Protokoll:
18217

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 18

  • date_rangeSitzungsnummer: 217

  • date_rangeDatum: 15. Februar 2017

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:47 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/217 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 217. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 15. Februar 2017 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Leis- tungen bei Renten wegen verminderter Er- werbsfähigkeit und zur Änderung anderer Gesetze Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21705 B Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . . 21706 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21706 B Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 21706 B Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21706 C Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21707 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21707 A Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21707 B Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21707 C Antje Lezius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 21707 D Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21707 D Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21708 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21708 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 21708 D Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21708 D Dr . Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 21709 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21709 A Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . . 21709 B Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21709 C Bernd Rützel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21709 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21709 D Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 21709 D Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21709 D Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21710 B Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21710 B Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21710 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21710 D Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 21711 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21711 A Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 21711 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 21711 B Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde Drucksache 18/11120 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21711 C Mündliche Frage 5 Oliver Grundmann (CDU/CSU) Studien zu auffällig gewordenen Wölfen in Deutschland Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- rin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21712 A Zusatzfragen Oliver Grundmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 21712 B Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21713 A Rita Stockhofe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 21713 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017II Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21713 D Ingrid Pahlmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 21714 A Dr . h . c . Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . 21714 B Kathrin Rösel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21714 D Mündliche Frage 6 Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erzeugte Elektrizitätsmengen der Atom- kraftwerke Brokdorf und Emsland seit dem Jahr 2000 Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- rin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21715 A Zusatzfragen Dr . Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21715 B Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21715 D Mündliche Frage 8 Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Zeitplan für die Erstellung und Veröffentli- chung des nächsten BAföG-Berichts Antwort Thomas Rachel, Parl . Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21716 A Zusatzfragen Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21716 B Mündliche Frage 10 Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Beteiligung der Bundesregierung an der Kon- ferenz zur Global Gag Rule im März 2017 Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21717 B Zusatzfragen Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21717 B Mündliche Frage 11 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Anzahl der vom US-amerikanischen Einrei- severbot betroffenen deutschen Staatsange- hörigen mit doppelter Staatsbürgerschaft Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 21718 B Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21718 B Mündliche Frage 12 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Suspendierte bzw. entlassene Angestellte der türkischen Religionsbehörde seit dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 21719 A Zusatzfragen Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 21719 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21719 D Mündliche Frage 13 Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Entlassene Wissenschaftler seit dem Putsch- versuch in der Türkei im Juli 2016 Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 21720 C Zusatzfragen Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21720 D Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 21721 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21721 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21722 A Mündliche Frage 22 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erkenntnisse von Partnerländern zu den li- byschen Rufnummern aus dem Mobilfunk- gerät Anis Amris Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21722 D Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21723 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21723 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21724 A Mündliche Frage 23 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 III Angaben zu gefälschten ITA-ID-Karten Anis Amris bei seiner Festnahme in Fried- richshafen im Juli 2016 Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21724 C Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21725 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21725 C Mündliche Frage 24 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausreise türkischer Funktionäre seit Be- kanntwerden der Spionage der DITIB und der türkischen Religionsbehörde im Dezem- ber 2016 Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21726 A Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21726 B Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21727 B Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21727 C Mündliche Frage 32 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Rechtssicherheit und Zweckmäßigkeit des Leistungsschutzrechts für Presseverleger Antwort Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21728 A Zusatzfragen Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21728 B Mündliche Frage 33 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Konsequenzen aus einer möglichen Staats- haftung aufgrund des Verstoßes gegen die Richtlinie 98/34/EG Antwort Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21728 D Zusatzfragen Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21729 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21729 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 21729 C Mündliche Frage 41 Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Mögliche Übertragung von Elektrizitäts- mengen anderer Atomkraftwerke auf die Atomkraftwerke Brokdorf und Emsland Antwort Dirk Wiese, Parl . Staatssekretär BMWi . . . . . 21730 A Zusatzfragen Dr . Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21730 B Mündliche Frage 42 Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erreichung des Ziels eines klimaneutralen Gebäudebestandes Antwort Dirk Wiese, Parl . Staatssekretär BMWi . . . . . 21731 A Zusatzfragen Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21731 B Dr . Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21731 D Mündliche Frage 46 Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) Rentenversicherungsbeitrag im Jahr 2030 Antwort Anette Kramme, Parl . Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21732 B Zusatzfragen Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 21732 B Mündliche Frage 48 Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verschiebung der Eröffnung des Flugha- fens Berlin Brandenburg auf 2018 Antwort Enak Ferlemann, Parl . Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21733 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017IV Zusatzfragen Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21733 C Dr . Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21733 D Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21734 A Mündliche Frage 51 Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage des Berichts zur Evaluation des no- vellierten Personenbeförderungsgesetzes Antwort Enak Ferlemann, Parl . Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21734 B Zusatzfragen Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21734 B Mündliche Frage 52 Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Notwendigkeit der Etablierung attraktiver- er Bahnverkehre am Bodensee Antwort Enak Ferlemann, Parl . Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21735 A Zusatzfragen Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21735 B Mündliche Frage 53 Frank Junge (SPD) Befugnisse der Berufsgenossenschaft Ver- kehr im Rahmen der neuen Schiffssicher- heitsverordnung für Traditionsschiffe Antwort Enak Ferlemann, Parl . Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21736 A Zusatzfragen Frank Junge (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21736 B Dr . Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . . 21736 D Franz Thönnes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21737 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21737 C Ursula Schulte (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21737 D Mündliche Frage 54 Frank Junge (SPD) Sicherstellung der Investitionssicherheit bei den Regelungen zur neuen Schiffssicher- heitsverordnung Antwort Enak Ferlemann, Parl . Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21738 A Zusatzfragen Frank Junge (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21738 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE: Zur wachsenden Gefahr der Altersarmut bei 5,7 Millionen Betroffenen in Deutschland Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21739 B Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 21740 A Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21741 A Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21742 B Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21743 B Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 21744 D Ralf Kapschack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21746 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21747 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 21748 B Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21749 C Dr . Carsten Linnemann (CDU/CSU) . . . . . . . 21750 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 21752 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21753 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 21755 A Anlage 2 Mündliche Frage 3 Caren Lay (DIE LINKE) Förderung des bedarfsgerechten Umbaus von Kleingartenanlagen im Rahmen des Programms „Zukunft Stadtgrün“ Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- rin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21755 C Anlage 3 Mündliche Frage 4 Caren Lay (DIE LINKE) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 V Förderung des bedarfsgerechten Umbaus von Kleingartenanlagen im Rahmen des Stadtumbauprogramms Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- rin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21755 D Anlage 4 Mündliche Frage 7 Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einbeziehung des internationalen Luftver- kehrs in das europäische Emissionshandels- system Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- rin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21756 A Anlage 5 Mündliche Frage 9 Heike Hänsel (DIE LINKE) Möglicher Änderungsbedarf bei den Wirt- schaftspartnerschaftsabkommen mit Afri- ka angesichts hoher afrikanischer Flücht- lingszahlen Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21756 B Anlage 6 Mündliche Frage 14 Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Anträge auf Familiennachzug von syrischen Flüchtlingen bei deutschen Auslandsvertre- tungen seit 2016 Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 21756 D Anlage 7 Mündliche Frage 17 Inge Höger (DIE LINKE) Verhinderung von Hinrichtungen in Bahrain Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 21757 A Anlage 8 Mündliche Frage 19 Niema Movassat (DIE LINKE) Aufnahme von Verhandlungen mit der tansanischen Regierung über eine Wieder- gutmachung für koloniale Verbrechen Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 21757 B Anlage 9 Mündliche Frage 20 Andrej Hunko (DIE LINKE) Zusammenarbeit der EU mit Weißrussland im Hinblick auf illegale Migration Antwort Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 21757 C Anlage 10 Mündliche Frage 21 Andrej Hunko (DIE LINKE) Erkenntnisse zu den Anschlagsplänen eines in Wien festgenommenen Terrorverdächti- gen Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21757 D Anlage 11 Mündliche Frage 25 Erika Steinbach (fraktionslos) Anzahl der Massenunterkünfte für Migran- ten in Deutschland Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21758 C Anlage 12 Mündliche Frage 26 Niema Movassat (DIE LINKE) Nationalitäten der per Charterflugzeug ab- geschobenen Personen im Jahr 2016 Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21758 A Anlage 13 Mündliche Frage 27 Ulla Jelpke (DIE LINKE) Effektivität und Rechtmäßigkeit von Ab- schiebungen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017VI Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21758 B Anlage 14 Mündliche Frage 28 Ulla Jelpke (DIE LINKE) Abnahme der Gesamtschutzquote bei af- ghanischen Asylsuchenden Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21759 A Anlage 15 Mündliche Frage 29 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Spendenzahlung von Mitgliedern der Bun- desregierung an die Stiftung Deutsche Sporthilfe Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21759 C Anlage 16 Mündliche Frage 30 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Neues Förderkonzept der Stiftung Deutsche Sporthilfe Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21759 C Anlage 17 Mündliche Frage 31 Erika Steinbach (fraktionslos) Ausländische Straftäter in deutschen Straf- vollzugseinrichtungen in den Jahren 2015 und 2016 Antwort Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21759 D Anlage 18 Mündliche Frage 34 Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) Einnahmen aus der Einkommensteuer seit dem Jahr 2000 Antwort Jens Spahn, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . 21760 C Anlage 19 Mündliche Frage 35 Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Auswirkungen einer möglichen Nichtteil- nahme des IWF am laufenden Hilfspro- gramm für Griechenland Antwort Jens Spahn, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . 21761 A Anlage 20 Mündliche Frage 36 Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Forderung des IWF-Verwaltungsrates nach Schuldenerleichterungen für Griechenland Antwort Jens Spahn, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . 21761 B Anlage 21 Mündliche Frage 37 Heike Hänsel (DIE LINKE) Thematisierung der Demokratie- und Men- schenrechtsstandards bei den Verhandlun- gen eines Handelsabkommens zwischen der EU und der Türkei Antwort Dirk Wiese, Parl . Staatssekretär BMWi . . . . . 21761 C Anlage 22 Mündliche Frage 38 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Hermesdeckungen für Tierhaltungsanlagen seit Oktober 2013 Antwort Dirk Wiese, Parl . Staatssekretär BMWi . . . . . 21761 D Anlage 23 Mündliche Frage 39 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Entschädigungsforderungen im Rahmen der Hermesdeckungen für Tierhaltungsan- lagen Antwort Dirk Wiese, Parl . Staatssekretär BMWi . . . . . 21762 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 VII Anlage 24 Mündliche Frage 40 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Anzeigepflicht der Netzbetreiber bei der Abweichung vom Einspeisevorrang nach dem EEG Antwort Dirk Wiese, Parl . Staatssekretär BMWi . . . . . 21762 C Anlage 25 Mündliche Frage 43 Katrin Werner (DIE LINKE) Bearbeitungsfristen für Stellungnahmen zum Fünften Armuts- und Reichtumsbe- richt Antwort Anette Kramme, Parl . Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21762 D Anlage 26 Mündliche Frage 44 Katrin Werner (DIE LINKE) Möglicher Handlungsbedarf bei der Zah- lung von Leistungen des Persönlichen Bud- gets durch das Saarland Antwort Anette Kramme, Parl . Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21763 B Anlage 27 Mündliche Frage 45 Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) Verteilung des Immobilienvermögens auf die Privathaushalte in Deutschland Antwort Anette Kramme, Parl . Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21763 C Anlage 28 Mündliche Frage 47 Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Anzahl der Lehrkräfte für Sprachkurse im Inland Antwort Anette Kramme, Parl . Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21763 D Anlage 29 Mündliche Frage 49 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Teilnahme des Bundesministers Alexander Dobrindt an Sitzungen der Untersuchungs- kommissionen zum VW-Abgasskandal und zu CO2-Überschreitungen Antwort Enak Ferlemann, Parl . Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21764 C Anlage 30 Mündliche Frage 50 Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Inkrafttreten der Förderrichtlinie zum Haushaltstitel „Zuschüsse zur Förderung energieeffizienter und/oder CO2-armer Nutzfahrzeuge“ Antwort Enak Ferlemann, Parl . Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21764 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 21705 217. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 15. Februar 2017 Beginn: 13 .00 Uhr
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    Tobias Zech (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 21755 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15 .02 .2017 Dröge, Katharina * BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15 .02 .2017 Groth, Annette DIE LINKE 15 .02 .2017 Hiller-Ohm, Gabriele SPD 15 .02 .2017 Lanzinger, Barbara CDU/CSU 15 .02 .2017 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15 .02 .2017 Lotze, Hiltrud SPD 15 .02 .2017 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15 .02 .2017 Obermeier, Julia CDU/CSU 15 .02 .2017 Oppermann, Thomas SPD 15 .02 .2017 Ripsam, Iris CDU/CSU 15 .02 .2017 Rüthrich, Susann * SPD 15 .02 .2017 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15 .02 .2017 Schlecht, Michael DIE LINKE 15 .02 .2017 Schmidt, Dr . Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15 .02 .2017 Sitte, Dr . Petra DIE LINKE 15 .02 .2017 Strenz, Karin CDU/CSU 15 .02 .2017 Thissen, Dr . Karin SPD 15 .02 .2017 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 15 .02 .2017 Werner, Katrin DIE LINKE 15 .02 .2017 Wilms, Dr . Valerie BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15 .02 .2017 Ziegler, Dagmar SPD 15 .02 .2017 Zollner, Gudrun CDU/CSU 15 .02 .2017 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Anlage 2 Antwort der Parl . Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf die Frage der Abgeordneten Caren Lay (DIE LINKE) (Drucksache 18/11120, Frage 3): Plant die Bundesregierung, bei der Umsetzung des neuen Programms „Zukunft Stadtgrün“ auch den bedarfsgerechten Umbau von Kleingartenanlagen zu bezuschussen, und können die Gelder der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Ag- rarstruktur und des Küstenschutzes“ auch für den bedarfsge- rechten Umbau von Kleingartenanlagen verwendet werden? Die Anpassung und der Umbau von Kleingartenan- lagen sind in allen Programmen der Städtebauförderung grundsätzlich förderfähig, auch künftig im derzeit zwi- schen Bund und Ländern in Abstimmung befindlichen neuen Programm „Zukunft Stadtgrün“ . Voraussetzungen sind unter anderem das Vorliegen eines städtebaulich relevanten Missstandes sowie die Belegenheit in einem Fördergebiet der Städtebauförderung (keine Projekt- förderung) . Über die Förderung innerhalb eines Städte- bauförderprogramms entscheiden auf Antrag der Städte und Gemeinden die Länder . Mit Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) kön- nen nur Maßnahmen gefördert werden, die der Verbesse- rung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes dienen . Der bedarfsgerechte Umbau von städtischen Kleingar- tenanlagen dient nicht der Verbesserung der Agrarstruk- tur oder dem Küstenschutz . Daher ist der Einsatz von GAK-Mitteln für diesen Zweck nicht möglich . Anlage 3 Antwort der Parl . Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf die Frage der Abgeordneten Caren Lay (DIE LINKE) (Drucksache 18/11120, Frage 4): Plant die Bundesregierung, bei dem zusammengeführten Stadtumbauprogramm aus den beiden Stadtumbauprogram- men Ost und West auch den bedarfsgerechten Umbau von Kleingartenanlagen zu bezuschussen? Die Bundesregierung plant mit dem im Jahr 2017 zusammengeführten Stadtumbauprogramm keine Än- derungen zum Umbau und zur Anpassung von Klein- gartenanlagen . Der Umbau und die Anpassung von Kleingartenanlagen sollen weiterhin im Rahmen einer städtebaulichen Gesamtmaßnahme grundsätzlich mit den Bund-Länder-Programmen der Städtebauförderung, wie zum Beispiel auch dem neuen Stadtumbauprogramm, möglich sein . Die Umsetzung der Städtebauförderungs- programme obliegt den Ländern . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 201721756 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Antwort der Parl . Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf die Frage des Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11120, Frage 7): Inwieweit unterstützt die Bundesregierung den Vorschlag der Europäischen Kommission als Reaktion auf die Ergebnis- se der 39 . Versammlung der Internationalen Zivilluftfahrtor- ganisation, den internationalen Luftverkehr auf unbestimmte Zeit weiterhin nicht in das europäische Emissionshandelssys- tem einzubeziehen (vergleiche COM(2017) 54 final), und in- wiefern setzt sie sich im Rahmen der Verhandlungen über den betreffenden Verordnungsentwurf stattdessen dafür ein, die bis Ende 2016 vorübergehend geltende „Stop the Clock“-Ent- scheidung ersatzlos auslaufen zu lassen, so dass der internati- onale Luftverkehr bereits ab 2017 wieder in das europäische Emissionshandelssystem einbezogen wird? Die Bundesregierung begrüßt, dass die EU-Kommis- sion nun einen Legislativvorschlag zur Änderung der Emissionshandelsrichtlinie für den Luftverkehrssektor ab 2017 vorgelegt hat . Der Verordnungsvorschlag, den EU-Emissionshandel für Flüge innerhalb des Europäi- schen Wirtschaftsraums (EWR) weiterzuführen und Flü- ge in und aus Staaten außerhalb des EWR bis auf Weiteres auszunehmen, ist konsequent und wird im Wesentlichen unterstützt . Damit erkennt die EU-Kommission die Ent- scheidung der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisati- on (ICAO) an und sendet ein wichtiges Signal für die weiteren Arbeiten der ICAO zur Implementierung des „Carbon Offsetting and Reduction Scheme for Interna- tional Aviation“ (CORSIA) . Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass die ICAO-Maßnahme möglichst um- welteffektiv ausgestaltet und umgesetzt wird. Dafür muss die ICAO innerhalb der nächsten zwei Jahre verbindliche Regelungen für ein robustes System zur Überwachung, Berichterstattung und Verifizierung (MRV) von Luftver- kehrsemissionen und für die Qualität der Offset-Zertifi- kate erarbeiten . Ein Review soll der EU nach Verabschie- dung der ICAO-Regelungen ermöglichen, die globale Maßnahme erneut zu bewerten und über Möglichkeiten der Umsetzung auf EU-Ebene zu entscheiden . Dies gilt auch mit Blick auf die Ausgestaltung des EU-Emissions- handels für den Luftverkehr ab 2021 . Die EU-Kommissi- on geht von einer Weiterführung des EU-Emissionshan- dels für den Luftverkehr nach Inkrafttreten der globalen Maßnahme aus und schlägt zudem eine jährliche Redu- zierung des Emissionsgesamtbudgets im Luftverkehr (wie im stationären ETS-Bereich) vor . Die Bundesregie- rung wird die Details des Kommissionsvorschlags nun prüfen und auf EU-Ebene beraten, unter Berücksichti- gung von CORSIA und der mit dem Pariser Abkommen eingegangenen Klimaschutzverpflichtungen. Anlage 5 Antwort des Parl . Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die Frage der Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksache 18/11120, Frage 9): Wird sich die Bundesregierung angesichts der vielen Flüchtlinge aus den afrikanischen Ländern im Rahmen der EU für gerechte Handelsbeziehungen mit Afrika einsetzen und deshalb die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs) ablehnen, um neue, faire Handelsabkommen zu entwickeln? Die Bundesregierung setzt sich für gerechte Han- delsbeziehungen der EU mit Afrika ein und fördert re- gionale wirtschaftliche Integrationsbemühungen in Afrika, die insbesondere auch den innerafrikanischen Handel stärken . Deshalb unterstützt die Bundesregie- rung die afrikanischen Staaten in ihrem Engagement zur Gründung einer Panafrikanischen Freihandelszone . Die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs) sind ein Zwischenschritt für eine umfassendere Neugestaltung der Handelsbeziehungen zu Afrika auch mit dem Ziel der Schaffung einer Panafrikanischen Freihandelszone. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen- arbeit und Entwicklung (BMZ) wird seine afrikanischen Partner bei der entwicklungsfreundlichen Umsetzung der EPAs unterstützen, insbesondere bei der Nutzung der Handelspotenziale und der Anwendung der darin niedergelegten Schutzmechanismen . Dies wird im Rah- men eines überregionalen Vorhabens erfolgen, dessen Start für April 2017 vorbereitet wird . In Bezug auf die Flüchtlingslage in Afrika ist die Bundesregierung mit Maßnahmen zur Fluchtursachenbekämpfung, mit Stabi- lisierungsmaßnahmen und mit humanitärer Hilfe in vie- len betroffenen Staaten präsent. Anlage 6 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage des Abgeordneten Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/11120, Frage 14): Wie viele Anträge auf Familienzusammenführungen für Bürgerkriegsgeflüchtete aus Syrien wurden seit dem 1. Januar 2016 generell in den Auslandsvertretungen Amman, Ankara, Istanbul, Izmir, Beirut und Kairo eingereicht, und wie viele wurden hiervon abgelehnt? Erfasst wird für die genannten Auslandsvertretun- gen in der Kategorie Familiennachzug zum Schutzbe- rechtigten nur die Zahl der erteilten Visa . Im Zeitraum vom 1 . Januar bis 31 . Dezember 2016 wurden Visa an Nachzugsberechtige aus Syrien wie folgt erteilt: Am- man 4 003, Ankara 4 392, Istanbul 12 407, Izmir 3 287, Beirut 11 280, Kairo 940 . Wenn die von den übrigen Auslandsvertretungen weltweit erteilten Visa einbezogen werden, ergibt sich die Gesamtzahl von 39 855 an Nachzugsberechtigte aus Syrien erteilten Visa . Dies ist ungefähr eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr 2015 . Die Zahlen werden nur quartalsweise erfasst, weshalb für 2017 noch keine Angaben verfügbar sind . Diese Angaben wurden Ihnen bereits in einem Schrei- ben vom 26 . Januar 2017 mitgeteilt . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 21757 (A) (C) (B) (D) Anlage 7 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage der Abgeordneten Inge Höger (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/11120, Frage 17): In welcher Form wird die Bundesregierung versuchen, die Hinrichtung von Mohammed Ramadan Issa, Hussain Ali Mussa und Mahir Abbas Chamis in Bahrain zu verhindern, oder geht die Bundesregierung analog zu dem Projekt zur Verbesserung der Haftbedingungen in Äthiopien davon aus, dass auch hier ein solches Projekt zu einer Humanisierung der Situation besser beitrüge? Die Haltung der Bundesregierung ist klar: Die Todes- strafe ist eine unmenschliche Form der Bestrafung, die wir unter allen Umständen ablehnen . Deutschland setzt sich gemeinsam mit seinen Partnern in der EU für die Abschaffung und Ächtung der Todesstrafe ein – und zwar weltweit . Diese Position wurde der bahrainischen Regierung in einer gemeinsamen Demarche der Europäischen Uni- on gegenüber dem bahrainischen Staatssekretär im Au- ßenministerium Dr . Abdulla am 2 . Februar sowie in ei- nem Gespräch mit dem stellvertretenden bahrainischen Außenminister Al Doseri am 8 . Februar erläutert . Die bahrainische Regierung wurde aufgefordert, von weite- ren Hinrichtungen abzusehen . Die Bundesregierung fördert derzeit kein Projekt zur Verbesserung der Haftbedingungen in Äthiopien . Anlage 8 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage des Abgeordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Druck- sache 18/11120, Frage 19): Erwägt die Bundesregierung hinsichtlich der Erklärung des tansanischen Verteidigungsministers Hussein Mwinyi am 8 . Februar 2017, die tansanische Regierung fordere Repara- tionen für die brutale Niederschlagung des Maji-Maji-Auf- stands zwischen 1905 und 1907 durch die deutschen Trup- pen, bei der geschätzte 250 000 Menschen getötet wurden (www .washingtonpost .com/world/europe/ tanzania-to-seek- german-reparations-over-colonial-acts/2017/02/08/8484ba14- ee0b-11e6-a100-fdaaf400369a_story .html?utm_term= .1fd4abf1a2a0), Verhandlungen mit der tansanischen Regierung auf Wiedergutmachung für koloniale Verbrechen zu beginnen, und gab es hier bereits Treffen mit Vertreterinnen und Vertre- tern der tansanischen Regierung (bitte Datum und Themen mit Forderungen auflisten)? Der Bundesregierung liegen keine Forderungen der tansanischen Regierung nach Verhandlungen über Repa- rationen vor . Auch in der Vergangenheit hat Tansania nie derartige Forderungen erhoben . Von daher gab es bislang weder Treffen mit Vertretern der tansanischen Regierung zum Thema Wiedergutma- chung, noch sind solche derzeit geplant . Anlage 9 Antwort der Staatsministerin Dr . Maria Böhmer auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/11120, Frage 20): Mit welchen Maßnahmen unterfüttert nach Kenntnis der Bundesregierung die Europäische Union in Belarus „eine ge- wisse Vereinbarung bezüglich der Migration“, wie der dortige Präsident eine Kooperation umschrieb, die unter anderem Gel- der für den Bau von Zentren für „illegale“ Migranten sowie für deren Abschiebung vorsieht (dw .com vom 24 . Januar 2017, „Streit um Migrantenzentren in Weißrussland“), und welchen Stand haben nach Kenntnis der Bundesregierung die seit 2011 autorisierten Verhandlungen der Europäischen Kommission über ein Abschiebeabkommen der Europäischen Union mit Belarus (Bundestagsdrucksache 18/1423, Antwort zu Fra- ge 9)? Ein umfassendes europäisches Unterstützungspro- gramm im Bereich Migration soll Belarus bei der Bewäl- tigung einer steigenden Zahl irregulärer Migrantinnen und Migranten im Land helfen . Das Unterstützungsprogramm umfasst 7 Millionen Euro aus dem Europäischen Nachbarschaftsinstrument und unterstützt die belarussische Regierung bei der Ent- wicklung und Umsetzung von Strategien zum Migrati- onsmanagement im Einklang mit internationalem Recht und internationalen Standards . Auch Bau und/oder Reno- vierung von mehreren offenen Unterkünften für Migran- ten sind vorgesehen . Die Internationale Organisation für Migration (IOM) ist an der Umsetzung beteiligt . Eine ausführliche Beschreibung ist auf der Internetseite der Europäischen Kommission frei zugänglich . Verhandlungen über ein Visaerleichterungs- und Rückübernahmeabkommen haben im Jahr 2014 begon- nen und sind noch nicht abgeschlossen . Anlage 10 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Druck- sache 18/11120, Frage 21): Über welche weiteren Erkenntnisse verfügt die Bundesre- gierung zu Anschlagsplänen eines 17-jährigen Terrorverdäch- tigen, der am 20 . Januar 2017 in Wien festgenommen wurde und nach Recherchen des ARD-Magazins Report Mainz und des österreichischen Magazins Falter die US-Airbase im pfäl- zischen Ramstein „im Visier“ gehabt und überlegt habe, dort „neben einer Mülltonne eine Rohrbombe explodieren zu las- sen“ (n-tv .de vom 31 . Januar 2017, „Terrorverdächtiger hatte Ramstein im Visier“), und wie bewertet die Bundesregierung das derzeitige Risiko, dass Ramstein als der größte US-Luft- waffenstützpunkt in Europa das Ziel von Anschlägen werden könnte, zumal in Ramstein auch Drohnenoperationen vorbe- reitet, über eine Satellitenverbindung geroutet sowie ausge- wertet werden? Die Festnahme des 17-jährigen Terrorverdächtigen am 20 . Januar 2017 in Wien erfolgte im Rahmen eines laufenden Ermittlungsverfahrens der österreichischen Behörden . Zu dem Sachverhalt stehen die deutschen Si- cherheitsbehörden in einem engen Austausch mit den ös- terreichischen Sicherheitsbehörden . Weitergehende Aus- http://www.washingtonpost.com/world/europe/tanzania-to-seek-german-reparations-over-colonial-acts/2017/02/08/8484ba14-ee0b-11e6-a100-fdaaf400369a_story.html?utm_term=.1fd4abf1a2a0 http://www.washingtonpost.com/world/europe/tanzania-to-seek-german-reparations-over-colonial-acts/2017/02/08/8484ba14-ee0b-11e6-a100-fdaaf400369a_story.html?utm_term=.1fd4abf1a2a0 http://www.washingtonpost.com/world/europe/tanzania-to-seek-german-reparations-over-colonial-acts/2017/02/08/8484ba14-ee0b-11e6-a100-fdaaf400369a_story.html?utm_term=.1fd4abf1a2a0 http://www.washingtonpost.com/world/europe/tanzania-to-seek-german-reparations-over-colonial-acts/2017/02/08/8484ba14-ee0b-11e6-a100-fdaaf400369a_story.html?utm_term=.1fd4abf1a2a0 http://www.dw.com/de/themen/s-9077 http://www.n-tv.de Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 201721758 (A) (C) (B) (D) künfte obliegen daher der zuständigen österreichischen Justizbehörde, hierzu können wir leider mit Blick auf die laufenden Ermittlungsverfahren keine Aussagen treffen. In den letzten Wochen sind im Zusammenhang mit einer möglichen Gefährdung des US-Luftwaffenstütz- punktes Ramstein aus den Phänomenbereichen der Poli- tisch motivierten Kriminalität (PMK) zwei pressewirksa- me Sachverhalte bekannt geworden . Grundsätzlich betrachtet, besteht derzeit eine beson- ders hohe (abstrakte) Gefährdung für den US-Luftwaf- fenstützpunkt vornehmlich aus dem Bereich der politisch motivierten und hier der religiös motivierten Ideologie . Allerdings sind der Bundesregierung aktuell keine kon- kreten Gefahrenmomente bekannt . Dabei ist immer eine potenzielle Gefährdung durch irrational handelnde/fanatisierte Personen, deren Ver- halten sich weitestgehend einer polizeilichen Bewertung entzieht, einzukalkulieren . Anlage 11 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Fra- ge der Abgeordneten Erika Steinbach (fraktionslos) (Drucksache 18/11120, Frage 25): Wie viele sogenannte Massenunterkünfte für Flüchtlinge, Migranten oder Asylbewerber gab oder gibt es jeweils in den Jahren 2014, 2015 und 2016 in der Bundesrepublik Deutsch- land? Der Bundesregierung liegen hierzu keine näheren Er- kenntnisse vor . Die Zuständigkeit für die Unterbringung von Asylsuchenden und Flüchtlingen liegt bei den Län- dern . Anlage 12 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Druck- sache 18/11120, Frage 26): Welche Nationalitäten betrafen die Abschiebungen per Charterflugzeug von einzelnen Personen 2016 (siehe Bundestagsdrucksa- che 18/11126, Antworten zu den Fragen 21 und 22) (bitte für Flüge jeweils getrennt angeben), und wie hoch waren die Kosten für die einzelnen Charterflüge sowie die Gesamtkosten? Datum Zieldestination Anzahl Rückzuführende Nationalität Rückzuführender Kosten Fluggerät 18 .01 .2016 Mailand 2 Somalia, Pakistan 18 200 € 21 .01 .2016 Sofia 1 Algerien 21 105 € 03 .03 .2016 Conakry 3 Guinea 165 500 € 21 .03 .2016 Istanbul 3 Türkei 36 600 € 27 .04 .2016 Sofia 5 Syrien, Algerien 33 570 € 22 .06 .2016 Bukarest 1 Irak k . A .* 29 .06 .2016 Sofia 2 Syrien 9 300 € 20 .07 .2016 Douala 1 Kamerun 70 990 € 06 .12 .2016 Budapest 1 Syrien k . A .* 19 .12 .2016 Dhaka 3 Bangladesch 220 632,50 € * Fluggerät nicht von der Bundespolizei gechartert . Bei den genannten Kosten handelt es sich ausschließlich um die Kosten für die Bereitstellung des Fluggerätes, soweit diese bekannt sind, weil die Anmietung durch die Bundespolizei erfolgte . Eine Darstellung der Gesamtkosten ist durch die Bundespolizei nicht möglich . Hierzu bedürfte es der Beteiligung der Länder . Anlage 13 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage der Abgeordneten Ulla Jelpke (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/11120, Frage 27): Welche empirischen Anhaltspunkte hat die Bundesregie- rung dafür, dass die Gesamtzahl der Ausreisen (inklusive Abschiebungen) von abgelehnten Asylsuchenden in Bundes- ländern, in denen es vergleichsweise mehr Abschiebungen als freiwillige Ausreisen gibt, höher als in anderen Bundesländern ist, und wie ist der geplante Wegfall einer Abschiebungsan- kündigung nach mehr als einjährig geduldetem Aufenthalt mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde vereinbar (bitte ausführlich darlegen)? Nach Kenntnis der Bundesregierung gibt es nur drei Bundesländer, in denen 2016 die Zahl der nach dem Förderprogramm REAG/GARP geförderten freiwilligen Rückkehrer niedriger war als die von Abgeschobenen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 21759 (A) (C) (B) (D) Wegen der erheblichen Differenz von vollziehbar Aus- reisepflichtigen innerhalb der Bundesländer können die absoluten Zahlen der Ausreisen aus den einzelnen Bun- desländern nicht direkt miteinander verglichen werden . Die Bundesregierung ist allerdings der Ansicht, dass die Bereitschaft, freiwillig das Land zu verlassen, dann wächst, wenn die konkrete Gefahr negativer Rechtsfol- gen besteht, die an die Abschiebung geknüpft sind . Die Bundesregierung und andere staatliche Behörden und Einrichtungen sind an Recht und Gesetz gebunden . Auch bei der Ausarbeitung des Gesetzes zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht wird die Bundesregie- rung die in der Frage genannten Grundsätze beachten . Anlage 14 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage der Abgeordneten Ulla Jelpke (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/11120, Frage 28): Was sind die Gründe dafür, dass die Gesamtschutzquote bei afghanischen Asylsuchenden trotz der verschärften Sicher- heitslage in Afghanistan im Januar 2017 auf nur noch 45,2 Pro- zent gesunken ist (www .bamf .de/SharedDocs/Anlagen/DE/ Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/201701-statistik- anlage- asyl-geschaeftsbericht .pdf?__blob=publicationFile; bitte aus- führen und dabei angeben, welche internen Änderungen es in Bezug auf die Lageeinschätzung oder Entscheidungspraxis in den letzten beiden Monaten gegebenenfalls gegeben hat), und inwieweit werden wegen der verschärften Sicherheitslage in Afghanistan Gefährdungen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bei länger zurückliegenden Asylablehnungen af- ghanischer Asylsuchender erneut überprüft, von Amts wegen oder auf Antrag (vergleiche die entsprechende Empfehlung in den „Anmerkungen des UNHCR zur Situation in Afghanistan auf Anfrage des deutschen Bundesministeriums des Innern“ von Dezember 2016, Seite 1)? Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) führt keine Statistik zu den individuellen Asyl- gründen . Für jede Entscheidung über den internationalen Schutzbedarf von Antragstellern aus Afghanistan ist es erforderlich, den Fall auf individueller Grundlage unter Einbeziehung sämtlicher Aspekte des Einzelfalls zu be- werten . Daher ist keine allgemeine Aussage zu den Grün- den für eine geringere Gesamtschutzquote möglich . Zu berücksichtigen ist außerdem, dass die Asylanträge nicht zwingend in der Reihenfolge entschieden werden, in der diese gestellt wurden oder in der die Schutzsuchenden nach Deutschland eingereist sind, sodass kein unmittel- barer zeitlicher Zusammenhang zwischen der Sicher- heitslage im Herkunftsland und den Schwankungen bei der Gesamtschutzquote bestehen muss . An der Lageeinschätzung und der Entscheidungspra- xis des BAMF gab es in dem Zeitraum Dezember 2016 bis Januar 2017 keine Änderungen . Eine Wiederaufnah- me von Asylverfahren von Amts wegen, zum Beispiel aufgrund einer verschärften Sicherheitslage, findet nicht statt . Soweit Anträge auf Wiederaufnahme des Verfah- rens bzw . Asylfolgeanträge gestellt werden, werden diese zumeist (nicht nur im Fall von Afghanistan) auf Fragen des Existenzminimums oder auf Krankheiten gestützt . Jeder solcher Antrag wird unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalles geprüft . Anlage 15 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Fra- ge des Abgeordneten Dr. André Hahn (DIE LINKE) (Drucksache 18/11120, Frage 29): Zahlen die Mitglieder der Bundesregierung, die dem Kuratorium der Stiftung Deutsche Sporthilfe angehören (Dr . Angela Merkel, Dr . Thomas de Maizière, Dr . Ursula von der Leyen und Dr . Wolfgang Schäuble), ihre jährliche Spende in Höhe von 7 500 Euro privat, oder wird dieser Beitrag aus Mitteln des Bundeshaushaltes getragen? Es werden in diesem Zusammenhang keine Beiträge aus Mitteln des Bundeshaushaltes getragen . Anlage 16 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Fra- ge des Abgeordneten Dr. André Hahn (DIE LINKE) (Drucksache 18/11120, Frage 30): Worin bestehen nach Kenntnis der Bundesregierung die Unterschiede zwischen dem seit dem 1 . Januar 2017 gelten- den neuen Förderkonzept „Leistung . Fairplay . Miteinander .“ der Stiftung Deutsche Sporthilfe gegenüber dem vorherigen Förderkonzept, und in welcher Weise war die Bundesregie- rung an der Ausarbeitung und Entscheidung über dieses neue Förderkonzept beteiligt? Im neuen Förderkonzept „Leistung . Fairplay . Mitei- nander .“ liegt der Fokus in der Förderung der potenzial- reichsten Talente sowie einer besonderen Unterstützung der leistungsstärksten Athleten, sodass diese Leistungs- sport in der Weltspitze betreiben können . Es erfolgt eine bedarfsorientierte Unterstützung, die zielgerichtet und zum richtigen Zeitpunkt unterstützen soll . Wesentlich ist auch die Förderung über das Karriereende hinaus mit der Perspektive eines potenzialgerechten Einstiegs in den Beruf . Das Förderkonzept wurde 2016 vom Gutachteraus- schuss der Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) verab- schiedet; in diesem Gremium hat ein Mitarbeiter des Bundesministeriums des Innern Gast-Status . Der Vor- stand der DSH hat es in Kraft gesetzt; der Aufsichtsrat der DSH wurde hiervon in Kenntnis gesetzt . Der Bun- desminister des Innern ist Mitglied im Aufsichtsrat der DSH . Anlage 17 Antwort des Parl . Staatssekretärs Christian Lange auf die Fra- ge der Abgeordneten Erika Steinbach (fraktionslos) (Drucksache 18/11120, Frage 31): http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/201701-statistik-anlage-asyl-geschaeftsbericht.pdf?__blob=publicationFile http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/201701-statistik-anlage-asyl-geschaeftsbericht.pdf?__blob=publicationFile http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/201701-statistik-anlage-asyl-geschaeftsbericht.pdf?__blob=publicationFile Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 201721760 (A) (C) (B) (D) Welche Kenntnis hat die Bundesregierung zu Zahlen, ge- nauer zum Anteil ausländischer Straftäter in deutschen Straf- vollzugseinrichtungen jeweils in den Jahren 2015 und 2016? Zum 31 . März 2015 befanden sich in den deutschen Justizvollzugsanstalten insgesamt 63 628 Gefangene, da- von 19 921 Ausländer, was einem Anteil von 31,31 Pro- zent entsprach . Zum 31 . März 2016 befanden sich insgesamt 64 397 Gefangene in den deutschen Justizvollzugsanstal- ten . Davon waren 22 922 oder 35,59 Prozent Ausländer . Anlage 18 Antwort des Parl . Staatssekretärs Jens Spahn auf die Frage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) (Drucksache 18/11120, Frage 34): Wie hoch lagen im Zeitraum seit dem Jahr 2000 jährlich sowie insgesamt die Einnahmen aus der Einkommensteuer, und wie hoch hätten diese Einnahmen nach Schätzung der Bundesregierung insgesamt gelegen, wenn ceteris paribus der Spitzensteuersatz der Einkommensteuer bei 53 Prozent belas- sen worden wäre? Die Einkommensteuer im Sinne des Einkommensteuergesetzes wird auf verschiedenen Wegen erhoben und in der Kassenstatistik des Bundes entsprechend getrennt erfasst: Erhebungsweg Steuerart in der Kassenstatistik als Vorauszahlungen und Nachzahlungen/Erstattungen im Rahmen der Veranlagung unter Anrechnung von Vorauszahlungen und von im Steuerabzugsverfahren erhobenen Beträgen veranlagte Einkommensteuer als Steuerabzug vom Arbeitslohn (Lohnsteuer) Lohnsteuer als Steuerabzug vom Kapital- ertrag (Kapitalertragsteuer) Kapitalertragsteuer auf Dividenden Nicht veranlagte Steuern vom Ertrag Kapitalertragsteuer auf Zinsen und Veräußerungserträge Abgeltungsteuer auf Zins- und Veräuße- rungserträge (bis 2008: Zinsabschlag) Die Kassenstatistik des Bundes weist in den Jahren 2000 bis 2016 folgende Einnahmen aus der Einkommensteuer aus: Kassenein- nahmen in Mio. Euro Abgeltungsteuer auf Zins- und Ver- äußerungserträge Lohnsteuer1 nicht veranlagte Steuern vom Ertrag veranlagte Ein- kommensteuer2 Gesamteinnahmen aus der Einkom- mensteuer 2000 7 334 135 733 13 515 12 225 168 807 2001 8 961 132 626 20 885 8 771 171 243 2002 8 478 132 190 14 024 7 541 162 232 2003 7 632 133 090 9 001 4 568 154 292 2004 6 773 123 895 9 919 5 394 145 980 2005 6 990 118 919 9 952 9 765 145 627 2006 7 633 122 612 11 904 17 566 159 716 2007 11 178 131 773 13 791 25 027 181 769 2008 13 459 141 895 16 575 32 685 204 615 2009 12 442 135 165 12 474 26 430 186 511 2010 8 709 127 904 12 982 31 179 180 774 2011 8 020 139 749 18 136 31 996 197 900 2012 8 234 149 065 20 059 37 262 214 621 2013 8 664 158 198 17 259 42 280 226 401 2014 7 812 167 983 17 423 45 613 238 831 2015 8 259 178 891 17 945 48 580 253 675 2016 5 940 184 826 19 452 53 833 264 050 1 nach Abzug Kindergeld und Altersvorsorgezulage 2 nach Abzug Eigenheimzulage und Investitionszulage Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 21761 (A) (C) (B) (D) Bei der Höhe des Spitzensteuersatzes handelt es sich lediglich um ein Element des Einkommensteuertarifs, das nicht isoliert vom übrigen Tarifverlauf betrachtet werden kann . Eine Aussage darüber, wie hoch die Ein- nahmen aus der Einkommensteuer gewesen wären, wenn der Spitzensteuersatz bei 53 Prozent belassen worden wäre, ist deshalb nicht möglich . Anlage 19 Antwort des Parl . Staatssekretärs Jens Spahn auf die Frage der Abgeordneten Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/11120, Frage 35): Wird die Bundesregierung im Falle einer Nichtteilnah- me des Internationalen Währungsfonds (IWF) am laufenden Hilfsprogramm für Griechenland auf eine erneute Beschluss- fassung des Deutschen Bundestages hinwirken, obwohl der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages in einer Stellungnahme zu dem Schluss kommt, dass die Nichtteilnah- me des IWF für den Deutschen Bundestag unmittelbar keine Plenarbefassung erforderlich macht, und wenn ja, wie begrün- det die Bundesregierung diese Entscheidung? Entsprechend der Erklärung der Eurogruppe vom 14 . August 2015 sowie nachfolgender Erklärungen ist die Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF) unabdingbar für das ESM-Anpassungsprogramm . Der IWF hat bei der Eurogruppe am 24 . Mai 2016 seine Bereitschaft zur Programmteilnahme in Überein- stimmung mit seinen internen Verfahren erklärt . Diese Bereitschaft hat er bei der Eurogruppe am 5 . Dezember 2016 bekräftigt . Entsprechend geht die Bundesregierung von der Teilnahme des IWF am Programm aus . Im Übrigen gelten für die Beteiligung des Deutschen Bundestages die Vorgaben des ESM-Finanzierungsgeset- zes . Anlage 20 Antwort des Parl . Staatssekretärs Jens Spahn auf die Frage der Abgeordneten Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/11120, Frage 36): Ist die Bundesregierung zu den vom IWF-Verwaltungsrat mehrheitlich geforderten deutlichen Schuldenerleichterungen für Griechenland bereit, um die von der Regierung in dem An- trag „Stabilitätshilfe zugunsten Griechenlands“ (Bundestags- drucksache 18/5780) in Aussicht gestellte finanzielle Beteili- gung des IWF am laufenden Hilfsprogramm für Griechenland zu ermöglichen, und wenn nein, wie begründet die Bundesre- gierung diese Haltung? Die Eurogruppe hat sich am 24 . Mai 2016 auf ein dreistufiges Konzept in Bezug auf Schuldenmaßnahmen verständigt . Die kurzfristigen Maßnahmen, die vor allem dem besseren Schuldenmanagement der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) und des Europä- ischen Stabilitätsmechanismus (ESM) dienen, werden derzeit vom ESM umgesetzt . Mittelfristig soll nach die- ser Verständigung nach der vollständigen Umsetzung des Programms 2018 entschieden werden, ob und inwieweit weitere Maßnahmen notwendig sind . Anlage 21 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dirk Wiese auf die Frage der Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/11120, Frage 37): Inwieweit gibt es seitens der Bundesregierung Planungen, bei den Verhandlungen mit der Türkei über ein Abkommen zur Ausweitung der bilateralen präferenziellen Handelsbe- ziehungen und zur Modernisierung der Zollunion, um deren Ermächtigung die EU-Kommission den Rat der Europäischen Union gebeten hat, auf eine Pflicht zur Einhaltung von Demo- kratie- und Menschenrechtsstandards zu drängen, welche im bestehenden Assoziierungsabkommen aus dem Jahr 1963 laut Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages (WD 2 – 3000 – 147/16) „historisch nachvollziehbar keinen expliziten vertraglichen Widerhall“ gefunden haben, sodass die bestehende Zollunion „zugespitzt formuliert“ (ebenda) „auch mit einem autoritären Regime rechtlich statthaft (ist), solange dieses Regime wirtschaftlich stabil bleibt und seine wirtschaftlichen und zollrechtlichen Verpflichtungen einhält“, und inwieweit teilt die Bundesregierung meine Einschätzung, dass demokratische Freiheitsrechte nicht wirtschaftlichen Pro- fitinteressen geopfert werden dürfen? Die EU-Kommission hat den Mandatsentwurf „Emp- fehlung für einen Beschluss des Rates über die Er- mächtigung zur Aufnahme von Verhandlungen mit der Türkei über ein Abkommen zur Ausweitung der bilate- ralen präferenziellen Handelsbeziehungen und zur Mo- dernisierung der Zollunion“ vorgelegt . Als Anhang zum Mandatsentwurf wurde eine Verhandlungsrichtlinie vor- gelegt . Darin heißt es unter anderem wörtlich bei den all- gemeinen Grundsätzen und Zielen: Die modernisierte Zollunion sollte mit den folgen- den Grundprinzipien und Hauptzielen im Einklang stehen: Wahrung der gemeinsamen Werte Demokra- tie, Achtung der Menschenrechte und Grundfreihei- ten sowie Rechtsstaatlichkeit . Die Bundesregierung begrüßt, dass die EU-Kommis- sion diesen Aspekt in ihren Mandatsentwurf aufgenom- men hat und wird sich im EU-Kreis dafür einsetzen, ihn angemessen zu berücksichtigen . Anlage 22 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dirk Wiese auf die Frage des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11120, Frage 38): In welcher Höhe hat die Bundesrepublik Deutschland seit Beginn der 18 . Wahlperiode Hermesdeckungen für Tierhal- tungsanlagen, Ausrüstungen für Tierhaltungsanlagen sowie angegliederte Betriebsanlagen übernommen (bitte nach Jahr, Land, Art des Geschäfts und der Höhe der Deckung angeben), und wurde dabei der Beschluss der Agrarministerkonferenz vom 30 . August 2013 berücksichtigt, nach dem Hermesbürg- schaften ausschließlich für Tierhaltungsanlagen vergeben wer- den sollen, „die nationale und europäische Standards erfüllen oder darüber hinausgehen“? Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 201721762 (A) (C) (B) (D) Zwischen Beginn der 18 . Wahlperiode und dem 31 . Ja- nuar 2017 hat die Bundesregierung Exportkreditgaran- tien (sogenannte Hermesdeckungen) in Höhe von rund 104 Millionen Euro für 16 Tierhaltungsanlagen über- nommen . Dabei handelt es sich um sieben Lieferungen in die Ukraine (2013, 2014 und 2015: Ausrüstung für eine Entenfarm, Geflügelhaltungsanlagen, Schweinestallaus- rüstung und Kühlungsanlagen für Geflügelfleisch), vier Lieferungen nach Weißrussland (2013 und 2015: Ge- flügelschlachtungsanlagen, Schweinehaltungsanlagen und Geflügelaufzuchtanlagen), drei Lieferungen nach Russland (2015 und 2016: Melkstallausrüstung, Geflü- gelzuchtanlagen und Geflügelhaltungsanlagen), eine Lie- ferung nach Rumänien (2015: Schweinestallausrüstung) sowie um eine Lieferung nach Usbekistan (2016: Geflü- gelhaltungsanlagen) . Die Bundesregierung überprüft zur Hermesdeckung beantragte Exportgeschäfte gemäß den Vorgaben der OECD-Umwelt- und Sozialleitlinien (Common Approa- ches) . Diese Leitlinien gelten für alle staatlichen Export- kreditagenturen in den OECD-Ländern und stellen somit ein international abgestimmtes Verfahren der Umwelt- und Sozialprüfung sicher . Die Leitlinien schreiben vor, dass die Projekte, für die die jeweiligen Exporte bestimmt sind, den nationalen Standards des Bestellerlandes sowie den einschlägigen Weltbankstandards entsprechen müs- sen . Den Beschluss der Agrarministerkonferenz aufgrei- fend, hat sich die Bundesregierung dafür eingesetzt, im Rahmen der Überarbeitung der OECD-Leitlinien und der Weltbankstandards künftig auch den Tierschutz umfas- sender zu berücksichtigen und wird dies auch weiterhin tun . So wurden auf Initiative der Bundesregierung bei- spielsweise die „Good Practice Note: Improving Animal Welfare in Livestock Operations“ der Internationalen Fi- nanzkorporation (IFC) sowie die Standards der Weltor- ganisation für Tiergesundheit (OIE) in die seit April 2016 gültigen, überarbeiteten „Common Approaches“ aufge- nommen . Während die „Good Practice Note“ beispiels- weise Anforderungen an gute Tierhaltungspraxis sowie die „Five Freedoms of Animal Welfare“ enthält, adressie- ren die OIE-Standards unter anderem Tierschutzaspekte in den Bereichen Tiertransport, Schlachtung und Tierhal- tung . Anlage 23 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dirk Wiese auf die Frage des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11120, Frage 39): In welcher Höhe wurden im Zusammenhang mit diesen Projekten Entschädigungsforderungen an die Bundesrepublik Deutschland gestellt, und in welcher Höhe wurden diese be- reits geleistet? Im Zusammenhang mit diesen Projekten wurden durch die Bundesrepublik Entschädigungen in Höhe von rund 31 Millionen Euro geleistet . Anlage 24 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dirk Wiese auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11120, Frage 40): Teilt die Bundesregierung die Rechtsauffassung, dass Netz- betreiber nach § 13 Absatz 3 Satz 6 des Energiewirtschaftsge- setzes (EnWG) (früher § 13 Absatz 2 Satz 6 EnWG a . F .) bzw . nach § 14 Absatz 1 Satz 1 in Verbindung mit § 13 Absatz 3 Satz 6 EnWG in den Fällen, in denen sie nach § 14 des Erneu- erbare-Energien-Gesetzes (EEG) vom Einspeisevorrang des EEG abweichen (etwa weil auch nach Abregelung aller kon- ventionellen Anlagen die Netzkapazität nicht ausreicht oder weil konventionelle Kraftwerke netztechnisch erforderlich sind und daher nicht abgeregelt werden können), der jeweilig zuständigen Regulierungsbehörde eine entsprechende Anzeige erstatten und darin die Gründe nachweisen müssen, und wo ist die Entscheidung über die Abregelung inklusive Begründung öffentlich zugänglich? Die Netzbetreiber müssen nach § 13 Absatz 7 EnWG die Regulierungsbehörde und die unmittelbar Betroffe- nen über die Gründe von durchgeführten Anpassungen und Maßnahmen nach § 13 Absatz 1 bis 6a EnWG un- verzüglich informieren . Auf Verlangen sind der Regulie- rungsbehörde und den unmittelbar Betroffenen zudem die vorgetragenen Gründe zu belegen . Da die Maßnahmen im Rahmen des Einspeisemanagements nach § 14 EEG rechtlich als ein Unterfall der Maßnahmen nach § 13 Ab- satz 2 und 3 EnWG zu sehen sind, gilt diese Vorschrift auch für die Reduzierung der Einspeisung von Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen . Darüber hinaus ent- hält § 14 Absatz 3 EEG 2017 eine Spezialvorschrift für Auskunfts- und Unterrichtspflichten des Netzbetreibers gegenüber dem Betreiber der Erneuerbare-Energien-An- lage . Die Bundesnetzagentur kann darüber hinaus durch Festlegung nach § 29 Absatz 1 EnWG nähere Bestim- mungen treffen, in welchem Umfang, in welcher Form und innerhalb welcher Frist die Netzbetreiber Maßnah- men nach § 13 Absatz 1 und 2 EnWG, deren Gründe und die zugrunde liegenden vertraglichen Regelungen der Bundesnetzagentur mitteilen und auf einer gemeinsamen Internetplattform veröffentlichen müssen. Von dieser Festlegung hat die Bundesnetzagentur noch keinen Ge- brauch gemacht . Die Bundesnetzagentur gibt in ihren öffentlich zugäng- lichen Quartalsberichten zu Netz- und Systemsicherheits- maßnahmen einen Überblick über den Umfang der in jedem Quartal von den Netzbetreibern vorgenommenen Einspeisemanagementmaßnahmen . Diese Berichte sind öffentlich abrufbar unter: https://www . bundesnetzagentur . de/DE/Sachgebiete/ ElektrizitaetundGas/Unternehmen_ Institutionen/Versorgungssicherheit/Stromnetze/Netz_ Systemsicherheit/Netz_Systemsicherheit .html . Anlage 25 Antwort der Parl . Staatssekretärin Anette Kramme auf die Fra- ge der Abgeordneten Katrin Werner (DIE LINKE) (Drucksache 18/11120, Frage 43): https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Versorgungssicherheit/Stromnetze/Netz_Systemsicherheit/Netz_Systemsicherheit.html https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Versorgungssicherheit/Stromnetze/Netz_Systemsicherheit/Netz_Systemsicherheit.html https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Versorgungssicherheit/Stromnetze/Netz_Systemsicherheit/Netz_Systemsicherheit.html https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Versorgungssicherheit/Stromnetze/Netz_Systemsicherheit/Netz_Systemsicherheit.html Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 2017 21763 (A) (C) (B) (D) Sieht die Bundesregierung in Bezug auf ein Schreiben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, datiert auf den 12 . Dezember 2016, in dem Verbände aufgefordert wurden, bis zum 4 . Januar 2017 eine Stellungnahme zum Fünften Ar- muts- und Reichtumsbericht (Umfang: 655 Seiten) abzugeben, das Partizipationsrecht von Menschen mit Behinderungen nach Artikel 4 Absatz 3 der UN-Behindertenrechtskonvention in Hinblick auf die kurze Bearbeitungsfrist verwirklicht? Durch das Verfahren der Beteiligung des Beraterkrei- ses für den Fünften Armuts- und Reichtumsbericht wur- de das Partizipationsrecht von Menschen mit Behinde- rungen aus Sicht der Bundesregierung gewahrt . Nach der Übersendung des Berichtsentwurfs am 12 . Dezember 2016 in elektronischer Form hatten die beteiligten Verbände, zu denen auch solche gehören, die explizit die Interessen von Menschen mit Behinderungen vertreten, eine Bearbeitungszeit von gut drei Wochen bis zum 4 . Januar 2017 . Die Fristsetzung war notwendig, um eine Auswertung der Stellungnahmen aller Verbände bis zum 10 . Januar 2017 zu ermöglichen . An diesem Tag fand ein Symposium zum Fünften Armuts- und Reich- tumsbericht unter Beteiligung des Beraterkreises statt, bei dem die Verbände aus dem Beraterkreis erstmals in der Geschichte der Armuts- und Reichtumsberichterstat- tung der Bundesregierung die Gelegenheit erhielten, ihre Einschätzung des Berichtsentwurfs mit der zuständigen Bundesministerin zu diskutieren . Anlage 26 Antwort der Parl . Staatssekretärin Anette Kramme auf die Fra- ge der Abgeordneten Katrin Werner (DIE LINKE) (Drucksache 18/11120, Frage 44): Welchen Handlungsbedarf sieht die Bundesregierung auf- grund der Kritik eines Mitarbeiters des Deutschen Caritas- verbandes e . V ., Saarland, in einem Interview mit dem Titel „Gemütlich und frei“ in der Ausgabe der tageszeitung vom 4 . Februar 2017, nach der das Saarland aufgrund von Haus- haltskürzungen nicht in der Lage sei, Leistungen des Persönli- chen Budgets zu zahlen, und sind der Bundesregierung ähnli- che Fälle in anderen Bundesländern bekannt? Die Ausführung und Finanzierung der Eingliede- rungshilfe ist nach Artikel 84 Absatz 1 GG in Verbindung mit Artikel 104a Absatz 1 GG Angelegenheit der Länder . Die Kritik des Mitarbeiters der saarländischen Caritas richtet sich nicht gegen die Bundes-, sondern die Politik des Landes Saarland . Die behauptete pauschale Kürzung des Haushaltsan- satzes für das Persönliche Budget wurde vom zuständi- gen Landesamt für Soziales des Saarlandes gegenüber dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales nicht bestätigt . Auch aus den anderen Bundesländern liegen zurzeit keine derartigen Erkenntnisse vor . Anlage 27 Antwort der Parl . Staatssekretärin Anette Kramme auf die Fra- ge der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) (Drucksache 18/11120, Frage 45): Über welche Erkenntnisse verfügt die Bundesregierung hinsichtlich der Verteilung des Immobilienvermögens auf die Privathaushalte in Deutschland, und welche Erkenntnisse hat sie im Hinblick auf die Vermögenskonzentration in diesem Bereich? Für die Beurteilung der Vermögenssituation privater Haushalte wird in der Regel das Gesamtvermögen, also die Verkehrswerte von Immobilien und das verzinsliche Geldvermögen (Spar- und Bausparguthaben, Wertpapie- re, Termingeld und angesammeltes Kapital bei Lebens- versicherungen), zugrunde gelegt, da hier die Höhe des Vermögens und nicht die Anlageform entscheidend ist . Kennziffern zur Vermögensverteilung liegen daher auch fast ausschließlich bezogen auf das so definierte Gesamtvermögen der Privathaushalte vor . Das Statis- tische Bundesamt hat aber auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2013 auch Schichtungen zur Höhe der von den befragten Haushalten angegebenen Einheits- und Verkehrswerte ihres Immobilienvermögens veröffentlicht. Daraus ergibt sich, dass rund 47 Prozent der Haushalte in Deutschland über Haus- und Grund- besitz verfügen . Der überwiegende Teil (rund 65 Pro- zent) mit einem geschätzten Verkehrswert von bis zu 250 000 Euro . Nur rund 8 Prozent der Haushalte nennen einen Verkehrswert von über 500 000 Euro . Detailliertere Ergebnisse, auch in sozioökonomischer Differenzierung, können der entsprechenden Veröffentli- chung des Statistischen Bundeamtes (Fachserie 15 Heft 2 Tabellen 4 .1 bis 4 .8) entnommen werden . Anlage 28 Antwort der Parl . Staatssekretärin Anette Kramme auf die Frage der Abgeordneten Beate Müller-Gemmeke (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11120, Fra- ge 47): Wie viele Lehrkräfte, die Sprachkurse im Inland geben, gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung (bitte aufschlüs- seln nach sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, Hono- rarkräften und Selbstständigen)? Zahlen zu den Lehrkräften sämtlicher Sprachkurse in Deutschland unabhängig von der unterrichteten Sprache, der mit dem Sprachkurs verfolgten Zielsetzung und der Finanzierung liegen der Bundesregierung nicht vor . Zu den durch den Bund finanzierten Deutschsprach- kursen kann ich Folgendes mitteilen: Integrationskurse: Im Integrationskursbereich sind derzeit rund 19 000 Lehrkräfte aktiv . Wie viele dieser Lehrkräfte so- zialversicherungspflichtig beschäftigt sind und wie viele als selbstständige Lehrkräfte tätig sind, ist der Bundes- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 217 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 15 . Februar 201721764 (A) (C) (B) (D) regierung nicht bekannt . Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und das Bundesministerium des Innern (BMI) stehen in keiner Vertragsbeziehung zu Kursträgern und/oder Lehrkräften . Die Lehrkräfte stehen allein in einer Vertragsbeziehung zu den Kursträgern, für die sie tätig werden . Die Ausgestaltung dieses Ver- tragsverhältnisses obliegt den Vertragsparteien, also den Lehrkräften und den Kursträgern . Aktuelle Erkenntnisse zu dieser Ausgestaltung liegen weder dem BAMF noch dem BMI vor . Berufsbezogene Deutschsprachförderung: Im Rahmen der berufsbezogenen Deutschsprachförde- rung gemäß § 45a Aufenthaltsgesetz wurden rund 5 000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Lehrkräfte und rund 13 000 selbstständig tätige Lehrkräfte von den zu- gelassenen Trägern für die Berufssprachkurse gemeldet . Zahlen zu den aktiven Lehrkräften im Rahmen der be- rufsbezogenen Deutschsprachförderung liegen hingegen nicht vor . Da die Zulassung als Lehrkraft der Integra- tionskurse ein hinreichendes Kriterium für den Einsatz in den Berufssprachkursen ist, kann davon ausgegangen werden, dass ein Großteil der gemeldeten Lehrkräfte auch für die Integrationskurse eingesetzt wird . Daher kann es zu Überschneidungen mit Integrationskurslehr- kräften kommen . Sprachkurse auf Grundlage der „Richtlinien nach dem Garantiefonds Hochschulbereich“: Kenntnisse über die Personal- und Beschäftigungs- struktur der Sprachkursträger liegen der Bundesregie- rung nicht vor . Die Stipendiaten erhalten einen Förder- gutschein, den sie bei geeigneten Sprachkursträgern einlösen können . Sprachkurse für studierfähige Flüchtlinge: Der Deutsche Akademische Außendienst fördert aus Mitteln des Bundes Kurspauschalen für studierfähige Flüchtlinge an Hochschulen und Studienkollegs . Die Gesamtzahl der Lehrkräfte und deren Beschäftigungs- verhältnis lassen sich aus den Förderpauschalen jedoch nicht ableiten . Programm „Einstieg Deutsch“: Das BMBF fördert über den Deutschen Volkshoch- schul-Verband (DVV) das Programm „Einstieg Deutsch“ . Hier können sich Bildungsträger für die Durchführung von entsprechenden Kursen bewerben . Im Hinblick auf die Kursleitenden gibt es zu erfüllende qualitative Krite- rien, die Form der Anstellung ist dabei unerheblich und wird seitens des Zuwendungsempfängers DVV nicht er- hoben . Informationen zu den Beschäftigungsbedingun- gen der Kursleitenden in der allgemeinen Weiterbildung in Volkshochschulen liegen der Bundesregierung nicht vor, da dies in der Zuständigkeit der Länder liegt . Anlage 29 Antwort des Parl . Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11120, Frage 49): An wie vielen Sitzungen im Rahmen der beiden Untersu- chungskommissionen zum Abgasskandal „Volkswagen“ und zu CO2-Überschreitungen (bitte unter Angabe der Gesamtzahl der stattgefundenen Sitzungen) hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt persönlich teilgenommen (bitte nach The- men der entsprechenden Sitzungen und Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufschlüsseln), und wann ist mit dem Bericht der Untersuchungskommission zu den CO2-Werten zu rechnen? Herr Bundesminister Alexander Dobrindt MdB hat an insgesamt vier Sitzungen der Untersuchungskommission des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infra- struktur (BMVI) teilgenommen, drei davon mit Vertre- tern der Firma Bosch, FCA und Opel . Der Bericht der Untersuchungskommission des BMVI zu den CO2-Werten wird nach Abschluss der Untersu- chungen veröffentlicht. Anlage 30 Antwort des Parl . Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage des Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11120, Fra- ge 50): Bis wann soll die Förderrichtlinie zum Haushaltstitel „Zu- schüsse zur Förderung energieeffizienter und/oder CO2-armer Nutzfahrzeuge“ (Titel 684 24-790) in Kraft treten, und wie se- hen die Eckpunkte für die Förderkriterien aus? Das Programm zur Förderung energieeffizienter und/ oder CO2-armer Nutzfahrzeuge des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur soll Mitte 2017 starten. Derzeit befindet sich der Entwurf der Förder- richtlinie in der Ressortabstimmung . Daher kann gegen- wärtig zu den Eckpunkten für die Förderkriterien noch keine Aussage getroffen werden. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 217. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Befragung der Bundesregierung TOP 2 Fragestunde ZP 1 Aktuelle Stunde zur wachsenden Gefahr der Altersarmut in Deutschland Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821700000

Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte Ihnen
mitteilen, dass es eine interfraktionelle Vereinbarung gibt,
die Unterrichtung der Bundesregierung zur Stellungnah-
me des Bundesrates auf der Drucksache 18/11141 zu
dem bereits überwiesenen Entwurf eines Gesetzes zur
Neuregelung des Rechts zur Sicherstellung der Ernäh-
rung in einer Versorgungskrise an den federführenden
Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft sowie zur
Mitberatung an den Innenausschuss und den Ausschuss
für Recht und Verbraucherschutz zu überweisen . – Ich
vermute, dass Sie damit einverstanden sind . Jedenfalls
sieht es ganz danach aus . Dann ist das so beschlossen .

Wir kommen jetzt zu unserem ersten Tagesordnungs-
punkt, dem Tagesordnungspunkt 1:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Entwurf eines Gesetzes zur
Verbesserung der Leistungen bei Renten wegen ver-
minderter Erwerbsfähigkeit und zur Änderung ande-
rer Gesetze.

Dazu erhält nun die zuständige Bundesministerin für
Arbeit und Soziales das Wort zu einer einleitenden Erläu-
terung . – Bitte schön, Frau Nahles .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Vielen Dank, Herr Präsident . – Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Jedes Jahr kommen 170 000 Menschen neu in
Erwerbsminderungsrente . Warum? Weil sie krank sind .
Wir können dazu nur Folgendes sagen: Wir müssen – das
ist die Kernaufgabe unseres Sozialstaates – die Solidari-
tät der Versichertengemeinschaft wirklich wirken lassen .
Denn diese 170 000 Menschen können ihren Lebensun-
terhalt aus eigener Kraft nicht mehr wirklich verbessern .
Diese Gruppe ist auch besonders armutsgefährdet . Fast
jede bzw . fast jeder siebte Erwerbsgeminderte ist auf
zusätzliche Leistungen der Grundsicherung im Alter
und bei Erwerbsminderung angewiesen, während es nur
3 Prozent der Altersrentner sind .

Das Versprechen der gesetzlichen Rentenversiche-
rung ist es aber, die Risiken des Lebens wie Alter, Er-
werbsminderung und Tod des Ehepartners abzusichern,
und zwar auskömmlich . Dafür zahlen die Menschen ein,
und darauf müssen sie sich dann auch verlassen können .
Mir ist bewusst, dass wir damit in der gesetzlichen Rente
noch ein Leistungsspektrum haben, das es in vielen an-
deren Ländern entweder nie gab oder in solch einer guten
Form nicht mehr gibt . In der privaten Versicherungswelt
müssten Sie, um das Erwerbsminderungsrisiko abzusi-
chern, sehr viel Geld in die Hand nehmen und zusätzli-
che Prämien zahlen . Das ist extrem teuer . Insoweit ist das
nicht der Weg, den wir hier empfehlen können .

Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass wir es in
dieser Legislatur gleich zweimal geschafft haben, die
gesetzlichen Rentenleistungen im Falle der Erwerbsmin-
derung zu verbessern . Mit dem Rentenpaket 2014 wur-
de die Zurechnungszeit von 60 auf 62 Jahre angehoben .
Heute gehen wir noch einen entscheidenden Schritt wei-
ter und heben sie von 62 auf 65 Jahre an . Wir haben im
Kabinett beschlossen, dass wir die Zurechnungszeit im
Falle der Erwerbsminderung stufenweise um weitere drei
Jahre anheben. Die Betroffenen werden also langfristig
so gestellt, als hätten sie bis zum 65 . Lebensjahr durch-
gearbeitet, was sie aufgrund ihrer Erwerbsminderung in
Wahrheit gar nicht können .

Nachdem wir also schon mit dem Rentenpaket 2014
spürbar die Renten erhöht haben, nämlich um durch-
schnittlich 5 Prozent, erhöhen wir die Erwerbsminde-
rungsrenten für die Zukunft noch einmal deutlich . Wir
erwarten dadurch eine Steigerung der durchschnittlich
gezahlten Erwerbsminderungsrenten um weitere rund
7 Prozent – also nach Abschluss dieser stufenweisen An-
passung bis 2024 . Genau das nenne ich Solidarität .

Wir haben hier oft Menschen vor uns, die sich lange in
körperlich oder psychisch belastender Arbeit aufgerieben
haben, bis es nicht mehr ging, oder die ein Unfall oder
eine schwere Krankheit aus der Erwerbstätigkeit gerissen
hat . An den Verdienst des Lebensunterhalts aus eigener
Kraft ist dann leider nicht mehr zu denken . Genau für
solche Fälle muss die Gemeinschaft stark sein und auch






(A) (C)



(B) (D)


eintreten . Das ist meine feste Überzeugung – und nicht
nur meine .

Mit dieser Verbesserung stehen wir in seltener Ein-
tracht mit Sozialverbänden, Gewerkschaften und auch
Arbeitgebern; diese haben die Regelung als richtigen
Schritt begrüßt . Das hätte ich mir bei manch anderem
Gesetz auch gewünscht . Aber es ist ja schön, dass wir
diese Eintracht bei diesem Thema in den Anhörungen
zum Gesetzentwurf wirklich so hatten . Die Zustimmung
war ungewöhnlich breit .

Eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes
Glied . Das ist mit unserer Gesellschaft nicht anders . Es
ist deshalb richtig und wichtig, auch erwerbsgeminder-
ten Menschen unter die Arme zu greifen, um gemeinsam
stark zu sein .

Vielen Dank .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821700100

Wir bedanken uns auch . – Jetzt kommen die Nachfra-

gen . Wir beginnen mit der Kollegin Gabriele Schmidt .


Gabriele Schmidt (CDU):
Rede ID: ID1821700200

Vielen Dank . – Frau Ministerin, Sie haben gleich zu

Beginn gesagt, dass pro Jahr 170 000 Menschen betrof-
fen sind . Ich würde gerne wissen, ob alle von den von Ih-
nen geschilderten Verbesserungen profitieren, und wenn
nicht, wie viele .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

In Deutschland nehmen derzeit insgesamt 1,8 Mil-
lionen Menschen eine Erwerbsminderungsrente in An-
spruch . Ich will Ihnen nur einmal diese Dimension
nennen; es sind gar nicht so wenige, wie man vielleicht
denkt . Wir haben insgesamt 20 Millionen Rentnerin-
nen und Rentner und 1,8 Millionen Erwerbsgeminderte .
170 000 kamen in den letzten zehn Jahren pro Jahr hinzu;
das ist ein Durchschnittswert . Erwerbsminderung kann
ja durch Unfall oder Krankheit eintreten, was niemand
vorhersehen kann. Von der Neuregelung profitieren dann
alle; das ist klar . Alle diejenigen, die neu hinzukommen,
werden ab dem 1 . Januar 2018 – das wird dann bis 2024
stufenweise aufgebaut – davon profitieren.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821700300

Kollege Birkwald .


Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821700400

Vielen Dank, Herr Präsident . – Frau Ministerin, vielen

Dank für Ihren Bericht . Sie haben ja eben gesagt, bereits
durch das Rentenpaket I sei die Erwerbsminderungsren-
te spürbar erhöht worden – das stimmt –, und zwar von
664 Euro auf 717 Euro; das sind 53 Euro mehr . Das ist
wohl wahr . Dennoch – das haben Sie im Prinzip selbst
dargelegt – liegt der durchschnittliche Zahlbetrag bei der
vollen Erwerbsminderungsrente immer noch 52 Euro un-
ter der Grundsicherungsschwelle bei Erwerbsminderung,
die derzeit bei 769 Euro liegt .

Sie haben jetzt dargestellt, dass Sie die Zurechnungs-
zeiten anheben . Das wird aber erst ab 2018 geschehen,
und dann geht es um einen Betrag von 4,50 Euro . Das
ist meiner Meinung nach viel zu wenig . Sie haben ja vor,
die Angleichung in sieben Schritten zu vollziehen, sodass
nur Neurentnerinnen und Neurentner ab dem Jahr 2024
50 Euro mehr haben werden . Ich sage: Das funktioniert
nicht . Deswegen ist ja auch der Anteil der Grundsiche-
rungsfälle bei Erwerbsminderung mit Rentenbezug von
14,7 auf 15,4 Prozent angestiegen, bei Männern sogar
von 16,9 auf 18 Prozent .

Meine Frage: Wäre es nicht viel sinnvoller, die Zu-
rechnungszeiten in einem Schritt und sofort auf 65 anzu-
heben, darüber hinaus die unsinnigen Abschläge von im
Schnitt 10,8 Prozent abzuschaffen – denn niemand wird
freiwillig krank – und dies auch für Bestandsrentnerin-
nen und Bestandsrentner zu tun?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Das sind zwar zwei Fragen, aber gut. Ich hoffe, ich
bekomme auch entsprechend Zeit für zwei Antworten .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821700500

Na ja, er hat nicht die doppelte Zeit in Anspruch ge-

nommen . Aber den gleichen Zuschlag räume ich ein .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Okay . – Zur ersten Frage: Die Beträge, die Sie genannt
haben, kann ich nicht ganz bestätigen . Nach unseren Er-
kenntnissen ist der durchschnittliche Zahlbetrag für Ren-
ten wegen voller Erwerbsminderung von über 700 Euro
am Anfang des Jahrtausends sogar bis 2011 auf 634 Euro
zurückgegangen . Danach stieg er wieder leicht an . Aber
erst durch die Verbesserungen im Rahmen des Renten-
pakets 2014 wurde der Betrag im Jahr 2015 um durch-
schnittlich fast 50 Euro auf 711 Euro angehoben .

Mit dem, was wir jetzt vorlegen, können wir insge-
samt noch einmal eine deutliche Steigerung erreichen .
Sie erfolgt in mehreren Schritten, da haben Sie recht .
Das erfolgt schrittweise, um die Beitragszahlerinnen und
Beitragszahler auf der anderen Seite nicht völlig aus dem
Auge zu verlieren. Es hat außerdem fiskalische Gründe,
dass wir das stufenweise machen . Nichtsdestotrotz han-
delt es sich um eine deutliche Verbesserung . Das ist aus
meiner Sicht auch gerechtfertigt, weil man die Interessen
sowohl der Betroffenen als auch der Beitragszahlerinnen
und Beitragszahler im Auge haben sollte .

Was die Abschaffung der Abschläge angeht: Das leh-
nen wir ab . Die Abschläge bei Erwerbsminderungsren-
ten stellen sicher, dass Altersrenten und Erwerbsminde-
rungsrenten hinsichtlich der längeren Rentenlaufzeiten
grundsätzlich nicht unterschiedlich behandelt werden .
Man kann nicht bei dem einen Abschläge vornehmen, bei
dem anderen nicht . Deswegen haben wir einen anderen
Weg gewählt, um die Situation der Erwerbsgeminderten
zu verbessern, nämlich die Verlängerung der Zurech-
nungszeiten .

Bundesministerin Andrea Nahles






(A) (C)



(B) (D)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821700600

Die nächste Frage hat Frau Griese .


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1821700700

Frau Ministerin, wir haben heute im Ausschuss von

der neuen weiblichen Spitze der Deutschen Rentenver-
sicherung eine sicherlich sehr auffällige Zahl gehört,
nämlich dass weniger als die Hälfte derjenigen, die in Er-
werbsminderungsrente gehen, vorher eine Reha gemacht
haben . Deshalb möchte ich das gerne einmal in den Ge-
samtzusammenhang stellen, auch zu dem 2014er-Ren-
tenpaket, und Sie fragen: Wie zielgenau kann man Al-
tersarmut bekämpfen, und warum haben Sie sich gerade
diese Gruppe vorgenommen? Sicherlich ist es auch aus
der Erkenntnis der genannten Zahl heraus wichtig, dafür
zu sorgen, dass noch mehr Leute früher zu Rehaleistun-
gen kommen .

Die Frage ist also: Wirkt sich das, was Sie heute in
diesem Gesetzentwurf vorschlagen, genau bei der Grup-
pe aus, die am meisten von Altersarmut bedroht ist?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Im Durchschnitt sind insgesamt 3 Prozent der Alters-
rentner in der Grundsicherung . Bei den Erwerbsgemin-
derten sind es 15 Prozent . Und Sie haben eben gehört,
wie die Auszahlbeträge sind . Das ist ja nicht gerade viel,
um es einmal vorsichtig auszudrücken . Es handelt sich
also tatsächlich um eine Gruppe, die man auch aus der
Statistik heraus genau identifizieren kann: 15 Prozent der
Erwerbsgeminderten brauchen aufstockende Leistungen
durch die Grundsicherung; bei den Altersrentnern sind es
nur 3 Prozent .

Deswegen muss ich ganz ehrlich sagen: Es ist evident,
dass wir eine Gruppe, die wir klar als von Altersarmut
am meisten betroffene identifizieren können, mit diesem
Gesetz besserstellen .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821700800

Frau Müller-Gemmeke .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank, Herr Präsident . – Sehr geehrte Frau Mi-
nisterin, die Zahl psychischer Erkrankungen nimmt be-
kanntlich zu . Sie sind mittlerweile mit über 40 Prozent
die häufigste Ursache, dass Menschen in die Erwerbs-
minderungsrente gehen müssen . Wir betrachten diese
Entwicklung als sehr problematisch und sehen da ganz
eindeutig Handlungsbedarf . Von daher ist meine Frage:
Wann bringen Sie endlich eine Verordnung auf den Weg,
die sich mit psychischen Belastungen beschäftigt, damit
die Betriebe endlich ein Werkzeug in die Hand bekom-
men, um psychische Belastungen frühzeitig identifizie-
ren und damit auch verhindern zu können? Zahlen, Studi-
en etc ., auch von den Krankenkassen, gibt es genügend .

Ich weiß auch, dass Schwarz-Gelb eine Untersuchung
bei der BAuA auf den Weg gebracht hat . Sie soll aber
erst 2018 fertig sein und vorliegen . Von daher noch ein-

mal die Frage: Wann werden Sie in dieser Sache endlich
tätig? – Dies ist ja dringend notwendig .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, dass das ein be-
sorgniserregendes Phänomen ist . In den letzten zehn
Jahren gab es eine Verdopplung der Zahl ausgefallener
Arbeitstage aufgrund psychischer Erkrankung . Das ist
volkswirtschaftlich ein riesiges Problem und stellt auch
eine Belastung für die Sozialkassen dar, aber vor allem
auch für die Menschen selbst . Das ist also gar keine Fra-
ge .

Wir haben diesbezüglich bereits Änderungen in der
Arbeitsstättenverordnung vorgenommen – das ist ein
langwieriger Diskussionsprozess gewesen . Darin haben
wir zum ersten Mal in der Geschichte verankert, dass wir
psychische Belastungen in den Betrieben bei der Gefähr-
dungsbeurteilung verpflichtend mitberücksichtigen. Bis-
her war das fakultativ . Nur circa 11 Prozent derjenigen,
die eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt haben,
haben sich mit dem Thema „psychische Belastungen“
beschäftigt und es in die Beurteilung aufgenommen . Das
haben wir jetzt verpflichtend gemacht. Insoweit haben
wir durch die Arbeitsstättenverordnung, die vor einigen
Monaten in Kraft getreten ist, an dieser Stelle jetzt schon
etwas auf der Habenseite . Das ist die eine Sache .

Die zweite Sache ist, dass wir darüber hinaus dem-
nächst eine große Studie von der BAuA, der Bundes-
anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, die noch
meine Vorgängerin, Frau Dr . von der Leyen, auf den Weg
gebracht hat, erhalten werden . Sie wird uns darin wis-
senschaftlich basierte Vorschläge machen, wie man Be-
lastungen tatsächlich vermeiden oder einschränken kann .
Dann werden Sie auch in dieser Sache wieder von mir
hören .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821700900

Antje Lezius .


Antje Lezius (CDU):
Rede ID: ID1821701000

Vielen Dank, Herr Präsident . – Vielen Dank, Frau

Ministerin, für die kurze Einführung . Es freut mich, zu
hören, dass es bei den Anhörungen zu diesem Gesetzent-
wurf eine breite Zustimmung gab .

Sie sprachen davon, dass insgesamt circa
170 000 Menschen jährlich neu betroffen sind und dass
jeder siebte Erwerbsgeminderte auf zusätzliche Leistun-
gen angewiesen ist . Meine Frage ist: Wird es auch hier
breite Zustimmung geben, und wie, denken Sie, werden
diese Verbesserungen finanziert?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Vielen Dank für die Frage . – Ich muss mich korrigie-
ren: Ich habe eben gesagt, dass 3 Prozent der Altersrent-
ner aufstocken . Es sind 2,5 Prozent, also noch etwas we-
niger . Im Vergleich zeigt sich der Unterschied dann aber






(A) (C)



(B) (D)


noch deutlicher: 15 Prozent der Erwerbsgeminderten und
2,5 Prozent der normalen Altersrentner stocken auf .

Wenn wir diese Verbesserungen jetzt vornehmen,
dann bedeutet das, dass wir natürlich auch Geld in die
Hand nehmen müssen . Bis zum Ende der mittelfristigen
Finanzplanung im Jahre 2021 steigen die Mehrausgaben
auf 140 Millionen Euro . Durch den sich im Zeitverlauf
aufbauenden Rentenbestand mit verbesserten Leistungen
steigen die Mehrausgaben langfristig, und zwar auf rund
1,5 Milliarden Euro im Jahre 2030 . Das ist ungefähr die
Summe, um die es geht . Diese wird aber ausschließlich
aus Beiträgen finanziert; darüber gab es auch nie eine
Diskussion . Warum nicht? Weil das sachgemäß ist . Die
Erwerbsminderungsrente ist eine Kernaufgabe des ge-
setzlichen Rentensystems in Deutschland und muss des-
wegen auch aus Beiträgen aufgebracht werden .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821701100

Markus Kurth .


