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ID1403300400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/33 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 33. Sitzung Berlin, Montag, den 19. April 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: Rede des Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse ............................................ 2663 A Tagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers Vollendung der Einheit Deutschlands Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2668 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 2674 B Dr. Peter Struck SPD ....................................... 2678 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 2681 A Werner Schulz (Leipzig) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2683 C Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 2686 C Dr. Manfred Stolpe, Ministerpräsident (Bran- denburg) ........................................................... 2688 A Michael Glos CDU/CSU.................................. 2689 D Sabine Kaspereit SPD ...................................... 2691 C Eberhard Diepgen, Reg. Bürgermeister (Berlin) 2693 B Nächste Sitzung................................................ 2695 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 2696 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Montag, den 19. April 1999 2663 (A) (C) (B) (D) 33. Sitzung Berlin, Montag, den 19. April 1999 Beginn: 12.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Reg. Bürgermeister Eberhard Diepgen (Berlin) 2696 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Montag, den 19. April 1999 2696 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bachmaier, Hermann SPD 19.4.99 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.4.99 Beer, Angelika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.4.99 Belle, Meinrad CDU/CSU 19.4.99 Bohl, Friedrich CDU/CSU 19.4.99 Bühler (Bruchsaal), Klaus CDU/CSU 19.4.99* Diller, Karl SPD 19.4.99 Dr. Eid, Ursula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.4.99 Dr. Fuchs, Ruth PDS 19.4.99 Großmann, Achim SPD 19.4.99 Hagemann, Klaus SPD 19.4.99 Hampel, Manfred SPD 19.4.99 Hasenfratz, Klaus SPD 19.4.99 Hempelmann, Rolf SPD 19.4.99** Ibrügger, Lothar SPD 19.4.99 Dr. Jens, Uwe SPD 19.4.99 Kolbow, Walter SPD 19.4.99 Koschyk, Hartmut CSU/CSU 19.4.99 Kröning, Volker SPD 19.4.99 Lehn, Waltraud SPD 19.4.99 Dr. Lucyga, Christine SPD 19.4.99* Maaß (Wilhelmshaven), Erich CDU/CSU 19.4.99 Mark, Lothar SPD 19.4.99 Metzger, Oswald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.4.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Moosbauer, Christoph SPD 19.4.99 Mosdorf, Siegmar SPD 19.4.99 Müller (Berlin), Walter PDS 19.4.99 Neumann (Gotha), Gerhard SPD 19.4.99** Dr. Niese, Rolf SPD 19.4.99 Raidel, Hans CDU/CSU 19.4.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 19.4.99 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 19.4.99 Scharping, Rudolf SPD 19.4.99 Scheu, Gerhard CDU/CSU 19.4.99 Schöler, Walter SPD 19.4.99 Schösser, Fritz SPD 19.4.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 19.4.99 Schurer, Ewald SPD 19.4.99 Seidenthal, Bodo SPD 19.4.99 Steen, Antje-Marie SPD 19.4.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 19.4.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 19.4.99 Titze-Stecher, Uta SPD 19.4.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.4.99 Urbaniak, Hans-Eberhard SPD 19.4.99 Vaatz, Arnold CDU/CSU 19.4.99 Wagner, Hans Georg SPD 19.4.99 Dr. Wegner, Konstanze SPD 19.4.99 Weißgerber, Gunter SPD 19.4.99 Willner, Gert CDU/CSU 19.4.99 –––––––– * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Ver-sammlung des Europarates** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsi-
    dent! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wer sich
    mit dem Umzug von Bonn nach Berlin beschäftigt hat,

    für den ist heute gewiß ein bewegender Tag. Deswegen
    gestatten Sie mir die persönliche Bemerkung: Die Tatsa-
    che, daß wir als deutsches Parlament heute in der deut-
    schen Hauptstadt unsere Arbeit aufnehmen können, hat
    viele Gründe. Viele haben daran mitgewirkt, aber einer
    vielleicht doch mehr als andere. Deswegen möchte ich
    zu Beginn meiner Rede Helmut Kohl herzlich danken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ohne sein Festhalten daran, daß die deutsche Frage
    offenblieb, solange das Brandenburger Tor zu war – die-
    se Worte stammen von jemand anderem; aber das war
    die Politik –, und ohne das entschlossene und zugleich
    maßvolle und beherrschte Nutzen der Chance, als die
    Geschichte sie bot, wären wir heute nicht hier.

    Zehn Jahre nach dem Fall der Mauer endet jetzt eine
    Phase, die den Übergang von der Teilung zur Einheit
    markiert, 50 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes,
    50 Jahre nach Entstehen der zwei Staaten in Deutsch-
    land, das vor zehn Jahren wiedervereinigt wurde. Ausge-
    rechnet in diesen Wochen ist Deutschland im Kosovo
    erstmals seit dem zweiten Weltkrieg an anhaltenden
    militärischen Kampfaktionen beteiligt. Das ist viel auf
    einmal und deshalb Grund genug, sich zu vergewissern,
    wo wir stehen, welches die Fundamente sind, wohin wir
    gehen und wie wir die Welt sehen, in der wir leben
    wollen.

    Von diesem Jahr 1999, seinen vielfältigen wider-
    sprüchlichen Gedenktagen – vom Goethe-Jahr bis zum
    60. Jahrestag des Beginns des zweiten Weltkrieges –
    und der Art, wie wir damit umgehen, hängt viel ab, ver-
    ehrte Kolleginnen und Kollegen, wie unser vereintes
    Deutschland an der Schwelle des neuen Jahrhunderts die
    Wunden des alten überwindet und Grundlagen für das
    neue findet, um Zukunft zu gestalten.

