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  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung: Terror- anschläge in den USA und Beschlüsse des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18301 A Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 18301 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 18305 A Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18307 B Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 18309 D Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18312 A Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18315 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18316 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 18318 C Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA . . . . . . 18320 D Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 18322 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . . 18324 B Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 18325 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 18327 D Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 18329 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 18332 D Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18335 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 18337 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18337 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18340 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 18341 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe Jens (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18341 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- schließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 B Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungser- klärung des Bundeskanzlers zu den Terroran- schlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 C Plenarprotokoll 14/187 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 I n h a l t : Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk und Christian Simmert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- schießungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 C Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christa Nickels, Ulrike Höfken, Grietje Bettin, Sylvia Voß und Steffi Lemke (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstim- mung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 A Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (PDS) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanz- lers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 B Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (PDS) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 18340 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 18341 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 19.09.2001 Gila DIE GRÜNEN Brandt-Elsweier, Anni SPD 19.09.2001 Brinkmann (Hildes- SPD 19.09.2001 heim), Bernhard Caesar, Cajus CDU/CSU 19.09.2001 Dr. Doss, Hansjürgen CDU/CSU 19.09.2001 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 19.09.2001 Joseph DIE GRÜNEN Frankenhauser, CDU/CSU 19.09.2001 Herbert Dr. Friedrich CDU/CSU 19.09.2001 (Erlangen), Gerhard Friedrich (Altenburg), SPD 19.09.2001 Peter Götz, Peter CDU/CSU 19.09.2001 Haupt, Klaus FDP 19.09.2001 Hauser (Bonn), CDU/CSU 19.09.2001 Norbert Hohmann, Martin CDU/CSU 19.09.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 19.09.2001 Jung (Düsseldorf), SPD 19.09.2001 Volker Dr. Küster, Uwe SPD 19.09.2001 Lehn, Waltraud SPD 19.09.2001 Lensing, Werner CDU/CSU 19.09.2001 Lewering, Eckhart SPD 19.09.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 19.09.2001 Rehbock-Zureich, SPD 19.09.2001 Karin Dr. Riesenhuber, CDU/CSU 19.09.2001 Heinz Dr. Schmidt-Jortzig, FDP 19.09.2001 Edzard Schmitt (Berg), Heinz SPD 19.09.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 19.09.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 19.09.2001 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 19.09.2001 Späte, Margarete CDU/CSU 19.09.2001 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 19.09.2001 Stünker, Joachim SPD 19.09.2001 Weisheit, Matthias SPD 19.09.2001 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 19.09.2001 Wolf, Aribert CDU/CSU 19.09.2001 Wolff (Wolmirstedt), SPD 19.09.2001 Waltraud Dr. Zöpel, Christoph SPD 19.09.2001 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe Jens (SPD) zur nament- lichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Warum ich mit „Nein“ gestimmt habe. Auf einem Transparent vor der amerikanischen Bot- schaft der USA in Berlin steht die Aufforderung: „De- mocratic civilized revenge“. Dass auf die menschenver- achtenden Anschläge der Terroristen in New York und Washington eine unmissverständliche gezielte Antwort gegeben werden muss, steht für mich außer Frage. Auch ich unterstreiche die Erklärung der NATO sowie die Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 12. September 2001. Es ist gut, dass die Bundesrepu- blik Deutschland bei ihrer besonderen Vergangenheit in diese Vertragswerke eingebunden ist. Nur so hat sie die Möglichkeit der Einflussnahme, die genutzt werden muss. Leider ist die Sprache, die von führenden Politikern in diesen hektischen Tagen benutzt wird, verwirrend oder verräterisch. Die Sichtweise des stellvertretenden Vertei- digungsministers der USA auf „ending states“ macht be- sorgt. Das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit den ter- roristischen Verbrechen liefert „Wasser auf die Mühlen“ der Terroristen. Diese Terroristen sind Verbrecher, müssen zur Verantwortung gezogen und dürfen nicht zu Kriegs- gegnern hochstilisiert werden. Es besteht die Gefahr einer „selffulfilling prophecy“. entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht In der vorliegenden Entschließung (Punkt 7) wird nun auf die „uneingeschränkte Solidarität“ verwiesen und die „Bereitstellung militärischer Fähigkeiten“ in Aussicht ge- stellt. Diese Begriffe beinhalten zum Beispiel die Mög- lichkeit der Bereitstellung von Bundeswehrsoldaten zum direkten Einsatz in Afghanistan oder dem Irak und ande- res mehr. Hiermit würde für mich der „Rubikon“ zur Ter- rorismusbekämpfung überschritten werden. Die Gefahr, dass wir – wie 1914 – in einen Weltkrieg „hineinschlid- dern“, ist im Bereich des Möglichen. Davor will ich war- nen. Auch wenn ein möglicher Militäreinsatz der Bun- deswehr im Parlament noch einmal zusätzlich zur Abstimmung gestellt werden muss, könnten diese Begriffe später als Hinweise auf diese Option ausgelegt werden. Für mich ist diese Problematik – wie auch der Mazedonieneinsatz der Bundeswehr – eine Gewissens- frage. Bekanntlich soll man den Anfängen wehren und bei wichtigen Entscheidungen stets das Ende bedenken. Ich bin sicher, dass eine denkbare weitere Abstimmung im Parlament zu konkreten Bundeswehreinsätzen dann für andere ebenfalls auch zur Gewissensfrage wird. Aufgrund meiner Erfahrung und Erkenntnis liegt diese Reiz- schwelle niedriger. Wichtig zur Bekämpfung des Terrorismus in der Welt sind aus meiner Sicht ebenfalls enge Kooperation zwi- schen USA, Russland, China und allen friedliebenden Staaten; die Einhaltung internationaler Verträge und Ab- sprachen; das stärkere Engagement der großen In- dustrienationen zur Verhinderung von grauenhaften krie- gerischen Konflikten sowie wirklich politische und wirtschaftliche Hilfe für die ärmsten und sich entwi- ckelnden Länder in der Welt. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungs- erklärung des Bundeskanzlers zu den Terroran- schlägen in den USA und den Beschlüssen des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Bei allem Erschrecken über den Terroranschlag muss man nüchtern feststellen: Wir befinden uns nicht im Krieg. Amerika gehört unsere volle Solidarität und auch die Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus, un- abhängig von der Frage des Bündnisfalles. Es kann aber keinen Automatismus für von den USA getroffene mili- tärische Einsätze für die Bundeswehr geben. Der Bundes- tag hat jeweils die Maßnahmen, die die Bundeswehr zu er- greifen hat, zu bestimmen. Es wäre für uns Abgeordnete sicherlich leichter, eine generelle Zustimmung zu erteilen, doch so einfach können und dürfen wir es uns nicht machen. Ich stimme der gemeinsamen Resolution zu, um damit zu demonstrieren, dass Bündnis keine einseitige Angele- genheit ist und Solidarität keine Einbahnstraße. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüs- sen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Ich habe mich in der Abstimmung der Stimme enthal- ten, da ich die in Absatz 7 des Entschließungsantrages im- plizierte Öffnung zu einer militärischen Bekämpfung des internationalen Terrorismus in der Sache für nicht erfolg- versprechend halten kann. Bei meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit den Ursachen des Terrorismus, seinen Täterbiografien, seiner potenziellen Eskalationsgefahr und den vorliegenden internationalen Erfahrungen mit militärischer Terrorismusbekämpfung habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass der Terrorismus militärisch nicht besiegbar ist. Umso mehr unterstütze ich die sonsti- gen in dem Antrag genannten positiven Ansätze und Stra- tegien, insbesondere alle Bemühungen der Bundesre- gierung und insbesondere des Bundesaußenministers, den Zentralkonflikt der islamischen Welt im Nahen Osten politisch zu befriedigen. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk und Christian Simmert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers zu den Ter- roranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen so- wie der NATO (Drucksache 14/6920) Wir haben in der Fraktionssitzung vom 12. September 2001 dem Beschluss des Parteirates von Bündnis 90/Die Grünen zugestimmt und teilen seine Intention: solidarisch im NATO-Bündnis auf eine besonnene und effiziente Strategie in der Bekämpfung des Terrorismus hinzuwir- ken. „Angesichts der terroristischen Angriffe auf US-Bür- gerinnen und Bürger können wir der Inanspruchnahme des Bündnisfalles nicht widersprechen.“ Mit dieser Zu- stimmung zum Bündnisfall haben wir den Weg eröffnet, über verschiedene Konsultationsprozesse auf die USA einzuwirken und ein besonnenes und angemessenes Ver- halten zu erreichen. Diesen Weg haben wir beschritten und wir halten ihn für richtig. Der heute zu beschließende interfraktionelle Antrag zur Erklärung der Bundesregierung betreffend „Terroran- schläge in den USA und Beschlüsse des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen sowie der NATO“ eröffnet aus un- serer Sicht hingegen den Weg zu einem Vorratsbeschluss zur Zustimmung für „uneingeschränkte Solidarität“, aus der die Zustimmung für militärische Unterstützung resul- tieren kann, und aus der wiederum eine Zustimmung zu Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 200118342 (C) (D) (A) (B) möglichen Einsätzen der Bundeswehr abgeleitet werden kann. Augenblicklich fehlen die Informationen über kon- krete Handlungsanforderungen. Die Grundlage, auf der über die „uneingeschränkte Solidarität“ entschieden wer- den soll, ist also nicht geklärt. Auf der anderen Seite muss der Deutsche Bundestag den USA weiterhin Unterstützung und Solidarität entge- genbringen. Darüber hinaus muss die Bundesrepublik Deutschland weiterhin zur friedlichen Lösung des Nah- ostkonfliktes beitragen. Auch dies macht der Antrag deut- lich. In Abwägung dieser Punkte werden wir uns in der Ab- stimmung über den Antrag enthalten. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO derAbgeordneten Christa Nickels, Ulrike Höfken, Grietje Bettin, Sylvia Voß und Steffi Lemke (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Der Terrorakt, der das amerikanische Volk tief getrof- fen hat, ist auf das Schärfste zu verurteilen. Den Hin- terbliebenen, Verletzten und Geschädigten gilt unsere ganze Solidarität und Anteilnahme. Wir stimmen dem interfraktionellen Entschließungsan- trag des Deutschen Bundestages in der Gewissheit zu, dass die von der Bundesregierung bekundete uneingeschränkte Solidarität mit den Vereinigten Staaten von Amerika kei- nen Raum für eine Geisteshaltung von Rache und Vergel- tung eröffnet und dass die Erkenntnis, dass Terrorismus mit militärischen Mitteln nicht zu besiegen ist, Eingang in die Strategie zu dessen Bekämpfung findet. Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (PDS) zur namentlichen Abstimmung über den Entschlie- ßungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Druck- sache 14/6920) Ich habe wie die große Mehrheit meiner Fraktion dem Entschließungsantrag der Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP nicht zugestimmt – weil unsere Sorgen, dass die NATO in ihrer Erklärung vom 12. September 2001 die Priorität beim Militär angesiedelt hat, nicht ausgeräumt wurden – im Gegenteil –; weil wir befürchten, dass aus der Bereitstellung geeigneter militäri- scher Fähigkeiten der Einsatz dieser Fähigkeiten werden wird; weil in der Entschließung nicht ein Wort zur Be- kämpfung der sozialen Ursachen des Terrorismus – Hun- ger, Armut, Unterdrückung, eine sozial ungerechte und nicht demokratische Weltwirtschaftsordnung – gesagt wird, was bedauerlich und unverständlich ist. Andere Punkte des Entschließungsantrages – genauer gesagt: sieben von zehn Punkten – finden meine Zustim- mung ebenso wie die meiner Fraktion. Deshalb haben sich einige Abgeordnete der PDS der Stimme enthalten. Ihre Abwägung ist anders ausgefallen, auch wenn sie unsere Kritik, die ich dargelegt habe, vollständig und ohne Ein- schränkung teilen. Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (PDS) zur na- mentlichenAbstimmung überden Entschließungs- antrag zu der Regierungserklärung des Bundes- kanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates derVereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Ich habe mich der Stimme enthalten. Ich möchte das hier kurz begründen: Die Punkte 1 bis 5 sowie 8 und 9 des von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP vorgelegten Antrags finden meine Zustimmung. Punkt 6 will feststellen, dass unter Umständen „der ter- roristische Angriff vom 11. September 2001 gegen die Vereinigten Staaten als Handlung im Sinne des Artikels 5 des Washingtoner Vertrages zu gelten“ habe. Diese Mei- nung teile ich nicht, zumal ja das Bundesverfassungs- gericht noch nicht entschieden hat, ob die Zustimmung der Bundesregierung zur 1999 erfolgten Änderung des NATO-Vertrages rechtskräftig war. Im Punkt 7 wird unter anderem „die Bereitstellung ge- eigneter militärischer Fähigkeiten“ zur Unterstützung der Bekämpfung des internationalen Terrorismus unterstützt. Das lehne ich aber ab. Um weder die positiven Aspekte zu negieren noch die aus meiner Sicht abzulehnenden Punkte zu ignorieren, enthalte ich mich bewusst der Stimme. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 18343 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
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    Rede von Michael Glos


