Es besteht Einverständnis. Also können wir vorerst weder Punkt 1 noch Punkt 2 behandeln.
— Jetzt kann Punkt 1 behandelt werden? — Dann rufe ich erneut auf:
a) Große Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Förderung von Forschung und Wissenschaft durch den Bund ;
b) Große Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Nachwuchsmangel in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen ;
c) Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Graf , Bender, Höcherl, Donhauser und Genossen betreffend Förderung des technischen Nachwuchses (Drucksache 2374).
Zur Begründung von 1 a hat das Wort der Abgeordnete Kahn-Ackermann.
Kahn-Ackermann , Anfragender: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Inmitten bedeutsamer technischer Veränderungen, die wir erleben, sind die Förderung des wissenschaftlichen und des technischen Nachwuchses, der Aufbau und die Neuerrichtung von Instituten, Lehrstühlen und wissenschaftlichen Arbeitsplätzen große Aufgaben in fast allen Industrienationen der Welt geworden. Untrennbar mit diesen Aufgaben verbunden ist die Verbesserung des allgemeinen Schul- und Bildungswesens. Beides, sowohl das Schul- wie das Bildungswesen sind in der Bundesrepublik lange vernachlässigte Sorgenkinder. Wir haben besonderen Anlaß, uns mit unseren Bildungseinrichtungen zu befassen. Denn sie müssen nicht nur, wie in anderen Ländern, den neuen Erfordernissen angepaßt werden, sondern bei uns gibt es aus dem Kriege und aus dem „Dritten Reich" stammende Mängel aufzuholen. Leider befindet sich unser Schulwesen vielerorts in einem so desolaten Zustand, daß ohne eine Behebung der hier auftretenden Mißstände die Voraussetzung für eine sinnvolle Förderung der notwendig gewordenen Ausweitung unserer wissenschaftlichen Forschung nicht mehr gegeben ist.
Von dem amerikanischen Außenminister Dulles, dessen Feststellungen unserer Meinung nach nicht immer passable Leitfäden für die Politik der Bundesrepublik sind, stammt die Äußerung, daß der Kalte Krieg in den Hörsälen entschieden werde. Nun, wir glauben, an die Stelle des Kalten Krieges ist bereits eine andere Phase der Auseinandersetzung zwischen Ost und West getreten. Aber gerade diese Phase dokumentiert sich dadurch, daß die Bemühungen und die Anstrengungen in den Hörsälen fast aller Nationen verstärkt und vergrößert werden müssen, um in dem internationalen Wettbewerb nicht nur auf den Wirtschaftsmärkten, sondern auch in anderer Beziehung bestehen zu können. Diese Frage ist für die Bundesrepublik von einer besonders brennenden Aktualität und als Aufgabe zweifellos dringlicher als andere Vorkehrungen, welche wir gegenwärtig unter dem Einsatz ungeheurer Mittel in Angriff nehmen.
Das Thema der Großen Anfrage Drucksache 2326 führt in eine der Provinzen der Bundesrepublik, die leider Gottes nicht zu ihren schönsten gehört, in das deutsche Schul- und Bildungswesen und in
den Stand der Förderung unserer Wissenschaft und Forschung. Ja, es gibt nicht wenig Stimmen bei uns, die der Meinung sind, daß das vielgepriesene Wirtschaftswunder fast spurlos an unserem Schulwesen und an den Stätten der Wissenschaft und der Forschung in der Bundesrepublik vorbeigegangen sei. Ich will das nicht dramatisieren, und eine solche Behauptung erscheint mir unzutreffend und ungerecht. Aber leider sind wir weit davon entfernt, mit dem Erreichten zufrieden sein zu können. Im Gegenteil, während in Wirtschaft und Verwaltung und fast auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens die meisten Schäden des Krieges behoben sind und darüber hinaus Produktion und Leistung der letzten Vorkriegsjahre erreicht worden sind, haben unsere Schulen, Universitäten und Forschungsstätten nicht in gleichem Umfang an diesem Aufstieg teilgehabt. Es wird Sie vielleicht überraschen, daß wir elf Jahre nach dem Waffenstillstand zur Kenntnis nehmen müssen, daß im Durchschnitt erst 50 % der Kriegsverluste aufgeholt worden sind, obwohl seit 1945 in der Bundesrepublik beispielsweise mehr Schulräume erstellt worden sind als in den 50 Jahren zwischen 1890 und 1940. Die Folgen und die gegenwärtigen Auswirkungen davon kann man nur als einen Raubbau an zukünftigen Generationen bezeichnen. Über die Folgen dieser Tatsache werden wir uns heute hier zu unterhalten haben.
Ich möchte mit allem Nachdruck festhalten, daß wir diese Große Anfrage eingebracht haben, weil wir die Zustände im Schulwesen der Bundesrepublik mit allen Konsequenzen für die Wissenschaft und die Forschung und, damit verbunden, für die allgemeine Wohlfahrt unseres Landes nicht mehr länger zu tolerieren vermögen. Ob man es gern hört oder nicht: die Zustände im Schulwesen, auf den Universitäten und in den Einrichtungen für Wissenschaft und Forschung haben sich zu einer Art nationalen Notstandes ausgewachsen und sind die Ursache dafür, daß wir uns im Deutschen Bundestag bei allen verfassungsmäßigen Vorbehalten der Lösung der entstandenen Probleme annehmen sollten.
Es ist wahr, das Grundgesetz gibt uns nur in Art. 78 ein Mitbestimmungsrecht in den Fragen der Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Aber ich möchte bemerken, daß eine Erörterung der sehr folgenschweren Mängel dieser Förderung nicht möglich ist, ohne den Ursachen nachzugehen; und im übrigen gibt es keine Bestimmung im Grundgesetz, die es diesem Hause verbietet, sich ernste Gedanken über eines der allerwichtigsten Probleme unseres staatlichen Daseins zu machen, nämlich über unser Bildungswesen. Ich glaube, in dieser Frage sind sich alle Fraktionen einig.
Man wird leider häufig verdächtigt, ein Gegner des föderativen Charakters unserer Republik zu sein, wenn man hier über einen Gegenstand spricht, der im Zuständigkeitsbereich der Länder liegt. Das ist die Folge eines Geistes, der sich bedauerlicherweise in einigen Kulturbürokratien der Länder breitgemacht hat und der droht, die Maßstäbe zu verlieren. In den zahlreichen überregionalen Erörterungen sind häufig Zuständigkeits- und Protokollfragen viel wichtiger geworden als die Sache selbst. Aber das ist eine Krankheit, die nicht nur die Bürokratien einiger Länder, sondern teilweise auch die des Bundes ergriffen hat. Hierüber wird vielleicht bei einer anderen Gelegenheit etwas zu sagen sein.
Indessen: wir sind keine Gegner des Kulturföderalismus, aber wir sind Gegner eines Kulturpartikularismus, der die sinnvolle überregionale Zusammenarbeit dort verhindert, wo sie unbedingt notwendig ist. Lassen Sie mich als Freund der Erhaltung unseres Kulturföderalismus sagen, daß dieser Föderalismus und die Schulhoheit der Länder auf die Dauer mit den auf diesem Gebiet gemachten ausreichenden Anstrengungen und Leistungen stehen und fallen wird.