    Wenn wir nach der Vollendung der Einheit Deutsch-
    lands fragen, dann müssen wir uns der Grundlagen unse-
    rer nationalen Gemeinschaft vergewissern. Mir scheint,
    daß, unbeschadet aller definitorischen Bemühungen, die
    ja ganze Bibliotheken füllen, jedenfalls gemeinsame
    Erinnerungen und der Wille zur gemeinsamen Zukunft
    dafür unverzichtbar sind – Erinnerung und Zukunft, also
    die Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

    Um die Zukunft zu gewinnen, müssen wir unser Ver-
    hältnis zur Geschichte immer wieder neu klären. Das ist
    Luther, das ist Goethe, das ist Bismarck, aber es ist eben
    auch und vor allem die Geschichte dieses Jahrhunderts:
    die Katastrophen zweier Weltkriege, die Tragödie einer
    gescheiterten Republik, das Grauen der Nazibarbarei,
    das den Namen Auschwitz trägt. Zu diesem Jahrhundert
    gehören die 40 Jahre der Teilung und die dann doch
    noch erfolgte Rückgewinnung der Einheit in Freiheit.
    Auch die Mahnmaldebatte, die wir jetzt im Parlament zu
    einem Abschluß bringen müssen, ragt sperrig, aber not-
    wendig in das Jahr der Gedenktage 1999 hinein.

    Es ist unsere gemeinsame Geschichte, und das war
    sie auch in der Zeit der Teilung. Aber was so leicht ge-
    sagt ist, erfordert doch manches: Was wissen die West-
    deutschen schon von den 40 Jahren DDR? Wenn wir uns

    Bundeskanzler Gerhard Schröder






    (A) (C)



    (B) (D)


    zur Gemeinsamkeit der Geschichte auch in der Zeit der
    Teilung bekennen, dann heißt das zuerst, daß wir sie
    überhaupt kennen – kennen wollen, kennenlernen. Da
    haben die Westdeutschen vielleicht Nachholbedarf. Die
    Deutschen in der DDR wußten vom Leben im Westen
    mehr – nicht das, was im Zerrbild der SED-Propaganda
    ausgemalt wurde, sondern eher durch das Westfernse-
    hen, durch die Zunahme von Westreisen, vor allem in
    den 80er Jahren. Aber sie wußten letztlich vor allem
    deshalb etwas, weil sie Interesse daran hatten, wie es
    wohl im Westen sein mochte.

    Aber auch Hitler und Auschwitz sind gemeinsame
    Vergangenheit. Da haben die Ostdeutschen vielleicht
    Nachholbedarf, weil die Kommunisten unter der zuneh-
    mend wohlfeilen Formel des Antifaschismus die Ver-
    antwortung für diesen Teil unserer Geschichte bequem
    auf den Westen abschoben. Beethoven, Goethe, selbst
    Luther, Bismarck und Friedrich der Große – das war
    auch den DDR-Offiziellen deutsche Geschichte. Bloß
    Hitler, den ließ man den Westdeutschen allein.

    Vielleicht sind wir am Ende dieses Jahrhunderts eher
    bereit, dazuzulernen, wenn wir uns klarmachen, daß wir
    eben alle Nachholbedarf haben. Wenn wir uns um die
    ganze Geschichte bemühen, dann dürfen wir auch den
    deutschen Osten und sein Erbe – Flucht und Vertrei-
    bung, bis zu den Sudetendeutschen und den Rußland-
    deutschen – nicht vergessen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die durch diese gut 40 Jahre, bis 1989, zweigeteilte

    Geschichte erklärt für mich viel von den Verletzungen,
    die als Folge von Teilung und Diktatur auch zehn Jahre
    danach spürbar geblieben sind, ja, die zum Teil erst in
    den vergangenen zehn Jahren entstanden sind oder ver-
    stärkt wurden: „Besser-Wessis“ und „Jammer-Ossis“ –
    satirisch gemeint, aber in ihrer Begrifflichkeit und in
    dem, was sie beschreiben, Quellen neuer Verletzungen.

    Fremdheit und signifikante Einstellungsunterschiede,
    etwa zu grundlegenden Positionen der sozialen Markt-
    wirtschaft, wie Demoskopen belegen, aber auch zu
    Grundfragen der politischen Ausrichtung unserer Bun-
    desrepublik Deutschland, von der europäischen Eini-
    gung einschließlich der Osterweiterung bis zu den
    NATO-Aktionen im Kosovo; Verletzungen durch die ju-
    ristische und bürokratische Aufarbeitung der Teilung,
    von den Strafverfahren bis zu den Eigentumsfragen, von
    Entschädigungsregelungen bis zur Anerkennung von
    Bildungsabschlüssen – immer lauert dahinter das Bild,
    daß die Wende im Ergebnis Sieger und Besiegte hatte.

    Zugegeben, soweit es bis 1989 einen Wettlauf der
    Systeme gab, so weit hat in der Tat die Freiheitsordnung
    von Grundgesetz und sozialer Marktwirtschaft gesiegt.
    Aber deswegen sind die Ostdeutschen nicht die Besieg-
    ten. Sie wollten Freiheit und Demokratie, auch soziale
    Marktwirtschaft – und die dadurch gegebenen besseren
    Chancen für Wohlstand – und soziale Sicherheit. Sie
    wollten ja gerade das DDR-System loswerden. Also sind
    sie nicht Besiegte, sondern Sieger.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Vielleicht rührt das falsche Bild von den Siegern und
    Besiegten, das in manchem Herzen nagt und neue Di-
    stanz schafft, daher, daß viele, zu viele das Gefühl ha-
    ben, ihr Leben in diesen Jahrzehnten vor 1989 sei nichts
    mehr wert, sei vergeblich gewesen. Das wird übrigens
    ausgerechnet noch von denjenigen politisch ausgebeutet,
    die die Hauptverantwortung für das System vor 1989
    trugen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Darüber müssen wir uns Rechenschaft ablegen: Auch
    die Deutschen, die in der DDR lebten, haben ihre Le-
    bensleistung, auf die sie genausoviel oder genausowenig
    stolz sein wollen und können wie andere im Westen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Erfolge des Systems gab es, vom Sport einmal abge-
    sehen, in der DDR wenig. Das hat ja auch die verfas-
    sungspolitische Debatte über Bewahrenswertes aus
    DDR-Zeiten im Zuge der Herstellung der staatlichen
    Einheit 1990 so eigenartig unkonkret gemacht. Aber die
    Lebensleistung der Menschen, die zum Beispiel unter
    ungleich schwierigeren Bedingungen als im Westen –
    mit Reparationen an die Sowjetunion statt mit Marshall-
    plan-Hilfe, ohne Demokratie und mit einem Effizienz
    und Leistung eher unterdrückenden stupiden bürokrati-
    schen Zentralismus – ihre Heimat doch auch wieder
    aufgebaut haben, bleibt unberührt von der Erfolglosig-
    keit und dem Zynismus des Systems, in dem sie leben
    mußten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie mußten unter der Kuratel eines repressiven und

