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ID0105507600

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    Vokabeln: 8
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 55. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. März 1950 2031 55. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. März 1950. Geschäftliche Mitteilungen . . . 2032B, 2086D Fortsetzung und Schluß der dritten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die vorläufige Aufstellung und Ausführung des Bundeshaushaltsplans und über die vorläufige Rechnungsprüfung sowie über die vorläufige Haushaltsführung im Rechnungsjahr 1949 (Vorläufige Haushaltsordnung und vorläufiges Haushaltsgesetz 1949) (Drucksachen Nr. 768, 682, 670 bis 681 und 223) 2032C Einzelplan I -- Bundespräsident und Bundespräsidialamt 2032D Einzelplan II — Haushalt des Deutschen Bundestages 2032D Ritzel (SPD) 2033A Bausch (CDU) . . . . . . . . 2037D Matthes (DP) . . . . . . . . 2037D Dr. Ott (Parteilos) . . . . 2039C, 2042B Dr. Schmid (SPD) 2040A Loritz (WAV) . . . . . . . . 2040D Dr. Leuchtgens (DRP) 2042D Euler (FDP) (zur Geschäftsordnung) 2043B Hohl (CDU) 2043C Abstimmungen 2044D Einzelplan II a - Haushalt der Bundesversammlung 2045B Einzelplan III — Haushalt des Bundes- rates 2045B Zur Geschäftsordnung — betr. Anträge, die für alle Einzelpläne gelten (Drucksachen Nr. 750, 777, 778, 779, 780, 790, 793): Mellies (SPD) 2045B Schoettle (SPD) . . . . . . . . 2045C Bausch (CDU) . . . 2045D, 2047C, 2048B Dr. Bertram (Z) . . . . . 2045D, 2048D Dr. von Brentano (CDU) 2046B Erler (SPD) 2046C Gundelach (KPD) . . . . . . 2047D Dr. Oellers (FDP) 2048C Abstimmungen 2047D Einzelplan IV -- Haushalt des Bundeskanzlers und Bundeskanzleramts . . 2049D Dr. Lütkens (SPD) . . . . 2050A, 2059C Euler (FDP) 2053D Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 2054A Hellwege, Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrats . 2056C Unterbrechung der Sitzung . 2057A Niebergall (KPD) 2057B Dr. Vogel (CDU) 2058D Dr. Reismann (Z) 2060C Abstimmungen 2061B Einzelplan V — Haushalt des Bundesministeriums für Angelegenheiten des Marshallplans 2061C Zur Geschäftsordnung: Dr. Bertram (Z) 2061C, 2062B Bausch (CDU) 2062A, 2062C Mellies (SPD) . . . . . . . . . 2062C Abstimmungen 2061D, 2062D Einzelplan VI — Haushalt des Bundesministeriums des Innern 2063A Loritz (WAV) 2063A Brese (CDU) 2064A Dr. Decker (BP) . . . . . . . 2065B Dr. Ehlers (CDU) . . . . . . . 2065C Dr. Hammer (FDP) . . . . . . 2066C Dr. Dr. Höpker-Aschoff (FDP) . . 2067A Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister des Innern . . . . . . . . 2067B Dannemann (FDP) . . . . . . . 2067B Abstimmungen . . . . . . . . . 2067C Einzelplan VII — Haushalt des Bundesministeriums der Justiz . . . . . . 2067D Einzelplan XIV — Haushalt des Bundesministeriums für Wohnungsbau . . . 2067D Einzelplan XV Haushalt des Bundesministeriums für Angelegenheiten der Vertriebenen 2068A Farke (DP) 2068B Dr. Decker (BP) 2068B Tichi (WAV) . . . . . . . . 2068C Dr. Nöll von der Nahmer (FDP) . 2069A Strauß (CSU) 2069B Abstimmungen 2069D Einzelplan XVI - Haushalt des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen 2070A Einzelplan XVII — Haushalt des Bundesministeriums für Angelegenheiten des Bundesrates 2070B Frau Wessel (Z) . . . . . . . 2070B Mellies (SPD) . . . . . . . . 2070C Dr. von Merkatz (DP) . . . . . 2070D Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 2071B Dr. Schmid (SPD) . . . . . . 2071D Hellwege, Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrats 2072B Abstimmungen 2072D Haushaltsgesetz . . . . . . . . . 2073A Erklärung betreffend Verhandlungen in Berlin 2074A Blücher, Bundesminister für Angelegenheiten des Marshall-plans . . . . . . . 2074A, 2077A Dr. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 2075C Dr. Suhr (SPD) 2076C Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 2076D Dr. Tillmanns (CDU) 2077C Erste, zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Verlängerung der Geltungsdauer des Gesetzes über Notmaßnahmen auf dem Gebiet der Elektrizitäts- und Gasversorgung (Energienotgesetz) vom 10. Juni 1949 (WiGB1. S. 87) (Drucksache Nr. 769) . 2077D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Wirtschaftspolitik über den Antrag der Fraktion der WAV und über den Änderungsantrag der Abg. Dr. Horlacher und Genossen betr. Einschränkung überhöhter Handelsspannen (Drucksachen Nr. 622; 257 und 471 . . . . . 2078A Naegel (CDU), Berichterstatter . 2078A Loritz (WAV) 2079B Kurlbaum (SPD) 2080C Dr. Dresbach (CDU) 2082C Dr. Horlacher (CSU) 2083B Niebergall (KPD) 2084B Mensing (CDU) 2084C Stegner (FDP) 2084D Ewers (DP) 2085D Zur Geschäftsordnung: Euler (FDP) 2086B Dr. Arndt (SPD) 2086C Nächste Sitzung 2086D Die Sitzung wird um 10 Uhr 26 Minuten durch den Präsidenten Dr. Köhler eröffnet.
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    Rede von Dr. Hermann Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Die Sitzung ist wieder eröffnet. Wir fahren in der Beratung des Einzelplans IV — Haushalt des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramts - fort.
    Das Wort hat der Herr Abgeordnete Niebergall.
    Niebergall: (KPD): Meine Damen und Herren Herr Dr. Lütkens hat die Methoden der Außenpolitik des Herrn Bundeskanzlers in einigen sehr wichtigen Punkten kritisiert. Mit seiner Kritik könnte man sich einverstanden erklären, und doch muß man sagen, daß sie im Grunde daneben trifft. Herr Dr. Lütkens hat die Methoden der Außenpolitik des Herrn Bundeskanzlers kritisiert, aber nicht den Inhalt dieser Außenpolitik. Herr Dr. Adenauer hat selbst auf eine so bescheidene Kritik in einer Art und Weise geantwortet, die man als unerträglich bezeichnen muß. Auf eine vor aller Öffentlichkeit hier im Parlament vorgetragene Kritik geht der Herr Bundeskanzler sachlich so gut wie gar nicht ein, sondern er verweist den Kritiker darauf, daß er die Möglichkeit habe in seinem „Cabinet" empfangen zu werden und sich dort zwischen vier Wänden zu unterhalten.

