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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/49 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 49. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 Inhalt: Nachruf auf das verstorbene Mitglied des Deutschen Bundestages Dr. h. c. Peter Lorenz 3399 A Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 3399C, 3440 D Absetzung des Punktes 20a von der Tagesordnung 3400 A Tagesordnungspunkt 16: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Die Reform der Strukturfonds (Drucksachen 11/929 Nr. 2.3, 11/1209) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Mitteilung der Kommission über die Haushaltsdisziplin (Drucksachen 11/929 Nr. 2.2, 11/1211) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Einheitliche Akte muß ein Erfolg werden: Zweite Änderung des Vorschlags für eine Verordnung (EGKS — EWG — EURATOM) des Rates zur Änderung der Haushaltsordnung vom 21. Dezember 1977 für den Haushaltsplan der Europäischen Gemeinschaften (Drucksachen 11/929 Nr. 2.5, 11/1212) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Sitzung des Europäischen Rates am 29./30. Juni 1987 in Brüssel (Drucksachen 11/523, 11/1293) Dr. Kohl, Bundeskanzler 3400 C Dr. Vogel SPD 3406 D Rühe CDU/CSU 3412D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 3418D Mischnick FDP 3421 B Frau Wieczorek-Zeul SPD 3424 B Frau Geiger CDU/CSU 3427 A Frau Beer GRÜNE 3429 C Genscher, Bundesminister AA 3432 B Dr. Spöri SPD 3435 D Bohl CDU/CSU 3438 C Erler SPD 3441A Lintner CDU/CSU 3442 C Frau Flinner GRÜNE 3444 B Frau Würfel FDP 3445 D Dr. Gautier SPD 3447 B Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 3449 C Brück SPD 3451A Becker (Nienberge) SPD (zur GO) 3452 B Seiters CDU/CSU (zur GO) 3452 C Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) 3452 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10, Dezember 1987 Namentliche Abstimmung 3454 A Ergebnis 3482 D Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Kohlevorrangpolitik (Drucksache 11/958) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Zustimmungsbedürftige Verordnung über den Prozentsatz der Ausgleichsabgabe nach dem Dritten Verstromungsgesetz für das Jahr 1988 (Drucksachen 11/1350, 11/1446) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umbaukonzept für die heimische Steinkohle (Drucksache 11/1476) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerstein, Wissmann, Dr. Lammert, Müller (Wadern) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Baum, Beckmann, Dr. Graf Lambsdorff, Dr. Hirsch, Dr. Hoyer, Dr.-Ing. Laermann, Möllemann, Frau Würfel und der Fraktion der FDP: Förderung der deutschen Steinkohle (Drucksache 11/1485) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Solidarität mit dem Widerstand der Bergleute und Stahlarbeiter gegen Arbeitsplatz- und Standortvernichtung (Drucksache 11/1511) Meyer SPD 3455 B Gerstein CDU/CSU 3458 C Stratmann GRÜNE 3460 C Beckmann FDP 3463 A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 3464 C Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 3468A, 3478 C Schreiber CDU/CSU 3472 A Jung (Düsseldorf) SPD 3473 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 3475A, 3478 D Hinsken CDU/CSU 3476 B Dr. Lammert CDU/CSU 3479 A Namentliche Abstimmungen 3479D, 3480A Ergebnisse 3484B, 3485 D Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Finanzierung empfängnisverhütender Mittel durch die Krankenkassen (Drucksache 11/597) Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 3480 D Frau Verhülsdonk CDU/CSU 3488 A Kirschner CDU/CSU 3489 B Frau Würfel FDP 3490 C Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 3491 C Tagesordnungspunkt 19: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1986 (Drucksachen 11/42, 11/1131) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 3492 A Heistermann SPD 3494 B Breuer CDU/CSU 3498 A Frau Schilling GRÜNE 3501 B Nolting FDP 3503 C Leidinger SPD 3505 D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg 3509 B Leidinger SPD (Erklärung nach § 30 GO) 3512B Vizepräsident Cronenberg 3510D, 3512 C Tagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1988 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1988) (Drucksachen 11/1000, 11/1431) Niegel CDU/CSU 3512D, 3520A Müller (Pleisweiler) SPD 3514 B Funke FDP 3516B Sellin GRÜNE 3517 B Dr. von Wartenberg, Parl. Staatssekretär BMWi 3518 C Pfuhl SPD 3519 B Tagesordnungspunkt 20 b: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Ernährungssicherung in Hungerregionen (Drucksachen 11/946, 11/1501) in Verbindung mit Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 III Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ernährungssituation in Äthiopien (Drucksache 11/1482) Höffkes CDU/CSU 3520 C Frau Eid GRÜNE 3521 D Frau Folz-Steinacker FDP 3523 D Großmann SPD 3525 C Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 3527 A Nächste Sitzung 3528 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 3529* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 3399 49. Sitzung Bonn, den 10. Dezember 1987 Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung 48. Sitzung, Seite IV, linke Spalte: Statt „ZusFr Frau Bulmahn GRÜNE" ist „ZusFr Frau Bulmahn SPD" zu lesen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 11. 12. Dr. Ahrens * 11. 12. Andres 11. 12. Bahr 11. 12. Frau Becker-Inglau 11. 12. Frau Beck-Oberdorf 11. 12. Frau Blunck * 11. 12. Böhm (Melsungen) * 11. 12. Frau Brahmst-Rock 11. 12. Brandt 10. 12. Dr. Briefs 11. 12. Büchner (Speyer) * 11. 12. Dr. von Bülow 11. 12. Frau Fischer * 11. 12. Dr. Friedrich 11. 12. Frau Ganseforth 11. 12. Dr. von Geldern 10. 12. Glos 11. 12. Dr. Glotz 11. 12. Grünbeck 11. 12. Haack (Extertal) 11. 12. Frau Dr. Hellwig 11. 12. Frau Hoffmann (Soltau) 11. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Hürland-Büning 11. 12. Jaunich 10. 12. Frau Kelly 11. 12. Kittelmann * 11. 12. Kolb 11. 12. Kreuzeder 11. 12. Lemmrich * 11. 12. Frau Luuk * 11. 12. Dr. Mahlo 11. 12. Marschewski 11. 12. Dr. Mertens (Bottrop) 11. 12. Dr. Möller 11. 12. Dr. Müller * 11. 12. Dr. Neuling 11. 12. Frau Oesterle-Schwerin 11. 12. Frau Olms 11. 12. Oswald 11. 12. Petersen 11. 12. Poß 10. 12. Rauen 11. 12. Dr. Schmude 10. 12. von Schmude 11. 12. Schröer (Mülheim) 10. 12. Schulze (Berlin) 11. 12. Frau Seuster 11. 12. Frau Dr. Timm * 11. 12. Frau Trenz 11. 12. Frau Vennegerts 11. 12. Dr. Warnke 11. 12. Wieczorek (Duisburg) 11. 12. Würtz 11. 12.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Heinz Westphal


