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ID1312005200

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    Plenarprotokoll 13/120 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Hansjürgen Doss 10701 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5201) 10701 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 10701 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 10701 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 10711 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 10719 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 10720 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10725 B Dr. Wolfgang Weng (Gerungen) F.D.P. . 10729 A Dr. Barbara Höll PDS 10735 B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10737 B Detlev von Larcher SPD 10741 C Dankward Buwitt CDU/CSU 10744 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 10746 B Wilfried Seibel CDU/CSU 10747 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 10748 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10751 C Arnulf Kriedner CDU/CSU 10753 B Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10753 D, 10766 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10755 B Birgit Homburger F.D.P. 10756 C Eva Bulling-Schröter PDS 10758 B Eckart Kuhlwein SPD 10759 A Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 10761 B Horst Kubatschka SPD 10763 B Hans Georg Wagner SPD 10763 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10766 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10767 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10769 B Matthias Wissmann CDU/CSU 10770 A, 10776 A Horst Friedrich F.D.P. 10771 B Dr. Winfried Wolf PDS 10772 D Elke Ferner SPD 10773 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 10776 D Achim Großmann SPD 10779 C Gert Willner CDU/CSU 10781 C Norbert Formanski SPD 10782 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10784 C Jürgen Koppelin F.D.P 10786 B Otto Reschke SPD 10787 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 10788 C Dieter Maaß (Herne) SPD 10789 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 10790 D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 10791 C Hans Martin Bury SPD 10793 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 10795 A Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10797 B Dr. Max Stadler F.D.P. 10798 C Gerhard Jüttemann PDS 10800 A Eike Hovermann SPD 10801 A Nächste Sitzung 10803 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10805* 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 10. 9. 96 Augustin, Anneliese CDU/CSU 10. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 10. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 10. 9. 96 * Berninger, Matthias BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 10. 9. 96 Herta Duve, Freimut SPD 10. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 10. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Glotz, Peter SPD 10. 9. 96 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kanther, Manfred CDU/CSU 10. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 10. 9. 96 Dr. Lucyga, Christine SPD 10. 9. 96 * Matschie, Christoph SPD 10. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10. 9. 96 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 10. 9. 96 Hermann Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Verheugen, Günter SPD 10. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 10. 9. 96 Karsten D. Wallow, Hans SPD 10. 9. 96 Dr. Zöpel, Christoph SPD 10. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Eckart Kuhlwein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das wohlformulierte Selbstlob der Bundesumweltministerin kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Umweltpolitik bei dieser Regierung von Jahr zu Jahr an Bedeutung verliert.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Leider wahr!)

    Das hat damit zu tun, daß in dieser Regierung diejenigen den Ton angeben, die Umweltpolitik für Luxus halten, den man sich in wirtschafts- und finanzpolitisch schwierigen Zeiten nicht leisten dürfe.
    Die Frau Ministerin weiß es, wenn wir ihre Erklärungen ernst nehmen, besser. Das gestehen wir ihr ausdrücklich zu. Aber ihre Durchsetzungsfähigkeit war von Anfang an gering und nimmt immer stärker ab, und politisches Handeln wird immer häufiger durch symbolische Akte ersetzt.

    (Beifall bei der SPD)

