Protokoll:
18123

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 18

  • date_rangeSitzungsnummer: 123

  • date_rangeDatum: 23. September 2015

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:56 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/123 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 123. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. September 2015 Inhalt Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Entwurf eines Fünfzehnten Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes; weitere Fragen . . 11883 A Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11883 B Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11884 A Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11884 B Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11884 C Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11884 C Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11884 D Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11885 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11885 D Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11886 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11886 B Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11886 D Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11887 C Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11887 D Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11888 B Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . 11888 C Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11888 D Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11889 A Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 11889 B Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11889 C Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11890 B Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11890 C Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11891 A Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . 11891 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11891 B Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . 11891 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11891 C Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . 11891 D Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11892 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015II Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . 11892 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11892 C Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . 11892 D Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde Drucksache 18/6019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11893 B Mündliche Frage 5 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Förderung der Atomkraft als Teil der Kli- mainvestitionsstrategie der Europäischen Investitionsbank Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretä- rin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11893 C Zusatzfragen Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11893 D Mündliche Frage 9 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vom Eon-Konzern geplante Ausgliederung von Uniper und Haftung für den künftigen Eon-Konzernbereich infolge des geplanten Gesetzes zur Konzernnachhaftung im Nuk- learbereich Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi 11894 C Zusatzfragen Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11894 D Mündliche Frage 10 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage der Ergebnisse des sogenannten Stresstests des Systems der Rückstellungs- bildung der atomkraftwerkebetreibenden Energiekonzerne Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi 11895 A Zusatzfragen Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11895 C Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11896 A Mündliche Frage 11 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Zeitplan zum Konzernhaftungsgesetz und Stresstest im Zusammenhang mit Atom- rückstellungen Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi 11896 B Zusatzfragen Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11896 C Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11897 B Mündliche Frage 14 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Anwendung des Exportgrundsatzes „Neu für Alt“ vor dem Hintergrund der Lieferun- gen von G36-Gewehren und MP5-Maschi- nenpistolen in den Jahren 2006 bis 2008 Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi 11897 D Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11898 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11898 D Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11899 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 11899 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11900 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11900 B Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11900 C Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11900 D Mündliche Frage 15 Heike Hänsel (DIE LINKE) Im Jahr 2008 an Mexiko gelieferte Gewehre im Rüstungsexportbericht 2008 Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi 11901 A Zusatzfragen Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11901 B Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11901 D Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11902 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 III Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11902 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11903 A Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11903 B Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . . 11903 C Mündliche Frage 16 Heike Hänsel (DIE LINKE) Aufhebung von Waffenlieferungen an Sau- di-Arabien und seine Bündnispartner an- gesichts des Krieges und der humanitären Lage der Menschen im Jemen Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi 11903 D Zusatzfragen Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11904 A Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11904 C Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11904 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11905 B Mündliche Frage 17 Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) Entscheidungsgewalt des CETA-Hauptaus- schusses Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi 11905 D Zusatzfragen Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11906 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11906 C Mündliche Frage 18 Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ratifikationserfordernis im Zusammen- hang mit Kapitel 34 Artikel X.02 Absatz 2 des CETA-Entwurfes Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11906 D Zusatzfragen Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11907 A Mündliche Frage 24 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Sicherstellung uneingeschränkter Inspektio- nen undeklarierten nuklearen Materials oder von Aktivitäten im Widerspruch zu JCPOA Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 11907 C Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11908 A Mündliche Frage 25 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vereinbarkeit der Wiedereinführung von Kontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze mit den Vorgaben von Artikel 23 ff. des Schengener Grenzkodex Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11909 A Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11909 C Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11910 B Mündliche Frage 28 Martina Renner (DIE LINKE) Hinweise des Bundesamtes für Verfassungs- schutz bezüglich geplanter Sachbeschädi- gungen bzw. Brandanschläge auf Flücht- lingsunterkünfte seit 2015 Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . 11910 D Zusatzfragen Martina Renner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11911 A Mündliche Frage 29 Martina Renner (DIE LINKE) Hinweise des Bundesamtes für Verfassungs- schutz auf mutmaßliche Täter nach Sach- beschädigungen bzw. Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte seit 2015 Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . 11911 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015IV Zusatzfrage Martina Renner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11912 A Mündliche Fragen 34 und 35 Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Stopp des Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Strafgesetzbuches zur Verbesse- rung des Schutzes der sexuellen Selbstbe- stimmung und Zeitpunkt der Einbringung in das parlamentarische Verfahren Antwort Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . 11912 D Zusatzfragen Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11913 A Mündliche Frage 44 Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterschied zwischen der Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung und der vorläufigen Einschätzung der In- ternationalen Agentur für Krebsforschung der WHO in einer Fachzeitschrift vom März 2015 zur Glyphosat-Monographie der Internationalen Agentur Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMEL . . . . 11914 B Zusatzfragen Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11914 C Mündliche Frage 45 Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Position der Bundesregierung zum Thema „Negligible Exposure“ bei der Diskussion zum EU-Guidance-Document im Rahmen des Standing Committee on Plants, Ani- mals, Food and Feed und Auswirkungen auf die Wiederzulassung von Glyphosat Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMEL . . . . 11915 B Zusatzfragen Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11915 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Frakti- on DIE LINKE gemäß Anlage 5 Nummer 1 Buchstabe b GO-BT: zu den Antworten der Bundesregierung auf die Frage 15 auf Drucksache 18/6019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11916 B Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11916 C Dr . Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11917 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11919 A Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11920 B Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11921 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11922 B Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11923 B Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11924 C Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11925 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11926 C Helmut Nowak (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11927 D Klaus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11928 C Julia Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11929 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11930 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11930 B Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11931 A Anlage 2 Mündliche Fragen 1 und 2 Herbert Behrens (DIE LINKE) Ablauf des Beteiligungsverfahrens zum Bundesverkehrswegeplan sowie Zuleitung des Bundesverkehrswegeplans und der Baugesetze an das Plenum des Deutschen Bundestages Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVI . 11931 B Anlage 3 Mündliche Frage 3 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Bundesmittel aus bestimmten Etats für den Breitbandausbau Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11931 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 V Anlage 4 Mündliche Frage 4 Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verdopplung der sozialen Wohnraumförde- rung Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretä- rin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11932 A Anlage 5 Mündliche Frage 6 Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Bestandteile des Maßnahmenpakets zur In- tegration von Geflüchteten an Hochschulen Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11932 A Anlage 6 Mündliche Frage 7 Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Etwaige kommerzielle Nutzung erhobener Daten bei der Nationalen Kohorte Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11932 C Anlage 7 Mündliche Frage 8 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Anträge auf Produktionsförderung beim Deutschen Filmförderfonds im Jahr 2015 Antwort Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 11933 A Anlage 8 Mündliche Frage 12 Hubertus Zdebel (DIE LINKE) Risiken hinsichtlich des Werts und der Ver- fügbarkeit der bei den AKW betreibenden Unternehmen gebildeten Entsorgungsrück- stellungen Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11933 C Anlage 9 Mündliche Frage 13 Hubertus Zdebel (DIE LINKE) Besetzung der für September 2015 ange- kündigten neuen Kommission für Atom- rückstellungen Antwort Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11933 D Anlage 10 Mündliche Frage 19 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Menschenrechtslage in Usbekistan als expli- ziter Tagesordnungspunkt auf der Agenda des EU-Außenministerrates Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 11934 A Anlage 11 Mündliche Frage 20 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Befassung des EU-Außenministerrats mit der Menschenrechtslage in Usbekistan Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 11934 B Anlage 12 Mündliche Frage 21 Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausweitung des humanitären Engagements in den Nachbarstaaten Syriens Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 11934 C Anlage 13 Mündliche Frage 22 Sevim Daǧdelen (DIE LINKE) Vereinbarkeit demokratischer Grundsätze mit vom ukrainischen Präsidenten in Kraft gesetzten Sanktionslisten gegen nicht ge- nehme Politiker und Journalisten Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 11935 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015VI Anlage 14 Mündliche Frage 23 Sevim Daǧdelen (DIE LINKE) Etwaige Parallelen bezüglich des Autono- miereferendums in der nordmoldauischen Stadt Balti und der Autonomiebestrebun- gen in der moldauischen Region Gagausien Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 11935 B Anlage 15 Mündliche Frage 26 Andrej Hunko (DIE LINKE) Position der Bundesregierung zur Wieder- einführung von Grenzkontrollen in einzel- nen EU-Mitgliedstaaten Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . 11935 D Anlage 16 Mündliche Frage 27 Andrej Hunko (DIE LINKE) Zeiträume, Einsatzmittel und Teilneh- mer bezüglich einer „Soforteinsatzübung REX 2015“ von Frontex in Griechenland Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . 11936 A Anlage 17 Mündliche Frage 30 Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen der Bundesregierung im Zu- sammenhang mit der angespannten Situati- on bei der Flüchtlingsunterbringung Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . 11936 C Anlage 18 Mündliche Frage 31 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Regeländerung durch den Internationalen Leichtathletik-Verband hinsichtlich der Möglichkeit der Teilnahme von Prothesen- sportlern bei großen Meisterschaften Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . 11936 D Anlage 19 Mündliche Frage 32 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Maßnahmen zur Fortführung der Studie zu Doping in Deutschland für den Zeitraum ab 1990 Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . 11937 C Anlage 20 Mündliche Frage 33 Ulla Jelpke (DIE LINKE) Tätigkeit der in Hamburg unter dem Pseu- donym „Maria Block“ als verdeckte Er- mittlerin in der linken Szene eingesetzten Polizistin für das BKA bzw. die General- bundesanwaltschaft Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . 11938 A Anlage 21 Mündliche Frage 36 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausgestaltung des Schutzes der Beschäf- tigten der nach § 2 Geldwäschegesetz mel- depflichtigen Kredit- und Finanzdienstleis- tungsinstitute vor Benachteiligung Antwort Jens Spahn, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . 11938 A Anlage 22 Mündliche Frage 37 Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Investition von durch das Auslaufen des Betreuungsgeldes freiwerdenden Mitteln in den Ausbau von Kindertagesstätten Antwort Jens Spahn, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . 11939 A Anlage 23 Mündliche Frage 38 Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Öffnung ausbildungsbegleitender Hilfen, der Assistierten Ausbildung und des Zugangs zur finanziellen Ausbildungsförderung für Geduldete nach 15 Monaten Voraufenthalt Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 VII Antwort Anette Kramme, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11939 A Anlage 24 Mündliche Frage 39 Corinna Rüffer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen zur Erhöhung der Barriere- freiheit im Bereich der privaten Rechtsträ- ger Antwort Anette Kramme, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11939 C Anlage 25 Mündliche Frage 40 Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) Zusatzkosten für die Einstellung von 3000 zusätzlichen Mitarbeitern in den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern Antwort Anette Kramme, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11940 A Anlage 26 Mündliche Frage 41 Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) Teilnehmer aus den Agenturen für Arbeit, Jobcentern und Berufsinformationszentren an Schulungen zur Verbesserung der inter- kulturellen Kompetenz in den Jahren 2012 bis 2014 Antwort Anette Kramme, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11940 B Anlage 27 Mündliche Frage 42 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Etwaige Unterstützung eines Konzepts zur Mengenregulierung als Maßnahme zur Lö- sung der Milchmarktkrise Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMEL . . . . 11940 C Anlage 28 Mündliche Frage 43 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen zur Lösung des Mengenpro blems auf dem Milchmarkt Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMEL . . . . 11940 D Anlage 29 Mündliche Frage 46 Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen zur Unterstützung der Länder und Kommunen bei der Integration von Flüchtlingskindern in Kitas Antwort Caren Marks, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11941 C (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 11883 123. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. September 2015 Beginn 13 .00 Uhr
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    Berichtigung 122 . Sitzung, Seite 11829 B, vorletzter Absatz, zweiter Satz, ist wie folgt zu lesen: „Erst heben Sie die Umgehung Oberau in den Haushalt, und kaum steht sie da drin, wird sie 18 Prozent teurer.“ Julia Obermeier (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 11931 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Feiler, Uwe CDU/CSU 23 .09 .2015 Gabriel, Sigmar SPD 23 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 23 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 23 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 23 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 23 .09 .2015 Lach, Günter CDU/CSU 23 .09 .2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 23 .09 .2015 Möhring, Cornelia DIE LINKE 23 .09 .2015 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 23 .09 .2015 Müller-Gemmeke, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 23 .09 .2015 Röspel, René SPD 23 .09 .2015 Scheuer, Andreas CDU/CSU 23 .09 .2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .09 .2015 Schmidt, Dr . Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2015 Uhl, Dr . Hans-Peter CDU/CSU 23 .09 .2015 Ulrich, Alexander DIE LINKE 23 .09 .2015 Wiese, Dirk SPD 23 .09 .2015 Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragen des Abgeordneten Herbert Behrens (Die Linke) (Druck- sache 18/6019, Fragen 1 und 2): Wie genau soll das Beteiligungsverfahren zum Bundesver- kehrswegeplan ablaufen, und wie ist der Zeitplan? Wann werden der Bundesverkehrswegeplan und die Bau- gesetze dem Plenum des Deutschen Bundestages zugeleitet? Der Bundesverkehrswegeplan 2015 wird unter deut- lich ausgeweiteter Öffentlichkeitsbeteiligung erarbeitet. Derzeit werden alle Projekte durch externe Gutachter bewertet . Nach Übergabe dieser Bewertungsergebnis- se erarbeitet das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur den Gesamtplanentwurf des Bun- desverkehrswegeplan 2015. Es ist beabsichtigt, diesen voraussichtlich im Herbst 2015 vorzulegen . Er stellt die Bewertungsergebnisse, einen Vorschlag zur Dringlich- keitseinstufung und zur Finanzmittelaufteilung zwischen den Verkehrsträgern dar. Zusätzlich werden alle detail- lierten Untersuchungsergebnisse im Projektinformati- onssystem im Internet veröffentlicht . Der Entwurf des Bundesverkehrswegeplan 2015 wird vor dem Kabinettsbeschluss einem Konsultationsverfah- ren unterzogen. Alle Interessierten können sich online oder schriftlich zum Entwurf äußern . Alle Stellungnah- men werden einzeln ausgewertet, aber aufgrund der er- warteten hohen Anzahl nicht individuell beantwortet . Der Umgang mit den Stellungnahmen wird zusammenfas- send dokumentiert. Auf Grundlage der Stellungnahmen werden etwaige Änderungen am Bundesverkehrswege- plan vorgenommen und anschließend dem Bundeskabi- nett vorgelegt. Der Bundesverkehrswegeplan 2015 bildet nach Kabinettsbeschluss die Grundlage für die Ausbau- gesetze, die vom Deutschen Bundestag beschlossen wer- den . Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage der Abgeordneten Tabea Rößner (Bündnis 90/Die Grü- nen) (Drucksache 18/6019, Frage 3) Aus welchen Etats kommen die 0,3 Milliarden Euro aus Bundesmitteln für den Breitbandausbau (siehe Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Dorothee Bär auf meine schriftliche Frage auf Bundestagsdrucksache 18/6020, und in welcher Form sollen sie genau verwendet werden? Insgesamt stellt der Bund in den nächsten Jahren 2,7 Milliarden Euro für die Breitbandförderung zur Ver- fügung . Die Gesamterlöse von rund 1,3 Milliarden Euro aus der Frequenzversteigerung der 700-MHz-Frequen- zen und des L-Bandes (Digitale Dividende II) werden nach Abzug der Umstellungs- und Verwaltungskosten hälftig auf Bund und Länder aufgeteilt . Zusätzlich stehen 1,1 Milliarden Euro aus dem Zu- kunftsinvestitionspaket der Bundesregierung für 2016 bis 2018 für ein Förderprogramm für den Breitband- ausbau zur Verfügung . Die hier nachgefragten Mittel in Höhe von 0,3 Milliarden Euro werden im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung der Bundesregierung aus dem zukünftigen Haushalt des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 201511932 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf die Frage des Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen) (Bündnis 90/Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 4) Ist der Vorschlag der Bundesministerin für Umwelt, Natur- schutz, Bau und Reaktorsicherheit, Dr. Barbara Hendricks, zur Verdopplung der sozialen Wohnraumförderung innerhalb der Bundesregierung abgestimmt, und wann wird die Bundesre- gierung einen Antrag hierzu vorlegen? Die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Dr. Barbara Hendricks, hat auf- grund der aktuellen Entwicklungen vorgeschlagen, die bislang vom Bund an die Länder geleisteten Kompen- sationsmittel in Höhe von 518 Millionen Euro bis zum Jahr 2019 mindestens zu verdoppeln, um bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen . Ziel ist, dass die Länder die Mittel zweckgebunden einsetzen für die Wohnraum- förderung und über die Verwendung der Mittel berich- ten . Dieser Vorschlag ist, wie auch andere Vorschläge im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Situation, Gegenstand der aktuellen Diskussionen innerhalb der Bundesregierung sowie zwischen Bundesregierung und Ländern . Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grü- nen) (Drucksache 18/6019, Frage 6) Welche Bestandteile hat das Maßnahmenpaket zur Integ- ration von Geflüchteten an Hochschulen, welches die Bun- desministerin Johanna Wanka am 17. September 2015 im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit angekündigt hat (bitte aufschlüsseln nach Projekten, Laufzeit, Umfang der Förderung, Anzahl der Plätze, benötigten Aufenthaltstitel von Teilnehmenden, benötigten Vorqualifikationen von Teilneh- menden, Anzahl zusätzlicher Beschäftigter an Hochschulen und ausführenden Organisationen, Kosten der einzelnen Pro- jekte, Verankerung im Bundeshaushalt), und wann sollen die einzelnen Projekte des Maßnahmenpakets jeweils anlaufen? Aktuelle Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gehen davon aus, dass allein 2015 mindestens 800 000 Flüchtlinge nach Deutschland kom- men werden. Nach vorläufigen Schätzungen ist davon auszugehen, dass Zehntausende Personen dieser Gruppe für die Aufnahme eines Studiums qualifiziert sind oder bereits erste Studienabschlüsse haben . Die Maßnahmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zielen darauf ab, möglichst vielen studierfähi- gen und studierwilligen Flüchtlingen ein Hochschulstu- dium zu ermöglichen . Gelingt ihre Integration, ist dies langfristig ein Gewinn für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Gesellschaft . Die Integration von Flüchtlingen ist zweifellos eine Herausforderung für die Hochschulen, bietet aber auch eine große Chance: Die zusätzlichen ausländischen Studierenden tragen dazu bei, unsere heimischen Cam- pi weiter zu internationalisieren . Sie bringen wissen- schaftliche, sprachliche und kulturelle Impulse ein. Die deutschen Studierenden werden von ihren spezifischen Kompetenzen und Erfahrungen im Sinne einer „Interna- tionalisierung zu Hause“ profitieren. Ein Schlüssel ist eine Ermittlung der Studierfähigkeit von Flüchtlingen und ihre Integration in die Hochschulen zum Zweck des Studiums oder der wissenschaftlichen Weiterbildung . Hierzu plant das BMBF ein differenzier- tes Maßnahmenpaket, mit dessen Hilfe unter anderem eine Bestandsaufnahme der individuellen Studier- und Sprachfähigkeit vorgenommen werden soll, eine fach- sprachliche und propädeutische Studienvorbereitung fi- nanziert sowie studentische Initiativen zur Betreuung der neuen Studierenden unterstützt werden sollen. Konkret wollen wir unter anderem 2 400 zusätzliche Plätze an Studienkollegs und vergleichbaren Einrichtungen för- dern. Details und Größenordnung des Maßnahmenpakets sind abhängig von der tatsächlichen Zahl studierfähiger Flüchtlinge . Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grü- nen) (Drucksache 18/6019, Frage 7) Wie erklärt die Bundesregierung den Umstand, dass einer- seits im Datenschutzkonzept zur Nationalen Kohorte (NAKO) eine kommerzielle Nutzung der erhobenen Daten ausgeschlos- sen wird, andererseits aber als Bestandteil der Aufklärung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Hinweis auf „die erlaub- te Nutzung in Kooperation mit Drittmittelgebern“ erfolgt (ver- gleiche Datenschutz- und IT-Sicherheitskonzept der Nationa- len Kohorte in der Fassung vom 16 . März 2015, Abschnitt 2 .4, Seite 17) und in den aktuellen Einwilligungserklärungen ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass kooperierende Drittmittelgeber eventuell kommerzielle Zwecke verfolgen können (vergleiche www.nationale-kohorte.de/einwilligungs- erklaerungen.html, jeweils Abschnitt 1.3), und warum wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der NAKO nicht die Möglichkeit gegeben, eine sogenannte „abgestufte Einwilli- gung“ zur Nutzung ihrer Daten für verschiedene Zwecke ab- zugeben, durch die sie an der Entscheidung über die konkrete Verwendung ihrer Daten beteiligt würden? Die Planung und Durchführung dieser groß ange- legten Langzeit-Bevölkerungsstudie wird von einem Netzwerk aus mehreren Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft und der Ressortforschung sowie mehreren Universitäten bzw. Universitätsklini- ken verantwortet. Organisiert ist die Nationalen Kohorte (NAKO) als Verein . Die beteiligten Einrichtungen sind als Vereinsmitglieder vertreten . Nach dem Datenschutz- und IT-Sicherheitskonzept der NAKO in der Fassung vom 16 . März 2015, Abschnitt 2 .4, S. 17, und in der aktuellen Einwilligungserklärung ist eine Übergabe von Daten zur kommerziellen Nutzung ausgeschlossen. Dies bedeutet nach Auskunft der NAKO, dass Daten und Proben nicht verkauft und an nieman- den aus kommerziellen Gründen oder gegen Bezahlung weitergegeben werden . Nach dem Datenschutz- und IT-Sicherheitskonzept der NAKO in der oben genannten Fassung und der aktuellen Einwilligungserklärung kann Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 11933 (A) (C) (B) (D) die Nutzung in Kooperation mit Drittmittelgebern (z . B . der Industrie) erfolgen, die eventuell auch kommerzielle Zwecke verfolgen. Die Kooperationen sind danach auf transparenter, vertraglich genau geregelter Basis durch- zuführen . Die Rahmenbedingungen für die Nutzung von Daten und Proben, insbesondere hinsichtlich der mögli- chen Forschungsthemen und der Anforderungen an den Empfänger von Daten und Proben, sind in der Nutzungs- ordnung der NAKO festgeschrieben . Nach dem Datenschutz- und IT-Sicherheitskonzept der NAKO in der oben genannten Fassung erfolgt die Teilnah- me an der NAKO auf Basis einer freiwilligen, informierten Einwilligung des Studienteilnehmers . Die Einwilligungs- erklärung ist modular aufgebaut und umfasst einzelne Ein- willigungen in verschiedenen Bereichen . Ein Studienteil- nehmer bzw. sein gesetzlicher Vertreter kann die erteilten Einwilligungen jederzeit und ohne Angabe von Gründen widerrufen. Er kann dabei jede Einwilligung einzeln oder alle zusammen (vollständiger Widerruf) widerrufen . Anlage 7 Antwort Der Staatsministerin Monika Grütters auf die Frage der Abgeordneten Tabea Rößner (Bündnis 90/Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 8) In welcher Höhe in Euro sind bisher im laufenden Jahr beim Deutschen Filmförderfonds (DFFF) Anträge auf Pro- duktionsförderung eingegangen, für die vollständige Antrags- unterlagen vorliegen und bei denen die Bewilligungsvoraus- setzungen erfüllt sind, und auf welche Höhe in Euro beliefen sich ebensolche Anträge zum gleichen Zeitpunkt jeweils nach Jahren differenziert in den vergangenen acht Jahren? Der Stand, der im Rahmen der DFFF-Förderung voll- ständig geprüften und bewilligten Projekte zum 15. Sep- tember eines Jahres stellt sich für die Jahre 2007 bis 2015 wie folgt dar: Jahr Summe Bewilligungen in Euro bis 15.09. 2007 52 848 907,55 / 83 Projekte 2008 45 891 585,25 / 71 Projekte 2009 32 666 921,60 / 55 Projekte 2010 33 862 126,06 / 64 Projekte 2011 46 514 393,08 / 73 Projekte 2012 34 835 361,99 / 58 Projekte 2013 38 170 515,33 / 68 Projekte 2014 32 394 348,97 / 71 Projekte 2015 41 386 840,01 / 78 Projekte Für 2015 liegen zum jetzigen Zeitpunkt weitere 36 Projekte mit einem Antragsvolumen von insgesamt 25 027 970,09 Euro vor, die noch nicht vollständig geprüft sind . Zusätzlich liegt noch ein vollständig geprüfter An- trag mit einem Antragsvolumen von 5 247 794,59 Euro vor, für den eine Entscheidung des DFFF-Beirats zur Frage, ob und gegebenenfalls in welcher Höhe eine För- derung über die Kappungsgrenze von 4 Millionen Euro hinaus gewährt wird, noch aussteht . Anlage 8 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Zypries auf die Fra- ge des Abgeordneten Hubertus Zdebel (Die Linke) (Drucksache 18/6019, Frage 12) Welche aktuellen Erkenntnisse hat die Bundesregierung hinsichtlich bestehender Risiken mit Blick auf den Wert und die Verfügbarkeit der bei den AKW-betreibenden Unterneh- men (AKW: Atomkraftwerk) gebildeten Entsorgungsrück- stellungen, und kann die Bundesregierung ausschließen, dass die in einer vorab bekannt gewordenen Berechnung eines Stresstests nach einem vorläufigen Gutachten, das die Bundesregierung in Auftrag gegeben hat, betrachteten Rück- stellungen der AKW-betreibenden Unternehmen um rund 30 Milliarden Euro aufgestockt werden müssten, um den Atomausstieg zu bewältigen (www .rp-online .de/wirtschaft/ unternehmen/eon-rwe-enbw-und-vattenfall-fehlen-30-milliar- den-an-rueckstellungen-aid-1.5394848; www.faz.net/aktuell/ wirtschaft/wirtschaftspolitik/rueckstellungen-der-energiever- sorger-im-stresstest-13805083 .html)? Die Bundesregierung geht nach heutigem Kenntnis- stand davon aus, dass die gebildeten Rückstellungen ausreichend sind. Zur Absicherung des künftigen finan- ziellen Aufwands sind die kernkraftwerksbetreibenden Energieversorgungsunternehmen nach Handels- und Steuerrecht verpflichtet, in ihren Bilanzen Rückstellun- gen zu passivieren. Hinter den Rückstellungen steht die gesamte Vermögensmasse der betreffenden Unterneh- men . Die Bilanzen werden in regelmäßigem Turnus einer Abschlussprüfung unterzogen . Die Bundesregierung hat im Juni 2015 die Wirtschafts- prüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton AG mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt . Die Durchführung des Stresstests dauert nach wie vor an . Der Gutachterauftrag zum Stresstest sieht nicht vor, dass schriftliche Zwischenergebnisse vorgelegt werden . Es gibt daher noch keine Ergebnisse, und uns liegt noch kein Entwurf des Gutachtens vor . An Spekulationen beteiligen wir uns nicht. Die Ergeb- nisse des Stresstests erwarten wir im Herbst 2015 . Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Zypries auf die Fra- ge des Abgeordneten Hubertus Zdebel (Die Linke) (Drucksache 18/6019, Frage 13) Wie ist der Sachstand hinsichtlich der Besetzung - neben den bereits genannten Mitgliedern Klaus Töpfer, Jürgen Trittin und Michael Vassiliadis - der von der Bundesregierung für September 2015 angekündigten neuen Kommission für die Atomrückstellungen, deren Gründung die Vorsitzenden von CDU, CSU und SPD Anfang Juli 2015 beschlossen haben und die im Einvernehmen mit den Koalitionsfraktionen klären soll, wie die Absicherung der finanziellen Verantwortung für den Rückbau, die Stilllegung der Atomkraftwerke und die Endla- gerung des Atommülls am besten erfolgen kann (www.rp-on- line.de/wirtschaft/bund-will-atomkonzernen-milliarden-ent- ziehen-aid-1 .5331791)? In den von den Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD am 1 . Juli 2015 beschlossenen Eckpunkten für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende wurde Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 201511934 (A) (C) (B) (D) vereinbart, dass in Zusammenarbeit mit den Koalitions- fraktionen eine Kommission eingesetzt wird, die Emp- fehlungen erarbeitet, wie die Sicherstellung der Finanzie- rung von Stilllegung und Rückbau der Kernkraftwerke sowie Entsorgung der radioaktiven Abfälle so ausgestal- tet werden kann, dass die Unternehmen auch langfristig wirtschaftlich in der Lage sind, ihre Verpflichtungen aus dem Atombereich zu erfüllen . Über Größe und Zusam- mensetzung dieser Kommission wurde noch keine Ent- scheidung getroffen . Anlage 10 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Abgeordneten Omid Nouripour (Bündnis 90/Die Grü- nen) (Drucksache 18/6019, Frage 19) Aus welchen Gründen ist die Menschenrechtslage in Us- bekistan über die Behandlung der EU-Zentralasienstrategie hinausgehend seit dem Jahr 2010 nach meiner Kenntnis kein expliziter Tagesordnungspunkt auf der Agenda des EU-Au- ßenministerrates mehr, obwohl keine Verbesserung der Men- schenrechtssituation im Land zu beobachten ist? Die Menschenrechtslage in Usbekistan ist besorg- niserregend . Die Bundesregierung setzt sich daher mit großem Nachdruck für eine Verbesserung ein. Hierzu führt die EU im Rahmen des jährlichen Men- schenrechtsdialogs direkte Gespräche mit der usbeki- schen Regierung . Die EU nutzt dieses Forum, um auch Einzelfälle von Menschenrechtsverteidigern anzuspre- chen . Die Bundesregierung unterstützt dieses Dialogfo- rum und betrachtet es als sinnvolles Instrument, um auf die usbekische Regierung einzuwirken. Eine Befassung des EU-Außenministerrats hält die Bundesregierung derzeit nicht für zwingend geboten, zu- mal der nächste EU-Menschenrechtsdialog mit Usbekis- tan bereits voraussichtlich Ende November in Taschkent stattfinden wird. Wir thematisieren die Menschenrechtslage in Usbekis- tan auch bilateral und in einer Reihe multilateraler Foren, so zuletzt im Juni dieses Jahres während des deutschen Vorsitzes im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen . Anlage 11 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- geordneten Omid Nouripour (Bündnis 90/Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 20) Plant die Bundesregierung angesichts der Menschenrechts- verletzungen in Usbekistan, den Druck auf die usbekische Re- gierung zu erhöhen und aktiv eine unverzügliche Befassung des EU-Außenministerrats mit der Menschenrechtslage in Us- bekistan in die Wege zu leiten? Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Usbe- kistan erfüllen uns mit großer Sorge. Deshalb spricht die Bundesregierung dieses Thema auch bilateral mit Vertre- tern der usbekischen Regierung hochrangig an, so etwa im Oktober 2014 in einem Gespräch zwischen BM Steinmeier und dem usbekischen Außenminister Kamilov. Um ein Beispiel aus jüngster Zeit zu nennen: Gestern und heute wird das Thema „Menschenrechte in Usbekis- tan“, darunter auch Einzelfälle, in verschiedenen Gesprä- chen mit dem Direktor des Nationalen Instituts für Men- schenrechte der Republik Usbekistan aufgenommen, der sich gegenwärtig in Berlin aufhält . Die Bundesregierung wird auch weiterhin beharrlich in direktem Kontakt mit der usbekischen Seite die Men- schenrechtslage in Usbekistan ansprechen und auf subs- tanzielle Verbesserungen drängen . In diesem Lichte sowie angesichts der Tatsache, dass die Menschenrechtslage in Usbekistan regelmäßig Ge- genstand des EU-Menschenrechtsdialogs mit Usbekistan ist, hält die Bundesregierung eine Befassung des Rats für Außenbeziehungen derzeit nicht für zwingend geboten. Anlage 12 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der Ab- geordneten Dr. Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 21) Welche Pläne verfolgt die Bundesregierung im Rahmen der EU, der UNO oder bilateral, ihr humanitäres Engagement in den von der Flüchtlingsproblematik besonders betroffenen Nachbarstaaten Syriens auszuweiten? Die Bundesregierung hat seit 2012 insgesamt 1,04 Mil- liarden Euro für Hilfen in Syrien und den Nachbarländern geleistet . Davon wurden 484,5 Millionen Euro für huma- nitäre Maßnahmen in Syrien und den Aufnahmeländern in der Region bereitgestellt . Damit ist Deutschland drittgrößter Geber humanitärer Hilfe für Syrien und die Nachbarstaaten . Darüber hinaus hat die Bundesregierung für Syrien und die Nachbarstaaten 471 Millionen Euro für struktur- bildende Übergangshilfe und bilaterale Entwicklungszu- sammenarbeit sowie 87 Millionen Euro für Maßnahmen der Krisenbewältigung zur Verfügung gestellt . Die Zusage auf der Geberkonferenz in Kuwait, im Jahr 2015 75 Millionen Euro für Syrien und die Nach- barländer zu geben, hat Deutschland völlig umgesetzt – als eines der ersten Länder . Bis zum Jahresende wird das Auswärtige Amt weite- re Mittel für humanitäre Maß-nahmen in Syrien und den Nachbarländern bereitstellen. In Abhängigkeit von den im Bundeshaushalt 2016 für humanitäre Hilfe zugewie- senen Mitteln wird das Auswärtige Amt seine humanitä- ren Hilfsmaßnahmen in den besonders von der Flücht- lingsproblematik betroffenen Nachbarländern Syriens weiter verstärken. Die humanitäre Hilfe wird in bewähr- ter Weise über die Vereinten Nationen, die internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung sowie humanitä- re Nichtregierungsorganisationen umgesetzt . Darüber hinaus beträgt der deutsche Anteil am huma- nitären Budget der Europäischen Union rund 25 Prozent . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 11935 (A) (C) (B) (D) Anlage 13 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dagdelen (Die Linke) (Drucksa- che 18/6019, Frage 22) Ist es nach Ansicht der Bundesregierung mit demokra- tischen Grundsätzen vereinbar, dass der Präsident der Uk- raine Sanktionslisten gegen nicht genehme Politiker und Journalisten, unter anderem gegen den deutschen Journalis- ten Michael Rutz (früherer Chefredakteur der Wochenzei- tung Rheinischer Merkur sowie außerdem für die Zeit und Frankfurter Allgemeine schreibend, www .president .gov .ua/ storage/j-files-storage/00/10/80/2d4767fb72f7b288e15059d- 6867f9a3c_1442423766 .pdf) - aus Sicht der Fragestellerin wahrscheinlich wegen seiner Mitgliedschaft im Vorstand des Deutsch-Russischen Forums e . V . (www .deutsch-russi- sches-forum .de/index_php?id=13) sowie im deutschen Len- kungsausschuss des deutsch-russischen Petersburger Dialogs (www .petersburger-dialog .de/taxonomy/term/13?page=2) -, am 16 . September 2015 in Kraft setzte, und hat diese Ein- schränkung der Pressefreiheit Auswirkungen auf die deut- schen Finanzhilfen an die Kiewer Regierung? Wir haben sofort nach Bekanntwerden der Listung des deutschen Journalisten Michael Rutz gegenüber der ukrainischen Regierung protestiert. Die Listung von Herrn Rutz und fünf anderen europäischen Journalisten wurde inzwischen durch Erlass des Staatspräsidenten Poroschenko rückgängig gemacht. Wir gehen davon aus, dass für die ursprüngliche Listung eine unzulängliche Koordinierung zwischen den beteiligten ukrainischen Behörden ursächlich war . Wir werden zu dem Thema weiterhin mit der ukraini- schen Regierung im engen Kontakt bleiben und auf die Einhaltung von Grundsätzen der Meinungs- und Presse- freiheit drängen . Anlage 14 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dagdelen (Die Linke) (Drucksa- che 18/6019, Frage 23) Inwieweit sieht die Bundesregierung nach ihrer Kennt- nis bezüglich des für den 1 . November 2015 in der mehr- heitlich von russischsprachigen ethnischen Ukrainern besiedelten nordmoldauischen Stadt Balti geplanten Auto- nomiereferendum (www .dw .com/de/chisinau-in-der-russi- schen-zange/a-18490412) Parallelen zur moldauischen Regi- on Gagausien, in welcher es im Zuge der EU-Assoziierung zu einer Kürzung der Mittel aus dem Staatshaushalt sowie zu einer höheren Abhängigkeit von der Zentralregierung ge- kommen ist (www.osw.waw.pl/en/publikacje/osw-commen- tary/2014-03-10/gagauzia-growing-separatism-moldova) und wodurch entsprechende Autonomiebestrebungen befördert wurden, und inwieweit kann die Bundesregierung bestätigen, dass die gagausischen Produkte laut dem damaligen gagausi- schen Gouverneur Mihail Formuzal auf dem russischen Ex- portmarkt gut abgesetzt werden können und auf dem Markt der EU wahrscheinlich kaum Chancen hätten (www.dw.com/en/ moldovas-gagauz-region-leans-toward-moscow/a-17504239), wodurch die EU-Assoziierung der Republik Moldau mögli- cherweise zu einer Zerstörung der bisher dominierenden so- zioökonomischen Verhältnisse in Gagausien führen könnte? a) Angebliche Pläne für ein Referendum in Balti: Nach Kenntnis der Bundesregierung fasste der Stadtrat von Balti am 26. Mai 2015 einen Beschluss, die Bevölkerung in einem Referendum über die „finanzielle Autonomie“ der Stadt abstimmen zu lassen . Das Referendum sollte dem Beschluss zufolge am 1. November 2015 stattfin- den; der Beschluss wurde getragen von der damaligen Mehrheitsfraktion im Stadtrat, der Kommunistischen Partei der Republik Moldau (PCRM). Die PCRM hat bei den moldauischen Lokalwahlen im Juni 2015 ihre Mehr- heit im Stadtrat von Balti verloren, sie erhielt nur noch 8,69 Prozent der Stimmen. Die Bundesregierung hat kei- ne Kenntnis darüber, dass die Referendumspläne nach der Lokalwahl weiter verfolgt wurden. In der Autonomen Territorialen Einheit Gagausi- en dagegen wurde am 2 . Februar 2014 – entgegen den Bestimmungen der moldauischen Verfassung - eine Ab- stimmung über außenpolitische Fragestellungen durch- geführt . Beide Vorgänge sind aus Sicht der Bundesregie- rung nicht miteinander vergleichbar . b) Zur politischen und wirtschaftlichen Situation in Gagausien: Die Gouverneurin der Autonomen Territori- alen Einheit Gagausien, Irina Vlah, verfolgt seit ihrem Wahlsieg am 22. März 2015 einen pragmatischen Kurs; sie zeigt sich an der Zusammenarbeit mit der Zentralre- gierung in Chisinau, der EU und den EU-Mitgliedstaaten interessiert. Sie rückt die Chancen, die aus dem EU-As- soziierungsprozess der Republik Moldau für die Autono- me Territoriale Einheit Gagausien erwachsen, in den Vor- dergrund ihrer Politik. Zudem zeigt sie sich interessiert an Hilfen der EU, die dazu dienen können, den Absatz von Produkten aus Moldau (einschließlich Gagausiens) in der EU zu erleichtern . Zugleich zeigt sich die moldauische Regierung von Ministerpräsident Strelet offen für den Dialog mit den Vertretern aus Gagausien . Die Bestimmungen des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Moldau stehen einem Erhalt oder einer Vertiefung der Handelsbeziehungen zwischen Mol- dau und Russland nicht entgegen . Zuletzt hat Russland einseitig gegen Moldau verhängte Handelsrestriktionen gegenüber bestimmten Unternehmen aus der Republik Moldau (gerade aus Gagausien) aufgehoben . Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (Die Linke) (Drucksa- che 18/6019, Frage 26) Welche Haltung vertritt die Bundesregierung auf Ratse- bene zur Initiative der Iuxemburgischen EU-Präsidentschaft, mit der die Europäische Kommission angehalten wird, dem Rat die Wiedereinführung von Grenzkontrollen in einzelnen Mitgliedstaaten der Europäischen Union nach Artikel 26 der Verordnung (EG) Nr . 562/2006 (Festlegung einer gemeinsa- men Regelung für die vorübergehende Wiedereinführung von Kontrollen an den Binnengrenzen unter außergewöhnlichen Umständen) zu empfehlen (www .statewatch .org/news/2015/ sep/eu-council-migration-state-of-play-11782-15 .pdf), damit dieser die Empfehlung dann annehmen kann, und hinsichtlich welcher Mitgliedstaaten sollte aus Sicht der Bundesregierung eine solche Empfehlung für Kontrollen „an allen oder be- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 201511936 (A) (C) (B) (D) stimmten Abschnitten ihrer Binnengrenzen“ ausgesprochen werden (bitte begründen; sofern sich die Begründung für jedes einzelne Land unterscheidet, diese jeweils darlegen)? Die Voraussetzungen und Modalitäten für eine vorü- bergehende Wiedereinführung von Grenzkontrollen an den Binnengrenzen sind bereits in den Artikel 23 bis 31 der Verordnung (EG) Nr . 562/2006 vom 15 . März 2006 (Schengener Grenzkodex), zuletzt geändert durch die (Änderungs-)Verordnung (EU) Nr . 1051/2013 vom 22. Oktober 2013, verbindlich für alle Schengen-Staaten normiert . Eine Änderung dieser rechtlichen Bestimmun- gen ist dem Vorschlag der luxemburgischen Ratspräsi- dentschaft nicht zu entnehmen . Dieser Vorschlag bezieht sich insofern auf bestehendes Recht . Ob und inwieweit dieses Instrumentarium in Betracht kommt, ist abhängig von den Umständen des jeweiligen Einzelfalls. Etwaige einschränkende Regelungen lehnen wir ab . Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (Die Linke) (Drucksa- che 18/6019, Frage 27) Welche Details sind der Bundesregierung aus ihrer Mitar- beit in entsprechenden Ratsarbeitsgruppen, der Teilnahme im Frontex-Verwaltungsrat oder sonstigen Frontex-Zusammenar- beitsformen über Zeiträume, Einsatzmittel und Teilnehmende an einer „Soforteinsatzübung REX 2015” (Rapid Intervention Exercise) von Frontex in Griechenland bekannt, mit der „die Fähigkeit Griechenlands zur Reaktion auf den Migrations- druck an der griechischen Grenze zur Türkei gestärkt werden“ soll und die einen „Schwerpunkt auf Grenzkontrollen an den Grenzübergängen an dieser Grenze” legen soll (Ratsdoku- ment 11782/1/15), und über welche Kenntnis zu Zeiträumen, Einsatzmitteln und Teilnehmenden verfügt sie hinsichtlich der Aufnahme „operative(r) Tätigkeiten an der türkisch-griechi- schen Grenze” im Rahmen einer „Gemeinsame(n) Operation ‚Flexible operative Tätigkeiten 2015 - südöstliche Grenze‘” durch Frontex, wozu die Mitgliedstaaten von der Agentur um „zusätzliche Ressourcen” ersucht werden? Die Frontex-Übung REX (Rapid Intervention Exerci- se) 2015 ist vom 19. August bis zum 14. Oktober 2015 angesetzt und findet an der griechisch-türkischen Land- grenze im Gebiet der Städte Alexandropolis und Orestia- da statt . Teilnehmende EU-Mitgliedstaaten sind Belgien, Bulgarien, Tschechische Republik, Zypern, Deutschland, Dänemark, Spanien, Estland, Finnland, Frankreich, Itali- en, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen, Rumänien, Slowakei und Slowenien sowie die Schweiz. 26 Polizei- beamte nehmen an der Übung teil . Es werden insgesamt 8 Patrouillen-fahrzeuge und 4 Herzschlagdetektoren ein- gesetzt . Operative Tätigkeiten an der türkisch-griechischen Grenze im Rahmen der von Frontex koordinierten Ope- ration FOA (Flexible Operational Activities) finden vom 4. Februar bis 9. Dezember 2015 statt. Die türkisch-grie- chische Grenze ist Teil des Einsatzraums South East - Südosten der Schengen-Außengrenze (SE) . Des Weiteren umfasst der Einsatzraum SE auch die bulgarisch-tür- kische Grenze. An der Operation FOA teilnehmende EU-Mitgliedstaaten sind Österreich, Belgien, Kroatien, Tschechische Republik, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Lettland, Litauen, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spa- nien, Schweden, Großbritannien sowie die Schweiz . An der griechisch-türkischen Grenze befinden sich aktuell 21 Polizeibeamte im Rahmen der von Frontex koordi- nierten Maßnahme FOA . Es werden zurzeit dort 8 Pat- rouillenfahrzeuge, 2 Wärmebildgeräte, 2 Herzschlagde- tektoren und 2 Diensthunde eingesetzt. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen) (Bünd- nis 90/Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 30) Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, um die angespannte Situation bei der Flüchtlingsunterbringung zu beheben? Der Bund wird künftig die Verteilung der in Deutsch- land ankommenden Asylbewerber und Flüchtlinge or- ganisieren und die Länder bei der Unterbringung von Flüchtlingen unterstützen . Zur Entlastung der Länder wird der Bund – in Abstimmung mit den Ländern – auch weiter eigene Liegenschaften mietzinsfrei bereitstellen und die erforderlichen Herrichtungskosten erstatten. Ein wesentlicher Aspekt zur Bewältigung der mit dem großen Flüchtlingsandrang verbundenen Herausforde- rungen auf nationaler Ebene ist zudem die Verbesserung bestehender Verfahren . Hierzu dient ein derzeit in der Erarbeitung befindlicher Gesetzentwurf der Bundesre- gierung, mit dem unter anderem die Asylverfahren be- schleunigt werden sollen . Die Bundesregierung hat bereits im vergangenen Jahr, als sich die starke Zunahme von Flüchtlingszahlen ab- zeichnete, umgehend reagiert und das Baugesetzbuch (BauGB) zügig geändert . Für das Bauplanungsrecht wer- den gegenwärtig in Ergänzung dazu weitere Erleichte- rungen geprüft . Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Dr. André Hahn (Die Linke) (Druck- sache 18/6019, Frage 31) Inwieweit teilt die Bundesregierung die Auffassung des Deutschen Behindertensportverbandes e . V ., dass die Entschei- dung des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), mit einer Regeländerung die Teilnahme von Prothesensport- lern bei großen Meisterschaften quasi unmöglich zu machen, „ein herber Rückschlag für die Inklusion im Sport ist“, und was wird die Bundesregierung tun, damit die nun erforderli- chen Untersuchungen nicht an deren Finanzierung scheitern (siehe auch Tageszeitung Neues Deutschland, „IAAF will kei- ne Prothesensportler“ sowie „Ein klarer Schritt zurück“ vom 1 . und 3 . September 2015)? Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 11937 (A) (C) (B) (D) Die Bundesregierung kann die Auffassung des Deut- schen Behindertensportverbandes gut nachvollziehen . Nach Artikel 30 Absatz 5 der UN-Behindertenrechts- konvention (UN-BRK) sollen zwar die Vertragsstaa- ten „geeignete Maßnahmen“ treffen, um Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilnahme unter anderem an Sportaktivitäten zu ermöglichen. Hiervon getrennt zu betrachten ist allerdings die Beweislastrege- lung des Leichtathlethik - Weltverbandes International Association of Athletics Federations (IAAF) . Wäre eine solche Beweislastregelung in den Statuten des Deut- schen Leichtathletik-Verbandes verankert, wäre auch bei der dem Sport gegebenen Autonomie eine Verletzung des Diskriminierungsverbotes zu prüfen; denn in pri- vatrechtlichen Verhältnissen kommt bei der Auslegung und Anwendung der fraglichen Normen die Ausstrah- lungswirkung des Artikel 3 Absatz 3 Satz 2 des Grund- gesetzes zum Tragen . Darüber hinaus unterfallen etliche Rechtsverhältnisse im Leistungssport dem Allgemei- nen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) . Die Statuten des IAAF entziehen sich jedoch einer Rechtskontrolle auf der Grundlage des nationalen Rechts . Von daher sollte der Deutsche Behindertensportverband im Interesse sei- ner Sportlerinnen und Sportler zunächst die vom IAAF aufgestellte Beweislastregelung anhand des internationa- len Rechts auf ihre Wirksamkeit überprüfen lassen. Allgemein lässt sich sagen, dass die Inklusion im Spitzensport auf vielfältige Weise erfolgen kann. Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat im letzten Jahr sei- ne Regeln dahin gehend geändert, dass Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung gemeinsam antreten können, aber getrennt gewertet werden . Dies ist ein erster Schritt für eine Inklusion im Spitzensport. Der Fortschritt in der Umsetzung der UN-BRK innerhalb der Gesellschaft wird Einfluss nehmen auf die Grundwertediskussion des Spitzensports . Insofern stehen wir hier am Anfang einer Entwicklung. Die Leichtathletik ist wegen des Einsatzes von Pro- thesen, wie die Fälle Rehm und Pistorius zeigen, leider in einer Sondersituation . Denn es gibt auch Sportarten im Spitzensport, in denen Inklusion bereits praktiziert wird (Rollstuhlbasketball). Derzeit sieht die Bundesregierung keine Veranlas- sung, den vom autonomen Sport gewählten Weg, in gro- ßer Zahl Einzelstudien zu verlangen, auch noch dadurch zu unterstützen, dass sie die notwendigen Untersuchun- gen, dass die Prothese der Sportlerin, dem Sportler kei- nen sogenannten Nettovorteil verschafft, mit finanziert. Ziel sollte es daher sein, diese fragwürdige Beweislast- regelung zu beseitigen und dadurch zu akzeptieren, dass man sich in einem ersten Schritt auf diese aufwendigen Untersuchungen einlässt. Es ist auch bisher von keiner Seite der Wunsch auf Finanzierung der hierfür notwen- digen Expertise an die Bundesregierung herangetragen worden . Die hohen Aufwendungen für die Untersuchun- gen entstehen dadurch, dass das IAAF für die Teilnah- meentscheidung vom Prothesenträger den Nachweis verlangt, dass diese ihm keinen sogenannten Nettovorteil verschafft. Dieses Entscheidungskriterium darf kritisch hinterfragt werden . Auf Grund der Komplexität der zu bewertenden Bewegungsabläufe sind diese Untersu- chungen aufwendig, zeit- und kostenintensiv. Sie erfor- dern zudem eine hohe Methodenkompetenz. Ob die Messungen und Wertungen der jeweiligen Leis- tungsvorteile - und -nachteile bei dem Erfordernis einer Gesamtbetrachtung ein schlüssiges Urteil zulassen, ist bislang nicht abschließend geklärt. Bindet man die Ent- scheidung der Zulassung zum Wettkampf an den aktuel- len Forschungsstand, wird dies immer temporär gültige Ergebnisse mit den entsprechenden Unwägbarkeiten bei den Wettkampfplatzierungen erzeugen. Der sogenannte Nettovorteil kann nur für den Einzelfall ermittelt werden, da die Prothesen individuell auf den jeweiligen Träger angepasst sind . Der Mehrwert dieser Herangehenswei- se bedarf daher einer grundsätzlichen und eingehenden Diskussion auch unter rechtlichen Gesichtspunkten. Es sollten andere Teilnahmekriterien als die Vorteils- und Nachteilsbewertung definiert werden, um den Weg für eine echte Teilnahme der wenigen behinderten Ausnah- mesportler im Spitzensport freizumachen . Ansätze hier- zu finden sich in der internationalen Rechtsprechung. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Dr. André Hahn (Die Linke) (Druck- sache 18/6019, Frage 32) Was hat die Bundesregierung seit Oktober 2014 - auch im Zusammenwirken mit dem Deutschen Olympischen Sportbund e . V . sowie dem Bundesinstitut für Sportwissen- schaft - getan, um die Fortführung der Studie zu Doping in Deutschland für den Zeitraum ab 1990 zu befördern, und welche Vereinbarungen, Maßnahmen und Ergebnisse gibt es diesbezüglich (siehe auch Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke „Dopingbekämp- fung in Deutschland - Fortführung der Aufarbeitung und Schlussfolgerungen für die Zukunft“ auf Bundestagsdrucksa- che 18/3370)? Soweit die Frage davon ausgeht, dass der Zeitraum ab 1990 komplett unberücksichtigt geblieben sei, wird zunächst darauf hingewiesen, dass die Forschergrup- pe der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (WWU Münster) den Projektauftrag zur Studie „Doping in Deutschland von 1950 bis heute“ komplett erfüllt und den Zeitraum 1990 bis 2007 umfassend dargestellt hat . Es gibt derzeit vonseiten der Bundesregierung keine konkreten Planungen, ein Folgeprojekt auszuschreiben. Zunächst sollte der Abschlussbericht der Evaluierungs- kommission der Freiburger Sportmedizin ausgewertet werden, dessen Vorlage für das Ende des Jahres 2015 angekündigt worden ist. Sollte im Ergebnis festgestellt werden, dass es nach wie vor Lücken in der Erforschung von Dopinggeschehnissen der jüngeren Vergangenheit gibt, wird in einem weiteren Schritt zu prüfen sein, ob es erfolgversprechende methodische Ansätze gibt, diese Defizite im Rahmen eines Forschungsprojekts auszuräu- men . Im Rahmen des vom Bundesinstitut für Sportwissen- schaft geförderten Forschungsprojekts „Geschichte der deutschen Sportmedizin“ unter der Leitung von Profes- sor Dr . Michael Krüger, WWU Münster, wird auch der https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&sqi=2&ved=0CCAQFjAAahUKEwju1Zn19IrIAhWCPhQKHRQuBK4&url=https%3A%2F%2Fwww.leichtathletik.de%2F&usg=AFQjCNHgEPMuHS94plO-9AfgY2FQXA84Hg Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 201511938 (A) (C) (B) (D) Aspekt der Verwicklung der Sportmedizin in Dopingge- schehnisse der jüngeren Vergangenheit historisch aufge- arbeitet werden. Der Projektzeitraum erstreckt sich bis zum 31 . August 2017 . Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage der Abgeordneten Ulla Jelpke (Die Linke) (Drucksache 18/6019, Frage 33) Ist die in Hamburg unter dem Pseudonym „Maria Block“ als verdeckte Ermittlerin in der linken Szene eingesetzt ge- wesene Polizistin auch für das Bundeskriminalamt oder die Generalbundesanwaltschaft tätig gewesen bzw . hat sie Infor- mationen an diese übermittelt, und wenn ja, welche Angaben kann die Bundesregierung dazu machen? Die unter dem Pseudonym „Maria Block“ als ver- deckte Ermittlerin eingesetzte Polizistin war weder für das Bundeskriminalamt noch für den Generalbundesan- walt tätig und hat weder dem Bundeskriminalamt noch dem Generalbundesanwalt Informationen übermittelt . Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jens Spahn auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (Bündnis 90/ Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 36) Wie wird die Bundesregierung den bisher gemäß § 13 Ab- satz 2 des Geldwäschegesetzes (GwG) bestehenden Schutz der Beschäftigten der nach § 2 GwG meldepflichtigen Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute vor Benachteiligung nun gemäß den Vorgaben des Artikel 61 Absatz 2 b, d und e der Richtli- nie (EU) 2015/849 wirksamer ausgestalten, und mit welchen Ergebnissen haben jene Geldinstitute sowie die zuständigen Behörden die seit dem lnkrafttreten des GwG aufgrund von in- und externen Meldungen von Verdachtsfällen im Sinne des § 11 GwG eingeleiteten Verfahren abgeschlossen (bitte nach Zahl der Verfahren und Ergebnisse aufschlüsseln)? Artikel 61 der EU-Richtlinie 2015/849 (4. EU-Geld- wäscherichtlinie) verpflichtet die Mitgliedstaaten, ver- schiedene Mechanismen zu schaffen, damit den zuständi- gen Behörden etwaige Verstöße der Rechtsverpflichteten (Verpflichteten) gegen die Geldwäscherichtlinie bekannt werden . Gemäß Artikel 61 Absatz 3 müssen die Mitglied- staaten sicherstellen, dass die Verpflichteten sogenannte Hinweisgebersysteme einrichten, über die ihre Mitar- beiter interne Verstöße gegen die geldwäscherechtlichen Pflichten über einen speziellen, unabhängigen und ano- nymen Kommunikationskanal melden können. In die- sem Zusammenhang ist ein angemessener Schutz für die Meldenden vor unternehmensinternen Repressionen zu gewährleisten (Absatz 2 b) . Ferner sind die personenbe- zogenen Daten des Meldenden wie auch der natürlichen Person, die mutmaßlich für einen Verstoß verantwortlich ist, nach den Vorschriften der EU-Datenschutzrichtli- nie zu schützen (Absatz 2 d) . Absatz 2 c sieht darüber hinaus vor, dass in allen Fällen einer internen Meldung Vertraulichkeit garantiert werden muss, es sei denn, eine Weitergabe der Information ist nach nationalem Recht im Rahmen weiterer Ermittlungen oder nachfolgender Ge- richtsverfahren erforderlich . Im Zuge der nationalen Umsetzung der Richtlinie muss aufgrund der genannten europarechtlichen Vorga- ben das Geldwäschegesetz um eine Vorschrift ergänzt werden, die den Verpflichteten die Einrichtung solcher Hinweisgebersysteme vorschreiben soll . Darin werden auch der Schutz des Meldenden vor Repressionen, der datenschutzrechtliche Schutz von Meldendem und dem für den Verstoß Verantwortlichen sowie die Vertraulich- keit des Verfahrens geregelt werden. Der in der Frage angesprochene § 13 Geldwäschege- setz (GwG) hat hingegen eine andere Schutzrichtung als Artikel 61 der Richtlinie. Dieser bezieht sich nicht auf die Meldung interner Verstöße gegen die Vorschriften des Geldwäschegesetzes, sondern soll die Personen, die einen Verdachtsfall gemäß § 11 GwG im guten Glauben gemeldet haben, von straf-, zivil- oder verwaltungsrecht- licher Haftung freistellen . Flankiert wird diese Vorschrift seit 1998 durch die Verwaltungspraxis der Bundesanstalt für Finanzdienst- leistungsaufsicht (BaFin), die Mitarbeiter, die eine Transaktion oder eine Geschäftsbeziehung anzeigen, die nach den vorliegenden Tatsachen im Zusammenhang mit Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung stehen könn- te, zusätzlich vor externen Repressionen oder Racheak- ten schützen soll . Nach dieser Verwaltungspraxis ist bei Erstattung einer Verdachtsmeldung gemäß § 11 Absatz 1 GwG an die Zentralstelle für Verdachtsmeldungen beim BKA und dem zuständigen LKA nur die Person des Geldwäschebeauftragten als Ansprechpartner gegenüber den Ermittlungsbehörden anzugeben . Damit soll weitge- hende Anonymität, insbesondere des Mitarbeiters, der den verdächtigen Sachverhalt festgestellt hat, gewahrt werden . Nicht zu verhindern ist, dass der meldende Geldwä- schebeauftragte bei Einsicht des Beschuldigten in die Er- mittlungsakten durch einen Rechtsanwalt (§ 147 StPO) bekannt wird. Dieser wird dadurch zwar einer potenziel- len Gefahr ausgesetzt; dies muss jedoch in Abwägung mit dem verfassungsrechtlich garantierten Recht auf einen fairen Prozess und eine effektive Verteidigung in Kauf genommen bzw . durch andere Maßnahmen wie bei- spielsweise Polizeischutz bei drohender Gefahr für Leib und Leben ausgesteuert werden . An das BMF und die BaFin wurden bislang keine Fäl- le herangetragen, in denen die Offenlegung der Person des Geldwäschebeauftragten in Deutschland zu ernsthaf- ten Bedrohungen oder anderen repressiven Maßnahmen geführt hätte, die etwa polizeiliche Schutzmaßnahmen erfordert hätten . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 11939 (A) (C) (B) (D) Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jens Spahn auf die Frage der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (Bündnis 90/ Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 37) Wie unterstützt die Bundesregierung den Vorschlag, die durch das Auslaufen des Betreuungsgeldes freiwerdenden finanziellen Mittel in den Ausbau von Kindertagesstätten zu investieren, um damit die Kommunen insbesondere mit Blick auf die wachsenden Herausforderungen bei der Betreuung von Flüchtlingskindern zu unterstützen, und, wenn nein, warum nicht? Die Meinungsbildung über die zukünftige Verwen- dung der schrittweise auslaufenden Nettoausgaben für das Betreuungsgeld in den Jahren ab 2016 ist innerhalb der Bundesregierung noch nicht abgeschlossen . Es ist be- absichtigt, im Laufe des Herbstes einen Vorschlag für die parlamentarische Beratung des Bundeshaushaltes 2016 vorzulegen . Anlage 23 Antwort der Parl. Staatssekretärin Anette Kramme auf die Frage der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (Bünd- nis 90/Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 38) Warum hält die Bundesregierung die Öffnung ausbildungs- begleitender Hilfen (abH) der Assistierten Ausbildung (AsA) und des Zugangs zur finanziellen Ausbildungsförderung für Geduldete nach 15 Monaten Voraufenthalt (www .bmas .de/DE/ Presse/Pressemitteilungen/2015/mehr-unterstuetzung-fuer- fluechtlinge-in-berufsausbildung.html) vor dem Hintergrund, dass junge Asylsuchende und Geduldete bereits nach drei Mo- naten eine Berufsausbildung aufnehmen dürfen, für angemes- sen, und warum umfasst diese Öffnung für Geduldete nicht auch Personen mit einer Aufenthaltsgestattung? Ein früher Zugang zum Arbeits- und Ausbildungs- markt eröffnet Flüchtlingen die Möglichkeit, bereits nach kurzer Zeit eine entsprechende Stelle bei einem Arbeit- geber anzunehmen und sich hierdurch auch eigene Ver- dienstmöglichkeiten zu eröffnen. Diese Interessenlage ist auf die Frage einer finanzwirksamen Unterstützung durch aktive Leistungen der Arbeitsförderung nicht ohne weitere Erwägungen übertragbar . Maßnahmen der Ausbildungsförderung bedürfen einer differenzierten Betrachtung, die auch die Bleibeperspek- tive im Blick hat. Nach einer Einreise sollten zunächst Integrations- und Sprachkurse im Vordergrund stehen, bevor Maßnahmen der Ausbildungsförderung sinnvoll ansetzen können. Insbesondere für Geduldete stellt die Herabsetzung der Voraufenthaltsdauer von vier Jahre auf 15 Monate eine erhebliche Öffnung dar . Die Dauer orientiert sich an § 2 Absatz 1 des Asylbewerberleistungsgesetzes, wo- nach das Zwölfte Buch Sozialgesetzbuch auf diejenigen Leistungsberechtigten entsprechend anzuwenden ist, die sich seit 15 Monaten ohne wesentliche Unterbrechung im Bundesgebiet aufhalten und die Dauer des Aufenthalts nicht rechtsmissbräuchlich selbst beeinflusst haben. An diesem Gleichlauf sollte festgehalten werden . Asylsuchende mit einer Aufenthaltsgestattung haben vor einer Entscheidung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge nicht die nötige Klarheit über eine Blei- beperspektive. Eine Förderung dieser Personengruppe mit ausbildungsfördernden Leistungen ist in diesem Ver- fahrensstadium regelmäßig nicht angezeigt . Nach einer positiven Entscheidung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge über den Asylantrag sind Maßnahmen der Ausbildungsförderung bereits heute ohne Voraufent- haltsdauer möglich . Anlage 24 Antwort der Parl. Staatssekretärin Anette Kramme auf die Fra- ge der Abgeordneten Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 39) Was unternimmt die Bundesregierung im Sinne des Arti- kels 9 des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, um insbesondere die Barrierefreiheit im Bereich der privaten Rechtsträger zu erhöhen und so behinderten Menschen den gleichberechtigten Zugang zu Orten wie Kinos, Anwaltskanzleien und Eisdielen zu ermöglichen, damit Situationen, wie sie eine Betroffene in einer Wuppertaler Eisdiele erlebt hat, vermieden werden (sie- he Bericht WDR, Lokalzeit Bergisches Land, vom 17 . Septem- ber 2015)? Mit Ratifikation der UN-Behindertenrechtskonventi- on (UN-BRK) hat sich Deutschland unter anderem auch zur Umsetzung des Artikels 9 UN-BRK verpflichtet. Ar- tikel 9 UN-BRK zielt darauf ab, Menschen mit Behinde- rungen eine unabhängige Lebensführung und die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen . Zur Umsetzung dieser Verpflichtung im Bereich des Privat- rechts haben die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen zu treffen, um sicherzustellen, dass private Rechtsträger bei der Bereitstellung von Einrichtungen und Diensten, die der Öffentlichkeit offenstehen, alle Aspekte der Zu- gänglichkeit für Menschen mit Behinderungen berück- sichtigen . Nach dem Grundgesetz liegt in Deutschland die Ge- setzgebungskompetenz für allgemein verbindliche Rege- lungen zur Barrierefreiheit in Gebäuden ausschließlich bei den Ländern, die hierzu Vorgaben in den jeweiligen Landesbauordnungen treffen . Für Bauten des Bundes enthält das Behindertengleich- stellungsgesetz des Bundes (BGG) zunächst Regelungen zur Barrierefreiheit der Behörden des Bundes . Das BGG bietet darüber hinaus die Möglichkeit, dass nach § 13 Ab- satz 3 BGG anerkannte Verbände behinderter Menschen Zielvereinbarungen (privatrechtliche Verträge) mit ein- zelnen Unternehmen oder Unternehmensverbänden über die konkrete Herstellung von Barrierefreiheit, zum Bei- spiel in einem Supermarkt oder einem Lokal, abschlie- ßen können. Zur Förderung der Zielvereinbarungen wurde im Zeit- raum 2009 bis 2012 ein Projekt des Bundeskompetenz- zentrums Barrierefreiheit e . V . aus Haushaltsmitteln des Bundes finanziert. Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 201511940 (A) (C) (B) (D) Darüber hinaus fördert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Zeitraum vom 1. Oktober 2014 bis 30. September 2017 das Modellvorhaben „Einkau- fen 2030 - barrierefrei und inklusiv“ des Euregio Kom- petenzzentrums für Barrierefreiheit (EUKOBA) e . V . in Linnich/Nordrhein-Westfalen . Hauptziel des Modellpro- jektes ist es, bundesweit einheitliche Standards für eine barrierefreie Ladengestaltung zu erarbeiten und zu schaf- fen. Das EUKOBA wird in dem Projekt mit einer Viel- zahl von regionalen Partnern und Verbänden des Einzel- handels zusammenarbeiten. Von dem Projekt erhofft sich die Bundesregierung eine weitere Sensibilisierung und Durchdringung des Inklusionsgedankens bei der Erledi- gung von Alltagsgeschäften im Einzelhandelsgewerbe . Anlage 25 Antwort der Parl. Staatssekretärin Anette Kramme auf die Frage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau) (Die Linke) (Drucksache 18/6019, Frage 40) Mit welchen zusätzlichen Kosten wäre die Einstellung von 3 000 zusätzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Agenturen und Jobcentern verbunden (vergleiche Äuße- rung des Vorsitzenden des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit, Dr. Frank-J. Weise, FAZ, Donnerstag, 17 . September 2015; sofern keine genauen Berechnungen möglich sind, bitte Schätzwerte in Euro angeben), und wie viele Stellen wurden in den Agenturen und Jobcentern in den zurückliegenden vier Jahren abgebaut (bitte jeweils für die einzelnen Jahre beant- worten und die Gesamtzahl nach Agenturen und Jobcentern aufschlüsseln)? Die notwendigen Bedarfe einschließlich des Perso- nalmehrbedarfes in den gemeinsamen Einrichtungen werden im laufenden Haushaltsverfahren derzeit abge- stimmt . Über die Höhe des Mehrbedarfes ist noch nicht entschieden . In den gemeinsamen Einrichtungen wurden in den Jahren 2011 bis 2014 insgesamt 557 Stellen für Dauer- kräfte abgebaut. Im gleichen Zeitraum wurden in den Agenturen für Arbeit insgesamt 3 129 Stellen für Dauer- kräfte abgebaut. Anlage 26 Antwort der Parl. Staatssekretärin Anette Kramme auf die Frage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau) (Die Linke) (Drucksache 18/6019, Frage 41) In welchem Ausmaß nahmen in den Jahren 2012, 2013 und 2014 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Agenturen, Jobcentern und Berufsinformationszentren an Schulungen zur Verbesserung der interkulturellen Kompetenz teil, und in welchem Ausmaß nahmen in den zurückliegenden vier Jahren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Agenturen, Jobcen- tern und Berufsinformationszentren an Schulungen oder sons- tigen Informationsangeboten durch die Bundeswehr teil (bitte mit konkreten Zahlen antworten)? Die Sensibilisierung der Beschäftigten im Hinblick auf einen wertschätzenden Umgang und auf Kundenori- entierung sind aktuelle Schwerpunkte der Bundesagentur für Arbeit im Hinblick auf Diversity Management. Der Bundesregierung liegen keine Einzelauswertungen zur Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen vor. Hierzu hatte die Bundesregierung im März und April 2015 be- reits berichtet . Nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit wurden folgende Teilnahmen an Weiterbildungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit gezählt: im Jahr 2012 rund 300 000 Teilnehmertage, im Jahr 2013 rund 450 000 Teil- nehmertage, im Jahr 2014 rund 530 000 Teilnehmertage . Die Bundesregierung hat zur Zusammenarbeit zwi- schen Bundesagentur für Arbeit, Jobcentern, Berufsinfor- mationszentren und Bundeswehr am 8 . September 2015 auf die Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke. geant- wortet. Es wird auf die Bundestagsdrucksache 18/5941 und hier insbesondere die Antwort zur Frage Nr . 14 ver- wiesen. Die Antwort ist weiterhin aktuell. Darüber hin- ausgehende Informationen liegen der Bundesregierung nicht vor . Anlage 27 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (Bündnis 90/Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 42) Inwieweit unterstützt der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt, das vom Bundesver- band Deutscher Milchviehhalter (BDM) vorgeschlagene Kon- zept der Mengenregulierung im Krisenfall als Maßnahme zur Lösung der Milchmarktkrise, und wird er sich seinem bayeri- schen Amtskollegen Helmut Brunner anschließen und diesen Vorschlag prüfen? Das vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) vorgeschlagene Konzept der Mengenregelung im Krisenfall als Maßnahme zur Lösung der Milchmarktkri- se wird von der Bundesregierung nicht unterstützt . Die Milchquotenregelung ist am 31 . März 2015 im Konsens der wesentlichen Akteure ausgelaufen. Noch nicht ein- mal ein halbes Jahr später über eine neue staatliche Men- genregelung zu diskutieren, ist nicht sinnvoll. Das bestehende Sicherheitsnetz ist grundsätzlich trag- fähig . Das von der Europäischen Kommission vorge- schlagene Maßnahmenpaket zur Bewältigung der Markt- krise ist ausgewogen und wird unterstützt. Selbst das von den Ländern mit „grünen“ Agrarminis- tern in Auftrag gegebene Gutachten des ife-Instituts für Ernährungswirtschaft in Kiel bescheinigt dem Marktver- antwortungsprogramm des BDM mit Blick auf die Men- genregelung eine fehlende Effizienz. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (Bündnis 90/Die Grünen)(Drucksache 18/6019, Frage 43) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 123 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . September 2015 11941 (A) (C) (B) (D) Wie beabsichtigt der Bundeslandwirtschaftsminister, das Mengenproblem auf dem Milchmarkt in den Griff zu bekom- men, das zu anhaltend niedrigen Preisen führt? Bezüglich der Lösung des Mengenproblems auf dem Milchmarkt ist in erster Linie auf die von der Europä- ischen Kommission (KOM) vorgeschlagenen Maßnah- men zur Beseitigung des Marktungleichgewichts hinzu- weisen . Diese stehen unter der Überschrift „Nachfrage stimulieren, Angebot verringern“ . Um bestehende Absatzmärkte zu verteidigen und neue zu erschließen, ist es sinnvoll, den Export zu verstärken. Vor diesem Hintergrund ist die Wirtschaft gefordert, den Absatz nach Ländern und Produkten zu diversifizieren. Produktinnovationen und Markenbildung sollten auch zur Pflege des Binnenmarktes eine wesentlich stärkere Rolle spielen . Die Bundesregierung unterstützt den Prozess, indem sie ihre Bemühungen verstärkt, bestehende Handels- hemmnisse vor allem im Veterinärbereich abzubauen, um dadurch eine Verbesserung des Marktzugangs zu Drittstaaten zu erreichen . Der Milchwirtschaft stehen außerdem auch die übrigen Maßnahmen der Export- förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zur Verfügung . Weiterhin wird auf das Auslandsmesseprogramm des BMEL verwiesen . Zur vorübergehenden angebotsseitigen Entlastung des Marktes unterstützt das BMEL die bisher schon getroffe- nen Maßnahmen der Privaten Lagerhaltung (PLH) von Butter und Magermilchpulver (MMP) und die zugehö- rige laufende Intervention . Die von der KOM nunmehr vorgenommene Verbesserung der privaten Lagerhaltung von Butter und Milchpulver und die Wiedereröffnung der Lagerhaltung von Käse werden ebenfalls ihren Beitrag leisten . Anlage 29 Antwort der Parl. Staatssekretärin Caren Marks auf die Frage der Abgeordneten Dr. Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen) (Drucksache 18/6019, Frage 46) Welche konkreten Maßnahmen plant die Bundesregierung, um die Länder und Kommunen bei der Integration von Flücht- lingskindern in Kitas zu unterstützen, und inwieweit wird das Programm „Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration” finanziell ausgeweitet? Die Bundesregierung prüft derzeit einen Katalog un- terschiedlicher Maßnahmen, um Länder und Kommunen bei der Aufnahme der Flüchtlinge zu unterstützen . Dabei wird zu berücksichtigen sein, dass die zukünftigen Be- darfe aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen steigen werden . Die erfolgreichen Ansätze zur sprachlichen Bildung aus dem Bundesprogramm „Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ (2011-2015) werden ab Anfang 2016 im neuen Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ aufgegriffen . Das Programm richtet sich an Kindertageseinrichtungen, die einen über- durchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit beson- derem Bedarf an sprachlicher Bildung und Förderung betreuen . Für die Programmlaufzeit bis Ende 2019 sind nach dem Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2016 jährlich bis zu 100 Millionen Euro eingeplant . Der Ent- wurf befindet sich in den parlamentarischen Beratungen. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 123. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Befragung der Bundesregierung TOP 2 Fragestunde ZP 2 Aktuelle Stunde zur Antwort der Bundesregierung auf Frage 15 Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29
Gesamtes Protokol
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812300000

