Rede:
ID1418801500

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14188

  • date_rangeDatum: 25. September 2001

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    15. Höll,PDS-Fraktion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordneten Dr. Günter Rexrodt und Peter Zumkley . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18345 A Wahl des Abgeordneten Kurt Palis als stell- vertretendes Mitglied in die Parlamentarische Versammlung des Europarates . . . . . . . . . . . . 18345 B Wahl der Abgeordneten Gisela Schröter als ordentliches Mitglied in den Verwaltungsrat der Filmförderanstalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18345 B Wahl des Abgeordneten Ulrich Kasparick als Schriftführer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18345 B Wahl des Abgeordneten Werner Lensing für eine weitere Amtszeit als Mitglied des Kura- toriums „Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18345 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Steuer- verkürzungen bei der Umsatzsteuer und anderen Steuern (Steuerverkür- zungsbekämpfungsgesetz – StVBG) (Drucksache 14/6883) . . . . . . . . . . . . . 18345 C b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Un- ternehmensteuerrechts (Unterneh- mensteuerfortentwicklungsgesetz – UntStFG) (Drucksache 14/6882) . . . . . . . . . . . . . 18345 D c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Steueränderungsgesetz 2001 – StÄndG 2001) (Drucksache 14/6877) . . . . . . . . . . . . . 18345 D d) Antrag der Abgeordneten Gerda Hasselfeldt, Heinz Seiffert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Mehr Wirtschaftswachs- tum durch mehr Gerechtigkeit im Unternehmensteuerrecht (Drucksache 14/6887) . . . . . . . . . . . . . 18346 A e) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeri- ums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haus- haltsjahr 1999 – Vorlage der Haushaltsrechnung und Vermö- gensrechnung des Bundes (Jah- resrechnung 1999) – zu der Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof: Bemerkun- gen des Bundesrechnungshofes 2000 zur Haushalts- und Wirt- schaftsführung (einschließlich der Feststellungen zur Jahres- rechnung des Bundes 1999) (Drucksachen 14/3141, 14/4226, 14/4571 Nr. 1.2, 14/6521) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18346 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 18346 B Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18349 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 18351 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18352 A Plenarprotokoll 14/188 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 188. Sitzung Berlin, Dienstag, den 25. September 2001 I n h a l t : Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 18354 C Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18356 A Lydia Westrich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18357 A Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 18359 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18362 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 18363 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 188. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. September 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 188. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. September 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 188. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. September 2001 Norbert Barthle 18362 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 188. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. September 2001 18363 (C) (D) (A) (B) Adam, Ulrich CDU/CSU 25.09.2001* Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 25.09.2001 Gila DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 25.09.2001* Bierwirth, Petra SPD 25.09.2001 Bindig, Rudolf SPD 25.09.2001* Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 25.09.2001 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 25.09.2001* Klaus Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ 25.09.2001 DIE GRÜNEN Doss, Hansjürgen CDU/CSU 25.09.2001 Frankenhauser, CDU/CSU 25.09.2001 Herbert Götz, Peter CDU/CSU 25.09.2001 Haack (Extertal), SPD 25.09.2001* Karl-Hermann Häfner, Gerald BÜNDNIS 90/ 25.09.2001 DIE GRÜNEN Dr. Hornhues, CDU/CSU 25.09.2001* Karl-Heinz Hornung, Siegfried CDU/CSU 25.09.2001* Jäger, Renate SPD 25.09.2001* Dr. Kolb, Heinrich L. FDP 25.09.2001* Kors, Eva-Maria CDU/CSU 25.09.2001 Lintner, Eduard CDU/CSU 25.09.2001* Dr. Lippold CDU/CSU 25.09.2001 (Offenbach), Klaus W. Lörcher, Christa SPD 25.09.2001* Lotz, Erika SPD 25.09.2001* Dr. Lucyga, Christine SPD 25.09.2001* Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 25.09.2001* Erich Mertens, Angelika SPD 25.09.2001 Michels, Meinolf CDU/CSU 25.09.2001* Müller (Berlin), PDS 25.09.2001* Manfred Müller (Völklingen), SPD 25.09.2001 Jutta Neumann (Gotha), SPD 25.09.2001* Gerhard Nolte, Claudia CDU/CSU 25.09.2001 Ohl, Eckhard SPD 25.09.2001 Ostrowski, Christine PDS 25.09.2001 Rehbock-Zureich, SPD 25.09.2001 Karin Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 25.09.2001 Schloten, Dieter SPD 25.09.2001* Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 25.09.2001* Hans Peter von Schmude, Michael CDU/CSU 25.09.2001* Siebert, Bernd CDU/CSU 25.09.2001* Dr. Solms, Hermann FDP 25.09.2001 Otto Steiger, Wolfgang CDU/CSU 25.09.2001 Sterzing, Christian BÜNDNIS 90/ 25.09.2001 DIE GRÜNEN Wiesehügel, Klaus SPD 25.09.2001 Wolf, Aribert CDU/CSU 25.09.2001 Zierer, Benno CDU/CSU 25.09.2001 * für die Teilnahme an den Sitzungen des Europäischen Parlaments entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Carl-Ludwig Thiele