    Was ich nicht verstehe, Frau Merkel, ist, daß Sie Ihre Niederlagen auch noch als Siege verkaufen wollen. Wir bieten Ihnen an, mit uns gemeinsam gegen die Bremser in Ihren Reihen vorzugehen. Da gibt es ja immer noch eine ganze Reihe von Betonköpfen. Wenn sich jetzt der eine mit ein wenig Dachbegrünung auf seinem Betonkopf zum Naturschützer entwickeln will, dann wollen wir noch sehr viel mehr Taten sehen als diesen einen Elbe-Kompromiß, der in den letzten Tagen lauthals verkündet wurde.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Auch Herr Rexrodt wird mit seinem Energiewirtschaftsgesetz noch lange nicht zum Apostel der Sonnenenergie.
    Wir erwarten von Ihnen, Frau Merkel, deutliche Worte auch an die eigene Adresse und an die Kollegen im Kabinett und nicht nur Appelle an andere wie in Ihrer Rede, die Sie gerade gehalten haben.
    Es ist zweifellos richtig, daß sich die Umweltpolitik wegen der Querschnittsfunktion nicht allein am Einzelplan 16 festmachen läßt. Aber wenn der Stammhaushalt um 3 Prozent auf dürftige 746 - in Worten: siebenhundertsechsundvierzig - Millionen DM sinkt - noch stärker als andere Einzelpläne -, dann ist das für die Umweltpolitik wahrlich kein Grund zum Jubeln. Im Gegenteil, Umweltpolitiker müßten eigentlich Trauer tragen.
    Frau Merkel, Sie können nicht einmal behaupten, Sie seien noch einmal davongekommen. Um die Wahrheit zu verschleiern, haben Sie das Gesamtbild geschönt, indem Sie bei den Endlagern für radioaktive Abfälle - das ist der Bereich, der durch Gebühren und Entgelte von den Verursachern radioaktiver Abfälle refinanziert wird - bei Einnahmen und Ausgaben viel zu hohe Beträge eingesetzt haben. Hier ist eine Größenordnung von 200 Millionen DM noch aufklärungsbedürftig. Dies ist übrigens ein Musterbeispiel dafür, wie diese Bundesregierung mit den Grundsätzen der Haushaltswahrheit und -klarheit umgeht. Auch für den Einzelplan 16 gilt unsere Bewertung: unseriös und unsolide Arbeit.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Die Umweltschutzausgaben im gesamten Bundeshaushalt sinken weiter von 9,9 auf 9,5 Milliarden DM. Auch dies muß man dazusagen, wenn man auf Haushaltspositionen in anderen Einzelplänen hinweist. Auch in diesem Jahr ist bei manchen in der Liste des Finanzministers aufgeführten sogenannten Umweltschutzausgaben nicht ganz klar, was diese Bundesregierung eigentlich unter Umweltschutz versteht. Sicher ist die Sanierung von Kasernengrundstücken und die Beseitigung von Kampfmitteln oder die Vernichtung von Dekontaminationsmitteln notwendig, aber mit Umweltpolitik im Sinne politischer Gestaltung haben solche Aufwendungen doch nur sehr wenig zu tun.
    Die SPD-Fraktion bleibt dabei: Wir brauchen endlich eine kritische Bewertung aller Ausgabentitel des Bundeshaushalts unter ökologischen Gesichtspunkten. Die Koalition hat unseren Antrag abgelehnt, sämtliche Bundesbehörden an dem für Gewerbebetriebe und Industrieunternehmen empfohlenen Umweltaudit zu beteiligen, das die Bundesumweltministerin in ihrer Rede gerade wieder gelobt hat. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen" hat im Sommer dieses Jahres die Einführung internationaler Umweltaudits für Staaten und Wirtschaftszweige vorgeschlagen. Wenn Sie unserem Vorschlag gefolgt wären, damit zunächst einmal in der Bundesverwaltung anzufangen, wäre die Bundesregierung hier schon einen Schritt weiter.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Es ist an der Zeit, daß Sie im eigenen Laden damit beginnen, weil Sie hier und international eine Vorbildfunktion beim Umweltaudit übernehmen müßten. Wir können damit nicht warten, bis die von der

    Eckart Kuhlwein
    Bundesregierung angekündigten Untersuchungen für den Aufbau einer umweltökonomischen Gesamtrechnung beendet sind.
    Die Bundesumweltministerin ist jetzt auf der Suche nach einem gemeinsamen Verständnis über die konkreten Inhalte und die praktische Umsetzung des Leitbilds einer nachhaltigen Entwicklung, wie es auch 1992 in Rio formuliert worden ist. Sie hat dazu Anfang Juli dieses Jahres eine Tagung im Wissenschaftszentrum veranstaltet. Ich war dabei. Es waren interessante Leute da. Es ist alles sehr schön. Schöner aber wäre es, Frau Merkel, wenn Sie und Ihr Vorgänger schon etwas früher an konkreten Inhalten zur Umsetzung von Rio gearbeitet hätten.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Ganz großartig wäre es, wenn das Bundesumweltministerium wenigstens zum Haushalt 1997 erste Maßnahmen - auch in anderen Ressorts, zum Beispiel beim Verkehrsminister oder dem Landwirtschaftsminister - vorgesehen hätte, wie ein Haushalt aussehen muß, der „Schritte zu einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung", wie es in Ihrer Einladung hieß, gehen will. Wir wären schon mit kleinen Schritten zufrieden gewesen. Aber ich fürchte, daß in keinem Land der Widerspruch zwischen Ankündigungen und Taten in der Umweltpolitik so groß ist wie bei dieser Bundesregierung.