    (Zuruf von rechts: Vornehm!)

    Der Herr Bundeskanzler kann anscheinend auf das von ihm stets angewandte Verfahren in der politischen Praxis nicht verzichten. Er kann nur in den Vorstellungen einer Geheimdiplomatie denken, sprechen und organisieren. Der Herr Bundeskanzler verweigert vor diesem Hause die von ihm verlangte Auskunft. Er gibt statt dessen offen zu erkennen, daß er höchst persönlich. die Unterrichtung des deutschen Volkes über seine Politik für überflüssig und schädlich hält. In jedem anderen Lande wäre ein Ministerpräsident, der sich ein solches Verfahren erlaubt, keine vierundzwanzig Stunden mehr an der Macht.

    (Sehr wahr! bei der KPD. — Heiterkeit bei den Regierungsparteien. — Zuruf von rechts: Da würde er den Genickschuß kriegen!)

    — Lachen Sie nur: wer zuletzt lacht, lacht am besten.

    (Abg. Bausch: Wer zuletzt lacht, wollen wir noch sehen.)

    — Das sind wir und nicht Sie!

    (Heiterkeit. — Abg. Bausch: Das haben die Nazis auch gesagt!)

    Er gibt statt dessen offen zu erkennen, daß sein ganzes Verfahren auf einer Art und Weise beruht, die man nur als Provokation gegenüber dem Volk und Parlament bezeichnen kann. Es ist bezeichnend, daß in diesem Hause die sogenannten Herrenreiter-Methoden fortgesetzt werden.

    (Lebhafte Zurufe: Oh, oh!)

