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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/35 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Theodor Waigel.............................. 2761 A Eintritt des Abgeordneten Wolfgang Steiger in den Deutschen Bundestag............................ 2761 A Erweiterung der Tagesordnung.......... 2761 B, 2817 A Absetzung des Punktes 8 von der Tagesord- nung ................................................................. 2762 A Tagesordnungspunkt 5: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers anläßlich des 50. Jah- restages der Gründung der Nordatlan- tikpakt-Organisation................................ 2762 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN NATO-Gipfel in Washington und Wei- terentwicklung des Bündnisses (Druck- sache 14/599) ............................................. 2762 B c) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Die Handlungsfähigkeit der Nordatlan- tischen Allianz für das 21. Jahrhundert sichern (Drucksache 14/316)..................... 2762 B d) Antrag der Fraktion PDS Europäische Sicherheitsarchitektur statt Dominanz der Nordatlantischen Allianz (Drucksache 14/454 (neu)) ........................... 2762 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. 50 Jahre Nordatlantisches Bündnis (Drucksache 14/792) .................................. 2762 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2762 C Volker Rühe..................................................... 2766 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2770 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 2773 A Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 2776 A Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 2779 A Markus Meckel SPD.................................... 2781 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 2781 D Gernot Erler SPD............................................. 2784 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2786 C Markus Meckel SPD........................................ 2787 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU... 2789 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2791 B Peter Zumkley SPD ......................................... 2792 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 2794 B Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen), Friedrich Merz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Deutschland muß verläßlicher Partner in europäischer Raumfahrt bleiben (Drucksache 14/655) .................................. 2795 C Ilse Aigner CDU/CSU..................................... 2795 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2797 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Thomas Rachel CDU/CSU .......................... 2799 C Dr.Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU.. 2801 A Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2801 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2801 D Jürgen W. Möllemann F.D.P. .......................... 2804 B Jörg Tauss SPD............................................ 2805 C Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2806 D Stephan Hilsberg SPD ................................. 2807 A Lothar Fischer (Homburg) SPD....................... 2809 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 2809 D Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU .................. 2811 B Bodo Seidenthal SPD....................................... 2812 D Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2815 B Tagesordnungspunkt 15: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Reform des Staatsangehörig- keitsrechts (Drucksache 14/744)............... 2815 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Über- weisungsgesetzes (Drucksache 14/745) .... 2815 C c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 8. Dezem- ber 1997 über wirtschaftliche Partner- schaft, politische Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen der Euro- päischen Gemeinschaft und ihren Mit- gliedstaaten einerseits und den Ver- einigten Mexikanischen Staaten ande- rerseits (Drucksache 14/684)..................... 2815 D d) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung und Beschleunigung des arbeitsgerichtlichen Verfahrens (Arbeits- gerichtsbeschleunigungsgesetz) (Druck- sache 14/626) ............................................. 2815 D e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Dehnel, Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke), weiteren Abgeord- neten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Zweiten Geset- zes zur Änderung des Verkehrswege- planungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 14/544) .................................. 2815 D f) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 14/542) ....................................................... 2816 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 21. Dezember 1995 über den Beitritt der Republik Österreich, der Republik Finnland und des Königreichs Schwe- den zu dem Übereinkommen über die Beseitigung der Doppelbesteuerung im Falle von Gewinnberichtigungen zwischen verbundenen Unternehmen (Drucksache 14/748) .................................. 2816 A b) Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. Für eine sofortige Verhängung umfas- sender Handelssanktionen gegen Jugo- slawien (Drucksache 14/793) .................... 2816 A c) Antrag der Abgeordneten Gabriele Fogra- scher, Adelheid Tröscher, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Dr. Angelika Köster- Loßack, Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN UN-Sondergeneralversammlung – 5 Jah- re nach der Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung in Kairo – Aktive Be- völkerungspolitik in der Entwicklungs- zusammenarbeit (Drucksache 14/797)......... 2816 B d) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Heidi Lippmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Ausschluß des Eintritts Minderjähriger in die Bundeswehr (Drucksache 14/551) . 2816 B e) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Carsten Hübner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Einsatz von Kindern als Soldaten wirk- sam verhindern (Drucksache 14/552) ...... 2816 C f) Antrag der Abgeordneten Karin Kort- mann, Brigitte Adler, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion SPD sowie der Ab- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 III geordneten Dr. Angelika Köster-Loßack, Hans-Christian Ströbele, Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten in bewaffneten Konflikten (Drucksache 14/806) .................................. 2816 C Tagesordnungspunkt 16: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Techno- logie zu der Verordnung der Bundesregie- rung Aufhebbare Einhundertachtunddrei- ßigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste – Anlage zum Außenwirt- schaftsgesetz – (Drucksachen 14/264, 14/305 Nr. 2.2, 14/729) ....................................................... 2816 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung Privatisierung von Bundesbeteiligungen hier: Veräußerung der Geschäftsan- teile an der Heimstätte Rheinland-Pfalz GmbH, Organ der staatlichen Woh- nungspolitik, Mainz (Drucksachen 14/186, 14/305 Nr. 1.1, 14/657) ....................................................... 2817 A Zusatztagesordnungspunkt 12: a) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 38, 39, 40, 41, 42 (Drucksachen 14/814, 14/815, 14/816, 14/817 und 14/818) .................................... 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes (Drucksa- chen 14/389, 14/474, 14/820)..................... 2817 C Brigitte Lange SPD.......................................... 2817 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU .......... 2819 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2820 D Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2821 D Dr. Klaus Grehn PDS....................................... 2822 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung als Bauherr zu Schwarzarbeit und außertariflicher Be- schäftigung auf den Baustellen des Bundes in Berlin und zu den Auswir- kungen auf die Beschäftigungssituation im Baugewerbe Berlins und Branden- burgs sowie die ostdeutsche Bauwirt- schaft insgesamt ....................................... 2823 D Petra Pau PDS.................................................. 2823 D Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVB ............................................................. 2825 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU................. 2826 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 2827 C Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2828 B Renate Rennebach SPD ................................... 2829 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU...... 2830 C Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2831 C Dr. Klaus Grehn PDS ...................................... 2832 D Gabriele Iwersen SPD ..................................... 2833 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2834 D Wolfgang Weiermann SPD ............................. 2835 D Konrad Gilges SPD ......................................... 2837 A Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2838 B Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Entschuldungsinitiative anläßlich des Weltwirtschaftsgipfels der G-7/G-8- Staaten in Köln (Drucksache 14/794) ...... 2839 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: a) Antrag der Abgeordneten Klaus-Jürgen Hedrich, Dr. Christian Ruck, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU Entschuldung armer Entwicklungs- länder – Initiativen zum G-8-Gipfel in Köln (Drucksache 14/785)......................... 2839 A b) Antrag der Abgeordneten Carsten Hübner, Fred Gebhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Umfassender Schuldenerlaß für einen Neuanfang (Drucksache 14/800) .............. 2839 A IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 2839 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2841 C Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 2842 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2844 A Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 2845 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 2847 A Carsten Hübner PDS........................................ 2848 C Frank Hempel SPD .......................................... 2850 B Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU ....................... 2851 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ ...... 2853 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2854 D Dagmar Schmidt (Meschede) SPD .................. 2855 B Zusatztagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neurege- lung des Schutzes parlamentarischer Beratungen (Drucksache 14/183) ............. 2856 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Sabine Jünger und der Fraktion PDS eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Bannmeilenregelung (Drucksache 14/516) ....................................................... 2857 A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. ...................... 2857 A Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2858 A Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. .................. 2859 C Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2859 D Joachim Hörster CDU/CSU............................. 2860 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2861 B Roland Claus PDS ........................................... 2862 B Dieter Wiefelspütz SPD............................... 2862 D Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Margarete Späte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Beteiligung des Bundes an Gedenkstät- ten und Mahnmalen zur Erinnerung an die beiden deutschen Diktaturen und ihre Opfer (Drucksache 14/656) ............... 2863 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Gert Weisskir- chen (Wiesloch), Angelika Krüger-Leiß- ner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion SPD sowie der Abgeordneten Antje Vollmer, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Konzeption zur Förderung und Festi- gung der demokratischen Erinnerungs- kultur (Drucksache 14/796) ...................... 2864 A Hartmut Koschyk CDU/CSU .......................... 2864 B Angelika Krüger-Leißner SPD ........................ 2865 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P. ........... 2867 D Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2869 A Dr. Heinrich Fink PDS .................................... 2870 D Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 2871 D Margarete Späte CDU/CSU............................. 2873 C Zusatztagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Keine weitere Unterstützung der Atom- kraftwerke Khmelnytsky 2 und Rivne 4 in der Ukraine (Drucksache 14/795) ........ 2875 C b) Antrag der Abgeordneten Angela Mar- quardt, Eva-Maria Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion PDS Investitionen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Khmelnystky 2 und Rivne 4 (Drucksa- che 14/708) ................................................ 2875 C c) Antrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Festhalten an den Zusagen zum Bau von sichereren Ersatzreaktoren in der Ukraine (Drucksache 14/819) ................... 2875 C Monika Griefahn SPD ..................................... 2875 D Kurt-Dieter Grill CDU/CSU............................ 2876 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2878 A Ulrike Flach F.D.P........................................... 2879 B Eva-Maria Bulling-Schröter PDS .................... 2880 B Horst Kubatschka SPD .................................... 2881 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Roland Claus, weite- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 V ren Abgeordneten und der Fraktion PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bürgerlichen Ge- setzbuchs (Verjährung Schadensersatz- forderungen für Zwangsarbeit) (Druck- sache 14/554) ............................................. 2882 B Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 2882 B Joachim Stünker SPD ...................................... 2883 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU ..................... 2885 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2886 B Rainer Funke F.D.P. ........................................ 2887 C Nächste Sitzung ............................................... 2887 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 2889 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2761 (A) (C) (B) (D) 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Winfried Nachtwei Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2889 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Binding (Heidelberg), Lothar SPD 22.4.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 22.4.99* Fink, Ulf CDU/CSU 22.4.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 22.4.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 22.4.99 Hasenfratz, Klaus SPD 22.4.99 Ibrügger, Lothar SPD 22.4.99 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 22.4.99 Kolbow,Walter SPD 22.4.99 Moosbauer, Christoph SPD 22.4.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 22.4.99 Müntefering, Franz SPD 22.4.99 Nolte, Claudia CDU/CSU 22.4.99 Dr. Paziorek, Peter CDU/CDU 22.4.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 22.4.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Raidel, Hans CDU/CSU 22.4.99 Ronsöhr, Heinrich-Wilhelm CDU/CSU 22.4.99 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 22.4.99 Schmidbauer (Nürnberg), Horst SPD 22.4.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 22.4.99 Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 22.4.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22.4.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.4.99 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 22.4.99 Willner, Gert CDU/CSU 22.4.99 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 22.4.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 22.4.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 22.4.99 –––––––– *) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 2890 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 (A) (C) (B) (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich erteile Bundes-
    verteidigungsminister Rudolf Scharping das Wort.

