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ID1018019900

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    Plenarprotokoll 10/180 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 180. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksachen 10/4406 vom 29. 11. 85 und 10/4414 vom 3. 12. 85 — Haltung der Bundesregierung zu den Vorschlägen bezüglich einer Änderung des § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes DringlAnfr 03.12.85 Drs 10/4414 Frau Fuchs (Köln) SPD Antw BMin Dr. Blüm BMA 13665 B ZusFr Frau Fuchs (Köln) SPD 13665 B ZusFr Dr. Sperling SPD 13666A ZusFr Scharrenbroich CDU/CSU . . . 13666 B ZusFr Heyenn SPD 13666 C ZusFr Feilcke CDU/CSU 13666 D ZusFr Lutz SPD 13667 A ZusFr Dr. Ehrenberg SPD 13667 A ZusFr Dreßler SPD 13667 B ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 13667 C ZusFr Reimann SPD 13667 C ZusFr Boroffka CDU/CSU 13667 D ZusFr Sieler SPD 13668 A ZusFr Kuhlwein SPD 13668 B ZusFr Dr. Faltlhauser CDU/CSU . . . 13668 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13668 D ZusFr Vogelsang SPD 13669A ZusFr Tatge GRÜNE 13669A ZusFr Horn SPD 13669 C ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 13669 D ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE . . 13669 D ZusFr Paterna SPD 13670 B ZusFr Jagoda CDU/CSU 13670 C ZusFr Bernrath SPD 13670 D ZusFr Dr. Penner SPD 13670 D Umsetzung der Empfehlung der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung zum Thema Lehrereinstellung/Lehrerarbeitslosigkeit MdlAnfr 1, 2 29.11.85 Drs 10/4406 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMB 13671 A ZusFr Kuhlwein SPD 13671 B ZusFr Vogelsang SPD 13671 D Verstoß von Postwurfsendungen rassistischen Inhalts gegen § 13 Abs. 1 der Postordnung; Recht auf Verweigerung der Verteilung solcher Wurfsendungen durch Briefzusteller MdlAnfr 4, 5 29.11.85 Drs 10/4406 Frau Dann GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 13672 C ZusFr Frau Dann GRÜNE 13672 D Empfehlung des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zur Umorganisation des Fernmeldebereichs der Bundespost MdlAnfr 6, 7 29.11.85 Drs 10/4406 Bernrath SPD Antw PStSekr Rawe BMP 13673 B ZusFr Bernrath SPD 13673C ZusFr Paterna SPD 13673 D ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 13674A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 Kritik des Sachverständigenrates an der Deutschen Bundespost; Erkenntnisse über Erfahrungen in Großbritannien und in den USA MdlAnfr 8, 9 29.11.85 Drs 10/4406 Paterna SPD Antw PStSekr Rawe BMP 13675 B ZusFr Paterna SPD 13675 C ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 13676A ZusFr Bernrath SPD 13676 B Beteiligung der Bundesregierung an der Schaffung eines Zentrums für bildende Kunst in der ehemaligen Blumenhalle in Bonn; Raumangebot an alle Beteiligten außer der Gruppe Klärwerk III MdlAnfr 14, 15 29.11.85 Drs 10/4406 Tatge GRÜNE Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . 13676 C ZusFr Tatge GRÜNE 13677A Erhöhung der Mittel für die Städtebauförderung MdlAnfr 16, 17 29.11.85 Drs 10/4406 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . . 13677 B ZusFr Dr. Sperling SPD 13677 B Stillegung bzw. Verkauf des Forschungsschiffes „Meteor"; Reeder des 1986 unter diesem Namen fahrenden neuen Schiffes MdlAnfr 19 29.11.85 Drs 10/4406 Rusche GRÜNE Antw PStSekr Dr. Probst BMFT . . . 13678A ZusFr Rusche GRÜNE 13678 B ZusFr Tatge GRÜNE 13678 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13678 C ZusFr Vogel (München) GRÜNE . . . 