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ID0219503500

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    2. Deutscher Bundestag — 195. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Februar 1957 11093 195. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 27. Februar 1957. Geschäftliche Mitteilungen 11100 A Beschlußfassung des Bundesrats zu Gesetzesbeschlüssen des Bundestags . . . . 11093 D Vorlage des Berichts des Bundesministers des Innern über die berufliche und gesellschaftliche Eingliederung der aus der Sowjetzone geflüchteten Jugend (Drucksache 2034, 3237) 11093 D Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200, Umdrucke 961, 962, 963) 11093 D Lücker (München) (CDU/CSU) . . 11093 D Kriedemann (SPD) . . . . 11100 A, 11144 C Bauknecht (CDU/CSU) 11109 D Mauk (FDP) 11114 B, 11115 B, C Lahr (FVP) 11115 B, C, 11139 A Elsner (GB/BHE) 11119 D Dr. Preiß (FVP) 11122 A Müller (Wehdel) (DP) 11124 D Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 11128 D Frehsee (SPD) 11132 D Struve (CDU/CSU) 11135 B Lermer (CDU/CSU) 11137 B Dr. von Buchka (CDU/CSU) . . . 11138 D Fassbender (DP) 11140 B Dr. Horlacher (CDU/CSU) 11142 A Ausschußüberweisungen . . . . 11144 D, 11145 A Beschlußfassung zum Entschließungsantrag Umdruck 963 11145 A Nächste Sitzung 11145 C Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 11145 A Anlage 2: Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 961) 11146 A Anlage 3: Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 962) 11146 C Anlage 4: Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 963) 11146 D Die Sitzung wird um 14 Uhr durch den Vizepräsidenten Dr. Schneider eröffnet.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Ackermann 16. 3. Albers 3. 3. Albrecht (Hamburg) 27. 2. Dr. Arndt 27. 2. Bals 4. 3. Dr. Bartram 27. 2. Dr. Becker (Hersfeld) 16. 3. Behrisch 2. 3. Bender 1. 3. Berendsen 27. 2. Brese 9. 3. Brück 27. 2. Cillien 2. 3. Dr. Czaja 6. 3. Dr. Dehler 28. 2. Dr. Dresbach 27. 2. Eberhard 28. 2. Frau Finselberger 1. 3. Freidhof 27. 2. Geiger (München) 1. 3. Gerns 16. 3. Giencke 27. 2. Gockeln 2. 3. Dr. Götz 1. 3. Dr. Greve 27. 2. Günther 27. 2. Hahn 28. 2. Häussler 27. 2. Frau Heise 6. 3. Hepp 2. 3. Heye 27. 2. Dr. Höck 28. 2. Höfler 2. 3. Hoogen 1. 3. Frau Dr. Ilk 1. 3. Karpf 27. 2. Kiesinger 9. 3. Frau Kipp-Kaule 27. 2. Koenen (Lippstadt) 1. 3. Dr. Köhler 2. 3. Könen (Düsseldorf) 1. 3. Frau Korspeter 2. 3. Kramel 27. 2. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Kreyssig 1. 3. Kühn (Köln) 27. 2. Kunze (Bethel) 28. 2. Lange (Essen) 27. 2. Dr. Leiske 27. 2. Dr. Leverkuehn 27. 2. Dr. Löhr 27. 2. Lücke 6. 3. Lulay 27. 2. Dr. Mende 28. 2. Merten 1. 3. Metzger 27. 2. Mißmahl 1. 3. Dr. Mocker 28. 2. Morgenthaler 30. 4. Müller-Hermann 27. 2. Neuburger 2. 3. Neumann 1. 3. Neumayer 16. 3. Oetzel 27. 2. Ollenhauer 27. 2. Onnen 27. 2. Pelster 27. . Rademacher 1. .3 Rehs 27. 2 Dr. Reichstein 1. 3. Dr. Rinke 1. 3. Frau Rudoll 27. 2. Ruhnike 28. 2. Ruland 27. 2. Rümmele 27. 2. Dr. Schild (Düsseldorf) 27. 2. Schill (Freiburg) 27. 2. Schloß 27. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 2. 3. Schmücker 16. 3. Schneider (Bremerhaven) 27. 2. Schneider (Hamburg) 2. 3. Frau Schroeder (Berlin) 31. 5. Seiboth 28. 2. Dr. Starke 27. 2. Frau Dr. Steinbiß 28. 2. Stingl 28. 2. Stücklen 6. 3. Wedel 1. 3. Wehr 6. 3. Dr. Wellhausen 27. 2. Frau Welter (Aachen) 27. 2. Dr. Werber 27. 2. Wolf (Stuttgart) 4. 3. ****) Siehe Anlage 4. b) Urlaubsanträge Abgeordnete(r) bis einschließlich Arnholz 30. 3. Hellenbrock 10. 3. Dr. Keller 9. 3. Moll 1. 4. Dr. Pohle (Düsseldorf) 9. 3. Raestrup 16. 3. Richter 9. 3. Dr. Schranz 11. 3. Srock 9. 