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ID1420402300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . 20033 A Begrüßung des Vizepräsidenten des spani- schen Abgeordnetenhauses, Herrn Lopez, und seiner Delegation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20038 C Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 20033 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 B 16. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/7304, 14/7321) . . . . . . . 20033 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 20038 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20048 B Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20053 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU . . . . . . . . . 20055 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20057 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20060 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20064 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20073 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 20076 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20078 C Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 20081 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20083 D Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20085 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20087 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20089 C 17. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/7305, 14/7321) . . . . . . . 20092 A Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20092 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20094 A Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 20098 B Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20102 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 20104 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . . 20106 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . . 20108 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 20110 A Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20113 C Plenarprotokoll 14/204 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 I n h a l t : Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 D Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20117 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 20118 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 20119 A Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20120 C Steffen Kampeter CDU/CSU (zur GO) . . . . . 20121 C 18. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/7313, 14/7321) . . . . . . . 20121 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 20122 A Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20124 D Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 20127 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20128 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20131 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20131 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20132 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20133 B Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20134 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 20137 A Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Hildebrecht Braun (Augsburg) FDP . . . . . . . . 20142 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 D Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20147 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 20149 A, B Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20149 D, 20152 C 19. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/7317, 14/7321) . . . . . . . 20154 B Michael von Schmude CDU/CSU . . . . . . . . . 20154 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 20159 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20160 C Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20162 C Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20163 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 20166 C 28. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 14/7315, 14/7321) . . . . . . . 20168 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20168 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20170 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20173 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20175 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . 20176 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . 20177 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20178 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 20180 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20182 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20185 A Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20187 B Christoph Matschie SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 20189 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20192 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20193 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 20192 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 20193 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 28.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 28.11.2001 Frick, Gisela FDP 28.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 28.11.2001 Peter Girisch, Georg CDU/CSU 28.11.2001 Hauer, Nina SPD 28.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 28.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 28.11.2001 Jünger, Sabine PDS 28.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 28.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 28.11.2001 Müller (Berlin), PDS 28.11.2001* Manfred Nahles, Andrea SPD 28.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 28.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 28.11.2001 Schenk, Christina PDS 28.11.2001 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 28.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 28.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 28.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 28.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 28.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 28.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 28.11.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Oswald Metzger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Frau
    Merkel, es ist richtig, das Parlament als Ort der argumen-
    tativen Auseinandersetzung zu nutzen. Eines sage ich




    Dr. Angela Merkel

    20073


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    vorweg, bevor ich viel Kritisches anfüge: Es war in Ord-
    nung – das ist die Aufgabe der Opposition –, den Finger
    in Wunden zu legen und Antworten zu verlangen. Aber
    wenn Sie die Eröffnungsbilanz aufgrund Ihrer Erblast
    nach 16 Jahren an uns delegieren, kann ich Ihnen diese Bi-
    lanz nicht ersparen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Ich habe das gestern hier formuliert und schreibe es heute
    auch der Parteivorsitzenden der Union ins Stammbuch.

    Die Übernahmebilanz der Zeit zwischen 1995 und
    1999 waren 141,1 Milliarden DM Schulden, in vier Jah-
    ren von Ihnen aufgehäuft. Das waren 23 Prozent mehr als
    in der Legislaturperiode davor. In unserer Zeit, von 1999
    bis 2002, mit dem Etat, den wir am Freitag dieser Woche
    beschließen, vergrößern wir den Schuldenstand dieser
    Republik gerade einmal um 5,2 Prozent. Das ist ein Fort-
    schritt, der sich in Zahlen bemisst und der vor allem den
    Ordnungspolitikern unter Ihnen – Sie haben sich ja eben
    als Ordnungspolitikerin geriert – zu denken geben müss-
    te; denn ohne ein stabiles finanzielles Fundament ist in ei-
    nem Industriestaat keine marktwirtschaftliche Ord-
    nungspolitik zu gestalten. Das ist die banale Wahrheit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Frau Merkel, Sie kommen doch aus dem Osten. Sie
    stellen sich hier hin und sagen, die Investitionsquote sinke
    im Jahr 2002. Warum sinkt sie denn gegenüber dem Re-
    gierungsentwurf? Weil wir Ihren ostdeutschen Bundes-
    ländern


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sind das jetzt schon unsere ostdeutschen Bundesländer?)