    totalen Überwachungsstaats Mitmenschlichkeit, Nähe
    und Anstand leben, und sie haben es getan. Sie haben es
    mit ansehen und miterleben müssen, als 1953 ein frei-
    heitlicher Aufstand blutig niedergeschlagen wurde, und
    1968 haben die Menschen in der damaligen DDR nach
    dem Prager Frühling und seiner brutalen Niederschla-
    gung den Mut nicht verloren, sondern ein neues Ver-
    ständnis für Bürgerrechte entwickelt und damit ihren
    Anteil daran, daß der Helsinki-Prozeß möglich wurde
    und Erfolg hatte.

    Aber Lebensleistung, die keinem genommen werden
    darf, schuf eben nicht Identität in und mit der DDR –
    was vielleicht erklären könnte, daß in der DDR sogar
    das Gefühl für die Bewahrung unserer deutschen Natio-
    nalkultur lebendiger, verbreiteter blieb als teilweise im
    Westen. Es entstand eben keine DDR-Identität, und die
    SED-Machthaber wußten das übrigens viel besser als
    manche linken Anpasser im Westen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie wußten genau, daß sie die gesamtdeutsche Identität
    nicht würden ausrotten können. Deswegen haben sie
    auch Gorbatschow von vornherein so mißtraut, und in
    dem Mißtrauen hatten sie recht: Das mußte das System
    beseitigen. Schlecht war es trotzdem nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Dr. Wolfgang Schäuble






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Daraus ergibt sich die Lehre: Ohne Freiheit entstehen
    Identität, Zugehörigkeit nicht; und – wie wir im ehema-
    ligen Jugoslawien grausam studieren müssen – Toleranz
    eben auch nicht. Die Freiheit markiert den entscheiden-
    den Unterschied in diesen 40 Jahren bis zum Fall der
    Mauer. Deshalb war die Freiheit, wie Bundeskanzler
    Helmut Kohl einst im Bericht zur Lage der Nation im
    geteilten Deutschland sagte, der Kern der deutschen
    Frage. Weil alle die Freiheit wollten, gab es 1989 nur
    Sieger, und auch weil wir uns alle die Freiheit nicht al-
    lein und nicht nur durch eigene Leistung erworben ha-
    ben, sondern sie zum Teil eben auch geschenkt bekamen
    – im Westen zuerst durch die Wertegemeinschaft der
    freiheitlichen Demokratien und im Osten dann durch das
    Offenhalten der deutschen Frage und den Wunsch Euro-
    pas, seine Teilung zu überwinden, so daß die Menschen
    überall in Europa in Freiheit leben könnten –, gibt es
    weder Sieger noch Besiegte. Es gibt auch keinen Grund
    – für niemanden in Deutschland –, Dankbarkeit einzu-
    fordern oder sie zu schulden für die gemeinsame Arbeit,
    Teilung und Unfreiheit als Last unserer Geschichte zu
    überwinden. Bei dieser Arbeit haben wir gemeinsam Er-
    folg gehabt.

    Für die Freiheit steht als Symbol der Reichstag. Für
    die Freiheit, Herr Regierender Bürgermeister, steht Ber-
    lin.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD und der F.D.P.)


    Deshalb mußte für mich Berlin auch Sitz von Parlament
    und Regierung werden. Deshalb, Herr Präsident, habe
    ich übrigens bis heute nicht verstanden, warum wir die-
    ses Gebäude mit seiner demokratischen republikani-
    schen Tradition nicht mehr sollen Reichstag nennen dür-
    fen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der F.D.P. – Zuruf der Abg. Anke Fuchs [Köln] [SPD])


    – Ja, wir sind der Deutsche Bundestag. Wir haben auch
    schon im Wasserwerk getagt. Jetzt tagen wir im
    Reichstag. Belassen wir es also bei der gewohnten Be-
    zeichnung und schreiben wir keine andere vor.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Im Wasserwerk, Frau Vizepräsidentin, haben wir ent-
    schieden, daß wir künftig im Reichstag tagen. So ein-
    fach ist der Zusammenhang. Aber es ist immer der
    Deutsche Bundestag.

    Also, die Freiheit war entscheidend. Mit der Freiheit
    hängen – richtig verstanden – Solidarität und Gerechtig-
    keit untrennbar zusammen. Deshalb war das Grundge-
    setz und seine Ordnung das Maß der Dinge – vor dem
    Fall der Mauer gerade für die Menschen in der DDR und
    bei der Herstellung der staatlichen Einheit für uns alle.
    Das müssen wir uns immer wieder klarmachen, auch
    zehn Jahre danach. Vielleicht – nein, gewiß, verehrte
    Kolleginnen und Kollegen – haben wir auf diesem Weg
    beim Einigungsvertrag und bei seiner oft so bürokratisch
    und perfektionistisch wirkenden Umsetzung Fehler ge-
    macht. Aber lernen können wir noch immer. Da es 1989

    nicht Sieger und Besiegte gab, weil uns nach dem
    Zweiten Weltkrieg unterschiedliche Systeme auferlegt
    wurden und wir uns am Ende gemeinsam für die Freiheit
    entscheiden konnten, sollten wir bei der Aufarbeitung
    der Vergangenheit die Suche nach individueller Schuld
    nicht zu sehr in den Vordergrund stellen.