    Der Herr Bundeskanzler hat auch heute erneut wieder seine Interviews mit dem Auslande verteidigt. Ich frage Sie: Wem dienen diese Interviews? — Es ist doch so, daß die Tips dazu vom Ausland gegeben werden.

    (Sehr wahr! bei der KPD.)

    Diese Leute sind interessiert daran, daß das Volk in Westdeutschland vor ihren monopolistischen Kriegsplan gespannt wird.

    (Unruhe.)

    Die Tatsache, daß der Herr Bundeskanzler ausgerechnet zu jenem Mann in England, Winston Churchill, beste Beziehungen hält, der Tag und Nacht zum Kriege hetzt, ist bezeichnend und sagt alles.
    Aber nicht nur das, der Herr Bundeskanzler selbst hat in seinem letzten Interview die Sozialistische Sowjet-Union in einer Art und Weise angegriffen,

    (Lebhafte Zurufe: Aha!)

    daß das unter normalen politischen Umständen die schwersten politischen Folgen für das deutsche Volk gehabt hätte. Ich frage Sie, Herr Bundeskanzler,

    (Zuruf von der Mitte: Er ist nicht da!)

    — das ist ja gewöhnlich so —, glauben Sie mit einer solchen Methode — —

    (Unruhe bei den Regierungsparteien)

    — was ich spreche, bestimme ich und nicht Sie! —

    (Zuruf: Sie sprechen nicht, Sie lesen ja ab!)

    — mit einer solchen Methode den nationalen Interessen unseres Volkes zu dienen? Ich glaube der Herr Bundeskanzler täte besser daran, das deutsche Volk aufzuklären über bestimmte Remilitarisierungspläne,

    (Zuruf: In der Ostzone?)

    über den Atlantikpakt und die Marshallplanmaßnahmen. Das wäre besser, als das Ausland aufzuklären.

    (Zuruf von der Mitte: Und die Volkspolizei bitte!)

    — Das hat ja einen Bart! (Abg. Schröter: Der wird aber immer länger!)

    Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang ein Wort zur deutsch-französischen Union des Herrn Bundeskanzlers.

    (Zuruf von der Mitte: Muß das sein?)



    (Niebergall)

    Wenn jemand in Deutschland das Recht hat, von der deutsch-französischen Verständigung zu sprechen, so sind es die deutschen Widerstandskämpfer, diejenigen, die seit 1918 konsequent gegen die deutschen und französischen Imperialisten angekämpft haben. Ich frage mich, wie viele von diesen Herren auf diesen Bänken sitzen. Wir jedenfalls haben uns seit 1918 konsequent für eine deutsch-französische Verständigung eingesetzt. In unseren Reihen wurde keine Kriegshetze geduldet. Wir haben keine Forderungen an das französische Volk erhoben. Im Gegenteil, wir sind immer für beste politische, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zum französischen Volk_ eingetreten; das tun wir auch heute noch.
    Weder dem deutschen noch dem französischen Volk ist mit dem Vorschlag von Dr. Adenauer, der von außen diktiert wurde, mit der deutschfranzösischen Union, gedient, sondern lediglich den Monopolisten an der Ruhr und an der Seine, Herrn Pferdmenges in Deutschland und Herrn de Wendel in Frankreich.
    Nun noch einige Bemerkungen ,zu den Abänderungsvorschlägen meiner Fraktion.

    (Abg. Bausch: Die lehnen wir alle ab!)

    — Das weiß ich; ihr lehnt alles ab, am Ende lehnt ihr euch selber ab.
    Der Herr Bundeskanzler fordert im Haushalt des Bundeskanzlers und Bundeskanzleramtes unter Kap. 1 Tit. 4 für einen Bevollmächtigten der Bundesrepublik in Berlin -sage und schreibe 165 700 DM. Die Kommunistische Fraktion ist der Meinung, die Bevölkerung von Berlin wird selbst regeln, was in Berlin zu regeln ist, und die Bevölkerung in Westdeutschland wird alles tun, da-mit auch in Berlin alles geregelt wird. Die Einsetzung eines Bevollmächtigten für Berlin ist kein Beitrag zu einer Einigung von Berlin und ganz Deutschland. Im Gegenteil, seine Tätigkeit wird wesentlich dazu beitragen, die Spaltung zu vertiefen. Das Volk in Westdeutschland hat keinerlei Interesse, mit dem Gehalt für einen solchen Bevollmächtigten irgendeine Parteisuppe zu bezahlen.

