer macht doch unmissver-
    ständlich klar, wie handlungsfähig Sie sind. Auf die Frage
    des „Stern“

    Wann wäre Schluss? Wenn die Amerikaner in ande-
    ren Ländern weitermachen?

    antwortet sie:
    So verstehe ich die Selbstbindung in der Protokoll-
    notiz.

    Herr Außenminister, da helfen alle Sprüche nichts. Mit
    dieser Koalition sind Sie außenpolitisch beschränkt ein-
    satzfähig.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Amerikaner trauen Ihnen noch zu, die Wolldecken

    bis in die Türkei zu bringen, aber wenn es darum geht,
    Hilfsgüter unmittelbar nach Afghanistan zu schaffen, ver-
    lassen sie sich schon nicht mehr auf die rot-grüne Bun-
    desregierung. Das machen sie sicherheitshalber selbst.
    Warum bringt die Bundeswehr die Überlebenshilfe denn
    nicht direkt zu der Not leidenden Bevölkerung? Die Si-
    cherung der Grundversorgung der Menschen in Afghanis-
    tan ist jetzt der entscheidende Test für die Glaubwürdig-
    keit der westlichen Politik.

    Auch bei der humanitären Hilfe tragen die USA die
    Hauptlast. Herr Außenminister, lassen Sie einmal alle
    Rhetorik zum Beispiel im Hinblick darauf, was jetzt ge-
    tan werden muss und wie der Post-Taliban-Prozess ausse-
    hen könnte, weg und sagen Sie uns einmal ganz einfach:
    Was hat die Bundesregierung denn bisher in Afghanistan




    Volkmar Schultz (Köln)

    20108


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    geleistet? Ich nehme Ihnen Ihre guten Absichten ab. Aber
    jetzt kommt der Schnee; wenn nicht schnell gehandelt
    wird, kommen wir zu spät.

    Stattdessen reden Sie in den letzten Tagen – zu Recht –
    ausführlich über die Afghanistan-Konferenz in Bonn. Sie
    sehen darin eine neue Wertschätzung der deutschen Poli-
    tik. Herr Außenminister, Sie verschweigen, dass damit vor
    allem die Erwartung verknüpft ist, die Bundeswehr werde
    sich an einer Friedenstruppe in Afghanistan beteiligen.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Das ist damit nicht gesagt!)


    Sie sagen zwar, eine solche Sicherungstruppe solle
    hauptsächlich von muslimischen Staaten gestellt werden.
    Sie wissen aber genau, dass diese, auf sich allein gestellt,
    weder militärisch noch logistisch dazu in der Lage sind.
    Von den Teilnehmern der Petersberg-Konferenz haben
    zwei, nämlich die Königsgruppe und die Nordallianz, be-
    reits öffentlich erklärt, deutsche Truppen seien bei einem
    robusten Friedensmandat in Afghanistan willkommen.

    Herr Außenminister, wir wollen heute von Ihnen wis-
    sen, ob die Bundesregierung einem solchen Ansinnen
    nachkommt. Wir wollen im Rahmen der Haushaltsbera-
    tungen auch wissen, welche Mittel die Bundesregierung
    dafür vorgesehen hat.


    (Zuruf von der SPD: Vorauseilender Gehorsam!)


    Um Deutschland aus der außenpolitischen Sonderrolle
    herauszuführen, benötigt diese Koalition einen tragfähi-
    gen Konsens und auch die geeigneten Instrumente. Die-
    sen Konsens hat sie nicht. Wie weit Worte und Taten aus-
    einander liegen, konnten wir einmal mehr am letzten
    Wochenende beim deutsch-französischen Gipfel in
    Nantes erleben. Der Bundeskanzler hat sich gegenüber
    den Briten und den Franzosen wiederholt verpflichtet, ge-
    meinsam das militärische Transportflugzeug A 400 M zu
    entwickeln und zu beschaffen. Er hat unsere Partner im-
    mer wieder mit leeren Worten vertröstet. Deren Geduld ist
    am Ende. Sie drohen jetzt damit, amerikanische Trans-
    portflugzeuge zu kaufen – und die Bundeswehr fliegt mit
    über 30 Jahre alten Transall Wolldecken. Ist das die enge
    europäische Kooperation in der Außen- und Sicherheits-
    politik, die der Bundeskanzler heute Morgen wieder ein-
    mal proklamiert hat? Wann wollen Sie denn mit dieser eu-
    ropäischen Zusammenarbeit beginnen, wenn Sie es nicht
    jetzt, angesichts der akuten gemeinsamen Bedrohung
    durch den islamistischen Terrorismus, tun?