    Wir haben auch nicht nur Fehler gemacht. Wir haben
    gemeinsam auch viel erreicht. Darauf können und darauf
    sollten wir ein wenig stolz sein. Vielleicht ist das Wis-
    sen um das gemeinsam Geschaffene und Gelungene
    auch eine Vorkehr gegen zuviel Wehleidigkeit der Deut-
    schen am Ende dieses Jahrhunderts. Wir, verehrte Kol-
    leginnen und Kollegen, haben es nicht am schwersten
    auf dieser Welt. Andere beneiden uns eher.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Wir leben in größerem Wohlstand und in größerer so-
    zialer Sicherheit als die allermeisten Menschen auf die-
    ser Welt – auch in Europa. Das gilt auch für die Men-
    schen in den neuen Bundesländern – bei allen Proble-
    men und bei allen noch immer im Vergleich zu West-
    deutschland bestehenden Unterschieden und Nachteilen.
    Aber nichts ist für die Zukunft selbstverständlich.

    Die Welt verändert sich. Der Wandel der realen wirt-
    schaftlichen, sozialen und politischen Verhältnisse voll-
    zieht sich oft schneller und in gewaltigeren Dimensio-
    nen, als vielen lieb ist. Dem müssen wir uns stellen. Wer
    Bewährtes erhalten will, muß verändern – immer, heute
    aber vielleicht mehr als zu früheren Zeiten. Weil Wohl-
    stand eher zur Verteidigung von Besitzständen verleitet,
    stoßen Innovationen und Reformen auf viel Widerstand
    – im Westen übrigens stärker als im Osten, wo die Men-
    schen seit 1989 wahrhaft grundstürzende Veränderungen
    verkraften mußten. Aber an der Fähigkeit zu zukunfts-
    gestaltenden Strukturreformen entscheiden sich trotz al-
    ler Widerstände unsere Zukunftschancen. Der Arbeits-
    markt verändert sich durch technologische Entwicklung
    und Globalisierung rasant, und der Altersaufbau unserer
    Bevölkerung auch. Konsequenzen für Renten- und
    Krankenversicherung sind ebenso unausweichlich wie
    die Reform unserer Schulen und Hochschulen.

    Europäische Einigung ist die beste Vorsorge für das
    kommende Jahrhundert; aber auch sie fordert – wie wir
    beispielsweise bei der Währungsunion gesehen haben
    und bei der Osterweiterung noch sehen werden – immer
    wieder Mut zu Neuem. Wenn wir – auch unter dem Ge-
    sichtspunkt von Friedenssicherung und ökologischer
    Nachhaltigkeit – unseren Globus zunehmend als eine
    Welt begreifen, als eine Welt, in der Grenzen weniger
    trennen und Entfernungen schrumpfen, dann muß uns
    dies auch den Blick für globale Zusammenhänge und für
    die Unteilbarkeit unserer Verantwortung öffnen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Verunsicherung, Angst vor der Zukunft wäre die fal-
    sche Antwort. Offenheit als Chance begreifen, Gestal-
    tungsaufgaben als Herausforderung, Freude auf Neues,
    Neugier auf Künftiges – das kann man auch in diesem

    Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    wunderbar erneuerten Reichstag so empfinden –, das
    alles macht Mut zur Zukunft.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Basis dafür haben wir in unseren gemeinsamen

    Erinnerungen und in den Werten, die Grundlage frei-
    heitlichen Zusammenlebens sind. Sie sind unverzichtbar.
    Deswegen ist Verantwortung für die Geschichte so we-
    nig rückwärts gewandt wie das Eintreten für Grundwerte
    wie Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit, Menschen-
    würde und Toleranz oder auch das Eintreten für Ord-
    nungsprinzipien und Institutionen, die Werte vermitteln
    können, von der Familie bis zum Subsidiaritätsprinzip.
    Wer feste Wurzeln hat, kann weiter ausgreifen. Wer sich
    seines Fundaments gewiß ist, hat mehr Kraft zur Inno-
    vation, zur Veränderung. Das läßt Zukunft gestalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Ich sagte schon: Wir haben es nicht am schwersten
    auf dieser Welt – genauso wie wir nicht – und schon gar
    nicht auf Grund unserer Vergangenheit – ein Monopol
    auf Betroffenheit oder Sensibilität haben. Andere sind
    auch betroffen, und andere haben auch Sensibilität.

    Damit bin ich beim Zusammenhang von Frieden und
    Freiheit, auch bei der Unteilbarkeit von Frieden und
    Freiheit. Genau darum geht es im Kosovo.

    Wir haben vor ein paar Tagen in Bonn – und gewiß
    nicht zum letzten Mal – wieder über Völkerrecht, Inter-
    ventionsverbot und Universalität von Menschenrechten
    diskutiert. Wir werden damit lange nicht zu Ende sein.
    Entziehen können wir uns dieser Debatte nicht mehr.
    Den Konsequenzen müssen wir uns stellen.

    So ist unsere Bundesrepublik Deutschland mit der
    Wiedervereinigung auch erwachsen geworden. „Unein-
    geschränkt souverän“ nennt das der Staatsrechtler. Wer
    aber Rechte hat, hat auch Pflichten. Wir werden nicht
    mehr bevormundet, sondern sind Partner und tragen
    deshalb Verantwortung. Weder behütet noch bevormun-
    det – das bedeutet erwachsen sein.

    Das bedeutet zuerst, daß staatliche Machtentfaltung
    auch am Ende dieses Jahrhunderts notwendig bleibt, um
    friedliches, freiheitliches Zusammenleben zu sichern. Im
    Rechtsstaat haben wir eine verbindliche Rechtsordnung
    mit einer die Durchsetzung von Recht sichernden Ge-
    richtsbarkeit und staatlichem, auch rechtlich begrenztem
    Gewaltmonopol. International, weltweit, aber leider
    auch in Teilen Europas haben wir das noch nicht. Des-
    halb ist für Sicherheit, für Frieden und Freiheit Machtlo-
    sigkeit keine Tugend, sondern Verweigerung von Ver-
    antwortung.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das fällt uns Deutschen am Ende dieses Jahrhunderts

    nicht leicht. Aber die Erkenntnis und ihre Konsequenzen
    sind unausweichlich: staatliche Machtentfaltung, Durch-
    setzung von Regeln für politische, soziale und ökonomi-
    sche Sachverhalte und Prozesse. Das läßt sich allerdings
    nicht immer so perfektionistisch regeln, wie wir uns das
    in unserem – gelegentlich zur Hypertrophie neigenden –
    Rechtswegestaat manchmal angewöhnt haben. Das gilt

    bei Fragen, wie wir in Zeiten der Globalisierung soziale
    Sicherheit und Vollbeschäftigung wahren können, im
    Prinzip nicht anders als bei der Debatte um die völker-
    rechtlichen Grundlagen von NATO-Aktionen.

