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ID1413601200

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    Vokabeln: 8
    1. Herr: 1
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
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    Rede von Roland Claus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Meine sehr ver-
    ehrten Damen und Herren! Die linke Opposition im Deut-
    schen Bundestag hat es sich auch mit dem Haushalt für
    2001 nicht leicht gemacht. Wir haben sehr sorgfältig ab-
    gewogen, wo Ausgabenerhöhungen durch Einnahmeer-
    höhungen ausgeglichen werden können. Wir versuchen
    auf diesem Wege, die öffentliche Meinung ein Stück zu
    korrigieren, dass die Sozialisten – die Linken in dieser Re-
    publik – nur gute Verteilungskünstler sind. Wir wollen
    den Nachweis antreten, dass wir auch von Finanz- und
    Wirtschaftspolitik etwas verstehen.


    (Beifall bei der PDS)

    Deshalb sind wir auch nicht mit der Formel angetreten:

    Wir sind die Opposition und deshalb dagegen. Wir haben
    uns inhaltlich mit dem Haushalt auseinander gesetzt.
    Auch haben wir nicht versucht, die gesamte Ge-
    sellschaftspolitik auf ein Fußballfeld zu übertragen, wie
    wir es heute gehört haben; denn jeder, der ein bisschen da-
    von versteht, weiß: Beim Fußball kann man schnell ins
    Abseits geraten. Auch das ist nicht unsere Logik.


    (Beifall bei der PDS)

    Es gibt durchaus eine ganze Reihe von Haushalts-

    ansätzen, die wir unterstützen. Ich möchte auch darauf
    hinweisen, dass es eine ganze Reihe von Vorschlägen gibt,
    die von unserer Fraktion eingebracht worden sind und mit
    diesem Haushalt verwirklicht werden. Dennoch – das ist
    das Ergebnis unserer Analyse – haben wir schwerwie-
    gende Gründe für die Ablehnung dieses Haushaltes. Ich
    will versuchen, Ihnen die wichtigsten zu nennen.

    Ein erster Punkt: Auch mit dem Haushalt für 2001
    transportieren Sie soziale Spannungen in die Zukunft. Das
    ist der Preis für Ihren Schuldenabbau. Wir polemisieren
    nicht gegen den Schuldenabbau schlechthin. Das wäre in
    der Tat töricht. Wir haben nur gesagt: Schuldenabbau darf
    nicht zum Selbstzweck werden.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir sehen das Problem darin, dass Sie die sozialen Span-
    nungen, also die Unterschiede zwischen oben und unten
    in dieser Gesellschaft, weiter in die Zukunft transportie-
    ren. Das ist nicht modern, sondern ein Zukunftsrisiko.

    Wir wollen dabei nicht auf Gleichmacherei setzen.
    Aber wir wollen eben auch nicht, dass wachsende Unter-
    schiede in dieser Gesellschaft mit dem Haushalt festge-
    schrieben werden. Es ist eben so, dass der Reichtum
    Weniger weiter ansteigt, während bei sehr vielen Men-
    schen in diesem Lande leider eine zunehmende Armut zu
    registrieren ist.




    Kerstin Müller (Köln)

    13210


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wenn Sie sich über solche Töne wundern, die Ihnen
    vielleicht ein wenig klassisch vorkommen, dann muss ich
    Ihnen sagen: Sie alle haben mehr oder weniger ungewollt
    etwas dazu getan, dass auch künftig demokratische So-
    zialistinnen und Sozialisten zu diesem Bundestag
    gehören. Sie sollten sich nicht wundern, wenn sich Sozia-
    listen dann auch wie Sozialisten verhalten und solche For-
    derungen aufstellen.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich will das mit Zahlen untersetzen. Schauen wir uns

