Protokoll:
17094

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 94

  • date_rangeDatum: 25. Februar 2011

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:41 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/94 Vereinbarte Debatte: zur Lage von SGB- Leistungsempfängern und ihrer Kinder . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuela Schwesig, Ministerin (Mecklenburg- Vorpommern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . (Drucksache 17/4230) . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Beate Müller- Gemmeke, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Verbesserung des Schutzes personenbezogener Daten der Beschäftigten in der Privatwirt- schaft und bei öffentlichen Stellen (Drucksache 17/4853) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10713 D 10714 A 10717 B 10719 B 10719 D 10721 C 10723 C 10725 B 10725 D 10735 B 10735 B 10735 C 10737 A 10738 B 10740 A Deutscher B Stenografisch 94. Sitz Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) zu dem Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetz- buch (Drucksachen 17/3404, 17/3958, 17/3982, 17/4032, 17/4058, 17/4095, 17/4303, 17/4304, 17/4719, 17/4770, 17/4830) . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5: E D P D K J T a 10713 A 10713 C 10715 C Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 10726 C 10727 D undestag er Bericht ung 5. Februar 2011 t : lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . athrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . an Korte (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Regelung des Beschäftigtenda- tenschutzes 10728 C 10730 B 10731 B 10733 B 10733 D 10734 C Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10741 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: a) Antrag der Abgeordneten Christel Humme, Caren Marks, Petra Crone, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Quotenregelung für Aufsichtsräte und Vorstände gesetzlich festschreiben (Drucksache 17/4683) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Cornelia Möhring, Diana Golze, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Geschlechtergerechte Be- setzung von Führungspositionen der Wirtschaft (Drucksache 17/4842) . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Möhring (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . Willi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rita Pawelski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rita Pawelski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: a) Antrag der Abgeordneten Sabine Leidig, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den Vorstand der Deut- schen Bahn AG mit fachkundigem Per- sonal besetzen (Drucksache 17/4838) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Sabine Leidig, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, c d in Z A W o A K w B z h (D S U S U U P D T T a 10742 C 10744 A 10745 A 10745 A 10745 B 10746 D 10749 A 10750 C 10750 D 10751 D 10753 A 10754 B 10756 B 10757 C 10759 B 10760 C 10761 D 10763 C 10765 A 10767 C 10767 D 10769 C weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.: Umgehend die Konse- quenzen aus dem Unglück von Hordorf ziehen (Drucksache 17/4840) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Sabine Leidig, Herbert Behrens, Thomas Lutze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Zukunft der Bahn – Bürgerbahn statt Börsenbahn (Drucksachen 17/652, 17/4828) . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Sabine Leidig, Heidrun Bluhm, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.: Den Auf- sichtsrat der Deutschen Bahn AG kom- petent und demokratisch besetzen (Drucksachen 17/2189, 17/4829) . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 6: ntrag der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, altraud Wolff, Sören Bartol, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion der SPD sowie der bgeordneten Dr. Anton Hofreiter, Undine urth (Quedlinburg), Winfried Hermann, eiterer Abgeordneter und der Fraktion ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Konsequen- en aus dem Zugunglück von Hordorf zie- en rucksachen 17/4854) . . . . . . . . . . . . . . . . . abine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . lrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . abine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . lrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . we Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 32: ) Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Tabea Rößner, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gegen das Zwei-Klassen-Internet – Netzneutrali- tät in Europa dauerhaft gewährleisten (Drucksache 17/3688) . . . . . . . . . . . . . . . 10769 D 10769 D 10770 A 10770 A 10770 B 10771 A 10772 A 10772 B 10772 C 10773 D 10775 B 10776 C 10777 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 III b) Antrag der Abgeordneten Halina Wawzyniak, Jan Korte, Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Netzneutralität sichern (Drucksache 17/4843) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Claudia Bögel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Peter Tauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jimmy Schulz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hubertus Heil (SPD) zur Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Ermittlung von Regelbedar- fen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (Zusatzta- gesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Beratung der Be- schlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) zu dem Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (Zusatztagesordnungspunkt 4) Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . H B D G A K J K S C K N D A J R Y M In S S D S H A E B B F H (E D K L M N K (W S B s (V E ru z 10777 D 10778 A 10778 D 10780 B 10781 C 10782 C 10783 B 10784 B 10785 C 10786 C 10787 A 10788 A 10789 C 10790 A 10790 B 10790 D 10791 B 10791 B 10792 A 10792 C eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . ettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ndrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . utta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . atrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . abine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . ornelia Möhring (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . iema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . r. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . ydan Özoguz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ichard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . vonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . echthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . grid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ilvia Schmidt (Eisleben) (SPD) . . . . . . . . . . wen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . arald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten ärbel Bas, Gerd Bollmann, Edelgard ulmahn, Elvira Drobinski-Weiß, Elke erner, Angelika Graf (Rosenheim), Michael artmann (Wackernheim), Petra Hinz ssen), Christel Humme, Josip Juratovic, r. Bärbel Kofler, Anette Kramme, Angelika rüger-Leißner, Ute Kumpf, Steffen-Claudio emme, Gabriele Lösekrug-Möller, Caren arks, Katja Mast, Hilde Mattheis, Manfred ink, Heinz Paula, Dr. Carola Reimann, arin Roth (Esslingen), Werner Schieder eiden), Kerstin Tack und Rüdiger Veit (alle PD) zur namentlichen Abstimmung über die eratung der Beschlussempfehlung des Aus- chusses nach Art. 77 des Grundgesetzes ermittlungsausschuss) zu dem Gesetz zur rmittlung von Regelbedarfen und zur Ände- ng des Zweiten und Zwölften Buches So- ialgesetzbuch (Zusatztagesordnungspunkt 4) 10793 A 10793 B 10794 B 10794 D 10796 D 10796 D 10797 B 10797 C 10798 A 10798 C 10798 C 10799 A 10799 B 10799 C 10799 D 10800 B 10800 D 10801 C 10802 C 10802 D 10804 A 10805 C 10806 A 10806 C 10807 A IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 Anlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Steinkohlefinanzierungsgeset- zes (93. Sitzung, Tagesordnungspunkt 16) Dieter Jasper (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10808 C 10810 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10713 (A) ) )(B) 94. Sitz Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10787 (A) ) )(B) für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** Klimke, Jürgen CDU/CSU 25.02.2011** Dr. Knopek, Lutz FDP 25.02.2011 Anlage 1 Liste der entschuldigte Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 25.02.2011 Barnett, Doris SPD 25.02.2011** Breil, Klaus FDP 25.02.2011 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.02.2011** Dr. Danckert, Peter SPD 25.02.2011 Daub, Helga FDP 25.02.2011 Dr. Djir-Sarai, Bijan FDP 25.02.2011** Dött, Marie-Luise CDU/CSU 25.02.2011 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 25.02.2011* Friedhoff, Paul K. FDP 25.02.2011 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 25.02.2011 Gabriel, Sigmar SPD 25.02.2011 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.02.2011 Golombeck, Heinz FDP 25.02.2011 Groschek, Michael SPD 25.02.2011** Heil, Mechthild CDU/CSU 25.02.2011 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 25.02.2011 Dr. Höll, Barbara DIE LINKE 25.02.2011 Hörster, Joachim CDU/CSU 25.02.2011** Dr. Hoyer, Werner FDP 25.02.2011 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 25.02.2011 Karl, Alois CDU/CSU 25.02.2011** K L L L L L M M M N D S S S S S S S W Z Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten retschmer, Michael CDU/CSU 25.02.2011 aurischk, Sibylle FDP 25.02.2011 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 25.02.2011 iebich, Stefan DIE LINKE 25.02.2011** indner, Christian FDP 25.02.2011 utze, Thomas DIE LINKE 25.02.2011 attheis, Hilde SPD 25.02.2011 einhardt, Patrick FDP 25.02.2011 erkel (Berlin), Petra SPD 25.02.2011 estle, Ingrid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.02.2011 r. Ott, Hermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.02.2011 chieder (Schwandorf), Marianne SPD 25.02.2011 chlecht, Michael DIE LINKE 25.02.2011 chmidt (Bochum), Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.02.2011 chmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 25.02.2011 cholz, Olaf SPD 25.02.2011 teinke, Kersten DIE LINKE 25.02.2011 trenz, Karin CDU/CSU 25.02.2011* ellmann, Karl-Georg CDU/CSU 25.02.2011** apf, Uta SPD 25.02.2011** immermann, Sabine DIE LINKE 25.02.2011 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 10788 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hubertus Heil (SPD) zur Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Er- mittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetz- buch (Zusatztagesordnungspunkt 4) Als Berichterstatter des Bundestages zu den abschlie- ßenden Verhandlungen des Vermittlungsausschusses am 22. und 23. Februar 2011 mache ich darauf aufmerksam, dass Bund und Länder sechs Protokollerklärungen abge- geben haben. Diese gebe ich nachfolgend zur Kenntnis: Bund und Länder erklären, dass folgende Punkte Grundlage einer Einigung sein sollen: 1. Grundlage für die Einigung ist der unechte Ver- mittlungsvorschlag vom 10. Februar 2011. 2. Der Regelsatz steigt zum 1. Januar 2011 um 5 Euro, am 1. Januar 2012 um weitere 3 Euro, unabhän- gig von den notwendigen Anpassungen aufgrund der Preis- und Lohnentwicklung. 3. 400 Millionen Euro per annum werden vom Bund für Schulsozialarbeit und Mittagessen in Horten für 2011 bis 2013 zur Verfügung gestellt. 4. Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsmin- derung übernimmt der Bund bis 2014 zu 100 Prozent nach den im unechten Vermittlungsvorschlag vorgesehe- nen Stufen. 5. Das Bildungspaket für die Kommunen wird auf Basis der Ist-Kosten des Vorjahres abgerechnet und die Kostenerstattung jährlich angepasst. 6. Der Regelsatz für die Regelbedarfsstufe 3 wird mit dem Ziel, Menschen mit Behinderungen ab dem 25. Le- bensjahr den vollen Regelsatz zu ermöglichen, über- prüft. 7. Mindestlöhne für das Wach- und Sicherheitsge- werbe, darunter fällt auch der Bereich der Geldtrans- porte, und die Aus- und Weiterbildung werden nach dem AEntG auf den Weg gebracht. Der Mindestlohn für die Zeit- und Leiharbeit wird im AÜG geregelt, wobei der jeweilige tarifliche Mindestlohn, derzeit 7,60 Euro West/ 6,65 Euro Ost, als eine absolute Lohnuntergrenze festge- setzt wird. Der Mindestlohn gilt als absolute Lohnunter- grenze für die Einsatzzeit, wie für die verleihfreie Zeit. Zudem werden die dazu notwendigen Instrumente des AEntG im AÜG analog abgebildet. Das Inkrafttreten dieser Regelungen soll bis zum 1. Mai 2011 erfolgen. Protokollerklärung: Vermittlungsausschuss Hartz IV – Gemeindefinanzkommission In Ergänzung des Ergebnisses des Vermittlungsaus- schusses werden durch Bund und Länder folgende Er- klärungen zu Protokoll gegeben: Um zu einer baldigen Verbesserung der kommunalen Finanzsituation beizutragen, ist der Bund bereit, Sozial- a d – – – – – – s ru d b p d ü d z s J w m (C (D usgaben, die bisher von den Gemeinden getragen wur- en, zu übernehmen. Unter diesen Bedingungen wird der Bund die Finan- zierung der Grundsicherung im Alter und bei Er- werbsminderung in drei Schritten, 2012: 45 Prozent, 2013: 75 Prozent, 2014: 100 Prozent, bis zum Jahr 2014 vollständig übernehmen. Die vier Themenbereiche, die die Beratungen der Ge- meindefinanzkommission bestimmen, werden weiter- geführt. Einigung in diesen Bereichen ist keine Vo- raussetzung für die vorbezeichnete Entlastung der Kommunen bei den Sozialausgaben. Unabhängig von anderen möglichen Änderungen bei der kommunalen Steuerfinanzierung wird die Entlas- tung der Kommunen bei den Sozialausgaben im Rah- men der Gemeindefinanzkommission einvernehm- lich beschlossen. Zur Gegenfinanzierung der Übernahme der Grund- sicherung im Alter und bei Erwerbsminderung durch den Bund wird die Bundesbeteiligung an den Kosten der Arbeitsförderung der Bundesagentur für Arbeit im entsprechenden Umfang abgesenkt und in der letz- ten Stufe maximal dem Wert eines halben Mehrwert- steuerpunktes entsprechen. Die Länder stellen dann diesbezüglich keine Forderungen an den entsprechen- die Mehrwertsteuereinnahmen. Die Länder stimmen einer entsprechenden Änderung des § 363 Abs. 1 SGB III, Bundesbeteiligung an den Kosten der Arbeitsförderung, zu. Es besteht Einver- nehmen zwischen Bund und Ländern, dass eine klar- stellende Anpassung des § 1 Abs. 1 Satz 1 FAG zu ei- nem späteren Zeitpunkt erfolgt. Die Länder verzichten auf ihre Forderung einer Ver- änderung der Bundesbeteiligung an den Kosten der Unterkunft im laufenden Vermittlungsverfahren zum 7. SGB-Il-Änderungsgesetz. Protokollerklärung: Vermittlungsausschuss Hartz IV, Regelbedarfsstufe 3 In Ergänzung des Ergebnisses des Vermittlungsaus- chusses wird durch Bund und Länder folgende Erklä- ng zu Protokoll gegeben: Der Regelsatz für die Regelbedarfsstufe 3 wird mit em Ziel, Menschen mit Behinderungen ab dem 25. Le- ensjahr den vollen Regelsatz zu ermöglichen, über- rüft. Protokollerklärung: Abrechnung Bildungs- und Teilhabepaket/Revisionsklausel Rechtzeitig bis zur Anpassung für das Jahr 2014 wird ie Neuregelung zu § 46 Abs. 6 und 7 SGB II daraufhin berprüft, inwieweit die Verteilungswirkungen der Bun- esbeteiligung an den Kosten für Unterkunft und Hei- ung einerseits und die tatsächlichen Belastungen hin- ichtlich Bildungs- und Teilhabeleistungen für Kinder, ugendliche und junge Erwachsene andererseits – je- eils bezogen auf die einzelnen Länder – übereinstim- en. Im Lichte dieser Erkenntnisse wird die jeweilige Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10789 (A) ) )(B) Quote nach § 46 Abs. 6 Satz 1 SGB II als länderspezifi- sche Neuverteilung angepasst. Der Bund und die Länder setzen dies im Rahmen der jeweiligen Jahresquote um. Protokollerklärung: Vermittlungsausschuss – Zeitarbeit Lohnuntergrenze für Verleihzeiten und für verleih- freie Zeiten im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, AÜG. – Im AÜG wird vorgesehen, dass das Bundesministe- rium für Arbeit und Soziales aufgrund eines gemein- samen Antrags von Tarifvertragsparteien der Arbeit- nehmerüberlassung durch Rechtsverordnung einen tarifvertraglichen Mindestlohn für die Arbeitnehmer- überlassung als absolute Lohnuntergrenze für Verleih- zeiten und verleihfreie Zeiten festsetzen kann. Es wird davon ausgegangen, dass die Anträge für die erstmalige Festsetzung einer Lohnuntergrenze auf der Basis der vorliegenden Mindestlohntarifverträge in der Arbeitnehmerüberlassung gestellt werden. – Der Verordnungsgeber kann den Antrag nur inhaltlich unverändert in eine Rechtsverordnung übernehmen. – Dem Verordnungsgeber werden Kriterien für die Ent- scheidung vorgegeben. Dies sind: die Repräsentativi- tät der antragstellenden Tarifvertragsparteien, die Be- rücksichtigung der bestehenden bundesweiten Tarifverträge in der Arbeitnehmerüberlassung und die Geeignetheit der Regelung, die finanzielle Stabilität der sozialen Sicherungssysteme zu fördern. – Beim Vorliegen mehrerer Anträge wird ein Verfahren in Anlehnung an § 7 Abs. 2 und 3 AEntG vorgesehen. – Vor Erlass einer Rechtsverordnung wird der Tarifaus- schuss mit dem Antrag befasst. – Die Rechtsverordnung setzt eine absolute Lohnunter- grenze fest und gilt als Mindestlohn für Zeitarbeits- kräfte für Verleihzeiten und verleihfreie Zeiten. Unterschreitet ein Tarifvertrag den in der Rechtsver- ordnung festgesetzten Mindestlohn, hat der Zeit- arbeitnehmer Anspruch auf die Zahlung von Equal Pay, mindestens aber auf den Mindestlohn. – Zur effektiven Kontrolle werden für die Zollbehörden im Bereich des AÜG die Kontroll- und Sanktionsvor- schriften des AEntG analog abgebildet. – Tarifvertragsparteien aus der Arbeitnehmerüberlas- sung können unter den gleichen Voraussetzungen wie beim Erlass einer Rechtsverordnung gemeinsam auch einen Vorschlag zur Änderung einer bereits erlasse- nen Rechtsverordnung unterbreiten. – Das Inkrafttreten der Regelung erfolgt spätestens zum 1. Mai 2011. Protokollerklärung Vermittlungsausschuss – Hartz IV, Mindestlohnregelungen Mindestlöhne für das Wach- und Sicherheitsgewerbe und die Aus- und Weiterbildung werden nach dem Ar- beitnehmerentsendegesetz, AEntG, auf den Weg ge- bracht. fä w v lo v u e d li A d V in E B O A v s Ic v E a a s s ö E C fa e u G n T m w e te k (C (D In der Branche Sicherheitsdienstleistungen, darunter llt auch der Bereich der Geld- und Werttransporte, urde mit dem am 18. Februar 2011 im Bundesanzeiger eröffentlichten Antrag auf Erstreckung eines Mindest- hntarifvertrags vom 11. Februar 2011 ein Mindestlohn- erfahren auf den Weg gebracht. Die Bundesregierung nterstützt die Bemühungen der Tarifvertragsparteien, inen Mindestlohn auf tarifvertraglicher Grundlage nach em Arbeitnehmer-Entsendegesetz zu etablieren. Im Falle eines neuen Antrags auf Allgemeinverbind- cherklärung eines Mindestlohntarifvertrages nach dem rbeitnehmer-Entsendegesetz in der Branche Weiterbil- ung wird die Bundesregierung die maßgeblichen erhältnisse erneut eingehend prüfen. Sie wird dabei sbesondere ermitteln, ob sich aufgrund eingetretener rhöhung der Tarifbindung auf Arbeitgeberseite und der andbreite der vertretenen Arbeitgeber eine gegenüber ktober 2010 geänderte Sachlage ergeben hat. nlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Bera- tung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungs- ausschuss) zu dem Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (Zusatz- tagesordnungspunkt 4) Matthias W. Birkwald (DIE LINKE): Es gibt sehr iele Gründe, warum ich gegen die vorliegende Be- chlussempfehlung stimme. Ich will nur wenige nennen. h stimme dagegen, weil der vorliegende Kompromiss on Schwarz-Gelb und SPD das bürgerschaftliche ngagement und damit auch die Motivation zu ehren- mtlicher Arbeit in Vereinen und Verbänden das Wasser bgräbt. Ich stimme gegen die Beschlussempfehlung, weil ein oziokulturelles Existenzminimum einerseits ein men- chenwürdiges Leben garantieren und andererseits die konomische Grundlage für ein bürgerschaftliches ngagement ermöglichen muss. Ich stimme gegen diesen Kompromiss von CDU/ SU, FDP und SPD, weil er weder die vom Bundesver- ssungsgericht geforderte menschenwürdige Teilhabe rmöglicht noch eine demokratienotwendige Teilnahme nd Beteiligung in Vereinen und Verbänden fördert. Im egenteil! Ich stimme dagegen, weil mit der teilweisen Anrech- ung von Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche ätigkeiten auf Hartz IV das bürgerschaftliche Engage- ent von Hartz-IV-Betroffenen unter Strafe gestellt ird, statt es zu fördern. Und ich stimme dagegen, weil hrenamtliches Engagement keine Frage des Geldbeu- ls sein darf! Ich stimme auch aus Gründen der sozialen Gerechtig- eit gegen diese Beschlussempfehlung. 10790 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) Ich stimme dagegen, obwohl es richtig ist, die Kom- munen endlich von den Kosten der Altersarmut zu ent- lasten, die systematisch durch eine Verarmungspolitik mit rentenpolitischen Mitteln von Ihnen in die Höhe ge- trieben werden. Ich stimme dagegen, weil stattdessen letztendlich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und auch die Erwerbslosen dafür bluten müssen. Denn der Bundesagentur für Arbeit werden die Kosten aufge- bürdet. Dadurch droht ihr ein Milliardendefizit, und sie wird förmlich dazu genötigt, diese Kosten über Beitrags- erhöhungen oder Leistungskürzungen auf die Beschäf- tigten und die Arbeitslosen abzuwälzen. Und schlussendlich stimme ich auch dagegen, weil das Gesetz – mit dem eigentlich die Leistungen für Ar- beitsuchende und ihre Familien erhöht werden müssten – in Wahrheit zu Leistungskürzungen für alle Erwerbslo- sen führen wird. Dabei wäre ein Regelsatz in der Grö- ßenordnung von 500 Euro notwendig und auf jeden Fall auch verfassungsgemäß. Christine Buchholz (DIE LINKE): Das Hartz-IV- Verhandlungsergebnis ist ein Hohn für die Betroffenen. Allein im Bundesland Hessen leben derzeit mehr als 400 000 Menschen von Hartz IV. Das Arbeitslosengeld II steigt rückwirkend um 5 auf 364 Euro im Monat. Selbst die für 2012 anvisierten 3 Euro mehr sind allenfalls ein Inflationsausgleich, jedoch keine Erhöhung, die zu einer Verbesserung der Lebensumstände der Betroffenen führt. Für Gesundheitspflege stehen Hartz-IV-Empfängern jetzt 15,55 Euro zur Verfügung, das sind 1,19 Euro mehr als zuvor. Damit wird bereits eine einfache Grippe zum Risiko: Der Preis für einen durchschnittlichen Husten- löser liegt bei 15,70 Euro, schon für Taschentücher bleibt dann kein Budget mehr. Das ist die Lebensrealität von nahezu einer halben Million Hessinnen und Hessen. Die willkürliche Veränderung der Berechnungsgrund- lagen, um den Sparvorgaben des Finanzministers gerecht zu werden, war und ist verfassungswidrig. Es ist ein Skandal, dass die Hartz-IV-Parteien acht Wochen ver- handeln mussten, um eine Erhöhung des Regelsatzes um insgesamt 8 Euro zu erreichen. Die gleichen Parteien ha- ben nur eine Woche gebraucht, um mit 480 Milliarden Euro die Banken in der Finanzkrise zu retten. Die Linke bleibt deshalb bei ihrer Forderung nach der Abschaffung von Hartz IV. Bis dahin braucht es eine An- hebung des Hartz-IV-Regelsatzes auf 500 Euro, der es den Betroffenen ermöglicht, am gesellschaftlichen Le- ben teilzuhaben. Höhere Regelsätze können mit der Ein- führung eines flächendeckenden Mindestlohns finanziert werden. Hier können bis zu 11 Milliarden Euro einge- spart werden, die zurzeit von den Arbeitsagenturen an die sogenannten Aufstocker gezahlt werden. Anstatt aus- beuterisches Lohndumping der Unternehmen zu finan- zieren, sollte sich der Staat um ein menschenwürdiges Leben für Hartz-IV-Empfänger sorgen und für gerechten Lohn einstehen. Sevim Dağdelen (DIE LINKE): Ich lehne das Ver- mittlungsausschussergebnis zu Hartz IV in namentlicher Abstimmung ab, weil der vermeintliche Kompromiss ein S d a d B te ti s v F ic s v rü H n D a F b u e J ru M d a d S d lu s d te 2 im E g d M d rä h M k h s V g v s z (C (D chlag ins Gesicht der Betroffenen ist. Auf dem Rücken er betroffenen Erwerbslosen und Beschäftigten wird uch weiterhin durch das Hartz-IV-System Armut pro- uziert, und Beschäftigte werden unter Druck gesetzt. ei dem wahltaktischen Geschacher der Hartz-IV-Par- ien CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne wurden die sta- stischen Fälschungen der Arbeitsministerin wider- pruchslos hingenommen. Deshalb lehne ich diesen orsätzlichen Verfassungsbruch gemeinsam mit meinen raktionskolleginnen und -kollegen ab und unterstütze h eine erneute Überprüfung vor dem Bundesverfas- ungsgericht. Hartz IV muss weg. Das Mindeste ist ein Regelsatz on 500 Euro. Davon ist der faule Kompromiss einer ckwirkenden Erhöhung der Leistung für erwachsene artz-IV-Bezieher um 5 Euro auf 364 Euro und der im ächsten Jahren hinzukommenden 3 Euro weit entfernt. as ist nicht einmal eine ernstzunehmende Anpassung n die Preis- und Lohnentwicklung sowie die Inflation. ür das 480 Milliarden Euro teure Bankenrettungspaket rauchten die Hartz-IV-Parteien CDU/CSU, SPD, FDP nd Grünen im Jahr 2008 weniger als eine Woche. Geht s um die Armen dieser Gesellschaft, wird ein ganzes ahr um 3 Euro gefeilscht. Das ist erbärmlich. Ich fordere eine echte sanktionsfreie Mindestsiche- ng, die Armut dauerhaft verhindert, einen gesetzlichen indestlohn von 10 Euro die Stunde und die Einführung er 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personal- usgleich. Es muss Schluss sein mit Lohndumping in iesem Land! Und Leiharbeit als moderne Form der klaverei muss endlich ein Ende haben! Thomas Dörflinger (CDU/CSU): Ich werde dem urch den Vermittlungsausschuss erzielten Verhand- ngsergebnis heute meine Zustimmung nicht erteilen, ondern mich der Stimme enthalten. Für meine Entschei- ung sind dabei folgende Gründe ausschlaggebend: Erstens. Die per Nebenabrede der verhandelnden Par- ien getroffene Vereinbarung, nach der der Bund bis 014 in drei Stufen die Kosten für die Grundsicherung Alter übernimmt, wird von mir ausdrücklich begrüßt. s wird damit eine Entscheidung der seinerzeitigen rot- rünen Bundesregierung korrigiert, die die Kosten für ie Grundsicherung im Alter den Kommunen überließ. it der Einigung im Vermittlungsausschuss entstehen en Kommunen beträchtliche neue finanzielle Spiel- ume, die dort sinnbringend investiert werden können. Zweitens. Leider wurden die aus meiner Sicht beste- enden ordnungspolitischen und verfassungsrechtlichen ängel des Gesetzentwurfs, die ich bereits in meiner Er- lärung nach § 31 GO am 3. Dezember 2010 dargelegt atte, durch das Vermittlungsergebnis nicht behoben, ondern im Gegenteil noch verstärkt. Drittens. Da die Regelsätze in einem transparenten erfahren mit bewussten und richtigen Wertentscheidun- en – zum Beispiel Ausschluss der Berechnungsanteile on Alkohol und Tabak – ermittelt wurden, ist nicht ein- ichtig, weshalb der Regelsatz zum 1. Januar 2012 zu- üglich zum Inflationsausgleich um 3 Euro erhöht wer- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10791 (A) ) )(B) den soll, wodurch alleine den Kommunen zusätzliche Kosten von etwa 180 Millionen Euro pro Jahr entstehen. Viertens. Nachdem der Bund im bislang vorliegenden Gesetzentwurf bereits Finanzierungen an sich ziehen wollte, für die er keine originäre Zuständigkeit besitzt – zum Beispiel Schulmittagessen, Klassenausflüge, Lernmittelfreiheit –, wird dies nun auf den Bereich der Schulsozialarbeit ausgedehnt. Dies erscheint mir durch die grundgesetzlichen Vorgaben hinsichtlich des Art. 104 b nicht oder nur eingeschränkt gedeckt. Fünftens. Es erscheint fraglich, ob der Bund sich aus der temporär zugesagten Finanzierung von 400 Millio- nen Euro für Schulsozialarbeit nach Ablauf von drei Jah- ren einfach zurückziehen kann oder ob nicht vielmehr eine mindestens politische Verpflichtung zur dauerhaften Finanzierung entsteht, die den Bundeshaushalt in der Zukunft erheblich belastet. Sechstens. Durch die Einbeziehung von Wohngeld- empfängern in den Kreis der Berechtigten für Bildungs- leistungen an Kindern, der ursprünglich auf den Rechts- kreis des SGB II beschränkt war, entsteht eine Gerechtigkeitslücke, weil sich sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigte mit einem Nettoeinkommen knapp oberhalb der Berechtigung zu Leistungen nach dem SGB II oder dem Wohngeldgesetz abzüglich ihrer – aus eigener Tasche zu leistenden – Bildungsausgaben für ihre Kinder unter dem Strich finanziell schlechterstellen als Empfänger von Transferleistungen. Siebtens. Die Administrierbarkeit von Teilen des Ge- setzes ist fragwürdig. Wenn etwa der Eigenanteil von 1 Euro für das warme Essen in der Schule durch Eltern bzw. Kinder nicht erbracht wird, kann einem Kind einer- seits wohl der Essensbezug nicht verweigert werden; an- dererseits ist aber die Beitreibung des Fehlbetrages mit höherem Aufwand verbunden als der Fehlbetrag selbst. Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE): Ich habe gegen das Ergebnis des Vermittlungsausschusses gestimmt, weil die Ermittlung des Regelsatzes verfassungswidrig ist. Dabei wurde bewusst manipuliert. Eine gesunde Er- nährung und eine kulturelle und gesellschaftliche Betei- ligung von Kindern ist mit den Regelsatzbeträgen nicht möglich. Fahrtkosten und Kosten des Internets müssen sich die Familien von Munde absparen. Ich habe auch dagegen gestimmt, weil ich mich an dem Hartz-IV-Schwindel nicht beteiligen will. Bei die- sem Gesetz stimmt nichts, weder die handwerkliche Seite noch die Zielsetzung. Hartz IV ist und bleibt Ar- mut per Gesetz. Mit meiner Ablehnung will ich mich auch von der Verhandlungsposition der SPD distanzieren, die gerade mal 3 Euro wert ist. Außerdem ist man einem flächendeckenden gesetzli- chen Mindestlohn nicht nähergekommen, und Leiharbeit wird nicht bekämpft. Diana Golze (DIE LINKE): Ich kann der Beschluss- empfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundge- s m Z s fa S d d g a d g d d n s d s le R u w z m s ß w s ti v d b a k n b a n li L fe d d in J k h K L z S b L n c d s ru (C (D etzes, Vermittlungsausschuss, zu dem Gesetz zur Er- ittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des weiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch, Druck- ache 17/4830, nicht zustimmen. Ich begründe meine Ablehnung mit der erneuten ver- ssungswidrigen Berechnung der Kinderregelsätze nach GB II. Auch der vorliegende Gesetzentwurf der Bun- esregierung basiert nicht auf einer seriösen Berechnung es tatsächlichen Bedarfs von Kindern. Die zugrunde elegte Datengrundlage ist aus Sicht meiner Fraktion, ber auch diverser Fachverbände nicht ausreichend, und ie Aufteilung der Familienausgaben auf einzelne Mit- lieder ist und bleibt problematisch. Die von der Bun- esregierung vorgelegte Neuregelung entspricht nicht en Vorgaben, die das Bundesverfassungsgericht in sei- em Urteil am 9. Februar 2010 zur Sicherung des physi- chen und soziokulturellen Existenzminimums von Kin- ern eingefordert hat. Der Leitsatz des Gerichts „Kinder ind keine kleinen Erwachsenen“ wurde auch im vorge- gten Verhandlungsergebnis nicht umgesetzt. Ich stimme gegen die Beschlussempfehlung; denn die egelsätze für die unter 18-Jährigen bleiben in der Höhe nverändert. Allein dies steht exemplarisch für die frag- ürdige Neuregelung. Die gleichzeitige Aussetzung ukünftiger Erhöhungen ist nicht akzeptabel. Wie das enschenwürdige Existenzminimum mit einer Regel- atzermittlung gesichert werden soll, die erwiesenerma- en verfassungswidrig ist, bleibt nebulös. Seit langem ist issenschaftlich erwiesen, dass zum Beispiel eine ge- unde Ernährung für Kinder mit diesem Regelsatz fak- sch nicht möglich ist. Dieser Fakt wird auch durch die orgesehene Kofinanzierung des Mittagessens für Kin- er in Kitas und Schulen nicht beseitigt. Denn erstens rauchen Kinder mehr als nur ein warmes Mittagessen n den Wochentagen, und zweitens steht die Möglich- eit, in Kita oder Schule ein warmes Essen zu erhalten, ur einem geringen Teil von Kindern in der Bundesrepu- lik überhaupt zur Verfügung. Ich stimme gegen die Beschlussempfehlung; denn uch das sogenannte Bildungs- und Teilhabepaket ist icht zustimmungsfähig. Nur ein kleiner Teil der öffent- ch genannten 1,6 Milliarden Euro wird tatsächlich in eistungen fließen, die Bildung und Teilhabe der betrof- nen Kinder sichern. Es bleibt die Kritik an den durch ie Ergebnisse des Vermittlungsausschusses entstehen- en Doppelstrukturen. Auch wenn die Kommunen nerhalb des Hartz-IV-Systems zuständige Träger im obcenter sind, entstehen dramatisch hohe Verwaltungs- osten: Leistungen in Höhe von 626 Millionen Euro ste- en 136 Millionen Euro Verwaltungskosten bei den ommunen entgegen. Ein ähnliches Verhältnis von eistung zu Verwaltungsaufwand findet sich bei Kinder- uschlag- und Wohngeldberechtigten. Die versprochene enkung der Verwaltungskosten wird es also nicht ge- en. Von dem erklärten Ziel von Ministerin von der eyen, dass das Geld auch tatsächlich bei den betroffe- en Kindern ankommen solle, ist man auch nach wo- henlangen Verhandlungen meilenweit entfernt. Statt- essen ist und bleibt die angestrebte Gutscheinlösung tigmatisierend und begünstigt lediglich die Privatisie- ng der Leistungserbringung. Es bleibt also dabei: We- 10792 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) der die Regelsätze für Kinder und Jugendliche noch das Bildungs- und Teilhabepaket decken den Bedarf von Kindern. Unter dem Strich sollen Kinder von Hartz-IV-berech- tigten Eltern zusätzlich etwa 500 Millionen Euro über das Bildungs- und Teilhabepaket bekommen. Exakt diese Summe hat die Bundesregierung durch die Strei- chung des Elterngelds für Hartz-IV-Beziehende einge- spart. Eltern im Hartz-IV-Bezug bezahlen also die Gut- scheine für ihre Kinder. Auch deshalb stimme ich gegen diese Beschlussvorlage. Michael Groß (SPD): In dem Vermittlungsverfahren ist es gelungen, das sogenannte „Bildungs- und Teilha- bepaket“ gegenüber dem ursprünglichen Gesetzentwurf deutlich zu verbessern: Es konnte eine soziale Auswei- tung erreicht werden, indem auch die Kinder von Wohn- geldempfängern und -empfängerinnen dieses in An- spruch nehmen können; durch die Änderung in der Trägerschaft vom Jobcenter zu den Kommunen und Landkreisen wird dafür gesorgt, dass Bürokratie vermie- den und diejenigen mit der Erbringung der Leistungen beauftragt werden, die die Kompetenzen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit haben; zudem werden die fi- nanziellen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass – zu- erst einmal bis 2013 befristet – 3000 zusätzliche Sozial- arbeiterinnen und Sozialarbeiter an Schulen und sozialen Brennpunkten sich um Kinder und Jugendliche küm- mern können. Für die Umsetzung des „Bildungs- und Teilhabepa- kets“ ist eine deutliche Entlastung der Kommunen und Kreise erreicht worden, indem der Bund die Finanzie- rung der Kosten der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung in drei Schritten, 2012: 45 Prozent, 2013: 75 Prozent, 2014: 100 Prozent, bis zum Jahr 2014 vollständig übernehmen wird. Bis 2013 erhöht sich zu- dem die Beteiligung des Bundes an den Kosten der Un- terkunft im SGB II. Bei der Schaffung eines einheitlichen gesetzlichen Mindestlohns sowie der Durchsetzung des Prinzips „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in der Zeitarbeit, wo- durch die Zahl derjenigen, die aufgrund unzureichender Löhne ergänzende Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende in Anspruch nehmen müssen, reduziert werden sollte, war aufgrund der bornierten Blockadehal- tung der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP und der von diesen Parteien regierten Bundesländer kein Ergebnis zu erzielen. Damit haben es diese Parteien zu verantworten, dass auch zukünftig der Niedriglohnsektor durch öffentliche Transferzahlungen finanziert werden muss. Gleichwohl konnte für den Bereich der Zeitarbeit eine Lohnuntergrenze in Höhe des jeweiligen tariflichen Mindestlohnes erreicht werden; ebenso können zukünf- tig für die Aus- und Weiterbildungsbranche und die Si- cherheitsdienstleistungsbranche Mindestlöhne gelten. Allerdings ist die Ermittlung und Bemessung der Re- gelbedarfe im SGB II und SGB XII weiterhin unbefrie- digend. Die von der SPD-Bundestagsfraktion in ihrem Antrag „Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes durch eine transparente Bemessung der Regelsätze und e B s d F L v v s re d Ä R z u d V s V d v „ m fa fü h E tr s J v P G S d K m M d s s tu d 3 „ v 1 E e d s o (C (D ine Förderung der Teilhabe von Kindern umsetzen“, undestagsdrucksache 17/3648, formulierten verfas- ungsrechtlichen Bedenken konnten nicht beseitigt wer- en, da die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und DP, die Bundesregierung und die CDU/CSU-geführten änder nicht bereit waren, an den zentralen Punkten des om Bundestag beschlossenen Gesetzes Änderungen orzunehmen. Die vom Bundesverfassungsgericht in einem Urteil vom 9. Februar 2010 geforderte transpa- nte, nachvollziehbare und realitätsgerechte Ermittlung er Regelbedarfe ist unterblieben; im Gegenteil haben ußerungen aus dem Kreis der Bundesregierung und der egierungskoalition deutlich gemacht, dass die Festset- ung der Regelbedarfe haushaltspolitisch motiviert ist nd eben nicht der Gewährleistung eines menschenwür- igen Existenzminimums dient. Damit wird die zentrale orgabe des Bundesverfassungsgerichtes nicht umge- etzt. In Würdigung des Gesamtergebnisses werde ich dem ermittlungsergebnis zustimmen, wobei ich hinsichtlich er Ermittlung und Festsetzung der Regelbedarfe meine erfassungsrechtlichen Bedenken aufrechterhalte. Annette Groth (DIE LINKE): Ich werde dem Scheinkompromiss“ zur Hartz-IV-Reform nicht zustim- en, da ich einen Gesetzentwurf, der offensichtlich ver- ssungswidrig ist, ablehne. Dieser Kompromiss schreibt r fast 17 000 Menschen in meinem Wahlkreis Pforz- eim-Enzkeis die Armut per Gesetz weiterhin fest. Ich halte es für völlig inakzeptabel, dass den Hartz-IV- mpfängerinnen und -empfängern in einem völlig in- ansparenten Geschacher dieses Jahr 5 Euro Regel- atzerhöhung zugestanden werden soll und im nächsten ahr 3 Euro. Mit der Zustimmung der SPD zu diesem erfassungswidrigen Kompromiss setzt sie die unsoziale olitik der Schröder-Regierung fort, die in den Hartz-IV- esetzen gipfelte. Nehmen Sie nur meinen Wahlkreis Pforzheim. In der tadt Pforzheim leben fast 12 000 Menschen in 5 832 Be- arfsgemeinschaften von SGB II. Mit dem Hartz-IV- ompromiss müssen diese Menschen weiterhin in Ar- ut leben. Das widerspricht meinem Verständnis von enschlichkeit. Schaut man sich für die Stadt Pforzheim ie Zahlen etwas näher an, sieht man, dass 8 143 Men- chen sogenannte erwerbsfähige Leistungsempfänger ind und 3 564 sogenannte nicht erwerbsfähige Leis- ngsempfänger. Ähnlich stellt sich die Situation im Enzkreis dar. In en 2 585 sogenannten Bedarfsgemeinschaften leben 501 Menschen, die „erwerbsfähig“ sind; 1 521 sind nicht erwerbsfähig“. Es ist für mich in keiner Weise ereinbar, dass alleine in meinem Wahlkreis für über 6 700 Menschen die Armut zementiert wird. Ich hoffe, dass viele Menschen gegen ihre Bescheide inspruch einlegen werden und Recht erhalten. Ich finde s wirklich empörend, dass die Regierungsparteien mit en Sozialdemokraten beschlossen haben, dass Men- chen in einem der reichsten Länder der Welt weiterhin hne ausreichende, bedarfsorientierte Sicherung leben Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10793 (A) ) )(B) müssen. Im Interesse aller Menschen werde ich auch in Zukunft weiterhin dafür kämpfen, dass ein flächende- ckender Mindestlohn von mindestens 10 Euro und ein monatlicher Regelsatz von mindestens 500 Euro einge- führt wird. Heike Hänsel (DIE LINKE): Ich stimme heute gegen das Ergebnis des Vermittlungsausschusses, da ich dieses für völlig inakzeptabel halte, ein Ergebnis, das schon formal durch eine illegal zustande gekommene Arbeits- gruppe ausgekungelt wurde und die Existenzgrundlage von Millionen von Menschen zu einer billigen Verhand- lungsmasse der Hartz-IV-Parteien CDU, FDP, SPD und Grüne wurde. Das ist ein Skandal. Ich stimme dagegen, weil ich deutlich machen will, dass ich eine Politik ablehne, die ohne die Beteiligung der Betroffenen entscheidet. Die Regelsätze werden völ- lig intransparent festgelegt. Das ist in hohem Maße igno- rant gegenüber den Vorgaben des Bundesverfassungsge- richts; ich halte das für nicht verfassungskonform. Ich stimme gegen diesen schlechten Deal, der auf Kosten der Betroffenen gemacht wurde. Ich komme aus Baden-Württemberg und die heutige Entscheidung be- trifft in Baden-Württemberg, mehr als 346 000 Hartz-IV- Beziehende und mehr als 100 000 Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter. Gerade die Leiharbeit boomt in Baden-Württemberg. Laut Statistischem Landesamt sind 83 Prozent der neuen Arbeitsplätze in Baden-Württemberg Leihjobs, allein für den Zeitraum Sommer 2009 bis Sommer 2010. Bei Daimler zum Beispiel in Stuttgart-Untertürkheim haben vor der Krise rund 10 000 fest Beschäftigte gearbeitet, heute sind es nur noch 9 000. Aber dafür gibt es jetzt fast 700 Leiharbeiter mehr. Mit dem heutigen Beschluss wird es weder das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in der Leiharbeit noch einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn geben. Im Klartext: Das Lohndumping geht weiter. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Arbeitnehme- rinnen und Arbeitnehmer. Deshalb stimme ich dagegen. Und ich stimme dagegen, weil ich wie viele in diesem Land es nicht nachvollziehen kann, dass für Banken in- nerhalb einer Woche mehr als 500 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, aber für die menschenwürdige Exis- tenz von Millionen Menschen nicht. Meine Fraktion setzt sich für einen Regelsatz in Höhe von 500 Euro und einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro sowie die massive Einschrän- kung von Leiharbeit ein. Genau deshalb stimme ich heute gegen diesen faulen Kompromiss. Bettina Hagedorn (SPD): Am 25. Februar 2011 wird der Deutsche Bundestag abschließend über das Ge- setz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Ände- rung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetz- buch nach Abschluss des Vermittlungsverfahrens abstimmen. Ich werde dem Gesetz nicht zustimmen, da es aus meiner Sicht unverantwortlich ist, die gebotene bessere Finanzausstattung der Kommunen auf Dauer zu- lasten der Bundesagentur für Arbeit, BA, zu finanzieren. h E a – w e la o s a L je p ru d 2 2 b d d je ü s G m B h fe d s fi w ja E s s v K d 2 u c 2 m 3 Q z h g n s s d b m d v (C (D Dies ist keine solide Gegenfinanzierung für die dauer- afte Übernahme der „Grundsicherung im Alter und bei rwerbsminderung“ durch den Bund, die stufenweise ufwachsend ab 2014 mit zusätzlich 4 Milliarden Euro Tendenz rapide steigend – vom Bund zu tragen sein ird. Deshalb bedeutet dieses Vorgehen das Verschieben ines strukturellen Defizites des Bundeshaushaltes zu- sten der Sozialversicherung, da die Bundesagentur hne Anhebung des ALV-Beitrages nicht in der Lage ein wird, die ab 2010 begonnene Darlehensaufnahme je bzubauen und Rücklagen für Krisenzeiten zu bilden. aut Finanzplan sollte die BA auf der Grundlage der tzt gültigen Voraussetzungen – voller Mehrwertsteuer- unkt zugunsten der BA, 3 Prozent Arbeitslosenversiche- ngsbeitrag, Rücklage seit Ende 2010 auf null, Belastung urch 1,1 Milliarden Euro Insolvenzgeldumlage – ab 013 das Darlehen aus 2011/2012 zurückzahlen und 015 erstmalig eine Rücklage von 2,5 Milliarden Euro ilden. Darlehen, mit Rückzahlung, sind unter dem Aspekt er Schuldenbremse anders zu bewerten als der 2010 an ie BA gewährte einmalige Zuschuss. Ein Darlehen setzt doch voraus, dass eine Rückzahlung des Darlehens berhaupt möglich ist, ansonsten ist es „Etiketten- chwindel“ und de facto eben doch ein Zuschuss. Zur egenfinanzierung der dauerhaften Entlastung der Kom- unen bei der Grundsicherung ist vorgesehen, dass die undesmittel an die BA jährlich und auf Dauer um einen alben Mehrwertsteuerpunkt gesenkt werden. Dadurch hlen der BA allein bis 2015 kumuliert 12,15 Milliar- en Euro und danach circa 4,4 Milliarden Euro pro Jahr, odass in deren Haushalt bis 2015 kontinuierlich ein De- zit/Darlehensbedarf von knapp 10 Milliarden Euro an- achsen wird, ohne dass die BA absehbar in den Folge- hren die Chance auf „schwarze Zahlen“ haben wird. ine Rückzahlung des Darlehens ist absehbar unter die- en Voraussetzungen unmöglich. Zusätzlich haben CDU/CSU/FDP mit dem 2010 be- chlossenen „Sparpaket“ unter der Überschrift „Ersatz on Pflicht- durch Ermessensleistungen im SGB II + III“ ürzungen bis 2014 von 16 Milliarden Euro im Bereich er Eingliederungsleistungen vorgesehen, die erst in der . Jahreshälfte 2011 durch diverse Gesetzesänderungen mgesetzt werden. Allein die BA ist von diesen zusätzli- hen Kürzungen mit kumuliert 10 Milliarden Euro bis 014 betroffen (2011 minus 1,5 Milliarden Euro. 2012 inus 2,5 Milliarden Euro, 2013 und 2014 je minus Milliarden Euro). Gekürzte Leistungsansprüche auf ualifizierung werden vor allem zulasten von Frauen, um Beispiel nach langer Familienphase) Alleinerzie- enden, Migranten und von Menschen mit Behinderung ehen. Auch Instrumente wie der Rechtsanspruch auf ei- en Hauptschulabschluss werden zur Disposition ge- tellt. In der Konsequenz wird es – trotz eines anwach- enden Fachkräftemangels von nie gekanntem Ausmaß – rastisch weniger Qualifizierungsmöglichkeiten für Ar- eitsuchende geben. Dieser „doppelte Griff“ von zusam- en über 22 Milliarden Euro binnen weniger Jahre in ie Finanzausstattung der BA bedeutet das Ende einer erantwortlichen aktiven Arbeitsmarktpolitik. 10794 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) Wer dieses Szenario abwenden will, dem bleibt nur die Erhöhung des Arbeitslosenversicherungs-Beitrags- satzes um circa 0,5 Prozent. Das allerdings ist das Ge- genteil dessen, was die Große Koalition gemeinsam als Ziel verfolgt hat, als sie beschloss, einen vollen Mehr- wertsteuerpunkt (aktuell circa 8 Milliarden Euro pro Jahr) dauerhaft zur Reduzierung des ALV-Beitrages zu- gunsten der BA zu verwenden. Und es ist das Gegenteil von „Mehr Netto vom Brutto“, da höhere Sozialversi- cherungsbeiträge stets überproportional zulasten von Gering- und Normalverdienern mit ihren Familien gehen und den Faktor Arbeit zulasten von Arbeitnehmern wie Arbeitgebern belasten. Abschließend möchte betonen, dass sich mein „Nein“ keineswegs gegen das im Vermittlungsausschuss erzielte Paket insgesamt richtet. Ich befürworte vor allem die Verbesserungen beim Bildungspaket und die angemes- sene Entlastung der Kommunen und trage auch die Kompromisse zum Regelsatz und Mindestlohn mit. Als Hauptberichterstatterin für das Bundesministe- rium für Arbeit und Soziales und die Bundesagentur für Arbeit im Haushaltsausschuss kann ich aber vor dem Hintergrund der schon 2010 beschlossenen milliarden- schweren Kürzungen im „Sparpaket“ der CDU/CSU/ FDP zulasten der aktiven Arbeitsmarktpolitik den jetzt zusätzlich drohenden massiven Kürzungen bei Arbeits- förderung und Qualifizierung nicht zustimmen. Ich stimme dem vorliegenden Gesetzentwurf auch deshalb nicht zu, weil er nach meiner Überzeugung eine künftige ALV-Beitragserhöhung schon in sich trägt, die gegen- über den Festlegungen in der Großen Koalition eine Rückwärtsrolle darstellt. Die Finanzierung der Entlas- tung der Kommunen auf dem Rücken von Arbeitsuchen- den und Beitragszahlern ist falsch. Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE): Zu den vielen Gründen, die Änderung der Hartz-IV-Regelsätze abzu- lehnen, gehört auch das von der Regierung so hochgeju- belte Bildungspaket für Kinder und Jugendliche. Zum einen hat der Verlauf der Debatte gezeigt, dass der Rege- lungs- und Änderungsbedarf wesentlich höher ist, als von der Regierung angenommen. Meine Fraktion hat, ungeachtet ihrer Grundkritik an den Hartz-Gesetzen, schon in der vergangenen Wahlperiode eingefordert, we- nigstens die Schülerbeförderungskosten für Schülerin- nen und Schüler der Sekundarstufe II zu erstatten, um ei- nen besseren Bildungszugang der Betroffenen zu ermöglichen; jetzt endlich haben Sie reagiert. Trotz dieser und noch ein bis zwei anderer Regelun- gen, die geeignet sind, wenigstens einige wenige der schlimmen Folgen für Kinder in Bedarfsgemeinschaften zu mildern, kann man das Bildungspaket nicht bejubeln. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens. Das Bildungspaket stellt Familien unter den Generalverdacht, Barleistungen für Bildung würden nicht bei den Kindern ankommen. Zweitens. Das Bildungspaket ist Beginn eines Um- stiegs auf ein Gutscheinsystem, das nur scheinbar Bil- d Z tu T k s d s g n lä S B b U K D fa d n z ü c In u s Z v T w w W A T L d b K n e a B m k K ru E 2 2 z U (C (D ungsgerechtigkeit gewährleistet, das faktisch aber ein uteilungssystem auf niedrigem Niveau ist. Drittens. Mit dem Bildungspaket wird die Verantwor- ng für erfolgreiche Bildungsabschlüsse auf private räger übertragen, weil die Schule nicht mehr leisten ann, was sie leisten müsste. Zudem geht es nur um Ver- etzungsgefährdung, mehr höhere Bildungsabschlüsse, er Wechsel in Bildungswege, die höhere Schulab- chlüsse anstreben, werden gar nicht vorgesehen. Viertens. Außerschulische Bildungs- und Freizeitan- ebote können mit den vorgesehenen Mitteln so gut wie icht finanziert werden; es ist zu gering ausgelegt und sst wesentliche Kostenbestandteile, wie Mobilität und portausrüstung oder Instrumente, außer Acht. Fünftens. Mit dem Bildungspaket werden originäre ildungsaufgaben der Länder und Kommunen für einen estimmten, eingeschränkten Personenkreis über den mweg der Arbeitsverwaltung finanziert, auch wenn die ommunen nun die Ausführung übernehmen sollen. as ist ein Systembruch, der sich rächen wird. Insgesamt wurde aber das Ziel des Spruchs der Ver- ssungsrichter, die Bildungsteilhabe für Kinder in Be- arfsgemeinschafen im Regelsatz zu berücksichtigen, icht erfüllt. Darum kann ich keinem Teil der Änderung ustimmen. Eine bessere Bildungsbeteiligung wäre zu erreichen ber eine eigenständige bedarfsgerechte Kindergrundsi- herung sowie die bessere Finanzierung der kulturellen frastruktur und der Bildungslandschaft in den Ländern nd Kommunen über die Schulen, Vereine und Verbände o ausgestattet werden, dass sie einen sozial gerechten ugang zu Bildung sichern können. Gabriele Hiller-Ohm (SPD): In dem Vermittlungs- erfahren ist es gelungen, das sogenannte Bildungs- und eilhabepaket gegenüber dem ursprünglichen Gesetzent- urf deutlich zu verbessern: Es konnte eine soziale Aus- eitung erreicht werden, indem auch die Kinder von ohngeldempfängern und -empfängerinnen dieses in nspruch nehmen können; durch die Änderung in der rägerschaft vom Jobcenter zu den Kommunen und andkreisen wird dafür gesorgt, dass Bürokratie vermie- en und diejenigen mit der Erbringung der Leistungen eauftragt werden, die die Kompetenzen im Bereich der inder- und Jugendarbeit haben; zudem werden die fi- anziellen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass – zu- rst einmal bis 2013 befristet – 3 000 zusätzliche Sozial- rbeiterinnen und Sozialarbeiter an Schulen und sozialen rennpunkten sich um Kinder und Jugendliche küm- ern können. Für die Umsetzung des „Bildungs- und Teilhabepa- ets“ ist eine deutliche Entlastung der Kommunen und reise erreicht worden, indem der Bund die Finanzie- ng der Kosten der Grundsicherung im Alter und bei rwerbsminderung in drei Schritten – 2012: 45 Prozent, 013: 75 Prozent, 2014: 100 Prozent – bis zum Jahr 014 vollständig übernehmen wird. Bis 2013 erhöht sich udem die Beteiligung des Bundes an der Kosten der nterkunft im SGB II. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10795 (A) ) )(B) Bei der Schaffung eines einheitlichen gesetzlichen Mindestlohns sowie der Durchsetzung des Prinzips „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in der Zeitarbeit, wo- durch die Zahl derjenigen, die aufgrund unzureichender Löhne ergänzende Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende in Anspruch nehmen müssen, reduziert werden sollte, war aufgrund der bornierten Blockadehal- tung der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP und der von diesen Parteien regierten Bundesländer kein Ergebnis zu erzielen. Damit haben es diese Parteien zu verantworten, dass auch zukünftig der Niedriglohnsektor durch öffentliche Transferzahlungen finanziert werden muss. Gleichwohl konnte für den Bereich der Zeitarbeit eine Lohnuntergrenze in Höhe des jeweiligen tariflichen Mindestlohnes erreicht werden; ebenso können zukünf- tig für die Aus- und Weiterbildungsbranche und die Si- cherheitsdienstleistungsbranche Mindestlöhne gelten. Außerdem hat die SPD im Vermittlungsverfahren er- reicht, dass die Kürzung von Aufwandsentschädigungen für ehrenamtlich Tätige zurückgenommen wurde und dass die Kosten für die Warmwasserbereitung auch für Haushalte, die ihr Warmwasser mit Strom bereiten, über- nommen werden. Allerdings ist die Ermittlung und Bemessung der Re- gelbedarfe im SGB II und SGB XII weiterhin unbefrie- digend. Die von der SPD-Bundestagsfraktion in ihrem Antrag „Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes durch eine transparente Bemessung der Regelsätze und eine Förderung der Teilhabe von Kindern umsetzen“, Bundestagsdrucksache 17/3648, formulierten verfas- sungsrechtlichen Bedenken konnten nicht beseitigt wer- den, da die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP, die Bundesregierung und die CDU/CSU-geführten Länder nicht bereit waren, an den zentralen Punkten des vom Bundestag beschlossenen Gesetzes Änderungen vorzunehmen. Die vom Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 9. Februar 2010 geforderte transpa- rente, nachvollziehbare und realitätsgerechte Ermittlung der Regelbedarfe ist unterblieben; im Gegenteil haben Äußerungen aus dem Kreis der Bundesregierung und der Regierungskoalition deutlich gemacht, dass die Festset- zung der Regelbedarfe haushaltspolitisch motiviert ist, und eben nicht der Gewährleistung eines menschenwür- digen Existenzminimums dient. Damit wird die zentrale Vorgabe des Bundesverfassungsgerichtes nicht umge- setzt. Es bestehen insbesondere in folgenden Punkten er- hebliche verfassungsrechtliche Bedenken: Zirkelschlussproblematik. Das Bundesverfassungsge- richt hat eine eindeutige Vorgabe gemacht, diejenigen Haushalte, deren Einkommen unterhalb der Bedarfs- schwellen des SGB II/SGB XII liegt, die aber nicht die entsprechenden Leistungen in Anspruch nehmen, soge- nannte verdeckt Arme, bei der Bemessung der Referenz- gruppe auszuschließen. Diese Vorgabe wurde nicht um- gesetzt. Unzulässige Zirkelschlüsse ergeben sich auch dadurch, dass alle Haushalte, die neben den Regelleis- tungen des SGB II bzw. SGB XII weiteres Erwerbsein- kommen erzielen, in Gänze bei den Referenzhaushalten berücksichtigt werden, selbst wenn sie nur einen einzi- g B ri g d 6 v d A m d M m v s s fä a A u fa z g re p D w is a h 2 k d ri n d d te s W E n d d h d w R n k s d 1 u z d (C (D en Euro an zusätzlichen Einkünften erzielen. Allein die erücksichtigung derjenigen Aufstocker und Aufstocke- nnen, die nur ein Einkommen bis zu der Freibetrags- renze von 100 Euro nach § 30 SGB II beziehen, führt azu, dass der Regelbedarf in der Regelbedarfsstufe um Euro geringer ausfällt. Interner Ausgleich. In seinem Urteil hat das Bundes- erfassungsgericht das Statistikmodell, das auf den in er Einkommens- und Verbrauchsstichprobe erfassten usgaben basiert, als eine geeignete Methode zur Er- ittlung der Regelbedarfe bezeichnet. Gleichzeitig hat as Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber die öglichkeit eingeräumt, politische Setzungen vorzuneh- en. Allerdings hat es dabei eine kohärente und nach- ollziehbare Methodenanwendung verlangt und insbe- ondere gefordert, dass die Regelbedarfe so zu ermitteln ind, dass für die Leistungsempfängerinnen und -emp- nger, die in einzelnen Bereichen einen höheren Bedarf ls den durchschnittlich ermittelten haben, ein interner usgleich möglich ist. Diese Anforderungen sind nicht mgesetzt worden, da eine willkürliche und methodisch lsche Herausrechnung von Verbrauchspositionen, so um Beispiel einerseits die Ermittlung der Verkehrsaus- aben auf Grundlage einer Sonderauswertung und ande- rseits die Nichtberücksichtigung einzelner Verbrauchs- ositionen in der Gesamterhebung, stattgefunden hat. as Statistikmodell ist deshalb fehlerhaft angewendet orden. Größe der Referenzgruppe. Nicht nachzuvollziehen t die Entscheidung, die Regelbedarfe von Erwachsenen uf der Grundlage der untersten 15 Prozent der Haus- alte durchzuführen und nicht mehr die untersten 0 Prozent als Referenzgruppe zu betrachten. Die Ver- leinerung der Referenzgruppe erklärt sich einzig mit em Ziel, die Anhebung der Regelbedarfe möglichst ge- ng ausfallen zu lassen. Dabei ist es auch methodisch icht nachzuvollziehen, dass für die Ermittlung der Be- arfe von Kindern weiterhin auf die untersten 20 Prozent er Paarhaushalte mit Kind abgestellt wird; für diese un- rschiedliche Größe der Referenzgruppe gibt es keine ystematische Begründung. Fortschreibung der in der EVS 2008 ermittelten erte. Darüber hinaus wurde der Preisstand der in der VS 2008 ermittelten Verbrauchsausgaben ursprünglich ur einmalig gemäß dem neu entwickelten „Mischin- ex“ fortgeschrieben. Die SPD-Bundestagsfraktion und ie SPD-geführten Bundesländer konnten in den Ver- andlungen durchsetzen, dass nunmehr auch die Verän- erungsrate des ersten Halbjahres 2010 berücksichtigt ird. Dennoch erfolgt die so errechnete Erhöhung des egelbedarfes um 3 Euro in der Regelbedarfsstufe 1 icht systematisch korrekt bereits zum erstmaligen In- rafttreten der Regelbedarfe, sondern aufgrund des mas- iven Widerstandes der Bundesregierung und der Bun- estagsfraktionen von CDU/CSU und FDP erst zum . Januar 2012. Insgesamt ist festzuhalten, dass die Bundesregierung nd die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP u keiner Zeit bereit waren, auf die von der SPD-Bun- estagsfraktion, den SPD-geführten Bundesländern und 10796 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) der gesamten Fachwelt geäußerten Bedenken einzuge- hen. Es stellt sich daher die Frage der Abwägung, ob der verfassungswidrige Zustand der bisherigen Bemessung der Regelbedarfe fortbestehen soll oder ob einem Ver- mittlungsergebnis, das zwar mit großen verfassungs- rechtlichen Risiken behaftet ist, aber auch große Fort- schritte bei der Bildungsteilhabe von Kindern, der Ausweitung von Mindestlöhnen und der Entlastung der Kommunen beinhaltet, zugestimmt werden kann. Dabei wird es unzweifelhaft zu einer Überprüfung der Ermitt- lung und Festsetzung der Regelbedarfe durch das Bun- desverfassungsgericht kommen, wobei davon auszuge- hen ist, dass das Bundesverfassungsgericht die von der Bundesregierung zu verantwortenden Regelbedarfe er- neut beanstanden wird. Allerdings ist durch das Vermitt- lungsergebnis sichergestellt, dass die Bildungsteilhabe von Kindern verbessert wird. Besonders kritikwürdig ist auch das Ergebnis zur Re- gelbedarfsstufe 3. Gerade Menschen mit Behinderung, die keinen eigenen Haushalt führen und zum Beispiel in Wohngemeinschaften wohnen, werden so weiterhin nur 80 Prozent des Regelsatzes erhalten. Das bedeutet rund 70 Euro monatliche Einbußen. Es ist unverantwortlich, dass die kommunalen Entlas- tungen voll zulasten der Bundesagentur für Arbeit ge- hen. Wie die stufenweise Absenkung eines halben Mehr- wertsteuerpunktes für die Bundesagentur kompensiert werden soll, ist offen. Ich befürchte weitere Leistungs- einschränkungen bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Hiervon sind vor allem auch Alleinerziehende betroffen. Außerdem ist eine Erhöhung des Beitrages zur Arbeits- losenversicherung wegen dieser politisch gewollten Un- terfinanzierung zu befürchten. Unvertretbar ist darüber hinaus, dass die ärmsten Kin- der in Deutschland, die Leistungen nach dem Asylbe- werberleistungsgesetz erhalten, vom Bildungspaket aus- geschlossen bleiben. Ich werde trotz meiner erheblichen verfassungsrecht- lichen und sozialen Bedenken dem Gesamtergebnis zu- stimmen, da ich keine Hoffnung habe, dass erneute Ver- handlungen ein besseres Ergebnis bringen würden. Ich bedaure sehr, dass nun wieder das Bundesverfassungsge- richt und nicht der Gesetzgeber die politischen Weichen stellen muss. Das bedeutet einen Verlust an Demokratie, den wir uns nicht leisten sollten. Andrej Hunko (DIE LINKE): Hartz IV bleibt men- schenunwürdig und verfassungswidrig. Als vermutlich einziger ehemaliger Hartz-IV-Betroffener im Bundestag stimme ich gegen das Ergebnis des Vermittlungsaus- schusses. Das ausgehandelte Ergebnis ist vom Stand- punkt der Erwerbslosen völlig unzureichend. Nach meiner Auffassung sind weder die Vorgaben des Bun- desverfassungsgerichtes erfüllt, noch ist die grundle- gende Problematik von Hartz IV angegangen worden. Mit der Einführung von Hartz IV durch die damalige SPD-Grünen-Regierung ist ein Paradigmenwechsel in der bundesdeutschen Sozial- und Arbeitsmarktpolitik eingeleitet worden. Eine Versicherungsleistung für Be- s w ü te b d E b A lo n s re S h H E ti M s n ä P V ic d a g tä e k A te te E R ti fe A to w s B a a a T V s (C (D chäftigte wurde in ein System übergeführt, das Er- erbslose zu einem bizarren Spießrutenlauf nötigt, um berhaupt die elementarsten Lebensgrundlagen zu erhal- n. Parallel wurde ein drakonisches Sanktionsregime eta- liert, das selbst bei kleinen Verfehlungen zum Entzug er lebensnotwendigen Leistungen führt. Das Ziel und rgebnis dieser „Reform“ waren die Errichtung eines eispiellosen Niedriglohnsektors in Deutschland und das bwälzen des gesellschaftlichen Problems der Arbeits- sigkeit auf die jeweiligen Erwerbslosen. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Berech- ungsgrundlage der Hartz-IV-Regelsätze für verfas- ungswidrig erklärt und damit einem Teil der Kritiken cht gegeben. Der jetzt zwischen den Hartz-IV-Parteien PD, Grüne, CDU und FDP ausgehandelte Kompromiss ebt die Verfassungswidrigkeit nicht auf. Notwendig wäre bis zur völligen Abschaffung von artz IV die sofortige und repressionsfreie Erhöhung der ckregelsätze auf 500 Euro, die Abschaffung des Sank- onsregimes und die Einführung eines gesetzlichen indestlohns von mindestens 10 Euro. Die Zustände in den Jobcentern können nur als Zu- tände bezeichnet werden, „in denen der Mensch ein er- iedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein ver- chtliches Wesen“ ist, um einen bekannten deutschen hilosophen zu zitieren. Daran ändert das Ergebnis des ermittlungsausschusses nichts. Diesen Zuständen kann h meine Zustimmung nicht geben. Katja Kipping (DIE LINKE): Ich erkläre, dass ich ie Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses blehne, weil die Ermittlung der Höhe der Regelleistun- en weder transparent noch nachvollziehbar noch reali- tsgerecht – also nicht verfassungskonform – erfolgte. Es wurden erstens bei der Regelleistungsbestimmung ntgegen den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts eine verdeckten Armen aus der Referenzgruppe zur bleitung der Regelleistung herausgerechnet. Zweitens wurde die Referenzgruppe von den unters- n 20 Prozent der Ein-Personen-Haushalte auf die un- rsten 15 Prozent beschränkt. Dies ist ein willkürlicher ingriff mit dem ausschließlichen Ziel der Senkung der egelleistung. Auf diese Art und Weise wurde eine sta- stische Referenzgruppe aus armen Menschen geschaf- n, die zu einem Fünftel aus Hartz-IV-Beziehenden, ufstockern, besteht und deren durchschnittliches Net- einkommen bei 716 Euro pro Monat liegt. Es wurden drittens bei der Regelleistungsbestimmung illkürliche Abschläge vorgenommen, so werden bei- pielsweise erstmals Tabak und Alkohol nicht mehr als estandteil einer menschenwürdigen Existenzsicherung ngesehen, werden die Kosten für eine Tierhaltung nicht nerkannt, werden Ausgaben für Gaststättenbesuche nur nteilig anerkannt. Damit wird auch deutlich, dass eine eilhabe am gesellschaftlichen Leben – entgegen den orgaben des Bundesverfassungsgerichts – nicht vorge- ehen ist. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10797 (A) ) )(B) Prinzipiell ist festzustellen, dass in keiner Weise dar- gelegt worden ist, ob das der Regelleistungsbestimmung zugrunde gelegte Ausgabeverhalten unterer Einkom- mensgruppen der Bevölkerung zu erkennen gibt, welche Aufwendungen für das menschenwürdige Existenzmini- mum tatsächlich erforderlich sind. Das ist aber ein ver- fassungsrechtliches Erfordernis. Der Regelsatz muss transparent ermittelt werden und ist kein Spielball für Polit-Rambos. Ich lehne die Beschlussempfehlung des Vermittlungs- ausschusses ab, weil mit der festgelegten Regelsatzerhö- hung ein menschenwürdiges Leben und die Teilhabe an der Gesellschaft nicht möglich sind. Sowohl die Bundesregierung als auch die an der Be- stimmung der Regelleistung beteiligten Fraktionen des Deutschen Bundestages verletzen in eklatanter Weise die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts. Die Bestimmung der Regelleistung wurde zum Spiel- ball parteipolitischer Interessen und Kalküle. Die Bürge- rinnen und Bürger in der Bundesrepublik Deutschland erfahren, dass die Interessen der Betroffenen vollkom- men nachrangig sind. Ich appelliere an die Abgeordneten von Bündnis 90/ Die Grünen und von der SPD, mit unserer Fraktion ge- meinsam eine Normenkontrollklage gegen die vorlie- gende Regelleistungsbestimmung beim Bundesverfas- sungsgericht einzureichen. Die heute durchgepeitschte Abstimmung über ein Grundrecht der Menschen in Deutschland ist eine Schande. Ich lehne die Beschlussempfehlung des Ver- mittlungsausschusses ab. Jutta Krellmann (DIE LINKE): Ich lehne das „Ge- setz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Ände- rung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetz- buch (Hartz IV)“ ab. Nicht nur die niedrige Erhöhung der Regelsätze betrachte ich als Verstoß gegen die Men- schenwürde, auch den im Zuge des Gesetzes vereinbar- ten Mindestlohn in der Leiharbeit lehne ich als völlig un- zureichend ab. Um das Lohndumping in der Leiharbeit wirksam zu begrenzen, wäre die Rückkehr zum Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, und zwar vom ers- ten Tag, Minimalbedingung gewesen. Die Zustimmung der SPD zu diesem Ergebnis ist ent- täuschend. Die Forderung eines flächendeckenden ge- setzlichen Mindestlohns und die Forderung nach gleicher Entlohnung wie Stammbelegschaften hat die SPD ein- fach aufgegeben. Im Ergebnis gibt es einen Branchen- mindestlohn für die Leiharbeit, der voraussichtlich im Westen bei 7,79 Euro pro Stunde und im Osten bei 6,89 Euro liegt. Dieser Mindestlohn war bereits von den Tarifparteien vereinbart. Seine Allgemeinverbindlich- keitserklärung beendet das Lohndumping nicht. Er be- grenzt schlichtweg die Ausbeutung nach unten. Das Zweiklassensystem der Löhne im Betrieb bleibt bestehen. Das lukrative Geschäft mit der Leiharbeit als systemati- sches Instrument der Lohndrückerei wird fortgesetzt. n w b P u V H d m g s w u z v z m s d w h n fü tu Z e m s g d B d d d S n s H d re g g K M n d E d z d d K s (C (D Auch die Kompromisse zu den Branchenmindestlöh- en in Weiterbildung und im Wach- und Sicherheitsge- erbe sind enttäuschend: In der Aus- und Weiterbildung eschränkt sich die Protokollnotiz auf eine neuerliche rüfung durch das zuständige Ministerium. Im Wach- nd Sicherheitsgewerbe wird ein bereits eingeleitetes erfahren von der Bundesregierung „unterstützt“. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat für die artz-IV-Betroffenen und für die Beschäftigten im Nie- riglohnbereich und in der Leiharbeit nicht einmal Krü- el übrig. Aus diesen Gründen lehne ich das vorlie- ende Gesetz ab. Katrin Kunert (DIE LINKE): Ich möchte eine per- önliche Erklärung dazu abgeben, weshalb ich dem Ent- urf eines Gesetzes zur Ermittlung von Regelbedarfen nd zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches So- ialgesetzbuch nicht zustimme. Der Gesetzentwurf sieht in § 22 a die Möglichkeit or, in kommunalen Satzungen pauschal zu regeln, bis u welcher Höhe die Kosten der Unterkunft als ange- essen angesehen werden. Das Merkmal der Angemes- enheit bildet das entscheidende Kriterium für die Höhe er Leistungen, die für Unterkunft und Heizung gewährt erden. Wenn nun bei dem Kriterium der Angemessen- eit nicht mehr die Umstände des Einzelfalls, sondern ur noch Pauschalen zugrunde gelegt werden, besteht r die Betroffenen in vielen Fällen die Gefahr von Leis- ngskürzungen im Bereich der Kosten der Unterkunft. um Ausgleich dieser Leistungskürzungen muss dann in Teil des Regelsatzes herangezogen werden. Wenn an bedenkt, dass die Regelbedarfe durch ein verfas- ungswidriges Ermittlungsverfahren künstlich niedrig ehalten werden, kann es in vielen Fällen dazu kommen, ass der von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und ündnis 90/Die Grünen ausgehandelte Kompromiss für ie Betroffenen unterm Strich eine Verschlechterung arstellt. Die Satzungsermächtigung zugunsten der Kommunen arf auch keinesfalls als Stärkung der kommunalen elbstverwaltung missinterpretiert werden. Die Kommu- en leiden derzeit unter dem höchsten Defizit in der Ge- chichte der Bundesrepublik Deutschland. Eine der auptgründe für dieses Defizit besteht gerade darin, ass der Bund den Kommunen bereits seit mehreren Jah- n zahlreiche kostenträchtige soziale Aufgaben übertra- en hat, ohne für eine angemessene Finanzierung zu sor- en. Durch die Satzungsermächtigung wird für ommunen mit angespannter Haushaltslage nun eine öglichkeit eröffnet, die kommunalen Leistungen durch iedrige Pauschalen zu drücken. Im Endeffekt werden ie Haushaltsnöte der Kommunen gegen das physische xistenzminimum der Betroffenen ausgespielt. Durch ie unterschiedliche Finanzlage der Kommunen droht udem ein Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen, er die jetzt schon äußerst problematische Rechtsanwen- ung zusätzlich erschweren wird. Gegen eine Satzungsermächtigung zugunsten der ommunen im Bereich der Kosten der Unterkunft pricht auch, dass es hier um Kosten geht, die gänzlich 10798 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) dem Einfluss der Kommunen sowie der Betroffenen ent- zogen sind. Wenn der von Ihnen vorgestellte Kompromiss schon keine wirkliche Verbesserung für die Betroffenen dar- stellt, sollte er deren Lage wenigstens nicht verschlech- tern. Insbesondere das Recht auf ein physisches Exis- tenzminimum darf nicht beschnitten werden. Sabine Leidig (DIE LINKE): Ich habe mit Nein ge- stimmt, weil dieser würdelose Hartz-IV-Deal demokrati- sche Grundrechte missachtet. Ein menschenwürdiger Regelsatz ist längst überfällig – aber CDU/CSU, FDP und SPD haben die Chance vertan. Nachdem das Bundesverfassungsgericht vor einem Jahr festgestellt hat, dass die Regelsätze – zumindest die für Kinder – grundgesetzwidrig sind, wäre eine politische Umkehr möglich gewesen. In Deutschland ist die Ungleichheit bei den Einkom- men, der Gini-Koeffizient – im Vergleich zu den anderen OECD-Staaten –, in den vergangenen zehn Jahren be- sonders stark gewachsen: Immer mehr immer ärmeren Menschen stehen immer mehr immer reichere gegen- über. Anstatt eine gesellschaftliche Debatte über dieses Problem anzustoßen und den bedürftigen Personen wirk- lich gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, hat die Bundesregierung einen Regelsatz nach Kassenlage, für Erwachsene 364 Euro, systematisch kleingerechnet: Kinder und Jugendliche bekommen statt mehr Geld Gut- scheine – auf Antrag. Das ist diskriminierend, bürokra- tisch und teuer. Auch zukünftig gibt es keine Mindest- löhne und keinen Schutz gegen entwürdigende Arbeit. Leiharbeiter erhalten auch zukünftig keinen gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Das Zweiklassensystem in der Erwerbsarbeit bleibt. Die Abstimmung zur Frage des Existenzminimums, also zu einer Grundrechtefrage, wurde an diesem heuti- gen Freitag durch den Bundestag gepeitscht. Skandalös ist, dass die SPD wider besseres Wissen einer nicht ver- fassungskonformen Regelleistungsbestimmung zustim- men will. Informationen zu den zu beschließenden Regelungen werden den Abgeordneten durch die Bundesregierung vorenthalten. Damit ist den Abgeordneten zur Abstim- mung am Freitag im Bundestag unklar, wieso die 3 Euro Regelleistungserhöhung zum 1. Januar 2012 nicht sofort erfolgt, zuzüglich zu den geplanten 5 Euro, handelt es sich doch um eine Dynamisierung der Regelleistung für die Zeit vom Juli 2009 bis zum Juni 2010. Unklar bleibt, wie die in Zukunft im Eingliederungsetat fehlenden 4 Milliarden Euro finanziert werden sollen. Unklar bleibt, ob für Menschen mit Behinderungen ab dem 25. Lebensjahr im Haushalt Bedürftiger die Regelleis- tung tatsächlich die volle Höhe erreichen soll und nicht nur bei 80 Prozent liegen wird. Von den Spitzen der CDU/CSU, FDP und SPD wird die Demokratie verhöhnt: Sie missachten die Grund- rechte der Bedürftigen und machen die Abgeordneten, d le d e je m tr ti s fe s d L li G V e li H fä fü n n te P D d fo b m d d h m n h s v im ä A s (C (D ie über die Umsetzung eines Grundrechts befinden sol- n, zu Statisten in einem unwürdigen Politiktheater. Cornelia Möhring (DIE LINKE): Ich stimme gegen as Ergebnis des Vermittlungsausschusses, weil Hartz IV ndlich abgeschafft und durch eine Mindestsicherung für de Frau, jeden Mann und jedes Kind ersetzt werden uss. Diese soll für Erwachsene mindestens 500 Euro be- agen und von Gegenleistungen und damit auch Sank- onen frei sein. Außerdem fordere ich ebenso wie meine Fraktion die ofortige Beseitigung der diskriminierenden und frauen- indlichen Bedarfsgemeinschaft. Die jetzt vorliegende Erhöhung des Hartz-IV-Regel- atzes fällt viel zu gering aus und garantiert nicht einmal as Existenzminimum, ganz zu schweigen von einem eben in Würde. Auch 8 Euro mehr verringern weder die gesellschaft- che Ausgrenzung der betroffenen Kinder noch die per esetz verordnete Armut der Erwachsenen. Sie sind eine erhöhnung dieser Menschen. Daran werde ich mich benso wie meine gesamte Fraktion nicht beteiligen. Kornelia Möller (DIE LINKE): Das heute hier vor- egende Ergebnis des Vermittlungsausschusses zu artz IV ist eine Farce und stellt wieder einmal die Un- higkeit der Koalition, aber auch der SPD dar, Politik r Menschen zu machen. Von der Koalition ist man ichts anderes gewohnt und von der SPD leider auch icht. Sie, meine Damen und Herren von der SPD, hät- n hier die Möglichkeit gehabt, zu zeigen, dass Sie Ihre olitik und Ihre aktuellen Forderungen ernst nehmen. ie Chance haben Sie vertan. Trotzdem Sie wissen, dass ie Regelleistungsbestimmung nicht verfassungskon- rm ist, tragen sie diesen faulen Kompromiss mit. – Sie egehen damit Verfassungsbruch! Und Sie verhöhnen it diesem Kompromiss viele Menschen. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum die SPD ie Gelegenheit nicht wahrgenommen hat, ihre Fehler, ie sie mit der Einführung der Hartz-Gesetze begangen at, zu beheben oder wenigstens zu korrigieren: Erstens. Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter hätten zu- indest gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten kön- en. Zweitens. Ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn ätte eingeführt werden können. Drittens. Die Regelsätze hätten zumindest verfas- ungskonform ermittelt werden können. Doch scheinbar sind Ihnen, meine Damen und Herren on der SPD, diese Themen nicht so viel wert, wie Sie mer vorgeben. Ihnen ist nicht an einer wirklichen Ver- nderung und Verbesserung für Hartz-IV-Opfer gelegen. ber in dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht ge- prochen! Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10799 (A) ) )(B) Ich möchte mit einem Zitat enden: Verehrtes Publikum, jetzt kein Verdruss: Wir wissen wohl, das ist kein rechter Schluss. Vorschwebte uns: die goldene Legende. Unter der Hand nahm sie ein bitteres Ende. So Bertolt Brecht in „Der gute Mensch von Sezuan“. Niema Movassat (DIE LINKE): Ich – wie meine ge- samte Fraktion – lehne das Ergebnis des Vermittlungs- ausschusses zu Hartz IV ab. Das Ergebnis ist nicht nur verfassungswidrig, es ist auch ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen. Der Hartz-IV-Regelsatz wird auch nach dem vorge- legten Ergebnis menschenunwürdig niedrig bleiben. Alle Hartz-IV-Parteien haben die statistischen Fälschungen der Arbeitsministerin, also die willkürliche Veränderung der Berechnungsgrundlage, hingenommen. Hier wurde ein Regelsatz nicht nach dem, was notwendig ist, verein- bart, sondern nach Kassenlage. Dass dieses Geschacher um insgesamt 8 Euro mehr als acht Wochen gedauert hat, ist ein Hohn, wenn man bedenkt, dass dieselben Par- teien nur eine Woche gebraucht haben, um 480 Milliar- den Euro zur Verfügung zu stellen, um die Banken zu retten. Die Erhöhung verdient kaum diesen Namen, da sie nicht einmal eine Anpassung an die Preis- und Lohn- entwicklung sowie die Inflation darstellt. Insbesondere die SPD, die heute der Beschlussempfeh- lung zustimmt, hat offensichtlich vor der Wahl in Ham- burg Opposition gespielt und sich in der Hartz-IV-Frage in Szene gesetzt, um nach der Wahl diesen faulen Kom- promiss mitzuentwickeln und mitzutragen. Sie bleibt da- mit der Hartz-IV-Logik voll verhaftet. Dieses Ergebnis macht eine erneute Überprüfung durch das Bundesverfassungsgericht nötig. Die Linke wird sich dafür einsetzen. Hartz IV muss weg. Notwendig ist ein Regelsatz, der wirklich existenzsichernd ist. Dieser muss daher 500 Euro betragen. Um Armutsfestigkeit und Würde für die Betroffenen zu erreichen, braucht es eine sanktions- freie Mindestsicherung. Die Forderung nach einem Min- destlohn von 10 Euro die Stunde bleibt weiterhin ge- nauso berechtigt wie die nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Lohndumping und Leiharbeit als moderne Form der Sklaverei müssen endlich ein Ende haben. Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU): Ich begrüße es, dass nach intensiven Verhandlungen nun ein Kompro- miss zur Neuberechnung der Hartz-IV-Sätze gefunden wurde. Ebenso ist zu begrüßen, dass Bildungsleistungen für bedürftige Kinder und eine deutliche Entlastung der Kommunen durch die schrittweise Übernahme der Al- terssicherung in diesem Paket enthalten sind. Daher stimme ich dem Kompromiss insgesamt zu. Gleichzeitig ist es aus meiner Sicht jedoch wichtig, folgende Punkte deutlich zu machen: Erstens. Insgesamt umfasst das Paket voraussichtlich mehr als 5 Milliarden Euro per annum, die sich aufgrund d e tu w G ru u m lo ti m d p G lu R g Ä s B C v v V z lu K d d n m B k F d u d R z w n g g Z in te G F s (C (D er demografischen Entwicklung möglicherweise noch rhöhen werden. Angesichts der notwendigen Einhal- ng der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse äre jedoch auch eine Einigung über die notwendige egenfinanzierung zwingend gewesen. Zweitens. Es muss klar sein, dass die Gegenfinanzie- ng vorwiegend aus dem Sozialhaushalt kommen muss nd nicht zulasten von Arbeitnehmern und Unterneh- en, zum Beispiel durch eine Erhöhung der Arbeits- senversicherung, gehen darf. Das wäre kontraproduk- v. Drittens. Auch muss klar sein, dass dieser Kompro- iss nicht auf Kosten zukünftiger Investitionen des Bun- es in Bildung, Forschung und Infrastruktur gehen darf. Viertens. Weiterhin darf der jetzt geschlossene Kom- romiss die begonnene Diskussion über eine notwendige emeindefinanzreform nicht aushebeln. Die Verhand- ngen zwischen Bund und Kommunen über strukturelle eformen müssen konstruktiv weitergeführt werden. Aydan Özoğuz (SPD): Am Ende des mehrmonati- en Beratungsprozesses über die Regelbedarfe und die nderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialge- etzbuch bleibt für mich leider festzuhalten, dass die undesregierung und die Koalitionsfraktionen von DU/CSU und FDP nicht bereit waren, auf die vielfach on Fachgremien, von der SPD-Bundestagsfraktion und on einigen Bundesländern geäußerten Bedenken zur erfassungsmäßigkeit des vorgelegten Beschlusses ein- ugehen. Unzweifelhaft konnten durch das Vermitt- ngsergebnis Fortschritte bei der Bildungsteilhabe von indern, bei der Ausweitung von Mindestlöhnen und bei er Entlastung der Kommunen erreicht werden. Nichts- estotrotz habe ich die Befürchtung, dass es bei einer er- euten Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit der Er- ittlung und Festsetzung der Regelbedarfe durch das undesverfassungsgericht zu Beanstandungen kommen önnte. Als Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, rauen und Jugend ist mir besonders die Verbesserung er Bildungsteilhabe von Kindern wichtig, weshalb ich nter Abwägung aller Argumente und trotz meiner Be- enken hinsichtlich der Ermittlung und Festsetzung der egelbedarfe heute dem Gesetz zustimmen werde. Jens Petermann (DIE LINKE): Ich stimme nicht u, weil dieses Gesetz von Anfang an verfassungswidrig ar und auch über 60 Veränderungen seit Inkrafttreten icht zu einer Verbesserung der Lage der Betroffenen eführt haben. Das nunmehr vorgelegte Vermittlungser- ebnis beseitigt den vorliegenden verfassungswidrigen ustand nicht. Alles begann im Sommer 2002. Unter Führung des zwischen rechtskräftig verurteilten Peter Hartz erarbei- te eine von Bundeskanzler Schröder einberufene ruppe eine neue Sozialgesetzgebung. „Fordern und ördern“ hieß das Motto dieser tiefgreifendsten Ein- chnitte in der Geschichte der Bundesrepublik. 10800 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) Im Februar 2010 stellte das Bundesverfassungsge- richt fest, dass das geltende Gesetz nicht verfassungs- konform ist, und verlangte eine Novellierung bis Ende 2010. Da die schwarz-gelbe Regierungskoalition inzwi- schen ihre Mehrheit im Bundesrat verloren hatte, schei- terte der Gesetzentwurf, der nur eine minimale Erhöhung des Regelsatzes um 5 Euro vorsah, in der Länderkam- mer. Der daraufhin angerufene Vermittlungsausschuss bildete eine Arbeitsgruppe, bei der Union, SPD, FDP und Grüne versuchten, die Linke außen vor zu lassen. Da wir in diesem Vorgang eine Verletzung unserer Parla- mentsrechte sahen, hat unsere Fraktion eine einstweilige Anordnung beim Bundesverfassungsgericht beantragt. Auf Druck des Bundesverfassungsgericht musste eine Vertreterin der Linken in die Arbeitsgruppe aufgenom- men werden. Nun saß aber jemand mit am Verhandlungstisch, der die Hartz-Gesetzgebung an sich kritisierte und mit an- hören konnte, welche Deals am Rande geplant waren. Also gründeten die Hartz-IV-Parteien kurzerhand eine extralegale Arbeitsgruppe in der Arbeitsgruppe, die die Linke erneut ausschloss. Dieses Vorgehen verstößt ge- gen die Verfassung. Zu einvernehmlichen Lösungen kam die Verhand- lungsgruppe ohne die ungeliebte Linksfraktion nun doch endlich. Das herausragende Ergebnis liegt heute auf dem Tisch: 5 Euro Erhöhung in diesem Jahr und noch einmal 3 Euro im nächsten. Das ist peinlich! Das ist Hohn! Ein solches Ergebnis hätte es mit unserer Fraktion nie gege- ben. Alternative Berechnungen, die auf Zahlen des Sta- tistischen Bundesamtes beruhen, haben ergeben, dass ein Regelsatz von 392 Euro die absolute Untergrenze für ein Leben in Würde bildet. Die schwarz-gelbe Regierung hat das Existenzminimum also bewusst kleingerechnet und damit einen verfassungswidrigen Entwurf vorgelegt. Es ist erschreckend, wie parteipolitische Kleingeistig- keit das Wohl der betroffenen Menschen missachtet, nur weil im Jahr 2011 sieben Landtagswahlen anstehen. Da wird Wahlkampf auf dem Rücken von Millionen Betrof- fenen geführt. Das Verhandlungsergebnis der Hartz-IV-Koalition entspricht in keiner Weise den Vorgaben des Bundesver- fassungsgerichts. Damit sind die Betroffenen weiterhin gezwungen, ihre Rechte vor den Sozialgerichten unseres Landes zu erstreiten. Diese sind aber dank Hartz IV der- art überlastet, dass die Prozesse sich unnötig in die Länge ziehen, wodurch die Betroffenen noch zusätzlich belastet werden. Ich und meine Fraktion lehnen die Hartz-IV-Regelung ab und werden alle juristischen Möglichkeiten nutzen, um dem im Grundgesetz verankerten Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum Geltung zu ver- schaffen. Richard Pitterle (DIE LINKE): Es war mir nicht möglich, dem ausgehandelten Kompromiss zur Hartz IV zuzustimmen. Die katholische Betriebsseelsorge in mei- nem Wahlkreis organisiert regelmäßig Begegnungen von Bezieherinnen und Beziehern von Hartz-IV-Leistungen m m li m m c v rü ü k d g h w in d m g fü m M ri a tu g v g H k g lu J C n B d E b n g s b re ru s fi v B ru n s h (C (D it den Abgeordneten. Wenn man diese Menschen, die it dem wenigen Geld ihr Leben fristen müssen, persön- ch und nicht nur aus den Statistiken kennt, dann kann an sich vorstellen, wie demütigend es für sie sein uss, wenn sie hören, dass für sie lediglich eine monatli- he Erhöhung um 8 Euro und das noch in zwei Raten orgesehen ist. Obwohl die Arbeitslosigkeit im Kreis Böblingen zu- ckgegangen ist, gibt es viele Frauen und Männer, die ber 50 Jahre alt sind und die auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben, die von einer Umschulung zur an- eren geschoben werden und auf die Hartz-IV-Leistun- en angewiesen sind. Diese Leistungen – auch mit der vorgesehenen Erhö- ung – ermöglichen kein menschenwürdiges Leben. Ob- ohl das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber s Stammbuch geschrieben hatte, dass der Staat den Be- ürftigen eine Teilhabe am soziokulturellen Leben er- öglichen müsse, wird ihr „Kompromiss“ dieser Vor- abe nicht gerecht. Wenn etwa im Pauschbetrag 22 Euro r Mobilität eingeplant sind, reicht es bei uns nicht ein- al für ein Wochenticket für zwei Zonen. Wenn die ehrheit des Parlaments die Vorgaben des höchsten Ge- chts missachtet, ist es ein Skandal. Da ich als Mitglied im Finanzausschuss erlebe, wie ndere Summen bewegt werden, wenn es um die Ret- ng von zockenden Banken geht oder wenn es darum eht, die Steuern für die Hoteliers zu senken mit Steuer- erlusten von 1 Milliarde Euro, halte ich das Verhalten egenüber den Bezieherinnen und Beziehern von artz IV für ungerecht und menschenunwürdig. Daher onnte ich auch nicht zustimmen. Yvonne Ploetz (DIE LINKE): Ich lehne den vorlie- enden Vorschlag zur Neugestaltung der Hartz-IV-Rege- ngen mit äußerstem Nachdruck ab. Der Umgang mit ugendlichen im ALG-II-Bezug macht den skandalösen harakter der Neuregelung besonders deutlich. In mei- er Begründung möchte ich deshalb auf diesen Punkt ezug nehmen. Die Neuberechnung der Hartz-IV-Sätze, ie in den letzten Monaten stattfand, ist unzumutbar. Die rmittlung des neuen Regelsatzes für 14- bis 18-Jährige asiert auf insgesamt nur 168 Haushalten. Auf Basis ei- er solch geringen Stichprobe sind keine validen Aussa- en möglich – das weiß jeder Studierende der Sozialwis- enschaften im ersten Semester! Zudem finden die esonderen Bedarfe junger Menschen bei der Neube- chnung keinerlei Niederschlag. Eine gesunde Ernäh- ng im Wachstum, Mobilität, Ausgaben für Bildung ind auch auf Grundlage der neuen Sätze einfach nicht nanzierbar. Es bleibt dabei: Hartz IV ist und bleibt eine gesetzlich erordnete Armut – auch bei Jugendlichen und auch auf asis der neuen Sätze. Wir brauchen eine soziale Siche- ng, die die Würde sozial Schwächerer sicherstellt und icht verletzt. Ich lehne die Regelung ab, weil mit Hartz IV keine ge- unde Ernährung möglich ist. Ab dem 15. Lebensjahr er- alten Jugendliche im Hartz-IV-Bezug 4,13 Euro für Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10801 (A) ) )(B) Nahrungsmittel. Doch selbst „wenn nur die preiswertes- ten Produkte in ein und derselben Einkaufstätte gekauft werden, reichen die Regelsätze im jugendlichen Alter nicht aus.“ Das bilanzierte das renommierte Forschungs- institut für Kinderernährung in einer durch die Linke in Auftrag gegeben Studie. Das ist der Bundesregierung be- kannt und hat bei der Neuregelung trotzdem keine Be- rücksichtigung gefunden. Dieser Punkt ist ein besonderer Skandal. Soziale Benachteiligung und Armut sind selbst schon in hohem Maße mit gesundheitlichen Belastungen verbunden. Die Hartz-IV-Parteien nehmen zusätzlich in Kauf, dass junge Menschen aufgrund zu geringer finan- zieller Mittel einem erhöhten Krankheitsrisiko ausgesetzt sind, da sie kein Geld für eine gesunde und ausgewogene Ernährung haben, und das, obwohl jeder weiß, dass Ge- sundheit eine zentrale Voraussetzung für die gesellschaft- liche Teilhabe und Selbstbestimmung der Heranwachsen- den ist! Und auch die Kritik im Grundsatz bleibt bestehen. Hartz IV sollte als arbeitsmarktpolitisches Instrument Menschen wieder schnell in Beschäftigung bringen. Die verfestigte Jugendarbeitslosigkeit zeigt, dass dies auch bei Jugendlichen massiv gescheitert ist. 1-Euro-Jobs bringen für Heranwachsende gar nichts, sondern führen nur in eine Sackgasse. Und wer sich dagegen wehrt, wird sanktioniert. Ich lehne diese Regelung ab, weil die un- tragbare Sanktionspraxis des § 31 SGB II durch die Neu- regelung nicht beendet, sondern fortgeschrieben wird. Jugendlichen kann der Regelsatz bei einem „Vergehen“ sofort um 100 Prozent für drei Monate gekürzt werden. Beim zweiten Vergehen betrifft die Streichung auch die Heizkosten und Miete. Diese verfassungsrechtlich hoch- problematischen Regeln wurden durch das Gesetz nicht aufgehoben, obwohl das Bundesverfassungsgericht das Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzmini- mum für „unverfügbar“ erklärt hat. Rund 900 000 junge Menschen waren 2009 auf staatliche Hilfe in Form von Hartz IV angewiesen. Insgesamt wurden in diesem Zeit- raum 78 558 Sanktionen gegen die 15- bis 25-Jährigen ausgesprochen. Mit Meldeversäumnissen beläuft sich die Zahl auf 239 989 – so die Angaben, die ich am 19. November 2010 auf eine schriftliche Frage erhalten habe. Dem Regelsatz von 287 Euro stand ein durch- schnittlicher Sanktionsbetrag von 269 Euro gegenüber. Viele waren auf Lebensmittelgutscheine angewiesen. Allein im Zeitraum von September bis Dezember wur- den 9 927 Gutscheine an Jugendliche ausgegeben. Studien des Deutschen Jugendinstituts zeigen, dass junge Menschen sehr unterschiedlich auf diese Art von Druck und Sanktionen reagieren. Überschuldung im Ju- gendalter ist hier nur eine mögliche Folge neben Armut, Kriminalität, Vertrauensverlust, Perspektivlosigkeit und Krankheit. Sie können sich sicherlich vorstellen, was eine solche – oftmals erste – Erfahrung mit dem Sozial- staat für Auswirkungen haben kann – gerade in einer Zeit, in der junge Menschen Vertrauen in einen Staat und seine demokratische Verfasstheit erlernen sollten. Ich fasse meine Kritik zusammen: Die neue Regelung schreibt – wie die alte – per Gesetz Armut schon seit Jahren systematisch fest, und das mit einem dramati- schen Ergebnis. Die Jugendarmutsquote liegt derzeit bei 1 fü w z g n V v 2 e g s A d z a m te ru re R m te e re is d s k b d b L S ru s ru d li s a T g d b v p s d e A b z g (C (D 9 Prozent, das ist jeder fünfte Jugendliche! Es ist Zeit r eine radikale sozial- und jugendpolitische Kehrt- ende. Ich fordere das Ministerium für Arbeit und So- iales auf, endlich ihre „Jugendverdrossenheit“ abzule- en und jungen Menschen auf ihrem Weg ins Erwachse- ensein die Steine aus dem Weg zu nehmen. Mechthild Rawert (SPD): In einem monatelangen ermittlungsverfahren, welches über die vom Bundes- erfassungsgericht festgelegte Frist bis zum 1. Januar 011 hinausging, haben CDU/CSU und FDP sowie SPD inen vorläufigen Kompromiss gefunden. Das war drin- end notwendig, um die Fristsetzung des Bundesverfas- ungsgerichts nicht noch weiter zu überschreiten, den LG-II-Empfängern und -Empfängerinnen die notwen- ige Erhöhung des Regelsatzes in Kürze tatsächlich aus- ahlen zu können, das Bildungs- und Teilhabepaket für lle bedürftigen Kinder zu starten und die Kommunen it den Kosten für steigende Sozialleistungen nicht wei- r allein zu lassen. Die SPD hat wesentliche Erfolge er- ngen. Dennoch gibt es meinerseits weiterhin verfassungs- chtliche Bedenken hinsichtlich der Berechnung der egelsatzhöhe. Die Errechnung des Regelsatzes genügt einer Meinung nach nach wie vor nicht den geforder- n Kriterien des Bundesverfassungsgerichtsurteils nach iner transparenten, nachvollziehbaren und realitätsge- chten Ermittlung. Die Festlegung der Referenzgruppe t meines Erachtens haushaltspolitisch motiviert. Allein ie CDU/CSU – und FDP – geführte Regierung und die ie tragenden Fraktionen haben die Verfassungsmäßig- eit der Berechnung der Regelsätze zu verantworten. Ich edaure außerordentlich, dass eine Einigung aufgrund er vollständigen Blockade von CDU/CSU und FDP eim Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ für eiharbeitnehmer und Leiharbeitnehmerinnen und tammbelegschaft unmöglich war. Im Kompromisspaket enthalten sind viele Vereinba- ngen, die Berlin als Metropole mit seiner unterdurch- chnittlichen Erwerbsquote von 64,9 Prozent und den nd 590 000 Arbeitslosengeld-Il-Leistungen erhalten- en Menschen, davon rund 178 000 Kinder und Jugend- che, in hohem Maße unmittelbar betreffen und insge- amt einen Fortschritt darstellen. Dazu gehört unter nderem Folgendes: Die Ausweitung des Bildungs- und eilhabepakets auch auf Kinder von Familien mit Wohn- eldansprüchen ist ein wichtiger Schritt für mehr Bil- ungsgerechtigkeit. Die Kostenübernahme für das Bildungs- und Teilha- epaket durch den Bund entlastet alle Kommunen, wo- on Berlin in seiner schwierigen Finanzlage besonders rofitiert. Zu begrüßen ist die vereinbarte Revisionsklau- el, mit der sichergestellt wird, dass die Kommunen die urch die Übertragung des Bildungs- und Teilhabepakets ntstehenden Kosten auch zeitnah erstattet bekommen. uch das nützt Berlin. Die Beschäftigung von Sozialarbeitern und Sozialar- eiterinnen für Kinder und Jugendliche an Schulen in so- ialen Brennpunkten ist in Berlin im Rahmen des Pro- ramms „Soziale Stadt“ bereits erfolgreich erprobt. Da 10802 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) dieses Bundesprogramm durch Schwarz-Gelb nun ge- strichen wurde, ist dies ein wichtiger Teilersatz für die erfolgreiche Weiterführung der Arbeit in schwierigen Berliner Quartieren. Das kostenlose Mittagessen in Schulen, Kitas und nun auch in Horten für bedürftige Kinder ist eine gute Wei- terentwicklung des Berliner Angebots. Das bundesweite Angebot unterstützt die Berliner Bildungs-, Jugendhilfe- und Sozialpolitik. Die schrittweise Übernahme der Kosten der Grund- sicherung im Alter bis 2014 durch den Bund entlastet die Berliner Kommune erheblich, da in Berlin überdurch- schnittlich viele Ältere auf die Altersgrundsicherung an- gewiesen sind, nämlich 57 500 Ende 2009, Tendenz stei- gend. Die Festlegung von Mindestlöhnen für das Wach- und Sicherheitsgewerbe als auch für Beschäftigten der Aus- und Weiterbildung sowie für Beschäftigte in Zeit- und Leiharbeit sowohl in Verleihzeiten als auch in verleih- freien Zeiten schützen Arbeitnehmer und Arbeitnehme- rinnen in Berlin und aus den europäischen Nachbarstaa- ten, wenn die Arbeitnehmerfreizügigkeit in Europa ab 1. Mai 2011 gilt. In Berlin erhalten rund 120 000 Men- schen zusätzliche ALG-Il-Leistungen zu ihren zum Le- bensunterhalt nicht ausreichenden Niedriglöhnen. Aufwandsentschädigungen für Übungsleiter und Übungsleiterinnen, die Arbeitslosengeld II empfangen, werden nun auch zukünftig bis zu 175 Euro monatlich nicht auf den Regelsatz angerechnet. Damit werden die Bemühungen Berlins bei der Förderung ehrenamtlichen Engagements im Rahmen der Sportförderung, die ein wichtiger Bestandteil der lokalen Jugendsozialarbeit ist, weiterhin ermöglicht. Nach starkem Drängen wurde ein Prüfauftrag verein- bart mit dem Ziel, Menschen mit Behinderungen ab dem 25. Lebensjahr den vollen Regelsatz für die Regelbe- darfsgruppe 3 zu gewähren. Die stufenweisen Erhöhungen des Regelsatzes unab- hängig von den notwendigen Anpassungen aufgrund der Preis- und Lohnentwicklung sind immerhin ein erster Schritt. Nach sorgsamer Abwägung entscheide ich mich für die im Kompromiss des Vermittlungsausschusses ausge- handelten Bedingungen und werde zustimmen. Meine oben erläuterten Bedenken gegen den Kompromiss sind allerdings nicht ausgeräumt, und ich begrüße daher aus- drücklich die Ankündigung einiger Sozialverbände, an ihrer Normenkontrollklage festzuhalten. Die Ablehnung der Grünen ist für mich keine Option, weil sie die ausgehandelten Verbesserungen insbeson- dere für Familien mit Kindern weiter verzögern würden. Das ist aber nicht zumutbar. Ich schließe mich mit dieser Haltung der Empfehlung meiner Fraktion an. d z d A s n d fa d s k h 2 s S g d D P L s u n m h ic v R B s p R n m s d m H W ru b z E n g c ta g ü b w g k (C (D Ingrid Remmers (DIE LINKE): Ich stimme gegen en Antrag, weil der Kompromiss der Hartz-IV-Parteien ur Ermittlung der Regelsätze eine Farce ist. Das Bundesverfassungsgericht hatte geurteilt, dass ie frühere Berechnung der ALG-II-Regelsätze nicht mit rt. 1 – Würde des Menschen – und Art. 20 – Sozial- taatsprinzip – des Grundgesetzes zu vereinbaren ist. Die un vorgelegte Berechnung entspricht nicht annähernd iesen Anforderungen und wird deshalb das Bundesver- ssungsgericht erneut beschäftigen. Dasselbe gilt für ie Frage, ob der Vermittlungsausschuss in seiner Zu- ammensetzung, das heißt unter Ausschluss der Linken, orrekt getagt hat. Abgesehen von diesen Verfahrensfehlern ist die Erhö- ung um 5 Euro bzw. insgesamt 8 Euro ab dem 1. Januar 012 weiterhin völlig unzureichend, um einen men- chenwürdigen Lebensstandard zu gewährleisten. Die anktionsmöglichkeiten in Form von Leistungskürzun- en wurden erst gar nicht diskutiert. Dabei bedrohen sie ie Leistungsberechtigten in ihrer materiellen Existenz. as Konstrukt der Bedarfsgemeinschaft greift tief in die ersönlichkeitsrechte zusammenlebender Paare ein, und eistungskürzungen bei Nichtannahme einer Tätigkeit orgen weiter für eine massive Lohnentwicklung nach nten, da sie den Zwang zur Annahme von Niedriglöh- en erhöhen. Deshalb wird es für die Linke weiter heißen: Hartz IV uss weg! Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD): Erstens. Als Be- indertenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion nehme h zur Kenntnis, dass die schwarz-gelbe Koalition die ereinbarte Protokollerklärung „Der Regelsatz für die egelbedarfsstufe 3 wird mit dem Ziel, Menschen mit ehinderungen ab dem 25. Lebensjahr den vollen Regel- atz zu ermöglichen, überprüft“ gänzlich anders inter- retiert als die SPD. Während wir das Ziel des vollen egelsatzes als unumstößlich vereinbart ansehen und ur den Weg dahin überprüfen wollen, Ist das Bundes- inisterium für Arbeit und Soziales, BMAS, der Auffas- ung, dass es in erster Linie um die Ermittlung der Höhe er Bedarfe von Menschen mit Behinderungen, die ge- einsam mit anderen leben, geht, und dass damit die öhe des Regelsatzes weiterhin völlig offen ist. Des eiteren beabsichtigt das BMAS offenbar, eine Ände- ng erst auf Grundlage der Einkommens- und Ver- rauchsstichprobe 2013 vorzunehmen, und damit erst um 1. Januar 2016. Diese Auslegung des vereinbarten rgebnisses sowie die Verzögerung der Ausführung sind icht hinnehmbar. Da zu erwarten ist, dass die schwarz- elbe Koalition weiterhin versuchen wird, die Anglei- hung zu verschleppen, werden wir als SPD-Bundes- gsfraktion das Thema weiterhin kritisch begleiten. Zweitens. In dem Vermittlungsverfahren ist es gelun- en, das sogenannte Bildungs- und Teilhabepaket gegen- ber dem ursprünglichen Gesetzentwurf deutlich zu ver- essern: Es konnte eine soziale Ausweitung erreicht erden, indem auch die Kinder von Wohngeldempfän- ern und -Empfängerinnen dieses in Anspruch nehmen önnen; durch die Änderung in der Trägerschaft vom Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10803 (A) ) )(B) Jobcenter zu den Kommunen und Landkreisen wird da- für gesorgt, dass Bürokratie vermieden und diejenigen mit der Erbringung der Leistungen beauftragt werden, die die Kompetenzen im Bereich der Kinder- und Ju- gendarbeit haben; zudem werden die finanziellen Vo- raussetzungen dafür geschaffen, dass – zuerst einmal bis 2013 befristet – 3 000 zusätzliche Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an Schulen und sozialen Brennpunk- ten sich um Kinder und Jugendliche kümmern können. Für die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets ist eine deutliche Entlastung der Kommunen und Kreise erreicht worden, indem der Bund die Finanzierung der Kosten der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbs- minderung in drei Schritten – 2012: 45 Prozent, 2013: 75 Prozent, 2014: 100 Prozent – bis zum Jahr 2014 voll- ständig übernehmen wird. Bis 2013 erhöht sich zudem die Beteiligung des Bundes an den Kosten der Unter- kunft im SGB II. Drittens. Bei der Schaffung eines einheitlichen gesetz- lichen Mindestlohns sowie der Durchsetzung des Prin- zips „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in der Zeitarbeit, wodurch die Zahl derjenigen, die aufgrund unzureichen- der Löhne ergänzende Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende in Anspruch nehmen müssen, redu- ziert werden sollte, war aufgrund der bornierten Blocka- dehaltung der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP und der von diesen Parteien regierten Bundeslän- dern kein Ergebnis zu erzielen. Damit haben es diese Parteien zu verantworten, dass auch zukünftig der Nie- driglohnsektor durch öffentliche Transferzahlungen fi- nanziert werden muss. Gleichwohl konnte für den Be- reich der Zeitarbeit eine Lohnuntergrenze in Höhe des je- weiligen tariflichen Mindestlohnes erreicht werden; ebenso können zukünftig für die Aus- und Weiterbil- dungsbranche und die Sicherheitsdienstleistungsbranche Mindestlöhne gelten. Viertens. Allerdings ist die Ermittlung und Bemessung der Regelbedarfe im SGB II und SGB XII weiterhin un- befriedigend. Die von der SPD-Bundestagsfraktion in ih- rem Antrag „Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes durch eine transparente Bemessung der Regelsätze und eine Förderung der Teilhabe von Kindern umsetzen“ – Bundestagsdrucksache 17/3648 – formulierten verfas- sungsrechtlichen Bedenken konnten nicht beseitigt wer- den, da die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP, die Bundesregierung und die CDU/CSU-geführten Länder nicht bereit waren, an den zentralen Punkten des vom Bundestag beschlossenen Gesetzes Änderungen vorzunehmen. Die vom Bundesverfassungsgericht in sei- nem Urteil vom 9. Februar 2010 geforderte transparente, nachvollziehbare und realitätsgerechte Ermittlung der Regelbedarfe ist unterblieben; im Gegenteil haben Äuße- rungen aus dem Kreis der Bundesregierung und der Re- gierungskoalition deutlich gemacht, dass die Festsetzung der Regelbedarfe haushaltspolitisch motiviert ist und eben nicht der Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums dient. Damit wird die zentrale Vor- gabe des Bundesverfassungsgerichtes nicht umgesetzt. Es bestehen insbesondere in folgenden Punkten er- hebliche verfassungsrechtliche Bedenken: ri H s e d z z a b G d c d E n d v d A m d M m v s s fä a A u fa z g re p D w d d d a R h la h w m G B D e li s fü d d e (C (D Zirkelschlussproblematik: Das Bundesverfassungsge- cht hat eine eindeutige Vorgabe gemacht, diejenigen aushalte, deren Einkommen unterhalb der Bedarfs- chwellen des SGB II/SGB XII liegt, die aber nicht die ntsprechenden Leistungen in Anspruch nehmen, ver- eckt Arme, bei der Bemessung der Referenzgruppe aus- uschließen. Diese Vorgabe wurde nicht umgesetzt. Un- ulässige Zirkelschlüsse ergeben sich auch dadurch, dass lle Haushalte, die neben den Regelleistungen des SGB II zw. SGB XII weiteres Erwerbseinkommen erzielen, in änze bei den Referenzhaushalten berücksichtigt wer- en, selbst wenn sie nur einen einzigen Euro an zusätzli- hen Einkünften erzielen. Allein die Berücksichtigung erjenigen Aufstocker und Aufstockerinnen, die nur ein inkommen bis zu der Freibetragsgrenze von 100 Euro ach § 30 SGB II beziehen, führt dazu, dass der Regelbe- arf in der Regelbedarfsstufe um 6 Euro geringer ausfällt. Interner Ausgleich: In seinem Urteil hat das Bundes- erfassungsgericht das Statistikmodell, das auf den in er Einkommens- und Verbrauchsstichprobe erfassten usgaben basiert, als eine geeignete Methode zur Er- ittlung der Regelbedarfe bezeichnet. Gleichzeitig hat as Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber die öglichkeit eingeräumt, politische Setzungen vorzuneh- en. Allerdings hat es dabei eine kohärente und nach- ollziehbare Methodenanwendung verlangt und insbe- ondere gefordert, dass die Regelbedarfe so zu ermitteln ind, dass für die Leistungsempfängerinnen und -emp- nger, die in einzelnen Bereichen einen höheren Bedarf ls den durchschnittlich ermittelten haben, ein interner usgleich möglich ist. Diese Anforderungen sind nicht mgesetzt worden, da eine willkürliche und methodisch lsche Herausrechnung von Verbrauchspositionen, so um Beispiel einerseits die Ermittlung der Verkehrsaus- aben auf Grundlage einer Sonderauswertung und ande- rseits die Nichtberücksichtigung einzelner Verbrauchs- ositionen in der Gesamterhebung, stattgefunden hat. as Statistikmodell ist deshalb fehlerhaft angewendet orden. Größe der Referenzgruppe: Nicht nachzuvollziehen ist ie Entscheidung, die Regelbedarfe von Erwachsenen auf er Grundlage der untersten 15 Prozent der Haushalte urchzuführen, und nicht mehr die untersten 20 Prozent ls Referenzgruppe zu betrachten. Die Verkleinerung der eferenzgruppe erklärt sich einzig mit dem Ziel, die An- ebung der Regelbedarfe möglichst gering ausfallen zu ssen. Dabei ist es auch methodisch nicht nachzuvollzie- en, dass für die Ermittlung der Bedarfe von Kindern eiterhin auf die untersten 20 Prozent der Paarhaushalte it Kind abgestellt wird; für diese unterschiedliche röße der Referenzgruppe gibt es keine systematische egründung. Fortschreibung der in der EVS 2008 ermittelten Werte: arüber hinaus wurde der Preisstand der in der EVS 2008 rmittelten Verbrauchsausgaben ursprünglich nur einma- g gemäß dem neu entwickelten Mischindex fortge- chrieben. Die SPD-Bundestagsfraktion und die SPD-ge- hrten Bundesländer konnten in den Verhandlungen urchsetzen, dass nunmehr auch die Veränderungsrate es ersten Halbjahres 2010 berücksichtigt wird. Dennoch rfolgt die so errechnete Erhöhung des Regelbedarfes um 10804 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) 3 Euro in der Regelbedarfsstufe 1 nicht systematisch kor- rekt bereits zum erstmaligen Inkrafttreten der Regelbe- darfe, sondern aufgrund des massiven Widerstandes der Bundesregierung und der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP erst zum 1. Januar 2012. Insgesamt ist festzuhalten, dass die Bundesregierung und die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP zu keiner Zeit bereit waren, auf die von der SPD-Bun- destagsfraktion, den SPD-geführten Bundesländern und der gesamten Fachwelt geäußerten Bedenken einzuge- hen. Es stellt sich daher die Frage der Abwägung, ob der verfassungswidrige Zustand der bisherigen Bemessung der Regelbedarfe fortbestehen soll, oder ob einem Vermitt- lungsergebnis, das zwar mit großen verfassungsrechtlichen Risiken behaftet ist, aber auch große Fortschritte bei der Bildungsteilhabe von Kindern, der Ausweitung von Min- destlöhnen und der Entlastung der Kommunen beinhaltet, zugestimmt werden kann. Dabei wird es unzweifelhaft zu einer Überprüfung der Ermittlung und Festsetzung der Regelbedarfe durch das Bundesverfassungsgericht kom- men, wobei davon auszugehen ist, dass das Bundesver- fassungsgericht die von der Bundesregierung zu verant- wortenden Regelbedarfe erneut beanstanden wird. Allerdings ist durch das Vermittlungsergebnis sicherge- stellt, dass die Bildungsteilhabe von Kindern verbessert wird. Swen Schulz (Spandau) (SPD): In dem Vermitt- lungsverfahren ist es gelungen, das sogenannte Bil- dungs- und Teilhabepaket gegenüber dem ursprüngli- chen Gesetzentwurf deutlich zu verbessern: – Es konnte eine soziale Ausweitung erreicht werden, indem auch die Kinder von Wohngeldempfängern und -empfängerinnen dieses in Anspruch nehmen können; – durch die Änderung in der Trägerschaft vom Jobcen- ter zu den Kommunen und Landkreisen wird dafür gesorgt, dass Bürokratie vermieden und diejenigen mit der Erbringung der Leistungen beauftragt werden, die die Kompetenzen im Bereich der Kinder- und Ju- gendarbeit haben; – zudem werden die finanziellen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass – zuerst einmal bis 2013 befristet – 3 000 zusätzliche Sozialarbeiterinnen und Sozial- arbeiter an Schulen und sozialen Brennpunkten sich um Kinder und Jugendliche kümmern können, – und die Kosten für das Mittagessen auch für Hortkin- der übernommen werden. Für die Umsetzung des „Bildungs- und Teilhabepa- kets“ ist eine deutliche Entlastung der Kommunen und Kreise erreicht worden, indem der Bund die Finanzie- rung der Kosten der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung in drei Schritten, 2012: 45 Prozent, 2013: 75 Prozent, 2014: 100 Prozent, bis zum Jahr 2014 vollständig übernehmen wird. Bis 2013 erhöht sich zu- dem die Beteiligung des Bundes an den Kosten der Un- terkunft im SGB II. M „ d L A w tu u E v d m e M ti c g d A d e (D c B d b ta D v z d a k g n te d h – (C (D Bei der Schaffung eines einheitlichen gesetzlichen indestlohns sowie der Durchsetzung des Prinzips Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in der Zeitarbeit, wo- urch die Zahl derjenigen, die aufgrund unzureichender öhne ergänzende Leistungen der Grundsicherung für rbeitsuchende in Anspruch nehmen müssen, reduziert erden sollte, war aufgrund der bornierten Blockadehal- ng der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP nd der von diesen Parteien regierten Bundesländer kein rgebnis zu erzielen. Damit haben es diese Parteien zu erantworten, dass auch zukünftig der Niedriglohnsektor urch öffentliche Transferzahlungen finanziert werden uss. Gleichwohl konnte für den Bereich der Zeitarbeit ine Lohnuntergrenze in Höhe des jeweiligen tariflichen indestlohnes erreicht werden; ebenso können zukünf- g für die Aus- und Weiterbildungsbranche und die Si- herheitsdienstleistungsbranche Mindestlöhne gelten. Allerdings ist die Ermittlung und Bemessung der Re- elbedarfe im SGB II und SGB XII weiterhin unbefrie- igend. Die von der SPD-Bundestagsfraktion in ihrem ntrag „Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes urch eine transparente Bemessung der Regelsätze und ine Förderung der Teilhabe von Kindern umsetzen“ rucksache 17/3648) formulierten verfassungsrechtli- hen Bedenken konnten nicht beseitigt werden, da die undestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP, die Bun- esregierung und die CDU/CSU-geführten Länder nicht ereit waren, an den zentralen Punkten des vom Bundes- g beschlossenen Gesetzes Änderungen vorzunehmen. ie vom Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil om 9. Februar 2010 geforderte transparente, nachvoll- iehbare und realitätsgerechte Ermittlung der Regelbe- arfe ist unterblieben; im Gegenteil haben Äußerungen us dem Kreis der Bundesregierung und der Regierungs- oalition deutlich gemacht, dass die Festsetzung der Re- elbedarfe haushaltspolitisch motiviert ist und eben icht der Gewährleistung eines menschenwürdigen Exis- nzminimums dient. Damit wird die zentrale Vorgabe es Bundesverfassungsgerichtes nicht umgesetzt. Es bestehen insbesondere in folgenden Punkten er- ebliche verfassungsrechtliche Bedenken: Zirkelschlussproblematik: Das Bundesverfassungsgericht hat eine eindeutige Vorgabe gemacht, diejenigen Haushalte, deren Ein- kommen unterhalb der Bedarfsschwellen des SGB II/ SGB XII liegen, die aber nicht die entsprechenden Leistungen in Anspruch nehmen, verdeckt Arme, bei der Bemessung der Referenzgruppe auszuschließen. Diese Vorgabe wurde nicht umgesetzt. Unzulässige Zirkelschlüsse ergeben sich auch dadurch, dass alle Haushalte, die neben den Regelleistungen des SGB II bzw. SGB XII weiteres Erwerbseinkommen erzielen, in Gänze bei den Referenzhaushalten berücksichtigt werden, selbst wenn sie nur einen einzigen Euro an zusätzlichen Einkünften erzielen. Allein die Berück- sichtigung derjenigen Aufstocker und Aufstockerin- nen, die nur ein Einkommen bis zu der Freibetrags- grenze von 100 Euro nach § 30 SGB II beziehen, führt dazu, dass der Regelbedarf in der Regelbedarfs- stufe um 6 Euro geringer ausfällt. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10805 (A) ) )(B) – Interner Ausgleich: In seinem Urteil hat das Bundesverfassungsgericht das Statistikmodell, das auf den in der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe erfassten Ausgaben basiert, als eine geeignete Methode zur Ermittlung der Regel- bedarfe bezeichnet. Gleichzeitig hat das Bundesver- fassungsgericht dem Gesetzgeber die Möglichkeit eingeräumt, politische Setzungen vorzunehmen. Al- lerdings hat es dabei eine kohärente und nachvoll- ziehbare Methodenanwendung verlangt und insbe- sondere gefordert, dass die Regelbedarfe so zu ermitteln sind, dass für die Leistungsempfängerinnen und -empfänger, die in einzelnen Bereichen einen hö- heren Bedarf als den durchschnittlich ermittelten ha- ben, ein interner Ausgleich möglich ist. Diese Anfor- derungen sind nicht umgesetzt worden, da eine willkürliche und methodisch falsche Herausrechnung von Verbrauchspositionen (so zum Beispiel einerseits die Ermittlung der Verkehrsausgaben auf Grundlage einer Sonderauswertung, und andererseits die Nicht- berücksichtigung einzelner Verbrauchspositionen in der Gesamterhebung) stattgefunden hat. Das Statistik- modell ist deshalb fehlerhaft angewendet worden. – Größe der Referenzgruppe Nicht nachzuvollziehen ist die Entscheidung, die Re- gelbedarfe von Erwachsenen auf der Grundlage der untersten 15 Prozent der Haushalte durchzuführen, und nicht mehr die untersten 20 Prozent als Referenz- gruppe zu betrachten. Die Verkleinerung der Refe- renzgruppe erklärt sich einzig mit dem Ziel, die An- hebung der Regelbedarfe möglichst gering ausfallen zu lassen. Dabei ist es auch methodisch nicht nachzu- vollziehen, dass für die Ermittlung der Bedarfe von Kindern weiterhin auf die untersten 20 Prozent der Paarhaushalte mit Kind abgestellt wird; für diese un- terschiedliche Größe der Referenzgruppe gibt es keine systematische Begründung. – Fortschreibung der in der EVS 2008 ermittelten Werte Darüber hinaus wurde der Preisstand der in der EVS 2008 ermittelten Verbrauchsausgaben ursprünglich nur einmalig gemäß dem neu entwickelten Mischin- dex fortgeschrieben. Die SPD-Bundestagsfraktion und die SPD-geführten Bundesländer konnten in den Verhandlungen durchsetzen, dass nunmehr auch die Veränderungsrate des ersten Halbjahres 2010 berück- sichtigt wird. Dennoch erfolgt die so errechnete Erhö- hung des Regelbedarfes um 3 Euro in der Regelbe- darfsstufe 1 nicht systematisch korrekt bereits zum erstmaligen Inkrafttreten der Regelbedarfe, sondern aufgrund des massiven Widerstandes der Bundesre- gierung und der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP erst zum 1. Januar 2012. Insgesamt ist festzuhalten, dass die Bundesregierung und die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP zu keiner Zeit bereit waren, auf die von der SPD-Bun- destagsfraktion, den SPD-geführten Bundesländern und der gesamten Fachwelt geäußerten Bedenken einzuge- hen. Im Ergebnis stehe ich als Bundestagsabgeordneter vor der Frage, ob ich dem Gesetz aufgrund politischer und v o V A V w d s k a Ü b w s te d u s D d B a w B m B h im s ih D k a s s „ Z ja D w d h L a M tu h C m a L la s k (C (D erfassungsmäßiger Unzulänglichkeiten nicht zustimme, bwohl hinsichtlich Bildungsteilhabe und Mindestlöhne erbesserungen erreicht sind. Letztlich gibt für mich den usschlag, dass ein Scheitern des Gesetzes keinerlei erbesserungen bringen würde. Im Gegenteil würden eder das Bildungspaket noch die Mindestlöhne noch ie – wenn auch zu gering berechneten – neuen Regel- ätze in Kraft gesetzt. Diese ganz lebenspraktische Wir- ung einer Ablehnung des Gesetzes kann ich nicht ver- ntworten. Dabei wird es unzweifelhaft zu einer berprüfung der Ermittlung und Festsetzung der Regel- edarfe durch das Bundesverfassungsgericht kommen, obei davon auszugehen ist, dass das Bundesverfas- ungsgericht die von der Bundesregierung zu verantwor- nden Regelbedarfe erneut beanstanden wird. Es wird ann Aufgabe des Gesetzgebers sein, die Regelsätze neu nd verfassungsfest zu berechnen. Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE): Ich lehne die Be- chlussempfehlung des Vermittlungsausschusses auf rucksache 17/4830 ab, weil damit weder den Anliegen er betroffenen Menschen noch den Forderungen des undesverfassungsgerichtes Rechnung getragen wird. Ich lehne die Beschlussempfehlung des Vermittlungs- usschusses auch stellvertretend für die Behindertenbe- egung und den von mir vertretenen Allgemeinen ehindertenverband in Deutschland „Für Selbstbestim- ung und Würde e. V.“ ab, weil damit Menschen mit ehinderungen noch schlechtergestellt werden als bis- er. Trotz aller Beteuerungen von CDU/ CSU und SPD Bundestag am 11. Februar dieses Jahres wird Men- chen mit Behinderungen ab dem 25. Lebensjahr, die bei ren Eltern leben, der Regelsatz um 73 Euro gekürzt. as hat mit der Umsetzung der UN-Behindertenrechts- onvention nichts zu tun. Ich lehne die Beschlussempfehlung des Vermittlungs- usschusses ab, weil die Koalition und die SPD diese be- chämende Entscheidung nicht zurückgenommen haben, ondern lediglich in einer Protokollerklärung festhalten: Der Regelsatz für die Regelbedarfsstufe 3 wird mit dem iel, Menschen mit Behinderungen ab dem 25. Lebens- hr den vollen Regelsatz zu ermöglichen, überprüft“. as heißt, er wird erst einmal eingeführt und irgend- ann einmal überprüft. Die Erfolgsmeldung der SPD, ass die Kürzung der Regelsätze für Menschen mit Be- inderungen vom Tisch sei, entpuppt sich schon jetzt als üge. Ich lehne die Beschlussempfehlung des Vermittlungs- usschusses ab, weil durch die Nichteinbeziehung von enschen mit Behinderungen und deren Interessenvertre- ngen in dieses Gesetzverfahren klar gegen die UN-Be- indertenrechtskonvention, Art. 4, sowie die von CDU/ SU und FDP in der Koalitionsvereinbarung selbst for- ulierten Ansprüche verstoßen wird. Ich lehne die Beschlussempfehlung des Vermittlungs- usschusses auch als tourismuspolitischer Sprecher der inken ab. In den Regelsätzen sind Mittel für einen Ur- ub nicht vorgesehen. Dies hat Staatssekretär Hinze in einer Antwort auf meine Frage am 6. Oktober 2010 largestellt. Damit verwehrt die Bundesregierung Fami- 10806 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) lien mit Kindern, Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Behinderungen und weiteren Geringverdienern wichtige Möglichkeiten für Erholung, Gesundheitsvor- sorge und Bildung und widerspricht damit eklatant ih- rem eigenen – in den tourismuspolitischen Leitlinien for- mulierten – Ziel der Teilhabe aller Bevölkerungskreise am Tourismus. Zitat: „Menschen mit gesundheitlichen, sozialen oder finanziellen Einschränkungen sollen reisen können.“ Sahra Wagenknecht (DIE LINKE): Hartz IV ist Ar- mut per Gesetz. Daran ändert eine Erhöhung um jäm- merliche fünf Euro mit einem weiteren Aufschlag um drei Euro ab 2012 gar nichts. Dieser Betrag reicht noch nicht mal aus, um den Kaufkraftverlust wettzumachen. Er reicht nicht für ein menschenwürdiges Leben – und erst recht nicht dazu, eine wirkliche Teilhabe an der Ge- sellschaft zu ermöglichen. Doch das war auch nicht Ziel der sogenannten Ver- handlungen im Vermittlungsausschuss, die aufgrund des vernichtenden Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur bisherigen Praxis notwendig wurden. Die beteiligten Parteien waren sich von vornherein darin einig, dass es vor allem darum geht, ein möglichst kostengünstiges Er- gebnis zu erzielen. Da die Linke als grundsätzliche Kri- tikerin der von SPD und Grünen eingeführten Hartz- Gesetzgebung bei den Verhandlungsrunden nur gestört hätte, wurde sie mit Verfahrenstricks ausgeschlossen – ein unglaublicher Vorgang, wenn man Demokratie ernst nimmt. Das Ergebnis der Kungelrunde ist wie erwartet: Die Hartz-IV-Parteien haben deutlich gemacht, dass so- ziale Gerechtigkeit für sie nicht zählt. Während für die Rettung von Banken in Windeseile Milliardenbeträge beschlossen werden, dauerte es ein geschlagenes Jahr bis zur Neuregelung von Hartz IV, die das Bundesverfas- sungsgericht verlangt hatte. Als sogenannter Kompro- miss der wochenlangen Verhandlungen wurde schließ- lich ein Minimalbetrag präsentiert, der auf der manipulierten Rechnung der Bundesregierung zum Re- gelsatz basiert, das Ganze garniert mit einer unprakti- kablen und bürokratischen Gutscheinregelung für Kin- der. Es ist ein Scheinkompromiss, bei dem höchst zweifelhaft ist, ob er vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand haben wird und den die Linke verfassungsrecht- lich überprüfen lassen wird. Einer solchen Regelung werde ich selbstverständlich meine Zustimmung verweigern. Wer ein soziales Gewis- sen hat, darf nicht bei den Ärmsten der Gesellschaft spa- ren, während Banken und Reiche gemästet werden. Die Linke steht für einen grundlegenden Kurswechsel: Wir setzen uns ein für eine andere Arbeitsmarktpolitik und eine Umverteilung des Reichtums von oben nach unten. Das demütigende Hartz-IV-System muss weg! Min- destens aber fordert die Linke einen Regelsatz für Hartz-IV-Beziehende in Höhe von 500 Euro und eine Anhebung der Leistungen für Kinder auf ein bedarfs- deckendes Niveau. Außerdem müssen endlich ein flä- chendeckender Mindestlohn von 10 Euro eingeführt und eine Millionärsteuer erhoben werden. G A s H R g re d lö ta s b d p B ru O w K B s b e R L s s is d U E g s v D A a v te Z la k n d K K K k tr z K s in R w le (C (D Harald Weinberg (DIE LINKE): Es gibt genügend ründe, gegen dieses Gesetz zu stimmen. Viele wichtige rgumente werden in der Debatte sicherlich noch darge- tellt. Für mich persönlich spielt der Zusammenhang von artz IV und Krankenversicherung zudem eine wichtige olle, weil ich mich als Gesundheitspolitiker damit ein- ehend befasst habe. Die an dieser Schnittstelle existie- nden und seit langem kritisierten Probleme sind mit iesem Ergebnis des Vermittlungsausschusses nicht ge- st worden. Erstens betrifft das die Deckungslücke beim Basis- rif in der privaten Krankenversicherung. Hier hatte die ogenannte Große Koalition Anfang 2007 eine Regelung eschlossen, die zum 1. Januar 2009 in Kraft trat. Seit- em müssen sich alle bislang Unversicherten, die der rivaten Krankenversicherung zuzuordnen sind, zum eispiel Selbstständige, bei einer privaten Versiche- ngsgesellschaft melden. Das gilt auch für Hartz-IV- pfer, die vor der Hilfebedürftigkeit privatversichert aren. Um auch diesen Menschen einen „bezahlbaren rankenversicherungsschutz“ zu gewähren, wurde der asistarif ins Leben gerufen. So weit, so gut. Dieser Ba- istarif kostet die Hilfebedürftigen rund 290 Euro. Sie ekommen aber nur rund 130 Euro von den Jobcentern rstattet und müssen folglich rund 160 Euro aus ihrem egelsatz an das Versicherungsunternehmen zahlen. Die inke hat die Bundesregierung schon Ende 2008 auf die- es Problem aufmerksam gemacht und für diesen verfas- ungswidrigen Zustand eine Lösung gefordert. Passiert t seitdem nichts. Die Politik, genauer gesagt die Bun- esregierung und die sie tragenden Koalitionen, also nion und SPD und nun Union und FDP, haben versagt. Ausbügeln musste dies nun das Bundessozialgericht. s hat im Januar 2011 klargestellt, dass die Jobcenter die esamten Krankenversicherungskosten übernehmen müs- en. Hier hätte ich mir innerhalb dieses Gesetzgebungs- erfahrens eine klare und politische Lösung gewünscht. as hat auch der Vermittlungsausschuss nicht geschafft. uch aus diesem Grund lehne ich diesen Gesetzentwurf b. Zweitens sind durch das GKV-Finanzierungsgesetz on Hartz IV betroffene gesetzlich Versicherte benach- iligt worden. In diesem Jahr müssen sie die kompletten usatzbeiträge selbst zahlen, wenn die Kasse das ver- ngt. Bislang gab es eine Härtefallregelung. Danach onnten die Hartz-IV-Behörden die Zusatzbeiträge we- igstens in Härtefällen übernehmen, wenn die Hilfebe- ürftigen in speziellen Behandlungsprogrammen ihrer asse eingeschrieben waren. Das betrifft chronisch ranke Hilfebedürftige, zum Beispiel Diabetiker, deren asse sich speziell um die Versorgung dieser Krankheit ümmert. Erhebt diese Kasse nun zufällig Zusatzbei- äge, dann bleibt den Hilfebedürftigen nur die Wahl wischen Pest und Cholera: Entweder sie wechseln die asse um den Preis, schlechter versorgt zu werden, oder ie zahlen ständig steigende Zusatzbeiträge, die gar nicht dem Hartz-IV-Satz berücksichtigt sind. Auch diese egelung hätte in dem Hartz-IV-Gesetz berücksichtigt erden müssen. Das ist nicht erfolgt, und auch deshalb hne ich dieses Gesetz ab. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10807 (A) ) )(B) Drittens: der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit. Die Bundesregierung hat in der Antwort auf eine Große Anfrage der Linken bestätigt: Gesundheits- zustand und sozialer Status hängen eng zusammen. Das ärmste Fünftel hat eine bis zu zehn Jahre geringere Le- benserwartung als das reichste Fünftel in Deutschland. Zudem haben einige internationale Vergleichsstudien das folgende erstaunliche Ergebnis erbracht: Gleicht man die sozialen Verhältnisse mehr und mehr an, schafft man also mehr Gleichheit, dann profitieren die ärmeren Teile der Gesellschaft zwar gesundheitlich am meisten, aber auch die Reichen profitieren gesundheitlich. Dieses Gesetz kämpft nicht gegen Armut und schafft kein Mehr an Gleichheit, sondern es schreibt die Armutsgesetzge- bung namens Hartz fort. Daher ist es auch unter den Ge- sichtspunkten der Prävention und Gesundheitsförderung abzulehnen, und das werde ich tun. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Bärbel Bas, Gerd Bollmann, Edelgard Bulmahn, Elvira Drobinski-Weiß, Elke Ferner, Angelika Graf (Rosenheim), Michael Hartmann (Wackernheim), Petra Hinz (Essen), Christel Humme, Josip Juratovic, Dr. Bärbel Kofler, Anette Kramme, Angelika Krüger-Leißner, Ute Kumpf, Steffen-Claudio Lemme, Gabriele Lösekrug-Möller, Caren Marks, Katja Mast, Hilde Mattheis, Manfred Nink, Heinz Paula, Dr. Carola Reimann, Karin Roth (Esslingen), Werner Schieder (Weiden), Kerstin Tack und Rüdiger Veit (alle SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) zu dem Gesetz zur Ermittlung von Re- gelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (Zusatzta- gesordnungspunkt 4) In dem Vermittlungsverfahren ist es gelungen, das so- genannte Bildungs- und Teilhabepaket gegenüber dem ursprünglichen Gesetzentwurf deutlich zu verbessern: Es konnte eine soziale Ausweitung erreicht werden, indem auch die Kinder von Wohngeldempfängern und -empfängerinnen dieses in Anspruch nehmen können. Durch die Änderung in der Trägerschaft vom Jobcen- ter zu den Kommunen und Landkreisen wird dafür ge- sorgt, dass Bürokratie vermieden und diejenigen mit der Erbringung der Leistungen beauftragt werden, die die Kompetenzen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit haben. Zudem werden die finanziellen Voraussetzungen da- für geschaffen, dass – zuerst einmal bis 2013 befristet – 3 000 zusätzliche Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an Schulen und sozialen Brennpunkten sich um Kinder und Jugendliche kümmern können. Für die Umsetzung des „Bildungs- und Teilhabe- pakets“ ist eine deutliche Entlastung der Kommunen und K ru E 2 2 z U M „ d L A w h F k z s w Z ta n u g g d A d e B s d F L v v s re d Ä R z u d V s h ri H s e d a U d S (C (D reise erreicht worden, indem der Bund die Finanzie- ng der Kosten der Grundsicherung im Alter und bei rwerbsminderung in drei Schritten – 2012: 45 Prozent, 013: 75 Prozent, 2014: 100 Prozent – bis zum Jahr 014 vollständig übernehmen wird. Bis 2013 erhöht sich udem die Beteiligung des Bundes an den Kosten der nterkunft im SGB II. Bei der Schaffung eines einheitlichen gesetzlichen indestlohns sowie der Durchsetzung des Prinzips Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in der Zeitarbeit, wo- urch die Zahl derjenigen, die aufgrund unzureichender öhne ergänzende Leistungen der Grundsicherung für rbeitsuchende in Anspruch nehmen müssen, reduziert erden sollte, war aufgrund der bornierten Blockade- altung der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und DP und der von diesen Parteien regierten Bundesländer ein Ergebnis zu erzielen. Damit haben es diese Parteien u verantworten, dass auch zukünftig der Niedriglohn- ektor durch öffentliche Transferzahlungen finanziert erden muss. Gleichwohl konnte für den Bereich der eitarbeit eine Lohnuntergrenze in Höhe des jeweiligen riflichen Mindestlohnes erreicht werden; ebenso kön- en zukünftig für die Aus- und Weiterbildungsbranche nd die Sicherheitsdienstleistungsbranche Mindestlöhne elten. Allerdings ist die Ermittlung und Bemessung der Re- elbedarfe im SGB II und SGB XII weiterhin unbefrie- igend. Die von der SPD-Bundestagsfraktion in ihrem ntrag „Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes urch eine transparente Bemessung der Regelsätze und ine Förderung der Teilhabe von Kindern umsetzen“, undestagsdrucksache 17/3648, formulierten verfas- ungsrechtlichen Bedenken konnten nicht beseitigt wer- en, da die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und DP, die Bundesregierung und die CDU/CSU-geführten änder nicht bereit waren, an den zentralen Punkten des om Bundestag beschlossenen Gesetzes Änderungen orzunehmen. Die vom Bundesverfassungsgericht in einem Urteil vom 9. Februar 2010 geforderte transpa- nte, nachvollziehbare und realitätsgerechte Ermittlung er Regelbedarfe ist unterblieben; im Gegenteil haben ußerungen aus dem Kreis der Bundesregierung und der egierungskoalition deutlich gemacht, dass die Festset- ung der Regelbedarfe haushaltspolitisch motiviert ist nd eben nicht der Gewährleistung eines menschenwür- igen Existenzminimums dient. Damit wird die zentrale orgabe des Bundesverfassungsgerichtes nicht umge- etzt. Es bestehen insbesondere in folgenden Punkten er- ebliche verfassungsrechtliche Bedenken: Zirkelschlussproblematik: Das Bundesverfassungsge- cht hat eine eindeutige Vorgabe gemacht, diejenigen aushalte, deren Einkommen unterhalb der Bedarfs- chwellen des SGB II/SGB XII liegt, die aber nicht die ntsprechenden Leistungen in Anspruch nehmen – ver- eckt Arme –, bei der Bemessung der Referenzgruppe uszuschließen. Diese Vorgabe wurde nicht umgesetzt. nzulässige Zirkelschlüsse ergeben sich auch dadurch, ass alle Haushalte, die neben den Regelleistungen des GB II bzw. SGB XII weiteres Erwerbseinkommen er- 10808 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) zielen, in Gänze bei den Referenzhaushalten berücksich- tigt werden, selbst wenn sie nur einen einzigen Euro an zusätzlichen Einkünften erzielen. Allein die Berücksich- tigung derjenigen „Aufstocker“ und „Aufstockerinnen“, die nur ein Einkommen bis zu der Freibetragsgrenze von 100 Euro nach § 30 SGB II beziehen, führt dazu, dass der Regelbedarf in der Regelbedarfsstufe um 6 Euro ge- ringer ausfällt. Interner Ausgleich: In seinem Urteil hat das Bundes- verfassungsgericht das Statistikmodell, das auf den in der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe erfassten Ausgaben basiert, als eine geeignete Methode zur Er- mittlung der Regelbedarfe bezeichnet. Gleichzeitig hat das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber die Möglichkeit eingeräumt, politische Setzungen vorzuneh- men. Allerdings hat es dabei eine kohärente und nach- vollziehbare Methodenanwendung verlangt und insbe- sondere gefordert, dass die Regelbedarfe so zu ermitteln sind, dass für die Leistungsempfängerinnen und -emp- fänger, die in einzelnen Bereichen einen höheren Bedarf als den durchschnittlich ermittelten haben, ein interner Ausgleich möglich ist. Diese Anforderungen sind nicht umgesetzt worden, da eine willkürliche und methodisch falsche Herausrechnung von Verbrauchspositionen – so zum Beispiel einerseits die Ermittlung der Verkehrsaus- gaben auf Grundlage einer Sonderauswertung und ande- rerseits die Nichtberücksichtigung einzelner Verbrauchs- positionen in der Gesamterhebung – stattgefunden hat. Das Statistikmodell ist deshalb fehlerhaft angewendet worden. Größe der Referenzgruppe: Nicht nachzuvollziehen ist die Entscheidung, die Regelbedarfe von Erwachsenen auf der Grundlage der untersten 15 Prozent der Haus- halte durchzuführen und nicht mehr die untersten 20 Prozent als Referenzgruppe zu betrachten. Die Ver- kleinerung der Referenzgruppe erklärt sich einzig mit dem Ziel, die Anhebung der Regelbedarfe möglichst ge- ring ausfallen zu lassen. Dabei ist es auch methodisch nicht nachzuvollziehen, dass für die Ermittlung der Be- darfe von Kindern weiterhin auf die untersten 20 Prozent der Paarhaushalte mit Kind abgestellt wird; für diese un- terschiedliche Größe der Referenzgruppe gibt es keine systematische Begründung. Fortschreibung der in der EVS 2008 ermittelten Werte: Darüber hinaus wurde der Preisstand der in der EVS 2008 ermittelten Verbrauchsausgaben ursprünglich nur einmalig gemäß dem neu entwickelten „Mischindex“ fortgeschrieben. Die SPD-Bundestagsfraktion und die SPD-geführten Bundesländer konnten in den Verhand- lungen durchsetzen, dass nunmehr auch die Verände- rungsrate des ersten Halbjahres 2010 berücksichtigt wird. Dennoch erfolgt die so errechnete Erhöhung des Regelbedarfes um 3 Euro in der Regelbedarfsstufe 1 nicht systematisch korrekt bereits zum erstmaligen In- krafttreten der Regelbedarfe, sondern aufgrund des mas- siven Widerstandes der Bundesregierung und der Bun- destagsfraktionen von CDU/CSU und FDP erst zum 1. Januar 2012. Insgesamt ist festzuhalten, dass die Bundesregierung und die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP z d d h v d m re s A K w lu d h B n lu v d s d e A K s d s d B w s 1 w g fe N b te le s d g z w b (C (D u keiner Zeit bereit waren, auf die von der SPD-Bun- estagsfraktion, den SPD-geführten Bundesländern und er gesamten Fachwelt geäußerten Bedenken einzuge- en. Es stellt sich daher die Frage der Abwägung, ob der erfassungswidrige Zustand der bisherigen Bemessung er Regelbedarfe fortbestehen soll oder ob einem Ver- ittlungsergebnis, das zwar mit großen verfassungs- chtlichen Risiken behaftet ist, aber auch große Fort- chritte bei der Bildungsteilhabe von Kindern, der usweitung von Mindestlöhnen und der Entlastung der ommunen beinhaltet, zugestimmt werden kann. Dabei ird es unzweifelhaft zu einer Überprüfung der Ermitt- ng und Festsetzung der Regelbedarfe durch das Bun- esverfassungsgericht kommen, wobei davon auszuge- en ist, dass das Bundesverfassungsgericht die von der undesregierung zu verantwortenden Regelbedarfe er- eut beanstanden wird. Allerdings ist durch das Vermitt- ngsergebnis sichergestellt, dass die Bildungsteilhabe on Kindern verbessert wird. In Würdigung des Gesamtergebnisses werden wir em Vermittlungsergebnis zustimmen, wobei wir hin- ichtlich der Ermittlung und Festsetzung der Regelbe- arfe unsere verfassungsrechtlichen Bedenken aufrecht- rhalten. nlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Steinkohlefinanzierungsgesetzes (93. Sitzung, Tagesordnungspunkt 16) Dieter Jasper (CDU/CSU): Die christlich-liberale oalition hat sich darauf verständigt, die Revisionsklau- el aus dem Steinkohlefinanzierungsgesetz zu streichen, a sie im Widerspruch zum Vorschlag der EU-Kommis- ion für eine neue Steinkohlebeihilferegelung steht, in er die endgültige Stilllegung nicht wettbewerbsfähiger ergwerke geregelt wird. Der entsprechende Gesetzent- urf wurde vom Kabinett am 17. November 2010 be- chlossen. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 1. Februar 2011 entschieden, gegen diesen Gesetzent- urf keine Einwendungen zu erheben. Von dieser Entscheidung sind insbesondere die Bür- erinnen und Bürger in meinem Wahlkreis direkt betrof- n. Dieser Wahlkreis befindet sich im Münsterland in ordrhein-Westfalen. Er umfasst das gesamte Tecklen- urger Land sowie die Emsgemeinden Greven, Emsdet- n und Saerbeck. In Ibbenbüren im Tecklenburger Land liegt eine der tzten Steinkohlezechen in Deutschland. Hier wird chon seit langer Zeit hochwertige Anthrazitkohle geför- ert. Diese wird zu einem großen Teil im direkt anlie- enden hocheffizienten Kohlekraftwerk verfeuert und um anderen Teil für den regionalen Wärmemarkt ver- endet. Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Berg- aus für die Stadt Ibbenbüren und die umliegenden Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10809 (A) ) )(B) Bergbaugemeinden Mettingen, Recke, Hopsten, Hörstel und Westerkappeln ist enorm. In der Bevölkerung und über alle gesellschaftlichen Gruppierungen hinweg herrscht eine hohe Akzeptanz. Im Bergbau sind derzeit direkt über 2 300 Menschen beschäftigt, im Bereich der Zulieferbetriebe sind im Laufe der Zeit mehrere Tausend Arbeitsplätze entstan- den. Auch im Bereich der Ausbildung leistet die Zeche ganz hervorragende und unverzichtbare Arbeit. Eine meiner Grundaussagen im Wahlkampf 2009 war, dass ich mich mit ganzer Kraft für den Erhalt des Stein- kohlenbergbaus gerade in unserer Region einsetzen werde. An dieses Versprechen habe ich mich gehalten und gemeinsam mit vielen Akteuren aus unserer Region und der Bundesregierung für den Erhalt des subventio- nierten Steinkohlenbergbaus in Deutschland gekämpft, als die EU-Kommission vorgeschlagen hat, den Ausstieg aus dem Steinkohlenbergbau bereits für das Jahr 2014 vorzusehen. Dieser Beschluss hat in meiner Heimatregion zu gro- ßen Irritationen und Verunsicherungen geführt. Der zwi- schen allen Beteiligten mühsam gefundene Kompro- miss, den Steinkohlenbergbau bis zum Jahr 2018 sozialverträglich zu beenden, sollte auf einmal nicht mehr gelten. Betriebsbedingte Kündigungen standen im Raum. Diese Situation konnten die Menschen im Tecklen- burger Land zu Recht nicht verstehen. Die Verlässlich- keit und die Glaubwürdigkeit politischer Entscheidun- gen standen auf dem Spiel. Schon sehr frühzeitig habe ich mich damals an unsere Kanzlerin Frau Dr. Angela Merkel mit der Bitte um Un- terstützung gewandt. Die Bundeskanzlerin hat ihre Hilfe zugesagt und sich in den folgenden Wochen und Monaten als Fels in der Brandung erwiesen und sich auf nationaler und europäi- scher Ebene nachhaltig und unbeirrbar für den Erhalt der ursprünglichen Regelung des Steinkohlefinanzierungs- gesetzes eingesetzt. Besondere Unterstützung haben wir auch durch den Chef des Bundeskanzleramtes, Ronald Pofalla, und den Parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministe- rium, Peter Hintze, erfahren. Insbesondere durch ihre unermüdliche Arbeit auf europäischer Ebene konnte in letzter Konsequenz erreicht werden, dass der Vorschlag der EU-Kommission im Hinblick auf einen Ausstieg im Jahr 2014 revidiert wurde. Das war ein wirklich seltener und bemerkenswerter Vorgang. Der Ausstieg aus dem Steinkohlebergbau in Deutschland und in meiner Hei- matregion kann jetzt sozialverträglich gestaltet werden. Kein Bergmann fällt ins Bergfreie. Das ist die gute Nachricht, und ich möchte allen Beteiligten ausdrücklich für ihren enormen Einsatz danken. Leider gab es aber auch zwei bittere Pillen zu schlu- cken. Zum einen müssen die gewährten Beihilfen schneller als ursprünglich geplant zurückgezahlt werden. H s s R T z h k s s w A g b s W b e e D n A s b R s m e le n n d e D g v n n H a n V A u A d tr w G (C (D ier besteht aber die Hoffnung, dass sich dies durch zu- ätzliche Anstrengungen und Bemühungen vor Ort reali- ieren lässt. Weit problematischer ist der Wegfall der sogenannten evisionsklausel. Hier ist gerade unser Standort im ecklenburger Land betroffen. Die EU-Kommission hat ur Voraussetzung der Revidierung ihres Beschlusses insichtlich eines vorzeitigen Ausstiegs aus dem Stein- ohlebergbau gemacht, dass die Stilllegung der deut- chen Bergbaubetriebe unumkehrbar sein muss. Aus die- em Grund musste von deutscher Seite zugestanden erden, dass die im Jahr 2012 geplante Überprüfung des usstiegsbeschlusses aus dem Steinkohlefinanzierungs- esetz nicht mehr durchgeführt wird. Viele Bergleute ha- en aber ihre Hoffnung auf diese Revisionsklausel ge- etzt, wie realistisch das auch immer gewesen sein mag. Nach heutigem Stand würde eine Überprüfung der ettbewerbsfähigkeit des deutschen Steinkohlenberg- aus wahrscheinlich zu keinem anderen Ergebnis als vor inigen Jahren führen; dennoch wäre das noch immer ine, wenn auch geringe, Chance für den Bergbau in eutschland und bei uns gewesen. Diese Chance gibt es un nicht mehr. Der von der EU geforderte endgültige usstieg wird unumkehrbar. Das wichtigste Ziel eines ozialverträglichen Ausstiegs aus dem Steinkohlenberg- au ist jedoch erreicht worden. Der von mir gewünschte und propagierte Erhalt der evisionsklausel ist nicht gelungen. In dem Bewusst- ein, dass das Mögliche erreicht worden ist, fühle ich ich dennoch an mein Versprechen gebunden und werde inem Streichen der Revisionsklausel aus dem Steinkoh- finanzierungsgesetz nicht zustimmen. Es ist aber nicht ur das Einlösen dieses Versprechens, das meine Ableh- ung des Gesetzes begründet. Ich möchte auch meiner tiefen Überzeugung Aus- ruck verleihen, dass es meines Erachtens ein Fehler ist, ine der letzten nationalen Energiereserven, die wir in eutschland haben, aufzugeben. Bei aller wünschenswerten Förderung alternativer, re- enerativer Energieträger halte ich es für fahrlässig, die orhandenen fossilen Energieträger wie die Steinkohle icht weiter zu nutzen. Für mich ist ein Energiemix anzustreben, der nicht ur sauber, sondern auch sicher und bezahlbar ist. ierzu könnte die Steinkohle, gerade die Anthrazitkohle us Ibbenbüren, einen guten Beitrag leisten. Trotz meiner grundsätzlichen Bedenken möchte ich och einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich die erlässlichkeit unserer Kanzlerin und die konsequente rbeit der Regierungsmitarbeiter sehr zu würdigen weiß nd meine Ablehnung des Gesetzes keine Kritik an ihrer rbeit ist. Im Gegenteil: Mir ist bewusst, dass ohne iese Unterstützung das wichtigste Ziel eines sozialver- äglichen Ausstiegs bis zum Jahr 2018 niemals erreicht orden wäre. Dennoch werde ich aus den genannten ründen das Gesetz in der vorliegenden Form ablehnen. 10810 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) ) )(B) Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 879. Sitzung am 11. Fe- bruar 2011 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Umsetzung der Zweiten E-Geld-Richt- linie – Gesetz zur Änderung des Energiesteuer- und des Stromsteuergesetzes Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung erneut, in das Energiesteuergesetz zu Gunsten einer klima- und umweltfreundlichen Versorgung eine Regelung zur steuerlichen Entlastung von Fernwärme aufzuneh- men. Begründung: Die Fernwärme leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der Klima- und Umweltziele Deutsch- lands. Insbesondere in Verbindung mit der Kraft- Wärme-Kopplung (KWK) sowie bei der Nutzung von Abwärme bietet sie eine hocheffiziente Verwen- dung regenerativer und fossiler Energieträger sowie die Nutzung erneuerbarer Energien für Ballungs- räume, die ein relativ begrenztes Dachpotenzial und eingeschränkte Möglichkeiten für die Nutzung von Wärmepumpen auf der Basis von Erd- oder Umwelt- wärme aufweisen. Darüber hinaus reduzieren mo- derne hocheffiziente Fernwärmeanlagen im Ver- gleich zu Einzelheizungen die Bildung von Feinstaub und luftgetragenen Schadstoffen und tragen somit zu einer Verbesserung der Luftqualität in städtischen Verdichtungsräumen bei. Eine steuerliche Entlastung der Fernwärme im Ener- giesteuergesetz ist wichtig und notwendig, um das von der Bundesregierung gesetzte Ziel, den KWK- Anteil an der gesamten Stromerzeugung bis 2020 auf 25 Prozent zu erhöhen, nicht zu gefährden. Neben KWK-Anlagen sind Heizwerke ein wichtiger und notwendiger Bestandteil in den meisten Fern- wärmenetzen. Sie gewährleisten nicht nur die effi- ziente Abdeckung von Bedarfsspitzen, sondern auch den ökologisch und ökonomisch sinnvollen Ausbau von Wärmenetzen. Die an die Fernwärmenetze angeschlossenen Heiz- systeme unterliegen in der Regel dem Emissionshan- del und treten auf dem Wärmemarkt in Konkurrenz mit anderen Heizlösungen, die nicht am Emissions- handel teilnehmen, sodass keine vergleichbaren Aus- gangsbedingungen auf dem Wärmemarkt bestehen. Durch die steuerliche Entlastung könnten bestehende Wettbewerbsnachteile zu Gunsten der Fernwärme – – – – – – – – (C (D abgebaut und ein Beitrag zur Vermeidung der Steige- rung der Mietnebenkosten geleistet werden. Zweites Gesetz zur Änderung der Vorschriften zum begünstigten Flächenerwerb nach § 3 des Aus- gleichsleistungsgesetzes und der Flächenerwerbsver- ordnung (Zweites Flächenerwerbsänderungsge- setz – 2. FlErwÄndG) Gesetz zur Anpassung des deutschen Rechts an die Verordnung (EG) Nr. 380/2008 des Rates vom 18. April 2008 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1030/2002 zur einheitlichen Gestaltung des Aufenthaltstitels für Drittstaatenangehörige Gesetz zu dem Zusatzprotokoll vom 28. Januar 2003 zum Übereinkommen des Europarats vom 23. November 2001 über Computerkriminalität betreffend die Kriminalisierung mittels Compu- tersystemen begangener Handlungen rassisti- scher und fremdenfeindlicher Art Gesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses 2008/913/Jl des Rates vom 28. November 2008 zur strafrechtlichen Bekämpfung bestimmter Formen und Ausdrucksweisen von Rassismus und Frem- denfeindlichkeit und zur Umsetzung des Zusatz- protokolls vom 28. Januar 2003 zum Überein- kommen des Europarats vom 23. November 2001 über Computerkriminalität betreffend die Krimi- nalisierung mittels Computersystemen begange- ner Handlungen rassistischer und fremdenfeindli- cher Art Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Ein- setzung eines Nationalen Normenkontrollrates Gesetz zur Neuregelung des Post- und Telekommu- nikationssicherstellungsrechts und zur Änderung telekommunikationsrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie im Eichgesetz sowie im Geräte- und Produktsi- cherheitsgesetz und zur Änderung des Verwal- tungskostengesetzes, des Energiewirtschaftsgeset- zes und des Energieleitungsausbaugesetzes Gesetz zu dem Protokoll vom 23. Juni 2010 zur Änderung des Protokolls über die Übergangsbe- stimmungen, das dem Vertrag über die Europäi- sche Union, dem Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union und dem Vertrag zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft beigefügt ist Der Bundesrat stellt fest, dass das Gesetz gemäß Ar- tikel 23 Absatz 1 des Grundgesetzes seiner Zustim- mung bedarf. Begründung: Wie das Bundesverfassungsgericht in seinem Lissa- bon-Urteil (Urteil des Zweiten Senats vom 30. Juni 2009, 2 BvE 2/08, 2 BvE 5/08, 2 BvR 1010/08, 2 BvR 1022/08, 2 BvR 1259/08, 2 BvR 182/09, Rn. 243) festgestellt hat, gilt für die europäische Integration der besondere Gesetzesvorbehalt des Artikels 23 Absatz 1 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 10811 (A) ) )(B) Satz 2 und ggf. Satz 3 GG, wonach Hoheitsrechte nur durch Gesetz und mit Zustimmung des Bundesrates übertragen werden können. Dieser Gesetzesvorbehalt ist „zur Wahrung der Integrationsverantwortung und zum Schutz des Verfassungsgefüges so auszulegen, dass jede Veränderung der textlichen Grundlagen des europäischen Primärrechts erfasst wird. Die Gesetz- gebungsorgane des Bundes betätigen somit auch bei vereinfachten Änderungsverfahren oder Vertragsab- rundungen, bei bereits angelegten, aber der Konkreti- sierung durch weitere Rechtsakte bedürftigen Zustän- digkeitsveränderungen und bei Änderung der Vorschriften, die Entscheidungsverfahren betreffen, ihre dem Ratifikationsverfahren vergleichbare politi- sche Verantwortung. Dabei bleibt ein der Ratifikati- onslage entsprechender Rechtsschutz gewahrt.“ Wenn der besondere Gesetzesvorbehalt des Artikels 23 Absatz 1 GG, wie auch im Integrationsverantwor- tungsgesetz klargestellt, schon bei vereinfachten und besonderen Vertragsänderungsverfahren, der Anwen- dung von Brückenklauseln oder der Flexibilitätsklau- sel Anwendung findet, so muss dies erst recht bei Vertragsänderungen im ordentlichen Änderungsver- fahren nach Artikel 48 Absatz 2 bis 4 EUV wie hier gelten. - Gesetz zu dem Änderungsprotokoll vom 25. Mai 2010 zum Abkommen vom 17. Oktober 1962 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und Ir- land zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung bei den Steuern vom Einkommen und vom Vermögen so- wie der Gewerbesteuer - Gesetz zu dem Abkommen vom 29. März 2010 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und St. Vincent und die Grenadinen über die Unter- stützung in Steuer- und Steuerstrafsachen durch Informationsaustausch - Gesetz zu dem Abkommen vom 7. Juni 2010 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und St. Lucia über den Informationsaustausch in Steuer- sachen - Gesetz zu dem Protokoll vom 17. Juni 2010 zur Änderung des Abkommens vom 8. März 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Malta zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen - Gesetz zu dem Übereinkommen des Europarats vom 16. Mai 2005 zur Verhütung des Terrorismus - Gesetz zu dem Europa-Mittelmeer-Luftverkehrsab- kommen vom 12. Dezember 2006 zwischen der Euro- päischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten ei- nerseits und dem Königreich Marokko andererseits (Vertragsgesetz Europa-Mittelmeer-Luftverkehrs- abkommen – Euromed LuftvAbkG-Marok) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Naturlandschaft Senne er- h p 1 m d n m U n (C (D alten – Beteiligungsrechte beim Ausbau des Trup- enübungsplatzes gewährleisten auf Drucksache 7/2483 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Achtzehntes Hauptgutachten der Monopolkommission 2008/2009 – Drucksachen 17/2600, 17/2971 Nr. 1.6 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2010/11 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – Drucksache 17/3700 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Achtzehntes Hauptgutachten der Monopolkommission 2008/2009 – Drucksache 17/2600 – hier: Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 17/4305, 17/4499 Nr. 1.8 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahreswirtschaftsbericht 2011 der Bundesregierung – Drucksache 17/4450 – Ausschuss Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zwischenbericht der Bundesregierung über die Verbes- serung von Infrastruktur und Marketing für den Was- sertourismus in Deutschland – Drucksachen 17/2538, 17/2971 Nr. 1.4 – Petitionsausschuss – Bericht gemäß § 56a GO-BT des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Technikfolgenabschätzung (TA) Öffentliche elektronische Petitionen und bürgerschaftli- che Teilhabe – Drucksachen 16/12509, 17/591 Nr. 1.8 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden nionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- er Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/4509 Nr. A.2 EuB-BReg 129/2010 Drucksache 17/4509 Nr. A.3 EuB-BReg 134/2010 Drucksache 17/4509 Nr. A.4 EuB-EP 2095; P7_TA-PROV(2010)0419 Drucksache 17/4598 Nr. A.2 EuB-EP 2117; P7_TA-PROV(2011)0490 10812 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 (A) (C) V Rechtsausschuss Drucksache 17/3955 Nr. A.3 Ratsdokument 15319/10 Finanzausschuss Drucksache 17/4509 Nr. A.11 Ratsdokument 17849/10 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/4509 Nr. A.17 Ratsdokument 17296/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.18 Ratsdokument 17565/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.19 Ratsdokument 17678/10 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/1492 Nr. A.27 EuB-EP 2013; P7_TA-PROV(2010)0039 Drucksache 17/1821 Nr. A.10 EuB-EP 2015; P7_TA-PROV(2010)0046 Drucksache 17/2580 Nr. A.9 EuB-EP 2045; P7_TA-PROV(2010)0182 Verteidigungsausschuss Drucksache 17/2071 Nr. A.27 Ratsdokument 8443/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.28 Ratsdokument 8585/10 Drucksache 17/2994 Nr. A.47 EuB-EP 2065; P7_TA-PROV(2010)0285 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/790 Nr. 1.40 Ratsdokument 17559/08 Drucksache 17/1492 Nr. A.30 Ratsdokument 8898/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.31 EuB-EP 2010; P7_TA-PROV(2010)0019 Drucksache 17/1492 Nr. A.32 Ratsdokument 7438/10 Drucksache 17/2224 Nr. A.7 Ratsdokument 9955/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.30 Ratsdokument 10230/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.31 Ratsdokument 10554/10 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/3791 Nr. A.18 EuB-EP 2071; P7_TA-PROV(2010)0310 Drucksache 17/3791 Nr. A.19 EuB-EP 2075; P7_TA-PROV(2010)0350 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/4338 Nr. A.19 Ratsdokument 16146/10 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 17/2408 Nr. A.35 EuB-EP 2029; P7_TA-PROV(2010)0129 Offsetdrucker ertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln (D (B) e , - ) i, Bessemerstraße 83–91, 1 Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 7980 94. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. Februar 2011 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709400000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, soweit
Sie noch keinen Platz gefunden haben, sich einen der
wenigen freien Sitzplätze zu sichern, damit wir in unsere
Tagesordnung eintreten können.