3. Anlage 2 Umdruck 961 (Vgl. S. 11139 A, 11144 D) Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Abschnitt B Ziffer II des Grünen Planes 1957 (zu Drucksache 3200) Die Bundesregierung wird ersucht, 1. über die zur Verbilligung von Handelsdünger (Nr. 2 Buchstabe a) bereitgestellten Mittel von 260 Millionen DM hinaus weitere Mittel bereitzustellen, um die bereits eingetretene Preiserhöhung der Phosphatdüngemittel und die angekündigte Preiserhöhung der Stickstoffdüngemittel auszugleichen; 2. bezüglich der Förderung der Verwendung von anerkanntem Kartoffelpflanzgut (Nr. 2 Buchstabe b Absatz 2) ,die teilweise Beschränkung auf bestimmte Betriebsgrößenklassen und Bodennutzungssysteme wegfallen zu lassen; 3. die unter Nr. 2 vorgesehenen Maßnahmen zur rationelleren Gestaltung der Erzeugung dahin zu ergänzen, daß zur Verbilligung des Dieselkraftstoffs ein Betrag eingesetzt wird, der ausreicht, um den Preisstand vom Mai 1956 wiederherzustellen. Gleichzeitig soll ein ausreichender Betrag bereitgestellt werden, um ,eine ,der Dieselkraftstoffverbilligung entsprechende Verbilligung des Vergaserkraftstoffes für Kleinaggregrate in landwirtschaftlichen Betrieben zu erreichen; 4. die unter Nr. 3 Buchstabe a Absatz 3 vorgesehene Beschränkung, wonach der Tierbestand amtlich als seuchenfrei anerkannt sein oder sich nach einem Plan in Sanierung befinden muß, der im Einvernehmen mit der zuständigen Landesbehörde aufgestellt ist, wegfallen zu lassen; 5. die unter Nr. 3 Buchstabe a Absatz 5 vorgesehenen Mittel für Seuchenbekämpfung - siehe auch Überblick unter Ziffer III Nr. 3 Buchstabe a (2) - um 100 Millionen DM auf 120 Millionen DM zu erhöhen; 6. im Zuge der Stärkung der kleinbäuerlichen Geflügelwirtschaft (Nr. 3 Buchstabe b Absatz 7) zur Verjüngung der Bestände und Erhöhung der Legeleistung einen Betrag von 10 Millionen DM als Beihilfe zur Beschaffung von Küken und Junghennen aus anerkannten Vermehrungszuchten bereitzustellen; 7. zusätzlich zu den Maßnahmen unter Nr. 3 Buchstabe b 'einen Betrag von 7,5 Millionen DM zur Wiederherstellung der Rentabilität der Schafhaltung (Stützung des Wollpreises) und einen Betrag von 1,5 Millionen DM zur Förderung der Imkerei (Verbilligung des Futterzuckers) bereitzustellen; 8. zusätzlich zu den Maßnahmen unter Nr. 4 Absatz 1 einen Betrag bereitzustellen, der es ermöglicht, unter Einbeziehung der seit der Währungsumstellung entstandenen 'dinglich gesicherten Schulden den vom letzten Kreditnehmer zu zahlenden Zinssatz auf 4 v. H. zu senken. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Brühler und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 962 (Vgl. S. 11140 B, 11144 D) Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 ,und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird verpflichtet, in Anwendung der ihr nach § 1 des Landwirtschaftsgesetzes vorgeschriebenen Mittel der Landwirtschaft für ihre Erzeugnisse kostendeckende Preise zu sichern. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Brühler und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 963 (Vgl. S. 11144 B, 11145 A) Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Bericht der Bundesregierung über die Lage ,der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen und stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz zu. Er erwartet, ,daß die Richtlinien zu ihrer Durchführung im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Die Bundesregierung wird ersucht, im Rahmen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ihre Anstrengungen gemäß § 1 des Landwirtschaftsgesetzes zu verstärken, um den Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben im Sinne des § 5 des Landwirtschaftsgesetzes zu erreichen. Der Bundestag erwartet ferner, daß die Länder sich an den Förderungsmaßnahmen zugunsten der landwirtschaftlichen Erzeugung und ihres Absatzes sowie zur Verbesserung der Agrarstruktur auch mit finanziellen Beiträgen entsprechend der Regelung beim vorjährigen „Grünen Plan" beteiligen. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Krone und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Heinrich Fassbender


