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ID1402104200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 I n h a l t : Gedenkworte für den verstorbenen König Hussein von Jordanien .................................. 1489 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Ab- geordneten Adelheid Tröscher, Ilse Schu- mann und Helmut Wieczorek (Duisburg)..... 1489 C Erweiterung der Tagesordnung........................ 1489 D Absetzung des Punktes 2c von der Tagesord- nung ................................................................. 1490 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1490 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1490 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 1490 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 1500 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 1505 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1510 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 1514 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 1519 B Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) ........................................................... 1526 C Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 1533 A Karl Lamers CDU/CSU................................... 1536 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 1538 C Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 1541 D Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 1543 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 1544 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 1546 B Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1549 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 1551 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 1552 C Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 1554 A Peter Zumkley SPD ......................................... 1555 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU .................... 1555 D Dietrich Austermann CDU/CSU ................. 1556 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 1556 C Paul Breuer CDU/CSU.................................... 1557 C Alfred Hartenbach SPD ................................... 1561 A Hans Jochen Henke CDU/CSU ....................... 1562 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 1563 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 1565 C Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 1566 D Norbert Geis CDU/CSU ...................... 1567 D, 1570 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .............................. 1569 D, 1584 B, 1589 D Dr. Guido Westerwelle F.D.P.............. 1570 B, 1589 B II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ ................................................................. 1571 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1574 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 1576 A Sebastian Edathy SPD.................................. 1578 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1579 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ..................... 1580 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. ................................. 1581 C Ulla Jelpke PDS............................................... 1583 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/ CSU ................................................................. 1585 A Otto Schily, Bundesminister BMI........ 1586 A, 1589 D Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ............................................... 1590 C, 1601 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 1592 D Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 1593 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1594 D Joachim Günther (Plauen) F.D.P. ................... 1596 D Carsten Hübner PDS........................................ 1598 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 1599 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 1601 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der militäri- schen Umsetzung eines Rambouillet- Abkommens für den KOSOVO sowie an NATO-Operationen im Rahmen der Notfalltruppe (Extraction Force) (Drucksache 14/397) .................................. 1559 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnis- se und für Sachen (Drucksache 14/343)... 1559 C c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD, CDU/CSU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag und bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksache 14/401) ....................................................... 1559 C d) Antrag der Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Leip- zig), Margareta Wolf (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Förderung der Luftfahrttechnologie (Drucksache 14/395) .................................. 1559 D Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Zu- ständigkeiten nach dem Sorgerechts- übereinkommens-Ausführungsgesetz (Drucksachen 14/33, 14/338) ..................... 1559 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/98 (Drucksache 14/321).......................... 1560 A c) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 15, 16 und 17 zu Petitionen (Drucksachen 14/322, 14/323, 14/324) ...... 1560 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für den Euro (Zwei- tes Euro-Einführungsgesetz) (Druck- sachen 14/229, 14/406) .............................. 1560 C Nächste Sitzung ............................................... 1603 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 1605 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1489 (A) (C) (B) (D) 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Adelheid Tröscher Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1605 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bartsch, Dietmar PDS 24.2.99 Behrendt, Wolfgang SPD 24.2.99 * Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24.2.99 Diemers, Renate CDU/CSU 24.2.99 Ehlert, Heidemarie PDS 24.2.99 Erler, Gernot SPD 24.2.99 Frick, Gisela F.D.P 24.2.99 Fuchs (Köln), Anke SPD 24.2.99 Großmann, Achim SPD 24.2.99 Haack (Extertal), Karl-Hermann SPD 24.2.99 Hartnagel, Anke SPD 24.2.99 Hasenfratz, Klaus SPD 24.2.99 Hempelmann, Rolf SPD 24.2.99 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 24.2.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.2.99 Mascher, Ulrike SPD 24.2.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 24.2.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 24.2.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.2.99 Rupprecht, Marlene SPD 24.2.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 24.2.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 24.2.99 Dr. Sonntag-Wolgast, Cornelie SPD 24.2.99 Verheugen, Günter SPD 24.2.99 Willner, Gert CDU/CSU 24.2.99 Wohlleben, Verena SPD 24.2.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 24.2.99 ––––––––––– * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Angelika Beer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr
    Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr
    Austermann, ich muß Ihnen gratulieren. Sie haben zu-
    mindest die Koalitionsvereinbarung von uns gelesen.
    Allerdings haben Sie bei Ihrer Liste der Übeltaten der
    früheren Oppositionspolitikerin Angelika Beer verges-
    sen, daß sie noch vor einem dreiviertel Jahr auf der Stra-
    ße gegen den Eurofighter gekämpft hat und in Kürze
    einem Verteidigungshaushalt zustimmen wird.


