Rede:
ID0110001400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 24
    1. ich: 2
    2. daß: 2
    3. Sie: 2
    4. Herr: 1
    5. Abgeordneter,: 1
    6. bitte: 1
    7. um: 1
    8. Entschuldigung,: 1
    9. nochmals: 1
    10. unterbreche.: 1
    11. Ich: 1
    12. muß: 1
    13. darauf: 1
    14. aufmerksam: 1
    15. machen,: 1
    16. Ihrer: 1
    17. Fraktion: 1
    18. noch: 1
    19. eine: 1
    20. Restredezeit: 1
    21. von: 1
    22. 20: 1
    23. Minuten: 1
    24. zusteht.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 100. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. November 1950 3639 100. Sitzung Bonn, Freitag, den 10. November 1950. Gedenkworte des Präsidenten aus Anlaß der 100. Sitzung des Deutschen Bundestages 3639B Geschäftliche Mitteilungen . . . . 3639C, 3688D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1950 (Nr. 1500 der Drucksachen) 3639C Bausch (CDU) 3639D Schoettle (SPD) 3646C Dr. Wellhausen (FDP) 3659B Dr. Bertram (Z) 3665B Dr. Krone (CDU) 3669B Dr. Blank (Oberhausen) (FDP) . . 3670D Dr. Seelos (BP) 3672C Dr. Mühlenfeld (DP) 3675A Dr. Leuchtgens (DRP) 3678D Paul (Düsseldorf) (KPD) 3681A Brandt (SPD) 3684B Dr. Richter (Niedersachsen) (parteilos) 3685C Wittmann (WAV) 3687B Nächste Sitzung 3688D Die Sitzung wird um 9 Uhr 1 Minute durch den Präsidenten Dr. Ehlers unter lebhaftem Beifall auf allen Seiten des Hauses eröffnet.
  • folderAnlagen
    Keine Anlage extrahiert.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Paul Bausch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sie haben es wirklich mit untrüglichem Scharfsinn herausgefunden. Ich war in Caux. Ich weiß, daß Caux ein Zentralplatz erster Ordnung für die Erneuerung der Welt ist. Seien wir dankbar dafür, daß es so etwas gibt!

    (Abg. Dr. Seelos: Aber nicht bei der Haushaltsdebatte! — Sehr gut! und Lachen rechts.)

    — Nicht bei der Haushaltsdebatte, Herr Kollege Seelos? Wann wollen wir eigentlich einmal über diese Frage debattieren, wenn nicht aus Anlaß einer solchen Generaldebatte? Wollen wir denn warten, bis die Welt wieder in Flammen steht, ehe wir uns über solche große ideologische Fragen unterhalten?

    (Abg. Dr. Seelos: Vorgestern und beim Europarat!)

    — Hier! Hier! Jetzt, wenn es sich um die Frage des Neuaufbaues des neuen Staates handelt, müssen wir uns über diese Fragen unterhalten.
    Ich weiß es, meine Herren von der Linken, es gibt sehr viele ehemals führende Kommunisten, die nichts mehr von Ihnen wissen wollen und die mit uns gehen. Ich bin mit einer ganzen Reihe von ihnen persönlich befreundet. Sie sind nicht mehr von Haß erfüllt. Sie haben etwas Besseres gefunden. Und darum geht es uns bei dieser ganzen Auseinandersetzung, daß Sie eines Tages merken: Wir sind auf dem falschen Wege, und hier, bei dieser Ideologie der Änderung ist der rechte Weg. Darum, diesen Weg zu finden, — darum geht es!
    Meine Damen und Herren! Auch für unsere nationalen Probleme bringt uns diese Revolution der Herzen, von der ich spreche, Lösungen auf allen Gebieten. Ich kann das jetzt nicht mehr im einzelnen hier darlegen. Ich will nur noch über ein besonders wichtiges Gebiet sprechen, von dessen Bedeutung wir alle erfüllt sind. Ich möchte darauf hinweisen, daß es heute schon in vielen Fabriken unseres Landes und ganz Europas ein Klima gibt, eine Atmosphäre gibt, die völlig verändert, völlig neu ist. Arbeitgeber und Arbeitnehmer arbeiten in einer ganz neuen Haltung miteinander. Im Industriegebiet von Nordrhein-Westfalen gibt es eine ganze Anzahl von Zechen, Gruben und Fabriken, in denen sich diese Änderung schon ausgewirkt hat. Ich lasse jetzt den Betriebsratsvorsitzenden eines der größten Bergwerke des Industriegebietes zu Ihnen sprechen. Ich war gestern abend mit ihm zusammen. Er hat folgendes öffentlich erklärt — wohlgemerkt, er ist der Betriebsratsvorsitzende eines Betriebes, in dem 25 000 Arbeiter beschäftigt sind —: „Innerhalb meines Betriebes wird heute demonstriert. wie man ohne Klassenkampf seine Probleme auf gleichberechtigter Basis lösen kann. Wenn bei uns im


    (Bausch)

    Ruhrgebiet im Augenblick der Kampf um die Mitbestimmung im Betriebe geht, so macht mir das bei unserem neuen Verhältnis zu unserer Betriebsführung gar keine großen Sorgen mehr.

