Protokoll:
18220

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 18

  • date_rangeSitzungsnummer: 220

  • date_rangeDatum: 8. März 2017

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:49 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/220 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 220. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 8. März 2017 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 22009 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/ CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Gesetzes zur Suche und Auswahl eines Standortes für ein End- lager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle und anderer Gesetze Drucksache 18/11398 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22009 B Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Bericht über die Regelungen zu den Anerkennungsver- fahren in Heilberufen des Bundes; weitere Fragen Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22009 D Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22010 C Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22010 C Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 22010 D Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22011 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 22011 A Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22011 B Reiner Meier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 22011 C Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22011 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22011 D Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22012 A Dr . Roy Kühne (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 22012 B Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22012 B Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 22012 C Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22012 D Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22013 A Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22013 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22013 C Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 22013 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 22013 D Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22014 B Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 22015 A Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22015 A Martina Renner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 22015 B Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22015 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22015 C Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22015 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22015 D Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22016 A Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 22016 A Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22016 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22016 C Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22016 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017II Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde Drucksache 18/11364 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22016 D Mündliche Fragen 3, 4 Martina Renner (DIE LINKE) Überwachung von Journalisten und Redak- tionen durch den BND Antwort Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär BK . . . . 22017 A Zusatzfragen Martina Renner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 22017 C Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22017 D Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 22018 B Mündliche Frage 6 Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Bericht der UN-Untersuchungskommission über Kriegsverbrechen der syrischen Kon- fliktparteien Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22018 D Zusatzfragen Dr . Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22019 A Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 22019 C Mündliche Frage 12 Inge Höger (DIE LINKE) Thematisierung der Menschenrechtslage während des Besuchs der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in Ägypten Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22019 D Zusatzfragen Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 22020 B Mündliche Frage 13 Inge Höger (DIE LINKE) Sicherheitskooperationen mit Tunesien Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22020 D Zusatzfragen Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 22021 A Mündliche Frage 16 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Prüfung der Erkenntnisse des marokkani- schen Nachrichtendienstes zu Anis Amri Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22021 D Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22022 B Mündliche Frage 17 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erkenntnisse zu den bei Anis Amri sicher- gestellten libyschen Rufnummern Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22022 D Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22023 B Mündliche Frage 23 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Abschiebung von Personen in Länder mit dem Straftatbestand der Apostasie Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22023 D Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22024 A Mündliche Frage 24 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ratifikation des 12. Zusatzprotokolls zur Europäischen Menschenrechtskonvention Antwort Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22025 A Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22025 C Mündliche Frage 26 Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Investitionspartnerschaften und Marshall- plan mit Afrika Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 III Antwort Dr . Michael Meister, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22026 A Zusatzfragen Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22026 C Mündliche Frage 27 Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Inhalte der Investitionsvereinbarungen mit Afrika Antwort Dr . Michael Meister, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22027 B Zusatzfragen Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22027 C Mündliche Frage 45 Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Personalauswahlkriterien für die Bestel- lung des künftigen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG Antwort Norbert Barthle, Parl . Staatssekretär BMVI . . . 22029 A Zusatzfragen Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22029 A Mündliche Frage 46 Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Drohender Ausschluss der DB Regio von Vergabeverfahren Antwort Norbert Barthle, Parl . Staatssekretär BMVI . . . 22029 D Zusatzfragen Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22030 A Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ehe für alle Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22031 A Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22032 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 22034 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22036 A Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . . 22037 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 22039 A Dr . Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 22040 C Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22041 D Dr . Sabine Sütterlin-Waack (CDU/CSU) . . . . 22043 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22044 C Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 22045 B Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 22046 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22048 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 22049 A Anlage 2 Mündliche Frage 1 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Notfallmaßnahmen im Falle eines Reaktor- druckbehälterversagens Antwort Florian Pronold, Parl . Staatssekretär BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22049 D Anlage 3 Mündliche Frage 2 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausweitung der Planungszonen für den nuklearen Katastrophenschutz Antwort Florian Pronold, Parl . Staatssekretär BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22050 A Anlage 4 Mündliche Frage 5 Niema Movassat (DIE LINKE) Kontaktaufnahme der Bundesregierung zu Vertretern der Opfer des Genozids an den Herero und Nama Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22050 B Anlage 5 Mündliche Frage 7 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017IV Lage der nach Somalia zurückgekehrten Bewohner des kenianischen Flüchtlingsla- gers Dadaab Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22050 C Anlage 6 Mündliche Frage 8 Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Völkerrechtliche Grundlagen des türki- schen Konsulatsunterrichts an Schulen in Deutschland Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22051 A Anlage 7 Mündliche Frage 9 Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterstützung des in der Türkei inhaftier- ten Journalisten Deniz Yücel Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22051 A Anlage 8 Mündliche Frage 10 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kontakt zur türkischen Regierung im Fall Deniz Yücel Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22051 C Anlage 9 Mündliche Frage 11 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen zur Freilassung des in der Tür- kei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22052 A Anlage 10 Mündliche Frage 14 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Kenntnisse über einen mutmaßlichen Um- sturzversuch in Montenegro im Okto- ber 2016 Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 22052 A Anlage 11 Mündliche Frage 15 Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage von Gesetzentwürfen zu den The- men Parteiensponsoring und Lobbyistenre- gister Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22052 C Anlage 12 Mündliche Frage 18 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Nichtteilnahme deutscher Sportler an inter- nationalen Sportveranstaltungen aufgrund von Sicherheitsbedenken bzw. aus politi- schen Gründen Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22052 D Anlage 13 Mündliche Frage 19 Andrej Hunko (DIE LINKE) Ziele der Sicherheitsprojekte „CheckCard“, „Catch“, „PRINZ“ und „LIMES – Fighting Cross-Border Organised Crime“ Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22053 A Anlage 14 Mündliche Frage 20 Andrej Hunko (DIE LINKE) Treffen des BKA mit Vertretern aus der Schweiz, Österreich und Frankreich zur Thematik der informationstechnischen Überwachung Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22053 D Anlage 15 Mündliche Frage 21 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 V Registrierte Asylsuchende aus der Türkei im Februar 2017 Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22054 A Anlage 16 Mündliche Frage 22 Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Asylanträge türkischer Staatsbürger seit Dezember 2016 Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22054 C Anlage 17 Mündliche Frage 25 Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Überführung des Fiskalvertrags in den Rechtsrahmen der Europäischen Union Antwort Dr . Michael Meister, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22054 D Anlage 18 Mündliche Frage 28 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Insolvenz des Energieanbieters Care-Ener- gy Antwort Uwe Beckmeyer, Parl . Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22055 A Anlage 19 Mündliche Frage 29 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Öffentlich zugängliche Ladesäulen für Elektroautos an Gebäuden der Bundesmi- nisterien Antwort Uwe Beckmeyer, Parl . Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22055 C Anlage 20 Mündliche Frage 30 Katrin Werner (DIE LINKE) Stärkung des Gewaltschutzes für Frauen und Mädchen mit Behinderungen Antwort Gabriele Lösekrug-Möller, Parl . Staatssekre- tärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22055 C Anlage 21 Mündliche Frage 31 Katrin Werner (DIE LINKE) Alternativen zum Werkstattsystem für Frauen mit Behinderungen Antwort Gabriele Lösekrug-Möller, Parl . Staatssekre- tärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22056 A Anlage 22 Mündliche Frage 32 Corinna Rüffer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Dem Rehabilitationsziel zuwiderlaufende Tätigkeiten in Werkstätten für behinderte Menschen Antwort Gabriele Lösekrug-Möller, Parl . Staatssekre- tärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22056 A Anlage 23 Mündliche Frage 33 Corinna Rüffer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zumutbarkeit der Unterbringung behin- derter Menschen gegen ihren Willen in ei- ner Wohneinrichtung Antwort Gabriele Lösekrug-Möller, Parl . Staatssekre- tärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22056 C Anlage 24 Mündliche Frage 34 Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erarbeitung eines arbeitsmarktpoliti- schen Konzepts für den Bundestagswahl- kampf 2017 Antwort Gabriele Lösekrug-Möller, Parl . Staatssekre- tärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22057 A Anlage 25 Mündliche Frage 35 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017VI Position der Bundesregierung zum Einsatz von Antibiotika bei Tieren Antwort Dr . Maria Flachsbarth, Parl . Staatssekretärin BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22057 B Anlage 26 Mündliche Frage 36 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Hohe Nachweisrate von Kolibakterien in Kälbern in Deutschland Antwort Dr . Maria Flachsbarth, Parl . Staatssekretärin BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22057 D Anlage 27 Mündliche Frage 37 Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage des Berichts zur Situation unbeglei- teter ausländischer Minderjähriger Antwort Caren Marks, Parl . Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22058 B Anlage 28 Mündliche Frage 38 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Positiv beschiedene Anträge zu dopingna- her Forschung seit 2014 Antwort Annette Widmann-Mauz, Parl . Staatssekretä- rin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22058 C Anlage 29 Mündliche Frage 39 Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) Realwertverlust der Leistungen der Pflege- versicherung seit 1995 Antwort Annette Widmann-Mauz, Parl . Staatssekretä- rin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22058 D Anlage 30 Mündliche Frage 40 Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) Finanzreserve der Pflegeversicherung Antwort Annette Widmann-Mauz, Parl . Staatssekretä- rin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22059 A Anlage 31 Mündliche Frage 41 Pia Zimmermann (DIE LINKE) Einführung einer bundeseinheitlichen Per- sonalbemessung in der Altenpflege Antwort Annette Widmann-Mauz, Parl . Staatssekretä- rin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22059 B Anlage 32 Mündliche Frage 42 Pia Zimmermann (DIE LINKE) Personalmangel in der ambulanten und sta- tionären Langzeitpflege Antwort Annette Widmann-Mauz, Parl . Staatssekretä- rin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22059 C Anlage 33 Mündliche Frage 43 Herbert Behrens (DIE LINKE) Beabsichtigte Änderung der Bestimmungen zur Berechnung des Beurteilungspegels für Schienenwege Antwort Norbert Barthle, Parl . Staatssekretär BMVI . . . 22060 C Anlage 34 Mündliche Frage 44 Herbert Behrens (DIE LINKE) Auftragsvergabe in Bezug auf die 16. Ver- ordnung zur Durchführung des Bundes-Im- missionsschutzgesetzes seit Januar 2015 Antwort Norbert Barthle, Parl . Staatssekretär BMVI . . . 22060 C Anlage 35 Mündliche Frage 47 Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage eines nationalen Luftverkehrskon- zepts Antwort Norbert Barthle, Parl . Staatssekretär BMVI . . . 22060 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 22009 220. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 8. März 2017 Beginn: 13 .00 Uhr
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    Barbara Woltmann (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 22049 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 08 .03 .2017 Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .03 .2017 Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .03 .2017 Binder, Karin DIE LINKE 08 .03 .2017 Dröge, Katharina * BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .03 .2017 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .03 .2017 Ehrmann, Siegmund SPD 08 .03 .2017 Gabriel, Sigmar SPD 08 .03 .2017 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 08 .03 .2017 Katzmarek, Gabriele SPD 08 .03 .2017 Korte, Jan DIE LINKE 08 .03 .2017 Kunert, Katrin DIE LINKE 08 .03 .2017 Lenkert, Ralph DIE LINKE 08 .03 .2017 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 08 .03 .2017 Marks, Caren SPD 08 .03 .2017 Mortler, Marlene CDU/CSU 08 .03 .2017 Mosblech, Volker CDU/CSU 08 .03 .2017 Movassat, Niema DIE LINKE 08 .03 .2017 Oellers, Wilfried CDU/CSU 08 .03 .2017 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .03 .2017 Röspel, René SPD 08 .03 .2017 Rößner, Tabea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .03 .2017 Rüthrich, Susann * SPD 08 .03 .2017 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .03 .2017 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .03 .2017 Schmidt, Dr . Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .03 .2017 Schulte, Ursula SPD 08 .03 .2017 Strebl, Matthäus CDU/CSU 08 .03 .2017 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 08 .03 .2017 Wicklein, Andrea SPD 08 .03 .2017 Wöllert, Birgit DIE LINKE 08 .03 .2017 Zdebel, Hubertus DIE LINKE 08 .03 .2017 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Anlage 2 Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Frage 1): Kann die Bundesregierung bestätigen, dass die gemäß deutschem kerntechnischen Regelwerk vorgesehenen Notfall- maßnahmen im Falle eines spontanen/katastrophalen Reaktor- druckbehälterversagens nicht verfügbar wären? Nach den Sicherheitsanforderungen an Kernkraftwer- ke wird für den bestimmungsgemäßen Betrieb und bei Störfällen ein spontaner Bruch des Reaktordruckbehäl- ters in deutschen Kernkraftwerken nicht unterstellt . Vo- raussetzungen hierfür sind die konservative Auslegung, die Qualität aus der Herstellung und die Überwachung der Betriebsbedingungen . Die wiederkehrenden zerstö- rungsfreien Prüfungen sowie die zerstörenden Prüfungen von Proben und bruchmechanische Nachweise müssen bestätigen, dass die erforderliche Qualität auch während der gesamten Betriebszeit erhalten bleibt . Zur Ermittlung der repräsentativen Ereignisabläu- fe für die Planung von präventiven Maßnahmen des anlagen internen Notfallschutzes sind im Rahmen einer Gesamtbetrachtung unter anderem die Ergebnisse aus deterministischen und probabilistischen Sicherheitsana- lysen zu berücksichtigen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 201722050 (A) (C) (B) (D) Für die Planung von mitigativen Maßnahmen des an- lageninternen Notfallschutzes ist ein Ereignisspektrum zugrunde zu legen, das alle relevanten Phänomene bei Un- fällen mit schweren Brennelementschäden berücksichtigt . Zur Erfüllung dieser Regelwerksanforderungen sind in den deutschen Kernkraftwerken für verschiedene Sze- narien präventive oder mitigative Notfallmaßnahmen vorhanden . Der spontane Bruch des Reaktordruckbehäl- ters während des bestimmungsgemäßen Betriebs oder bei Störfällen zählt nicht zu diesen Szenarien . Anlage 3 Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Frage 2): Welche konkreten Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die jeweiligen aktuellen Fortschritte der betreffenden Bundesländer bezüglich der Ausweitung der Planungszonen für den nuklearen Katastrophenschutz (bitte möglichst mit zeitlicher Angabe der nächsten Meilensteine), und wie ist zwi- schen Bund und Ländern der aktuelle Stand ihrer „Gespräche über die in der Empfehlung der Strahlenschutzkommission vorgesehene Vorbereitung der Jodblockade für Schwangere und Kinder“ (gegebenenfalls bitte möglichst auch mit zeitli- cher Angabe der nächsten Meilensteine; vergleiche hierzu die Antworten der Bundesregierung auf meine schriftlichen Fra- gen 62 auf Bundestagsdrucksache 18/7181 und 57 auf Bun- destagsdrucksache 18/7842)? Die Umsetzung der Konzepte zum nuklearen Kata- strophenschutz liegt in der Zuständigkeit der Bundeslän- der . Aktualisierte Erkenntnisse über die Fortschritte der Bundesländer bezüglich der Ausweitung der Planungs- zonen für den nuklearen Katastrophenschutz liegen der Bundesregierung nicht vor . Obwohl insoweit keine originären Zuständigkeiten der Bundesregierung vorliegen, beabsichtigt diese, dem Arbeitskreis V „Feuerwehrangelegenheiten, Rettungs- wesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung“ der Innenministerkonferenz (IMK) zur Vorbereitung einer der beiden nächsten Sitzungen eine Abfrage zum Stand der Umsetzung der Ausweitung der Planungszonen an die Länder zuzuleiten . Hinsichtlich der Schutzmaßnahme Jodblockade ist ein Bund-Länder-Gespräch auf Arbeitsebene vorgesehen, das voraussichtlich Ende April des Jahres 2017 stattfin- den wird . Ziel ist es, zu effektiven und einvernehmlichen Lösungen bei Beschaffung, dezentraler Bevorratung und Qualitätskontrolle von Kaliumiodidtabletten zu kommen . Anlage 4 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage des Abgeordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Druck- sache 18/11364, Frage 5): Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus der Kritik der United Nations’ Working Group of Experts on People of African Descent (www .ohchr .org/EN/NewsEvents/ Pages/DisplayNews .aspx?NewsID=21233&LangID=E) vom 27 . Februar 2017, dass die Bundesregierung noch nicht ernst- haft die rechtmäßigen Vertreterinnen und Vertreter der Min- derheiten und indigenen Opfer des Genozids konsultiert hat, um Reparationen zu diskutieren, und wie gedenkt die Bun- desregierung, auf die an sie gerichtete Forderung der UN-Ar- beitsgruppe einzugehen, dass die Ovaherero und Nama in die laufenden Regierungsverhandlungen zwischen Deutschland und Namibia einbezogen werden müssen? Die deutsch-namibischen Verhandlungen zur Vergan- genheitsbewältigung finden im gegenseitigen Einver- ständnis zwischen den beiden demokratisch gewählten Regierungen statt . Deutschland hat von Beginn der Ver- handlungen an auf eine Beteiligung der besonders be- troffenen Volksgruppen durch die namibische Regierung gedrungen . Die namibische Regierung hat ein beratendes Komi- tee eingesetzt, das den Vertretern der Ethnien Namibias gegenüber offensteht . Einige Vertreter der besonders be- troffenen Ethnien Herero und Nama machen von dieser Möglichkeit Gebrauch, andere haben entschieden, das nicht zu tun . Auch bei den direkten Verhandlungen der beiden Be- auftragten sind Vertreter der Herero/Nama aufseiten der namibischen Delegation mit einbezogen . Anlage 5 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage des Abgeordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Frage 7): Wie viele der seit Mai 2016 nach Somalia zurückgekehr- ten rund 60 000 ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner des Flüchtlingslagers Dadaab in Kenia haben nach Kenntnis der Bundesregierung Somalia wieder verlassen, und inwie- fern sieht sie für die verbleibenden rund 250 000 Menschen dort eine Möglichkeit, angesichts der Sicherheits- und Versor- gungslage sicher nach Somalia zurückzukehren? Ob – und gegebenenfalls wie viele – ehemalige so- malische Flüchtlinge, die in Kenia in den Lagern um Dadaab untergebracht waren und von dort aus nach So- malia zurückgekehrt sind, inzwischen Somalia wieder verlassen haben und wohin sie gegangen sein könnten, ist der Bundesregierung nicht bekannt . Die Bundesregierung hat gegenüber Kenia immer wieder deutlich gemacht, dass die Rückkehr somali- scher Flüchtlinge nur freiwillig und unter Beachtung der Standards des internationalen Rechts erfolgen darf . Mit ihrem humanitären, stabilisierungspolitischen und ent- wicklungspolitischen Engagement in Somalia leistet die Bundesregierung einen Beitrag, um die Lebensgrundla- gen für die Bevölkerung zu verbessern und das Land zu stabilisieren . http://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=21233&LangID=E http://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=21233&LangID=E Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 22051 (A) (C) (B) (D) Anlage 6 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage des Abgeordneten Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/11364, Frage 8): Auf Grundlage welcher zwischenstaatlichen Verträge ist der sogenannte türkische Konsulatsunterricht an Schulen in Deutschland geregelt, und welche Steuerungs- und Kontroll- möglichkeiten auf die Unterrichtsgestaltung haben deutsche Schulbehörden? Der türkische Konsulatsunterricht findet an deutschen Schulen in Deutschland statt . Gemäß dem sich aus Arti- kel 30 Grundgesetz ergebenden Grundsatz der Kulturho- heit der Länder fällt die konkrete Ausgestaltung dieses Unterrichts in den Zuständigkeitsbereich der Länder . Der Bund kann daher zu Steuerungs- und Kontrollmöglich- keiten im Sinne der Fragestellung keine Auskunft geben . Anlage 7 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Fra- ge des Abgeordneten Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Frage 9): Welche zukünftigen konkreten Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um für den in Haft befindlichen Journalisten Deniz Yücel ein rechtsstaatliches Verfahren zu gewährleisten, und wann werden der deutsche Bundesminister des Auswärti- gen oder der Bundesminister der Justiz und für Verbraucher- schutz in Ankara ihre jeweiligen Kollegen besuchen, um den Journalisten Deniz Yücel freizubekommen? Nach Kenntnis der Bundesregierung haben die Anwäl- te von Deniz Yücel Rechtsmittel gegen die Verhängung der Untersuchungshaft eingelegt . Die Bundesregierung wird daher das weitere Verfahren sehr genau verfolgen und hierzu engen Kontakt mit allen Beteiligten halten . Die Bundesregierung wird weiterhin auf vollumfäng- lichen konsularischen Zugang zu Deniz Yücel drängen, damit er in der Untersuchungshaft bestmöglich durch deutsche Konsularbeamte betreut werden kann . In einem Telefonat mit der Bundeskanzlerin Dr . Angela Merkel am 4 . März sagte Ministerpräsident Binali Yildirim zu, dass Herr Yücel künftig konsularisch betreut werden könne . Entsprechende Genehmigungen wurden durch die Bot- schaft Ankara bereits beantragt . Unabhängig davon wird die Bundesregierung gegen- über der türkischen Regierung weiterhin die Freilassung von Herrn Yücel fordern . Sie wird weiterhin in aller Deutlichkeit dafür eintreten, dass das hohe Gut der Pres- se- und Meinungsfreiheit, zu dessen Achtung sich auch die Türkei verpflichtet hat, umfassende Berücksichtigung findet. Bundesjustizminister Heiko Maas hat sich am 2 . März in einem Schreiben an seinen türkischen Amtskollegen gewandt und sich für die Freilassung von Herrn Yücel eingesetzt, nachdem ein vorher verabredetes Treffen von der türkischen Seite kurzfristig abgesagt worden war . Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat gegenüber sei- nem türkischen Amtskollegen in Telefonaten am 3 . März, am 5 . März und am 6 . März sowie bei einem Gespräch heute Morgen auf eine rasche Lösung des Falls gedrängt . Konkrete Besuche des deutschen Außen- oder Justizmi- nisters sind derzeit nicht terminiert . Anlage 8 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage der Abgeordneten Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/11364, Frage 10): Wie oft gab es Kontakt zwischen der Bundesregierung und der türkischen Regierung im Fall Deniz Yücel und mit wel- chem Inhalt (bitte nach Datum aufschlüsseln)? Die Bundesregierung thematisiert die Frage konsu- larischen Zugangs zu inhaftierten oder in Gewahrsam genommenen deutschen Staatsangehörigen regelmäßig und anlassbezogen gegenüber der türkischen Regierung . Dabei mahnt sie auch stets die Einhaltung rechtsstaatli- cher Verfahren und, insbesondere im Fall Deniz Yücel, auch die Berücksichtigung des grundlegenden Wertes der Pressefreiheit an . In diesem Sinne hat die Bundesregie- rung den Fall Yücel früh auf den verschiedensten Ebe- nen gegenüber der türkischen Regierung angesprochen . So hat die Bundeskanzlerin Dr . Angela Merkel unter anderem in einem Gespräch mit dem türkischen Minis- terpräsidenten Yildirim am Rande der Münchner Sicher- heitskonferenz am 18 . Februar die Freilassung von Herrn Yücel und die Achtung der Meinungs- und Pressefreiheit gefordert . Angehörige der Deutschen Botschaft Ankara und des Generalkonsulats Istanbul standen und stehen vor Ort in ständigem Austausch mit den türkischen Behörden . Im Zuge der Verhängung von Untersuchungshaft gegen Herrn Yücel wurde dem türkischen Botschafter auf Bitte von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel am 28 . Februar durch Staatssekretär Walter Lindner und er- neut am 2 . März durch Staatssekretär Dr . Markus Ederer die Haltung der Bundesregierung in diesem Fall deutlich gemacht . Am 7 . März hat Staatsminister Michael Roth in einem Telefonat mit dem türkischen Europaminis- ter die hohe Bedeutung einer Lösung des Falls für das deutsch-türkische Verhältnis unterstrichen . Darüber hinaus hat Bundesminister Heiko Maas sich am 2 . März in einem Schreiben an seinen türkischen Amtskollegen gewandt und sich für die Freilassung von Herrn Yücel eingesetzt, nachdem ein vorher verabrede- tes Treffen von der türkischen Seite kurzfristig abgesagt worden war . Am gleichen Tag hatte auch der deutsche Botschafter beim Europarat gegenüber dem türkischen Justizminister unsere Erwartungen bekräftigt . Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat gegenüber seinem türkischen Amtskollegen in Telefonaten am 3 . März, am 5 . März und am 6 . März sowie bei einem Gespräch heute Morgen auf eine rasche Lösung des Falls gedrängt . Zudem hat Bundeskanzlerin Merkel am 4 . März in einem Telefonat mit dem türkischen Minis- terpräsidenten Yildirim erneut die Haltung der Bundesre- gierung im Fall Yücel unterstrichen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 201722052 (A) (C) (B) (D) Anlage 9 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage der Abgeordneten Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/11364, Frage 11): Was wird die Bundesregierung des Weiteren noch im Fall Deniz Yücel für seine Freilassung aus der Untersuchungshaft und ein rechtsstaatliches, den Grundsätzen der Verhältnismä- ßigkeit entsprechendes Verfahren tun? Nach Kenntnis der Bundesregierung haben die An- wälte Yücels bereits Rechtsmittel gegen die Verhängung von Untersuchungshaft eingelegt . Die Bundesregierung wird daher das weitere Verfahren sehr genau verfolgen und hierzu engen Kontakt mit allen Beteiligten halten . Die Bundesregierung wird weiterhin auf vollumfäng- lichen konsularischen Zugang zu Deniz Yücel drängen, damit er in der Untersuchungshaft bestmöglich durch deutsche Konsularbeamte betreut werden kann . Unabhängig davon wird die Bundesregierung gegen- über der türkischen Regierung weiterhin die Freilassung von Herrn Yücel fordern . Und sie wird weiterhin in aller Deutlichkeit dafür eintreten, dass das hohe Gut der Pres- se- und Meinungsfreiheit, zu dessen Achtung sich auch die Türkei verpflichtet hat, umfassende Berücksichtigung findet. Anlage 10 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/11364, Frage 14): Inwieweit hat die Bundesregierung Kenntnisse (auch nach- richtendienstliche) über einen vermeintlich fehlgeschlagenen Umsturzversuch im vergangenen Oktober in Montenegro, bei dem angeblich bewaffnete Angriffe auf staatliche Institutionen und Vertreter geplant gewesen sein sollen – wobei eine un- abhängige Überprüfung der Informationen nicht möglich war und viele in Montenegro die in diesem Zusammenhang vollzo- gene Festnahme zumindest für inszeniert halten (https://www . tagesschau .de/ausland/festnahmen-montenegro-101 .html) –, und welche Kenntnisse (auch nachrichtendienstliche) hat die Bundesregierung über eine von der montenegrinischen Justiz behauptete Tatbeteiligung staatlicher Organe Russlands (https:// www .tagesschau .de/ausland/montenegro-russland-101 .html)? Bereits am 16 . Oktober 2016 berichteten die montene- grinischen Medien über die Festnahme von 20 serbischen Staatsangehörigen in Montenegro, denen terroristische Aktivitäten, das heißt ein Putschversuch gegen die am- tierende Regierung von Milo Djukanovic am Vorabend der Parlamentswahlen, vorgeworfen werden . Der Bundesregierung sind neben diesen öffentlich zu- gänglichen Informationen auch verschiedene Spekulati- onen zu Motiven und möglichen Urhebern des mutmaß- lichen Putschversuchs bekannt . Der Bundesregierung liegen keine eigenen belastbareren Erkenntnisse hierüber vor . Der Bundesregierung ist ebenfalls bekannt, dass spä- testens seit der Festnahme weiterer in diesem Zusam- menhang verdächtiger Personen Ende Oktober 2016 in Serbien über die Verbindung der Beschuldigten zu russi- schen staatlichen Stellen spekuliert wird . Am 19 . Februar 2017 gab der ermittelnde montene- grinische Oberstaatsanwalt Katnic erstmals öffentlich bekannt, dass die montenegrinischen Behörden von der Beteiligung „russischer staatlicher Organe“ an der Vor- bereitung des Putschversuchs ausgehen . Die russische Regierung wies diese Vorwürfe entschieden zurück . Der Bundesregierung liegen zur mutmaßlichen Beteiligung russischer staatlicher Stellen keine belastbaren Erkennt- nisse vor . Anlage 11 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage der Abgeordneten Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Frage 15): Wird das Kabinett noch in dieser Legislaturperiode Ge- setzentwürfe zu den Themen „Parteisponsoring“ und „Lob- byistenregister“ vorlegen (siehe „Sponsoring-Affäre – SPD will schärfere Regeln für Lobbyisten“ auf www .heute .de/ spd-gesetzentwurf-sieht-schaerfere-regeln-fuer-lobbyis- ten-vor-46632458 .html vom 24 . Februar 2017)? Der Artikel auf heute .de informiert über einen Gesetz- entwurf aus der SPD-Fraktion des Deutschen Bundesta- ges, an dem die Bundesregierung nicht beteiligt ist . Bis- lang ist keine der Bundestagsfraktionen zur Erläuterung des Entwurfs auf das BMI zugegangen . Der Diskussions- stand zwischen den Bundestagsfraktionen zu diesem ent- zieht sich der Kenntnis der Bundesregierung . Im Hinblick auf das darin ebenfalls angesprochene Thema „Parteiensponsoring“ ist anzumerken, dass Ge- setzesinitiativen zum Parteienrecht nach der Staatspraxis aus der Mitte des Bundestages erfolgen . Die Bundesre- gierung bringt hierzu also üblicherweise keine eigenen Initiativen ein . Anlage 12 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Fra- ge des Abgeordneten Dr. André Hahn (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Frage 18): An welchen internationalen Sportveranstaltungen nehmen bzw . nahmen im Zeitraum von 2016 bis 2019 analog der Ab- sage des Deutschen Olympischen Sportbundes e . V . zu dem Europäischen Olympischen Jugendfestival im türkischen Er- zurum (siehe Artikel „Hoffnung auf Besserung“ in der taz vom 7 . Februar 2017) nach Kenntnis bzw . in Abstimmung mit der Bundesregierung Sportlerinnen und Sportler aus der Bundes- republik Deutschland aufgrund von Sicherheitsbedenken bzw . aus politischen Gründen nicht teil, und für welche weiteren internationalen Sportveranstaltungen sind nach derzeitigem Kenntnisstand Absagen aus diesen Gründen geplant bzw . in Prüfung? Der Bundesregierung ist nicht bekannt, dass deutsche Sportlerinnen und Sportler aufgrund von Sicherheits- bedenken oder Ähnlichem im genannten Zeitraum ihre https://www.tagesschau.de/ausland/festnahmen-montenegro-101.html https://www.tagesschau.de/ausland/festnahmen-montenegro-101.html https://www.tagesschau.de/ausland/montenegro-russland-101.html https://www.tagesschau.de/ausland/montenegro-russland-101.html http://www.heute.de/spd-gesetzentwurf-sieht-schaerfere-regeln-fuer-lobbyisten-vor-46632458.html http://www.heute.de/spd-gesetzentwurf-sieht-schaerfere-regeln-fuer-lobbyisten-vor-46632458.html http://www.heute.de/spd-gesetzentwurf-sieht-schaerfere-regeln-fuer-lobbyisten-vor-46632458.html Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 22053 (A) (C) (B) (D) Teilnahme an weiteren internationalen Sportveranstal- tungen abgesagt haben bzw . absagen werden oder zu- mindest eine Absage prüfen . Ich möchte allerdings da- rauf hinweisen, dass die Bundesregierung von derartigen Entscheidungen der Sportlerinnen und Sportler bzw . der jeweils zuständigen Sportverbände nicht notwendiger- weise in jedem Fall Kenntnis erhält . Anlage 13 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Druck- sache 18/11364, Frage 19): Welche Details kann das Bundesministerium des Innern zu den Zielen der Projekte „CheckCard“, „Catch“, „PRINZ“ und „LIMES – Fighting Cross-Border Organised Crime“ mittei- len, für die in den ersten drei Fällen das Bundeskriminalamt im Rahmen des Inneren Sicherheitsfonds (ISF Sicherheit) der Europäischen Union in der Förderperiode von 2014 bis 2020 begünstigt wurde (http://gleft .de/1CX) und im vierten Fall der Polizeipräsident in Berlin, und welche Details sind ihr zu den Beteiligten dieser Projekte bekannt? „CheckCard“ (BKA): Durch das Projekt soll eine we- sentliche Steigerung der Bewertungs-, Analyse- und Be- gutachterkompetenz der Ermittler/Gutachter im Bereich Chipkarten erzielt werden . Die Strafverfolgungsbehör- den können mit der neuen Software relevante Daten aus den Asservaten extrahieren und Asservate fachgerecht bewerten . Weiter wird durch die Software ein Austausch von Fachwissen ermöglicht . Projektpartner: Technische Hochschule Bingen, Euro- pol, Polizeidirektion Dresden . Weitere Beteiligung: EAST EGAF (European ATM Security Team, Untergruppe Expert Group on ATM Fraud). Dieses Treffen findet dreimal jährlich statt, um Expertenwissen der Kreditkartenfirmen, Polizei, Banken etc . direkt auszutauschen . EAST ist eine nichtkommerzi- elle Organisation, der sowohl Banken, Geldautomaten- hersteller, Kreditkartenfirmen und Polizeidienststellen angehören . „Catch (IMSI-Catcher)“ (BKA): Durch das Projekt sollen erstens die Möglichkeiten, den IMSI-Catcher be- darfsgerecht und je nach taktischen Erfordernissen in den Einsatz bringen zu können, erhöht werden, zweitens die Variabilität im Einsatzgeschehen (zum Beispiel durch zeitgleichen Einsatz eines fest verbauten sowie des por- tablen Catchers) verbessert werden, drittens die Eigensi- cherung der eingesetzten Polizeibeamten, die immer im Nahbereich der Zielperson agieren müssen, verbessert werden . Durch Mehrfachmessungen erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, der Zielperson ein Mobilfunkgerät zuordnen zu können . Projektpartner: keine . „PRINZ“ (BKA): Das Projekt „PRINZ“ soll einen Beitrag zur Bekämpfung der nationalen und internati- onalen Eigentumskriminalität, begangen durch mobile Tätergruppierungen, leisten . Das Projekt soll sich da- bei insbesondere auf die Kriminalitätsphänomene Woh- nungseinbruchdiebstahl, Raub zum Nachteil von Juwelie- ren und Kfz-Diebstahl/Kfz-Verschiebung konzentrieren . Ziel des Projektes „PRINZ“ ist die Identifizierung und Zerschlagung von organisierten Tätergruppierungen im Bereich der Eigentumskriminalität, insbesondere in den Deliktsfeldern Wohnungseinbruchdiebstahl, Raub zum Nachteil von Juwelieren und Kfz-Kriminalität . Das Zu- sammenführen bzw . die Koordination von Ermittlungs- verfahren und die Initiierung von Struktur- bzw . Sam- melverfahren sollen dabei schwerpunktmäßig verfolgt werden . Projektpartner: LKA Bayern, LKA Baden-Württem- berg, LKA Rheinland-Pfalz, LKA Hessen, LKA Bran- denburg, LKA Schleswig-Holstein . „LIMES“ (PP Berlin): Der Fokus des Projektes liegt auf der Bekämpfung der organisierten Kriminalität (OK), begangen durch international agierende mobile Gruppen und kriminelle Netzwerke aus dem eurasischen Raum . Das Projekt wird unter Einbindung anderer deutscher Polizeibehörden (Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sach- sen, Bundeskriminalamt) sowie mehrerer europäischer Polizeibehörden (Polen, Tschechien, Estland, Lettland, Litauen, Schweden) durchgeführt, denen eine Schlüs- selrolle zufällt, da sie ihren Sitz im Herkunfts- und/oder Zielland der Straftäter haben . Hiermit soll dem enormen Bedarf an internationaler Koordinierung von Ermitt- lungen und operativen Maßnahmen Rechnung getragen werden . Darüber hinaus soll die polizeiliche Zusammen- arbeit über Europol gestärkt werden . Übergeordnetes Ziel des Projektes „LIMES“ sind die nachhaltige Stärkung der Ermittlungskompetenz und -ef- fektivität bei den Projektteilnehmern und die effektivere Verhütung sowie Bekämpfung von OK, unter anderem durch nationale und grenzüberschreitende operative Maßnahmen mit den vier Unterzielen: Verbesserung der Kenntnisse und Kompetenzen in der Verhinderung bzw . Bekämpfung von OK, Entwicklung eines Netzwerkes der Projektpartner zwecks Erleichterung des Austausches strategischer/ope- rativer Kenntnisse und Kompetenzen, Verbesserung der operativen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei der OK-Bekämpfung, Verbesserung des Informationsaustausches bei der Verhinderung bzw . Bekämpfung von OK (Datensysteme, Kommunikationsmittel und andere Kapazitäten von Eu- ropol werden genutzt) . Projektpartner: Polizeipräsidium Land Brandenburg, Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt, Landeskriminalamt Sachsen, Polizeibehörden aus Polen, Tschechien, Est- land, Lettland, Litauen und Schweden, Europol . Anlage 14 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Druck- sache 18/11364, Frage 20): http://gleft.de/1CX Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 201722054 (A) (C) (B) (D) Über welche „Grundlagen, Produkte und Methoden der informationstechnischen Überwachung“ hat sich das Bundes- kriminalamt im Rahmen von mehreren Arbeitstreffen sowie einem Treffen auf Amtsleitungsebene mit „Vertretern“ aus der Schweiz, Österreich und Frankreich ausgetauscht (Bundes- tagsdrucksache 18/11261, Antwort zu Frage 13), und inwiefern dienten die Treffen auch der Verabredung eines gemeinsamen Ansatzes bei der Beschaffung, Nutzung bzw . Standardisierung staatlicher Trojanerprogramme („Software zur Überwachung, wie zum Beispiel Quellen-Telekommunikationsüberwachung oder Onlinedurchsuchung“)? Ziel der Informationstreffen des Bundeskriminalamts im Jahr 2016 mit Vertretern polizeilicher Behörden aus der Schweiz, Österreich und Frankreich – gemäß obiger Fragestellung (Bezug in Drucksache 18/11261) – war ein Austausch über Eigenentwicklungen zur informations- technischen Überwachung sowie über Erfahrungen mit kommerziellen Produkten in diesem Bereich . Darüber hi- naus wurden die rechtlichen Voraussetzungen zum Ein- satz von Software der informationstechnischen Überwa- chung in den jeweiligen Ländern thematisiert und damit verbundene Herausforderungen und Handlungserforder- nisse erörtert . Konkrete Vereinbarungen zur gemeinsa- men Beschaffung, Nutzung bzw . Standardisierung von Software zur informationstechnischen Überwachung wurden nicht getroffen . Anlage 15 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Fra- ge der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Frage 21): Wie viele Asylsuchende aus der Türkei sind nach Kennt- nis der Bundesregierung im Februar 2017 im EASY-System (Erstverteilung von Asylbegehrenden) bzw . in der seit Janu- ar 2017 auf Personendaten basierenden Asylgesuchstatistik in Deutschland neu registriert worden, und wie hoch war die be- reinigte Schutzquote in Bezug auf Asylsuchende aus der Tür- kei in diesem Monat (bitte in absoluten und relativen Zahlen angeben)? Angaben zu eingereisten Asylsuchenden werden seit Januar 2017 monatlich im Rahmen einer Pressemit- teilung des Bundesministeriums des Innern (BMI) im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der aktuellen Asylzahlen mitgeteilt und können über die Internetseite des BMI von jedermann abgerufen werden . Die Angaben können sowohl zum vorhergehenden Monat Februar als auch zum bisherigen laufenden Jahr der entsprechenden Pressemitteilung entnommen werden . Im Februar 2017 hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge über 252 Asylanträge von türkischen Staatsangehörigen entschieden . 