Ich rufe den Zusatzpunkt 4 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-

(Vermittlungsausschuss)

lung von Regelbedarfen und zur Änderung des
Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetz-
buch

– Drucksachen 17/3404, 17/3958, 17/3982,
17/4032, 17/4058, 17/4095, 17/4303, 17/4304,
17/4719, 17/4770, 17/4830 –

Der Berichterstatter zu diesem Themenkomplex im
Bundestag, der Abgeordnete Hubertus Heil, wünscht
nicht das Wort zur Berichterstattung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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Redet
Mit einer schriftlichen Erklärung macht er aber auf sechs
von Bund und Ländern abgegebene Protokollerklärun-
gen aufmerksam. Diese Erklärung und die Protokoll-
erklärungen nehmen wir zu Protokoll. Das gilt selbstver-
ständlich auch für solche Erklärungen, die einzelne
Abgeordnete zu ihrem persönlichen Abstimmungsver-
halten gegebenenfalls zu Protokoll geben wollen.1)

Soweit der Wunsch nach mündlichen Erklärungen
geltend gemacht werden sollte, schlage ich vor, dies
nach der vereinbarten Debatte zu diesem Tagesord-
nungspunkt durchzuführen. Das erscheint mir deswegen
sachgerecht, weil dann jeder für sich noch einmal die
Frage prüfen kann, ob die ihm wesentlichen
punkte nicht in der Debatte gerade vorgetrag

1) Anlagen 2 bis 4

(C (D ung 5. Februar 2011 0 Uhr ind. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist offensichtch der Fall. Dann kommen wir jetzt zur Abstimmung über die Bechlussempfehlung des Vermittlungsausschusses auf der rucksache 17/4830. Der Vermittlungsausschuss hat gemäß § 10 Abs. 3 atz 1 seiner Geschäftsordnung beschlossen, dass im eutschen Bundestag über die Änderung gemeinsam ab ustimmen ist. Dazu ist namentliche Abstimmung verngt. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, ie vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Abstimungsurnen besetzt? – Dann eröffne ich hiermit die Ab timmung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ist noch ein Mitlied des Hauses im Saal, das seine Stimmkarte nicht abegeben hat? – Nachdem sich nun auch Mitglieder der undesregierung noch rechtzeitig an der Abstimmung aben beteiligen können, schließe ich jetzt die Abstimung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, it der Auszählung zu beginnen. Wir werden das Ergeb is der Abstimmung während der Debatte bekannt geen.2)


Ich rufe nun den Zusatzpunkt 5 auf:

ext
Vereinbarte Debatte

zur Lage von SGB-Leistungsempfängern und
ihrer Kinder

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Dazu höre ich
keinen Widerspruch.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst der Bundesministerin Frau Dr. Ursula von der
Leyen.

i Abgeordneten der CDU/CSU und
der FDP)
Gesichts-
en worden


(Beifall be 2)







(A) )


)(B)

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Arbeit und Soziales:

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen! Ich habe in den letzten Wochen immer viel Kraft
aus einem Zitat geschöpft


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schon wieder ein Plagiat!)


– es wurde dazwischengerufen: schon wieder ein Zitat –,


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Ein gekennzeichnetes!)


das vom guten alten Goethe stammt: „Auch aus Steinen,
die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes
bauen.“ Ich finde, jetzt ist die Einigung da. Wir haben
viele Steine im Weg gehabt. Jeder Stein ist jetzt an sei-
nem Platz. Ich bin der festen Überzeugung: Wir haben
mit dem Bildungspaket etwas richtig Gutes gebaut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Hauptgewinner dieser Reform sind die Kinder,
und es sind die Kommunen. Wenn ich mich daran zu-
rückerinnere, wie groß die Zahl der Kritiker des Bil-
dungspaketes noch im letzten Jahr war, dass ich Sätze
gehört habe wie „Wo kommen wir denn da hin? Das ha-
ben wir noch nie gehabt. Wie soll das denn enden?“, und
wenn ich heute sehe, wie groß die Zahl der Befürworter
ist, dann kann ich nur sagen: Schön, dass das Bildungs-
paket jetzt so viele Väter und Mütter hat! Das ist der si-
cherste Beweis dafür, dass der Grundgedanke richtig ist
und dass er überzeugend ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mit dem Bildungspaket denken wir zum ersten Mal in
den Hartz-Gesetzen wirklich vom Kind her. Es ist der
richtige Ansatz, nicht mehr Geld mit der Gießkanne aus-
zuschütten, sondern etwas im Leben der Kinder ganz
konkret zu verändern. Es macht eben einen Unterschied,
ob Kinder beim Schulmittagessen danebensitzen und
nicht mitessen können oder ob sie daran teilnehmen
können. Es macht einen Unterschied, ob sie beim Schul-
ausflug dabei sind. Es macht einen Unterschied, ob ein
16-Jähriger den Schulabschluss durch Lernförderung
noch schafft oder ob er die Schule schmeißt. Es macht
einen Unterschied für die Kinder – und zwar ein Leben
lang –, ob sie ihr Leben selbstständig in die Hand neh-
men können oder nicht.

Ich weiß, dass es im Verlauf der Verhandlungen viele
Kritiker gegeben hat, die vor allem das Trennende aufge-
zählt haben, das, wo wir nicht einer Meinung waren.
Aber ich glaube im Rückblick: Das Bildungspaket ist im
Verlauf des Vermittlungsverfahrens so gut geworden,
weil es unser gemeinsames Bildungspaket geworden ist.
Es gibt einen guten Grund, warum wir uns bei großen
sozialpolitischen Reformen bemühen, einen breiten
Konsens nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch
zwischen den verschiedenen politischen Parteien herzu-
stellen. Keiner hat mehr versucht, das Bildungspaket
aufzuschnüren. Ich freue mich, dass es auf die Kinder
von Geringverdienern ausgeweitet worden ist. Man hat

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(C (D irklich gemerkt, dass dieser Gedanke uns gemeinsam m Herzen lag. Die Einigung hat sicherlich nicht so nge gedauert, weil wir so weit auseinander waren, sonern eher, weil wir viel näher am Ziel und beieinander aren und es nicht wirklich wahrhaben wollten und desalb um jedes Detail so erbittert gerungen haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Riss ging quer durch beim Thema Regelsatz. Mir
t völlig klar, dass Teile der Opposition sehr damit ha-
ern, dass sie die Gesetze mit dem Namen Hartz auf den
eg gebracht haben.


(Elke Ferner [SPD]: Mit Ihnen zusammen im Vermittlungsausschuss!)


ie haben mir immer wieder gesagt, dass sie nicht noch
inmal wegen der Höhe der Regelsätze in Karlsruhe lan-
en möchten. Aber, meine Damen und Herren, das Bun-
esverfassungsgericht hat nicht die Höhe der Regelsätze
ngeprangert.


(Elke Ferner [SPD]: Die Berechnung, Frau von der Leyen!)


s hat die Intransparenz, die Abschläge und die Schät-
ung ins Blaue angeprangert. Das haben wir korrigiert.
azu können wir jetzt stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Völlig intransparent ist für mich allerdings das Ver-
alten der Grünen. Sie haben noch im Sommer letzten
ahres auf einen neuen Regelsatz von 420 Euro speku-
ert. Am Ende der Verhandlungen sind Sie bei 6 Euro
usgestiegen. Wo ist da noch die Nachvollziehbarkeit?
a ging es nicht mehr um konkrete Gründe. Da ging es

infach nur darum, die Flucht nach vorne aus der Verant-
ortung anzutreten. Damit haben Sie Ihrem Ruf als Da-
egen-Partei wahrlich wieder Ehre gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie bei Ihrer handwerklichen Schlamperei! Das ist dreist, Frau von der Leyen!)


Es gibt bei dieser Reform neben den Kindern einen
eiteren großen Gewinner: Das sind die Kommunen.
ie erhalten durch das Bildungspaket eine schöne Auf-
abe,


(Lachen bei der LINKEN)


ine nachhaltige Aufgabe. Sie werden durch die Über-
ahme der Grundsicherung für Ältere und Erwerbsge-
inderte dauerhaft entlastet. Das sind alleine bis zum

ahr 2020 52 Milliarden Euro. Damit haben wir den
ommunen gegenüber Wort gehalten. Die Kommunen

rhalten vor Ort Spielraum für alle Familien und alle
inder. Der Bund hat sich sehr weit bewegt, damit dieser
nfang auch ein neuer Anfang für die Kommunen sein
ann. Darauf sind wir stolz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)






Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)

Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Dr. Thomas Feist

Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Karl-Theodor Freiherr

zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Dr. Matthias Heider
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze

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ns Koeppen
anfred Kolbe
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
unther Krichbaum
r. Günter Krings
üdiger Kruse
ettina Kudla
r. Hermann Kues
ünter Lach
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
lrich Lange
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
r. Ursula von der Leyen
gbert Liebing

Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Christoph Bergner Reinhard Grindel Axel Knoerig Michaela Noll
Es sind harte Verhandlunge
großen und wichtigen Thema
ziehbar und verständlich. Am
der Vernünftigen, der Konse
sungsorientierten. Das gilt au
grenze in der Zeitarbeit, die zu
Das gilt für die Mindestlöhne
heitsgewerbe und in der Wei
danke allen Beteiligten, die d
ben, diese große Reform auf d
der Seite der Koalition, auf
Bund, aber auch in den Lände
gute Tradition, solche großen
Auseinandersetzungen und Ko
den richtigen Schwerpunkten
meinsam zu bewältigen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 567; davon ja: 433 nein: 132 enthalten: 2 Ja CDU/CSU Ilse Aigner Peter Altmaier Peter Aumer Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Manfred Behrens Veronika Bellmann E In H D D K H D M E H A In D N A E Jo P D U n gewesen. Bei diesem ist das auch nachvoll Ende stand die Allianz nsorientierten, der Löch für die Lohnunter m 1. Mai kommen wird. im Wachund Sicherterbildungsbranche. Ich ie Kraft aufgebracht haen Weg zu bringen: auf der Seite der SPD, im rn. Es ist wahrlich eine Themen, die mit vielen nflikten, aber auch mit verhandelt werden, ge der CDU/CSU und )


(Reutlingen)


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grid Fischbach
artwig Fischer (Göttingen)

irk Fischer (Hamburg)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser

rich G. Fritz
ans-Joachim Fuchtel
lexander Funk
go Gädechens
r. Thomas Gebhart
orbert Geis
lois Gerig
berhard Gienger
sef Göppel

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r. Wolfgang Götzer
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Der Weg dahin war mühsam
m Ende nicht einen Schönheit
ie muss gut sein. Das heißt, si
r die Menschen bewegen. Gen

em Gesetz ein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU neten der F Präsident Dr. Norbert Lam Ich kann Ihnen nun das vo nd Schriftführern ermittelte chen Abstimmung über die B ermittlungsausschusses beka timmen 567. Mit Ja haben ges en gestimmt 132, enthalten ha auses. Damit ist die Beschluss ngsausschusses angenommen hristian Hirte obert Hochbaum arl Holmeier ranz-Josef Holzenkamp nette Hübinger homas Jarzombek ieter Jasper r. Franz Josef Jung r. Egon Jüttner artholomäus Kalb ans-Werner Kammer teffen Kampeter ernhard Kaster iegfried Kauder (VillingenSchwenningen)


olker Kauder
r. Stefan Kaufmann
oderich Kiesewetter
ckart von Klaeden
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(C (D . Ich finde, Politik muss spreis gewinnen, sondern e muss nachhaltig etwas au das lösen wir mit die sowie bei AbgeordDP)


mert:
n den Schriftführerinnen
Ergebnis der nament-
eschlussempfehlung des

nnt geben: abgegebene
timmt 433, mit Nein ha-
ben sich 2 Mitglieder des
empfehlung des Vermitt-
.

atthias Lietz
r. Carsten Linnemann
atricia Lips
r. Jan-Marco Luczak
aniela Ludwig
r. Michael Luther
arin Maag
r. Thomas de Maizière
ans-Georg von der Marwitz
ndreas Mattfeldt
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
r. Mathias Middelberg
hilipp Mißfelder
ietrich Monstadt
arlene Mortler
r. Gerd Müller
tefan Müller (Erlangen)

r. Philipp Murmann
ernd Neumann (Bremen)






Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht (Weiden)

Anita Schäfer (Saalstadt)

Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Nadine Schön (St. Wendel)

Dr. Kristina Schröder


(Wiesbaden)

Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer

(Weil am Rhein)

Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg (Hamburg)

Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

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r. Hans-Peter Bartels
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ärbel Bas
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we Beckmeyer
othar Binding (Heidelberg)

erd Bollmann
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
lla Burchardt
etra Crone
artin Dörmann

lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
r. h. c. Gernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
lke Ferner
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r. Edgar Franke
agmar Freitag
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ichael Gerdes
artin Gerster
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ünter Gloser
lrike Gottschalck
ngelika Graf (Rosenheim)

erstin Griese
ichael Groß
olfgang Gunkel
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laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil (Peine)

olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

rank Hofmann (Volkach)

r. Eva Högl
hristel Humme
sip Juratovic
liver Kaczmarek
hannes Kahrs
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ars Klingbeil
ans-Ulrich Klose
r. Bärbel Kofler
aniela Kolbe (Leipzig)

ritz Rudolf Körper
nette Kramme
icolette Kressl
ngelika Krüger-Leißner
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hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
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urkhard Lischka
abriele Lösekrug-Möller
irsten Lühmann
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r. Matthias Miersch
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
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einz Paula
hannes Pflug
achim Poß
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
echthild Rawert
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
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ené Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

arlene Rupprecht

(Tuchenbach)

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xel Schäfer (Bochum)

ernd Scheelen
erner Schieder (Weiden)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

wen Schulz (Spandau)

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r. Martin Schwanholz
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r. Carsten Sieling
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r. Frank-Walter Steinmeier
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r. h. c. Wolfgang Thierse
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r. Marlies Volkmer
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r. Dieter Wiefelspütz
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(Wolmirstedt)

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(C (D DP hristian Ahrendt hristine AschenbergDugnus aniel Bahr lorian Bernschneider ebastian Blumenthal laudia Bögel icole Bracht-Bendt laus Breil ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher arco Buschmann ylvia Canel einer Deutschmann atrick Döring echthild Dyckmans ainer Erdel rg van Essen lrike Flach tto Fricke r. Edmund Peter Geisen r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann iriam Gruß achim Günther r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein anuel Höferlin lke Hoff irgit Homburger einer Kamp ichael Kauch ascal Kober r. Heinrich L. Kolb udrun Kopp r. h. c. Jürgen Koppelin ebastian Körber olger Krestel atrick Kurth einz Lanfermann arald Leibrecht r. Martin Lindner ichael Link r. Erwin Lotter liver Luksic orst Meierhofer abriele Molitor n Mücke etra Müller urkhardt Müller-Sönksen r. Martin Neumann irk Niebel ans-Joachim Otto ornelia Pieper isela Piltz r. Christiane RatjenDamerau r. Birgit Reinemund r. Peter Röhlinger r. Stefan Ruppert jörn Sänger rank Schäffler hristoph Schnurr mmy Schulz Präsident Dr. Norbert Lammert )


(Lausitz)


(Frankfurt)





(A) )

DIE LINKE

Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Steffen Bockhahn
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus

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(Beifall bei Abgeordneten der FDP Ich erteile das Wort nun Schwesig. (Beifall bei de Manuela Schwesig, Minis pommern)


Sehr geehrter Herr Präsiden
und Herren Abgeordnete! Ihn
schlag des Vermittlungsausschu
Kompromiss erreicht worden,


(Zurufe von der LIN wenn auch nicht alles erreicht w Es hat lange gedauert. Es waren lungen bis auf die letzten Met sich gelohnt. Es ist uns gelung reichen Verbesserungen zu erzi ornelia Möhring ornelia Möller iema Movassat olfgang Nešković homas Nord etra Pau ns Petermann ichard Pitterle vonne Ploetz grid Remmers aul Schäfer athrin Senger-Schäfer aju Sharma r. Petra Sitte ersten Steinke abine Stüber lexander Süßmair r. Kirsten Tackmann B W P U D B In T U K M S M U T S O A der CDU/CSU und )


der Ministerin Manuela

r SPD)


(Mecklenburg-Vor t! Sehr geehrte Damen en liegt heute der Vorsses vor. Es ist ein guter KEN: Nein!)


urde, was wichtig wäre.
harte und zähe Verhand-
er; aber am Ende hat es
en, in drei wichtigen Be-
elen. Wir haben aus dem

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riska Hinz (Herborn)

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r. Anton Hofreiter
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ven-Christian Kindler
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ildungspäckchen ein Bildung
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alb wird die SPD heute, na
erhandlungen im Bundestag u
ompromiss zustimmen.

Aber, sehr geehrte Frau von
alistisch: Sozialpolitische Ge

icht geschrieben; denn das, w
icht, um die Armut in Deutsc
ie Verwerfungen auf dem Arb
azu muss es mehr geben: fl
hne, Ganztagskitas, Ganztags

estitionen in Bildung.


(Beifall bei der SPD sowi des BÜNDNISSES 90 Ich bin sicher, dass diese gr rm kommen wird. Sie war (D ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe arkus Tressel rgen Trittin aniela Wagner olfgang Wieland r. Valerie Wilms sef Philip Winkler nthalten DU/CSU homas Dörflinger PD ttmar Schreiner spaket gemacht. Wir hahn erzielt, und beim Re rekturen erreichen. Desch diesen vielen zähen nd im Bundesrat, diesem der Leyen, bleiben wir schichte wird heute hier as vorliegt, reicht noch hland zu bekämpfen und eitsmarkt zu beseitigen. ächendeckende Mindestschulen und viel mehr In e bei Abgeordneten /DIE GRÜNEN)


oße sozialpolitische Re-
in dieser Größe mit der
Bettina Hagedorn Dorothee Menzner Britta Haßelmann Kuhn
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel


(Lüdenscheid)

Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)


Nein

SPD

Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Katja Kipping
Harald Koch
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Ulrich Maurer

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(Crank Tempel r. Axel Troost lexander Ulrich athrin Vogler hanna Voß ahra Wagenknecht alina Wawzyniak arald Weinberg atrin Werner rn Wunderlich ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender lexander Bonde kin Deligöz atja Dörner ans-Josef Fell r. Thomas Gambke ai Gehring Fritz Kuhn Stephan Kühn Renate Künast Markus Kurth Undine Kurth Monika Lazar Agnes Malczak Jerzy Montag Kerstin Müller Beate Müller-Gemmeke Dr. Konstantin von Notz Omid Nouripour Friedrich Ostendorff Lisa Paus Brigitte Pothmer Tabea Rößner Claudia Roth Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Christine Scheel Dr. Gerhard Schick Dorothea Steiner Dr. Wolfgang Strengmann Ministerin Manuela Schwesig )





(A) )

Bundesregierung nicht möglich, weil soziale Gerechtig-
keit und Aufstieg durch Bildung auf ihrer Prioritätenliste
nicht ganz oben stehen. Unsere Aufgabe konnte deshalb
nur sein, den vorliegenden Gesetzentwurf zu verbessern.
Das ist uns gelungen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Gelungen ist uns dies gemeinsam mit den Grünen. Auch
wenn die Grünen heute am Ende nicht zustimmen wer-
den – aus Gründen, die ich teilweise verstehe –, möchte
ich Danke sagen für die gute rot-grüne Teamarbeit,
danke vor allem dir, lieber Fritz Kuhn.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für mich zählt unter dem Strich, was wir erreicht ha-
ben und ob es den Menschen nach dieser Reform besser
geht. Wir haben erreicht, dass zusätzlich 500 000 Kinder
aus Geringverdienerfamilien ein warmes Mittagessen
bekommen, in Vereinen gefördert sowie in Kitas und
Schulen unterstützt werden. Diese 500 000 Kinder hatte
die Bundesregierung vergessen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben erreicht, dass 3 000 Schulsozialarbeiter zu-
künftig die Kinder unterstützen – Menschen für Kinder
und Jugendliche anstatt Chipkarten, Automaten und Bü-
rokratie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben erreicht, dass die Kinder nicht zum Ar-
beitsamt gehen müssen, um sich Essensmarken abzuho-
len; vielmehr werden die Kinder vor Ort unterstützt, in
den Städten und Gemeinden, in den Kitas und in den
Schulen. Da, wo sie sind, bekommen sie ihre Unterstüt-
zung. Die Kommunen sind die Experten für die Kinder
und nicht das Arbeitsamt. Deshalb ist es gut, dass wir die
Umsetzung des Bildungspakets in die Hand der Kommu-
nen geben. Ich freue mich darüber, dass wir am Ende
diesen Weg gemeinsam gehen, auch wenn Sie sich
manchmal selbst am meisten im Weg gestanden haben,
Frau von der Leyen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU und der FDP)


Dabei war es uns wichtig, dass die Kommunen das
Geld wirklich eins zu eins bekommen. Das ist deshalb
wichtig, weil, wenn die Kinder Leistungen bekommen,
dann das Geld vor Ort zur Verfügung gestellt werden
muss. Ich bin froh darüber, dass wir in der letzten Sit-
zung des Vermittlungsausschusses parteiübergreifend
mit den Ländern knallhart waren und die Istkostenerstat-
tung durchgesetzt haben.


(Otto Fricke [FDP]: Was tut ihr Länder denn für die Kinder?)


Damit gibt es die Garantie, dass die Leistungen wirklich
bei den Kindern ankommen.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Wir haben erreicht, dass zukünftig 1,2 Millionen Menchen mit Mindestlöhnen unterstützt werden. Die Hilfe r 170 000 Menschen, die Tag und Nacht Wachdienst chieben, für 25 000 Menschen, die sich in der Weiterbilungsbranche engagieren, und für 900 000 Menschen, die Leihund Zeitarbeit arbeiten und einen ordentlichen ob machen, also für Arbeitnehmerinnen und Arbeitehmer, die tagtäglich schuften und davon nicht leben önnen, war uns wichtig. Das zeigt, dass es richtig war, artnäckig zu bleiben. Der Mindestlohn gehört zum xistenzminimum und zur Menschenwürde. Deswegen t es gut, dass wir uns beim Mindestlohn durchgesetzt aben. (Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Wir sind doch hier auf keinem Parteitag!)


Auch haben wir erreicht, dass das Thema „Gleicher
ohn für gleiche Arbeit“ in der Gesellschaft und in den
edien bewusst diskutiert worden ist und dass uns die
ürgerinnen und Bürger dabei mit großer Mehrheit un-
rstützen. Es muss so kommen, dass Menschen für die
leiche Arbeit den gleichen Lohn erhalten. Es ist schade,
ass wir bei dieser Reform noch nicht weiterkommen.
ber ich verspreche Ihnen: Wir bleiben dran. Wir wer-
en gleichen Lohn für gleiche Arbeit durchsetzen – ent-
eder mit Ihnen oder mit einer Mehrheit gegen Sie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schwierig waren die Verhandlungen beim Regelsatz.
ie Bundesregierung und Union und FDP haben den Re-
elsatz zum Tabu erklärt. Es sollte keine Korrekturen ge-
en. Deshalb ist es gut, dass trotzdem Korrekturen statt-
efunden haben. Der Regelsatz wird nicht nur um 5 Euro
teigen, sondern zum 1. Januar 2012 um 8 Euro zu-
üglich Preissteigerungen.


(Zuruf von der LINKEN: Luxus!)


lar muss sein: Das ist nicht viel Geld. Für die betroffe-
en Menschen ist es schwer, mit so wenig Geld klarzu-
ommen.

Uns war ebenfalls wichtig, dass ehrenamtlich tätige
artz-IV-Empfänger nicht bestraft werden, sondern dass

ie weiterhin ihre Übungsleiterpauschale behalten kön-
en. Es darf nicht sein, dass Ehrenamtliche im Jahr des
hrenamtes bestraft werden. Dafür haben wir uns einge-
etzt.


(Beifall bei der SPD)


Auch für die Menschen mit Behinderung wird es eine
ösung geben. Da nehmen wir Länder und Bundesregie-
ng beim Wort. Wir werden in den nächsten Wochen

nd Monaten auf den Weg bringen, dass wir Menschen
it Behinderung nicht benachteiligen, sondern dass wir

ie UN-Konvention in Deutschland leben.


(Beifall bei der SPD)


Ich will auch sagen, dass für uns die Bedenken beim
egelsatz nicht vollständig ausgeräumt sind. Die Bun-
esregierung hat hier die juristische Einschätzung abge-
eben, dass dies ausreiche. Deshalb müssen Sie dafür die
erantwortung tragen.





Ministerin Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern)



(A) )


)(B)

Zur Teilhabe gehört auch, dass Städte und Kommu-
nen in der Lage sind, Teilhabe zu sichern. Deswegen ist
es gut, dass wir sie mit 4 Milliarden Euro entlasten.
Auch hier, Frau von der Leyen, nehmen wir Sie beim
Wort, dass das nicht zulasten des Arbeitsmarktes gehen
kann.

Ziehen wir einen Strich unter all diese Punkte. Mit
diesem Gesetz wird zwar nicht alles gut sein, aber das
Leben für viele Menschen, vor allem für über 2 Millio-
nen Kinder, wird sich wesentlich verbessern. Mir ist
wichtig, dass wir gemeinsam ein Gesetz machen, das die
Lebenssituation von Menschen verbessert. Deswegen ist
es gut, zuzustimmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir bringen heute dieses Gesetz für mehr Bildung
und mehr Mindestlöhne für die Menschen auf den Weg
und werden ab morgen dafür kämpfen, dass es so weiter-
geht: für soziale Gerechtigkeit, mit flächendeckenden
Mindestlöhnen, mit mehr Bildung für Kinder und mit ei-
ner fairen Unterstützung für sozial Schwache.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


Das versprechen wir den Menschen.

Vielen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709400100

Das Wort erhält nun die Kollegin Birgit Homburger

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Na, ist die FDP immer noch nervös wie vorhin?)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1709400200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Rede von Frau Schwesig hat noch einmal dokumentiert,
dass sich die SPD in keiner Weise entscheiden kann: Auf
der einen Seite tragen Sie vor, was Sie Großartiges er-
reicht haben; auf der anderen Seite haben Sie in Ihrer
Rede immer wieder erklärt, dass Sie vollkommen unzu-
frieden sind und dass Sie sich noch viel mehr gewünscht
hätten.


(Thomas Oppermann [SPD]: Mit Ihnen sind wir nach wie vor unzufrieden! – Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Damit haben Sie dokumentiert, dass die Koalition in die-
sem Verfahren den Kurs der Vernunft und der Verfas-
sungskonformität durchgesetzt hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch nicht!)


Die Neuregelung der Hartz-IV-Sätze ist eine gute
Nachricht für diejenigen in diesem Land, die die Solida-
rität der Gemeinschaft brauchen. Wir werden jetzt end-
lich die 5 Euro Regelsatzerhöhung auszahlen können,

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(C (D ie zum 1. Januar dieses Jahres gelten sollte. Endlich ind wir auch in der Lage, das Bildungspaket umzuseten, das diese Koalition auf den Weg gebracht hat. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist eine gute Nachricht, nicht nur für diejenigen,
ie die Solidarität brauchen, sondern auch für diejeni-
en, die das Geld erwirtschaften. Wir haben nämlich
urchgesetzt, dass es im Jahr 2011 bei der Regelsatzer-
öhung um 5 Euro bleibt. Frau Schwesig, es sind eben
icht 8 Euro zum 1. Januar 2012. Streuen Sie den Men-
chen keinen Sand in die Augen! Im Jahr 2011 sind es
Euro und ab dem Jahr 2012 3 Euro.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das rechnen Sie uns mal vor! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Da sind Sie wohl auch noch stolz drauf!)


anach folgt der Ausgleich, der nach dem Gesetz, das
ir auf den Weg gebracht haben, gezahlt werden muss.
as bedeutet, dass wir in diesem Jahr eine Regelsatzer-
öhung um 5 Euro haben. An dieser Systematik halten
ir fest.

Der Vermittlungsausschuss hat ein weiteres gutes Er-
ebnis erzielt, nämlich dass es keine neuen Sonderbe-
arfe, beispielsweise in der Mobilität, gibt. Damit ist
ine unkontrollierte Ausweitung in einen Nebenregelsatz
erhindert worden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Verfahren hat erneut gezeigt: Die Grünen
cheuen die Verantwortung wie der Teufel das Weihwas-
er. Der Regelsatz ist angeblich nicht verfassungskon-
rm. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass

as Gesetz, das wir heute im Auftrag des Bundesverfas-
ungsgerichts reparieren, unter Rot-Grün gemacht
urde. Ihr Gesetz war nicht verfassungskonform, und
ir reparieren es.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709400300

Frau Homburger, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Dr. Terpe?


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1709400400

Ja, bitte.


Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709400500

Frau Kollegin Homburger, ich habe eine Frage an Sie

wahrscheinlich habe ich Ihre Rede nicht richtig ver-
tanden –: Sie wollen zum 1. Januar 2012 den Regelsatz
ieder kürzen?


(Elke Ferner [SPD]: Versteht sie selber nicht!)


önnen Sie uns das noch einmal erklären?


(Otto Fricke [FDP]: Meine Güte! Kein Wunder, dass Sie abgelesen haben!)







(A) )


)(B)


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1709400600

Herr Kollege, ich erkläre es Ihnen gerne. Eben habe

ich erläutert, was wir gemeinsam im Vermittlungsver-
fahren beschlossen haben, natürlich ohne die Grünen,
weil sich die Grünen mal wieder aus der Verantwortung
stehlen. Das ist ihr Markenzeichen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Dafür kann ich nichts. Damit müssen Sie leben.

Das Vermittlungsverfahren hat folgendes Ergebnis er-
zielt: Der Regelsatz wird – genau das hat das Bundesver-
fassungsgericht von uns verlangt – nach den Bestim-
mungen des neuen Gesetzes transparent errechnet.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt schon mal nicht!)


Es wird nicht Pi mal Daumen geschätzt, es wird nicht
nach dem Motto „Wünsch dir was“ verfahren, sondern
es wird klar errechnet, und zwar nach transparenten Kri-
terien.


(Elke Ferner [SPD]: „Wünsch dir was nicht“ haben Sie gemacht!)


Danach ergibt sich zum 1. Januar 2011 eine Erhöhung
um 5 Euro. Zum nächsten Jahr wird es, so wie es das Ge-
setz vorsieht, eine entsprechende Berechnung geben.
Ebenso wird, wie es im Gesetz steht, ein Ausgleich unter
Berücksichtigung der Preis- und Lohnentwicklung vor-
genommen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie doch sowieso! Deswegen wird es doch noch nicht verfassungsgemäß!)


Es gibt auch noch eine entsprechende Veränderung beim
Berechnungszeitraum. Das bedeutet, dass wir jetzt um-
stellen: Die Anpassung findet zukünftig nicht mehr zum
1. Juli statt, sondern zum 1. Januar, wie es das Bundes-
verfassungsgericht gefordert hat.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben gar nicht verstanden, worüber wir verhandelt haben! – Elke Ferner [SPD]: Das steht so im Gesetz!)


– Genau, Frau Ferner. Es steht im Gesetz.


(Elke Ferner [SPD]: Es stand schon im Gesetz! Das ist gar nicht geändert worden! – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Elke, du kannst es doch gerne erklären! – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Besser als sie!)


Aber der Kollege hat gerade noch einmal nachgefragt.
Es ist ja nicht mein Problem, dass er es noch einmal er-
klärt haben möchte. Ich nehme gerne die Gelegenheit
wahr, es noch einmal zu erklären.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für das erste Halbjahr 2010 – Sie dürfen gerne stehen
bleiben, Herr Kollege; ich bin immer noch bei der Be-
antwortung Ihrer Frage –

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Dann würde ich mal sagen: Setzen, sechs, Frau Homburger!)


ird es eine entsprechende Erhöhung geben, nämlich die
Euro zum 1. Januar 2012, und dann für den Zeitraum
. Juli 2011 – –


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Korrigieren Sie das nachher noch einmal im Protokoll!)


Entschuldigung, für den Zeitraum 1. Juli 2010 bis
0. Juni 2011 wird es die entsprechende Berechnung ge-
en, wie ich es gerade gesagt habe.

Ich stelle fest: Wir haben in diesem Verfahren einen
eg gefunden, um zu erreichen, dass es transparente Be-
chnungen und ein verfassungskonformes Gesetz gibt.


(Elke Ferner [SPD]: Das können Sie noch so lange herunterbeten!)


ie haben die ganze Zeit nach dem Motto „Wünsch dir
as“ erst 6 Euro mehr, dann 17 Euro mehr, anschließend
Euro mehr gefordert. Die Grünen haben zwischen-
urch einen Regelsatz von 420 Euro gefordert, also
1 Euro mehr. Das ist nicht realistisch. Das macht kei-
en Sinn.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht gar nicht um die Höhe, sondern um die Verfassungsgemäßheit!)


s geht hier nicht um ein Würfelspiel, sondern um trans-
arente Berechnung. Genau das haben wir an dieser
telle gemacht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie haben sich aus der Verantwortung gestohlen, so wie
ie es in vielen anderen Fällen gemacht haben. Sie festi-
en Ihren Ruf als Dagegen- und Auf-und-davon-Partei.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Schwesig, ich erwarte, dass Sie endlich Schluss
achen mit der Märchenstunde.


(Elke Ferner [SPD]: Sie sind doch die größte Märchentante in diesem Hause!)


un Sie doch nicht so, als ob Sie das Bildungspaket er-
nden hätten. Rot-Grün hat in seinem Gesetz die Kinder

ergessen und sich nicht gekümmert. Auch das hat das
undesverfassungsgericht reklamiert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben jetzt ein Bildungspaket auf den Weg ge-
racht. Für uns steht soziale Gerechtigkeit ganz oben.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Darauf ein Mövenpick-Eis!)


ür uns ist Bildung die soziale Frage unserer Zeit.


(Beifall bei der FDP)






Birgit Homburger


(A) )


)(B)

Genau aus diesem Grunde haben wir dieses Bildungspa-
ket so gemacht.

Es gibt eine weitere gute Nachricht für die Arbeitneh-
mer. Wir haben die Zeitarbeit als Brücke in den ersten
Arbeitsmarkt gerettet.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Auch das ist ein gutes Ergebnis, das in diesen Verhand-
lungen erreicht wurde. Die Zeitarbeit, für deren Erhalt
wir gesorgt haben, stellt insofern eine Brücke in den ers-
ten Arbeitsmarkt dar, als sie denjenigen, die es schwer
haben, in den ersten Arbeitsmarkt zu kommen, die
Chance bietet, auf Dauer eine sozialversicherungspflich-
tige Beschäftigung zu bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Das ist ein großer Erfolg, der zeigt, dass wir an die Inte-
ressen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die-
sem Land denken und nicht Sie, meine Damen und Her-
ren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Das glaubt Ihnen nicht einmal die CDU! – Weiterer Zuruf von der SPD: Kamelle!)


Wir haben ein großzügiges Angebot vorgelegt. Wir
sind bis an die Grenze des Finanzierbaren gegangen.


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


Ich sage Ihnen: Wir hätten sehr viel früher zu diesem Er-
gebnis kommen können.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ohne die FDP!)


– Nein, das hat der Richtige dazwischengerufen. Ausge-
rechnet die SPD war es doch, die mit ihren Maximalfor-
derungen diese Verhandlungen über Wochen hinweg auf
dem Rücken der Schwächsten blockiert hat.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir wollen etwas für die Menschen erreichen!)


– Sie brauchen nicht dazwischenzurufen, Herr Heil.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In Hamburg entdeckt die SPD die Wirtschaft neu; in
Berlin und in Düsseldorf befindet sie sich mit den Lin-
ken in einem sozialen Überbietungswettbewerb. Etwas
weniger Schwesig und etwas mehr Scholz hätte der SPD
gutgetan und dafür gesorgt, dass in diesem Verfahren
schon etwas früher ein Ergebnis erreicht worden wäre.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt hat es immer noch keiner verstanden! Wie war das noch mit den Regelsätzen? – Thomas Oppermann [SPD]: Worüber haben Sie gesprochen? – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ahnungslos!)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Dr. Gregor Gysi für ie Fraktion Die Linke. (Beifall bei der LINKEN – Thomas Oppermann [SPD]: Jetzt kommt „Seine Selbstgerechtigkeit“! Jetzt ducken wir uns schon weg!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709400700


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709400800

Dass Sie mich fürchten, begrüße ich.


(Lachen bei der SPD – Thomas Oppermann [SPD]: Da haben Sie mich missverstanden!)


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Union,
DP und SPD haben sich auf dem Rücken der Ärmsten
nserer Gesellschaft auf ein verfassungswidriges Gesetz
erständigt,


(Beifall bei der LINKEN)


as das Urteil des Bundesverfassungsgerichts weitge-
end ignoriert und – auch das sage ich – die Hartz-IV-
eziehenden verhöhnt. Außerdem wurden der Rechts-

taat und die Demokratie schwer beschädigt.

Führende Politikerinnen und Politiker der SPD haben
erfassungsrechtliche Bedenken geäußert, stimmen aber
otzdem zu. Ich halte das für unverantwortlich.


(Beifall bei der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das kann man wohl sagen!)


ie Grünen haben erst fünf Minuten vor zwölf kalte
üße gekriegt, aber immerhin: Sie haben sie bekommen;
as ist ja ein kleiner Fortschritt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Halb elf! Wenn ich für kalte Füße dich brauche … Schnösel! – Heiterkeit)


Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur
r Arbeit und verantwortlich für Hartz IV, sagte in der

endung Klipp & Klar des RBB am Dienstag, dass nie-
and auf Dauer von diesem Regelsatz leben könne.


(Zuruf von der CDU/CSU)


Ja, er wies darauf hin, das Ziel sei ja, die Hartz-IV-Be-
iehenden wieder in Erwerbsarbeit zu bringen.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist das!)


Ja, aber er und Sie übersehen zwei Tatsachen: Sie
bersehen nämlich, dass 860 000 Menschen, die
artz IV als Grundsicherung im Alter erhalten, über-
aupt nicht mehr für den Arbeitsmarkt zur Verfügung
tehen und da auch keine Chance haben. Sie übersehen
ußerdem, dass, seitdem SPD und Grüne Hartz IV ein-
eführt haben, das heißt seit knapp sechs Jahren, rund
,4 Millionen Menschen ununterbrochen Hartz-IV-Leis-
ngen empfangen, weil sie keine Chance auf dem Ar-

eitsmarkt haben.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Warum nicht?)


as heißt, 2,3 Millionen Menschen sind dauerhaft auf
artz IV angewiesen, wozu Herr Alt von der Bundes-





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

agentur sagt, dass man davon dauerhaft nicht leben kann.
Nehmen Sie doch einmal zu dieser Tatsache Stellung!


(Beifall bei der LINKEN)


Der Kompromiss, den Sie gefunden haben, ist schein-
heilig, unsozial und unredlich.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Genau!)


Ich darf daran erinnern, dass mit dem sogenannten Sparpa-
ket 3,8 Milliarden Euro bei den Leistungen für Hartz-IV-
Beziehende gestrichen wurden. Das Elterngeld wurde
gestrichen. Die Rentenbeiträge wurden gestrichen. Leis-
tungen für Weiterbildung wurden drastisch gekürzt. Das
bedeutet doch, dass die Hartz-IV-Empfangenden sämtli-
che gefeierten Leistungssteigerungen selbst bezahlen.
Das kommt dabei heraus.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Genau das!)


Stolz verkünden Sie zum Beispiel – Frau von der Leyen
ist ganz stolz darauf –, dass das Bildungspaket um
500 Millionen Euro pro Jahr aufgestockt wird. Aber die
gleiche Summe sparen Sie durch die Streichung des El-
terngeldes pro Jahr ein. Das heißt, die Eltern und die
Hartz-IV-Kinder finanzieren das Bildungspaket selbst.
Das kommt dabei heraus und nichts anderes.


(Beifall bei der LINKEN)


Stolz haben Sie auch verkündet – damit wurden die
Länder geködert –, dass die Grundsicherung im Alter
nicht mehr von den Kommunen bezahlt wird, sondern
vom Bund. Das ist aber nicht wahr; denn es bezahlt nicht
der Bund, sondern es bezahlt die Bundesagentur für Ar-
beit. Das heißt, es bezahlen die Beitragszahlerinnen und
Beitragszahler.


(Elke Ferner [SPD]: Das zahlen die Mehrwertsteuerzahler!)


Soweit die es nicht bezahlen, werden Leistungen ge-
kürzt. Dann geht es wieder zulasten der Erwerbslosen.
Nicht aus Steuermitteln wird das Ganze finanziert, son-
dern aus Beitragszahlungen, und das ist völlig falsch.


(Beifall bei der LINKEN – Thomas Oppermann [SPD]: Es sind aber die Mehrwertsteuermittel!)


Es ist gut – das begrüße ich auch –, dass
3 000 Schulsozialarbeitsstellen geschaffen werden. Aber
die Mittel dafür werden nach drei Jahren wieder gestri-
chen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da gibt es andere Mehrheiten! – Elke Ferner [SPD]: Nach drei Jahren haben wir andere Mehrheiten!)


