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ID0118313100

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Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
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    7. Abgeordneter: 1
    8. Schröter.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 183. Sitzung.- Bonn, Donnerstag, den 10. Januar 1952 7651 183. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Januar 1952. Geschäftliche Mitteilungen . 7651D, 7779A, 7786C Übertritt des Abg. Dr. Fink von der Frak- tion der FU zur Fraktion der CDU/CSU 7652A Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betreffend den Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vom 18. April 1951 (Nrn. 2401, 2484, 2950, zu 2950 der Drucksachen; Anträge Nrn. 2971, 2972, 2973, 2974, Umdrucke Nrn. 407, 408, 412) in Verbindung mit der Fortsetzung der ersten und zweiten Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung des Gesetzes betreffend den Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vom 18. April 1951 (Nr. 2951 der Drucksachen; Antrag Umdruck Nr. 409) . . . 7652A Wirtschaftspolitische Fragen: Dr. Hallstein, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes 7652B, 7675A Imig (SPD) 7655B Niebergall (KPD) 7659D Kalbitzer (SPD) 7661B Dr. Preusker ( FDP), als Berichterstatter 7665B Dr. Bertram (FU) 7666C Dr. Nölting (SPD) 7669C Loritz (Fraktionslos) 7677D Paul (Düsseldorf) (KPD) 7685D Müller (Frankfurt) (KPD) 7691D Stegner (FDP) '7697D Dr. Schröder (Düsseldorf) (CDU) . 7702A Kuhlemann (DP) 7705B von Thadden (Fraktionslos) . . . 7706C Sozialpolitische Fragen, Rechtsfragen und allgemeinpolitische Fragen: Albers (CDU) 7710D Birkelbach (SPD) 7714B Harig (KPD) 7716C Grundmann (FDP) 7720D Heix (CDU) 7721D Dr. Wahl (CDU) 7723D Dr. Veit (SPD) 7726B Euler (FDP) 7730C Dr. von Merkatz (DP) 7734D Schoettle (SPD) 7739C Dr. Kreyssig (SPD) 7744A Fisch (KPD) 7747A Fürst zu Oettingen-Wallerstein (FU) 7753D Dr. Mommer (SPD) 7755D Wehner (SPD) 7762A Dr. Tillmanns (CDU) 7765D Dr. Hasemann (FDP) 7769C von Thadden (Fraktionslos) . . . 7771D Frau Strohbach (KPD) 7774B Loritz (Fraktionslos) 7776A zur Abstimmung: Dr. Richter (Niedersachsen) (Fraktionslos) 7776C Goetzendorff (Fraktionslos) . . . 7777B Mellies (SPD) 7779B Abstimmungen 7777D, 7779C Namentliche Abstimmungen . 7778B, 7779B zur geschäftsordnungsmäßigen Behandlung der dritten Beratung: Dr. Schmid (Tübingen) (SPD) . . . 7780B Dr. Semler (CDU) 7784A Schröter (CDU) (zur Geschäftsordnung) 7785D Abstimmungen 7785D Ausschluß des Abg. Dr. Richter (Niedersachsen) wegen gröblicher Verletzung der Ordnung für drei Sitzungstage 7786C Nächste Sitzung 7779A, 7783D, 7786C Zusammenstellung der namentlichen Abstimmungen über Art. I des Entwurfs eines Gesetzes betr. den Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vom 18. April 1951 (Nr. 2401 der Drucksachen) und über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD (Umdruck Nr. 407) zu dem gleichen Gesetzentwurf betr. Einfügung eines Art. I a 7787A Die Sitzung wird um 9 Uhr 31 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Namentliche Abstimmungen 1. über Artikel I des Entwurfs eines Gesetzes betreffend den Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vom 18. April 1951 (Nr. 2401 der Drucksachen), 2. über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betreffend den Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vom 18. April 1951 (Umdruck Nr. 407). Name 1. I 2. Name 1 2. Abstimmung Abstimmung CDU/CSU Dr. Horlacher Ja Nein Horn Ja Nein Dr. Adenauer Ja Nein Huth Ja Nein Albers Ja Nein Dr. Jaeger Ja Nein Arndgen Ja Nein Junglas Ja Nein Bauereisen Ja Nein Kahn Ja Nein Bauknecht Ja Nein Kaiser Ja Nein Dr. Baur (Württemberg) . Ja Nein Karpf Ja Nein Bausch Ja Nein Dr. Kather Ja Nein Becker (Pirmasens) . . . . Ja Nein Kemmer Ja Nein Blank (Dortmund) . . . . Ja Nein Kemper Ja Nein Bodensteiner Ja Nein Kern Ja Nein Frau Brauksiepe Ja Nein Kiesinger Ja Nein Dr. von Brentano Ja Nein Dr. Kleindinst Ja Nein Brese Ja Nein Dr. Köhler Ja Nein Frau Dr. Brökelschen . . . Ja Nein Dr. Kopf Ja Nein Dr. Brönner Ja Nein Dr. Krone (Berlin) (Berlin) Brookmann Ja Nein Kühling Ja Nein Dr. Bucerius Ja Nein Kuntscher Ja Nein Frau Dietz Ja Nein Kunze Ja Nein Dr. Dresbach Ja Nein Dr. Laforet Ja Nein Eckstein — — Dr. Dr. h. c. Lehr . -- Nein Dr. Edert Ja Nein Leibfried Ja Nein Dr. Ehlers Ja Nein Lenz Ja Nein Ehren Ja Nein Leonhard Ja Nein Dr. Erhard Ja Nein ' Lücke Ja Nein Etzel (Duisburg) Ja Nein Majonica Ja Nein Etzenbach Ja Nein Massoth Ja Nein Even Ja Nein Mayer (Rheinland-Pfalz) . Ja Nein Feldmann Ja Nein Mehs Ja Nein Dr. Fink Ja Nein Mensing Ja Nein Dr. Frey Ja Nein Morgenthaler Ja Nein Fuchs Ja Nein Muckermann Ja Nein Dr. Freiherr von Fürsten- Mühlenberg Ja Nein berg Ja Nein Dr. Dr. Müller (Bonn) . . . Ja Nein Fürst Fugger von Glött . . Ja Nein Müller-Hermann Ja Nein Funk Ja Nein Naegel Ja Nein Gengler Ja Nein Neber Ja Nein Gerns . Ja Nein Nellen Ja Nein Dr. Gerstenmaier — — Neuburger Ja Nein Gibbert Ja Nein Nickl Ja Nein Giencke Ja Nein Frau Niggemeyer Ja Nein Dr. Glasmeyer Ja Nein Dr. Niklas — — Gliising entschuld. entschuld. Dr. Oesterle Ja Nein Gockeln Ja Nein Dr. Orth Ja Nein Dr. Götz Ja Nein Pelster Ja Nein Frau Dr. Gröwel Ja Nein Pfender Ja Nein Günther Ja Nein Dr. Pferdmenges Ja Nein Hagge Ja Nein Dr. Povel Ja Nein Frau Heiler Ja Nein Frau Dr. Probst Ja Nein Heix Ja Nein Dr. Pünder Ja Nein Dr. Henle Ja Nein Raestrup Ja Nein Hilbert Ja Nein Rahn Ja Nein Höfler Ja Nein Frau Dr. Rehling Ja Nein Hohl Ja Nein Frau Rösch Ja Nein Dr. Holzapfel Ja Nein Rümmele Ja Nein Hoogen Ja Nein Sabel Ja Nein Hoppe Ja Nein Schäffer Ja Nein Name 1. 2. Name 1. Abstimmung 2. Abstimmung Scharnberg Ja Nein Franke Nein Ja Dr. Schatz Ja Nein Freidhof Nein Ja Schill Ja Nein Freitag Nein Ja Schmitt (Mainz) Ja Nein Geritzmann Nein Ja Schmitz beurlaubt beurlaubt Gleisner Nein Ja Schmücker . . . . . . Ja Nein Görlinger . Nein Ja Dr. Schröder (Düsseldorf) . Ja Nein Graf Nein Ja Schröter Ja Nein Dr. Greve Nein Ja Schüttler Ja Nein Dr. Gülich Nein Ja Schütz Ja Nein Happe Nein Ja Schuler Ja Nein Heiland Nein Ja Schulze-Pellengahr . . . . Ja Nein Hennig Nein Ja Dr. 'Semler Ja Nein Henßler Nein Ja Dr. Serres Ja Nein Herrmann Nein Ja Siebel Ja Nein Hoecker Nein Ja Dr. Solleder Ja Nein Höhne Nein Ja Spies Ja Nein Frau Dr. Hubert Nein Ja Graf von Spreti Ja Nein Imig Nein Ja Stauch Ja Nein Jacobi Nein Ja Frau Dr. Steinbiß . . . . Ja Nein Jacobs Nein Ja Storch Ja Nein Jahn Nein Ja Strauß Ja Nein Kalbfell Nein Ja Struve Ja Nein Kalbitzer Nein Ja Stücklen Ja Nein Frau Keilhack Nein Ja Dr. Tillmanns (Berlin) (Berlin) Keuning Nein Ja Dr. Vogel . Ja Nein Kinat Nein Ja Wacker Ja Nein Frau Kipp-Kaule Nein Ja Wackerzapp Ja Nein Knothe Nein Ja