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren, ich schließe die Aussprache.
    Der Ältestenrat schlägt vor, den Gesetzentwurf der Fraktion DIE GRÜNEN an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu überweisen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? — Das ist nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.
    Ich rufe nun Punkt 19 der Tagesordnung auf:
    Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses (12. Ausschuß) zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten
    Jahresbericht 1986
    — Drucksache 11/42, 11/1131 —
    Berichterstatter:
    Abgeordnete Breuer Dr. Klejdzinski
    Meine Damen und Herren, nach einer Vereinbarung im Ältestenrat sind für die Beratung 90 Minuten vorgesehen. — Ich sehe dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
    Ich eröffne die Aussprache und gehe davon aus, daß das von den Geschäftsführern Mitgeteilte ein Antrag der Fraktionen ist, denn § 115 Abs. 1 unserer Geschäftsordnung verlangt einen Geschäftsordnungsantrag, wenn wir dem Wehrbeauftragen das Wort erteilen wollen. — Der Antrag liegt vor.
    3492 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987
    Vizepräsident Westphal
    Dann darf ich unseren Wehrbeauftragten, Herrn Weiskirch, herzlich begrüßen und ihm das Wort geben.
    Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten! Ich bedanke mich für die Möglichkeit, hier einige Anmerkungen zu meinem Jahresbericht 1986 machen zu können. Der Bericht ist, wie mir die zahlreichen und intensiven Reaktionen gezeigt haben, auf große Aufmerksamkeit sowohl bei der militärischen Führung als auch bei den einzelnen Soldaten gestoßen. Aus Gesprächen und schriftlichen Äußerungen von Soldaten aller Laufbahngruppen weiß ich, daß er viele Diskussionen, wenn auch mit durchaus kontroversem Charakter, ausgelöst hat. Ich begrüße das, weil dadurch die Wachsamkeit gegenüber den von mir angesprochenen Problemen geschärft und die Beseitigung von Schwachstellen möglich gemacht wird.
    Allerdings ist, wie seine Vorläufer, auch dieser Jahresbericht von Mißverständnissen nicht verschont geblieben. So wurden meine zusammenfassenden Feststellungen über das Führungsverhalten von Vorgesetzten zum Teil in stark sinnentstellender Weise verkürzt und zum Gegenstand mancher Kritik mir gegenüber gemacht. Wer den Bericht jedoch aufmerksam liest — das sollte eigentlich jeder tun, der sich kritisch mit ihm beschäftigt — , dürfte meine Feststellung, daß unsere jungen Wehrpflichtigen alles in allem Soldaten als Führer erleben, die ihren Dienst gut, ja, lobenswert versehen, nicht unterschlagen.
    Ich habe in meinem Bericht mit besonderem Nachdruck betont, daß die jungen Wehrpflichtigen durch die Praxis des Dienstes auch den Sinn des Dienstes erkennen müssen. Dabei habe ich eine Reihe von Verhaltensweisen angesprochen, die zwar nicht als gravierende Verstöße gegen die Grundrechte der Soldaten und gegen die Grundsätze der Inneren Führung anzusehen sind, aber gleichwohl die Einstellung der Wehrpflichtigen zum Dienst in den Streitkräften überaus negativ beeinflussen können. Das gilt beispielsweise von der Art, wie Sauberkeit und Ordnung befohlen und kontrolliert werden, von der Heranziehung zu Ordonanz- und sonstigen Diensten gegen den Willen der Soldaten sowie von ganz persönlichen Dienstleistungen für Vorgesetzte.