19 Personen, das heißt 7,5 Prozent der Asylanträge, wurden positiv beschieden . Im Einzelnen: Fünf Personen wurden als Asylberechtigte nach Arti- kel 16a des Grundgesetzes anerkannt . Sieben Personen erhielten Flüchtlingsschutz nach § 3 des Asylgesetzes in Verbindung mit § 60 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes . Fünf Personen erhielten nach § 4 des Asylgesetzes subsidiären Schutz im Sinne der Richtlinie 2011/95/EU . Bei zwei Personen wurden Abschiebungsverbote nach § 60 Absatz 5 oder Absatz 7 Satz 1 des Aufenthaltsgeset- zes festgestellt . Abgelehnt wurden die Anträge von 108 türkischen Staatsangehörigen; anderweitig erledigt, zum Beispiel durch Entscheidungen im Dublin-Verfahren oder Verfah- renseinstellungen wegen Rücknahme des Asylantrages, wurden die Anträge von 125 Personen . Anlage 16 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 22): Wie viele türkische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ha- ben vom 1 . Dezember 2016 bis zum 28 . Februar 2017 in der Bundesrepublik Deutschland einen Antrag auf Asyl gestellt, und wie viele dieser Antragstellenden waren nach Kenntnis der Bundesregierung Angehörige der türkischen Streitkräfte? Vom 1 . Dezember 2016 bis 28 . Februar 2017 haben 1 699 türkische Staatsangehörige beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) einen Asylantrag gestellt . Beim BAMF werden Anträge von Angehörigen der türkischen Streitkräfte systematisch nicht gesondert sta- tistisch erfasst . Dem BAMF sind für den besagten Zeit- raum vier türkische Soldaten als Inhaber von Diploma- tenpässen bekannt, die in dem erfragten Zeitraum einen Asylantrag gestellt haben . Anlage 17 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Michael Meister auf die Fra- ge des Abgeordneten Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Frage 25): Inwiefern beabsichtigt die Bundesregierung, auf europäi- scher Ebene eine Initiative zu starten mit dem Ziel, den Inhalt des Vertrages über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion (kurz: Fiskalvertrag) ge- mäß seinem Artikel 16 in den Rechtsrahmen der Europäischen Union zu überführen, und welche Kenntnis hat die Bundesre- gierung über ein auf europäischer Ebene gegebenenfalls be- reits geplantes Verfahren zur Überführung des Fiskalvertrages in den EU-Rechtsrahmen? Die Frage nach der Überführung der Inhalte des Ver- trags über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion (Fiskalvertrag) in den Rechtsrahmen der Europäischen Union (EU) ist aus Sicht der Bundesregierung im Zusammenhang mit den grund- sätzlichen Weichenstellungen für die Zukunft der EU zu sehen . Die Diskussion hierzu wird auf europäischer Ebe- ne intensiv geführt werden . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 22055 (A) (C) (B) (D) Für die Bundesregierung ist der Fiskalvertrag ein zen- trales Element für die Stabilisierung und Solidität in der Wirtschafts- und Währungsunion und der EU insgesamt . Die Bundesregierung hat sich von Beginn an dafür einge- setzt, dass der Inhalt des Fiskalvertrags im Unionsrecht geregelt wird . Dies war damals aufgrund der Haltung von Großbritannien nicht möglich . In ihrem am 25 . Oktober 2016 vorgelegten Arbeits- programm für 2017 hatte die Europäische Kommission angekündigt, „Folgemaßnahmen zu Artikel 16 des Ver- trags über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion (mit denen die Subs- tanz dieses Vertrags in den Rechtsrahmen der Europäi- schen Union übernommen werden sollen)“ vorzulegen . Hier ist noch nicht bekannt, ob und wann die Europä- ische Kommission diese „Folgemaßnahmen“ vorschla- gen wird . Die Kommission hat zwischenzeitlich aber den nach Artikel 8 des Fiskalvertrags vorgesehenen Fiskal- vertretungsumsetzungsbericht vorgelegt . Anlage 18 Antwort des Parl . Staatssekretärs Uwe Beckmeyer auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Frage 28): Seit wann lagen der Bundesregierung bzw . der Bundesnetz- agentur Hinweise auf eine mögliche Insolvenz des Energie- anbieters Care-Energy vor, und was hat die Bundesregierung bzw . die Bundesnetzagentur ab wann konkret unternommen, um betroffene Verbraucher rechtzeitig vor den Folgen einer Insolvenz zu schützen? Die Bundesnetzagentur ermittelt seit 2016 entspre- chend ihrer gesetzlich zugewiesenen Aufgaben gegen Care-Energy wegen fehlender wirtschaftlicher Leis- tungsfähigkeit und Zuverlässigkeit . Hierzu fasste die Bundesnetzagentur Ende Juni 2016 Auskunftsbeschlüs- se . Diese wurden veröffentlicht . Der nun von Care-Energy eingereichte Insolvenzan- trag ist hiervon zu trennen . Nach Angaben der Bundes- netzagentur lagen ihr konkrete Hinweise auf das Vorlie- gen einer Insolvenz der Care-Energy seit dem 20 . Februar 2017 vor . Es ist nicht Aufgabe der Bundesnetzagentur, im Rah- men der Prüfung nach §§ 65, 5 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) auf eine Insolvenzvermeidung hinzuwirken . Der Ausgang eines möglichen Insolvenzverfahrens ist derzeit nicht vorhersehbar . Da Insolvenzverfahren nicht zwangsläufig auf eine Stilllegung des Betriebs gerichtet sind, ist auch die Weiterführung der Geschäftstätigkeit grundsätzlich möglich . Durch die Insolvenz haben die Kunden keine „Versorgungslücke“ zu befürchten . Gene- rell gibt es nach dem Energiewirtschaftsgesetz einen An- spruch auf Ersatzversorgung . Es bleibt insofern wegen der Insolvenz eines Energieversorgungsunternehmens niemand ohne Strom . Allerdings kann ein Insolvenzver- fahren Auswirkungen auf die von den Kunden geleiste- ten Vorauszahlungen bzw . erwarteten Boni haben . Anlage 19 Antwort des Parl . Staatssekretärs Uwe Beckmeyer auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Frage 29): An welchen Gebäuden der Bundesministerien befinden sich derzeit öffentlich zugängliche Ladesäulen für Elektroau- tos (bitte nach Standorten der Bundesministerien auflisten)? Zum Stichtag 1. März 2017 befinden sich im Bun- desministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Bonn vier öffentlich zugängliche Ladesäulen für Elektro- autos. Am Standort Berlin befinden sich vier teilöffentli- che Ladesäulen für Gäste . Darüber hinaus befinden sich in nahezu allen Bun- desministerien betriebsinterne und Mitarbeiterladeein- richtungen . Diese Ladeeinrichtungen können aus Sicher- heitsgründen nicht der Öffentlichkeit zum Laden ihrer Elektrofahrzeuge angeboten werden . Anlage 20 Antwort der Parl . Staatssekretärin Gabriele Lösekrug-Möller auf die Frage der Abgeordneten Katrin Werner (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Frage 30): Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, um den Gewaltschutz für Frauen und Mädchen mit Behinderungen, auch unter Berücksichtigung von Migrantinnen mit Behinde- rungen und geflüchteten Frauen mit Behinderungen, zu ver- stärken bzw . auszubauen? Im Nationalen Aktionsplan 2 .0 der Bundesregierung zur UN-Behindertenrechtskonvention wurden im Hand- lungsfeld „Frauen“ verschiedene Maßnahmen zur Stär- kung der Rechte und der Interessenvertretung von Frauen verankert . So ist beispielsweise vorgesehen, Bund-Län- der-Gespräche zum Gewaltschutz von Menschen mit Be- hinderungen, insbesondere von Frauen und Mädchen mit Behinderungen, zu führen . Ziel ist dabei nicht nur eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation, sondern vor allem die Identifizierung von Handlungsbedarfen. Dies schließt selbstverständlich auch Migrantinnen bzw . ge- flüchtete Frauen mit Behinderungen mit ein. Die Bundesregierung wird außerdem das Angebot des Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen auf der Basis des Hilfetelefongesetzes fortführen . Gebärdensprachdol- metschung und leichte Sprache gehören hier selbstver- ständlich zum Angebot . Die Website des Hilfetelefons ist zudem barrierefrei gestaltet . Hierbei ist die Kooperation mit den Behindertenverbänden besonders wertvoll, um auch Rückmeldungen zur behindertengerechten Ausge- staltung bzw . Verbesserung der Hilfsangebote zu bekom- men . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 201722056 (A) (C) (B) (D) Anlage 21 Antwort der Parl . Staatssekretärin Gabriele Lösekrug-Möller auf die Frage der Abgeordneten Katrin Werner (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Frage 31): Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, um Frauen mit Behinderungen, auch unter Berücksichtigung von Migran- tinnen mit Behinderungen, verstärkt aus dem „Werkstattsys- tem“ herauszuführen? Die Bundesregierung hat im Rahmen des Bundesteil- habegesetzes das Budget für Arbeit eingeführt . Für Men- schen mit Behinderungen, die ihr Recht auf Teilhabe am Arbeitsleben bislang ausschließlich in einer Werkstatt für behinderte Menschen wahrnehmen konnten, wurde somit eine Möglichkeit geschaffen, auch eine Beschäfti- gung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auszuüben . Das Budget für Arbeit richtet sich als Angebot an alle Frauen und Männer mit Behinderungen, die in einer Werkstatt arbeiten. Davon profitieren natürlich auch Migrantinnen mit Behinderungen, wenn sie ein entsprechendes Wahl- recht ausüben wollen . Anlage 22 Antwort der Parl . Staatssekretärin Gabriele Lösekrug-Möller auf die Frage der Abgeordneten Corinna Rüffer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 32): Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus den in der TV-Sendung Team Wallraff am 20 . Februar 2017 prä- sentierten Recherchen, wonach Werkstätten für behinderte Menschen ihre Beschäftigten im Berufsbildungsbereich zu- mindest teilweise für Arbeiten einsetzen, die dem Rehabilita- tionsziel zuwiderlaufen (Aussage von Prof . Dr . Stefan Sell in der Sendung), und welche Konsequenzen zieht die Bundesre- gierung aus dem in derselben Sendung berichteten Umstand, dass Werkstätten zum Teil Teilnehmende des Berufsbildungs- bereichs voll in die Erledigung von Aufträgen aus der Indus- trie einbinden, statt ihnen Qualifizierungslehrgänge anzubie- ten oder sie anderweitig beruflich zu qualifizieren? Im genannten Fernsehbericht wurde eine konkrete Werkstatt für behinderte Menschen gezeigt, in der Män- gel bei der Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrages zu erkennen waren . Zuständiger Rehabilitationsträger für den Berufsbildungsbereich in Werkstätten ist die Bun- desagentur für Arbeit . Die Qualitätsstandards für die be- rufliche Bildung in Werkstätten hat die Bundesagentur in ihrem „Fachkonzept für Eingangsverfahren und Be- rufsbildungsbereich in Werkstätten für behinderte Men- schen“ festgeschrieben . Im Rahmen ihrer Prüfungen hatte die Bundesagen- tur für Arbeit im Jahr 2016 bei dieser Werkstatt bereits Mängel festgestellt und entsprechende Nachbesserungen verlangt . Diese Aktivitäten fanden unabhängig vom sogenann- ten Team Wallraff statt und dauern gegenwärtig noch an . Erkenntnisse darüber, dass derartige Zustände in Werkstätten allgemein zu verzeichnen sind, liegen der Bundesregierung nicht vor . Die Bundesregierung hält die von der Bundesagentur für Arbeit ergriffenen Maßnahmen für notwendig und zielführend, um die Qualität des Berufsbildungsberei- ches in der dargestellten Werkstatt für behinderte Men- schen entsprechend dem Fachkonzept zu verbessern . Anlage 23 Antwort der Parl . Staatssekretärin Gabriele Lösekrug-Möller auf die Frage der Abgeordneten Corinna Rüffer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 33): Warum ist es aus Sicht der Bundesregierung im Einzelfall zumutbar, dass behinderte Menschen gegen ihren Willen in einer Wohneinrichtung leben müssen, obwohl auch laut Teil- habebericht der Bundesregierung insbesondere Frauen in Ein- richtungen in viel höherem Maße von Gewalt betroffen sind als die weibliche Durchschnittsbevölkerung (zu behinderten Männern liegen keine Daten vor), und welche Handlungs- bedarfe wurden im Rahmen der Gespräche zwischen Bund und Ländern zur Formulierung einer Gewaltschutzstrategie bereits identifiziert (vergleiche Nationaler Aktionsplan 2.0, Seite 274)? Wie im aktuellen Teilhabebericht der Bundesregie- rung dargestellt, gaben 35 Prozent aller befragten Frauen unter 65 Jahren an, im Erwachsenenalter mindestens ei- nen körperlichen Übergriff erlebt zu haben . Unter den Frauen mit Beeinträchtigungen war dieser Anteil mit 62 Prozent fast doppelt so hoch, wenn sie in Privathaushalten wohnten, und mit 73 Prozent noch ein- mal höher, wenn sie in Einrichtungen lebten . Auch Männer mit Beeinträchtigungen sind viel häu- figer von Gewalterfahrungen betroffen als Männer ohne Beeinträchtigungen . 43 Prozent der männlichen Durch- schnittsbevölkerung waren mindestens einmal von kör- perlicher Gewalt betroffen, bei den Männern mit Beein- trächtigungen liegt dieser Anteil mit 71 Prozent ebenfalls sehr viel höher . Der wissenschaftliche Beirat kommt in seinem Kom- mentar zum Kapitel „Sicherheit und Schutz der Person“ zu dem Schluss, dass nicht nur flächendeckend Maßnah- men zur Stärkung von behinderten Frauen entwickelt und etabliert werden müssen, sondern grundsätzlich Strategi- en zur Verhinderung gewaltsamer Übergriffe auf behin- derte Menschen jedes Geschlechts benötigt werden . Im Nationalen Aktionsplan 2 .0 der Bundesregierung zur UN-Behindertenrechtskonvention wurde deshalb im Handlungsfeld „Frauen“ unter anderem als Maßnahme verankert, Bund-Länder-Gespräche zum Gewaltschutz von Menschen mit Behinderungen, insbesondere Frau- en und Mädchen mit Behinderungen, zu führen . Ziel ist eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation und die Identifizierung von Handlungsbedarfen, um letztlich eine ebenenübergreifende Gewaltschutzstrategie für Men- schen mit Behinderungen zu entwickeln . Im zweiten Quartal 2017 ist die nächste Bund-Län- der-Besprechung geplant . Der Diskussion und dem Er- gebnis kann hier nicht vorgegriffen werden . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 22057 (A) (C) (B) (D) Anlage 24 Antwort der Parl . Staatssekretärin Gabriele Lösekrug-Möller auf die Frage der Abgeordneten Brigitte Pothmer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 34): Kann die Bundesregierung bestätigen, dass das von der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, angekündigte arbeitsmarktpolitische Konzept für den Bundes- tagswahlkampf 2017 von Beamten des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) ausgearbeitet wird, so wie es die Berichterstattung im Spiegel vom 25 . Februar 2017 na- helegt (vergleiche Artikel „Geteilte Republik“, Seite 15 ff .: „Stattdessen arbeiten ihre (i . e . Nahles) Beamten an Kon- zepten, älteren Beschäftigten früh Qualifizierungsangebote zu machen . Es könne nicht darum gehen, nur den Bezug des Arbeitslosengeldes zu verlängern, heißt es in Ihrem Ressort“), und wenn nein, wie sonst sind Einsatz und Stellungnahme des BMAS zu interpretieren? Bundesministerin Andrea Nahles wirkt in ihrer Funk- tion als Vorsitzende der Perspektiv-AG „Arbeit, Digita- les, Aus- und Weiterbildung und Rente“ des SPD-Partei- vorstandes an der Erstellung von Programmpapieren der SPD mit und vertritt dort naturgemäß Positionen, die de- nen in ihrer Funktion als Ministerin nicht widersprechen . Die Ministerin vertritt seit langem die Auffassung, dass Qualifizierung das zentrale Element einer vorausschau- enden Arbeitsmarktpolitik ist . Dies spiegelt sich auch bei der Beantwortung von Presseanfragen wider, die an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gerichtet werden . Daraus den Rück- schluss zu ziehen, Beamte des BMAS schrieben an Kon- zepten der SPD, ist nicht richtig . Anlage 25 Antwort der Parl . Staatssekretärin Dr . Maria Flachsbarth auf die Frage des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 35): Teilt die Bundesregierung die Einschätzung der Europäi- schen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in einer Pressemitteilung vom 24 . Januar 2017, wonach es an der Zeit sei, den Einsatz von Antibiotika bei Tieren zu verringern, zu vermeiden und völlig neu zu überdenken, und wie bewertet die Bundesregierung die Ergebnisse aus Deutschland im aktuellen jährlichen Bericht der EFSA und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) über Antibiotikaresistenzen in Lebensmitteln sowie bei Tieren und Menschen in der EU? Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass der Einsatz von Antibiotika auf das therapeutisch notwen- dige Maß zu reduzieren ist . Sie hat hierzu bereits im Rahmen der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) umfangreiche und vielfältige Maßnahmen ergriffen . Ausdruck des Erfolgs des seit 2014 in Deutsch- land geltenden Antibiotikaminimierungskonzepts bei Nutztieren sind der Rückgang der Verkaufsmengen an- timikrobieller Substanzen an Tierärztinnen und Tierärzte um mehr als 50 Prozent sowie der beobachtete Rückgang der Therapiehäufigkeit bei Masttieren. Auch der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgelegte Entwurf einer Verordnung zur Än- derung der Verordnung über tierärztliche Hausapotheken hat die Einführung weiterer strikter Regelungen für den Einsatz von Cephalosporinen der dritten und vierten Ge- neration sowie Fluorchinolonen bei Tieren zum Ziel . Zur Bewertung der Ergebnisse für Deutschland (DE) im Bericht von EFSA und ECDC: Im Vergleich zu den anderen Mitgliedstaaten entsprechen die in DE erho- benen Resistenzdaten in vielen Bereichen dem europä- ischen Durchschnitt . Lediglich bei der Resistenz von Escherichia (E .) coli gegenüber den Cephalosporinen der dritten und vierten Generation weist DE bei Isolaten von Mastschweinen und Mastkälbern, die am Schlachthof ge- wonnen wurden, Werte auf, die über dem europäischen Mittel liegen . Die Nachweisraten bewegen sich jedoch auf relativ niedrigem Niveau (Schwein DE: 3,3 Pro- zent vs . EU: 1,4 Prozent, Kalb DE: 2,6 Prozent vs . EU: 1,7 Prozent) . Bei der Bewertung von Resistenzdaten muss gene- rell beachtet werden, dass verschiedene Faktoren zu- sammenspielen, die zu einer Resistenzentwicklung und -ausbreitung führen können . Daher kann aus den darge- legten Daten nicht unmittelbar auf eine Gefährdung der Verbraucher geschlossen werden . Ebenso wenig kann da- raus geschlossen werden, dass Verbraucher in Deutsch- land höher exponiert sind als solche in anderen Ländern . Anlage 26 Antwort der Parl . Staatssekretärin Dr . Maria Flachsbarth auf die Frage des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 36): Wie erklärt sich die Bundesregierung die sehr hohen Nach- weisraten von Beta-Lactamasen mit erweitertem Wirkspek- trum (Extended-Spectrum Beta-Lactamasen – ESBL) produ- zierenden E . coli in Kälbern in Deutschland von 57,5 Prozent gegenüber den weit geringeren Nachweisraten in den Nie- derlanden (13,7 Prozent) oder in Dänemark (3 Prozent) im aktuellen jährlichen Bericht der EFSA und des ECDC über Antibiotikaresistenzen in Lebensmitteln sowie bei Tieren und Menschen in der EU, und besteht für die Bundesregierung Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Resistenzen bei Salmo- nella-Bakterien, die laut oben genanntem Bericht in Deutsch- land in Schweinen für verschiedene Antibiotika (zum Beispiel Ampicillin 73,9 Prozent) sehr hoch sind und mit der Salmonel- lose die am zweithäufigsten gemeldete lebensmittelbedingte Krankheit der EU auslösen? Die Entwicklungen zum Vorkommen ESBL/ AmpC-Beta-Laktamasen bildender Escherichi (E .) coli bei Kälbern und Schweinen werden von den Fachbehör- den im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seit einigen Jah- ren im Rahmen von Forschungsprojekten und dem na- tionalen Resistenzmonitoring bei Zoonoseerregern und kommensalen Keimen aufmerksam verfolgt . Insgesamt wird eine weite Verbreitung von ESBL/AmpC-bildenden E. coli bei Nutztieren beobachtet, auch im Geflügel- und Schweinebereich . Dies kann nicht ausschließlich über Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 201722058 (A) (C) (B) (D) den Selektionsdruck durch Antibiotikaanwendung er- klärt werden . Die im Vergleich zu Deutschland niedrigeren Werte in den Niederlanden und in Dänemark stehen nach Ein- schätzung der Fachleute des Bundesinstitutes für Risiko- bewertung möglicherweise in Zusammenhang mit dem in diesen Ländern erfolgten freiwilligen Verzicht der Wirtschaftsbeteiligten auf den Einsatz von Cephalospori- nen der dritten und vierten Generation bei Schweinen und Rindern und dem damit einhergehenden sehr gerin- gen Einsatz . Die Häufigkeit von Salmonellen in Lebensmitteln und in Beständen von Nutzgeflügel ist in Deutschland (DE) in den letzten Jahren erheblich gesunken . Die Resistenz von Salmonella (S .) Typhimurium gegenüber Ampicil- lin, Sulfonamiden und Tetracyclin ist seit Jahrzehnten bekannt und ein Charakteristikum dieser Keime . Dem entsprechen auch die letzten Ergebnisse, die im Rahmen des Zoonosen-Monitorings im Jahr 2015 und davor in 2011 bei Mastschweinen und auf Schlachtkörpern vom Schwein erhoben wurden . Bei der Bewertung der Daten ist zu bedenken, dass die Zahl der Isolate bei den einzel- nen Herkünften 2015 mit maximal 29 eher gering war, sodass jedes einzelne Isolat relativ stark ins Gewicht fällt . Weder 2011 noch 2015 wurden bei den Salmonella-Iso- laten von Schweinen im Rahmen des Zoonosen-Monito- rings Resistenzen gegenüber Cephalosporinen der dritten Generation festgestellt . Insofern stellen die im zitierten europäischen Bericht genannten Ergebnisse zu Salmo- nella keine neuen Erkenntnisse dar . Sie unterstreichen erneut die Notwendigkeit, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, aber auch die Notwendigkeit, die Über- tragung solcher Keime entlang der Lebensmittelkette zu minimieren . Zu beiden Handlungsfeldern sind in der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) Maßnahmen benannt . Anlage 27 Antwort der Parl . Staatssekretärin Caren Marks auf die Frage der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 37): Wann wird die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag den nach § 42e des Achten Buches Sozialgesetzbuch vorgese- henen Bericht zur Situation unbegleiteter ausländischer Min- derjähriger vorlegen, der bereits im vergangenen Jahr hätte vorliegen sollen? Die Bundesregierung wird sich nach dem derzeitigen Stand der Planungen in der Sitzung des Bundeskabinetts am 15 . März 2017 mit dem Bericht zur Situation unbe- gleiteter ausländischer Minderjähriger in Deutschland befassen und den Bericht noch am selben Tag dem Deut- schen Bundestag und dem Bundesrat zuleiten . Anlage 28 Antwort der Parl . Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz auf die Frage des Abgeordneten Dr. André Hahn (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Frage 38): Welche Anträge zu dopingnaher Forschung hat das Bun- desinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte seit dem Jahr 2014 positiv beschieden (bitte das jeweilige Vorhaben, den Antragsteller und die gegebenenfalls dafür zur Verfügung gestellten Bundesmittel nennen), und inwieweit teilt die Bun- desregierung diesbezügliche grundlegende Zweifel des Lü- becker Physiologen Wolfgang Jelkmann (siehe „Dopingnahe Forschung in Ulm?“ im Deutschlandfunk, 26 . Februar 2017)? Klinische Prüfung bei Menschen ist jede am Men- schen durchgeführte Untersuchung, die dazu bestimmt ist, klinische oder pharmakologische Wirkungen von Arzneimitteln zu erforschen oder nachzuweisen oder Ne- benwirkungen festzustellen, mit dem Ziel, sich von der Unbedenklichkeit oder Wirksamkeit der Arzneimittel zu überzeugen . Die klinische Prüfung eines Arzneimittels darf nur begonnen werden, wenn die zuständige Ethik-Kommis- sion diese zustimmend bewertet und die zuständige Bun- desoberbehörde diese genehmigt hat . Die Versagungsgründe für eine zustimmende Bewer- tung bzw . die Genehmigung sind im Arzneimittelgesetz festgelegt; insbesondere müssen die vorgelegten Unterla- gen dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse ent- sprechen, und die klinische Prüfung muss geeignet sein, den Nachweis der Unbedenklichkeit oder Wirksamkeit eines Arzneimittels zu erbringen . Die in dem in der Frage genannten Bericht angespro- chene klinische Relevanz ist insoweit Teil der Prüfung im Genehmigungsverfahren, eine mögliche missbräuchliche Verwendung gewonnener Erkenntnisse hingegen nicht . In der Datenbank zu klinischen Prüfungen (Pharm- Net.Bund-CT) finden sich für den Zeitraum von 2014 bis heute keine Hinweise auf klinische Prüfungen, die einen Verdacht auf missbräuchliche Nutzung nahelegen . Dem BfArM wurden insbesondere keine Anträge zu kli- nischen Prüfungen zur Genehmigung vorgelegt, die die Prüfung dopingrelevanter Substanzen wie Beta-2-Mime- tika bei gesunden Probanden mit dem Ziel der Beobach- tung von zum Beispiel Gewichtsveränderung, Leistungs- steigerung, Regenerationsfähigkeit, Ausdauerleistung beinhaltet hatten . Anlage 29 Antwort der Parl . Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz auf die Frage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 39): Wie hoch ist der Realwertverlust der Leistungen der Pfle- geversicherung seit 1995, und in welchem Umfang wird die- ser durch die gesetzlich vorgesehenen Leistungsanpassungen ausgeglichen (bitte nach insgesamt, ambulant und stationär unterscheiden)? Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 22059 (A) (C) (B) (D) Gemessen an der Entwicklung des Verbraucherprei- sindexes hätten die Leistungen der Pflegeversicherung ohne jegliche Anhebung seit 1995 einen Realwertverlust von etwa 33 Prozent zu verzeichnen . Dies ist mit den stu- fenweisen Anhebungen vieler Leistungsbeträge ab 2008, den Leistungsverbesserungen des Pflege-Neuausrich- tungs-Gesetzes ab 2013 sowie der Leistungsdynamisie- rung für die Jahre 2012 bis 2015 im Rahmen des Ersten Pflegestärkungsgesetzes bereits teilweise ausgeglichen worden. Mit der Einführung des neuen Pflegebedürftig- keitsbegriffs wurden die Leistungsbeträge der Pflege- versicherung zum 1 . Januar 2017 im Ergebnis nochmals deutlich erhöht . Durch diese erheblichen Leistungsver- besserungen ist der Kaufkraftverlust der Leistungen der Pflegeversicherung seit ihrer Einführung auch aus wissenschaftlicher Perspektive mittlerweile zumindest ausgeglichen worden (vgl . Rothgang u . a .: Pflegereport der BARMER GEK 2016, S . 11) . Eine exakte Differen- zierung der Entwicklung nach den einzelnen Leistungs- bereichen ist – unter anderem aufgrund der zum 1 . Januar 2017 erfolgten Umstellung von Pflegestufen auf Pflege- grade – methodisch komplex und bedarf einer länger an- dauernden Analyse . Anlage 30 Antwort der Parl . Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz auf die Frage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 40): Auf welche Summe beläuft sich derzeit die Finanzreserve der sozialen Pflegeversicherung, zum einen absolut, zum an- deren ausgedrückt in monatlichen Ausgaben? Die soziale Pflegeversicherung verfügte Ende 2016 über einen Mittelbestand von 9,34 Milliarden Euro . Dies entspricht 3,8 Monatsausgaben laut Haushaltsplänen der Pflegekassen. Anlage 31 Antwort der Parl . Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz auf die Frage der Abgeordneten Pia Zimmermann (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Frage 41): Welche Gründe sprechen nach Meinung der Bundesregie- rung dagegen und welche dafür, eine gesetzliche bundesein- heitliche Personalbemessung in der Altenpflege einzuführen? Um den heterogenen Bedürfnissen der Pflegeeinrich- tungen Rechnung zu tragen, hat der Bundesgesetzgeber bislang bewusst keine starren bundeseinheitlichen Per- sonalschlüssel vorgesehen . Es ist vielmehr Aufgabe der Selbstverwaltung auf Landesebene, die Maßstäbe und Grundsätze für eine wirtschaftliche und leistungsbezoge- ne, am Versorgungsauftrag orientierte personelle Ausstat- tung der Pflegeeinrichtungen in Landesrahmenverträgen zu vereinbaren . Dies kann gemäß § 75 Absatz 3 Elftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB XI) durch landesweite Ver- fahren zur Ermittlung des Personalbedarfs oder zur Be- messung der Pflegezeiten oder landesweite Personalricht- werte geschehen . Die individuell vorzuhaltende personelle Ausstattung einer Pflegeeinrichtung wird dann auf dieser Basis konkret zwischen dem Einrichtungsträger und den Kostenträgern in der jeweiligen Vergütungs- bzw. Pflege- satzvereinbarung vertraglich und im Voraus festgelegt . Allerdings liegen auf Landesebene bislang keine wis- senschaftlich fundierten Verfahren vor, um den Perso- nalbedarf in den Pflegeeinrichtungen nach einheitlichen Grundsätzen qualitativ und quantitativ zu bestimmen . Nach § 113c SGB XI müssen die Vertragsparteien nach § 113 SGB XI auf Bundesebene deshalb bis zum 30 . Juni 2020 ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren zur ein- heitlichen Bemessung des Personalbedarfs in Pflege- einrichtungen entwickeln und erproben . Damit werden mittelfristig einheitliche fachliche Grundlagen für ein Personalbemessungsverfahren zur Verfügung stehen, aus dem sich Maßstäbe für die Personalausstattung der Pfle- geeinrichtungen ableiten lassen . Anlage 32 Antwort der Parl . Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz auf die Frage der Abgeordneten Pia Zimmermann (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Frage 42): Welches sind nach Meinung der Bundesregierung die Ur- sachen für den teilweise dramatischen Personalmangel in der ambulanten und stationären Langzeitpflege, und was unter- nimmt die Bundesregierung, um diese Ursachen zu bekämp- fen? Zunächst ist festzuhalten, dass die Altenpflege in den letzten Jahren zu den besonders stark wachsenden Dienstleistungsbranchen gehört . Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von Ende Januar 2017 war die Altenpflege im Jahre 2015 mit einer Zunahme der Zahl der Beschäftigten von 4 Prozent (24 000) stärkster Wachstumssektor im Gesundheitswesen . Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist in der Altenpflege dennoch ein Fachkräftemangel bei exa- minierten Fachkräften und Spezialisten zu verzeichnen . Stellenangebote für examinierte Altenpflegefachkräfte und -spezialisten sind im Bundesdurchschnitt 162 Tage vakant . Auf 100 gemeldete Stellen (außerhalb der Zeit- arbeit) kommen rechnerisch 36 Arbeitslose . Dass sich diese Entwicklung trotz der beschriebenen Zunahme der Beschäftigung in der Altenpflege zeigt, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass trotz stabiler informeller Pfle- gesettings der Bedarf an professionell erbrachten Pflege- dienstleistungen steigt . Die Bundesregierung hat im Rahmen ihrer Möglich- keiten zahlreiche Maßnahmen initiiert, um mehr Men- schen für die Arbeit in der Pflege zu gewinnen. Insbeson- dere sind folgende Maßnahmen zur Fachkräftesicherung hervorzuheben: Im Rahmen der bereits Ende 2012 gegründeten Aus- bildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege haben Bund, Länder und Verbände eine Vielzahl von Maßnah- men auf den Weg gebracht, die die Aus-, Fort- und Weiter- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 201722060 (A) (C) (B) (D) bildung in der Altenpflege fördern und die Attraktivität des Berufs- und Beschäftigungsfeldes erhöhen sollen . Dabei leistet die Arbeitsförderung einen bedeutsamen Beitrag zur Deckung des aktuellen und künftigen Fach- kräftebedarfs im Bereich der Gesundheits- und insbeson- dere in der Altenpflege. So wurden in den vergangenen drei Jahren alleine im Bereich der examinierten Alten- pflege insgesamt rund 21 000 Umschulungseintritte von den Arbeitsagenturen und Jobcentern gefördert . Im Zuge der Pflegestärkungsgesetze wurden gesetz- liche Rahmenbedingungen für eine fachlich fundierte Personalbemessung in der Pflege sowie zur Zahlung von Gehältern auf Tariflohnhöhe geschaffen. Diese Maßnah- men fördern die Attraktivität der Beschäftigung in der Altenpflege. Die Modernisierung der Ausbildung in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege und Zusammenführung in einem neuen Berufsgesetz stehen an . Der Abbau von Bürokratie, vor allem in der Pflegedo- kumentation, ist durch eine Fördermaßnahme des Bundes in Höhe von mehr als 2 Millionen Euro, die insbesondere durch den Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung durchgeführt wurde, erfolgreich vorangetrieben worden . Damit werden die Pflegekräfte entlastet; es steht ihnen wieder mehr Zeit für die eigentliche Pflege zur Verfü- gung . Die Vermittlung/Zuwanderung von Pflegekräften wurde ausgeweitet . Mit Einführung der Positivliste wurde 2013 eine Zugangsmöglichkeit für ausländische Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung in einem Engpassberuf geschaffen . Drittstaatsangehörige mit einer in Deutschland anerkannten Berufsausbildung können in Berufen, die auf Grundlage der Engpassanaly- se der Bundesagentur für Arbeit (BA) in der sogenann- ten Positivliste der Bundesagentur für Arbeit aufgeführt sind, in Deutschland arbeiten . Hierzu zählen unter ande- rem auch Berufe im Gesundheits- und Pflegebereich. 2015 wurden die Möglichkeiten der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte mit Einführung eines neuen Aufenthaltstitels zum Zwecke der Anerkennung auslän- discher Berufsqualifikationen weiter ergänzt. Die Bundesregierung trägt mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit zu einem realistischen Bild der Arbeit in der Pflege bei. Der aktuelle Berufsbildungsbericht der Bundesregie- rung zeigt, dass diese Maßnahmen Erfolg haben . Dem- nach entscheiden sich zum Beispiel mehr und mehr junge Menschen für dieses Berufsfeld . Noch nie gab es so viele Auszubildende zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger wie im Jahr 2015/16 (rund 68 000) . Nicht zuletzt haben die Pflegedienste und Pflegeein- richtungen vor Ort einen entscheidenden Einfluss auf die Attraktivität der Arbeit in der Pflege, so zum Beispiel durch eine angemessene Entlohnung der Pflegekräfte, durch attraktive Arbeitszeitgestaltung und weitere Maß- nahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung . Aus Sicht der Bundesregierung bedarf es vor diesem Hinter- grund vielfältiger Initiativen und Maßnahmen durch die unterschiedlichen Akteure auf allen Ebenen, um auch künftig auf eine ausreichende Zahl an Pflegekräften zu- rückgreifen zu können . Anknüpfend an die Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege plant die Bun- desregierung eine Gemeinschaftsinitiative zur neuen Pflegeausbildung und zum Berufsfeld Pflege. Anlage 33 Antwort des Parl . Staatssekretärs Norbert Barthle auf die Fra- ge des Abgeordneten Herbert Behrens (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Frage 43): An welchen Änderungen der in der 16 . Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes festge- legten Bestimmungen zur Berechnung des Beurteilungspegels für Schienenwege (insbesondere Schall 03) arbeitet das Bun- desministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) derzeit, und welche Gründe liegen jeweils für die geplanten Anpassungen dieser Bestimmungen vor? Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infra- struktur arbeitet derzeit nicht an Änderungen der Schall 03, die der 16 . Verordnung zur Durchführung des Bundes-Im- missionsschutzgesetzes als Anlage beigefügt ist . Anlage 34 Antwort des Parl . Staatssekretärs Norbert Barthle auf die Fra- ge des Abgeordneten Herbert Behrens (DIE LINKE) (Drucksache 18/11364, Frage 44): Welche Aufträge (Forschungsvorhaben, Gutachten etc .) hat das BMVI seit dem 1 . Januar 2015 in Bezug auf die 16 . Ver- ordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutz- gesetzes vergeben, und wann werden voraussichtlich dem Bundestag Änderungen an dieser Verordnung zur Beschluss- fassung vorgelegt? Das Bundesministerium für Verkehr und digitale In- frastruktur hat mit Änderungsvertrag vom 30 . Juni 2016 einen seit dem 17 . Dezember 2014 laufenden Dienst- leistungsvertrag „Fortschreibung und Aktualisierung der Schall 03“ bis zum 30 . September 2017 verlängert und erweitert auf die fachliche Begleitung der Arbeitsgruppe Monitoring Schienenverkehrsgeräusche im Deutschen Institut für Normung e . V . Anlage 35 Antwort des Parl . Staatssekretärs Norbert Barthle auf die Frage des Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11364, Fra- ge 47): Bis wann wird die Bundesregierung entsprechend dem Ko- alitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD ein ressortabge- stimmtes nationales Luftverkehrskonzept vorlegen? Der Zeitpunkt der Veröffentlichung steht noch nicht fest . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 220 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 8 . März 2017 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 220. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 1 Fortentwicklung des Standortauswahlgesetzes TOP 1 Befragung der Bundesregierung TOP 2 Fragestunde ZP 2 Aktuelle Stunde zu dem Thema: Ehe für alle Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32 Anlage 33 Anlage 34 Anlage 35
Gesamtes Protokol
Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822000000

Nehmen Sie Platz . Erst einmal einen wunderschönen

guten Tag . Die Sitzung ist eröffnet .