    auf Wunsch aller 16 Ministerpräsidenten die Investiti-
    onsförderung, die bisher auf der Ausgabenseite des Bun-
    des gebucht war, als eigene Steuereinnahmen belassen
    und damit die Bilanz des Bundes verkürzen. Die Investi-
    tionen werden künftig von den ostdeutschen Ländern
    getätigt, nicht mehr vom Bund. Das ist aber keine Ver-
    kürzung der Investitionsquote, sondern das war ge-
    wünscht und das soll die Länderregierungen in die Lage
    versetzen, zielgerichtet das zu tun, was in ihren Ländern
    ansteht. Das ist aus meiner Sicht ein Fortschritt und nicht
    beklagenswert.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich komme zum Thema Mittelstand. Ich kann es nicht
    mehr hören. Der Kanzler hat heute zu Recht dargestellt,
    dass die Körperschaftsteuer der Kapitalgesellschaften
    eine Definitivsteuer ist und dass die Mittelständler
    Einkommensteuer – das ist eine Progressionssteuer – zah-
    len. Frau Merkel hat davon gesprochen, dass die meisten
    Mittelständler einen Jahresgewinn von über 100 000 DM
    machen. Wenn Sie sich die Statistiken anschauen, dann
    wissen Sie, dass etwa 80 bis 85 Prozent der gesamten Ge-
    werbetreibenden in Deutschland ein zu versteuerndes Jah-
    reseinkommen haben, welches unter diesem Betrag liegt.

    Ich setze jetzt einmal einen Punkt drauf: Als lediger
    Unternehmer und als Personengesellschafter müssen Sie

    mehr als 250 000 DM zu versteuerndes Jahreseinkommen
    haben, um im Grenzsteuersatz über dem zu liegen, was
    die Kapitalgesellschaften zahlen, nämlich maximal
    38 Prozent. Ein lediger Unternehmer muss bereits über
    eine viertel Million versteuern, um gegenüber den Kör-
    perschaften tatsächlich im Nachteil zu sein. Ist er verhei-
    ratet, verdoppelt sich der Satz auf fast eine halbe Million.

    Von welcher Welt des Mittelstandes redet die rechte
    Seite des Hauses? Sie versucht ständig – verstärkt durch
    manche Mittelstandsfunktionäre, die ihr Parteibuch ha-
    ben –, uns zu Unrecht praktisch als Koalition der
    Kapitalgesellschaften zu brandmarken. Das ist absurd.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Denken Sie an das Spektakel in dieser Republik im
    Jahre 1999, als wir die Abschreibungsmöglichkeiten für
    Versicherungen und große Energieversorgungsunter-
    nehmen abgeschafft haben, was dort zu einer massiven
    Steuermehrbelastung geführt hat. Das geschah im Inte-
    resse der Gerechtigkeit zwischen den Unternehmensfor-
    men und war absolut richtig. So sieht die Wirklichkeit aus;
    diese sollten Sie einmal zur Kenntnis nehmen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das können sie nicht!)


    Die Parteivorsitzende der CDU hat gesagt, dass sie
    während der Oppositionszeit dazugelernt haben.


    (Jörg Tauss [SPD]: Was?)

    Ich sage: Ein Saulus, der zu Paulus wurde, wurde schon
    biblisch mehr geachtet als die Gerechten, die schon immer
    zu wissen meinten, wo sie stehen.

    In unserer Regierungszeit haben wir bei der Reform ei-
    nes großen sozialen Sicherungssystems einen enormen
    Lernprozess durchlaufen. Das war eine historische Leis-
    tung der großen Volkspartei SPD, zu der die Volkspartei
    Union während ihrer Regierungszeit von 16 Jahren nicht
    fähig war, weil sie einen Rentenminister hatte, der immer
    davon geredet hat, dass die Rente sicher ist, obwohl die
    demographische Entwicklung in Deutschland bereits seit
    mindestens 15 Jahren abzusehen war.