    Rudolf Scharping, Bundesminister der Verteidi-
    gung: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Es ist schon richtig: Die NATO ist die erfolg-
    reichste politische und militärische Allianz, die wir ken-
    nen. Sie feiert ganz zu Recht ihren 50. Geburtstag. Ge-
    nauso klar ist, daß dieser Gipfel in Washington von den
    Ereignissen im Kosovo überschattet wird. Folglich wird
    er auch nüchtern gehalten sein.

    Die Allianz ist in ihrer Substanz, auch in ihrem
    Selbstverständnis, selten so herausgefordert worden wie
    gerade in den Tagen, in denen sie ihren Geburtstag fei-
    ert. Sie ist politisch, sie ist militärisch, sie ist übrigens
    auch moralisch herausgefordert. Im übrigen macht ge-
    nau dieser Konflikt deutlich, warum die NATO im heu-
    tigen und auch im künftigen Europa als Eckpfeiler von
    Frieden und Sicherheit unentbehrlich und unersetzlich
    ist.

    Die Allianz hat in den letzten Jahren sehr flexibel und
    politisch klug auf ein grundlegend verändertes sicher-
    heitspolitisches Umfeld reagiert: Sie hat ihre Strukturen
    reformiert, sie hat die Zusammenarbeit mit anderen
    euro-atlantischen Institutionen intensiviert, sie hat sich
    für neue Mitglieder geöffnet, und sie hat die Koopera-
    tion mit neuen Partnern vorangetrieben. Aus dieser Ent-
    wicklung ist die NATO gestärkt hervorgegangen. Sie hat
    ihre Rolle als zentraler Stabilitätsanker in einem sich
    wandelnden Europa eindrücklich untermauert – auch
    angesichts neuer Herausforderungen und Risiken.

