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ID1413601300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kol-
    lege Claus, kommen Sie bitte zum Schluss.



Rede von Roland Claus
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)
Meine Damen und Herren, zum
Schluss möchte ich Ihnen sagen: Politik, auch Finanz- und
Haushaltspolitik, ist immer Menschenwerk. Sie ist nie
alternativlos.


(Beifall bei der PDS)

Bis 1998 hörte ich Bundeskanzler Kohl immer wieder sa-
gen, seine Politik sei alternativlos. Seitdem erklären mir
das Kanzler Schröder und die Minister Eichel, Riester und
andere. Wir aber wollen Ihnen sagen: Es geht auch immer
anders, wenn man es nur will. Eine solidarische Gesell-
schaft ist nicht unmöglich. Es lohnt sich weiterhin, um
eine gesellschaftliche Mehrheit für eine Mitte-links-Poli-
tik in Deutschland zu werben. Weil Sie es diesmal noch
nicht geschafft haben, das in Ihrem Haushalt zu veran-
kern, können wir ihm auch nicht zustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der PDS)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Das Wort
    hat jetzt der Bundeskanzler Gerhard Schröder.


    (von der SPD sowie von Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN mit Beifall begrüßt)

    Damen und Herren! Ich habe durchaus amüsiert vor allem
    dem Kollegen Glos zugehört – das tue ich immer gerne –,

    genauso wie dem Kollegen Brüderle. Wer zugehört hat,
    der wird gemerkt haben, dass die beiden – das war wirk-
    lich gelungen – in humorvoller Art und Weise, gelegent-
    lich unterbrochen von rabaukenhaftem Verhalten


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Ihrer Fraktion! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wo die das wohl her haben? Der Fisch stinkt immer vom Kopf her!)


    – mich hat das durchaus sympathisch berührt; haben Sie
    das nicht gemerkt? das sollten Sie aber –,


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    über ein Land geredet haben, das jedenfalls nicht
    Deutschland sein kann.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Situation in Deutschland ist anders – um das zu er-
    kennen, muss man sich nur einmal mit der Wirklichkeit in
    unserem Land befasst haben –, als Sie sie darzustellen
    versucht haben. Durchaus sympathisch in der Art und
    Weise, aber schrecklich falsch in der Klassifizierung un-
    seres Landes und damit auch in der Klassifizierung des-
    sen, was die Menschen in unserem Land leisten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wer die Wirklichkeit in Deutschland so verzeichnet wie
    Union und F.D.P., der irrt, wenn er glaubt, dass er – das
    scheint nur vordergründig so zu sein – damit in erster Li-
    nie die Bundesregierung trifft. Nein, Ihr Verhalten ist die
    aus parteipolitischen Gründen bewusst vorgenommene
    Missachtung der Leistungen von Millionen Menschen in
    unserem Land. Das ist das, was Sie falsch machen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung in
    Deutschland ist doch das Ergebnis der Arbeit dieser Men-
    schen. Das sollten Sie erfreut zur Kenntnis nehmen und zu
    würdigen beginnen. Ihre Art, über Deutschland zu reden,
    ist eine Beleidigung der Leistungskraft der Deutschen und
    das werden diese spüren und Sie auch spüren lassen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Befassen wir uns mit der Wirklichkeit und nehmen uns
    erstens das wirtschaftliche Wachstum vor.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Herr der Wahrheit!)


    Beim wirtschaftlichen Wachstum in den ersten neun Mo-
    naten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr haben wir
    ein Plus von 3,2 Prozent, das heißt, dass wir im Jahr 2000
    im Vergleich zum Vorjahr ein wirtschaftliches Wachstum
    von 3 Prozent erreichen werden.

    Der Sachverständigenrat sagt, 3 Prozent – meine Da-
    men und Herren, da haben Sie hier Recht – sei eine
    Menge, reiche aber nicht. Dies reicht auch uns nicht. Da-
    her ist es sinnvoll, sich einmal zu fragen – was wir auch
    gemacht haben –, woher es kommt, dass zu diesen schon
    erfreulichen 3 Prozent – Sie hätten Freudentänze aufge-




    Roland Claus
    13214


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    führt, wenn Sie zu Ihrer Regierungszeit ein solches
    Wachstum gehabt hätten,


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    aber wir sind ehrgeiziger – nicht noch ein paar zehntel
    Prozentpunkte hinzugekommen sind.

    Die Erklärung ist ziemlich einleuchtend und die geben
    Sie auch in anderen Zusammenhängen immer mit. Wir ha-
    ben in der Tat Probleme in der Bauwirtschaft mit einem
    Schwerpunkt im Osten unseres Landes. Das ist gar keine
    Frage. Es gibt dort Kapazitäten, die nicht ausgelastet sind
    und auch nicht ausgelastet werden können. Es gab dort im
    letzten und leider auch in diesem Jahr noch immer eine
    sinkende Nachfrage nach Bauleistungen. Das ist bedauer-
    lich.

    Interessant ist nun, dass wir mit dem, was wir vorge-
    legt haben, nämlich durch die Zinsersparnisse, die aus der
    Verwendung der UMTS-Erlöse resultieren, wirklich In-
    vestitionskraft zu schaffen, und mit dem, was sich dort er-
    geben wird, auch dieses Problems Herr werden. Aber klar
    ist: Dadurch ist die wirtschaftliche Entwicklung speziell
    im Osten unseres Landes noch immer nicht so gut, wie wir
    es gerne hätten. Klar ist auch – das sagen nun wirklich alle
    Sachverständigen –, dass die wirklich rasanten Ölpreis-
    steigerungen in diesem Jahr, verantwortet durch die
    OPEC, Wachstumsdellen verursacht haben, die das Er-
    gebnis nicht noch besser ausfallen lassen, als es ohnehin
    schon ist.

    Aber von wirklich allen wirtschaftswissenschaftlichen
    Experten werden 3 Prozent in diesem Jahr – das steht fest –
    und 2,75 Prozent im nächsten Jahr trotz Ölpreissteigerun-
    gen prognostiziert.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Das steht so gut wie fest. Das ist ein Ergebnis, das Sie,
    meine Damen und Herren, in den letzen Jahren Ihrer Re-
    gierungszeit zu keinem einzigen Zeitpunkt zu verzeich-
    nen hatten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Gehen Sie in sich und freuen Sie sich mit uns darüber,
    dass die deutsche Wirtschaft, gespeist aus der Leistungs-
    kraft der Menschen in Deutschland, solche Erfolge zu zei-
    tigen hat. Freuen Sie sich mit darüber und sitzen Sie nicht
    miesepetrig herum und machen alles schlecht. Das bringt
    doch nichts.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich sage noch einmal: Wenn es stimmt – viele Exper-
    ten sagen das ja –, dass die Hälfte dessen, was sich in der
    Wirtschaft vollzieht, auf Psychologie beruht, dann ist die
    Miesepetrigkeit, dann ist das bewusste Schlechtreden aus
    parteipolitischen Gründen, was Sie machen, ökonomisch
    nachgerade gefährlich. Das dürfen Sie so nicht weiterma-
    chen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Stellen Sie sich einmal vor, jemand aus dem Ausland hätte
    die Rede von Herrn Glos oder von Herrn Brüderle gehört:
    Was dächte der wohl über Deutschland?


