Rede:
ID1402013100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hatjetzt: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Jürgen: 1
    7. W.: 1
    8. Möllemann.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/20 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 I n h a l t : Erweiterung der Tagesordnung........................ 1383 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundes- regierung zu den gewalttätigen Aktionen aus Anlaß der Verhaftung des PKK- Vorsitzenden Abdullah Öcalan ................. 1383 B Otto Schily, Bundesminister BMI.................... 1383 B Erwin Marschewski CDU/CSU ....................... 1387 A Günter Graf (Friesoythe) SPD ..................... 1388 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1389 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ......................... 1391 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1393 A Petra Pau PDS.................................................. 1394 B Uta Zapf SPD................................................... 1395 B Ruprecht Polenz CDU/CSU............................. 1396 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 1398 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1399 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1399 D Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 1400 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 1409 D Joachim Poß SPD ........................................ 1412 D Volker Kröning SPD.................................... 1414 B Ingrid Matthäus-Maier SPD ............................ 1416 B Dr. Christa Luft PDS ................................... 1420 B Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 1420 C Ingrid Matthäus-Maier SPD ............ 1421 D, 1437 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1424 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 1425 B Hartmut Schauerte CDU/CSU..................... 1428 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 1430 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 1432 B Jürgen Koppelin F.D.P. .............................. 1433 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU........................ 1437 A Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1437 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ............................................................ 1440 B Jörg Tauss SPD............................................ 1442 B Dr. Konstanze Wegner SPD ............................ 1443 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 1445 A Dr. Barbara Höll PDS...................................... 1447 A Fritz Schösser SPD .......................................... 1448 A Susanne Jaffke CDU/CSU............................... 1450 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 1451 B Steffen Kampeter CDU/CSU........................... 1454 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Dr. Peter Eckart SPD ....................................... 1457 A Jürgen W. Möllemann F.D.P. ......................... 1458 B Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1460 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 1461 C Maritta Böttcher PDS....................................... 1463 A Jörg Tauss SPD................................................ 1464 B Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 1467 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1469 A Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 1470 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU............... 1472 A Jochen Borchert CDU/CSU ............................. 1473 B Ulrike Mehl SPD ............................................. 1475 A Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 1476 D Waltraud Lehn SPD..................................... 1478 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1479 A Eva Bulling-Schröter PDS............................... 1480 C Christoph Matschie SPD.................................. 1481 B Dr. Klaus Lippold (Offenbach) CDU/CSU ..... 1482 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 1485 A Nächste Sitzung .............................................. 1486 C Berichtigung ................................................... 1486 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten .......... 1487 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1383 (A) (C) (B) (D) 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 19. Sitzung, Seite 1327 A, 3. Absatz. Der Satzanfang ist zu lesen: „Wie das Sein das Bewußtsein verän- dert, ...“ Michael Müller (Düsseldorf) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1487 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Baumeister, Brigitte CDU/CSU 23.1.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 23.1.99 Diemers, Renate CDU/CSU 23.1.99 Ehlert, Heidemarie PDS 23.1.99 Erler, Gernot SPD 23.1.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Frick, Gisela F.D.P. 23.1.99 Hasenfratz, Klaus SPD 23.1.99 Hempelmann, Rolf SPD 23.1.99 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 23.1.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Michels, Meinolf CDU/CSU 23.1.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 23.1.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 23.1.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Rupprecht, Marlene SPD 23.1.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 23.1.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 23.1.99 Verheugen, Günter SPD 23.1.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 23.1.99 Willner, Gert CDU/CSU 23.1.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 23.1.99 Wohlleben, Verena SPD 23.1.99
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Eckardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe mit Steffen
    Kampeter schon seit sieben oder acht Jahren Erfahrung.
    Ich finde es nicht in Ordnung, daß man in einer Bil-
    dungsdebatte eine Ministerin persönlich so angreift.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir bemühen uns alle um Bildung und haben alle gute
    Motive. Ich denke, es geht um Argumente und nicht
    darum, jemanden persönlich so zu attackieren. Ich glau-
    be, Herr Kampeter, Sie können ganz sicher sein: Die
    Fraktion der Sozialdemokraten wird sich dafür einsetzen
    und auch durchsetzen, daß es neben der Vorschaltrege-
    lung für das BAföG eine umfassende BAföG-Regelung
    gibt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Die Fraktion der Sozialdemokraten wird auch dafür ga-
    rantieren, daß es auf Bundesebene und da, wo der Bund
    es beeinflussen kann, keine Studiengebühren oder irgend
    etwas ähnliches gibt. Ich denke, die Frau Ministerin
    kann sich auf diese Position verlassen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sind in diesem Hause sicher einig, daß Wissen-
    schaft und Forschung, Universitäten und Hochschulen
    einen wichtigen, unverzichtbaren Beitrag für Kultur,
    Wohlstand und wirtschaftliche Entwicklung unseres
    Landes leisten. Wir sind uns aber, glaube ich, auch
    einig, daß der Beitrag der deutschen Hochschulen im
    Wettbewerb mit anderen Gesellschaften und Kulturen,
    in der Konkurrenz der Technologien und auch in der
    Konkurrenz der Märkte noch steigen wird. Wir sind uns
    aber vermutlich – Herr Kampeter, ich bin schon fast
    ganz sicher – nicht einig, wenn ich feststelle, daß die
    Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutsch-
    land in den letzten Jahrzehnten hoffnungslos unterfinan-
    ziert waren und daß der drohende Verlust internationaler
    Reputation zum Teil auf diese Unterfinanzierung zu-
    rückzuführen ist.