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehr geehrte Frau Präsi-
    dentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Frau
    Kollegin Scheel, erstens: Ich halte es für abenteuerlich,
    wenn Sie auf Steuererhöhungen der Jahre 1990/91 ver-
    weisen und als Erklärung ausschließlich den Golfkrieg
    heranziehen. Ich weiß, dass die Grünen damals nicht im
    Bundestag waren; aber auch Ihnen dürfte bekannt sein,
    dass damals Zentrales gelungen ist, nämlich die Wieder-
    vereinigung zu erreichen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Dass die Wiedervereinigung und der Aufbau in den neuen
    Bundesländern Geld kosten, dass dafür Steuern, Sozial-
    abgaben und die Neuverschuldung erhöht werden muss-
    ten, war alternativlos. Auch wenn die Grünen die Wieder-
    vereinigung damals nicht wollten, ist das trotzdem kein
    Grund, dieses Argument auszulassen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war aber nicht die Begründung für diese Steuererhöhungen! – Zurufe von der SPD)


    Zweitens. Sie werfen der Opposition heute vor, Steu-
    ersenkungen zu fordern. Vor der Sommerpause tingeln
    Sie durch die Medien und fordern selbst ein Vorziehen der
    Steuerreform, um die Wachstumskräfte in unserem Lande
    zu stärken.


    (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber doch nicht bei dieser Konjunktur!)


    Das ist doch eine persönliche Schizophrenie, die Sie hier
    zum Ausdruck bringen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


    Drittens. Die Inflationsrate sinkt; darüber sind wir alle
    glücklich. Die Inflationsrate wird ab dem 1. Januar nächs-
    ten Jahres aber wieder steigen, und zwar unter anderem
    durch die Ökosteuer. Zusätzlich hat das Statistische Bun-
    desamt erklärt, dass durch die von Ihnen veranlassten
    neuen Steuererhöhungen die Inflationsrate um 0,4 Pro-
    zent steigen wird. Das ist doch Tun gegen eigenes Wissen.
    Das ist unverantwortlich. Das tragen wir nicht mit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Heute debattieren wir über eine Reihe von Gesetzen,
    mit denen die Koalition vor allem ihre eigenen Steuerge-
    setze zum wiederholten Male korrigiert.


    (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: So ist es!)


    Es geht auch um Maßnahmen zur Bekämpfung von Be-
    trugsfällen bei der Umsatzsteuer. Über diese Dinge wer-
    den wir im Finanzausschuss im Einzelnen reden. Aber an-
    gesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich doch die
    grundsätzlichere Frage nach dem Kurs dieser Bundesre-
    gierung in der Finanzpolitik. Die Ereignisse in den USA
    werden heute noch nicht absehbare Auswirkungen auf

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 188. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. September 2001

    Christine Scheel

    18354


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wachstum, Konjunkturverlauf und Steuereinnahmen in
    Deutschland haben. Niemand von uns weiß, was uns hier
    noch bevorsteht.

    Fest steht jedoch, dass der Bundesfinanzminister jetzt
    selbst vorgenommene Sparmaßnahmen bei Investitionen
    in vielen Bereichen der Sicherheit wieder zurücknehmen
    muss.


    (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: So ist es!)


    Mehr Mittel für die Bundeswehr, für die Aufklärung
    durch unsere Geheimdienste, die die Grünen noch vor
    kurzem abschaffen wollten,


    (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist schon eine Weile her, Herr Thiele!)


    für den Bundesgrenzschutz und für die Flugüberwachung
    sind angesichts der Ereignisse in den USA für die Sicher-
    heit unserer Bürger notwendig und werden von uns aus-
    drücklich begrüßt.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Die bedauerlichen Ereignisse in den USA werfen ein
    ganz anderes Licht auf den Sparkommissar Eichel, der
    bislang für seine Politik fast ausschließlich gelobt wurde.
    Es zeigt sich heute, dass die geplanten Kürzungen insbe-
    sondere bei der Bundeswehr, deren Wirkung für breite
    Kreise der Bevölkerung nicht spürbar war, falsch waren
    und falsch sind.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Bürger in unserem Land haben ein Recht darauf, dass
    ihre innere und ihre äußere Sicherheit geschützt ist. Den
    Frieden, die Freiheit und die Menschenwürde unserer Bür-
    ger zu schützen ist die Aufgabe verantwortlicher Politik.