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe die Aufgabe, im Namen der Deutschen Partei und der Freien Volkspartei den Entschließungsantrag Umdruck 962*) zu begründen. Dieser Antrag verlangt klar und eindeutig, daß die Bundesregierung verpflichtet wird, außer durch die notwendigen Subventionen mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür zu sorgen, daß in der Landwirtschaft
    *) Siehe Anlage 3.
    langsam wieder Zustände eintreten, die die Landarbeit überhaupt zu einer Freude machen.
    Der rote Faden der heutigen Diskussion war die Feststellung, daß bei allen Bemühungen, der Landwirtschaft über den Weg der Subvention zu helfen, keine Möglichkeit besteht und auch in Zukunft nicht bestehen wird, die Landarbeit mit der Arbeit in der gewerblichen Wirtschaft gleichzubewerten. Heute wird in Deutschland immer wieder von dem Sozialcharakter dieser Volksrepublik gesprochen. Ich muß doch feststellen, daß die Angehörigen des Landvolks — und dazu gehören auch, Herr Kollege Frehsee, die Landarbeiter — anscheinend Parias in der Wirtschaft sind. Ich will nicht mit Ihnen darüber streiten, ob der Stundenlohnunterschied zwischen ländlicher Arbeit und gewerblicher Arbeit in der Wirtschaft 40, 60 oder 70 Pfennige beträgt, aber angesichts dieser Diskrepanz kommt man allerdings zu Unterschiedszahlen, die hoch in die Milliarden gehen. Ich sehe eigentlich nicht ein, warum die Arbeit auf dem flachen Land, die Erzeugung des täglichen Brots, schlechter bewertet werden soll als irgendeine andere Arbeit. Sie ist zumindest genauso schwer wie in anderen Berufen.
    Wie ist denn hier die Entwicklung? Ich will ein paar Beispiele nennen. Betrachten Sie doch bitte einmal die Weizen- und Roggenpreise aus den Jahren 1911/13. Das sind die letzten Jahre gewesen, die überhaupt ein klares Bild bieten. Im Jahre 1938 — ich habe das schon einmal in diesem Hause gesagt — waren bereits große Teile der landwirtschaftlichen Produkte subventioniert. Darüber hinaus war die Freizügigkeit beschränkt. Bei dem Vergleich mit den Jahren 1911/13 werden Sie folgendes feststellen. Die Weizenpreise nach den Notierungen an sämtlichen westdeutschen Börsen betrugen in den Jahren 1911/13 im Durchschnitt 19 Mark je Doppelzentner, und heute betragen sie rund 40 DM. Ich frage Sie einmal ganz nüchtern: Gibt es in der ganzen Bundesrepublik überhaupt noch einen Berufsstand, dessen Produktpreise und dessen Entgelte bloß um 100 % höher liegen als in den Jahren 1911/13? Ich glaube, hier ist tatsächlich das Landvolk das Stiefkind der gesamten Wirtschaft geworden und bisher auch geblieben.
    Der Milchpreis ist auch sehr interessant. Über ihn ist heute eingehend debattiert worden. Setzen Sie doch einmal den Milchpreis ab Stall aus den Jahren 1911/13 in Vergleich zum Kohlepreis — beides wirtschaftswichtige Grundstoffe! Sie werden feststellen, daß man in den Jahren 1911/13 rund 120 Liter Milch nötig hatte, um eine Tonne Förderkohle ab Zeche kaufen zu können. Ab-StallPreis, meine Damen und Herren! Wenn Sie heute die Tonne Förderkohle kaufen wollen, dann brauchen Sie — in Milchpreisen oder Milchlitern umgerechnet — das Dreifache. Das sind die effektiven Tatsachen, das sind die Gegebenheiten, mit denen wir uns auseinanderzusetzen haben, wenn wir nicht Zustände in der Landwirtschaft einreißen lassen wollen, bei denen unsere Bauernsöhne und Landarbeiter nicht mehr bereit sind, in ihr tätig zu sein.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Ich will noch etwas sagen, was ich zur Begründung für notwendig halte. Herr Minister, ich bedauere sehr, feststellen zu müssen, daß die Bundesregierung von 1953 bis heute unser Volk nicht genügend darüber aufgeklärt hat — das ist nicht Ihre Schuld allein —, daß es so nicht geht, daß