    einmal an, was die Folgen Ihrer Politik sind. Stellen wir
    einmal Folgendes gegenüber: auf der einen Seite einen
    Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresbruttoeinkom-
    men von 40 000 DM – das ist zugegebenermaßen relativ
    wenig, aber kommt so selten nicht vor –, einer Wohnung
    von 80 Quadratmetern und einem Auto; auf der anderen
    Seite einen Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahres-
    bruttoeinkommen von 100 000 DM – das ist ja noch nicht
    wirklich reich –, einer Wohnung von 70 Quadratmetern
    und einem Auto. Ich will an diesem Beispiel klar machen,
    dass wir die Probleme nicht nur an den Polen suchen, son-
    dern durchaus in der Lage sind, in der Mitte zu rechnen.

    Jetzt haben wir folgende Ergebnisse: Der Vier-Perso-
    nen-Haushalt mit einem Jahresbruttoeinkommen von
    40 000 DM erfährt durch die Steuerreform eine Entlas-
    tung von 330 DM, aber er wird durch die Ökosteuer mit
    500 DM zusätzlich belastet. Für ihn bleibt ein Minus von
    170 DM.


    (Widerspruch bei der SPD)

    – Ich komme gleich zu dem, was Sie in diesem Bereich
    noch machen. Das weiß ich wohl.


    (V o r s i t z: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


    Der Zwei-Personen-Haushalt dagegen erfährt eine Steu-
    erentlastung von 1 620 DM. Dazu kommt durch die Öko-
    steuer eine Entlastung von 250 DM. Das ist ein Plus von
    1 870 DM. Ich sage ausdrücklich: Wir gönnen diesem
    Paar natürlich dieses Geld.

    Das Problem, auf das wir aufmerksam machen wollen,
    ist, dass Sie nicht in der Lage sind, auch an die sozial
    Schwächsten in dieser Gesellschaft zu denken, und dass
    Sie diese Verbesserung in den oberen Einkommensgrup-
    pen auf Kosten der sozial Schwächsten erreichen wollen.


    (Beifall bei der PDS)

    Jetzt kommt das Problem, mit dem Sie es zu tun haben:

    Nachdem Sie diese Gesetze gemacht haben, stellen Sie
    fest, dass Sie solche sozialen Unterschiede nicht wollen.
    Dann setzt sozusagen Ihr soziales Langzeitgedächtnis ein
    und Sie erfinden Nachbesserungen wie die Entfernungs-
    pauschale. Ich will nur daran erinnern: In der ersten Haus-
    haltslesung wurde Ihnen von unserer Fraktion genau diese
    Pauschale dreimal vorgeschlagen. Aber da haben Sie im-
    mer gesagt: Daraus wird nichts, das machen wir so nicht.
    Jetzt haben Sie selber darüber nachgedacht. Das Gleiche
    gilt für die Heizkostenpauschale. Wir haben ein Problem
    damit, dass das Soziale bei Ihnen, meine Damen und Her-

    ren von der SPD, in die Nacharbeit geraten ist. Es ist aus
    dem Ansatz herausgenommen und in die Nachbesserung
    verlagert worden.


    (Beifall bei der PDS)

    Man muss leider feststellen: Wer es bei Ihnen nicht bis in
    die Mitte schafft, der ist unten durch. Eine solche Politik
    wollen wir nicht mitmachen.


    (Beifall bei der PDS – Joachim Poß [SPD]: Das hat mit den Fakten nichts zu tun, was Sie da erzählen!)


    Ein weiterer Punkt. Am Abbau der Arbeitslosigkeit
    wollten Sie gemessen werden – mit dem Versprechen,
    sich daran messen zu lassen, sind Sie vor den erfolgrei-
    chen Wahlen angetreten – und am Abbau der Arbeitslo-
    sigkeit müssen Sie jetzt auch gemessen werden.


    (Joachim Poß [SPD]: Sie sind kein Sozialist, sondern ein Demagoge!)