    (Jürgen W. Möllemann [F.D.P.]: An wem liegt das denn?)


    Ich kann zu diesem Thema aus Erfahrung sprechen.
    Ich habe in den letzten Jahren an einer deutschen Uni-
    versität gelehrt und geforscht. Es ist keine Übertreibung,
    wenn ich feststelle: Die deutschen Hochschulen sind seit
    den 70er Jahren in einem Zerfallsprozeß. Ich will das
    Lob an Herrn Möllemann ruhig weitergeben: Nach Ih-
    nen war nicht mehr viel. Meine Tochter hätte nie in
    Amerika studieren können, wenn es nicht Ihr Hoch-
    schulsonderprogramm gegeben hätte. Das muß ich per-
    sönlich festhalten. Aber dabei bleibt es dann auch.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    – Es gibt manche persönliche Beziehung. Man muß an-
    dere auch loben. Das ist in Ordnung.

    Die Ansprüche von Gesellschaft und Politik an die
    Hochschulen, seit 20 Jahren die studentische Überlast zu
    bewältigen, haben nicht nachgelassen. Vielmehr haben
    sich die wirtschaftlichen und sozialen Ansprüche an die
    Universitäten und Fachhochschulen erhöht. Die Globali-
    sierung der Märkte und Kulturen, die ökonomischen und
    technologischen Herausforderungen stellen die Hoch-
    schulen vor neue Aufgaben.

    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion unter-
    stützt die neue Bildungspolitik der Regierung, jetzt end-
    lich und hoffentlich nicht zu spät mit dieser Unterfinan-
    zierung Schluß zu machen und den Hochschulen und ih-
    ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder Mut zu
    machen, auch finanziellen Mut: Über 6 Prozent Steige-
    rung des Bundeshaushalts 1999, eine erhebliche Mittel-
    verbesserung im Hochschulbau, in der wissenschaftli-
    chen Nachwuchsförderung, im Bereich BAföG, für den
    internationalen Austausch von Studierenden und Hoch-
    schullehrern, die Frauenförderung und der hochschul-
    politische Beginn neuer Initiativen und Programme, be-
    sonders auch in den neuen Ländern im Bereich der In-
    novationen. Die Fraktion der Sozialdemokraten unter-
    stützt die Regierung in diesen Aktivitäten. Ich denke,
    wir geben den Hochschulen damit wieder eine Perspek-
    tive, sich mit neuer Motivation und innovativen An-
    strengungen den neuen hochschulpolitischen Aufgaben
    zu stellen.

    Natürlich kann von heute auf morgen nicht alles
    finanziert werden, was in den letzten Jahren vernachläs-
    sigt wurde. Wenn Sie die Hochschulbaufinanzierung des
    letzten Jahrzehnts betrachten, wenn Sie an das zum Teil
    marode Mobiliar in den Universitäten, die abgeschriebe-
    nen Gebäude, die altertümliche Technik denken, mit der
    moderne Lehre angeblich eingefordert wird, können Sie
    verstehen, warum viele Kolleginnen und Kollegen an
    den Hochschulen auf die Politik der neuen Regierung
    setzen.

