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ID0105107100

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    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
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    7. Dr.: 1
    8. Kather.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag - 51. Sitzung. Bonn, freitag„ den 24. März 1950 1811 51. Sitzung Bonn, Freitag, den 24. März 1950. Geschäftliche Mitteilungen . . 1812A, 1814C Zur Tagesordnung . . . . . . . . . 1812A Einsprüche der Abgeordneten Wehner und Heiland gegen ihren Ausschluß in der 49. Sitzung (Drucksachen Nr. 757 und 758) 1812A, B Mündlicher Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität über den Antrag der Fraktion der KPD (Drucksache Nr. 689) und über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD (Drucksache Nr. 707) betr. Verhaftung des Landtagsabgeordneten Lehmann . 1812C Zur Geschäftsordnung: Renner (KPD) . . . . . . . . 1812C Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 1812C Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die vorläufige Aufstellung und Ausführung des Bundeshaushaltsplans und über die vorläufige Rechnungsprüfung sowie über die vorläufige Haushaltsführung im Rechnungsjahr 1949 (Vorläufige Haushaltsordnung und vorläufiges Haushaltsgesetz 1949) (Drucksachen Nr. 682 und 223) Einzelplan XIV — Haushalt des Bundesministeriums für Wohnungsbau (Drucksachen Nr. 678 und 754) . . 1812D Gengler (CDU), Berichterstatter . 1812D Klabunde (SPD) 1813C Dr. Leuchtgens (DRP) 1814D, 1815D, 1818B Graf von Spreti (CSU) 1815B Schoettle (SPD) 1816C Strauß (CSU) . . . . . . 1817A Jacobs (SPD) 1817C Loritz (WAV) . . . . . . . 1818A Dr. Freiherr von Rechenberg (FDP) 1819A Abstimmungen 1819C Einzelplan XV — Haushalt des Bundesministeriums für Angelegenheiten der Vertriebenen (Drucksache Nr. 679) . 1819C Schuster (WAV), Berichterstatter . 1819D Dr. Decker (BP) 1820B Dr. Ehlers (CDU) . . . . . . . 1820D Welke (SPD) ... . . . . . 1822B Kohl (Stuttgart) (KPD) . . . . 1825C Krause (Z) . .. . . . . . 1827A Dr. Leuchtgens (DRP) 1829C Dr. Trischler (FDP) . . . . . 1831B Dr. von Campe (DP) . . . 1833D, 1838C Dr. Kather (CDU) . . . 1835C, 1839A Loritz (WAV) . . . . . . . . 1837A Dr. Nowack (FDP) 1838A Dr. Lukaschek, Bundesminister für Angelegenheiten der Vertriebenen 1839C Schäffer, Bundesminister der Finanzen . . . . . . . . 1842B Abstimmungen 1854B Einzelplan XVI — Haushalt des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen (Drucksache Nr. 680) . . . 1842C Dr. Decker (BP), Berichterstatter . 1842C Mellies (SPD) . . . . . . . . 1843A Fisch (KPD) . . . . . . . . . 1844D Dr. Krone (CDU) 1849C Dr. Hamacher (Z) . . . . . . 1851B Brandt (SPD) 1852B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . 1853D Loritz (WAV) . . . . . . . 1854A Abstimmungen 1854C Einzelplan XVII — Haushalt des Bundesministeriums für Angelegenheiten des Bundesrates (Drucksache Nr. 681) 1854D Renner (KPD) : als Berichterstatter 1854D als Abgeordneter 1860A Dr. Etzel (Bamberg) (BP) . . . . 1855C Dr. Bärsch (SPD) . . . . . . . 1856A Dr. Ehlers (CDU) . . . . . 1859A Ewers (DP) 1861D Euler (FDP) 1862C Dr. Adenauer, Bundeskanzler . 1862D Abstimmungen 1863B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Bekanntmachungen (Drucksachen Nr. 733 und 512) . . 1863C Dr. Schatz (CSU), Berichterstatter . 1863D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Volksbegehren und Volksentscheid bei Neugliederung des Bundesgebietes gemäß Artikel 29 Absatz 2 bis 6 des Grundgesetzes (Drucksache Nr. 599) 1864C Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister des Innern . . . . . 1864C Dr. Kopf (CSU) . . . . . . . . 1865C Freiherr von Aretin (BP) . . . . 1867A Dr. Laforet (CSU) 1867B Euler (FDP) 1867D Zinn (SPD) 1868D Clausen (SSW) 1869D Dr. Leuchtgens (DRP) 1870D Nächste Sitzung 1871C I Die Sitzung wird um 10 Uhr 23 Minuten durch den Präsidenten Dr. Köhler eröffnet.
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    Rede von Dr. Carl von Campe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte hier nur zu einem Punkt, nämlich zu unserem Zusatzantrag Drucksache Nr. 765 sprechen. Ich darf die Damen und Herren zunächst bitten, einen kleinen Fehler zu berichtigen, nämlich unter Ziffer 1 unserer Drucksache heißt es bei dem Tit. 7, der neu eingefügt werden soll: „Beihilfen an verdrängte Beamte etc.". Ich bitte, das Wort „verdrängte" durch „vertriebene" zu ersetzen, da der Herr Bundesminister für die Angelegenheiten der Vertriebenen in seinen Etat nur Mittel für die vertriebenen Beamten aufnehmen kann. — Ich bitte, diesen Fehler zu entschuldigen.
    1834 Deutscher Bundestag i. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. März 1950