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist zwar nicht
    sehr groß; aber gefährlich wäre es schon, wenn Sie so über
    Ihr eigenes Land reden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Schauen wir uns an, was sich als Folge unserer Politik
    auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland wirklich tut. Ich
    habe die Zahlen des Jahres 1997, also des Jahres, bevor
    wir ins Amt kamen, in etwa im Kopf: Die Zahl der Ar-
    beitslosen lag zwischen 4,6 und 4,7 Millionen. Das kön-
    nen Sie nicht bestreiten. Das war das Ergebnis Ihrer Poli-
    tik. Da sitzen Sie nun und schweigen mich an.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Sie werden die Antwort nachher von Herrn Merz bekommen!)


    – Natürlich bekomme ich die Antwort nachher von Herrn
    Merz. Das ist ganz klar. Er wird sich genauso, wie Sie es
    eben getan haben, weiter in Schwarzmalerei ergehen. Das
    wissen wir doch schon jetzt.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das warten Sie einmal ab! – Michael Glos [CDU/CSU]: Sie können ja nicht einmal richtig zuhören!)


    Das ist nichts Neues und für die Menschen in Deutschland
    auch nichts Gutes, weil diese Form der Schwarzmalerei
    jenen Optimismus wirklich nicht hervorbringt, den wir
    brauchen und auf den wir angesichts der Erfolge der Men-
    schen in Deutschland auch ein Recht haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Schauen wir uns an, was auf dem Arbeitsmarkt von
    1997 bis jetzt passiert ist.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Nichts! Nichts! Gar nichts!)


    Am Ende dieses Jahres ist die Arbeitslosigkeit um nur et-
    was weniger als 1 Million niedriger als in der Schluss-
    phase Ihrer Regierungszeit. Nach allen uns bekannten
    Prognosen werden wir Ende des nächsten Jahres eine Ar-
    beitslosigkeit von 3,5 Millionen – vielleicht wird sie so-
    gar etwas darunter liegen – erreichen können. Nun höre
    ich: Das reicht nicht. – Auch mir reicht das nicht; das ist
    gar keine Frage. Aber es ist schon richtig, zu würdigen,
    dass in den letzten zwei, zweieinhalb Jahren eine Menge
    passiert ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Der dritte Verkehrsminister!)


    Wenn ich die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland
    von Oktober 2000 mit der von Oktober 1999 vergleiche,




    Bundeskanzler Gerhard Schröder

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    (A)



    (B)


    dann stelle ich einen Anstieg von mehr als 550 000 sozi-
    alversicherungspflichtig Beschäftigten fest.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Die 630-Mark-Kräfte sind in der Statistik!)


    Ich höre Sie schon reden, das reiche Ihnen nicht. – Auch
    mir reicht das nicht; aber Sie haben dergleichen in den
    16 Jahren, in denen Sie regiert haben, doch nicht einmal
    zuwege gebracht. Was soll denn diese Art der Auseinan-
    dersetzung?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich gehöre zu denjenigen, die gesagt haben: Wir wol-
    len, was unsere Regierungstätigkeit angeht, am Abbau der
    Arbeitslosigkeit und an der Gesundung bzw. an der Per-
    spektive unserer wirtschaftlichen Entwicklung gemessen
    werden. Wir haben gut daran getan, dies – übrigens, man
    hätte sowieso nach dieser Elle gemessen – als Maßstab für
    die Bewertung des Erfolgs unserer Politik zu benennen.
    Ich stelle mit einem gewissen Stolz fest: Nicht zuletzt auf-
    grund der Politik, die wir eingeleitet haben, sind diese Er-
    folge durch die Menschen in Deutschland erreicht wor-
    den. Wir haben einen vernünftigen Rahmen gesetzt, der
    das ermöglicht hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist immer wieder notwendig, darauf hinzuweisen
    – gerade in Zeiten aufgeregter Debatten –, was die Ursa-
    che für die doch insgesamt positiven Daten – eine Oppo-
    sition kann das nicht ernsthaft bestreiten – ist, über die wir
    uns eigentlich alle freuen müssten. Ich nenne drei Ursa-
    chen und ich knüpfe damit an das an, was der Finanzmi-
    nister gestern mit gutem Recht und mit ein wenig Stolz
    – ich finde, den darf man bei guter Arbeit empfinden – im
    Hinblick auf seinen Haushalt deutlich gemacht hat: Wir
    haben eine Konsolidierungspolitik begonnen und in die
    Tat umgesetzt, die diesen Namen wirklich verdient.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, diese Konsolidierungspoli-
    tik von Hans Eichel und des gesamten Bundeskabinetts,
    einmütig unterstützt von der Koalition, ist einer der wich-
    tigsten Gründe für das Positive, das wir in den letzten Jah-
    ren erreicht haben; denn der vom Finanzminister verdeut-
    lichte Zusammenhang zwischen der Konsolidierung auf
    der einen Seite und den damit freigesetzten Möglichkei-
    ten für Zukunftsinvestitionen auf der anderen Seite ist ja
    nicht konstruiert, sondern ihn gibt es wirklich. Wir haben
    deshalb – das unterstreiche ich hier noch einmal sehr deut-
    lich; Herr Claus, das geht auch an Sie – Sparen nie als
    Selbstzweck begriffen,


    (Dr. Ilja Seifert [PDS]: Aber Sie machen es doch!)


    sondern erkannt, dass wir – übrigens auch wegen der In-
    tegration Europas; darauf hat der Finanzminister gestern
    ebenfalls hingewiesen – die öffentlichen Haushalte in
    Ordnung bringen müssen, weil dies ökonomisch notwen-
    dig ist, weil nur eine Finanzpolitik, die die Bezeichnung

    „nachhaltig“ verdient, unserer Verantwortung für künf-
    tige Generationen gerecht wird und weil nur diese eichel-
    sche Finanzpolitik uns die Spielräume für das eröffnet,
    was wir zu Recht Zukunftsinvestionen nennen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Konsolidierung – Sparpolitik kann man auch dazu sa-
    gen – ist also kein Selbstzweck. Ich bitte Sie, das im Auge
    zu behalten und weiter zu bedenken. Konsolidierung ist
    die Voraussetzung dafür, sich finanzielle Möglichkeiten
    zu verschaffen, um die wichtigen Zukunftsaufgaben an-
    zugehen und zu erfüllen.