    Was haben wir gestern erlebt? Bundesminister Eichel
    und auch heute der Fraktionsvorsitzende Struck haben
    sich weitgehend von den Überlegungen fern gehalten, die
    Aussagen am eigenen Wahlprogramm zu messen. Sie ha-
    ben sich vorwiegend an der Vorgängerregierung Kohl ge-
    messen. Diese ist aber doch nun zu Recht abgewählt wor-
    den. Dieser Vergleich macht insofern keinen Sinn.

    Sie haben immerhin eins geschafft: Das Thema Ar-
    beitslosigkeit von der Seite eins der Zeitungen auf die
    Wirtschaftsseiten zu verlagern, also wieder – wenn man
    so will – in die Mitte. Deshalb müssen wir Sie darauf auf-
    merksam machen, dass Sie die Arbeitslosigkeit nicht
    wirklich abgebaut haben, sondern vorwiegend den demo-
    graphisch bedingten Rückgang zu Ihrem Erfolg erklärt
    haben.


    (Beifall bei der PDS)

    Langzeitarbeitslose – vor allem langzeitarbeitslose

    Frauen – brauchen aber wirkliche Hilfe und nicht nur Er-
    klärungen dieser Regierung. Man muss dazusagen: Die
    Menschen wollen Unterstützung und Hilfe im Kampf ge-
    gen Arbeitslosigkeit. „Bei Ihnen werden sie aber nicht ge-
    holfen, bei Ihnen werden sie erklärt.“


    (Beifall bei der PDS)

    Deshalb sagen wir, dass mit dem Haushalt die falschen
    Signale gesetzt werden. Sie setzen sich für eine drastische
    Kürzung der Bundesmittel für die Bundesanstalt für Ar-
    beit ein. Das hat dramatische Folgen für ABM-Projekte.
    Sie wissen das und wir fordern Sie deshalb auf, diese dras-
    tischen Kürzungen zurückzunehmen.

    Sie geben zu wenig wirksame Hilfe für kleine und mit-
    telständische Unternehmen – deshalb auch die Forderung
    der PDS-Fraktion, diese Mittel um 330 Millionen DM zu
    erhöhen. Das wären in der Tat Investitionen in die Zu-
    kunft.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir schlagen Ihnen vor, eine kommunale Investiti-

    onspauschale für die neuen Länder und für struktur-
    schwache Regionen in den alten Ländern aus einem




    Roland Claus

    13211


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    relativ geringen Teil der UMTS-Einnahmen einzusetzen.
    Wir haben das durchgerechnet und halten es für möglich.


    (Beifall bei der PDS)

    Die PDS ist nicht wirtschaftsfeindlich. Wir sagen Ja zu

    einer vernünftigen Wirtschaft, die sozial und ökologisch
    Sinn macht. Wir fragen aber auch immer eins: Was ist der
    gesellschaftliche Zweck von Wirtschaft? Sie kann sich ja
    nicht im Selbstzweck erschöpfen.

    Wir wollen diese Bewegung mit den Gewerkschaften
    und nicht gegen sie. Es ist interessant, dass sich der Kol-
    lege Struck – das ist nicht verwunderlich – heute Morgen
    eine regierungsfreundliche Äußerung des DGB-Vorsit-
    zenden Schulte herausgegriffen hat. Sie haben aber doch
    alle nicht vergessen – es ist erst einige Wochen her –, dass
    der gleiche DGB-Vorsitzende Schulte Ihnen den Vorwurf
    gemacht hat, unter Rot-Grün würden in diesem Land die
    Reichen immer reicher und die Armen immer mehr wer-
    den. Sie können doch Ansichten nicht nur selektiv wahr-
    nehmen.


    (Beifall bei der PDS)

    Beim Thema Tarifverträge steht nicht die Opposition,
    sondern die Koalition auf dem Schlauch.


    (Beifall bei der PDS – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Buchstäblich auf dem Schlauch!)