Interfraktionell wurde vereinbart, dass die Unterrich-
tung der Bundesregierung auf der Drucksache 18/11282
über die Stellungnahme des Bundesrates zu dem bereits
überwiesenen Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung
der Fahndung bei besonderen Gefahrenlagen und zum
Schutz von Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei
durch den Einsatz von mobiler Videotechnik an den fe-
derführenden Innenausschuss sowie zur Mitberatung an
den Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz und den
Ausschuss Digitale Agenda überwiesen wird . Sind Sie
mit diesem Vorschlag einverstanden? – Ich sehe keinen
Widerspruch . Dann ist so beschlossen .

Weiterhin gibt es eine interfraktionelle Vereinbarung,
die heutige Tagesordnung um die erste Beratung des von
den Fraktionen der CDU/CSU, der SPD und von Bünd-
nis 90/Die Grünen eingebrachten Entwurf eines Gesetzes
zur Fortentwicklung des Gesetzes zur Suche und Aus-
wahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme ent-
wickelnde radioaktive Abfälle und anderer Gesetze auf
Drucksache 18/11398 zu erweitern und jetzt gleich im
Anschluss als Zusatzpunkt 1 ohne Aussprache aufzuru-
fen . – Ich sehe, dass Sie damit einverstanden sind . Dann
verfahren wir so .

Ich rufe den soeben aufgesetzten Zusatzpunkt 1 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/
CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Fortentwicklung des Gesetzes zur Suche und
Auswahl eines Standortes für ein Endlager für
Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle und
anderer Gesetze

Drucksache 18/11398
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicher-
heit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Energie
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
schätzung
Haushaltsausschuss

Eine Aussprache ist für heute nicht vorgesehen .

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 18/11398 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen . Gibt es
dazu von Ihrer Seite aus anderweitige Vorschläge? – Ich
sehe, das ist nicht der Fall . Dann ist die Überweisung so
beschlossen .

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Bericht über die Regelungen
zu den Anerkennungsverfahren in Heilberufen des
Bundes.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat der Bundesminister für Gesundheit, Herr Hermann
Gröhe . – Bitte schön, Herr Bundesminister .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822000100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Das Bundeskabinett hat heute Morgen den Bericht über
die Regelungen zum Anerkennungsverfahren in Heil-
berufen des Bundes beschlossen, der jetzt Ihnen, dem
Deutschen Bundestag, und dem Bundesrat zugeleitet
wird . In diesem Zusammenhang sind aber auch weitere
Heilberufsgesetze des Bundes geändert worden . Schließ-
lich sind darüber hinaus auch das Verfahren und einzelne
Anpassungsmaßnahmen in einer Verordnung geregelt
worden .

Insgesamt zeigt der Bericht ein gelungenes Anerken-
nungssystem . Wir ermöglichen mit unseren Regelungen
den zum Teil dringend benötigten Fachkräften, die ihre
Berufsausbildung im Ausland gemacht haben, den Zu-
gang zu unserem Arbeitsmarkt . Ein Blick auf das Mo-
nitoring zu dem Anerkennungsgesetz des Bundesbil-
dungsministeriums insgesamt zeigt, dass 2015 über die
Hälfte der Anträge von Menschen in Gesundheitsberufen
gestellt wurden . Das ermöglicht Zuwanderinnen und Zu-
wanderern bessere Aussichten auf einen Arbeitsplatz in






(A) (C)



(B) (D)


Deutschland . Messlatte für die Anerkennung der Berufs-
abschlüsse ist der Vergleich mit den Berufsabschlüssen in
unserem Land . Das gebietet schon der Patientenschutz .

Verfügen die Anerkennungsbewerberinnen und -be-
werber nicht über eine gleichwertige Ausbildung, kann
eine entsprechende Anpassungsmaßnahme ihnen den-
noch den Berufszugang ermöglichen . Dabei orientieren
wir uns am europäischen Recht, haben also für die An-
erkennung – auch für die sehr anspruchsvollen Fristen
im Anerkennungsverfahren – die gleichen Maßstäbe wie
innerhalb der Europäischen Union .

Wir bewegen uns im europäischen und vor allem bun-
desgesetzlichen Rechtsrahmen, aber die Umsetzung liegt
in der Verantwortung der Länder . Dabei stellen sich im-
mer wieder die Fragen: Wie können Unterschiede in der
Rechtsanwendung vermieden werden? Wie kann die sehr
anspruchsvolle Arbeit der zuständigen Behörde in der
Bewertung einzelner Ausbildungsabschlüsse erleichtert
werden?

Hier ist von herausragender Bedeutung, dass die Län-
der nach langer Diskussion im Januar 2016 eine gemein-
same, länderübergreifende Gutachtenstelle eingerichtet
haben . Sie hat ihre Arbeit zum 1 . September 2016 auf-
genommen, und sie hat unter anderem die Aufgabe, den
zuständigen Behörden vor Ort mit den entsprechenden
Gleichwertigkeitsprüfungen Informationen an die Hand
zu geben, um entscheiden zu können, ob eine Ausbildung
in einem anderen Land einer Ausbildung in Deutschland
entspricht oder nicht .

Ein solches einheitliches Niveau ist nicht nur im Hin-
blick auf die Fachausbildung bei den Gesundheitsberu-
fen dringend erforderlich, sondern neben den Berufsaus-
übungsvorgaben geht es natürlich auch um angemessene
Sprachkenntnisse in den diversen Gesundheitsberufen .
Es ist gut, dass sich Mitte Mai 2014 die Gesundheits-
ministerkonferenz der Länder auf Eckpunkte für ein
einheitliches Überprüfungsverfahren für die sogenann-
ten verkammerten Heilberufe verständigt hat, was die
Kenntnisse der deutschen Sprache angeht, und ein hohes
Niveau in der Fachsprache vorgibt . Die Länder sind der-
zeit dabei, solche Eckpunkte auch für die Gesundheits-
fachberufe, also die nicht verkammerten Berufe, zu ent-
wickeln .

Wir sind mit den Ländern in einem umfassenden Aus-
tausch, nicht zuletzt in der Arbeitsgruppe „Berufe des
Gesundheitswesens“ . Einen aktuellen gesetzgeberischen
Handlungsbedarf sieht die Bundesregierung nicht . Sie
hat Ihnen, wie gesagt, die Vorstellungen zur Straffung
der Zusammenarbeit in den Ländern etc ., die jetzt auf
den Weg gebracht worden sind, in dem Bericht vorgelegt
und zeigt damit einen guten Weg auf, auch und gerade
im Gesundheitsbereich Berufszugang für qualifizierte
Menschen mit einer Berufsausbildung aus einem anderen
Land zu eröffnen .

Vielen Dank .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822000200

Vielen Dank . – Ich bitte, jetzt die Fragen zu dem The-

menbereich zu stellen, über den der Herr Bundesminister

berichtet hat . Ich habe dazu schon einige Wortmeldun-
gen, und zwar von der Kollegin Klein-Schmeink, dem
Kollegen Rudolf Henke, von Frau Vogler und Herrn
Meier . – Bitte schön .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke schön für den Bericht, Herr Minister . Ohne
Zweifel ist es ein Fortschritt, dass wir jetzt eine zentrale
Gutachtenstelle für die Gesundheitsberufe haben; denn es
hat im Vorfeld große Unterschiede gegeben . Dabei stellt
sich aber auch die Frage, inwiefern dadurch ein Nadelöhr
entsteht . Inwiefern reichen die Kapazitäten der zentralen
Gutachtenstelle für Gesundheitsberufe aus, um den Be-
hörden bei der Prüfung und Bewertung der Bewerbungs-
unterlagen beratend zur Seite zu stehen? Und, sollten die
Kapazitäten nicht ausreichen, welche Maßnahmen wer-
den Sie ergreifen, um den Ausbau der Gutachtenstelle für
Gesundheitsberufe zu fördern?


Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822000300

Vielen Dank, Frau Kollegin Klein-Schmeink . Das ist

eine sehr berechtigte Frage, weil wir lange auf diese Stelle
gewartet haben . Ich bitte umgekehrt um Verständnis: Die
zentrale Stelle hat ihre Arbeit am 1 . September des letz-
ten Jahres aufgenommen . Zum gemeinsamen Austausch
mit den Ländern gehört auch die Frage, ob die auch unter
Einbeziehung von Landesfinanzministern und anderen
erörterte Personalzurverfügungstellung durch die Länder
ausreicht . Ich halte es jedenfalls für erforderlich, dass wir
weiter sozusagen mit einem Monitoring begleiten, damit
die gewünschte Arbeit dieser Stelle tatsächlich geleistet
werden kann . Dazu gehört nicht nur die Personalausstat-
tung; ich will ausdrücklich auf das Thema Datenbank
und Zentralregister hinweisen .

Es hat also auch technische und andere Dimensionen .
Es muss sichergestellt werden – wir haben den Behörden
vor Ort ein ziemlich strenges Fristenkorsett mit auf den
Weg gegeben –, dass die Arbeit tatsächlich geleistet wird .
Das müssen wir im Blick behalten .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822000400

Vielen Dank . – Dann erteile ich jetzt dem Kollegen

Rudolf Henke das Wort .


Rudolf Henke (CDU):
Rede ID: ID1822000500

Herr Minister, ich habe den Bericht noch nicht lesen

können; er wird uns erst zugeleitet werden . Aber ich
mache die Erfahrung, dass es jedenfalls bis dato Unter-
schiede in der Anerkennungspraxis der Länder gibt . Von
den Ärztekammern ist zum Teil zu vernehmen, dass Inte-
ressenten von einem Bundesland zu einem anderen Bun-
desland wechseln, weil sie das Gefühl haben, dass in be-
stimmten Bundesländern die Anerkennung einfacher zu
erhalten ist, und dass damit ein gewisser Anerkennungs-
tourismus entsteht . Das kann bei einem bundeseinheit-
lich geregelten Berufsanerkennungsprozess sicherlich
nicht das Ziel sein . Meine Frage lautet daher: Welche
Maßnahmen sind notwendig, um diesen Anerkennungs-
tourismus zwischen den Ländern zu unterbinden?

Bundesminister Hermann Gröhe






(A) (C)



(B) (D)



Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822000600

Vielen Dank, Herr Kollege Henke . – Ich unterstelle

zunächst, dass es keinen Wettlauf zwischen den Ländern
um einen möglichst einfachen Berufszugang gibt . Aber
es ist in der Tat eine anspruchsvolle Aufgabe, bei Ver-
fahren, die unter Umständen nur einmal eine Behörde in
einem bestimmten Bundesland betreffen, entsprechend
klug und abwägend eine Vergleichsprüfung vorzuneh-
men . Deswegen ist es so wichtig, dass die Zentralstelle
entsprechende Maßstäbe bereithält .

Eine weitere Maßnahme, die ich vorhin in meiner Ant-
wort auf die Frage von Frau Klein-Schmeink erwähnt
habe, ist das Zentralregister, das zum Beispiel Doppel-
anträge vermeiden hilft . Wir spüren in der Zentralstelle,
aber auch im Zusammenhang mit den einheitlichen Eck-
werten für deutsche Sprachkenntnisse ein gewisses Inte-
resse der Länder daran, einerseits eigene Kompetenzen
wahrzunehmen und andererseits das Verfahren zu verein-
heitlichen . Es kann in der Tat nicht in unserem Interesse
liegen, wenn hier ein Anerkennungstourismus stattfindet.
Insofern geht die Monitoringarbeit vier Monate nach
Einrichtung der betreffenden Stelle weiter .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822000700

Vielen Dank . – Frau Kollegin Vogler .


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822000800

Vielen Dank . – Ich möchte nach den Sprachkenntnis-

sen fragen . Gerade im ärztlichen Bereich, insbesondere
in den fachärztlichen Bereichen im Krankenhaus, ist ein
entscheidender Punkt nicht nur für den Behandlungser-
folg, sondern auch für die Patientensicherheit, dass die
Kommunikation zwischen Patientinnen und Patienten
einerseits sowie Ärztinnen und Ärzten andererseits, aber
auch zum Pflegepersonal und zu anderem medizinischem
Personal funktioniert . Es gibt zum Beispiel Berichte über
die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses in
Mecklenburg-Vorpommern, in der mindestens ein Arzt
aus Rumänien arbeitet, der nicht ausreichend deutsch
spricht, um sich mit seinen Patientinnen und Patienten
verständigen zu können .

Erstens . Sehen Sie das Sprachniveau, auf das sich die
Länder nun geeinigt haben, als ausreichend an, um sol-
che Fälle in der Zukunft zu vermeiden? Zweitens . Denkt
die Bundesregierung darüber nach, für die Ärztinnen und
Ärzte, die schon anerkannt sind, aber noch immer kein
ausreichendes Sprachniveau vorweisen können, eine
Nachqualifizierung vorzusehen?


Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822000900

Die Diskussion über das einheitliche Sprachniveau

hat unter den Ländern eine Weile in Anspruch genom-
men . Aber sie wurde mit dem Ziel geführt, ein sehr hohes
Sprachniveau zu etablieren, sowohl was die allgemeinen
Sprachkenntnisse als auch was die fachsprachlichen
Kenntnisse angeht . Die höchsten Sprachkenntnisse wer-
den übrigens von Psychologischen Psychotherapeuten
sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeuten verlangt .
Gerade dort, wo Sprachkenntnisse eine besondere Rolle
spielen, wurde in der Differenzierung der Berufe darauf

geachtet . Aber Aufgabe derjenigen, die die Führungs-
verantwortung in den Krankenhäusern innehaben, ist,
sicherzustellen, dass den Maßstäben – diese halte ich
nicht nur für ausreichend, sondern auch für geeignet –
tatsächlich Rechnung getragen wird . Das muss bei den
Entscheidungen vor Ort berücksichtigt werden . Aufgabe
der Arbeitgeber vor Ort ist gegebenenfalls, sprachlich
nachqualifizierend zu helfen. Dazu gibt es unterschiedli-
che Maßnahmen, auch der Bundesagentur für Arbeit .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822001000

Vielen Dank . – Jetzt hat der Kollege Meier das Wort .


Reiner Meier (CSU):
Rede ID: ID1822001100

Herr Minister, ich beziehe mich in meiner Frage auf

den Mangel an qualifizierten Heilberufspraktikern und
möchte gerne von Ihnen wissen, welche Maßnahmen
die Länder im Zusammenhang mit der Anerkennung
ausländischer Berufsqualifikationen ergreifen könnten,
um Fachkräften aus dem Ausland einen schnelleren
Berufseinstieg bei einem gleichzeitig hohen Patienten-
schutzniveau zu ermöglichen .


Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822001200

Ich bin der Überzeugung, dass auch der Zugang von

Zuwanderern mit entsprechenden Qualifikationen ein
wesentlicher Bestandteil ist, um Fachkräftemangel in be-
stimmten Berufen, nicht zuletzt in den Gesundheitsbe-
rufen, entgegenzuwirken . Wir sind uns, glaube ich, alle
einig, dass das nicht die einzige Maßnahme ist . Es hat
mit Attraktivität von Arbeitsplätzen und vielem anderen
mehr zu tun, dass auch Menschen aus unserem Land ger-
ne diese Berufe ergreifen . Aber ein Element einer klugen
Politik der Fachkräftesicherung muss die Anerkennung
von Qualifikationen sein.

Hier ist, denke ich, das Wichtigste, dass die jeweils
zuständigen Behörden angemessen mit Personal ausge-
stattet sind, damit fristgerecht entschieden werden kann .
Dies wurde seinerzeit beim sogenannten Asylgipfel zu-
gesagt, weil damals auch die Frage hinsichtlich der An-
erkennung von Qualifikationen von Menschen gestellt
wurde, die zu uns geflohen sind. Das kann dann zusam-
men mit den Dingen, die die Länder übergreifend tun, in
der Zentralstelle mit Datenbanken etc . eine gute Unter-
stützung erfahren . Die Zusammenarbeit, sicher auch im-
mer wieder die Prüfung, ob die Zentralstelle ausreichend
ausgestattet ist, und vor allen Dingen die Ausstattung der
Behörden vor Ort sind die wichtigen Elemente .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822001300

Vielen Dank . – Jetzt hat sich noch einmal die Kollegin

Klein-Schmeink gemeldet .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke schön . – Der Bericht weist aus, dass es in
den Ländern sehr unterschiedliche Umgangsweisen mit
denjenigen gibt, die einen Antrag zur Anerkennung ih-
rer Kompetenzen trotz fehlender oder unvollständiger
Unterlagen stellen möchten . Mindestens in einem Bun-






(A) (C)



(B) (D)


desland gibt es Kompetenzfeststellungsverfahren mit
anschließendem Anpassungslehrgang, der eine gewisse
Qualitätskontrolle darstellt . Andere Länder scheinen sich
dazu nicht in der Lage zu sehen . Dadurch haben wir sehr
unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen .

Welche Entwicklung gibt es beim Umgang mit Per-
sonen, die trotz fehlender oder unvollständiger Unterla-
gen einen Antrag auf Berufsanerkennung stellen, und mit
welchen Maßnahmen wird in diesen Fällen der Patien-
tenschutz gewährleistet, auch im Hinblick auf eine bun-
desweit einheitliche oder angepasste Regelung? Das ist
unter anderem auch wichtig, um viele von denen, die ge-
flüchtet sind und die oft ihre Unterlagen nicht mitnehmen
konnten, einbeziehen und integrieren zu können .


Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822001400

Vielen Dank, Frau Kollegin Klein-Schmeink . – Es ist

zunächst vorgesehen, dass es bei den sogenannten ver-
kammerten Berufen – kurz gesagt betrifft dies auch Ärz-
tinnen und Ärzte – eine Kenntnisprüfung geben muss . Da
gibt es nicht nur einen Anpassungslehrgang, dessen In-
halt nachher geprüft wird, sondern auch die Kenntnisprü-
fung, die gerade auf den Patientenschutz abzielt . Dann
gibt es im Bereich der Anpassungsmaßnahmen die Prü-
fung dessen, was in den Anpassungsmaßnahmen gelernt
worden ist . In diesem Zusammenhang ist es ganz wich-
tig, zu erwähnen, dass wir mit der sehr großen Auswei-
tung des Programms „Integration durch Qualifizierung“,
IQ, des BMAS einen großen Schritt machen, um selber
ein Angebot zu machen, das nicht nur für diejenigen, die
diese Maßnahme wahrnehmen, sondern auch maßstab-
bildend für andere Anpassungsmaßnahmen ist . Insofern
ist die erhebliche Ausweitung dieses Programms auch
eine Antwort darauf, dass es hier in der Vergangenheit
unzureichende Angebote gab .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822001500

Vielen Dank . – Jetzt hat der Kollege Kühne das Wort .


Dr. Roy Kühne (CDU):
Rede ID: ID1822001600

Erst einmal herzlichen Dank für die Ausführungen .

Mir geht es in Ergänzung der Fragen, die bisher gestellt
worden sind, um Folgendes: Welche Möglichkeiten se-
hen Sie denn, dass die Zusammenarbeit zwischen den
Ländern bei den Anerkennungsverfahren so vereinfacht
werden kann, dass die Anerkennungsverfahren schneller
werden? Sehen Sie irgendwelche Maßnahmen, die wir
demnächst durchführen könnten?


Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822001700

Ich sehe keinen umfangreichen gesetzgeberischen

Handlungsbedarf auf Bundesebene . Wir werden mit der
Neufassung der zahnärztlichen Approbationsordnung
noch einen Beitrag leisten, der auch Auswirkungen auf
unseren Themenkomplex hat . Im Kern ist jetzt mit der
Weichenstellung zur Errichtung der Zentralstelle das
Wichtige geschehen . Wenn man ein Zentralregister oder
eine bestimmte Datenbank aufbaut, dann beginnt die
Maßnahme erst . Das ist das Entscheidende, damit Be-
hörden Abschlüsse aus Kirgisistan, aus der Ukraine oder

etwa dem Libanon möglichst schnell bewerten und auf
Daten zugreifen können . Das ist wichtig, um Doppelan-
träge zu vermeiden .

Diese Maßnahmen haben eher mit der Umsetzung zu
tun . Deswegen ist das Wichtigste, dass wir bei einem
weiteren Monitoring im Bund-Länder-Gespräch darauf
achten, dass die weiteren Schritte gegangen werden . Aus
Gründen der Fachkräftesicherung gibt es ein gemeinsa-
mes Interesse daran . Wir müssen auch darauf setzen, dass
die Länder ihrer Verantwortung mit angemessener Per-
sonalausstattung oder etwa mit der Einigung über Eck-
punkte für deutsche Sprachkenntnisse bei den Gesund-
heitsfachberufen gerecht werden .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822001800

Vielen Dank . – Frau Kollegin Vogler .


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822001900

Herr Minister, wir haben jetzt viel über die Anerken-

nung und die Kenntnisprüfung gesprochen . Ich möchte
noch einmal einen Blick auf die Ausgleichsmaßnahmen
werfen, die ja darauf gerichtet sind, vorhandene Kennt-
nisse, die unzureichend sind, zu vertiefen bzw . zu erwei-
tern . Da kam ja von den Ländern immer wieder auch der
Wunsch, gerade bei den nichtärztlichen Heilberufen und
vor allem bei solchen, die seltener sind und bei denen in
einem Bundesland vielleicht nur mal ein Ergotherapeut
um Anerkennung sucht, eine gemeinsame Ausbildung zu
gewährleisten . Gibt es aus Ihrer Sicht in dieser Richtung
Fortschritte?


Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822002000

Das Entscheidende ist natürlich zunächst, dass im

Rahmen der Länderzuständigkeit die Länder, auch meh-
rere Länder, gerade bei kleinen Berufsgruppen jederzeit
zusammenarbeiten können . Das werden sie in eigener
Kompetenz tun . Bei der Gesundheitsministerkonferenz,
auf der Beschlüsse gefasst worden sind, war die Bundes-
ebene Gast . Dort treffen die Länder untereinander Ver-
abredungen .

Allerdings habe ich das Programm „Integration durch
Qualifizierung“ genannt. Damit geht der Bund einen
ganz großen Schritt, um etwas zur Verfügung zu stellen,
was sowohl für die Betroffenen Anpassungen ermöglicht
als auch die entsprechenden Maßstäbe setzt .

Im Übrigen geht es bei seltenen Berufen bei den An-
passungsmaßnahmen häufig nicht so sehr um einzelne
Kenntnisse, zum Beispiel der Physiotherapie, vielmehr
geht es zum Beispiel auch darum, sich in unserem Ge-
sundheitssystem mit dieser Fachkenntnis zurechtzufin-
den und zu wissen, wo bei uns der Ort für die Erbringung
dieser Leistung unter welchen Bedingungen ist . Insofern
können Sie bei diesem Teil von Anpassungsmaßnahmen
durchaus auch mehrere Berufsbilder zusammenführen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822002100

Vielen Dank . – Zu diesem Themenbereich liegen mir

keine weiteren Fragen vor . Ich bitte aber den Bundesmi-

Maria Klein-Schmeink






(A) (C)



(B) (D)


nister, noch zu bleiben, da zu anderen Themenbereichen
noch Fragen an Sie gerichtet werden .

Ich frage jedoch zunächst einmal: Gibt es andere The-
men der heutigen Kabinettssitzung, zu denen jemand fra-
gen möchte? – Ich sehe, das ist nicht der Fall .

Dann kommen wir jetzt zu sonstigen Fragen an die
Bundesregierung . Das Wort hat die Kollegin Kordula
Schulz-Asche . Der Herr Bundesminister ist, glaube ich,
derjenige, der von ihr angesprochen wird .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Genau . Das mache ich auch sehr gerne, vielen Dank .
Vielen Dank auch, Herr Gröhe, dass Sie für Antworten
zur Verfügung stehen .

Die Bundesregierung hat ja zwei Jahre lang im Phar-
madialog unter anderem mit der pharmazeutischen In-
dustrie verhandelt, und wir werden morgen hier im Hause
das Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz verabschie-
den, das im Prinzip die Ergebnisse des Pharmadialogs
umsetzen soll . Ziel des Gesetzes ist es, die Arzneimittel-
versorgung weiterhin auf hohem Niveau sicherzustellen,
die finanzielle Stabilität der gesetzlichen Krankenversi-
cherung zu gewährleisten und Deutschland als pharma-
zeutischen Standort zu stärken .

Jetzt fragen sich viele, die an diesem Pharmadialog
teilgenommen haben – wir Bundestagsabgeordnete ha-
ben es ja leider nicht –, was überhaupt als Ergebnis des
Pharmadialogs vorliegt . Wir Bundestagsabgeordnete ha-
ben heute alle einen Brandbrief von den Betriebsräten der
pharmazeutischen Unternehmen bekommen, die besorgt
über das AMVSG in der jetzigen Form sind . Deswegen
frage ich Sie, welche tatsächlich wirksamen Ergebnisse
aus dem Pharmadialog Sie selbst sehen, um den Standort
Deutschland im Bereich der Arzneimittelherstellung und
der Arbeitsplätze, die damit verbunden sind, zu sichern .


Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822002200

Die Ergebnisse des Pharmadialogs als Dialog dreier

Ministerien mit Wissenschaft, Gewerkschaften und In-
dustrie sind umfassend veröffentlicht . Alle Maßnahmen
haben bei den verschiedenen Betroffenen große Zustim-
mung gefunden . Es hat dann auch parlamentarische und
öffentliche Debatten gegeben, auf die sich die Sorgen der
Gewerkschaften und der Betriebsräte richten; sie sind ja
weniger auf das Ergebnis des Dialogprozesses gerichtet .

Ich kann und will der morgigen Debatte nicht vor-
greifen; aber ich bin überzeugt, dass das, was wir in der
Kombination vieler Maßnahmen erreicht haben, etwa be-
sondere Anreize zur Entwicklung von Maßnahmen zur
Heilung seltener Krankheiten und zur Entwicklung von
Kinderarzneimitteln, zum Beispiel von neuen Antibioti-
ka, genau diesem Ansatzpunkt – Innovationen schnell in
die Patientenversorgung zu bringen – gerecht wird .

Wir haben Maßnahmen zum Thema Lieferengpässe
im Dialogbericht im parlamentarischen Verfahren er-
gänzt, etwa um das Thema „Verzicht auf Ausschreibun-
gen im Impfstoffbereich“ und anderes mehr . Da verbin-
den sich durchaus Interessen der Versorgung mit denen

all derjenigen, die auf diesem Markt tätig sind . Ich bin
davon überzeugt: Es ist ein guter Ausgleich zwischen
Versorgungsinteresse, Wissenschafts- und Standortinte-
resse und Finanzierbarkeit .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822002300

Vielen Dank . – Frau Kollegin Klein-Schmeink, gehe

ich recht in der Annahme, dass auch Sie noch eine Frage
an den Bundesminister haben? – Dann sind Sie jetzt an
der Reihe .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke schön, Frau Präsidentin . – Ich habe ebenso
eine Frage zum Arzneimittelversorgungsstärkungsge-
setz . Wir mussten heute im Ausschuss erfahren, dass die
Umsatzschwelle zur Kostendämpfung für neue Arznei-
mittel ersatzlos gestrichen wurde . Sie hatten als Minister
einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt, da Sie es
durchaus für notwendig gefunden haben, ein Instrument
zur Reglementierung als Schutz gegen Mondpreise vor-
zusehen . Mittlerweile ist dieses Instrument ersatzlos ge-
strichen . Welche anderen Maßnahmen wollen Sie ergrei-
fen, damit wir die Versichertengemeinschaft in Zukunft
vor Mondpreisen schützen können?


Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1822002400

Vielen Dank für diese Frage . – Das besagte Gesetz –

es ist das Ergebnis eines Dialoges – ist geprägt von dem
Wunsch nach Zusammenhalt, Innovationsfreundlichkeit
und langfristiger Finanzierbarkeit . Dazu gehört beispiels-
weise, dass wir das Moratorium verlängern und anderes
mehr . Einige Aspekte zielen sehr klar auf Einsparungen,
andere auf einen schnellen Versorgungszugang .

Es ist richtig, dass wir im Ergebnis – es geht nicht al-
lein um den in meinem Haus verantworteten Gesetzent-
wurf, sondern um den von drei Ministern unterzeichneten
Abschlussbericht des Pharmadialogs – eine Umsatz-
schwelle vorgesehen hatten . Diese Maßnahme ist auch
im Sinne eines Ausbalancierens vorgeschlagen worden,
nachdem wir zur nichtöffentlichen Listung der entspre-
chenden Erstattungspreise zurückkehren wollten . Wir
haben uns im Rahmen des parlamentarischen Verfahrens
auch aus der Überzeugung der beteiligten Parlamentarie-
rinnen und Parlamentarier entschieden, dass auch davon
eine den Preis in Schach haltende Wirkung ausgeht, dass
es bei der öffentlichen Listung bleibt, und wir verzichten
parallel dazu im ersten Jahr auf andere Maßnahmen . Man
muss das also als Gesamtkunstwerk sehen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822002500

Vielen Dank, Herr Minister Gröhe . – Wir fahren fort

mit den weiteren Fragen an die Bundesregierung . Das
Wort hat der Kollege Jan van Aken .


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822002600

Vielen Dank . – Das ist eine Frage an das BMVg und

an das Auswärtige Amt . Es geht um einen Angriff der
kurdischen Peschmerga aus dem Nordirak am letzten
Freitag auf eine jesidische Siedlung im Irak . Dazu gibt

Vizepräsidentin Ulla Schmidt






(A) (C)



(B) (D)


es mehrere Videos im Internet, in denen man mehrfach
deutsche Waffen sehen kann . Bei mindestens zwei davon
ist gut verifizierbar, dass sie am letzten Freitag in einer
jesidischen Stadt eingesetzt worden sind . Es soll sich um
mindestens zwei deutsche G36-Gewehre handeln .

Nachdem in der gesamten Debatte um die Waffenlie-
ferungen an die Peschmerga immer der Schutz der Jesi-
den im Zentrum stand – von September 2014 bis heute
ging es um den Schutz der Jesiden –, werden genau diese
aus Deutschland gelieferten Waffen gegen die Jesiden
eingesetzt . Dazu habe ich zwei Fragen .

Erstens . Ist dieser Einsatz durch die KDP-Peschmerga
gegen Jesiden durch die Endverbleibskontrolle eigentlich
gedeckt? Oder untersagt die Endverbleibserklärung, die
die Peschmerga damals unterzeichnet haben, einen Ein-
satz gegen andere als ausgerechnet gegen den IS?

Zweitens . Wenn in dieser Endverbleibserklärung tat-
sächlich festgelegt ist, dass diese Waffen ausschließlich
gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ eingesetzt
werden dürfen, heißt das dann nicht, dass die Bundes-
regierung sofort jede weitere Waffenlieferung an die
Peschmerga und auch die Ausbildung der Peschmerga
einstellen müsste?


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822002700

Vielen Dank . – Sie hatten eigentlich nur eine Fra-

ge; aber ausnahmsweise durften Sie beide stellen . Frau
Staatsministerin Böhmer beantwortet sie gerne . Bitte
schön .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822002800


Frau Präsidentin! Ich darf zunächst eine Vorbemer-
kung machen . – Der Kollege van Aken hat diese Frage,
sinngemäß, zweimal als dringliche Frage eingereicht . Sie
wurde zweimal nicht zugelassen. Die Kollegin Dağdelen
hat ebenfalls eine solche Frage, sinngemäß, eingereicht .
Sie wurde ebenfalls nicht zugelassen . Von daher stellt
sich natürlich die grundsätzliche Frage, ob nicht zugelas-
sene dringliche Fragen im Rahmen der Regierungsbefra-
gung gestellt werden können .


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat die Präsidentin gerade entschieden!)


Ich darf noch die Anmerkung machen, dass wir vom
Auswärtigen Amt im Auswärtigen Ausschuss zu diesem
Komplex soeben Rede und Antwort gestanden haben .
Wir haben uns sehr intensiv mit dieser Frage befasst . Ich
kann selbstverständlich auch hier etwas dazu sagen . Aber
es ist eine grundsätzliche Frage an das Präsidium .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822002900

Frau Staatsministerin, wenn das so grundsätzlich

wäre, hätte ich die Frage nicht zugelassen .


(Beifall des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822003000


Gut .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822003100

Jeder Abgeordnete hat das Recht, hier unter „andere

Fragen“ Fragen zu stellen, auch wenn sie als dringliche
Fragen nicht zugelassen worden sind . Ich bitte Sie als
Bundesregierung einfach, darauf zu antworten .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Inge Höger [DIE LINKE])


D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822003200


Gern . – Wenn das so weit geklärt ist, dass Fragen, die
als dringliche Fragen nicht zugelassen worden sind, in
der Regierungsbefragung gestellt werden können, gebe
ich Ihnen gern eine Antwort – so wie es auch eben im
Auswärtigen Ausschuss erfolgt ist .


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jede Frage ist zugelassen! – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sollen wir mal die Geschäftsordnung zuschicken?)


– Es ist überhaupt keine Aufregung notwendig .


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Die wollen sich aufregen!)


– Es ist überhaupt keine Aufregung notwendig .