    Die zweite Grundlage dieses Erfolges ist die Steuerre-
    form, die mühsam genug gegen Blockadehaltungen im
    Bundesrat durchzusetzen war. Ich bin Ihnen dankbar
    dafür, dass Sie hierbei geholfen haben, meine Damen und
    Herren von der F.D.P.


    (Gisela Frick [F.D.P.]: Das glaube ich!)

    Das war wirklich einmal Einsicht in eine historische Not-
    wendigkeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Hier ist eine Wiederholung durchaus erwünscht, Herr
    Brüderle.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Rainer Brüderle [F.D.P.])


    – Sie haben auch etwas dafür bekommen, was wir nicht
    wollten. Das ist fairerweise zuzugeben.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Taschenspielertricks!)


    – Wenn man einen Kompromiss mit jemandem schließt,
    der anders denkt, dann kann das ja nur ein Geben und
    Nehmen sein. So war das auch hier.


    (Beifall bei der SPD)

    Insoweit hat – anders, als ich es gelegentlich gelesen
    habe – niemand den anderen über den Tisch gezogen. Wir
    haben vielmehr miteinander geredet und uns auf ein ver-
    nünftiges Konzept geeinigt. So einfach kann das sein,
    auch wenn es so einfach nicht immer ist.


    (Beifall bei der SPD)

    Diese Steuerpolitik hat neben der Konsolidierungspo-

    litik die Grundlage für den wirtschaftlichen Auf-
    schwung in Deutschland gelegt. Wir haben mit dem
    manchmal sehr merkwürdigen Gegeneinanderausspielen
    von angebots- und nachfrageorientierter Steuer- und Fi-
    nanzpolitik aufgehört. Wir haben beides gemacht, meine
    Damen und Herren, und eine sinnvolle Balance gefunden.
    Es kann gar nicht oft genug betont werden, dass zu Beginn
    des nächsten Jahres die größte Steuerentlastung für die
    Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kraft treten
    wird, die es jemals in der Bundesrepublik Deutschland ge-
    geben hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/ CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)





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    13216


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    (D)



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    (B)


    – Doch, so ist es. Ein verheirateter Arbeitnehmer mit zwei
    Kindern, der brutto 75 000 DM verdient, wird nach Ab-
    schluss aller Stufen der Steuerreform im Jahre 2005


    (Zuruf des Abg. Dietrich Austermann [CDU/CSU])


    – ich komme auch zu den anderen Zahlen; ich habe sie alle
    im Kopf – im Vergleich zu 1998 deutlich mehr als
    5 000 DM jährlich netto im Portemonnaie haben. Das ist
    ein Erfolg, den Sie, meine Damen und Herren, nicht klein
    schreiben sollten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Herr Glos, da Sie über Gerechtigkeit geredet haben,
    sage ich Ihnen, dass das nicht nur ein Gebot praktizierter
    Gerechtigkeit, sondern auch ein Gebot ökonomischer
    Vernunft ist; denn die positiven Wirtschaftsdaten, die Sie
    wirklich würdigen sollten, haben jetzt Gott sei Dank nicht
    mehr nur mit der Außenkonjunktur zu tun. Natürlich freue
    ich mich darüber, dass wir in diesem Quartal im Vergleich
    zum dritten Quartal des Vorjahres immer noch ein Ex-
    portwachstum von etwas mehr als 12 Prozent haben. Die-
    ses Wachstum können wir gut gebrauchen; das ist gar
    keine Frage.

    Wir sehen inzwischen, dass die von uns angekündigten
    Reformen, die 2001 in Kraft treten werden, auch auf dem
    Binnenmarkt Erfolge zeitigen. Im Vergleich zum Oktober
    1999 stiegen die Ausrüstungsinvestitionen in Deutsch-
    land – diese sind ein ganz wichtiger Indikator für das, was
    zukünftig in der Wirtschaft passieren wird – um sage und
    schreibe fast 9 Prozent; exakt um 8,9 Prozent, wie ich
    glaube. Das ist doch ein Erfolg.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Greifen Sie doch diese Erfolgsstory auf und sagen Sie den
    Menschen – ich hoffe, Sie tun das nachher, Herr Merz –:
    Das ist ein Erfolg; das ist euer Erfolg; macht weiter so;
    auch die CDU kapiert inzwischen, dass das, was momen-
    tan geschieht, vernünftig ist. Das wäre doch einmal etwas
    Neues und wäre auch nötig.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen des Abg. Friedrich Merz [CDU/CSU])


    Aufgrund der Steuerreform, die wir gemacht haben
    und fortführen werden, entwickeln sich im Übrigen nicht
    nur die Ausrüstungsinvestitionen positiv, sondern auch
    der private Konsum zieht an. Das freut die Einzelhändler
    und auch die Konsumenten. In diesem Jahr ist die Nach-
    frage nach Konsumgütern gegenüber 1999 um 2 Prozent
    gestiegen. Nach den vorliegenden Prognosen wird sie im
    nächsten Jahr dank unserer Steuerreform um 3 Prozent
    steigen. Dieses kann sich doch sehen und hören lassen.
    Ich würde mir ein bisschen Freude über diese Entwick-
    lung wünschen, auch wenn es Ihnen schwer fällt; übrigens
    kann man gelegentlich auch ein wenig Leidenschaft ge-
    brauchen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ein wenig Leidenschaft angesichts der Leistungen der
    Menschen in Deutschland kann nicht so schlecht sein.
    Vielleicht kommen Sie damit nachher ja rüber. Ich würde
    mich darüber jedenfalls freuen. Ich höre auch genau zu;
    das verspreche ich Ihnen.

    Nicht alleine die Nachfrageseite haben wir verbessert,
    sondern auch die Unternehmensteuern kräftig gesenkt.
    Sonst hätten Sie ja nicht geholfen. Es ist eine Mär, dass
    wir nur etwas für die großen Kapitalgesellschaften ge-
    macht haben. Diese höre ich immer wieder insbesondere
    von Herrn Glos; er hat zu Zeiten, in denen sich die PDS
    von Karl Marx abwendet,


    ( Dr. Barbara Höll [PDS]: Na, na, na!)

    sein antikapitalistisches Herz entdeckt und beginnt von
    ihm zu lernen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Damit wird eine völlig neue Form der Programmdebatte
    in der CDU/CSU kreiert. Ich bin einmal gespannt, inwie-
    weit das in Ihrer Partei Schule macht.

