Protokoll:
18016

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 18

  • date_rangeSitzungsnummer: 16

  • date_rangeDatum: 19. Februar 2014

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:09 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/16 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 16. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde Drucksache 18/527 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1161 B Mündliche Frage 1 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Steuerung des Milchmarktes für den Aus- stieg aus dem Milchquotensystem 2015 Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1161 B Zusatzfragen Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 1161 D Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1162 B Mündliche Frage 2 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Ergebnis des Abschlussberichts zum soge- nannten Blutschwitzen bei Kälbern Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1162 D Zusatzfragen Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 1163 A Mündliche Frage 5 Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einsatz der „Lotsen für Einsatzgeschä- digte“ Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1163 D Zusatzfrage Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1164 A Mündliche Frage 7 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einsatz der von der Bundeswehr ange- schafften Mobilen Geschützten Fernmel- deaufklärungssysteme der Plath GmbH Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1164 C Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1164 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1165 B Mündliche Frage 8 Andrej Hunko (DIE LINKE) Aufbau eines Kommandos „Computer Netz- werk Operation“ der Bundeswehr Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1165 C Zusatzfragen Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1166 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 Mündliche Frage 9 Andrej Hunko (DIE LINKE) Übungsflüge und Abstürze von Drohnen des Typs LUNA Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1166 D Zusatzfragen Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1167 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1167 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1168 A Mündliche Frage 12 Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterstützung für die Haltung der franzö- sischen Regierung als Verfechterin der EU- Richtlinie zur Frauenquote Antwort Elke Ferner, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1168 C Zusatzfrage Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1168 C Mündliche Frage 13 Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Thematisierung der Frauenquote beim Treffen der Arbeits- und Sozialminister der Europäischen Union am 10. März 2014 Antwort Elke Ferner, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1169 A Mündliche Frage 14 Kathrin Vogler (DIE LINKE) Beteiligung der Firma Booz & Company an der Entwicklung von Sicherheitsverfah- ren für die elektronische Gesundheitskarte Antwort Ingrid Fischbach, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1169 B Zusatzfragen Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1169 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1170 C Mündliche Frage 15 Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einführung eines Handypfandes zur Ver- besserung der Rücklaufquoten von Handys und Smartphones Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1170 D Zusatzfragen Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1171 B Mündliche Frage 17 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auslegung der Nachkühlsysteme für das Atomkraftwerk Gundremmingen Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1172 A Zusatzfragen Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1172 B Mündliche Frage 31 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Teilnahme von Bundeswehrsoldaten an der EU-Ausbildungsmission EUTM am Flug- hafen Mogadischu in Somalia Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1173 A Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1173 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1174 A Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1174 C Mündliche Frage 32 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Verlegung des Hauptquartiers der Mission EUTM Somalia Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1174 D Zusatzfrage Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1175 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 III Mündliche Frage 33 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Studierendenproteste im Kosovo Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1175 C Zusatzfrage Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1175 D Mündliche Frage 34 Christine Buchholz (DIE LINKE) Beziehungen zwischen der Europäischen Mission EUFOR RCA und den zentralafri- kanischen Regierungstruppen FACA Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1176 A Zusatzfragen Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1176 B Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1176 C Mündliche Frage 35 Christine Buchholz (DIE LINKE) Begleitschutz durch die deutsche Marine beim Transport syrischer Giftgasbestände über das Mittelmeer Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1177 A Zusatzfragen Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1177 A Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 1177 C Mündliche Frage 37 Martina Renner (DIE LINKE) Erhebung und Austausch von Daten be- treffend Journalistinnen und Journalisten durch das Landesamt für Verfassungs- schutz Niedersachsen und das Bundesamt für Verfassungsschutz Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1178 A Zusatzfrage Martina Renner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1178 B Mündliche Frage 38 Martina Renner (DIE LINKE) Datenspeicherung im Nachrichtendienstli- chen Informationssystem NADIS Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1178 C Zusatzfragen Martina Renner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1178 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktio- nen der CDU/CSU und SPD: Umgang in der Bundesregierung und im Deutschen Bun- destag mit den Vorwürfen gegen Sebastian Edathy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1179 B Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 1179 B Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 1180 C Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1181 D Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1182 D Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1183 D Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1185 C Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 1186 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1187 C Dr. Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1188 C Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1189 C Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1190 B Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1191 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1192 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1193 A Anlage 2 Mündliche Frage 3 Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gespräche mit Herstellern genetisch ver- änderter Pflanzen und anderen Interessen- vertretern zur Situation der Grünen Gen- technik in der EU Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1193 C IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 Anlage 3 Mündliche Frage 4 Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gespräche mit dem kanadischen Agrarmi- nister Gerry Ritz über eine mögliche Lo- ckerung der EU-Regeln für gentechnisch veränderte Lebensmittel Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1193 D Anlage 4 Mündliche Frage 6 Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Sitzung des Rüstungsboards im BMVg im Januar 2014 Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1194 A Anlage 5 Mündliche Frage 10 Inge Höger (DIE LINKE) Übungen mit unbemannten Luftfahrzeu- gen in Sachsen-Anhalt und angrenzenden Bundesländern Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1194 B Anlage 6 Mündliche Frage 11 Inge Höger (DIE LINKE) Entwicklungsvertrag für das Spionagemo- dul ISIS Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1194 D Anlage 7 Mündliche Frage 16 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Beim Bundesamt für Strahlenschutz an- hängige Zwischenlagergenehmigungsver- fahren und Behälter- bzw. Behältertypzu- lassungsanträge Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1195 A Anlage 8 Mündliche Fragen 18 und 19 Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Abgabepflichten für CO2-Emissionen inner- europäischer Flüge von Fluggesellschaften aus Drittstaaten und Erlass von Zahlungs- bescheiden an die Betreiber Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1196 C Anlage 9 Mündliche Frage 20 Heike Hänsel (DIE LINKE) Wasserversorgung in palästinensischen Ge- bieten Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1197 A Anlage 10 Mündliche Fragen 21 und 22 Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Besetzung des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Bauhaus Dessau Antwort Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1197 B Anlage 11 Mündliche Fragen 23 und 24 Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Rücktritt des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Bauhaus Dessau und Folgen für die Umsetzung der Konzeption des 100- jährigen Bauhaus-Jubiläums im Jahr 2019 Antwort Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1197 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 V Anlage 12 Mündliche Frage 25 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Inbetriebnahme der sogenannten Thürin- ger Strombrücke Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1198 B Anlage 13 Mündliche Frage 26 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) EU-konforme Ausgestaltung der Besonde- ren Ausgleichsregelung des EEG Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1198 D Anlage 14 Mündliche Fragen 27 und 28 Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausbauziele für die Kraft-Wärme-Kopp- lung und für erneuerbare Energien Antwort Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1198 D Anlage 15 Mündliche Frage 29 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Internationale Partnerschaften für das Ge- lingen der Energiewende Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1199 B Anlage 16 Mündliche Frage 30 Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Abbrecherquote unter den auszubildenden somalischen Streitkräften Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1199 C Anlage 17 Mündliche Frage 36 Heike Hänsel (DIE LINKE) Gefahr einer militärischen Intervention der USA in Syrien nach dem Abtransport der syrischen Chemiewaffen Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1200 A Anlage 18 Mündliche Frage 39 Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Weitergabe von Informationen aus laufen- den Ermittlungsverfahren durch den da- maligen Bundesinnenminister Dr. Hans- Peter Friedrich Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1200 B Anlage 19 Mündliche Frage 40 Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kenntnisse von Mitgliedern der Bundesre- gierung über die Vorwürfe gegen den ehe- maligen Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1200 B Anlage 20 Mündliche Frage 41 Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage des Nationalen Aktionsplans zu dem Beitritt der Bundesrepublik Deutsch- land zur Open Government Initiative Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1200 C Anlage 21 Mündliche Frage 42 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Unterschiedliche Prämierung für Erfolge bei den Olympischen und Paralympischen Spielen VI Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1200 D Anlage 22 Mündliche Frage 43 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Sanierungsbedarf bei Sportstätten Antwort Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1201 A Anlage 23 Mündliche Frage 44 Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ermittlungen wegen Steuervergehen gegen Mitglieder früherer Bundesregierungen Antwort Christian Lange, Parl. Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1201 B Anlage 24 Mündliche Frage 45 Klaus Ernst (DIE LINKE) Kenntnisse der Bundesregierung über Steuervergehen von Staatsekretärinnen und Staatssekretären seit dem Jahr 1991 Antwort Dr. Michael Meister, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1201 C Anlage 25 Mündliche Frage 46 Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Berücksichtigung von Zeiten der Arbeitslo- sigkeit bei der abschlagsfreien Rente mit 63 Jahren Antwort Anette Kramme, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1201 D Anlage 26 Mündliche Frage 47 Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Nachmittagsbetreuung für Kinder mit Be- hinderungen an Regelschulen Antwort Anette Kramme, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1202 A Anlage 27 Mündliche Frage 48 Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) Umsetzung des Urteils des Bundessozialge- richtes zum Thema Mütterrente und Auf- füllbetrag vom 20. Juli 2005 Antwort Anette Kramme, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1202 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 1161 (A) (C) (D)(B) 16. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 Beginn: 13.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 1193 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich van Aken, Jan DIE LINKE 19.02.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 19.02.2014 Barthle, Norbert CDU/CSU 19.02.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 19.02.2014 Dr. Brantner, Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.02.2014 Dr. Braun,Helge CDU/CSU 19.02.2014 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 19.02.2014 Gabriel, Sigmar SPD 19.02.2014 Heller, Uda CDU/CSU 19.02.2014 Dr. Hendricks, Barbara SPD 19.02.2014 Dr. Lauterbach, Karl SPD 19.02.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.02.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 19.02.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 19.02.2014 Nahles, Andrea SPD 19.02.2014 Rüthrich, Susann SPD 19.02.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 19.02.2014 Dr. Schlegel, Dorothee SPD 19.02.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 19.02.2014 Schmidt (Wetzlar), Dagmar SPD 19.02.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 19.02.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 19.02.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.02.2014 Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage des Abgeordneten Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/527, Frage 3): Welche Gespräche haben in den letzten drei Monaten zwi- schen der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel oder anderen Mitgliedern der Bundesregierung und Vertretern von Herstel- lern gentechnisch veränderter Pflanzen – DuPont Pioneer, Bayer, BASF, KWS, Monsanto etc. – sowie Vertretern von Verbänden oder Organisationen, welche als Interessenvertre- tungen für die Branche der Grünen Gentechnik/Agrogentech- nik fungieren, über die Situation der Grünen Gentechnik in der Europäischen Union inklusive der Frage anstehender An- bauzulassungen für gentechnisch veränderte Pflanzen stattge- funden, und inwieweit war auch ein Meinungsaustausch über die Anbauzulassung für die gentechnisch veränderte Maislinie 1507 Teil dieser Gespräche? Soweit wir aus unseren Unterlagen ermitteln konnten, haben in den letzten drei Monaten zwischen der Bundes- kanzlerin Dr. Angela Merkel und anderen betroffenen Mitgliedern der Bundesregierung keine Gespräche mit „Vertretern von Herstellern gentechnisch veränderter Pflanzen – DuPont-Pioneer, Bayer, BASF, KWS, Mon- santo etc. – sowie Vertretern von Verbänden oder Orga- nisationen, welche als Interessenvertretungen für die Branche der Grünen Gentechnik/Agrogentechnik fun- gieren, über die Situation der Grünen Gentechnik in der EU inklusive der Frage anstehender Anbauzulassungen für gentechnisch veränderte Pflanzen“ stattgefunden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage des Abgeordneten Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/527, Frage 4): Inwieweit sind nach Kenntnis der Bundesregierung die Aussagen des kanadischen Agrarministers Gerry Ritz inhalt- lich korrekt wiedergegeben, wonach er vom Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Hans-Peter Friedrich, sowohl Unterstützung hinsichtlich des Ziels einer Revision und Lockerung („to revise and loosen rules“) von EU-Regeln für gentechnisch veränderte Lebensmittel erhalten als auch Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich zugesagt habe, sich für ein „besseres“ System zur Zulassung von GVO, gentech- nisch veränderten Organismen, (in der Europäischen Union) einzusetzen, die in anderen Ländern mit wissenschaftsbasier- ten Risikobewertungsverfahren zugelassen sind (vergleiche www.producer.com/2014/01/some-eu-states-steadfast-on-gmos), und wenn Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich sich in dieser oder ähnlicher Weise geäußert hat, wie ist das darin zum Ausdruck kommende Ziel einer Lockerung von EU- Standards bei Zulassungsverfahren für GVO vereinbar mit der Aussage von Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich: „Ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA darf nicht dazu führen, dass die hohen deutschen und europäischen Standards für die Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln aufgegeben werden“ (vergleiche Spiegel Online vom 3. Februar 2014, www.spiegel.de/politik/deutschland/grosse-koalition- minister-warnen-vor-freihandelsabkommen-a-950444.html)? Anlagen 1194 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) Die in dem Artikel wiedergegebenen Äußerungen treffen nicht zu. Bundesminister a. D. Dr. Friedrich hat gegenüber Minister Ritz auf die Position zu GVO im Koalitionsvertrag hingewiesen und verdeutlicht, dass an der Nulltoleranz bei Lebensmitteln festgehalten wird. Angesprochen wurde darüber hinaus die Entwicklung von harmonisierten Testmethoden. Die hohen deutschen und europäischen Standards für die Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln sind für Bundesminister a. D. Dr. Friedrich im Rahmen der Ge- spräche über ein Freihandelsabkommen EU-USA nicht verhandelbar. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage der Abgeordneten Agnieszka Brugger (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 6): Fand Ende Januar 2014 eine Sitzung des Rüstungsboards im Bundesministerium der Verteidigung statt, und, wenn nein, für wann ist diese Sitzung angedacht? Ende Januar 2014 fand keine Sitzung des Rüstungs- boards statt. Frau Bundesministerin Dr. von der Leyen hat die Sitzung des Rüstungsboards für den 19. Februar 2014, also für heute, angesetzt. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage der Abgeordneten Inge Höger (DIE LINKE) (Drucksache 18/527, Frage 10): In welchen Gebieten werden die von der Bundeswehr an- geschafften drei Mobilen Geschützten Fernmeldeaufklärungs- systeme, MoGeFA, der Plath GmbH (vergleiche Bundeswehr- Journal vom 10. Februar 2014, www.bundeswehr-journal.de/ 2014/mobile-fernmeldeaufklaerung-in-krisengebieten) einge- setzt, und unter welchen Voraussetzungen werden die in den betroffenen Frequenzbereichen vollständig und auch ver- dachtsunabhängig erfassten elektromagnetischen Aussendun- gen bzw. Funk- und Telekommunikationsdaten erhoben, aus- gewertet und an nichtdeutsches Militär bzw. nichtdeutsche Nachrichtendienste weitergegeben? Übungsvorhaben mit unbemannten Luftfahrzeugen finden grundsätzlich bundesweit auf Truppenübungs- plätzen und in den dazugehörigen Flugbeschränkungsge- bieten statt. Dazu zählen neben dem Truppenübungsplatz Altmark in Sachen-Anhalt mit dem Flugbeschränkungsgebiet ED-R 74, in dem das in der Fragestellung angesprochene unbemannte Luftfahrzeug gestartet ist, in den angrenzen- den Bundesländern die Truppenübungsplätze Munster/ Bergen in Niedersachsen mit den Flugbeschränkungsge- bieten, ED-R 31 und ED-R 32, der Truppenübungsplatz Oberlausitz in Sachsen mit dem Flugbeschränkungsge- biet ED-R 76 und der Standortübungsplatz Ohrdruf in Thüringen mit dem Flugbeschränkungsgebiet ED-R 95. Für das Jahr 2014 sind mit heutigem Planungsstand bundesweit 128 Übungswochen, von denen 18 bereits durchgeführt wurden, geplant. Davon entfallen 47 ge- plante Übungswochen auf die Truppenübungsplätze Munster/Bergen, 12 Übungswochen auf den Truppen- übungsplatz Oberlausitz und 8 Übungswochen auf den Standortübungsplatz Ohrdruf. Für den Truppenübungs- platz Altmark in Sachen-Anhalt sind 20 Übungswochen vorgesehen. Inwieweit und in welchem Umfang unbemannte Luft- fahrzeuge in den Übungswochen tatsächlich eingesetzt werden sollen, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht konkretisiert werden, da die Planung und die Durchfüh- rung von Flügen mit unbemannten Luftfahrzeugen den übenden Einheiten obliegt. Vorkommnisse mit Luftfahrzeugen werden gemäß Zentraler Dienstvorschrift 19/6 „Die Behandlung von Unfällen und Zwischenfällen mit militärischen Luftfahr- zeugen“ als Unfälle, schwere Zwischenfälle oder Zwi- schenfälle eingestuft. Unfälle und schwere Zwischenfälle werden nach ihrem Eintrittsort und der Luftfahrzeugart unterschieden, Zwischenfälle nach ihrer Bedeutung für die Flugsicherheit. Im Betrachtungszeitraum von 2011 bis 2014 gab es zwei Unfälle innerhalb der Truppenübungsplätze Spat- zenhausen und Hammelburg mit dem unbemannten Luftfahrzeug LUNA. Schwere Zwischenfälle innerhalb Deutschlands gab es im Betrachtungszeitraum nicht. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage der Abgeordneten Inge Höger (DIE LINKE) (Drucksache 18/527, Frage 11): Welche konkreten im Entwicklungsvertrag für das Spio- nagemodul ISIS, Integriertes SIGINT-System, geschuldeten Leistungen waren vom Leistungserbringer „nachzuerfüllen“ (Bundestagsdrucksachen 18/340 und 18/389), und inwiefern war in den zahlreichen Gesprächen und sonstigen Kontakten der Leitungsebene des Bundesministeriums der Verteidigung und Vertretern der Firma EADS, deren Tochter- und Beteili- gungsfirmen, in denen nach Angaben der Bundesregierung „ergebnisoffen“ über das ISIS diskutiert wurde (Bundestags- drucksache 18/389), auch von der Möglichkeit die Rede, dass trotz der durch den damaligen Bundesminister der Verteidi- gung, Dr. Thomas de Mazière, eigentlich endgültig verfügten „Reißleine“ auch die Drohne Euro Hawk als Träger des ISIS in Betracht käme, oder wurde diese Möglichkeit sogar nie aus den Augen verloren? Der Bericht des Bundesamtes für Ausrüstung, Infor- mationstechnik und Nutzung zur Auswertung der Nach- weisakte ist am 11. Februar 2014 dem Bundesministe- rium der Verteidigung übermittelt worden. Die Nachweisakte ISIS ist als „Verschlusssache GEHEIM“ eingestuft, sodass eine konkrete Benennung der aus dem Entwicklungsvertrag geschuldeten Leistun- gen an dieser Stelle nicht möglich ist, da insofern Rück- schlüsse auf die Leistungsparameter des Aufklärungs- systems möglich wären. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 1195 (A) (C) (D)(B) Die Leitungsebene des Bundesministeriums der Ver- teidigung kommuniziert in unregelmäßigen Abständen bei unterschiedlichen Anlässen mit Vertretern der Indus- trie. Zu diesen Anlässen werden aktuelle Themen – unter anderem auch Optionen zur Weiterverwendung von ISIS – ergebnisoffen diskutiert. Über Inhalte und Ergebnisse werden in der Regel keine umfänglichen Aufzeichnun- gen angefertigt. Anlage 7 Antwort der Parl. Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 16): Wie viele Zwischenlagergenehmigungsverfahren sind der- zeit beim Bundesamt für Strahlenschutz anhängig – bitte nach Bundesländern differenzieren –, und wie viele Behälter- bzw. Behältertypzulassungsanträge sind dort derzeit anhängig – bitte möglichst auch thematisch differenzieren (vergleiche hierzu die zusammenfassende Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu Frage 3 auf Bundestagsdrucksache 18/444 nach den derar- tigen anhängigen Antragsverfahren, aus der sich diese Zahl noch nicht ergibt)? Die Anzahl der Genehmigungsverfahren zur Aufbewah- rung von bestrahlten Brennelementen und radioaktiven Ab- fällen aus der Wiederaufarbeitung nach § 6 Atomgesetz durch das Bundesamt für Strahlenschutz aufgeschlüsselt nach dem jeweiligen Bundesland sind wie folgt: Baden- Württemberg: 11, Bayern: 7, Hessen: 5, Mecklenburg- Vorpommern: 1, Niedersachsen: 8, Nordrhein-Westfa- len: 5, Schleswig-Holstein: 8, Summe: 45. Laut Antragstellern sind neben den laufenden Geneh- migungsverfahren an vielen Standorten auch Verfahren zur Inventarerweiterung der Behälter geplant. Für den Behältertyp Castor V/19 werden die Verfahren „Sonder- brennstäbe in Köchern im Castor V/19“ und „Inventar- erweiterung Castor V/19“ an den Standorten Biblis und Neckarwestheim zunächst als Pilotverfahren betrieben. Je nach Bedarf der Betreiber erfolgt später eine entspre- chende Antragstellung für andere Standorte. Auch für den Behältertyp V/52 sind entsprechende Verfahren zur Inventarerweiterung absehbar. Weiterhin ist anzumerken, dass Verfahren zur „Inventarerweiterung“ – zum Beispiel Brennstoffzusammensetzung, Brennelementtyp – kom- plexe Genehmigungssachverhalte mit jeweils mehreren Antragsgegenständen beinhalten. Für Behälter, die in deutschen Zwischenlagern einge- setzt werden sollen, sind Anträge für zwei Behältertypen anhängig, und zwar: D/4372/B(U)F-96, Castor V/19, bis zu 19 Druckwasserreaktor-Brennelemente, Köcher für Son- derbrennstäbe, Teilbeladungen, und D/4373/B(U)F-96, Castor V/52, bis zu 52 Siedewasserreaktor-Brennele- mente. Im Folgenden sind die Verfahren für jedes Bundes- land nach Standort und Thema aufgeführt: Baden-Württemberg Bayern Hessen Standort An-zahl Thema SZL Neckar- westheim 5 Aufrüstung Krananlagen Schutz gegen SEWD Behälter TN 24 E Inventarerweiterung Castor V/19 Aufbewahrung KWO-Brenn- elemente SZL Philipps- burg 5 Modifikation Castor V/19 Modifikation Castor V/52 Aufrüstung Krananlagen Schutz gegen SEWD Behälter TN 24 E SZL Obrig- heim 1 Aufbewahrung der KWO- Brennelemente Gesamt 11 Standort An-zahl Thema SZL Grafen- rheinfeld 2 Schutz gegen SEWD Behälter TN 24 E SZL Isar 3 Schutz gegen SEWD Modifikation Castor V/52 Behälter TN 24 E SZL Gund- remmingen 2 Aufrüstung Krananlagen Modifikation Castor V/52 Gesamt 7 Standort An-zahl Thema SZL Biblis 5 Gemischte Lagerung radio- aktive Abfälle Schutz gegen SEWD Modifikation Castor V/19 Aufrüstung Krananlagen Sonderbrennstäbe in Köchern Castor V/19 Gesamt 5 1196 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Standort An-zahl Thema Zwischenla- ger Nord 1 Schutz gegen SEWD Gesamt 1 Standort An-zahl Thema SZL Grohnde 2 Schutz gegen SEWD Behälter TN 24 E SZL Unter- weser 2 Schutz gegen SEWD Behälter TN 24 E SZL Lingen 2 Modifikation Castor V/19 Schutz gegen SEWD TBL Gorleben 2 Gemischte Lagerung radio- aktive Abfälle Schutz gegen SEWD CSDB-Abfälle aus Frankreich (es werden nur die standortun- abhängigen Prüfungen fortge- setzt) HAW-Abfälle aus Großbritan- nien (es werden nur die stand- ortunabhängigen Prüfungen fortgesetzt) Gesamt 8 Standort An-zahl Thema TBL Ahaus 4 Schutz gegen SEWD Aufrüstung Krananlage Behälter MTR 3 Behältertyp TGC 27 für die Aufbewahrung von hochdruck- kompaktierten Abfällen aus der Wiederaufarbeitung in Frank- reich AVR-Behäl- terlager 1 Weitere Aufbewahrungs- genehmigung für drei Jahre Gesamt 5 Schleswig-Holstein Anlage 8 Antwort der Parl. Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf die Fragen des Abgeordneten Stephan Kühn (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Fragen 18 und 19): Welche Fluggesellschaften aus sogenannten Drittstaaten – USA, Russland, China und Indien – sind ihren Abgabever- pflichtungen für CO2-Zertifikate im europäischen Emissions- handelssystem – bezogen auf die Emissionen ihrer innereuropä- ischen Flüge im Jahr 2012 – nicht fristgerecht nachgekommen? Hat die Bundesregierung bereits Zahlungsbescheide an die Betreiber, die ihren Abgabepflichten nicht nachgekommen sind, versandt, bzw. plant die Bundesregierung, dies fristge- mäß vor dem 29. April 2014 zu tun? Zu Frage 18: Die folgende Übersicht zeigt die Anzahl der von Deutschland verwalteten gewerblichen Luftfahrzeugbe- treiber aus Drittstaaten, die ihrer Abgabeverpflichtung für Emissionshandelszertifikate im Jahr 2012 für ihre in- nereuropäischen Flüge nicht fristgerecht nachgekommen sind: Ägypten: 1, China: 2, Moldawien: 1, Russland: 3, Schweiz: 1 und USA: 1. Zu Frage 19: Bereits im vergangenen Jahr – Juli 2013 – haben Luftverkehrsbetreiber, die ihre Berichts- und/oder Abga- bepflichten für das Jahr 2012 nicht erfüllt haben, im Rahmen des formellen Sanktionsverfahrens nach § 30 Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz, TEHG, ein An- hörungsschreiben erhalten. Die Zahlungsbescheide wer- den zurzeit von der Deutschen Emissionshandelsstelle, DEHSt, im Umweltbundesamt, UBA, vorbereitet. Sie wurden zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht an die säumi- gen Luftverkehrsbetreiber verschickt. Die DEHSt ist nach dem Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz zur fristgerechten Versendung der Zahlungsbescheide vor dem 29. April 2014 verpflichtet und wird dieser Ver- Standort An-zahl Thema SZL Bruns- büttel 3 Aufrüstung Krananlage Modifikation Castor V/52 Schutz gegen SEWD SZL Krümmel 3 Aufrüstung Krananlage Modifikation Castor V/52 Schutz gegen SEWD SZL Brokdorf 2 Schutz gegen SEWD Behälter TN 24 E Gesamt 8 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 1197 (A) (C) (D)(B) pflichtung im Rahmen des EU-einheitlich abgestimmten Verfahrens nachkommen. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die Frage der Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksache 18/527, Frage 20): Welche politischen Initiativen und entwicklungspoliti- schen Vorhaben gedenkt die neue Bundesregierung voranzu- bringen, um zum Beispiel die unzureichende Wasserversor- gung in der unter israelischer, militärischer Verwaltung stehenden C-Zone der palästinensischen Gebiete zu verbes- sern (Meldung der Nachrichtenagentur AFP vom 13. Februar 2014)? Die große Bedeutung der sogenannten C-Gebiete in den palästinensischen Gebieten ist der Bundesregierung bewusst. Diese stellen flächenmäßig den Hauptteil eines künftigen palästinensischen Staates dar. Das Ziel des deutschen Engagements ist eine umfas- sende Entwicklungsperspektive für alle Teile der palästi- nensischen Gebiete und die dort lebenden Palästinenser. Die Bundesregierung verfolgt die Lage in den C-Gebie- ten des Westjordanlands deswegen sehr aufmerksam. Sie war maßgeblich am Zustandekommen der Schlussfolge- rungen des Rats für Außenbeziehungen vom 14. Mai 2012 beteiligt, welche die C-Gebiete erstmals detailliert in den politischen Fokus stellten. Die Bundesregierung fordert gemeinsam mit der EU und weiteren internationalen Partnern eine deutliche Be- schleunigung der Genehmigungsverfahren für Entwick- lungsprojekte in den C-Gebieten des Westjordanlands, den Stopp des Abrisses von Infrastruktur sowie eine Ver- stetigung, Beschleunigung und Verbesserung der Plan- verfahren in den C-Gebieten. Diese Planverfahren müs- sen auch die Planung der Wasserversorgung für die in den C-Gebieten lebenden Menschen umfassen. Dafür setzt sich die Bundesregierung ein. Anlage 10 Antwort der Staatsministerin Monika Grütters auf die Fragen des Abgeordneten Christian Kühn (Tübingen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Fragen 21 und 22): Welche Auswirkungen hätte nach Ansicht der Bundesre- gierung eine Neubesetzung bzw. Nichtbesetzung des Wissen- schaftlichen Beirats der Stiftung Bauhaus Dessau auf die Vor- bereitungen des Bauhaus-Jubiläums im Jahr 2019? Welche Konsequenzen hat die Bundesregierung aus dem geschlossenen Rücktritt des international hochrangig besetz- ten Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Bauhaus Dessau gezogen, und welche Maßnahmen hat die Bundesregierung als mitfinanzierende Zuwendungsgeberin im Stiftungsrat er- griffen, um den Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Bau- haus Dessau neu zu besetzen? Zu Frage 21: Gemäß § 9 des Errichtungsgesetzes soll der Wissen- schaftliche Beirat der Stiftung Bauhaus Dessau den Stif- tungsrat und den Vorstand in wissenschaftlichen und künstlerischen Belangen bei der Erfüllung der Stiftungs- aufgaben beraten. Die Vorbereitung des Bauhaus-Jubilä- ums 2019 ist indes nicht nur Angelegenheit der Stiftung Bauhaus Dessau. Die drei Länder mit Bauhaus-Einrich- tungen – Thüringen, Sachsen-Anhalt und Berlin – haben sich bereits 2012 mit Baden-Württemberg, Brandenburg und Niedersachsen zu dem Bauhaus-Verbund 2019 zu- sammengeschlossen. Der Bauhaus-Verbund 2019 will mit den drei sammlungsführenden Einrichtungen in Weimar, Dessau und Berlin das Jubiläum vorbereiten, deren museale Infrastruktur stärken und das reichhaltige Bauhaus-Erbe national und international noch stärker er- forschen und vermitteln. In diesem Bauhaus-Verbund wird kontinuierlich die Vorbereitung in verschiedenen Gremien auf Arbeits- und Leitungsebene weitergetrie- ben. Außerdem besteht auch auf Landesebene in Sach- sen-Anhalt eine Arbeitsgruppe zur Bündelung der Akti- vitäten zum Bauhaus-Jubiläum. Diese Verbund- und Gremientätigkeiten sind der Motor für die laufende Vor- bereitung des Bauhaus-Jubiläums. Der Wissenschaftliche Beirat der Stiftung Bauhaus Dessau wird nach der Neuberufung der Mitglieder im Laufe des Jahres 2014 die Möglichkeit haben, sich mit den Vorbereitungen des 100-jährigen Bauhaus-Jubilä- ums zu beschäftigen. Zu Frage 22: Die Stiftung Bauhaus Dessau ist eine öffentlich-recht- liche Stiftung des Landes Sachsen-Anhalt und untersteht der Rechtsaufsicht des Landes Sachsen-Anhalt. Der Bund ist im siebenköpfigen Stiftungsrat vertreten. Der Bund geht davon aus, dass die Neuberufung des Wissen- schaftlichen Beirats in Abstimmung mit dem neu zu be- rufenden Direktor bzw. der neu zu berufenden Direkto- rin erfolgen sollte. Er hat daher in der Folge des Rücktritts des Wissenschaftlichen Beirats aufgrund der Neuausschreibung der Stelle des Direktors der Stiftung Bauhaus Dessau darauf gedrängt, möglichst zügig zu ei- ner Entscheidung hinsichtlich der Wiederbesetzung der Stelle des Direktors/der Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau zu gelangen. Von einer Berufung ist im März dieses Jahres auszugehen, sodass die Arbeiten zur Wie- derberufung des Wissenschaftlichen Beirats unmittelbar danach in Angriff genommen werden können. Anlage 11 Antwort der Staatsministerin Monika Grütters auf die Fragen der Abgeordneten Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/527, Fragen 23 und 24): Welche Folgen hat aus Sicht der Bundesregierung der ge- schlossene Rücktritt des international hochrangig besetzten Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Bauhaus Dessau auf die planmäßige Umsetzung der Konzeption des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums im Jahr 2019? Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über den Zeitplan und das Verfahren zur Neubesetzung des Wissen- schaftlichen Beirats? 1198 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) Zu Frage 23: Gemäß § 9 des Errichtungsgesetzes soll der Wissen- schaftliche Beirat der Stiftung Bauhaus Dessau den Stif- tungsrat und den Vorstand in wissenschaftlichen und künstlerischen Belangen bei der Erfüllung der Stiftungs- aufgaben beraten. Die Vorbereitung des Bauhaus-Jubi- läums 2019 ist indes nicht nur Angelegenheit der Stif- tung Bauhaus Dessau. Die drei Länder mit Bauhaus- Einrichtungen – Thüringen, Sachsen-Anhalt und Berlin – haben sich bereits 2012 mit Baden-Württemberg, Brandenburg und Niedersachsen zu dem Bauhaus-Ver- bund 2019 zusammengeschlossen. Der Bauhaus-Ver- bund 2019 will mit den drei sammlungsführenden Ein- richtungen in Weimar, Dessau und Berlin das Jubiläum vorbereiten, deren museale Infrastruktur stärken und das reichhaltige Bauhaus-Erbe national und international noch stärker erforschen und vermitteln. In diesem Bau- haus-Verbund wird kontinuierlich die Vorbereitung in verschiedenen Gremien auf Arbeits- und Leitungsebene weitergetrieben. Außerdem besteht auf Landesebene in Sachsen-Anhalt eine Arbeitsgruppe zur Bündelung der Aktivitäten zum Bauhaus-Jubiläum. Diese Verbund- und Gremientätigkeiten sind der Motor für die laufende Vor- bereitung des Bauhaus-Jubiläums. Die Gestaltung des Bauhaus-Jubiläums 2019 befindet sich derzeit noch in der Erarbeitung des Bauhaus-Ver- bundes. Dabei kommt der Stiftung Bauhaus Dessau und dessen Wissenschaftlichem Beirat eine zwar wichtige, aber nicht allein verantwortliche Bedeutung zu. Die Bundesregierung geht davon aus, dass sich der Wissen- schaftliche Beirat der Stiftung Bauhaus Dessau, der in der Regel einmal im Jahr zusammentritt, nach der Neu- berufung der Mitglieder im Laufe des Jahres 2014 mit der Konzeption des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums be- schäftigen wird. Zu Frage 24: Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats wer- den gemäß § 8 Abs. 2 der Stiftungssatzung auf Vorschlag des Stiftungsrates vom Kultusminister des Landes Sach- sen-Anhalt für fünf Jahre berufen. Der Vorstand, also die Direktorin/der Direktor, kann dem Stiftungsrat gemäß § 8 Abs. 7 der Stiftungssatzung Vorschläge zur Beset- zung unterbreiten. Der Stiftungsrat wird erst nach Ab- schluss des laufenden Auswahlverfahrens für die Stelle der Direktorin bzw. des Direktors Vorschläge für die Wiederbesetzung des Wissenschaftlichen Beirates vorle- gen, damit die Vorschläge der neuen Direktorin/des neuen Direktors Berücksichtigung finden können. Da die Entscheidung über die Berufung des Direktors bzw. der Direktorin noch im März fallen soll, geht die Bun- desregierung davon aus, dass die Arbeiten zur Wiederbe- rufung des Wissenschaftlichen Beirats unmittelbar im Anschluss daran begonnen werden können. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 25): Geht die Bundesregierung davon aus, dass die sogenannte Thüringer Strombrücke bis zur Abschaltung des Atomkraft- werks Grafenrheinfeld im Jahr 2015 in Betrieb sein wird, und welche alternativen Szenarien – bitte einzeln aufschlüsseln – prüft die Bundesregierung für den Fall, dass dies nicht der Fall sein wird, vor dem Hintergrund der Aussagen des Vize- präsidenten der Bundesnetzagentur, Peter Franke, die Bundes- netzagentur habe „schon diverse Möglichkeiten durchge- spielt“ (siehe www.energate-messenger.de/news/index.php? view=newsItem&id=140610 vom 10. Februar 2014, „Bundes- netzagentur hat Plan B bei Thüringer Strombrücke“)? Nach dem Monitoring der Leitungsvorhaben aus dem Energieleitungsausbaugesetz durch die Bundesnetzagen- tur rechnen die Übertragungsnetzbetreiber bei der Thü- ringer Strombrücke bei optimalem Verfahrensverlauf mit einer Inbetriebnahme 2015. Die Bundesregierung geht davon aus, dass auch im Fall einer Verzögerung der Fer- tigstellung der Thüringer Strombrücke die Versorgungs- sicherheit im Winter 2015/16 gewährleistet ist. Den Be- rechnungen der Bundesnetzagentur zur Feststellung des Reservekraftwerksbedarfs für den Winter 2015/2016 in Höhe von 4 800 Megawatt lagen Szenarien zugrunde, in denen die Thüringer Strombrücke als nicht fertiggestellt angenommen wurde. Aus heutiger Sicht sind bereits 3 585 Megawatt der erforderlichen 4 800 Megawatt auf- grund bestehender Verträge mit Reservekraftwerken in Deutschland und im Ausland als gesichert zu betrachten. Die Bundesnetzagentur und die Übertragungsnetzbetrei- ber gehen davon aus, dass die fehlenden 1 215 Megawatt primär aus gesicherter Kraftwerksleistung aus dem Aus- land auszugleichen sind. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass nicht ausreichend Reservekraftwerksleistung auf diesem Wege kontrahiert werden kann, empfiehlt die Bundesnetzagentur alternative Maßnahmen – Engpass- bewirtschaftung zwischen Deutschland und Österreich, Zubau von Gasturbinen in Süddeutschland. Anlage 13 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 26): Welchen Zeitplan verfolgt die Bundesregierung bei der EU-konformen Ausgestaltung der Besonderen Ausgleichsre- gelung, BesAR, im Erneuerbare-Energien-Gesetz, und welche konkreten inhaltlichen Überlegungen gibt es dazu bereits in- nerhalb der Bundesregierung? Die Bundesregierung plant, die Novelle des EEG in- klusive der Neugestaltung der Besonderen Ausgleichsre- gelung noch vor der Sommerpause abzuschließen. Sie befindet sich derzeit in sehr konstruktiven Gesprächen mit der EU-Kommission. Alle Gesprächspartner streben an, die Verhandlungen so rechtzeitig abzuschließen, dass die Ergebnisse in die EEG-Novelle einfließen können. Wie die Besondere Ausgleichsregelung zukünftig inhalt- lich ausgestaltet werden kann, hängt unter anderem auch vom Verlauf dieser Gespräche ab. Anlage 14 Antwort der Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Fragen 27 und 28): Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 1199 (A) (C) (D)(B) Wird die Bundesregierung in ihrem jährlichen Monito- ringbericht zur Energiewende evaluieren, ob das verpflich- tende EU-Ausbauziel Deutschlands für erneuerbare Energien eingehalten wird? In welchen jährlichen Ausbauschritten will die Bundesre- gierung das Kraft-Wärme-Kopplungsziel in Höhe von 25 Pro- zent bis zum Jahr 2020 erreichen, und beabsichtigt die Bun- desregierung im laufenden Jahr eine Novelle des Kraft- Wärme-Kopplungsgesetzes? Zu Frage 27: Die Richtlinie 2009/28/EG (Erneuerbare-Energien- Richtlinie) gibt für das Jahr 2020 einen Anteil erneuer- barer Energien von 20 Prozent am Endenergieverbrauch der Europäischen Union verbindlich vor. Für Deutsch- land ist ein nationales Ziel von 18 Prozent vorgegeben. Das Energiekonzept der Bundesregierung sieht vor, den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendener- gieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 18 Prozent zu erhö- hen. Die jährlichen Monitoring-Berichte „Energie der Zu- kunft“ dienen der Bundesregierung dazu, die Ziele des Energiekonzepts mit Blick auf eine sichere, wirtschaftli- che und umweltverträgliche Energieversorgung zu über- prüfen. Der Berichtszeitraum ist das jeweils zurücklie- gende Kalenderjahr. Die Monitoring-Berichte enthalten auch Aussagen über die Entwicklung des Anteils der er- neuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch. Im Jahr 2012 betrug der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch 12,4 Prozent. Zu Frage 28: Im Rahmen der Koalitionsvereinbarung haben sich die die Bundesregierung tragenden Parteien zum Ziel der Steigerung des KWK-Stromanteils von derzeit rund 16 Prozent auf 25 Prozent im Jahr 2020 bekannt. Weitere Zwischenschritte auf dem Weg zu diesem Ziel sind nicht vorgesehen. Aktuell wird im Auftrag des Bundesminis- teriums für Wirtschaft und Energie eine umfassende KWK-Potenzial- und Kosten-Nutzen-Analyse durchge- führt. Diese Analyse wird mit einer Evaluierung des KWK-Gesetzes verbunden. Ergebnisse dieser Studie werden im Herbst 2014 vorliegen. Ob und wieweit eine Novellierung des KWK-Gesetzes erfolgen soll, ist mit Blick auf das bekräftigte 25-Prozent-Ziel dann insbeson- dere im Lichte der Ergebnisse dieser Studie zu entschei- den. Anlage 15 Antwort der Staatsministerin Dr. Maria Böhmer auf die Frage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/527, Frage 29): Welche internationalen Partnerschaften plant die Bundes- regierung wie konkret auszugestalten, damit sie zu einem Ge- lingen der Energiewende in unserem eigenen Land beitragen, wie vom Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier, auf der 50. Münchner Sicherheitskonferenz ange- kündigt – Inhalte, Partnerländer, Energieträger, Zeitrahmen? Ihre Frage nach neuen internationalen Partnerschaften als Beitrag zum Gelingen der Energiewende bezieht sich auf eine Rede des Bundesministers des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier, die er bei der Veranstaltung der Mercator-Stiftung zum „Klimawandel als Herausfor- derung internationaler Politik“ am 31. Januar 2014 in München gehalten hat. Mit neuen Partnerschaften sind dabei nicht neue For- mate im institutionellen Sinn gemeint. Vielmehr geht es darum, bestehende Instrumente unter dem Markenzei- chen Energiewende noch stärker auf einen energie- und umweltpolitischen Erfahrungsaustausch hin auszurich- ten. Dies soll einen Beitrag zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung im In- land – Stichwort Umsetzung der Energiewende – und in- ternational – etwa mit Blick auf die Verhandlungen über ein internationales Klimaabkommen – leisten. Anlage 16 Antwort der Staatsministerin Dr. Maria Böhmer auf die Frage der Abgeordneten Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 30): Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung die Ab- brecherquote unter den auszubildenden somalischen Streit- kräften, und welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über deren Verbleib und die Gründe für einen frühzeitigen Abbruch der Ausbildung? Bis Ende 2013 hat die Ausbildungs- und Beratungs- mission der Europäischen Union für Somalia, EUTM Somalia, circa 3 600 somalische Soldaten in Bihanga in der Republik Uganda ausgebildet. Diese Kräfte gelten als überdurchschnittlich zuverlässig und schlagkräftig und haben sich an der Seite der Mission der Afrikani- schen Union in Somalia, AMISOM, bereits im Kampf gegen die radikalislamistischen al-Shabaab bewährt. Sie bilden das Rückgrat der neuen somalischen Streitkräfte. Der Bundesregierung liegen keine Informationen zur Abbrecherquote über den Ausbildungszeitraum bis zur Schließung des Lagers in der Republik Uganda vor. Der letzte Halbjahresbericht der Mission vom 27. September 2013 erwähnt Abbrecher nicht und spricht im Gegenteil von einer allgemein hohen Motivation der somalischen Soldaten. Hiervon unabhängig ist jedoch bekannt, dass die somalische Seite in wenigen Einzelfällen aus diszi- plinarischen Gründen Rückführungen durchgeführt hat. Über den Verbleib ehemaliger somalischer Soldaten nach einem Abbruch der Ausbildung liegen der Bundes- regierung keine Informationen vor. Der Verbleib somali- scher Soldaten nach abgeschlossener Ausbildung durch EUTM liegt in der Verantwortung der somalischen Re- gierung. 1200 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 17 Antwort der Staatsministerin Dr. Maria Böhmer auf die Frage der Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/527, Frage 36): Sieht die Bundesregierung nach dem Abtransport der syri- schen Chemiewaffen die Gefahr einer US-militärischen Inter- vention in Syrien für gebannt oder für erhöht? Die Bundesregierung setzt sich weiter intensiv für eine politische Lösung des Konflikts in Syrien durch Ge- spräche zwischen den Parteien ein. Sie hat daher von Anfang an die von den Vereinigten Staaten von Amerika und der Russischen Föderation initiierten Gespräche zwischen syrischer Regierung und Opposition unter- stützt. Die Gespräche im Rahmen des Genf-II-Prozesses haben bisher bedauerlicherweise nicht zu einem greifba- ren Ergebnis geführt. Dies ändert jedoch nichts daran, dass die Umsetzung des Genfer Kommuniqués vom 20. Juni 2012, das vom Sicherheitsrat der Vereinten Na- tionen indossiert wurde und den Weg zu einer friedli- chen Lösung des Konflikts aufzeigt, weiterhin das Ziel unserer politischen Bemühungen bleibt. Die Bundesregierung unterstützt ebenso dezidiert die vollständige Umsetzung der Verpflichtungen der syri- schen Regierung für den Abtransport der Chemiewaffen und der Hilfsstoffe aus Syrien. Dies ist ein wichtiger Beitrag zu Abrüstung und – dem vermutlich noch langen Weg zu einer – Stabilisierung in der Region. Syrien hat jedoch die Frist für den Abtransport weder seiner Che- miewaffen (31. Dezember 2013) noch der Hilfsstoffe (5. Februar 2014) eingehalten und bisher nur einen klei- nen Teil abtransportiert. Die vom VN-Sicherheitsrat ge- setzte Vernichtungsfrist (30. Juni 2014) ist nur haltbar, wenn ab jetzt regelmäßig Transporte der Chemiewaffen stattfinden. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage der Abgeordneten Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 39): Auf welcher Rechtsgrundlage hat der damalige Bundes- minister des Innern, Dr. Hans-Peter Friedrich, im Oktober 2013 dem Parteivorsitzenden der SPD, Sigmar Gabriel, Informatio- nen aus laufenden Ermittlungen weitergegeben, statt den dafür zuständigen Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung des Deutschen Bundestages zu informieren? Ob in dem der Frage zugrunde liegenden Fall durch eine Informationsweitergabe gegen geltendes Recht ver- stoßen wurde, ist Gegenstand laufender staatsanwaltli- cher Prüfungen. Zu solchen nimmt die Bundesregierung grundsätzlich keine Stellung. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 40): Welches Mitglied der Bundesregierung wusste von den Vorwürfen gegen den ehemaligen Abgeordneten Sebastian Edathy – bitte unter Angabe des Datums –, und an wen wur- den diesbezügliche Informationen – ebenfalls unter Angabe des Datums – weitergegeben? Erwägungsvorbemerkung: Die Beantwortung der Frage würde eine förmliche Abfrage bei allen Mitgliedern der Bundesregierung er- fordern. Dies ist in der knappen zur Verfügung stehen- den Frist nicht möglich. Zur Frage der Erlangung und Weitergabe diesbezüglicher Informationen haben sich mehrere Mitglieder der Bundesregierung bereits öffent- lich erklärt. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 41): Wie ist der derzeitige Stand bezüglich der Vorlage eines Nationalen Aktionsplans zu dem von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur Open Government Initiative, und für wann plant die Bun- desregierung konkret den Beitritt zur Initiative? Der Open-Data-Aktionsplan wird veröffentlicht, so- bald er mit den Ressorts abgestimmt ist. Um die neue Bundesregierung nicht zu präjudizieren, wurde er zu- nächst zurückgestellt. Über die Frage des Beitritts zur in- ternationalen Open Government Partnership, OGP, ist noch nicht entschieden. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Dr. André Hahn (DIE LINKE) (Drucksache 18/527, Frage 42): Inwieweit gilt die „Leitlinie für die Zahlung von Prämien an Trainerinnen und Trainer sowie Servicepersonal erfolgrei- cher Sportlerinnen und Sportler bei Olympischen und Para- lympischen Spielen vom 1. Juli 2010“ des Bundesministe- riums des Innern noch, und welche Gründe gibt es für deren unterschiedliche Prämierung für Erfolge bei den Olympischen und den Paralympischen Spielen durch den Bund? Die Leitlinie für die Zahlung von Prämien an Trainer sowie Servicepersonal erfolgreicher Sportler bei Olym- pischen und Paralympischen Spielen vom 1. Juli 2010 des Bundesministeriums des Innern ist anlässlich der Olympischen Spiele 2012 nur durch die Streichung einer Fußnote, die sich auf den Wintersport bezog, modifiziert worden (Leitlinie vom 1. Juli 2012). Die Gründe für die unterschiedliche Prämierung der Trainer und Betreuer für Erfolge ihrer Sportler bei den Olympischen und den Paralympischen Spielen durch den Bund beruhen auf der Bildung von drei Startklassen pro Disziplin im paralympischen Wintersport. Beispiels- weise starten im Wettbewerb Ski alpin, Abfahrt Herren, die Sehgeschädigten, die Rollstuhlfahrer und die ampu- tierten Sportler getrennt in einzelnen Klassen. Dadurch werden in einem Wettbewerb drei Medaillensätze ausge- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 1201 (A) (C) (D)(B) geben statt eines bei den Olympischen Winterspielen. Die Prämie, die für den olympischen Wettbewerb ge- zahlt wird, wurde im paralympischen Wettbewerb ent- sprechend durch drei geteilt. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Günter Krings auf die Frage des Abgeordneten Dr. André Hahn (DIE LINKE) (Drucksache 18/527, Frage 43): Inwieweit kann die Bundesregierung den vom Deutschen Olympischen Sportbund, DOSB, auf der Grundlage einer Stu- die des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie be- rechneten Sanierungsbedarf bei Sportstätten in Höhe von 42 Milliarden Euro bestätigen (siehe „42 Milliarden Euro Sa- nierungsbedarf“, Offenbach-Post vom 22. Januar 2014), und was plant die Bundesregierung als ihren Beitrag, um diesen Sanierungsstau innerhalb der 18. Wahlperiode zu reduzieren? Zunächst ist unzutreffend, dass im Gutachten „Die wirtschaftliche Bedeutung des Sportstättenbaus und ihr Anteil an einem zukünftigen Sportsatellitenkonto“ für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ein Sanierungsbedarf bei Sportstätten in Höhe von 42 Mil- liarden Euro ausgewiesen wurde. Der vom Deutschen Olympischen Sportbund, DOSB, bezifferte Sanierungsbedarf von 42 Milliarden Euro ist bekannt. Der dort genannte Sanierungsbedarf betrifft im Wesentlichen den Breitensport und ist damit den Län- dern und Kommunen zuzuordnen. Eine Bundeszustän- digkeit besteht nur für den Spitzensport. Der Sportstättenbau für den Spitzensport ist Teilbe- reich des Sportförderprogramms der Bundesregierung. Im Vordergrund der Förderung steht die Deckung des Sportstättenbedarfs für die olympischen Verbände. Ein besonderer Sanierungsbedarf für Sportstätten für den Spitzensport ist nicht erkennbar. Die derzeit in Deutsch- land vorhandenen Sportstätten für den Spitzensport be- finden sich vielmehr in einem guten Zustand und werden den Erwartungen und Anforderungen im Hinblick auf die Trainings- und Wettkampfbedingungen der einzelnen Sportarten gerecht. Weder der DOSB noch die Sport- fachverbände haben in der Vergangenheit dargelegt, dass Trainingsmaßnahmen aufgrund fehlender oder mangel- hafter Sportstätten für den Spitzensport nicht oder nur eingeschränkt durchgeführt werden konnten. Demzu- folge spricht auch der Koalitionsvertrag für die 18. Wahl- periode vom Erhalt einer attraktiven, ausgewogenen und bedarfsorientierten Infrastruktur für den Spitzensport. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Lange auf die Frage der Abgeordneten Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/527, Frage 44): Gegen wie viele Mitglieder früherer Bundesregierungen wurde bislang wegen Steuervergehen ermittelt, und welche disziplinarischen Maßnahmen wurden in diesen Fällen seitens der jeweiligen Bundesregierung getroffen? Zum ersten Teil Ihrer Frage: Erkenntnisse über Ermitt- lungen wegen Steuervergehen gegen Mitglieder früherer Bundesregierungen liegen nicht vor. Eine entsprechende Kenntnis würde voraussetzen, dass die Ermittlungs- behörden der Länder dem Bund über die Einleitung ent- sprechender Verfahren berichten müssten. Dies ist so aber generell nicht vorgesehen. Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Gegen Mitglieder der Bundesregierung finden keine Disziplinarverfahren statt, selbst wenn gegen sie ein strafrechtliches Ermittlungs- verfahren geführt wird. Dies legt § 8 des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder der Bundesregie- rung, Bundesministergesetz, ausdrücklich fest. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Michael Meister auf die Frage des Abgeordneten Klaus Ernst (DIE LINKE) (Drucksache 18/527, Frage 45): In wie vielen Fällen haben der Bundeskanzler/die Bundes- kanzlerin seit dem Jahr 1991 von Fällen Kenntnis erhalten, in denen Staatssekretärinnen bzw. Staatssekretäre wegen Steuer- vergehen belangt wurden, und welche Konsequenzen wurden jeweils eingeleitet – bitte nach Jahren aufschlüsseln? Für die Einleitung von Konsequenzen bei etwaigen strafrechtlichen Vorwürfen wäre nicht der Bundeskanz- ler bzw. die Bundeskanzlerin zuständig, sondern der je- weilige Dienstvorgesetzte. In einem solchen Fall könnte über Einzelheiten der eingeleiteten Konsequenzen schon aufgrund des Personalaktengeheimnisses keine Auskunft erteilt werden. Anlage 25 Antwort der Parl. Staatssekretärin Anette Kramme auf die Frage des Abgeordneten Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 46): Wie könnte nach Ansicht der Bundesregierung der Vor- schlag, bei der abschlagsfreien Altersrente ab 63 Jahren die Anerkennung von Arbeitslosigkeit dergestalt zu begrenzen, nur Zeiten vor dem Stichtag 1. Januar 2014 zu berücksichti- gen, so ausgestaltet werden, dass er mit dem allgemeinen Gleichheitssatz aus Art. 3 Abs. 1 des Grundgesetzes im Ein- klang steht? Die abschlagsfreie Altersrente ab 63 Jahren soll die Leistungen derjenigen anerkennen, die die gesetzliche Rentenversicherung durch ihre Leistungen und jahrzehn- telange Beitragszahlung gestützt haben. Die Anerken- nung vorübergehender Zeiten der Arbeitslosigkeit für die Wartezeit auf die abschlagsfreie Rente ab 63 Jahren soll keine Fehlanreize zur Frühverrentung setzen. Des- halb prüft die Bundesregierung Regelungen, die derar- tige Nebenwirkungen verhindern können. Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Hierzu gehört auch deren Vereinbarkeit mit Verfassungsrecht. 1202 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Februar 2014 (A) (C) (B) Anlage 26 Antwort der Parl. Staatssekretärin Anette Kramme auf die Frage der Abgeordneten Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/527, Frage 47): Wann wird die Bundesregierung für Kinder mit Behinde- rungen, die an Regelschulen unterrichtet werden, die notwen- dige Betreuung am Nachmittag finanzieren und die Aufnahme der Hortassistenz in den Katalog der privilegierten Leistungen des § 92 Abs. 2 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch vor dem Hintergrund veranlassen, dass sie die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen umzusetzen hat? Die Bundesregierung wird das Anliegen, weitere Leistungen der Eingliederungshilfe bedürftigkeitsunab- hängig – unabhängig von Einkommen und Vermögen – auszugestalten, im Zusammenhang mit der Schaffung ei- nes Bundesteilhabegesetzes – Reform der Eingliederungs- hilfe für Menschen mit Behinderungen – prüfen. Anlage 27 Antwort der Parl. Staatssekretärin Anette Kramme auf die Frage des Abgeordneten Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) (Drucksache 18/527, Frage 48): Welche Umstände oder Fakten bringen die Bundesregierung zu der Aussage in ihrer Antwort vom 11. Februar 2014 auf meine schriftliche Frage 37 auf Bundestagsdrucksache 18/528 zum Thema Mütterrente und Auffüllbetrag unter Beachtung Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K des Urteils des Bundessozialgerichts vom 20. Juli 2005, Az.: 13 RJ 17/04 R, dass „die Rentenversicherungsträger die- sem Urteil von Amts wegen folgen“ und dass sich deshalb „die Frage der Notwendigkeit besonderer Anträge nicht stelle“, während in der Antwort der Bundesregierung vom 5. September 2008 auf die schriftliche Frage 42 von Dr. Martina Bunge (Bundestagsdrucksache 16/10199) der Weg zur Umsetzung des Urteils darin gesehen wurde, „dass die Betroffenen einen Antrag auf Neufeststellung der Rente stellen können“ – eine Aussage, auf die auch in den späteren Antworten auf die Kleinen Anfragen der Fraktion Die Linke auf Bundestagsdrucksachen 16/11317 und 17/9118 immer Be- zug genommen wurde? Die in der Fragestellung zitierten Antworten der Bun- desregierung beziehen sich auf unterschiedliche Fall- gestaltungen. In der Antwort aus dem Jahr 2008 ging es darum, ob eine aus Sicht des BSG fehlerhafte Rechtsan- wendung von Amts wegen in jedem Einzelfall, also auch bei denjenigen, die nicht den Rechtsweg beschritten ha- ben, korrigiert wird oder nur auf Antrag. Die Antwort der Bundesregierung vom 11. Februar 2014 auf die Frage zur Mütterrente und zur Behandlung des Auffüll- betrages unter Beachtung des Urteils des Bundessozial- gerichts vom 20. Juli 2005 bezieht sich hingegen auf die Frage, ob in Zukunft diese beschriebene BSG-Recht- sprechung von den Rentenversicherungsträgern beachtet wird. Da dies der Fall ist, stellt sich bei der künftigen Umsetzung der mit dem RV-Leistungsverbesserungs- gesetz vorgesehenen Leistungsverbesserungen bei der Anrechnung von Kindererziehungszeiten das Problem der Antragstellung nicht. Diese Verfahrensweise ist im Übrigen auch von der DRV Bund bestätigt worden. ö (D) kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 ln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 16. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Fragestunde ZP 1 Aktuelle Stunde zum Umgang mit den Vorwürfen gegen Sebastian Edathy Anlagen
Gesamtes Protokol
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801600000

Die Sitzung ist eröffnet.