Ich will dem Kollegen van Aken sehr deutlich sagen,
dass wir, wenn es um die Endverbleibserklärung geht,
die Regierung der Region Kurdistan-Irak darauf ver-
pflichten, dass aus Deutschland geliefertes Material aus-
schließlich im Kampf gegen den IS einzusetzen ist . Das
ist für uns eine unabdingbare Kondition . Wir haben auch
immer wieder Wert darauf gelegt und nachgehakt, auch
in diesem Fall, weil es uns natürlich genauso umtreibt
wie Sie; da gibt es überhaupt keinen Zweifel . Ich bin
auch sehr froh, dass Sie diese Frage stellen;


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sah eben anders aus!)


denn diese Frage ist eine sehr grundsätzliche .

Sie sagen, dass aus dem Video der Einsatz von zwei
Gewehren verifiziert werden konnte. Wir können noch
nicht sagen, dass eine solche Verifikation möglich ist.
Das Video wird noch einer genaueren Auswertung un-
terzogen .

Ich möchte Ihnen auch noch eine grundsätzliche Ant-
wort geben . Es war gewiss keine einfache Entscheidung
hier im Deutschen Bundestag, sich dieser Frage zu stel-
len, ob wir vonseiten Deutschlands Material liefern . Wir
haben uns damals so entschieden, weil es um den Schutz
der Jesiden ging . Jeder hier erinnert sich noch, welche
Bedrohung es war, dass es darum ging, die Jesiden vor
dem Genozid zu bewahren, und wie sich der IS dieser
Minderheit gezielt zugewandt hat, um sie systematisch
zu verfolgen und zu ermorden . Ich stehe zu dieser Ent-

Jan van Aken






(A) (C)



(B) (D)


scheidung, und die Bundesregierung steht zu dieser Ent-
scheidung .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822003300

Vielen Dank . – Jetzt hat die Kollegin Höger das Wort .


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822003400

Vielen Dank . – Auch ich habe eine Frage ans Auswär-

tige Amt .

Ende März beginnen in New York die Verhandlungen
im Rahmen der sogenannten humanitären Initiative zu ei-
nem Verbot und zur Ächtung von Atomwaffen . Die Bun-
desregierung hatte seinerzeit in den UN gegen den Ver-
such gestimmt, diese Initiative zu starten . Jetzt ist meine
Frage: Werden Sie die Verhandlungen begleiten und bei
den Verhandlungen anwesend sein?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822003500


Frau Kollegin, im Detail kann ich Ihnen darauf jetzt
nicht antworten, aber ich weiß, dass wir es hier schon
einmal erörtert haben und dass ich Ihnen dazu auch eine
Begründung gegeben habe . Wir können das gern noch
einmal konkretisieren .


(Inge Höger [DIE LINKE]: Mir geht es jetzt konkret darum, ob Sie an den Verhandlungen teilnehmen!)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822003600

Sie haben eine Antwort bekommen, Frau Höger . – Jetzt

ist die Kollegin Renner an der Reihe . An wen richten Sie
die Frage? Auch ans Auswärtige Amt, Frau Renner?


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822003700

Ja, Frau Präsidentin, auch an Frau Staatsministe-

rin Böhmer . – Ich möchte gern noch einmal zu dem in
Rede stehenden Einsatz von deutschen Waffen durch die
Peschmerga zum Schaden der Jesiden zurückkommen
und ganz konkret fragen: Plant die Bundesregierung,
vor Ort selbst zu recherchieren, zum Beispiel indem sie
den Militärattaché aus Bagdad zu den Jesiden entsendet
und dann auch Informationen vor Ort einholt? Wird sie
sich also nicht nur ein Video anschauen oder hier von
KDP-Vertretern berichten lassen, sondern selbst mit den
Betroffenen reden und vor allem auch die Situation vor
Ort in Augenschein nehmen?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822003800


Ich glaube, Sie dürfen großes Vertrauen in die Bundes-
regierung haben, was die Frage angeht, wie wir uns um
dieses Thema kümmern; denn es ist für uns ganz zentral,
dass die Waffen so eingesetzt werden, wie es vereinbart
ist, das heißt im Kampf gegen den IS . Das haben wir auch
gegenüber dem Vertreter der Region Kurdistan-Irak hier
deutlich gemacht . Aber wir haben auch in Erbil nachge-
hakt . Wir werden uns nicht darauf beschränken, uns ein
Video anzuschauen – das haben wir auch nicht getan –;
denn diese Frage ist eine sehr ernste . Aber jeder hier im

Raum weiß auch, dass, als wir die Entscheidung damals
getroffen haben, wir, ich sage mal, die Dinge nicht mit
101-prozentiger Sicherheit klären konnten . Deshalb ha-
ken wir so deutlich nach, auch gegenüber dieser Regio-
nalregierung .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822003900

Vielen Dank . – Jetzt hat Uwe Kekeritz das Wort .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822004000

Danke schön . – Meine Frage bezieht sich auf Wirt-

schaftsverträge . Vielleicht erinnern Sie sich, dass wir
über zwei Jahre darüber diskutiert haben, ob die EPAs,
Economic Partnership Agreements, mit den afrikani-
schen Wirtschaftseinheiten hier im Hause ratifiziert wer-
den müssen oder nicht . Nach über zwei Jahren kamen
wir zu dem Ergebnis: Es muss ratifiziert werden. Jetzt
ist es so, dass die EPAs vorläufig in Kraft gesetzt worden
sind, wenn auch nicht mit allen Regierungen . Wir haben
beim Wissenschaftlichen Dienst und bei anderen Juris-
ten nachgefragt, ob auch ein Interimsabkommen ratifi-
ziert werden muss . Ich habe im November 2016 bei der
Regierung schriftlich nachgefragt . Als Antwort habe ich
erhalten: Es wird geprüft .

Jetzt sind stolze fünf Monate vorbei . Ich will wissen,
inwieweit Sie zu einem Ergebnis gekommen sind und ob
ein solches Interimsabkommen ratifiziert werden muss
oder nicht .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822004100


Herr Kollege Kekeritz, ich verstehe gut, dass Sie nach
fünf Monaten nachfragen . Ich bitte umgekehrt um Ver-
ständnis, dass ich Ihnen diese Frage nicht aus der Hand
beantworten kann . Selbstverständlich bekommen Sie so
schnell wie möglich eine Antwort .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822004200

Vielen Dank . – Jetzt der Kollege Mutlu .


Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822004300

Danke, Frau Präsidentin . – Meine Frage geht auch an

das Auswärtige Amt . In den türkischen Medien wird in
diesen Tagen eine absurde Behauptung aufgestellt; es
sind angeblich Zitate der türkischen Regierung . Dort
werden türkische Regierungsvertreter zitiert mit der ab-
surden Behauptung, die deutsche Auslandsvertretung
hätte den inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten
Deniz Yücel den türkischen Behörden übergeben, weil
er spioniert hätte . Ich würde gerne wissen, was Sie dazu
sagen . Wie wird man mit solch absurden Behauptungen
umgehen, die das deutsch-türkische Verhältnis sehr wohl
trüben, so wie hier, und nachhaltig schädigen könnten?


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822004400

Frau Kollegin .

Staatsministerin Dr. Maria Böhmer






(A) (C)



(B) (D)


D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822004500


Danke . – Herr Kollege Mutlu, Sie haben sicherlich
verfolgt, dass die Bundesregierung diesen Spionagever-
weis sehr klar zurückgewiesen hat . Sie wissen, wie alle
hier im Raum – das betone ich noch einmal –, dass sich
der Journalist Yücel freiwillig gestellt hat . Es ist also kei-
ne Übergabe erfolgt .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822004600


Ich habe jetzt noch zwei Fragen . Ich setze niemanden
mehr auf die Redeliste . Eigentlich ist die Zeit schon ab-
gelaufen, aber wir haben heute ein bisschen Spielraum .
Jetzt kommen Herr van Aken und Herr Beck mit ihren
Fragen . Danach beenden wir die Regierungsbefragung . –
Bitte schön .


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822004700


Vielen Dank . – Ich möchte noch einmal zu dem An-
griff auf die Jesiden möglicherweise mit deutschen Waf-
fen nachfragen . Es geht mir nicht um Geschichte . Es geht
mir nicht darum, was 2014 oder in den letzten zwei Jah-
ren richtig oder falsch war . Sie wissen, ich war gegen
diese Waffenlieferung, andere in der Linken waren dafür .
Das ist jetzt nicht meine Frage .

Meine Frage ist: Wenn Ihre eigene Untersuchung be-
stätigt, dass bei dem Angriff auf die Jesiden auch deut-
sche Gewehre aus Bundeswehrbeständen dabei waren –
Sie sagen ja gleichzeitig: es war immer klar festgelegt,
dass sie nur gegen den IS eingesetzt werden dürfen –,
dann ist das ein klarer Verstoß gegen diese Bedingung .
Was werden Sie dann tun? Werden Sie dann sofort mit
den Waffenlieferungen aufhören? Was werden Sie mit
der Bundeswehr im Irak tun? Werden Sie aufhören, wei-
ter auszubilden? Welchen Wert hat es, wenn Sie eindeu-
tig sagen: „Es gibt die klare Bestimmung: nur gegen den
IS und nichts anderes“? Und wenn dagegen verstoßen
wird, was passiert dann?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822004800


Herr van Aken, ich glaube, das Thema hat Sie nicht
nur heute umgetrieben, sondern es ist auch im Ausschuss
erörtert worden . Ich vermute, dass Sie das Thema immer
wieder aufgreifen . Uns treibt es auch um . Deshalb haken
wir so deutlich nach . Wir spüren das nicht nur in den Ge-
sprächen, sondern es wird uns auch sehr deutlich von der
Regionalregierung Kurdistan-Irak gesagt, dass man ge-
nau weiß, wie wichtig und wie sensibel dieses Thema und
diese Verpflichtung für die deutsche Seite sind. Das sage
ich als Parlamentarierin und nicht nur als Staatsministe-
rin, weil das für uns ein entscheidender Gesichtspunkt
war . Deshalb ist auch die Regionalregierung gehalten,
dies einzuhalten und zu überprüfen, und deshalb führen
wir die Gespräche und legen größten Wert darauf, dass es
in Zukunft auch weiter eingehalten wird . Das heißt auch,
dass wir den Kampf gegen den IS weiter unterstützen,
aber die Waffen entsprechend verwandt werden müssen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822004900

Vielen Dank . – Jetzt abschließend der Kollege Beck .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822005000

Es ist im Wesentlichen eine Frage an das Bundeskanz-

leramt oder an das Bundesinnenministerium . Sie bezieht
sich auch auf die Vorgänge im Zusammenhang mit der
Türkei . Am 18 . Februar war unter anderem Ministerprä-
sident Yildirim in Oberhausen . Für die Veranstaltung in
Oberhausen wurde maßgeblich von Herrn Keskin von
der Diyanet mobilisiert, der das Schreiben mit der Auf-
forderung zur Auslandsspionage an die Generalkonsulate
der Republik Türkei versandt hat .

Ich wollte die Bundesregierung fragen, was sie über
den Aufenthalt von Herrn Keskin, dem Leiter der Abtei-
lung für Auslandsbeziehungen der Diyanet in Ankara,
in Deutschland im Rahmen des Aufenthalts von Herrn
Yildirim weiß und ob sie mit mir die Annahme teilt, dass
Herr Keskin selbstverständlich nicht die Immunität ge-
nießt, die womöglich der Ministerpräsident genießen
mag .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822005100

Wer antwortet seitens der Bundesregierung? – Herr

Staatssekretär Frings . – Krings!

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822005200


Klingt besser . Genau .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Frings“ ist aber auch okay!)


Frau Präsidentin! Lieber Herr Kollege, ich kann Ihnen
dazu aktuell nichts sagen . Wir können das gerne recher-
chieren . Ich kann auch zum Status nichts sagen . Wenn
er nur die von Ihnen beschriebene Funktion hat, würde
ich mich auch sehr wundern, wie man da auf Immunität
kommen sollte . Ich kann aber zu der Person ad hoc hier
nichts sagen . Wir können die Informationen gerne bei-
bringen .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822005300

Ich wäre für eine schriftliche Unterrichtung sehr dank-

bar .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822005400

Vielen Dank . – Dann bedanke ich mich bei den Fra-

gern, bei Herrn Bundesminister Gröhe, bei Frau Staats-
ministerin und Herrn Staatssekretär Krings für die
Beantwortung der Fragen und schließe jetzt die Regie-
rungsbefragung ab .

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde

Drucksache 18/11364

Ich rufe die mündlichen Fragen auf der Drucksache
18/11364 in der üblichen Reihenfolge auf .






(A) (C)



(B) (D)


Zunächst kommen wir zum Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit .

Die Fragen 1 und 2 der Kollegin Sylvia Kotting-Uhl
werden schriftlich beantwortet .

Damit ist dieser Geschäftsbereich abgeschlossen .

Damit kommen wir zum Geschäftsbereich der Bun-
deskanzlerin und des Bundeskanzleramts . Für die Be-
antwortung ist Herr Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche
hier .

Ich rufe die Frage 3 der Abgeordneten Martina Renner
auf:

Wie bewertet die Bundesregierung, dass der Bundesnach-
richtendienst laut Medienberichten über mehrere Jahre hinweg
Journalisten und Redaktionen überwacht haben soll?

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1822005500


Frau Präsidentin, vielen Dank . – Frau Abgeord-
nete, ich gehe davon aus, dass Ihre Frage sich auf den
Spiegel-Artikel „Neue Dimension“ vom 25 . Februar
2017 bezieht .

Zunächst muss ich festhalten, dass ich dem Artikel
nicht entnehmen kann, dass dem BND der Vorwurf ge-
macht wird, er habe „über mehrere Jahre hinweg Journa-
listen und Redaktionen überwacht“, wie Sie das in Ihrer
Frage formulieren .

Ganz allgemein kann ich Folgendes sagen: Der Bun-
desnachrichtendienst sammelt nach § 1 Absatz 2 des
BND-Gesetzes „zur Gewinnung von Erkenntnissen über
das Ausland, die von außen- und sicherheitspolitischer
Bedeutung für die Bundesrepublik Deutschland sind, die
erforderlichen Informationen und wertet sie aus .“ Die
Bundesregierung und auch der BND messen dabei der
Pressefreiheit große Bedeutung zu . Nachrichtendienstli-
che Maßnahmen, die Journalisten betreffen, sind daher
nicht die Regel, sondern die Ausnahme, bei der die Ver-
hältnismäßigkeit im Besonderen zu prüfen ist . Darüber
hinaus gelten im Bundesnachrichtendienst in diesen Fäl-
len weitere besondere Vorgaben .

Dass aber Journalisten nicht generell von staatlichen
Maßnahmen ausgenommen sind – und dies schließt auch
die Überwachung der Telekommunikation ein –, zeigt
sich an verschiedenen Stellen im Gesetz, etwa in § 3b
Absatz 2 des Artikel 10-Gesetzes . Nach diesem Para-
grafen sind bestimmte Zeugnisverweigerungsrechte,
zum Beispiel von Journalisten, bei Beschränkungsmaß-
nahmen nach § 3 des Artikel 10-Gesetzes im Rahmen
der Prüfung der Verhältnismäßigkeit der Maßnahme zu
berücksichtigen . Der Gesetzgeber hat sich folglich aus-
drücklich dagegen entschieden, einen absoluten Schutz
der Kommunikation von Journalisten einzuführen; viel-
mehr hat er sich für eine entsprechende Berücksichtigung
im Rahmen der Verhältnismäßigkeit ausgesprochen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822005600

Vielen Dank . – Frau Kollegin Renner, Sie haben si-

cher eine Nachfrage . Bitte schön .


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822005700

Frau Präsidentin, ja, die habe ich . – Herr Fritsche,

ich würde gerne wissen, inwieweit das Bundeskanzler-
amt als zuständige Fach-, Dienst- und Rechtsaufsicht im
Nachgang zu der Spiegel-Veröffentlichung geprüft und
insbesondere beim BND nachgefragt hat, ob die in Rede
stehenden Suchbegriffe, die sich wohl auf Redaktionen
im Ausland beziehen, im Rahmen von G-10-Anordnun-
gen gesteuert wurden oder ob es sich hier um eine ge-
zielte Steuerung zu bestimmten Sachverhalten handelt,
die dem Auftragsprofil des Bundesnachrichtendienstes
entsprechen, oder ob es dritte Gründe gab, die zu der
Steuerung dieser Ziele führten . Also: Was haben Sie seit
der Veröffentlichung unternommen, um zu klären, wie es
zu der Überwachung von Journalisten – ich würde es tat-
sächlich so nennen – gekommen ist?

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1822005800


Tatsächlich haben wir – und das ist für die Fach- und
Dienstaufsicht ganz selbstverständlich – beim BND
nachgefragt, was zu dem, was im Spiegel steht, zu sagen
ist . Wir sind derzeit noch bei der Prüfung . Sie wissen aus
dem 1 . Untersuchungsausschuss dieser Legislaturperi-
ode, dass es um die Selektoren der Nachrichtendienste
geht, und darüber kann nicht in öffentlicher Sitzung ge-
sprochen werden . Ich kann Ihnen aber zweierlei sagen:
Wir werden zum einen die dafür vorhandenen parlamen-
tarischen Gremien unterrichten – das ist selbstverständ-
lich –, und zum anderen bin ich gerne bereit, Ihnen eine
eingestufte Antwort über die Geheimschutzstelle des
Deutschen Bundestages zur Verfügung zu stellen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822005900

Frau Kollegin Renner? – Bitte .


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822006000

Ich habe noch eine zweite Nachfrage . – Sie sprachen

von besonderen Vorkehrungen, die über die Rechtslage
hinaus getroffen würden . Gibt es im Bundesnachrich-
tendienst eine schriftlich formulierte Weisungslage zum
Einsatz von Selektoren, die Journalistinnen oder Journa-
listen oder Presse- und Medienvertreter und -vertreterin-
nen betreffen? Wenn ja, würde ich darum bitten, dass uns
entsprechende Informationen gegebenenfalls auch über
den Weg der Geheimschutzstelle zugänglich gemacht
werden .

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1822006100


Ich bin gerne bereit, Ihnen das über die Geheimschutz-
stelle zur Verfügung zu stellen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822006200

Jetzt hat der Kollege Ströbele noch eine Zusatzfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Frau Präsidentin . – Das hat Herr Fritsche
wahrscheinlich schon erwartet .

Vizepräsidentin Ulla Schmidt






(A) (C)



(B) (D)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822006300

Manches kann man voraussehen .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja . – Mich interessiert zu den Selektoren, zu den Er-
kenntnissen, die im Spiegel veröffentlicht worden sind,
ob die Meldung, die der Spiegel herausgegeben hat, sich
auf Sachverhalte bezog, die der Bundesregierung zum
Zeitpunkt der Veröffentlichung schon bekannt waren .
Wenn ja: Wann war das, und wann fanden diese Ab-
höraktionen statt?

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1822006400


Ich gehe davon aus, dass Sie meinen, dass die aktuel-
le Veröffentlichung bzw . ihr Inhalt der Bundesregierung
vorher bekannt waren .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Das ist nach meiner Kenntnis nicht der Fall . Es ist viel-
mehr so – das habe ich auch der Abgeordneten Renner
gesagt –, dass wir, nachdem wir das gehört haben, beim
BND nachgefragt haben und die entsprechenden parla-
mentarischen Gremien darüber unterrichten werden .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822006500

Vielen Dank . – Herr van Aken .


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822006600

Herr Fritsche, mich würde interessieren, ob Sie, je-

mand im BND oder jemand in der Bundesregierung ei-
gentlich mal auf die Betroffenen zugegangen ist, also so-
wohl auf die, die direkt überwacht worden sind, aber auch
auf die Redaktionen von Washington Post, von Reuters
und von der BBC, um mit ihnen zu erörtern, wann, wa-
rum, wie und mit welchem Ergebnis die Überwachung
stattgefunden hat und wann sie eingestellt worden ist .
Denn auf der Seite der Journalisten gibt es wahrschein-
lich eine große Verunsicherung .

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1822006700


Zunächst einmal: Ich habe bereits der Abgeordneten
Renner gesagt, dass wir derzeit noch prüfen, was an dem
Sachverhalt dran ist – da scheint manches historisch
sehr weit zurückzuliegen –, und dass es vor dem Hinter-
grund – das ist Frau Abgeordneter Renner ja bekannt –,
dass es im Bundesnachrichtendienst aus anderer Tätig-
keit gespeichert worden ist, von uns noch aufgeklärt wer-
den muss .

Zum anderen Teil Ihrer Frage . Wenn wir das aufgeklärt
haben, dann werden wir natürlich nur allgemein – so wie
ich es vorhin in der Antwort gesagt habe: dass es nicht
einen generellen Schutz der Kommunikation von Jour-
nalisten gibt; nicht einmal im G 10-Gesetz, das der Ge-
setzgeber hier in diesem Haus verabschiedet hat – dazu
Stellung nehmen können, aber niemals zu Einzelfällen;

dafür gibt es die Berichterstattung gegenüber den dafür
zuständigen Gremien . Das ist notwendig und richtig .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822006800

Vielen Dank . – Damit gibt es zu dieser Frage keine

Nachfragen mehr .

Die Kollegin Renner hat aber noch die Frage 4 ge-
stellt:

Wie will die Bundesregierung verhindern, dass dies auch
künftig ständige Praxis des Bundesnachrichtendienstes bleibt?

Bitte schön . – Oder waren Sie mit allem, was geant-
wortet worden ist, schon zufrieden? – Das ist auch mal
was Neues . Gut .

Dann kommen wir zum Geschäftsbereich des Auswär-
tigen Amtes .

Die Frage 5 des Kollegen Movassat wird schriftlich
beantwortet .

Wir kommen zur Frage 6 der Abgeordneten
Dr . Franziska Brantner:

Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus
dem am 1 . März 2017 veröffentlichten Bericht der UN-Un-
tersuchungskommission über Kriegsverbrechen der syrischen

(siehe unter anderem www .tagesschau .de/ ausland/syrien-un-bericht-kriegsverbrechen-101 .html)


Bitte schön, Frau Staatsministerin Böhmer .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822006900


Danke, Frau Präsidentin . – Ich darf Ihnen wie folgt
antworten, Frau Kollegin Brantner: Der jüngste Bericht
der unabhängigen Untersuchungskommission des Men-
schenrechtsrats der Vereinten Nationen zu Syrien über
die Eroberung von Aleppo im Herbst 2016 ist erschüt-
ternd .

Es wird ein weiteres Mal eindeutig dokumentiert, mit
welcher Brutalität und Rücksichtslosigkeit insbesondere
das syrische Regime und seine Verbündeten vorgehen .

Damit wird erneut unterstrichen, wie dringlich die
Beendigung dieser gravierenden Verletzungen der Men-
schenrechte und des humanitären Völkerrechts ist und
wie wichtig es ist, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen .

Die Bundesregierung wird sich daher weiterhin so-
wohl in den internationalen Foren und in politischen
Gesprächen als auch in der Zusammenarbeit mit zustän-
digen Organen der Vereinten Nationen, die Ihnen be-
kannt sind, und durch die Unterstützung dieser Organe
mit Nachdruck dafür einsetzen, dass diese Ziele erreicht
werden .

Dafür ist es auch wichtig, die Verhandlungen in Genf
fortzusetzen und dabei schnell in Substanzgespräche ein-
zusteigen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822007000

Frau Kollegin Brantner .

http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-un-bericht-kriegsverbrechen-101.html
http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-un-bericht-kriegsverbrechen-101.html





(A) (C)



(B) (D)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke für die Antwort . – Ich habe noch eine Rückfra-
ge . Es gab ja vor allen Dingen mit Blick auf den Einsatz
der Chemiewaffen auch Sanktionsversuche durch den
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, die am Veto von
Russland und China gescheitert sind . Daher meine Nach-
frage, inwieweit Sie als Bundesregierung vorhaben, dies
auch im Rahmen der Generalversammlung zu diskutie-
ren und dort mögliche Sanktionen voranzubringen .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822007100


Frau Kollegin Brantner, ich war auch sehr erschüttert .
Hier geht es ja um Chlorgas, das nicht unter die zu ver-
nichtenden Chemiewaffen fällt . Man lernt immer noch
dazu . – Aber die Wirkung von Chlorgas ist ebenfalls ka-
tastrophal .

Wir haben leider hinnehmen müssen, dass eine ent-
sprechende UN-Resolution durch Russland und China
verhindert worden ist . Aber ich kann Ihnen versichern:
Wir bleiben am Ball .

Auch auf EU-Ebene geht es um die Verschärfung
möglicher Sanktionen . In Bezug darauf, inwieweit das
wirklich etwas ändert, habe ich zwar meine Zweifel, wie
ich gestehen muss . Ich glaube aber, dass wir an dieser
Stelle trotzdem nicht lockerlassen dürfen und das auf al-
len Ebenen der Politik und in allen Gremien brandmar-
ken müssen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822007200

Vielen Dank . – Frau Kollegin Brantner, sind Sie zu-

frieden? – Sie haben noch eine Frage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben gerade gesagt, dass Sie sich nicht sicher
sind, ob das etwas bringt . Eigentlich gibt es ja ein Che-
miewaffenabkommen . Chlorgas fällt allerdings nicht
darunter . Inwieweit arbeiten Sie daran, das zu erweitern
und Chlorgas dort eindeutig mit hinzuzufügen?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822007300


Das scheint mir von der rechtlichen Möglichkeit der
Kategorisierung her schwierig zu sein . Deshalb habe ich
in den Diskussionen, die wir auch im Auswärtigen Amt
führen, den Blick noch einmal besonders auf die Frage
gerichtet – darauf bezog sich dann auch meine Anmer-
kung –, ob eine Verschärfung der Sanktionen möglich
ist und ob andere Sanktionsmöglichkeiten auf EU-Ebene
weitergeführt werden können . Das wird derzeit geprüft .

Meine Zweifel, die ich eben anmerkte, bezogen sich
auf die Sanktionen . Wie Sie wissen, haben wir jetzt
schon sehr zahlreiche und auch verschärfte Sanktionen .
Sie führen nicht zu dem Ergebnis, das Sie sich wünschen,
das wir anstreben und das wir uns alle erhoffen .

Meines Erachtens müssen wir deshalb alles daranset-
zen – unabhängig von der Frage, ob es gelingt, weitere

Verbote bzw . weitere Verschärfungen herbeizuführen –,
dass dieser so mühselige Prozess, der jetzt in Genf wie-
der in Gang gekommen ist, fortgesetzt wird und dass sub-
stanzielle Fragen dann auch miteinander erörtert werden .
Es geht um die Menschen und deren Schicksal . Und das,
was sich dort abspielt, ist grauenhaft .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822007400

Vielen Dank . – Wir haben noch eine Zusatzfrage des

Kollegen van Aken . Bitte schön .


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822007500

Dieser UN-Bericht ist ja eindeutig: Einige der Che-

miewaffeneinsätze in Syrien werden dem sogenannten
IS zugewiesen, andere eindeutig dem Regime . – Jetzt
befindet sich das Regime ja in dem Prozess zum Beitritt
zur Chemiewaffenkonvention . Meine Frage lautet: Wel-
che Auswirkungen hat das eigentlich im Exekutivrat der
OVCW? Was passiert dort? Wird das dort thematisiert?
Wird der Beitritt Syriens bzw. die Ratifizierung der Che-
miewaffenkonvention durch Syrien infrage gestellt?
Welche Konsequenzen hat das dort?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822007600


Herr Kollege van Aken, das habe ich vor dieser Fra-
gestunde nicht abgeklopft; aber ich teile Ihnen das gerne
mit .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822007700

Vielen Dank . – Die Frage 7 des Abgeordneten Omid

Nouripour, die Fragen 8 und 9 des Abgeordneten Özcan
Mutlu sowie die Fragen 10 und 11 der Abgeordneten
Tabea Rößner werden schriftlich beantwortet .

Ich rufe die Frage 12 der Abgeordneten Inge Höger
auf:

In welcher Form (bitte genaue Angaben) hat die Bundes-
kanzlerin im Rahmen ihres Besuches in Ägypten die ägypti-
sche Regierung vor dem fortgesetzten Abbau von Menschen-
rechten durch die vom Machthaber Abdel Fattah el-Sisi zu
unterzeichnende Nichtregierungsorganisationsgesetzgebung

(militärisch oder polizeilich)

Deutschland und Ägypten?

Bitte schön, Frau Staatsministerin . Sie sind heute sehr
gefragt .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822007800


Ja, das sind ja auch politische Fragen, die uns alle der-
zeit sehr intensiv bewegen . – Frau Kollegin Höger, ich
darf Ihnen wie folgt antworten: Bei ihrem Besuch in Kairo
hat die Bundeskanzlerin Dr . Angela Merkel die Lage der
Menschenrechte und der Zivilgesellschaft in Ägypten als
zentrales Thema angesprochen . Ein Schwerpunkt ihrer
Gespräche lag auf der Situation der deutschen politischen
Stiftungen, die selbst und über ihre lokalen Partner einen
wichtigen Beitrag zur Demokratieförderung, zur politi-
schen Partizipation und zum zivilgesellschaftlichen En-
gagement leisten . Gespräche mit Menschenrechtsaktivis-
tinnen und -aktivisten und Vertreterinnen und Vertretern






(A) (C)



(B) (D)


der Zivilgesellschaft waren wesentlicher Bestandteil des
Programms .

Über den Entwurf eines neuen NGO-Gesetzes ist die
Bundesregierung besonders besorgt . Das Gesetz schränkt
die Freiheiten der Zivilgesellschaft in Ägypten in emp-
findlicher Weise ein. Auch die Bundeskanzlerin hat den
Entwurf eines neuen NGO-Gesetzes gegenüber Staats-
präsident el-Sisi angesprochen . Sie hat insbesondere
auf die Bedeutung hingewiesen, die wir freien Medien,
Rechtsstaatlichkeit, politischen Mitwirkungsrechten und
einer aktiven Zivilgesellschaft für eine gute Entwicklung
und die Stabilität des Landes beimessen . Sie hat auch
bessere Arbeitsmöglichkeiten für Menschenrechtsorga-
nisationen und NGOs gefordert und dabei auch konkrete
Fälle angesprochen .

Im Bereich der polizeilichen Zusammenarbeit haben
Deutschland und Ägypten am 11 . Juli 2016 ein Sicher-
heitsabkommen unterzeichnet . Es dient dazu, die Zusam-
menarbeit der zuständigen Behörden insbesondere bei
der Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität und
des Terrorismus zu verbessern und dadurch die innere Si-
cherheit beider Staaten zu erhöhen . Das Abkommen ist
bislang noch nicht in Kraft getreten . Darüber hinaus un-
terstützt Deutschland Ägypten durch Einzelmaßnahmen
im Bereich der polizeilichen Aufbau- und Ausstattungs-
hilfe .

Die militärische Zusammenarbeit mit Ägypten be-
schränkt sich auf das Angebot von Lehrgangsplätzen
in Deutschland im Rahmen der militärischen Ausbil-
dungshilfe . Für 2017 sind unter anderem ein Erfahrungs-
austausch im Bereich der Bekämpfung improvisierter
Sprengfallen, ein Seminar zur inneren Führung sowie
Informationsbesuche beim ägyptischen Sanitätsdienst
vorgesehen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822007900

Frau Kollegin Höger, Sie haben bestimmt eine Nach-

frage .


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822008000

Ja . – Vielen Dank, Frau Staatsministerin . Ich habe eine

Nachfrage zu einer konkreten NGO . Das ägyptische Al
Nadeem Center, ein Menschenrechtszentrum für Folter-
opfer, das allein für Februar die Tötung oder Ermordung
von 107 Menschen festgestellt hatte, wurde inzwischen
geschlossen . Hat die Bundeskanzlerin nachgefragt, wie
diese NGO weiterarbeiten kann, weil sie eine sehr wich-
tige menschenrechtspolitische Arbeit leistet?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822008100


Ich verstehe, dass Sie danach fragen . Solche Gesprä-
che werden in der Regel vertraulich gehandhabt; aber ich
darf Ihnen sagen, dass die Bundeskanzlerin auch sehr
konkret nachgefragt hat .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822008200

Eine weitere Zwischenfrage?


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822008300

Ich hätte noch eine Nachfrage zu dem Sicherheitsab-

kommen bzw . der bisherigen Zusammenarbeit mit der
Polizei . Das ägyptische Regime ist ja für Folterungen
im Gefängnis und andere schwere Menschenrechtsver-
letzungen bekannt . Wie können Sie ausschließen, dass
die Polizei, die Sie mit ausbilden, an solchen Menschen-
rechtsverletzungen beteiligt ist?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822008400


Das ist eine Frage, die uns im Vorfeld des Abkommens
natürlich schon sehr bewegt hat und die für alle Sicher-
heitsabkommen gilt . Wir werden ja nachher über Tunesi-
en sprechen . Daher darf ich Ihnen sagen: Wenn Sie diese
Fragen auch bezogen auf Tunesien haben, werde ich sie
in gleicher Weise beantworten .

Das Sicherheitsabkommen mit Ägypten – analog
Tunesien – sieht vor, dass die Zusammenarbeit der Ver-
tragsparteien in allen Bereichen nach den Maßgaben ih-
res jeweiligen innerstaatlichen Rechts erfolgt . Das heißt,
es enthält eine allgemeine Vorbehaltsklausel zur Ableh-
nung der Zusammenarbeit, wenn diese in Widerspruch
zum innerstaatlichen Recht einer Vertragspartei steht .
Eine Anwendung des Vertrags ist also bei drohenden
Menschenrechtsverletzungen ausgeschlossen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822008500

Vielen Dank . – Wir kommen dann zur Frage 13 der

Abgeordneten Inge Höger:

(militärisch oder polizei lich)

Tunesien?

Bitte schön, Frau Staatsministerin .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822008600


Danke schön, Frau Präsidentin . – Ich darf Ihnen wie
folgt antworten: Im September 2016 hat die Bundesre-
gierung ein Sicherheitsabkommen mit Tunesien unter-
zeichnet . Das Abkommen ist bislang noch nicht in Kraft
getreten . Es dient dazu, die Zusammenarbeit der zustän-
digen Behörden insbesondere bei der Bekämpfung der
grenzüberschreitenden Kriminalität und des Terrorismus
zu verbessern und dadurch die innere Sicherheit beider
Staaten zu erhöhen .

Zudem ist Tunesien eines von fünf Schwerpunktlän-
dern der im Jahr 2016 erstmals aufgelegten Ertüchti-
gungsinitiative . Im Jahr 2016 wurden Projekte im Wert
von 17,5 Millionen Euro durchgeführt . Für 2017 sind
Projekte im Wert von 30,7 Millionen Euro geplant . Bei
den Projekten geht es unter anderem um die Sicherung
der Grenzen zu Libyen, um die Grenzpolizei und den Po-
lizeiaufbau allgemein . Ich kann Ihnen auch die Beträge
nennen: im ersten Fall 16 Millionen Euro, im zweiten
2,1 Millionen Euro und im dritten 0,5 Millionen Euro .

Tunesien ist auch Schwerpunktland des 2017 anlauf-
enden vierjährigen Programms zur polizeilichen Ausbil-
dungs- und Ausstattungshilfe . Das Projektvolumen für

Staatsministerin Dr. Maria Böhmer






(A) (C)



(B) (D)


Tunesien beträgt allein 2017 circa 2,7 Millionen Euro .
Die Schwerpunkte sind Grenzmanagement, Aus- und
Fortbildung, Führungsmanagement und kriminalpolizei-
liche Spurensicherung .

Zudem werden seit 2004 im Rahmen bilateraler Jah-
resprogramme zahlreiche Kooperationsmaßnahmen
durchgeführt . Das Programm 2017 beinhaltet unter an-
derem Maßnahmen zum Kampf gegen improvisierte
Sprengfallen, zur allgemeinen Stabsoffiziersausbildung,
zur Seeraum- und Küstenüberwachung sowie ein Semi-
nar zu Streitkräften in der Demokratie .

Tunesien erhält schließlich seit 1972 militärische Aus-
bildungshilfe . Bisher schlossen 400 tunesische Soldaten
eine Ausbildung in Deutschland erfolgreich ab . Schwer-
punkt ist die Technikerausbildung .

In Tunesien wurde ein Polizeiprojektbüro eingerich-
tet . Inhaltliche Schwerpunkte liegen auf dem Grenzma-
nagement, der Aus- und Fortbildung, der Dokumenten-
und Urkundensicherheit, der maritimen Sicherheit, der
Schulpartnerschaften, dem Sachbeweis und der Ausbil-
dung von Führungskräften . Zudem gibt es ergänzende
Ausstattungshilfen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822008700

Vielen Dank . – Frau Kollegin Höger, Ihre Nachfrage .


