Rede:
ID1407200700

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Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Kollege: 1
    2. Struck,: 1
    3. ge-statten: 1
    4. Sie: 1
    5. eine: 1
    6. Zwischenfrage: 1
    7. des: 1
    8. Kollegen: 1
    9. Auster-mann?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/72 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetzes 2000) (Drucksachen 14/1400, 14/1680) ...................................... 6505 A b) Beschlußempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 1999 bis 2003 (Drucksachen 14/1401, 14/1680, 14/1925) ...................................... 6505 B 14. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/1904, 14/1922) ............... 6505 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 6505 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..................................................... 6510 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6512 A Dr. Helmut Kohl CDU/CSU ........................ 6515 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6517 D Michael Glos CDU/CSU ................................. 6518 C Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6518 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ......................... 6519 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6523 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ..................... 6527 B Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 6528 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 6533 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 6539 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 6543 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD .................... 6544 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6548 B Cornelia Pieper F.D.P....................................... 6550 C Jörg Tauss SPD ........................................... 6552 A Lothar Mark SPD ............................................ 6552 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU .................... 6555 D Lothar Mark SPD ............................................ 6556 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6556 C Rolf Schwanitz SPD ........................................ 6559 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6560 A Klaus Hagemann SPD ..................................... 6560 B Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK ...... 6562 D Namentliche Abstimmung ............................... 6564 A Ergebnis ........................................................... 6566 C 15. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/1905, 14/1922) ..................................................... 6564 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU .................. 6564 B Uta Titze-Stecher SPD .................................... 6569 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 6573 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 6575 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 6577 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6577 C Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 6577 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU .............. 6579 C Dr. Eberhard Brecht SPD ............................ 6581 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 6581 D Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6583 C Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 6585 D Ulrich Irmer F.D.P. ...................................... 6586 D Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU .......... 6587 B Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6590 D 16. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/1913, 14/1922) .............. 6591 C Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6591 C Volker Kröning SPD ........................................ 6594 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 6598 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 6600 B Heidi Lippmann PDS ....................................... 6602 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6603 C Paul Breuer CDU/CSU .................................... 6605 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 6608 D Paul Breuer CDU/CSU ................................ 6610 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 6610 D Helmut Rauber CDU/CSU .............................. 6613 C Namentliche Abstimmung ............................... 6614 A Ergebnis ........................................................... 6614 C 17. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/1917, 14/1922) .............. 6617 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 6617 B Dr. Emil Schnell SPD ...................................... 6618 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 6620 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6622 B Dr. R. Werner Schuster SPD ........................... 6623 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6624 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6624 C Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 6626 C Carsten Hübner PDS ....................................... 6627 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU ................... 6628 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 6629 D Nächste Sitzung ............................................... 6632 D Berichtigungen ................................................ 6632 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 6633 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6505 (A) (C) (B) (D) 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigungen 71. Sitzung, Seite 6448 D, zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich frage Sie, wie das mit § 33c des Einkommenssteuergesetzes ist.“ 71. Sitzung, Seite 6484 B, erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Sie von der Opposition ha- ben an dieser Stelle gerügt, daß der Haushaltsansatz für die Bereitschaftspolizei um 3 Millionen DM gesenkt wird.“ Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6633 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Balt, Monika PDS 24.11.99 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.11.99 * Bury, Hans Martin SPD 24.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 24.11.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 24.11.99 Gebhardt, Fred PDS 24.11.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 24.11.99 Hofmann (Volkach), Frank SPD 24.11.99 Hovermann, Eike SPD 24.11.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 24.11.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 24.11.99 Lamers, Karl CDU/CSU 24.11.99 Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine F.D.P. 24.11.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 24.11.99 Ostrowski, Christine PDS 24.11.99 Röttgen, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.11.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 24.11.99 Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Simm, Erika SPD 24.11.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 24.11.99 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.11.99 Voßhoff, Andrea CDU/CSU 24.11.99 Wieczorek (Duisburg), Helmut SPD 24.11.99 ————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Das Wort hat nun
    der Kollege Peter Struck, SPD-Fraktion.

    Dr. Helmut Lippelt






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Dr. Peter Struck (SPD) (von Abgeordneten der SPD
    mit Beifall begrüßt): Herr Präsident! Meine Damen und
    Herren! Erlauben Sie mir zunächst eine persönliche Be-
    merkung: Ich möchte an dieser Stelle dem Kollegen
    Wolfgang Schäuble herzlich gute Besserung wünschen.