Vor Eintritt in die Tagesordnung möchte ich ein Wort
zur aktuellen Entwicklung in der Ukraine sagen: Mit
großer Sorge verfolgen wir die Eskalation der Gewalt.
Die Nachricht von den vielen Toten und Verletzten
macht uns tief betroffen. Unsere Gedanken sind bei den
Familien und Angehörigen. Gemeinsam mit unseren
Partnern in Europa wollen wir dazu beitragen, dass der
Konflikt so schnell wie möglich beendet wird und die
Menschen in der Ukraine ein Leben in Freiheit und
Selbstbestimmung führen können. Wir werden uns als
Parlament mit der Entwicklung schon morgen in einer
vereinbarten Debatte weiter beschäftigen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Fragestunde

Drucksache 18/527

Als Erstes ist der Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Ernährung und Landwirtschaft gefordert. Zur
Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär
Peter Bleser bereit.

Frage 1 ist von der Kollegin Abgeordneten
Dr. Kirsten Tackmann, Fraktion Die Linke:

Welche nichtintensive Steuerung des Milchmarktes hält
die Bundesregierung für das sogenannte Soft Landing für den
im Jahr 2015 geplanten Ausstieg aus dem Milchquotensystem
für geeignet, wenn sie eine „intensive Steuerung des Milch-
marktes“ ablehnt – siehe Vorbericht zum Agrar- und Fische-
reirat, Ausschussdrucksache 18(10)025 des Ausschusses für
Ernährung und Landwirtschaft des Deutschen Bundestages?

Herr Staatssekretär, bitte.

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1801600100


Vielen Dank, Herr Präsident. – Werte Frau Kollegin
Tackmann, die Bundesregierung setzt den Kurs der
Marktausrichtung der Milchwirtschaft fort. Die staatli-
chen Rahmenbedingungen sollten der Nutzung der sich
bietenden Marktchancen nicht entgegenstehen.
Für den Fall außergewöhnlicher Marktkrisen setzt die
Bundesregierung weiterhin auf das wirksame und ver-
lässliche Sicherheitsnetz der Europäischen Union. Das
Sicherheitsnetz hat sich in der Milchkrise bewährt und
hat funktioniert. Die Bundesregierung wird darauf ach-
ten, dass die Europäische Kommission ihre Aufgaben im
Rahmen des Sicherheitsnetzes gegebenenfalls rechtzei-
tig und verantwortungsvoll wahrnimmt und erforderli-
che Krisenmaßnahmen ergreift. Die Direktzahlungen
stabilisieren zusätzlich das Einkommen der Milcherzeu-
ger.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801600200

Haben Sie eine Zusatzfrage, Frau Kollegin?


Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801600300

Ja.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801600400

Bitte schön.


Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801600500

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär,

der Ausstieg aus der Milchquote ist für 2015 angekün-
digt und ein sogenanntes Soft Landing mit der EU ver-
einbart. Deswegen meine Frage: Hat die Bundesregie-
rung Kenntnisse darüber, wie sich die Erwartungen an
die Zeit nach der Milchquote bisher auf den Milchmarkt
ausgewirkt haben und wie viele Arbeitsplätze dort verlo-
ren gegangen sind?

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1801600600


Frau Kollegin Tackmann, es bleibt dabei: Die Milch-
quotenregelung endet am 31. März 2015. Das Soft
Landing funktioniert. Sie kennen die Marktlage. Die Er-
zeugerpreise haben sich erfreulicherweise sehr gut er-
holt. Wir befinden uns zurzeit sogar in einer Preissitua-
tion, die wir so nicht erwartet haben.

Ich kann Ihnen darüber hinaus, obwohl Sie jetzt gar
nicht danach gefragt haben, berichten, dass die Bundes-
regierung sich dafür einsetzt, Möglichkeiten zu finden,





Parl. Staatssekretär Peter Bleser


(A) (C)



(D)(B)

dass die Höhe der Superabgabe, die fällig wird, weil eine
leichte Überlieferung der Quote festzustellen ist, re-
duziert wird. Wir denken daran, die sogenannte Fett-
quote wieder abzuschaffen. Damit würde den deutschen
Milcherzeugern ein erheblicher Millionenbetrag zugute-
kommen. Allerdings ist dieser unser Vorschlag in der
Europäischen Union noch nicht mehrheitsfähig.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801600700

Haben Sie eine weitere Zusatzfrage, Frau Kollegin? –

Bitte schön.


Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801600800

Der Parlamentarische Staatssekretär hat in vorausei-

lendem Gehorsam meinen Gedanken schon aufgegriffen.
Die Frage der Überlieferung wird natürlich sehr intensiv
diskutiert. Im Rahmen des Soft Landings im Milchmarkt
war vereinbart, dass sich die Milchquote jährlich um
1 Prozent erhöht. Das war mit allen Mitgliedstaaten ab-
gesprochen. Jetzt stellt sich die Frage, ob Ihre Position,
die Regelung zur Überlieferung infrage zu stellen und
die Strafzahlungen, die sich für Deutschland ergeben
würden, zurückzunehmen, nicht unsolidarisch im Ge-
samtzusammenhang der Vereinbarung ist. Ich frage dies
vor allem vor dem Hintergrund, dass es nach einer
Onlineumfrage von top agrar die Mehrheit der Rinder-
halter für durchaus richtig hält, die Vereinbarung einzu-
halten und die Überlieferung mit Geld abzugleichen.

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1801600900


Frau Kollegin, wir bewegen uns hier in einem engen
rechtlichen Rahmen; da haben Sie völlig recht. Es
könnte höchstens dazu kommen, dass man eine einmal
veränderte Fettquote wieder rückführt. Dort sehen wir
rechtliche Möglichkeiten.

Lassen Sie mich eine Bewertung anschließen. Gerade
die Milcherzeuger haben in der Milchkrise 2008/2009
wirklich schwerwiegenden finanziellen Schaden davon-
tragen müssen. Wenn jetzt eine Chance bestünde, not-
wendige oder erforderliche Strafzahlungen zu reduzie-
ren, dann wäre das eine willkommene Möglichkeit,
einen kleinen Ausgleich für die damaligen Beschwer-
nisse zu schaffen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801601000

Eine zusätzliche Frage vom Kollegen Ostendorff,

Bündnis 90/Die Grünen. – Bitte schön.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Schönen Dank. – Herr Staatssekretär, Sie haben völlig
richtig geschildert, dass wir eine außerordentlich posi-
tive Preisentwicklung haben, wie sie keiner – egal ob Sie
oder wir als Opposition – erwartet hätte. Trotzdem bleibt
die Frage nach den sensiblen Räumen. Milchwirtschaft
in Deutschland geht einher damit – Sie kennen dies von
Ihrer heimischen Situation –, dass sie auch in Räumen
dringend gebraucht wird, in denen aber höhere Geste-
hungskosten vorherrschen. Sehen Sie als Bundesregie-
rung nicht die Notwendigkeit, sehr genau im Blick zu
behalten, ob bestimmte Räume beim Soft Landing in
Schieflage geraten? Gibt es Ihrerseits Überlegungen
dazu?

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1801601100


Herr Kollege Ostendorff, man muss klar sagen, dass
wir solche Überlegungen nur für die zweite Säule anstel-
len können. Hier können wir Bewirtschaftungserschwer-
nisse durch Zulagen für benachteiligte Gebiete ausglei-
chen. Dass das möglich ist, begrüßen wir nach wie vor.
Das wird aber von den Ländern umgesetzt. Andererseits
haben wir uns – daran war Ihre Partei ja mit beteiligt –
bei der Agrarreform 2004 für die Entkopplung aller Di-
rektzahlungen ausgesprochen. Das gilt auch jetzt.

Ihren Wunsch jedoch, dass man ein besonderes Au-
genmerk auf diesen Teil der Flächen in Deutschland, die
insbesondere von Grünland geprägt sind, legt, halte ich
für berechtigt.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801601200

Danke schön. – Dann kommen wir zur Frage 2 der

Kollegin Dr. Kirsten Tackmann, Fraktion Die Linke:
Welche Rückschlüsse zieht die Bundesregierung aus dem

Ergebnis des Abschlussberichts zum sogenannten Blutschwit-

(Förderkennzeichen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: 2809HS025)

krankung durch BVD-Impfungen ausgelöst wurde, hinsicht-
lich eines Änderungsbedarfs beim Zulassungsverfahren für
veterinärmedizinische Impfstoffe mit dem Ziel, solche Neben-
wirkungen zukünftig rechtzeitig, das heißt vor der Zulassung,
zu erkennen?

Herr Staatssekretär Bleser, bitte.

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1801601300


Herr Präsident! In dem Forschungsvorhaben sollte
primär die Ursächlichkeit des sogenannten Blutschwit-
zens – Bovine Neonatale Panzytopenie, BNP – vor dem
Hintergrund geklärt werden, dass die Anwendung eines
bestimmten BVD-Impfstoffes im Verdacht stand, das
Krankheitsbild des Blutschwitzens zu verursachen. Die
epidemiologischen Untersuchungen ergaben einen ein-
deutigen Zusammenhang zwischen der Impfung mit dem
in Rede stehenden Impfstoff und dem Auftreten von
BNP. Verantwortlich für BNP sind nach diesen Untersu-
chungen gegen bestimmte Zellen des Kalbes gerichtete
Allo-Antikörper, welche nach Impfung genetisch prädis-
ponierter weiblicher Rinder von diesen gebildet und von
Kälbern über das Kolostrum aufgenommen werden.

Im Abschlussbericht heißt es, dass nach gegenwärti-
gem Kenntnisstand BNP ein komplexes, primär durch
die Applikation eines bestimmten Tierimpfstoffes ausge-
löstes Geschehen ist, dessen Genese zudem von indivi-
duellen immunologischen und genetischen Faktoren be-
einflusst wird. Vor diesem Hintergrund wurde nicht die
Notwendigkeit gesehen, das Zulassungsverfahren veteri-
närmedizinischer Impfstoffe zu ändern.






(A) (C)



(D)(B)


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801601400

Haben Sie eine Zusatzfrage, Frau Kollegin? – Bitte

schön.


Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801601500

Vielen Dank. – Alle, die mit dem Geschehen befasst

waren, können sich ja noch sehr genau daran erinnern,
wie dramatisch die Situation damals war, weil niemand
wusste, warum es bei den betroffenen Kälbern zu solch
einem hochakuten Verlauf kommt und sie versterben.
Deswegen befriedigt mich Ihre Antwort, dass das Zulas-
sungsverfahren nicht überdacht werden müsse, natürlich
nicht so ganz.

Natürlich ist es eine schwierige Situation, wenn es bei
Rindern eine genetische Prädisposition gibt. Trotzdem
möchte ich an der Stelle nachfragen, ob es nicht doch ei-
nen Anlass dazu gibt, zu prüfen, wie man dem Auftreten
solcher Zwischenfälle, die wirklich schwerwiegende
Auswirkungen haben, im Zulassungsverfahren verstärkt
präventiv begegnen kann, also ob es nicht Forschungs-
vorhaben geben sollte, bei denen möglicherweise die ge-
netische Prädisposition für solche Erkrankungen unter-
sucht wird.

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1801601600


Frau Kollegin, der besagte Impfstoff, der diese Folgen
hervorgerufen hat, wurde natürlich vom Markt genom-
men. Man hat aber nach Überprüfung keine Notwendig-
keit gesehen, das Zulassungsverfahren an sich, das bei
der Europäischen Arzneimittel-Agentur durchgeführt
wird, zu verändern.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801601700

Haben Sie noch eine Zusatzfrage?


Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801601800

Ja, ich habe eine zweite Zusatzfrage.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801601900

Bitte.


Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801602000

Wie wurden denn Entschädigungen für die Betriebe

geleistet? Halten Sie es nicht gerade auch vor dem Hin-
tergrund dieses Falles, des Blutschwitzens bei Kälbern,
für notwendig – die Linke hat die entsprechende Debatte
in der vergangenen Wahlperiode sehr intensiv vorange-
bracht –, einen Nothilfefonds für tierhaltende Betriebe
einzurichten? In diesem Fall war es nämlich so, dass die
Betriebe null Chancen hatten, sich davor zu schützen. Es
ging hier also um ein Risiko, dem man, wie bei höherer
Gewalt und ähnlichen Dingen, nicht ausweichen konnte.
Sollte es dafür nicht tatsächlich einen Nothilfefonds ge-
ben?

P
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1801602100


Ich denke, hier handelt es sich um ein privatrechtli-
ches Problem, das zwischen den Marktbeteiligten gere-
gelt werden muss. Ob man dafür einen Fonds braucht,
bezweifle ich. Ich will aber gerne Ihrem Wunsch nach-
kommen und Ihnen Zahlen dazu zur Verfügung stellen,
wie die Entschädigung gelaufen ist, sofern wir Zugang
dazu haben; die Zuständigkeit hierfür liegt ja nicht bei
der Bundesregierung.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801602200

Danke schön. – Die Fragen 3 und 4 des Kollegen

Harald Ebner werden gemäß Nr. 2 Abs. 2 der Richtlinien
für die Fragestunde schriftlich beantwortet.

Wir haben damit den Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft abge-
schlossen.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Verteidigung. Zur Beantwortung steht
der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe
bereit.

Ich rufe Frage 5 der Abgeordneten Doris Wagner,
Bündnis 90/Die Grünen, auf:

Welche konkreten Erwägungen veranlassen das Bundes-
ministerium der Verteidigung, den Regelbetrieb für die seit
dem Jahr 2011 in der Ausbildung befindlichen „Lotsen für
Einsatzgeschädigte“ erst im Jahr 2015 beginnen zu lassen,
und weshalb werden für die bereits ausgebildeten Lotsen noch

(vergleiche Zeitschrift der Evangelischen Kirche für junge Soldaten, Heft 11, 2013)


Herr Staatssekretär, bitte.

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801602300


Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Kollegin, ich ant-
worte Ihnen wie folgt: Lotsinnen und Lotsen für Einsatz-
geschädigte werden bereits seit dem Jahr 2010 in beson-
ders betroffenen Truppenteilen der Bundeswehr
eingesetzt. In der seit dem Jahr 2012 am Zentrum Innere
Führung in Koblenz stattfindenden Lotsenausbildung
wurden seither rund 150 Lotsen ausgebildet. Der Lehr-
gangsbetrieb wird auch in diesem Jahr unvermindert
fortgesetzt, und die ausgebildeten Lotsen werden ihrer
Ausbildung entsprechend bedarfsgerecht haupt- bzw. ne-
benamtlich eingesetzt.

Dies geschieht unabhängig von den entsprechenden
organisatorischen Maßnahmen im Zuge der Neuausrich-
tung und einer noch nicht vollständig abgeschlossenen
strukturellen Verortung im Rahmen eines zukünftigen
Regelbetriebes, der für die Wahrnehmung der Arbeit der
Lotsen zunächst als nachrangig zu betrachten ist. Wich-
tig ist, dass die Lotsenleistung nach der Ausbildung ent-
sprechend verfügbar ist und im konkreten Bedarfsfall
auch abgerufen bzw. angewendet werden kann.

Zur Schaffung einheitlicher Grundlagen für die Auf-
gaben und die Aus- und Weiterbildung sowie zur struk-
turellen Verankerung der Lotsen wurden im Bundes-
ministerium der Verteidigung bundeswehrgemeinsame
Zielvorgaben entwickelt, die in Kürze erlassen werden.

Eine Fortbildung der Lotsen, verbunden mit Bera-
tungselementen, erfolgt bereits im Rahmen der fachli-





Parl. Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe


(A) (C)



(D)(B)

chen Begleitung vor Ort, unter anderem durch Truppen-
psychologen. Ferner beginnen wir in diesem Jahr damit,
am Zentrum Innere Führung jährlich eine Fachtagung
für die Weiterbildung und den Erfahrungsaustausch der
bis jetzt ausgebildeten Lotsen abzuhalten.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801602400

Haben Sie eine Zusatzfrage, Frau Kollegin?


Doris Wagner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801602500

Ja.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801602600

Bitte schön.


Doris Wagner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801602700

Vielen Dank, Herr Präsident. – Danke, Herr Staatsse-

kretär, für die Beantwortung meiner Frage. Ich habe in
der Tat eine Nachfrage. Sie sagten gerade, dass die struk-
turelle Verortung im Rahmen der Umstrukturierung noch
etwas auf sich warten lassen wird. Es wird doch offenbar
als Hürde wahrgenommen, dass nicht ganz klar ist, an
welchem Standort der jeweilige Lotse oder die jeweilige
Lotsin zu finden ist. Würden Sie es nicht auch für sinn-
voll halten, die verschiedenen Ansprechpartner des Psy-
chosozialen Dienstes gemeinsam an einem Ort, in einer
Kaserne, zu bündeln?

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801602800


Frau Kollegin, ich bin der Meinung, dass es zunächst
einmal gut ist, dass wir ein solches Lotsensystem haben.
Es ist bei weitem nicht selbstverständlich.

Ich habe eingeräumt, dass der Prozess der strukturel-
len Neuausrichtung in dem Zusammenhang eine Rolle
spielt. Was aus unserer Sicht entscheidend ist: Jedem
Einzelnen, der Hilfe braucht, wird geholfen. Das ist ge-
währleistet, und das ist aus unserer Sicht in diesem Zu-
sammenhang das Wichtigste.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801602900

Danke schön. – Haben Sie noch eine Zusatzfrage? –

Zu diesem Thema gibt es keine Fragen mehr.

Die Frage 6 der Kollegin Agnieszka Brugger wird
schriftlich beantwortet.

Frage 7 des Kollegen Abgeordneten Hans-Christian
Ströbele:

In welchen Gebieten werden die von der Bundeswehr an-
geschafften drei Mobilen Geschützten Fernmeldeaufklärungs-

(vergleiche BundeswehrJournal vom 10. Februar 2014, www.bundeswehr-journal.de/ 2014/mobile-fernmeldeaufklaerung-in-krisengebieten)

setzt, und unter welchen Voraussetzungen werden die in den
betroffenen Frequenzbereichen vollständig und auch ver-
dachtsunabhängig erfassten elektromagnetischen Aussendun-
gen bzw. Funk- und Telekommunikationsdaten erhoben, aus-
gewertet und an nichtdeutsches Militär bzw. nichtdeutsche
Nachrichtendienste weitergegeben?

Herr Staatssekretär, bitte.
D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801603000


Herr Kollege Ströbele, ich antworte Ihnen wie folgt:
Bei dem in Rede stehenden Mobilen Geschützten Fern-
meldeaufklärungssystem, MoGeFA, handelt es sich um
ein Demonstratorsystem, bestehend aus drei Aufklä-
rungstrupps, das sich zurzeit noch in der Erprobung
beim Kommando Strategische Aufklärung befindet. Das
Demonstratorsystem wird operationell nicht genutzt und
dient als Grundlage für die vom Jahr 2016 an geplante
Serienbeschaffung.

Eine Überprüfung der operationellen Leistungsfähig-
keit hat noch nicht stattgefunden. Im Rahmen der takti-
schen Einsatzprüfung wird durch die Truppe ein künstli-
ches Funkszenario mit truppeneigenen Funkgeräten
erzeugt und entsprechend aufgeklärt. Daher erübrigt sich
auch die Frage nach der Erfassung und eventuellen Wei-
tergabe von Daten.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801603100

Haben Sie eine Nachfrage, Herr Kollege Ströbele? –

Bitte schön.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär, mir
drängt sich die Frage auf: Haben Sie das Vorhaben, ein
Funkszenario zu simulieren – ich habe Sie so verstan-
den, dass es hier um Feldversuche geht –, mit dem Da-
tenschutzbeauftragten abgeklärt bzw. dessen Stellung-
nahme dazu eingeholt? Wir wird ausgeschlossen, dass
auch andere Telekommunikationsverkehre als die der
Bundeswehr dabei erfasst werden?

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801603200


Herr Kollege Ströbele, ich habe darauf hingewiesen,
dass sich das System in der Erprobung befindet.

Lassen Sie mich einsortieren, worüber wir überhaupt
reden. Wir reden über militärisch relevante Funkver-
kehre, die aufgeklärt werden sollen, wenn die Erprobung
erfolgreich abgeschlossen ist. Es geht um den Ersatz be-
stehender Technik durch bessere, fortschrittlichere Tech-
nik. Es geht um den Landeinsatz und um den Schutz der
eigenen Truppe. Ich bin zwar kein Experte im Bereich
des Datenschutzes, aber ich glaube nicht, dass das zum
klassischen Aufgabengebiet eines Datenschutzbeauf-
tragten gehört. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass
wir uns darum bemühen, unsere Soldaten durch moderne
Maßnahmen zu schützen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801603300

Noch eine Zusatzfrage, Herr Kollege Ströbele?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben nur den ersten Teil meiner Frage beantwor-
tet, in dem es um die Rolle des Datenschutzbeauftragten
ging.





Hans-Christian Ströbele


(A) (C)



(D)(B)

Meine Nachfrage bezieht sich auf die Erfassung von
Telekommunikationsverkehr; ich weiß nicht, um welche
Reichweite es geht. Können Sie ausschließen, dass die
Telekommunikationsverkehre anderer Nutzer ausge-
späht oder – ich formuliere es einmal neutral – festge-
stellt werden?

Teile meiner schriftlich eingereichten Frage haben Sie
übrigens auch noch nicht beantwortet: Wo werden die
Systeme ausprobiert? In Deutschland oder anderswo?

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801603400


Herr Kollege Ströbele, das eine Demonstratorsystem,
um das es hier geht, steht in Daun in der Eifel.

Ansonsten kann ich nur meine Ausführungen noch
einmal wiederholen: Es geht um militärisch relevanten
Funkverkehr. Ich vermute, dass Sie sich auf das Thema
der sogenannten Beifangfähigkeit beziehen, das heißt
auf die Frage, ob auf diesem Wege möglicherweise auch
anderer Funk- bzw. Nachrichtenverkehr aufgenommen
werden kann, dessen Empfang vom System gar nicht be-
absichtigt ist.

Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich darüber erst
dann detaillierter Auskunft geben kann, wenn die Erpro-
bung des Systems abgeschlossen ist. Prinzipiell ist das
nach meinem Kenntnisstand allerdings nicht ausge-
schlossen. Das heißt aber nicht, dass die Weitergabe ir-
gendwelcher Daten an Dritte beabsichtigt wäre. Schon
gar nicht ist sie erfolgt, weil, wie gesagt, dieses System
in der Erprobung ist.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801603500

Frau Kollegin Keul, Bündnis 90/Die Grünen, hat dazu

eine Zusatzfrage.


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801603600

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Auch ich muss da

noch einmal nachfragen: Warum ist, wenn Sie nicht aus-
schließen können, dass nebenbei auch Telekommunika-
tion, in diesem Fall in der Eifel, mit aufgenommen wer-
den könnte, der Datenschutzbeauftragte nicht
einbezogen worden, um die ordnungsgemäße Löschung
und Vernichtung dieser Daten sicherzustellen?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801603700

Herr Staatssekretär.

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801603800


Frau Kollegin, es ist schwer – so stelle ich es mir je-
denfalls vor –, Daten zu löschen, die man noch gar nicht
empfangen hat, weil man mit dem System noch gar nicht
so weit ist.


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber man testet es ja!)


Aber ich ziehe gern Erkundigungen ein, ob es üblich ist,
in dem derzeitigen Erprobungsstadium den Datenschutz-
beauftragten hinsichtlich der Erfassung von Daten, deren
Erfassung gar nicht beabsichtigt ist,


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darauf kommt es doch nicht an!)


einzubeziehen, und ob dies gegebenenfalls auch erfolgt
ist. Das liefere ich gerne nach.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801603900

Danke schön. – Wir kommen zur Frage 8 des Kolle-

gen Abgeordneten Andrej Hunko, Fraktion Die Linke:
Inwiefern trifft ein Bericht des Magazins Technology Re-

view (Ausgabe 2/2014) zu oder nicht zu, wonach die Bundes-
wehr mit einem Kommando „Computer Netzwerk Operatio-
nen“ Kapazitäten für „gezielte Angriffe auf Drohnen und
andere elektronische Ziele“ aufbaut, hierfür zur Tarnung
„Stealth-Techniken“ nutzt und lernt, Firewalls und Intrusion-
Detection-Systeme oder Verschlüsselungsverfahren zu umge-
hen, und inwiefern teilt die Bundesregierung die Position,
dass elektronische Systeme aus rechtlicher und moralischer
Sicht nur dann militärische Ziele sein können, wenn sie allein
militärischen Zwecken dienen, was zum Beispiel Angriffe auf
Infrastrukturen der Energieversorgung, des Transportes oder
der Telekommunikation pauschal ausschließt?

Herr Staatssekretär Brauksiepe, bitte.

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801604000


Herr Kollege Hunko, ich antworte auf Ihre Frage wie
folgt: Die Bundeswehr hat im Jahr 2007 die Gruppe
„Computer Netzwerk Operationen“ innerhalb des Kom-
mandos Strategische Aufklärung eingerichtet. Im Rah-
men ihres Auftrages werden zur Unterstützung von
Kräften der Bundeswehr in den Einsatz- und Krisenge-
bieten gegnerische Fähigkeiten analysiert, aber auch das
Wirken in gegnerischen Computernetzwerken simuliert.
Nach derzeitigem Stand wird davon ausgegangen, dass
diese Fähigkeiten dabei nicht isoliert zur Anwendung
kommen, sondern nur eingebunden im Rahmen einer
Gesamtoperation.

Die in dem in Ihrer Frage genannten Artikel beschrie-
benen Fähigkeiten sind grundsätzlicher Natur. Über
diese wurden die Vertreter des Deutschen Bundestages
unter anderem in Sitzungen des Verteidigungsausschus-
ses am 16. Juni 2012 und am 30. Januar 2013 umfassend
und detailliert informiert.

Der Aufbau eines gesonderten Kommandos „Compu-
ter Netzwerk Operationen“ ist derzeit nicht geplant.

Aus rechtlicher Sicht gelten auch elektronische Sys-
teme während eines bewaffneten Konflikts als militäri-
sche Ziele, wenn sie entsprechend der Definition des hu-
manitären Völkerrechts aufgrund ihrer Beschaffenheit,
ihres Standorts, ihrer Zweckbestimmung oder ihrer Ver-
wendung wirksam zu militärischen Handlungen beitra-
gen und deren gänzliche oder teilweise Zerstörung oder
Neutralisierung einen eindeutigen militärischen Vorteil
darstellt. Eine rein militärische Nutzung eines Objekts
oder Objektkonglomerats ist gemäß geltendem Recht
keine Voraussetzung für dessen Einordnung als militäri-
sches Ziel.





Parl. Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe


(A) (C)



(D)(B)

Das humanitäre Völkerrecht bestimmt keinen absolu-
ten Schutz von Energieversorgungseinrichtungen, des
Transportwesens oder der Telekommunikation. Ob ein
elektronisches System ein ziviles Objekt oder aber ein
militärisches Ziel darstellt, kann nur unter Berücksichti-
gung aller Umstände des konkreten Einzelfalls bestimmt
werden.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801604100

Danke schön. – Haben Sie eine Zusatzfrage, Herr

Kollege?


Andrej Hunko (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801604200

Ja.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801604300

Bitte schön.


Andrej Hunko (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801604400

Vielen Dank, Herr Dr. Brauksiepe. Es geht ja um die

Frage, inwieweit dieses Kommando der Bundeswehr im
Rahmen des sogenannten Cyberwar defensiv bzw. offen-
siv trainiert und inwieweit es bei einem offensiven Trai-
ning, also beim Eindringen in andere Netzwerke, um
rein militärische Aspekte geht oder ob zum Beispiel
auch Infrastrukturen wie Energieversorgung, Transport-
wesen oder Telekommunikation eines Staates, mit dem
ein militärischer Konflikt besteht, angegriffen werden
können. Dazu lautet meine Nachfrage: Sind die von mir
erwähnten Systeme, die auch der Grundversorgung der
Bevölkerung dienen – Energieversorgung, Transportwe-
sen, Telekommunikation –, Gegenstand solcher Trai-
nings, oder können Sie das ausschließen?

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801604500


Herr Kollege, ich habe darauf hingewiesen, dass unter
anderem gegnerische Fähigkeiten analysiert werden und
das Wirken in gegnerischen Computernetzwerken simu-
liert wird. Netzwerke bzw. Infrastruktureinrichtungen,
die von keinerlei militärischer Bedeutung sind, sind in
diesem Zusammenhang nicht als gegnerisch anzusehen.

Ich habe aber auch schon darauf hingewiesen – das
kann ich hier nur noch einmal wiederholen –, dass die
Frage, ob ein bestimmtes elektronisches System, ob ein
bestimmtes Objekt gegebenenfalls ein ziviles oder mili-
tärisches Ziel darstellt, nur unter Berücksichtigung aller
Umstände des konkreten Einzelfalls entschieden werden
kann. Selbstverständlich erfolgt alles, was seitens der
Bundeswehr getan wird, nur im Rahmen ihres verfas-
sungsmäßigen Auftrags bzw. im Rahmen ihrer manda-
tierten Einsätze.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801604600

Dazu noch eine Zusatzfrage? – Bitte schön.