    Spaß beiseite. Wir haben, meine Damen und Herren,
    keineswegs nur etwas für die Großen gemacht, aber natür-
    lich wegen des verschärften internationalen Wettbewerbs
    auch etwas für diese. Denn das ist kein Pappenstiel. Sie
    zahlen jetzt 25 Prozent Körperschaftsteuer. Das haben wir
    gemacht, damit die deutsche Wirtschaft bei der Eroberung
    von Märkten konkurrenzfähig bleibt.


    (Zuruf des Abg. Roland Claus [PDS])

    Das internationale Geschäft, Herr Kollege Claus, ist

    nämlich wirklich hart. Wenn Sie sich damit näher be-
    schäftigten, werden Sie merken, dass das nicht so einfach
    ist.


    (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir tun das, weil möglichst hohe Marktanteile für Firmen
    in Deutschland Arbeitsplätze für unsere Menschen nach
    sich ziehen. Dieser Zusammenhang liegt dem zugrunde.
    Wir wollen dabei behilflich sein. 25 Prozent sind im in-
    ternationalen Vergleich eine Menge, die sich wahrlich se-
    hen lassen kann. Hinzu kommen – das ist von Kommune
    zu Kommune unterschiedlich und darauf haben wir kei-
    nen Einfluss – im Durchschnitt 12 bis 13 Prozent Gewer-
    beertragsteuer.

    Diese 38 Prozent – das muss man endlich einmal in die
    Köpfe bekommen – nennt der Finanzminister Definitiv-
    besteuerung. Das heißt, dieses Geld ist abzuliefern. Da-
    gegen gibt es beim Mittelstand eine Einkommensbe-
    steuerung. Sie setzen sich zu Recht für den Mittelstand
    ein; das wäre aber gar nicht nötig, weil wir ihn bei unse-
    rer Steuerreform berücksichtigt haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Diese Einkommensbesteuerung ist eine Grenzbesteue-
    rung, wie Sie – insbesondere gilt das für Herrn Merz –
    genau wissen. Das bedeutet, dass nicht schon von der
    ersten Mark an Steuern zu zahlen sind. Wir haben die




    Bundeskanzler Gerhard Schröder

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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Steuerreform so konstruiert, dass mit ihr ein Traum des
    Mittelstandes in Erfüllung gehen konnte.


    (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    – Natürlich ist das so. Sie haben ja keine Ahnung von dem,
    was sich da vollzieht. Das ist Ihr Problem.


    (Beifall bei der SPD)

    Es ist also ein Traum der mittelständischen Unterneh-

    men in Erfüllung gegangen, dass die faktische Abschaf-
    fung der Gewerbeertragsteuer realisiert worden ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Der Unterschied zwischen uns ist: Sie haben Jahrzehnte
    darüber geredet, aber wir haben es gemacht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich bestreite überhaupt nicht, dass es nicht einfach war.
    Ich mache jetzt noch eine Bemerkung zur Rente, weil

    sie zu dem Paket gehört, das in der Zukunft seine Wir-
    kungen entfalten wird. Ich habe schon deutlich gemacht,
    dass wir in dieser Legislaturperiode im Deutschen Bun-
    destag bei der Rente eine zentrale Aufgabe zu erfüllen ha-
    ben. Sie werden es erleben – da bin ich ganz sicher –, dass
    ich fest mit der Koalition rechnen kann.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Basta!)


    Wir müssen die Rente für die Alten so sicher wie möglich
    machen und für die Jungen bezahlbar halten.

    Angesichts der demographischen Entwicklung und der
    veränderten Arbeitsbiographien in unserem Land, die sich
    von den Biographien vor 20 Jahren unterscheiden, geht
    kein Weg daran vorbei, dass wir die umlagefinanzierte
    Rente zwar nicht ersetzen, aber doch ergänzen. Wir müs-
    sen also das aufbauen, was man private Vorsorge oder
    auch Kapitaldeckung nennt. Das ist der Kern dessen,
    was wir wirklich schaffen müssen.

    Ich sage an alle, die sich mit den Einzelheiten gele-
    gentlich kritisch beschäftigen und insbesondere an alle
    Skeptiker in der Koalition: Der Kern der Rentenreform ist
    der Aufbau einer kapitalgedeckten Altersvorsorge. Das
    muss uns gelingen. Über die Einzelheiten kann man mit
    der Opposition, mit den Verbänden und den gesellschaft-
    lichen Gruppen diskutieren. Man darf aber nicht – mit
    welchen Argument auch immer – vor der Einsicht flüch-
    ten, dass dieser Kern notwendig ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir brauchen diese Reform in Deutschland, wenn wir
    über die hinreichende Sicherheit für die Alten und die Be-
    zahlbarkeit für die Jungen nicht nur sprechen, sondern sie
    wirklich erreichen wollen. Mir geht es auch und gerade in
    dieser Frage um das Machen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn man einen Strich zieht, kann man sagen, dass je-
    der Versuch der Opposition, eine andere Lage als die eben

    mit doch nüchternen Zahlen skizzierte zu beschreiben, ein
    bisschen beleidigend für unser Land und für die Men-
    schen ist, die diese Leistungen erbracht haben.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Quatsch! – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das wissen Sie doch besser!)


    – Es ist beleidigend; so ist es. – Das bedauere ich, weil
    eine Opposition, die ihre Verantwortung wahrnimmt,
    zwar die Regierung kritisieren sollte, aber doch nicht das
    Land permanent schlechtreden darf. Das ist doch nicht in
    Ordnung!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang ein schwie-
    riges Problem ansprechen, nämlich die Frage, wie wir mit
    den BSE-Fällen in Deutschland in Zukunft umgehen
    werden. Ich bin dankbar dafür – so sieht es im Moment
    aus –, dass alle Fraktionen des Hohen Hauses der Mei-
    nung sind: Wir müssen in dieser Woche eine gesetzliche
    Grundlage dafür schaffen, dass Tiermehl nicht mehr ver-
    füttert wird. Es soll nicht nur an Wiederkäuer nicht ver-
    füttert werden – das ist schon seit 1994 der Fall – , son-
    dern es soll ganz aus der Nahrungskette herausgenommen
    werden. Das ist ein wichtiger Fortschritt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Christa Luft [PDS])


    Ich erbitte die Unterstützung des ganzen Hauses – ich
    sage das ohne Einschränkung; die Opposition ist einge-
    schlossen, sie gehört ja dazu – für unsere Bemühungen.
    Nach dem, was man aus anderen Ländern hört, scheint es
    zu gelingen, entsprechende Regelungen europaweit in
    Kraft zu setzen. Angesichts der offenen Grenzen können
    diese Regelungen nur funktionieren, wenn man sie euro-
    paweit durchsetzt.

