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    Plenarprotokoll 12/197 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 197. Sitzung Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 Inhalt: Absetzung des Punktes 13 a von der Tagesordnung 17105A Tagesordnungspunkt 16: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften des Sozialgesetzbuchs fiber den Schutz der Sozialdaten sowie zur Änderung anderer Vorschriften (Zweites Gesetz zur Änderung des Sozialgesetzbuchs) (Drucksachen 12/5187, 12/6306, 12/6334) Jochen Feilcke CDU/CSU 17105B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 17106D Jochen Feilcke CDU/CSU 17108A Hans-Eberhard Urbaniak SPD 17108B Dr. Gisela Babel F.D.P. 17109B Christina Schenk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17110A Tagesordnungspunkt 15: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Ausblick auf die Tagung des Europäischen Rates am 10./11. Dezember 1993 in Brüssel b) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Peter Kittelmann, Michael Stübgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Helmut Haussmann, Dr. Cornelia von Teichman, Georg Gallus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Vollendung des europäischen Binnenmarktes (Drucksachen 12/4827, 12/5589) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu dem Entwurf eines einheitlichen Wahlverfahrens für die Mitglieder des Europäischen Parlaments (Drucksachen 12/4703, 12/5753) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: 51. Bericht der Bundesregierung über die Integration der Bundesrepublik Deutschland in die Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum 1. Juli bis 31. Dezember 1992) (Drucksachen 12/4678, 12/5757) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung aa) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung — Vorschlag für einen Beschluß des Rates über das vierte Rahmenprogramm der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Bereich der Forschung, der technologischen Entwicklung und der Demonstration (1994 bis 1998) — Vorschlag für einen Beschluß des Rates über ein Rahmenprogramm für gemeinschaftliche Maßnahmen im Bereich der Forschung und Ausbildung für die Europäische Atomgemeinschaft (1994-1998) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 bb) zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Arbeitsdokumenten der Kommission für das Vierte gemeinschaftliche Rahmenprogramm im Bereich der Forschung und technologischen Entwicklung (1994-1998) (Drucksachen 12/5749 Nr. 3.59, 12/5457, 12/6213) f) Erste Beratung des von der Gruppe der PDS/Linke Liste eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Europawahlgesetzes — Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts für Unionsbürgerinnen und Unionsbürger (Drucksache 12/6115) g) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Einsetzung eines Ausschusses des Deutschen Bundestages gemäß Artikel 45 Satz 1 des Grundgesetzes (Ausschuß für Angelegenheiten der Europäischen Union) (Drucksache 12/6283) h) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Einsetzung des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union (Unionsausschuß) gemäß Artikel 45 Satz 1 des Grundgesetzes (Drucksache 12/6036) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Verwirklichung des Subsidiaritätsprinzips (Drucksachen 12/4054, 12/6256) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum freien Personenverkehr gemäß Artikel 8 a des EWG-Vertrags zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum freien Personenverkehr gemäß Artikel 8 a (EWG) (Drucksachen 12/5173, 12/5534, 12/6257) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Arbeitsprogramm der Kommission für 1993-1994 (Drucksachen 12/5190 Nr. 2.13, 12/6258) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Mitteilung der Kommission an den Rat und Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Gewährung einer Bürgschaft der Gemeinschaft an die Europäische Investitionsbank für etwaige Verluste aus Darlehen für Vorhaben in Albanien (Drucksachen 12/4797 Nr. 3.2, 12/6259) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Zahlungsverkehr im Rahmen der Wirtschafts- und Währungsunion (Drucksachen 12/4505, 12/6260) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Europäische Investitionsfonds (EIF) — Vorschlag für einen Zusatz zu dem Protokoll über die Satzung der Europäischen Investitionsbank, mit dem der Rat der Gouverneure der EIB zur Errichtung des Europäischen Investitionsfonds ermächtigt wird — Vorschlag für einen Beschluß des Rates über die Mitgliedschaft der Gemeinschaft im Europäischen Investitionsfonds (Drucksachen 12/4555 Nr. 2.6, 12/6261) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung — Mitteilung der Kommission zu den Interventionen der Europäischen Investitionsbank in den mittel- und osteuropäischen Ländern — Vorschlag für einen Beschluß des Rates über eine Garantieleistung der Gemeinschaft für etwaige Verluste der Europäischen Investitionsbank aus Darlehen für Vorhaben in Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 III — den mittel- und osteuropäischen Ländern (Polen, Ungarn, Tschechische Republik, Slowakische Republik, Rumänien, Bulgarien, Lettland, Estland, Litauen und Albanien) (Drucksachen 12/5662 Nr. 3.4, 12/6265) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Gruppe der PDS/Linke Liste: Forderungen an die künftige Europapolitik der Bundesregierung (Drucksache 12/6282) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des EG-Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Forderungen an die künftige Europapolitik der Bundesregierung (Drucksachen 12/6106, 12/6335) Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . . 17113B Oskar Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 17118A, 17126D, 17128B Dr. Renate Hellwig CDU/CSU . . . . 17120A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 17122D, 17127D Joachim Hörster CDU/CSU (zur GO) . . 17127B Dr. Helmut Haussmann F D P 17129B Dr. Hans Modrow PDS/Linke Liste . . . 17131C Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17133B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . . 17134D Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . 17137D Ulrich Irmer F.D.P. 17138C Peter Kittelmann CDU/CSU 17139B Dr. Renate Hellwig CDU/CSU 17141D, 17144A Ingrid Matthäus-Maier SPD 17143 C Siegmar Mosdorf SPD 17144 C Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/ CSU 17147A Dr. Wolfgang Ullmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17148A Michael Stübgen CDU/CSU 17149 C Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 17151A Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) fraktionslos 17152B Ortwin Lowack fraktionslos 17153 A Ulrich Irmer F.D.P. 17154 B Dr. Uwe Küster 17154B Nächste Sitzung 17155D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17157* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jörg van Essen (F.D.P.) zur namentlichen Schlußabstimmung über den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungs- und Wachstumsprogramms in der 183. Sitzung vom 22. Oktober 1993 . 17158* B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Schulhoff (CDU/CSU) zu Tagesordnungspunkt 15 sowie Zusatztagesordnungspunkte 5 bis 12 und 15 (Europapolitik) 17158* B Anlage 4 Amtliche Mitteilungen 17159* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 17105 197. Sitzung Bonn, den 3. Dezember 1993 Beginn: 9.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 3. 12. 93 Antretter, Robert SPD 3. 12. 93* Bartsch, Holger SPD 3. 12. 93 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 3. 12. 93 Blunck (Uetersen), SPD 3. 12. 93 Lieselott Böhm (Melsungen), CDU/CSU 3. 12. 93* Wilfried Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 3. 12. 93 Brähmig, Klaus CDU/CSU 3. 12. 93 Breuer, Paul CDU/CSU 3. 12. 93 Burchardt, Ulla SPD 3. 12. 93 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 3. 12. 93 Peter Harry Doss, Hansjörgen CDU/CSU 3. 12. 93 Duve, Freimut SPD 3. 12. 93 Ehrbar, Udo CDU/CSU 3. 12. 93 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 3. 12. 93 Eylmann, Horst CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Faltlhauser, Kurt CDU/CSU 3. 12. 93 Formanski, Norbert SPD 3. 12. 93 Francke (Hamburg), CDU/CSU 3. 12. 93 Klaus Friedrich, Horst F.D.P. 3. 12. 93 Ganschow, Jörg F.D.P. 3. 12. 93 Ganseforth, Monika SPD 3. 12. 93 Gattermann, Hans H. F.D.P. 3. 12. 93 Dr. von Geldern, CDU/CSU 3. 12. 93 Wolfgang Gerster (Mainz), CDU/CSU 3. 12. 93 Johannes Gleicke, Iris SPD 3. 12. 93 Gries, Ekkehard F.D.P. 3. 12. 93 Grochtmann, Elisabeth CDU/CSU 3. 12. 93 Großmann, Achim SPD 3. 12. 93 Grünbeck, Josef F.D.P. 3. 12. 93 Dr. Gysi, Gregor PDS/LL 3. 12. 93 Hackel, Heinz-Dieter F.D.P. 3. 12. 93 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 3. 12. 93 Heyenn, Günther SPD 3. 12. 93 Ibrügger, Lothar SPD 3. 12. 93 Jaffke, Susanne CDU/CSU 3. 12. 93 Jaunich, Horst SPD 3. 12. 93 Dr. Jens, Uwe SPD 3. 12. 93 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 3. 12. 93 Keller, Peter CDU/CSU 3. 12. 93 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 3. 12. 93 Klose, Hans-Ulrich SPD 3. 12. 93 Kolbe, Manfred CDU/CSU 3. 12. 93 Koltzsch, Rolf SPD 3. 12. 93 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 3. 12. 93 Koschnick, Hans SPD 3. 12. 93 Kretkowski, Volkmar SPD 3. 12. 93 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 3. 12. 93 Krziskewitz, Reiner CDU/CSU 3. 12. 93 Lamers, Karl CDU/CSU 3. 12. 93 Laumann, Karl Josef CDU/CSU 3. 12. 93 Löwisch, Sigrun CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 3. 12. 93 Marten, Günter CDU/CSU 3. 12. 93* Dr. Matterne, Dietmar SPD 3. 12. 93 Meckel, Markus SPD 3. 12. 93 Dr. Menzel, Bruno F.D.P. 3. 12. 93 Dr. Mildner, Klaus CDU/CSU 3. 12. 93 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 3. 12. 93 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 3. 12. 93* Müller (Pleisweiler), SPD 3. 12. 93 Albrecht Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 3. 12. 93 Opel, Manfred SPD 3. 12. 93 Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 3. 12. 93 Paintner, Johann F.D.P. 3. 12. 93 Palis, Kurt SPD 3. 12. 93 Peter (Kassel), Horst SPD 3. 12. 93 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 3. 12. 93 Pfuhl, Albert SPD 3. 12. 93* Dr. Pick, Eckhart SPD 3. 12. 93 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 3. 12. 93* Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 3. 12. 93 Hermann Reddemann, Gerhard CDU/CSU 3. 12. 93* Reichenbach, Klaus CDU/CSU 3. 12. 93 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 3. 12. 93 Reschke, Otto SPD 3. 12. 93 Reuschenbach, Peter W. SPD 3. 12. 93 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 3. 12. 93 Roitzsch (Quickborn), CDU/CSU 3. 12. 93 Ingrid Rother, Heinz CDU/CSU 3. 12. 93 Sauer (Stuttgart), Roland CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Scheer, Hermann SPD 3. 12. 93* Schmidt (Spiesen), Trudi CDU/CSU 3. 12. 93 Schmidt-Zadel, Regina SPD 3. 12. 93 Dr. Schmieder, Jürgen F.D.P. 3. 