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822008800

Vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort . – Ich

habe eine Nachfrage zu der sogenannten Ertüchtigungs-
initiative . In diesem Rahmen sind der tunesischen Re-
gierung elektronische Grenzüberwachungsanlagen ge-
schenkt worden . Die Firma Airbus, die diese Anlagen
installiert hat bzw . herstellt, bewirbt die Anlagen auf ihrer
Webseite als besonders zur Migrationskontrolle geeignet .
Geht es Ihnen im Rahmen dieser Ertüchtigungs initiative
um Unterstützung der Grenzsicherung, oder geht es Ih-
nen vorrangig um die Begrenzung von Migrationsbewe-
gungen?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822008900


Bei der Ertüchtigungsinitiative – das habe ich Ihnen ja
gesagt – geht es um die Sicherung der Grenze zu Libyen,
die Grenzpolizei und den Polizeiaufbau allgemein .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822009000

Eine weitere Nachfrage?


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822009100

Sie haben im Rahmen der militärischen Grenzüberwa-

chung in Tunesien den Aufbau von Polizeistationen ent-
lang der Grenze zu Libyen gefördert und monetisiert . In-
zwischen plant die Europäische Union, an der libyschen
Grenze ein Flüchtlingslager für aus der EU Abgeschobe-
ne aufzubauen . Steht das miteinander in Verbindung, und
welche Überlegungen stellt die Bundesregierung zu dem
Bau dieses Flüchtlingslagers an?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1822009200


Ein solcher Zusammenhang ist mir nicht bekannt .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822009300

Da die Kollegin Dağdelen um schriftliche Beantwor-

tung der Frage 14 gebeten hat, Frau Staatsministerin, be-
danke ich mich bei Ihnen für die Beantwortung der Fra-
gen . Wir schließen diesen Geschäftsbereich ab .

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums des Innern auf . Zur Beantwortung steht der Parla-
mentarische Staatssekretär Dr . Günter Frings – – Krings
zur Verfügung .


(Heiterkeit)


– Das war eine Freud’sche Fehlleistung .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie heute Morgen Kohlen geklaut, Frau Präsidentin?)


– Man denkt eben immer ans Fringsen, weil es ja um das
Innere geht .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beim Inneren denken Sie ans Fringsen? Interessant!)


Die Frage 15 der Kollegin Britta Haßelmann wird
schriftlich beantwortet .

Ich rufe die Frage 16 des Kollegen Hans-Christian
Ströbele auf:

Warum beantwortet die Bundesregierung den zweiten
Teil meiner schriftlichen Frage 13 auf Bundestagsdrucksa-
che 18/11220 nicht, der lautete, warum die im Gemeinsamen
Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) am 2 . November 2016
vereinbarte Prüfung der Erkenntnisse durch das Bundesamt
für Verfassungsschutz (BfV) beim marokkanischen Nachrich-
tendienst vollständig unterblieb, und wer hat diese Nichterfül-

(also sechs Wochen vor dem Anschlag in Berlin)

Mitteilungen aus Marokko vom 19 . September, 11 . Oktober,
13 . Oktober, 26 . Oktober 2016 mit Erkenntnissen zu deutsch-
landfeindlichen Äußerungen Anis Amris, zu einem Projekt,
das er ausführt, und zu IS-Anhängern in Berlin, bei denen er
unterkommt, zu prüfen, veranlasst bzw . zu verantworten?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822009400


Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Es ist schon richtig:
Das Innenministerium ist ja sowohl das Sicherheits- als
auch das Kirchenministerium . Insofern kann sich bei
„Frings“ der doppelte Vergleich schon anbieten . Auch als
Protestant betrachte ich das als durchaus ehrbaren Ver-
sprecher .

Lieber Herr Kollege Ströbele, die Antwort auf Ihre
Frage ist nicht, wie Sie unterstellen, unterblieben . Sie
ist im Kontext der Antwort sehr wohl zu verstehen . Der
Vollständigkeit halber gebe ich diese gern noch einmal
wieder, um Missverständnisse, die Sie angesprochen ha-
ben, auszuräumen .

Bei den Meldungen des marokkanischen Nachrich-
tendienstes handelte es sich um Erkenntnisanfragen . In
der Regel werden mit einer Erkenntnisanfrage natürlich

Staatsministerin Dr. Maria Böhmer






(A) (C)



(B) (D)


auch Erkenntnisse übermittelt . So war es auch hier . Nach
Abwägung des Informationsinteresses im GTAZ, also
im Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum, wurde
zunächst eine Erkenntnisanfrage an einen anderen Nach-
richtendienst gestellt, um die Informationen weiter an-
zureichern oder bewerten zu können . Dies geschah nicht
zuletzt, weil die Mitteilungen nach einer gemeinsamen
Bewertung der Sicherheitsbehörden keine konkretisie-
renden Informationen enthielten und für eine weiter ge-
hende Gefährdungsbewertung nicht geeignet waren .

Diese Vorgehensweise ist nicht unüblich, sondern re-
gelmäßige Praxis . Die Überprüfung von Informationen
ausländischer Partner ist nachrichtendienstliches Tages-
geschäft; das wissen Sie als langjähriger Kontrolleur .
Dabei obliegt die Art der Vorgehensweise natürlich dem
Nachrichtendienst, hier dem Bundesamt für Verfassungs-
schutz . Das BfV hat die Informationen in diesem Fall
vorerst über Dritte bewerten lassen . Diese Vorgehenswei-
se entspricht, wie bereits ausgeführt, zu Recht und mit
guten Gründen der gängigen Praxis . Weitere, vor allem
inhaltliche Angaben zur Arbeit der Nachrichtendienste
kann ich in diesem Rahmen aus den Ihnen bekannten
Gründen natürlich nicht machen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822009500

Vielen Dank . – Herr Kollege Ströbele, ich sehe, Sie

sind nicht zufrieden . Sie haben die Gelegenheit zu zwei
Nachfragen .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, Sie drücken sich weiter . Ich habe
Ihnen doch vorgehalten – das können Sie auch nachle-
sen –, dass in der Chronologie unter dem 2 . November
2016 der Satz steht: „Bundesamt für Verfassungsschutz
prüft“, und zwar nicht irgendwo, bei irgendwem, son-
dern bei marokkanischen Behörden . Dabei geht es um
die Meldungen, die da gekommen sind . Das andere, was
Sie sagen, stimmt ja alles . Aber dieser Prüfauftrag, der
eindeutig und klar ist, wurde nicht ausgeführt . Dazu habe
ich die Frage gestellt: Warum nicht, und wer hat das ent-
schieden?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822009600


Lieber Herr Kollege, ich habe doch gerade ausge-
führt, dass die Überprüfung – unabhängig davon, was
ursprünglich im GTAZ angedacht worden ist –


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei den marokkanischen Behörden!)


natürlich auf eine solche Art und Weise durchgeführt
werden muss, dass sie etwas bringt, dass sie zielführend
ist, dass die Informationen dadurch wirklich werthaltiger
werden . Die Fachleute im entsprechenden Dienst waren
offenbar nicht der Auffassung, dass dies der richtige Weg
ist, und haben einen anderen Weg eingeschlagen, der
erfolgversprechender war . Das war gut so, weil sie das
fachlich natürlich eher bewerten können als eine Gruppe,

die vielleicht nicht so sehr im operativen Geschäft tätig
ist .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822009700

Herr Ströbele, die zweite Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das befriedigt mich überhaupt nicht . – Sie sagen, die
Fachleute haben das gemacht . Aber warum werden im
GTAZ als Adressat dieser Prüfung ganz eindeutig die
marokkanischen Behörden genannt? Es stimmt auch
nicht, dass diese Meldungen oder Erkenntnisse, die der
eigenen Anfrage beigefügt waren, nichts Neues erbracht
hätten . Da war sensationell Neues dabei, zum Beispiel,
dass Amri ein Projekt ausführt . Da müssen doch – es geht
schließlich um einen Höchstgefährder – alle Alarmglo-
cken klingeln: Was ist das für ein Projekt, wo haben die
das her, und was kann das bedeuten? – Vielleicht ging
es bei diesem Projekt um den Anschlag auf dem Weih-
nachtsmarkt in Berlin . Man konnte doch nur bei den ma-
rokkanischen Behörden herausbekommen, was das zu
bedeuten hat und woher das stammt . Warum haben Sie
das nicht gemacht?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822009800


Herr Kollege, natürlich hat man diese Hinweise ernst
genommen . Gerade deshalb hat man den Weg gewählt,
der die bestmögliche Klärung versprach, und das war
eben der Weg, den man hier aus fachlicher Sicht einge-
schlagen hat .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822009900

Ich rufe die Frage 17 des Kollegen Hans-Christian

Ströbele auf:
Welche Angaben macht die Bundesregierung zu Inhalt und

Herkunft der Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden des Bun-
des, Bundesnachrichtendienst, BfV, Bundeskriminalamt, aus
den beiden libyschen Telefonnummern, die im Februar 2016

(Chronologie vom 17 . Februar 2016)

gung bis zum Anschlag in Berlin am 19 . Dezember 2016, und
welche Informationen aus Erkenntnissen zu den libyschen Te-
lefonnummern hat sie nicht nur an Tunesien im Februar 2016,
wie ausweislich des Protokolls der Parlamentarische Staatsse-
kretär Dr . Günter Krings in der Fragestunde vom 15 . Februar
2017 in der Antwort auf meine Frage 22 behauptete, sondern
bis zum 19 . Dezember 2016 auch an andere ausländische Be-

(bitte Länder, Behörde, Zeitpunkt der Weitergabe angeben)


Herr Staatssekretär .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822010000


Ja, sehr gerne . – Frau Präsidentin! Lieber Herr Kolle-
ge! Meine Damen und Herren! Wie ich der Fragestellung
entnehmen kann, gibt es zu dem Komplex der libyschen
Rufnummern ganz offenbar einen andauernden Infor-
mationsbedarf . Ich komme dem gerne nach und will das
noch einmal zusammenhängend in einigen Sätzen dar-
stellen .

Parl. Staatssekretär Dr. Günter Krings






(A) (C)



(B) (D)


Bei Anis Amri wurde im Februar 2016 im Zuge ei-
ner Personenkontrolle im Zentralen Omnibusbahnhof
in Berlin ein mitgeführtes Mobiltelefon aufgrund einer
INPOL-Ausschreibung zur Eigentumssicherung sicher-
gestellt und durch das Landeskriminalamt Berlin mit Un-
terstützung des Landeskriminalamtes Nordrhein-West-
falen ausgewertet . Die Auswertung des Mobiltelefons
ergab keine Hinweise auf Anschlagsplanungen oder
sonstige Straftaten . Im GTAZ wurden im Februar 2016
die bis dahin vorliegenden Erkenntnisse zu Amri aus-
getauscht und die weitere Vorgehensweise abgestimmt .
Die Zuständigkeit zur Gefahrenabwehr lag beim Lande-
skriminalamt Berlin . Das Bundeskriminalamt wurde in
Amtshilfe um Sicherung der Inhalte des sichergestellten
Mobilfunkgerätes gebeten .

Durch das Bundeskriminalamt wurden daraufhin im
Rahmen der Auswertung und der Zentralstellenfunktion
im Februar 2016 zwei libysche Kontaktrufnummern des
Amri an Tunesien übermittelt . Die tunesischen Behörden
wurden gebeten, zu prüfen, ob zu Anis Amri, den genutz-
ten Alias-Personalien sowie den genannten libyschen Te-
lefonnummern Erkenntnisse vorliegen . Dabei haben alle
durchgeführten Abklärungen zu den in Rede stehenden
Rufnummern keinen Tatzusammenhang ergeben .

Das sind alle vorliegenden Informationen aus der Be-
fassung der Sicherheitsbehörden zum Fall Amri im Zu-
sammenhang mit den libyschen Rufnummern, die ich
Ihnen hier auf diesem Weg mitteilen kann .

Ich kann inzwischen erkennen, dass Ihre Frage auch
auf die Arbeit und den Umgang der Nachrichtendiens-
te abzielt . Hierzu kann ich Ihnen aber – das wissen Sie
ja bestens – aus Gründen des Staatswohls keine offenen
Angaben machen; denn dies würde die Arbeit der Nach-
richtendienste gefährden und gegen die Ihnen bekannte
„Third Party Rule“ verstoßen . Dennoch können Sie ge-
wiss sein, dass alle Informationen hierzu bereits ausführ-
lich – und die Unterlagen im Original – der Task Force
des Parlamentarischen Kontrollgremiums zur Verfügung
gestellt worden sind . Insofern empfehle ich gerade Ih-
nen eine Einsichtnahme in diese Unterlagen in dem dafür
vorgesehenen Gremium . Sie haben ja als Mitglied die
Möglichkeit, das zu tun .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822010100

Herr Kollege Ströbele .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Frau Präsidentin . – Ich würde ja gerne alle
Akten einsehen, wenn sie da wären . Darum geht es jetzt
aber nicht .

Sie behaupten, dass – die Nachrichtendienste lassen
wir einen Augenblick beiseite – das Bundeskriminalamt
und die LKAs keine anderen Erkenntnisse über den In-
halt der Telefonate und über den sonstigen Informations-
austausch, der mittels der Handys vorgenommen wurde,
haben . Gab es also keine Informationen beim BKA oder
bei den LKAs? Und warum teilen Sie sie hier nicht mit,
wenn es welche gegeben hat?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822010200


Ich habe geschildert, wann welche Informationen
he rausgegangen sind, und Sie haben jetzt noch einmal
intensiv nachgefragt; das verstehe ich auch . Ich habe
dargelegt, dass das Bundeskriminalamt erst nach dem
Vorfall Informationen an andere Dienste, die Sie hier an-
gesprochen haben, weitergegeben hat .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822010300

Herr Ströbele, noch eine weitere Nachfrage?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja . – Gibt es außer den beiden Handys noch andere
Handys, die bei Amri gefunden worden sind und libysche
Telefonnummern enthielten?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822010400


Lieber Kollege, das kann ich Ihnen aus dem Stegreif
nicht beantworten . Mir sind darüber keine Kenntnisse
zugetragen worden . Ich kann das gerne noch einmal ab-
klären .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822010500

Vielen Dank . – Die Frage 18 des Kollegen Dr . André

Hahn, die Fragen 19 und 20 des Kollegen Andrej Hunko,
die Frage 21 der Kollegin Sevim Dağdelen und die Fra-
ge 22 der Kollegin Beate Walter-Rosenheimer werden
schriftlich beantwortet .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822010600

Dann kommen wir zu Frage 23 des Abgeordneten

Volker Beck:

In wie vielen Fällen wurde nach Kenntnis der Bundesre-
gierung in den Jahren 2016 und 2017 Staatsangehörigen aus

(Konversion vom Islam zu einer anderen Religion)

se erfolgten Taufe und der fortbestehenden Mitgliedschaft in
einer christlichen Kirche die Abschiebung angedroht, und in

(bitte nach Herkunftsstaaten aufschlüsseln)


D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822010700


Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Herr Kollege Beck,
Erkenntnisse im Sinne der Fragestellung liegen der Bun-
desregierung nicht vor . Derartige Sachverhalte werden
weder im Ausländerzentralregister noch in der Asyl-
geschäftsstatistik des Bundesamts für Migration und
Flüchtlinge noch in den Statistiken der Bundespolizei
gesondert erfasst .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822010800

Herr Kollege Beck, Sie haben die Möglichkeit, nach-

zufragen .

Parl. Staatssekretär Dr. Günter Krings






(A) (C)



(B) (D)



Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822010900

Es ist bedauerlich, dass ich offensichtlich mehr weiß

als die Bundesregierung; aber das kann ja mal vorkom-
men .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822011000


Ich bin gespannt, was Sie uns so erzählen können .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822011100

Da Sie hier ja schon als Kardinal Frings tituliert wur-

den, hoffe ich, dass Sie auch ein gewisses Maß an Em-
pathie für verfolgte Christen aus Ländern mitbringen, wo
auf Apostasie die Todesstrafe steht . – Mir sind zwei Fälle
von getauften Iranern aus dem Kirchensprengel Soest
bekannt, die nach ihrer Taufe in der evangelischen Kir-
che – das ist nicht irgendein obskurer Klub – Abschiebe-
androhungen bekommen haben . Ich möchte Sie fragen,
ob Sie mit mir der Auffassung sind, dass man getaufte
Christen, denen man Apostasie vorwerfen kann, nicht in
Länder zurückschicken kann, in denen dies unter Todes-
strafe steht .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822011200


Frau Präsidentin, vielleicht sollten wir für alle anderen
noch einmal erklären: Apostasie ist – jedenfalls in diesem
konkreten Fall – der Abfall vom Islam .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eigentlich ist es der Abfall vom Glauben, in dem Fall aber vom Islam!)


Das steht in manchen Ländern unter Strafe, bis hin zur
Androhung von Strafen entsprechend einem Kapitalver-
brechen . Es gibt hier aber erfreulicherweise positive Ent-
wicklungen . Dabei denke ich an die neuesten Nachrich-
ten aus Marokko, wo man offenbar von der Ächtung der
Apostasie abrückt . Sie ist allerdings in der Tat in vielen
Ländern ein sehr ernster Vorwurf .

Man muss sich jetzt das ganze Verfahren anschauen:
Den Entscheidern des Bundesamts für Migration und
Flüchtlinge liegen für die Prüfung der Asylanträge von
zum Christentum konvertierten Antragstellern immer
umfangreiche Informationen auch über die Lage in den
Herkunftsländern vor, also ob dort die freie Ausübung
des Christentums möglich ist oder nicht und welche
Sanktionen drohen . Ist der Antragsteller getauft worden,
hat die Kirche zuvor bereits die Ernsthaftigkeit des Glau-
bensübertritts geprüft; davon gehen wir jedenfalls aus .
Dies wird nach Mitteilung des Bundesamts für Migra-
tion und Flüchtlinge von ihm auch nicht infrage gestellt
und erneut geprüft . Das Bundesamt prüft im Rahmen des
Asylverfahrens vielmehr, ob christlichen wie auch allen
anderen Antragstellern bei Rückkehr in ihr Herkunfts-
land wegen ihres Glaubens Verfolgung droht . Dies gilt
gleichermaßen für Antragsteller, die bereits in ihrem
Herkunftsland Christen waren – das gibt es ja auch –,
wie auch für Konvertiten, die in Deutschland zum christ-
lichen Glauben übergetreten sind . Im Rahmen der per-
sönlichen Anhörung – die, glaube ich, sehr wichtig ist –
prüft das BAMF darüber hinaus im Einzelfall, wie der

Antragsteller seinen Glauben in Deutschland lebt, um
daraus Schlussfolgerungen ziehen zu können, wie er sich
bei seiner Rückkehr ins Herkunftsland voraussichtlich
verhalten wird und ob daraus konkret eine Verfolgungs-
gefahr entsteht .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822011300

Herr Kollege Beck .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822011400

So weit, so bürokratisch . – Mir geht es ganz konkret

um Personen . Wir sind uns sicher einig, dass im Iran
Menschen, die im Christentum aufgewachsen sind, in
der Regel keiner Verfolgung ausgesetzt sind, zumindest,
wenn sie den etablierten orthodoxen oder katholischen
Kirchen angehören . Bei Protestanten sieht das aber schon
anders aus, und gänzlich anders sieht es bei Konvertier-
ten aus . Teilen Sie mit mir die Auffassung, dass wir keine
hier getauften Christen in den Iran zurückschicken kön-
nen, weil ihnen dort ansonsten die Todesstrafe droht?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1822011500


In bestimmten Ländern – Sie haben eben eines ge-
nannt – –


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es handelt sich um zwei Menschen aus dem Iran, beide in Soest!)


– Ich will versuchen, darauf zu antworten, und schaue
mir die konkreten Fälle gerne auch noch einmal an .

Bei der Antwort auf Ihre Frage handelte es sich nicht
um Bürokratendeutsch, sondern schon um eine klare Dif-
ferenzierung . Ich glaube, grundsätzlich – das gilt für viele
Fälle – würde die Taufe dazu führen, dass eine Abschie-
bung in solche Länder gar nicht möglich ist . Vielleicht
ist sogar Asyl bzw . der Flüchtlingsstatus zu gewähren .
Es gibt aber auch Fälle – die sind dokumentiert, teilwei-
se auch gerichtlich –, wo man sich zum Zeitpunkt der
Taufe zwar hat ernsthaft taufen lassen, diesen Glauben
allerdings überhaupt nicht auslebt . Insofern würde je-
mandem, der den Glauben in Deutschland nicht auslebt,
auch im Heimatland keine Verfolgung drohen . Jedenfalls
sind solche Konstellationen vorstellbar . Deshalb würde
ich mich in Bezug auf eine ganz generelle Aussage zu-
rückhalten . Ich sage aber: Abgesehen von diesen Fällen
ist es richtig, dass die Taufe natürlich ein sehr starker
Hinweis darauf ist, dass asylrechtlich entsprechend ver-
fahren werden muss .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich würde sagen, wir kümmern uns beide um diese beiden Fälle!)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822011600

Vielen Dank . – Wir sind damit am Ende dieses Ge-

schäftsbereichs . Ich bedanke mich bei Staatssekretär
Krings für die Beantwortung der Fragen .

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums der Justiz und für Verbraucherschutz auf . Zur Beant-






(A) (C)



(B) (D)


wortung der Fragen steht der Parlamentarische Staatsse-
kretär Christian Lange bereit .

Ich rufe die Frage 24 des Abgeordneten Volker Beck
auf:

Inwiefern erwägt die Bundesregierung, das Protokoll Num-
mer 12 zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und
Grundfreiheiten über das Diskriminierungsverbot vom 4 . No-
vember 2000 zu ratifizieren, und wie rechtfertigt sie, dass
dies bislang nicht geschehen ist, vor dem Hintergrund der am
28 . Februar 2017 veröffentlichten Stellungnahme der Euro-
päischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz, die

(www .coe .int/t/dghl/monitoring/ecri/Country-by-Country/Germany/DEU-IFU-V-2017-006-ENG .pdf)


Bitte schön, Herr Staatssekretär .

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1822011700


Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Herr Kollege, ich be-
antworte Ihre Frage wie folgt: Deutschland bleibt bei sei-
ner Haltung, das Protokoll Nummer 12 zur Europäischen
Menschenrechtskonvention zum jetzigen Zeitpunkt noch
nicht zu ratifizieren.

Bis heute haben von den 47 Mitgliedstaaten des Euro-
parats 26 das Protokoll nicht ratifiziert; 9 Mitgliedstaaten
der Europäischen Union haben es nicht einmal gezeich-
net . Das sind die Staaten Bulgarien, Dänemark, Frank-
reich, Litauen, Monaco, Polen, Schweden, die Schweiz
und das Vereinigte Königreich . Deutschland hat das Pro-
tokoll am Tag der Auflegung zur Zeichnung zwar unter-
zeichnet, aber bisher nicht ratifiziert.

Maßgeblich für diese Entscheidung ist, dass bestimm-
te Unterscheidungen, die das deutsche Recht mit Blick
auf die Nationalität macht, vom EGMR, dem Europäi-
schen Gerichtshof für Menschenrechte, als Verstoß gegen
das generelle Diskriminierungsverbot nach Artikel 1 des
Protokolls Nummer 12 eingestuft werden könnten . Das
Verbot der Diskriminierung in Artikel 1 des Protokolls
Nummer 12 eröffnet sehr weitreichende Auslegungs-
möglichkeiten, nicht zuletzt aufgrund des weitgefassten
Kriteriums der Diskriminierung aufgrund eines soge-
nannten sonstigen Status . Konkrete Auslegungsvorga-
ben des EGMR liegen dazu bisher nicht vor . Vor diesem
Hintergrund bleibt die Bundesregierung bei ihrer abwar-
tenden Haltung, bis sich eine klare Rechtsprechungslinie
des EGMR zur Auslegung des Artikels 1 des Protokolls
Nummer 12 entwickelt hat .

Unabhängig davon ist darauf hinzuweisen, dass die
geltende deutsche Rechtsordnung Diskriminierungen be-
reits umfassend verbietet, insbesondere durch Artikel 3
des Grundgesetzes, an den Gesetzgebung, Verwaltung
und Rechtsprechung unmittelbar gebunden sind . Im Ar-
beits- und Zivilrecht gewährleistet das am 18 . August
2006 in Kraft getretene Allgemeine Gleichbehandlungs-
gesetz einen weitgehenden Diskriminierungsschutz .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822011800


Herr Kollege Beck .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822011900

Gerade beim Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz

haben wir aber Diskriminierungsschutz auf zwei Ni-
veaus: zum einen die Regelungen, die wir aufgrund von
Richtlinien umzusetzen gezwungen sind, zum anderen
fehlen uns Regelungen, weil die Bundesregierung die
entsprechende Richtlinie blockiert, etwa für das Zivil-
recht . Da haben wir ein Zweiklassenrecht .

Ich verstehe überhaupt nicht, warum Sie den „sonsti-
gen Status“ im Zusatzprotokoll neu für sich entdecken .
Ist Ihnen bekannt, dass Artikel 14 der Europäischen
Menschenrechtskonvention, das allgemeine Diskrimi-
nierungsverbot der geltenden Konvention, diesen Begriff
bereits enthält? Was hat das für die Positionierung, die
Sie gerade vorgetragen haben, für Auswirkungen? Von
Anfang an stand das drin . – Ich sehe an Ihrem verdutz-
ten Gesicht, dass Ihnen das nicht bekannt war . Aber dann
war Ihr ganzer Vortrag neben der Sache .

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1822012000


Herr Kollege Beck, an der Position der Bundesregie-
rung hat sich durch Ihre Ausführungen sicher nichts ge-
ändert. Ich weise noch einmal darauf hin, dass Defizite
im praktischen Bereich, die durch eine Ratifizierung be-
seitigt werden könnten, in Deutschland nicht nachgewie-
sen werden konnten . Das ist ein weiterer Grund für die
Bundesregierung, bei ihrer Haltung zu bleiben .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822012100

Herr Beck, noch eine Nachfrage?


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822012200

Das wäre zumindest ein neues Verhältnis der Bundes-

regierung gegenüber internationalen Menschenrechts-
konventionen . Ist es in Zukunft so, dass wir nur noch
unterzeichnen, wenn wir erheblichen Umsetzungsbedarf
haben? Ich habe es immer so verstanden, dass wir zur
Durchsetzung von Menschenrechten auf internationaler
Ebene gerade dann unterzeichnungsfreudig sind, wenn
dem kein Umsetzungsbedarf oder rechtliche Bedenken
entgegenstehen . Das wäre eine völlig neue Positionie-
rung der Bundesregierung, die Sie hier gerade vorge-
nommen haben . Ist das abgestimmt?

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1822012300


Herr Kollege Beck, auch diese Äußerungen sind nicht
sensationell . Die Bundesregierung nimmt die Empfeh-
lung internationaler Gremien stets sehr ernst und setzt
sich mit ihnen auseinander, freilich nicht unkritisch . Kei-
nes der Gremien, die die Ratifikation des 12. Protokolls
empfehlen, hat auf praktische Defizite in Deutschland
hingewiesen, die durch eine solche Ratifikation beseitigt
werden könnten . Das ist ein weiterer Grund, weshalb wir
bei unserer seitherigen Position bleiben .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822012400

Damit sind wir am Ende des Geschäftsbereichs ange-

langt . Herzlichen Dank für die Beantwortung der Frage .

Vizepräsidentin Ulla Schmidt

http://www.coe.int/t/dghl/monitoring/ecri/Country-by-Country/Germany/DEU-IFU-V-2017-006-ENG.pdf
http://www.coe.int/t/dghl/monitoring/ecri/Country-by-Country/Germany/DEU-IFU-V-2017-006-ENG.pdf





(A) (C)



(B) (D)


Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums der Finanzen auf . Zur Beantwortung steht der Par-
lamentarische Staatssekretär Dr . Michael Meister zur
Verfügung .

Die Frage 25 des Abgeordneten Manuel Sarrazin wird
schriftlich beantwortet .

Ich rufe deshalb die Frage 26 des Abgeordneten Uwe
Kekeritz auf:

Inwiefern sind die von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang
Schäuble in seinem Gastbeitrag in der Zeit angekündigten
Investitionspartnerschaften mit den fünf afrikanischen Län-
dern – Elfenbeinküste, Marokko, Ruanda, Senegal und Tu-
nesien – im Rahmen des von ihm initiierten „Compact with

(www .bundesregierung .de/Content/DE/Namensbeitrag/2017/03/2017-03-02-zeit-schaeuble .html)

mit dem „Marshallplan“ von Bundesentwicklungsminister
Dr . Gerd Müller, und wurden die aktuellen Pläne des Bun-
desfinanzministers vorab mit der Bundeskanzlerin und dem
Bundesentwicklungsminister abgestimmt, ehe diese in der
neunten Kalenderwoche die Elfenbeinküste und Tunesien be-
sucht haben?

Bitte schön, Herr Staatssekretär .

D
Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1822012500


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Kollege Kekeritz, die G-20-Partnerschaft mit Afri-
ka ist ein zentrales Vorhaben im Rahmen der deutschen
G-20-Präsidentschaft . Die G-20-Initiative im Finanz-
strang der G 20 verfolgt das Ziel, Investitionspartner-
schaften – das sind die sogenannten Compacts – zwi-
schen einzelnen afrikanischen Ländern, internationalen
Organisationen wie etwa der Weltbank, der Afrikani-
schen Entwicklungsbank und dem Internationalen Wäh-
rungsfonds und gegebenenfalls bilateralen Partnern ab-
zuschließen mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen für
private Investitionen zu verbessern . Diese Compact-Ini-
tiative ist nachfrageorientiert . Das heißt, die Länder müs-
sen ihr Interesse und ihre Bereitschaft signalisieren, die
Rahmenbedingungen für private Investitionen in ihrem
Land zu verbessern . Die Initiative steht grundsätzlich al-
len afrikanischen Ländern offen .

Fünf Länder haben bisher starkes Interesse an der Ini-
tiative bekundet und dieses mit einem Schreiben an den
Bundesminister der Finanzen unterstrichen . Das sind die
Elfenbeinküste, Marokko, Ruanda, Senegal und Tunesi-
en . Diese Länder wurden daraufhin zum G-20-Treffen
der Finanzminister und Notenbankgouverneure in Ba-
den-Baden eingeladen und sollen auch an der G-20-Kon-
ferenz zur Afrika-Partnerschaft am 12 . und 13 . Juni 2017
teilnehmen .

Mögliche deutsche Beiträge zu solchen Compacts
werden gemeinsam von dem Bundesministerium der
Finanzen und dem Bundesministerium für wirtschaftli-
che Zusammenarbeit und Entwicklung konzipiert und
nach Sachlage mit anderen Ressorts abgestimmt . Hierbei
können die im Papier des Bundesministeriums für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung „Afrika
und Europa – Neue Partnerschaft für Entwicklung, Frie-
den und Zukunft“ dargestellten Eckpunkte in die Diskus-
sion mit einfließen.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822012600

Vielen Dank . – Jetzt hat der Kollege Kekeritz die Mög-

lichkeit, noch zwei Nachfragen zu stellen . Bitte schön .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822012700

Herzlichen Dank . – Eines der neuesten Wörter in

der Regierung ist „Kohärenz“ . Das heißt, die einzelnen
Ministerien sollten möglichst weit abgesprochen po-
litische Initiativen ergreifen, und zwar nicht nur in der
Bundesrepublik, sondern auch mit der EU oder darüber
hinaus . Dabei stellt sich die Frage, wie viele solcher Ini-
tiativen parallel sinnvoll sind . Es gibt bekanntlich den
Müller’schen Marshallplan, es gibt den Juncker’schen
Plan zur EIB, und jetzt gibt es noch den „Compact with
Africa“ auf G-20-Ebene . Wie korrelieren diese drei Plä-
ne miteinander, wie ist das abgesprochen? Und warum
bestand niemals der Versuch, diese drei Initiativen zu
vereinigen?

D
Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1822012800


Zunächst einmal habe ich den Eindruck, Herr Kollege
Kekeritz, dass das Verhalten und die Handlungsweise der
Bundesregierung kohärent sind, weil die drei Initiativen,
die Sie in Ihrer Frage angesprochen haben, miteinander
korrelieren und miteinander abgestimmt sind, aber je-
weils unterschiedliche Zielrichtungen haben .

Bei der G-20-Initiative, die unser Haus vorantreibt,
geht es darum, dass wir auf Ebene der G 20 ein gemein-
sames Vorgehen organisieren . Es geht also weniger um
Beiträge, die die Bundesrepublik Deutschland direkt
aus öffentlichen Mitteln leistet, sondern um ein abge-
stimmtes Vorhaben auf G-20-Ebene . Wir zielen darauf,
Rahmenbedingungen für private Investitionen in Afrika
zu verbessern, und wollen dazu animieren, dass bereits
existierende internationale Organisationen sich in diesem
Sinne an Investitionen privater Natur oder Infrastruktur-
investitionen in Afrika beteiligen .

Wenn die Frage gestellt werden sollte, inwieweit die
Bundesrepublik Deutschland sich aus öffentlichen Mit-
teln beteiligt: Das könnte im Rahmen dessen erfolgen,
was der Kollege Müller vorgeschlagen hat und Sie in Ih-
rer Frage als Marshallplan für Afrika bezeichnet haben .


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Afrika!)


Das würde sozusagen ergänzend in dieses Konzept pas-
sen und wäre dann ein originär deutscher Beitrag in die-
sem Zusammenhang . Selbstverständlich kann sich im
Geleitzug internationaler Organisationen auch die Euro-
päische Union einbringen . Dort wäre der dritte Teil, den
Sie angesprochen haben, als Initiative möglich .

Insofern passen die Dinge in der Struktur sehr gut zu-
einander .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822012900

Herr Kekeritz .

Vizepräsidentin Ulla Schmidt

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Namensbeitrag/2017/03/2017-03-02-zeit-schaeuble.html
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Namensbeitrag/2017/03/2017-03-02-zeit-schaeuble.html





(A) (C)



(B) (D)



Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822013000

Herzlichen Dank . – Diese Antwort hätte mir auch das

BMZ gegeben, und zwar mit der genau gleichen Begrün-
dung . Ich sehe keinen Unterschied zwischen den Plänen
des Herrn Müller, seinem Marshallplan, und den Plänen
des Global Compact .

Aber zur Sache noch einmal: Es gibt einen gemein-
samen Bericht der Afrikanischen Entwicklungsbank, der
Weltbank und des IWF . Dieser Bericht sollte analysieren,
welche Projekte und welche Investitionen sinnvoll sind
und wie sie gefördert werden können . Das ist sicherlich
eine interessante Studie . Aber sie liegt uns nicht vor . Wa-
rum liegt sie uns bislang nicht vor, und wann legen Sie
uns diese Studie vor?

D
Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1822013100


Das kann ich Ihnen aus dem Stegreif nicht beantwor-
ten, Herr Kekeritz .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822013200

Dann bekomme ich die Antwort schriftlich . – Danke

schön .

D
Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1822013300


Zu dieser Frage: Ja . Ich möchte aber noch darauf hin-
weisen, dass ich in der Antwort, die ich gegeben habe,
nicht den Eindruck erweckt habe, dass die beiden Initi-
ativen – Marshallplan mit Afrika vom Kollegen Müller
und „Compact with Africa“ – ein und dasselbe seien .
Vielmehr habe ich ausführlich dargelegt, dass es sich um
unterschiedliche Initiativen handelt, die aber untereinan-
der in vernünftiger Beziehung stehen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822013400

Dann kommen wir zur Frage 27 des Abgeordneten

Uwe Kekeritz:
Welche konkreten Inhalte umfassen die von Bundesfinanz-

minister Dr . Wolfgang Schäuble angestrebten Investitionsver-
einbarungen zwischen den einzelnen afrikanischen Ländern,
internationalen Organisationen und Partnerländern, und wel-
che Rolle nehmen Vertreterinnen und Vertreter des Bundesent-
wicklungsministeriums bzw . der Bundesentwicklungsminister
beim Treffen der G-20-Finanzminister und -Notenbankgou-
verneure am 17 . und 18 . März 2017 in Baden-Baden ein?

Bitte schön .

D
Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1822013500


Frau Präsidentin! Herr Kollege Kekeritz, die indivi-
duellen Investitionspartnerschaften werden zwischen
den Compact-Ländern, den internationalen Organisa-
tionen, wie etwa dem Internationalen Währungsfonds,
der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank,
sowie den interessierten bilateralen Partnern entwickelt,
zu denen unter anderem Deutschland gehören kann . Die
internationalen Organisationen erstellen zurzeit einen
Bericht – diesen haben Sie angesprochen –, der mögli-
che Elemente zusammenstellt, aus denen sich Compacts

zusammensetzen können und die geeignet sind, die Rah-
menbedingungen für private Investitionen zu verbessern .
Der Bericht kann dann, wenn er fertiggestellt ist, als Ori-
entierung für die Erarbeitung konkreter Investitionspart-
nerschaften in Afrika dienen .

Das Treffen der Finanzminister und Notenbankgou-
verneure am 17 . und 18 . März dieses Jahres in Baden-Ba-
den ist eine Veranstaltung der deutschen G-20-Präsi-
dentschaft . Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind
Finanzminister und Notenbankgouverneure der G 20, der
Gastländer und Vertreter internationaler Organisationen .
Im Hinblick auf Afrika wird im Rahmen dieses Treffens
ausschließlich die „Compact with Africa“-Initiative be-
handelt, die eine Säule der „Partnership with Africa“-In-
itiative darstellt und zusammen mit den anderen Dialog-
strängen bei der G-20-Afrikakonferenz im Juni adressiert
wird . Eine aktive Teilnahme des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist
dort nicht vorgesehen . Zur Rolle des Bundesministeri-
ums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
lung bei der Entwicklung deutscher Beiträge darf ich auf
das, was ich vorhin gesagt habe, verweisen .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822013600

Eine Nachfrage?