    (Zuruf von der PDS: Ja, das ist ein Problem!)

    Unsere Politik mag für Sie intellektuell nicht nach-

    vollziehbar sein. Aber ich will versuchen, ihre Grundzü-
    ge zu umreißen. Es geht uns darum, daß wir in Zukunft
    eine präventive Außen- und Sicherheitspolitik nicht
    nur formulieren, sondern auch gestalten wollen, um da-
    mit Defizite der 16jährigen CDU/CSU-F.D.P.-Koalition
    zu beseitigen.

    Der Haushalt 1999 ist ein Übergangshaushalt. Auf
    Grund der unkontrollierten Beschaffungspolitik unter
    Volker Rühe und der vertraglichen Festlegungen auf
    große Zeiträume haben wir in der Tat geringe Spielräu-
    me, um diesen Haushalt zu gestalten. Aber ich glaube,
    daß wir dort, wo wir es getan haben, auf dem richtigen
    Weg sind.


    (Paul Breuer [CDU/CSU]: Was heißt „Übergangshaushalt“?)


    Wir werden den Haushalt so gestalten, wie es unserer
    Verantwortung, die wir bewußt übernommen haben,
    entspricht.

    Eine bloße Fortschreibung des Rüheschen Plans ist
    aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Das zeigt die
    Halbwertszeit der Bundeswehrpläne, die früher vorge-
    legt worden sind. Das Motto „schieben und strecken“
    kann von uns auf Dauer nicht weiter befolgt werden;

    denn es würde die Bundeswehr in ein finanzielles und
    sicherheitspolitisches Desaster führen.

    Die strukturelle Ausrichtung der Bundeswehr ist aus
    unserer Sicht sicherheitspolitisch überdimensioniert und
    überholt. Wir können sie in dieser Form nicht weiter
    finanzieren. Deswegen ist es wichtig, daß die Kommis-
    sion „Zukunft der Bundeswehr“ eingesetzt wird und
    ab April ihre Arbeit aufnimmt und daß bereits vorher
    – wie es der Verteidigungsminister ausgeführt hat – im
    Rahmen vorsichtiger und nachvollziehbarer Anpas-
    sungsprozesse Korrekturen vorgenommen werden, die
    ohne Probleme und ohne tiefgreifende Einschnitte
    durchführbar sind. Insofern werden wir auch im Rahmen
    der Einzelplanberatungen im Verteidigungsausschuß
    einige Projekte wie den „Tiger“ und die Bewaffnung für
    ein panzerlastiges Heer in Frage stellen und überlegen,
    ob wir dort, wo es Überfluß gibt, nicht reduzieren kön-
    nen.

    Ich möchte ganz klar sagen, daß die Versäumnisse
    der Vergangenheit bereits in den nächsten Monaten ak-
    tives Handeln erfordern. Es wird eine Diskussion und
    die Entscheidung über die NATO-Strategie geben; der
    Amsterdamer Gipfel wird stattfinden. Wir werden auch
    feststellen – das ist offensichtlich –, daß es einen Ge-
    staltungszwang im gesamten Bündnis geben wird, also
    nicht nur in Deutschland bezüglich der Bundeswehr.
    Das zeigt auch die jüngste Ankündigung des spanischen
    Partners, die Wehrpflicht abzuschaffen.


