Protokoll:
17091

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 91

  • date_rangeDatum: 11. Februar 2011

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:04 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/91 Zusatztagesordnungspunkt 9: Vereinbarte Debatte: zur Lage von SGB- Leistungsempfängern und ihrer Kinder . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuela Schwesig, Ministerin (Mecklenburg- Vorpommern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt (Aachen) (SPD) . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung des Anlegerschutzes und Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarkts (Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz) (Drucksachen 17/3628, 17/3803, 17/4710, 17/4739) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10246 B 10246 B 10248 A 10248 D 10250 C 10252 B 10253 A 10253 D 10267 A 10268 A 10269 A 10269 C 10273 A Deutscher B Stenografisch 91. Sitz Berlin, Freitag, den 1 I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 8: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungs- ausschuss) zu dem Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetz- buch (Drucksachen 17/3404, 17/3958, 17/3982, 17/4032, 17/4058, 17/4095, 17/4303, 17/4304, 17/4719) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M S B P 10245 A 10245 D 10246 A 10270 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10255 D undestag er Bericht ung 1. Februar 2011 t : ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . igmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . irgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . eter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10257 C 10258 B 10259 B 10259 D 10261 A 10263 A 10263 D 10265 A 10265 C 10266 A 10266 B in Verbindung mit II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 Zusatztagesordnungspunkt 10: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wert- papiererwerbs- und Übernahmegesetzes (Drucksachen 17/3481, 17/4710, 17/4739) b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Carsten Sieling, Manfred Zöllmer, Elvira Drobinski-Weiß, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD: Gesamtkonzept zur Stärkung des Verbraucherschutzes bei Finanz- dienstleistungen vorlegen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Lötzer, Sahra Wagenknecht, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Beschäftigtenrechte bei Übernah- men und Fusionen stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Dr. Gerhard Schick, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verbraucherschutz auf Finanzmärkten nachholen (Drucksachen 17/2136, 17/3540, 17/3210, 17/4710, 17/4739) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Mathias Middelberg (CDU/CSU) . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dr. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Bärbel Höhn, Hans- Josef Fell, Ingrid Nestle, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Klimaverträgliche Energien für Europa – Erneuerbar, effizient, sicher (Drucksache 17/4687) . . . . . . . . . . . . . . . . . . B J U H E D R M D H D T T a b W A D K 10273 B 10273 B 10273 D 10275 B 10277 B 10278 C 10279 C 10282 A 10283 C 10284 D 10286 A 10286 B 10286 D 10288 A 10289 C 10290 D 10293 D ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . r. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . olf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . homas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 24: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien zu der Unterrichtung: Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozial- ausschuss und den Ausschuss der Regionen Chancen und Herausforde- rungen der Digitalisierung für das euro- päische Kino KOM(2010) 487 endg.; Ratsdok. 14119/10 hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Ab- satz 2 des Grundgesetzes (Drucksachen 17/3608 Nr. A.39, 17/4467) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien zu dem Antrag der Abgeordneten Angelika Krüger-Leißner, Martin Dörmann, Siegmund Ehrmann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der SPD: Für eine Kinodigitalisierung, die den Erhalt unserer Kinolandschaft sichert (Drucksachen 17/1156, 17/4718) . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . ngelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . r. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . atrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 10294 A 10295 C 10296 C 10298 B 10300 C 10302 A 10303 A 10304 B 10306 A 10307 D 10309 A 10310 B 10311 B 10312 B 10313 A 10314 A 10316 C 10316 C 10317 A 10318 B 10320 B 10321 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 III Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 90 Abs. 1 GO in Verbin- dung mit § 10 Abs. 2 der Geschäftsordnung 10322 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Abgeordneten Hilde Mattheis, Gabriele Hiller-Ohm, Anette Kramme, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vorbereitung des 4. Armuts- und Reich- tumsberichts der Bundesregierung in der 17. Wahlperiode – Armuts- und Reich- tumsberichterstattung weiterentwickeln (Drucksache 17/4552) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von den Abgeordneten Nicole Gohlke, Jan van Aken, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Bundesausbil- dungsförderungsgesetzes (Drucksache 17/4662) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Thomas Oppermann (SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Vermittlungsaus- schusses zu dem Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (Zu- satztagesordnungspunkt 8) . . . . . . . . . . . . . . . d D s s R u s A E T m S ru m s A E (B m F s V ta b A Z d R d tu g U D D G H D K M A A 10323 B 10324 B 10325 A 10326 C 10326 D 10327 A 10328 A 10330 A 10331 B 10332 B 10333 D 10335 A 10335 C es Vermittlungsausschusses der Fraktion IE LINKE zur Abstimmung über die Be- chlussempfehlung des Vermittlungsaus- chusses zu dem Gesetz zur Ermittlung von egelbedarfen und zur Änderung des Zweiten nd Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (Zu- atztagesordnungspunkt 8) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten homas Dörflinger (CDU/CSU) zur Abstim- ung über den Entwurf eines Gesetzes zur tärkung des Anlegerschutzes und Verbesse- ng der Funktionsfähigkeit des Kapital- arkts (Anlegerschutz- und Funktionsverbes- erungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 22) . . . nlage 5 rklärung der Abgeordneten Katja Keul ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- ung über den Entschließungsantrag der raktion DIE LINKE zum Entwurf eines Ge- etzes zur Stärkung des Anlegerschutzes und erbesserung der Funktionsfähigkeit des Kapi- lmarkts (Anlegerschutz- und Funktionsver- esserungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 22) . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Vorbereitung des 4. Armuts- und eichtumsberichts der Bundesregierung in er 17. Wahlperiode – Armuts- und Reich- msberichterstattung weiterentwickeln (Ta- esordnungspunkt 25) lrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . r. Peter Tauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Carsten Linnemann (CDU/CSU) . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10337 A 10337 D 10338 B 10338 B 10339 C 10340 D 10341 B 10342 B 10343 C 10344 C 10345 B 10346 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 10245 (A) ) )(B) 91. Sitz Berlin, Freitag, den 1 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 10335 (A) ) )(B) Philipp, Beatrix CDU/CSU 11.02.2011 chen Bedingungen begleiten. Bundesregierung offen dafür, einen Mindestlohn auf ta- rifvertraglicher Grundlage zu etablieren. Sie wird daher entsprechende Bemühungen der zuständigen Tarifver- tragsparteien auf der Grundlage der bestehenden rechtli- Nink, Manfred SPD 11.02.2011 Paula, Heinz SPD 11.02.2011 Anlage 1 Liste der entschuldigte A ß 9 g g n s d te B d b e d m n Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 11.02.2011 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.02.2011 Bülow, Marco SPD 11.02.2011 Burchardt, Ulla SPD 11.02.2011 Freitag, Dagmar SPD 11.02.2011 Friedhoff, Paul K. FDP 11.02.2011 Frieser, Michael CDU/CSU 11.02.2011 Gerster, Martin SPD 11.02.2011 Gottschalck, Ulrike SPD 11.02.2011 Dr. Freiherr zu Guttenberg, Karl-Theodor CDU/CSU 11.02.2011 Herlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.02.2011 Kaczmarek, Oliver SPD 11.02.2011 Dr. Knopek, Lutz FDP 11.02.2011 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 11.02.2011 Leidig, Sabine DIE LINKE 11.02.2011 Lenkert, Ralph DIE LINKE 11.02.2011 Lindner, Christian FDP 11.02.2011 Lutze, Thomas DIE LINKE 11.02.2011 Maurer, Ulrich DIE LINKE 11.02.2011 Möhring, Cornelia DIE LINKE 11.02.2011 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.02.2011 Nietan, Dietmar SPD 11.02.2011 S S S S S S U D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Thomas Oppermann (SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Ände- rung des Zweiten und Zwölften Buches Sozial- gesetzbuch (Zusatztagesordnungspunkt 8) Als Berichterstatter des Bundestages zu den abschlie- enden Verhandlungen des Vermittlungsausschusses am . Februar 2011 mache ich darauf aufmerksam, dass fol- ende Protokollerklärungen von Bund und Ländern ab- egeben wurden. Diese Protokollerklärungen gebe ich achfolgend zur Kenntnis: Die Bundesregierung würde die Möglichkeit der Er- treckung eines Mindestlohntarifvertrags in der Branche er Aus- und Weiterbildung nach dem Zweiten und Drit- n Buch Sozialgesetzbuch – Weiterbildung – und der ranche Sicherheitsdienstleistungen unterstützen, sofern ie gesetzlichen Mindestvoraussetzungen nach dem Ar- eitnehmer-Entsendegesetz vorliegen. Voraussetzung für ine Erstreckung eines Mindestlohntarifvertrages ist in iesen Verfahren auch bei Erneuerungen eine Einstim- igkeit im Tarifausschuss. Für den Erlass einer Verord- ung ist das Einvernehmen des Kabinetts erforderlich. In der Branche Sicherheitsdienstleistungen ist die cheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.02.2011 chlecht, Michael DIE LINKE 11.02.2011 cholz, Olaf SPD 11.02.2011 chwanitz, Rolf SPD 11.02.2011 enger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 11.02.2011 üßmair, Alexander DIE LINKE 11.02.2011 lrich, Alexander DIE LINKE 11.02.2011 r. Westerwelle, Guido FDP 11.02.2011 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 10336 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 (A) ) )(B) Im Falle eines neuen Verfahrens auf Allgemeinver- bindlicherklärung eines Mindestlohntarifvertrages nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz in der Branche Wei- terbildung wird die Bundesregierung die maßgeblichen Verhältnisse erneut eingehend prüfen und dabei insbe- sondere ermitteln, ob sich aufgrund eingetretener Erhö- hung der Tarifbindung auf Arbeitgeberseite und der Bandbreite der vertretenen Arbeitgeber eine gegenüber Oktober 2010 geänderte Sachlage ergeben hat. Sollte dies nicht der Fall sein, vereinbaren Bund und Länder folgende Änderung des Arbeitnehmer-Entsende- gesetzes: Für die Branche der Aus- und Weiterbildung SGB II/ III, Weiterbildungsbranche, kann der Mindestlohn durch eine Kommission vorgeschlagen werden. Diese setzt sich zusammen aus der gleichen Anzahl von Vertretern der in der Branche tätigen Gewerkschaften und Arbeit- geberverbände sowie aus je zwei Dienstgeber- und Dienstnehmervertretern Arbeitsrechtlicher Kommissio- nen der in dieser Branche tätigen kirchlichen Träger. Die Kommission wird von einem nicht stimmberechtigten Beauftragten des Bundesministeriums für Arbeit und So- ziales geleitet. Eine Empfehlung kommt zustande, wenn auf allen Bänken, Gruppe der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerver- treter, Gruppe der Dienstgeber- und Dienstnehmervertre- ter, Gruppe der Arbeit- und Dienstnehmervertreter, Gruppe der Arbeit- und Dienstgebervertreter, mindes- tens eine Dreiviertelmehrheit der Stimmen erzielt wird. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales kann die Empfehlung durch Rechtsverordnung auf alle Ar- beitgeber und Dienstgeber in der Weiterbildungsbranche entsprechend dem für das Arbeitnehmer-Entsendegesetz im Übrigen vorgesehenen Verfahren erstrecken. Es hat neben den Zielen des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes Sicherstellung der Qualität der Dienstleistungen in der Weiterbildungsbranche sowie die in § 1 SGB II und § 1 SGB III hierzu formulierten Ziele zu beachten. Begrenzung der Tariföffnungsklausel durch eine Re- ferenzregelung für Verleihzeiten – zugleich Mindestlohn für verleihfreie Zeiten. Im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz wird vor- gesehen, dass das Bundesministerium für Arbeit und So- ziales aufgrund eines gemeinsamen Vorschlags von Tarifvertragsparteien der Arbeitnehmerüberlassung, vor- schlagsberechtigte Organisationen, durch Rechtsverord- nung bestimmen kann, bis zu welchem Mindeststunden- entgelt zum Nachteil des Leiharbeitnehmers durch Tarifvertrag oder aufgrund eines Tarifvertrages vom Equal-Pay-Grundsatz abgewichen werden kann – soge- nannte Referenzregelung. Wird in diesen Fällen von der Referenzregelung abgewichen, hat der Leiharbeitnehmer Anspruch auf das Arbeitsentgelt, das einem vergleichba- ren Stammarbeitnehmer zustehen würde. Dem Verordnungsgeber werden Kriterien für die Ent- scheidung vorgegeben. Dies sind: die Repräsentativität der vorschlagenden Organisationen, die Berücksichti- gung der bestehenden bundesweiten Tarifverträge in der Arbeitnehmerüberlassung und die Geeignetheit des Vor- s ru re h s m V d d d A d K d s s w n b le in g m u s s k F a d z m d m w V K d d a e s B b c m e (C (D chlags, die finanzielle Stabilität der sozialen Siche- ngssysteme zu fördern. Beim Vorliegen mehrerer Vorschläge wird ein Verfah- n in Anlehnung an § 7 Abs. 2 und 3 AEntG vorgese- en. Vor Erlass einer Rechtsverordnung wird der Tarifaus- chuss mit dem Vorschlag befasst. Der Tarifausschuss uss den Vorschlag befürworten. Für den Erlass der erordnung ist das Einvernehmen des Kabinetts erfor- erlich. Das von Tarifvertragsparteien vorgeschlagene Min- eststundenentgelt ist zugleich derjenige Betrag, auf den er Leiharbeitnehmer in verleihfreien Zeiten mindestens nspruch hat. Zur effektiven Kontrolle werden die Zollbehörden für en Bereich des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes mit ontrollbefugnissen und Sanktionsinstrumentarien nach em Vorbild des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes ausge- tattet. Die Tarifvertragsparteien sind aufgefordert, den Ein- atz von Zeitarbeit in den einzelnen Branchen verant- ortlich zu regeln und Missbräuche zulasten der Arbeit- ehmer wirksam zu bekämpfen. Hierbei soll besonders erücksichtigt werden, nach welcher angemessenen Ver- ihdauer „Equal Pay“ einsetzt. Sollten die Tarifpartner den diesjährigen Tarifrunden keine befriedigenden Er- ebnisse erzielen, wird die Bundesregierung eine Kom- ission einberufen. Aufgabe der Kommission wäre es, nter Wahrung der Tarifautonomie angemessene Vor- chläge für die Bundesregierung zu erarbeiten. In Ergänzung des Ergebnisses des Vermittlungsaus- chusses werden durch Bund und Länder folgende Er- lärungen zu Protokoll gegeben: Um zu einer baldigen Verbesserung der kommunalen inanzsituation beizutragen, ist der Bund bereit, Sozial- usgaben, die bisher von den Gemeinden getragen wur- en, zu übernehmen. Unter diesen Bedingungen wird der Bund die Finan- ierung der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbs- inderung in drei Schritten bis zum Jahr 2014 vollstän- ig übernehmen. Die vier Themenbereiche, die die Beratungen der Ge- eindefinanzreformkommission bestimmen, werden eitergeführt. Einigung in diesen Bereichen ist keine oraussetzung für die vorbezeichnete Entlastung der ommunen bei den Sozialausgaben. Unabhängig von anderen möglichen Änderungen bei er kommunalen Steuerfinanzierung wird die Entlastung er Kommunen bei den Sozialausgaben im Rahmen der bschließenden Sitzung der Gemeindefinanzkommission invernehmlich beschlossen. Zur Gegenfinanzierung der Übernahme der Grund- icherung im Alter und bei Erwerbsminderung durch den und wird die Bundesbeteiligung an den Kosten der Ar- eitsförderung der Bundesagentur für Arbeit im entspre- henden Umfang abgesenkt und in der letzten Stufe aximal dem Wert eines halben Mehrwertsteuerpunktes ntsprechen. Die Länder stellen dann diesbezüglich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 10337 (A) ) )(B) keine Forderungen an den entsprechenden Mehrwert- steuereinnahmen. Die Länder stimmen einer entsprechenden Änderung des § 363 Abs. 1 SGB III – Bundesbeteiligung an den Kosten der Arbeitsförderung – zu. Es besteht Einverneh- men zwischen Bund und Ländern, dass eine klarstel- lende Anpassung des § 1 Abs. 1 Satz 1 FAG zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt. Die Länder verzichten auf ihre Forderung einer Ver- änderung der Bundesbeteiligung an den Kosten der Un- terkunft im laufenden Vermittlungsverfahren zum 7. SGB-II-Änderungsgesetz. Ab 2012 beteiligt sich der Bund an den Ist-Kosten der Unterkunft mit durchschnittlich jährlichen 25,1 Prozent. Die bisherigen Ländersonderquoten können erhalten bleiben. Die gesetzliche Festlegung zur Abgeltung der Kosten für das Bildungs- und Teilhabepaket bleibt davon unberührt. Anlage 3 Erklärung nach § 90 Abs. 1 GO in Verbindung mit § 10 Abs. 2 der Geschäfts- ordnung des Vermittlungsausschusses der Frak- tion DIE LINKE zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Vermittlungsaus- schusses zu dem Gesetz zur Ermittlung von Re- gelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (Zusatz- tagesordnungspunkt 8) Die Bundesregierung hat den Auftrag zur Ermittlung eines menschenwürdigen Existenzminimums durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts nicht umgesetzt. Diesen skandalösen Misserfolg hat die zuständige Ministerin selbst provoziert. Von Anfang an zeigte Frau von der Leyen weder eine Bereitschaft, die Höhe des Re- gelsatzes verfassungskonform und sachgerecht umzuset- zen noch einen spezifischen Regelsatz für Kinder zu ent- wickeln. Schon frühzeitig chaotisierte sie die eigentliche Aufgabe der Neuermittlung des Regelsatzes mit Debat- ten zu „Bildungschipkarten“ und einem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket. Die Regierung hat sich systematisch aus ideologi- schen Gründen jeder Erhöhung der Regelsätze ver- weigert. SPD und Grüne haben sich zunehmend den Vorgaben der Regierung angepasst, ohne letztlich eine Einigung herbeiführen zu können. Die Hartz-IV-Parteien zeigen damit eine beispiellose Ignoranz gegenüber dem Bundesverfassungsgericht und seinem Urteil. Hier tut eine schnelle rechtliche Klärung not. Die Bundesregierung hat die Reform gegen die Wand gefahren und versucht nun, mit vergifteten Ködern die Zusammenstimmung für ein verfassungswidriges Gesetz zu mobilisieren. Die Kommunen sollen durch die Über- nahme der Kosten der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung finanziell entlastet werden. Das ist im Grundsatz zu begrüßen. Was sie aber nicht laut sagt: Die Wohltaten für die Kommunen sollen durch Kürzun- g D lo m w li d d v a s n F w g d n „ d c te g w g m v ti 2 d d c d d s w g n d s v d s A (C (D en bei der Bundesagentur für Arbeit finanziert werden. ies ist ein geradezu zynischer Vorschlag. Die Erwerbs- sen sollen mit Leistungskürzungen für die Zustim- ung zu der Hartz-IV-Reform bezahlen. Der von der Bundesregierung ermittelte Regelsatz ist eder sachgerecht noch genügt er den verfassungsrecht- chen Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts. Erstens hat die Bundesregierung entgegen dem Auftrag es Bundesverfassungsgerichts arme Haushalte nicht aus er Referenzgruppe herausgenommen. Vom Verbrauchs- erhalten auf Hartz-IV-Niveau lebender Haushalte wird uf das Existenzminimum geschlossen – ein Zirkel- chluss. Das Bundesverfassungsgericht schreibt in sei- em Urteil ausdrücklich, dass Zirkelschlüsse bei der estlegung der Regelsätze zu vermeiden sind. Zweitens urde ohne nachvollziehbare Begründung die Referenz- ruppe von den untersten 20 auf die untersten 15 Prozent er Haushalte reduziert, und drittens ist die Anerken- ung vieler Verbrauchsausgaben der Referenzgruppe als regelsatzrelevant“ verweigert worden. Im Klartext: Von en Verbrauchsausgaben der – ohnehin schon unzurei- hend definierten – Referenzgruppe wurde nur ein An- il von etwas mehr als 70 Prozent der Ausgaben als re- elsatzrelevant anerkannt. Bei den Regelsätzen für Kinder und Jugendliche fehlt eiterhin eine sachgerechte Ermittlung der eigenständi- en Bedarfe. Zum einen ist die Datengrundlage zur Er- ittlung eines altersspezifischen Regelbedarfs nach wie or zu gering. Zum anderen zeigt eine aktuelle Exper- se, die im Auftrag der Fraktion Die Linke im Dezember 010 zu den Ernährungskosten erstellt wurde – dieser ist er größte Einzelposten bei der Regelsatzbemessung –, ass eine gesunde Ernährung von Kindern und Jugendli- hen mit solchen Regelsätzen faktisch nicht möglich ist. Die Linke hat Berechnungen des Statistischen Bun- esamtes für einen verfassungskonformen Regelsatz in ie Verhandlungen eingebracht, die von der Regierung owie SPD und Grüne ignoriert wurden. Anschließend urde die Linke aus dem Vermittlungsverfahren ausge- renzt. Das Verfahren wurde so zu einer Farce, die kei- en demokratischen Maßstäben gerecht wird. Auch iese Fragen wird das Bundesverfassungsgericht zu ent- cheiden haben. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist eindeutig erfassungswidrig. Daher lehnt die Fraktion Die Linke en vorgelegten Gesetzentwurf in der Fassung der Be- chlussempfehlung des Vermittlungsausschusses ab. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Thomas Dörflinger (CDU/ CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung des Anlegerschutzes und Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Kapi- 10338 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 (A) ) )(B) talmarkts (Anlegerschutz- und Funktionsver- besserungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 22) Ich werde dem Gesetzentwurf der Bundesregierung heute meine Zustimmung erteilen. Das Ziel, Anleger zu schützen und den Kapitalmarkt funktionsfähiger zu ma- chen, ist unstrittig und wird in weiten Teilen des Ent- wurfs auch erreicht. Trotzdem habe ich in folgenden Punkten Zweifel: Erstens. Es ist für mich fraglich, ob der sowohl bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – BaFin – als auch bei den Kreditinstituten durch den Aufbau einer zentralen Datenbank zur Erfassung von rund 300 000 Anlageberatern entstehende Verwaltungs- aufwand gerechtfertigt ist. Zweitens. Es wäre ausreichend gewesen, wenn man die Erstellung einer Datenbank auf jene Anlageberater konzentriert hätte, die sich nachweislich der Falschbera- tung ihrer Kunden schuldig gemacht haben. Drittens. Der Gesetzentwurf lässt meines Erachtens außer Acht, dass Anlageberater selbst durch bestimmte Vorgaben seitens des Managements in den Instituten un- ter Druck stehen. Insofern ist es nach meinem Dafürhal- ten fragwürdig, die rechtlichen Konsequenzen nur auf die in der Anlageberatung Tätigen zu konzentrieren. Viertens. Der Gesetzentwurf lässt die Anlageberater am sogenannten Grauen Kapitalmarkt außen vor; sie sol- len zukünftig der Gewerbeaufsicht unterworfen werden. Dies ist meines Erachtens nicht zielführend. Anlage 5 Erklärung der Abgeordneten Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- schließungsantrag der Fraktion DIE LINKE zum Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung des Anlegerschutzes und Verbesserung der Funk- tionsfähigkeit des Kapitalmarkts (Anleger- schutz- und Funktionsverbesserungsgesetz) (Ta- gesordnungspunkt 22) Ich erkläre im Namen der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, dass unser Votum Nein lautet. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Vorbereitung des 4. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundes- regierung in der 17. Wahlperiode – Armuts- und Reichtumsberichterstattung weiterent- wickeln (Tagesordnungspunkt 25) Ulrich Lange (CDU/CSU): Wir sprechen heute über die Forderungen der SPD zur Erstellung des kommenden Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung. Damit kritisieren Sie direkt den dritten Bericht, den Sie noch mitzuverantworten haben. Kritik ist gut, aber diese K v d M S D B D d s d d d n B g k re w O d s w fü s g w d H „ u a h d W g ti ra u lu im w d c d a u a k c R a d (C (D ritik sollte konstruktiv sein. Dies lässt dieser Antrag in ielen Bereichen jedoch vermissen. Aus Ihrem Antrag wird deutlich, dass Sie die Neid- ebatte wieder eröffnen wollen. Auch bei uns finden Sie enschen, denen es finanziell nicht gut geht, aber wenn ie wirkliche Armut in Europa suchen, werden Sie in eutschland nicht wirklich fündig. Da müssen Sie zum eispiel nach Rumänien oder Bulgarien gehen. In eutschland wird auf sehr hohem Niveau geklagt. Aber trotzdem stimmen wir mit Ihnen darin überein, ass die Verbesserung der Lebenssituation von Men- chen mit einem erhöhten Armutsrisiko eine Herausfor- erung für die ganze Gesellschaft ist. Sie fordern, dass er Bericht Handlungsperspektiven für eine Stärkung er Teilhabe- und Verwirklichungschancen des Einzel- en aufzeigen müsse, vor allem in Richtung besserer ildung, verbesserter Gesundheit und erleichterten Zu- änge zu Erwerbsarbeit mit existenzsicherndem Ein- ommen. Meine Damen und Herren von der SPD, haben Sie Ih- n eigenen Armutsbericht denn nicht gelesen? Darin erden Handlungsperspektiven aufgezeigt. Aber in der pposition hat man so viel zu tun, dass man nicht mehr ie Zeit hat, einen Bericht mit über 420 Seiten zu lesen, ondern man kritisiert einfach. Müntefering hat recht, enn er sagt: Opposition ist Mist. Zumindest hätten Sie sich, bevor Sie Verbesserungen r die kommenden Berichte vorschlagen, die Kurzfas- ung ansehen sollen. Darin heißt es, dass Grundbedin- ungen für mehr Teilhabe- und Verwirklichungschancen irtschaftliches Wachstum und die damit einhergehen- en Beschäftigungsmöglichkeiten sind. Sie fordern andlungsperspektiven: Bei den Kernaussagen steht: Der Schlüssel zur Armutsvermeidung ist mehr Bildung nd Beschäftigung. Alle Bemühungen müssen darauf usgerichtet sein, Vollbeschäftigung zu erreichen“. Wir aben mit unserer Arbeitsmarktpolitik dafür gesorgt, ass die Arbeitslosigkeit immer weiter gesunken ist. irtschaftliche Leistung und Schaffung von Beschäfti- ung sind objektive, nachprüfbare, qualitative und quan- tative Werte, wie sie von Ihnen gefordert werden. Da- n können Sie unsere Arbeit messen. Wir sind stolz auf nsere Leistung. Der Antrag zeigt aber auch Ihre verkorkste Einstel- ng zu Reichtum. Da sind die Linken weiter: Die haben letzten Wahlkampf „Reichtum für alle“ gefordert. Sie ollen scheinbar Reichtum verteufeln. Sie wollen wie- er mal eine Neiddebatte heraufbeschwören. Wir brau- hen keine Analyse, wie sich Reichtum auswirkt, son- ern wie wir in Deutschland Armut verhindern und bbauen können. Und dazu trägt der von Ihnen erstellte nd jetzt mehr oder weniger verurteilte Bericht bei. Ihre wirren finanzpolitischen Vorstellungen werden uch in Ihrer Forderung deutlich, dass der Bericht Aus- unft darüber geben soll, wie sich der Einsatz öffentli- her Mittel zum Beispiel zur Bankenrettung auf die eichtums- und Armutsentwicklung in der Gesellschaft uswirkt. Ihnen scheint nicht klar zu sein, dass damals in er Großen Koalition durch den Bankenschutzschirm er- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 10339 (A) ) )(B) reicht wurde, unser Finanzsystem zu erhalten und zu sta- bilisieren. Damit wurde unser soziales System erhalten, damit wurde auch die Grundlage für unser Wirtschafts- wachstum gelegt. Dem beherzten Zugreifen von Angela Merkel ist es zu verdanken, dass Deutschland heute im Vergleich zu anderen europäischen Wirtschaftsnationen so gut dasteht. Davon haben alle Gesellschaftsschichten, davon hat ganz Deutschland profitiert. Obwohl der dritte Armutsbericht aus 427 Seiten be- steht, fordern Sie jetzt noch zusätzlich eine Verknüpfung und Überfrachtung des kommenden Armutsberichts, so- dass sich niemand mehr die Mühe machen würde, ihn zu lesen. Ich will nur einige Punkte von Ihrer langen Liste aufführen: Sie fordern einen Abgleich zwischen den kommunalen, länderspezifischen Armuts- und Reich- tumsberichten und dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Sie fordern den Abgleich mit den Vorgängerberichten, zum Beispiel hinsichtlich der Zahl überschuldeter Haushalte. Sie fordern eine Vernetzung und Bündelung von Berichten zu Familie, Kindern und Jugendlichen, Senioren, Bildung, Migration, Renten, aber auch Städtebau. Damit gelangen wir nicht zu einer neuen ressortver- bindenden Bündelungspraxis und zu einer effektiveren vertikalen Bündelung zwischen Kommunen, Ländern und dem Bund, hiermit erhalten wir einen Tsunami an Informationsgewurschtele, der alle, die sich damit be- schäftigen wollen, erschlagen wird. Das ist Statistik- wahn, Zahlenwust. Am Ende hätten wir mehr Daten ohne Aussage. Die Folge wäre: Bürokratie und keine Aussagen, volkswirtschaftlicher Unfug, betriebswirt- schaftlicher Irrsinn. Sehr interessant ist Ihre Forderung unter Punkt sie- ben: Sie wollen die Einbeziehung der Länder und Kom- munen, „da sich Armut und Reichtum zu einem erhebli- chen Teil auf Länder- und kommunaler Ebene spiegelt (abzeichnet)“. Mit dieser Aussage haben Sie recht! Aber hier brauchen wir nicht einen Forschungsauftrag zur Er- mittlung der Ursache, es gibt ein relativ einfaches Hand- lungsmuster: Jedem Land, das langfristig von der Union geführt wird, geht es gut. Und umgekehrt gibt es dort fi- nanzielle Probleme, wo eine SPD-geführte Regierung langfristig am Ruder ist. Deshalb geht es Ländern wie Bayern, Baden-Württemberg und Hessen gut und Län- dern wie Berlin schlecht. Bei uns können Sie mit Aus- sprüchen wie „Arm, aber sexy“ in der Bevölkerung nicht punkten. Unsere Bevölkerung will Wirtschaftswachstum und Beschäftigung und damit Wohlstand. Die wirtschaft- liche Lage zeigt eindeutig, dass wir die besseren politi- schen Konzepte haben. Am Ende meiner Rede möchte ich aber auch eine Forderung von Ihnen unterstützen: Ich stimme mit Ihnen darin überein, dass Tabellen im Anhang so verständlich und leicht nachvollziehbar dargestellt werden sollen, dass sie der guten Lesbarkeit des Berichts dienen, und – das möchte ich ergänzen – sie sollten so leserlich sein, wie der gesamte Bericht sein soll. Schluss mit dem Daten- und Statistikwahn! Schauen wir selbst in unser Land und auf die Menschen, ver- trauen wir nicht auf Gutachten und Statistiken, die im- m n M n n rü p le D g s s te W s m a fü n d d d d D tr a m a b s g d s im A s m s z V L m a le ic s E A u ru D U d u lo (C (D er schief sind! Glaube keiner Statistik, wenn du sie icht selbst gefälscht hast! Trauen wir uns, Politik für die enschen zu machen, aus eigener Anschauung, Kennt- is und Verantwortung! Die Menschen warten auf uns – icht auf Statistiken. Dr. Peter Tauber (CDU/CSU): Wir reden heute da- ber, welche Eckpunkte, welche Aspekte in den Mittel- unkt des regelmäßig von der Bundesregierung vorge- gten Armuts- und Reichstumsbericht rücken sollen. er Antrag der SPD suggeriert, dass es hier einer drin- enden Neujustierung bedürfe. Um es gleich vorwegzu- agen: Dies ist aus unserer Sicht nicht geboten. Das An- innen der SPD ist im Gegenteil eher kritisch zu bewer- n. Es steht die Frage im Raum, ob hier nicht der unsch Vater des Gedankens ist, die Parameter einfach o zu verändern, dass am Ende das Ergebnis steht, das an gerne hätte. Das mag politisch opportun sein, hat ber mit einer wissenschaftlichen Grundlage, aus der wir r unser politisches Handeln Rückschlüsse ziehen kön- en, nicht mehr viel zu tun. Gerade angesichts der aktuellen Blockade der Sozial- emokraten bei den notwendigen Reformen des SGB II rängt sich doch der Verdacht auf, dass es gar nicht um ie Menschen selbst geht, die in Armut leben, sondern ass man diese in Statistiken und Tabellen für politische ebatten instrumentalisiert. So kann man auch den An- ag der SPD lesen. Das ist fahrlässig, und es funktioniert uch nicht. Das sieht man beispielsweise daran, dass die eisten Menschen in unserem Land der SPD die Schuld m Scheitern der drängenden Reformen bei Hartz IV ge- en. Darum: Ändern Sie nicht Paramenter für wissen- chaftliche Studien! Machen Sie mit bei den notwendi- en Reformen, um vor allem Kindern und Jugendlichen urch das von uns vorgeschlagene Bildungspaket Per- pektiven zu eröffnen! Das wäre ein hilfreicher Beitrag Kampf gegen Armut, zumindest hilfreicher als Ihr ntrag heute. Man fragt sich zudem, ob Sie die Wirklichkeit in die- em Land noch bereit oder in der Lage sind, wahrzuneh- en. Ich persönlich kann das ständige Gemecker, die tändigen Negativschlagzeilen aus den Reihen der So- ialdemokratie nicht mehr hören. Deutschland hat durch ernunft und auch durch kluge Politik wie kein anderes and einen Weg aus der Krise gefunden. Darauf kann an stolz sein, und das hat unmittelbare Auswirkungen uf die Armut in unserem Land. Die Arbeitsmarktzah- n, das Wirtschaftswachstum sind Positivbeispiele, und h fordere Sie auf: Hören Sie auf, Deutschland ständig chlechtzureden! Wir wollen keineswegs Probleme vom Tisch wischen. s ist auch das Ziel dieser christlich-liberalen Koalition, rmut zu bekämpfen, Menschen Perspektiven zu geben nd den Zusammenhalt in unserem Land zu stärken. Da- m lohnt sich ein Blick auf die Gesamtsituation: eutschland gehört zu den OECD-Staaten, in denen die ngleichheit der Markteinkommen mit am stärksten urch Steuern und Sozialtransfers reduziert wird. Sozial- nd familienpolitische Transferleistungen wie Arbeits- sengeld II, Kindergeld, Kinderzuschlag, Wohngeld ha- 10340 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 (A) ) )(B) ben das Risiko der Einkommensarmut laut des letzten Armutsberichts von 26 Prozent auf 13 Prozent und bei Kindern von 34 Prozent auf 12 Prozent gesenkt. Damit liegen wir deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Dies zeigt, dass der Sozialstaat – der viel gescholtene – funk- tioniert. Und es zeigt auch, dass diejenigen, die mit Ihrer Leistung diese Gesellschaft tragen, einen erheblichen Beitrag leisten, damit diejenigen, die Hilfe bedürfen, diese auch erhalten. Es wird aber auch deutlich, dass man diese täglich wie selbstverständlich gelebte Solida- rität, die ihren Ausdruck eben nicht nur im Zahlen von Steuern findet, nicht überstrapazieren darf. Es sei an dieser Stelle noch einmal gesagt: Machen wir nicht den Fehler und schauen nur auf die Enden un- serer Gesellschaft, oben und unten. Nehmen wir öfter die große Mittelschicht in den Blick. Und erkennen wir an, dass es die Leistungsträger in der Gesellschaft sind, die neben ihrer Arbeit und ihrem Ideenreichtum oft auch im Ehrenamt im sozialen Bereich einen Beitrag leisten, da- mit unsere Gesellschaft solidarisch und menschlich bleibt. Dies zeigt auch, dass der deutsche Sozialstaat, den die linke Seite des Hauses immer wieder schlecht macht, in beachtlicher Weise wirkt. Gemessen an der Reduzierung der Armutsgefährdung hat Deutschland nach den skandinavischen Staaten einen der großzügigsten Sozialstaaten Europas und damit auch der ganzen Welt. Die Armutsgefährdungsquote liegt in Deutschland bei 15,5 Prozent und damit unter dem EU- Durchschnitt von 16,3 Prozent. Betrachtet man den EU- Spitzenwert von 25,7 Prozent in Lettland, steht Deutsch- land – bei allen notwendigen Verbesserungen – durchaus gut da. Ganz zentral ist aber die sogenannte „Langzeitarmut“, die mit wirklichem „Elend“ verbunden ist. Wir reden hier über Menschen, die drei Jahre oder länger unterhalb der Armutsgrenze leben. Wir reden über Menschen, die unser Sozialstaat aus den verschiedensten Gründen nicht mehr erreicht. Hier geht es oft um dramatische persönli- che Schicksale, aber auch hier darf man feststellen: Da steht Deutschland sehr gut da. Laut dem letzten Armuts- bericht sind zwei bis drei Prozent der Personen davon betroffen. Dies ist ein Prozentsatz, der der Hälfte des OECD-Durchschnitts entspricht und nur in Dänemark und den Niederlanden noch niedriger ist. Schon heute findet eine gewaltige Umverteilung von oben nach unten statt. Die obersten zehn Prozent der Einkommensteuerpflichtigen tragen 40 Prozent des Ein- kommensteueraufkommens bei. Für mich sind diese Steuerzahler Leistungsträger, die für ihr Einkommen hart arbeiten und die den Sozialstaat erst ermöglichen und finanzieren. Ich warne Sie vor diesem Hintergrund davor, eine Neiddebatte in unserer Gesellschaft zu schü- ren. Wenn man den Ton Ihres Antrags an einigen Stellen liest, ist genau das zu befürchten. Die systematische Emotionalisierung der Menschen in Deutschland, die Sie ganz offensichtlich vorbereiten, bringt uns keinen Schritt weiter. Im Gegenteil, sie versperrt den Blick auf mach- bare Maßnahmen. tu m w w s te m R is A d G d b m n s G s G b z le z u a m g E s K n w g g B li d B L Z g G d n d u tr li te k F lu tu (C (D Zur Systematik: Die begriffliche Fassung von Reich- m ist – wie Sie wissen – sehr vielschichtig. Nicht ein- al in der Wissenschaft besteht ein Konsens darüber, as Reichtum konkret beinhaltet und wie er gemessen erden kann. Die Bundesregierung hat daher ein For- chungsprojekt in Auftrag gegeben, in dem Möglichkei- n und Grenzen der Reichtumsberichterstattung und ögliche Perspektiven für die weitere Erforschung des eichtums in Deutschland skizziert werden sollen. Dies t wichtig. Es gehört sicherlich dazu, beim Blick auf die rmut auch einmal zu fragen, wie es denen geht, die urch ihre Arbeit, ihr Können, vielleicht auch durch lück und ein günstiges Schicksal besser dastehen. Das arf aber nicht dazu führen, dass wir eine Neiddebatte eginnen und anfachen. Der Journalist Ralf Schuler hat neulich ein Wesens- erkmal einer freien Gesellschaft beschrieben, das uns icht gefallen muss, das aber doch der Wirklichkeit ent- pricht. Er hat konstatiert: „Darum wird eine humane esellschaft immer eine ungleiche unzulängliche Ge- ellschaft sein, in der Wettbewerb herrscht, bei dem es ewinner und Verlierer gibt. Die meisten … Parteien ar- eiten daran, diese unvollkommene Gesellschaft besser u machen und Korrekturen anzubringen, wo es aus Feh- rn etwas zu lernen gibt.“ Er beschreibt damit die so- iale Marktwirtschaft. Wir laden Sie gerne dazu ein, mit ns daran zu arbeiten, durch ein Mehr ein Teilhabe, aber uch das Einfordern von Verantwortung und das Fördern ehr Menschen dazu zu befähigen, ihr Leben selbst zu estalten. Viele der von Ihnen geforderten Punkte, wie etwa die inbringung von Erkenntnissen der Monopolkommis- ion zu Betriebsvermögen der Unternehmen und ihrer onzentration im Armuts- und Reichtumsbericht, sind icht machbar. Es ist nicht möglich, aus Analysen zu irtschaftspolitischen Fragestellungen Schlussfolgerun- en für die Bekämpfung von Armut und sozialer Aus- renzung zu ziehen. Ganz offensichtlich war in vielen ereichen Ihres Antrages mehr der Wunsch als der Rea- tätssinn Herr des Gedankens. Sie können sich darauf verlassen: Auch im Rahmen es Vierten Armuts- und Reichtumsberichts wird die undesregierung eine umfassende Analyse der sozialen age in Deutschland vorlegen, die insbesondere zum iel hat, die Wirksamkeit von politischen Maßnahmen egen Armut und soziale Ausgrenzung zu überprüfen. leichzeitig wird er auch dieses Mal Instrument zur För- erung von Teilhabegerechtigkeit durch die Anregung euer Maßnahmen sein. Diesem Auftrag wird die Bun- esregierung auch in diesem Jahr nach bestem Wissen nd Gewissen nachkommen, dazu bedarf es keines An- ags der SPD. Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU): Ziel des vor- egenden Antrages ist die Weiterentwicklung des Vier- n Armuts- und Reichtumsberichtes. In der Präambel ommen die Kolleginnen und Kollegen von der SPD- raktion zu dem Schluss, dass einer „gerechteren Vertei- ng von Wohlstand und Arbeit entscheidende Bedeu- ng für die Entwicklung unseres Landes zukommt“. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 10341 (A) ) )(B) Da ist er wieder: der Begriff der Gerechtigkeit. Manchmal habe ich den Eindruck, dass hier im Hause fast pausenlos das Hohelied der Gerechtigkeit gesungen wird. Richtig deutlich wird das in Wahlkampfzeiten. Dann wird Gerechtigkeit von den meisten Politikern ge- fordert – übrigens gleich, welcher Parteifarbe. Fatal ist nur, dass jeder in der Politik unter Gerechtig- keit etwas anderes versteht. In Ihrem Antrag wird deut- lich, was Sie darunter verstehen, nämlich Umvertei- lungsgerechtigkeit und damit Gleichheit. So erwecken Sie in der Bevölkerung die Erwartungshaltung, dass man durch Gleichmacherei die sozialen Probleme in unserem Lande lösen kann. Das aber ist ein Irrtum. Gleichheit mag zwar auf den ersten Blick bequem er- scheinen, sie vernichtet aber jegliche Leistungsbereit- schaft des Einzelnen, jegliche Motivation, jegliche Ei- genverantwortung und damit jeglichen Wohlstand. Eine Gesellschaft, die auf Gleichmacherei setzt, hat ihre Zu- kunft schon hinter sich. Eine Gesellschaft muss vielmehr auf Chancengerechtigkeit setzen, im Sinne gleicher Startchancen. Und genau in diesem Punkt liegt schlicht der Unterschied zwischen Ihrer und unserer Politik. Wir werden sicherlich im Ausschuss noch eine fachli- che Auseinandersetzung über Ihre einzelnen Vorschläge führen. Gleichzeitig würde ich dafür plädieren, dass wir uns einmal die Armutsdefinition vornehmen. Ich persön- lich – daraus mache ich keinen Hehl – habe große Pro- bleme mit der Definition von Armut, wie sie im Armuts- und Reichtumsbericht verwendet wird. Armut und Reichtum sind hier immer relativ. Als „arm“ gilt jemand, der weniger als die Hälfte des Nettodurchschnittsein- kommens, median, verdient. Als „armutsgefährdet“ gilt jemand, der weniger als 60 Prozent des Nettodurch- schnittseinkommens verdient. Das heißt, wenn jeder in Deutschland von heute auf morgen doppelt so „reich“ würde, werden wir alle objektiv reicher, aber im Armuts- und Reichtumsbericht würde es noch immer genauso viele „Arme“ wie „Reiche“ geben. Das muss mir mal ei- ner erklären. Und wenn 100 Einkommensmillionäre nach Deutschland zögen, würde rasant die Zahl der Ar- men steigen, ohne dass sie über einen Cent weniger ver- fügten als zuvor. Das hat mit Logik nichts mehr zu tun. Auch die willkürliche Festlegung der Grenzwerte bei der Armutsdefinition ist fragwürdig. Wie kommt man zum Beispiel auf die 50 oder 60 Prozent? Warum nicht 70 Prozent? Kurzum: Wir sollten uns über diese Zusam- menhänge Gedanken machen; ansonsten besteht die Ge- fahr, dass wir aus den Armuts- und Reichtumsberichten die falschen Schlussfolgerungen ziehen. Ich freue mich auf die Diskussion im Ausschuss. Gabriele Hiller-Ohm (SPD): Fakt ist: Wir leben in einem reichen Land. Fest steht aber auch: Nur wenige Superreiche profitieren wirklich davon. Immer mehr Menschen hingegen sind arm. Das Armutsrisiko ist in den letzten zehn Jahren um ein Drittel angestiegen. Be- troffen sind vor allem Kinder. Das dürfen wir nicht zu- lassen! Wir brauchen eine wirksame Offensive zur Be- kämpfung von Armut in unserem Land! h G g d le fu A g tu te K n g T J re w s u u s s b tr M B D e s M D te m O u fe n m 2 e lö n L lö fü d fr D d B a (C (D Die Armuts- und Reichtumsberichterstattung der bis- erigen Bundesregierungen bietet hierfür eine gute rundlage. Drei Berichte unter Federführung der SPD ibt es bereits seit 2001. Nun warten wir gespannt auf den vierten Bericht, den ie schwarz-gelbe Bundesregierung in diesem Jahr vor- gen müsste. Ich sehe schwarz, denn Armutsbekämp- ng und Verteilungsgerechtigkeit gehören nicht zu den rbeitsschwerpunkten dieser Regierung. Im schwarz- elben Koalitionsvertrag wird der Armuts- und Reich- msbericht nicht einmal erwähnt. Trotzdem wird Minis- rin von der Leyen nicht müde, Armut – vor allem von indern – in Deutschland zu beklagen. Wo aber, so frage ich, bleiben ihre Taten? Es gibt sie icht. Im Gegenteil: Die Ministerin macht keinen einzi- en Eurocent mehr Sozialgeld für arme Kinder locker. rotz Bundesverfassungsgerichtsurteil schon im letzten ahr müssen Hartz-IV-Kinder weiterhin auf Bildungsge- chtigkeit und das versprochene warme Mittagessen arten. Was von der Ministerin im Vermittlungsaus- chuss als Bildungspaket vorgelegt wurde, ist nicht nur ngerecht, sondern auch mit riesigem Bürokratieaufbau nd unvertretbar hohen Kosten verbunden. Hortkinder ollten von der warmen Mahlzeit gänzlich ausgeschlos- en bleiben, und Kinder von Eltern mit kleinem Geld- eutel ebenfalls in die leere Röhre gucken. So sieht die aurige Wahrheit für 2,5 Millionen arme Kinder aus! Armut bekämpfen heißt, Arbeitslosigkeit bekämpfen. an muss aber das Richtige tun, damit dies gelingt, zum eispiel wie SPD-Arbeitsminister Olaf Scholz. Er hat eutschland mit der Reform des Kurzarbeitergeldes und iner breiten Qualifizierungsoffensive sicher durch die chwerste Wirtschaftskrise geführt. Er hat so vielen enschen Arbeitslosigkeit und Armut erspart! Richtig war es auch, endlich Mindestlöhne in eutschland einzuführen, um die Lohnspirale nach un- n und Armut trotz Arbeit zu stoppen. Was tut die Ministerin von der Leyen? Sie hatte un- ittelbar nach ihrer Amtsübernahme 2009 eine große ffensive für arbeitslose Alleinerziehende, Jugendliche nd Ältere angekündigt. Was ist geschehen? Auf die Of- nsive warten wir bis heute vergebens. Schlimmer och: Die Gelder für die aktive Arbeitsförderung wurden assiv eingedampft. Allein für das Jahr 2011 sind es Milliarden Euro weniger! Im Rahmen der Hartz-IV-Verhandlungen hätten wir ine gute Chance gehabt, weitere Branchen mit Mindest- hnen abzusichern. Doch Ministerin von der Leyen war icht einmal in der Lage, einen Kompromiss im eigenen ager hinzubekommen. Dringend notwendige Mindest- hne für die Leiharbeit, für das Sicherheitsgewerbe und r die Weiterbildungsbranche sind an dem Widerstand er FDP in der schwarz-gelben Koalition gescheitert! Im Mai werden wir die vollständige Arbeitnehmer- eizügigkeit in Europa und damit auch hier bei uns in eutschland haben. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen er Regierungsfraktionen, und Ihre Ministerin liefern eschäftigte in unserem Land Lohndumping schutzlos us! 10342 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 (A) ) )(B) Mehrere Umfragen, zum Beispiel von der Hans- Böckler-Stiftung, haben ergeben, dass 70 Prozent für ei- nen gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland sind. Neh- men Sie das endlich zur Kenntnis, und regieren Sie nicht länger an den Menschen vorbei! Wir brauchen einen ge- setzlichen Mindestlohn! Wir brauchen gleichen Lohn für gleiche Arbeit! Bewegen Sie sich endlich! Wir können uns ein Schneckenkabinett nicht leisten! Und ich frage Sie: Wo bleibt die Kanzlerin in dieser schwierigen Situation? Eigentlich unfassbar: In den so wichtigen Hartz-IV-Verhandlungen, in denen es um das Existenzminimum von Menschen geht, hat es die Kanz- lerin noch nicht einmal für nötig befunden, Ge- sprächsangebote von SPD und Grünen entgegenzuneh- men. Statt Armut einzudämmen, wird Armut ausgeweitet: Der Zuschuss an die Rentenversicherung beim Arbeits- losengeld II – gestrichen. Das Elterngeld für Langzeit- arbeitslose und der Heizkostenzuschuss beim Wohn- geld – gestrichen. Besonders schlimm: Über 25-jährigen Menschen mit Behinderung, die bei ihren Eltern oder in Wohngemeinschaften leben, soll der Regelsatz um 20 Prozent gekürzt werden! Das sind rund 70 Euro weni- ger im Monat! So eiskalt verhält sich Ministerin von der Leyen im sozialen Bereich! Ich bin gespannt, wie sich das alles auf den Vierten Armuts- und Reichtumsbericht auswirken wird! Wir fordern eine umfassende und transparente Berichterstat- tung, die Armut, aber natürlich auch Reichtum gleicher- maßen beschreibt. Im Vierten Armuts- und Reichtums- bericht müssen die Ziele gegen Armut und für mehr Verteilungsgerechtigkeit in einem Aktionsplan zusam- mengefasst werden. Diese Weiterentwicklung fordern wir von der Bundesregierung ein. Es muss klar nach- prüfbar sein, welche Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und für Verteilungsgerechtigkeit ergriffen wur- den, welche Erfolge daraus resultierten oder wo es Fehl- entwicklungen gab. Die gesellschaftliche Einkommens- und Vermögens- verteilung darf kein Tabu sein. Wir brauchen hier Trans- parenz und eine kritische Analyse, um politisch hand- lungsfähig zu sein und die richtigen Schlüsse ziehen zu können. Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine bessere Kooperation mit den Bundesländern und der kommuna- len Ebene. Denn auch hier werden Armuts- und Reich- tumsberichte erstellt. Diese Erhebungen und Ergebnisse müssen besser miteinander koordiniert und verzahnt werden. So bekommen wir einen umfassenderen Überblick über Verteilungsentwicklungen in Deutschland. Es reicht allerdings nicht aus, die Ergebnisse dann nur zur Kenntnis zu nehmen. Handlungsempfehlungen müs- sen zeitnah umgesetzt werden. Hilde Mattheis (SPD): Mittlerweile sind etwas mehr als 15 Jahre vergangen, seitdem sich Deutschland auf dem Weltsozialgipfel von 1995 in Kopenhagen ver- p m n M A u te Z d ro z R R P p ro re ri q s K R u B u d w s V s s d u E w k h d m n d d le g g n ru z te c D Z (C (D flichtet hat, „das Ausmaß, die Verteilung und die Merk- ale der Armut, der Arbeitslosigkeit, der sozialen Span- ungen und der sozialen Ausgrenzung zu bewerten und aßnahmen zu ergreifen, die auf die Beseitigung der rmut, die Steigerung der produktiven Beschäftigung nd eine verstärkte soziale Integration abzielen; und un- r anderem termingebundene Ziele beziehungsweise ielwerte für die Verringerung der Armut insgesamt und ie Beseitigung der absoluten Armut festzulegen“. Aber erst im Jahr 2000 wurde unter der damaligen t-grünen Regierung der Beschluss gefasst, regelmäßig ur Mitte der Legislaturperiode einen „Armuts- und eichtumsbericht“ aufzulegen, einen Armuts- und eichtumsbericht, weil uns klar war: Nur wenn beide ole in der Gesellschaft analysiert werden, ist das für die olitische Ableitung zielführend. In seinem Beschluss, Drucksache 14/999, legte die t-grüne Mehrheit des Bundestages fest: „Die Bundes- gierung hat dafür Sorge zu tragen, dass ein solcher Be- cht nicht zu einem Zahlengrab wird, sondern auf einer ualifizierten Datengrundlage Auskunft gibt über die ge- amte Verteilung von Einkommen und Lebenslagen, der omplexität und Vielschichtigkeit von Armut und eichtum Rechnung trägt und die Ursachen von Armut nd Reichtum darlegt.“ Weiter wurde festgelegt, dass der empirische Teil des erichts unter verbindlicher Beteiligung von Armuts- nd Reichtumsforschern unter Federführung des Bun- esministeriums für Arbeit und Sozialordnung erstellt ird. Es wurde auch festgelegt, dass bei der Berichtser- tellung neben den Experten aus der Wissenschaft auch ertreter der Länder und Kommunen, Verbände und In- titutionen sowie Betroffenenorganisationen in einem tändigen Beraterkreis zu beteiligen sind. In diesen Festlegungen wurde der hohe Anspruch an ie Armuts- und Reichtumsberichterstattung deutlich nd auch der politische Wille formuliert, kritisch eigene ntscheidungen auf ihre Wirkung zu hinterfragen. Das ar ein mutiger Schritt. Und die jeweiligen, zum Teil ritischen und auch selbstkritischen Debatten zu den bis- erigen drei Armuts- und Reichtumsberichten waren von em Ziel geprägt, dem selbstformulierten Anspruch öglichst nahezukommen und auch Erwartungen an die ächstfolgende Berichterstattung zu formulieren und iese damit weiterzuentwickeln. Das tut die SPD in diesem Antrag wieder. Denn mit er Antwort auf unsere Kleine Anfrage vom Sommer tzten Jahres hat die Bundesregierung nur zu deutlich emacht: Eine öffentliche Debatte über Verteilungsfra- en in unserer Gesellschaft wird von dieser Regierung icht gewünscht. Es ist offenkundig, dass diese Regie- ng die Absicht hat, eine Berichterstattung „light“ vor- ulegen. Wie wichtig aber die Befassung mit Fragen der Ver- ilung von Geld, Teilhabechancen und auch Aufstiegs- hancen ist, haben wir heute Morgen in der aktuellen ebatte um das Gesetz zur Änderung des Zweiten und wölften Sozialgesetzbuches gesehen. Auch gestern bei Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 10343 (A) ) )(B) der Debatte um Gleichstellung haben wir erlebt, wie die Regierung bei wichtigen Fragen der Verteilung abblockt. Nicht nur durch diese Beispiele wird klar, welche Schlüsse die Bundesregierung aus offensichtlichen Un- gerechtigkeiten zieht und welches Regierungshandeln daraus folgt. Auch auf der anderen Seite, bei der Kon- zentration von Reichtum, können Beispiele genannt wer- den: Um bei ihrem Haushaltssparpaket von unsozialer Umverteilung abzulenken und dem Vorwurf der sozialen Unausgeglichenheit zu entgehen, hatten Union und FDP beschlossen, das Elterngeld auch für Reiche zu strei- chen. Dieses wurde großartig angekündigt. Aber mittlerweile hat sich herausgestellt: Wer ein zu versteuerndes Einkommen von 150 000 Euro aufweist, gleichzeitig aber noch Kapitaleinkünfte von 250 000 Euro bezieht, kann durchaus weiterhin Elterngeld bean- tragen und auch beziehen. Ursache sei „eine Gesetzes- lücke“, wie die Bundesregierung im Nachhinein zuge- steht. Es wird zwar betont, dass die Elterngeldstelle auch Kapitaleinkünfte berücksichtigen müsse. Doch im Steu- erbescheid – oh Wunder – tauchen die Kapitalerträge nicht auf. Das Schlimme ist: Solche Beispiele lassen sich wie Perlen auf eine Schnur ziehen. Das sind keine Aus- nahmen, sondern gewollte Regel. Gerade der Aspekt der Reichtumsberichterstattung war es, der im Jahr 2000 als mutiger Schritt gegolten hat. Denn nach dem Motto „Reichtum ist ein scheues Reh“ waren es diese Lücken und Mängel, die eine Erfassung der gesellschaftlichen Gegebenheiten nur unzureichend möglich machten. Und auch im 3. ARB mussten bei all den Fortschritten seit 2000 festgestellt werden, dass ge- rade die Datenlage für die Reichtumsentwicklung in un- serer Gesellschaft immer noch verbesserungsfähig ist. Wir wissen zwar: Ein Prozent der Bevölkerung besitzt ein Viertel des gesamten Privatvermögens. Und selbst in der Finanzmarktkrise ist die Zahl der Millionäre in Deutschland auf mittlerweile 860 000 gestiegen. Wir wissen auch: Die Hälfte der Bevölkerung besitzt kein Vermögen. Und wir wissen, dass die sogenannte Elite in unserer Gesellschaft eine gläserne Decke eingezogen hat, sich nach unten abschottet und ihre Privilegien mit- hilfe der Bundesregierung verteidigt. Die Durchlässigkeit unserer Gesellschaft steht nur auf dem Papier, die Wirklichkeit sieht anders aus. Vor allem sind es Frauen, die an diese gläserne Decke stoßen. Des- halb haben wir bereits nach dem 3. ARB gefordert: Eine Analyse von Reichtum muss auch privilegierte Zugänge zu Bildung und zu beruflichen Spitzenpositio- nen sowie Aspekte wie Macht und Einfluss umfassen, auch die Vererbung von Vermögen aufführen. Es bedarf zusätzlicher Indikatoren und umfassender Indikatoren- tableaus, um den Bericht zielgenauer und transparenter zu gestalten. Daher steht für uns fest: Die von der Bun- desregierung vergebenen Gutachten reichen nicht aus, um Forschungsdefizite zu beheben. Das alles lässt den Schluss zu: Es gibt vonseiten der Regierung das Interesse, die Datenlage für den Reichtum und die Aufstiegschancen in unserem Land armselig zu halten, nicht offenzulegen, mit welchem Mechanismus, m R V k s G fü fa m D A fü ru h fü b fü d im s fe s v g G g m s le S d m s u s d w s S z A fe s je b d G s d h D g fe s (C (D an könnte fast sagen: Selbstverständlichkeit, sich eichtum vermehrt und sich Privilegien vererben. Wir fordern mit unserem Antrag eine grundlegende erbesserung der Berichterstattung auf einer aussage- räftigen Datenbasis. Wir wollen keinen Alibibericht, ondern einen Bericht, der die Entwicklung in unserer esellschaft spiegelt und aus dem Handlungsoptionen r die politische Umsetzung gezogen werden können. Der Bericht muss auf der statistisch-empirischen Er- ssung der gesellschaftlichen Realität in Deutschland it ihren Gegenpolen Armut und Reichtum basieren. enn einer gerechteren Verteilung von Wohlstand und rbeit kommt eine immer entscheidendere Bedeutung r die Entwicklung unseres Landes zu. Die Verbesse- ng der Lebenssituation von Menschen mit einem er- öhten Armutsrisiko ist eine dringliche Herausforderung r die ganze Gesellschaft. Die Armuts- und Reichtums- erichterstattung der Bundesregierung muss Grundlage r die Ausgestaltung einer sozial gerechten Politik wer- en. Dr. Heinrich L. Kolb (FDP): Dieser ganze Antrag ist Grunde eine Ansammlung von Kritik an elf Jahren ozialdemokratischer (Mit-)Regierung, an elf Jahren hlgeleiteter sozialromantischer Wohlfühlpolitik unter ozialdemokratischen Ministern – Minister – die sich ieles ausgedacht haben in ihren Ministerien, aber wenig etan haben, um den Menschen zu helfen. Die Hartz-IV- esetzgebung, die vor dem Bundesverfassungsgericht escheitert ist und die wir als Koalition jetzt reparieren üssen, die Hartz-IV-Gesetzgebung, die Sie als Oppo- ition jetzt blockieren, ist nur eines von vielen Beispie- n. Die Feststellung, dass in den letzten 20 Jahren die chere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinan- ergegangen und vor allem, dass die Mittelschicht im- er weiter geschrumpft ist, hängt primär an elf Jahren ozialdemokratischer, mittelstandsfeindlicher Arbeits- nd Wirtschaftspolitik. Die Mittelschicht unserer Gesell- chaft ist immer weiter geschrumpft, und Sie haben abei zugesehen. Sie haben durch Ihren Regulierungs- ahn, Ihre Vorschriften und Verbote der deutschen Wirt- chaft die Luft zum Atmen genommen, und dann haben ie den Nerv, diese Entwicklung anzuprangern. Das jetzt u beklagen und die Lösung in der Datenauswahl des rmuts- und Reichtumsberichts zu suchen, ist völlig hlgeleitet. Ich bleibe bei der liberalen Position, die wir chon seit Jahren vertreten und deren Umsetzung wir tzt in der Regierung Schritt für Schritt angehen: Der este Schutz vor Armut ist ein Arbeitsplatz. Geben Sie en Menschen die Möglichkeit, sich selbst zu helfen. eben Sie den Menschen die Freiheit, ein selbstbe- timmtes, unabhängiges Leben zu führen. Aber dazu fin- et sich keine Forderung in dem Antrag; dazu fällt Ihnen erzlich wenig ein. Jetzt möchte ich einen wichtigen Aspekt aus dieser ebatte besonders aufgreifen: Bildungschancen. Ich laube nicht, dass ich dem Bericht vorgreife, wenn ich ststelle, dass die soziale Herkunft heute noch viel zu ehr über die Lebenschancen eines Kindes entscheidet. 10344 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 (A) ) )(B) Mehr als jede andere Qualifikation oder Eigenschaft, mehr als Fleiß, Intelligenz, Sprachvermögen, mehr als Leidenschaft, Disziplin oder Wissensdurst entscheidet heute über die Zukunft eines Kindes, wo es geboren wurde, was seine Eltern von Beruf sind, und häufig auch, welchem Kulturkreis es angehört. Das wollen wir ändern. Jedes Kind hat ein Anrecht darauf, aus seinem Leben das zu machen, was es sich am meisten wünscht. Wir wollen keinem Kind vorschreiben, ob es Astronaut, Pia- nist oder Koch werden soll. Wir wollen nur jedem Kind Möglichkeiten geben, selbst diese Entscheidung zu tref- fen. Dazu haben wir gerade heute im Bundesrat ein An- gebot auf den Tisch gelegt, das erstmals in der Ge- schichte Deutschlands ein umfassendes Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder aus bedürftigen Familien be- inhaltet. Uns ist es wichtig, dass Kinder nicht nur in der Schule die gleichen Startchancen haben, sondern auch in ihrem Umfeld. Natürlich dürfen wir dabei die Länder nicht aus ihrer Verantwortung lassen; denn die Bundesländer tragen die eigentliche Aufgabenhoheit im Bereich der Bildung, für alle Kinder in ihrem Land, auch die bedürftigen. Viele Bundesländer tun dies auch sehr verantwortungsbewusst bei Fragen der Lehrmittelfreiheit, Zuschüssen zu ÖPNV- Fahrten in die Schule und Mittagessen in Ganztagsschu- len. Aber hier müssen wir noch viel mehr tun. Nehmen Sie die ausgestreckte Hand an. Unterstützen Sie uns, den Kindern in diesem Land zu helfen. Zum Bericht möchte ich erwähnen, dass die Frage der Aufstiegschancen und Abstiegsrisiken in den verschie- denen Gesellschaftsbereichen wie Bildung, Arbeits- markt und Gesundheit voraussichtlich einen Schwer- punkt der Auswertungen für den Vierten Armuts- und Reichtumsbericht bilden werden. Ein Forschungspro- jekt zur sozialen Mobilität in der Gesellschaft im weite- ren Sinne ist geplant und soll Merkmale und Einstellun- gen für einen nachhaltigen gesellschaftlichen Aufstieg behandeln. Wir werden Mitte 2011 den Vierten Armuts- und Reichtumsbericht vorlegen, und er wird genau das Datenmaterial beinhalten, das nötig ist, um seiner Auf- gabe nachzukommen, nämlich eine umfassende Analyse der sozialen Lage in Deutschland vorzulegen. Der Be- richt soll als Instrument zur Überprüfung der Wirksam- keit politischer Maßnahmen gegen Armut und soziale Ausgrenzung genutzt werden und als Instrument zur Förderung von Teilhabegerechtigkeit dienen. Diesen Auftrag wird die Bundesregierung mit der Vorlage eines Berichts erfüllen. Aber nur weil das unter manchen Mi- nistern so war, müssen wir jetzt nicht mit der Tradition fortfahren, aus einem Bericht ein sozialdemokratisches Kampfpapier zu machen. Der Bericht soll den Abgeord- neten und Ministern nicht die Aufgabe abnehmen, am Ende selbst zu entscheiden, was die politischen Lösun- gen für die Probleme in Deutschland sind. Abschließend möchte ich als Fazit ziehen: Der beste Schutz gegen Armut ist ein Arbeitsplatz. Dafür kämpfen wir auch gerade bei der Evaluierung der arbeitsmarkt- politischen Instrumente. Die Ergebnisse dieser Evaluie- rung werden wertvolle Erkenntnisse im Kampf gegen d A tu v p n S D T Z g h g d s ru b w v M T k n n k g S fa g R b s W B G h a e H s V d g d m S s G v e m (C (D ie dankenswerterweise in Deutschland stetig sinkende rbeitslosigkeit liefern. Im Dritten Armuts- und Reich- msbericht ist explizit festgehalten – das will ich her- orheben –, dass die Arbeitnehmerüberlassung eine ositive Wirkung auf die Beschäftigung hat, dass es kei- en weitverbreiteten Trend gibt, vollzeitbeschäftigte tammarbeitnehmer durch Zeitarbeitnehmer zu ersetzen. ieses Instrument werden wir weiter beobachten. Die arifpartner sind hier aufgefordert, die Entwicklung der eitarbeit weiterhin verantwortungsvoll zu begleiten und estalten. Dann möchte ich gerne auf ein kleines Schmankerl inweisen, den „öffentlichen Reichtum“. Sie wollen erne wissen, wer von diesem „öffentlichen Reichtum“ enn so alles profitiert. Diese Semantik kommt mir ja chon sehr bekannt vor; aber ich habe keine gute Erinne- ng daran, und die sollten Sie eigentlich auch nicht ha- en. Kommen Sie wieder von dieser Sprachregelung eg. Lassen Sie uns gemeinsam den Bericht, wenn er orgelegt wird, analysieren und daraus das Beste für die enschen in Deutschland machen. Katja Kipping (DIE LINKE): Wenn wir am heutigen ag über den Armuts- und Reichtumsbericht reden, dann önnen wir zu einer großen Armutsfalle nicht schweigen – amentlich Hartz IV. Der Hartz-IV-Regelsatz ist nicht ur verfassungswidrig, sondern auch Armut per Gesetz. Seit Monaten wird nun geschachert, und bisher ist ein Ergebnis in Sicht – ein verfassungskonformer Re- elsatz schon gar nicht. Das liegt zum einen daran, dass chwarz-Gelb mit einem Dogma in das Vermittlungsver- hren gegangen ist, nichts, aber auch gar nichts am Re- elsatz zu verändern. Sie haben jegliche Bewegung in ichtung eines verfassungskonformen Regelsatzes lockiert. Das nenne ich einen Putsch gegen die Verfas- ung! SPD und Grüne erwecken nun den Eindruck, es lägen elten zwischen ihren Vorstellungen und denen der undesregierung. Tatsächlich reduzierten SPD und rüne am Ende ihre Forderung auf eine Regelsatzerhö- ung um 11 Euro. Das sind gerade einmal 6 Euro mehr, ls Frau von der Leyen vorschlägt. Der Soziologe Pierre Bourdieu sagte einst: „Es bedarf ines Mindestmaßes an ökonomischer Sicherheit, um andlungen durchzuführen, die eine Anstrengung hin- ichtlich der Bemächtigung von Zukunft implizieren.“ ereinfacht ausgedrückt: Wer in Existenzangst lebt, für en ist es besonders schwer, sich bürgerschaftlich zu en- agieren. Insofern ist Armut immer auch ein Problem für ie Demokratie. Denn jede und jeder sollte in einer De- okratie in der Lage sein, sich zu informieren und seine timme zu erheben, sich zu organisieren, wenn er oder ie etwas ändern möchte. Der Hartz-IV-Regelsatz nun sieht weder genügend eld für eine Tageszeitung noch für ein Monatsticket or. Er muss also deutlich erhöht werden. Wir meinen, ine Erhöhung auf eine Größenordnung von 500 Euro ist ehr als berechtigt! Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 10345 (A) ) )(B) Es ist gut, dass der vorliegende Antrag einfordert, die Berichterstattung über Reichtum zu verbessern. Denn Armut und Reichtum bedingen einander. Wenn wir uns kritisch mit Reichtum auseinandersetzen, dann wahrlich nicht, um eine Neiddebatte zu führen. Reichtum wird aber dann zum Problem, wenn der wachsende Reichtum der Wenigen seine Ursache in der Verarmung der Vielen hat, wenn Konzernmanager Boni einstreichen für Rendi- ten, die auf Hungerlöhnen basieren, oder wenn Steuerge- schenke für Einkommensmillionäre dazu führen, dass in den öffentlichen Kassen Geld fehlt, um die Sozialleis- tungen armutsfest auszugestalten. Deswegen setzt sich die Linke im Bundestag für eine deutlich stärkere Be- steuerung von Reichtum ein. Ein zentrales Problem blendet der SPD-Antrag leider komplett aus: die verdeckte Armut. Verdeckte Armut meint, dass Menschen so arm sind, dass sie Anspruch auf Sozialleistungen hätten, diese aber nicht wahrneh- men. Was sind die Ursachen dafür? Unwissenheit, Scham, Angst davor, wie man auf dem Amt behandelt wird. Die Zahlen sind erschreckend groß. Einer Untersu- chung von Irene Becker und Richard Hauser aus dem Jahre 2010 zufolge gibt es 5 bis 6 Millionen verdeckt Arme in der Bundesrepublik. Und das ist kein Wunder. Denn wie auch eine Untersuchung der Ebert-Stiftung zu Engagement und Erwerbslosigkeit ganz treffend formu- liert: „Hartz IV entpuppt sich für die Betroffenen als Zone der Willkür und der Entrechtlichung mit immensen auch psychischen Kosten.“ Es gibt viel zu ändern, damit wir nicht nur über Armut berichten, sondern diese auch wirksam bekämpfen. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD-Fraktion, mit Interesse habe ich Ihren Antrag zur Verbesserung der Ar- muts- und Reichtumsberichterstattung gelesen, erinnert er mich doch an das Jahr 2008, in dem das damals SPD- geführte Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit dem Minister Olaf Scholz an der Spitze den Dritten Ar- muts- und Reichtumsbericht vorlegte. Damals schrieb ich in einer Bewertung auf meiner Homepage: „Der von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz unter dem Motto ,Der Sozialstaat wirkt‘ vorgelegte Bericht enthält ge- schönte Ergebnisse, die nicht nur in sich widersprüchlich sind, sondern auch jeglicher Realitätserfahrung zuwider- laufen. Drastisch sinkende Kinderarmut, sinkende Ar- mutsschwellen und Armutsrisikoquoten entsprechen we- der den wissenschaftlichen Erkenntnissen noch den Alltagserfahrungen der Menschen in diesem Land, die seit Jahren mit Inflation und sinkenden Real- und Trans- fereinkommen zu kämpfen haben. Auch die Darstellung der Entwicklung des Reichtums kann nur als oberfläch- lich bezeichnet werden. Wichtige Veränderungen im Einkommensgefüge, wie das Schrumpfen der Mittel- schicht, bleiben unerwähnt.“ Diese harsche Kritik wäre Ihnen seinerzeit erspart ge- blieben, hätten Sie die methodische Sorgfalt angewandt, die Sie nunmehr so genau in Ihrem Antrag darstellen und völlig zu Recht einfordern. Ich will jetzt auch nicht mehr in der Vergangenheit stochern; denn in der Tat benennt d e B L z d S k w E G a D E li s S d z c v g te ri 8 b m te te B s A B ti g g je a z te m V s in e b s d s g b s (C (D er Antrag der Sozialdemokraten wichtige Kriterien für ine künftige gleichermaßen valide wie aussagekräftige erichterstattung über Armut und Reichtum in diesem and. Der Dritte Armuts- und Reichtumsbericht hatte ge- eigt, dass insbesondere die Daten problematisch waren, ie auf der amtlichen Erhebung „Leben in Europa“, EU- ILC, fußten. Von sozialwissenschaftlicher Seite wurde ritisiert, dass Kinder, Migrantinnen und Migranten und eniger gebildete Schichten nur unzureichend in der U-Datenbasis repräsentiert werden, während die ältere eneration überzeichnet wird. Nicht berücksichtigt wurden außerdem fiktive Mieten ls Einkommen im Falle von Haus- und Wohneigentum. iese die Einkommenssituation erheblich verändernden inkommensdaten werden in anderen Datensätzen, näm- ch der EVS und in den Daten des Sozio-oekonomi- chen Panels, SOEP, berücksichtigt. Im Ergebnis kamen durch die Verwendung der EU- ILC-Daten höchst fragwürdige Ergebnisse zustande, ie den Dritten Armuts- und Reichtumsbericht als so- ialpolitisches Instrument insgesamt unglaubwürdig ma- hen. So geht der Bericht von einer Armutsrisikoquote on 13 Prozent aus. Dies entspricht einer Armutsrisiko- renze von 781 Euro. Zum Vergleich: Auf Basis der Da- n des Sozio-oekonomischen Panels liegt die Armuts- siko bei 18 Prozent und die Armutsrisikogrenze bei 80 Euro. Im Zweiten Armuts- und Reichtumsbericht etrug die auf der Basis der EVS 2003 ermittelte Ar- utsrisikoschwelle 938 Euro. Die auf der Basis der bewährten und anerkannten Da- n des Sozio-oekonomischen Panels des DIW berechne- n Armutsquoten wurden in der Entwurfsfassung des erichts nicht genutzt, sondern in den Anhang verwie- en. Auf eine Gegenüberstellung der unterschiedlichen rmutsquoten wurde verzichtet. In der Endfassung des erichtes wurden dann – aufgrund der öffentlichen Kri- k an der Datenbasis – die unterschiedlichen Daten- rundlagen und Ergebnisse zwar in den Bericht inte- riert, in der öffentlichen Darstellung nutzte Olaf Scholz doch weiterhin die „günstigen“ Armutsrisikoquoten uf der Basis der EU-SILC. Wenn die Erinnerung an den damaligen Vorgang jetzt u einem Antrag führt, der diese Form der kreativen Da- nerfassung und -verwertung wenn nicht unmöglich achen, so doch sehr erschweren würde, verdient dieser orstoß die Unterstützung aller Fraktionen dieses Hau- es. Lassen Sie mich noch auf einen Punkt kommen, der allen vergangenen Armuts- und Reichtumsberichten her unbefriedigend gelöst war, nämlich die Reichtums- erichterstattung. Kapital ist offenbar nicht nur ein cheues Reh in Hinsicht auf das Fluchtverhalten, son- ern auch im Hinblick auf seine Sichtbarkeit. Es ver- teckt sich gerne im Dickicht undurchschaubarer Beteili- ungskonstruktionen, Stiftungen und natürlich in den erühmt-berüchtigten Anlegeroasen. Es gilt also, bei der Reichtumserfassung nachzubes- ern. Die im Rahmen des SOEP seit einigen Jahren erho- 10346 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 (A) ) )(B) bene Ergänzungsstichprobe zu Haushalten mit hohen Einkommen bedeutet zwar eine wesentliche Verbesse- rung der Informationsbasis für Untersuchungen zur Ver- mögensverteilung der privaten Haushalte. Während die Verhältnisse der Personen mit hohem Einkommen auf dieser Datengrundlage recht gut abgebildet werden kön- nen, gibt es bei der Belastbarkeit der Vermögensangaben Einschränkungen. Die Vermögensinformationen basie- ren auf Einschätzungen der Befragten, die verzerrt sein können. Ferner geben die Befragten in vielen Fällen keine Auskunft über die Vermögenswerte. Diese fehlen- den Wertangaben auf Grundlage der beobachteten Infor- mationen werden statistisch geschätzt. Da das SOEP aufgrund seines geringen Stichprobenumfangs die Ver- mögenswerte der Personen mit den sehr hohen Vermö- gen nicht verlässlich abbilden kann, ist es notwendig, weitere Schätzverfahren zur Zahl und Verteilung der Personen mit sehr hohen Vermögen vorzunehmen, etwa auf Grundlage einer Liste der 300 reichsten Deutschen analog der Forbes-Liste. Nur dann lässt sich die enorme Konzentration des privaten Reichtums in Deutschland in den Händen weniger Hundert Menschen erfassen. Eine solche Erfassung wäre dann vielleicht doch einmal ein Anlass, angesichts der Haushaltsschäden durch die Fi- nanzkrise über eine Vermögensabgabe nachzudenken. Anlage 7 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Keine Zusatzbeiträge für Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II auf Drucksache 17/674 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des Koordinators für die deutsche Luft- und Raumfahrt – Drucksachen 16/13941, 17/591 Nr. 1.25 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Maßnahmen auf dem Gebiet der Unfallverhütung im Straßenverkehr 2008 und 2009 (Unfallverhütungsbericht Straßenverkehr 2008/2009) – Drucksachen 17/2905, 17/3110 Nr. 6 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Tätigkeit der Verkehrsinfrastruktur- finanzierungsgesellschaft im Jahr 2009 – Drucksachen 17/3758, 17/3956 Nr. 4 – m U n (C (D Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Hightech-Strategie 2020 für Deutschland – Drucksachen 17/2691 – Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Maßnahmen zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 des Bundesver- triebenengesetzes in den Jahren 2007 und 2008 – Drucksachen 17/381, 17/591 Nr. 1.47 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden nionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- er Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/2580 Nr. A.1 Ratsdokument 9976/10 Drucksache 17/4116 Nr. A.1 Ratsdokument 8679/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.1 Ratsdokument 16152/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.2 Ratsdokument 16179/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.3 Ratsdokument 16679/10 Innenausschuss Drucksache 17/1821 Nr. A.4 Ratsdokument 8895/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.4 Ratsdokument 9114/10 Drucksache 17/2224 Nr. A.2 Ratsdokument 9685/10 Drucksache 17/2224 Nr. A.3 Ratsdokument 9893/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.2 EuB-EP 2032; P7_TA-PROV(2010)0143 Drucksache 17/2408 Nr. A.3 EuB-EP 2033; P7_TA-PROV(2010)0144 Drucksache 17/2408 Nr. A.5 Ratsdokument 10364/10 Drucksache 17/2580 Nr. A.2 Ratsdokument 10591/1/10 REV 1 Drucksache 17/2994 Nr. A.7 Ratsdokument 10865/10 Drucksache 17/2994 Nr. A.8 Ratsdokument 11212/10 Drucksache 17/2994 Nr. A.9 Ratsdokument 12208/10 Drucksache 17/2994 Nr. A.10 Ratsdokument 12211/10 Drucksache 17/2994 Nr. A.11 Ratsdokument 12579/10 Drucksache 17/2994 Nr. A.12 Ratsdokument 12653/10 Drucksache 17/2994 Nr. A.13 Ratsdokument 12766/10 Drucksache 17/3280 Nr. A.6 Ratsdokument 13404/10 Drucksache 17/3608 Nr. A.3 Ratsdokument 13153/10 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 10347 (A) (C)Drucksache 17/3608 Nr. A.4 Ratsdokument 13931/10 Drucksache 17/3608 Nr. A.5 Ratsdokument 13932/10 Drucksache 17/3608 Nr. A.6 Ratsdokument 13933/10 Drucksache 17/3608 Nr. A.7 Ratsdokument 13954/10 Drucksache 17/3608 Nr. A.8 Ratsdokument 14919/10 Drucksache 17/3791 Nr. A.1 Ratsdokument 14999/10 Drucksache 17/3955 Nr. A.1 Ratsdokument 13316/1/10 REV 1 Drucksache 17/4116 Nr. A.3 Ratsdokument 15498/10 Drucksache 17/4116 Nr. A.5 Ratsdokument 15949/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.4 Ratsdokument 16664/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.5 Ratsdokument 16797/10 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/3608 Nr. A.17 Ratsdokument 13874/10 Drucksache 17/3608 Nr. A.18 Ratsdokument 14322/10 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/4338 Nr. A.9 Ratsdokument 16068/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.10 Ratsdokument 16151/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.11 Ratsdokument 16257/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.12 Ratsdokument 16348/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.13 Ratsdokument 16363/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.14 Ratsdokument 16611/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.21 Ratsdokument 17547/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.22 Ratsdokument 17582/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.23 Ratsdokument 17608/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.24 Ratsdokument 17672/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.25 Ratsdokument 17677/10 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/3608 Nr. A.34 Ratsdokument 13788/10 Drucksache 17/3608 Nr. A.35 Ratsdokument 13789/10 Drucksache 17/3955 Nr. A.12 Ratsdokument 14833/10 Drucksache 17/3955 Nr. A.13 Ratsdokument 15361/10 Drucksache 17/3955 Nr. A.14 Ratsdokument 15717/10 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/4338 Nr. A.18 EuB-BReg 127/2010 (D (B) ) 91. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Februar 2011 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709100000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige Ta-
gesordnung um die in der weiteren Zusatzpunktliste
aufgeführten Punkte zu erweitern:

ZP 8 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschus-

(Vermittlungsausschuss)

von Regelbedarfen und zur Änderung des
Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetz-
buch

– Drucksachen 17/3404, 17/3958, 17/3982,
17/4032, 17/4058, 17/4095, 17/4303, 17/4304,
17/4719 –

ZP 9 Vereinbarte Debatte

zur Lage von SGB-Leistungsempfängern und
ihrer Kinder

ZP 10 a) Zweite und dritte Beratung des von der Frak-
tion der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Wertpapierer-
werbs- und Übernahmegesetzes

Redet
– Drucksache 17/3481 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanz-
ausschusses (7. Ausschuss)


– Drucksachen 17/4710, 17/4739 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralph Brinkhaus
Dr. Carsten Sieling
Frank Schäffler
Harald Koch

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des
Berichts des Finanzausschusses (7. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten
Sieling, Manfred Zöllmer, Elvira
Weiß, weiterer Abgeordneter und
tion der SPD

(C (D ung 1. Februar 2011 0 Uhr Gesamtkonzept zur Stärkung des Verbraucherschutzes bei Finanzdienstleistungen vorlegen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Lötzer, Sahra Wagenknecht, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Beschäftigtenrechte bei Übernahmen und Fusionen stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Dr. Gerhard Schick, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Verbraucherschutz auf Finanzmärkten nachholen – Drucksachen 17/2136, 17/3540, 17/3210, 17/4710, 17/4739 – Berichterstattung: Abgeordnete Ralph Brinkhaus Dr. Carsten Sieling Frank Schäffler Harald Koch Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. ext Dann ist das auch so beschlossen. Ich rufe den Zusatzpunkt 8 auf: Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss)

von Regelbedarfen und zur Änderung des
Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetz-
buch

– Drucksachen 17/3404, 17/3958, 17/3982,
17/4032, 17/4058, 17/4095, 17/4303, 17/4304,
17/4719 –

rstatter im Bundestag, der Abgeordnete
ann, wünscht nicht das Wort zur Be-

Mit einer schriftlichen Erklärung macht
von Bund und Ländern abgegebene Pro-
Dr. Carsten
Drobinski-
der Frak-

Der Berichte
Thomas Opperm
richterstattung.
er aber auf vier





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

tokollerklärungen aufmerksam. Diese Erklärung und die
Protokollerklärungen nehmen wir zu Protokoll.1) Ferner
liegt auch eine schriftliche Erklärung der Fraktion Die
Linke nach § 90 Abs. 1 unserer Geschäftsordnung vor.

