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ID1407211100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/72 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetzes 2000) (Drucksachen 14/1400, 14/1680) ...................................... 6505 A b) Beschlußempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 1999 bis 2003 (Drucksachen 14/1401, 14/1680, 14/1925) ...................................... 6505 B 14. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/1904, 14/1922) ............... 6505 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 6505 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..................................................... 6510 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6512 A Dr. Helmut Kohl CDU/CSU ........................ 6515 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6517 D Michael Glos CDU/CSU ................................. 6518 C Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6518 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ......................... 6519 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6523 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ..................... 6527 B Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 6528 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 6533 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 6539 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 6543 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD .................... 6544 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6548 B Cornelia Pieper F.D.P....................................... 6550 C Jörg Tauss SPD ........................................... 6552 A Lothar Mark SPD ............................................ 6552 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU .................... 6555 D Lothar Mark SPD ............................................ 6556 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6556 C Rolf Schwanitz SPD ........................................ 6559 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6560 A Klaus Hagemann SPD ..................................... 6560 B Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK ...... 6562 D Namentliche Abstimmung ............................... 6564 A Ergebnis ........................................................... 6566 C 15. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/1905, 14/1922) ..................................................... 6564 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU .................. 6564 B Uta Titze-Stecher SPD .................................... 6569 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 6573 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 6575 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 6577 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6577 C Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 6577 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU .............. 6579 C Dr. Eberhard Brecht SPD ............................ 6581 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 6581 D Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6583 C Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 6585 D Ulrich Irmer F.D.P. ...................................... 6586 D Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU .......... 6587 B Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6590 D 16. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/1913, 14/1922) .............. 6591 C Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6591 C Volker Kröning SPD ........................................ 6594 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 6598 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 6600 B Heidi Lippmann PDS ....................................... 6602 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6603 C Paul Breuer CDU/CSU .................................... 6605 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 6608 D Paul Breuer CDU/CSU ................................ 6610 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 6610 D Helmut Rauber CDU/CSU .............................. 6613 C Namentliche Abstimmung ............................... 6614 A Ergebnis ........................................................... 6614 C 17. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/1917, 14/1922) .............. 6617 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 6617 B Dr. Emil Schnell SPD ...................................... 6618 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 6620 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6622 B Dr. R. Werner Schuster SPD ........................... 6623 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6624 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6624 C Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 6626 C Carsten Hübner PDS ....................................... 6627 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU ................... 6628 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 6629 D Nächste Sitzung ............................................... 6632 D Berichtigungen ................................................ 6632 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 6633 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6505 (A) (C) (B) (D) 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 71. Sitzung, Seite 6448 D, zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich frage Sie, wie das mit § 33c des Einkommenssteuergesetzes ist.“ 71. Sitzung, Seite 6484 B, erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Sie von der Opposition ha- ben an dieser Stelle gerügt, daß der Haushaltsansatz für die Bereitschaftspolizei um 3 Millionen DM gesenkt wird.“ Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6633 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Balt, Monika PDS 24.11.99 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.11.99 * Bury, Hans Martin SPD 24.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 24.11.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 24.11.99 Gebhardt, Fred PDS 24.11.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 24.11.99 Hofmann (Volkach), Frank SPD 24.11.99 Hovermann, Eike SPD 24.11.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 24.11.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 24.11.99 Lamers, Karl CDU/CSU 24.11.99 Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine F.D.P. 24.11.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 24.11.99 Ostrowski, Christine PDS 24.11.99 Röttgen, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.11.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 24.11.99 Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Simm, Erika SPD 24.11.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 24.11.99 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.11.99 Voßhoff, Andrea CDU/CSU 24.11.99 Wieczorek (Duisburg), Helmut SPD 24.11.99 ————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Christian Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Das habe
    ich beispielsweise gegenüber australischen Politikern
    getan, aber nicht, weil ich grundsätzlich der Meinung
    bin, daß wir in Osttimor nie etwas verloren hätten.
    Vielmehr müssen wir uns schon die Frage beantworten,
    ob wir symbolische Politik zu unserem etwaigen eigenen
    Nutzen, Mitgliedschaft im Sicherheitsrat, betreiben. Das
    Wort „symbolische Politik“ ist übrigens auch in Ihren
    eigenen Reihen mehrfach benutzt worden. Das zeigt mir,
    daß wir in dieser Frage Anlaß zur Diskussion haben.
    Wir haben das für uns mit großer Mehrheit beschlossen.
    Die Geschichte wird dadurch hoffentlich sehr bald be-
    endet sein. Ein zweites Mal wird das in dieser Form
    nicht laufen können. Darüber müssen wir vorher disku-
    tieren.