    Es ist also diese neue NATO, die sich zusammen mit
    ihren Partnern im früheren Jugoslawien für Frieden und
    für Sicherheit engagiert. Es zeigt sich auch in diesem
    Konflikt, daß keine andere Organisation so wie die
    NATO über Mechanismen zur politischen Konsultation,
    zur diplomatischen, aber auch zur militärischen Durch-
    setzung von Zielen verfügt, wenn andere Möglichkeiten
    nicht vorhanden sind und wenn man Krisen effektiv be-
    gegnen will. Keiner anderen Organisation in Europa ist
    es möglich, ein Regime wie das in Belgrad in die
    Schranken zu weisen. Keine andere Organisation verfügt
    – das haben die Erörterungen mit dem UNHCR sehr
    deutlich gemacht – über die Logistik und die Ressour-
    cen, in kurzer Zeit Hunderttausende von Vertriebenen

    mit Unterkunft, Verpflegung und medizinischer Hilfe zu
    versorgen.

    Unbeschadet dieser Leistungsfähigkeit füge ich hin-
    zu: Man sollte sich in Zukunft auch darauf konzentrie-
    ren, originäre Aufgaben anderer internationaler Institu-
    tionen ebenso ernst zu nehmen und diese in der Wahr-
    nehmung ihrer Aufgaben zu stärken. Das betrifft zum
    Beispiel die Vereinten Nationen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist ja auch der Grund dafür, weshalb die Bundesre-
    publik Deutschland in dieser Hinsicht an einer Stärkung
    der Vereinten Nationen interessiert ist.

    Es waren weitsichtige Staatsmänner, die die NATO in
    den ersten Stunden nach dem zweiten Weltkrieg konzi-
    piert haben. Die zentralen Artikel des Washingtoner
    Vertrages spannen einen weiten Bogen vom Europa der
    unmittelbaren Nachkriegszeit bis in das 21. Jahrhundert.
    Das sollte, so hat der damalige kanadische Außenmi-
    nister gesagt, mehr sein als ein altmodisches Militär-
    bündnis. Auch wenn es in den ersten Jahrzehnten der
    NATO, jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung,
    primär um militärische Abwehr einer realen Bedrohung
    ging: Die NATO war nie – und sie wird es auch in Zu-
    kunft nie werden – ein Bündnis lediglich zur Abwehr
    einer militärischen Bedrohung. Ein solches Bündnis wä-
    re ja mit dem Verschwinden dieser Bedrohung in sich
    selbst zusammengefallen.

    Nein, die NATO zeichnet ein höchst modernes und
    umfassendes Verständnis von Sicherheit aus. Das hat sie
    zusammengeführt, hat sie zusammengehalten und wird
    sie auch in Zukunft prägen. Wirtschaftlicher Auf-
    schwung, innenpolitische Stabilität und äußere Sicher-
    heit gehörten nicht nur in den Augen der Gründungsvä-
    ter untrennbar zusammen. In diesem Sinne umfassende
    Sicherheitspolitik zu betreiben, das ist in der Vergan-
    genheit hier und da dem einen oder anderen durchaus
    schwergefallen; es hat sich aber sehr bewährt. Regelmä-
    ßige und vertrauensvolle politische Konsultationen,
    ständiges Bemühen um Konsensfindung und vor allen
    Dingen das feste Fundament gemeinsamer Werte, aus-
    gedrückt in den Vorstellungen von Freiheit, Demokratie
    und Gerechtigkeit – das hat im April 1949 die zwölf
    Nationen zusammengeführt, die die NATO gründeten,
    und das hält ihre 19 Mitglieder auch heute noch zusam-
    men.

    Ich füge hinzu, daß wir in Deutschland der Atlanti-
    schen Allianz außerordentlich viel verdanken. Ich sage
    das – Bemerkungen des Kollegen Rühe aufgreifend – als
    Vertreter einer Partei, die sich mit dem Beitritt
    Deutschlands zur Allianz und mit dem deutschen Bei-
    trag zur Allianz durchaus schwergetan hat. Aber, Herr
    Kollege Rühe, ich könnte jetzt mit leisem Spott hinzufü-
    gen: Man muß die Geschichte schon insgesamt betrach-
    ten; Sie haben nur über einen Teil geredet. Ich erinnere
    mich daran, daß, um mich höflich auszudrücken, auch
    „gewisse andere politische Kräfte“ mit Kooperation,
    Konsultation, Abbau von Spannungen, Gewaltverzicht
    und ökonomischer Zusammenarbeit – also den Elemen-
    ten, die wir heute in einem großen Konsens als die ge-

    Volker Rühe






    (A) (C)



    (B) (D)


    meinsamen Eckpfeiler einer umfassenden Sicherheits-
    politik begreifen – ihre Schwierigkeiten hatten, in einer
    eigenartigen Verbindung zwischen Albanien, Vatikan
    und CDU/CSU in Deutschland.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dies, um auch diesen Teil der Geschichte noch in Erin-
    nerung zu halten.

    Aber wie auch immer: Von heute aus betrachtet wa-
    ren die Politik der Westintegration und die Ostpolitik
    am Ende doch zwei Seiten einer außerordentlichen er-
    folgreichen Medaille. Ich finde, wir sollten in Deutsch-
    land diesen Konsens nicht nur im historischen Rück-
    blick, sondern auch für die Zukunft aufrechterhalten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Um noch einmal die Weitsicht zu betonen: Es war der
    amerikanische Präsident Truman, der schon 1948, vor
    der Gründung der NATO, vehement für eine Perspektive
    der deutschen NATO-Mitgliedschaft plädiert hat. Die
    NATO ohne ein demokratisches und friedliches
    Deutschland konnten sich insbesondere auch unsere
    amerikanischen Freunde – nicht nur sie, aber insbeson-
    dere auch sie – auf Dauer gar nicht vorstellen. Wir in
    Deutschland jedenfalls sind anerkanntes Mitglied der
    westlichen Wertegemeinschaft geworden, haben dabei
    Sicherheit, Souveränität, Gewicht, Ansehen und am En-
    de auch die Einheit gewonnen.

    Ich sage das im Zusammenhang mit einer histori-
    schen Parallele. Wir feiern in diesem Jahr ja nicht nur
    den 50. Geburtstag der NATO, sondern auch den
    50. Geburtstag unserer eigenen Verfassung, die Grün-
    dung der Bundesrepublik Deutschland und den zehnten
    Jahrestag des Falles der Mauer, des Wegfalls der alten
    Grenzen zwischen Ost und West, nicht nur in unserem
    Land. Wir wissen sehr genau, was wir, gerade mit Blick
    auf diese Ereignisse, der Nordatlantischen Allianz, aber
    auch der Europäischen Union, unseren Freunden und
    Partnern im Westen, unseren Partnern, auch unseren
    Freunden im Osten Europas zu verdanken haben. Also
    sind auch Frieden, Freiheit, Demokratie und Einheit
    in Deutschland selbst mit dem historischen Erfolg der
    Allianz verbunden. Die NATO hat Grund, stolz zu sein,
    wir auch.