Wir kommen gleich zur Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Vermittlungsausschusses auf Druck-
sache 17/4719.

Der Vermittlungsausschuss hat gemäß § 10 Abs. 3
Satz 1 seiner Geschäftsordnung beschlossen, dass im
Deutschen Bundestag über die Änderungen gemeinsam
abzustimmen ist.

Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen
Plätze einzunehmen. – Wir können leider immer noch
nicht beginnen, weil hier vorne zwei Schriftführer feh-
len.

Jetzt sind alle Schriftführer an ihren vorgesehenen
Plätzen. Ich eröffne die Abstimmung.

Haben alle anwesenden Mitglieder des Hauses ihre
Stimme abgegeben? – Das ist offensichtlich der Fall.
Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen
später bekannt gegeben.2)

Wir setzen die Beratungen fort. Dazu bitte ich, liebe
Kolleginnen und Kollegen, dass Sie Ihre Plätze einneh-
men.

Ich rufe den Zusatzpunkt 9 auf:

Vereinbarte Debatte

zur Lage von SGB-Leistungsempfängern und
ihrer Kinder

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile Ministerin von
der Leyen das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Gegenruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Kein Interesse mehr an Frau von der Leyen!)


Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Arbeit und Soziales:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor einem
Jahr hat uns das Bundesverfassungsgericht den Auftrag
zur Neuordnung der Regelsätze gegeben. Vor zwei Mo-
naten hat der Bundestag zugestimmt. Sieben Wochen ha-
ben wir im Vermittlungsverfahren darüber verhandelt,
einen politischen Konsens herzustellen. Diesen haben
wir heute leider noch nicht erreicht. Das bedauere ich,
weil die Verhandlungen auch von gegenseitiger Achtung
getragen waren. Aber unter dem Strich zählt, dass wir im

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1) Anlage 2 und 3
2) Ergebnis Seite 10270 D

(C (D teresse der betroffenen Menschen so schnell wie mögch eine Lösung in dieser Sache finden. Ich weiß, dass wir im Bundestag eine Mehrheit haen, aber im Bundesrat nicht. Dennoch lohnt es sich, das ngebot öffentlich zu diskutieren. Ich glaube, diese Zäsur ist heute notwendig, damit die ndlose Forderungsspirale der letzten sieben Wochen inmal bilanziert wird. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist ein gutes Angebot. Das ist ein Angebot, das
achhaltig ist, und ich glaube, das sollte auch anerkannt
erden.

Im Gesetz geht es um zwei zentrale Fragen: die Bar-
eldleistung im Regelsatz und das Bildungspaket. Wir
issen doch alle, dass die Kinder von Hartz-IV-Empfän-
ern oder die in Sozialhilfe eher ausgegrenzt und abge-
ängt werden als Gleichaltrige, nicht weil ihre Eltern
ich nicht kümmern, sondern weil ihre Eltern selber mit
ozialer Isolation zu kämpfen haben. Je häufiger die
inder in der Schule oder im Freundeskreis die Erfah-
ng des Scheiterns machen, desto tiefer gräbt sich das
efühl der eigenen Unfähigkeit und Hilflosigkeit ein.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: „Unfähigkeit“ ist das richtige Wort für Sie!)


as Bildungspaket folgt deshalb der Einsicht, dass die-
en Kindern mit konkreten Hilfen mehr geholfen wird
ls mit direkten Zahlungen an die Eltern. Im Hinblick
uf diese grundlegende sozialpolitische Einsicht sind wir
ns doch einig.


(Caren Marks [SPD]: Sie wollen ja nicht mal das Mittagessen im Hort finanzieren!)


Es geht konkret um eine warme Mahlzeit in den
chulen und Kindergärten. Wir sind uns einig, dass die
inanzierung des Mittagessens auf die Hortkinder ausge-
eitet wird. Es geht konkret um die individuelle Förde-
ng beim Lernen und um die Chance, bei Sport und
usik – wo auch immer die Interessen liegen – mitzu-
achen. Wir sind uns einig, dass die 160 000 Kinder von
ohngeldbeziehern mit dabei sein sollen. Wir sind uns

inig, dass die Kommunen das organisieren sollen. Wir
ind uns einig, dass die Kommunen dadurch keine zu-
ätzlichen finanziellen Lasten haben sollen, sondern dass
nen die Kosten des Bildungspaketes ersetzt werden

ollen. Wir sind uns in diesen ganzen Punkten einig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD)


Damit die Kommunen wirklich die Gestaltungsfrei-
eit haben, ihre Aufgaben für alle Familien und alle Kin-
er wahrzunehmen, übernimmt der Bund bedingungslos
ie Kosten der Grundsicherung im Alter und bei Er-
erbsminderung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)

Das heißt in Zahlen: Bis 2015 gehen rund 20 Milliarden
Euro vom Bund an die Länder und Kommunen. Bis 2020
gehen rund 54 Milliarden Euro vom Bund an die Kom-
munen.

Meine Damen und Herren, wir sind uns also in fünf
zentralen Fragen des Bildungspaketes einig. Sofort 5 Mil-
liarden Euro mehr für Kinder und Kommunen: Das ist
ein nachhaltiges Angebot; mehr geht nicht. Wer das aus-
schlägt, der muss sich vorwerfen lassen, dass er aus Prin-
zip keine Einigung will.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie wollen doch aus Prinzip keine Einigung! – Weitere Zurufe von der SPD: Glashaus!)


Ich glaube, dass wir uns auch beim Regelsatz in der
zentralen Frage einig sind, auch wenn das in den letzten
Tagen sicher nicht deutlich geworden ist.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Wir sind uns nicht einig!)


– Ich werde es Ihnen gleich erklären.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber nett, Frau Ministerin!)


Es geht darum, einen nachvollziehbaren, verfassungsfest
begründeten Berechnungsweg vorzulegen. Das haben wir
von der Regierung getan.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Schade, dass man Redner nicht zur Wahrheit ermahnen kann!)


Die Verhandlungsführung der SPD hat das auch getan.
Nur hat die Verhandlungsführung der anderen Seite im
Laufe der Verhandlungen nicht eine Methode zur Be-
rechnung vorgelegt, sondern verschiedene, die sich auch
noch widersprechen:


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Unverschämtheit! – Elke Ferner [SPD]: Sie lügen, ohne rot zu werden!)


Mal waren die Aufstocker drin, mal waren sie draußen;
mal wurde die Referenzgruppe auf 20 Prozent erweitert,
mal nicht. Mit anderen Worten: Jedes einzelne Element
der Berechnung der Bundesregierung findet sich ge-
nauso auch in den Vorschlägen der SPD wieder. Also
können weder die einzelnen Elemente noch die Summe
der Elemente falsch oder gar verfassungswidrig sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie listen Ihre Verfassungsbrüche auf und rühmen sich derselben!)


Sie mögen ein anderes Ziel als wir verfolgen: Sie
wollen den Hartz-IV-Satz weiter erhöhen; Sie kämpfen
um Mehrausgaben in Bund und Kommunen. Das ist Ihr
Recht; aber das löst doch nicht die Probleme der Arbeits-
losen. Mir scheint hier ein weiteres Argument wichtig:
Wenn Sie heute im Bundesrat dem Gesetz in Gänze nicht
zustimmen sollten, dann verweigern Sie den betroffenen
Bürgerinnen und Bürgern die Erhöhung und das Bil-
dungspaket mit seiner nachhaltigen Finanzierung.

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(C (D (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Billiger Versuch!)


as kann nicht im Sinne der Betroffenen sein. Ermögli-
hen Sie den Kindern das Bildungspaket! Sie haben
eute die Chance dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie können politisch um Mehrheiten werben, wenn
ie wirklich glauben, dass es besser wäre, wenn die
artz-IV-Sätze weiter erhöht würden. Aber wir von der
undesregierung wollen unsere Kraft, unsere Energie
nd das Geld der Bürgerinnen und Bürger dafür verwen-
en, dass diese Menschen schneller wieder in Arbeit
ommen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Deshalb kürzen Sie auch bei der Arbeitsmarktpolitik! Sehr logisch! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und dazu müssen die Regelsätze möglichst niedrig sein?)


Wir wollen nicht Passivität und Abhängigkeit fort-
chreiben, sondern die Voraussetzungen für faire Arbeit
chaffen und da, wo sie sich bieten, Chancen eröffnen.
or allen Dingen wollen wir für die Kinder den Teufels-
reis der vererbten Armut durchbrechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zusammenfassend möchte ich festhalten: Alles, was
ir vorgelegt haben, auch die Mindestlöhne für den Be-
ich der Zeitarbeit, für das Wach- und Sicherheitsge-
erbe und für die Weiterbildungsbranche, fordern auch
ie. Sie wollen nur mehr. Für dieses Mehr gibt es heute
ber keine politischen Mehrheiten.


(Elke Ferner [SPD]: Für das Weniger aber auch nicht!)


enn Sie das Gute, das Gemeinsame ablehnen, dann ist
as aus meiner Sicht Blockade, die sich in diesem Fall
icht lohnt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie blockieren doch selber!)


Wir sind Ihnen in den Verhandlungen weit entgegen-
ekommen. Wir könnten den Kommunen 5 Milliarden
uro im Jahr mehr geben.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat doch mit der Sache nichts zu tun! Es geht um das Verfassungsgerichtsurteil!)


ir haben das Bildungspaket signifikant erweitert, um
50 Millionen Euro. Das ist zwar teuer,


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ber das ist gut investiertes Geld, weil es die Kommunen
ntlastet und die Chancen der Kinder verbessert.

Alle diese Verbesserungen stehen heute auf dem
piel. Deshalb bitte ich Sie, nicht das Maximale zu for-
ern. Machen Sie das, was heute möglich ist! Beschrei-
n Sie den Weg, den wir gemeinsam gefunden haben!





Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)

Die Hartz-IV-Empfänger im Land, insbesondere die
Kinder, werden es Ihnen danken und wir selbstverständ-
lich auch.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Heuchlerin! Heuchlerisch!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709100100

Das Wort hat nun Manuela Schwesig, Ministerin des

Landes Mecklenburg-Vorpommern.


(Beifall bei der SPD)



(Mecklenburg-Vorpommern)


Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren Abgeordnete! Vor genau einem Jahr
hat das Bundesverfassungsgericht der Politik den Auf-
trag erteilt, die Weichen in der Sozialpolitik neu zu stel-
len.


(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Und Sie verhindern es!)


Es geht im Kern um unseren Sozialstaat. Es geht um die
Menschenwürde. Es geht um ein menschenwürdiges
Existenzminimum für Kinder, Jugendliche und Erwach-
sene.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das heißt für uns, dass drei Dinge erfüllt sein müssen:

Erstens: Bildungschancen für Kinder und Jugendliche –
unabhängig vom Geldbeutel der Eltern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/ CSU]: Sie blockieren das!)


Zweitens. Menschen, die arbeiten, müssen von ihrer
Arbeit leben können. Deswegen sind Mindestlöhne in
diesem Zusammenhang wichtig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/ CSU]: Das hat gar nichts damit zu tun! – Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Das hat das Bundesverfassungsgericht nicht gesagt!)


Drittens. Wer keine Arbeit hat oder nicht arbeiten
kann, der muss von einer solidarischen Gemeinschaft
fair unterstützt werden. Es geht nicht um Almosen oder
spätrömische Dekadenz.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Da redet doch keiner von!)


Es geht um einen Rechtsanspruch für alle Menschen in
diesem Land.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Dieses Urteil ist eine große Chance, gemeinsam etwas utes und Großes auf den Weg zu bringen. (Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Dann tun Sie es doch!)


ieses Urteil verlangt große Antworten bei den Themen
ildung, Mindestlohn und faire Regelsätze. Aber, Frau
undesministerin, die Antworten, die Sie gegeben ha-
en, sind Klein-Klein; sie sind genau das Gegenteil da-
on.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: 5 Milliarden?)


Viele Bürgerinnen und Bürger in unserem Land är-
ern sich zu Recht


(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Über Sie!)


nd fragen sich, warum wir das nicht gemeinsam hinbe-
ommen. Frau von der Leyen, Sie haben zehn Monate
ebraucht, um überhaupt einen Entwurf auf den Tisch zu
gen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


eit Mai 2010 wissen Sie, dass Sie unsere Stimmen im
undesrat brauchen. Trotzdem haben Sie viel Zeit mit
iner Chipkartenshow verplempert, anstatt sich wirklich
m die Sache zu kümmern. Sie tragen die Verantwortung
afür, dass heute kein guter Gesetzentwurf auf dem
isch liegt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709100200

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Ahrendt von der FDP-Fraktion.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wer ist das denn? – Elke Ferner [SPD], an den Abg. Christian Ahrendt [FDP] gewandt: Was haben Sie denn mit den Regelsätzen zu tun?)



(Mecklenburg-Vorommern)


Selbstverständlich.


Christian Ahrendt (FDP):
Rede ID: ID1709100300

Frau Ministerin Schwesig, bei Ihrer Rede mag man

eneigt sein, zu sagen: Die Worte höre ich wohl, allein
ir fehlt der Glaube.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie sind Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern.
ort befinden sich 95 Prozent aller Kinder unter sechs

ahren in einer Kindertageseinrichtung; das ist eine
tolze Zahl. Und trotzdem – Sie tragen als SPD seit 1998
erantwortung im Land –: Mecklenburg-Vorpommern
t das Land mit der höchsten Zahl von jungen Men-





Christian Ahrendt


(A) )


)(B)

schen, die die Schule ohne Schulabschluss verlassen,
14 Prozent. Finden Sie nicht, dass Sie Ihren Reden auch
einmal Taten folgen lassen sollten?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)



(Mecklenburg-Vorpommern)


Herr Ahrendt, Sie wollten eine Frage stellen; die habe
ich nicht gehört.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist schwach! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist aber nicht souverän! Mann, oh Mann!)


Aber ich sage Ihnen eines: Herr Ahrendt, Sie haben
recht: 98 Prozent der Kinder in Mecklenburg-Vorpom-
mern gehen in eine Kita. Diese Kinder bekommen schon
lange ein kostenfreies Mittagessen, wenn sie arme Kin-
der sind. Das, was Sie auf den Weg bringen wollen, ha-
ben unsere Kinder in MV schon längst. Deswegen weiß
ich, wovon ich rede.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Sigmar Gabriel [SPD]: Das war ein Eigentor!)


Herr Ahrendt, wenn Ihr Generalsekretär heute sagt,


(Abg. Christian Ahrendt [FDP] nimmt wieder Platz – Christian Lange [Backnang] [SPD], an den Abg. Christian Ahrendt [FDP] gewandt: Aufstehen! Unglaublich!)


die Koalition hätte nicht die richtige Verhandlungsfüh-
rung gehabt, dann frage ich Sie: Wo war denn Ihre Ver-
handlungsführung? Sie hatten gar keine. Die einzige
Strategie, die die FDP hatte, war: Blockade, Blockade,
Blockade. Sie hat gesagt: Wir wollen keine Schulsozial-
arbeiter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie über Bildung reden, dann erklären Sie uns,
warum Sie dagegen sind, dass wir 5 000 Schulsozialar-
beiter in den sozialen Brennpunkten einsetzen, um end-
lich Jugendliche zu fördern.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Machen Sie es doch als Land! Das ist Ihre Aufgabe!)


Das wäre der richtige Weg. Das blockieren Sie aber.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie blockieren außerdem einen fairen Regelsatz. Sie ha-
ben diese ganzen Verhandlungen blockiert. Die Kanzlerin
ist vor Ihnen eingeknickt und hat der Arbeitsministerin
den Auftrag gegeben, die Verhandlungen abzubrechen.
Das ist unverantwortlich. Sie haben Regierungsverant-
wortung.


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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Schulsozialarbeit ist Sache des Landes! Machen Sie mal Ihre Hausaufgaben!)


Herr Kauder, wenn Sie mehr erwarten, dann sprechen
ie doch mit dem CDU-Bildungsminister in Mecklen-
urg-Vorpommern.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Machen Sie Ihre Hausaufgaben! Nicht daherkommen und hier große Töne spucken!)


s muss Schluss sein mit den Schuldzuweisungen.
eute ist der Tag der Verantwortung und der Vernunft.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


nd deswegen – wir wollen weiter verhandeln –: Kom-
en Sie zurück an den Verhandlungstisch!


(Beifall bei der SPD)


ir werden heute mit Kurt Beck im Bundesrat den An-
ag stellen, weiterzuverhandeln. Ich fordere Sie auf:
erhandeln Sie weiter! Wir waren nahe dran an einem
uten Ergebnis. Sie haben die Verhandlungen abgebro-
hen. Kommen Sie zurück an den Verhandlungstisch,
amit wir den 2 Millionen Kindern, die in Armut leben,
elfen mit guten Vorschlägen, die wir auf den Tisch ge-
gt haben!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie behaupten, wir hätten die Verhandlungen
it dem Mindestlohn überfrachtet, dann will ich Ihnen
al eines erklären: Mindestlohn und gleicher Lohn für

leiche Arbeit sind der Kern der Antwort auf die Pro-
leme in unserem Land. Es kann doch nicht sein, dass
ie Menschen arbeiten gehen und am Ende zum Sozial-
mt gehen müssen, um sich Sozialleistungen abzuholen.
1 Milliarden Euro bezahlen wir dafür.

Deswegen brauchen wir Mindestlöhne und gleichen
ohn für gleiche Arbeit, damit die Menschen, die arbei-
n, aus der Hartz-IV-Falle herauskommen und einen fai-
n Lohn beziehen und damit überleben können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wer hat denn Hartz IV erfunden? Wer hat es denn erfunden? Das wart doch ihr! – Zuruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


Denn ja: Arbeit muss sich lohnen. Das Bundesverfas-
ungsgericht hat die Antwort gegeben. Arbeit muss sich
hnen, aber nicht, indem man Sozialleistungen herun-
rschraubt, sondern indem man faire Löhne, Mindest-
hne bezahlt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau von der Leyen, es reicht nicht, für Frauen in
AX-Vorständen zu kämpfen. In dieser Woche sind Sie
en Frauen in den Rücken gefallen, weil Sie nicht die





Ministerin Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern)



(A) )


)(B)

Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit unter-
stützen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es geht um die Verkäuferin, um die Kassiererin und um
die Kellnerin, die unsere Unterstützung brauchen, und
zwar jetzt und sofort. Es ist peinlich genug, dass die
Kanzlerin Sie bei der Quote abserviert hat. Aber es ist
eine Schande, dass Sie diesen vielen Frauen in Deutsch-
land in den Rücken fallen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Beim Thema Bildung war es uns wichtig, die Eltern
zu unterstützen, die arbeiten und am Ende auch nicht
viel mehr haben als andere. Deswegen ist es richtig, dass
wir das Bildungspaket auf Geringverdiener ausweiten.
Es ist richtig, dass wir das Bildungspaket bei den Kom-
munen andocken, damit Kitas, Ganztagsschulen und
Vereine das Geld bekommen. Es ist schwierig; denn von
sieben Wochen Verhandlungen brauchten wir fünf, um
Sie von dieser logischen Konsequenz zu überzeugen. Sie
haben fünf Wochen gebraucht, um aufzuwachen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir sind hellwach!)


Lassen Sie uns die Vorschläge zu den Themen Min-
destlohn und Schulsozialarbeit verbessern! Sorgen Sie
dafür, dass Sie Ihr Versprechen halten!


(Otto Fricke [FDP]: Sind die Hartz-Sätze jetzt okay?)


Wir sind gemeinsam vor die Öffentlichkeit getreten und
haben gesagt: Wir wollen, dass das Bildungspaket an die
Kommunen geht und dass die Kommunen dafür Ist-Kos-
ten bekommen. Der Vorschlag, der auf dem Tisch liegt,
enthält keine Ist-Kosten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Kommunen werden von Ihnen über den Tisch gezo-
gen, wie Sie es schon bei Ihrer Steuerpolitik gemacht ha-
ben. Das wird es mit uns nicht geben, weil die Bürger
vor Ort die Zeche dafür zahlen müssten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nehmen Sie die Regierungsverantwortung ernst!
Kommen Sie zurück zum Verhandlungstisch! Es geht
darum, dass wir für 6 Millionen Menschen, für 2 Millio-
nen Kinder, die in Kinderarmut aufwachsen, eine Ant-
wort geben.


(Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Machen Sie im Bundesrat nicht Parteipolitik, sondern Politik für die Menschen!)


Bildung, Mindestlohn und ein fairer Regelsatz sind Bei-
träge zur Bekämpfung der Kinderarmut. Machen Sie
mit! Kommen Sie zurück! Übernehmen Sie Regierungs-
verantwortung, wie es sich für einen vernünftigen Laden


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(C (D zurzeit sind Sie keiner – gehört. Wir stehen zu unserer erantwortung. Wir wollen ein gutes Ergebnis, aber eine faulen Kompromisse. Die müssen Sie schon aline machen. Vielen Dank. (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: So viel Beifall habe ich bei den Spitzen der SPD-Fraktion noch nie erlebt! Es muss erst eine Frau aus Meck-Pomm kommen, dass die SPD hochkommt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709100400

Das Wort für die FDP-Fraktion hat nun Kollege

einrich Kolb.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1709100500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Schwesig, das, was Sie hier abgeliefert haben, ist
us unserer Sicht vollkommen inakzeptabel.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie sagen: „Es darf keine gegenseitigen Schuldzuwei-
ungen geben“ und wollen sich dann hier als Vertreterin
er Anklage profilieren. So geht es nicht! Wir haben eine
emeinsame Verantwortung.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Hat man ja gesehen!)


ie haben in diesem Zusammenhang eine besondere Ver-
ntwortung, weil Sie damals federführend als rot-grüne
undesregierung gemeinsam mit uns dieses Gesetz be-

chlossen haben, das heute nachgebessert werden muss.
o geht es nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709100600

Kollege Kolb, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Heil?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1709100700

Sonst immer gerne, aber ich habe ja noch gar nichts

esagt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Sigmar Gabriel [SPD]: Genau! Er hat noch nie was gesagt! Er hat noch nie was gesagt in den Verhandlungen!)


h möchte noch ein bisschen ausführen. Dann komme
h gerne darauf zurück.

Ich möchte zu den Punkten, die die Ministerin ge-
annt hat, Regelsatz, Bildungspaket, Mindestlöhne, et-
as sagen. Frau Ministerin Schwesig, Sie haben hier ge-

agt, Sie wollen einen fairen Regelsatz. Ich habe Ihre





Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )


)(B)

Rede aufmerksam verfolgt. Sie haben mit keinem Wort
dargelegt, dass der von uns errechnete Regelsatz, die Er-
höhung um 5 Euro, falsch wäre. Ich schließe also aus Ih-
rer Rede, dass der Regelsatz, wie er von uns vorgelegt
wurde, in Ordnung ist. Das sollten Sie dann hier auch
akzeptieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie sagen: Es geht uns um die Bildungschancen von
Kindern. – Dazu kann ich nur sagen: Späte Erkenntnis.
In dem Gesetz, das Rot-Grün damals beschlossen hat,
war von Bildungschancen überhaupt keine Rede.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Ganz genau!)


Sie hatten vollkommen vergessen, dass es hier einen Be-
darf geben könnte.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Was Sie machen, ist unlauter. Wir wollen heute gemein-
sam mit Ihnen im Wege der Nachbesserung beschließen,
dass Kinder aus Hartz-IV-Familien ebenso wie Kinder
aus Familien, die Wohngeld oder Kinderzuschlag erhal-
ten, also alle Kinder in Familien mit niedrigen Einkom-
men, künftig einen fairen Zugang zu Bildungschancen
haben.


(Elke Ferner [SPD]: Alles unsere Forderungen!)


Das wollen wir. Sie verhindern das, wenn Sie sich heute
der Zustimmung zu unserem Paket verweigern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709100800

Herr Kollege Kolb, gestatten Sie jetzt die Zwischen-

frage des Kollegen Heil?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1709100900

Nein, ich werde erst alle drei Punkte vortragen, dann

kann Herr Heil am Schluss gerne nachfragen.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie wissen, dass ich nicht vor Zwischenfragen kneife,
aber heute Morgen möchte ich erst diese drei Punkte be-
nennen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Angst vor der Zwischenfrage! Schwach!)


Ich halte fest: Der Regelsatz, wie er von uns vorgelegt
wurde, ist offensichtlich in Ordnung, Frau Schwesig.


(Otto Fricke [FDP]: Ja! – Elke Ferner [SPD]: Nein!)


Die Bildungschancen hatten Sie vollkommen vergessen;
wir stellen Bildungschancen für Kinder aus Familien mit
niedrigen Einkommen her.

Dann sind wir beim dritten Punkt – da wollen Sie sich
in den Verhandlungen mächtig inszenieren –: Mindest-


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(C (D hne. Sie sagen, bei diesem Thema hätten sich die FDP nd die Koalition nicht bewegt. Ich will Ihnen sagen: ir haben uns in diesem Zusammenhang erheblich beegt. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was? Neun Monate überhaupt nicht!)


Ich rede über Mindestlöhne, Herr Heil.


(Thomas Oppermann [SPD]: Neun Monate Stillstand!)


Wir bieten Ihnen an, im Bereich der Zeitarbeit, in dem
s schon heute einen fast flächendeckenden tariflichen
indestlohn gibt,


(Caren Marks [SPD]: Oh! Das ist ja super! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht anbieten! Machen Sie es doch!)


usätzliche Regelungen einzuführen, die sicherstellen,
ass durch die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit ab dem
. Mai 2011 keine Konkurrenz durch ausländische Tarif-
erträge im Bereich der deutschen Zeitarbeit entstehen
ann; das haben wir Ihnen angeboten. Darüber hinaus
ind wir bereit, Ihnen auf zwei weiteren Feldern entge-
enzukommen – das fällt uns nicht leicht; aber wir tun
s, damit es einen Kompromiss geben kann –: bei der
us- und Weiterbildung sowie im Wach- und Sicher-
eitsgewerbe. Hier haben wir uns, wie ich denke, erheb-
ch bewegt. Das, was Sie gefordert haben, ist sicherge-
tellt: dass ein bestimmtes Lohnniveau existiert. In der
eitarbeit – ich wiederhole es – ist das ohnehin schon
er Fall.


(Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Was hat das denn mit dem Thema zu tun?)


Was Sie machen, ist Folgendes: Sie betreiben im
eutschen Bundestag und im Bundesrat eine Blockade-
olitik, so wie es Lafontaine 1997/1998 getan hat. Das
t verantwortungslos.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


s ist verantwortungslos, so zu handeln. Es ist verant-
ortungslos gegenüber den Menschen, die auf eine Er-
öhung der Regelsätze warten.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das können Sie doch machen! – Elke Ferner [SPD]: Zahlen Sie das Geld doch aus, Herr Kolb!)


s ist verantwortungslos gegenüber den Kindern aus
artz-IV-Familien, die einen Anspruch haben, gefördert

u werden: bei der Ausstattung mit Lernmitteln, beim
ugang zu Fördermaßnahmen, wenn im Einzelfall Defi-
ite auftreten, und bei der Teilnahme an Gemeinschafts-
eranstaltungen und dem Mittagessen in der Schule, also
ei der Integration in die Gemeinschaft. Es geht auch da-
m, diesen Kindern soziokulturelle Teilhabe zu ermög-

chen. All das wollen wir. Durch die sture Blockadepoli-
k, die Sie betreiben,


(Elke Ferner [SPD]: Stur sind Sie! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke gleichfalls!)






Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )


)(B)

verhindern Sie, dass all dies am heutigen Tage Gesetz
werden kann. Das halte ich für unverantwortlich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ihnen geht es letztlich darum, über den Bundesrat und
über den Vermittlungsausschuss Einfluss auf die Grund-
linien der deutschen Politik zu nehmen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja! So ist es! Das ist auch notwendig! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Linie?)


– Wir haben eine Linie: eine Linie, die dazu geführt hat,
dass wir in Deutschland aktuell ein wahres Beschäfti-
gungswunder erleben, um das uns das Ausland beneidet.


(Elke Ferner [SPD]: Was ist los? Was erzählen Sie denn da?)


Deutschland ist schneller als alle anderen Staaten durch
die Krise gekommen.


(Frank Schwabe [SPD]: Ja! Das lag aber nicht an Ihnen! In der Krise haben Sie doch die ganze Zeit blockiert, Herr Kolb!)


Wir wollen diese gute Politik fortsetzen. Wir werden
uns aber nicht von Ihnen dazu verführen lassen, grenzen-
los und ausufernd zusätzliche finanzielle Mittel zur Ver-
fügung zu stellen. Das wäre unverantwortlich. Wir wol-
len Konsolidierung, wir wollen Wachstum, und wir
wollen Beschäftigungschancen für die Menschen in die-
sem Land.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Herr Kolb, zum Thema haben Sie gerade leider gar nichts gesagt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709101000

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

gen Hubertus Heil.


Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1709101100

Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Kolb, ich will Ih-

nen sagen: Wer keinen Mut hat, Zwischenfragen zuzu-
lassen, der muss mit einer Kurzintervention rechnen.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der FDP: Oh! Oh! – Sie sind wirklich gnadenlos mit uns!)


Ich fange mit dem, was Sie zum Schluss gesagt ha-
ben, an. Sie führten aus, wie Deutschland durch die
Krise gekommen ist und warum die Situation am deut-
schen Arbeitsmarkt besser ist als in anderen Ländern.
Herr Kolb, das hat mit Ihnen gar nichts zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben gegen jede Maßnahme gestimmt, die wir er-
griffen haben, um Deutschland besser durch die Krise zu
führen. Sie haben gegen Olaf Scholz und Peer
Steinbrück agitiert, die zusammen mit Frank-Walter
Steinmeier die Erfinder der Konjunkturpakete und der

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(C (D urzarbeit waren. Die FDP war die Dagegen-Partei, err Kolb. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Widerspruch bei der FDP)


Zweitens, Herr Kolb. Sie haben vorhin wahrheitswi-
rig behauptet, mit den Arbeitsmarktreformen der rot-
rünen Bundesregierung seien keine Maßnahmen im
ildungsbereich verbunden gewesen. Herr Kolb, das

timmt nicht. Wir haben damals ein Bildungspaket auf
en Weg gebracht und 4 Milliarden Euro in Ganztags-
chulen investiert. Auch da waren Sie dagegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Jetzt komme ich zum zentralen Punkt, Herr Kolb. Sie
ersönlich müssen sich fragen, welche Verantwortung
ie dafür haben, dass die schwarz-gelbe Seite die Ver-
andlungen am vergangenen Donnerstag vorerst abge-
rochen hat.


(Caren Marks [SPD]: Ja! So ist es!)


ie waren es, der sich, als es um die Zeit- und Leiharbeit
nd um Mindestlöhne ging, einen zweifelhaften Spitz-
amen verdient hat.


(Frank Schwabe [SPD]: Sehr richtig!)


issen Sie, wie Sie bei uns mittlerweile genannt wer-
en? Gromyko.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie saßen nämlich nur da und sagten im Stile eines so-
jetischen Kremlministers immer wieder Nein bzw. Njet.


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP)


ie waren es, der die ganze Regierung in Geiselhaft ge-
ommen und sich nicht bewegt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


it der CDU/CSU wären wir bei der Zeit- und Leih-
rbeit schon längst zu einer Lösung gekommen. Sie ha-
en die Koalition festgenagelt. Sie haben Placebo-Min-
estlöhne angeboten; das stimmt. Sie haben aber gesagt,
ie Koalition dürfe sich beim Thema „Missbrauch von
eit- und Leiharbeit“ und deren Bekämpfung nicht be-
egen.

Die FDP war es, die die Koalition neun Monate fest-
enagelt hat. Sie verweigern den Menschen ein Leben
ach dem Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie FDP ist die Blockade- und Dagegen-Partei. Das ist
ie Wahrheit, Herr Kolb.

Wir wollen bessere Bildungschancen für Kinder. Wir
rauchen einen fairen Regelsatz, der verfassungsfester
t als das, was Sie vorgelegt haben, und wir brauchen





Hubertus Heil (Peine)



(A) )


)(B)

Fortschritte bei den Mindestlöhnen, die den Grundsatz
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ berücksichtigen.
Weil wir etwas für die Menschen herausholen wollen,
wird Kurt Beck im Bundesrat das Angebot machen, wei-
ter zu verhandeln. Ich sage Ihnen mit Herbert Wehner,
Herr Kolb: Wer rausgeht, muss auch wieder reinkom-
men. – Sie sind rausgegangen. Kommen Sie wieder rein.
Dann kommen wir auch zu Lösungen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709101200

Kollege Kolb, Sie haben Gelegenheit zur Reaktion.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1709101300

Herr Kollege Heil, ich habe Verständnis dafür, dass

Sie sich im Wege der Kurzintervention an mich wenden.
Schließlich haben Sie von Ihrer Fraktion keine Redezeit
bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Zum Stichwort „Gromyko“. Da, wo einem die Argu-
mente ausgehen, fangen die Beleidigungen an. Ich stelle
fest, Herr Kollege Heil: Ihnen sind die Argumente aus-
gegangen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie sagen, wir seien die Dagegen-Partei. Ich halte da-
gegen:


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Als wir in die Regierung eingetreten sind, sind wir mit
dem, was Sie als Große Koalition beschlossen hatten,
sehr verantwortungsvoll umgegangen. Wir haben die
Kurzarbeitsregelung, die Sie auf den Weg gebracht hat-
ten, verlängert, da wir dies in der vor einem Jahr noch
bestehenden Krisensituation für angemessen und vertret-
bar hielten. Mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz
haben wir der Konjunktur einen zusätzlichen Anstoß ge-
geben.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es hat doch einen Grund, dass das Wachstum in
Deutschland im letzten Jahr mit 3,6 Prozent deutlich hö-
her ausgefallen ist als in allen anderen EU-Staaten. Im
Gegensatz zu anderen Regierungen hat diese Regierung
gehandelt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können ja nicht mal rechnen! – Elke Ferner [SPD]: Die Hoteliers haben wirklich keine Steuermilliarden gebraucht!)


Da haben Sie sich verweigert. Da waren Sie die Dage-
gen-Partei. Sie haben nicht gesehen, dass es notwendig
ist, eine aufkeimende Konjunktur zu wässern, damit sie

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(C (D edeihen kann und damit Arbeitsplätze entstehen. Der rfolg gibt uns recht; das will ich hier sehr deutlich saen. Zum Schluss: Sie bringen immer das Argument, wir eien beim Thema Zeitarbeit nicht dabei. Ich will dazu olgendes sagen: Als Anfang letzten Jahres ein großes eutsches Einzelhandelsunternehmen mit Praktiken auf em Markt versuchte, Stammbelegschaften durch Zeitareiter zu ersetzen, waren es der Kollege Schiewerling nd ich von der Koalition, die sofort gesagt haben: Das erden wir nicht mittragen. Dem schieben wir einen iegel davor. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sigmar Gabriel [SPD]: Und was haben Sie gemacht? Nichts!)


Als Sie sich noch mit dem Thema „Mindestlöhne in
er Zeitarbeitsbranche“ beschäftigt haben, war es die
DP, die gesagt hat, dass das wichtigere Thema die
rage des Equal Pay sei, also die Heranführung der Ent-
hnung von Zeitarbeitern an die von Stammbelegschaf-
n.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Neun Monate! – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Nach neun Monaten sind die alle wieder draußen!)


as uns allerdings unterscheidet – Sie von mir, Herr
eil, aber wahrscheinlich auch Ihre Fraktion von meiner
raktion –, ist, dass wir die Zeitarbeit als Brücke in den
rsten Arbeitsmarkt nicht kaputtmachen wollen. Sie al-
rdings wären bereit gewesen, dies sehenden Auges in
auf zu nehmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


iesbezüglich haben wir uns verweigert. Insofern haben
ie an der Stelle recht.