Unsere Skepsis gegenüber der Idee, daß z. B. die gegenwärtigen bedrückenden Schwierigkeiten und der waltende Notstand durch eine Verfassungsänderung und die Einrichtung eines Bundeskultusministeriums behoben werden könnten, resultiert aus der Erfahrung, daß die schöpferische Initiative und die persönliche Qualifikation für die Aufgabe, die in den Kulturverwaltungen mehr als anderswo vonnöten sind, keineswegs automatisch in einer Bundesverwaltung besser entwickelt werden könnten als anderswo. Einheitliche Richtlinien bedeuten noch keineswegs einen Aufschwung unseres Schulwesens, eine Verbesserung der Lehrerbildung und die überfällige Hochschulreform und anderes mehr. Das haben wir zum Überdruß in der Vergangenheit gesehen. Aber es ist ja glücklicherweise auch nicht mehr so, daß die Länder blind wären. Die dringlichen Probleme, die aus dem Mangel an technischen Nachwuchskräften entstanden sind, haben immerhin auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Bad Pyrmont zu der Erkenntnis geführt, daß das Königsteiner Abkommen in seiner bisherigen Form zur Bewältigung der neuen auf uns zukommenden Aufgaben nicht ausreichen wird und daß auch die Kultusministerkonferenz ein zu schwerfälliges Instrument ist, um die ständig anwachsenden überregionalen Kulturaufgaben zu bewältigen. Es ist außerordentlich begrüßenswert, daß sich daher in einigen Bundesländern die Erkenntnis durchgesetzt hat, daß zur Erfüllung der von Jahr zu Jahr vordringlicher werdenden gemeinsamen Aufgaben im Bereich von Schule, Wissenschaft, Forschung und Technik neue Wege einer reibungslosen Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern gefunden werden müssen. Aus den letzten Erklärungen des bayerischen Ministerpräsidenten können wir sogar entnehmen, daß hierzu gegenwärtig von Länderseite schon die ersten Schritte unternommen werden.
Ein großer Teil dieser Aufgaben, meine Damen und Herren, ist nur durch den Einsatz und die Bewilligung bedeutender öffentlicher Mittel zu bewältigen. Die Größenordnungen sind erschreckend. Aber sehr sorgfältige Untersuchungen ergeben, daß z. B. allein zur Beseitigung der dringlichsten durch Kriegszerstörungen bedingten Schulraumnot noch Investitionen von mindestens 4 Milliarden DM erforderlich sind.
Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, daß dies einzig und allein Aufgabe der Länder sei. Aber die Länder und Gemeinden geben gegenwärtig jährlich über 4 Milliarden für ihr Schulwesen und rund 600 Millionen für den Schulhausbau aus. Selbst bei diesen erheblichen Aufwendungen wird es noch zehn Jahre dauern, bis der Vorkriegsstand in der Bundesrepublik erreicht ist, ganz zu schweigen von der ungewöhnlich schwierigen Situation, die durch die jetzige Kreditlage auf dem Geldmarkt entstanden ist und die bei der derzeitigen Zinshöhe einen großen Teil der gemeind-
lichen Schulträger dazu zwingt, von längst überfälligen Schulhausbauten Abstand zu nehmen, weil es ihnen unmöglich ist, die dafür benötigten Mittel auf dem Geldmarkt aufzunehmen.
In dieser Situation ist nicht berücksichtigt, daß zusätzliche Bauleistungen erforderlich sind, um andere häßliche Krankheiten unseres Schul- und Hochschulwesens zu beseitigen. Können wir uns das leisten, muß man fragen, noch zehn Jahre zu warten? Ich glaube, Sie alle werden sich mit mir darüber einig sein, daß wir uns das nicht leisten können, und es gibt eine Reihe von Gründen dafür. Die Schulraumnot und der Lehrermangel haben es mit sich gebracht, daß die Zahl der Unterrichtsstunden pro Schüler heute im Bundesdurchschnitt 25 % unter dem Mittel liegt, das man vor 35 Jahren, im Jahre 1921, als Mindestmaß für die damaligen Verhältnisse angesetzt hat.
Sie brauchen ferner nur die Sonntagszeitungen mit dem Stellenmarkt aufzuschlagen, um sich ein Bild von dem akuten Mangel an qualifizierten Kräften und auch akademischen Kräften zu machen. Der desolate Zustand unseres Berufsschulwesens und vornehmlich dessen Mangel an qualifizierten und ausreichend bezahlten Berufsschullehrkräften begrenzt die für Deutschland lebensnotwendige Heranbildung eines ausreichenden Facharbeiternachwuchses.
Die gegenwärtigen Verhältnisse machen überdies die von allen Pädagogen geforderte und zweifellos notwendige obligatorische Einführung des neunten Volksschuljahrs unmöglich. Der allgemeine Zustand unseres Volksschulwesens, insbesondere auf dem Lande, verhindert die Förderung begabter Kinder. Der Mangel an Sonderschulen für Minderbegabte drückt auf das Unterrichtsniveau und die allgemeinen Leistungen. Viele begabte Kinder finden nur schwer oder gar nicht den Anschluß an die höhere Schule. Damit wird die Begabtenauslese als Grundlage aller Bestrebungen zur Förderung von Wissenschaft und Forschung bereits in ihren Anfängen aufs schwerste beeinträchtigt. Tatsächlich gibt es in der Bundesrepublik immer noch so etwas wie ein Bildungsmonopol,
und darauf werden wir später noch zu sprechen kommen.
Ich möchte ferner auf die gesundheitlichen Folgen der augenblicklichen räumlichen Beengung unseres Schulwesens aufmerksam machen; denn sie sind besorgniserregend. Zu dieser Seite der Angelegenheit werden wir vielleicht heute etwas hören. Ich möchte mich daher auf die Feststellung beschränken, daß drei Viertel der drei Millionen Schulkinder in der Bundesrepublik schichtweise unterrichtet werden müssen und daß gewissenhafte Querschnittuntersuchungen als Folge ergeben haben, daß die Hälfte unserer Jugendlichen an nervösen Störungen und notorischer Unruhe leidet.
Ihnen wie mir sind die Klagen über das Anwachsen des Halbstarkentums insbesondere an unseren Berufsschulen wohlbekannt. Suchen Sie die Ursache nicht allein bei den Jugendlichen, sondern bei uns selbst, die wir uns zehn Jahre lang nicht ausreichend um den Zustand unseres Schulwesens gekümmert haben! Leider — und ich muß das hier sagen — hat man nach 1949, nachdem die Verantwortung der Alliierten auf diesem Gebiet zu Ende ging, an vielen Orten nichts Besseres zu tun gewußt als unter der Behauptung, die uns aufgezwungenen Schulreformbestrebungen hätten eine ungesunde Unruhe in unser Bildungswesen gebracht, alles gewaltsam einschlafen zu lassen und zu den Prinzipien von vorgestern zurückzukehren. Auch sind die erregenden Bildungsfragen unserer Jugend unter den Stillhalteabkommen, die über den konfessionellen Streitigkeiten geschlossen worden sind, als sogenannte heiße Eisen viel zu lange der Erörterung der Parlamente und auch dieses Hauses, das für ganz Deutschland die Verantwortung trägt, entzogen worden.