    Ich will diese Debatte zum Anlass nehmen, zur ge-
    planten Bahnreform zu sprechen: Diese Reform geht in
    die falsche Richtung. Gerade die Entwicklung der Öl-
    preise sollte doch den letzten Anstoß dazu geben, zu über-
    legen, ob wir nicht alternativ auf eine anders ausgestaltete
    Bahnreform setzen sollten. Es darf nicht in erster Linie um
    die Frage gehen, wie sich jede einzelne Strecke rechnet;
    es muss zunächst die Frage gestellt werden: Wie viel Bahn
    braucht dieses Land? Wir fordern eine Chancengleichheit
    von Bahn und Straße.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich habe heute von meinen Kollegen in der Opposition

    gelernt, dass die Regierung auch für jeden Stau auf der
    Autobahn verantwortlich sein soll.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie lernen doch fast nichts hinzu!)


    Ich habe das bisher immer selbstkritisch gesehen und auf
    eigene Planungsfehler zurückgeführt. Ich möchte meine
    Kollegen in der Opposition daran erinnern: Sie kommen
    in Schwierigkeiten, wenn Sie die Regierung für jeden
    Stau verantwortlich machen. Die Regierung könnte sonst
    leicht für sich in Anspruch nehmen, für jede staufreie
    Durchfahrt verantwortlich zu sein. Sie müssten dann jede
    Woche viele Dankschreiben absenden.


    (Beifall bei der PDS – Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Ich will auch zur BSE-Problematik sprechen, die
    schon längst – und das völlig zu Recht – nicht mehr für
    Witze taugt. Ich finde, es ist gut, dass Bundestag und Bun-
    desregierung in dieser Woche handeln. Ich möchte in die-
    sem Zusammenhang auf die Äußerungen des Kollegen
    Merz von gestern zurückkommen. Er hat uns aufgefor-

    dert, mit diesem Thema ernsthaft umzugehen, und dabei
    die Regierung kritisiert, dass sie das Thema nicht ernst-
    haft genug angehe. Ein oder zwei Minuten nach diesen
    Äußerungen hat er einen sehr instinktlosen Witz im Zu-
    sammenhang mit BSE losgelassen. Das passt nicht zu-
    sammen: BSE eignet sich nicht als Kampfinstrument ge-
    gen die Bundesregierung.


    (Beifall bei Abgeordneten der PDS und der SPD)


    Wir verkennen nicht, was die Regierung leistet, möch-
    ten aber auf eines hinweisen: Wir beschließen in dieser
    Woche den Bundeshaushalt und möchten Ihnen vorschla-
    gen, noch in dieser Woche einvernehmlich einen Hilfs-
    fonds für Landwirtschaftsunternehmen, die von der Seu-
    che betroffen sind, in den Haushalt einzustellen. Wir
    denken an einen Bundesfonds, der von den Länderagrar-
    ministerien – ergänzt durch entsprechende Landesmittel –
    verwaltet werden könnte und auf diese Weise die Betrof-
    fenen eher erreicht und ihnen eine wirksame Hilfe bietet.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich sage das nicht im Sinne von Besserwisserei oder als
    Kritik an der Regierung, aber der Haushalt ist nun einmal
    die ureigene Sache des Parlaments. Deshalb sollten wir
    ein möglichst einvernehmliches Zeichen setzen.

    Auch künftig müssen wir weiter über die deutsche
    Einheit reden, über die Angleichung der Lebensverhält-
    nisse in allen Bundesländern. Wir beraten heute den ers-
    ten Bundeshaushalt nach zehn Jahren deutsche Einheit.
    Am 3. Oktober des vergangenen Jahres wurde viel ver-
    sprochen. Gemessen an diesen Versprechungen ist dieser
    Haushalt leider enttäuschend. Ich gehöre nicht zu denen,
    die die Sommersafari des Kanzlers in den neuen Bundes-
    ländern kritisiert haben. Ich bin der Meinung: Einmal se-
    hen ist besser als siebenmal hören. Wir haben sehr genau
    nachgeprüft, ob die Zusagen des Bundeskanzlers einge-
    halten wurden; sie wurden eingehalten – auch das gehört
    zur Wahrheit.