    (Faßbender)

    alles bis in die Wolken klettert und man die Nahrungsmittelpreise unten hält. Das ist ein Zustand, der einfach unerträglich ist. Ich bin der Überzeugung, daß die vernünftigen Verbraucher, wenn man ihnen nüchtern die klaren Tatsachen vor Augen hält, damit einverstanden sein werden — ich spreche auch in städtischen Versammlungen und weiß, daß sie das bestimmt sein werden —, daß man dem Landvolk für seine Arbeit denselben Lohn in Form der Produktenpreise gewährt, wie es bei der gewerblichen Wirtschaft schlechthin der Fall ist.
    Bevor ich unseren Antrag verlese, glaube ich, daß ich nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht habe, darauf hinzuweisen, daß es in § 1 des Landwirtschaftsgesetzes ausdrücklich heißt:
    ist die Landwirtschaft mit den Mitteln der allgemeinen Wirtschafts- und Agrarpolitik — insbesondere der Handels-, Steuer-, Kredit- und Preispolitik — in den Stand zu setzen ... ". Wir stehen allerdings auf dem Standpunkt, daß diese Möglichkeiten nicht alle ausgenutzt worden sind. Ich bedauere, das als Vertreter einer Koalitionspartei hier feststellen zu müssen.
    In diesem Hause sollte das Wort des von mir hochverehrten Bundeskanzlers nicht verfälscht werden. Der Herr Bundeskanzler hat in Rhöndorf am 17. Februar 1951 mit aller Deutlichkeit erklärt:
    Das landwirtschaftliche Preisniveau, das weitgehend durch innerwirtschaftliche und handelspolitische Maßnahmen beeinflußt werden kann, muß meiner Überzeugung nach in einer Parität zu den übrigen Preisen der deutschen Wirtschaft gehalten werden, insbesondere auch zu den Löhnen.
    Das ist das Wort des Herrn Bundeskanzlers, das er vor fünf Jahren im Februar gesprochen hat.

    (Abg. Kriedemann: Der weiß das ja gar nicht!)

    — Sie wissen alles allein, Sie wissen auch in agrarpolitischen Dingen allein Bescheid. Trösten Sie sich, der Herr Bundeskanzler weiß von den Dingen wahrscheinlich mehr, als Sie ahnen.

    (Abg. Kriedemann: Warum ändert er es dann nicht?)

    — Weil er leider Gottes, Herr Kriedemann, auf anderen Gebieten gerade Ihren Forderungen viel zu viel nachgegeben hat.

    (Lachen bei der SPD.)

    Wir haben den Mut, unserem Volk zu sagen, daß wir es so nicht schaffen werden, daß allein mit Subventionspolitik dem Landvolk nicht zu helfen ist. Vergleichen Sie doch beispielsweise einmal, was man für einen Bergarbeiterstundenlohn in den Jahren 1911 bis 1913 an Grundnahrungsmitteln hat kaufen können und was man heute dafür erwerben kann. Wir wollen doch die Dinge einmal ganz nüchtern betrachten. Wir sind nicht gegen höhere Löhne, wir denken gar nicht daran. Aber wir sind sehr wohl dagegen, daß das Landvolk an der ganzen fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklung absolut nicht beteiligt ist, daß es praktisch das Stiefkind der gesamten Wirtschaftspolitik geworden ist. Das sagen wir auch als Vertreter der Koalition unserer eigenen Regierung. Wir wünschen und hoffen, daß unsere Bundesregierung uns bald gesetzliche Maßnahmen vorschlägt, die neben dem Weg über die Subventionierungen andere Wege ebnen, um dem Landvolk seinen gerechten Lohn zu geben. Sollte sie es wider Erwarten nicht tun, würden wir uns gezwungen sehen, von uns aus die notwendigen Gesetzentwürfe einzubringen.

    (Abg. Kriedemann: Das hätte ich an Ihrer Stelle schon längst getan!)

    — Herr Kriedemann, wir kennen uns ja lange genug.

    (Abg. Kriedemann: Deshalb wundert mich das!)

    — Sie wundert so manches. Mich wundert z. B. bei Ihnen folgendes: daß Sie immer hier in großen globalen Betrachtungen drumherumreden, aber nicht auf das Kernproblem eingehen. Sie wissen so gut wie ich, daß ohne eine Preiserhöhung für gewisse landwirtschaftliche Produkte dem Landvolk einfach nicht zu helfen ist.

    (Abg. Kriedemann: Und ich weiß, Herr Fassbender, daß soundso viel Landwirten mit Preisen nicht zu helfen ist!)

    — Verzeihen Sie, Herr Kriedemann, Sie sprechen von soundso viel Landwirten. Ich will Sie mal an etwas erinnern.

    (Abg. Kriedemann: Ja, tun Sie das!)