    (Dr. von Campe)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Herr Bundesminister für die Angelegenheiten der Vertriebenen hat zugesagt, daß er sich der in wirtschaftliche Not geratenen vertriebenen Beamten, Pensionäre, Angestellten und Arbeiter des Reiches, der Länder und der anderen öffentlich-rechtlichen Körperschaften sowie der Beamten der aufgelösten Behörden im Bundesgebiet jetzt mit besonderer Fürsorge annehmen wird. Wir begrüßen diesen Entschluß des Herrn Bundesministers, und, um ihn in den Stand zu setzen, diesen Entschluß jetzt sofort in die Tat umzusetzen zu können, haben wir unseren Antrag gestellt.
    Wir freuen uns insbesondere, daß der Herr Bundesminister der Finanzen unserer Bitte, jetzt sofort 1 Million DM für diesen Etat zur Verfügung zu stellen, ohne Zaudern entsprochen hat. Wir möchten dem Herrn Bundesminister der Finanzen für diesen schnellen Entschluß unseren ganz besonderen Dank aussprechen und zugleich der Hoffnung Ausdruck geben, daß es mit Hilfe der weiteren Mittel, die der Herr Bundesfinanzminister für den kommenden Etat zugesagt hat, auf Grund 'der in der letzten Woche gepflogenen Verhandlungen mit Kollegen aus dem Hause recht bald gelingen wird, die Not der vertriebenen Beamten und Pensionäre erheblich zu lindern.
    Meine Damen und Herren! Es ist in der Tat allerhöchste Zeit, daß das Problem der vertriebenen Beamten und Pensionäre nunmehr energisch angepackt wird; denn seit Kriegsende sind hier Verhältnisse eingerissen, die im Laufe der letzten fünf Jahre zu einem wahren Chaos geführt haben und die das Vertrauen in die Rechtssicherheit dieses jungen Staates auf das schwerste l erschüttern können. — Da Sie alle mit den Verhältnissen im, einzelnen vertraut sind, möchte ich hier weiter keine Ausführungen über die Einzelheiten machen. Ich darf aber in Ihre Erinnerung zurückrufen, daß in den vergangenen Jahren von den verschiedensten Seiten wiederholt vergebliche Versuche gemacht worden sind, diesem Problem zu Leibe zu gehen. Ich erinnere nur an die geradezu verzweifelten Bemühungen des Wirtschaftsrats, sich bei den Hohen Kommissaren die Zuständigkeit für dieses Gebiet zu erkämpfen, Bemühungen, die leider trotz der Anstrengungen aller Parteien erfolglos geblieben sind. Es haben sich dann die Länder der Angelegenheit angenommen und in etwa Abhilfe geschaffen. Aber die landesrechtlichen Regelungen sind sowohl hinsichtlich der Höhe der Zuwendungen als auch hinsichtlich der Voraussetzungen, von denen diese abhängen, so unterschiedlich, 'daß von einer einigermaßen gleichen und gerechten Behandlung der vertriebenen und der verdrängten Beamten und Pensionäre in keiner Weise gesprochen werden kann. Während die reichen und steuerkräftigen Länder Pensionen und Unterstützungen zahlen, die vielfach bis an die Höhe der eigentlichen gesetzlichen Pensionen herangehen, müssen sich die Betroffenen in den steuerarmen Ländern damit begnügen, um elende, kleine Beihilfen zu betteln, die vielfach an den Nachweis der Bedürftigkeit gebunden sind und oft kaum über die Beträge der öffentlichen Fürsorge hinausgehen. Ja, es gibt heute viele Beamte und Pensionäre, die überhaupt noch keinen Pfennig beziehen. Diese Ihnen allen bekannten Verhältnisse sind nachgerade