    (Beifall)

    Ich habe ihm das auch schon schriftlich mitgeteilt. Ich
    hoffe, daß er bald wieder seine Arbeit für seine Fraktion
    aufnehmen kann, wenngleich ich seine Arbeit in vielen
    Punkten inhaltlich zu kritisieren habe.

    Herr Kollege Glos, Sie haben ja nun die Hauptrede
    der Opposition gehalten. Ich muß schon sagen: Ich ver-
    misse den Herrn Schäuble in diesem Zusammenhang
    denn doch. Ein bißchen flach war das schon, was Sie ge-
    sagt haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Da ich wußte, daß Sie vor mir reden, möchte ich Ihnen
    einige Punkte eines Briefes vorhalten, den ich gestern
    von einem Mitglied der CSU bekommen habe. Mein Bü-
    ro hat sich vergewissert, daß der Brief authentisch ist;
    wir haben auch mit dem Autor gesprochen. Dieser Brief
    fängt so an:

    Ich bin seit 25 Jahren Mitglied der CSU und Träger
    deren silberner Ehrennadel,

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Das gibt es häu fig!)

    aber trotzdem SPD-Wähler, der möchte, daß Sie Ih-
    re Politik fortführen können. Die derzeitige Politik
    der Unionsparteien, welche 16 Jahre Zeit hatten,
    etwas zu verbessern, finde ich abstoßend und ge-
    eignet, Arbeitnehmer verschiedener Alters- und Be-
    rufsgruppen gegeneinander aufzuwiegeln.

    Recht hat das Mitglied der CSU.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Wenn ich noch etwas zitieren darf:
    Wie viele bin auch ich der Meinung, daß die Bun-
    desrepublik Deutschland in den 16 Jahren der alten
    Koalition keine Regierung hatte, die tatsächlich re-
    gierte. Das Ergebnis daraus ist eine für den Nor-
    malbürger nicht mehr zu fassende Staatsverschul-
    dung, ein riesiger Verwaltungsapparat, ein Geset-
    zes- und Abschreibungsdschungel, 4 Millionen Ar-
    beitslose und wahrscheinlich ebenso viele neue
    Millionäre, Mißwirtschaft, Steuerverschwendung,
    Spekulantentum, Korruption und Schmiergeldaffä-
    ren.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Recht hat er!)

    Recht hat der Mann, das Mitglied der CSU.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Mit dem Haushalt, den wir in dieser Woche verab-
    schieden, machen wir Politik für das nächste Jahrtau-
    send. Sie, Herr Kollege Glos, haben über den Haushalt


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Gar nichts gesagt!)


    überhaupt nicht gesprochen. Das will ich an dieser Stelle
    nur einmal anmerken. Dieser Haushalt ist Teil einer
    Operation, die dem Staat am Vorabend des 21. Jahrhun-
    derts verlorene Handlungsfähigkeit zurückerobert; die-
    ser Haushalt ist eine Wendemarke.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Zeiten, in denen der Haushalt bestimmt war durch
    Verprassen von Tafelsilber, durch höhere Staatsver-
    schuldung und durch Mehrwertsteuererhöhungen, sind
    endgültig vorbei, seitdem wir diese Regierung über-
    nommen haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir wollen einen Fairneßpakt der Generationen; wir
    wollen, daß auch unsere Kinder und Enkelkinder die
    Chance haben, ihr Modell Deutschland zu gestalten. Sie
    brauchen die besten Schulen, die besten Universitäten,
    die beste Ausbildung, um in diesem globalisierten Wett-
    bewerb mithalten zu können. Wir schaffen die Voraus-
    setzungen dafür.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es gibt kein Institut, keinen Verband, der diesen Kurs
    der Regierung Schröder nicht als einen wichtigen Schritt
    in die richtige Richtung bezeichnet hat. Der Sachver-
    ständigenrat hat das in seinem Gutachten bestätigt, die
    Bundesbank, der Bundesrechnungshof, die Sachverstän-
    digen von Banken und anderen. Wir setzen diesen Kurs,
    den sie für richtig halten, um und werden unbeirrt an
    diesem Kurs festhalten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben ein hohes Maß an internationaler Aner-
    kennung erhalten. Sowohl Clinton als auch Tony Blair
    haben das in Florenz deutlich gemacht, übrigens auch
    Lionel Jospin. Clinton und Blair wissen auf Grund ihrer
    Politik – auch wir wissen das jetzt –, daß Kursänderun-
    gen und Einschnitte Wähler schon schmerzhaft treffen
    und sie auch schmerzhaft aufstoßen lassen. Aber beide
    haben mit diesem Kurs Erfolg gehabt, und auch wir
    werden mit diesem Kurs Erfolg haben.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: So ist es!)