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822013700

Ja, zwei .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822013800

Bitte schön .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822013900

Das ist hochinteressant . Sie haben gerade erklärt, dass

die einzelnen Konzepte – Marshallplan, EIB und Com-
pact – sich ergänzende Systeme darstellen sollen, die
irgendwie harmonisch zusammenarbeiten werden . Ange-
sichts dessen stelle ich die Frage, warum der Entwick-
lungsminister hier nicht mitarbeitet . Selbstverständlich
müsste er mitarbeiten, um Doppelungen oder Parallel-
strukturen zu verhindern . Es kann doch nicht sein, dass
Sie ein so großes Projekt verfolgen, während Herr Müller
parallel ebenfalls ein riesengroßes Projekt initiiert . Da
kann es eigentlich nicht zu Kohärenz kommen . Welche
Maßstäbe haben Sie eigentlich angelegt, um zu sagen,
dass Herr Müller daran nicht teilnehmen darf, und nach
welchen Kriterien wurden die betreffenden fünf Länder
ausgewählt? Sie haben vorhin gesagt, dass sich diese
Länder beworben haben . Aber soviel ich weiß, ist die
Anzahl der Bewerbungen viel höher als fünf .

D
Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1822014000


Die G 20 ist von ihrer Entstehungsgeschichte her ur-
sprünglich ein Arbeitsgremium der Finanzminister und
der Notenbankgouverneure . Später gab es eine Auswei-
tung, die dazu geführt hat, dass die Regierungschefs im
Rahmen ihres eigenen Formats auf G-20-Ebene tätig ge-
worden sind . Die Bundesrepublik Deutschland hat nun
dafür gesorgt, dass „Compact with Africa“ als eines der






(A) (C)



(B) (D)


zentralen Themen der deutschen Präsidentschaft in die-
sem Jahr in das G-20-Format aufgenommen wird .

Es ist selbstverständlich, dass sich dadurch das For-
mat der G 20, wie es seit Jahrzehnten besteht, nicht ver-
ändert; denn es geht, wie ich ausdrücklich gesagt habe,
nicht um eine deutsche Initiative beim „Compact with
Africa“, sondern darum, dass wir als Präsidentschaft das
Thema für alle G-20-Staaten und die internationalen Or-
ganisationen aufsetzen . Wenn wir dann als Bundesrepu-
blik Deutschland einen konkreten Beitrag leisten wollen,
dann muss das die Bundesregierung intern abstimmen .
Dann stellt sich auch die Frage der Abstimmung mit
anderen Ressorts, speziell mit dem BMZ . Aber für das
Format in Baden-Baden sind grundsätzlich Notenbank-
gouverneure und Finanzminister vorgesehen .

Was die Bewerbung der Länder betrifft, so haben wir
einfach beschrieben, worum es geht . Dann haben wir die
Bewerbungen in der zeitlichen Reihenfolge entgegen-
genommen und diese mit den vorhandenen Zielen ab-
geglichen; denn es geht um die Frage, wie vernünftige
makroökonomische bzw . wirtschaftliche Rahmenbedin-
gungen entstehen können, um speziell private Investitio-
nen, wie ich es genannt habe, zu aktivieren . Vor diesem
Hintergrund haben wir uns bei den Bewerbungen ange-
sehen, welche Länder am ehesten infrage kommen, um
bei diesen entscheidenden Punkten der Initiative voran-
zukommen und als Pilotprojektländer dienen zu können .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822014100

Herr Kekeritz .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822014200

Meine letzte Frage ist: Solche großen Projekte verlan-

gen natürlich eine Finanzierung . Wir wissen, dass beim
Marshallplan zurzeit null Euro zur Verfügung stehen .
Vielleicht ändert sich das noch . Wie viele Mittel wollen
Sie denn in das Projekt „Compact with Africa“ einstel-
len? Welche Hebel wollen Sie da ansetzen? Wie hoch soll
der Anteil der öffentlichen Gelder sein, wie hoch soll der
private Anteil sein? Sie kennen das Projekt von EIB und
Kommission, den Juncker-Plan . In dem heißt es, dass
die öffentlichen Kassen 3,5 Milliarden Euro geben, und
wie durch einen Zauber entstehen dann Investitionen von
über 88 Milliarden Euro . Wir sind alle gespannt darauf .
Wie schaut das beim „Compact with Africa“ aus? Sind da
auch solche Zaubertricks geplant?

D
Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1822014300


Bei dem „Compact with Africa“ geht es um etwas
ganz anderes .


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Beim „Compact with Africa“, Herr Kollege Kekeritz,
geht es darum, dass die Zielländer für Investoren at-
traktiv werden . Ich habe eben gesagt, dass wir uns die
makroökonomischen Rahmenbedingungen in den Ziel-
ländern anschauen, um zu erkennen, wie die gesamt-
wirtschaftliche Stabilität und die Schuldentragfähigkeit

aussehen, wie es mit dem Management von öffentlichen
Investitionen in diesen Ländern aussieht, wie es mit der
Staatswirtschaft aussieht, wie es in den Bereichen Regu-
lierung und Institutionen für Regulierung aussieht, wie
es in diesen Ländern mit der Projektvorbereitung aus-
sieht, wenn Projekte realisiert werden sollen, wie es mit
der Standardisierung von Projektverträgen und Finanzie-
rungsverträgen aussieht, wie es mit den Regulierungsrah-
men für Langzeitinvestitionen aussieht – denn ein Inves-
tor will nicht nur wissen, wie die Situation zum Zeitpunkt
der Investition ist, sondern welchen Erwartungswert er
über die Laufzeit der Investition hat –, wie man Risiken,
die in diesen Ländern vorhanden sind, reduzieren kann,
wie man im Inland Fremdkapitalmärkte aufbauen und
strukturieren kann und wie Finanzinstrumente für Infra-
strukturinvestitionen entwickelt werden können .

Was wir wollen, sind nachhaltige Investitionen von
privaten Investoren, die nicht aus ideellem Grund, son-
dern weil sie glauben, dass sich die Investition für sie
rentiert, dort investieren . Dann ist unser Ziel, ausgehend
von den fünf Pilotländern, das auf andere Länder Afri-
kas zu erweitern . Wir glauben, dass das ein Ansatz ist,
bei dem es nicht darum geht, ein Budget zur Verfügung
zu stellen und sich dann zu beruhigen, sondern dass es
um eine ganz neue Struktur, einen ganz neuen Ansatz der
nachhaltigen Hilfeleistung geht .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822014400

Es liegen keine weiteren Fragen zu diesem Geschäfts-

bereich vor . Ich bedanke mich bei Ihnen für die Beant-
wortung der Fragen .

Die Fragen 28 und 29 des Abgeordneten Oliver
Krischer zum Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums für Wirtschaft und Energie, die Fragen 30 und 31
der Abgeordneten Katrin Werner, die Fragen 32 und 33
der Abgeordneten Corinna Rüffer und die Frage 34 der
Abgeordneten Brigitte Pothmer zum Geschäftsbereich
des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, die
Fragen 35 und 36 des Abgeordneten Friedrich Ostendorff
zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Er-
nährung und Landwirtschaft, die Frage 37 der Abgeord-
neten Beate Walter-Rosenheimer zum Geschäftsbereich
des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend, die Frage 38 des Abgeordneten Dr . André
Hahn, die Fragen 39 und 40 der Abgeordneten Sabine
Zimmermann sowie die Fragen 41 und 42 der Abge-
ordneten Pia Zimmermann zum Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Gesundheit werden schriftlich
beantwortet .

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums für Verkehr und digitale Infrastruktur auf . Zur Be-
antwortung der Fragen steht der Parlamentarische Staats-
sekretär Norbert Barthle zur Verfügung .

Die Fragen 43 und 44 des Abgeordneten Herbert
Behrens werden schriftlich beantwortet .

Ich rufe die Frage 45 des Kollegen Matthias Gastel
auf:

Welche Kriterien legt die Bundesregierung bei der Perso-
nalauswahl für ihren Vorschlag gegenüber dem Aufsichtsrat
der Deutschen Bahn AG für die Bestellung des künftigen

Parl. Staatssekretär Dr. Michael Meister






(A) (C)



(B) (D)


Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG zugrunde,
und plant die Bundesregierung eine personelle Neubesetzung
der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen
Bahn AG innerhalb der nächsten sechs Monate?

N
Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1822014500


Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Sehr geehrter Herr
Kollege Gastel, ich gehe einmal davon aus, dass der Kern
Ihrer Fragestellung sich durch Zeitlauf und getroffene
Entscheidungen eigentlich ein Stück weit überholt hat .
Ich will aber hinzufügen, dass sich die Bundesregierung
zu Personalspekulationen, wie Sie sicherlich wissen,
grundsätzlich nicht äußert .

Um aber einer Nachfrage vielleicht zuvorzukommen,
darf ich Ihnen mitteilen, dass die erforderliche Neubeset-
zung in der vermutlich nächsten Aufsichtsratssitzung der
DB AG am 22 . März 2017 erfolgen soll .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822014600

Bitte schön, Herr Kollege Gastel .


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822014700

Herr Staatssekretär Barthle, ich glaube, ich habe da

irgendetwas nicht mitbekommen . Also, ich habe seitens
der Bundesregierung noch keinen Personalvorschlag für
die Besetzung des Postens des Vorstandsvorsitzenden bei
der Deutschen Bahn gehört . Deswegen ist die Frage na-
türlich nach wie vor aktuell, und ich bitte Sie um Beant-
wortung: Welche Kriterien legt die Bundesregierung bei
ihrem Vorschlag, wer das werden soll, wer die Nachfolge
von Herrn Grube antreten soll, zugrunde? Was ist für Sie
wichtig? Wie gewichten Sie das Ganze? Der Hintergrund
der Frage ist klar: Es geht auch darum, welches Verständ-
nis die Bundesregierung als Vertreterin des Eigentümers,
des Bundes, gegenüber dem Bahnkonzern hat, der ja ein
etwas seltsames Konstrukt ist, nämlich als Aktiengesell-
schaft gewinnorientiert arbeiten soll, aber gleichzeitig
mit Mobilitätsdienstleistungen auch öffentliche Aufga-
ben zu erfüllen hat . Ich möchte gerne von Ihnen hören,
welche Kriterien Sie ansetzen . Was ist Ihnen bei der Stel-
lenbesetzung wichtig an Voraussetzungen, die diese Per-
son mitbringen soll?

N
Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1822014800


Danke, Herr Kollege Gastel . Ich will nochmals darauf
abheben, dass die Entscheidungen noch nicht getroffen
worden sind; das ist richtig .


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Kriterien!)


– Die Kriterien, die zugrunde gelegt werden, sind – wie
immer – die notwendige Qualifikation, die die Persön-
lichkeit mitbringen muss, um einen solchen Konzern zu
führen . Das ist eine Vielzahl von Kriterien, die auch un-
terschiedlich zu gewichten sind, und diese Kriterien wer-
den zugrunde gelegt .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822014900

Eine weitere Nachfrage .


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822015000

Lieber Herr Staatssekretär, ob das jetzt das Beste für

die Deutsche Bahn erwarten lässt, wenn Sie so genau sa-
gen können, was die Person mitbringen soll, die einen der
größten und schwierigsten Konzerne, die es in Deutsch-
land gibt, führen soll, das wage ich einmal zu bezweifeln .
Da habe ich dann doch wirklich größte Befürchtungen,
wenn Sie nicht einmal wissen, was die Kriterien sind
und was die Qualifikation ausmacht. Das ist ein bisschen
dünne Suppe . Also, jede Stellenausschreibung für einen
Pförtner ist da doch etwas detaillierter als Ihre Kriterien
für die Suche nach dem neuen Bahnchef; das muss ich ja
schon einmal deutlich sagen . Ich bin da sehr verwundert .

Die Frage hat aber noch einen zweiten Frageteil, auf
den Sie ebenfalls nicht eingegangen sind . Ich kann mir
nicht vorstellen, dass das Vertrauen zum Aufsichtsrats-
vorsitzenden seitens der Bundesregierung noch gegeben
ist, nachdem ihr Vorschlag, den Vertrag mit Herrn Grube
zu verlängern, nicht durchgesetzt werden konnte, offen-
sichtlich auch, weil in der Kommunikation durch den
Aufsichtsratsvorsitzenden vieles schiefgelaufen ist und
die Aufsichtsratsmitglieder nicht ausreichend mitgenom-
men worden sind . Deswegen bitte auch hier die Frage:
Wie geht es weiter mit dem Vorsitzenden des Aufsichts-
rats? Halten Sie am jetzigen Aufsichtsratsvorsitzenden
fest, oder haben Sie vor, hier eine Neubesetzung in An-
griff zu nehmen?

N
Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1822015100


Herr Kollege Gastel, das sind Angelegenheiten des
Aufsichtsrats der DB AG, die im Aufsichtsrat auch ent-
sprechend behandelt werden . Die Vertreter der Bundes-
regierung und des Parlaments, die in diesem Aufsichtsrat
zugegen sind, werden sicherlich Sorge dafür tragen, dass
dieser Aufsichtsrat ordentlich arbeiten kann . Aber aus
Sicht der Bundesregierung bin ich nicht befugt, mich zu
diesen Interna öffentlich entsprechend zu äußern .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822015200

Vielen Dank .

Dann rufe ich die Frage 46 des Abgeordneten Matthias
Gastel auf:

Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus dem
drohenden Ausschluss der Tochter des bundeseigenen Bahn-
konzerns Deutsche Bahn AG, DB Regio, von laufenden und
bevorstehenden Vergabeverfahren aufgrund anhaltender Un-
zuverlässigkeit des Bahnunternehmens bei der Erbringung
vereinbarter Leistungen auf Bahnstrecken wie der Franken-
bahn, der Rems- und Filstalbahn und der Bodenseegürtelbahn

(vergleiche Stuttgarter Zeitung vom 13 . Januar 2017 bzw . Stuttgarter Nachrichten vom 22 . Februar 2017)

macht die Bundesregierung ihre Einflussmöglichkeiten auf
das im Staatseigentum befindliche Unternehmen dahin gehend
geltend, dass sich die Fahrgäste wieder auf vertragsgemäße
Bahnangebote verlassen können?

Bitte schön, Herr Staatssekretär .

N
Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1822015300


Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Zu dieser Fra-
ge 46 lautet die Antwort wie folgt: Bei der Deutschen

Vizepräsidentin Ulla Schmidt






(A) (C)



(B) (D)


Bahn AG, DB AG, und ihren Tochtergesellschaften wie
der DB Regio AG handelt es sich um in privatrechtlicher
Form geführte gewinnorientierte Wirtschaftsunterneh-
men, welche den Regelungen des Aktiengesetzes unter-
liegen . Gemäß § 76 Absatz 1 des Aktiengesetzes werden
sie vom Vorstand in eigener Verantwortung geleitet .

Das operative Geschäft fällt nicht in den Zuständig-
keitsbereich des Gesellschafters . Hierzu gehören die
vertragsgemäße Erbringung von Leistungen im Schie-
nenpersonennahverkehr und die Erfüllung der Voraus-
setzungen zur Beteiligung an wettbewerblichen Vergabe-
verfahren .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822015400

Herr Gastel, möchten Sie eine Zusatzfrage stellen? –

Bitte .


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822015500

Herr Staatssekretär, eine solche Antwort habe ich be-

fürchtet . Sie haben vom operativen Handeln des Unter-
nehmens gesprochen . Das ist zunächst einmal richtig .
Aber es ist erstens Ihr Unternehmen, das Unternehmen
des Bundes; für dieses Unternehmen trägt die Bundes-
regierung in besonderer Weise Verantwortung . Zweitens
ist es so, dass sich das operative Ergebnis, also das mo-
netäre Ergebnis in der Bilanz, auch auf den Haushalt des
Bundes auswirkt . Wenn nämlich die Deutsche Bahn nicht
mehr die Gewinne erzielt, die der Bund erwartet, dann
kann keine Dividende gezahlt werden, und davon ist der
Bundeshaushalt betroffen . Deswegen können Sie sich
nicht so billig davonstehlen wie hier, indem Sie einfach
sagen: Wir haben damit nichts zu tun . Das soll die Deut-
sche Bahn entscheiden . – Es wirkt sich auf den Bundes-
haushalt aus . Deswegen muss es auch im Interesse des
Bundes sein, dass die Geschäfte laufen .

Darüber hinaus sollte es auch im Interesse des Bundes
sein, die Fahrgastinteressen zu vertreten . Die Fahrgastin-
teressen werden eben nicht vertreten, wenn die Leistun-
gen Ihres bundeseigenen Konzerns nicht erbracht wer-
den . Ich bitte Sie, dazu Stellung zu nehmen .

N
Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1822015600


Selbstverständlich, Herr Kollege Gastel . Sie haben
vollkommen recht: Es ist ein zentrales verkehrspoliti-
sches Ziel der Bundesregierung, die Qualität der öffent-
lichen Personennahverkehre weiter zu verbessern und
auch bedarfsgerechte Angebote im Schienenpersonen-
nahverkehr in der Fläche sicherzustellen . Das ist ein Ziel
der Bundesregierung . Aber – das füge ich mit großem
Nachdruck hinzu – das ist eine Aufgabe der Länder;
sie sind hierfür zuständig . In diesem Fall ist es der ba-
den-württembergische Landesverkehrsminister, den wir
alle noch gut kennen: Winfried Hermann .

Wir, die Bundesregierung, stellen den Ländern über
das Regionalisierungsgesetz jährlich 1,2 Milliarden Euro
zur Verfügung, und die Länder haben diese Mittel in
erster Linie zur Finanzierung der Verkehrsleistungen im
Schienenpersonennahverkehr oder für Investitionen zur

Verbesserung des ÖPNV einzusetzen . Insofern liegt die
Verantwortlichkeit eindeutig und klar bei den Ländern .


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822015700

Herr Kollege Gastel, Ihre zweite Nachfrage .


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822015800

In der Tat setzen die Länder die Regionalisierungsmit-

tel des Bundes ein, um den Schienenpersonennahverkehr
zu bestellen; so macht das auch Baden-Württemberg . Das
heißt aber umgekehrt auch, dass die Deutsche Bahn bzw .
die Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio die Mittel des
Bundes, die über die Länder vergeben werden, nicht ver-
tragsgemäß einsetzen . Insoweit kann mein Appell an die
Bundesregierung nur lauten, die Sache ernst zu nehmen .
Es fließen Bundesmittel über die Länder an die DB Re-
gio, die ihre Verträge nicht erfüllt und die Zugfahrten zu
häufig ausfallen oder Züge zu spät fahren lässt. Damit ha-
ben Sie auch über diese Schiene – im wahrsten Sinne des
Wortes – eine Verantwortung dafür, welche Leistungen
die Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio erbringt .

Ich möchte hier nicht nur nach der Verwendung der
Regionalisierungsmittel fragen . Sie haben jetzt gesagt:
Die Länder können dann ja handeln . – Das Land Ba-
den-Württemberg verlangt Pönale, also Strafzahlungen,
droht der Deutschen Bahn mit dem Ausschluss, und jetzt
sagen Sie: Die Länder sollen handeln . Was sollen die
Länder aus Ihrer Sicht denn noch machen? Was raten Sie
den Ländern, wenn die Möglichkeiten, die sie haben, of-
fensichtlich nicht fruchten, um die Züge im Interesse der
Fahrgäste regelmäßig und zuverlässig fahren zu lassen?

N
Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1822015900


Herr Kollege Gastel, wie Sie richtigerweise dargestellt
haben, schließen die Länder Verträge mit der DB Regio .
Wenn die DB Regio den Wortlaut dieser Verträge nicht
erfüllt und ihren Leistungen nicht nachkommt, dann ist
es Aufgabe der Länder, für die Einhaltung dieser Verträ-
ge zu sorgen, und zwar mit dem entsprechenden Nach-
druck, bzw . die Verträge so auszugestalten, dass für die
DB Regio kein Ausweg möglich ist . Noch einmal: Der-
jenige, der die Verträge mit der Bahn schließt, der muss
auch für die Einhaltung dieser Verträge sorgen . Das ist
nicht Aufgabe des Bundes .


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie könnten aber Einfluss nehmen!)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1822016000

Herr Gastel, Sie haben schon zwei Zusatzfragen ge-

stellt . – Die Frage 47 des Abgeordneten Stephan Kühn
wird schriftlich beantwortet . Damit sind wir am Ende
dieses Geschäftsbereiches . Ich bedanke mich beim
Staatssekretär Barthle für die Beantwortung .

Wir sind auch am Ende der Fragestunde angelangt .

Ich unterbreche die Sitzung des Deutschen Bundesta-
ges bis circa 15 .35 Uhr .


(Unterbrechung von 14 .49 bis 15 .36 Uhr)


Parl. Staatssekretär Norbert Barthle






(A) (C)



(B) (D)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822016100

Die unterbrochene Sitzung eröffne ich jetzt wieder

und rufe den Zusatzpunkt 2 auf:

Aktuelle Stunde

auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Ehe für alle

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Volker Beck für Bündnis 90/Die Grü-
nen das Wort .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822016200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute ist

Internationaler Frauentag .


(Barbara Woltmann [CDU/CSU]: Das stimmt!)


Als schwuler Mann möchte ich da einmal Danke sa-
gen: der Frauenbewegung, den Feministinnen für ihren
Kampf für Gleichberechtigung und gegen patriarchale
Rollenbilder. Davon haben wir Schwule heftig profitiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir Schwulen sind die Kriegsgewinnler des Geschlech-
terkampfs . Dass wir heute diese Debatte führen können,
ist auch ein Erfolg der Frauenbewegung .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Meine Damen und Herren!

Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und
der Würde des Menschen, unabhängig von Her-
kunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller
Orientierung oder politischer Einstellung .

Das sind unsere gemeinsamen Werte . – Das sagte Bun-
deskanzlerin Merkel am 9 . November 2016, und recht
hat sie .

Aber 2013 hat Frau Merkel gesagt: Ich tue mich
schwer mit der völligen Gleichstellung . – Ich sage: Alles
andere als Gleichberechtigung ist Diskriminierung .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Lassen Sie uns Deutschland zum 21 . Land machen, das
die Ehe für alle einführt!


(Dr. Franz Josef Jung [CDU/CSU]: Gucken Sie mal in die Verfassung!)


Es ist hohe Zeit, und wir müssen uns langsam daranma-
chen .

Wir diskutieren seit 1990, damals aufgrund einer Ini-
tiative der damaligen Grünenfraktion in diesem Hohen
Hause, also schon 27 Jahre lang, über diese Frage . Wir
haben in dieser Wahlperiode 34 Sitzungswochen lang im
Rechtsausschuss die Vorlagen von Linken und Grünen

sowie vom Bundesrat vertagt . Jetzt sind Entscheidungen
gefragt .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Für wen machen Sie eigentlich Politik?


(Barbara Woltmann [CDU/CSU]: Für die Menschen! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur für Heterosexuelle!)


83 Prozent sind für die Ehe für alle . Sie machen eine sek-
tiererische Politik für 17 Prozent im Land, für die AfD,
die nur bei der Bundesversammlung hier saß, und für die
Splittergruppe der CSU aus Bayern .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


63,2 Prozent sind für gleiches Adoptionsrecht für homo-
sexuelle Paare .

Deshalb war es richtig – ich unterstütze da die Sozial-
demokraten ausdrücklich –, dass Ihr Fraktionsvorsitzen-
der Thomas Oppermann im Spiegel gesagt hat:

CDU und CSU sollten endlich über ihren Schatten
springen und die „Ehe für alle“ nicht weiter blockie-
ren . . . Derzeit sprechen alle davon, dass es gilt, un-
sere Werte zu verteidigen . Das darf aber nicht nur
in Sonntagsreden passieren, sondern muss konkrete
Politik sein .

Und das sollten wir jetzt hier machen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Was haben denn Ihre Obermohren – es gibt bei Ihnen
auch viele, die für die Öffnung der Ehe für alle sind – da-
gegen einzuwenden?


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dürfen die denn heute reden?)


Ich zitiere Ihren Fraktionsvorsitzenden aus der Frankfur-
ter Allgemeinen Zeitung:

Für mich ist die Ehe im Sinne des Grundgesetzes die
Verbindung von Mann und Frau . . . . Die sogenann-
te Homo-Ehe, also die Öffnung der Ehe auch für
gleichgeschlechtliche Verbindungen, lehne ich ab . . .

Grund: keiner . Weil ich es kann, weil ich die Mehrheit
habe, weil ich in der Blockadeposition bin . So geht das
aber nicht im freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Grundgesetz überlässt es dem Gesetzgeber und
der gesellschaftlichen Entwicklung, was unter Ehe und
Familie zu verstehen ist . Das haben Sie nie verstehen
wollen . Das Bundesverfassungsgericht hat den Fami-
lienbegriff mehrmals geändert . Heute gibt es eheliche,
nichteheliche und lebenspartnerschaftliche Familien .
Das hat das Bundesverfassungsgericht als Wandel des
Begriffs der Familie festgestellt . Früher verstand man da-
runter immer nur die eheliche Familie . Das Gleiche gilt






(A) (C)



(B) (D)


für den Ehebegriff . Schon 1993 hat das Gericht gesagt,
dass der Begriff der Ehe einem gesellschaftlichen Wan-
del unterliegen kann . Der gesellschaftliche Wandel ist
eingetreten . Schauen Sie sich die Meinungsumfragen an,
wie Ihre Wählerinnen und Wähler darüber reden . Wenn
zwei Schwule oder zwei Lesben zum Standesamt gehen,
dann reden sie von Ehe, von heiraten und dergleichen
mehr und nicht von verpartnern, eintragen und wie es bü-
rokratisch alles heißt .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Das Bundesverfassungsgericht selbst hat die ersten
gleichgeschlechtlichen Ehen mit seiner Entscheidung
zum Transsexuellengesetz geschaffen . Es gibt also be-
reits gleichgeschlechtliche Ehen in Deutschland, wenn
auch wenige . Die internationale Rechtsentwicklung ist
auch heranzuziehen, wenn man sich den Begriff an-
schaut: 20 Länder, die die Ehe geöffnet haben . Damit
können Sie nicht mehr behaupten, der Geschlechtsver-
schiedenheit der Ehe käme eine prägende Bedeutung zu .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Meine Damen und Herren, zum Schluss will ich den
Abgeordneten Kahrs zitieren, der nach mir reden wird .
Sie haben schon 2016 gesagt:

Es reicht . Ich habe einfach keine Lust mehr . Ich
verspreche Ihnen eines: Wenn das Thema hier im
Deutschen Bundestag noch einmal aufkommt, dann
werden wir in der SPD-Fraktion darüber abstim-
men, wie wir hier abstimmen .

Ja, meine Damen und Herren, dann lassen Sie es uns end-
lich machen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen Sie uns abstimmen!)


Lassen Sie uns vor dem 30 . Juni den Gesetzentwurf des
Bundesrates, der im Rechtsausschuss liegt, hier in dritter
Lesung beraten und ihn mit einer Mehrheit verabschie-
den . Dann ist die Frage endlich erledigt . Wenn Sie das
nicht tun, muss man den Verdacht haben, Sie wollen ewig
Sklave in der Großen Koalition bleiben . Hüten Sie sich
davor; denn wir wissen nicht, wer die Mehrheit in der
nächsten Wahlperiode hat . Wir hoffen, dass es anders
kommt .


(Mechthild Rawert [SPD]: Ich war noch nie Sklave!)


Aber es könnte auch sein, dass AfD und Union knapp
über 50 Prozent der Sitze haben . Dann hätten wir diese
Mehrheit, die wir heute haben, auf jeden Fall nicht mehr .


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Es kann sein, dass wir allein über 50 Prozent bekommen!)


Deshalb haben Sie eine hohe Verantwortung, jetzt zu
handeln, wenn es möglich ist, statt den 199 . Wahlkampf
zum Thema „Öffnung der Ehe für alle und 100 Prozent
Gleichstellung nur mit uns“ zu machen . Machen Sie die

Gleichstellung jetzt, dann wissen die Leute auch, woran
sie sind .

Vielen Dank .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822016300

Für die CDU/CSU spricht jetzt die Kollegin Elisabeth

Winkelmeier-Becker .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU):
Rede ID: ID1822016400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die These der heutigen Diskussion lautet of-
fenbar: Wer nicht für die Ehe für alle ist, der ist homo-
phob, der ist diskriminierend .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Dieser These möchte ich zunächst einmal ganz ausdrück-
lich widersprechen .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Wort „homophob“ habe ich nicht verwendet! Außer mir hat noch keiner geredet! Das muss der Präsident gewesen sein!)


Für meine Person und für fast alle, die ich kenne, ist dies
zu widerlegen .

Ich weiß nicht, wem Sie mehr Unrecht tun: denen, de-
nen Sie permanent zu Unrecht unterstellen, dass sie ho-
mophob sind und diskriminierend,


(Mechthild Rawert [SPD]: Das sind Fake News!)


oder vielleicht den Betroffenen selber, die sich dadurch
viel mehr gesellschaftlicher Ablehnung ausgesetzt sehen,
als es der Wahrheit entspricht .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben sich eine andere Rede von mir erhofft! Da hätte Ihnen Ihre Mitarbeiterin zwei Versionen anbieten sollen!)


Es gibt andere Gründe dafür, an zwei Begriffen fest-
zuhalten . Der wesentliche Einwand ist, dass die Ehe kein
staatlicher Begriff ist, sondern es ist ein seit langer Zeit
kulturell und religiös vorgeprägter Begriff, der uns in
diesem Sinne überhaupt nicht gehört und über den wir
nicht alleine verfügen können .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? – Mechthild Rawert [SPD]: Was?)


Er wird von der Kirche immer noch so verstanden,


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die evangelische Kirche ist wohl für Sie auch nur eine kirchliche Gemeinschaft! Volker Beck Soll ich Ihnen den Herrn Bedford-Strohm vorlesen?)





(A) (C)


(B) (D)


er wird von der Gesellschaft in weiten Teilen so verstan-
den . Deshalb können wir dies nicht abschaffen, solange
hier nicht Einigkeit besteht .

Es kommen verfassungsrechtliche Bedenken hinzu .
Ohne Zweifel haben die Mütter und Väter des Grundge-
setzes ganz klar die Gemeinschaft von Mann und Frau
vor Augen gehabt, als sie Artikel 6 formuliert haben .


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Damals gab es auch noch den Kuppeleiparagrafen! Wollen Sie den auch wieder einführen?)


Auch das Bundesverfassungsgericht sagt ganz klar, zu
den wesentlichen Merkmalen der Ehe gehört die Ver-
schiedengeschlechtlichkeit und die Anlegung auf Dau-
er, und das auch in der jüngeren Rechtsprechung . Dass
dem Bundesverfassungsgericht an dieser Stelle jemand
Homophobie vorgeworfen hätte, habe ich in diesem Jahr-
tausend jedenfalls noch nicht gehört .


(Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat Herr Beck auch nicht gemacht, Frau Kollegin! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie doch bei meiner Rede zu, wenn Sie schon erwidern wollen!)


Ich rate uns im Übrigen, Veränderungen im Recht
nicht im Wege der Begriffsjurisprudenz, im Wege des
Umdefinierens von Begriffen, vorzunehmen. Das geht
schief, wie auch im aktuellen Gesetzentwurf des Famili-
enministeriums zum Mutterschutz .


(Mechthild Rawert [SPD]: Hä? – Johannes Kahrs [SPD]: Es wird nicht besser!)


Meine Damen und Herren, nach Einführung der ein-
getragenen Lebenspartnerschaft im Jahr 2001 haben wir
viele Änderungen durchgebracht, die wirklich dazu ge-
führt haben, dass eine gleiche rechtliche Situation bei Ehe
und Lebenspartnerschaft besteht: Zwischen den Partnern
bestehen die gleichen Rechte . Es gibt die gleichen Form-
vorschriften . Das Erbrecht, das Steuerrecht, weitgehend
auch das Adoptionsrecht sind angepasst . Mir persönlich
ist die Diskussion über die steuerliche Gleichstellung
noch sehr gut in Erinnerung, weil ich mich persönlich
sehr stark gegen die damalige echte Diskriminierung ein-
gesetzt habe


(Mechthild Rawert [SPD]: Was ist denn eine falsche Diskriminierung?)


und damit in meiner Partei nicht nur Freude ausgelöst
habe .

Es bleibt die Frage, ob allein die Verwendung unter-
schiedlicher Begriffe eine Diskriminierung darstellt . Das
Grundgesetz gibt uns da eigentlich schon ein Gegenbei-
spiel . Da heißt es nämlich in Artikel 3 Absatz 2:

Männer und Frauen sind gleichberechtigt .

Auch hier gibt es also unterschiedliche Begriffe, aber
gleiche Rechte .


(Beifall der Abg. Ingrid Pahlmann [CDU/ CSU])


Wenn auch gerade am Weltfrauentag natürlich zu bekla-
gen ist, dass gleiche Rechte noch nicht zu 100 Prozent
erreicht sind, kommt keiner auf die Idee, dass man das im
Wege der Definition ändern kann.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn das für eine absurde Argumentation?)


Dann wird immer argumentiert, es schade doch der
Ehe nicht, wenn wir sie für gleichgeschlechtliche Part-
nerschaften öffnen . Das ist auch nicht meine Sorge . Aber
es geht auch andersrum: Ich war vor meiner Zeit im Bun-
destag als Familienrichterin tätig und habe viele Famili-
ensachen behandelt . Von daher kann ich Ihnen glaubhaft
versichern, dass allein der Begriff der Ehe nicht die Ga-
rantie für glückliche Partnerschaft und glückliches Zu-
sammensein ist,


(Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD] – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber gleiches Unglück für alle! – Johannes Kahrs [SPD]: Auch im Elend kann man gleich sein!)


sondern dabei kommt es auf andere Dinge an, auf Ge-
meinsamkeit, auf die Beziehung, auf die Liebe, auf den
Schatz an Gemeinsamkeiten und die Substanz der Be-
ziehung .

Wir haben hier eine Aktuelle Stunde . Das ist normaler-
weise eine spontane Debatte über eine Frage, die keinen
Aufschub verträgt . Nun hatten wir Karneval im Rhein-
land – vielleicht habe ich etwas verpasst . Aber eigentlich
war hier der einzige Anlass – das Einzige, was sich geän-
dert hat – die Äußerung von Fraktionschef Oppermann,
dass er an das Thema noch mal ran will . Eigentlich hätte
es gereicht, wenn Sie sich deshalb mit ihm zum Kaffee
getroffen hätten . Aber okay, wir diskutieren das auch ger-
ne hier in dieser Debatte .


(Mechthild Rawert [SPD]: Was? – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja! Herr Seehofer hat den Koalitionsgipfel gleich vor Schreck abgesagt!)


Es wurde gerade klar, dass Sie die SPD unter Druck
setzen wollen und der Union ein altbackenes Image an-
hängen wollen .


(Zuruf von der SPD: Herr Spahn macht das! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Spahn! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist eigentlich der Finanzstaatssekretär? Der hat richtige Worte dazu gefunden!)


Ich will dem ausdrücklich entgegentreten . Wir haben ein
klares Menschenbild, das Würde und Werte eines Men-

Elisabeth Winkelmeier-Becker






(A) (C)



(B) (D)


schen nicht davon abhängig macht, welcher sexuellen
Orientierung er anhängt .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Anhängt“? Ich hänge nichts an!)


Wir wollen die Rehabilitierung der früher nach § 175
verurteilten Männer . Wir haben die LSU in unserer Par-
tei; sie wird sehr geschätzt . Da wird natürlich auch für
die Öffnung der Ehe geworben . Wir haben eine Vertei-
digungsministerin, die sich als Erste an das Thema he-
rangewagt hat, die Situation von Homosexuellen in der
Bundeswehr aufzuarbeiten .


(Johannes Kahrs [SPD]: Die Erste garantiert nicht! Das war Rudolf Scharping!)


Wir haben da, auch was den Zugang zu interessanten
und einflussreichen Positionen in unserer Partei angeht,
wirklich kein Defizit; auch Menschen mit homosexueller
Orientierung kommen in die entsprechenden Ämter,


(Lachen des Abg. Johannes Kahrs [SPD] – Mechthild Rawert [SPD]: Was?)


und das nicht, weil sie homosexuell sind, auch nicht, weil
sie nicht homosexuell sind oder trotzdem, sondern ein-
fach völlig unabhängig davon, weil sie einfach gut sind .

Das ist unsere Herangehensweise . Ich denke, es muss
so normal und unspektakulär sein, wie es ist . Daher gehe
ich schlicht davon aus, dass wir weiterhin bei den Begrif-
fen „Ehe“ und „Lebenspartnerschaft“ bleiben und dass
sich daran auch der Koalitionspartner bis zum Ende der
Legislaturperiode hält .