12. 93 von Schmude, Michael CDU/CSU 3. 12. 93* Dr. Schnell, Emil SPD 3. 12. 93 Dr. Scholz, Rupert CDU/CSU 3. 12. 93 Schütz, Dietmar SPD 3. 12. 93 Schulte (Hameln), SPD 3. 12. 93** Brigitte Schwalbe, Clemens CDU/CSU 3. 12. 93 Seibel, Wilfried CDU/CSU 3. 12. 93 Seiters, Rudolf CDU/CSU 3. 12. 93 Dr. Soell, Hartmut SPD 3. 12. 93* Dr. Sperling, Dietrich SPD 3. 12. 93 Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 3. 12. 93 Stachowa, Angela PDS/LL 3. 12. 93 Steiner, Heinz-Alfred SPD 3. 12. 93* Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Frhr. von Stetten, CDU/CSU 3. 12. 93 Wolfgang Dr. von Teichman, F.D.P. 3. 12. 93 Cornelia Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 3. 12. 93 Thierse, Wolfgang SPD 3. 12. 93 Titze-Stecher, Uta SPD 3. 12. 93 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 3. 12. 93 Uldall, Gunnar CDU/CSU 3. 12. 93 Verheugen, Günter SPD 3. 12. 93 Dr. Vogel, Hans-Jochen SPD 3. 12. 93 Voigt (Frankfurt), SPD 3. 12. 93 Karsten D. Dr. Waffenschmidt, CDU/CSU 3. 12. 93 Horst Walz, Ingrid F.D.P. 3. 12. 93 Weis (Stendal), Reinhard SPD 3. 12. 93 Weisskirchen (Wiesloch), SPD 3. 12. 93 Gert Weißgerber, Gunter SPD 3. 12. 93 Welt, Jochen SPD 3. 12. 93 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 3. 12. 93 Wohlrabe, Jürgen CDU/CSU 3. 12. 93 Zierer, Benno CDU/CSU 3. 12. 93* Zywietz, Werner F.D.P. 3. 12. 93 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jörg van Essen (F.D.P.) zur namentlichen Schlußabstimmung fiber den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Umsetzung des Spar-, Konsolidierungs- und Wachstumsprogramms in der 183. Sitzung vom 22. Oktober 1993 (Seite 15 884B) In der namentlichen Schlußabstimmung habe ich irrtümlich statt meiner Ja-Stimmkarte eine Ja-Stimmkarte des Abgeordneten Rainer Funke abgegeben. Wenn diese zweite Stimmkarte als meine gezählt wird, erhöht sich die Zahl der abgegebenen JaStimmen auf 323. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Schulhoff (CDU/CSU) zu Tagesordnungspunkt 15 sowie Zusatztagesordnungspunkte 5 bis 12 und 15 (Europapolitik) Als ich meinen Beitrag für die heutige Debatte vorbereitete, kam sofort eine besorgte Kollegin zu mir und fragte, wie ich denn jetzt zur Europäischen Integration stehen würde. Ihr waren offensichtlich noch meine kritischen Anmerkungen zu den Maastrichter Beschlüssen bewußt. Ich konnte sie jedoch beruhigen, denn ich war nie ein Gegner einer Intensivierung der Europäischen Zusammenarbeit. Im Gegenteil. Ich sehe in der Europäischen Union die einzige Chance für uns Deutsche, unsere Zukunft durch den Zusammenschluß der ökonomischen Potenzen der Völker Europas in Wohlstand, „Frieden und Freiheit zu wahren und zu festigen". So steht es treffend in der Präambel zum europäischen Vertragswerk. Dies war auch die große Vision des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, zu der es bis heute keine Alternative gibt und die durch die Politik Helmut Kohls weitergeführt und vertieft worden ist. Überall in der Welt versucht man, ähnliche Modelle zu verwirklichen. Ich hatte mich deshalb kritisch zu Maastricht geäußert, weil es in einigen Punkten des Vertrages noch erheblichen Klärungsbedarf gab. Die anschließenden Beratungen haben mir dann letztlich die Zustimmung erleichtert. In diesem Zusammenhang begrüße ich ausdrücklich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Ein ganz wichtiger Punkt dieser Entscheidung war und ist für mich, daß der Vertrag keinen Verfahrensautomatismus vorsieht, sondern daß die jeweiligen weiteren Integrationsschritte demokratisch begleitet werden müssen. Das bedeutet: Die letzte Entscheidung bleibt dem verfassungsmäßigen Souverän vorbehalten, also uns! Dies gilt auch für die Währungsunion. Wenn man auch ein entschiedener Befürworter der Europäischen Integration ist, so muß es nicht nur erlaubt, sondern sogar zwingend notwendig sein, den weiteren Integrationsprozeß konstruktiv- kritisch begleiten zu dürfen. Denn es gilt, bestehende Fehlentwicklungen zu korrigieren und eventuell neuen rechtzeitig vorzubeugen, damit die Menschen Vertrauen zu Europa gewinnen. Deshalb erlauben Sie mir diesbezüglich einige Anmerkungen. Mit Sorge betrachte ich die zur Zeit laufenden GATT-Verhandlungen und das leider immer noch nicht verabschiedete Blair-HouseAbkommen. Da der Abschlußtermin am 15. Dezember unmittelbar bevorsteht, hoffe ich auf Einsicht bei den Kontrahenten. Denn dieses Abkommen ist meiner Ansicht nach für die gesamte Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Es bestimmt die Zukunft des Welthandels, an dem die Europäische Union immerhin mit 40 % beteiligt ist. In diesem Zusammenhang schreibt der bekannte Harvard-Professor Smyser, daß das westliche Bündnis durch den Zwang zu militärischer Zusammenarbeit trotz aller immer wieder auftretenden Querelen gefestigt wurde. Dieser Zwang ist mit der Überwindung Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 17159* des Ost-West-Konflikts weggefallen. Die neuen Säulen einer Zusammenarbeit sind Handel, Finanzen, Währung und wirtschaftliche Koordination. Diese strategische Bedeutung einer neuen Weltwirtschaftsordnung muß jedoch bewußter werden. Die Phase des kalten Krieges darf nicht ersetzt werden durch eine der „Handelskriege". Hier könnte gerade die Europäische Union ein positives Signal setzen, denn Europa darf nicht zu einer Festung versteinern, von deren Zinnen die Fratze des Protektionismus die übrige Welt erschreckt. Dies würde uns Deutsche am härtesten treffen. Erlauben Sie mir aber auch noch einige Anmerkungen zu den ursprünglichen finanzpolitischen Überlegungen der Europäischen Kommission. Die Kommission regt an, auf die Nutzung von Energie Umweltabgaben zu erheben. Im Gespräch ist hier u. a. eine CO2-Abgabe, wie dies auch bei uns diskutiert wird. Grundsätzlich ist es richtig, auch mit dem Instrument der Abgaben die Verhaltensweisen der Menschen zu steuern. Wir meinen Energie sparen, das ist richtig. Jedoch dürfen diese Mittel nicht dazu dienen, das Steueraufkommen zu erhöhen oder dirigistische Maßnahmen zu finanzieren. Auch die im internationalen Wettbewerb stehenden Firmen dürfen nicht einseitig belastet werden. In diesem Zusammenhang erlauben Sie mir den Hinweis, daß europäische Umweltpolitik sich nicht nach dem Schema vollziehen darf, die Deutschen machen es, die andern lesen es noch und die Dritten werfen es direkt in den Papierkorb. Auch über die Anregung einer Erhöhung der Verbrauchssteuern kann im Kontext einer Steuersenkung bei den direkten Steuern gesprochen werden. Gerade in der Bundesrepublik ist das Verhältnis der direkten zu den indirekten Steuern noch korrekturbedürftig. Wie wir alle wissen, ist bei uns die Belastung durch direkte, also leistungshemmende Steuern noch zu groß. Grundsätzlich muß aber gesagt werden, daß wir mittelfristig die Steuern senken müssen. Denn nur eine Steuersenkungspolitik ist die beste Therapie für unsere krankende Wirtschaft. Besser als jedes Beschäftigungsprogramm und subventionierte Branchen- und Standortpolitik. Das gilt auch für kreditfinanzierte Konjunkturprogramme, wir kennen doch die Strohfeuereffekte; übrig bleiben nur Schulden. Doch gerade in diesen Punkten gibt es auf EU-Ebene noch erhebliche ideologische Defizite. In diesem Zusammenhang lassen Sie mich nur den nebulösen Begriff Industriepolitik erwähnen. Wenn die Europäische Kommission vorschlägt, die Kapitaleinkünfte stärker zu besteuern, so geht dies nicht an die Adresse der Bundesrepublik Deutschland, sondern vielmehr an die der europäischen Staaten, die noch für Kapitalflüchtige lukrative steuerfreie Schlupflöcher bieten. Hier ist in der Tat noch dringender Harmonisierungsbedarf vorhanden. Zum Schluß noch ein Appell an die Kommission selbst: Wer von anderen zu Recht die Konsolidierung der Haushalte verlangt, sollte damit im eigenen Verantwortungsbereich beginnen. Hier sind die Hinweise der Deutschen Bundesbank über den erhöhten Finanzbedarf der Union ebenso emstzunehmen wie die Kritik des Europäischen Rechnungshofes. Eine Politik der knappen Kassen hilft uns vielleicht auch, die übermächtige europäische Bürokratie abzubauen. Quantität ist noch kein Zeichen von Qualität. Weniger Bürokratie, weniger gleichmachender Richtlinien, mehr Subsidiarität und mehr Transparenz in den Entscheidungsprozessen gibt den Menschen auch mehr Sicherheit und nimmt ihnen die Angst vor einem europäischen Leviathan. Europa muß Hoffnung ausstrahlen und darf keine Angst verbreiten. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 663. Sitzung am 26. November 1993 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zur Neuordnung des Familiennamensrechts (Familiennamensrechtsgesetz — FamNamRG) Gesetz zur Heilung des Erwerbs von Wohnungseigentum Gesetz zu dem Abkommen vom 8. Juli 1992 zur Änderung des Abkommens vom 4. Oktober 1954 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie der Gewerbesteuern und der Grundsteuern Gesetz zu der am 25. November 1992 in Kopenhagen beschlossenen Änderung und den am 25. November 1992 beschlossenen Anpassungen zum Montrealer Protokoll vom 16. September 1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen Erstes Gesetz zur Änderung des Gentechnikgesetzes Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 26. November 1993 in sinngemäßer Anwendung des § 32 Abs. 6 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Jahresabschluß der Deutschen Reichsbahn für das Rumpfgeschäftsjahr 1990 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Jahresabschluß ist vom Bundesminister für Verkehr im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt worden. Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 26. November 1993 in sinngemäßer Anwendung des § 32 Abs. 6 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Jahresabschluß der Deutschen Reichsbahn für das Geschäfts- jahr 1991 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Jahresabschluß ist vom Bundesminister für Verkehr im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt worden. Beide Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Drucksache 12/5266 Drucksache 12/5459 Der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Drucksache 12/4491 Nrn. 2.13-2.15, 2.17-2.28
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    Sehen Sie, Sie unterliegen wieder dem Fehler, daß Sie unter Lohnnebenkosten nur die Abgaben der Arbeitgeber verstehen. Sie sollten endlich begreifen, daß die Arbeitnehmer auch etwas zu den Lohnnebenkosten beitragen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wenn Sie zwei Feiertage ins Gespräch bringen, dann habe ich manchmal den Eindruck, es gibt für Sie die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gar nicht, weil Sie sich gar nicht vorstellen können, daß dies Beiträge der Arbeitnehmerschaft sind, über die Sie ausschließlich reden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Oder meinen Sie etwa, die Arbeitnehmer verzichten auf die Feiertage? — Ich bitte um Entschuldigung, aber ich muß jetzt fortfahren, da die Zeit knapp ist.