    Sie wissen sehr genau, daß wir im Wirtschaftsrat die Getreidepreise — wir waren das — festgehalten haben, und zwar um der gesamten Volkswirtschaft willen. Wir haben einen Weizenpreis von 12 Mark gehabt, amerikanischer Weizen frei Hafen Bremen kostete damals 62 Mark. Wir haben damals der Landwirtschaft im Interesse der gesamten Volkswirtschaft dieses Opfer zugemutet. Sie hat es ohne Murren getragen. Sie hat ihre Arbeit getan. Heute glauben wir den Anspruch darauf erheben zu können, daß die Forderungen der Landwirtschaft, die sie heute mit Recht stellt, auch erfüllt werden.

    (Abg. Kriedemann: Machen Sie doch Vorschläge, wieviel Sie für den Weizen haben wollen!)

    — Sie werden die Vorschläge von uns noch bekommen.

    (Abg. Kriedemann: Hoffentlich! Ich höre Sie nur immer darüber reden!)

    Wir bitten Sie, unserem Entschließungsantrag zuzustimmen:
    Der Bundestag wolle beschließen:
    Die Bundesregierung wird verpflichtet, in Anwendung der ihr nach § 1 des Landwirtschaftsgesetzes vorgeschriebenen Mittel der Landwirtschaft für ihre Erzeugnisse kostendeckende Preise zu sichern.
    Wir halten diesen kostendeckenden Preis für notwendig, weil wir nicht das gesamte Gefüge unserer Volkswirtschaft auf die Dauer in die Brüche gehen sehen wollen. Ohne ein gesundes Landvolk kann ein Staat nicht existieren. Oder aber man soll den Mut haben und sagen: Wir schreiben die Landwirtschaft ab.

    (Beifall rechts. — Abg. Kriedemann: Ei, ei, ei, das sind ja Töne!)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Als letzter Redner hat der Abgeordnete Dr. Horlacher das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Michael Horlacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie brauchen keine Angst zu haben, daß ich am Schluß der agrarpolitischen Debatte bei der Besetzung des Hauses noch eine große Rede halbe. Dazu habe ich gar keine Veranlassung. Ich möchte nur feststellen, daß bei anderen hochpolitischen Debatten das Haus besser besetzt ist, als es im Durchschnitt heute bei der Agrardebatte besetzt war. Das steht einwandfrei fest. Herr Kollege Kriedemann, da sind wir beide Leidtragende.

    (Heiterkeit. - Abg. Kriedemann: Ja, natürlich!) Das ist doch immer so.

    Nun Aber ein paar kurze Schlußbemerkungen! Die Grundlage des Landwirtschaftsgesetzes ist nach wie vor der § 1, wo es heißt: Die Regierung soll dafür sorgen, daß die Landwirtschaft entsprechend angeglichen wird. Ich werde das im Wortlaut nicht wiederholen.
    Hier kommt nun der Änderungsantrag des Herrn Kollegen Fassbender, wo es heißt:
    Der Bundestag wolle beschließen:
    Die Bundesregierung wird verpflichtet, in Anwendung der ihr nach § 1 des Landwirtschaftsgesetzes vorgeschriebenen Mittel der Landwirtschaft für ihre Erzeugnisse kostendeckende Preise zu sichern.
    Das ist für uns ein ganz selbstverständlicher Grundsatz. Aber es ist aus einer Reihe von Gründen unmöglich, daß die Entschließung so von dem Hohen Hause angenommen wird.

    (Zurufe rechts.)

    Hier heißt es noch „verpflichtet". Dem stehen verfassungsrechtliche Bedenken .gegenüber.

    (Erneute Zurufe rechts.)

    — Ja, bitte, da gibt es nichts zu bezweifeln. Hier ist nicht der Platz, daß wir gegenseitig Agitation auf dem Gebiet der Agrarpolitik treiben, besonders wir Regierungsparteiren nicht.

    (Heiterkeit.)

    Das sollte sich doch wirklich erübrigen. Wie sollen wir denn im Wahlkampf zu Rande kommen, wenn wir schon unter uns Koalitionsparteien uneinig sind?

    (Große Heiterkeit.).

    Das gibt eine saubere Famine.

    (Anhaltende große Heiterkeit.)

    Der Kollege Fassbender weiß das so genau wie ich. Er ist aber Schlitzohr genug, um zu verseuchen, das agitatorisch für sich auszuwerten.

    (Lebhafte Heiterkeit)

    Jetzt wollen wir aber die Sache auf sich beruhen lassen.
    Ich beantrage, diesen Entschließungsantrag auf Umdruck 962 dem Ernährungsausschuß zu überweisen.

    (Zurufe.)

    — Der Ernährungsausschuß langt.

    (Erneute Zurufe von der Mitte.)

    — Soll der Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht dazu kommen, können wir uns das noch überlegen.

    (Anhaltende Zurufe.)