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Wir lassen nicht zu,
    dass die grundlegenden Werte unseres Zusammenlebens
    von Terroristen zerstört werden. Wir werden Freiheit und
    Recht mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln ver-
    teidigen. Deswegen steht Deutschland angesichts dieses
    furchtbaren, hinterhältigen Angriffs fest an der Seite un-
    serer amerikanischen Freunde und unserer Partner im
    Bündnis der NATO.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Unser Land hat von den Vereinigten Staaten von Ame-

    rika ehrliche Freundschaft und echte Solidarität erfahren;
    ich erinnere nur an die Luftbrücke nach Berlin, an den
    Marshall-Plan und an den Dienst amerikanischer Solda-
    ten in Deutschland. Ohne die Hilfe Amerikas hätten wir
    im Kalten Krieg nicht unsere Freiheit bewahrt und hätten
    nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nicht unsere
    Einheit erreicht. Deswegen fühlen wir uns von den
    schrecklichen Bildern, die wir gesehen haben, ganz be-
    sonders belastet und selbst getroffen. Es war auch ein An-
    griff auf unsere Lebensform.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aus tiefer Überzeugung und aus Mitgefühl mit den Op-
    fern, um die wir trauern und für die wir beten – es waren
    auch 100 Deutsche darunter, denen unser ganz besonde-
    res Gedenken gelten muss –, müssen wir an den Maßnah-
    men, die einzuleiten sind, festhalten, auch wenn sie ge-
    fährlich sein können.


    (V o r s i t z: Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters)


    Die USA reagieren auf die Terrorwelle, wie ich meine,
    sehr entschlossen und auch sehr besonnen. Herr Bundes-
    kanzler, Sie haben in unserer Runde, in der wir uns manch-
    mal treffen, selber gesagt, Präsident Bush und seine Re-
    gierung suchten die Gemeinsamkeit mit allen Staaten,
    die den Terror ablehnen. Die Partner in der NATO, Russ-
    land, China und viele andere Staaten in der Welt machen
    gemeinsam Front gegen den Terror.

    Umso bedauerlicher war es – daran trägt aber niemand
    von uns Schuld –, dass Parlamentarier aus 143 Ländern im
    Rahmen der IPU, der Interparlamentarischen Union, bei
    ihrem Treffen in Burkina Faso noch nicht einmal eine Mehr-
    heit dafür erreichen konnten, dass zumindest die Flaggen
    auf Halbmast gesetzt werden. Das zeigt, dass der Antiame-
    rikanismus noch sehr groß ist.