    Meine Anmerkungen dazu im Jahresbericht haben zahlreiche Eingaben von Soldaten unmittelbar zur Folge gehabt. Daraus kann ich schließen, daß scheinbar belanglose Vorkommnisse in der Truppe von grundwehrdienstleistenden Soldaten als schwerwiegend, als schikanös, ja, als demütigend empfunden werden.
    Das gilt auch für den Umgangston in den Streitkräften. Es gibt tatsächlich wohl kaum einen Bereich, in dem meine Mahnungen so wenig gefruchtet haben wie hier. Auch nach der Veröffentlichung des Jahresberichts 1986 haben mich erneut zahlreiche Eingaben erreicht, in denen Äußerungen von Vorgesetzten mit herabsetzendem und beleidigendem Charakter angeprangert werden. Ich bedaure, daß ich hier offenbar immer wieder gegen Mauern anrennen muß. Wenn junge Wehrpflichtige ihren Wehrdienst positiv erleben sollen, dann hängt das nicht zuletzt auch von den
    Formen ab, in denen die zwischenmenschlichen Beziehungen ablaufen. Ich habe erst jüngst die demoralisierenden Wirkungen eines fehlerhaften Führungsverhaltens im Umgang und im Umgangston zwischen Vorgesetzten und Untergebenen untersuchen müssen, und zwar in einer Einheit, die damit bereits Schlagzeilen in der Presse gemacht hatte.
    Zugegeben, ein etwas rauherer Ton mag zuweilen durchaus angehen; stets gültiger Maßstab müssen aber dabei die Würde und die Ehre des einzelnen Soldaten bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Ich will gerne hinzufügen, daß eine Einheit auch mit vernünftigem Ton geführt werden kann. Dafür erhalte ich bei meinen Truppenbesuchen ebenfalls überzeugende Beispiele. Bei dem Besuch eines Panzerbataillons vor einigen Monaten antwortete mir ein Soldat in einer Gesprächsrunde auf die Frage, wie hier der Umgangston sei, spontan: „Bei uns wird jedenfalls nicht gebrüllt. " Aus der zustimmenden Reaktion seiner Kameraden konnte ich entnehmen, daß alle so dachten.
    In meinem Bericht habe ich auch die zusätzliche Belastung angesprochen, die den Wehrpflichtigen und ihren Eltern durch die Ableistung des Grundwehrdienstes entstehen, und dabei auch auf die kindergeldrechtlichen Folgen hingewiesen. Es kann sich dabei um Beträge von mehreren hundert DM monatlich handeln. Diese Nachteile stehen in keinem Verhältnis zu den Entlastungen, die die Eltern durch die Leistungen des Bundes, also Wehrsold, Unterbringung und Verpflegung für ihren Sohn erhalten.
    Mein Vorschlag im Jahresbericht, grundwehrdienstleistende Söhne im Rahmen des Bundeskindergeldgesetzes als „Zählkinder" zu berücksichtigen, hat auch der Verteidigungsausschuß in seiner Stellungnahme zu meinem Jahresbericht als erwägenswert angesehen. Ein entsprechender Vorstoß des Bundesministers der Verteidigung hat indessen nicht zum Erfolg geführt. Die Frage, wie die Belastungen der betroffenen Familien aufgefangen werden können, darf aber nicht so ohne weiteres ad acta gelegt werden. Sie muß auf der Tagesordnung bleiben.
    Dienstzeitentlastung, Planbarkeit der Freizeit sowie ein gerechter und praktikabler Ausgleich für besondere zeitliche Inanspruchnahme sind ein Themenkomplex, mit dem ich mich wie der Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages seit Jahren zu befassen habe. Ich habe es in diesem Zusammenhang als meine besondere Aufgabe angesehen, darauf hinzuwirken, daß möglichst schnell eine allseits befriedigende Lösung gefunden wird. Viel, allzuviel Zeit ist hierüber verstrichen.
    Nachdem mir nun vor einiger Zeit aus dem Verteidigungsministerium mitgeteilt worden ist, daß mit der seit langem vorbereiteten Neuregelung zum 1. März 1988 zu rechnen sei, ist dieser Termin nun aber offenbar wieder weiter nach hinten geschoben worden.