    — Ja, es soll also dem Ernährungsausschuß als federführendem und dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht als mitberatendem Ausschuß überwiesen werden. Das beantrage ich als Nummer eins.
    Nummer zwei: Ich möchte feststellen, daß unser gutgemeinter Grüner Bericht des vorigen Jahres deswegen nicht richtig angekommen ist - man muß die Kirche ja auch beim Dorf lassen —, weil wir leider Gottes jetzt schon drei schlechte landwirtschaftliche Jahre gehabt haben.

    (Zurufe links.)

    Manche Maßnahme der Bundesregierung, die noch so gut gemeint und gezielt war, ist in den Hintergrund getreten, weil manches durch die Entwicklung überholt worden ist.
    Der Grüne Bericht hat auch folgenden Mangel. Er liegt naturgemäß immer ein Jahr zurück: jetzt vom 1. Juli 1955 bis zum 30. Juni 1956, und ibis man dazu kommt, ist beinahe wieder ein Jahr darüber hingegangen, bis die letzten Durchführungsbestimmungen erschienen sind. Hinzu kommt, daß während der Zeit vom 30. Juni 1956 ibis heute eine weitere Verschlechterung der Lage der Landwirtschaft eingetreten ist.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Das vergangene schlechte Jahr mit den großen Katastrophen - Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Teile von Bayern und andere Gebiete, die Notgebiete der Winzer usw.; ich will. jetzt nicht alle aufzählen, damit ich keinen vergesse — hat natürlich die Lage verschärft. Aber daraus den Schluß zu ziehen, daß wir aus der Lage nur durch agrarpolitische Überforderungen herauskommen können, ist verkehrt, weil wir mit den Überforderungen kein Gehör bei der übrigen Bevölkerung finden. Der Radikalismus bei der Landwirtschaft ist heute ein unrentables Geschäft.

    (Beifall in der Mitte. Abg. Kriedemann: Einige verdienen dabei ausgezeichnet!)

    Denn er treibt die Landwirtschaft in eine Isolierung gegenüber der übrigen Bevölkerung, und diese Isolierung können wir nicht gebrauchen.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien und bei der SPD.)

    Es können einzelne Grafen oder Barone Sehnsucht danach haben, Präsident zu werden;

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    wenn die Sehnsucht befriedigt ist, hört der Radikalismus vielleicht wieder auf.

    (Erneute Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und bei der SPD. — Zuruf rechts: Woher weißt du?)

    Ich habe den Wunsch, daß die Regierung den Verhältnissen Rechnung trägt. — Herr Kollege Lücker, wir reden deutsch miteinander; wir müssen mit den Menschen deutsch reden, sonst verstehen sie es nicht, die sind so dickfällig wie die Büffel drüben in Afrika!

    (Große Heiterkeit.)

    Sorgen Sie dafür, Herr Bundesernährungsminister, daß die Hilfsmaßnahmen für die Katastrophengebiete jetzt so rasch wie möglich durchgeführt werden; das gehört nämlich unbedingt dazu.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



    (Dr. Horlacher)

    Denn wir können den Grünen Plan nicht im Raume stehen lassen. Es heißt: der Grüne Plan soll die Katastrophengebiete nicht einbeziehen. Aber andererseits gehören die Katastrophengebiete doch dazu, damit das Ganze zur Wirkung gebracht werden kann. Das ist hier notwendig.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Dann bin ich durchaus damit einverstanden, daß die bewährten Maßnahmen weitergeführt werden, Wegeverbesserung, Elektrifizierung. Und dann geben Sie auf die klein- und mittelbäuerlichen Betriebe Obacht, berücksichtigen Sie hier besonders die schlechteren Gebiete! Das kann bei den einzelnen Positionen geschehen!
    Herr Kollege Kriedemann, hier und da reden Sie so vernünftig, daß ich direkt begeistert bin,

    (Heiterkeit)

    aber heute reden Sie wieder was daher, daß man direkt in den Boden versinken möchte.

    (Anhaltende Heiterkeit.)

    Ja, passen Sie auf — ich bin ja Raiffeisen-Mann, das wissen Sie ja —: Wir haben bei der Düngemittelverbilligung gesehen, wie das bei der Bevölkerung gewirkt hat. Wir haben in Bayern, in Franken, in der Oberpfalz kleinbäuerliche Betriebe — in Südbayern sind größere bäuerliche Betriebe —, bei denen die Verrechnung der Düngemittelbeihilfe ausgezeichnet angekommen ist. Das wurde allgemein anerkannt. Natürlich kann ich nicht mit dem Zirkel genau ausmessen, ob es ein kleiner oder ein größerer oder ein halbkleiner Betrieb ist. Die Leute sind schon zufrieden, wenn sie für das, was sie in der Wirtschaft verwenden, entsprechende Kostenverbilligungen bekommen.
    Bezüglich Milchwirtschaft haben Sie so danebengehauen, daß ich als Milchwirtschaftler direkt erschrocken bin, Herr Kriedemann!