Unter diesen Umständen müssen wir uns fragen, ob die öffentlichen Mittel, die wir für Bildung, Wissenschaft und Forschung ausgeben, in einem angemessenen Verhältnis zu anderen Ausgabe-. posten in unseren Haushalten stehen. Es wäre verlockend, hier Zahlen zu nennen. Ich will darauf verzichten, weil man mit ihnen immer nach Wunsch manipulieren kann. Aber erlauben Sie mir ein paar Feststellungen. Der Prozentsatz der öffentlichen Ausgaben in diesem Bereich — und das wird mir der Herr Bundesinnenminister wohl bestätigen — kann sich durchaus nicht mit den Aufwendungen anderer westlicher Kulturnationen messen. Aber dieses statistische Faktum sagt noch sehr wenig über die tatsächlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik aus. Es trägt nämlich nicht den gewaltigen Kriegszerstörungen und dem dadurch bedingten Nachholbedarf Rechnung. Es verschweigt, daß wir als drittgrößte Industrienation der Welt in unserem Bildungswesen Probleme zu bewältigen haben, die sich in diesem Umfang für andere Länder nicht stellen, und es berücksichtigt nicht, daß die private Initiative und Leistung auf dem Gebiet des Bildungswesens in der Bundesrepublik im Gegensatz zu anderen Ländern leider kaum mehr ins Gewicht fällt. Schließlich geht es über die bedauerliche Realität hinweg, daß die Bundesrepublik von allen großen Kulturnationen das miserabelste und unzulänglichste System der Begabtenförderung hat.
Es gäbe hier noch mehr zu sagen. Ich will darauf verzichten, möchte aber einen Hinweis nicht unterschlagen, nämlich daß die Bundesrepublik in der gegenwärtigen Situation in besonderem Umfang ihre Bildungseinrichtungen auch anderen Nationen zur Verfügung stellen müßte, die in dieser Hinsicht wesentlich schlechter dran sind als wir. Manchmal muß man daran zweifeln, ob trotz offizieller Erklärungen der ehrliche Wille dazu besteht. Wenn man ihn aber wirklich hat, so würde dem Vollzug dieser Aufgabe bei der Beharrung auf dem gegenwärtigen kulturpolitischen Kurs und den dazu bisher bewilligten Mitteln sehr enge Grenzen gesetzt sein.
Wenden wir uns noch einmal der Frage zu, ob ein angemessener Teil unseres Budgets für die Sicherung unserer Zukunft, nämlich für das Bildungswesen und die Förderung von Wissenschaft und Forschung, bei uns ausgegeben wird. Ich hoffe, Sie alle sind sich darüber im klaren, daß diese Frage seit dem zügigen Fortschreiten der industriellen Automation und der praktischen Anwen-
dung von durch Kernspaltung gewonnener Energie ihre ganz besondere Aktualität genießt. Ja, diese Frage bedeutet sogar eine große Sorge, aber eine Sorge, die sich bedauerlicherweise im Bundeshaushalt überhaupt nicht ausdrückt. Dieser trägt vielmehr weitgehend den Stempel des „business is usual". Hierfür gibt es eine Menge Gründe. Ich will niemanden anklagen, aber die Aufwendungen des Bundes für die Förderung des Bildungswesens, für Wissenschaft und Forschung sind nicht nach der Dringlichkeit der Aufgabe orientiert,
sondern nach dem unzutreffenderweise aus der Verfassung abgeleiteten Prinzip des do ut des, das dem Finanzminister des Bundes natürlich wohlgefällig ist: Gibt ein Land für eine bestimmte Sache Mittel, dann gibt der Bund auch etwas. Ich glaube kaum, daß sehr viele Mitglieder dieses Hauses, am wenigsten der Herr Bundesminister für Atomfragen, daran zweifeln, daß die notwendigen zusätzlichen Zuschüsse für den Aus- und Aufbau von Wissenschaft, Technik und Forschung, wenn wir mit der Welt Schritt halten wollen, schon sehr bald in die Hunderte von Millionen gehen werden. Wenn die Länder dabei stets die Hälfte tragen sollen, wie sollen sie da — das möge man mir einmal erklären! — in wenigen Jahren die Milliarden erfordernden schädlichen Mängel unseres Volks-, Berufs- und höheren Schulwesens beseitigen?! Nach diesem Prinzip der Mittelteilung kann man im Bundeshaushalt in Zukunft ohne schwerste Schädigung für das Gemeinwohl wohl nicht mehr verfahren; denn auch die Spezialfrage der Förderung des technischen Nachwuchses kann
nur im Zusammenhang mit einer allgemeinen und durchgreifenden Sanierung unserer Bildungs- und Forschungseinrichtungen gelöst werden. Leider müssen wir heute feststellen, daß der Anteil der Aufwendungen für Forschung, Wissenschaft und Bildung im Bundeshaushalt völlig unzureichend ist und daß er seit diesem Jahr, nämlich seit der vollen Einbeziehung der Rüstungslasten in den Bundeshaushalt, in ein geradezu groteskes und beschämendes Mißverhältnis zu unseren Gesamtausgaben geraten ist.
Dieses Mißverhältnis kann nicht mit dem Hinweis auf die eigentliche verfassungsrechtliche Zuständigkeit der Länder bemäntelt werden. Bund und Länder haben z. B. auf dem Sektor der Hochschulen Erhebliches gel eistet. Trotzdem müssen die personellen und materiellen Verhältnisse an unseren Hochschulen mit äußerster Besorgnis betrachtet werden. Der Bedarf an qualifizierten wissenschaftlichen und technischen Fachkräften nimmt bei uns wie in anderen Teilen der Welt unvorstellbare Ausmaße an. Der Bedarf an diesen Fachkräften wächst nach Erhebungen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten gegenwärtig fünfmal schneller als die Rate des normalen Bevölkerungszuwachses. Das heißt, daß, wenn wir in kommenden Jahren konkurrenzfähig bleiben wollen, unsere Volks- und Mittelschulen ein Vielfaches von dem an qualifizierten Absolventen an die nächsthöheren Bildungseinrichtungen abgeben müssen, was sie bisher abgegeben haben. Die höhere Schule muß ihre Kapazität verdoppeln oder durch eine im übrigen längst überfällige Reform ihrer Methoden und ihres Lehrstoffs wenigstens 50 statt bisher nur 20 % ihrer Besucher bis zur Universitäts- und Hochschulreife bringen. Ein solches Ergebnis zu liefern, sind aber die Bildungseinrichtungen der Bundesrepublik heute materiell wie personell außerstande.
Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang nur sagen, daß ich kürzlich mit einigem Schmunzeln eine Nachricht in einer Bonner Zeitung gelesen habe, daß die Bonner Universität für den Beamtennachwuchs und die jungen Diplomaten des Auswärtigen Amts Deutschkurse zur besseren und richtigen Handhabung der deutschen Sprache eingeführt hat.