    Nun reicht es aber nicht, die Erfolge der Vergangen-
    heit zu würdigen. Also werden in Washington auch
    richtungsweisende Entscheidungen mit Blick auf die
    Herausforderungen, denen wir uns in Zukunft gegen-
    übersehen, zu treffen sein. Das wird sich in dem neuen
    strategischen Konzept ausdrücken; mit ihm werden
    Auftrag und Selbstverständnis der Allianz bis weit ins
    nächste Jahrhundert festgelegt. Wir haben uns – ich
    weiß sehr genau, woher die Formulierung von Sicherheit
    und Stabilität in Europa und für Europa kommt – als
    Bundesregierung in diesen Prozeß intensiv und aktiv
    eingeschaltet. Es ging uns nicht nur um die militärischen
    Fähigkeiten der NATO, sondern auch darum, die Ko-
    operation im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden

    auszubauen und auch auf veränderte Krisenursachen
    reagieren zu können. Es geht dabei nicht nur um Fragen,
    die mit der Weiterverbreitung von Massenvernich-
    tungswaffen zu tun haben, sondern auch um andere. Ich
    will vier Punkte nennen.

    Erstens. Die kollektive Verteidigung und die trans-
    atlantische Bindung bleiben die unverzichtbaren We-
    sensmerkmale der Allianz. Gleichzeitig wird sie sich
    – wir haben versucht, das so gut wie irgend möglich
    voranzubringen – auch den neuen Aufgaben stellen, die
    sich im Zusammenhang mit Sicherheit und Stabilität im
    euro-atlantischen Raum ergeben: Partnerschaft und Ko-
    operation, Konfliktverhütung und Krisenmanagement.
    Das wird im strategischen Konzept der NATO mit unse-
    rer vollen Unterstützung – übrigens auch mit unserer In-
    itiative – einen entsprechenden Ausdruck finden. Da-
    hinter steckt, daß wir zwischen zwei Möglichkeiten zu
    entscheiden haben: Entweder warten wir, bis krisenhafte
    Entwicklungen mitsamt ihren Folgen bei uns angekom-
    men sind, oder wir treten ihnen dort entgegen, wo sie
    entstehen.

    Die Linie der Bundesregierung ist klar: Krisenvor-
    beugung muß dort ansetzen, wo Krisen selbst entstehen,
    und dafür braucht man ein breites Spektrum politischer
    wie militärischer Reaktionsmöglichkeiten und die ent-
    sprechenden Fähigkeiten dazu. Deshalb ist es gut, daß
    im neuen strategischen Konzept Krisenprävention und
    Krisenmanagement einen viel höheren Stellenwert ha-
    ben werden als in der Vergangenheit. Wir begrüßen und
    fördern das ebenso ausdrücklich wie die Kooperation
    mit anderen internationalen Organisationen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Zweitens. Es gibt im Bündnis einen breiten Konsens
    darüber, daß NATO-Einsätze der internationalen Kri-
    senbewältigung einer unbezweifelbaren Rechtsgrundla-
    ge bedürfen und in Übereinstimmung mit dem Völker-
    recht und der Charta der Vereinten Nationen stehen
    müssen. Der Bundeskanzler hat darauf hingewiesen. Ich
    ergänze das mit dem Hinweis, daß im neuen strategi-
    schen Konzept entgegen mancher Debatte in den letzten
    Monaten genau dies ausdrücklich verankert sein wird,
    nämlich daß die NATO ihr Handeln auf der Grundlage
    des Völkerrechts und in Übereinstimmung mit der
    Charta der Vereinten Nationen entwickeln wird.

    Wir werden gleichzeitig die Bereitschaft bekräftigen,
    Friedenseinsätze unter der Autorität der Vereinten Na-
    tionen oder in Verantwortung der OSZE durchzuführen;
    das wäre dieselbe unbezweifelbare völkerrechtliche
    Grundlage. Entwicklungen wie im Kosovo kommen
    hinzu. An der völkerrechtlichen Grundlage des Einsatzes
    der NATO besteht kein Zweifel; es besteht aber auch
    kein Zweifel – das haben wir ja hier im Hohen Hause
    schon einige Male erörtert –, daß wir uns in einem ob-
    jektiven Zielkonflikt befinden, übrigens die Charta der
    Vereinten Nationen und das Völkerrecht auch. Denn wir
    sehen an einer Entwicklung wie im Kosovo – und nicht
    nur dort –, daß die Prinzipien, die die Charta und das
    Völkerrecht tragen, nämlich die Souveränität der Staaten
    und die Ächtung zum Beispiel von schwersten Verbre-

    Bundesminister Rudolf Scharping






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    chen gegen die Menschlichkeit, in einen Konflikt mit-
    einander geraten können, jedenfalls dann, wenn in einem
    Staat entsprechende Vorgänge – Mord, Massenmord,
    Vertreibung, am Ende Völkermord – stattfinden.

    Drittens. Die NATO wird verdeutlichen, daß Europa
    mehr Verantwortung übernimmt, und Europa wird klar-
    machen, daß es dazu willens und fähig ist. Das Problem,
    wenn es überhaupt eines innerhalb der NATO gibt, ist ja
    nicht die amerikanische Stärke, sondern die europäische
    Schwäche hinsichtlich neuer Herausforderungen und der
    ihnen adäquaten Handlungsmöglichkeiten. Also wollen
    wir die europäischen Fähigkeiten und Handlungsmög-
    lichkeiten stärken, und zwar in doppelter Hinsicht: er-
    stens innerhalb der Allianz selbst – das sind Fragen, die
    zwischen NATO und WEU vereinbart werden – und
    zweitens, indem wir die europäische Handlungsfähigkeit
    im Rahmen der Europäischen Union verstärken.