    Ich finde es richtig, dass Sie mithelfen, gegen den
    Antiamerikanismus bei uns in Deutschland anzukämpfen.
    Umfragen zeigen: Nur 37 Prozent der Bevölkerung in un-
    serem Land sind derzeit mit Präsident Bush einverstan-
    den. Diesen Antiamerikanismus will ich Ihren Parteien
    nicht pauschal zuschieben; dafür ist es auch nicht die rich-
    tige Stunde. Aber er muss uns zum Nachdenken darüber
    anregen, welche Vorurteile gegenüber Amerika und
    dem jetzigen Präsidenten bei uns in den Medien, auch in
    den öffentlich-rechtlichen, geschürt worden sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Gernot Erler

    18318


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich bin der Meinung, George Bush meistert die Krise mit
    großem staatsmännischen Format. Die USA haben ein
    großes Bündnis zur Bekämpfung des Terrors ge-
    schmiedet. Zu diesem Bündnis muss und wird Deutsch-
    land seinen Beitrag leisten. Die Opposition ist dazu selbst-
    verständlich bereit.

    Der NATO-Rat hat am 12. September einstimmig fest-
    gestellt: Die Terrorattacken sind ein Bündnisfall nach
    Art. 5 des Nordatlantischen Vertrages, wenn feststeht,
    dass diese Angriffe von außen gegen die USA geführt
    wurden. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat
    sich hinter diese Maßnahmen gestellt und hat dazu aufge-
    rufen, Täter, Drahtzieher und Unterstützer gemeinsam zur
    Verantwortung zu ziehen.

    Herr Bundeskanzler, Sie haben den Vereinigten Staaten
    mit unserer Zustimmung die uneingeschränkte Solida-
    rität Deutschlands versichert. Dieses Wort – es ist heute
    vor einer Woche hier im Deutschen Bundestag ausgespro-
    chen worden – muss auch eine Wochen später noch gel-
    ten. Deswegen appelliere ich an eine geschlossene Zu-
    stimmung des Deutschen Bundestages. Dass die PDS
    abschwenkt, das war zu erwarten. Sich aus Solidarität mit
    Amerika auf eine Bühne zu stellen ist leichter, als die kon-
    kreten Maßnahmen mitzutragen. Herr Bundeskanzler, wir
    müssen uns deshalb fragen, ob es richtig ist, dass diejeni-
    gen, die aus der Gemeinsamkeit der Demokraten aus-
    scheren, noch dabei sitzen, wenn die Fraktionsvorsitzen-
    den im Deutschen Bundestag unterrichtet werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich bin der Meinung, dass die gemeinsam eingebrachte
    Resolution nachdrücklich die klare Haltung, die die Bun-
    desregierung und alle Fraktionen schon vor einer Woche
    zum Ausdruck gebracht haben, noch einmal unterstreicht.
    Ich werbe deswegen für eine geschlossene Mehrheit. Das
    wäre ein klares Signal an unsere Verbündeten: Deutsch-
    land steht zu seinen Verpflichtungen. Das wäre auch ein
    klares Signal an den internationalen Terrorismus:
    Deutschland ist entschlossen, Zivilisation und Demokra-
    tie zu verteidigen. Dieses Signal wäre gut für unser Land.

    Wir wollen mit dieser Entschließung ein gemeinsames
    Fundament für die folgenschweren Entscheidungen
    bauen, die im Parlament in den kommenden Wochen und
    Monaten möglicherweise noch zu treffen sein werden.
    Diese Entscheidungen sind es dann letztlich, die unseren
    Mut und unsere Konsequenz auf eine große Probe stellen
    werden. Deutschland muss bereit sein, den Kampf gegen
    den Terrorismus an der Seite unserer Verbündeten auch
    mit militärischen Mitteln zu führen, wenn die Amerikaner
    geeignete Verbände der Bundeswehr anfordern. Wir alle
    wissen, dass der Einsatz für unsere Soldaten gefährlich
    ist. In Kenntnis dieser Gefahr müssen wir dennoch so ent-
    scheiden, wie unsere Pflicht, unsere Bündnissolidarität
    und auch unsere Überzeugung uns das abverlangen.

    Die Bürger erwarten von ihrer Regierung und ihrem
    Parlament einen klaren und festen Kurs. „Wir alle sind
    Amerikaner“ hat Peter Struck vor einer Woche hier ge-
    sagt. Aber zwei Tage später hat sich der Regierende Bür-
    germeister von Berlin, Wowereit, davon verabschiedet,
    indem er gesagt hat, dass wir keine Stellvertreterkriege

    führen dürfen und dass wir an der Seite der Vereinigten
    Staaten eben nur Stellvertreter seien. Es gibt keine Stell-
    vertreterkriege, wenn es um die Freiheit geht. Herr Bun-
    deskanzler, ich appelliere an Sie, dass Sie auch in Ihre Par-
    tei hineinwirken. Ich fand es genauso unangemessen, dass
    eine führende SPD-Politikerin davon sprach, dass dieser
    „schießwütige Cowboy“ – diesen Ausdruck sollten wir
    tunlichst sein lassen – wohl zur Vernunft gekommen sei.
    Allein mit solchen Worten schafft man Stimmungen, die
    nicht gut für unser Land sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Deutschlands Solidarität im westlichen Bündnis an der
    Seite der ganzen zivilisierten Welt muss klar und eindeu-
    tig sein. Ich zitiere jetzt eine Zeitung, die der Bundesre-
    gierung nahe und der Opposition sehr wenig nahe steht,
    nämlich die „Süddeutsche Zeitung“.