    Die Anerkennung von Realitäten, die Kraft des Fakti-
    schen, die etwa im Völkerrecht beim Interventionsverbot
    eine ganz entscheidende Rolle spielt, die stoßen sich mit
    manch grundsatzbewegter Rechthaberei, und sie sollten
    uns die Prozeßhaftigkeit – also die Veränderbarkeit –
    politischer, sozialer und wirtschaftlicher Sachverhalte
    und der Kriterien zu ihrer Beurteilung lehren.

    Das alles ist beunruhigend, unbequem. Aber es wird
    durch die Einsicht erleichtert, daß wir nicht mehr allein
    stehen, letztlich weder allein handeln können noch – vor
    allem – wollen.

    Natürlich ist auch Integration nicht immer bequem.
    Eigene Vorstellungen und Überzeugungen lassen sich
    nicht immer so ganz durchsetzen, und Kompromisse
    sind ebenso unvollkommen wie unausweichlich. Aber
    Integration vermeidet eben Isolierung. Im übrigen wirkt
    Integration auch der Gefahr dramatischer Irrwege entge-
    gen. Schwerfälligkeit von Entscheidungsprozessen ist
    dann insoweit immerhin auch Vorkehr gegen Übermut,
    so wie Trägheit, physikalisch betrachtet, eben auch sta-
    bilisiert.

    Militärische Gewaltanwendung bleibt als Ultima ratio
    zur Wahrung von Frieden, Freiheit und grundlegenden
    Menschenrechten unverzichtbar, solange wir internatio-
    nal eine verbindliche und durchsetzbare Rechtsordnung
    und ein Gewaltmonopol nicht haben. Niemals mehr al-
    lein – das ist die Lehre unserer Geschichte und zugleich
    unsere Chance an der Schwelle zum nächsten Jahrhun-
    dert.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Europäische Integration und atlantische Partnerschaft
    sind unsere feste Basis. Um sie zu erhalten, müssen wir
    selbst verläßliche Partner sein. Das beschreibt unsere
    Verantwortung: für uns und unsere Zukunft, für uns und
    für Europa.

    Besonders in den neuen Ländern tun sich manche
    unserer Mitbürger damit schwer – aber wer wollte das
    nicht verstehen? – wo man so lange nicht nur dem
    Zerrbild der Anti-NATO-Propaganda ausgesetzt war,
    sondern wo man vor allem auch unter zuviel staatlicher
    Machtentfaltung gelitten hat. Aber zuwenig ist so
    falsch wie zuviel. Demokratisch legitimierte, rechtlich
    kontrollierte und begrenzte staatliche Machtentfaltung
    bleibt notwendig, auch nach dem Zuviel der Diktatu-
    ren.

    Aber auch das gilt: Wegsehen hilft am Ende nieman-
    dem. Das wenigstens hat uns dieses Jahrhundert gelehrt.
    Andere haben nicht weggesehen. Deshalb leben wir
    heute in Frieden, Freiheit und Einheit. Das ist nicht we-
    nig, verehrte Kolleginnen und Kollegen, und gewiß ge-
    nug, um darauf eine neue Ernsthaftigkeit unseres Ver-
    ständnisses von politischen Prioritäten und Notwendig-
    keiten zu gründen.

    Dr. Wolfgang Schäuble






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Wenn wir den Zusammenhang von Freiheit, Solida-
    rität und Gerechtigkeit national, europäisch und weltweit
    begreifen, dann finden wir unsere Aufgaben, Aufgaben,
    über die wir an Einheit noch vollenden können, was bis-
    her unfertig geblieben ist und was uns hilft, die Wunden
    von Diktaturen und Teilung zu schließen und Verletzun-
    gen auszuheilen.

    Über unsere Aufgaben aus der Verantwortung für
    Frieden und Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität die
    Einheit vollenden, daran, verehrte Kolleginnen und
    Kollegen, läßt sich arbeiten: hier im Reichstag für
    Deutschland und für Europa.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Lieber Kollege
Schäuble, Sie haben mich in Ihrer Rede direkt angespro-
chen. Ich will deswegen etwas dazu sagen.

Sie werden vielleicht bemerkt haben, daß mir das
Wort „Reichstag“ in meiner Rede fließend über die Lip-
pen gekommen ist.


(Heiterkeit)

Aber ich glaube nicht, daß Sie mich dafür kritisieren

sollten, daß ich eine Kompromißformulierung des Älte-
stenrates als Parlamentspräsident öffentlich vertrete,
eine Kompromißformulierung zudem, der Sie persönlich
zugestimmt haben, Herr Kollege Schäuble.


(Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Hört! Hört!)

Im übrigen halte ich es für meine Pflicht als Parla-

mentspräsident, dafür einzutreten, daß der Name unseres
Parlaments, Bundestag, auch in Berlin eine Chance be-
kommt.


(Beifall bei der SPD)

Das Wort erteile ich nun dem Fraktionsvorsitzenden

der SPD-Fraktion, dem Kollegen Peter Struck.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Struck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Da-
    men und Herren! Ich glaube, die Frage, wie dieses Haus
    genannt werden wird, werden die Bürger entscheiden.
    Aber prinzipiell möchte ich Ihnen, Herr Präsident, sa-
    gen: Die SPD-Fraktion steht immer auf Ihrer Seite. Da
    können Sie ganz sicher sein.