Andrej Hunko (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801604700

Den verfassungsmäßigen Auftrag nehme ich ja auch

durch solche Nachfragen wahr. – Ich habe eine zweite
Nachfrage. Mit welchen weiteren Partnern, also zum
Beispiel entsprechenden Einheiten anderer Staaten oder
auch Herstellern, wird über Technologie zum Eindringen
in Computersysteme diskutiert? Mit wem sind Sie zu
diesem Thema in Kooperationen oder im Gespräch?

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801604800


Es gibt derzeit keine Kooperationen mit anderen Staa-
ten, Herr Kollege. Was nationale Kooperationen angeht,
kann ich Ihnen Folgendes mitteilen: Es gibt keine CNO-
spezifischen, also „Computer Netzwerk Operationen“
betreffende Kooperationsvereinbarungen mit anderen
Ressorts. Die Bundeswehr wird zum Beispiel im Natio-
nalen Cyber-Abwehrzentrum des Bundesamts für Sicher-
heit in der Informationstechnik durch Verbindungsperso-
nal des Computer Emergency Response Teams, des
Betriebszentrums IT-System Bw und des MAD vertreten.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801604900

Herzlichen Dank. – Dann sind wir bei der Frage 9,

ebenfalls des Kollegen Hunko, Fraktion Die Linke:
Welche über Berichte der Mitteldeutschen Zeitung vom

13. Februar 2014 hinausgehenden Details kann die Bundesre-
gierung zum jüngsten Crash der bereits früher in mindestens
52 Fällen kontrolliert oder unkontrolliert abgestürzten Drohne
des Typs LUNA in Colbitz mitteilen – bitte insbesondere den
Grund des Fluges, die für die Steuerung verantwortlichen Ein-
heiten/privaten Firmen, genauere Angaben zum „technischen
Problem“ als Ursache des Crashs sowie darüber, warum die
Drohne offensichtlich außerhalb des Flugbeschränkungsge-
bietes niederging –, und wo in Deutschland oder im Ausland
sollen in diesem Jahr weitere Übungsflüge mit LUNA-Droh-
nen stattfinden – bitte mit genauem oder wenigstens nähe-
rungsweisem Datum angeben?

Herr Staatssekretär.

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801605000


Herr Kollege Hunko, ich antworte Ihnen darauf wie
folgt: Während eines Übungsfluges des Aufklärungsba-
taillons 6 im Rahmen der Einsatzvorbereitung verlor das
unbemannte Luftfahrzeug des Typs LUNA am 12. Fe-
bruar 2014 im Flugbeschränkungsgebiet ED-R74 des
Truppenübungsplatzes Altmark um circa 11.50 Uhr das
Navigationssignal des Global Positioning Systems.
Nachdem die Verbindung nicht wiederhergestellt werden
konnte, leitete der Luftfahrzeugführer über unbewohn-
tem Gebiet, über einem Feld eine Sicherheitslandung
ein. Das Luftfahrzeug landete daraufhin am Fallschirm
außerhalb des Flugbeschränkungsgebietes auf dem Lan-
defeld, das per Kamera-Livebild ausgewählt wurde.

Eine Gefahr für Personen bestand nicht. Meldungen
über Sach- sowie Flurschäden liegen nicht vor. Derzeit
untersucht der Verband in Abstimmung mit der Abtei-
lung Flugsicherheit der Bundeswehr die Ursachen des
Zwischenfalls. Mit einem Ergebnisbericht der Abteilung
Flugsicherheit der Bundeswehr ist in circa 30 Tagen zu
rechnen.

Übungsvorhaben mit unbemannten Luftfahrzeugen
finden grundsätzlich bundesweit auf Truppenübungs-
plätzen und in den dazugehörigen Flugbeschränkungs-
gebieten statt. Für das Jahr 2014 sind mit heutigem





Parl. Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe


(A) (C)



(D)(B)

Planungsstand bundesweit 128 Übungswochen von Ver-
bänden mit unbemannten Luftfahrzeugen vom Typ
LUNA, von denen bereits 18 durchgeführt wurden, ge-
plant. Eine Konzentration der Übungsaktivitäten ist auf
den Truppenübungsplätzen Munster und Bergen zu er-
warten. Inwieweit und in welchem Umfang unbemannte
Luftfahrzeuge in den Übungswochen tatsächlich einge-
setzt werden, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht
konkretisiert werden, da die Planung und die Durchfüh-
rung von Flügen mit unbemannten Luftfahrzeugen den
übenden Einheiten obliegen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801605100

Zusatzfrage, Herr Kollege?


Andrej Hunko (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801605200

Ja. – Vielen Dank, Herr Dr. Brauksiepe. Wenn ich das

richtig verstanden habe, ist diese LUNA-Drohne – es
handelt sich ja nicht um eine kleine, sondern um eine
mittelgroße Drohne – außerhalb des Gefechtsübungszen-
trums abgestürzt, und es war Glück, dass sie nicht auf
bewohntes Gebiet gestürzt ist. Deshalb frage ich: Wie
soll für die Zukunft sichergestellt werden, dass derartige
Flugunfälle nicht künftig Menschenleben gefährden, zu-
mal – das kam ja im Ergebnis auf meine Fragen im letz-
ten Jahr heraus – gerade die LUNA-Drohne sehr häufig
abstürzt. Dies wurde zwar als systemkonforme Landung
bezeichnet, aber de facto ist sie abgestürzt. Wie wollen
Sie also sicherstellen, dass es in Zukunft nicht zu einer
Gefährdung der Bevölkerung kommt?

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801605300


Herr Kollege Hunko, der Begriff „Absturz“ ist von
Ihnen gewählt worden. Es war kein Absturz, es war eine
Sicherheitslandung.


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie ist auch nicht rein zufällig nicht über bewohntem Ge-
biet erfolgt, sondern, wie gesagt, diese Sicherheitslan-
dung ist, nachdem die Verbindung zum GPS nicht wie-
derhergestellt werden konnte, eingeleitet worden.

Es hat in den vergangenen Jahren eine auch Ihnen be-
kannte Zahl von Zwischenfällen gegeben. Es wird
selbstverständlich immer daran gearbeitet, die Zahl die-
ser Zwischenfälle zu reduzieren. Dem Ziel, daraus Kon-
sequenzen zu ziehen, dient auch der Ergebnisbericht der
Abteilung Flugsicherheit, den wir, wie schon gesagt, in
circa 30 Tagen erwarten. Wenn wir den Ergebnisbericht
haben, sind wir in der Lage, daraus Konsequenzen zu
ziehen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801605400

Eine weitere Zusatzfrage, Herr Kollege Hunko?


Andrej Hunko (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801605500

Ja, vielen Dank. – In Ihrer Antwort auf die Frage nach

den Flügen von US-Drohnen in der Oberpfalz, in Bay-
ern, teilten Sie mit, man wisse nichts über die Absturz-
raten der dort geflogenen US-Drohnen. Da sollen ja
zwischen den zwei Militärstützpunkten Korridore einge-
richtet werden, in denen auch Flugmöglichkeiten für
Drohnen geschaffen werden sollen. Daher meine Frage:
Nimmt die Bundesregierung den neuerlichen Absturz ei-
ner Bundeswehrdrohne – oder wie auch immer man das
bezeichnet – zum Anlass, ihre Haltung zu überdenken
und die US-Armee in Grafenwöhr um entsprechende
Auskünfte zu bitten? Denn es liegen nach wie vor keine
Informationen des US-Militärs in Grafenwöhr vor.

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801605600


Herr Kollege Hunko, ich wiederhole mich: Die Er-
stellung eines solchen Ergebnisberichts ist kein Selbst-
zweck, sondern dient dem Zweck, den Ursachen des
Zwischenfalls, der zu dieser Sicherheitslandung geführt
hat, möglichst auf den Grund zu gehen. Im Lichte der
gewonnenen Erkenntnisse wird dann über Konsequen-
zen zu beraten und zu entscheiden sein.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801605700

Eine Zusatzfrage des Kollegen Ströbele, Bündnis 90/

Die Grünen. – Bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, jetzt haben Sie mein Interesse ge-
weckt. Was ist denn eine Sicherheitslandung? Wie viel
bleibt dann von dem Gegenstand, der da zur Sicherheit
landet, übrig?


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Oder wird er beschädigt? Können Sie dazu eine Statistik
nennen? Kann er noch einmal fliegen? Oder was muss
gemacht werden, damit er noch einmal fliegen kann?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801605800

Herr Staatssekretär.

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801605900


Herr Kollege Ströbele, es gibt bei Vorkommnissen
mit Luftfahrzeugen gemäß der Zentralen Dienstvor-
schrift ZDv 19/6 grundsätzlich eine Klassifizierung in
vier Kategorien: von A bis D. Bei der Kategorie A han-
delt es sich um einen Unfall, ein Vorkommnis, bei dem
mindestens eine Person tödlich oder schwer verletzt
worden ist oder als verschollen gilt oder ein Luftfahr-
zeug zerstört wurde, vermisst wird oder unzugänglich
ist. Der Schweregrad wird bis zur Kategorie D immer
geringer. Es hat in den Jahren 2011 bis 2014 bei der
LUNA, über die wir hier reden, bundesweit insgesamt
zwei solcher Unfälle gegeben. Ich wiederhole: Im Zeit-
raum von 2011 bis heute gab es zwei Unfälle mit ent-
sprechend schweren Schäden.

In anderen Fällen handelte es sich um Zwischenfälle.
Bei dem hier angesprochenen Fall ist es so, dass das un-
bemannte Luftfahrzeug, um Ihre Frage präzise zu beant-





Parl. Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe


(A) (C)



(D)(B)

worten, unbeschädigt am Boden angekommen ist. Es be-
stand nicht nur keine Gefahr für Personen, sondern es
gab auch weder Sach- noch Flurschäden. Auch das Luft-
fahrzeug selbst hat den Boden unbeschädigt erreicht. Es
wird jetzt selbstverständlich untersucht. Natürlich wird
über einen Wiedereinsatz nicht entschieden, bevor die
Untersuchungsergebnisse vorliegen. Aber nach meiner
Kenntnis hat es auch schon in der Vergangenheit Sicher-
heitslandungen von Luftfahrzeugen gegeben, die diese
unbeschadet überstanden haben und die dann auch wie-
der eingesetzt werden konnten.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801606000

Danke schön. – Eine Zusatzfrage von Frau Kollegin

Vogler, Fraktion Die Linke.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801606100

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Dr. Brauksiepe,

auch mich hat Ihre Antwort neugierig gemacht. Sie ha-
ben uns gerade erklärt, dass es, nachdem das GPS-Sys-
tem wieder funktionsfähig war, gelungen sei, diese
Drohne notzulanden. Jetzt ergibt sich für mich natürlich
die Frage, was denn in dem Fall passiert wäre, wenn die-
ses GPS-System nicht wieder angesprungen wäre. Wie
groß ist denn die Reichweite einer solchen LUNA-
Drohne? Das heißt, wo hätte sie dann gegebenenfalls
selbsttätig wieder den Boden erreichen können?

D
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1801606200


Frau Kollegin, Sie haben mich bedauerlicherweise
falsch verstanden. Ich habe genau das Gegenteil gesagt:
Ich habe gesagt, dass um circa 11.50 Uhr das Naviga-
tionssignal des GPS verloren wurde und dass – ich
wiederhole es gerne; Sie können das im Protokoll nach-
lesen –, nachdem die Verbindung eben nicht wieder her-
gestellt werden konnte, der zuständige Luftfahrzeugfüh-
rer dann sozusagen manuell die Sicherheitslandung
dieses Luftfahrzeugs eingeleitet hat.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801606300

Danke schön.

Die Fragen 10 und 11 der Kollegin Höger werden
schriftlich beantwortet.

Wir sind damit am Ende des Geschäftsbereichs des
Bundesministeriums der Verteidigung.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Zur Beantwortung steht Frau Parlamentarische Staats-
sekretärin Elke Ferner bereit.

Wir kommen zur Frage 12 der Kollegin Ulle
Schauws, Bündnis 90/Die Grünen:

Wird die Bundesregierung beim deutsch-französischen
Ministertreffen am 19. Februar 2014 die französische Regie-
rung als starke Verfechterin der EU-Richtlinie zur Frauen-
quote unterstützen und, falls ja, wie?

Frau Staatssekretärin, bitte.
E
Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1801606400


Frau Kollegin Schauws, die Antwort lautet wie folgt:
Im Rahmen des deutsch-französischen Ministerrates hat
es ein bilaterales Treffen zwischen Frau Ministerin
Manuela Schwesig und der Ministerin für die Rechte
von Frauen und Sprecherin der französischen Regierung,
Frau Najat Vallaud-Belkacem, gegeben. Dabei ist auch
der Vorschlag der EU-Kommission für eine Richtlinie
zur Gewährleistung einer ausgewogeneren Vertretung
von Frauen und Männern unter den Direktoren börsen-
notierter Gesellschaften und über damit zusammenhän-
gende Maßnahmen, die sogenannte Führungspositionen-
richtlinie, angesprochen worden.

Deutschland und Frankreich werden den Austausch
darüber, was sich in der Praxis insbesondere hinsichtlich
der Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben be-
währt hat, intensivieren. Sie werden die nötigen Maß-
nahmen für eine bessere Gleichstellung von Frauen und
Männern treffen, welche ein bestimmendes Element für
die Wettbewerbsfähigkeit, das Wachstum und den sozia-
len Fortschritt darstellt. Sie werden insbesondere vor-
schlagen, dass in Verbindung mit den Sozialpartnern die
Teilhabe der Frauen am Arbeitsmarkt in vollem Umfang
in die Strategie „Europa 2020“ einbezogen wird.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801606500

Eine Zusatzfrage, Frau Kollegin Schauws?


Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801606600

Ja. – Vielen Dank, Frau Staatssekretärin Ferner. Ich

sehe eine gewisse Diskrepanz, wenn auf der EU-Ebene
für Aufsichtsräte eine 40-Prozent-Quote angestrebt wird,
in Ihrem Ministerium dagegen von einer 30-Prozent-
Quote die Rede ist. Wird dieses Thema angesprochen?
Gibt es dazu noch weitere Ausführungen von Ihrer
Seite?

E
Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1801606700


Sie wissen – die Ministerin hat das in der letzten Aus-
schusssitzung dargelegt –, dass die Bundesregierung in
diesem Jahr ein Gesetz einbringen will, durch das drei
Punkte geregelt werden:

Erstens. In börsennotierten und voll mitbestimmungs-
pflichtigen Unternehmen soll ab dem Jahr 2016 für neu
zu besetzende Aufsichtsräte eine Frauenquote von min-
destens 30 Prozent eingeführt werden.

Zweitens soll für börsennotierte oder mitbestimmungs-
pflichtige Unternehmen eine gesetzliche Verpflichtung
verankert werden, wonach sich diese Unternehmen ab
2015 eigene Zielvorgaben hinsichtlich einer Frauen-
quote für ihre Führungspositionen geben müssen, die bis
Ende dieser Wahlperiode des Deutschen Bundestages,
bis 2017, erfüllt werden müssen und die auch nicht mehr
unterschritten werden dürfen.

Drittens will der Bund selber mit gutem Beispiel vo-
rangehen, indem er sich das Bundesgremienbesetzungs-





Parl. Staatssekretärin Elke Ferner


(A) (C)



(D)(B)

gesetz und das Bundesgleichstellungsgesetz noch einmal
vornimmt.

Das Ganze wird im Rahmen eines Artikelgesetzes in
diesem Jahr im Bundestag beraten werden.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801606800

Haben Sie dazu eine Zusatzfrage? – Nein.

Dann rufe ich die Frage 13 der Kollegin Schauws auf:
Beabsichtigt die Bundesregierung, beim Treffen der Ar-

beits- und Sozialminister der Europäischen Union am
10. März 2014 das Thema Frauenquote konstruktiv voranzu-
bringen und damit die Vorgabe aus dem Koalitionsvertrag
zwischen CDU, CSU und SPD umzusetzen, und, falls ja, wie?

Frau Staatssekretärin, bitte.

E
Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1801606900


Frau Kollegin Schauws, ich beantworte Ihre Frage
wie folgt: Das Thema Frauenquote bzw. der Entwurf der
Führungspositionenrichtlinie steht nicht auf der Tages-
ordnung des Rates der EU-Arbeits- und -Sozialminister
am 10. März 2014. Es findet dazu also auch keine Aus-
sprache statt. Die Präsidentschaft wird unter dem Tages-
ordnungspunkt „Verschiedenes“ allenfalls über den
Stand der Beratungen informieren.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801607000

Haben Sie dazu eine Zusatzfrage? – Nein.

Dann verlassen wir den Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend und kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Gesundheit.

Zur Beantwortung steht Frau Parlamentarische Staats-
sekretärin Ingrid Fischbach bereit.

Ich rufe die Frage 14 der Abgeordneten Kathrin
Vogler, Fraktion Die Linke, auf:

Kann die Bundesregierung bestätigen, dass die Firma
Booz & Company, eine Ausgründung der US-Firma Booz
Allen Hamilton, an der Entwicklung von Sicherheitsverfahren

(vergleiche Meldung vom 3. Dezember 2013: www.ad-hoc-news.de/com pugroup-medical-ag-gesundheitswesen-setzt-bei-/de/News/ 33210322)

diese Firma bzw. ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen
Kontakt mehr zum US-Geheimdienst NSA, National Security
Agency, unterhalten – angesichts der Tätigkeit von Edward

(siehe http:// de.wikipedia.org/wiki/Edward_Snowden)


Frau Staatssekretärin, bitte.

I
Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1801607100


Herr Präsident! Frau Kollegin Vogler, gerne antworte
ich Ihnen wie folgt: Für den Aufbau eines sicheren Net-
zes für das Gesundheitswesen – es geht um die gesamte
Telematikinfrastruktur – sind die Organisationen der
Selbstverwaltung zuständig. Sie haben hierfür die Ge-
sellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheits-
karte mbH, die sogenannte gematik, gegründet.
Die gematik hat im Dezember 2013 nach zuvor er-
folgter europaweiter Ausschreibung den Zuschlag für
großflächige Tests der ersten Ausbaustufe der Telematik-
infrastruktur erteilt. Getestet werden ein modernes Versi-
chertenstammdatenmanagement – hier geht es um die
Onlineüberprüfung und Onlineaktualisierung der Versi-
chertenstammdaten – und die qualifizierte elektronische
Signatur, mit der Dokumente elektronisch rechtswirk-
sam unterschrieben werden können.

Für die Vergabeverfahren gelten rechtliche Vorgaben,
die von der gematik einzuhalten waren. Die Bundesre-
gierung hat keine Anhaltspunkte dafür, dass die gematik
diese Vorgaben nicht beachtet hat.

Eine Bietergemeinschaft, die den Zuschlag erhalten
hat, besteht aus den Firmen Booz & Company GmbH,
CompuGroup Medical AG und KoCo Connector AG.
Sie hat den Auftrag, ein großflächiges Testverfahren in
der Testregion Nordwest durchzuführen.

Die Firma Booz & Company ist nach den vorliegen-
den Kenntnissen seit 2008 organisatorisch und rechtlich
von Booz Allen Hamilton, der Mutterfirma, getrennt und
hat seit diesem Zeitpunkt keinerlei Verflechtungen mehr
mit ihr. Nach Auskunft der gematik hat die Bieterge-
meinschaft im Teilnahmewettbewerb sämtliche von der
gematik geforderten Nachweise zur Fachkunde, Leis-
tungsfähigkeit und Zuverlässigkeit – die sogenannte Eig-
nungsprüfung – erbracht.

Die gematik hat darüber hinaus mitgeteilt, dass die
Firma Booz & Company vor allem die Aufgabe der Pro-
jektsteuerung hat. Sie ist nicht an der Festlegung der An-
forderungen für die Sicherheitsinfrastruktur beteiligt.
Das ist Aufgabe der gematik, die dabei die Bundesbeauf-
tragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit
und das Bundesamt für Sicherheit in der Informations-
technik intensiv eingebunden hat.

Bevor Hard- und Softwareprodukte in der Telematik-
infrastruktur des deutschen Gesundheitswesens verwen-
det werden, werden sie durch die gematik getestet und
zugelassen. Voraussetzung dafür ist die Überprüfung der
Sicherheit der Produkte durch das BSI.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801607200

Danke schön. – Eine Zusatzfrage der Frau Kollegin

Vogler.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801607300

Vielen Dank. – Frau Staatssekretärin, Sie werden mir

verzeihen, dass ich mir die Bemerkung nicht verkneifen
kann, dass wir bisher auch immer davon ausgegangen
sind, dass das Handy der Kanzlerin sicherheitsüberprüft
und abgeschirmt ist. Jetzt haben wir hier aber neue Er-
kenntnisse.

Es ist ja nichts Neues, dass Booz & Company nicht
nur die gematik, sondern seit 2013 auch die Bundesre-
gierung berät. Der Spiegel berichtet:

Für einen Auftragswert zwischen 16,5 Millionen
und 19,5 Millionen Euro solle die Firma die Regie-
rung bei „strategischen IT-Grundsatzentscheidungen





Kathrin Vogler


(A) (C)



(D)(B)

und deren Umsetzung in die Praxis unterstützen“.
Der Vertrag umfasse Leistungen zu „Datenschutz“
und „Gewährleistung von Sicherheit“.

Da Sie das in Bezug auf die gematik ausschließen,
frage ich jetzt noch einmal nach, ob Sie auch für diesen
Rahmenvertrag, den die Bundesregierung mit der
Booz & Company geschlossen hat, ausschließen kön-
nen, dass an irgendeiner Stelle dieses Projektes Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter dieser Firma beteiligt sind, die
nach wie vor Kontakte zum US-Geheimdienst NSA un-
terhalten.

I
Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1801607400


Frau Kollegin, ich kann Ihnen versichern, dass alle
Vorgaben eingehalten und alle eingegangenen Eingaben
und Erklärungen überprüft worden sind. Ich glaube, alles
andere wäre Kaffeesatzleserei. Sie wissen selber, dass
man Menschen nur vor den Kopf gucken kann. Man
weiß aber nicht, was dahinter vor sich geht.

All das, was wir sicherheitstechnisch überprüfen kön-
nen und müssen, haben wir überprüft. Das kann ich Ih-
nen versichern.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801607500

Haben Sie noch eine Zusatzfrage?


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801607600

Ich habe noch eine zweite Nachfrage.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801607700

Bitte schön.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801607800

Die Bundesregierung ist nicht nur über die Firma

Booz & Company indirekt in Beziehung mit Booz Allen
Hamilton, sondern auch ganz direkt. So hat zum Beispiel
die Secartis AG zusammen mit der Unternehmensbera-
tung Booz Allen Hamilton in den Jahren 2002 bis 2005
die E-Government-Initiative „BundOnline 2005“ mit er-
arbeitet. Sie hatte dabei den Auftrag, Konzepte und Lö-
sungen zu erarbeiten, um Behördengänge per Mausklick
sicher zu gestalten.

Da habe ich jetzt die Frage, ob die Bundesregierung im
Lichte der neuesten Erkenntnisse und der Informationen,
die uns Edward Snowden hat zukommen lassen, schon
einmal daran gedacht hat, zu überprüfen, ob in dem Zeit-
raum von 2002 bis 2005, in dem erstmals auch das Handy
von Kanzler Schröder abgehört wurde, Vorfälle passiert
sein könnten, die die Sicherheit der E-Government-Initia-
tive der Bundesrepublik Deutschland gefährden könn-
ten.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801607900

Frau Staatssekretärin.
I
Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1801608000


Frau Kollegin, ich kann Ihnen versichern, dass immer
dann, wenn neue Erkenntnisse vorliegen, die Bundes-
regierung dementsprechend handeln wird und gehandelt
hat und Überprüfungen stattfinden werden. Aber dann,
wenn noch keine Erkenntnisse da sind, kann man auch
nicht handeln. Das tun wir immer zu dem Zeitpunkt, zu
dem neue Erkenntnisse vorliegen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801608100

Eine Nachfrage von Frau Kollegin Zimmermann,

Fraktion Die Linke.


Pia Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801608200

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Fischbach, die

Firma Booz & Company hat ihren Sitz in London. In
Bezug auf die eben im Zusammenhang mit den Sicher-
heitsüberprüfungen genannten Kriterien frage ich: Kann
die Bundesregierung eine Zusammenarbeit mit dem bri-
tischen Geheimdienst GCHQ definitiv ausschließen?

I
Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1801608300


Frau Kollegin, zu der Bietergemeinschaft, die den Zu-
schlag bekommen hat, gehört auch die Firma Booz &
Company. Bei der Firma Booz & Company handelt es
sich um ein deutsches Unternehmen unter der Geschäfts-
führung deutscher Partner mit Sitz in Düsseldorf.


(Pia Zimmermann [DIE LINKE]: Ich hätte noch eine Nachfrage!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801608400

Sie dürfen leider keine Nachfrage mehr stellen.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak-
torsicherheit.

Zur Beantwortung steht die Frau Parlamentarische
Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter zur Verfü-
gung.

Ich rufe die Frage 15 des Abgeordneten Peter
Meiwald, Bündnis 90/Die Grünen, auf:

Plant die Bundesregierung, über die EU-weit festgeschrie-
benen Rücknahmen von Elektrokleingeräten im Handel
hinaus die Vorschläge der Expertinnen und Experten des
Nachhaltigkeitsrates und des Sachverständigenrates für Um-
weltfragen (Umweltgutachten 2012) zur Einführung eines
Handypfandes umzusetzen, um die Rücklaufquoten von Han-
dys und Smartphones zu verbessern und sicherzustellen, dass
wertvolle Rohstoffe aus Elektrogeräten zukünftig sachgerecht
recycelt werden können?

Bitte, Frau Staatssekretärin.

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1801608500


Herr Präsident! Lieber Kollege Meiwald, auch wenn
die Rückgewinnung von umweltrelevanten Metallen aus
Elektro- und Elektronikgeräten unter Ressourcen-
schutzaspekten von großer Bedeutung ist und deshalb





Parl. Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter


(A) (C)



(D)(B)

grundsätzlich alle Maßnahmen und Instrumente zu prü-
fen sind, mit denen die Sammelmenge und damit auch
die Menge der zurückzugewinnenden Metalle gesteigert
werden kann, plant die Bundesregierung nicht, ein Han-
dypfand einzuführen.

Die Erhebung eines Pfands für Handys wird als kri-
tisch betrachtet, da beim Erlass von Vorschriften zu be-
achten ist, dass der staatliche Eingriff in einem angemes-
senen Verhältnis zum Nutzen der betreffenden Regelung
stehen muss. Es ist nicht auszuschließen, dass durch die
Einführung eines Pfands auf die Handys Potenziale zur
Rückgewinnung von umwelt- und ressourcenrelevanten
Metallen erschlossen werden können. Um aber ein Han-
dypfand europarechtskonform und zugleich bürger-
freundlich zu gestalten, müsste sichergestellt sein, dass
die Rückgabe nicht nur dort möglich ist, wo das Handy
ursprünglich erworben wurde. Dieses wiederum würde
den Aufbau eines Pfand-Clearing-Systems erfordern,
das die interne Verrechnung der einzelnen Pfandbeträge
sicherstellt. Hierdurch entstünde ein nicht unerheblicher
bürokratischer Aufwand, der letztendlich den Verbrau-
chern in Form erhöhter Handypreise angelastet würde.

Darüber hinaus werden Handys in Deutschland nicht
nur über den im Inland ansässigen Händler, sondern zu-
nehmend auch durch Fernabsatzverkäufer, insbesondere
über den Internethandel, vertrieben. Die Durchsetzung
eines Handypfands auch für Fernabsatzverkäufer er-
scheint problematisch. Ein alleiniges Handypfand für in
Deutschland ansässige Händler hingegen würde zu Wett-
bewerbsverzerrungen zulasten dieser Händler führen.

Darüber hinaus können Hersteller Elektroaltgeräte
wie Handys auch freiwillig zurücknehmen.

Aus den zuvor genannten Gründen und vor dem Hin-
tergrund des wachsenden wirtschaftlichen Interesses der
Hersteller an den in den Handys enthaltenen Wertstoffen
setzt das Bundesumweltministerium außer auf die be-
reits vorgesehenen gesetzlichen Rücknahmeverpflich-
tungen insbesondere auch auf die freiwillige Initiative
von Produktverantwortlichen und Umweltverbänden zur
Optimierung der Sammlung von Althandys.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801608600

Zusatzfrage, Herr Kollege Meiwald? – Bitte schön.


Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801608700

Vielen Dank, Herr Präsident. – Vielen Dank, Frau

Staatssekretärin, für die klare Antwort. So etwas ist nicht
immer selbstverständlich.