    Sie haben gemeint, daß ich die Frage, die Sie gestellt
    haben, dahin gehend ergänzen sollte, zu sagen, was 1979
    gewesen ist. Damals war das Argument für den NATO-
    Doppelbeschluß die Frage, ob ein Abkoppeln amerika-
    nischer von europäischen Sicherheitsinteressen droht
    oder nicht. Ich sehe, daß eine solche Gefahr potentiell
    nicht von Europa her droht und daß die deutsche Politik
    erhebliche Anstrengungen unternehmen muß, um zu
    verhindern, daß sich in den transatlantischen Beziehun-
    gen unterschiedliche Sicherheitsphilosophien entwickeln
    und Orientierungen nur auf den eigenen Bereich Platz
    greifen. Ich befürchte, das ist eine Grundfrage der politi-
    schen Diskussion in den nächsten Jahren. Die wird für
    uns nicht leicht zu beantworten sein.

    Herr Präsident, ich bedanke mich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nun erteile ich das
Wort dem Kollegen Gert Weisskirchen, SPD.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Verbeugung! So mag es der Präsident!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gert Weisskirchen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsi-
    dent! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Christian
    Schmidt, Sie haben eben einen wichtigen Punkt ange-
    sprochen, über den in der Tat weiter zu debattieren sein
    wird, weil wir in den USA – wir haben noch etwa ein
    Jahr bis zur Präsidentenwahl in den USA – wohl eine
    Verstärkung von unilateralen Tendenzen erleben wer-
    den. Das ist genau der Punkt. Im europäischen Interesse
    liegt es, daß multilaterale Schritte weiter vollzogen wer-
    den, und diese Bundesregierung hat dafür gesorgt, daß
    das geschehen kann.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Weil Sie die Kritik geäußert haben, es sei symbolhaft
    gewesen, was die Bundesregierung an vielen Punkten
    gemacht hat, will ich dazu kurz etwas sagen. Ich greife
    einmal das heraus, was Sie zu dem Thema eines der
    großen Konflikte, den wir in diesem Jahr erlebt haben
    und der noch nicht zu Ende ist, gesagt haben. Ich meine
    den Kosovo-Krieg. Wer war es denn, der dafür gesorgt
    hat, daß es nicht allein um die militärische Logik ging,
    der dafür gesorgt hat, daß von Beginn an diese militäri-

    Christian Schmidt (Fürth)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    sche Logik unter den Zwang der politischen Logik ge-
    stellt wurde, der dafür gesorgt hat, daß nicht ein Krieg
    gegen Serbien als solches geführt wurde, der vielmehr
    herausgestellt hat, daß es darum ging, eine drohende fa-
    schistische Diktatur zu brechen? Ferner ging es darum,
    dafür zu sorgen, daß die zivilen Kräfte in Serbien eine
    neue Perspektive bekommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Der Stabilitätspakt stellt keine Symbolpolitik dar, son-
    dern ist ein Angebot der Europäisierung an diesen
    schwierigen Raum in Südosteuropa.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das ist konkrete Politik, mit der wir das, worum es
    geht, vorantreiben, nämlich die zivilen Kräfte überall in
    Europa zu stärken, unabhängig davon, ob sie im ver-
    dichteten Raum der westeuropäischen Integration le-
    ben. Das ist der zentrale Punkt, auf den es ankommt. Der
    Gewinn von Frieden, der Gewinn von Stabilität kann nur
    gelingen, wenn die Kräfte der zivilen Gesellschaft von
    unten gestärkt werden. Wir Westeuropäer – das dürfen
    wir mit Stolz sagen; jeder, der hier ist, hat seinen Beitrag
    geleistet – haben aus der Vergangenheit genau die Leh-
    ren gezogen, auf die es ankam, nämlich Prozesse der
    Integration, des Zusammenwachsens, des Zusammenle-
    bens von Menschen und Gesellschaften, von nationalen
    Orientierungen voranzutreiben. Das ist das aktive Mo-
    dell, das Europa anbieten kann.