Dr. Wahl Ja Nein Dr. Koch Nein Ja Frau Dr. Weber (Essen) . Ja Nein Frau Korspeter Nein Ja Dr. Weber (Koblenz) . . . Ja Nein Frau Krahnstöver . . . . Nein Ja Dr. Weiß beurlaubt beurlaubt Dr. Kreyssig Nein Ja Winkelheide Ja Nein Kriedemann Nein Ja Dr. Wuermeling Ja Nein Kurlbaum Nein Ja Lange Nein Ja SPD Lausen krank krank Frau Lockmann Nein Ja Frau Albertz Nein Ja Löbe (Berlin) (Berlin) Frau Albrecht Nein Ja Lohmüller krank krank Altmaier Nein Ja Ludwig Nein Ja Frau Ansorge Nein Ja Dr. Luetkens Nein Ja Dr. Arndt Nein Ja Maier (Freiburg) Nein Ja Arnholz Nein Ja Marx Nein Ja Dr. Baade Nein -Ja Matzner Nein Ja Dr. Bärsch Nein Ja Meitmann Nein Ja Baur (Augsburg) Nein Ja Mellies . . . . . . . . . Nein Ja Bazille krank krank Dr. Menzel Nein Ja Behrisch Nein Ja Merten Nein Ja Bergmann Nein Ja Mertins Nein Ja Dr. Bergstraeßer Nein Ja Meyer (Hagen) Nein Ja Berlin Nein Ja Meyer (Bremen) Nein Ja Bettgenhäuser Nein Ja Frau Meyer-Laule . . . . Nein Ja Bielig Nein Ja Mißmahl Nein Ja Birkelbach Nein Ja Dr. Mommer Nein Ja Blachstein Nein Ja Dr. Mücke Nein Ja Dr. Bleiß ....... Nein Ja Müller (Hessen) Nein Ja Böhm Nein Ja Müller (Worms) Nein Ja Brandt (Berlin) (Berlin) Frau Nadig Nein Ja Dr. Brill Nein Ja Neumann (Berlin) (Berlin) Bromme Nein Ja Dr. Nölting Nein Ja Brünen Nein Ja Nowack (Harburg) . . . . Nein Ja Cramer Nein Ja Odenthal Nein Ja Dannebom Nein Ja _ Ohlig Nein Ja Diel Nein Ja 011enhauer Nein Ja Frau Döhring Nein Ja Paul (Württemberg) . . . Nein Ja Eichler Nein Ja Peters Nein Ja Ekstrand Nein Ja Pohle Nein Ja Erler Nein Ja Dr. Preller Nein Ja Faller Nein Ja Priebe Nein Ja
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Johannes Semler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bitte im Namen meiner Freunde, den Vertagungsantrag abzulehnen.
    Zu. der Frage Berlin, die mein Herr Vorredner angeschnitten hat, wird morgen der Herr Berichterstatter Stellung nehmen. Ich darf soviel sagen, daß es selbstverständlich auch unser Wunsch ist, daß die von meinem Herrn Vorredner angeschnittene Frage tunlichst bald geklärt und einer deutschen Lösung, die auch für uns selbstverständlich ist, zugeführt wird.
    Im übrigen haben wir genau wie die Herren Antragsteller den Wunsch, daß die von meinem Herrn Vorredner angeschnittenen Fragen von der Bundesregierung zur Verhandlung aufgenommen werden, daß Klarheit über sie erzielt wird und daß Lösungen gefunden werden, die von uns allen in der Diskussion des heutigen Tages als notwendig bezeichnet sind. Aber wir sind nicht der Meinung, daß es politisch zweckmäßig oder gar notwendig wäre, diese Fragen zu klären, bevor wir unsere Zustimmung zur Ratifikation dieses Vertragswerkes gegeben haben.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Es wurde in der Debatte eindeutig klargestellt, daß durch das Inkrafttreten der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl die Regelung keiner einzigen der Fragen, auf die mein Herr Vorredner Gewicht gelegt hat, präjudiziert wird. Demnach kann es sich lediglich um eine Frage der Verhandlungstaktik handeln. Und da allerdings unterscheiden sich die Auffassungen meiner Freunde grundlegend von der meines Herrn Vorredners. Hier sind wir allerdings der Ansicht, daß Deutschlands Stellung bei diesen künftigen Verhandlungen durch den Beitritt zur Kohle- und Stahlunion nicht schlechter sein wird, sondern im Gegenteil wesentlich stärker.