    (Beifall des Abg. Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] Dass wir in der Lage waren, den Einstieg in die Kapitaldeckung während unserer Regierungszeit hinzubekommen, ist eine Leistung, die in den Geschichtsbüchern als Trendwende des Industriestaates Deutschland bei der Finanzierung seiner Alterssicherungssysteme bezeichnet werden wird. Dies zeigt, dass wir wissen, wie die Balance zwischen solidarischer Finanzierung und Eigenverantwortung aussehen muss. Das ist zukunftsfähig und stellt eine Leistung dar, auf die wir stolz sein können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Frau Merkel, Sie reden davon, dass dieses Land an-
    scheinend uninteressant für die Wirtschaft ist. Warum ne-
    gieren Sie, dass, wie der Kanzler hier ausgeführt hat, die
    Direktinvestitionen in Deutschland während der Regie-




    Oswald Metzger
    20074


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    rungszeit dieser Koalition in der Tat wieder nach oben ge-
    gangen sind? Das hat etwas mit unserer Steuerreform im
    Unternehmenssektor zu tun. Tun Sie doch nicht so, als ob
    das internationale Kapital einen großen Bogen um
    Deutschland macht, weil hier Sozialdemokraten und
    Grüne regieren. Das Gegenteil ist der Fall. Dies ist nicht
    nur daran zu erkennen, dass Unternehmenskäufe stattfin-
    den, sondern auch daran, dass mit dem Kapital von aus-
    ländischen Investoren tatsächlich Arbeitsplätze in
    Deutschland geschaffen und gesichert werden. Auch das
    ist ein Grund dafür, dass man hier keine Zerrbilder in den
    Raum stellen, sondern sich der Realität annähern sollte.

    Wir reden nicht darum herum und sagen sogar, dass wir
    im nächsten Jahr in der Finanzpolitik Notmaßnahmen
    brauchen, weil wir nicht wollen, dass die Verschuldung
    steigt. Wir sagen, dass wir die Privatisierungseinnahmen
    als Brücke nehmen, um in den Zeiten, in denen wir wirt-
    schaftlich wieder stärker werden, auf den ganz grundsoli-
    den Pfad der Tugend und zu ausgeglichenen Budgets
    zurückzukommen.

    Die internationale Verwebung der größten europä-
    ischen Volkswirtschaft, nämlich Deutschlands, ist so
    stark, dass wir die Rezession in den USA und in Japan so-
    wie die Auswirkungen auf andere Wachstumsräume die-
    ses Globusses natürlich viel stärker verspüren als unsere
    Partnerländer Frankreich, England oder Italien, drei wei-
    tere große Volkswirtschaften in Europa.

    Die rote Laterne haben wir von Ihnen nicht in Zeiten
    weltwirtschaftlicher Depression übernommen. Vielmehr
    bildete Ihre Koalition, die Koalition aus CDU/CSU und
    FDP, im europäischen Vergleich jahrelang gemeinsam mit
    Italien das Schlusslicht, und das in Zeiten, in denen die
    Weltkonjunktur gebrummt hat. Man muss einmal deutlich
    darauf hinweisen, dass wir trotz der wirtschaftspolitisch
    schwierigen Situation auf dem Pfad sind, für dieses Land
    zwar mühsam, aber stetig die notwendigen Strukturmaß-
    nahmen für einen Umbau zu einer wettbewerbsfähigen,
    aber trotzdem solidarischen Gesellschaft einzuleiten, in
    deren Rahmen sowohl über Gerechtigkeit als auch über
    ökologische Fragen diskutiert wird. Daran arbeiten wir.
    Es ist aber gar keine Frage, dass dies nun schwieriger ist
    als vor einem Jahr, als wir ein reales Wachstum in Höhe
    von 3,1 Prozent hatten.

    Jetzt komme ich zu den Fragen, die spannend sind, weil
    sich die Opposition zugegebenermaßen immer leichter
    damit tut, Reformen einzufordern, als die Bundesregie-
    rung, weil diese sie umsetzen muss. Zudem ist die Oppo-
    sition immer in der Versuchung, Reformen, die in Wahl-
    zeiten eingeleitet werden, mit populistischen Argumenten
    zu diskreditieren. Ich möchte nun beispielhaft auf einiges
    hinweisen, was die von der CDU bzw. CSU regierten
    Bundesländer vor zwei Jahren durch ihre Entscheidung
    über das Sparpaket der Bundesregierung, einer strukturel-
    len Sparbüchse zugunsten der Länder, im Bundesrat ab-
    geblockt haben.

