Rede von
Dr.
Linus
Kather
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich darf weiter darauf hinweisen, daß es vollkommen verfehlt ist, immer von einer 50prozentigen Abgabe zu sprechen. Nimmt man den wahren Wert, rechnet man den Zeitwert auf 30 Jahre und berücksichtigt man den Unterschied der Kaufkraft, so kommt man zu einer Abgabe von vielleicht 10 oder 12 % und nicht mehr. Und dazu können wir unter keinen Umständen ja sagen.
Die Geschädigten verlangen auch die Heranziehung des größeren Hausratsvermögens. Auf der
einen Seite will man die Geschädigten mit rund 400 Mark abspeisen, auf der anderen Seite soll das ganze Hausratvermögen ungeschoren bleiben. Das ist untragbar und auch unhaltbar.
Ich will nur noch das eine sagen. Bei der Wohnraumhilfe verlangen wir, daß sie als Entschädigungshilfe ausgestaltet wird, daß also damit für die Geschädigten Eigentum hergestellt wird.
Lassen Sie mich zum Schluß mit allem Ernste sagen, daß ich nach alledem, was wir in der letzten Zeit erlebt und gesehen haben, der Zukunft im Hinblick auf dieses Problem mit größter Sorge entgegensehe. Die Vertriebenen haben im vergangenen Sommer in ihrer Charta, deren maßvolle und würdige Sprache in der ganzen Welt anerkannt worden ist, auch die Forderung nach einem gerechten Ausgleich erhoben. Der Entwurf der Regierung, der Beschluß des Bundesrats und andere Ereignisse haben uns die Überzeugung vermittelt, daß unsere Stimme völlig ungehört verhallt ist. Es sind starke Kräfte am Werk, die uns, die wir einen echten Ausgleich fordern, überspielen wollen. Es wäre furchtbar für das ganze deutsche Volk, wenn sie Erfolg hätten.
Kein Land Europas hat sich so immun gegen den Kommunismus erwiesen wie Westdeutschland. Daran haben die Vertriebenen auf Grund ihrer Erfahrungen im Osten einen wesentlichen Anteil. Wenn der Lastenausgleich eine Form annimmt, durch die jede Möglichkeit und jede Hoffnung auf einen Aufstieg genommen ist, dann wird das ganz bestimmt anders werden. Wenn sie nicht dem Radikalismus von links, dann werden sie dem Radikalismus von rechts anheimfallen.
Ich habe Ihnen die Gefahren dieser politischen Entwicklung — ich weise nur auf die Absonderung der Vertriebenen in parteipolitischer Hinsicht hin - aufgezeigt. Die Entscheidung liegt bei Ihnen!