    Da bin ich ganz sicher, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Menschen spüren inzwischen, daß es zwischen
    Waigelscher Haushaltspolitik und unserer einen gravie-
    renden Unterschied gibt:


    (Lachen und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Einen guten!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Wir sanieren nicht die eine Klientelgruppe, um die ande-
    ren ausbluten zu lassen. Wir haben oben Steuer-
    schlupflöcher in der Größenordnung von 35 Milliarden
    DM dichtgemacht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Diejenigen, die von diesen legalen Möglichkeiten der
    Steuerreduzierung Gebrauch gemacht haben, protestie-
    ren natürlich dagegen. Das kann ich verstehen. Aber wir
    haben die Gesetze geändert, damit derjenige, der von
    seiner Leistungsfähigkeit her viel Steuern zahlen muß,
    dies auch tatsächlich tut.

    Es gibt eine wunderbare Vokabel des Ex-Finanz-
    ministers Waigel, nämlich „legale Steuerverkürzung“.
    Ich bin mit Ihnen in einem Punkte einig, Herr Kollege
    Waigel: Wir haben solche steuerlichen Möglichkeiten
    aus bestimmten Gründen, zum Beispiel wegen des Auf-
    baus Ost, schaffen müssen.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Aber nur vorübergehend!)


    Wir hatten andere Vorschläge, denen Sie nicht gefolgt
    sind. Aber wir müssen heute feststellen: Die Situation,
    daß eine solche Art von Steuerverkürzung möglich sein
    sollte, ist heute vorbei. Wir haben daraus den entspre-
    chenden Schluß gezogen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Protestiert haben natürlich nicht diejenigen, die jetzt
    von guten Maßnahmen profitieren. Wir alle haben die
    Demonstrationen erlebt – wir sehen sie, wenn wir auf
    unserem Weg zum Reichstag durch das Brandenburger
    Tor kommen –, von Ärzten, von Bauern, vom Reichs-
    bund, vom Beamtenbund. An dieser Stelle will ich nur
    kurz einfügen – das habe ich auch dem Präsidenten des
    Beamtenbundes, Herrn Geyer, gesagt –: Ich finde es
    schon etwas eigenartig, wenn Beamte gegen angebliche
    Kürzungsmaßnahmen demonstrieren, aber mit einem
    Airbus, den sie gechartert haben, hier herkommen. Man
    muß sich einmal überlegen, welchen Beigeschmack das
    hat.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr merkwürdig!)


    Es ist das gute Recht von Funktionären, für ihre Klientel
    zu demonstrieren. Aber unsere Pflicht als Parlamentarier
    und als Regierungsfraktion ist, im Blick zu haben, daß
    wir nicht irgendeiner Interessengruppe verpflichtet sind,
    sondern dem Gemeinwohl, und danach auch handeln.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das heißt für uns: Wir haben eine Einkommensteu-
    erreform beschlossen, mit der Normalverdiener am En-
    de dieser Legislaturperiode um 46 Milliarden DM entla-
    stet werden. Das bedeutet eine Stärkung der Kaufkraft,
    eine Ankurbelung der Binnenkonjunktur. So nachhaltig
    und gezielt sind Normalverdiener in der Geschichte die-
    ses Landes noch nie gefördert worden.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir haben die Familienförderung auf eine neue Grund-
    lage gestellt. Wir haben in der Zeit unserer Regierungs-
    verantwortung das Kindergeld um 50 DM erhöht, von
    220 auf 270 DM. Das ist Ihnen noch nie gelungen, und
    Sie wollten es auch gar nicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben damit begonnen, endlich die Lohnneben-
    kosten zu senken. Wäre Herr Blüm noch heute Arbeits-
    und Sozialminister, würde der Rentenversicherungs-
    beitrag bei 21 Prozent liegen.


    (Bundesminister Joseph Fischer: So ist es!)