    (Beifall bei der SPD)

    Der eben genannte Workshop, mit dem Frau Merkel zu einem einjährigen Diskussionsprozeß eingeladen hat, in dem Ziele und Handlungsoptionen für die nächsten Jahre formuliert werden sollen, ist sicher nicht überflüssig gewesen. Man kann gar nicht oft genug Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlichster Interessen an einen Tisch setzen. Aber ich werde den Eindruck nicht los, Frau Merkel, daß Sie als Umweltministerin ein Feld als Spielwiese besetzen, um von den konkreten Handlungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten abzulenken. Solche konkreten Vorschläge gibt es in Hülle und Fülle, von den Empfehlungen der Enquete-Kommissionen dieses Hauses über die Studie des Wuppertal-Instituts bis zu den Anregungen des Sachverständigenrats. Auch gibt es konkrete Vorschläge der SPD-Fraktion zur ökologischen Steuerreform, für ein Klimaschutzprogramm, für ein 100 000-Dächer-Programm zur Förderung der Solarzellenproduktion

    (Birgit Homburger [F.D.P.]: Die beinhalten Steuererhöhungen!)

    und eine Reihe andere Vorschläge, Frau Kollegin Homburger, die Sie alle auf der rechten Seite dieses Hauses im Plenum abgelehnt haben.

    (Birgit Homburger [F.D.P.]: Weil sie Steuererhöhungen beinhalten!)

    Es fehlt der Ministerin offenbar der Mut oder vielleicht nur das Durchsetzungsvermögen, aus den vielen richtigen Vorschlägen Initiativen in der Regierungspolitik zu machen. Ich möchte Sie deshalb davor warnen, aus dem Projekt Nachhaltigkeit eine Reihe von endlosen Diskussionszirkeln werden zu lassen. Das könnte der nachhaltigen Entwicklung in Deutschland nachhaltig Schaden zufügen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    In dem Papier, das Sie als Diskussionsgrundlage eingebracht haben, steht viel Richtiges. Aber die Nutzung der Atomenergie als Handlungsansatz für den Klimaschutz und für eine nachhaltige Entwicklung zu bezeichnen, das kann nur jemandem eingefallen sein, der Tschernobyl verdrängt hat und Gorleben für eine Rekultivierungsmaßnahme hält.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Mit nachhaltigem Wirtschaften ist die andauernde Nutzung der Kernenergie nicht vereinbar. Mit der Atomenergie zementieren Sie eine Energieversorgung, die auf Verschwendung ausgerichtet ist und damit auch das Klimaproblem nicht lösen wird. Sie vertreten hier eine absolut strukturkonservative Position, die weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar sein kann.
    Ich will hier gar nicht aufblättern, wie teuer die Stromkunden bereits der Ausbau von Gorleben und Konrad als potentielle Endlager für radioaktiven Müll kommt. Am Ende werden es nach heutigen Vorausberechnungen wenigstens 7 Milliarden DM sein, eine Summe, mit der man gewaltige Energieeinsparungen anstoßen oder spielend die Markteinführung der Photovoltaik finanzieren könnte. Aber das ist ja leider verschüttete Milch. Irgendwo wird das Zeug am Ende hin müssen, von dem mit der politischen Hilfe dieser Bundesregierung, dieser Koalition Jahr für Jahr immer noch mehr angehäuft wird.
    Daß Sie aber, Frau Merkel, aus dem Bundeshaushalt zu Lasten der Steuerzahler auch noch rund 60 Millionen DM für die Deponie in Morsleben abzweigen, ohne von der Atomindustrie Gebühren oder ein Entgelt zu fordern, das ist, gelinde gesagt, nicht nur eine unsinnige, sondern eine geradezu systemwidrige Subvention,

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    ganz gleich, Herr Kollege Kriedner, ob Sie solche Bewertungen für vulgärmarxistisch halten oder nicht.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Er weiß gar nicht, was das ist!)

    - Immerhin ist er Vertreter einer Regierungskoalition, die sich angeblich den Subventionsabbau auf die Fahne geschrieben hat.
    Gleichzeitig kürzen Sie die Förderung der Umweltschutzprojekte Inland um insgesamt 60 Prozent gegenüber 1994. Offenbar gibt es in Deutschlands Betrieben nichts mehr zu entwickeln. Es heißt, es lägen beim Umweltbundesamt nicht genügend förderungsfähige Anträge vor. Nachdem Deutschland dabei ist, seine Spitzenstellung bei Technologien zur Sanierung und Begrenzung von Umweltschäden zu verlieren, verzichten wir gleich auf die Förderung von Konzepten für integrierten Umweltschutz, für rohstoff-