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Heute bitte nicht!)


    Sie schrieb am Wochenende: „Selbst wenn sie wollte,
    könnte die Bundeswehr nicht kämpfen.“ Solche Analysen
    dürfen kein Vorwand für Deutschland sein, um kleinere
    Lasten als andere schultern zu müssen. Wir müssen die
    vorhandenen Möglichkeiten – die Bundeswehr hat auch
    ihre Stärken – selbstverständlich zur Verfügung stellen.
    Wir müssen aber etwas dafür tun – die Haushaltsberatun-
    gen stehen vor der Tür –, um die Lage unserer Streitkräfte
    nachhaltig zu verbessern. Hier geht es um unsere Freiheit
    und um unsere Bündnissolidarität. Diese Solidarität kann
    man nur erfüllen, wenn man die entsprechenden Mittel
    hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Deutschland steht nach Bevölkerungszahl und Wirt-
    schaftskraft im Bündnis der NATO an zweiter Stelle. Un-
    ser Beitrag zur gemeinsamen Sicherheit muss der Bedeu-
    tung unseres Landes entsprechen. Deswegen müssen wir
    den Auftrag und die Ausrüstung unserer Bundeswehr
    der neuen Bedrohungslage anpassen, die sich übrigens
    schon länger abzeichnet. Herr Bundeskanzler, ich appel-
    liere an Sie – das ist keine Sache des Finanzministers und
    der Finanzpolitiker, wie immer gesagt wird; man kann da
    auch nicht „herumeicheln“ –, dieses Problem durch ein
    Machtwort von Ihnen zu lösen. Wenn dazu im Haushalt
    Umschichtungen notwendig sind, um Prioritäten zuguns-
    ten der Sicherheit zu setzen, dann können Sie mit uns da-
    rüber reden. Wir werden diese Schwerpunktverlagerun-
    gen, wenn es darauf ankommt, mittragen. Auch davor
    werden wir uns nicht drücken, wenn wir damit unsere Si-
    cherheit stärken können.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Anschläge in den Vereinigten Staaten stellen aber

    auch dringende Fragen an die innere Sicherheit in
    Deutschland, über die Herr Schily sicher gleich sprechen
    wird. Wir müssen den Gefahren des Terrors entschlossen
    begegnen. Ich begrüße, dass heute eine Sondersitzung des
    Innenausschusses stattfindet, der sich ganz intensiv mit
    der Bedrohungslage befasst. Dazu gehört auch – ich hoffe,
    Sie legen das im Innenausschuss dar –, inwieweit unsere
    Hilfskräfte, der Katastrophenschutz, das Technische

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Michael Glos

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    Hilfswerk usw., in der Lage sind zu helfen, wenn ein Ter-
    roranschlag bei uns passieren würde, wozu es ja sehr
    leicht kommen kann. All das muss sorgfältig diskutiert
    werden und wo Mittel fehlen, muss sehr schnell gehandelt
    werden.

    Dazu gehört aber auch, dass Bund und Länder immer
    wieder Polizeikräfte in ausreichender Stärke mit moderns-
    ter Ausrüstung zur Verfügung stellen. Deswegen muss
    noch einmal überdacht werden, ob wir den Bundesgrenz-
    schutz dauerhaft so reduzieren können, wie das geschehen
    ist. Wenn die Polizei in ihren Aufgaben beim Kampf gegen
    den Terror durch einen Einsatz von Soldaten in bestimm-
    ten Fällen – zum Beispiel für Wachaufgaben – wirksam
    entlastet werden kann, dann darf auch dies selbstverständ-
    lich kein Tabu sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Der Bund und die Länder müssen auch die Nachrich-
    tendienste wieder stärken. Wir dürfen an unserer Ent-
    schlossenheit, jede terroristische oder extremistische
    Gruppierung aufzudecken und lahm zu legen, keinen
    Zweifel lassen. Der Terrorismus kann nur unschädlich ge-
    macht werden, wenn seine Strukturen aufgespürt werden,
    weltweit und ganz besonders auch bei uns in Deutschland.
    Deswegen ist die Bundesregierung aufgefordert, für eine
    bedrohungsgerechte Ausstattung des Bundesnachrichten-
    dienstes Sorge zu tragen. Dort, wo es rechtliche Hürden
    beim Austausch der Informationen zwischen den Sicher-
    heitsdiensten gibt, müssen diese beseitigt werden. Die
    Verfassungsschutzämter müssen ausgebaut werden –
    Stärkung, nicht Abbau ist das Gebot der Stunde.