    (Sehr richtig! bei der CDU.)

    Wir sind nicht der Ansicht, daß es der Stellung der Bundesrepublik in diesem Augenblick entspricht, einen Katalog ultimativer Forderungen aufzustellen, und wir sind nicht der Meinung, daß die Stellung der Bundesregierung in diesen Verhandlungen dadurch erleichtert wird, daß ein solcher Katalog von diesem Hohen Hause zur Voraussetzung der Ratifikation gemacht wird.

    (Sehr gut! bei der CDU.)

    Die Formel „Do ut des" ist eine alte Formel, und wir alle wissen, daß sie auch auf dem Gebiet der internationalen Politik gerade in den vergangenen Jahrzehnten von deutscher Seite als besonders gescheit und klug angesehen wurde. Aber wir haben die Erfahrung machen dürfen — und jeder, der sich der Geschichte dieser Jahrzehnte erinnert, weiß es —, daß diese Formel „Do ut des" in der internationalen Politik keineswegs die einzige, jedenfalls keineswegs immer die erfolgreichste gewesen ist.
    Nicht blindes Vertrauen veranlaßt uns zu dieser Stellungnahme, kein unbegründeter Optimismus, sondern die feste Zuversicht, daß das Vertrauen, welches sich Bundesregierung und Bundestag bisher erworben haben, unendlich gestärkt wird, wenn dieses Hohe Haus sich heute endgültig entschließt, dem Vertragswerk seine Zustimmung zu erteilen.
    Es gab eine Zeit, meine sehr verehrten Damen und Herren, da Sie die heute von uns vertretene Auffassung auch Ihrerseits aus voller Überzeugung bejahten. Allerdings, diese Periode liegt heute ein Vierteljahrhundert zurück. Nicht nur mir wird bei der heutigen Beratung auch Locarno in den Sinn gekommen sein. Damals handelte es sich darum, ein von Deutschland unterschriebenes Vertragswerk abzuändern, und die Position, in der sich die Reichsregierung damals befand, als ein anerkannter internationaler Vertrag zu ändern war, war eine grundlegend andere, als die Situation heute, wo Verhandlungen notwendig sind — darin stimmen wir Ihnen bei —, Verhandlungen, die aber durch das Ja zu diesem Vertragswerk in gar keiner Weise behindert oder aufgehalten werden. Freilich, damals unterstützten Sie, meine sehr geehrten Herren, eine Politik der Reichsregierung, die dem friedlichen gegenseitigen Verstehen der ehemaligen Feinde gewidmet war. Diese Politik wurde nicht nur von Ihnen, sondern auch von vielen meiner älteren Freunde in diesem Hause geteilt, und für uns, die wir damals junge Menschen waren, bedeutete es etwas, daß diese Friedenspolitik der Verständigung, die die Reichsregierung damals einschlug, von einer Partei getragen wurde, die — auch damals — nicht der Koalition angehörte.
    Mag es sich insoweit noch um eine unterschiedliche Betrachtung einer zweckvollen Verhandlungstaktik handeln, so muß ich mich doch mit Entschiedenheit gegen die Auffassung meines Herrn Vorredners wenden, insoweit er die Verbindung der Ratifikation dieses Vertragswerkes mit dem Generalvertrag oder gar dem Entwurf eines künftigen deutschen Verteidigungsbeitrags verlangt. Zu leicht könnte dieses Verlangen mißverstanden werden. Ich glaube nicht, daß wir Sie mißverstanden haben, Herr Kollege Schmid. Aber wir möchten nicht, daß der Eindruck entsteht, die Zustimmung zum Schumanplan werde davon abhängig gemacht, daß der Generalvertrag oder ein deutscher Verteidigungsbeitrag den Beifall dieses Hohen Hauses findet.