    Für Deutschland ist eine solche Entwicklung eigent-
    lich nicht schwer nachzuvollziehen. Die Bundesrepublik
    Deutschland hat neun Nachbarn. Mit sieben von ihnen
    sind wir in einem gemeinsamen militärischen Bündnis
    verbunden – nicht mit der Schweiz, nicht mit Österreich,
    wie wir wissen. Mit sechs von diesen sieben NATO-
    Partnern und Freunden haben wir mittlerweile multina-
    tionale Verbände oder Einheiten oder werden sie in
    Kürze haben. Der einzige Nachbar, mit dem wir solche
    Verbindungen nicht haben, ist die Tschechische Repu-
    blik. Ich will an dieser Stelle ausdrücklich sagen, daß
    wir hoffen, daß sich das in möglichst naher Zukunft bitte
    auch ändern möge, damit wir mit allen unseren Nach-
    barn multinationale Einrichtungen, Verbände und Ver-
    bindungen haben.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Meine Damen und Herren, völlig zu Recht erwarten
    unsere amerikanischen Freunde, daß Europa solidarisch
    einen größeren Teil der gemeinsamen Lasten über-
    nimmt, und zwar insbesondere dort, wo europäische In-
    teressen und Verantwortlichkeiten zuallererst berührt
    sind. Der Aufbau eines europäischen Pfeilers inner-
    halb der NATO wird seit langem gefordert. Er hat auch
    viel Zeit erfordert. Aber jedenfalls halte ich für unbe-
    streitbar, daß Europa ohne Verdopplung von Institutio-
    nen oder Strukturen in einer ausgewogeneren transat-
    lantischen Partnerschaft mehr Gewicht erhalten soll und
    muß, ganz konkret und auch sehr praktisch.

    Das hat dann übrigens eine vierte Auswirkung: Das
    Bündnis wird ja im Rahmen der Überprüfung seines
    strategischen Konzeptes auch die Richtlinien für die
    Streitkräfte anpassen und die militärischen Fähigkeiten
    mit Blick auf ein erweitertes Aufgabenspektrum opti-
    mieren.

    Wir sehen im Zusammenhang mit dem Kosovo im
    früheren Jugoslawien, daß multinationale Krisenbewäl-
    tigung veränderte und höchste Anforderungen an Perso-
    nal und an Material stellt. Bestimmte Schlüsselfähig-
    keiten – in einer fast militärisch-technokratischen Spra-
    che würde man sie Mobilität, Verlegungsfähigkeit,
    Durchhaltefähigkeit, Nachhaltigkeit eines Einsatzes

    nennen – gewinnen entscheidende Bedeutung. Wer eine
    schnelle und effektive Reaktion auf Krisen will, muß
    sich solchen Schlüsselfähigkeiten und ihrer Entwicklung
    zuwenden.

    Das neue strategische Konzept und seine Vorgaben
    für die Bündnisstreitkräfte sowie entsprechende Gipfel-
    initiativen werden jedenfalls die entscheidende Orientie-
    rungslinie auch für die Arbeit der Kommission zur ge-
    meinsamen Sicherheit und zur Zukunft der Bundeswehr
    sein. Diese Kommission wird unmittelbar nach dem
    Gipfel in Washington ihre Arbeit am 3. Mai aufnehmen.
    Allein der Termin, aber viel mehr als dieser Termin, soll
    deutlich machen, daß Deutschland auch in Zukunft auf
    eine enge zeitliche und inhaltliche Verzahnung von
    NATO-Entwicklung und der Entwicklung der eigenen
    Streitkräfte entscheidenden Wert legt.

    Ulrich de Maizière, der frühere Generalinspekteur,
    hat 1982 gesagt: „Eine Armee, die glaubt, fertig zu sein,
    ist bereits veraltet.“ Das galt damals, und das gilt auch
    heute. Jedenfalls lehren uns diese Wochen, wie wichtig
    es ist, über moderne, flexible und einsatzfähige Streit-
    kräfte zu verfügen. Aber – da stimme ich dem Kollegen
    Rühe ausdrücklich zu – auch die im technischen Sinne
    modernste Armee ist nichts wert, wenn in ihr nicht
    gleichzeitig von dem Auftrag für Frieden, Freiheit und
    Menschenrechte überzeugte Soldatinnen und Soldaten
    motiviert und leistungsfähig ihren Dienst leisten. Das
    sollten wir ausdrücklich anerkennen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Meine Damen und Herren, ich will kurz resümieren:
    Das Bündnis war in den letzten 50 Jahren die wichtigste
    Grundlage für unsere, die Freiheit und Sicherheit der
    Deutschen und der Europäer. Die NATO wird auch in
    den nächsten Jahrzehnten die wichtigste Grundlage für
    eine sichere, freiheitliche und stabile Entwicklung in
    Europa sein, soweit es um die Herausforderungen an un-
    sere Sicherheit geht. Sie wird zunehmend stärker auf
    eine enge Zusammenarbeit mit der Europäischen Union
    und den anderen internationalen Institutionen angewie-
    sen sein, und sie wird das in eigener Kompetenz und
    durch Zusammenarbeit mit anderen Staaten oder inter-
    nationalen Institutionen leisten können, und zwar auf der
    Grundlage unveränderter gemeinsamer Werte, auf der
    Grundlage auch gemeinsamer Interessen und im Rah-
    men einer festen transatlantischen Partnerschaft, die ja
    Demokratien auf beiden Seiten des Atlantiks verbindet,
    die auf der Welt eine hohe Bedeutung haben, nicht von
    der Zahl ihrer Bevölkerung her, aber von ihrer Lei-
    stungsfähigkeit, ihrer Freiheit und von ihren festen de-
    mokratischen Grundlagen her.

    Mit der Stärkung der NATO wird immer die Stärkung
    dieser Grundlagen verbunden sein; denn die militäri-
    schen, die sicherheitspolitischen Belange sind nicht von
    den freiheitlichen und stabilen demokratischen Grundla-
    gen zu trennen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bundesminister Rudolf Scharping






    (A) (C)



    (B) (D)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile dem
Fraktionsvorsitzenden der F.D.P., dem Kollegen Wolf-
gang Gerhardt, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Gerhardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident!
    Meine Damen und Herren! Am Vorabend der Vertrags-
    unterzeichnung des Nordatlantikpaktes, am 3. April
    1949, hatte der amerikanische Präsident Truman die
    Außenminister Kanadas und Westeuropas zu sich gebe-
    ten und ihnen eindringlich erklärt, daß jede alliierte
    Politik, die dem deutschen Wiederaufbau keinen hinrei-
    chenden Spielraum lasse, diese Nation in die Arme der
    UdSSR treiben könne, und zu einer Politik ermutigt, die
    den deutschen wirtschaftlichen Wiederaufbau möglich
    macht, die Entwicklung demokratischer Institutionen
    beschleunigt und die alten – so will ich es jetzt ausdrük-
    ken – sowjetischen Absichten aktiv bekämpft.