Insgesamt kann man sagen, dass wir sehr verantwort-
ch gehandelt haben. Die Koalition ist in diesen Ver-
andlungen geschlossen gewesen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Abgeschlossen!)


ie hat gemeinsame Angebote unterbreitet und ist an die
renze des finanziell Verantwortbaren gegangen. Es
egt ein sehr gutes Angebot auf Ihrem Tisch. Sie sollten
ich überwinden, Ihr Herz über die Hürde werfen, und
iesem Paket zustimmen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709101400

Das Wort hat nun Dagmar Enkelmann für die Frak-

on Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709101500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Das, was wir in den letzten Wochen im Vermitt-





Dr. Dagmar Enkelmann


(A) )


)(B)

lungsausschuss erlebt haben, war ein unwürdiges Gefeil-
sche und Geschacher.


(Beifall bei der LINKEN)


Das, was jetzt hier stattfindet, sind politische Schau-
kämpfe.

Sie, meine Damen und Herren von der SPD, haben
offenkundig kalte Füße gekriegt. Sie wollen den Ver-
mittlungsausschuss vor der Entscheidung im Bundesrat
erneut anrufen. Sie stecken gemeinsam mit den Grünen
nach wie vor in der Hartz-IV-Falle, und Sie sind nicht
bereit, sich aus dieser Falle zu befreien.


(Beifall bei der LINKEN – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Etwas anderes fällt Ihnen nicht ein! – Thomas Oppermann [SPD]: Sie stecken in der Kommunismusfalle!)


Das Schlimme daran ist allerdings, dass das auf dem Rü-
cken von Langzeitarbeitslosen, auf dem Rücken von
Menschen, die für einen Hungerlohn arbeiten und auf er-
gänzende Sozialleistungen angewiesen sind, und auf
dem Rücken von Kindern und Jugendlichen, die in
Hartz-IV-Familien leben, ausgetragen wird. Das ist schä-
big.


(Beifall bei der LINKEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo waren Sie eigentlich in den letzten Wochen?)


Es geht hier nicht um Sieg oder Niederlage, es geht auch
nicht um Paragrafen. Es geht hier um 6,7 Millionen
Menschen, um 2,5 Millionen Kinder. Wie Sie mit dem
Schicksal dieser Menschen umgehen, ist eine Schande.


(Beifall bei der LINKEN)


Haben Sie sich schon einmal mit Betroffenen unter-
halten? Sie von der FDP haben das wahrscheinlich nicht
getan; Sie sehen ja bei jedem Hartz-IV-Empfänger spät-
römische Dekadenz. Sie von den Christlich-Sozialen
und den Christdemokraten, haben Sie sich einmal mit
Menschen unterhalten, die unter solchen Bedingungen
leben müssen? – Ich habe bei Matthäus etwas Schönes
gefunden:

Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ih-
nen behandelt werden wollt – das ist alles, was das
Gesetz und die Propheten fordern.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Oh Gott! Wenn Kommunisten aus der Bibel zitieren! Unglaublich!)


Wollen Sie so behandelt werden, wie Sie Hartz-IV-Emp-
fängerinnen und -Empfänger behandeln?


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Von Ihnen will ich überhaupt nicht behandelt werden!)


Wissen Sie, wie sich diejenigen fühlen, die zum Bei-
spiel am Ende eines Quartals auf einen notwendigen
Arztbesuch verzichten, weil sie die Praxisgebühr nicht
zahlen können? Wissen Sie, wie sich diejenigen fühlen,
die zum Beispiel wegen der Zuzahlung auf notwendige

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(C (D rzneien verzichten? Wissen Sie, wie es einer Mutter eht – ich weiß nicht, ob Sie einmal ein Gespräch mit eier alleinerziehenden Mutter geführt haben –, die ihrem ind nicht gestattet, zur Geburtstagsfeier des Klassenameraden zu gehen, und zwar nicht, weil sie ihrem ind das nicht gönnt, sondern weil sie die Sorge hat, ass daraus Erwartungen entstehen, ebenfalls eine solhe Geburtstagsparty auszurichten, was im Budget aber icht vorgesehen ist? Erinnern wir uns: Das Bundesverfassungsgericht hat or mehr als einem Jahr die Berechnung der Hartz-IVegelsätze für verfassungswidrig erklärt; das war eine challende Ohrfeige für alle Hartz-IV-Parteien in diesem arlament. Es hat dem Gesetzgeber den Auftrag gegeen, Transparenz herzustellen und für die Sicherung der hysischen Existenz und eines Mindestmaßes an Teilabe am gesellschaftlichen Leben zu sorgen. Diese Aufabe stand im Zentrum des Urteils des Bundesverfasungsgerichts, und diese Aufgabe ist bis heute nicht rfüllt. Ich behaupte, dass zu keinem Zeitpunkt wirklich geollt war, eine verfassungskonforme Regelung zu finen. Gewollt war auch nicht, dass die Linke mit dabei t. Das ist verständlich; denn die Linke war von Anfang n gegen Hartz IV. Sie hat gesagt: Das ist Armut per Geetz. Dieses Gesetz ist verfassungswidrig. – Die Linke at vom Verfassungsgericht recht bekommen. Per Mehrheitsentscheidung im Vermittlungsausschuss at man dann zunächst verhindert – und zwar Sie alle –, ass die Linke in der Arbeitsgruppe mitarbeiten darf. err Altmaier, dank des Bundesverfassungsgerichts – mal ieder das Bundesverfassungsgericht – mussten Sie ann doch dem Grundgesetz Genüge tun; es hat Sie dauf aufmerksam gemacht. Die Linke war dann bis zum 9. Januar 2011 mit dabei. (Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei solchen Beiträgen würde ich jeden Abend weinen!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Peter Altmaier [CDU/CSU]: Gute Idee!)


Die Linke hat in der Arbeitsgruppe und in den Unter-
rbeitsgruppen mitgearbeitet, und wir haben Ihnen den
piegel vors Gesicht gehalten. Wir haben massenhaft
aterial, Unterlagen und Forderungen in die Beratungen

ingebracht. Darunter war unter anderem eine Berech-
ung des Statistischen Bundesamtes. Darin wurden die
erdeckt Armen herausgerechnet und eine Referenz-
ruppe nicht der unteren 15 Prozent der Einkommen,
ie Sie es wollten, sondern der unteren 20 Prozent der
inkommen gebildet. Allein bei dieser Berechnung
ommt das Statistische Bundesamt auf einen Regelsatz
on 392 Euro. Das ist deutlich mehr, als Sie von CDU/
SU und FDP anbieten, und übrigens auch deutlich
ehr, als das, was die SPD anbietet. 11 Euro sind ge-

auso ein Schlag ins Gesicht der Langzeitarbeitslosen.


(Beifall bei der LINKEN)






Dr. Dagmar Enkelmann


(A) )


)(B)

Wir haben Ihnen eine Studie des Forschungsinstituts
für Kinderernährung in Dortmund vorgelegt. Darin geht
es um die Kosten einer gesunden Ernährung für Kinder
und Jugendliche. Diese Studie kommt zu folgendem Er-
gebnis – ich zitiere, Herr Präsident –:

Bei den 10- bis 12-Jährigen reichen die Regelsätze
nicht für eine mittlere körperliche Aktivität; ebenso
wie für die 13- bis 14-Jährigen und die 15- bis
18-jährigen Jungen unabhängig vom Aktivitätsni-
veau.

Das heißt, das, was Sie als Regelsatz vereinbart haben,
reicht nicht, um Kinder und Jugendliche gesund zu er-
nähren. Das ist ein Skandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Das war aber für Sie kein Thema in den Verhandlungen.

Die Linke hat Vorschläge eingebracht, wie man zu ei-
nem verfassungskonformen Regelsatz kommen kann.
Wir haben vorgeschlagen, die Referenzgruppe von
15 Prozent auf 20 Prozent zu vergrößern und die Aufsto-
cker und die verdeckt Armen herauszurechnen. Wir ha-
ben darauf hingewiesen, dass es notwendig ist, die Zu-
sammensetzung des Regelsatzes generell zu prüfen.
Teilhabe heißt zum Beispiel Mobilität. Das ist mit
18 Euro im Monat nicht zu machen.


(Thomas Oppermann [SPD]: 17!)


Teilhabe heißt auch gesunde Ernährung. Ich finde, zur
Teilhabe gehören auch Schnittblumen. Wenn ich auf ei-
nen Geburtstag eingeladen bin, nehme ich wenigstens ei-
nen Strauß Blumen mit. Das wollen Sie Hartz-IV-Emp-
fängerinnen und -Empfängern untersagen. Richtig ist:
Wenn man alles zusammengerechnet, dann kommt man
auf einen Regelsatz von 500 Euro. Das ist eine Forde-
rung der Linken.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber Sie waren nicht einmal bereit, darüber zu reden.

Kritik gibt es auch vom Behindertenbeauftragten der
Bundesregierung. Auch das ist einmalig. Herr Hüppe hat
die Kürzung des Regelsatzes bei behinderten nichter-
werbstätigen Erwachsenen um 20 Prozent kritisiert. Es
ist schlicht und ergreifend menschenunwürdig, ausge-
rechnet bei denen zu kürzen, die ohnehin schon in dieser
Gesellschaft benachteiligt sind.


(Beifall bei der LINKEN – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das ist Programm bei denen!)


Die Linke hat in der Arbeitsgruppe und in den Unter-
arbeitsgruppen immer wieder gemahnt. Das hat Sie in
Ihren Kungelrunden gestört. Deshalb haben Sie einen
Trick angewendet: Sie haben aus der formellen Arbeits-
gruppe eine informelle Arbeitsgruppe gemacht. Damit
haben Sie die Linke aus den weiteren Verhandlungen in
Ihren Kungelrunden herausgehalten.

Besonders verwerflich finde ich etwas, das in den
ganzen Debatten keine Rolle gespielt hat. Das Verfas-
sungsgericht hat gefordert, dass der Regelsatz für Kinder
und ihr tatsächlicher Bedarf eigenständig berechnet wer-
den müssen. Das Verfassungsgericht hat Ihnen Willkür
vorgeworfen. Ein Kind ist nicht mit 60 Prozent eines Er-

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(C (D achsenen gleichzusetzen. Das haben Sie in den Verandlungen völlig ignoriert. (Birgit Homburger [FDP]: Das war Rot-Grün! Da drüben!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709101600

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709101700

Ich komme gleich zum Schluss, Herr Präsident. Bei

en anderen waren Sie etwas großzügiger, bei mir natür-
ch nicht. Das ist klar.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709101800

Nein. Entschuldigen Sie, Frau Kollegin, ich habe die

hr genau im Blick. Deswegen ist es unverschämt, so zu
agieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709101900

Es ist mir klar, dass Sie da Beifall klatschen.

Die Linke ist vor die Tür gesetzt worden. Sie wird
ber weiter an der Seite der Hartz-IV-Betroffenen kämp-
n. Wir werden Sie weiter daran erinnern, was vom Ver-
ssungsgericht vorgegeben wird.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Schluss jetzt! – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Setzen!)


ieses Gesetz wird schneller beim Verfassungsgericht
nden, als Sie es ahnen.


(Lebhafter Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Unverschämtheit!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709102000

Frau Kollegin Enkelmann, ich will Ihnen kurz mittei-

n: Sie hatten sieben Minuten Redezeit; Sie haben diese
m anderthalb Minuten überschritten. So viel zu Ihrer
ehauptung, ich wäre nicht großzügig genug.

Das Wort hat nun Kollegin Renate Künast von der
raktion Bündnis 90/Die Grünen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709102100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich

laube, in der bisherigen Debatte hat man eines gemerkt,
ämlich dass die Regierung noch nicht verstanden hat,
as das Wesen eines Vermittlungsverfahrens in
eutschland ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man keine Mehrheit hat, gehört es zu einem
ermittlungsverfahren, auf die andere Seite zuzugehen
nd Mehrheiten zu bilden.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wechselseitig!)






Renate Künast


(A) )


)(B)

– Nein. Wer als Bundesregierung für seine Vorhaben und
Vorlagen keine Mehrheit hat, muss im deutschen Ver-
mittlungsverfahren auf die Opposition und die Bundes-
länder zugehen, um eine Mehrheit herzustellen. Das er-
warten wir und das erwartet das ganze Land von einer
Bundeskanzlerin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das haben wir jeden Tag gemacht!)


Das haben Sie offensichtlich nicht verstanden, Frau
Merkel. – Offensichtlich hat sie es auch gar nicht nötig,
hier zu sitzen. Angesichts der Größe der Aufgabe auch
ein beachtlicher Vorgang!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. HansPeter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Angesichts der Größe Ihrer Rede, oder wie?)


Wir, Jürgen Trittin und ich, haben Ihnen als Grüne be-
reits im Dezember des letzten Jahres geschrieben, Frau
Merkel: Wir wollen mit Ihnen über die Frage der Umset-
zung reden. – Da war schon fast ein Jahr vergangen;
denn das Urteil ist vom 9. Februar 2010. Wir haben ge-
sehen, dass Frau von der Leyen es nicht kann. Ihnen,
Frau Bundeskanzlerin, mache ich hier und heute den
Vorwurf, dass Sie das ein Jahr lang haben treiben lassen.
Das ist die Feststellung. Sie haben sich nicht für das So-
ziale, haben sich nicht für die Kinder engagiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ein Jahr lang haben Sie es treiben lassen, und an die-
sem Dienstag haben Sie es dann – das war offensichtlich
Ihr größtes Missverständnis – mit Basta-Politik versucht
und schon nachmittags angekündigt, dass abends nichts
dabei herauskommt. Wir haben das genau verstanden.
Ich will Ihnen an dieser Stelle aber eines sagen: Es ist er-
sichtlich, dass Frau von der Leyen das nicht kann. Frau
von der Leyen hat ein Jahr lang das Urteil vor sich her-
geschoben. In diesem Urteil wird eine transparente Be-
rechnung gefordert. Da kam sie mit einer Berechnung
nach Kassenlage. In dem Urteil ist von der Ermittlung
des tatsächlichen Bedarfs die Rede. Da kam sie mit Kas-
senlage und rechnerischen Tricksereien. In dem Urteil
heißt es: Die Kinder haben einen Anspruch auf Förde-
rung. Sie hätten mit uns schon im Februar oder März
letzten Jahres diskutieren können, wie man das technisch
macht. Stattdessen haben Sie den Vorschlag über die
Jobcenter unterbreitet; die Kommunen mussten die
weiße Fahne der Kapitulation hissen, weil das nicht
ging. Sie haben es handwerklich miserabel gemacht,
Frau von der Leyen, und auch deshalb hat es so lange ge-
dauert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Frau von der Leyen erzählt gern, was so alles in die-
sem Paket drin ist. Entschuldigen Sie bitte, aber Sie ha-
ben vergessen, dass die Menschen zum Waschen auch

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(C (D armes Wasser brauchen. Sie haben einen Vorschlag um Mittagessen gemacht, bei dem davon ausgegangen urde, dass in einem Drittel der Schulen, also dort, wo s Kantinen und Mittagessen für Kinder gibt, die Kinder as Essen finanziert kriegen. Aber sobald ein Kind aus er Grundschule in den Hort geht, kriegt es kein Mittagssen mehr. Und da haben sie die Chuzpe, sich mit ausebreiteten Armen als Engel der Kinder hinzustellen? – ein, das war handwerklich miserabel. Sie haben die eit verplempert. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


h weiß doch, wie oft Fritz Kuhn mit neuen Zetteln kam
nd sagte: Wir haben wieder einen Fehler gefunden.

Wir haben noch einen Fehler gefunden. Sie, Frau
erkel, haben zugelassen, dass die FDP kam und vor-

chlug „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit nach neun Mo-
aten“. Meine Damen und Herren, was soll man mit
leichem Lohn für gleiche Arbeit ab neun Monaten,
enn der Vertrag gar keine neun Monate dauert?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as ist Ihnen nicht einmal peinlich.

Ich sage Ihnen: Das war im Großen und Ganzen ein
erplempertes Jahr. Sie haben einen Vorschlag gemacht,
on dem Jürgen Borchert, der Richter am Landessozial-
ericht Hessen, der das Bundesverfassungsgericht des-
egen angerufen hat, schon damals gesagt hat: Die alten
egelsätze sind willkürlich. Zu Ihrem heutigen Vor-

chlag und Ihrem VA-Ergebnis sagt er: Der Gesetzgeber
uft mit diesem Entwurf erneut ins offene Messer. – Sie
erden uns nicht dazu bringen, für so etwas zu stimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


a können Sie hier noch so engelsgleich stehen. Es ist
nsere Pflicht, nicht einfach zu sagen: „Ist mir doch
gal; dann schicken wir es wieder nach Karlsruhe“, son-
ern verfassungsgemäße Entwürfe zu machen. Dazu ha-
en wir Ihnen wiederholt Vorschläge gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie sagen hier der Stimmung wegen, Mindestlöhne
ätten in solchen Verhandlungen gar nichts zu suchen,
as sei sachfremd. Ich weiß nicht, ob das an der Stelle
iskalte Kalkulation ist oder Sie es selber wirklich nicht
issen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eiskalte Kalkulation!)


h weiß nur, was Herr Laumann sagt, Ihr Mann in
RW, liebe CDUler. Er sagt heute – das geht gerade
ber die Ticker –: Die Verantwortung für das Scheitern
at die FDP. Er sagt weiter ganz klar: Wer solche Vor-
chläge macht, wenn es um Mindestlöhne und das Prin-
ip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ geht, ist entweder
öswillig oder hat keine Ahnung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)






Renate Künast


(A) )


)(B)

Ich rufe von hier aus Herrn Laumann in NRW zu: Beides
trifft zu. Sie sind böswillig und haben keine Ahnung,
meine Damen und Herren von der Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Warum haben wir entsprechende Vorlagen zu Min-
destlöhnen und Regelsätzen in das Gesetzgebungs-
verfahren – schon im Bundestag – eingebracht? Weil
Mindestlöhne und Regelsätze auf das Engste zusammen-
gehören. Wenn sich die Regelsätze an den untersten Ein-
kommen orientieren; dann dürfen diese Löhne nicht wei-
ter sinken. Sonst rechnen wir uns zwangsweise immer
weiter nach unten. Aber genau das wollten Sie. Sie kom-
men dann zwangsweise zu dem Punkt, an dem die Exis-
tenzsicherung durch die Regelsätze überhaupt nicht
mehr möglich ist. Deswegen sagen wir Nein zu solchen
Spielchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mindestlöhne sind auch deshalb wichtig, weil es inak-
zeptabel ist – zumindest für uns –, dass der Staat Bil-
liglöhne, die die Menschen aufgrund des Lohndumpings
bekommen, aufstocken muss, dass also wir seitens des
Staates gezwungen sind, die Folgen des Lohndumpings
der Firmen mit Steuermitteln auszugleichen. Meine Da-
men und Herren von der Union, das ist nicht christlich.
Deshalb stimmen wir dem nicht zu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ihr Angebot an die Kommunen ist vergiftet; denn Ihr
Gesetzentwurf enthält keine korrekte Berechnung der
Kosten der Unterkunft und sieht vor, dass der Bundes-
agentur für Arbeit 4 Milliarden Euro bei den Arbeits-
maßnahmen gestrichen werden. Sie von der CDU/CSU
und insbesondere Frau Merkel sagen immer: Hartz IV
soll eine Brücke sein. – Ich stelle mir das so vor: Du
gehst als Hartz-IV-Bezieher über die Brücke. In der
Mitte sollen die Wiedereingliederung und die Qualifizie-
rung für Arbeit passieren. In der Mitte sollen die Maß-
nahmen der Bundesagentur für Arbeit wirken. Aber in
der Mitte nehmen Sie die Bretter aus der Brücke heraus,
indem Sie Geld abziehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709102200

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709102300

Dem können wir nicht zustimmen. Wir brauchen das

Geld für Bildung und Weiterbildung.

Frau Bundeskanzlerin, schön, dass Sie mir schon wie-
der den Rücken zukehren. Ich weiß aber immerhin, wo
Sie sind.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich fordere Sie auf, Frau Merkel: Konzentrieren Sie sich
auf das Wesen des deutschen Vermittlungsverfahrens! Es

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(C (D t Ihre Aufgabe – vielleicht werden Sie damit noch roß; ich gönne es Ihnen im Interesse des Landes –, im ermittlungsausschuss ein Ergebnis zu erzielen. Frau Kollegin! Wir sind dazu bereit. Wir haben bereits gestern be chlossen, im Bundesrat einen Antrag auf erneute Anrung des Vermittlungsausschusses zu stellen. Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen. Es muss doch möglich sein, trotz Regierungsbeteili ung der FDP die Zukunft des Landes zu gestalten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709102400
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709102500
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709102600
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709102700


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709102800

Das Wort hat nun Kollege Max Straubinger für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1709102900

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir

rleben heute ein Schauspiel von Rot-Grün und den Lin-
en. Sie zeigen eine große Verweigerungshaltung gegen-
ber den bedürftigen Menschen in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir als Koalition haben ein Gesetzgebungsverfahren in
ang gesetzt, weil uns letztendlich das Bundesverfas-

ungsgericht aufgetragen hat, ein rot-grünes Gesetz zu
parieren und das Ganze in die richtigen Bahnen zu len-

en. Aber Sie zeigen eine Blockadehaltung und weigern
ich, Ihre damaligen Fehler zu korrigieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Diese Bundesregierung hat mit Frau Bundesministe-
n von der Leyen an der Spitze erstmals ein Bildungs-
nd Teilhabepaket für die Unterstützung bedürftiger
inder verabschiedet; wir haben das kreiert. Aber Sie
erweigern den Kindern die nötige Unterstützung für die
ukunft und für die schulische Ausbildung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir haben gesetzeskonforme Regelsätze erarbeitet, die
achvollziehbar und transparent gestaltet sind sowie den
ebensbedürfnissen der Menschen gerecht werden.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie erzählen doch die Unwahrheit!)






Max Straubinger


(A) )


)(B)

Auch dies ist unser Auftrag gewesen. Sie verweigern
aber den Bürgerinnen und Bürgern, die auf Unterstüt-
zung und staatliche Leistungen angewiesen sind, die Er-
höhung der Regelsätze um 5 Euro pro Monat.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist falsch!)


Sie sind letztendlich die Verweigerer in unserem
Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Niemand in unserem Land kann verstehen, dass der
Regelsatz von 345 Euro richtig gewesen sein soll, weil
er von SPD und Grünen kreiert worden ist, aber dass ein
Regelsatz von 364 Euro, der von CDU, CSU und FDP
gemeinsam erarbeitet worden ist, falsch sein soll. Das
kann meines Erachtens nicht sein. Das werden die Bür-
gerinnen und Bürger, auch wenn Sie ein noch so großes
Wahlkampfgetöse veranstalten, nicht begreifen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ging bei dem Urteil des Bundesverfassungsge-
richts darum, dass wir transparente Regelsätze ermitteln.
Dies haben wir getan. Deshalb sind Sie aufgefordert,
dem zuzustimmen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709103000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Strengmann-Kuhn?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1709103100

Ja.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Straubinger, Sie waren doch selber bei
der Anhörung im Ausschuss und haben die Aussagen der
Experten gehört, die, was die Juristen angeht, eindeutig
gesagt haben, dass dieser Regelsatz nicht den Vorgaben
des Bundesverfassungsgerichts entspricht. Ich könnte
lange nachbeten – das haben wir im Ausschuss lange ge-
nug gemacht –, an welchen Punkten Sie teilweise will-
kürliche Berechnungen durchgeführt haben, die den Vor-
gaben des Bundesverfassungsgerichts nicht genügten
und somit verfassungswidrig waren. Ich weiß nicht, wa-
rum Sie hier versuchen, die Bevölkerung für dumm zu
verkaufen, obwohl Sie wissen, dass dieser Regelsatz
nicht den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts ent-
spricht.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Weil das Programm bei denen ist, die Leute zu verarschen!)


Herr Borchert, einer der Experten, ist eben zitiert
worden. Es waren aber noch mehrere anwesend, die ge-
nau dasselbe gesagt haben. Sie rennen wieder in ein of-
fenes Messer. Die Regelung wird wieder vom Bundes-
verfassungsgericht kassiert werden. Sie haben im
Vermittlungsverfahren keinen einzigen Vorschlag ge-
macht, wie der Regelsatz verfassungsgemäß gestaltet
werden kann. Das aber stand im Zentrum des Urteils des
Bundesverfassungsgerichts. Sie verstoßen sehenden Au-

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(C (D es gegen das Urteil des Bundesverfassungsgerichts und amit gegen die Verfassung. Das werfen wir Ihnen vor. enn Sie sich da nicht bewegen, dann kommen wir icht zusammen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1709103200

Herr Kollege Strengmann-Kuhn, diese Eindeutigkeit

onnten wir bei der Anhörung in keiner Weise feststel-
n.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich. – Im Gegenteil, unsere Darlegung der Re-
elsätze wurde untermauert. Dass diese Berechnung ver-
ssungskonform ist, war die Ansicht, die bei den Anhö-
ngen geäußert wurde. Während der Verhandlungen im
ahmen des Vermittlungsverfahrens haben weder die
PD noch die Grünen oder die Linke uns darlegen kön-
en, dass die Sätze nicht verfassungskonform ermittelt
orden wären.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schon wieder gelogen!)


as ist die Wahrheit. Deshalb sind Sie die Verweigerer
nd Blockierer in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Eine Lüge! – Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] nimmt Platz)


Herr Strengmann-Kuhn, ich bin noch nicht fertig.

Die Erhöhung um 6 Euro, die Sie anstreben, hat in
einer Weise mit den verfassungsrechtlichen Vorgaben
u tun. Ihre Darlegungen sind falsch. Bei den Regelsät-
en muss man auch sehen, dass die kleinen Leute diese
u bezahlen haben.


(Elke Ferner [SPD]: Nehmen Sie einen Mindestlohn!)


enn Sie 6 Euro mehr fordern, dann bedeutet das fast
00 Millionen Euro mehr, die die Verkäuferin, die Arzt-
elferin und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
it kleinen Einkommen mit ihren Beiträgen und Steuern

u berappen haben, die jeden Tag früh aufstehen müssen
nd arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dies zeigt sehr deutlich: Sie machen eine Politik ge-
en den kleinen Mann in unserem Land. Sie sind die Un-
rstützer der Menschen, die möglicherweise nicht jede
rbeit annehmen wollen.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Verstoß gegen die Verfassung!)


ir arbeiten daran, dass jeder in Arbeit kommt. Wir ha-
en Erfolge zu verzeichnen. Unter Rot-Grün hatten wir





Max Straubinger


(A) )


)(B)

5 Millionen Arbeitslose und Bedürftige, jetzt sind es nur
noch 3 Millionen mit fallender Tendenz. Das ist der Er-
folg der Bundesregierung unter Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Entscheidende ist, dass wir die Leute in Arbeit
bringen. Nicht die Alimentierung über Steuergelder ist
das Entscheidende, sondern die Schaffung von Arbeits-
plätzen. Daran arbeiten wir. Sie haben sich zum Beispiel
einer Erhöhung des Kindergeldes zum 1. Januar verwei-
gert; damit wären die Familienleistungen verstärkt wor-
den. Sie haben sich steuerlichen Erleichterungen verwei-
gert.


(Elke Ferner [SPD]: Mövenpick!)


Alle diese Maßnahmen, die wir zum 1. Januar 2010 in
Gang gebracht haben, haben dazu geführt, dass im Jahr
2010 ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent erreicht
worden ist, viele Arbeitsplätze in unserem Land geschaf-
fen wurden und die Langzeitarbeitslosigkeit abgebaut
werden konnte, wodurch die Menschen in unserem Land
weniger auf staatliche Leistungen angewiesen sind. Das
ist der Erfolg unserer Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn Sie im Zusammenhang mit dem Vermittlungs-
verfahren Mindestlöhne einfordern, dann muss ich Ihnen
sagen: Wir haben dafür gekämpft, dass es mehr Mindest-
löhne in unserem Land gibt,


(Lachen bei der SPD)


dass 3 Millionen Menschen in verschiedenen Branchen
auf Lohnuntergrenzen setzen können. Wir sind auch be-
reit, das bei der Zeitarbeit in Gang zu setzen. Aber Sie
verweigern sich heute einer Umsetzung der Lohnunter-
grenzen in der Zeitarbeit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709103300

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Pronold?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1709103400

Ja, bitte schön.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1709103500

Herr Kollege Straubinger, Ihr Ministerpräsident und

Parteivorsitzender hat im Januar in aller Öffentlichkeit
und auch gegenüber dem DGB in Bayern versprochen,
dass er sich mit aller Kraft dafür einsetzen – und auch
die FDP überzeugen – wird, dass die Zeitarbeit so regu-
liert werden soll, dass nach einer Zeit von vier Wochen
das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ zum Tra-
gen kommt.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Reden Sie keinen Quatsch, Herr Pronold!)


Warum stehen Sie heute nicht mehr zu dem Versprechen,
das der CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer gegeben

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(C (D at? Warum haben Sie das in den Verhandlungen nicht urchgesetzt? (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1709103600

Herr Kollege Pronold, erstens ist mir diese Aussage

es bayerischen Ministerpräsidenten und Parteivorsit-
enden nicht bekannt.


(Lachen bei der SPD)


weitens setzen wir in dieser Frage auf die Tatkraft der
arifpartner. Die Tarifpartner haben zum Beispiel in der
tahlbranche erreicht, dass bereits ab dem ersten Tag
qual Pay für den Einsatz von Zeitarbeitnehmerinnen
nd -arbeitnehmern gilt. Wir sind auch überzeugt, dass
tztendlich die Tarifpartner in freier Tarifvereinbarung
erbesserungen mit erarbeiten werden, auch in puncto
qual Pay, gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Ich verstehe
ie nicht,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist das Problem!)


ie Sie doch immer auch Gewerkschaftsvertreter sein
ollen, dass Sie letztendlich den Gewerkschaften ihr
erhandlungsmandat nehmen wollen; denn das wäre ja
ie Konsequenz Ihres Handelns.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as darf nicht sein. Wir sind überzeugt, dass wir mit tat-
räftigen Arbeitnehmervertretern besondere Löhne ver-
inbaren können. Wir sind nicht für Mindestlöhne, son-
ern wir sind für hohe Löhne für die Menschen in
nserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709103700

Herr Kollege, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

age des Kollegen Schlecht von der Linksfraktion?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1709103800

Bitte schön. Ich bin immer zur Aufklärung bereit.


Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709103900

Herr Kollege Straubinger, zwei Punkte. Erstens. Kön-

en Sie sich, nachdem in den letzten zehn Jahren die ge-
erkschaftlichen Handlungsmöglichkeiten durch politi-

che Maßnahmen gerade durch Sie in erheblicher Weise
eeinträchtigt worden sind – durch Befristungen, Leihar-
eit und Minijobs und vor allen Dingen durch die hier
ur Debatte stehenden Hartz-IV-Regelungen –, wirklich
orstellen, dass es möglich sein sollte, die Leiharbeit ta-
fpolitisch zu regulieren? Denn gerade durch die gesetz-
chen Regulierungen sind den Gewerkschaften schwere
nüppel zwischen die Beine geworfen worden.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)






Michael Schlecht


(A) )


)(B)

Heute hier zu sagen, dass man jetzt noch ein Jahr warten
solle und dass dann die Gewerkschaften das bitte schön
regulieren mögen,


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist doch unglaublich, was Sie erzählen!)


ist hochgradig zynisch.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Die zweite Frage.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Es gibt nur eine Frage! Herr Präsident, wie viel Fragen darf er stellen?)


Sie haben ein Jahr gebraucht, um den heutigen Stand zu
erreichen, und es ist nichts dabei herausgekommen. Sie
haben jetzt wochenlang im Vermittlungsausschuss zu-
sammengesessen. Bei der Bankenkrise hingegen, Ende
2008, haben Sie innerhalb von einer Woche ein riesiges
Rettungspaket für die Banken auf den Weg gebracht.
Finden Sie es nicht auch hochskandalös,


(Beifall bei der LINKEN)


dass damals, als es um die Banken ging, alles in fünf,
sechs Tagen möglich war, während jetzt auch nach ei-
nem Jahr noch nichts herausgekommen ist? Herauskom-
men müsste ein Regelsatz von 500 Euro; denn das ist der
einzige Regelsatz, der sich aufgrund der Vorgaben des
Bundesverfassungsgerichts errechnen lässt und der da-
rüber hinaus menschenwürdig ist.


(Beifall bei der LINKEN)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1709104000

Dass die Linken in unserem Land gerne Pi mal Dau-

men rechnen und die Regelsätze nicht nach den Vorga-
ben des Bundesverfassungsgerichts berechnen, ist be-
kannt. Aber das müssen die kleinen Leute bezahlen, die
Sie hier nicht vertreten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Michael Schlecht [DIE LINKE]: Nein, Sie müssen bezahlen!)


Nicht wir haben ein Jahr lang gebraucht, sondern es
war vorher bekannt, dass die Ergebnisse der Einkom-
mens- und Verbrauchsstichprobe erst im September bzw.
Oktober vorliegen werden. Wir haben den Auftrag des
Bundesverfassungsgerichts, diese Regelsätze transparent
und vollziehbar zu ermitteln. Deshalb war es notwendig,
abzuwarten, bis die statistischen Erhebungen vorlagen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch!)


Man kann deshalb nicht behaupten, wir hätten zu lange
gebraucht, sondern es gab die Vorgabe – die noch von
den früheren Arbeitsministern der SPD stammte –, Da-
ten auf Grundlage der Einkommens- und Verbrauchs-
stichprobe zu ermitteln.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Die Methoden muss man vorher festlegen! – Abg. Michael Schlecht [DIE LINKE] nimmt Platz)




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(C (D Bleiben Sie ruhig stehen! (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der LINKEN: So geht es ja gar nicht!)


Sie haben zwei Fragen gestellt. Ich habe erst eine be-
ntwortet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der FDP: Ordnung muss sein!)


Sie werfen uns vor, dass wir zu lange gebraucht hät-
n, um die Regelsätze zu ermitteln, und jetzt weitere

ieben Wochen verhandelt haben. Ich sage Ihnen: Es ge-
ört zu Verhandlungen dazu, dass sich beide Seiten be-
egen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Recht hat er!)


ir haben uns bewegt: Beim Bildungs- und Teilhabe-
aket haben wir fast über 400 Millionen Euro zusätzlich
ur Verfügung gestellt, damit die Kommunen die Vor-
aben umsetzen können. Wir waren bereit, einen Min-
estlohn für den Bereich Aus- und Weiterbildung zu kre-
ren. Wir sind bereit für die Zeitarbeit.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Zeitarbeit sind Sie bereit! Das stimmt!)


ir sind bereit, eine Mindestlohngrenze für das Wach-
nd Sicherheitsgewerbe festzulegen. Wir haben uns in
en entscheidenden Fragen bewegt, aber auch die ge-
ammelte linke Opposition muss sich bewegen, statt zu
ersuchen, ihren gesamten Forderungskatalog durchzu-
etzen.

Wenn Sie darauf anspielen, dass wir innerhalb kürzes-
r Zeit den Sparerinnen und Sparern unter die Arme ge-
riffen haben:


(Widerspruch bei der LINKEN)


as Bankensystem zu retten, war eine wichtige Aufgabe
r die Sparerinnen und Sparer in unserem Land, und

war nicht wegen der Banken, sondern es ging darum,
ass die Ersparnisse der Menschen sicher sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich bin noch bei der ersten Frage. – Sie werfen uns
or, dass wir durch die Lösung der Probleme der Zeit-
rbeit oder anderer Arbeitsverhältnisse die Gewerk-
chaften ihrer Gestaltungsmöglichkeit beraubt hätten,
abei haben SPD-Minister die Befristungen und andere
aßnahmen beschlossen. Wir haben gar nichts verän-

ert. Sie müssen sich also an die Kolleginnen und Kolle-
en der SPD wenden und nicht an uns.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Verehrte Damen und Herren, in all den Wahlkämpfen,
ie vor uns liegen,


(Elke Ferner [SPD]: Ach so!)


erden Sie nicht bestehen können, wenn Sie sich darauf
aprizieren, hohe Regelsätze zu haben. Ich bin überzeugt,





Max Straubinger


(A) )


)(B)

den Menschen ist es wichtig, in Arbeit zu kommen. Das
werden wir mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an der
Spitze, mit unserer Bundesarbeitsministerin und dem
Bundeswirtschaftsminister tatkräftig umsetzen, um die
soziale Lage der Menschen in unserem Land zu verbes-
sern.

Sie hätten heute im Bundesrat die Chance gehabt
– möglicherweise haben Sie sie noch –, die soziale Lage
der Menschen zusätzlich zu verbessern, wenn Sie unse-
ren Vorschlägen zustimmen würden. Damit wären die
Grundlagen für die Menschen gelegt, die in Deutschland
am Existenzminimum leben müssen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und die Ge-
duld.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709104100

Kollege Straubinger, das nennt man Glück: durch

Zwischenfragen eine doppelte Redezeit erreichen.


(Heiterkeit)


Das Wort hat nun Kollege Sigmar Gabriel für die
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1709104200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir alle

haben jetzt noch einmal die Argumente gehört, aber wir
müssen natürlich aufpassen, dass wir hier im Hause
nicht das tun, was ein saarländischer Ministerpräsident
einmal als Theaterspiel bezeichnet hat. Wir alle wissen,
dass im Bundesrat zwischen allen Parteien längst wieder
über die Neuaufnahme des Vermittlungsverfahrens ver-
handelt wird, und das ist auch gut so.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auf Antrag von Kurt Beck und anderen ist das zustande
gekommen.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Wie heißt der?)


Wissen Sie, wozu ich keine Lust habe? Wir hätten Ih-
nen eine Niederlage bei der Abstimmung im Bundesrat
beibringen können. Das werden wir, wenn das vernünf-
tig läuft, nicht tun, nicht weil wir Ihnen ungern Niederla-
gen beibringen – –


(Zurufe von der CDU/CSU)


– Quatschen Sie doch nicht immer dazwischen! Hören
Sie doch mal eine Sekunde zu!


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


– Gut, okay. Ich habe es versucht. Das ist bei Ihnen of-
fensichtlich nur schwer möglich. Herr Kauder weiß aber,
wovon ich rede.

Wir dürfen hier kein Vieraugenparlament werden,

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(C (D (Zurufe von der LINKEN: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit! – Was machen Sie eigentlich?)


o wir uns unter vier Augen immer sagen: „Das können
ir eigentlich nicht machen; eigentlich müssten wir das

nders machen“, es aber dann, wenn das dritte Augen-
aar dabei ist, wieder ganz anders machen. Wir wissen
och – jedenfalls die meisten von uns –, dass da draußen
der Öffentlichkeit ein völlig anderer Eindruck ent-

teht; da hat der Kollege von den Linken schon recht.
er Eindruck da draußen ist, dass wir in wenigen Stun-
en in der Lage waren, Milliarden zur Bankenrettung zu-
ammenzubringen – wir haben sie gerettet wegen unse-
r Bevölkerung, nicht wegen der Banken –,


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


ber dass wir offensichtlich in Monaten nicht in der Lage
ind, für Millionen von Menschen gemeinsam eine Ver-
esserung zu erzeugen.

Wenn wir jetzt erklären, Sie seien schuld, und Sie sa-
en, wir seien schuld, dann überrascht das die Leute da
raußen auch nicht, weil die davon ausgehen, dass wir
u nichts anderem in der Lage sind, als uns gegenseitig
u erklären, was der andere falsch gemacht hat.

Unter vier Augen sagen wir: Leute, wir müssen ein
rgebnis erzielen. – Wenn wir heute im Bundesrat bei
er Abstimmung gewinnen würden – und wir würden
ewinnen –, dann würden wir alle eine große Niederlage
rleiden, weil die Menschen draußen sich noch mehr von
er Politik abwenden würden. Das ist der Grund dafür,
ass wir überhaupt zusammenkommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Darum geht es, dass wir es noch einmal versuchen
ollen. Wir hätten das heute hinbekommen – keine
orge; mit den Ländern, in denen wir an der Regierung
eteiligt sind, haben wir das eng abgestimmt –, aber Kurt
eck startet zusammen mit anderen – zum Beispiel, wie
h höre, mit dem CDU-Kollegen aus Sachsen-Anhalt –
en Versuch, doch noch ein Ergebnis zu erzielen.