Trotz alledem bleibt natürlich das Problem bestehen.
Die Recyclingquoten bei Elektroschrott einschließlich
der darin enthaltenen Rohstoffe sind – das ist auch Ihnen
bekannt – sehr gering. Plant die Bundesregierung bei der
Überarbeitung des ElektroG andere Maßnahmen, um
diese Quoten zu verbessern?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1801608800


Mit der Novelle des Elektro- und Elektronikgerätege-
setzes sollen entscheidende Weichen mit Blick auf die
Steigerung der Sammelmenge gestellt werden. Dabei
wird es insbesondere darum gehen, die Sammlung von
Elektro- und Elektronikaltgeräten für die Verbraucherin-
nen und Verbraucher so zu vereinfachen, dass zukünftig
deutlich mehr Elektro- und Elektronikaltgeräte einer ge-
trennten Sammlung und damit einem hochwertigen Re-
cycling zugeführt werden können.

Die Vereinfachung bei der Sammlung soll dabei
durch eine Verdichtung des Sammelnetzes erreicht wer-
den. Bei dieser Verdichtung des Sammelnetzes kommt
dem Handel aufgrund seiner Verbreitung und der damit
verbundenen räumlichen Nähe zu den Verbraucherinnen
und Verbrauchern eine ganz zentrale Rolle zu. Die Um-
setzung der in der WEEE-Richtlinie vorgesehenen Ver-
pflichtungen des Handels zur Rücknahme von Elektro-
und Elektronikaltgeräten kann insofern einen wichtigen
Beitrag zur Steigerung der Ressourceneffizienz und zur
Erreichung der angehobenen Sammelvorgaben der
WEEE-Richtlinie leisten.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801608900

Weitere Zusatzfrage?


Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801609000

Ja, ganz kurz nur. – Vielen Dank. Das lässt ja hoffen.

Haben Sie schon eine Einschätzung zum Zeitplan?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1801609100


Wir sind quasi in der Ressortabstimmung. Also, wir
sind dabei. Die Frist lief ja bis 14. Februar. Insofern: Wir
arbeiten daran, dass es möglichst zeitnah umgesetzt
wird.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801609200

Danke schön.

Die Frage 16 der Abgeordneten Kotting-Uhl wird
schriftlich beantwortet.

Wir kommen damit zu Frage 17 der Abgeordneten
Sylvia Kotting-Uhl:

Teilt die Bundesregierung zum jetzigen Zeitpunkt bzw.
nach derzeitiger Kenntnislage bereits vollumfänglich die Aus-
sage des Betreibers des Kernkraftwerks Gundremmingen,
KRB, dass „die Auslegung der Nachkühlsysteme den Anfor-
derungen“ entspricht – bitte mit Begründung; vergleiche hierzu
Pressemitteilung des Betreibers vom 9. Februar 2014 sowie die
Antworten der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu den Fragen 11 bis 13 und
14 bis 16 auf Bundestagsdrucksache 17/14606 zu noch nicht
vorliegenden abschließenden Bewertungen –, und teilt sie ins-
besondere die Aussage des Betreibers in der oben genannten
Pressemitteilung, die Antwort der Bundesregierung auf die
schriftliche Frage 41 auf Bundestagsdrucksache 18/298 zu
Einzelaspekten des Zusätzlichen Nachwärmeabfuhr- und Ein-
speisesystems, ZUNA, im KRB würde bestätigen, dass die
Auslegung der Nachkühlsysteme des KRB den Anforderun-
gen entspricht – bitte mit Begründung?

Frau Staatssekretärin, bitte.






(A) (C)



(D)(B)

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1801609300


Liebe Kollegin Kotting-Uhl, in der auf seiner Inter-
netseite veröffentlichten Pressemitteilung vom 9. Fe-
bruar 2014 teilt der Betreiber des Kernkraftwerkes
Gundremmingen mit Verweis auf Aussagen der Bundes-
regierung mit – ich zitiere –:

… dass die Auslegung der Nachkühlsysteme den
Anforderungen entspricht. Von behördlicher Seite
wurde das zuletzt durch die Antwort der Bundesre-
gierung auf eine schriftliche Frage der Abgeordne-
ten Kotting-Uhl im Januar 2014 erneut bestätigt.

Es wird auf die Drucksache 18/298 verwiesen. In der
Antwort der Bundesregierung auf diese schriftliche
Frage wurde ausgeführt – ich zitiere ebenfalls –:

Nach Aussage der zuständigen Aufsichtsbehörde,
dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt
und Verbraucherschutz, liegen auch für alle im nu-
klearen Betriebsgebäude befindlichen Teile des
zusätzlichen Nachwärmeabfuhr- und Einspeisesys-
tems (ZUNA) selbst vollständige Erdbebensicher-
heitsnachweise vor.

Die Aussagen in dieser Antwort beziehen sich aus-
schließlich auf die Erdbebensicherheit des ZUNA. Die
Beurteilung der Frage, ob eine Anlage den strengen An-
forderungen des Atomgesetzes genügt, obliegt dem
zuständigen Landesministerium. Dessen Gesamtbetrach-
tung ist ein Ergebnis laufender Kontrollen, wiederkeh-
render Prüfungen und der Ergebnisse aus den Sicher-
heitsprüfungen nach § 19 a Atomgesetz.

Aus der Sicht des Bayerischen Staatsministeriums für
Umwelt und Verbraucherschutz haben sich keine An-
haltspunkte ergeben, dass die nach dem Stand von Wis-
senschaft und Technik erforderliche Schadensvorsorge
im Hinblick auf die Auslegung der Not- und Nachkühl-
systeme des Kernkraftwerks Gundremmingen infrage zu
stellen wäre.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801609400

Eine Zusatzfrage, Frau Kollegin Kotting-Uhl.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801609500

Vielen Dank, Herr Präsident. – Vielen Dank, Frau

Staatssekretärin, für diese Antwort. Ich habe schon des
Öfteren nach den Sicherheitsbedingungen und der Re-
gelkonformität vor allem des Betriebssystems ZUNA
beim AKW Gundremmingen gefragt, auch in der letzten
Legislaturperiode die Vorgängerregierung, als das Um-
weltministerium noch Minister Altmaier unterstand. Auf
eine Kleine Anfrage zu diesem ganzen Komplex bekam
ich am 22. August 2013 die Antwort – es waren mehrere
Fragen, die dann gemeinsam beantwortet wurden –, dass
die abschließende Bewertung zu diesen Sicherheitsnach-
weisen noch nicht vorliegt. Darf ich davon ausgehen,
dass die inzwischen vorliegt?
Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1801609600


Liebe Frau Kollegin Kotting-Uhl, das Bundesministe-
rium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicher-
heit steht in ständigem Kontakt mit dem Bayerischen
Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.
Dieses hat uns mitgeteilt, dass seine Bewertung in Kürze
schriftlich vorliegt.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801609700

Noch eine Zusatzfrage?


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801609800

Ja.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801609900

Bitte.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801610000

Danke schön. – Sie haben sich in Ihrer Eingangsant-

wort darauf bezogen, was das bayerische Umweltminis-
terium, also die bayerische Atomaufsicht, Ihnen über-
mitteln wird. Darf ich das so verstehen, dass Sie sich mit
der Aussage der bayerischen Atomaufsicht gemeinma-
chen, dass Sie das also für sich übernehmen?

Ri
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1801610100


Nein. Wir werden, wenn uns die Bewertung vorliegt,
diese prüfen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801610200

Danke schön. – Die Fragen 18 und 19 des Kollegen

Stephan Kühn werden schriftlich beantwortet.

Wir sind damit am Ende des Geschäftsbereichs des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung. Die Frage 20 der Abgeordneten Heike
Hänsel wird schriftlich beantwortet.

Wir kommen zum Geschäftsbereich der Bundeskanzle-
rin und des Bundeskanzleramtes. Die Fragen 21 und 22
des Kollegen Christian Kühn sowie die Fragen 23 und 24
der Abgeordneten Steffi Lemke werden schriftlich be-
antwortet.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft und Energie. Die Fragen 25
und 26 des Kollegen Oliver Krischer sowie die Fragen 27
und 28 der Kollegin Dr. Julia Verlinden werden schrift-
lich beantwortet.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Auswärtigen
Amts. Zur Beantwortung steht Staatsministerin Profes-
sor Dr. Maria Böhmer bereit.





Vizepräsident Peter Hintze


(A) (C)



(D)(B)

Die Frage 29 der Kollegin Bärbel Höhn und die Fra-
ge 30 der Kollegin Agnieszka Brugger werden schrift-
lich beantwortet.

Ich rufe die Frage 31 des Abgeordneten Hans-
Christian Ströbele, Bündnis 90/Die Grünen, auf:

Warum will die Bundesregierung Bundeswehrsoldaten zur
Teilnahme an der EU-Ausbildungsmission EUTM Somalia

(vergleiche Spiegel Online vom 9. Februar 2014)

Wochen als zu unsicher und gefährlich abgelehnt – fehlende
„Rahmenbedingungen zum Schutz“, „adäquate medizinische
und logistische Versorgung“ und nötige Infrastruktur, verglei-
che Spiegel Online vom 11. Januar 2014 – sowie daher alle
20 Bundeswehrausbilder bei EUTM Somalia aus Uganda ab-
gezogen hatte, als die EUTM Somalia von da nach Moga-
dischu umzog, und wie hat die Bundesregierung bei diesem
Positionswechsel – neben 61 Prozent Wählerablehnung sol-
cher Einsätze laut aktueller ARD-Umfrage sowie dem nötigen
Bundestagsvotum zu solchem Einsatz – bedacht, dass nicht
nur 1993 beim gescheiterten US-Einsatz in Mogadischu
18 US-Soldaten starben – Black Hawk Down –, sondern dort
bis heute häufig Ausländer durch Anschläge getötet werden –

(vergleiche die exakte Auflistung etwa bei Wikipedia zu „Gefechte in Mogadischu seit 2010“)

wobei die Täter nicht unterscheiden nach zivilem, Kampf-
oder „nur“ Ausbildungsauftrag der Opfer, wie sich etwa am
18. Juni 2013 bei der Tötung von mindestens acht UN-Ent-
wicklungshelfern und Sprengung ihres UNDP-Gebäudes
– UNDP: United Nations Development Programme – wenige
100 Meter vom Flughafen zeigte?

Frau Staatsministerin, bitte.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801610300


Herr Kollege Ströbele, ich darf wie folgt antworten:
Die Ausbildungs- und Beratungsmission der Europäi-
schen Union für Somalia ist ein wesentliches Element
des internationalen Engagements zur Befriedung und
Stabilisierung des Landes nach jahrzehntelangem Bür-
gerkrieg und zum Wiederaufbau staatlicher Institutio-
nen. Der Aufbau funktionierender somalischer Sicher-
heitskräfte ist hierbei besonders wichtig. Bis Ende 2013
hat die EUTM Somalia etwa 3 600 somalische Soldaten
in Bihanga in der Republik Uganda ausgebildet. Wir ha-
ben uns dort durchaus sehr erfolgreich engagiert.

Die Verlegung der Aktivitäten nach Mogadischu
stand im Kontext der Etablierung neuer politischer
Strukturen wie Parlament, Übergangsverfassung, Präsi-
dent und Regierung in der Republik Somalia im Herbst
2012. Die neue Regierung in Somalia ist glaubhaft be-
müht, eine Befriedung und Stabilisierung herbeizuführen
und hierzu ihren Einflussbereich im Land auszuweiten.
Hinter der Verlegung der Mission nach Mogadischu
stand daher der Wunsch der somalischen Regierung, ihre
Soldaten im eigenen Land auszubilden. Das Trainingsla-
ger der Mission in Uganda, in dem das deutsche Kontin-
gent eingesetzt war, wurde Ende 2013 geschlossen. Da-
mit wurde auch der deutsche Einsatz zunächst beendet.

Die ehemalige Bundesregierung hatte entschieden,
eine mögliche erneute deutsche Beteiligung der neuen
Bundesregierung zu überlassen. Die Bundesregierung
prüft die Frage derzeit auch vor dem Hintergrund der Si-
cherheitslage in Mogadischu. Sie analysiert diese sehr
sorgfältig und wertet dabei Informationen über die Hin-
tergründe der jüngsten Anschläge, die Ergebnisse einer
gemeinsamen Dienstreise von Vertretern des Auswärti-
gen Amts und des Bundesministeriums der Verteidigung
in der vorvergangenen Woche und die Ergebnisse einer
Reise des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr
aus.

Herr Kollege, da die Zeit etwas knapp ist, bringe ich
es auf den Punkt: Über Einzelheiten zur Sicherheitslage
werden weiterhin die Fachausschüsse des Deutschen
Bundestages unterrichtet. Der Präsident des Bundes-
nachrichtendienstes hat hierzu am 12. Februar im Vertei-
digungsausschuss vorgetragen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801610400

Ihre Zusatzfrage, Herr Kollege Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Letzteres ist richtig. Wir haben auch heute im Aus-
wärtigen Ausschuss darüber gesprochen. Trotzdem ha-
ben Sie meine Frage nicht beantwortet. Noch vor sechs
oder sieben Wochen hat die Bundesregierung es abge-
lehnt – weil die Situation zu gefährlich ist und weil keine
ausreichende medizinische Versorgung vorhanden ist –,
im Rahmen der Ausbildungsmission am Flughafen von
Mogadischu tätig zu werden. In der Zwischenzeit gab es
dort einen schlimmen Anschlag. Was veranlasst die Bun-
desregierung, nun dieser Frage wieder näherzutreten?
Welche Erkenntnisse hat sie darüber, dass die Gefähr-
dungen geringer sind und dass sich die medizinische
Versorgung verbessert hat?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801610500


Herr Kollege Ströbele, ich will gern noch einmal an
den Wunsch der somalischen Regierung erinnern, dass
die Ausbildung nun in Somalia selbst, also in Mogadi-
schu, stattfinden soll. Dass die vorangegangene Mission
in Uganda beendet worden ist, stellt uns vor diese Frage.
Aber ich habe sehr deutlich gemacht, dass wir die Risi-
kosituation sehr ernst nehmen und die Sicherheitsfrage
vor diesem Hintergrund sehr ausführlich und gründlich
prüfen werden, dass dies aber noch nicht abschließend
geschehen ist. Ich kann Ihnen versichern, dass es uns ein
ganz zentrales Anliegen ist, dass wir so weit wie irgend-
wie möglich zu einer Risikominimierung kommen. Aber
das muss gut und gründlich geprüft werden.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801610600

Noch eine Zusatzfrage? – Bitte schön.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe noch eine Zusatzfrage. Der letzte Anschlag,
den ich schon erwähnt habe, soll knapp 100 Meter ent-
fernt stattgefunden haben. Der war ziemlich fürchterlich.
Wie kann man dann auf die Idee kommen, zu sagen:
„Jetzt geht es; jetzt können wir ausbilden, ohne dass
Bundeswehrsoldaten gefährdet werden“? 100 Meter sind
nicht weit.






(A) (C)



(D)(B)


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801610700

Frau Staatsministerin.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801610800


Herr Ströbele, genau das ist ein Punkt, der mit geprüft
wird. Es gibt die eine Sicht, dass innerhalb des Flugha-
fens selbst die Lage relativ sicher ist. Der Gefährdungs-
situation außerhalb sind wir uns sehr wohl bewusst.
Wenn hier geprüft wird, dann muss dieses – das habe ich
explizit gesagt – vor dem Hintergrund der jüngsten An-
schläge getan werden. Dazu gehört auch dieser An-
schlag.

Mir ist es genauso gegangen. Auch ich habe überlegt:
Wenige Meter entfernt, was bedeutet das? Wie kann man
schützen? Damit ist es umso wichtiger, dass bei dem
Ausbau der Mission auch immer wieder deutlich wird,
welche Schritte erfolgen, um Sicherheit zu schaffen. Das
bewegt uns, und das wird auch geprüft, und zwar sehr in-
tensiv und sehr gründlich.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801610900

Danke schön. – Eine Zusatzfrage der Kollegin

Dağdelen, Fraktion Die Linke. Danach gibt es eine Zu-
satzfrage der Kollegin Keul, Bündnis 90/Die Grünen.

Erst Frau Kollegin Dağdelen, bitte.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801611000

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Staatsministerin,

wie mein Kollege Ströbele schon gesagt hat, haben wir
das Thema heute schon im Ausschuss gehabt, wo Sie lei-
der nicht zugegen sein konnten. Deshalb möchte ich eine
Frage an Sie richten. Neben der Neubewertung der Si-
cherheitslage in Somalia, in Mogadischu, die laut Pres-
seberichten immer noch katastrophal ist, würde ich
gerne Folgendes wissen: Sie berichteten, dass 3 600 so-
malische Sicherheitskräfte fertig ausgebildet worden
sind. Laut der Somalia Monitoring Group der Vereinten
Nationen sind 80 Prozent der auszubildenden Sicher-
heitskräfte bei dieser Mission mitsamt der Ausrüstung
desertiert und sind teilweise zu der anderen Seite überge-
laufen, die man vorgeblich bekämpfen möchte, nämlich
zu den Milizen, zu der Al-Schabab-Miliz oder auch zu
anderen Milizen, die für die Privatinteressen verschiede-
ner Warlords kämpfen.

Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über den
Verbleib der mitsamt der Ausrüstung Desertierten? Wie
viele sind desertiert? Wie viele haben die Ausbildung
abgebrochen? Können Sie sicherstellen, dass nicht wie
2010 Kindersoldaten von der deutschen Bundeswehr im
Rahmen dieser Mission als somalische Sicherheitskräfte
ausgebildet werden?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801611100

Frau Staatsministerin.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801611200


Frau Kollegin Dağdelen, mir ist bekannt, dass Sie die
Frage nach den Kindersoldaten schon einmal gestellt ha-
ben. Sie stellen jetzt weitere, sehr detaillierte Fragen. Ich
bitte um Verständnis, wenn ich hier nicht direkt ant-
worte, sondern Ihnen auf diese detaillierten Fragen eine
schriftliche Antwort zukommen lassen werde. Das tue
ich gerne.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Ja! Danke!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801611300

Das wird angenommen. – Frau Kollegin Keul, Bünd-

nis 90/Die Grünen, zu einer Nachfrage.


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801611400

Vielen Dank. – Frau Staatsministerin, mich würde in-

teressieren, wie eigentlich unsere europäischen Partner
darauf reagiert haben, dass wir zunächst dezidiert aus Si-
cherheitsgründen aus einer EU-Mission aussteigen, und
zwar mit der Begründung, nach Mogadischu könnten
wir wegen mangelnder Sicherheit nicht mitgehen, und es
uns sieben Wochen später wieder anders überlegen und
sagen: Vielleicht ist die Sicherheitslage doch gar nicht so
schlecht. – Wie haben unsere europäischen Partner da-
rauf reagiert?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801611500


Wir pflegen hier eine Gemeinsamkeit, und Sie wis-
sen, dass wir uns bei der Entscheidung gut abgestimmt
haben. Sie heben insbesondere auf die Einschätzung der
Sicherheitslage ab, die – das habe ich gesagt – geprüft
wird.

Ich will aber noch einen zweiten Punkt nennen, der zu
bedenken ist. Das habe ich auch in meiner ersten Ant-
wort gesagt: Wir haben den Übergang von der alten Bun-
desregierung zur neuen Bundesregierung und damit auch
den Übergang vom bisherigen Parlament zum neuen
Deutschen Bundestag zu bewältigen. Ich finde, es gebie-
tet auch der Respekt vor dem Bundestag genauso wie
vor der Arbeit einer neuen Bundesregierung, dass man in
dieser neuen Situation noch einmal zusammenkommt
und gemeinsam abwägt. Sie wissen: Wenn eine Ent-
scheidung in diese Richtung getroffen werden würde,
würde diese Frage dem Bundestag zur Befassung vorge-
legt werden.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801611600

Danke schön.

Wir kommen zur Frage 32 der Abgeordneten Sevim
Dağdelen, Die Linke:

Welche Instanz hat, unter Angabe des Zeitpunkts – ange-
sichts des Beschlusses 2013/44/GASP zur Änderung und Ver-
längerung des Beschlusses 2010/96/GASP über eine Militär-
mission der Europäischen Union als Beitrag zur Ausbildung
somalischer Sicherheitskräfte des Rates der Europäischen
Union vom 22. Januar 2013, in welchem es hieß, dass das
Hauptquartier lediglich „möglicherweise nach Somalia“ ver-
legt wird –, beschlossen, das Hauptquartier der Mission
EUTM Somalia nach Mogadischu zu verlegen?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801611700


Im EU-Ratsbeschluss 2013/44/GASP zur Verlänge-
rung und Ausweitung der Ausbildungs- und Beratungs-





Staatsministerin Dr. Maria Böhmer


(A) (C)



(D)(B)

mission der Europäischen Union vor Somalia wird auf
das durch den Rat am 10. Dezember 2012 gebilligte
überarbeitete Krisenmanagementkonzept der EU-Mili-
tärmission verwiesen, in dem die Schließung des Trai-
ningslagers in der Republik Uganda und die schrittweise
Verlegung der Missionsaktivitäten in die Republik So-
malia bereits grundsätzlich angelegt sind.

Weitere Grundlage für die Ausweitung der Mission ist
der am 20. März 2013 vom Rat gebilligte Missionsplan,
der eine schrittweise Entwicklung vorsieht, bei der jede
Phase an die Erfüllung konkreter Voraussetzungen ge-
bunden ist. Am 6. Januar 2014 informierte der Missions-
kommandeur den Vorsitzenden des EU-Militärausschus-
ses, dass die Voraussetzungen für die Verlegung des
Hauptquartiers gemäß Missionsplan nunmehr vorliegen
und die Verlegung mit Wirkung vom 14. Januar 2014
wirksam würde.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801611800

Haben Sie dazu eine Zusatzfrage, Frau Kollegin

Dağdelen?


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801611900

Ja.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801612000

Bitte schön.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801612100

Vielen herzlichen Dank. – Frau Ministerin, es war

wirklich ganz schwierig, überhaupt einen Beschluss zu
finden. Der einzige uns Abgeordneten vorliegende ist
nämlich der vom 22. Januar 2013, in dem eigentlich nur
steht: Möglicherweise kann das Hauptquartier der Mis-
sion EUTM nach Somalia verlegt werden und diese EU-
Militärmission könnte Somalia und Uganda – beides –
umfassen. Ist es möglich, dass die Mitglieder des Deut-
schen Bundestages den formalen Beschluss, von dem
Sie jetzt hier gesprochen haben, zur Verfügung gestellt
bekommen? Bis heute liegt uns kein Beschluss vor, und
nichts ist an uns weitergegeben worden.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801612200

Frau Staatsministerin.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801612300


Frau Kollegin, ich sehe auf den ersten Blick keinen
Hinderungsgrund.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Ich danke Ihnen!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801612400

Wir kommen damit zur Frage 33, ebenfalls der Kolle-

gin Sevim Dağdelen:
Wie schätzt die Bundesregierung die Situation im Kosovo


(http:// de.ria.ru/politics/20140208/267790277.html)

Kenntnisse hat die Bundesregierung über die Studierenden-
proteste Anfang Februar 2014 in Pristina und deren gewalt-
same Niederschlagung durch die dortige Polizei?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801612500


Die Studierendenproteste an der Universität Pristina
wurden ausgelöst durch eine Presseveröffentlichung
vom 22. Januar 2014, wonach der Rektor der Universität
sich internationale Veröffentlichungen erschlichen haben
soll. Diese bilden einen Teil der Amtsvoraussetzung. Die
Demonstranten forderten in erster Linie den Rücktritt
des Rektors.

Am 7. Februar 2014 kam es im Rahmen der Proteste
zu gewalttätigen Ausschreitungen, gegen die die Polizei
vorging. Bei den Auseinandersetzungen zwischen ge-
walttätigen Demonstranten und der Polizei wurden laut
Medienberichten 33 Polizisten und 39 Demonstranten
verletzt. Über 30 Demonstranten wurden wegen Wider-
stands gegen die Staatsgewalt vorübergehend festge-
nommen. Von diesen ist zumindest ein Teil inzwischen
wieder auf freiem Fuß.

Nachdem am darauffolgenden Wochenende die Uni-
versitätsleitung zurückgetreten war, sagten die Studieren-
den weitere Protestkundgebungen ab. Die Studierenden-
proteste, die von verschiedenen zivilgesellschaftlichen
Gruppen unterstützt wurden und Gegenstand einer Son-
dersitzung des Parlaments waren, sind Ausdruck einer
funktionierenden Demokratie. Die Bundesregierung ver-
urteilt die Gewalt. Die Proteste haben jedoch keine Aus-
wirkungen auf die allgemeine Sicherheitslage im Süden
Kosovos, die seit langem stabil ist.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801612600

Haben Sie eine Zusatzfrage, Frau Kollegin?


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801612700

Das habe ich, Herr Präsident.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801612800

Bitte schön.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801612900

Weil es in Bosnien-Herzegowina in den letzten Wo-

chen und Monaten wirklich viele harte Proteste gegeben
hat und der Hohe Vertreter dort angekündigt hatte, Trup-
pen gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten
einzusetzen – die Bundeswehr ist auch vor Ort –, würde
ich gern fragen, ob im Kosovo die KFOR-Einheiten für
die Niederschlagung der Studierendenproteste angefragt
worden sind.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801613000

Frau Staatsministerin.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801613100


Frau Kollegin Dağdelen, mir ist davon nichts be-
kannt.






(A) (C)



(D)(B)


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801613200

Danke schön.

Dann kommen wir zur Frage 34 der Kollegin
Christine Buchholz, Fraktion Die Linke:

Wird die auf Beschluss der EU-Außenminister eingerich-
tete Mission EUFOR RCA die Regierungstruppen der Forces
Armées Centrafricaines, FACA, als Verbündete oder als Geg-
ner betrachten, nachdem der Kommandeur der vor Ort operie-
renden Mission der Afrikanischen Union, General Martin
Tumenta Chomu, die FACA am 8. Februar 2014 aufforderte,
in den Kasernen zu bleiben, da sie sonst als „gesetzlose Ban-
diten“ betrachtet werden würden?

Frau Staatsministerin.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801613300


Die staatlichen Sicherheitskräfte der Zentralafrikani-
schen Republik sind bis auf Restbestände zerfallen und
verfügen nur über sehr begrenzte funktionsfähige Kom-
mandostrukturen. Ich glaube, das sagt an und für sich al-
les zu der Einschätzung.

Ich kann aber gern fortfahren: Die Mission im Rah-
men der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungs-
politik der EU in der Zentralafrikanischen Republik ist
zeitlich befristet sowie funktional und räumlich be-
grenzt. Sie hat das Ziel, im Verbund mit den bereits vor
Ort im Einsatz befindlichen Truppen der von der Afrika-
nischen Union geführten internationalen Unterstützungs-
mission in der Zentralafrikanischen Republik und der
französischen Operation die Sicherheitslage in Bangui
zu stabilisieren. Dies ist wichtig, um auch humanitäre
Hilfe für die notleidende Bevölkerung zu ermöglichen.
Alle drei vorgenannten Missionen haben den Auftrag,
die Zivilbevölkerung zu schützen und die Anwendung
von Gewalt zu verhindern, insbesondere durch Ab-
schreckung und Entwaffnung irregulär bewaffneter
Gruppen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801613400

Nachfrage, Frau Kollegin? – Bitte schön.


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801613500

Frau Kollegin, ich habe eine Nachfrage: Warum

wurde in dem Einrichtungsbeschluss der EU gar kein
Verhältnis zu der Armee Zentralafrikas bestimmt, die,
wie Sie richtigerweise sagen, in einem desolaten Zu-
stand ist, aber zumindest noch agiert und aus der heraus
in einzelnen Fällen auch Gewalttaten verübt wurden?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801613600

Frau Staatsministerin.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801613700


Frau Kollegin, ich würde inzwischen sehr bezweifeln,
ob es sich noch um Regierungstruppen handelt; das habe
ich, glaube ich, auch dargelegt. Zu der eigentlichen
Frage und zu dem, worauf Sie rekurriert haben, kann ich
Ihnen gern eine Antwort nachreichen.

Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801613800

Haben Sie dazu noch eine Zusatzfrage? – Bitte schön.


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801613900

Wie erklären Sie sich dann, dass die Präsidentin

Samba-Panza, ich glaube, noch vor zwei Wochen eine
Ansprache an, ich glaube, 1 000 Soldaten gehalten hat?
Da stellt sich die Frage ja schon. Offensichtlich gibt es in
Zentralafrika ein Verhältnis der Regierung zu der Ar-
mee, der FACA.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801614000


Ich glaube, wir müssen sehen, dass in diesem Land
Zustände und Strukturen herrschen, die nicht mit norma-
len Maßstäben gemessen werden können. Es ist eine
chaotische Lage. Deshalb wird auch von Regierungs-
seite versucht, die Dinge einigermaßen nach vorn zu
treiben. Wir sind dort mit einer wirklich sehr desolaten
Situation konfrontiert.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801614100

Danke schön. – Nachfrage der Kollegin Dağdelen,

Fraktion Die Linke.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801614200

Frau Ministerin, heute soll nach uns vorliegenden In-

formationen Bundeskanzlerin Merkel den ersten Einsatz
der Deutsch-Französischen Brigade, dieser Spezialein-
heit, in Paris verkünden. Es soll nach Zentralafrika ge-
hen. Ich möchte Sie gern Folgendes fragen, auch insge-
samt zu der Mission in Zentralafrika: Wie gehen Sie
eigentlich mit der Kritik um, die es aus dem Land und
aus umliegenden Ländern auf dem Kontinent Afrika
gibt, nämlich dass das nichts weiter ist als eine Neuauf-
lage der kolonialistischen Politik von Françafrique? Es
gibt in der französischsprachigen Presse in Afrika eine
ganz massive Kritik daran, wie in Afrika – in Mali, in
Zentralafrika, aber auch in anderen Ländern dort – inter-
veniert wird. Da möchte ich gerne wissen: Wie geht die
Bundesregierung eigentlich mit dieser Kritik um, die es
aus der Region gibt?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801614300

Frau Staatsministerin.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801614400


Frau Kollegin Dağdelen, ich kann Ihre Einschätzung
nicht nachvollziehen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801614500

Danke.
Dann kommen wir zur Frage 35 der Abgeordneten

Christine Buchholz:
Zum Schutz gegen welche potenziell feindliche Armee

oder gegen welche sonstige potenziell feindliche Gruppierung
richtet sich der anvisierte Begleitschutz durch die deutsche
Marine bei dem Transport syrischer Giftgasbestände über das
Mittelmeer, und über welche maritimen Fähigkeiten verfügen
diese potenziellen Bedrohungen?