Es gilt der Grundsatz: Arm, ärmer, Kommune. In drei
Jahren sind die Kommunen nicht reicher. Sie wissen
schon heute nicht mehr, wie sie ein Bad, eine Bibliothek
oder ein Theater bezahlen sollen. Deshalb hätten sie sich
niemals auf die Befristung auf drei Jahre einlassen dür-
fen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Besser gar nichts, Herr Gysi?)


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(C (D an hat ein schlechtes Gewissen, etwas einzuführen, enn man es wieder abschaffen muss. Unbefristet brau hen wir Schulsozialarbeitsstellen. Die Bundesregierung hat die Regelsätze für Kinder rmitteln lassen und kam zu dem Ergebnis, dass die heugen Regelsätze sogar zu hoch seien. Nur: Ihre Verrauchsstichproben in Bezug auf Kinder wurden von aln Sachverständigen als nicht repräsentativ qualifiziert. uch das verstößt gegen das Urteil des Bundesverfas ungsgerichts. Sie stellen 10 Euro im Monat für Kinder r eine Mitgliedschaft in einem Sportverein, für Musik nterricht etc. zur Verfügung. Finden Sie das nicht veröhnend niedrig? Wer soll denn davon eigentlich was al bezahlen? Rechtsstaat und Demokratie, habe ich gesagt, wurden chwer beschädigt – damit auch das Ansehen der Parien, und zwar aller Parteien: Erstens. Im Jahr 2008 hat Finanzminister Steinbrück erkündet, dass die Erwachsenenregelsätze um 5 Euro u erhöhen sind. Sie haben die Vergleichsproben willürlich so zugeschnitten, bis die 5 Euro herauskamen. as widerspricht dem Urteil des Bundesverfassungsgechts. Sie haben die Bezugsgröße geändert. Statt 20 Proent der unteren Einkommen beziehen Sie nur 15 Proent ein, damit die 5 Prozent, die schon etwas höher ind, nicht mehr in die Berechnung hineinfallen. Sie haen die verdeckt Armen nicht herausgerechnet. All das erstößt gegen das Urteil des Bundesverfassungsgechts. (Beifall bei der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Tricksen und täuschen!)


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens. Der ganze Widerstand der SPD endete in
illkürlich gewählten weiteren 3 Euro, die aber erst im
ächsten Jahr gezahlt werden. Die SPD ist der Union
nd der FDP also nur 3 Euro wert, und das auch erst in
inem Jahr. Das andere, das Sie aufzählen, sind völlig
nverbindliche Protokollerklärungen. Die FDP wird
elbst gegen die unbefriedigenden Regelungen beim

indestlohn für die Zeitarbeit tapferen Widerstand leis-
n.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Alles ungedeckte Schecks!)


Drittens. Die Vergleichsprobe bei den Kindern – das
abe ich schon gesagt – war unzulässig.

Viertens. Dies ist das Entscheidende in Bezug auf das
rteil: Das Bundesverfassungsgericht hat eine Grund-

icherung verlangt, die ein menschenwürdiges Existenz-
inimum und ein Mindestmaß an Teilhabe am gesell-

chaftlichen, kulturellen und politischen Leben
ewährleistet. Davon sind wir meilenweit entfernt.

Wir brauchen neben dieser Grundsicherung natürlich
ndlich einen flächendeckenden gesetzlichen Mindest-
hn,


(Beifall bei der LINKEN)






Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

der selbstverständlich in verschiedenen Branchen ver-
bindlich überschritten werden darf, und zwar auch, um
das Abstandsgebot zwischen Grundsicherungsbeziehen-
den und Erwerbstätigen zu wahren und aus vielen ande-
ren Gründen.

Außerdem ist Ihr Ergebnis illegal zustande gekom-
men.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)


Der Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und
Bundesrat bildete eine Arbeitsgruppe unter Ausschluss
der Linken.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Falsch!)


Erst mithilfe des Bundesverfassungsgerichts wurden wir
in die Arbeitsgruppe einbezogen. Ab Mitte Januar tagte
sie nicht mehr. Es wurden illegale Kungelrunden organi-
siert.


(Widerspruch bei der FDP – Zuruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


Vor der Hamburg-Wahl konnten sich Union, FDP, SPD
und Grüne nicht einigen. So entschied der Bundesrat
– hören Sie zu! –, erneut den Vermittlungsausschuss an-
zurufen, und zwar mit den Stimmen aus Brandenburg
und Berlin, also auch mit den Stimmen der Linken. Bis
Dienstag dieser Woche hat der angerufene Ausschuss nie
getagt. Seit Sonntag gibt es aber ein Ergebnis, wieder in
einer illegalen Kungelrunde unter Ausschluss der Linken
zustande gekommen.


(Beifall bei der LINKEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Da müsste die Polizei einschreiten!)


Sie wollen verhindern, dass die Linken von Ihren verab-
redeten Nebendeals erfahren. Aber Sie beschädigen die
Demokratie, weil Sie das Wahlergebnis nicht respektie-
ren.


(Beifall bei der LINKEN)


So wie wir die Wahl der anderen Fraktionen und die Bil-
dung von Landesregierungen respektieren, müssten Sie
eigentlich bereit sein, unsere Wahl und unsere Teilnahme
an Landesregierungen anzuerkennen. Es tut mir leid:
Aber Sie sind undemokratischer als wir, und zwar alle
zusammen.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


– Hören Sie zu! Ich mache Ihnen jetzt ein schönes Ange-
bot. – Ich denke, wir sehen uns wieder, und zwar vor
dem Bundesverfassungsgericht.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Vorwärts Genossen! – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Jetzt haben wir das Eingeständnis: Wir sind undemokratisch!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709400900

Lieber Kollege Gysi, zumindest in der Bemessung der

Ihnen zugedachten Redezeit werden Sie eine Benachtei-

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(C (D gung gegenüber anderen Fraktionen beim Verfassungsericht nicht geltend machen können. (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Wort hat nun der Kollege Fritz Kuhn für die
raktion Bündnis 90/Die Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709401000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

inem Vermittlungsverfahren, das ein Kompromissver-
hren ist, muss es informelle Gespräche zwischen allen,

ie an einer Einigung interessiert sind, geben können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


as ist nichts Illegales, Herr Kollege Gysi.


(Widerspruch bei der LINKEN)


ls Jurist sollten Sie mit solchen Begriffen vorsichtiger
ein.

Ich will aber jetzt zur Sache reden. Wir haben nach
eun Wochen Verhandlungen dem Kompromiss am Ende
icht zugestimmt, und zwar nicht deswegen, weil wir uns
der Nacht aus der Verantwortung hätten stehlen wollen,

ondern weil wir die Regelsätze, wie sie jetzt festgelegt
ind, nicht für verfassungskonform halten. Von der Re-
ierung sind keine Vorschläge, mit denen man dies hätte
eilen können, unterstützt worden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ass man dann Nein sagt, heißt eigentlich, Verantwor-
ng zu übernehmen. Jedenfalls haben wir es so interpre-
ert.

Was haben Sie denn bei den Regelsätzen gemacht?
ie haben zunächst die Referenzgruppe arm gerechnet,
dem Sie den Anteil der unteren Einkommensbezieher

on 20 auf 15 Prozent reduziert haben. Dann haben Sie
ntgegen der Mahnung des Bundesverfassungsgerichts
irkelschlüsse ausdrücklich zugelassen, indem Sie die
ufstocker und die verdeckten Armen nicht herausge-
chnet haben. Das heißt, Sie haben die Referenzgruppe

urch die Verschiebung nach unten arm gerechnet.

In einem weiteren Schritt haben Sie Einzelposten so
assiv gestrichen – quasi nach der alten Warenkorbme-
ode –, dass ein Ausgleich zwischen den verschiedenen

ugewiesenen Posten nach der Statistikmethode gar
icht mehr möglich ist. Deswegen glauben wir in der
umme, dass Sie ein verfassungswidriges Gesetz vorge-
gt haben;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber das wird in Karlsruhe entschieden. Niemand kann
Frau Homburger, da erstaunt mich Ihr Politikverständ-

is – von einer Fraktion, die dieser Überzeugung ist, er-
arten, dass sie dennoch zustimmt und deswegen bis
Uhr nachts dableibt.


(Birgit Homburger [FDP]: Beim letzten Mal war es Ihnen einfach egal! – Weiterer Zuruf Fritz Kuhn )





(A) )

von der FDP: Lassen Sie die Richter entschei-
den!)

Ich glaube, das ist erklärt.

Die Nummer mit der Dagegen-Partei können Sie sich
an dieser Stelle sparen. Wir haben – ähnlich wie
Manuela Schwesig; ich möchte mich an dieser Stelle
auch für die gute Kooperation bedanken –


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


die FDP in diesen neun Wochen als verkörperte Instruk-
tion und Obstruktion wahrgenommen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


weil sie nie Kompromissvorschläge auf den Tisch gelegt
hat.


(Birgit Homburger [FDP]: Einen nach dem anderen haben wir auf den Tisch gelegt! Wir haben den Durchbruch geschafft! Sie sind gegangen!)


Frau von der Leyen, was Sie gerade gemacht haben,
war wirklich nicht okay. Wir haben einen Kompromiss-
vorschlag nach dem anderen zum Regelsatz gemacht,
um zu einer Verfassungskonformität zu kommen, aber
Sie haben keine Vorschläge dazu gemacht. Sie haben in
einem Kompromissverfahren blockiert. Damit haben Sie
der deutschen Politik keinen größeren Gefallen getan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Aber ich will jetzt einmal nach vorne schauen. Was
heißt das eigentlich für die Zukunft der Hartz-Gesetzge-
bung? Da, Frau von der Leyen, gibt es einen eklatanten
Widerspruch zwischen Ihnen und uns. Sie haben den
Kompromiss in einer Feierrede als toll, als Riesenein-
schnitt dargestellt. Diese Einschätzung teilen wir nicht.
Zwar ist es richtig, dass das Bildungspaket verbessert
worden ist. Wir haben zusammen erreicht, dass die
Schnapsidee, dass die Jobcenter für die Umsetzung zu-
ständig sind – bürokratisch mit Gutscheinen oder Chip-
karten –, fallen gelassen wurde. Jetzt sollen die Gemein-
den das umsetzen, in deren Zuständigkeit dies auch
gehört. Aber dennoch folgt für mich aus dem Urteil und
den Verhandlungen ein Auftrag an den Gesetzgeber, in
Zukunft mehr für die Infrastruktur zu tun, weil die Inte-
gration sonst gar nicht funktionieren kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Gegenwärtig gibt es – interessant ist in diesem Zu-
sammenhang übrigens, dass der Ministerin diese Zahlen
in den Verhandlungen zunächst nicht vorlagen –


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das stimmt!)


in nur etwa einem Drittel der Schulen, Kitas und sonsti-
gen Einrichtungen eine Kantine. Das kostenlose Schul-
essen, für das sie sich feiern lässt, kann derzeit allerhöchs-
tens bei einem Drittel der Einrichtungen ausgebracht
werden. Das ist doch ein Schrei nach einer besseren In-

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(C (D astruktur in unserem öffentlichen Schulund Kinderartenwesen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ines sei am Rande einmal festgehalten: Diese Schwie-
gkeiten im Detail, auch die rechtlichen Schwierigkei-
n, verdanken wir dem Kooperationsverbot, das fallen
uss, wenn wir endlich eine vernünftige Infrastruktur
r Bildung und Bildungsteilhabe in Deutschland haben
ollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der zweite Punkt mit Blick auf die Zukunft ist: Wir
erden einen flächendeckenden gesetzlichen Mindest-
hn brauchen; denn auch das folgt aus dem Urteil des
erfassungsgerichts. Das hat die Kanzlerin immer noch
icht verstanden. Sie begründet ihre fehlende Bewegung
eim Regelsatz in den Wahlkämpfen noch immer mit
em Lohnabstandsgebot. Das Verfassungsgerichtsurteil
edeutet aber nicht nur, Frau Homburger, dass wir trans-
arente Regelsätze brauchen, sondern auch, dass wir Re-
elsätze brauchen, die jederzeit und realitätsgerecht, wie
as Verfassungsgericht sagt, das Existenzminimum si-
hern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat sie doch immer noch nicht verstanden!)


as heißt, Sie können ein niedrig angesetztes Existenz-
inimum nicht mehr mit dem Lohnabstandsgebot be-

ründen. Sie müssen Mindestlöhne einführen und die
chmutzlöhne endlich abschaffen. An der Stelle muss
ewegung her, damit wir die Grundsicherung realitäts-
erecht erhalten können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE])


Des Weiteren folgt für uns aus dem Urteil – ich weiß
icht, wie das die anderen Parteien sehen; Schwarz-Gelb
at sich dazu jedenfalls nicht geäußert –, dass wir die
artz-Gesetzgebung gründlich überarbeiten müssen. Ich
eine, aus dem Urteil folgt auch – Karlsruhe hat ja fest-

estellt, dass es ein Grundrecht auf Grundsicherung gibt,
as sich aus dem Grundsatz der Menschenwürde und
em Sozialstaatsgebot aus Art. 20 des Grundgesetzes er-
ibt –, dass wir überprüfen müssen, ob es nicht zu viel
iskriminierung und zu viele Sanktionen in den Hartz-
esetzen gibt und wir die Grundsicherung sanktions-
eier gewähren müssen. Das ist der erste wichtige
unkt.

Zweitens müssen wir überprüfen, Frau von der
eyen, ob der alte Satz „Fordern und Fördern“ aufge-
angen ist.


(Beifall der Abg. Katja Mast [SPD])


h meine: Nein, es wird zu wenig gefördert.


(Beifall der Abg. Katja Mast [SPD])






Fritz Kuhn


(A) )


)(B)

Wenn es in Deutschland 1 Million Dauerarbeitslose gibt
und wir einen sozialen Arbeitsmarkt für mindestens
400 000 Menschen brauchen, die nie auf einem norma-
len Level qualifiziert werden können, dann haben wir
doch ein gigantisches Problem in Deutschland. Wir müs-
sen uns deswegen fragen, ob in den Jobcentern die rich-
tigen Instrumentarien, die richtige Betreuung und die
richtigen Jobs angeboten werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir meinen, dass aus den Diskussionen der letzten Wo-
chen und Monate die Aufgabenstellung folgt, mehr zu
fördern. Frau von der Leyen, wenn die Langzeitarbeits-
losigkeit dauernd sinken würde, dann müssten wir da-
rüber nicht reden; aber das ist nicht in größerem Umfang
der Fall.

Ich komme zum Schluss. Wir haben dem Gesetzent-
wurf nicht zugestimmt, weil wir die Regelsätze für ver-
fassungswidrig halten. Wir sehen die Erfolge, die uns
beim Bildungspaket gelungen sind. Ich sage Ihnen vo-
raus: Sie von Schwarz und Gelb werden in den nächsten
Monaten beim Thema Mindestlohn in ein Rückzugsge-
fecht geraten. Das wird sich gewaschen haben; denn Sie
können diesen sozialpolitischen Unsinn nicht halten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man in Deutschland ganztags arbeitet und damit
nicht seine Familie ernähren kann, dann wird das Leis-
tungsprinzip und, wie ich finde, auch das Sozialstaats-
prinzip systematisch ausgehöhlt. Wenn Sie von der FDP
auch noch darauf stolz sind, dann verweist das auf Ihre
innere Geisteshaltung, aber nicht auf eine vernünftige,
kompetente Sozialpolitik.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709401100

Karl Schiewerling ist der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1709401200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Nach langem Ringen ist ein
guter Kompromiss entstanden. Herr Kollege Gysi, dieser
Kompromiss ist nicht das Ergebnis „illegaler Kungelrun-
den“, sondern das Ergebnis ganz normaler demokrati-
scher Prozesse und Auseinandersetzungen zwischen Par-
teien.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Nee, nee, nee!)


Ich finde es schon sehr bezeichnend, dass Sie sagen, wir
seien undemokratischer als Sie. Damit haben Sie eine
prima Selbsteinschätzung gegeben. Nur bestehe ich aus-

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(C (D rücklich darauf, dass wir uns in Ihrer Einschätzung icht einordnen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


Meine Damen und Herren, die Gewinner dieses zuge-
ebenermaßen komplizierten Prozesses sind zu unserer
roßen Freude die Kinder und die Kommunen. Die
ommunen werden als Ergebnis dieses Prozesses – an-
ers als Sie, Herr Kollege Gysi, es dargestellt haben –
eutlich entlastet und nicht weiter belastet. In Nord-
ein-Westfalen kommt es derzeit zu einer gigantischen
mverteilung: Die Kommunen, die ordentlich gewirt-

chaftet haben, werden bestraft. Diese Kommunen erhal-
n jetzt Gott sei Dank einen Ausgleich. Die anderen
ommunen erhalten zwar auch Mittel; aber die Kommu-
en, die jetzt benachteiligt sind, erhalten jetzt wenigstens
ine ordentliche Perspektive.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


h glaube, dass das eine gute Entscheidung war. Aber
och viel wichtiger ist das Ergebnis, das wir zugunsten
er Kinder durchgesetzt haben.

Herr Kollege Kuhn, meine Kolleginnen und Kollegen
on den Grünen, das darf ich an dieser Stelle sagen: Ich
edaure sehr, dass Sie die Verhandlungen abgebrochen
aben und ausgestiegen sind. Ich hätte gedacht, dass Sie
ich Ihrer Verantwortung stellen würden


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


nd mithelfen würden, dass das, was 2004 – das habe ich
ier immer betont – von Rot-Grün auf den Weg gebracht
orden ist und letztendlich im Vermittlungsausschuss
on Union und FDP


(Elke Ferner [SPD]: Verschlechtert!)


itgetragen wurde,


(Klaus Hagemann [SPD]: Aha!)


tzt wieder gemeinsam in Ordnung gebracht wird. Ich
ätte mich sehr gefreut, wenn Sie sich dieser Verantwor-
ng gestellt hätten. Ich glaube, dass das ein gutes Zei-

hen für die Demokratie in Deutschland gewesen wäre.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709401300

Herr Kollege Schiewerling, gestatten Sie eine Zwi-

chenfrage des Kollegen Birkwald?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1709401400

Ja.


Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709401500

Herr Kollege Schiewerling, herzlichen Dank, dass Sie

ie Zwischenfrage zulassen. – Sie haben eben gesagt,
ass die Kommunen die Gewinner seien, weil sie von
en Kosten der Grundsicherung im Alter entlastet wür-





Matthias W. Birkwald


(A) )


)(B)

den. Es ist erst einmal richtig, dass der Bund die Kosten
für die Altersarmut übernimmt, weil schließlich ver-
schiedene Bundesregierungen unterschiedlicher Cou-
leur mit rentenpolitischen Mitteln zur Altersarmut beige-
tragen haben. So weit, so schlecht.

Nun soll die Bundesagentur für Arbeit die Kosten
übernehmen. Bedeutet das nicht, dass letztendlich die
Arbeitslosen selber die Einsparungen tragen müssen,
ebenso die Beschäftigten bzw. die Versicherten, deren
Beiträge zur Arbeitslosenversicherung deswegen erhöht
werden könnten? Aus meiner Sicht ist das eine Perver-
tierung des Gedankens, Erwerbslose zu fördern; eigent-
lich müssten die Leistungen für Erwerbslose und ihre
Familien mit dem Gesetz erhöht und nicht gekürzt wer-
den. Was sagen Sie dazu?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1709401600

Ich sage dazu: Ich bedanke mich bei Ihnen herzlich

dafür, dass Sie bestätigt haben, dass die Kommunen ent-
lastet werden; denn das war meine Kernaussage.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Frage der Gegenfinanzierung und die Frage, wie
wir das Geld zusammenhalten – das ist ein völlig ande-
res Thema; dazu werde ich gleich noch etwas sagen,
weil mir das wichtig ist –, stehen auf der anderen Seite.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das gehört aber zusammen!)


Ich bin mir sicher, dass nicht die Arbeitslosen den Bei-
trag der Bundesagentur für Arbeit zu entrichten haben.
Ich bin mir auch sicher, dass wir bei abnehmender
Arbeitslosigkeit gerade im Bereich des Arbeitslosengel-
des I über Möglichkeiten verfügen, flexibel auf die Si-
tuation zu reagieren, und dass wir ebenso verantwor-
tungsbewusst, wie wir die Kommunen entlastet haben,
die Gegenfinanzierung organisieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Bei der beruflichen Weiterbildung wird gekürzt!)


Ich möchte einen Hinweis zu der Hilfe für die Kinder
geben. Frau Ministerin Schwesig, ich finde es etwas
abenteuerlich, wenn Sie so tun, als wäre das Bildungspa-
ket und die Hilfe für die Kinder von Ihnen organisiert
worden.


(Elke Ferner [SPD]: Jetzt reicht es aber!)


2004 sind Sie noch nicht einmal auf die Idee gekommen.
Wir haben ein Paket vorgelegt, das zu 100 Prozent um-
gesetzt wird


(Elke Ferner [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


und das in seinen Grundstrukturen lediglich durch un-
sere erklärte Zustimmung auch auf die Kinder, deren El-
tern Wohngeld beziehen, erweitert wird.


(Elke Ferner [SPD]: Warum haben Sie es nicht gleich gemacht?)


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(C (D nsonsten ist das Bildungspaket von Frau von der Leyen eprägt, gestaltet, konzipiert und auf den Weg gebracht orden. Es wird ein erfolgreiches Instrument werden, (Elke Ferner [SPD]: Weil wir etwas verändert haben, war es erfolgreich!)


n dem erstmals auch die Kinder in umfänglicher Weise
artizipieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709401700

Herr Kollege Schiewerling, darf Ihnen auch noch

rau Enkelmann eine Zwischenfrage stellen?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1709401800

Ja.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709401900

Herr Präsident, das ist gemäß Geschäftsordnung keine

wischenfrage, sondern eine Zwischenbemerkung.

Ich habe im Vermittlungsausschuss die Frage zur Ge-
enfinanzierung der Übernahme der Kosten für die
rundsicherung durch den Bund gestellt und darauf hin-
ewiesen, dass die Bundesagentur für Arbeit bereits in
iesem Jahr ein Defizit von 5 Milliarden Euro hat und
tzt durch die Übernahme der Kosten für die Grund-

icherung zusätzlich belastet wird. Ich habe gefragt, wie
as ohne Leistungskürzung funktionieren soll. Darauf-
in hat mir die Ministerin geantwortet, man könne über
arlehen nachdenken, die der Bund an die Bundesagen-
r vergibt. Aber die Gewährung von Darlehen bedeutet
der Konsequenz die Kürzung von Leistungen und
öglicherweise Beitragssteigerungen. Das war die Aus-

age im Vermittlungsausschuss. Das ist der Stand heute.


(Beifall bei der LINKEN)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1709402000

Auch eine Stellungnahme von mir: Darlehen an die

undesagentur für Arbeit sind etwas völlig Normales.
ie hat es in der Vergangenheit immer gegeben.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Zuschüsse!)


as ist ein bewährtes Finanzierungsmittel. Sie werden
ieder zurückgezahlt, spätestens dann, wenn die Ar-
eitslosigkeit sinkt. Da wir uns in einem wirtschaftlichen
ufschwung beispiellosen Ausmaßes befinden und die
rbeitslosenzahlen sinken, haben wir die berechtigte
offnung, dass wir das so finanzieren können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte auf das Bildungspaket zurückkommen.
h habe die große Hoffnung, dass die über 700 Millio-

en Euro – ich möchte die zusätzlichen Leistungen, die
r die Organisation erbracht werden, bewusst nicht in

en Mittelpunkt stellen –, die den Kindern an Leistungen
nmittelbar zugutekommen, auch tatsächlich von den
indern und deren Familien in Anspruch genommen
erden. Es würde mich sehr freuen, wenn jetzt Kindern
ut gemacht wird, sich auf den Weg zu machen – zu





Karl Schiewerling


(A) )


)(B)

Sportvereinen, Verbänden oder anderen Organisationen –
und ihre Möglichkeiten auszuschöpfen. Ich bin sicher,
dass dies ein wichtiges Zeichen ist. Hier liegt viel Ver-
antwortung bei den Kommunen. Sie bekommen nicht
nur Geld für die Umsetzung des Paketes; sie tragen auch
die Verantwortung dafür. Ich hoffe sehr, dass die Kom-
munen dies in umfänglicher Weise wahrnehmen.

Ich halte diesen Weg für geeigneter als den Weg über
die Schulsozialarbeit. Ich bin der Letzte, der nicht sieht,
dass es notwendig ist, dass wir Schulen in Brennpunkten
über Schulsozialarbeit begleitende Hilfen geben. Aber es
ist nicht die Aufgabe des Bundes, Schulsozialarbeit zu
finanzieren. Das ist Aufgabe der Länder. Wir sind nicht
dazu da, 45 000 Sozialarbeiter in 45 000 Schulen unter-
zubringen. Um dieses Problem müssen sich die Länder
kümmern;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


sonst fangen wir auch noch auf der Bundesebene an,
Mittel zu verteilen. Deswegen ist es der richtige Weg,
die Kommunen in den Mittelpunkt zu stellen, sie finan-
ziell entsprechend auszustatten und ihnen die Möglich-
keit zu geben, die personellen Voraussetzungen zu schaf-
fen, damit den Kindern, die auf diese Hilfe angewiesen
sind, effizient geholfen werden kann.

Die Regelsätze sind korrekt errechnet.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt nicht!)


Ich sage Ihnen das an dieser Stelle frank und frei. Nach
dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Anfang des
vergangenen Jahres haben wir in der Koalition verein-
bart, dass, was auch immer geschieht, die Regelsätze
verfassungskonform auszugestalten sind. Wir wollen
kein zweites Mal vor dem Bundesverfassungsgericht
scheitern. Das ist die Maßgabe in der Koalition.


(Elke Ferner [SPD]: Die Maßgabe waren 5 Euro, Herr Schiewerling!)


Ich bin ganz sicher, dass das Bundesarbeitsministerium,
dass die Bundesarbeitsministerin nicht nur korrekte Zah-
len vorgelegt hat, sondern auch verfassungskonforme
Zahlen und dass diese Zahlen auch vor dem Bundesver-
fassungsgericht Bestand haben.


(Elke Ferner [SPD]: Mehrfach verrechnet haben Sie sich!)


Wenn wir davon nicht überzeugt wären, würden wir die-
sem Gesetz heute nicht zustimmen. Wir sind zutiefst da-
von überzeugt, dass das der richtige Weg ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dass dagegen geklagt werden kann, gehört zu der Frei-
heit, die wir in unserem Staat haben. Aber eine Klage-
androhung bedeutet noch nicht, dass man recht be-
kommt. Deswegen warten wir erst einmal das Urteil ab,
das kommen wird, wenn eine Klage eingereicht wird.

Ich möchte kurz auf einen weiteren Punkt eingehen.
Mit liegt sehr am Herzen, dass wir bei allem, was wir
tun, bei allen berechtigten Leistungen, die wir den Hilfe-
empfängern gewähren, immer im Blick behalten, dass
dies finanzierbar sein muss. Es muss immer im Blick be-

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(C (D alten werden, dass dies durch die Steuerzahlerinnen nd Steuerzahler zu erwirtschaften ist. Es ist im Blick zu ehalten, dass gerade diejenigen, die erwerbstätig sind nd deren Einkommen knapp über den Transferleistunen liegt, von ihrem Einkommen Steuern zahlen und daurch letztendlich die Leistungen mit finanzieren. (Elke Ferner [SPD]: Immer noch nichts verstanden!)


s gehört auch zur sozialen Gerechtigkeit in Deutsch-
nd, die Leistungsträger in unserer Gesellschaft – dazu
ehören die Kindergärtnerinnen, die Krankenpflegerin-
en und all die Menschen, die sich täglich abmühen –
icht mit dem zu überfordern, was sie zur Finanzierung
es Sozialstaates und der berechtigten Ansprüche der
eistungsempfänger aufzubringen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Deshalb bremsen Sie bei den Mindestlöhnen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709402100

Herr Kollege Schiewerling, kurz vor Ende Ihrer Re-

ezeit würde die Kollegin Kipping auch gerne noch eine
emerkung machen.


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1709402200

Dass mir das Glück noch zuteil wird, Frau Kollegin.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Extra zum Wochenende!)



Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709402300

Herr Schiewerling, zu den Ergebnissen des Vermitt-

ngsausschusses gehören auch diverse Protokollerklä-
ngen. Eine davon beschäftigt sich mit der Regelbe-

arfsstufe 3. Ich muss jetzt Sie dazu befragen, weil vor
wei Tagen der im Ausschuss anwesende Staatssekretär
icht in der Lage war, uns eine klare Auskunft darüber
u geben, wie diese Protokollerklärung zu interpretieren
t.


(Birgit Homburger [FDP]: Das geht gar nicht! Staatssekretäre sind immer in der Lage, eine Antwort zu geben!)


h finde es im Übrigen höchst problematisch, wenn Sie
ns heute auffordern, unsere Hand für dieses Gesetz zu
eben, obwohl zentrale Sachen nicht geklärt sind.

Nur zur Erläuterung: Regelbedarfsstufe 3 bedeutet,
ass bedürftige erwachsene Menschen mit einer Behin-
erung, die mit anderen Erwachsenen zusammenleben,
Zukunft nicht mehr 100 Prozent des Regelsatzes, son-

ern nur noch 80 Prozent bekommen. Das heißt, dass
it der Regelung, die Sie neu eingeführt haben, erwach-

enen Behinderten jeden Monat noch einmal 68 Euro ge-
ommen werden würden.

Die Protokollerklärung lautet:

Der Regelsatz für die Regelbedarfsstufe 3 wird mit
dem Ziel, Menschen mit Behinderung ab dem





Katja Kipping


(A) )


)(B)

24. Lebensjahr den vollen Regelsatz zu ermögli-
chen, überprüft.

Nun ist meine Frage: Was heißt das? Wann soll das
überprüft werden? Warum hat man das nicht sofort in
das Gesetz übernommen und die neu eingeführte Regel-
bedarfsstufe 3 einfach gestrichen? Heißt das, dass das
am Sankt-Nimmerleins-Tag überprüft werden soll? Müs-
sen wir jetzt vier Jahre warten? Oder können wir darauf
hoffen, dass das sofort erfolgt und rückwirkend zum
1. Januar 2011 umgesetzt wird?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1709402400

Schönen Dank, Frau Kollegin, für die Frage.

Erstens. Der anwesende Staatssekretär hat die meines
Wissens richtige Antwort gegeben. Er hat im Ausschuss
gesagt, dass man sich noch in den Verhandlungen befin-
det. Deswegen konnte er auch nicht mehr dazu sagen.

Zweitens. Das Ergebnis dieser Verhandlungen ist das,
was Sie gerade vorgetragen haben, dass nämlich die
Regelbedarfsstufe 3 überprüft wird. Das ist am Dienstag
beschlossen worden. Die Prüfung ist heute, am Freitag,
noch nicht abgeschlossen. Wann sie abgeschlossen wird,
werden wir sehen. Ich hoffe, dass dies dann auch ziel-
orientiert stattfindet.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das steht in den Sternen!)


Drittens. Zum sachlichen Gehalt Ihrer Frage: Es ist
richtig, dass ursprünglich vorgesehen war, die Regelbe-
darfsstufe 3 für Behinderte, die über 25 Jahre alt sind
und im Haushalt der Eltern wohnen, abzusenken. Die
Begründung lautete, dass wir entsprechende Zusatzzah-
lungen und Zusatzleistungen für Behinderte auf anderen
gesetzlichen Grundlagen haben, die weit über das hi-
nausgehen, was selbst die oberste Spitze der Regelbe-
darfsstufe 3 ausmachen würde.


(Elke Ferner [SPD]: Lächerlich!)


Das Ganze wird jetzt in die Prüfung mit einbezogen,
gut abgewogen, und das Ergebnis wird schließlich im
Deutschen Bundestag zur Abstimmung gestellt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, ich möchte darauf hinwei-
sen, dass wir mit dem heutigen Tag den zweiten Teil der
Reformen zum Zweiten Buch Sozialgesetzbuch ab-
schließen. Der erste Teil war die Organisationsreform.
Das haben wir im Sommer letzten Jahres gemeinsam ge-
macht. Der zweite, wesentlich emotionalere Teil ist der
Teil der Regelsätze. Er ist deswegen so emotional gewe-
sen, weil wir es bei dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch
mit dem kompliziertesten Sozialgesetz in Deutschland
zu tun haben, von dem Arbeitsmarktpolitik, Sozialpoli-
tik, Bildungspolitik und Familienpolitik, Bund, Länder
und Kommunen betroffen sind. Das macht die Komple-
xität dieses Gesetzes aus. So zu tun, als hätte jemand in
diesen hochkomplexen Fragestellungen eine einfache
Lösung, ist eine glatte Irreführung im Land. Es ist kom-

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(C (D lex. Es ist schwierig. Wir haben uns dieser Aufgabe getellt. Wir stellen uns auch der dritten Aufgabe, die jetzt vor ns liegt, nämlich die Instrumentenreform so zu gestaln, dass die Hilfe passgenau bei den Menschen anommt; denn unser Ziel bleibt es – das ist die Aufgabe es Zweiten Buches Sozialgesetzbuch, von Arbeitsloengeld II oder Hartz IV, wie es im Volksmund heißt –, enschen in Beschäftigung zu bringen und ihnen so ine Perspektive zu geben, dass sie mit ihrer eigenen ände und Kopfes Arbeit den Lebensunterhalt für sich nd ihre Familien verdienen können. Diesem Ziel bleien wir verpflichtet. Es ist der eigentliche Geist des weiten Buches Sozialgesetzbuch. Die Kollegin Elke Ferner ist die nächste Rednerin für ie SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! enn der Geist des SGB II so ist, wie Herr Schiewerling s gerade gesagt hat, dann frage ich mich natürlich, wam diese Koalition die aktive Arbeitsmarktpolitik bei en letzten Haushaltsverhandlungen und Haushaltsberangen so rasiert hat, dass die Argen und die Jobcenter berhaupt nicht wissen, ob sie in diesem Jahr noch neue aßnahmen anfangen können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709402500

(Beifall bei der SPD)

Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1709402600

Herr Schiewerling, ich möchte noch einmal auf das
hema Bildungspaket zurückkommen. Sie haben eben
o getan, als sei das, was jetzt beschlossen worden ist, al-
s Ihre Erfindung. Sie haben, weil die Ministerin es so
ollte, zusammen mit der FDP ein Bildungspaket be-

chlossen, das an Bürokratie nicht zu überbieten war. Ich
eiß nicht, wie es Ihnen gegangen ist. Auf alle Fälle ha-
en mich während der Zeit der Neujahrsempfänge alle
ommunalpolitiker, ob von SPD, von CDU oder von an-
eren Parteien, gebeten, um Gottes willen die Gutschein-
sung, die Chipkartenlösung nicht zu machen, um Got-
s willen die Jobcenter und die Argen nicht zu einem
undesjugendamt zu machen. Genau das aber haben Sie
ier mit Mehrheit im Bundestag beschlossen. Wir haben
s im Vermittlungsausschuss zusammen mit den Grünen
rreicht, dass das nachhaltig geändert worden ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ohne dieses Vermittlungsverfahren wären weniger
inder anspruchsberechtigt. Dass jetzt auch die Kinder
on Wohngeldempfängern in den Genuss des Bildungs-
akets kommen, ist nur deshalb so, weil es dieses Ver-
ittlungsverfahren gegeben hat. Sie haben hier im Deut-

chen Bundestag etwas anderes beschlossen. Auch Ihre





Elke Ferner


(A) )


)(B)

Länder im Bundesrat haben etwas anderes beschlossen.
Sie hatten dafür nur keine Mehrheit.

Ein weiterer Punkt ist, dass wir einen Einstieg in die
Schulsozialarbeit bekommen haben. Natürlich kann man
Schulsozialarbeiter gut oder schlecht finden, Herr
Schiewerling.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Ich finde sie gut, nur will ich sie nicht bezahlen! Das sollen die Kommunen tun!)


Aber ich finde es eigentlich besser, dass Kinder dort, wo
sie sind, nämlich in den Schulen, in den Kitas, in den
Horten, an die Hand genommen werden, damit sie in den
Genuss des Bildungspakets kommen, als wenn die El-
tern auf irgendein Amt gehen und einen Antrag stellen
müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ergibt sich schon aus den Problemen, die an den
Brennpunktschulen und -einrichtungen vorhanden sind,
wo ohnehin Schulsozialarbeit angesagt ist.

Ferner haben wir einen Einstieg in Mindestlöhne er-
reicht.


(Zuruf von der LINKEN: Ach!)


– Ja, das ist so. – Für die auf der ganz linken Seite, die es
nicht wissen: Es ist üblich – das ist über die gesamten
Jahre der Republik und auch über alle Vermittlungsver-
fahren so eingehalten worden –, dass, wenn Protokoll-
erklärungen gemacht werden, das dann auch im An-
schluss in der Gesetzgebung umgesetzt wird. Darauf
können Sie sich genauso verlassen, wie wir uns darauf
verlassen, wenn wir in der Opposition sind, und genauso
wie wir uns daran halten, wenn wir in der Regierung
sind. Sie werden erleben, dass wir noch vor dem 1. Mai
Regelungen für die Leiharbeit haben werden, dass Min-
destlöhne bei der Aus- und Weiterbildung, beim Wach-
und Sicherheitsgewerbe und, wie gesagt, für die Leih-
arbeit kommen werden. Sie werden es erleben.


(Birgit Homburger [FDP]: Das ist schon im Gesetz!)


Ihnen wird das nicht gefallen, weil das ein weiterer
Punkt ist, bei dem wir uns durchgesetzt haben, während
Sie sich einer Lösung verweigert haben.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben natürlich auch über die Regelsätze disku-
tiert. Ich bleibe dabei: Es gibt nach wie vor gravierende
Bedenken bei der Frage der Zirkelschlüsse, bei der Frage
des internen Ausgleichs und bei der Frage der Größe der
Referenzgruppe. Frau von der Leyen, wir haben Ihnen
zu allen Punkten Vorschläge gemacht. Wenn Sie heute
Morgen hier behaupten, es sei um x Euro gegangen,
dann ist das schlicht und ergreifend falsch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Genau!)


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(C (D ie versuchen hier, die Tatsachen zu verdrehen. Wir haen immer gesagt: Wir wollen eine bessere Methode, die as Ganze verfassungsfester macht. Wir wussten, dass ir es im Vermittlungsverfahren sowieso nicht ganz verssungsfest hinbekommen würden. (Birgit Homburger [FDP]: Wieso stimmen Sie denn dann zu?)


m Ende der Berechnung mit einer bestimmten Me-
ode steht ein Betrag und nicht umgekehrt, wie Sie das

emacht haben. In der Rede von Frau Homburger ist
anz deutlich geworden, dass die 5 Euro das Maß der
inge waren. Die Gesichtswahrung der Ministerin war
as Maß der Dinge.


(Birgit Homburger [FDP]: Nein!)


rau Homburger, wissen Ihre Kollegen, dass durch die
mfirmierung der Warmwasserkosten, die Sie vorge-
ommen haben, die eigentliche Regelsatzerhöhung zum
. Januar dieses Jahres nicht 5 Euro, sondern 5 Euro plus
,47 Euro, sprich: 13,47 Euro beträgt? Wissen Ihre Kol-
gen und Kolleginnen das? Nein, das wissen sie nicht.
rau Homburger, offenbar wissen Sie das selbst nicht.


(Beifall bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Das ist nicht umfirmiert worden!)


Bitte?


(Patrick Döring [FDP]: Das ist nicht umfirmiert worden! – Gegenruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Seit wann haben Sie denn Ahnung davon? – Gegenruf des Abg. Patrick Döring [FDP]: Mehr als Sie glauben!)


Natürlich ist das umfirmiert worden. Bisher waren die
armwasserkosten in den Regelsätzen enthalten. Jetzt

ind sie in den Kosten der Unterkunft enthalten.

Am Ende werden nicht alle Hilfeempfänger unter
em Strich 564 Euro haben. Diejenigen, die ihr Warm-
asser mit Strom aufbereiten, werden 564 Euro plus
,47 Euro haben, und bei denjenigen, die ihr Warmwas-
er mit der Heizung erzeugen, werden 6,43 Euro weni-
er abgezogen. Offenbar wissen Sie das nicht, Frau
omburger.


(Birgit Homburger [FDP]: Rechnen Sie sich das Ding schön! Ist okay! Peinlich! – Patrick Döring [FDP]: Was ist daran falsch? – Otto Fricke [FDP]: Was ist daran falsch?)


Daran ist nichts falsch,


(Patrick Döring [FDP]: Danke!)


ber Sie verheimlichen das.

Jetzt will ich Ihnen noch einmal sagen, was daran
lsch ist, Herr Fricke. Sie haben durch die Umbucherei,

ie Sie vorgenommen haben, um Ihre eigenen Kollegen
nd die Öffentlichkeit über das wahre Ausmaß der Re-
elsatzerhöhung hinwegzutäuschen, einen Fehler ge-
acht. Das Gesetz, das Sie beschlossen haben, war

chon allein deshalb verfassungswidrig, weil Sie für die-
nigen, die ihr Warmwasser mit Strom aufbereiten, we-





Elke Ferner


(A) )


)(B)

der im Regelsatz noch bei den Kosten der Unterkunft ei-
nen Posten hierfür vorgesehen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Insofern können Sie froh sein, dass es ein Vermittlungs-
ergebnis gegeben hat.

Wir haben zugestimmt. Unter dem Strich sind wir zu
einem anderen Ergebnis gekommen als die Grünen. Ers-
tens glauben wir, dass die Regelsatzfrage so oder so in
Karlsruhe entschieden wird. Zweitens. Wenn man es bei
der alten Regelung, die bekanntermaßen verfassungs-
widrig ist, belassen hätte, wäre weder für die Kinder et-
was erreicht worden – bei dem Bildungspaket geht es um
Teilhabe –, noch wären hinsichtlich der Mindestlöhne
Fortschritte erzielt worden.

Was ich zutiefst bedauere, ist, dass sich die Koalition
– ich meine insbesondere die Parteien und die Fraktion
mit dem C im Namen – nicht in der Lage sah, bei der
Regelbedarfsstufe 3 insbesondere die Schlechterstel-
lung der Menschen mit Behinderungen, die von ihr ver-
ursacht worden ist, schon jetzt zu korrigieren. Ich kann
Ihnen schon jetzt eine Ansage machen: Wenn das Minis-
terium nicht in einem positiven Sinne prüft – so haben
wir und, ich hoffe, auch Sie das gemeint –, werden wir in
dieses Haus einen entsprechenden Gesetzentwurf ein-
bringen. Dann kann sich die schwarz-gelbe Koalition
entscheiden, ob sie für Menschen mit Behinderungen et-
was tun will oder nicht.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709402700

Für die FDP-Fraktion erhält nun der Kollege Heinrich

Kolb das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1709402800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte fast am Ende dieser Debatte noch einige Anmer-
kungen machen, zunächst an Ihre Adresse, Frau
Schwesig. Sie haben nach langen, zähen Verhandlungen,
die mit einem Kompromiss beendet wurden, hier eine
Rede gehalten nach dem Motto: Wir stimmen zu, aber
wir bekennen uns nicht dazu. Das finde ich sehr be-
merkenswert und nicht akzeptabel. Ihre siebenminütige
Meckerrede, Frau Schwesig – das muss ich Ihnen noch
mit auf den Weg aus dem Plenarsaal geben –, zeigt deut-
lich, wie wenig Sie am Ende tatsächlich erreicht haben.
Das ist hier sehr klar geworden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Manfred Grund [CDU/CSU]: Und wie wenig sie von Parlamentarismus hält! Das ist ungeheuerlich!)


Die zweite Anmerkung geht an das Team Rot-Grün.
Herr Kuhn, Frau Ferner, Herr Oppermann – ich spreche

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(C (D ie stellvertretend an –, Sie sind wahrlich kein Dreameam; das muss man sagen. (Thomas Oppermann [SPD]: Aber wir arbeiten daran!)


ie sind eine Schönwettertruppe, und wenn es ernst
ird, dann laufen Sie auseinander. Mit einer solchen
ethode ist kein Staat zu machen. Das will ich an Ihre
dresse sehr deutlich sagen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Räumen Sie erst einmal Ihren Hühnerhaufen auf!)


Die dritte Anmerkung geht an Herrn Kuhn; er ist ge-
de in ein Gespräch mit Herrn Heil vertieft. Herr Kuhn,
ie haben gesagt, die FDP hätte Obstruktion betrieben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Genau!)


as haben wir wirklich nicht, aber wir haben auch nicht
u allem, was Sie gefordert haben, Ja und Amen gesagt.
as war auch gut und richtig so.


(Beifall bei der FDP)


adurch ist es uns gelungen, Ihre Liste von Maximalfor-
erungen sehr deutlich auf ein erträgliches Maß zu ver-
ürzen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Karl Schiewerling [CDU/CSU])


as wird beispielsweise bei der Frage der Mindestlöhne
eutlich. Es ist nicht richtig, Frau Ferner, hier zu sagen:
s gibt jetzt für 1,2 Millionen Beschäftigte neue Mindest-
hne. So ist es nicht. Es gibt bereits für 900 000 – jetzt

ind es wohl eher 950 000 – Zeitarbeiter einen tarifli-
hen Mindestlohn.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Caren Marks [SPD]: Den Blödsinn haben Sie gestern schon erzählt!)


r wird in dieser Höhe auch Grundlage für die absolute
ohnuntergrenze, die wir einziehen wollen, sein. Ihr Er-
lg besteht darin – auch das will ich sagen –, dass Sie
r polnische und litauische Zeitarbeiter höhere Löhne

rkämpft haben. Die Sozialistische Internationale wird
nen das danken,


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


hmen für die deutschen Zeitarbeiter dürfen Sie sich
it dieser Tat aus unserer Sicht jedenfalls nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Schwesig hat hier am Ende zu Equal Pay gesagt:
a ja, gut, dass wir einmal darüber gesprochen haben. –
as war es nicht. Ich will darauf hinweisen, dass sich,
achdem wir als FDP im Frühsommer dieses Thema in
er politischen Debatte mit angestoßen haben, sehr viel
ewegt hat.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Gar nichts!)


s ist deutlich geworden, dass es für die gesellschaftli-
he Akzeptanz der Zeitarbeit erforderlich ist, dass die





Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )


)(B)

Heranführung der Bezahlung der Zeitarbeiter an die der
Stammbelegschaften auf einer Zeitschiene stattfindet.
Wir sind der Meinung – anders als Sie –, dass das Sache
der Tarifpartner sein soll. Sie sollen Branche für Branche
in einem fein ausdifferenzierten Netz entscheiden, wann
dieser Zeitpunkt gekommen ist. Der Gesetzgeber kann
allenfalls eine Auffangfrist definieren. So haben wir uns
in den Verhandlungen eingebracht.

Ich stelle fest: Wir sind mit diesem Kompromiss zu-
frieden. Wir bekennen uns auch dazu. Der Regelsatz ist
verfassungsfest. Wenn Sie, Frau Ferner, hier heute zuge-
stimmt haben, dann dokumentieren Sie das konkludent
mit Ihrem Stimmverhalten.


(Elke Ferner [SPD]: Falsch! Nein! Das tun wir eben nicht!)


Das Bildungspaket wird vor Ort umgesetzt. Das ist das
Richtige für die Kinder und wird deutlich verbesserte
Chancen für die Kinder von Hartz-IV-Beziehern und von
Kinderzuschlags- und Wohngeldberechtigten schaffen.


(Caren Marks [SPD]: Es fällt Ihnen schon schwer, das Wort auszusprechen! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie haben nichts dazu beigetragen!)


Beim Arbeitsmarkt sind die Verhandlungen mit minima-
len Zugeständnissen ausgegangen. Deswegen freue ich
mich heute, dass es gelungen ist, dieses Kapitel abzu-
schließen.


(Elke Ferner [SPD]: Es ist noch nicht abgeschlossen, Herr Kolb!)


Wir werden sicherlich neue Themen finden, über die wir
streiten können. Ich bedanke mich bei allen, die in die-
sen Verhandlungen hart, aber fair miteinander gerungen
haben und dieses Ergebnis möglich gemacht haben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709402900

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Paul Lehrieder für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1709403000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Eine solche Debatte bietet immer wie-
der, auch wenn schon viel gesagt worden ist, erstaunli-
che Erkenntnisgewinne. Lieber Herr Gysi, wenn Sie sich
an dieses Rednerpult stellen und sagen, das Verfahren sei
undemokratischer als Ihre eigene Partei, dann geben Sie
konkludent zu – das ist etwas, was ich nie behaupten
würde –, dass die Linke eine undemokratische Organisa-
tion ist.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ich würde das schon behaupten!)


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(C (D ieber Herr Gysi, für diese Aufklärung danke ich Ihnen usdrücklich. Wir können es schwarz auf weiß im Protooll dieser Plenardebatte nachlesen. Herzlichen Dank, h habe wieder etwas dazugelernt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zu den Inhalten des Vermittlungsergebnisses wurde
ereits einiges ausgeführt. Nachdem momentan in vielen
edien über den Zeitablauf ein bisschen kritisch berich-
t wird, bietet diese Debatte, glaube ich, die Gelegen-
eit zur Richtigstellung: Wir hatten am 9. Februar das
rteil des Bundesverfassungsgerichts erhalten.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Letzten Jahres!)


Völlig korrekt, Herr Heil, am 9. Februar 2010 war das
rteil des Bundesverfassungsgerichts. – Die Einkom-
ens- und Verbrauchsstichprobe lag uns im September

or. Aus dieser Einkommens- und Verbrauchsstichprobe
es ist wichtig, darauf noch einmal hinzuweisen –, die

merhin die Befragung von 60 000 Haushalten um-
sst, wurden verlässliche, belastbare Zahlen zugrunde

elegt, um die Regelsätze neu zu berechnen. Diese wur-
en im Herbst letzten Jahres in das gesetzgeberische
erfahren eingebracht. Im Dezember wurde das Ergeb-
is vom Bundesrat nicht mitgetragen. Dann wurde in
en letzten acht Wochen verhandelt. Jetzt haben wir ein
rgebnis. Viel schneller wäre es auch bei einem geord-
eten Gang der Dinge – ohne Schätzungen, ohne grobes
i-mal-Daumen-Rechnen – überhaupt nicht gegangen.
afür danke ich unserer Ministerin. Dafür danke ich

uch all denen, die an der Regelsatzermittlung mitge-
irkt haben, an dieser Stelle sehr herzlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich darf in meinen Dank auch die Genossinnen und
enossen von der SPD einbeziehen.


(Elke Ferner [SPD]: Ich bin nicht Ihre Genossin! – Thomas Oppermann [SPD]: Wollen Sie vielleicht in unsere Genossenschaft eintreten?)


h weiß: Ich habe erst vor ein paar Wochen hier gestan-
en und an Sie, Frau Kollegin Lösekrug-Möller, appel-
ert, noch einmal Rücksprache mit Ihren Ministerpräsi-
enten und Ihren Oberbürgermeistern zu halten. Das
rgebnis, das wir heute gefunden haben – die Entlastung
er Kommunen um immerhin über 4 Milliarden Euro,
is 2014 aufwachsend –, ist eine grandiose Geschichte.
as kann man den Kommunen gar nicht deutlich genug
ermitteln. Danke dafür, dass Sie hier im Interesse der
ommunen, im Interesse der Betroffenen, vor allem

ber im Interesse der Kinder an diesem Vermittlungser-
ebnis mitgewirkt haben. Das Abstimmungsergebnis in
er vorangegangenen namentlichen Abstimmung hat
okumentiert, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.
ür Ihr Mitwirken sage ich noch einmal Danke.

Ich danke allen Verhandlungsführern, aus unserer
icht natürlich unserem Ministerpräsidenten, dem Kolle-
en Straubinger, dem Kollegen Schiewerling





Paul Lehrieder


(A) )


)(B)


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Die waren gar nicht dabei!)


und den Kolleginnen und Kollegen aus dem Ministe-
rium. Ich danke natürlich auch der Ministerin für das Er-
gebnis, dass wir jetzt im Vermittlungsausschuss eine
gute Lösung für die bedürftigen Kinder in unserer Ge-
sellschaft gefunden haben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Danken Sie doch mal Manuela Schwesig!)


Ich muss etwas richtigstellen. Herr Kuhn, Sie haben
vorhin hier gestanden und gesagt: Es reicht nicht aus,
Teilhabe zu fordern. Man muss die Teilhabe auch ge-
währen. – Sie kennen die Föderalismusreform I. Sie wis-
sen, dass die Kultushoheit bei den Ländern liegt. Ich
nehme an, dass die Frau Kollegin Schwesig, die hier vor-
hin lebhaft gesprochen hat, aber jetzt leider durch wich-
tige Amtsgeschäfte verhindert ist, der Debatte weiter zu
lauschen – –


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Bundesrat, Herr Kollege! Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis!)


– Bundesrat, okay; gut. Ich wollte unterstellen, sie geht
vielleicht nach Mecklenburg-Vorpommern und richtet
Sozialarbeiterstellen an den Schulen ein. Das wäre auch
eine gute Geschichte. –


(Elke Ferner [SPD]: Die haben schon welche, im Gegensatz zu Ihnen! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist ja eine Große Koalition, Herr Kollege!)


All diese Aufgaben liegen in der Kompetenz der Länder,
Herr Kuhn.

Im Bundesverfassungsgerichtsurteil – Sie haben es si-
cherlich genauso gründlich gelesen wie ich – ist von
Teilhabe an bestehenden Einrichtungen die Rede. Das
heißt, wir müssen uns fragen: Gibt es genügend Einrich-
tungen? Da haben Sie mich an Ihrer Seite. Ich habe bei
mir im Wahlkreis vor einigen Jahren erreicht, dass wir
das Programm „Vertiefte Berufsorientierung für Schüle-
rinnen und Schüler“ mit Kofinanzierung des Freistaats
hinbekommen haben: 50 Prozent Bundesmittel, 25 Pro-
zent Landesmittel, 25 Prozent Eigenanteil des Schulauf-
wandsträgers. Da kann man vieles erreichen. Lassen Sie
uns hier gern im Dialog bleiben, weil es wichtig ist, dass
man diese Angebote, diese Möglichkeiten für die be-
dürftigen Familien schafft.

Meine Damen und Herren, der Weg zu dem heutigen
Vermittlungsergebnis war sicher nicht leicht. Frau
Ministerin hat ausgeführt: Aus den Steinen, die man ei-
nem in den Weg wirft, kann man auch etwas Schönes
bauen. Ich glaube, es ist heute zumindest etwas Vernünf-
tiges, etwas Sinnvolles – ob es von allen als schön emp-
funden wird, werden wir sehen – erreicht worden. Es
wird – da will ich ein Stück weit um Verständnis bitten –
auch bei den Kommunen, die jetzt für das Bildungspaket
zuständig sind, möglicherweise nicht ganz ohne Anlauf-
schwierigkeiten gehen. Hier bitte ich die betroffenen Fa-
milien, die betroffenen Kinder, die betroffenen Eltern
um ein bisschen Verständnis. Da wir hier Neuland be-
schreiten, sollten sie uns über die Kommunen Verbesse-

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(C (D ngsvorschläge zuleiten, wie es weitergehen kann. Man ollte dieses Neue mit positiven Erwartungen begleiten nd nicht, wenn es am Anfang etwas zwickt oder hakt, leich alles schlechtreden. Meine Damen und Herren, wir können stolz darauf ein, dass am Ende auch die Inhalte, die wir uns vorgeommen haben, umgesetzt werden konnten. In der Bechlussempfehlung des Vermittlungsausschusses haben ir es geschafft, mehr Chancengerechtigkeit für alle inder zu erreichen, insbesondere für 2,5 Millionen beürftige Kinder aus Hartz-IV-Familien. Sie haben nun ie Chance auf einen sozialen Aufstieg. So lässt sich der reislauf aus ererbter Armut und Chancenlosigkeit urchbrechen. Dafür, meine Damen und Herren, hat es ich gelohnt zu kämpfen. Wir haben mehr Hilfe für Langzeitarbeitslose ericht. Ihnen wollen wir gute Bedingungen bieten, um en Wiedereinstieg ins Berufsleben zu meistern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Wir haben mehr Unterstützung und Entlastung für un-
ere Kommunen erreicht. Sie müssen als unsere beson-
eren Partner in der Sozialpolitik gestärkt werden. Das
n wir mit dem heute gefundenen Kompromiss. Damit

aben wir es geschafft, Hartz IV so umzugestalten, dass
in faires und gerechtes Konzept entstanden ist – ein
roßer Gewinn an sozialer Sicherheit, an sozialer Ge-
chtigkeit und an sozialstaatlicher Verantwortung. Ins-

esamt haben wir viel mehr umgesetzt, als uns das Bun-
esverfassungsgericht mit seiner Forderung nach
ansparenten Regelsätzen aufgetragen hat.

Ich bin sehr froh, dass unsere Kommunen zu den kla-
n Gewinnern dieser Reform gehören. Wir haben eine

eutliche und nachhaltige Verbesserung ihrer Finanzen
urch eine milliardenschwere Entlastung von Sozialaus-
aben erreicht. Die Kommunen sind, wie bereits ausge-
hrt, unser wichtigster Partner in der Sozialpolitik. Sie

aben die Expertise vor Ort dafür, den Menschen zielge-
chtet, sachgerecht und effektiv zu helfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir entlasten unsere Kommunen nicht nur finanziell,
ondern greifen ihnen auch bei der Aufgabenbewälti-
ung tatkräftig und verlässlich unter die Arme.

Der Bund wird bis 2014 die Grundsicherung für
ltere und Erwerbsgeminderte zu 100 Prozent überneh-
en. Bereits ab dem nächsten Jahr erfolgt die Anpassung

chrittweise: zunächst mit der Übernahme von 45 Prozent
nd dann mit der Übernahme von 75 Prozent im Jahre
013. Die komplette Übernahme erfolgt schließlich im
arauffolgenden Jahr. Das ist ein finanzieller Befrei-
ngsschlag für die Kommunen.

Gerade die Durchführung von Sozialprojekten im Be-
ich der Städtebauförderung wird für die Kommunen in
ukunft leichter in eigener Zuständigkeit möglich sein.
an braucht nicht nur zu jammern, nach dem Motto:

Der Bund hat uns bei der Städtebauförderung ein Stück
eit nicht weiter so unterstützt wie bisher“, sondern man





Paul Lehrieder


(A) )


)(B)

kann das jetzt durch die Entlastung im Bereich des
SGB XII kompensieren.

Meine Damen und Herren, nach Informationen des
Deutschen Städtetages bedeutet dieser Schritt für die
Kommunen in Deutschland eine Entlastung von knapp
12,3 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015. Der bayerische
Anteil hieran beträgt immerhin 1,3 Milliarden Euro.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709403100

Herr Kollege.


Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1709403200

Herr Präsident, aufgrund der Wichtigkeit der Materie

habe ich mir erlaubt, diesen Satz noch anzufügen.

Ich bedanke mich für Ihre Geduld, wünsche Ihnen al-
les Gute und gratuliere diesem Hohen Hause und allen,
die mitgewirkt haben, zu dem gefundenen Ergebnis.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709403300

Ich bedanke mich natürlich für die Glückwünsche, die

Sie an das ganze Haus gerichtet haben, im Namen des-
selben besonders herzlich.


(Heiterkeit – Elke Ferner [SPD]: Das hat er nicht verstanden!)


Es gehört offenkundig zum ständigen Schicksal bei der
Disposition solcher Parlamentsreden, dass die besonders
wichtigen Sätze erst zu einem Zeitpunkt vorgesehen
sind, zu dem die Redezeit bereits abgelaufen ist.


(Heiterkeit)


Ich schließe die Aussprache. Wie zu Beginn der De-
batte erstens angekündigt und zweitens vereinbart, gibt
es einige persönliche Erklärungen zur Abstimmung, die
wir dem üblichen Verfahren entsprechend zu Protokoll
geben. Den Wunsch zu einer mündlichen Erläuterung
des Abstimmungsverhaltens hat die Kollegin Dagmar
Enkelmann, der ich hierfür jetzt das Wort erteile.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709403400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich habe gegen den Gesetzentwurf zur Neurege-
lung der Hartz-IV-Regelsätze gestimmt.


(Beifall bei der LINKEN – Birgit Homburger [FDP]: Ich habe nichts anderes erwartet!)


Ich habe dagegen gestimmt, weil das, was vom Vermitt-
lungsausschuss vorgelegt wurde, ein fauler Kompromiss
ist.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)


Es ist ein fauler Kompromiss zulasten von 6,7 Millionen
Menschen in diesem Land. Als Mitglied des Vermitt-
lungsausschusses stelle ich hier fest: Um einen wirklich
verfassungskonformen Regelsatz ging es in den offiziel-
len Verhandlungen zu keinem Zeitpunkt.

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(C (D (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das ist die Wahrheit!)


Ich habe der Einigung des Vermittlungsausschusses
icht zugestimmt, weil das Urteil des Bundesverfas-
ungsgerichts nicht umgesetzt worden ist. Bis heute gibt
s keine Transparenz in Sachen Berechnung des Regel-
atzes.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)


ie kommen Sie auf 5 Euro mehr für 2011? Wie kom-
en Sie auf 3 Euro mehr ab 2012? Diese Berechnung
egt bis heute nicht vor, und das ist vom Bundesverfas-
ungsgericht angemahnt worden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die vereinbarte Regelsatzhöhe reicht auch nicht, um
ie physische Existenz der Betroffenen und ein Mindest-
aß an Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu sichern,
ie es vom Bundesverfassungsgericht gefordert worden
t.

Ich habe dem Gesetzentwurf nicht zugestimmt, weil
ie eine weitere Forderung des Bundesverfassungsge-
chts nicht eingehalten haben, nämlich eine selbststän-
ige Berechnung des Kinderregelsatzes nach dem tatsäch-
chen Bedarf für Kinder und Jugendliche durchzuführen.
r Gesetz wird keinen Bestand vor dem Bundesverfas-

ungsgericht haben. Ich habe dagegen gestimmt, weil ich
icht an einem erneuten Verfassungsbruch beteiligt sein
ill.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709403500

Zu einer weiteren mündlichen Erklärung erhält die

ollegin Senger-Schäfer das Wort.


Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709403600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe

em Gesetz nicht zugestimmt,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das wissen wir! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir übrigens auch nicht! Das könnten wir jetzt auch noch einmal erläutern!)


nd ich muss im Namen vieler Bürgerinnen und Bürger
us meinem Bundesland Rheinland-Pfalz, die ich hier
ertrete, und als pflegepolitische Sprecherin meiner
raktion eine persönliche Erklärung zu meinem Abstim-
ungsverhalten abgeben.

Ich stimme dagegen, weil das, was Sie, meine Damen
nd Herren von Schwarz-Gelb und SPD-Rot, ausgehan-
elt haben, nicht mehr ist als ein fauler Kompromiss und
in Hohn für die Betroffenen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich stimme dagegen, weil die bisherige Bilanz von
artz IV eine Katastrophe ist, die durch dieses Gesetz
ein bisschen verbessert wird. Sie ignorieren nicht nur
ie Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts, sondern
ie verhöhnen vor allem die betroffenen Menschen.


(Beifall bei der LINKEN)






Kathrin Senger-Schäfer


(A) )


)(B)

Ich stimme dagegen, weil in Rheinland-Pfalz bei den
unter 18-Jährigen die Armutsquote einen neuen Höchst-
stand erreicht hat. Bei uns in Rheinland-Pfalz gelten
19,6 Prozent aller unter 18-Jährigen als armutsgefährdet.

Ich stimme dagegen, weil allein in Rheinland-Pfalz
44 Prozent der Alleinerziehenden, 52 Prozent der Er-
werbslosen, 33,7 Prozent der Menschen ohne deutsche
Staatsangehörigkeit und 28,9 Prozent aller Menschen
mit Migrationshintergrund als armutsgefährdet gelten.

Ich stimme dagegen, weil den Verhandlerinnen des
Vermittlungsausschusses Menschen mit Behinderungen
nicht mehr als eine Protokollnotiz wert sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Was Herr Schiewerling auf die Fragen gesagt hat, war
unbefriedigend. Was die Kollegin Kipping gefragt hat,
ist hier nicht ausreichend beantwortet worden. Es bleibt
dabei: Eine menschenwürdige gesetzliche Regelung ha-
ben Sie auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist unglaublich, und es ist diskriminierend.

Ich stimme dagegen, weil Sie, als die Banken in
Schieflage gerieten, ohne Mühe in der Lage waren, in-
nerhalb einer Woche einen sogenannten Rettungsschirm
von 500 Milliarden Euro aufzuspannen. Auch zur Euro-
Rettung hatten Sie flugs 148 Milliarden Euro parat.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sie haben es immer noch nicht verstanden!)


– Oder Sie nicht.

Ich stimme dagegen, weil der Gesetzentwurf der
blanke Zynismus ist. Ich stimme auch deshalb dagegen,
weil es Ihnen innerhalb einer Wochenfrist möglich ge-
wesen ist, 650 Milliarden Euro für Banken, Spekulanten
und Vermögensbesitzer zu mobilisieren. Ich stimme da-
gegen, weil Ihnen auf der anderen Seite die Ärmsten in
diesem Land nicht einmal eine Handvoll Euro wert sind,
ganz nach dem Prinzip „Wir da oben, ihr da unten“. Das
ist ein Skandal.


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär: Was soll der Scheiß?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709403700

Nun möchte der Kollege Jan Korte noch eine Erklä-

rung abgeben.


(Zurufe: O nein!)


– Liebe Leute, mal einen Augenblick! Zur Geschäfts-
lage: Die Geduld ist bei verschiedenen Tagesordnungs-
punkten und verschiedenen Beteiligten je nach Gefechts-
lage unterschiedlich ausgeprägt. Ich will nur darauf
aufmerksam machen, dass nach unserer Geschäftsord-
nung ein solcher Anspruch auf mündliche Erklärungen
zur Abstimmung besteht, die wiederum nach unserer
Geschäftsordnung in der Regel vor der Abstimmung er-
folgen. Ich habe erläutert, warum ich von dieser Regel
abweichen möchte. Dem hat das Plenum auch zuge-

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(C (D timmt. Aber es gibt überhaupt keine Veranlassung, dait den Anspruch auf Erläuterung der eigenen Position u verkürzen. Im Übrigen finde ich es auch ausgesprochen angeessen, dass bei mehr als 20 Erklärungen zur Abstimung für ganze drei eine mündliche Erläuterung geünscht wird. Bitte schön, Herr Kollege Korte. Sie haben das Wort. Schönen Dank. – Dass die Grünen das nicht nachvoll iehen können, kann ich wiederum nachvollziehen. Ich will noch einmal deutlich sagen, warum ich aus efster Überzeugung heute dagegen gestimmt habe, ämlich erstens, weil ich dieses Geschacher und dieses heater, das in den letzten Wochen hier aufgeführt woren ist, für unwürdig und skandalös halte. Zweitens. Ich habe dagegen gestimmt, weil ich es für inen „dollen“ Vorgang halte, dass ausgerechnet diejeige Partei, die hier eine fundamental andere Auffassung at im Vergleich zu Ihnen allen und die die Interessen on vielen Betroffenen vertritt, als einzige Partei von iesem Prozess ausgeschlossen und nicht einmal gehört ird. Drittens stimme ich dagegen, weil in meinem Wahlreis in Sachsen-Anhalt, in Anhalt-Bitterfeld und im alzlandkreis, unzählige Menschen zu jeder Bürgerprechstunde in die Büros der Linken kommen, um Rat nd Hilfe zu suchen, wie sie mit ihrem Leben bei den egelsätzen, um die es hier dieses Geschacher gegeben at, zurechtkommen sollen. Dass sie in ein FDP-Büro iemals kommen, das ist sicher, Herr Döring. (Beifall bei der LINKEN – Patrick Döring [FDP]: Da täuschen Sie sich sehr, geschätzter Herr Kollege!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709403800

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Viertens stimme ich aus voller Überzeugung dagegen,
eil in Sachsen-Anhalt, wo mein Wahlkreis liegt, der
iedriglohnsektor geradezu explodiert ist und fast dop-
elt so groß ist wie im Rest der Republik. Ich stimme da-
egen, weil Sie nicht einmal ansatzweise den Schritt ge-
en, endlich einen flächendeckenden gesetzlichen
indestlohn einzuführen, den gerade die Menschen in
einem Wahlkreis so dringend brauchen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich frage mich – auch deswegen habe ich dagegen ge-
timmt –, wie lange Sie diese Zustände weiter dulden
ollen. In Sachsen-Anhalt ist von 2002 bis heute die
ahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs um 4,48 Pro-
ent gesunken. Ich habe noch aus einem anderen Grund
das will ich hier deutlich sagen – dagegen gestimmt.
enn sich die Kollegin Schwesig hier hinstellt und sagt,





Jan Korte


(A) )


)(B)

dass irgendwann ganz sicher eine große sozialpolitische
Reform in diesem Bereich kommen muss, dann ist zu-
mindest eines sicher: Ohne die Linke wird sie bestimmt
nicht kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich will noch eines sagen: Sich als SPD hier zum
Gralshüter des Mindestlohns zu machen, ist geradezu
absurd, wenn man dann gleichzeitig ein Vergabegesetz
in Sachsen-Anhalt will, das in Richtung Mindestlöhne
geht, und mit der CDU koalieren will, die ein solches
Gesetz mit Sicherheit verhindern will. Auch deswegen
habe ich dagegen gestimmt. Ich hoffe, dass es bald noch
mehr werden.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709403900

Die Protokollführer haben einen Zwischenruf des

Parlamentarischen Staatssekretärs Hans-Joachim Otto
von der Regierungsbank aus festgehalten, den ich nicht
gehört habe, der aber nach unseren Regeln erstens unzu-
lässig ist und zweitens, wenn er aus den Reihen der Ab-
geordneten erfolgt wäre, von mir als unparlamentarisch
gerügt worden wäre.