    (Beifall bei der SPD)

    Das zweite, was ich sagen möchte: Heute ist ein

    besonderer Tag. Man merkt das an der etwas weihe-
    vollen Stimmung, die üblicherweise nicht im Deut-
    schen Bundestag herrscht. – Ich denke, das wird sich
    ändern. – Man merkt es übrigens auch an der Präsenz
    des Bundesrates, die in diesem Maße auch nicht üb-
    lich ist. Meine sehr verehrten Damen und Herren Mi-
    nisterpräsidenten, wenn Sie in Zukunft auch so zahl-
    reich dabeisein werden, dann werden wir uns alle sehr
    freuen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist gerade für uns Sozialdemokraten ein denkwür-
    diger Tag, für meine Fraktion in ganz besonderem Ma-
    ße; denn wir Sozialdemokraten kommen zurück – besser
    gesagt kehren zurück – in ein Haus, in dem unsere Par-
    tei, Fraktionen der SPD schon im letzten Jahrhundert für
    mehr Demokratie und für soziale Gerechtigkeit gestrit-
    ten haben, mit August Bebel an der Spitze.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dennoch kehren wir mit gemischten Gefühlen in dieses
    Haus zurück. Es ist der Ort, an dem die Demokratie von
    ihren Gegnern systematisch mit Füßen getreten wurde,
    der Ort, an dem die größte Niederlage der Demokratie in
    Deutschland vorbereitet wurde. Aber für uns bleibt es
    auch der Ort, an dem Sozialdemokraten in ihrem Kampf
    für eine gerechtere Welt allen Demokratieverächtern die
    Stirn geboten haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es war ein zäher Kampf, ein Kampf der tausend klei-
    nen Schritte. Heute vor 100 Jahren, genau am 19. April
    1899, wurde in diesem Haus für einen dieser kleinen
    Schritte gestritten – von Sozialdemokraten. Die Forde-
    rung nach besseren Arbeitsbedingungen für Verkäufer
    und Heimarbeiter stand auf der Tagesordnung. Es ging
    darum, Arbeiter nicht länger als Menschen zweiter Klas-
    se zu behandeln und sie gegenüber Arbeitgebern mit
    mehr Rechten auszustatten. „Bravo-Rufe bei der SPD-
    Fraktion“ vermerkte das Protokoll, als ein sozialdemo-
    kratischer Tischler aus Dresden am zähen Kampf seiner
    Partei – meiner Partei, unserer Partei – keine Zweifel
    ließ und den Gegnern der sozialdemokratischen Arbei-
    terbewegung voraussagte:

    Wir werden alles einsetzen, um die Gleichberechti-
    gung zwischen Unternehmern und Arbeitern einzu-
    führen; solange der Kampf auch noch nötig sein
    mag, wir werden nicht erlahmen, bis wir das Ziel
    erreicht haben.


    (Beifall bei der SPD)

    Ob Sie, Herr Bundeskanzler, das alles heute noch so
    unterschreiben würden, versehe ich mit einem Fragezei-
    chen. Aber generell möchte ich schon sagen, Herr Bun-
    deskanzler: Es freut mich sehr, daß der erste Regie-
    rungschef, der eine Regierungserklärung im neuen Bun-
    destag, im Reichstag abgegeben hat, ein Sozialdemokrat
    ist.


    (Beifall bei der SPD)

    Auf diese Geschichte des langen Atems sind wir So-

    zialdemokraten stolz. Deshalb empfinde ich es auch als
    gutes Omen, jetzt an diesen Ort zurückzukehren, an dem
    August Bebel, wie er sagte, „die Tretmühle des Parla-
    ments“ erlebt hat.

    Wenn es einen Ort gibt, der für die demokratischen
    Höhen und Tiefen Deutschlands steht, dann ist es dieser
    Bau. – Ich möchte an dieser Stelle, Herr Präsident, all
    denjenigen danken, die in der Baukommission des Älte-
    stenrates an diesem Bau mitgewirkt haben. Ich möchte

    Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    in diesem Zusammenhang ausdrücklich den Kollegen
    Peter Conradi erwähnen, der heute unter uns ist. –


    (Beifall)

    Wir alle wehren uns dagegen – der Bundestagspräsident,
    der Bundeskanzler haben es ausgesprochen –, den
    Reichstag einseitig als Parlament der Nazi-Macht-
    ergreifung zu sehen. Es ist bezeichnend, daß er den
    Gegnern der Demokratie – vom Kaiserreich bis zum
    Nationalsozialismus – immer ein Dorn im Auge war.
    Für sie war er „Reichsaffenhaus“, „Schwatzbude“ oder
    „Lügenzentrale“. Parlamentarismus als Meinungsbil-
    dung war diesen Hetzern verhaßt. Sie tragen die Ver-
    antwortung dafür, daß sich das Gros der „Insassen“ am
    Ende der Weimarer Republik zu einem „gröhlenden
    Männerchor“ gewandelt hat. So hat es Willy Brandt als
    Alterspräsident 1990 bei der ersten Sitzung des wieder-
    vereinten Bundestages an diesem Ort ausgedrückt. Uns
    muß das Mahnung und Verpflichtung sein. Nie wieder
    darf aus diesem Haus heraus durch Mißachtung und
    Verleumdung des politischen Gegners der Demokratie
    Schaden zugefügt werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Willy Brandt hat 1990 allerdings auch daran erinnert,
    daß längst nicht alle Parlamentarier in dieses dumpfe
    Gröhlen eingestimmt haben. Er hat daran erinnert, daß
    200 Mitglieder des Reichstages in Konzentrationslager
    und Gefängnisse verbracht wurden und daß über 100
    Mitglieder des Reichstages wegen ihrer demokratischen
    Überzeugungen das Leben geben mußten. Das zeigt:
    Das Parlament, das in diesem Reichstag vor uns getagt
    hat, gehört nicht zum Verwerflichsten, was deutsche Ge-
    schichte zu bieten hat.