    Wir haben darüber hinaus Maßnahmen eingeleitet – ich
    denke, auch darüber besteht in diesem Hause Einigkeit –,
    die sicherstellen, dass die Schnelltests, die zur Ent-
    deckung der Krankheit in Deutschland geführt haben,
    massiv ausgeweitet werden, sodass wir den Verbrauchern
    sagen können, was auf sie zukommt und was nicht.

    Ich will an das anknüpfen, was schon heute Morgen
    diskutiert worden ist, übrigens auch an das, was Sie, Herr
    Glos, gesagt haben. Ich weiß nicht, ob diese Sache in al-
    len Einzelheiten so durchgeführt worden ist. Es gibt zum
    Beispiel in Bayern Ketten – solche Ketten gibt es nicht nur
    in Bayern, sondern auch in anderen Ländern


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: BadenWürttemberg!)


    – es gibt sie ebenso in Niedersachsen, aber auch in Baden-
    Württemberg, das ist ja keine Frage;


    (Heiterkeit bei der SPD)

    wir sollten da nicht streiten, sondern sich vielleicht eine
    sinnvolle Konkurrenz, wer es besser macht, entfalten las-
    sen – einer lückenlosen Verfolgbarkeit des Produkts
    Fleisch bis hin zum Erzeuger, und es gibt Formen der




    Bundeskanzler Gerhard Schröder
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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Vertragslandwirtschaft – der Landwirtschaftsminister hat
    darüber gesprochen –, die das sicherstellen.

    Wer immer in der Vergangenheit Schuldzuweisungen
    machen wollte oder in der Gegenwart welche machen
    will, geht nicht richtig auf die Ängste der Verbraucher ein.
    Es ist notwendig, dass wir die eben dargestellten Maß-
    nahmen durchführen. Außerdem müssen wir eine Land-
    wirtschaftspolitik einleiten, die auf genau dieser Basis be-
    ruht. Wenn wir hier im Deutschen Bundestag klarmachen,
    dass das der feste Wille des ganzen deutschen Parlaments
    ist, sollte uns das auch gelingen. Wir könnten damit auf
    der einen Seite ein Beispiel in und für Europa geben und
    auf der anderen Seite wirklich eine Perspektive für unsere
    bäuerlichen Unternehmer schaffen und etwas gegen ihre
    Existenznot tun. Diese wiederum müssten und könnten
    dann eine Form von Produktion und Vermarktung schaf-
    fen, die diese Kontrollierbarkeit für die Verbraucher er-
    laubt. Dann kann der eine seinen Leberkäs und der andere
    seine Currywurst wieder ohne Ängste verzehren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber wenn wir den Fehler machen, es jetzt bei der Auf-
    deckung und Bekämpfung der aufgetretenen Krankheiten
    und Missstände zu belassen, statt daraus eine Perspektive
    für eine andere, verbraucherfreundlichere Landwirtschaft
    zu entwickeln, also weg von den Agrarfabriken zu kom-
    men, werden wir das nie mehr schaffen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Ich bin im Übrigen froh darüber, dass wir nicht nur mit
    der Steuer- und Konsolidierungspolitik Maßstäbe haben
    setzen können – übrigens stark beachtet in Europa und
    über Europa hinaus –, sondern dass wir durch die Art und
    Weise, wie wir mit – wie hat Herr Eichel das genannt? –
    dem Zufallsfund der UMTS-Lizenzen umgegangen sind,
    in doppelter Hinsicht Verantwortung für künftige Genera-
    tionen bewiesen haben. Zum einen haben wir die Schul-
    den um 100 Milliarden DM abgebaut. Das ist kein Pap-
    penstiel. Außerdem können wir durch das aus den
    reduzierten Zinslasten gewonnene Geld zunächst für drei
    Jahre nachhaltig Zukunftsinvestitionen finanzieren. Wir
    tun das. Über die Bahn ist schon gesprochen worden:
    Wir werden in den nächsten drei Jahren jährlich 2 Milli-
    arden DM zusätzlich – ich unterstreiche „zusätzlich“ – in-
    vestieren. Ich hoffe, es besteht hier und in dem entspre-
    chenden Ausschuss Einigkeit darüber, dass sie nicht zur
    Lösung bestehender betriebswirtschaftlicher Probleme
    genutzt werden können, sondern investiert werden müs-
    sen. Ich finde, das sollte für uns alle klar sein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zum anderen haben wir das Thema Straße nicht ver-
    nachlässigt. Wenn ich es richtig im Kopf habe, investieren
    wir in den nächsten Jahren dreimal 900 Millionen DM.
    Auch das ist kein Pappenstiel. Diese Investitionen erfol-
    gen zusätzlich zu den Investitionen, die ohnehin im Bun-
    desverkehrswegeplan stehen. Das zeigt ebenfalls, dass

    wir Verantwortung für die Infrastruktur, die ja auch zu-
    kunftsträchtig ist, wahrnehmen.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Sie sollten mehr Auto fahren! Dann merken Sie, was los ist!)


    Dann gibt es noch etwas, auf das die Bildungs- und
    Forschungsministerin wirklich stolz sein kann. Wir ha-
    ben nicht nur – so viel zum Punkt Gerechtigkeit; ich weiß,
    worüber ich in diesem Zusammenhang spreche – jungen
    Leuten aus ärmeren Familien geholfen, studieren zu kön-
    nen, sondern wir haben wirklich massiv mehr Geld gege-
    ben, damit der Anteil derer aus Arbeitnehmerfamilien, die
    in materieller Hinsicht nicht die Möglichkeit haben,
    Deutschlands hohe und höchste Schulen zu besuchen,
    wieder steigt. Das ist wichtig.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, wir brauchen das übrigens
    nicht nur unter dem Aspekt der sozialen Gerechtigkeit.
    – Auch das! Das wird ewig so bleiben; mir ist das ein Her-
    zensanliegen. – Wir brauchen dies vielmehr auch aus pu-
    rer ökonomischer Vernunft. Ein hoch entwickeltes Land
    wie das unsere, dessen Produktion immer mehr auf Wis-
    sen basiert und basieren wird, kann es sich buchstäblich
    nicht leisten, eine einzige Begabung in unserem Volk
    unausgeschöpft zu lassen. Das gilt übrigens allemal auch
    für Frauen; das will ich hier sehr deutlich betonen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


    Wir haben nicht nur das getan, sondern auch massiv in
    die Hochschulen und in Forschungsbereiche investiert,
    die mit über unsere Zukunftsfähigkeit entscheiden. Ich
    meine zum Beispiel das sehr schwierige Gebiet der
    Genomforschung. Es ist nicht meine Sache, hierzu einen
    Vorschlag zu machen. Aber ich würde mir wünschen, dass
    wir hier im Deutschen Bundestag, bevor wir zu Lösungen
    kommen, was diese einerseits unter wirtschaftlichen
    Gesichtspunkten, aber andererseits auch sehr stark unter
    ethischen Gesichtspunkten zu beurteilende Frage angeht,
    eine Diskussion führen, die diesem Thema gerecht wird.