    (Lutz [SPD]: Hört! Hört!)

    Das ist ein Sachverhalt, den ich nur zutiefst bedauern kann.
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 3493
    Wehrbeauftragter Weiskirch
    Lassen Sie mich noch ein Problem erwähnen, das sich bei der Heranziehung von Wehrübenden zu Mobilmachungsübungen ergibt. Die Zeit zwischen dem Ende des Grundwehrdienstes und einer solchen Übung darf nach der derzeitigen Regelung neun Monate nicht unterschreiten. In meinem Jahresbericht habe ich eine Prüfung angeregt, ob diese Karenzzeit nicht wie bei Einzelwehrübungen auf ein Jahr verlängert werden kann. Leider hat sich der Bundesminister der Verteidigung in seiner Stellungnahme zu meinem Jahresbericht dazu nicht geäußert. Ich möchte diese Anregung noch einmal mit Nachdruck vortragen.
    In jüngster Zeit habe ich verstärkt meine Aufmerksamkeit den laufenden Modellversuchen des Territorialheeres zur Neugestaltung der Reservistenausbildung gewidmet. Bei meinen Truppenbesuchen hat sich eine ganze Reihe von Reservisten darüber beklagt, daß sie noch vor Ablauf eines Jahres nach Beendigung des Grundwehrdienstes oder eines Dienstverhältnisses als Zeitsoldaten wieder einberufen worden seien. Hierdurch werde die Einarbeitung bzw. Eingewöhnung am neuen Arbeitsplatz ganz erheblich beeinträchtigt.

    (Lutz [SPD]: Das stimmt!)