Vielen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822016500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Caren Lay, Fraktion

Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



Caren Lay (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822016600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

ren! Es ist jetzt knapp zwei Jahre her, dass ich an die-
ser Stelle zum gleichen Thema, Ehe für alle, gesprochen
habe, und ich stelle fest: Im Grunde könnte ich die glei-
che Rede hier noch einmal halten .


(Johannes Kahrs [SPD]: Das kenne ich!)


Denn was ist seitdem passiert? Im Grunde ist nichts pas-
siert . Stattdessen gab es jahrelangen Stillstand in einer
Frage, die doch eigentlich ganz einfach zu beantworten
wäre,


(Beifall bei der LINKEN)


und diese Frage lautet: Sollen zwei Menschen, die sich
lieben, auch heiraten dürfen? Aber natürlich, und zwar
völlig unabhängig davon, ob es sich dabei um einen
Mann und eine Frau, um zwei Frauen oder um zwei Män-

ner handelt . Das sollte heutzutage doch selbstverständ-
lich sein .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In sehr vielen europäischen Ländern wurde das in-
zwischen auch erkannt . Finnland, Großbritannien, Dä-
nemark, Frankreich, Holland, Portugal, aber auch so ka-
tholische Länder wie Irland und Spanien haben die Ehe
für alle längst eingeführt, ohne dass der heilige Sankt
Patrick vom Sockel gefallen wäre oder die heilige Jung-
frau Maria blutige Tränen geweint hätte . Meine Damen
und Herren, es wird höchste Zeit, dass Deutschland hier
endlich aufholt .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schutz der Ehe im Grundgesetz . Es steht doch
nirgendwo, dass damit nur die Heteroehe gemeint ist .
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wer Lesben und
Schwulen die Ehe verweigert, der verstößt gegen den
Geist des Grundgesetzes, nämlich gegen die Gleichheit
aller Menschen vor dem Gesetz .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Seit 2013 liegt ein Gesetzentwurf der Linken zum
Thema „Ehe für alle“ vor . Seit 2015 gibt es einen ähn-
lichen Gesetzentwurf der Grünen ebenfalls zum Thema
„Ehe für alle“ . Inzwischen gibt es auch einen Gesetzent-
wurf des Bundesrates . Nur von der Koalition liegt nichts
dazu vor . Leider haben Sie zu diesem Thema nichts hin-
bekommen in dieser Legislatur .

Die SPD hat im letzten Wahlkampf noch stolz verkün-
det: 100 Prozent Gleichstellung gibt es nur mit uns .


(Johannes Kahrs [SPD]: Ja, das bleibt auch so!)


Ich weiß jetzt, ehrlich gesagt, nicht genau, was Ihre Stra-
tegie ist . Thomas Oppermann hat angekündigt, er wol-
le den Koalitionsausschuss anrufen und die Ehe für alle
noch in dieser Legislatur einführen .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann!)


Vor lauter Schreck ist Horst Seehofer dann aber leider
krank geworden .


(Mechthild Rawert [SPD]: Na ja!)


Woanders heißt es, die SPD wolle damit in den Wahl-
kampf ziehen, das sei Bedingung für einen neuen Koa-
litionsvertrag . Der SPD-Parteivorstand hat zum Beispiel
getwittert: Es ist Zeit für die Ehe für alle! Es ist Zeit für
Adoption für gleichgeschlechtliche Paare! Es ist Zeit für
Martin!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Heiterkeit der Abg . Kathrin Vogler [DIE LINKE])


Elisabeth Winkelmeier-Becker






(A) (C)



(B) (D)


Ja, was gilt denn jetzt eigentlich? Will die SPD denn
jetzt alle überfälligen Reformen auf den Sankt-Nimmer-
leins-Tag verschieben?


(Zurufe von der SPD: Sankt-Martins-Tag! – Mechthild Rawert [SPD]: 11. November! Gibt es einen Heiligen für!)


Will sie warten, bis der Heilige Sankt Martin, so eine Art
Messias aus Würselen, herabsteigt und es dann endlich
richten wird? Also ich meine: Die Ehe für alle ist doch
keine Schwungmasse für den Wahlkampf von Martin
Schulz, sondern ein Grundrecht, das wir endlich einfüh-
ren müssen .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie, Herr Kahrs, kündigen ja immer wieder an, dass
Sie, wenn sich die Union nicht bewegt, Mehrheiten jen-
seits der Union suchen werden . Dann tun Sie das doch
endlich! Sie können die Ehe für alle sofort haben, noch in
dieser Legislatur . Geben Sie die Abstimmung bitte frei!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Mechthild Rawert [SPD]: Geben Sie uns dann Ihre Stimme?)


Ich finde es einfach schade, dass Sie es verhindern,
dass unser linker Gesetzentwurf und der der Grünen
zur Abstimmung gestellt werden . Wir haben es jetzt im
Rechtausschuss 24-mal durch, immer das gleiche Ritual:
Sie verhindern, dass die Gesetzentwürfe weiter behandelt
werden . Ich halte das wirklich für ein parlamentarisches
Trauerspiel .

Die Frage ist: Was würde denn eigentlich passieren,
wenn Sie die Abstimmung freigeben und die SPD den
Gesetzentwürfen von Linken und Grünen zustimmen
würden? Erstens . Wir hätten eine Mehrheit . Ja, wir haben
eine rot-rot-grüne Mehrheit hier im Haus . Ja, es gibt eine
Mehrheit für die Ehe für alle . Lassen Sie uns das doch
endlich nutzen!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Mechthild Rawert [SPD]: Die Opposition soll der Koalition zustimmen!)


Zweitens . Ja, dann würde die Koalition vielleicht platzen
und Frau Merkel zurücktreten, aber ehrlich gesagt: Ich
kann mir Schlimmeres vorstellen, und die meisten Bür-
gerinnen und Bürger auch .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß, dass die Blockierer auf der rechten Seite
des Parlaments sitzen. Ich finde, dass die Union hier den
Schuss nicht gehört hat .


(Manfred Grund [CDU/CSU]: „Den Schuss nicht gehört“ finde ich für eine Linke sehr martialisch!)


In Ihrer eigenen Wählerschaft ist inzwischen eine Mehr-
heit für die Öffnung der Ehe und für das Appellations-
recht von lesbischen und schwulen Paaren .

Es wundert mich auch selbst ein bisschen, dass ich
jetzt hier stehe und für die Ehe werbe . Das ist persönlich
überhaupt nicht mein Lebensentwurf . Politisch bin ich
für die Gleichstellung aller Lebensweisen .

Sie müssten doch für die Ehe streiten . Sie sollten sich
darüber freuen, dass es Menschen gibt, die heiraten wol-
len . In meinem persönlichen Bekanntenkreis sind das,
ehrlich gesagt, viel mehr Lesben und Schwule als He-
teros .


(Mechthild Rawert [SPD]: Echt! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na so was!)


Das ist doch eigentlich Ihr Thema . Aber Sie haben es völ-
lig verbockt .


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich muss in Richtung der SPD sagen: Augen auf bei
der Partnerwahl! Das gilt nämlich nicht nur bei der Wahl
des Ehepartners, sondern vor allen Dingen auch bei der
Wahl des Koalitionspartners. Ich finde, es ist höchste
Zeit, dass Sie die Scheidung endlich einleiten .


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr . Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Ich dachte, Sie sind für die Ehe! Was ist das? Jetzt sind Sie für die Scheidung? Sie müssen sich einmal entscheiden!)


Zu guter Letzt, meine Damen und Herren: Aus meiner
Sicht sollte auch die katholische Kirche ihre Positionen
überdenken .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für die ist aber schon Sexualität schwierig! Da sind Hopfen und Malz verloren!)


Die römisch-katholischen Bischöfe wollen nämlich
nicht, dass Lesben und Schwule heiraten dürfen . Liebe
Bischöfe, damit zwingen Sie aber Lesben und Schwule
gewissermaßen zum außerehelichen Sex . Das kann doch
eigentlich nicht die Position der katholischen Kirche
sein . Das sollten Sie dringend überdenken .

Vielen Dank .


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht gar nicht! Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/ CSU]: Ein bisschen weiter sind wir schon!)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822016700

Bevor gleich der Kollege Johannes Kahrs für die SPD

spricht, doch ein verfahrensleitender Hinweis: Fünf Mi-
nuten Redezeit sind für alle gleich . – Herr Kollege Kahrs,
jetzt haben Sie das Wort .


(Beifall bei der SPD)


Caren Lay






(A) (C)



(B) (D)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1822016800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lie-

be Kollegin Winkelmeier-Becker, Karneval soll das hier
nicht sein, glaube ich . Ich glaube auch nicht, dass man
das mit einem Kaffee bei Herrn Oppermann erledigen
kann . Ehrlich gesagt, wollen wir Ihnen auch kein altba-
ckenes Image verpassen . Das haben Sie ohnehin .


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Mechthild Rawert [SPD]: Heute ist Frauentag! Bitte keine Frauendiskriminierung!)


In Teilen Ihrer Rede schimmern Dinge durch, die ich
vernünftig finde. Sie haben auch in der Vergangenheit bei
bestimmten Abstimmungen entsprechend mitgestimmt .
Das Problem ist aber der Grundtenor dahinter .

Ich halte das tatsächlich für eine Frage, über die man
in diesem Hohen Haus wirklich ernsthaft streiten kann .
Wenn es keine Gleichstellung gibt, dann ist das Diskrimi-
nierung . Insofern können Sie sich jetzt nicht hierhinstel-
len und sagen, das sei überhaupt keine Diskriminierung .
Wenn Menschen nicht gleichbehandelt werden, dann ist
das nun einmal Diskriminierung .

Ich würde gerne meinen Freund heiraten . Mit ihm bin
ich seit 24 Jahren zusammen .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie spießig!)


Wegen Ihrer Fraktion kann ich das nicht . Ich persönlich
fühle mich diskriminiert . Ehrlich gesagt: Ich will Ihnen
kein altbackenes Image verschaffen, sondern ich würde
gerne heiraten .


(Beifall bei der SPD)


Ich weiß nicht, ob mich das am Ende glücklicher
macht, als ich jetzt bin . Ehrlicherweise gestehe ich Ihnen
das zu . Und ob das nun mit außerehelichem Sex besser
oder schlechter ist, weiß ich auch nicht .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sagen nichts!)


Das konnte ich noch nicht ausprobieren; denn bisher war
es immer außerehelich .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Details!)


Wie gesagt, kann ich das nicht beurteilen . Ich würde es
aber vielleicht gerne einmal beurteilen können .

Das Ganze hat auch deswegen nichts mit Karneval zu
tun, weil es einen wirklich tragischen Hintergrund hat .
Bei den schwulen und lesbischen Jugendlichen liegt die
Selbstmordrate deutlich höher als bei vielen anderen .
Und das am häufigsten gebrauchte Schimpfwort an deut-
schen Schulen ist nun einmal „du Schwuler“ oder „du
Schwuchtel“ .

Ehrlich gesagt, kriegt man einen gesellschaftlichen
Wandel nur dann hin, wenn man das gemeinsam macht .


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dafür ist der Deutsche Bundestag auch da . Wenn wir
nach vorne gehen, dann ist das nicht immer populär,
führt aber dazu, dass sich auch gesellschaftliche Positi-
onen verschieben . Ich habe bei der Bundeswehr einmal
gelernt: Führen durch Vorbild .

Wir sind bei bestimmten Gesetzen vielleicht nicht im-
mer auch in der Bevölkerung in der Mehrheit . Aber wir
sind es häufig nach vielen Jahren, weil wir auch eine Vor-
bildfunktion haben . Diese sollte man wahrnehmen .

Ich habe ja zur Kenntnis genommen, dass man Sie
zu einigen Punkten auch nötigen konnte und dass Sie
durchaus mitgemacht haben – allerdings nie wirklich
freiwillig; entweder hat Rot-Grün es beschlossen, oder
das Bundesverfassungsgericht hat Sie genötigt. Ich finde
aber, dass man das irgendwann einmal – ich mache das
hier seit 1998 – hinbekommen muss; und ich würde das
gerne in dieser Legislaturperiode hinbekommen .


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das liegt aber an euch!)


Es gibt einen Koalitionsvertrag; das Stichwort ist eben
genannt worden . Lesen wir einmal im Koalitionsvertrag .


(Beifall des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


Ich bin immer für eine gemeinsame Lektüre . Vielleicht
bildet das weiter . Im Koalitionsvertrag steht:

Rechtliche Regelungen, die gleichgeschlechtliche
Lebenspartnerschaften schlechter stellen, werden
wir beseitigen .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ehrlicherweise muss ich jetzt sagen: Ich weiß nicht, was
man daran nicht verstehen kann . Die Öffnung der Ehe
gehört dazu .


(Beifall bei der SPD)


Jetzt können Sie natürlich sagen: Wir subsumieren die
Öffnung der Ehe nicht unter diesem Satz . – Dann haben
wir natürlich ein echtes Problem miteinander, weil ich
das deutlich anders verstehe . Ich fände es gut, wenn wir
das gemeinsam hier hinbekommen, weil gemeinsam soll
es sein .

Thomas Oppermann hat gesagt, dass wir den Gesetz-
entwurf zur Öffnung der Ehe in die nächste Sitzung des
Koalitionsausschusses einbringen werden .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen war ich über diese Aktuelle Stunde gar nicht
so unglücklich . Gestern wäre nämlich eigentlich eine Sit-
zung des Koalitionsausschusses gewesen, und dann hätte
man das hier heute abfeiern können . Leider ist die Sit-
zung gestern ausgefallen . Ich weiß nicht, ob vor Schreck
oder weswegen sonst .


(Dr. Sabine Sütterlin-Waack [CDU/CSU]: Weil Herr Seehofer krank ist!)


Wir Sozialdemokraten jedenfalls wollen in dieser
Legislaturperiode mit allen Parteien, die hier vertreten






(A) (C)



(B) (D)


sind – CSU, CDU, Grüne, SPD und Linke –, die Öffnung
der Ehe beschließen, weil das einen Vorbildcharakter für
die Menschen in diesem Land hätte .


(Beifall bei der SPD)


Deswegen: Geben Sie sich einen Ruck, und seien Sie
dabei .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Vielleicht bekommt man es ja, wenn die CDU nicht will,
mit der CSU hin . Es sollen ja noch Wunder passieren .

Vielen Dank .


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Beifall der Abg. Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822016900

Der Kollege Marcus Weinberg spricht jetzt für die

CDU/CSU .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1822017000

Vielen Dank . – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Lieber Johannes Kahrs, du hast gerade zitiert,
worauf wir uns im Koalitionsvertrag verständigt haben .
Du weißt natürlich, dass das eine klare inhaltliche Aus-
richtung hatte: Alle Diskriminierungssachverhalte sollen
abgestellt werden;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Genau! Was hast du da nicht verstanden? – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Adoption! Eheschließung! Zwei Punkte!)


das heißt auch steuerliche Gleichstellung . Über eine
andere Frage diskutieren wir gerade . Und ich erinnere
mich, dass vor zwei Jahren, als wir schon einmal über
dieses Thema diskutierten, eine Rehabilitierung der nach
§ 175 StGB Verurteilten noch in weiter Ferne war . Mitt-
lerweile diskutieren wir darüber, wie wir das machen .


(Mechthild Rawert [SPD]: Genau! Das ist auch gut so!)


Das bezieht sich auf das Gebiet der Diskriminierungs-
sachverhalte, auf den Bereich, wo wir Diskriminierung
in der Beziehung zueinander abstellen können . Wie ge-
sagt, beim Dienstrecht und beim Steuerrecht sowie bei
den sich aus § 175 StGB entstandenen Folgen haben wir
das gemacht .


(Sönke Rix [SPD]: Adoptionsrecht!)


Zwei Vorbemerkungen sind mir wichtig:

Erstens . Ich weiß, dass das eine hochemotionale De-
batte ist, weil man betroffen ist, weil man meint, man
sei betroffen, oder weil man sich betroffen fühlt . Deshalb
ist es umso wichtiger, dass wir bei dieser Debatte einen

kühlen Kopf bewahren, zwar eine hitzige, aber auch eine,
wie ich finde, sachlich gerechtfertigte Debatte führen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das haben wir bisher gemacht!)


Der zweite Punkt . Man kann ja Positionen vertreten .
Ich rede gleich über die Positionen innerhalb der Union,
die sehr weit auseinanderliegen .


(Sönke Rix [SPD]: Innerhalb der Union!)


Eines muss hier aber, wie ich finde, Gültigkeit haben: der
Respekt vor einer anderen Position .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Beck, dass Sie uns mit Ihrem Hinweis auf die
83 Prozent indirekt vorwerfen, dass wir hier eine Minder-
heit verteidigen oder vertreten, finde ich ziemlich skurril.
Ich finde, auch eine Minderheit hat Anspruch darauf, par-
lamentarisch vertreten zu werden, und das machen wir
als CDU und CSU .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich wollte Sie ja gar nicht aus dem Bundestag werfen! Ich wollte Ihre Blockade auflösen! – Mechthild Rawert [SPD]: Es sind 17 Prozent laut Untersuchungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes!)


Deswegen bitte ich um den nötigen Respekt und darum,
in der Debatte zu versuchen, auch die Position der ande-
ren zu verstehen .

Noch einmal zum Koalitionsvertrag . Ich glaube, allen
ist klar, was mit der Formulierung im Koalitionsvertrag
gemeint war .


(Mechthild Rawert [SPD]: Gleichstellung der Rechte!)


Die SPD muss also aufpassen, was sie macht, wenn sie
jetzt das Thema „Ehe für alle“ für den Koalitionsaus-
schuss anmeldet . – Johannes Kahrs ist doch ein seriöser
Hanseat,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sozialdemokrat; wenn der Hamburger einem die Hand
gibt, dann zählt sein Wort . Ich glaube, Johannes, du wirst
dafür sorgen, dass das Wort der SPD in dieser Frage
zählt . – Im Koalitionsvertrag haben wir uns damals da-
rauf verständigt, dass die Ehe für alle nicht in dieser Le-
gislaturperiode kommt,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht aber nicht im Koalitionsvertrag! Das steht da nicht!)


und dazu stehen wir auch . Dazu solltet ihr auch stehen .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Da war ich aber nicht dabei!)


Jetzt noch einmal zur Diskussion innerhalb der Uni-
on . Dass es unterschiedliche Positionen gibt, ist in den
letzten Debatten immer deutlich geworden . Es ist keine
Schwäche von zwei Parteien bzw . einer Fraktion, wenn

Johannes Kahrs






(A) (C)



(B) (D)


sie über verschiedene Positionen debattiert und sie kri-
tisch beleuchtet .


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber seit 18 Jahren! Irgendwann müsst ihr euch doch einmal einigen! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Geben Sie es doch frei! Dann kann jeder stimmen, wie er will!)


Es gibt tatsächlich viele in der Union, die unvoreinge-
nommen für die Öffnung der Ehe stehen .


(Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD] – Mechthild Rawert [SPD]: Gratulation!)


Es gibt andere in der CDU, auch in der CSU, die die Öff-
nung der Ehe komplett ablehnen, und es gibt den einen
oder anderen – dazu würde ich mich zählen –, der ernst-
haft darüber nachdenkt, welchen Weg man gehen kann,
wie man Stellschrauben verändern kann, damit man bei-
den Seiten gerecht wird,


(Johannes Kahrs [SPD]: Wie lange wollt ihr denn noch denken?)


denjenigen, die das kritisch sehen, ebenso wie denje-
nigen, die das voranbringen wollen . Die Stärke einer
Volkspartei ist, diese Debatte zu führen und auch auszu-
halten . Sie müssen schon Geduld aufbringen . Zunächst
einmal führen wir die Debatte bei uns, und dann kommen
wir möglicherweise auf Sie zu .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Aber 18 Jahre lang! 18 Jahre! Wie lange wollen Sie denn noch denken?)


Also spiegelt die Union auch die gesellschaftliche De-
batte wider .

Noch einmal: Ob es 80, 70 oder 83 Prozent sind, es
gibt viele, die damit ein Problem haben, die sagen: Nein,
Ehe und Familie – jetzt komme ich sozusagen zum Kern
der 49er-Diskussion – stehen unter dem besonderen
Schutz des Staates .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der staatlichen Ordnung! – Johannes Kahrs [SPD]: Da ist das Bundesverfassungsgericht weiter als Sie!)


Damit ist und war von den Verfassungsvätern und den
vier Verfassungsmüttern ganz deutlich gemeint: Ehe als
die Beziehung der Personen zueinander, aber auch die
Möglichkeit, dass aus dieser Beziehung Kinder erwach-
sen können und eine Familie gegründet wird .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Abstimmung haben Sie 1949 im Parlamentarischen Rat verloren! Da wollten Sie das durchsetzen!)


Deswegen ist es auch in der Verfassung ein Alleinstel-
lungsmerkmal .


(Mechthild Rawert [SPD]: Sehr viele Ehen bleiben kinderlos!)


Herr Beck, mit Respekt meine ich auch, dass man in
einer parlamentarischen Debatte Stil haben muss . Mo-

mentan vermisse ich bei Ihnen den Stil . Sie müssen auch
einmal zuhören .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Debatte ist weitergeführt worden . Frau
Winkelmeier-Becker hat das Thema Adoptionsrecht
schon angesprochen . Da sage ich persönlich für mich
ganz klar: Ich bin der Meinung, dass auch gleichge-
schlechtlichen Paaren die Adoption zugestanden werden
sollte . Das ist gar keine Frage .

Auch da gibt es in der Union eine Diskussion . Am Ende
der Diskussion werden wir auch eine Entscheidung tref-
fen und in den politischen Diskurs bringen .


(Dr. Matthias Bartke [SPD]: Es ist verfassungswidrig, eine andere Meinung zu haben! Es ist entschieden!)


– Kollege Bartke, warten Sie es doch ab .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Diskussion dauert ein Vierteljahrhundert!)


Noch ein verfassungsrechtlicher Blick auf die Ehe:
Es ist richtig und wichtig, Artikel 6 rechtsgeschichtlich
unter dem Gesichtspunkt zu betrachten, dass die Verfas-
sungsväter und -mütter damals gesehen haben, dass es
mit Blick auf die Familiengründung ein Alleinstellungs-
merkmal der Beziehungen von Frau und Mann gibt .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat aber bei Frau Merkel und Herrn Kauder nicht geklappt!)


Ob eine Verfassungsänderung irgendwann notwendig
sein wird, lasse ich einmal dahingestellt . Natürlich sehen
auch wir, dass sich Menschen diskriminiert fühlen, wenn
sie „verpartnert“ eintragen müssen . Das ist ein Problem,
aber darüber diskutieren wir ja auch gerade innerhalb der
Union .


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das sind doch Nebelkerzen!)


Wir haben deutlich gemacht, dass wir diesen Diskussi-
onsprozess zu Ende führen wollen, weil wir möchten,
dass es einen möglichst großen Konsens gibt .

Ich sage noch einmal: Ich glaube, auch die soge-
nannte Minderheit – Herr Beck, es ist immer gut, wenn
man sich für Minderheiten einsetzt – sollte in dieser
Frage mitgenommen werden . Da stehen wir als Union
als Ansprechpartner zur Verfügung . Das ist auch unsere
demokratische Pflicht. Und dann werden wir in der Uni-
on sicherlich eine mögliche Entscheidung treffen . Noch
einmal, Johannes Kahrs: Das ist in der Koalitionsverein-
barung so geregelt .


(Dr. Matthias Bartke [SPD]: Sagen Sie doch einmal, was für eine Meinung Sie haben!)


Herr Bartke, auch mit Blick auf die Zukunft rate ich
Ihnen, uns zu ersparen, hier jetzt solch ein Spiel – üb-

Marcus Weinberg (Hamburg)







(A) (C)



(B) (D)


rigens hat dies Frau Lay gerade richtig dargestellt – zu
treiben .


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ist Ihnen das nicht unangenehm, Herr Weinberg, ohne eigene Position hier?)


Sechs Monate vor der Wahl Wahlkampfmanöver zu fah-
ren, mit der Einberufung des Koalitionsausschusses zu
taktieren und den Bruch der Koalition anzudrohen, das,
glaube ich, sollte nicht der Stil am Ende der Großen Ko-
alition sein .


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr . Matthias Bartke [SPD]: Für oder gegen? Was ist Ihre Meinung? – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geben Sie es frei!)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822017100

Der Kollege Harald Petzold hat das Wort für die Frak-

tion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



Harald Petzold (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1822017200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher! Der Kol-
lege Weinberg hat gerade in dieser Debatte, in der Ak-
tuellen Stunde zum Thema „Ehe für alle“, beklagt, dass
hier eine hitzige Debatte geführt werde .


(Marcus Weinberg [Hamburg] [CDU/CSU]: Nein!)


Der Einzige, der hier hitzig debattiert hat, war, glaube
ich, der Kollege Weinberg selbst,


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


weil er jetzt offensichtlich gemerkt hat, dass die Mehr-
heiten hier in diesem Haus tatsächlich andere sind, die
das, was er inhaltlich vorgetragen hat, nicht teilen .


(Marcus Weinberg [Hamburg] [CDU/CSU]: Weil ich eine andere Meinung habe, ist es hitzig?)


Frau Kollegin Winkelmeier-Becker, niemand hier hat
gesagt, dass derjenige oder diejenige, die oder der nicht
für die Homo-Ehe ist, homophob sei . Das hat niemand
gesagt .


(Mechthild Rawert [SPD]: Genau! – Elisabeth Winkelmeier-Becker [CDU/CSU]: Das ist aber der Tenor!)


Vielmehr ist gesagt worden: Wer einem anderen die
Gleichstellung verweigert, diskriminiert . – Das ist etwas
anderes .


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben zu Recht darauf verwiesen, dass man in der
Union im Zuge von Diskussionsprozessen Fortschritte
erzielt hat . Ich bin ja Zeuge solcher Diskussionsprozesse
geworden . Sie haben hier das Beispiel der LSU ange-

sprochen . Ich kann Sie nur einladen: Kommen Sie einmal
mit zum Straßenfest in die Motzstraße hier in Berlin


(Mechthild Rawert [SPD]: Schöneberg! Bester Bezirk!)


im Sommer, und schauen Sie sich den Stand der LSU
an . Die Kolleginnen und Kollegen der LSU stehen ja im-
mer gegenüber von unserem Stand, neben dem Stand der
Grünen und neben dem Stand der SPD . Die Leute kom-
men immer gerne zum Weißwurstessen dorthin, aber in-
haltlich nimmt inzwischen niemand mehr ein Stück Brot
von diesen Kolleginnen und Kollegen .


(Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


Das ist einfach schade, weil sie möglicherweise etwas zur
Diskussion beizutragen haben . Das wäre doch wichtig .

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sie möchten,
dass der Kollege Professor Hirte bei der nächsten Po-
diumsdiskussion zum CSD in Köln – vielleicht wird er
ja wieder angefragt – wieder wie der letzte Depp aus-
gebuht wird, wenn er verkünden muss, dass es wieder
nicht gelungen ist, die Gleichstellung der eingetragenen
Lebenspartnerschaft mit der Ehe durchzusetzen . Ich kann
mir ebenfalls nicht vorstellen, dass Sie das der Kollegin
Sütterlin-Waack zumuten wollen, dass Sie das dem Kol-
legen Kaufmann zumuten wollen oder dass Sie das dem
Kollegen Luczak zumuten wollen . Letzterer hat ja schon
getwittert, dass es endlich Zeit wird, hier für Gleichstel-
lung zu sorgen .


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Doch er wird in Berlin-Schöneberg genauso „verprü-
gelt“, weil Sie sich weigern, endlich dafür zu sorgen,
dass es gemäß der Mehrheitsmeinung, die es hier in die-
sem Hause gibt und die inzwischen auch Teile Ihrer Frak-
tion mittragen, zu einer gesetzlichen Regelung kommt .

Ich kann Ihnen, wenn Sie hier auf Minderheitenmei-
nungen rekurrieren, nur sagen: Niemand will von Ih-
nen, dass Sie ab morgen eine schwule Ehe führen, Herr
Weinberg . Niemand! Sie können hier Ihre Minderheiten-
meinung gerne weiter vertreten; dagegen hat doch nie-
mand etwas . Aber die Mehrheitsmeinung, die es hier in
diesem Haus, zumindest rechnerisch, gibt, muss endlich
zum Tragen kommen . Deswegen fordern wir, dass Sie
Ihre Blockadehaltung endlich aufgeben und wenigstens
die Abstimmung freigeben .


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, eines
kann ich Ihnen natürlich nicht ersparen:


(Zurufe von der SPD: Oh! – Ach nein? – Was kommt jetzt?)


Sie haben sich heute im Rechtsausschuss


(Mechthild Rawert [SPD]: Ich bin Gesundheitspolitikerin!)


Marcus Weinberg (Hamburg)







(A) (C)



(B) (D)


zum 24 . Mal zum Deppen gemacht,


(Widerspruch bei der SPD)


indem Sie das schmutzige Geschäft der Union in dieser
Frage freiwillig übernommen und zum 24 . Mal verhin-
dert haben, dass die drei vorliegenden Gesetzentwürfe
wenigstens beraten werden . Wenigstens beraten! Nach
der Rede von Frau Winkelmeier-Becker müsste Ihnen
doch endlich aufgegangen sein, dass Sie warten können,
bis Sie schwarz werden,


(Mechthild Rawert [SPD]: Rot werden! – Weiterer Zuruf von der SPD: Na, na! So lange nun auch wieder nicht!)


bis die Union bei der Gleichstellung von eingetragener
Lebenspartnerschaft und Ehe gemeinsame Sache mit Ih-
nen macht . Wenn Sie nicht begreifen, dass Sie die rech-
nerische Mehrheit, die wir im Deutschen Bundestag jetzt
haben, endlich nutzen müssen, dann werden Sie auch
noch dafür sorgen, dass Ihre neue Gallionsfigur, Martin
Schulz, zur Witzfigur verkommt. Das passiert nämlich,
wenn er nur Versprechungen macht und dann die Leute
merken, dass an den Versprechungen nichts dran ist .


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Mechthild Rawert [SPD]: Da würde ich doch glatt mal sagen: Abwarten!)


Der Kollege Beck hat den Kollegen Kahrs ja schon
zitiert . Den entscheidenden Satz, Volker, hast du aber
ausgelassen .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Der Kollege Kahrs hat nämlich versprochen, dass die
Union im Deutschen Bundestag eine Abstimmungsnie-
derlage erleiden werde,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na, das wünsche ich mir doch!)


und die sei auch verdient. Dieser Satz ist, wie ich finde,
wichtig .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn es geht darum, dass es hier Abgeordnete gibt, die
zu ihrem Wort stehen, und Abgeordnete, die nur ankündi-
gen . Aber das Ankündigen muss endlich ein Ende haben,
wenn wir Vertrauen in Politik zurückgewinnen wollen .


(Beifall der Abg. Kathrin Vogler [DIE LINKE])


Ich habe in meiner ersten Rede hier gesagt, dass ich
es satt habe, wie ein Bittsteller auftreten und betteln zu
müssen, wenn es darum geht, dass ich dieselben Rechte
in diesem Land haben möchte, wie sie der Fraktionsvor-
sitzende der CDU/CSU oder der Fraktionsvorsitzende
der SPD ganz selbstverständlich haben . Ich habe auch
gesagt, dass ich es satt habe, dass gute Gesetzentwürfe
wieder einmal dem sogenannten Prinzip des Verfallens
anheimfallen, wenn die Wahlperiode abgelaufen ist .


(Mechthild Rawert [SPD]: Diskontinuität!)


Das werden wir nicht zulassen .

Ich kündige schon jetzt an – darauf können Sie sich
verlassen –: Sie haben noch bis zum 26 . April dieses Jah-
res Zeit . Dann sind die nächsten zehn Wochen abgelau-
fen . Die Ausschussvorsitzende muss dann Bericht erstat-
ten, was mit den Gesetzentwürfen im Rechtsausschuss
passiert ist . Dann werden wir hier die nächste Debatte
über dieses Thema führen . Dann wird sich zeigen, ob der
Kollege Kahrs nur die Backen aufgeblasen hat oder ob
wir hier tatsächlich zu einer Abstimmung kommen und
endlich für Gleichstellung und Gleichberechtigung sor-
gen können .

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Mechthild Rawert [SPD]: Vielleicht kommt ja sogar vorher schon etwas!)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822017300

Der Kollege Dr . Karl-Heinz Brunner spricht jetzt für

die SPD .


(Beifall bei der SPD)



Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD):
Rede ID: ID1822017400

Sehr verehrter Herr Präsident! Meine Kolleginnen und

Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Sie auf
den Rängen dort oben werden wahrscheinlich denken:
Was soll die ganze Diskussion heute überhaupt?


(Dr. Sabine Sütterlin-Waack [CDU/CSU]: Ja! Das fragen wir uns nämlich auch alle! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das denken die meisten Menschen zum Glück nicht!)


Das, was man hier hört, sind ja keine Argumente, son-
dern ist eigentlich nur die Wiedergabe von teilweise ganz
persönlichen Empfindungen.

Ich sage aber auch Ihnen, lieber Herr Kollege Petzold,
ganz deutlich: Eigentlich schätze ich Sie . Aber das, was
Sie jetzt gerade gesagt haben, hat Sie in gewisser Hin-
sicht disqualifiziert. Sie wissen, was im Koalitionsver-
trag von SPD und Union steht . Sie wissen auch, dass die
Union, wenn sie die Ehe für alle nicht umsetzt, den Ko-
alitionsvertrag aus meiner Sicht – Kollege Kahrs hat es
ausgesprochen – missachtet und bricht .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Alexander Hoffmann [CDU/CSU]: Oh! Der Kollege Kahrs hat es anders verstanden!)


Wir, die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten,
haben nicht die Absicht, zuzulassen, dass der Koalitions-
vertrag gebrochen wird . Deshalb verhandeln wir mit un-
serem Koalitionspartner, und ich hoffe, Horst Seehofer
wird schnell so weit gesundet sein, dass er an dem nächs-
ten Koalitionsgipfel teilnehmen kann . Wir verhandeln,
um das, was wir im Koalitionsvertrag vereinbart haben,
nämlich Ungleichbehandlungen zu vermeiden und ab-
zubauen, auch umzusetzen, also hier in diesem Hause

Harald Petzold (Havelland)







(A) (C)



(B) (D)


gemeinsam zu beschließen, dass die Ehe für alle Wirk-
lichkeit wird .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es wird vonseiten der Opposition immer gerne argumen-
tiert, dass wir, die SPD, das verhinderten . Dazu muss ich
anmerken: Wir sind zwar in einer Großen Koalition, aber
wir sind noch nicht der größere Partner . Wir müssen noch
bis zum 24 . September 2017 warten, bis wir die Mehrheit
in Deutschland haben .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Mechthild Rawert [SPD]: Unserem Sankt-Martins-Tag!)


Meine Kolleginnen und Kollegen von der Union, wer
will denn in Deutschland die Ehe für alles?


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: „Für alles“!)


– Für alle! – 83 Prozent aller Deutschen wollen sie .


(Barbara Woltmann [CDU/CSU]: Woher wollen Sie das wissen?)


Auch die Mehrheit dieses Hohen Hauses und die Mehr-
heit des Bundesrates will sie, und wenn Sie ganz ehr-
lich sind, dann müssen Sie zugeben: Das will auch die
Mehrheit innerhalb der Unionsfraktion . Deshalb frage
ich mich: Warum passiert hier nichts, obwohl wir im Ko-
alitionsvertrag vereinbart haben, Diskriminierung abzu-
bauen?

Ich gebe der Kollegin Künast recht, die in ihrer Pres-
seerklärung gesagt hat, dass Spielchen gespielt werden
und man sich fragen müsse, ob das Taktik, Machtkalkül
oder nur Trotz ist . Es kann ja nicht sein, dass es um religi-
öse Gefühle geht . Die Mehrheit der Evangelischen Lan-
deskirchen in Deutschland schließt bei Lebenspartner-
schaften inzwischen nämlich Ehen, was nur ein bisschen
illegal ist . Die Menschen wollen also die Ehe für alle .
Deshalb kann ich diese parteitaktische Argumentation
politisch nicht akzeptieren . Sie ist unredlich .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich sage aber: Ich akzeptiere es – hier haben Sie mich
voll an Ihrer Seite –, wenn jemand in diesem Hohen
Hause oder in diesem Lande sagt, dass er aus Gewissens-
gründen, seinem persönlichen Gewissen folgend, eine
bestimmte Entscheidung – zum Beispiel für die Ehe für
alle – nicht mittragen kann . Wenn dies der Fall ist – das
sage ich nicht nur den Kolleginnen und Kollegen der
Union, sondern vorrangig auch unserer Kanzlerin, die
mit ihrem Bauchgefühl ja offensichtlich ihr Gewissen
ausdrückt –, dann bedeutet das, dass die Entscheidung in
diesem Hohen Hause freizugeben ist und hier eine Ge-
wissensentscheidung zu treffen ist .