    (Joachim Poß [SPD]: Da können Sie einmal sehen!)


    Man muss aber eines klar feststellen: Es war gewisser-
    maßen ein weiterer Trip des Bundeskanzlers ins Ausland.
    Es war eine Reise in Bundesländer, die noch nicht wirk-
    lich als Teil des vereinten Deutschlands verstanden wer-
    den. Das ist unsere Kritik an dieser Reise.


    (Beifall bei der PDS)

    Strukturprobleme in Deutschland sind längst kein rei-

    nes Ostproblem mehr. Wir haben in einer ganzen Reihe
    von schwachen Regionen Strukturprobleme. Der Osten
    aber hat – das ist in diesem Zusammenhang ganz selten –
    nach zehn Jahren deutsche Einheit dadurch einen Kom-
    petenzvorsprung, dass er eine Reihe von Strukturproble-
    men erlebt und erfolgreich mit gelöst hat. Deshalb ist der
    Weg zum Solidarpakt II längst nicht mehr eine Frage des
    Transfers von West nach Ost, sondern ein gesamtdeut-
    sches Problem. Schauen wir uns nur einmal die Arbeits-
    losenentwicklung in Bremerhaven und in anderen struk-
    turschwachen Regionen an. Deshalb wird es so wichtig
    sein, zum Solidarpakt II hin für diese Gesellschaft klarzu-




    Roland Claus
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    stellen, welchen Weg wir gehen, ob wir den Weg in eine
    Solidargemeinschaft gehen wollen oder ob es der Weg in
    eine Ellenbogengesellschaft sein wird. Dafür müssen wir
    auch mit diesem Haushalt Weichen stellen.

    Ich will zwei weitere Vorschläge machen. Die PDS hat
    wie andere auf ein Riesenproblem aufmerksam gemacht:
    den Wohnungsleerstand im Osten. Das ist inzwischen
    ein Bundesproblem geworden, und zwar durch die unse-
    lige Privatisierungs- und Altschuldenbelastungspolitik
    und auch durch die verkorksten Sonderabschreibungen.
    Deshalb schlagen wir Ihnen vor, 3 Milliarden DM aus den
    Mobilfunklizenzerlösen für ein Sonderprogramm gegen
    diesen Wohnungsleerstand einzusetzen. Wir können Sie
    nur auffordern: Trauen Sie sich, einen solchen Schritt zu
    tun. Es wäre ein Schritt in den selbsttragenden Auf-
    schwung.


    (Beifall bei der PDS)

    Es wäre auch ein Schritt nach der Losung: Aus dem Osten
    etwas Neues, das für die ganze Republik von Nutzen sein
    könnte.

    Wir möchten auch darauf aufmerksam machen, dass
    noch immer nicht absehbar ist, in welcher Weise eine
    Rentenangleichung zwischen Ost und West erfolgen
    sollte. Wir wissen, dass das nicht einfach ist; aber die
    Schrittfolge wollen wir wissen. Wir wollen nicht, das ein
    heute 20-Jähriger noch in 40 Jahren, also mit Eintritt ins
    Rentenalter, gewissermaßen als Ossi identifiziert wird.
    Sie sind ja ohnehin, wenn wir das richtig sehen, dabei, in
    der Rentenreform einiges zu verändern. Ich glaube, man
    kann schon jetzt absehen: Das wird nichts mit „Basta“.
    Sie versuchen nun, wenn ich das recht verstehe, mit den
    Gewerkschaften zu einem Konsens zu kommen, der be-
    sagt: Wir bringen den Ausgleichsfaktor wieder ein Stück
    von dem weg, wo er jetzt ist. Wir reden über eine weitere
    Förderung der betrieblichen Rente. Dafür erwarten wir
    von euch einige Zugeständnisse. – Das geht in aller Stille
    vor sich. Das ist „gestruckt“ und nicht „geschrödert“, was
    wir jetzt erleben.