    Ich könnte jetzt eine lange Liste aus Zitaten zusam-
    mentragen, wo sich führende Politiker der Koalition zur
    inneren Sicherheit geäußert haben. Ich will dies nur bei-
    spielhaft tun. Der Bundesumweltminister bezeichnete es
    als Erfolg, dass er in Niedersachsen gemeinsam mit dem
    damaligen Ministerpräsidenten Schröder „den Verfas-
    sungsschutz halbiert“ hat. Kerstin Müller – sie hat vorhin
    hier geredet – hat sich im „Handelsblatt“ vom 14. Ja-
    nuar 1999 gegen eine Regelanfrage beim Verfassungs-
    schutz bei Einbürgerungen gewandt, weil sie gegen einen
    „Gesinnungs-TÜV“ sei. Rezzo Schlauch, der heute nicht
    redet, hat über den Verfassungsschutz gesagt: „Zeitungs-
    ausschnitte sammeln, daraus Dossiers anlegen, ... finde
    ich überflüssig“.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wird sich jetzt alles ändern!)


    So könnte ich diese Liste fortführen. Ich glaube, es ist
    dringend notwendig, dass diejenigen, die ich angeführt
    habe, jetzt sagen: Wir haben uns geirrt, wir schlagen jetzt
    einen anderen Weg ein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Toleranz gibt sich selbst auf, wenn sie sich missbrauchen
    lässt. Deswegen muss es bei uns heißen: Keine Chance für
    die Feinde der Freiheit!

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die abscheu-
    liche Katastrophe verbindet sich für viele Landsleute mit
    dem Schicksal von Angehörigen und Bekannten, die
    seitdem vermisst sind. Die Solidarität mit den Vereinigten

    Staaten im Bündnis muss deshalb gefestigt werden. Ich
    hatte jedoch das Gefühl, sie ist bei unseren Mitbürgerin-
    nen und Mitbürgern emotional gefestigt, weil sie das Ge-
    fühl haben: Wir selbst sind getroffen. Deswegen kann die
    Bundesrepublik Deutschland im Kampf gegen den inter-
    nationalen Terrorismus nicht abseits stehen. Es geht nicht,
    wie oft leichtsinnigerweise gesagt wird, um Vergeltung.
    Es geht um unsere Freiheit. Es geht auch um die Toleranz
    bei uns und um die Lebensqualität, um das, was unser Le-
    ben reich und lebenswert macht. Das gilt auch für unsere
    Kinder und für unsere Enkel sowie für alle Zukunft.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir gehen nicht blind durch die Gegend. Wir spüren

    auch die großen Sorgen unserer Mitbürgerinnen und Mit-
    bürger in Bezug auf das, was da kommen wird. Die größ-
    ten Gefahren aber würde es geben, wenn eine solche Tat
    ungestraft bliebe und die Helfer des Terrorismus nicht zur
    Verantwortung gezogen würden. Deswegen sage ich:
    Angst ist allemal ein schlechter Ratgeber. Das Beste, was
    für ein sicheres Leben in Frieden und Freiheit getan wer-
    den kann, ist, diesem Terror jetzt und für immer das Hand-
    werk zu legen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich möchte Winston Churchill zitieren, der in seinen
    Memoiren geschrieben hat: Die Freude an schön klingen-
    den Phrasen, das Zurückschrecken vor unerfreulichen
    Tatsachen, der Wunsch nach Popularität ohne Rücksicht
    auf lebenswichtige Staatsinteressen sind gefährlich für ein
    Land. Er hat gesagt, Hitler sei nur so stark geworden,


    (Joachim Poß [SPD]: Wovon reden Sie jetzt eigentlich?)


    weil die Demokratien lange nicht eingesehen hätten, dass
    er unter großen Opfern besiegt werden müsse.

    Deswegen appelliere ich an uns alle: Lassen Sie uns
    gemeinsam die Lehre der Geschichte beherzigen. Mit
    Stärke und mit Standhaftigkeit werden wir auch den Ter-
    rorismus in die Schranken weisen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Entschuldigen Sie die Bemerkung von Herrn Ramsauer?)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile
das Wort dem Kollegen Staatsminister Dr. Ludger Volmer
für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

D
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ludger Volmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und
    Herren! Der Terrorangriff auf die USA hat großes
    menschliches Leid gebracht. Er hat ein Nervenzentrum
    der westlichen Welt zerstört. Er hat eine aufregende mul-
    tikulturelle Stadt verwüstet. Er hat aber noch ein Weiteres
    bewirkt: Er hat das festgefügte Weltbild ins Wanken ge-
    bracht, das manch einer mit den dominant wirkenden
    USA verband.

    Der Schock in der amerikanischen Gesellschaft über
    den Verlust der vermeintlichen Unverwundbarkeit geht
    mit der verstörten Einsicht bei uns einher, dass die Ga-

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Michael Glos

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    rantiemacht für unsere Sicherheit nun Opfer geworden ist.
    50 Jahre lang haben die USA geholfen, in Europa Sicher-
    heit, Freiheit und Demokratie zu sichern. Deshalb ist es
    jetzt, in dieser schweren, schicksalshaften Stunde, an uns
    Europäern, den USA beizustehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir werden dies, wie es Bundeskanzler Gerhard
    Schröder erneut betont hat, mit aller Entschlossenheit tun,
    aber auch mit der nötigen Besonnenheit, mit Augenmaß
    und mit dem Blick auf die Folgen unseres Handelns. Wir
    bewundern eine amerikanische Haltung, die Trauer und
    Wut zwar in starke Worte kleidet, jedoch ohne übereilte
    Aktionen versucht, gemeinsam mit den Partnern einen
    vernunftgesteuerten Plan zu entwickeln, wie die neue, er-
    schreckende Dimension des Terrorismus bekämpft wer-
    den kann, ohne die Falschen zu treffen, ohne potenzielle
    Freunde zu Gegnern zu machen, ohne den gezielten
    Kampf gegen Verbrecherorganisationen in einen allge-
    meinen Kampf der Kulturen münden zu lassen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Außenminister Fischer ist heute in Washington, um un-
    seren amerikanischen Freunden erneut unsere Solidarität
    zu versichern und mit ihnen das weitere Vorgehen abzu-
    stimmen.