(Beifall des Abg. Sönke Rix [SPD])


Wenn eine Abstimmung im Zuge einer solchen Gewis-
sensentscheidung durchgeführt wird, werte Kolleginnen
und Kollegen aller Fraktionen, dann – da bin ich mir si-

cher – werden wir hier über die Parteigrenzen hinaus eine
Mehrheit für die Ehe für alle haben .


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn nun der eine oder andere erklärt, dass dies schon
aus formellen Gründen in dieser Legislaturperiode viel-
leicht nicht mehr klappen könne, halte ich ihm entgegen:
Wenn wir etwas gewollt haben – Hilfe für Menschen,
für Europa, für unsere Freunde in Griechenland –, dann
haben wir in diesem Hohen Haus in weit kürzerer Zeit
Mehrheiten organisieren, Gesetzesentscheidungen tref-
fen und Gesetze beschließen können .

Ich möchte nicht, dass wir bei dieser wichtigen Frage
noch länger zuwarten; denn es geht um Menschen, die
in Liebe verbunden sind, die gegenseitig Verantwortung
übernehmen wollen, die unsere Gesellschaft entlasten
und in diesem Land solche Werte leben, wie wir es uns
wünschen, indem sie füreinander einstehen, miteinander
alt werden und Verantwortung für Kinder übernehmen
wollen . Deshalb glaube ich, dass es gut und richtig ist,
wenn möglichst schnell ein Gesetzentwurf der Bundesre-
gierung in diesem Hohen Hause beraten wird,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Es kann doch auch einer aus dem Parlament sein! Nicht so devot!)


um danach die Ehe für alle hier mit großer Mehrheit zu
beschließen .

Viele Dank für die Aufmerksamkeit .


(Beifall bei der SPD)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822017500

Die Kollegin Renate Künast spricht jetzt für Bünd-

nis 90/Die Grünen .


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1822017600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Heute ist ja ein besonderer
Tag . Es ist eigentlich eine gute Sache, dass wir am Inter-
nationalen Frauentag, wo es ja auch um Gleichstellung
geht, nicht nur über die Gleichstellung zwischen den Ge-
schlechtern, sondern auch einmal über Liebe und Verant-
wortung reden .

Seit einem Vierteljahrhundert sind wir an diesem The-
ma dran . Es ist ja schon gesagt worden: 83 Prozent aller
Deutschen befürworten Gleichstellung auch bei der Ehe .
Das muss man doch endlich einmal realisieren, meine
Damen und Herren .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich meine, bei der Atomkraft haben Sie es ja auch irgend-
wann gelernt, dass das Volk einfach nachhaltig nicht – –


(Dr. Philipp Lengsfeld [CDU/CSU]: Toller Vergleich! Wunderbar!)


Dr. Karl-Heinz Brunner






(A) (C)



(B) (D)


– Ach, Herr Lengsfeld ist auch noch da! – Also, warum
ist es ein guter Vergleich? Weil es um den Punkt geht,
dass man sich teilweise ewig lange ziert, es aber am Ende
doch, wenn auch ein bisschen spät, tut .

Ich finde, Sie von der CDU/CSU haben hierbei ziem-
lich komische Pirouetten vorgeführt . Frau Winkelmeier-
Becker ist hier angekommen und hat gesagt, das Wort
„Ehe“ gehöre uns gar nicht . Auf die Idee wäre ich gar
nicht gekommen, Frau Winkelmeier-Becker . Das war
eine Pirouette am Redepult des Deutschen Bundestages,
bei der ich schon fast den Zwischenruf machen wollte,
ihn aber nicht kurz genug hinbekam: Melden Sie das für
den Eistanz an! Da sucht man auch immer nach neuen Fi-
guren; und wenn Sie Glück haben, kommen Sie am Ende
wieder mit beiden Kufen auf dem Boden an .

Es ist doch eine absurde Debatte, darüber zu spre-
chen, ob uns das Wort „Ehe“ gehört oder nicht, meine
Damen und Herren . Es geht um den Punkt, dass wir ge-
sellschaftlich mit diesem Begriff etwas ausdrücken wol-
len . Wir wollen mit ihm ausdrücken, dass wir Liebe und
Verantwortung respektieren und schützen wollen . Es gibt
nach unserem Grundgesetz keinen Grund, Gleiches nicht
gleich zu behandeln . Das ist der Kern .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


Ich finde es bedauerlich, dass wir im Rahmen des
parlamentarischen Verfahrens GO-Eiertänze vollziehen .
Seit Herbst 2015 werden die Anträge der Fraktion Die
Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen jedes
Mal wieder vertagt . So auch heute . Herr Brunner hat
leider den Job übernommen, das immer wieder per Ge-
schäftsordnung zu beantragen . Mittlerweile ist aber auch
schon mehrere Male die Behandlung des Bundesratsbe-
schlusses vertagt worden, meine Damen und Herren . Ich
empfehle Ihnen einen Blick ins Grundgesetz . Das Grund-
gesetz sagt in Artikel 76 Absatz 3 letzter Satz:

Der Bundestag hat über die Vorlagen

– des Bundesrates –

in angemessener Frist zu beraten und Beschluss zu
fassen .

Also irgendwann werden Sie im Plenum dieses Bundes-
tages einen Beschluss über den Beschluss des Bundesra-
tes fassen müssen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der Abg. Bettina Bähr-Losse [SPD])


Alles andere, meine Damen und Herren, ist verfassungs-
widrig, echt verfassungswidrig .

Herr Weinberg hat hier gesagt, wir sollten einen küh-
len Kopf behalten . Das tue ich, Herr Weinberg, mein
Kopf wird in dieser Angelegenheit immer kühler und
klarer . Ich kann Ihnen deshalb sagen: Ich habe nicht ver-

standen, wo jetzt eigentlich Ihr Problem ist und wo Sie
noch Klärungsbedarf haben .


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)


Sie führen jetzt eine Diskussion, die zum Beispiel um
den Begriff „Reproduktionsgemeinschaft“ kreist . Die
Ehe ist keine Reproduktionsgemeinschaft bzw . Repro-
duktionsinstitution . Das ist so an keiner Stelle unseres
Grundgesetzes festgelegt worden . Insofern brauchen Sie
sich mit diesem Begriff gar nicht mehr abzumühen . Die
Ehe beinhaltet eine Verantwortungsübernahme, hat aber
verfassungsrechtlich nicht zwingend etwas mit Repro-
duktion zu tun, meine Damen und Herren .

Warum können Sie als Partei mit dem großen „C“ im
Namen eigentlich nicht einmal der Idee des christlichen
Ehegelübdes folgen? Da heißt es doch: In guten wie in
schlechten Zeiten . – Was hindert Sie eigentlich, wenn
Menschen zueinander sagen: „Wir beide wollen uns in
guten wie in schlechten Zeiten nicht nur lieben, sondern
auch Verantwortung übernehmen . Wir wollen uns bei
Krankheit gegenseitig helfen, unsere Eltern pflegen, Pa-
tenkindern beim Aufwachsen helfen oder selber Kinder
adoptieren“, froh darüber zu sein, dass Menschen Verant-
wortung übernehmen? Ich verstehe es nicht .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich verstehe es schon gar nicht in diesen Tagen, wo an
manchen Stellen so wenig Verantwortung wahrgenom-
men wird, aber so viel Hass vorhanden ist .

Wir haben vor 15 Jahren mit dem Lebenspartner-
schaftsgesetz den ersten Schritt gemacht . 15 Jahre danach
gibt es meines Erachtens nicht mehr viel zu diskutieren .
Lassen Sie uns einfach das Wort „gleichgeschlechtlich“
in § 1353 BGB hineinschreiben, meine Damen und Her-
ren . Das Bundesverfassungsgericht wird es Ihnen eines
Tages sowieso überhelfen . Es überhilft Ihnen ja alles,
und Sie müssen dann – so auch bei der Adoption – nach-
her hinterherklappern .

Ich suche manchmal nach eindrucksvollen Lebens-
weisheiten und Menschen, die mir eine Wegweisung ge-
ben .


(Zuruf von der CDU/CSU: Oh, wie schön! Wunderbar!)


Ich habe einen solchen Menschen gefunden: Wilhelm
Busch .


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Hat der das auch schon diskutiert? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


– Na ja, Wilhelm Busch hat das auch schon diskutiert;
das werden Sie gleich merken . Er hat nämlich festge-
stellt, dass es keine Liebe zweiter Klasse gibt . Ich habe
allerdings auch festgestellt, dass der Mann neugierig ist .
Ein kurzes Zitat von ihm lautet:

Liebe – sagt man schön und richtig –,
ist ein Ding, was äußerst wichtig .
Nicht nur zieht man in Betracht,

Renate Künast






(A) (C)



(B) (D)


was man selber damit macht,
nein, man ist in solchen Sachen
auch gespannt, was andre machen .


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie der Abg . Dr . Sabine Sütterlin-Waack [CDU/CSU])


Das finden Sie nur heraus, wenn Sie die Ehe für alle
zulassen, meine Damen und Herren . Ich bin überzeugt:
Es ist genug Ehe für alle da .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822017700

Die Kollegin Dr . Sabine Sütterlin-Waack spricht jetzt

für die CDU/CSU .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Das ist eine Gute! Es hätte gereicht, wenn sie allein redet!)



Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU):
Rede ID: ID1822017800

Warten Sie es ab .


(Heiterkeit)


Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
legen! Kurz und im Ergebnis wahrscheinlich wenig
überraschend eins vorweg: An der Position der CDU/
CSU-Fraktion hat sich seit unserer letzten Debatte zur
Geschäftsordnung Ende letzten Jahres nichts geändert .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was machen Sie eigentlich in dieser Fraktion?)


Vor wenigen Monaten habe ich an gleicher Stelle
schon darauf hingewiesen: Die weit überwiegende Mehr-
heit in der CDU/CSU-Fraktion ist hinsichtlich des Inhal-
tes der Gesetzentwürfe der Grünen, der Linken und des
Bundesrates entschieden: Wir sind der Auffassung, dass
die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner-
schaften der Wertentscheidung des Verfassungsgesetzge-
bers vorbehalten ist . Werte Kolleginnen und Kollegen,
mit dieser Auffassung stehen wir übrigens nicht allein .
Verfassungsrechtler stützen unsere Position .


(Johannes Kahrs [SPD]: Was? – Mechthild Rawert [SPD]: Bei den Juristen auch!)


Die Entscheidung zur Eheöffnung kann also nicht ein-
fach durch Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches
erfolgen, wie Sie sich das vorstellen und wie das auch
im Bundesrat gesehen wird . Unsere Position hierzu wird
sich kurzfristig nicht ändern .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie mal meinen Aufsatz dazu!)


Genauso wenig wird sich aber, lieber Herr Beck, unse-
re Einstellung verändern, dass Menschen, die sich lieben
und dauerhaft füreinander Verantwortung übernehmen,
die einander Stabilität und Halt geben wollen, unsere

Anerkennung und Wertschätzung verdienen, unabhän-
gig davon, ob sie gleich- oder verschiedengeschlechtlich
sind .


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Na also!)


Sie verdienen die Unterstützung der Gesellschaft und des
Staates . Wir freuen uns, dass die bürgerlichen Lebens-
formen nach Jahren der totalen Ablehnung auf ein derart
großes Interesse bei der Opposition stoßen .


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber nicht bei der Union!)


Ausdruck der staatlichen Wertschätzung und Unter-
stützung war und ist das Institut der eingetragenen Le-
benspartnerschaft .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da waren Sie auch dagegen! Dagegen sind Sie nach Karlsruhe gezogen! Das war auch verfassungswidrig!)


Dessen Rechte und Pflichten haben der Gesetzgeber
und auch das Bundesverfassungsgericht in den letzten
15 Jahren immer weiter konkretisiert . Auch in dieser Le-
gislaturperiode war hier kein Stillstand . Wir haben gleich
zu Beginn der Wahlperiode die Sukzessivadoption für
gleichgeschlechtliche Paare ermöglicht .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nichts ermöglicht! Sie haben ein Verfassungsgerichtsurteil schlampig umgesetzt! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nein, Sie wurden dazu verdonnert!)


Überdies haben wir das nationale Recht im Sinne der
Gleichstellung bereinigt .

Wir haben schon so viele Debatten zur Öffnung der
Ehe in dieser Wahlperiode geführt . Deshalb sehen Sie es
mir nach, wenn Sie von mir Bekanntes hören .


(Johannes Kahrs [SPD]: Schade!)


Die Eheöffnung ist eine politische Forderung von vielen .
Sie ist aber eben keine zwingende grundgesetzliche Not-
wendigkeit .


(Dr. Karl-Heinz Brunner [SPD]: Doch!)


Ohne Eheöffnung, aber bei völliger rechtlicher
Gleichstellung könnte ich den Vorwurf nicht verstehen,
dass weiter staatliche Diskriminierung betrieben werde .
Viele in meiner Fraktion, auch ich, treten daher für eine
vollständige rechtliche Gleichstellung ein und versuchen,
eine Konsenslösung herbeizuführen .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Über die Idee, die eingetragene Lebenspartnerschaft
im Grundgesetz zu verankern und den Artikel 6 des
Grundgesetzes um den Begriff „Lebenspartnerschaft“ zu
erweitern, wird aber leider überhaupt nicht diskutiert .


(Dr. Karl-Heinz Brunner [SPD]: Verankert Diskriminierung!)


Renate Künast






(A) (C)



(B) (D)


Unser Werteverständnis vom Schutz von Familie und
Ehe, verbunden mit der Gleichberechtigung und Tole-
ranz gegenüber anderen Formen des Zusammenlebens,
würden wir damit festschreiben. Ich finde es äußerst
schade, dass dieser Weg nicht mehr als Alternative und
Kompromiss diskutiert wird . Damit könnte doch die Ehe
als Verbindung zwischen Mann und Frau beibehalten
werden und die eingetragene Lebenspartnerschaft gleich-
berechtigt danebenstehen . Eine zusätzliche Änderung
des Personenstandsgesetzes wäre denkbar . Dann bliebe
gleichgeschlechtlichen Paaren in administrativen Vor-
gängen die Offenlegung ihrer sexuellen Identität erspart .

Es hat zwar nichts mit der Frage nach der Öffnung der
Ehe zu tun, aber damit etwas – darüber haben wir schon
gesprochen –, was uns als Fraktion in diesen Debatten
immer unterschwellig entgegenschlägt . Dort schwingt
mit: Die CDU/CSU-Fraktion ist, weil sie sich gegen die
Öffnung der Ehe stellt, irgendwie homophob . Weil sie
sich das öffentlich nicht zu sagen traut, wird das latent
durch die Abwehrhaltung in dieser Frage ersetzt . Ich
möchte diese Aktuelle Stunde dafür nutzen, zu sagen:
Das ist großer Unsinn .


(Beifall der Abg . Elisabeth WinkelmeierBecker [CDU/CSU])


Sicher waren wir nie die Speerspitze der Bewegung,


(Mechthild Rawert [SPD]: Das stimmt!)


und sicherlich wird es nicht sonderlich schwerfallen, in
alten Plenarprotokollen Aussagen zu finden, die nicht ge-
rade von einer ganz großen Aufgeschlossenheit für die-
ses Thema zeugen .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht gerade!)


Aber das ist lange her . Das zeigt im Übrigen auch
unsere Herangehensweise an eine Thematik wie die der
Rehabilitierung der Opfer des ehemaligen § 175 Strafge-
setzbuch .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir erkennen an, dass die Rehabilitierung der Betroffe-
nen ein wichtiges moralisches, politisches und gesell-
schaftliches Anliegen ist .


(Beifall des Abg . Dr . Karl-Heinz Brunner [SPD] – Mechthild Rawert [SPD]: Gut so!)


Der Kabinettsbeschluss fehlt noch – das stimmt –,
aber uns allen ist klar, dass die verurteilten Personen oft-
mals hochbetagt sind und wir deshalb einen Abschluss
des Gesetzgebungsverfahrens in dieser Legislaturperiode
brauchen . Dafür werden wir uns einsetzen . Wir wollen,
dass die Betroffenen ihre Rehabilitierung noch erleben,
und hoffen, dass sie dadurch mit unserem Rechtssystem
versöhnt werden .

Denen, die mir zugehört haben, danke ich dafür .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822017900

Die Kollegin Mechthild Rawert spricht jetzt für die

SPD .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1822018000

Liebe Frauen! Liebe Lesben! Gratulation zum Interna-

tionalen Frauentag! – Seit Anfang März können Lesben
und Schwule auch im konservativ-liberal regierten Finn-
land heiraten . Dort gilt nun die Ehe für alle; dort gibt es
auch für alle das gleiche Adoptionsrecht . Das ist nun in
mehr als 20 Staaten der Welt der Fall, und in allen diesen
Staaten gelten gleiche Rechte für hetero- und homosexu-
elle Paare . So sieht dort die politische und gelebte Reali-
tät aus . Und was machen wir? In Deutschland hinken wir
schmählich hinterher .

Sie alle wissen: Der Widerstand gegen die Ehe für alle
kommt aus der Union . Dieser Widerstand ist mir unver-
ständlich . Denn – die Umfragen wurden schon angespro-
chen – die in Deutschland lebenden Menschen wollen
die vollständige Gleichstellung . Die vollständige Gleich-
stellung wollen auch Ihre Wählerinnen und Wähler, nicht
nur die der anderen Parteien .


(Beifall bei der SPD)


Sozialdemokratische Wähler und Wählerinnen in Ber-
lin und anderswo – insbesondere in meinem Wahlkreis
Tempelhof-Schöneberg –


(Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Das ist ja gar nicht Ihrer! Den haben Sie nicht gewonnen!)


wollen 100 Prozent Gleichstellung . Deswegen hat sich
die Landesgruppe der Berliner SPD-Bundestagsabgeord-
neten bereits 2015 an die CDU/CSU-Bundestagsfraktion
und die Bundesregierung gewandt und gefordert: Ge-
ben Sie die Abstimmung im Deutschen Bundestag frei!
Schließen Sie sich der Position der Bundesländer und
der SPD an! Setzen Sie sich mit uns gemeinsam für die
Einführung des Rechts auf Eheschließung für gleichge-
schlechtliche Paare ein!

Wir alle sind Parlamentarierinnen und Parlamentari-
er . Meine Bitte ist daher: Hören Sie auf das Votum Ihrer
Wähler und Wählerinnen! Dann können auch der Wider-
stand und das Bauchgefühl der Kanzlerin überwunden
werden . Ich sage ganz deutlich: Wir werden als SPD ei-
nen Gesetzentwurf vorlegen, und wir werden dafür Sorge
tragen – zumindest hoffe und erwarte ich dies auch von
meiner eigenen Fraktion –, dass es tatsächlich noch in
dieser Legislaturperiode zu einer Entscheidung kommen
wird .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Denn wir haben gesagt und das auch schriftlich nie-
dergelegt: Wir wollen mit jeglicher Form von Diskrimi-
nierung Schluss machen . Das heißt, gleiche Rechte für
alle schaffen: Menschenrechte und – weil Frauentag ist –
Frauenrechte, aber selbstverständlich auch gleiche Rech-
te für heterosexuelle, homosexuelle, trans- oder auch in-
tersexuelle Menschen .

Dr. Sabine Sütterlin-Waack






(A) (C)



(B) (D)


Frau Winkelmeier-Becker, Sie kennen vielleicht noch
nicht die neueste Studie zum Thema „Geschlecht im
Recht“ .


(Elisabeth Winkelmeier-Becker [CDU/CSU]: Das gebe ich zu! Das kenne ich noch nicht!)


Wir werden noch intensiv darüber debattieren . Viele
der Fragen, die Sie jetzt angerissen haben, werden noch
Gegenstand zahlreicher Auseinandersetzungen werden,
befürchte ich . Denn das ganze Thema Geschlecht wird
noch große Debatten nach sich ziehen, nicht nur zu den
Fragen, über die wir heute sprechen, sondern auch im
Hinblick auf Transsexualität und Intersexualität . Die Un-
tersuchungen und Studien liegen vor . Auf die Debatten
bis hin zu der über das dazugehörige Familienbild freue
ich mich jetzt schon .

Ich selber stamme gebürtig aus einer konservativen
Familie . Aber niemand aus dem CDU-geprägten ländli-
chen Umfeld meiner Familie macht sich für Ungleichheit
zwischen Menschen stark . Ich hoffe, dass das alle Par-
teien eint . Wir wollen gleiche Rechte für alle; denn jeder
Mensch ist, unabhängig von seiner sexuellen Identität,
gleich zu behandeln . Die Menschenwürde ist unteilbar .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen sollen gleichgeschlechtliche Paare genauso
viel Unterstützung erhalten wie andere . Lassen Sie uns
endlich die Streitfrage „Soll es die Ehe für alle geben?“
überwinden! Kämpfen wir für die Ehe für alle! Ich füge
hinzu: Kämpfen wir auch für ein gemeinschaftliches
Adop tionsrecht; denn auch die Kinder sind gleich zu be-
handeln . Ihnen allen gebührt die gleiche Liebe, unabhän-
gig von der sexuellen Identität der Eltern; das beweisen
alle Studien . Das schulden wir sowohl den Erwachsenen
als auch den Kindern, und das nicht nur heute, am Inter-
nationalen Frauentag .


(Beifall bei der SPD)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822018100

Der Kollege Alexander Hoffmann spricht jetzt für die

CDU/CSU .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Alexander Hoffmann (CSU):
Rede ID: ID1822018200

Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen

und Kollegen! Lieber Kollege Brunner, Sie wissen, dass
ich Sie schätze .


(Mechthild Rawert [SPD]: Aber?)


Ich sage Ihnen aber angesichts Ihrer Rede ganz ehrlich:
In dieser Debatte stelle ich nicht mehr unbedingt so hohe
Ansprüche an Inhalt und Qualität . Wenn die Kollegen
Beck und Kahrs sprechen, dann weiß ich, dass Emotio-
nen im Spiel sind und dass das manchmal auf Kosten der
parlamentarischen Fairness geht .


(Johannes Kahrs [SPD]: Na, na!)


Wenn die Kollegin Künast spricht – das weiß ich aus dem
Ausschuss –, fehlt manchmal vielleicht die inhaltliche
Tiefe .


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der geistige Titan hat jetzt das Wort! – Johannes Kahrs [SPD]: Oberlehrer!)


Ich sage Ihnen aber ganz ehrlich, Kollege Brunner:
Was Sie heute vorgetragen haben, hatte für mich die
Züge einer Büttenrede . Ich will Ihnen auch sagen, wa-
rum . Als Sie behauptet haben, dass wir den Koalitions-
vertrag brechen, war ich kurz davor, mich kaputtzula-
chen; denn ich kann mich an von Ihnen gestellte Anträge
zur Geschäftsordnung im Rechtsausschuss erinnern, in
denen Sie selbst auf den Koalitionsvertrag verwiesen ha-
ben . Mir ist wichtig, dass wir bei der Wahrheit bleiben .


(Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Den sollten Sie mal lesen! Lesen bildet! Denken hilft!)


Ich möchte noch vier Aspekte ansprechen, die mir
wichtig erscheinen . Auch in dieser Debatte wird der Ein-
druck erweckt, dass Deutschland in Sachen Gleichstel-
lung das Schlusslicht sei .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, der Iran und Saudi-Arabien sind schlimmer!)


Bisweilen werden Länder – ich höre es schon wieder –
wie Mexiko, die USA und Brasilien in diesem Zusam-
menhang genannt . Ich möchte davor warnen, solche
Länder als beispielgebende Vorbilder für Deutschland
in Sachen Gleichstellung zu nennen; denn wenn Sie sich
diese Länder genau anschauen und eine Bestandsauf-
nahme machen, dann werden Sie feststellen, dass es in
diesen Ländern im Moment tragischerweise nur um ein
Etikett geht . Aber Inhalte wie Diskriminierungsschutz
im Arbeitsrecht und entsprechende Regelungen fehlen
in diesen Ländern noch komplett . Deswegen schlage ich
vor, damit aufzuhören, hier nur über das Etikett zu dis-
kutieren . Vielmehr sollten wir schauen, was Gesellschaft
und Politik in Sachen Gleichstellung tatsächlich geleistet
haben .


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir können das ganz einfach regeln: mit der Öffnung der Ehe! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das sind Winkelzüge!)


Des Weiteren wird behauptet, das Bundesverfassungs-
gericht fordere die Ehe für alle . Das ist fast eine Origi-
nalaussage des Kollegen Beck . Kollegin Künast hat es
genauso formuliert . Darüber wundere ich mich jedes
Mal . Es gibt eine Entscheidung des Bundesverfassungs-
gerichts vom 7 . Mai 2013 . Ich bitte Sie inständig, diese
zu lesen . Dort heißt es nämlich, dass die Ehe ein Institut
ist, das alleine der Verbindung von Mann und Frau vor-
behalten ist .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dann kommt oft die Aussage – das ist der dritte As-
pekt –: Nur die Bezeichnung als Ehe beseitigt jegliche
Diskriminierung . – In der Anhörung am 28 . September

Mechthild Rawert






(A) (C)



(B) (D)


2015 – der Kollege Kahrs war leider verhindert; sonst
würde er die Aussagen kennen – wurde Professor Ipsen
gefragt, ob wir eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft
als Ehe bezeichnen müssen, um jegliche Diskriminierung
zu vermeiden . Die Aussage des Juristen lautete: Nein .

Im Übrigen ist es so – die Kollegin Winkelmeier-
Becker hat es vorhin schon angesprochen –: Auch bei
Mann und Frau gibt es unterschiedliche Bezeichnungen,
aber gleiche Rechte . Sie selbst, wenn ich Sie erinnern
darf, haben immer von Gleichstellung gesprochen . Wenn
Sie schauen, was der Begriff „Gleichstellung“ bedeutet,
dann sehen Sie, dass es unterschiedliche Dinge sind, die
grundsätzlich gleichzubehandeln sind . Und es sind unter-
schiedliche Dinge, auch wenn Sie das nicht hören mögen .


(Johannes Kahrs [SPD]: Das glauben Sie selbst nicht, was Sie da sagen!)


Damit komme ich zu meinen Argumenten . Aus einer
Ehe, der Verbindung zwischen Mann und Frau, können
potenziell Kinder hervorgehen . Deswegen steht sie unter
dem besonderen Schutz des Grundgesetzes, ob Ihnen das
gefällt oder nicht .


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Mechthild Rawert [SPD]: Samenspende!)


Dann kommt der Satz: Das gesellschaftliche Verständ-
nis der Ehe hat sich gewandelt . – Auch das kann ich so
nicht mittragen . Die Ehe ist nach wie vor die mit Abstand
häufigste Form menschlichen Zusammenlebens. 70 Pro-
zent aller Kinder werden in der Ehe groß . Ich bin dankbar
für ein ganz wichtiges Zitat – da dürfen die Grünen im-
mer wieder zuhören –, welches lautet:


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum sollen wir denn zuhören? Wir sind doch angeblich nicht fähig dazu!)


So ist und bleibt die klassische Ehe die bevorzug-
te Lebensform der meisten Menschen – und das ist
auch gut so .

Das wurde gesagt von Winfried Kretschmann am 6 . Ok-
tober 2016 in der Zeit.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das will niemand ändern!)


– Herr Beck, ich verstehe Ihre Emotionen . In diesem Fall
tut wahrscheinlich Zuhören weh .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie Angst, dass sich etwas ändert, wenn Homosexuelle heiraten?)


Sie sehen also, es gibt tatsächlich viele Argumente,
Dinge anders zu sehen .


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber Unsinn sollte man nicht erzählen!)


Diese andere Meinung werde ich mir nicht nehmen las-
sen . Ich werde mich auch nicht wegducken . Ich persön-
lich – das sage ich Ihnen ganz ehrlich – habe keinen Be-
ratungsbedarf . Wir führen diese Debatte nur aus einem
Grund, und zwar weil sich die SPD in diesem Punkt nicht

findet und sagt: Wir würden ja so gerne, aber wir können
nicht wegen denen .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es ja auch!)


Ich kann nichts dafür – deswegen scheue ich mich
auch nicht vor dieser Debatte –, dass die SPD an dieser
Stelle so saft- und so kraftlos ist .


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke .


(Beifall bei der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Das war jetzt aber wahre Manneskraft! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Hoffmann – wenn man sonst Termine mit ihm hat, ist er schüchtern wie ein Mäuschen! Hier muss er Stammtischreden halten!)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822018300

Zum Abschluss der Aktuellen Stunde spricht jetzt die

Kollegin Barbara Woltmann für die CDU/CSU .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Barbara Woltmann (CDU):
Rede ID: ID1822018400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

ren! Der Präsident hat es gesagt: Ich bin die letzte Red-
nerin in dieser Debatte, die zwölfte Rednerin zu diesem
Thema in der Aktuellen Stunde . Ich wage die Prognose:
Auch wenn noch weitere zehn Redner heute hier reden
würden


(Mechthild Rawert [SPD]: Und Rednerinnen!)


– und Rednerinnen, vielen Dank –, dann würden wir uns
heute hier dennoch nicht annähern;


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber Ihr Vorredner war schon grottig!)


denn die Positionen sind miteinander ausgetauscht . In
vielen Sitzungswochen – das ist auch schon von Vorred-
nern angesprochen worden – ist das Thema immer wie-
der intensiv im Rechtsausschuss und auch in Debatten
hier im Parlament behandelt worden .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das ist gelogen! Wir haben es nicht im Rechtsausschuss diskutiert!)


– Gut, aber es ist immer wieder debattiert worden .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann diskutieren wir es doch im Rechtsausschuss! Das war jetzt ein Angebot der Union!)


Ich weiß, dass es hier im Plenum beraten worden ist und
dass Positionen ausgetauscht worden sind .

Alexander Hoffmann






(A) (C)



(B) (D)


Eines möchte ich auch einmal sagen: Ich möchte mir
hier nicht mit einem missionarischen Eifer eine Meinung
aufzwingen lassen . Wir sind im politischen Diskurs,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Den verweigern Sie ja!)


und da ist es schon erlaubt, dass jemand eine andere Mei-
nung haben kann . Da gibt es unterschiedliche Meinun-
gen, auch bei uns in der Fraktion . Es ist schon angespro-
chen worden, dass wir da nicht alle einer Meinung sind .
Aber ich finde, auch das gehört zu einer Volkspartei.


(Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Volkspartei, die nicht diskutiert!)


Wir müssen sehen, wie wir da zu einer gemeinsamen Li-
nie kommen .

Für uns ist es so, dass die Öffnung dieses Rechtsin-
stituts Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften der
Wertentscheidung des Verfassungsgebers vorbehalten ist .


(Zuruf von der SPD: Das sind doch wir!)


Das bedeutet nicht, dass die Union den Menschen, die
sich lieben und die dauerhaft Verantwortung füreinan-
der übernehmen und sich Stabilität geben wollen, keine
Anerkennung oder Wertschätzung zuteilwerden lassen
will . Ganz im Gegenteil: Ob verschieden oder gleichge-
schlechtlich, der Staat unterstützt alle Lebensformen, die
von Verantwortung füreinander getragen werden .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegen den Widerstand Ihrer Fraktion und Ihrer Länder!)


Auch wir wollen, dass Menschen Verantwortung fürein-
ander übernehmen, egal welchem Geschlecht sie angehö-
ren . Wir entziehen uns nicht einer Diskussion über eine
vollständige Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Part-
nerschaften, im Gegenteil .


(Mechthild Rawert [SPD]: Aber?)


Wir haben in den vergangenen Jahren bei der Anpas-
sung der Rechtsvorschriften des Partnerschaftsgesetzes
eine Fast-Gleichstellung der Ehe erreicht .


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber nicht freiwillig! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber gegen Ihren Widerstand!)


– Gut, vielleicht nicht immer freiwillig, aber wir haben
es gemacht . – Der Gesetzentwurf des Bundesrats vom
11 . November 2015 spricht daher auch von einer symbo-
lischen Diskriminierung . Um Symbolik geht es aber bei
der Verfassung nicht . Der verfassungsmäßige Ehebegriff
hat sich eben nicht verändert .

Was sich durchaus verändert hat, ist die Gesellschaft;
das ist hier ja auch schon angesprochen worden .


(Mechthild Rawert [SPD]: Und die Familie!)


Auch das sehen wir natürlich . Viele wollen gar nicht oder
erst später heiraten . Es gibt Ehen, in denen man sich ge-
gen oder erst später für Kinder entscheidet, weil man sich
vielleicht erst beruflich entfalten möchte. Es gibt also
ganz unterschiedliche Lebensentwürfe . Es ist ja auch gut
so, dass es diese unterschiedlichen Lebensentwürfe gibt .

Es hat sich – das ist auch gut so – auch gesellschaftlich
die Einsicht breitgemacht, dass gleichgeschlechtliche
Lebenspartnerschaften in keiner Form diffamiert oder
diskriminiert werden dürfen .


(Mechthild Rawert [SPD]: Können die jetzt doch adoptieren?)


Das bewerten ich und unsere Fraktion sehr positiv . Die
Gleichberechtigung ist – in der Tat: bis auf die Eheschlie-
ßung – erreicht .

Schauen wir doch einmal ins Grundgesetz . Artikel 6
Absatz 1 des Grundgesetzes schützt die Ehe und die Fa-
milie . Mit dem Begriff „Ehe“ ist die auf Dauer angelegte,
auf freiem Entschluss und auf Gleichberechtigung beru-
hende und förmlich geschlossene Lebensgemeinschaft
zwischen Mann und Frau gemeint . Das ist ja auch durch
Urteile des Bundesverfassungsgerichts mehrfach so be-
stätigt worden .

Nicht erfasst werden nichteheliche oder eheähnliche
Lebensgemeinschaften . Auch gleichgeschlechtliche Ver-
bindungen wie die eingetragene Lebenspartnerschaft
sind nach dem Grundgesetz und auch nach Meinung des
Bundesverfassungsgerichts keine Ehe, da Artikel 6 Ab-
satz 1 des Grundgesetzes allein heterosexuelle Lebens-
gemeinschaften meint . Die Ehe zwischen Mann und Frau
hat also Verfassungsrang . Da hilft es uns auch nicht wei-
ter, wenn Sie auf andere Länder verweisen . Das Grund-
gesetz gilt hier .


(Johannes Kahrs [SPD]: Das macht es jetzt alles nicht besser!)


Nun zu Artikel 3 Absatz 1 Grundgesetz: Gleichheit
vor dem Gesetz . Was ist die Bedeutung dieses Artikels?
Er greift, wenn es eine Ungleichbehandlung gibt, also
eine unterschiedliche Behandlung zweier vergleichbarer
Sachverhalte .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie zum Beispiel beim Adoptionsrecht!)


Die heterosexuelle ist eben nicht mit der gleichge-
schlechtlichen Ehe vergleichbar, da zwei Männer oder
zwei Frauen keine Kinder zeugen und gebären können .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie eine der Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts seit 2009 zur Kenntnis genommen? Sie können offensichtlich nicht lesen!)


Das heißt, dass es kein gleicher Sachverhalt ist . Arti-
kel 3 Absatz 1 Grundgesetz verbietet nicht nur die Un-
gleichbehandlung von wesentlich Gleichem, sondern
auch die Gleichbehandlung von wesentlich Ungleichem .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo haben Sie das denn her?)


– Das können Sie in Kommentaren nachlesen; da finden
Sie das . – Da ist auf der einen Seite eine heterosexuel-
le und auf der anderen Seite eine gleichgeschlechtliche
Partnerschaft . Das ist eben etwas Unterschiedliches .

Barbara Woltmann






(A) (C)



(B) (D)


Die Ungleichbehandlung aufgrund sexueller Orientie-
rung als ein personengebundenes Merkmal unterliegt al-
lerdings einer strengen Verhältnismäßigkeitsprüfung . Bei
dieser Überprüfung hat das Bundesverfassungsgericht in
der Vergangenheit entschieden, dass es Ungleichbehand-
lungen gab . Diese sind mittlerweile beseitigt worden; das
ist von Vorrednern schon angesprochen worden . Insofern
sehen wir hier keine Verletzung des Artikels 3 oder des
Artikels 6 . Daher muss man, wenn von Benachteiligung
gesprochen wird, sagen: Die Verfassung sieht das so
nicht .

Es bleibt also festzuhalten – der Präsident meldet
sich; ich muss zum Ende kommen –, dass wir zu keinem
Kompromiss kommen werden . Was die Adoption angeht,

glaube ich, wird es Veränderungen geben . Das könnte ich
mir vorstellen, aber nicht bei der Ehe .


(Beifall bei der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Sollen die Kinder jetzt alle unehelich werden?)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1822018500

Die Aktuelle Stunde ist damit beendet, und wir sind

am Schluss unserer heutigen Tagesordnung .

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf morgen, Donnerstag, den 9 . März 2017, 9 Uhr,
ein .

Kommen Sie alle gesund wieder . Die Sitzung ist ge-
schlossen .