Damit können wir den Punkt hoffentlich abschließen.

Wir kommen nun zum Tagesordnungspunkt 10 a und b:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Rege-
lung des Beschäftigtendatenschutzes

– Drucksache 17/4230 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Kultur und Medien

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Dr. Konstantin von Notz, Beate Müller-Gem-
meke, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Verbesserung des Schutzes personenbezogener
Daten der Beschäftigten in der Privatwirt-
schaft und bei öffentlichen Stellen

– Drucksache 17/4853 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll die
Aussprache dazu 45 Minuten dauern. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann können wir so verfahren.

Ich erteile das Wort dem Bundesinnenminister
Dr. Thomas de Maizière.

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(C (D Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Inern: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir eraten heute – ich füge leise hinzu: endlich – in erster esung den Gesetzentwurf der Bundesregierung zum eschäftigtendatenschutz. Wir greifen damit ein Thema uf, das seit vielen Jahren diskutiert wird und das nach tlichen Datenschutzskandalen in großen deutschen Unrnehmen in den Mittelpunkt des Interesses gerückt ist. esetzliche Regelungen gibt es bis heute nur vereinzelt. ieles ist der Rechtsprechung der Arbeitsgerichte überssen. Wir beschäftigen uns jetzt mit diesem Gesetzenturf, um für mehr Rechtssicherheit zu sorgen und einen erechten Ausgleich zwischen den Interessen der Arbeiteber und den Interessen der Arbeitnehmer zu finden. Warum ist das so schwierig? Weil eben die Interessen nd die betrieblichen Fallgestaltungen im Einzelnen sehr nterschiedlich sind. Arbeitnehmer wollen zum Beispiel or Bespitzelung und Überwachung geschützt werden. rbeitgeber wollen etwa durch den Einsatz neuer Inforationstechnologien geordnete Betriebsabläufe haben, odurch automatisch Erkenntnisse über Beschäftigte anllen. Arbeitgeber wollen Korruption bekämpfen – das rwartet die Öffentlichkeit von ihnen –; Arbeitnehmer ollen nicht unter Korruptionsverdacht gestellt werden. ll das sind berechtigte Interessen, die in geordneter eise in einen Ausgleich gebracht werden müssen. Wir aben mit diesem Gesetzentwurf den Versuch unternomen, das zu erreichen. Der vorliegende Gesetzentwurf enthält Regelungen um Fragerecht des Arbeitgebers im Bewerbungsverfahn. Die klassische Frage an Frauen in diesem Zusamenhang ist: Sind Sie eigentlich schwanger, ja oder ein? In diesem Gesetzentwurf ist geregelt, ob diese rage gestellt werden darf, was mit der Antwort darauf assiert und vieles andere mehr. Behandelt wird darin auch die Zulässigkeit ärztlicher nd sonstiger Untersuchungen. Wir erinnern uns, dass anche Unternehmen selbst dann sämtliche infrage ommenden Mitarbeiter aufgefordert haben, einen Blutst zu machen, wenn bei ihnen keine Tätigkeiten ausgebt werden, die mit Blutkonserven oder Ähnlichem zu n haben. Darüber hinaus werden in diesem Gesetzentwurf Fraen der Videoüberwachung und der Nutzung von Teleommunikationsdiensten am Arbeitsplatz geklärt. Letzres ist ein sehr schwieriges Thema. Zu klären ist etwa: enn man gegen Abrechnung privat telefonieren darf, arf dann der Arbeitgeber feststellen, mit wem man teleniert hat, um Klarheit darüber zu gewinnen, ob ein Tefonat privat war? Auch das ist eine schwierige Abwäung. Außerdem geht es um die Nutzung von Ortungssysteen, etwa um GPS bei Spediteuren. Während ein Spediur etwa wissen möchte, wo sein Lkw ist, möchte der etreffende Fahrer nicht dahin gehend überwacht weren, wohin er sich bewegt. Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern )





(A) )

An diesen Beispielen sieht man, dass die Interessen
von Arbeitgeber und Arbeitnehmer immer in berechtig-
ter Weise unterschiedlich sind.

Die Bundesregierung hat für diesen Gesetzentwurf
Kritik erfahren: sowohl von Arbeitgebern als auch von
Gewerkschaften. Normalerweise freut man sich nicht,
wenn man von zwei Seiten kritisiert wird. Wenn hier
aber die eine Seite sagt: „Das geht zu weit“, und die an-
dere Seite sagt: „Das geht nicht weit genug“, dann haben
wir, glauben wir, einen ausgewogenen Entwurf vorge-
legt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lassen Sie mich kurz auf ein paar Beispiele eingehen.

Umfangreich diskutiert wird das Thema der heimlichen
Videoüberwachung. Nach diesem Gesetzentwurf soll die
heimliche Videoüberwachung im Beschäftigungsverhält-
nis ausnahmslos verboten werden. Es handelt sich um
eine Vorschrift, mit der zugunsten des Datenschutzes der
Arbeitnehmer über die geltende Rechtsprechung hinaus-
gegangen wird. Nach geltender Rechtsprechung ist die
heimliche Videoüberwachung als letztes Mittel zur Auf-
klärung von Straftaten zulässig. Das wollen wir ändern.
Wir glauben, dass es nicht sinnvoll ist, dass es in unserem
Land eine heimliche Videoüberwachung von Arbeitneh-
mern geben soll.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Aber eine offene!)


Gleichwohl besteht die Möglichkeit – Sie sagen es –,
kritische Bereiche durch eine offene Videoüberwachung
zu schützen – das wird in diesem Gesetzentwurf klar be-
nannt –, zum Beispiel Kassenbereiche in Supermärkten
und Einkaufshallen. Dort werden dann beispielsweise
Ladendiebe mit einer Videokamera gefilmt. Aber man
kann einen Ladendieb nicht filmen, ohne automatisch
das Verhalten der Kassiererin mit zu erfassen.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tja!)


Wenn die Videoaufzeichnung offen geschieht, wenn die
Mitarbeiter darüber also informiert sind – all das ist in
diesem Gesetzentwurf vorgesehen –, dann ist eine solche
Überwachung meines Erachtens dringend geboten und
notwendig, und sie ist hier auch vorgesehen. Ausdrück-
lich ausgenommen sind Sanitär-, Umkleide- oder Schlaf-
räume. Diese Teile von Arbeitsstätten werden privat ge-
nutzt und sollen überhaupt nicht videoüberwacht werden.

Ein weiteres schwieriges Thema war der automati-
sche Datenabgleich. Wir wollen nicht, dass es Korrup-
tion in großen Unternehmen gibt. Gleichzeitig wollen
wir die Mitarbeiter nicht unter einen Generalverdacht
stellen. Deswegen ist es in bestimmten Fällen – ich
denke etwa an die Mitarbeiter einer Vergabeabteilung –
und unter bestimmten Voraussetzungen, die ich aus Zeit-
gründen jetzt nicht näher erläutern will, möglich, dass
man Kontodaten der Beschäftigten mit Kontodaten be-
stimmter Auftragnehmer, also solcher Firmen, an die
von der jeweiligen Abteilung Aufträge vergeben werden,
abgeglichen werden, auch wenn es keinen konkreten

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(C (D erdacht gibt. Ein automatischer Datenabgleich ist unter estimmten Voraussetzungen zur präventiven Korruponsbekämpfung notwendig. Wir halten das für richtig. Ich will noch kurz einige Vorschläge von uns erwähen, über die noch diskutiert wird. Ein Punkt sind die Betriebsvereinbarungen. Ich will en damit verbundenen Interessengegensatz kurz erläurn. Warum soll eigentlich der Gesetzgeber klüger sein ls die Betroffenen vor Ort? Wenn Arbeitgeber und Beiebsräte eine Vereinbarung geschlossen haben, dass mit ersonenbezogenen Daten in einer bestimmten Weise mgegangen wird, warum soll das in dem Gesetz eigentch untersagt werden? (Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann brauchen wir überhaupt kein Gesetz mehr!)


Die einen sagen: Jawohl, das ist eine Stärkung der Ta-
fautonomie und der Partnerschaft im Betrieb. Da hat
ine Betriebsvereinbarung Vorrang vor dem Gesetz. –
as sagen viele. Die anderen fragen: Wie sind eigentlich
ie Machtverhältnisse in den Betrieben? Bei großen Un-
rnehmen mit 100 000 Beschäftigten mag das gehen.
ber wie ist es bei einem kleinen mittelständischen Be-
ieb mit 50 Beschäftigten? Wie stark ist da der Betriebs-
t gegenüber dem Betriebsinhaber? Kann nicht durch

ine Betriebsvereinbarung das Schutzniveau dieses Ge-
etzes unterlaufen werden?

Wir haben vorgeschlagen, dass Betriebsvereinbarun-
en Vorrang vor dem Gesetz haben, aber das Schutzni-
eau des Gesetzes nicht unterschreiten dürfen. Das ist
mstritten. Ich bin gespannt, was im Gesetzgebungsver-
hren dabei herauskommt.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Das ist schon ein halber Rückzug! Und das schon bei der Gesetzeseinbringung!)


Der zweite Punkt, der in diesem Zusammenhang
benso interessant ist, ist die Frage: Wie ist es eigentlich
it der Einwilligung des Betroffenen? Ist die Einwilli-

ung des Betroffenen für ein System, das auf Freiheit
eruht, nicht wichtiger als die Weisheit des Gesetzge-
ers? Das ist ein starkes Argument.

Wenn jemand eingestellt werden will und der Arbeit-
eber sagt: „Du bekommst die Stelle aber nur, wenn du
ine Blutprobe abgibst“ – Blutproben sind nach dem Ge-
etz an sich verboten –, dann ist der Arbeitnehmer, der
ie Stelle haben will, nicht besonders frei darin, zu sa-
en: Nein, du bekommst keine Blutprobe. – Daraufhin
agt nämlich der Arbeitgeber: Dann bekommst du die
telle leider nicht. – Er würde es zwar nicht direkt so sa-
en, aber sich so verhalten. Somit muss nach unserer
uffassung auch die Einwilligung Grenzen haben. Auch
a sagen wir: Das Schutzniveau darf in bestimmten Fäl-
n, etwa bei ärztlichen Eingriffen, wie es der Gesetzge-
er sagt, auch durch eine Einwilligung nicht ausgehebelt
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jan Korte [DIE LINKE]: Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern )





(A) )

Aber warum schreiben Sie es dann ins Ge-
setz?)

Auch dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen.
Auch das wird sicherlich Gegenstand der Anhörung
sein. Ich sage das nur deswegen, weil das ein wichtiger
Punkt ist, der deutlich macht, dass wir dieses Gesetz
nicht hinbekommen, ohne dass wir immer einen Abwä-
gungsprozess zwischen den berechtigten Interessen des
Arbeitnehmers und des Arbeitgebers, des Betriebsrats
gegenüber dem Gesetzgeber und des Einzelnen gegen-
über dem Gesetzgeber machen.

Ich denke, wir haben hier einen ausgewogenen Kom-
promiss vorgelegt. Ich freue mich auf die Debatte in den
Ausschüssen und im weiteren Gesetzgebungsverfahren
und hoffe auf einen zügigen Abschluss dieser Beratun-
gen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709404000

Nächster Redner ist der Kollege Gerold Reichenbach

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gerold Reichenbach (SPD):
Rede ID: ID1709404100

Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister, es sind Da-
tenskandale bei der Telekom und bei der Bahn angespro-
chen worden. 150 000 E-Mails von Mitarbeitern wurden
überwacht. Lidl filmte seinen Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeitern bis in die Toiletten hinterher. All das macht
deutlich: Es gibt einen erheblichen Regelungsbedarf.
Denn in einem freiheitlichen Rechtsstaat wie der Bun-
desrepublik Deutschland muss der Grundsatz gelten:
Grundrechte machen nicht vor dem Werkstor halt. Da
unterscheiden wir uns von Ihrem Regierungsentwurf.

Es kann die Frage des Eingriffs in Persönlichkeits-
rechte, in die Hoheit über die eigenen Daten, die durch
Bundesverfassungsgerichtsurteile mehrfach gestärkt wor-
den ist, nicht zu einem Abwägungsgegenstand zwischen
dem Schutz der Arbeitnehmerrechte auf der einen Seite
und betrieblichen Interessen auf der anderen Seite ge-
macht werden. Vielmehr muss deutlich werden, dass
auch vom Grundgesetz her unterschiedliche Rechtsgüter
gegeneinander stehen. Das ist der Grund, warum wir ge-
sagt haben: Auch weil es – dies haben Sie gerade deut-
lich gemacht – im Machtgefüge ein Ungleichgewicht
zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gibt, weil man
Arbeitnehmer nicht wie einen Kunden behandeln kann,
der irgendwo im Internetverkehr einem Anbieter gegen-
übertritt, müssen die Regelungen zum Arbeitnehmerda-
tenschutz im Arbeitsrecht vorgenommen werden und
nicht im Datenschutzrecht. Dafür gibt es eine ganze
Reihe von Gründen. Wir haben eine Fülle arbeitsrechtli-
cher Schutzvorschriften, zu denen es eine umfangreiche
Rechtsprechung gibt. Wir haben auf der anderen Seite
eine allgemeine Rechtsprechung zum Datenschutzrecht.
Sie erwecken mit Ihrer Einbringungsrede den Eindruck,

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(C (D ass Sie an zwei Stellen faktisch bereits den Rückzug ngeboten haben, nämlich bei der Frage, ob vom Schutziveau des Gesetzes zum einen per Betriebsvereinbarung nd zum anderen per mehr oder weniger freiwilliger inwilligung des Arbeitnehmers abgewichen werden ann. Deswegen halten wir den Weg, den die Sozialdemoraten vorgeschlagen haben – unser Gesetzentwurf liegt ngst vor, und zwar vor dem Ihren – und den jetzt auch ie Grünen mit ihrem Gesetzentwurf einschlagen, für en richtigen. Der Schutz der Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer hat nicht im Datenschutzrecht stattzufinen, sondern im Arbeitsrecht. Man stellt sich die Frage: Warum gehen Sie diesen eg nicht? Eine Antwort ist schon deutlich geworden: ie wollen die Arbeitnehmerrechte zum Abwägungsgeenstand machen. Sie wollen mit Ihrem Gesetzentwurf ffensichtlich einen Teil dessen, was in der Arbeitsrechtprechung inzwischen erreicht wurde, über das Datenchutzrecht zumindest relativieren oder den Arbeitgeern mit sehr weit gefassten Begrifflichkeiten eine uslegungsmöglichkeit eröffnen. Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Über das Datenschutzcht führen Sie einen Umstand ein, den es bislang im rbeitsrecht nicht gibt: Beim bloßen Verdacht des Areitgebers, beim Arbeitnehmer könne keine Eignung ehr vorliegen, dürfen jetzt auch während des laufenden rbeitsverhältnisses medizinische und psychologische ignungstests vorgenommen werden. Bislang war das ur aufgrund arbeitsschutzrechtlicher Bestimmungen öglich und nicht aufgrund einer Abwägung oder eines erdachtsmoments seitens des Arbeitgebers. Das ist eine lare Abweichung gegenüber dem geltenden Arbeitscht, die Sie jetzt im Datenschutzrecht vornehmen, und war zulasten des Arbeitnehmers. Die im Übrigen bereits durch EuGH-Rechtsprechung erbotene Frage nach einer Schwangerschaft taucht bei nen in dem entsprechenden Passus nicht mehr auf. Es eht dort nur noch um Behinderungsgründe. Auch hier ird deutlich, wo die Reise hingehen soll. Die Begriffe, die Sie verwenden, sind sämtlich unbetimmt. Das zeigt sich unter anderem bei der Frage der erhinderung von Korruption, wie Sie das gerade angeprochen haben, oder bei der Einhaltung von Complince. Bei der Compliance stelle ich mir die Frage: Wam führen Sie diesen unbestimmten Begriff in der egründung ein? Compliance bedeutet eigentlich nichts nderes, als sich an Recht und Gesetz zu halten. Das ist unserem Entwurf deutlich geworden, und zwar, wenn s darum geht, Straftaten oder Verstöße gegen gesetzlihe Regelungen oder Verordnungen zu verhindern. Sie aber verwenden einen Compliance-Begriff, der em Belieben des Unternehmens und der Definitionshoeit des Arbeitgebers unterliegt. Wenn man schon diesen odernen Begriff verwenden will, dann nur, wenn die ompliance und die Maßnahmen zu ihrer Durchsetzung er Mitbestimmung unterliegen und nicht allein der Abägung und des Wertsetzens des Arbeitgebers. Gerold Reichenbach )





(A) )

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP: O
wei!)

Es kommt ein weiterer Punkt hinzu. Viele Unterneh-
men sind international aufgestellt. In die Compliance-
Regelungen der Unternehmen fließen teilweise Rechts-
normen aus anderen Ländern ein. Wollen Sie diese Nor-
men dann auch zum Gegenstand der Abwägungsbefug-
nisse des Arbeitgebers machen?

Wenn man sich Ihren Gesetzentwurf anschaut, dann
stellt man beispielsweise in den Regelungen des § 32 d
Abs. 3 oder des § 32 e fest, dass es einen Großteil der
Skandale, die wir bislang bei der Telekom oder der Bahn
erlebt haben, so nicht mehr geben wird. Denn nach den
Regelungen Ihres Gesetzentwurfes würden diese Vor-
gänge legalisiert oder zumindest einer Abwägung zu-
gänglich. Genau das wollen wir nicht.

Deswegen – wir werden uns ja in einer Anhörung
über die Gesetzentwürfe unterhalten können und müssen –
sagen wir eindeutig: Arbeitnehmerdatenschutz heißt
Schutz der Arbeitnehmer und der Persönlichkeitsrechte
der Arbeitnehmer und nicht Abwägen der Arbeitnehmer-
rechte gegen betriebliche Interessen. Vielmehr hat das
Schutzniveau Vorrang. Deswegen wird ein Gesetz auf
Basis des Gesetzentwurfes, der hier von der Bundesre-
gierung vorgelegt wurde, mit uns Sozialdemokraten
nicht zu machen sein.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709404200

Das Wort erhält nun die Kollegen Gisela Piltz für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1709404300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich gerne zitieren:

Der Schutz der Daten der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer wird erstmals in einem eigenen Ge-
setz verankert.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Nein! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wen zitieren Sie denn? Jetzt eine Fußnote! – Weiterer Zuruf des Abg. Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Auf die Frage habe ich gewartet. Das ist nämlich ein
Zitat, liebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und
Grünen, aus Ihrem eigenen Koalitionsvertrag von 2002.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir hatten die besten Absichten, Frau Kollegin! – Gegenruf der Abg. Michaela Noll [CDU/CSU]: Dabei bleibt es dann!)


Das haben Sie geschrieben, aber Sie haben es in all den
Jahren nicht fertiggebracht,

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(C (D (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von der destruktiven Opposition verhindert!)


iese gute Absicht, die ich Ihnen gerne unterstellen
öchte, in einen Gesetzentwurf zu gießen.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Das gilt nur für die Grünen! Unter Schwarz-Rot haben wir einen Gesetzentwurf vorgelegt!)


a muss ich wirklich einmal feststellen, dass wir das
un tun. Dass dieser Gesetzentwurf sicherlich noch dis-
ussionswürdig ist, ist klar. Wir sitzen ja auch hier, da-
it wir darüber diskutieren. Aber allein dieser Formulie-
ng wegen müsste man Ihnen schon dankbar sein.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir freuen uns über jede, die korrekt zitiert!)


ier Jahre vorher spielte der Arbeitnehmerdatenschutz
ei Ihnen nämlich gar keine Rolle.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Stimmt doch überhaupt nicht!)


Wenn ich mir noch eine Bemerkung erlauben darf:
ass Sie von der SPD, die Sie sich ja als die stolze Partei
er Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer präsentieren,


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das war früher einmal!)


ier heute nur zu Dritt sitzen – nehmen Sie mir es nicht
bel –, gibt einem schon zu denken.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Gerold Reichenbach [SPD]: Bei uns geht Qualität vor Quantität! Das müsste Ihnen doch sofort aufgefallen sein!)


Bei der jetzigen Bundesregierung ist das ein bisschen
nders. Wir haben den Reformstau beim Arbeitnehmer-
atenschutz erkannt. Wir gehen ihn jetzt an. Es ist rich-
g, wie der Bundesinnenminister gesagt hat, dass es
aum eine zweite Regelungsmaterie gibt, bei der man so
tark zwischen verschiedenen Interessen abwägen muss.
as ist auch aufwendig. Diesem Prozess unterziehen wir
ns gerade und werden wir uns weiterhin unterziehen.
ass man das Ganze nicht einfach mit einem Federstrich
sen kann, haben wir ja alle im Laufe unserer Diskus-

ionen gemerkt.

Wir gehen das nun, wie gesagt, an. Für uns ist es eine
elbstverständlichkeit, die Grundrechte und die Persön-
chkeitsrechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
ern auch am Arbeitsplatz zu schützen. Genau das ist

er Grund, warum wir dieses Gesetz vorlegen. Bespitze-
ngen, Ausspähungen – diese Beispiele sind ja schon

enannt worden –, heimliche Überwachungsmaßnahmen
is in den intimsten Bereich haben auch und vor allen
ingen im Beschäftigungsverhältnis nichts zu suchen.
eshalb verbietet dieser Gesetzentwurf die heimliche
ideoüberwachung am Arbeitsplatz. Ich glaube, das ist
in guter und richtiger Schritt.





Gisela Piltz


(A) )


)(B)


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)


Allein dort, wo belegbare berechtigte Interessen des
Arbeitgebers erkennbar sind und/oder gesetzliche Ver-
pflichtungen und Standards eingehalten werden müssen
– der Innenminister hat dazu einiges gesagt –, können
Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen ge-
rechtfertigt sein, aber auch nur dann.

Natürlich sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
am Arbeitsplatz bereits heute nicht rechtlos. Das Pro-
blem ist nur: Kaum einer kennt seine Rechte. Die aktu-
elle Rechtslage ist doch vor allem durch eine Rechtspre-
chung geprägt, die einzelfallorientiert und damit weithin
unübersichtlich ist. Ich glaube, wir verfolgen ein gutes
Anliegen, wenn wir uns darum bemühen, das endlich zu
verbessern. Was aufseiten der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer zu erheblichen Schwierigkeiten bei der
Rechtsdurchsetzung führt, führt auf der Arbeitgeberseite
zu Unsicherheiten, welche Datenverarbeitungen zulässig
sind und welche nicht. Diese Rechtsunsicherheit zu be-
seitigen, muss ein Ziel dieses Gesetzes sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist kein Geheimnis, dass sich meine Fraktion – ich
glaube, ich kann hier für beide Koalitionsfraktionen
sprechen, auch wenn ich hier für die liberale Fraktion
stehe – schon jetzt viele Nachbesserungen an dem heute
vorliegenden Gesetzentwurf wünscht.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Absolut!)


Aber Sinn einer ersten und zweiten Lesung ist ja, Ver-
besserungen und Veränderungen am Gesetzentwurf vor-
zunehmen.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich mache gleich ein paar Vorschläge! – Zuruf des Abg. Gerold Reichenbach [SPD])


Es genügt nach meiner Überzeugung in keiner Weise,
streitige Fragen, wenn überhaupt, erst in der Gesetzesbe-
gründung aufzulösen. Auch das ist aus meiner Sicht bis-
her einer der Schwachpunkte des Gesetzentwurfes. Of-
fene Fragen müssen im Gesetz selbst beantwortet
werden. Wir wollen Rechtssicherheit. Diese schafft man
nicht, wenn Klarstellungen allein in der Begründung
vorgenommen werden. Auch dazu werden wir im Parla-
ment sicherlich eigene Akzente setzen.

Das gilt vor allen Dingen für die Zulässigkeit von
Mitarbeiterscreenings. Ich will an dieser Stelle deutlich
sagen: Ein Gesetz, das ein Massenscreening, wie es zum
Beispiel bei der Deutschen Bahn stattgefunden hat, am
Ende legalisieren würde, wird es mit uns nicht geben.
Das wäre auch das falsche Signal, das von diesem Ge-
setz ausginge.


(Beifall bei der FDP – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das tun Sie aber in Ihrem Gesetzentwurf!)



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(C (D Herr von Notz, deshalb wird es Veränderungen geben. enn Sie zuhören würden, dann hätten Sie das auch alisieren können. (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich lausche! Ich lausche! Ich lausche! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ihr habt auch nur gute Absichten, was ihr uns vorgeworfen habt!)


Um der großen praktischen Relevanz Rechnung zu
agen, wird sich das Parlament des Weiteren auch den
egelungen zur Datenerhebung im Bewerbungsverhält-
is, zur privaten E-Mail-Nutzung, zu Konzernsachver-
alten und zu der Frage, inwieweit Einwilligungen des
rbeitnehmers und Betriebsvereinbarungen als Zuläs-

igkeitskriterium für die Datenerhebung und -verarbei-
ng anerkannt werden können, zuwenden müssen. Das

ind offene Punkte, die wir regeln wollen und die wir
davon bin ich überzeugt – auch regeln werden.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Jetzt habe ich nur noch eine Frage: War Ihre Ministerin im Kabinett beim Gesetzentwurf dabei?)


Wenn Sie eine Frage haben, wenden Sie sich an den
räsidenten!

In sämtlichen Bereichen eines Arbeitsverhältnisses
uss die Freiwilligkeit von Einwilligungen des Arbeit-

ehmers, sei es in der Datenverarbeitung durch den Ar-
eitgeber, sei es bei Fragen zur Arbeitszeit, intensiv hin-
rfragt werden. So weit, so bekannt. Da ein Gesetz aus
uten Gründen aber nur abstrakte Vorgaben machen
ann, müssen wir einen Weg finden, wie wir allen betrof-
nen Unternehmen – von der Drei-Mann-Werkstatt bis

um DAX-Konzern mit bis zu 250 000 Mitarbeitern – die
öglichkeit eröffnen können, punktgenau auf die eige-

en innerbetrieblichen Anforderungen zu reagieren.

Im Gesetzentwurf wird endlich zu Recht anerkannt,
ass kollektivrechtliche Vereinbarungen als eigenstän-
ige Rechtsvorschriften möglich sind. Dass Betriebsver-
inbarungen dabei natürlich nicht den Kern des Gesetzes
nd der damit verbundenen Schutzregeln verletzen dür-
n, steht aus unserer Sicht außer Frage und ist, wenn ich

as richtig sehe, im Übrigen schon heute geltendes
echt. Ob allerdings eine allzu starre Regelung sinnvoll
t, wonach auch bei nur minimaler Unterschreitung des
esetzlichen Schutzniveaus das Fine-Tuning in den Un-
rnehmen über Betriebsvereinbarungen nicht mehr
öglich sein soll, wird – das haben wir heute schon ge-
erkt – in den weiteren Beratungen eine Rolle spielen.

Dass wir heute überhaupt einen Gesetzentwurf einer
undesregierung, und zwar dieser Bundesregierung, zur
erbesserung des Arbeitnehmerdatenschutzes auf dem
isch des Hohen Hauses haben, ist, gemessen an der
eistung der Vorgängerregierungen, schon, so finde ich
ersönlich, eine kleine Sensation.


(Lachen des Abg. Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. HansPeter Uhl [CDU/CSU]: Da ist was dran!)


arauf können und werden wir uns nicht ausruhen. Der
esetzentwurf markiert den ersten Schritt. Ich freue





Gisela Piltz


(A) )


)(B)

mich auf eine konstruktive Debatte im Sinne von Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland. Wir
bieten das an, und wir würden uns freuen, wenn Sie un-
ser Angebot nutzen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709404400

Das Wort hat jetzt der Kollege Jan Korte von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709404500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

beiden Redner der Koalition – das ist in der Tat interes-
sant – kündigen schon bei der Einbringung des eigenen
Gesetzentwurfs bedeutende Änderungen an. Vielleicht
machen Sie das in Zukunft vorher. Dann könnten Sie mit
mehr Güte der Opposition rechnen. Das als kleiner Ver-
fahrenshinweis.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Frieser [CDU/CSU]: Dann bräuchten wir Sie nicht mehr, Herr Korte!)


Aber gut, der Gesetzentwurf ist nun eingebracht. Ich
will ein Beispiel dafür geben, worum es hier eigentlich
geht. Im Bericht des Landesdatenschutzbeauftragten von
Sachsen-Anhalt wird der Fall eines Discounters beschrie-
ben. Dieser Discounter hat Privatdetektive engagiert, an-
geblich um Ladendiebstahl aufzudecken. So weit, so
nachvollziehbar. Real waren die Detektive aber für
etwas ganz anderes da, nämlich für die Ausforschung
und die Beobachtung sowie die Kontrolle des Verhaltens
der Mitarbeiter. Dort ist beispielsweise protokolliert
worden – ich zitiere –: Frau K. ist im sechsten Monat
schwanger. – Oder: Frau G. tätigt während der Pause Pri-
vateinkäufe. – Solche Beispiele gibt es reihenweise.

Das zeigt eines, nämlich dass ein solches Vergehen in
diesem Land nicht die Ausnahme, sondern mittlerweile
die Regel ist. Deswegen brauchen wir Schutz für die Be-
schäftigten und nicht so einen Wischiwaschi-Gesetzent-
wurf, wie er vorliegt.


(Beifall bei der LINKEN)


Fehlender Datenschutz, fehlende Arbeitnehmerrechte
betreffen natürlich in ganz besonderer Art und Weise
– darauf will ich eingehen – diejenigen, die in prekärer
Beschäftigung sind. Die unteren Lohngruppen betrifft es
besonders. Den Leuten dort muss man unbedingt helfen.
Das gilt besonders angesichts der Tatsache, dass prekäre
Beschäftigung, Minijobs, Midijobs – das ist übrigens
von allen anderen Parteien außer der Linken politisch
gewollt – weiter ausgebaut werden.


(Gerold Reichenbach [SPD]: Das ist ja Quatsch!)


– Diesen Zwischenruf hätte ich mir an Ihrer Stelle ver-
kniffen; denn die Explosion der Anzahl der prekären Be-
schäftigungsverhältnisse ist in der Regierungszeit der

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(C (D PD geschehen. – Wir brauchen deswegen ein eigentändiges Arbeitnehmerdatenschutzgesetz und nicht sousagen ein Anklatschen an das Bundesdatenschutzgeetz. Weil Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in einem bhängigkeitsverhältnis stehen – es heißt „abhängig Be chäftigte“ –, ist es natürlich ganz entscheidend, dass sbesondere sie mehr Rechte – im Übrigen auch stär ere Gewerkschaften – brauchen. Bei Ihren Abwägunen, die Sie dargestellt haben, besteht das Problem, dass ie zugunsten der Arbeitgeber abgewogen haben. Wir ber wollen zugunsten der Arbeitnehmer abwägen. Das t der entscheidende Unterschied. Die Hans-Böckler-Stiftung hat vor kurzem das Ergebis einer Abfrage unter Betriebsräten veröffentlicht. Die ntsprechenden Zahlen zeigen, dass im Schnitt jeder iebte Betrieb grundsätzlich und massiv gegen den Danschutz und die Persönlichkeitsrechte seiner Beschäfgten verstößt. Das muss man sich einmal vorstellen: der siebte Betrieb. Aufgrund dieser unhaltbaren Zu tände ist der von Ihnen vorgelegte Gesetzentwurf völlig ngenügend. In ihm wurde eine Abwägung zugunsten er Arbeitgeber getroffen. Das kann doch angesichts der ustände, die wir Woche für Woche hier erleben, nicht ein. Ich komme jetzt zu einer, wie ich finde, besonders biarren Finte, die Sie hier eingebaut haben. Sie haben es ben selbst angesprochen und als eine Verbesserung darestellt. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man von inem guten Gag sprechen. Sie sagen nämlich, dass Sie ie illegale Videoüberwachung verbieten wollen. (Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister: Die heimliche!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Die heimliche Videoüberwachung. Man kann auch il-
gale Videoüberwachung sagen. – Sie wollen also die
eimliche Videoüberwachung verbieten. Jetzt kommt
ber der Hammer: Als Alternative führen Sie eine flä-
hendeckende offene Videoüberwachung ein. Das ist
och absurd; das kann doch nicht der Weg sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein weiterer Einwand betrifft § 32. Der Minister ist
orhin diesbezüglich zu einer richtigen Erkenntnis ge-
ommen. Ich verstehe nur nicht, warum er sie nicht in
en Gesetzentwurf hat einfließen lassen. Ich zitiere:

Mit Einwilligung des Beschäftigten darf der Arbeit-
geber auch bei sonstigen Dritten personenbezogene
Daten des Beschäftigten erheben; …

as ist doch absurd. In der Realität sieht es einfach so
us, dass der Chef sagt: Wenn du nicht einwilligst, ist
ein Bewerbungsverfahren beendet. – Ich kann also
icht verstehen, dass Sie diesen Satz in den Gesetzent-
urf hineingeschrieben haben.


(Beifall bei der LINKEN – Michael Frieser [CDU/CSU]: Deshalb steht er ja da drin!)






Jan Korte


(A) )


)(B)

Abschließend möchte ich sagen: Dieser Gesetzent-
wurf ist im Sinne der großen Konzerne. Auch wenn man
sich ihn in mühevoller Kleinarbeit durchliest, kann man
keine Richtungsänderung erkennen. Ein brauchbares Ar-
beitnehmerdatenschutzgesetz – das ist der Kern – muss
man in diesen Zeiten als Arbeitnehmer am besten als Fi-
bel in der Tasche haben, um dem Chef sagen zu können:
Das, was du von mir verlangst und was du mit meinen
Persönlichkeitsrechten machst, ist nicht erlaubt.

So etwas brauchten wir. Leider ist das in diesem Ge-
setzentwurf noch nicht einmal ansatzweise geregelt.
Deswegen werden wir ihn so, wie er ist, ablehnen. Aber
wie wir nun einmal sind, werden wir natürlich versu-
chen, konstruktiv mitzuarbeiten. Nur leider hören Sie
nicht auf die klugen Ratschläge der linken Opposition.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Welche klugen Ratschläge? – Gisela Piltz [FDP]: Wenn ich sie klug finden könnte, wäre es hervorragend!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709404600

Das Wort hat der Kollege Dr. Konstantin von Notz

von Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der gläserne Beschäftigte ist technisch heute problemlos
möglich. Die technischen Möglichkeiten werden ge-
nutzt. Das haben die letzten Skandale, die heute Morgen
schon vielfach angesprochen wurden, deutlich gezeigt.

Diese spektakulären Fälle sind aber nur die Spitze ei-
nes Eisberges aus wachsender Überwachung und Kon-
trolle am Arbeitsplatz. Es ist Konsens, dass heute ein
massives strukturelles Ungleichgewicht zugunsten der
Arbeitgeber beim Datenschutz von Beschäftigten be-
steht. Deswegen ist das Austarieren eines Gleichge-
wichts – da gebe ich Ihnen völlig recht, Herr Minister –
zwischen den Interessen von Arbeitgebern und Arbeit-
nehmern seit langem überfällig.

Mit Ihrem Gesetzentwurf aber, liebe Kolleginnen und
Kollegen der Koalition, scheitern Sie an dieser Aufgabe
– das muss man leider so hart sagen – in allen Bereichen.

Sie selbst, Herr Minister, haben eben davon gespro-
chen, dass Sie mit dem Gesetzentwurf den „Versuch“
unternommen hätten, die Lage zu verbessern. So kann
man es in der Tat ausdrücken.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein untauglicher Versuch!)


Die Kollegin Piltz hat erklärt, der Gesetzentwurf sei eine
brauchbare Grundlage, auf der man aufbauen könne. Das
zeigt doch vor allem eins, nämlich dass die Begeisterung
in Ihren eigenen Reihen ausgesprochen überschaubar ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Es kommt massivste Kritik von allen Seiten, vom GB bis hin zum Arbeitgeberverband, und das völlig zu echt; denn Ihr Entwurf scheitert bereits an den von Ihen selbst sehr niedrig gesteckten Zielen. Er regelt nur nzureichend, er bringt weder Rechtsklarheit noch echtssicherheit. Der Entwurf ist handwerklich völlig issglückt. Selbst Fachleute sehen ihn als praktisch urchgängig unverständlich an. Abzuwägen ist völlig okay, aber wenn sich in jedem weiten Paragrafen eine andere Formel des Verhältnisäßigkeitsgrundsatzes findet, dann ist es unmöglich, das iner juristischen Dogmatik zu unterwerfen. Daran cheitert so ein Gesetzentwurf auch. Mir ist es auch völlig unverständlich, warum Sie jetzt ersuchen, diese Regelungen gegen den Rat aller Fachute in das völlig veraltete, chaotische und unübersichtche Bundesdatenschutzgesetz zu implementieren. So ine Verschlimmbesserung hat diesem Gesetz gerade och gefehlt. Die Arbeitgeber – und deswegen nützt Ihr Gesetzenturf leider keinem – erhalten keine Konzernklausel. Das entrale Problem, wie innerhalb von Konzernen eine ernünftige Personalverwaltung datenschutzrechtlich bgesichert werden kann, bleibt in Ihrem Entwurf – ofnbar bewusst – weiter ungelöst. Auch die Beschäftign werden bei den zentralen Fragen weiter im Regen tehen gelassen. Denn der Entwurf bedeutet vor allem ines: die Legalisierung vormals höchst fragwürdiger orgehensweisen. Frau Piltz hat es eben angesprochen: ie legalisieren das anlasslose Massenscreening von anzen Belegschaften zu „Compliance“-Zwecken ins laue hinein, um selbst bloßen Pflichtverletzungen achspüren zu können. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as entspräche exakt einer Legalisierung der Praxis der
eutschen Bahn, die rasterfahndungsähnliche Maßnah-
en gegen 170 000 Bedienstete durchgeführt hat


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


nd dafür zu Recht vom Landesdatenschutzbeauftragten
art sanktioniert wurde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Kollege Korte hat es eben schon angesprochen:
it dem vorgeblichen Verbot der heimlichen Videoüber-
achung haben Sie sich ein bürgerrechtliches Feigen-
lättchen zugelegt. Aber allgemeines heimliches
chnüffeln mittels Detekteien und Sicherheitsdiensten
ird nicht nur zur Strafverfolgung, sondern auch zur
erfolgung von Pflichtverletzungen erlaubt.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Richtig!)


ach Ihrem Gesetzentwurf kann eine solche Überwa-
hung sogar präventiv und damit anlasslos erfolgen. Da
sst wieder Lidl grüßen.





Dr. Konstantin von Notz


(A) )


)(B)

Dieser Wertungswiderspruch ist absurd und nicht er-
klärlich. Diese wenigen Beispiele zeigen: Ihr Entwurf
lässt praktisch alle drängenden Fragen offen; der wesent-
liche Baustein der innerbetrieblichen Kontrolle findet
überhaupt keine Berücksichtigung.

Der grüne Gesetzentwurf dagegen – und jetzt kom-
men wir zum erfreulichen Teil dieses Morgens –


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Frieser [CDU/CSU]: Jetzt kommt es! – Weiterer Zuruf des Abg. Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU])


zielt auf Vollständigkeit, ist sachgerecht,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Überraschung!)


an den Grundrechten der Beschäftigten ausgerichtet und
verliert auch nicht die Interessen der Arbeitgeber aus
dem Blick. Jetzt können auch Sie einmal klatschen, Herr
Uhl. Wir Grüne sind nämlich der Meinung, die Grund-
rechte und nichts anderes sollten auch beim Beschäftig-
tendatenschutz der Maßstab sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Damit sind wir gleich beim Recht auf informationelle
Selbstbestimmung, das selbstverständlich auch im Be-
trieb gelten muss. In unserem Entwurf werden Massen-
screenings untersagt, Videoüberwachungen nur in engs-
ten Grenzen zugelassen und die Aufsicht und Kontrolle
gestärkt. In unserem Entwurf ist das heimliche Schnüf-
feln durch Detekteien grundsätzlich unzulässig. Nur bei
rein dienstlich genutzten Kommunikationsmitteln kann
bei konkretem Verdacht eine Überprüfung der Verkehrs-
daten vorgenommen werden. Wir wollen ein Verbands-
klagerecht der Gewerkschaften und Betriebsräte schaf-
fen und damit die innerbetriebliche Kontrolle stärken.

All das sind Punkte, die man in Ihrem Entwurf leider
schmerzlich vermisst. Sie müssen dringend nachbessern
und sollten hierfür am besten bei unserem Entwurf
– dazu erteile ich Ihnen offiziell die Erlaubnis – ordent-
lich und intensiv abschreiben. Viel Arbeit liegt vor Ih-
nen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Mit oder ohne Quellenangabe?)


– Gerne auch ohne Quellenangabe, mir ist die Gewiss-
heit, dass sich das Gesetz verbessert, genug.

Packen Sie die wirklichen Probleme endlich an! Beim
nächsten Datenskandal – er kommt so sicher wie das
Amen in der Kirche – können Sie sich hinter den dürren
Regelungen, die Sie hier heute vorgelegt haben, nicht
wegducken.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709404700

Das Wort hat jetzt der Kollege Michael Frieser von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Was soll man zu den Beiträgen der beiden Hern Vorredner zum Beschäftigtendatenschutz noch sa en? (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass das fantastisch war! – Jan Korte [DIE LINKE]: Gute Reden!)

Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1709404800

h kann nur eines sagen: Passen wir bitte auf, dass wir
ei solch einem Thema, einem Dauerbrenner in der poli-
schen Öffentlichkeit und der öffentlichen Wahrneh-
ung, nicht in eine Grabenkampfrhetorik verfallen,


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe doch die Zusammenarbeit angeboten!)


ie in dem Satz der Linken gipfelt: Bitte lasst uns end-
ch verbieten, was schon illegal ist. – Wenn das der Pro-
rammsatz der Linken ist, dann kann sie eigentlich ein-
acken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie haben nicht zugehört!)


Folgendes ist entscheidend – vielleicht ist das der
rund für die etwas aufgeregte Stimmung hier –: Die
undesregierung geht mit diesem Gesetzentwurf einen
emerkenswerten Schritt; sie ist tatsächlich in der Lage,
in Konzept vorzulegen und für die Lösung von politi-
chen Fragen in diesem Land zu sorgen, die die Diskus-
ion in der Öffentlichkeit schon seit langer Zeit bestim-
en. Der konzeptionelle Ansatz des Gesetzentwurfs,

ber den wir schon lange diskutiert haben, ist sehr wohl
eeignet, die Themen der großen Diskussionen, die wir
lle geführt haben, aufzuarbeiten.

Wir alle sind wegen der Vorfälle enerviert, etwa we-
en der skandalträchtigen Überwachungen und Bespit-
elungen, die wir im Jahr 2009 erleben mussten. Ich
ann an dieser Stelle nur sagen, dass wir bei diesem Ge-
etzentwurf keine Nachhilfe brauchen. Wir mussten
ämlich bei der Aufarbeitung des Themas erleben, dass
ie Bespitzelungen bereits zu dem Zeitpunkt, zu dem sie
tattgefunden haben, illegal waren. Was war der Grund
r die unübersichtliche Rechtslage? Die Tatsache, dass
ir eine Reihe von konzeptionellen Richtlinien und Be-
iebsvereinbarungen, aber vor allem eine umfassende
echtsprechung vorfinden. Das macht es sehr schwierig,
ine gelebte Praxis ausfindig zu machen.

Ich selber kann mit Blick auf meine Tätigkeit in der
eien Wirtschaft sagen: Es ist wichtig und notwendig,

ich sehr tief einzuarbeiten, um zu wissen, wie der Da-
nschutz in den Unternehmen praktisch umgesetzt wer-
en kann. Es geht natürlich um die Frage, inwieweit ver-
chiedene Sphären gegeneinander abgewogen werden
önnen.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selbstverständlich!)


Ich kann für die CDU/CSU-Fraktion und für die Kol-
gen von der FDP, also für die gesamte Koalition, sa-





Michael Frieser


(A) )


)(B)

gen: Die Bundesregierung hat hier die Herausforderung
angenommen, den Koalitionsvertrag umzusetzen und
den Schritt zu wagen, auf den die Öffentlichkeit, die Un-
ternehmen und vor allem die Arbeitnehmer warten. Ich
darf mich im Namen der Koalition bei der Bundesregie-
rung und bei Ihnen, Herr Bundesminister des Innern de
Maizière, herzlich bedanken, dass Sie den Entwurf in
dieser Form schon jetzt vorgelegt haben, sodass wir ihn
in dieser Legislatur wirklich zeitgerecht umsetzen kön-
nen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Marco Buschmann [FDP])


Es ist entscheidend, dass wir uns die Herausforderun-
gen deutlich vor Augen führen: Worum geht es im Kern?
Es geht um zwei sich überlagernde Sphären. Herr de
Maiziére, Sie haben in diesem Zusammenhang von ei-
nem „Abwägungsprozess“ gesprochen; ich halte ihn für
die entscheidende Herausforderung. Es geht um Folgen-
des: Auf der einen Seite haben wir die Personalität des
Mitarbeiters, des Arbeitnehmers. Er unterliegt der infor-
mationellen Selbstbestimmung und muss in seinem Be-
reich geschützt werden. Auf der anderen Seite haben wir
das Rechtssubjekt des Mitarbeiters, der seinen Arbeits-
vertrag erfüllen muss. Der Mitarbeiter hinterlässt zu je-
der Zeit Daten, die zweierlei Zwecken dienen: erstens
der Selbstdefinition als Person, zweitens der Erbringung
der Arbeit und der Umsetzung des Arbeitsauftrages. Es
ist deshalb entscheidend, dass wir an dieser Stelle die
Unternehmen stärken und gleichzeitig die Mitarbeiter
schützen; hier liegt die Herausforderung bei diesem Ge-
setzentwurf. Insofern ist das, was die Grünen vorgelegt
haben, leider Gottes unbrauchbar. Wir kommen nicht in
die Verlegenheit, daraus tatsächlich in irgendeiner Art
und Weise zu zitieren.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Kritik ist ein bisschen unterkomplex, wenn ich das sagen darf!)


Worum geht es? Es geht darum, Unternehmen in die
Lage zu versetzen, legal Daten zu sammeln, die dem Un-
ternehmen dienen können, wobei diese Daten des Mitar-
beiters aber auch einem Schutz unterliegen müssen. Ich
komme zu dem Ergebnis, dass das nur gewährleistet sein
kann, wenn wir die verschiedenen Interessen ordnen.
Wir regeln den Beschäftigtendatenschutz im Rahmen
des Bundesdatenschutzgesetzes, weil wir dadurch Re-
dundanzen vermeiden und Bezüge herstellen können,
was wir an anderer Stelle – das haben wir erlebt – nicht
können; denn dann müssten wir Wiederholungen einfü-
gen bzw. bestimmte Fragen anders regeln. Es kommt da-
rauf an, dass wir die Definitionen in einem Kapitel des
Bundesdatenschutzgesetzes vornehmen, damit sowohl
die Unternehmen als auch die Mitarbeiter wissen, an
welcher Stelle sie nachlesen können.

Worum geht es in zweiter Linie? Selbstverständlich
geht es um den Umgang mit wachsender Korruptionsan-
fälligkeit. Selbstverständlich geht es um den Umgang
mit Geheimnisverrat und um die Bekämpfung von Straf-
taten. Herr Kollege Reichenbach, zur Definition: Unter
dem Begriff Compliance versteht man das Durchsetzen

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(C (D nd das Einhalten von Rechtsvorschriften. Ein Unterehmen kann sich beispielsweise dem Deutschen Corpote Governance Kodex unterwerfen. Grundsätzlich geht s um die legalen Grundlagen. Das kann ich nicht ins elieben des Unternehmers, des Arbeitgebers oder der etriebsverfassung stellen. Vielmehr geht es darum, dass ich das Unternehmen verpflichtet, alles zu tun, damit iese Grundregeln wirklich eingehalten werden. Natürlich sind Daten in einem Konzern immer eine ache der Definition. Die Vorlage dieses Gesetzes ist rst der Beginn des parlamentarischen Verfahrens. Wir ürden uns doch die Kollegen der Opposition nicht leisn, wenn wir nicht auch im Parlament mit ihnen darüber iskutieren würden. (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gott sei Dank!)


(Zuruf des Abg. Gerold Reichenbach [SPD])


onst brauchte man uns kaum. Deshalb kann ich nur sa-
en: Jedes Gesetz ist es wert, dass wir darüber diskutie-
n und dass wir es an bestimmten Stellen ändern.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Daran will ich Sie erinnern!)


ir müssen immer versuchen, im Rahmen des politi-
chen Willensbildungsprozesses zu einer Abwägung zu
ommen. Dazu gehört es selbstverständlich, dass wir uns
ber Betriebsvereinbarungen und Einwilligungen unter-
alten. Wie geht es weiter mit den Daten in Konzernen
b einer bestimmten Größe? Die Beantwortung dieser
ragen haben Sie heute in Ihren Reden leider Gottes of-
n gelassen.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht richtig, Herr Kollege Frieser, Sie haben nicht zugehört, und Sie haben nicht gelesen! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nicht zugehört!)


Ich kann Sie nur einladen, das Thema grundsätzlich
u diskutieren und Bezüge herzustellen, zum Beispiel
um Telekommunikationsgesetz. Es geht darum, wie
itarbeiter am Arbeitsplatz mit ihren Daten umgehen.
ürfen sie privat telefonieren? Dürfen sie privat ins In-
rnet? Dürfen sie private E-Mails verwenden? All diese
ragen sind es wert, dass wir sie im Innenausschuss dis-
utieren.

Helfen Sie mit, dass sowohl Mitarbeiter als auch Unter-
ehmen in der Lage sind, Arbeitsplätze weiter zu sichern,
ass der Mitarbeiter sein Recht auf informationelle Selbst-
estimmung auch am Arbeitsplatz wahrnehmen kann, dass
nternehmen im Interesse des Betriebsfriedens – das wird
urch den vorliegenden Gesetzentwurf erreicht – in die
age versetzt werden, ihre Arbeit ordentlich zu tun, und
ass sie Rechtssicherheit erhalten, was die Behandlung
on Daten betrifft. Dazu laden wir ein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709404900

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

hat das Wort die Kollegin Anette Kramme von der SPD-
Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1709405000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Heutzutage gibt es viel freiwilliges Zurschau-
stellen. Das geht los mit Partybildern, die auf Facebook
zu sehen sind, und endet mit öffentlichem „Demutsgefa-
sel“ – ich danke Claudia Roth für dieses Zitat – des Ba-
ron zu Guttenberg.

Mich stört nicht, wenn Menschen mit ihren Privathei-
ten freigiebig sind: Jeder nach seiner Fasson, jeder soll
dürfen, aber keiner soll müssen. Genau das ist heutzu-
tage das Problem vieler Arbeitnehmer: Sie müssen, und
sie werden nicht gefragt. Sie werden nicht gefragt, ob
ihre Betriebsratssitzung bei Burger King gefilmt werden
darf. Sie werden auch nicht gefragt, ob sie ihre Umklei-
deräume per Video überwacht haben möchten, wie es bei
der Fleischerei Tönnies geschehen ist. Sie werden auch
nicht gefragt, ob es ihnen recht ist, dass Lidl Profile über
Gewohnheiten, Gespräche und sogar soziale Beziehun-
gen seiner Mitarbeiter erstellt oder die Deutsche Bahn
die Daten von rund 200 000 Mitarbeitern ohne vorherige
Rücksprache vergleicht.

Diese wenigen und besonders spektakulären Fälle
zeigen: Datenschutz wird in vielen Betrieben kleinge-
schrieben, vereinzelt wird er krass ignoriert. Datenschutz
interessiert viele Arbeitgeber überhaupt nicht. Es fehlt
oft schlicht das Problembewusstsein. Delikte dieser Art
werden im Betrieb sehr lax gehandhabt – genauso wie
Urheberrechtsdelikte, möchte man aus aktuellem Anlass
anfügen.

Wir müssen uns endlich klarmachen: Missbrauch von
Daten ist kein Kavaliersdelikt – erst recht nicht, wenn es
um sensible Daten wie diejenigen in Personalakten, etwa
Krankendaten, und um versteckte Überwachung geht.
Wir brauchen aus zwei Gründen einen guten Arbeitneh-
merdatenschutz:

Erstens müssen wir das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung endlich auch am Arbeitsplatz umset-
zen. Ein Arbeitnehmer gibt seine Rechte nicht an der
Stechuhr ab. Zweitens brauchen wir faire Regelungen,
um motivierte Arbeitnehmer in unseren Betrieben zu ha-
ben und um damit unsere wirtschaftliche Leistungsfähig-
keit sicherzustellen. Es ist sicherlich nachvollziehbar,
dass Motivation nicht vorhanden ist, wenn Dauerüber-
wachung und Dauerkontrolle stattfinden.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin froh, dass wir nun endlich über ein Gesetz
zum Arbeitnehmerdatenschutz debattieren. Schon in der
Großen Koalition haben wir ein solches Gesetz eingefor-
dert. Der damalige Innenminister Schäuble sah jedoch
keinerlei Handlungsnotwendigkeit bei dem Thema, zu-
mindest nicht in Richtung mehr Datenschutz.

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(C (D Außerdem bin ich froh, dass die Bundesländer bereits ichtige Änderungen an dem Gesetzentwurf vorgenomen haben. Der ursprüngliche Vorschlag der Union war ein Gesetz zum Arbeitnehmerdatenschutz, sondern ein rbeitnehmerüberwachungsgesetz. Dank Bundesrat hat ich etwas betrieblicher Sachverstand in dem Gesetzenturf niedergeschlagen. Aber es sind immer noch sehr ravierende Mängel enthalten. Erstens ist auch der neue Gesetzentwurf in einigen unkten ein Rückschritt im Vergleich zur bisherigen echtslage, zum Beispiel bei der Videoüberwachung. war soll die heimliche Kontrolle ausgeschlossen sein, ie offene Kontrolle wird allerdings schrankenlos zugessen. Erforderlich ist nur, dass sie zur Wahrung wichtier betrieblicher Interessen notwendig ist. Das ist eine erschlechterung gegenüber der Rechtsprechung, die ffene Kontrollen nur für eine begrenzte Zeit und bei onkretem Tatverdacht zulässt. Dauerhafte, verdachtsnabhängige Kontrollen per Video sind nach der Rechtprechung unzulässig, und dafür gibt es auch gute Arguente. Man muss sich nur einmal vorstellen, wie sich ie Situation für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Betrieben darstellt, in denen jeder Moment der Anwe enheit, jede Bewegung und jedes Detail überwacht weren. Zweitens soll der Arbeitgeber im laufenden Beschäfgungsverhältnis verlangen können, dass der Arbeitneher an einem Eignungstest oder an einer ärztlichen Unrsuchung teilnimmt, wenn Anhaltspunkte vorliegen, ie Zweifel an der fortdauernden Eignung des Beschäfgten begründen, oder wenn ein Wechsel der Tätigkeit eabsichtigt ist. Auch diesbezüglich ist der Gesetzenturf überhaupt nicht nachvollziehbar. Vor allen Dingen ibt es bereits einen hervorragenden Schutz der Arbeiteber. Wenn ein Arbeitnehmer krank ist, dann gibt es in en ersten Wochen eine Entgeltfortzahlung, wenn ein rbeitnehmer längere Zeit krank ist, gibt es Krankeneld, das der Arbeitgeber nicht zahlt. Wenn der Arbeitehmer sehr lange krank ist, kann selbstverständlich die ersonenbedingte Kündigung ausgesprochen werden. Es ibt also überhaupt kein schutzwürdiges Interesse des rbeitgebers. Die Grundsätze der Datensparsamkeit und Datenvereidung müssen auch für Arbeitnehmerdaten gelten. eide Grundsätze werden in dem Gesetzentwurf aber icht berücksichtigt. Es ist nicht nachvollziehbar, dass so roßzügig neue Rechte eingeräumt werden sollen. Insbeondere ist nicht nachvollziehbar, dass die FDP an dieser telle so großzügig ist, die ansonsten sehr wohl auf freieitliche Traditionen achtet. Sie sollten sich einmal ganz enau überlegen, ob Sie nicht noch den einen oder anden Grund finden, um mehr Einschränkungen vorzuse en. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich schließe die Aussprache. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms )


(Beifall bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709405100




(A) )

Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzent-
würfe auf den Drucksachen 17/4230 und 17/4853 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Gibt es weitere Vorschläge? – Das ist nicht der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 29 a und b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Christel
Humme, Caren Marks, Petra Crone, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der SPD

Quotenregelung für Aufsichtsräte und Vor-
stände gesetzlich festschreiben

– Drucksache 17/4683 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Federführung strittig

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
Möhring, Diana Golze, Agnes Alpers, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Geschlechtergerechte Besetzung von Füh-
rungspositionen der Wirtschaft

– Drucksache 17/4842 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Federführung strittig

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache anderthalb Stunden vorgesehen. Gibt es
Widerspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist
so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin der Kollegin Christel Humme von der SPD-Frak-
tion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1709405200

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

Wir legen heute mit unserem Antrag ein klares SPD-
Konzept vor. Wir wollen mehr Frauen in Führungsposi-
tionen. Wir wollen eine 40-Prozent-Quote für Vorstände
und Aufsichtsräte. Wir wollen das gesetzlich regeln, und
wir wollen auch Sanktionen festlegen.


(Beifall bei der SPD)


Darin unterscheiden wir uns ganz wesentlich von der
zerstrittenen Bundesregierung. Ich weiß ja, dass auch die
Gruppe der Frauen in der Union eine gesetzliche Rege-
lung möchte; Frau Pawelski, das ist bekannt. Das schrei-
ben Sie in allen Pressemitteilungen, und das ist auch auf
der Homepage zu lesen.

Gestern hat Frau Fischbach uns vehement aufgefor-
dert, initiativ zu werden und eine übergreifende Frauen-
initiative zu starten. Ich finde, das ist eine gute Idee. Ich

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(C (D laube, unser Antrag könnte eine Grundlage für eine ute Zusammenarbeit sein. Aber ich habe so ein bisschen den Verdacht: Ganz hrlich war das nicht gemeint. Sie von der Union haben eine Quote. Das sieht man auch ganz deutlich: Gut 9 Prozent in Ihrer Fraktion sind Frauen. Damit sind Sie on der Menge her nicht besonders schlagkräftig; das ist o. (Rita Pawelski [CDU/CSU]: Unsere Frauen sind so gut, dass sie in die Länderparlamente abgeworben werden!)


(Beifall bei der SPD)


er Presse ist zu entnehmen – Frau Pawelski, hören Sie
u –, dass Sie von Ihrem Fraktionschef Kauder und von
em CSU-Landesgruppenchef zurückgepfiffen werden
ussten, als Sie in einem Positionspapier gesetzliche
itiativen zur Quote einforderten. Das konnte man im

piegel nachlesen. Ist es das, was Frau Fischbach gestern
einte, als sie sagte, man müsse die Männer mitnehmen,
enn man etwas erreichen will?


(Lachen der Abg. Caren Marks [SPD])


h glaube, da haben Sie noch eine Menge zu tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Caren Marks [SPD], an die CDU/CSU gewandt: Wir sind an Ihrer Seite!)


Ich verstehe natürlich das große Dilemma.


(Zuruf der Abg. Ingrid Fischbach [CDU/ CSU])


Ach, jetzt machen Sie doch nicht Vergangenheitsbe-
ältigung, Frau Fischbach. Das bringt nichts. Wir gehen
die Zukunft. Wir konzentrieren uns auf den Fortschritt

nd nicht auf den Rückschritt wie Sie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich verstehe natürlich das Dilemma. Es ist ganz klar:
ie, die Frauen in der Union, möchten eine gesetzliche
uote. Frau Ministerin Schröder möchte sie nicht, die
anzlerin ebenfalls nicht. Es kann eigentlich nicht wahr

ein, Frau Schröder, dass nach zehn Jahren Freiwilligkeit
mer noch ein altes Instrument bemüht wird, von dem

ir genau wissen, dass es in der Vergangenheit erfolglos
ar. Frau Schröder, ich will nicht gerade sagen, dass Sie
eratungsresistent sind; ich gebe Ihnen noch eine
hance.


(Marco Buschmann [FDP]: Unanständig! – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Oh, ist das gnädig!)


ber Sie berufen jetzt – das haben Sie angekündigt – für
ärz einen Frauenquoten-Gipfel ein;


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist der Gipfel!)


o stand es in der Presse. In der Presse stand weiter: Da
ürfen dann auch die Unternehmen Vorschläge machen,





Christel Humme


(A) )


)(B)

wie sie – das muss ich jetzt ablesen, weil es so schwer
ist – die „individuelle und selbst bestimmte Pflicht zur
Selbstverpflichtung“ umsetzen wollen


(Heiterkeit bei der SPD)


oder, anders ausgedrückt, wie sie die Flexiquote – oder
soll ich besser „die Frauenquote nach ihrem Belieben“
sagen? – einführen wollen. Was heißt denn das, Frau
Schröder? Sind es 2, 3, 5 oder 10 Prozent, oder darf es
etwas mehr sein? Ich sage Ihnen: Alle Untersuchungen
ergeben, dass man keine Quote unter 30 Prozent nennen
soll; denn sonst verändert man in den Strukturen der Be-
triebe nichts, und das ist der Vorschlag von Frau von der
Leyen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Elke Ferner [SPD]: Das hat sie aber auch schon einmal anders gesehen!)


Doch was sagen Sie dazu? Ihre Aussage in einem
Zeit-Interview hat mich ein bisschen irritiert. Sie haben
gesagt, das sei „sozialistische Bevormundung“.


(Elke Ferner [SPD]: Es geht doch nichts über gute Vorurteile! – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Schröder hat doch nie Sozialismus erlebt!)


Da muss ich die Frauen von der Union fragen: Was sa-
gen Sie denn zu diesem Vorwurf, der natürlich auch an
Sie, die Sie eine Quote wollen, gerichtet ist: Halten Sie
das für sozialistische Bevormundung?


(Elke Ferner [SPD]: Peinlich ist das nur! – Caren Marks [SPD]: Ein peinlicher Vorschlag von einer peinlichen Ministerin!)


Die öffentliche Debatte über die Quote hat auch die
Einstellung eines Teils unserer Gesellschaft zur Gleich-
stellungspolitik offenbart. Wenn kein Argument mehr
zieht, wird endgültig behauptet: Die Frauen wollen gar
nicht an die Spitze. Stereotype und Bilder über Frauen
werden gleich mitgeliefert: Frauen sind nicht mutig, sie
richten sich ein in ihrer rosaroten Welt und sind bequem.

Aber die Wahrheit ist – das hat eine Stern-Umfrage
gezeigt –: 75 Prozent der jungen Frauen zwischen 18 und
29 Jahren wollen mehr Verantwortung in den Betrieben
übernehmen. Denen ist es völlig egal, ob sie deshalb
„Quotenfrau“ genannt werden oder nicht. Das Gleiche
gilt für 39 Prozent aller Frauen. Das zeigt doch, dass
Frauen die Ziellinie selbst dann nicht überschreiten,
wenn sie ehrgeizig sind. Das liegt natürlich nicht, wie
Sie, Frau Schröder, immer gerne sagen, an den Frauen
selbst,


(Caren Marks [SPD]: Nein!)


sondern an den vorhandenen Strukturen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Caren Marks [SPD]: So ist das!)


Wie sonst ist es zu verstehen, dass auch in typisch
weiblichen Branchen Männer die Führungsaufgaben
wahrnehmen? Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in
Banken und Sparkassen sind Frauen; in den Führungs-

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(C (D tagen sind die Frauen aber nur mit 2,9 Prozent vertren. Frauen haben keine Wahlfreiheit – diesen Begriff aben Sie, Frau Schröder, in Ihrer gestrigen Rede immer ieder betont –; (Caren Marks [SPD]: Das Problem ist, dass sie nichts begreift!)


Gegenteil: Sie scheitern spätestens an den Personal-
hefs, die die Frauen immer noch als potenzielle Mütter
ehen und meinen, sie würden ihren Job nicht wirklich
usfüllen können, weil sie mehr an die Familie denken,
der sie scheitern aufgrund einer fehlenden flexiblen
inderbetreuung oder schlicht daran, dass Männer lieber
nter sich bleiben wollen und den Staffelstab an ihres-
leichen weitergeben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb sage ich Ihnen, Frau Schröder: Schaffen Sie
ie Wahlfreiheit, die Sie gestern in Ihrer Rede so oft be-
üht haben, auch für die Frauen, die beides wollen, Kar-
ere und Familie! Gestern wurde deutlich: 100 Jahre In-
rnationaler Frauentag ist eine Verpflichtung für uns
rauen, weiterzugehen. Wir dürfen die Erfolge nicht
ichtfertig verspielen. Frau Schröder, ich bin davon
berzeugt: Freiwilligkeit ist Kapitulation.


(Caren Marks [SPD]: Ja!)


esetzliches Handeln erfordert Mut, und den erwarten
ir von Ihnen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709405300

Das Wort hat die Kollegin Elisabeth Winkelmeier-

ecker von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU):
Rede ID: ID1709405400

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Man möchte fast sagen: Willkommen zur sitzungs-
öchentlichen Diskussion über die Frauenquote.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Elke Ferner [SPD]: Bis Sie es verstanden haben, Frau Kollegin!)


letzter Zeit haben wir oft darüber gesprochen. Ich be-
ilige mich immer wieder gerne an dieser Diskussion;
enn das ist ein wirklich wichtiges Thema. Mir ist es
uch ein Anliegen. Ich bin der festen Überzeugung, dass
ir den Status quo hinter uns lassen und zu anderen Ver-
ältnissen kommen müssen, weil mehr Frauen und an-
ere Männer gut wären für die Unternehmen.


(Christel Humme [SPD]: Dafür schätze ich Sie auch, Frau Winkelmeier!)


ie Unternehmen müssen sich besser aufstellen und bes-
ere Entscheidungen in ihren Führungsgremien treffen.
as können sie gerade dann, wenn sie sich anders auf-

tellen.





Elisabeth Winkelmeier-Becker


(A) )


)(B)

Zum Frauenanteil gibt es mehrere Studien: die Cata-
lyst-Studie, die McKinsey-Studie, die Sinus-Studie. Der
Hintergrund ist nicht, dass Frauen durch die Bank besser
sind, sondern es geht um den Diversity-Ansatz, das
heißt, dass es zu besseren Ergebnissen führt, wenn
Personen mit unterschiedlicher Denkweise, unterschied-
licher Herkunft und unterschiedlichen Karrieren zusam-
menkommen und nicht alle von derselben Eliteuniver-
sität stammen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Katja Mast [SPD])


Wir brauchen vor allem eines nicht: Wir brauchen
keinen Biotopschutz für bestehende Führungszirkel;
denn die haben in der Vergangenheit nun wirklich nicht
nur Erfolge vorzuweisen gehabt. Einige Entscheidungen
von Banken, Kaufhauskonzernen und Autoherstellern
waren durchaus suboptimal.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: So ist es!)


Ich komme darauf zurück, aber ich möchte zunächst
kurz auf die Anträge eingehen, die zu diesem Thema
vorgelegt worden sind.

Mein Heimatland Nordrhein-Westfalen hat in den
Bundesrat einen Gesetzentwurf eingebracht, der sich nur
auf die Gleichberechtigung in Aufsichtsräten bezieht. In
diesen soll die Frauenquote bis 2017 30 Prozent und bis
2022 40 Prozent betragen. Wenn die Wahl nicht damit
im Einklang steht, soll die Wahl unwirksam sein.

Hier im Bundestag haben wir von der SPD ein ande-
res Konzept vorgelegt bekommen: Die Frauenquote in
den Aufsichtsräten soll bis 2015 40 Prozent betragen;
das soll ebenso für die Vorstände gelten. Als Sanktion
sehen Sie die Nichtigkeit der Gesellschafterbeschlüsse
vor.