    Ich nenne als Stichwort die Beamtenbesoldung. Im
    Sparpaket dieser Regierung war der Vorschlag enthalten,
    die Beamtenbesoldung analog zu den Renten nur um die
    Inflationsrate zu erhöhen. Das hätte ein Einsparpotenzial
    zugunsten der Länder, weil diese wesentlich mehr Beamte

    beschäftigen, von 2 Milliarden DM bedeutet. Die von
    CDU und CSU regierten Länder aber haben gesagt: Nein,
    danke. Diese Sparmaßnahme der Bundesregierung – sie
    ist im Bundestag beschlossen worden – nehmen wir nicht
    an. Wir schicken dies zurück. – Jetzt kommen die gleichen
    schwarzen Ministerpräsidenten der Länder und sagen:
    Der Bund überträgt ständig nur Lasten auf die Länder.
    Gleichzeitig aber nehmen sie von uns angebotene Spar-
    maßnahmen struktureller Art, die langfristig wirken und
    sich in der Kasse positiv niederschlagen, nicht an. – Das
    ist Pharisäertum und verlogen; dies muss kritisiert wer-
    den.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Es ist keine Frage, dass im Bereich des Arbeitsmark-
    tes strukturelle Reformen anstehen. Diese aber können
    nicht in Wahljahren angegangen werden. Ich bekenne
    mich dazu, dass in diesem Bereich Reformen dringend
    notwendig sind, ebenso wie in der Gesundheitspolitik.
    Dies wissen viele in unserer Koalition. Wir werden daher
    im nächsten Jahr, mit Sicherheit auch im Wahlkampf, über
    entsprechende Konzepte streiten. Wer aber glaubt – ich
    nenne nur das Stichwort „Steuerreform“ –, dass in Wahl-
    jahren die notwendige gesellschaftliche Mehrheit, inklu-
    sive der des Bundesrates, für eine wirklich zukunftsfähige
    Reform zu bekommen ist, der verkennt die demokrati-
    schen Gepflogenheiten eines Landes in Wahljahren kom-
    plett.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Aber wenigstens die Prinzipien müssen vorher genannt werden!)


    – Die Prinzipien werden genannt. Kollege Schlauch, un-
    ser Fraktionsvorsitzender, hat heute im Bereich des Ar-
    beitsmarktes, bezogen auf den Niedriglohnsektor, einige
    Punkte genannt. Darin stimme ich ihm zu.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Bringen Sie doch einen Gesetzentwurf dazu ein! Dann reden wir im Vermittlungsausschuss darüber!)


    Auch im Bereich der Gesundheitspolitik gibt es
    durchaus Gesichtspunkte und Vorschläge, die diskussi-
    onsfähig sind. Ich denke zum Beispiel an Wettbewerbs-
    und Transparenzgesichtspunkte auf der Ebene der Leis-
    tungserbringer und an Vorschläge zur Übernahme von
    Eigenverantwortung und für Anreize zur Vorsorge durch
    günstigere Tarife.

    Wir fallen aber nicht auf die Opposition herein, die
    jetzt Reformen anmahnt, welche unpopulär sind, damit
    sie, wenn im Wahljahr Vorschläge dazu auf dem Tisch lie-
    gen, zu den Ersten gehören kann, die sagen: Da kommen
    die sozialen Räuber dieser Republik. Mit dieser Position
    seid ihr nicht mehrheitsfähig. – Wir gehen Ihnen hier nicht
    auf den Leim, genauso wie wir vor Monaten nicht auf Ihre
    Forderung hereingefallen sind, die Neuverschuldung zu
    erhöhen. Sie haben damals vorgeschlagen: Die Konjunk-
    tur ist schwach. Macht Schuldenpolitik! – Mit einer sol-
    chen Position wären wir von Ihnen doch sofort angegrif-
    fen worden als diejenigen, die nicht mit Geld umgehen
    können. Sie regt doch nur maßlos auf, dass ein sozialde-
    mokratischer Finanzminister und eine rot-grüne Koalition