    Keine Mißverständnisse, bitte! Nicht nur mein armes
    Bundesland im Norden der Republik ist von der jahre-
    langen Unterfinanzierung betroffen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wer regiert denn da?)


    – Ich weiß, ich weiß. Die sind manchmal auch nicht bes-
    ser.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht mehr lange!)


    Schauen Sie sich die Internetseiten der Universität Tü-
    bingen an, auf der die Hochschulleitung gerade in diesen
    Tagen öffentlich und unverfroren klagt, mit welchen
    Kürzungen seitens der Stuttgarter Landesregierung –
    Baden-Württemberg ist nachgewiesenermaßen kein ar-
    mes Land – sie sich herumschlagen muß. Lesen Sie
    nach, welche Folgen die Kolleginnen und Kollegen für
    die Wissenschaft in Deutschland sehen, wenn sich die
    Kürzungen seitens des Landes so weiterentwickeln!

    Nun sind Finanzen in der Wissenschaft nicht alles.
    Ich weiß das. Die notwendigen Reformen der Univer-
    sitäten müssen aus den Universitäten selbst kommen.
    Sie können weder mit der Drohung, den Geldhahn zuzu-






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    drehen, erzwungen werden, noch hilft ein üppiger Geld-
    segen.

    Wenn aber die im Interesse der Beschäftigten not-
    wendigen Reformen unserer Hochschulen im Manage-
    mentwettbewerb qualitativ hochwertiger Lehrer und in-
    ternational anerkannter Forscher nicht bald verwirklicht
    werden, wird auch eine Debatte über die Finanzierung
    der Hochschulen insgesamt beginnen. Wir werden den
    Weg der weiteren Privatisierung der akademischen Aus-
    bildung für ausgewählte Kinder ausgewählter Eltern
    nicht mehr sperren können.

    Der Bundeshaushalt 1999 ist nach Meinung meiner
    Fraktion der Beginn der Stabilisierung der öffentlichen
    Verantwortung für Wissenschaft und Forschung und die
    Umkehr von dem bisher eingeschlagenen Weg. Über
    1 Milliarde DM an Steigerung im Bildungshaushalt sind
    schon viel Geld für die Zukunftsinvestitionen Bildung
    und Wissenschaft in diesem Land.

    Ich habe heute morgen gehört, daß Herr Rexrodt die-
    se Zahl heruntergerechnet hat, sie aber immer noch für
    respektabel hält, um dann zu sagen, daß die Ankündi-
    gung, die Bildungsinvestitionen in vier Jahren zu ver-
    doppeln, eine Mogelpackung sei. Fünf Monate sind ver-
    gangen. Auch Herr Kampeter hat für die Opposition
    wiederholt, daß im Jahre 2002 ein politisches Ziel nicht
    erreicht werden kann. Er weiß es offensichtlich schon
    heute.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben es für dieses Jahr schon verfehlt!)


    – Ja, ich weiß. – Die Sozialdemokraten werden qualita-
    tiv alles versuchen, Bildung und Wissenschaft weiter
    verstärkt zu fördern und wissenschaftliche Prioritäten zu
    setzen.

    Wenn man selbst studiert und einen gehobenen Platz
    in der Gesellschaft erreicht hat – gestatten Sie mir dies
    als letzten Satz –, die nachfolgende Generation mit Stu-
    diengebühren zu belegen, halte ich im übrigen nicht nur
    sozialpolitisch, sondern auch moralisch für verfehlt.

    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt der Abgeordnete Jürgen W. Möllemann.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jürgen W. Möllemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Liebe Kolleginnen
    und Kollegen! Als ich heute morgen den Bundesfinanz-
    minister hier stehen sah und reden hörte,


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na, was kommt jetzt?)


    da merkte man ihm so richtiggehend an, wie er ein paar
    Monate zurückblendete und sich noch als Parteivorsit-
    zender auf Wahlkundgebungen sprechen sah. Er stand
    hier und bat geradezu flehentlich um Verständnis dafür,
    daß man nicht alles, was man vor Wahlen verspreche,
    denn auch nach den Wahlen halten könne, das sei doch
    alles so schwer.