Ich glaube nicht, daß es vor drei Jahrzehnten denkbar gewesen ist, daß in einem solchen Amt Kräfte aufgenommen worden sind, die der deutschen Sprache nur in einem solchen Umfang mächtig gewesen sind, daß man sie hinterher noch in besonderen Kursen hat schulen müssen.
Ich möchte Sie ferner in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse aufmerksam machen, die ein Bundesland bei der Prüfung der Bewerber für den öffentlichen Dienst gehabt hat. Sie sind derartig katastrophal: Bei den Prüfungen für den gehobenen Dienst sind 29 % durchgefallen, wenn ich mich recht erinnere, für den mittleren Dienst 40 %, und ein großer Teil der Prüflinge hat die Note 5 bekommen.
— Ich glaube, wenn man diese Ergebnisse von mehreren Ländern bekanntgäbe, würde ersichtlich, daß die Ergebnisse in diesen Ländern dem dieses Landes nicht nachstehen, Herr Minister.
Die Situation an unseren Hochschulen ist auch deswegen unerquicklich, weil die Zahl der Studierenden in einem krassen Mißverhältnis zu der Zahl der Dozenten steht und sich zunehmend Schwierigkeiten bei der Besetzung von Lehrstühlen zeigen. An der Universität Heidelberg waren z. B. nach Mitteilungen, die mir gemacht worden sind, zu Beginn dieses Jahres 22 Lehrstühle unbesetzt.
Ich bin weit davon entfernt, zu behaupten, daß diese Schwierigkeiten allein durch eine materielle Hilfe des Bundes gelöst werden könnten. Aber die Kulturverwaltungen, Fakultäten und die Ordinarien zahlreicher Universitäten tragen zum Teil selbst ein gerüttelt Maß von Schuld an diesen sehr unerfreulichen Verhältnissen.
Weiter leidet die wissenschaftliche Forschung an unseren Universitäten auch unter dem Mangel an wissenschaftlichen Assistenten und Hilfskräften. Ihre Zahl muß in den nächsten Jahren verdoppelt werden, wenn die Forschungstätigkeit an den Hochschulen nicht infolge der Beanspruchung im Unterrichtsbetrieb zum Erliegen kommen soll.
Endlich kann die astronomisch anmutende Kostenprogression bei der materiellen Ausstattung unserer wissenschaftlichen Institute nicht außer Betracht gelassen werden. In einer Zeit, als die meisten diesem Hause angehörenden Akademiker die Universität besuchten, kostete der teuerste Apparat etwa für ein physikalisches Institut 15 000 Mark. Heute kostet ein simples und gewöhnlich schon zur Grundausrüstung eines solchen Instituts gehörendes Elektronenmikroskop 100 000 DM. Andere, durchaus nicht ungewähnliche Apparaturen erfordern für ihre Anschaffung Aufwendun-
gen von 300 000, 500 000 und mehr Mark. Aber kaum in einem einzigen Falle ist die Dotierung unserer wissenschaftlichen Institute und Forschungslaboratorien dieser Kostenentwicklung gefolgt.
Es wäre verlockend, Ihnen hier in aller Ausführlichkeit die vordringlichsten Vorhaben und Aufgaben sowohl der Grundlagenforschung wie der angewandten Forschung zu schildern, die wegen mangelnder Mittel nicht in Angriff genommen werden können, obwohl sie für unsere Wirtschaft und unsere Wissenschaft so nötig wie das tägliche Brot sind. Da die Länder — von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen — außerstande sind, hierzu zusätzliche Mittel frei zu machen, müssen die vom Bund der Forschungsgemeinschaft gewährten Zuschüsse wenigstens verdoppelt werden.
Man kann diese Dinge nicht mit einer Handbewegung zur Seite tun oder versuchen, sich unter dem Hinweis auf unsere grundgesetzliche Regelung der Mitverantwortung zu entziehen. Die kontinuierliche Entwicklung der deutschen Wissenschaft und Forschung ist wirklich gefährdet. Es gibt besorgniserregende Anzeichen dafür, u. a. die Tatsache, daß es noch vor 20 Jahren für einen großen Teil der ausländischen Wissenschaftler aus fachlichen Gründen absolut notwendig war, die deutsche Sprache einigermaßen zu beherrschen. Das ist heute nicht mehr der Fall. Vor 25 Jahren befanden sich z. B. unter 100 internationalen Arbeiten der Grundlagenphysik annähernd 50, die aus Deutschland kamen. In den letzten Jahren war dieser Anteil auf eine oder zwei Arbeiten abgesunken.
In der Bundesrepublik — und das bitte ich Sie sich besonders zu Herzen zu nehmen — hat auch die Zahl der Hochschullehrer gegenüber dem Jahre 1930 kaum mehr zugenommen,
ein Vorgang, der im Vergleich mit allen Staaten nicht nur der westlichen, sondern auch der östlichen Welt einzigartig ist. Das ist doch der Beweis dafür, daß vieles an unseren Universitäten nicht in Ordnung ist.
Im übrigen möchte ich das Haus auf die zahlreichen ausgezeichneten Berichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder des Stifterverbandes der deutschen Wissenschaft verweisen. Wenn wir da Vergleiche mit anderen Industrienationen anstellen, so fallen sie äußerst deprimierend aus. Großbritannien gibt im Jahr von seiten des Staates 2 Milliarden für seine Forschung aus, die Vereinigten Staaten — staatliche und private Hilfsmittel zusammen — 20 Milliarden, von der Sowjetunion ganz zu schweigen. In der Bundesrepublik sind es zur Zeit ungefähr eine Milliarde. Davon stammen 90 Millionen aus den Mitteln des Bundes —die jetzt noch um die Mittel erhöht werden, die in den Haushaltsplan des Herrn Atomministers eingeplant worden sind —, 520 Millionen bringen die Länder auf, und 400 bis 600 Millionen — diese Zahlen sind geschätzt — kommen aus den Kreisen der privaten Wirtschaft.
Bevor ich mich in aller Kürze den einzelnen Punkten unserer Großen Anfrage zuwende, möchte ich das Haus und die Bundesregierung noch auf ein ganz spezifisches Problem hinweisen, das allzu deutlich macht, warum die Bundesländer die Aufgaben, die die Förderung von Forschung und Wissenschaft im Jahre 1956 uns stellen, ohne groß-
zügige und von finanztechnischen Erwägungen befreite Politik der Bundeszuschüsse einfach nicht bewältigen können.
Es gibt nämlich heute keinen Bereich der Wissenschaft, der wie vor rund 30 Jahren für einen einzelnen Gelehrten noch überschaubar wäre. Das Genie, das in der Einsamkeit noch zu bahnbrechenden Erkenntnissen gelangt, gehört der Historie an. Fast alle Entdeckungen und umwälzenden Erfolge in der Forschung der letzten 20 Jahre sind auf Team-Arbeit zurückzuführen. Eine fruchtbare Grundlagenforschung ist daher heute fast ausnahmslos nur noch in Instituten möglich, in denen mehrere Wissenschaftler gleicher Richtung zusammenarbeiten und sich gegenseitig informieren.