    (Zuruf von der Mitte: Sie haben ja gar kein Recht, in diesem Zusammenhang für das Volk zu sprechen!)

    — Aber Sie haben ein Recht dazu?

    (Zuruf aus der Mitte: Wir sind gewählt worden, mit großer Mehrheit! — Abg. Bausch: Sie haben gar kein Volk hinter sich!)

    Eine geeinte deutsche demokratische Republik ist notwendig, und kein Bevollmächtigter. Deshalb beantragen wir Streichung des Kap. 1 Tit. 4. Wir sind der Auffassung, daß die freiwerdenden Gelder den Kriegsversehrten, Witwen und Waisen zur Verfügung gestellt werden sollten.
    Der Herr Bundeskanzler fordert in Kap. 2 eine Summe von 1 226 660 DM für eine Verbindungsstelle zu den Hohen Kommissaren. Die Kommunistische Fraktion ist der Auffassung, daß, wenn der Petersberg schon Befehlsausgabestelle ist und Befehle erteilt, eine Verbindungsstelle nicht notwendig ist. Im Zeitalter der Atombombe und des hohen Standes der Militärtechnik genügt, um Befehle zu erteilen, ein Telefonanruf oder ein Kurier. Wir sind der Meinung, nicht durch Verbindungsstellen werden diese Fragen gelöst, sondern nur dadurch, daß die Besatzungsmächte abziehen, daß ein gerechter Friedensvertrag geschaffen und
    die Einheit unseres Vaterlandes hergestellt wird. Die kommunistische Fraktion beantragt deshalb die Streichung dieser Ausgaben und Überweisung dieses Betrages an die Arbeitslosen.
    Der Herr Bundeskanzler fordert in Kap. 3 897 900 DM für das Presse- und Informationsamt. Die Kommunistische Fraktion ist der Auffassung, daß es sich bei dem Pressebüro um eine Dementiermaschine handelt, das heißt, ich will kein anderes Wort für dieses Pressebüro gebrauchen. Wir denken gar nicht daran, den Koalitionsparteien ein Pressebüro zu finanzieren. Wir beantragen deshalb die Streichung dieser Summe und die Überweisung dieser Gelder an die Siedler und Ausgebombten
    Der Bundeskanzler fordert im Kap. E 12 Tit. 7 einen Zuschuß für ein deutsches Friedensbüro. Die Kommunistische Fraktion unterstützt jede Bewegung, die wirklich dem Frieden dient, aber für ein Büro, das der Hetze dient — und dem ist so —, für ein Büro, das die Kriegspläne der Westmächte fördert, können wir keinen Pfennig bewilligen. Wir fordern deshalb die Streichung dieser Gelder und die Überweisung dieser Gelder

    (Zuruf von der Mitte: An die kommunistische Partei!)

    an, die Kriegsversehrten. — Wir bringen unser Geld selber auf, nicht bei der Schwerindustrie, wie Sie.


Rede von Dr. Hermann Schäfer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eine Bemerkung meines verehrten Kollegen Dr. Lütkens über das deutsche Büro für Friedensfragen gibt mir Veranlassung, hier noch einmal ganz kurz auf die Rolle dieses Büros einzugehen und Mißverständnisse zu zerstreuen. Herr Dr. Lütkens hat von einer „Verschwendung öffentlicher Mittel" gesprochen, die eintreten würde, falls man das Büro über den 1. April noch länger bestehen ließe. Lassen Sie mich dazu offen einige Sätze sagen.
    Auch Herr Dr. Lütkens hat nicht bestritten — und ich glaube, das kann niemand bestreiten, der die Arbeit des Büros verfolgt hat —, daß dieses Büro eine überaus nützliche Arbeit in einer Zeit geleistet hat, in der — das möchte ich einmal mit allem Nachdruck sagen — nicht alle deutschen Ministerpräsidenten voll und ganz begriffen hatten, was in diesen Jahren von 1945 bis 1948 zu tun notwendig war. Und es wird meinem Empfinden nach auch später einmal anerkannt werden müssen, daß die Ministerpräsidenten der amerikanischen Zone von sich aus einen wirklichen Fortschritt erzielt hatten, als sie sich damals zusammenschlossen, um ein solches Büro zu gründen. Die Vorteile daraus erntet heute die Deutsche Bundesrepublik, die ja vorher nicht das Material sammeln konnte, das sie heute so notwendig braucht.
    Nun etwas über die Zukunft dieses Büros. Bis zum 1. April sind dafür 200 000 DM in dem Haushaltsplan, der Ihnen vorliegt, eingesetzt worden. Darüber hinaus soll das Büro aufgelöst werden, oder es sollen auf der anderen Seite seine Angehörigen in die kommende Organisationsstelle des konsularisch-wirtschaftlichen Dienstes eingegliedert werden.