wirklich unerträglich geworden. Sie haben zu einer totalen Rechtsunsicherheit und, wie ich schon sagte, zu einer Gefahr für die Demokratie geführt. Es erscheint uns daher an der Zeit, die ganze Angelegenheit aus der Sphäre — verzeihen Sie — der Phantasie und des egoistischen Streites herauszuheben und den Versuch zu einer realpolitischen Lösung zu machen, die für alle Beteiligten annehmbar ist. Der Augenblick für diesen Versuch scheint mir deshalb gegeben, weil am 1. April die Zuständigkeit in diesen Dingen von den Ländern auf den Bund übergeht. Bis es aber zu einem Bundesgesetz nach Art. 131 des Grundgesetzes kommen kann, werden ohne Zweifel noch Wochen, vielleicht zwei Monate vergehen.
    Daher ist eine Zwischenlösung notwendig. Wir haben diese Lösung mit in unsere Entschließung aufgenommen und auch hier konkrete Vorschläge gemacht. Wir halten es aber für erforderlich, daß der Bundestag, der bereits im Dezember grundsätzlich seinen Willen zu einer endgültigen gesetzlichen Regelung bekundet hat, heute schon zu dem materiellen Inhalt einer solchen Regelung in etwa Stellung nimmt. Wir schagen Ihnen daher vor, dieser Willensäußerung des Bundestags die Form einer Entschließung zu geben, in der die Grundzüge, die Leitgedanken für das kommende endgültige Gesetz bereits aufgezeigt sind.
    Zu den Einzelheiten unseres Antrags darf ich folgendes bemerken. Sie sehen unter Ziffer 2 I die von uns vorgeschlagenen vorläufigen Maßnahmen. Sie bestehen einmal darin, daß die Bundesregierung bis zum Inkrafttreten des vorgesehenen Bundesgesetzes die Länder veranlaßt, die Zahlungen an den genannten Personenkreis in der bisherigen Höhe auf Rechnung des Bundes weiter zu leisten. Als weitere vorläufige Maßnahme schlagen wir vor:
    Die Bundesregierung wolle die Regierungen der Länder ermächtigen, in besonders dringlich gelagerten Fällen — Härtefällen — kurzfristige Zuwendungen an vertriebene oder verdrängte Pensionäre oder an noch nicht wieder verwendete Beamte zu Lasten des Bundes vorzunehmen.
    Mit dieser Maßnahme hat sich, soweit uns bekannt ist, das Bundeskabinett bereits einverstanden erklärt, und der Herr Bundesminister der Finanzen hat uns, wie ich oben schon kurz ausgeführt habe, zugesagt, insgesamt einen Betrag von etwa 20 Millionen DM für den nächstjährigen Haushalt zur Verfügung zu stellen. Aus dieser Summe soll die in dem ersten Teil unseres Antrags unter Kap. E 11 Tit. 7 ausgeworfene 1 Million DM genommen werden.
    Unter Ziffer II unseres Antrags finden Sie dann die Leitgedanken für die uns vorschwebende endgültige Regelung. Sie finden hier im einzelnen unter Buchstabe a die Anerkennung des Rechts auf Versorgungsbezüge. Wir haben das wie folgt formuliert:
    Den vertriebenen und verdrängten Pensionären und den noch nicht wieder verwendeten Beamten, Angestellten und Arbeitern des
    ehemaligen Reiches usw. sind im Rahmen der
    finanziellen Möglichkeiten des Bundes und
    nach einheitlichen Grundsätzen Versorgungsbezüge zu gewähren. Diese haben in gerechtem Verhältnis zu den Bezügen der einheimischen Beamten, Angestellten und Arbeiter des ehemaligen Reiches usw. zu stehen.
    Unter Buchstabe b folgt dann das Recht der Beamten auf Wiederbeschäftigung, dem die Ver-