    Oswald Metzger

    20075


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ihnen ausgerechnet in einem Kerngeschäftsbereich den
    Anspruch streitig machen, für Solidität zuständig zu sein.
    Sie regt doch nur auf, dass wir Ihnen in diesem Bereich
    die Butter vom Brot genommen haben und dass wir trotz
    der wirtschaftspolitisch schwierigen Situation bei unserer
    Position geblieben sind.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das verträgt sich nicht mit dem Selbstbewusstsein der
    Konservativen und auch nicht mit dem der Liberalen.
    Deswegen tun Sie sich so schwer damit, auf diesem Ge-
    biet wirklich Punkte zu machen. Ihr Manöver dabei ist
    durchsichtig. Frau Merkel, ich bin damit bei den Lö-
    sungsansätzen, die Ihnen beim Diskutieren und Argu-
    mentieren über Strukturreformen im Gesundheitswesen
    und bei der Arbeitsmarktpolitik so leicht über die Lippen
    kommen.

    Nehmen wir die Pläne zur Steuerreform, die die Union
    und die FDP auf den Markt werfen. Dadurch würden
    schlagartig so hohe Steuerausfälle für alle staatlichen
    Ebenen entstehen, dass kein Bundesland in dieser Repu-
    blik mehr – nicht einmal die reichen Südländer – verfas-
    sungsgemäße Haushalte beschließen könnte.


    (Joachim Poß [SPD]: Von den Kommunen ganz zu schweigen!)


    – Von den Kommunen ganz zu schweigen, Kollege Poß.
    Das ist ganz richtig.

    Wenn Sie glauben, dass mit auf Pump finanzierten
    Steuersenkungen volkswirtschaftlich irgendetwas be-
    wirkt werden könnte, dann haben Sie die ökonomischen
    Zusammenhänge schlicht negiert.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Gerade die USA – dies geht an die FDP; Herr
    Westerwelle hat es heute wieder angesprochen – zeigen,
    dass eine Politik der Steuersenkung, selbst die mit den
    berühmten Schecks, also das US-Modell, das Brüderle so
    gern kopieren würde, nichts bringt, wenn eine Rezession
    vorhanden ist. Statt eines Konsumanstiegs haben die
    Amerikaner inzwischen eine Sparquote von 4,7 Prozent.
    Deshalb ist die Steuersenkung verpufft.

    Die US-Volkswirtschaft konnte sich solche Aktionen
    leisten, weil die US-Regierung ihren Haushalt in den letz-
    ten zehn Jahren konsolidiert und keine so unsolide
    Finanzpolitik betrieben hat wie die konservativ-liberale
    Regierung in Deutschland. Die US-Regierung produziert
    jedoch bereits jetzt, im ersten Jahr der Rezession, wieder
    Haushaltsdefizite und weicht vom Pfad der Tugend ab.
    Dies ist ein Alarmzeichen und sollte speziell uns in
    Europa mit unserer Sozialkultur und unseren strukturellen
    Problemen daran hindern, finanzpolitisch die traditionel-
    len Rezepte der 70er-Jahre mit Konjunkturprogrammen
    wie der Steuerfinanzierung auf Pump zu wiederholen.
    Dies wird nicht funktionieren und erledigt sich argumen-
    tativ von selbst.

    Auch wenn Sie sich die Fachdiskussion der letzten vier
    Wochen ansehen, werden Sie feststellen, dass sich die

    Stimmung gedreht hat. Noch im September, unter dem
    Eindruck der Terroranschläge in New York und Wa-
    shington, haben viele Ökonomen den Pfad der Tugend
    verlassen. Inzwischen sagen selbst die konservativen
    Ökonomen: Steuersenkung auf Pump funktioniert nicht.


    (Joachim Poß [SPD]: Nur Herr Westerwelle weiß das noch nicht!)