Die Linke will tatsächlich eine Frauenquote von min-
destens 50 Prozent erreichen.


(Cornelia Möhring [DIE LINKE]: Genau!)


Da ist der Punkt überschritten. Eine solche Vorschrift
durch den Staat wäre wohl verfassungswidrig.

Mein Eindruck ist, dass hier nach dem Motto „Wer
bietet mehr, wer will es schneller, und wer ist radikaler?“
vorgegangen wird. Diese Diskussion hilft der Sache
nicht unbedingt weiter.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Machen Sie doch mal einen Vorschlag! Was machen Sie denn jetzt?)


Ich sehe zwar nicht mit Neid, aber durchaus mit An-
erkennung, dass diese Anträge in Ihren Fraktionen die
Mehrheit haben, also auch von den Männern getragen
werden; deren Namen stehen ja auch auf den Anträgen.
Aber der kleine Wermutstropfen ist, dass solche Anträge
immer aus der Sicherheit der Opposition heraus oder auf
der föderalen nichtzuständigen Ebene gestellt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Elke Ferner [SPD]: Keine Sorge! – Christel Humme [SPD]: Wir wollten S H d s g b n b J U – Ih U m d le n d E n ö g m a s h te m W g n D R K w a h v E v (C (D das schon zu Regierungszeiten der Großen Koalition!)


olange Sie die Regierung gestellt haben – nach diesem
inweis bin ich mit diesem Thema fertig –, hatten Sie
iese Mehrheit nicht. Ich füge hinzu: Leider hatten Sie
ie nicht.

Es gibt also Handlungsbedarf für den Bundesgesetz-
eber. Das Hauptargument – das möchte ich noch einmal
etonen – ist der wirtschaftliche Nutzen, den die Unter-
ehmen hätten, wenn sie ihre Führungsgremien besser
estücken würden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Rita Pawelski [CDU/CSU]: So ist es!)


etzt kann man natürlich fragen, ob es nicht Sache der
nternehmen sein sollte, dafür zu sorgen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Sie haben jetzt lange genug bewiesen, dass sie es nicht können!)


Es wäre ja in ihrem eigenen Interesse. Aber ich stimme
nen zu: Wir reden hier über die großen börsennotierten
nternehmen, bei denen wir auch in anderen Zusam-
enhängen nicht immer automatisch davon ausgehen,

ass diese alles richtig machen. Es gibt einen strukturel-
n Unterschied zu den kleinen familiengeführten Unter-
ehmen, in denen der Eigentümer nachhaltig dafür sorgt,
ass die richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Bei den großen börsennotierten Unternehmen ist die
igentümerposition sehr zerstritten. Das Management ist
icht identisch mit den Eigentümern. Wir haben schon
fter darauf hingewiesen, dass das, was zum langfristi-
en Erfolg solcher Unternehmen führt, nicht unbedingt
it dem identisch ist, was das Management kurzfristig

nstrebt. Deshalb haben wir schon einiges nachgebes-
ert, gerade als Reaktion auf die Wirtschaftskrise. Wir
aben die Haftungsregeln verändert. Wir haben die Fris-
n verändert, die eingehalten werden müssen, wenn
an vom Vorstand in den Aufsichtsrat wechseln möchte.
ir haben die entsprechenden Bundesregeln verändert.

Das alles sind Ansätze, die sich daraus ergeben, dass
erade bei den großen börsennotierten Unternehmen
icht alles automatisch in die richtige Richtung geht.
ort muss man nachhelfen. Das ist auch der Ansatz der
egierungskommission „Deutscher Corporate Governance
odex“ und natürlich der Ansatz für Überlegungen, die
ir als Bundesgesetzgeber anstellen müssen. Mein Fazit

n dieser Stelle ist, dass wir in der Tat Handlungsbedarf
aben.

Nun hat die zuständige Ministerin ihren Stufenplan
orgelegt.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Der ist aber langweilig!)


r sieht Steigerungen bei Aufsichtsräten und Vorständen
or. Er ist wirklich ambitioniert.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Elke Ferner [SPD]: Wenn das ambitioniert ist, o Gott, o Gott!)






Elisabeth Winkelmeier-Becker


(A) )


)(B)

Es wäre klasse, wenn wir es schafften, diese Ziele zu er-
reichen. Die vorgesehenen Berichtspflichten sind durch-
aus wirksam. Wir sehen das jetzt in der Reaktion auf den
Women-on-Board-Index, den FidAR vorgelegt hat. An-
gesichts der aktuellen Diskussion wissen die Unterneh-
men, dass jede Entscheidung, jede Nachbesetzung be-
obachtet wird und dass sie unter Druck stehen. Das ist
hilfreich.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Machen Sie lieber Ihren Männern in der Fraktion Dampf!)


Aber ich bleibe dabei und stehe dazu: Es muss noch
etwas hinzukommen, damit das begonnene Umdenken
jetzt nicht wieder endet.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Ja!)


Dazu brauchen wir – zusätzlich zu dem in Ansätzen gu-
ten Stufenplan – zumindest für die Aufsichtsräte in ab-
sehbarer Zeit und unter Berücksichtigung der Amts-
zeiten – diese dauern fünf Jahre; daher ist es wichtig,
dies jetzt zu tun – eine verbindliche Vorgabe.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich bleibe dabei, dass wir diese Regelung schon 2013
treffen müssen,


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Genau!)


damit der Druck, der jetzt entstanden und spürbar ist,
nicht nachlässt. Sonst hätten wir den Effekt, dass wieder
Entspannung einsetzt und man denkt: Das Thema ist
noch einmal an uns vorübergegangen; wir warten ein-
fach ab.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Sie haben echt Mut, Frau Winkelmeier!)


Nun höre ich von Männern des Öfteren die Frage, ob
das nicht langsam zur Diskriminierung von Männern
führe. Ich muss sagen: Das ist schon ein bisschen ver-
kehrte Welt, wenn man sich die Ausgangsposition an-
schaut.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Buschmann, hören Sie jetzt genau zu! – Gegenruf des Abg. Marco Buschmann [FDP]: Das mache ich doch immer!)


Angesichts eines Verhältnisses von 3 : 97 in den Vor-
ständen bzw. 10 : 90 in den Aufsichtsräten muss man
sich schon fragen, ob sich wirklich diejenigen, die ihren
Anteil von 3 auf 25, 30 oder 40 Prozent – über die ver-
schiedenen Zahlen kann man streiten – erhöhen wollen,
rechtfertigen müssen oder ob nicht diejenigen, die bisher
97 oder 90 Prozent beanspruchen, unter Rechtferti-
gungsdruck stehen müssten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich denke, es ist klar und in vielen Gutachten belegt,
dass eine entsprechende Regelung mit Verfassungs- und
Europarecht konform ginge. Wir merken, dass ein Um-
denken spürbar ist. Aber es darf nicht beim Wording

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(C (D leiben. Wir hören von Vorständen, dass alle Botschafn angekommen sind, dass man zur besseren Vereinbareit von Familie und Beruf bzw. Karriere beitragen will, ass die Kinderbetreuung verbessert werden soll. All das ören wir; aber greifbare Ergebnisse lassen noch auf sich arten. Ich habe nur noch ganz wenig Redezeit. Ich möchte ie nutzen, um ein besonders beliebtes Argument aufzureifen, das gegen eine Quotenregelung ins Feld geführt ird: Es seien nicht in ausreichender Zahl Frauen mit eeigneter Qualifikation vorhanden, und sie hätten die lschen Berufe. Die Praxis zeigt: Das ist überhaupt icht der entscheidende Punkt, (Elke Ferner [SPD]: So ist das! Frau Schröder, hören Sie gut zu!)


denfalls nicht für die Besetzung von Aufsichtsräten.
2 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder in den DAX-Un-
rnehmen sind Juristen oder Betriebs- bzw. Volkswirte;
den Vorständen sind es 59 Prozent. Gerade das sind
usbildungsgänge, in denen Frauen seit Jahrzehnten die
leichen Anteile haben und mindestens so gute Examina
bliefern wie Männer.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Mechthild Dyckmans [FDP])


Noch eines: Dass Branchenkenntnisse im engeren
inne – bei aller Qualifikation, die diese Personen mit-
ringen müssen – nicht das Entscheidende sein können,


(Elke Ferner [SPD]: So ist das!)


eigt sich beim Blick auf einzelne Karrieren. Da kann
an als Eon-Vorstand auch in den Aufsichtsrat der Deut-

chen Bank, als Bayer-Chef in den Aufsichtsrat von Eon
nd Deutscher Bank,


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Richtig! Man kann überall sein!)


ls Eon-Chef in den Aufsichtsrat der Allianz und als
rumpf-Chef in den Aufsichtsrat von Lufthansa und Sie-
ens. Das ist also nicht das entscheidende Argument.
as zeigt der Blick auf die Praxis.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Karin Roth [Esslingen] [SPD]: So sind sie, die Männer! – Elke Ferner [SPD]: Ja! Männer können alles!)


Wir werden diese Diskussion weiterführen. Ich
laube, die Anhörung haben wir schon terminiert.


(Zuruf von der SPD: Nein! Aber bald!)


h freue mich auf eine gemeinsame Diskussion, mit Be-
nung auf „gemeinsam“.


(Zuruf von der SPD: Wir uns auch!)


Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Ab Elisabeth Winkelmeier-Becker )





(A) )

geordneten der FDP und der LINKEN – Karin
Roth [Esslingen] [SPD]: Frau Winkelmeier,
das war sehr mutig! Wunderbar!)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709405500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Cornelia Möhring von

der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Cornelia Möhring (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709405600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Norwegen hat sie, Frank-
reich und Spanien haben sie eingeführt, und wir brau-
chen und – vor allem – wollen sie ebenfalls: die ver-
pflichtende Quote für Frauen in Vorstandsetagen und
Aufsichtsräten.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun hören wir in letzter Zeit allerlei Schönrederei im
Hinblick auf die freiwilligen Selbstverpflichtungen der
Wirtschaft. Dazu gesellt sich auch manch bizarrer Vor-
schlag aus dem Bundeskabinett. Unsere Frauenministe-
rin – das haben wir eben schon gehört – will die bishe-
rige Tatenlosigkeit mit einem Gesetz absichern.


(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Frauenministerin?)


– Ja, mir fällt auch manchmal eher „Männerministerin“
ein;


(Michaela Noll [CDU/CSU]: So ein Quatsch! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Was soll denn das? – Wie lächerlich!)


aber wir wissen ja, über wen wir sprechen. – Wie gesagt,
Frau Schröder möchte die bisherige Tatenlosigkeit mit
einem Gesetz absichern und nennt das auch noch irre-
führend Flexiquote. Der Gipfel der Tatenlosigkeit wird
vielleicht tatsächlich der Frauenquoten-Gipfel.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Unser Wirtschaftsminister setzt noch einen drauf
– das ist sogar relativ lustig –: Er schlägt einen Pakt für
Frauen vor, und diesen Pakt für Frauen vergleicht er mit
dem Pakt für Auszubildende.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Elke Ferner [SPD]: Herr Brüderle ist ja selber Lehrling!)


Herr Brüderle ist jetzt leider nicht da. Allerdings habe
ich mir die Ergebnisse des Paktes für Auszubildende ein-
mal angesehen – vielleicht wäre eine Wirtschaftsministe-
rin, die rechnen kann, auf diesem Platz angemessener –:


(Elke Ferner [SPD]: Ja!)


Im Sommer 2004 waren bei den Arbeitsagenturen noch
463 000 betriebliche Ausbildungsplätze gemeldet. Im
August 2010, also sechs Jahre später, waren es gerade
noch 418 000. Das sind 45 000 weniger. Folgen wir dem

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(C (D orschlag von Herrn Brüderle, dann können wir uns iemlich sicher sein, dass im Jahr 2016 garantiert keine rau mehr in den Führungsetagen der deutschen Wirtchaft sitzen wird. (Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Vielleicht will Herr Brüderle das auch so!)


as ist eher ein Pakt mit dem Teufel als ein Pakt für die
rauen.


(Marco Buschmann [FDP]: Haben Sie ein Sachargument?)


Ach, Herr Buschmann, schade, dass Sie heute nach mir
prechen.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Nein, wie gut!)


h habe noch viele sachliche Argumente.

(Marco Buschmann [FDP]: Wir warten!)


An dieser Stelle will ich noch einmal deutlich sagen:
Kern geht es nicht um eine 30-, 40- oder 50-Prozent-

uote. Wir reden über die Realität in dieser Gesell-
chaft: über eine 97-Prozent-Männerquote in den Vor-
tandsetagen und eine 90-Prozent-Männerquote in den
ufsichtsräten und damit über einen ziemlich hohen
änneranteil in den entscheidenden Positionen der
irtschaft und einen ziemlich mickrigen Anteil für die
ehrheit der Bevölkerung.


(Elke Ferner [SPD]: Ja! 90-Prozent-Quote bei der FDP!)


as toppt nur der Vatikan, aber das hat andere Ursachen.

(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Glücklicherweise ist die Meinung von Frau Merkel
nd der Mehrheit ihrer Regierung nicht die Meinung der
ehrheit in diesem Land. Daran wird auch das kategori-

che Nein von Frau Merkel zur Quote nichts ändern. Der
ruck wächst. Immer mehr Frauen, aber auch immer
ehr Männer erwarten endlich verbindliche Festlegun-

en statt folgenloser Selbstverpflichtungen.
Meine Fraktion fordert mit dem vorliegenden Antrag

ie stufenweise Einführung einer Mindestquotierung in
öhe von 50 Prozent für Frauen in Aufsichtsräten und in
orständen. Es ist für uns eine demokratische Selbstver-
tändlichkeit, dass die Mehrheit der Bevölkerung auch
ngemessen an den wichtigsten wirtschaftspolitischen
ntscheidungen beteiligt sein muss.


(Marco Buschmann [FDP]: Im Totalitarismus wurde noch nie zwischen Staat und Gesellschaft unterschieden!)


ie Frauen müssen aufgrund ihrer Mehrheit auch die
olgen überproportional auslöffeln.

Die Quote und die Angst der Mehrheit der Regierung
or dieser Quote sind doch, wenn wir ehrlich sind, nur
usdruck der gesellschaftlichen Situation. Ich vermute
otzdem, dass Ihnen die Debatte über die Quote eigent-





Cornelia Möhring


(A) )


)(B)

lich zupasskommt. Dadurch lenken Sie nämlich vom
Kern und von den Ursachen Ihrer unsozialen Politik ab.

Sie machen Politik für Banken,


(Marco Buschmann [FDP]: Ach Gott!)


Politik für Energiekonzerne, Politik für Versicherungs-
konzerne. Sie machen Politik für diejenigen, die sich im-
mer mehr zulasten der Mehrheit bereichern. Ihre Politik
ist frauenfeindlich, unsozial und ungerecht. Es ist keine
Politik für die Menschen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das wurde übrigens spätestens durch die Debatte heute
Morgen noch einmal deutlich gemacht.

Sie brauchen Frauen an den Stellen, wo sich jemand
unentgeltlich oder zu Hungerlöhnen um den Erhalt des
Lebens kümmern muss. Auch hier haben die Frauen
keine Wahlfreiheit. Für Wahlfreiheit müssen nämlich die
entsprechenden Bedingungen und Voraussetzungen exis-
tieren, wie meine Kollegin Humme schon richtig gesagt
hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke ist für eine umfassende, gleichberechtigte
Teilhabe aller Menschen an dieser Gesellschaft und ih-
ren Ressourcen. Ich glaube tatsächlich: Wenn heute
50 Prozent oder mehr Frauen an den Entscheidungen in
der Wirtschaft und in der Politik beteiligt wären, dann
würden die Welt und der Umgang miteinander bereits
jetzt anders aussehen.

Die Linke will die gleiche Teilhabe in allen Bereichen
der Wirtschaft und Gesellschaft. Frauen wie Männer sol-
len gute Arbeit haben, die so bezahlt wird, dass sie auch
gut davon leben können. Frauen wie Männer sollen sich
zu gleichen Zeitanteilen um Kinder, Freunde, Familie,
ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung und das mensch-
liche Miteinander kümmern können. Frauen wie Männer
sollen in der Politik mitmischen und ihre Erfahrungen
einbringen können. Dazu gehört, dass Frauen wie Män-
ner selbstverständlich auch Unternehmen leiten.

Freuen Sie sich also schon jetzt auf weitere Anträge
der Linken, in denen es mit wirklich guten Argumenten
um eine rundum solidarische Gesellschaft und um so-
ziale Gerechtigkeit geht. Wenn auch Sie anfangen wol-
len, Politik für die Menschen zu machen, dann können
Sie ja unseren Anträgen zustimmen. Ich befürchte aber,
das werden Sie nicht tun.


(Marco Buschmann [FDP]: Das ist ja einmal originell!)


Erlauben Sie mir, mit einem Zitat der Frauenrechtle-
rin Simone de Beauvoir zu schließen; denn darin wird
ihre Erfahrung aus den langen Frauenkämpfen zusam-
mengefasst, und es sollte Aufforderung an alle Frauen
hier im Parlament und überall sein. Sie sagte:

Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort ge-
nommen. Sie bekommen nichts.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Marco Buschmann von er FDP-Fraktion. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709405700


Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1709405800

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Wir beschäftigen uns in der Tat wie-
er mit einem wichtigen gesellschaftspolitischen Thema.
ier im Plenum eint uns alle natürlich das Ziel, dass
rauen die gleichen Karrierechancen haben wie Männer.


(Zuruf von der SPD: Das bezweifeln wir!)


Worum geht es? Es geht darum, dass Sie zum wieder-
olten Male ein untaugliches Mittel in einer besonders
nverhältnismäßigen Art und Weise vorschlagen.


(Elke Ferner [SPD]: Was ist unverhältnismäßig? Was ist denn verhältnismäßig an 90 Prozent Männer?)


as wird deutlich, wenn man Ihren konkreten Vorschlag
urz beschreibt. Sie schlagen eine Zwangsquote von
0 Prozent für Aufsichtsräte und Vorstände für sämtliche
esellschaften vor, die in der Rechtsform der Aktienge-

ellschaft organisiert sind oder der Mitbestimmung un-
rliegen.


(Christel Humme [SPD]: Das hat Norwegen auch geschafft! Da spielt die Musik!)


ine Differenzierung nach Börsennotierung, wie sie
uch andere Fraktionen anstreben, die durchaus für die
uote sind, sehen Sie nicht vor.

Das Modell ist so undifferenziert, beispiellos und mit-
lstandsfeindlich,


(Caren Marks [SPD]: Wenn Frauen führen, ist das mittelstandsfeindlich, oder was?)


ass nicht einmal Anhänger der Quote es unterschreiben
ürden. Das möchte ich mit einigen Hinweisen auf die
ebenswirklichkeit belegen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709405900

Herr Kollege Buschmann, Frau Kollegin Deligöz

ürde gerne eine Zwischenfrage stellen. Sie haben zwar
erade erst begonnen, aber bitte schön.


(Elke Ferner [SPD]: Schon jetzt unerträglich, Herr Präsident!)



Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1709406000

Ja, bitte.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709406100

Herr Kollege Buschmann, Sie haben das Instrument

ls unqualifiziert bezeichnet.


Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1709406200

Nein, das war nicht mein Wortlaut.






(A) )


)(B)


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709406300

Ich habe das so verstanden.


Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1709406400

Nein, ich habe „untauglich“ und „unverhältnismäßig“

gesagt.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709406500

Dann habe ich das wohl wie die Kollegen rechts und

links neben mir anscheinend auch, wie Sie hören, total
falsch verstanden.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Er hat „untauglich“ gesagt!)


– Ich korrigiere also: untauglich.

In den letzten Tagen konnte man den Medien entneh-
men, dass es eine Gruppe von FDP-Frauen gibt, die auch
innerhalb der FDP eine Quote verlangen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Heißt das, dass Sie das Instrument auch innerhalb Ihrer
Partei als untauglich qualifizieren,


(Elke Ferner [SPD]: Na klar, es geht doch um seinen Job!)


und bedeutet das, dass Sie Ihre Rede auch auf Ihrem Par-
teitag halten werden?


(Beifall der Abg. Gabriele Fograscher [SPD])



Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1709406600

Die Frage beantworte ich sehr gerne. Wie Sie der Be-

richterstattung entnommen haben, bezieht sich der Vor-
schlag der Kolleginnen eben nicht auf das Thema des
heutigen Tages, eine Quotenregelung für die Leitungsor-
gane von Unternehmen, sondern einzig und allein auf
unsere parteiinternen Gremien. Im Gegenteil: Die libera-
len Frauen haben sich ausdrücklich dagegen ausgespro-
chen, Quoten für Unternehmen vorzuschreiben.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Aber nicht alle! – Elke Ferner [SPD]: Ich sage nur: 75 Prozent!)


Sachkenntnis würde hier nicht schaden, Frau Kollegin.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709406700

Herr Kollege Buschmann, auch die Kollegin

Hendricks würde Ihnen gerne eine Zwischenfrage stel-
len.


Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1709406800

Ja. Gleichbehandlung gilt für alle Kolleginnen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709406900

Frau Dr. Hendricks, bitte.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1709407000

Herr Kollege Buschmann, bitte erlauben Sie mir, dass

ich traurig an die Kollegin Ina Lenke erinnere, die für die

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(C (D DP-Fraktion sehr lange, bis 2009, Mitglied des Deutchen Bundestages war und die entsprechenden Fähigkein hatte, um sich zu einem solchen Thema zu äußern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1709407100

Ich habe die Frage nicht verstanden, Frau Kollegin;

eshalb bin ich außerstande, sie zu beantworten.


(Elke Ferner [SPD]: Das war eine Zwischenbemerkung!)



Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1709407200

Es war eine Feststellung, die ich allerdings mit den

orten „bitte erlauben Sie mir“ eingeleitet habe. Sie
önnen es mir erlauben oder auch nicht; jedenfalls habe
h an die Kollegin Lenke erinnert.


Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1709407300

Möglicherweise haben Sie auch das Instrument der

wischenfrage missbraucht.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Nein! – Katja Mast [SPD]: Geschäftsordnung lesen! – Elke Ferner [SPD]: Keine Ahnung!)


Ich komme zurück zum Gegenstand der Debatte. Es
eht um die Lebenswirklichkeit, auf die Ihr Modell nicht
asst. Sie behandeln jede Aktiengesellschaft wie ein
roßunternehmen. Das zeigt, dass Sie von der Lebens-
irklichkeit nicht viel verstehen.

In Deutschland gibt es über 16 000 Aktiengesell-
chaften. Nur 800 bis 1 000 davon sind börsennotiert.
as sind die Großunternehmen, an die Sie wahrschein-
ch denken, wenn Sie von den Aktiengesellschaften
prechen. Ein Großteil der übrigen Aktiengesellschaften,
ämlich über 15 000, sind mittelständische und kleine
etriebe sowie Familienbetriebe.

Die Mittelständler stellen Sie mit Ihrem Modell vor
roße Probleme, weil es undifferenziert ist. Nehmen Sie
eispielsweise die Gesellschaften, deren Vorstand zuläs-
igerweise nur aus einer Person besteht. § 76 Aktienge-
etz lässt das ausdrücklich zu. Hier führt Ihr Modell
hne jede Abstufung zu einem Einstellungsverbot für
änner.


(Christel Humme [SPD]: Lesen Sie doch mal den Antrag! Dann kennen Sie die Antwort selber! Da steht das alles drin!)


der aber die Unternehmen werden gezwungen, ihre
orstände auf zwei Personen aufzustocken. Das bedeutet
ine Verdopplung der Personalkosten.


(Christel Humme [SPD]: Wenn Ihnen die Argumente ausgehen, kommen solche Beispiele!)


Das muten Sie den Mittelständlern zu. Es ist unver-
ünftig und in hohem Maße mittelstandsfeindlich.


(Beifall bei der FDP)


Nehmen Sie die Familien-AGs. Wir haben eine Kul-
r von Familienunternehmen, in denen die Leitung auf





Marco Buschmann


(A) )


)(B)

die Nachkommen übergeht. Es kann doch nicht vom Ge-
schlecht der Nachkommen abhängen, ob wir diese Kul-
tur der Familienbetriebe weiter aufrechterhalten können.
Es ist doch unvernünftig, eine Kultur der Familienbe-
triebe durch ein so undifferenziertes Modell zu gefähr-
den.


(Elke Ferner [SPD]: Kein Argument ist zu doof! – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind undifferenziert!)


Das sieht übrigens auch Ihre Vorbildnation Norwegen
so. Sie tun immer so, als hätten Sie das Modell aus Nor-
wegen übernommen und als wären Sie sozusagen die le-
gitimen Vertreter der Erfolgsmodelle dort. In Norwegen
hat man gerade nicht eine pauschale 40-Prozent-Quote
eingeführt. In Norwegen greift die 40-Prozent-Quote
überhaupt erst bei Leitungsorganen, die neun oder mehr
Mitglieder haben. Bei kleineren Gremien hat man dort
eine differenziertere Lösung.


(Christel Humme [SPD]: Das können Sie doch machen!)


Sie kennen offensichtlich noch nicht einmal die Rechts-
lage, die dort gilt. Ihr Modell ist also nicht einmal in den
Augen Ihrer Vorbilder tauglich; denn die Praktiker, auf
die Sie sich berufen, machen es anders, als Sie es vor-
schlagen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie wollen noch nicht einmal das norwegische Modell!)


Ich verschweige aber natürlich nicht, dass wir nicht
nur gegen Ihr spezielles Modell Vorbehalte haben,


(Zurufe von der SPD: Aha!)


sondern


(Elke Ferner [SPD]: Überhaupt gegen Frauen sind!)


dass wir als FDP-Fraktion jedwedes Quotenmodell ab-
lehnen;


(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch in Ihrer Partei!)


das habe ich schon zu verschiedenen Anlässen hier im
Parlament deutlich gemacht. Wir haben bereits über die
Kollateralschäden in Norwegen gesprochen,


(Elke Ferner [SPD]: Kollateralschäden! Ich glaube, der steht hier gerade vor uns!)


wie Rechtsformwechsel und Delistings. Wir haben auch
schon über die neuen Diskriminierungen in Norwegen
gesprochen, über das Thema Goldröcke.

Da mir niemand vorwerfen soll, dass ich Sie mit den
immer gleichen Argumenten langweile, möchte ich ein
neues in die Debatte einbringen, nämlich die empirisch
belegte Untauglichkeit des Instruments.


(Christel Humme [SPD]: Welches?)


Die Befürworter behaupten stets, dass die Zwangsquo-
tierung der Leitungsorgane Strahlungswirkung auf die
Führungspositionen darunter entfalten würde und dass
so insgesamt Frauen in Führungspositionen gestärkt
würden.

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(C (D iese Hoffnung ist mittlerweile empirisch widerlegt, nd zwar gerade in Norwegen. (Christel Humme [SPD]: In der Bundesregierung ist das richtig! Da sind Frauen nicht gerade förderlich!)


(Christel Humme [SPD]: So sollte es sein!)


ie Soziologin Catherine Hakim von der London School
f Economics hat dazu Folgendes publiziert – das
öchte ich Ihnen zitieren –:

Norwegens 40-Prozent-Quote hat überhaupt gar
keinen Einfluss auf den Frauenanteil in den leiten-
den Positionen dieser Firmen gehabt. Der „Erfolg“
dieser Maßnahme ist reinweg symbolisch.

atsächlich zeigt Frau Hakim, dass der Anteil von
rauen in den nicht geschäftsführenden Führungsposi-
onen in Norwegen sogar niedriger ist als überall sonst
Europa. Selbst in Deutschland stehen wir in diesen
ereichen besser da. Eine Vorstandsvorsitzende sucht
an in Norwegen übrigens vergebens, anders als etwa in
eutschland.

In Deutschland gehen wir einen intelligenteren Weg.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


iese Bundesregierung hat eine Änderung des Corporate
overnance Kodex im Jahr 2010 herbeigeführt. Zu be-
aupten, dass das nicht sanktioniert sei, zeigt, dass Sie
en Comply-or-explain-Mechanismus des Corporate
overnance Kodex überhaupt nicht verstanden haben.
atürlich hat das Sanktionswirkungen. Das sehen Sie

uch bei den Unternehmen. Die Justizministerin nimmt
ie Wirtschaft in die Pflicht. Mittlerweile gibt es entspre-
hende Programme etwa bei Telekom, Eon, Karstadt
der Daimler.

Im Übrigen wissen wir, dass andere Themen für glei-
he Karrierechancen viel entscheidender sind. Ich habe
ereits in den letzten Wochen auf das Thema der Verein-
arkeit von Familie und Beruf hingewiesen.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Das ist Quatsch!)


eim letzten Mal habe ich Ihnen aus dem Plädoyer von
aniela Weber-Ray, einer extrem erfolgreichen Frau, zi-
ert, die für eine Kultur aus Kindern, Krippe und Karri-
re wirbt.


(Elke Ferner [SPD]: Deshalb brauchen Sie Betreuungsgeld!)


Heute möchte ich mit dem Ergebnis einer Untersu-
hung von Frau Professor Dr. Renate Köcher schließen.
as Ergebnis ihrer Untersuchung zum Thema „gleiche
arrierechancen“ lautet:

Das Problem … ist, dass die Berufstätigkeit von
Müttern stigmatisiert wird. Wir brauchen eher eine
kulturelle Revolution in den Köpfen, als dass wir
Quoten brauchen.

em ist nichts hinzuzufügen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Dann fangen wir bei Ihrem Kopf an, Herr Kollege!)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709407400

Das Wort hat die Kollegin Monika Lazar von

Bündnis 90/Die Grünen.


Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709407500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Buschmann, das letzte Zitat ist sehr interessant.
Vielleicht können Sie bei sich und Ihrer Fraktion anfan-
gen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Marco Buschmann [FDP]: Wir haben eine Fraktionsvorsitzende!)


Wenn Sie Frau Köcher ausführlicher zitiert hätten,
dann hätte man auch erfahren, dass es – genauso wie in
vielen anderen Bereichen – Unterschiede zwischen Ost
und West gibt. Ich weiß nicht, ob die Frauen und Männer
in Ostdeutschland so viel anders sind. Vielleicht sind sie
durch den Sozialismus tiefgeschädigt.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Christel Humme [SPD]: Sozialistisch bevormundet!)


Aber wir sind nicht alle geschädigt herausgekommen.
Bei uns ist es völlig normal und selbstverständlich, dass
Frauen arbeiten. Das ist auch für die Männer kein Pro-
blem mehr. Es wäre mir lieb, wenn Sie vollständig zitier-
ten. Auch die westdeutsche Gesellschaft sollte sich von
einigen Barrieren befreien.

Wir haben in den letzten Wochen auch hier im Ple-
num so häufig wie fast noch nie über das Thema „Frau-
enpolitik/Frauen in Führungspositionen“ diskutiert. Man
könnte fast die Hoffnung haben: Wenn wir so weiterma-
chen, kommen wir in dieser Wahlperiode wirklich noch
voran.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Winkelmeier-Becker, ich höre Ihnen sehr gerne
zu. Vielleicht sollten Sie Herrn Buschmann und die FDP
einmal zu einer Sitzung der Gruppe der Frauen in der
Unionsfraktion einladen. Wenn Herr Buschmann von
uns schon nichts lernen will, dann klappt es vielleicht bei
Ihnen.


(Marco Buschmann [FDP]: Wenn Sie was hätten, wovon man lernen könnte!)


Laden Sie zu dieser Sitzung auch die Ministerin ein. Ich
habe nämlich den Eindruck: Die Ministerin


(Elke Ferner [SPD]: Braucht auch noch Nachhilfe! Bildungspaket für die Ministerin!)


vertritt rückständigere Positionen als Sie. Jetzt liegen
Vorschläge aller Oppositionsfraktionen vor. Diese Vor-
schläge unterscheiden sich in Details. Wir warten jetzt
auf Ihre Vorschläge.


(Lachen der Abg. Caren Marks [SPD] – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da wird nichts kommen! – Marco Buschmann Im d d g S w k w n D W a 2 m n m v Q d b s v g w is v n g b Q G k lu w a e – Ic s k H b n (C (D [FDP]: Die Grünen haben doch ein ganz anderes Modell!)


Sie können sich gern aus unseren Vorlagen bedienen.
Mai wird im Rechtsausschuss eine Anhörung stattfin-

en. An dieser Anhörung werden auch die Mitglieder
es Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
end teilnehmen. Wir werden einmal sehen, was die
achverständigen sagen. Ich hoffe wirklich sehr, dass
ir hier in den nächsten Jahren vorankommen. Man
ann es wirklich nicht oft genug betonen: Auf die Frei-
illigkeit zu setzen, hat doch nichts genutzt; seit 2001 ist
ichts passiert.


(Marco Buschmann [FDP]: Das ist keine Freiwilligkeit! Comply or explain! – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Wir sind hier im Deutschen Bundestag! Denken Sie an Ihren Parteivorsitzenden!)


ie Unternehmen waren gehalten, etwas zu machen.
as ist denn das für ein Instrument? Die Ministerin hat

uf den Stufenplan verwiesen; allerdings ist zwischen
001 und 2013 nur eine einzige Stufe in Angriff genom-
en worden. So etwas kann man doch nicht Stufenplan

ennen. Wir müssen jetzt wirklich Nägel mit Köpfen
achen, damit wir vorankommen.

Ich möchte noch einige Ausführungen zu den heute
orliegenden Anträgen machen.

Zum SPD-Antrag. Sie fordern, dass die 40-Prozent-
uote schon ab 2015 gilt. Wir weichen von dieser For-
erung geringfügig ab. Das ist jetzt aber nicht das Pro-
lem. Auch bezüglich der Forderungen sind wir einver-
tanden. Ich finde es ein bisschen schade, dass Sie in
ielen Punkten so unkonkret bleiben. Sie wollen Festle-
ungen auch für die Arbeitnehmerseite. Der Anteil der
eiblichen Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsräten
t bereits relativ hoch; sonst würde der Gesamtanteil
on Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft noch
iedriger sein. Daher wäre es mir lieber, wenn das, was
eplant ist, etwas ausgewogener ist.

Auch sind Sie etwas unkonkret, was die Sanktionen
etrifft. Im Antrag steht, dass die Nichteinhaltung der
uote im Ergebnis zur Nichtigkeit der Beschlüsse der
esellschaft führen könnte. Wir sind diesbezüglich kon-
reter und haben Vorschläge gemacht, wie Fehlentwick-
ngen entgegengewirkt werden kann. Ich hätte mir ge-
ünscht, dass wir uns bezüglich der einzelnen Stufen

nnähern. Dass das nicht bereits geschehen ist, fand ich
twas schade.


(Christel Humme [SPD]: Wir haben ja noch eine Anhörung am 11. Mai, Frau Lazar! Da können wir uns annähern!)


Ja, genau. Ich habe ja auf diese Anhörung verwiesen.
h hoffe, wir alle werden dann schlauer.

Ich möchte noch etwas zum Antrag der Linksfraktion
agen. Auch im Vergleich zu den Forderungen der Lin-
en unterscheiden wir uns etwas, was Zeitraum und
öhe der Quote angeht. Das ist aber kein großes Pro-
lem. Was ich in ihrem Antrag allerdings nicht so ganz
achvollziehen kann, ist die Forderung, dass Unterneh-





Monika Lazar


(A) )


)(B)

men einen Nominierungsausschuss einrichten. Unseres
Erachtens ist das ein unnötiges Gremium, mit dessen
Einrichtung über das Ziel hinausgeschossen wird. Eine
solche Forderung ist Wasser auf die Mühlen der FDP, die
immer wieder kritisiert – das wurde auch vorhin getan –,
dass alle Unternehmen unter die Knute der Erfüllung der
Frauenquote kommen könnten. Ich denke, die Linke
geht mit dieser Forderung an das Ganze etwas zu heftig
heran.

Ansonsten geht es bei der Regierung und bei der Ko-
alition – wie meistens – ziemlich durcheinander. Die
Justizministerin hat vor einigen Tagen in einem Inter-
view eine deutliche Verbesserung angemahnt. Mittler-
weile droht sie mit dem Damoklesschwert einer gesetzli-
chen Frauenquote. Ich will einmal sehen, was die
Frauenministerin dazu sagt. Sie findet die Lage ja immer
noch nicht allzu dramatisch.

Ich möchte noch einmal auf den Gleichstellungsbe-
richt des Ministeriums für Familien, Senioren, Frauen
und Jugend verweisen. In diesem Bericht wird auf die
Forderungen wirklich sehr deutlich eingegangen. Ich
wünsche mir, dass dieser Bericht über die Homepage
dieses Ministeriums zugänglich ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte, an die FDP gerichtet, kurz Folgendes zi-
tieren – es wurde in der Debatte gestern schon angespro-
chen –: Die Kosten des Nichtstuns übersteigen die Kos-
ten einer vernünftigen Gleichstellungspolitik bei
weitem. – Das, was Sie machen, ist also auch aus Kos-
tengesichtspunkten einfach unsinnig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wie gesagt: Wir haben in dieser Wahlperiode noch ei-
nige Jahre. Ich hoffe, wir kommen zu einem guten
Schluss. Der nächste Höhepunkt wird sicherlich die An-
hörung im Rechtsausschuss sein, aus der Herr
Buschmann hoffentlich weitere Erkenntnisse im positi-
ven Sinn mitnehmen wird.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Marco Buschmann [FDP]: Ich lerne immer gern!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709407600

Das Wort hat der Kollege Dr. Stephan Harbarth von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Stephan Harbarth (CDU):
Rede ID: ID1709407700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wieder einmal debattieren wir heute über das Thema
Frauenquote in Aufsichtsräten und Vorständen.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist auch sehr gut!)


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(C (D ir haben das in der Plenardebatte im Dezember und uch in der Aktuellen Stunde vor zwei Wochen getan. (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man kann darüber nicht oft genug reden!)


Heute beraten wir über zwei Anträge, die in eine ähn-
che Richtung gehen wie der Antrag der Grünen, den
ir Ende letzten Jahres diskutiert haben, die aber an ent-

cheidenden Stellen weiter gehen.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gesetzentwurf!)


ie Grünen haben einen Gesetzentwurf vorgelegt, den
h in der Sache nicht für richtig, wohl aber für diskuta-
el halte. Sie sehen eine Quotenregelung erstens für mit-
estimmte Unternehmen und zweitens für börsennotierte
ktiengesellschaften vor.

Der Antrag, den die SPD vorgelegt hat, geht weit da-
ber hinaus. Er enthält keine Einschränkung auf börsen-

otierte Aktiengesellschaften, sondern Sie wollen die
uote für Aktiengesellschaften generell einführen.
enn man sich die Realität der Aktiengesellschaften in
eutschland anschaut, dann stellt man fest, dass mindes-
ns drei Viertel der Aktiengesellschaften in Deutschland
pisch mittelständische Unternehmen sind.


(Christel Humme [SPD]: Ja und? Was spricht denn dagegen? – Elke Ferner [SPD]: Gilt da Art. 3 Grundgesetz nicht?)


ach dem Institut für Mittelstandsforschung in Bonn,
asierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes, ha-
en 75 Prozent der Aktiengesellschaften in Deutschland
inen jährlich Umsatz von weniger als 10 Millionen
uro. Das ist der Mittelstand; das sind viele kleine Un-
rnehmen.


(Marco Buschmann [FDP]: So ist es!)


Die Linkspartei geht in ihrem Antrag auch darüber
och hinaus. Die Linkspartei will eine Quotenregelung
icht nur für Aktiengesellschaften, sondern dies auch auf
aufsichtsratsfähige GmbHs“ ausdehnen. „Aufsichts-
tspflichtige GmbHs“ sagen Sie nicht; Sie sagen ganz

ewusst „aufsichtsratsfähige GmbHs“. Aufsichtsratsfä-
ige GmbHs sind in Deutschland alle.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


jeder GmbH besteht die Möglichkeit, einen Aufsichts-
t einzurichten, wenn die Gesellschafter dies wollen.

Die Linkspartei möchte also die Quotenregelung nicht
ur für Großunternehmen, sondern auch für Kleinst-
nternehmen einführen. Sie möchte das für den örtlichen
andwerksmeister, der seinen Betrieb als GmbH organi-

iert, und für die örtliche Autowerkstatt, die als GmbH
rganisiert ist, einführen. Der Handwerksmeister, der
isher als Geschäftsführer fungiert, muss dann eine
weite Handwerksmeisterin einstellen. Das gilt übrigens
uch für Vorstände. Damit verlangt man aber von den
leinstunternehmen etwas, was man, wenn man einen
albwegs gesunden Menschenverstand hat, von ihnen





Dr. Stephan Harbarth


(A) )


)(B)

nicht verlangen kann. Das, was Sie vorschlagen, ist Gän-
gelung pur; das ist Irrsinn pur. Für so etwas stehen wir
nicht zur Verfügung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Cornelia Möhring [DIE LINKE]: Wer lesen kann, ist stets im Vorteil!)


Wir haben die politische Entscheidung zu treffen, ob
wir eine starre Quote oder einen durchdachten Stufen-
plan mit flexibler Quote einführen wollen. Meine feste
Überzeugung ist: Dort, wo Unzulänglichkeiten und
Missstände ohne gesetzgeberische Überregulierung ge-
löst werden können, verdient dies den Vorzug. So lassen
sich Probleme passgenauer und durchdachter lösen. Die-
ser bessere Ansatz spiegelt sich auch in dem vom Bun-
desministerium für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend vorgelegten Stufenplan wider, wie wir dies auch im
christlich-liberalen Koalitionsvertrag vereinbart haben.

Der in Eckpunkten vorgelegte Stufenplan erlaubt
maßgeschneiderte Lösungen. Er kommt ohne umfas-
sende staatliche Eingriffe aus und wird deshalb zu besse-
ren Ergebnissen führen.

Die erste Stufe zielt auf die Schaffung der Vorausset-
zungen hinsichtlich der Verbesserung der Rahmenbedin-
gungen für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im
Erwerbsleben und speziell in Führungspositionen ab.

Die zweite Stufe setzt auf die Implementierung von
transparenten freiwilligen Selbstverpflichtungen. In ei-
ner dritten Stufe des Plans wird die gesetzliche Ver-
pflichtung zur Selbstverpflichtung zur Förderung des
Frauenanteils eingeführt.


(Elke Ferner [SPD]: Gesetzliche Verpflichtung zur Selbstverpflichtung! Das ist genial!)


Die dann vorgesehene flexible Quote soll so ausge-
staltet sein, dass Unternehmen sich selbst eine quantifi-
zierbare Zielvorgabe für die Aufsichtsrats- und Vor-
standsbesetzung setzen können, die innerhalb einer
bestimmten Frist erreicht werden soll.


(Elke Ferner [SPD]: Die wird wirklich hoch sein!)


Mithilfe einer solchen Regelung können die Unterneh-
men auf ihre jeweilige spezifische Unternehmenssitua-
tion flexibler reagieren und auf spezifische Unterneh-
mensbesonderheiten besser eingehen.


(Elke Ferner [SPD]: Frau Schröder ist ganz glücklich!)


Wenn man den Blick auf die Realität noch nicht zu
sehr verloren hat, dann wird man feststellen müssen,
dass sich die Situation in den verschiedenen Branchen
völlig unterschiedlich darstellt, sodass der von Ihnen
vorgesehene pauschalierende Ansatz falsch ist. Es gibt
Branchen mit einem sehr hohen Frauenanteil.


(Dr. Eva Högl [SPD]: Aber keine Frauen in den Führungspositionen!)


Es gibt andere Branchen, in denen der Frauenanteil sehr
niedrig ist.

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Das heißt, die Frauen sind mal wieder selbst daran schuld, oder wie?)


ei den Ingenieurwissenschaften liegt der Frauenanteil
Durchschnitt bei nur 20 Prozent; in speziellen Diszi-

linen liegt er noch wesentlich darunter. Wenn Sie dann
orschlagen, dass beispielsweise bei Maschinenbauun-
rnehmen im Vorstand genau die gleiche Quote gelten

oll wie vielleicht bei einem Verlagsunternehmen, wo
er Frauenanteil ein ganz anderer ist, dann zeigt das
och – –


(Elke Ferner [SPD]: Gibt es keine Juristinnen? Gibt es keine BWLerinnen?)


Ich bin Jurist, aber wenn Sie glauben, Maschinenbau-
nternehmen sollten intelligenterweise von Juristen ge-
hrt werden,


(Elke Ferner [SPD]: Was ist mit dem Personalvorstand?)


ann zeigt das doch, wie weit Ihre praktische Anschau-
ng reicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie meinen auch, die Männer hätten die Intelligenz gepachtet! Wenn man sich das anhört, kommt man zum gegenteiligen Ergebnis!)


Die Verhältnisse am Arbeitsmarkt sind zu unter-
chiedlich, als dass man schlicht und ergreifend den ein-
chsten Weg beschreiten könnte. Ich gebe gerne zu,

ass Ihr Modell das simpelste ist. Wir sind aber nicht ge-
ählt worden, um das simpelste Modell umzusetzen
das könnten auch andere –, sondern wir sind gewählt
orden, um eine gute Lösung zu präsentieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ine solche gute Lösung stellt der flexible Quotenplan
ar.

Wenn man einen Blick auf die letzten Jahre wirft,
ann müssen Sie sich die Frage gefallen lassen, warum
ie mit Ihren Überlegungen gerade jetzt kommen, zu ei-
em Zeitpunkt, zu dem zum ersten Mal in den vergange-
en zehn Jahren etwas in Bewegung gekommen ist.


(Beifall der Abg. Rita Pawelski [CDU/CSU] – Elke Ferner [SPD]: Man fragt sich natürlich, was Frau Merkel als Frauenministerin bewegt hat!)


den vergangenen zwölf Monaten haben wir in großen
nternehmen und mittleren Unternehmen mehr Bewe-
ung gesehen als davor in einem ganzen Jahrzehnt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sind im Moment noch nicht dort, wo wir hin wol-
n.


(Elke Ferner [SPD]: Sie wollen da gar nicht erst hin!)


ber wir sehen beispielsweise an SAP, Daimler, BASF,
erck oder ThyssenKrupp – ich könnte noch viele an-





Dr. Stephan Harbarth


(A) )


)(B)

dere Unternehmen nennen –, dass eine Entwicklung in
Gang gekommen ist, die auf den konsequenten Ausbau
des Frauenanteils setzt.

In diese Entwicklung passt der in Eckpunkten vorge-
legte Stufenplan mit flexibler Quote hervorragend hi-
nein. Wenn Sie immer wieder vom Modell Norwegen
sprechen, dann möchte ich Ihnen einmal zurufen: Ziel
kann es nicht sein, dauerhaft einen Frauenanteil von nur
40 Prozent zu haben,


(Elke Ferner [SPD]: Wir reden von einem Mindestanteil pro Geschlecht!)


sondern wir müssen dauerhaft einen Frauenanteil von
50 Prozent haben. In Norwegen gibt es seit Jahren eine
40-Prozent-Quote, und der Frauenanteil in den Unter-
nehmen liegt bei 42 Prozent.


(Elke Ferner [SPD]: Und in Ihrer Fraktion? Wie viel haben Sie in Ihrer Fraktion noch einmal, Herr Kollege?)


Das zeigt, dass die Bewegung, die wir in Gang setzen
wollen, nämlich dass Frauen ganz selbstverständlich ent-
sprechend ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung in
den Unternehmen vertreten sind, in Norwegen noch
nicht in Gang gekommen ist. Dort stellt sich die Situa-
tion so dar, dass die Unternehmen einer als lästig emp-
fundenen Pflichtübung genügen und die 40-Prozent-
Schwelle gerade einmal marginal übertreffen.


(Christel Humme [SPD]: Wie viel hätten sie ohne Quote? Gar nichts!)


Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung: Die Anträge,
die die SPD und die Linkspartei vorgelegt haben, sind
nicht durchdacht. Sie setzen auf Gängelung von mittel-
ständischen Unternehmen.


(Elke Ferner [SPD]: Sozialistische Gängelung, wenn schon! Darauf bestehe ich, Herr Kollege!)


Sie setzen auf Gängelung von kleinen Unternehmen bis
hinunter zu den kleinsten Handwerksbetrieben. Das ist
angesichts Ihrer Weltanschauung nicht überraschend.
Dass wir uns aber für so etwas nicht zur Verfügung stel-
len, das mag andererseits Sie nicht überraschen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709407800

Das Wort hat jetzt der Kollege Willi Brase von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1709407900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Die Debatte zeigt, dass
es mehr als notwendig ist, dieses Thema anzugehen und
vernünftig auf den Weg zu bringen. Wir können in allen
Statistiken nachlesen: Der Anteil von Frauen in Füh-
rungspositionen ist gering und sogar gesunken. Die frei-
willigen Vereinbarungen sind kritisch zu überprüfen.

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(C (D Ich will nur darauf hinweisen, dass schon im Jahr 000 die OECD gemäß ihren Leitsätzen von multinatioalen Unternehmen erwartete, dass sie die Chancengleichheit von Frauen und Männern fördern, wobei das Schwergewicht auf gleichen Kriterien bei Auswahl, Arbeitsentgelten und Beförderung sowie auf der gleichen Anwendung dieser Kriterien liegt; … ir haben unter Rot-Grün ein Jahr später auf dieser Bais entgegen der Auffassung mancher in unseren Reihen eiwillige Vereinbarungen geschlossen. ir sind an der Stelle auch etwas schlauer geworden. ir glauben nicht, dass diese freiwilligen Vereinbarun en gezogen haben. Deshalb ist es richtig, dass wir uns ber eine Quotenregelung unterhalten, liebe Kolleginnen nd Kollegen. Wir erleben, dass im Wesentlichen die Arbeitnehmerrganisationen, sprich: die Gewerkschaften, mehr und erstärkt Frauen in die Aufsichtsräte hineindelegieren. ie Arbeitgeberseite hängt gnadenlos hinterher. Deshalb rauchen wir die Quote; als ein Mittel zum Zweck ist sie otwendig und richtig. Die Debatte zeigt, dass jetzt auch anche Führungskräfte einsehen, dass hier mehr zu tun t. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Toll gescheitert!)


(Beifall bei der SPD)


Es geht darum, die Durchsetzbarkeit auf den Weg zu
ringen. Wir wollen mehr Frauen in Führungspositio-
en. Wir Männer müssen begreifen, dass wir zukünftig
ositionen abgeben müssen bzw. nicht mehr alle bekom-
en können. Mir scheint ein größeres Problem zu sein,

ass ein Teil der Männer nicht bereit ist, etwas abzuge-
en. Ich meine, das ist falsch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir streiten darüber, welchen Weg wir gehen wollen.
ollen wir noch einmal auf Freiwilligkeit setzen? Nach
en bisherigen Erfahrungen glaube ich, dass das nicht
ehr viel bringt. Was soll eigentlich in den nächsten

ehn Jahren besser werden, wenn wir wieder auf Frei-
illigkeit setzen? Machtbastionen werden niemals frei-
illig geräumt. Hier muss nachgeholfen werden. Des-
alb ist unser Antrag notwendig und richtig.


(Beifall bei der SPD)


ass Frauen die Möglichkeit eröffnet wird, im Berufsle-
en Führungspositionen zu besetzen, sehen wir auch als
nsporn und Perspektive für die Frauen.

Wir wollen noch einmal festhalten: Häufig haben die
rauen, vor allem die jungen Frauen, einen höheren Bil-
ungsabschluss als die jungen Männer. 45 Prozent der
ngen Frauen verfügen über die Hochschulreife und

4 Prozent über einen akademischen Abschluss. Bei den





Willi Brase


(A) )


)(B)

Männern besitzen 40 Prozent die Hochschulreife und
13 Prozent einen akademischen Abschluss. Häufig hören
wir in der Debatte, dass es für die in den Aufsichtsräten
und Vorständen zu besetzenden Positionen gar nicht ge-
nug Frauen gibt, die qualifiziert sind. Da habe ich mich
an eine wunderbare Statistik erinnert, die ich neulich in
der Hand hielt. Ich will kurz zitieren, was das Statisti-
sche Bundesamt über deutsche Studierende im Winterse-
mester 2009/2010 – Fachserie 11, Reihe 4.1 – schreibt:
Studierende der Betriebswirtschaftslehre: männlich
83 000, weiblich 72 000; Studierende der Rechtswissen-
schaft: weiblich 42 000, männlich 37 000; Studierende
der Wirtschaftswissenschaften: weiblich 25 000, männ-
lich 35 000. Diese Zahlen belegen eindeutig: Wir haben
genügend Frauen, die bereit sind, sich in diesen Feldern
einzuarbeiten, und damit die Voraussetzung haben, auch
Führungspositionen zu übernehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt noch einen anderen Punkt, den ich kurz an-
sprechen möchte. Es geht uns nicht nur darum, junge
Frauen zu unterstützen und ihnen Chancen zu eröffnen.
Wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass unsere
Frauen vielfach nicht Vollzeit beschäftigt sind. Der An-
teil von Frauen in Vollzeitbeschäftigung ist zurückge-
gangen, der in geringfügiger Beschäftigung ist gestie-
gen. Das ist für die Frauen nicht immer gut.


(Elke Ferner [SPD]: Karrierekiller!)


Viele junge Frauen üben nach statistischen Angaben eine
atypische Beschäftigung aus. Das Anwachsen des Nie-
driglohnsektors hat ein Übriges dazugetan. Der überwie-
gende Teil der Beschäftigten in diesem Sektor ist weib-
lich; dabei sind sie gut ausgebildet; denn über 72 Prozent
von diesen Frauen haben einen beruflichen Abschluss.
Ich glaube, dass die Frauen nicht länger bereit sind, sol-
che Entwicklungen zu akzeptieren. Das wollen und wer-
den wir ändern.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Denn trotz besserer Schulausbildung und Qualifikation
verdienen sie weniger und haben geringere Aufstiegs-
chancen. Was wir brauchen: gleicher Lohn für gleiche
Arbeit, für gleichwertige Arbeit. Aufstiegschancen und
das Mitwirken in Leitungspositionen und Aufsichtsräten
sind wichtig. Das sind vernünftige gleichstellungspoliti-
sche Teilhabe und Perspektive, liebe Kolleginnen und
Kollegen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Mit unserem Antrag erfüllen wir auch den Auftrag
des Grundgesetzes. Art. 3 Abs. 2 lautet – ich zitiere –:

Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat
fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichbe-
rechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf
die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

Das ist der grundgesetzliche Auftrag.

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(C (D Ich will schließen mit einem Wort des ehemaligen Gleichberechtiung zielt darauf ab, dass Männer und Frauen unsere esellschaft in voller Gleichwertigkeit dessen, was sie n körperlichen, geistigen und seelischen Verschiedeneiten einbringen, miteinander gestalten. – Lassen Sie ns dieses tun und die Quote durchsetzen! Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Rita Pawelski [CDU/CSU])

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1709408000


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709408100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Nicole Bracht-Bendt

on der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Nicole Bracht-Bendt (FDP):
Rede ID: ID1709408200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Erst
inmal Folgendes zur Kenntnis: Wir haben im FDP-
raktionsvorstand einen Frauenanteil von 45 Prozent.
h glaube, das haben Sie nicht.


(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Aber sie setzen nichts durch! Das ist der Unterschied!)


Seit Monaten diskutieren wir über die Frage, was
olitik leisten kann, damit mehr Frauen in die Füh-
ngsetagen unserer Unternehmen einziehen. Die De-

atte ist mittlerweile in einen Streit eskaliert. Das
chlimmste daran: Es ist ein Streit zwischen Frauen; ich
iederhole: zwischen Frauen. Ich finde es sehr unerfreu-
ch und kontraproduktiv, wie kompromisslos und pole-
isch Quotenbefürworterinnen auf Frauen einprügeln,

ie eine Quote per Gesetz nicht wollen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir prügeln nicht, wir diskutieren!)


üngstes Beispiel: Während der Aktuellen Stunde in der
tzten Sitzungswoche fiel das Wort „Verräterin“.


(Marco Buschmann [FDP]: Skandalös! Unparlamentarisch!)


arüber bin ich entsetzt.

Ich will es kurz machen. Ich halte eine gesetzlich ver-
rdnete Quote für Aufsichtsräte und Vorstände für den
lschen Weg, wie Ihnen sicherlich bekannt ist,


(Beifall bei der FDP)


rstens weil ich sicher bin, dass wir den Wandel auch
hne Quote erreichen werden,


(Christel Humme [SPD]: Wann denn?)


weitens weil ich es ablehne, in die Vertragsfreiheit der
irtschaft einzugreifen. Einem Arbeitgeber vorzu-

chreiben, wem er welchen Posten gibt, das ist mit mir
icht zu machen.





Nicole Bracht-Bendt


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(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tolle Argumente!)


Was die Aufsichtsräte angeht, halte ich die Forderung
nach einer starren Quote für Blödsinn.


(Christel Humme [SPD]: Blödsinn?)


– Ja, Blödsinn.


(Christel Humme [SPD]: Mein Gott!)


Es gibt nicht nur inkompetente männliche Platzhirsche
in den Aufsichtsräten.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber viel zu viele!)


Wollen Sie einen männlichen Aufsichtsrat abservieren,
obwohl er einen guten Job gemacht hat, nur weil er ein
Mann ist?


(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das heißt, Sie haben nicht genug Frauen, die qualifiziert genug sind, um in Ihrer Fraktion dabei zu sein?)


Wenn Sie etwas verändern wollen, müssen Sie mit den
Aufsichtsratsvorsitzenden Tacheles reden.


(Elke Ferner [SPD]: Bei Ihnen muss man ein besserer Mann sein, um als Frau eine Chance zu haben!)


Aufsichtsräte verfolgen, denke ich, die Diskussion
selber. Es vergeht ja kein Tag mehr, an dem wir im Wirt-
schaftsteil nichts darüber lesen. Erst gestern hat eine
große Tageszeitung dem Thema „Frauen in Führungs-
positionen“ vier Seiten gewidmet.

Was die Vorstände in den DAX-Unternehmen angeht,
ist das ähnlich. Statt eine starre Quote einzuführen, müs-
sen wir direkt mit den Personaldirektoren reden.

Mich verblüfft ohnehin der Zeitpunkt der Quotendis-
kussion. Es ist richtig: Appelle an die Wirtschaft haben
in der Vergangenheit nicht viel bewirkt.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was ziehen Sie daraus für Konsequenzen?)


In den 30 im Deutschen Aktienindex, DAX 30, notierten
Unternehmen lag im Jahr 2009 der Frauenanteil bei Vor-
standsmitgliedern bei 0,55 Prozent


(Elke Ferner [SPD]: Ist doch klasse, oder?)


und 2010 bei 2,16 Prozent. In den Aufsichtsräten der
30 DAX-Unternehmen lag der Frauenanteil auf der An-
teilseignerseite 2009 bei 6,45 Prozent und 2010 bei
7,2 Prozent. Das ist nicht akzeptabel. Das muss sich
schleunigst ändern.


(Elke Ferner [SPD]: Aha! – Christel Humme [SPD]: Aber wie?)


Ich bin da guter Dinge. Schauen Sie sich doch um!
Jetzt passiert gerade eine Menge. Karstadt berief vor we-
nigen Wochen eine Frau in den Aufsichtsrat.

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Wie viele Frauen arbeiten da noch mal?)


ei Siemens haben es zwei Frauen nach oben geschafft.
AP holte letztes Jahr eine Frau in den Vorstand.


(Inge Höger [DIE LINKE]: Eine!)


as Gleiche machte Eon. Der Energielieferant will den
rauenanteil mehr als verdoppeln.


(Elke Ferner [SPD]: Von eins auf zwei!)


ie Telekom – Sie wissen es sicherlich schon – will den
nteil von Frauen in Führungspositionen


(Zurufe von der SPD)


hören Sie zu! – bis 2015 auf 30 Prozent steigern.


(Beifall bei der FDP)


aimler holte gerade eine Frau in den Vorstand. Die ehe-
alige Bundesverfassungsrichterin Christine Hohmann-
ennhardt soll beim Autobauer das Ressort Recht über-
ehmen.


(Elke Ferner [SPD]: Das kann man in Prozent gar nicht ausdrücken: von null auf eins!)


Das ist zwar noch kein Durchbruch; Sie haben recht.
h weiß, Sie sagen jetzt: Das sind Ausnahmen, und das

ndert nicht viel an den Tatsachen. – Das sehe ich an-
ers. In den Chefetagen wird jetzt durchgezählt: Wie
iele Frauen sind bei uns in Führungspositionen? Wer zu
enige findet, gerät unter Druck.

Man hat mittlerweile den Eindruck, den Unternehmen
ind die vielen Chefs jetzt unangenehm; die Männerriege
ilt zunehmend sogar als Makel. „Frauen, haben Sie
eine Frauen?“, ist zurzeit die Standardfrage an Head-
unter. Ein Partner eines bekannten Beratungsunterneh-
ens sagte wörtlich: Auch die letzten Machos in den
nternehmen sind aufgewacht.


(Christel Humme [SPD]: Sie sind jetzt alarmiert!)


Die Unternehmen haben begriffen, dass sie auf die
ervorragend ausgebildeten Frauen nicht verzichten
önnen. Beim Wettlauf um die besten Fach- und Füh-
ngskräfte im Zuge des demografischen Wandels wer-

en sie nur mithalten können, wenn sie ihren Mitarbeite-
nnen und Mitarbeitern etwas bieten,


(Beifall bei der FDP)


um Beispiel familienfreundliche Bedingungen. Auch
exible Arbeitszeiten gehören dazu und natürlich auch
ehr Kindertagesstätten und Ganztagsschulen.

Familie und Beruf dürfen aber nicht zu einem reinen
rauenthema gemacht werden. Flexible Arbeitszeiten
nd -orte sind auch für Väter wichtig. Früher galt Frau-
nförderung als gute Tat für das sogenannte schwache
eschlecht. Heute ist sie eine gute Tat für das eigene
nternehmen. Immer mehr Studien belegen: Gemischte
eams erwirtschaften mehr Gewinn.

Jetzt sind aber auch die Frauen am Zuge. Ich wünsche
ir, dass mehr Frauen sagen: Ja, ich will nach oben. –





Nicole Bracht-Bendt


(A) )


)(B)

Wenn Sie ständig Norwegen über den grünen Klee lo-
ben, verschweigen Sie, dass die 40-Prozent-Quote nicht
das Allheilmittel ist. Es ist Quatsch, wenn Unternehmen
die Gesellschaftsform ändern müssen, weil sie die Quote
nicht erfüllen können.

Die FDP-Fraktion hat diese Woche ein Positionspa-
pier verabschiedet,


(Zurufe von der SPD)


– hören Sie einmal zu! –, und zwar auf der Grundlage
von Freiheit, Eigeninitiative und Selbstbestimmung.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Christel Humme [SPD]: Da müssen Sie selber lachen!)


Statt einer starren Quote wollen wir erst den Stufenplan
umsetzen, wie wir ihn im Koalitionsvertrag festgeschrie-
ben haben. Die Berichtspflichten, also die Offenlegung
der Besetzung von Führungspositionen, müssen ein ers-
ter konkreter Schritt sein. Dann sehen wir weiter.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709408300

Frau Kollegin Bracht-Bendt, darf ich Sie kurz unter-

brechen? Die Kollegin Dittrich von der Fraktion Die
Linke möchte eine Zwischenfrage stellen.


Nicole Bracht-Bendt (FDP):
Rede ID: ID1709408400

Nein, danke. Ich möchte die Zwischenfrage nicht zu-

lassen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709408500

Als nächste Rednerin rufe ich die Kollegin Ulla

Lötzer von der Fraktion Die Linke auf.


(Beifall bei der LINKEN)



Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709408600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Harbarth, Herr Buschmann und Frau Bracht-Bendt,
man kann es Ihnen nicht oft genug ins Stammbuch
schreiben: Zehn Jahre freiwillige Regelungen zur gleich-
berechtigten Teilhabe von Frauen an Führungspositionen
haben sich als zehn Jahre Freifahrtsschein für die Unter-
nehmen herausgestellt, diese Positionen mit Männern
und nicht mit Frauen zu besetzen.

Frau Winkelmeier-Becker, nachdem ich Ihnen zuge-
hört habe, muss ich sagen: Was Ihre Kollegen hier an
Gründen gegen eine gesetzliche Quote anführen oder
auch die Tatsache, dass Ihre Kanzlerin, Frau Merkel, mit
einem Machtwort gegen eine gesetzliche Quote vorgeht,
muss Ihnen doch peinlich sein. Sie selber haben sich
deutlich dafür ausgesprochen.

Neben Frau Merkel blockiert die FDP; das haben wir
gerade wieder sehr deutlich vor Augen geführt bekom-
men. So hat auch ihr Generalsekretär, Herr Lindner, ge-
sagt, bis 2013 ständen in vielen Unternehmen Führungs-
wechsel an, bis dahin verböten sich gesetzliche
Bestimmungen.

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(C (D (Marco Buschmann [FDP]: Guter Mann, der Herr Lindner!)


Frau Bracht-Bendt, von Juni 2009 bis Juni 2010 wur-
en 34 Positionen bei DAX-30-Unternehmen neu be-
etzt, davon genau zwei mit Frauen. Gerade wird eine
nfte Frau in einen Vorstand berufen; insgesamt gibt es

ber 182 Vorstandspositionen. Mit Ihrer Politik schieben
ie die Frauen auf lange Frist in die Warteschleife. Ge-
de weil jetzt neue Führungspositionen zu besetzen

ind, ist es Zeit, zu handeln und für eine gesetzliche
uote einzutreten.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Elke Ferner [SPD])


eshalb legen wir Ihnen heute unseren Antrag vor. Wir
ollen in zehn Jahren eine Quote von 50 Prozent errei-

hen. Außerdem treten wir für Sanktionsmöglichkeiten
in.

Herr Lindner hat ähnlich wie Sie argumentiert, Libe-
le gingen davon aus, dass Unternehmen im eigenen In-
resse die Bestqualifizierten berufen würden. Er nimmt
ie Realität offensichtlich genauso wenig wie Sie zur
enntnis. Circa die Hälfte aller Hochschulabsolventen
Deutschland sind Frauen – Herr Brase hat die detail-
erten Zahlen vorhin genannt –, oft mit deutlich besse-
n Abschlüssen als die Männer.


(Patrick Döring [FDP]: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun!)


ber diese Qualifikation spiegelt sich eben nicht in den
ührungsetagen wider. Genau deshalb brauchen wir end-
ch eine Quotenregelung.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Patrick Döring [FDP]: Es gibt aber keinen Zusammenhang!)


Wir helfen Ihnen mit unserem Antrag auch da weiter:


(Patrick Döring [FDP]: Wir müssen ja nicht jede Hilfe annehmen!)


nternehmen sollen verpflichtet werden, ein Qualifizie-
ngskonzept für Führungspositionen zu erarbeiten und

eeignete Kandidatinnen und Kandidaten auf dieser
rundlage zur Übernahme von Führungsverantwortung

u befähigen. Dabei sind internationale Erfahrungen mit
entoringprogrammen einzubeziehen.

Mit Herrn Westerwelle haben Sie, Herr Buschmann,
ieder angeführt, die Lösung könne nicht in einer
wangsquote liegen, sondern nur in besseren Bildungs-
nd Betreuungsangeboten – etwa Ganztagsschulen –,
m Familie und Beruf besser vereinbaren zu können.
ir treten immer für bessere Bildung und Kinderbetreu-

ng, für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und
eruf ein. Aber haben Sie eigentlich einmal einen der
77 Vorstandsmitglieder von DAX-Unternehmen ge-
agt, wie er seine Karriere denn mit der Betreuung sei-
er Kinder vereinbart?


(Elke Ferner [SPD]: Ja! Genau!)


r Einwand zeigt die Wurzel des Problems; er zeigt,
eshalb Sie nicht an eine Lösung heranwollen:





Ulla Lötzer


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Ich wüsste gerne mal, mit wie vielen von den Vorständen Sie schon gesprochen haben!)


In Ihrem Weltbild sind immer noch die Frauen für Kin-
derbetreuung zuständig – die Männer und nicht die
Frauen sind zu Beruf, Führung und Macht befähigt.

Eine gesetzliche Quote würde mit genau diesem Rol-
lenbild brechen, das Sie angeführt haben. Eine gesetzli-
che Quote würde den Druck erhöhen, Arbeitswelt und
Gesellschaft so zu gestalten, dass Frauen und Männer
die gleiche Chance auf Arbeit, Karriere und Kinderbe-
treuung haben.


(Marco Buschmann [FDP]: Das ist empirisch widerlegt!)


Das gilt auch – davon war noch gar nicht die Rede – für
die Bezahlung. Denn haben es Frauen einmal in die
Hierarchien geschafft, werden sie schlechter bezahlt als
Männer in gleichen Positionen.


(Marco Buschmann [FDP]: Auch das ist empirisch widerlegt! – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Natürlich stimmt das! – Patrick Döring [FDP]: Sie müssen Vollzeit mit Vollzeit vergleichen!)