    Ich habe zum Beispiel in Amerika und England ganz
    unterschiedliche Ansätze wahrgenommen. Die Franzosen
    haben jetzt angekündigt, sie würden ein neues Gesetz ma-
    chen. Frau Fischer arbeitet an Eckpunkten. Ich wünsche
    mir wirklich, dass das Parlament die Stunde nutzt, über
    dieses Thema, das sich sehr stark parteipolitischen Festle-
    gungen entzieht – denn ethische Gesichtspunkte spielen
    in diesem Zusammenhang eine große Rolle –, wirklich in-
    tensiv zu sprechen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Dies würde ich mir deshalb wünschen, weil es wirklich
    schwierig ist, auf diesem Gebiet eine feste Position zu ha-
    ben, die auch einer breiten Diskussion zugänglich ist. Die-
    ser Bereich ist sehr stark zum Ersten mit wirtschaftlichen
    Erwartungen, zum Zweiten mit Emotionen, was die
    Chance, schwere Krankheiten zu heilen, angeht und zum




    Bundeskanzler Gerhard Schröder

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    Dritten, wie gesagt, mit prinzipiellen ethischen Fragen be-
    lastet. Ich glaube daher, dass diese drei Punkte im Mittel-
    punkt einer verantwortungsbewussten parlamentarischen
    Debatte stehen sollten. Wir werden sicher die Gelegenheit
    haben – wir werden sie uns nehmen müssen –, über diese
    Fragen hier miteinander zu diskutieren. Dass in diesem
    Bereich jetzt die Forschungsaufwendungen dramatisch
    erhöht werden, finde ich richtig. Dies muss aber durch die
    von mir soeben skizzierte Form der Auseinandersetzung
    begleitet werden.

    Meine Damen und Herren, ich habe gehört – lassen Sie
    mich zu meinen letzten beiden Punkten kommen –, dass
    der Oppositionsführer Herr Merz heute Morgen angekün-
    digt hat, er wolle sich besonders mit den Fragen des Ar-
    beitsmarktes auseinander setzen.


    (Joachim Poß [SPD]: Da wird sich der Arbeitsmarkt sicher freuen!)


    – Das ist schon okay; denn das ist eine wirklich ernsthafte
    Geschichte. – Ich will Ihnen die drei Punkte nennen, die
    wir gemacht haben und noch machen werden, und ich
    möchte, dass wir darüber in unserer Gesellschaft eine
    wirkliche Diskussion führen. Worum geht es bei den Fra-
    gen, die mit dem Beschäftigungsförderungsgesetz, mit
    der Teilzeitregelung und mit dem Betriebsverfassungsge-
    setz verbunden sind? Es geht uns dabei um das, was man
    einmal aus guten Gründen stolz das „Modell Deutsch-
    land“ genannt hat – es war richtig, das so zu nennen –, ein
    Modell der Industriegesellschaft also, das auf zwei
    Grundpfeilern ruht: zum einen auf der wirtschaftlichen
    Leistungskraft und zum anderen auf der Teilhabe aller in
    der Gesellschaft, an den Entscheidungen der Gesellschaft,
    aber auch an den materiellen Verdiensten der Gesell-
    schaft, also Teilhabe in einem umfassenden Sinne. Philip
    Rosenthal, ein großer alter Mann der deutschen Sozialde-
    mokratie, hat einmal gesagt: Worum es geht, ist die Teil-
    habe der breiten Schichten der arbeitenden Bevölkerung
    am Haben und am Sagen in der Gesellschaft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Vielleicht unterscheidet uns das ja; vielleicht trennen
    sich da unsere Wege. Es wäre ein Stück Klarheit für die
    Wahlbevölkerung in Deutschland, wenn das so wäre.

    Dieses Prinzip der Teilhabe am Haben und am Sagen
    für die arbeitenden Schichten in unserem Volk ist für die
    deutsche Sozialdemokratie, Gott sei Dank auch für die
    ganze Koalition, unaufgebbar.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Nun geht es aber nicht darum, einfach festzuhalten am
    Überkommenen. Ich denke, wir haben deutlich gemacht,
    dass das nicht die Form ist, in der wir mit diesem Prinzip
    umgehen. Nein, es geht darum, in der jeweiligen histori-
    schen Situation die Veränderungen an der ökonomischen
    Basis zur Kenntnis zu nehmen, zu bestimmen, was das in
    unserer augenblicklichen Situation denn heißt: Teilhabe
    am Haben und am Sagen.

    Damit bin ich bei den drei Punkten, die ich Ihnen, Herr
    Merz, für die Debatte ganz klar sagen wollte.

    Erster Punkt: Beschäftigungsförderungsgesetz. Sie
    werden sich erinnern: Sie haben das gemacht, und Sie ha-
    ben es befristet bis zum 31. Dezember dieses Jahres. Sie
    haben es befristet – damals vielleicht auf Druck der Op-
    position –, um im damaligen Bündnis für Arbeit, das es ja
    noch gab, den Gewerkschaften etwas entgegenzukom-
    men. So war das doch wohl.

    Sie haben es befristet. Wenn wir nichts gemacht hätten,
    wäre das Gesetz sang- und klanglos ausgelaufen. Nun
    ging es für uns darum – immer das Stichwort Teilhabe im
    Hinterkopf –, dafür zu sorgen, dass die notwendige Flexi-
    bilität, die die Unternehmen brauchen bei der Befristung
    von Arbeitsverträgen, übereinkommt – Herr Glos, ich
    nehme Ihnen ja ab, dass Sie sich wirklich Sorgen machen
    um die kleinen Leute; die Kleinen sind ja meistens die
    ganz Großen – mit jenem Maß an Sicherheit und an Plan-
    barkeit ihres Lebens und des Lebens ihrer Familien, auf
    das die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch an-
    gewiesen sind.