    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Die Spanier haben immer noch eine Fremdenlegion! Die brauchen sie auch nicht!)


    Eine Umstrukturierung der Bundeswehr kann vor die-
    sem Hintergrund zumindest nicht von vornherein ausge-
    schlossen werden. Die Streitkräfte der NATO-Mit-
    gliedsländer und ihre Ausrüstungen müssen auch im
    Hinblick auf die internationalen und multinationalen
    Einsätze kompatibel sein.

    In der Öffentlichkeit hat inzwischen eine Diskussion
    über die zukünftige Rolle der Bundeswehr begonnen.
    Diese Diskussion ist dringend notwendig. Daß sie be-
    gonnen hat, ist zum einen dem Beschluß, die Kommis-
    sion „Zukunft der Bundeswehr“ einzusetzen, und zum
    anderen ganz sicherlich auch dem Stil des neuen Vertei-
    digungsministers Scharping zu verdanken, der mit dem
    Tabu des Nichtdiskutierens und mit der Maulkorbideo-
    logie Rühes gebrochen hat, der den Dialog mit den
    Streitkräften sehr bewußt führt und damit dafür sorgt,
    daß sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Armee
    selbst die zukünftige Bundeswehr mit ihrer Struktur und
    ihrem Auftrag, der neue Dimensionen annehmen wird,
    getragen werden wird.

    Wir dürfen Sicherheitspolitik heute nicht mehr nur
    noch als eine Frage der Bundeswehr betrachten. Sicher-
    heitspolitik ist die Aufgabe der Außenpolitik. Politik hat
    die Aufgabe, Krieg und den Ausbruch von Gewalt zu
    vermeiden. Hier sind in der Vergangenheit erhebliche
    Defizite entstanden. Die frühere Bundesregierung hat
    nicht genug dafür getan, daß man auf frühzeitig erkenn-
    bare Warnsignale, die es in Bosnien und im Kosovo ge-
    geben hat – ich möchte jetzt nur diese beiden Bereiche

    Dietrich Austermann






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    nennen –, rechtzeitig mit nichtmilitärischen Mitteln rea-
    gieren kann, um zu verhindern, daß die Bundeswehr
    oder die NATO eingesetzt werden muß.

    Die frühere Regierung hat es versäumt, die Instru-
    mente einer präventiven Außen- und Sicherheitspolitik
    aufzubauen. Damit hat sie darauf verzichtet, Eskalatio-
    nen im Vorfeld zu verhindern. Die Instrumente, deren
    Entwicklung wir vereinbart haben, werden wir in den
    nächsten Jahren konsequent schrittweise aufbauen, um
    dafür zu sorgen, daß es genau das Dilemma, das wir
    heute in der Kosovo-Debatte spüren – jahrelang gewar-
    tet zu haben und sich nun in einer Situation zu befinden,
    in der der Handlungsspielraum höchstens noch einen
    Zentimeter breit ist –, nicht wieder gibt.

    Wir von der Regierungskoalition müssen hier und
    heute über die Möglichkeiten, weitere Eskalationen zu
    verhindern, entscheiden. Wir werden uns davor nicht
    drücken. Deswegen werden wir diesen Antrag hinsicht-
    lich der Beteiligung an der Kosovo-Mission in den
    Bundestag einbringen. Wir orientieren uns dabei an un-
    serem politischen Ziel: Die Bundeswehrsoldaten werden
    zukünftig nur noch dann eingesetzt, wenn vorher alle zi-
    vilen Mittel und Instrumente ausprobiert und eingesetzt
    worden sind und wenn sie keine Wirkung erzielt haben.
    Erst wenn das geschehen ist, haben wir das Recht, zu
    sagen, daß die Bundeswehr in multinationalen Einsätzen
    versuchen muß, weitere Eskalationen zu verhindern.