    (Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der dritte Punkt, den die Kommission vorschlägt, ist der, Maßnahmen zu finden, um die Arbeit gerechter zu verteilen. Sie haben lange Zeit aus ideologischen Gründen eine gerechtere Verteilung der Arbeit in diesem Lande blockiert. Sie zeigen sich nach wie vor unbeweglich, wenn es darum geht, alle Maßnahmen anzugehen, die möglich sind, um die Arbeit gerechter zu verteilen und um insbesondere mehr Teilzeitarbeitsplätze anzubieten. Das hat erhebliche Folgen beispielsweise für die Gestaltung des Steuersystems und der sozialen Sicherungssysteme.
    Aber wenn wir in der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestaaten weit hinter diesen zurückhinken, was das Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen angeht, dann ist das kein Ausweis von Flexibilität, sondern ein Ausweis von ideologischer Verkrustung, die in erster Linie zu Ihren Lasten geht.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ich füge im übrigen hinzu, meine Damen und Herren, daß dieses Thema der Teilzeitarbeitsplätze und der gerechten Verteilung der Arbeit auch ein Thema der Familien ist, wenn man sich zu einem Familienverständnis durchringen kann, in dem auch die Frauen einen Zugang zum Erwerbsleben haben müssen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Die Kommission schlägt vor, die Forschungsausgaben in der Kommission auf europäischer Ebene zu verbessern. Wir haben dies hier auch angesprochen, verehrter Herr Bundeskanzler, aber bisher ist nichts geschehen. Ich habe mich vorhin wieder bei den zuständigen Haushaltsreferenten erkundigt.