Dieses moderne Forschungsprinzip steht aber leider in krassem Gegensatz zum traditionellen Lehr- und Forschungsbetrieb an unseren deutschen Universitäten und Instituten, der sich jeweils für eine Fachrichtung um einen Ordinarius und bestenfalls zwei Assistenten gruppiert. Da unsere Kulturbehörden und die Universitäten selbst eifersüchtig an diesem System festhalten, das die übrigen Dozenten sowohl der Bezahlung als auch ihren Rechten nach auf zweite, dritte und vierte Plätze verweist, können solche modernen Forschungszentren bei uns nicht entstehen. Da die den Ordinarien beigegebenen Assistenten alle paar Jahre wechseln, liegt die Kontinuität der Forschungsaufgaben allein auf den Schultern eines Mannes, des Ordinarius. Es liegt auf der Hand, daß wir in solchen EinMann-Instituten nicht mit der internationalen Forschung Schritt halten können. Es wird übrigens in der Hand der Mitglieder dieses Hauses liegen, bei der Beratung des neuen Besoldungsrahmengesetzes der antiquierten und schädlichen hierarchischen Standesordnung in bezug auf die Besoldung und Rechtsstellung unserer Universitätsdozenten einen empfindlichen Schlag zu versetzen und die Dinge auf eine modernere Basis zu stellen.
Wir brauchen solche Forschungszentren, di materiell und personell nur durch überregionales Zusammenwirken entstehen können. Mit der Einrichtung ein paar zusätzlicher Diätendozenturen, wie es heute vielfach als Ausweg empfohlen wird, ist es nicht getan, vor allem nicht, weil der Leistung des Dozenten heute, wenn er nicht Ordinarius ist, keinerlei materielles Äquivalent gegenübersteht. Wenn wir es nicht bald dahin bringen, daß an unseren wissenschaftlichen Instituten neben dem Ordinarius Platz für hochqualifizierte und entsprechend bezahlte wissenschaftliche Kräfte geschaffen wird, werden auf zahlreichen Forschungsgebieten alle anderen Förderungsmaßnahmen vergeblich sein.
Tun wir einmal einen Blick über unsere Grenzen! Allein an der Universität Moskau gibt es 50 Lehrstühle für Physik. Die deutsche Forschung ist durch das Dritte Reich und den zweiten Weltkrieg schwer angeschlagen worden. Um das eben erwähnte Problem zu lösen, ist es notwendig, daß wir alles unternehmen, um den Anschluß an den internationalen Stand der Forschung nicht mehr zu verpassen. Dazu ist aber besonders eine Lösung des Ihnen eben unterbreiteten Problems notwendig.
Nun zu den einzelnen Punkten unserer Großen Anfrage!
Zur Schulraumnot. Ende 1955 gab es für 163 000 organisierte Klassen in der Bundesrepublik 125 000 Schulräume. Die Schwerpunkte der Schulraumnot liegen in den Großstädten. Selbst die Stadtstaaten
wie Hamburg und Bremen, in denen manches organisatorisch leichter zu lösen war als in anderen Bundesländern und die über sehr großzügige Schulhausbauprogramme verfügten und sie durchführen konnten und noch durchführen, sind noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Dem Land Hamburg z. B. fehlen noch 70 Schulen mit 1400 Unterrichtsräumen. Selbst in Nordrhein-Westfalen fehlten Ende letzten Jahres noch 7000 Unterrichtsräume, mit deren Erbauung aber erst wieder der Stand von 1939 erreicht wäre.
Eine weiterhin durch die gegenüber 1939 veränderten Verhältnisse notwendige Erhöhung des Schulraumbestandes ist darin nicht enthalten. Besonders drückend ist auch der Fehlbestand an Turnhallen, allein in Nordrhein-Westfalen 170. Ein den Erfordernissen unseres Unterrichtswesens entsprechender Mehrbedarf an Chemie- und Physikräumen, Zeichensälen, Werkstätten und Schulküchen ist nicht in diesen Zahlen enthalten.
Weit drückender liegen die Verhältnisse im zweitgrößten deutschen Bundesland, in Bayern. Von 2800 Klassen der höheren Lehranstalten dieses Landes sind noch immer 1200 Klassen ohne eigenen Unterrichtsraum. Insgesamt müssen im Lande Bayern noch wenigstens 8000 Schulräume errichtet werden, um einigermaßen normale Verhältnisse zu schaffen, wobei außer den höheren Schulen besonders die Berufsschulen unzulänglich ausgestattet sind. Zum Beispiel können über die Hälfte aller Mädchenklassen keine Schulküche in ihren Schulen benutzen. Ich will diese Statistik bestürzender Unzulänglichkeit nicht weiter fortsetzen. Im ganzen Bundesgebiet müßten wenigstens 40 000 Unterrichtsräume noch erbaut werden, um einigermaßen geordnete Schulverhältnisse zu erreichen.
Dabei ist das Problem der notwendigen Verringerung der Schülerzahl pro Klasse keineswegs berücksichtigt. Diese Zahl ist noch immer so hoch, wenn auch mit gewissen Unterschieden in den einzelnen Bundesländern, daß ein ordentlicher Unterricht, bei dem der Lehrer jeden Schüler individuell berücksichtigen könnte, nicht stattfindet. 35 bis 40 Schüler pro Klasse sind noch immer die Regel. Es mag hart und übertrieben klingen — aber der Gegenbeweis müßte erst erbracht werden —: an einer Mehrheit der Schulen der Bundesrepublik ist der Unterricht auf das Niveau einer schematischen Wissenskontrolle abgesunken.
Daß unter diesen Umständen der Schichtunterricht zu einer Geißel wurde, wird niemanden überraschen. Ich habe Ihnen vorhin gesagt, daß über 70 % unserer Schulkinder in einem der Kurve des menschlichen Leistungsvermögens zuwiderlaufenden Arbeitsrhythmus unterrichtet werden. Man fordert den Kindern geistige Höchstleistungen zu Tageszeiten ab, die dafür völlig ungeeignet sind.
Unsere Wirtschaft trägt diesen Schwankungen des menschlichen Leistungsvermögens im Tagesablauf längst Rechnung. In der Schule haben wir das offenbar nicht nötig.
Und nun lassen Sie mich als Vater von drei schulpflichtigen Kindern noch eine Bemerkung machen. Der Schichtunterricht bringt es mit sich, daß jedes meiner Kinder zu einer andern Stunde des Tages zum Mittagessen nach Hause kommt, eine Tatsache, die eigentlich die Aufmerksamkeit des Herrn Familienministers erregen sollte,
um so mehr, als meine Familie dieses Schicksal
mit vielen Zehntausenden anderer Familien teilt.