    Die automatischen Stabilisatoren in einer Volkswirt-
    schaft greifen. Bei uns zeigt sich das daran, dass das De-
    fizit – ein Maastricht-Kriterium – auf 2,5 Prozent be-
    grenzt worden ist, obwohl die Länderdefizite – Frau
    Merkel, Sie stellen viele Länderministerpräsidenten –
    viermal mehr zur gesamtstaatlichen Defizitquote bei-
    tragen als der Bund. Auch das ist die Wahrheit, die in ei-
    ner wirklich fairen und ehrlichen Auseinandersetzung ge-
    sagt werden muss.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wenn ich eine Schlussbewertung der heutigen Debatte
    vornehmen wollte, würde ich uns als Koalition raten: Wir
    brauchen nicht auf Nebenkriegsschauplätze wie die Par-
    teispendenaffäre auszuweichen. Diese Diskussion kann
    man an anderer Stelle führen. Anstelle von Frau Merkel
    würde ich mich auch davor hüten, mich sozusagen in den
    Stand der Unschuld zu reden. Das ist bei Gott nicht so.
    Hier hat die Union mehr Fragen zu beantworten, als sie
    uns, den Regierungsfraktionen, stellen muss.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Jedoch hat die Debatte nach meiner Auffassung ge-
    zeigt, dass der Generalangriff auf die Regierungspolitik
    und die Vorwürfe hinsichtlich Unsolidität, unterlassener
    Reformen oder Reformunfähigkeit ins Leere laufen. Das
    ist gut so. Wir sollten in den nächsten Wochen und Mona-
    ten unsere Position in dieser Richtung vor allem auch den
    Bürgerinnen und Bürgern vermitteln; denn diese wissen
    manchmal besser als die Opposition hier im Hause, dass
    zwei plus zwei vier sind.

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat jetzt
Dr. Hermann Otto Solms für die FDP-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Dies ist heute,
    zehn Monate vor der Bundestagswahl, die letzte Haus-
    haltsdebatte. So ist dies natürlich der richtige Zeitpunkt,
    um schon einmal eine Bilanz der Politik der rot-grünen
    Regierung zu ziehen.

    Bevor ich in die Sache einsteige, möchte ich dem Kol-
    legen Metzger Dank sagen. Es war vermutlich seine letzte
    Haushaltsrede hier vor diesem Hohen Hause.


    (Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





    Oswald Metzger
    20076


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Er war ein einsamer Rufer im grünen Meinungsdschun-
    gel. Das muss man anerkennen. Ich bedaure, dass ich ihn
    hier wohl nicht wiedersehen werde.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Bilanz ziehen heißt, die Aussagen der Bundesregierung

    mit den Tatsachen, den Fakten, den Ergebnissen ihrer
    Tätigkeit zu vergleichen. Es ist schon interessant, wie weit
    die Darstellung der Bundesregierung und das, was ihre
    Politik bewirkt hat, auseinander klaffen. Für ihre Darstel-
    lung hat die Bundesregierung eine Eins verdient. Zu den
    Ergebnissen kann ich nur sagen: Sie sind jedenfalls in den
    Bereichen der Wirtschafts-, Finanz-, Sozial- und Arbeits-
    marktpolitik auf der ganzen Linie gescheitert. Was Sie
    hier vorzulegen haben, ist eine Bankrotterklärung.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich will Ihnen an einem Beispiel darstellen, was sich
    daraus für den einfachen Bürger ergibt. Der Bundeskanz-
    ler tritt vor jede Fernsehkamera und spricht wie ein
    preußischer General, der gerade Schlachten gewonnen hat
    oder dabei ist, welche zu gewinnen. Die Bundeswehr
    selbst hat jedoch bis jetzt keinen Taliban gesehen und kei-
    nen Terroristen gefangen. Das Einzige, was sie getan hat,
    ist: Sie hat Decken in die Türkei transportiert. So kann
    man die Darstellung als Ersatzhandlung für nicht ausge-
    führte Taten nutzen.


    (Beifall bei der FDP – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Dafür musste er die Vertrauensfrage stellen!)


    Der Bundeskanzler kämpft bis zum letzten Blutstrop-
    fen, allerdings dem der Grünen. Die Grünen wissen nichts
    Besseres, als nach einer langen Nabelschau auf einem Un-
    terwerfungsparteitag in Rostock Ergebenheitsadressen an
    den Bundeskanzler zu schicken, damit sie die Zipfel der
    Macht in der Hand behalten. Darüber wird der Wähler das
    letzte Wort sprechen.

    Schauen Sie sich die Arbeitsmarktpolitik an. Der
    Bundeskanzler selbst – das ist heute mehrfach zitiert wor-
    den – hat in seiner Regierungserklärung darauf hingewie-
    sen, worauf es ihm ankommt:

    Wir müssen dafür sorgen, dass die Arbeitslosigkeit
    zurückgedrängt wird, dass bestehende Arbeitsplätze
    erhalten bleiben und neue Beschäftigung entsteht.