    (Dr. von Campe)

    pflichtung des Bundes, der Länder und Gemeinden usw. auf die Wiedereinstellung eines bestimmten Prozentsatzes der vertriebenen und verdrängten Beamten gegenübersteht. Ich brauche Buchstaben b vielleicht nicht mehr zu verlesen. In Buchstabe c ist dann für die Gewährung angemessener Übergangsbezüge gesorgt, um die Zeit bis zur endgültigen Unterbringung dienstfähiger Beamter bzw. bis zur endgültigen Pensionierung zu überbrücken.
    Um der Finanzlage des Bundes Rechnung zu tragen, haben wir unter Buchstabe d vorgeschlagen, daß in Zukunft Einkünfte aus selbständiger und nichtselbständiger Arbeit auf die Übergangsbezüge bzw. die Pensionen anzurechnen sind. Auch über diesen Punkt dürften kaum Meinungsverschiedenheiten bestehen; denn wir kehren damit lediglich zu dem Rechtszustand zurück, wie er im alten deutschen Beamtenrecht festgelegt war.
    Unter Buchstabe e haben wir einen weiteren Vorschlag zu Einsparungen gemacht, indem wir grundsätzlich festlegen, daß Beförderungen nach 1933, insbesondere in den Kriegsjahren, nur unter Zugrundelegung eines strengen Maßstabs, und wenn sie sachlich berechtigt erscheinen, anzuerkennen sind. Auch eine solche Überprüfung der in den Kriegsjahren vorgenommenen Beförderungen erscheint uns durchaus gerechtfertigt. Die Notlage des Krieges hat es mit sich gebracht, daß zahlreiche Beamte ganz kurzfristig mehrere Beförderungen hintereinander erfahren haben. Auf Grund einer Knappheit an guten Beamten entstand diese zum Teil sehr schnelle und ungerechtfertigte Steigerung der Bezüge. Es erscheint mir auch gegenüber denjenigen Beamten, die in der Zeit des Naziregimes zurückgestellt wurden, nicht mehr als recht und billig, daß diese überschnellen Beförderungen bei der Berechnung der Pensionen und Bezüge ihre Korrektur erfahren.
    Im letzten Punkt unseres Antrags schlagen wir Ihnen schließlich vor, die berufsmäßigen Angehörigen der ehemaligen Wehrmacht und deren Hinterbliebene gleichzustehen. Auch über diesen Punkt und seine Berechtigung dürfte bei ruhiger und sachlicher Überlegung kaum ein Zweifel bestehen.
    Zusammenfassend und abschließend möchte ich folgendes sagen: Wir sind bei unseren Vorschlägen von dem Ziel ausgegangen, das ich schon oben kurz andeutete, das ganze Problem der Rechtsstellung und der Versorgung der vertriebenen Beamten und Pensionäre aus der Sphäre der Erörterung und der übertriebenen Forderung und Hoffnung herauszureißen und es einmal auf den Boden der sachlichen Realitäten zu stellen, um endlich vorwärtszukommen. Denn wir wollen endlich mit praktischer Arbeit anfangen. Dabei müssen wir von allen Seiten Konzessionen machen. Denn wir haben den Krieg verloren, und wir befinden uns vergleichsweise etwa in der Stellung eines Kaufmanns, der vor dem Konkurs steht. Da hilft nichts anderes, da muß man sich zunächst einen Überblick über die noch vorhandenen Aktiven und dann über die Forderungen beschaffen und dann die beiden Positionen einander gegenüberstellen, um eine gerechte Quote für alle Konkursgläubiger festsetzen zu können. Diesen Überlegungen entspricht die vorgeschlagene Entschließung. Ich glaube, daß von keiner Seite des Hauses gegen ihre Hauptgedanken grundsätzliche Einwendungen erhoben werden können. Kleine Bedenken, die etwa gegen die eine oder andere Formulierung hie und da auftauchen könnten, bitte ich aufrichtigst zurückzustellen. Denn ich halte es für unbedingt erforderlich, daß dieses Hohe Haus schon heute aus Anlaß der ersten etatsmäßigen Mittel, die für diesen Zweck bewilligt werden, seinen Willen auch über die materielle Regelung kundtut. Ich bitte daher aufrichtigst alle Kollegen — nicht nur der Koalitionsparteien, sondern aller Parteien —, unsern beiden Anträgen zuzustimmen.