    Die NATO hat mit ihrem Beschluss vom 12. Septem-
    ber ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit den Verei-
    nigten Staaten gesetzt. Die nordatlantische Allianz ist kein
    Schönwetterbündnis. Gegen menschenverachtende Mör-
    der, die ohne Hemmungen die Grundlagen menschlichen
    Zusammenlebens zerstören wollen, muss das Bündnis ge-
    meinsam auftreten. Wir als Verbündete des angegriffenen
    Partners haben nicht nur das moralische Recht, sondern
    auch die moralische und politische Verpflichtung, unseren
    Beitrag zur Verteidigung zu leisten und die Täter, Organi-
    satoren und Sponsoren terroristischer Akte zur Rechen-
    schaft zu ziehen. Diese Verpflichtung wird ausdrücklich
    auch in der Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten
    Nationen vom 12. September 2001 formuliert, in der der
    Angriff auf die USA als Bedrohung des internationalen
    Friedens und der Sicherheit bewertet wird.

    Die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus wird
    schwierig und langwierig sein. Täter, Mithelfer und An-
    stifter müssen bestraft werden. Tun wir das nicht, dann
    wird dies nur zu einer weiteren Eskalation einladen. Soll
    die Gefährdung aber nicht binnen kurzer Zeit in anderer
    Gestalt wieder erstehen, muss die gesamte internationale
    Gemeinschaft in einer konzertierten Aktion, in einer
    weltweiten Koalition, handeln. Es steht nicht Kultur ge-
    gen Kultur, sondern Zivilisation gegen Barbarei.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Aus vielen Ländern kommen dazu ermutigende Si-
    gnale: aus Russland, aus China, aus Pakistan und aus
    Indien. Die zentralasiatischen Staaten Kasachstan,
    Usbekistan und Kirgistan haben ihre uneingeschränkte
    Unterstützung zugesagt. Es bildet sich eine regionale Ko-

    alition, die zum einen dem Terror entschlossen entgegen-
    treten will und zum anderen verhindern möchte, dass das
    afghanische Talibanregime die gesamte Region destabili-
    siert. Ägypten hat eine internationale Terrorismuskonfe-
    renz vorgeschlagen; die EU wird am Freitag einen Son-
    derrat zur Terrorismusbekämpfung einberufen.

    Fast die gesamte arabisch-islamische Welt – das
    scheint mir entscheidend zu sein – hat die Terroranschläge
    schärfstens verurteilt. Auch sie hat wie wir teure An-
    gehörige in den Trümmern des World Trade Centers ver-
    loren. Nicht wenige arabische Staaten haben selber sehr
    schmerzvolle Erfahrungen mit dem Terrorismus gemacht.
    Wenn die Spuren der Täter in die arabisch-islamische
    Welt weisen, so soll dies Anlass sein, die arabischen Staa-
    ten in der internationalen Allianz zur Bekämpfung dieser
    Geißel der Menschheit willkommen zu heißen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dieser Kampf wird umso effektiver sein, je mehr sich
    der Dialog der Kulturen vertieft. Wenn aber der Kultur-
    dialog ein unabdingbarer außenpolitischer Faktor ist,
    dann muss er auch ein innenpolitischer sein und bleiben.
    Es war eine großartige Geste, dass Präsident Bush in ei-
    ner Washingtoner Moschee zu Toleranz gegenüber den
    Moslems aufgerufen hat. Auch in Deutschland sollten wir
    auf unsere muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger
    zugehen und ihnen zeigen, dass wir den Unterschied zwi-
    schen Islam und Islamismus sehr genau begriffen haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)


    Ein weiterer Faktor für die Bekämpfung des islamisti-
    schen Terrors sind rasche und sichtbare Erfolge im israe-
    lisch-palästinensischen Friedensprozess. Jede weitere
    Eskalation im Nahen Osten würde die extremistischen
    Kräfte in der gesamten islamischen Welt fördern.


    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


    Die Bundesregierung begrüßt daher die gestrige Er-
    klärung von Präsident Arafat als einen wichtigen Schritt
    auf dem Weg zum Frieden im Nahen Osten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Es ist eine strategische Entscheidung der Palästinenser,
    sich unmissverständlich auf die Seite der Antiterrorkoali-
    tion zu stellen und dazu beizutragen, dass die internatio-
    nalen Netzwerke des Todes zerstört werden können. Wir
    hoffen, dass Präsident Arafat die Kraft hat, sich in dieser
    Stunde null der internationalen Politik mit seinem Be-
    kenntnis zum Waffenstillstand und zum Neuanfang gegen
    interne Widersacher, die heute Nacht wieder gezündelt
    haben, zu behaupten, und dass er von israelischer Seite die
    entsprechende Resonanz erhält.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Bundesregierung und insbesondere Bundesaußen-
    minister Fischer haben sich in den letzten Monaten enga-
    giert und fortlaufend um eine Wiederbelebung des Frie-
    densprozesses bemüht. Der Außenminister hatte sich auch