    Auch die Arbeitgeber stünden einer solchen Praxis sehr reserviert und ablehnend gegenüber.
    In diesem Zusammenhang eine Bemerkung zur sozialen Sicherung unserer Grundwehrdienstleistenden und Wehrübenden sowie ihrer Familienangehörigen. Sie bestimmt sich nicht zuletzt durch die Art und Höhe der Leistungen nach dem Unterhaltssicherungsgesetz. Soweit sie sich nicht automatisch den steigenden Lebenshaltungskosten anpassen, wurden sie endlich nach acht Jahren mit Wirkung vom 1. Juli 1987 fortgeschrieben. Für diese Verbesserung standen die erforderlichen Haushaltsmittel aber bereits am 1. Januar 1987 zur Verfügung. Damit ist zu meinem Bedauern diese Verbesserung den Soldaten erst mit einer erheblichen Verzögerung zugute gekommen.
    Nun gilt es immer noch, die Ungerechtigkeiten zu beseitigen, die sich durch die unterschiedliche Abfindung der Wehrübenden des öffentlichen Dienstes einerseits und des privaten Bereichs andererseits ergeben. Eine einkommensmäßige und rentenversicherungsrechtliche Gleichstellung dieser Personengruppe ist in diesem Haus bei der Beratung des Gesetzes zur Verbesserung der Wehrgerechtigkeit und Verlängerung der Dauer des Grundwehrdienstes am 17. April 1986 gefordert worden. Dieser Forderung soll nunmehr durch die 8. Novelle zum Unterhaltssicherungsgesetz Rechnung getragen werden. Ich hoffe, daß hierdurch ein seit vielen Jahren beklagter Mangel im Wehrrecht beseitigt wird. Nach meinen Erfahrungen glauben viele Wehrübende, in der schleppenden Behandlunug dieser Angelegenheit ein Fehlen der Bereitschaft zu erkennen, mit dem Gedanken der Wehrgerechtigkeit für Wehrübende in vollem Umfang ernst zu machen.
    Ein Wort zu den Betreuungseinrichtungen für die Soldaten. Die Mannschafts-, Unteroffizier- und Offizierheime sowie die Soldatenheime bzw. Soldatenfreizeitheime nehmen eine wichtige Stellung für die Förderung einer sinnvollen und interessanten Freizeitgestaltung aller Soldaten an ihrem Standort ein,
    wobei ja die Unteroffizier- und Offizierheime auch dienstlichen Verwendungen dienen. Ich verfolge die Entwicklung dieser Einrichtungen mit besonderem Interesse. Hierbei macht mich allerdings besorgt, daß eine rückläufige Nutzung der Mannschaftsheime festzustellen ist.

    (Lutz [SPD]: Wahrscheinlich sind die danach!)

    Die Verantwortlichen sollten deshalb alles daransetzen, die Attraktivität der Mannschaftsheime auch durch eine bessere Ausstattung zu erhöhen.

    (Beifall des Abg. Lutz [SPD])

    Hierzu gehört insbesondere, daß von den Soldaten nur solche Preise verlangt werden, die ihrem Wehrsold entsprechen. Ich freue mich, feststellen zu können, daß der Verteidigungsausschuß in seiner gestrigen Sitzung ähnliches vertreten und gefordert hat.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Tut das Ministerium das eigentlich nicht?)