Die Sitzung ist eröffnet .

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Entwurf eines Fünfzehnten
Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes.

Das Wort für den einleitenden Bericht hat der Bun-
desminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Herr
Alexander Dobrindt . Bitte schön, Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Meine Damen und Herren! Wir haben heute
im Kabinett das Fünfzehnte Gesetz zur Änderung des
Luftverkehrsgesetzes beschlossen, das zwei ganz we-
sentliche Elemente beinhaltet .

Eines dieser Elemente ist die ausdrückliche Klarstel-
lung, dass die gesamten räumlichen Einwirkungen ei-
nes Flughafens, das heißt auch die Beeinträchtigungen,
die durch Flugverfahren entstehen können – Lärm und
Ähnliches –, in die Umweltverträglichkeitsprüfung mit-
einbezogen werden müssen . Mit dieser Regelung wer-
den also auch die Bereiche erfasst, in denen An- und
Abflugverkehr zukünftig nicht ausgeschlossen werden
kann. Das wirkt sich auf Planfeststellungsverfahren aus;
denn im Zuge eines Planfeststellungsverfahrens müssen
Prognosen über die Lärmbetroffenheit erstellt werden .
Diese Prognosen dürfen sich zukünftig nicht mehr auf
repräsentative Flugrouten beschränken, sondern müssen
sich im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung auf
den gesamten Einwirkungsbereich des Flughafens er-
strecken. Dabei muss auch der Tatsache Rechnung ge-
tragen werden, dass sich Flugverfahren ändern können.
Insoweit muss in einem Planfeststellungsverfahren vorab
auf mögliche Konflikte hingewiesen werden, und diese
Konflikte, die durch abweichende Flugverfahren später
entstehen können, müssen dann auch im Planfeststel-
lungsbeschluss bewältigt werden .

Die Regelungen werden also deutlich weitgreifender
gefasst, als wir es aus der Vergangenheit gekannt haben.
Das führt dazu, dass man sich schon zu Beginn eines
Planfeststellungverfahrens und nicht erst zu einem späte-
ren Zeitpunkt über mögliche Varianten von Flugverfah-
ren unterhalten muss, was die Transparenz im Hinblick
auf mögliche Belastungen deutlich erhöht .

Ein zweiter wesentlicher Punkt, der Teil der heute
beschlossenen Änderung des Luftverkehrsgesetzes ist,
beschäftigt sich mit der Frage der Landestellen von Hub-
schraubern im Bereich von Krankenhäusern. Sie kennen
die Debatte aus der Vergangenheit: Es bestand Unsicher-
heit, ob Hubschrauber weiterhin auf den bisherigen Lan-
deplätzen an Krankenhäusern starten und landen können.
Ich habe in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass wir die
Landestellen als „Landeplätze im öffentlichen Interesse“
ausgewiesen und damit quasi die Situation geschaffen
haben, dass sie weiterhin in Betrieb bleiben konnten. Das
ist allerdings keine langfristige Möglichkeit. Wir müssen
hier ein höheres Maß an Rechtssicherheit schaffen .

Grundsätzlich kann in Deutschland Luftverkehr nur
auf Flugplätzen stattfinden. Die Landestellen, wie wir sie
an Krankenhäusern kennen, sind eher Außenlandestel-
len und deswegen nicht einfach so als Flugplatz geneh-
migungsfähig . Wir brauchen sie aber trotzdem, um die
schnelle Versorgung sicherzustellen . Deswegen haben
wir mit dieser Gesetzesänderung dafür gesorgt, dass die
Flächen, um die es geht, auch zukünftig zur Verfügung
stehen, und zwar, indem sie als besondere Landestellen
ausgewiesen werden, die keiner Genehmigungspflicht als
Flugplatz mehr unterliegen. Somit können wir sicherstel-
len, dass in Deutschland die Landeplätze vorwiegend an
Krankenhäusern in ihrer bisherigen Form gesichert sind.

Ich glaube, das ist ein bedeutendes und wichtiges Si-
gnal gerade an diejenigen, die sich in der Vergangenheit
sehr engagiert haben und Gedanken machten, ob die bis-
herige Praxis der Landeplätze an den Krankenhäusern
weiter sichergestellt ist. Heute können wir sagen: Sie ist
sichergestellt .

Danke schön.






(A) (C)



(B) (D)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812300100

Herzlichen Dank. – Erster Fragesteller ist der Abge-

ordnete Stephan Kühn, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .

Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Vielen Dank, Herr Minister, für die Vorstellung des
Gesetzentwurfs . – Wenn ich es richtig verstanden habe,
haben Sie bezüglich der Festlegung von Flugrouten oder
Flugverfahren einen Vorschlag gemacht, der sozusagen
auf das reagiert, was von EU-Seite seit 2013 angemahnt
wird, nämlich dass bei der Festlegung von Flugverfahren
eine UVP-Pflicht – sprich die Erfüllung von Umweltrecht
auf europäischer Ebene – umgesetzt wird. Vielleicht kön-
nen Sie das noch einmal genauer darstellen .

Man stellt es sich, wenn man den Begriff „Flugrou-
ten“ hört, ja so vor, als ob alle Flugzeuge auf einer Linie
fliegen. Die Realität ist aber nicht so; vielmehr gibt es
Einzelfreigaben . 80 Prozent der Flugrouten beruhen auf
Einzelfreigaben . Dafür fehlen Kriterien . Insofern wird
anders geflogen, als der Bürger denkt, wenn er Flugrou-
ten vor Augen hat . Entsprechend sind dann auch andere
Menschen vom Fluglärm betroffen .

Insofern die Frage: Wollen Sie dieses Problem, zu
dem ja der Sachverständigenrat für Umweltfragen in sei-
nem Gutachten im letzten Jahr Stellung genommen hat,
angehen? Das ist ja für die Frage der Betroffenheit von
Flugverkehr und der Festlegung von Flugverfahren ent-
scheidend .


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812300200

Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:
Ich habe, ehrlich gesagt, nicht ganz verstanden, auf was
die Frage abzielt. Vielleicht können Sie es auch noch ein-
mal erläutern .

Tatsache ist jedenfalls, dass wir das Planfeststellungs-
verfahren gegenüber den bisherigen Planfeststellungs-
verfahren deutlich aufweiten . Im Planfeststellungsver-
fahren werden die Flugrouten, die vorgestellt werden, auf
ihre Auswirkungen bezüglich Lärm geprüft. Wir gehen
jetzt den Weg, dass wir sagen: Es muss davon ausgegan-
gen werden, dass es auch Änderungen gegenüber diesen
Flugrouten gibt, und in einem Planfeststellungsverfahren
muss versucht werden, diese vorauszudenken. So entwi-
ckelt sich an einem Flughafen zum Beispiel durch Ka-
pazitätserhöhungen oder andere auf die Flugrouten ein-
wirkende Elemente die Situation der Flugrouten. Damit
gibt es andere Betroffenheiten . Wir wollen, dass diese
anderen Betroffenheiten schon im Vorhinein und nicht
erst später einkalkuliert, diskutiert und einer Umweltver-
träglichkeitsprüfung unterzogen werden.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812300300

Noch einmal eine Nachfrage des Abgeordneten Kühn .

Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Danke für die Präzisierung. – Das heißt also, dass sich
Ihr Vorschlag rein auf die Festlegung von Flugrouten
bezieht, die im Zusammenhang mit Planfeststellungsver-
fahren festgelegt werden . Es stellt sich da natürlich die
Frage, da wir aktuell kaum Planungen für große Flug-
hafenneubauten haben – ich wäre ja schon froh, wenn
der eine oder andere einmal fertiggestellt würde –: Mit
wie vielen Planfeststellungsverfahren aufgrund von Neu-
oder Ausbau von Flughafeninfrastruktur rechnen Sie
denn in der nächsten Zeit, bei denen dann diese Frage,
die Sie gerade beschrieben haben, relevant wird?

Meines Erachtens muss es um die Frage gehen, wie
bei der Festlegung von Flugrouten generell mit der Frage
der Umweltverträglichkeitsprüfung umgegangen wird.
Bezieht sich also Ihr Gesetzesvorschlag nur auf Planfest-
stellungsverfahren, von denen wir künftig wenige haben
werden, oder geht es auch um den Bestand der Flugha-
feninfrastruktur und die Frage der Flugrouten in diesem
Zusammenhang?

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Wir reden über Planfeststellungsverfahren. Ich kann
keine Prognose darüber treffen, wie viele Planfeststel-
lungsverfahren wir in der Zukunft haben werden; denn
das hängt davon ab, ob Planfeststellungen notwendig
werden, weil an Flughäfen Veränderungen anstehen . Im-
mer dann, wenn zukünftig Planfeststellungen vorgenom-
men werden, erfassen sie auch die Bereiche, in denen zu-
künftige An- und Abflugverkehre nicht ausgeschlossen
werden können. Das bedeutet gegenüber dem bisherigen
Verfahren eine deutlich breitere Erfassung, auch geogra-
fisch gesehen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812300400

Gibt es Fragen zu anderen Themen der Kabinettssit-

zung? – Das ist nicht der Fall . Gibt es sonstige Fragen
an die Bundesregierung? – Herr Abgeordneter Krischer,
dann Frau Höhn und Frau Künast . – Bitte, Herr Abgeord-
neter Krischer .


Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812300500

Herr Kollege Dobrindt, wir diskutieren im Moment

eine schwere Krise bei VW, die möglicherweise auch
eine Krise für die deutsche Automobilindustrie werden
kann.


(Oliver Wittke [CDU/CSU]: Das hätten Sie gern!)


Könnten Sie mir erläutern, seit wann genau Sie von Soft-
ware wussten, die dazu benutzt wird, um Emissionsgrenz-
werte in einem Prüfzyklus einzuhalten, durch die aber im
realen Betrieb entsprechende Vorrichtungen abgeschaltet
werden?

Und ist es zutreffend, wie Sie in einer Antwort auf
meine Kleine Anfrage erläutert haben, dass die Bundes-
regierung über diesen Themenkomplex des Einsatzes






(A) (C)



(B) (D)


solcher Abschaltvorrichtungen genau zu diesem Zweck
mit der EU-Kommission diskutiert hat?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812300600

Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Herr Krischer, wir haben ja gerade zu diesem Zusam-
menhang im Verkehrsausschuss zusammengesessen,


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Da haben Sie die Frage nicht beantwortet!)


und ich habe da auch darauf hingewiesen, dass ich das
Verhalten, das ich bei Ihnen feststellen muss, zutiefst
missbillige . Ich habe dies gerade auch gegenüber der Öf-
fentlichkeit gesagt.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben gestern in einem Interview der Bundesregie-
rung vorgeworfen – wörtlich zitiert –:


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Präsident, er darf doch hier nicht kritisieren! – Gegenruf des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Natürlich darf er das! Er macht das viel zu wenig!)