    (Thomas Kossendey [CDU/CSU]: War das schon mal anders? – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie hat das früher anders gesehen! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Willkommen im Club!)


    – Ich habe es nicht anders gesehen; vielmehr erzähle ich
    der alten Bundesregierung seit 1987, daß sie nicht in der
    Lage ist, politisch adäquat auf Krisenherde in Europa
    einzuwirken. Sie hat darauf verzichtet, eine europäische
    Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu for-
    mulieren. Darin besteht das Dilemma, das mit dazu ge-
    führt hat, daß die Situation in Bosnien und vor allen
    Dingen auch im Kosovo überhaupt eskalieren konnte.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Stille im Saal!)

    – Ich sage Ihnen das ganz ehrlich. Wir haben andere
    Kriterien als Sie. Ist es so schwer, das zu begreifen?


    (Zuruf von der CDU/CSU: Und die Wirklichkeit wird sich danach richten!)


    Es gibt für uns die Verpflichtung einer europäischen
    Außen- und Sicherheitspolitik, sich in dem Fall, daß of-
    fensichtlich Menschenrechte verletzt werden, Gedanken
    darüber zu machen, mit welchen Instrumenten man die-
    se Menschenrechtsverletzungen beenden kann.

    Weil wir wissen, daß wir ganz neue Formen von eth-
    nischen Konflikten in Europa haben und auch in der Zu-
    kunft haben werden, weil unser Blick weiter als bis zu
    den Grenzen Deutschlands oder denen des engeren
    NATO-Raums gehen muß, weil wir mit der Osterweite-
    rung der NATO im baltischen, im osteuropäischen und
    im gesamteuropäischen Raum Verpflichtungen auf uns
    genommen haben, eine Sicherheitsperspektive zu ge-

    stalten, die vor einem Militäreinsatz ansetzt, werden wir
    entsprechende Instrumente aufbauen, um zukünftig von
    dieser leicht kopflosen Reaktionsweise der alten Regie-
    rung wegzukommen und das zu tun, was der Verteidi-
    gungsminister eben ausgeführt hat.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wenn es nach Ihnen gegangen wäre, wäre doch in den letzten Jahren gar nichts passiert!)


    Das betrifft dann allerdings nicht den Einzelplan 14,
    sondern den Einzelplan 05 und den Einzelplan des
    BMZ.

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich gebe dem Kol-
legen Günther Nolting von der F.D.P.-Fraktion das
Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Günther Friedrich Nolting


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsi-
    dent! Meine Damen und Herren! Ich stelle nach dem,
    was wir von der Kollegin Beer gerade gehört haben,
    fest, daß die Magdeburger Beschlüsse der Grünen
    weiterhin Bestand haben. Sie hat es etwas verklausuliert
    vorgetragen: Es geht den Grünen letztendlich nach wie
    vor um die Abschaffung der Bundeswehr, mit dem er-
    sten Schritt der Abschaffung der Wehrpflicht. Es geht
    um die Auflösung der NATO, wie es in den Magdebur-
    ger Beschlüssen steht.


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann! Das sollten Sie einmal lernen!)


    Ich will den Horrorkatalog dieser Beschlüsse der Grünen
    nicht weiter erläutern.

    Frau Kollegin Beer, das, was Sie hier zum möglichen
    Kosovo-Einsatz gesagt haben, war für uns unverständ-
    lich.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Es war nicht nachzuvollziehen, und es war auch unehr-
    lich. Ich bin einmal gespannt, wie Sie in den nächsten
    Tagen den möglichen Einsatz im Kosovo aus der Sicht
    der Grünen als Vorratsbeschluß, wie er jetzt noch be-
    steht – Sie selbst haben von einem Vorratsbeschluß ge-
    sprochen –, begründen werden.