    (Heiterkeit. — Abg. Kriedemann: Darüber reden wir im nächsten Jahr wieder!)

    Auch bin ich da mit dem Herrn Minister nicht ganz einverstanden. Er hat die Milchpreissubventionierung in eine Leistungssteigerung eingewickelt: eine Prämie von 4 Pfennig für Leistungssteigerung!

    (Zuruf rechts: Qualitätsverbesserung!)

    — Ja, selbstverständlich Qualitätsverbesserung! Darum heißt es ja auch Leistungssteigerung, denn erhöhte Leistung ist ja auch erhöhte Qualität.

    (Zuruf von der CSU.)

    — Jetzt kommt der mit seinem kurzsichtigen Verstand auch noch dazwischen!

    (Große Heiterkeit.)

    — In Gottes Namen: Qualitätsverbesserung — damit wir wieder einig sind —, gebunden weiter an die Tierseuchenbekämpfung. Diese Frage wollen wir dann im Ausschuß prüfen, deshalb will ich jetzt nicht darauf eingehen. Da wollen wir uns jetzt hier nicht festlegen.
    Aber was ich jetzt vom Standpunkt der Milchwirtschaft sagen möchte, ist das: Wir wollen die Anhebung des Milchpreises um 4 Pfennig. Warum? Weil wir es durch die Erhöhung des Frischmilchpreises nicht machen können und weil wir auf der anderen Seite die Preise der Produkte wie Butter und Käse, die hier der Notierung unterliegen, nicht willkürlich heraufziehen können — das ist ein Ding der Unmöglichkeit —, und diese
    Produkte bzw. die Werkmilch machen den größeren Teil aus. Deswegen ist es notwendig, wenn man den Milchpreis zu einer Gesundung bringen will, das durch eine Subventionierung zu tun. Das ist so ein Fall, wo auch ich für die Subventionierung bin. Da braucht man sich gar nicht zu genieren, denn es geht nicht anders. Ich kann den Butterpreis nicht ins Uferlose steigern, weil sonst der Konsum zurückgeht. Deswegen ist hier ein typischer Fall für eine Subventionierung gegeben.
    Es kommt eines hinzu: daß die breite Landwirtschaft gerade die rasche und gute Durchführung dieser Anhebung des Milchpreises mit besonderer Begeisterung aufnehmen wird. Das ist meine feste Überzeugung. Deswegen, Herr Minister, haben wir die dringende Bitte: tun Sie Ihre Beamten, die ich sonst hoch achte, ein bißchen stark aufrütteln, daß sie mit ihren Vollzugsanweisungen fertig werden, damit wir die Geschichte in Ordnung bringen.

    (Heiterkeit.)

    Dann muß noch etwas für die Bergbauernbetriebe geschehen, die bei der Milchpreisstützung schon etwas bedacht sind.
    Die Tragödie mit den Winzern, denen man hier Versprechungen gemacht hat, muß auch noch bereinigt werden. Man hat ihnen alles in Aussicht gestellt, — nichts ist geschehen. Man hat ihnen alles mögliche versprochen, Presseartikel sind erschienen, — und nichts ist bisher geschehen.
    Noch ein ganz kurzes Wort zur Alterssicherung. Die Alterssicherung ist in der Mentalität unserer bäuerlichen Bevölkerung so weit vorgetrieben, daß es ein Zurück in dieser Frage nicht mehr gibt.

    (Abg. Kriedemann: Trotz der Gegenpropaganda?!)

    Der Gesetzentwurf muß vom Bundestag noch in dieser Periode verabschiedet werden.
    Zur Alterssicherung gehört die Versorgung der in der Familie lebenden Leute. Die Landwirtschaft ist in den bäuerlichen Familienbetrieben erst dann gesund, wenn die era beiteten Löhne für die Familienmitglieder auch entsprechend sichergestellt und zurückgelegt werden, damit der mitarbeitende Sohn und die mitarbeitende Tochter das Gefühl haben, daß sie nicht umsonst arbeiten, sondern daß sie als gleichberechtigte Familienmitglieder für ihre Arbeit den verdienten Lohn erhalten. Diese Frage muß man ernstlich erörtern. Erst wenn das Erarbeitete alles zurückgelegt werden kann, haben wir gesunde Verhältnisse.
    Schwierig ist die Lösung der Frage der Kapitalversorgung. Ich behalte mir vor, dazu im Ausschuß noch manches zu sagen. Bezüglich der Kapitalversorgung — lassen Sie mich das aussprechen; ich habe auch mit dieser Frage auf finanzpolitischem Gebiet zu tun — ist der Grüne Bericht, so schön er sonst sein mag, völlig unzureichend. Die Kapitalversorgung ist ein wesentlicher Faktor bei der Wiederherstellung der Rentabilität der Landwirtschaft.