    (Zurufe der Abg. Renner und Dr. Schmid [Tübingen].)

    — Ich weiß es. I c h sage es, Herr Kollege Schmid. Sie haben es nicht gesagt. Aber es kommt nicht immer nur darauf an, was man sagt, sondern es kommt darauf an, wie es verstanden wird, und wir möchten nicht, daß diese Worte so verstanden werden, wie ich es eben schildere. Denn auch meine Freunde wünschen den Generalvertrag und eine Vorlage für den deutschen Verteidigungsbeitrag mit kühlem Kopf eingehend und kritisch zu prüfen. Wir wünschen nicht, daß irgendwo, auch nicht auf alliierter Seite, ein Zweifel darüber aufkommen möchte, daß unser Ja zum Schumanplan in keiner Weise schon ein vorweggenommenes Ja zum Generalvertrag oder zu einem künftigen deutschen Verteidigungsbeitrag ist.

    (Sehr gut! rechts.)

    Insoweit sind wir mit Ihnen, meine verehrten Herren, durchaus einig. Aber es darf nicht draußen der Eindruck entstehen, und dieser Eindruck könnte entstehen, als handelte es sich darum, den Schumanplan zu einem Handelsobjekt gegen den Generalvertrag oder einen Verteidigungsbeitrag zu machen.

    (Sehr gut! bei den Regierungsparteien.)

    Doch auch aus einem anderen Grunde legen wir Wert darauf, diese Dinge sauber getrennt zu halten. Wir alle wissen, daß Millionen Deutsche und vor allem Millionen junge Deutsche nichts sehnlicher wünschen, als daß ein vereintes Europa bald zustande kommt. Wir erblicken in dem Beitritt zur europäischen Kohle- und Stahlgemeinschaft den ersten Schritt in das vereinte Europa. Wir wün-


    (Dr. Semler)

    schen, diesen Schritt aus freien Stücken zu tun, nicht belastet mit der Liquidation einer Vergangenheit, die notwendigerweise bei uns Deutschen — und nicht nur bei uns Deutschen — nur zu- viele bittere Gefühle hinterlassen hat.
    Wir wissen dem Herrn Bundeskanzler Dank dafür, daß es ihm gelungen ist, diese Dinge zu trennen. Dadurch wird es uns heute möglich, in freier und unabhängiger Entschließung unser Ja zu diesem Vertragswerk und damit zu Europa auszusprechen. Jawohl, meine Damen und Herren, unser Ja soll diese Bedeutung haben. Dieses Ja ist der Schritt über den Rubikon.

    (Abg. Dr. Schmid [Tübingen]:: Das war der Schritt zum Bürgerkrieg! — Das Beispiel ist peinlich!)

    — Lieber Herr Professor, wir werden es j a erleben, ob Sie, Fabius Cunctator, eher in Rom sind als wir.

    (Sehr gut! bei den Regierungsparteien.)