    Am nächsten Tag wurde dieser Vertrag von
    12 Gründungsstaaten unterzeichnet. Freiheit, gemeinsa-
    mes Erbe, Zivilisation, Grundsätze der Demokratie,
    Freiheit der Person, Herrschaft des Rechts – das waren
    die Grundzüge, auch die Entschlossenheit, sich für diese
    einzusetzen.

    Ich erwähne dies, weil – im wahrsten Sinne des
    Wortes – am Vorabend deutlich geworden ist, was das
    Bündnis für uns bedeutet. Dieses Bündnis hat eine ge-
    waltige erzieherische Wirkung auf billigen Nationalis-
    mus gehabt. Es hat eine Renationalisierung der Si-
    cherheits- und Außenpolitik verhindert und damit den
    Grundstein für unsere heutigen Chancen gelegt.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das bedeutet für uns Deutsche mehr als für manch ande-
    ren europäischen Nachbarn; denn durch dieses Bündnis
    ist aus unserem Land, einem Land der Geschlagenen,
    wieder ein Land mit Gewicht und Vertrauen geworden.
    Wir unterschätzen das heute.

    Im übrigen erfolgte mit diesem Bündnis die deutsche
    Vereinigung. Es ist bemerkenswert, daß die deutsche
    Vereinigung im wesentlichen im Zeichen dieses Bünd-
    nisses, der europäischen und internationalen Orientie-
    rung Deutschlands, vor sich gegangen ist, auch im Zei-
    chen des Grundgesetzes. Der tiefste Bruch im Osten
    wurde mit der höchsten Beständigkeit im Westen ver-
    bunden. Das ist sehr bedeutsam.

    Vorhin hat der Kollege Rühe die Frage gestellt – dar-
    auf darf man in einer solchen Debatte ruhig rekurrieren –,
    wer in bestimmten Phasen auf der Straße war und auf der
    Straße sein würde. Wer so redet, wie wir es heute alle ge-
    tan haben – das sage ich an alle politischen Grundrichtun-
    gen gewandt –, der kann eigentlich für nichts anderes auf
    die Straße gehen als für die zutiefst historische Erkennt-
    nis, daß mit diesem Bündnis unsere Werteordnung kon-
    stituiert und gesichert worden ist.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Allen, die das in Zweifel ziehen, müssen wir entgegen-
    treten. Es geht nicht um die Bündnis- und Außenpolitik

    Deutschlands; das ist für uns Staatsräson. Daran hat sich
    nach der Vereinigung unseres Landes nichts geändert.

    Das Bündnis hat im übrigen Beständigkeit im Wandel
    bewiesen. Auf dem Gipfel von Rom im Jahr 1991 wur-
    de quasi eine neue NATO proklamiert. Alle Staaten
    waren sich völlig im klaren, daß die Strukturen des
    Bündnisses geändert werden müssen, daß ein Euro-
    Atlantischer Partnerschaftsrat auf den Weg gebracht
    werden muß, daß das Prinzip der kooperativen Sicher-
    heit hinzugefügt werden muß, daß es einen NATO-
    Rußland-Rat, eine NATO-Ukraine-Kommission, eine
    „Charta über eine besondere Partnerschaft“ geben muß.
    Jedem ist dies klar.

    Wir müssen die Anstrengung unternehmen – alle Ab-
    geordnete aus allen Fraktionen –, der nachfolgenden
    jungen Generation deutlich zu machen, daß dies ein un-
    verzichtbarer Pfeiler der deutschen Politik ist; er ist un-
    verrückbar.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Polen, die Tschechische Republik, Ungarn – Länder, die
    sich nach Sicherheit gesehnt haben und die keinen
    Rückfall mehr wollten, sind heute unsere Partner.

    Wahr ist aber auch: Heute, im Jubiläumsjahr, befindet
    sich das Bündnis ganz eindeutig in der schwierigsten
    Phase, seit es besteht. Es ist auch wahr, daß dann, wenn
    wir scheiterten, nicht nur die Glaubwürdigkeit der
    NATO verloren wäre, sondern auch die Folgen für die
    gesamte globale Stabilität unübersehbar wären. Es geht
    jetzt um mehr als nur um eine regional begrenzte Pro-
    blemlösung, die schon längst nicht mehr den Erforder-
    nissen gerecht wird. Es geht um eine schwere Prüfung
    der NATO. Die NATO muß sich im wahrsten Sinne des
    Wortes vergewissern. Freiheit und andere zivilisatorisch
    unverzichtbare Errungenschaften sind zweifelsfrei
    Grundwerte, die sie verteidigen muß. Die humanitäre
    Hilfe und das Abwehren einer humanitären Kata-
    strophe sind die Ziele, die jedermann klar vor Augen
    hat.

    Die Mittel, die dafür eingesetzt werden, sind die der
    Ultima ratio. Über ihren Einsatz wird nach langen Ver-
    handlungen und nach offenen Diskussionen in demo-
    kratischen Gesellschaften entschieden. Aber man muß
    auch offen ansprechen: Wer sich selbst vergewissern
    will, wer die Notwendigkeiten zum Handeln sieht, wer
    weiß, daß im Falle des Nichthandelns die Folgen für die
    globale Stabilität und auch für die amerikanische Füh-
    rungsmacht unabsehbar wären, der darf keinen Moment
    daran zweifeln – to whom it may concern –, im Rahmen
    des Selbstvergewisserungsprozesses den Partnern in der
    NATO und der EU mitzuteilen, daß über solche Einsätze
    nicht nur fünf Minuten debattiert werden kann. Man
    muß auch klarmachen, daß ein umfassendes Handels-
    embargo notwendig ist, wenn man Soldaten in einen
    Krieg schickt, und daß es unvertretbar ist, mit dem Hin-
    weis auf ökonomische Interessen gleichzeitig weiterhin
    Öl zu liefern. Die Bundesregierung muß das mit aller
    Emotionalität auch sagen dürfen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Kein NATO-Mitgliedsland kann rechtfertigen, Güter
    außerhalb der humanitären und medizinischen Erforder-
    nisse nach Jugoslawien zu liefern, die den Zielen, für die
    die NATO eintritt, nämlich die Verhinderung einer hu-
    manitären Katastrophe, zuwiderlaufen.

    Es ist für uns unbestreitbar, daß die westliche Füh-
    rungsmacht, die Vereinigten Staaten, nicht nur für die
    heutige demokratische Stabilität, sondern auch für den
    wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes viel getan hat.
    Für die Freien Demokraten muß ich das nicht wieder-
    holen. Uns ist völlig klar, daß die Führungsmacht der
    Vereinigten Staaten – dies haben nahezu alle Krisen ge-
    zeigt; auch wenn es manchmal Fehleinschätzungen der
    amerikanischen Administration gab – notwendig ist und
    ihre Präsenz in Europa unverzichtbar ist.