Frau Staatsministerin, bitte.






(A) (C)



(D)(B)

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801614600


Ja, gerne. – Frau Kollegin Buchholz, Ziel der Opera-
tion ist es, das US-Spezialschiff „Cape Ray“ auf seinen
Fahrten und auch während der Hydrolyse selbst gegen
potenzielle Bedrohungen zu schützen. Wir haben ein
großes Interesse daran, dass Transport und Hydrolyse
der hochtoxischen syrischen Chemiekampfstoffe in einer
sicheren und störungsfreien Umgebung stattfinden kön-
nen. Ein unbewaffnetes US-Schiff mit aufwendiger um-
gerüsteter Hochtechnologie und hochgefährlichen che-
mischen Kampfstoffen an Bord ist grundsätzlich ein
potenzielles Angriffsziel. Der Schaden im Falle eines
Angriffs auf das mit Chemiewaffen beladene US-Schiff
oder eines Raubes der Chemiewaffen wäre so groß, dass
eine Absicherung in jedem Fall geboten ist.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801614700

Danke schön. – Eine Nachfrage, Frau Kollegin

Buchholz? – Bitte.


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801614800

Ich würde gern wissen, von wem genau die Anfrage

kam. Im Verteidigungsausschuss wurde der NATO-
Russland-Rat erwähnt. Kam sie von dort, oder kam sie
von der OPCW, also der Organisation für das Verbot
chemischer Waffen, oder von der UNO oder von der
Joint Mission, also der UN und der OPCW, oder von Dä-
nemark, dem Lead Country?


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801614900

Frau Staatsministerin.

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801615000


Gerne. – Im Rahmen der laufenden Beratung des
NATO-Russland-Rates – Sie haben ihn schon erwähnt –
hat das oberste NATO-Hauptquartier wie bei der Vorbe-
reitung eines jeden Einsatzes die Alliierten um Anzeige
von Fähigkeiten, die zur Eskortierung auf dem Transit
bzw. zum Schutz der „Cape Ray“ im Operationsgebiet
geeignet sind, gebeten. Auch die USA haben an einer
deutschen Beteiligung an der Begleitoperation Interesse
gezeigt. Ich sage auch ganz deutlich, dass Deutschland
selbst ein Interesse daran hat, dass Abtransport und Ver-
nichtung der syrischen Chemiekampfstoffe erfolgreich
und in einem sicheren und störungsfreien Umfeld ge-
schehen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801615100

Noch eine Zusatzfrage? – Bitte.


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801615200

Meine zweite Nachfrage: Auf Basis welcher Sicher-

heitsanalyse wird der Einsatz durchgeführt? Kommt sie
von der Sicherheitsabteilung der UNO oder von der Joint
Mission oder von Dänemark? Liegt diese Analyse vor,
und ist es möglich, uns das jeweilige Dokument, das die
Grundlage des Einsatzes darstellt, vorzulegen?
D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801615300


Frau Kollegin, ich will das gerne klären. Wenn es
möglich ist, Ihnen zusätzliche Informationen zu geben,
dann sollen Sie sie auch erhalten.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801615400

Danke schön. – Kollege Dr. Neu, Ihre Zusatzfrage.


Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801615500

Frau Staatsministerin, teilen Sie meine Auffassung,

dass dieser Begleitschutz auch im Rahmen von OAE ge-
schehen könnte? Schließlich beinhaltet das Mandat, das
der Bundestag vor wenigen Wochen verabschiedet hat,
auch die Nothilfe und die Selbstverteidigung. Es wäre
also durchaus möglich, dass ein Bundeswehrschiff, das
im Rahmen von OAE im Mittelmeer herumschippert,
unter diesem Mandat Begleitschutz gibt. Das ist die erste
Frage.

Meine zweite Frage. Wie sieht es derzeit aus: Laufen
die Kriegsschiffe, die den Transport von Syrien nach Ita-
lien begleiten, unter OAE oder unter irgendeiner anderen
Mission? Und werden die Schiffe, zum Beispiel der
USA – sie haben ja angekündigt, dass sie gegebenenfalls
Schiffe zur Verfügung stellen werden –, auch unter OAE
laufen, oder ist das jenseits von OAE?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1801615600


Zu Ihrer ersten Frage will ich sagen, dass ich diese
Gemeinschaftsaktion zum Schutz der „Cape Ray“ für
wichtig halte. Denn damit zeigt die internationale Ge-
meinschaft, dass sie zusammensteht. Mir ist wichtig,
dass diese Aktion nicht nur auf einer Schulter liegt, son-
dern gemeinsam getragen wird. Von daher ist das ein
wichtiges Signal, das wir hier aussenden.

Ihre zweite Frage war eine sehr spezielle Nachfrage.
Ich mache es genau wie vorher: Sie erhalten die detail-
lierteren Informationen gerne schriftlich.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801615700

Danke schön. – Kollegin Dağdelen hat noch eine Zu-

satzfrage.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Hat sich erledigt!)


– Hat sich erledigt; danke schön.

Die Frage 36 der Kollegin Hänsel wird schriftlich be-
antwortet.

Wir verlassen damit den Geschäftsbereich des Aus-
wärtigen Amts.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministers des Innern. Zur Beantwortung steht der Herr
Parlamentarische Staatssekretär Professor Dr. Günter
Krings bereit.





Vizepräsident Peter Hintze


(A) (C)



(D)(B)

Ich rufe die Frage 37 der Abgeordneten Martina
Renner auf:

Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung darüber, dass
das Landesamt für Verfassungsschutz Niedersachsen über
mehrere Jahre die Daten von mindestens sieben Journalistin-
nen und Journalisten, darunter der Rechtsextremismusexper-
tin Andrea Röpke, erhoben und diese Daten dem Bundesamt
für Verfassungsschutz, BfV, zur Verfügung gestellt hat und
das BfV darüber hinaus eigene Daten zu den in Niedersachsen
betroffenen Journalistinnen und Journalisten erhoben hat?

Herr Staatssekretär, bitte.

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1801615800


Frau Kollegin, es geht hier um mögliche Daten im
Kontext des Nachrichtendienstlichen Informationssys-
tems NADIS. Die im Nachrichtendienstlichen Informa-
tionssystem gespeicherten Daten stehen aufgrund der
Verbundeigenschaft dieser Datei den zugriffsberechtig-
ten Verfassungsschutzbehörden der Länder und des Bun-
des zur Verfügung. Das muss man sich in etwa wie folgt
vorstellen: Alle Verfassungsschutzbehörden können dort
hineinschreiben, und alle können das entsprechend auch
lesen.

Eine Speicherung seitens des Bundesamtes für Ver-
fassungsschutz erfolgt nach den einschlägigen Bestim-
mungen des Bundesverfassungsschutzgesetzes, also § 10
Abs. 1 Nr. 1 oder Nr. 2 in Verbindung mit den §§ 3 und 4
des Bundesverfassungsschutzgesetzes, und ist – weil Sie
auf den Begriff „Journalist“ in der Frage abhoben – un-
abhängig von der beruflichen Betätigung der Person.

Nähere Einzelheiten zu den in Ihrer Frage angespro-
chenen Journalisten kann ich öffentlich sowohl zur Wah-
rung von deren Persönlichkeitsrechten als auch aus
Gründen der operativen Sicherheit hier nicht darlegen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801615900

Haben Sie eine Zusatzfrage? – Bitte schön.


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801616000

Danke, Herr Präsident. – Herr Dr. Krings, ich würde

gerne wissen, ob das BfV neben der Datenverarbeitung
zu diesen Personen in NADIS in anderen Speicherungs-
systemen – es gibt daneben ja durchaus noch eine andere
Aktenhaltung – zu diesen Personen Daten erfasst hat.

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1801616100


Mir liegen keine Kenntnisse darüber vor. Im Übrigen
bleibt es dabei: Das sind Fragen der operativen Sicher-
heit. Es sind auch Persönlichkeitsrechte betroffen. In
dieser Sitzung werden wir das nicht erörtern können.
Das gilt auch für weitere Nachfragen; denn wir können
das hier nicht einfach als Verschlusssache einstufen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801616200

Danke schön. – Haben Sie dazu noch eine Zusatz-

frage? – Nein.

Wir kommen zur Frage 38, ebenfalls von der Kollegin
Martina Renner, Fraktion Die Linke:
Mit welchen personenbezogenen Daten, Merkmalen und
Berufsbezeichnungen werden Personen in dem Nachrichten-
dienstlichen Informationssystem, NADIS, gespeichert?

Auch hier steht der Parlamentarische Staatssekretär
Dr. Günter Krings bereit. – Bitte schön.

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1801616300


Das Nachrichtendienstliche Informationssystem
NADIS ist eine Datei des Bundesamtes und der Landes-
behörden für Verfassungsschutz. Eine Speicherung in
NADIS erfolgt nach Maßgabe der gesetzlichen Bestim-
mungen der entsprechenden Verfassungsschutzgesetze.
NADIS enthält vor allem Daten, die zur Identifizierung
erforderlich sind. Dazu zählen personenbezogene
Grunddaten der Betroffenen wie zum Beispiel Name,
Anschrift, Geburtsdatum etc.

Ich bitte auch hier um Verständnis, dass ich aus Grün-
den der operativen Sicherheit keine weiteren detaillier-
ten Ausführungen zum Datenmodell des NADIS und zur
Datenspeicherung öffentlich machen darf, da dadurch
möglicherweise Rückschlüsse auf Arbeitsweise und Be-
obachtungsschwerpunkte gezogen werden könnten bzw.
nachrichtendienstliche Arbeitsweisen des Verfassungs-
schutzverbundes offenbart würden. Man kann also jetzt
nicht alle Datensätze im Einzelnen auflisten. Wie gesagt:
Im Mittelpunkt steht das Ziel der Identifizierung der be-
troffenen Personen.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801616400

Haben Sie eine Nachfrage, Frau Kollegin? – Bitte

schön.


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801616500

Herr Dr. Krings, ich möchte keine Datensätze von Ih-

nen bekommen. Ich hatte gefragt, nach welchen Krite-
rien in NADIS personenbezogene Daten gespeichert
werden. Meine Nachfrage lautet ganz konkret, ob dort
neben Name, Anschrift und Alter – diese Kriterien ha-
ben Sie genannt – auch eine Berufsbezeichnung erfasst
ist.

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1801616600


Das Ziel ist ganz klar – das ist sozusagen auch die
Zweckbestimmung –: Es geht um verfassungsfeindliche
Tendenzen und um Gefahren für die Verfassung. Darauf-
hin sind diese Kriterien angeordnet. Es gibt wohl ein
Freifeld, in das Berufsbezeichnungen eingetragen wer-
den können. Es ist aber kein festes Feld mit bestimmten
Kriterien, die zur Identifizierung geeignet sind. Es gibt
keinen Katalog mit bestimmten Berufen oder Berufs-
gruppen, die dort systematisch erfasst werden. Es gibt
aber, wie gesagt, ein Freifeld, in das man einen Beruf
eintragen kann.


Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801616700

Haben Sie eine zweite Zusatzfrage? – Bitte schön,

Frau Kollegin Renner.






(A) (C)



(D)


Martina Renner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801616800

Für mich würde sich die Nachfrage anschließen, ob

denn, wenn in dieses Freifeld eine Berufsbezeichnung
eingetragen ist, dann auch mit einem Suchbegriff, zum
Beispiel „Journalist“, „Arzt“ oder „Anwalt“, nach Perso-
nen gesucht werden kann.

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1801616900


Ich gehe davon aus, dass die gesamte Datei eine
Suchfunktion hat. Es ist bei einem Freifeld natürlich
nicht sichergestellt, dass immer der gleiche Begriff ver-
wandt wird. Nehmen wir beispielsweise einmal einen
ganz anderen Beruf: Man kann „Metzger“, „Schlachter“
oder „Fleischer“ eintragen. Insofern ist es kein klassi-
sches kategorisiertes Suchsystem. Natürlich ist aber die
gesamte Datei – soweit mir bekannt – suchfähig.


(Martina Renner [DIE LINKE]: Danke!)



Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1801617000

Schönen Dank. – Damit sind wir am Ende der Beant-

wortung. Die restlichen Fragen sind zur schriftlichen Be-
antwortung angemeldet oder werden gemäß Nr. 2 Abs. 2
der Richtlinien für die Fragestunde schriftlich beantwor-
tet.

Ich unterbreche die Sitzung des Deutschen Bundesta-
ges. Die Aktuelle Stunde wird pünktlich um 15 Uhr hier
im Plenarsaal stattfinden.


(Unterbrechung von 14.24 bis 15.01 Uhr)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801617100

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene

Sitzung ist wieder eröffnet.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU und
SPD

Umgang in der Bundesregierung und im
Deutschen Bundestag mit den Vorwürfen ge-
gen Sebastian Edathy

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
der Kollege Stephan Mayer für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1801617200

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Kollegin-

nen! Sehr geehrte Kollegen! Die Angelegenheit, deret-
wegen heute die Aktuelle Stunde stattfindet, ist mit Si-
cherheit nicht schön und auch nicht angenehm. Ich
glaube, man kann auch behaupten: Es gab in dieser An-
gelegenheit bisher nur Verlierer. Verlierer waren alle be-
troffenen Personen, aus meiner Sicht aber auch die Par-
teien. Die Integrität und die Rechtschaffenheit des
Parlamentes, des Bundestages insgesamt, ist in Zweifel
gezogen worden. Aber auch die Justiz ist in der Kritik.

Ich möchte zu Beginn dem bisherigen Bundesminis-
ter Dr. Hans-Peter Friedrich hohen Respekt und Hoch-
achtung aussprechen, der am vergangenen Freitag die
Entscheidung getroffen hat, sein Amt als Bundesland-
wirtschaftsminister niederzulegen. Ich möchte hier beto-
nen: Hans-Peter Friedrich ist ein in höchstem Maße inte-
grer, rechtschaffener und angesehener Kollege.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte auch behaupten, meine sehr verehrten
Kolleginnen und Kollegen, dass sich Hans-Peter Friedrich
moralisch vollkommen anständig verhalten hat, als er im
Herbst letzten Jahres die Information, dass der damalige
Kollege Sebastian Edathy Gegenstand eines Ermitt-
lungsverfahrens ist – es wird zwar nicht gegen ihn ermit-
telt –, an den SPD-Vorsitzenden Gabriel weitergegeben
hat. Er wollte damit nicht kungeln, sondern er wollte un-
seren jetzigen und sich damals anbahnenden Koalitions-
partner – ich sage ganz offen: auch die Bundesregierung
insgesamt und die Bundesrepublik Deutschland – vor
Schaden bewahren. Dies hat aus meiner Sicht Respekt
und Hochachtung verdient.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ob sich der Kollege Hans-Peter Friedrich ein straf-
rechtlich vorwerfbares Verhalten vorhalten lassen muss,
wird an anderer Stelle zu klären sein. Hier gibt es unter-
schiedliche Rechtsauffassungen. Aber das ist mit Sicher-
heit jetzt nicht Gegenstand der Debatte.

Es gibt, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kolle-
gen – das kann man gut nachvollziehen –, eine große
Entrüstung und Enttäuschung insbesondere in der CSU,
auch an der CSU-Basis, dass ein höchst angesehener und
veritabler CSU-Bundesminister sein Amt aufgrund des
möglicherweise strafrechtlich vorwerfbaren Verhaltens
eines ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten nieder-
legen musste. Ich glaube, auch für diese Entrüstung und
dieses Unverständnis muss man Verständnis haben.

Infolge dieser Angelegenheit gibt es auch einen Ver-
trauensverlust für die Bundesregierung. Das Vertrauen
ist erschüttert. Ich sage aber auch ganz offen, meine Kol-
leginnen und Kollegen: Es kann hier nicht nach dem ar-
chaischen Grundsatz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“
gehen.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut, dass Sie das sagen! – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht „archaisch“, das ist alttestamentarisch!)


Es geht uns, der CDU/CSU, insbesondere darum, eine
vollständige und lückenlose Aufklärung zu ermöglichen.
Wir sinnen nicht auf Rache, sondern wir wollen wirklich
Transparenz und Offenheit in diese Angelegenheit brin-
gen.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, ein
sehr wichtiger erster Beitrag dazu ist aus meiner Sicht
schon heute Vormittag in der Innenausschusssitzung ge-
leistet worden. Wir sind im Innenausschuss nicht Anklä-
ger; wir sind kein Untersuchungsausschuss, und wir ver-
anstalten auch kein Tribunal. Wir haben heute den BKA-
Präsidenten Ziercke und den Staatssekretär Fritsche auf
freiwilliger Basis befragt. Sie haben uns sehr profund

(B)






Stephan Mayer (Altötting)



(A) (C)



(D)(B)

Auskunft gegeben. BKA-Präsident Ziercke hat den Ab-
lauf des Telefongesprächs vom 17. Oktober letzten Jah-
res zwischen ihm und dem Kollegen Oppermann aus sei-
ner Sicht dargestellt. Ich sage ganz offen: Der Ball liegt
jetzt bei der SPD; sie ist in der Bringschuld und muss für
Transparenz und Klarheit sorgen. Ich sehe hier natürlich
vor allem den SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas
Oppermann in der Verantwortung, insbesondere in der
anschließenden Innenausschusssitzung den Ablauf des
Telefongesprächs vom 17. Oktober aus seiner Sicht dar-
zustellen und darüber Auskunft zu geben, welchen
Zweck dieses Telefongespräch überhaupt hatte.

Ich sage aber auch ganz offen: Bei aller Aufgeregtheit
und Entrüstung angesichts mancher Abläufe in dieser
Angelegenheit sollten wir das Wesentliche nicht aus dem
Blick verlieren. Es geht hier nicht um eine Affäre
Friedrich, und es geht hier nicht – auch das sage ich hier
ganz offen – um eine Affäre Oppermann; es geht um
eine Affäre um den ehemaligen Kollegen Sebastian
Edathy.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der ehemalige Bundestagskollege Sebastian Edathy hat
sich offenbar seit 2005 über Jahre hinweg fortgesetzt
wirklich sehr unappetitliche und geschmacklose Bilder
und Videos bestellt und schicken lassen, in insgesamt
31 Fällen. Ich muss ganz offen gestehen: Ich wusste gar
nicht, dass es da verschiedene Kategorisierungen gibt.
Es handelt sich hier offenbar um Material der sogenann-
ten Kategorie 2, das strafrechtlich nicht relevant ist. Ich
sage aber auch ganz offen, meine sehr verehrten Kolle-
ginnen und Kollegen: Insbesondere vor dem Hinter-
grund des Artikels im Spiegel in der Ausgabe dieser Wo-
che, der uns vor Augen führt, unter welchen Umständen
diese Videos und Fotos etwa in Rumänien zustande
kommen – man weiß, dass die Jungen, die auf diesen
Bildern zu sehen sind, dies beileibe nicht freiwillig ge-
macht haben –, müssen wir uns hier im Haus die Frage
stellen, ob es nicht erforderlich ist, den entsprechenden
Straftatbestand der Verbreitung, des Erwerbs und des
Besitzes kinderpornografischer Schriften entsprechend
zu verschärfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, es
gibt die klare Erwartung unserer Bürger, dass wir seriös
und verantwortungsvoll zusammenarbeiten. Die Grund-
lage dieser Zusammenarbeit kann nur Vertrauen sein.
Vertrauen entsteht in erster Linie nicht durch Worte, son-
dern durch Taten. Es ist hier – das möchte ich zum Ab-
schluss sagen – wie so häufig im Leben, wenn man sich
zusammenfindet, egal, in welcher Konstellation, sei es
im beruflichen, im privaten oder auch im politischen Be-
reich: So ein Schuss vor den Bug tut hin und wieder mal
ganz gut. Die Folge kann durchaus sein, dass wir auf-
grund der Erfahrungen der letzten Tage und Wochen
noch besser zusammenwachsen und damit auch zusam-
menarbeiten. In diesem Sinne sollten wir unsere Zukunft
gestalten.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801617300

Der Kollege Dietmar Bartsch ist der nächste Redner

für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801617400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das

Thema der Aktuellen Stunde lautet: Umgang in der Bun-
desregierung und im Deutschen Bundestag mit den Vor-
würfen gegen Sebastian Edathy. – Auch der Kollege
Mayer hat eben ausgeführt, dass es darum geht. Wir sind
da gänzlich anderer Auffassung.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ach was!)


Hier geht es nicht zuallererst um einen Fall Edathy. Es
geht hier um eine Krise der Bundesregierung.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh! – Volker Kauder [CDU/CSU], an die SPD gewandt: So was schweißt uns zusammen!)


Es geht darum, wie die Bundesregierung mit dem
Rechtsstaat umgeht; das ist hier die Frage. Da ist im
Übrigen eine Aktuelle Stunde – um das gleich vorweg zu
sagen – wirklich unangemessen. Wir haben überlegt
– die Kollegen von den Grünen sicherlich auch –, ob sie
der richtige Umgang damit ist. Das ist sie mit Sicherheit
nicht. Denn in der Aktuellen Stunde kommt es nicht zur
Aufklärung; es werden nur nacheinander Reden gehal-
ten. Das ist nach unserer Auffassung der falsche Weg.
Das wirkt wie eine Alibiveranstaltung, und so etwas
brauchen wir angesichts der Dimensionen wirklich
nicht, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist und es bleibt Fakt: Es gibt extrem viel aufzuklä-
ren. Aber wie ist das mit dem Willen zur Aufklärung?
Herr Oppermann ist hier – nichts gegen die Kollegen
Lischka und Rix –, redet aber nicht. Der Abgeordnete
Friedrich könnte hier zum Thema Stellung nehmen, aber
auch das ist nicht der Fall. Alles wird eher herunterge-
kocht.

Wir als Parlament, aber vor allen Dingen die Öffent-
lichkeit, haben ein Recht darauf, präzise zu erfahren, wie
die Abläufe waren. Sie müssen die Fakten auf den Tisch
legen! Sie müssen Nachfragen zulassen. Eine Aktuelle
Stunde erweckt den Eindruck, dass Sie etwas vertuschen
wollen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Das ist absurd! – Christine Lambrecht [SPD]: Deshalb gehen wir in den Innenausschuss!)


Es gibt den Verdacht, dass der Betroffene vorher et-
was erfahren hat. Wir müssen doch irgendwie herausfin-
den, auf welchem Weg das geschehen ist. Das muss doch
aufgeklärt werden, oder nicht? – Natürlich muss es das.
Ein ehemaliger Innenminister aus Niedersachsen sagt,
Herr Edathy habe von mehreren Quellen von den Vor-





Dr. Dietmar Bartsch


(A) (C)



(D)(B)

gängen erfahren. Auch hier müssen wir aufklären, wa-
rum das so war. Wieso konnte er Festplatten vernichten?
Wieso konnte er offensichtlich seinen Laptop verschwin-
den lassen?

Die Kernfrage ist allerdings: Welches Rechtsstaats-
verständnis hat die Bundesregierung?


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit komme ich auf den von Ihnen hochgelobten
Herrn Friedrich zu sprechen. Beim besten Willen: Wie
kann es sein, dass Herr Friedrich, der einmal Verfas-
sungsminister war, Herrn Gabriel über die Vorgänge in-
formiert? Das ist rechtswidrig, meine Damen und Her-
ren.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ich wäre vorsichtig mit solchen Sprüchen!)


Nebenbei gefragt: Herrn Seehofer und Frau Merkel hat
er nicht informiert? Das werden wir vielleicht noch he-
rausbekommen. Aber inakzeptabel ist, dass er diesen
Weg gewählt hat.

Es ist auch sehr überraschend, wie schnell das in der
SPD herumging. Herr Gabriel informiert Herrn Steinmeier
und Herrn Oppermann, und Herr Oppermann informiert
dann Frau Lambrecht. Das soll alles in Ordnung sein?
Nein, meine Damen und Herren, das alles ist rechtswi-
drig.

Herr Friedrich wurde auf dem CSU-Parteitag ebenso
wie hier gefeiert. Aber auch für denjenigen, der die abso-
lute Mehrheit hat, gilt, sich an Recht und Gesetz zu hal-
ten.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


Unser Land würde sich andernfalls zu einer Gurkenrepu-
blik entwickeln.

Zu dem berühmten Telefonat zwischen Herrn
Oppermann und Herrn Ziercke. Hier gibt es sehr unter-
schiedliche Varianten. Erst haben wir gehört, dass Herr
Oppermann telefoniert und eine Bestätigung erhalten
hat. Herr Ziercke hat heute im Innenausschuss offen-
sichtlich etwas anderes gesagt. Das ist schon sehr bemer-
kenswert. Nun gilt es, sehr genau herauszufinden, wer
was gesagt hat.

Was soll der normale Bürger denken? Denkt er, dass
er seinen Polizeichef anrufen kann: Ich habe da eine
Frage, die meinen Nachbarn betrifft, könnten Sie mir
Auskunft geben?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Da sagt der auch nix!)


Wollen wir uns in diese Richtung entwickeln? Das kann
ja wohl nicht wahr sein!


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Anrufen kann er!)

Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ansprechen.
Wir stehen vor folgendem Problem, auch Sie, Herr Bun-
destagspräsident: Wer bearbeitet hier im Hause die Post?
Das ist offensichtlich kein Problem der Poststelle. Zu le-
sen war, dass der Brief der Staatsanwaltschaft Hannover
offensichtlich abgegriffen wurde. Er hatte beispielsweise
zwei Stempel. Was ist das für ein Staat, in dem Briefe
von Staatsanwälten an den Bundestagspräsidenten geöff-
net werden? Wo leben wir denn, wenn das eventuell so-
gar Normalität ist? Das kann doch nicht wahr sein!

Zu den viele Spekulationen. Herr Mayer sagt, Ver-
trauen entstehe durch Taten. Das impliziert offensicht-
lich das, was einige in der Öffentlichkeit sagen: Die So-
zialdemokratie muss jetzt einen Preis zahlen. Wie soll
denn das in der Praxis aussehen? Das hat mit Rechtsstaat
überhaupt nichts zu tun. Das ist Teil eines Vertuschungs-
szenarios!


(Beifall bei der LINKEN)


Für uns gilt – und ich hoffe in diesem Fall: gemein-
sam für die Linke und die Grünen, ich bin da sehr zuver-
sichtlich –: Wir werden an diesem Thema dranbleiben.
Aufklärung, Aufklärung und nochmals Aufklärung darf
man nicht nur postulieren. Wir werden alle Mittel nut-
zen, damit uns dies auch gelingt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir haben die Aktuelle Stunde beantragt und nicht Sie!)


Dazu zählt nicht in erster Linie die Aktuelle Stunde, son-
dern der Innenausschuss; eventuell müssen weitere Mit-
tel zum Einsatz kommen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801617500

Das Wort erhält nun die Kollegin Eva Högl für die

SPD Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Eva Högl (SPD):
Rede ID: ID1801617600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Die Vorwürfe gegen unseren ehemali-
gen Kollegen Sebastian Edathy haben nicht nur uns alle
hier erschüttert, sondern die gesamte Öffentlichkeit. Ich
sage deshalb ganz deutlich: Es ist richtig und wichtig,
dass wir heute im Innenausschuss Befragungen und hier
diese Aktuelle Stunde durchführen. Es ist absolut richtig,
dass wir uns heute hier mit diesen Vorgängen beschäfti-
gen. Wir dürfen dabei nicht – Herr Bartsch, das muss ich
ganz deutlich sagen – mit Unterstellungen arbeiten und
argumentieren.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Welche?)