    Meine Damen und Herren von der SPD, Sie wissen
    doch: Sie haben mit einem Wahlversprechen die Wahl
    gewonnen und dieses Versprechen gebrochen. Sie haben
    den Wählerinnen und Wählern, den Jungwählerinnen
    und Jungwählern an den Hochschulen, den Hochschul-
    lehrern versprochen, zunächst, wie Sie gesagt haben, die
    Ausgaben für Bildung, Wissenschaft und Forschung in
    der kommenden Legislaturperiode, wenn sie denn die
    Wahl gewönnen, zu verdoppeln. Mit immer größerem
    Herannahen des Wahltermins haben Sie dann gesagt:
    Die Zukunftsinvestitionen im Bildungsbereich werden in
    den vier Jahren verdoppelt.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Heute weiß keiner, was das ist!)


    Einmal abgesehen davon, daß es wirklich schwierig
    ist, zwischen auf die Zukunft gerichteten Investitionen
    im Bildungsbereich und solchen, die auf die Vergangen-
    heit, die Jetztzeit oder was auch immer gerichtet sind, zu
    unterscheiden, ist es doch ein interessanter Sachverhalt:
    Sie selber stellen hier dar, sie steigern den Haushalt und
    auch die von Ihnen selbst auf den Zukunftsbereich be-
    zogenen Aufwendungen um 6,4 Prozent.

    Sie dürfen sich nicht wundern – und Sie würden es
    doch andersherum genauso machen –, daß wir nach-
    rechnen und Sie fragen: Wie ist das, wenn man vor den
    Wahlen von 100 Prozent in vier Jahren, 25 Prozent pro
    Jahr spricht, und dann kommen Sie mit 6 Prozent daher?
    Das ist der Bruch eines Versprechens. Sie haben die
    Wähler getäuscht und damit Stimmen ermogelt. Deswe-
    gen will heute keiner mehr zugeben, daß er Sie gewählt
    hat. Das ist doch der Punkt. Die Leute merken es. Sie
    treffen doch auf der Straße keinen mehr, der sagt: Ich
    habe diese Regierung gewählt. Das ist der Hintergrund.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Bodo Seidenthal [SPD]: Sie treten doch nur auf Karnevalsveranstaltungen auf!)


    – Nein, das hat mit Karnevalsveranstaltungen nichts zu
    tun. Sie müssen sich daran messen lassen, was Sie vor
    der Wahl gesagt haben. Die jungen Leute in den Hoch-
    schulen haben doch offenkundig geglaubt, daß Sie es so
    meinen würden. Daß es schwer ist, die Aufwendungen
    für Bildung und Wissenschaft zu Lasten anderer so zu
    steigern, daß sie verdoppelt werden, das mußten Sie
    vorher wissen. Niemand von Ihnen, weder Ihr Kanzler-
    kandidat noch Ihr Parteivorsitzender und heutiger
    Finanzminister, war ohne Regierungserfahrung. Sie
    wußten doch, daß man Aufwendungen, die man zusätz-
    lich in die Bildung stecken will, woanders wegnehmen
    bzw. über höhere Steuern oder über höhere Verschul-
    dung generieren muß. Kommen Sie deswegen nicht mit
    der Ausrede, Sie hätten nicht gewußt, wie schwer das
    sei! Es ist festzuhalten: Sie haben die Leute belogen.


    (Zuruf von der SPD: Das ist eine Lüge!)

    – Nein, es ist so. Sie haben mit dieser Unredlichkeit
    Stimmen gewonnen und lassen sich das jetzt ungern
    vorhalten. Es muß Ihnen aber vorgehalten werden.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)


    Dr. Peter Eckardt






    (A) (C)



    (B) (D)


    Das ist für sich genommen schon schlimm genug.
    Schauen wir uns aber einmal die einzelnen Bereiche an.


    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Wie war das denn 1982, Herr Möllemann?)


    – Lieber Herr Penner, Sie haben den Nachteil, etwas zu
    spät gekommen zu sein; denn Sie haben es verpaßt, daß
    Ihre derzeit amtierende Ministerin so liebenswürdig war,
    zu sagen, nach dem Bildungsminister Möllemann sei
    nichts mehr gekommen. Ich fand die Selbstbezichtigung,
    die sie vorgenommen hat, übertrieben.