    (Zuruf von der F.D.P.)

    Sie haben hier zwar ein Einsehen, aber offensichtlich folgen den Ankündigungen keine Taten. Es ist nicht zu akzeptieren, daß wir hier mit schlechtem Beispiel vorangehen und die Forschungsausgaben systematisch zurückfahren, obwohl sich eine Industrienation das nicht leisten kann.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Wolfgang Ullmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Die Kommission schlägt den Ausbau der Infrastruktur vor. Sie haben auch gesagt: Wir sind dafür. Die Frage ist nur, wie wir die Projekte finanzieren.

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Eben!)

    Die Kommission engagiert sich für eine beschäftigungsorientierte Lohnpolitik, für eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik. Diese ist in der gegenwärtigen Situation unvermeidlich.

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Sehr gut!)

    Dies wirft die Frage auf, wie denn im Dreiklang des Zusammenwirkens von Tarifparteien, der Finanzpolitik der öffentlichen Hand und der Geldpolitik der Bundesbank die einzelnen ihre Hausaufgaben machen.
    Meine Damen und Herren! Was ich hier anmerken muß, ist folgendes: Zumindest seit 1993 werden bei der Lohnpolitik erhebliche Anstrengungen unternommen, um Verträge nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten Europäischen Gemeinschaft beschäftigungsorientiert abzuschließen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN — Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Viel zu spät!)

    — Dies mag zu spät sein, und es mag auch durchaus die Frage zu stellen sein, ob die Abschlüsse 1992 vernünftig waren. Aber ehe Sie, meine Damen und Herren, ,.zu spät" dazwischenrufen, muß die Frage aufgeworfen werden, ob Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben und ob die Bundesbank im Zusammenwirken mit der Finanzpolitik auf europäischer Ebene die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Dies sind die Kernfragen der Europäischen Gemeinschaft.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie sind — für mich unfaßbar — elegant an dem Thema vorbeigegangen, wie es ist um die Politik der Bundesbank, die Auswirkungen auf die Zentralbanken der europäischen Mitgliedstaaten und den Zusammenhalt Europas.

    (Zuruf des Abg. Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.])

    Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 17121
    Ministerpräsident Oskar Lafontaine (Saarland)

    Hier stellt sich die Frage, was Sie tun können, um hier zu einer besseren Abstimmung zu kommen.

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Weniger Schulden über den Bundesrat!)