    Herr Minister, Sie haben davon gesprochen, daß der
    Etat nicht reduziert wird. Ich möchte Ihnen entgegnen,
    daß es im Vergleich zum Etat der letzten Bundesregie-
    rung doch eine leichte Absenkung gegeben hat. Im Blick
    auf die Größe dieses Einzelplanes spreche ich hier aller-
    dings wirklich nur von einer leichten Reduzierung.

    Ich will Ihnen für die F.D.P. auch ganz bewußt sagen:
    Wir haben mit Interesse zur Kenntnis genommen, daß
    bis zum Jahr 2002 die Investitionsrate im Haushalt auf
    über 28 Prozent ansteigen soll. Dies wird von uns aus-

    Angelika Beer






    (A) (C)



    (B) (D)


    drücklich begrüßt, weil es erstrebenswert und notwendig
    ist.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Ich hoffe, daß Sie allen Begehrlichkeiten, die es ja Ihrem
    Einzelplan gegenüber gibt, widerstehen können. Ich er-
    innere auch den Bundeskanzler an seine Zusage, daß der
    Einzelplan 14 nicht angetastet wird.

    Wir begrüßen ebenso – das sage ich auch ganz aus-
    drücklich für die F.D.P.-Bundestagsfraktion –, daß es
    Ihnen gelungen ist, daß die Finanzen für die mögliche
    Kosovo-Friedensmission nicht dem Einzelplan 14 auf-
    gebürdet wurden.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht alle!)

    Wir sollten hier – ich glaube, der Verteidigungsminister
    hat es selber gefordert – fraktionsübergreifend eine dau-
    erhafte und vernünftige Lösung finden.

    Herr Minister, ich möchte aber kritisch anmerken,
    daß der Anteil des Verteidigungsetats am Bruttoin-
    landsprodukt zur Zeit nur bei 1,2 Prozent liegt. Die
    Bundesrepublik Deutschland liegt mit dieser Zahl im
    NATO-Vergleich nach Spanien und Luxemburg an
    drittletzter Stelle. Dies ist kein gutes Signal im Sinne
    von Burden-sharing. Ich denke, die finanzielle Situation
    des Verteidigungsetats muß sich insgesamt verbessern.
    Sie haben hier von der Stärkung der Leistungsfähigkeit,
    von höherer Effizienz und vom Abbau der Bürokratie
    gesprochen. Dabei haben Sie die ausdrückliche Unter-
    stützung auch der F.D.P.-Fraktion. Sie müssen aber auch
    in Ihrem Haus alle Möglichkeiten zur Rationalisierung
    und Privatisierung nutzen.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wir erinnern an unseren Vorschlag, auch externe Ex-
    perten mit einzubeziehen und unter anderem einen Be-
    auftragten einzusetzen, der dem Verteidigungsminister
    direkt unterstellt wird. Damit könnte über das hinaus,
    was jetzt schon erreicht wurde, effektiv weitergearbeitet
    werden. Genauso müssen Sie mit mehr Nachdruck dafür
    sorgen, daß die flexible Budgetierung rasch auf alle
    Dienststellen, bei denen es möglich ist, übertragen wird.
    Hier bis zum Jahr 2004 zu warten, halten wir für falsch.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich will kritisch erwähnen, daß es im Entwurf des
    Einzelplans 14 Ausgabenreduzierungen bei den militäri-
    schen Anlagen gibt. Es genügt nicht, Herr Minister, die
    durchaus sinnvolle Vollendung mehrerer Großprojekte
    in Ostdeutschland zu gewährleisten. Es muß auch dafür
    Sorge getragen werden, daß in Kasernen und Liegen-
    schaften in Westdeutschland Mindeststandards einge-
    halten werden. Hier gibt es vielerorts Probleme und
    Mißstände. Diese müssen beseitigt werden. Ich denke,
    wir werden bei den anstehenden Haushaltsplanberatun-
    gen im Verteidigungsausschuß darauf auch noch einmal
    zu sprechen kommen.