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Staatsminister Dr. Ludger Volmer

    18321


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    mit Präsident Arafat mehrfach kurzgeschlossen und die
    gestrige Erklärung eng mit ihm abgestimmt. Wir werden
    dieses Engagement fortsetzen. Wir werden weiterhin da-
    ran arbeiten, dass die Israelis und die Palästinenser Ge-
    spräche aufnehmen, und zwar wie es der Mitchellplan
    vorsieht: ohne jede Vorbedingung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Auch die pakistanische Seite hat die Terroranschläge
    schnell und entschieden verurteilt. Dieser Schritt war in
    der gegenwärtigen schwierigen und aufgeheizten Lage al-
    les andere als einfach. Präsident Musharraf hat sich klar
    zu Unterstützungsersuchen der USA bekannt. Seine
    Regierung ist bemüht, einen breiten nationalen Konsens
    für einen konstruktiven Kurs zu finden. Sie bedarf unse-
    rer Unterstützung, damit nicht über innere Destabili-
    sierung islamistisch-fundamentalistische Gruppen die
    Verfügungsmacht über das pakistanische Atomwaffenpo-
    tenzial erhalten.

    Wenn militärische Aktionen gegen die Beherrscher Af-
    ghanistans gerechtfertigt und unvermeidlich sein sollten,
    stellt sich die Frage, mit welchem Ziel sie geführt werden
    sollen. Wenn sie unvermeidlich sind, dürfen sie nicht die
    Voraussetzung dafür zerstören, dass auch Afghanistan
    selber die Chance auf eine Zukunft, die Chance auf eine
    aufgeklärte Regierungsführung, die Chance auf die Be-
    wältigung des Armuts- und Flüchtlingsproblems, die
    Chance auf Modernisierung und Demokratie hat.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, viele Menschen sind ver-
    unsichert, gerade auch Mitglieder und Anhänger meiner
    Partei, aber auch die anderer Parteien. Sie haben Angst,
    auf eine schiefe Bahn zu geraten, auf der die Politik in un-
    aufhaltsame militärische Eskalation abrutscht. Viele se-
    hen sich vor der Gewissensfrage, eventuell dem Einsatz
    militärischer Mittel zustimmen zu müssen. Sie sehen sich
    damit einer Situation ausgesetzt, die sie durch präventive
    Sicherheitspolitik hatten verhindern wollen. Solche Be-
    denken sind ernst zu nehmen. Wenn man diese Menschen
    dafür gewinnen will, militärische Aktionen auch gegen
    große innere Zweifel zu tolerieren, müssen deren Dimen-
    sionen überschaubar sein und muss ein Ende absehbar
    sein. Es muss deutlich sein, dass die absolute Priorität bei
    politischen Maßnahmen liegt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Petra Pau [PDS])


    Auch deshalb möchte ich sagen: Der 11. Septem-
    ber 2001 hat die Welt von Grund auf verändert. Vieles,
    was über den Tag hinausweist, wird grundsätzlich neu zu
    beraten sein. Wir werden eine neue Sicherheitspolitik ent-
    werfen müssen, die dem Terrorismus als Bedrohung
    Nummer eins begegnen kann. Diese wird nicht in erster
    Linie militärisch ausgerichtet sein. Eine umfassende Poli-
    tik der Krisenprävention muss darauf abzielen, dem Ter-
    ror mit den Mitteln einer internationalen Strukturpoli-
    tik den sozialen Resonanzboden zu entziehen. Vieles
    übrigens, was in der Globalisierungsdebatte der letzten

    Monate von Kritikern vorgetragen wurde, sollte ernsthaft
    bedacht werden. Auch wenn keine noch so ungerechte
    Struktur Terror rechtfertigen kann, müssen wir realisti-
    scherweise sehen, dass ein Mehr an Gerechtigkeit in der
    Welt ein Mehr an Fairness bei der Lösung von Regional-
    konflikten, ein Mehr an Dialogen auf Augenhöhe auch mit
    den kleineren und ärmeren Staaten, ein Mehr an Sicher-
    heit für uns bedeuten wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Lassen Sie mich abschließend noch sagen: Das Zu-
    sammenstehen in dieser schicksalhaften Stunde macht
    uns bewusst, dass unsere transatlantischen Gemein-
    samkeiten essenziell sind, Meinungsverschiedenheiten
    in einzelnen Fragen, die uns in der letzten Zeit viel be-
    schäftigt haben, dagegen geringfügig. Bei aller furchtba-
    ren Tragik der Ereignisse liegt darin sogar eine Chance für
    eine erneuerte transatlantische Partnerschaft, die Chance
    für einen intensivierten Dialog gerade auch der jüngeren
    Generation diesseits und jenseits des Atlantiks, die den
    Weltkrieg, die Nachkriegszeit und den Kalten Krieg nicht
    oder nicht bewusst erlebt hat. Die Bekämpfung von Bar-
    barei wird von nun an die gemeinsame Agenda von Ame-
    rikanern und Europäern mitbestimmen und andere einbe-
    ziehen, die am Prozess der Zivilisation mitarbeiten
    wollen.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)