Es ist … ganz offensichtlich so, dass man hinge-
nommen hat, dass diese Manipulationen stattfinden.

Das werfen Sie der Bundesregierung vor .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das schreiben Sie auch in der Antwort auf die Kleine Anfrage!)


Ich halte das nicht nur für falsch; ich halte Ihr Verhalten
für unanständig, Herr Krischer .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/CSU], an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gewandt: Jetzt müssen wir richtig protestieren!)


Lassen Sie das an dieser Stelle gesagt sein .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Antwort! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Nicht dass mich das wundert, dass Sie so ein Verhalten
an den Tag legen . Aber anhören sollten Sie es sich viel-
leicht schon .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beantworten Sie doch meine Frage! – Harald Weinberg [DIE LINKE]: Wann kommt denn jetzt mal die Antwort?)


Sie haben eine Anfrage gestellt, auf die Sie sich be-
ziehen . Im Juli wurde sie von uns beantwortet . In dieser
Kleinen Anfrage steht klar und unübersehbar auf Ihre
Frage nach dem Einsatz von Abschalteinrichtungen:

Der Bundesregierung liegen hierzu keine Erkennt-
nisse vor .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann lesen Sie mal Frage 12!)


Von daher ist der Vorwurf, den Sie formulieren, falsch .


(Stephan Kühn DIE GRÜNEN]: Er hat eine Frage gestellt!)


Ich habe von den Vorfällen – auch das habe ich im
Ausschuss gesagt – am Wochenende erfahren .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, dazu haben Sie kein Wort gesagt!)


Ich habe die Initiative ergriffen, habe am Montag die ers-
ten Gespräche mit Volkswagen geführt, habe nach dem
Gespräch angeordnet, dass es strenge spezifische Nach-
prüfungen von unabhängigen Gutachtern bei den Diesel-
fahrzeugen von Volkswagen geben muss – das wird vom
Kraftfahrt-Bundesamt auch so durchgeführt –, habe dann
gestern nach den Berichterstattungen und einem Ge-
spräch mit Volkswagen eine Untersuchungskommission
eingesetzt .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht meine Frage gewesen! Nicht meine Frage!)


Diese Untersuchungskommission ist jetzt schon aktiv.
Sie ist bereits heute in Wolfsburg, um Gespräche zu füh-
ren und um Einsicht in die Unterlagen zu bekommen.
Das ist die Art der notwendigen Aufklärung, die wir vor-
nehmen, um festzustellen, ob und wie Fahrzeuge, die in
Deutschland und in Europa im Verkehr sind, betroffen
sind .

Volkswagen hat gestern darauf hingewiesen, dass
11 Millionen Fahrzeuge mit einem entsprechenden Chip
ausgestattet sind, aber dieser Chip – so die Auskunft uns
gegenüber – sei nicht aktiv. Das ist aber für uns Grund
genug, mittels einer Untersuchungskommission erstens
nachzuprüfen, was dieser Chip tut, und zweitens, wann er
aktiv ist oder nicht aktiv ist, was er kann und was er nicht
kann. Das ist die Art der Aufklärung, die wir betreiben.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812300700

Herzlichen Dank. – Wir haben jetzt eine ganze Rei-

he von spontanen Fragewünschen: Frau Höhn, BÜND-
NIS 90/Die Grünen, Frau Künast, BÜNDNIS 90/Die
Grünen, Herr Meiwald, BÜNDNIS 90/Die Grünen,
Herr Kühn, BÜNDNIS 90/Die Grünen, Frau Pothmer,
BÜNDNIS 90/Die Grünen, Frau Leidig, Die Linke, Frau
Lemke, BÜNDNIS 90/Die Grünen, und Herr Gastel,
BÜNDNIS 90/Die Grünen .


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Grünen sollten eine Fraktionssitzung machen!)


Frau Abgeordnete Höhn, bitte .


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812300800

Herr Minister, die EU sieht in mehreren Rechtsetzun-

gen vor, dass Mitglieder Sanktionen für den Fall in nati-

Oliver Krischer






(A) (C)



(B) (D)


onales Recht umsetzen müssen, dass ein Autohersteller
mit Abschaltvorrichtungen etc . beim Schadstoffausstoß
schummelt . Mindestens seit 2012 gibt es den Hinweis,
eine entsprechende Verordnung umzusetzen . Ist hier in
Deutschland eine entsprechende Umsetzung erfolgt, und
wenn nein, warum nicht? Wenn Sie die Verordnung in
nationales Recht umgesetzt hätten, könnten wir jetzt,
ähnlich wie die EPA in den USA, VW mit einem Buß-
geld belegen?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812300900

Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Frau Höhn, es gibt eine ganze Reihe von Sanktions-
möglichkeiten unterschiedlichster Art und unterschied-
lichster Intensität, die allerdings erst ausgesprochen wer-
den können und greifen können, wenn der Sachverhalt
ermittelt ist . Das ist Aufgabe der eingerichteten Unter-
suchungskommission und natürlich Ziel der strengen
Nachprüfungen, die ich angeordnet habe . Bevor die Fra-
ge, ob der deutsche bzw. der europäische Markt betroffen
ist, inhaltlich nicht geklärt ist, kann man auch nicht über
Sanktionen sprechen.

Wenn Sie die Ereignisse verfolgt haben, wissen Sie,
dass die amerikanische Umweltbehörde offensichtlich
länger damit beschäftigt war, dieses Thema zu bearbei-
ten. Jetzt ist sie zu einem Ergebnis gekommen, das aber
auch noch keine Sanktionen beinhaltet. Vielmehr finden
jetzt, meiner Kenntnis nach, entsprechende Dialoge mit
Volkswagen statt.

Wir sind am dem Punkt, dass wir aufgrund der Er-
kenntnisse, die in Amerika gewonnen worden sind, jetzt
entsprechende Nachprüfungen durchführen lassen . Wenn
diese abgeschlossen sind, kann man Ergebnisse präsen-
tieren; vielleicht kann man auch Zwischenergebnisse
präsentieren . Aber das muss natürlich jetzt erst einmal
erledigt werden .


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe gefragt, ob das EU-Recht umgesetzt worden ist!)


– In unserem Recht sind eine ganze Reihe von Sanktions-
möglichkeiten vorgesehen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Also, die Antwort ist Nein!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812301000

Jeder darf alles fragen, und der Minister antwor-

tet dann . – Nächste ist die Abgeordnete Frau Künast,
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . Bitte schön .


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812301100

Wenn Sie sagen, dass wir eine ganze Menge Sankti-

onsmöglichkeiten haben, obwohl das europäische Recht
nicht umgesetzt wurde, will ich Sie zu Ihrer Art der Auf-
klärung, die Sie mit der von Ihnen eingesetzten Unter-

suchungskommission betreiben wollen, wie Sie gerade
gesagt haben, nach etwas fragen, was ich dabei nicht ver-
stehe: Ist es eigentlich State of the Art, für Sie, für das
Verkehrsministerium und für die anderen Ministerien,
erst dann eine Untersuchungskommission einzurichten,
wenn eine Krise hochkocht?

Spätestens seit 2012 gibt es ja laut EU-Recht die
Pflicht, entsprechende Tricksereien zu sanktionieren, und
seit Jahren haben wir Hinweise darauf, dass bei den Tests
andere Ergebnisse erzielt werden als in der Realität, also
unter Zugrundelegung des Fahrverhaltens von normalen
Autofahrerinnen und Autofahrern . Diese Differenz ist Ih-
nen doch nicht erst letztes Wochenende zugetragen wor-
den, Herr Dobrindt, sondern es ist Allgemeinwissen in
der Bevölkerung, dass hier irgendwie getrickst wird. Des-
halb ist meine konkrete Frage: Was haben Sie vor diesem
Wochenende unternommen? Seit dem Wochenende sind
weltweit alle Autobesitzer und alle Minister bösgläubig .
Vorher gab es aber Hinweise auf die Differenz zwischen
Angaben der Hersteller und realem Verbrauch .

Welche Maßnahmen haben also Sie und welche Maß-
nahmen hat das Bundesverkehrsministerium zum Bei-
spiel in der Zeit seit 2012 konkret ergriffen? Welche
Gespräche sind geführt worden? Haben Sie selber eigen-
ständige Tests initiiert? Haben Sie zum Beispiel initiiert,
dass der TÜV, statt nur das Testprogramm abzuziehen,
in dem er durch die dank Software erreichten falschen
Werte selber geleimt wird, tatsächlich die Werte hinten
am Auspuff kontrolliert? Also, ich möchte hören, welche
konkreten Maßnahmen Sie in den letzten Jahren ergriffen
haben .


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das ist schnell beantwortet!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812301200

Herr Minister, bitte .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Erstens, Frau Künast, wird unsere Kommission un-
tersuchen, ob die betreffenden Fahrzeuge innerhalb der
bestehenden deutschen und europäischen Vorschriften
gebaut, in Verkehr gebracht und auch geprüft worden
sind und ob dies konform zu den Fahrzeugzulassungen
geschehen ist . Wir wissen, dass alle diese Fahrzeuge eine
Typenzulassung haben, und es stellt sich für uns auch die
Frage, ob diese Fahrzeuge konform zu den Typenzulas-
sungen gebaut worden sind oder ob es Veränderungen
gegeben hat, die so nicht hätten stattfinden dürfen. Das
ist die konkrete Aufgabe auch der Kommission.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber danach habe ich gar nicht gefragt!)


Ich glaube, wir alle hier haben ein Interesse daran, dass
wir auch diese Ergebnisse kennen.

Zweitens rate ich nicht dazu, zwei Dinge zu vermi-
schen, was Sie sicherlich jetzt versehentlich getan haben,
nämlich auf der einen Seite die Tatsache, dass wir daran
arbeiten, die Tests, die Prüfmechanismen zu optimieren,

Bärbel Höhn






(A) (C)



(B) (D)


und auf der anderen Seite die Situation, dass widerrecht-
lich eine Veränderung an einem Motor vorgenommen
worden ist .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Begreifen Sie intellektuell, dass ich danach auch nicht gefragt habe?)


– Ich will ja nur, dass Sie verstehen, was ich Ihnen erklä-
re . Das ist doch in Ordnung .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hauptsache, Sie verstehen meine Frage! Hier heißt das Spiel „Abgeordnete fragen, Minister antworten“! Meine Frage war, was Sie als Minister in den letzten Jahren seit 2012 unternommen haben! – Volker Beck fensichtich haben Sie nichts getan!)


(Köln) [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Of-


– Da mein Mikrofon immer noch an ist, gehe ich davon
aus, dass ich dran bin, Herr Präsident . Frau Künast, ich
glaube, auch Sie hören leichter zu, wenn Sie aufhören,
zu sprechen . Aber ich weiß nicht, ob das für alle so gilt .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bin Frau, ich kann beides!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812301300

Ich möchte nur kurz sagen: Ich bitte um friedliche

gegenseitige Befassung . Der Minister ist ja noch dabei,
zu antworten . Bevor wir uns empören, dass die Antwort
nicht vollständig ist, sollten wir das Ende der Antwort
vielleicht erst einmal entspannt abwarten . – Bitte, Herr
Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Wir haben zwischen den europäischen Ländern und
mit der Europäischen Kommission seit 2011 eine intensi-
ve Diskussion darüber, wie wir die Tests optimieren kön-
nen . Wir wollen hin zum RDE-Test . Das heißt, wir wol-
len, dass zukünftig nicht die Verbrauchssituationen und
die Abgassituationen auf der Rolle, das heißt, auf dem
Laborfeld, sondern letztlich auf der Straße geprüft wer-
den . Wir wollen mit unseren Tests näher ran an das echte
Fahrverhalten der Menschen . Das ist der Unterschied zu
dem, wie wir bisher diese Tests europaweit gestaltet ha-
ben . Wir haben uns Anfang dieses Jahres darauf geeinigt,
dass wir diese Tests auf der Straße gemeinschaftlich in
Europa durchführen wollen .

Zurzeit gibt es Verhandlungen zwischen den Verkehrs-
ministern und der Kommission darüber, was diese Tests
beinhalten müssen .


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Würden Sie jetzt mit der Antwort anfangen? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da oben ist schon rotes Licht, und Sie haben mit der Antwort immer noch nicht angefangen!)


Das heißt, wenn man mit diesem Test auf die Straße geht,
muss natürlich festgelegt sein, wie er ablaufen soll, damit
er standardisiert ist. Nur wenn er standardisiert ist, kön-

nen die unterschiedlichen Fahrzeuge auch miteinander
verglichen werden . Wir arbeiten daran, ein Ergebnis zu
finden. Wenn eine Einigung erzielt werden kann, werden
wir diesen neuen Test nach einer Übergangszeit für alle
verbindlich entsprechend umsetzen .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Redezeit! Antworten!)


Es ist unsere Einstellung, dass wir dadurch einen op-
timierten Test haben, der genauere Auskünfte über den
Verbrauch von Fahrzeugen bietet, als dies die bisherigen
Tests, die auch gemeinschaftlich in Europa durchgeführt
werden, leisten können.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812301400

Nächste Frage vom Abgeordneten Meiwald, BÜND-

NIS 90/DIE GRÜNEN .


Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812301500

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Minister, wenn

Sie heute sagen, dass die EPA schon seit über einem Jahr
ermittelt, stellt sich ja die Frage, inwieweit auch an die
Bundesregierung, an das UBA, an das Kraftfahrt-Bun-
desamt Amtshilfeersuchen gerichtet worden sind, inwie-
weit um Unterstützung bei den Ermittlungen gebeten
worden ist . Deswegen muss ich die Frage des Kollegen
Krischer ein bisschen konkretisieren: Seit wann hatte die
Bundesregierung Kenntnis davon, dass Abschalteinrich-
tungen für SCR-Katalysatoren in der Automobilbranche
üblich sein könnten und möglicherweise auch angewen-
det werden, und was ist daraufhin seitens der Bundesre-
gierung initiiert worden?

Des Weiteren: Da Sie Aufklärung angekündigt haben
und gesagt haben: „Wir tun da was, und Volkswagen wird
das alles schon gut machen“, möchte ich Sie fragen: In-
wieweit sind die Hersteller, die Vertreiber, die Entwickler
der Software, die offensichtlich auf dem Markt erhältlich
ist, in diese Aufklärungsbemühungen einbezogen?

Vielen Dank.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812301600

Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Herr Meiwald, ich habe nicht gesagt, dass die ameri-
kanische Umweltbehörde schon seit einem Jahr ermittelt,
sondern ich habe gesagt, dass sie, wie Sie in den Zei-
tungen wahrscheinlich lesen konnten, seit längerem mit
diesem Fall befasst ist . Das ist eine Kenntnis, die auch
ich der Zeitung entnommen habe. Ich habe keine andere
Erkenntnis und hatte auch früher keine andere Kenntnis
erlangt. Ich habe Ihnen das mitgeteilt. Ich kann es auch
noch einmal zitieren – ich weiß, dass Sie diesen Satz
nicht gerne hören, aber er steht nun einmal in der Ant-
wort der Bundesregierung vom Juli auf die Kleine Anfra-
ge der Grünen –:

Der Bundesregierung liegen hierzu keine Erkennt-
nisse vor .

Bundesminister Alexander Dobrindt






(A) (C)



(B) (D)


Auch durch mehrmaliges Nachfragen kann dieser Satz
heute nicht mehr verändert werden . Ich bitte um Ver-
ständnis, und ich bitte darum, ihn zu verwenden und
nicht das Gegenteil zu behaupten,


(Peter Meiwald [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steht in der Antwort davor!)


was Sie in Ihrer Partei leider Gottes ganz offensiv tun .

Sie haben gefragt, inwieweit sich die Untersuchung
jetzt auch auf Software oder anderes erstreckt. Ich ver-
mute, Sie meinen grundsätzlich Bauteile. Darüber kön-
nen wir zurzeit keine weitere Auskunft geben, weil wir
mit der Kommission erst einmal in Erfahrung bringen
müssen, was für Teile betroffen sind und woher diese
Teile kommen. Im Zweifelsfall müssen wir auch fragen:
Wer hat wie und warum was programmiert?

Ich habe gegenüber dem Volkswagenkonzern zum
Ausdruck gebracht, dass wir natürlich nicht nur an der
rein technischen Frage Interesse haben, sondern auch an
der Frage des Prozesses, das heißt, daran, wann welche
Entscheidungen getroffen worden sind. Der Volkswagen-
konzern hat uns volle Unterstützung zugesagt. Ich glau-
be, das zeigt, dass wir mit unserem Vorgehen – Nach-
prüfungen durch eine Kommission – auf dem richtigen
Wege sind . Es ist übrigens im Interesse aller, dass man
an dieser Stelle Vertrauen zurückgewinnt. Dazu sind in
erster Linie Aufklärung und Transparenz erforderlich.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812301700

Nächster Fragesteller ist der Abgeordnete Stephan

Kühn, BÜNDNIS 90/Die Grünen, danach die Abgeord-
nete Frau Pothmer, BÜNDNIS 90/Die Grünen .

Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Vielen Dank. – Herr Minister, ich wiederhole die Fra-
ge aus dem Ausschuss in der Hoffnung, dass sie diesmal
verstanden wird und auf die Frage vielleicht auch geant-
wortet wird . Die Bundesregierung wusste, dass Abgas-
werte im realen Verkehr deutlich über den Grenzwerten
liegen . Das hat sie auch der EU-Kommission mitgeteilt .
So steht es auch in Ihrer Antwort auf unsere Kleine An-
frage . Die Bundesregierung wusste auch, dass Hersteller
sogenannte Abschalteinrichtungen nutzen, um die Emis-
sionswerte auf dem Rollenprüfstand sozusagen herunter-
zurechnen .

Die Angaben der Hersteller wurden trotzdem – ich
frage danach, wie das vor diesem Wochenende war –,
obwohl diese Umstände, die ich gerade genannt habe,
bekannt waren, kein einziges Mal in irgendeiner Form
kontrolliert. Warum gab es keine entsprechenden Nach-
prüfungen? Sie wären ja sinnvoll gewesen, zumal nach-
geordnete Behörden diese Differenzen in mehreren
Studien bereits deutlich herausgearbeitet haben . Warum
haben entsprechende Nachprüfungen der Angaben der
Hersteller nie stattgefunden?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812301800


Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Ich kann es gerne noch einmal vorlesen:


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh nein!)


Der Bundesregierung liegen hierzu keine Erkennt-
nisse vor .

Daran ändert sich nichts, egal wie oft Sie weiterhin etwas
Falsches behaupten .

Der andere Fall, den ich auch Frau Künast schon zu
erklären versucht habe, ist, dass wir seit 2011 auf eu-
ropäischer Ebene dabei sind, die Testverfahren zu opti-
mieren . Die Testverfahren zu optimieren, heißt auch, die
Testergebnisse, also den Verbrauch, der heute auf dem
Prüfstand ermittelt wird, an das reale Fahrverhalten der
Käufer anzunähern .


(Stephan Kühn GRÜNEN]: Ich rede nicht von Tests! Ich rede von Nachkontrollen!)


Deswegen wollen wir von dem Prüfstand herunter auf
die Straße . Das hat nichts, aber auch gar nichts damit
zu tun – Sie versuchen jetzt, es damit zu vermischen –,
dass es bewusste Eingriffe in beispielsweise das Motor-
management oder das Abgasmanagement gibt, die nicht
erlaubt sind . Ich halte es für unseriös, dass Sie jetzt ver-
suchen, dies miteinander zu vermengen . Ich weiß na-
türlich, warum Sie es versuchen, aber unseriös bleibt es
trotzdem .


(Stephan Kühn DIE GRÜNEN]: Meine Güte!)


Zweitens . Sie haben nach der Kontrolle gefragt .
Selbstverständlich führt die Bundesregierung mit dem
Kraftfahrt-Bundesamt Kontrollen durch, und zwar wenn
eine Typzulassung stattfindet. Der Hersteller hat die
Nachweispflicht; er muss gegenüber dem KBA genau er-
klären, dass das Fahrzeug den rechtlichen Rahmenbedin-
gungen in Deutschland und Europa entspricht . Das wird
an dieser Stelle geprüft. Zu späteren Zeitpunkten werden
Fahrzeuge stichprobenartig daraufhin untersucht, ob es in
der Laufzeit einer Typgenehmigung – eine Typgenehmi-
gung führt dazu, dass man beliebig viele Fahrzeuge die-
ses Typs bauen darf –, das heißt, solange das identische
Fahrzeug gebaut wird, zu Veränderungen gekommen ist,
die nicht hätten sein dürfen oder die hätten angemeldet
werden müssen. Das ist das übliche und wirkungsvolle
Verfahren, wie es heute besteht .


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812301900

Nächste Fragestellerin ist die Abgeordnete Frau

Pothmer, Bündnis 90/Die Grünen, danach die Abgeord-
nete Frau Leidig, Fraktion Die Linke. – Frau Pothmer,
bitte .


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812302000

Sie haben hier gerade von Aufklärung und Transpa-

renz gesprochen. Ihre Antworten, finde ich, spiegeln das
nicht unbedingt wider . Aber ich versuche es jetzt trotz-
dem noch einmal .

Bundesminister Alexander Dobrindt






(A) (C)



(B) (D)


Sie haben darauf hingewiesen, dass die Bundesregie-
rung jetzt, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen
ist, beabsichtigt, die in Rede stehenden VW-Modelle zu
überprüfen. Ich frage Sie jetzt: Warum konzentrieren Sie
sich in Ihrer Überprüfung ausschließlich auf VW, obwohl
doch hinlänglich bekannt ist, dass auch andere deutsche
Marken die Clean-Diesel-Kampagne fahren? Warum
prüfen Sie jetzt nicht auch diese Marken vorsorglich?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812302100

Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Die Kommission beschäftigt sich jetzt weniger mit der
Marke Volkswagen an sich, sondern mehr mit dem Motor,
der dahinter steht; denn der Eingriff auf den Motor ist ja
das auslösende Element . Das heißt, wir werden natürlich
auch die Fahrzeuge betrachten, die einen entsprechenden
Motor haben, aber einer anderen Marke angehören.

Des Weiteren sind wir natürlich in Gesprächen mit der
Automobilindustrie, übrigens auch mit der amerikani-
schen Umweltbehörde, um Kenntnis zu erlangen, ob es
weitere Sachverhalte gibt. Bisher liegen uns keine weite-
ren Erkenntnisse vor. Daher führen wir jetzt die Prüfun-
gen durch, bei denen wir davon ausgehen, dass sie richtig
und notwendig sind .


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812302200

Die Abgeordnete Frau Leidig, Fraktion Die Linke,

und danach die Abgeordnete Frau Lemke, Bündnis 90/
Die Grünen . – Frau Kollegin Leidig, bitte .


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812302300

Ich würde gerne an diese Antwort anknüpfen und in

Erinnerung rufen, dass es tatsächlich nicht so ist, dass nur
VW künstlich oder bewusst Abgasnormen herunterregu-
liert oder Verbrauchswerte heruntermanipuliert, sondern
dass das die übliche Praxis vieler Automobilhersteller ist,
wie übrigens die Deutsche Umwelthilfe sehr dezidiert
nachgewiesen hat . Dazu gab es Seminare, an denen viele
Abgeordnete teilgenommen haben – leider nicht von al-
len Fraktionen.

Dass es sich jetzt nur um einen VW-Skandal handelt,
stimmt nicht; denn das ist ein Skandal, der tatsächlich die
ganze Automobilindustrie betrifft . Das Softwaremodul,
das da eingesetzt wird, stammt von Bosch . Die Firma
hat gestern offiziell mitgeteilt, dass dieses Modul, das
übrigens als „Förder- und Dosiermodul zur Abgasnach-
behandlung“ bezeichnet wird, Industriestandard sei und
auch an viele andere Autohersteller geliefert wird .

Ich habe zwei konkrete Fragen an Sie, Herr Minister
Dobrindt:

Erstens . Es gab schon in der Vergangenheit die Forde-
rung nach unabhängigen Kontrollen und einer unabhän-
gigen Kontrollkommission, die vor allen Dingen mit Ex-
perten zu bestücken ist, die von den Umweltverbänden,
auch von der Deutschen Umwelthilfe, vorgeschlagen
werden. Jetzt ist eine Kontrollkommission eingesetzt.

Meine Frage lautet: Wer sitzt da drin, und wer hat diese
Experten vorgeschlagen?

Wenn es möglich ist, würde ich gerne zweitens noch
die Frage stellen, welche personellen Konsequenzen ei-
gentlich zumindest im VW-Konzern thematisiert werden,
ob die Verantwortlichen auch individuell haftbar gemacht
werden oder ob der Schaden, der da angerichtet wurde,
wieder von den Beschäftigten alleine auszubaden ist .


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812302400

Bitte schön, Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Frau Leidig, um es klar zu sagen: Das, was Sie hier
zu Beginn Ihres Beitrags an Verdächtigungen formuliert
haben,


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das sind keine Verdächtigungen!)


kann ich nicht bestätigen, und ich habe davon auch keine
Kenntnis . Dass Sie diese Kenntnis haben, ist interessant .


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Sie müssen nur lesen!)


Zumindest wir als Bundesregierung halten uns an dieser
Stelle an die Fakten.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Ich schicke Ihnen das zu!)


Wir werden unsere Untersuchungen durchführen, uns
jetzt aber nicht an Verdächtigungen beteiligen, die mög-
licherweise – ich formuliere es einmal freundlich, Frau
Leidig – jeglicher Grundlage entbehren .


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Lesen bildet! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach ja? Wieso setzen Sie denn dann eine Kommission ein?)


Ich finde, auch Sie sollten sich an der Aufklärung betei-
ligen, wenn Sie wollen . Ich berichte gerne über die Er-
kenntnisse, die wir haben. Aber es ist wenig hilfreich,
sich an Spekulationen zu beteiligen.

Die Kommission, die ich eingesetzt habe, besteht aus
Fachleuten des Bundesverkehrsministeriums und des
Kraftfahrt-Bundesamtes. Hinzu kommt eine wissen-
schaftliche Begleitung, die davon abhängig ist, welcher
technischen Expertise wir uns bedienen müssen . Das
liegt daran, dass es ja auch um IT- und Softwarefragen
geht . Da ist man, glaube ich, gut beraten, sich von weite-
ren Fachleuten – über die Frage der Motorentechnik und
der Abgasbewältigung hinaus – informieren und beraten
zu lassen .

Zu der Frage nach personellen Konsequenzen . Mei-
ne Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir in Kenntnis
gesetzt werden: Welche Auswirkungen hat das Vorge-
hen, das wir hier sehen, auf den deutschen und den eu-
ropäischen Markt? Welche Regelungen sind eingehalten
worden? Gibt es Normen, die nicht eingehalten worden

Brigitte Pothmer






(A) (C)



(B) (D)


sind? – Es ist nicht meine Aufgabe, über weitere Fragen
zu spekulieren und zu diskutieren.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812302500

Ich mache jetzt einmal eine kurze Bemerkung, wie

wir weiter fortfahren. Nach Absprache mit der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen mache ich es jetzt so: Ich lasse
alle, die sich zum ersten Mal zu Wort gemeldet haben –
ich lese die Namen gleich vor –, noch zu Wort kommen.
Diejenigen, die sich zum zweiten oder dritten Mal gemel-
det haben, streiche ich . Da die weiteren Fragesteller alle
vom Bündnis 90/Die Grünen sind, können Sie zündende
Gedanken ja noch an diese weitergeben. Aber sonst kom-
men wir nicht mehr durch .

Ich lasse jetzt auch keine weiteren Fragen mehr zu und
lese einmal vor, wer noch auf der Liste steht: Frau Ab-
geordnete Lemke, Bündnis 90/Die Grünen, Herr Abge-
ordneter Gastel, Bündnis 90/Die Grünen, Frau Hajduk,
Bündnis 90/Die Grünen, Herr Christian Kühn, Bünd-
nis 90/Die Grünen, Frau Dr . Wilms, Bündnis 90/Die
Grünen, und, zu einer anderen Fragestellung, Herr Beck,
Bündnis 90/Die Grünen .


(Oliver Wittke [CDU/CSU]: Kühn war schon!)


– Nein, das ist ein anderer Kühn . Es gibt beim Bünd-
nis 90/Die Grünen zwei Kollegen mit dem Namen Kühn .
Insofern unterliegen diejenigen, die mich darauf hinwei-
sen, dass er schon gesprochen haben soll, einem Irrtum
aufgrund der Namensgleichheit .

Das ist der Stand; ich lasse keine weiteren Fragen zu.
Ich hoffe, es sind alle damit einverstanden .

Als Nächstes hat die Abgeordnete Lemke das Wort,
und danach spricht der Abgeordnete Gastel, beide Bünd-
nis 90/Die Grünen .


Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812302600

Herr Minister, da ich davon ausgehe, dass Sie und

Ihr Ministerium sich in solch einer brisanten Situation,
in der wir uns gerade befinden und in der es um Hun-
derttausende Arbeitsplätze geht, äußerst sorgfältig und
präzise auf Ausschusssitzungen des deutschen Parlamen-
tes vorbereiten, möchte ich Sie gerne Folgendes fragen:
Herr Ferlemann, Ihr Staatssekretär, hat heute Morgen
im Umweltausschuss erklärt, dass die Bundesregierung
Kenntnis von der Existenz dieser Abschalttechnik hatte,
Sie aber davon ausgegangen sind, dass diese nicht zum
Einsatz kommt.


(Peter Wichtel [CDU/CSU]: Halbwahrheiten und Unwahrheiten!)


Ich würde gerne wissen, wovon Sie ausgegangen sind,
wofür diese Abschalttechnik sonst entwickelt worden ist.


(Peter Wichtel [CDU/CSU]: Das steht in der EU-Verordnung! – Oliver Wittke [CDU/ CSU]: Das kann man in der EU-Verordnung nachlesen!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812302700

Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Ich war heute im Verkehrsausschuss und kann deswe-
gen über die Diskussion im Umweltausschuss und Ihren
Bericht darüber jetzt nicht urteilen .


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gab einen vorbereiteten Plan!)


Ich kann Ihnen aber noch einmal den Hinweis geben:
Das, wonach Sie fragen, steht eindeutig in der Antwort,
die Sie im Juli auf Ihre Kleine Anfrage bekommen haben:


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe Sie nach der Aussage Ihres Staatssekretärs heute Morgen und nicht nach der Kleinen Anfrage gefragt!)


Der Bundesregierung liegen hierzu keine Erkennt-
nisse vor .

Die Frage „Wie definiert die Bundesregierung eine
‚Abschalteinrichtung‘ . . .“ wurde ebenfalls in dieser Ant-
wort beantwortet, und zwar folgendermaßen:

Der Begriff „Abschalteinrichtung“ wird in . . . der
Verordnung (EG) Nr. 715/2007 definiert.


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber in der Frage steht noch etwas anderes!)


Das heißt, die Definition findet sich im europäischen
Recht. In Artikel 5 Absatz 2 ist darüber hinaus klarge-
stellt, welche Abschalteinrichtungen verboten sind


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Präsident, er beantwortet hier keine einzige Frage!)


und welche Ausnahmen es an dieser Stelle gibt . Genau
darüber wird Sie Staatssekretär Ferlemann informiert ha-
ben .


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie jetzt bitte noch was zu der Aussage von Herrn Ferlemann heute Morgen sagen?)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812302800

Frau Kollegin, es gibt noch eine ganze Reihe von Kol-

legen aus Ihrer Fraktion, die Fragen stellen.


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Frage ist noch nicht beantwortet! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gegenruf von der CDU/CSU: Lasst doch den Präsidenten einmal ausreden! Das ist ja der Wahnsinn! – Peter Wichtel [CDU/ CSU]: Wenn einem die Antwort nicht passt, ist sie noch nicht falsch!)


Nächster Fragesteller ist der Kollege Gastel, Bünd-
nis 90/Die Grünen . Bitte schön .

Bundesminister Alexander Dobrindt






(A) (C)



(B) (D)



Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812302900

Der VW-Skandal in den USA ist groß, aber leider nur

ein Teil des Gesamtskandals. 70 Prozent der Messstellen
in Deutschland weisen nämlich Schadstoffüberschreitun-
gen auf, worunter viele Menschen gesundheitlich leiden .
Das ganze Problem geht also noch viel weiter .

Es gibt neuere Untersuchungen bezüglich NOx, die
besagen, dass der Grenzwert für Euro-6-Norm-Motoren
durch die Autos, die dieser Norm angeblich gerecht wer-
den sollen, um den Faktor 1,6 bis 8,5 überschritten wird.
Dies ist überwiegend bei Dieselfahrzeugen ein Problem .
Deswegen habe ich folgende Frage an Sie, Herr Minis-
ter: Wie geht die Bundesregierung mit der Tatsache um,
dass Dieselkraftstoff steuerlich begünstigt ist? Ist hier
angesichts dieses Skandals und angesichts der Probleme
durch Luftschadstoffe seitens der Bundesregierung eine
Änderung geplant?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812303000

Herr Minister, bitte .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Herr Gastel, nein .


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812303100

Nächste Fragestellerin ist die Abgeordnete Frau

Hajduk, Bündnis 90/Die Grünen.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812303200

Herr Minister, ich möchte Sie vor dem Hintergrund

der Frage meiner Kollegin Steffi Lemke fragen, ob Sie
die Antwort Ihres Staatssekretärs Enak Ferlemann kor-
rigieren wollen, dass die Bundesregierung Kenntnis von
der Existenz der Abschalttechniken hatte. Oder glauben
Sie, dass es lösungs- und zielorientiert ist, hier eine Aus-
einandersetzung über die Definition des Wortes „Ab-
schalttechnik“ zu führen? Ich muss diese Frage anschlie-
ßen; denn wir haben es mit der Krise eines sehr großen
Automobilkonzerns zu tun, und Sie müssen Ihre Rolle
beim Handeln dieser Krise wahrnehmen . Deswegen
möchte ich Sie bitten, darauf noch einmal einzugehen .

Gleichzeitig möchte ich Sie fragen, mit welchen recht-
lichen Konsequenzen Sie für den VW-Konzern rechnen,
sollte sich herausstellen, dass VW auch in Europa vor-
sätzlich Abgasmessungen manipuliert hat . Ich gehe da-
von aus, dass Sie sich auch auf diesen Krisenfall vorbe-
reiten und dazu Stellung nehmen können.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812303300

Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Sehr geehrte Frau Hajduk, ich habe auf das hingewie-
sen, was Teil der Fragestellung der Grünen in der Klei-
nen Anfrage war, nämlich: Wie definiert die Bundesre-
gierung die Abschalteinrichtung? Darauf nehmen Sie ja
immer gerne Bezug . Ich habe darauf hingewiesen, dass

die Abschalteinrichtung in der EG-Verordnung 715/2007
definiert ist, und zwar in Artikel 3 Absatz 10, und dass in
Artikel 5 Absatz 2 der EG-Verordnung die Unzulässig-
keit der Verwendung von Abschalteinrichtungen und die
Ausnahmen beschrieben werden . Dem ist nichts weiter
hinzuzufügen . Die Tatsache, dass diese EG-Verordnung
mit der Ziffer „2007“ versehen ist, sagt aus, dass sie –
wenn das für Sie noch von Interesse ist – von 2007 ist .

Zu den rechtlichen Konsequenzen, die Sie hinterfra-
gen, kann ich Ihnen nur sagen: Es wäre hilfreich, erst
einmal den möglichen Schaden festzustellen . Dafür
haben wir gestern und vorgestern – mit der Einsetzung
der Kommission und der Einleitung der erforderlichen
Untersuchungen durch das KBA – die notwendigen Ent-
scheidungen getroffen . Wenn man am Ende weiß, was
in Deutschland und in Europa passiert ist – über diese
Situation reden wir hier ja ganz offensichtlich; denn nur
in diesem Fall könnten wir rechtliche Konsequenzen zie-
hen –, werden wir uns über die anderen Fragen unterhal-
ten können.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812303400

Nächster Fragesteller ist der Abgeordnete Christian

Kühn, Bündnis 90/Die Grünen .

Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Herr Dobrindt, meine Frage bezieht sich darauf, dass
Sie gesagt haben, Sie seien mit den US-Umweltbehörden
in Kontakt. Seit wann ist die Bundesregierung – Ihr Haus
und die nachgeordneten Behörden – mit der US-Ad-
ministration zum Thema „Betrugsfälle von VW in den
USA“ in Kontakt, was sind die Themen, die Sie dort be-
handeln, und welche Maßnahmen haben Sie seit der Ant-
wort auf unsere Kleine Anfrage – aus der Sie ja in dieser
Fragestunde sehr fleißig zitieren – vom Juli im Hinblick
auf Abschalteinrichtungen unternommen?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812303500

Herr Minister, bitte .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Herr Kühn, erstens ist es die Aufgabe meiner Kommis-
sion, mit den US-Behörden in Kontakt zu sein. Ich kann
Ihnen heute nicht sagen, wann und wie dies geschieht;
aber die Kommission wird, sobald dies stattfindet, dann
auch entsprechend berichten können.

Zweitens habe ich vorhin sehr ausführlich erklärt,
dass wir auf europäischer Ebene daran arbeiten, von
dem Rolltest, bei dem momentan der Verbrauch und die
Schadstoffe gemessen werden, zu einem Test auf der
Straße zu kommen. Die entsprechenden Verhandlungen
dauern stetig an – schon das ganze Jahr über bis zum heu-
tigen Tag und darüber hinaus .


(Christian Kühn DIE GRÜNEN]: Seit wann sind Sie mit den US-Behörden in Kontakt? Die Frage ist nicht beantwortet worden!)







(A) (C)



(B) (D)


– Ich habe Ihnen doch gerade gesagt: Es ist Aufgabe der
Kommission, die ich gestern eingesetzt habe, mit den
US-Behörden in Kontakt zu treten.


(Christian Kühn DIE GRÜNEN]: Hatten Sie Kontakt oder keinen Kontakt? Das ist doch eine ganz einfache Frage!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812303600

Sie sind aber jetzt leider nicht mehr dran, Herr Kol-

lege .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Aber ich kann es ihm trotzdem noch einmal sagen,
wenn er es beim ersten Mal nicht verstanden hat . –


(Christian Kühn DIE GRÜNEN]: Sehr gerne!)


Es ist Aufgabe der gestern eingesetzten Kommission,


(Christian Kühn DIE GRÜNEN]: Ich hatte nicht nach der Aufgabe der Kommission gefragt, sondern seit wann die Bundesregierung mit den US-Behörden über diesen Fall verhandelt!)


mit den US-Behörden in Kontakt zu treten.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812303700

Jeder hat die Frage gehört, jeder hat die Antwort ge-

hört . – Als nächste Fragestellerin: die Abgeordnete Frau
Dr . Wilms, Bündnis 90/Die Grünen .


Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812303800

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Dobrindt, die

Antworten hier sind so ähnlich wie die im Verkehrsaus-
schuss. Ich will den Blick ein bisschen weiten und eine
weiter gehende Frage stellen – vielleicht trauen Sie sich,
an dieser Stelle ein bisschen mehr zu sagen als bei dem
Einzelfall VW –: Welche Konsequenzen müsste die Bun-
desregierung ziehen, wenn sich jetzt herausstellen sollte,
dass bei der Überprüfung von Dieselfahrzeugen – bezie-
hen wir das erst einmal nur auf VW-Dieselfahrzeuge –
neueren Typs, die nach der Euro-6-Norm homologisiert
sind, die Prüfbedingungen nicht eingehalten wurden?
Kann es dann passieren, dass die Bundesregierung die
Typgenehmigung zurückzieht?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812303900

Herr Minister .

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Ich würde es für ausreichend und für ausgesprochen
hilfreich halten, wenn man sich aufgrund der Erkenntnis,
die man aus einer Prüfung gewinnt, über die Konsequen-
zen Gedanken macht, statt bereits heute den Versuch zu
unternehmen, ein Prüfergebnis vorwegzunehmen, das Ih-
nen vielleicht besonders recht wäre – ich weiß es nicht;
ich habe zumindest keine Vorstellung, warum Sie genau

danach fragen –, und statt schon vorher zu sagen, für wel-
che Möglichkeit man sich aus der Vielzahl der Möglich-
keiten entscheiden würde.

Nein, wir gehen seriös vor . Wir bleiben dabei: Wir
werden das Ergebnis der Untersuchung abwarten und
dann natürlich diskutieren, ob und welche Konsequenzen
notwendig sind .


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812304000

Letzter Fragesteller in der Regierungsbefragung: der

Abgeordnete Beck, Bündnis 90/Die Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812304100

Herr Präsident! Am 18 . September war auf der Web-

site des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zu
lesen, dass als Nachfolger des Präsidenten Schmidt Herr
Weise Präsident des BAMF wird . Da gibt es ein Problem .
Nach SGB III ist es dem Vorstandsvorsitzenden der Bun-
desagentur für Arbeit verboten, ein weiteres besoldetes
Amt auszuüben . Laut Beamtenrecht ist es dem Präsiden-
ten des BAMF wiederum verboten, auf seine Besoldung
ganz oder teilweise zu verzichten .

Vor diesem Hintergrund stelle ich einem Vertreter des
Bundesinnenministeriums die Frage: Wann wird wer als
Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlin-
ge benannt, und wer hat dann die dienstrechtliche und
fachliche Leitung des Bundesamtes für Migration und
Flüchtlinge?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812304200

Die Frage ist zugelassen . Aber wer antwortet, ent-

scheidet die Bundesregierung . – Ich sehe, Herr Staatsse-
kretär Dr. Schröder vom Bundesinnenministerium wird
antworten . Bitte schön .

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1812304300


Herr Kollege Beck, Sie haben die Vorschrift richtig zi-
tiert. Darin ist klar geregelt, dass es dem Präsidenten des
Bundesamtes nicht möglich ist, ein weiteres besoldetes
Amt zu bekleiden.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wussten Sie das nicht?)


Es ist so, dass Herr Weise keine zusätzliche Besoldung
erhält. Insofern ist dies dienstrechtlich kein Problem und
wird entsprechend geregelt .