    Bei uns liegt er bei 19,3 Prozent. Das ist eine große Lei-
    stung, die den Arbeitgebern und Arbeitnehmern zugute
    kommt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben dafür – das ist zu Recht angesprochen
    worden – eine maßvolle Erhöhung der Energiepreise
    vorgenommen. Nur ein kleiner Hinweis in diesem Zu-
    sammenhang: Solange Herr Kohl und Herr Waigel Ver-
    antwortung für Politik und Finanzpolitik hatten, sind die
    Spritpreise auf Grund von Mineralölsteuererhöhungen
    stetig erhöht worden, in den letzten Jahren ihrer Regie-
    rungszeit, zwischen 1994 und 1998, um 50 Pfennig pro
    Liter.


    (Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)

    Wir haben jetzt eine Mineralölsteuererhöhung von 6
    Pfennig pro Liter beschlossen.

    Herr Kollege Glos, legen Sie einmal Ihr Telefon aus
    der Hand, damit Sie auch hören, daß Ihre falschen Dar-
    stellungen korrigiert werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Sie haben über die Preise an den Tankstellen gespro-
    chen. Dazu will ich Ihnen etwas vorhalten: Die OPEC
    hat sich mit Rußland und Norwegen auf eine Reduzie-
    rung der Erdölförderung um 2,1 Millionen Barrel ab
    dem 1. April 1999 geeinigt. Die Folge war ein Preisan-
    stieg pro Barrel Erdöl von 10 US-Dollar auf 23 US-
    Dollar. Das bedeutet, daß allein die Politik der OPEC zu
    einer Erhöhung der Spritpreise geführt hat, die in keiner
    Relation steht zur Erhöhung in Folge der Ökosteuer, die
    wir beschlossen haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wer so etwas erzählt, Herr Kollege Glos, der will die
    Leute für dumm verkaufen. Ich sage: Die Benzinpreise
    werden maßgeblich von den Mineralölkonzernen be-
    stimmt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir machen mit der Senkung der Lohnnebenkosten
    die Arbeit billiger, damit möglichst alle wieder Arbeit
    haben. Das ist der große Unterschied zwischen Ihnen
    und uns: Wir nehmen die Sorgen der Menschen ernst.
    An dieser Stelle möchte ich etwas über das Thema
    Holzmann sagen. Ich bestreite überhaupt nicht, daß sich

    Dr. Peter Struck






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    der hessische Ministerpräsident und die Frankfurter
    Oberbürgermeisterin bemüht haben.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Im Gegenteil!)


    Das erkenne ich ausdrücklich an. Ich begrüße das.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Na also!)


    Ich halte das aber nicht für einen Grund, jetzt in diesem
    Haus in einen Streit auszubrechen, Herr Kollege Glos.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Bei Ihnen ist doch gestritten worden!)


    Ich vertraue auf die Bemühungen des Bundeskanzlers.
    Ich wünsche ihm im Namen meiner Fraktion viel Erfolg
    bei der Rettung der Arbeitsplätze von Holzmann.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Michael Glos [CDU/CSU], Volker Rühe [CDU/CSU] und Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.])


    Wenn Sie dann über Arbeitslosigkeit klagen, dann
    möchte ich Ihnen doch eines vorhalten, nämlich das,
    was Ihre Kollegen im Haushaltsausschuß beantragt ha-
    ben und was Sie in diesem Parlament – das entnehme
    ich dem Antrag – beantragen werden: Sie haben im
    Haushaltsausschuß beantragt – das werden die Haus-
    hälter bestätigen –, alle Bundeszuschüsse für die Bun-
    desanstalt für Arbeit zu streichen.


    (Beifall des Abg. Dirk Niebel [F.D.P.] – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)


    Ich habe diesen Antrag vorliegen. Die F.D.P. hat den
    gleichen Antrag gestellt.


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Das macht ja auch Sinn!)


    Es heißt, es sollen 9,85 Milliarden DM gestrichen wer-
    den. Mit uns nicht! Denn die Bundesanstalt für Arbeit
    braucht diese Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Das ist blanker Zynismus gegenüber Arbeitslosen.
    Genau so zynisch haben Sie sich zum Sofortpro-

    gramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
    verhalten. Ich will noch einmal daran erinnern, daß Sie
    dieses Programm – wie Frau Merkel gesagt hat – „ab-
    schaffen“ wollten und daß Herr Kollege Schäuble von
    „ruhigstellen“ gesprochen hat. Das ist eine skandalöse
    Bemerkung, die er immer noch nicht aus der Welt ge-
    schafft hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dieses Programm – da können Sie sagen, was Sie wol-
    len – ist ein großer Erfolg: Die Jugendarbeitslosigkeit ist
    um 6,3 Prozent gesenkt worden. 199 000 Jugendliche
    haben entweder einen Arbeits- oder einen Ausbildungs-
    platz. Das ist diesem Programm zu verdanken. Wir sind
    stolz auf diese Leistung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Kollege Struck, ge-
statten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Auster-
mann?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Struck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nein, bei Austermann
    nicht. Tut mir leid.