Das hilft uns in diesem komplizierten Sachverhalt über-
haupt nicht weiter. Wir tun hier genau das Gegenteil von
dem, was Sie uns unterstellt haben. Es gibt gerade kein
Vertuschungsszenario, sondern eine öffentliche Debatte





Dr. Eva Högl


(A) (C)



(D)(B)

hier, in der Aktuellen Stunde, und eine Befragung im In-
nenausschuss. Das ist das Gegenteil von einem Vertu-
schungsszenario.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben heute Vormittag im Innenausschuss des
Deutschen Bundestages sehr ruhig, sehr konzentriert und
sehr sachlich Befragungen vorgenommen. Die Befra-
gungen von Staatssekretär Fritsche und BKA-Präsident
Ziercke haben ganz klar zur Aufklärung des Sachver-
halts und der Informationswege beigetragen. Ich möchte
drei Punkte festhalten:

Erstens. Nach den Befragungen heute im Innenaus-
schuss steht fest, dass bereits Mitte Oktober 2013 zahl-
reiche Stellen im gesamten Bundesgebiet Akten des
Bundeskriminalamtes vorliegen hatten, in denen der
Name von Sebastian Edathy zu finden war. Das Bundes-
kriminalamt hatte sämtliche Landeskriminalämter gebe-
ten, die Hinweise zu überprüfen und die notwendigen
polizeilichen Ermittlungen vor Ort zu übernehmen. Was
heute neu war bei den Befragungen im Innenausschuss
des Deutschen Bundestages und was uns alle einigerma-
ßen erstaunt hat, ist, dass der Name Edathy erst am
15. Oktober 2013 bei der örtlichen Polizei in Nienburg
erkannt worden ist und dort angeblich wie eine Bombe
eingeschlagen ist. Man kann sich gut vorstellen, wie das
ist, wenn die örtliche Polizei in so einem Vorermittlungs-
verfahren auf den Namen eines Bundestagsabgeordneten
stößt. Damit ist auch klar: Die örtliche Polizei wusste
Bescheid. Die örtliche Polizei hat das Bundeskriminal-
amt informiert. Damit war eine Vielzahl von Personen
im ganzen Bundesgebiet, auch in Niedersachsen – die
waren in diesen Informationsfluss eingebunden –, davon
in Kenntnis gesetzt worden, dass der Name Sebastian
Edathy im Zusammenhang mit diesem gefundenen Ma-
terial aufgetaucht ist. Diese Bombe in Nienburg war für
uns alle heute im Innenausschuss eine neue Information.

Zweitens steht fest – das haben die Befragungen heute
ganz klar ergeben –, dass der BKA-Präsident Ziercke so-
fort den Innenstaatssekretär Fritsche über den Umstand
informiert hat, dass der Name Sebastian Edathy auf die-
ser Liste zu finden ist. Ziercke hat damit tadellos gehan-
delt und alles richtig gemacht. Er hat nämlich auf dem
Dienstweg den zuständigen Staatssekretär informiert. Er
wusste, dass das Informationen von besonderer Bedeu-
tung, von gewaltiger Tragweite waren. Er hat deswegen
sehr richtig und vor allen Dingen sehr verantwortungs-
voll gehandelt, indem er den Staatssekretär Fritsche in-
formiert hat. Im Übrigen gibt es auch entsprechende
Weisungen, die in der Geschäftsordnung der Bundes-
ministerien niedergelegt sind. Es ist völlig klar, dass der
Informationsfluss so zu laufen hat.

Drittens. Die Befragungen heute haben auch ergeben,
dass das Telefonat zwischen BKA-Präsident Ziercke und
unserem Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann
völlig korrekt ablief. Thomas Oppermann hat sich allein
aus Fürsorgepflicht, als er erfahren hat, dass der Name
Sebastian Edathy im Zusammenhang mit diesen gefun-
denen Unterlagen auftaucht, dass der Name Sebastian
Edathy auf den Listen steht, erkundigen müssen, ob das
korrekt ist.

(Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deswegen war das Telefonat völlig richtig. Herr Ziercke
hat heute im Innenausschuss ganz klar und ganz deutlich
gesagt, dass er das nicht kommentiert hat, dass er keine
weiteren Informationen gegeben hat, dass Thomas
Oppermann aber aus seiner Reaktion schließen durfte,
dass die Informationen, die Thomas Oppermann hatte,
korrekt waren und zutrafen. Deswegen ist das Telefonat
zwischen Thomas Oppermann und BKA-Präsident
Ziercke meiner Meinung nach völlig zu Unrecht skanda-
lisiert worden. Es ist völlig korrekt abgelaufen.


(Beifall bei der SPD)


Wir dürfen von einem Parlamentarischen Geschäftsfüh-
rer im Übrigen erwarten, dass er sich informiert, dass er
nachfragt, wenn er solche Informationen hat. Dass das
strafrechtlich nicht relevant ist, hat die Staatsanwalt-
schaft in Hessen, die keinen Ansatz für ein Fehlverhalten
von Herrn Ziercke erkennt, im Übrigen längst festge-
stellt. Das Weitere wird die Befragung um 16 Uhr im In-
nenausschuss ergeben. Da wird Thomas Oppermann von
uns befragt werden.

Meine Damen und Herren, ich bin sehr optimistisch,
dass wir am Ende dieses Tages sagen können: Die Fra-
gen zumindest zu dem Umgang mit den Vorwürfen ge-
gen Sebastian Edathy sind beantwortet, auch wenn wir
sicherlich rund um den ganzen Komplex noch viele wei-
tere Fragen haben werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801617700

Konstantin von Notz ist der nächste Redner für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Keine
100 Tage gibt es Ihre Große Koalition, schon jetzt ist ein
Minister weg und die GroKo steht wie ein Kartenhaus
im Wind da. So sieht es doch aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ich sehe nichts von Wind und nichts von Kartenhaus!)


Zu der Aktuellen Stunde hier sage ich Folgendes: Sie
tun ja so, als sei das ein großer Dienst an der Demokra-
tie. Tatsächlich haben Sie hier ein taktisches Manöver
vollzogen. Wir hatten hier Fragen angemeldet, Fragen,
die wir in der Fragestunde in der Öffentlichkeit stellen
wollten statt in der nichtöffentlichen Ausschusssitzung.
Weil Sie sich diesen Fragen nicht stellen wollten, haben
Sie hier heute eine Aktuelle Stunde angesetzt, obwohl
die Sitzung des Innenausschusses noch lange nicht been-
det ist.





Dr. Konstantin von Notz


(A) (C)



(D)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Das ist ein rein taktisches Manöver. So geht Aufklärung
nicht.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die Fragen werden doch beantwortet!)


Insofern kann das, was wir hier heute machen, nur ein
Zwischenbericht der Arbeit des Innenausschusses sein.
Frau Högl hat eben damit angefangen und einige Ergeb-
nisse vorgetragen. Hier Menschen freizusprechen oder
auch zu verurteilen, ist nicht angezeigt. Die Sitzung des
Innenausschusses läuft ja heute Nachmittag weiter. Nach
den ersten Stunden bleiben noch viele Fragen. Ich
möchte nur zwei nennen.

Die Rechtsgrundlage bezüglich der Weitergabe dieser
sensiblen Informationen aus dem BKA an das BMI steht
infrage. Sie ist nicht schlüssig dargelegt worden. Es ist
nur sehr allgemein auf Art. 20 des Grundgesetzes ver-
wiesen worden. Außerdem ist angesichts der Sensibilität
der Informationen nicht verständlich, warum der Staats-
sekretär dazwischengeschaltet wurde und warum der
BKA-Präsident den Minister nicht direkt informierte.


(Zuruf von der SPD: Unüblich!)


Bezüglich des ominösen Telefonats sage ich – Herr
Oppermann, Sie äußern sich ja leider erst heute Abend in
nichtöffentlicher Sitzung dazu –: Die ganze Verwirrung
gibt es nur, weil Sie am 13. Februar eine schriftliche Er-
klärung abgegeben haben, in der Sie geschrieben haben,
dass Sie sich den Sachverhalt haben bestätigen lassen.
Jetzt sollen wir glauben, dass ein Telefonat – so wurde es
heute dargestellt – ohne Ziel und ohne Inhalt stattgefun-
den hat. Zwei Männer schweigen sich an, und beide wis-
sen danach Bescheid – wer soll denn das bitte schön
glauben?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Über diese relevanten Vorgänge machen dann zwei solch
erfahrene Menschen keinen Vermerk. Man ist sich also
der Brisanz bewusst, und deswegen schweigt man und
fertigt lieber keinen Vermerk an. Auch das wirkt auf
mich wenig schlüssig.

Zu der These, dass jetzt das Vertrauen in die GroKo
wiederhergestellt werden soll – das war heute auch die
Ansage für den Innenausschuss –, kann ich nur sagen:
Das ist nicht Sinn und Zweck dieses Parlaments. Das
können Sie in Kamingesprächen mit der Kanzlerin ma-
chen. Dieses Parlament ist für tatsächliche Aufklärung
zuständig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben den Vorwurf der Kumpanei leider noch
nicht ausgeräumt. Es ist eben unklar, wie sich die Exeku-
tive im Verhältnis zu parteipolitischen Interessen, im
Verhältnis zu den Interessen der Koalitionsbildung zu
diesem sensiblen Zeitpunkt verhalten hat. Sie verklären
das hier, Herr Kollege Mayer, indem Sie sagen, Herr
Friedrich hätte für Deutschland gehandelt. Der Vorwurf,
der im Raum steht, ist, dass er für die GroKo gehandelt
hat.


(Nadine Schön [St. Wendel] [CDU/CSU]: Nein! Nein!)


Das ist ein Skandal, wenn es so ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Bis heute läuft die CSU angesichts des Wahlkampfes
in Bayern herum und sagt, das sei alles so traurig. Herr
Friedrich ist doch nicht zurückgetreten, weil die Grünen
oder die Linken das gefordert haben. Herr Friedrich ist
zurückgetreten, weil Frau Merkel und Herr Seehofer es
für politisch opportun hielten, dass er zurücktritt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Kanzlerin hat gesagt, dass das Vertrauen in den
Rechtsstaat erschüttert ist. Ich teile ihre Ansicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Ganz zum Schluss. Ich lese bei Spiegel Online: Der
Ministerpräsident von Bayern droht damit, einen Parla-
mentarischen Untersuchungsausschuss einzusetzen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)


Das ist ja an Kuriosität nicht mehr zu überbieten. Da
wahlkämpfelt es an allen Ecken. Dass Sie sich solche
Aussagen gefallen lassen, müssen Sie mit Ihrem Selbst-
wertgefühl als Parlamentarier irgendwie in Einklang
bringen. Aber ich sage Ihnen: Um den Eindruck zu er-
wecken, dass sich die Große Koalition den Staat nicht zu
eigen macht, ist das denkbar ungeeignet. Deswegen leh-
nen wir auch das aufs Schärfste ab.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801617800

Das Wort erhält nun der Kollege Armin Schuster für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Armin Schuster (CDU):
Rede ID: ID1801617900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Lieber Herr Tempel, lieber Herr Korte und liebe
Frau Jelpke, wer auch immer das bei Ihnen entscheidet:
Schicken Sie uns doch bitte jemanden hier vorne ans
Pult, der Sachkenntnis hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die konnte man heute Morgen im Innenausschuss reich-
lich erwerben. Ich erinnere daran, dass Herr Dr. Risse





Armin Schuster (Weil am Rhein)



(A) (C)



(D)(B)

zum Thema „Brief und Briefversand“ eine wirklich be-
merkenswert eindeutige Klarstellung vorgenommen hat.
Keiner der Kollegen im Innenausschuss hat noch irgend-
einen Zweifel, dass da etwas schiefgelaufen sei.

Herr von Notz, den Vorwurf der Kumpanei weise ich
auf das Schärfste zurück. Das ist eine unverschämte Un-
terstellung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir bieten Ihnen im Innenausschuss alles, was demokra-
tisch möglich ist, und wir bieten Ihnen eine Aktuelle
Stunde, die dann angeblich Mauschelei sein soll; das
schließt sich ja sowieso gegenseitig aus.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, es ist ganz einfach: Sie wollen uns die Möglichkeit, zu fragen, abschneiden! Sonst nichts!)


Selbst das Angebot eines Ministerpräsidenten, einen Un-
tersuchungsausschuss einzusetzen, könnte ein demokra-
tisches Angebot sein.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na, dann soll er doch einen beantragen!)


Ich weiß gar nicht, was Sie noch mehr wollen. Sie krie-
gen von der Großen Koalition all-inclusive. Da kann
man sich einmal bedanken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Rede ist wohl für den Aschermittwoch!)


Mit Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident, zitiere ich den
Leiter der Staatsanwaltschaft Hannover, der am 14. Fe-
bruar 2014 sagte:

Die Frage, ob es sich um Kinderpornos handelt, ist
eine schwierige Bewertungsfrage. Auf jeden Fall
befinden wir uns hier im Grenzbereich zu dem, was
Justiz unter Kinderpornografie versteht.

Genau das haben wir heute Morgen auch im Innenaus-
schuss von etlichen Experten gehört. Zwar verlangt der
Fall Edathy nach vielen Antworten, nach einer Antwort
aber ganz besonders – das trifft auch auf große Verwun-
derung bei den Menschen –: Warum kann jemand in die-
sem Land derartige Bilder und Videos erwerben, und wir
streiten darüber, ob das strafbar sein soll?


(Dr. Silke Launert [CDU/CSU]: So ist es!)


Meine Damen und Herren, wenn Sie an die Kinder
denken, die man benötigt, um so etwas herzustellen,
dann muss das Signal, das von dieser Debatte ausgeht,
wohl sein: Da muss etwas geändert werden. Der § 184 b
des Strafgesetzbuches gehört präzisiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Jetzt zu den unangenehmeren Punkten. Bundesminis-
ter Friedrich hat aus meiner Sicht – ich bin Nichtjurist;
vielleicht fällt es mir leichter, dazu arglos etwas zu sa-
gen –

(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Haben Sie keine Sachkenntnis, oder was?)


menschlich, moralisch und auch juristisch einwandfrei
gehandelt; das sage ich jetzt einfach mal so.


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Das sage ich jetzt einfach mal so“? Was soll das denn jetzt? So gehen wir doch nicht mit dem Rechtsstaat um!)


Er hat weder Strafvereitelung begangen noch das Amts-
geheimnis verletzt. Herr Friedrich hatte einen sehr be-
rechtigten Grund. Deshalb war er auch befugt, Herrn
Gabriel – Achtung, nicht als SPD-Parteivorsitzenden,
ausdrücklich nicht, sondern als künftigen Vizekanzler ei-
ner Regierung,


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Künftiger Vizekanzler“? Was ist denn das für ein Amt? Das kenne ich ja gar nicht!)


wie deutlich zu erkennen war – vor einer eventuell fal-
schen Personalentscheidung zu warnen.


(Widerspruch bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach so! Na, dann haben wir ja gar kein Problem!)


Meine Damen und Herren, die Sorge um eine Schädi-
gung des Ansehens der Bundesrepublik Deutschland,
hätte man beispielsweise einen Staatsminister Edathy im
Auswärtigen Amt – Vorwurf: Pädophilie –, ist der
Grund, warum Herr Friedrich so handeln musste, warum
er gezwungen war, Herrn Gabriel diese Information zu
geben, nämlich mit Blick auf eine mögliche künftige Re-
gierung.


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! Jetzt sind wir doch zehnmal mehr beschädigt!)


Liebe SPD, bei aller Koalitionsliebe: Wir haben bzw.
Herr Friedrich hat das nicht Ihrem Parteivorsitzenden
gesagt. Wir haben es dem potenziellen Vizekanzler ge-
sagt.


(Frank Tempel [DIE LINKE]: Aha, dem „potenziellen“! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Wir“? Sie also auch? – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Sie waren auch dabei?)


Ich kenne aus meinem Führungsalltag von früher den
Satz: Führen macht hin und wieder einsam. Je grüner der
Stift, desto einsamer bist du.


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meine Güte! Wenn man in der Bundesregierung ist, muss man sich doch an Gesetze, an Recht halten, Herr Schuster!)


Meine Damen und Herren, die Entscheidung, Herrn
Gabriel diese Information zu geben, war richtig. Die
Entscheidung von Herrn Gabriel, sie weiterzugeben, war





Armin Schuster (Weil am Rhein)



(A) (C)



(D)(B)

in dem Sinne nicht richtig. Das war eines der Dinge, die
er hätte aushalten müssen; so sind diese einsamen Ent-
scheidungen. Vier Wochen – vielleicht drei Wochen –
hätte er in diesem Fall einfach sagen müssen: Nicht mit
mir!


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum ist Herr Friedrich zurückgetreten?)


Sie hätten sich vielleicht gewundert; aber drei Wochen
später hätten Sie es verstanden. Dann hätten wir heute
überhaupt nicht diese Debatte. Die Weitergabe der Infor-
mation an Herrn Oppermann, an Herrn Steinmeier sehe
ich an dem Punkt wirklich kritisch.

Herr Oppermann, ich finde es stark, dass Sie da sind.
Ich brauche Sie gar nicht reden zu hören, weil Sie da-
nach im Ausschuss sind. Sie stellen sich heute hier der
Debatte; das finde ich gut. Ich fordere nicht Ihren Rück-
tritt, auf keinen Fall. Aber Sie müssen sich gefallen las-
sen, dass man Ihnen sagt, dass das einfach zu häufig pas-
siert: Wenn Sie mit Menschen reden, kommen die sofort
in Schwierigkeiten – ob das Ihre Kollegin Lambrecht ist,
die neben Ihnen sitzt, oder ob das der BKA-Präsident ist.
Er sagte heute Morgen im Ausschuss: Der Anruf war für
mich einfach schwierig. – Er war, wie er sagte, deswe-
gen an der Grenze der Freundlichkeit, weil er wusste:
Ich kann eigentlich gar nicht mit ihm reden.

Der Pressedruck, dem Sie am Mittwoch erlegen sind,
verursachte Herrn Friedrich Schwierigkeiten mit ultima-
tiven Auswirkungen. Deswegen müssen Sie das jetzt
aushalten, und ich glaube, das kann man aushalten – Sie
benutzen auch einen grünen Stift –; so ist das Leben.
Wie das am Ende ausgeht, entscheiden Sie nachher sel-
ber. Wir sind gespannt darauf, was Sie uns dann zu sagen
haben.

Meine Damen und Herren, bei meinen Wahlkreis-
terminen habe ich in den letzten Wochen gesagt: So sieht
der Start einer guten Koalition aus. – Ich habe schon ein-
mal einen mitgemacht, den ich am Anfang nicht so stark
fand.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801618000

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


Armin Schuster (CDU):
Rede ID: ID1801618100

Wir sollten uns nicht aus der Bahn werfen lassen

durch diesen Vorgang,


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt weiß ich, was mit Geschwätzigkeit gemeint ist!)


sondern, wie es Herr Mayer gesagt hat, neue Kraft
schöpfen, uns unmissverständlich aussprechen – manch-
mal auch hinter verschlossenen Türen wie gestern
Abend –,


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das könnt ihr unter euch machen!)

nachher sauber abarbeiten und aufklären und dann,
meine Damen und Herren, uns gemeinsam dem § 184 b
Strafgesetzbuch zuwenden, damit solche Debatten hier
ein Ende haben.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801618200

Frank Tempel erhält nun das Wort für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Frank Tempel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1801618300

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Sehr geehrter Herr Schuster, „potenzieller
Vizekanzler“ ist keine Rechtsstellung. Vielleicht könnte
sich jemand von Ihnen in den nächsten Beiträgen etwas
kompetenter damit auseinandersetzen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In meiner Zeit als Kriminalbeamter hatte ich mit Kor-
ruptionsdelikten zu tun. Dabei habe ich persönlich den
Eindruck gewonnen, dass ab einer gewissen gesell-
schaftlichen Position Menschen dazu neigen – dem Ge-
fühl nachgeben –, rechtliche Spielräume für sich weiter
auslegen zu können, als das für den normalen Bürger
gilt. In Ihrer Abgeordnetentätigkeit werden Sie ein Kli-
schee kennengelernt haben, das uns in der Bevölkerung
recht häufig begegnet: Die Großkopferten machen doch
eigentlich, was sie wollen. – Das politische Verhalten,
das heute in dieser Diskussion zutage tritt, hat dieses
Klischee, dass es innerhalb der politischen Elite ein ein-
geschränktes Rechtsstaatsverhältnis gibt, sehr deutlich
bedient.


(Beifall bei der LINKEN – Burkhard Lischka [SPD]: Von wem reden Sie jetzt?)


Wenn wir heute häufig hören, dass es darum gegangen
sei, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, muss ich
sagen: Hier ist politischer Schaden entstanden.

Es wurde ganz richtig gesagt, dass es in unserem Sys-
tem eine Gewaltenteilung gibt. Das heißt, die Entschei-
dung, wer sich tatsächlich strafbar gemacht hat, obliegt
den Gerichten. Das gilt auch für den Fall Edathy. Deswe-
gen bitte ich Sie, vom eigenen Verhalten nicht perma-
nent mit Hinweisen auf den Fall Edathy abzulenken.


(Beifall bei der LINKEN)


Was wir zu beurteilen und zu diskutieren haben, ist
politisches Fehlverhalten von einzelnen Abgeordneten,
von Bundesbehörden und auch von Bundesministern. Da
heißt es, politische Größe zu zeigen, auch einmal zu sa-
gen: Hier lag ein Fehler vor, hier müssen wir umsteuern;
wir müssen schauen, dass dieser Fehler nie wieder pas-
siert. – Da kann man nicht permanent in Verteidigungs-
haltung gehen und sagen, man habe doch alles richtig
gemacht.





Frank Tempel


(A) (C)



(D)(B)


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn weder Frau Merkel noch Herr Seehofer Herrn
Friedrich Rückendeckung geben will, dann kann ja wohl
nicht alles richtig gewesen sein. Warum haben Sie nicht
die politische Größe, in dieser Aktuellen Stunde, die Sie
auf die Tagesordnung gesetzt haben, auch einmal zu sa-
gen: „Das war falsch, und das müssen wir ändern“?


(Beifall bei der LINKEN)


Der Innenausschuss ist durchaus geeignet, ein gewis-
ses Maß an Aufklärung zu ermöglichen. Es ist aber be-
dauerlich, dass das hinter verschlossenen Türen erfolgt.

Wir haben konkrete Sachverhalte und Vorwürfe zu-
mindest zu diskutieren, unter anderem, was ein Minister
darf und was nicht. Der Geheimnisverrat ist nicht nur ein
Straftatbestand, sondern damit geht auch der Vorwurf ei-
ner Dienstpflichtverletzung einher, und natürlich haben
wir uns damit zu beschäftigen.

Was ein Geheimnisverrat ist, ist im Gesetz nun einmal
definiert. Wenn ein Amtsträger ein Geheimnis an unbe-
rechtigte Personen weitergibt, ist das strafbar. Bei der
rechtlichen Bewertung ist übrigens zu bedenken, dass
das öffentliche Interesse besonders groß ist, wenn es um
staatsanwaltschaftliche Ermittlungen geht. Das kann
man in jedem Rechtskommentar nachlesen, Herr
Schuster. Auch Polizeibeamte haben durchaus diese
Kenntnis. Sie kommen in ihrer beruflichen Laufbahn
nämlich permanent mit dem Thema Geheimnisverrat in
Berührung und haben entsprechende Regelungen zu be-
achten.

Ich verstehe in dieser Diskussion auch nicht, warum
permanent in Verteidigungshaltung darauf abgestellt
wird, dass zu diesem Zeitpunkt noch kein Strafverfahren
bestand. Das spielt keine Rolle. Auch Geheimnisse in
Bezug auf staatsanwaltschaftliche Vorermittlungen dür-
fen nicht weitergegeben werden. Das müssen wir einfach
einmal festhalten. Es ist ein Ablenkungsmanöver, dass
Sie permanent darüber sprechen, dass noch nicht fest-
steht, ob eine Straftat definitiv vorliegt. Dieses Argu-
ment ist einfach falsch.

Warum müssen wir darüber reden? Dieser ganze Vor-
gang hat doch dazu geführt, dass der Innenminister in
dem Moment, in dem er die Information weitergegeben
hat – und zwar an Personen, bei denen die Information
vielleicht doch nicht zuverlässig verblieben ist –, nicht
mehr Herr über diese Information war. Das ist ganz ein-
fach Fakt. Er hat die Hoheit über diese Information auf-
gegeben. Er hat aber politisch zu verantworten, was mit
dieser Information passiert.

Sie stellen sehr gerne darauf ab, wie viele Menschen
in den Landeskriminalämtern, in den Dienststellen von
den Ermittlungen insgesamt Bescheid gewusst haben
müssen. Bisher ist lediglich bekannt, dass Herr Friedrich
die Information aus dieser Kette weitergegeben hat. Al-
les andere sind Unterstellungen, die geprüft werden
müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Wir haben heute Herrn Ziercke im Innenausschuss
gefragt, ob bekannt ist, dass irgendwo in einer dieser
Dienststellen gegen die Verschwiegenheitspflicht versto-
ßen wurde. Die Antwort war: Das ist bisher nicht be-
kannt. – Bekannt ist aber aus der Aussage von Herrn
Gabriel und aus der Aussage von Herrn Friedrich – öf-
fentlich vor Kameras –, dass die Information zumindest
zwischen diesen beiden ausgetauscht wurde. Das ist der
einzig vorliegende Fakt im Zusammenhang mit der Wei-
tergabe dieser Information.

Was ist die Folge daraus? Der Geschädigte in diesem
Verfahren ist in jedem Fall der Rechtsstaat; denn mit
Blick auf die Schuld eines Herrn Edathy wird es Zweifel
geben, weil es den Vorwurf gibt, dass hier Geheimnisse
weitergegeben worden sind.

Damit komme ich zum Schluss. Wir müssen auch fra-
gen – die Sitzung des Innenausschusses ist noch nicht
beendet; wir haben viele Fragen noch nicht gestellt –,
aus welcher Rechtsstellung heraus der Abgeordnete
Oppermann Herrn Ziercke angerufen hat, der sich bei
Beantwortung der telefonischen Anfrage ebenfalls des
Geheimnisverrates schuldig gemacht hätte. Das hat er
heute im Innenausschuss übrigens auch noch einmal be-
stätigt: Er konnte nicht antworten. Er war durch den An-
ruf von Herrn Oppermann rechtlich in einer Bredouille.
Denn wie soll er mit diesem Anruf anders umgehen, als
zu schweigen, was de facto als Bestätigung gesehen wer-
den kann?

Diese Frage werden wir Herrn Oppermann heute im
Innenausschuss selbstverständlich stellen, damit er sich
dazu äußern kann – leider nicht öffentlich.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801618400

Für die weiteren Redner will ich nur noch einmal da-

rauf hinweisen, dass in unserer Geschäftsordnung hin-
sichtlich der Aktuellen Stunden unmissverständlich fest-
gehalten ist, dass der einzelne Redner nicht länger als
fünf Minuten sprechen darf. Insofern ist der Großzügig-
keit des Präsidenten hier eine ziemlich unmissverständli-
che Grenze gesetzt. Deswegen bitte ich, das Signal so
ernst zu nehmen, wie es im Übrigen auch bei anderen
Debatten eigentlich gemeint ist.

Als nächster Redner hat nun der Kollege Burkhard
Lischka das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Burkhard Lischka (SPD):
Rede ID: ID1801618500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Fall

Sebastian Edathy, den wir heute hier debattieren, wirft
zahlreiche Fragen auf. So ist bei diesem Fall beispiels-
weise sehr häufig die Rede davon, dass sich die Bilder,
die Herr Edathy offensichtlich bezogen hat, in einer so-
genannten rechtlichen Grauzone zur Kinderpornografie
befinden. Das muss uns als Gesetzgeber ja hellhörig ma-





Burkhard Lischka


(A) (C)



(D)(B)

chen: Grauzone! Ich finde, eine Grauzone ist, wenn es
um den Schutz unserer Kinder und Jugendlichen geht,
nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Fotos von nackten Kindern und Jugendlichen
vermarktet werden, dann ist das ein schwerer Verstoß
gegen die Menschenwürde dieser Kinder und Jugendli-
chen. Wir als Gesetzgeber sind aufgefordert, ernsthaft
darüber nachzudenken, ob wir in der Vergangenheit al-
les, aber auch wirklich alles getan haben, um Kinder und
Jugendliche als die schwächsten Mitglieder unserer Ge-
sellschaft bestmöglich zu schützen. Ich sage für meine
Fraktion ganz deutlich: Mit den Bildern, auf denen die
Körper von nackten Kindern und Jugendlichen zu sehen
sind, dürfen keine Geschäfte gemacht werden. Das ist
nicht zu tolerieren.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was sich hinter diesen Bildern verbirgt, sind sehr häu-
fig gebrochene Kinderseelen; Menschen, die sehr oft ein
Leben lang darunter leiden, dass Nacktfotos von ihnen
im Internet vertrieben werden. Deshalb werden wir sorg-
fältig zu prüfen haben, wie wir diese ekelhaften „Grau-
zonen“ beseitigen.

Sehr grundsätzlich müssen wir uns alle gemeinsam
fragen, wie wir mit diesem Fall eigentlich umgehen. Mit
jeder neuen voreiligen Schuldzuweisung, mit jeder ins
Blaue gemachten Spekulation und Mutmaßung säen wir
zusätzliches Misstrauen gegen Politik im Allgemeinen,
und zwar grundsätzlich gegen jede Form von Politik, un-
abhängig von der Farbe.