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821701200

Frau Ministerin, natürlich geht der Gesetzentwurf

auch aus Sicht unserer Fraktion in die richtige Richtung .
Dass Sie das aber aus fiskalischen Gründen auf diese sie-
ben Schritte strecken, finde ich bedenklich.

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Sieben Schritte sind es bei der Ost-West-Rentenan-
gleichung . So kommt man bei den ganzen Gesetzen hier
langsam durcheinander, Herr Kurth .


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)



Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821701300

Dazu sage ich gleich auch noch einmal etwas .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Es sind trotzdem sieben Schritte! Das stimmt schon! Beide Male! Er hat trotzdem recht!)


Angesichts der hohen Ausgaben, zu denen andere Be-
standteile des Rentenpakets ab 2014 geführt haben,
finde ich das schon bedenklich, gerade wenn man vom
schwächsten Glied spricht .

In diesem Zusammenhang muss ich noch einmal bei
den Abschlägen nachhaken . Sie sagen, man könne nicht
von den einen Abschläge verlangen und von den anderen
nicht . Stimmen Sie mir zu, dass Abschläge bei Renten-
zugängen, die aus rein medizinischen Gründen erfolgen,
anders zu bewerten sind als Abschläge, die ein gesunder
Arbeitnehmer oder eine gesunde Arbeitnehmerin in Kauf
nehmen muss? Bei den einen geht es um einen bestimm-
ten Anreizeffekt, und die anderen können es sich eben
nicht aussuchen, ob sie in Rente gehen oder nicht . Von
daher ist es aus meiner Sicht systematisch gerechtfer-
tigt – stimmen Sie mir auch da zu? –, Zugänge von Er-
werbsminderungsrentnerinnen und -rentnern hier anders
zu behandeln als Regelaltersrentner .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Herr Kurth, dem Umstand, dass der Renteneintritt auf-
grund einer Erwerbsminderung nicht freiwillig erfolgt,
weil es, wie Sie ja beschrieben haben, gesundheitliche
Gründe dafür gibt, wird bei den Abschlägen auch Rech-
nung getragen . Die Abschläge bei Erwerbsminderungs-
renten sind in der Regel deutlich niedriger als bei vor-
zeitigen Altersrenten, sie betragen maximal 10,8 Prozent .
Das heißt, wir haben das im System bereits berücksich-
tigt . Ich kann also dieses Argument verstehen, aber das
ist auch schon mitbedacht .

Wir wählen hier aber grundsätzlich eine andere Logik:
Im Durchschnitt gehen Erwerbsgeminderte zurzeit mit
50 Jahren, also in sehr jungen Jahren, in die Erwerbsmin-
derungsrente . Wir unterstellen mit diesem Gesetzentwurf
jetzt, dass sie bis 65 Jahre gearbeitet haben,


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Ab dem Jahr 2022!)


und behandeln sie damit an dieser Stelle genauso wie
andere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer . Und dann
zu sagen: „Die einen müssen aber Abschläge hinnehmen
und die anderen nicht“, finde ich aus sich heraus nicht
akzeptabel; denn wir berücksichtigen den Umstand, den
Sie gerade genannt haben, durch niedrigere Abschläge
sehr wohl .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821701400

Peter Weiß .


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1821701500

Frau Bundesministerin, da Sie in Ihrer Antwort auf

die Frage des Kollegen Kurth keine Gelegenheit hatten,
die Stufen noch einmal darzulegen, ist meine Bitte, den
Ausbau der Zurechnungszeit, die in Stufen auf das Alter
von 65 Jahren verlängert wird, darzustellen . Es wäre gut,
zu erfahren: In welchen Jahren erhöhen wir in welchen
Stufen die Zurechnungszeit in welchem Zeitraum?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Die Anhebung der Zurechnungszeit beginnt für alle
Rentenneuzugänge ab dem Jahr 2018 . Das Ganze beginnt
also ab dem 1 . Januar 2018 . Die Anhebung erfolgt dabei
um jeweils drei Monate in den Jahren 2018 und 2019 .
Das heißt, sie fängt sofort an . Anschließend erfolgt je Ka-
lenderjahr eine Anhebung der Zurechnungszeit um sechs
Monate . Bei einem Rentenbeginn ab dem Jahr 2024 wird
das Ende der Zurechnungszeit auf die Vollendung des
65 . Lebensjahres angehoben sein . Das heißt: Wir haben
hier sechs Stufen, die aber noch einmal in Dreimonats-
schritte und Sechsmonatsschritte, also in kleinere Schrit-
te, unterteilt sind .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821701600

Kollege Rosemann .

Bundesministerin Andrea Nahles






(A) (C)



(B) (D)



Dr. Martin Rosemann (SPD):
Rede ID: ID1821701700

Frau Ministerin, könnten Sie vielleicht noch einmal

ganz allgemein sagen, wie sich die Anhebung der Zu-
rechnungszeiten ganz grundsätzlich auswirkt und warum
gerade das das bevorzugte Mittel ist, um Erwerbsminde-
rungsrentnerinnen und -rentner besserzustellen und die
Armutsgefährdung in diesem Bereich zu reduzieren?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Ich meine, Herr Rosemann, Sie und fast alle bekom-
men von der gesetzlichen Rentenversicherung jedes Jahr
ein Schreiben, in dem das aktuelle Rentenkonto darge-
stellt wird . Wenn sie sich dieses Schreiben im Alter von
50 Jahren einmal anschauen – das ist der durchschnitt-
liche Zeitpunkt für den Eintritt in eine Erwerbsminde-
rungsrente –, dann werden sie dort relativ geringe Be-
träge sehen . Es ist nämlich schlicht und ergreifend nicht
ausreichend Zeit gewesen, um eine hohe Rente zu be-
kommen . Wir unterstellen immer einen Standardrent-
ner mit 45 Beitragsjahren . Wenn sie eben nur 30 Jahre
haben, ergibt das keine gute Rente . Viele Menschen in
Deutschland erschrecken, wenn sie dieses Schreiben von
der Rentenversicherung bekommen .

Deswegen ist es an sich absolut fair und logisch, zu
sagen: Wir unterstellen einfach, dass diese Menschen mit
ihrem üblichen Durchschnittsgehalt bis zum Alter von
65 Jahren gearbeitet haben – was sie nicht konnten, weil
sie krank geworden sind . Das halte ich für einen fairen
Umgang, weil wir auch von allen anderen erwarten, dass
sie bis zum Alter von mindestens 65 Jahren arbeiten . Das
ist selbst in der Endausbaustufe bei der Rente mit 63 Jah-
ren der Fall, wo wir die Altersgrenze langsam auf 65 Jah-
re aufwachsen lassen . Aus meiner Sicht ist das also der
fairste Vorschlag, den wir machen konnten .

Insgesamt bewegen wir damit innerhalb des beitrags-
finanzierten Rentensystems Milliarden zugunsten der
Erwerbsgeminderten . Das ist auch sachgerecht . Ehrlich
gesagt, ob am Ende aufgestockt wird oder ob es am Ende
die Beitragsgemeinschaft zahlt: Kosten tut es uns auf je-
den Fall .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821701800

Frau Ministerin .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Entweder haben die Menschen so geringe Renten,
dass sie aufstocken müssen, oder es muss an anderer
Stelle über Beiträge finanziert werden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821701900

Frau Voßbeck-Kayser .


Christel Voßbeck-Kayser (CDU):
Rede ID: ID1821702000

Frau Bundesministerin, es waren an der Erarbeitung

des vorliegenden Gesetzentwurfes verschiedene Verbän-
de beteiligt . Können Sie einmal ausführen, wie die Sozi-
alverbände, die Arbeitgeberverbände und die, die sonst

noch beteiligt waren, auf diesen Gesetzentwurf reagiert
haben?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Es gibt weitergehende Vorstellungen, das wundert
nicht . Einige davon haben wir heute schon gehört . Die
Sozialverbände haben gefordert, Abschlagsfreiheit zu
organisieren; das ist beispielsweise auch eine Forderung
des DGB . Das will ich nicht verhehlen . Ich muss Ihnen
aber auch sagen, dass ich mich aus grundsätzlichen und
von mir hier vorgetragenen Gründen dagegen entschie-
den habe .

Insgesamt haben aber alle ausnahmslos gesagt: Das
ist eine deutliche Verbesserung, und zwar genau für die
Gruppe, die es am dringendsten braucht . Insoweit war
unter dem Strich die Zustimmung zu dem Gesetz einhel-
lig .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821702100

Bernd Rützel .


Bernd Rützel (SPD):
Rede ID: ID1821702200

Vielen Dank, Herr Präsident . – Frau Ministerin, kön-

nen Sie etwas über die Höhe der Erwerbsminderungs-
renten nach Abschluss der stufenweisen Anpassung
aussagen, die Sie gerade skizziert haben? Sie haben
ja Durchschnittswerte genannt . Weiß man, wie die Er-
werbsminderungsrenten dann ausfallen werden?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Herr Rützel, es ist wirklich besser, man arbeitet hier
mit Prozentzahlen, weil man die Einzelfälle nicht immer
genau sehen kann . Das hängt mit dem eigenen Einkom-
men vor einer Erwerbsminderung und anderen Dingen
zusammen. Deswegen kann ich Ihnen verifiziert sagen:
Es wird zu einer 7-prozentigen Anhebung der Erwerbs-
minderungsrenten durch den Gesetzentwurf kommen,
den wir heute im Kabinett beschlossen haben .

Wie sich das auf den jeweiligen Auszahlungsbetrag
auswirkt, hängt von dem bisherigen Verdienstniveau und
den Rentenansprüchen insgesamt ab . Aber es handelt
sich um eine 7-prozentige Steigerung . Wie Sie wissen,
hatten wir im letzten Jahr eine sehr gute Rentenerhöhung .
Aber selbst das waren keine 7 Prozent .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821702300

Kollege Birkwald .


Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821702400

Vielen Dank . – Frau Ministerin, der vorhin von mir

genannte Rentenbetrag von 717 Euro bei voller Erwerbs-
minderung war eine Information aus Ihrem Hause .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Ja, wir lernen auch dazu .






(A) (C)



(B) (D)



Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821702500

Wenn Sie sagen, es seien nur 711 Euro, dann macht

das alles noch schlimmer . Deswegen, auch im Anschluss
an die Frage des Kollegen Markus Kurth: Es ist doch nun
einmal so, dass eine Erwerbsminderungsrente keine frei-
willige Angelegenheit ist . Dafür werden medizinische
Gutachten erstellt, und heute muss man schon, salopp
formuliert, mit dem Kopf unter dem Arm ankommen, um
überhaupt eine Erwerbsminderungsrente zu bekommen .

Ich stimme Ihnen zu: Die Zurechnungszeit auf 65 Jah-
re anzuheben, ist eine super Sache, aber bitte sofort!
4,50 Euro bei Beginn im Jahr 2018 bringen erst einmal
gar nichts . Das muss man dazusagen .

Ich bitte Sie auch, zu erläutern, was Sie dagegen tun,
dass diese Beträge wieder absinken, wenn das Rentenni-
veau weiter sinkt . Das ist nämlich künftig der Fall .

Haben Sie denn Belege dafür, dass, wenn es keine Ab-
schläge gäbe, es ein Ausweichen auf die Erwerbsminde-
rungsrente geben würde? Ich kann diese Belege bisher
nirgends finden. Sagen Sie deswegen bitte noch einmal,
warum Sie nicht die Abschläge sofort abschaffen und die
Rentenzurechnungszeit direkt auf 65 anheben .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Weil wir uns anders entschieden haben .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821702600

Das war doch einmal eine innerhalb des Zeitrahmens

passende Auskunft .


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Das ist kein Argument! Das ist der Punkt: kein Argument!)


Die nächste Frage hat die Kollegin Müller-Gemmeke .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank, Herr Präsident . – Frau Ministerin, kann
die Bundesregierung die Aussage der neuen Präsidentin
der Rentenversicherung, Gundula Roßbach, bestätigen,
dass es ab den Jahren 2022 bzw . 2023 aufgrund der Fi-
nanzierungsform der Renteneinheit schneller als erwartet
zu einem Beitragsanstieg kommt? Frau Roßbach hat das
heute noch einmal im Ausschuss für Arbeit und Soziales
verdeutlicht . Stimmen Sie dem zu?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Darf ich nachfragen: Bezieht sich das jetzt auf die Er-
werbsminderungsrente?


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, auf Ost-West! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Ost-West!)


– Ost-West-Rentenangleichung .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Renteneinheit! Ich habe Renteneinheit gesagt .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Entschuldigung, ich wusste es jetzt nicht . – Das ist
eine Aussage, die ich nicht aus der Hüfte heraus bestäti-
gen kann; denn wir wissen nicht, wie sich die Lohnent-
wicklung in Ostdeutschland bis zu den Jahren 2022 bzw .
2023 entwickelt . Davon hängt allerdings ab, wie die Ge-
samtkosten der Ost-West-Rentenangleichung aussehen .
Deswegen kann ich die Aussage von Frau Roßbach, mit
Verlaub, als Vermutung, als Spekulation, als Pro gnose –
ich war ja nicht dabei – bezeichnen . Aber es ist keine
Tatsache in dem Sinne, dass man das jetzt schon ankün-
digen kann; denn das hängt entscheidend von der Lohn-
entwicklung in Ostdeutschland ab .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821702700

Markus Kurth .


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821702800

Ich würde gerne noch einmal kurz daran anknüpfen .

Stimmen Sie mir denn zu, dass im Grundsatz gesamt-
gesellschaftliche Aufgaben, zu denen zweifellos die
Ost-West-Rentenangleichung gehört, aus Steuermitteln
finanziert werden sollten – auch aus Gründen der Gene-
rationengerechtigkeit –, und wie bewerten Sie, dass das
Bundesministerium der Finanzen an dieser Stelle offen-
sichtlich von Generationengerechtigkeit oder nachhaltig
zweckmäßiger Finanzierung nichts zu halten scheint?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Ja, das sollte man tun: Gesamtgesellschaftliche Auf-
gaben, für die es keine Beitragszahlungen gab, sollten
auch aus Steuern finanziert werden.

Die Debatte, die wir da geführt haben, ist hinreichend
öffentlich geworden – mit zweifelhaftem Futter für Ka-
barettisten . Aber am Ende ist tatsächlich ein Kompromiss
gefunden worden, und der besagt, dass wir bis zum End-
ausbau dieses Gesetzes immerhin 2 Milliarden Euro an
zusätzlichen Steuermitteln in die Finanzierung einbezie-
hen dürfen – des Ost-West-Rentenausgleichs beispiels-
weise; auf den spielen Sie hier ja sicherlich an . Wie viel
Prozent der Gesamtkosten das dann sind, kann ich Ihnen
nicht sagen, denn wir wissen ja nicht, wie sich die Löhne
in Ostdeutschland entwickeln . Aber: 2 Milliarden sind
2 Milliarden, und das ist ein guter Kompromiss .


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist eine Menge Geld!)


– Das nebenbei .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821702900

Peter Weiß .






(A) (C)



(B) (D)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1821703000

Frau Bundesministerin, da der Kollege Birkwald bei

der Erwerbsminderungsrente so sehr an den Abschlägen
hängt: Können Sie bestätigen, dass in alten Zeiten, als
es diese 10,8 Prozent Abschläge auf die Erwerbsminde-
rungsrente noch nicht gab, die Zurechnungszeit nur bis
zum 55 . Lebensjahr ging und bis zum 60 . Lebensjahr
noch die Hälfte der Zeit angerechnet wurde, wir aber
jetzt, in dieser Koalition, die Zurechnungszeit zunächst
auf 63 Jahre erhöht haben


(Dr . Martin Rosemann und mit dem neuen Gesetz auf 65 Jahre erhöhen, also um zehn Jahre nach oben gehen, was insgesamt betrachtet für die Erwerbsminderungsrente eine bessere Finanzsituation darstellt, als sie das alte Recht hergab? Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales: Da muss man schon blind und taub sein, wenn man das nicht merkt, Herr Weiß . Die letzte Frage zu diesem Komplex: Kollege Birkwald . Vielen Dank. – Offenkundig bin ich nicht blind und taub . Dann frage ich Sie einmal andersherum, Frau Ministerin . Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales: Jetzt bekomme ich bestimmt wieder Zuschriften von den Behindertenverbänden . Bestimmt! Und zu Recht, Frau Ministerin, zu Recht! – Was gedenken Sie denn für diejenigen Erwerbsminderungsrentnerinnen und Erwerbsminderungsrentner zu tun, die bereits heute Erwerbsminderungsrente beziehen, die unter den Abschlägen leiden und die, wie Sie selbst gesagt haben, ein vielfach größeres Risiko haben, in der Grundsicherung zu landen? Denn nach dem, was Sie mit Ihrem Gesetzentwurf vorlegen, werden sie – wie beim letzten Rentenpaket – auch dieses Mal leer ausgehen . Was wollen Sie denn für die tun? Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales: Ja, ich muss Ihnen ehrlich sagen: Es geht einem teilweise auch persönlich sehr nahe, wenn man – und das habe ich kürzlich in der Bürgersprechstunde erlebt – Leute trifft, die Erwerbsminderungsrente beziehen und einem aufzeigen, wie knapp das Geld ist . Das hat mir einer der 1,8 Millionen, die jetzt schon erwerbsgemindert sind, erklärt . Ich kann ihnen aber nicht versprechen, dass wir die Leistungen auch für sie verbessern . Das geht mir auch nahe . Auf der anderen Seite können wir nicht alle Rentenverbesserungen auch für die 20 Millionen Bestandsrentner gelten lassen . Das haben wir ein Mal gemacht – das war eine Ausnahme –, nämlich bei der Mütterrente, mit einem Finanzierungsmix, der zum Nachdenken anregt . Deswegen muss ich an dieser Stelle sehr klar sagen: Es ist bei Rentenverbesserungen immer so gewesen, dass sie für die Neuzugänge gelten, weil ansonsten das Rentensystem langfristig finanziell überfordert würde. Deswegen, muss man an der Stelle sagen, geht es nicht . Aber ich gebe zu: Es ist nur zu verständlich, dass viele jetzt enttäuscht sind, weil wir das nicht rückwirkend – für jene, die bereits vor Jahren in Erwerbsminderungsrente gingen – machen können . Vielen Dank . – So weit zu diesem Themenkomplex . Gibt es sonstige Fragen zur heutigen Kabinettssitzung? – Andere Fragen an die Bundesregierung? – Wie schön – oder auch nicht . Jedenfalls schließe ich damit die Regierungsbefragung . Ich rufe unseren nächsten Tagesordnungspunkt auf, nämlich Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde Drucksache 18/11120 Hier geht es um die Beantwortung der eingereichten Fragen in der Ihnen vorliegenden Reihenfolge der Ressorts . Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit . Hier steht die Parlamentarische Staatssekretärin Frau Schwarzelühr-Sutter zur Beantwortung der Fragen zur Verfügung . Ist Frau Kotting-Uhl inzwischen hier? – Nein . Herr Ströbele wird sie nicht vollumfänglich ersetzen können, also werden wir bei den Fragen 1 und 2 der Kollegin Kotting-Uhl verfahren, wie in der Geschäftsordnung vorgesehen . Die Fragen 3 und 4 der Kollegin Caren Lay waren zur schriftlichen Beantwortung angemeldet . Ich rufe Frage 5 des Kollegen Oliver Grundmann auf: Welche wissenschaftlich belastbaren Studien oder ander weitigen Nachweise belegen die Aussage der Bundesministerin Dr . Barbara Hendricks aus der Sendung Hart aber fair vom 23. Januar 2016: „Diejenigen Wölfe, die bisher auffällig geworden sind in Deutschland, da hat man jeweils nachweisen können, dass sie in früher Kindheit von Menschen aufgezogen worden sind. Der auffällige Wolf in Niedersachsen, der voriges Jahr abgeschossen wurde, der ist auf dem Truppenübungsplatz Munster von Soldaten gefüttert worden . Dann hat der sich anschließend Menschen genähert . Er würde sich sonst Menschen nicht genähert haben, wenn er nicht in seiner Welpenzeit schon von Menschen sozusagen gut behandelt worden wäre . Und wenn man Wölfe artgerecht hält – nicht einfach: ‚Ich zieh die mal auf und lass die bei mir zu Hause im Garten’ oder so –, dann werden die sich Menschen auch nicht nähern“, und wo sind diese einsehbar? Bitte schön, Frau Staatssekretärin . Ri Im Bericht des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit zur Lebensweise, zum Status und zum Management des Wolfes in Deutschland an den Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit wurde ausgeführt – ich zitiere –: Es gibt also deutliche Indizien dafür, dass die Ursache für das Verhalten der Munster-Wölfe menschliches Fehlverhalten ist. Offensichtlich wurden zumindest die Jungwölfe des Rudels stark habituiert, auch wenn dies sicher nicht absichtlich geschehen sein dürfte . Ob diese Wölfe, insbesondere der später abgeschossene Wolf MT6, besser bekannt als Kurti, in Munster gefüttert worden sind, ist von Fachleuten als plausible Ursache diskutiert worden . Dies ist jedoch nicht abschließend belegt worden . Das Bundesministerium der Verteidigung hat im Jahr 2013 die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben – Sparte „Bundesforst“ – mit dem Wolfsmonitoring auf Bundeswehrliegenschaften beauftragt . In diesem Rahmen wird durch das LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland ein jährlicher Statusbericht zum Wolfsvorkommen auf Übungsplätzen der Bundeswehr angefertigt . Bereits für das Monitoringjahr 2014/2015 wurden die Gefahren einer Habituierung grundlegend thematisiert und wurde auch näher auf das auffällige Verhalten des Munsteraner Rudels eingegangen . Die Bundeswehr hat inzwischen für alle Truppenübungsplätze mit Wolfsvorkommen durch Aufklärungskampagnen und Flyer angeordnet, Speisereste nicht offen im Gelände zu belassen und Wölfe weder anzufüttern noch auf sonstige Art und Weise anzulocken . Im Landkreis Görlitz streift aktuell ein knapp zweijähriger Wolfsrüde umher . Dieser stammt aus einem polnischen Rudel, direkt an der Grenze zu Sachsen . Aufgrund von Haarproben konnte er eindeutig identifiziert werden. Er hat bereits in Polen wegen seiner Wohlgenährtheit den Kosenamen „Pumpak“ – auf Deutsch: „der Dicke“ – erhalten . Dieser Wolf sucht im Siedlungsbereich zum Beispiel auf Komposthaufen nach Nahrung . Nach Auskunft polnischer Wissenschaftler ist er bereits im Welpenalter gefüttert worden . Er wurde nunmehr aus Sicherheitsgründen vom Land Sachsen zum Abschuss freigegeben . Frau Bundesministerin Dr . Barbara Hendricks hat im vergangenen Jahr die Dokumentationsund Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf ins Leben gerufen . Diese soll die Bundesländer im Umgang mit auffälligen Wölfen unterstützen . Zusatzfragen? – Bitte schön, Herr Kollege Grundmann . Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, ich habe eine Zusatzfrage . Welche wissenschaftlich belastbaren Studien oder anderweitigen Nachweise belegen folgende Aussage von Frau Ministerin Hendricks in der Sendung hart aber fair vom 23 . Januar 2016? Ich zitiere: Diejenigen Wölfe, die bisher auffällig geworden sind in Deutschland, da hat man jeweils nachweisen können, dass sie in früher Kindheit von Menschen aufgezogen worden sind . Dies bezieht sich auf den gesamten Wolfsbestand in meinem Wahlkreis bzw . in meiner Region . Im Elbe-Weser-Raum haben wir gerade vor kurzem einen dramatischen Schafriss zu verzeichnen gehabt; da ist ein Wolf direkt über den Hof gelaufen . Ich möchte gerne wissen, woher die Tatsachenbehauptung rührt, dass all diese Wölfe angefüttert worden seien, und ob sie belastbar ist . Ri Lieber Herr Kollege Grundmann, ich hatte eingangs genau auf diese Frage geantwortet, welche belastbaren Grundlagen es gibt . Sie müssen unterscheiden zwischen dem Verhalten eines Wolfes, der sich – durch Anfütterung – quasi zutraulich verhält, und dem Verhalten eines Wolfes, der zum Beispiel Schafe reißt; das haben Wölfe schon immer getan . Man muss also zwischen der Zutraulichkeit, quasi der Habituierung eines Wolfes und dem ursprünglichen Verhalten eines Wolfes unterscheiden . Weitere Zusatzfrage? Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, ich habe eine wei tere Frage . In Niedersachsen werden die Deiche durch Schafsherden gesichert . Das ist für eine stark anwachsende Wolfspopulation wie ein gedeckter Tisch . In Niedersachsen befürworten wir die Idee, 50 Kilometer breite Schutzzonen entlang der Hauptdeichlinien einzurichten . Wie gedenkt die Bundesregierung damit umzugehen, bzw . was gedenkt sie zu tun, um die Deichsicherheit bei uns in Deutschland zu gewährleisten? Ri Ich habe schon darauf hingewiesen, dass unser Ministerium bzw . die Ministerin im vergangenen Jahr die Dokumentationsund Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf ins Leben gerufen hat . Sie kennen in Niedersachsen sicherlich den runden Tisch zum Wolfsmanagement . Wir hatten auch im Ausschuss über mögliche Schutzmaßnahmen und darüber gesprochen, wie man Herden vor Angriffen von Wölfen schützen kann. Insofern ist es erst einmal Sache der Länder, hier zu reagieren . Kollege Ströbele . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821703100
Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821703200
Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821703300
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821703400




(A) (C)


(B) (D)

Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821703500
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821703600
Oliver Grundmann (CDU):
Rede ID: ID1821703700
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821703800
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821703900
Oliver Grundmann (CDU):
Rede ID: ID1821704000
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821704100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821704200




(A) (C)


(B) (D)


Herr Staatssekretär, auch ich bin in hohem Maße an
dem Umgang der Menschen mit dem neuen Phänomen
Wolf interessiert . Ich frage Sie: Welche Erfahrungen
wurden gemacht, wenn zum Schutze der Schafherden
oder auch anderer Tiere Esel eingesetzt werden? Trifft es
zu, dass ein oder mehrere Esel in der Lage sind, Wölfe
fernzuhalten oder abzuwehren?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821704300


Sehr geehrter Herr Kollege Ströbele, ich möchte erst
einmal darauf hinweisen, dass ich eine Staatssekretärin
bin und kein Staatssekretär .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Entschuldigung!)


– Nur der Richtigkeit halber .

Ja, man hat Erfahrungen mit Schutzhunden, aber auch
mit Eseln gemacht . Es ist gerade die Aufgabe der run-
den Tische und des Wolfsmanagements, die Erfahrungen
entsprechend weiterzugeben und Schlussfolgerungen
umzusetzen . Es gibt sehr positive Erfahrungen . Nichts-
destotrotz muss man natürlich dazusagen, dass es immer
wieder Fälle gibt, dass ein Wolf ein Schaf oder ein ande-
res Tier reißt .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821704400

Kollegin Stockhofe .


Rita Stockhofe (CDU):
Rede ID: ID1821704500

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, die Weidetierhal-

ter haben an dem vierten runden Tisch mit Ihrem Kol-
legen Flasbarth teilgenommen, bei dem er zugesagt hat,
dass die Hundehaltungsordnung bezüglich der Herden-
schutzhunde eine Anpassung erfahren werde . So müsste
bei der Weidetierhaltung keine Hütte mehr vorgehalten
werden, weil es nicht sehr sinnvoll ist, wenn die Hunde
in den Hütten sitzen, statt auf die Schafe aufzupassen .
Wann können wir damit rechnen, dass da eine Änderung
kommt?

Ich hatte schon einmal im Ausschuss gefragt, bei wel-
cher Anzahl von Wölfen ein guter Erhaltungszustand
erreicht ist, sodass Maßnahmen ergriffen werden kön-
nen, damit wir die schrecklichen Bilder von abgenagten
Skeletten von Kälbern oder von Schafen und Ziegen, die
verletzt worden sind, nicht mehr ertragen müssen . Wann
ist diese Anzahl erreicht?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821704600


Der Erhaltungszustand ist noch nicht erreicht . Bezüg-
lich der Hütte für Herdenschutzhunde werde ich Ihnen
Bescheid geben . Das kann ich Ihnen jetzt so nicht sagen .


(Rita Stockhofe [CDU/CSU]: Ich hatte nach einer Anzahl gefragt!)


– Wir haben in Deutschland ungefähr 42 Wolfsrudel, und
die Situation ist so, dass der erforderliche Erhaltungszu-
stand noch nicht erreicht ist .


(Rita Stockhofe [CDU/CSU]: Ich hatte genau andersrum gefragt! Ich hatte nicht gefragt, wie viel wir haben, sondern, wie viel wir haben müssen, um einen guten Erhaltungszustand zu haben!)


– Das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen . Wir haben festge-
stellt, dass wir bisher noch nicht den Erhaltungszustand
haben, der erforderlich ist .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821704700

Vielleicht kann man die Zahl trotzdem noch nachlie-

fern .

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821704800


Wir werden sie zu einem späteren Zeitpunkt nachrei-
chen .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821704900

Sehr schön . Dann ist das jedenfalls friedlich zu einem

vorläufigen Ende gebracht worden. – Jetzt hat der Kolle-
ge Otte die nächste Frage .


Henning Otte (CDU):
Rede ID: ID1821705000

Herr Präsident, herzlichen Dank . – Frau Staatsse-

kretärin, im Zuständigkeitsbereich der Frau Umweltmi-
nisterin liegt die Verantwortung für das friedliche Mit-
einander von Wolf und Mensch . Wie rechtfertigen Sie
die Trennung bei offenen Landesgrenzen zwischen einer
polnisch-baltischen Population und einer Flachlandpo-
pulation, und welche Maßnahmen würden Sie ergreifen,
wenn der Erhaltungszustand nach Ihrer Meinung erreicht
ist?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821705100


Wenn der Erhaltungszustand erreicht ist und der Wolf
keine gefährdete Art mehr ist, dann muss man sich zu-
sammensetzen und geeignete Maßnahmen treffen, um
den Erhaltungszustand zu schützen . Weiterhin muss man
sich auf die Maßnahmen einigen, die man braucht, um
Einwände wie die, die Sie gerade vorgebracht haben,
aufzugreifen .

Was die deutsch-polnische Grenze und andere Gren-
zen betrifft: Sie können schwerlich einem Wolf gebieten,
einen Pass vorzuzeigen, wenn er die Grenze übertritt .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821705200

Wir könnten die Visumspflicht wieder einführen.


(Heiterkeit)







(A) (C)



(B) (D)


Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821705300


Ich dachte, dass wir in Europa immer noch das Schen-
gen-Abkommen haben .


(Zuruf von der CDU/CSU: Auch für Wölfe!)


– Auch für Wölfe .

Das BfN hat auch in diesem Jahr einen ausführlichen
Bericht über die Wolfspopulationen vorgelegt . Den kann
ich Ihnen gerne zukommen lassen .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821705400

Frau Pahlmann .


Ingrid Pahlmann (CDU):
Rede ID: ID1821705500

Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin,

wir haben ein Programm für Schafhalter aufgelegt, das
einen finanziellen Zuschuss für den Bau von Schaf-
schutzzäunen vorsieht . Wir haben aber auch schon mehr-
fach Fälle gehabt, bei denen es zu Rissen von Kälbern
und Fohlen gekommen ist . Aber ich will jetzt nicht auf
die Risse eingehen, sondern auf die Tatsache, dass durch
das Umkreisen des Wolfes von Rinder- oder Pferdewei-
den – gerade Pferde sind sehr sensibel und nehmen den
Wolf allein schon durch den Geruch wahr – diese Tie-
re in Panik geraten, dadurch ausbrechen und es zu sehr
schlimmen Unfällen kommen kann, da sie in größter Pa-
nik auch auf Kreisstraßen und Ähnliches laufen .

Meiner Meinung nach kann man die Verantwortung
dann nicht nur den Besitzern aufhalsen; denn es ist eine
völlig neue Situation, mit der sie umzugehen lernen müs-
sen .

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821705600


Liebe Frau Kollegin, deswegen ist es so wichtig, dass
wir uns an den runden Tischen auch mit dem Wolfsma-
nagement sowie mit der Beratungsstelle eng austauschen,
die Empfehlungen weitergeben und diese umgesetzt wer-
den .


(Ingrid Pahlmann [CDU/CSU]: Würde das auch beinhalten, dass es versicherungstechnische Hilfen gibt?)


– Das muss ich abklären und prüfen lassen .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821705700

Herr Weiler .


Albert Weiler (CDU):
Rede ID: ID1821705800

Frau Kollegin, ich habe eine kurze Frage . Der Wolf

gehört ja, genau wie der Fuchs, zu den Arten der wilden
Kaniden . Wenn man einmal gesehen hat, wie ein Wolf,
der von hinten zu beißen beginnt, ein Schaf oder ein klei-
nes Kitz reißt, und wenn man deren Schreie dabei hört,
dann läuft es einem kalt den Rücken herunter . So ist es

mir passiert . Ich habe solche Bilder und Szenen gesehen,
und es ist nicht schön, wenn man das sieht .

Meine Frage lautet: Der Fuchs als wilder Kanide ist
sogar in Berlin heimisch . Ich wohne in der Alice-Be-
rend-Straße, dort gibt es mehrere Füchse, und für mich
ist es sehr weit hergeholt, dass man sagt, dass ein Wolf
nur dann zu den Menschen geht, wenn er angefüttert
wird . Der Wolf wird, genau wie der Fuchs, zu den Men-
schen gehen, wenn er Nahrungsmangel hat, und diesen
hat er irgendwann; dann kommt er in die Höfe . Es gibt
bereits Aufnahmen, die Sie sich auf YouTube anschauen
können, auch aus der Oldenburger Gegend, dass –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821705900

Herr Kollege .


Albert Weiler (CDU):
Rede ID: ID1821706000

– ja, Entschuldigung – Wölfe bis an die Bauernhöfe

herankommen .

Jetzt meine Frage: Gibt es eine Möglichkeit, dass die
Kollegin Hendricks eventuell ihre Meinung revidiert
oder zumindest versucht, sich Studien über die Fuchspo-
pulation in Verbindung mit der Wolfspopulation anzueig-
nen, sodass man da vielleicht doch zu einer vernünftigen
Meinung kommt?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821706100


Sehr geehrter Herr Kollege, der Fuchs ist keine ge-
fährdete Art . Insofern ist der Vergleich nicht zielführend,
sondern wir betrachten den Wolf, und wir ziehen unsere
Schlüsse aus Berichten, die der Ausschuss erhält und die
das BfN jährlich über das Monitoring erstellt, sowie aus
Dokumentationen und Beratungen . Das ist keine Mei-
nung, sondern wir haben uns auf die Studien und Berich-
te bezogen, die ich auch eingangs in der Antwort auf die
Frage von Herrn Grundmann genannt habe .


(Zuruf des Abg . Dr . h . c . Albert Weiler [CDU/ CSU])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821706200

Bitte immer nur eine Zusatzfrage stellen, außer von

denen, die die Frage eingereicht haben . – Bitte schön .


Kathrin Rösel (CDU):
Rede ID: ID1821706300

Herr Präsident! Frau Staatssekretärin, bezieht sich die

Anzahl der Wolfsrudel, was den Erhaltungszustand an-
geht, auf die gesamte Bundesrepublik, oder wird dabei
auch berücksichtigt, dass es in bestimmten Gebieten der
Bundesrepublik eine erhebliche Dichte im Vorkommen
von Wölfen gibt?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821706400


Wir haben in Deutschland ungefähr 47 Rudel, 14 Paa-
re und 4 Individuen . Das sind die, die wir in Deutschland
festgestellt haben . Insofern ist es, da bestimmte Bundes-






(A) (C)



(B) (D)


länder kaum mit Wölfen besiedelt sind und es Gebiete
gibt, in denen die Population bereits entsprechend aufge-
wachsen ist, ein bundesweiter Überblick .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821706500

Wir kommen jetzt zur Frage 6 der Kollegin Julia

Verlinden:
Welche Elektrizitätsmengen haben die Kernkraftwerke


(KKW) Brokdorf und Emsland seit dem 1 . Januar 2000 er-

zeugt, und welche Elektrizitätsmengen stehen den genannten
KKW laut Anlage 3 des Atomgesetzes noch zur Verfügung

(siehe hierzu auch Frage 41)?


Darin geht es nicht mehr um Wölfe, sondern um Elek-
trizitätsmengen von Atomkraftwerken . – Bitte schön,
Frau Staatssekretärin .

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821706600


Liebe Frau Verlinden, das Kernkraftwerk Brokdorf hat
seit dem 1 . Januar 2000 bis zum Stichtag 31 . Dezember
2016 eine Elektrizitätsmenge von 187 422,04 Gigawatt-
stunden produziert und verfügte zum Stichtag 31 . De-
zember 2016 noch über eine Elektrizitätsmenge in Höhe
von 30 457,96 Gigawattstunden .

Das Kernkraftwerk Emsland hat seit dem 1 . Januar
2000 bis zum Stichtag 31 . Dezember 2016 eine Elektri-
zitätsmenge von 185 591,21 Gigawattstunden produziert
und verfügte zum Stichtag 31 . Dezember 2016 noch über
eine Elektrizitätsmenge in Höhe von 44 478,79 Giga-
wattstunden .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821706700

Bitte schön, Zusatzfrage .


Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821706800

Vielen Dank für die Information, Frau Parlamentari-

sche Staatssekretärin . Vielen Dank für die Daten . – Das
heißt mit anderen Worten, dass diese beiden Atomkraft-
werke bis zu dem von Ihnen genannten Stichtag, an dem
sie spätestens vom Netz gehen müssen, nicht mehr die
Strommenge produzieren können, die sie bisher pro Jahr
durchschnittlich erzeugt haben . Folglich werden die
Reststrommengen knapp sein . Das wiederum bedeutet,
dass jetzt die Frage im Raum steht, ob diese Betreiber
bereits angekündigt haben, Reststrommengen von ande-
ren Atomkraftwerken, beispielsweise Mülheim-Kärlich
oder Grafenrheinfeld, zu übertragen . Deswegen möchte
ich von Ihnen gern wissen: Wurden bereits Reststrom-
mengen von anderen Atomkraftwerken auf die beiden
Atomkraftwerke in Brokdorf und Lingen übertragen?
Wenn ja, wie viel? Falls noch nicht, wurde das bereits
angekündigt, und wissen Sie darüber Bescheid?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821706900


Frau Kollegin Verlinden, es ist mir nicht bekannt, dass
eine Übertragung stattgefunden hat oder eine Übertra-
gungsanfrage gestellt wurde .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821707000

Nächste Zusatzfrage .


Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821707100

Meine nächste Frage bezieht sich darauf, ob das aus

Ihrer Sicht, aus Sicht des Umweltschutz- und Klima-
schutzministeriums, nicht angebracht wäre, wo doch im
Augenblick sowieso eine Atomgesetznovelle in der De-
batte ist . Schließlich sieht auch die Netzausbaugebiets-
verordnung strenge Grenzen dafür vor, wie viele Wind-
energieanlagen im Norden Deutschlands noch errichtet
werden dürfen . Hinzu kommt, dass im Beschluss der
Umweltministerkonferenz gefordert wird, beim Bundes-
wirtschaftsministerium darauf zu drängen und mit ihm
dahin gehend zusammenzuarbeiten, dass Reststrommen-
gen in die Netzausbaugebiete nicht übertragen werden .

Es wird immer wieder das Argument vorgebracht, der
Netzausbau gehe zu langsam voran, die Stromnetze in
dieser Region seien überlastet . Eigentlich müssten Sie
doch dafür werben, dass diese Reststrommengen nicht in
Netzausbaugebiete übertragen werden können . Schließ-
lich kann man den Bürgern im Lande nicht vermitteln,
dass Windräder mit dem Argument nicht errichtet werden
dürfen, dadurch würde mehr Strom produziert, als die
vorhandene Netzkapazität transportieren könne, während
die Atomkraftwerksbetreiber ebendiesen Strom mögli-
cherweise übertragen können . Wäre das Ganze nicht ein
Anliegen für das BMUB?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821707200


Für uns ist eine Prognose schwierig, wie die Energie-
versorger das weiter handhaben; denn es gibt ja mehrere
Möglichkeiten, darüber zu disponieren; die Übertragung
des Stroms könnte die Wahrscheinlichkeit einer unerwar-
teten Netzüberlastung erhöhen . Sie haben ja eine Frage
bezüglich der Haltung des BMWi zum Netzausbau ge-
stellt . Diese Frage wird Ihnen nachher der Kollege Wiese
beantworten .