    — Richtig, weniger Schulden. Sie haben ein gutes Stichwort gegeben. Aber hier sind Sie Gefangener Ihrer verfehlten Wirtschafts- und Finanzpolitik.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Sie haben die Einheit völlig falsch finanziert, indem Sie sich zunächst um einige tausend Milliarden verschätzt haben und dann auf den Kreditmarkt gegangen sind. Dies ist, über zehn Jahre gerechnet, Ihr Verschätzen. Sie sind dann in unzulässiger Weise auf den Kreditmarkt gegangen. Sie haben die Bundesbank gezwungen, gegenzusteuern, die dann wie üblich zu lange auf der Bremse geblieben ist. Sie haben damit dazu beigetragen und die Voraussetzung dafür geschaffen, daß das Europäische Währungssystem in die Luft geflogen ist.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Dies ist Ihr Beitrag zur europäischen Integration. Wenn Sie die ökonomischen Zusammenhänge nicht begreifen, dann ist das schlimm für Europa. Wenn Sie den Anteil unserer Verschuldung und die Reaktion der Bundesbank auf das Auseinanderdriften des Europäischen Währungssystems nicht begriffen haben, dann ist das ganz schlimm für Europa. Wenn Sie, meine Damen und Herren, immer noch nicht wissen, wie die Geldpolitik der Bundesbank in den Mitgliedstaaten bewertet wird, dann ist das ebenfalls schlimm für Europa.
    Deshalb liegt hier, bei uns, der zentrale Ansatz für das Fortschreiten der europäischen Integration: Wie schaffen wir es, daß Haushalts- und Geldpolitik im Bund wieder zusammenkommen? Dies ist die entscheidende Frage.
    Dabei geht es auch darum, daß wir uns über die Größenordnung des strukturellen Haushaltsdefizits Klarheit verschaffen. Dies liegt nämlich nicht bei 20 Milliarden DM, die man ein bißchen zu den Gemeinden verschieben kann. Ich will dies sagen, damit kein Zweifel besteht: Das strukturelle Defizit liegt eher bei 100 Milliarden DM als bei 20 Milliarden DM. Das ist das Problem, das wir haben, wenn wir wieder ernsthaft darüber reden wollen, wie wir zu einer stärkeren Integration der Europäischen Gemeinschaft beitragen wollen. Dabei müssen wir größere Anstrengungen unternehmen als die, die gegenwärtig gemacht worden sind.
    Deshalb kann Ihre gegenwärtige Haushaltspolitik nicht fortgesetzt werden. Sie besteht, was die Einnahmenseite angeht, darin, mit Verbrauchsteuern die Bezieher kleinerer Einkommen ungleichgewichtig zu belasten. Sie besteht, was die Kürzung angeht, in der alleinigen Belastung der Bezieher kleiner Einkommen und entzieht damit einer vernünftigen Haushaltspolitik, die auf gesellschaftlichem Konsens beruhen
    muß, die Grundlage. Dies ist Ihr Fehler, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste — Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Ullmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Daher werden wir hier nur eine Wende schaffen, wenn tatsächlich zusätzliche erhebliche Anstrengungen auf der Einnahmenseite unternommen werden.

    (Peter Kittelmann [CDU/CSU]: Natürlich! Aus dem Saarland!)

    Wir haben ein strukturelles Haushaltsdefizit von etwa 100 Milliarden DM. Sie werden Geld- und Finanzpolitik nur dann wieder zusammenbekommen, wenn Sie entsprechende Entscheidungen treffen. Die Entscheidungen müssen zur Voraussetzung haben, daß die soziale Symmetrie stimmt. Deshalb schlagen wir vor, höhere Einkommen und Vermögen stärker zu besteuern und, wenn die Konjunktur wieder anspringt, die konsumtiven Ausgaben des Staates zu beschneiden, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Beides zusammen gibt einen Sinn, eines allein macht keinen Sinn.

    (Zurufe von der F.D.P.)

    Ich will Ihnen, weil Sie jetzt so erregt sind, etwas aus einer Fachzeitschrift vorlesen. In „Der deutsche Ökonomist" schrieb Ludwig Erhard bereits 1932:
    Nicht so sehr das Deckungsprinzip als die Art der Kreditverwendung entscheidet über die wirtschafts- und währungspolitische Unbedenklichkeit eines solchen Verfahrens.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was wollen Sie damit sagen?)

    In dieser Fachzeitschrift wird fortgefahren: Die gegenwärtige Verschuldungspolitik — Ihre Politik ist gemeint —
    seiner Nachfolger kann sich also ausdrücklich nicht auf ihn berufen; denn sie dient defensiven Ausgaben einer konsumtiven Verwendung, folgt mithin dem nicht durchhaltbaren Modell der Finanzierung des Urlaubs mittels Überziehungskredit.
    Meine Damen und Herren, der strukturelle Fehler, den wir seit 1990 festzustellen haben, daß die Kreditaufnahme in erster Linie der konsumtiven Verwendung dient, muß beseitigt werden.

    (Beifall bei der SPD — Beifall der Abg. Ingeborg Philipp [PDS/Linke Liste] und des Abg. Dr. Wolfgang Ullmann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])

    Wir haben im übrigen in der Europäischen Gemeinschaft ein Ungleichgewicht, was die Ersparnisse und die Investitionen angeht. Wenn Herr Waigel hier wäre, könnte ich etwas zu der Besteuerung von Kapitaleinkünften und dem schweren Fehler sagen, der gemacht worden ist, indem man vor einigen Jahren die Chance dazu verspielt hat, eine Chance, die hoffentlich wiederkommt; denn ohne gleichmä-
    17122 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993
    Ministerpräsident Oskar Lafontaine (Saarland)

    Bige Besteuerung der Kapitaleinkünfte sind wichtige Voraussetzungen, dieses Ungleichgewicht zu beseitigen, nicht zu leisten.

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste — Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Ullmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Ich plädiere hier also dafür, meine Damen und Herren, in Abstimmung mit der Bundesbank eine mittelfristige Strategie zu entwickeln, die wirklich geeignet ist, das aufzugreifen, was auch im DelorsBericht angesprochen worden ist, nämlich das Ungleichgewicht von zurückgehenden Investitionen und durchaus beachtlichen Ersparnissen zu beseitigen. Das ist Beschäftigungspolitik ersten Ranges. Wenn wir dieses Ungleichgewicht nicht beseitigen, werden wir trotz vielfältiger Reden und wohlfeiler Worte keine Chance haben, die Beschäftigungsprobleme einigermaßen zu lindern. Ich formuliere es bewußt so. Daher kommt es darauf an, daß die Haushaltspolitik im Zusammenwirken mit der Geldpolitik ein deutliches Signal an die Investoren gibt. Das geht nicht mit einigen Trippelschritten, und das geht auch nicht mit der selbstgefälligen Bemerkung: Wir entscheiden hier in erster Linie, was unsere Interessen angeht; wir haben die Stabilität der D-Mark im Auge, und das ist das oberste Gebot.
    Meine Damen und Herren, wir sind nun einmal in einer besonderen Verantwortung. Wir entscheiden mit unserer Geldpolitik auch über die Geldpolitik aller übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft. Wir haben, ohne uns darüber ausreichend Klarheit zu verschaffen, durch unsere Verschuldung und durch die konsumtive Verwendung der Kredite in großem Umfang auch über die konjunkturellen Möglichkeiten der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft entschieden. Daher — um das scherzhaft zu formulieren —: Es muß endlich Klarheit darüber bestehen, daß in den letzten Jahren nicht so sehr Herr Kinkel oder Herr Rühe die Aufgaben des Außenministers wahrgenommen haben oder gar Sie persönlich, Herr Bundeskanzler,

    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Sondern Herr Lafontaine!)

    sondern im wesentlichen war es die Bundesbank, die die Aufgaben der deutschen Außenpolitik gestaltet hat, aber ganz entscheidend in eine Richtung, wie sie für Europa nicht erträglich war, meine sehr verehrten Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste)