    Eckart Kuhlwein
    und energiesparende Verfahren und Produkte. Ich könnte mir vorstellen, daß das Umweltministerium mit der Fülle seiner Forschungsvorhaben einmal den Versuch macht, sie etwas stärker in die Anwendungsnähe zu bringen und sich in einer Innovationsoffensive für integrierten Umweltschutz Firmen selber zu suchen, in denen man das umsetzen kann, was mit hohen Haushaltsmitteln erforscht und entwickelt worden ist.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Im Diskussionspapier des BMU „Schritte zu einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung" heißt es, Ziel sei der Übergang von Raubbau und Wegwerfmentalität zu langfristig tragbaren Wirtschafts- und Lebensweisen. Wenn das Ziel ernst gemeint sein sollte, stellen wir fest: Die Praxis dieses Haushalts wird ihm nicht gerecht. Der Entwurf des Bundeshaushalts für 1997 zeigt, daß diese Regierung nicht nur finanzpolitisch die Zukunft verspielt. Er zeigt, daß sie auch wirtschaftspolitisch, technologiepolitisch und umweltpolitisch nicht zukunftsfähig ist.
    Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Weitere Wortmeldungen zum Einzelplan 16 liegen nicht vor.
Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr. Das ist der Einzelplan 12.
Das Wort hat zunächst Herr Minister Matthias Wissmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Matthias Wissmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir heute in erster Linie über den vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf zum Verkehrshaushalt 1997 debattieren, so ist vor allen Dingen eine Zahl hervorzuheben. 19,95 Milliarden DM werden im Haushalt 1997 für Investitionen ausgegeben. Die Investitionen machen damit über 44 Prozent des gesamten Verkehrshaushalts aus.
    Angesichts der großen Sparzwänge, in denen wir gemeinsam stehen, ist es natürlich von großer Bedeutung, daß wir an Hand der Vorlage dieses Haushaltsplans sagen können: Für die Bundesschienenwege und die Bundesfernstraßen konnte das Investitionsniveau des vergangenen Jahres gehalten und - was noch wichtiger ist - in der Finanzplanung fortgeschrieben werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier gibt es trotz der Haushaltszwänge keine Kürzungen. Ebenso ist es gelungen, die Investitionen in die Bundeswasserstraßen nach wie vor auf hohem Niveau festzuschreiben.
    Wir alle wissen angesichts der enormen Verkehrsbelastungen, angesichts der dringend notwendigen
    Modernisierung unserer Infrastruktur in ganz Deutschland, vor allem in den neuen Bundesländern, welche nicht nur verkehrs- und umweltpolitische, sondern auch wirtschaftspolitische Bedeutung diese Investitionen haben. 1 Milliarde DM Investitionsvolumen in die Verkehrsinfrastruktur sichert unmittelbar 12 500 Arbeitsplätze im Baugewerbe

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bei der Schiene mehr als bei Straße!)

    und in den damit verbundenen Bereichen, im Baustoff- und Dienstleistungsbereich, bei den Eisen- und Metallwaren oder im Stahl- und Maschinenbau.
    Ich will allerdings hinzufügen: Die Bundesregierung wäre froh, wenn auf Länder-, Kreis- und Gemeindeebene ebenfalls beim Sparen stärker in den Konsum und weniger in die Verkehrsinvestitionen gegangen würde, weil wir auch dort die Verkehrsinfrastruktur modernisieren und weil wir auch dort Beschäftigungsimpulse auslösen müssen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Eine gute werkehrliche Erschließung der Regionen - das wissen wir alle - beeinflußt die Attraktivität für Gewerbeansiedlungen auf Dauer entscheidend. Nicht zuletzt in den neuen Bundesländern spielt dieser Aspekt eine herausragende Rolle. Ich freue mich deshalb sehr, daß wir nach nur fünf Jahren bei der Verwirklichung der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit Erfolge vorweisen können, auf die wir gemeinsam über Parteigrenzen und über Ländergrenzen hinweg stolz sein können. Die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit sind nun alle im Bau, einige bereits fertiggestellt.
    Bisher wurden rund 18 Milliarden DM für die Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur allein bei den Verkehrsprojekten Deutsche Einheit ausgegeben und bei allen Schienenwegen, Straßen und Wasserstraßen in den neuen Bundesländern bis jetzt 65 Milliarden DM. Das ist eine Aufbauleistung für die Infrastruktur, die sich langfristig bezahlt machen wird und die in Europa und in der Welt ihresgleichen nicht findet. Ich meine, wir können darauf stolz sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir schreiben in der Ihnen heute vorgelegten mittelfristigen Finanzplanung und im Bundeshaushalt 1997 diese Linie bewußt fort. Ich nenne nur eine Zahl für das kommende Jahr: Auch 1997 werden wir beispielsweise bei den Straßenbauprojekten in den neuen Bundesländern rund 2,4 Milliarden DM ausgeben. Wir müssen uns damit nicht verstecken; denn von dem gesamten Geld, das bisher in die neuen Bundesländer gegangen ist, sind 60 Prozent in die umweltverträglichsten Verkehrsträger, nämlich Bahn und Wasserstraße, gegangen. Die Straße hat ihren fairen Anteil gehabt, aber sie ist nicht überproportioniert gewesen. Das Ganze läßt sich also nicht nur verkehrspolitisch, sondern auch umweltpolitisch weiß Gott sehen.
    Lassen Sie mich einige Beispiele nennen, weil ich sehr wohl weiß, daß Entscheidungen auf der Ebene der Makroökonomie genauso wie der Makroverkehrsinfrastruktur weniger nachvollziehbar sind als