    Was hat die Bundesregierung zur Verbesserung der
    Arbeitsmarktsituation getan? – Sie hat ein breites Netz an
    Einstellungshemmnissen entwickelt und aufgebaut. Ich
    will an einige Dinge erinnern, die heute teilweise schon
    genannt worden sind: Rücknahme der Liberalisierungs-
    möglichkeiten im Arbeitsrecht, Rücknahme der Verbesse-
    rung im Kündigungsschutzrecht – das alles hatten wir in
    der alten Regierung beschlossen –, Rücknahme der Re-
    form der Lohnfortzahlung, Einführung des Gesetzes ge-
    gen die Scheinselbstständigkeit – dies erschwert es den
    Menschen, sich selbstständig zu machen und neue
    Arbeitsplätze zu schaffen –, Einschränkung bei den
    630-DM-Arbeitsverträgen.

    Sie wissen gar nicht, was Sie damit bewirkt haben. Es
    sind zwar einerseits – das wollten Sie erreichen – gut
    1,5 Millionen Menschen in die Arbeits- und Beschäfti-
    gungsstatistik hineingekommen.Andererseits hat mehr als
    die doppelte Zahl vonMenschen ihrenTeilzeitjob verloren.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sie wollten doch Teilzeitarbeit fördern. Sie haben in die-
    sem Bereich zwei bis drei Millionen Teilzeitarbeitsplätze
    vernichtet. Das müssen Sie zugeben.

    Sie haben das Recht auf Teilzeitarbeit eingeführt. Das
    wird dazu führen, dass junge Frauen nicht mehr einge-
    stellt werden, weil die Arbeitgeber befürchten, dass sie
    auf diesem Recht bestehen werden.


    (Ernst Burgbacher [FDP]: Richtig!)

    Sie haben die Ausweitung der Mitbestimmung eingeführt,
    die dazu führt, dass es mehr Funktionärsmitbestimmung
    geben wird. 100 000 Funktionärsstellen mehr nützen nie-
    mandem, schaden aber dem Mittelstand.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der Bundeskanzler ist mit der Umwerbung der Neuen
    Mitte angetreten. Was hat er getan? – Er hat die Neue
    Mitte auf der ganzen Linie enttäuscht und verraten; denn
    sie ist es, die jetzt die Zeche bezahlen muss. Das ist bei der
    Masse an Einstellungshemmnissen und den Erschwernis-
    sen der Investitionsbedingungen kein Wunder: Die Ab-
    schreibungsbedingungen sind verschlechtert und die Ver-
    rechnungsmöglichkeiten eingeschränkt worden. Das hat
    zur Folge, dass keine Leute eingestellt werden, dass keine
    Arbeitsplätze geschaffen werden und dass nicht investiert
    wird.

    Darüber hinaus kommt es jetzt zu Massenentlassun-
    gen.Was ist Ihre Reaktion darauf? – Bei bis zu einer Mil-
    lion Arbeitslosen mehr stellen Sie 3 000 neue Vermittler
    ein! Das ist eine schöne Reaktion.Was sollen sie denn ver-
    mitteln, wenn dieArbeitsplätze gar nicht vorhanden sind?


    (Beifall bei der FDP – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Hauptsache, wir haben einmal darüber gesprochen!)


    Sie schaffen mit einem riesigen finanziellen Aufwand
    3000 neue Arbeitsplätze. Das ist aber auch alles. Das ist
    keine zielgerichtete Arbeitsmarktpolitik. Damit werden
    Sie die Probleme auf dem Arbeitsmarkt nicht lösen.

    Kommen wir zum Thema Finanz-, Haushalts- und
    Steuerpolitik.DerBundesfinanzminister ist nichtmehr an-
    wesend. Es ist auch sicherlich besser, wenn er sich meine
    Worte nicht anhören muss; denn auch hier stehen Schein
    undWirklichkeit in einem großen Kontrast zueinander.

    Herr Wagner, Sie sind der führende Haushaltspolitiker
    der SPD. Was sagen Sie denn dazu, dass sich der Bundes-
    finanzminister im Land als Sparminister rühmt? Auch
    Herr Metzger hat dies gerade hervorgehoben. Herr Eichel
    hat gar nicht gespart. In diesem Jahr werden 30 Milliar-
    den DM mehr als 1998 ausgegeben. Verstehen Sie das un-
    ter Sparen?