    (Abg. Paul [Düsseldorf] : Den soll die Belegschaft zum Teufel jagen!)

    Was erst der staatliche Rahmen den anderen Betrieben bringen wird, werden wir weit mehr auch ohne den gesetzlichen Rahmen erreichen durch die Freiheit unserer Beziehungen zueinander. Darum sage ich auch als Arbeiter und als Sozialist zu dieser neuen Art zu leben ein uneingeschränktes Ja." Ich will damit gar nicht sagen, daß wir nicht ein Gesetz über das Mitbestimmungsrecht brauchen. Aber ich bin überzeugt, daß der entscheidende Fortschritt zur Umstellung der ganzen Atmosphäre in den Betrieben und zur Schaffung einer völlig neuen Position für unsere Arbeiter in den Betrieben, ich glaube, daß der entscheidende Anstoß hierzu nicht von Zwangsmaßnahmen des Staates, sondern daher kommen wird, daß die Revolution der Herzen auch in den Betrieben Platz greift, daß Arbeiter und Unternehmer ein neues Verhältnis und eine neue Ordnung zueinander finden und daß es überall in unserem Lande in steigendem Maße solche erneuerten Industriebetriebe gibt, in denen das Gemeinschaftsleben von Arbeiter und Unternehmer, von Kapital und Arbeit nicht eine Quelle ständigen Ärgers, sondern eine Quelle der Kraft, eine Quelle der Ermutigung und eine Quelle der Hoffnung für die Zukunft unseres Landes ist.
    Diese Dinge, von denen ich spreche, haben ihre Bedeutung für den Neuaufbau unserer ganzen Verwaltung, auch für die Polizei, auch, wenn wir schon von Sicherheit reden, für ein etwaiges zukünftiges Heer. Solche Dinge aufzubauen ohne eine ausreichende ideologische Grundlage, ist nach meiner Überzeugung heller Wahnsinn.

    (Glocke des Präsidenten.)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter, ich bitte um Entschuldigung, daß ich Sie nochmals unterbreche. Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß Ihrer Fraktion noch eine Restredezeit von 20 Minuten zusteht.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Paul Bausch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Das ist mir sehr wohl bekannt, Herr Präsident.
    Diese Dinge haben ihre Bedeutung für unsere Parlamente und für den Neuaufbau des Parteilebens. Sie haben ihre Bedeutung auch für die Neugestaltung des Verhältnisses zwischen Parlament und Presse.
    Wir haben unlängst hier eine Debatte gehabt, von der ich gar nicht befriedigt war. Es ist mir ein Bedürfnis, hier zu sagen, daß ich vielleicht bei dieser Debatte auch Fehler gemacht habe. Die Herren der Presse haben in jener Debatte vielleicht den Eindruck von unseren Ausführungen gewinnen können, als ob wir die Vorwürfe, die wir gegen die Presse erhoben haben, verallgemeinern wollten. Dies war sicher nicht die Absicht. Auch hier müssen wir bereit sein, um neue Lebensformen der Zusammenarbeit zu ringen. Dieses Ringen wird unsere ganze Hingabe, unseren ganzen Einsatz und eine unermüdliche Geduld erfordern.
    Mir ist kürzlich ein Wort begegnet, das der letzte Präsident des Deutschen Reichstages, unser verehrter Herr Kollege Löbe, einmal gesprochen hat. In diesem Wort ist das in vortrefflicher Weise ausgesprochen, was mich heute besonders bewegt.
    Mit seiner gütigen Erlaubnis will ich dieses Wort anführen:
    Erwartet den Sieg nicht von Institutionen und Organisationen, nicht von Gesetzen und Verordnungen allein, sondern tränkt euer Wirken vor allem mit jenem Geist der Brüderlichkeit, der Güte und der Menschenliebe, der den eigentlichen Inhalt unserer Überzeugung ausmacht. Eine große und gute Sache kann nur zum Triumph gelangen, wenn dieser Geist nicht nur unser Reden, sondern auch unser Leben und unser Handeln erfüllt. Nicht Haß und Streit, nicht Verächtlichmachung und Erniedrigung des Gegners sollten das Ringen um unsere Weltanschauung beflecken. Auch der Andersgesinnte hat, selbst wenn er irrt, das Beste seines Volkes zum Ziel. Der Erfolg unserer Mühen wird umso größer und um so nachhaltiger sein, wenn er durch das gute Beispiel im persönlichen Leben und durch ein echtes Menschentum geadelt ist.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU.)