    Bundesminister Matthias Wissmann
    Entscheidungen auf der Mikroebene, also dort, wo es bei den Menschen unmittelbar spürbar wird.
    Als ich im April den ersten Spatenstich für den Bau der neuen Eisenbahntrasse Erfurt-Nürnberg und der Autobahn von Erfurt nach Lichtenfels und Schweinfurt gemacht habe, haben wir nach Berechnungen des Thüringer Wirtschaftsministeriums die Grundlage für jährliche Investitionen von bis zu 300 Millionen DM in Thüringen geschaffen.
    In Mecklenburg-Vorpommern wird mit dem Bau der A 20 für mehr als die Hälfte der Gewerbegebiete des Landes der dringend notwendige Anschluß an das Autobahnnetz verwirklicht. Zudem bringt die bessere Erreichbarkeit der Feriengebiete einen wichtigen Impuls für den Tourismus und die Fremdenverkehrswirtschaft.
    In Nordhausen, Halle, Suhl, Rostock und Neubrandenburg bringen allein die VDE-Straßenprojekte über 25 000 Dauerarbeitsplätze in den Industrie- und Gewerbeansiedlungen. Nehmen Sie den Raum Schwedt: Ohne die B 2 und die B 166 könnten 4 000 Arbeitsplätze in den Branchen Papier und Öl nicht langfristig gesichert bzw. geschaffen werden.
    Ein letztes Beispiel aus den neuen Bundesländern: Mit dem Ausbau der A 12/B 112 im Raum Frankfurt! Oder wird die Grundlage für ein Logistikcenter mit bis zu 2 500 Arbeitsplätzen verwirklicht.
    Was in den neuen Ländern gilt, gilt auch in den alten Ländern. Hier setzen wir auf die Modernisierung der Straßeninfrastruktur. Denken Sie daran, was die A 48 Koblenz-Trier allein im Raum Wittlich zur Entwicklung von Handel und Gewerbe beigetragen hat.
    Wir setzen natürlich ganz besonders auf die Erneuerung unserer Bahn.

    (Elke Ferner [SPD]: Wo denn?)

    Ich will unser langfristiges Ziel ganz deutlich nennen: Bis etwa zum Jahr 2010

    (Elke Ferner [SPD]: Aha!)

    wollen wir praktisch alle großen Metropolen in Deutschland mit einem leistungsfähigen Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn verknüpft wissen. Klar ist, daß die Investitionen, die in den letzten Monaten etwa an der Strecke Köln-Frankfurt/Main getätigt worden sind - die Aufträge für die ersten drei Baulose sind vergeben worden - oder die zwischen München und Nürnberg, zwischen Hannover und Berlin oder beim Transrapid zwischen Hamburg und Berlin anstehen - sowohl für die klassische als auch für die neue Technik der Bahn -,

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Daran verdienen hauptsächlich die Banken!)