13678 D Finanzielle Situation des Deutschen Literatur-Archivs in Marbach MdlAnfr 25, 26 29.11.85 Drs 10/4406 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw PStSekr Spranger BMI 13679 A ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 13679 B ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP . . . 13679 D ZusFr Baum FDP 13679 D Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs Spranger über das „Dogma der Kohlevorrangpolitik" MdlAnfr 27 29.11.85 Drs 10/4406 Schreiner SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13680 B ZusFr Schreiner SPD 13680 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13680 D ZusFr Becker (Nienberge) SPD 13680 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13681 A Sowjetische Steuerung der Internationalen Ärztevereinigung zur Verhinderung eines Atomkrieges MdlAnfr 28 29.11.85 Drs 10/4406 Horn SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13681 B ZusFr Horn SPD 13681C ZusFr Rusche GRÜNE 13681 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 13681 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 13682 A ZusFr Vogel (München) GRÜNE . . . 13682 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13682 B ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE . . 13682 C ZusFr Dr. Emmerlich SPD 13682 D ZusFr Tatge GRÜNE 13682 D ZusFr Baum FDP 13683A ZusFr Dr. Hirsch FDP 13683 A Investitionszuschüsse für Lärmschutzmaßnahmen an Zivil- und Militärflughäfen in der Lärmschutzzone I; Einbeziehung des Lärmschutzbereichs II MdlAnfr 29 29.11.85 Drs 10/4406 Stahl (Kempen) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13683 B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13683 C Zur Geschäftsordnung Becker (Nienberge) SPD 13684A Aktuelle Stunde betr. § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes Dr. Vogel SPD 13684 B Scharrenbroich CDU/CSU 13685 B Kleinert (Marburg) GRÜNE 13686A Cronenberg (Arnsberg) FDP 13687 B Dr. Ehrenberg SPD 13688 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 13689 A Dreßler SPD 13690 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13691 B Dr. Lammert CDU/CSU 13693 C Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13694 D Frau Fuchs (Köln) SPD 13695 D Feilcke CDU/CSU 13696 D Jagoda CDU/CSU 13697 D Nächste Sitzung 13699 C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 13701*A Anlage 2 Vereinheitlichung der Normen für ein europa- und weltweit benutzbares Netz der Telekommunikation; kostengerechte Entfernungsstaffelung der Fernmeldegebühren MdlAnfr 10, 11 29.11.85 Drs 10/4406 Liedtke SPD SchrAntw PStSekr Rawe BMP . . . . 13701* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 13665 180. Sitzung Bonn, den 4. Dezember 1985 Beginn: 13.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein* 4. 12. Dr. Ahrens* 6. 12. Antretter* 6. 12. Berger* 5. 12. Böhm (Melsungen) * 6. 12. Brand 5. 12. Büchner (Speyer) 6. 12. Dr. Corterier** 6. 12. Frau Eid 6. 12. Dr. Enders* 6. 12. Frau Fischer* 6. 12. Gansel* 6. 12. Haase (Fürth)** 6. 12. Hedrich 4. 12. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 6. 12. Dr. Holtz* 6. 12. Immer (Altenkirchen) 6. 12. Jäger (Wangen) * 5. 12. Junghans 6. 12. Frau Kelly* 6. 12. Kittelmann * 6. 12. Dr. Klejdzinski* 6. 12. Klose 6. 12. Dr. Köhler (Wolfsburg) 4. 12. Lenzer* 6. 12. Frau Dr. Lepsius 6. 12. Frau Luuk 6. 12. Dr. Müller** 5. 12. Nagel 6. 12. Neumann (Bramsche) * 6. 12. Frau Pack* 6. 