(Dr . Julia Verlinden [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das heißt, Sie haben keine Meinung dazu!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821707300

Frau Kotting-Uhl, bitte schön .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821707400

Frau Staatssekretärin, ich gehe davon aus, dass die

Übertragung von Reststrommengen auch in den derzeit
stattfindenden Gesprächen über einen öffentlich-recht-
lichen Vertrag zwischen der Bundesregierung und den
Energieversorgern im Gefolge des KFK-Gesetzes eine
Rolle spielt . Denn das Bundesverfassungsgericht hat
festgestellt, dass die Konzerne beim Atomausstieg 2011
unterschiedlich behandelt wurden, was die Verteilung der
Reststrommengen bzw . die Restlaufzeiten der Kernkraft-
werke betrifft. Wie ist denn der derzeitige Stand? Müssen
wir damit rechnen, dass es da zu Übertragungen kommt?

Parl. Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter






(A) (C)



(B) (D)


Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1821707500


Die Bundesregierung prüft derzeit die vom Bundes-
verfassungsgericht eröffneten Möglichkeiten und wird
das Urteil bis zum 30 . Juni 2018 umsetzen .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821707600

Weitere Nachfragewünsche hierzu sehe ich jetzt nicht .


(Dresden)


Damit ist dieser Geschäftsbereich für heute abge-
schlossen .

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Bildung und Forschung auf . Der Kollege
Thomas Rachel steht freundlicherweise zur Beantwor-
tung der Fragen zur Verfügung .

Ich rufe Frage 8 des Kollegen Kai Gehring auf:
Wie ist der Zeitplan für Erstellung und Veröffentlichung


(Bericht nach § 35 des Bundesausbildungsförderungsgesetzes zur Überprüfung der Bedarfssätze, Freibeträge sowie Vomhundertsätze und Höchstbeträge nach § 21 Absatz 2)


T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1821707700


Herr Präsident! Herr Kollege Gehring, wie in § 35
Satz 3 BAföG vorgesehen ist, wird die Bundesregierung
im Jahr 2017, also im Laufe dieses Jahres, ihren 21 . Be-
richt nach § 35 BAföG vorlegen . Wie schon in der Be-
gründung des Regierungsentwurfs zum 25 . BAföG-Än-
derungsgesetz beschrieben, gibt es eine Verschiebung
des turnusgemäßen Vorlagetermins . Die Berichterstat-
tung wird erst erfolgen, wenn erste Auswirkungen des
Änderungsgesetzes messbar sind, die für eine Abwägung
aller relevanten Entwicklungen zur Bewertung neuer-
lichen Anpassungsbedarfs erforderlich sind . Das wird
logischerweise nicht vor Vorliegen der BAföG-Statistik
des Statistischen Bundesamtes möglich sein, mit deren
Veröffentlichung wir ungefähr Anfang August rechnen.

Wie auch in früheren BAföG-Berichten sollen zu-
dem auf Basis der dann aktuellen Herbstprojektion der
Bundesregierung die Einkommensentwicklung und die
Entwicklung der Verbraucherpreise bis zu dem auf das
Berichtsjahr folgenden Jahr, also bis 2018, in die Bericht-
erstattung einbezogen werden . Auf Basis dieser Daten
wird die Bundesregierung den Bericht noch in diesem
Jahr, wie vorgesehen, beschließen und dem Deutschen
Bundestag und dem Bundesrat vorlegen .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821707800

Kollege Gehring .


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821707900

Vielen Dank . – Herr Staatssekretär, das ist eine sehr

überraschende Information, die Ihre Verzögerungstak-
tik bei der Erstellung des BAföG-Berichtes ganz klar
dokumentiert. Die Erstellung und Veröffentlichung des
BAföG-Berichtes sind gesetzlich alle zwei Jahre vor-

geschrieben . Das haben Sie für diese 25 . Novelle schon
außer Kraft gesetzt und verschoben . Es war der übliche
Modus, dass man den BAföG-Bericht in diesem Zwei-
jahresrhythmus im Januar oder spätestens im Februar
vorlegt. Jetzt wird es nach Ihrer Aussage offensichtlich
dreieinhalb Jahre dauern, bis der nächste BAföG-Bericht
erscheint .

Ist denn dann in dem Bericht, der so verzögert kom-
men wird, wenigstens sichergestellt, dass die Einkom-
mens- und Preisentwicklung für den gesamten Be-
richtszeitraum ab Herbst 2014 dargestellt wird? Das ist
unheimlich wichtig, da etliche, nämlich über 100 000,
junge Menschen aus dem BAföG-Bezug herausgefallen
sind . Also: Wird der gesamte Zeitraum seit dem letzten
Bericht erfasst oder nur zwei Jahre?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1821708000


Herr Kollege Gehring, die Verschiebung des
BAföG-Berichts ist bereits in der Gesetzesbegründung
des damaligen BAföG-Änderungsgesetzes enthalten ge-
wesen . Sie ist also insofern nicht überraschend, sondern
sie ist zwangsläufig aus der Gesetzesbegründung ables-
bar . Sie macht auch in der Sache Sinn, da die Große Koa-
lition in dieser Legislaturperiode eine große BAföG-Re-
form durchgeführt hat, die eine erhebliche Zahl von
Verbesserungen für die Betroffenen herbeigeführt hat.
All dies wird sich in der Darstellung des BAföG-Berich-
tes insgesamt wiederfinden. Ich habe schon angedeutet,
dass auch eine entsprechende Projektion vorhanden sein
wird, die die Einkommensentwicklung und die Entwick-
lung der Verbraucherpreise berücksichtigt .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1821708100

Zweite Nachfrage .


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821708200

Herr Staatssekretär, meine Überraschung bestand

nicht darin, dass Sie diesen BAföG-Bericht einmalig
auf das Jahr 2017 verschieben, sondern darin, dass Sie
ihn nicht im Januar oder Februar fertigbekommen, weil
Sie erst im August die statistischen Basisdaten erhalten,
sodass in dieser Legislatur offensichtlich nicht mehr mit
einem BAföG-Bericht zu rechnen ist . Für mich stellt sich
die Frage, ob Sie mit schlechten Zahlen rechnen . Oder
können Sie zusichern, dass unmittelbar nach Verkündung
der statistischen Basisdaten durch das Statistische Bun-
desamt im August dann im September, noch vor der Bun-
destagswahl, ein entsprechender BAföG-Bericht veröf-
fentlicht wird? Das wäre sehr wichtig . Denn wir haben
von den Gewerkschaften und Studierendenverbänden
einen alternativen BAföG-Bericht vorgelegt bekommen,
der genauso aufgebaut ist wie der BAföG-Bericht der
Bundesregierung, und dieser enthält eklatante Hinweise
darauf, wie viele Studierende in den letzten Jahren nicht
in den BAföG-Bezug hineingekommen sind und wie
dringend notwendig eine weitere Erhöhung noch vor der
Bundestagswahl wäre .






(A) (C)



(B) (D)


T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1821708300


Herr Kollege Gehring, die Überraschung bei Ihnen
überrascht mich; denn es ist ja ganz logisch, dass ein
BAföG-Bericht erst dann vorgelegt werden kann, wenn
die entsprechenden Daten vorliegen . Ich darf an der
Stelle wiederholen, dass wir auf die Daten des Statisti-
schen Bundesamtes zurückgreifen werden, die wir für
die BAföG-Statistik grundlegend benötigen . Wir erwar-
ten sie im Sommer . Danach wird an die Arbeit herange-
gangen, diese Daten mit der Projektion in Verbindung zu
bringen . Der BAföG-Bericht wird noch in diesem Jahr
vorgelegt werden .


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor oder nach der Bundestagswahl?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821708400

Danke, Herr Staatssekretär .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung . Zur Beantwortung der Fragen steht der Par-
lamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel zur
Verfügung .

Die Frage 9 der Kollegin Heike Hänsel soll schriftlich
beantwortet werden .

Ich rufe die Frage 10 des Kollegen Uwe Kekeritz auf:
Wird sich die Bundesregierung an der Konferenz zur Glo-


(http://www .independent .co .uk/news/world/ europe/donald-trump-abortion-clinic-funding-cut-global-gagrule-eight-countries-raise-money-sweden-a7570596 .html)

2 . März 2017 beteiligen?

Bitte, Herr Staatssekretär .

Ha
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1821708500


Herr Kollege, die Bundesregierung hat bisher kei-
ne Einladung mit Details zu der Konferenz am 2 . März
2017 erhalten . Sobald diese vorliegt, wird die Bundesre-
gierung eine Entscheidung über ihre Teilnahme treffen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821708600

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821708700

Herr Staatssekretär, Sie werden verstehen, dass mich

das jetzt überhaupt nicht befriedigt . Es geht hier um eine
Initiative der Holländer; sie ist publik gemacht worden .
Es gibt viele Länder, die positiv auf diese Initiative re-
agiert haben; zuletzt ist Kanada beigetreten . Warum hält
es die Bundesregierung nicht für notwendig, sich proak-
tiv um eine Beteiligung zu kümmern?

Es geht ja darum, dass die Trump-Regierung in Zu-
kunft über 170 NGOs, die im Bereich der Familienpla-
nung und der sexuellen und reproduktiven Gesundheit
aktiv sind, also für Frauenrechte und Mädchenrechte
eintreten, nicht mehr unterstützen wird . Es sind ungefähr
600 Millionen Euro im Jahr, die für diesen enorm wichti-

gen entwicklungspolitischen Bereich fehlen werden . Und
die Bundesregierung stellt sich hin und sagt: Wir warten
auf eine Einladung . – Sie verstehen, dass das für mich
nicht befriedigend ist . Warum sind Sie nicht proaktiv?

Ha
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1821708800


In manchen Kreisen mag es so sein, dass man irgend-
wo hinläuft, egal ob man eine Einladung bekommt .


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein, nein!)


Hier geht es um viel Geld, um die Strukturen der künf-
tigen Entwicklungszusammenarbeit und anderes mehr .
Deutschland ist ja auf diesem Gebiet nicht untätig, son-
dern gehört hier zu den ganz großen Gebern . Das gehört
schon seit Jahren, ganz unabhängig von der jüngst lan-
cierten Initiative, zu den Schwerpunkten der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit im Gesundheitsbereich .
Neben unseren bilateralen Vorhaben unterstützen wir
schon seit langem und mit Erfolg auch internationale
Partner .

Ich kann Ihnen auch gerne sagen, wie hoch unser An-
teil bis jetzt ist: Er liegt bei 383 Millionen Euro . Es war
nicht zuletzt die Bundeskanzlerin, die in Elmau darauf
gedrungen hat, dass diese Fragen weiter im Fokus blei-
ben . Vor diesem Hintergrund werden wir jetzt sehen, was
sich weiter entwickelt, und werden dann gegebenenfalls
auch mit unseren Partnern entscheiden, wie da weiter
vorgegangen wird .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821708900

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821709000

Es wird nicht besser dadurch . Es hat ja niemand die

Leistungen der Bundesregierung auf diesem Gebiet an-
gezweifelt . Es ging um die Frage, ob die 600 Millionen
Euro, die im internationalen Bezug in diesem wichtigen,
zentralen Bereich fehlen werden, kompensiert werden
können, ob sich die Bundesregierung da irgendwie pro-
aktiv einbringt und sagt: Das ist ein wichtiges Thema,
da folgen wir einer Initiative und warten nicht auf eine
formelle Einladung .

Die Frage, die ich jetzt an Sie stelle, ist: Rechnet ei-
gentlich die Bundesregierung mit weiteren Rückzügen
der Trump-Regierung aus diesem Bereich? Bereiten Sie
sich diesbezüglich irgendwie vor? Welche Reaktion ist
von der Bundesregierung zu erwarten?

Ha
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1821709100


Ich bin leider nicht in der Lage, die nächsten Entschei-
dungen des amerikanischen Präsidenten vorauszusehen,
sonst wäre ich sicher ein sehr begehrtes Medienobjekt .


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fragen Sie doch Herrn Seehofer! – Volker http://www.independent.co.uk/news/world/europe/donald-trump-abortion-clinic-funding-cut-global-gag-rule-eight-countries-raise-money-sweden-a7570596.html http://www.independent.co.uk/news/world/europe/donald-trump-abortion-clinic-funding-cut-global-gag-rule-eight-countries-raise-money-sweden-a7570596.html http://www.independent.co.uk/news/world/europe/donald-trump-abortion-clinic-funding-cut-global-gag-rule-eight-countries-raise-money-sweden-a7570596.html Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist doch ein verkanntes Genie!)





(A) (C)


(B) (D)


Was die Frage des weiteren Vorgehens betrifft, so wis-
sen Sie, dass der Haushalt 2017 zunächst einmal verab-
schiedet ist und sich die weiteren Fragestellungen nach
unserem Haushaltsrecht für den Haushalt 2018 ergeben,
und das in Abstimmung mit allen anderen Trägern, die
schon sehr aktiv und profund tätig sind . Und ich sage
noch einmal: Es war die deutsche Bundeskanzlerin, die
hier Zeichen gesetzt hat, und das wird auch so bleiben .


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine dritte Frage kriege ich nicht?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821709200

Nein, nach unseren Regeln haben Sie zwei Nachfra-

gen . – Danke, Herr Staatssekretär .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Auswärtigen
Amts . Zur Beantwortung steht die Staatsministerin Pro-
fessor Dr . Maria Böhmer zur Verfügung .

Ich rufe die Frage 11 des Kollegen Volker Beck auf:

In wie vielen Fällen wurden nach Kenntnis der Bundesre-
gierung deutschen Staatsangehörigen, die zugleich iranische,
irakische, jemenitische, libysche, somalische, sudanesische
oder syrische Staatsangehörige sind, seit Inkrafttreten des
Dekrets, mit dem der Präsident der Vereinigten Staaten von
Amerika gegenüber den vorbezeichneten Staatsangehörigen
ein Einreiseverbot angeordnet hat, der Reiseantritt verwehrt
bzw . die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert, und
in wie vielen Fällen handelte es sich dabei nach Kenntnis der
Bundesregierung um Personen, die bereits im Besitz eines gül-
tigen amerikanischen Visums, eines gültigen amerikanischen
Aufenthaltstitels oder neben den vorbezeichneten Staatsan-
gehörigkeiten der amerikanischen Staatsangehörigkeit waren

(bitte aufschlüsseln)?


Bitte, Frau Staatsministerin .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821709300


Herzlichen Dank, Frau Präsidentin . – Lieber Kollege
Beck, ich darf wie folgt antworten: Offiziellen Angaben
der US-Regierung, vom US Department of State, zufol-
ge waren aufgrund des Dekrets etwa 60 000 Einreisevisa
vorübergehend suspendiert worden, Medienberichte hin-
gegen sprachen von bis zu 100 000 . Nach Staatsangehö-
rigkeiten bzw . Aufenthaltstiteln aufgeschlüsselte Statisti-
ken liegen der Bundesregierung nicht vor .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821709400

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821709500

Können Sie denn sagen, wie viele Staatsbürger der

Bundesrepublik Deutschland mit Doppelpass davon be-
troffen waren? Zumal hierunter einige Länder fielen, die
ihre Bürger bei der Einbürgerung in einen anderen Staat
nicht aus der Staatsbürgerschaft entlassen .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821709600


Herr Kollege Beck – –


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie finden die Unterlagen nicht!)


– Nein, ich habe keine Zahlen dazu . Das sage ich Ihnen
in aller Ehrlichkeit . Ich lasse es gern noch einmal prüfen,
ob uns Zahlen zur Verfügung stehen an der Stelle .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und schicken mir die dann!)


– Gerne .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821709700

Die zweite Nachfrage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821709800

Meine zweite Frage lautet: Welche Maßnahmen er-

greift denn die Bundesregierung zugunsten von syri-
schen und irakischen Flüchtlingen, die aufgrund des
Muslim Ban nicht weiter in die USA einreisen können,
sofern sie sich in unserem Hoheitsgebiet aufhalten? Im
Land Berlin gab es eine entsprechende Regelung zur er-
neuten Verlängerung des Aufenthalts von syrischen und
irakischen Flüchtlingen mit Verwandten in Berlin . Das
könnte man für diese Gruppe analog machen; denn man
muss ja aufpassen, dass die Menschen nicht irgendwo
zwischen Baum und Borke hängen .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821709900


Ich verstehe, dass wir jetzt nicht von Doppelstaatlern
sprechen, sondern über das Thema: Was machen wir mit
Flüchtlingen? Der Kollege, der im Innenministerium da-
für zuständig ist, sitzt neben mir . Ich kann Ihre Frage gut
nachvollziehen, aber ich glaube, viele, die bei uns sind,
sind im Grunde genommen an einem sicheren Ort .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war nicht die Frage, aber vielleicht könnten Sie das noch mal nachlesen und das nachreichen?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821710000

Gut . – Weitere Nachfragen sind mir nicht signalisiert

worden, gleichwohl hat der Kollege Beck sicherlich noch
viele Fragen zu diesem Thema .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821710100


Verständlich .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821710200

Ja, völlig richtig .

Ich rufe jetzt die Frage 12 der Kollegin Dağdelen auf:

(auch nach richtendienstliche)

chen Behörde für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) wegen
angeblicher Verbindungen zum gescheiterten Putschversuch

Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel






(A) (C)



(B) (D)


seit dem 15 . Juli 2016 bis heute in der Türkei suspendiert bzw .

(www .sueddeutsche .de/politik/nach-putschversuch-festnahmen-in-der-tuerkei-zehntausende-entlassungen-inhaftierte-ohne-rechte-1 .3085149)

die Bundesregierung Kenntnisse (auch nachrichtendienstli-
che) darüber, wie viele DITIB-Imame nach dem gescheiterten
Putsch in der Türkei im Sommer 2016 vor Ablauf des Visums,
das ihnen vom Auswärtigen Amt entsprechend der Beschäf-
tigungsverordnung ohne Zustimmung der Bundesagentur für
Arbeit erteilt wird (Plenarprotokoll 18/211, Seite 21155), in
die Türkei zurückgekehrt sind?

Bitte, Frau Staatsministerin .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821710300


Frau Kollegin Dağdelen, ich antworte wie folgt: Auf
der Grundlage von Notstandsdekreten wurden seit dem
Putschversuch vom 15 . Juli 2016 mit Stand vom 2 . Fe-
bruar 2017 nach offiziellen türkischen Angaben insgesamt
1 924 Mitarbeiter der Diyanet entlassen, 3 636 wurden
demnach suspendiert . Zu Entlassungen oder Suspendie-
rungen über die erwähnten Notstandsdekrete hinaus lie-
gen der Bundesregierung keine Informationen vor .

Der Bundesregierung liegen keine Informationen zur
Gesamtzahl der DITIB-Imame vor, die vor Ablauf ihres
Visums oder im Inland erteilter Aufenthaltstitel in die
Türkei zurückgekehrt sind . Aufgrund der grundgesetz-
lich verankerten Trennung von Staat und Religion haben
religiöse Vereinigungen das Recht, ihre inneren Angele-
genheiten eigenständig zu regeln .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind aber keine Religionsgemeinschaften!)


– Ich verstehe schon, was Sie sagen . – Zu ihren inneren
Angelegenheiten gehört auch die Entscheidung über die
Anstellung bzw . Entlassung von religiösem Personal .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie der Auffassung, dass es Religionsgemeinschaften sind?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821710400

Zunächst hat die Kollegin Dağdelen das Nachfrage-

recht, Kollege Beck . Sie stehen bei mir aber schon auf
der Rednerliste . – Bitte, Sie haben das Wort zur ersten
Nachfrage .


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821710500

Volker, du kannst gleich an meine Frage anschlie-

ßen . – Vielen herzlichen Dank, Frau Böhmer . Sie mein-
ten, dass aufgrund der grundgesetzlichen Trennung von
Staat und Religion die Religionsgemeinschaften über
ihre inneren Angelegenheiten selbst entscheiden können .
Meine Frage an die Bundesregierung: Stuft die Bundes-
regierung die Türkisch-Islamische Union, die DITIB, als
eine unabhängige Religionsgemeinschaft ein?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821710600


Frau Kollegin, ich ahnte, dass Sie das fragen würden .
Ich hätte das nämlich an Ihrer Stelle auch gefragt, und ich

schätze, der Kollege Beck will das auch fragen . Völlig
klar: Nein . Außerdem ist es Sache der Länder .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821710700

Ihre zweite Nachfrage .


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821710800

Gut . Dann haben wir ja geklärt, dass die DITIB keine

Religionsgemeinschaft ist .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821710900


Hatte ich auch nicht gesagt .


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821711000

Gut . Dann sehen wir das auch so . Aber trotzdem ist es

ja so, dass die Beschäftigungserlaubnis entsprechend der
Beschäftigungsverordnung ohne Zustimmung der Bun-
desagentur für Arbeit erteilt wird . Es ist aber keine Re-
ligionsgemeinschaft . Auf welcher rechtlichen Grundlage
basiert die vom AA genehmigte privilegierte Beschäfti-
gungsmöglichkeit für diese Anstalt, die ja von Ankara
aus gesteuert wird, gelenkt wird, finanziert wird?

Noch eine Nebenfrage . Angesichts der heutigen Er-
kenntnisse und Nachrichtenlage, dass es in Deutschland
Razzien gegen Imame der DITIB auf Grundlage eines
Verfahrens der Generalbundesanwaltschaft gibt, würde
ich gern wissen, inwiefern das zutrifft, was in den tür-
kischen Medien steht, nämlich dass während des letzten
Besuchs von Merkel in Ankara beim türkischen Mi-
nisterpräsidenten und beim türkischen Staatspräsiden-
ten vereinbart worden sei, dass die Imame, die hier in
Deutschland andere bespitzelt haben, von der zentralen
Stelle in Ankara, von der Diyanet, zurückbeordert wer-
den und deshalb jetzt einige der von der GBA Beschul-
digten nicht mehr aufzufinden sind und das Land schon
längst verlassen haben .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821711100


Eine solche Vereinbarung ist mir nicht bekannt . Ich
kann sie mir auch nicht vorstellen .

Im ersten Teil haben Sie nach der Arbeitsaufnahme
und den entsprechenden Regelungen gefragt . Das würde
ich Ihnen gern nachreichen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821711200

Dann hat der Kollege Beck das Wort zu einer Nach-

frage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821711300

Ich würde eigentlich gern an das anknüpfen, aber da-

rauf komme ich nachher beim Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums des Innern zurück .

Ich möchte eine Nachfrage zu Ihrem Geschäftsbereich
stellen . Die DITIB hat mit Presseerklärung vom 3 . Fe-
bruar dieses Jahres erklärt, dass einige Religionsattachés
nach Ankara zurückbeordert werden mussten, weil sie

Vizepräsidentin Petra Pau

http://www.sueddeutsche.de/politik/nach-putschversuch-festnahmen-in-der-tuerkei-zehntausende-entlassungen-inhaftierte-ohne-rechte-1.3085149
http://www.sueddeutsche.de/politik/nach-putschversuch-festnahmen-in-der-tuerkei-zehntausende-entlassungen-inhaftierte-ohne-rechte-1.3085149
http://www.sueddeutsche.de/politik/nach-putschversuch-festnahmen-in-der-tuerkei-zehntausende-entlassungen-inhaftierte-ohne-rechte-1.3085149





(A) (C)



(B) (D)


ihre Pflichten übererfüllt hätten und hier als Spione tätig
waren. Ich finde, damit entfällt eigentlich die Grundlage
dafür, dass wir Religionsattachés mit einem konsulari-
schen oder diplomatischen Status hier an unseren Bot-
schaften akzeptieren .

Der Verfassungsschutz hatte uns kürzlich im Innen-
ausschuss dargelegt, dass diese Religionsattachés die
Fachaufsicht über die DITIB-Vereine vor Ort führen .
Da ist Köln völlig raus . Und in dem Rahmen hat die-
se Spionage stattgefunden . Teilt die Bundesregierung
meine Auffassung, dass wir künftig solchen Religions-
beauftragten an den Konsulaten und den Botschaften in
Deutschland kein Aufenthaltsrecht zubilligen und keinen
diplomatischen Status mehr erteilen können, und wenn
nicht, warum nicht?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821711400


Herr Beck, ich bin, glaube ich, nicht minder beunru-
higt als Sie über all das, was jetzt Stück für Stück nach
draußen dringt .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollen nicht beunruhigt sein, sondern mir antworten!)


– Nein, ich weiß, was Sie fragen . Sie stellen ja eine sehr
grundsätzliche Frage . Solange diese Situation nicht vor-
lag, haben weder Sie noch ich oder irgendjemand eine
solche Frage gestellt . Ich glaube, es muss jetzt klarge-
macht werden, dass das nicht sein darf . Es ist Bespitze-
lung . Es wird diesen Dingen nachgegangen . Ich glaube,
an der Stelle müssen wir nachhaken . Das andere nehme
ich sehr gern mit als Ihre Frage .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie das noch nachbeantworten? Das ist eine aktuelle Frage!)


– Ja, ich habe das verstanden und gebe Ihnen die Infor-
mation gern weiter .


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, man muss auf Fragen antworten!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821711500

Zum weiteren Verlauf, liebe Kolleginnen und Kolle-

gen, eine Bitte .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Andere haben vor zehn Jahren schon über diese Problematik publiziert!)


– Zurzeit habe überwiegend ich das Wort, Kollege Beck .


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Bevor wir fortfahren, bitte ich darum, darauf zu ach-
ten, dass durch ein optisches Signal deutlich angezeigt
wird, wenn die Fragezeit abgelaufen ist . Dann sollte es
möglich sein, die Frage mit einem Fragezeichen zu be-
schließen, sodass die Antwort gegeben werden kann .

Ich rufe die Frage 13 des Kollegen Kai Gehring auf:
Wie viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind

nach Kenntnis der Bundesregierung seit dem Putschversuch in

der Türkei Mitte Juli 2016 entlassen worden – zuletzt wurden
nach Medienberichten (dpa vom 7 . Februar 2017) von Anfang
Februar 2017 4 000 Staatsbedienstete entlassen; 330 davon ar-
beiteten an Universitäten –, und welche Auswirkungen hat die
politisch angespannte Lage in der Türkei auf die deutsch-tür-
kischen Wissenschaftskooperationen?

Bitte, Frau Staatsministerin .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821711600


Nach Kenntnis der Bundesregierung wurden in der
Türkei seit dem gescheiterten Putschversuch vom 15 . Juli
2016 insgesamt etwa 8 600 akademische Hochschulmit-
arbeiterinnen und -mitarbeiter per Dekret der türkischen
Staatsführung entlassen . Diese Zahl beinhaltet auch die
durch Schließung von 15 privaten Universitäten Entlas-
senen . Hinzu kommen die an türkischen Hochschulen
entlassenen nichtakademischen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, etwa aus der Verwaltung .

Einzelne bilaterale Forschungsprojekte haben sich
verzögert . Die Bundesregierung hält an der Kooperati-
on mit der Türkei im Bildungs- und Forschungsbereich
fest, auch damit Nachwuchswissenschaftlerinnen und
Nachwuchswissenschaftler in der Türkei weiterhin Zu-
gang zur europäischen Wissens- und Wertegemeinschaft
haben .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821711700

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821711800

Vielen Dank, dass Sie die wahnsinnig erschreckenden

und dramatischen Zahlen hier referiert haben . Wir Grü-
ne im Bundestag haben gefordert, dass die internationale
Stärkung und der Schutz der Wissenschaftsfreiheit Ein-
gang finden in die neue Internationalisierungsstrategie
der Bundesregierung . Dieser Forderung haben Sie leider
nicht entsprochen . Sie haben als Bundesregierung in die-
ser neuen Internationalisierungsstrategie aber immerhin
deutlich gemacht, dass Bildung, Wissenschaft und For-
schung eine stabilisierende Wirkung haben können .

Erleben wir in der Türkei oder auch in anderen entwi-
ckelten Ländern aber derzeit nicht das krasse Gegenteil,
nämlich eine Destabilisierung des Bildungs-, Wissen-
schafts- und Forschungssystems, auch mit sehr nachtei-
ligen Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung des
Landes, also eine allgemeine Destabilisierung? Und wie
will die Bundesregierung jetzt ganz konkret auf diese
neue massive Entlassungswelle im Wissenschafts- und
Forschungsbereich der Türkei reagieren?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821711900


Herr Kollege Gehring, ich glaube, das ist eine Ent-
wicklung, die uns wirklich sehr erschreckt und in Atem
hält, und zwar nicht nur aufgrund der letzten Entlas-
sungswelle . Es gab ja mehrere Wellen hintereinander . Ich
war inzwischen mehrfach in der Türkei . Dabei habe ich
eine Botschaft mitgenommen, die ich für ganz wichtig
halte – wie wichtig sie ist, hat auch der frühere Bundes-
außenminister Steinmeier in seinem Bericht zur Lage

Volker Beck (Köln)







(A) (C)



(B) (D)


in der Türkei sehr deutlich gemacht –: Wir müssen die
Zivilgesellschaft stärken . Zur Zivilgesellschaft gehört in
meinen Augen auch ganz maßgeblich der Wissenschafts-
bereich . Deshalb ist es uns so wichtig, hier den Kontakt
zu halten und weiter Unterstützung zu geben .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821712000

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821712100

Vielen Dank . – Welche massiven Folgen das für eine

kritische Zivilgesellschaft haben kann, wissen wir ja .

Gerade letzte Woche sprach ich mit einem Professor
einer deutschen Hochschule, der mir sagte, dass er mit
drei türkischen Hochschulen Kooperationsbeziehungen
pflegt. Nun sind alle seine Ansprechpartner weg, weil
sie entlassen worden sind . Er fragt sich, wie diese Wis-
senschaftskooperationen überhaupt fortgesetzt werden
können .

Die Frage ist, ob diese Problemanzeigen die Bun-
desregierung erreichen . Wenn diese Problemanzeigen
Sie erreichen, wie stärken Sie denn den in Deutschland
kooperierenden Wissenschaftlern den Rücken mit expli-
ziten Leitlinien für diese Wissenschaftskooperationen?
Wie wird die Bundesregierung das Anliegen der Koope-
rationspartner aufnehmen und wirksam unterstützen?
Man braucht sehr explizite Leitlinien für diese Zusam-
menarbeit, damit Wissenschaftsfreiheit und Wissen-
schaftskooperationen in Zukunft überhaupt funktionie-
ren können .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821712200


Ich will zunächst deutlich machen, dass es eine ganz
besondere Initiative gibt, die wir seitens des Auswärtigen
Amtes auf den Weg gebracht haben . Man sollte sie nicht
zu gering einschätzen; denn sie setzt ein klares Zeichen
für Wissenschaftler, die in Bedrängnis sind . Das ist die
Philipp Schwartz-Initiative; auch Sie kennen sie sehr gut .


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bitte verstetigen!)


Es ist zu bemerken, dass die Zahl der Wissenschaftler,
die aus der Türkei kommen und daran teilnehmen, gestie-
gen ist . Die Zahl mag klein sein, aber das Zeichen, das
damit verbunden ist, ist, wie ich finde, ein großes. Insge-
samt nehmen jetzt 69 Wissenschaftler daran teil, davon
allein 27 aus der Türkei, die für zwei Jahre in Deutsch-
land sein können . Das soll der Wissenschaft klar signali-
sieren: Wir sind an eurer Seite .

Sie wissen, dass wir bei der Türkisch-Deutschen Uni-
versität mit aller Kraft und in allen Gesprächen immer
wieder darauf drängen, diesen Ort der Zusammenarbeit
zu stärken . Das soll auch auf andere Kooperationen aus-
strahlen . Ich kann alle Universitäten und Wissenschafts-
einrichtungen nur ermutigen, in Kontakt zu bleiben, weil
das eine wichtige Aufgabe zwischen den Zivilgesell-
schaften ist .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821712300

Zu einer weiteren Nachfrage hat die Kollegin

Dağdelen das Wort.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821712400

Ich habe eine Nachfrage . Ungefähr die Hälfte der in

der Frage von Herrn Gehring genannten 330 Wissen-
schaftlerinnen und Wissenschaftler, die an den Univer-
sitäten gearbeitet hatten, wurden entlassen und an den
Pranger gestellt, weil sie einen Aufruf für den Frieden
der Academics for Peace unterzeichnet hatten . Die Aca-
demics for Peace haben jetzt auch in Deutschland eine
Organisation gebildet, weil Deutschland immer mehr
zum Exil für die Verfolgten und Andersdenkenden aus
der Türkei wird .

Insofern würde ich gerne wissen: Hat die Bundesre-
gierung bisher Gespräche, Kontakte zu den Academics
for Peace in Deutschland gehabt? Inwieweit hat die Bun-
desregierung über das genannte Programm hinaus – ich
finde es ganz gut; aber das ist ein bisschen zu wenig –
Kenntnisse über die Anzahl der Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler, die wegen der Verfolgung aus der
Türkei nach Deutschland gekommen sind und hier an
den Universitäten arbeiten? Ich meine damit Personen,
die keinen Antrag auf Asyl gestellt haben, sondern hier
einen Aufenthaltstitel zum Zwecke der Forschung, eines
Doktorandenstudiums etc . bekommen haben . Inwiefern
gibt es Schutzmaßnahmen für diese Menschen, damit sie
von Erdogans Netzwerken hier nicht verfolgt, bedroht
oder eingeschüchtert werden, beispielsweise durch die
DITIB-Spitzeleien?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821712500


Ich verstehe . – Zahlen liegen mir keine vor . Aber ich
erlebe immer wieder, so wie auch Sie und viele andere
Kollegen, dass sich Personen an mich wenden – nicht nur
in meiner Eigenschaft als Staatsministerin – und mich
fragen: Was können wir tun und für wen? Ich glaube,
dass die Situation in der Türkei so ist, dass viele in die-
sem Land bleiben wollen, weil sie wissen, wie wichtig es
ist, dort zu bleiben . Das habe ich in meinen Gesprächen
vor Ort immer wieder erfahren .

Das andere ist aber: Wenn wirklich Gefahr droht –
wir wissen, um welche Fälle es sich handelt, Frau
Dağdelen –, dann ist für viele Deutschland sozusagen ein
sicherer Hafen, wo sie leben und eine Zukunftsperspek-
tive haben können . Ich glaube, das ist etwas, was wir in
Zukunft leider vermehrt erleben werden .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821712600

Der Kollege Volker Beck hat noch eine Nachfrage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821712700

Ich wollte wissen, ob Sie Kenntnisse darüber haben,

ob von diesen Entlassungen, die in der ursprünglichen
Frage angesprochen worden sind, auch Menschen betrof-
fen waren oder sind, die ihren Aufenthalt in Deutschland
haben, zum Beispiel weil sie im Rahmen von Koopera-
tionsprogrammen entsandt sind, Stipendien haben oder

Staatsministerin Dr. Maria Böhmer






(A) (C)



(B) (D)


dergleichen mehr, und wenn ja, wie viele betroffen sind
und was Sie zu deren Schutz tun, sodass sie nicht zurück-
beordert werden können .

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821712800


Letzteres hängt ja von dem jeweiligen Aufenthaltssta-
tus ab; das wissen wir beide .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hängt auch davon ab, was wir mit dem Aufenthaltsstatus machen!)


Jeder, der politisch verfolgt wird, hat in Deutschland das
Recht auf Asyl, wenn keine andere Zufluchtsmöglichkeit
gegeben ist . Wenn es eine Möglichkeit für einen längeren
Aufenthalt gibt, dann ist das eine andere Sache . – Was die
Zahlen anbetrifft, bitte ich um Verständnis dafür, dass ich
sie nachreichen muss .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da wäre ich dankbar!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821712900

Zu einer weiteren Nachfrage hat die Kollegin

Haßelmann das Wort .


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821713000

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Frau Staatsminis-

terin, anknüpfend an die Frage meines Kollegen Kai
Gehring interessiert mich, ob Sie Mittel für die Philipp
Schwartz-Initiative der Alexander-von-Humboldt-Stif-
tung für verfolgte Wissenschaftlerinnen und Wissen-
schaftler angesichts der beschriebenen dramatischen Si-
tuation dauerhaft verstetigen werden?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1821713100


Es gibt dazu Überlegungen . Wir diskutieren sehr in-
tensiv darüber, weil wir auch sehen, dass es mehr und
mehr Bedarf dafür gibt . Sie erkennen das an der Bereit-
schaft des Auswärtigen Amtes, überhaupt eine solche Ini-
tiative zu starten . Mich hat auch sehr beeindruckt, wie
die Wissenschaftscommunity, in dem Fall die Alexan-
der-von-Humboldt-Stiftung, mit all ihren Kräften und
all ihren Verbindungen daran mitarbeitet . Ich persönlich
wäre sehr für eine Verlängerung .


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie doch!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821713200

Die Frage 14 des Kollegen Mutlu wird schriftlich be-

antwortet .

Ich rufe die Frage 15 der Kollegin Brantner auf . – Da
die Kollegin Brantner nicht da ist, verfahren wir mit den
Fragen 15 und 16, wie in der Geschäftsordnung vorge-
sehen .

Die Frage 17 der Kollegin Inge Höger soll schriftlich
beantwortet werden .

Wir kommen zur Frage 18 der Kollegin Beate Müller-
Gemmeke .


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie ist noch im Ausschuss!)


– Ich bitte darum, uns in Zukunft ein Zeichen zu geben,
wenn sich jemand entschuldigt hat . Wir können nicht ah-
nen, dass die Kollegin noch im Ausschuss ist .


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, selbstverständlich!)


Es wird verfahren, wie in unserer Geschäftsordnung vor-
gesehen .

Die Frage 19 des Kollegen Niema Movassat soll eben-
so wie die Frage 20 des Kollegen Andrej Hunko schrift-
lich beantwortet werden .

Damit sind wir am Ende Ihres Geschäftsbereiches . –
Herzlichen Dank, Frau Staatsministerin .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums des Innern . Zur Beantwortung steht der Par-
lamentarische Staatssekretär Dr . Günter Krings zur Ver-
fügung .

Die Frage 21 des Kollegen Hunko soll schriftlich be-
antwortet werden .

Ich rufe die Frage 22 des Kollegen Hans-Christian
Ströbele auf:

Welche Erkenntnisse zu den beiden libyschen Rufnummern
aus dem Mobilfunkgerät, das im Februar 2016 bei Anis Amri

(Chronologie des Behördenhandelns vom 17 . Januar 2017, Seiten 8, 9)

tung, Nutzung und folgenden Konsequenzen, hat die Bun-

(Bundeskriminalamt: BKA, Bundesnachrichtendienst: BND, Bundesamt für Verfassungsschutz: BfV)

Partnerländern, insbesondere den USA, im Laufe der Zeit nach
dem Februar 2016 bis zum Februar 2017 je erhalten, und wel-

(bzw . BKA, BND, BfV)


Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821713300


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Lieber Kollege Ströbele, durch das Bundeskri-
minalamt wurden im Rahmen der Sachbearbeitung im
Februar 2016 zwei libysche Kontaktrufnummern des
Amri an Tunesien übermittelt . Die tunesischen Behörden
wurden gebeten, zu prüfen, ob zu Anis Amri, den genutz-
ten Aliaspersonalien sowie den genannten libyschen Te-
lefonnummern Erkenntnisse vorliegen .

Im Rahmen des Ermittlungsverfahrens im Zusam-
menhang mit dem Anschlagsgeschehen am 19 . Dezem-
ber 2016 in Berlin hat das Bundeskriminalamt dann am
2 . Januar 2017 dem FBI, also der US-amerikanischen
Bundespolizei, die Inhaltsdaten eines Mobiltelefons
übermittelt, das am Tatort gesichert wurde und dem Be-
schuldigten Anis Amri zugeordnet wird .