    alle ein klares Ziel haben: durch einen attraktiveren Schienenverkehr mehr Verkehr von der Straße auf die Bahn zu bringen und den regionalen Luftverkehr unter 500 km Reichweite, der sich weder betriebswirtschaftlich noch ökologisch rechnet, überflüssig zu machen. Das ist für die Verkehrssituation und für
    den Umweltschutz gut. Es ist eine langfristige Investition in die Infrastruktur unseres Landes.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wichtig ist auch, daß die DB AG bis zum Jahr 2000 allein im Schienenpersonennahverkehr für die Modernisierung und Aufarbeitung vorhandener Züge etwa 1 Milliarde DM und für die Beschaffung neuer Fahrzeuge rund 7 Milliarden DM aufwenden wird. Auch wenn es sich nicht unmittelbar in den Zahlen des Verkehrshaushaltes widerspiegelt, sondern sich indirekt aus dem Mineralölsteueraufkommen ergibt, ist es doch eine bemerkenswerte Leistung der Finanz- und Verkehrspolitik dieser Bundesregierung, daß wir im Jahr 1997 für den Schienenpersonennahverkehr Summen wie nie zuvor in Form von Transferleistungen an die Länder und Regionen ausgeben können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Was uns im Jahr 1995, als wir eine zentrale Verwaltung hatten, noch 7,7 Milliarden DM gekostet hat, was uns im Jahr 1996 8,7 Milliarden DM für Transferleistungen an die Länder gekostet hat, wird im Jahr 1997 auf über 12 Milliarden DM für die Modernisierung des Nahverkehrs und des Regionalverkehrs der Bahn anwachsen. Ich sage - Sie von der Opposition können in diesem Punkt nicht widersprechen; wir haben dies zum Teil gemeinsam mit den Ländern ausgearbeitet -: Es ist das größte Modernisierungsprogramm für den Nahverkehr, das es je in Deutschland gegeben hat. Es ist ein gutes Programm für die Zukunft. Es trägt an einzelnen Stellen auch die Unterschriften Ihrer Ministerpräsidenten, meine Damen und Herren von der Opposition.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Klar ist: Wir investieren nicht nur in Bahn und Straße, sondern auch in die weitere Entwicklung einer modernen Binnenschiffahrt. Das ist der Verkehrsträger, der die größten Kapazitätsreserven hat, der mit den Übergangsproblemen im liberalisierten europäischen Binnenmarkt am meisten zu kämpfen hat und dem wir deshalb in dieser schwierigen Übergangszeit, wo es irgend geht, zur Seite stehen müssen.
    Wie wichtig die Binnenschiffahrt ist, sehen wir in Berlin und in Brandenburg. Dort wird logistisch gesehen eine weltweit einmalige Leistung erbracht. Gegenwärtig gibt es in der Stadt Berlin über 250 Großbaustellen. Es ist eine Meisterleistung derer, die das logistisch geplant haben, daß mehr als 80 Prozent der Baustofftransporte nach Berlin über die umweltfreundliche Binnenschiffahrt kommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das zeigt, was wir damit strategisch entwickeln können, nämlich wie wir den Güterverkehr auf der Straße entlasten können und welche Zukunft die Binnenschiffahrt langfristig hat.
    Deswegen bin ich besonders froh, daß ich Ihnen heute in den Haushaltsberatungen wenige Tage nach dem Abschluß monatelanger Verhandlungen und Gespräche von einer beispielhaften Vereinba-

    Bundesminister Matthias Wissmann
    rung in Sachen Umwelt- und Verkehrspolitik berichten kann, die das Bundesverkehrsministerium mit den großen Umweltverbänden beim behutsamen, ökologisch sensiblen Ausbau der Elbe und des ElbeSeitenkanals getroffen hat. Indem wir nur flußbaulich und äußerst sensibel die Schiffbarkeit der Elbe langfristig sichern und gleichzeitig in die Modernisierung des Elbe-Seitenkanals investieren, haben wir klargemacht, daß wir beide Ziele miteinander verbinden können: auf der einen Seite Schiffbarkeit der Elbe und auf der anderen Seite Schutz der Auenwälder, Schutz wertvollster Natur und Landschaft.
    Ich bin froh, daß der Naturschutzbund Deutschland, die Umweltstiftung World Wildlife Fund for Nature, der Bund für Umwelt und Naturschutz und Euronatur mit uns gemeinsam diese Vereinbarung getroffen haben. Ich gebe zu: Ich freue mich auch ein bißchen darüber, wenn der Vorsitzende von World Wildlife Fund sagt: Was jetzt an der Elbe möglich ist, hat historische Dimensionen und zeugt von der Dialogfähigkeit des Bundesverkehrsministeriums.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Wir freuen uns über diese Vereinbarung.

    Wir werden diesen Weg weitergehen

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: An der Donau hoffentlich auch!)

    und die Verkehrsinfrastruktur mit Augenmaß und mit ökologischer Sensibilität ausbauen.

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was ist mit der Donau?)