    Das liegt im übrigen auch im Interesse der amerikani-
    schen Gesellschaft. Je weiter man dort in den mittleren
    Westen kommt, desto geringer sind die Kenntnisse über
    die europäische Situation. Die Präsenz der Vereinigten
    Staaten und ihrer Gesellschaft in Europa durch Soldaten
    ist auch deshalb erforderlich, damit sich die Amerikaner
    immer selber ein Bild über Europa machen können und
    nicht nur auf die Informationen der Zeitungen an der
    Ostküste angewiesen sind. Es geht also um viel mehr als
    nur um die Präsenz von Soldaten.

    Aber – auch das sei gesagt – es kann keinen Automa-
    tismus beim Einsatz militärischer Mittel geben, den
    die NATO in Gang setzt, nur weil ihn die amerikanische
    Führungsmacht für notwendig erachtet. Militärische
    Mittel müssen im Konsens der gesamten NATO-
    Gemeinschaft eingesetzt werden, nicht durch Automa-
    tismen, die die Administration des größten Bündnispart-
    ners irgendwann auslösen kann.

    Damit muß auch die parlamentarische Mandatie-
    rung klar sein, und zwar im engeren Sinne als bei vielen
    anderen Fragen, die wir hier erörtern. Das geschieht
    nicht auf Grund eines grundsätzlichen Mißtrauens, son-
    dern aus der Verantwortung für die deutschen Soldaten
    heraus. Die Mandatierung sollte im übrigen auch für
    humanitäre Einsätze vorgeschrieben werden, damit die
    Soldaten und ihre Familien immer die Sicherheit haben,
    daß das deutsche Parlament den Einsatz für richtig hält.
    Vorsichtig zu sein ist politisch besser.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Nach Meldungen, die heute morgen über den Ticker
    kamen, berichtet die „Washington Post“, Generalsekre-
    tär Solana habe gefordert, daß sämtliche Optionen auf
    dem Tisch liegen müßten, bevor man über den Einsatz
    von Bodentruppen im Kosovo entscheiden könne.
    Sämtliche Optionen liegen immer auf dem Tisch. Aber
    es darf trotzdem kein Automatismus entstehen: Das
    Parlament der Bundesrepublik darf nicht mit der Be-
    gründung, daß sämtliche Optionen auf dem Tisch gele-
    gen hätten, in eine Entscheidungssituation kommen, in
    der es über eine bestimmte Option gar nicht mehr be-
    schließen könnte. Ich lege Wert darauf, daß die Parla-
    mente der Mitgliedstaaten der NATO Optionen legiti-
    mieren, niemand anders. Optionen dürfen nicht durch

    einen Automatismus in irgendwelchen Stäben zu Be-
    schlüssen werden.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir alle wissen – der Bundeskanzler, der Verteidi-
    gungsminister und der Kollege Rühe haben es ausge-
    drückt –, daß ohne Rußland eine politische Lösung des
    Kosovo-Konflikts nicht zu erreichen sein wird. Wenn
    wir den Vorabend der NATO-Gründung, den 3. April
    1949, betrachten, als es darum ging, Deutschland nicht
    in die Arme der UdSSR zu treiben, dann sehen wir
    deutliche Unterschiede zum Jubiläumsjahr. Die alte Fra-
    ge hat sich aufgelöst. Die Frage an die NATO heißt
    heute, ob sie in Kenntnis des Erfordernisses einer politi-
    schen Lösung nach zwischenzeitlichem Einsatz militäri-
    scher Mittel zu einer Initiative findet, die Rußland ein
    Stück Handlungsspielraum gibt, so daß es zur Problem-
    lösung beitragen kann. Wir müssen daran ein großes In-
    teresse haben; an einer Sicherheitspartnerschaft mit
    Rußland – das macht das Jubiläumsjahr überdeutlich –
    führt kein Weg vorbei.

    Das wird nicht allein die NATO erreichen können.
    Dazu brauchen wir ein Zusammenspiel aller euro-
    atlantischen Institutionen. Die deutsche Ratspräsident-
    schaft – der Bundeskanzler drückte es in der Regie-
    rungserklärung aus – weiß das. Sie ist sich dieser Auf-
    gabenstellung bewußt.

    Ich muß allerdings auch mit Blick auf die letzte De-
    batte feststellen, daß mir die aktiven Schritte nicht so
    recht deutlich werden, nachdem in vielen Zeitungen der
    Fischer-Plan publiziert worden war. Rückblickend auf
    die Debatte in der letzten Plenarwoche hatte ich den
    Eindruck, jetzt bespricht der Bundeskanzler die Vor-
    schläge des Bundesaußenministers mit den europäischen
    Regierungschefs. Zu meiner Verwunderung ist das dort
    aber anscheinend nicht erörtert worden. Es gab lediglich
    die sehr zurückhaltende Erklärung der NATO, es han-
    dele sich um einen Diskussionsvorschlag, über den noch
    nicht gesprochen worden sei. Auch die amerikanische
    Seite erklärte sich, soweit man es den Zeitungen ent-
    nehmen konnte, äußerst zurückhaltend zu einem Diskus-
    sionsbeitrag, der in der westdeutschen Blätterlandschaft
    hingegen als von Kofi Annan abgesegnet – das meine
    ich jetzt gar nicht abträglich – dargestellt wurde.

    Ich hatte den Eindruck, Grundlage des Fischer-Plans
    sei mindestens ein Kabinettsbeschluß. Der Bundes-
    kanzler erklärte aber, es sei ein begrüßenswerter Vorstoß
    des Außenministers. Das soll mir nun alles recht sein,
    nur möchte ich endlich einmal wissen, wann sozusagen
    Butter bei die Fische kommt.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wie will die Bundesregierung damit jetzt weiter um-

    gehen? Wenn Sie morgen zu dem Jubiläumstreffen rei-
    sen, kann hinterher nicht wieder eine Erklärung abgege-
    ben werden, wie wir sie nach dem Treffen der europäi-
    schen Regierungschefs entgegennehmen mußten: Es ist
    nicht besprochen worden. Gerade weil zwischen uns und
    der amerikanischen Führungsmacht überhaupt keine
    Zweifel an der beiderseitigen Zuverlässigkeit auftreten,

    Dr. Wolfgang Gerhardt






    (A) (C)



    (B) (D)


    ist es unser legitimes Recht als NATO-Mitgliedsland,
    das die EU-Ratspräsidentschaft in dieser schwierigen
    Situation mit einsetzen kann, der amerikanischen Füh-
    rungsmacht und den anderen NATO-Verbündeten mit
    aller Kraft deutlich zu machen, daß sich nach unserer
    Überzeugung jetzt folgende Fragen stellen: Was ge-
    schieht außerhalb der täglichen Briefings? Welche poli-
    tischen Lösungen stellt man sich am Ende auch nach
    einer Einbindung Rußlands vor? Wie beurteilt man die
    heutigen Chancen, politische Lösungen zu erreichen?
    Wie konkret werden Konzepte, die über einen Waffen-
    stillstand hinausreichen, mit anderen weiter erörtert?