Das FBI wurde, wie im Rahmen des internationa-
len polizeilichen Informationsaustausches üblich und
gängige Praxis, um Erkenntnismitteilung zu den über-
mittelten Inhaltsdaten gebeten . Im Rahmen dieser Er-

Volker Beck (Köln)







(A) (C)



(B) (D)


kenntnisanfragen des Bundeskriminalamts wurden unter
anderem mehrere libysche Telefonnummern mitgeteilt .
Die Strafverfolgungsbehörden in den USA führen ein
Spiegelverfahren, da bei dem Anschlag vom 19 . De-
zember 2016 – das wissen Sie – auch zwei Personen mit
US-Staatsangehörigkeit verletzt worden sind . In diesem
Kontext haben die US-Behörden ein Rechtshilfeersu-
chen gestellt . In Beantwortung dieses Ersuchens wurden
dem FBI unter anderem die oben genannten Inhaltsda-
ten erneut übermittelt . Die vollständige Abarbeitung des
Rechtshilfeersuchens dauert an . Die weiteren Abklärun-
gen zu den in Rede stehenden Rufnummern haben keinen
Tatzusammenhang ergeben .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821713400

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke erst einmal . – Herr Staatssekretär, ich habe
eine Nachfrage . Sie reden immer von Informationen an
US-Stellen durch deutsche Stellen und Sicherheitsbehör-
den nach dem Anschlag . Gab es auch schon vorher, also
vor dem Anschlag, Informationen deutscher Stellen, also
des Bundesamtes für Verfassungsschutz oder des BKA,
an US-Stellen über den Inhalt dieser Telefonnummern in
Libyen, und wenn ja, wann und von wem?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821713500


Frau Präsidentin, ich hatte das gerade schon vorgetra-
gen . Aber ich lese den ersten Absatz noch einmal etwas
langsamer vor: Durch das Bundeskriminalamt wurden im
Rahmen der Sachbearbeitung im Februar 2016 zwei liby-
sche Kontaktrufnummern des Amri an Tunesien übermit-
telt . – Das war also die Übermittlung an Tunesien . Sie
haben jetzt gefragt, ob auch Informationen nach Amerika
geflossen sind. Das geschah erst nach dem Anschlag. Ich
habe keine anderen Erkenntnisse . An Tunesien erfolgte
die Übermittlung also schon vorher, an die Amerikaner
wurden diese Rufnummern aber erst nach dem Anschlag
übermittelt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821713600

Ihre zweite Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe erhebliche Zweifel, ob das stimmt, was Sie
jetzt gesagt haben .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821713700


Das sind unsere Erkenntnisse .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das müssen wir dann an anderer Stelle zu klären ver-
suchen .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821713800


Gut .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Anschlussfrage daran: Es gibt eine Meldung der Welt
vom 25 . Januar unter Bezugnahme auf den US-Sender
CNN, dass die US-Behörden dabei sind, ihre Informatio-
nen über das Camp, das am 19 . Januar 2017 bombardiert
worden ist, zu untersuchen, insbesondere darauf, ob vor
dem Anschlag Beziehungen zwischen Herrn Amri und
diesem Camp bestanden haben .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821713900


Was ist jetzt die konkrete Frage, Herr Ströbele?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ob der Bundesregierung das bekannt ist und was das
für Ergebnisse erzielt hat . Was haben die US-Behörden
nach Ihrer Erkenntnis für Ergebnisse erzielt?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821714000


Uns liegen dazu keine Erkenntnisse vor, Herr Ströbele .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821714100

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege Beck das

Wort .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821714200

Ich würde gerne wissen, was die Bundesregierung

über Amris Aufenthalt in der Fussilet-33-Moschee am
Abend des Anschlags auf dem Breitscheidplatz in der
Zeit zwischen 18 .38 Uhr und 19 .07 Uhr weiß .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821714300


Frau Präsidentin! Dazu kann ich Ihnen jedenfalls ak-
tuell nichts sagen . Wir haben das im Ausschuss ausführ-
lich erörtert . Zu dem, was dort gesagt worden ist, kann
ich Ihnen keine weiteren Erkenntnisse, jedenfalls heute
nicht, beibringen . Ich kann im Haus gerne rückfragen, in-
wieweit wir Ihnen dazu noch Informationen geben kön-
nen . Aber jedenfalls aktuell kann ich Ihnen nichts weiter
dazu sagen .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bitte um schriftliche Nachreichung!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821714400

Zu einer weiteren Nachfrage hat die Kollegin Künast

das Wort .

Parl. Staatssekretär Dr. Günter Krings






(A) (C)



(B) (D)



Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821714500

Herr Staatssekretär, noch eine Nachfrage zum Fall

Amri . Wir – auch der Rechtsausschuss – haben inzwi-
schen aus dem Justizbereich eine Aufstellung aller der
Bundesregierung mittlerweile bekannten Strafverfahren
gegen Anis Amri bekommen . Die Übersicht besagt fak-
tisch, dass acht Staatsanwaltschaften elf Ermittlungsver-
fahren gegen Amri durchgeführt haben . In dieser Über-
sicht fehlten noch Niedersachsen und Hessen . Können
Sie mir sagen, ob aus diesen beiden Bundesländern noch
mehr Ermittlungsverfahren dazukommen? Können Sie
ergänzen, was dann noch an Ergebnissen dazukäme?

Ich möchte diese Frage um den folgenden Punkt er-
weitern: Werden Sie, wird das Innenministerium anre-
gen, dass man mit solchen Fällen in Zukunft beim GTAZ
anders vorgeht, nämlich zum Beispiel vereinbart, die
Fälle zusammenzuführen und die Verfahren auch endlich
durchzuführen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821714600

Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821714700


Frau Präsidentin! Frau Künast, diese Daten wer-
den – nicht umsonst haben wir das im Rechtsausschuss
erörtert – von den Justizbehörden der Länder und auch
vom Bundesjustizministerium zusammengetragen . Ich
kann aktuell nicht sagen, ob etwas dazugekommen ist .
Ich weiß, dass dieser Arbeitsprozess entweder schon ab-
geschlossen oder noch in Arbeit ist . Insofern wäre diese
Frage zu gegebener Zeit an das Justizministerium zu stel-
len . Ich kann aktuell die Frage, was die anderen beiden
Bundesländer, die Sie genannt haben, anbelangt, nicht
beantworten .

Ich glaube, dass aus diesem Fall ganz erhebliche Er-
kenntnisse und Schlussfolgerungen im GTAZ gezogen
werden müssen, aber auch bei den einzelnen Behörden,
die daran beteiligt waren, gerade bei den Landesbehör-
den, und dass Verfahren stärker zusammen betrachtet
werden müssen . Auch muss, wenn es um mehrere Straf-
verfahren geht, eine Strategie entwickelt werden, wie
man eine Anklage mit einer möglichen Untersuchungs-
haft erreichen kann . Das halte ich für einen ganz wesent-
lichen Punkt, der zu diskutieren ist, nicht nur im GTAZ .
Aus meiner Sicht muss insgesamt die Schlussfolgerung
gezogen werden – das darf ich jedenfalls sagen –, dass
wir eine Zusammenschau solcher Verfahren brauchen,
um dann zu sehen, wie wir solche Gefährder etwa mit ei-
ner Untersuchungshaft aus dem Verkehr ziehen können .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821714800

Danke . – Wir kommen jetzt zur Frage 23 des Kollegen

Hans-Christian Ströbele:
Welche Angaben macht die Bundesregierung zum konkre-

ten Inhalt und zu den Erklärungen zu zwei verfälschten ITA-
ID-Karten (ITA: Italien), die Anis Amri am 30 . Juli 2016 bei
seiner Festnahme durch Beamte der Bundespolizei in Fried-

(Chronologie des Behördenhandelns vom 17 . Januar 2017, Seite 16)

Erkenntnisse haben deutsche Behörden im Anschluss an das

Auffinden insbesondere zu Herkunft, Zustandekommen, Ort,
Zeit und Täter der Verfälschung sowie über die Nutzung dieser

(bitte die Erkenntnisquellen aufschlüsseln)


Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821714900


Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Weil die Fakten so
umfangreich sind, wird es vielleicht ein bisschen länger .
Dafür bitte ich um Entschuldigung .

Am 30 . Juli 2016 um 0 .11 Uhr wies sich Amri bei ei-
ner Kontrolle durch Beamte der Bundespolizei im Rah-
men einer Identitätsfeststellung mit einer italienischen
ID-Karte aus . Das war in diesem Fernbus . Bei der fahn-
dungsmäßigen Überprüfung der Ausweisnummer wurde
durch eine Treffermeldung in der INPOL-Sachfahndung
festgestellt, dass bereits am 13 . Mai 2013 eine italieni-
sche ID-Karte mit identischer Ausweisnummer, jedoch
anderen Personaldaten als Totalfälschung festgestellt
wurde .

Im Weiteren wurde bei der Durchsuchung des Amri
eine weitere italienische ID-Karte gefunden . Beide Kar-
ten wiesen identische Ausweisnummern und identische
Personaldaten aus . Ausgestellt waren sie auf Anis Amri,
geboren am 22 . Dezember 1995 in Rom .

Aufgrund des Antreffens des Amri am 30. Juli 2016
in Friedrichshafen wurden durch die Bundespolizei-
inspektion Konstanz am 30 . Juli 2016 mehrere Ermitt-
lungsverfahren eingeleitet . Konkrete Vorwürfe waren:
Urkundenfälschung, § 267 Absatz 1 StGB, Verschaffen
von falschen amtlichen Ausweisen, § 276 Absatz 1 StGB,
unerlaubter Besitz von Betäubungsmitteln, § 29 Absatz 1
Satz 1 Nummer 3 BtMG, Verdacht des unerlaubten Auf-
enthaltes ohne Pass bzw . Passersatz, § 95 Absatz 1 Num-
mer 1 Aufenthaltsgesetz, Verdacht des unerlaubten Auf-
enthaltes ohne Aufenthaltstitel, § 95 Absatz 1 Nummer 2
Aufenthaltsgesetz .

Nach Abschluss der strafprozessualen Sofortmaßnah-
men und Sachdarstellung bei der zuständigen Staatsan-
waltschaft wurde der Gesamtvorgang zuständigkeitshal-
ber dem Landespolizeirevier Friedrichshafen übergeben .
Zudem wurden durch die Bundespolizei Erkenntnismit-
teilungen an das Bundeskriminalamt und die Landeskri-
minalämter Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen
und Berlin gesteuert . Auch das Bundesamt für Verfas-
sungsschutz wurde über die Festnahme des Amri unter-
richtet .

Weitere Ermittlungen zur Herkunft der bei Amri auf-
gefundenen totalgefälschten ID-Karten erfolgten durch
die Bundespolizei nicht . Dem Bundeskriminalamt, dem
Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Bundesnach-
richtendienst liegen darüber hinaus keine Erkenntnisse
im Sinne der Fragestellung vor .

Aus dem Aufgriff des Amri erwuchs ein Ermittlungs-
verfahren der Staatsanwaltschaft Ravensburg, über des-
sen Inhalt grundsätzlich die Landesbehörden Auskunft
erteilen müssen . Das Verfahren wurde am 7 . September






(A) (C)



(B) (D)


2016 von der entsprechenden Landesbehörde dort gemäß
§ 154f StPO eingestellt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821715000

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, das war eine ganz schöne Auf-
listung von Straftaten, die allein am 30 . Juli 2016 in
Friedrichshafen durch die Bundespolizei festgestellt
worden sind . Sie sagen, diese Verfahren wurden nach
§ 154f StPO, das heißt, mit Rücksicht auf andere, schwe-
rere Straftaten bzw . Strafverfahren aufgrund noch schwe-
rerer Delikte, eingestellt .

Wie beurteilt die Bundesregierung diese Einstellung
wenige Tage nach der Feststellung des Verdachts, dass
sich Herr Amri in diesem Maße strafbar gemacht hat?
Offenbar war ein guter Geist über ihm, der die Strafver-
folgungsbehörden davon abgehalten hat, ihres Amtes in
Deutschland zu walten .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821715100

Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821715200


Frau Präsidentin! Lieber Herr Kollege, ich weiß nicht,
was Sie mit dem „guten Geist“ insinuieren wollen .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oder böser! Kann auch sein!)


Ich kann nur sagen, dass das eine Entscheidung der
Landesbehörden war, die wir als Bundesregierung im
konkreten Fall nicht zu kommentieren haben . Die Ent-
scheidung ist nicht von einer Bundesbehörde getroffen
worden .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821715300

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


H
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1821715400
Ich habe gefragt, welche Erkenntnisse die Bundesbe-
hörden über die Herkunft dieser Daten gewonnen haben .
Welche Informationen haben Sie oder die Bundesbehör-
den denn in Italien eingeholt? Welche Erkenntnisse gibt
es darüber, wie Herr Amri an diese Karten gekommen ist
und wie Herr Amri diese Karten gefälscht hat? Wann und
wo hat er das gemacht?

Sind hierzu Ermittlungen angestellt worden? Das war
immerhin mehrere Monate vor dem Anschlag, und viel-
leicht gab es dort Erkenntnisse, die den Fall Amri in ei-
nem ganz anderen Licht hätten erscheinen lassen .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821715500


Auch hier muss ich Ihnen sagen, dass die Zuständig-
keit für die Ermittlungsverfahren und auch für die Beur-
teilung der Ergebnisse, die dort erzielt worden sind, bei
den Landesbehörden liegt . Diese Landesbehörden haben
die Aufgabe, diesen Sachverhalt auszuermitteln . – So ist
das bei der föderalen Zuständigkeitsverteilung .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821715600

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege Beck das

Wort .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821715700

He
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1821715800
Wann wurde Amri letztmalig vor dem Anschlag in
Deutschland durch anderweitige Maßnahmen im Hin-
blick auf seinen Aufenthaltsort erfasst?

Die letzte Sache, die mir bekannt ist, ist die Aufnah-
me in dieser Moschee . Daher die Frage: Gibt es durch
Zeugen oder andere technische Mittel – IMSI-Catcher,
TKÜ oder dergleichen – Erkenntnisse? Wurde er erfasst?
Wenn ja, durch welche Behörde und gegebenenfalls wel-
che Maßnahmen?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821715900


Wir haben eine Maßnahme genannt . Im Ausschuss
haben wir auch darüber gesprochen, dass beispielsweise
Möglichkeiten wie eine stille SMS genutzt worden sind .
Ich kann jetzt, weil ich die ganze Chronologie dafür noch
einmal durchschauen müsste, nicht sagen, wo das zum
letzten Mal passiert ist . Auch das müsste ich Ihnen nach-
reichen, da ich die Chronologie nicht präsent habe .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da freue ich mich, dass ich so viel Post von der Bundesregierung nach dem heutigen Tag kriege!)


– Bitte?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821716000

Herr Kollege Beck freut sich auf den vielen Postein-

gang, wenn ich das richtig verstanden habe .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821716100


Ich spreche gerne mit Ihnen, und ich schreibe Ihnen
gerne, Herr Beck .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821716200

Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär .

Wir kommen zur Frage 24 des Kollegen Volker Beck:

(Imame, Vorstände, Ange stellte etc .; bitte nach Zahl, Funktion, Einsatzstelle und Ort aufschlüsseln)

tungen (zum Beispiel Botschaftsangehörige bzw . Mitarbeiter

Parl. Staatssekretär Dr. Günter Krings






(A) (C)



(B) (D)


anderer türkischer Einrichtungen – UETD, MIT etc . –; bitte
nach Ort und Funktion aufschlüsseln, zum Beispiel Religions-
beauftragte, Botschaft) haben nach Kenntnis der Bundesre-
gierung seit Bekanntwerden der Spionage der DITIB/Diyanet

(Cumhuriyet, 3 . Dezember 2016; Die Welt, 8 . Dezember 2016)

verlassen (http://t .wn .de/Welt/Politik/2674080-Spionage-Af-
faere-Spitzel-Imame-in-die-Tuerkei-abgezogen, https://www .
welt .de/regionales/nrw/article161923742/In-vielen-Moschee-
gemeinden-brodelt-es .html, www .ksta .de/politik/ditib-spiona-
ge-tuerkischer-geheimdienst-bedraengt-verwandte-von-spit-
zel-opfer-aus-nrw-25679548-seite2, www .ditib .de/detail1 .
php?id=565&lang=de), und wann wurde diese Aktion zwi-
schen der Bundesrepublik Deutschland und türkischen Stellen

(einschließlich DITIB) erörtert?


Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821716300


Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Meine Damen
und Herren! Lieber Herr Kollege, Ausreisen von
DITIB-Mitarbeitern oder Funktionären vergleichbarer
türkischer Einrichtungen werden nicht zentral erfasst .
Der Bundesregierung liegen daher keine Informationen
zur Gesamtzahl der DITIB-Mitarbeiter oder Funktionäre
vergleichbarer türkischer Einrichtungen vor, die seit Be-
kanntwerden der Spionagevorwürfe die Bundesrepublik
Deutschland verlassen haben .

Wir haben heute Morgen im Ausschuss schon darü-
ber gesprochen. Abhilfe schaffen würde in weiten Teilen
jedenfalls ein Entry-Exit-System, das wir in der Europä-
ischen Union einführen wollen . Ich würde mich freuen,
wenn wir die Grünen bei der Einführung dieses Systems
künftig an unserer Seite hätten; denn ansonsten können
wir gar keine umfassenden Informationen über Ein- und
Ausreisen haben und entsprechende Auskünfte geben .

Im Übrigen – das darf ich ergänzen – hat die Bundes-
regierung mit türkischen Stellen oder DITIB keine Ge-
spräche über etwaige Ausreisen geführt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821716400

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821716500

Die DITIB ist Mitglied der Islamkonferenz, die von

Ihrem Haus geleitet wird . In diesem Rahmen frage ich
Sie: Sind Sie bereit, mit der DITIB endlich einmal da-
rüber zu reden und zu fordern, dass sie Ihnen gegenüber
entsprechende Auskünfte macht? In Pressemitteilungen
teilt uns die DITIB mit, dass sowohl Religionsbeauftrag-
te der türkischen Botschaft – lustigerweise ist die DITIB
dafür zuständig – als auch Imame ausgereist sind, weil
sie ihre Kompetenzen im Rahmen der Spionage über-
schritten haben . Es ist doch ein Leichtes, den Vorsitzen-
den oder meinetwegen auch den armen Herrn Alboga,
der das alles ausbaden muss, nach Berlin einzubestellen
und zu fragen: Wie viele Menschen sind jetzt gegangen?
Daran möchte ich die Frage anschließen: Wie sollen nach
euren Vorstellungen die Ermittlungen trotzdem stattfin-
den?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821716600


Frau Präsidentin! Ich glaube, ich habe auch im Aus-
schuss eben darauf hingewiesen: Es gab Ende Januar ein
Gespräch von Mitarbeitern des BMI mit dem Vorstand
des Bundesverbandes DITIB . Dort hat man auf diese
Problematik insgesamt hingewiesen, auch sehr deutliche
Worte gefunden und von DITIB ein deutliches Zeichen
der Loslösung von der Türkei bis hin zur Satzungsände-
rung gefordert .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch lächerlich!)


Dann gibt es diese Gespräche . Sie können also nicht
unterstellen, dass wir das nicht problematisieren und the-
matisieren . Dazu wäre es in der Tat auch sinnvoll – da
stimme ich Ihnen zu –, dass uns DITIB Auskunft darüber
gibt, wie sie mit diesen Imamen umgegangen ist, ob es
da Weisungen oder Ähnliches gab . Das würden wir na-
türlich auch gerne wissen .


(Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE]: Wenn Sie fragen, können Sie es vielleicht erfahren!)


Dabei muss man natürlich differenzieren: Sie wissen –
Sie kennen das Wiener Übereinkommen über diploma-
tische Beziehungen –, dass wir bei Religionsattachés,
wenn sie ordentlich akkreditiert sind, keine strafrechtli-
chen Maßnahmen ergreifen können . Da wäre die größt-
mögliche und maximale Sanktion sogar, sie zur Ausreise
aufzufordern . Etwas anderes gilt natürlich für die Imame .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821716700

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821716800

Sind Sie bereit, bezüglich der Mitarbeit der DITIB in

der Islamkonferenz Konsequenzen zu ziehen,


(Beifall des Abg . Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


wenn die DITIB nicht dafür sorgt, dass die Imame, die
gegen Deutschland und gegen deutsche Bürger spio-
niert haben, für Strafverfolgungsmaßnahmen und Ver-
nehmungen in Deutschland zur Verfügung stehen? Wir
haben heute gehört, dass es mit allen Haftbefehlen nicht
geklappt hat und dass die Häuser bei den Durchsuchun-
gen leer waren, weil die Verdächtigen ausgeflogen sind –
vermutlich in Richtung Türkei mit dem Flugzeug .


(Beifall des Abg . Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


Ich meine, die Bundesregierung erweckt den Ein-
druck, als ob sie einfach kein Interesse an der Aufklärung
dieses Falles und der Verfolgung hat,


(Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE]: Richtig!)


sonst hätte es nicht sechs Wochen gedauert, bis über-
haupt Ermittlungen aufgenommen worden sind, nach-
dem in der Presse bekannt geworden ist, dass wir Opfer
einer Auslandsspionage geworden sind .

Vizepräsidentin Petra Pau

http://t.wn.de/Welt/Politik/2674080-Spionage-Affaere-Spitzel-Imame-in-die-Tuerkei-abgezogen
http://t.wn.de/Welt/Politik/2674080-Spionage-Affaere-Spitzel-Imame-in-die-Tuerkei-abgezogen
https://www.welt.de/regionales/nrw/article161923742/In-vielen-Moscheegemeinden-brodelt-es.html
https://www.welt.de/regionales/nrw/article161923742/In-vielen-Moscheegemeinden-brodelt-es.html
https://www.welt.de/regionales/nrw/article161923742/In-vielen-Moscheegemeinden-brodelt-es.html
http://www.ksta.de/politik/ditib-spionage-tuerkischer-geheimdienst-bedraengt-verwandte-von-spitzel-opfer-aus-nrw-25679548-seite2
http://www.ksta.de/politik/ditib-spionage-tuerkischer-geheimdienst-bedraengt-verwandte-von-spitzel-opfer-aus-nrw-25679548-seite2
http://www.ksta.de/politik/ditib-spionage-tuerkischer-geheimdienst-bedraengt-verwandte-von-spitzel-opfer-aus-nrw-25679548-seite2
http://www.ditib.de/detail1.php?id=565&lang=de
http://www.ditib.de/detail1.php?id=565&lang=de





(A) (C)



(B) (D)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821716900

Sie haben das Wort, Herr Staatssekretär .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821717000


Frau Präsidentin! Herr Beck, natürlich – das habe ich
eben schon dargelegt – zieht die Bundesregierung Kon-
sequenzen . Wir haben sehr ernsthafte Gespräche geführt .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gespräche sind keine Konsequenzen! Das ist Therapie!)


Ich glaube nicht, dass wir jetzt sagen sollten, wir reden
mit denen gar nicht mehr .

Wir wollen diesen Fall aufklären . Deshalb will ich
auch noch einmal zurückweisen, dass wir kein Interesse
daran haben . Der Generalbundesanwalt führt ein Ermitt-
lungsverfahren . Sie können jetzt nicht diesen Eindruck
erwecken . Das war bei Ihrer Zusammenstellung ein
wenig der Fall, wenn Sie sagen: Die Haftbefehle haben
nicht geklappt . – Sie haben deshalb nicht geklappt, weil
eine Richterin sie nicht erlassen hat .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil sie schlecht begründet waren!)


Der Generalbundesanwalt wollte diese Menschen in
Haft nehmen, und die Richterin hat anders entschieden .
Wir leben in einem Rechtsstaat . Das unterscheidet uns
auch von den Ländern, über die wir gerade sprechen – in
Teilen jedenfalls –, und an der Stelle hat die Bundesre-
gierung gerade auch über die Strafverfolgungsbehörden
konsequent gehandelt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821717100

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege Ströbele

das Wort .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, auch mir fällt auf, dass das ein
erneuter Fall von erheblicher Beißhemmung der Sicher-
heitsbehörden in Deutschland ist . Was hat die Bundesre-
gierung eigentlich in den vielfältigen Kontakten, die sie
auch auf Arbeitsebene der Sicherheitsbehörden mit den
türkischen Behörden hat, unternommen, um diesen Fall
bzw. diese Fälle – es sind offenbar eine ganze Reihe – an-
zusprechen und deutlich zu machen, dass die ganz offene
Spionagetätigkeit von Bürgern der Türkei – angeblich
Geistliche – hier in Deutschland nicht geht? Hat sie an-
gesprochen, warum das gemacht wird und dass das nicht
nur gestoppt werden muss, sondern sich auch darum be-
müht, dass eine Stellungnahme der türkischen Behörden
dazu herbeigeführt wird? Oder wird das in den Beziehun-
gen zu der Türkei überhaupt nicht problematisiert?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821717200


Frau Präsidentin! Lieber Herr Ströbele, ich habe
Ihnen gerade dargelegt, dass wir nicht nur das Ermitt-

lungsverfahren der Generalbundesanwaltschaft haben,
sondern dass auch zwischen dem BMI und DITIB Ge-
spräche stattgefunden haben . Ich gehe davon aus, dass
auch im Auswärtigen Amt über die entsprechenden Ka-
näle ebenfalls Gespräche geführt werden . Es muss sich
sozusagen an dem Zusammenhang zwischen DITIB und
dem türkischen Staat einiges ändern, wenn – das hat Herr
Beck gerade angesprochen – die Zusammenarbeit in der
Islamkonferenz fortgesetzt werden sollte . Auf Landes-
ebene wird sich die Frage stellen: Wie halten wir es mit
der Beteiligung von DITIB am Religionsunterricht? Das
geht alles nur, wenn sich strukturell grundsätzlich etwas
ändert. Da sind wir uns hoffentlich einig.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821717300

Zu einer weiteren Nachfrage hat die Kollegin

Haßelmann das Wort .


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821717400

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Herr Staatssekretär

Krings, ich habe der Presse entnommen, dass die Vor-
würfe im Zusammenhang mit DITIB auch Gegenstand
des Gesprächs zwischen Yildirim und Merkel waren .
Können Sie mir das bestätigen, und wenn ja, was war der
Gegenstand der Beratungen?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1821717500


Frau Kollegin, das kann ich so nicht bestätigen . Ich
kann nicht sagen, ob oder in welcher Weise das Thema
war . Jedenfalls war Ausreise oder Ähnliches kein The-
ma – das ist mir bestätigt worden –, wenn Sie das un-
terstellen wollen . Das war jedenfalls kein Thema dieses
Gespräches .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen nicht, was Thema war, aber was nicht Thema war, wissen Sie!)


– Ich habe Informationen zu dem Punkt eingeholt, und
die Auskunft habe ich bekommen . Die Auskunft, die ich
bekommen habe, kann ich gerne weitergeben .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In dem Fall steht es auf der Homepage!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821717600

Danke, Herr Staatssekretär .

Die Frage 25 der Abgeordneten Erika Steinbach, die
Frage 26 des Abgeordneten Niema Movassat, die Fra-
gen 27 und 28 der Abgeordneten Ulla Jelpke und die Fra-
gen 29 und 30 des Abgeordneten Dr . André Hahn sollen
schriftlich beantwortet werden . Wir sind damit am Ende
des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums des In-
nern .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Justiz und für Verbraucherschutz . Zur Beant-
wortung der Fragen steht der Parlamentarische Staatsse-
kretär Christian Lange zur Verfügung .






(A) (C)



(B) (D)


Die Frage 31 der Abgeordneten Erika Steinbach soll
schriftlich beantwortet werden .

Ich rufe die Frage 32 der Kollegin Tabea Rößner auf:
Wie beurteilt die Bundesregierung die Rechtssicherheit

und Zweckmäßigkeit des Leistungsschutzrechts für Pressever-
leger vor dem aktuellen Hintergrund, dass – wie auch schon
ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen
Bundestages vom 30 . März 2015 feststellte – nun auch das
Landgericht Berlin in seiner mündlichen Verhandlung am
7 . Februar 2017 in Sachen VG Media gegen Google Inc .
Anhaltspunkte dafür sieht, dass das Gesetz europarechtswid-
rig zustande gekommen sei, da es vor seinem Inkrafttreten
in einem sogenannten Notifizierungsverfahren der Europäi-

(Richtlinie 98/34/EG; siehe Pressemitteilung des Landgerichts Berlin: www .berlin .de/gerichte/presse/pressemitteilungen-der-ordentlichen-gerichtsbarkeit/2017/pressemitteilung .558728 .php)

und wie schätzt die Bundesregierung vor diesem Hintergrund
die von demselben Gutachten des Wissenschaftlichen Diens-
tes des Deutschen Bundestages aufgeworfene Gefahr einer
Staatshaftung ein?

Bitte, Herr Staatssekretär .

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1821717700


Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Ihre Frage, Frau Kol-
legin, beantworte ich wie folgt: Die Bundesregierung hat
die Berichterstattung über die mündliche Verhandlung
vor dem Landgericht Berlin im Verfahren VG Media
gegen Google zur Kenntnis genommen . Zu anhängigen
Gerichtsverfahren nimmt die Bundesregierung keine
Stellung .

Vor diesem Hintergrund besteht auch kein Anlass, sich
erneut zu dem in der Frage erwähnten Gutachten des Wis-
senschaftlichen Dienstes oder zu Fragen der Staatshaf-
tung zu äußern . In diesem Zusammenhang verweist die
Bundesregierung auf die Antwort auf die schriftliche Fra-
ge 29, abgedruckt in der Bundestagsdrucksache 18/5737
auf Seite 32 f . Die Bundesregierung hatte dort darauf
hingewiesen, dass in dem Gutachten Argumente für und
Argumente gegen eine Notifizierungspflicht abgewogen
werden und dass laut dem Gutachten dem Europäischen
Gerichtshof insoweit die Auslegungshoheit zukomme .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821717800

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821717900

Vielen Dank . – So ganz erschließt sich mir das nicht,

wenn der Wissenschaftliche Dienst ein Gutachten erstellt
hat, das ganz deutlich sagt, dass hier Anhaltspunkte für
eine europarechtswidrige Gesetzgebung vorgefunden
worden sind .

Ich habe aber eine Frage, die sich auf den Okto-
ber 2016 und die Antwort auf meine Kleine Anfrage be-
zieht . Und zwar hatten die Regierungsfraktionen im Koa-
litionsvertrag versprochen, dass es eine Evaluierung gibt .
In der Antwort auf meine Kleine Anfrage wurde gesagt,
dass man mit dieser Evaluierung inzwischen begonnen
habe . Ich hätte gern von Ihnen gewusst, wie der Stand
der Evaluierung ist .

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1821718000


Frau Kollegin, ich habe darüber hinaus keine weiteren
Ausführungen zu machen . Sie hat begonnen, sie ist in
Arbeit .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821718100

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage .


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821718200

Dann wüsste ich sehr gerne, wann denn die Ergebnis-

se kommen und wann sie der Öffentlichkeit zugänglich
sind .

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1821718300


Wie immer: unverzüglich, ohne schuldhaftes Verzö-
gern .


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821718400

Wir kommen dann zur Frage 33 der Kollegin Rößner:

Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der
auch vom Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des
Deutschen Bundestages gesehenen Gefahr einer Staatshaftung
aufgrund des Verstoßes gegen die Richtlinie 98/34/EG wegen
fehlender Notifizierung, und unterstützt die Bundesregierung
vor dem Hintergrund der anhängigen Rechtsverfahren und da-
raus folgenden Rechtsunsicherheiten die Pläne, ein EU-weit
geltendes Leistungsschutzrecht mit einer Schutzfrist von

(Artikel 11 Proposal for a Directive of the European Parliament and of the Council on copyright in 2016)

europa .eu/digital-single-market/en/news/proposal-directive-
european-parliament-and-council-copyright-digital-single-
market)?

Bitte, Herr Staatssekretär .

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1821718500


Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Die Frage beantwor-
te ich wie folgt: Auf die Antwort zu Frage 32 verwei-
se ich . Es besteht kein Anlass, derzeit zu Fragen einer
Staatshaftung Stellung zu nehmen .

Hinsichtlich ihrer Haltung zu den Plänen für eine Ein-
führung des Leistungsschutzrechts für Presseverleger
auf EU-Ebene verweist die Bundesregierung auf ihre
Antwort auf die bereits von Ihnen eben erwähnte Kleine
Anfrage von Ihnen, der Kollegin Künast, des Kollegen
von Notz und weiterer Abgeordneter von Bündnis 90/
Die Grünen vom 20 . Oktober 2016 . Die Bundesregie-
rung hatte dort dargelegt, dass sie es für richtig hält, die
grundsätzliche Frage, wie für einen gerechten Interes-
senausgleich bei der Wertschöpfung im Internet gesorgt
werden kann, auch und vor allem auf europäischer Ebene
zu diskutieren . Sie hatte darauf hingewiesen, dass sie in
diesem Zusammenhang derzeit die Regelungsvorschläge
der Europäischen Kommission prüfe . Diese Prüfungen
sind auch vor dem Hintergrund, dass die fachlichen Bera-
tungen im Rat in Brüssel zum entsprechenden Vorschlag

Vizepräsidentin Petra Pau

http://www.berlin.de/gerichte/presse/pressemitteilungen-der-ordentlichen-gerichtsbarkeit/2017/pressemitteilung.558728.php
http://www.berlin.de/gerichte/presse/pressemitteilungen-der-ordentlichen-gerichtsbarkeit/2017/pressemitteilung.558728.php
https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/news/proposal-directive-european-parliament-and-council-copyright-digital-single-market
https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/news/proposal-directive-european-parliament-and-council-copyright-digital-single-market
https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/news/proposal-directive-european-parliament-and-council-copyright-digital-single-market
https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/news/proposal-directive-european-parliament-and-council-copyright-digital-single-market





(A) (C)



(B) (D)


der Europäischen Kommission erst beginnen, noch im
Gange .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821718600

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821718700

Ich frage mich trotzdem: Wenn im Oktober 2016 die

Kleine Anfrage beantwortet wurde, gibt es jetzt – jetzt
haben wir schon Mitte/Ende Februar – doch bestimmt
mehr Erkenntnisse .

Es gab am 20 . Oktober den Abschluss der Konsul-
tationen der Stakeholder . Da hätte ich gerne von Ihnen
gewusst, was das Ergebnis ist und welche Schlüsse die
Bundesregierung aus diesen Konsultationen zieht .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821718800

Bitte, Herr Staatssekretär .

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1821718900


Frau Kollegin, die fachlichen Beratungen der Rats-
arbeitsgruppe beginnen heute – um das noch einmal zu
sagen und zu konkretisieren – in Brüssel .

Der Richtlinienvorschlag ist komplex und enthält eine
Vielzahl strittiger Dossiers . Deshalb ist im Augenblick
nicht abzusehen, ob bzw . wann das Vorhaben in Brüssel
abgeschlossen sein wird – wahrscheinlich nicht vor 2018 .

Ich will im Übrigen darauf hinweisen, dass neben den
Beratungen in der Ratsarbeitsgruppe parallel auch im
Europäischen Parlament Beratungen für eine Positionie-
rung zum Vorschlag laufen . Von daher bitte ich einfach
um Verständnis, dass wir im Augenblick nicht konkreter
werden können, zumal die fachlichen Beratungen heute
in Brüssel beginnen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821719000

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821719100

Dann stelle ich noch einmal die Frage: Wann gibt es

die Ergebnisse der Evaluation, die Sie ja im Koalitions-
vertrag angekündigt haben?

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1821719200


Dann antworte ich Ihnen noch einmal im O-Ton, wenn
ich mich richtig erinnere: unverzüglich, ohne schuldhaf-
tes Verzögern . Wir sind am Arbeiten .


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821719300

„Unverzüglich“ ist keine Antwort auf die Frage:

Wann?


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darf ich auch noch nachfragen?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821719400

Das ändert jetzt nichts daran, dass Sie Ihr Nach-

fragerecht ausgeschöpft haben . – Aber die Kollegin
Haßelmann und auch der Kollege Petzold können noch
eine Frage stellen .


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821719500

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Herr Staatssekretär,

Sie haben sicherlich an den Fragen meiner Kollegin –
und ich bitte Sie, die ernst zu nehmen – gemerkt, dass es
uns nicht darum geht, ob schuldhaft oder nichtschuldhaft
oder unverzüglich oder verzüglich . Die Frage war über-
sichtlich: Wann wird uns ein entsprechendes Dokument
oder ein entsprechender Entwurf erreichen?

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1821719600


Ich nehme jede Frage ernst und beantworte jede Frage
ernsthaft . Ich sage Ihnen: Es ist in Arbeit . Sobald die Ar-
beit abgeschlossen ist, werden Sie unterrichtet .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821719700

Kollege Petzold .


Harald Petzold (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821719800

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Ich versuche es noch

einmal anders . Mit welchen Positionen gehen Sie denn
in die Verhandlungen auf europäischer Ebene, von denen
Sie gerade gesprochen haben?

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1821719900


Ich verweise dazu auf die Seite 31 des entsprechenden
Dokuments in Kapitel 1, Artikel 11, Schutz von Presse-
veröffentlichungen im Hinblick auf die digitalen Nutzun-
gen . Das, was dort zu lesen ist, geht unseres Erachtens
sehr weit, was die Fragen der Verlegerschaft anbelangt .
Aber im Grundsatz wird dort die deutsche Haltung wie-
dergegeben .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821720000

Danke, Herr Staatssekretär . – Wir sind damit am Ende

Ihres Geschäftsbereiches .

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Finanzen . Die Frage 34 der Abgeordne-
ten Sabine Zimmermann sowie die Fragen 35 und 36 der
Abgeordneten Lisa Paus werden schriftlich beantwortet .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Wirtschaft und Energie . Zur Beantwortung
der Fragen steht der Parlamentarische Staatssekretär
Dirk Wiese zur Verfügung .

Die Frage 37 der Abgeordneten Heike Hänsel, die
Fragen 38 und 39 des Abgeordneten Friedrich Ostendorff
sowie die Frage 40 des Abgeordneten Oliver Krischer
werden schriftlich beantwortet .

Ich rufe die Frage 41 der Kollegin Dr . Julia Verlinden
auf:

Parl. Staatssekretär Christian Lange






(A) (C)



(B) (D)


Wie bewertet die Bundesregierung eine mögliche Über-
tragung von Elektrizitätsmengen anderer KKW auf die KKW
Brokdorf und Emsland vor dem Hintergrund, dass diese KKW
sich laut Entwurf der Netzausbaugebietsverordnung in den
Netzausbaugebieten befinden würden, in welchen der Ausbau

(siehe hierzu auch Frage 6)


Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dirk Wiese (SPD):
Rede ID: ID1821720100


Vielen Dank . Das beantworte ich sehr gerne . – Die
im Netzausbaugebiet geltenden Regelungen zu den Aus-
schreibungen bei Wind an Land sind vom Verhalten der
Kernkraftwerksbetreiber unberührt . Bezüglich etwaiger
Elektrizitätsmengenübertragungen verweist die Bun-
desregierung auf die hierzu geltende Rechtslage, insbe-
sondere den gesetzlichen Rahmen für Übertragungen
gemäß § 7 Absatz 1b des Atomgesetzes sowie das Urteil
des Bundesverfassungsgerichts vom 6 . Dezember 2016,
wonach die konzerninterne Erzeugung der Elektrizitäts-
mengen nach Anlage 3 Spalte 2 des Atomgesetzes ein-
schließlich der bestehenden Übertragungsmöglichkeiten
verfassungsrechtlich zu berücksichtigen ist . Ein gegebe-
nenfalls notwendiger Redispatchbedarf wird – bei sonst
gleichen Bedingungen – durch zusätzliche Erzeugung
durch Kraftwerke im Norden Deutschlands erhöht .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821720200

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821720300

Vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Antwort, die

mich allerdings, wie Sie sich vorstellen können, über-
haupt nicht zufriedenstellt; denn ich sehe hier einen kla-
ren Widerspruch im Regierungshandeln . Auf der einen
Seite begründen Sie die Netzausbaugebiete und die da-
mit einhergehenden gedeckelten Ausbaumengen bei der
Windenergie damit, dass in den Netzen nicht genügend
Kapazitäten zur Verfügung stehen; deswegen müssten
die Netze weiter ausgebaut werden . Das ist Ihre Argu-
mentation in Bezug auf erneuerbare Energien und den
Ausbau in Norddeutschland . Auf der anderen Seite sa-
gen Sie nun, das habe doch gar nichts damit zu tun, wie
viel Strom überhaupt produziert werde . Wenn Sie zulas-
sen, dass die Atomkraftwerksbetreiber Reststrommen-
gen aus südlichen Atomkraftwerken auf die nördlichen
übertragen dürfen, dann wird viel mehr Strom vor Ort
produziert, insbesondere in den Regionen, wo ein großes
Windenergiepotenzial und damit auch ein ausreichendes
Investitionspotenzial bestehen; diese deckeln Sie nun .
Wie erklären Sie der Bevölkerung diesen eklatanten Wi-
derspruch in Ihrem Regierungshandeln?


(Beifall des Abg . Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821720400

Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dirk Wiese (SPD):
Rede ID: ID1821720500


Sehr geehrte Frau Dr . Verlinden, ich beantworte Ihre
Nachfrage sehr gerne . Wie ich vorhin ausgeführt habe,
werden die Ausschreibungsregelungen für Windener-
gieanlagen an Land von dem Verhalten der Kernkraft-
werksbetreiber im Netzausbaugebiet nicht berührt; das
habe ich Ihnen in meiner Antwort deutlich gemacht . Wie
Sie bei der Antwort auf Ihre Frage zum Geschäftsbereich
des BMUB bereits festgestellt haben, liegen bisher auch
keine Kenntnisse über entsprechende Übertragungen vor .
Wie ich eingangs ausgeführt habe, sind die Ausschrei-
bungen vom Verhalten der Kernkraftwerksbetreiber im
Bereich des Netzausbaugebietes unberührt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821720600

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821720700

Verstehe ich richtig, dass Sie die Reststrommengen-

übertragung von anderen Atomkraftwerken auf Atom-
kraftwerke, die sich innerhalb der Netzausbaugebiete
befinden – da, wo Sie die Windenergie deckeln –, nicht
regeln bzw . nicht ausschließen wollen, sondern im Fall
der Fälle den entsprechenden Antrag der Atomkraft-
werksbetreiber möglicherweise durchwinken?

Meine zweite Frage lautet, ob die Bundesregierung
plant – dazu hätte sie noch ausreichend Zeit –, die Brenn-
elementesteuer wieder einzuführen, wenn ein Gericht die
Klage der Betreiber so entscheidet, dass die Rechtmäßig-
keit dieses Instruments bestätigt wird .