Der Fall Sebastian Edathy ist ein Einzelfall. Was es
heute noch an offenen Fragen gibt, das muss aufgeklärt
werden und das wird aufgeklärt werden. Was die straf-
rechtliche Aufklärung angeht, so ist das Sache der zu-
ständigen Staatsanwaltschaft. Bei aller Kritik, die ich an
der staatsanwaltschaftlichen Arbeit in den letzten Tagen
lesen konnte, sage ich hier sehr deutlich: Lasst die
Staatsanwälte ihre Arbeit machen. Bei ihnen ist die straf-
rechtliche Aufklärung gut aufgehoben.


(Beifall bei der SPD)


Was die sonstige Aufarbeitung dieses Falles angeht,
so sage ich für meine Fraktion: Wir haben nichts zu ver-
tuschen. Wir haben nichts zu verheimlichen. Mein Frak-
tionsvorsitzender hat von Anfang an in dieser Sache rei-
nen Tisch gemacht.


(Beifall der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


Er hat offengelegt, was er wusste. Dafür hat er Kritik
einstecken müssen, ja. Aber er hat vor allen Dingen die
Transparenz und die Wahrhaftigkeit an den Tag gelegt,
die die Bürgerinnen und Bürger von uns Politikern jeden
Tag zu Recht erwarten dürfen.


(Beifall bei der SPD)

Deshalb sage ich allen, die jetzt sehr leichtfertig, wie
ich finde, von einer „Koalitionskrise“ oder gar einer
„Regierungskrise“ sprechen: Wir, CDU, CSU und SPD,
werden uns wegen dieser Sache nicht entzweien.

Recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801618600

Die Kollegin Irene Mihalic hat nun das Wort für die

Fraktion Die Grünen.


Dr. Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1801618700

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Liebe Vertreterinnen und Vertreter der
Koalition! Herr Lischka, diese Aktuelle Stunde „Krise
der Großen Koalition“ zu nennen, wäre weitaus treffen-
der gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich gehe sogar noch weiter: Ihr Lavieren, Ihre Wider-
sprüche und Ihre gegenseitigen Schuldzuweisungen in
dieser Sache sind ein Offenbarungseid. Das ist eine
schwere Hypothek für die politische Kultur unseres Lan-
des.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wahnsinn!)


Die Krise der Großen Koalition hat drei Dimensio-
nen:

Erstens. Die politische Krise: Ein Minister musste be-
reits gehen, weitere Funktionsträger stehen hier massiv
unter Druck. Aber wo war denn die Kanzlerin in den
letzten Tagen? Das ist ihre Regierung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie sollte doch diejenige sein, die im Zentrum der Kri-
senkommunikation steht. Sie sollte diejenige sein, die er-
kennbar dafür sorgt, dass diese Vorgänge umfassend auf-
geklärt werden. Stattdessen erklärt die Kanzlerin eher
beiläufig in der Öffentlichkeit, dass sie wieder Vertrauen
herstellen will, hält aber dann Geheimtreffen im Kanz-
leramt ab. Das, was hier in Sachen Krisenmanagement
abgeliefert wird, ist ein Trauerspiel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zweitens. Wir erleben eine schwere Vertrauenskrise
in Bezug auf die Institutionen unseres Rechtsstaates.
Auch hier wäre ein entsprechendes Krisenmanagement
bitter nötig. Die Kommunikation zwischen dem BKA
und dem Bundesinnenministerium verlief – zumindest
rechtlich – auf sehr zweifelhaften Bahnen. Landeskrimi-
nalämter werden breit über den Fall Edathy informiert.
Herr Oppermann ruft beim BKA-Präsidenten an, um
sich Sachverhalte aus laufenden Ermittlungen bestätigen
zu lassen. Frau Högl und auch Herr Schuster – er ist
offenbar gerade nicht anwesend; wir sind beide Polizis-
ten –, wir wissen doch, dass ein Polizist, der zu so etwas





Irene Mihalic


(A) (C)



(D)(B)

Auskunft geben würde, sofort vom Dienst suspendiert
werden würde. Das muss doch klar sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Die Menschen vertrauen darauf, dass solche Dinge
nach Recht und Gesetz ablaufen und dass Informations-
wege stets nachvollziehbar sind und auf einer klaren
Rechtsgrundlage basieren. Dieses Vertrauen muss drin-
gend wiederhergestellt werden, indem haarklein aufge-
klärt wird. Aber dazu sind Sie offensichtlich nicht bereit.
Herr Oppermann hat gestern auch deutlich gemacht,
dass Sie in den Alltagsmodus zurückkehren möchten.
Sie ducken sich weg, aber das werden wir Ihnen nicht
durchgehen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Drittens haben wir es mit einer tiefen moralischen
Krise in dieser Regierungskoalition zu tun. Kaum hat
Herr Friedrich die richtigen Konsequenzen für seinen
Umgang mit den Informationen gezogen, beginnt jetzt
eine völlig schiefe Debatte. Statt nun im Bewusstsein für
die staatspolitische Verantwortung klare Konsequenzen
im Regierungshandeln zu ziehen, zerlegen Sie sich im
Parteienstreit.

Das Hauptproblem der CSU ist doch die Frage, wer
jetzt aufseiten der SPD als Kompensation für Herrn
Friedrich seinen Posten räumen muss. Selbst bei Rück-
tritten soll es also proportional zugehen. Am Samstag
holte Herr Seehofer empört zum Gegenschlag aus und
zeigte damit, dass ihm die rechtsstaatlichen Aspekte in
dieser Angelegenheit völlig egal sind. Er beklagt sich
über die Geschwätzigkeit der SPD, statt die verantwor-
tungslose Informationspolitik der Regierung selbstkri-
tisch zu hinterfragen. Das zeigt wieder einmal deutlich
das Verhältnis der CSU zur politischen Kultur: Partner
oder Freunde taugen eben nur etwas, wenn sie sich als
Amigos beweisen. Da dies nicht geschehen ist, wird nur
noch über Rache statt über Aufklärung geredet.


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Jetzt mal nicht übertreiben!)


Es wird sogar laut darüber nachgedacht, ob Zugeständ-
nisse der SPD, zum Beispiel bei der Pkw-Maut, nicht die
Schmerzen über den Rücktritt etwas lindern können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wo sind wir denn hier?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Dieser Cliquengeist, der in den Äußerungen der letz-
ten Tage deutlich wurde, war doch der entscheidende
Kitt bei den Koalitionsverhandlungen. Wir fordern Sie
auf, endlich im Sinne derjenigen zu handeln, die Sie re-
gieren sollen. Die Bürgerinnen und Bürger haben eine
solche Selbstbezogenheit der Großen Koalition nicht
verdient. Wir müssen alles dafür tun, dass das Vertrauen
in unseren Rechtsstaat und in die Politik wiederherge-
stellt wird. Das alles beginnt mit einer lückenlosen Auf-
klärung.
Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD,
wie auch Sie, Herr Oppermann, können Ihren Beitrag
dazu heute Nachmittag im Innenausschuss noch leisten.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801618800

Nun hat die Kollegin Silke Launert das Wort für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Silke Launert (CSU):
Rede ID: ID1801618900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Verkehrte Welt: Das habe ich Freitagabend
gedacht, als ich erfahren habe, dass der ehemalige Bun-
desinnenminister, inzwischen Landwirtschaftsminister,
Dr. Hans-Peter Friedrich zurücktreten musste.


(Zurufe von der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Auch ehemals!)


– Jetzt auch ehemals. Das stimmt. – Der Grund: Er
wollte durch das Informieren von Herrn Gabriel verhin-
dern, dass jemand, der Bilder von nackten Jungs käuflich
erworben hat, zum Beispiel Staatssekretär oder vielleicht
sogar Justizminister wird.

Ich bin baff angesichts der juristischen Kenntnisse ei-
niger Kolleginnen und Kollegen. Ich war zehn Jahre
lang in der Justiz, aber ich konnte Fragen im Zusammen-
hang mit einem solchen Fall nicht so schnell eindeutig
beantworten, die Staatsanwaltschaft auch nicht. Sie prüft
erst einmal, ob sie ein Ermittlungsverfahren einleitet.
Aber Sie wissen, wie das alles zu beurteilen ist. Donner-
wetter!

Unabhängig davon, wie man das letztlich juristisch
beurteilt, muss ich sagen: Ich finde es menschlich sehr
nachvollziehbar, dass er nicht wollte, dass so jemand
Staatssekretär oder Minister wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auf der anderen Seite gibt es großes Geschrei. Herr
Edathy fühlt sich als Opfer. Denn der Kauf von Bildern
nackter Jungs ist kein strafbares Verhalten. Jetzt wird
auch noch im Ernst die Frage aufgeworfen, ob dieser
straffreie Besitz überhaupt eine Durchsuchung rechtfer-
tigen kann. Wissen Sie, was ich mich sofort gefragt
habe? – Wer denkt denn an die Opfer? Wer denkt an die
Kinder, und warum sind Besitz und Erwerb von Bildern
mit nackten Kindern nicht strafbar? Diese Fragen habe
ich mir schon gestellt, als ich noch als Staatsanwältin mit
der Verfolgung von Kinderpornografie befasst war.

Wie sieht die Praxis aus? Sie haben endlich genügend
Anhaltspunkte gegen einen Pädophilen, ordnen eine
Durchsuchung an und finden dabei Hunderte Bilder mit
nackten Kindern. Dann muss das gesamte Material ge-
sichtet werden: Ist das eine sexuelle Handlung von, an
oder vor einem Kind? Ist das eine geschlechtsbetonte
Pose, ja oder nein? Ist es eine Handlung in diesem





Dr. Silke Launert


(A) (C)



(D)(B)

Rechtssinne, wenn das Kind nackt schläft und breitbei-
nig daliegt? Häufig lautet die Antwort in der Praxis:
Nein, das ist keine solche Handlung. Das ist also nicht
strafbar. – Wenn aber jemand eine Kopie von einer DVD
oder CD macht, dann kann strafbares Verhalten vorlie-
gen. Auf der einen Seite geht es um Vermögensinteres-
sen, auf der anderen Seite um das Wohl der Kinder.

Auch wenn es bedauerlich ist, dass es erst einen Fall
Edathy brauchte, freue ich mich sehr, dass nun endlich
eine Diskussion über die Verschärfung der Strafvor-
schriften im Bereich der Kinderpornografie in Gang ge-
kommen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meiner Ansicht nach sollten diese Straftaten strenger be-
wertet und härter bestraft werden. Der Erwerb von Bil-
dern mit nackten Kindern sollte strafbar sein; denn diese
Bilder müssen irgendwo gemacht werden. Es ist nicht
so, dass ein Nachbar über den Gartenzaun schaut und fo-
tografiert, wie nackte Kinder durch den Garten rennen.
Vielmehr werden die Kinder ganz gezielt angesprochen,
beeinflusst und für die Herstellung solcher Bilder be-
nutzt. Glauben Sie, dass die Herstellung und die Tatsa-
che, dass solche Nacktbilder vielleicht ein Leben lang im
Internet stehen, spurlos an den Kindern vorbeigehen?

Sowohl diejenigen, die solche Bilder herstellen, als
auch diejenigen, die solche Bilder erwerben und damit
überhaupt erst einen entsprechenden Markt ermöglichen,
spielen mit den Seelen von Kindern, die vielleicht ein
Leben lang darunter leiden. Deshalb ist der Staat ver-
pflichtet, sich vor diese Kinder zu stellen. Es ist toll, dass
schon viele andere das gesagt haben. Es ist toll, dass von
hier aus das Signal ausgeht: Wir wollen die Opfer schüt-
zen. – Denn es darf nicht immer nur – das weiß ich auf-
grund meiner eigenen praktischen Erfahrungen – um Tä-
terschutz gehen. Wir brauchen auch Opferschutz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ganz ehrlich, das ist mir viel wichtiger als die Frage, ob
ein Herr Oppermann geht oder nicht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801619000

Frau Kollegin Launert, das war Ihre erste Rede im

Deutschen Bundestag. Es gibt einfachere Debatten als
diese. Ich gratuliere Ihnen herzlich zu Ihrem ersten Bei-
trag und wünsche Ihnen alles Gute für die weitere parla-
mentarische Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


Sönke Rix erhält nun das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


Sönke Rix (SPD):
Rede ID: ID1801619100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wird uns allen
so gehen: Wenn es um das Thema Kindesmissbrauch
geht, wenn es um Gewalt, insbesondere um sexuelle Ge-
walt, gegen Kinder geht, dann haben wir einen Kloß im
Hals. Wir verspüren Unbehagen und sind emotional sehr
ergriffen. Das ist auch gut so; denn es gibt nichts Schlim-
meres, als Kindern Gewalt anzutun, egal ob seelische
oder körperliche.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ganz besonders schockierend ist es, wenn diese The-
matik mit jemandem in Verbindung gebracht wird, den
man persönlich kennt. Dann ist man emotional noch
mehr ergriffen. Umso schwieriger ist es dann, mit einer
solchen Thematik umzugehen. Aber wir als Familien-,
Kinder- und Jugendpolitiker gehen regelmäßig mit die-
ser Thematik um. Es ist unsere Aufgabe, uns ständig um
den Kinder- und Jugendschutz zu kümmern. Es ist eine
dauerhafte Aufgabe für uns, nicht nur dann, wenn der so-
genannte Fall Edathy auf der Tagesordnung steht. Unab-
hängig von diesem Fall ist es leider harter Alltag, dass
sich pädophile, kranke Menschen an solchen Bildern er-
götzen. Es ist aber auch harter Alltag, dass Menschen
mit solchem Bildmaterial Geschäfte machen. Es ist un-
sere Aufgabe, dieses zu beenden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das haben wir in den letzten Jahren auch getan. Vor
zwei Wahlperioden haben wir uns mit genau diesem
Thema schon auseinandergesetzt und sind teilweise auch
zu gesetzlichen Verschärfungen in diesem Bereich ge-
kommen.

Aber eine vielleicht viel wichtigere Aufgabe ist es, zu
schauen, wie wir präventiv mit dieser Thematik umge-
hen. Wie gehen wir damit um, dass es Menschen gibt,
die sich durch das Betrachten solcher Bilder befriedigen,
und solche, die mit diesen Bildern Geld verdienen? Was
können wir dafür tun, dass Kinder nicht Opfer solcher
Gewalt werden? Wie stärken wir Kinder in dieser Situa-
tion? Wie klären wir Eltern, Erzieherinnen und Erzieher,
Lehrerinnen und Lehrer darüber auf? Ich glaube nicht,
dass wir in einen Wettlauf darüber eintreten sollten, wie
hoch wir die einzelnen Strafgrenzen setzen, wobei ich
sagen muss: Wir müssen genau an dieser Grauzone
– Burkhard Lischka hat es bereits gesagt – ansetzen; es
darf in diesem Bereich keine Grauzone geben. Es darf
aber nicht das Einzige sein, dass wir nur an den straf-
rechtlichen Grenzen arbeiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin der Familienministerin und dem Justizminis-
ter sehr dankbar, dass sie gesagt haben, dass sie sich mit
diesem Thema beschäftigen werden. Beide haben aber
auch gesagt, dass sie zunächst einmal Möglichkeiten
prüfen werden, und haben davor gewarnt, zu hohe An-
sprüche an dieser Stelle zu haben. Wir müssen tatsäch-
lich sagen: Es gibt leider Grenzen, an die der Rechtsstaat





Sönke Rix


(A) (C)



(D)(B)

und die Gesellschaft stoßen. Aber wir müssen immer
weiter daran arbeiten, dass diese Grenzen neu gesetzt
werden, sodass die Grauzonen überwunden werden kön-
nen. Ziel unserer Politik muss dabei vor allen Dingen ein
Grundsatz sein: Bildmaterial von kleinen Kindern, nackt
oder freizügig, darf keine Ware sein.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE])


Vor 25 Jahren ist die UN-Kinderrechtskonvention
verabschiedet worden. Wir feiern jetzt das 25-jährige Ju-
biläum. Eines der wichtigsten Rechte, die dort formuliert
sind, ist, dass Kinder ohne körperliche und seelische Ge-
walt aufwachsen sollen. Ich finde, das ist ein guter
Grundsatz. Wir sollten unsere Arbeit im Parlament in
diesem Jahr diesem Grundsatz widmen und daran arbei-
ten, dass dieser Grundsatz Wirklichkeit wird.

Lassen Sie mich abschließend noch eine Bemerkung
zu der Frage machen, ob wir eine Staatskrise, eine Re-
gierungskrise oder eine Koalitionskrise haben. Es be-
zweifelt gar keiner, dass in der Koalition natürlich jetzt
Vertrauen wiederhergestellt werden muss. Ich glaube,
Herr Kollege Seehofer hat heute gesagt: Wir haben eine
Arbeitsgrundlage, aber an der Vertrauensgrundlage müs-
sen wir noch arbeiten. – Ich sage Ihnen aber: Durch ver-
nünftige Arbeit – die wird diese Große Koalition machen –
wird auch wieder Vertrauen entstehen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801619200

Hans-Peter Uhl erhält nun das Wort für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1801619300

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Der Präsident des Bundeskriminalamts hat
heute früh eindrucksvoll berichtet, dass uns allein im
Rahmen der Aktion der Kanadier 800 Menschen aus
Deutschland gemeldet worden sind, nicht nur einer,
nicht nur Edathy; es gibt 800 Edathys unter uns. Wir
sollten nicht pharisäerhaft in eine Richtung zeigen. Sie
sind überall unter uns. Es ist gut so, dass wir heute diese
sehr ernsthafte und offene Debatte über die Umstände
und über die Fragen führen, wie wir mit solchen Fällen
umgehen und wie wir rechtspolitisch darauf antworten
wollen.

Zunächst zu der Frage, wie der Rechtsstaat damit um-
geht. Die Bürger achten sehr genau darauf, ob sie Ver-
trauen in diesen Staat haben können. Das gilt gerade für
den Fall, wenn ein Prominenter in ein so schreckliches
Verbrechen verstrickt ist, in welcher Form auch immer;
ich will nichts unterstellen. Sie wollen sehen, ob die
Politiker und die Justiz, die Exekutive und die Legisla-
tive korrekt mit dem Fall umgehen. Auf diese Frage der
Korrektheit möchte ich eingehen.
Ich möchte mit dem auslösenden Element, also mit
dem Handeln des ehemaligen Bundesinnenministers
Friedrich, anfangen. Dazu sind einige richtige Dinge und
einige nicht ganz richtige gesagt worden.

Stichwort „Geheimnisverrat“. Der Tatbestand heißt
– das ist nachzulesen in § 353 b Strafgesetzbuch –:
Wenn ein Amtsträger „unbefugt“ – ganz wichtig: unbe-
fugt – Geheimnisse „offenbart und dadurch wichtige öf-
fentliche Interessen gefährdet …“. Wenden Sie diesen
Tatbestand auf das Verhalten von Friedrich an. Ein
Minister ist im Umgang mit Abgeordneten oder wem
auch immer befugt, zu entscheiden, was er sagen darf
und was nicht. Ein Polizist, Herr Kollege von den Lin-
ken, ist dazu nicht befugt, sondern er ist im Weisungs-
strang; er darf Geheimnisse nicht verraten. Beim Minis-
ter sieht das anders aus.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Ach so! Er darf das? – Zuruf von der LINKEN: Wo steht das?)


– Ja, so ist das. – Er kann ja niemanden fragen. Der
Minister ist der Chef der Behörde.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wo ist das niedergelegt?)


Die Frage, ob wichtige öffentliche Interessen gefähr-
det sind, wurde hinreichend diskutiert; sie will ich jetzt
nicht weiter erörtern. Da kann man verschiedene Mei-
nungen vertreten.

Ich sage Ihnen eines – zur Frage: geht der Rechtsstaat
korrekt mit den Dingen um? –: Ich an seiner Stelle hätte
die Dinge nicht weiterberichtet, auch nicht andeutungs-
weise. Ich hätte mich anders verhalten. Wenn er in ein
paar Monaten noch einmal darüber nachdenkt und in
sich geht, wird er vielleicht zum gleichen Ergebnis kom-
men, vielleicht auch nicht. Nur, rechtswidrig war sein
Verhalten zu keinem Zeitpunkt. Das wird auch die
Staatsanwaltschaft in Berlin noch zu lernen haben.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Die Staatsanwaltschaft hat von Abgeordneten zu lernen?)


Auf die Staatsanwaltschaft will ich ganz gern einge-
hen, weil ich mich immer wieder wundere über die Öf-
fentlichkeitsarbeit der Staatsanwaltschaften in Deutsch-
land. Meine Damen und Herren, es kann so nicht
weitergehen,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


dass schon die Vorermittlungen per Presseerklärung mit-
geteilt werden, mit allen Details von betroffenen Men-
schen, völlig unschuldigen Menschen. Das geht so nicht
weiter! Die Justizminister unserer Länder müssen auf die
Generalstaatsanwälte und diese auf die Staatsanwalt-
schaften einwirken, dass sie dieses Treiben unterlassen
und die Medien dabei leider enttäuschen. Es ist ihre
Pflicht, zu schweigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)






Dr. Hans-Peter Uhl


(A) (C)



(D)(B)

Nun zu Ihnen, Herr Oppermann. Ich will Sie hier
nicht ohne Not angreifen. Die Dinge sind ja zum großen
Teil aufgeklärt. Sie werden nachher noch die Gelegen-
heit haben, im Innenausschuss zu sprechen. Herr Ziercke
hat es ja eindrucksvoll getan. Er schilderte seinen Ein-
druck von dem Telefonat mit Ihnen. Er hat geschwiegen,
weil er durch das Telefonat in Verlegenheit gebracht
wurde. Denn bei ihm wäre es natürlich Geheimnisverrat
gewesen, wenn er gesprochen hätte, vielleicht sogar ein
weiter gehendes Delikt, nämlich Strafvereitelung im
Amte. Also, er hat geschwiegen. Das glaube ich ihm
auch.

Aber auch Sie sollten sich überlegen: Wie geht der
Rechtsstaat mit solchen Fällen um, wenn ein Abgeord-
neter betroffen ist? War es politisch klug – ich rede nicht
von Rechtswidrigkeit –, den Anschein zu erwecken, in
einem Telefongespräch könnte das eine oder andere
nicht ganz sauber ausgehandelt werden? Das darf in ei-
ner unabhängigen Judikative nicht sein. – Das hätten Sie
vielleicht doch besser vermeiden sollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss. Ich finde, wir sollten aus al-
len diesen Dingen lernen. Es ist schon angesprochen
worden: Wenn Staatsanwaltschaften in ganz Deutsch-
land mit dem Umstand, dass widerwärtige Menschen
nackte Buben fotografieren – sie müssen gegen ihren
Willen posieren – und damit Geld machen und dass an-
dere – kranke Menschen, pädophile Menschen – Geld
für diese Bilder geben, umzugehen haben und unsere
Staatsanwaltschaften sagen: „Das ist eine Grauzone“,
dann stimmt etwas nicht in unserem Rechtsstaat. Die
muss weg, diese Grauzone. Das ist unsere gemeinsame
Aufgabe. Ich möchte Sie alle gemeinsam bitten, mög-
lichst rasch die Vorschriften zu verbessern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801619400

Letzter Redner in der Aktuellen Stunde ist der Kol-

lege Helmut Brandt für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1801619500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Lassen Sie mich als letzten Redner
zu Beginn auf zwei Kollegen eingehen, die gesprochen
haben.

Herr Bartsch, natürlich haben Sie das gute Recht, hier
zu diesem Thema zu reden. Aber Sie sollten sich dann
wirklich vorher über das Ergebnis des heutigen Innen-
ausschusses informieren.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Habe ich bei meinen Kollegen gemacht!)


Dann hätten Sie gewusst, dass das mit der Postversen-
dung etwas anders war, als Sie es hier dargestellt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Worüber ich mich auch sehr wundere, sind die Aus-
führungen von Konstantin von Notz. Herr von Notz, Sie
als Jurist müssten im Grunde genommen wissen – ohne
dass Sie es im Innenausschuss noch hinterfragen müs-
sen –, dass eine Unterrichtungsverpflichtung zwischen
dem Bundeskriminalamt und dem Innenministerium be-
steht.


(Beifall der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


Dass Sie das hinterfragen, kann ich wirklich nicht mehr
nachvollziehen.


(Beifall der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


Dass hier dann aber auch noch behauptet wird, das sei
heute Morgen nicht hinreichend geklärt worden, macht
mich – das muss ich ehrlich sagen – fast sprachlos.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden wir sehen!)


Es ist mir wirklich ein Anliegen, hier noch einmal auf
Hans-Peter Friedrich zu sprechen zu kommen. Ich finde
es schon unanständig, bei jemandem, der Minister gewe-
sen ist, der sich während seiner ganzen Amtszeit gegen-
über jedermann immer fair und ordentlich benommen
hat und der wegen einer solchen Sache zurücktreten
musste, hier und heute sozusagen nachzutreten. Das
finde ich wirklich nicht angemessen; im Gegenteil. Ich
habe mit vielen anderen gerade Hans-Peter Friedrich im-
mer wieder als einen rechtschaffenen und wirklich sehr
guten und sehr gewissenhaften Minister erlebt. Ich
möchte mich für seine Tätigkeit in der Vergangenheit an
dieser Stelle einmal ganz herzlich bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Neben dem Rücktritt, neben dieser politischen Di-
mension, derentwegen wir heute diese Debatte führen
– das ist eben schon angesprochen worden, auch von
Herrn Tempel; ich will darauf zum Schluss noch einmal
zurückkommen –, gibt es natürlich die Frage: Hat sich
der Minister seinerzeit in irgendeiner Form strafbar ge-
macht? Es gibt ja immerhin die Meldung, dass das von
der Staatsanwaltschaft überprüft wird. Hans-Peter Uhl
hat die Vorschrift bereits zitiert. Ich möchte das noch
einmal etwas genauer beleuchten, weil auch hier immer
wieder der Eindruck erweckt wird – das höre ich ja auch
bei den Zwischenrufen –, als sei ganz klar, dass das, was
Hans-Peter Friedrich in dieser konkreten Situation getan
hat, etwas Rechtswidriges gewesen ist. Ich bin der festen
Überzeugung, dass das nicht der Fall ist, und zwar aus
zwei Gründen.

Den Hintergrund brauche ich nicht noch einmal dar-
zustellen. Dass in der konkreten Situation zumindest die
Möglichkeit bestand, dass der inzwischen ausgeschie-
dene Kollege Edathy in ein Regierungsamt kommt, weiß
jeder; das wusste natürlich auch der Minister. Dass er in
dieser Situation Schaden von uns allen abwenden wollte,
dass er verhindern wollte, dass dies passiert, war die Mo-
tivation.

Aber die Fragen sind: Erstens. War er dazu befugt?
Zweitens. Standen dieser vertraulichen Weiterleitung an





Helmut Brandt


(A) (C)



(B)

Herrn Gabriel öffentliche Interessen entgegen? Waren
solche gefährdet? Da muss man bei sachlicher und nüch-
terner Überlegung Folgendes sehen: Wir haben heute
Morgen im Ausschuss von Herrn Staatssekretär Fritsche
gehört, dass Hans-Peter Friedrich dem Herrn Gabriel
diese Information vertraulich und in der notwendigen
Kürze – sie lag ihm auch nur so vor – zur Kenntnis ge-
bracht hat. Einmal könnte man sagen, dass er als Minis-
ter durchaus dazu befugt war; da teile ich die Meinung
von Hans-Peter Uhl. Damit hat er auch nichts getan, was
wichtige öffentliche Interessen gefährdet hätte, sondern
im Gegenteil: Was er in der konkreten Situation empfun-
den hat, war, dass wichtige öffentliche Interessen gerade
dafür sprachen, so zu handeln, wie er gehandelt hat. Des-
halb ist nach meiner Auffassung das, was er getan hat,
weder strafrechtlich noch moralisch, noch politisch in ir-
gendeiner Form in Zweifel zu ziehen.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wieso ist er denn dann zurückgetreten, wenn er es richtig gemacht hat? – Zuruf des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Er ist zurückgetreten, Herr Kollege Beck, weil er auf-
grund der öffentlichen Handhabung dieses Themas in
eine Situation geraten ist, in der man als verantwortungs-
voller Politiker überlegen muss: Kann ich in dieser Si-
tuation, bei dieser öffentlichen Darstellung das Amt
noch weiter ausfüllen? – Er hat im Morgenmagazin
selbst sehr deutlich gemacht, dass er nicht mehr das Ge-
fühl hatte, dass das geht.

(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht doch hier nicht nach Gefühl!)


Man ist – das muss ich ganz ehrlich sagen – verantwor-
tungsbewusst, wenn man daraus die entsprechenden
Konsequenzen zieht.

Wir haben gleich nach dieser Aktuellen Stunde die
Fortsetzung der Innenausschusssitzung. Die eben Ange-
sprochenen, aber auch Herr Gabriel und Herr Steinmeier
werden dem Innenausschuss heute Rede und Antwort
stehen. Wir sind natürlich gespannt – nachdem wir heute
Morgen schon einiges erfahren konnten –, wie diese Sa-
che sich aufklärt. Dann kann letztlich auch, denke ich,
die Arbeit in diesem Hause, in der Großen Koalition und
mit allen erfolgreich fortgesetzt werden.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1801619600

Ich schließe die Aussprache.

Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Bundestages auf
morgen, Donnerstag, den 20. Februar, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.