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ID1312212700

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    Plenarprotokoll 13/122 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundeswirtschaftsministers Dr. Günter Rexrodt 10931 B Begrüßung des Präsidenten der Handwerkskammer Budapest und des stellvertretenden Fraktionsführers der sozialistischen Partei im ungarischen Parlament 11008 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10931 A b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10931 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 10931 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . . 10932 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . 10933 A Ernst Schwanhold SPD . . . . 10934B, 10958 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10937 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10939 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 10942B, 109558 Rolf Kutzmutz PDS 10944 B Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU . 10945D, 10949A, 10950B Eckart Kuhlwein SPD 10947 D Rolf Schwanitz SPD 10948 C Dr. Christa Luft PDS 10949D Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . 10951A, 10956B Ulrich Petzold CDU/CSU 10953 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 10953D, 10954 B Friedhelm Ost CDU/CSU . . . 10956D, 10959A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 10959 D Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10960D, 10981A Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10961C Ulrike Mascher SPD 10963 A Ottmar Schreiner SPD 10964 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10965 C Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 10967 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10970B Dr. Barbara Hendricks SPD . 10970D, 10983 B Dr. Barbara Höll PDS 10971 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10971 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10973C, 10976A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10975 D Petra Bläss PDS 10976 B Dr. Konstanze Wegner SPD 10978 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU 10979 D Ottmar Schreiner SPD . . . . 10980C, 10982 B Volker Kauder CDU/CSU 10982 B Leyla Onur SPD 10984 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 10986A Edelgard Bulmahn SPD . . . 10987C, 11006C Edelgard Bulmahn SPD 10990 B Steffen Kampeter CDU/CSU 10993 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10996 B Franz Thönnes SPD 10996 D Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10997 C Jürgen Koppelin F.D.P 10998 D Dr. Ludwig Elm PDS 11001A Günter Rixe SPD 11002 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 11003D, 11004A Werner Lensing CDU/CSU 11004 B Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 11006A Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11008 C Jörg Tauss SPD 11009D Jürgen Koppelin F.D.P 11010B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 11011D Heidemarie Lüth PDS 11013A Christel Hanewinckel SPD 11014 D Johannes Singhammer CDU/CSU . 11015C Peter Jacoby CDU/CSU 11017A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11018C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P 11020A, 11021C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11021B Rosel Neuhäuser PDS 11021 D Maria Eichhorn CDU/CSU 11022 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11023 C Siegrun Klemmer SPD 11024 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 11026C Klaus Kirschner SPD 11030 D Horst Seehofer CDU/CSU . . 11033A, 11033 C Hubert Hüppe CDU/CSU . . . 11036B, 11038D Waltraud Lehn SPD 11036 C Dr. Wolfgang Wodarg SPD 11037 A Editha Limbach CDU/CSU 11037 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11038B Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11039A Dr. Dieter Thomae F.D.P 11040C Klaus Kirschner SPD . . . . 11041D, 11044 D Dr. Ruth Fuchs PDS 11042 B Editha Limbach CDU/CSU 11043A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11043C Waltraud Lehn SPD 11045 B Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 11046A Horst Sielaff SPD 11048 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 11050 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11051B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11053D Wolfgang Gröbl CDU/CSU 11054 D Ulrich Heinrich F D P. 11055 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 11056B Dr. Günther Maleuda PDS 11056 D Ilse Janz SPD 11057 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11059B Nächste Sitzung 11059 D Berichtigung 11059 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11060 * A 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigung 121. Sitzung, Seite 10886D, vorletzter Absatz, Zeile 9: Das Wort „nicht" ist durch das Wort „doch" zu ersetzen. Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 12. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 12. 9. 96 Graf von Einsiedel, PDS 12. 9. 96 Heinrich Glos, Michael CDU/CSU 12. 9. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 12. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 12. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12. 9. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch (Rendsburg), BÜNDNIS 12. 9. 96 Egbert 90/DIE GRÜNEN Regenspurger, Otto CDU/CSU 12. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 12. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 12. 9. 96 Dietmar Thieser, Dietmar SPD 12. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 12. 9. 96 Karsten D. Dr. Zöpel, Christoph SPD 12. 9. 96
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


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    Dann sind wir in einer ziemlich katastrophalen Lage. Dann werden in einigen Regionen auch statistisch die Arbeitslosenzahlen bei 30 Prozent sein. Und was genauso schlimm ist, daß dann eine ganze Reihe von wichtigen Aufgaben nicht mehr wahrgenommen werden - von den Sanierungen angefangen bis in den sozialen Bereich.
    Sie wissen es doch aus Ihren eigenen Wahlkreisen: Kommunale Gleichstellungsbeauftragte verweisen allerorten darauf, daß der zweite Arbeitsmarkt für viele Frauen tatsächlich die letzte Hoffnung ist.