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD – Unruhe bei der CDU/CSU)


    – Es gibt Kollegen, bei denen ich eine Zwischenfrage
    gerne zulasse, aber er gehört nicht dazu.


    (Lachen bei der CDU/CSU – Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Er hat Angst vor Zwischenfragen!)


    Meine Damen und Herren, zu dem Fairneßpakt der
    Generationen, von dem ich gesprochen habe, gehört
    auch die Frage, wie sich die Rentenentwicklung ab-
    zeichnen wird. Ich habe Anfang der Sommerpause in
    Abstimmung mit der Bundesregierung – Bundesar-
    beitsminister und Bundeskanzler – mit dem Kollegen
    Schäuble über die Frage gesprochen, ob es denn nicht
    Sinn macht, gemeinsam über Rentenstrukturreformen
    zu reden. Dieses Angebot ist ausgeschlagen worden. Wir
    haben die Gespräche wiederholt. Jetzt sind Sie – was ich
    begrüße – bereit, in Gespräche über Rentenstrukturre-
    formen einzutreten. Aber wir haben aus parteitaktischen,
    aus wahltaktischen Gründen ein halbes Jahr verloren.
    Wir hätten schon viel weiter sein können.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie haben taktiert und getrickst. Das wird sich für Sie
    aber nicht auszahlen; ich garantiere Ihnen das.

    In unseren Veranstaltungen erleben wir überall, daß
    die Rentnerinnen und Rentner mit der Rentenerhöhung
    nach der Preisentwicklung einverstanden sind, weil sie
    damit ihren Beitrag für den Generationenvertrag lei-
    sten, den man von ihnen erwarten kann. Ich bedanke
    mich bei den Rentnerinnen und Rentnern dafür.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    In der Gesundheitspolitik haben Sie keine oder –
    wenn überhaupt – nur die alten Alternativen vorgelegt.
    Das „Konzept Seehofer“ steht offenbar nach wie vor.
    Ihre Alternative zu unserer Gesundheitspolitik läßt sich
    – das stelle ich hiermit fest – wie folgt beschreiben: Die
    Versicherten und die Patienten müssen mehr zuzahlen.
    Das werden wir nicht akzeptieren. Deswegen haben wir
    ein anderes Konzept vorgelegt. Darüber – nicht über Ih-
    re Lösungen – werden wir dann zu entscheiden haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ihre Gesundheitspolitik ist im letzten Jahr abgewählt
    worden. Es macht also keinen Sinn, mit Ihnen über die
    alten Programme zu beraten.

    Wir haben in diesem Jahr – das ist wahr – ein gewal-
    tiges Arbeitsprogramm erledigt. Wir haben damit Spiel-
    räume eröffnet. Ich möchte Ihnen mitteilen, was mir ein
    fraktionsvorsitzender Kollege aus einem anderen euro-

    Dr. Peter Struck






    (A) (C)



    (B) (D)


    päischen Parlament gesagt hat. Ich will das auch meiner
    eigenen Fraktion nicht vorenthalten. Er hat mir gesagt:
    Was Ihr in einem Jahr gemacht habt, hätten wir in einer
    ganzen Legislaturperiode erledigt. Das ist wahr. Wir ha-
    ben eine Gesundheitsreform, eine Steuerreform und eine
    Rentenreform auf den Weg gebracht.