    Wir kehren heute zurück in ein Gebäude, das wie
    kein zweites an die deutsche Trennung durch die Mauer
    und an das Fehlen von Demokratie im real existierenden
    Sozialismus mahnte. Direkt an der Mauer war der leer-
    stehende Reichstag nach Meinung des ehemaligen Re-
    gierenden Bürgermeisters Klaus Schütz ein Symbol, das
    – seiner Funktion beraubt –, den Zustand der Nation am
    deutlichsten wiedergab. Folgerichtig müssen wir ihn
    jetzt – vereint – wieder mit parlamentarisch-de-
    mokratischem Leben erfüllen. Wir sind in der Pflicht,
    dieses Haus zum Wahrzeichen einer prosperierenden
    Demokratie zu machen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Willy Brandt hat in seiner Rede als Alterspräsident
    1990 ahnungsvoll gesagt:

    Die Mitverantwortung Deutschlands ist in der Welt
    gewachsen. Krieg droht vor der Haustür Europas.

    Seine Befürchtungen sind auf das schlimmste übertrof-
    fen worden. Der Krieg ist nach Europa zurückgekehrt.
    Massaker, Vertreibung und Völkermord halten uns in
    den 90er Jahren in Atem. Die Auseinandersetzungen in
    Jugoslawien, in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo
    forderten und fordern uns Entscheidungen ab, die wir
    1990 in der Freude über die deutsche Vereinigung noch

    für unmöglich gehalten hätten. Es ist eine besondere
    Tragik, daß ausgerechnet die erste rotgrüne Bundesre-
    gierung in der Geschichte unseres Landes solche Ent-
    scheidungen mit vorzubereiten und zu verantworten hat.

    Am Ende des Jahrhunderts, nach einer langen Phase
    eines oft angespannten Friedens zwischen Ost und West,
    ist das Gespenst des Völkerhasses in Europa wieder vor
    aller Augen. Für viele von uns ist die Erfahrung
    schmerzhaft, daß es ein Heraushalten, ein Zusehen nicht
    geben kann. Manche wollen und können nicht akzeptie-
    ren, daß ausgerechnet Luftangriffe den Frieden bringen
    sollen. Ich glaube, quer durch die Fraktionen ist die Er-
    schütterung über diese Situation groß, und vielen mag es
    ergehen wie mir: Ich stehe zu der Entscheidung der
    NATO; ich bin aber tief verunsichert darüber, daß eine
    solche Entscheidung zum Ende dieses Jahrhunderts
    notwendig ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Rückkehr des Parlaments gerade an diesen Ort muß
    uns Verpflichtung sein, nie wieder von Deutschland aus
    einem Völkermord tatenlos zuzusehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Für meine Partei, für meine Fraktion ist es eine bittere
    Erfahrung, daß die Warnung der deutschen Sozialdemo-
    kratie vor Hitler allzu lange ungehört blieb, nicht nur im
    eigenen Land, sondern in der gesamten zivilisierten
    Welt. Der „Trümmerhaufen Europa“, wie die SPD ihn
    1934 unter ihrem Vorsitzenden Otto Wels düster vor-
    ausahnte, hätte womöglich vermieden werden können.
    Um so bindender müssen wir dafür einstehen: Einen
    neuen „Trümmerhaufen Europa“ darf es nicht geben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir wollen, wie Otto Wels es in seiner mutigen Rede
    gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz 1933 gesagt hat, ein
    Europa der Menschlichkeit und der Freiheit.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Angesichts dieser ethnischen Katastrophe keine zwei
    Flugstunden von uns entfernt halte ich es für angemes-
    sen, vorhandene Probleme daheim mit etwas mehr Ge-
    lassenheit zu betrachten. Ich stimme Ihnen, Herr Kollege
    Schäuble, auch Ihnen, Herr Bundeskanzler, darin aus-
    drücklich zu.

    Die Rückkehr des Parlaments in den Reichstag, die
    Rückkehr nach Berlin, in den Brennpunkt des Zusam-
    menwachsens, ist der Beweis, daß wir alle in diesem
    Haus die Vollendung der inneren Einheit noch energi-
    scher anpacken wollen. Es stimmt, auch neun Jahre nach
    der staatlichen Einheit ist die innere Einheit noch nicht
    vollends gelungen. Aber jeder, der in diesem Land Ver-
    antwortung trägt, müht sich – wenigstens subjektiv –
    nach besten Kräften, dieses Ziel zu erreichen. Bundes-
    präsident Herzog hat in seiner Rede zum Tag der deut-
    schen Einheit im letzten Oktober zu Recht vor der „har-
    monieversessenen Vorstellung“ gewarnt, „die innere

    Dr. Peter Struck






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Einheit sei erst dann erreicht, wenn alle Deutschen so
    ziemlich das gleiche Lebensgefühl hätten. Das kann
    nicht unser Ziel sein.


    (Beifall bei der SPD)

    Daß es Unterschiede im Denken, in Prioritäten, auch

    in politischen Grundüberzeugungen gibt, darf nicht ver-
    ängstigen, weder die Menschen im Westen noch die
    Menschen im Osten. Die Sozialisation in der DDR war
    eine andere als in der Bundesrepublik. Wir müssen dazu
    stehen und dürfen nicht überdramatisieren. Wer in der
    relativ behüteten Welt eines bayerischen Dorfes lebt
    – ich habe selbstverständlich nichts gegen die Bayern –,
    hat Probleme, sich in das pulsierende, hektische Leben
    einer westlichen Großstadt hineinzuversetzen.


    (Zuruf von der SPD: Und umgekehrt! – Heiterkeit)


    Ich nehme aber an, die Kolleginnen und Kollegen der
    CSU-Landesgruppe, Herr Glos, werden das alles hervor-
    ragend meistern. Ich will nur ein Problem beschreiben.

    Genauso wie wir diese Tatsache akzeptieren, müssen
    wir die Unterschiede im Lebensgefühl zwischen Rhein-
    ländern und Sachsen, zwischen Pfälzern und Branden-
    burgern als Selbstverständlichkeit nehmen. Seien wir
    auch gerade hier in Berlin nicht so ungeduldig! Verges-
    sen wir nicht, daß gerade hier Ost und West aufeinan-
    derprallten und beide Teile der Stadt quasi zu Banner-
    trägern des einen oder des anderen Systems hochstili-
    siert wurden. Gerade hier, an der Schnittstelle ehemali-
    ger Unterschiede, kann das Verwachsen der Wunden ein
    Prozeß sein, der besondere Geduld verlangt. Wir müssen
    und wir wollen diese Geduld aufbringen. Ich bin der
    Meinung des Herrn Bundestagspräsidenten: Er erwartet
    von diesem Parlament, daß es, insbesondere hier in der
    Hauptstadt, Verständigungsprozesse anstößt. Dazu will
    ich das Meine tun, dazu will die SPD-Bundestags-
    fraktion das Ihre tun.