D
Dirk Wiese (SPD):
Rede ID: ID1821720800


Die Frage beantworte ich sehr gerne . Ich habe vor-
hin ausgeführt, dass wir bezüglich eventueller Elektri-
zitätsmengenübertragungen auf die geltende Rechtslage
verweisen und sich dieser Rechtsrahmen aus dem § 7
Absatz 1b des Atomgesetzes sowie aus dem Urteil des
Bundesverfassungsgerichts vom 6 . Dezember 2016, das
Ihnen hinlänglich bekannt ist, ergibt . Darum verweise ich
an dieser Stelle auf die geltende Rechtslage . Zu laufen-
den Gerichtsverfahren nehmen wir nicht Stellung, son-
dern wir warten das Verfahren ab .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821720900

Wir kommen zur Frage 42 des Kollegen Christian

Kühn:

Wie will die Bundesregierung ihr eigenes Ziel eines kli-
maneutralen Gebäudebestandes noch erreichen, wenn sie mit
dem vorgelegten Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz den
Niedrigstenergiegebäudestandard für Gebäude der öffentli-
chen Hand, die Vorbildfunktion haben sollen, lediglich auf
dem Niveau des KfW-Effizienzhauses 55 definiert und darü-
ber hinaus die verbindliche Nutzung von erneuerbaren Energi-
en zur Wärmeerzeugung im Gebäudebestand nicht einführen
will?

Bitte, Herr Staatssekretär .

Vizepräsidentin Petra Pau






(A) (C)



(B) (D)


D
Dirk Wiese (SPD):
Rede ID: ID1821721000


Sehr gerne . – Das Gebäudeenergiegesetz soll den
Niedrigstenergiegebäudestandard für öffentliche Nicht-
wohngebäude einführen und damit eine Vorgabe der
EU-Gebäuderichtlinie 2010/31 umsetzen . Die Richtlinie
gibt vor, dass zur Wahrung der Vorbildfunktion öffentli-
che Nichtwohngebäude schon ab 2019 als Niedrigstener-
giegebäude auszuführen sind . Für den privaten Neubau
gilt diese Pflicht ab 2021. Der Niedrigstenergiegebäu-
destandard für diese Gebäude wird in einer zweiten No-
vellierungsstufe rechtzeitig vor 2021 definiert. Die ord-
nungsrechtlichen Energieeffizienzvorgaben haben das
Wirtschaftlichkeitsgebot einzuhalten .

Das im Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes vorge-
sehene Anforderungsniveau für neue öffentliche Nicht-
wohngebäude entspricht dem Standard eines Effizienz-
hauses 55 . Dieses geplante Vorgehen für Neubauten im
Gebäudeenergiegesetz steht auch im Einklang mit der
Energieeffizienzstrategie Gebäude sowie dem Klima-
schutzplan . Damit ist der Entwurf des Gebäudeenergiege-
setzes konform zum Ziel der Bundesregierung, bis 2050
einen nahezu klimaneutralen Gebäudestand zu erreichen;
denn die Strategien der Bundesregierung sollen neben
ordnungsrechtlichen Mindestanforderungen – hierzu zu-
künftig durch das Gebäudeenergiegesetz – insbesondere
die Förderung von hocheffizienten Neubauten, Maßnah-
men im Gebäudebestand sowie den Einsatz erneuerbarer
Energien im Wärmemarkt einbeziehen .

Komplementiert werden diese Instrumente durch In-
formationsangebote und Energieberatung . Nur in der
Summe aller Maßnahmen und Instrumente kann die
Wärmewende aus Sicht der Bundesregierung gelingen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821721100

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .

Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Danke, Herr Staatssekretär, für die Antwort . – Es
gibt einen Brief, der mir vorliegt, der Kollegen Fuchs,
Nüßlein, Pfeiffer, Bareiß, Durz und Volkmar Vogel sowie
der Kolleginnen Dött und Gundelach von der Unions-
fraktion, auf dessen Grundlage der Gesetzentwurf, den
Sie gerade referiert haben, gestoppt worden ist . Ich wür-
de gerne wissen, wie das BMWi den Inhalt dieses Brie-
fes bewertet und wie die Position des BMWi zu den in
diesem Brief angesprochenen Punkten ist . Wenn er Ihnen
nicht bekannt ist, kann ich Ihnen den Brief nachher auch
gerne geben .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821721200

Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dirk Wiese (SPD):
Rede ID: ID1821721300


Die Frage beantworte ich gerne . – Schreiben an Dritte
kommentiert das Bundeswirtschaftsministerium grund-
sätzlich nicht . Ich bitte Sie daher, sich in dieser Frage an
das Bundeskanzleramt zu wenden .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821721400

Damit haben Sie das Wort zu einer zweiten Nachfrage .

Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Die zweite Nachfrage ist: Wir haben im Gebäudebe-
stand im Augenblick eine sehr dramatische Situation,
was die erneuerbaren Energien anbetrifft. Wenn man sich
den Strombereich anschaut, dann sieht man, dass wir dort
deutlich über den Erwartungen liegen, die viele in der
SPD oder auch in der Union in der Vergangenheit hatten .
Aber im Gebäudebereich liegen wir hinsichtlich der er-
neuerbaren Wärme nach wie vor unter 10 Prozent .

Welche Maßnahmen gedenkt das Wirtschaftsministe-
rium zu ergreifen, um den Wirtschaftszweig der erneuer-
baren Energien auch bei der Wärme auszubauen und vor
allem die vielen Handwerksbetriebe und Unternehmen,
die im Bereich der erneuerbaren Wärme tätig sind – das
sind Pelletofenhersteller, Installationsbetriebe und ande-
re –, zu unterstützen, damit erneuerbare Wärme stärker
in den Gebäudebestand kommt? Planen Sie Anreizpro-
gramme oder auch ordnungsrechtliche Maßnahmen? Wie
sind dazu Ihre Vorstellungen im Bundeswirtschaftsmi-
nisterium?

D
Dirk Wiese (SPD):
Rede ID: ID1821721500


Das führe ich sehr gerne aus . – Die Ziele der Bundes-
regierung, einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand
zu erreichen, sind langfristig bis 2050 ausgelegt . Trotz-
dem haben wir seit 2013 insbesondere mit dem Nationa-
len Aktionsplan Energieeffizienz zahlreiche Maßnahmen
und auch Instrumente umgesetzt, die gerade die Ener-
gieeffizienz im Wärmemarkt aus unserer Sicht erhöhen.
Gleichzeitig ist der Anteil der erneuerbaren Energien mit
13,3 Prozent auf Zielkurs bis 2020, und auch im Wärme-
markt sind wir aktuell mit über 11 Prozent Minderung
gegenüber 2008 auf einem guten Weg, bis 2020 das Ziel
von minus 20 Prozent zu erreichen, und das trotz starker
Neubauaktivitäten .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821721600

Zu einer weiteren Nachfrage hat die Kollegin

Verlinden das Wort .


Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821721700

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Herr Wiese, Sie sag-

ten, mit 11 Prozent seien Sie auf einem guten Weg . Wenn
Sie bis 2020 20 Prozent schaffen wollen – es sind nur
noch drei Jahre –, dann empfehle ich Ihnen, noch einmal
überschlagsmäßig zu berechnen, wie viel Sie dann pro
Jahr schaffen müssen.

Meine Frage bezieht sich aber auf etwas anderes . Ich
bin sehr irritiert, dass Sie auf die Forderung, die von sehr
vielen Akteuren aus der Branche erhoben wurde – in Zu-
kunft die Berechnungsmethode dahin gehend zu ändern,
dass der CO2-Ausstoß eines Energieträgers stärker ge-
wichtet wird –, bei der Erstellung des Gebäudeenergiege-
setzes und der Anpassung der Vorgaben nicht eingegan-
gen sind . Ich verstehe das nicht; denn die Novellierung






(A) (C)



(B) (D)


wäre eine der großen Chancen gewesen, den CO2-Aus-
stoß weiter zu senken, wenn Sie ihn in Ihrem Entwurf
mehr zum Maßstab gemacht hätten .

D
Dirk Wiese (SPD):
Rede ID: ID1821721800


Zur ersten Frage: Sie haben richtig ausgeführt: Wir ha-
ben jetzt 2017 . Unsere Planung reicht bis 2020, bis dahin
sind es noch drei Jahre . Erst 2020 wird abgerechnet .

Zur zweiten Frage: Ich denke, dass die Energieeffizi-
enzstrategie Gebäude in einem Korridor hin zu einem na-
hezu klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050 liegt und
darüber hinaus eine Minderung der CO2-Emissionen die-
ses Sektors um 66 bis 67 Prozent bis 2030 vorgesehen ist .
Auf dieser Basis werden wir die bestehenden Maßnah-
men und Instrumente regelmäßig bewerten und gegebe-
nenfalls nachsteuern . Ich glaube, damit sind wir auf dem
richtigen Weg, um die Vorgaben für den Gebäudebereich
bzw . den Wärmemarkt zu erreichen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821721900

Danke, Herr Staatssekretär . – Wir sind damit am Ende

Ihres Geschäftsbereiches und kommen zum Geschäfts-
bereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales .
Zur Beantwortung steht die Parlamentarische Staatsse-
kretärin Anette Kramme zur Verfügung .

Die Fragen 43 und 44 der Kollegin Katrin Werner und
die Frage 45 der Kollegin Sabine Zimmermann sollen
schriftlich beantwortet werden .

Ich rufe die Frage 46 des Kollegen Matthias W .
Birkwald auf:

Wie hoch wäre die zusätzliche monatliche Belastung mit
Beiträgen zur gesetzlichen Rentenversicherung eines durch-
schnittlich verdienenden Beschäftigten im Jahr 2030 mit

(Rentenversicherungsbericht 2016, Übersicht B 14)

angenommenen Sicherungsniveau vor Steuern in Höhe von
53 Prozent, wenn – wie im Gesamtkonzept zur Alterssiche-
rung des BMAS – davon ausgegangen werden kann, dass der

(Tabelle A 2, Seite 56)

terschied zum geltenden Recht?

Bitte, Frau Staatssekretärin .

A
Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1821722000


Herzlichen Dank, Frau Präsidentin . – Herr Birkwald,
ich gehe davon aus, dass Ihre Frage eher deklaratori-
schen Charakter hat . Es geht um eine zusätzliche mo-
natliche Beitragsbelastung von insgesamt 176 Euro . Die
Bruttostandardrente läge damit bei 2 159 Euro statt bei
1 844 Euro .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821722100

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821722200

Vielen Dank, Frau Staatssekretärin . – Ich hatte nur

nach dem Beitrag für die Beschäftigten gefragt; Sie ha-
ben jetzt den Gesamtbeitrag genommen . Das heißt also,

mit circa 88 Euro könnte man ein Rentenniveau von
53 Prozent im Jahr 2030 finanzieren. Das ist also nicht
deklaratorisch . Ich danke Ihnen für die Antwort .

Meine Nachfrage lautet: Wenn es bei einem deutlich
höheren Durchschnittseinkommen mit dieser relativ
geringen Summe möglich ist, eine den Lebensstandard
sichernde Rente zu finanzieren, bedeutet das dann nicht
auch, dass man auf die Riester-Rente verzichten könnte?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821722300

Bitte, Frau Staatssekretärin .

A
Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1821722400


Jenseits der Sicherung des Lebensstandards gewährt
die Riester-Rente vielen Menschen ein zusätzliches Ein-
kommen im Alter, und wir sind der festen Überzeugung,
dass dies insoweit eine positive Sache ist .

Es geht aber natürlich auch darum, dass die Ries-
ter-Rente ein mittlerweile langjährig gepflegtes Produkt
auf dem Markt ist und dabei auch Vertrauensgesichts-
punkte zu beachten sind . Ich denke, es wäre falsch, die
Menschen ständig in andere Richtungen zu lenken .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821722500

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage .


Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821722600

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Berücksichtigend,

dass Sie die Riester-Zulage sogar noch erhöhen wollen,
bedeutet das aber, dass im Jahr 2030 durchschnittlich
verdienende Menschen 166 Euro im Monat in die Ries-
ter-Rente einzahlen müssen, und dabei habe ich die steu-
erlichen Zulagen bereits abgezogen – 166 Euro für ein
Produkt, von dem wir alle wissen, dass nicht genügend
dabei herauskommt, vor allem keine Rentenerhöhung
von 315 Euro, um die es hier geht .

Dazu muss es eine Alternative geben . Mit dem Beitrag
zur gesetzlichen Rentenversicherung, den Sie genannt
haben, haben Sie doch eine gute Alternative genannt .
Denn wenn man dann auf die Riester-Rente verzichtete,
hätten die durchschnittlich verdienenden Beschäftigten
im Monat 78 Euro mehr in der Tasche, mit denen sie dann
beispielsweise eine nicht geförderte private Altersvorsor-
ge oder auch eine betriebliche Altersvorsorge erwerben
könnten . Wäre das im Sinne einer guten Alterssicherung
nicht der deutlich bessere Weg?

A
Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1821722700


Herr Birkwald, zunächst ist es natürlich unseriös, bei
Beitragsberechnungen lediglich vom Jahr 2030 auszuge-
hen . Das ist auch der Grund, warum Ministerin Nahles in
ihrem Konzept, das ja öffentlich eingesehen werden kann,
das öffentlich beleuchtet werden kann, das Jahr 2045 he-
rangezogen hat . Die Beitragssatzsteigerungen, die sich
dort für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ergeben, sind na-
türlich um ein Vielfaches höher . Das ist der erste Punkt,
der an dieser Stelle zu erwähnen ist .

Dr. Julia Verlinden






(A) (C)



(B) (D)


Der zweite Punkt, der zu nennen ist: Wir werden nicht
umhinkommen – wir sind schon dabei, entsprechende
Schritte zu unternehmen –, weitere Maßnahmen vorzu-
nehmen. Das betrifft einerseits den Bereich der Erwerbs-
minderungsrente . Sie wissen, dass dieses Konzept heute
im Kabinett verabschiedet worden ist und demnächst
dem Bundestag zugänglich gemacht wird . Aber es geht
auch um die Lösung der Probleme derjenigen Menschen,
die während ihres gesamten Arbeitslebens wenig ver-
dient haben . Unser Haus hat ein Konzept vorgelegt, über
das in den nächsten Wochen und Monaten mit Sicherheit
noch diskutiert werden muss. Wir hoffen, dass wir in ir-
gendeiner Form noch bessere Lösungen finden werden.


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Das hoffe ich auch! Ich habe leider keine Nachfragemöglichkeit mehr!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821722800

Das ist richtig festgestellt, Herr Birkwald: Es gibt für

Sie keine Nachfragemöglichkeit mehr .

Die Frage 47 der Abgeordneten Beate Müller-
Gemmeke soll schriftlich beantwortet werden .

Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereichs .
Herzlichen Dank, Frau Staatssekretärin, für die Beant-
wortung der Fragen .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Verkehr und digitale Infrastruktur . Zur Beant-
wortung der Fragen steht der Parlamentarische Staatsse-
kretär Enak Ferlemann zur Verfügung .

Ich rufe Frage 48 des Kollegen Christian Kühn auf:

Seit wann ist der Bundesregierung die Verschiebung der
Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg auf voraus-
sichtlich 2018 bekannt, und welche Auswirkungen hat die
spätere Eröffnung auf die Fertigstellung des zukünftigen Re-
gierungsterminals?

Bitte, Herr Staatssekretär .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821722900


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich will die Frage gerne beantworten: Es wird
auf die Antwort auf die schriftliche Frage 63 auf Bundes-
tagsdrucksache 18/11078 verwiesen . Für die Zuschauer
will ich die Antwort wiederholen – damals wurde eine
identische Frage gestellt; ich zitiere meinen Kollegen
Barthle –:

Die Geschäftsführung der Flughafen Berlin Bran-
denburg GmbH (FBB) hat in der Gesellschafter-
versammlung der FBB am 23 . Januar 2017 Medi-
enberichte vom Wochenende bestätigt, dass eine
Eröffnung des BER im Jahr 2017 nicht möglich ist.
Auswirkungen auf die Fertigstellung des künftigen
Regierungsflughafens sind nicht erkennbar.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821723000

Herr Kühn, Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .

Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Meine Frage war: Seit wann ist diese Verschiebung
der Bundesregierung bekannt? Die Frage war also nicht,
wann die Flughafengesellschaft sie bestätigt hat oder ob
sie in Gesprächen und in Aufsichtsratssitzungen bekannt
geworden ist . Gefragt wurde ganz konkret, seit wann sie
der Bundesregierung bekannt ist .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821723100


Herr Kollege, ich beantworte die Frage wie folgt: Das
läuft über die Aufsichtsgremien, also über den Aufsichts-
rat . Erst dann, wenn etwas dort festgestellt wird, ist es der
Bundesregierung offiziell bekannt. Alles andere vorher
sind Spekulationen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821723200

Herr Kühn, Sie haben das Wort zu einer zweiten

Nachfrage .

Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Ich stelle fest, dass Sie damals erstmals davon erfah-
ren haben .

Meine Frage speist sich aus einem Artikel im Tages-
spiegel vom 12 . Februar 2017 . Da stand geschrieben,
dass es eine Ausschreibung für den Sicherheitsdienst für
den 30 . Juni 2018 gibt . Heißt das, dass in der zweiten
Jahreshälfte 2018 mit einer Eröffnung des Flughafens zu
rechnen ist?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821723300


Einen festen Termin zu nennen, wäre meinerseits Spe-
kulation, da es noch keinen offiziellen Termin gibt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821723400

Zu einer Nachfrage hat die Kollegin Verlinden das

Wort .


Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821723500

Herr Staatssekretär, ich möchte gerne wissen, wie

der Deutschen Flugsicherung ihre Vorbereitungszeit von
13 Monaten – diese Zeit wird in einer Rückmeldung aus
Ihrem Hause angegeben – ermöglicht werden soll, wenn
die Bauarbeiten am Terminal noch nicht abgeschlossen
sind und deswegen kein verbindlicher Eröffnungstermin
genannt werden kann . Das hängt miteinander zusammen .
Das interessiert mich brennend .

Die andere Frage ist: Gibt es mittlerweile ein Bauun-
ternehmen für die Errichtung des Interimsterminals, und
falls nicht, wieso nicht?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821723600


Zur ersten Frage: Uns interessiert es ebenso brennend
wie Sie . Eine Auskunft dazu kann ich Ihnen nicht geben,
weil es noch keine offizielle Auskunft gibt.

Parl. Staatssekretärin Anette Kramme






(A) (C)



(B) (D)


Das gilt ebenso für die zweite Frage .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821723700

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege Gastel

das Wort .


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821723800

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Herr Staatssekretär,

meine Frage bezieht sich auf das Interimsterminal . Ich
möchte gerne wissen: Haben Sie Erkenntnisse, wann der
Baubeginn und wann das Bauende vorgesehen sind und
wie sich die Baukosten von den ursprünglich anvisierten
Baukosten zu den aus heutiger Sicht realistischen entwi-
ckeln?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821723900


Das ist eine sehr detaillierte Frage, auf die ich in die-
sem Zusammenhang nicht konkret antworten kann . Das
muss ich schriftlich nachreichen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821724000

Dann gilt das als verabredet .

Die Frage 49 des Abgeordneten Oliver Krischer und
die Frage 50 des Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden)

sollen schriftlich beantwortet werden .

Wir kommen zur Frage 51 des Kollegen Gastel:
Seit wann befindet sich der Bericht zur Evaluation der

Änderungen des Personenbeförderungsgesetzes vom 14 . De-
zember 2012, den die Bundesregierung dem Bundestag laut
§ 66 des Personenbeförderungsgesetzes bis zum 1 . Januar
2017 hätte vorlegen müssen, in der Ressortabstimmung, und
bis wann wird die Bundesregierung dem Parlament den im

(bitte monatsgenaues Datum angeben)


Bitte, Herr Staatssekretär .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821724100


Folgende Antwort: Der Bericht wurde mit Schreiben
vom 8 . Februar 2017 von mir an den Präsidenten des
Deutschen Bundestages übersandt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821724200

Ihre erste Nachfrage .


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821724300

Herr Staatssekretär, das ist mir inzwischen bekannt .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821724400


Sehr gut!


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821724500

Manchmal kann sich innerhalb weniger Tage relativ

viel ereignen . Wir haben den Bericht auch schon gelesen .
Deswegen kann ich Ihnen zwei inhaltliche Fragen zu die-
sem Bericht stellen .

Meine erste Frage bezieht sich auf die Lenk- und Ru-
hezeiten bei Fernbussen . Es gibt eine erhebliche Erhö-
hung, nämlich eine Verdoppelung, des Anteils von bean-
standeten Bussen bezüglich der Lenk- und Ruhezeiten .
Wir vermissen in Ihrem Bericht konkrete Maßnahmen,
die Sie vorschlagen . Das heißt, Sie stellen eine Fehlent-
wicklung fest, sagen aber nicht, wie Sie damit umzuge-
hen gedenken . Deswegen die Frage an Sie: Was sind die
Konsequenzen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821724600

Bitte, Herr Staatssekretär .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821724700


Die Konsequenzen müssen die Länderbehörden tref-
fen, weil sie für die Überwachung zuständig sind .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821724800

Ihre zweite Nachfrage .


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821724900

Meine zweite Frage bezieht sich auf das Thema Bar-

rierefreiheit . Das Personenbeförderungsgesetz besagt,
dass für öffentliche Nahverkehrsmittel bis zum 1. Januar
des Jahres 2022 die vollständige Barrierefreiheit gewähr-
leistet sein muss . Sie stellen jetzt fest, dass dieses Ziel
nicht erreichbar ist . Dieses Ziel – das ergänze ich jetzt
noch – ist kein neu vorgegebenes, sondern ein Ziel, das
schon seit Jahren bekannt ist. Offensichtlich sind diejeni-
gen, die es umsetzen müssen – Kommunen, Verkehrsver-
bünde, Verkehrsunternehmen –, nicht rechtzeitig zu Potte
gekommen . Jetzt stellt sich die Frage: Wie gehen Sie da-
mit um? Werden Sie beispielsweise die Finanzmittel für
die Kommunen, für die Aufgabenträger erhöhen, damit
die notwendigen Investitionen gestemmt werden können,
damit dieses Ziel noch erreicht werden kann? Geben Sie
ein neues Ziel vor, sprich: eine neue Jahreszahl, bis zu
der dieses Ziel erreichbar sein muss?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821725000


Die Sachstandsbeschreibung schildern Sie richtig . Es
ist meine Eigenart, dass ich die Punkte offen und ehrlich
schildere, statt sie zu verschweigen . Wir halten die zeitge-
rechte Umsetzung für nicht möglich . Die Frage, ob eine
Erhöhung der Mittel helfen würde, ist deshalb schwer zu
beantworten, weil wir den Kommunen die Mittel nicht
direkt geben; vielmehr sind die Länder für die Verteilung
der Mittel zuständig . Wir haben mit Unterstützung des
Parlaments die Regionalisierungsmittel erheblich er-
höht . Insofern kann ich nicht erkennen, dass eine wei-
tere Erhöhung der Mittel dazu dienen würde, dieses Ziel
zu erreichen . Die Frage ist, wie die kommunale Selbst-
verwaltung in jedem Ort einzeln damit umgeht . Unsere
Kollegen in den regionalen Gebietskörperschaften müs-
sen das regeln . Wir können nur appellieren, das Ziel, das
der gesamte Staat Deutschland erreichen will, möglichst
zügig zu anzustreben und die entsprechenden Investiti-
onen in die Busstationen vorzunehmen . Ob das gelingt,
vermag die Bundesregierung so nicht zu beurteilen . Wir

Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann






(A) (C)



(B) (D)


können nur motivieren, wir können nur Modellprojekte
fördern, Beispiel geben, aber wir können es sicherlich
nicht durchsetzen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821725100

Wir kommen damit zur Frage 52 des Kollegen Gastel:

Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der
Einrichtung des „kürzesten Linienfluges der Welt“ am Boden-
see im Hinblick auf die Notwendigkeit attraktiverer Bahnver-
kehre am Bodensee über die Elektrifizierung der Bahnstrecke

(vergleiche www .swr . de/landesschau-aktuell/bw/friedrichshafen/bodenseehuepfer/-/id=1542/did=18413578/nid=1542/1idligw/index .html)

und wird die Bundesregierung den Ausbau der Bodenseegür-

(Elektrifizierung des Abschnittes zwischen Friedrichshafen und Radolfzell sowie partieller Ausbau auf zwei Gleise zwischen Radolfzell, Friedrichshafen und Lindau)


Bitte, Herr Staatssekretär .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821725200


Die Bundesregierung sieht keinen Anlass, Konse-
quenzen aus der Einrichtung einer Linienflugverbindung
zu ziehen .

Davon unabhängig hat die Bundesregierung mit dem
Abschluss einer Finanzierungsvereinbarung zur Elektri-
fizierung der Bedarfsplanstrecke Ulm–Friedrichshafen–
Lindau, sogenannte Südbahn, im Jahr 2015 ihre Fähig-
keit demonstriert, den Verkehrsträger Schiene auch in der
Bodenseeregion zu stärken . Mit dem Bau der Maßnahme
wird voraussichtlich im Jahr 2018 begonnen .

Die Bodenseegürtelbahn ist eine Maßnahme des öf-
fentlichen Personennahverkehrs . Der ÖPNV liegt in der
Zuständigkeit der Länder . Der Bund unterstützt die Län-
der aber in finanzieller Hinsicht substanziell.

Der Bundesregierung liegen keine konkreten Erkennt-
nisse darüber vor, dass das Land Baden-Württemberg,
auf dessen Gebiet die Bodenseegürtelbahn größtenteils
verläuft, konkrete Pläne zur Elektrifizierung der Boden-
seegürtelbahn hat .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821725300

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821725400

Die nutze ich gerne . – Herr Staatssekretär, es ist uns

natürlich bekannt, dass dieser Vertrag zur Elektrifizie-
rung der Strecke von Ulm über Friedrichshafen bis nach
Lindau unterschrieben wurde . Das ist auch gut so, das ist
auch richtig so . Das Land Baden-Württemberg ist aber
der Meinung, dass es darüber hinaus zusätzliche zwei-
gleisige Streckenabschnitte braucht, um eine höhere Zu-
verlässigkeit, Pünktlichkeit und Leistungsfähigkeit der
Strecke zu gewähren .

Dass das Land für diese Infrastruktur zuständig wäre,
ist eine neue Rechtsauffassung der Bundesregierung;
denn es handelt sich um einen Bundesschienenweg und
um keinen Schienenweg des Landes . An diesem Beispiel
wird doch einmal deutlich, wie grotesk Ihr Verständnis

davon ist, wofür Sie als Bund im Zusammenhang mit der
Bundesverkehrswegeplanung zuständig sind und wofür
Sie nicht zuständig sein wollen . Parallel zur Bodensee-
gürtelbahn verläuft die B 31, eine noch zweispurige Stra-
ße, die Sie auf vier Spuren ausbauen wollen; dafür halten
Sie sich für zuständig . Aber Sie sagen, für die parallel
verlaufende Bahnstrecke, die auch eine Bundesstrecke
ist, seien Sie nicht zuständig . Klären Sie doch mal bitte
diesen – aus meiner Sicht – Widerspruch auf .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821725500


Sehr geehrter Herr Kollege, ich bin sehr erstaunt, dass
Sie eine solche Frage stellen . Aufgrund Ihrer langen Mit-
gliedschaft im Verkehrsausschuss müssten Sie diesen
Sachverhalt eigentlich kennen .

Hintergrund ist: Die B 31 ist eine wichtige, im Fern-
verkehr sehr stark befahrene Straße . Deswegen ist der
Ausbau dort angezeigt . Dafür ist nach der Bundesver-
kehrswegeplanung auch der Bund zuständig . Anders ist
es bei der Schiene, je nachdem, wer die Entwicklung
treibt: Ist es der Güterverkehr oder der Fernverkehr, ist
der Bund zuständig; ist es der Nahverkehr, sind die Län-
der zuständig .

Die Länder erhalten Regionalisierungsmittel, von de-
nen etwa 20 Prozent für Investitionen in Infrastruktur be-
reitgestellt werden sollen . Da das Land Baden-Württem-
berg sehr hohe Leistungen des Bundes erhält, kann das
Land Baden-Württemberg in eigener Vollkommenheit
entscheiden, ob es ausbauen will oder nicht . Uns sind
Ausbaupläne des Landes nicht bekannt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821725600

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821725700

Vielen Dank . – Herr Staatssekretär, diese Strecke,

diese Bahntrasse, ein Bundesschienenweg – ich sage das
noch mal ganz bewusst –, erweist sich gerade in jüngs-
ter Zeit als höchst unzuverlässig . Sie ist eines der Sor-
genkinder unter den Bahnstrecken in Baden-Württem-
berg, mit einem häufigen Ausfall von Zügen und hoher
Verspätungsanfälligkeit . Es ist eben so, dass sich diese
Strecke im Eigentum des Bundes befindet. Früher sind
dort Fernverkehrszüge gefahren . Die Deutsche Bahn
hat sich zurückgezogen . Jetzt soll plötzlich das Land
für die Bundesinfrastruktur zuständig sein, nur weil sich
die Deutsche Bahn, ein Bundesunternehmen, hier aus
dem Geschäft zurückgezogen hat und das Land jetzt mit
langlaufenden IRE-Verbindungen, also Regionalverbin-
dungen, eingesprungen ist; früher war also mehr Fern-
verkehr auf der Strecke, als es heute noch der Fall ist .
Ihre Argumentation, der Bund sei da nicht zuständig, ist
aus unserer Sicht nicht wirklich stichhaltig .

Ich bitte Sie, dazu Stellung zu nehmen, wie es ist, wenn
hier früher Fernverkehr stattgefunden hat und die Länder
einspringen mussten, weil sich die Deutsche Bahn aus
dem Fernverkehrsgeschäft zurückgezogen hat, auch vor
dem Hintergrund, dass die nach Ihrer Logik eigentlich
dafür vorgesehenen Mittel, nämlich die GVFG-Mittel,

Pa
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1821725800
//www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/friedrichshafen/bodenseehuepfer/-/id=1542/did=18413578/nid=1542/1idligw/index.html
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/friedrichshafen/bodenseehuepfer/-/id=1542/did=18413578/nid=1542/1idligw/index.html
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/friedrichshafen/bodenseehuepfer/-/id=1542/did=18413578/nid=1542/1idligw/index.html





(A) (C)



(B) (D)


seit 20 Jahren nicht erhöht wurden . Sie sagen also, die
Länder sollen die Mittel, die seit 20 Jahren nicht erhöht
wurden, für die Investitionen nutzen .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821725900


Herr Kollege, ich habe meinen Ausführungen zu der
vorherigen Frage nichts hinzuzufügen .


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nichts über die GVFG-Mittel gesagt!)


Das war korrekt, und das müssen Sie so akzeptieren . Das
ist die Haltung der Bundesregierung, und die wird auch
durch die ganz große Mehrheit dieses Parlaments getra-
gen. Es tut mir leid: Ihre Auffassungen sind leider falsch.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821726000

Ich rufe Frage 53 des Kollegen Frank Junge auf:

Können bei der neuen Schiffssicherheitsverordnung für
Traditionsschiffe des BMVI gleichwertige Einrichtungen,
Hilfsmittel und Maßnahmen ausschließlich durch die Berufs-
genossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommu-
nikation festgelegt werden, und wie wird dabei sichergestellt,
dass Ausnahmen transparent, nachvollziehbar, vorhersagbar,
kontinuierlich und konsistent eingeräumt werden?

Bitte, Herr Staatssekretär .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821726100


Ich beantworte die Frage wie folgt: Die Erteilung eines
Sicherheitszeugnisses für Traditionsschiffe ist ein Ver-
waltungsakt, den die Verwaltung erlässt . Mit der Mög-
lichkeit, gleichwertige Einrichtungen, Hilfsmittel und
Maßnahmen zuzulassen, wird der Verwaltung Ermessen
eingeräumt, das auch nur die Verwaltung ausüben kann .
Die Verwaltung muss ihr Ermessen fehlerfrei ausüben .
Dies sowie ihre Bindung durch den Gleichheitsgrundsatz
aus Artikel 3 Absatz 1 Grundgesetz, der die gleichartige
Ausübung des Ermessens verlangt, sichern eine kontinu-
ierliche Entscheidungspraxis .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821726200

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Frank Junge (SPD):
Rede ID: ID1821726300

Herr Staatssekretär, vielen Dank für die Antwort . – Ich

möchte an der Stelle wie folgt nachfragen: Wie bewertet
das BMVI die vom Bundesrat und von den Verbänden
im Traditionsschifffahrtssektor geäußerten Bedenken,
dass die neuen Vorschriften zu erheblichen Kosten und
bürokratischem Aufwand im Betrieb auf den auf ehren-
amtlicher Basis betriebenen Traditionsschiffen führen
könnten? Wie bewertet es das BMVI, dass die Schiffe
dort in Gefahr geraten?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821726400


Unsere Sicherheitsrichtlinie dient dazu, gerade die
Traditionsschifffahrt abzusichern. Die Bedenken aus

den Bundesländern wie auch von der Branche teilen wir
nicht .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821726500

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Frank Junge (SPD):
Rede ID: ID1821726600

In meiner zweiten Nachfrage geht es um die Diskre-

panz zwischen professionell geführten Schiffen und den
ehrenamtlich geführten Schiffen. Warum setzt das Minis-
terium die Anforderungen an die Ehrenamtlichen mit den
Anforderungen an Beschäftigte in der Berufsschifffahrt
gleich, Stichwort „Seediensttauglichkeitszeugnis“? Wie
wird darauf Rücksicht genommen, dass Traditionsschif-
fer eben nicht wochenlang getrennt von ihrem sozialen
Umfeld und zu allen Wetterbedingungen und ohne Kon-
takt auf See sind?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821726700


Wir stellen bei der Traditionsschifffahrt nicht auf die
allgemeine Schifffahrt ab, sondern bei der Traditions-
schifffahrt geht es darum, dass wir die zu befördernden
Passagiere sichern müssen; denn es werden ja Schulklas-
sen, Seniorengruppen oder Gäste von Geburtstagsfeiern
an Bord genommen und transportiert . Das Bundesver-
kehrsministerium hat die Aufgabe, die Sicherheit der
Passagiere sicherzustellen . Dem dient diese Verordnung,
nichts anderem . Wir müssen für eine Mindestsicherheit
all derjenigen sorgen, die sich in die Obhut der Traditi-
onsschiffer begeben. Das ist die Aufgabe des Staates, das
ist die Aufgabe des BMVI, und der kommen wir nach .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821726800

Zu einer Nachfrage hat die Kollegin Malecha-Nissen

das Wort .


Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD):
Rede ID: ID1821726900

Sehr geehrter Herr Staatssekretär, wie sieht die weitere

Zeitplanung des Ministeriums in Bezug auf das Inkraft-
treten der Sicherheitsverordnung für Traditionsschiffe
aus hinsichtlich der vielen Bedenken der Verbände, die
ja auch eingearbeitet werden müssen, und der daraus fol-
genden Notwendigkeit einer offenen und transparenten
Runde mit den Vertretern der Traditionsschifffahrt?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821727000


Sehr geehrte Frau Kollegin, die Bedenken und Anre-
gungen sind in einer ersten Auslegung deutlich geschil-
dert worden . Es hat eine zweite Auslegung gegeben, die
zu wenigen Veränderungen geführt hat .

Die Verordnung wird jetzt der EU-Kommission vor-
gelegt . Die EU-Kommission wird entscheiden, ob sie den
europarechtlichen Richtlinien entspricht . Wenn das der
Fall sein sollte, dann wird diese Richtlinie in Kraft ge-
setzt . Man kann ungefähr davon ausgehen, dass Europa
einen Prüfungszeitraum von bis zu drei Monaten bean-
spruchen wird, sodass wir hoffen, die Richtlinie noch vor

Matthias Gastel






(A) (C)



(B) (D)


Beginn der Sommersaison in diesem Jahr in Kraft setzen
zu können .

Zur Frage, ob die Traditionsschiffer selber genügend
informiert worden sind: Ja, wir gehen davon aus . Wir sind
aber gerne bereit, weitere Beratungsrunden zu machen,
um für Klarheit über die Auslegung der Richtlinie für
Sicherheit zu sorgen. Die Betreiber der Bestandsschiffe
müssen sich im Wesentlichen keine Sorgen machen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821727100

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege Thönnes

das Wort .


Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1821727200

Sehr geehrter Herr Parlamentarischer Staatssekretär,

warum überträgt das BMVI Sicherheitsregelungen aus
dem Bereich der Berufsschifffahrt auf den doch über-
wiegend ehrenamtlich betriebenen Bereich der Tra-
ditionsschiffer – und das auch noch auf der Basis von
sehr unterschiedlichem Datenmaterial über angebliche
Unfälle in größerer Zahl, obwohl die Traditionsschiffer
viel weniger Unfälle angeben –, anstatt abzuwarten, bis
ein parallel laufender Prozess über die Formulierung von
Sicherheitsregelungen auf EU-Ebene abgeschlossen ist,
um damit sozusagen eine völlig europarechtskonforme
und für alle gleiche Regelungsebene zu schaffen?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821727300


Zum Ersten wäre es sicherlich sehr sinnvoll, wenn Eu-
ropa eine einheitliche Regelung treffen würde. Nach un-
seren Erkenntnissen ist auf absehbare Zeit mit einer eu-
ropäischen Regelung nicht zu rechnen, da es sehr große
Unterschiede in den europäischen Mitgliedstaaten dazu
gibt, wie man mit der Traditionsschifffahrt umgeht.

Warum machen wir eine Regelung? Wir vergleichen
nicht die Berufsschifffahrt mit der Traditionsschifffahrt.
Vielmehr müssen wir dafür sorgen, dass sich die Passa-
giere, die an Bord sind, sicher fühlen können . Derzeit wird
mit einer Ausnahmeverordnung und einer Übergangsver-
ordnung gearbeitet, für die ich persönlich verantwortlich
bin . Ich habe allen in der Branche gesagt, dass ich nicht
länger bereit bin, persönlich für diese Vorgänge letztlich
auch haftbar gemacht werden zu können . Wir müssen zu
einer Regelung kommen . Diese Regelung bedeutet das
absolute Minimum – da ist nichts Zusätzliches drin –, um
für die Sicherheit der Passagiere zu sorgen .

Da kann man nur an die Branche wie auch an die Kol-
leginnen und Kollegen hier im Parlament appellieren,
wenigstens dieses Minimum umzusetzen . Denn darauf
hat jeder, der an Bord geht, einen Anspruch .

Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass Tra-
ditionsschiffe unter anderem auch Schulklassen an Bord
nehmen . Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn
dort ein Schiff verunfallt: Wer würde dann die Diskussi-
on führen? Genau dieselben, die jetzt sagen: „Die Auf-
lagen sind zu hart“, werden die sein, die fragen: Warum
hat das Ministerium denn keine Verordnung erlassen? –
Genau aus diesem Grunde werden wir uns von diesem

Vorhaben nicht abbringen lassen . Wir werden die Verord-
nung in Kraft setzen, wenn sie, von der EU-Kommission
genehmigt, wieder zurückkommt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821727400

Zu einer weiteren Nachfrage hat die Kollegin Weber

das Wort .


Gabi Weber (SPD):
Rede ID: ID1821727500

Vielen Dank, Herr Staatssekretär . – Es gibt in diesem

Zusammenhang eine weitere Frage, und zwar: Dürfen
nach Einschätzung des Ministeriums Einnahmen erwirt-
schaftet werden, mit denen Kredite, die zur Erhaltung der
Schiffe und des Vereinsgeländes aufgenommen wurden,
bedient werden, oder fällt dies in Zukunft unter die neue
Verordnung und den dort nicht klar definierten Begriff
des Ausschlusses der erwerbswirtschaftlichen Nutzung?
Wer definiert in Zukunft diesen Begriff?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821727600

Bitte, Herr Staatssekretär .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821727700


Es ist relativ einfach: Gewinne, die aus der Schifffahrt
dadurch erwachsen, dass Passagiere mitgenommen wer-
den, die dafür natürlich auch Geld bezahlen, müssen wie-
der in das Schiff zurückfließen. Wir müssen sicherstellen,
dass das gewährleistet ist .

Wir haben bei der Neuregelung davon abgesehen, dass
unsere Kolleginnen und Kollegen das prüfen . Vielmehr
haben wir die Regelung getroffen, dass die Vereine eine
Erklärung eines Steuerberaters oder eines Wirtschafts-
prüfers beibringen – da sie sowieso eine Bilanz vorlegen
müssen, ist das kein Problem –, sodass alle drei Jahre
überprüfbar ist, ob die Gewinne aus dem Schiffsbetrieb
auch dem Schiffsbetrieb wieder zugutegekommen sind.
Denn die Traditionsschifffahrt genießt viele Vorteile, und
diese Vorteile darf man nur genießen, wenn man nicht
eine Gewinnausschüttung womöglich noch für Privat-
personen macht . Gewinne dürfen ausschließlich dafür
genutzt werden, sie wieder in die Schiffe oder in den Be-
trieb zu investieren . Und das werden wir sicherstellen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821727800

Die Kollegin Schulte hat das Wort zur letzten Nach-

frage zu dieser Frage . – Ich mache darauf aufmerksam,
dass wir noch die Frage 54 des Kollegen Junge abarbei-
ten können, wenn wir jetzt versuchen, uns jeweils an die
Zeiten zu halten . – Bitte .


