Rede von
Paul
Bausch
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Sie haben es wirklich mit untrüglichem Scharfsinn herausgefunden. Ich war in Caux. Ich weiß, daß Caux ein Zentralplatz erster Ordnung für die Erneuerung der Welt ist. Seien wir dankbar dafür, daß es so etwas gibt!
— Nicht bei der Haushaltsdebatte, Herr Kollege Seelos? Wann wollen wir eigentlich einmal über diese Frage debattieren, wenn nicht aus Anlaß einer solchen Generaldebatte? Wollen wir denn warten, bis die Welt wieder in Flammen steht, ehe wir uns über solche große ideologische Fragen unterhalten?
— Hier! Hier! Jetzt, wenn es sich um die Frage des Neuaufbaues des neuen Staates handelt, müssen wir uns über diese Fragen unterhalten.
Ich weiß es, meine Herren von der Linken, es gibt sehr viele ehemals führende Kommunisten, die nichts mehr von Ihnen wissen wollen und die mit uns gehen. Ich bin mit einer ganzen Reihe von ihnen persönlich befreundet. Sie sind nicht mehr von Haß erfüllt. Sie haben etwas Besseres gefunden. Und darum geht es uns bei dieser ganzen Auseinandersetzung, daß Sie eines Tages merken: Wir sind auf dem falschen Wege, und hier, bei dieser Ideologie der Änderung ist der rechte Weg. Darum, diesen Weg zu finden, — darum geht es!
Meine Damen und Herren! Auch für unsere nationalen Probleme bringt uns diese Revolution der Herzen, von der ich spreche, Lösungen auf allen Gebieten. Ich kann das jetzt nicht mehr im einzelnen hier darlegen. Ich will nur noch über ein besonders wichtiges Gebiet sprechen, von dessen Bedeutung wir alle erfüllt sind. Ich möchte darauf hinweisen, daß es heute schon in vielen Fabriken unseres Landes und ganz Europas ein Klima gibt, eine Atmosphäre gibt, die völlig verändert, völlig neu ist. Arbeitgeber und Arbeitnehmer arbeiten in einer ganz neuen Haltung miteinander. Im Industriegebiet von Nordrhein-Westfalen gibt es eine ganze Anzahl von Zechen, Gruben und Fabriken, in denen sich diese Änderung schon ausgewirkt hat. Ich lasse jetzt den Betriebsratsvorsitzenden eines der größten Bergwerke des Industriegebietes zu Ihnen sprechen. Ich war gestern abend mit ihm zusammen. Er hat folgendes öffentlich erklärt — wohlgemerkt, er ist der Betriebsratsvorsitzende eines Betriebes, in dem 25 000 Arbeiter beschäftigt sind —: „Innerhalb meines Betriebes wird heute demonstriert. wie man ohne Klassenkampf seine Probleme auf gleichberechtigter Basis lösen kann. Wenn bei uns im
Ruhrgebiet im Augenblick der Kampf um die Mitbestimmung im Betriebe geht, so macht mir das bei unserem neuen Verhältnis zu unserer Betriebsführung gar keine großen Sorgen mehr.
Was erst der staatliche Rahmen den anderen Betrieben bringen wird, werden wir weit mehr auch ohne den gesetzlichen Rahmen erreichen durch die Freiheit unserer Beziehungen zueinander. Darum sage ich auch als Arbeiter und als Sozialist zu dieser neuen Art zu leben ein uneingeschränktes Ja." Ich will damit gar nicht sagen, daß wir nicht ein Gesetz über das Mitbestimmungsrecht brauchen. Aber ich bin überzeugt, daß der entscheidende Fortschritt zur Umstellung der ganzen Atmosphäre in den Betrieben und zur Schaffung einer völlig neuen Position für unsere Arbeiter in den Betrieben, ich glaube, daß der entscheidende Anstoß hierzu nicht von Zwangsmaßnahmen des Staates, sondern daher kommen wird, daß die Revolution der Herzen auch in den Betrieben Platz greift, daß Arbeiter und Unternehmer ein neues Verhältnis und eine neue Ordnung zueinander finden und daß es überall in unserem Lande in steigendem Maße solche erneuerten Industriebetriebe gibt, in denen das Gemeinschaftsleben von Arbeiter und Unternehmer, von Kapital und Arbeit nicht eine Quelle ständigen Ärgers, sondern eine Quelle der Kraft, eine Quelle der Ermutigung und eine Quelle der Hoffnung für die Zukunft unseres Landes ist.
Diese Dinge, von denen ich spreche, haben ihre Bedeutung für den Neuaufbau unserer ganzen Verwaltung, auch für die Polizei, auch, wenn wir schon von Sicherheit reden, für ein etwaiges zukünftiges Heer. Solche Dinge aufzubauen ohne eine ausreichende ideologische Grundlage, ist nach meiner Überzeugung heller Wahnsinn.