(Volker Beck GRÜNEN]: Wer leitet dann dienstrechtlich das BAMF? Herr Weise? Das war die Frage! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war Teil der Frage!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812304400

Doch, er hat die Frage beantwortet .


(Volker Beck GRÜNEN]: Sie müssen darauf achten, dass er dem Parlament Rede und Antwort steht! Er kann doch nicht einfach die Antwort ver Bundesminister Alexander Dobrindt weigern! – Gegenruf des Abg. Oliver Wittke [CDU/CSU]: Sie können ihm doch nicht vorschreiben, wie er antworten soll!)





(A) (C)


(B) (D)


– Herr Kollege Beck, ich darf Sie bitten, entspannt Platz
zu nehmen . Die Bundesregierung hat die Frage aus mei-
ner Sicht beantwortet .


(Volker Beck GRÜNEN]: Herr Präsident, das ist jetzt wirklich an der Grenze der Verletzung des Interpellationsrechts des Deutschen Bundestages! Die Frage ist: Wer leitet das Amt dienstrechtlich? Er verweigert die Antwort!)


– Die Frage ist: Wer leitet die Sitzung? Das bin ich .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Beck GRÜNEN]: Das heißt, Sie zwingen uns, nach Karlsruhe zu gehen, um die Antwort im Eilverfahren zu erzwingen! – Zuruf der Abg . Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Will die Regierung doch noch etwas dazu sagen, um
den Frieden herzustellen? – Also noch einmal der Vertre-
ter der Regierung . Bitte .

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1812304500


Ich habe die Frage bereits implizit beantwortet . Ent-
scheidend ist ja, ob Herr Weise Präsident dieses Amtes
werden kann. Ich habe gesagt: Selbstverständlich ist das
nach den von Ihnen zitierten Vorschriften möglich, und
selbstverständlich leitet der Präsident des Bundesamtes
für Migration und Flüchtlinge dann auch das Amt .


(Volker Beck GRÜNEN]: Okay! Das hat der Präsident des Bundesamtes etwas anders gesagt!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1812304600

Damit sind wir am Ende der Regierungsbefragung .

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde

Drucksache 18/6019

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Die
Fragen 1 und 2 des Kollegen Herbert Behrens und die
Frage 3 der Kollegin Tabea Rößner werden schriftlich
beantwortet .

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Re-
aktorsicherheit. Auch die Frage 4 des Kollegen Christian
Kühn wird schriftlich beantwortet .

Ich rufe die Frage 5 des Kollegen Oliver Krischer auf:
Was unternimmt die Bundesregierung gegen die nach mei-

nen Informationen angestellten Überlegungen, die Förderung
der Atomkraft erstmals zu einem Teil der Klimainvestitions-
strategie der Europäischen Investitionsbank zu machen, und
wie wird die Bundesregierung sich in dem Board of Governors

Meeting am 22 . und 23 . September 2015 diesbezüglich, gege-
benenfalls auch bei Abstimmungen, verhalten?

Zur Beantwortung steht Frau Parlamentarische Staats-
sekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter bereit. – Frau Staats-
sekretärin, bitte.

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1812304700


Lieber Herr Kollege Krischer, der Verwaltungsrat der
Europäischen Investitionsbank hat gestern, am 22. Sep-
tember 2015, eine Klimaschutzstrategie für die Mobili-
sierung von Finanzierungsmitteln für den Übergang zu
einer CO

2
-armen klimaresilienten Wirtschaft angenom-

men. Darin macht die Europäische Investitionsbank klar,
dass sie dem Klimaschutz höchste Priorität einräumt . Sie
zählt im Bereich Klimaschutz bereits heute zu den füh-
renden internationalen Finanzierungsinstitutionen .

Die Bundesregierung hat bereits während des Konsul-
tationsprozesses ihre Bedenken hinsichtlich der Einbe-
ziehung von Kernenergieprojekten in das Portfolio der
Europäischen Investitionsbank deutlich gemacht, und sie
hat sich entschieden dafür eingesetzt, dass EU-Förderung
nur für Technologien gewährt wird, die aus ihrer Sicht si-
cher, nachhaltig und kohlenstoffarm sind. Im Energiebe-
reich beinhaltet das vor allem den Ausbau erneuerbarer
Energien und Technologien zur Steigerung der Energie-
effizienz. Diese Position hat die Bundesregierung gestern
im Rahmen der Abstimmung im Verwaltungsrat der Eu-
ropäischen Investitionsbank erneut vorgetragen.

Die Förderkriterien der Europäischen Investitions-
bank verfolgen einen technologieoffenen Ansatz, der
eine Förderung von Kernkraftwerken bislang nicht ex-
plizit ausschließt . Dies spiegelt die divergierenden ener-
giepolitischen Interessen der Mitgliedstaaten wider .

Die Annahme der Klimaschutzstrategie lässt der Bun-
desregierung auch weiterhin die Möglichkeit offen, im
Verwaltungsrat der Europäischen Investitionsbank im
Rahmen von einzelnen Projektbewilligungen gegen Pro-
jekte zu votieren, die die Förderung der Kernenergie be-
inhalten .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812304800

Jetzt muss ich erst einmal Guten Tag sagen . Ich wün-

sche Ihnen einen schönen Tag, meine Kolleginnen und
Kollegen, auch Ihnen auf der Regierungsbank, und auch
den Gästen . – Und sofort meldet sich Oliver Krischer für
eine Nachfrage .


Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812304900

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatsse-

kretärin, darf ich Ihre Antwort dann so interpretieren,
dass gestern explizit beschlossen worden ist, dass die
Förderung von Kernenergieprojekten im Rahmen der
EIB möglich ist? Meine Frage dazu ist: Hat die Bundes-
regierung diesem Beschluss, der diese Möglichkeit der
Förderung beinhaltet, zugestimmt, oder hat sie das ab-
gelehnt?

Vizepräsident Peter Hintze






(A) (C)



(B) (D)


Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1812305000


Sie haben gefragt, ob es explizit beschlossen wor-
den ist . Explizit hat sie es nicht beschlossen, sondern es
wurde die Klimaschutzstrategie beschlossen, und diese
Strategie sieht vor, dass 25 Prozent der europäischen In-
vestitionsfördergelder in Klimaschutzprojekte investiert
werden müssen . Die übrigen 75 Prozent der Fördergelder
unterliegen strikten Vorgaben, die im Einklang mit den
EU-Klimazielen stehen .

Natürlich hat die Bundesregierung aufgrund dessen,
dass Investitionen in Klimaschutzprojekte und erneu-
erbare Energien erfolgen sollen, nicht alles abgelehnt,
sondern die Bedenken vorgetragen. Sie wird sie, wie ich
gerade gesagt habe, bei Einzelprojekten, die bewilligt
werden müssen, erneut vortragen bzw . dagegen votieren .
Aber sie hat nicht alles abgelehnt, weil damit verbunden
gewesen wäre, dass man auch Investitionen in Klima-
schutzprojekte abgelehnt hätte.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812305100

Noch eine Nachfrage von Herrn Krischer .


Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812305200

Herzlichen Dank für die Erläuterungen. Das heißt,

Sie haben trotz Bedenken betreffend die Förderung der
Atomkraft durch die EIB am Ende zugestimmt.

Ich konkretisiere meine Frage. Ich habe Vorentwürfe
des entsprechenden Programms gesehen . Dort wurde die
Atomkraft explizit erwähnt. Ist die Atomkraft in dem Be-
schluss erwähnt?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1812305300


Herr Krischer, ich habe Ihnen gerade versucht zu er-
klären, dass wir nicht explizit der Förderung der Kerne-
nergie zugestimmt haben .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ob es erwähnt ist!)


Sie sollten nicht versuchen, mir etwas anderes zu un-
terstellen . Sie wollen doch genauso wie die Bundesre-
gierung in erneuerbare Energien investieren; das ist ein
wichtiger Punkt. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass das
quasi gesetzt ist. Es ist daher klar, dass die Bundesregie-
rung trotz der Bedenken, die ich Ihnen gerade zum Aus-
druck gebracht habe, für diese Strategie gestimmt hat.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812305400

Vielen Dank. – Ich sehe keine weiteren Nachfragen.

Dann kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Bildung und Forschung . Die Fragen 6
und 7 des Abgeordneten Kai Gehring werden schriftlich
beantwortet .

Dann kommen wir zum Geschäftsbereich der Bundes-
kanzlerin und des Bundeskanzleramtes. Die Frage 8 der
Kollegin Tabea Rößner wird schriftlich beantwortet .

Dann kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft und Energie . Ich begrüße die
Parlamentarische Staatssekretärin Brigitte Zypries, die
zur Beantwortung der Fragen bereitsteht .

Wir beginnen mit Frage 9 der Kollegin Sylvia Kotting-
Uhl:

Kann die Bundesregierung bestätigen, dass nach den Re-
gelungen des am 2 . September 2015 von ihr in die Länder-
und Verbändeanhörung gegebenen Referentenentwurfs eines
Gesetzes zur Konzernnachhaftung im Nuklearbereich die
vom Eon-Konzern geplante Unternehmensausgliederung na-
mens Uniper im Sinne des Entwurfes nicht für den künftigen

(vergleiche hierzu Pressemitteilung der Eon SE vom 9 . September 2015 und Bundestagsdrucksache 18/5873)

gen des Entwurfs bereits vollständig einem Haftungsentzug
durch Auslagerung von Vermögenswerten vor oder nicht vor?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812305500


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau
Abgeordnete, die Bundesregierung kann die von Eon
beabsichtigte Abspaltung von Geschäftsteilen mangels
genauerer Kenntnis nicht abschließend beurteilen . Eine
Entscheidung des Bundeskabinetts über das geplante
Nachhaftungsgesetz ist noch nicht erfolgt .

Das Ziel dieses Gesetzes ist allerdings, sicherzustel-
len, dass Energiekonzerne langfristig für die Verpflich-
tungen der von ihnen beherrschten Kraftwerksbetreiber-
gesellschaften haften, und zwar sowohl für den Rückbau
der Kraftwerke als auch für die Entsorgung der radioak-
tiven Abfälle . Wir wollen deshalb Änderungen der Un-
ternehmensstruktur verhindern, die auf eine Verlagerung
der nuklearen Aktivitäten und der entsprechenden Haf-
tung auf längerfristig nicht tragfähige, selbstständige
Gesellschaften hinauslaufen . Aber man muss natürlich
sehen, dass die Energiekonzerne genauso wie jedes an-
dere Unternehmen frei in ihren Entscheidungen sind,
solange – das ist die Voraussetzung – eine Deckung der
Rückstellungen mit Vermögen sichergestellt ist.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812305600

Frau Kollegin Kotting-Uhl .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812305700

Danke schön. – Frau Staatssekretärin, habe ich Sie

richtig verstanden, dass sich Ihr Ministerium angesichts
der Tatsache, dass Eon seine Abspaltungs- und Umstruk-
turierungspläne geändert hat und die AKW-Sparte beim
Mutterkonzern Eon belassen und nicht wie geplant zu
Uniper auslagern will, noch kein klares Bild darüber ge-
macht hat, ob das geplante Gesetz noch wirksam ist?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812305800


Da haben Sie mich falsch verstanden . Das Ministeri-
um hat den Gesetzentwurf in die Anhörung gegeben . Wir
werden ihn überprüfen . Dann wird sich das Kabinett mit
ihm befassen .






(A) (C)



(B) (D)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812305900

Eine weitere Nachfrage .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812306000

Noch einmal zur Klärung, weil das meine Frage nicht

beantwortet hat – wir haben vielleicht ein bisschen anei-
nander vorbeigeredet –: Es besteht die Möglichkeit, dass
der neue Konzern Uniper zwar kapitalkräftiger sein wird
als Eon selbst, nicht aber für den Mutterkonzern haftet.
Nach Ihrem Gesetzentwurf soll schließlich die Nach-
haftung nur umgekehrt gelten. Das heißt, es besteht die
Gefahr, dass das im Mutterkonzern verbliebene Kapital
nicht ausreichend sein wird, um die anfallenden Kosten
für Rückbau und Entsorgung zu decken. Wie gedenkt das
Ministerium dieser Gefahr zu begegnen?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812306100


Ich wiederhole gerne den entsprechenden Teil meiner
Antwort . Das Gesetz hat das Ziel, Änderungen der Un-
ternehmensstruktur zu verhindern, die auf eine Verlage-
rung der nuklearen Aktivitäten und der entsprechenden
Haftung auf längerfristig nicht tragfähige, selbstständige
Gesellschaften hinauslaufen . Wir wollen sicherstellen –
deswegen machen wir das alles –, dass Haftungskapital
in ausreichendem Maße vorhanden ist .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812306200

Ich sehe keine weiteren Nachfragen.

Wir kommen zu Frage 10 der Kollegin Sylvia Kotting-
Uhl:

Wann sollen nach aktuellem Stand der Bundesregierung
die Ergebnisse des von ihr beauftragten sogenannten Stress-

(hinsichtlich der Kosten für den Atomkraftwerkerückbau und die Atommüllentsorgung)

ne vorliegen, und hält die Bundesregierung es noch für rea-
listisch, dass die von ihr geplante Kommission zur Frage des
Reformbedarfs bei diesem System ihre Ergebnisse bis Ende

(vergleiche hierzu Artikel „Die Regierung mauert Atomkonzernen den Fluchtweg zu”, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5 . August 2015 in Verbindung mit betreffendem Parteivorsitzendenbeschluss von Anfang Juli 2015)


Ich fasse für unsere Gäste auf der Zuschauertribüne
einmal zusammen, worum es in dieser Frage geht: Es
geht um die Vorlage der Ergebnisse des Stresstests des
Systems der Rückstellungsbildung für den Rückbau der
Atomkraftwerke.

Frau Staatssekretärin, bitte.

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812306300


Sehr freundlich, Frau Präsidentin . Ich weiß nur nicht,
ob das jemand verstanden hat .


(Heiterkeit)


Es geht darum, dass die Bundesregierung ein Gutach-
ten in Auftrag gegeben hat; das nennen wir Stresstest. Mit
diesem Gutachten soll geklärt werden, ob genug Geld da
ist, um den Rückbau der Atomkraftwerke zu finanzieren.

Die Ergebnisse dieses sogenannten Stresstests erwarten
wir in den nächsten Wochen; ein genaues Datum dafür
haben wir nicht . Zwischenergebnisse sind nicht vorgese-
hen, sodass ich dazu auch keine weitere Auskunft geben
kann.

Außerdem haben Sie nach den Vereinbarungen der
Parteivorsitzenden gefragt . Die Parteivorsitzenden von
CDU, CSU und SPD haben am 1 . Juli dieses Jahres
„Eckpunkte für eine erfolgreiche Umsetzung der Ener-
giewende“ beschlossen, und diese Eckpunkte sehen auch
vor, dass eine Kommission eingesetzt wird, die Emp-
fehlungen erarbeiten soll, wie die Sicherstellung der Fi-
nanzierung von Stilllegung und Rückbau der Kernkraft-
werke sowie die Entsorgung der radioaktiven Abfälle so
ausgestaltet werden können, dass – jetzt kommen wir
wieder zum selben Thema – die Unternehmen langfris-
tig wirtschaftlich in der Lage sind, ihre Verpflichtungen
aus dem Atombereich zu erfüllen . Eine Entscheidung des
Kabinetts zur Einsetzung dieser Kommission steht noch
aus. Deswegen kann ich Ihnen keine weiteren Angaben
zur Zeitplanung machen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812306400

Frau Kotting-Uhl .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812306500

Danke, Frau Staatssekretärin. – Sie haben jetzt sozu-

sagen schon im Vorhinein die Antworten auf alle mög-
lichen Rückfragen mehr oder weniger ausgeschlossen.
Ich werde jetzt also nicht versuchen, darauf zu drängen .
Deshalb eine andere Frage .

Sie haben ursprünglich vorgesehen, heute im Kabinett
über diese Kommission zu entscheiden . Also gehe ich
einmal davon aus, dass bestimmte Vorbereitungen durch-
geführt worden sind, auch wenn der Entschluss verscho-
ben worden ist . Welche Kompetenzen sollen sich denn
der Planung nach in dieser Kommission wiederfinden?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812306600


Die Kommission soll eingesetzt werden, um Empfeh-
lungen zu erarbeiten, wie die Sicherstellung der Finan-
zierung von Stilllegung und Rückbau der Kernkraftwerke
sowie die Entsorgung der radioaktiven Abfälle so ausge-
staltet werden können, dass die Unternehmen langfristig
in der Lage sind, ihre wirtschaftlichen Verpflichtungen
aus dem Atombereich zu erfüllen . Das wird der Auftrag
der Kommission sein .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812306700

Eine weitere Zusatzfrage .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812306800

Frau Präsidentin, dank Ihrer Erlaubnis möchte ich eine

weitere Nachfrage stellen. – Frau Staatssekretärin, Ihre
Antwort auf meine erste Zusatzfrage, nimmt mir jetzt
die Möglichkeit, eine inhaltlich andere Zusatzfrage zu
stellen; denn ich muss auf Ihre Antwort auf meine erste
Zusatzfrage eingehen .






(A) (C)



(B) (D)


Ich hatte ja nicht nach der Aufgabe der Kommission
gefragt – die kenne ich auch schon –, sondern nach den
Kompetenzen, die darin vertreten sein sollen . Also, Ju-
risten, Wirtschaftsprüfer, Ökonomen – welche Experten-
gruppen sollen darin vertreten sein?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812306900


Das war dann ein Missverständnis. – Dazu kann ich
Ihnen weiter nichts sagen . Die Parteivorsitzenden haben
vereinbart, dass die Besetzung der Kommission im Ein-
vernehmen mit den Parteispitzen und den Fraktionen der
Regierungskoalition erfolgt. Ich kann Ihnen dazu im Mo-
ment keine weiteren Angaben machen.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812307000

Danke, Frau Kotting-Uhl. – Der Kollege Krischer hat

eine Nachfrage .


Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812307100

Frau Staatssekretärin, es soll eine Kommission geben.

Über diese Kommission wurde auch in der Presse schon
berichtet . Frau Kotting-Uhl hat ja zu Recht darauf hinge-
wiesen: Es war sogar angekündigt, dass darüber heute im
Kabinett beschlossen werden soll .

Ich finde es jetzt schon ein bisschen erstaunlich, dass
Sie hier gar nichts über diese Kommission sagen können.
Kann ich daraus schließen, dass es in der Bundesregie-
rung bisher kein entscheidungsreifes Konzept für diese
Kommission gibt?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812307200


Sie können daraus schließen, dass es manche Dinge
gibt, die von der Bundesregierung nicht nach außen ge-
meldet werden .


(Beifall des Abg. Rainer Spiering [SPD])



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812307300

Ich sehe dazu keinen weiteren Nachfragewunsch. –

Ich bin gerade zu Recht darauf hingewiesen worden, dass
ich das Thema einer Frage nicht notwendigerweise nen-
nen muss; man kann es nämlich auf den Medienwänden
rechts und links von mir ablesen.

Ich rufe die Frage 11 des Kollegen Krischer auf:
Wie sieht der weitere Zeitplan zum Konzernhaftungsgesetz


(bitte unter Angabe des weiteren Prozesses bzw . wann die Ergebnisse des Stresstests veröffentlicht werden sollen)


Frau Staatssekretärin, bitte.

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812307400


Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
hat am 2 . September dieses Jahres die Länder- und Ver-
bändeanhörung zum „Entwurf eines Rückbau- und Ent-
sorgungskostennachhaftungsgesetzes“ – so ist die offizi-
elle Kurzform dieses Gesetzentwurfes – eingeleitet . Eine

Kabinettsentscheidung über den Gesetzentwurf wird
nach Abschluss der Ressortanhörung und Ressortabstim-
mung erfolgen .

Wir hatten eben schon gesagt: Der Stresstest dauert
noch an . Wir rechnen mit Ergebnissen in einigen Wo-
chen. Deswegen kann ich Ihnen keinen genauen Zeitplan
nennen, wann die Ergebnisse des Stresstests veröffent-
licht werden sollen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812307500

Herr Krischer .


Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812307600

Frau Staatssekretärin, danke für die Antwort. – Das

verstehe ich jetzt, ehrlich gesagt, nicht . Das Konzernhaf-
tungsgesetz hat erst einmal nichts mit dem Stresstest zu
tun . Ich habe Herrn Bundesminister Gabriel und auch an-
dere Mitglieder der Bundesregierung so verstanden, dass
die Verlängerung der Konzernhaftung überhaupt eine
Voraussetzung ist, um später Lösungen zu finden, wie
die Atomrückstellungen gesichert werden können und
wie ein Risiko des Steuerzahlers minimiert werden kann.
Deswegen verstehe ich nicht, warum Sie, wenn das Kon-
zernhaftungsgesetz jetzt in der Verbändeanhörung war –

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812307700


Ist!


Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812307800

– ist –, nicht sagen können, wie der weitere Fahrplan ist.
Vor allen Dingen erstaunt mich jetzt der Zusammenhang
mit dem Stresstest, den Sie an der Stelle herstellen . Kön-
nen Sie mir diesen Zusammenhang erläutern?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812307900


Es erstaunt mich jetzt ein bisschen, dass Sie das er-
staunt; denn eigentlich denke ich ja, dass Sie in diesen
Themen sehr sachkundig sind. Der Stresstest hat doch
die Aufgabe, festzustellen: Welche Werte sind angesetzt?
Was kann man in diese Werte hineinrechnen?


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber das hat doch nichts mit der Konzernhaftung zu tun!)


– Na ja, das hat natürlich schon etwas mit der Konzern-
haftung zu tun. Es gibt den bekannten deutschen Spruch:
Haben Sie schon mal einem nackten Mann in die Tasche
gefasst? – Man kann natürlich zehnmal sagen: „Die Kon-
zerne haften“, und man kann ein Gesetz dazu machen,
aber man braucht natürlich Vermögenswerte, mit denen
die Konzerne haften, und man muss sicherstellen, dass
man darauf Zugriff hat . Wenn sonst nichts mehr da ist,
dann ist natürlich auch keine Haftung mehr da.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812308000

Herr Krischer .

Sylvia Kotting-Uhl






(A) (C)



(B) (D)



Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812308100

Frau Staatssekretärin, das verstehe ich jetzt noch we-

niger . Sie sagen mir also, dass die Konzernhaftung nur
dann relevant wird, wenn der Stresstest irgendwie das
Ergebnis erbringt, dass noch Geld da ist .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812308200


Nein, da verstehen Sie mich falsch .


Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812308300

Das haben Sie mir gerade erklärt.

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812308400


Da verstehen Sie mich falsch . Der Stresstest hat die
Aufgabe, festzustellen, wie die Werte angesetzt sind,


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig okay!)


ob sie richtig angesetzt sind . Das ist eine der Vorausset-
zungen .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das hat doch nichts mit der Konzernhaftung zu tun!)


– Na ja, das ist schon eine Voraussetzung dafür; denn
man muss sich entscheiden, wie man dieses Gesetz aus-
gestaltet .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Das ist mir neu!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812308500

Eine Nachfrage der Kollegin Kotting-Uhl .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812308600

Frau Staatssekretärin, ich muss mich dem Unver-

ständnis meines Kollegen Krischer anschließen, zumal
Ihr Minister uns das auch anders dargestellt hat . Der Mi-
nister sagte ganz klar: Das Nachhaftungsgesetz ist der
erste Schritt, um klarzumachen, dass durch Umstruktu-
rierungen usw. sich Mutterkonzerne nicht der Haftung
entziehen können.

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812308700


Genau .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812308800

Der zweite Schritt ist dann: Wie gestalten wir es, dass

nicht die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler am Ende
zahlen, sondern dass die Rückstellungen tatsächlich da
sind? Also: Stiftung, Bad Bank, öffentlich-rechtlicher
Fonds usw.; es schwirren ja viele Ideen durch die Ge-
gend . Dafür muss der Stresstest gemacht werden . Das
hat also in der Tat mit dem Konzernhaftungsgesetz erst
einmal nichts zu tun .

Bei dem Konzernhaftungsgesetz ist Eile geboten;
denn Eon hat für den 1 . Januar 2016 die Abspaltung von

Uniper angekündigt. Vorher sollte dieses Gesetz grei-
fen . Deshalb wiederhole ich die Frage vom Kollegen
Krischer: Wie sieht der Zeitplan dazu aus? Ist das ein-
zuhalten?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812308900


Wir gehen davon aus, dass der Zeitplan eingehalten
werden kann. Wir haben das Gesetz in der Abstimmung,
und wir werden es rechtzeitig, in Kürze ins Kabinett brin-
gen und werden auch in Kürze – „wenige Wochen“ ist „in
Kürze“ – die Ergebnisse des Stresstests haben, und wir
werden im Zusammenhang mit dem Nachhaftungsgesetz
auch über die Besetzung der Kommission entscheiden .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812309000

Vielen Dank. – Keine Nachfragen.

Die Fragen 12 und 13 des Kollegen Hubertus Zdebel
werden schriftlich beantwortet .

Dann kommen wir zur Frage 14 des Kollegen Hans-
Christian Ströbele:

Wie will die Bundesregierung gewährleisten, dass der Ex-
portgrundsatz „Neu für Alt” (NfA) bei Waffenlieferungen tat-
sächlich angewandt wird, insbesondere vor dem Hintergrund
der aktuellen Berichterstattung, wonach bei Exporten von
G36-Gewehren und Maschinenpistolen der Firma Heckler &
Koch in den Jahren 2006 bis 2008 dieser Grundsatz umgangen
wurde und die Bundesregierung danach trotzdem weitere Aus-
fuhren von 7 700 G36-Sturmgewehren sowie 3 200 MP5-Ma-
schinenpistolen mit der Begründung genehmigte, trotz feh-
lender Umsetzung des Grundsatzes NfA sei das besondere

(www . sueddeutsche .de vom 15 . September 2015 und www .taz . de/!5227122/)

Verantwortung – als genehmigende Instanz der Waffenexporte
nach Mexiko – mit Blick auf den am 26. September anstehen-
den Jahrestag des Massakers in Iguala und darauf, dass deut-
sche G10-Sturmgewehre bei diesem Angriff der Polizei auf
die Studenten benutzt wurden, etwa durch Unterstützung bei
der Aufklärung des Geschehens?

Frau Staatssekretärin.

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812309100


Der „Neu für Alt“-Grundsatz wurde in dem Zeitraum,
den der Abgeordnete nachfragt, in der Weise umgesetzt,
dass der Antragsteller grundsätzlich aufgefordert wurde,
seine Lieferverträge so auszugestalten, dass die staatli-
chen Endempfänger sich verpflichten, Kleinwaffen, die
aufgrund von Neulieferungen ausgesondert werden, zu
vernichten . Die Bundesregierung ist fallweise über Waf-
fenvernichtungsaktionen unterrichtet worden.

Wir haben jetzt neue Kleinwaffengrundsätze verabschie-
det, wie Sie wissen, am 18 . März 2015 . Da haben wir
den „Neu für Alt“-Grundsatz auf eine neue Grundla-
ge gestellt . Danach muss seit März 2015 der staatliche
Empfänger von kleinen und leichten Waffen grundsätz-
lich eine Verpflichtungserklärung dahin gehend abgeben,
dass die durch die Neubeschaffung zu ersetzenden klei-
nen und leichten Waffen vernichtet werden . Sofern diese
Neubeschaffung einen plausiblen Mehrbedarf deckt und
deshalb Altwaffen nicht vernichtet werden, wird ersatz-






(A) (C)



(B) (D)


weise grundsätzlich die Verpflichtung gefordert, die jetzt
zu liefernden neuen Waffen bei einer späteren Außer-
dienststellung zu vernichten . Das ist die Variante „Neu,
Vernichtung bei Aussonderung“ .

Die Bereitschaft zur Abgabe und Einhaltung einer
derartigen Erklärung ist entscheidungserheblich für die
Genehmigung der Ausfuhr . Die Bundesregierung trägt
dafür Sorge, dass die Umsetzung des Exportgrundsatzes
„Neu für Alt“ sowie die Variante „Neu, Vernichtung bei
Aussonderung“ überwacht wird . Dazu führt die Bundes-
regierung zeitnah eine Abstimmung herbei .

Zu dem anderen Aspekt: Die Bundesregierung unter-
stützt die Aufklärung der Entführung und anschließenden
Tötung der 43 Studenten im Bundesstaat Guerrero im
Rahmen des mexikanischen Ermittlungsverfahrens. Sie
wird die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft insbe-
sondere mit einem vom Auswärtigen Amt finanzierten
Rechtsstaatsprojekt unterstützen, das unter anderem eine
Forensikkomponente vorsieht.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812309200

Herr Ströbele .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Staatssekretärin, ich weiß nicht, ob ich mich
angesichts der Tragödie, die sich derzeit in Mexiko ab-
spielt, dafür bedanken soll.

Ist der Bundesregierung bekannt, dass der Grundsatz
„Neu für Alt“, also dass alte Gewehre vernichtet wer-
den, wenn neue geliefert werden sollen, in der Vergan-
genheit umgangen worden ist? Ist der Bundesregierung
bekannt – vielleicht lesen auch Sie die Bild-Zeitung, zum
Beispiel von heute –, dass das Bundeswirtschaftsministe-
rium, also Ihr Ministerium, darauf hingewirkt haben soll,
das Genehmigungsverlangen der Firma Heckler & Koch
so zu manipulieren, dass erneut über 2 000 G36-Geweh-
re geliefert werden konnten, obwohl wir wissen, Frau
Staatssekretärin – das ist das Schreckliche daran –, dass
G36-Gewehre bei diesem Massaker – nächsten Samstag
jährt sich dieses furchtbare Ereignis – benutzt worden
sind? Der Mörder soll ein G36-Gewehr aus deutscher
Produktion gehabt haben. Warum liefert die Bundesre-
gierung angesichts dieser Fakten weiter Gewehre in die-
sen Mörderstaat, in dem hunderttausend Menschen in
diesem Krieg ermordet worden sind? Ist Ihnen das die
2 Millionen Euro wert, die Heckler & Koch daran ver-
dient?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812309300

Frau Zypries .


Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812309400

Herr Abgeordneter, Sie vermischen jetzt offenbar die

Zeiten . Die Bundesregierung hat Ende 2010 die Bearbei-
tung von Ausfuhrgenehmigungsanträgen für Kleinwaf-
fen nach Mexiko ausgesetzt. Seither werden nach Mexi-
ko keine Kleinwaffen mehr genehmigt.

Was den ersten Teil Ihrer Frage anbelangt: Es besteht
eine Verpflichtung, diese Waffen zu vernichten. Fallwei-
se haben Vertreter beispielsweise der deutschen Bot-
schaften solchen Vernichtungsaktionen beigewohnt.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812309500

Herr Ströbele .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Staatssekretärin, ist Ihnen ein Herr Claus W. be-
kannt – dessen Nachname ist hier nicht voll ausgeschrie-
ben –, der Abteilungsleiter und Ministerialrat bei Ihnen
im Wirtschaftsministerium gewesen sein soll und der –
ich habe es nicht gesehen, aber so steht es in der Bild-Zei-
tung – in seiner Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft
ausgesagt haben soll – ich zitiere wörtlich –:

Mit Heckler und Koch haben wir darauf hingewirkt,
dass die Anträge für die kritischen Bundesstaaten
zurückgezogen werden.

Anstelle dieser kritischen Staaten sind unkritische
Staaten eingetragen worden, obwohl alle wissen, dass in
der Vergangenheit die Ausnahmen für bestimmte Staaten
nicht eingehalten worden sind . Ist Ihnen ein solcher Mi-
nisterialrat bekannt? Ist Ihnen bekannt, dass er, also ein
Mitglied Ihres Hauses, mit dafür gesorgt haben soll, dass
trotz dieser Umstände G36-Gewehre weiter nach Mexiko
geliefert werden?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812309600


Herr Abgeordneter, wir reden von einem Zeitpunkt, an
dem ich noch nicht in diesem Hause gearbeitet habe . Ob
ich diesen Herrn kenne oder nicht, kann ich Ihnen nicht
sagen, weil ich nicht weiß, wer das sein könnte. Es mag
sein, dass ich ihn aus vorhergehenden Tätigkeiten kenne.
Es mag auch sein, dass ich ihn nicht kenne. Diese Frage
kann ich nicht beantworten.

Sie zitieren aus Unterlagen, die offenbar Gegenstand von
Anhörungen der Staatsanwaltschaft sind, wenn ich Sie
richtig verstanden haben . Dieses Zitat haben Sie der Zei-
tung entnommen. Ich kenne diese Unterlagen nicht im
Original . Ich habe diesen Anhörungen nicht beigewohnt .
Es handelt sich dabei um ein staatsanwaltschaftliches
Ermittlungsverfahren, und die Staatsanwaltschaft wird
ihres Amtes walten .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie liefern weiter!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812309700

Vielen Dank. – Die nächste Nachfrage stellt Herr

Behrens . Bitte schön .


Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812309800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä-

rin, Sie haben eben erwähnt, dass die Geschäftsbeziehun-
gen in Form von Lieferungen von Kleinwaffen nach Me-
xiko Ende 2010 eingestellt wurden. Nun wissen wir aber,
dass doch eine ganze Reihe von neuen G36-Gewehren

Parl. Staatssekretärin Brigitte Zypries






(A) (C)



(B) (D)


nach Mexiko geliefert worden ist. Sie haben den Grund-
satz „Neu für Alt“ erwähnt . Können Sie denn, sollte es
diese Lieferung von über 10 000 neuen G36-Gewehren
an Mexiko gegeben haben, konkrete Angaben darüber
machen, wie viele alte Gewehre dafür vernichtet worden
sind?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812309900

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812310000


Herr Abgeordneter, ich habe Ihre Frage nicht richtig
verstanden . Wollen Sie, obwohl ich Ihnen gesagt habe,
dass die Bundesregierung die Ausfuhrgenehmigung für
Kleinwaffen nach Mexiko Ende 2010 ausgesetzt hat, un-
terstellen, dass trotzdem Gewehre geliefert wurden? Ist
das die Frage?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812310100

Das war die Frage; ja.

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812310200


Dann kann ich diese Frage nicht beantworten. Dazu
liegen mir keine Erkenntnisse vor.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812310300

Die nächste Nachfrage hat die Kollegin Hänsel .


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812310400

Danke schön, Frau Präsidentin. – Sie haben sich darauf

berufen, dass die Waffenlieferungen im Jahr 2010 einge-
stellt worden sind. Das Massaker von Ayotzinapa liegt
jetzt ein Jahr zurück; das stimmt. Aber seit Jahrzehnten
haben wir in Mexiko einen blutigen Krieg und seit 2006
einen blutigen Drogenkrieg mit Hunderttausenden Toten.
Die Situation hat sich seit 2006 verschärft . Es herrscht
eine hundertprozentige Straflosigkeit. Und in genau die-
ser Zeit wurde die Lieferung von Tausenden Gewehren
genehmigt. Das ist doch die Problematik.

Es wurden Tricks angewandt. Man hat die Firmen
nämlich aktiv beraten, wie man trotz des blutigen Bür-
gerkrieges und der wahnsinnigen Menschenrechtsver-
letzungen und Verbrechen Waffen liefern kann. Das ist
doch der entscheidende Punkt. Da gab es Mithilfe aus
Ihrem Ministerium. Das wollen wir doch hier aufklären.
Es gab die Idee „Neu für Alt“, und es gab die Idee, nur
bestimmte Bundesstaaten aufzuführen . Das sind doch al-
les Hilfen .

Meine Rückfrage lautet ganz konkret: Was ist das au-
ßenpolitische Interesse der Bundesregierung, trotz dieser
Menschenrechtsverletzungen Waffenlieferungen zu ge-
nehmigen?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812310500

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812310600


Frau Abgeordnete, Sie stellen die Sache schon wieder
so dar, als würden wir heute noch Kleinwaffen geneh-
migen .


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Nein!)


Diese Bundesregierung hat ganz im Gegenteil neue
Grundsätze für die Genehmigung von Kleinwaffen auf-
gestellt; diese habe ich eben referiert. Wir haben seit 2008
keine Anträge auf G36-Ausfuhren nach Mexiko und seit
2010 auch keine Anträge für den Export von sonstigen
Kleinwaffen mehr genehmigt .

Wenn es Beschuldigungen gibt, dass im Haus oder
aus dem Hause heraus – das hat eben auch der Kollege
Ströbele suggeriert – irgendwelche unzulässigen Dinge,
über die heute in den Medien zu lesen ist, geschehen sind,
dann kann ich Ihnen dazu jetzt und an dieser Stelle nichts
weiter sagen . Wir werden selbstverständlich den heute in
den Medien veröffentlichten Vorwürfen nachgehen; das
versteht sich von selbst. Aber ich kann dazu jetzt nichts
sagen . Wir müssen das erst überprüfen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812310700

Danke, Frau Zypries. – Die nächste Nachfrage hat

Herr Liebich .


Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812310800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä-

rin, ich verstehe, dass es für die heutige Bundesregierung
kompliziert ist, das Agieren der vorherigen Bundesregie-
rung zu bewerten . Es nützt aber nichts . Wir sind hier das
Parlament . Wir stellen hier die Fragen an die Bundesre-
gierung – wer auch immer damals gerade im Amt war .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812310900


Das ist auch in Ordnung .


Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812311000


Meine Frage ist folgende: Es gibt Bilder, auf denen
zu sehen ist, dass nicht etwa G36-Gewehre, sondern ur-
alte Kalaschnikow-Gewehre vernichtet und dafür neue
G36-Gewehre geliefert wurden . Kennen Sie diese Bil-
der? Ist Ihnen das bekannt? Können Sie ausschließen,
dass konfiszierte alte Gewehre der Drogenmafia vernich-
tet und im Gegenzug neue G36-Gewehre nach Mexiko
geliefert wurden?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812311100

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812311200


Nein, darüber weiß ich nichts. Ich kenne das Bild nicht
und weiß auch sonst nichts über solche Umstände . Aber
wenn Sie wollen, kann ich gerne im Haus nachfragen,
ob jemand etwas darüber weiß, und dann können wir es
gerne schriftlich nachliefern .

Herbert Behrens






(A) (C)



(B) (D)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812311300

Eine weitere Nachfrage hat Frau Buchholz .


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812311400

Vielen Dank. – Ich beziehe mich jetzt auch auf die

Vergangenheit . Der Kollege Liebich hat ja recht: Wir
müssen uns heute mit dem Fall beschäftigen, und wir
wollen, dass es in Zukunft anders wird.

Hat die Bundesregierung durch die Botschaft – zum
Beispiel durch Besuche vor Ort oder in Augenscheinnah-
me – kontrollieren lassen, ob in den zu beanstandenden
Bundesstaaten Sicherheitskräfte mit dem G36 ausgerüs-
tet sind?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812311500

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812311600


In welcher Weise die Botschaft vor Ort tätig war, kann
ich nicht sagen . Ich weiß nur, dass im Jahre 2006 Ver-
treter der Botschaft in Mexiko bei der Vernichtung von
Kleinwaffen dabei waren .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812311700

Nachfrage, Kollegin Brugger .


Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812311800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä-

rin, ich beziehe mich einmal auf die heutige Zeit . Die
schreckliche Tragödie in Mexiko ist schon länger be-
kannt. Am Tag danach wurde klar, dass wahrscheinlich
deutsche G36-Gewehre bei diesem Massaker zum Ein-
satz gekommen sind.

Habe ich Sie richtig verstanden, dass sich die Bundes-
regierung erst heute aufgrund der Presseveröffentlichung
auf den Weg begibt, nachzuforschen, wie es sein kann,
dass deutsche Gewehre in einer Provinz gelandet sind,
in der sie nicht hätten eingesetzt werden dürfen? Es sind
6 Menschen zu Tode gekommen und 43 verschwunden.

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812311900


Frau Abgeordnete, die Lieferung dieser Gewehre ist
Gegenstand eines staatsanwaltschaftlichen Ermittlungs-
verfahrens .


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Ja und?)


Es ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft, diese Sache auf-
zuklären. Solange staatsanwaltschaftliche Ermittlungs-
verfahren laufen, ist es deren Job, das zu machen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812312000

Nachfrage des Kollegen van Aken.


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812312100

Frau Zypries, bei aller Wertschätzung, Herr W ., der

hier schon zitiert wurde, arbeitet immer noch bei Ihnen
in der gleichen Position . Es hat sich in Ihrem Ministeri-
um strukturell nichts geändert. Seit fünf Jahren, nicht erst
seit heute, wissen Sie, weiß das ganze Haus Bescheid,
dass bei den Waffenexporten nach Mexiko ganz viel
schiefgelaufen ist . Zu sagen: „Das muss die Staatsan-
waltschaft machen, bis dahin machen wir beide Augen
zu; wir kümmern uns nicht darum, gucken nicht, was
strukturell schiefläuft“, geht gar nicht.

Sie haben gerade einiges falsch gesagt . Sie haben bei-
spielsweise behauptet, es gebe eine Verpflichtung der
Mexikaner, die alten Waffen zu vernichten. Das haben
Sie gerade gesagt. Das ist falsch; das wissen Sie selber.
Da haben Sie sich versprochen. Diese Verpflichtung gab
es nie . Es gab schon letzte Woche die Bilder von der an-
geblichen Vernichtung, und es wurde die Zahl der Waffen
genannt, die vernichtet worden sind . Das sind nämlich
700. Das hätten Sie wissen können, wenn Sie, Ihr Mi-
nister oder irgendwer im Ministerium, sich darum ge-
kümmert hätten. 700 wurden vernichtet, 10 097 wurden
geliefert . Was ist das für ein Grundsatz: „Neu für Alt“?
Sie kümmern sich nicht einmal darum.

Jetzt konkret meine Frage: Kennen Sie außer Mexiko
einen einzigen Fall irgendwo auf der Welt, wo „Neu für
Alt“ stattgefunden hat? Ich habe das mehrfach nachge-
fragt. Ich höre immer nur, dass keine Statistiken geführt
werden . Sie haben gerade gesagt, dass es das fallweise
gab . Nennen Sie mir bitte einen Fall .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812312200

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812312300


Ich kann Ihnen keinen Fall nennen, aber ich kann ger-
ne im Hause nachfragen, ob es solche Fälle gab .