Ich habe bereits die Zahl von 4 Milliarden DM als voraussichtliche Gesamtkosten für den Bau der dringlich erforderlichen Schulräume genannt. Eine direkte Hilfe des Bundes vornehmlich an die gemeindlichen Schulträger erscheint mir unabwendbar, besonders jetzt, nachdem die Kreditverteuerung die Gemeinden beim Schulhausbau vor schier unlösbare Aufgaben stellt. Über die Methode dieser Hilfe wird man sich wohl einigen können, über die Hilfe selbst vermutlich nicht so rasch. Deswegen fühle ich mich verpflichtet, hier zu sagen, daß die Arbeitsgemeinschaft deutscher Lehrerverbände, die Organisation, die den größten Teil aller Lehrer in der Bundesrepublik repräsentiert, die Forderung nach der Bereitstellung von Bundesmitteln für den Schulhausbau mit allem Nachdruck an uns gestellt hat. Ebenso hat die Konferenz der Kultusminister in der Sitzung vom 17./18. Mai in Eberbach die Frage einer Bundeshilfe positiv diskutiert. Wer die Sorgen des Schulhausbaues in den Großstädten kennt — eine Stadt wie Hannover benötigt z. B. noch 150 Millionen DM zur Lösung der Schulraumfrage —, wer aber auch auf dem Lande erlebt, wie immer wieder dringende Schulhausneubauten, deren Aufschub nicht mehr zu verantworten ist, wegen Finanzmangels zurückgestellt werden müssen, wer die Konsequenzen sieht, der weiß, daß die Bundesregierung und dieses Haus eine ungeheuerliche Verantwortung auf sich laden würden, wenn sie sich diesem Appell versagten.
Ein gewisser Ausgleich durch Schulbaukredite des Bundes und eine weitgehende Entlastung der Länder zugunsten des Schulhausbaues durch die Übernahme von materiellen Verpflichtungen des Bundes auf dem Gebiet von Wissenschaft und Forschung ist auch durch das Gefälle im Leistungsniveau der Volks- und Berufsschulentlassenen der einzelnen Bundesländer notwendig. Die Unterlagen hierüber sind unvollständig, besonders bei den Volksschulen; doch reichen sie aus, um erkennen zu lassen, daß sie ein getreues Abbild der Schulraumnot und ihrer Folgen in den ärmeren Ländern sind. Im Leistungsbild der Absolventen der höheren Schulen drückt sich das besonders deutlich aus. Gewiß spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Aber wenn es eine Folge der unantastbaren Kulturautonomie der Länder werden sollte, daß ein Land dümmere und ein anderes weniger dümmere Schüler hervorbringt, nur wegen der unterschiedlichen Staatsfinanzen, dann liegt es wahrscheinlich in der Verantwortung des Bundestags, eine Korrektur anzubringen.
Es ist leider so, daß die Leistungen und der Wissensstand eines ansehnlichen Teils unserer Volksschulabsolventen wesentlich geringer sind als von zwei Jahrzehnten, und das erscheint mir als ein Mangel, dem wir unverzüglich steuern müssen. Ich möchte dabei Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren, auf die ländlichen Schulbezirke in allen Teilen der Bundesrepublik lenken. Hier haben wir es nicht nur mit den Folgen der Schulraumnot zu tun, sondern hier wirken Lehrermangel, das System der nur ein- oder zweiklassigen Landschule und konfessionelle Zersplitterung zusätzlich negativ. 47 % unserer Volksschulen sind
solche ein- oder zweiklassigen Schulen. Trotz eines wachsenden Netzes landwirtschaftlicher Beruf s-schulen werden solche ländlichen Bezirke nur höchst unzureichend von den Institutionen der Weiterbildung erfaßt. Der Leistungsstand unserer Landschuten liegt im Durchschnitt weit unter dem Leistungsstand urbaner Schulen. Heute haben selbst begabte Schüler Mühe, den Anschluß an die Mittelschule und höhere Bildungseinrichtungen zu finden. Hunderttausende von Eltern in der Bundesrepublik wissen davon ein Lied zu singen. Aber nicht nur das. Das Durchschnittsergebnis eines Teils unserer Landschulen verhindert — mit anderen gleichrangigen Faktoren, auf deren Darstellung ich hier verzichten will — nicht nur den Anschluß an die nächsthöheren Bildungseinrichtungen, sondern es verhindert auch den Übertritt der Landkinder in die gewerblichen Berufsschulen. Leider kann sich die Bundesrepublik den Luxus nicht mehr leisten, zuzusehen, daß ein viel zu großer Anteil der auf dem flachen Land beheimateten Jugendlichen, statt zu Facharbeitern herangebildet zu werden, zur Armee der Hilfsarbeiter und Bauhilfsarbeiter stößt, wo statt jahrelanger Lehrzeit sofortiger Verdienst winkt. Auch das ist Raubbau an der Wohlfahrt unseres Landes, und die Befriedigung des Bedarfs an qualifizierten Fachkräften In der Bundesrepublik wird nicht gelingen, wenn das flache Land seinen Anteil an diesen Fachkräften nicht vergrößert. Das bedeutet keine Gefährdung für den bäuerlichen Nachwuchs. Wir sind über die Zeit hinaus, in der wir zusehen können, wie begabte überzählige Bauernsöhne und -töchter als billige Arbeitskräfte zu einem Dasein landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter gezwungen werden. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und in eine Dorfschule gegangen. Ich wohne noch in diesem Dorf, und um allen möglichen Protesten zu begegnen, muß ich Ihnen sagen, daß ich diese Zustände täglich beim Verlassen meines Hauses sehen kann.
Im Bundesdurchschnitt streben nur etwa 19 % der Volksschul- und Berufsschulabsolventen eine technische und wissenschaftliche Ausbildung an. Darin ist bereits die Weiterbildung an den Berufsfachschulen enthalten. Einen so niedrigen Prozentsatz kann sich ein Land wie die Bundesrepublik einfach nicht leisten.
Zur Frage 4 unserer Großen Anfrage. Jeder, der sich Gedanken über die Heranbildung eines demokratischen politischen Bewußtseins in unserem Land macht, gerät in eine Zwickmühle, sobald er seine Hoffnungen mit den Realitäten zu konfrontieren gezwungen ist. Ich will das Haus weder mit dem Fazit unserer nicht geringen Anstrengungen noch mit dem entmutigenden Ergebnis dieser Bemühungen beschäftigen. Der Kulturpolitische Ausschuß hat sich sehr eingehend mit der augenblicklichen Situation auf diesem Gebiet beschäftigt, und der Bericht des Kollegen Richard Muckermann von der CDU zu diesem Thema, der, wie ich hoffe, dem Haus in Kürze vorgelegt wird, kann mit Fug und Recht als mustergültig dem Studium aller Mitglieder dieses Hauses empfohlen werden. Gestatten Sie mir trotzdem ein paar Bemerkungen.
Die Erhebungen des Ihnen wohlbekannten Allensbacher Instituts vom letzten Jahr zu diesem Thema sind nicht eben dazu angetan, uns Zuversicht einzuflößen, und sie werden leider durch Prüfungsergebnisse bestätigt, die ein anderes Bundesland dankenswerterweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat und die ebenfalls Prüfungsergebnisse von Bewerbern für den öffentlichen Dienst sind, wo beispielsweise auf die Frage, was für Parteien im Parlament vertreten sind, der Totoblock Nord-Süd, der DGB und andere Einrichtungen genannt worden sind, die gar nicht parlamentarisch vertreten sind. Ich möchte auf die historischen Antworten, die dort gegeben worden sind, weiter gar nicht eingehen. Aber sie können solche Ergebnisse in allen Bundesländern bekommen.
