Rede von
Käte
Strobel
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Die beiden Fragen des Herrn Kollegen Dr. Enders möchte ich gestützt auf eine Auskunft der Deutschen Multiplen Sklerose-Gesellschaft zusammenfassend wie folgt beantworten. In Pressemeldungen ist gesagt worden, das für ,einen an multipler Sklerose Erkrankten in Hamburg aus der Sowjetunion beschaffte Medikament sei ein neues, im Westen noch nicht bekanntes Mittel gegen die multiple Sklerose. Diese Nachricht ist falsch.
Es handelt sich um einen Impfstoff, der von den russischen Forschern Margulis-Schubladse vor etwa 20 Jahren entwickelt worden ist. Dieser Impfstoff ist seit dieser Zeit im Westen bekannt. Die Vakzine Margulis-Schubladse ist damals in verschiedenen westlichen Ländern und auch in der Bundesrepublik erprobt worden. Aus einer Reihe ernst zu nehmender wissenschaftlicher Untersuchungen ergibt sich, daß die Wirksamkeit dieser Vakzine sehr zurückhaltend beurteilt wird. Der Vertrieb ist seinerzeit in den USA und in England verboten worden.
In der Bundesrepublik kann der Impfstoff seit über zehn Jahren auf ärztliche Verordnung gegen Vorauszahlung durch eine deutsche Importfirma bezogen werden. Der Preis für fünf Ampullen beträgt zur Zeit 184,95 DM.
In einem Merkblatt, das interessierten Ärzten zur Verfügung gestellt wird, äußert sich der Hersteller des Mittels sehr zurückhaltend über die Erfolgsaussichten. Es ist bekannt, daß die Vakzine Margulis-Schubladse auch in ,der Bundesrepublik schon mehrfach angewandt worden ist. Erfolge sind nicht mitgeteilt worden. Daher erklärt es sich, daß der Impfstoff in der letzten Zeit kaum noch angefordert worden ist.
Die Deutsche MS-Gesellschaft hat noch im Jahre 1962 vor der Anwendung dieser Vakzine gewarnt, um so mehr, als damals die Unschädlichkeit keineswegs gesichert war. Weder im westlichen Ausland noch in der Bundesrepublik — auch nicht bei der deutschen Importfirma — sind irgendwelche Anhaltspunkte dafür bekannt, daß der Impfstoff in den vergangenen Jahren verbessert worden ist. Es ist aber selbstverständlich, daß die deutsche wie ,die internationale Forschung jede Spur, die den Weg zu einer erfolgreichen Behandlung der MS-Krankheit zu eröffnen verspricht, verfolgt.