Auch hier liegt Deutschland auf dem drittletzten Rang –
auch das ist empirisch belegt, und nicht das Gegenteil.

Deshalb fordern wir in unserem Antrag konkrete
Maßnahmen zur Schaffung von Entgeltgleichheit. Die
Mehrheit der Deutschen traut den Unternehmen im Ge-
gensatz zu Ihnen keine angemessene Frauenförderung zu
– das hat Forsa gerade festgestellt –; sie spricht sich für
staatliche Vorgaben aus und auch für eine Frauenquote
in Führungspositionen.

Das Grundgesetz schreibt die Gleichberechtigung als
Gesetz des Handelns eigentlich auch für Ministerin
Schröder, Frau Merkel und Herrn Westerwelle vor. Mit
dem DGB stellen wir fest: Die Zeit für Appelle ist vor-
bei. Frauen sind nicht die besseren Menschen; sie müs-
sen es aber auch nicht sein, um in Vorstandspositionen
zu kommen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben ein Recht auf gleichen Lohn, gleiche Arbeit
und gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709408700

Das Wort hat die Kollegin Ekin Deligöz von Bünd-

nis 90/Die Grünen.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rau Winkelmeier-Becker, ich will einen Satz von Ihnen ufgreifen: Sie haben gesagt, wir debattieren inzwischen st wöchentlich über dieses Thema. Damit haben Sie uch recht. Aber woran liegt das? In der Gesellschaft ab es noch nie ein so großes Bündnis für die Quote, wie ir es zurzeit erleben: von FidAR über den Deutschen uristinnenbund und den Verband deutscher Unterneherinnen bis hin zu Journalistinnen, die sich plötzlich it dem Thema Quote in ihrem Arbeitsfeld beschäfti en. Dieses starke Bündnis reicht quasi bis zur EU, die arüber diskutiert, ob man nicht EU-weite Regelungen it Blick auf die Quote einführen muss. Vor diesem Hintergrund stellt sich umso mehr die rage, ob es uns im Parlament gelingt, diese gesellchaftliche Debatte aufzunehmen; denn das ist ja auch in Auftrag an uns. Genau deshalb ist es richtig, dass wir wenn nötig – jede Woche darüber diskutieren; denn ir müssen das in die Köpfe hineinkriegen. Das ist ein uftrag an uns. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709408800

Ich bin aber schon sehr unglücklich über die Antwor-
n der Koalitionäre. Ich weiß ja trotz allem, dass es auch
ier – an dieser Stelle mache ich eine Pause –, mit Aus-
ahme der FDP, ein großes Bündnis der Frauen im Bun-
estag gibt, die sich für die Quote aussprechen. Viele Ar-
umente kommen auch aus der CDU/CSU-Fraktion.
ber die Freiwilligkeit, auf die Sie als Koalition setzen,
ird uns nicht weiterhelfen. Wenn wir am Anfang der
ebatte stehen würden, dann könnte man so argumentie-
n. Wir führen diese Debatte über die Freiwilligkeit

ber schon seit zehn Jahren. Jetzt, nach zehn Jahren, stel-
n wir fest, dass das nicht mehr reicht, dass der nächste
chritt kommen muss. Vielleicht beschäftigt sich die
DP zum ersten Mal mit diesem Thema, das heißt aber
och lange nicht, dass alle anderen auch blind, taub und
tumm gewesen sind und sich zum ersten Mal damit be-
chäftigen. Der Rest in diesem Land ist einfach schon
eiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


as gilt ja auch für Ihre Fraktion, das müssen Sie auch
inmal konstatieren.

Frau Merkel selber hat in einer Rede über familien-
eundliche Arbeitszeiten gesagt, es sei ein „ziemlicher
kandal“, dass es so wenige Frauen in Führungspositio-
en gibt. Jetzt sagt aber die Ministerin, die leider gegan-
en ist – so wichtig ist ihr die Debatte doch nicht, denn
s geht „nur“ um Frauen –


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Sie war ja da!)


na ja, die Debatte läuft noch ein bisschen –, dass sie
eine Quotenfrau sein möchte; als Quotenfrau habe man
o einen Makel.


(Elke Ferner [SPD]: Sie ist aber eine!)






Ekin Deligöz


(A) )


)(B)

Ich bin eine Quotenfrau; ich stehe dazu. Das ist auch gut
so. Die Quote ist ein Instrument, um Frauen in be-
stimmte Positionen zu bringen. Trotzdem müssen sich
die Frauen selber weiter durchsetzen und bewähren.

Im Moment existiert doch die berühmte gläserne De-
cke; es geht längst nicht nur um die Qualifikation. Wie
erklären Sie sonst, dass an der Spitze der 200 größten
Unternehmen zu 96 Prozent Männer sind?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Heißt das, wir haben in diesem Land keine qualifizierten
Frauen? Was ist mit den weiblichen Absolventinnen, die
51 Prozent aller Absolventen ausmachen und oft Super-
noten haben? Sind sie, salopp formuliert, zu doof dazu,
in Führungspositionen zu arbeiten? Das kann ja wohl
nicht sein.

Ich komme zum Argument der Vereinbarkeit von Be-
ruf und Familie, das immer wieder angeführt wird. Ich
kann mich immer nur wiederholen: 25 Prozent der
Frauen in diesem Land erziehen minderjährige Kinder;
75 Prozent tun es nicht. Auch von diesen 75 Prozent der
Frauen sind kaum welche an der Spitze. Es kann also
kein Argument sein, zu sagen: Aufgrund des Problems
der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt es kaum
Frauen in Führungspositionen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Für 75 Prozent der Frauen gilt dieses Argument nicht;
sie haben keine Kinder bzw. die Kinder sind schon aus
dem Haus oder bereits volljährig. Auch diese Frauen
muss man mit der Lupe in Führungspositionen suchen.

Ich komme zur Frauenquote in Norwegen. Sie sagen:
„Der Anteil der Frauen in den Vorständen der Unterneh-
men liegt in Norwegen bei nur 42 Prozent.“ Ich sage:
Immerhin wurde in Norwegen ein Anteil von 42 Prozent
erreicht. Bei uns liegt der Anteil bei nur 2 Prozent; das
sind 40 Prozentpunkte weniger. In Norwegen hat sich
doch etwas geändert: Wir wissen, dass die Unternehmen,
in denen Frauen in Führungspositionen sind, in der Krise
eine andere Bewältigungsstrategie gewählt haben und
damit erfolgreicher waren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Worum geht es uns? Es geht uns nicht um Semantik;
es geht nicht darum, dass Frauen viel besser sind. Frauen
haben aber einen anderen Blick auf die Dinge und gehen
anders mit Risiken um. Auch manchen Männern in den
Vorstandsetagen gefallen gewisse Verfahren der Ent-
scheidungsfindung nicht besonders gut, siehe VW. Wenn
Frauen in die Vorstandsetagen kommen, wird anders mit
Risiken umgegangen. Wir wollen doch wirtschaftlich
weiterkommen und erfolgreich sein; wir wollen Vorrei-
ter sein. Warum können wir nicht ausnahmsweise an
solch einem Punkt als Vorreiter auftreten und voraus-
marschieren? Warum können wir uns das nicht leisten?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D arum überlassen wir das Norwegen, den Niederlanden, rankreich und demnächst der EU? ir hecheln hinterher und diskutieren und diskutieren. as kann doch nicht die Lösung sein. (Marco Buschmann [FDP]: Genauso wenig wie die Quote!)


(Elke Ferner [SPD]: Spanien, Österreich!)


Das haben übrigens auch die Frauen in der FDP er-
annt; es wurde schon an Ina Lenke erinnert, die sich in
ie Debatte um die Frauenquote eingebracht hat. Nur ha-
en es die Männer in der FDP-Fraktion nicht erkannt; sie
ind die letzte Bastion.


(Marco Buschmann [FDP]: Ich verwahre mich gegen die Ignoranz gegenüber meiner Kollegin Bracht-Bendt!)


ie öffentliche Meinung dazu steht eigentlich schon
st. Die Tatsache, dass die FDP vorwiegend von Män-

ern gewählt wird, heißt noch lange nicht, dass Sie nur
olitik für Männer machen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Gemischte Teams sind effizienter und erfolgreicher;
an kann das nachmessen. Jetzt kommt es darauf an, ob

s uns Frauen im Bundestag gelingt, einen anderen Blick
uf die Dinge durchzusetzen. In diesem Fall geht es um
nseren Einsatz für die Quote.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709408900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dorothee Bär von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Marco Buschmann [FDP])



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1709409000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bei-
ahe könnte man sagen – es ist mehrfach angesprochen
orden –: Unsere tägliche Quotendebatte gib uns heute.
rau Deligöz hat in diesem Zusammenhang auf meine
ollegin Elisabeth Winkelmeier-Becker Bezug genom-
en: Sie hat etwas Ähnliches gesagt und es sehr positiv

emeint. Auch ich sehe das positiv,


(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich auch!)


enn je öfter wir darüber sprechen und je länger der
ruck aufrechterhalten wird, desto eher können wir uns

n dieser Stelle durchsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir uns doch einig!)


Es ist historisch belegt, dass es möglich ist, sich
urchzusetzen, wenn auch in einem negativen Fall:

Ceterum censeo Carthaginem esse delendam





Dorothee Bär


(A) )


)(B)

Ich glaube nicht, dass wir so martialisch vorgehen müs-
sen, um die Frauenquote letztendlich durchzusetzen;
aber es ist ein Beispiel dafür, dass nur immer wiederkeh-
rende Wiederholung die Möglichkeit eröffnet, sich letzt-
endlich durchzusetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben uns schon gestern in der Debatte zum
Thema „100 Jahre Internationaler Frauentag“ in ähnli-
cher Weise, aber etwas ausführlicher – wir hatten mehr
Themen auf der Palette – mit der Thematik beschäftigt.
Wir haben bereits gestern festgestellt, dass wir alle mit
dem Anteil von Frauen in Toppositionen unzufrieden
sind und dass wir natürlich auch unzufrieden sind, dass
sich in den letzten zehn Jahren nichts geändert hat und
dass die freiwillige Vereinbarung zwischen der rot-grü-
nen Bundesregierung und den Spitzenverbänden aus
dem Jahr 2001 krachend gescheitert ist. Das hat uns al-
len gezeigt, dass auf unverbindliche Selbstverpflichtun-
gen kein Verlass ist. Wenn der Anteil von Frauen in Füh-
rungspositionen signifikant geändert werden soll, dann
brauchen wir verbindliche Zielgrößen,


(Beifall der Abg. Rita Pawelski [CDU/CSU])


von mir aus auch in einem angemessenen Zeitraum für
die Unternehmen. Frau von der Leyen hat davon gespro-
chen, dass sie nicht alle Finger ihrer Hand brauchen
möchte.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich weiß jetzt nicht, wie viele Finger die FDP an einer Hand hat!)


Ich würde die Anzahl der Finger an der Hand sogar noch
etwas verringern. Ich glaube, wir brauchen diese Rege-
lung schneller.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei der gestrigen Debatte zum Thema Frauen hat sich
gezeigt, dass sich in den letzten Jahren in Sachen
Frauenpolitik schon viel getan hat. In Sachen Entschei-
dungsteilhabe sind wir jedoch in den letzten zehn Jahren
kaum vorangekommen. Gestern kam der Einwurf von
der Opposition: Wenn die Selbstverpflichtung so falsch
war, warum macht ihr dann nichts anderes? Natürlich
machen wir etwas anderes. Ich habe es gestern bereits
angesprochen: Wir haben das Thema überhaupt wieder
auf die Tagesordnung gebracht.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Wir, die Regierungskoalition, sind diejenigen, die sich
umfassend mit diesem Thema beschäftigen. Man sollte
festhalten: Unsere beiden Parteien sind die letzten ver-
bliebenen Volksparteien in unserem Lande.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Elke Ferner [SPD]: Das sieht man in Hamburg!)


Es gibt unterschiedliche Meinungen. Das ist doch nichts
Ehrenrühriges. Man muss ehrlicherweise darauf hinwei-
sen, dass letztendlich wir diejenigen sind, die das Thema
umsetzen können.

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(C (D Die Familienministerin hat gestern die frauenpolitichen Erfolge der Union herausgestellt. Wir haben das hema auf die Agenda gesetzt. Die Unionsfrauen haben ich schon im letzten Jahr damit beschäftigt. Ich bin sehr oh, dass unsere Vorsitzende der Gruppe der Frauen päter noch das Wort ergreifen wird, weil sie die treiende Kraft ist, die im letzten Jahr einen überzeugenden tufenplan zur Erhöhung des Frauenanteils vorgelegt at. Diese Zielsetzung ist für uns weiterhin aktuell, weil ir es als gesellschaftliches Topthema erachten und desalb auch etwas dafür tun. Wir diskutieren – auch das ist ein wichtiger Schritt – nders als zu Schröders Zeiten nicht mehr über die Frage es Ob, sondern wir diskutieren ausschließlich über die rage des Wie. ass wir noch andere wichtige Themen der Frauenpolik auf der Agenda haben, das kann uns kaum zum Vorurf gemacht werden. Ich höre oft, dass es keiner gesetzlichen Regelung bearf. Man müsse nur die Vereinbarkeit von Familie und eruf verbessern. Das sehe ich nicht so. Eine aktuelle tudie zu Frauen im Management belegt, dass 44 Proent der Befragten Kinder haben. Sie sagen, dass es für ie nicht schwierig ist, Familie und Beruf unter einen ut zu bringen. Andere befragte Frauen, die keine Kiner haben, sehen auch keine Möglichkeit, die gläserne ecke zu durchstoßen. Die Vereinbarkeit von Familie nd Beruf ist sicherlich ein wichtiger Baustein – an dieer Stelle tun wir sehr viel –, aber es ist eben nicht der usschlaggebende Grund. Wenn selbst Frauen, die keine inder haben, die gläserne Decke nicht durchstoßen, ann können Kinder nicht das große Karrierehemmnis ein. Man sieht beispielsweise an Frankreich, dass eine flähendeckende Kinderbetreuungsstruktur allein nicht das roblem der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungsositionen löst. Deswegen freue ich mich, dass unsere achbarn im Januar eine Regelung für eine gesetzliche rauenquote verabschiedet haben. Frau Humme, Sie haen vorhin angesprochen, dass wir angeblich zurückgefiffen worden wären. (Christel Humme [SPD]: Das stand im Spiegel!)


(Gabriele Fograscher [SPD]: Frau Schröder?)


Danke, dass Sie darauf hinweisen. Das ist das lächer-
chste Argument überhaupt: Ich habe es irgendwo in der
eitung gelesen, also wird es schon stimmen. – Nehmen
ie nicht alles für bare Münze, was Sie lesen. Fragen Sie
eber uns.


(Christel Humme [SPD]: Wie war es denn wirklich?)


Wir erfahren von unserem Fraktionsvorsitzenden
roße Unterstützung, was sich auch daran zeigt, dass er
er einzige Fraktionsvorsitzende von allen fünf Fraktio-
en war, der gestern beim Thema Internationaler Frauen-
g die ganze Debatte über anwesend war.





Dorothee Bär


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat noch am meisten zu lernen! – Zuruf von der SPD: Sie müssen zuhören!)


– Sie hören ja auch nicht zu, sondern gatzen nur rein. Er
war der Einzige, der vor Ort war und der das Thema
ernst genommen hat. Alle anderen waren nicht da. Sie
haben vorhin mehrere Beispiele gebracht, wie großartig
Ihre Fraktion dasteht. Ihr Fraktionsvorsitzender war
nicht da, weder Herr Gabriel noch Herr Steinmeier wa-
ren da.


(Elke Ferner [SPD]: Er unterstützt uns aber!)


Im Laufe der Jahre gab es in der SPD noch nie eine
weibliche Fraktionsvorsitzende. Es gab noch nie eine
Parteivorsitzende.


(Elke Ferner [SPD]: Und bei Ihnen?)


– Natürlich! Frau Merkel war Fraktionsvorsitzende, Frau
Merkel ist Parteivorsitzende, und jetzt ist sie Bundes-
kanzlerin.


(Beifall bei der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Aber das hilft den Frauen leider auch nicht weiter, Frau Bär!)


– Frau Ferner, Sie haben ja noch nicht einmal eine Kanz-
lerkandidatin aufgestellt. Das muss man an dieser Stelle
einmal klar sagen. Sie stellen immer nur dann Frauen
auf, wenn sie chancenlos sind, aber nicht, wenn sie die
Möglichkeit haben, sich auch durchzusetzen.


(Elke Ferner [SPD]: Das sieht man an Hannelore Kraft!)


Noch einmal zum Frauenanteil in der Fraktion und zu
internen Quoten.


(Elke Ferner [SPD]: Wir haben fast 40 Prozent! Wie viel haben Sie noch mal? 20 Prozent?)


– Hören Sie mir doch einmal zu. Sie dürfen doch nach-
her selbst noch reden und können dann alles ausbreiten.

Es ist natürlich leicht, Quoten für Listen einzuführen;
da sind wir uns sicherlich einig. Aber bei Direktmanda-
ten ist das wesentlich schwieriger. Da wir ein größeres
Vertrauen in der Bevölkerung genießen, müssen wir ins-
gesamt auch noch an unserem Frauenanteil arbeiten.
Eine Quote einzuführen ist für die Parteien viel leichter,
die ihre Abgeordneten ausschließlich über Listenplätze
ins Parlament bringen. Das gehört zur Wahrheit dazu.

Norwegen ist mehrfach angesprochen worden. Ich
habe heute ganz aktuell erfahren, dass es auch sehr posi-
tive Signale von unserem Nachbarn Österreich gibt. Es
ist sehr positiv, wenn man sieht, dass sich auch im Nach-
barland etwas bei diesem Thema tut.

Wir alle wissen, dass es außerdem sehr viele ökono-
mische Vorteile gibt. Ich persönlich sehe – das ist kein
Geheimnis – keine Lösung mehr, die ohne Gesetze aus-
kommt. Angesichts der ökonomischen Vorteile darf ich
zum Schluss noch die Ökonomin Laura D. Tyson zitie-
ren, die gesagt hat: Die Wettbewerbsfähigkeit einer Na-

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(C (D on hängt maßgeblich davon ab, wie sie talentierte rauen fördert. Wir tun das. Helfen Sie uns dabei! Das Wort hat die Kollegin Dr. Eva Högl von der SPD raktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! eine Damen und Herren! Wir Frauen haben genug da on, zu warten. Wir Frauen sind ungeduldig und wollen icht länger vertröstet werden. Herr Buschmann, wir arten auch nicht darauf, dass Männer uns Platz ma hen, sondern wir wollen die Positionen und die Plätze, ie uns zustehen. Ich habe bei dieser Debatte festgestellt, dass es in jeer Fraktion hier im Bundestag Frauen gibt, die in ihrer raktion für eine Quote streiten. Ich drücke ihnen die aumen, dass sie sich durchsetzen. Liebe Kolleginnen, ssen Sie uns zusammenarbeiten und lassen Sie uns das icht der Bundesregierung überlassen, sondern lassen ie uns hier im Parlament gemeinsam die Initiative erreifen, damit die Frauen endlich an die Plätze kommen, ie ihnen zustehen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709409100

(Beifall bei der SPD)

Dr. Eva Högl (SPD):
Rede ID: ID1709409200

(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Ich bin doch einigermaßen sprachlos – das ist nicht
äufig der Fall –, welche Rechtfertigungstiraden wir uns
eute wieder anhören mussten, warum wir nichts tun
önnen, nichts tun dürfen und nichts tun sollen. Ich bin
uch einigermaßen sprachlos, wenn ich die Arroganz ei-
iger Männer zur Kenntnis nehmen muss, mit der sie be-
ründen, warum wir für Frauen nichts tun müssen.


(Beifall bei der SPD)


Die Zahlen werden nicht besser, wenn man sie wie-
erholt, aber ich muss sie einfach noch einmal ausspre-
hen. Frauen sind in allen Bereichen unserer Gesell-
chaft dramatisch unterrepräsentiert, und Deutschland ist

internationalen Kontext Schlusslicht. Ich will einen
dex zitieren, der nicht verdächtig ist, von der SPD auf-

estellt worden zu sein, nämlich den Global Gender Gap
dex des World Economic Forum. In diesem fällt
eutschland bei der Bewertung der Gleichstellungspoli-
k im fünften Jahr in Folge zurück und landet auf Platz
3 hinter – damit will ich nichts gegen diese Länder sa-
en – Ländern wie den Philippinen und Lesotho.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen etwas
n!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Da sind ja auch unheimlich viele DAX-Konzerne, in Lesotho!)






Dr. Eva Högl


(A) )


)(B)

Wir sind in Europa beim durchschnittlichen Brutto-
verdienst von Frauen – das ist bekannt, ich sage es aber
noch einmal – auf dem drittletzten Platz. In Richtung der
Bundesregierung sage ich auch noch einmal, dass wir
bei der Bundesverwaltung mit 14 Prozent Frauen in Lei-
tungs- und Führungspositionen ebenfalls auf dem dritt-
letzten Platz sind. 90 Prozent der hundert größten deut-
schen Unternehmen haben zudem keine einzige Frau im
Vorstand. Das ist eine desaströse Bilanz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir hier im Deutschen Bundestag sind der Gesetzge-
ber, und wir alle müssen etwas tun. Wir, liebe Kollegin-
nen, säßen hier alle nicht, wenn es nicht – das ist gestern
in der Debatte über den Internationalen Frauentag schon
angesprochen worden – engagierte und streitbare
Frauen, Kämpferinnen gegeben hätte, die Nachteile für
ihre Position in Kauf genommen haben, die gekämpft
und sich durchgesetzt haben, damit wir hier sitzen kön-
nen. Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind
wir hier im Bundestag jetzt gefragt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte auch noch einmal an Art. 3 Abs. 2 Grund-
gesetz erinnern. Der Kollege Brase hat ihn schon zitiert.
Art. 3 Abs. 2 Grundgesetz beinhaltet für uns als Gesetz-
geber die klare Verpflichtung, tätig zu werden. Ich will
auch deutlich sagen: Es ist ein permanenter Rechtsbruch
und ein Verstoß gegen unsere Verfassung,


(Patrick Döring [FDP]: Quatsch!)


wenn wir diesen Auftrag nicht ernst nehmen. Jawohl,
das ist ein Auftrag im Grundgesetz.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der FDP: Klagen Sie doch einmal in Karlsruhe! Das will ich sehen!)


Wir lassen die Frauen im Stich, liebe Kolleginnen und
Kollegen, wenn wir den Auftrag als Parlament nicht
ernst nehmen.

Zwei kurze Bemerkungen zur Frage der Quote. Herr
Buschmann, Sie haben gesagt, das sei ein untaugliches
Instrument. Lassen Sie uns doch einmal anfangen.


(Marco Buschmann [FDP]: Aber doch nicht mit einem untauglichen Instrument!)


Wir haben jetzt genügend untaugliche Instrumente
ausprobiert. Es ist schon gesagt worden: zehn Jahre frei-
willige Verpflichtung.


(Marco Buschmann [FDP]: Corporate Governance funktioniert doch!)


– Das funktioniert überhaupt nicht; das wissen wir. – Wir
probieren jetzt etwas Neues aus. Es ist kein untaugliches
Instrument. Wir probieren es aus, und es wird sich er-
weisen, dass es etwas bringt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen daber hinaus Sanktionen. Wir können uns das im öffent chen Dienst angucken. Wir haben ein Bundesgleichtellungsgesetz. Wir haben ein Bundesgremiengesetz. ir haben Berichte dazu. Wir stellen fest, dass die Binz trotz dieser Gesetze nicht gut ist. Was sagt uns das? ir brauchen Sanktionen, wir brauchen wirksame Maß ahmen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Marco Buschmann [FDP]: Dass Gesetze nicht funktionieren, zeigt uns das!)


In Richtung Bundesregierung sage ich: Berichte rei-
hen auf keinen Fall.

Als Letztes eine Bemerkung zum Thema Wahlfrei-
eit. Ich persönlich, liebe Kolleginnen und Kollegen,
mpfinde ich es als zynisch und arrogant, wenn wir den
rauen sagen, sie haben die Wahlfreiheit. Was für eine
ahl haben denn Frauen, wenn Arbeitgeber sie nicht

instellen oder nicht befördern, weil sie im gebärfähigen
lter sind?


(Elke Ferner [SPD]: So ist das!)


as für eine Wahl haben denn Frauen, wenn sie nicht in
orstände kommen, weil die Vorstände aufgrund von
ännernetzwerken besetzt werden und sie sich über-

aupt nicht bewerben können?


(Marco Buschmann [FDP]: Frauen im gebärfähigen Alter sind auch nicht in dem Alter, Vorstand zu werden!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich finde das zy-
isch, und ich finde das arrogant. Ich finde, es ist vor al-
n Dingen auch – es sind einige hier und hören zu – ein
anz verheerendes Signal an junge Frauen, wenn wir so
rgumentieren.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen appelliere ich noch einmal an alle Kolle-
innen in allen Fraktionen: Lassen Sie uns gemeinsam
inen Anlauf nehmen. Lassen Sie uns nicht länger war-
n. Die Zeit der Appelle ist vorbei. Lassen Sie uns bitte
2 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes endlich
inen großen Schritt in Richtung Verwirklichung der
leichberechtigung von Männern und Frauen machen.
ie Mischung macht es. Es tut uns allen gut, wenn Vor-

tände und Aufsichtsräte mit Männern und Frauen be-
etzt werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1709409300

Das Wort hat die Kollegin Rita Pawelski von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Rita Pawelski (CDU):
Rede ID: ID1709409400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Vorweg, liebe Christel Humme: Der Artikel im Spiegel
war falsch. Volker Kauder hat mich nicht zurückgepfif-
fen. Im Gegenteil, er hat von Anfang an unsere Interes-
sen unterstützt. Darum denke ich, es hat jemand bewusst
versucht, einen Keil zwischen uns zu treiben. Aber das
klappt nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir reden wieder einmal
über die Einführung einer Quote. Ich hätte nicht gedacht,
dass ich mehr als 20 Jahre lang über dieses Thema reden
muss. Ich hatte geglaubt, irgendwann wird es selbstver-
ständlich sein, dass Frauen berücksichtigt werden. Dies-
mal geht es um die Quote für Frauen in Führungspositio-
nen. Ich weiß, das ist ein höchst umstrittenes Thema.
Allein mit dem Wort „Quote“ will man am liebsten gar
nichts zu tun haben. Ich stelle fest: Es löst bei einigen
immer noch panikartige Attacken aus.

Ich gestehe zu: Ich bin eine Quotenfrau,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


und das ist gut; denn wenn nicht vor vielen Jahren die
Mitglieder der CDU ein Quorum für Kandidatenlisten
beschlossen hätten, dann wäre ich heute nicht im Bun-
destag. Das sind einfach Fakten, die ich natürlich dank-
bar zur Kenntnis nehme.

Ich sage Ihnen, ich fühle mich wohl im Kreise meiner
Quotenkolleginnen und -kollegen. Natürlich gibt es auch
Quotenmänner, die aufgrund einer Länderquote in be-
stimmte Ämter gewählt wurden, sogar bei der FDP.


(Elke Ferner [SPD]: Sogar eine Quotenministerin!)


Ich habe bisher von keinem gehört, dass diese Art von
Quote ein schlechtes Gefühl vermittelt oder dass sich je-
mand diskriminiert fühlt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Da schmunzelt sogar Herr Buschmann!)


Alle wissen, dass für einen Quotenposten dasselbe gilt
wie für jeden anderen Job: Leistung zählt, Kompetenz
zählt, Einsatz zählt. Wer das nicht verinnerlicht, dem
hilft auf Dauer keine Quote. Die Quote ist ein Türöffner,
mehr nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich, bevor ich zum Antrag der SPD
komme, mit einigen Quotenvorurteilen aufräumen:

Vorurteil Nummer eins: Frauen wollen nicht über eine
Quote in Vorstände oder Aufsichtsräte. – Ich habe den
Eindruck, dass das Wort „Quote“ bewusst negativ belegt
wird, allerdings nur, wenn es um Frauen geht; denn es

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(C (D ibt viele Quoten, in der Landwirtschaft die Milchquote, ie Ackerflächenquote, bei der Börse die Quote, die Einchaltquote bei Radios – danach errechnen sich die Werepreise – und, und, und. (Elke Ferner [SPD]: Herr Buschmann fällt gleich in Ohnmacht! – Gegenruf des Abg. Marco Buschmann [FDP]: Die Milchquote! Donnerwetter! – Gegenruf der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie zu, Herr Buschmann! Sie können von der Kollegin was lernen!)


Für mich ist es aufgrund der Diskussion selbstver-
tändlich, dass die Frauen sagen: Wir wollen keine Quo-
nfrauen sein. – Sie sollen es auf Dauer auch gar nicht

ein. Die Quote ist eine Art Hilfskrücke, wie ich sie nach
inem Beinbruch brauche. Kann ich wieder laufen,
chmeiße ich die Krücke weg. Ähnlich ist es mit der
uote: Haben wir, die Frauen, die kritische Masse in
orständen und Aufsichtsräten erreicht, brauchen wir
uch keine Quote mehr.

Vorurteil Nummer zwei: Wir haben nicht ausreichend
ualifizierte Frauen, um eine Quote zu erfüllen. – Mit
erlaub: Das ist Quatsch!


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er Verband deutscher Unternehmerinnen und die Initia-
ve „Frauen in die Aufsichtsräte“ verfügen über riesige
atenpools mit Adressen von klugen, kompetenten,
ochqualifizierten Frauen, die sofort bereit wären, in
ufsichtsräte oder Vorstände zu gehen.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der FDP ist das immer noch nicht angekommen! – Gegenruf der Abg. Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr! – Patrick Döring [FDP]: Das Argument hat überhaupt keiner von uns vorgebracht!)


Vorurteil Nummer drei: Die Besten werden sich
urchsetzen. –


(Elke Ferner [SPD]: Dann wären aber viel mehr Frauen im Bundestag!)


ind wirklich nur die Besten in den Vorständen und Auf-
ichtsräten unserer großen Unternehmen? Haben alle
erren dort immer nur zum Wohl der ihnen anvertrauten
nternehmen gehandelt?


(Elisabeth Winkelmeier-Becker [CDU/CSU]: Berechtigte Frage!)


h möchte jetzt nicht die Namen all derer aufführen, ge-
en die in den letzten zehn Jahren ermittelt wurde,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ber ich möchte doch sagen, dass ich die Illusion, dass
ort nur die Besten sitzen, schon längst aufgegeben
abe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Rita Pawelski )





(A) )

BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick
Döring [FDP]: Das ist kein Argument!)

– Patrick, ich zähle die Namen gleich auf. Dann schauen
wir uns einmal die Prozente an und überlegen, ob das
wirklich die Besten sind.


(Caren Marks [SPD]: Da bleiben wenig über! – Patrick Döring [FDP]: Denk an deinen Blutdruck!)


– Der ist immer noch zu niedrig. Ich muss mich ab und
zu aufregen, damit er hochkommt; das hat mir der Arzt
empfohlen.


(Patrick Döring [FDP]: Wenn ich dir dabei helfen kann, gerne! – Elke Ferner [SPD]: Bei dem Koalitionspartner ist das ja kein Problem!)


Ich arbeite hier also auch ein Stück weit präventiv.

Außerdem wird man in diese Gremien berufen. Frau
kann sich nicht bewerben wie um einen anderen Job. Da-
rum kann sie nicht beweisen, dass sie es kann. Sie muss
erst einmal drin sein, um das beweisen zu können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Caren Marks [SPD]: Genau!)


Vorurteil Nummer vier: Frauen wollen sich dem
Stress, der mit diesen Positionen verbunden ist, nicht
aussetzen. Sie wollen keinen 14-Stunden-Tag und keine
Arbeit am Wochenende. –


(Elke Ferner [SPD]: Viele Männer auch nicht!)


Das ist eine absurde Behauptung. Es gibt Tausende
Frauen, die erfolgreich Unternehmen führen, die Behör-
den leiten, die in den Universitäten forschen und arbei-
ten, bei Tag und, wenn es sein muss, auch bei Nacht, und
dabei Kinder erziehen und sogar noch Elternabende be-
suchen, was ich bei manchen Männern vermisse.


(Beifall der Abg. Gabriele Fograscher [SPD])


Aber ist es überhaupt notwendig, immer 14 oder gar
16 Stunden pro Tag zu arbeiten? Muss man wirklich so
lange arbeiten?


(Elke Ferner [SPD]: Mann schon!)


Nein. Die nordeuropäischen Länder zeigen, dass es an-
ders geht: Keine Meetings nach 17 Uhr, keine Tagung
am Wochenende. Zeitmanagement ist das Zauberwort.
Wer sagt, das sei nicht machbar, sollte vielleicht einmal
darüber nachdenken, dass sehr viele Vorstandsmitglieder
neben ihrem sehr verantwortungsvollen und sehr zeitauf-
wendigen Amt noch viele ebenfalls wichtige Aufsichts-
ratsmandate ausüben können, und das alles bei einem
24-Stunden-Tag.

Vorurteil Nummer fünf: Wir dürfen nicht mit staatli-
chen Maßnahmen in die privaten Unternehmen hineinre-
gieren. – Wäre das das erste Mal, dass wir das machen?


(Lachen der Abg. Caren Marks [SPD] – Patrick Döring [FDP]: Grundrechte! Eigentum!)


Wir haben gerade den Entwurf eines Beschäftigtenda-
tenschutzgesetzes beraten. Ich bin Berichterstatterin und
muss sagen: Da gehen wir aber richtig zur Sache.

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(C (D (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir haben unglaublich viele Gesetze, mit denen sehr
ohl in die Unternehmen hineinregiert wird, gemacht.
ir haben viele Vorschriften erlassen, sinnvolle, aber

uch weniger sinnvolle.

Vorurteil Nummer sechs: Es ist nicht möglich, per
esetz eine Geschlechterquote zu verordnen, weil das
it dem Grundgesetz nicht vereinbar ist. – Dazu gibt es

iele Gutachten, solche und solche. Der Wissenschaftli-
he Dienst des Bundestages hält eine gesetzliche Rege-
ng sehr wohl für machbar, wenn erst mildere Mittel

ingesetzt werden, zum Beispiel die Freiwilligkeit gefor-
ert wurde. Die EU sieht das ebenfalls so. Und über-
aupt: Über allen Gesetzen steht unser Grundgesetz.


(Elke Ferner [SPD]: So ist das!)


Ich zitiere noch einmal Art. 3 Abs. 2 des Grundgeset-
es:

Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat
fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichbe-
rechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf
die Beseitigung bestehender Nachteile hin.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen nicht mehr, aber auch nicht weniger, als
ass das Grundgesetz endlich anerkannt und umgesetzt
ird.

Vorurteil Nummer sieben: Die Männer werden be-
achteiligt, wenn Frauen bevorzugt werden. –


(Heiterkeit der Abg. Elke Ferner [SPD])


rauen wollen nicht bevorzugt werden, sie wollen aber
uch nicht benachteiligt werden, weil sie Frauen sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn für 49 Prozent der Bevölkerung, die männlich
ind, immer noch über 70 Prozent der Posten in Vorstän-
en und Aufsichtsräten zur Verfügung stehen, kann man
ann wirklich allen Ernstes und berechtigt von einer Be-
achteiligung der Männer sprechen?


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich! – Patrick Döring [FDP]: Hat hier niemand gemacht!)


er wagt es, so etwas zu behaupten?

Vorurteil Nummer acht: Frauen haben nicht die rich-
ge Ausbildung, um in diese Position berufen zu wer-
en. – Wenn 62 Prozent der Vorstände und Aufsichtsräte
er DAX-30-Unternehmen – das sind 182 Personen;
2 Prozent davon sind etwa 120 Personen – eine juristi-
che oder kaufmännische Ausbildung haben und wenn
enau in diesen Studiengängen – im Studiengang Jura
ind übrigens 52 Prozent und bei den Wirtschaftswissen-
chaften 45 Prozent der Studenten weiblich – Frauen im
urchschnitt über bessere Abschlüsse verfügen als Män-





Rita Pawelski


(A) )


)(B)

ner, wenn Frauen in den Assessment-Centern bessere
Abschlüsse erzielen als Männer, dann kann das doch den
Frauen nicht zum Nachteil gereichen, dann kann man
doch nicht sagen: Die Frauen sind nicht klug genug.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


– Nicht so doll klatschen; Sie kommen auch noch dran.

Ich habe acht Vorurteile genannt. Es gibt noch mehr.
Sie spuken immer noch in den Köpfen herum, aber man
merkt auch, dass sich eine zarte Bewegung zum Umden-
ken entwickelt. Erste Unternehmen kündigen an, Frauen
demnächst verstärkt zu berücksichtigen: BASF, Eon,
Daimler, Volkswagen. Sogar die Berliner Stadtreinigung
– da kann man eigentlich nur schmunzeln – kündigt eine
50-Prozent-Quote an.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das passt zwar nicht zum Thema „Frauen in Führungs-
positionen“, aber es zeigt, dass man umdenkt.

Wer jetzt sagt, in Kindergärten und Grundschulen
würden Männer fehlen, dem sage ich: Ja, recht habt ihr!
Wenn eine Quote hilft, bin ich gerne bereit, auch eine
Männerquote einzuführen.

Es gibt so viele Fakten, die für mehr Frauen in Füh-
rungspositionen sprechen, dass man sich nur wundern
kann, dass die am 2. Juli 2001 geschlossene Vereinba-
rung nicht umgesetzt wurde. Aber eigentlich wundert es
mich nicht; denn der Kanzler, der dieses Papier mit den
Spitzen der Wirtschaft ausgehandelt hat, bezeichnete
Frauenpolitik als Gedöns. Was soll man von so jeman-
dem erwarten?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709409500

Kollegin Pawelski, Sie müssen jetzt zum Schluss

kommen.


Rita Pawelski (CDU):
Rede ID: ID1709409600

Ich bin sofort fertig. – Ich finde es schlimm, dass die

Frauen der SPD dazu geschwiegen haben.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt nicht!)


– Ich habe alle Anträge durchgesehen; bis 2005 gab es
von euch keinen Antrag zu diesem Thema.


(Elke Ferner [SPD]: Stimmt doch nicht!)


Erst seitdem ihr in der Opposition seid, seid ihr mutig
und fordert eine 40-Prozent-Quote. Ihr habt zwischen
2001 und 2005 nicht ein Mal die Quote gefordert.


(Christel Humme [SPD]: Das stimmt nicht!)


Wir werden über das Thema in den Ausschüssen spre-
chen. Zu der von Ihnen geforderten Quote für alle Akti-
engesellschaften hat Herr Dr. Harbarth schon deutlich
vorgetragen; das geht überhaupt nicht.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709409700

Das müssen Sie im Ausschuss klären. Hier geht es

jetzt nicht weiter.

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(C (D Ich bin sicher, dass wir uns in einem Jahr einig sind: ir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen, egal b durch eine Flexiquote oder eine feste Quote. Über 013 hinaus auf Freiwilligkeit zu setzen, das tue ich icht mehr. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Rita Pawelski (CDU):
Rede ID: ID1709409800


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709409900

Für die SPD-Fraktion hat die Kollegin Ferner das

ort.


(Beifall bei der SPD)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1709410000

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kollegen und

olleginnen! Frau Pawelski, ich hätte mir gewünscht,
ass es von Ihrer Sorte mehr in der Koalition gibt,


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Das kann ich verstehen!)


sbesondere bei der FDP. Ich würde mir wünschen, dass
ie amtierende Frauenministerin nur halb so engagiert
r die Rechte der Frauen streiten würde wie Sie. Dann
ären wir hier schon ein gutes Stück weiter.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte aber auch sagen: Es ist richtig, dass wir
005 keine Anträge zu diesem Thema in den Bundestag
ingebracht haben. Aber raten Sie doch einmal, warum
as so war! Weil die damalige Frauenministerin, Frau
on der Leyen


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Nein! Die kam erst 2005!)


ich war in den Koalitionsverhandlungen damals
abei –, es abgelehnt hat, eine gesetzliche Regelung für
rauen in Führungspositionen zu treffen; das ist der erste
unkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Andrea Astrid Voßhoff [CDU/CSU]: Zuhören! Die kam doch erst 2005!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709410100

Kollegin Ferner, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Pawelski?


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1709410200

Wenn Sie die Uhr anhalten, gerne.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709410300

Ja, natürlich.


Rita Pawelski (CDU):
Rede ID: ID1709410400

Frau Kollegin, ich habe mich ausdrücklich auf die

eit zwischen 2001 und 2005 bezogen,





Rita Pawelski


(A) )


)(B)


(Christel Humme [SPD]: Da war schon viel Gleichstellungspolitik: Ganztagsbetreuungsprogramm, Bundesgleichstellungsgesetz usw.!)


als Sie noch an der Regierung waren, und auf Herrn
Schröder hingewiesen. Ab 2005 – das weiß ich selber –
waren wir an der Regierung.


(Sören Bartol [SPD]: Wenn Sie so weitermachen, wird das ein totales Eigentor!)


In der Zeit zwischen 2001 und 2005 haben Sie keinen
entsprechenden Antrag eingebracht. Die damalige Frau-
enministerin Bergmann hat gesagt: Wenn sich bis 2003
nichts Entscheidendes tut, wird das Gesetz doch noch
kommen. – Das waren aber hohle Worte. Sie hat nichts
weiter getan,


(Caren Marks [SPD]: Nein! Falsch!)


sondern Sie haben darauf gewartet, dass wir Ihnen auf
die Sprünge helfen.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1709410500

Frau Kollegin Pawelski, ich beantworte Ihre Frage

natürlich gerne.

Erstens haben Sie uns leider nicht auf die Sprünge ge-
holfen. Denn sonst hätten wir schon in der letzten Wahl-
periode, in der Großen Koalition, eine gesetzliche Rege-
lung treffen können. Frau von der Leyen hat das
rundweg abgelehnt, sowohl als Verhandlungsführerin
bei den Koalitionsverhandlungen als auch als Frauenmi-
nisterin; ich kann Ihnen die Zitate zeigen.


(Andrea Astrid Voßhoff [CDU/CSU]: Wir hatten nun mal andere Schwerpunkte!)


Es ist schon etwas merkwürdig, dass sie ihr Herz für die
Quote dann entdeckt, wenn sie selber dafür gar nicht
mehr zuständig ist.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: O nein! Darf ich Ihnen darauf direkt antworten?)


Das Zweite. Es ist richtig, dass wir in der Zeit der rot-
grünen Koalition hier im Deutschen Bundestag keinen
Antrag, in dem wir eine gesetzliche Regelung gefordert
haben, eingebracht haben. Es ist aber auch richtig, dass
sowohl die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer
Frauen als auch diverse Gliederungen der SPD – ganze
Landesverbände –


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Ja, ja! Und hier?)


auf Parteitagen einen solchen Antrag nicht nur gestellt
haben, sondern dass er auch mehrfach beschlossen wor-
den ist.

Sie kennen mich wahrscheinlich noch nicht so lange.
Ich habe hier in diesem Haus, dem ich seit 1990 ange-
höre,


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Was? So lange noch keine Erfolge?)


immer für eine Quote gekämpft. Ich habe auch zu rot-
grünen Zeiten hier im Plenum öffentlich gesagt, dass es
falsch gewesen ist, auf eine freiwillige Vereinbarung zu

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(C (D etzen. Jetzt, zehn Jahre später, sehen wir: Sie hat nichts ewirkt. Wir kommen um eine gesetzliche Regelung icht herum. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


h würde mir wünschen, dass man von der zuständigen
inisterin zu diesem Thema mehr hört als nur Plattitü-

en. Die letzte Plattitüde war ihre Aussage zur sozialisti-
chen Bevormundung, groß getitelt in einem Zeit-Inter-
iew.

Ich will aus dem Gesellschaftsentwurf, den August
ebel bereits 1879 hatte, zitieren, wie er die Stellung der
rau in der Gesellschaft gesehen hat; insofern ist das
ort „sozialistisch“ für mich auch überhaupt kein

chimpfwort. Er sagte damals in seinem Buch Die Frau
nd der Sozialismus – ich zitiere –:

Die Frau der neuen Gesellschaft ist sozial und öko-
nomisch vollkommen unabhängig, sie ist keinem
Schein von Herrschaft und Ausbeutung mehr unter-
worfen, sie steht dem Manne als Freie, Gleiche ge-
genüber und ist Herrin ihrer Geschicke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eider sind wir im Jahr 2011 immer noch nicht so weit.

Das hat Ursachen. Die Argumente, die ich eben von
en Kollegen der FDP gehört habe, haben wir vor 25,
6 Jahren auch in der SPD gehört, als wir für eine Frau-
nquote gestritten haben.


(Marco Buschmann [FDP]: Die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung aus Norwegen aus dem letzten Jahr können Sie damit aber nicht widerlegen!)


ie sind damals falsch gewesen, und sie sind heute
lsch. Es geht Ihnen letztendlich nur darum, Ihre eigene
osition zu retten. Es geht Ihnen nicht darum, mehr
rauen in Führungspositionen zu bringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist der Unterschied zwischen uns und der
chwarz-gelben Seite in diesem Haus: Wir wollen Fort-
chritt. Wir sind bereit, dafür zu kämpfen.


(Marco Buschmann [FDP]: Oh! Sie kennen sich aus mit Plattitüden! Ich merke es!)


ir sind vor allen Dingen bereit, die gesetzlichen Rah-
enbedingungen dafür zu schaffen. Sie wollen die be-

tehenden Verhältnisse so lassen, wie sie sind. Das ist
ckwärtsgewandt, und vor allen Dingen hat das mit ei-

er aktiven Frauenförderung und Gleichstellungspolitik
ull zu tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Stephan Harbarth [CDU/CSU]: Der „Gedöns“-Kanzler war doch von Ihnen, nicht von uns!)






Elke Ferner


(A) )


)(B)

Andere Länder machen es uns vor. Norwegen hat an-
gefangen, Frankreich und Spanien haben nachgezogen,
Österreich wird in Kürze eine entsprechende Regelung
beschließen. Wir wissen, dass gemischte Teams nicht
nur erfolgreicher sind. Sie sind auch wirtschaftlich bes-
ser. Die Unternehmen und die Wirtschaft profitieren da-
von. Und was ist mit Deutschland? Deutschland tritt auf
der Stelle.

Die Quote ist ein Mittel zum Zweck und kein Ziel.
Das Ziel ist die Gleichstellung von Frauen und Männern
in allen Führungspositionen, nicht nur in der öffentli-
chen Verwaltung – auch hier ist noch viel zu tun –, son-
dern auch in der Privatwirtschaft, in Forschung und
Lehre und in anderen Bereichen.

Ich muss sagen: Ich wundere mich, dass insgesamt
der Mut fehlt – insbesondere auch dieser Frauenministe-
rin –, zu kämpfen, obwohl es auch in der Unionsfraktion
mehr und mehr Frauen gibt. Sie wollen nicht kämpfen.
Wissen Sie, was das ist? Das ist die Kapitulation vor den
Männerseilschaften. So werden wir keinen Millimeter
vorankommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Lösung ist eigentlich einfach. Sie lautet: Wir
brauchen gesetzliche Rahmenbedingungen, und zwar
nicht nur für die Aufsichtsräte, sondern auch für die Vor-
stände. Bei uns ist die Aufgabenverteilung zwischen den
Aufsichtsratsgremien und den Vorständen eben eine et-
was andere als in Norwegen. Man braucht Sanktionen
und nicht den leise erhobenen Zeigefinger, sonst wird
sich hier nichts verändern, und man braucht den Willen
zur Veränderung statt Hasenfüßigkeit. Mit Hasenfüßig-
keit sind wir noch nie vorangekommen. Alle Fort-
schritte, die wir erzielt haben, sind mühsamst erkämpft
worden, und ich hoffe, dass wir das parteiübergreifend
auch in diesem Haus erkämpfen können.

Lassen Sie mich noch einen letzten Punkt anschlie-
ßen. Alle Fraktionen hier in diesem Haus sollten sich
noch einmal überlegen, ob wir es bei der Enquete-Kom-
mission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ wirk-
lich so lassen wollen, dass unter den 17 Sachverständi-
gen keine einzige Frau ist. Es wurde keine einzige Frau,
von keiner einzigen Fraktion, benannt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zuruf von der LINKEN: Auch nicht von Ihrer Fraktion!)


– Ich sage es ja: von keiner einzigen Fraktion; von mei-
ner nicht, von Ihrer nicht. – Es wäre vielleicht ein An-
fang, wenn wir als Frauen in diesem Parlament gemein-
sam mit den Männern, die das unterstützen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


wenigstens ein paar Frauen zusätzlich als Sachverstän-
dige in diese Kommission berufen könnten.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 17/4683 und 17/4842 an die in der Taesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. ie Federführung ist jedoch strittig. Die Fraktionen der DU/CSU und FDP wünschen jeweils Federführung eim Rechtsausschuss. Die Fraktionen der SPD und Die inke wünschen jeweils Federführung beim Ausschuss r Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der raktion der SPD und der Fraktion Die Linke abstimen, also Federführung beim Ausschuss für Familie, Se ioren, Frauen und Jugend. Wer stimmt für diesen Übereisungsvorschlag? – Wer stimmt dagegen? – Wer nthält sich? – Der Überweisungsvorschlag ist abgehnt. Ich lasse nun über den Überweisungsvorschlag der raktionen der CDU/CSU und FDP abstimmen, also Feerführung beim Rechtsausschuss. Wer stimmt für dieen Überweisungsvorschlag? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Der Überweisungsvorschlag ist an enommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 31 a bis d sowie en Zusatzpunkt 6 auf: 31 a)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709410600

(Christel Humme [SPD]: Das waren Juristen!)

Leidig, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Den Vorstand der Deutschen Bahn AG mit
fachkundigem Personal besetzen

– Drucksache 17/4838 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine
Leidig, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE.

Umgehend die Konsequenzen aus dem Un-
glück von Hordorf ziehen

– Drucksache 17/4840 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Haushaltsausschuss

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Sabine Leidig, Herbert
Behrens, Thomas Lutze, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion DIE LINKE





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Zukunft der Bahn – Bürgerbahn statt Börsen-
bahn

– Drucksachen 17/652, 17/4828 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Patrick Döring

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Sabine Leidig, Heidrun
Bluhm, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion DIE LINKE.

Den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG
kompetent und demokratisch besetzen

– Drucksachen 17/2189, 17/4829 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Thomas Jarzombek

ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Beckmeyer, Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Sören
Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Anton
Hofreiter, Undine Kurth (Quedlinburg), Winfried
Hermann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Konsequenzen aus dem Zugunglück von
Hordorf ziehen

– Drucksache 17/4854 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Leidig für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709410700

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe vier Minuten, um über vier Anträge zu spre-
chen, mit denen sich die Linke für eine bessere Bahn
starkmacht.

Erstens. Wir wollen, dass der Bundestag den Privati-
sierungskurs der Deutschen Bahn AG beendet und dass
die Bahn stattdessen als gemeinwohlorientiertes öffentli-
ches Unternehmen entwickelt wird, unter Mitwirkung
der Bürgerinnen und Bürger, wie es die Schweiz erfolg-
reich praktiziert.


(Beifall bei der LINKEN)


Warum ist ein Kurswechsel nötig? Weil die Bahnre-
form von 1994 im Wesentlichen nicht erfolgreich war.
7 000 Kilometer des Schienennetzes wurden abgebaut.
1 500 Bahnhöfe und Tausende Bahnschalter sind ge-
schlossen worden. Die Zahl der Beschäftigten wurde

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(C (D albiert. Die Infrastruktur wird schlechter, weil zu wenig den Erhalt investiert wird. Die Pannenserien im ommer und im Winter zeigen, dass es auch bei den Züen hapert. Es sind nicht viel mehr Menschen von der traße auf die Schiene umgestiegen. Es gibt auch kein chlüssiges Gesamtkonzept, wie die Bahn als umwelterträgliches und bürgerfreundliches Transportsystem usgebaut werden soll. Wir wollen, dass die Bahn umgesteuert wird. Das uss beim Spitzenpersonal anfangen. s geht nicht, dass Minister Ramsauer für den Eigentüer Bund die Mehrzahl der Sitze im Aufsichtsrat der eutschen Bahn AG mit Vertretern großer Privatunterehmen und ausschließlich mit Männern besetzt. In dieem Kontrollgremium müssen auch Fahrgastverbände, mweltorganisationen und Eisenbahnsachverständige ertreten sein, und es muss zur Hälfte mit Frauen besetzt erden, worüber wir gerade debattiert haben und wie es brigens das Bundesgremienbesetzungsgesetz vorsieht. Vor allem aber muss der Vorstand eine bahnkundige usrichtung bekommen. Wir fordern, dass die Vorstände nd Vorstandsvorsitzenden Männer und Frauen sind, die ktisch und praktisch das Eisenbahnwesen kennen und ich mit Herz und Verstand für eine nachhaltige Stärung der Bahn einsetzen. Wissen Sie, dass es seit über ehn Jahren im Vorstand der Deutschen Bahn AG kein inziges Mitglied mehr gibt, das als Vollbluteisenbahner ezeichnet werden kann? In der Privatwirtschaft wird Wert darauf gelegt, dass pitzenpositionen nicht von Personen mit betriebsfremen Interessen besetzt werden. Aber bei der Bahn komen seit 1994 drei von vier Vorstandsvorsitzenden von er Konkurrenz: aus der Autound Flugzeugindustrie. Das wirkt sich aus: In einer Anhörung zum S-Bahnhaos in Berlin wurde kürzlich zum Beispiel beklagt, ass die Deutsche Bahn AG in den Planungstreffen mit em Verkehrsverbund nur noch von Juristen vertreten ird. Diese fragen nicht mehr, wie man ein möglichst utes Angebot für die Menschen auf der Schiene hinbeommt; sie wollen nur noch wissen: Was müssen wir n, damit man uns nicht an den Karren fahren kann? Diese Haltung kann tödlich sein. Damit komme ich zu em jüngsten Antrag und zu dem schlimmen Zugunlück in Hordorf, wo am 29. Januar zehn Menschen getet wurden, weil auf einer eingleisigen Strecke das altesignal überfahren wurde und zwei Züge aufeinanergeprallt sind. Wir alle wissen, dass dieses Unglück icht stattgefunden hätte und diese Menschen nicht ihr eben verloren hätten, wenn die Bahn rechtzeitig das aumatische Bremssystem PZB als Standardsicherheitschnik eingebaut hätte. Aber da wurde geknausert und ie Verantwortung verschoben. Die Bahnvorstände wolln die Kosten nicht tragen. Sabine Leidig )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zuruf von der FDP: Das liegt ja auch nahe!)





(A) )

Statt das gesamte Schienennetz für rund 30 Millionen
Euro deutlich sicherer zu machen, haben Bahnvorstand
und Aufsichtsrat allein im letzten Jahr hundertmal mehr
Euro ausgegeben, um Großunternehmen im Ausland
aufzukaufen. Ich frage Sie: Wem nützt das? Die Bundes-
regierung muss zumindest an dieser Stelle sofort die Pri-
oritäten zurechtrücken und dafür sorgen, dass die opti-
male Sicherheitsausstattung aller Strecken in spätestens
eineinhalb Jahren umgesetzt ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zum Schluss. Von den erfolgreichen
Schweizern hören wir: Die Bahn muss eine Seele haben
– das finde ich auch –, aber keine Global-Player-Krä-
merseele, sondern eine Bürgerbahn-Seele: Dafür setzen
wir uns ein.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709410800

Der Kollege Lange hat für die Unionsfraktion das

Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1709410900

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Vor einigen Tagen ereignete sich ein schreckliches
Unglück, bei dem zehn Menschen ihr Leben lassen
mussten. Ich habe es schon im Ausschuss getan und
möchte auch von dieser Stelle aus allen Angehörigen,
Familien und Freunden im Namen dieses Hauses unser
Mitgefühl ausdrücken. Ich möchte all denen, die verletzt
sind und an den Folgen dieses Unglücks noch lange tra-
gen werden, unsere Genesungswünsche übermitteln.


(Beifall)


Die Ursache des Unglücks ist noch nicht endgültig
geklärt. Fakt ist aber, dass dieser Streckenabschnitt nicht
mit PZB ausgerüstet war. Ich glaube, auch hier besteht
Einigkeit über alle Fraktionsgrenzen hinweg, dass wir
unbedingt handeln müssen. Wir brauchen klare, neue
Regelungen. Deshalb bringen wir als Koalitionsfraktio-
nen einen Antrag ein, der vorsieht, dass PZB auf allen
Strecken mit Personenverkehr obligatorisch wird und
dass die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung entspre-
chend geändert wird. Das ist konsequentes und kon-
struktives Handeln.

Liebe Frau Leidig, den zweiten Teil kann ich nur als
destruktiv bezeichnen. Bezeichnenderweise haben Sie
mit diesem Teil begonnen und nicht mit dem anderen.
Was Sie als Bürgerbahn bezeichnen, soll am Ende wohl
nichts anderes sein als die gute alte Reichsbahn. Es war
schon verräterisch, als Ihr Fraktionsvorsitzender heute
Morgen gesagt hat, dass Sie als Partei undemokratisch
seien


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das haben Sie nicht richtig verstanden!)


– das habe ich schon verstanden –, dass wir aber noch
undemokratischer seien. Das weise ich zurück.

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(C (D Eines funktioniert sicherlich nicht, über Posten und ositionen in Vorständen in irgendeiner Form das Volk estimmen zu lassen, wie Sie sich das vorstellen. Wir rauchen einen Bahnvorstand und einen Aufsichtsrat, ie mit fachlich qualifizierten Frauen und Männern beetzt sind. Wir brauchen einen Aufsichtsrat, der die ontrolltätigkeit und die Beratungsfunktion wahrimmt. Wir brauchen Wirtschaftsfachleute. Wir brauhen die Besten. – Frau Leidig, Sie brauchen sich nicht u melden. Ich lasse keine Zwischenfrage zu. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Sehr gut! – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Schade!)


Nein. Sie hatten Ihre Redezeit. Ihre Anträge haben wir
elesen.

Wir brauchen also fachliche Qualifikation in diesen
ositionen. Hier möchte ich unserem Verkehrsminister
anken. Peter Ramsauer hat konsequent qualifiziertes
ersonal in die Schaltzentralen der bundeseigenen Be-
iebe gesetzt. Er hat damit eine komplette Neuorientie-
ng vorgenommen. Dass eine solche nötig ist, haben
ir mehrfach besprochen.


(Gustav Herzog [SPD]: Die haben für das Winterchaos gesorgt, Ihre Experten!)


Auch über das Winterchaos haben wir schon gespro-
hen. Ihr Antrag dazu ist eine Erinnerung an Ihre eigene
eit.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Nein!)


Insbesondere mit der Datenschutzbeauftragten Frau
ewiger hat die Bahn – um die Debatte von vorhin auf-

ugreifen – eine hochqualifizierte Frau an die richtige
telle gesetzt. Professor Felcht ist ein ausgewiesener
irtschaftsfachmann.

Wir brauchen bei unserer Bahn ausgewiesene Quali-
t. Wir brauchen Managementqualitäten. Wir brauchen
eute mit jahrelanger Erfahrung in Großbetrieben. Nur
o schaffen wir es, die Bahn zu dem Verkehrsmittel zu
achen, das wir uns wünschen. Wir wollen die in Rede

tehenden Posten nicht betriebsblind oder nach ideologi-
chen Kriterien besetzen.

Frau Kollegin Leidig – auch wenn Sie das jetzt viel-
icht nicht hören wollen; Sie werden nachher ja noch

ine Kurzintervention machen –, wir stellen uns eine
ostenbesetzung eben nicht so vor, wie Sie es aus frühe-
r Zeit kennen, nach dem Motto: Genosse, Oberge-

osse, Lieblingsgenosse.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Klar! Sie sind aus der CSU!)


ir setzen auf Qualität. Wir wollen eine erfolgreiche,
ine kundenorientierte, eine sichere Bahn. Wir wollen
eine Verhältnisse wie bei der DDR-Reichsbahn.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


aher unterstützen wir, die Koalitionsfraktionen, unse-
n Bundesverkehrsminister. Er hat die richtigen und
ichtigen Schritte eingeleitet. Wir unterstützen
r. Grube. Er ist der richtige Mann am richtigen Platz,
ie er mehrfach, auch im Ausschuss, bewiesen hat.





Ulrich Lange


(A) )


)(B)


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da kann man sich bei Ihnen nicht so sicher sein!)


Wir sind sicher, dass Kundenorientierung und Sicherheit
die Zukunft unserer Bahn gewährleisten. Wir arbeiten
weiter und kommen Schritt für Schritt voran.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709411000

Zu einer Kurzintervention hat die Kollegin Leidig das

Wort.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709411100

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte mich nicht damit aufhalten, die Unterstellun-
gen uns gegenüber zurückzuweisen. Sie sind so haltlos,
dass es mir ganz leicht fallen würde.

Ich möchte zu der Behauptung des Kollegen Stellung
nehmen, der Bahnaufsichtsrat sei fachlich überaus kom-
petent besetzt. Ich möchte nur den Aufsichtsratsvorsit-
zenden, Herrn Utz-Hellmuth Felcht, herausgreifen, der
am 24. März 2010 dieses Amt übernommen hat. Er sagt
von sich selber in der Financial Times Deutschland: „Ich
bin kein Bahnfachmann“. Auf die wichtige Frage, ob
Netz und Betrieb bei der Bahn getrennt werden sollten,
hat er geantwortet: „Da habe ich schlicht und einfach
noch keine Linie“. Außerdem hat er, gelinde gesagt, ein
etwas simples Bild davon, wie das System Bahn funktio-
niert. Er sagt:

Herr Grube ist Beckenbauer, Herr Ramsauer ist der
Besitzer des Vereins, und ich bin der Trainer.

Ich frage mich, wie er dazu kommt, sich als Mann-
schaftstrainer zu sehen – die Deutsche Bahn AG hat im-
merhin etwa 180 000 Beschäftigte –, wenn er zugleich
sagt, er werde seine Mandate und Ehrenämter behalten.
Das bedeutet, dass er Aufsichtsratsvorsitzender der Süd-
Chemie bleibt und zugleich Managing Director bei ei-
nem großen Unternehmen, das zu J. P. Morgan gehört.
Außerdem übt er weitere Aufsichtsratsmandate aus,
etwa in der Reisebranche.

Das möchte ich zur Richtigstellung, was die Kompe-
tenz angeht, anmerken.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709411200

Das Wort zur Erwiderung hat der Kollege Lange.


Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1709411300

Liebe Frau Kollegin Leidig, ich habe vorhin versucht,

klarzumachen, worum es uns geht: nicht um eine Be-
triebsblindheit, sondern um Managementqualitäten.
Dass der von Ihnen Angesprochene Führungsqualitäten,
Wirtschaftskompetenz, Managementqualitäten aus ei-
nem Großunternehmen mitbringt, wird wohl nicht be-
stritten. Es geht nicht darum, ob er den letzten Kilometer

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(C (D chiene kennt, sondern darum, ein großes Gesamtunterehmen mitverantwortlich leiten zu können. Dafür haen wir – davon sind wir überzeugt – den richtigen ann. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Ganz schwache Antwort!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709411400

Das Wort hat der Kollege Beckmeyer für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1709411500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Lassen Sie uns über die Bahn sprechen. Ich
laube, die Zukunft des Schienenverkehrs in Deutsch-
nd ist wichtiger als der Austausch, den wir hier eben

rlebt haben.

Zur Fraktion der Linken. Es ist eine leicht aufge-
ärmte Debatte. Das, was Sie da betreiben, ist ein Recy-

ling von Anträgen. Ich bin damit gar nicht zufrieden.
ir sollten, auch in Ihrem Interesse und im Interesse der
ürger, die Sie angeblich vertreten, lieber keine Anträge

tellen, die uns in dieser Republik im Grunde nicht wei-
rbringen und die am Ende mehr oder weniger nur takti-

che Spielchen sind.

Reden wir über die Zukunft des Schienenverkehrs,
ber die Leistungsfähigkeit, über die Umweltverträg-
chkeit, über die Zuverlässigkeit, über die Attraktivität
es Schienenverkehrs, über ein leistungsfähiges Schie-
ennetz, über eine gute Vertaktung, über kundengerechte
arifsysteme, die die Leute verstehen, und über die Er-
chließung der Fläche. Damit sind wir genau bei dem
hema, über das wir uns unterhalten müssen. Das ist
ine Frage an die Bundesregierung: Ist die Konzernpoli-
k der DB AG in Deutschland einer Politik für den
chienenverkehr in Deutschland gleichzusetzen?


(Patrick Döring [FDP]: Das haben doch die SPD-Minister immer gemacht!)


a habe ich in den vergangenen Monaten allmählich ei-
ige Zweifel bekommen; denn es gibt unterschiedliche
ichtweisen und unterschiedliche Erwartungen, die poli-
sch aufbereitet und diskutiert werden müssen. Das ist
as Erste.

Kommen wir zum zweiten wichtigen Thema, das völ-
g ungeklärt ist, und zwar zur Finanzierung der Schie-
enprojekte aus dem öffentlichen Haushalt. Wir Sozial-
emokraten als größte Oppositionsfraktion bemühen uns
eit Monaten, einige Aussagen dazu zu erhalten und ei-
ige Fragen beantwortet zu bekommen. Aber wir be-
ommen nichts. In dieser Frage gibt es aus dem Haus
es Bundesverkehrsministers keine plausible Antwort.


(Gustav Herzog [SPD]: Funkstille!)


Die Bedarfsplanüberprüfungen versus Haushaltsan-
ätze 2011 zeigen, dass wir allein im Schienenverkehr





Uwe Beckmeyer


(A) )


)(B)

eine Unterfinanzierung von 26 Milliarden Euro haben.
Wir geben 1,1 Milliarden Euro Bundesmittel für den in-
vestiven Bereich aus. Sie können sich ungefähr vorstel-
len, wie lange es dauert, auch nur ansatzweise eine
Chance zu haben, den Schienenverkehr nach vorne zu
bringen und so auszustatten, wie er in Deutschland ge-
braucht wird.

Wir haben einen deutlichen Anstieg der Baukosten
festzustellen. Das liegt aber nicht daran, dass die Bauma-
terialien vom Preis her explodieren; die erhöhten Anfor-
derungen an Sicherheit, Lärmschutz und Interoperabili-
tät sind die Preistreiber. Aber dies bildet sich nirgendwo
im Haushalt ab. Das geht nicht. Ich erwarte von der Bun-
desregierung – nicht vom Bundesverkehrsminister – eine
plausible Antwort. Wir haben von der Kanzlerin und
dem Verkehrsminister endlich Antworten auf den Wan-
del der gesellschaftlichen Priorität „pro Schiene“ zu be-
kommen. Das vermissen wir zurzeit komplett.

Es gehört mehr dazu, die Schiene zu stärken. Dazu
gehört auch, dass man sich überlegt, ob man mit der
Politik der Fernbuslinien die Schiene nicht vielleicht so-
gar schwächt.


(Gustav Herzog [SPD]: Sehr richtig!)


Das ist ein Punkt, bei dem man überlegen muss, was
man tut.

Bei dem Thema „Maut auf allen Straßen“ müssen wir
aufpassen, liebe Freunde. Wird da der Zubringer zu KV-
Terminals nicht übergebührlich belastet? Ist es nicht
wichtiger, zu überlegen, die Kosten für den Verkehr auf
der langen Strecke per Maut zu erhöhen, damit die
Schiene eine Chance bekommt? Die Diskussion, die wir
hier, von der FDP getrieben, zurzeit hören, lautet:
DB Netz unabhängig machen und entsprechende Ver-
träge ändern. – Alles das sind Nebenkriegsschauplätze,
die am Ende nicht dazu führen, die Schiene zu stabilisie-
ren.

Das, lieber Herr Lange, lieber Herr Staatssekretär,
liebe Damen und Herren der Regierungskoalition, sind
die zentralen Frage der Schiene. Ich bitte darum, dazu
von Ihnen endlich einmal Antworten zu hören; denn das
Thema, worüber wir uns unterhalten müssen, ist: Wie
bekommen wir eine bessere Ausstattung der Schiene
hin?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie wissen genauso wie ich, dass damit die Diskus-
sion einhergeht, die wir im Bundesrat führen – ich will
das nicht aufwärmen, weil wir vor einem Monat hier
schon einmal darüber gesprochen haben –, nämlich über
Ihre unsägliche Politik mit dem Einsammeln der 2 Mil-
liarden Euro. Sie nehmen der Schiene Geld weg, statt ihr
Geld zuzuführen. Diese Zwangsdividende von 2 Milliar-
den Euro, 500 Millionen pro Jahr, ist eine dramatische
Fehlentscheidung. Die Bundesländer sehen das im Bun-
desrat Gott sei Dank genauso. Es ist richtig, dass hier
alsbald ein Korrekturbedarf ansteht.