    (Beifall bei der PDS)

    Meine Damen und Herren, die Ostdeutschen aufzufordern, ihre Ansprüche zu verringern, wie es BDI-
    Präsident Henkel gestern getan hat, halte ich angesichts dieser Situation für skandalös. Aus eigenen Mitteln konnten und können die ostdeutschen Kommunen soziokulturelle Regelaufgaben nicht finanzieren. Das geht bereits auf das Versäumnis im Einigungsvertrag zurück, hier keine Starthilfe und keine Sonderregelungen vorgesehen zu haben.
    Das indirekt eingestehend, erging 1991 seitens der Bundesregierung die ausdrückliche Aufforderung, die Infrastruktur über ABM abzusichern. An der Finanzsituation der Kommunen in den neuen Bundesländern hat sich nichts geändert, im Gegenteil. Die vorgesehene Kürzung der Arbeitsmarktförderung Ost um 1,7 Milliarden DM würde daher verheerend wirken.
    Deshalb wird die PDS bei den Haushaltsberatungen die Einrichtung eines Bundesfonds zur Bezuschussung von soziokulturellen Regelaufgaben in ostdeutschen Kommunen vorschlagen, der mit den 3,6 Milliarden DM gespeist werden soll, auf die die Bundesregierung im Jahressteuergesetz 1997 durch den Abbau des Solidaritätszuschlages verzichten will. Damit greifen wir einen Vorschlag des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes auf.
    Mit Hilfe dieses Fonds könnte die Regelfinanzierung von bis zu 80 000 Personalstellen bis zu einer durchgreifenden Reform der Gemeindefinanzen gesichert werden. Die Regelfinanzierung ist unabdingbar für eine Verstetigung der soziokulturellen Dienste.
    Ein großes Manko ist doch der derzeit auf Grund der Zuweisungsbedingungen notwendige ständige Personalwechsel. Mit großer Mühe haben sich ABM-Kräfte fachlich und sozial qualifiziert und haben Betreute und Beratene gerade Vertrauen gefaßt - und nach einem Jahr ist wieder alles vorbei.
    Wir halten den Vorschlag der Einrichtung eines Bundesfonds für eine brauchbare Alternative. Ich sage nur: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

    (Beifall bei der PDS)

    Unseriös im Haushaltsentwurf ist das Herangehen an die Arbeitslosenhilfe. Es wird von unrealistischen Prognosen des Leistungsbezugs ausgegangen. Es werden Maßnahmen einkalkuliert, für die es noch keine gesetzlichen Grundlagen gibt. Geht man von der zum Zeitpunkt der Beschlußfassung geltenden Rechtslage und von den verfügbaren Angaben über die Entwicklung der Zahl der Bezieherinnen und Bezieher aus, müßten sage und schreibe 6,3 Milliarden DM mehr eingestellt werden, als es im Entwurf von Herrn Waigel vorgesehen ist.
    Betrachtet man die Kürzungen im durchschnittlichen Auszahlbetrag der Arbeitslosenhilfe, so ist im Osten das Abschieben auf eine ergänzende Sozialhilfe - und das sind wieder Kosten für die Kommunen - deutlich sichtbar. Auf 793 DM soll er gesenkt werden, und das bei steigenden Preisen, Mieten und Tarifen. Herr Minister Blüm, das genau sind die „menschlichen Schicksale", von denen Sie sprachen.
    Die mißliche Lage in der Rentenversicherung ist vor allem durch den Zustand des Arbeitsmarktes und die Beschäftigungspolitik bestimmt. Der Bundeszuschuß für die gesetzliche Rentenversicherung ist zwar mit 67,8 Milliarden DM der größte Brocken dieses Bereichs und erfährt fast als einziger eine Steigerung gegenüber 1996. Das Milliardenloch in den Rentenkassen aber wird damit nicht zu stopfen sein. Ursache dafür ist, daß der Zuschuß von den Arbeitsmarktbedingungen völlig abgekoppelt ist. Er folgt allein der Entwicklung der Nettolöhne und -gehäiter.
    Wir meinen, Herr Blüm sollte in seiner Rentenkommission nicht über weitere Kürzungen der Leistungen nachdenken, sondern neue Finanzierungsquellen für die Kassen suchen. Wir könnten uns vorstellen, die lohnsummenbezogenen Arbeitgeberbeiträge durch eine Bruttowertschöpfung zu ergänzen und jedes Einkommen beitragspflichtig zu machen.