    Es ist Ihnen heute noch einmal deutlich gesagt worden:
    Der Versuch, in der Rentenfrage einen Mitte-rechts-Kon-
    sens zu erreichen, ist gescheitert. „Basta!“ hat man Ihnen
    heute dazu gesagt.


    (Beifall bei der PDS)

    Deshalb fragen wir Sie noch einmal: Warum in aller Welt
    bringen Sie denn jetzt nicht den Mut auf, in der Renten-
    frage einen Mitte-links-Konsens mit den Gewerk-
    schaften, mit den Sozialverbänden, mit den Kirchen, auch
    mit der PDS auf den Weg zu bringen? Aber das sollten Sie
    dann bitte in aller Öffentlichkeit und nicht in aller Stille
    tun.


    (Beifall bei der PDS – Joachim Poß [SPD]: Mit Ihren Vorstellungen allerdings nicht!)


    Meine Damen und Herren, im Kampf gegen den
    Rechtsextremismus haben wir wirkliche Fortschritte zu
    verzeichnen. Wir haben gesellschaftlich etwas in Bewe-
    gung gebracht. Dazu haben der Bundestag und auch die
    Bundesregierung einiges geleistet. In dieser Hinsicht ent-
    hält auch der Bundeshaushalt Fortschritte, aber, wie wir

    meinen, viel zu wenige. Deshalb sollten wir uns dafür ein-
    setzen, dass die positiven Beispiele viel mehr Schule ma-
    chen.

    Ich habe sehr viel Respekt vor dem Agieren des Bun-
    destagspräsidenten, der nachweist, dass präsidiales Ver-
    halten und das Vertreten einer eigenen Meinung zusam-
    menkommen können. Ich wünschte mir aber, dass solche
    positiven Beispiele in der Gesellschaft mehr Schule
    machten und dass man endlich bei jenen Teilen der Indus-
    trie, die bei der Einzahlung in die Zwangsarbeiterent-
    schädigungsfonds noch immer an dem unwürdigen Ge-
    zerre festhalten, zum Ziel käme.


    (Beifall bei der PDS)

    Es besteht nämlich auch die Gefahr, meine Damen und

    Herren, dass wir die 200 000 Menschen, die sich am
    9. November auf den Weg gemacht haben, enttäuschen.
    Deshalb brauchen wir mehr gesellschaftliche Konzepte
    gegen rechts. Das Vorhandene reicht längst noch nicht
    aus. Geld ist dabei nicht alles, aber Georg Weerth hatte
    Recht, als er einst gesagt hat: Wo das Geld ist, da ist der
    Teufel, aber wo kein Geld ist, da ist der Teufel gleich
    zweimal.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich will hier nur daran erinnern, dass Ihnen die Frakti-

    onsvorsitzenden von F.D.P. und PDS in der ersten Lesung
    vorgeschlagen haben, eine große Bildungsoffensive im
    Kampf gegen den Rechtsextremismus aufzulegen und
    dafür die Zinsersparnisse aufgrund der Einnahmen aus
    den Mobilfunklizenzen einzusetzen. Das wäre eine
    Größenordnung bis zu 1 Milliarde DM. Sie sind dabei der
    Logik nachgegangen: Gegen Nazis in den Köpfen hilft am
    meisten Bildung. Gemessen an dem, was jetzt an positi-
    ven Ansätzen – die wir durchaus würdigen – herausge-
    kommen ist, müssen wir sagen: Der Dimension dieses
    Problems wird der Haushalt nicht gerecht.