    Nun kommt es darauf an, all den europäischen Re-
    gionen, die bisher die Chance zur Integration, zur Öff-
    nung nach Westeuropa noch nicht bekommen haben,
    diese Chance zu bieten. Südosteuropa ist dafür eine der
    zentralen Regionen. Diese Bundesregierung, Gerhard
    Schröder und Joschka Fischer, haben in diesem Jahr be-
    wiesen, daß sie das können, liebe Kolleginnen und Kol-
    legen von der Opposition.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Vielleicht darf ich noch eine Bemerkung zu diesem
    ersten kriegerischen Konflikt machen. Wir haben ihn ja
    alle selbst erlebt und erlitten. Dieser Krieg hat uns auch
    gezeigt, daß wir an die Grenze unserer politischen
    Möglichkeiten gedrängt worden sind. Ich meine das
    auch im Hinblick darauf, daß die inneren Kräfte dafür
    aufgebracht werden mußten, damit dieser Krieg in dieser
    Form – mit allen seinen Schrecknissen – durchgestanden
    werden konnte. Das hat mit dazu geführt, daß der Krieg
    im Juni eingestellt und dann eine politische Perspektive
    eröffnet werden konnte. Diese Grenze unserer Möglich-
    keiten haben wir erfahren. Es ist wichtig, daß es eine
    politische Öffentlichkeit gibt, die diese Grenzen, diese
    Ränder der politischen Möglichkeiten ausleuchtet und
    kritisisch betrachtet. Ich bin dankbar dafür, daß diese
    Debatte und diese Kritik auch in diesem Parlament eine
    Rolle haben spielen können.

    Ich möchte jetzt auf einen weiteren kriegerischen
    Konflikt dieses Jahres zu sprechen kommen. Ich setze
    darauf, daß auch in der russischen Öffentlichkeit die
    kritischen Fragen, die bereits jetzt gestellt werden,

    Widerhall finden. Sergej Adamovitsch Kowaljow war
    gestern hier, und heute ist ein Kollege aus dem tsche-
    tschenischen Parlament anwesend, der auf der Besu-
    chertribüne sitzt und uns zuhört. Ich hoffe sehr, daß die-
    se Kritik in der russischen Öffentlichkeit stärker Platz
    greift. Denn es war die wichtigste Lehre aus dem ersten
    Krieg in Tschetschenien, daß es eine kritische, auf-
    merksame, harte Debatte in der russischen Öffentlichkeit
    gegeben hat. Wir müssen dafür sorgen und dabei mithel-
    fen, daß unsere Kollegen in der Duma und die russi-
    schen Intellektuellen mit dazu beitragen können, daß
    dieser zweite Tschetschenien-Krieg genauso beendet
    werden kann wie der erste Tschetschenien-Krieg. Liebe
    Kolleginnen und Kollegen aus Tschetschenien, bitte
    sorgen Sie dafür, daß man die Gründe, die es gibt, kri-
    tisch gegenüber Ihrer eigenen Region zu sein, selbst er-
    kennt. Terrorismus kann und darf kein Instrument sein,
    auch nicht, wenn vorgetäuscht wird, daß es um einen
    Befreiungskampf geht. Terrorismus darf überhaupt kein
    Instrument sein!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deshalb war es gut, daß auch die Bundesregierung für
    die Durchsetzung des Punktes 23 der OSZE-Erklärung –
    er ist ja vorhin schon zitiert worden – gesorgt hat. Die
    OSZE hat gute Möglichkeiten. Das Mandat der OSZE ist
    erneut eröffnet, bestätigt und gestärkt worden. Jetzt
    kommt es darauf an, daß die OSZE es nutzt, daß sie auf
    beide Seiten einwirkt und beiden Seiten deutlich macht:
    Mit kriegerischen Aktionen läßt sich niemals Frieden
    herstellen. Es kommt darauf an, daß innerhalb dieser Re-
    gion die sozialen Interessen, die territorialen Interessen,
    die demokratischen und verfassungsmäßigen Interessen
    zu einem Ausgleich geführt werden. Ich bitte Sie darum,
    liebe Kolleginnen und Kollegen aus Tschetschenien, mit-
    zuhelfen, daß es einen konstruktiven Dialog zwischen
    Rußland und Tschetschenien gibt. Das wäre eine Hilfe,
    damit dieser zweite schreckliche Krieg, den wir 1999 er-
    leben, rasch beendet wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Am 19. Dezember sind die Wahlen zur Duma. Es ist
    schon erforderlich – der Kollege Pflüger und andere ha-
    ben schon darauf hingewiesen –, daß wir Parlamentarier
    eine härtere Sprache an den Tag legen als die Regierung.
    Ich möchte auch bitten, alle zur Verfügung stehenden
    Instrumente – ich höre, das geschehe bereits, das werde
    bereits in die Wege geleitet – zu nutzen, auch die der
    OSZE-Parlamentarierversammlung.

    Wer könnte uns, die OSZE-Parlamentarier, denn
    daran hindern, den Beschluß, den wir in Petersburg – Sie
    erinnern sich, Frau Grießhaber – gefaßt haben, umzuset-
    zen, wonach laut Ziffer 111 der Deklaration ein Forum
    in der Nähe der Konfliktregion eingerichtet werden soll,
    auf dem all diejenigen, die etwas zu sagen haben, die
    über die Lage der Flüchtlinge informieren können, We-
    ge aufzeigen können, wie dieser Konflikt politisch ge-
    löst werden kann? Wer hindert uns daran, daß die OSZE
    ein solches Forum in der Region eröffnet?

    Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir Unterstützung
    dafür finden könnten, daß der 3. Ausschuß der OSZE-

    Gert Weisskirchen (Wiesloch)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Parlamentarierversammlung, zuständig für Demokratie,
    Menschenrechte und humanitäre Fragen, vielleicht in
    Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus
    dem Europarat, den Betroffenen die Chance gibt, mit-
    einander zu debattieren, vielleicht Lösungswege aufzu-
    zeigen und diese in die Duma hineinzutragen. Sergej
    Adamovitsch Kowaljow hat mir gestern zugesagt, daß er
    nach der Wahl diesen Vorschlag aufgreifen werde. Ich
    finde es gut, wenn die Duma bereit wäre, einen solchen
    Weg zu gehen. Er könnte mit dazu beitragen, daß dieses
    Problem anders behandelt wird als bisher.

    Militärische Logik – das sagt Grigorij Jawlinskij in
    seinem Aufsatz, den er kürzlich, am 23. November, in
    der „Welt“ veröffentlicht hat – führt zur geopolitischen
    Katastrophe Rußlands. Das sagt Grigorij Jawlinskij, und
    wir teilen seine Auffassung. Wir hoffen, daß die Demo-
    kraten in Rußland die Chance haben, in der Duma so
    stark zu werden, daß diese militärische Logik in Ruß-
    land endlich keine Geltung mehr besitzt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt also in Ge-
    samteuropa einen sich verdichtenden Raum der Integra-
    tion. Wir Westeuropäer haben die Lektionen der Ge-
    schichte gelernt. Die Präsidentschaft dieser Bundesre-
    gierung in der Europäischen Union hat an ebendiesem
    Projekt gearbeitet. Ich finde, die Bundesregierung hat
    die Präsidentschaft konstruktiv genutzt. Sie hat mit dazu
    beigetragen, daß die EU gestärkt worden ist.
    Wir danken der Bundesregierung dafür, daß sie das ge-
    tan hat.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich sage das mit aller Deutlichkeit, weil Sie, Herr
    Haussmann, vorhin die Bundesregierung kritisiert ha-
    ben. Sonst hätte ich diese etwas überzogene Position
    nicht bezogen.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Herr Weisskirchen, es ist klar, daß Sie Ihre Pflicht tun müssen! Das respektieren wir!)


    Lassen Sie mich noch eine Anmerkung zu dem ma-
    chen, was Sie gesagt haben, Herr Haussmann. Sie haben
    die WTO angesprochen. In diesem Zusammenhang ha-
    ben Sie zu berücksichtigen, daß der amerikanische Prä-
    sident, als die WTO in Marrakesch in neuer Form ge-
    gründet worden ist, dafür hat werben wollen und es hat
    durchzusetzen versucht, daß in der WTO soziale Min-
    deststandards und Umweltmindeststandards einzubezie-
    hen sind. Ihre Regierung hat das damals verhindert. Das
    hat mit dazu beigetragen, daß die WTO einen Kernbe-
    stand von sozialen und Umweltstandards nicht berück-
    sichtigt hat. Diese Bundesregierung will in Seattle dafür
    sorgen, daß diese grundlegenden Standards in die WTO
    einbezogen werden. An diesem Punkt sehen Sie, daß es
    nicht um Symbolpolitik, sondern um die klare Vertre-
    tung der sozialen Interessen der Arbeitnehmerschaft bei
    uns in Deutschland und in Europa geht.


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Und nicht in den Entwicklungsländern!)


    – Lieber Kollege Haussmann, darüber werden wir, wenn
    Seattle vorbei sein wird, noch einmal reden.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Jahr 1999 ist die
    Furcht, die Ossip Mandelstam geäußert hat, als er am
    Ende des letzten Jahrhunderts in das neue Jahrhundert
    geblickt hat, nicht in Erfüllung gegangen. Er hat gesagt,
    es komme ein „Wolfshundjahrhundert“. Ja, viele Züge
    in diesem Jahrhundert haben dieses Wolfshundgesicht
    gehabt. Aber am Ende dieses Jahrhunderts gibt es posi-
    tive Perspektiven: einen europäischen Verdichtungs-
    raum der Integration und Angebote für andere Räume,
    die noch nicht in diesen Integrationsprozeß einbezogen
    sind. Ich wünsche mir, daß diese Bundesregierung – das
    hat sie in diesem Jahr auch schon gezeigt – auf diesem
    Weg des Angebotes einer erweiterten Integration voran-
    schreitet, damit Europa ein Kontinent des Friedens wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)