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Wir haben viel erledigt, und wir sind stolz darauf. Wir
    werden diesen Weg konsequent weitergehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das Programm, das heute im Rahmen des Haushalts
    verabschiedet wird, ist im Vorfeld kommentiert worden.
    Es hieß: Das schaffen die nicht. Jetzt, nachdem klar ist,
    daß wir es schaffen, lese ich in der „Frankfurter Allge-
    meinen Zeitung“: Der Blick zurück zeigt eine erstaun-
    lich glatt verlaufene Operation. Der Rat der Zeitung an
    die Union ist: Wer mehr will, muß sparen. Wenn Sie al-
    so mehr wollen, dann sagen Sie auch, wo Sie sparen
    wollen. Sie haben es an einer Stelle gesagt, das akzeptie-
    ren wir nicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn Sie den Menschen, die von diesen Maßnahmen
    betroffen sind, nach dem Munde reden, dann sagen Sie
    Ihnen bitte auch, wie Sie all das finanzieren wollen, was
    Sie Ihnen versprechen, sonst sind Sie ein Haufen von
    Scharlatanen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie unterscheiden sich dabei übrigens gar nicht von
    der PDS. Ich habe mir die Anträge der PDS angesehen.
    Die PDS hat Anträge im Rahmen der Haushaltsplanbe-
    ratungen zu Beginn der Legislaturperiode vorgelegt, die
    ein Volumen in Höhe von 50 Milliarden DM hatten. Ich
    möchte gern von Ihnen wissen: Wie wollen Sie dieses
    Geld aufbringen? Es ist ein gnadenloser Populismus,
    den Menschen etwas zu versprechen, ohnen ihnen auch
    zu sagen, wie es bezahlt werden soll.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Theodor Waigel [CDU/ CSU]: Eine ziemlich scharfe Rede! )


    Da sind Sie genauso wie die CDU/CSU. Sie unterschei-
    den sich von ihr überhaupt nicht. Ihre Art der Moral ist
    nicht unsere Art der Moral.


    (Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD] – Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: Eine ziemlich scharfe Rede!)


    Weil ich nun einmal bei dem Thema Moral bin und
    Zwischenrufe vom ehemaligen Finanzminister höre,
    möchte ich schon über die Ereignisse, die uns in den
    letzten Wochen bewegt haben, sprechen. Die SPD-
    Fraktion und die Fraktion der Grünen haben beschlos-
    sen, einen Untersuchungsausschuß einzurichten, der
    sich mit dem Finanzgebaren der CDU und damit in Zu-
    sammenhang stehenden Entscheidungen der alten Bun-
    desregierung beschäftigen wird.

    Es gibt offenbar eine besondere Art der Moral bei Ih-
    nen. Ich habe mir sehr genau die Erklärungen angese-
    hen, die der ehemalige Parteivorsitzende und Bundes-
    kanzler der CDU dazu abgegeben hat. Wir werden in
    diesem Untersuchungsausschuß aufzuklären haben, wie
    es kommt, daß der ehemalige Schatzmeister der CDU,
    der dieses Amt mit Ihrer Zustimmung 21 Jahre innehatte
    – Sie schlagen ihn vor –, erklären kann, daß es eine
    Spende an die CDU in Höhe von 1 Million DM gegeben
    hat, und wieso Sie erklären können, daß es keine Spende
    an die CDU gegeben hat. Das müssen Sie mir einmal er-
    klären, Herr Kollege Kohl.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Das bewegt die Nation!)


    Ich wäre Ihnen auch sehr dankbar, wenn Sie gleich
    klarstellen könnten, wie Sie zu der Äußerung von Herrn
    Kiep in der gestrigen Sendung „Kulturzeit“ stehen, die
    wichtigsten Gremien der CDU seien stets über die Par-
    teifinanzen informiert gewesen,


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört! – Weitere Zurufe von der SPD)


    als Schatzmeister sei er lediglich für die Geldbeschaf-
    fung zuständig gewesen; über die Verwendung von Gel-
    dern entscheide die Partei. Erklären Sie diese Aussage,
    Herr Kollege Kohl, nachdem Sie öffentlich das Gegen-
    teil behauptet haben.


    (Joachim Poß [SPD]: Herr Rühe kann das sagen!)


    Die CDU ist laut „Spiegel“ nicht nur ein Wiederho-
    lungstäter, sondern ein Seriensünder. Ich unterstreiche
    diesen Satz.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich habe es nicht für möglich gehalten, daß nach der
    Flick-Parteispendenaffäre in Ihren Reihen offenbar so
    weitergemacht worden ist wie vorher, mit schwarzen
    Konten und Treuhandanderkonten gearbeitet wird, und
    Verstöße gegen das Parteiengesetz leichtfertig einge-
    gangen worden sind. Ich kann das nicht akzeptieren. Wir
    werden das aufklären, und Sie, Herr Kollege Kohl, soll-
    ten in Ihrem eigenen Interesse dazu beitragen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)