    Trotzdem werden wir weiter für gemeinsames Handeln
    eintreten. Es war richtig und wichtig, dass alle Bundes-
    tagsfraktionen zur Teilnahme an den Kundgebungen vom
    9. November gemeinsam aufgerufen haben. Wir stehen in
    einer spezifischen Verantwortung. Wir Linken wollen
    dafür eintreten und darum ringen, dass es in diesem Lande
    einen gewinnenden und nicht einen ausgrenzenden Anti-
    faschismus gibt. Aber wir wollen mit Ihnen zusammen
    auch noch etwas anderes erreichen: Der Begriff „Antifa-
    schismus“ muss aus dem Verfassungsschutzbericht ver-
    schwinden und in der gesellschaftlichen Werteskala auf-
    gewertet werden.


    (Beifall bei der PDS)

    Letzter Punkt – das ist das dunkelste Haushaltskapitel,

    das Sie uns vorgelegt haben –: Wir haben es leider mit ei-
    nem Einstieg in eine neue Aufrüstungsstrategie zu tun. Sie
    haben 10 Milliarden DM in den nächsten Jahren für ein
    Großraumflugzeug, einen regelrechten Überflieger, ein-
    gestellt, und zwar durch einen beispiellosen Handstreich
    im zuständigen Ausschuss. Das wird eine grundsätzliche
    Veränderung der Einsatzstrategie der Bundeswehr mit
    sich bringen. In diesem Zusammenhang muss ich Ihnen
    eines ganz besonders vorhalten: Während die Diskussion
    über die 10Milliarden DM an einem einzigen Tag im Aus-




    Roland Claus

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    schuss durchgezogen wurde, warten und fordern wir seit
    über zehn Jahren, dass der Ostwehrsold endlich an den
    Westwehrsold angeglichen wird. Das haben Sie nicht ge-
    schafft. Für die Angleichung wären nur 2 Prozent der für
    das Großraumflugzeug eingestellten Summe notwendig
    gewesen.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Wir hatten mit unserer Kritik Recht, als wir vermutet ha-
    ben, dass Ihr Ja zum NATO-Krieg gegen Jugoslawien und
    Ihr Ja zur deutschen Beteiligung nicht die punktuelle Aus-
    nahme, sondern der faktische Einstieg in eine neue Stra-
    tegie waren. Die Militärausgaben steigen, während die
    Entwicklungshilfefonds stagnieren. Das sind wieder
    falsche Signale.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir brauchen eine europäische Einigung, die zivil gestal-
    tet und nicht militärisch dominiert ist.

    Der Bundeskanzler hat in seiner gestrigen Europarede
    gesagt: „Wir müssen Märkte in Osteuropa erobern.“ Ich
    betone: erobern. Die Militanz in der Sprache verrät den ei-
    gentlichen Ansatz.


    (Beifall bei der PDS – Widerspruch bei der SPD)


    Dieser Ansatz ist falsch. Das ist keine Einladung an Ost-
    europa.



Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Kol-
lege Claus, kommen Sie bitte zum Schluss.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Roland Claus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Meine Damen und Herren, zum
    Schluss möchte ich Ihnen sagen: Politik, auch Finanz- und
    Haushaltspolitik, ist immer Menschenwerk. Sie ist nie
    alternativlos.


    (Beifall bei der PDS)

    Bis 1998 hörte ich Bundeskanzler Kohl immer wieder sa-
    gen, seine Politik sei alternativlos. Seitdem erklären mir
    das Kanzler Schröder und die Minister Eichel, Riester und
    andere. Wir aber wollen Ihnen sagen: Es geht auch immer
    anders, wenn man es nur will. Eine solidarische Gesell-
    schaft ist nicht unmöglich. Es lohnt sich weiterhin, um
    eine gesellschaftliche Mehrheit für eine Mitte-links-Poli-
    tik in Deutschland zu werben. Weil Sie es diesmal noch
    nicht geschafft haben, das in Ihrem Haushalt zu veran-
    kern, können wir ihm auch nicht zustimmen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der PDS)