Frau von der Leyen, es macht doch keinen Sinn, dass
ie hierherkommen und so tun, als sei das alles sozusa-
en von vornherein dufte gewesen. Sie wissen doch,
ass Sie zum Beispiel vergessen hatten, 277 Millionen
uro für Warmwasser in den Regelsatz einzurechnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie wissen doch, dass Ihre eigenen Kollegen Ihnen ge-
agt haben: Du kannst doch nicht wirklich die Mitarbei-
r der Arbeitsverwaltung für die Entscheidung darüber

uständig machen wollen, welche Kinder Nachhilfe be-
ommen. – Das haben Ihnen Ihre Leute gesagt.


(Beifall bei der SPD)


in bisschen mehr Demut bei der Debatte wäre doch an-
emessen angesichts der Tatsache, dass Ihre eigenen
eute Ihre Vorschläge kassiert haben.





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

Frau von der Leyen, wir sind uns nicht einig darüber,
dass nur ein Teil der Kinder ein Mittagessen bekommen
soll.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind uns nicht einig darüber, dass 10 Euro als Mini-
betrag für Familien die Familien besserstellen und zu ei-
ner besseren Bildung der Kinder beitragen, wie das Ihrer
Meinung entspricht. Unsere Richtung ist eine andere.
Wir wollen die Schulen und die Kindertagesstätten stär-
ken. Darum geht es, Frau von der Leyen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Und der Regelsatz?)


Wir sind uns auch nicht einig darüber, ob die Kom-
munen tatsächlich eine bessere finanzielle Ausstattung
bekommen. Allerdings – das will ich offen sagen –: Wir
sind einen großen Schritt weitergekommen bei der
Frage: Wie bekommen wir die Finanzierung hin? Lassen
Sie uns die nächsten beiden Schritte, die Sie jetzt am
Ende nicht mehr gehen wollten, noch machen und wirk-
lich dafür sorgen, dass die Kommunen sicher sein kön-
nen, dieses Geld zu bekommen. Wir wissen aber auch
– das sagen wir wieder nur unter vier Augen –, was pas-
siert, wenn nicht drinsteht, wofür das Geld genutzt wer-
den soll, nämlich für Schulsozialarbeit.


(Beifall bei der SPD)


Nun könnte man sagen: Nein, wenn das dritte Augen-
paar dabei ist, dann werden das natürlich alle machen. –
Ja, viele werden es machen, aber manche haben die
Kommunalaufsicht im Haus und werden das Geld nicht
in die Schulen geben. Deswegen lassen Sie uns das ent-
sprechend festlegen.

Frau von der Leyen, Sie wissen doch auch, dass es
nicht stimmt, dass die Debatte um Mindestlöhne oder
Leiharbeit hier nicht mit hineingehört. Es geht uns allen
doch offensichtlich darum, dass sich Arbeit lohnen
muss.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aber das erreichen wir nicht dadurch, dass man die
Hartz-IV-Sätze möglichst niedrig ansetzt, sondern da-
durch, dass Mindestlöhne eingeführt werden. Hier sind
wir in der Tat einen großen Schritt weiter zueinanderge-
kommen. Aber warum ziehen Sie nicht eine wirkliche
Lohnuntergrenze ein, indem Sie die Mindestlöhne auch
im Arbeitnehmer-Entsendegesetz festschreiben?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Durch das, was Sie jetzt machen, eröffnen Sie wieder
neue Schlupflöcher. Und Sie wissen doch, was dann pas-
siert: Die Menschen, denen wir etwas versprochen ha-
ben, erleben in der Realität etwas ganz anderes, und
nicht die Unternehmer, die diese Schlupflöcher nutzen,
werden dann am Pranger stehen, sondern die Politik ist
wieder schuld, weil sie etwas versprochen hat, was nicht
eingehalten wird. Deshalb brauchen wir ein besseres Ge-
setz beim Mindestlohn.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


s sind nur noch wenige Meter, die wir da gehen müs-
en. Das muss doch zu schaffen sein, verdammt noch
al!


(Zuruf von der FDP: Ein paar Meter zurück!)


Da Sie von der FDP ja nun gar nicht wollen, dass wir
a zueinanderkommen, zitiere ich einmal aus einer heu-
gen Meldung. Vielleicht ist es ja so möglich, bei Ihnen
achdenklichkeit zu erzeugen. Da steht, dass Sie das
auptproblem der Verhandlungen gewesen sind. Wie

ehr sich die FDP da verrannt hat, wird zum Beispiel da-
n deutlich, dass Ihnen, Herr Kolb, der Spitzname Gro-
yko gegeben wurde, weil Sie in den Verhandlungen im
esentlichen immer „Njet“ gesagt haben.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Herr Gabriel, das ist doch nun wirklich daneben!)


Na gut, Herr Goldmann, dann zitiere ich eben die FDP
elber. Vom schleswig-holsteinischen Sozialminister, der
ugleich auch stellvertretender Ministerpräsident ist und
rer Partei angehört, heißt es dort:

Dabei würde er es sehr begrüßen, wenn sich die
FDP in den Streitfragen zur Lohnuntergrenze und
zur gleichen Bezahlung von Stammbelegschaften
und Leih- und Zeitarbeitern „weniger dogmatisch
als bisher zeigen würde“.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eiter heißt es – hören Sie genau zu; es geht um Ihren
ozialminister –:

Garg hob hervor, dass es sozial- und gesellschafts-
politisch richtig sei, für die Zeitarbeit eine Lohnun-
tergrenze vorzuschreiben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Haben wir doch!)


Nein, es gibt Ausnahmetatbestände, die Sie hereinver-
andelt haben.

Wenn Sie schon nicht auf die Sozialdemokraten hö-
n, dann hören Sie wenigstens auf Ihren Koalitionspart-

er: Herr Laumann, der Bundeschef der CDU-Arbeit-
ehmerschaft,

wies der FDP unterdessen eine Mitverantwortung
für das Scheitern der Hartz-IV-Einigungsgespräche
zu. Wer wie die FDP eine gleiche Bezahlung für
Leiharbeiter erst nach neun Monaten wolle, sei ent-
weder „böswillig oder hat keine Ahnung“ …

em ist nichts hinzuzufügen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie uns also offen miteinander umgehen. Wir
aben uns jetzt noch einmal gegenseitig gezeigt, wie gut
ir reden können. Unsere Rednerin war, wie ich finde,
ie bessere.





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Als Sie!)


Sei es drum. Darum geht es nicht. Lassen Sie es uns of-
fen sagen und dem Bundesrat zurufen: Wir halten es für
richtig, dass ihr dort miteinander, egal welcher Regie-
rung ihr angehört, das Vermittlungsverfahren wieder er-
öffnen wollt!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir finden es richtig, dass nicht aufgehört wird, eine Lö-
sung zu suchen! Wir finden es richtig, dass wir alle drei
Teile, bei denen wir ja kurz vor einer Lösung stehen, zu-
einanderbringen! – Wir können damit der Bevölkerung
zeigen, dass wir mehr können, als uns zu streiten. Die
Landtagswahlen werden zeigen, dass das uns allen gut-
tut. Wenn wir das jetzt nicht machen, dann werden wir
alle bei den Landtagswahlen bestraft, weil sich die Leute
von uns abwenden. Das ist der Grund, warum wir wieder
verhandeln wollen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Sie stimmen doch nicht zu!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709104300

Das Wort hat nun Birgit Homburger für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Nicht wieder alles kaputtreden!)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1709104400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte noch einmal festhalten, dass wir in diesem Ver-
fahren ein weitreichendes Angebot gemacht haben. Für
all diejenigen, die uns hier zuhören und die es nicht so
ermessen können wie diejenigen, die im Verfahren drin-
stecken, möchte ich es noch einmal an einer Zahl ver-
deutlichen: Wenn man alles zusammenrechnet – das
Bildungspaket, die Grundsicherung und das, was bei
Hartz IV gemacht werden soll –, dann kommt man auf
eine Summe von 7 Milliarden Euro jährlich. Das haben
wir angeboten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hört! Hört!)


Frau Schwesig hat vorhin in ihrer Rede hier gesagt, die
Ministerin habe sich hier im Klein-Klein verloren.


(Zurufe von der FDP: Sie geht jetzt! Unglaublich!)


Sehr verehrte Frau Schwesig, wenn Sie sich das noch
kurz anhören würden?


(Zurufe von der FDP: Nein, tut sie nicht! Sie geht! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Bundesrat!)


Sie haben es offensichtlich nicht nötig, zuzuhören.


(Zurufe von der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Aber ich sage Ihnen, meine sehr verehrten Damen nd Herren: Offensichtlich hat Frau Schwesig kein Verältnis zu dem Geld, das die Bürgerinnen und Bürger art erarbeiten müssen. Das sind keine Peanuts; das ist in Riesenangebot. Herr Gabriel, wir wollen ein Ergebnis. Ich begrüße anz ausdrücklich das, was Sie vorgetragen haben, und ass Sie jetzt zur Vernunft kommen wollen. ir wissen, was im Augenblick im Bundesrat verhandelt ird. Im Bundesrat wird momentan darüber gesprochen, ass der Vermittlungsausschuss nur noch aus einem einigen Grund angerufen wird, nämlich wegen der Sonderedarfe. (Sigmar Gabriel [SPD]: Nein! Da irren Sie sich!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Lachen bei der SPD)


as ist ein entscheidender Punkt.

Selbst Herr Kurth von den Grünen kritisiert die ei-
ene Verhandlungsführung und sagt: Wir haben die Ver-
andlungen mit sachfremden Forderungen überfrachtet.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn Sie die sachfremden Forderungen weggenommen
ätten, hätten wir schon längst ein Ergebnis erreicht.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709104500

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenbemer-

ung des Kollegen Schlecht von der Fraktion Die Linke?


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1709104600

Ja, bitte.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Frau Homburger, Frau Schwesig ist im Bundesrat wie die gesamte Bundesratsbank! Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis! – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Aber da kann man vor ihr nicht so herumholzen!)



Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709104700

Frau Homburger, ich möchte auf einen Punkt einge-

en, den Sie bei der Auflistung Ihres wunderbaren Pa-
ets gerade gar nicht erwähnt haben: Das ist die in der
at absolute Blockade der FDP in der Frage der Leih-
rbeit.

Gerade in Baden-Württemberg gibt es jetzt wieder ei-
en Aufschwung. In diesem Aufschwung hat allerdings
ie Leiharbeit massiv um sich gegriffen. Wissen Sie ei-
entlich, dass zum Beispiel Daimler in Untertürkheim
eute zwar wieder die Beschäftigtenzahl wie vor der
rise hat, dass aber heute 800 Leiharbeitnehmer mehr in
iesem Betrieb beschäftigt sind und dass dort wegen der
eiharbeit Vollzeitarbeitsplätze vernichtet worden sind?
as ist wirklich menschenunwürdig. Ähnliche Beispiele
önnte man in vielen anderen Betrieben bei uns im soge-
annten Musterländle finden.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1709104800

Herr Kollege, ich würde Ihnen anraten, sich einmal

anzuschauen, wie das in den Betrieben in den letzten
Jahren gelaufen ist und wie das jetzt läuft. Wenn Sie sich
mit der Realität befassen würden, würden Sie nämlich
feststellen, dass in den letzten Jahren, wenn es einen
Aufschwung gab, zunächst über Zeitarbeit eingestellt
wurde. Die Zeitarbeitnehmer hatten dann über diese
Brücke eine Chance auf eine sozialversicherungspflich-
tige Beschäftigung. Wer diese Brücke wie Sie einreißen
will, der handelt unsozial.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es bleibt festzuhalten: Wir haben mit über
12 Milliarden Euro für die Kommunen in den Jahren
2012 bis 2015 ein weitreichendes Angebot gemacht.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welches Angebot machen Sie beim Regelsatz?)


Sie verhindern das Bildungspaket. Sie verhindern die
Entlastung der Kommunen durch überzogene Forderun-
gen beim Regelsatz. Das ist die Wahrheit. Deswegen
muss das hier noch einmal festgestellt werden.


(Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


In allen anderen Punkten haben wir Kompromisse ge-
funden. Aber am Ende sind die Verhandlungen an Ihren
überzogenen Forderungen beim Regelsatz gescheitert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wieder beim Lügen erwischt!)


Wir haben vom Bundesverfassungsgericht den Auf-
trag erhalten, den Regelsatz transparent neu zu regeln.
Genau diesen Auftrag haben wir wahrgenommen. Wir
haben zum ersten Mal ein transparentes Regelwerk vor-
gelegt. Ich halte an dieser Stelle noch einmal fest, dass
auch Sie von der SPD nicht mehr sagen, dass das nicht
richtig sei. Im Gegenteil: Sie haben offensichtlich akzep-
tiert, dass unsere Berechnungen absolut verfassungsfest
sind.


(Elke Ferner [SPD]: Nein! Das stimmt nicht, Frau Homburger!)


Auch Sie reden nicht mehr davon, dies verfassungsfest
zu machen. Sie reden nur noch darüber, dass man es ver-
fassungsfester machen muss. Ich sage Ihnen: Entweder
ist eine Regelung verfassungsfest, oder sie ist es nicht.
Ich sage: Sie ist verfassungsfest. Deswegen bleiben wir
bei den 5 Euro!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meinen Sie! Sie ist es nicht)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Linken, von
der SPD und von den Grünen, wer den Aufschwung über
Hartz-IV-Sätze organisieren will, der liegt daneben; der
vergisst, dass all das, was wir hier ausgeben, von den

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(C (D ürgerinnen und Bürgern erst einmal erwirtschaftet weren muss. Bildung ist die soziale Frage unserer Zeit. Deshalb aben wir als Koalition erstmals ein Bildungspaket für inder auf den Weg gebracht. Dies sind die von der SPD nd von den Grünen vergessenen Kinder, weil Sie bei artz IV seinerzeit kein Bildungspaket auf den Weg geracht haben. ir haben erstmals ein solches Paket gemacht. (Dagmar Ziegler [SPD]: Warum denn? Weil Sie mussten!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


er heute das Riesenangebot ablehnt, das wir auf den
isch legen – es enthält auch eine Grundsicherung, von
er Kommunen profitieren –, der versündigt sich an den
ommunen. Ab heute ist jedes Schlagloch einer kom-
unalen Straße ein rot-grünes Schlagloch; das müssen
ie wissen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Das Schlagloch ist bei Hartz IV!)


Meine Damen und Herren, wir sind an einem Ergeb-
is interessiert. Wir haben hier ein großartiges Angebot
uf den Tisch gelegt. Ich kann Sie nur auffordern: Neh-
en Sie dieses Angebot endlich an! Es ist ein Angebot
r einen verfassungsfesten Hartz-IV-Regelsatz, ein An-

ebot für ein Bildungspaket für Kinder, wie es noch nie
der Bundesrepublik Deutschland da war, und ein An-

ebot für Mindestlöhne.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709104900

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Aber schnell!)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1709105000

Herr Präsident, ich bin gleich so weit. – Wir haben

uch bei den Mindestlöhnen ein Angebot gemacht. Ich
age Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren:
lles, was Sie dort gefordert haben, haben wir als FDP
nen in den Verhandlungen zugestanden. Deshalb halte
h fest: Wenn das Gesetz jetzt scheitert, dann scheitert

s an Ihren überzogenen Forderungen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709105100

Frau Kollegin, Sie müssen wirklich zum Ende kom-

en.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1709105200

Wir fordern Sie auf, im Bundesrat genau das zu tun,

as Sie jetzt gesagt haben, nämlich sich auf einen Punkt
u konzentrieren. Wenn wir das tun, werden wir gemein-
am zu einem Ergebnis kommen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709105300

Das Wort hat nun Kollege Peter Altmaier für die

CDU/CSU-Fraktion.


Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1709105400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es ist richtig, was Herr Gabriel sagt, dass genau
in dieser Stunde im Bundesrat Ministerpräsidenten der
CDU und Ministerpräsidenten der SPD gemeinsam ver-
suchen, ein Scheitern dieses Gesetzesprojektes zu ver-
hindern. Ihre eigenen Ministerpräsidenten haben er-
kannt, dass das, was Ihre Redner – Frau Schwesig, Herr
Heil, Frau Künast – heute Morgen an die Wand fahren
wollten,


(Thomas Oppermann [SPD]: Sie fahren das an die Wand! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ha, ha!)


was sie in Grund und Boden verdammt haben, ein gutes
Vorhaben ist und es sich lohnt, dieses Vorhaben zu ret-
ten.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt muss es vom Bundesrat korrigiert werden!)


Deshalb werden wir ungeachtet aller Polemik dafür sor-
gen, dass dieses Gesetz in absehbarer Zeit in Kraft tritt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Sie haben keine Mehrheit im Bundesrat!)


Lassen Sie mich einen Satz zum Argument der Ver-
fassungswidrigkeit sagen – es wurde immer wieder das
Wort „verfassungsfest“ verwendet –:


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja! Ja!)


CDU und CSU tragen seit fünf Jahren Verantwortung in
der Bundesregierung; es ist in Karlsruhe noch kein einzi-
ges Gesetz aufgehoben worden, für das ein CDU- oder
CSU- oder FDP-Minister in dieser Zeit federführend
verantwortlich war. Alle Gesetze, die aufgehoben wor-
den sind – Luftsicherheitsgesetz, Zuwanderungsgesetz
und Hartz IV –, waren Gesetze, für die die rot-grüne Ko-
alition verantwortlich gezeichnet hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da waren Sie dabei!)


Sie wurden für verfassungswidrig befunden, weil sie ju-
ristisch und inhaltlich schlecht gemacht waren. Wir ha-
ben von Ihnen, schon gar nicht von der Linken, keine
verfassungsrechtlichen Belehrungen nötig.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Doch, von uns haben Sie es nötig! Gerade von uns! – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wir sind die Verteidiger der Verfassung! Das sollten Sie mal zur Kenntnis nehmen!)


Das, was auf dem Tisch liegt, ist ein Paket, das die
Kommunen in einer Art und Weise entlastet, wie es in
den letzten 15 Jahren nicht geschehen ist. Lesen Sie

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(C (D ach, was der Präsident des Deutschen Landkreistages, err Duppré, heute Morgen erklärt hat: Er hat an den undesrat appelliert, dem Gesetz zuzustimmen, weil er rkennt, dass es der erste Versuch ist, die Gemeinden trukturell so zu entlasten, dass sie ihren originären Aufaben wieder besser nachkommen können. Dies war uner Vorschlag; wir haben ihn eingebracht. Sie haben so etan, als sei das eine Nebensächlichkeit. Ein weiterer Punkt. Das, was Ursula von der Leyen orgelegt hat, was wir nach Reparatur Ihres schlechten esetzes auf den Weg gebracht haben, ist sozialpolitisch eispielhaft und richtungsweisend. Wir haben dafür georgt, dass es im Bereich der Bildung ein kohärentes Paet für die Kinder gibt. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Künast? Gerne. Herr Kollege Altmaier, Sie haben den Präsidenten des eutschen Landkreistags zitiert. Ich habe einen Brief om Deutschen Städteund Gemeindebund. Darin steht Gegensatz dazu: Der behaupteten Entlastung der Kommunen von rund 12 Milliarden Euro in den Jahren 2012 bis 2015 stehen somit Belastungen in ähnlicher Größenordnung in den Jahren 2011 bis 2015 gegenüber. Die Zahlen machen deutlich, dass der von Bundesseite vorgelegte Vorschlag für uns den Deutschen Städteund Gemeindebund – nicht akzeptabel ist. as sagen Sie denn dazu? Liebe Frau Künast, Sie sollten ehrlich sein und auch as Datum dieses Briefes vorlesen. Dann werden Sie ststellen, dass er geschrieben worden ist, bevor wir un er Paket im Vermittlungsausschuss beschlossen haben. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709105500
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1709105600
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709105700
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1709105800

lle Äußerungen nach diesem Zeitpunkt sind positive
ußerungen. Je länger diskutiert wird, desto mehr

pricht sich herum, was in diesem Paket enthalten ist.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist nach dem Landkreistag! – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU], an die Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] gewandt: Das ist aber peinlich, Frau Künast!)







(A) )


)(B)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709105900

Herr Kollege, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

frage des Kollegen Ilja Seifert von der Fraktion Die
Linke?


Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1709106000

Ja, gerne.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709106100

Herr Kollege Altmaier, Sie sprachen gerade davon,

dass es eine sozialpolitisch vorbildliche Leistung sei, die
Sie abliefern wollen. Können Sie mir bitte sagen, worin
das Vorbildhafte besteht, wenn bei erwachsenen behin-
derten Menschen, die nicht erwerbsfähig sind, 20 Pro-
zent des Regelsatzes einfach so weggenommen werden?
Das sind nach alter Rechnung 68 Euro und nach neuer
Rechnung 73 Euro. Können Sie mir sagen, inwiefern das
eine sozialpolitisch vorbildliche Leistung sein soll?


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1709106200

Herr Kollege Seifert, wir haben ein Gesamtpaket vor-

gelegt. Wir haben wochenlang im Vermittlungsaus-
schuss darüber verhandelt. Weder die Kollegen von den
Grünen noch die Kollegen von der SPD haben in diesen
Wochen diesen Punkt thematisiert.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt überhaupt nicht! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist nicht wahr!)


Ich sage Ihnen aber zu, weil ich die Arbeit und die Argu-
mente des Behindertenbeauftragten Hubert Hüppe sehr
schätze – er ist ein seriöser Mensch, der sich diese Dinge
genau überlegt hat –,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ach ja?)


dass wir das bei nächster Gelegenheit prüfen und gege-
benenfalls korrigieren werden.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Er müsste es besser wissen! Er war mit in der Unterarbeitsgruppe, als das besprochen worden ist!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709106300

Herr Kollege, es gibt weitere Zwischenfragen.


Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1709106400

Ja, gerne.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709106500

Kollegin Ferner und dann Kollegin Hagedorn.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1709106600

Lieber Kollege Altmaier, habe ich recht, wenn ich

sage, dass ich Sie in der ersten bzw. zweiten Runde der
Unterarbeitsgruppe nochmals, nachdem wir das Thema
in allen Vermittlungsrunden schon angesprochen hatten,

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(C (D arauf aufmerksam gemacht habe, dass in der Regelbearfsstufe 3 eine Kürzung für diejenigen vorgesehen ist, ie nicht erwerbsfähig sind und mit anderen Erwachseen in einem Haushalt zusammenleben? Habe ich Sie uf den Brief des Behindertenbeauftragten verwiesen, der leiden Sie, Kollege Altmaier, an Gedächtnisverlust? Die zweite Frage, die ich stellen möchte: Geben Sie ir recht, dass der Gesetzentwurf, dem Sie und die ge amte Koalition im Bundestag zugestimmt haben, einen ehler enthält, weil weder im Regelsatz noch bei den osten der Unterkunft Mittel dafür vorgesehen sind, ass Haushalte ihr Warmwasser mit Strom bereiten? Geen Sie mir recht, dass das Gesetz, das Sie mit Ihren timmen hier im Bundestag beschlossen haben, schon llein deshalb verfassungswidrig ist? Frau Kollegin Ferner, ich kann Ihnen, da wir gemein am in einer Unterarbeitsgruppe waren, bestätigen, dass ie dort stundenlang all das an Forderungen vorgelesen aben, (Elke Ferner [SPD]: Ich habe nichts vorgelesen!)

Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1709106700

as Sie in den letzten zehn Jahren gegenüber Ihren eige-
en Finanz- und Sozialministern zu keinem Zeitpunkt
urchsetzen konnten. Sie haben uns eine Weihnachts-
unschliste, ein Sammelsurium präsentiert.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das für eine Haltung? – Elke Ferner [SPD]: Also Gedächtnisverlust! Oder frühe Altersdemenz?)


In der allerletzten Sitzung, in der informellen Runde
da waren Sie nicht mehr dabei, aber die Kollegin
chwesig war dabei –, in der wir versucht haben, Lösun-
en zu finden, haben Sie Forderungen im Wert von
Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. In welcher Zeit
ben wir eigentlich? Wir haben gemeinsam eine Schul-
enbremse im Grundgesetz vereinbart. Wir haben enge
inanzierungsspielräume bei den Kommunen, bei den
ändern und beim Bund.


(Elke Ferner [SPD]: Keine Antwort ist auch eine Antwort, Herr Altmaier!)


ir müssen vielen Bürgerinnen und Bürgern, Facharbei-
rn, Beamten, Angestellten, Einschränkungen zumuten,
nd Sie tun so, als ob wir es hier mit einem finanzpoliti-
chen Wunderland zu tun hätten, in dem man die Milliar-
enforderungen nur aneinanderzureihen braucht. Sie
ind aus der Zeit gefallen. Sie werden erleben, dass Sie
amit keine Wähler für die SPD zurückgewinnen. Sie
erden höchstens noch mehr Wähler den Linken in die
rme treiben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Elke Ferner [SPD]: Frühe Altersdemenz, Herr Altmaier!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709106800

Herr Kollege, die Kollegin Hagedorn möchte eine

tzte Zwischenfrage zu dieser Rede stellen.






(A) )


)(B)


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1709106900

Herr Kollege Altmaier, wir sind uns darüber einig

– ich glaube, alle in diesem Haus –, dass die Kommunen
dringend auf Entlastung warten. Wir alle wollen ihnen
diese geben. Stimmen Sie mir zu, wenn ich das Angebot
gerade aus kommunaler Sicht als vergiftetes Angebot
bezeichnen würde? Stimmen Sie mir zu, dass Sie planen,
bis 2015 bei der Bundesagentur für Arbeit 15 Milliarden
Euro als Gegenfinanzierung für die Besserstellung der
Kommunen zu kürzen? Stimmen Sie mir weiterhin zu,
dass diese Koalition bereits mit ihrem Sparpaket zusätz-
lich 10 Milliarden Euro für aktivierende Arbeitsmarkt-
politik bei der Bundesagentur für Arbeit bis 2014 strei-
chen will? Können Sie diesem Haus vielleicht erklären,
wie dann der Anspruch, der vorhin von Ihrer Seite for-
muliert worden ist, dass Sie Menschen in Arbeit bringen
wollen, mit einem Minus von 24 Milliarden Euro in den
nächsten Jahren verwirklicht werden soll?


Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1709107000

Frau Kollegin Hagedorn, zunächst einmal stimme ich

Ihnen zu, dass wir die Kommunen in den nächsten Jah-
ren um über 15 Milliarden Euro netto entlasten werden.


(Elke Ferner [SPD]: Wollen!)


Das ist die größte Entlastung der Kommunen, die es in
den letzten Jahren gegeben hat. Ich freue mich, dass das
heute zum ersten Mal ein Vertreter der Opposition gesagt
und anerkannt hat. Deshalb sollten Sie dem auch zustim-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der zweite Punkt ist: Es ist richtig – wir haben das in
der Protokollerklärung der Bundesregierung im Bundes-
rat auch gesagt –, dass wir einen Teil dieser Entlastung
durch einen halben Mehrwertsteuersatzpunkt finanzieren
werden, der der Bundesagentur für Arbeit zur Verfügung
gestellt worden war. Das können wir deshalb tun, ohne
dass die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung steigen,
ohne dass es zu Engpässen kommt, weil es uns seit
Übernahme der Bundesregierung durch Angela Merkel
gelungen ist, die Arbeitslosenzahl von 5 Millionen unter
Gerhard Schröder auf unter 3 Millionen zu senken. Wir
werden diese Politik in den nächsten Jahren fortsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Ach!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, der ent-
scheidende Punkt, warum wir am Sonntagabend und am
Dienstagabend nicht zu einem Ergebnis gekommen sind,
bestand darin, dass der Kollege Kuhn von den Grünen
und die Kollegin Schwesig von der SPD in vielem mit
uns einer Meinung waren, aber am Ende sagten: Wir be-
stehen darauf, dass es zu einer Erhöhung des Regelsatzes
kommt, egal auf welche Weise und egal in welcher
Form. Das hat deutlich gemacht, dass es Ihnen nicht um
gute Lösungen gegangen ist, sondern um Ideologie.


(Elke Ferner [SPD]: Sie sind doch ein Oberideologe! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Der Kollege Kuhn hat einen Vorschlag präsentiert, er ungefähr so aussieht. Er hat gesagt: Wir erhöhen den egelsatz durch die Erhöhung der Grundgesamtheit um twa 17 Euro. Dann kürzen wir den Regelsatz wieder um 7 Euro, weil wir den Leuten weniger Geld für Mobilität eben. Dann sagen wir den Leuten, dass sie sich die Mitl für die Mobilität wiederholen können, indem sie zum mt gehen und einen Antrag stellen. (Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Meine sehr verehrten Damen und Herren, das können
ie niemandem erklären. Aber ich kann Ihnen erklären,
ass allein mit diesem Vorschlag Mehrkosten von
,1 Milliarden Euro verbunden wären. Dies ist es mir
icht wert, Ihren ideologischen Steckenpferden gerecht
u werden, nur damit wir gute Lösungen, die wir haben
23 Euro für Mobilität für jedermann –, dann auch noch
erschlechtern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie haben
dieser ganzen Verhandlungsrunde eines gezeigt: dass
ie selbst nicht mehr hinter dem stehen, was als eine der
enigen positiven Errungenschaften aus der Zeit der rot-
rünen Koalition übrig geblieben ist. Die Agenda 2010,
err Kollege Steinmeier, die auch mit Ihr Werk war, hat
it dazu beigetragen, dass wir in der Arbeitsmarktpoli-
k zu einer grundlegenden Trendwende gekommen sind,
ass heute mehr Menschen in Brot und Arbeit sind als
mals zuvor, dass wir heute über 40 Millionen sozial-
ersicherungspflichtig Beschäftigte haben.


(Zurufe von der SPD)


Aber es gibt einen großen Teil Ihrer Fraktion, dem die
anze Richtung nicht passt. Sie haben all Ihre Bedenken
nd all Ihren Unmut gegen diese Agenda und gegen
iese Reform, die ein Kernstück der Agenda war, be-
utzt, um die Verhandlungen im Vermittlungsausschuss
u überfrachten, zu überladen, finanziell maßlos zu ma-
hen.


(Elke Ferner [SPD]: Maßlos sind Sie, Herr Altmaier!)


eshalb war es richtig, dass wir die Notbremse gezogen
aben, dass wir gesagt haben: Wir beenden dieses Ver-
ittlungsverfahren an dieser Stelle und sorgen dafür,

ass Vernunft in die Debatte einkehrt. Immerhin: Der
ollege Gabriel scheint es bemerkt zu haben; denn sein
ngebot, jetzt noch einmal ruhig und sachlich zu reden,
t genau das, was wir die ganze Zeit über als Angebot
emacht haben.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist lächerlich! Hör’ auf, zu lügen! – Weitere Zurufe von der SPD)


Ich sage Ihnen: Wir können in den nächsten Tagen
nd Wochen dazu beitragen, dass wir zu einer Lösung
ommen, die den Betroffenen schnell und unproblema-
sch ihre Ansprüche bei der Erhöhung des Regelsatzes
m 5 Euro und beim Bildungspaket zugutekommen





Peter Altmaier


(A) )


)(B)

lässt. Das Einzige, was Sie tun müssen, ist, dass Sie von
Ihren ideologischen Maximalforderungen abgehen und
bereit sind,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch kalter Kaffee! Sie sind doch der Ideologe! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da drüben sitzen die Ideologen!)


anzuerkennen, dass das Paket, das wir auf den Tisch ge-
legt haben, ein gutes Paket ist, das den Menschen hilft,
das den Kommunen hilft und das deshalb möglichst
schnell in Kraft gesetzt werden sollte.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709107100

Das Wort zu zwei Kurzinterventionen nacheinander

erteile ich dem Kollegen Fritz Kuhn und dann der Kolle-
gin Ulla Schmidt.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709107200

Lieber Herr Altmaier, nach sechs, sieben Wochen

Verhandlungen war das jetzt, finde ich, unter Ihrem Ni-
veau.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie waren in den Verhandlungen differenzierter als ge-
rade hier.

Ich möchte klar sagen: Was die Verhandlungen so
schwierig gemacht hat, war, dass Schwarz und Gelb, vor
allem getrieben von der FDP, keine konkreten Kompro-
missvorschläge mehr gemacht haben,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist Quatsch!)


sondern immer nur gesagt haben: Es gilt der Gesetzent-
wurf, über Weiteres reden wir nicht. Die FDP hat sogar
Zickzackverhandlungen geführt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Rückwärts!)


Beim Thema Equal Pay wollte sie erst neun Monate,
dann hat der Generalsekretär, der die Verhandlungen aus
dem Hintergrund immer kommentiert hat, plötzlich
sechs Monate gesagt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Falsch! Hat er nicht gesagt! Vergessen Sie es!)


Zwei Tage später sprach man wieder von neun Monaten.


(Birgit Homburger [FDP]: Halten Sie sich an die Wahrheit!)


Wenn es um Seriosität und Maximalforderungen geht,
schauen Sie von Ihnen aus gesehen nach links. Dort sitzt
die FDP; wir sitzen dort nicht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


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(C (D Wir haben im Unterschied dazu in einer nicht enden ollenden Kette bis zur Schmerzgrenze immer neue ompromissvorschläge gemacht, eil wir wissen, dass Vermittlungsverfahren im deutchen System keine Veranstaltungen für Maximalfordengen sind, sondern dass man dort Kompromisse einge en muss. Was Sie uns nicht absprechen können, Herr Altmaier, t, dass wir die Frage stellen und gestellt haben, ob die egelsatzermittlung im Gesetzentwurf wirklich den uflagen des Bundesverfassungsgerichts entspricht. Wir ind der Überzeugung, dass dies nicht so ist und dass an da etwas verbessern muss. Denn Sie haben die Ver leichsgruppe, nach der der Regelsatz neu bestimmt ird, zuerst systematisch nach unten arm gerechnet, inem Sie statt der untersten 20 Prozent die untersten 5 Prozent der Einkommen betrachten, indem Sie die erdeckten Armen – entgegen der Auflage des Bundeserfassungsgerichts – nicht herausgerechnet haben und dem Sie auch die Aufstocker nicht herausgerechnet ha en. In einem zweiten Schritt haben Sie die Grundlagen er Statistikmethode untergraben, indem Sie bei sehr ielen Einzelposten gekürzt haben oder sie ganz abgechafft haben. Daher rühren die Rechtsbedenken – nicht nur von ns, sondern auch von vielen Verfassungsexperten in eutschland –, ob dieser Gesetzentwurf verfassungskonrm ist. Werden Sie uns absprechen wollen, dass wir icht bereit sind, Gesetze zu unterstützen, die wir für erfassungswidrig halten? Sie als Verfassungsrechtler, err Altmaier, glauben das doch, wenn Sie in den Spieel sehen, ehrlich nicht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Forderungen!)


Einen zweiten Punkt möchte ich ansprechen. Sie re-
en jetzt von dem großzügigen Angebot an die Gemein-
en. In der Tat sollen die Gemeinden, wenn ich alles,
as gegenzurechnen ist, abziehe, 1,7 Milliarden Euro er-
alten. Die Kosten der Grundsicherung, die sie gerade
agen, liegen bei 3,5 Milliarden Euro. Sie müssen auf-
rund des alten KdU-Streits auf etwa 1,8 Milliarden
uro verzichten.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709107300

Herr Kollege Kuhn, Sie müssen zum Ende kommen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709107400

– Ich bin gleich am Ende. –


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


as macht netto 1,7 Milliarden Euro. Klar ist doch, dass
ieses Angebot mit dem Verhandlungsgegenstand nichts
u tun hat. Sie haben einfach nebenher das Angebot von
hrlich 1,7 Milliarden Euro für die Kommunen auf den
isch gelegt und werfen uns vor, dass wir finanzpoliti-
che Maximalforderungen stellen. Sie haben versucht,
ns vor das Kanonenrohr zu schieben –






(A) )


)(B)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709107500

Herr Kollege.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709107600

– ich bin sofort fertig – und vor die Alternative zu

stellen: Bist du für die Hartz-IV-Empfänger oder für die
Gemeinden? Wir sagen: Wir sind für die Hartz-IV-Emp-
fänger und für die Gemeinden. Diese Nummer geht mit
uns wirklich nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709107700

Die zweite Kurzintervention sollten wir vorne weg

zulassen. Kollegin Schmidt, bitte.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ach du meine Güte!)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1709107800

Vielen Dank. – Ich habe mich zu Wort gemeldet, weil

der Kollege Altmaier nach meiner Auffassung sehr un-
zureichend oder überhaupt nicht auf die Fragen geant-
wortet hat, die der Kollege Seifert und auch die Kollegin
Ferner gestellt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich habe in der letzten Woche eine Werkstatt für Be-
hinderte besucht. 400 geistig schwerbehinderte Men-
schen arbeiten dort acht Stunden pro Tag ihren Fähigkei-
ten entsprechend. Etwa 200 von ihnen wohnen zu Hause
bei ihren Eltern, die anderen circa 200 in Einrichtungen
und Heimen, auch in solchen der Lebenshilfe. All diesen
400 Menschen sagt diese Regierung: Ihr bekommt den
Regelsatz um 20 Prozent gekürzt. – Alle 400 sind dauer-
haft erwerbsunfähig. Hier geht es nicht darum, Maximal-
forderungen zu erheben. Es geht auch nicht darum, An-
sprüche auszuweiten.


(Beifall der Abg. Petra Merkel [Berlin] [SPD])


Sie verringern mit Ihrem Gesetz den bestehenden An-
spruch darauf, dass ein über 25-Jähriger, der zu Hause
oder in einer Wohngemeinschaft lebt, gleichbehandelt
wird, egal ob er im Hartz-IV-Bezug oder im SGB-XII-
Bezug ist, wenn er dauerhaft erwerbsunfähig ist. Das ist
eine Schande, und das hat mit Sozialpolitik nichts mehr
zu tun.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie waren doch lange genug an der Regierung, Frau Schmidt! Sie hätten doch alles viel besser machen können!)


Darauf würde ich gerne eine Antwort von Ihnen hören.

Das Bundessozialgericht hat gesagt: Es gibt keinen
Grund für ein unterschiedliches Existenzminimum für
beide Gruppen. Frau von der Leyen hat mir als Antwort
auf meine Frage geschrieben: Wir halten das Gerichts-
urteil für falsch, und deshalb ändern wir das Gesetz. Ich
sage Ihnen: Da es hier um Ansprüche geht, können Sie

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(C (D och nicht erwachsenen behinderten Menschen, die zu ause leben und deren Eltern besondere Erschwernisse aben – sie müssen ihr Leben lang viel geben, um für re Kinder, auch wenn sie erwachsen sind, da zu sein –, agen: Ihr braucht nur noch 80 Prozent des Regelsatzes. Weil diese Menschen nur noch 80 Prozent des Regelatzes bekommen, sagen Sie gleichzeitig – so Frau von er Leyen in ihren Antworten auf die schriftlichen Fraen, die wir ihr gestellt haben –, dass auch die Leistunen für Mobilitätshilfe und die Leistungen für besondere örderungen sich in Zukunft nur noch auf 80 Prozent es Regelsatzes beziehen und nicht mehr auf 100 Proent. Wenn Sie weiterhin von „sozial“ sprechen und das oziale überhaupt noch für sich in Anspruch nehmen ollen, dann fordere ich Sie auf: Nutzen Sie die Chance ines neuen Vermittlungsverfahrens, und nehmen Sie iese Regelung als allererste zurück! Dafür haben die ürgerinnen und Bürger in unserem Land auch Ver tändnis. Danke schön. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709107900

Herr Kollege Altmaier, bitte.


Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1709108000

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Kollegin

chmidt, Sie waren bei den Verhandlungen nicht dabei.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Na und? Sie haben doch gekürzt!)


h habe vorhin gesagt: Ich kann mich nicht an jedes ein-
elne Detail erinnern, das die Kollegin Ferner erwähnt
at. Ich bin aber gerne bereit, zuzugestehen, dass sie es
o, wie sie es geschildert hat, vorgetragen hat.