    (Zuruf rechts.)

    — Da kommt der schon wieder mit allem möglichen daher!

    (Heiterkeit.)

    Es ist zu unterscheiden zwischen Schulden und Schulden. Schulden, die dazu dienen, ein entstandenes Defizit abzudecken, sind die gefährlichsten Schulden. Schulden, die dazu dienen, Investierungen zu ma-


    (Dr. Horlacher)

    chen, besonders mittelfristiger Art, müssen so gestaltet sein, daß die Fristen für die Tilgung, die aus dem Ertrag zu erfolgen hat, eingehalten werden können.

    (Abg. Kriedemann: Sehr gut!)

    Deswegen ist es notwendig, daß genügend Kapital und verbilligtes Kapital für lese Dinge zur Verfügung steht, und da ist der Grüne Bericht unzureichend. Wir werden also die Verhältnisse näher erörtern müssen.
    Erlauben Sie mir, Herr Kollege Lücker, daß ich als alter Hase sage: Ich bin kein so theoretisch zu begeisternder Mann; nein, da bin ich viel zu vorsichtig geworden. Da kommt der gemeinsame europäische Markt daher

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer kommt daher?)

    — der europäische Markt —,

    (Heiterkeit)

    da sind doch sämtliche guten Europäer schon einig. Wenn sich die Leute nicht mehr auskennen in einer Debatte, dann heißt es: Europa muß her, und die ganze Situation ist gerettet.

    (Große Heiterkeit und Beifall.)

    So ist die ,Sache nämlich auch nicht. Da besteht ein großer Unterschied zwischen politischen Notwendigkeiten — die gebe ich sogar zu —, politischem Idealismus und dem durchzuführenden wirtschaftlichen Realismus; das sind zwei Sachen. Das kann man nicht von heute auf morgen machen. Wir wollen das nicht weiter erörtern. Aber ich sage immer: moderato, nicht fortissimo. In diesen Fragen ist das Interesse der Landwirtschaft ein besonderes Interesse, ein Lebensinteresse. Besonders bei der heutigen Lage der Landwirtschaft können wir nicht sagen: Wir werden mit der Verbesserung der ganzen Verhältnisse den Höchststand schon in verhältnismäßig kurzer Zeit erreichen. Wir haben bei der heutigen Lage der Landwirtschaft noch nicht einmal den Ausgangspunkt gefunden.

    (Abg. Schröter [Wilmersdorf] : Wer wickelt hier wen ein?)

    — Geben Sie doch Ruhe, ich bin bald fertig.
    Zum Schluß habe ich noch zu sagen, daß der Entschließungsantrag Umdruck 961*) mit den Ziffern 1 bis 8, der hier begründet worden ist, sehr viel Dinge enthält, über die man nicht noch reden kann. Aber so einen Entschließungsantrag hier im Galopptempo anzunehmen, das geht ja nicht. Das muß dem Ausschuß überwiesen werden. Das ist vorhin etwas unklar ausgedrückt worden. Ich stelle namens der CDU/CSU den Antrag, den Umdruck 961 dem Haushaltsausschuß als federführendem Ausschuß und dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Mitberatung zu uberweisen, weil es sich hier um zusätzliche finanzielle Mittel handelt.

    (Abg. Kriedemann: Sehr gut!)

    Dann komme ich zu dem Entschließungsantrag Dr. Krone und CDU/CSU, Umdruck 963**). Ich brauche Ihnen die Entschließung nicht vorzulesen; Sie haben sie alle da. Über die Entschließung herrscht schon eine allgemeine Meinung im Hause, und großen Streit gibt es nicht. Herr Kollege Kriedemann. ich habe einen Wunsch von Ihnen
    *) Siehe Anlage 2. **) Siehe Anlage 4.
    gehört, und was täte ich lieber, als ,einen berechtigten Wunsch von Ihnen zu erfüllen! Da besteht gar kein Hindernis; auch das kann noch gemacht werden. Dann können wir vielleicht die Entschließung einstimmig annehmen. Diese Entschließung ist nämlich das Kernstück des Schlusses der Debatte, weil wir zunächst einmal das sichern wollen, was der vorliegende Grüne Plan bringt. Was wir dann darüber hinaus noch beraten, ist eine andere Frage. Deshalb überweisen wir die anderen Sachen den Ausschüssen.
    Habe ich das jetzt genügend begründet? — Ich freue mich über Ihre Aufmerksamkeit, und ich wünsche, daß Sie dann so verfahren, wie ich es Ihnen vorschlage.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei der FDP.)