    (Beifall bei der PDS)

    Auch die Beitragsbemessungsgrenze könnte bei degressiv wachsenden Leistungsansprüchen angehoben werden. Das ermöglichte eine wirkliche Reform der Altersbezüge, sozial gerecht und existenzsichernd.

    (Beifall bei der PDS)

    Meine Damen und Herren, um ganze 100 Millionen DM zu sparen - ein Klacks im Bundeshaushalt -, wollen Sie Tausende von Rentnerinnen in den neuen Bundesländern in eine verzweifelte Situation stürzen. Obwohl die Bundesregierung ihren Part, das Frauenrentenrecht ab 1997 zu verbessern, nicht erfüllt hat, stellt sie planmäßig die Zahlung der Sozialzuschläge per 31. Dezember 1996 ein. Es handelt sich wohlgemerkt um Renten, die auf ganze 674 DM aufgestockt wurden.

    Petra Bläss
    Es muß unbedingt verhindert werden, daß im Dezember über 80 000 Rentnerinnen Mitteilungen über Rentenkürzungen von bis zu mehreren hundert Mark erhalten.
    Deshalb fordern wir die Beibehaltung des Sozialzuschlages, besser noch seine Anwendung in Ost und West. Denn auch in den alten Bundesländern sind die Hoffnungen Tausender auf ein neues, verbessertes Frauenrentenrecht enttäuscht worden.
    Ich komme zum Schluß. Insgesamt wird deutlich, daß der Bundeshaushalt zu Lasten von abhängig Beschäftigten, Arbeitslosen, Rentnerinnen und Rentnern sowie Sozialhilfeempfängerinnen und -empfängern saniert werden soll. Im übrigen straft der Haushaltsentwurf all diejenigen Lügen, die behauptet haben, daß das Sparpaket der Höhepunkt notwendiger sozialer Einschnitte sei. Der Haushaltsentwurf beweist, daß der Sozialraubbau hierzulande weitergeht.
    Wir meinen, das Maß an sozialer Kälte ist voll. Eine menschliche Zukunft - Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, nehmen diesen Begriff ja immer für sich in Anspruch - wird es nur geben, wenn endlich begonnen wird, den vorhandenen Reichtum von oben nach unten umzuverteilen. Beginnen Sie damit mit dem Jahressteuergesetz 1997. Lassen Sie morgen von den Spargesetzen ab, und legen Sie so schnell wie möglich einen seriösen und vor allem sozial gerechten Bundeshaushaltsentwurf für das Jahr 1997 vor.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Kollegin Dr. Konstanze Wegner, SPD.

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    Rede von Dr. Konstanze Wegner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In den sozialpolitischen Informationen, die die Bundesregierung herausgibt, hat sich der Bundesarbeitsminister selbst gelobt und sich bescheinigt, er habe einen Haushalt der Konsolidierung und der zukunftsorientierten Arbeitsplätze vorgelegt.
    In Wahrheit gleicht dieser Haushalt einem Schweizer Käse: Er ist groß, er ist schwer verdaulich, und er hat lauter Löcher.

    (Beifall bei der SPD Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Aber satt macht er!)