Ich hatte kürzlich Gelegenheit, an die hundert Prüfungsaufsätze von Kandidaten für das höhere Lehramt einzusehen, und ich muß sagen: Ersparen Sie mir, Ihnen sowohl meine als auch die beklemmenden Urteile der staatlichen Prüfer mitzuteilen.
Ich bin ein optimistischer Mensch, aber ungeachtet dessen wird mir angst und bange, wenn ich das Fiasko unserer politischen Bildungsversuche des letzten Jahrfünfts betrachte. Ich bin gespannt, zu welchem Ergebnis die Bundesregierung in ihrer Antwort gelangen wird. Aber wie sie auch immer ausfällt, eines ist sicher: Wenn sich der Bundestag der Aufgabe der politischen Bildung der heranwachsenden Generation nicht mehr annimmt als bisher, ist unser Bemühen um den demokratischen Staat großen Gefahren ausgesetzt.
Der durch die Initiative dieses Hauses eingesetzte Deutsche Ausschuß für das Erziehungs- und Bildungswesen hat eine hervorragende Analyse dieses Problems im vergangenen Jahr veröffentlicht, und Sie alle sollten sie ebenfalls lesen. Sie würden sich dann darüber klarwerden, daß die Fundamente dieses Parlaments keineswegs so gesichert sind, wie wir glauben, und daß wir und auch die Länder noch umfangreiche Anstrengungen machen müssen, bevor wir sagen können: Wir haben für uns und die nachfolgenden Generationen ein demokratisches Haus gezimmert, das allen Stürmen trotzen wird. Leider sind wir in Wahrheit immer noch im Streit darüber begriffen, wie die Fundamente auf diesem Gebiet gelegt werden sollen.
Zur Frage 6. Ein ähnlich unerfreuliches Bild bietet die Situation eines großen Teils der rund 125 000 Studierenden an den deutschen Hochschulen. Unsere Universitäten sind überfüllt, das ist wahr. Aber trotzdem stellt sich die Aufgabe, die Zahl der Studierenden an zahlreichen Fakultäten erheblich zu vermehren. Ist das eine Aufgabe des Bundes?, werden Sie fragen. Es ist sehr wohl eine Aufgabe, die mit Hilfe des Bundes energisch in Angriff genommen werden muß.
Am bedrückendsten scheint mir das beklemmende Mißverhältnis zwischen der materiellen Situation unserer Studierenden und der staatlichen Begabtenförderung. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß gegenwärtig in Frankreich 54 %, in England sogar 76 % aller Studierenden ihr Studium aus öffentlichen Mitteln bestreiten, von den Verhältnissen in der sowjetisch besetzten Zone und in den Oststaaten ganz zu schweigen. In der Bundesrepublik beträgt die Zahl derjenigen Studierenden, die ihr Studium durch öffentliche Mittel — unter Einschluß der Rentenleistungen - bestreiten, noch nicht einmal 11 %, und das sind keine Vollstipendien, sondern größtenteils nur ganz geringe Beiträge. Der Bund selbst hilft nur etwa 3 % der Studierenden beim Studium. Wiederum muß ich Sie fragen: Können wir uns das leisten?, und die Antwort lautet, glaube ich: Nein.
Die sozialen Verhältnisse an unseren Universitäten erlauben vielfach kein ordentliches Studium mehr. 70 000 von 125 000 Studierenden in der Bundesrepublik müssen im Monat mit weniger als 100 DM für ihren Lebensunterhalt auskommen.
Es ist daher kein Wunder — und in diesem Zusammenhang muß ich mich energisch gegen einige Ausführungen wenden, die bei der Debatte über die Ausgleichskasse für die Studenten vor einiger Zeit hier gemacht worden sind —, daß 40 % der Studierenden während des Semesters ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Während der Ferien steigt die Zahl auf zwei Drittel. An den großen Universitäten wie München, Hamburg und Frankfurt erreicht die Zahl der Studenten, die neben dem Studium ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, fast 60 %. Nahezu ein Fünftel dieser Studierenden muß während des Studiums, also während des Semesters, bis zu 30 Wochenstunden einem anderen Beruf nachgehen. Glauben Sie, daß solchen Menschen noch wirklich akademische Leistungen abgefordert werden können? Eine Untersuchung im letzten Jahr hat ergeben, daß ein Viertel unserer Studenten in der ständigen Angst lebt, aus finanziellen Gründen das Studium unterbrechen zu müssen. Auch die Behauptung, die Lage vieler Studierenden sei trotz der vorliegenden Statistiken nicht so schlimm, weil sehr viele während des Studiums im Elternhaus lebten oder bei Verwandten wohnten, erweist sich bei näherem Hinsehen als völlig unzutreffend. Nach wie vor leben nahezu zwei Drittel in regulärer Untermiete, 8 % können in einem Studentenwohnheim wohnen.
Die miserablen finanziellen Verhältnisse haben eine Reihe von schlechten Effekten. Sie binden den Studierenden an eine einzige Universität und verhindern den notwendigen und gesunden Wechsel. Vor dem ersten Weltkrieg blieb nur ein Drittel aller Studierenden von Anfang bis Ende auf der einmal gewählten Universität. 40 % konnten die Universität zwei- bis dreimal wechseln. Heute müssen zwei Drittel der Studenten auf der gewählten Heimatuniversität bleiben, und ganze 10 % sind in der Lage, zwei- bis dreimal die Universität zu wechseln.
Es fehlt außerdem auch — und darauf bitte ich Ihr besonderes Augenmerk zu richten — in außerordentlichem Maße an Lehrbüchern. Nicht einmal ein Drittel unserer Studenten ist nach den wirklich glaubwürdigen und eingehenden Untersuchungen ausreichend mit Lehrbüchern versorgt, über die Hälfte nur sehr knapp, und 15 % können sich aus Geldmangel überhaupt keine Lehrbücher kaufen.
Unsere Begabtenförderung weist schwere konstruktive Mängel auf. Das drückt sich sowohl in der Herkunft der Studierenden als auch in dem erschreckend unterschiedlichen Verhältnis der Zahl der Studierenden, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, in den einzelnen Bundesländern aus. Von den rund 125 000 Studierenden sind 50 000 Beamtenkinder, etwa 30 000 Kinder von Angestellten, knapp 15 000 Sprößlinge freiberuflich tätiger Eltern. Kinder von Arbeitern und Landwirten stellen, jede Gruppe für sich, heute nur knapp 5000 Studierende, also weniger als 5 %. Das bedeutet, was ich eingangs schon bemerkte, daß wir immer
noch eine Art Bildungsmonopol haben, das in den Unzulänglichkeiten unseres Schulsystems wurzelt und in dem Mangel an Mitteln und Beihilfen zur Förderung der begabten Kinder aus den niederen Einkommensschichten. Glauben Sie mir, ich habe in den letzten Jahren das Schicksal von Dutzenden solcher begabten Kinder erlebt, deren Anlagen auf unzulänglichen Land- und Berufsschulen verkümmern und die in dem herrschenden Massenbetrieb, der immer Rücksicht auf die geistig minderbemittelten Schüler nimmt, abstumpfen.