    (Beifall bei der DP.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Kather.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Linus Kather


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bitte, Ziffer 1 des Antrags der DP abzulehnen und den Antrag im übrigen an den Ausschuß für Heimatvertriebene zu verweisen. Um diese meine Stellungnahme zu begründen, muß ich kurz auf die letzte Entwicklung dieser Angelegenheit zu sprechen kommen.
    Sie alle wissen, daß wir am 2. Dezember 1949 diesen Beschluß gefaßt haben. Sie wissen, daß im Kabinett verschiedene Entwürfe vorlagen und daß sich das Kabinett vor etwa 2 bis 3 Wochen dahin schlüssig gemacht hat, diese Angelegenheit erst einmal bei der Etatberatung auf ihre finanziellen Möglichkeiten zu prüfen und dann zu verabschieden. Sowohl der Herr Bundesminister für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen als auch ich und meine Freunde waren der Auffassung, daß das praktisch eine Hinausschiebung der Angelegenheit auf viele Monate bedeuten würde und daß es nicht möglich ist, diese Sache, die seit vier Jahren im Vordergrund der politischen Diskussion steht und deren Betroffene in demselben Zeitraum der härtesten Not ausgesetzt sind, derart dilatorisch zu behandeln.

    (Sehr gut!)

    Wir haben diese unsere Auffassung dem Herrn Bundeskanzler und dem Kabinett bekanntgegeben, und daraufhin fand vor vier Tagen eine Besprechung des Kabinetts statt, zu der auch ich zugezogen wurde, ebenso auch andere heimatvertriebene Abgeordnete und führende Abgeordnete der Koalitionsparteien. Das Ergebnis dieser neuen Beratungen hat in einer Pressenotiz seinen Niederschlag gefunden, die von der Bundespressestelle herausgegeben worden ist und die einer meiner Vorredner Ihnen schon kurz vorgetragen hat. Danach ist der gegenwärtige Stand so, daß die Bundesregierung mit großer Beschleunigung diesen Gesetzentwurf gemäß Artikel 131 des Grundgesetzes einbringen wird und daß sie zur Überbrückung der Not sich bereit erklärt hat, 20 Millionen DM für die heimatvertriebenen Beamten zur Verfügung zu stellen. Wir dürfen also damit rechnen, daß wir vielleicht und hoffentlich schon in nächster Woche einen Gesetzentwurf der Bundesregierung wegen dieser 20-Millionen-DM-Überbrückungshilfe vorgelegt bekommen. Ich darf in diesem Zusammenhang einschalten, daß am 1. April ein Stillstand in den Zahlungen nicht eintreten wird; es ist Vorsorge getroffen, daß die Zahlungen in der bisherigen Höhe von den Ländern auf Kosten des Bundes weiter geleistet werden.
    Meine Damen und Herren! Unter diesen Umständen vermag ich nicht einzusehen, daß es zweckmäßig, ja auch nur tragbar ist, nun plötzlich in diesem Etat noch 1 Million DM zu dem gleichen Zweck