Ich saß in den entscheidenden Verhandlungsrunden
it Frau Schwesig, Herrn Oppermann und Herrn Kuhn

n drei Tagen und in drei Nächten zusammen. Wir haben
ber 100 verschiedene Punkte gesprochen. Dieser Punkt
t von SPD und Grünen in dieser Chefrunde kein einzi-
es Mal thematisiert worden.


(Thomas Oppermann [SPD]: War angemeldet, Herr Altmaier! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Weil Sie uns ausgeschlossen haben! – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Sie hätten uns nicht ausschließen sollen! Wir hätten den Punkt gebracht!)


h finde es nicht in Ordnung, dass Sie, wenn Ihnen die-
er Aspekt nicht wert ist, in den Verhandlungen themati-
iert zu werden, vor dem Forum der Öffentlichkeit so
n, als sei dies aus Ihrer Sicht der wichtigste Punkt der

esamten Veranstaltung gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Ja! Unglaublich! – Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Ach! Ihr solltet euch schämen, dass ihr das gemacht habt!)






Peter Altmaier


(A) )


)(B)

Herr Kollege Kuhn, auch Sie waren in den Verhand-
lungen ein sachlicher und ein fairer Partner. Aber Sie
sollten das, was vom Bundesrat beschlossen wird, genau
lesen. Wenn Sie sagen, der Entlastung der Kommunen
bei der Grundsicherung stünden Mehrbelastungen von
1,8 Milliarden Euro bei den KdU entgegen, dann dürfen
Sie nicht vergessen, dass wir noch am Mittwoch die Pro-
tokollerklärung so geändert haben, dass in Zukunft eine
Berechnung nach Istkosten erfolgt. Das hat große Freude
bei den Kommunen und erhebliche Sorgen beim Finanz-
minister ausgelöst. Aber es ist ein Grund dafür, dass in-
zwischen immer mehr kommunale Vertreter sagen: Ihr
müsst dieses Paket retten; denn dieses Paket wird unsere
Lage durchgreifend verbessern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der zweite Punkt, lieber Kollege Kuhn, ist: Sie haben
zu Beginn dieser Verhandlungen Forderungen gestellt.
Sie haben jetzt gesagt: Man darf die Verhandlungen
nicht überfrachten. – In der allerersten Runde, in der Sie
uns Ihre Wünsche ausgebreitet haben, hatten Sie aller-
dings Wünsche für über 20 000 Sozialarbeiter im Ge-
genwert von 2,5 Milliarden Euro. Sie hatten Wünsche
für Steigerungen des Regelsatzes an verschiedenen Stel-
len. Wenn man diese addiert, kommt man auf 2,5 Milliar-
den Euro.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Verfassung!)


Sie haben alle Ihre Wünsche aufgeführt, und daraufhin
hat der Kollege Heil gesagt: Selbstverständlich reden wir
über einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn
in ganz Deutschland.

Meine Damen und Herren, Sie können doch nicht
glauben, dass Sie die Zahl der Weihnachtsgeschenke da-
durch erhöhen, dass Sie Ihren Wunschzettel verlängern.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie alle unerfüllten Wünsche der letzten
20 Jahre, die Sie nicht einmal in Ihrer eigenen Regie-
rungszeit ansatzweise realisiert haben, in ein solches
Vermittlungsverfahren einbringen, dann ist das eine
Überfrachtung und Überladung des Verfahrens. Deshalb
haben wir Sie wieder auf den Boden der Realität zurück-
geholt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Grundgesetz!)


Der letzte Punkt, meine Damen und Herren. Ich habe
nicht damit angefangen, aus internen Verhandlungen zu
zitieren. Aber wenn wir schon darüber sprechen, was wir
intern gesagt haben, dann will ich auch darauf hinwei-
sen, dass Sie in der vorletzten Verhandlungsrunde gesagt
haben: Uns ist der Regelsatz besonders wichtig, und
wenn wir uns da einigen, dann sind wir auch bereit, auf
die Regelung von Equal Pay zu verzichten.

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(C (D (Thomas Oppermann [SPD]: Nee! – Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


as war Ihr Angebot in dieser letzten Verhandlungs-
nde.

Als dann die Verhandlungen beendet waren, haben
ie schamhaft gesagt, Sie hätten Equal Pay jetzt doch
ern nach vier Monaten.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das ist unverschämt, Herr Altmaier! – Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch nicht! Das ist doch unglaublich!)


Deshalb sage ich Ihnen: Sie haben sich bei diesen
erhandlungen vergaloppiert.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Schrott! Sie vergaloppieren sich gerade! – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das ist unter Ihrem Niveau!)


ie haben sich bei diesen Verhandlungen übernommen.


(Elke Ferner [SPD]: Ein Lügner sind Sie! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir werden gemeinsam mit den Ministerpräsidenten von
DU und SPD dafür sorgen, dass dieses Gesetzespaket
einer annehmbaren und in einer praktikablen Form in

ächster Zeit durch Bundestag und Bundesrat beschlos-
en werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Lügner! – Sigmar Gabriel [SPD]: Sie sind dabei, das alles kaputtzureden! Sie schaffen das heute!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1709108100

Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach unserer Ge-

chäftsordnung sind Kurzinterventionen auf Kurzinter-
entionen hin nicht zulässig. Deswegen, Kollege
ltmaier, ist es misslich, wenn Sie in Ihrer letzten Ant-
ort Dinge mitteilen, die die anderen Gesprächs- und
erhandlungspartner natürlich provozieren müssen,


(Elke Ferner [SPD]: Gelogen hat er! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


h diesen aber nicht die Gelegenheit geben kann, darauf
u antworten. Das ist ein bisschen eine schwierige Lage,
h bitte um Verständnis dafür. Weitere Kurzinterventio-
en werden nicht zugelassen.

Ich schließe die Aussprache.

Ich teile Ihnen das von den Schriftführerinnen und
chriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen
bstimmung über die Beschlussempfehlung des Ver-
ittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Ermittlung von
egelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und
wölften Buches Sozialgesetzbuch mit: abgegebene
timmen 565. Mit Ja haben gestimmt 313, mit Nein ha-
en gestimmt 252, Enthaltungen keine. Die Beschluss-
mpfehlung ist damit angenommen.





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Endgültiges Ergebnis
Abgegebenene Stimmen: 565;
davon

ja: 313
nein: 252

Ja

CDU/CSU

Ilse Aigner
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Manfred Behrens (Börde)

Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Michael Glos
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer

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zu Guttenberg
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r. Stephan Harbarth
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r. Matthias Heider
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rsula Heinen-Esser
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eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
arl Holmeier
ranz-Josef Holzenkamp
achim Hörster
nette Hübinger
homas Jarzombek
ieter Jasper
r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
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ckart von Klaeden
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olkmar Klein
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ns Koeppen
r. Kristina Schröder
anfred Kolbe
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
r. Günter Krings
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r. Hermann Kues
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r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
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r. Thomas de Maizière
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ndreas Mattfeldt
tephan Mayer (Altötting)

r. Michael Meister
r. Angela Merkel
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r. h. c. Hans Michelbach
hilipp Mißfelder
ietrich Monstadt
arlene Mortler
r. Gerd Müller
tefan Müller (Erlangen)

adine Schön (St. Wendel)

r. Philipp Murmann
ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
r. Michael Paul
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lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
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r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

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laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
hannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
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lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
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ankred Schipanski
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hristian Schmidt (Fürth)

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r. Andreas Schockenhoff
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(C (D rmin Schuster (Weil am Rhein)

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r. Frank Steffel
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hristian Freiherr von Stetten
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r. Peter Tauber
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r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Vogel (Kleinsaara)

tefanie Vogelsang
ndrea Astrid Voßhoff
r. Johann Wadephul
arco Wanderwitz
arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
eter Wichtel
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
agmar Wöhrl
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

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ns Ackermann
hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
Dugnus
aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
laus Breil
ainer Brüderle
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rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
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einer Deutschmann
r. Bijan Djir-Sarai
atrick Döring
echthild Dyckmans
ainer Erdel
rg van Essen
lrike Flach
tto Fricke
r. Edmund Peter Geisen





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Joachim Günther (Plauen)

Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth (Kyffhäuser)

Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Dr. Martin Lindner (Berlin)

Michael Link (Heilbronn)

Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller (Aachen)

Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann


(Lausitz)

Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto


(Frankfurt)

Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Christiane Ratjen-

Damerau
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel


(Lüdenscheid)

Dr. Daniel Volk
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)


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irk Becker
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laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
artin Burkert

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r. Peter Danckert
artin Dörmann

lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
iegmund Ehrmann
r. h. c. Gernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
lke Ferner
abriele Fograscher
r. Edgar Franke
eter Friedrich
igmar Gabriel
ichael Gerdes
is Gleicke
ünter Gloser
ngelika Graf (Rosenheim)

ichael Groschek
ichael Groß
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil (Peine)

olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

rank Hofmann (Volkach)

hristel Humme
sip Juratovic
hannes Kahrs
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ars Klingbeil
ans-Ulrich Klose
r. Bärbel Kofler
aniela Kolbe (Leipzig)

ritz Rudolf Körper
nette Kramme
icolette Kressl
ngelika Krüger-Leißner

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te Kumpf
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

teffen-Claudio Lemme
urkhard Lischka
abriele Lösekrug-Möller
irsten Lühmann
aren Marks
atja Mast
etra Merkel (Berlin)

llrich Meßmer
r. Matthias Miersch
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
homas Oppermann
olger Ortel
ydan Özoğuz
hannes Pflug
achim Poß
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
echthild Rawert
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
önke Rix
ené Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

arlene Rupprecht

(Tuchenbach)

nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

ernd Scheelen
arianne Schieder

(Schwandorf)

erner Schieder (Weiden)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

arsten Schneider (Erfurt)

wen Schulz (Spandau)

wald Schurer
rank Schwabe
r. Martin Schwanholz
tefan Schwartze
ita Schwarzelühr-Sutter
r. Carsten Sieling
onja Steffen
eer Steinbrück
r. Frank-Walter Steinmeier
hristoph Strässer
erstin Tack
r. h. c. Wolfgang Thierse
ranz Thönnes
olfgang Tiefensee
üdiger Veit
te Vogt
r. Marlies Volkmer
ndrea Wicklein
eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

agmar Ziegler
anfred Zöllmer
rigitte Zypries

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(C (D IE LINKE n van Aken gnes Alpers r. Dietmar Bartsch erbert Behrens arin Binder atthias W. Birkwald eidrun Bluhm teffen Bockhahn hristine Buchholz va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen eidrun Dittrich erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst icole Gohlke iana Golze nnette Groth r. Gregor Gysi eike Hänsel r. Rosemarie Hein ge Höger r. Barbara Höll ndrej Hunko lla Jelpke atja Kipping arald Koch n Korte tta Krellmann atrin Kunert aren Lay ichael Leutert tefan Liebich lla Lötzer r. Gesine Lötzsch orothee Menzner iema Movassat olfgang Nešković homas Nord etra Pau ns Petermann ichard Pitterle vonne Ploetz grid Remmers aul Schäfer ichael Schlecht r. Ilja Seifert aju Sharma r. Petra Sitte ersten Steinke abine Stüber r. Kirsten Tackmann rank Tempel r. Axel Troost athrin Vogler hanna Voß ahra Wagenknecht alina Wawzyniak arald Weinberg atrin Werner rn Wunderlich abine Zimmermann Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse )





(A) )


– Drucksache 17/3481 – Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung liegen je
ein Entschließungsantrag der Fraktion der SPD, der

(7. Aussc – Drucksachen 17/471 Berichterstattung: Abgeordnete Ralph B Dr. Carsten Sieling Frank Schäffler Harald Koch b)

Berichts des Finanzaus

– zu dem Antrag der A
Sieling, Manfred Z
Weiß, weiterer Abg
tion der SPD
huss)

0, 17/4739 –

rinkhaus

ussempfehlung und des
schusses (7. Ausschuss)


bgeordneten Dr. Carsten
öllmer, Elvira Drobinski-
eordneter und der Frak-

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rünen vor.

Nach einer interfraktionelle
ie Aussprache eineinhalb Stu
öre keinen Widerspruch. Dann

Ich eröffne die Aussprache u
ichelbach für die CDU/CSU-


(Beifall bei der C Dr. h. c. Hans Michelbach Herr Präsident! Kolleginnen en wir einen weiteren Meilens inanzmarktes zum Wohle de ohle der Vertrauensbasis in de n Vereinbarung sind für nden vorgesehen. – Ich ist das so beschlossen. nd erteile Kollegen Hans Fraktion das Wort. DU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1709108200

und Kollegen! Heute set-
tein zur Regulierung des
r Verbraucher und zum
r Finanzindustrie.
Beschlussempfehlung und Bericht des Finanz- Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Kerstin Andreae
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Cornelia Behm
Alexander Bonde
Viola von Cramon-Taubadel
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Britta Haßelmann
Winfried Hermann

Priska Hinz (Herborn)

Ulrike Höfken
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Sylvia Kotting-Uhl
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn

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Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe den
Tagesordnungspunkt 22 sowie den Zusatzpunkten 10 a
und b auf:

22 Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Stärkung des Anlegerschutzes und Verbes-
serung der Funktionsfähigkeit des Kapital-

(Anlegerschutzund Funktionsverbesserungsgesetz)


– Drucksachen 17/3628, 17/3803 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanz-
ausschusses (7. Ausschuss)


– Drucksachen 17/4710, 17/4739 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralph Brinkhaus
Dr. Carsten Sieling
Frank Schäffler
Harald Koch

ZP 10 a) Zweite und dritte Beratung des von der Frak-
tion der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Wertpapierer-
werbs- und Übernahmegesetzes

(C (D tephan Kühn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar rzy Montag erstin Müller eate Müller-Gemmeke grid Nestle r. Konstantin von Notz mid Nouripour riedrich Ostendorff r. Hermann Ott isa Paus rigitte Pothmer abea Rößner laudia Roth Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Dr. Gerhard Schick Dr. Frithjof Schmidt Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Markus Tressel Jürgen Trittin Daniela Wagner Wolfgang Wieland Dr. Valerie Wilms Josef Philip Winkler Gesamtkonzept zur Stärkung des Verbraucherschutzes bei Finanzdienstleistungen vorlegen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Lötzer, Sahra Wagenknecht, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Beschäftigtenrechte bei Übernahmen und Fusionen stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Dr. Gerhard Schick, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Verbraucherschutz auf Finanzmärkten nachholen – Drucksachen 17/2136, 17/3540, 17/3210, 17/4710, 17/4739 – Berichterstattung: Abgeordnete Ralph Brinkhaus Dr. Carsten Sieling Frank Schäffler Harald Koch Dr. h. c. Hans Michelbach )





(A) )

Noch vor einem Jahr hat uns allen die weltweite Wirt-
schafts- und Finanzkrise Zukunftsängste bereitet. Sorgen
um Spareinlagen, Fondsschließungen, Lohnverzicht, Ent-
lassungen – das waren tiefe Einschnitte für die Menschen.
Niemand hätte damals gedacht, dass wir so schnell und so
gut aus dieser Krise in eine neue Wachstumsphase mit ei-
ner neuen Aufwärtsentwicklung kommen können. Dieser
Erfolg hat zwei Ursachen: erstens die Arbeit der Men-
schen in den Betrieben in Deutschland, zweitens die ak-
tive Krisenbekämpfung durch diese Regierung und diese
Koalition.

Erfolg haben wir auch bei der Finanzmarktregulie-
rung erzielt. Schritt für Schritt gelingt uns mit einer
Reihe von gesetzlichen Maßnahmen die Stabilisierung
des Finanzmarktes.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Weitere Regulierungen, wie Basel III oder Maßnahmen
bezüglich des Grauen Kapitalmarkts, werden folgen.

Der heutige Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung des
Anlegerschutzes und Verbesserung der Funktionsfähig-
keit des Kapitalmarkts schafft die Grundlage für vier
wichtige neue Regulierungen: erstens die Erhöhung der
Beteiligungstransparenz beim Anschleichen bei Über-
nahmetransaktionen, zweitens die Verbesserung bei der
Produktinformation, drittens die Kontrolle der Anlage-
berater vor Falschberatung und viertens ein überzeugen-
des Konzept für die Erhaltung der offenen Immobilien-
fonds und für mehr Sicherheit für viele Millionen
Privatanleger in Deutschland. Der Schritt, den wir heute
gehen, ist ein Quantensprung, ein Meilenstein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Frank Schäffler [FDP])


Mit diesem finanzpolitischen Weg schaffen wir eine
neue Vertrauensbasis. Wir sollten uns darüber einig sein,
dass der Verbraucherschutz auf den Finanzmärkten mit
diesem Gesetz wirklich gestärkt wird.

Die SPD hat dazu ein Papier veröffentlicht, das nur
als enttäuschend bezeichnet werden kann. Sie haben da-
rin keine Vorschläge gemacht.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Was?)


Sie fordern, man solle die Entwicklung beobachten. Sie
beobachten, wir handeln heute. Das ist der Unterschied.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir nehmen die Bedürfnisse und Ansprüche der privaten
Anleger ernst und werden ihnen mit den neugestalteten
Produkten mehr Sicherheit bieten.

Damit komme ich zu den offenen Immobilienfonds.
Offene Immobilienfonds waren lange Zeit, nämlich
51 Jahre lang, eine beliebte und bewährte Anlageform,
weil bei den realen Sachwerten indexierte Mietverträge
den gewünschten Inflationsschutz ermöglichen. Es ist in
einer Volkswirtschaft ein ganz wichtiger Punkt, dass es
Sachwerte bzw. Sachanlagen gibt, durch die letzten En-
des Investitionen hervorgerufen werden, was zur Schaf-
fung von Arbeitsplätzen führt. Deswegen ist dieses Pro-

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(C (D ukt so wichtig für die Anleger, für die Wirtschaft und r die Finanzindustrie. Leider sind diese Fonds in den letzten Jahren wegen es niedrigen Zinsniveaus insbesondere von institutioellen Anlegern häufig als Geldmarktfonds missbraucht orden. Dies passt eben nicht zum Prinzip langfristiger nlagen in Immobilien. Das ist ein Widerspruch. Mit den Änderungen reagieren wir auf die lang anauernde Krise der Branche. Es kam zu Fondsschließunen und Vertrauensverlust. Wegen hoher Geldabflüsse ach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers mussten wölf Fonds schließen. Heute sind noch 24 Milliarden uro von Anlegern blockiert. Hier haben wir nun mit eiem marktwirtschaftlich vernünftigen Instrumentarium gulierend eingegriffen. Ziel war es, das Funktionieren der Kapitalmärkte zu ichern, Produktdefizite auszuräumen und das Finanzienstleistungsangebot zu verbessern. Hierbei haben wir en Wunsch privater Anleger berücksichtigt, in Subtanzwerte zu investieren. Auch das ist ein wichtiger unkt. Der Wunsch, in Substanzwerte zu investieren, ird von unseren Bürgern unverändert hoch geschätzt. ffene Immobilienfonds sind eben die einzige Option, ich mit geringen Beträgen professionell an gewerblihen Immobilien zu beteiligen. Wir müssen hier einen roßen Wert feststellen. Deshalb liegt es im Interesse der rivatanleger, die offenen Immobilienfonds zu stärken nd zu sichern. Die vorgesehenen Änderungen bei den offenen Imobilienfonds bedeuten eine Rückkehr zum ursprüngli hen Erfolgsmodell, risikoscheuen Anlegern eine breitestreute und langfristige Immobilienanlage anzubieten. So haben wir den immobilienwirtschaftlich rational chwer nachvollziehbaren pauschalen Wertabschlag für ie Anleger verhindert. Es war sehr wichtig, dass wir die ltanleger vor willkürlichen Abschlägen schützen. Das tärkt auch die Vertrauensbasis gegenüber der Finanzirtschaft. Deswegen bin ich sehr froh, dass dies erreicht urde. Zu begrüßen ist insbesondere, dass wir die Mindestaltefrist für Neuanleger und eine einjährige Kündiungsfrist einführen. Damit haben wir – das muss man ugeben – die Fonds für institutionelle Anleger, die diese urzfristig als Geldmarktfonds nutzen, unattraktiver geacht. Das ist aber Sinn und Zweck dieser Maßnahme. ir wollen den Verbraucherschutz stärken und Ver auen schaffen. Dies gelingt mit der mittelund langistigen Anlage für den Privatanleger. Das Produkt soll mittelund langfristige Nutzung erhren. Die Fonds werden damit zweifellos als Parkstaon für institutionelle Anleger unattraktiv; aber das ist urchaus gewollt. Wir haben die rund 3 Millionen Priatanleger, die Anteile an diesen Fonds besitzen, weitgeend verschont. Indem ein Anleger künftig pro Halbjahr nteile im Gegenwert von 30 000 Euro zurückgeben ann, wird den Liquiditätsbedürfnissen der meisten Priatanleger Rechnung getragen. Über 90 Prozent der Priatanleger werden in ihren Liquiditätsbedürfnissen zu Dr. h. c. Hans Michelbach )





(A) )

friedengestellt. Das schafft eine Vertrauensgrundlage für
das Produkt. Das sollten wir heute betonen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zwar gibt es in der Marktwirtschaft keine Vollkasko-
versicherung, aber das Vertrauen in die Integrität der Ka-
pitalmärkte wird erhöht. Deswegen freue ich mich, dass
wir heute entscheidende Voraussetzungen dafür schaf-
fen, dass die Finanzdienstleistungsindustrie ihrer dienen-
den Funktion gegenüber den Menschen wieder besser
nachkommen kann.

Wir haben das Ziel, einen transparenteren, integeren
und effizienten Finanzmarkt zu entwickeln und damit zu
erreichen, dass die Marktteilnehmer Vertrauen in ein fai-
res, kundenorientiertes Finanzdienstleistungsangebot ent-
wickeln. Diesem Ziel nähern wir uns Schritt für Schritt,
um letzten Endes eine neue Vertrauensbasis für die Anle-
ger in Deutschland zu schaffen. Das dient auch der Fi-
nanzmarktindustrie.

Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg, und wir
lassen uns dabei von niemandem beirren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709108300

Das Wort hat der Kollege Dr. Carsten Sieling für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1709108400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Als auf dem Höhepunkt der Finanzmarktkrise, symbo-
lisch zugespitzt durch das Scheitern der Bank Lehman
Brothers, Tausende von Anlegerinnen und Anlegern ge-
schädigt wurden,


(Otto Fricke [FDP]: Lehman war der Höhepunkt für Sie?)


gab es eine politische Aussage: Alle Märkte, alle Ak-
teure und alle Produkte sind zu regulieren. Das ist das
große Ziel, das im Übrigen die Kanzlerin in ihrer letzten
Regierungserklärung noch einmal betont hat. Mit dieser
großen Aussage sind Sie auch 2009 in die Koalition ge-
startet.

Jetzt legen Sie uns den Entwurf eines sogenannten An-
legerschutzgesetzes zur Abstimmung vor. Ich glaube, je-
der der in den letzten Wochen und Monaten die Debatte
verfolgt und sich die Mühe gemacht hat, diesen Gesetz-
entwurf zu lesen, hat gemerkt, dass das Prinzip Ihres Ge-
setzentwurfs, Ihrer Politik und Ihres Vorgehens in Wirk-
lichkeit lautet: allen Märkten zuliebe, allen Akteuren
zuliebe und allen Produkten zuliebe. Die Anlegerinnen
und Anleger, die Verbraucherinnen und Verbraucher blei-
ben bei dem, was Sie uns heute zur Abstimmung vorge-
legt haben, links liegen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der FDP: Sie stehen im Fokus!)


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(C (D as ist die bittere Wahrheit – Sie können betreten oder keptisch schauen –; dafür gibt es unabweisbare Arguente. Ich will damit nicht sagen – das haben wir im Finanzusschuss beraten, und wir haben uns viel Zeit dafür geommen –, dass es nicht das eine oder andere an Positiem oder an vernünftigen Akzenten gibt. Was Sie aber icht leisten, ist, unser gemeinsames Ziel anzusteuern. ir brauchen einen Finanz-TÜV. Wir brauchen ein echs Maßnahmenpaket. In Ihrem Gesetzentwurf findet das einen Niederschlag. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Was die positiven Dinge angeht: Auch wenn alles be-
ölkt ist und man nur Schatten sieht, kommt ab und zu

in kleiner Sonnenstrahl durch.


(Frank Schäffler [FDP]: Immerhin!)


an findet bei Ihnen zum Beispiel die Aussage, dass zu-
ünftig laut Wertpapierhandelsgesetz nicht mehr nur die
ermutung gilt, Provisionen seien wie bisher grundsätz-
ch darauf ausgelegt, die Qualität der Anlageberatung
u verbessern. Die bisherige Regelung soll also gestri-
hen werden. Das ist Ausdruck einer positiven Einsicht.
ber nirgendwo ziehen Sie die Konsequenz, einen
chritt in Richtung Transparenz zu gehen und dafür zu
orgen, dass Provisionen offengelegt und in ihrer Höhe
egrenzt werden müssen. Das wäre eine konkrete Maß-
ahme. Insgesamt gibt es also nur ein bisschen Licht und
iel Schatten.

Dieser Gesetzentwurf ist aus mehreren Gründen eine
ine Enttäuschung. Wird er verabschiedet, erhalten die
erbraucherinnen und Verbraucher zu wenig Schutz.

Ich will den Kernpunkt nennen, den der Kollege
ichelbach hier natürlich mit keinem Wort angesprochen

at. Die größte Gefahr und die größten Schäden sind vom
rauen Kapitalmarkt, von Anlagen in geschlossenen
onds ausgegangen. Herr Staatssekretär Koschyk, ich
erweise auf das Vorhaben, das das Bundesfinanzminis-
rium hier durchaus verantwortet und in die ersten Dis-
ussionsentwürfe aufgenommen hat.


(Zuruf von der FDP)


Völlig richtig. Das war möglich. – Dann haben Sie
ich in der Koalition durchgesetzt und dafür gesorgt,
ass die entsprechende Regelung aus dem Gesetzent-
urf herausgenommen wird. Der eigentliche Skandal
ei der Verabschiedung dieses Gesetzentwurfes ist, dass
er gefährlichste Teil unreguliert bleibt.


(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Frank Schäffler [FDP])


Das ist Ihre Politik. Wenn man die Chance hat, etwas
mzusetzen, dann nutzt man sie nicht und redet vom
achfolgegesetz. Da hätten Sie schneller reagieren kön-
en.


(Frank Schäffler [FDP]: Was haben Sie denn gemacht? Was hat denn Steinbrück die ganze Zeit gemacht?)






Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)

Ihre Ministerin, Frau Aigner – sie sitzt mittlerweile
nicht mehr auf der Regierungsbank, sondern auf einem
Abgeordnetenstuhl –, und der ausgeschiedene Kollege
Dautzenberg sind es doch gewesen, die deutlich gesagt
haben: Es wäre richtig gewesen, die Tätigkeit der 80 000
freien Vermittler und den riesigen Grauen Kapitalmarkt
mit in diesem Gesetz zu regulieren. Aber nein, das ma-
chen Sie nicht. Sie haben zugelassen, dass dieser Gesetz-
entwurf unter Federführung von Herrn Brüderle, dem
Bundeswirtschaftsminister, überarbeitet wurde,


(Frank Schäffler [FDP]: Das ist übrigens ein guter Mann!)


nachdem die entsprechende Lobby zu ihm gekommen
war.

Das, was Sie uns vorlegen, ist doch Folgendes – Herr
Volk, ich will es Ihnen gern sagen; Sie kündigen es uns
immer an, und man kann überall lesen, wie es aussehen
soll –: Während Sie die Finanzaufsicht zu Recht bei der
mit der notwendigen Kompetenz ausgestatteten Behörde,
nämlich der BaFin, belassen, wollen Sie den gefährlichs-
ten Teil zukünftig der Gewerbeordnung und damit den
kommunalen Gewerbeaufsichtsämtern unterstellen. 7 000
unterschiedliche Ämter, die die Aufgabe haben, sich um
den Gaststättenbereich und viele andere Dinge zu küm-
mern, sollen sich dann auch noch um diesen Bereich
kümmern. Das ist doch ein Scherz. Das ist ein Flickentep-
pich. Das ist Schweizer Käse und alles andere als Anle-
gerschutz.


(Otto Fricke [FDP]: Keine Beleidigung der Schweizer!)


Das ist nichts. Darum kann man nur deutlich sagen: Sie
verfehlen den wesentlichen Punkt.

Aber Sie haben viele Komplimente bekommen; ich
will das hier kurz ansprechen. Ein Lobbyist des Verban-
des Geschlossene Fonds hat interessante Aussagen ge-
macht. Kurz vor der Befassung im Bundeskabinett hat er
deutlich gemacht hat, er habe nochmals ein längeres und
intensives Gespräch mit einem Vertreter der Bundeswirt-
schaftsministeriums geführt. Die Erfolgsmeldung dieses
Lobbyisten lautete: Der von uns bekämpfte Gesetzent-
wurf des Bundesfinanzministeriums ist nunmehr dauer-
haft von der Tagesordnung des Bundeskabinetts genom-
men. Kein Wunder, dass der Lobbyist letztendlich sagte:
Das alles ist ein Erfolg unserer Anstrengungen.


(Widerspruch des Abg. Frank Schäffler [FDP])


– Herr Schäffler, Sie sitzen hier, weil Sie der Hebel für
die Lobbyisten sind,


(Widerspruch bei der FDP)


die ihre Interessen in dieses demokratische Parlament hi-
neintragen. Das zeigen Sie uns mit diesem Gesetzent-
wurf.


(Beifall bei der SPD)


Jetzt kommen Sie, Herr Volk, mit etwas Neuem. Herr
Tenhagen, der Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest,
spricht in einem Interview mit Zeit Online zu Recht von

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(C (D iner Extrawurst für die Lobbyistinnen und Lobbyisten, ie Sie braten. So ist es! In diesem Gesetzentwurf gibt es einen Punkt, mit dem ie zeigen, dass Sie im Gegenzug dafür, dass Sie die eien in Ruhe lassen, an anderer Stelle für eine Überreguerung sorgen. (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Aha! – Frank Schäffler [FDP]: Ah!)


it anderen Worten: Sie lassen den Amtsschimmel so
chtig wiehern, Herr Kollege Michelbach. Sie wollen
lle Bankberater im Bereich der Aufsicht registrieren
ssen. Was ich sage, ist auch einer Stellungnahme von
en Gewerkschaften und dem Verbraucherzentrale Bun-
esverband zu entnehmen. Auch diese wissen, dass das,
as Sie vorhaben, wirkungslos ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie kommen mit dem Vorschlaghammer. Aber damit
ann man keinen wirklichen Verbraucherschutz organi-
ieren. Sie müssen mit dem Florett arbeiten, um diejeni-
en aufzuspießen, um die es geht.


(Otto Fricke [FDP]: Was braucht man, um Mauern einzureißen? Einen Vorschlaghammer!)


Sie werden eine Aufsicht etablieren, die insgesamt
00 000 Menschen registrieren soll; dafür stellt die
aFin zusätzlich 20 Leute ein. Jeder kann sich ausrech-
en, wie hoch der bürokratische Aufwand sein wird. Wir
aben Ihnen im Finanzausschuss vorgeschlagen: Kon-
entrieren Sie sich auf die Sünder! Legen Sie – genauso
ie im Verkehrsrecht – eine Sünderkartei an, in der man
ie in Flensburg die Sünder registriert! So kann man ef-
ktiv regulieren und sanktionieren. Das ist der richtige
eg beim Verbraucherschutz.


(Beifall bei der SPD)


Ich will Ihre anderen Schwachpunkte ansprechen.

Wie Sie wissen, sind Produktinformationsblätter ein
ichtiges Instrument. Ihr Gesetzentwurf ermöglicht den
insatz dieses Instrumentes. Aber es ist ein stumpfes
chwert, weil Sie darauf verzichten, Transparenz und
ergleichbarkeit zu schaffen. Sie setzen keine Standards
nd geben nicht vor, was diese Informationsblätter ent-
alten sollen. Im Prinzip ist Ihr Ansatz gut. Aber Sie he-
en quasi nur das Bein und machen keinen Schritt nach
orne.

Genauso verhält es sich leider bei dem Thema, mit
em Sie sich, Herr Michelbach, in Ihrer Rede hauptsäch-
ch befasst haben, nämlich mit den offenen Immobilien-
nds. Viele Anleger haben die große Sorge – diese tei-
n wir –, dass ein Fonds, nachdem sie Geld angelegt
aben, geschlossen werden muss, weil die Konstruktion
er Fonds falsch ist. Sie haben das Problem zwar ange-
prochen, gehen es aber nicht an. Die Schlimmsten sind
icht die kleinen Privatanleger, die kurzfristig einige
ehntausend Euro benötigen, um zum Beispiel ihr Haus
u reparieren, sondern die großen institutionellen Anle-
er; sie sind das eigentliche Problem.





Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)

Ich will Ihnen einmal Ihre Leistung vor Augen füh-
ren. Sie haben Anfang Mai einen Diskussionsentwurf
vorgelegt. Dann haben Sie das von Ihnen vorgeschla-
gene Verfahren dreimal überarbeitet. Nach jeder Über-
arbeitung haben Sie uns gesagt, nun sei es wirkungsvoll.
Aber nie ist es Ihnen gelungen, die Privatanleger von
den institutionellen Anlegern, die Schafe von den Wöl-
fen zu trennen und für mehr Sicherheit zu sorgen. Da
versagt Ihr Gesetzentwurf.


(Beifall bei der SPD)


Ich hoffe zwar, dass das, was Sie vorschlagen, trägt, be-
fürchte aber, dass das keine hinreichenden Ergebnisse
zeitigen wird.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wo war denn Ihr Verbesserungsvorschlag?)


Ihr Gesetz, dessen Entwurf zur Abstimmung vorliegt,
lässt den Grauen Kapitalmarkt unreguliert; es wird kein
einheitliches Schutzregime entwickelt. Sie behandeln
die offenen Immobilienfonds nach dem Prinzip Hoff-
nung. Was Anschleichen und Unternehmensübernahmen
angeht, wird – der Kollege Volk hat das bereits ange-
sprochen – wieder verzögert; darüber soll weiter beraten
werden. Die SPD hat Ihnen einen Vorschlag unterbreitet.
Sie könnten ihm zustimmen. Dann würden Sie gefährli-
che Übernahmen verhindern.

Im Ergebnis handelt es sich um ein Gesetz, bei dem
Sie als Tiger gesprungen, aber als Bettvorleger gelandet
sind. Herausgekommen ist nicht mehr als ein Rumpfge-
setz. Dazu kann ich nur sagen: Das ist kein Anleger-
schutz, sondern frecher Etikettenschwindel. Den lehnen
wir ab.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD – Ralph Brinkhaus [CDU/ CSU]: Das war eine ganz schwache Rede!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709108500

Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Schäffler das

Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1709108600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Der vorliegende Gesetzentwurf darf nicht iso-
liert, sondern muss im Zusammenhang mit einem Maß-
nahmenpaket zur Verbesserung des Verbraucher- und
Anlegerschutzes in Deutschland betrachtet werden. Das
ist der erste Baustein, den wir dazu vorlegen. Er ist ein
guter Baustein, weil er mehr Verbraucherschutz in
Deutschland schafft und dafür sorgt, dass die Bürger ihr
Geld sicherer und transparenter anlegen können, als es in
der Vergangenheit der Fall war.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Man muss den Sozialdemokraten ins Stammbuch
schreiben: Sie hätten nicht nur elf Jahre Zeit gehabt, all
das zu machen, was sie hier beklagt haben, sondern sie

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(C (D ätten es hier auch beantragen können. Sie hätten einen nderungsantrag zu unserem Gesetzentwurf einbringen önnen; Sie hätten somit alles, was sie wollen, haben önnen. (Nicolette Kressl [SPD]: Haben Sie den Entschließungsantrag nicht gelesen?)


ie haben im Finanzausschuss aber nicht dementspre-
hend gehandelt, und sie haben auch hier im Plenum kei-
en Änderungsantrag eingebracht. Deshalb sage ich,
err Sieling, dass Sie hier eine billige Nummer abgezo-
en haben. Sie werden der Sache nicht gerecht. Dieses
esetz ist ein Meilenstein für den Verbraucherschutz in
eutschland.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Ihre Meilensteine sind aber in Millimetern zu rechnen!)


Der entscheidende Faktor für die Transparenz am
inanz- und Kapitalmarkt in Deutschland ist die Trans-
arenz bei der Übernahme von Aktienpaketen. Das ist
twas Substanzielles und praktischer Verbraucherschutz.
as haben wir denn bei VW und Porsche erlebt? Inves-
ren haben sich mithilfe von Finanzinstrumenten an ein
nternehmen herangeschlichen, ohne den Kapitalmarkt
arüber zu informieren. Das werden wir ändern. Das
ird es in Deutschland in dieser Form nicht mehr geben.
as ist ein Erfolg dieser Koalition.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein weiterer Punkt ist die Schaffung von Registern.
ie haben unter der Vorgängerregierung selbst ein Regis-
r für Versicherungsvermittler in Deutschland geschaf-
n.


(Nicolette Kressl [SPD]: Den Unterschied haben Sie auch noch nicht verstanden!)


as, was Sie hier kritisieren, nämlich das, was wir im
ankenbereich machen, haben Sie bei den Versiche-
ngsvermittlern in Deutschland geschaffen.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Ich habe es Ihnen schon erklärt! – Nicolette Kressl [SPD]: Unterschied nicht verstanden!)


ie müssen sich schon entscheiden, was Sie wollen: ob
ie das grundsätzlich ablehnen oder grundsätzlich befür-
orten. Aber Ihr Wischiwaschi, den Gewerkschaften
nd den Bankenverbänden hinterherzurennen, das ist
infach zu billig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Die Kombination glauben Sie doch selber nicht!)


Darüber hinaus werden wir mit dem Produktinforma-
onsblatt für mehr Transparenz sorgen. Auch das ist ein
ntscheidender Punkt. Derzeit ist es so, dass die Kunden
uf den Finanzmärkten mit Papier zugeschmissen wer-
en. Im Kern hat es der Gesetzgeber in der Vergangen-
eit immer gut gemeint; aber in der Praxis ist weniger
ransparenz übrig geblieben. Ich glaube, das Produkt-





Frank Schäffler


(A) )


)(B)

informationsblatt ist wichtig, um dem Kunden die we-
sentlichen Fakten in vereinfachter Form mitzuteilen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Kerstin Tack [SPD]: Davon sind Sie selber nicht überzeugt!)


Ich halte für wesentlich, was wir bei den offenen Im-
mobilienfonds geschaffen haben. Es handelt sich dabei
um eine wichtige Anlageklasse. Wir in Deutschland
haben wenige Anlageklassen, bei denen wir Wettbe-
werbsvorteile gegenüber dem Ausland haben. Eine der
wenigen Anlageklassen, bei der wir noch solche Wettbe-
werbsvorteile haben, sind die offenen Immobilienfonds.
Es ist schlicht Fakt, dass fast ein Drittel der offenen Im-
mobilienfonds inzwischen geschlossen ist oder sich in
der Abwicklung befindet. Dabei handelt es sich nicht um
Peanuts; vielmehr hat der gesamte Markt ein Volumen
von 88 Milliarden Euro. Es geht also um eine ganz wich-
tige Anlageklasse in Deutschland. Es war für uns eine
besondere Verpflichtung, diese Anlageklasse zukunftsfä-
hig zu machen. Wir wollen den Run, den wir im Zuge
der Finanzkrise erlebt haben, nicht noch einmal erleben.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, das wir er-
zielt haben. Sie haben kritisiert, dass wir über den richti-
gen Weg im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens gestrit-
ten haben. Ich frage mich: Was ist denn unsere Aufgabe
als Parlamentarier? Unsere Aufgabe ist doch, Gesetzent-
würfe zu verbessern. Das haben wir in hervorragender
Weise getan.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Dass Sie sich immer selber loben müssen!)