    (Dr. Vogel)

    Ich möchte dazu folgendes sagen. Es wäre meinem Empfinden nach ein schwerer, nicht wiedergutzumachender Fehler, wenn man ein Büro, dessen Arbeit anerkannt ist und auch von Herrn Dr. Lütkens nicht bestritten wird. abrupt am 1. April auflösen würde, ohne daß man vorher zumindest einen zweiten Gedanken etwas näher geprüft hat, als es Herr Dr. Lütkens getan hat, nämlich den Gedanken, ob es nicht notwendig wäre, bei uns in Deutschland etwas Ähnliches zu errichten, wie es nicht nur die Engländer, sondern auch die Vereinigten Staaten in Gestalt des Chatham House, d. h. also einer Forschungsstelle für auswärtige Angelegenheiten, unterhalten. Das ist eine Angelegenheit, über die wir uns im Auswärtigen Ausschuß noch einmal werden unterhalten müssen. Denn gerade ein Volk wie das unsere, dessen Verwaltung so jäh seinen Zusammenhang mit früher verloren hat, das völlig von vorn anfangen muß und für das alle außenpolitischen Beziehungen und Beobachtungen von großer, ich möchte fast sagen, von entscheidender Wichtigkeit sein werden, — ein solches Volk kann eine Forschungsstelle nicht entbehren, die über die Parteien hinaus sich bemüht, bestimmte Tatbestände vorurteilsfrei zu ergründen und sie nachher dem kommenden Außenministerium und dem Auswärtigen Ausschuß darzubieten.
    Ich glaube, daß gerade ein solches Büro sehr wohl in der Lage wäre, dafür ein überparteiliches Forum zu bilden, wo sich Opposition und Regierungsparteien gemeinschaftlich, unbeirrt vom Tagesstreit, über die Fragen unterhalten, aussprechen und zu einer gemeinsamen Lösung kommen können, die unser gemeinsames außenpolitisches Anliegen darstellen. Man sollte diese Möglichkeit nicht von vornherein dadurch verschütten, daß man von einer „Verschwendung öffentlicher Gelder" spricht, die in keinem Falle gegeben wäre, und daß man von vornherein eine Tür zuschlägt, die besser offengehalten werden würde im Interesse nicht nur des Verhältnisses von Opposition und Regierung, sondern auch im Gesamtinteresse der Außenpolitik des deutschen Volkes.
    Wer Gelegenheit hatte, einmal in London die bemerkenswert gut ausgestatteten Räume des Chatham House zu besichtigen, wer dort die große Bibliothek von über 60 000 Bänden ansehen durfte und wer sieht, was die Vereinigten Staaten und was selbst ein kleines Land wie Belgien dafür ausgeben, um sich in dieser Beziehung auf der Höhe der Zeit zu halten, der wird sicher Verständnis dafür haben, daß auch wir in Deutschland alles daransetzen sollten, um zu einer ähnlichen Institution zu gelangen.
    Ich glaube, daß das Büro für Friedensfragen auf Grund seiner bisherigen Arbeit sehr wohl der Ansatzpunkt für eine solche Organisation sein könnte. Daß dabei parteipolitische Gesichtspunkte keine Rolle zu spielen brauchten, wird auch Herr Dr. Lütkens wissen. Denn er weiß genau, daß die personelle Zusammensetzung des Deutschen Büros für Friedensfragen vor einem halben Jahre noch zum mindesten eine Zweidrittelbesetzung aller leitenden Posten mit SPD-Mitgliedern zeigte und daß trotzdem nicht davon gesprochen werden könnte, das Büro habe eine einseitige

    (Zurufe bei der CDU: Doch!)

    Stellungnahme bezogen. Die Arbeiten des Büros stehen der Regierung heute in einem sehr kritischen Zeitpunkt zur Verfügung, und ich glaube, wenn wir in Zukunft ein solches Forschungsinstitut hätten, würden künftige Regierungen sich erheblich leichter tun.