12. Peter (Kassel) 6. 12. Rappe (Hildesheim) 6. 12. Reddemann* 6. 12. Dr. Rumpf* 6. 12. Dr. Scheer* 6. 12. Schily 4. 12. Schlatter 6. 12. Schmidt (München) * 6. 12. Schmidt (Wattenscheid) 6. 12. Schröder (Hannover) 6. 12. Schulte (Unna) * 6. 12. Dr. Soell 5. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim* 6. 12. Frau Dr. Timm 5. 12. Dr. Todenhöfer 6. 12. Dr. Unland* 6. 12. Verheugen 6. 12. Voigt (Sonthofen) 6. 12. Werner (Dierstorf) 6. 12. Frau Dr. Wex 6. 12. Dr. Wulff* 6. 12. Zierer 6. 12. für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Liedtke (SPD) (Drucksache 10/4406 Fragen 10 und 11): Wie beurteilt die Bundesregierung die Feststellung des Sachverständigenrates in seinem jüngsten Jahresgutachten: „Eine Internationalisierung der Herstellerangebote ist auch deswegen erforderlich, weil sie hilft, über eine damit dringlicher werdende Vereinheitlichung der Normen ein europa-und weltweit benutzbares Netz der Telekommunikation zu schaffen"? Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Sachverständigenrates, die Entfernungsstaffel der Fernmeldegebühren sei „zur Zeit nicht kostengerecht", und welche Konsequenzen aus dieser Feststellung sind gegebenenfalls beabsichtigt? Zu Frage 10: Die Bundesregierung unterstützt bereits seit Jahren durch aktive Mitarbeit der Deutschen Bundespost in den dafür vorgesehenen internationalen Gremien jede Möglichkeit zur weiteren Vereinheitlichung der Telekommunikationsdienste und -einrichtungen durch Erarbeitung weiterer Normen bzw. Empfehlungen für diese Bereiche. Durch diese internationalen Standardisierungsarbeiten steht bereits heute ein qualitativ hochwertiges, weltweit benutzbares Netz der Telekommunikation zur Verfügung. Die Öffnung der nationalen Fernmeldemärkte für ausländische Bieter wird von der Bundesregierung angestrebt. Sie wird u. a. durch Anwendung einheitlicher Normen in den Technischen Lieferbedingungen begünstigt. Zu Frage 11: Ich gehe davon aus, daß der Sachverständigenrat unter „Fernmeldegebühren" insbesondere die Fernsprechgebühren versteht. Die Kosten der Fernsprechverbindungen werden immer mehr von der Zeitdauer und immer weniger von der Entfernung bestimmt. Insofern hat die Deutsche Bundespost seit jeher den Weg beschritten, sich durch Abbau der Entfernungsstufen dieser durch die Technik bedingten Entwicklung anzupassen. So hat sie Anfang der siebziger Jahre und durch die Tarifreform des Jahres 80 Tarifzonen abgebaut. Die vier zur Zeit bestehenden Entfernungsstufen stehen zur Korrektur an; sie sind in der Tat nicht mehr kostengerecht getaltet. So weisen die Nahdienst-Tarifzone eine erhebliche Kostenunterdekkung und z. B. die Tarifzone I Kostenüberdeckung auf. Die Deutsche Bundespost beabsichtigt deshalb, die Tarife längerfristig kostenorientiert weiterzuentwickeln.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Helmuth Becker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Frau Abgeordnete Fuchs hatte heute die Dringliche Frage gestellt:
    Beabsichtigt die Bundesregierung, insbesondere auf Grund des Gesprächs zwischen den Vertretern der Bundesregierung und Vertretern von DGB/DAG und BDA vom 2. Dezember 1985, von Vorschlägen zu einer Änderung des § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes sowie von Änderungen der einschlägigen Verwaltungsanordnungen der Bundesanstalt für Arbeit abzusehen?
    Diese Frage ist vom Herrn Bundesarbeitsminister nach unserer Auffassung gar nicht beantwortet worden.