    In der vergangenen Woche haben wir zwar in beein-
    druckender Weise erlebt, wie Regierung und Opposition
    in schwieriger Zeit zusammenstanden. Aber dass schon
    eine Stunde nach der Debatte, in der auch um nationale
    Konsequenzen aus den schrecklichen Anschlägen vom
    11. September gerungen wurde, die Bundesregierung das
    Parlament, ja sogar die eigenen Abgeordneten brüskiert
    hat, indem sie einseitig Steuererhöhungen beschlossen
    hat, ist ein unglaublicher Vorgang, der im Parlament noch
    erörtert werden muss.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Jetzt sollen, wie gesagt, kurzfristig Steuern erhöht wer-
    den, nämlich die Tabak- und die Versicherungsteuer.
    Zudem sind die weiteren Erhöhungen der Ökosteuer
    schon beschlossen. Dies bedeutet, dass im letzten Jahr der
    Ökosteuer die Bürger und die Arbeitsplätze allein durch
    die Ökosteuer mit 33,5 Milliarden DM pro Jahr belastet
    werden.


    (Nicolette Kressl [SPD]: So ein Quatsch!)


    – Das ist doch Ihr Gesetz! Schauen Sie es sich selber doch
    einmal genau an!

    Zusätzlich wird die Tabaksteuer erhöht und dann deren
    Aufkommen künstlich auf 2 Milliarden DM herunterge-

    rechnet. Wenn man alle Steuererhöhungen zusammen-
    rechnet, ergibt sich Folgendes: 35,5 Milliarden DM
    – Aufkommen aus Ökosteuer und Tabaksteuer – zuzüg-
    lich 16 Prozent Mehrwertsteuer – das sind 5,7 Milliar-
    den DM – sind 41,2 Milliarden DM. Hinzu kommt noch
    die Erhöhung der Versicherungsteuer, deren Aufkommen
    voraussichtlich bei 1 Milliarde DM liegen wird. Das
    heißt, die Bürger werden durch Rot-Grün mit rund 42 Mil-
    liarden DM pro Jahr zusätzlich belastet werden.


    (Lothar Mark [SPD]: Und die Entlastungen? Was sagen Sie zu den Entlastungen, die vorgenommen werden?)


    Dazu kann ich nur sagen: Herr Finanzminister Eichel – er
    ist inzwischen gegangen –, Sie setzen inzwischen die Po-
    litik Ihres Vorgängers Lafontaine fort. Sie reden von Steu-
    ersenkungen, beschließen aber Steuererhöhungen. Diesen
    Weg werden wir nicht mitgehen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lothar Mark [SPD]: Das ist sehr billig! – Detlev von Larcher [SPD]: Herr Thiele, das glaubt Ihnen doch kein Mensch! Sie kriegen einen Rechenkurs von uns bezahlt!)


    Das ist schon eine verquere Steuerlogik von Rot-Grün:
    Rasen für die Rente, Rauchen für den Frieden! Das nimmt
    Ihnen niemand ab.

    Unter Ihnen, Herr Finanzminister Eichel, ist die Steu-
    erquote im letzten Jahr auf den höchsten Wert seit Beste-
    hen der Bundesrepublik Deutschland gestiegen. Es hat
    den Anschein, dass Rot-Grün unter dem Eindruck der
    schrecklichen Geschehnisse in den USA die Steuern des-
    halb klammheimlich erhöht, um einen Teil der Haushalts-
    probleme dieses Jahres und der nächsten Jahre nicht durch
    Sparmaßnahmen, sondern durch Steuererhöhungen zu lö-
    sen. Das heißt, Sie drücken sich vor der Aufgabe, den
    Haushalt tatsächlich zu sanieren. Auch das lassen wir Ih-
    nen nicht durchgehen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Detlev von Larcher [SPD]: So ein Blödsinn!)