    Ich würde Ihnen einmal empfehlen, sich umzuhören. Herr Bundeskanzler, Ihnen kann ich das weniger empfehlen, weil Sie, wenn Sie Ihre festlichen Besuche in den europäischen Hauptstädten machen, Freundliches hören. Aber ich würde Ihnen empfehlen, sich einmal umzuhören, wenn es nicht offiziell zugeht. Dann würden Sie feststellen, daß genau dieser Zusammenhang Ihrer Überschuldung, Ihrer kreditfinanzierten Konsumbefriedigung und der daraus resultierenden Geldpolitik das entscheidende Problem in
    Gesamteuropa ist und die europäische Integration in großem Umfang erschwert.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Im übrigen, meine Damen und Herren, wenn wir schon über die Zins- und Geldpolitik reden, dann genügt mittlerweile auch nicht mehr der Hinweis auf die Verbraucherpreise. Es muß auf die Erzeugerpreise und die Renditeerwartungen der Unternehmen stärker geachtet werden, da besteht nämlich ein gewisser Zusammenhang. Mittlerweile ist klar, daß nur, wenn die Spanne zwischen Erzeugerpreisen und Realzins einigermaßen befriedigend ist, das notwendige Signal für die Investoren gesetzt wird. Wenn dies nicht eintritt, wenn es mit Trippelschritten weiter geht, dann wird es eben nicht zu einer Belebung der Investitionen kommen, und das Rad dreht sich immer stärker in die falsche Richtung.
    Im übrigen hat die Europäische Gemeinschaft, d. h. das Weißbuch, die Kommission, in der Sie vertreten sind, auch für mehr Steuergerechtigkeit und für mehr soziale Gerechtigkeit plädiert. Wenn es vielleicht auch da oder dort unangenehm klingt und wenn Sie auch zu Recht auf Widersprüche bei den Haushaltsentscheidungen da oder dort hinweisen können, muß eines klar sein: Wir können uns eine Explosion der Verschuldung, wie sie gegenwärtig stattfindet, nicht weiter leisten, wenn wir die europäische Einigung nicht immer weiter gefährden wollen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Wir müssen weitaus stärkere Anstrengungen unternehmen, um den Anstieg der Staatsverschuldung zu begrenzen. Wir werden keinen Erfolg haben, wenn Sie nachher wieder meinen, Sie seien auf dem richtigen Weg, und wenn wir glauben, wir könnten dieses Problem beim Fortbestehen der sozialen Schieflage lösen. Deshalb war es richtig, daß im Weißbuch darauf hingewiesen wurde, daß es in Europa auch um die Verteidigung des Sozialstaates geht; denn ohne Sozialstaat gibt es keine wirkliche Demokratie.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS/Linke Liste)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich erteile das Wort dem Kollegen Dr. Wolfgang Schäuble.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben den Art. 23 unseres Grundgesetzes im Zusammenhang mit der Ratifizierung des Maastricht-Vertrages neu geregelt und dabei vorgesehen, daß die Bundesregierung vor Beratungen im Europäischen Rat den Bundestag zu unterrichten und Gelegenheit zur Aussprache darüber zu geben hat. Es ist heute das erste Mal, daß dies geschieht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir bedanken uns für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Herr Bundeskanzler, für Ihre Regierungserklärung und für die Möglichkeit, dazu unsere Beiträge zu leisten.
    Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 17123
    Dr. Wolfgang Schäuble
    Herr Ministerpräsident Lafontaine, eigentlich war der Art. 23 in seiner Neufassung nicht dazu gedacht, der Opposition eine Möglichkeit zu bieten, die Haushaltsdebatte der vergangenen Woche auf diese Weise fortzusetzen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Weil dies aber nicht unwidersprochen stehenbleiben kann, bitte ich Sie, einige Anmerkungen, auch im Sinne der Anregung Ihres Fraktionsvorsitzenden Klose aus der letzten Debatte, daß man auf das, was ein Vorredner gesagt hat, auch eingehen soll, machen zu dürfen.
    Der Versuch war einigermaßen durchsichtig, er ist nicht besonders überraschend.

    (Dr. Karl-Heinz Klejdzinski [SPD]: Aber gelungen!)

    — Warten Sie erst die Erwiderung ab, Herr Kollege, und urteilen Sie nicht zu schnell!
    Der Versuch, die Beratungen Ihres Wiesbadener Parteitags unter dem Deckmantel der Europäischen Kommission in die Debatte einzuführen, war ebenso durchsichtig wie untauglich.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Er wird im übrigen der Kommission der Europäischen Gemeinschaft nicht gerecht. Es wird auch der europäischen Dimension der Probleme nicht gerecht, wenn man versucht, dies in solcher Weise, auch in Verdrehung der Vorschläge der Kommission und in völliger Verschweigung der Tatsache, daß das, was die Kommission für die nächste Tagung des Rats vorgelegt hat, eben genau dem nicht entspricht, was Sie vorgetragen haben, in die innenpolitische Debatte einzuführen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen hoffe ich, daß wir im weiteren Verlauf der Debatte — —

    (Zuruf des Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine [Saarland])

    — Gerne, ja. Aber vielleicht geben Sie mir erst die Chance, Ihnen zu antworten. Vielleicht hören Sie sogar aufmerksam zu, so wie ich Ihnen aufmerksam zugehört habe.
    Ich denke, daß wir im weiteren Verlauf der Debatte uns wieder mit dem beschäftigen sollten, was der Bundeskanzler als Position der Bundesregierung vorgetragen hat. Zu den meisten Fragen haben Sie überhaupt keine Anmerkungen gemacht.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: So ist es!)

    Das wird durch die Kollegen meiner Fraktion noch geschehen.
    Ich will auf das eingehen, was der Kollege Lafontaine in die Debatte eingeführt hat und was nicht unwidersprochen bleiben kann.
    Die erste Bemerkung: Es ist schon beachtlich, wie man in einer Rede auf der einen Seite den Anstieg der Neuverschuldung — übrigens nicht nur beim Bund, sondern in einer noch dramatischeren Weise bei den
    Ländern und Gemeinden; Sie sind im Saarland ja Spitzenreiter — beklagen kann,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    während wir auf der anderen Seite, meine Damen und Herren, im Vermittlungsausschuß darum ringen müssen, die Blockade der SPD im Bundesrat gegen die von uns durchgesetzten Sparmaßnahmen aufzulockern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zurufe von der SPD)

    Die Wahrheit ist, daß zu dieser Stunde der Vermittlungsausschuß tagt, weil die SPD-geführte Mehrheit im Bundesrat den vom Bundestag verabschiedeten Spargesetzen die notwendige Zustimmung versagt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zurufe von der SPD)

    Dann tritt Herr Lafontaine hier ans Rednerpult und sagt, die Explosion der Staatsverschuldung gefährde die europäische Einigung. Ein größeres Maß an Heuchelei habe ich selten erlebt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zurufe von der SPD — Ministerpräsident Oskar Lafontaine [Saarland]: Ihr bringt die ganze Demokratie durcheinander!)