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Das habe ich schon oft getan! Antworten gab es nie!)


– Dann frage ich noch einmal, vielleicht kommen wir
dann weiter .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812312400

Frau Dröge hat noch eine Nachfrage .


Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812312500

Ganz herzlichen Dank. – Ich komme noch einmal auf

die Frage von Frau Brugger zurück, die Sie eben beant-
wortet haben . Frau Brugger hatte ja gesagt, dass nach
dem Massaker in Mexiko öffentlich geworden ist, dass
dort G36-Gewehre zum Einsatz gekommen sind. Frau
Brugger hat Sie gefragt: Was haben Sie im Haus intern,
nachdem es öffentlich gemacht worden ist, getan, um
diesen Vorfall aufzuklären? Sie haben nur auf die staats-
anwaltschaftlichen Ermittlungen verwiesen . Gehe ich
recht in der Annahme, dass Sie ansonsten nichts im Hau-
se getan haben, um diesen Sachverhalt zusätzlich intern
aufzuklären?






(A) (C)



(B) (D)


B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812312600


Ich kann Ihnen nicht sagen, was das Haus intern ge-
macht hat, weil mir darüber keine Erkenntnisse vorlie-
gen . Ich gehe davon aus, dass etwas getan wurde . Wenn
es staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gibt, gehen diese
vor. Das wissen Sie. Wir können nicht anfangen, noch
einmal selber zu ermitteln . Das Haus wird im Zweifel
Umsetzungen vorgenommen haben. Das können wir Ih-
nen gerne schriftlich nachreichen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812312700

Da ich die Hüterin der Geschäftsordnung bin, muss

ich leider Herrn van Aken und Frau Brugger darauf hin-
weisen, dass bei der Fragerunde nur eine Nachfrage mög-
lich ist .

Deswegen kommen wir jetzt zur Frage 15 der Kolle-
gin Heike Hänsel:

Weshalb stehen die im Jahr 2008 an Mexiko gelieferten

(www .swr . de/toedliche-exporte/deutschland/g36-handel-fehlt-im-ruestungsexportbericht/-/id=15907630/did=16160048/ nid=15907630/132cmw9/index .html)

gierung in diesem Zusammenhang weitere Waffenlieferungen
bekannt, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Ener-
gie und vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
genehmigt wurden und die nicht von den Rüstungsexportbe-
richten der letzten zehn Jahre erfasst wurden?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812312800


Die im Jahr 2008 an Mexiko gelieferten Gewehre ste-
hen nicht im Rüstungsexportbericht 2008, weil es sich
um eine Genehmigungserweiterung aus dem Jahre 2008
handelte, die nicht mehr in die statistische Erfassung für
2008 eingeflossen ist. Das war ein fehlerhaftes Handeln
der Behörde, des Bundesamtes . Durch diese fehlerhafte
Erfassung ist das nicht eingeflossen.

Zu der Frage, ob uns weitere entsprechende Waf-
fenlieferungen bekannt sind, kann ich sagen: Nein, uns
sind keine weiteren Waffenlieferungen bekannt, die vom
BAFA genehmigt wurden und die nicht von den Rüs-
tungsexportberichten der letzten zehn Jahre erfasst wur-
den .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812312900

Frau Hänsel .


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812313000

Da möchte ich schon noch mal nachhaken; denn die

Gewehre tauchen im Bericht für das nächste Jahr auch
nicht auf . Der Fehler führte also nicht nur dazu, dass die
Gewehre nicht mehr im Bericht für das Jahr 2008 vor-
kamen, sondern sie tauchen überhaupt nicht auf. Ich fin-
de es, ehrlich gesagt, schon sehr bedenklich, wenn eine
Lieferung von über 2 000 Gewehren einfach mal so aus
der Statistik verschwindet. Meine Fragen: Welche Kon-
sequenzen ziehen Sie daraus für Ihre Berichte? Wieso ist
Ihnen das eigentlich überhaupt nicht aufgefallen? Warum
braucht es eigentlich immer Journalisten und Zivilgesell-

schaft, um die Bundesregierung darauf aufmerksam zu
machen, welche Waffen wo landen?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812313100


Das ist jetzt falsch . Es geht nur um die Frage der No-
tifizierung. Es handelt sich um 1 393 Gewehre und nicht
um 2 000 . Diese 1 393 Gewehre sind aufgrund einer ver-
waltungsmäßig – wie ich persönlich als Verwaltungsju-
ristin finde – fehlerhaften Bearbeitung auf den Verwal-
tungsakt von 2007 geschrieben worden, also er ist quasi
ergänzt worden . Dadurch sind die Gewehre ganz aus der
Statistik herausgefallen, weil sie 2008 nicht wahrgenom-
men wurden und in den Folgejahren natürlich auch nicht;
denn sie waren ja auf dem Bescheid von 2007 notifiziert.

Das ist ein fehlerhaftes Verwaltungshandeln gewesen .
Das haben wir festgestellt . Es gab eine entsprechende Or-
ganisationsänderung. Inzwischen ist klar, dass man Ver-
waltungsakte dieser Form oder Bescheide dieser Form
nicht weiter ergänzen darf, sondern man immer einen
neuen Bescheid erstellen muss . Seither ist Entsprechen-
des auch nicht wieder vorgekommen.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812313200

Frau Hänsel, die zweite Nachfrage .


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812313300

Weil Sie gerade selbst bestätigt haben, dass 2007 Waf-

fen, Gewehre, nach Mexiko geliefert wurden und sie
dann im Bericht 2008 nicht auftauchten, sind wir wieder
bei der Frage, die ich vorhin gestellt habe und die sich
darauf bezog, dass bereits 2006 ein blutiger Krieg in Me-
xiko begonnen hatte – formal gegen die Drogenbanden,
aber verbunden mit massiven Menschenrechtsverletzun-
gen und hundertprozentiger Straflosigkeit. In dieser Zeit
wurden also Gewehre nach Mexiko geliefert. Ich hätte
gerne eine Antwort darauf, wie die Bundesregierung
dazu kommt, in solch einer Situation Lieferungen von
Gewehren an die Polizei, die Bestandteil dieser Men-
schenrechtsverletzungen ist, zu genehmigen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812313400

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812313500


Das Verfahren läuft so, dass solche Genehmigungen
vom Bundessicherheitsrat erteilt werden; der Bundessi-
cherheitsrat entscheidet darüber . Die Verhandlungen des
Bundessicherheitsrates sind nicht öffentlich . Was den
damaligen Bundessicherheitsrat dazu bewogen hat, kann
ich Ihnen also nicht sagen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812313600

Herr Kollege van Aken, Ihre Nachfrage.


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812313700

Ich glaube, in diesem Fall war es nicht der Bundessi-

cherheitsrat, sondern der vorbereitende Ausschuss; aber






(A) (C)



(B) (D)


das ist jetzt mal egal . – Ich habe zu diesem Export nach
Mexiko noch eine Frage. Es scheint ja so zu sein, dass
man, wenn man Gewehre irgendwohin liefert, zusätzlich
Ersatzteile im Umfang von 10 Prozent des Exportwertes
liefern darf . Das scheint die Standardregelung zu sein .
Jetzt sind in der letzten Woche Dokumente veröffentlicht
worden, die den Vorwurf belegen – den Vorwurf gibt
es nicht erst seit heute, er ist schon ein bisschen älter;
Sie hätten das im Ministerium also schon mal verfolgen
können –, dass auf einmal die 10-Prozent-Regelung für
Heckler & Koch auf 30 Prozent ausgeweitet worden ist.
Meine Fragen an Sie: Stimmt das? Wissen Sie davon?
Gilt die 30-Prozent-Regelung immer noch, und gilt sie
für Heckler & Koch nicht nur für Mexiko, sondern auch
für andere Länder?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812313800


Ich weiß nicht, ob das stimmt . Ich weiß nur – das
haben mir meine Mitarbeiter in der Vorbesprechung zu
dieser Fragestunde mitgeteilt –, dass im Hause derzeit
entsprechende Überprüfungen vorgenommen werden .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812313900

Danke schön. – Nächste Nachfrage, Kollegin

Agnieszka Brugger.


Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812314000

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä-

rin, im Zuge der Genehmigungen der Lieferungen der
G36-Gewehre nach Mexiko hat man bestimmte Provin-
zen, in denen die Menschenrechtslage noch schlimmer
war als im Rest des Landes, von den Lieferungen explizit
ausgeschlossen . Aber dort sind die Waffen anschließend
aufgetaucht . Ist ein solcher Ausschluss also überhaupt
möglich? Wie kontrolliert die Bundesregierung einen
solchen Ausschluss? Haben Sie die verlässliche Zusage
von mexikanischer Seite gehabt, dass diese Provinzen
nicht mit G36-Gewehren beliefert werden? Wie wollen
Sie in Zukunft solche Lieferungen kontrollieren? Ist es
überhaupt ein praktikabler Weg, den Verantwortlichen
eines Landes zu sagen: „Diese Stadt und diese Provinz
bitte nicht mit den von uns gesendeten Gewehren belie-
fern“?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812314100

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812314200


Normalerweise ist es so, Frau Abgeordnete, dass es
einen Adressaten gibt, also beispielsweise das Innen-
ministerium eines Landes; das kann auch das Innenmi-
nisterium eines Teilstaates sein . Wenn Sie unser födera-
listisches System als Beispiel nehmen, dann könnte das
auch der Innenminister von Nordrhein-Westfalen sein;
das wäre theoretisch denkbar. Die Personen, an die ge-
liefert wird, müssen dann dafür sorgen, dass der richtige
Adres sat die Waffen auch behält . Die Behauptung, die
seit kurzem in den Medien kursiert, dass angeblich gera-

ten wurde, vier Provinzen nicht zu beliefern, wird derzeit
im Hause überprüft .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812314300

Danke schön. – Nächste Nachfrage, Kollege Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Staatssekretärin, Sie berufen sich immer auf das
laufende strafrechtliche Ermittlungsverfahren, das in-
zwischen fünfeinhalb Jahre andauert . Wenn das noch ein
paar Jahre andauert – man weiß ja nicht, wie das aus-
geht –, heißt das dann, dass die Bundesregierung über die
Geschäfte so lange keine Auskünfte gibt mit Rücksicht
auf das laufende Strafverfahren? Oder ist die Bundesre-
gierung bereit, auf die mehrfach gestellten Fragen end-
lich Auskünfte zu geben? Die Frage ist doch: Wenn die
Bundesregierung die Bedingungen stellt, zum Beispiel,
dass in bestimmte Staaten nicht geliefert werden soll,
wie garantiert dann die Bundesregierung, dass diese Be-
dingungen auch eingehalten werden? Wir wissen: Wenn
die USA solche Bestimmungen vertraglich vereinbaren,
dann wird die Einhaltung vor Ort in den Ländern kontrol-
liert . Die Bundesregierung tut das nicht .

Ich war selber in Mexiko und habe mich dort erkun-
digt. Die dortige Regierung hat erklärt, ihr seien solche
Bedingungen überhaupt nicht bekannt gewesen. Dann
kann sie natürlich auch nicht verhindern, dass diese Ge-
wehre in bestimmte Staaten geliefert werden, in die sie
gar nicht geliefert werden sollten .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812314400

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812314500


Ich habe Ihnen schon gesagt, dass die jetzige Bun-
desregierung mit einem entsprechenden Regelwerk die
Bedingungen weiter verschärft hat . Das eine sind die
auf Initiative von Bundesminister Gabriel beschlossenen
Kleinwaffengrundsätze, von denen eben schon die Rede
war. Mit diesen neuen Kleinwaffengrundsätzen können
wir über die früher schon übliche Reexportklausel hin-
aus die ausdrückliche Zusage der Einhaltung der Endver-
bleibserklärung einfordern,


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ha, ha!)


und zwar derart, dass die genehmigten Waffen, wenn
nicht eine erneute Zustimmung der Bundesregierung
vorliegt, weder an andere Länder noch innerhalb des
Empfängerlandes an andere als die genehmigten Emp-
fänger weitergegeben werden dürfen .

Das andere ist die sogenannte Post-Shipment-Kontrol-
le, die auch auf Initiative von Bundesminister Gabriel im
August 2015 beschlossen wurde . Mithilfe dieser Kont-
rollen können die Angaben, die Empfänger zum Verbleib
der Waffen machen, vor Ort überprüft werden . Dadurch
können wir sicherstellen, dass die exportierten Waffen
am angegebenen Bestimmungsort ankommen und auch
verbleiben .

Jan van Aken






(A) (C)



(B) (D)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812314600

Vielen Dank. – Jetzt habe ich noch eine Nachfrage von

Frau Buchholz .


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812314700

Vielen Dank. – Aus anderen Zusammenhängen wissen

wir, dass Heckler & Koch keine allzu schlechten Verbin-
dungen zum Beispiel ins Verteidigungsministerium hat .
Ich habe daher eine Frage an Sie: Gibt es zum Beispiel
die Praxis, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ih-
rem Ministerium, die mit der Genehmigung von Rüs-
tungsexporten betraut sind, regelmäßig auf andere Pos-
ten versetzt werden, damit Korruption vorgebeugt wird?
Gibt es so eine Praxis?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812314800


Die jetzige Leitung des Bundesministeriums legt Wert
darauf, dass genau so eine regelmäßige Umsetzung von
Referatsleitern, die mit solchen Themen befasst sind –
das bezieht sich jetzt nicht nur auf Kleinwaffenexporte,
sondern auch auf zahlreiche andere Gebiete –, stattfindet.
Ja, wir haben mit dieser Praxis begonnen .


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Aber die entscheidenden Leute sind noch nicht umgesetzt! Die sitzen seit zwölf Jahren da!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812314900

Vielen Dank. – Eine Nachfrage von Frau Dröge.


Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812315000

Vielen Dank. – Sie haben ja gerade in der Antwort auf

die Frage von Herrn Ströbele auf die neuen Grundsätze
zur Endverbleibskontrolle hingewiesen. Ich habe Ihnen
ja auch heute Morgen schon im Ausschuss die Frage
gestellt, wie verbindlich denn so eine Endverbleibskon-
trolle funktionieren kann; denn Sie haben auf die Kleine
Anfrage meiner Kollegin Agnieszka Brugger geantwor-
tet, dass so eine Endverbleibskontrolle im Endeffekt im
Goodwill des Empfängerlandes liegt . Wenn das nicht
zustimmt, dann wird eine Endverbleibskontrolle nicht
funktionieren. – Heute Morgen haben Sie mir gesagt,
es ist völkerrechtlich nicht anders möglich. Das ist dann
aber ein Problem, wenn Sie auf der anderen Seite gera-
de diese Endverbleibskontrolle als positive Neuerung so
nach vorne stellen . Deswegen einfach noch einmal die
Frage an Sie: Wie können Sie diese Endverbleibskontrol-
le wirklich durchsetzen?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812315100

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812315200


Ich habe es Ihnen ja eben gerade schon gesagt in der
Antwort auf die Frage von Herrn Ströbele . Zum einen
gibt es Verpflichtungserklärungen, die abgegeben wer-
den müssen . Zum anderen ist es durch diese Post-Ship-
ment-Kontrolle auch möglich, im Land tatsächlich zu
kontrollieren, ob die Waffen da sind, wo sie hinsollen.

Aber Sie wissen ja auch, wie die Welt ist. Wir können
jetzt nicht jemanden danebenstellen, der das dann die
ganze Zeit fortlaufend kontrolliert.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Deshalb keine Lieferung!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812315300

So, jetzt habe ich noch eine Nachfrage von Matthias

W. Birkwald.


Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812315400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Wir haben jetzt

zahlreiche Antwortversuche der Staatssekretärin gehört.
Wir sind mit den Antworten nicht zufrieden . Die Fragen
wurden aus unserer Sicht nicht hinreichend beantwortet .
Deswegen beantragen wir, jetzt eine Aktuelle Stunde zum
Thema „Rüstungsexporte nach Mexiko“ durchzuführen.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812315500

Ein Blick in die Geschäftsordnung: Die Fraktion hat

jetzt zur Antwort der Bundesregierung auf die Frage 15
eine Aktuelle Stunde verlangt. Die Bedingungen dafür
sind gegeben . Das entspricht der Nummer 1 b Anlage 5
der Richtlinien für die Aktuelle Stunde. Die Aktuelle
Stunde findet im Anschluss an die Fragestunde, also um
15 .35 Uhr, statt .


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Vielen Dank!)


Dann machen wir jetzt ganz regulär weiter und kom-
men zur Frage 16 der Abgeordneten Heike Hänsel:

Wird die Bundesregierung angesichts des Krieges und der
katastrophalen Lage für die Menschen im Jemen, wo bereits
80 Prozent von humanitärer Hilfe abhängig sind und Sau-
di-Arabien weiterhin Hilfstransporte blockiert, die Waffenlie-
ferungen an Saudi-Arabien und seine Bündnispartner Katar

(www .german-foreign-policy .com/de/fulltext/59202)


Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812315600


Frau Abgeordnete, die Bundesregierung beobach-
tet die Situation im Jemen mit Sorge und hat die Kon-
fliktparteien wiederholt zu einer humanitären Feuerpause
sowie zur schnellstmöglichen Rückkehr zu Verhandlun-
gen unter der VN-Ägide aufgerufen .

Über die Erteilung von Genehmigungen für Rüstungs-
exporte entscheidet die Bundesregierung im Einzelfall
und im Lichte der jeweiligen Situation nach sorgfältiger
Prüfung unter Einbeziehung außen- und sicherheitspoli-
tischer Erwägungen . Grundlage hierfür sind die Politi-
schen Grundsätze der Bundesregierung für den Export
von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern aus
dem Jahr 2000, der Gemeinsame Standpunkt des Rates
der Europäischen Union vom 8 . Dezember 2008 betref-
fend gemeinsame Regeln für die Kontrolle der Ausfuhr
von Militärtechnologie und Militärgütern sowie der Ver-






(A) (C)



(B) (D)


trag über den Waffenhandel vom 2. April 2013. Aktuelle
Entwicklungen in den jeweiligen Ländern werden in die
Entscheidungsfindung selbstverständlich immer einbe-
zogen. Für jeden Einzelfall findet eine differenzierte und
sorgfältige Einzelfallprüfung statt, insbesondere unter
außen- und sicherheitspolitischen Gesichtspunkten.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812315700

Vielen Dank, Frau Zypries. – Heike Hänsel.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812315800

Danke schön. – Frau Staatssekretärin, das war jetzt

aber keine Antwort. Es geht um eine Einzelfallprüfung.
Ich habe konkret gefragt, ob angesichts dieses Krieges,
ob angesichts der Bombardierungen im Jemen, die von
Saudi-Arabien bzw . den Golfstaaten durchgeführt wer-
den, und der katastrophalen Situation der Bevölkerung
im Jemen, ob in diesem Einzelfall – Saudi-Arabien führt
Krieg – weiterhin Waffen an Saudi-Arabien geliefert
werden . Darum geht es jetzt .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812315900

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812316000


Frau Abgeordnete, ich habe Ihnen gesagt, dass die
Bundesregierung alles Mögliche unternimmt, um die
Rückkehr zu Verhandlungen unter der Ägide der Ver-
einten Nationen möglichst schnell hinzubekommen.
Wir glauben, dass Saudi-Arabien mit seiner gewichti-
gen Stimme in der Arabischen Liga und im Golfkoope-
rationsrat eine Schlüsselrolle für die Sicherheit der von
Krisen geprägten Region einnimmt . Mehr ist dem nicht
hinzuzufügen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812316100

Frau Hänsel .


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812316200

Das ist ja sehr aufschlussreich. Das heißt, ein krieg-

führender Staat wird weiterhin beliefert, weil er viel-
leicht eine Friedensrolle einnehmen könnte. Das ist eine
sehr interessante Argumentation der Bundesregierung .

Ich möchte zur Endverbleibskontrolle kommen. Sie
haben vorhin angekündigt, dass man mehr verbindli-
che Erklärungen einfordern will, bezogen auf das, was
mit den Waffen passiert . Aber das ist doch das generelle
Problem: Sie lassen sich alle möglichen Papiere unter-
schreiben. Die Endverbleibskontrollen bestehen aus Er-
klärungen, wo die Waffen hingehen oder auch nicht und
wofür sie eingesetzt werden oder auch nicht . Aber die
Waffen werden trotzdem zweckentfremdet eingesetzt.
Saudi-Arabien hat im Zusammenhang mit der Lizenzpro-
duktion von Heckler-&-Koch-Gewehren unterschrieben,
dass sie nur im eigenen Land eingesetzt werden, und jetzt
werden sie im Jemen im Kampf gegen die Huthi-Rebel-
len eingesetzt . Was ist denn da mit Ihrer Kontrolle, und
wo bleiben die Konsequenzen? Diese Waffen werden

jetzt in diesem Krieg eingesetzt, obwohl sie von der Bun-
desregierung dafür nicht vorgesehen sind .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812316300

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812316400


Frau Abgeordnete, ich hatte schon mehrfach darauf
hingewiesen, dass wir auf Basis der neuen Grundsätze
für Kleinwaffenexporte, die wir im Mai 2015 veröffent-
licht haben, und der Post-Shipment-Kontrolle, die im Juli
2015 beschlossen wurde, deutlich schärfere Kontrollen
durchführen können und das auch tun. Ich würde Sie bit-
ten, das einfach einmal zur Kenntnis zu nehmen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812316500

Herr Kollege van Aken.


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812316600

Jetzt mal Butter bei die Fische! Die allgemeinen Re-

geln haben Sie verlesen; die kennen wir alle. Seit drei
Monaten führt Saudi-Arabien Krieg, seit kurzem auch
VAE und Katar . Diese Länder stellen regelmäßig Anträge
auf Export von deutschen Kriegswaffen . Jetzt frage ich
Sie ganz konkret: Wurde seit Beginn der Kriegshandlun-
gen im Jemen, seit dem Einmarsch der Golfkooperati-
onsrattruppen in den Jemen auch nur ein einziger Antrag
auf Export von Kriegswaffen aus Deutschland in diese
Länder abgelehnt oder nicht?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812316700


Die Antwort kann ich Ihnen hier nicht geben, die müs-
sen wir Ihnen schriftlich nachreichen .


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Danke für die schriftliche Beantwortung!)


Ich brauche hier, glaube ich, keine Auskunft über abge-
lehnte Anträge zu geben, wenn ich das richtig weiß .


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Doch! Steht im Rüstungsexportbericht!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812316800

Herr Ströbele .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Staatssekretärin, was sind eigentlich Waffenex-
portrichtlinien wert, wenn darin steht, dass in Krisenge-
biete keine Kriegswaffen geliefert werden sollen? Kri-
sengebiete – dort muss nicht einmal Krieg herrschen .
Und nun haben wir ein Land, das aktiv Krieg führt, und
zwar ganz erheblich mit Waffen, die aus Deutschland ge-
liefert worden sind, mit Fuchs-Panzern und Kleinwaffen
aus Deutschland . Die sollen ja sogar eine eigene G36-Fa-
brik haben, die aus Deutschland geliefert wurde. Führt
sich die angeblich andere, alternative Rüstungsexport-
politik nicht selbst ad absurdum, wenn man selbst in so

Parl. Staatssekretärin Brigitte Zypries






(A) (C)



(B) (D)


einer Situation, in der aktiv Krieg geführt wird – das ist
ein Krieg, der auch unendlich vielen Zivilisten das Leben
kostet, nicht nur Kämpfern, sondern auch Zivilisten –,
einfach so weitermacht, ohne zu sagen: „Hört mal, so
haben wir uns das eigentlich nicht gedacht; es war nicht
geplant, dass ihr die Waffen anwendet, es sei denn, ihr
werdet selbst überfallen“? Und es kann ja keine Rede da-
von sein, dass der Jemen Saudi-Arabien bedroht .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812316900

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812317000


Herr Ströbele, welche Bewertungen Sie aus dem Ver-
halten und den Aktionen der Bundesregierung ziehen,
ist Ihnen überlassen . Ich möchte nur noch einmal darauf
hinweisen, dass sich die Position der Bundesregierung
geändert hat, dass die Kontrollen der Waffenlieferungen
deutlich verschärft worden sind .

Ich würde gerne aus der Rede des Bundesministers
am 10 . September hier im Deutschen Bundestag zitieren .
Der Minister hat eindeutig gesagt:

Die Große Koalition ist weit restriktiver als alle Vor-
gängerregierungen …, und wir haben keine Kampf-
panzer für Regionen genehmigt, in denen Krieg
herrscht und aus denen die Leute fliehen.

Er sagte weiter: Entscheidend ist: Wir dürfen nicht mit
deutschen Waffen Bürgerkriege anheizen. Wir müssen
helfen, ein erträgliches Leben dort zu ermöglichen, wo
heute Krieg und Verwüstung herrschen .

Und wörtlich:

Statt Waffen brauchen wir einen neuen Nord-Süd-Di-
alog . Das fängt damit an, mehr Mittel für internati-
onale Hilfsorganisationen zur Verfügung zu stellen .

Gerade diesen letzten Aspekt, mehr Hilfe für die Hel-
fer, die Flüchtlinge in Jordanien, im Libanon oder im
Irak versorgen, hat der Minister auf seiner Reise nach
Jordanien gestern nochmals betont .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812317100

Frau Buchholz .


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812317200

Das sind ja alles schöne Worte, aber ich frage mich,

wie es vor Ort wirklich aussieht. Gerade gestern hat ein
Luftbombardement 20 Zivilisten in Sanaa das Leben ge-
kostet, darunter Ärzte und andere, die in zivilen Häusern
getroffen worden sind. Auch die Aushungerungspolitik
Saudi-Arabiens gegenüber dem Jemen wird ja in erster
Linie nicht mit Leopard-Kampfpanzern durchgeführt,
sondern durch eine Seeblockade. Nun ist es so, dass eine
Lieferung von Patrouillenbooten nach Saudi-Arabien
genehmigt wurde . Ich würde gerne wissen, ob diese Pa-
trouillenboote jetzt tatsächlich ausgeliefert wurden und
ob sie von Saudi-Arabien im Rahmen der Seeblockade
eingesetzt werden. Das wäre doch ein sehr direktes In-
diz dafür, dass sie massiv mit dazu beitragen, dass Sau-

di-Arabien diesen Krieg und diese Seeblockade durch-
führen kann.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812317300

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812317400


Die Frage, Frau Abgeordnete, müssen wir Ihnen
schriftlich beantworten .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812317500

Ich sehe keine weiteren Nachfragen zu dieser Frage.

Dann kommen wir jetzt zur Frage 17 der Kollegin
Dröge:

Kann die Bundesregierung erläutern, wie sie aufgrund von
Kapitel 34 Artikel X.02 Absatz 2 des Entwurfes zum Freihan-
delsabkommen CETA zwischen der Europäischen Union

(EU) und Kanada zu der Auffassung kommt, dass der CE-

TA-Hauptausschuss nur Empfehlungen aussprechen und nicht
Entscheidungen treffen kann, angesichts der Tatsache, dass in
Kapitel 30 Artikel X.03 Absatz 2 des CETA-Entwurfes von

(„The decisions taken shall be binding on the Parties …”)

dass in Kapitel 30 Artikel X.03 Absatz 3 des CETA-Entwurfes
explizit zwischen Empfehlungen (recommendations) und Ent-
scheidungen (decisions) unterschieden wird?

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812317600


Frau Abgeordnete, die Passage, die Sie in Ihrer Frage
zitieren, ist in dem CETA-Text enthalten, der am 26 . Sep-
tember letzten Jahres veröffentlicht wurde . Das war nicht
der endgültige Text des Abkommens, sondern ein Ent-
wurf . Die Kommission der Europäischen Union führt
derzeit eine Rechtsförmlichkeitsprüfung durch und prüft
den umfänglichen Text, um etwaige missverständliche
oder inkonsistente Formulierungen zu beseitigen.

In Bezug auf die Änderungen von Annexen und An-
hängen bestimmt der Entwurf des CETA-Abkommens
in den Schlussbestimmungen in Kapitel 34 Artikel X.02
Absatz 2, dass Entscheidungen des CETA-Hauptaus-
schusses erst dann verbindlich werden, sofern die Ver-
tragsparteien nach ihren jeweiligen internen Vorschriften
und Verfahren, also nach den nationalstaatlichen, zuge-
stimmt haben . Eine entsprechende Regelung speziell für
das Kapitel zu sanitären und phytosanitären Maßnahmen
enthält Kapitel 7 Artikel 15 Absatz 2 d. Damit wird si-
chergestellt, dass der CETA-Hauptausschuss insoweit
keine bindenden Entscheidungen aussprechen kann, son-
dern eben nur Empfehlungen .

Nach Kenntnis der Bundesregierung wird die von Ih-
nen zitierte möglicherweise missverständliche Passage
zu den allgemeinen institutionellen Bestimmungen in
Kapitel 30 Artikel X.03 Absatz 2 im Rahmen der Rechts-
förmlichkeitsprüfung noch angepasst werden.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812317700

Frau Dröge .

Hans-Christian Ströbele






(A) (C)



(B) (D)



Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812317800

Sehr geehrte Frau Zypries, vielen Dank für Ihre Ant-

wort . – Jetzt muss ich noch einmal nachfragen: Ist die
Textstelle im Vertrag schon geändert, oder ist weiterhin
das, was ich zitiert habe, Gegenstand des Vertragsent-
wurfes und noch nicht geändert? Ich muss mich ja in
meinen Fragen auf das stützen, was veröffentlicht wurde .
Sie haben mir in der Antwort auf meine schriftliche Fra-
ge gesagt: Das trifft nicht zu . – Ich weiß nicht, was im
Rahmen der Rechtsförmlichkeitsprüfung vielleicht noch
geändert werden soll, da ich keine Informationen darüber
habe .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812317900

Deswegen sage ich Ihnen ja, dass nach unserer Kenntnis
diese Passage zu den institutionellen Bestimmungen in
Kapitel 30 Artikel X.03 Absatz 2 noch angepasst wer-
den wird. Der Text, aus dem Sie zitieren, befindet sich
im Moment in der rechtsförmlichen Überprüfung durch
die Kommission . Das heißt, er liegt noch nicht in einer
geänderten Fassung endgültig vor . Was es im Moment
gibt, ist die alte Fassung. Aber diese befindet sich in der
Überprüfung .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812318000

Frau Dröge .


Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812318100

Vielen Dank. – Da ich ja jetzt noch keine Sicherheit

habe, dass das am Ende so kommen wird, muss ich noch
einmal fragen, ob das, was jetzt in dem Vertragstext, der
veröffentlicht wurde, drinsteht, dem entspricht, was ich
in meiner schriftlichen Frage angenommen habe, dass
nämlich bislang der Hauptausschuss auf Grundlage des
Entwurfes, der am 26 . September letzten Jahres veröf-
fentlicht wurde, verbindliche Entscheidungen treffen
kann.

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812318200


Das ist insofern nicht richtig, als dieser Text ja in der
Überarbeitung befindlich ist.


(Katharina Dröge [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber ich habe nach dem Entwurf gefragt!)


Der Text gilt ja noch nicht; das ist ja kein gültiges Ab-
kommen.


(Katharina Dröge [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber ich habe in meiner mündlichen Frage jetzt gerade nach der Regelung im Entwurf gefragt!)


– Diese Regelung im Entwurf wird im Moment einer
rechtsförmlichen Prüfung unterzogen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812318300

Dann hat die Kollegin Haßelmann eine Nachfrage .


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812318400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretärin

Zypries, ich will an das anknüpfen, was meine Kollegin
Katharina Dröge gerade gefragt hat; auf meine Frage
nach dem CETA-Text und dem Vertragsentwurf haben
Sie mir ja dankenswerterweise genau das Gleiche geant-
wortet .

Die Frage der beiden Abgeordneten Dröge und
Haßelmann war ganz klar. Sie bezog sich auf den Ver-
tragsentwurf, der vorliegt . In diesem Vertragsentwurf ist
das, was Frau Dröge gerade beschrieben hat, enthalten .
Deshalb irritiert uns Ihre Antwort, in der Sie uns sagen,
der Hauptausschuss habe keinerlei Befugnis, völker-
rechtlich verbindliche Entscheidungen zu treffen . Bisher
ist im Vertragsentwurf vorgesehen, dass der Hauptaus-
schuss dies tun kann. Sollten Sie das jetzt anders sehen,
dann bitte ich Sie, unsere schriftlichen Fragen noch ein-
mal – und zwar anders – zu beantworten, da möglicher-
weise nachzusteuern oder etwas zu korrigieren.

Sie haben gerade darauf Bezug genommen, dass die
internen Vorschriften und Verfahren der EU eine Einbin-
dung des Europäischen Parlamentes vorsehen . Das ist
aber definitiv nicht zwingend der Fall.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812318500

Frau Zypries, bitte .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812318600


Das ist, glaube ich, ein Missverständnis . Ich habe Ih-
nen eben gesagt, dass in Bezug auf die Änderungen von
Annexen und Anhängen der Entwurf des CETA-Ab-
kommens in den Schlussbestimmungen vorsieht, dass
Entscheidungen des CETA-Hauptausschusses erst dann
verbindlich werden, wenn die Vertragsparteien nach ih-
ren jeweiligen internen Vorschriften und Verfahren zuge-
stimmt haben .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812318700

Keine weitere Nachfrage .

Dann kommen wir zur Frage 18 von Frau Dröge:
Ergibt sich aus Sicht der Bundesregierung zwingend ein

Ratifikationserfordernis an das Kapitel 34 Artikel X.02 Ab-
satz 2 des CETA-Entwurfes?

Frau Zypries .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812318800


Die Frage 18 beantworte ich wie folgt: Aus Kapitel 34
Artikel X.02 des Entwurfs ergibt sich, dass Vorschläge
des CETA-Hauptausschusses der Zustimmung der Ver-
tragsparteien im Einklang mit ihren jeweiligen anwend-
baren internen Vorschriften und Verfahren bedürfen . –
Das ist dasselbe wie das, was wir eben schon einmal
hatten .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812318900

Frau Dröge .






(A) (C)



(B) (D)



Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812319000

Frau Zypries, dass Sie das ständig wiederholen, macht

es nicht besser . Was wir gefragt haben, ist, ob das Eu-
ropäische Parlament in die Entscheidungen zwingend
eingebunden werden muss . Sie verweisen immer wieder
auf die internen Verfahren und Vorschriften der Europä-
ischen Union . Diese müssen Sie aber interpretieren und
mir dann sagen, ob aus diesen Verfahren ableitbar ist,
dass das Europäische Parlament zwingend einbezogen
werden muss, oder ob Sie das nicht sicher sagen können.
Wenn Sie immer wieder auf die Verfahren verweisen,
frage ich mich: Kennen Sie denn die Verfahren?

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812319100


Artikel 218 Absatz 10 des Lissabonner Vertrages sieht
vor, dass das Europäische Parlament umfassend und
unverzüglich in allen Phasen des Verfahrens informiert
werden muss .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812319200

Frau Dröge .


Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812319300

Noch eine Nachfrage . Sie haben gesagt: „in allen

Phasen des Verfahrens“ . Wir haben es ja mit sogenann-
ten Living Agreements zu tun, und wir fragen nach der
Einbeziehung des Parlaments nach Abschluss, also nach
Ratifizierung, des Abkommens. Meine Frage ist: Können
Sie ausschließen, dass die Kommission nach Artikel 218
Absatz 7 des Lissabonner Vertrages ermächtigt wird,
den Entscheidungen des Gremiums nach Kapitel 34
Artikel X.02 Absatz 2 zum CETA-Entwurf – Änderung
der Anlagen und Protokolle sowie Anmerkungen – ohne
Zustimmung des Europaparlaments völkerrechtlich ver-
bindlich zuzustimmen?

Können Sie ausschließen, dass dieser Artikel nach der
Ratifizierung des CETA-Abkommens zur Anwendung
kommt, oder können Sie es nicht? Es geht hier um unsere
demokratischen Rechte – in diesem Falle um die des Eu-
ropaparlamentes und im Falle eines gemischten Abkom-
mens auch um die des Deutschen Bundestages . Es ist ja
keine Trivialität, ob die Parlamente nach dem Abschluss
eines Vertrages noch einbezogen werden oder nicht . Das
muss mir die Bundesregierung doch sicher beantworten
können.

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812319400


Frau Dröge, ich habe bei der Beantwortung Ihrer an-
deren Frage eben ja schon gesagt, dass wir noch keinen
endgültigen Vertragstext vorliegen haben, weil der ausge-
handelte Vertragstext jetzt sprachlich und juristisch um-
fangreich überprüft wird . Wie soll ich etwas ausschließen
können, solange dieser Text nicht endgültig vorliegt?


(Katharina Dröge [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Habe ich noch eine Nachfrage?)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812319500

Keine weitere Nachfrage. – Ich danke Frau Zypries.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Aus-
wärtigen Amtes . Ich begrüße Staatsminister Michael
Roth .

Die Fragen 19 und 20 des Abgeordneten Omid
Nouripour, die Frage 21 der Abgeordneten Dr. Franziska
Brantner und die Fragen 22 und 23 der Abgeordneten
Sevim Dağdelen werden schriftlich beantwortet .

Ich rufe die Frage 24 des Abgeordneten Volker Beck
auf:

Wie stellt die Bundesregierung jederzeitige und uneinge-
schränkte Inspektionen undeklarierten nuklearen Materials

(Joint Comprehensive Plan of Action)

International Atomic Energy Agency (IAEA) vor dem Hinter-
grund der Frist von 24 Tagen in den Vertragspunkten 74 bis 78
des JCPOA und Presseberichten, die von einer Überschreitung

(Wall Street Journal vom 21 . Juli 2015)

über angebliche Zusatzverträge (Die Welt vom 21 . August
2015) im Einzelnen?

Diese Frage wird mündlich beantwortet .


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1812319600

Ich danke Ihnen, Frau Präsidentin. Herr Abgeordneter

Beck, Ihre Frage bezieht sich auf den sogenannten ge-
meinsamen umfassenden Aktionsplan. Wir nennen ihn
auch kurz „Iran-Deal“.

In diesem sogenannten Iran-Deal verpflichtet sich der
Iran zur Anwendung des Zusatzprotokolls der Internatio-
nalen Atomenergie-Organisation, IAEO . Dieses Zusatz-
protokoll räumt der IAEO weitreichende und sehr kurz-
fristige Zugangsrechte ein. In der Regel können binnen
24 Stunden Nuklearanlagen oder andere entsprechende
Orte im Iran von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
IAEO aufgesucht werden . Dadurch wird gewährleistet,
dass ein etwaiger Verdacht auf undeklariertes Nuklear-
material umgehend geklärt werden kann. Dies gilt – das
will ich noch einmal unterstreichen – an jedem beliebi-
gen Ort des Iran .

Für die Durchführung der IAEO-Inspektionen gibt es
eine Vereinbarung zwischen der IAEO und dem Iran über
die genauen Modalitäten und Inhalte der Arbeit zwischen
dem Iran und der IAEO bzw. entsprechende Zusatzdoku-
mente . Diese sind vertraulich . Das gilt generell, also für
alle Inspektionstätigkeiten der IAEO in allen Ländern –
im Übrigen auch in Deutschland . Dabei geht es um de-
taillierte Fragen, die auch die Anlagen selber betreffen .
Das ist also nichts Iran-Spezifisches. Darauf möchte ich
noch einmal hinweisen .

Einige Verpflichtungen aus dem gemeinsamen um-
fassenden Aktionsplan gehen aber über den anerkann-
ten internationalen Standard des Zusatzprotokolls deut-
lich hinaus . Der Iran unterliegt insoweit präzedenzlosen
Transparenzmaßnahmen, zum Beispiel für die Kontrolle
von Zentrifugenbestandteilen oder Rohmaterialien für
die Anreicherung . Für diese zusätzlichen Maßnahmen
wurde ein weiterer Zugangsmechanismus geschaffen,
der eine Verifikation binnen 24 Tagen sicherstellt. Dieses






(A) (C)



(B) (D)


Transparenzverfahren gibt es für kein anderes Land der
Welt, sondern ausschließlich für den Iran .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812319700

Vielen Dank, Herr Roth. – Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812319800

Vielen Dank, Herr Roth. – Wenn ich mir die Ziffer 78

des Joint Comprehensive Plan of Action anschaue, dann
bin ich mir nicht sicher, ob das so stimmen kann. Die
24 Tage ergeben sich rechnerisch ja aus dem Dreischritt
von 14 Tagen, einer Woche und drei Tagen .

Es geht hier um nichtdeklariertes nukleares Material,
um undeclared nuclear materials or activities or activi-
ties inconsistent with the Joint Comprehensive Plan of
Action. – Die Abkürzung kann ich vielleicht auch noch
radebrechen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812319900

Vielleicht sagen Sie es auf Deutsch .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812320000

Gemeint ist also der gemeinsame umfassende Akti-

onsplan . Dafür gilt die 24-Tage-Frist . Eine Verletzung
der Bestimmungen dieses Vertragstextes löst eine 24-Ta-
ge-Frist – sie ist das Maximum – aus. Wie können Sie
dann sagen, dass jederzeit binnen 24 Stunden überall
Überprüfungen vorgenommen werden können? Und wie
stehen Sie zu Berichten darüber, dass es dem Iran – ein-
fach bedingt durch die 24-Tage-Frist – möglich ist, in
entsprechenden Forschungseinrichtungen und derglei-
chen etwas zu beseitigen?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812320100

Danke, Herr Beck. – Herr Roth, bitte


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1812320200

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Herr Abgeordneter

Beck, der Text in der englischen Version ist zugegebe-
nermaßen in der Tat ausgesprochen kompliziert. Ich ver-
mute aber, dass er in der deutschen Übersetzung ähnlich
kompliziert sein wird.

Ich möchte gerne noch einmal – bezugnehmend auf
Ihre Frage – den Zusammenhang zwischen diesen angeb-
lichen Zusatzverträgen und der 24-Tage-Frist herstellen,
damit noch einmal deutlich herausgearbeitet wird, was
der Unterschied zwischen der 24-Stunden-Frist und der
24-Tage-Frist ist .