    Doch nicht aus dem Überschwang des Gefühls sagen wir j a zu dieser Vorlage. Die Diskussion hat zur Genüge dargetan, welche Bedenken zu vielen Punkten des Vertragswerkes auch auf unserer Seite bestehen. Wenn wir j a sagen, so tun wir dies einmal, weil uns ein gemeinsamer europäischer Markt für Kohle und Stahl eine unbedingte Notwendigkeit zu sein scheint,

    (Sehr gut! bei den Regierungsparteien)

    zum anderen aber, weil wir der Überzeugung sind, daß sich aus der Dynamik der Europäischen Kohle-und Stahlgemeinschaft heraus der gemeinsame Markt sehr bald auf weitere Gebiete des wirtschaftlichen Lebens ausdehnen soll und wird. Denn nur mit Entsetzen können wir feststellen, daß jener wirtschaftliche Widersinn auch heute noch besteht, der in zwei Dezennien zwischen den beiden Weltkriegen in der Vielzahl hochgeschützter nationaler Volkswirtschaften in Europa Platz gegriffen hatte. Was hätte in jenen Jahren bereits erspart und verdient und zu Nutz und Frommen des sozialen Aufstiegs der europäischen Völker verwandt werden können, wenn nicht dieser wirtschaftliche Kampf aller gegen alle geführt worden wäre und wenn schon damals die europäischen Völker einsichtig genug gewesen wären, statt sich auf Tod und Leben zu bekämpfen, Hand in Hand miteinander die wirtschaftliche und soziale Entwicklung ihrer Länder zu fördern!
    Nach den Erklärungen meines Herrn Vorredners werden wir wohl leider damit rechnen müssen, daß die Sozialdemokratische Partei bei Ablehnung des Vertagungsantrags auch in dritter Lesung ihre Zustimmung zum Inkrafttreten des Vertragswerkes verweigern wird.

    (Abg. Dr. Arndt: Aber ganz gewiß!)

    Die Situation, die sich bei einer Ablehnung der Vorlage in diesem Hohen Haus ergeben würde, ist nur am Rande gestreift worden, und doch ist sie für die Entscheidung, meine Damen und Herren, die wir alle jetzt zu treffen haben, von höchster Bedeutung. Ich bitte Sie daher, Herr Präsident, mir noch einige wenige Minuten für diese Betrachtung zu gewähren.
    Nehmen wir einmal an, Sie würden mit Ihrer Auffassung durchdringen, meine Herren, die Mehrheit dieses Hauses würde die Vorlage ablehnen, und Sie würden nunmehr vor die Aufgabe gestellt, nach Ihren Ideen die deutsche Wirtschaftspolitik zu führen. Sie sind sich sicher nicht klar darüber, daß die Bundesrepublik in diesem Augenblick vollständig isoliert dastehen würde und nicht damit rechnen könnte, von ihren westeuropäischen Nachbarn oder von den Vereinigten Staaten bei den Bemühungen um den Wiederaufbau auch nur die geringste Hilfe zu bekommen.

    (Abg. Dr. Arndt: Das ist ja lächerlich! — Lebhafter Widerspruch bei der SPD. — Glocke des Präsidenten.)

    Und, meine Damen und Herren, ich könnte Ihnen eine Tatsache nach der anderen anführen und Ihnen die Frage stellen, die kürzlich im umgekehrten Sinne ein von mir verehrter Kollege Ihrer Partei in einer Zeitung gestellt hat, und ich würde umgekehrt dieselbe Antwort geben. Ich würde den Satz aufnehmen und sagen: Soviel Fragen, soviel offengebliebene Antworten. Nein, meine Herren, es bedarf keiner weiteren Gründe mehr, um jeden Einsichtigen zu überzeugen, welche Folgen für Deutschland ein Nein zum Schumanplan heraufbeschwören müßte. Daran wollen wir auch denken, meine Herren, und Sie werden diese Frage Ihrerseits ja auch bedacht haben.
    Meine Freunde sind nicht bereit, das deutsche Volk und die deutsche Wirtschaft dieser Gefahr auszusetzen. Dieses Risiko wünschen wir nicht dem deutschen Volk aufzuerlegen. Wir werden daher Ihren Antrag ablehnen und unser Ja zum Schumanplan heute noch aussprechen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Zur Geschäftsordnung hat das Wort Herr Abgeordneter Schröter.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Carl Schröter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Namen meiner politischen Freunde stelle ich den Antrag auf Schluß der Besprechung.

    (Bravorufe in der Mitte.)