Die Situation in den einzelnen Ländern ist sehr unterschiedlich. Ich weiß nicht, ob es gut ist, daß z. B. in Schleswig-Holstein, einem armen Land, offensichtlich nur einer von tausend Mitbürgern studieren kann gegenüber einem von etwa 650 in Niedersachsen, von 300 in Baden-Württemberg und von 250 in Westberlin.
Was aber tut der Bund für die Begabtenförderung? Wenn ich alles zusammenzähle, gibt der Bund einige Millionen gegenüber 120 Millionen, die die englische Regierung, und 144 Millionen, die die französische Regierung gibt.
Zur Frage 8. Der völlig unbefriedigende Stand der gegenseitigen Anerkennung von Semestern und akademischen Prüfungen ist nicht nur ein echtes Hindernis für den europäischen Studentenaustausch, sondern auch ein beklagenswertes Zeichen dafür, wie es mit der europäischen Integration im Reich des Geistes und der viel beschworenen gemeinsamen europäischen Kultur in der Realität aussieht. Die Frage, ob und wie viele an ausländischen — und umgekehrt für Ausländer an deutschen — Hochschulen absolvierte Semester auf das Studium angerechnet werden, ist völlig ungeregelt. Die Anrechnung wird darüber hinaus an verschiedenen Fakultäten und Hochschulen gänzlich unterschiedlich gehandhabt. Von dem Studenten, der auf raschen Broterwerb angewiesen ist, muß das Auslandsstudium deswegen als entbehrlicher Luxus betrachtet werden. Die Zahl der deutschen Studierenden im Ausland ist entsprechend klein. Nach meinen Unterlagen sind es nicht mehr als 1500 von der Gesamtzahl, die ich genannt habe. Dabei wäre es für eine ganze Reihe von Studienrichtungen direkt zwingend geboten, an bestimmten ausländischen Universitäten zu studieren. Ich erinnere dabei, ohne auf Einzelheiten einzugehen, nur daran, daß beispielsweise für Juristen, deren Berufsabsicht eine Kenntnis des Völkerrechts voraussetzt, der Besuch der Universitäten Genf, Lausanne oder Fribourg fast unerläßlich wäre.
Aber die nationalen Barrieren der Prüfungsordnungen und Prüfungsanerkennungen verhindern den längst fälligen freien Austausch zwischen den Universitäten. Französische Stipendiaten in der Bundesrepublik müssen jeweils zu den Semesterprüfungen nach Frankreich zurückkehren, weil sonst die in Deutschland verbrachte Studienzeit nicht angerechnet wird. Solche Beispiele könnte ich hier zu Dutzenden aufzählen.
Uns dünkt, daß die Anstrengungen der Bundesregierung, auf diesem Gebiet der europäischen Zusammenarbeit Fortschritte zu erzielen, äußerst schwächlich und ohne rechten Elan waren. Wenn uns die Bundesregierung vom Gegenteil überzeugen kann, um so besser. Jedoch nur praktische Ergebnisse vermögen zu zählen, und sie fehlen bis heute.
Zur Frage 9. Eng verbunden mit diesem Problem ist das Problem der ausländischen Studierenden
in der Bundesrepublik. Deutschland war früher ein Zentrum des Ausländerstudiums in Europa. Es hat seine führende Stellung verloren. 1955 studierten 5000 Ausländer an den Hochschulen der Bundesrepublik. Die Zahl mag eindrucksvoll erscheinen; aber sie trügt, denn während der Anteil der Ausländer, die früher einen großen Teil ihres Studiums in Deutschland verbracht haben, sehr hoch war, sind unter den 5000 all jene, die nur ein oder zwei Semester in der Bundesrepublik verbringen.
Auch auf die Verlagerung des Schwerpunktes des Studiums der Ausländer bei uns muß sich das Augenmerk der Bundesregierung richten. Berlin als Metropole in dieser Beziehung ist durch München abgelöst worden. An den Hochschulen der bayerischen Landeshauptstadt studieren gegenwärtig ein ganzes Viertel aller ausländischen Studenten in der Bundesrepublik, ohne daß dieser Tatsache durch die Verteilung der Mittel zu ihrer Betreuung Rechnung getragen wäre.
Die im Bundeshaushalt ausgebrachten Mittel für Stipendien für ausländische Studenten sind kläglich, und die großen Aufgaben der Bundesrepublik bei der Ausbildung von Fachkräften aus den wirtschaftlich förderungswürdigen Ländern sind trotz der zahlreichen Wünsche so gut wie gar nicht berücksichtigt. Das Deutsche Reich hat früher von der Jahrhundertwende bis 1933 eine gewisse Großzügigkeit gezeigt, auf deren Lorbeeren die Bundesrepublik heute noch ausruht. Es ist einfach unverständlich, wie diese Aufgabe, wo eine reiche Ernte winkt, so vernachlässigt werden konnte.
Völlig verständnislos ist man bisher offensichtlich auch der Aufgabe der Ausbildung von nichtakademischen Fachkräften aus dem Ausland in der Bundesrepublik gegenübergestanden. Ich muß leider feststellen, daß eine sehr törichte und sehr schädliche Konkurrenzangst unserer Industrie noch immer ein Hemmschuh für die Ausbildung ausländischer Praktikanten und Facharbeiter in zahlreichen Fachgebieten — z. B. in der Fahrzeugindustrie und in der chemischen Industrie — darstellt, eine Sorge, welche die Sowjetunion und die mit ihr verbündeten Staaten nicht teilen, deren industrielle Fortschritte sich durchaus mit unseren messen können.
Zur Frage 10. Gegenwärtig sind nach den statistischen Unterlagen — aber in Wirklichkeit sind es wohl etwas mehr als nach diesen statistischen Angaben — 120 Dozenten der Bundesrepublik im Ausland tätig. Diese Zahl entspricht keineswegs dem, was wir leisten sollten und müßten. Eine Schwierigkeit liegt in der Tatsache, daß sich diejenigen, die die Absicht haben, ins Ausland zu gehen oder sich für eine unbestimmte Zeit von einem ausländischen Institut — besonders von einem in den wirtschaftlich förderungswürdigen und wirtschaftlich schwächer entwickelten Ländern — berufen zu lassen, in einer völligen Ungewißheit hinsichtlich ihrer Altersversorgung befinden. Das ist ein großer Hemmschuh bei der Erfüllung dieser Aufgabe, und es wäre begrüßenswert, wenn sich die Bundesregierung entschließen könnte, diesem Hause Vorschläge darüber zu machen, wie diesem Notstand für die Zukunft gesteuert werden kann.
Ich bitte das Haus um Entschuldigung, daß ich es so lange mit all diesen Einzelheiten aufgehalten habe; aber ,die Wichtigkeit dieser Angelegenheit brachte es mit sich, daß wir bei der Gelegenheit, wo wir hier einmal über diese Dinge sprechen, die wirklich zu einem nationalen Notstand geworden sind, auch über Einzelheiten berichten mußten.