    (Dr. Sather)

    anzufordern. Praktisch würde es so aussehen, daß eine Vergabe in den noch gegebenen sechs Tagen sowieso unmöglich ist, so daß dieser Beschluß nur dann eine Wirksamkeit haben könnte, wenn er auf das nächste Jahr überschrieben wird. Wenn man sich das aber vor Augen hält, dann wird die heutige Beschlußfassung erst recht noch viel problematischer. Herr von Campe hat gesagt, wir müssen endlich aus dem Stadium der Theorie heraus und zur praktischen Arbeit kommen. Ich bin der Meinung, daß wir vor allem aus dem Stadium der Improvisationen herauskommen müssen, und ich muß es ablehnen, daß uns hier in der Sitzung heute ein Antrag mit so eingehenden Vorschlägen vorgelegt wird — das bezieht sich natürlich ganz besonders auf Ziffer 2 —, ohne daß wir Gelegenheit haben, diese Vorschläge zu prüfen oder uns auch nur mit unseren politischen Freunden darüber zu unterhalten.
    Ich lehne es auch ab, diese Ziffer 2 im einzelnen zu diskutieren; das ist meiner Ansicht nach vollkommen unmöglich, wenn sie uns erst heute auf den Tisch gelegt wird, ganz besonders aber unmöglich im Rahmen einer Etatberatung, mit der sie ja nur in sehr losem Zusammenhang steht. Wenn wir heute 1 Million in den Etat einsetzen würden, so würden sich die Vertriebenen sofort ausrechnen, daß noch nicht 10 DM auf einen der Notleidenden kommen, und wir würden mit diesem Antrag meiner Ansicht nach mehr Schaden anrichten als Gutes tun, ganz abgesehen davon, daß sie ja doch nur mit den 20 Millionen zusammen zur Auszahlung kommen könnte.
    Wenn von irgendeiner Seite hier angeregt würde, einen besonderen Fonds für das Ministerium für Heimatvertriebene zu schaffen, so wäre ich selbstverständlich der erste, der dem zustimmen würde. Aber der Antrag der DP verfolgt ja etwas ganz anderes, und es ist völlig unmöglich, diesen Betrag über einen Fonds zu verwalten, sondern er müßte den Weg gehen, den diese Hilfe im allgemeinen geht. Ich halte es aus allen diesen Gründen für zweckmäßig, heute diesen Einsatz in den Etat nicht vorzunehmen, sondern abzuwarten, bis wir — hoffentlich schon in der nächsten Woche — einen vom Ministerium in allen Einzelheiten ausgearbeiteten Entwurf zur Beratung bekommen, bei dem wir dann diese Gedanken mit der gebotenen Beschleunigung einer Verwirklichung zuführen werden. Denn die Zahlungen aus dieser Überbrückungshilfe sollen schon mit dem 1. April einsetzen.
    Zu dem Antrag der Bayernpartei möchte ich heute Ausführungen nicht machen. Auch hier beantrage ich Überweisung an den Ausschuß. Diese Dinge wollen durchaus überlegt werden.
    Nun zu etwas Allgemeinem. Es wäre falsch, wenn sich etwa die verschiedenen Geschädigtengruppen gegenseitig Konkurrenz machen wollten. Wir Flüchtlinge und Heimatvertriebenen sind durchaus nicht der Auffassung, daß wir die einzigen Notleidenden sind. Wir verkennen nicht die Not, die überall ist. Wir wollen die Hilfe nur in einen geordneten Rahmen gestellt wissen, und wir sollten daher aus den verschiedenen Geschädigtengruppen darin zusammenarbeiten, daß diese Dinge vom Bund möglichst weitgehend gefördert und erledigt werden.
    Zu den beantragten Streichungen möchte ich nur kurz sagen: Die Entwicklung hat von Anfang an denen recht gegeben, die sagten, daß hier eine Arbeit anläuft, die sich immer weiter ausdehnen wird. Ich denke noch daran, daß bei der Konstituierung des Zonenbeirats der Antrag gestellt wurde: wir brauchen keinen besonderen Flüchtlingsausschuß; er sollte mit dem Gesundheits- und Wohlfahrtsausschuß zusammengelegt werden. Wenige Monate später wurde ein besonderer Flüchtlingsrat für die britische Zone begründet. Dann bekamen wir mit vieler Mühe die Verwaltungsstelle in Frankfurt am Main. Und auch um das Ministerium haben wir hier bei der Bildung der Bundesregierung noch kämpfen müssen. Heute ist es wohl schließlich, jedenfalls von den neugebildeten Ministerien, das einzige, das völlig außer Zweifel steht, und so wird die Entwicklung auch in Zukunft weitergehen.
    Es ist heute gesagt worden, es handle sich um eine vorübergehende Einrichtung. Das glaube ich nicht. Ich glaube, daß diese Einrichtung wenigstens die Älteren von uns leider Gottes ganz bestimmt überleben wird.