Ursula Schulte (SPD):
Rede ID: ID1821727900

Se
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1821728000
Plant das BMVI,
den Fragenkatalog der Gemeinsamen Kommission für
Historische Wasserfahrzeuge und der Arbeitsgemein-
schaft Deutscher Museumshäfen, der Ende letzten Jah-
res an das Ministerium geschickt wurde, zu beantworten,
und, wenn ja, wann, und, wenn nein, warum nicht?

Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann






(A) (C)



(B) (D)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821728100

Bitte .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821728200


Wie Sie uns kennen: Wir beantworten jede Frage . So
wird auch diese Frage beantwortet – so schnell wie mög-
lich .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821728300

Damit kommen wir zur Frage 54 des Kollegen Junge:

Welche Maßnahmen sieht das BMVI vor, um bei den Re-
gelungen für eine Konformität zu sorgen, damit die Schiffsbe-
treiber Investitionssicherheit haben?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821728400


Zur Frage 54, die auch zu diesem Themenkomplex ge-
stellt wird, gebe ich folgende Antwort: Die Schiffsbetrei-
ber haben Investitionssicherheit . Die bestehende Flotte
genießt Bestandsschutz hinsichtlich ihrer Historizität und
ihres Betreiberkonzepts . Hinsichtlich der sonstigen An-
forderungen wird auf die Antwort zu Frage 50 verwiesen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821728500

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Frank Junge (SPD):
Rede ID: ID1821728600

Ich habe schon zwei gestellt .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821728700


Da können eigentlich keine mehr sein .


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821728800

Trotz alledem hat der Abgeordnete das Recht . Wenn

er keine Fragen mehr hat, ist das in Ordnung . – Er hat
welche . Bitte .


Frank Junge (SPD):
Rede ID: ID1821728900

Herr Staatssekretär, schönen Dank für die Antwort . –

Sie haben deutlich gemacht, dass Sicherheitsaspekte eine
große Rolle spielen . Da sind wir alle hier keiner anderen
Auffassung. Aber wir müssen nach unserem Verständnis
schon unterscheiden zwischen denen, die gewerblich
handeln und aufgrund der Kapazität viel mehr Passagiere
befördern, und den ehrenamtlich geführten Traditions-
schiffen. Vor diesem Hintergrund will ich noch einmal
explizit nachfragen, warum an dieser Stelle nicht unter-
schieden wird . Warum wird nicht erkannt, dass die Si-
cherheit dort auf einem ganz anderen Niveau stattfindet,
und warum wird dem Aspekt, dass Traditionsschiffe das
maritime Erbe unseres Landes dokumentieren, repräsen-
tieren und schützen, nicht Rechnung getragen? So läuft
man doch Gefahr, die Traditionsschifffahrt unter Bedin-
gungen zu stellen, die den Betrieb sogar gefährden kön-
nen .

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821729000


Wir achten das ehrenamtliche Engagement all derje-
nigen, die sich im Bereich der Traditionsschifffahrt tum-
meln, außerordentlich . Dieses Engagement ist für die Be-
wahrung des maritimen Erbes Deutschlands unerlässlich .
Wir können auf diese Menschen nicht verzichten . Aber
wir müssen dafür sorgen, dass Gruppen, die an Bord
sind, ein Mindestmaß an Sicherheit haben; denn letztlich
begeben sich diese Gruppen in die Obhut der Schiffsbe-
treiber – in dem Fall meinetwegen eines Vereins für Tra-
ditionsschifffahrt –, um sicher auf dem Meer transportiert
zu werden .

Es ist auf hoher See nicht so wie an Land . Wenn zum
Beispiel ein Mitglied einer Gruppe älterer Menschen ei-
nen Herzinfarkt erleidet, kann man an Land schnell den
Notarzt anrufen, vielleicht auch die freiwillige Feuer-
wehr für den Rettungstransport . Dann kommen die Hilfs-
kräfte . Auf hoher See sind die Dinge etwas komplizierter .
Deswegen müssen Sie dafür sorgen, dass jemand an Bord
die notwendige Qualifikation hat oder zumindest weiß,
was man in einem solchen Fall als Erstes tut . Das muss
sichergestellt werden .

Wir haben keine Gleichsetzung mit der Fahrgast-
schifffahrt. Die Fahrgastschifffahrt unterliegt wesentlich
höheren Anforderungen als die Traditionsschifffahrt. Das
ist ja gerade der Unterschied . Aber ein Mindestmaß an
Sicherheit muss auch bei der Traditionsschifffahrt gel-
ten . Ich glaube, wenn man nach der hitzigen Diskussion
guckt, was wirklich übrig bleibt, wird man feststellen,
dass es kaum Probleme bei der Umsetzung geben wird .
Ich glaube nicht, dass die Traditionsschifffahrt in Gefahr
ist, in keinster Weise . Ich komme selber von der Küs-
te. Ich kenne die Traditionsschiffe wie wahrscheinlich
kaum ein anderer Parlamentarier . Ich sage Ihnen: Ange-
sichts der Zustände, in denen manche Schiffe sind, ist es
sinnvoll, dass wir das regeln . Ich glaube aber auch, dass
kein einziger Betrieb durch unsere Verordnung gefährdet
wird, wenn man einigermaßen vernünftig miteinander
umgeht, und davon gehe ich aus .


(Zuruf von der SPD: Das glaube ich auf gar keinen Fall!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821729100

Haben Sie noch eine Nachfrage, die kurz und knapp

ist? Wir sind jetzt am Zeitlimit .


Frank Junge (SPD):
Rede ID: ID1821729200

Wir sind natürlich in engem Kontakt mit den Ver-

bänden, die in großer Sorge sind . Viele von ihnen haben
schon Ende letzten Jahres Fragenkataloge an das BMVI
gesandt, die sich auch mit den Folgen dieser neuen Si-
cherheitsverordnung für die Vereine befassen . Die meis-
ten haben noch keine Antwort erhalten . Plant das BMVI,
all diese eingereichten Fragen – in Klammern: Sorgen –
noch zu beantworten, und, wenn ja, wann?






(A) (C)



(B) (D)


E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1821729300


Diese Frage habe ich vorhin schon beantwortet: Wir
beantworten alle Fragen – so auch diese – möglichst
schnell . Aufgrund der Fülle von Fragen, die gekommen
sind, werden wir dafür einige Zeit brauchen .

Im Übrigen möchte ich dem Eindruck entgegentreten,
dass da jetzt zum ersten Mal völlig neue Fragen gestellt
worden wären . Wir diskutieren dieses Thema seit über
vier Jahren . Hunderte von Fragen wurden gestellt und
beantwortet . Es kann mir keiner sagen, dass noch Fragen
in einer Weise offen sind, dass er befürchten müsste, die
Traditionsschifffahrt sei in Gefahr.

Aber die Fragen der Verbände werden beantwortet . Sie
werden sogar in unser Ministerium eingeladen, um die
Fragen des täglichen Verwaltungshandelns noch einmal
miteinander zu besprechen, damit all das, was in Ihren
Fragen hier zum Ausdruck kommt, für alle Verbandsmit-
glieder möglichst klar und deutlich geregelt ist . Ob wir
mit den Verbänden, die zum Teil ganz andere Interessen
haben als wir als Ministerium, übereinkommen werden,
wage ich zu bezweifeln; aber für Aufklärung werden wir,
wie es fair ist und wie es sich gehört, sorgen, und zum
Erhalt der Traditionsschifffahrt werden wir beitragen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821729400

Danke, Herr Staatssekretär . – Wir sind damit am Ende

der Fragestunde .

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde

auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE

Zur wachsenden Gefahr der Altersarmut bei
5,7 Millionen Betroffenen in Deutschland

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollegin
Sabine Zimmermann für die Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821729500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Die Bekämpfung von Altersarmut ist ein wichti-
ges Thema für die Linke . Deshalb lassen Sie mich gleich
zum Kern dieser Debatte kommen: Immer mehr Men-
schen in Deutschland im Alter von 55 Jahren und älter
sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht . Ihre
Zahl stieg von 4,9 Millionen im Jahr 2010 auf 5,7 Milli-
onen im Jahr 2015 an . Damit waren 2015 20,8 Prozent
aller über 55-Jährigen von Armut und sozialer Ausgren-
zung bedroht . Das wird die Linke nicht hinnehmen .


(Beifall bei der LINKEN)


Das sind die Fakten . Das ist keine Realitätsverwei-
gerung, wie der Parlamentarische Geschäftsführer der
CDU/CSU-Fraktion, Herr Grosse-Brömer, jüngst in ei-
nem Gastbeitrag in der Welt behauptet hat, verbunden mit

dem Vorwurf, die Linke trage immer die gleiche Armuts-
leier vor .


(Kai Whittaker [CDU/CSU]: Tun Sie ja auch!)


Herr Grosse-Brömer selbst präsentiert, wie nicht anders
zu erwarten, neben politischen Giftpfeilen in seinen
Aussagen leider keine weiteren Fakten zur Thematik .
Ich sage Ihnen eins: Wenn Sie das Thema Altersarmut
noch länger ignorieren, dann wird sich bald ein Chor von
5,7 Millionen Betroffenen Gehör verschaffen. Spätestens
das wird Sie dann aus Ihrer Ignoranz wecken . All diesen
Menschen zu sagen, sie existieren überhaupt nicht, finde
ich herablassend und unverschämt .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das hat sich die Linke auch nicht ausgedacht . Das sind
die harten Daten von Eurostat, dem statistischen Amt der
Europäischen Union. Ich finde, es ist eine grundlegende
Frage des Anstandes in unserer Gesellschaft, dass die äl-
tere Generation, die lange Jahre und Jahrzehnte schwer
gearbeitet hat, für ihre Lebensleistung Anerkennung er-
fährt . Die Linke fordert: Im Alter muss man ein Leben in
Würde führen können .


(Beifall bei der LINKEN)


Um es Ihnen anschaulich zu machen: Armutsge-
fährdung liegt laut Eurostat bei einem Einkommen bis
1 033 Euro netto im Monat vor . Wir reden also von
Millionen Menschen in Deutschland, die nicht mehr als
1 000 Euro im Monat zum Leben haben . Wer hier im Par-
lament möchte behaupten, dass man damit ein sorgen-
freies Leben führen kann? In München kann man davon
kaum die Miete zahlen, und in Ballungszentren steigen
die Mieten enorm . Strom, Wasser, Lebensmittel – alles
wird teurer .

Diese Woche kam die Meldung, dass 6 Millionen
Menschen der Strom abgedreht wurde – doch nicht, weil
sie gern im Kerzenschein sitzen oder sich mit kaltem
Wasser duschen wollen, nein, weil sie einfach kein Geld
haben, um die Stromrechnung zu bezahlen . Das darf so
nicht weitergehen .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Viele Ältere kommen in meine Bürgersprechstunde
und berichten mir, dass sie im Winter nur einen Raum
beheizen – den auch nur so wenig wie möglich –, sich
lieber eine dicke Strickjacke oder einen dicken Pullover
anziehen, um die Heizkosten zu sparen . Merken Sie
eigentlich gar nicht, wie die Armut in Deutschland zu-
nimmt? 5,7 Millionen ältere Menschen sind von Armut
bedroht, und Ihnen fällt nichts anderes ein, als die Zahlen
schönzureden, die Realität zu verdrängen oder diese Zah-
len in Zweifel zu ziehen . Ihr Zynismus in dieser Debatte
ist wirklich schwer zu ertragen . Sie sollten sich schämen .


(Beifall bei der LINKEN)


In der zunehmenden Armut Älterer spiegelt sich aber
auch die gesamte Problemlage im Bereich Arbeit und
Soziales wider: hoher Anteil von Niedriglöhnen, hohe






(A) (C)



(B) (D)


Erwerbslosigkeit von Älteren, immer mehr Armutsren-
ten . Armut breitet sich zunehmend in Deutschland aus .
Sie ist da, und man kann sie nicht in Gastbeiträgen weg-
schreiben, wie es der Parlamentarische Geschäftsführer
der CDU/CSU-Fraktion gerne macht .

Wir brauchen eine armutsfeste soziale Absicherung bei
Erwerbslosigkeit, eine gesetzliche Rente, die zum Leben
reicht, und wir brauchen einen Mindestlohn, der wirklich
seinen Namen verdient . Er muss rauf auf 12 Euro .


(Beifall bei der LINKEN)


Wer sich weigert, die Fakten zur Kenntnis zu nehmen,
dass die Armut in Deutschland zunimmt, kann auch Ar-
mut nicht bekämpfen . Eine konsequente Bekämpfung
der Armut geht nur mit der Linken .

Danke schön .


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821729600

Der Kollege Karl Schiewerling hat für die CDU/

CSU-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1821729700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Der Grund für diese Aktu-
elle Stunde sind die Ergebnisse einer Untersuchung von
Eurostat; die Kollegin Zimmermann hat darauf hinge-
wiesen, dass dies die Motivation war, diese Aktuelle
Stunde durchzuführen . Man hat dort festgestellt, dass
Deutschland schlechter dasteht als das Mittel in Euro-
pa, was die Armutsrisikoquote angeht . Man könnte jetzt
den Eindruck haben, dass es den Menschen bei uns im
Durchschnitt schlechter geht als in vielen anderen Län-
dern in Europa .

Ich will das an einem Beispiel deutlich machen . Am
besten steht Tschechien da . Tschechien hat die niedrigste
Armutsrisikoquote in ganz Europa . Allerdings liegt die
Armutsgrenze dort bei 625 Euro, während die Armuts-
grenze in Deutschland bei 1 033 Euro liegt .

Die Ergebnisse basieren auf ganz bestimmten statis-
tischen Annahmen . Ich kann das an einem Beispiel sehr
deutlich machen . Wenn wir die Managergehälter bei VW
begrenzen würden, die


(Beifall des Abg . Harald Weinberg [DIE LINKE])


die Betriebsräte und die IG Metall bei VW gemeinsam
mit all den Verantwortlichen dort beschließen, würde
sich die Armutsrisikoquote in Deutschland deutlich ver-
ändern:


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Nein, Herr Schiewerling, nein! Das ist arithmetisches Mittel, was Sie hier erzählen! Der Median wäre nicht betroffen!)


Die Menschen in Deutschland würden statistisch reicher .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Das ist Unsinn!)


Das ist die Statistik, auf die wir uns im Augenblick be-
ziehen . Wir stellen uns die Frage: Welchen Aussagewert
hat diese Statistik?

Die Wahrheit ist, meine Damen und Herren: Ja, es
stimmt, wir haben in Deutschland Menschen, die arm
sind und denen es nicht gut geht, darunter auch ältere
Menschen . In Deutschland sind 3 Prozent aller Rentne-
rinnen und Rentner auf Grundsicherung angewiesen .


(Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE]: Das sind mehr! – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Das sind die in der Grundsicherung! Arm sind mehr! – Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, es sind viel mehr!)


Aber wir müssen auch andere Gruppen in den Blick neh-
men . Was uns am meisten umtreibt, ist die Frage: Was
geschieht eigentlich mit den Erwerbsminderungsrent-
nern? Diese Koalition hat gehandelt und wird handeln,
um die Erwerbsminderungsrenten anzuheben .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: 4,50 Euro nächstes Jahr, um die ihr die Erwerbsminderungsrente anhebt!)


Was geschieht mit den Solo-Selbstständigen, die in der
Vergangenheit keine Rücklagen gebildet haben, die zu-
nehmend von Altersarmut betroffen sind und in der Sta-
tistik auftauchen? Was machen wir zum Beispiel mit
hochbetagten Frauen, die in ein Altenpflegeheim kom-
men, deren Witwenrente und Pflegegeld aber nicht aus-
reichen, sodass sie auf zusätzliche Sozialhilfe oder auf
Grundsicherung im Alter angewiesen sind? Auch diese
Personengruppe wird in Deutschland größer . Um all die-
se Gruppen kümmern wir uns .

Die dritte Frage, die uns sehr massiv umtreibt, lautet
natürlich: Wie können wir, auf Dauer gesehen, Altersar-
mut verhindern? Das geht nur über gute Tarifverträge,
gute Bildung, Ausbildung, Weiterbildung und Qualifi-
zierung . Das bezieht sich auf die Zukunft . Dabei kommt
es ganz entscheidend darauf an, dass wir Menschen, die
bisher kaum eine Chance haben, motivieren und in unse-
ren Arbeitsmarkt integrieren, damit sie im Alter von ihrer
Rente leben können .

Es ist und bleibt so: Die Rente, die man bekommt,
entspricht dem, was man vorher verdient hat . Denn das
Rentensystem ist keine Sozialfürsorge, sondern eine So-
zialversicherung, in die man einzahlt und aus der man
Ansprüche hat . Der Staat hat ein System der Grundsi-
cherung geschaffen, damit trotz niedriger Rente niemand
unter das Niveau der Grundsicherung fällt .

Ich sage nicht, dass diese Situation für die Menschen,
die davon betroffen sind, angenehm ist – ganz im Ge-
genteil . Wir werden uns dieser Menschen annehmen . Das
treibt auch uns um, und die Fakten leugnen wir nicht .
Übrigens: Auch unser Kollege Michael Grosse-Brömer
hat das nicht geleugnet . Wogegen er sich aber, genau wie

Sabine Zimmermann (Zwickau)







(A) (C)



(B) (D)


wir, ausspricht, ist, den Eindruck zu vermitteln, als sei
das ein Flächenbrand in Deutschland und ein Grundpro-
blem der gesamten Gesellschaft von Kiel bis Konstanz .
Die Wahrheit ist eine andere .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Quatsch!)


Diejenigen, die der Hilfe bedürfen, müssen Hilfe bekom-
men . Dafür stehen wir . Wir müssen alles tun, um Armut
im Alter zu vermeiden . Dafür kämpfen wir als CDU/
CSU und in dieser Koalition .

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821729800

Das Wort hat der Kollege Markus Kurth für die Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen .


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821729900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe mir schon fast gedacht, dass es wieder so läuft:
Die eine Seite, die Fraktion Die Linke, nimmt alle ab
55 Jahren, um zu möglichst hohen Zahlen von Alters-
armut zu kommen . Der Kollege Karl Schiewerling sagt,
nur 3 Prozent der über 65-Jährigen sind auf Grundsiche-
rung angewiesen, und erweckt dadurch den Eindruck, als
ob Altersarmut für 97 Prozent der über 65-Jährigen gar
keine Rolle spielt. Ich finde, das eine verzerrt den Blick
so sehr wie das andere .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube auch nicht, dass uns diese Art von Zahlenhu-
berei sonderlich weiterhilft .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Mit Zahlen hast du es ja nicht so!)


Wir können aber festhalten: Dass 3 Prozent der über
65-Jährigen Grundsicherung beziehen, stimmt . Das ist
eine relativ geringe Zahl .


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: So ist es!)


Wenn wir die Zugänge der vergangenen Jahre nehmen,
dies hochrechnen und zudem noch wissen, dass die ge-
brochenen Erwerbsbiografien schon in der Vergangenheit
geschrieben worden sind, dann ist klar, dass diese Zahl
entsprechend wächst . Ich halte nichts davon, mit dieser
Momentaufnahme so zu tun, als ob auch in Zukunft alles
in Butter sei .

Die Armutsrisikoquote wird gerne als Armutsschwelle
beschrieben . Die liegt bei über 15 Prozent .


(Zuruf des Abg . Matthias W . Birkwald [DIE LINKE])


Zwischen 3 und 15 Prozent liegt noch eine ganze Menge .
Wir können getrost annehmen, dass viele Rentnerinnen
und Rentner wegen 5 Euro, 20 Euro und viele sicherlich
auch wegen 100 Euro nicht zum Sozialamt oder zum
Grundsicherungsamt laufen . Das heißt, es gibt einen gro-

ßen Teil verdeckter Armut . Die Politik muss sich das an-
gucken und darauf ebenfalls Antworten finden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Schauen wir uns einmal die Ursachen an . Ich glaube,
diese Diskussion ist für alle Zuhörerinnen und Zuhörer,
für die Bürger viel interessanter . Wenn ich die Rentner
im Grundsicherungsbezug betrachte und den Alterssiche-
rungsbericht der Bundesregierung nehme, dann sehe ich
zum Beispiel, dass eine fehlende Ausbildung einer der
ganz wesentlichen Gründe für den Grundsicherungsbe-
zug ist . Das leuchtet auch unmittelbar ein .


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Richtig!)


So viel zu der Frage, dass man mit dem Rentenniveau
nicht alles löst .

Ich sehe aber auch: 70 Prozent der Leute im Grundsi-
cherungsbezug haben weniger als 30 Versicherungsjahre
in der Rentenversicherung . Das heißt, viele haben über-
haupt gar nicht erst eingezahlt .


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: So ist es!)


Eine Verbreiterung der Grundlage, ein Erstrecken des
Systems beispielsweise auf Selbstständige, die gar nicht
in der Rentenversicherung waren, also eine Absicherung
von Selbstständigen, täte not .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Das sind die politischen Antworten, denen wir uns mehr
widmen sollten, als nur zu klagen: Wir dulden das nicht .
Oder: Wir nehmen das nicht hin .


(Dr . Martin Rosemann [SPD]: Die Grünen sind regierungsfähig!)


Wer wollte denn schon Altersarmut gerne hinnehmen,
Frau Zimmermann?

Dann ist natürlich die Frage: Was machen wir? Sie
sind immer schnell bei der Hand – nachher wird es wahr-
scheinlich Matthias W . Birkwald auch fordern –, das
Rentenniveau zu erhöhen .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Ja, richtig! – Kai Whittaker [CDU/CSU]: Das ist das Einzige, was er sagt!)


Es ist richtig, das Rentenniveau zu stabilisieren, weil
die Rente auch eine Einkommensversicherung ist . Nur:
Denjenigen Personen, die nie eingezahlt haben oder die
weniger Versicherungsjahre haben, werden Sie mit einer
Erhöhung des Rentenniveaus gar nicht helfen können .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Nein, um die geht es nicht! Es geht um die, die eingezahlt haben!)


Dafür brauchen wir andere Mittel, und wir haben andere
Notwendigkeiten .

An dieser Stelle sagen wir – das ist so einfach wie be-
stechend –: Wer 30 Versicherungsjahre im Pflichtsystem

Karl Schiewerling






(A) (C)



(B) (D)


hat – wir wollen, dass das zukünftig auch Selbstständige
haben –, soll sich mindestens auf 30 Entgeltpunkte, also
auf momentan gut 900 Euro Rente, verlassen können,
sozusagen als Prämierung der Zugehörigkeit zum Soli-
darsystem . Das ist der entscheidende Punkt . Wir nennen
das Garantierente .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Rahmen dieser Garantierente wollen wir zusätz-
liche Vorsorge, beispielsweise in Form einer Betriebs-
rente, anrechnungsfrei stellen . Das ist ein vernünftiger
Vorschlag . Dazu hat die Große Koalition sowieso nur
ein – wie soll ich sagen? – holpriges Ding gehabt, das
so ähnlich klang, nämlich solidarische Lebensleistungs-
rente . Vor wenigen Monaten hat die Ministerin für Arbeit
und Soziales dies auch noch beerdigt .

Damit stelle ich fest, dass wir an der entscheidenden
Stellschraube zur Bekämpfung von Altersarmut den
praktikabelsten und auch den finanzierbarsten Vorschlag
haben . Er würde die Akzeptanz des Rentenversiche-
rungssystems ganz wesentlich stärken .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Darüber hinaus gibt es viele weitere Punkte . Gerade
bei der Risikogruppe Frauen gibt es viele Ursachen, die
im Erwerbsleben begründet sind . Dazu wird meine Kol-
legin Katja Dörner nachher noch sehr interessante Ge-
danken unterbreiten .

Ich glaube, in diese Richtung sollten wir entlang von
Strukturproblemen diskutieren, anstatt nur die Lage zu
beklagen .

Vielen Dank .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821730000

Das Wort hat die Kollegin Daniela Kolbe für die

SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1821730100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

liebe Kollegen! Altersarmut hat viele Gesichter . Einige
fallen mir ganz konkret ein bzw . sind mir in Erinnerung:

Ich erinnere mich zum Beispiel an das Gesicht der
Frau, die mit ihrem GEZ-Bescheid bei mir im Wahl-
kreisbüro gesessen und sich beklagt hat, dass sie den
GEZ-Beitrag nicht bezahlen kann . Eine Prüfung der gan-
zen Geschichte ergab, dass die Frau eigentlich Grund-
sicherung im Alter hätte beantragen müssen . Ich habe
ihr das geraten, und die Reaktion war: Nein, das mache
ich nicht . Nach einem Leben voller Arbeit gehe ich nicht
zum Amt . Das ist unter meiner Würde . – Ich konnte das
sehr gut nachvollziehen .

Mir ist auch das Gesicht des Mannes in Erinnerung,
der wegen einer Mieterhöhung zu mir gekommen ist, die
ihm richtig wehtat . Ja, steigende Mieten sind ein Pro-
blem . Das dahinterliegende Problem bei ihm war aber: Er

war Selbstständiger und hatte bei seiner Alterssicherung
auf seinen unternehmerischen Erfolg gesetzt . Er ist in die
Insolvenz gegangen und konnte dementsprechend nur
wenige Rentenpunkte ansammeln . – Pech gehabt nach
einem Leben voller Arbeit!

Daneben fällt mir der EU-Rentner ein, der bei mir saß
und relativ direkt gefragt hat: Wann beachtet die Politik
eigentlich mal wieder Leute wie mich? Ich wollte und
will arbeiten, ich kann es aber nicht mehr .

Ich will mich gar nicht mit den Zahlen und auch nicht
mit der Frage aufhalten, ob die Armutsgefährdungsquote
jetzt der richtige Indikator ist und ob man sich nicht bes-
ser relative anstatt der absoluten Zahlen angucken sollte .
Fakt ist: Viel zu viele Menschen in Deutschland sind von
Altersarmut betroffen oder bedroht.

Nach meiner Ansicht werden die Zahlen noch weiter
steigen . Das wird womöglich zunehmend auch Men-
schen betreffen, die ein ganzes Leben lang gearbeitet ha-
ben oder arbeiten wollten . Das ist schreiend ungerecht,
und deswegen sind wir zum Handeln aufgefordert .


(Beifall bei der SPD)


Diese Bundesregierung hat auch einiges getan . Ge-
rade heute hat das Kabinett zum zweiten Mal in dieser
Legislaturperiode beschlossen, die Erwerbsminderungs-
rente deutlich zu erhöhen; und das ist richtig so .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: 4,50 Euro nächstes Jahr! 4,50 Euro! Herzlichen Glückwunsch!)


– Aufwachsend! Du weißt es genau, Matthias: Wir ge-
hen hier Schritt für Schritt, und das wird eine massive
Verbesserung für die Menschen sein . Gerade weil sie so
geringe Auszahlbeträge bekommen, sind die Summen
signifikant, und sie werden den Leuten wirklich helfen.

Bei anderen Themen ringen wir noch um eine Eini-
gung . Es kann aber sein, dass wir uns in der Koalition
nicht einigen können . Dann werden die Wählerinnen und
Wähler am 24 . September 2016 entscheiden können und
müssen, in welche Richtung es gehen soll .

Beispiel Selbstständige . Diese Gruppe ist schon jetzt
besonders von Altersarmut betroffen. Fast die Hälfte der
ehemaligen Selbstständigen hat im Alter weniger als
1 000 Euro monatlich zur Verfügung . Von den jetzigen
Solo-Selbstständigen haben 25 Prozent Stundenlöhne,
die unterhalb des Mindestlohnes liegen . Etwa 3 Millio-
nen Selbstständige haben keine verlässliche Altersvor-
sorge .

Wir sagen: Das kann nicht so bleiben . Wir wollen die-
se Versorgungslücke schließen, und wir wollen, dass sie
endlich in die Solidargemeinschaft der gesetzlichen Ren-
tenversicherung einbezogen werden .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das ist auch eine Forderung des Rentenkonzepts von
Andrea Nahles .

Markus Kurth






(A) (C)



(B) (D)


Nächster Punkt . Um die jetzt arbeitende Generation
vor Altersarmut zu schützen, müssen wir an vielen Punk-
ten gegensteuern . Vor allen Dingen in Ostdeutschland
laufen wir hier sehenden Auges in ein Riesenproblem .
Viele Menschen waren zu lange arbeitslos oder hatten zu
lange sehr niedrige Löhne .

Ich bin stolz darauf, dass wir heute endlich beschlos-
sen haben, die Rentenangleichung in Ost und West hin-
zubekommen . Das ist ein riesiger Schritt in Richtung in-
nerdeutsche Einheit . Die SPD sagt aber auch: Wir wollen
nicht nur die Angleichung der Rentensysteme, sondern
wir brauchen auch die Angleichung der Löhne . Es muss
in Deutschland gelten: „Gleicher Lohn für gleiche Ar-
beit, egal ob in Ost oder West“, und dafür muss es dann
auch gleiche Rentenanwartschaften geben .


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen weiter gegen prekäre Beschäftigung und
Langzeitarbeitslosigkeit vorgehen . Wir müssen aber auch
zur Kenntnis nehmen, dass die letzten Jahrzehnte auch
im Bereich Rente noch länger nachwirken werden . Vie-
le Menschen haben ihr Leben lang gearbeitet und waren
aufgrund niedrigerer Löhne nicht in der Lage, ausrei-
chend Rentenpunkte anzusammeln . Wir brauchen etwas
für diese langjährig Beschäftigten; denn es kann nicht
sein, dass diese Menschen in der Grundsicherung landen
wie die Menschen, die nie eingezahlt haben . Das wider-
spricht jeder Leistungsgerechtigkeit .


(Beifall bei der SPD)


Wir sagen deshalb: Wir brauchen eine Solidarrente .
Andrea Nahles hat hier mit ihrem Rentenkonzept einen
Vorschlag gemacht . Lassen Sie ihn uns diskutieren! Das
ist ein Schritt in die richtige Richtung, ein Schritt, um
dieses Land gerechter zu machen und den Menschen zu
helfen, die ein Leben lang gearbeitet und es verdient ha-
ben, im Alter vernünftig leben zu können .


(Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sozialhilfe de luxe bringt überhaupt nichts!)


Wir werden über dieses Thema weiter diskutieren,
spätestens beim Armuts- und Reichtumsbericht . Mich
würde aber noch viel mehr freuen, wenn wir über einen
gemeinsamen Gesetzentwurf der Koalition zum Thema
Solidarrente diskutieren würden . Insofern geht mein
Blick in Richtung Koalitionspartner: Geben Sie sich ei-
nen Ruck! Sehr viele Menschen in diesem Land würden
es Ihnen danken .


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821730200

Als nächste Rednerin hat Jana Schimke für die CDU/

CSU-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jana Schimke (CDU):
Rede ID: ID1821730300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe

mir heute einmal die Mühe gemacht, in die Geschäfts-
ordnung des Deutschen Bundestages zu schauen . In der

Geschäftsordnung steht, dass eine Aktuelle Stunde im-
mer dann einberufen wird, wenn es ein Thema von „all-
gemeinem aktuellen Interesse“ gibt .


(Beifall bei der LINKEN – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Ja, haben wir doch!)


Jetzt ist es so: Uns liegen neue Zahlen der europäischen
Statistikbehörde, von Eurostat, vor, die aber im Grunde
genommen nichts Neues sind – im Gegenteil .


(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch schlimmer!)


Die Linke bedient sich einmal mehr eines Repertoires an
Zahlen, so wie es ihr gerade passt .


(Lachen bei der LINKEN)


Statistisch lässt sich alles verdrehen . Nichts anderes ist
das, was wir heute hier erleben .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, die Zahlen von Eurostat
zeigen, dass das Armutsrisiko in der Gruppe der 65-Jäh-
rigen gesunken ist . In den Jahren 2011 bis 2014 lag die
Quote nach Ansicht von Eurostat noch bei 3 Prozent .
2015 ist sie auf 2,4 Prozent gesunken .


(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört! – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Haben Sie auf den Titel der Aktuellen Stunde geguckt? – Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Zahlen sind gestiegen!)


Liebe Kollegen der Linken, Sie verwenden die Zah-
len so, wie Sie sie brauchen . Zum Glück sind wir in der
Lage, uns Statistiken näher anzuschauen . Wir müssen ei-
nen Blick hinter die Kulissen werfen und uns fragen: Was
war die Erhebungsgrundlage? Welche Gruppen wurden
herangezogen?


(Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das ist die Berechnungsgrundlage, die wir alle gemeinsam beschlossen haben!)


Jetzt aus einer anderen Berechnungsgrundlage, nämlich
der Herabsetzung des Lebensalters auf 55 Jahre, eine
neue Schlagzeile zu machen, ist nichts anderes als Angst-
mache . Das ist Ihre Strategie . Das ist Wahlkampf .


(Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie doch mal mit diesen alternativen Fakten auf!)


Das ist am Ende auch Sozialpopulismus, meine Damen
und Herren .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will einmal ein bisschen Sachlichkeit in die De-
batte bringen .


(Lachen bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun Sie ja gerade leider nicht!)


Daniela Kolbe






(A) (C)



(B) (D)


Wir haben uns ja erst kürzlich den Alterssicherungsbe-
richt der Bundesregierung zu Gemüte führen können . In
dem steht nichts anderes, als dass es unserer heutigen
Rentnergeneration im Schnitt gut geht .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Haben Sie mal auf den Titel der Aktuellen Stunde geguckt?)


Das ist die Wahrheit . Das Durchschnittseinkommen al-
leinstehender Rentner in Deutschland liegt bei etwa
1 500 Euro; ältere Ehepaare haben im Durchschnitt sogar
ein Haushaltseinkommen von über 2 500 Euro zur Ver-
fügung .


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Durchschnitt ist jeder Fünfte Chinese! Meine Güte!)


Ich will an dieser Stelle auch noch einmal sagen:
Gerade erst, im vergangenen Jahr, hatten wir in ganz
Deutschland die größte Rentenerhöhung seit der Wie-
dervereinigung . Ich denke – das erfahre ich auch immer
wieder in Gesprächen –, dass die Menschen für die Ent-
scheidungen, die wir getroffen haben, dankbar sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das kommt natürlich nicht von ungefähr . Das kommt
daher, dass wir mit einer guten Wirtschaftspolitik dafür
sorgen, dass es der Wirtschaft gut geht, dass wir Rekord-
beschäftigung in Deutschland haben, dass Tariflöhne und
Gehälter in Deutschland steigen .


(Dr . Martin Rosemann [SPD]: Genau! Sigmar Gabriel war’s!)


Wir haben auch eine wachsende Zahl an Vollzeitbeschäf-
tigungsverhältnissen – wohlgemerkt: unbefristet – zu ver-
zeichnen . Seit dem Jahr 2006 gab es hier einen Anstieg
von 40 auf 47 Prozent, bezogen auf alle Beschäftigten .
Das sind die Fakten . Darüber würde ich mich mit Ihnen
im Rahmen einer Debatte sehr gerne auseinandersetzen .


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Machen Sie es doch einfach! – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nennen Sie doch einmal Ihre Quellen!)


Meine Damen und Herren, die Union hat die besseren
Konzepte . Wir haben in dieser Legislatur mit der Flexi-
rente einen Vorstoß in Sachen Rentenpolitik gemacht, der
sagenhaft zukunftsweisend ist,


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Flexirente? Das hat doch nichts mit Altersarmut zu tun!)


der eine Antwort für künftige Generationen und eine Ant-
wort für ältere Beschäftigte gibt . Ich glaube, das ist die
Richtung, in die wir gehen sollten .


(Dr . Martin Rosemann [SPD]: Irgendwie sind wir in einer anderen Arbeitsgruppe als Sie!)


Wir haben jetzt noch ein paar Projekte vor uns, die,
denke ich, sehr, sehr wichtig sind; diese Auffassung tei-
len Sie sicherlich . Wir wollen die Betriebsrente weiter
stärken . Wir werden die Rentenwerte in Ost und West

angleichen, und wir werden noch einmal – wir haben es
bereits in dieser Legislatur getan – etwas für Erwerbsge-
minderte tun .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Was tut die Linke stattdessen? Die Linke macht eine
Politik, die teuer ist, auf Kosten künftiger Generationen
geht und unsere Wirtschaft in den Ruin führen würde,
wenn sie das Sagen in diesem Lande hätte .

Ich bin der Auffassung, wenn es um Altersarmut geht,
sollten wir bei den Ursachen ansetzen . Wir sollten uns
nicht darauf konzentrieren, an Symptomen herumzudok-
tern und irgendjemandem irgendwo mehr Geld zu geben,
sondern uns mit den Ursachen befassen . Was sind die Ur-
sachen von Altersarmut und damit verbundenen Situatio-
nen, in die Menschen im Alter geraten?


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Niedriglöhne!)


Was hier zählt, ist, frühzeitig anzusetzen .

Mit der Schaffung der Jugendberufsagenturen bei-
spielsweise kümmern wir uns um junge Menschen in die-
sem Land, um zu verhindern, dass sie in einen Erwerbs-
verlauf schlittern, der am Ende in Altersarmut mündet .


(Dr . Martin Rosemann [SPD]: Hört! Hört! Ist das jetzt eine Erfindung der CDU, oder was?)


Wir sind auch ausgesprochen bemüht darum, die Lang-
zeitarbeitslosigkeit weiter zu senken . Das ist wahrlich
nicht einfach – das gebe ich zu –; aber auch hier gibt es
in Zeiten des Fachkräftemangels eine erhöhte Anstren-
gung seitens der Bundesregierung . Natürlich kümmern
wir uns auch um die Beschäftigten, indem wir das Thema
Weiterbildung angehen: Wie können wir Weiterbildung
stärken und Anreize setzen, sowohl für Unternehmen als
auch für Beschäftigte?


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich glaube, mit diesem Konzept sind wir für die Zu-
kunft gut aufgestellt .


(Dr . Martin Rosemann [SPD]: Andrea Nahles!)


Darum sollten wir uns kümmern, statt Zahlenklauberei
zu betreiben .

Vielen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821730400

Matthias W . Birkwald hat für die Fraktion Die Linke

das Wort .


(Beifall bei der LINKEN)



Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1821730500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Her-

ren! Liebe Frau Schimke, was Sie hier erzählt haben, ist
ein Lügenmärchen . Das muss man einmal deutlich sagen .


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jana Schimke






(A) (C)



(B) (D)


Ich habe die Zahlen von Eurostat von 2007 bis 2015 da-
bei; nach meiner Kenntnis hat die CDU/CSU in diesem
Zeitraum leider immer regiert . Sie zeigen, dass die Zahl
der armen Alten um 10 Prozent gestiegen ist . Bei den
Männern über 75 Jahre hat sie um 66 Prozent zugenom-
men .


(Kai Whittaker [CDU/CSU]: Und wie viel sind es absolut?)


Sie haben also etwas Falsches erzählt, und das geht gar
nicht .


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Bild-Zeitung ist nicht meine bevorzugte Lek-
türe; ich sehe sie häufig bei den Unionskollegen. Die
Bild-Zeitung ist sehr CDU-freundlich . Sie malt die ge-
sellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland garantiert
nicht schwarz . Aber gestern war in der Bild-Zeitung
unter der Überschrift „Armuts-Report Deutschland!“ zu
lesen, dass derzeit 15,7 Prozent der Menschen in Armut
leben, 13 Millionen Menschen insgesamt . Ich gebe Ih-
nen ein Beispiel, das darüber hinausgeht: „1,5 Millionen
Menschen sind in Deutschland“ – in Deutschland! – „auf
Lebensmittelspenden angewiesen“ . Da wäre ein bisschen
Demut angesagt .

Ein Beispiel ist die Rentnerin Renate Faber, 73 Jah-
re alt und vierfache Oma . Sie muss zur Tafel, weil sie
sich Obst, Brot und Gemüse nicht leisten kann . Käse
und Fleisch sind für sie etwas so Wichtiges, dass sie das,
wenn sie es einmal hat, hinten in den Kühlschrank packt .
Sie sagt – Zitat –:

‚Ich habe mein ganzes Leben als Verkäuferin gear-
beitet . Ich habe Überstunden gemacht und neben-
bei noch meine drei Kinder großgezogen‘ … 1997
wurde sie beim Kaufhaus Hertie entlassen . Bis zur
Rente vor acht Jahren nahm sie regelmäßig befriste-
te Aushilfsjobs an:

– eine Frau, die arbeitet –

‚Fest angestellt hat mich mit Mitte 50 niemand
mehr . Ich nahm jedes Angebot an, weil ich … als
Mensch … dazugehören wollte .‘

Meine Damen und Herren, eine Politik, die wie die
Ihre dazu führt, dass in jeder größeren Stadt immer mehr
Menschen in Mülleimern und Flaschenpfandcontainern
nach Leergut wühlen müssen, ist eine Politik der unwür-
digen Zustände, und die muss dringend abgeschafft wer-
den .


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen von
Union und SPD die FAZ lieber ist: Dieses Blatt versucht
auch, Armut wegzudefinieren, schreibt aber in seiner
gestrigen Ausgabe, dass 40 Prozent der Rentnerinnen und
Rentner nicht zur Mittelschicht gehören . Aber sie liegen
nicht darüber; sie liegen darunter . Das ist die Wahrheit .
Deswegen kann ich es auch nicht mehr hören, wie Sie

hier wieder versuchen, Armut wegzudefinieren. Armut
muss bekämpft werden .