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Tja!)





    Dr. Hermann Otto Solms

    20077


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich verstehe unter Sparen, weniger auszugeben. Das sind
    Ihre, nicht unsere Zahlen.


    (Beifall bei der FDP)

    Aber was noch schlimmer ist: Die investiven Ausgaben

    des Staates gehen zurück und die konsumtiven Ausgaben
    steigen.

    Das Ergebnis bei der Verschuldung ist das gleiche.
    Einschließlich des Jahres 2002 werden die Schulden um
    182,7 Milliarden DM steigen und nicht sinken. Sie be-
    schimpfen immer die alte Regierung wegen des hohen
    Schuldenstands. Was machen Sie denn? Sie machen es
    doch genauso. Von Sparen kann keine Rede sein. Im Ge-
    genteil: Die Schulden steigen. In die Schuldenfalle gera-
    ten wir mit Ihnen erst recht. Das ist keine Lösung.

    Wie sieht es in der Steuerpolitik aus? Der Bundes-
    finanzminister rühmt sich der größten Steuerreform aller
    Zeiten. Er hat vergessen, dass unter seinem Vorgänger
    Lafontaine die steuerliche Belastung zunächst einmal um
    40 Milliarden DM angestiegen ist.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Dazu kommt die zusätzliche Belastung durch die Öko-
    steuer sowie durch die Erhöhung der Tabak- und der Ver-
    sicherungsteuer. Die Bundesregierung ist übrigens die
    einzige Regierung der Welt, die auf den Terroranschlag
    am 11. September mit Steuererhöhungen reagiert hat. Das
    ist kein Ruhmesblatt.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ergebnis ist, dass die Steuern insgesamt von 341 Mil-

    liarden 1998 auf 384 Milliarden 2001, also um über
    40 Milliarden, angestiegen sind. Das bedeutet mehr und
    nicht weniger Steuern. Das belastet die Steuerpflichtigen
    mehr und nicht weniger. Das ist keine Entlastung. Das hat
    natürlich auch die entsprechenden Reaktionen zur Folge.

    Schauen Sie sich nur die Rentenpolitik an. Herr Riester
    rühmt sich seiner großen Rentenreform. Er hat uns
    Beitragssatzstabilität versprochen, jedenfalls bis zum Jahr
    2011/12. Schon im ersten Jahr des In-Kraft-Tretens der
    Rentenreform kann er seine Zusage nicht einhalten.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: So ist es! Er schämt sich!)


    Wir haben ihn damals gewarnt und ihn darauf auf-
    merksam gemacht, dass das so sein wird, dass die Zahlen
    nicht stimmen, dass sich das Ganze anders als geplant ent-
    wickeln wird. Ohne den schamlosen Griff in die Reserve-
    kasse der Rentner würde der Beitragssatz auf 19,4 bzw.
    19,5 Prozentpunkte steigen. Es handelt sich hier um eine
    Art erneute Schuldenaufnahme zulasten der Rentner, nur
    um die Fasson zu wahren, um den Menschen vorzuma-
    chen, dass die Beiträge stabil bleiben würden. Diese Ren-
    tenreform verdient nicht einmal den Namen, den sie trägt,
    weil sie das nicht umsetzen kann, was sie verspricht.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Über die Gesundheitspolitik will ich gar nicht erst re-

    den. Hier sind zwei nette Kolleginnen verschlissen wor-
    den. Die Gesundheitspolitik ist nun einmal eine Schlan-
    gengrube. Das weiß jeder. Die Damen waren nicht

    geeignet für das Amt der Gesundheitsministerin, konnten
    es einfach nicht und hatten auch keinen Rückhalt beim
    Bundeskanzler.

    Wer keine ordnungspolitische Richtschnur hat, um
    schwierige gesellschaftspolitische Probleme zu lösen, der
    wird von einer Falle in die andere tappen. Genau das tut
    diese Bundesregierung.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sie hat kein grundsätzliches Konzept zur Lösung der ge-
    sellschaftspolitischen Probleme. Deswegen hat sie die
    Berechtigung verloren, in Zukunft weiterhin Verantwor-
    tung zu tragen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)