    Wir werden nicht zulassen, dass die deutschen Arbeit-
    nehmerinnen und Arbeitnehmer unter dem Stichwort Fle-
    xibilität zu einer fungiblen Menge werden. Das lassen wir
    nicht zu.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deswegen sagen wir: Die Veränderungen in der Arbeits-
    welt erfordern befristete Einstellungen. Wir haben sogar
    – gegen den Rat der Freunde in den Gewerkschaften; Sie
    können sich vorstellen, das war nicht so ganz einfach –
    gesagt: Wir machen das unbefristet und wir machen es
    viermal sechs Monate. Aber eine Übung, die eingerissen
    war, dass man zunächst jemanden mit einem sachlichen
    Grund, eine Krankheitsvertretung zum Beispiel, befristet
    einstellt und danach das Spiel mit den viermal sechs Mo-
    naten beginnen lässt, ist ein Verstoß gegen das notwen-
    dige Maß an Sicherheit, das die Beschäftigten nun einmal
    brauchen. Das können Sie auch nicht wollen, meine Da-
    men und Herren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will nicht pathetisch oder zu leidenschaftlich wer-
    den.


    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Aber die Würde des Menschen ist eine Kategorie, die
    auch in der Arbeitswelt zu gelten hat, damit das völlig klar
    ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Zweitens: Teilzeitarbeit. Jeder in diesem Haus, der
    sich über Wirtschaftspolitik verbreitet hat, hat schon über
    die Notwendigkeit der Ausweitung der Teilzeitarbeit ge-
    redet,


    (Joachim Poß [SPD]: Bundeskanzler Kohl!)

    übrigens nicht nur, aber auch und vor allem der Tatsache
    wegen, dass insbesondere Frauen dies wollen und darauf
    angewiesen sind. Was haben wir gemacht? Wir haben ge-




    Bundeskanzler Gerhard Schröder
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    sagt: Wir wollen darüber nicht nur reden, sondern wir
    wollen etwas dafür tun. Also geben wir Arbeitnehmerin-
    nen und Arbeitnehmern, die das wünschen, einen Rechts-
    anspruch auf Teilzeitarbeit gegenüber dem Arbeitgeber.

    Nun ist klar, dass es Gründe geben kann und häufig
    gibt – sonst hätten wir im Vergleich zu den Holländern ja
    nicht so wenig Teilzeitarbeit –, wonach das im Betrieb
    nicht möglich ist. Das gibt es, das ist doch gar keine Frage.
    Was haben wir dann gemacht? Wir haben wieder einen
    sinnvollen Ausgleich zwischen den Interessen des einen
    und des anderen gefunden, indem wir gesagt haben: Wenn
    das nicht geht, dann muss der Arbeitgeber in der Lage
    sein, aus betrieblichen Gründen, ohne etwas davor oder
    danach, diesen Wunsch zurückzuweisen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Unbestimmter Rechtsbegriff)


    – Es sind immer unbestimmte Rechtsbegriffe, das lässt
    sich nun einmal nicht ändern. Es gibt im Übrigen seit lan-
    gem eine ausgereifte Kasuistik in der Rechtsprechung.
    Damit können Sie sich ja einmal beschäftigen. Das ist ein
    sinnvoller Ausgleich zwischen den Interessen der Arbeit-
    nehmerinnen – um die jetzt einmal zu nennen –, Teilzeit-
    arbeit machen zu können, und den Interessen des Betrie-
    bes, wenn es nicht geht, auch Nein zu sagen. Ich weiß
    nicht, was man dagegen haben kann, meine Damen und
    Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Exakt nach diesem Prinzip – seien Sie sich dessen si-
    cher – werden wir auch beim Betriebsverfassungsgesetz
    verfahren. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten 25 Jah-
    ren verändert. Deshalb macht es Sinn, darauf zu reagieren.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Zur Beruhigung!)

    – Es geht hier nicht um Beruhigung, sondern um ver-
    nünftige Regelungen. Es reicht bei Ihnen allerdings nicht
    dazu, dass einzusehen.


    (Beifall bei der SPD)

    Das ist es, was wir im Bereich des Arbeitsmarktes vor-

    haben; Teile davon haben wir schon umgesetzt. Es geht
    um einen sinnvollen Ausgleich zwischen den Interessen
    der Wirtschaft an Flexibilität und den Interessen der ar-
    beitenden Menschen an Sicherheit und damit Planbarkeit
    für sich selber und ihre Familien. Es kann doch nicht an-
    gehen, dass Leute fordern, die Menschen in Deutschland,
    die jeden Tag zur Arbeit in die Fabriken, in die Dienstleis-
    tungszentren gehen und dort ihre Pflicht tun, einfach dem
    Prinzip auszusetzen: heute geheuert, morgen gefeuert.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Meine Damen und Herren, in diesem Zusammenhang
    will ich noch etwas zum Bündnis für Arbeit sagen. Von
    manch einem bin ich über die Art und Weise enttäuscht,
    wie er mit diesem Bündnis umgeht.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Gibt es das denn noch?)


    Das betrifft alle beteiligten Parteien. Man kann ein Bünd-
    nis für Arbeit nicht immer nur dann gut finden, wenn man
    gerade die eigenen Interessen realisieren kann. Das Bünd-
    nis ist ein Instrument zur Konsensfindung in Situationen
    und zwischen Parteien, die nicht von vornherein auf einen
    Konsens ausgerichtet sind. Natürlich freuen wir uns zu
    Recht darüber – ich habe mich auch gefreut –, dass es
    nicht zuletzt durch das Bündnis erreicht werden konnte,
    dass wir eine Reihe von wirtschaftspolitischen Maßnah-
    men mit Zustimmung aus der Gesellschaft haben durch-
    setzen können, dass es in diesem Jahr Tarifvereinbarun-
    gen gegeben hat, die ihre wirtschaftliche Vernunft auf der
    Stirn getragen haben. Das hat mit dem Bündnis für Arbeit
    zu tun. Dann aber kann man doch vernünftigerweise nicht
    sagen: Wenn ihr jetzt einen Ausgleich im Sinne einer Teil-
    habe auf der anderen Seite schafft – der im Übrigen den
    Interessen der Gesamtwirtschaft entspricht –, dann ziehen
    wir uns zurück. Das kann nicht sein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Durch das Bündnis ist eine Menge erreicht worden;
    aber es steht auch noch eine Menge bevor. Ich denke zum
    Beispiel an den Ausbildungskonsens. Ich weiß, dass es bei
    den jungen Leuten im Osten noch große Schwierigkeiten
    gibt. Aber wir haben zum ersten Mal seit sehr langer Zeit
    erreicht – das freut mich von ganzem Herzen –, dass die
    Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze in ganz
    Deutschland – regionale Unterschiede zugestanden – die
    Zahl der nachgefragten Ausbildungsplätze wieder deut-
    lich übersteigt. Das ist doch ein Fortschritt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir alle haben mit bedrückten Mienen hier oder in den
    Wahlkreisen gesessen, wenn wir gehört haben, wie die
    Ausbildungsnot an den Jugendlichen nagt. Nun haben wir
    ein wenig erreicht. Darüber sollten wir uns freuen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Abschließend will ich etwas zu einer Diskussion sa-
    gen, von der ich nicht weiß, ob ich sie richtig mitbekom-
    men habe. Es handelt sich um die Diskussion über Zu-
    wanderung auf der einen Seite und über angeblich
    vaterlandslose Gesellen auf der anderen Seite.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Worum geht es? Ich will hier keine neue Debatte über den
    Begriff der Leitkultur beginnen. Dazu hat Herr Struck
    heute Morgen das Notwendige gesagt. Mittlerweile hat
    auch jeder bemerkt, dass dieser Begriff missverständlich
    war.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Hat Ihnen ausgereicht, was Herr Struck dazu gesagt hat?)