Wir haben letztendlich das, was Sie vorhin kritisiert
haben, verhindert, nämlich dass Großinvestoren in diese
Fonds hinein- und aus ihnen herausgehen und damit das
gesamte Produkt in Schieflage bringen. Das haben wir
verhindert. Wir haben eine Haltedauer von zwei Jahren
und eine Kündigungsfrist von 12 Monaten eingeführt.
Das wird dazu führen, dass das Produkt nicht als Geld-
marktfonds missbraucht werden kann, sondern für den
mittel- und langfristigen Anleger geeignet ist.

Außerdem haben wir dafür gesorgt, dass die Klein-
anleger gut an ihr Geld kommen können. Ich glaube, das
ist ganz entscheidend.

Darüber hinaus haben wir die Unabhängigkeit der
Sachverständigen wesentlich gestärkt. Wir haben die
Lehre aus dem gezogen, was bei den Wirtschaftsprüfern
und Ratingagenturen in der Vergangenheit schiefgelau-
fen ist. Dadurch, dass man Beratung und Bewertung ver-
quickt hat, gab es dort Interessenkonflikte. Das kann
man nicht durch gesetzliche Informationsbarrieren ver-
hindern; das funktioniert in der Praxis nicht. Stattdessen
haben wir eine klare Linie gezogen. Wer in diesem
Markt tätig ist, darf am Ende nur bewerten und nicht pa-
rallel auch noch beraten. Das ist ein ganz entscheidender
Faktor.

Gleichzeitig wollen wir, dass die Sachverständigen
nicht dauerhaft bei ein und derselben Kapitalanlagege-
sellschaft tätig sein dürfen; vielmehr müssen sie, wie wir

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(C (D as auch von den Wirtschaftsprüfern kennen, nach einer ewissen Zeit wechseln. Außerdem machen wir das Produkt stabiler, indem ir die hohen Fremdkapitalquoten, die einige Fonds haen und die in der Krise eher zu Instabilität beitragen, reuzieren. Der vorliegende Gesetzentwurf sowie das Finanzverittlergesetz und ein Gesetz zur Honorarberatung, zu enen wir in den nächsten Wochen Entwürfe vorlegen erden, bedeuten einen Dreiklang in Bezug auf eine teigerung des Verbraucherschutzes in Deutschland. Ich ann die Opposition und vor allem die SPD nur aufforern, an diesem Dialog konstruktiv mitzuwirken. Vielen Dank. Die Kollegin Dr. Barbara Höll hat das Wort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Herr Schäffler, Sie haben recht: Dieses Gesetz ann nicht isoliert betrachtet werden. Aber der finanielle Verbraucherschutz wird erst dann tatsächlich grein, wenn die Finanzmärkte national und international rundsätzlich reguliert sind. Davon sind wir noch weit ntfernt. Die Banken müssen auf ihr Kerngeschäft zuckgeführt werden; erst dann können wir grundsätzli he Lösungen anstreben. (Beifall bei der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: So wie es in der DDR war!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709108700

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709108800

etailliert wird meine Kollegin Caren Lay das noch aus-
hren.

Ich möchte mich jetzt auf die Regeln zur Übernahme
on Unternehmen konzentrieren. Die freie Handelbar-
eit von Aktien, also das Recht, Anteile von Gesell-
chaften zu erwerben, erfordert natürlich ein Regelwerk.
s muss sichergestellt werden, dass einerseits Spekula-
onen mit Aktien nicht ins Aberwitzige gesteigert wer-
en und andererseits Klein- und Minderheitsaktionäre
icht übertölpelt und unter Wert abgefunden werden
önnen.

Sie erheben mit Ihrem Gesetzentwurf den Anspruch,
u regeln, dass intransparentes Anschleichen an Unter-
ehmen verhindert werden kann. Die Süddeutsche Zei-
ng titelte im August 2008:

Überraschend aus dem Hinterhalt: Vor Angreifern,
die sich über verdeckte Aktienkäufe an Unterneh-
men anschleichen, gibt es immer noch keinen
Schutz.

ir reden von Übernahmeschlachten, von feindlichen
bernahmen. Hier findet sich ein wirklich schöner mili-
rischer Sprachgebrauch. Wie immer im Krieg bleiben
ie einfachen Soldaten, sprich: die Mitarbeiterinnen und
itarbeiter, auf der Strecke, aber auch Unternehmensan-





Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)

teilseigner, die sich vor dem Anschleichen nicht schüt-
zen können.

Ihre Lösung ist halbherzig; denn Sie sind nicht bereit,
tatsächlich voranzugehen und so zu agieren, wie es zum
Beispiel in der Schweiz geschieht. Schweizer Unterneh-
men sind anders geschützt als deutsche Unternehmen.
Sie haben die Freiheit, die Verträge so zu gestalten, dass
niemand 10, 20 oder 30 Prozent der Aktien erwerben
kann, sondern höchstens 5 Prozent. Sie hingegen sind
nicht bereit, einen solchen Schritt zu gehen. Statt sich für
die Vertragsfreiheit der Anteilseigner eines Unterneh-
mens einzusetzen, fordern Sie einen offenen Zugang zu
den Märkten.

Ein strengeres Kapitalmarktrecht in Deutschland
würde – das wurde in den Beratungen zu dem Gesetzent-
wurf deutlich – erschwerte Regulierungen für im Aus-
land tätige deutsche Unternehmen zur Folge haben. Das
wollen Sie nicht. Wer agiert denn solchermaßen bei
Übernahmen im Ausland? Das sind große Finanzinves-
toren und Konzerne. Das heißt, mit dem vorliegenden
Gesetzentwurf, der nur halbherzige Regelungen vor-
sieht, agieren Sie wieder nur im Interesse von großen Fi-
nanzinvestoren und Konzernen. Das lehnen wir ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie setzen sich auch nicht wirklich für Offenlegungs-
pflichten ein. Das alles bleibt außen vor. Wir haben Ih-
nen zu diesem Thema einen knappen, aber treffenden
Antrag vorgelegt. Wir fordern von Ihnen, dass die Posi-
tion von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diesen
Prozessen gestärkt wird. Wir könnten schon heute das
Vertragsrecht so gestalten, dass Unternehmen frei über
Beteiligungen bestimmen können.

Wir fordern von Ihnen auch, dass bei Unternehmens-
übernahmen die Interessen der Beschäftigten insoweit
berücksichtigt werden, als Gewerkschaften zum Beispiel
einen gesetzlichen Anspruch haben, Fusionstarifverträge
abzuschließen. Wir fordern von Ihnen, dass die Betriebs-
räte der betroffenen Unternehmen ein Vetorecht bekom-
men. Dann können sie sagen: Mit uns nicht; denn wir
sind diejenigen, die die Werte im Betrieb erarbeiten.


(Frank Schäffler [FDP]: Das hat mit dem Thema nichts zu tun, Frau Kollegin!)


Ich finde es schon sehr bedenklich, dass die FDP genau
aus dem Grund, dass wir ein Vetorecht des Betriebsrates
fordern, unseren Antrag abgelehnt hat und sich nicht ein-
mal zu einer Enthaltung durchringen konnte.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Der Antrag ist grundgesetzwidrig!)


Wir sind auch für ein Vetorecht der öffentlichen Hand,
sobald bei einer Übernahme überragendes öffentliches
Interesse besteht. Wir sind für satzungsmäßige Offenle-
gungspflichten und Erwerbsbegrenzungen, die möglich
sind. Es wurde Ihnen in der Anhörung eindeutig gesagt,
dass dem nichts entgegensteht.

Bei all diesen Prozessen, ob bei Schaeffler oder bei
Hochtief,

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(C (D (Otto Fricke [FDP]: Was hat denn der Schäffler damit zu tun? – Lachen bei Abgeordneten der FDP)


eht es nicht darum, ein Unternehmen einfach zu über-
ehmen und auf dem Rücken der Beschäftigten profita-
ler gestalten zu wollen. Das wäre schon schlimm genug.
h sage ganz klar: Bei diesen feindlichen Übernahmen

eht es oftmals darum, Konkurrenten vom Markt zu ver-
rängen, die übernommenen Betriebe mit eigenen Schul-
en zu überhäufen oder Betriebe zu zerschlagen. Betrof-
n sind immer die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aus

iesem Grunde ist die Linke dafür, dass eine grundsätzli-
he Regelung erfolgt, die es insbesondere den Mitarbei-
rinnen und Mitarbeitern und der öffentlichen Hand er-
öglicht, hier wirksam einzugreifen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709108900

Der Kollege Dr. Gerhard Schick hat das Wort für

ündnis 90/Die Grünen.


Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709109000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er vorliegende Gesetzentwurf ist von Ihrer Seite mit
roßen Ankündigungen versehen worden. Im Koalitions-
ertrag haben Sie geschrieben:

Wir wollen ein konsistentes Finanzdienstleistungs-
recht schaffen, damit Verbraucher in Zukunft besser
vor vermeidbaren Verlusten und falscher Finanzbe-
ratung geschützt werden. Ein angemessener Anle-
gerschutz … wird prinzipiell unabhängig davon
gewährleistet, welches Produkt oder welcher Ver-
triebsweg vorliegt.

h habe damals gedacht: Schauen wir mal.


(Otto Fricke [FDP]: Dann sehen wir schon!)


etzt sehen wir es: Sie werden Ihrem eigenen Anspruch
icht gerecht, und zwar bei weitem nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Flosbach hat in der Debatte vom 1. Juli 2010
in der wir gedrängt haben, dass etwas passieren muss –

usgeführt:

Sie fordern ein schlüssiges Gesamtkonzept zur
Stärkung des Verbraucherschutzes. Warten Sie noch
ein paar Tage. In wenigen Tagen wird dieses Kon-
zept vorgelegt.

err Flosbach weiter:

Bei uns dauert es nur acht Monate,

er bezog sich auf die Zeitspanne nach der Bundestags-
ahl –

bis ein schlüssiges Gesamtkonzept vorgelegt wird.

enn das, was uns heute vorliegt, das schlüssige Gesamt-
onzept sein soll, das Sie damals angekündigt haben,





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

dann muss man feststellen – das haben Sie heute schon
selber zugegeben –: Dem ist nicht so. Jetzt heißt es plötz-
lich, es gebe einen Dreiklang, wir sollten abwarten. Aber
genau diese Ankündigungen sind Verbraucherinnen und
Verbraucher leid.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Wir sind die ersten, die es anpacken!)


Milliardenschäden aus den letzten Jahren verpflichten
die Politik dazu, endlich zu reagieren, und nicht nur An-
kündigungen zu machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich begrüße in dieser Debatte ganz herzlich die An-
kündigungsministerin Aigner, die in dieser Debatte mal
wieder nicht das Wort ergreifen wird und die bei allen
relevanten Fragen des Verbraucherschutzes bei Finanz-
dienstleistungen außer Ankündigungen nichts zu sagen
gehabt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Wo ist denn Ihr Verbraucherschützer? Sind Sie im Finanzausschuss oder im Verbraucherausschuss?)


– Die Kollegin Maisch erwartet Nachwuchs und ist des-
wegen bei der heutigen Debatte nicht da.


(Otto Fricke [FDP]: Aha! Haben Sie nur einen?)


Ich finde, damit sollten Sie respektvoll umgehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Sie haben nur einen Verbraucherschützer, einen einzigen? – Gegenruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Flegel! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Für Schnöseleien haben wir hier keine Zeit!)


Ich will auf die konkreten Lücken in Ihrem Konzept
eingehen, weil sie für die Verbraucherinnen und Ver-
braucher noch zu großen Problemen führen werden.

Ich komme auf die erste große Lücke zu sprechen und
zitiere die Stellungnahme der Deutschen Bundesbank aus
der Anhörung, in der deutlich gemacht wurde, dass, um
eine sektorübergreifende Gleichwertigkeit einzuführen,
auch erwogen werden sollte, die Vermittler von geschlos-
senen Fonds und von Investmentfonds und auch gebun-
dene Versicherungsvermittler einzubeziehen, das heißt
Versicherungsvermittler, die von den Anforderungen des
§ 34 d Gewerbeordnung befreit sind. Der Vertreter der
Bundesbank hat in der Anhörung selbst gesagt – ich zi-
tiere –:

Von daher ist die Lücke bei den gebundenen Versi-
cherungsvermittlern von uns auch explizit als Lü-
cke mit einem entsprechenden Handlungsbedarf,
den wir dort sehen, identifiziert worden.

Die Bundesbank beklagt also eine große Lücke, die in
Ihrem Gesetzgebungsverfahren relevant ist.

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(C (D Damit deutlich wird, dass dies keine kleine Lücke ist: s handelt sich hier um 80 000 freie Vermittler unter den 56 000 Vermittlern, die es im Versicherungsbereich insesamt gibt. Das ist ein knappes Drittel. Eine große Lüke in Ihrem Gesetzgebungsverfahren! (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Reden Sie mal richtig zum Gesetz!)


Die zweite Lücke – Herr Sieling hat sie schon ange-
prochen – betrifft die freien Anlageberater. Sie haben
en ganzen Bereich des Grauen Kapitalmarkts ausge-
ommen; dabei waren wir uns im Juli 2009 nach der An-
örung im Finanzausschuss noch einig, dass hier vor-
ringlicher Handlungsbedarf besteht.


(Frank Schäffler [FDP]: Machen wir auch!)


uch das wird verschoben. Sie kündigen erneut an: Das
ird irgendwann passieren. – Aber warum passiert es
icht jetzt? Weil es Einfluss von den entsprechenden
erbänden gegeben hat und Sie eingeknickt sind!


(Frank Schäffler [FDP]: Quatsch!)


s ist die zweite große, die zweite gravierende Lücke in
rem Gesetz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es gibt eine dritte Lücke in Ihrem Gesetz, die große
uswirkungen für Kundinnen und Kunden hat, und das
t die Lücke bei den Verjährungsfristen.


(Frank Schäffler [FDP]: Auch das kommt!)


chon bei der Reform des Schuldverschreibungsrechts ist
ngekündigt worden: Wir wollen von den Sonderverjäh-
ngsfristen wegkommen. – Wir haben Ihnen unsere Än-

erungsanträge im Finanzausschuss vorgelegt, und Sie
aben sie abgelehnt. Dabei wäre es wirklich an der Zeit,
u einem einheitlichen Recht zu kommen: bei der Pros-
ekthaftung im Börsengesetz und im Verkaufsprospekt-
esetz; bei der Veröffentlichung von Insiderinformatio-
en. Es gibt immer noch eine ganze Reihe von offenen
unkten. Warum muss das weiter verschoben werden?
er Anspruch, ein einheitliches Recht zu schaffen, ist von
nen selber formuliert worden. Sie werden diesem An-

pruch nicht gerecht, und damit leidet Ihr Gesetz an einer
eiteren großen Lücke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zur vierten großen Lücke.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Schick, der Lückenmeister!)


s geht hier um das ganze Themenfeld der Zertifikate.
08 Milliarden Euro betrug das Volumen dieser Finanz-
rodukte in Deutschland Ende November 2010. Das ist
esentlich mehr als das Volumen der offenen Immobi-
enfonds, die jetzt reguliert werden. Warum bleibt diese
roße Masse von Produkten unreguliert? Dabei sagen
iele: Das ist intransparent; da muss endlich etwas ge-
chehen. – Nach der Pleite von Lehman Brothers ist
och deutlich geworden, wie die Menschen auf intrans-
arente Produkte hereingefallen sind. Auch die Sachver-





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

ständigen haben uns darauf hingewiesen. Sie lassen eine
große Lücke in einem relevanten Produktfeld.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir als Grüne den Strich darunter ziehen, müs-
sen wir sagen: Die Lücken in diesem Gesetz haben Sys-
tem. Die Lücken in diesem Gesetz sind groß. Die Lü-
cken in diesem Gesetz werden die Bürgerinnen und
Bürger in diesem Land noch sehr teuer zu stehen kom-
men.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Carsten Sieling [SPD] – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das tut ja weh!)


Genauso war es ja auch bei den Lücken, die Sie bei der
MiFID-Umsetzung gelassen haben – Herr Michelbach,
Sie wissen es, da habe ich auch schon von den Lücken ge-
sprochen –; auch diese sind für die Menschen später in
dramatischer Weise relevant geworden. Auch bei der
Umsetzung der EU-Versicherungsvermittler-Richtlinie ha-
ben Sie eine Lücke gelassen. So ging es während der gan-
zen Zeit der Großen Koalition.

Machen Sie sich nichts vor: Es ist doch nicht nur die
Opposition, die davon spricht, dass das Gesetz seine Pro-
bleme hat. Die Wirtschaftswoche zum Beispiel schreibt:

Verbesserungswürdig ist aber nicht nur der Anle-
gerschutz, sondern auch das Gesetz selbst. Die
Bundesregierung hat das ursprünglich 68 Seiten
starke Werk auf 45 Seiten geschrumpft und damit in
den vergangenen Monaten entscheidend abge-
schwächt; Mängel blieben dagegen bestehen.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Qualität statt Quantität!)


Das Handelsblatt titelt: „Vom geplanten Schutz der An-
leger bleibt nicht viel übrig“. Auch der Chef von MLP
hat in einem bemerkenswerten Gastbeitrag im Handels-
blatt gesagt, das Gesetz gehe nicht an die Wurzel des
Übels heran.

Sie trauen sich eben nicht, die vorhandenen Ungleich-
heiten, die schlechten Regulierungen im deutschen Fi-
nanzmarkt wirklich anzugehen, und Sie lassen damit
eben nicht nur für die Kundinnen und Kunden Schutzlü-
cken, sondern Sie verhindern damit auch Wettbewerbs-
gleichheit für diejenigen, die auf dem Markt tätig sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Frank Schäffler [FDP]: Das stimmt nicht!)


Ich will noch auf drei Punkte eingehen, die mir sehr
wichtig sind:

Neben den großen Lücken, die zu beklagen sind, geht
Ihr Gesetzentwurf an manchen Stellen leider auch in die
falsche Richtung. Das Beratungsprotokoll hat sich in
vielen Fällen als nachteilig für die Kunden herausge-
stellt, weil es im Nachhinein als Beweis dafür herange-
zogen wird, dass die Beratung in einer Form stattgefun-
den habe, die aber nicht der Wirklichkeit entsprach. Wir
müssen sehr aufpassen, dass nicht unter der Überschrift


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(C (D Verbraucherschutz“ etwas eingeführt wird, was nachher en Verbrauchern schadet. Wenn es so weit kommt, rauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die Menschen ein Vertrauen fassen. Genauso verhält es sich beim Produktinformationslatt. Solange wir viele intransparente Produkte zulassen, ibt es für die Kunden nur eine Scheinvergleichbarkeit. ußerdem scheuen Sie sich im Gegensatz zu anderen eupäischen Ländern, klare Vorgaben zu machen, damit es irklich zu einer Vergleichbarkeit der verschiedenen Proukte kommen kann. Warum nehmen wir uns denn nicht in Vorbild an den Niederlanden oder Schweden, wo die ufsicht so vorgeht? Daran wird doch wieder einmal eutlich, dass das Produktinformationsblatt, statt Transarenz zu schaffen, dazu dienen soll, die Probleme des eutschen Finanzmarkts überzutapezieren. Ein letzter Punkt ist mir persönlich sehr wichtig; Sie issen das: Für uns Grüne geht es bei anlegergerechten eratungen auch wirklich um den Menschen, um den Anger; das heißt, es geht nicht nur um Rendite. Wir stehen ier in der Tradition einer wirklich sozialen Marktwirtchaft, die einmal entstanden ist aus den humanistischen ealen eines Walter Eucken und aus der christlichen So iallehre. (Zuruf des Abg. Klaus-Peter Flosbach [CDU/ CSU])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Vordenker der sozialen Marktwirtschaft in Deutsch-
nd wussten, dass Menschen nicht nur renditehungrige
esen sind. 40 Prozent der Menschen in Deutschland,

o Schätzungen, wollen neben Angaben zu Rendite, Li-
uidität und Risiko auch wissen, welche Auswirkungen
re Investition hat. Sie wollen vermeiden, dass sie un-
issentlich in Unternehmen investieren, die mit Streu-
unition Geld verdienen oder in denen es Kinderarbeit

ibt.


(Frank Schäffler [FDP]: Eucken würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das hören würde!)


ie haben in diesem Gesetzgebungsverfahren unseren
orschlag abgelehnt, dass wenigstens ein Minimum an
iesbezüglicher Information geliefert wird. Daran sieht
an, wie weit es mit der Christlich Demokratischen
nion und der Christlich-Sozialen Union gekommen ist.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Sie haben nie ein solches Gesetz gemacht!)


Wenn man wirklich Anlegerschutz betreiben will,
ann muss man bei den Menschen ansetzen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was hat denn Rot-Grün gemacht?)


enschen sind durchaus nicht nur renditehungrig, wie
ie das immer darstellen. Sie sorgen mit Ihrem Gesetz ja
un dafür, dass auch nur diesbezügliche Informationen
ur Verfügung gestellt werden. Ein entsprechendes Ge-
etz müsste vielmehr auch an den Bedürfnissen der Anle-
erinnen und Anleger in Deutschland ausgerichtet sein.
as heißt, dass es auch für Ethik Platz an den Finanz-
ärkten geben muss.





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709109100

Das Wort hat der Kollege Dr. Mathias Middelberg für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Mathias Middelberg (CDU):
Rede ID: ID1709109200

Meine Damen und Herren! Liebe Kollegen! Verehrter

Kollege Schick, ich muss sagen: Das Ross, auf das Sie
sich eben geschwungen haben, war doch recht hoch. Sie
haben in Ihrer Zeit, in der Sie politisch die Verantwor-
tung hatten, die Möglichkeit gehabt, all diese Dinge zu
implementieren, die Sie uns hier gerade vorgetragen ha-
ben, zum Beispiel den Gesichtspunkt der Ethik in die
Anlageberatung einzuflechten. Das ist allerdings in Ihrer
Regierungszeit nicht geschehen.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Sie haben doch alles abgelehnt!)


Ich glaube, man muss jetzt einmal ehrlich sein und
diesen Gesetzentwurf in Gänze und in aller Breite zur
Kenntnis nehmen. Dann sieht man nämlich, dass wir un-
ter dem Strich gesehen heute ganz wesentliche Schritte
machen auf dem Weg zu mehr Anlegerschutz, zu mehr
Transparenz am Markt, zu mehr Vertrauen in den Kapi-
talmarkt – das ist gerade für die Kleinanleger wichtig –
und zu mehr Verlässlichkeit in diesen Markt. Um das
gleich am Anfang zu bilanzieren: Heute ist ein erfreuli-
cher und guter Tag für die Kleinanleger und für die ganz
normalen Leute in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte das an dem Punkt deutlich machen, den
sich Frau Höll eben herausgegriffen hat, nämlich an den
Unternehmensübernahmen. Ich glaube, wir tun gerade
auf diesem Feld einen ganz entscheidenden Schritt in
Richtung Transparenz und Offenheit auf dem Markt.

Wir haben die Katastrophen infolge der Versuche zur
Übernahme von VW durch Porsche und von Conti durch
Schaeffler – in diesem Fall ist nicht der Kollege
Schäffler, sondern das Unternehmen Schaeffler aus Süd-
deutschland gemeint –


(Frank Schäffler [FDP]: Richtig! Das sollten wir in das Protokoll aufnehmen!)


noch bestens in Erinnerung. Davon waren – das hat Frau
Höll zu Recht betont – nicht nur größere Konzerne oder
irgendwelche Konzernchefs betroffen. Es ging auch um
die einfachen Arbeitnehmer, in diesem Fall um Hundert-
tausende von Arbeitnehmern in Niedersachsen, die von
solchen Übernahmen, die verdeckt und intransparent
eingeleitet wurden, betroffen gewesen wären. Zum
Schluss ging es im Fall Porsche/VW darum, dass die
Kasse des VW-Konzerns geplündert werden sollte. Nur
dann wäre nämlich diese Übernahme finanzierbar gewe-
sen.

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(C (D Diese Katastrophen, die wir fast gehabt hätten und die ir gerade noch verhindern konnten, kann und wird es in ukunft aufgrund dieses Gesetzes nicht mehr geben. Ein erdecktes Anschleichen bei Unternehmensübernahmen ird es in Zukunft in Deutschland nicht mehr geben. (Zuruf der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Es gibt jetzt klare Regelungen, Frau Höll. Das erkläre
h Ihnen gerne.

Wir Parlamentarier – Herr Schäffler hat das hervorge-
oben – haben uns intensiv dafür eingesetzt, dass wir
tzt ein Regime haben, in dem alle Finanzinstrumente
nicht nur Aktien, sondern auch Optionen, Swaps und
hnliches, mit denen man die Möglichkeit hat, Aktien

u erwerben – meldepflichtig sind, und zwar in Stufen
on 5 Prozent. Die Anteile der verschiedenen Instru-
ente werden addiert. Es ist nicht mehr wie früher mög-
ch, dass sich beispielsweise Frau Schaeffler 2,97 Pro-
ent der Aktien kaufen konnte und dazu noch 4,98 Pro-
ent in Form von Optionen, was sie nicht melden
usste. Nach einem weiteren Kauf von Swaps konnte

ie dann sagen: Ich habe 36 Prozent der Aktien. Ihr alle
ört jetzt auf mein Kommando. – Diese Veranstaltung
ird es in Zukunft in Deutschland nicht mehr geben.
as sind die entscheidenden Schritte hin zu einer Ver-
esserung, hin zu einem transparenten, fairen und ehrli-
hen Übernahmerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir sind aber durchaus interessiert daran – auch das
öchte ich betonen –, dass es in Deutschland Übernah-
en unter einem ehrlichen und klaren Regime geben

arf und auch geben muss. Es gibt nämlich Unterneh-
en, die schlecht dastehen und bei denen im Grunde ge-

ommen eine Übernahme sinnvoll wäre. Das ist dann
eine Bedrohung für die dort beschäftigten Arbeitneh-
er. Vielmehr kann es für ein schlecht gemanagtes Un-
rnehmen absolut gut sein, wenn es mit anderen Unter-
ehmen fusioniert bzw. von anderen übernommen wird.
as ist gut und sichert die Arbeitsplätze dort.

Wichtig ist, dass ein Übernahmeregime offen, trans-
arent und für die Beteiligten am Markt erkennbar ist.
ann werden auch Kleinanleger nicht dadurch betrogen,
ass sie im Übernahmefall vielleicht zu wenig für ihre
ktien bekommen. Dann werden gesunde, faire und ehr-
che Übernahmepreise gezahlt. Das wiederum ist letzten
ndes gut für die Stabilität der Unternehmen und für die
icherheit der Arbeitsplätze. Ich komme also zu ganz
nderen Ergebnissen als Sie.

Es wurden von der Opposition Anträge vorgelegt. Die
PD meint, absehbar sei die geringe Wirkung dieser von
ns vorgelegten gesetzlichen Regelung und es gebe die
otwendigkeit einer zügigen Weiterentwicklung des
bernahmerechts. Ich teile diese Einschätzung nicht. Ich
laube vielmehr, dass wir heute die entscheidenden
chritte hin zu einer Verbesserung des Übernahmerechts
n, damit wir in Zukunft klare, faire, transparente und

hrliche Verhältnisse am Markt haben.





Dr. Mathias Middelberg


(A) )


)(B)

Frau Höll, ich fand interessant, dass Sie auf die
Schweiz hingewiesen haben – davon habe ich in Ihren
Anträgen bisher nichts gelesen –: In der Schweiz gibt es
Regelungen, die den Unternehmen erlauben, über die
Satzung Erwerbsbeschränkungen festzulegen, das heißt,
festzulegen, wie viele Anteile jemand erwerben kann.
Ich konnte dazu allerdings keine konkreten Vorschläge
in Ihrem Antrag lesen, auch nicht im Antrag der SPD.
Wir wollen uns auch über eine Verschärfung des Sank-
tionsregimes beim Anschleichen zum Zwecke von Un-
ternehmensübernahmen unterhalten. Das sind Punkte,
über die man sich durchaus noch unterhalten kann.

Es gibt bestimmte Details, bei denen man noch nach-
arbeiten kann. Ich möchte aber noch einmal betonen:
Wir machen jetzt den entscheidenden Schritt, um klare
Verhältnisse am Kapitalmarkt zu schaffen. Wenn in Zu-
kunft Anteilsübernahmen in 5-Prozent-Schritten gemel-
det werden müssen, dann sieht jeder, wer sich an ein Un-
ternehmen gewissermaßen heranpirscht, wer 5, 10 oder
15 Prozent der Anteile erwirbt. Das können dann alle
Marktteilnehmer zur Kenntnis nehmen. Das bekommen
dann auch alle Arbeitnehmer mit; sie sind übrigens in
den Aufsichtsräten – zumindest der großen Gesellschaf-
ten – zu 50 Prozent vertreten und haben damit mittelbar
Einfluss auf die Satzungsgestaltung.

Schon heute kann man per Satzung Aktien vinkulie-
ren, also die Verwendung für bestimmte Zwecke aus-
schließen. Schon heute kann man von Inhaber- auf Na-
mensaktien umstellen; man kann dann genau sehen, wer
an einem Unternehmen beteiligt ist. Schon heute hat
man die Möglichkeit, die Abwahl des Aufsichtsrats über
die Satzung zu beschränken. Schon heute man die Mög-
lichkeit – ich spreche damit das Beispiel Hochtief an –,
mithilfe eines Beherrschungs- und Gewinnabführungs-
vertrages bestimmte Mehrheitsgrenzen als sehr hohe
Schwelle festzulegen.

Weil wir heute im Zusammenhang mit den vorliegen-
den Anträgen auch über Hochtief diskutieren, will ich an
dieser Stelle auf Folgendes hinweisen: All das ist vom
Management von Hochtief leider versäumt worden. Bei
Hochtief waren alle Möglichkeiten gegeben, sich recht-
zeitig auf Übernahmeversuche vorzubereiten. Der Fall
ACS/Hochtief war kein Fall von Anschleichen; denn es
war für jedermann erkennbar, dass ACS Beteiligungen
am Unternehmen hatte, die knapp unterhalb der 30-Pro-
zent-Schwelle lagen. Jeder Vernünftige hätte damit rech-
nen können, dass ACS alsbald dazu übergehen würde,
ein Pflichtangebot zu machen. Es ist unverständlich, wa-
rum das Management von Hochtief nicht vorbereitet war
und nicht rechtzeitig reagiert hat, obwohl jahrelang be-
kannt war, dass die Spanier am Unternehmen beteiligt
sind. Man muss diese Frage an das Management von
Hochtief richten, aber nicht an den Gesetzgeber.

Ich habe am Punkt des Übernahmerechts deutlich ge-
macht: Wir sind mit diesem Anlegerschutzgesetz ge-
wichtige und aus meiner Sicht ganz wesentliche Schritte
gegangen. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn das
hier heute kleingeredet wird, so wie Sie es gemacht ha-
ben.

Vielen Dank.

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(C (D Für die SPD-Fraktion spricht Lothar Binding. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ehr verehrte Damen und Herren! Wenn man sich den ericht des Finanzausschusses ansieht, dann ahnt man ielleicht, dass sich Herr Middelberg bei dem, was er orgetragen hat, nicht ganz sicher ist. (Otto Fricke [FDP]: Du bist dir wohl immer sicher!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709109300

(Beifall bei der SPD)

Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1709109400

Ich bin mir oft unsicher; aber ich verschweige es nicht.


(Otto Fricke [FDP]: Da bin ich mal gespannt!)


Im Bericht des Finanzausschusses steht auf Wunsch
er Koalitionsfraktionen, der Finanzausschuss solle
noch vor der Sommerpause im Jahr 2011 ein Fachge-
präch zur Klärung der Frage durchführen“, ob es Mög-
chkeiten der Fortentwicklung des Wertpapiererwerbs-
nd Übernahmegesetzes gibt. Daran sieht man, dass
och noch etwas kommen soll.

Daher habe ich die Kritik von Gerhard Schick nicht
anz verstanden.


(Frank Schäffler [FDP]: Das hat keiner verstanden!)


r hat gesagt, Herr Flosbach habe vor einem halben Jahr
r die CDU/CSU-Fraktion erklärt, dass in wenigen Ta-

en ein gutes Gesetz kommen werde. Herr Flosbach hat
uch heute wieder erklärt, dass in wenigen Tagen ein gu-
s Gesetz kommen werde. Er wird auch in einem halben

ahr erklären, dass in wenigen Tagen ein gutes Gesetz
ommen werde. Insofern ist er sich doch hundertprozen-
g treu geblieben. Ich finde, das muss man respektieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es geht uns darum, die feindlichen Übernahmen und
ie Zerschlagung von Unternehmen zu erschweren; man
ann sie sicher nicht unmöglich machen. Dabei geht es
ns nicht so sehr um die Aktionäre im Allgemeinen, son-
ern eher um die Kleinaktionäre. Uns geht es um faire
ettbewerbsbedingungen. In erster Linie geht es uns

ber um Arbeitsplätze, um Arbeitnehmer, um Familien
nd damit – last, but not least – um Schicksale. Immer
enn man genauer hinschaut, stellt man fest, dass Ein-

elne betroffen sind.

Es geht uns aber ebenso um die Unternehmenskultur.
edenken Sie, was passiert ist: Hoechst existiert zwar
och irgendwie, aber trotzdem ist alles ganz anders. Ich
laube, man muss auch auf die Unternehmenslandschaft
chten. Es geht in diesem Zusammenhang darum, dass
ir die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Arbeitneh-
er und der Gewerkschaften bei Übernahmen verbes-

ern, um bestimmten Konzentrationsprozessen entge-
enzuwirken.





Lothar Binding (Heidelberg)



(A) )


)(B)

Auf der anderen Seite gibt es sehr wohl die taktische
Kursgestaltung. Es gibt Spekulationen. Es gibt unbere-
chenbare Vorgänge auf Handelsplätzen, zum Beispiel
das High Frequency Trading, das keiner genau über-
schauen kann. Das sind Vorgänge, die niemand vorher-
sehen kann.

Außerdem gibt es das Anschleichen, das Einschlei-
chen. Das hat etwas mit Heimlichkeit zu tun: Man will
überraschen. Man will mit Überraschungseffekten den
eigenen Gewinn steigern, möglicherweise sogar als Un-
ternehmen, das vor dem Konkurs steht. In einer letzten
Rettungsaktion versucht dieses Unternehmen aber, ein
gutgehendes Unternehmen zu übernehmen, um sich so
selbst aus dem Sumpf zu ziehen. Dies geschieht aber
zum Preis der Zerschlagung von anderen Unternehmen.

Der Kollege Middelberg hat in der ersten Lesung ge-
sagt:

Das Szenario einer Zerschlagung ist … ziemlich
unwahrscheinlich.

Er dachte an Hochtief. Ich glaube, das Szenario einer
Zerschlagung ist im Regelfall sehr wahrscheinlich. Herr
Middelberg sprach vom „Wert … in der komplexen,
weltweiten Aufstellung des Unternehmens“ und sagte:

Keiner würde so dumm sein, dieses Unternehmen
tatsächlich zu zerschlagen.

Wenn wir uns anschauen, wie viele gute Unterneh-
men in Wirklichkeit schon zerschlagen wurden, stellen
wir fest, dass der eigentliche Wert des Unternehmens im
Ideenreichtum der Arbeitnehmer und in deren Hände Ar-
beit liegt, dass aber viele Unternehmen, die feindliche
Übernahmen planen, darauf keine Rücksicht nehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb spricht die praktische Erfahrung gegen das gut-
gläubige „Es wird schon nichts passieren!“. Nein, oft
geht es um die feindliche Übernahme, um die Filetie-
rung. Es geht sogar darum, dass die Arbeitnehmer der
Zielgesellschaft letztendlich die Übernahme ihres Unter-
nehmens und ihre eigene Entlassung auch noch bezah-
len.

Wer das vermeiden will, der muss, ähnlich wie Eng-
land und Frankreich – es gibt auch Länder, die das nicht
so machen; das stimmt –, die Verpflichtung zur Veröf-
fentlichung und Abgabe eines Pflichtangebots auch für
den Fall vorsehen, dass der Erwerber die Schwelle von
30 Prozent – qualifizierte Beteiligung – überschreitet.
Das steht in unserem, dem SPD-Gesetzentwurf.

Wir glauben, dass wir mit diesem Gesetzentwurf ei-
nen guten Schritt weiterkommen. Wir sind damit sicher-
lich noch nicht am Ende angekommen und haben auch
noch nicht alle Ziele erreicht, aber das ist eine gute Mög-
lichkeit, um Übernahmen, die wir vermeiden wollen, zu
verhindern. Dadurch können wir die Möglichkeiten ein-
schränken, sich legal an eine Zielgesellschaft anzu-
schleichen – auf Englisch heißt das Creeping-in; ohne
diese Begriffe geht es heutzutage gar nicht mehr –, wo-

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(C (D it die Absicht verfolgt wird, unauffällig und kostenünstig eine Kontrollposition gegenüber anderen Unterehmen zu erreichen. Der Fall ACS/Hochtief war für uns der Anlass für das esetz. Allein betrachtet wäre das kein hinreichender rund, zu handeln. Wenn man aber alle anderen Pro esse, die wir beobachten, hinzunimmt, hat man einen uten Grund. Wenn man bei Hochtief genauer hinschaut, tellt man fest, dass dieses Unternehmen schuldenfrei nd wirtschaftlich gesund war und gute Projekte in eutschland und Europa hatte. Das alles kann man über CS nicht sagen. Auch diesen Fall muss man also sehr enau unter die Lupe nehmen. Er ist für uns Anlass geug, um darüber nachzudenken. Wir wissen, dass im Markt auch durchaus über ganz ndere Dinge nachgedacht wird. Vielleicht erleichtert es nen die Entscheidung, diesem Gesetzentwurf zuzu timmen, wenn ich einige Namen nenne: Infineon, heinmetall, MTU Aero Engines. Es gibt also weiterhrende Gedanken mit Blick auf den Markt. Daher hnt es sich, unserem Gesetzentwurf zuzustimmen. Schönen Dank. Für die FDP-Fraktion spricht der Kollege Professor r. Erik Schweickert. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709109500


Dr. Erik Schweickert (FDP):
Rede ID: ID1709109600

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol-

gen! Herr Kollege Schick, nur um das klarzustellen:
h wünsche Nicole Maisch von dieser Stelle alles Gute.
ls junger Vater weiß ich, was da auf sie zukommt. Der
orwurf in Richtung Ihrer Fraktion bezog sich nicht da-
uf, dass die Kollegin Maisch nicht anwesend ist. Ich

ätte ihr heute sehr gerne zugehört, weil sie immer etwas
ubstanzielles zur Debatte beiträgt. Es ging darum, deut-
ch zu machen: In Ihrer Fraktion bearbeitet nicht nur
rau Maisch das Thema Verbraucherschutz. Sie haben
ine Vorsitzende der Arbeitsgruppe für den Verbraucher-
chutz. Sie stellen außerdem eine stellvertretende Aus-
chussvorsitzende.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sie kennen sich gut aus bei den Grünen!)


on ihnen redet niemand, und es ist auch niemand von
nen anwesend. Das hätten wir gar nicht erwähnt, wenn
ie nicht gemeint hätten, die Ministerin, die hierbei gar
icht federführend ist, angreifen zu müssen. Das geht so
icht, Herr Schick.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Frau Höll, es überrascht mich, dass Sie sagen, dass
ie die Kompetenzen der Banken auf das Kerngeschäft
urückschneiden wollen. Was bleibt denn dann noch üb-
g? Wollen Sie nur noch die freien Finanzvermittler?
h dachte, ich hätte die Anliegen der Linken anders ver-

tanden. Wahrscheinlich muss man sich hier wundern.





Dr. Erik Schweickert


(A) )


)(B)

Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder wir machen
etwas à la Hartz IV. Wir schnüren ein riesiges Paket, in
das insbesondere die Opposition sachfremde Sachen pa-
cken möchte, bei dem letztlich aber nichts herumkommt.

Wir gehen einen anderen Weg und sagen: Heute be-
schließen wir dieses Gesetz, das die Banken betrifft. Wir
haben zugesagt, dass wir in diesem Bereich auch Rege-
lungen für die freien Finanzvermittler schaffen. Außer-
dem werden wir noch das Thema der Honorarberatung
angehen. Hier brauchen wir ein ganz klares Berufsbild.
Ich lege mich an dieser Stelle einmal fest: Ein Honorar-
berater ist für mich kein Vermittler, sondern ein Berater.
Das muss klar voneinander getrennt werden. Deshalb
brauchen wir ein gescheites Berufsbild, das mehr als nur
die Teilnahme an einem Wochenendseminar voraussetzt.