    Meine Damen und Herren, der Aufbau Ost, den der
    Bundeskanzler angesprochen hat, die Entwicklung der
    weiteren wirtschaftlichen Angleichung der Lebensver-
    hältnisse steht auch im Mittelpunkt sozialdemokratischer
    Innenpolitik. Das schlägt sich nicht nur in Bekenntnis-
    sen nieder, sondern auch in konkreten Zahlen. Ich
    möchte nur eine Zahl nennen: Wir haben die Ansätze für
    konsumtive und investive Ausgaben in den neuen Län-
    dern weiter verstärkt. Sie steigen von 89 Milliarden DM
    im letzten Jahr auf rund 100 Milliarden DM in diesem
    Jahr. Wir verstärken und verstetigen dabei in zwei
    Richtungen. Einerseits geht es um die Stabilisierung der
    Aufbauleistungen, andererseits um die verstärkte Förde-
    rung bei Zukunftsfragen. Als besonders wichtige Zu-
    kunftsinvestition seien noch einmal – man kann es nicht
    oft genug betonen – die Bekämpfung der Jugendar-
    beitslosigkeit und das Sonderprogramm der Bundesre-
    gierung mit seinen großen Erfolgen erwähnt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir, Parlament und Regierung, kehren nach Berlin
    zurück. Aber der Umzug ist keine Reise in die Vergan-
    genheit. Er markiert den Aufbruch in ein neues Jahrhun-

    dert, in eine trotz aller internationalen Schatten chancen-
    reiche Zukunft. Und: Wir kommen nicht mit leeren
    Händen vom Rhein an die Spree. Wir bringen mit, was
    wir an demokratischen Traditionen in 50 Jahren erar-
    beitet haben. Es sind stabile Traditionen. Wir ziehen
    nicht fort von der Bonner in die Berliner Republik, wir
    bleiben Bundesrepublik Deutschland.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


    Wir sollten nicht leichtfertig von dieser Selbstver-
    ständlichkeit abgehen. Wir wollen und brauchen keine
    andere Republik. „Ein Ortswechsel, kein Richtungs-
    wechsel“, hat Bundespräsident Roman Herzog zu Recht
    bemerkt. Für die Bürger darf nicht das Wo des Parla-
    ments entscheidend sein. Sie müssen sich darauf verlas-
    sen können, daß in Berlin genau wie in Bonn um die be-
    sten Lösungen für das Land gerungen wird. Der Bun-
    destag macht entweder gute oder schlechte Gesetze
    – jetzt, nach den neuen Mehrheiten, macht er in der
    Regel gute Gesetze –,


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU)


    ob am Rhein oder an der Spree. Daran muß man sich,
    ganz unabhängig vom Standort, messen lassen.


    (V o r s i t z : Vizepräsident Rudolf Seiters)

    Es stimmt: Der Umzug verlangt von uns Parlamenta-

    riern eine ganze Menge Umstellung. Den Bürgern aber
    und auch unseren Nachbarn muß er Kontinuität garantie-
    ren. Das Koordinatensystem unserer Politik wird und
    darf sich nicht verschieben. Wir brauchen weiterhin eine
    Politik, die nach innen wirtschaftliche Leistungsfähig-
    keit mit sozialer Gerechtigkeit verbindet.


    (Beifall bei der SPD)

    Diese Traditionen, die wir in 50 Jahren am Rhein gehegt
    haben, bringen wir mit, eine Erfolgsgeschichte, auf die
    wir alle alles in allem stolz sein können.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Nach außen brauchen wir eine Politik, die eine der
    guten Nachbarschaft ist und es auch bleibt. Gerade hier
    in Berlin können wir Deutschen Europa noch weiter zu-
    einanderführen. Gerade hier verstehe ich es als große
    Chance, die östlichen Nachbarn noch stärker in die Eu-
    ropäische Gemeinschaft einzubinden. Sie wünschen es.
    Wir werden ihnen dabei nach Kräften helfen und damit
    ein vereintes Europa vorantreiben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber lassen Sie mich hier genauso klarstellen: Der
    Schritt nach Osten bedeutet keine Aufgabe der Westbin-
    dung; nein, diese ist und bleibt unabdingbare Vorausset-
    zung. Die Nähe zu Brüssel, London, Paris, Rom und
    Washington wird nicht deshalb geringer, weil uns in
    Berlin nicht mehr so viele Kilometer von Budapest,
    Moskau, Prag oder Warschau trennen.

    Dr. Peter Struck






    (A) (C)



    (B) (D)


    In seiner Rede als Alterspräsident hat Willy Brandt
    1990 hier – der Raum sah etwas anders aus, aber der Ort
    ist derselbe – gesagt, seine Visionen seien mit dem Fall
    der Mauer noch nicht zu Ende, sein Wunsch sei jetzt,
    den Tag zu erleben, an dem auch Europa eins geworden
    ist. Es war ihm nicht vergönnt. Wir haben jetzt die
    Chance, für uns und unsere Kinder die Sehnsucht dieses
    großen Europäers zu verwirklichen. Von Berlin aus ste-
    hen wir in der Pflicht für ein Europa, das eines nicht
    mehr fernen Tages eins geworden ist.


    (Beifall bei der SPD)

    Wir wollen ein Europa auf jenen Grundfesten, die der

    SPD-Vorsitzende Otto Wels 1933 in seiner Rede gegen
    das Ermächtigungsgesetz beschworen hat, ein Europa,
    das den Grundsätzen der Menschlichkeit, der Gerechtig-
    keit und der Freiheit verpflichtet ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)