    Es muß ja jedermann folgendes klar sein: Je länger
    militärische Aktionen andauern, desto notwendiger wird
    es, dann auch wieder vornehmlich politisch zu agieren.
    Dafür genügt mir die Publikation der Fischer-
    Vorschläge in deutschen Zeitungen allein nicht.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich will etwas über die späteren politischen Ver-

    handlungen erfahren. Das sage ich nicht als Vorwurf,
    sondern deswegen, weil ich nicht so viele Gespräche mit
    namhaften Staatsmännern führen kann, wie es der Bun-
    deskanzler und der Außenminister tun; ich sage nur, daß
    es mir nicht deutlich wird. Es gehört gerade zum Cha-
    rakterbild des Bündnisses, zwar ein kollektives Sicher-
    heitsbündnis zu sein, aber immer die militärischen Mit-
    tel als Ultima ratio zu sehen und in erster Linie über In-
    strumente zu verfügen, die es dem Bündnis erlauben, zu
    politischen Problemlösungen zu kommen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Dieser Charakter des Sicherheitsbündnisses muß jetzt

    ausgefüllt werden. Das Bündnis muß seine Fähigkeit
    unter Beweis stellen, wieder mehr zu politischen Pro-
    blemlösungen zu kommen. Wir streiten hier nicht dar-
    über, ob meine Aufforderung an Sie, Ihre Position be-
    züglich politischer Problemlösungen mehr in Verhand-
    lungen als auf Pressekonferenzen deutlich zu machen,
    unbillig ist, nur weil ich Ihnen nicht zutrauen würde, daß
    Sie nicht die gleiche Blickrichtung haben. Über diesen
    Punkt streiten wir hier nicht. Ich bin überzeugt, daß auch
    Sie am Ende die Notwendigkeit politischer Problemlö-
    sungen sehen.


    (Markus Meckel [SPD]: Absurd!)

    – Auch in einer solchen Debatte darf die Opposition
    deutlich machen, daß ihr die Publikation des Plans nicht
    reicht, wenn sich dahinter nicht festgefügte Verhand-
    lungspositionen verbergen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir sollten in diesen Diskussionen nicht den Eindruck
    erwecken, als seien die anderen sozusagen die Päpste,
    aber wir dürften uns nicht kritisch zu Ihren Vorschlägen
    äußern. Überhaupt können Sie von Glück sprechen, daß
    Sie es mit einer solchen Opposition zu tun haben! Das
    will ich einmal deutlich sagen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Mein Gott!)


    Ich will, daß sich in der jetzigen Situation der deut-
    sche Beitrag nicht auf die innenpolitische Bedeutung be-
    schränkt, nämlich den einen Koalitionspartner bei der
    Stange zu halten. Ich will, daß der Vorschlag in den ent-
    sprechenden NATO-Gremien mit der vollen Unterstüt-
    zung der gesamten Bundesregierung vorangetrieben
    wird. Das ist der entscheidende Punkt, der beachtet wer-
    den muß.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ich will die Fraktion der SPD ansprechen:

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Die ist doch gar nicht da! Die interessiert sich doch gar nicht dafür!)


    Sie könnten mit verschiedenen Abschnitten der frühen
    Nachkriegspolitik der Bundesrepublik Deutschland,
    auch wenn wir damals über verschiedene Punkte streitig
    diskutiert haben, durchaus Ihren parteipolitischen Frie-
    den machen. Heute muß jeder anerkennen, daß der erste
    Schritt der Nachkriegspolitik unter Konrad Adenauer
    nicht falsch, sondern unverzichtbar notwendig und rich-
    tig war. Umgekehrt könnten viele aus der Union mehr
    oder weniger leichten Herzens sagen: Ja, wir sind nicht
    gerne aus der Regierung ausgeschieden, aber wir müs-
    sen zugeben, es war wohl richtig, daß die Regierung
    unter Brandt und Scheel Schritte in Richtung Osteuropa
    unternommen hat, um so dem deutschen Volk über die
    Tabuschwelle der Oder-Neiße-Linie hinwegzuhelfen.


    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Da hat er recht!)


    Heute müßten die Grünen eigentlich sagen: Das Ein-
    treten für die Ziele, für die wir während der Entstehung
    der grünen Bewegung auf die Straße gegangen sind, hat
    darunter gelitten, daß die Stabilitätsgesichtspunkte der
    Nachkriegsgeschichte und die Staatsräson der Bundes-
    republik Deutschland nicht beachtet wurden; unser Blick
    war nicht durch die tiefen Erkenntnisse aus der deut-
    schen Geschichte geprägt, die sich nie mehr wiederholen
    darf.

    Wir haben heute die Chance, die von mir skizzierte
    Politik umzusetzen. Deshalb sind wir selbstbewußt ge-
    nug, die Bundesregierung aufzufordern, im Rahmen die-
    ses Konsens nachdrücklich auf eine konzeptionelle Lö-
    sung zu drängen und keine Hemmungen zu haben, ent-
    sprechende Vorschläge unseren NATO-Partnern zu un-
    terbreiten. Als gleichberechtigter Partner in einem
    Bündnis müssen wir der amerikanischen Führungsmacht
    vorgreiflich deutlich machen, daß es für uns bei allen
    strategischen Überlegungen keinen Automatismus geben
    kann, weil die deutsche Nation, die militärische Ent-
    scheidungen im Hinblick auf diese Region mittragen
    muß, die Geschichte anders zu bewerten hat, als dies
    unter kühlen administrativen Gesichtspunkten der Fall
    ist. Dies muß vorgreiflich gesagt werden, damit wir
    nicht irgendwann von Vorschlägen militärischer Stäbe
    überrascht werden, die wir dann politisch nicht mehr
    diskutieren können. Darum geht es uns.


    (Anhaltender Beifall bei der F.D.P. – Beifall bei der CDU/CSU)


    Dr. Wolfgang Gerhardt






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