Der Iran ist in zweifacher Hinsicht gefordert . Erstens
muss er in Zukunft die Verpflichtungen des gemeinsa-
men umfassenden Aktionsplans umsetzen. Der Iran muss
zweitens seine sogenannte nukleare Vergangenheit glaub-
würdig aufarbeiten . Diese glaubwürdige Aufarbeitung
der nuklearen Vergangenheit des Irans durch die IAEO
ist Voraussetzung für das Inkrafttreten des gemeinsamen
umfassenden Aktionsplans. Dafür ist eine entsprechende
Roadmap erarbeitet worden . Die genauen Modalitäten
bzw. etwaige Zusatzdokumente sowie die Inhalte dieser
Arbeit zwischen dem Iran und der IAEO sind vertraulich .

Das ist – ich habe es schon ausgeführt – bei Inspektions-
tätigkeiten der IAEO üblich und entspricht den internati-
onalen Standards, ist also keine Besonderheit.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812320300

Vielen Dank, Herr Roth. Wir haben gerade ein biss-

chen Chaos in Bezug auf die Zeit . Das wird aber gleich
bei der Nachfrage von Volker Beck wieder richtig einge-
richtet. – Volker Beck, bitte.


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1812320400

Tut mir jetzt leid, aber dafür kann ich ausnahmsweise

nichts . Oder?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812320500

Dafür haben Sie auch länger geredet .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812320600

Herr Roth, aus Ihren Ausführungen ist nicht klar ge-

worden: Was ist der Gegenstand, der mit der 24-Stun-
den-Frist bezeichnet ist? Im Vertragstext steht unter Zif-
fer 78: jede Verletzung dieser Vertragsvereinbarung und
jedes Auffinden von nicht vorher der IAEO angezeigten
nuklearen Materials. – Das scheint mir also schon der Re-
geltatbestand in diesem Vertragstext zu sein . Wenn sich
der Iran nicht in Übereinstimmung mit seinen Zusagen
verhält, hat er diese 24-Tage-Frist . Die Befürchtung be-
steht nämlich darin, dass er in 24 Tagen etwas beseitigen
bzw. woandershin schaffen kann, sodass es die IAEO,
wenn sie endlich zur Kontrolle kommen darf, nicht mehr
auffindet, obwohl es vorher da war.

Ich denke, dieser Vertrag kann wirklich zur Sicherheit
in der Region beitragen . Das hängt aber davon ab, ob wir
denen wirklich bei jedem Vorgang auf die Schliche kom-
men, mit dem sie versuchen, sich im Hintergrund doch an
der weiteren atomaren Bewaffnung zu versuchen . Des-
halb ist es schon wichtig, dass Sie das aufklären.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812320700

Danke, Herr Beck. – Herr Roth, eine Minute.


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1812320800

Vielleicht ist es hilfreich, wenn ich einfach noch ein-

mal ein paar konkrete Beispiele benenne, bei denen die
Verabredung mit dem Iran über das Zusatzprotokoll mit
den üblichen Verpflichtungen hinausgeht. Dabei geht es
insbesondere um die Überwachung der Zentrifugenpro-
duktion bzw. den Ausschluss von kernwaffenrelevanter
Forschung und Entwicklung, wofür die ausschließlich
zivile Anwendung von Dual-Use-Technologien sicherge-
stellt sein muss .

Die Entscheidung über ein Zugangsgesuch der IAEO
trifft eine gemeinsame Kommission, in der sowohl die
Staaten, die den Deal ausgehandelt haben, vertreten sind,
aber auch der Iran . Hier haben die westlichen Staaten
eine entsprechende Mehrheit und können den Zugang
binnen 24 Tagen einfordern . Das relativiert aber über-
haupt nicht das, was ich in . meiner Eingangsantwort zu
der 24-Stunden-Frist erklärt habe.

Staatsminister Michael Roth






(A) (C)



(B) (D)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812320900

Vielen Dank, Herr Kollege Roth.

Jetzt kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums des Innern . Ich begrüße den Parlamentari-
schen Staatssekretär Dr. Günter Krings.

Wir kommen zur Frage 25 des Abgeordneten Volker
Beck:

Aufgrund welcher rechtlichen Erwägungen hält die Bun-
desregierung die Wiedereinführung von Kontrollen an der
deutsch-österreichischen Grenze für vereinbar mit den Vorga-
ben der Artikel 23 ff. des Schengener Grenzkodex vor dem
Hintergrund, dass „Migration und das Überschreiten der Au-
ßengrenzen durch eine große Anzahl von Drittstaatsangehö-
rigen … nicht von vornherein als Gefahr für die öffentliche

(sollte)

des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober
2013), und inwiefern haben Konsultationen mit den anderen
Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission im Sinne
von Artikel 24 Absatz 3 und 4 des Schengener Grenzkodex
stattgefunden?

Herr Dr . Krings .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812321000


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Lieber Kollege Beck, der gleiche Fragesteller,
ein anderer Antwortender. Die bekannte Situation unge-
steuerten und unkontrollierten Zustroms von Drittstaats-
angehörigen in das Bundesgebiet haben die Bundesre-
gierung nach sorgfältiger Abwägung in Abstimmung mit
den Bundesländern und auch mangels effektiver Alter-
nativen veranlasst, zunächst gemäß Artikel 25 der Ver-
ordnung (EG) 562/2006, dem sogenannten Schengener
Grenzkodex, temporär Grenzkontrollen an den deutschen
Schengen-Binnengrenzen wieder einzuführen . Umfang
und Intensität der Grenzkontrollen werden sich auf das
für die Sicherheit jeweils notwendige Maß beschränken.

Diese Maßnahme ist angesichts des vorgenannten
gewaltigen Zustroms von Drittstaatsangehörigen zwin-
gend, um wieder zu einem geordneten Verfahren bei der
Einreise zurückzukehren. Wir müssen wissen, wer nach
Deutschland einreist und sich bei uns aufhält . Ein wei-
terer unkontrollierter Zugang würde zur Gefährdung der
öffentlichen Ordnung und der inneren Sicherheit führen .

Nach dem geltenden europäischen Recht ist Deutsch-
land für den allergrößten Teil der Schutzsuchenden nicht
zuständig . Das Dublin-Verfahren und die Eurodac-Re-
gelungen gelten unverändert fort . Das heißt, dass der
zuständige Mitgliedstaat Asylsuchende nicht nur regis-
triert, sondern das Asylverfahren auch durchführt sowie
im Falle der Ablehnung des Schutzersuchens aufent-
haltsbeendende Maßnahmen ergreift . Auch andere Mit-
gliedstaaten – das darf ich anfügen – wie Österreich und
Slowenien haben temporäre Grenzkontrollen an ihren
Binnengrenzen eingeführt .

Diese Maßnahme ist in der Koalition einvernehmlich
beschlossen und mit den Landesinnenministern bespro-
chen worden . Auch die Opposition ist von dem Herrn
Minister bekanntermaßen unterrichtet worden. Ferner
sind nach Maßgabe des Schengener Grenzkodex der Rat

der Europäischen Union, die Europäische Kommission
und die EU-Schengen-Mitgliedstaaten über diese tem-
porären Grenzkontrollen informiert worden.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812321100

Vielen Dank, Herr Dr. Krings. – Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812321200

Das haben Sie jetzt schön vorgelesen . Aber ich bin ein

bisschen erstaunt über die Rechtsauskunft, die Ihnen Ihre
Beamten aufgeschrieben haben . In Erwägungsgrund 5
der Verordnung des Rates vom 22. Oktober 2013, die die
Rechtsgrundlage für das Schengen-Abkommen ist, heißt
es wörtlich:

Migration und das Überschreiten der Außengrenzen
durch eine große Anzahl von Drittstaatsangehörigen
sollte nicht an sich als Gefahr für die öffentliche
Ordnung oder die innere Sicherheit betrachtet wer-
den .

Was Sie hier aber vorgetragen haben, war nichts an-
deres als die Tatsache, dass dieser Vorgang an sich zur
Bejahung der Voraussetzung von Artikel 25 führt. Ich
frage Sie: Welche spezifischen Umstände, die von die-
sem Regelfall, der hier eben nicht greift, abweichen, die
über das Überschreiten der Außengrenzen in einer gro-
ßen Zahl hinausgehen, veranlassten die Bundesregierung
zu diesem Schritt, abweichend von der Bestimmung des
Erwägungsgrunds 5 dieser Verordnung?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812321300

Dr . Krings .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812321400


Ich habe meinen Text gerne vorgetragen, weil wir im
Innenministerium gute Beamte haben .


(Volker Beck GRÜNEN]: Sie haben Ihnen aber offensichtlich die Erwägungsgründe falsch aufgeschrieben!)


– Auch den Erwägungsgrund kenne ich. Wir können jetzt
lange Ausführungen zum Europarecht machen, welche
rechtliche Bedeutung Erwägungsgründe haben . Ich muss
Sie aber hinsichtlich deren Wirkung offensichtlich ent-
täuschen .

Im Übrigen besagt dieser Erwägungsgrund, dass ein
großer Zustrom zwar nicht generell ein Problem oder ei-
nen Grund für eine temporäre Einführung der Grenzkon-
trollen darstellt, aber in bestimmten Konstellationen, wie
wir sie angesichts der Zahlen von Flüchtlingen in den
letzten Tagen hatten . Dieser Zugang ist ohne Präzedenz-
fall . Angesichts der Tatsache, dass diese Menschen Asyl
beantragen und innerhalb Deutschlands verteilt werden
müssen, ist das sicherlich eine besondere Situation . Wir
können kein Verfahren zur Verteilung organisieren, wenn
wir nicht wissen, wer über die Grenze kommt.

In dem Erwägungsgrund wird ausdrücklich nichts
zum Thema Überschreiten der Grenze zum Beantragen






(A) (C)



(B) (D)


von Asyl und zur Anerkennung eines Status als Flücht-
ling genannt . Insofern bitte ich Sie, diesen Erwägungs-
grund nicht überzuinterpretieren .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812321500

Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812321600

Europarechtlich bewegen Sie sich auf sehr dünnem

Eis. – In Artikel 24 der Verordnung ist vorgesehen, dass
die Mitgliedstaaten die europäischen Gremien konsul-
tieren müssen . Darin ist auch eine Vier-Wochen-Frist
genannt . Wann hat die Bundesregierung die nach der
Verordnung erforderlichen Konsultationen mit den euro-
päischen Gremien durchgeführt, um diese Maßnahmen
zu ergreifen?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812321700

Herr Krings .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812321800


Zum exakten Zeitpunkt kann ich Ihnen hier und jetzt
nichts sagen . Die Information habe ich nicht . Aber die
Konsultation ist vor der Maßnahme durchgeführt wor-
den .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812321900

Dürfen wir das schriftlich präzisiert bekommen, um

zu sehen, ob hier Europarecht verletzt worden ist?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812322000


Können wir gerne machen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812322100

Eine Nachfrage des Kollegen Ströbele .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke. – Guten Tag, Herr Staatssekretär.

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812322200


Guten Tag .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Habe ich Sie richtig verstanden? Ich habe gerade nicht
ganz genau aufgepasst .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812322300


Das ist nicht gut .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Schengen-Verordnung ist eigentlich faktisch nicht
mehr in Kraft, und die Dublin-Verordnung auch nicht .
Wenn ich abends fernsehe – ich komme zwar immer spät
nach Hause, aber ich schalte dann noch den Fernseher
ein –, wird das durch die Bilder bestätigt . Heißt das, dass
Sie das irgendwann wieder rückabwickeln wollen? Heißt
das, dass Sie das bei den Personen, die nicht in dem euro-
päischen Schengen-Land, das sie zuerst betreten, regist-
riert und interniert bzw . untergebracht werden, im Nach-
hinein vollziehen wollen, in einer Woche, einem Monat
oder vielleicht in einem halben Jahr? Was sind dazu die
Vorstellungen der Bundesregierung?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812322400

Herr Dr . Krings .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812322500


Ihre Einschätzung, die Dublin-Verordnung sei nicht
mehr in Kraft, ist falsch, Herr Abgeordneter .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Faktisch!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812322600

Leider ist keine Nachfrage mehr möglich. – Vielen

Dank, Herr Dr. Krings.

Die Fragen 26 und 27 des Kollegen Andrej Hunko
werden schriftlich beantwortet .

Dann kommen wir zu der Frage 28 der Kollegin
Martina Renner:

In wie vielen Fällen von Brandanschlägen und Sachbeschä-
digungen gegen geplante und/oder bewohnte Flüchtlingsun-
terkünfte seit Jahresanfang 2015 gab es vorab Hinweise vom
Bundesamt für Verfassungsschutz an die Strafverfolgungsbe-
hörden oder die Landesämter für Verfassungsschutz, dass mit
Straftaten gegen die jeweils betroffene Unterkunft zu rechnen
sei (bitte nach Ort und Datum der jeweiligen Tat auflisten)?

Herr Dr . Krings .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812322700


Vielen Dank für die Frage, Frau Renner. Ich glaube,
wir sind uns auf allen Seiten des Hauses einig, dass es
sich um furchtbare, unsägliche Anschläge handelt und
wir alles dafür tun müssen, dass wir hier zur Aufklärung
kommen, was sich aber nicht allzu einfach gestaltet.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz, nach dem Sie
ausdrücklich fragen, nimmt natürlich diese unsäglichen
Anschläge ebenso, wie wir es tun, sehr ernst . Es verfüg-
te bisher aber in keinem Fall im Vorfeld über konkrete
Hinweise zu geplanten Anschlägen auf Flüchtlingsunter-
künfte. Die Sicherheitsbehörden des Bundes haben die
Länder – zum Beispiel bereits in einer Gefährdungsbe-
wertung vom März 2014 – jedoch darauf hingewiesen,
dass zukünftig wohl eine weitere Steigerung der Zahl
von Straftaten gegen Asylunterkünfte leider in Betracht
zu ziehen ist .

Parl. Staatssekretär Dr. Günter Krings






(A) (C)



(B) (D)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812322800

Vielen Dank, Dr. Krings. – Frau Renner.


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812322900

Ich gehe davon aus, Herr Dr . Krings, dass Sie zuerst

die erste Frage beantwortet haben . Deswegen würde ich
mich dann auf die Thematik „Erkenntnisse im Vorfeld“
beziehen .

Sie haben im Zusammenhang mit einer Kleinen An-
frage von mir zur Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg,
die möglicherweise eine Blaupause für rassistische Het-
ze, aber auch für Anschläge liefert durch ihr Netzange-
bot „Leitfaden ‚Kein Asylantenheim in meiner Nachbar-
schaft!‘“ und einer entsprechenden Google-Maps-Karte,
die Gott sei Dank mittlerweile vom Netz genommen
wurde, auf die Frage, ob sich in dieser Neonazi-Kleinst-
partei auch V-Leute befinden, geantwortet – ich zitiere –,
„dass die Partei Der Dritte Weg nur über etwa 200 Mit-
glieder verfügt, was das Risiko einer Enttarnung erhöhen
würde“, und somit die Frage nach den V-Leuten nicht
beantwortet werden könnte. Ich schließe daraus sozusa-
gen im Umkehrschluss, dass wir davon ausgehen dürfen,
dass es in dieser Organisation auch Zuträger gibt . Daher
rührt meine Verwunderung, da diese Organisation auch
in Bayern ganz maßgeblich an der Vorbereitung der Po-
gromstimmung beteiligt ist, dass man im Vorfeld von
entsprechenden aggressiven Tätigkeiten, aber auch An-
griffen und Anschlägen im Bundesamt für Verfassungs-
schutz keine Kenntnis hat. Wie kommt dann eigentlich
das Attribut Frühwarnsystem zustande?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812323000

Herr Dr . Krings .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812323100


Mir ist bekannt, Frau Renner, dass Ihre Fraktion eine
kritische Grundhaltung zum Bundesamt für Verfassungs-
schutz einnimmt. Man kann in dieser konkreten Frage
sicherlich anderer Auffassung sein als die Bundesre-
gierung. Ich finde nur, wir sollten das nicht zu sehr an
diesem konkreten Phänomen festmachen. Denn dass das
Bundesamt für Verfassungsschutz alles tut, um solche
Vorfälle aufzuklären, dürfen wir glauben. Es ist auch im
Interesse des Bundesamtes, seinen Beitrag dazu zu leis-
ten .

Es ist bisher aber in keinem Fall dazu gekommen,
dass man vor einem konkreten Anschlag aufgrund der
besonderen Struktur genau wusste, dass ein bestimmtes
Flüchtlingsheim beispielsweise Opfer eines solchen An-
schlages werden könnte.

Wir haben es hier mit einer Szene zu tun, die nicht
zu Bekennerschreiben neigt. Solche Schreiben könnten
helfen, künftige Strukturen aufzudecken. Wir haben es
hier oft mit verschlüsselter Kommunikation zu tun. Inso-
fern bedeutet die Tatsache, dass wir keine Erkenntnisse
im Vorfeld gewonnen haben, nicht, dass das Bundesamt
für Verfassungsschutz nicht sehr aktiv ist.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812323200

Eine Nachfrage, Frau Renner .


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812323300

Im Zusammenhang mit der Frage, ob Vorbereitungs-

handlungen zu Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte
führen, spielt auch die Oldschool Society, eine Organi-
sation der Neonazis, eine gewisse Rolle . Gegen diese
Organisation hat es intensive Exekutivmaßnahmen von
Bund und Ländern gegeben. Es soll konkrete Anschlags-
pläne gegeben haben . Die Beschaffung von Sprengstoff
zum Beispiel sei vorbereitet gewesen . Kann ich daraus
schließen, dass es sich bei dieser Organisation um einen
Beobachtungsgegenstand handelt, bei dem keine V-Leu-
te eingesetzt wurden?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812323400

Herr Dr . Krings .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812323500


Dazu kann ich Ihnen jetzt und hier jedenfalls keine
Auskunft geben. Allerdings ist das von Ihnen genann-
te Beispiel sehr gut; denn es zeigt, dass es den Sicher-
heitsbehörden – auch dem Bundesamt für Verfassungs-
schutz – trotz der Schwierigkeiten, die wir in diesem
Milieu und mit diesen furchtbaren Tätergruppen haben,
im Einzelfall gelingt, solche Organisationen auszuheben .
Sie stehen also im absoluten Fokus des Bundesamtes für
Verfassungsschutz und anderer Sicherheitsbehörden . In
diesem Fall war man erfolgreich .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812323600

Ich sehe keine weiteren Nachfragen.

Dann kommen wir zu Frage 29 der Kollegin Martina
Renner:

In wie vielen Fällen von Brandanschlägen und Sachbe-
schädigungen gegen geplante und/oder bewohnte Flücht-
lingsunterkünfte seit Jahresanfang 2015 gab es im Nachgang
Hinweise vom Bundesamt für Verfassungsschutz an die Straf-
verfolgungsbehörden oder die Landesämter für Verfassungs-

(bitte nach Ort und Datum der jeweiligen Tat auflisten)


Herr Dr . Krings, bitte .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812323700


Hier geht es sozusagen um die retrospektive Be-
trachtung . Seit Februar 2014 erfolgt im Gemeinsamen
Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum zweimal
wöchentlich ein Austausch zwischen Bundesamt und
Landesämtern sowie zwischen Verfassungsschutz und
Polizeibehörden über alle wesentlichen Straftaten mit
Bezug zur Asylthematik und über die allgemeine Ent-
wicklung. Darüber hinaus hat das Bundesamt für Ver-
fassungsschutz dem Bundeskriminalamt im Jahr 2015
bisher zu 50 Tatverdächtigen verfassungsschutzrelevante
Erkenntnisse übermittelt.






(A) (C)



(B) (D)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812323800

Frau Renner .


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812323900

Herr Staatssekretär, ich möchte gerne zugespitzt fra-

gen . Wir haben heute Morgen grobe Analysen zu den
Täterhintergründen gehört. Die Aussagekraft ist da-
bei eingeschränkt, weil sich bei einer Quote von unter
10 Prozent Ermittlungserfolge keine Aussage zu der Ge-
samtzahl der Täter treffen lässt . Aber es hieß, 30 Prozent
der Tatverdächtigen hätten einen PMK-rechts-Hinter-
grund . Da wir davon ausgehen, dass dieser Phänomen-
bereich beobachtet wird, und aus der Geschichte des
Bundesamtes wissen – ich erinnere an die Anti-Antifa in
den 90er-Jahren –, dass es einen intensiven Quellenein-
satz in der militanten Szene gibt, lautet meine konkrete
Frage: Können Sie ausschließen, dass Erkenntnisse im
Bundesamt für Verfassungsschutz, die durch Quellen
zu bevorstehenden oder durchgeführten Anschlägen auf
Flüchtlingsunterkünfte gewonnen wurden, nicht an die
Sicherheitsbehörden, also die Polizeien und die Staatsan-
waltschaften, weitergereicht wurden?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812324000


Das waren mir zu viele Verneinungen . Können Sie die
Frage noch einmal so formulieren, dass ich sie verstehen
kann?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812324100

Das gilt aber nicht als zweite Nachfrage .


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812324200

Ist jede Erkenntnis, die das Bundesamt für Verfas-

sungsschutz durch den Einsatz von Quellen in der neo-
nazistischen Szene zu durchgeführten oder geplanten
Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte gewonnen hat, an
die Sicherheitsbehörden weitergegeben worden?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1812324300


Wenn ich das richtig verstanden habe, befürchten Sie,
dass man aus irgendwelchen taktischen Gründen Infor-
mationen zurückhält, weil man der Meinung ist, dass man
besser eingreifen kann, wenn man den Sicherheitsbehör-
den nichts sagt. Dazu liegen mir keine Anhaltspunkte vor.
Ich kann es mir, offen gestanden, angesichts der Qualität
der infragestehenden Straftaten nicht vorstellen .


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie können es auch nicht ausschließen!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812324400

Es sieht nicht so aus, als ob Sie noch eine Nachfrage

hätten. – Danke, Herr Dr. Krings.

Die Frage 30 des Abgeordneten Christian Kühn, die
Fragen 31 und 32 des Abgeordneten Dr . André Hahn so-

wie die Frage 33 der Abgeordneten Ulla Jelpke werden
schriftlich beantwortet .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Frage 32 sitzt doch hier! Das bin ich!)


– Sorry, aber Frage 32 stammt von Dr . André Hahn . Dann
haben Sie sich sehr verändert . Wir gehen davon aus, dass
Sie Herr Ströbele sind und nicht Herr Hahn .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Entschuldigung, ich meinte Frage 36!)


– Gut .

Dann kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz . Ich
begrüße den Staatssekretär Christian Lange.

Wir kommen zu Frage 34 der Kollegin Ulle Schauws:
Was sind die Gründe dafür, dass das Bundeskanzleramt

den vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucher-
schutz vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des
Strafgesetzbuches zur Verbesserung des Schutzes der sexuel-

(taz. die tageszeitung vom 9 . September 2015)

Sachverständigen in der Anhörung des Ausschusses für Recht
und Verbraucherschutz des Deutschen Bundestages vom
28 . Januar 2015 bestätigte, dass die von Deutschland unter-
zeichnete Istanbul-Konvention des Europarates, nach der alle
nicht einverständlichen sexuellen Handlungen unter Strafe ge-
stellt werden müssen, Änderungen im deutschen Sexualstraf-
rerecht notwendig macht?

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1812324500


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Wenn Sie gestatten,
würde ich gerne die Fragen 34 und 35 gemeinsam beant-
worten . Ist das erlaubt?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812324600

Ja .

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1812324700


Wunderbar . Dann mache ich das gerne .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812324800

Dann rufe ich auch Frage 35 auf:

Wann beabsichtigt die Bundesregierung, den Gesetzent-
wurf in das parlamentarische Verfahren einzubringen?

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1812324900


Frau Kollegin, das Bundesministerium der Justiz
und für Verbraucherschutz hat den Entwurf eines Ge-
setzes zur Änderung des Strafgesetzbuches erarbeitet,
der dem Schutz der sexuellen Selbstbestimmung dient .
Am 14 . Juli 2015 ist die Ressortabstimmung zu diesem
Gesetzentwurf eingeleitet worden, die noch nicht abge-
schlossen ist . Eine Beteiligung der Länder und Verbände
ist noch nicht erfolgt . Länder und Verbände sollen grund-
sätzlich nach Abschluss der Ressortabstimmung beteiligt






(A) (C)



(B) (D)


werden . Hierfür sind nach der Gemeinsamen Geschäfts-
ordnung der Bundesministerien das Einvernehmen mit
den beteiligten Bundesministerien und die Zustimmung
des Bundeskanzleramtes erforderlich.

Es ist beabsichtigt, die Abstimmung innerhalb der
Bundesregierung zügig durchzuführen . Nähere Angaben
zum Zeithorizont können zum gegenwärtigen Zeitpunkt
nicht gemacht werden .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812325000

Vielen Dank. – Kollegin Ulle Schauws mit einer

Nachfrage, bitte .


Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812325100

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Ich habe Sie gera-

de richtig verstanden, dass die Information, die uns aus
einem Artikel der taz vorliegt, dass das Bundeskanzler-
amt ein Veto gegen diesen Gesetzentwurf eingelegt hat,
so nicht richtig ist; denn – Sie haben es ja gerade betont –
es ist nach meinem Kenntnisstand in der Ressortabstim-
mung mit dem Innenministerium, mit dem Arbeits- und
Sozialministerium, mit dem Familien-, Senioren-, Frau-
en- und Jugendministerium durchaus Zustimmung er-
folgt. Aber im Bundeskanzleramt hat es, wie gesagt, ein
Veto gegeben. Vielleicht können Sie dazu noch etwas
sagen; denn nach meinem Kenntnisstand besteht auch in
den Fraktionen von CDU/CSU und SPD und im gesam-
ten Bundestag Übereinstimmung darüber, dass wir zur
Umsetzung der Istanbul-Konvention die EU-Vorgaben
umsetzen müssen und dass wir hier strafrechtlich nach-
bessern müssen, dass also Änderungsbedarf besteht .

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1812325200


Frau Kollegin, ich kann mich nicht erinnern, dass ich
in meiner Antwort zu irgendeinem Ministerium Stellung
genommen habe . Ich darf vielmehr noch einmal darauf
verweisen: Nach der Gemeinsamen Geschäftsordnung
der Bundesministerien sind das Einvernehmen mit den
beteiligten Bundesministerien und die Zustimmung des
Bundeskanzleramtes erforderlich. Die noch nicht abge-
schlossenen ressortübergreifenden Abstimmungspro-
zesse zur Vorbereitung von Kabinettsentscheidungen
gehören zum Kernbereich der exekutiven Eigenverant-
wortung. Deswegen kann ich Ihre Frage weder bestäti-
gen noch dementieren .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812325300

Frau Schauws, Sie haben das Wort zu einer weiteren

Nachfrage .


Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812325400

Dann würde ich gerne nachfragen, ob Sie eine Ein-

schätzung dazu abgeben können, wie der Zeitplan aus-
sieht . Haben Sie eine ungefähre Einschätzung, wann die
verschiedenen Abstimmungen erfolgt sind, um ratifizie-
ren und die Istanbul-Konvention einhalten zu können?

C
Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1812325500


Frau Kollegin, ich haben eben bereits gesagt, dass wir
die Ressortabstimmung so zügig wie irgend möglich vor-
antreiben, und danach wollen wir die weiteren Prozedere
einhalten .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812325600

Da Kollege Lange zwei Fragen gemeinsam beantwor-

tet hat, haben Sie, Frau Schauws, die Möglichkeit, insge-
samt vier Nachfragen zu stellen . Wenn Sie jetzt also noch
zweimal nachfragen wollen, haben Sie die Chance dazu .


(Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, ich möchte nicht mehr nachfragen!)


– Gut. – Vielen Dank, Christian Lange.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Finanzen .

Ich stelle fest, dass der Parlamentarische Staatssekre-
tär Spahn nicht anwesend ist . – Ich erfahre gerade, dass
Herr Spahn im Haushaltsausschuss ist; deswegen kann
er jetzt nicht hier sein. Vielleicht könnte das Kanzler-
amt antworten . – Herr Ströbele, sind Sie gegebenenfalls
bereit, zu akzeptieren, dass Ihre Frage schriftlich beant-
wortet wird, oder wollen Sie diese Frage und auch die
damit verbundenen Nachfragen trotzdem stellen? – Herr
Ströbele möchte etwas sagen . Gut, dann gebe ich ihm das
Wort .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, der Parlamentarische Staatssekretär hat
gestern oder vorgestern bei mir angerufen und mögliche
Probleme, hier zu erscheinen, angedeutet .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812325700

Es wäre natürlich gut, wenn wir das auch erfahren

würden . Es ist ja nett, wenn Sie eine Männerfreundschaft
haben; aber wir wollen das auch gerne wissen.


(Heiterkeit)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich kenne ihn gar nicht. Ich habe mit ihm noch kein
Wort gewechselt . Ich war auch nicht selber am Telefon,
als er anrief .

Ich verzeihe ihm, dass er jetzt nicht hier ist . Es handelt
sich hier um eine sehr spezielle Frage . Allein schon die
Frage zu verstehen, ist nicht so einfach, obwohl sie re-
lativ kurz ist. Ich traue selbst dem Staatssekretär Krings
nicht zu, sie ganz schnell zu beantworten .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812325800

Obwohl wir ihm natürlich viel zutrauen, aber das

nicht . Gut, dann wird die Frage 36 des Kollegen Ströbele
schriftlich beantwortet .

Parl. Staatssekretär Christian Lange






(A) (C)



(B) (D)


Die Frage 37 der Kollegin Walter-Rosenheimer wird
schriftlich beantwortet. – Vielen Dank, Herr Spahn –
wenn Sie gekommen wären.

Ganz knapp vor der Aktuellen Stunde kommen wir
jetzt noch zum Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums für Arbeit und Soziales . Frau Kramme ist da .

Die Frage 38 der Kollegin Walter-Rosenheimer, die
Frage 39 der Kollegin Rüffer sowie die Fragen 40 und
41 der Kollegin Sabine Zimmermann werden schriftlich
beantwortet .

Vielen herzlichen Dank, Frau Kramme.

Dann kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft . Ich be-
grüße Herrn Bleser, der sich schon einmal auf die schrift-
liche Beantwortung der Fragen 42 und 43 des Kollegen
Ostendorff vorbereiten kann.

Ich lasse jetzt noch eine Frage zu, bevor wir den Dia-
log hier abbrechen, und das ist die Frage 44 des Kollegen
Ebner:

In welcher Weise unterscheidet sich die aktuelle Einschät-
zung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zur Gly-
phosat-Monographie der Internationalen Krebsforschungs-
agentur der WHO (IARC; das sogenannte Addendum) von der
vorläufigen Einschätzung auf Grundlage der Veröffentlichung
der IARC in der Fachzeitschrift The Lancet vom März 2015,
und welche Schlussfolgerungen bzw . Empfehlungen leitet das
BfR aus der aktuellen Einschätzung im Hinblick auf die Ge-
fährlichkeit von und den Umgang mit Glyphosat ab?

Herr Bleser, bitte .

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1812325900


Frau Präsidentin! Die aktuelle Einschätzung des
Bundesinstituts für Risikobewertung, BfR, zur Glypho-
sat-Monographie der Internationalen Agentur für Krebs-
forschung, IARC, einer Einrichtung der Weltgesundheits-
organisation, WHO, wurde am 31 . August 2015 in Form
eines Addendums abgegeben und durch das Bundesamt
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, BVL,
der zuständigen EU-Behörde, der Europäischen Behörde
für Lebensmittelsicherheit, EFSA, und der EU-Kommis-
sion übermittelt .

Die aktuelle Einschätzung unterscheidet sich von der
vorläufigen Einschätzung vom 1. April 2015 insofern, als
nunmehr eine abschließende Einschätzung zu allen von
der IARC verwendeten Studien und deren Beurteilung
durch die IARC-Arbeitsgruppe im Rahmen des EU-Ge-
nehmigungsverfahrens zu Glyphosat vorgenommen wer-
den konnte. Dies war auf Basis der Veröffentlichung der
IARC in der Fachzeitschrift The Lancet vom März 2015
nicht möglich. Zu dem Zeitpunkt standen dem BfR keine
hinreichenden Informationen der IARC zur Verfügung . –
Das ist schwierig vorzutragen .


(Heiterkeit – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/ CSU]: Leseunterricht, Herr Staatssekretär!)


Die aktuelle Einschätzung des BfR konnte mittlerwei-
le von allen EU-Staaten kommentiert werden und wird in
einem EFSA-Experten-Fachgespräch am 29 . September

2015 erörtert werden. Somit kann die resultierende euro-
päische Einschätzung der IARC-Monographie


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das muss was mit Landwirtschaft zu tun haben!)


noch in das laufende Verfahren zur erneuten Genehmi-
gung von Glyphosat einfließen.

Die aktuellen Schlussfolgerungen bzw. Empfehlun-
gen, die das BfR aus der aktuellen Einschätzung im Hin-
blick auf die Gefährlichkeit von und den Umgang mit
Glyphosat ableitet, sind in dem Bericht an die EU-Kom-
mission und die EFSA enthalten . Sie sind Bestandteil des
EU-Wirkstoff-Genehmigungsverfahrens. Die Beurtei-
lung durch die zuständigen Behörden der anderen Mit-
gliedstaaten sowie die EFSA bleiben abzuwarten .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812326000

Vielen Dank. – Herr Ebner, Sie haben jetzt die Mög-

lichkeit, eine Nachfrage zu IARC zu stellen.


Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812326100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Vielen Dank, Herr

Staatssekretär.

Wir können gern wieder einen kleinen Sprachkurs ma-
chen . Ein Tipp: Wenn Sie „IARC“ als Wort aussprechen,
dann geht es schneller .

Ich würde gern nachfragen . Die Welt dreht sich da
weiter . Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie oder zieht
die Bundesregierung aus den am Freitag veröffentlichten
und am Wochenende in der Presse diskutierten Empfeh-
lungen der JMPR-Taskforce? Noch einmal etwas zum
Üben: Das ist das Joint Meeting on Pesticide Residues
der WHO, also ein Ad-hoc-Expertengremium, das einge-
setzt wurde, um die Unstimmigkeiten aufzuklären.

Diese Empfehlungen besagen ja, dass nicht nur
eine vollständige Neuevaluation von Glyphosat auf
JMPR-Ebene notwendig ist, sondern dass – auch das ist,
glaube ich, sehr wichtig – die internen Richtlinien bezüg-
lich der Auswahl der verwendeten Literatur überarbeitet
werden sollen, weil zahlreiche Studien nicht berücksich-
tigt wurden – und das auch vor dem Hintergrund der Stel-
lungnahme des BfR, das uns jetzt weismachen möchte,
es ginge nur um eine Aktualisierung neuerer Studien;
darum geht es aber im Kern überhaupt nicht .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812326200

Herr Staatssekretär.

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1812326300


Herr Kollege Ebner, ich möchte Sie darauf hinweisen,
dass wir uns hier in einem laufenden Verfahren befinden.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung ist kraft Geset-
zes für die Risikobewertung zuständig. Es hat den gesetz-
lichen Auftrag, hierzu eine Einschätzung vorzunehmen .

Davon abgesehen, wird jetzt innerhalb der WHO eine
eigene Einschätzung konsentiert. Studien, die Daten von
2004 und 2011 enthalten, werden bis zum nächsten Som-

Vizepräsidentin Claudia Roth






(A) (C)



(B) (D)


mer in der WHO ausgewertet bzw . vorgelegt . Die Ergeb-
nisse sollen dann in die weitere Bewertung einfließen.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812326400

Herr Ebner, haben Sie dazu eine Nachfrage?


Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812326500

Ich hätte eine Nachfrage .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812326600

Gut . Dann stellen Sie sie .


Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812326700

Danke, Frau Präsidentin. – Es geht im Kern nicht um

eine Aktualisierung der neueren Studien, sondern auch
um all die Studien von vor 2004, die nicht berücksichtigt
wurden. Genau das hat die Taskforce jetzt angemahnt.

Herr Staatssekretär, trifft es denn zu, dass der Mit-
arbeiter des Bundesinstituts für Risikobewertung, Herr
Pfeil, der 2004 und 2011 für dieses WHO-Gremium,
das JMPR, federführend die Risikobewertungsberich-
te zu Glyphosat verfasst hat, die diesem Wirkstoff eine
gesundheitliche Unbedenklichkeit bescheinigen, auch an
der Erstellung des aktuellen EU-Bewertungsberichts des
BfR für Glyphosat beteiligt war?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812326800

Herr Staatssekretär.

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1812326900


Zu handelnden Personen unserer Institute werde ich
aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht Stellung neh-
men .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812327000

Ich gehe davon aus, dass Sie damit einverstanden sind,

dass wir die eine Frage, die jetzt noch offen ist – der Herr
Staatssekretär und der Fragesteller sind hier –, noch be-
handeln. – Dann kommen wir zu der Frage 45 des Kolle-
gen Harald Ebner:

Mit welcher Position hat sich die Bundesregierung in die
Diskussion um das EU-Guidance-Document zu „negligib-
le exposure” (vernachlässigbarer Exposition) im Rahmen
des Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed

(SC PAFF) auf EU-Ebene eingebracht, und welche Auswir-

kungen könnte eine Definition von „negligible exposure“ nach
Meinung der Bundesregierung auf die Wiederzulassung von
Glyphosat haben?

Herr Staatssekretär.

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1812327100


Frau Präsidentin! Auf die vernachlässigbare Expo-
sition wird in der Verordnung (EG) Nr . 1107/2009 –
EU-Pflanzschutzmittelverordnung – Bezug genommen.
Auf EU-Ebene wird hierzu zurzeit ein Leitlinienpapier
erörtert, das den zuständigen Behörden eine Richtschnur
geben soll, wie das Prinzip im Rahmen der Prüfung und

Zulassung von Pflanzenschutzmitteln anzuwenden ist.
Bei rein fachlichen Fragen der Risikobewertung stimmen
sich die zuständigen Behörden hierzu untereinander ab
und vertreten die notwendigen Positionen selbstständig .

Zum Entwurf des hier nachgefragten Leitlinienpapiers
haben sich sowohl im Gesundheitsbereich als auch im
Umweltbereich die zuständigen Behörden bislang gemäß
ihren Zuständigkeiten fachlich eingebracht.

Bei Fragen von politischer Tragweite und bei Fragen,
die die Rechtsauslegung des Basisregelwerks – wie ge-
sagt: der Verordnung 1107/2009 – über das Inverkehr-
bringen von Pflanzenschutzmitteln betreffen, stimmen
sich die zuständigen Ressorts innerhalb der Bundesregie-
rung ab .

Im Anschluss bringt unser Haus die Position unter
anderem in den zuständigen Ständigen Ausschuss für
Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel, Sektion
Pflanzenschutzmittelgesetzgebung, auf EU-Ebene ein.

Für das in Rede stehende Leitliniendokument gibt es
noch keine finale abgestimmte Position der Bundesregie-
rung. Mögliche Auswirkungen auf die Wiedergenehmi-
gung des Wirkstoffs Glyphosat oder auf die Zulassung
von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln lassen sich
derzeit noch nicht abschätzen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812327200

Herr Ebner .


Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812327300

Danke, Herr Staatssekretär. – Keine finale Position der

Bundesregierung – das habe ich mir fast schon gedacht .
Die erfahren wir dann wieder hinterher . Deshalb möchte
ich fragen, ob Sie sich denn dafür einsetzen werden, dass
bei einer Verabschiedung der Guideline zu vernachläs-
sigbarer Exposition bei krebsauslösenden Stoffen – ich
bitte, da genau hinzuhören – weiterhin das Vorsorgeprin-
zip gilt . Wird sich die Bundesregierung bei entsprechen-
den Stoffen für ein Anwendungsverbot einsetzen?


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812327400

Herr Staatssekretär.

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1812327500


Dass wir uns nach wie vor zu dem Vorsorgeprinzip
bekennen, kann ich bestätigen. Ich habe schon vorhin
ausgeführt, dass wir eine unabhängige Behörde haben,
die nicht weisungsgebunden ist und die die Risiken zu
prüfen hat . Dann wird eine Entscheidung erfolgen .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812327600

Herr Ebner .


Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812327700

Am Ende wird aber auch die Bundesregierung Stel-

lung nehmen müssen. Dann kann sie sich nicht hinter Be-
hörden verstecken, egal wie unabhängig sie sind, sondern

Parl. Staatssekretär Peter Bleser






(A) (C)



(B) (D)


sie muss selber Stellung beziehen . Das erwarte ich auch
von Ihnen .

Jetzt möchte ich aber auch noch den Staatssekretär
fragen – denn das ist auch eine Konsequenz dieser Gui-
delines zu vernachlässigbaren Expositionen –, wann,
wie und mit welchen Methoden die Bundesregierung die
Exposition der Bevölkerung beispielsweise gegenüber
Glyphosat erheben möchte . Denn die Kenntnisse darüber
sind wichtig, wenn man überhaupt etwas über vernach-
lässigbare Expositionen sagen will. Erst dann kann ich
wissen, ob eine Genehmigung zu Recht erteilt wurde,
oder nicht .


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812327800

Herr Staatssekretär.

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1812327900


Ich kann mich da leider nur wiederholen: Wir haben
durch Gesetz unser Bundesinstitut für Risikobewertung.
Es bewertet die Pflanzenschutzmittel und spricht dann
eine Empfehlung aus. Genehmigen wird, was die Wirk-
stoffe angeht, die EFSA; sie ist auf EU-Ebene hierfür
zuständig . Insofern wird der Rechtsweg eingehalten . Sie
können sich darauf verlassen, dass die Grundsätze des
vorsorgenden Verbraucherschutzes hier Berücksichti-
gung finden.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812328000

Es gibt keine weiteren Nachfragen. – Vielen herzli-

chen Dank.

Die Frage 46 der Kollegin Dr. Franziska Brantner zum
Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend wird schriftlich beantwor-
tet .

Wir sind damit am Ende der Fragestunde .

Wir kommen gleich zur Aktuellen Stunde. – Ich würde
die Sitzung aber gerne für eine Minute unterbrechen . Ich
hoffe, Sie erlauben mir das . Wir machen dann auch sofort
weiter .