    – Herr Merz, ich werfe Ihnen das nicht vor. Es ist ein miss-
    verständlicher Begriff. Ich unterstelle Ihnen nicht, dass
    Sie ihn haben denunziatorisch gebrauchen wollen. Sie
    sollten aber sagen, dass Sie sich vergaloppiert haben. Sa-
    gen Sie: Dieser Begriff kann diese Wirkung entfalten.




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    Weg damit! – Das wäre eine sinnvolle Art und Weise des
    Umgangs.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der PDS)


    Es besteht inzwischen im ganzen Haus Konsens darü-
    ber, dass wir eine gesteuerte Zuwanderung brauchen. Un-
    sere Vorstellungen von Selbstachtung gebieten es, dass
    wir Flüchtlingen unabhängig davon Zuflucht gewähren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Dies hat nach meiner Auffassung gar nichts mit Image zu
    tun – vielleicht hilft das –, auch nicht nur mit formalen
    Rechten. Dies hat etwas mit der Art und Weise zu tun, wie
    man in diesem Land mit sich selbst umgeht, wie ernst wir
    jene zivilisatorischen Fortschritte nehmen, die wir alle zu-
    sammen seit der Überwindung des Faschismus gemacht
    haben. Deswegen sage ich: Asyl hat etwas mit unserer
    Selbstachtung zu tun.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Für diejenigen, die wir wollen und die bei uns leben
    und arbeiten, gelten drei ganz einfache Grundsätze.

    Erstens. Unsere Verfassung, das Grundgesetz, ist das in
    eine juristische Form gegossene Erbe der europäischen
    Aufklärung, keineswegs nur der deutschen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Normen und die Wertvorstellungen, die dem Grund-
    gesetz zugrunde liegen, hat jeder, der bei uns leben will,
    zu achten, zu respektieren und einzuhalten – keine Frage.
    Das gilt aber für alle, nicht nur für Ausländer, sondern
    auch für Deutsche.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der PDS)


    Die nun wirklich erhabenste Norm ist der Art. 1 des
    Grundgesetzes. Dort steht:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das wissen wir!)


    Vor dem Wort „Menschen“ steht kein Eigenschaftswort.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ich denke, darüber sind wir uns in diesem Haus einig: Pö-
    belnde Banden, die Ausländer durch die Straßen treiben,
    verstoßen gegen diese Würde des Menschen, und zwar
    eindeutig.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Aber Sie haben die Chaostage in Hannover geduldet!)


    Zweitens. Demokratisch zustande gekommene Ge-
    setze sind einzuhalten. Das gilt für alle, für Deutsche wie

    Ausländer, aber natürlich auch für Ausländer, die hier le-
    ben und arbeiten wollen.

    Drittens. Ich gehöre zu denjenigen, die sagen – das mag
    umstritten sein –, die deutsche Sprache sollte gelernt wer-
    den.


    (Beifall bei der SPD)

    Das sage ich, nicht, weil ich jemandem etwas aufdrängen
    möchte, weil ich ihm irgendwelche kulturellen Verpflich-
    tungen auferlegen möchte. Das ist nicht mein Argument.
    Nein, es ist schlicht ein Erfordernis einer geglückten In-
    tegration, dass man die Sprache des Landes, in dem man
    lebt, auch beherrscht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Wir sollten uns, was das Zusammenleben zwischen
    Deutschen und Nichtdeutschen angeht, ganz nüchtern auf
    diese drei Begrifflichkeiten und das, was daraus folgt, be-
    schränken. Dann brauchen wir keine Überhöhung dessen,
    was ich eben auszudrücken versucht habe;


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    denn jede Überhöhung ist missverständlich und ist ja auch
    missverstanden worden.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Ich glaube jüngst mitbekommen zu haben, dass wir
    hier eine neue Debatte bekommen sollen – die Vorsit-
    zende der Union hat das gelegentlich von sich gegeben –
    über die Frage, wer nun ein vaterlandsloser Geselle oder
    eine vaterlandslose Gesellin ist und wer nicht. Ich kann
    Ihnen Folgendes sagen: Ich warne vor dieser Diskussion,
    vor dieser denunziatorischen Debatte;


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)


    denn das wird auf Sie zurückfallen, Frau Merkel.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Ich will Ihnen dazu einmal etwas sagen: Zu einem
    Zeitpunkt, als der deutsche Konservativismus


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Was ist das?)


    zuallererst den Verführungen der Nationalisten erlegen
    ist, haben Sozialdemokraten gelitten, gekämpft und sind
    im Kampf gegen die Faschisten gestorben. Eines muss ich
    Ihnen in aller Deutlichkeit sagen: Eine Partei – meine Par-
    tei – mit diesen Traditionen verbittet es sich ein für alle
    Mal, Belehrungen dieser Art speziell von den deutschen
    Konservativen zur Kenntnis zu nehmen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS – Widerspruch bei der CDU/CSU)





    Bundeskanzler Gerhard Schröder
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    (C)



    (D)



    (A)



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    Was hier betrieben werden soll –, entweder aus histo-
    rischer Unkenntnis oder aus politischer Dreistigkeit – ist
    die Spaltung unserer Gesellschaft. Dies wird mit Sozial-
    demokraten nicht zu machen sein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Basta! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


    – Man merkt Ihr schlechtes Gewissen.

    (Beifall bei der SPD)


    Oder haben Sie noch nicht einmal ein schlechtes Gewis-
    sen? Es wäre noch schlimmer, wenn Sie noch nicht ein-
    mal das hätten.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Denken Sie noch einmal in Ruhe darüber nach!

    Ich sage Ihnen ohne alle Aufregung: Was dieses Land
    braucht, sind doch nicht Ihre verquasten Vorstellungen
    von Leitkultur oder Ähnlichem. Was dieses Land braucht,
    ist ein Mehr an Internationalität und Modernität. Dafür
    steht diese Koalition – heute, morgen und mit ganz großer
    Sicherheit weit über das Jahr 2000 hinaus.

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei der PDS)