    Höhere Steuern scheinen jetzt das letzte Mittel zu sein,
    um zusätzliche Ausgaben zu finanzieren. Aber die Koali-
    tion trägt damit angesichts der abflauenden Konjunktur
    weiter zur Verunsicherung von Bürgern und Unternehmen
    sowie zur Entziehung von Kaufkraft bei. Der Finanzmi-
    nister und die rot-grüne Koalition haben offenbar vor der
    Aufgabe kapituliert, die Staatsausgaben einzudämmen
    und umzugestalten. Sie verfahren nach der alten Buch-
    haltermethode: Neue Ausgaben erfordern neue Einnah-
    men, also höhere Steuern. Dabei übersehen sie, dass so die
    Verunsicherung der Wirtschaft und der Verbraucher ge-
    schürt wird.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Mit diesem Taschenspielertrick, was Ihre steuerpoliti-
    schen Vorgaben angeht, sind Sie, Herr Finanzminister,
    nicht mehr der Garant finanzpolitischer Solidität; deshalb
    lehnt die FDP diese Steuererhöhungen ab.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 188. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. September 2001

    Carl-Ludwig Thiele

    18355


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Zeittechnisch gesehen
war das Ende Ihrer Rede eine Punktlandung.

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Barbara Höll,
PDS-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Barbara Höll


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Verehrte Frau Präsidentin!
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! In einem muss ich
    Herrn Thiele Recht geben: Ich finde schon, dass „Tanken
    für die Rente, Rauchen für die Sicherheit“ eine makabre
    Steuerpolitik ist. Alle in diesem Hause sind sich darin ei-
    nig, dass Maßnahmen notwendig sind. Allerdings wird
    noch zu diskutieren sein, wie diese Maßnahmen ausge-
    staltet werden. Ich denke, sie können nicht so finanziert
    werden, wie Sie es planen. Es gibt andere Quellen im
    Bundeshaushalt. Wenn Sie schon so vorgehen, dann wer-
    den Sie zumindest den Prinzipien der Haushaltsklarheit
    und der Haushaltswahrheit gerecht! Die Mehreinnahmen
    des nächsten Jahres sollten ordentlich etatisiert werden
    und – ich erinnere an das Budgetrecht des Parlamentes –
    nicht einfach im Einzelplan 60 verschwinden.


    (Beifall bei der PDS)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, dass der Kampf ge-
    gen die Steuerhinterziehung ein wesentliches Anliegen
    auch der PDS ist, haben wir hier schon zur Genüge be-
    wiesen. Die PDS hat bereits eine Vielzahl von Anträgen
    eingebracht, die die Aufhebung des Bankgeheimnisses,
    die Aufstockung der Anzahl der Betriebsprüfer in den
    Finanzbehörden und anderes betreffen.

    Wir sehen durchaus das Bemühen der Regierungskoa-
    lition, in diesem Bereich etwas zu tun. Es ist klar, dass es
    ein schwieriges Terrain ist: Es gibt ehrliche und es gibt un-
    ehrliche Unternehmer. Man muss Regelungen finden, die
    die einen nicht zu stark belasten und die den anderen den
    Boden entziehen. Ein weiterer Problemkreis betrifft die
    öffentliche Verantwortung. Es stellt sich die Frage, inwie-
    weit öffentliche Verantwortung in den Privatbereich ver-
    schoben werden kann. Ich möchte das an zwei Beispielen
    deutlich machen.

    Erstens: die Haftung für schuldhaft nicht abgeführte
    Steuer. Wenn man auf dem Markt ein Kilo Äpfel kauft,
    dann kann man aufgrund Ihrer Regelung letztendlich
    dafür in Haftung genommen werden, dass ein Verkäufer
    seine Standgebühren nicht gezahlt hat und hinterher ein
    Strafgeld abführen muss.


    (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    – Es ist so! – Sie wollen eine Gesamtschuldnerhaftung
    aller Unternehmer einführen. Es kann doch nicht richtig
    sein, dass die Notwendigkeit der öffentlichen Kontrolle in
    den Privatbereich verlagert wird.

    Zweitens: allgemeine Nachschau. Ich möchte mich
    überhaupt nicht der Auffassung anschließen, dass eine all-
    gemeine Nachschau nicht durchführbar ist. Sie kann eine
    richtige Regelung sein. Ich frage mich aber: Wer will sie
    eigentlich umsetzen? Bereits heute reicht die Anzahl der
    Finanzbeamten in den Behörden nicht aus, um ordentliche
    Betriebsprüfungen durchzuführen. Wir wollen die Fi-
    nanzbeamten mit einer zusätzlichen Aufgabe ausrüsten;

    aber dazu braucht man eine zusätzliche Ausstattung der
    Finanzbeamten.