Zum Schluss darf ich noch auf etwas anderes zu spre-
chen kommen, und zwar auf das, was hier am Anfang

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(C (D ine Rolle gespielt hat, nämlich das Zugunglück von ordorf. Gemeinsam mit der Grünen-Fraktion haben wir eute einen Antrag vorgelegt. Das ist der Versuch, so ie wir es im Ausschuss eingefordert haben, einen überaktionellen Antrag zu beschließen, der uns gemeinsam die Verantwortung zwingt, mit dem etwas von der undesregierung erwartet und eingefordert wird. Es geht arum, zu klaren Nachbesserungen auf den Schienentrecken zu kommen, auf denen Personenzugverkehr tattfindet und die bisher nicht mit entsprechenden Siherheitseinrichtungen ausgestattet worden sind. Das ist ber ein absolutes Muss. Es kann nicht angehen, dass in inem Teil unseres Landes, und zwar in den neuen Bunesländern, überproportional wenige Sicherheitseinrichngen vorhanden sind. Das ist ein Umstand, den wir zü ig ändern müssen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


er letzte schwere Unfall mit mehr als zehn Todesopfern
t ein schreckliches Beispiel dafür, was nicht passieren
arf. Ich halte es für notwendig, dass wir hierfür die
inanzierungsmittel bereitstellen, auch über das hinaus,
as wir an Finanzierungsvereinbarungen mit der Bahn
etroffen haben. Das ist unverzichtbar.

Ein letzter Gedanke: Die Bundesregierung befindet
ich in der Frage der Verkehrsinfrastrukturfinanzierung
enerell, insbesondere aber bei der Schiene, in einer ab-
oluten Schieflage. In dieser Legislaturperiode hat sie
och nichts auf den Weg gebracht. Sie hat anderthalb
ahre vergeudet und uns keine einzige Lösungsmöglich-
eit aufgezeigt. Ich befürchte, dass auch in den folgen-
en zweieinhalb Jahren nur Nebelkerzen geworfen wer-
en, nicht aber das Grundübel der minimalen, nicht
usreichenden Finanzierung angegangen wird. Meine
ehr geehrten Damen und Herren von der Koalition, das
ber ist Ihre Aufgabe. Sie müssen endlich zu einer Ent-
cheidung kommen. Wie wollen Sie die Verkehrsinfra-
truktur in Deutschland besser ausstatten? Darum bitte
h Sie: Machen Sie endlich vernünftige Vorschläge! Sa-
en Sie uns, wie Sie sich das Ganze vorstellen! Es kann
icht angehen, dass auf dieser Ebene nichts passiert.
eine Fraktion ist bereit, darüber mit Ihnen zu reden.
as habe ich in diesem Hause schon mehrfach gesagt.
in gesamtgesellschaftlicher Konsens beginnt jedoch
amit, dass die Regierung zunächst einmal sagt, was sie
öchte, bevor sie uns fragt, welchen Beitrag wir dazu
isten können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709411600

Das Wort hat der Kollege Döring für die FDP-Frak-

on.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1709411700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

unächst halte ich es für gut, dass wir im Ausschuss ge-





Patrick Döring


(A) )


)
meinsam die nötigen ordnungsrechtlichen Schlüsse hin-
sichtlich des Infrastrukturmangels ziehen, der letztlich
zu dem schrecklichen Unglück in Hordorf geführt hat,
und anschließend gemeinsam die nötigen Vorschriften
ändern wollen. Dann werden wir uns vielleicht auch in
der Ausschussdebatte darüber verständigen, wer das am
Ende bezahlt.

Es ist ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit auf
der Schiene zu leisten, und das geht offenbar nur ord-
nungsrechtlich. Das ist der einzige Punkt, in dem ich der
Frau Kollegin Leidig zustimme. Es ist bedauerlich, dass
die freiwilligen Vereinbarungen in diesem Bereich nicht
zu einem Erfolg geführt haben. Nun muss man die Kon-
sequenz ziehen und zum Erlass der nötigen Regelwerke
gesetzgeberisch tätig werden. Das ist die richtige Rei-
henfolge.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich will auf die vorliegenden Anträge gar nicht weiter
eingehen, weil sich die Debatte extrem rückwärtsge-
wandt mit vermeintlichen Begründungen beschäftigt, die
die ohnehin immer falsch wiedergegebenen Thesen über
das Funktionieren dieses Unternehmens bestätigen sol-
len.

Das Unternehmen DB AG befindet sich heute in hun-
dertprozentigem Bundesbesitz und ist in keiner Weise
mehr vergleichbar mit den Konstrukten der Deutschen
Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn. Das ergibt
sich anhand von drei Kennzahlen.

Erstens haben wir heute ein Unternehmen, das Geld
verdient. Das sollte den Eigentümer freuen;


(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


denn früher haben die Umsatzerlöse aus Fahrkartenver-
käufen nicht einmal ausgereicht, um die Personalkosten
zu decken.


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie schon einmal mit der Bahn gefahren? Haben Sie schon einmal in einem Zug gesessen? – Abg. Sabine Leidig [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709411800

Kollege Döring.


Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1709411900

Kollegin Leidig hatte Gelegenheit, ihre Position dar-

zustellen.

Wir haben zweitens leistungsfähige unternehmerische
Strukturen, die dazu führen, dass sich das Unternehmen
in der strategischen Ausrichtung und bei seinen Ent-
scheidungen auch an den Kundenwünschen orientiert.
Die Einrichtung von Schnellbahnstrecken, also alles,
was mit dem ICE zusammenhängt, war keine Erfindung
des Deutschen Bundestages. Die Umsetzung ist durch
eine leistungsfähige AG erfolgt.

Drittens haben wir mit der DB AG – auch das gehört
zur Wahrheit – ein großes, weltweit aufgestelltes Logis-

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(C (D kunternehmen. Es war übrigens im Wesentlichen der unsch der Sozialdemokraten, dass sich die Bahn nicht ur mit Schienenpersonenfernund Schienenpersonenahverkehr befasst, sondern weltweit Logistik betreibt. ie wesentlichen Akquisitionen, die die Grundlage für eltweite Logistikaktivitäten bildeten, sind unter sozialemokratischen Verkehrsministern sanktioniert und fianziert worden. Geschätzte Kollegin Leidig, deshalb ist in Ihrem Anag ein Denkfehler. Dieser fiel mir auf, nachdem ich re Rede gehört habe und sie mit dem verglichen habe, as ich im Antrag gelesen habe. Eine Annahme Ihres ntrags zum Thema „Bürgerbahn statt Börsenbahn“, in em steht, dass niemals irgendetwas verkauft werden ürfte, würde ja mit sich bringen, dass der Steuerzahler uf Dauer für die Risiken aus Güterverkehr in China, uch von Verkehrsgesellschaften in Südostasien und vier, vieler Tochtergesellschaften der Deutschen Bahn in er ganzen Welt haftet. (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das finden Sie doch gut!)


h glaube nicht, dass das ordnungspolitisch der richtige
eg ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Darum geht es nicht!)


ie können dieses Konzept gerne weiterverfolgen. Es ist
rdnungspolitisch nicht vernünftig


(Abg. Karin Binder [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


nein, danke –, dass das Risiko aus staatsfernen Tätig-
eiten wie Güterverkehr auf der Straße und Lufttransport
on Gütern dauerhaft einzig und allein vom Bundes-
aushalt zu tragen ist.

Uwe Beckmeyer hat insofern recht: Es geht in Wahr-
eit um die Fragen von Wettbewerb, Regulierung, Fi-
anzierung und Qualität. Beim Thema Wettbewerb wer-
en wir im Laufe dieser Wahlperiode gegenüber dem
eitpunkt der Regierungsübernahme deutliche Fort-
chritte erzielen. Wir haben nämlich gemeinsam mit der
undesnetzagentur dafür gesorgt, dass die Zugangsmög-
chkeiten zu Zugbildungsanlagen und die Frage des
ahnstroms erstmals wettbewerbsfördernd reguliert
erden. Wir werden gemeinsam im Laufe dieser Wahl-
eriode weitere regulierungsverstärkende, wettbewerbs-
rhöhende Elemente einführen. Dazu gehört ausdrück-
ch, dass die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland
ie Möglichkeit erhalten, zu wählen, ob sie von Hanno-
er nach Berlin mit dem ICE oder mit dem Fernbus fah-
n wollen.


(Dorothee Menzner [DIE LINKE]: Oder mit dem Wassertaxi!)


o erhalten die Kunden Wahlmöglichkeiten und sind
icht auf ein Verkehrsmittel angewiesen. Auch das kann
ualität im Schienenverkehr erhöhen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(B)






Patrick Döring


(A) )


)(B)

Wir sind doch gemeinsam der Auffassung, dass es
klug ist, den Gedanken eines Finanzierungskreislaufs
Schiene zu verfolgen, welcher am Ende dazu führt, dass
mehr Mittel in der Infrastruktur verbleiben.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Wo kommt der her?)


Dieser Idee werden wir uns in der Koalition im Laufe
der nächsten Wochen intensiver zuwenden. Jeder hier im
Saal, der ein bisschen seriös mit der Frage umgeht, weiß
auch, dass sich die Finanzierungsströme und die gemein-
samen Vereinbarungen zwischen Eigentümer und Ma-
nagement eines Unternehmens mit fast 35 Milliarden
Euro Umsatz so schnell nicht verändern lassen.

Ich will noch eines zu der immer wieder genannten
Mär, das Unternehmen werde kaputtgespart, sagen: Das
Unternehmen hat im Jahr 2009, als diese Koalition Re-
gierungsverantwortung übernahm, aus eigenen Mitteln
500 Millionen Euro in das Schienennetz investiert. Im
gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2010, in dem wir die
volle Verantwortung getragen haben, wurden über
700 Millionen Euro aus eigenen Mitteln in die Infra-
struktur investiert, und das Unternehmen wird im Laufe
dieser Wahlperiode eigene Mittel in Höhe von insgesamt
4 Milliarden Euro zusätzlich zu den staatlichen Mitteln
für das Netz zur Verfügung stellen. Das können übrigens
nur Unternehmen, die unternehmerisch geführt werden
und wirtschaftlich erfolgreich sind.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Aber 15 Milliarden Euro wären nötig! – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das ist doch absurd! Das sind doch alles öffentliche Mittel! Sie kriegt mehr öffentliche Mittel als je zuvor!)


Das können keine Unternehmen, die von Subventionen
aus dem Bundeshaushalt abhängig sind. Deshalb ist der
Weg, den wir beschreiten, richtig.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709412000

Das Wort hat der Kollege Hofreiter für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Bei Bahndebatten ist eines auffällig: Wenn
man nur die Reden hört, kann man sich gar nicht sicher
sein, wer wirklich von einer Regierungsfraktion und wer
von einer Oppositionsfraktion ist. Wir haben jetzt zum
Beispiel die Rede von dem geschätzten Kollegen Döring
gehört. Er hat sich ausführlich darüber beklagt, dass die
Bahn große internationale Akquisitionen getätigt hat,


(Patrick Döring [FDP]: Im Güterverkehr, ja!)


dass wir als öffentliche Hand inzwischen auf Märkten tä-
tig sind, mit denen wir überhaupt nichts zu tun haben.
Die Klage ist richtig. Es stellt sich bloß die Frage: Wer
ist gerade an der Regierung?

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dorothee Menzner [DIE LINKE])


h vermute: Es ist der rechte Teil des Hauses;


(Karl Holmeier [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


an liest es zumindest überall und kann es auch an den
bstimmungsergebnissen erkennen. Also: Schwarz-
elb regiert.

Was hat Schwarz-Gelb gemacht? Es ist ja noch
chlimmer, als der Kollege Beckmeyer es dargestellt hat.
ie haben nicht nichts gemacht; Sie haben in der Vergan-
enheit einiges gemacht. Zum Beispiel hat unter
chwarz-Gelb die DB AG für 2,7 Milliarden Euro den
arktführer für Busse gekauft.


(Patrick Döring [FDP]: 1,7!)


etzt könnte man natürlich sagen: Den Marktführer für
usse zu kaufen, ist ganz spannend. Aber es war der
arktführer für Busse in Großbritannien.


(Patrick Döring [FDP]: Personenverkehr soll das Unternehmen doch auch betreiben!)


s ist schön, dass Schwarz-Gelb mit Geld der DB AG
in Unternehmen in Großbritannien verstaatlicht. Viel-
icht ein Ratschlag an die Linken: Wie Verstaatlichen
nktioniert, das können Sie von denen lernen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


enn man sich anschaut, wer im Verstaatlichen noch gut
t, kommt man zu dem Ergebnis: Es ist Baden-
ürttemberg, auch eine schwarz-gelbe Regierung. Da

at man einen Energieversorger verstaatlicht. Also:
icht immer nur vom Verstaatlichen reden! Die wissen,
ie es geht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Gustav Herzog [SPD] – Patrick Döring [FDP]: Ich habe nur über Güterverkehr gesprochen!)


Aber dadurch, dass man erkennt, dass die Regierung
lsch handelt, wird bei der Bahn noch nichts besser.
as haben Sie weiter getan? Sie haben wirklich nicht

ichts getan. Sie haben als Weiteres den intermodalen
nsatz bei der Finanzierung der Schienenwege zerschla-
en.


(Patrick Döring [FDP]: Das hat nicht zu weniger Geld geführt!)


nter Rot-Grün ist eine vernünftige Logistikabgabe ein-
eführt worden. Diese Logistikabgabe nennt man
Maut“, und diese Logistikabgabe sollte dazu dienen
sie hat lange Zeit auch dazu gedient –, die Logistik-

tandards zu verbessern. Wir haben Geld ausgegeben für
ie Straße, wir haben Geld ausgegeben für die Schiene,
ir haben Geld ausgegeben für die Wasserstraße, um ein
tegriertes Logistikkonzept anzubieten, wie es einer
odernen Industrienation angemessen ist.





Dr. Anton Hofreiter


(A) )


)(B)


(Patrick Döring [FDP]: Wir geben das Geld auch weiter aus! – Sebastian Körber [FDP]: Das ist doch nicht weniger Geld geworden!)


Was haben Sie getan? Sie haben das zerschlagen und
nennen das jetzt „Finanzierungskreislauf“.


(Patrick Döring [FDP]: So ist es!)


Damit ist Geld für die Bahn weg.


(Patrick Döring [FDP]: Es ist doch nichts verloren gegangen! Das ist schlicht gelogen!)


Was haben Sie als Nächstes getan? Als Nächstes wol-
len Sie Jahr für Jahr 500 Millionen Euro aus der Bahn
herausziehen. Das begründen Sie damit, dass die Bahn
so hohe Gewinne macht. Na ja! Das ist auch wieder ein
schöner Taschenspielertrick. Wie macht die Bahn denn
hohe Gewinne? Die Bahn macht hohe Gewinne, indem
wir 7 Milliarden Euro Regionalisierungsmittel an die
Länder ausreichen, von denen über 5 Milliarden Euro
bei der DB AG landen.


(Patrick Döring [FDP]: Das ist Gesetz! Das Gesetz haben wir gemeinsam verabschiedet!)


Dann reichen wir 2,5 Milliarden Euro LuF-Mittel aus
und 1,2 Milliarden öffentliches Geld für Neu- und Aus-
baumaßnahmen.


(Patrick Döring [FDP]: Gemäß Grundgesetz!)


Es sind in der Summe rund 10 Milliarden Euro, die die
Bahn bekommt. Von diesem Geld bleibt ein Teil übrig
und ist sozusagen Gewinn, wenn man es ganz böse aus-
drücken will.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Patrick Döring [FDP]: Die Geschäftstätigkeit macht auch Gewinn!)


Davon schnappen Sie sich wieder 500 Millionen! Wa-
rum machen Sie das? Weil Sie einfach zu feige sind, zu-
zugeben, dass Sie 500 Millionen Euro aus dem Eisen-
bahnverkehr herausnehmen. Das ist „rechte Tasche,
linke Tasche“ und nicht mehr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Patrick Döring [FDP]: Das ist Voodoo-Ökonomie!)


Was ist notwendig? Dringend notwendig ist die Auf-
hebung der Gewinnabführungs- und Beherrschungsver-
träge,


(Patrick Döring [FDP]: Das stimmt!)


damit wir zu vernünftigen und klaren Finanzströmen
kommen. Davon reden Sie immer. Das steht auch in Ih-
rem Koalitionsvertrag. Aber was passiert? Nichts pas-
siert! DB Netz wird ausgequetscht. Die Mittelfristpla-
nung besagt, dass Sie sie noch weiter ausquetschen
wollen. Was ist der Effekt? Der Effekt ist, dass das
Schienensystem weiterhin verlottert. Das mag den ein-
zelnen Kunden vielleicht nicht so interessieren; aber ein
verlottertes Schienensystem führt dazu, dass die Züge
Verspätung haben. Wenn die Leute eines wollen, dann ist
es ein pünktliches, sauberes und gut funktionierendes

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(C (D ahnsystem. Das ist mit dem System, das Sie errichten nd weiter betreiben, nicht zu erreichen. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709412100

Das Wort hat der Kollege Jarzombek für die Unions-

aktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Thomas Jarzombek (CDU):
Rede ID: ID1709412200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Diese

iskussion hat sich ein Stück weit in eine allgemeine
ebatte über die Bahnpolitik entwickelt. Ich würde da-
er gerne zu den Anträgen zurückkommen und darlegen,
as eigentlich beantragt worden ist.

Sie machen sich die Sache sehr leicht. Sie beantragen,
en Vorstand anders zu besetzen, den Aufsichtsrat abzu-
erufen und die Privatisierungsanstrengungen zurückzu-
hren. Ich glaube, dass Sie damit den Menschen Sand in

ie Augen streuen; denn das ist eine sehr einfache Ant-
ort auf komplizierte Sachverhalte. Außerdem tun Sie
och eines: Sie reden pausenlos die Deutsche Bahn AG
chlecht. Aber Schlechtreden ist keine gute Vorgehens-
eise; denn auch auf die Bahn passt ein Zitat des Ban-
ers Giles Davison: Mit einer Bank verhält es sich wie
it einem Mädchen. Wenn die Leute zu viel darüber re-

en, schädigt das den guten Ruf.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Willkommen im Jahr 2011!)


Stellen Sie eine Zwischenfrage, und echauffieren Sie
ich nicht.


(Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! – Der Vergleich mit der Bank kommt
icht von ungefähr; denn auch da geht es um das, was
ie hier beantragen, nämlich um eine Verstaatlichung.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat über eine
tudie des Dresdner Wirtschaftsprofessors Marcel Thum
eschrieben – das konnte man am 14. September 2009
nter dem Titel „Staatsbanken schneiden in der Krise
chlechter ab“ nachlesen –, in der festgestellt wurde,
ass die öffentlich-rechtlichen Banken, also die Staats-
anken, in der Krise zwei- bis dreimal so viele Verluste
emacht haben wie die privaten Banken.


(Gustav Herzog [SPD]: Da meinen Sie aber nicht die Sparkassen, oder?)


arunter fallen die IKB, die West LB, die Bayern LB;
ie Liste ließe sich noch weiter fortführen.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bayern LB ist doch klar! Bei der CSU kopiert man Doktortitel!)






Thomas Jarzombek


(A) )


)(B)

– Melden Sie sich doch zu einer Zwischenfrage, Herr
Kollege Hofreiter. Ihr Geschrei kann ich hier nicht ver-
stehen, und es hilft in der Sachdebatte auch nicht weiter. –
In Nordrhein-Westfalen hat sich sogar das Verfassungs-
gericht mit der Politik der Linken in Sachen West LB be-
fassen müssen.

Schauen Sie sich die Telekom an. Dieses Unterneh-
men war früher ein reiner Staatsbetrieb. Können Sie sich
noch daran erinnern? Der Tagesspiegel hat in den 90er-
Jahren geschrieben: Jetzt günstig telefonieren mit der
Telekom ab 2 Uhr morgens. – Die heutigen Preise liegen
nur noch bei einem Zehntel des damaligen Niveaus. Dies
ist der Effekt von Privatisierung und Wettbewerb.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Und die Löhne und Gehälter?)


Beim Thema Bahn wollen wir einmal in Ihren Verant-
wortungsbereich, Kollegen von der Linken, schauen.
Wie sieht die Situation der Bahn in Berlin aus?


(Dorothee Menzner [DIE LINKE]: Das wird ja spannend!)


Ich zitiere an dieser Stelle Harald Wolf, den Wirtschafts-
senator von der Linkspartei


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Guter Mann!)


– ein guter Mann –:

Beim öffentlichen Eigentümer besteht aus meiner
Sicht das Risiko darin, dass der Eigentümer seine
Unternehmen mit politischen Ansprüchen überlädt …

Jetzt komme ich zu den Fragen bezüglich der Dividende.
Herr Wolf sagte nämlich weiter:

Das heißt nicht, sich als öffentliche Hand aus-
schließlich an der Maximierung des Shareholder
Value oder der Dividendenabführung … zu orien-
tieren, obwohl Letzteres natürlich auch ein öffentli-
ches Interesse ist.

Das ist der Unterschied zwischen Ihrem Anspruch im
Deutschen Bundestag und Ihrer Politik, die Sie im Senat
von Berlin betreiben. Dort wollen Sie Dividendenabfüh-
rungen durchsetzen und wollen keine Verstaatlichungen
durchführen. Aber hier propagieren Sie genau das Ge-
genteil.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Seit wann gehört die SPD-Bahn dem Senat von Berlin?)


Ich sage Ihnen: Wenn Sie hier Regierungsverantwor-
tung erlangen würden, würden Sie etwas ganz anderes
tun. Staatswirtschaft ist nie eine Antwort auf wirtschaft-
liche Probleme. In diesem Sinne werden wir die An-
träge, die Sie uns vorlegen, nicht zur Annahme empfeh-
len.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Was ist denn das für eine überkommene Ideologie und Phrasendrescherei?)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 17/4838, 17/4840 und 17/4854 an die der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge chlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu dem ntrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Zukunft er Bahn – Bürgerbahn statt Börsenbahn“. Der Auschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/4828, den Antrag der Fraktion Die Linke uf Drucksache 17/652 abzulehnen. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen der Unionsfraktion, der FDP-Fraktion, der PD-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion Die inke bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grüen angenommen. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Verkehr, au und Stadtentwicklung zu dem Antrag der Fraktion ie Linke mit dem Titel „Den Aufsichtsrat der Deut chen Bahn AG kompetent und demokratisch besetzen“: er Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung uf Drucksache 17/4829, den Antrag der Fraktion Die inke auf Drucksache 17/2189 abzulehnen. Wer stimmt r diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist ange ommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 32 a und b auf: a)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709412300
Dr. Konstantin von Notz, Tabea Rößner, Kerstin
Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Gegen das Zwei-Klassen-Internet – Netzneu-
tralität in Europa dauerhaft gewährleisten

– Drucksache 17/3688 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Kultur und Medien

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Halina
Wawzyniak, Jan Korte, Dr. Petra Sitte, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Netzneutralität sichern

– Drucksache 17/4843 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Kultur und Medien

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch, dann ist so beschlossen.





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Konstantin von Notz für die Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Der unbeschränkte Zugang zu Informationen
und die Möglichkeit, Informationen frei verbreiten zu
können, sind ganz zentrale Grundrechte. Sie müssen
auch im und für das Netz gelten, ohne Wenn und Aber.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Das haben selbst Sie im Koalitionsvertrag erkannt.

Bislang wurden Datenpakete gleichberechtigt im
Netz transportiert, ungeachtet ihres Inhalts, des Absen-
ders oder des Empfängers. Erst die Netzneutralität
machte die beispiellose Erfolgsgeschichte des Internets
in der Form überhaupt möglich. Genau hier liegt das
Missverständnis derjenigen, die jetzt nichts tun und erst
einmal abwarten wollen: Nicht der Wettbewerb sichert
die Netzneutralität, sondern die Netzneutralität gewähr-
leistet den Wettbewerb.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie ist von einer enormen Bedeutung für unsere moderne
Wissens- und Informationsgesellschaft. Tunesien und
Ägypten zeigen derzeit eindrücklich, welche Rolle der
freie und gleichberechtigte Zugang zum Internet für die
Menschenrechte und die Demokratie spielt. Auch da
liegt Ihr Missverständnis: Sie vonseiten der Koalition
definieren Netzneutralität oft rein wirtschaftspolitisch,
sie ist aber vor allem auch eine zentrale Frage unseres
demokratischen Selbstverständnisses.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Netzneutralität ist ein ganz wichtiges Gut, das wir
schon aus ordnungspolitischer Sicht zwingend wahren
müssen. Längst stehen große Konzerne, auch deutsche,
in den Startlöchern und stellen das Prinzip selbst infrage.
Weil das Thema so wichtig und der Gesetzgeber in der
Pflicht ist, diese Grundlage des Netzes zu schützen, brin-
gen wir heute diesen Antrag ein, liebe Kolleginnen und
Kollegen.

Netzneutralität technisch heißt: gleichberechtigte, dis-
kriminierungsfreie Übertragung von Datenpaketen im
Internet, in einer Ende-zu-Ende-Architektur, die das In-
ternet als Netz der Netze gesellschaftlich, ökonomisch
und kulturell erfolgreich gemacht hat.

Aber die Netzneutralität hat auch eine soziale Ebene.
Netzneutralität sozial heißt: Alle haben Netzzugang un-
ter gleichen technischen Bedingungen, können Geräte
und Programme ihrer Wahl nutzen; Teilhabe, Engage-
ment und Kreativität sind unter gleichen Bedingungen
möglich; Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt werden
gewährleistet; der faire Wettbewerb ist gesichert; es gibt

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(C (D eine Spitzel-/Überwachungstechniken wie Deep Packet spection. Kurz: Netzneutralität steht für ein lebenswertes Interet, in dem alle Sender und Empfänger zugleich sein önnen, Provider sich auf die Rolle des neutralen Mittrs beschränken und nicht derjenige besser gestellt ird, der für Informationen mehr bezahlen kann. Denn in Zwei-Klassen-Internet, in dem das bisher zentrale rinzip der Netzneutralität nicht mehr gilt, ist das Letzte, as wir im Augenblick gebrauchen können. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diensteklassen und Priorisierungen gegen Aufpreis,
ie immer wieder aus durchsichtigen Gründen ins Spiel
ebracht werden, kommen erst einmal ganz harmlos da-
er, führen aber letztlich dazu, dass die zukünftige Ent-
icklung des Internets als demokratischer Raum grund-
gend infrage gestellt wird. Nichts gegen innovative
nwendungen und sinnvolles und transparentes Netz-
erkmanagement, solange sie die Neutralität des freien
ternets nicht unterlaufen. Speziell zeitkritische An-
endungen wie die Telemedizin sind in eigenen Netz-
erken sowieso viel besser aufgehoben.

Beschwichtigungen und Abwarten reichen nicht. Sie
aben es im Koalitionsvertrag stehen. Die Europäische
ommission hat es in ihre Digitale Agenda geschrieben.
rst gestern hat die von Ihnen selbst eingesetzte Exper-
nkommission Forschung und Innovation dringend ge-
ten, die Netzneutralität rechtlich abzusichern. Alle re-

en davon, wie wichtig es ist, die Netzneutralität zu
chützen. Ein konkreter Antrag liegt Ihnen vor. Los
eht’s!

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709412400

Das Wort hat die Kollegin Schön für die Unionsfrak-

on.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich finde es richtig und wichtig, dass wir im
undestag über das wichtige Thema der Netzneutralität
iskutieren. Allerdings ist es ein schwieriges Unterfan-
en, das in einer halben Stunde zu tun.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Innerhalb von vier Minuten, Frau Kollegin!)


enn man könnte allein über die Begriffsdefinition stun-
enlang streiten, ebenso über mögliche Gefahren und
egulierungsmöglichkeiten; derzeit tut das dankenswer-
rweise eine Arbeitsgruppe der Enquete-Kommission.
ehen Sie es mir deshalb nach, wenn ich die Punkte, die





Nadine Schön (St. Wendel)



(A) )


)(B)

in diesem Zusammenhang wichtig sind, nur anreißen
kann.

Zum Ersten will ich problematisieren, dass es keine
einheitliche Definition des Begriffs der Netzneutralität
gibt; jeder hat da seine eigene Lesart. Mittlerweile ist
eine Definition weitgehend anerkannt, die besagt:

Der Begriff Netzneutralität bezeichnet die neutrale
Übermittlung von Daten im Internet, das bedeutet
eine gleichberechtigte Übertragung aller Datenpa-
kete unabhängig davon, woher diese stammen, wel-
chen Inhalt sie haben oder welche Anwendungen
die Pakete generiert haben.

Ich will diese Definition gerne zugrunde legen; allge-
meingültig ist sie allerdings nicht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gerade weil die De-
finition des Begriffs schon schwer ist und deshalb auch
die Frage schwer zu beantworten ist, was denn die Netz-
neutralität überhaupt gefährden kann, müssen wir zu-
mindest positiv gemeinsame Zielvorstellungen definie-
ren:

Klar ist für uns: Wir wollen zum einen die Bedeutung
des Internets für unsere freiheitlich-demokratische Ge-
sellschaft erhalten. Das Internet hat die Art, wie wir
kommunizieren, wie wir Wissen und Informationen ge-
nerieren, revolutioniert. Das Internet schafft für uns als
Konsumenten und als Bürger eine Transparenz und Of-
fenheit, die in dieser Form vorher nicht denkbar war.
Diese Freiheit wollen wir erhalten und lehnen deshalb
die Behinderung einzelner Dienste genauso wie eine
Differenzierung nach Inhalten, Diskriminierung und
Zensur ab.

Wir wollen zum anderen die Innovationskraft erhal-
ten, die vom Internet ausgeht. Viele Start-ups, die erst
vor ein paar Jahren gegründet wurden, haben sich mitt-
lerweile zu großen Dienstanbietern entwickelt. Wir wis-
sen nicht, was sich morgen entwickeln wird und welche
Datenmengen die Start-ups brauchen werden. Bezahl-
bare und gleichzeitig schnelle Übertragungswege sind
maßgeblich für den Erfolg junger Unternehmen.

Genauso wichtig sind gewisse Qualitätsstandards und
der weitere Ausbau der Netze. Das ist nur zu haben,
wenn wir den Unternehmen, die den Netzausbau leisten,
zugestehen, dass sie ihre Kosten amortisieren. Wir müs-
sen beides im Blick haben, wenn wir über Regulationen
reden.

Richtschnur für uns ist, das wir möglichst viel über
den Wettbewerb lösen. Regulatorische Maßnahmen
kommen nur infrage, wenn technische Möglichkeiten
oder die soziale Entwicklung gefährdet sind.

Das sind ganz allgemein die Grundsätze, die als Über-
schrift über allem stehen müssen.

In einem nächsten Schritt ist dann zu prüfen, ob denn
derzeit die Netzneutralität bedroht ist. Die Antwort da-
rauf ist: zurzeit nicht. Bisher konnte der Wettbewerb alle
Probleme lösen. Das gilt auch, sehr geehrter Herr Kol-
lege von Notz, für das von Ihnen gern gewählte Beispiel
mit Skype und der Telekom. Hier war kein regulatori-

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(C (D cher Eingriff nötig, um das Problem zu lösen. Auch das orrorszenario, das die Grünen des Öfteren malen, nämch die künstliche Verknappung vonseiten der Anbieter, m den Preis hochzutreiben, halte ich derzeit nicht für esonders wirklichkeitsnah; die Realität beweist zurzeit as Gegenteil. Allerdings ist das nur die Beschreibung des Istzutands. In Zukunft können wachsende Datenmengen, irtschaftliche Interessen und auch die technischen öglichkeiten durchaus zur Einschränkung der Netz eutralität führen. Das muss man wissen. Deshalb stellt ich als Konsequenz daraus die Frage, wie wir Vorsorge effen wollen. Es brennt auch nicht jeden Tag, und trotzem hat man einen Feuerlöscher zu Hause. (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


eshalb müssen wir Vorsorge treffen und ebenfalls einen
erkzeugkasten bereithalten, und diesen Werkzeugkas-
n haben wir.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gutes Beispiel!)


ithilfe der bestehenden Maßnahmen der Missbrauchs-
ufsicht und des Wettbewerbsrechts kann schon heute
iskriminierendes Verhalten von marktbeherrschenden,
ber auch von nicht marktbeherrschenden Unternehmen
nterbunden werden.

Zusätzlich zu den bestehenden Instrumenten sieht der
ntwurf der TKG-Novelle Verbesserungen vor. Zum ei-
en soll die Bundesnetzagentur Qualitätsanforderungen
stlegen. So wird verhindert, dass sich Dienste massiv

erschlechtern und dass der Datenverkehr in den Netzen
ehindert oder verlangsamt wird. Zum anderen wird die
undesnetzagentur Transparenz schaffen, für den Kun-
en und für den Wettbewerber. Diese beiden Punkte
Transparenz und Mindestqualitäten – halte ich für ele-
entar wichtig, um möglichen Bedrohungen vorzubeu-

en. Schließlich tragen auch die Förderprogramme zum
etzausbau des BMWi dazu bei, dass die überhaupt zur
erfügung stehenden Übertragungsmöglichkeiten ver-
essert werden.

Alles in allem ist festzuhalten: Es gibt Werkzeuge, so-
ohl schon jetzt als auch im neuen TKG, und die reichen

us.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Da sagt Ihr Expertenrat aber das Gegenteil!)


ür vorsorgliche Regulierung gibt es darüber hinaus kei-
en Bedarf. Das bestätigte uns auch gestern Abend
r. Iris Henseler-Unger, die Vizepräsidenten der Bun-
esnetzagentur. Das Gleiche steht beispielsweise auch

Thesenpapier der Arbeitsgruppe „Digitale Infrastruk-
r“ des Nationalen IT-Gipfels. Auch in der Anhörung

er Enquete haben sich viele dahin gehend geäußert.


(Dr. Peter Tauber [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Es gibt minimale Verbesserungsvorschläge, aber für
ine große regulatorische Initiative, wie sie die Grünen
nd auch die Linke planen, gibt es derzeit keinen Bedarf.





Nadine Schön (St. Wendel)



(A) )


)(B)


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden sich noch an unseren Antrag erinnern!)


Ich sage „derzeit“, weil wir alle wissen, wie dynamisch
die Branche ist und wie schnell sich die Situation ändern
kann. Deshalb sage ich auch: Wir werden die Entwick-
lung genau im Auge behalten.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Hintertür wird aufgemacht!)


– Lieber Kollege, das ist keine Hintertür, sondern ratio-
nales Vorgehen.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Genau so ist das! – Dr. Peter Tauber [CDU/CSU]: Hören Sie zu, dann können Sie noch etwas lernen!)


Wir werden nachbessern, wenn es zu Problemen kom-
men sollte, die mit den bestehenden Instrumenten nicht
zu lösen sind.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, für uns ist die Netz-
neutralität ein wichtiges Gut. Wir wollen weiterhin, dass
das Internet ein Raum der Freiheit und der Innovation
bleibt. Diesem Grundsatz sehen wir uns verpflichtet, und
danach richten wir unsere Politik aus.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür muss man auch etwas tun!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709412500

Das Wort hat der Kollege Dörmann für die SPD-Frak-

tion.


Martin Dörmann (SPD):
Rede ID: ID1709412600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auf Basis der Netzneutralität hat sich das Internet als In-
novationsmotor für die gesellschaftliche und wirtschaft-
liche Entwicklung erwiesen. Deshalb kommt der Sicher-
stellung der Netzneutralität für die Bundestagsfraktion
der SPD eine zentrale Bedeutung zu. Wir wollen den
Charakter des Internets als freies und offenes Medium
bewahren und stärken. Jeglicher Form der Diskriminie-
rung im Netz sollten wir alle entschieden entgegentreten.

Netzpolitisch stehen für uns folgende Zielsetzungen
im Vordergrund. Wir wollen ein offenes Internet ohne
Kontrolle und Zensur der Inhalte, Meinungsvielfalt und
Teilhabe sowie die Möglichkeit, selbst und gleichbe-
rechtigt im Internet aktiv zu werden. Wir wollen ein
funktions- und leistungsfähiges Netz für alle, attraktive
und stabile Dienste, Innovationen, die den persönlichen
und ökonomischen Nutzen mehren, und schließlich ei-
nen fairen Wettbewerb zur Sicherung einer dynamischen
Entwicklung. Gerade hierfür brauchen wir eine gesetzli-
che Absicherung der Netzneutralität.

Die SPD-Bundestagsfraktion wird hierzu in Kürze ei-
nen eigenen Antrag vorlegen. Die heute zu beratenden
Anträge der beiden Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen
und Die Linke zielen in die richtige Richtung,

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(C (D (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielen Dank!)


ind aber nicht präzise genug. Insbesondere der Antrag
er Grünen, sehr geehrter Herr Kollege Notz, nimmt in
einen Forderungsteil an die Bundesregierung eher sehr
llgemeine Formulierungen auf. Das reicht uns eben
icht.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Das müssen Sie genauer lesen!)


ie SPD-Bundestagsfraktion will in ihrem Antrag zu-
em Überlegungen aus der vom Bundestag eingesetzten
nquete-Kommission „Internet und digitale Gesell-
chaft“ aufgreifen. Derzeit erfolgen die entscheidenden
iskussionen in der Projektgruppe Netzneutralität. Es ist

innvoll und unterstreicht die Bedeutung der Enquete-
ommission, wenn wir diese Diskussion auch hier im
lenum berücksichtigen.


(Beifall des Abg. Jimmy Schulz [FDP])


Die SPD will eine gesetzliche Regelung, die deutlich
ber das hinausgeht, was die Bundesregierung in ihrem
esetzentwurf zur Novellierung des Telekommunika-
onsgesetzes vorgelegt hat. Im Gesetzestext wird selbst
as Wort „Netzneutralität“ nicht ein Mal erwähnt. Das
uss man erst einmal hinbekommen. Frau Kollegin
chön, wenn Sie von einem „Feuerlöscher“ sprechen,
ann hat der, so wie Sie ihn geschildert haben, wohl eher
ie Größe eines Fingerhutes, und das reicht uns eben
icht.


(Jimmy Schulz [FDP]: Das ist technische Innovation! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein digitaler Feuerlöscher!)


dieser Woche hat sogar die von der Bundesregierung
ingesetzte Expertenkommission „Forschung und Inno-
ation“ den Referentenentwurf als unzureichend kriti-
iert. Sie vermisst sowohl eine Definition von Netzneu-
alität als auch konkrete Aussagen darüber, wie diese
esichert werden soll.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)


Die im Internet nachgefragten Anwendungen und Da-
nraten werden weiter drastisch steigen. Neue IP-Netze
ieten heute den Netzbetreibern neue Möglichkeiten,
achfrage und knappe Kapazitäten intelligent zu mana-
en. Insofern können Netzwerkmanagement und gesi-
herte Transportklassen im Interesse der Verbraucherin-
en und Verbraucher sein, aber eben nur dann, wenn es
m das Ziel geht, die Stabilität der Netze zu sichern und
afür zu sorgen, dass zeitkritische Dienste in der erfor-
erlichen Qualität beim User ankommen.

Das darf aber nicht dazu führen, dass das Best-Effort-
ternet, wie wir es kennen, zurückgedrängt wird. Des-

en Kapazität muss auch in Zukunft wachsen, und es
arf nicht von priorisierten Diensten abgelöst werden.
eshalb sind klare gesetzliche Vorgaben notwendig.
etzneutralität darf nicht nur als Fußnote der Internet-
ommunikation verstanden werden.





Martin Dörmann


(A) )


)(B)

Aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion sollten daher
im Telekommunikationsgesetz insbesondere folgende
sechs Punkte berücksichtigt werden:

Erstens. Wir wollen, dass Netzneutralität als eines der
Regulierungsziele im TKG aufgenommen wird.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Zweitens. Wir brauchen ein ausdrückliches Diskrimi-
nierungsverbot für den Datentransport im Internet. Das
Verlangsamen, Benachteiligen oder Blockieren von In-
halten, Diensten oder Diensteanbietern muss verhindert
werden. Auch darf es eine Inhaltekontrolle durch Netz-
betreiber nicht geben.

Drittens. Den Netzbetreibern müssen eindeutige In-
formations- und Transparenzverpflichtungen auferlegt
werden, und zwar sowohl gegenüber dem Endkunden als
auch gegenüber den Diensteanbietern und der Bundes-
netzagentur. Wesentliche Maßnahmen des Netzwerk-
managements, Transportklassen und andere Eingriffe in
die Datenübertragung müssen offengelegt werden.

Viertens. Die Bundesnetzagentur ist zu beauftragen,
die Einhaltung der Netzneutralität zu sichern. Hierfür
sind ihr ausreichende Kontroll- und Sanktionsinstru-
mente an die Hand zu geben, um Verstößen effektiv ent-
gegenwirken zu können.

Fünftens. Die Bundesnetzagentur ist zu ermächtigen,
angemessene Mindestqualitätsstandards für die Durch-
leitung von Datenpaketen festzulegen. Es geht darum,
die Best-Effort-Qualität im Internet zu sichern, Dienste-
anbieter und Endkunden zu schützen und einen fairen
Wettbewerb zu gewährleisten.

Sechstens. Kunden sollte ein Sonderkündigungsrecht
eingeräumt werden, falls ihr Anbieter festzulegende
Mindeststandards nicht einhält oder nachhaltig gegen die
Netzneutralität verstößt. Das würde dem Nutzer und
dem Wettbewerb entscheidende Vorteile bringen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Netzneutralität ist
die eine Seite der Teilhabe an unserer Informationsge-
sellschaft. Damit alle Menschen die Möglichkeit haben,
das Internet zu nutzen, brauchen wir darüber hinaus ei-
nen konsequenten Ausbau der Breitbandnetze, gerade
auch in eher ländlichen Räumen. Es gibt immer noch zu
viele Menschen, die keinen leistungsfähigen Internetzu-
gang haben. Deshalb muss die flächendeckende Versor-
gung mit Breitbandinternet entschiedener als bisher vo-
rangetrieben werden.


(Beifall bei der SPD)


Auch hier tut die Bundesregierung einfach viel zu we-
nig und wird ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht.
Ihr Wirken kann man also in gewisser Weise als „netz-
neutral“ bezeichnen. In diesem Zusammenhang ist das
allerdings kein Ruhmesblatt. Auch diese Debatte, so
denke ich, werden wir in diesem Hause demnächst inten-
siv führen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Das Wort hat die Kollegin Bögel für die FDP-Frak on. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen nd Herren! „Freie Fahrt für freie Bürger“, so die Fordeng vor Jahren in diesem Hohen Hause. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, FDP und ADAC, daran können wir uns erinnern!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709412700

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Claudia Bögel (FDP):
Rede ID: ID1709412800

reilich war es ganz anders gemeint als heute. Dennoch:
enn wir von Infrastruktur reden, so dürfen wir keines-
lls nur an Straßen denken, sondern wir sollten insbe-

ondere die Datenautobahnen im World Wide Web be-
achten. Für immer mehr Bürgerinnen und Bürger sind
iese eine nicht mehr wegzudenkende Teilhabe am ge-
ellschaftlichen Leben und am weltweiten Wissensstand
nserer Zeit. Dies gilt es zu beachten.


(Beifall bei der FDP)


Das Internet ist zu einem globalen Marktplatz für im-
er neue innovative Dienstleistungen zum Nutzen von
nternehmen und Verbrauchern geworden. Fast
Milliarden Menschen nutzen diesen Weg. Meine Frak-
on wird alles dafür tun, um diese Freiheits- und Markt-
nktionen des Internets zu erhalten.


(Beifall bei der FDP – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selbst einem Grünen-Antrag zustimmen!)


Das Netz hat sich seit seiner Entstehung gravierend
ewandelt. Es dient heute nicht mehr allein zur Recher-
he wichtiger Informationen, sondern bietet Unterhal-
ng und den elektronischen Diensten eine Übermitt-
ngsbasis. Durch kostenlose Angebote wie YouTube,
ideotelefonie und Google werden die Datenautobahnen
mer stärker beansprucht. Aber auch neue kommer-

ielle Angebote wie das Cloud Computing oder Skypen
rfordern Transportkapazitäten, die – wen wundert es? –

mer knapper werden. Geplagte Smartphone User wis-
en, wovon ich rede.

Erste Priorität sollte sein, Transportkapazitäten zu er-
öhen. Dazu wird die Bundesregierung ihre erfolgreiche
reitbandinitiative weiterführen, bis auch der letzte
eiße Fleck auf der Landkarte der Bundesrepublik ver-

chwunden ist.

Die Novelle zum TKG setzt noch in diesem Jahr die
ahmenbedingungen für die nächste Generation hoch-
istungsfähiger Datenautobahnen, die nicht nur mit ei-
em 2-PS-Trecker, sondern mit einem hochkarätigen
portcoupé genutzt werden können. Unser Ziel ist es, in
rei Jahren drei Viertel der Bevölkerung mit einer Band-
reite von mindestens 50 MBit zu versorgen und bereits
ier Jahre später die flächendeckende Vollversorgung
it dem Hochgeschwindigkeitsinternet sicherzustellen.


(Martin Dörmann [SPD]: Die Ziele sollte man aber auch verwirklichen!)






Claudia Bögel


(A) )


)(B)

Ich bin mir sicher, lieber Kollege Dörmann: Wir werden
dieses Ziel erreichen,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


und zwar effektiv und kostengünstig;


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Marktwirtschaftler begeistern sich für Fünfjahrespläne!)


denn, lieber Kollege, wir werden auf den Wettbewerb al-
ler verfügbaren Technologien setzen, flankiert durch
eine investitionsfreundliche Regulierung. Auch im Fall
von Engpässen im Netz ist und bleibt Wettbewerb das
effektivste Mittel, um diskriminierende Eingriffe in den
Datentransport abzuwenden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie im Mobilfunk, so ist auch im Internet die Netz-
qualität der entscheidende Marktvorteil. Bevor wir also
schillernde Begriffe wie den der Netzneutralität in Ge-
setzesform gießen, halte ich es für zielführender, über
die Vorgabe bestimmter Mindestqualitäten für den Da-
tentransport zu diskutieren. Netzneutralität darf nämlich
nicht zu sozialistischer Gleichmacherei verkommen.


(Beifall bei der FDP – Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Für demokratischen Sozialismus war und ist die Linke zuständig!)


Ist der Kunde bereit, für qualitätsgesicherte Dienste
wie zum Beispiel Skypen oder Cloud Computing zu zah-
len – so stellt es sich doch heute schon dar –, dürfen sol-
che Geschäftsmodelle nicht mit dem Dogma der Netz-
neutralität verhindert werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709412900

Kollegin Bögel, ich weiß, drei Minuten sind eine

kurze Zeit. Aber Sie haben sie schon überschritten.


Claudia Bögel (FDP):
Rede ID: ID1709413000

Ich bin gleich fertig. Einen Augenblick.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709413100

Das müssen Sie dann mit dem Kollegen Schulz klä-

ren.


Claudia Bögel (FDP):
Rede ID: ID1709413200

Gerade für viele mittelständische Unternehmen kön-

nen diese Angebote hochattraktiv sein. Hier darf nicht
vorbeugend reguliert werden, sondern hier muss Offen-
heit bestehen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Danke
schön.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709413300

Das Wort hat die Kollegin Wawzyniak für die Frak-

tion die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Die Frage der Netzneutralität gehört zu den ichtigsten Herausforderungen der aktuellen Netzpolik. Für die Linke ist klar: Wir wollen die Netzneutralität auerhaft sichern. Wie dies geschehen kann, haben wir unserem Antrag beschrieben. Wir begrüßen es, dass anders als die Regierungskoalition – auch die Grünen ie Netzneutralität sichern wollen. Herr Dörmann, wenn nen nicht ausreicht, was wir machen, empfehle ich Ih en: Lassen Sie es uns machen wie in Schleswig-Holtein. Dort gibt es einen Antrag von Rot-Rot-Grün Netzneutralität in Europa sichern“. ie Regierung setzt auf die Kräfte des Marktes. Diese trategie ist gescheitert. Der Gesetzgeber muss endlich andeln. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Dr. Peter Tauber [CDU/CSU]: Wo ist sie gescheitert?)

Halina Wawzyniak (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709413400

(Beifall bei der LINKEN)


Worüber reden wir hier? Das Internet, wie wir es bis-
er kennen, verdankt seinen Erfolg unter anderem der
atsache, dass es einen gleichberechtigten und diskrimi-
ierungsfreien Datenverkehr gibt, unabhängig vom In-
alt oder dem verwendeten Dienst. Bisher ist es völlig
gal, ob ein Nutzer Videos bei YouTube anschauen oder
otos an seine Verwandten verschicken wollte. Der Zu-
ang und die Qualität waren für alle Nutzerinnen und
utzer gleich. Auf der anderen Seite konnten die Anbie-
r neuer Dienste davon ausgehen, dass die Nutzer ihre
ngebote in gleichem Maße nutzen konnten wie existie-
nde Dienste. Dies ist möglich, weil die Netzbetreiber

elbst seit einigen Jahren sogenannte Netzmanagement-
aßnahmen ergreifen. So ist es zum Beispiel für ein

törungsfreies Internettelefonat notwendig, dass die Da-
npakete zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihen-
lge bei den Teilnehmern ankommen.

Das soll auch so bleiben. Wir lehnen eine rein tech-
isch bedingte Priorisierung von Datenpaketen nicht ab.
ir sagen: Eine rein technisch bedingte Priorisierung ist
öglich und in engen Grenzen sinnvoll, aber eine Priori-

ierung als Geschäftsmodell zur Profitsteigerung der
etzbetreiber, wie in jüngster Zeit offen gefordert, leh-
en wir ab. Hierbei geht es allein um den schlichten Ver-
uch, die eigenen Profite zu maximieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Dabei hat doch in den letzten Jahren der Ausbau der
etzinfrastruktur mit den technischen Entwicklungen
ei Diensten und Inhalten Schritt gehalten. Warum das
icht mehr gehen soll, konnte bisher kein Netzbetreiber
usreichend erklären. Trotz mehrmaliger Nachfrage
onnten bis heute auch keine Zahlen vorgelegt werden,
ie zeigen, dass das Internet demnächst tatsächlich aus
llen Nähten platzt. Hier wird aus reiner Profitgier der
eufel an die Wand gemalt. Doch wir bezweifeln, dass
s diesen Teufel überhaupt gibt.


(Beifall bei der LINKEN – Claudia Bögel [FDP]: Unfassbar!)






Halina Wawzyniak


(A) )


)(B)

Der Ausweg, den die Netzbetreiber anbieten, um aus
dem vermeintlichen Dilemma herauszukommen, ist ein
massiver Ausbau der Netzinfrastruktur mit Kosten in
Milliardenhöhe. Dies wollen sie freilich nicht selbst fi-
nanzieren; im Gegenteil, sie wollen doppelt kassieren.
Das notwendige Geld wollen sie sich bei den Endkunden
und Inhalteanbietern holen. Die Endkunden, also Sie und
ich, sollen extra zahlen, wenn sie ruckelfreies Online-
fernsehen oder die Möglichkeit des Videotelefonierens
nutzen wollen,


(Jimmy Schulz [FDP]: Mehr Leistung kostet mehr Geld!)


und die Anbieter sollen dafür zahlen, dass ihre Inhalte
schneller beim Kunden ankommen. Das Ganze wird
dann unter dem Begriff „Qualitätsklassen“ schmackhaft
gemacht. Dahinter versteckt sich allerdings die Abkehr
vom Prinzip eines gleichberechtigten und diskriminie-
rungsfreien Datenverkehrs, und das ist am Ende nichts
anderes als der Anfang vom Ende des freien Internets.


(Beifall bei der LINKEN)


Bestimmte, von den Netzbetreibern definierte Dienste
und Anwendungen sollen priorisiert, andere hingegen
behindert und blockiert werden. Zukünftig entscheiden
also Telekom, Vodafone und Co., welche Inhalte im Netz
schnell und in guter Qualität genutzt werden können und
welche nicht. Die Folge ist ein Basisinternet für alle und
ein Premiuminternet für die, die es sich leisten können.
Das ist mit uns nicht zu machen,


(Beifall bei der LINKEN)


auch deshalb nicht, weil beispielsweise NGOs, die für
die Verbreitung ihrer Arbeit auf Internetvideos setzen,
gar nicht in der Lage sind, Geld dafür zu bezahlen, dass
ihre Videos ins Netz gelangen.

Wir wollen die Festschreibung der Netzneutralität an-
hand klarer Kriterien. Dies haben wir in unserem Antrag
formuliert. Dafür bitten wir um Ihre Zustimmung. Wenn
das Sozialismus ist, dann ist es Sozialismus, aber es
schadet ja nichts.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709413500

Das Wort hat der Kollege Dr. Tauber für die Unions-

fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Peter Tauber (CDU):
Rede ID: ID1709413600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Den Antrag der Linkspartei habe ich jetzt verstanden.
Immer, wenn es um Revolution geht, packen Sie Ihre
Klassenkampfrhetorik aus, blenden die Wirklichkeit aus
– das haben Sozialisten schon immer gemacht – und er-
klären uns, wie die Welt aus Ihrer Sicht sein sollte.

Sie haben nur an einem einzigen Punkt recht: In der
Tat reden wir über eine Revolution. Damit meine ich
nicht die Ereignisse in Nordafrika. Wir erleben eine Re-
volution, die man wahrscheinlich nur mit der Erfindung
des Buchdrucks vergleichen kann. Das Internet eröffnet

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(C (D icht nur der Wirtschaft, wie Sie, lieber Herr von Notz, nterstellen, sondern allen Menschen neue Möglichkein in der Bildung, der gesellschaftlichen Teilhabe und artizipation. Es bietet neue Perspektiven für Innovatioen, für die Wissenschaft und letztendlich auch im Beich der Unterhaltung, so trivial das klingen mag. Auch deshalb hat der Deutsche Bundestag auf Initiave der CDU/CSU-Fraktion die Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft“ ins Leben gerufen. s soll darüber geredet werden, welche Chancen und erspektiven das Internet für unsere Gesellschaft und für nser Land bietet. Es ist schön, zu wissen, dass zuminest der demokratische Teil dieses Hohen Hauses in dieer Sache einer Meinung ist. Jetzt geht es um die Frage: Welches Ziel hat Netzpolik? Das Ziel ist es, Chancen und Möglichkeiten in den lick zu nehmen, ohne die Risiken auszublenden. Was ir nicht machen dürfen – da waren wir uns in der Enuete eigentlich einig –, ist, so stark auf die Risiken zu kussieren, dass die Chancen aus dem Blick geraten. h habe ein bisschen den Eindruck, dass wir gerade da ei sind, das in der Debatte über die Netzneutralität zu n. Denn es ist ein Wesensmerkmal des Internets, dass s für die Bürgerinnen und Bürger, für gesellschaftliche ruppen und Organisationen, für die Wissenschaft und atürlich für Unternehmen der Wirtschaft, aber auch für en Staat neue positive Möglichkeiten eröffnet. Einige abe ich genannt. Man kann die Liste beliebig fortfühn. Open Data, E-Government und Medienkompetenz ind weitere Stichworte. Für uns als Union ist klar: Wir halten das Internet für inen Segen für eine moderne, pluralistische und demoratische Gesellschaft. Wir sind auch der Auffassung: etzneutralität ist eine der wesentlichen Voraussetzunen dafür, dass wir diesen Segen weiter nutzen können. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na also! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Los geht’s!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zurzeit ist es beliebt, den Wissenschaftlichen Dienst
u zitieren.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber mit Fußnoten!)


uch ich will dies tun:

Der Begriff Netzneutralität bezeichnet die neutrale
Übermittlung von Daten im Internet, das bedeutet
eine gleichberechtigte Übertragung aller Datenpa-
kete unabhängig davon, woher diese stammen, wel-
chen Inhalt sie haben oder welche Anwendungen
die Pakete generieren. Dies galt

man möchte hinzufügen: gilt –

bislang als essentielle Eigenheit des weltweiten
Netzes.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zitat Ende! Vorbildlich zitiert!)






Dr. Peter Tauber


(A) )


)(B)

Jetzt fordern Sie, das noch stärker zu regulieren, in-
dem wir ein entsprechendes Gesetz auf den Weg brin-
gen. Auch diese Diskussion ist nicht neu. Auch die De-
batte darüber, was man unter diese Definition fassen
soll, ist nicht neu. Wir führen sie an anderer Stelle – Herr
Dörmann hat darauf hingewiesen – zurzeit sehr intensiv.

Doch aus der Frage, was getan werden kann und
muss, um Netzneutralität für die Zukunft zu gewährleis-
ten, muss man zunächst einmal die Frage ableiten, ob
diese überhaupt gefährdet ist. Ich bin der Kollegin Schön
sehr dankbar, dass sie deutlich gemacht hat, dass das
derzeit nicht der Fall ist. Deswegen stellt sich die Frage,
ob es nicht nur eine leere Worthülse ist, wenn die Kolle-
gin von der Linksfraktion sagt, Netzneutralität sei ge-
scheitert.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Zuhören, bitte!)


Auch wenn wir über die konkreten Fälle reden, sagt
uns der Chef der Bundesnetzagentur dazu: Wir haben bis
jetzt in Deutschland einen Fall, bei dem wir weit gefasst
über eine Verletzung der Netzneutralität reden.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Die Aufhebung wird gefordert!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709413700

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen von Notz?


Dr. Peter Tauber (CDU):
Rede ID: ID1709413800

Beim Kollegen von Notz sehr gerne.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709413900

Bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank, Herr Kollege Tauber, dass wir am Frei-
tagmittag


(Jimmy Schulz [FDP]: Nachmittag!)


– Nachmittag, meinetwegen – hier etwas intensiver da-
rüber diskutieren können. Ich möchte Sie bezüglich des
Punktes, inwieweit man warten kann oder inwieweit Sie
bezweifeln, dass es drängend ist, fragen, ob Sie die gest-
rige Stellungnahme der von der Bundesregierung einge-
setzten Expertenkommission „Forschung und Innova-
tion“ kennen. Dieses Gremium hat einem Bericht
zufolge in seinem Jahresgutachten 2011 geschrieben:

Die Expertenkommission vermisst insbesondere
eine Definition von Netzneutralität und Aussagen
darüber, wie diese gesichert werden soll. Der beste-
hende Rechtsrahmen müsse daher präzisiert und
erweitert werden. Mit der Gefährdung der Netzneu-
tralität drohe sonst die Innovationskraft des Inter-
nets verloren zu gehen.

Das klingt doch nicht so, als könne man noch länger
warten, sondern als müsste man jetzt loslegen, oder se-
hen Sie das etwa anders?

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(C (D Lieber Herr Kollege, ich bin sehr dankbar für Ihre rage. Ich weiß nicht, ob alle Mitglieder des Expertents das Exposé des Wissenschaftlichen Dienstes kennen nd es gelesen haben. Ich habe es daher vorgelesen und rgänzt. Wir befinden uns in der Tat noch in einem Disussionsprozess – das wissen wir beide ganz besonders ut – darüber, was wir am Ende im Detail unter Netzneualität verstehen, wie weit wir das fassen und inwieweit er Breitbandausbau damit korreliert. Wir haben über apazitätsengpässe gestritten. Insofern, glaube ich, hilft s ein bisschen weiter, uns gemeinsam daran zu erinern, was der Chef der Bundesnetzagentur uns gesagt at. Er hat gesagt, dass die Instrumentarien, die er dereit hat – er hat nicht nur auf das TKG verwiesen, das erade in der Diskussion steht; er hat noch viel weiter usgeholt und am Ende Art. 5 Grundgesetz, das Wettbeerbsrecht und das Kartellrecht erwähnt –, ihm ausrei hen, um Netzneutralität in der Aufsicht und in der Reulierung in Deutschland zu gewährleisten. Von daher ist die Frage, wem man Glauben schenkt. h will das Thema nicht vom Tisch wischen – auf kei en Fall –, aber ich erinnere an das, was Matthias Kurth ns gesagt hat: Er hat die Instrumentarien und ist im weifel bereit, sie zu nutzen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Und wie lange?)

Dr. Peter Tauber (CDU):
Rede ID: ID1709414000

Da bin ich beim entscheidenden Punkt – das haben
ir uns auch im Koalitionsvertrag gemeinsam fest vor-
enommen –: Wir vertrauen darauf, dass der bestehende
ettbewerb und die neutrale Datenübermittlung im In-
rnet und in anderen Medien Netzneutralität sicherstel-
n. Wir werden die Entwicklung aber sorgfältig be-
bachten und nötigenfalls mit dem Ziel der Wahrung der
etzneutralität gegensteuern.

Ich will eines anmerken: Man könnte jetzt sagen, die
eren Ränge sind dem Desinteresse am Thema geschul-
et. Das wird nicht so sein. Es ist Freitag, und wir behan-
eln den letzten Tagesordnungspunkt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es hätten ja alle hier sein können! Wenn Ihre Kollegen wissen, dass Sie reden, hätten sie alle hier sein können! Es ist keiner entschuldigt!)


an könnte aber auch sagen: Vielleicht liegt es ein biss-
hen daran, dass wir zu diesem Thema an manchen Stel-
n eine Phantomdebatte führen. Ich sage auch: Man
ann ein bisschen den Eindruck haben, dass die Debatte
nter Umständen schizophrene Züge annimmt. Wir müs-
en aufpassen, dass wir nicht immer davon reden, dass
as Internet ein freier Raum ist, in dem sich der Staat
öglichst zurücknehmen soll, in dem wir wenig Regu-
erung brauchen, dass wir auf die Kräfte der Freiheit
etzen wollen, Menschen die Möglichkeit geben wollen,
as Internet für sich zu nutzen und zu entdecken, und
ass wir dann bei nächster Gelegenheit reflexartig sagen:
ber jetzt muss bitte der Staat regeln.


(Martin Dörmann [SPD]: Zur Sicherung der Freiheit!)






Dr. Peter Tauber


(A) )


)(B)

Das ist auch der Grund, warum ich ein Gegner des
Zugangserschwerungsgesetzes bin. Nur, ich glaube,
dann muss man konsequent sein.


(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Genau!)


Man muss erst einmal darauf vertrauen, dass die Freiheit
– in dem Falle, wenn wir über die ökonomische Kompo-
nente reden, ist Freiheit Wettbewerb – dies regelt, und
dafür Sorge tragen, dass der immanente Wesenskern des
Internets erhalten bleibt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube, das müssen wir logisch zu Ende denken. Es
kann doch nicht sein, dass wir an der einen Stelle da-
rüber reden, dass wir den Staat unbedingt brauchen und
dass der Staat wieder alle in den Arm nehmen und alle
schützen muss, und dass wir an der anderen Stelle sagen:
Das Internet ist ein Raum, in dem der Staat, wenn über-
haupt, höchstens als Partner der Bürgerinnen und Bürger
auftritt. – Das passt aus meiner Sicht nicht ganz zusam-
men. Darüber werden wir in nächster Zeit sicherlich
nicht nur in der Enquete-Kommission gemeinsam reden
müssen.

Ich habe ein bisschen die Sorge, dass wir eine Diskus-
sion führen, die sehr stark durch negative Argumente,
durch Angst, durch Misstrauen geprägt ist. Ich glaube
nicht, dass das gutgehen wird. Das merkt man auch deut-
lich an der Debatte um Kapazitätsengpässe, in der Sie
davon sprechen, sie seien künstlich herbeigeführt und
nur eine Strategie, um am Ende neue Geschäftsmodelle
zu entwickeln. Sie mögen wissen, wie das Internet funk-
tioniert. Wie Wirtschaft und Wettbewerb funktionieren,
wissen Sie offensichtlich nicht. Sonst würden Sie sich
nicht zu dieser These versteigen.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Wie ist das denn beim Urheberrecht gelaufen?)


Die Netzneutralität ist für uns als Union und für diese
christlich-liberale Koalition ein hohes Gut. Wir sehen sie
als Voraussetzung für Innovation und Teilhabe in unserer
Gesellschaft. Deswegen werden wir die notwendigen
Schritte tun, um Netzneutralität auf Dauer zu gewähr-
leisten. Wir machen das richtig und nicht mit Schaufens-
terpolitik.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Aydan Özoğuz [SPD]: Sie reden auch überall anders!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709414100

Das Wort hat der Kollege Schulz für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP – Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Wo ist das iPad? Was ist denn los? Heute „analog“? – Martin Dörmann [SPD]: Akku leer oder was? – Vereinzelt Heiterkeit)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten amen und Herren! Auch die Zuhörerinnen und Zuhörer n den Rundfunkgeräten sind uns herzlich willkommen! (Heiterkeit – Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)

Jimmy Schulz (FDP):
Rede ID: ID1709414200

Netzneutralität – worum geht es da? Das ist eigentlich
in ganz trockener Begriff. Noch vor einem Jahr wusste
aum einer, was er überhaupt bedeutet, was er für uns
lle bedeutet. Es geht um nicht weniger als um die Zu-
unft des freien Internets. Deswegen ist es auch richtig
nd wichtig, dass wir diese Debatte hier führen.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Tauber findet das aber nicht! Er hält das für eine Phantomdebatte!)


h halte es aber für falsch, zu regulieren und zu bevor-
unden. Wir stehen für Freiheit, für Transparenz, für
ettbewerb. Dadurch wird die Netzneutralität seit jeher

esichert und auch in Zukunft gesichert werden.


(Beifall bei der FDP)


Wir wollen dabei nicht aus den Augen verlieren, dass
ir sehr wohl achtsam sein müssen, dass die Netzneutra-
tät nicht verletzt wird. Dann wären auch wir bereit, zu
andeln. Aber die Diskussion und die Anhörung in der
nquete-Kommission haben sehr wohl gezeigt, dass im
oment keine Gefahr im Hinblick auf eine Verletzung

er Netzneutralität besteht, dass der Wettbewerb funktio-
iert. Deswegen führen wir momentan – der Kollege
auber hat es schon gesagt – möglicherweise wirklich
ine Art Scheindebatte.

Nichtsdestotrotz – das ist das Wichtige –: Die Projekt-
ruppe in der Enquete-Kommission arbeitet noch; darauf
at der Kollege Dörmann auch vollkommen zu Recht
ingewiesen. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass
ir diese Debatte gemeinsam zu Ende führen und da, wo

s Gemeinsamkeiten gibt, zu einem gemeinsamen Ver-
tändnis kommen. Mit Sicherheit wird es auch Unter-
chiede geben. Dann, wenn wir diese Gemeinsamkeiten
nden, sollten wir diese gemeinsam formulieren. Erst
anach sollten wir die Anträge in den Bundestag einbrin-
en und nicht schon vorher die Diskussion dadurch tor-
edieren,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


ass wir hier Anträge einbringen, bevor wir den Zwi-
chenbericht gemeinsam verfasst haben.


(Beifall bei der FDP – Martin Dörmann [SPD]: Nach der Debatte wird es schwer, eine gemeinsame Position zu finden, fürchte ich!)


Das glaube ich kaum.

Wir werden auf jeden Fall in der Diskussion über die
efinition des Begriffs weiterkommen. Das ist sehr
ichtig. Der Begriff wurde hier schon vielfach definiert,
eswegen brauche ich das nicht zu tun. Ich glaube, hier
ind wir uns weitgehend einig.





Jimmy Schulz


(A) (C)



(D)(B)


Wir sind uns aber nicht über die Wege einig, wie wir
dahin kommen. Das gilt insbesondere, weil die Linken
hier ein „Sozialismus-Internet“ fordern. Entschuldigung,
aber das haben wir auf der Welt schon, nämlich in China.
Das will keiner von uns. Tut mir leid. Darin sind wir alle
hier uns doch einig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Peter Tauber [CDU/ CSU]: Hört! Hört! – Widerspruch bei der LINKEN)


Ich glaube, wir können diese Diskussion in der
Enquete-Kommission und in der Projektgruppe „Netz-
neutralität“ gemeinsam fortführen, den Begriff definie-
ren, Unterschiede herausarbeiten und Gemeinsamkeiten
finden. Das werden wir auch tun. Danach werden wir ge-
meinsam über mögliche Folgen bzw. Konsequenzen da-
raus diskutieren, aber nicht heute. Ich glaube, deswegen
brauchen wir diese Diskussion hier heute auch nicht wei-
terzuführen.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Wir haben auch gar keine Zeit mehr! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sobald Sie aufhören, ist sie zu Ende!)


– Deswegen ist sie jetzt auch zu Ende. Wo ist hier ei-
gentlich der Lichtschalter?


(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause)


Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Wochenende.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Martin Dörmann [SPD]: Der letzte Satz war der beste!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709414300

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 17/3688 und 17/4843 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 16. März 2011, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.