(Beifall bei der LINKEN)


Sie sagen, nur 2,7 Prozent derer, die eine Alters-
rente beziehen, bräuchten Grundsicherung . Das sind
536 000 Menschen; das ist eine halbe Million Menschen .
Auch diese halbe Million ist eine halbe Million armer
Alter zu viel .


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Hinzu kommt: Ihr Finanzminister, Herr Schäuble, stellt
jedes Jahr 7 Prozent mehr ein, weil die Zahlen wachsen,
wachsen und wachsen . Sie haben sich seit dem Jahr 2000
verdoppelt und bei den Männern verdreifacht .

Und noch etwas, Herr Kollege Schiewerling: Grund-
sicherung ist nicht gleich Armut . In der Grundsicherung
sind die Ärmsten der Armen . Die Armut ist in Europa
definiert – meine Kollegin Zimmermann hat es vorhin
gesagt –: Wer als alleinlebender Mensch weniger als
1 033 Euro zur Verfügung hat, der ist von Armut bedroht .


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Grundsicherung verhindert absolute Armut! Die Kinder werden noch nicht einmal herangezogen!)


Und da steigen die Zahlen immer mehr . Ich sage Ih-
nen, Kollege Markus Kurth: Wenn es nur um diejenigen
gehen soll, die 65 und älter sind, dann haben wir heute
schon 2,8 Millionen ältere Menschen in Altersarmut . Da
kann man doch nicht sagen, Altersarmut gebe es heute
nicht .


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich doch nicht gesagt!)


Heute ist hier Ruhe, was das Finanzministerium an-
geht . Sonst hätte ich Herrn Spahn auch noch einmal ein
Wort dazu gesagt, wie er arme Kinder gegen arme Alte
ausspielt . Auch das darf nicht sein . Wir müssen sowohl
etwas gegen Kinderarmut wie auch gegen Altersarmut
tun .


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was das Rentenniveau angeht, hat der Kollege
Rosemann in der Anhörung Professor Axel Börsch-Su-
pan befragt, und der hat echt behauptet, eine zunehmende
Altersarmut mit dem sinkenden Rentenniveau zu begrün-
den, sei falsch . Völliger Unsinn! Im Jahr 2002 brauchte
man als Durchschnittsverdiener 23,7 Beitragsjahre für
eine Rente in Höhe der Grundsicherung, also der Sozi-
alhilfe . Im Jahr 2016 brauchte man schon 29,6 Beitrags-
jahre und, wenn man nur drei Viertel des Durchschnitts
verdient hat, fast 40 Jahre . Ich sage Ihnen, meine Damen
und Herren: Das Rentenniveau anzuheben, schützt jene,
die heute verdienen, vor Altersarmut in Zukunft . Deswe-
gen sollten wir es anheben, und zwar auf 53 Prozent .


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zum Schluss . Wir brauchen den dritten
Entgeltpunkt bei der Mütterrente . Wir brauchen eine bes-
sere Rente nach Mindestentgeltpunkten . Wir brauchen

Matthias W. Birkwald






(A) (C)



(B) (D)


für Arbeitslose wieder Beiträge in der Rentenversiche-
rung . Und wenn das alles nicht reicht, dann brauchen wir
einen Zuschlag auf die Alterseinkommen wie in Öster-
reich . Wir nennen diesen Zuschlag „solidarische Min-
destrente“; denn das Ziel der Linken ist: Niemand soll im
Alter von weniger als 1 050 Euro leben müssen .

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821730600

Als nächster Redner spricht Ralf Kapschack für die

SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD)



Ralf Kapschack (SPD):
Rede ID: ID1821730700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Verehrte Zuschauer! Deutschland ist ein reiches Land .
Viele beneiden uns um unseren Wohlstand und die politi-
sche Stabilität in der Mitte Europas .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber natürlich: Auch in unserem Land gibt es Armut . Es
gibt Menschen, die nicht teilhaben können, weil sie das
Geld dafür nicht haben, die sich keine Eintrittskarte für
ein Fußballspiel, fürs Kino oder ein Geschenk für die En-
kel leisten können . Das ist keine Debatte über statistische
Größen, sondern eine Debatte über die Lebenswirklich-
keit von Menschen .


(Beifall bei der SPD sowie des Abg . Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


Armut, auch Altersarmut, über die wir heute reden,
ist kein Naturgesetz; sie ist Folge von gesellschaftlichen
Entwicklungen und politischen Entscheidungen . Die
Absicherung im Alter ist immer auch ein Spiegel des
Erwerbslebens . Wer lange gearbeitet hat, muss sich da-
rauf verlassen können, im Alter nicht in Armut zu fal-
len; das ist ein zentrales Versprechen des Sozialstaats .
Zugegeben: Es kann nicht immer gehalten werden . Gute
Arbeit ist die entscheidende Stellschraube für eine gute
Absicherung im Alter . Gute, faire Löhne und stabile Be-
schäftigungsverhältnisse, das müssen die zentralen An-
satzpunkte sein .

Die gesetzliche Rente ist oft nicht die einzige, aber
meist die wichtigste Einkommensquelle im Alter . Des-
halb ist es wichtig, hier Spielräume zu nutzen, um Alters-
armut zu bekämpfen .


(Beifall des Abg . Matthias W . Birkwald [DIE LINKE])


Es ist schon angesprochen worden: Jedes Jahr gehen
170 000 Menschen im Alter von durchschnittlich 50 Jah-
ren in die Erwerbsminderungsrente . Sie bekommen
670 Euro im Monat . Erwerbsminderung ist deshalb eines
der größten Armutsrisiken in unserem Land . Im Renten-
paket 2014 sind erste deutliche Verbesserungen vorge-
nommen worden . Heute hat das Kabinett auf Initiative

von Andrea Nahles zusätzliche Verbesserungen auf die
Schiene gesetzt .


(Beifall bei der SPD)


Ja, es stimmt, die Abschläge bekommen wir nicht
weg . Es stimmt auch, dass von den deutlichen Verbesse-
rungen die Bestandsrentner noch nicht profitieren. Viele
finden das ungerecht. Deshalb denkt zumindest die SPD
darüber nach, was wir da in Zukunft machen können .

Unser gesetzliches Rentensystem funktioniert relativ
einfach: hohe Beiträge – hohe Rente, niedrige Beiträ-
ge – niedrige Rente . Es sind vor allem Frauen, die lange
arbeiten und trotzdem aufgrund ihres niedrigen Lohns
nur wenig einzahlen konnten . Im Alter steht dann oft die
Grundsicherung . Das wollen wir verändern .


(Beifall bei der SPD)


Wer jahrzehntelang gearbeitet hat, muss mehr haben als
die Grundsicherung . Das ist eine Frage von Gerechtig-
keit, Respekt und Wertschätzung .


(Beifall bei der SPD)


Der Vorschlag einer Solidarrente liegt auf dem Tisch .
Mal sehen, was wir mit der CDU/CSU bis zur Wahl noch
hinbekommen .

Das Problem der Altersarmut von Selbstständigen ist
schon angesprochen worden . Wir wollen, dass zukünf-
tig Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung
einbezogen werden, es sei denn, sie sind obligatorisch
anderswo versichert . Das wäre ein wichtiger Schritt hin
zur Bekämpfung von Altersarmut und in Richtung Er-
werbstätigenversicherung .


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


In der öffentlichen Debatte wird gerade intensiv über
das Rentenniveau gestritten; auch wir haben gerade eine
kurze Debatte darüber geführt . Allein ein hohes Durch-
schnittsniveau der gesetzlichen Rente ist sicherlich kein
Allheilmittel gegen Altersarmut . Aber es spielt eine nicht
zu unterschätzende Rolle . Deshalb sollte das Niveau der
gesetzlichen Rente stabilisiert werden . Es steht nicht nur
die Legitimation der gesetzlichen Rente auf dem Spiel,
sondern auch viel Vertrauen, das Vertrauen, dass es in un-
serem Land gerecht zugeht .


(Beifall des Abg . Dr . Martin Rosemann [SPD])


Zum Schluss noch ein Gedanke . Zur Gerechtigkeit
gehört auch, dass diejenigen, die starke Schultern haben,
mehr tragen als diejenigen, die schwache Schultern ha-
ben . Wenn wir hier über Altersarmut reden, dann spre-
chen wir an anderer Stelle über explodierende Manager-
gehälter und extreme Vermögenssteigerungen bei den
ganz Reichen . Das ist keine Neiddebatte, wie manche das
leichtfertig abtun,


(Kai Whittaker [CDU/CSU]: Nein, natürlich nicht!)


Matthias W. Birkwald






(A) (C)



(B) (D)


sondern eine notwendige, zentrale Diskussion über den
Zusammenhalt in unserer Gesellschaft .


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Auch die Wohlhabenden in diesem Land profitieren da-
von, wenn es gerechter zugeht . Ich habe den Eindruck,
dass manche das noch immer nicht verstanden haben .

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821730800

Als nächste Rednerin spricht Katja Dörner für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen .


Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1821730900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Ich habe heute nicht in die Geschäfts-
ordnung des Bundestages geschaut . Aber ich habe den
Titel der heutigen Aktuellen Stunde gelesen . Ich bin sehr
froh, dass wir heute über Altersarmut debattieren . Alters-
armut und die anstehenden Entwicklungen sind drängen-
de Probleme, leider insbesondere für Frauen . Deshalb ist
es nach unserer Auffassung überfällig, dass die Bundes-
regierung bei Strategien gegen Altersarmut insbesondere
die Frauen in den Blick nimmt .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


DIW und die Hans-Böckler-Stiftung haben eine ak-
tuelle Studie vorgelegt . Diese zeigt erneut: Die Renten-
lücke zwischen Frauen und Männern ist enorm . Frauen
bekommen noch immer durchschnittlich als Rente nur
60 Prozent dessen, was die Männer bekommen . Das darf
auf Dauer nicht so bleiben .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Es ist ein altbekanntes Problem: Die Ungerechtigkei-
ten des Arbeitsmarktes, die für Frauen noch immer be-
stehen, setzen sich in der Rente fort . Sie werden quasi
nahtlos fortgeschrieben . Deshalb ist für uns völlig klar,
dass wir die Altersarmut von Frauen bei weitem nicht al-
lein im Rentensystem werden angehen und lösen können .
Das Rentensystem kann – das ist uns allen klar – die über
Jahrzehnte fehlenden Beiträge nicht ausgleichen . Des-
halb müssen wir viel früher ansetzen . Frauen müssen ei-
genständige Anwartschaften erwerben können . Sie brau-
chen eine eigenständige Existenzsicherung . Da bleibt die
Bundesregierung leider weitestgehend blank .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frauen verdienen im Schnitt weiterhin deutlich weniger,
weil sie häufiger Teilzeit arbeiten, weil sie seltener in
Führungspositionen sind, weil sie öfter in schlecht be-
zahlten Berufen tätig sind und auch weil es mittelbare
und unmittelbare Lohndiskriminierung gibt . Wie gesagt,
das ist alles altbekannt . Was macht die Bundesregierung?
Wenig . Man kann auch sagen: gar nichts .

Sie haben es beispielsweise immer noch nicht ge-
schafft, das Rückkehrrecht auf Vollzeit zu verankern,
obwohl es sogar im Koalitionsvertrag steht . Es ist aber
zentral, dass Frauen aus der Teilzeitfalle herauskommen .


(Beifall der Abg . Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


750 000 Frauen, die in Teilzeit arbeiten, wollen lieber
Vollzeit arbeiten .


(Kai Whittaker [CDU/CSU]: Damit lösen Sie das Problem der Altersarmut auch nicht!)


Das sagt Frau Nahles selber . Was sagen Sie denn diesen
Frauen? Sagen Sie ihnen, dass vier Jahre nicht ausrei-
chen, hierfür eine Lösung zu finden? Ich kann das nicht
nachvollziehen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben beispielsweise mit der flexiblen Vollzeit
einen konkreten Vorschlag gemacht, der Arbeitszeiten
beweglicher macht und mehr Spielräume für Frauen und
natürlich auch für Männer schafft. So kann man das Ar-
beitsvolumen von Frauen erhöhen, ohne die Vereinbar-
keit von Familie und Beruf aus dem Blick zu verlieren .
So können Frauen eigenständige Anwartschaften erwer-
ben, und wir tun wirklich etwas gegen Altersarmut . Ich
finde, es ist wirklich Zeit, dass die Bundesregierung sich
solchen innovativen Vorschlägen endlich öffnet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich fürchte, da können wir lange warten!)


Wir haben ein wer weiß wie gehyptes Quotengesetz
verabschiedet, das aber die Vorstände ausspart . Es zeigt
sich: Die Vorstandsetagen sind nach wie vor fest in Män-
nerhand . Wir werden morgen ein sogenanntes Entgelt-
gleichheitsgesetz debattieren, das ein derartig zahnloser
Tiger ist, dass man sich angesichts der großen Verspre-
chungen, die hier den Frauen gemacht worden sind, aus
Sicht der Bundesregierung eigentlich nur schämen kann .
Ein bisschen mehr Transparenz für nicht einmal die Hälf-
te aller Frauen – das hat mit Lohngleichheit überhaupt
nichts zu tun . Auch das wird sich in die Rente fortsetzen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Reform der Minijobs? Fehlanzeige bei dieser Bundes-
regierung . Dabei heißt es im Koalitionsvertrag sogar:

Zudem wollen wir die Übergänge aus geringfügiger
in reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäfti-
gung erleichtern .

Was ist daraus geworden nach drei Jahren Legislaturperi-
ode? Gar nichts ist daraus geworden . Stattdessen arbeiten
5 Millionen Menschen ausschließlich in Minijobs, eine
unverändert hohe Zahl .


(Dr . Martin Rosemann [SPD]: Sie ist gesunken, infolge des Mindestlohns gesunken!)


Auch hier sind es eben vorrangig Frauen . Die gan-
ze Problematik des Ehegattensplittings in Kombination
mit den Minijobs muss ich hier, glaube ich, nicht breit

Ralf Kapschack






(A) (C)



(B) (D)


auswalzen . Es zeigt sich ganz klar: Die Bundesregierung
duckt sich vor den wirklich heißen Eisen weg . Das geht
eben hart zulasten der Frauen . Wenn auch seitens der Re-
gierungsfraktionen die Altersarmut von Frauen beklagt
wird, aber gleichzeitig bei Lohngleichheit, Minijobs oder
Ehegattensplitting nichts bewegt wird, kann man das
nicht wirklich ernst nehmen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung schreibt in ihrem Alterssiche-
rungsbericht 2016, dass das Versorgungsniveau ohne zu-
sätzliche Altersvorsorge in den kommenden Jahren deut-
lich zurückgehen wird und dass darin insbesondere für
Geringverdienende ein erhebliches Risiko besteht . Nun
wissen wir aber auch: Mehr als 40 Prozent der Menschen
mit einem sozialversicherungspflichtigen Einkommen
von unter 1 500 Euro im Monat – in diesem Bereich ar-
beiten deutlich mehr Frauen als Männer; auch hier ganz
klar eine Geschlechterperspektive – sorgen weder be-
trieblich noch privat vor . Da sind die 5 Millionen Men-
schen in den Minijobs noch nicht einmal eingerechnet .
Deshalb ist ganz klar: Da sich nicht jeder Sparen leisten
kann, müssen wir endlich wirksame, konkrete Maßnah-
men gegen Altersarmut ergreifen . Das hat die Bundesre-
gierung leider verpasst .

Mein Kollege Markus Kurth hat es schon gesagt:
Wir Grüne wollen eine Garantierente – das ist auch aus
frauenpolitischer Perspektive richtig und wichtig –, und
wir wollen eine Bürgerversicherung bei der Rente, eine
Rente für alle . Damit werden Versicherungslücken ge-
schlossen, die heute eine der wesentlichen Ursachen von
Altersarmut sind . Es reicht eben nicht, wenn man sich
die Entwicklungen anschaut, nur ganz kleine Räder zu
drehen .

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821731000

Peter Weiß hat für die CDU/CSU-Fraktion als nächs-

ter Redner das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1821731100

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Man kann es wenden, wie man will: Natürlich gibt es bei
uns in Deutschland Männer und Frauen, die sehr wenig
Einkommen haben und deswegen jeden Tag den Euro
mehrmals umdrehen müssen . Aber das Problem dieser
Personen löse ich nicht mit der Initiative, die die Linken
hier in der Aktuellen Stunde angeboten haben .

Die großen Zahlen von Herrn Birkwald kommen da-
her, dass er die Eurostat-Methode anwendet und sagt:
Wer nur 60 Prozent des Durchschnittseinkommens hat,
der gilt als armutsgefährdet .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: So ist das in der Europäischen Union definiert!)


Dass er keine Lösung anzubieten hat, sehen Sie an fol-
gender Überlegung: Wenn Sie die durchschnittlichen

Löhne um 10 Prozent erhöhen und die Renten um
10 Prozent erhöhen, dann haben wir immer noch genau-
so viele Bezieher eines Einkommens von 60 Prozent des
Durchschnittseinkommens, obwohl alle mehr haben . Da-
ran zeigt sich: Mit solchen Prozentrechnereien werden
wir den Menschen, die wirklich armutsgefährdet sind,
überhaupt nicht gerecht .


(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: So ein Wahnsinn, was Sie da erzählen! – Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE]: Sie können das nicht wegdiskutieren!)


Gerecht wird man diesen Mitbürgern nur, wenn man ge-
nau hinschaut .

Im Altersvorsorgebericht wird festgestellt, dass wir
bei denjenigen, die 35 Jahre oder länger in die gesetzli-
che Rentenversicherung eingezahlt haben, eine Grundsi-
cherungsquote von 1 Prozent haben . Das heißt, wer ein
Leben lang in die Rente eingezahlt hat, hat in der Regel –
Gott sei Dank! – mehr als die Grundsicherung . Wer lange
Ausfallzeiten hatte oder nie eingezahlt hat, der kann na-
türlich auch keine gute Rente erwarten . Ich erlebe immer
wieder, dass Personen zu mir kommen, die wirklich zu
wenig Rente haben . Diesen rate ich – ja ich dränge sie
dazu –, Grundsicherung zu beantragen .


(Daniela Kolbe [SPD]: Mach ich auch!)


Grundsicherung ist kein Almosen, sondern ein Anspruch
im Sozialstaat Deutschland, damit niemand Hunger und
Not leiden muss .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Schauen wir uns einmal an, welche Personen in den
letzten Jahren Grundsicherung neu beantragt haben! Ver-
ehrte Kolleginnen und Kollegen, 50 Prozent der Neu-
beantragungen kommen von Personen, die null Euro
Anspruch an die gesetzliche Rentenversicherung haben .
Sprich: Wenn ich das Rentenniveau à la Birkwald anhe-
be, haben die null und nichts mehr .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Wie oft muss ich das denn noch sagen? Um die geht es doch auch nicht!)


Das zeigt zum Thema Armutsbekämpfung: Jeder muss
in seinem Leben verpflichtet werden, für das Alter vorzu-
sorgen – dafür sprechen wir uns als Union nachdrücklich
aus –, damit er am Schluss nicht mit nichts dasteht . – Das
ist das Allererste .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Zweite ist die vom Kollegen Kapschack bereits
erwähnte Erwerbsminderungsrente . Ja, wer schon in
jungen Jahren krank wird oder einen Unfall erleidet und
nicht mehr arbeiten gehen kann, folglich auch nichts
mehr in die Rente einzahlen und nicht privat vorsorgen
kann, der ist im Zweifel sein Leben lang relativ arm dran .
Deshalb ist es bemerkenswert, dass diese Große Koaliti-
on handelt und wir mit dem heutigen Kabinettsbeschluss
bereits zum zweiten Mal hintereinander die Ansprüche
bei der Erwerbsminderungsrente erhöhen . Eine bessere

Katja Dörner






(A) (C)



(B) (D)


Erwerbsminderungsrente ist der beste Schutz gegen Al-
tersarmut .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Richtig ist, dass, weil sie viele Jahre wenig oder über-
haupt nicht in die Rente eingezahlt haben, gerade viele
Frauen armutsgefährdet sind, Frau Dörner – wobei die
Frauen Gott sei Dank aufholen . Die Frauen, die heute
in Rente gehen, sind im Durchschnitt schon wesentlich
besser dran als ihre Vorgängerinnen . Aber ich muss auch
sagen: Zu Beginn dieser Legislaturperiode haben wir mit
der heftig diskutierten und umstrittenen Verbesserung
der Mütterrente den Frauen und Müttern, die diese Aus-
fallzeiten haben, wirklich nachhaltig geholfen, ein Stück
mehr Rente zu bekommen .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nun ist es so, dass es für eine ausreichende Altersvor-
sorge notwendig ist – das hat schon immer gegolten –,
zusätzlich für das Alter vorzusorgen und nicht allein die
gesetzliche Rente anzusparen . Das gilt für jeden . Übri-
gens finde ich es erfreulich, dass uns der Altersvorsor-
gebericht zeigt, dass über 80 Prozent unserer Mitbürge-
rinnen und Mitbürger in Deutschland zusätzlich etwas
für die Altersvorsorge tun . Nur jener, der ohnehin schon
wenig verdient und dessen Rentenansprüche gering sind,
hat bisher – zu Recht – gesagt: Warum soll ich mich über-
haupt bemühen, zusätzlich etwas zu tun, wenn ich weiß,
dass am Ende aller Tage das, was ich angespart habe, mit
der Grundsicherung verrechnet wird


(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der hat doch überhaupt kein Geld dazu!)


und ich dann nicht mehr habe als derjenige, der über-
haupt nichts getan hat?

Insofern ist das Betriebsrentenstärkungsgesetz, das
wir in der nächsten Sitzungswoche hier im Deutschen
Bundestag beraten werden, eine entscheidende, geradezu
revolutionäre Veränderung im Sozialrecht in Deutsch-
land . Denn wir schlagen vor: Egal was jemand für seine
Altersversorgung zusätzlich getan hat, er erhält mindes-
tens 100 Euro mehr, als die Grundsicherung ausmacht .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir drehen das Prinzip um . Außerdem führen wir für
die Geringverdiener erstmals einen Geringverdienerzu-
schlag ein .


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821731200

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen .


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Der sollte noch zehn Minuten weitermachen! Der ist gut!)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1821731300

Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, wenn

man wirklich etwas gegen Altersarmut tun will, dann darf
man nicht mit der Gießkanne herumlaufen . Lassen Sie
Ihre Gießkanne im Garten oder auf dem Balkon! Zielge-

richtete Hilfe da, wo es notwendig ist, dafür sorgen wir .
Das hilft im Kampf gegen Altersarmut .

Vielen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821731400

Danke schön . – Markus Paschke hat als nächster Red-

ner für die SPD-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der SPD)



Markus Paschke (SPD):
Rede ID: ID1821731500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir
haben heute schon ganz viel über Statistiken etc . gehört,
und ich wollte eigentlich auch damit anfangen. Ich finde
es schon beängstigend, wenn Eurostat feststellt, dass je-
der Fünfte hier in Deutschland von Armut gefährdet ist .
Solche Statistiken bilden immer nur die Vergangenheit
ab . Wichtig ist, was wir daraus für die Zukunft lernen .

Vergleiche ziehen sollte man nicht zu Ländern, die ein
wesentlich niedrigeres Niveau als wir haben, sondern zu
Ländern, deren Niveau gleich unserem oder sogar höher
ist .


(Beifall des Abg . Matthias W . Birkwald [DIE LINKE])


Ich würde dafür die Niederlande mit einem gleichen
oder Norwegen mit einem höheren Niveau heranziehen .
Die Armutsrisikoquote dort liegt bei 10,9 Prozent bzw .
11,6 Prozent . Das heißt doch für uns, dass es bei uns im
Moment noch nicht optimal geregelt ist; andere Länder
sind vielmehr ein Beispiel dafür, wie man es wesentlich
besser regeln kann .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr . Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann man sehr viel von lernen!)


Wir brauchen hier also bessere Lösungen .


(Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Besser als die Große Koalition! Das ist richtig!)


In meinen Bürgersprechstunden habe ich die gleichen
Erfahrungen wie meine Kollegin Daniela Kolbe ge-
macht. Die Betroffenen kommen und schildern ihre Si-
tuation. Viele empfinden es als unwürdig, wenn sie zum
Sozialamt gehen und Alterssicherung beantragen sollen .
Ich kann das auch nachvollziehen . Meine Großmutter hat
genauso reagiert, als mein Großvater gestorben ist und
sie nur noch mit einer kleinen Witwenrente dastand . Sie
hat ihr Leben lang mitgearbeitet; aber sie hat nichts da-
von gehabt: Mein Großvater war selbstständig, und sie
war mithelfende Familienangehörige . Wenn wir Lösun-
gen suchen, müssen wir schauen, dass wir die Menschen
in den Mittelpunkt stellen und individuelle Angebote ma-
chen .

Es gibt zukünftig sehr viel mehr Menschen, die be-
troffen sein werden. Das zeigt sich, wenn man sich die

Peter Weiß (Emmendingen)







(A) (C)



(B) (D)


Situation einmal anschaut: Der Niedriglohnsektor wird
immer größer; er ist schon in der Vergangenheit deutlich
gewachsen . Es gibt sehr viel größere Armutsrisiken für
Selbstständige, für Solo-Selbstständige im Handwerk, im
Dienstleistungsbereich und in vielen anderen Bereichen .
Es sind überwiegend Frauen, die durch Kindererziehung,
durch Pflegeleistungen etc. ihre Erwerbstätigkeit unter-
brochen haben . All diejenigen werden zukünftig wahr-
scheinlich eine Rente bekommen, die nicht mehr zum
Leben reicht . Um diese Menschen müssen wir uns küm-
mern .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Der Mann hat recht!)


– Zuhören hilft manchmal, liebe Kollegen .


(Beifall bei der SPD – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Wir hören ja zu! – Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE]: Auch ganz genau!)


Eine Vorstufe zur Rente sind Ausbildung und damit
Eintritt in die Arbeitswelt . Das heißt, wir müssen uns
auch darum kümmern, dass wir sachgrundlose Befristun-
gen endlich wieder abschaffen,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Haben wir schon x-mal vorgelegt!)


dass wir den Niedriglohnsektor eindämmen .

Auch wenn die Linke immer gern auf die Agen-
da 2010 verweist, will ich einmal einen Vorsitzenden der
SPD zitieren . Willy Brandt hat einmal gesagt: Jede Zeit
erfordert ihre eigenen Antworten .


(Beifall bei der SPD)


Das, was im Jahr 2000 vielleicht gut war – zumindest
haben diejenigen, die es gemacht haben, es damals als
sinnvoll und gut empfunden –, muss heute nicht richtig
sein . Ich bin der Überzeugung, dass wir heute eine ganz
andere Anforderung haben . Heute haben wir eine andere
Zeit . Es geht darum, dass wir alle Menschen an dem Er-
folg, den wir in Deutschland haben, teilhaben lassen . Das
ist doch entscheidend .


(Beifall bei der SPD)


Das heißt, wir müssen uns sehr viel mehr um die küm-
mern, die nicht zu den Gewinnern zählen,


(Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE]: Aha!)


sondern die auf gleichem Niveau verharren oder die so-
gar Abstiegsängste haben . Das sind nicht wenige . Das ist
die Aufgabe, der sich die Politik stellen muss . Wir müs-
sen versuchen, die Zukunft besser zu gestalten und nicht
nur der Vergangenheit hinterherzutrauern . Das hilft nicht .


(Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die letzten paar Jahre waren einfach schlecht!)


Wir müssen aus der Vergangenheit lernen und es in Zu-
kunft besser machen . Es gibt gute Beispiele dafür .

Danke .


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821731600

Als nächster Redner hat Dr . Carsten Linnemann für

die CDU/CSU-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Carsten Linnemann (CDU):
Rede ID: ID1821731700

Herzlichen Dank . – Liebe Frau Präsidentin! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Ich habe einmal nachge-
schaut: Wir beschäftigen uns jeden Monat mit dem The-
ma Rente: am 29 . September, am 21 . Oktober,


(Michael Schlecht [DIE LINKE]: Macht Sinn!)


10 . November, 1 . Dezember, 19 . Januar .


(Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE]: Sie haben ja nichts gelernt!)


Es ist richtig, dass wir uns in diesem Hohen Haus mit
diesem wichtigen Thema beschäftigen. Auffällig ist, dass
Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Linken,
dieses Thema immer nutzen, um den Fokus ausschließ-
lich auf das Thema Altersarmut zu richten .

Ja, ich gebe Herrn Kapschack recht: Es ist keine statis-
tisch nennenswerte Größe . Es gibt schwere Einzelschick-
sale, auch im Bereich Grundsicherung im Alter .


(Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE]: Wenn es nur Einzelschicksale wären!)


Herr Birkwald, mich ärgert, dass Sie so tun, als ob das
Thema Altersarmut ein flächendeckendes, breites und
großes Problem in Deutschland ist . Das ist mitnichten
der Fall .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Zuhören: in Zukunft werden wird!)


Damit reden Sie dieses Land schlecht . Das ist nicht gut .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die statistischen Zahlen sprechen Bände . Es sind 2 bis
3 Prozent, die in Grundsicherung sind .


(Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, es sind nicht 2 bis 3 Prozent! Es sind 15 Prozent! Gucken Sie sich doch einmal den Armutsund Reichtumsbericht der Bunderegierung an!)


– Aber natürlich kann man nicht verhehlen – das muss
man einmal sagen –: Es gibt Gruppen, die viel mehr von
Armut bedroht sind .


(Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE]: Kinderarmut!)


Keine Altersgruppe ist heute weniger bedroht als die der
Rentner .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Das ist falsch!)


Markus Paschke






(A) (C)



(B) (D)


Das muss man so sagen .


(Karin Binder [DIE LINKE]: Alle, die jetzt arm sind, sind als Rentner oder Rentnerin erst recht arm!)


Meine Kolleginnen und Kollegen haben richtig gesagt,
was man gezielt machen muss, um diesen Menschen zu
helfen . Aber man darf nicht so tun, als ob wir das Renten-
niveau in Gänze mit voller Wucht anheben müssten, um
damit die Probleme zu lösen . Das ist mitnichten der Fall .


(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Das wird damit nicht gelöst werden!)


Es ist sogar so, dass bei einem sinkenden Rentenniveau
die Renten in Deutschland steigen, und zwar auch in den
nächsten Jahren .


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Aber von den Löhnen abgekoppelt werden!)


Selbst im Zeitalter eines sinkenden Rentenniveaus ist es
so, dass der Abstand von den Durchschnittsrenten zur
Grundsicherung größer ist denn je, Herr Birkwald . Ich
will nicht alles wiederholen; das, was die Kolleginnen
und Kollegen gesagt haben, ist richtig . Wenn wir etwas
machen, dann müssen wir gezielt etwas machen . Das,
was heute beispielsweise bei den Erwerbsgeminderten
passiert, ist richtig . Das sind doch die Menschen, die
nicht mehr arbeiten können . Das sind doch die Men-
schen, die unsere Unterstützung brauchen .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: 4,50 Euro!)


Auch das Thema Solo-Selbstständige ist richtig . Glau-
ben Sie, ich möchte, dass sich Menschen in Deutschland
selbstständig machen, sich ein Geschäftsmodell überle-
gen, eine tolle Idee haben und sagen: „Das Geschäftsmo-
dell kann ich nur dann umsetzen, wenn ich keine Renten-
versicherungsbeiträge zahle“? Glauben Sie, ich will, dass
man sich unter Marktpreisniveau anbietet,


(Sabine Zimmermann [Zwickau] [DIE LINKE]: Das ist aber Realität!)


und der Steuerzahler soll die Grundsicherung im Alter
für diejenigen übernehmen, die das Geschäftsmodell zu-
lasten der Solidargemeinschaft aufgelegt haben? Genau
das will ich auch nicht .


(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Das ist heute Realität!)


Deswegen wollen wir eine Versicherungspflicht, kei-
ne Pflichtversicherung, bei der der Selbstständige die
Pflicht hat, dass er vorsorgt. Gleichzeitig brauchen wir
eine Übergangsphase,


(Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind 300 Euro für jeden Selbstständigen! 300 Euro pro Monat für jeden!)


damit die Start-ups in den ersten zwei, drei Jahren Luft
haben, ihr Geschäftsmodell umzusetzen,


(Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit ist Frau von der Leyen gescheitert!)


um dann in die Altersvorsorge zu gehen .

Zum Schluss . Was mir auch heute in der Debatte auf-
gefallen ist: Ich glaube, dass sich diese Große Koalition
nicht verstecken muss, wenn es um das Thema geht, was
wir für Menschen gemacht haben, die Transferleistun-
gen vom Staat bekommen . Ich glaube, das brauchen wir
nicht .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Morgen reden wir über das Thema Managergehälter .
Auch das ist eben schon angesprochen worden; Herr
Kapschack, auch Sie haben es angesprochen . Wissen Sie,
was mich ärgert?


(Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie ärgern sich zu viel! Das macht schlechte Stimmung!)


Dass wir nur noch über die da ganz oben sprechen . Die-
jenigen, die staatliche Leistungen bekommen, haben wir
nicht vernachlässigt . Aber die breite Mitte der Gesell-
schaft, die sich den Wecker stellt, morgens aufsteht und
arbeiten geht, die sich an Recht, Gesetz und Ordnung
hält,


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Schichtarbeiter können auch abends aufstehen!)


die für eine Schlagzeile in der Zeitung vielleicht zu lang-
weilig ist – sie trägt diesen Staat . Wir müssen sie auch
mal in den Mittelpunkt rücken, für sie müssen wir da
sein .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Daniela Kolbe [SPD])


Insofern ist es wichtig, dass wir, wenn wir über soziale
Gerechtigkeit reden, nicht nur darüber reden, wie wir den
Sozialstaat ausdehnen können, sondern auch über dieje-
nigen reden, die diesen Sozialstaat überhaupt erst mög-
lich machen und mit ihren Steuern finanzieren, damit die
Umverteilung, die heute stattfindet, auch morgen noch
stattfinden kann. Deshalb müssen wir den Fokus mehr
auf die Mitte, auf die Menschen, die in Deutschland ar-
beiten gehen, richten .


(Beifall bei der CDU/CSU – Markus Paschke [SPD]: Wir müssen auch darüber reden, die Schere kleiner zu machen!)


Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821731800

Als letzter Redner in der Aktuellen Stunde hat Tobias

Zech für die CDU/CSU-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Carsten Linnemann






(A) (C)



(B) (D)



Tobias Zech (CSU):
Rede ID: ID1821731900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Jetzt bin

ich der letzte Redner . Ich werde mir jetzt nicht anmaßen,
eine Zusammenfassung zu machen . Aber wenn man mo-
mentan die Debatte auch in den Medien verfolgt, dann
erkennt man, dass es beim Thema Altersarmut sehr ge-
zielt um die Frage geht, wie wir mit dem Rentensystem,
dem Rentenniveau und Rentenerhöhungen umgehen .
Das heißt aber, wir sprechen nur über die Symptome .

Altersarmut ist in Deutschland Realität . Das ist auch
nichts Neues . Altersarmut hat es in Deutschland schon
immer gegeben . Unsere Aufgabe ist es, dass wir denje-
nigen helfen, die am meisten davon betroffen sind und
unverschuldet in diese Situation geraten sind . Das ist un-
strittig .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Unstrittig ist auch, was die Statistiken besagen .
Matthias Birkwald, ich nehme jetzt mal eine andere Sta-
tistik, ich nutze nicht die Daten von Eurostat . Ich nenne
eine Prozentzahl: 3 Prozent der Rentnerinnen im Wes-
ten sind in der Grundsicherung . Die Kollegin Kolbe hat
schon etwas dazu gesagt, und ich erzähle Ihnen: Ich habe
als Gemeinderat in meiner Heimatgemeinde vor zehn
Jahren mit Stolz gemeinsam mit dem AWO-Ortsverband
einen Wohlfahrtsladen eingeweiht – volles Programm:
Blasmusik, Pfarrer, Bürgermeister . Und wie erschrocken
war ich eine Woche später, als ich gesehen habe, wer da
wirklich einkaufen geht! Das heißt, zu den 3 Prozent, die
in der Grundsicherung sind, kommt noch eine Anzahl x
von Menschen, die niemals zum Amt gehen würden . Wir
können sie animieren, wie wir wollen – sie gehen nicht
zum Amt und fallen aus jeder Statistik heraus . Natürlich
müssen wir uns um sie kümmern, und natürlich gehören
sie in unseren Fokus .


(Beifall der Abg . Daniela Kolbe [SPD])


Deshalb müssen wir, wenn wir über Altersarmut spre-
chen, immer auch diejenigen im Auge haben,


(Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Verdeckte Armut, ja!)


die nicht unsere Hilfe in Anspruch nehmen; auch über sie
müssen wir sprechen .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN sowie des Abg . Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das hat hier auch keiner meiner Vorredner bestritten .
Aber wichtig ist: Wenn wir über diejenigen sprechen,
die nicht zum Amt gehen, dann müssen wir schauen, was
die Ursachen dafür sind . Diese Ursachen müssen wir mit
Blick auf die Zukunft bekämpfen . Da müssen wir besser
werden .

Jetzt sage ich Ihnen, dass diese Regierung, geführt von
der Union, seit 2005 die beste Politik aller Zeiten gegen
Altersarmut gemacht hat,


(Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber seitdem ist die Altersarmut massiv angestiegen!)


weil wir nämlich die Arbeitslosigkeit fast halbiert haben .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn Sie in den Armutsbericht schauen, dann lesen Sie,
dass die Ursachen von Altersarmut nicht ein niedriges
Rentenniveau oder unterschiedliche Beitragssätze sind .
Vielmehr ist die Ursache, dass zu wenig eingezahlt wur-
de . Es liegt also an einer schlechten Wirtschaftspolitik,
an einer schlechten Arbeitspolitik und an einer zu hohen
Zahl von Arbeitslosen . Wenn man wirklich daran interes-
siert ist, Altersarmut in der Zukunft zu verhindern, dann
muss man in Deutschland gute Jobs schaffen, eine gute
Wirtschaftspolitik betreiben .


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau so!)


Dafür stehen wir, die Union, und das kann man auch be-
legen .

Matthias Birkwald hat vorhin die Bild zitiert . Ich er-
laube mir, auf eine Karte aus der Bild zu verweisen . Gu-
cken Sie sich die Karte an, die gestern in der Bild-Zeitung
abgedruckt war; da sehen Sie deutlich, wo das Armutsri-
siko am niedrigsten ist, nämlich in Bayern, seit 60 Jahren
regiert von der CSU .


(Beifall bei der CDU/CSU – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wie viel Unterstützung hat Bayern bekommen?)


Und wo ist es am höchsten? Überall da, wo ihr regiert .


(Dr. Matthias Bartke [SPD]: Bayern first!)


Wenn man den Menschen einen Rat geben möchte, dann
lautet er: Wählen Sie die Union! Das ist die beste Versi-
cherung gegen Altersarmut .


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


Meine Vorredner haben alle schon gesagt, was wir
gemeinsam mit der SPD in dieser Großen Koalition im
Bereich Erwerbsminderungsrente gemacht haben . Wir
haben gemeinsam mit der SPD die Mütterrente einge-
führt . Und natürlich werden wir, die CSU, auch nach der
nächsten Wahl besonders für die Mütterrente kämpfen .


(Beifall des Abg . Paul Lehrieder [CDU/ CSU])


Dazu haben wir uns schon committed .

Kollege Linnemann hat die Situation der Solo-Selbst-
ständigen angesprochen . Wir wollen eine Versicherungs-
vorsorgepflicht für Solo-Selbstständige. Es kann nicht
sein, dass ich mein ganzes Leben lang arbeite und den
Marktpreis zerstöre, weil ich mir die Sozialversiche-
rungsabgaben spare . Das wollen wir nicht . Das ist nicht
marktgerecht . Das verhindert nicht nur Marktredlichkeit,
sondern auch die richtige Vorsorge für das Alter .

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich die nächsten
20 Sekunden noch eines sagen: Wenn wir über Altersvor-
sorge sprechen – und auch das ist im Rentenversicherungs-
bericht, im Altersarmutsbericht und überall das Gleiche –,
dann stellen wir fest: Die gesetzliche Rentenversicherung
ist die wichtigste Säule . Aber wir müssen den Menschen in






(A) (C)



(B) (D)


unserem Land auch sagen: Ihr braucht die anderen beiden
Säulen . Deshalb sind wir in der Großen Koalition dabei,
die bAV, die berufliche Altersvorsorge, zu stärken. Aber
auch die private Vorsorge ist wichtig für die Menschen in
unserem Land; denn das Nettoeinkommen in der Rente
soll nicht nur aus Leistungen aus der gesetzlichen Rente
bestehen, sondern sich im besten Falle aus gesetzlicher
Rente plus betrieblicher Altersvorsorge plus privater Vor-
sorge zusammensetzen . Unterstützen Sie unser Drei-Säu-
len-Modell! Das ist das Beste, was Sie machen können .

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1821732000


Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit sind wir am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung .

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 16 . Februar 2017,
9 Uhr, ein .

Die Sitzung ist geschlossen, und ich wünsche Ihnen
einen schönen Nachmittag und Abend . Gute Arbeit!