    (Heiterkeit bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Jedenfalls glaube ich – deswegen ist der Hinweis auch
    nach der weiteren Einlassung ihres nachfolgenden Kol-
    legen überflüssig – bewiesen zu haben, daß man die
    Steigerung erreichen kann. Sie müssen sich an Ihren
    Versprechungen messen lassen. Gehen wir die einzelnen
    Bereiche an!

    BAföG. Sie haben vor den Wahlen erklärt, Sie wür-
    den – würden Sie denn gewählt – eine grundlegende Re-
    form der Ausbildungsförderung einbringen; die sei fer-
    tig. Sie haben ein entsprechendes Gesetz vor der Wahl
    sogar vorgelegt: das Drei-Körbe-Modell. Was in drei
    Teufels Namen hindert Sie eigentlich, jetzt, da Sie die
    Mehrheit haben, dieses vor der Wahl vorgestellte
    Modell erneut einzubringen? Warum tun Sie das denn
    eigentlich nicht?


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Haben Sie es vor der Wahl etwa nach dem Motto einge-
    bracht, der Wähler möge Ihnen doch das Schicksal er-
    sparen, es hinterher mit der Mehrheit erneut tun zu müs-
    sen? Jetzt haben Sie die Mehrheit, und jetzt machen Sie
    es nicht. Sie kommen mit einer „Pipifaxreform“ von 2
    Prozent Steigerung bzw. 6 Prozent Steigerung bei
    Höchstförder- und Bedarfssätzen. Meine Damen und
    Herren, es geht nicht, den jungen Leuten vor der Wahl
    das Drei-Körbe-Modell zu versprechen, weil zu wenige
    gefördert würden, und jetzt, da wir als F.D.P. diesen
    Antrag einbringen, zu sagen, Sie müßten noch lange und
    gründlich nachdenken. Worüber müssen Sie denn nach-
    denken? War Ihr Gesetzentwurf vor der Wahl nicht
    durchdacht? Das ist nicht in Ordnung.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Hochschulbau. Mit dem Thema habe ich, liebe Frau

    Bulmahn, auch zu tun gehabt. Ich hatte das gleiche Pro-
    blem, das Sie jetzt haben werden. Da Sie davon wußten,
    bin ich von dieser Steigerungsrate nicht so sehr beein-
    druckt. Nach der gesetzlichen Regelung handelt es sich
    dabei um eine Gemeinschaftsaufgabe: Es fließt nur die
    Mark an Bundesmitteln ab, die von der ergänzenden
    Mark an Landesmitteln begleitet wird.


    (Zuruf von der F.D.P.: Niedersachsen!)

    Nun habe ich mir gedacht, ich schaue doch einmal bei
    den Ländern nach, in denen Ihre Partei regiert, und ich
    sehe – Donnerwetter –, daß bei der SPD die Koordinie-
    rung nicht funktioniert: Während Sie „Rauf mit den
    Hochschulbaumitteln!“ sagen, gehen die Länder runter.

    Was ist das denn für eine Vorgehensweise? Das ist
    schon wieder eine Mogelpackung.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Übrigens, Herr Berninger, fangen Sie nicht an zu lä-
    cheln! Sie sitzen zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen
    mit im Boot.


    (Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie nicht!)


    Kommen wir zum dritten Bereich. Sie sagen, die
    Ausbildung an den Hochschulen laufe auch deswegen
    nicht gut, weil der wissenschaftliche Nachwuchs nicht
    hinreichend gefördert werde. Der wird aber doch da-
    durch gefördert, daß man ihm Stellen bietet, um beruf-
    lich tätig sein zu können. Da schaue ich mir, denke ich,
    doch einmal die Länder an, in denen die SPD regiert. Ich
    blicke auf Nordrhein-Westfalen und Gabriele Behler.
    Selbige Gabriele Behler schlägt dem Parlament vor,
    2 000 Stellen im Hochschul- und Lehrerbereich zu strei-
    chen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Und mit der wollen Sie koalieren?)