    Es ist ein Haushalt des Sozialabbaus und der ungedeckten Haushaltsrisiken.
    Ich will mich bei meiner kurzen Rede auf diesen zweiten Aspekt der Risiken beschränken. Zu den sozialpolitischen Auswirkungen hat mein Kollege Ottmar Schreiner bereits das Notwendige gesagt.
    Die Einsparvorgaben der diversen sozialpolitischen Kürzungsgesetze haben in diesem Haushaltsentwurf eine tiefe Spur hinterlassen. Es geht um das Arbeitslosenhilfe-Reformgesetz, um das sogenannte Gesetz für mehr Wachstum und Beschäftigung und schließlich um das sogenannte ArbeitsförderungsReformgesetz. Man muß sagen: In der Semantik ist diese Koalition wirklich Spitze. Es gilt eigentlich die Faustregel: Je mieser der Inhalt eines Gesetzes ist, desto wohlklingender ist der Titel.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Annelie Buntenbach [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Viele der in diesen Gesetzen vorgesehenen Einsparungen sind jedoch in sozialpolitischer Hinsicht hochproblematisch, weil sie denen, die in unserer Gesellschaft ohnehin nur wenig haben, weitere Kürzungen abverlangen. Viele der vorgesehenen Einsparungen sind haushaltspolitisch unsolide, weil sie sich nämlich in der vorgesehenen Form gar nicht realisieren lassen werden. Viele dieser sogenannten Einsparungen sind in Wahrheit gar keine echten Einsparungen, sondern es sind lediglich Verschiebungen von Lasten von einer Ebene auf die andere, im wesentlichen vom Bund auf die Länder und vor allem auf die Kommunen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ich möchte meine These vom Schweizer-KäseHaushalt an einigen Beispielen erläutern. Bei der Arbeitslosenhilfe geht die Regierung für 1997 von einem realen Bedarf von 21,8 Milliarden DM aus. Das ist mit Sicherheit noch zu niedrig geschätzt. Sie hat jedoch lediglich 16,5 Milliarden DM veranschlagt. 5,3 Milliarden DM sollen durch diverse Einsparungen erbracht werden. Darunter befinden sich aber auch Luftbuchungen, wie zum Beispiel 0,9 Milliarden DM durch verschärfte Vermögensprüfungen und 0,9 Milliarden DM Sonstiges an Einsparungen beim Arbeitsförderungs-Reformgesetz.
    Wenn man nun berücksichtigt, daß die Arbeitslosigkeit nach den eigenen Schätzungen der Regierung 1997 leider auf dem gleichen Niveau wie 1996 verharren wird, wenn man bedenkt, daß der geplante Kahlschlag der ABM-Maßnahmen im Osten letztlich nur zu vermehrten Ausgaben auch wieder bei der Arbeitslosenhilfe und schließlich durch ergänzende Sozialhilfe bei den Kommunen führen wird, und wenn man schließlich berücksichtigt, daß der Finanzminister gerade bei dem Ansatz für 1996 5,5 Milliarden DM zum Nachbessern über den Tisch schieben mußte, dann wird deutlich, daß hier ein Haushaltsloch von mindestens 3 Milliarden DM klafft.

    (Beifall bei der SPD)

    Noch größer ist das Haushaltsrisiko bei der Bundesanstalt für Arbeit. Dort hat die Regierung unverdrossen einen Zuschuß von 0 DM veranschlagt, wegen - ich zitiere - „geringeren Bedarfs",

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Unglaublich!)

    wie es in den Erläuterungen so schön heißt. Ich glaube, angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt ist das der Gipfel des Zynismus.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Die Bundesanstalt für Arbeit soll im Jahre 1997 nun 7,5 bis 8 Milliarden DM einsparen. Täglich hört man vor allem aus den Reihen der F.D.P., daß neue Einsparungswünsche und Forderungen nachgeschoben werden.

    Dr. Konstanze Wegner
    Ich habe allmählich den Eindruck, daß in der Koalition eine Abneigung oder eine Art Haß auf die Bundesanstalt für Arbeit herrscht.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Sie haben ganz vergessen, daß Ihr Kollege Jagoda, den ich sehr schätze, dort an der Spitze steht. Ich erinnere nur einmal an die unqualifizierten Attacken, die in der Sommerpause von Herrn Glos gegen die Bundesanstalt erhoben worden sind. Damit sollten Sie sich vielleicht einmal beschäftigen.
    Unter den nun von der Bundesanstalt für Arbeit verlangten Einsparungen finden sich wiederum reine Luftbuchungen, z. B. 0,7 Milliarden DM durch die Frühverrentung und 0,5 Milliarden DM durch verstärktes Eintreiben von Rückständen. Für 1996 hat der Finanzminister bereits 7 Milliarden DM zu den veranschlagten 4,3 Milliarden DM nachschieben müssen. Das Gesamtdefizit der Bundesanstalt für Arbeit wird in diesem Jahr bei 12 bis 13 Milliarden DM liegen.
    Auch hier liegt wieder die gleiche Situation wie bei der Arbeitslosenhilfe vor: Die Zahl der Arbeitslosen wird nicht sinken. Deshalb kann ich nur sagen: Der Versuch, den Zuschuß an die Bundesanstalt für Arbeit auf Null zu setzen, ist entweder bewußte Täuschung oder reine politische Gesundbeterei.