    — Ich komme ja gerade darauf.
    Die zweite Bemerkung: Sie haben recht, daß der Anstieg von Lohn- und Lohnnebenkosten eines der zentralen Probleme unserer wirtschaftlichen Entwicklung ist. Weil uns die Entwicklung am Arbeitsmarkt einschließlich der weiteren Perspektiven so ungeheure Sorgen macht und weil es zu den vorrangigen Aufgaben von uns allen gehört, alles zu tun, um mehr wirtschaftliches Wachstum und mehr Beschäftigung zu erreichen, und vor allen Dingen alles zu unterlassen, was Wachstum gefährden und damit mehr Arbeitsplätze beseitigen könnte, müssen wir darüber in einer ehrlichen, unvoreingenommenen Weise reden, und der Anstieg der Lohn- und Nebenkosten ist eine der entscheidenden Ursachen.
    Deswegen, Herr Ministerpräsident Lafontaine, ist es unvermeidlich, daß durch neue notwendige soziale Maßnahmen, wenn wir sie einführen — und die Pflegeversicherung ist angesichts unserer demographischen Entwicklung jetzt notwendig und richtig —, ein Anstieg der Lohnkosten insgesamt nicht entsteht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zurufe von der SPD)

    — Da sind wir überhaupt nicht einig. Wenn wir darüber einig wären, dann bräuchten wir dieses Hickhack seit Wochen und Monaten nicht zu haben. Sie haben immer gesagt, es gibt keine Kompensation.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Man hat bei den Gesprächen manchmal das Gefühl, als wäre die größte Sorge, daß man eine Mark zuviel sparen könnte. Aber wir können nicht eine Mark zuviel sparen, wir sparen immer noch viel zuwenig.
    Jedenfalls dürfen wir einen weiteren Anstieg der Lohnneben- und der Lohnkosten insgesamt unter gar
    17124 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993
    Dr. Wolfgang Schäuble
    keinen Umständen verantworten. Deswegen sage ich Ihnen in aller Ruhe: Wir wollen alles tun, damit wir doch noch zusammenkommen, obwohl ich Ihnen sage: Ich bin nicht mehr sehr optimistisch, ich bin nicht sehr zuversichtlich.
    Sie müssen auch ganz klar wissen: Wir sind Ihnen weit entgegengekommen; denn natürlich wäre die mit Abstand sinnvollste Form, bei Einführung der Pflegeversicherung insgesamt eine Belastung der wirtschaftlichen Entwicklung zu vermeiden, die Einführung einer Selbstbeteiligung bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle gewesen. Das hätte ökonomisch Sinn gemacht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dieses Vorhaben im Zusammenhang mit der Pflegeversicherung haben wir nur aus dem einzigen Grund aufgegeben: weil Sie uns gesagt haben, daß Sie dann überhaupt nicht zu Gesprächen bereit wären; aber Ihre Zustimmung zur Pflegeversicherung ist notwendig. Nur aus diesem Grund — damit das völlig klar ist!
    Dann haben wir gesagt: Es muß aber dann wenigstens in der Größenordnung von zwei bezahlten Arbeitstagen liegen. Ob das Feiertage, Urlaubstage oder eine prozentuale Kürzung ist, ist im Grunde eine zweitrangige Frage, aber unter der Größenordnung von zwei Arbeitstagen ist eine hinreichende Kompensation nicht zu machen.

    (Zurufe von der SPD)

    Jetzt wollen Sie die Sache damit, daß Sie nur zu einem Feiertag, nicht zu zwei Feiertagen bereit sind, scheitern lassen! Und dann beklagen Sie hier den Anstieg von Lohn- und Nebenkosten und machen sich Sorgen um die Beschäftigung. Das ist nicht zu verantworten. Und die Art, wie Sie diese Debatte führen, wird den Problemen in unserem Land nicht gerecht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich will aus Ihren Bemerkungen einen dritten Punkt anführen, wo wir offensichtlich fundamental unterschiedlicher Meinung sind. Ich weiß nicht genau, was Sie mit Ihrer Kritik an der Bundesbank meinen. Und wenn Sie sich dabei noch auf die von der Kommission korrigierten Vorschläge berufen — die hat sie ja nicht aufrechterhalten, weil es Widerspruch nicht nur der deutschen Bundesregierung, sondern der Regierungen aller Mitgliedstaaten gegeben hat — —

    (Zuruf von der SPD: Aber sicher!)

    — Ja, natürlich! Aber jetzt wollen wir auf die Sache kommen.
    Es gibt Überlegungen — offensichtlich auch bei Ihnen —, unsere Probleme durch weniger Stabilität zu lösen. Anders ist doch die Kritik an der Bundesbank im Ernst nicht zu verstehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es macht übrigens wenig Sinn, hier auf der einen Seite die Verschuldung zu kritisieren und gleichzeitig für weniger Stabilität zu plädieren.
    Die Sache wird ja dadurch noch schlimmer: Ihre Kritik an der Bundesbank ist eine Kritik an der Stabilitätspolitik. Und wenn Sie dabei noch — und das waren ja Überlegungen in der Kommission, die zurückgezogen worden sind — die Wechselkurse so manipulieren, daß wir auch in der äußeren Stabilität der europäischen Währung ein Stück weit nachlassen, dann sage ich Ihnen: Die Probleme der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen wie der europäischen Wirtschaft sind nicht dadurch zu lösen, daß wir jetzt die Wechselkurse nach unten manipulieren. Damit geraten wir nur in einen Abwertungswettlauf. Dies wird am Ende nicht mehr Wachstum und mehr Arbeitsplätze, nicht mehr Wettbewerbsfähigkeit bringen, sondern das genaue Gegenteil. Deshalb ist es das falsche Rezept für unsere Krise.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sagen Sie ehrlich, daß Sie dafür sind, mit weniger innerer und äußerer Stabilität unsere Probleme zu lösen, und wir sagen Ihnen, daß wir entschieden anderer Meinung sind.
    Ich sage Ihnen: Die Probleme der geringer gewordenen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft wie anderer europäischer Wirtschaften sind eben nicht dadurch zu lösen, daß wir uns durch Manipulation des äußeren Wertes ein bißchen drumrumschlawinern, sondern sie sind nur dadurch zu lösen, daß wir die Chance dieser strukturellen Krise nutzen, um die notwendigen Anpassungen für unsere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit jetzt in unserem Lande durchzusetzen. Die Bürger in unserem Lande, die Arbeitgeber wie die Arbeitnehmer, sind dazu auch bereit.
    Dabei kommt der nächste Fehler, den die Sozialdemokraten machen: Sie rufen bei allem und jedem nach dem Staat und nach der Politik. Sie schüren damit bei den Menschen den falschen Eindruck, daß die Politik alles lösen könne. Wir haben doch vor der Wiedervereinigung im anderen Teil Deutschlands erlebt, daß dort, wo die Politik für alles zuständig sein will, am Ende gar nichts geht. An den Folgen zahlen wir immer noch teuer.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es ist der Sinn der von der Bundesregierung und dem Bundeskanzler in Gang gesetzten Standortdebatte, daß alle begreifen: Die wirtschaftlichen Probleme unseres Landes können wir im Interesse von mehr Arbeitsplätzen nicht dadurch lösen, daß wir immer nur nach dem Staat rufen. Die Politik muß ihre Beiträge leisten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen ihre Beiträge leisten. Wir alle müssen in unserem Lande ein Stück weit umdenken. Ohne größere Leistungsbereitschaft und Eigenverantwortung werden wir unseren sozialen und wirtschaftlichen Wohlstand nicht bewahren können. Das ist die entscheidende Wahrheit, und davon lenken die Sozialdemokraten ab.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Lafontaine, ich dachte, Sie hätten in der Haushaltsdebatte — aber Sie waren nicht da — von unseren Argumenten vielleicht doch ein bißchen gelernt. Sie verharren in den Fehlern Ihres Parteitages von Wiesbaden. Sie denken immer noch, die Arbeit sei eine bestimmte Menge, und es ginge nur darum, sie zu verteilen. Herr Ministerpräsident Lafontaine, nach
    Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993 17125
    Dr. Wolfgang Schäuble
    unserer Überzeugung hängt die Menge der Arbeitsplätze von etwas anderem ab. Wir haben ja in Deutschland und in Europa nicht zuwenig Arbeit. Auf die Idee ist noch keiner gekommen. Das Problem liegt doch darin, daß wir zuwenig Nachfrage nach bezahlter Arbeit zu den Preisen, die die regulär bezahlte Arbeitsstunde bei uns in Deutschland kostet, haben. Je mehr wir die Kosten einer Stunde Arbeit verteuern, um so weniger Nachfrage nach Arbeit und um so weniger Arbeitsplätze wird es geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen ist das Problem mit Verteilungsmodellen, die die Kosten der Arbeitsstunde verteuern, nicht gelöst. Am Ende verteilen wir so lange, bis überhaupt nichts mehr zu verteilen ist. Das ist der falsche Weg.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Wir werden diesen Weg nicht gehen. Wir müssen mit aller Entschiedenheit dabei bleiben, die Menschen davon zu überzeugen, daß die Arbeit nicht immer teurer werden darf. Wir müssen andere Wege gehen. Dann können wir über die Begrenzung des Anstiegs der Lohnnebenkosten reden.
    Der erste Schritt wäre, daß Sie die Anrufung des Vermittlungsausschusses, die Sie gerade angekündigt haben, zurücknehmen. Wenn dies die Zustimmung im Bundesrat findet, können wir die Lohnnebenkosten schon um mehr als 20 Milliarden DM senken.