    Wenn wir die Umsatzsteuerhinterziehung tatsächlich
    bekämpfen wollen, dann stellt sich mir die Frage, wie mit
    der eingebrachten Gesetzesvorlage sichergestellt wird,
    dass alle Bundesländer ein vernetztes, bundesein-
    heitliches Computernetz haben. Nach meinem Kenntnis-
    stand ist eines der wesentlichen Probleme, dass der In-
    formationsaustausch zwischen den Ländern bisher
    überhaupt nicht klappt.

    Wie ist es nun eigentlich mit der einheitlichen Steuer-
    nummer? Warum haben Sie in dieser Angelegenheit
    keine Einigung mit den Landesfinanzministern erzielt
    und eine wirkliche Innovation vorgelegt? Eine solche In-
    novation ist notwendig. Gerade im Informationszeitalter
    kann man sich wirklich fragen, warum wir an diesem
    Punkt noch immer nicht weiter sind.

    Solange diese beiden Dinge nicht geklärt sind, bleibt
    das, was Sie ansonsten bezwecken, leider Gottes Stück-
    werk. Was Sie vorhaben, wird nicht dazu führen, dass der
    Fiskus durch die erfolgreiche Bekämpfung von Umsatz-
    steuerhinterziehung zusätzlich 23 Milliarden DM ein-
    nimmt.

    Wir beraten heute gleichzeitig den Gesetzentwurf zur
    Fortentwicklung des Unternehmensteuerrechts. Herr
    Eichel hat vorhin versucht, eine Reihe von Regelungen
    mit den schönsten Worten zu begründen. Der Bundestag
    besteht in dieser Zusammensetzung seit 1998. Vor mehr
    als zwei Jahren hat bereits der damalige Finanzminister
    Lafontaine – ebenfalls mit sehr schönen Worten – eine Be-
    gründung für die Änderung eines Teils der Regelungen
    gegeben. Das ist ein Hü und Hott in der Steuer- und
    Finanzpolitik in einer Größenordnung, die nicht mehr
    nachvollziehbar ist.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


    Ich möchte die Reinvestitionsrücklage ansprechen.
    Herr Eichel hat vorhin die entsprechende Regelung er-
    klärt. Sie wollen die Steuerfreiheit für Personenunterneh-
    men beim Verkauf von Anteilen an Kapitalgesellschaften
    einführen. Da frage ich mich: Warum gibt es keine ent-
    sprechende Regelung für den Fall, dass ein Personen-
    unternehmen Anteile an anderen Personenunternehmen
    erwirbt? Das ist doch nicht logisch. Warum führen Sie
    nicht eine entsprechende Regelung für Sachinvestitionen
    – es geht Ihnen doch um Investitionen, wie man dem Ti-
    tel entnehmen kann – in den Unternehmen ein? Das sind
    Fragen, die offen bleiben. Antworten darauf sind in Ihrem
    Gesetzentwurf nicht zu finden.

    Angesichts der Tatsache, dass das freie Unternehmer-
    tum unterstützt werden soll, frage ich mich, warum Sie
    ständig davon sprechen, dass Sie Umstrukturierungen von
    Personenunternehmen in Kapitalgesellschaften erleich-
    tern wollen. Eine Antwort darauf ist mir von Ihrer Seite
    bisher noch nicht bekannt.

    Ähnliche Fragen ergeben sich im Zusammenhang mit
    dem Mitunternehmererlass. Regelungen, die mit dem
    Steuersenkungsgesetz abgeschafft wurden – diese Ände-
    rungen gehen nicht auf Lafontaine zurück; sie sind noch

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 188. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. September 200118356


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    nicht allzu lange her –, sollen jetzt in veränderter Form wie-
    der eingeführt werden. Dafür gibt es keine Begründung.

    Angesichts der Tatsache, dass wir ein Nachbesse-
    rungsgesetz verabschieden werden, frage ich mich,
    warum Sie nicht auf die akute Finanznot der Kommunen
    in der Bundesrepublik Deutschland reagieren.


    (Beifall bei der PDS)


    Die Gewerbesteuerausfälle, die jetzt zu verzeichnen sind,
    sind im Finanztableau zum Steuersenkungsgesetz nicht
    ausgewiesen worden.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


    Die Kommunen stehen jetzt zum Teil mit dem Rücken an
    der Wand. Sie waren diejenigen, die keine Möglichkeit
    hatten, in den Verhandlungen zum Steuersenkungsgesetz
    in dem Maße Einfluss zu nehmen, wie es die Bundeslän-
    der konnten.

    Wir erwarten dringend, dass in diesem Punkt nachge-
    bessert wird. Ansonsten können wir zumindest diesem
    Gesetzentwurf nicht unsere Zustimmung geben.

    Danke.


    (Beifall bei der PDS)