(Unterbrechung von 15 .41 bis 15 .43 Uhr)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812328100

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir kommen nun

zur Aktuellen Stunde, die aus der Fragestunde heraus
beantragt worden ist . Die Voraussetzungen dafür waren
gegeben. Ich rufe daher den Zusatzpunkt 2 auf:

Aktuelle Stunde

auf Verlangen der Fraktion Die Linke gemäß An-
lage 5 Nummer 1 Buchstabe b GO-BT

zu den Antworten der Bundesregierung auf
die Frage 15 auf Drucksache 18/6019

Ich begrüße alle Kolleginnen und Kollegen . Das Wort
hat der Kollege Jan van Aken für die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812328200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In Me-

xiko werden Menschen mit deutschen Gewehren ermor-
det. Jetzt kommt heraus: Eine Mitschuld tragen auch
deutsche Beamte, tragen auch deutsche Politiker. Der
Skandal reicht bis hinauf zu Außenminister Steinmeier,
bis mitten hinein ins Bundeswirtschaftsministerium von
Sigmar Gabriel . Ich glaube, die beiden werden in den
nächsten Tagen und Wochen einige sehr unbequeme Fra-
gen beantworten müssen .

Ich fange einmal ganz von vorne an: Vor etwa zehn Jah-
ren wollte die Waffenfirma Heckler & Koch Sturmge-
wehre vom Typ G36 nach Mexiko exportieren. Schon da-
mals wussten wir alle hier, dass die Menschenrechtslage
in Mexiko katastrophal ist. In vielen Gegenden Mexikos
sind die Sicherheitskräfte, die Polizeien von der Dro-
genmafia unterwandert. Da wird gefoltert und gemordet,
auch von staatlichen Sicherheitskräften, im Auftrag der
Mafia. So wurden vor ziemlich genau einem Jahr 43 Stu-
denten von der Polizei entführt und brutalst ermordet .
Das war damals bekannt. Deshalb sagte damals, im Jahre
2005, das Außenministerium Nein zu den Waffenexpor-
ten nach Mexiko. So weit, so gut, die Geschichte könnte
vorbei sein. Was dann aber geschah, ist ein Lehrstück in
Sachen Lug und Betrug . Es ist einfach unfassbar, wie sich
deutsche Behörden und deutsche Politiker zu Helfershel-
fern der Rüstungsindustrie gemacht haben, um diesen
schmutzigen Deal doch noch auf den Weg zu bringen .


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Also: Das Außenministerium sagte Nein . Dann gab es
im September 2005 Wahlen in Deutschland. Es kommt
die Große Koalition. Außenminister wird Frank-Walter
Steinmeier . Kurz darauf sagt das Auswärtige Amt plötz-
lich Ja zu den deutschen Waffenexporten . Neuer Minis-
ter, 180-Grad-Drehung des Ministeriums . Ich glaube,
Herr Steinmeier hat uns in den nächsten Tagen einiges
zu erklären.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es ging natürlich nicht einfach so . Irgendeinen Vor-
wand musste er erfinden. Den Vorwand, der gefunden
wurde, finde ich fast schon genial. Die Idee war, dass man
sagt: Mexiko vernichtet einfach ein paar alte Gewehre,
und dann können wir ihnen als Ersatz neue Gewehre lie-
fern. Das wäre ja keine Aufrüstung, sondern „nur“ ein
Ersatz für die alten Gewehre . – Dieses Prinzip heißt: Neu
für Alt. Es hat genau einen einzigen Zweck: Es dient
einzig und allein der Rechtfertigung und Legitimierung
von kritischen und falschen Waffenexporten. Wir haben
vorhin die Staatssekretärin des Wirtschaftsministeriums
gefragt. Sie sagte: Nein, es ist kein einziger Fall bekannt,
dass so etwas tatsächlich stattgefunden hat . – Wir haben
in den letzten Jahren zigmal nachgefragt. Es gibt keinen
konkreten Fall.

Wissen Sie, was in Mexiko passiert ist? Es gibt Fotos.
Es sind ein paar Hundert alte, verrostete Kalaschnikows
eingeschmolzen worden, nur damit der Außenminis-

Harald Ebner






(A) (C)



(B) (D)


ter Steinmeier sagen konnte: Es werden alte vernichtet,
und ich kann neue liefern. – Nach Mexiko wurden aber
Zehntausende geliefert; genau waren es 10 096 nigelna-
gelneue deutsche Sturmgewehre. Es fand überhaupt kein
Austausch statt . Das war nicht „Neu für Alt“, sondern das
war nur eine Legende, die im Außenministerium erfun-
den worden ist .


(Beifall bei der LINKEN)


Der zweite Trick, der danach kam, ist noch viel per-
fider. Irgendjemand aus dem Wirtschaftsministerium hat
dann der Firma Heckler & Koch die Information gesteckt:
Nehmt lieber ein paar besonders kritische Bundesstaaten
aus der Lieferung heraus; dann könnt ihr die Genehmi-
gung schon bekommen. – So sollte zum Beispiel der
berüchtigte Bundesstaat Chihuahua nicht mehr mit deut-
schen Gewehren beliefert werden. Was macht Heckler &
Koch? Am nächsten Tag reichen sie einen neuen Antrag
ein, und tatsächlich ist Chihuahua nicht mehr unter den
belieferten Bundesstaaten. Aber – und das ist jetzt kein
Witz – die Gesamtzahl aller nach Mexiko gelieferten
Waffen ist gleich geblieben . Wenn ich die beiden Anträ-
ge nebeneinanderlege, dann sehe ich, dass die 450 Ge-
wehre für den Bundesstaat Chihuahua in einen anderen
Bundesstaat gegangen sind . Das wurde tatsächlich so
genehmigt, obwohl die Bearbeiter im Bundesministeri-
um genau wussten, dass sie damit Beihilfe zum illegalen
Waffenexport leisten .


(Beifall bei der LINKEN)


Das müssen wir uns auf der Zunge zergehen lassen:
Das Ministerium, das die Aufgabe hat, tödliche Waffe-
nexporte zu kontrollieren, guckt nicht nur einfach weg,
sondern erzählt der Waffenindustrie sogar noch, wie sie
seine eigenen Kontrollen unterlaufen kann. Das ist die
traurige Realität Ihrer Waffenexporte bis heute . Ich frage
mich die ganze Zeit: Wer kontrolliert eigentlich die Kon-
trolleure, wenn nicht wir?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Vieles davon ist erst in den letzten Tagen an die Öf-
fentlichkeit gekommen. Das erinnert mich daran, dass
wir alle gemeinsam im letzten Jahr eine richtige Heck-
ler-&-Koch-Seilschaft im Verteidigungsministerium auf-
geklärt haben. Dort saßen Beamte in den verschiedenen
Ebenen, die jahrelang ihre schützende Hand über das
Unternehmen gehalten haben. Jetzt legen diese Doku-
mente nahe, dass es die gleiche Seilschaft auch im Wirt-
schaftsministerium gibt. Das wollen wir aufklären, und
zwar lückenlos. Wir wollen alle Dokumente haben. So
wie das Verteidigungsministerium in den letzten Mona-
ten alles offengelegt hat, so wollen wir auch von Ihnen
alle E-Mails, alle Dokumente der gesamten schmutzigen
Deals haben .


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt auch Seilschaften in der Politik!)


Wenn irgendwer Zweifel an der Geschichte hat, dem
gebe ich eine Empfehlung: Schauen Sie heute Abend ein-
mal Fernsehen . Im Ersten läuft ein richtig guter Spiel-

film: Meister des Todes . Es ist ein Krimi, der sehr dicht
an der Realität dieser schmutzigen Deals in Mexiko ist.
Er basiert auf vielen E-Mails, vielen Dokumenten. Hier
können Sie noch einiges lernen.

Ich komme zum Schluss. Am Beispiel Mexiko wird
aus meiner Sicht vor allem eines deutlich: Ihre Waffen-
exportkontrolle ist eine einzige Farce. Sie funktioniert
einfach nicht; denn überall auf der Welt werden mit deut-
schen Gewehren, mit deutschen Waffen Verbrechen be-
gangen . Auch das ist für mich ein Grund, warum ich im
Übrigen der Meinung bin, dass Deutschland überhaupt
keine Waffen mehr exportieren sollte.


(Beifall bei der LINKEN – Zustimmung des Abg. Tom Koenigs [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812328300

Vielen Dank, Herr Kollege van Aken. – Nächster Red-

ner in der Debatte: Dr . Joachim Pfeiffer für die Union .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1812328400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zum wiederholten Male wird hier heute „Skandal!“ ge-
rufen, werden Dinge, die längst bekannt sind, in einer
Aktuellen Stunde hochgezogen. Um was geht es? Es geht
darum, dass von 10 102 G36, deren Export im Zeitraum
2004 bis 2008 genehmigt wurde, durch ein technisches
Versehen tatsächlich 1 393 G36 nicht im Rüstungsex-
portbericht 2008 auftauchen,


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Darum geht es nicht! Nein! – Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie nicht zugehört?)


weil sie dem Jahr 2007 zugeordnet waren und dann eben
nicht im Bericht von 2008 aufgetaucht sind .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber das ist nicht der Hauptskandal!)


So wurde es heute Morgen ja auch im Ausschuss vor-
getragen . An irgendwelchen Verschwörungstheorien, die
Sie jetzt hier aufstellen, will ich mich überhaupt nicht be-
teiligen . Bereits 2009 wurde dem Abgeordneten Schäfer
dieser Sachverhalt in einer schriftlichen Antwort darge-
stellt .

Ehrlich gesagt hätte ich mir viel mehr gewünscht, dass
Sie heute hier eine Aktuelle Stunde beantragt hätten, die
aktuelle Fragen thematisiert,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das wäre ja mal was Neues!)


nämlich die Fragen: Wie können wir Fluchtursachen vor
Ort bekämpfen?


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Genau! Rüstungsexporte! Stoppen Sie die Rüstungsexporte! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ Jan van Aken DIE GRÜNEN]: Mit Waffenlieferungen, oder wie?)





(A) (C)


(B) (D)


Welche Rolle kann und muss die Außen- und Sicher-
heitspolitik dort spielen? Sie sollten sich nicht wegdu-
cken, ins Schneckenhaus zurückziehen und sagen: Das
geht uns nichts an . -


(Karin Binder [DIE LINKE]: Wer duckt sich denn weg?)


Sie sollten die Diskussion führen: Wie können wir dort,
wo Menschen bedroht sind – wir haben es dieses Jahr
beim IS in Kurdistan und anderswo schon getan –,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


mit Rüstungsexporten, mit deutscher Sicherheitstechnik,
auch deutschen Waffen, dafür sorgen, dass Stabilität und
Frieden erhalten werden, dass Menschen nicht umge-
bracht werden?


(Karin Binder [DIE LINKE]: Destabilisierung wird damit praktiziert!)


Diese Diskussion sollten wir heute mal führen,


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das den Eltern der Ermordeten!)


nicht eine rückwärtsgewandte Diskussion, die an Absur-
dität wirklich nicht zu überbieten ist.

Da stellt sich die Frage: Was ist Deutschlands Rolle?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mehr Waffen!?)


Welche Rolle wollen wir in Europa spielen? Ich glaube,
wir würden uns übernehmen, wenn wir Deutschen allein
eine Antwort finden wollten. Deshalb ist es richtig, dass
sich die Ministerien jetzt verständigt haben und sagen:
Wir streben eine europäische Harmonisierung an . – Wir
müssen uns darüber klar werden: Welche Technolo-
gien brauchen wir in Europa, welche brauchen wir in
Deutschland?

Nehmen wir einen aktuellen Fall, den Sie auch schon
wieder skandalisiert haben: Krauss-Maffei und Nexter,
die jetzt fusionieren .


(Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nehmen wir doch mal den aktuellen Fall, den wir diskutieren: Mexiko! Sagen Sie doch mal was zu Mexiko!)


Selbstverständlich werden noch die Lieferungen von
Technologien abgewickelt, für die französische Geneh-
migungen, für die deutsche Genehmigungen vorliegen .

Wir sollten uns fragen: Wie geht es denn zukünftig
weiter? Was ist die europäische Antwort? Ich glaube,
wenn wir es ernst damit meinen, dass wir Fluchtursachen
so bekämpfen wollen, dass die Menschen erst gar nicht
hierherkommen müssen, dann müssen wir dies anders
tun, als wir es in der Vergangenheit getan haben .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Indem wir Waffen liefern! Waf fen liefern! Immer mehr Waffen liefern! Das ist es!)


– In der Tat! Da ist auch die Frage: Welche Rolle können
deutsche Sicherheitsgüter bei der Sicherung des Friedens
dort spielen?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, Herr Hauptmann!)


Diese Diskussion ist zu führen. Rüstungsexporte sind ein
legitimes Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik;
sie gilt es entsprechend abzuwägen .

Hier wurde die Diskussion zu Mali geführt. In Mali
bilden wir die Polizei und auch andere Sicherheitskräfte
aus


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist auch richtig so!)


und sagen ihnen, dass sie dort das Gewaltmonopol des
Staates wiederherstellen und erhalten sollen, damit dort
nicht der IS oder irgendwelche vergleichbaren Gruppen
die Macht übernehmen


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben Sie erst da hingetrieben!)


und die Menschen umbringen . Wir sagen: Wir bilden
euch aus, aber die notwendigen Sicherheitstechnologien,
auch Waffen, liefern wir euch nicht . – Das ist aus meiner
Sicht doch verlogen, um es in aller Deutlichkeit zu sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Insofern müssen wir uns hier mal ehrlich machen und
überlegen, was denn unsere Position ist, was unsere Vor-
stellungen sind . Unsere Position muss eine andere sein
als in der Vergangenheit .

Sie versuchen, alles zu skandalisieren. Für mich sind
Rüstungsexporte und auch Waffenexporte nicht per se
schlecht,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nee, eigentlich sehr gut, oder?)


sondern ein Instrument, das wir einsetzen müssen . Wir
werden das Problem der aktuellen Flüchtlingsströme


(Karin Binder [DIE LINKE]: Die haben Sie doch erst erzeugt!)


und die Flüchtlingsfragen nicht in Deutschland und Eu-
ropa allein lösen; sie müssen auch vor Ort, im Nahen Os-
ten und in Afrika, gelöst werden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das den Eltern der Ermordeten!)


Diese Diskussion hätten wir heute hier führen sollen. Wir
brauchen nicht den Popanz, den Sie hier zum wiederhol-
ten Male aufbauen .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Joachim Pfeiffer






(A) (C)



(B) (D)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812328500

Vielen Dank, Herr Kollege Pfeiffer. – Nächste Red-

nerin in der Debatte: Agnieszka Brugger für die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Am
26. September 2014 kam es in der mexikanischen Stadt
Iguala zu einer unfassbaren Tragödie und zu einem
schrecklichen Verbrechen. Vor fast einem Jahr griffen
dort lokale Polizisten und Söldner der Kartelle und der
Mafia Studenten an und feuerten in die Menge. 6 von
ihnen starben, und 43 Studenten wurden mit Gewalt auf
Trucks geladen und sind bis heute spurlos verschwunden.
Herr Kollege Pfeiffer, ich muss sagen: Ihre Rede der zy-
nischen Kälte, das ist einfach nur ein Schlag in das Ge-
sicht der Angehörigen dieser Menschen .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! Sie vermengen hier zwei unterschiedliche Situationen!)


Relativ schnell war nämlich klar, dass bei diesem Angriff
deutsche Sturmgewehre aus dem Hause Heckler & Koch
eingesetzt worden sind, die laut Bundesregierung nie-
mals dorthin hätten geliefert werden dürfen. Es klingt
hart, aber es ist wahr: Die deutsche Bundesregierung
trägt eine Mitschuld an dieser Gräueltat .


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn! Schlichtweg Unsinn, Frau Kollegin!)


Das ist kein Unsinn.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber das wird die Kollegin Zypries auch noch einmal geraderücken!)


Lesen Sie doch einmal die Details nach! Und es sind
nicht olle Kamellen, über die wir heute hier diskutieren.
Es sind nämlich keine ollen Kamellen, was jetzt über das
Verfahren der Bundesregierung zur Genehmigung der
G36Gewehre herausgekommen ist. Das offenbart das
erschreckende Bild einer Politik, die den Kompass für
Sicherheit und Menschenrechte völlig verloren hat .

Was 2005 und in den folgenden Jahren unter der letz-
ten Großen Koalition passiert ist, das hat mit einer re-
striktiven Rüstungsexportpolitik rein gar nichts zu tun.
Sie haben die strengen Regeln, die es in Deutschland auf
dem Papier gibt, in der Realität in ihr perverses Gegenteil
verkehrt. Ich mache Ihnen das gerne konkret, damit Sie
das nachvollziehen können.

Das Auswärtige Amt hat, bevor der erste Deal geneh-
migt wurde, gesagt: Es gibt keine besonderen deutschen
außen- und sicherheitspolitischen Interessen, Mexiko
mit G36-Gewehren zu beliefern . Das Auswärtige Amt
hat auch auf Gefahren in Bezug auf Menschenrechte hin-
gewiesen . Die deutschen Regeln besagen: Keine Kriegs-
waffenexporte in Staaten außerhalb von NATO und EU,
es sei denn, es gibt besondere außen- und sicherheitspo-
litische Interessen . Die deutschen Richtlinien besagen:
Keine Exporte in Staaten, in denen die Menschenrechte

verletzt werden. – Aber dann waren die Bedenken des
Auswärtigen Amtes – das ist doch komisch – vom Tisch.
Ich frage Sie: Wessen Interessen sind hier zum Zuge ge-
kommen? Doch nicht die der Menschenrechte, nicht die
der Bundesrepublik Deutschland, sondern offensichtlich
die Interessen eines einzelnen Rüstungsunternehmens .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine abenteuerliche Verschwörungstheorie!)


Dann lesen Sie doch einmal die Zeitung .

Ich kann Ihnen gerne noch ein anderes Beispiel nen-
nen .


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das macht die Sache nicht besser!)


Irgendwann wurden bestimmte Provinzen von den Ge-
nehmigungen ausgenommen, als klar war, dass dort die
Menschenrechtslage noch schlimmer und die Polizei
noch korrupter ist. Aufgrund eines Tipps aus dem Bun-
deswirtschaftsministerium hat Heckler & Koch seinen
Antrag entsprechend angepasst. Jetzt kommt heraus, dass
dem Mitarbeiter aus dem Bundeswirtschaftsministerium
von Anfang an klar war, dass man diese Regelung nicht
überprüfen kann, dass von Anfang an klar war, dass die
Waffen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit genau dort ge-
landet sind, wo sie eigentlich nicht sein dürften .

Ein drittes Beispiel: Neu für Alt . Diesen wichtigen
Grundsatz haben wir eben auch schon gehört . Er besagt,
dass der Empfänger in dem Umfang, in dem er neue Waf-
fen erhält, alte Waffen aus seinen Beständen vernichten
muss . Und dann lässt man sich abspeisen mit einem Bild,
auf dem eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft mit
einem Mitarbeiter von Heckler & Koch posiert, auf dem
zu sehen ist, wie ein paar Hundert alte Gewehre vernich-
tet werden . Daraufhin liefert man mehrere Tausend neue
Gewehre .


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schon wieder eine unsinnige Verschwörungstheorie!)


Ich muss Ihnen sagen: Sie missbrauchen diesen wich-
tigen Grundsatz . Das ist nichts anderes als eine einzige
große Heuchelei .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Ich finde es erschreckend, wie sich Beamte der Bun-
desregierung zu willfährigen Helfern einer Waffen-
schmiede gemacht haben, um einen sehr hohen Preis .


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaublicher Unsinn! – Gegenruf des Abg . Jan van Aken [DIE LINKE]: Kann der Kerl nicht mal den Mund halten?)


Eine solche Vetternwirtschaft in diesem Ministerium darf
wirklich nicht akzeptiert werden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sprachlicher Maximalismus im Kontrast zu minimalem intellektuellem Gehalt! – Gegenruf der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ruhe da drüben!)







(A) (C)



(B) (D)


Meine Damen und Herren, wir Grüne verlangen von
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, von Au-
ßenminister Frank-Walter Steinmeier und von der Ver-
teidigungsministerin Ursula von der Leyen und all den
anderen Ministerinnen und Ministern, die hinter den
verschlossenen Türen des Bundessicherheitsrates sitzen
und über Rüstungsexporte entscheiden: Kommen Sie ja
nicht auf die Idee, wie einige Kollegen aus der Union,
diesen Vorfall kleinzureden! Sorgen Sie für lückenlose
Aufklärung, und ziehen Sie strukturelle und personelle
Konsequenzen, damit sich so etwas nie wiederholt!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Es ist höchste Zeit, dass sich die deutsche Politik der
Waffenexporte endlich umfassend und radikal ändert.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Ja, das stimmt! Aber in eine andere Richtung!)


Wir Grüne werden nicht aufgeben, für eine Politik zu
streiten, die sich Frieden, Sicherheit und Menschenrech-
ten verpflichtet fühlt und diese nicht irgendwelchen Ge-
winninteressen einzelner Rüstungsunternehmen opfert .

Wir können das, was in Mexiko geschehen ist, nicht
wiedergutmachen. Wir können das Leid der Menschen,
die dort gestorben sind, der Menschen, die dort entführt
worden sind, das Leid der Angehörigen und Freunde, die
sie bis zum heutigen Tage verzweifelt suchen, nicht rück-
gängig machen. Wir können und wir müssen aber dafür
sorgen, dass sich so etwas niemals wiederholt .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812328600

Vielen Dank, Frau Kollegin Brugger. – Für die Bun-

desregierung: Brigitte Zypries .


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1812328700


Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehr-
ten Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Frau Kollegin Brugger, die Bundesregierung hat
schon vor Jahren etwas dafür getan, dass sich so etwas
nicht wiederholt. Seit 2008 wurden keine Anträge auf
G36-Ausfuhren nach Mexiko mehr genehmigt, und seit
2010 werden überhaupt keine Anträge für den Export
von Kleinwaffen nach Mexiko mehr genehmigt. Damit
ist klar, dass die Causa Mexiko schon 2008 und 2010 ex-
tra bearbeitet wurde . Darauf wurde reagiert . Wir haben
eben in der Befragung der Bundesregierung auch schon
darauf Bezug genommen, und ich habe Ihnen erklärt,
dass wir darüber hinaus in dieser Großen Koalition wei-
tere Anstrengungen unternommen haben, um den Export
von Kleinwaffen deutlicher zu kontrollieren und noch
klarer zu machen, dass wir nur unter ganz bestimmten
engen Voraussetzungen überhaupt noch Kleinwaffen ex-

portieren . Ich will jetzt nicht alles wiederholen, was wir
da schon diskutiert haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das wäre aber, glaube ich, für die Kollegin sinnvoll! – Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe eine Kleine Anfrage gemacht!)


– Das haben wir vorhin schon dreimal gehabt . – Ich habe
sowohl auf die Kleinwaffengrundsätze hingewiesen, die
wir im Mai dieses Jahres veröffentlicht haben, als auch
auf die sogenannte Post-Shipment-Kontrolle, Herr Kol-
lege, die wir beschlossen haben, nach der die Angaben,
die Empfänger zum Verbleib von Waffen machen, vor
Ort von Menschen überprüft werden, die unser Vertrauen
haben . Sie sehen also, dass wir alles tun, um Vergleich-
bares zu vermeiden .

Daneben gibt es eine staatsanwaltschaftliche Aufar-
beitung . Seit Jahren schon läuft ein staatsanwaltschaft-
liches Verfahren gegen die Firma Heckler & Koch, was
auch zu einer weiteren Form der Aufarbeitung führen
wird .

Ich würde gerne noch auf einen Gesichtspunkt ein-
gehen, den der Kollege Pfeiffer angesprochen hat, und
würde gerne noch einmal erläutern, dass die Bundesre-
gierung seit dem Jahr 2000 jährlich einen Rüstungsbe-
richt vorlegt, in dem wir detailliert über die jeweiligen
Rüstungsexporte berichten . Seit letztem Jahr machen wir
jährlich auch noch einen Zwischenbericht, sodass immer
aktuelle Diskussionen möglich sind und auch der Bun-
destag immer aktuell auf diese Berichte eingehen kann.

Die jeweiligen Rüstungsexportberichte enthalten de-
taillierte Angaben, aufgeschlüsselt nach den belieferten
Ländern, nach der Anzahl der Genehmigungen, nach Gü-
terlisten und nach dem Gesamtwert .


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das nennt man Transparenz!)


Diese Berichte – jetzt kommt leider ein Fehler, lieber
Herr Kollege Kampeter – sind auch für die Jahre 2007
und 2008 erfolgt . Allerdings ist da ein Fehler passiert . Es
geht um die Genehmigung der Lieferung von G36-Sturm-
gewehren . In den Jahren 2004 bis 2007 wurden mehrere
Lieferungen genehmigt, die insgesamt vollständig ab-
gebildet wurden . 2008 hat die Firma noch einmal eine
Erhöhung der Stückzahlen beantragt. Das ist dann auch
genehmigt worden . Aber in der verwaltungsmäßigen
Umsetzung der Genehmigung dieser 1 393 Stück ist nicht
ein neuer Genehmigungsbescheid ergangen, wie das an
und für sich lege artis der Fall hätte sein müssen, sondern
diese Zahl wurde auf die bereits erfolgten Genehmigun-
gen von 2007 quasi aufgesattelt . Das führte dann zu einer
fehlerhaften Darstellung im Rüstungsexportbericht . Die
Zahl, die in den Genehmigungsunterlagen von 2007 war,
wurde nicht in den Rüstungsexportbericht 2008 über-
nommen und wurde auch in der Folge nicht übernom-
men, weil sie nämlich quasi in den Akten verschwunden
war und nicht wieder auftauchte .

Dieses Handeln – das kann man wohl nicht anders
sagen – war fehlerhaft . Es wurde begünstigt durch die
Möglichkeit, Bescheide quasi nachträglich bei den ge-

Agnieszka Brugger






(A) (C)



(B) (D)


nehmigten Stückzahlen zu ändern, nachträglich aufzusat-
teln – eine etwas befremdliche Vorstellung für mich als
Öffentlich-Rechtlerin. Für dieses Verfahren können wir
uns nur entschuldigen . Es lag an einer fehlerhaften Or-
ganisation, dass das möglich war . Diese fehlerhafte Or-
ganisation wurde bereinigt. Es gibt inzwischen eine klare
Anweisung, dass auf alte Bescheide nichts mehr stück-
zahlmäßig draufgesattelt werden darf. Insofern kann ein
solches Verfahren nicht wieder passieren . Jetzt müssen
jedes Mal neue Ausfuhrgenehmigungen beantragt und
erteilt werden, wenn sie denn erteilt werden .

Ich denke, die Bundesregierung hat dieses Fehlen
auch nicht verschwiegen oder verschleiert, sondern
nach außen kommuniziert. Der damalige Staatssekretär
Pfaffenbach hat auf eine Frage des Abgeordneten Schäfer
in seiner Antwort vom 14 . Dezember 2009 geschrieben:

2006 wurden Genehmigungen für die Ausfuhr von
fünf G36 nach Mexiko erteilt, im Jahr 2007 für
6 667 G36 und im Jahr 2008 für 1 393 G36 .

Da taucht diese Zahl also wieder auf . Sie war veröffent-
licht, aber sie war natürlich nicht, wie es richtig gewesen
wäre, in den Berichten veröffentlicht. Dafür kann ich nur
noch einmal um Entschuldigung bitten. Ich kann Ihnen
versprechen, dass ein solcher Fehler nicht wieder vor-
kommen wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Aber Vorsatz war das nicht!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812328800

Vielen Dank, Frau Zypries. – Nächster Redner in der

Debatte: Klaus-Peter Willsch für die Unionsfraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1812328900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kollegen! Mit der gleichen Regelmäßig-
keit, mit der der Herbst auf den Sommer folgt, beschäf-
tigt uns Herr van Aken in dieser Legislaturperiode weiter
mit diesem Thema. Jeder Anlass dazu ist willkommen.

Der Anlass, der dieses Mal gewählt worden ist, ist
geradezu ein Musterbeispiel dafür, dass die Dinge gut
kontrolliert funktionieren, dass Fehler, die passieren,
im Haus korrigiert werden, dass von der Staatsanwalt-
schaft Ermittlungsverfahren eingeleitet werden und alles
nach rechtsstaatlichen Verfahren abgewickelt wird. Was
den Anschein hat, vielleicht nicht richtig zu sein, liegt
dann in den Händen der Justiz . Ansonsten ist der gesamte
Vorgang ein Musterbeispiel für ein Fall-für-Fall-Vorge-
hen . Dieses Vorgehen wird der Sache gerecht, und der
Vorgang zeigt – Frau Staatssekretärin Zypries hat den
Lernprozess geschildert –, dass man für Lernfortschritte
zugänglich ist .

Ihre Aussage, Herr van Aken: „Überall in der Welt
werden mit deutschen Waffen Menschen erschossen“,
hat ungefähr die gleiche Aussagekraft wie die Aussage:
„Überall in der Welt werden mit Waffen aus Solinger
Stahl Menschen erstochen“, oder die Aussage: „Überall

auf der Welt kommen durch deutsche Pkws Menschen
zu Tode .“


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Pkws werden gebaut, um Menschen umzubringen? – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ganz dünnes Eis!)


Wenn man eine Welthandelsnation ist, gibt es die Pro-
dukte nun einmal in der ganzen Welt.


(Jan van Aken [DIE LINKE]: In deutschen Autos sterben immer noch Menschen an Abgasen!)


Gleichwohl sagen wir nicht, dass mit Waffen zu han-
deln etwas Alltägliches sei,


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Wie Autos, wie Messer?)


sondern wir haben ganz strikte Regeln aufgestellt, die
eingehalten werden . Wir haben uns in ein dichtes Ge-
flecht von Verpflichtungen hineinbegeben:


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Wie bei Autos!)


Unsere eigene Außenwirtschaftsverordnung macht zu-
nächst einmal die Ausfuhr aller Rüstungsgüter geneh-
migungspflichtig; grundsätzlich wird nicht genehmigt,
wenn hinreichender Verdacht besteht, dass damit interne
Repressionen oder sonstige Menschenrechtsverletzun-
gen ausgeübt werden . Die Prüfung der Genehmigung der
Ausfuhr von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgü-
tern obliegt dem Bundessicherheitsrat, der geheim tagt –
Sie wissen, wie er zusammengesetzt ist . Bei der Ertei-
lung der Ausfuhrgenehmigungen handelt es sich nicht
um einen formellen Akt. Das wird von Ihnen häufig so
dargestellt, aber genau das ist es nicht. Es besteht kein
Anspruch auf Erteilung einer Genehmigung zur Ausfuhr
von Kriegswaffen . Die Einhaltung zahlreicher Geset-
ze und Vereinbarungen wird zunächst abgeprüft . Inso-
fern kann man eben nicht davon sprechen, dass hier in
Deutschland der Handel mit Rüstungsgütern oder Waffen
eine alltägliche Sache wäre .

Dagegen sprechen auch die Zahlen . Angesichts der
Güte unserer Produkte muss man ja einen Moment darü-
ber nachdenken, warum wir bei Rüstungsgütern nicht an
der Spitze stehen .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Beim G36! Hohe Qualität! – Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind weltweit die Nummer vier!)


Der Grund ist, dass wir sehr zurückhaltend sind, dass wir
uns beim Export solcher Systeme und Waffen eine Zu-
rückhaltung auferlegen, die wir in der Koalition für rich-
tig halten . Wir glauben, dass es auf der einen Seite na-
türlich legitime Sicherheitsinteressen von Ländern gibt,
denen wir dann auch helfen sollten, wenn wir in unserem
Bereich die Systeme und Waffen haben, die benötigt wer-
den. Diese muss man selbstverständlich exportieren kön-
nen, wenn die Voraussetzungen in dem entsprechenden
Land vorliegen .

Wir müssen uns auf der anderen Seite, wie Kollege
Dr . Pfeiffer es in seinem Beitrag angesprochen hat, natür-

Parl. Staatssekretärin Brigitte Zypries






(A) (C)



(B) (D)


lich auch immer um unsere eigenen Interessen Gedanken
machen .


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Sehr wahr!)


Welche strategischen Interessen haben wir in der Welt?
Wo müssen wir Systeme stabilisieren, um Situationen,
wie wir sie jetzt mit der Flüchtlingswelle erleben, zu
vermeiden, nicht eintreten zu lassen? Darüber würde ich
gerne eine breitere Diskussion führen. Mit dem simplen
Einschlagen auf den – ich glaube, Sie nennen es so – „mi-
litärisch-industriellen Komplex“, oder wie das bei Ihnen
heißt, kommen wir kein Stück weiter.


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Nein! Militärisch-industrieller-behördlicher Komplex!)


Wir sollten froh sein über technologische Leistungen,
die unsere Industrie, unsere Wirtschaft, unsere Wissen-
schaft vollbringen . Wir sollten dazu beitragen, dass sie
zum Nutzen der Menschen und zum Stiften von Frieden
und Rechtssicherheit eingesetzt werden können. Wir
werden weiterhin sorgfältig darauf achten, dass Waffen
aus deutscher Herkunft nicht fahrlässig in irgendwelche
Richtungen verbreitet werden . Das System, das hier er-
richtet ist, funktioniert. Daran haben die die Regierung
tragenden Parteien den höchsten Anteil .

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812329000

Danke, Kollege Willsch. – Nächste Rednerin: Heike

Hänsel für die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1812329100

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Herr Willsch, was Sie gerade gesagt haben, zeigt,
dass Sie überhaupt keine Ahnung haben. Sie haben hier
darauf hingewiesen, dass es jetzt eine strafrechtliche
Verfolgung, Untersuchungen usw. gibt. Das alles findet
überhaupt nur statt, weil es eine Anzeige eines Rüstungs-
gegners, nämlich von Jürgen Grässlin, gab, der zusam-
men mit dem Tübinger Rechtsanwalt Holger Rothbauer
das Ganze ins Rollen gebracht hat .


(Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: So viel Werbung muss sein!)


Wir haben es überhaupt nur der Zivilgesellschaft und den
Friedensaktivisten zu verdanken, dass hier einmal Licht
ins Dunkel dieser ganzen Verflechtungen kommt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man sieht doch, dass hier auf Initiative der Ministeri-
en, der Regierung, überhaupt gar keine Untersuchungen
eingeleitet werden . Sie schieben sich gegenseitig ständig
den Schwarzen Peter zu, wer für die Rüstungsexporte
nach Mexiko verantwortlich ist und welche Vereinba-
rung es mit Heckler & Koch gab oder nicht. Sie haben

doch überhaupt keine Ahnung von dem, worüber Sie hier
reden .

Ich muss sagen: Frau Zypries, Sie waren in dieser Zeit
der Waffenlieferungen Justizministerin . Es wäre interes-
sant, zu wissen, ob Sie als Mitglied des Bundessicher-
heitsrates eigentlich Informationen über Rüstungsex-
porte nach Mexiko erhalten haben, und zwar zu einem
Zeitpunkt, zu dem Mexiko schon in einem massiven
Sumpf von Menschenrechtsverletzungen und Verschwin-
denlassen versunken war. Das ist doch der Skandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Ayotzinapa, diese Tragödie, die von uns angesprochen
wurde, diese 43 verschwundenen Studenten, das ist nur
die Spitze des Eisbergs. Wir sprechen in Mexiko von
über 25 000 Menschen, die verschwunden sind, und von
über 100 000 Toten allein seit 2006; das muss man sich
einmal vorstellen . In dieser Zeit gab es Waffenlieferun-
gen nach Mexiko von Heckler & Koch. Das ist in meinen
Augen verbrecherisch . Die dafür Verantwortlichen müs-
sen bestraft werden .


(Beifall bei der LINKEN)


Man bekommt vom Ministerium immer gesagt: Wir
haben überhaupt keine bestimmten Bundesstaaten ge-
nannt. Heckler & Koch beruft sich aber darauf, dass es
solch eine Absprache gab. Es wird nichts an Aufklä-
rung betrieben . Die Staatsanwaltschaft in Stuttgart, Herr
Willsch, ermittelt seit fünfeinhalb Jahren, hat aber noch
nicht einmal Anklage erhoben. Das ist der nächste Skan-
dal: dass hier sehr viele Informationen vorhanden sind
und Jahr für Jahr nur ermittelt wird . Das ist die Realität
hier in Deutschland bezüglich Rüstungsexporten . Des-
halb brauchen wir eine grundsätzliche Änderung .


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte Ihnen etwas zeigen .


(Die Rednerin hält ein Bild hoch)


Ich war auch in Ayotzinapa, in Guerrero, und habe am
Straßenrand dieses Foto eines Polizisten mit einem Ge-
wehr von Heckler & Koch, G36, gemacht, das eigentlich
nie dort sein dürfte . Ich war gerade einmal einen Tag in
Ayotzinapa. Das zeigt doch, dass es eine Systematik an
Ausrüstung mit deutschen Gewehren an Orten gibt, wo
sie nicht hingehören. Das kritisieren wir.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich möchte zu Ihnen, Herr Pfeiffer, noch etwas sagen .
Wohin ist er denn verschwunden? Ist er schon gegangen?
Mich wundert auch, wo der Kollege Volker Kauder ist.
Von ihm, der für den Wahlkreis, in dem sich Heckler &
Koch befindet, zuständig ist – Heckler & Koch hat seinen
Sitz in Oberndorf –, sieht und hört man überhaupt nichts .
Seit Jahren hält er die Hand schützend über diesen Kon-
zern, und zu keinem einzigen Skandal hat er auch nur
eine einzige Silbe gesagt . Ich erwarte, dass Herr Kauder
hier einmal etwas zu den deutschen Rüstungsexporten
sagt .


(Beifall bei der LINKEN)


Klaus-Peter Willsch






(A) (C)



(B) (D)


Herr Pfeiffer ist leider nicht mehr da. Aber er, denke
ich, hat – da kommt er wieder – im wahrsten Sinne des
Wortes den Vogel abgeschossen, als er uns hier erzählt
hat, mit Rüstungsexporten würden Fluchtursachen be-
kämpft. Einen größeren Blödsinn habe ich in den letzten
zehn Jahren nicht gehört .


(Beifall bei der LINKEN)


Wir alle diskutieren hier rauf und runter darüber, dass
die deutschen Rüstungsexporte eine der Hauptfluchtursa-
chen sind, weil sie Krisen und Kriege massiv verschär-
fen. Saudi-Arabien kämpft und tötet derzeit im Jemen
mit deutschen Waffen . Das Land hat sogar eine Lizenz
von Heckler & Koch bekommen, um die Waffen zu pro-
duzieren – und sie laut Bundesregierung angeblich wie-
der nur im eigenen Land einzusetzen . Sie werden jetzt im
Kampf gegen die Huthi-Rebellen im Jemen eingesetzt .
Als Folge gibt es jetzt schon über 100 000 Flüchtlin-
ge . 80 Prozent der Bevölkerung sind von humanitärer
Hilfe abhängig. Diese Politik halten Sie auch noch für
richtig? Es ist unglaublich, was hier passiert . Da muss
sich die Bevölkerung angesichts der vielen Flüchtlinge,
mit denen wir es derzeit zu tun haben, wirklich an den
Kopf greifen . Und Sie reden weiterhin Rüstungsexpor-
ten das Wort, weil sie eine effektive Möglichkeit wären,
Fluchtursachen zu bekämpfen!


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: So ist es!)


Abstruser geht es wirklich nicht mehr.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich muss sagen: Dazu fällt mir überhaupt nichts mehr ein .

Da kann ich nur noch einmal auf heute Abend verwei-
sen und der Bevölkerung nahelegen: Schauen Sie sich
die Dokumentation „Meister des Todes“ in der ARD an!


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Aha! Jetzt wissen wir auch, warum diese Aktuelle Stunde durchgesetzt wurde!)


Wir sehen hier: Rüstungsexporte sind Geschäfte mit dem
Tod . Deswegen lehnen wir sie grundsätzlich ab .


(Beifall bei der LINKEN)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812329200

Vielen Dank, Frau Kollegin Hänsel. – Nächster

Redner in der Debatte ist der Kollege Westphal für die
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Bernd Westphal (SPD):
Rede ID: ID1812329300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wo-
rum geht es in dieser Aktuellen Stunde? Im Jahr 2008
wurden 1 393 nach Mexiko exportierte G36-Gewehre im
Rüstungsexportbericht des Wirtschaftsministeriums un-
ter der Verantwortung des damaligen Ministers Michael
Glos nicht registriert . Deshalb ist es unredlich, den jet-
zigen Wirtschaftsminister für dieses Versäumnis verant-

wortlich zu machen . Es ist jedoch unsere Aufgabe, diesen
Vorfall aufzuklären und dafür zu sorgen, dass so ein Ver-
säumnis nicht wieder vorkommt. Diesen Anspruch muss
ein Parlament haben .


(Beifall bei der SPD)


Nach den Informationen des Ministeriums, die uns
bis heute vorliegen, ist im Jahr 2008 eine Genehmigung
nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz aus dem Jahr 2007
zur Ausfuhr von G36-Gewehren nach Mexiko erweitert
worden . Für den Rüstungsexportbericht des Jahres 2007
konnten diese Lieferungen nicht mehr berücksichtigt
werden, da die Erhebung bereits abgeschlossen war, und
für 2008 wurden diese zusätzlichen Lieferungen nicht er-
fasst, weil sie aus der Ursprungsgenehmigung von 2007
resultierten . So ein Fehler hätte nicht passieren dürfen .
Wenn wir vom Wirtschaftsministerium einen Rüstungs-
exportbericht hier im Parlament vorgelegt bekommen,
müssen wir als Abgeordnete davon ausgehen, dass er
vollständig und verlässlich ist .


(Beifall bei der SPD)


Wie es nun 2007 und 2008 war, hat die Staatssekre-
tärin hier meiner Meinung nach gut vorgetragen . Das ist
sicherlich nicht in Ordnung gewesen; das hat sie zugege-
ben. Aber dieser Fall taugt nicht zur Skandalisierung, wie
es meine Vorredner hier versucht haben .


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Stimmt ja gar nicht! – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Davon hat niemand bei uns gesprochen! – Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Es geht doch um die Statistik!)


Damit sich so ein Fall in Zukunft nicht wiederholt,
sind erste Maßnahmen, auch beim BAFA, getroffen wor-
den . Eine Erweiterung von bereits erteilten Ausfuhrge-
nehmigungen ist grundsätzlich nicht mehr zulässig . Ich
denke, die Maßnahmen, die das Ministerium unter der
Leitung von Sigmar Gabriel hier getroffen hat, kann man
nur begrüßen .