    Herr Schrader schreibt in der „Westfälischen Rund-
    schau“ – eine Zeitung, die nicht direkt den Ruf hat, der
    F.D.P. oder der Union nahezustehen –, nach einer Studie
    der KMK stehe das rotgrüne Nordrhein-Westfalen bei
    der Hochschullehrer-Studenten-Relation und bei der
    Lehrer-Schüler-Relation an 16. Stelle. In diesem Land
    streicht die Ministerin noch einmal 2 000 Stellen.

    Angesichts dessen kommen Sie uns doch nicht mit
    solchen famosen Zahlen! Sie wissen doch ganz genau,
    daß es nicht nur vom Ablauf – darauf hat der Kollege
    schon hingewiesen –, sondern auch von den erforderli-
    chen kompensatorischen Mitteln her nicht klappen wird.

    Heute morgen hat Oskar Lafontaine – an einer be-
    stimmten Stelle hatte ich dafür Verständnis – hier ge-
    sagt, wir sollten die Debatte redlich führen und die Ar-
    gumente nicht nach dem Motto austauschen, wer in der
    Opposition sei, attackiere, und wer an der Regierung sei,
    entschuldige sich dafür, daß nicht alles so klappt. Da hat
    er nicht so ganz unrecht.


    (Dr. Peter Eckardt [SPD]: Warum machen Sie das dann?)


    – Nein, ich habe die hier von Ihnen vorgelegten Zahlen
    an Ihren Ankündigungen gemessen.

    Im inhaltlichen Bereich sollten uns zwei Themen be-
    sonders beschäftigen. Es gibt in Deutschland viele In-
    itiativen zur Förderung von Lernbehinderten. Das ist
    auch gut so. Aber wir haben bei uns – das ist ein wirkli-
    cher struktureller Mangel – keine Forschungseinrichtun-
    gen und Verfahren zur Identifizierung und Förderung
    von Hochbegabten. Das ist ein großes Problem.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Auf vielen Veranstaltungen, an denen ich wie übri-
    gens auch Kolleginnen und Kollegen der anderen Par-
    teien mitwirken konnten, haben wir junge Menschen

    Jürgen W. Möllemann






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    getroffen, die manchmal sogar sagten, daß sie darunter
    litten, hochbegabt zu sein, und die keinerlei adäquate
    Förderung erfuhren. Das ist eine Verplemperung von
    Potentialen und ein sorgloser Umgang mit Menschen,
    die wir in besonderer Weise brauchen. Ich rege an, daß
    wir neben manchem, Frau Bulmahn, was Sie an neuen
    Forschungsschwerpunkten setzen – sie begrüße ich aus-
    drücklich –, hier gemeinsam einen zusätzlichen Schwer-
    punkt entwickeln. Da ist nicht genug vorhanden.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Davon hält sie nichts!)


    Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte, betrifft
    die Dienstrechtsregelungen. Es ist so, wie Sie sagen,
    Frau Bulmahn: Geld ist nicht alles, aber ohne mehr Geld
    bekommen wir die meisten Probleme nicht geregelt. Mir
    scheint aber, daß wir sowohl in Schulen als auch in
    Hochschulen, für die wir mehr tun müssen – die Aufga-
    be der Lehrer und der Hochschullehrer ist immer kom-
    plizierter geworden, die Anforderungen sind immer grö-
    ßer geworden –, auf das Phänomen stoßen, daß es eine
    große Zahl von Lehrkräften gibt, die mit größtem Enga-
    gement arbeiten, aber es gibt auch das genaue Gegenteil.
    Dem werden wir mit dem vorhandenen Beamtenrecht
    nicht beikommen. Deswegen müssen wir – ich weiß,
    wie sensibel das Thema in allen Parteien diskutiert wird
    – den Status der Hochschullehrer und der Lehrer ändern.
    Es hilft nichts: Wenn wir es beim Beamtenrecht lassen,
    werden wir eine Leistungsorientierung nicht zustande
    bringen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie des Abg. Dr. Peter Eckardt [SPD])


    Ich weiß, es gibt bei Ihnen wie auch bei uns skeptische
    Stimmen. Aber die Erfahrungen lehren uns, daß die
    Vorzüge einer solchen Reform größer als die mit ihr
    verbundenen Nachteile sein könnten.

    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne ten der CDU/CSU)