    Sorgen bereitet mir der Fortbestand der Soldatenheime bzw. der Soldatenfreizeitheime, die wegen des veränderten Freizeitverhaltens, insbesondere der Jugend, nicht mehr den Zulauf haben, wie es eigentlich wünschenswert wäre. Es sollte deshalb das Bemühen aller Vorgesetzten in den Streitkräften sein, sich für eine stärkere — auch dienstliche — Nutzung dieser in den Händen gemeinnütziger Trägerverbände befindlichen Einrichtungen einzusetzen, erfüllen diese Heime doch eine wichtige Aufgabe: die Kontakte der Soldaten — unabhängig vom Dienstgrad und unabhängig von der Konfession — untereinander und mit der Zivilbevölkerung ohne Gewinnstreben zu pflegen.
    Zum Schluß noch eine Bemerkung zur Behandlung von Eingaben an den Wehrbeauftragten: In meinem Bericht bin ich auf die Beschwerden eingegangen, mit denen sich Wehrpflichtige wegen der verzögerlichen Bearbeitung ihrer Versetzungsanträge an mich gewandt haben. Zu Recht hat der Bundesminister der Verteidigung in seiner Stellungnahme zu meinem Jahresbericht hierzu ausgeführt, daß auf eine sorgfältige Bearbeitung allein um einer zeitlichen Beschleunigung willen nicht verzichtet werden könne; dem stimme ich zu. Widersprechen muß ich ihm allerdings, wenn er in diesem Zusammenhang im Normalfall von einer Bearbeitungsdauer von etwa vier Wochen ausgeht. Erkenntnisse aus einer Vielzahl von mir überprüfter Fälle sprechen ganz klar gegen diese Annahme. Es dauert ganz erheblich länger. Verzögerung, Interessenlosigkeit und Gleichgültigkeit bei der Bearbeitung müssen nicht nur Verbitterung hervorrufen, sondern wirken sich zwangsläufig auch auf die Einstellung des Betroffenen zur Diensterfüllung selbst aus, zumal dann, wenn die Dringlichkeit oder Wichtigkeit von Anträgen nicht erkannt oder schlichtweg verkannt wird.
    Ich will nicht schließen, ohne ein Wort zum Urteil eines Frankfurter Gerichtes zu sagen, nach dem es
    3494 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987
    Wehrbeauftragter Weiskirch
    nicht strafbar sein soll, Soldaten als potentielle Mörder zu bezeichnen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Pfui! — Biehle [CDU/CSU]: Schreibtischtäter sind das! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Dazu haben mich die ersten Eingaben von Soldaten erreicht. Bei allem Respekt vor der richterlichen Gewalt und Unabhängigkeit

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Da haben wir ja auch unsere Erfahrungen!)

    habe ich doch erhebliche Zweifel, ob eine solche Entscheidung dem Auftrag der Soldaten, treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, gerecht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD — Biehle [CDU/CSU]: Auch den Herrn Richter zu verteidigen! — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Man hörte das von der furchtbaren Justiz schon einmal! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Was an mir liegt, werde ich jedenfalls tun, um unsere Soldaten im Rahmen meines gesetzlichen Auftrages in Schutz zu nehmen.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ohne der Debatte vorzugreifen, ist es, glaube ich, ein guter Zeitpunkt, daß wir unserem Wehrbeauftragten — einschließlich seiner Mitarbeiter — für seine von ihm geleistete Arbeit unseren herzlichen Dank sagen.

(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

Dann hat der Abgeordnete Heistermann das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dieter Heistermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte mit dem beginnen, was der Wehrbeauftragte zum Schluß gesagt hat: Ohne Kenntnis des Urteils und der Urteilsbegründung möchte ich keine Schuldzuweisungen an die Richter vornehmen. Ich möchte mir das Urteil vorher genau angucken. Aber eines kann ich hier sagen: Wir nehmen die Soldaten vor solchen Unterstellungen in Schutz.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich einen Satz von Karl-Wilhelm Berkhan, dem ehemaligen Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, zitieren:
    Der angepaßte, jederzeit disponible Soldat, der „Untertan in Uniform", darf in der Armee eines freiheitlichen, sozialen Rechtsstaats keinen Platz finden.
    Ich ergänze diesen Satz: Wir brauchen eine politische
    Führung, die darüber wacht, daß Recht und Gesetz in
    der Bundeswehr streng beachtet und eingehalten werden.
    Anlaß für diese Vorbemerkungen ist der Jahresbericht 1986 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Herrn Willi Weiskirch, der wie seine Vorgänger auf gravierende Beispiele von Verstößen gegen die Grundlagen der Inneren Führung hinweist.
    Wir müssen fragen: Welcher Geist weht durch die Bundeswehr? Was geschieht eigentlich, wenn dem Bundesminister Aussagen von Soldaten vorliegen, wie: „Ich wollte weiterkommen und habe nichts gesagt"; oder: „Wenn ich gefragt werde, warum niemand in dieser Lage aufgemuckt hat, so meine ich, wem hätte ich das sagen sollen"; oder : „ Ich sagte auch nichts, weil ich befördert werden wollte." Die schlechten Beispiele ließen sich beliebig erweitern.
    Auch Abgeordnete, die Gespräche mit Soldaten führen, wissen um die Hinweise auf Mißstände in der Truppe, die ihnen oft nur unter dem Vorbehalt der Verschwiegenheit und der ausdrücklichen Zusage mitgeteilt werden, nur nichts weiterzugeben, damit die Quelle dieser Information nicht bekannt wird. Dieser Beschwerdeweg wird inzwischen von vielen Soldaten in Anspruch genommen. Dies läßt auch die Schlußfolgerung zu: Da ist etwas faul im Staate Dänemark.
    Der Wehrbeauftragte erhält schon eine bessere Übersicht über die Stimmung der Soldaten durch die an ihn gegebenen Eingaben als z. B. die Vorgesetzten durch die Beschwerden. Aber auch sein Eindruck beruht in erster Linie auf den Eingaben. Er erfährt nichts über all diejenigen, die sich aus Furcht vor Nachstellungen überhaupt nicht zu Wort melden. Dies ist aber insbesondere unter den Wehrpflichtigen weit verbreitet. Mit der Einberufung zur Bundeswehr werden Wehrpflichtige systematisch eingeschüchtert.