    Ich möchte, meine Damen und Herren, noch die so-
    genannte Wehrstrukturkommission ansprechen. Die

    F.D.P.-Fraktion hält eine solche Kommission keines-
    wegs für den Königsweg. Trotzdem werden wir, wenn
    diese Kommission kommt, ihre Arbeit auch mit Anre-
    gungen konstruktiv begleiten.


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Gegensatz zur CDU/CSU!)


    Wir sind darauf vorbereitet und dazu auch bereit. Ich sa-
    ge aber für die F.D.P.Fraktion dazu: Diese Kommission
    darf nicht zu einer Alibiveranstaltung werden. Die Ver-
    antwortung muß bei Regierung und Parlament verblei-
    ben. Ich sage es ganz offen: Die Koalition und die Re-
    gierung dürfen sich nicht hinter den Ergebnissen dieser
    Kommission, wie ich sie befürchte, verstecken. Wir
    werden sie hier vielmehr beim Namen nennen.


    (Beifall bei der F.D.P. – Paul Breuer [CDU/ CSU]: Sehr wahr!)


    Deswegen kritisiere ich an dieser Stelle, daß in dieser
    Kommission niemand aus der aktiven Truppe mit militä-
    rischem Sachverstand vertreten ist


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch überhaupt nicht! Woher wollen Sie denn das wissen?)


    und daß in ihr auch keine verteidigungspolitischen
    Fachleute aus dem Parlament vertreten sind. Herr Mi-
    nister, ist es wirklich Ihre Absicht, die militärische Füh-
    rung und das Parlament aus der Kommissionsarbeit aus-
    zublenden?


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Parlament reduziert sich nicht auf Herrn Nolting!)


    Dies sollte noch einmal überdacht werden.

    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Es ist kein Sachverstand vorhanden, weil sie bei den Grünen keinen mit Sachverstand gefunden haben!)


    – Wo der Kollege Koppelin recht hat, hat er recht. Ich
    darf wiederholen, was er gesagt hat: Weil bei den Grü-
    nen kein politischer Sachverstand vorhanden ist, soll of-
    fensichtlich das Parlament ausgeschaltet werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie primitiv!)


    – Nein, das ist überhaupt nicht primitiv. Ich kann mich
    nur dem anschließen, was der Kollege Koppelin dazu
    gesagt hat.

    Herr Minister, ich will noch auf einen Punkt hinwei-
    sen, der die Kommissionsarbeit betrifft. Die Zeit darf
    nicht verstreichen, ohne daß bereits in Einzelbereichen
    Verbesserungen vorgenommen werden. Ich denke, daß
    auch in der weiteren Arbeit des Verteidigungsausschus-
    ses und des Haushaltsausschusses der Mensch für die
    Bundeswehr im Mittelpunkt stehen muß. Dies kann bei-
    spielsweise durch den Abbau von Beförderungsstaus in
    verschiedenen Laufbahnen sowie durch verbesserte Be-
    dingungen für die Grundwehrdienstleistenden gesche-
    hen. Auch hierüber werden wir bei den Beratungen im
    Verteidigungsausschuß zu sprechen haben.

    Günther Friedrich Nolting






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Lassen Sie mich zum Abschluß ein paar Sätze über
    den Antrag der Bundesregierung zum möglichen Koso-
    vo-Einsatz sagen. Ich bitte den Verteidigungsminister
    und den Außenminister eindringlich, diesen Antrag zu
    präzisieren. Ich habe vorhin schon davon gesprochen,
    daß auch aus den Reihen der Grünen dieser Beschluß als
    Vorratsbeschluß gesehen wird. Wir brauchen im Interes-
    se der Angehörigen der Bundeswehr eine breite Zu-
    stimmung. Diese breite Zustimmung bekommen Sie,
    wenn Sie den vorliegenden Antrag überarbeiten. Ich
    denke, die Angehörigen der Bundeswehr haben dies
    verdient.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)