    (Beifall bei der SPD)

    Deswegen beantragt die SPD-Fraktion gemäß Anlage 5 unserer Geschäftsordnung und den Richtlinien für Aussprachen zu Themen von allgemeinem aktuellen Interesse eine Aktuelle Stunde nach I 1 b dieser Richtlinien.


Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Meine Damen und Herren, die Fraktion der SPD hat zu der Antwort der Bundesregierung auf eine Dringlichkeitsfrage aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung eine Aktuelle Stunde verlangt. Das entspricht Nr. 1 b der Richtlinien für die Aktuelle Stunde. Die Aussprache muß nach Nr. 2 a der Richtlinien unmittelbar nach Schluß der Fragestunde, also jetzt durchgeführt werden.
Wir kommen jetzt also zur
Aktuellen Stunde betr. § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Meine Fraktion hat die Aktuelle Stunde beantragt, weil sich möglicherweise bereits heute abend entscheidet, ob der soziale Friede in unserem Land gewahrt bleibt oder ob er an einem zentralen Punkt aufs Spiel gesetzt, nein, geradezu aufgekündigt wird.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Herr Vogel weiß nicht, wovon er redet!)

    Bei Ihren Gesprächen, Herr Kollege Blüm, geht es nämlich nicht um die Änderung irgendeines beliebigen Paragraphen, es geht vielmehr darum, daß das Kräfteverhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern massiv zuungunsten der Arbeitnehmer verschoben wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Denn genau das ist das Ziel derer, die immer ultimativer eine Änderung des geltenden Rechts verlangen.
    Das geltende Recht hat sich bewährt. Das geltende Recht hat es den Gewerkschaften ermöglicht, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Es hat bewirkt, daß die Arbeitgeberverbände die Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen ernst nehmen. Es hat bewirkt, daß die Gewerkschaften immer wieder eine gerechte Beteiligung am Sozialprodukt, kürzere Arbeitszeiten und eine Vielzahl sozialer Verbesserungen durchsetzen konnten, und zwar für alle Arbeitnehmer, für die, die keiner Gewerkschaft angehören, ebenso wie für die, die Gewerkschaftsmitglieder sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Es geht, meine Damen und Herren, eben nicht um die Interessen einiger Funktionäre, es geht um die Interessen aller Arbeitnehmerinnen und aller Arbeitnehmer. Das ist das Thema.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie, die Sie diese Gesetzesänderung fordern, wollen die Arbeitnehmer schwächen. Sie wollen Arbeitnehmern, die an konkreten Arbeitskämpfen überhaupt nicht beteiligt sind, auf Grund von Entscheidungen, die allein die Unternehmensleitungen treffen, in viel weiterem Umfange als bisher den Lohn, das Kurzarbeitergeld und den Versicherungsschutz einschließlich der Krankenversicherung nehmen. Das ist das Ziel Ihrer Aktivität.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie erhoffen sich davon, daß sich diese Arbeitnehmer dann aus verständlicher Sorge um ihren Lebensunterhalt gegen gewerkschaftliche Forderungen wenden. Das heißt, Sie wollen die Solidarität der Arbeitnehmer aufbrechen, Sie wollen die Arbeitnehmer spalten. Sie nehmen einmal mehr Partei gegen die Schwächeren in unserem Lande. Das ist der Hintergrund.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Kolb [CDU/CSU]: Er weiß nicht, wovon er redet! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Ich frage Sie, Herr Kollege Blüm: Warum tun Sie das eigentlich? Warum rütteln Sie an einem Tarifsystem, um das uns die ganze Welt beneidet? Wem, Herr Kollege Blüm, sind Sie eigentlich diese Beflissenheit in dieser Sache schuldig? Wer fordert diese Beflissenheit ein?

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Der § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes, den Sie jetzt ändern wollen, gilt seit 1969. Alle Gerichte haben seine bisherige Auslegung bestätigt. Besonnene warnen Sie, daran etwas zu ändern. Herr Benda, der aus Ihren Reihen hervorgegangene langjährige Präsident des Bundesverfassungsgerichts und andere hohe Richter warnen Sie. Ihr Freund und Förderer Hans Katzer, Herr Kollege Blüm, warnt Sie öffentlich. Abgeordnete aus Ihrer eigenen Fraktion, die Kollegen Müller (Remscheid), Scharrenbroich und Link, erklären öffentlich, sie würden einer solchen Gesetzesänderung nicht zustimmen, sie würden die Zustimmung verweigern.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Hört! Hört!)

    Ja, sogar Ihr Parteifreund Diepgen, Regierender
    Bürgermeister von Berlin, erklärt öffentlich auf Betriebs- und Gewerkschaftsversammlungen, es gebe
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Dezember 1985 13685
    Dr. Vogel
    keinerlei Notwendigkeit, § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes zu ändern.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Herr Kollege Blüm, diese Warnungen, den Widerstand der Gewerkschaften, auch unseren Widerstand, den Widerstand aus Ihren eigenen Reihen, können Sie ebensowenig mit ein paar Späßchen beiseite schieben wie Herr Kohl mit seiner oberflächlichen Optimismuskampagne die heute bekanntgewordenen Arbeitslosenzahlen, die erneut einen absoluten Höchststand seit der Währungsreform darstellen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Herr Kollege Blüm, hier geht es um das Fundament unserer sozialen Ordnung. Deshalb fordere ich Sie als Bundesarbeitsminister ganz persönlich auf: Machen Sie sich nicht länger zum Handlanger derer, die das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen! Nehmen Sie die Androhung der Gesetzesänderung vom Tisch! Wenn Sie aber auf diesem Gebiet weiterhin Wind säen, dann werden Sie Sturm ernten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN — Feilcke [CDU/CSU]: Der Arbeiterführer Vogel! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)