    (Sauter [Epfendorf] [CDU/CSU]: Keine Ahnung! — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Das wissen Sie doch besser!)

    — Ich komme gleich dazu. — Das Druckmittel sind nicht wie früher etwa Schikanen im Stil von 08/15 durch übertriebenen Dienst auf dem Kasernenhof oder im Gelände, sondern das heutige Druckmittel besteht in dem Entzug von freien Wochenenden.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Ach, Herr Kollege!)

    Wehrpflichtigen ist die Heimfahrt am Wochenende das Wichtigste. So erfolgt ein fast total willfähriges Verhalten, ohne sich über Ungerechtigkeiten zu beschweren, aus Angst davor, daß sich die einzelnen Vorgesetzten durch zusätzlichen Dienst am Wochenende rächen könnten.
    Wirklich ehrliche Aussagen bekommt man nur von Verwandten oder Söhnen von Bekannten, die als Wehrpflichtige Dienst tun. Auch diese Wahrheit müssen Sie zur Kenntnis nehmen und nicht nur das, was in den Köpfen bei Ihnen zu Hause ist.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Aber doch nicht so ein Zerrbild! — Zuruf des Abg. Dr. Wittmann [CDU/CSU])

    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 49. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1987 3495
    Heistermann
    — Wir können darüber gleich debattieren, Kollege Wittmann. — Zu fragen ist, warum diese Soldaten das Vertrauen in ihre jeweiligen Vorgesetzten verloren haben. Warum reagieren Betroffene nicht? Schlimmer: Warum funktioniert die Dienstaufsicht nicht? Das gilt für die politische wie für die militärische Seite.

    (Sauter [Epfendorf] [CDU/CSU]: Jetzt mach's aber halblang!)

    — Ich würde sagen, Sie ziehen sich auch erst einmal anders an, bevor Sie hier den Mund aufmachen. — Ich sage noch einmal: Wie wird sichergestellt, daß die Befehlsbefugnis nicht auf Felder ausgedehnt wird, auf denen sie nichts zu suchen hat?
    Wer trägt hierfür Verantwortung? Der Hinweis auf zentrale Dienstvorschriften wird dem Problem nicht gerecht. Vorschriften sind noch keine Realität. KarlWilhelm Berkhan hat recht, wenn er in seiner Rede zum 30jährigen Bestehen der Bundeswehr ausführt:
    Daher ist hier Dienstaufsicht im Sinne rechtzeitiger Hilfe immer angebracht. Sie ist Pflicht. So verletzt es die Kameradschaft, wenn Vorgesetzte ihre Untergebenen walten lassen und erst bei Fehlverhalten mit disziplinaren Maßnahmen drohen oder gar eingreifen.