    Demnächst werden wir in diesem Hause den Vertrag
    von Nizza zu ratifizieren haben. Darin haben die Regie-
    rungschefs die europäische Sicherheits- und Verteidi-
    gungspolitik noch nicht einmal in den Themenkatalog für
    die nächste EU-Reform 2004 aufgenommen. Die EU
    braucht eine gemeinsame Außen-, Sicherheits- und
    Verteidigungspolitik aber dringender denn je. Wo, Herr
    Außenminister, sind Ihre Initiativen dafür? Sie haben in
    der Humboldt-Universität eine viel beachtete Rede ge-
    halten.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Nicht nur dort!)

    Was haben Sie seither unternommen, um Ihre Ideen um-
    zusetzen?

    Es gibt immer noch viel zu wenig Europa. In der Af-
    ghanistan-Krise gibt es überhaupt kein Europa.


    (Rita Grießhaber [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)


    Die Vereinigten Staaten organisieren die Allianz der
    Freunde bilateral. Die EU ist für die Amerikaner in dieser
    Krise kein relevanter Partner.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist erschreckend!)


    Auf dem bevorstehenden Gipfel in Laeken steht wie-
    derum eine Debatte über die Zukunft Europas an, die dann
    2004 in einer großen europäischen Verfassungskonferenz
    münden soll. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenige
    Tage zuvor treffen sich der französische Staatspräsident
    und der deutsche Bundeskanzler und man hört von über-
    haupt keinen gemeinsamen Ideen dazu! In Europa hat es
    keinen einzigen Integrationsfortschritt gegeben ohne eine
    vorherige gemeinsame deutsch-französische Initiative.
    Ohne eine solche Initiative gäbe es nicht in wenigen Wo-
    chen den Euro. Ohne eine solche Initiative gäbe es keinen
    Stabilitätspakt in Europa.


    (Gernot Erler [SPD]: Das habt ihr doch nicht erfunden!)


    Wo, Herr Außenminister, ist die deutsch-französische
    Initiative zu einer Gemeinsamen Außen- und Sicherheits-
    politik?

    Die CDU und die CSU haben für einen europäischen
    Verfassungsvertrag vorgestern umfassende Vorschläge
    vorgelegt.


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Dreigestirn der CDU/CSU!)


    Wirplädieren fürmehr Integration inderAußen-undSicher-
    heitspolitik. Die wichtigste Aufgabe der EU in diesem Be-
    reich istes,umgehenddie füreineerfolgreicheeigenständige
    KrisenbewältigungerforderlichenmilitärischenFähigkeiten
    aufzubauen. Dazu gehören insbesondere ausreichende ei-
    geneTransportkapazitäten sowie Führungs-, Kommunikati-
    ons- und satellitengestützte Aufklärungskapazitäten. Dazu
    gibt es in diesemBundeshaushalt kein einziges Signal.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist bedauerlich!)


    Wenn wir schon nicht in der Lage sind, das alles selbst
    zu finanzieren, dann müssen wir doch unsere Ressourcen
    in Europa poolen und dann brauchen wir eine gemein-
    same Beschaffungspolitik. Wir fordern die Bundesregie-
    rung auf, initiativ zu werden – für eine gemeinsame
    Rüstungspolitik der EU und für eine gemeinsame Sicher-
    heitspolitik der EU. Wenn Sie, Herr Bundesaußenminister
    und Herr Bundeskanzler, demnächst nach Laeken fahren,
    müssen Sie endlich handeln. Der Worte sind genug ge-
    wechselt; lasst uns nun endlich Taten sehen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP– Volkmar Schultz [Köln] [SPD]: Ja, lasst uns aufrüsten! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da muss die deutsche Literatur herhalten!)





    Dr. Andreas Schockenhoff

    20109


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