    (Abg. Hilbert: Das glaube ich auch!)

    Ich bitte deshalb, diesen Streichungen nicht zuzustimmen, und möchte in Übereinstimmung mit Herrn Dr. Trischler auch meinerseits anmelden, daß wir im nächsten Etat mit wesentlich höheren Forderungen kommen müssen.
    Ich möchte die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, auch meinerseits etwas zur Arbeit des Ministeriums zu sagen. Es sind Angriffe innerhalb und außerhalb des Hauses gegen Herrn Bundesminister Dr. Lukaschek gerichtet worden. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Heimatvertriebene habe ich ja besonders viel Gelegenheit, eng mit ihm zusammenzuarbeiten, und ich kann nur sagen, daß diese Arbeit immer in vorbildlicher Weise vor sich gegangen ist. Die Angriffe, die gegen den Herrn Bundesminister erhoben worden sind, sind durchweg unbegründet; er hat sich in vollem Umfange und mit ganzer Kraft für unsere Anliegen eingesetzt. Es ist ihm heute z. B. der Vorwurf gemacht worden, daß er der Steuerreform zugestimmt hat. Ich weiß genau, daß Herr Minister Dr. Lukaschek von sich aus einen Vorschlag zur Regelung der Frage der Abzüge gemacht hat, der den Interessen der Heimatvertriebenen durchaus entsprach. Ich kann weiter sagen, daß er uns bei unseren Bestrebungen, die ja letzten Endes Erfolg hatten, hier eine Besserung des Gesetzes zu erreichen, durchaus unterstützt hat.
    Was ich von ihm sagen kann, kann ich auch von dem ganzen Ministerium sagen. Alle Mitarbeiter sind dort mit Begeisterung bei der Sache, und es herrscht ein geradezu fanatischer Arbeitswille und eine Einsatzfreudigkeit für die Aufgaben der Vertriebenen, für die wir herzlich dankbar sein müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich möchte weitere Ausführungen allgemeiner Natur nicht machen. Wir kommen ja zu den einzelnen großen Fragen, bei denen wir Gelegenheit haben werden, unseren Standpunkt mit Nachdruck zu vertreten. Ich möchte nur das Hohe Haus im Augenblick doch bitten, allen diesen Fragen, die diese am meisten vom Krieg getroffene Gruppe betreffen, die nötige Aufgeschlossenheit entgegenzubringen. Es ist schon wiederholt gesagt worden, und ich möchte das heute aufgreifen: von der Art und Weise, wie sich das deutsche Volk mit dem Problem der Heimatvertriebenen abfindet, wird abhängen, wie schnell und in welchem Umfang sich das deutsche Volk die Achtung der Welt wieder erringt. Und ich möchte das dahin abwandeln, daß ich sage: auch das Ansehen des Deutschen Bundestags


    (Dr. Kather)

    im Volke wird wesentlich davon beeinflußt werden, wie er sich gerade zu diesem Problem und der
    darin eingeschlossenen großen Not stellt. Daran
    bitte ich Sie alle, meine verehrten Damen und
    Herren, bei den kommenden Beratungen zu denken.

    (Beifall in der Mitte.)