    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Wieviel, 20 Milliarden?!)

    Zum zweiten müssen Sie nun endlich bei der Pflegeversicherung einer vernünftigen Kompensation zustimmen. Zum dritten müssen Sie die Länderhaushalte, wo Sie die Verantwortung tragen, endlich in Ordnung bringen.

    (Konrad Gilges [SPD]: Das müssen Sie sagen! Bringen Sie doch einmal Ihren Bundeshaushalt in Ordnung!)

    — Verzeihen Sie, damit sind wir wieder bei dem magischen Dreieck Ihrer demagogischen Art, Kritik zu üben, von der keiner mehr begreifen kann, wie sie zustande kommt.
    Man kann nicht auf der einen Seite sagen, die Verschuldung sei zu hoch, die Steuern und Abgaben seien zu hoch, und auf der anderen Seite die Sparvorschläge ablehnen und keine Alternativvorschläge machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie haben — weder heute in Ihrer Rede noch in Wiesbaden — nicht einen Sparvorschlag gemacht. Sie haben zwar gesagt, wenn die Konjunktur wieder besser ist, muß es zu massiven Kürzungen der konsumtiven Ausgaben kommen. Die Art, wie Sie unsere Sparvorschläge demagogisch angegriffen haben, relativiert im übrigen Ihr Konzept. Sie sagen ja in Wahrheit: Nach der Wahl werden wir genau solche
    Maßnahmen ergreifen, aber heute lehnen wir sie ab. Aber ich bin überzeugt, daß es dann zu spät ist.

    (Siegmar Mosdorf [SPD]: Sie müssen vor der Wahl die Wahrheit sagen!)

    — Deswegen haben wir ja unsere Sparvorschläge jetzt beschlossen, damit das jedermann weiß. Sie greifen sie aber an.
    Herr Lafontaine, es ist doch sachlich falsch: Es wird nicht zu einer Besserung der wirtschaftlichen Lage kommen, wenn wir Einsparungen erst später durchsetzen. Wir müssen zunächst einsparen, damit es wirtschaftlich wieder bergauf geht. Das ist die richtige Reihenfolge.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie sollten Ihre Blockadepolitik im Bundesrat endlich aufgeben.
    Eine letzte Bemerkung, die ich machen möchte: Sie haben dem Bundeskanzler beim Thema GATT vorgeworfen, er habe nicht genau gesagt, wo die Differenzen lägen. Ich finde, es wäre angemessener gewesen, wenn Sie gesagt hätten: Herr Bundeskanzler, verehrte Bundesregierung — —

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)

    — Nein, nein, im Ernst. Es gibt ja gelegentlich Reste von Fairneß im Umgang miteinander.

    (Zuruf von der F.D.P.: Leider nur noch Reste! — Zurufe von der SPD)

    Reste von Fairneß sollte es geben.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Die vermisse ich! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Dann will ich Ihnen einmal sagen, was ich in den letzten Tagen vermißt habe. Weil Sie mir jetzt dauernd dazwischen rufen, will ich Ihnen doch einmal sagen: Nach den Maßstäben, die Ihre Parteifreunde an die Mitglieder meiner Partei in Sachsen-Anhalt angelegt haben, wäre Herr Lafontaine schon längst zurückgetreten und wären längst Neuwahlen im Saarland.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zurufe von der SPD)

    — Wenn Sie hier Wahlkampf haben wollen, können Sie ihn haben. Wir wollten eigentlich eine Debatte über den nächsten Europäischen Rat.

    (Zurufe von der SPD) Aber Sie können nicht erwarten


    (Zurufe von der SPD)

    — ich komme zu dem Thema, das Herr Lafontaine hier eingeführt hat, bei dem bin ich —, daß Sie hier Wahlkampf machen können, und wenn wir dann antworten, sind Sie auch noch beleidigt. So geht es ja nun nicht zusammen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. — Zurufe von der SPD)

    Wenn Sie zur sachlichen Debatte zurückkehren wollen — bitte sehr! So haben wir es eigentlich verstanden. Nur, täuschen Sie sich nicht, und richten
    17126 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Freitag, den 3. Dezember 1993
    Dr. Wolfgang Schäuble
    Sie sich darauf ein: Den Ton, den Sie hier einführen, können Sie auch haben.

    (Zuruf von der SPD: Den haben Sie doch eingeführt! — Weitere Zurufe von der SPD — Gegenruf von der CDU/CSU: Gibt es das denn eigentlich! — Weitere Gegenrufe von der CDU/CSU)

    — Herr Lafontaine hat nicht zur Sache gesprochen, und jetzt will ich — —

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)

    — Na ja, man sieht ja, wer schreit. Jedermann kann ja verfolgen, wer hier das Gebrüll veranstaltet.