Aber was auch zur Wahrheit gehört, ist, dass bereits
die Fragen hier im Parlament zu diesem Fall 2009 – da-
mals auf Anfrage des Abgeordneten Paul Schäfer von den
Linken – beantwortet wurden. Der damalige Staatssekre-
tär hat die genauen Stückzahlen genannt, bei denen ver-
säumt wurde, sie im Rüstungsexportbericht aufzuführen .
Ich denke, das ist etwas, was man mit erläutern muss.

Ebenso muss darauf hingewiesen werden, dass die
Bundesregierung seit einigen Jahren die Bearbeitung von
Ausfuhrgenehmigungsanträgen im Hinblick auf Klein-
waffen für Mexiko ganz ausgesetzt hat, weil es genau
die genannten Gründe gibt, diese Waffen nicht in diese
Region zu liefern .

Liebe Kolleginnen und Kollegen, durch die neuen
Transparenzmaßnahmen, die wir in dieser Legislatur-
periode eingeführt haben, werden das Parlament und
die Öffentlichkeit rechtzeitig und umfassend informiert.
Dieser Rüstungsexportbericht wird zeitnah und zweimal
im Jahr veröffentlicht. Das ist eine neue Entwicklung
und bedeutet eine wesentliche Verbesserung gegenüber
der bisherigen Praxis, dass die Veröffentlichung andert-

Heike Hänsel






(A) (C)



(B) (D)


halb Jahre gebraucht hat . Durch die Änderung der Ge-
schäftsordnung werden nun auch die Entscheidungen des
Bundessicherheitsrates dem Parlament und dem Wirt-
schaftsausschuss zeitnah mitgeteilt . Die Transparenz bei
Exporten von deutschen Rüstungsgütern wurde damit
erheblich verbessert .

Es zeigt sich, dass die bisherigen Mechanismen funk-
tionieren. Ich denke, dass hier den berechtigten Interes-
sen des Parlaments und der Öffentlichkeit Rechnung ge-
tragen wird, aber ich sage auch ganz deutlich: Wir dürfen
an diesem Punkt nicht stehen bleiben. Auch hier brau-
chen wir eine Weiterentwicklung.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-
rung hat im Juli 2015 auf Vorschlag des Bundesminis-
ters Sigmar Gabriel Eckpunkte für eine neue Regelung
zur Kontrolle des Endverbleibs von Rüstungsgütern be-
schlossen, die sogenannten Post-Shipment-Kontrollen .
Es gilt der Grundsatz „Alt gegen Neu“ . Daneben soll
künftig nachträglich vor Ort im Empfängerland auch
die Ausfuhr von Kleinwaffen in Drittstaaten kontrolliert
werden . Empfänger von Waffen in Drittländern müssen
sich künftig in den geforderten Endverbleibserklärungen
mit Kontrollen vor Ort einverstanden erklären. Die Vor-
bereitung und die Durchführung erfolgen durch das Bun-
desamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.

Die Bundesregierung hat sich in Bezug auf die Ex-
porte von Rüstungsgütern für eine strikte, restriktive
Politik ausgesprochen. Dies ist im Koalitionsvertrag
auch so verankert worden, ebenso wie die politischen
Grundsätze von 2000 über Rüstungsexporte . In den Koa-
litionsverhandlungen wurde darüber hinaus ausdrücklich
festgestellt, dass diese politischen Grundsätze weiterhin
Gültigkeit haben. Auf dieser Grundlage gibt es ebenfalls
einen europäischen gemeinsamen Standpunkt, der sich
diesem Thema widmet, sodass diese Regeln ebenfalls
gelten .

Vor allem hinsichtlich der Genehmigung von Klein-
waffen ist in den aktuellen Berichten zu sehen, dass diese
politischen Maßnahmen greifen und es erhebliche Redu-
zierungen gab . Das Volumen der genehmigten Exporte
von Kleinwaffen an Drittländer betrug im Jahr 2014 rund
22 Millionen Euro . Dieses ist auf 15 Millionen Euro re-
duziert worden . Daran sieht man, dass schon eine Wir-
kung eingetreten ist.

Durch die sozialdemokratische Regierungsbeteiligung
gibt es erfreuliche Fortschritte bei der Reduzierung und
der Kontrolle von Rüstungsgütern . Deshalb werden wir
den Wirtschaftsminister Gabriel auf diesem Weg weiter
unterstützen .

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812329400

Vielen Dank, Herr Kollege Westphal. – Nächster Red-

ner in der Debatte: Hans-Christian Ströbele für Bünd-
nis 90/Die Grünen .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich fand es in Ordnung, dass die Staatssekretärin Zypries
zugegeben hat, dass da etwas schiefgegangen ist, dass
nämlich 1 393 G36-Gewehre in dem Bericht nicht aufge-
taucht sind, und dass sie sich dafür entschuldigt hat . Frau
Zypries, es wäre vielleicht aber auch angemessen gewe-
sen, an dieser Stelle einmal etwas zu dem eigentlichen
Problem zu sagen, weshalb wir uns hier heute zu einer
Aktuellen Stunde treffen.


(Beifall der Abg. Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zuruf von der CDU/CSU: Nennen Sie uns einmal das eigentliche Problem!)


Dazu, dass mithilfe der Bundesregierung, mithilfe
deutscher Waffen, mithilfe der Waffenlieferungen, die
die Bundesregierung genehmigt hat, obwohl sie wissen
konnte und musste, dass diese Waffen in falsche Hände
geraten, unter anderem das Massaker in Iguala angerich-
tet worden ist, bei dem 5 Studenten zum Teil bestialisch
ermordet und 43 entführt worden sind, hätten Sie doch
einmal etwas sagen können. Sie hätten sagen können,
dass Sie das bedauern, dass es peinlich ist, dass in diesem
Zusammenhang G36-Gewehre auftauchen, und dass Sie
sich das zur Lehre dienen lassen . – Das hätte ich erwartet .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Stattdessen erzählt uns Herr Pfeiffer hier, dass es ei-
gentlich richtig ist, G36-Gewehre zu liefern .


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Ja!)


Er nennt Mali als Beispiel – gemeint war aber genauso
Mexiko –, und vielleicht hätte man noch mehr G36-Ge-
wehre liefern sollen . Dies wird dann immer damit zu
entschuldigen versucht, dass man sagt: Damit kann man
überhaupt erst rechtsstaatliche Verhältnisse herstellen,
Sicherheit in dem jeweiligen Land schaffen und verhin-
dern, dass es zu Flüchtlingen kommt und Menschen er-
mordet werden .

Wollen Sie nicht einmal zur Kenntnis nehmen, lieber
Herr Kollege, dass hier genau das passiert ist, was wir
immer befürchtet und angemahnt haben? Wir haben im-
mer gesagt: Es droht die Gefahr, dass vielleicht auch die
dortige Polizei, an die wir die Gewehre liefern, die fal-
sche Adresse sein kann. – Der Mann, der einen Studenten
mit einem G36-Gewehr bestialisch ermordet haben soll,
soll ein Polizist gewesen sein . Nehmen Sie doch einmal
zur Kenntnis: Es gibt keine „guten“ Waffenexporte, mit
denen Kriminalität verhindert werden kann, die Sicher-
heit schaffen und eine moralische Welt irgendwie in die
Wege leiten .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Dr . Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Natürlich gibt es die!)


Das ist genau der falsche Weg . Sie sollten vielleicht
das tun, was die Kollegin und auch ich gemacht haben,
nämlich einmal nach Mexiko fahren, um sich dort mit der
Regierung und der Industrie – oder wen Sie dort gerne

Bernd Westphal






(A) (C)



(B) (D)


besuchen –, aber auch mit Menschenrechtsorganisatio-
nen sowie mit Angehörigen von Betroffenen zu unterhal-
ten .

Ich war im April dort . Ich habe mit den Eltern eines
der entführten Studenten gesprochen . Ich habe mit einem
Studenten gesprochen, der sich gerade noch unter einem
Bus verbergen konnte und von dort aus die Tötung seiner
Kommilitonen miterlebte . Der hat mir das berichtet . All
denen war klar – sie haben das auch kritisiert und hervor-
gehoben –, mit welcher Waffenausrüstung die Polizei und
die Mafia – zum Teil zusammen – dort vorgehen. Dabei
handelte es sich unter anderem um G36-Gewehre . Lange
Zeit ist das bestritten worden, bis Fotos aufgetaucht sind,
auf denen man die Nummern der G36-Gewehre feststel-
len konnte. Man konnte auch genau feststellen, zu wel-
chem Zeitpunkt sie aus Deutschland dorthin geliefert
worden sind .

Das sollten Sie sich einmal merken, wenn Sie viel-
leicht in der Tradition der Bundeswehr denken: Wir ge-
hen dorthin, helfen beim Kriegführen bzw . beim Aus-
bilden . Wenn wir Waffen dorthin liefern, tun wir schon
sehr viel Gutes . – Das ist genau der falsche Weg . Diese
Lehre sollten Sie den Studenten in Iguala zuliebe ziehen .
43 sind verschwunden . Wahrscheinlich sind auch sie um-
gebracht und dann verbrannt worden. 5 sind klar getötet
worden .

Das alles ist mit dem Segen und sogar auf Anre-
gung – wahrscheinlich sogar auf Befehl – der örtlichen
Regierung geschehen . Das Militär und die Polizei waren
beteiligt. Sie alle waren zusammen mit der Mafia dort.
Das heißt, man kann in solchen Bürgerkriegsgebieten
sehr häufig gar nicht mehr unterscheiden, wer die Guten
und die Bösen sind, und man kann sich nicht fragen: Was
kann man da machen? Welche Seite muss man stärken?
Zumindest darf man keine Waffen mehr dorthin liefern,
um nicht das Risiko einzugehen, dass diese Waffen zur
grausamen Ermordung von Unschuldigen gebraucht und
missbraucht werden .

Wir treffen uns hier heute zur Aktuellen Stunde, um
darauf hinzuweisen; denn am Samstag ist der zweite Jah-
restag dieses Massakers. Sie sollten sich daran genauso
wie wir erinnern, und Sie sollten daraus für Ihre tägliche
Politik auch hier im Hause Schlussfolgerungen ziehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812329500

Vielen Dank, Hans-Christian Ströbele. – Der nächste

Redner in der Debatte ist Andreas Lämmel für die CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas G. Lämmel (CDU):
Rede ID: ID1812329600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Verehrter Herr Ströbele, Sie können sicher sein,
dass uns die Ereignisse in Mexiko nicht kalt lassen.


(Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon haben wir aber nichts gesehen!)


– Sorry! Langsam, langsam! – Dass die Verquickung mit
Mafia bzw. Kriminellen einer Demokratie unwürdig ist,
wird, glaube ich, in diesem Hause hier niemand bestrei-
ten .

Trotzdem muss man festhalten: Mexiko ist norma-
lerweise ein demokratisch verfasstes System. Es finden
Wahlen statt, es gibt eine Armee, die einer demokrati-
schen Kontrolle untersteht, und es gibt Polizeieinheiten,
die einer demokratischen Kontrolle unterstehen. Dass es
in Mexiko eine Verquickung zwischen all diesen mit den
Kriminellen gibt, ist natürlich ein Riesenproblem . Das ist
leider nicht nur in Mexiko so, sondern es gibt in der gan-
zen Welt viele Länder, wo wir das Gleiche finden. Dass
bei diesen Massakern, Entführungen und Morden mögli-
cherweise deutsche Waffen eine Rolle gespielt haben, ist
wirklich sehr bedauerlich. Das ist überhaupt keine Frage.
Aber Sie können das doch nicht in Zusammenhang mit
uns bringen und so tun, als ob Deutschland ein Ausrüster
für Gangster in der Welt ist .


(Beifall bei der LINKEN)


So stellen Sie das hier dar .


(Beifall bei der CDU/CSU – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Sie haben es auf den Punkt gebracht!)


Der Herr van Aken nutzt solche Vorfälle, um daraus
einen Skandal zu machen. Herr van Aken, ich habe es
Ihnen schon einmal gesagt: Ihre Parteivorgänger – das
ist noch nicht lange her; wir feiern dieses Jahr 25 Jahre
deutsche Einheit –, Ihre Vorgänger in der SED, waren
die größten Waffenhändler in der Welt . Diese haben zwi-
schen gerechten und ungerechten Kriegen unterschieden .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen Sie aber auch!)


Wer einen gerechten Krieg führte, wurde mit Waffen aus-
gerüstet, so war die Definition. Wer einen ungerechten
Krieg führte, wurde bekämpft. Diese damaligen Machen-
schaften verliefen ohne jegliche demokratische Kontrol-
le .

Man kann schon sagen: Wir sind jetzt viel weiter. Die
Rüstungsexportkontrolle in Deutschland geschieht auf
der Grundlage einer klaren Gesetzlichkeit. Die Grund-
sätze dafür haben Sie mitentwickelt, Herr Ströbele.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden aber nicht eingehalten!)


Hans-Christian Ströbele






(A) (C)



(B) (D)


Das sind die Grundsätze aus der rot-grünen Regierungs-
zeit .


(Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen Sie sie uns doch als Gesetz verabschieden!)


Insofern kann das, was wir in Deutschland machen, nicht
so schlecht sein .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden nicht eingehalten!)


– Sie werden eingehalten . Ich meine, die Staatsanwalt-
schaft wird in diesem Falle sehen, ob möglicherweise
Gesetzesverletzungen zu verzeichnen sind oder nicht .

Ich möchte die andere Seite Deutschlands hervorkeh-
ren, die überhaupt nie eine Rolle spielt . Deutschland ist
einer der größten Abrüster in der Welt . Das wird immer
völlig vergessen und nirgendwo diskutiert. Aktuelles Bei-
spiel ist die Streumunition . Diejenigen, die sich mit dem
Thema befassen, kennen das genau: Deutschland hatte
die größten Mengen an Streumunition in seinen Lagern
liegen und hat – vorfristig – gemäß der UNO-Konvention
die gesamte Streumunition vernichtet . Russland, China,
Brasilien und andere Länder haben die Konvention noch
nicht einmal unterschrieben .

Ich erinnere auch an die Vernichtung der Giftgasbe-
stände aus Syrien . Das war ein großer Beitrag für die Re-
gion, der dazu diente, dem syrischen Regime die Giftgas-
waffen aus der Hand zu nehmen . Deutschland war sofort
und an vorderster Stelle mit dabei .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich denke an die Abrüstung der russischen Atom-U-
Boot-Flotte . Mehrere 100 Millionen Euro haben wir in
das Projekt gesteckt, damit russische U-Boote die Welt
nicht mehr unsicher machen können. Ich denke auch an
den zivilen Aufbau in Afghanistan, der uns sehr viel Geld
gekostet hat und der Friedenssicherung unter militäri-
schem Schutz gedient hat .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 50 Prozent sind in die Korruption gegangen!)


Wissen Sie, man muss all das im Zusammenhang se-
hen. Ich komme auf das Beispiel zurück, das Kollege
Pfeiffer angeführt hat und bei dem Sie gesagt haben: Es
gibt keinen Zusammenhang zwischen Flüchtlingsströ-
men und der Rolle Deutschlands in der Welt . – Natürlich
ist das so .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich!)


Wenn wir in Somalia versuchen, einen zusammen-
gebrochenen Staat wieder aufzubauen, ihm wieder zu
staatlicher Macht zu verhelfen – das Gleiche gilt auch
für Mali und andere Länder in der Welt –, dann heißt das
natürlich: Wenn man Streitkräfte oder eine Polizei auf-
bauen will, dann muss man diesen Menschen eine Waffe
geben. Sie können natürlich mit Holzstöcken losgehen;
das ist klar. Dann haben sie aber keine Chance gegen die
Kriminellen . Sie brauchen einfach Waffen . Leider – das
ist nun einmal so – muss jemand die Ausrüstung bereit-

stellen. Deutschland liefert Waffen in die Welt; gar keine
Frage . Aber die Grundsätze, nach denen diese Waffenex-
porte genehmigt werden, sind die schärfsten und härtes-
ten in der Welt; das wissen Sie ganz genau.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Deswegen wird auch so viel exportiert!)


Ich sage zusammenfassend: Die Sache mit den Waf-
fenlieferungen nach Mexiko ist für alle erschütternd.
Aber, Herr van Aken, sie kann nicht dazu dienen, die
Rolle Deutschlands zu skandalisieren; das möchte ich
Ihnen noch einmal ganz deutlich sagen .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812329700

Vielen Dank, Herr Lämmel. – Nächster Redner in un-

serer Aktuellen Stunde ist Frank Schwabe für die SPD.


(Beifall bei der SPD)



Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1812329800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Verehrte Damen und Herren! Ich finde, dass dies in der
Tat eine richtige und wichtige Debatte ist . Es ist gut, dass
wir sie hier führen . Es ist schon Werbung für den Film,
der heute Abend läuft und den auch ich sehr gut finde,
gemacht worden. Ich glaube, Schleichwerbung kann man
uns nicht unterstellen . So viele schauen sich die Debatte
wahrscheinlich nicht an . Aber es ist eine wichtige De-
batte .

Es ist auch wichtig, Herr van Aken – das war auch bei
Ihnen, Frau Brugger, ein bisschen so –, dass wir zwischen
Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden. Es ist eben ein
Film, und nicht alles, was darin vorkommt, entspricht am
Ende der Wahrheit .

Es gibt ein paar Hinweise, dass es Verquickungen gab,
die untersucht werden müssen .


(Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Sehr konkrete Hinweise!)


Es gibt in Deutschland aber die Gewaltenteilung, und
letzten Endes sind die Gerichte dafür zuständig, genau zu
untersuchen, um was es sich dabei handelt .

Der Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bun-
destages wird in einigen Tagen nach Mexiko reisen. Ei-
gentlich steht die Reise unter der Überschrift Wirtschaft
und Handel im Zusammenhang mit Menschenrechten,
aber natürlich werden wir uns die Lage vor Ort ansehen .
Wir werden der Frage nachgehen, was dort passiert ist,
und wir werden uns vor allen Dingen damit befassen, wie
das eigentlich in Zukunft wird.

So gut es ist, dass es jetzt neue Regelungen gibt: Zen-
tral ist, glaube ich, am Ende, dass diese Regeln auch kon-
trolliert werden. Das wird der Lackmustest sein, ob das,
was es jetzt an guten neuen Grundsätzen gibt, dann auch
mit Leben gefüllt wird .

Sigmar Gabriel und auch die Sozialdemokratische
Partei stehen dafür, dass es eine strengere Rüstungskon-
trolle geben soll. Damit hat er nicht nur Panzer, Raketen

Andreas G. Lämmel






(A) (C)



(B) (D)


und U-Boote gemeint, sondern vor allen Dingen soge-
nannte Kleinwaffen . Man wundert sich immer über den
Begriff „Kleinwaffen“ . Wenn man diese Waffen sieht,
zeigt sich, dass es alles andere als kleine Waffen sind. Ein
Zitat von Sigmar Gabriel vom Mai: Es sind Kleinwaffen,
die in Bürgerkriegen die meisten Menschenleben kosten.

In der Tat, darüber wird zu diskutieren sein. Aber
Sigmar Gabriel, die Sozialdemokratie und die gesamte
Bundesregierung werden sich daran messen lassen müs-
sen, und dazu muss man eine entsprechende Bilanz vor-
legen .

Ich finde, das, was Sigmar Gabriel dazu gesagt hat,
hebt sich wohltuend von manchen Debattenbeiträgen ab,
die auch heute in diesem Hause gehalten wurden, und
damit meine ich durchaus mehrere Fraktionen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Vielen Dank! Das musste einmal gesagt werden, oder?)


– Bitte sehr .

Heute Abend gibt es den Themenabend mit dem Film
„Meister des Todes“ in der ARD . Ich will noch einmal sa-
gen, dass es ein sehenswerter, spannender und wichtiger
Film ist . Wir hatten über Amnesty International eine Art
Vorpremiere im Deutschen Bundestag organisiert . Dabei
hat Rainer Arnold, unser verteidigungspolitischer Spre-
cher, für die Sozialdemokraten gesprochen. Es ist mir
auch wichtig, dass wir zwischen den Menschenrechtlern
und denjenigen unter den Wirtschaftspolitikern, Vertei-
digungspolitikern und Außenpolitikern, die für Latein-
amerika zuständig sind, eine gemeinsame Linie haben.
Er hat deutlich gemacht, dass es auch bei Waffenexporten
verteidigungspolitische Interessen gibt . In dieser Ansicht
unterscheiden wir uns unter den Fraktionen im Haus.
Aber es ist keine zentrale wirtschaftspolitische Frage,
und es darf auch keine zentrale wirtschaftspolitische Fra-
ge sein . Ich glaube, es wäre falsch, wenn wir die Dinge
so diskutieren würden.


(Beifall bei der SPD)


Auch das muss ehrlich gesagt werden – dabei bricht
einem kein Zacken aus der Krone –, dass beim Export
von Waffen nach Mexiko ziemlich viel schiefgegangen
ist . Das ist ganz offensichtlich . Dabei gab es anscheinend
kriminelle Energie, und das muss juristisch aufgearbeitet
werden. Dazu kommt – das ist aber eine andere Frage –
ein Dokumentationsversäumnis der Bundesregierung,
das von der Staatssekretärin auch offen eingeräumt wur-
de – auch dabei bricht einem kein Zacken aus der Kro-
ne –, dass es scheinbar keine bewusste Verschleierung
sein sollte, sondern eher sozusagen ein Fehler im System
war . Das wird angesichts der Dimension der Zahlen et-
was deutlicher . Dass man die Lieferung von 8 000 oder
9 000 Waffen eingesteht und 1 300 verschleiern wollte,
macht für die öffentliche Debatte keinen Sinn.

Kleinwaffen – um auch das noch einmal klarzu-
machen – töten jedes Jahr bis zu einer halben Million
Menschen . Das heißt, ungefähr 1 000 Menschen pro Tag
sterben durch Kleinwaffen . Weltweit gibt es 900 Millio-
nen Kleinwaffen, und viele davon sind in der Tat in den
falschen Händen. Dort sind sie irgendwie hingekommen,
und deswegen muss man beim Export ganz vorsichtig

sein . Heide Simonis hat sie als frühere Vorsitzende von
UNICEF Deutschland als „Massenvernichtungswaffen
unserer Zeit“ bezeichnet .

Tatsache ist, dass mit Kleinwaffen aus Deutschland in
Teilen der Welt großes Unheil angerichtet wurde . Das hat
etwas damit zu tun, dass die Regeln und die Kontrolle
nicht gestimmt haben. Beides hat nicht funktioniert. Des-
wegen ist es gut – das ist schon angesprochen worden –,
dass es neue Grundsätze für den Export von Kleinwaf-
fen gibt, nämlich den Grundsatz „Neu für Alt“, der auch
wirklich effizient umgesetzt werden muss – es muss eine
effiziente Endverbleibskontrolle geben –, und dass zum
Beispiel nach Mexiko zurzeit überhaupt keine Waffen
geliefert werden, weil nicht sicherzustellen ist, in wel-
chen Händen die Waffen in Mexiko landen.

Wenn wir in Mexiko sind, werden wir sicherlich auch
den Militärattaché treffen . Ich habe schon den einen oder
anderen Militärattaché getroffen und war mir nie ganz si-
cher, wie er seine Aufgabe sieht. Ich finde, die erste Auf-
gabe eines Militärattachés muss sein, für die Rüstungs-
exportkontrolle zu sorgen und sie entsprechend effizient
umzusetzen .

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Meistens für die Deals!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812329900

Vielen Dank, Kollege Schwabe. – Nächster Redner

in der Aktuellen Stunde: Helmut Nowak für die CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Helmut Nowak (CDU):
Rede ID: ID1812330000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Seit 2000 informiert die Bundesregierung
regelmäßig über deutsche Rüstungsexporte durch den
jährlichen Rüstungsexportbericht . Wie im Koalitionsver-
trag vereinbart, wollen wir für mehr Transparenz sorgen .
Das ist uns auch gelungen . So gibt es seit 2014 zusätzlich
einen halbjährlichen Zwischenbericht . Damit wird die
Öffentlichkeit detailliert informiert, in welche Länder die
Exporte gehen, wie viele Genehmigungen es gab, welche
Güter versendet wurden und um welchen Gesamtwert es
sich handelt . Das geschieht bei jedem einzelnen Auftrag,
auch bei dem Export nach Mexiko. Dass die Genehmi-
gung von 1 393 G36-Sturmgewehren im Jahr 2008 nach
Mexiko nicht im entsprechenden Rüstungsexportbericht
aufgeführt wurde, ist ein Fehler; so etwas darf nicht pas-
sieren. Aber unsere Parlamentarische Staatssekretärin hat
dazu sehr deutlich gesagt – deshalb will ich dazu keine
näheren Ausführungen machen –, wie es dazu kam und
wie in Zukunft solche Fehler verhindert werden. Sie hat
sich zudem im Namen der Bundesregierung entschul-
digt. Sie, Herr van Aken, haben das im Ausschuss bereits
positiv bewertet . Es war sinnvoll, dass das so verlaufen
ist. Die Situation ist also weitgehend aufgeklärt. Aller-
dings werden die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen
möglicherweise noch etwas andauern . Spätestens mit der

Frank Schwabe






(A) (C)



(B) (D)


schriftlichen Anfrage des Kollegen Schäfer von 2009 hat
die Bundesregierung die Genehmigung der Ausfuhr der
G36 öffentlich bekannt gegeben.

Nach meiner Ansicht wollen die Linken diesen ein-
gestandenen Fehler offensichtlich dazu nutzen, wieder
einmal über Rüstungsexporte zu diskutieren, diese zu
diskreditieren und möglichst generell zu stoppen.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Eine üble Kampagne! Ein ganz übles Ansinnen!)


Deshalb möchte ich generell einige Ausführungen zu
den Rüstungsexporten machen . Im Vergleich zu anderen
Ländern auch und gerade im transatlantischen Bündnis
haben wir uns für klar definierte Hürden bei der Geneh-
migung und der Kontrolle von Rüstungsexporten aus-
gesprochen, wie Sie wissen . Angenommen, wir würden
sämtliche Rüstungsexporte verbieten: Was würde das
bringen? Würde dadurch auch nur ein Krieg verhindert
werden? Ich glaube es nicht . Die Folge wäre lediglich,
dass unsere Exporte dann von anderen Ländern über-
nommen würden, deren Kontrollen und Anforderungen
an den jeweiligen Partner eher geringer ausfallen .

Zudem träfen die negativen Folgen eines generellen
Verbots von Rüstungsexporten einzig und allein uns
selbst . Ein generelles Verbot der Ausfuhr deutscher Si-
cherheitsprodukte würde in vielen Fällen das Ende von
Entwicklung und Produktion von Sicherheitsgütern in
Deutschland bedeuten . Als Ergebnis stünde der Verlust
von zehntausend Arbeitsplätzen fest . Noch bedeutender
allerdings wäre, dass unser Land dann vollständig ab-
hängig von Importen würde und wir die Kontrolle über
unsere eigene nationale Sicherheit verlieren würden . Das
kann nicht Ziel einer verantwortungsvollen Außen- und
Sicherheitspolitik sein. Es ist jedenfalls nicht das Ziel der
Großen Koalition .

Wir sollten uns nicht verunsichern lassen . Die deut-
sche Rüstungsexportpolitik war immer eine Politik der
Selbstbeschränkung, die darauf abzielte, unsere Stan-
dards europaweit, bündnisweit und letztendlich internati-
onal durchzusetzen . Das muss weiterhin unser Ziel sein .
Aber das erreichen wir nicht durch ein Verbot der Rüs-
tungsexporte; denn das würde unsere auf Transparenz
und Nachvollziehbarkeit aufbauende Politik konterka-
rieren, ganze Industriebereiche und deren Arbeitsplätze
vernichten und uns letztendlich eine fatale Abhängigkeit
bescheren, ohne dass dadurch die Gesundheit oder gar
das Leben der Menschen in anderen Ländern geringer
gefährdet würde, da es lediglich zur Substitution der Lie-
feranten käme, insbesondere aus Ländern ohne unsere
strengen Waffenexportbestimmungen .

Abschließend: Wir wollen unsere wettbewerbsfähigen
Unternehmen erhalten und Technologien im Inland för-
dern . Wir wollen bei den Kontrollen von Rüstungsexpor-
ten weiterhin weltweit Standards setzen und mit gutem
Beispiel vorangehen . Wir wollen unseren Bürgern auch
in Zukunft eine wirksame Landesverteidigung garantie-
ren . Wir wollen anderen Ländern dieselbe sichere und
stabile Landesverteidigung nicht verwehren . Deshalb
halten wir Rüstungsexporte für unverzichtbar, allerdings
bei Beibehaltung der strengen Kontrollen der Rüstungs-
exporte . Es wäre gut, wenn wir nicht außer Acht ließen,

was andere Länder wie Russland und China machen .
Dann brauchten wir uns nicht permanent mit uns selbst
zu beschäftigen .

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jan van Aken [DIE LINKE]: Das ist Ihnen unangenehm! Das ist Ihnen echt unangenehm!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812330100

Danke, Herr Nowak. – Nächster Redner in der Debat-

te: Klaus Barthel für die SPD .


(Beifall bei der SPD)



Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1812330200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich finde es gut, dass wir über diese Vorgänge bei den
Rüstungsexporten nach Mexiko sprechen, zum einen,
weil wir so noch einmal über Lücken diskutieren kön-
nen, die es in der Exportpraxis bisher gegeben hat, und
zum anderen, weil wir noch einmal über die Situation in
Mexiko sprechen können. Ich glaube, beide Themen sind
es wert, hier beleuchtet zu werden .

Kollege Pfeiffer, ich finde es richtig und wichtig, dass
wir in diesem Zusammenhang einmal über Fluchtursa-
chen reden. Man kann sich das Ganze in Mexiko gut an-
schauen, woher jährlich Hunderttausende von Menschen
in die USA fliehen. Die Frage, die wir hier diskutieren
müssen, ist, ob diese Menschen deswegen fliehen, weil
es in Mexiko zu wenige Waffen, auch bei der Polizei und
beim Staat, gibt oder ob es nicht vielleicht umgekehrt ist:
dass in diesem Land viel zu viele Waffen unterwegs sind,
vor denen die Menschen flüchten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Man kann anhand der Fluchtursachen gut erkennen,
wohin es führt, wenn die USA zum Beispiel ihre Ab-
schiebungen von illegal immigrierten Mexikanerinnen
und Mexikanern in den letzten Jahren verfünffacht ha-
ben – auf 360 000 – und welche Basis für Kriminalität
und Gewalt diese aus den USA zurückgeschobenen Men-
schen in diesem Land bedeuten .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht nur in Mexiko! Genauso in El Salvador!)


Auch diese Debatte lohnt sich im Vergleich zu der, die
wir hier über die deutsche Praxis führen .

Ich glaube, dass wir insgesamt Mexiko gerecht wer-
den müssen, dass wir es differenziert betrachten müssen .
Für uns ist es ein wichtiger Partner, auch wirtschaftlich .
Es wird dort viel investiert, gerade aus der Bundesrepu-
blik. Es gibt dort eine sehr exportorientierte Industrie,
größer als im gesamten restlichen Lateinamerika. Mexi-
ko engagiert sich zum Beispiel im Rahmen des ATT, also
des Vertrages zur Bekämpfung von Rüstungshandel. Es
will dabei die erste Vertragsstaatenkonferenz ausrichten.

Helmut Nowak






(A) (C)



(B) (D)


Da gibt es also Anknüpfungspunkte für eine Zusammen-
arbeit .

Wir müssen aber umgekehrt auch sehen, dass die Hälf-
te der Menschen in Mexiko in bitterer Armut lebt, dass
die Ungleichheit weiter zunimmt, auch unter den Bedin-
gungen einer neoliberalen Politik. Selbst in der erfolg-
reichen Autoindustrie sind die Löhne in den letzten fünf
Jahren um 10 Prozent gesunken. Gleichzeitig nehmen
Gewalt, Verbrechen und Drogen zu . 500 000 Menschen
leben direkt vom Drogenhandel, und eine kaum schätz-
bare Zahl Menschen lebt indirekt davon. Es herrscht ein
hohes Maß an Straflosigkeit. Die Kriminalität nimmt
trotz all der Waffen zu, die da unterwegs sind und die
auch der Staat bekommt. Wir haben es also mit einem
schwachen Staat zu tun, der zum Teil auch noch von der
organisierten Kriminalität unterwandert ist . Das Vertrau-
en der Bevölkerung in diesen Staat ist äußerst gering.

Deswegen schaut es dort mit der inneren Sicherheit so
aus, wie es dort aussieht . Die Rüstungsausgaben sind in
den letzten zehn Jahren verdoppelt worden . Die Polizei
wurde ausgerüstet und vergrößert . Das Militär wurde als
Ordnungsfaktor im Inneren eingesetzt. Trotzdem entste-
hen noch Bürgerwehren, die die Leute dort selber organi-
sieren, weil sie sich gegen Verbrechen schützen wollen .
Die Menschenrechtsverletzungen bleiben .

Aber man muss auch sagen – insofern müssen wir
in dieser Debatte immer ein bisschen aufpassen, wenn
wir über G36 sprechen -: 90 Prozent der Gewehre, die in
Mexiko unterwegs sind, stammen aus den USA, weil es
einen schwunghaften Handel Drogen gegen Waffen gibt:
Aus Mexiko kommen die Drogen, und dorthin kommen
dann aus den USA Waffen zurück. Deutsche Lieferanten
von Gewehren sind also nicht die einzigen . Das Ganze
muss man einmal in der richtigen Relation sehen .

Was folgt aus alledem? Ich hätte eigentlich gehofft,
dass wir dieses Thema heute ein bisschen breiter be-
trachten. Über Rüstungsexportpolitik in Deutschland ist
geredet worden . Wir haben schon Konsequenzen gezo-
gen. Herr van Aken, Sie werden zugeben müssen: Allein
schon das, was Sie inzwischen an Informationen von
dieser Bundesregierung in diesem Bereich bekommen,
unterscheidet sich meilenweit von dem, was in dem Zeit-
raum geschehen ist, über den wir hier reden . Da hat sich
wirklich vieles verändert. Über andere Sachen ist schon
geredet worden . Mir würde noch daran liegen, dass wir
über die Frage „Wo hapert es denn jetzt noch im Bereich
der Kontrollen?“ sprechen . In diesem Zusammenhang
sollten wir auch über die Frage der Sanktionen reden,
also darüber: Was passiert eigentlich, wenn zum Beispiel
Endverbleibsklauseln nicht eingehalten werden? Darü-
ber weiter zu reden, lohnt sich wirklich.

Ebenfalls lohnt es sich, über unsere Beziehungen zu
Mexiko weiter zu reden. Ich denke, hier braucht es ein-
mal eine kritische Bestandsaufnahme. Man konzentriert
sich momentan sehr stark auf den Sicherheitsbereich. Es
gibt jetzt eine neue binationale Kommission, deren The-
men auf die Felder Wirtschaft, Umwelt, Kultur, Wissen-
schaft usw . ausgeweitet werden . Aber was wir doch se-
hen müssen, ist, dass das alles nicht reicht . Wir brauchen
mehr Rechtsstaatsdialog, mehr sozialen Dialog in diesem

Land, mehr soziale Gerechtigkeit, eine Stärkung der Zi-
vilgesellschaft, humanitäre Hilfe, zum Beispiel für die
Transmigranten, die durch dieses Land gehen, die auch
Nahrung für die Kriminalität dort sind . Wir brauchen
eine neue Handelspolitik, auch zu Mexiko.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812330300

Und wir brauchen das Ende der Rede .


(Heiterkeit)



Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1812330400

Herr Kollege Pfeiffer, ich finde ganz toll, was ich von

Ihnen gelesen habe: Wir brauchen auch eine neue Dro-
genpolitik. – Das hat auch viel mit den Sicherheitspro-
blemen und mit der Gewalt in Mexiko zu tun.


(Beifall bei der SPD – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Darauf wären wir jetzt nicht gekommen, Kollege Barthel!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812330500

Vielen Dank, Kollege Barthel. – Die letzte Redne-

rin in dieser Debatte ist Julia Obermeier für die CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Julia Bartz (CSU):
Rede ID: ID1812330600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Der Rüstungsexportbericht der Bundesregie-
rung für das Jahr 2014 zeigt, dass wir eine sehr zurückhal-
tende Exportpolitik verfolgen. Vor allem für den Export
in Entwicklungsländer und den Export von Kleinwaffen
wurde die Zahl der Genehmigungen drastisch reduziert .


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Realsatire! Sind wir jetzt bei der Anstalt?)


Der Gesamtwert der genehmigten Ausfuhren von Rüs-
tungsgütern ging deshalb gegenüber dem Vorjahr erheb-
lich zurück: von 5,87 Milliarden Euro auf 3,97 Milliar-
den Euro . Das sind insgesamt gut 1,8 Milliarden Euro
weniger .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sehr geehrte Damen und Herren, die deutsche Wirt-
schaft lebt zu einem Großteil vom Export . Der Export ist
ein wesentlicher Faktor für unseren Wohlstand.


(Dr. Karamba Diaby [SPD]: Richtig! Nicht die Waffen!)


Das gilt aber auch für die hochtechnologische Luft-
und Raumfahrt sowie für die Wehrtechnik. An ihr hän-
gen Zigtausende Arbeitsplätze . Derzeit sind es circa
80 000. Durch den Ausstrahlungseffekt kommen weitere
200 000 Arbeitsplätze dazu .

Ihre Kollegen von den Linken im Wolgaster Stadtrat,
Herr van Aken, haben bereits schlüssig erklärt, welche
Bedeutung der Export von Rüstungsgütern hat . So er-
kennen Ihre Parteigenossen den Bau von 100 Patrouil-

Klaus Barthel






(A) (C)



(B) (D)


lenbooten für Saudi-Arabien als Bereicherung für die
Region an .


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Stimmt nicht! Ich habe mit denen geredet! Ich war da! Die haben das geändert!)


– Ich zitiere, Herr van Aken, aus einer Pressemitteilung
Ihrer Kollegen, nämlich von der Linksfraktion im Wol-
gaster Stadtrat, vom 3 . März 2014 .


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Genau! Im April war ich da! Ab Mai haben sie eine andere Meinung gehabt! Das ist schon alles erledigt!)


Sie schreiben dort, der Export bringe – ich zitiere – „eine
Perspektive für viele Familien in Wolgast und Umge-
bung“ . Und:

Auszubildende haben ... wieder eine Zukunft. Es
lohnt sich hierzubleiben!

So viel zur regionalen Auswirkung von Rüstungsexpor-
ten .


(Jan van Aken [DIE LINKE]: Ein bisschen alt, Frau Obermeier! – Karin Binder [DIE LINKE]: Schon mal über Konversion nachgedacht?)


Aber auch bei globaler Betrachtung haben wir als eine
der größten Handelsnationen der Welt ein vitales Interes-
se daran, weiterhin Rüstungsgüter herzustellen und auch
zu exportieren .


(Karin Binder [DIE LINKE]: Vitales Interesse im Zusammenhang mit Rüstung! Wunderbar!)


Natürlich ist jeder Rüstungsexport eine delikate politi-
sche Entscheidung, aber auch eine wichtige, die sowohl
außen- und sicherheitspolitische, als auch industriepoliti-
sche Fragen betrifft . Diese Fragen sollten wir uns stellen .

Wir sollten uns auch fragen: Welche Industriepolitik
wollen wir im Rüstungsbereich? Wenn wir keinerlei Rüs-
tungsexporte wollen, dann müssen wir den 80 000 Be-
schäftigten in der wehrtechnischen Industrie aber auch
sagen: Verlasst unser Land!


(Frank Schwabe [SPD]: Verlasst unser Land?)


Unsere Partner im Ausland rollen ihnen den roten Tep-
pich aus; denn dort gibt es wenige bis keinerlei Bedenken
bei Rüstungsexporten .


(Doris Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schlimm genug!)


Unsere Nachbar- und Partnerländer haben sogar ein
großes Interesse daran, unsere qualitativ hochwertigen
wehrtechnischen Produkte zu bekommen.

Wir sollten uns also genau überlegen, was wir wollen,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, wollen wir liefern nach Mexiko oder nicht?)


außen- und sicherheitspolitisch, aber auch industriepo-
litisch: Wollen wir einen unwiderruflichen Abfluss von
Kompetenz und hochqualifizierten Arbeitskräften? Wol-
len wir uns abhängig machen von Lieferungen anderer
Nationen, oder wollen wir weiterhin modernstes Materi-
al und bestes Gerät zum Schutz unserer Soldatinnen und
Soldaten selbst entwickeln können?

Unsere Produkte gehören zu den weltweit besten. Ihre
Weiterentwicklung liegt in unserer Verantwortung.

In unserer Verantwortung liegt aber auch, dass wir die
deutschen Rüstungsexporte gewissenhaft gestalten und
kontrollieren; das tun wir auch.

Um mehr Transparenz zu schaffen, haben wir be-
schlossen, dass der Rüstungsexportbericht noch vor der
Sommerpause des Folgejahres veröffentlicht und jeweils
im Herbst ein Zwischenbericht vorgelegt wird . Die Bun-
desregierung informiert zudem den Deutschen Bundes-
tag innerhalb von zwei Wochen über positive Entschei-
dungen des Bundessicherheitsrats .

Sehr geehrte Damen und Herren, Rüstungsexporte
sind ein wichtiges Werkzeug unserer Außen- und Sicher-
heitspolitik. Sie sind auch notwendig für den Fortbestand
unserer unabhängigen, hoch technologisierten wehr-
technischen Industrie. Diese Industrie und ihre Produkte
brauchen wir zum Schutz unserer Soldatinnen und Sol-
daten . Für die haben wir alle hier im Hohen Haus eine
große Verantwortung zu tragen .

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1812330700

Vielen Dank, Frau Kollegin Obermeier. – Damit ist

diese Aktuelle Stunde beendet. Wir sind am Schluss un-
serer heutigen Tagesordnung .

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf morgen, Donnerstag, den 24 . September 2015,
9 Uhr, ein. Da geht es um die Flüchtlingspolitik und um
die Nachhaltigkeitsziele. Es wäre gut, wenn man das
ganz in Ihrem Sinne miteinander verbindet, dass wir auch
darüber einmal reden .

Die Sitzung ist damit geschlossen . Ich wünsche Ihnen
noch einen schönen Restmittwoch .