    (Beifall bei der SPD und der PDS Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Beides, in Kombination! Ottmar Schreiner [SPD]: Schwindler sind das. alles Schwindler!)

    Das dritte dicke Haushaltsloch im Schweizer Käse droht bei der Rentenversicherung. Die Bundesregierung erzählt uns unverdrossen, sich selbst und der Öffentlichkeit, sie würde in diesem Jahr mit einem Rentenbeitrag von 19,9 Prozent auskommen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Unter 20 Prozent!)

    - Ja, 20 ist die magische Zahl, die der F.D.P. wegen nicht überschritten werden darf.

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Wegen der Arbeitslosen! Nicht wegen der F.D.P.!)

    - Also, Frau Babel, ich habe noch genau im Ohr, wie Sie gesagt haben, das ist die magische Grenze.
    Der Verband der Rentenversicherer hat nun wiederholt dazu Stellung genommen und hat davor gewarnt, einen aus politischen Gründen zu niedrig angesetzten Rentenbeitrag zu erheben. Er hält 20,1 oder 20,2 Prozent für notwendig. Es werden auch höhere Zahlen von bis zu 20,5 Prozent genannt.
    Haushaltspolitisch muß man aber darauf hinweisen: Steigt der Beitragssatz, dann muß nach der Rentenformel auch der Bundeszuschuß steigen. Das heißt, ein Beitrag von 20,2 Prozent würde bereits eine knappe Milliarde DM an Bundeszuschuß erfordern.
    Der Blüm-Haushalt hat jedoch noch weitere Löcher. Im Bereich der Kriegsopferversorgung und der Kriegsopferfürsorge wurden in Ostdeutschland weit mehr Anträge gestellt als erwartet. Ob die veranschlagten Mittel jetzt ausreichen werden, um das zu decken, bleibt abzuwarten.
    So kommt man zu dem Fazit, daß überall in diesem Haushalt mit überzogenem Einsparvolumen und mit Luftbuchungen gerechnet wird.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: So ist es leider!)

    Nur in einem Bereich hat das Haus Blüm nicht gespart, sondern sich kräftig weitere Ausgaben bewilligt: Das ist der beliebte Etat für Öffentlichkeitsarbeit.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das kann doch wohl nicht wahr sein!)

    11 Millionen stehen gegenüber 1996 mehr im Haushalt. Insgesamt hat er nun für seine teilweise durchaus nützlichen, teilweise völlig überflüssigen Aufklärungsschriften und Bildchen 44 Millionen DM zur Verfügung.

    (Ottmar Schreiner [SPD]: 44 Millionen!)

    - 44 Millionen DM insgesamt, man muß ja noch die anderen Titel dazuaddieren.
    In den Erläuterungen dazu heißt es ganz treuherzig, angesichts der zahlreichen gesetzespolitischen Änderungen im Sozialbereich sei die Regierung doch zu „aktueller Aufklärungsarbeit" verpflichtet.

    (Ottmar Schreiner [SPD]: Das ist der Propagandahaushalt! )

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Haushaltsentwurf des Bundesarbeitsministeriums spricht dem Prinzip der Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit Hohn.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Bundesarbeitsminister selbst mit Überzeugung hinter seinem Entwurf steht. Er trägt die Handschrift des Finanzministers - der natürlich nicht da ist; ich sehe auch seine Staatssekretärin nicht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie ist da!) - Ist sie da? Also gut.

    Wer die haushaltspolitische Wahrheit in dieser Weise verkleistert, kann nicht erwarten, daß die Menschen in diesem Land den Ernst der haushaltspolitischen Lage erkennen.
    Danke.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)