(Kerstin Tack [SPD]: Da lehnst du dich aber weit aus dem Fenster!)


Vielmehr muss eine Trennung deutlich werden, und das
gesamte Spektrum muss überblickt werden. Dies sage
ich, damit Sie auch einmal einen Einblick in die Mei-
nung der FDP-Bundestagsfraktion zum Verbraucher-
schutz bekommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden diesen Bereich also noch angehen.

Heute liegt uns ein Gesetzentwurf vor, über den wir
beraten müssen, ob er gut oder schlecht ist. Wenn ich
Herrn Binding höre, dann gewinne ich den Eindruck,
dass wir ein gutes Gesetz brauchen. Das ist aber falsch;
denn wir haben bereits ein gutes Gesetz. Warum haben
wir ein gutes Gesetz? Mit Blick auf die Reihen in der
Opposition muss ich sagen: Es waren Ihre Finanzminis-
ter, die damals Hedgefonds zugelassen haben, die mein-
ten, die würden die große Rendite bringen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Sie haben Beifall geklatscht! – Ulrich Kelber [SPD]: Ihre Partei hat das für zu viel Regulierung erklärt!)


– Der Herr Kelber regt sich schon wieder auf. Vielleicht
haben Sie die namentliche Abstimmung verpasst.


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


– Stellen Sie eine Zwischenfrage, wenn Sie etwas wissen
wollen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie wollten viel mehr Deregulierung! Das wollen Sie heute nicht mehr zugeben!)


– Wenn Sie das interessiert, dann stellen Sie eine Zwi-
schenfrage.

Wir sichern mit diesem Gesetzentwurf die Qualität
der Beratung, indem wir uns die Qualifizierung der Be-
rater nachweisen lassen, Herr Kelber. Das ist mehr als
das, was Sie hinbekommen haben. Außerdem erhöhen
wir mit diesem Gesetzentwurf die Transparenz bei den
Verkaufsgesprächen, weil wir die Offenlegung der Pro-
visionen vorschreiben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist verlogen!)


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(C (D Eine größere Transparenz der Produkte kann nicht ber 40 Seiten Protokoll erreicht werden. Vielmehr haen wir Protokolle von zwei Seiten und bei komplexen eratungen von drei Seiten vorgesehen. Somit wird klar stgelegt, dass der Kunde informiert wird. (Kerstin Tack [SPD]: Sie haben gar nichts festgelegt bei den Protokollen!)


Wir haben das nicht festgelegt. Wir haben extra ins
esetz geschrieben, dass, wenn die Protokolle unseren
nforderungen nicht genügen, wir dies sehr schnell und
hne eine große Debatte auf dem Verordnungswege lö-
en können. Das ist überhaupt kein Problem.


(Kerstin Tack [SPD]: Also haben Sie nichts aufgeschrieben!)


Ich sage Ihnen auch, dass ich einheitliche Risikoklas-
en festlegen möchte. Hierbei brauchen wir Transparenz;
enn nur dann kann ich ein Produkt mit einem anderen
rodukt vergleichen. Sollen wir als Politik aber vorge-
en, wie diese Sachen funktionieren?


(Kerstin Tack [SPD]: Es funktioniert auf dem Markt nicht!)


ir geben die Rahmenbedingungen vor. Wenn uns das
icht passt, was uns die Banken vorlegen, werden wir
as auf dem Verordnungswege regeln, und zwar schnel-
r, als Sie denken können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie können wir die Rahmenbedingungen in diesem
ereich schaffen? Wir müssen zusehen, dass die Aufga-
en des Verbraucherschutzes erfüllt werden. Das muss in
ie Finanzaufsicht integriert werden. Das ist für uns ein
ichtiges Thema.


(Kerstin Tack [SPD]: Wo steht es denn?)


Das steht selbstverständlich im Gesetz. Das müssen
ie nachlesen. Manchmal tut es sogar gut, wenn man die
orlagen der Regierung liest. Dann würde man nämlich
ststellen, dass genau diese Punkte darin enthalten sind.

Vorhin ist der Vorwurf der Bürokratie erhoben worden.
ir haben die Meldung, die jetzt mit einem Knopfdruck

on den Banken erledigt werden kann, so hinbekommen,
ass das verwaltungstechnisch sehr wohl machbar ist.
ußerdem haben wir festgelegt, dass eine Vermittlerkar-
i erstellt wird, sodass wir wissen, gegen wen im Falle ei-
er Falschberatung oder wenn sich die Beschwerden in
iesem Bereich häufen vorgegangen werden muss.

Allein schon die Erfassung der Daten, also wer am
unden arbeitet und wie die Beratung aussieht, wird zu

iner Disziplinierung beitragen. Der Berater wird sich
weimal überlegen, ob er den Vorgaben seines Oberver-
iebes nachgibt oder ob er das Wohl des Kunden im
uge hat. Darum geht es uns als christlich-liberale Ko-

lition.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Kerstin Tack [SPD]: Das glaube ich nicht!)






Dr. Erik Schweickert


(A) )


)(B)

Da Sie so viel über die anderen Sachen reden, möchte
ich klar sagen: Wir werden diese Vorgaben auch auf dem
Grauen Kapitalmarkt umsetzen, aber in einem anderen
Gesetzestext. Wenn das Ihr einziger Kritikpunkt ist, ob
es ein Gesetz ist oder ob es drei Gesetze sind, dann ist
das wirklich schwach. Außerdem wissen Sie, dass die
Sachen, die wir hier sagen, auch umgesetzt werden.

Wenn dann der Vorwurf kommt, man hätte zu lange
gebraucht, dann sage ich nur, Herr Kelber: Wenn zwölf
Jahre nichts gegangen ist, wenn zwölf Jahre in diesem
Bereich nichts passiert ist, dann würde ich mir fünfmal
überlegen, ob ich diese Kritik hier äußere.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die christlich-liberale Koalition geht beim Anleger-
schutz voran. Sie macht einen Schritt nach dem anderen,
und diese macht sie schnell. Das ist ein Meilenstein für
die Verbraucherinnen und Verbraucher. Von daher sind
wir auf einem guten Weg und arbeiten in diesem Bereich
erfolgreich und effizient für den Verbraucherschutz. Um
genau das geht es.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709109700

Zu einer Kurzintervention der Kollege Kelber bitte.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1709109800

Herr Kollege Schweickert, Sie haben mich insgesamt

viermal direkt angesprochen. Sie sind erst seit 2009 Mit-
glied des Bundestages. Sie haben gesagt, zwölf Jahre
lang sei nichts passiert. Haben Sie aufgepasst und be-
merkt, dass Ihre Partei bei jeder Regulierung, die vorge-
nommen wurde, von Überregulierung


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Falsche Regulierung! – Frank Schäffler [FDP]: Das ist totaler Quatsch!)


gesprochen hat und uns Irland und Island als Beispiele
für gute Finanzregulierung empfohlen hat?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709109900

Sie möchten antworten? – Bitte schön.


(Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Das war eine bedeutende Kurzintervention!)



Dr. Erik Schweickert (FDP):
Rede ID: ID1709110000

Herr Kollege Kelber, Sie haben gesagt, dass ich erst

seit 2009 Mitglied dieses Hohen Hauses bin; das ist rich-
tig. Daher habe ich mir die Mühe gemacht, nachzu-
schauen, was damals zu diesem Punkt gesagt worden ist.
Ich möchte zitieren


(Ulrich Kelber [SPD]: Wen?)


aus einer Pressemitteilung Ihres damaligen Finanzminis-
ters Hans Eichel, der dort


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sie sollten die FDP zitieren! – Ulrich Kelber [SPD]: – in m h ra fi – m D le L H e A k (C (D Ich habe über die Äußerungen Ihrer Partei gesprochen! Vielleicht zitieren Sie die mal! Zitieren Sie einmal sich selbst!)


Moment, ich komme sofort dazu; dann können Sie es
Relation setzen – zur „Verbesserung der Unterneh-
ensintegrität und des Anlegerschutzes“ geschrieben

at:

Weitere wesentliche Bestandteile sind das Invest-
mentgesetz 2003, Regelungen über Hedgefonds
und alternative Investments …

Wenn man in der Pressemitteilung weiterliest, um he-
uszufinden, was diese alternativen Investments sind,
ndet man Folgendes:

Kreditinstitute können nunmehr in Deutschland ihre
Kreditforderungen und Kreditrisiken in Zweckge-
sellschaften bündeln und daraus eine Reihe liquider
Wertpapiere an den Kapitalmarkt bringen.

In der Pressemitteilung heißt es auch:

Damit wird Deutschland

bei den Hedgefonds –

den Anschluss an die Entwicklung im Bereich alter-
nativer Investments halten, die insbesondere im an-
gelsächsischen Finanzmarkt weit vorangeschritten
ist.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Jetzt die Äußerung unseres Kollegen Solms, der da-
als dazu im Plenum gesprochen hat – ich zitiere –:

Deswegen will ich daran erinnern, Frau Staatssek-
retärin: Vertrauen für den Finanzmarkt zu schaffen
bedeutet mehr als die Schaffung von Finanzmarkt-
förderungsgesetzen oder eine Liberalisierung bei
den Fondsprodukten.

Lieber Herr Kelber, nehmen Sie sich dies zu Herzen.
ann wissen Sie, wo wir stehen und wo damals die Feh-
r gemacht worden sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist jetzt nicht Ihr Ernst! Solms hat in der Debatte von einer Überregulierung gesprochen! Unzureichende Zitierungen sind auch falsche Zitate! Sie haben zu früh aufgehört mit dem Zitat! – Lachen bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709110100

Jetzt hat Caren Lay das Wort für die Fraktion Die

inke.


(Beifall bei der LINKEN)



Caren Lay (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709110200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Eines ist aus meiner Sicht unstrittig: Der Gesetz-
ntwurf, den wir heute behandeln, ist längst überfällig.
us Sicht der Kleinanlegerinnen und Kleinanleger
ommt er viel zu spät. Denn jedes Jahr verlieren private





Caren Lay


(A) )


)(B)

Haushalte 20 bis 30 Milliarden Euro allein durch Falsch-
beratung bei der Geldanlage. Vor diesem Hintergrund
muss ich sagen: Es ist völlig inakzeptabel, dass Sie
heute, zweieinhalb Jahre nach der Lehman-Pleite, sagen:
Wir beschließen heute einmal ein kleines Paket, dann
kommen der zweite, der dritte und der vierte Schritt. Das
sagen Sie uns jetzt seit Beginn dieser Legislaturperiode.
Das ist für uns als Opposition nicht mehr hinnehmbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen einfach nur diese Legislaturperiode zu
betrachten. Der Rettungsschirm für Banken einschließ-
lich vieler Milliarden Euro Steuermittel war natürlich
ganz schnell gespannt. Auf einen Schutzschirm für Ver-
braucherinnen und Verbraucher, der diesen Namen wirk-
lich verdient, warten wir bis heute. Wir als Linke haben
als Erste ein Gesamtkonzept für den finanziellen Ver-
braucherschutz vorgelegt; die anderen Oppositionsfrak-
tionen sind bald gefolgt, übrigens häufig mit großen
Übereinstimmungen. Vor diesem Hintergrund ist das,
was die Koalition uns heute zur Abstimmung vorlegt,
überaus mager und für uns nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Man muss eine ganz andere Einschätzung haben,
wenn man hier von einem großen Wurf oder gar von ei-
nem Meilenstein für den Verbraucherschutz spricht. Die
Regierung verläuft sich hier in Klein-Klein, und die
wirklich zentralen Fragen des finanziellen Verbraucher-
schutzes werden überhaupt nicht angegangen. Deswegen
kann ich mich in meiner Rede auch nicht nur auf das
konzentrieren, was Sie falsch oder unzureichend regeln,
sondern ich möchte auch die Dinge ansprechen, die in
diesem Gesetzentwurf überhaupt nicht vorkommen, die
aber dringend notwendig wären, wenn man im Interesse
der Kleinanleger handeln möchte.


(Frank Schäffler [FDP]: Na, na! Das können Sie so aber auch nicht sagen!)


Das Kernanliegen von uns Linken ist immer, dass wir
sagen: Wir können nicht die gesamte Verantwortung auf
die Verbraucherinnen und Verbraucher abwälzen. Man-
che Finanzprodukte sind so intransparent, dass selbst
Profis nicht durchblicken. Wie soll dann eine Verkäufe-
rin sie verstehen, die vielleicht 3 000 Euro, die sie sich
hart erspart hat, zur Bank tragen möchte, aber gar kein
Vertrauen mehr hat, ob sie ihr Geld dort in sicheren Hän-
den weiß? Wir sagen: Hier ist die Politik gefragt. Wir
brauchen wirksame öffentliche Institutionen. Diese sind
nach wie vor nicht geschaffen.

Als ersten Schritt hätte man sagen können: Man muss
die Finanzaufsicht, die BaFin, stärken, indem man ihr
den gesetzlichen Auftrag für den Verbraucherschutz
gibt; auch wenn wir Linke dies für unzureichend halten,
wäre es ein erster Schritt gewesen. In diesem Gesetzent-
wurf ist aber Fehlanzeige. Wir sagen: Auch Deutschland
braucht endlich eine Verbraucherschutzbehörde für die
Finanzmärkte, die auch aktiv vor Missständen warnen
muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Das halten wir eigentlich für eine Selbstverständlichkeit.
In Ihrem Gesetzentwurf ist aber Fehlanzeige, ebenso wie

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(C (D Hinblick auf den Marktwächter und die Stärkung der erbraucherzentralen, was seit langem gefordert wird. Kommen wir zur Registrierungspflicht für Berater. rstens gehen Sie mit der Registrierungspflicht das ernproblem nicht an. as Kernproblem ist die provisionsgetriebene Beratung. ie muss endlich überwunden werden. (Beifall bei der LINKEN – Frank Schäffler [FDP]: Sie haben keine Ahnung!)


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Genau!)


weitens sind die überzogenen Verkaufsvorgaben, denen
ie Beraterinnen und Berater ausgesetzt sind, ein ganz
entrales Problem. Hier muss man ansetzen; denn diese
orgaben setzen die Beschäftigten der Bank unter
ruck. Auch diesen Mut haben Sie nicht aufgebracht.

Außerdem gibt es Finanzprodukte, die aus Sicht der
inken so unseriös sind, dass sie überhaupt nicht auf den
arkt gehören. Deswegen fordern wir, wie viele andere,

inen Finanz-TÜV. Auch davon ist im Koalitionslager
och nichts zu sehen.

Die fehlende Regulierung des Grauen Kapitalmarktes
urde mehrfach angesprochen; dabei geht es beispiels-
eise um die freien Vermittler. Die Regulierung soll
tzt auf die Gewerbeaufsicht der Länder abgewälzt wer-
en.


(Frank Schäffler [FDP]: Da ist sie doch schon längst! Sie haben wirklich keine Ahnung!)


as ist wirklich ein völlig untaugliches Instrument, weil
ie Gewerbeaufsicht, die sich ansonsten zum Beispiel
m den Nichtraucherschutz kümmert, hierfür überhaupt
icht ausgestattet ist. Ihr Gesetzentwurf ist ein Flicken-
ppich, den die Verbraucherverbände an dieser Stelle zu
echt kritisieren. Wir halten all das für den Gipfel einer
lschen Politik, die nicht im Interesse der Verbrauche-
nnen und Verbraucher ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, die Koalition ist vor der
ankenlobby eingeknickt.


(Frank Schäffler [FDP]: Was? Das Register ist doch da!)


er Kollege Sieling hat zu Recht gesagt, dass es dafür ab
nd zu ein Dankeschön gibt; Sie haben aus dem entspre-
henden Schreiben zitiert. Eines haben Sie aber leider
icht erwähnt: Ab und zu wird auch ein großzügiger
check ausgestellt. Wenn man sich vor Augen hält, wel-
he Beträge von Juli bis November letzten Jahres an
nion und FDP geflossen sind,


(Frank Schäffler [FDP]: Tja! Wir können nun mal nicht wie Sie von einem Vermögen in Liechtenstein zehren!)


um Beispiel von der Deutschen Vermögensberatung,
uss man sagen: Das passt wirklich auf keine Kuhhaut.


(Frank Schäffler [FDP]: Ja, ja! Sie haben doch Ihre Konten in Liechtenstein!)






Caren Lay


(A) )


)(B)

Ich sage nicht, dass es an dieser Stelle einen Zusammen-
hang gibt.


(Frank Schäffler [FDP]: Nein! Sie doch nicht!)


Fakt ist aber: Es gab Spenden in großer Höhe. Jeder
sollte sich selbst einen Reim darauf machen, ob es hier
einen Zusammenhang mit dem schwachen Gesetzent-
wurf, den Sie heute vorgelegt haben, gibt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709110300

Mechthild Heil spricht jetzt für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Mechthild Heil (CDU):
Rede ID: ID1709110400

Meine sehr verehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Die Finanzkrise hat das Vertrauen der
Verbraucher in die Finanzmärkte erschüttert. Selbst
hochanerkannte Finanzfachleute haben viel Geld verlo-
ren. Wenn Fachleuten, die sich doch auskennen müssten,
dies passiert, wie kann ich mich dann als Laie noch zu-
rechtfinden? Das fragen sich viele Verbraucher und, wie
ich denke, auch viele Bürger, die dieser Debatte folgen.

Mit ihrer eigenen Bank, mit ihrem eigenen Berater
sind die meisten Anleger zufrieden. Dennoch ist die Ver-
unsicherung unter den Bankkunden groß. Oder positiv
gesagt: Das Interesse der Kunden an den Produkten ist
stetig gewachsen.

Was verkauft mir mein Berater da eigentlich? Was
steckt dahinter? Wie viel Risiko gehe ich ein? Warum bie-
tet er ausgerechnet mir dieses Produkt an? Und warum
das und nicht ein anderes? Was springt dabei eigentlich
für den Berater heraus? Blickt mein Berater da eigentlich
durch? Was befähigt ihn dazu, mich zu beraten? – Der
Verbraucher ist sensibilisiert, und mancher Verbraucher
ist sicherlich auch verunsichert.

Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf reagieren wir
auf diese Vertrauenskrise. Integere, effiziente und trans-
parente Kapitalmärkte sind die entscheidende Vorausset-
zung für eine gesunde Volkswirtschaft. Wir stärken den
öffentlichen Anlegerschutz und verbessern die Funk-
tionsfähigkeit der Kapitalmärkte. Wir bekämpfen die Un-
sicherheit von Anlegern und stärken damit den Finanz-
platz Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das wichtigste Anliegen aus Sicht des Verbraucher-
schutzes ist es, dem Bürger zu ermöglichen, seine Ent-
scheidungen wirklich mündig fällen zu können. Mit die-
sem Gesetz tun wir genau das: Wir stärken den Schutz
der Verbraucher, und wir bringen mehr Transparenz in
das ganze System.

Das Beratungsprotokoll hat die Beweissituation von
Privatanlegern bereits verbessert.

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(C (D (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht! Das kann sogar zum Nachteil werden!)


ir gehen heute aber noch einen Schritt weiter: Produkt-
formationsblätter werden Pflicht. In den Produktinfor-
ationsblättern werden die wesentlichen Eigenschaften

es Finanzproduktes in leicht verständlicher Form auf
wei bis drei Seiten dargestellt. Dieser „Beipackzettel“
nthält alle wesentlichen Informationen über das jewei-
ge Finanzprodukt. Der Kunde wird informiert, und er
ann auf einen Blick die Art des Finanzprodukts, seine
unktionsweise, die damit verbundenen Risiken, die
ussicht auf Kapitalrückzahlung bzw. Erträge unter den
erschiedenen Marktbedingungen und die mit der An-
ge verbundenen Kosten sehen. Das Informationsblatt
arf sich jeweils nur auf ein Finanzprodukt beziehen.
erbung und sonstige, nicht dem Zweck dienende Infor-
ationen sind verboten.

Der Vorteil dieses Informationsblattes sind eine rea-
stische Einschätzung des Produktes und eine gute Ver-
leichbarkeit mit anderen Finanzprodukten. Damit stei-
ern wir die Entscheidungssicherheit des Einzelnen
egenüber den Banken und Anlageberatern.

Welche Konsequenzen ziehen wir aber noch aus der
inanzkrise? – Die Krise hat gezeigt: Nicht jeder Berater
at die nötige Sach- und Fachkunde. Und sie hat gezeigt:
icht immer stand bei der Anlageberatung das Kunden-
teresse im Vordergrund. Provisionen und Vertriebsvor-

aben spielen eine große Rolle. Es muss jedoch klar
ein: Provisionen und Vertriebsvorgaben dürfen nicht zu
alschberatungen führen.

Darüber hinaus muss derjenige, der mit dem Geld an-
erer Leute umgeht, ein hohes Verantwortungsbewusst-
ein haben und hohe Sach- und Fachkenntnisse besitzen.
eshalb verpflichtet der vorliegende Gesetzentwurf zum
achweis der Sach- und Fachkunde der Anlageberater,
ertriebsbeauftragten und der Compliance-Beauftragten.
aher legen wir im Gesetz fest: Jeder der rund
00 000 Berater muss sich bei der Finanzaufsichtsbe-
örde BaFin registrieren lassen. Wie in einem Klassen-
uch wird jede Beschwerde, der Name des Mitarbeiters
owie des Unternehmens vermerkt. Das ist ein richtiger
nd wichtiger Schritt in Richtung Schutz der Anleger ei-
erseits und Stärkung der Verantwortlichkeit der Berater
ndererseits.

Wir führen Sanktionsmöglichkeiten der BaFin im
alle von Falschberatungen ein. Kommt es wiederholt
u Falschberatungen, kann als letzter Ausweg ein Anla-
eberater bis zu zwei Jahre von seiner Funktion suspen-
iert werden. Das ist ein wichtiger Beitrag für mehr Ver-
raucherschutz in Deutschland.

Die Möglichkeiten der BaFin gehen in Zukunft aber
och weiter: Die BaFin prüft auch die Vertriebsstruktu-
n, die für eine Falschberatung ausschlaggebend waren.
omit sagen wir auch Provisionen und Vertriebsvorga-
en, die sich gegen einen Kunden wenden, den Kampf
n.

Das Gesetz verpflichtet die Banken ausdrücklich,
ertriebsvorgaben so auszugestalten, umzusetzen und zu





Mechthild Heil


(A) )


)(B)

überwachen, dass die Kundeninteressen nicht beein-
trächtigt werden. Doch was macht die Opposition? – Die
traurige Wahrheit sieht wie folgt aus: Die SPD sträubt
sich gegen eine pauschale Registrierung. Das verwun-
dert mich schon sehr, hat doch im Sommer noch die ge-
samte SPD mit Herrn Steinmeier an ihrer Spitze in ei-
nem Antrag zur Stärkung des Verbraucherschutzes eine
– ich zitiere – „umfassende Registrierungspflicht“ gefor-
dert.


(Zurufe von der FDP: Aha!)


Von Ihrem hohen Anspruch ist nach Druck von den Ge-
werkschaften und von Bankenlobbyisten nicht viel übrig
geblieben. Der Schutz der Verbraucher ist bei Ihnen auf
der Strecke geblieben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Man muss die Richtigen registrieren! – Kerstin Tack [SPD]: Wir wollen auch eine Registrierung, aber nicht von 300 000 Bankberatern!)


Die Sozialdemokraten fordern aktuell in ihrem An-
trag: Registrierung erst nach Kundenbeschwerde. Als
Anwalt der Verbraucher sind Sie gestartet,


(Frank Schäffler [FDP]: Und als Bettvorleger gelandet! – Dr. Mathias Middelberg [CDU/ CSU]: Ich habe noch nie so viele Bettvorleger gesehen! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Für welche Berufsgruppe gilt das, was Sie sagen? Gilt das für alle oder nur für eine?)


und jetzt ziehen Sie mit einer bunten Truppe aus Ge-
werkschaften, Interessenverbänden und Banken unter
dem Slogan „Kriminalisierung eines Berufsstandes“ ge-
gen den Schutz von Anlegern vor schlechten Beratern zu
Felde. Das ist schäbig.


(Frank Schäffler [FDP]: Die geben deren Interessen nach! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Was sagen Sie als Verbraucherschützerin zum Grauen Kapitalmarkt?)


Es geht nicht um die Kriminalisierung eines Berufsstan-
des. Wir als CDU/CSU nehmen aber die Realität in den
Blick.

Ja, der einzelne Kundenberater kann durch Vorgaben
seiner Vorgesetzten unter großen Verkaufsdruck geraten.
Deshalb wird die BaFin ja auch die gesamte Beratungs-
struktur in den Blick nehmen. Aber genauso wenig, wie
ein Lkw-Fahrer über eine rote Ampel fahren darf, nur
weil sein Chef ihm einen engen Zeitplan vorgegeben hat,
darf ein Bankberater ungeeignete Papiere an seine Kun-
den verkaufen, nur um Zielvorgaben zu erfüllen. Tut er
das, müssen er und sein Chef mit Sanktionen rechnen.

Das ist richtig, und das wollen wir zum Schutz der
Verbraucherinnen und Verbraucher. Dadurch schaffen
wir Vertrauen. Mit dem Anlegerschutz- und Funktions-
verbesserungsgesetz schaffen wir die Grundlage dafür.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Die Kollegin Kerstin Tack spricht jetzt für die SPD raktion. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man ich den Gesetzentwurf anguckt, muss man sich fragen: as war das Ziel, und was ist das Ergebnis? Zum Ziel at der Kollege Schick vorhin schon etwas aus dem oalitionsvertrag zitiert, indem er gesagt hat: Ziel dieser oalition war es, eine Einheitlichkeit bei den Rahmenedingungen sowohl für die Vermittlung als auch für die ertriebswege als auch für die Produkte selber herzusteln. Gucken wir uns jetzt einmal an, was wir hier heute it dem Gesetzentwurf auf den Tisch gelegt bekommen aben, nämlich eine Zweiteilung auf dem Beratermarkt. uf der einen Seite gibt es die streng regulierten Bankerater, auf der anderen Seite freie Vermittler, denen ein ewerbeschein genügt, um Fondsanteile verkaufen zu ürfen. Die genauen Regelungen werden wir am Ende es Tages hier vorgelegt bekommen. Das alles machen ie ja erst noch. Sie sind noch dabei, uns das alles vorzugen. Das haben Sie ja nicht in einem Rutsch hinbeommen. Das wollen wir an dieser Stelle doch einmal onstatieren. Frau Aigner hat als Verbraucherschutzministerin in en letzten Monaten keine Gelegenheit ausgelassen, ihre orstellungen in Bezug auf eine künftige Regelung undzutun. Sie hat immer wieder auf den Koalitionsverag verwiesen und gesagt, sie wolle die Einheitlichkeit nd dass die Protokollierung standardisierter wird. Sie at auch immer wieder gesagt, dass die Honorarberatung estärkt werden muss und dass für das Produktinformaonsblatt eine standardisierte Vorgabe erforderlich ist. (Dr. Erik Schweickert [FDP]: Wir selbst auch! – Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Nicht gesagt, auch Taten! – Frank Schäffler [FDP]: Wir haben es zumindest vor!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709110500

(Beifall bei der SPD)

Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1709110600

(Beifall bei der SPD)


Was ist passiert? Von den Ankündigungen ist im jetzi-
en Gesetzentwurf nichts übrig geblieben.


(Beifall bei der SPD)


Wehe dem Verbraucher, der sich auf die Ankündigun-
en von Frau Aigner verlässt; denn davon bleibt doch
ichts übrig. Jetzt ist es schon so weit, dass die Ankündi-
ungen nicht nur von der Ministerin kommen, sondern
uch von den jeweiligen verbraucherpolitischen Spre-
hern der Regierungskoalition.


(Beifall bei der SPD)


Herr Schweickert, ich habe Ihre Ankündigung zur
onorarberatung gehört. Mir fehlt aber der Glaube, dass
as in Ihren nächsten und übernächsten Schritten auch
irklichkeit wird. Sie kündigen ja auch hinsichtlich des

rotokolls an: „Wenn das nicht reicht, dann arbeiten wir





Kerstin Tack


(A) )


)(B)

nach“, und zu den Produktinformationsblättern sagen
Sie: „Wenn das nicht reicht, dann machen wir eine
Rechtsverordnung.“ Wenn Sie doch schon wissen, dass
das nicht ausreichend ist; wieso stehen die Ergänzungen
denn dann nicht hier drin?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Frank Schäffler [FDP]: Sie haben doch gerade selbst gesagt, warum es nicht reicht!)


Was die Protokolle angeht, die schon vorgeschrieben
sind, gibt es kein Testheft von Stiftung Warentest, in dem
nicht festgestellt wird, dass sie nicht nachvollziehbar
und inhaltlich unzureichend sind oder erst gar nicht er-
stellt werden. Das wollen Sie komplett ignorieren und
stellen allenfalls eine Nachregelung in Aussicht.


(Zuruf von der FDP: Schritt für Schritt!)


Warum regeln Sie es nicht in dem Gesetzentwurf? Das
wäre doch Ihre Aufgabe gewesen.

Menschen, die eine Beratung aufsuchen, erwarten,
dass sie eine vernünftige Auswertung und Protokollie-
rung des Gespräches bekommen können. Schließlich
sollen sie daraus auch später Ansprüche gegenüber dem
Berater ableiten können.


(Frank Schäffler [FDP]: Was sagen Sie denn zu Herrn Eichel?)


Des Weiteren sehen Sie eine Stärkung der Bankauf-
sicht vor, indem Sie die Bankberater verstärkt unter
Druck setzen wollen. In der Begründung des Gesetzent-
wurfes stellen Sie selber fest:

Problemfelder sind insbesondere die heterogene
Qualifikation der Anlageberater und die nachteilige
Beeinflussung durch Vertriebsinteresse, -druck und
-provisionen.

Aber was ist die Quintessenz aus dieser Problembe-
schreibung? Was passiert in Bezug auf den Vertriebs-
druck?

Sie setzen die Bankberater immens unter Druck, in-
dem sie nicht nur montags die Anweisung bekommen,
wie freitags die Zahlen auszusehen haben, sondern in-
dem Sie auch eine Prüfung durch die BaFin vorsehen.
Sie sagen, die Bankberater würden schon Manns genug
sein, sich dagegen zu wehren, wenn die Vorgaben am
Montag zu hoch sind, um mit der Zahl der Kunden, die
die Woche über die Bank besuchen, eingehalten zu wer-
den. Das kann doch nicht sein. Es kann nur darum ge-
hen, die Vertriebswege und die internen Systeme der
Banken in den Blick zu nehmen. Sie können doch nicht
die Berater dafür bestrafen, dass das System innerhalb
der Bank nicht stimmt. Da stinkt der Fisch vom Kopf.
Das ist die Situation.


(Beifall bei der SPD)


Richtig wäre gewesen, sich den Vertriebswegen stär-
ker zu öffnen und einen vernünftigen Informantenschutz
für das System zu schaffen, damit Bankberater even-
tuelle Missstände in ihrer Bank unter besonderem Schutz
weitergeben können. Das wäre vernünftig gewesen und
hätte uns weitergeholfen.

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(C (D Ein gutes Gesamtkonzept auch aus Sicht des Verbrauherschutzes muss mehr beinhalten. Es muss eine arktwächterfunktion vorsehen. Es muss auch beinhaln, dass die Verbraucherzentralen die Märkte beobachn können und Beschwerderechte haben. Wir haben das der Großen Koalition noch gemeinsam beschlossen. avon wollen die Kollegen von der CDU/CSU heute ichts mehr wissen. Damals haben wir auch die Stärkung der Honorarbeter, die Klärung eines genauen Rechtsrahmens und die ostentransparenz beschlossen. Auch das ist nicht mehr Gesetzentwurf enthalten. Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss. Ich komme zum Schluss. – Dieser Gesetzentwurf chützt keinen Anleger. Er schützt die freien Vermittler nd den Grauen Kapitalmarkt vor Regulierung und anktionierung. Das machen wir nicht mit. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD – Frank Schäffler [FDP]: Unfassbar! – Weiterer Zuruf von der FDP: Märchenstunde!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709110700
Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1709110800


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709110900

Der Kollege Ralph Brinkhaus hat jetzt das Wort für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Ralph Brinkhaus (CDU):
Rede ID: ID1709111000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Pri-

ileg des letzten Redners in der Debatte ist, dass er auf
lles reagieren kann, was vorher gesagt wurde. Ich muss
hrlich sagen: Die Debatte war ein bisschen rituell. Die
egierung sagt: Alles ist gut. Die Opposition sagt: Alles
t schlecht. Das ist das Übliche.


(Kerstin Tack [SPD]: Nein! Sie sagt: nicht ausreichend! Das ist ein Unterschied!)


Gestört hat mich ein bisschen, Herr Schick und Herr
ieling, dass Sie das Ganze etwas auf die persönliche
bene gezogen haben. Ich glaube, das ist nicht notwen-
ig. Ich glaube, wir alle wollen im Anlegerschutz mehr
n. Wir haben unterschiedliche Vorstellungen, wie das

eschehen kann. Dementsprechend wünsche ich mir,
ass wir die Diskussion mit weniger Schaum vor dem
und ein wenig sachlicher führen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich nehme die einzelnen Kritikpunkte, die heute wie
uch in Briefen von Gewerkschaften und Personalräten
eäußert worden sind, sehr ernst und möchte auf den ei-
en oder anderen Punkt eingehen. Fangen wir mit dem
nschleichen an. Kollege Middelberg hat dazu einiges

usgeführt.

Wir schließen eine Lücke und damit eine Umge-
ungsmöglichkeit im geltenden Recht. Das ist ehren-
ert, gut und richtig. Es trifft aber nicht zu, dass wir da-





Ralph Brinkhaus


(A) )


)(B)

mit das ganze Übernahmerecht verbessern. Diesen
Anspruch erheben wir gar nicht. Das ist ein sehr komple-
xer Prozess, dem übrigens auch der SPD-Antrag nicht
gerecht wird.

Wir müssen vielmehr das Ganze in den Blick nehmen
und feststellen, ob das, was teilweise in Presse und Wis-
senschaft geäußert wird, zutrifft, nämlich dass deutsche
Unternehmen ein besseres Ziel für feindliche Übernah-
men sind als Unternehmen in anderen Ländern.

Das ist insofern gerade jetzt besonders wichtig, als
deutsche Unternehmen besser dastehen als viele andere
Unternehmen in vielen anderen Ländern und deswegen
durchaus ein Übernahmeziel sind. Wir werden das sorg-
fältig machen. Wir werden ein Fachgespräch führen. Wir
werden gemeinsam mit Ihnen die Anregungen gründlich
aufgreifen und werden dann Lösungen erarbeiten, die
dazu beitragen werden, dass wir ein Level Playing Field,
einen fairen Wettbewerb, in Europa und auch in der gan-
zen Welt haben.

Zweiter Punkt: Produktinformationsblätter. Dazu muss
man einfach einmal sagen, dass wir es gemacht haben.
Wir haben ein Produktinformationsblatt eingeführt


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD)


gegen sehr viel Widerstand. Wir haben teilweise konkur-
rierende europäische Regelungen, wir haben Vorstellun-
gen im Bankenbereich, wie das Ganze aussehen soll.
Wir haben angefangen, wir haben es gemacht. Jetzt kann
man natürlich kritisieren, dass das Ganze nicht detailliert
genug ist. Man kann kritisieren, dass darin nichts steht
zu ökologischen und sozialen Aspekten. Man kann viel
kritisieren. Aber man sollte doch einfach mal anerken-
nen, dass wir einen Anfang gemacht haben. Wenn wir
bessere Erkenntnisse gewinnen, dann werden wir diese
einbeziehen. Das müssen wir sowieso tun, weil wir auf
europäischer Ebene die PRIPs-Intiative haben, wonach
wir dieses Informationsblatt in zwei bis drei Jahren über-
arbeiten müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dritter Punkt: Beraterqualität. Ganz ehrlich, meine
Damen und Herren, wer kann denn wirklich etwas dage-
gen haben, dass wir verlangen, dass Berater im Wertpa-
pierbereich über Sachkunde verfügen? Wer kann denn
wirklich etwas dagegen haben?


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Hat ja auch keiner!)


Dementsprechend sollte man anerkennen, dass wir
das hier an dieser Stelle im ersten Schritt bei den Bank-
beratern verortet haben. Wir haben sogar noch eines ge-
macht: Damit durch dieses Gesetz niemand geschädigt
wird, haben wir die Übergangsfrist im Gesetzgebungs-
prozess noch einmal verlängert. Wir haben eine „Alte-
Hasen-Regelung“ eingebaut. Wir haben ganz viele Re-
gelungen eingebaut, damit auch Leute, die vielleicht
nicht über die formale Qualifikation verfügen, genügend
Zeit haben, sich diese Qualifikation anzueignen.

Zweiter Punkt hierzu: Was kann man dagegen haben,
dass die BaFin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleis-

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(C (D ngsaufsicht, tatsächlich überwacht, ob die Beratung ut und richtig ist? Was kann man wirklich dagegen haen? Genau das werden wir in diesem Gesetz regeln. an muss eines dazu sagen – das ist jetzt an die Kolle en der SPD gerichtet –: Ja, wir fangen eben nicht nur ei den Beratern an, sondern elementarer Teil dieses Geetzes ist, dass wir erstmals die Vertriebsbeauftragten nd die Compliance-Beauftragten in Unternehmen in en Fokus nehmen und versuchen, auch diese zu überachen. Was wird passieren? Es wird Folgendes passieren: ir werden alle Bankberater registrieren. Ja, wir werden lle Bankberater registrieren. Da kann man jetzt einwenen, das sei eine riesige Bürokratie. Wir haben das bei en Versicherungsvermittlern gemacht, die übrigens fast enauso viele sind wie die Bankberater. – Anstandslos. s gibt keine Beschwerde. (Frank Schäffler [FDP]: Da hat sich selbst die SPD nicht beschwert damals!)


In einem zweiten Schritt werden wir dann die Be-
chwerden, die von Kunden gegenüber einem Bankbera-
r geäußert werden, sammeln. Es wird aber nicht so
ommen wie bei der Flensburger Verkehrssünderkartei:
echs Beschwerden, und du bist raus, du kriegst ein Be-
fsverbot. Das ist ja die Befürchtung, die von den Ge-
erkschaften immer wieder suggeriert wird. Nein, es
ird so sein: Wenn wir eine gewisse Häufung von Be-

chwerden haben, dann wird die BaFin anrücken, und
ann wird sie beim Berater fragen, was schiefgelaufen
t. Sie wird aber genau das tun, was Sie angemahnt ha-
en. Sie wird nämlich auch bei den Vertriebsstrukturen
rüfen, was dort schiefgelaufen ist, ob da ein Vorgesetz-
r ist, der unzulässigerweise Druck ausgeübt hat.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Nur so geht es!)


ie wird auch den Compliance-Beauftragten befragen:
ibt es in diesem Unternehmen eine Unternehmenskul-
r, die gezielt auf eine Falschberatung hinwirkt?

Das ist neu, das ist gut, und das ist richtig. Das ist ein
uantensprung gegenüber all den Dingen, die wir vorher
emacht haben. Das muss man auch mal anerkennen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt will ich Ihnen eines sagen. Es wird ja immer so
etan, als könne der arme Berater nichts dafür. Wir wis-
en, dass Vertriebsdruck in den Betrieben ausgeübt wird.
ber wer kann denn ernsthaft etwas dagegen haben, dass
ann, wenn ein Berater systematisch über Jahre hinweg
ine Falschberatung betreibt, systematisch über Jahre
inweg das Vermögen, das ihm anvertraut wird, vernich-
t, ganze Lebensentwürfe vernichtet, wie das im Leh-
an-Fall passiert ist, diesem Berater als Ultima Ratio

esagt wird, dass er für zwei Jahre aus dem Verkehr ge-
ogen wird? Ich kann das nicht verstehen.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Hier gibt es gar keinen Widerspruch!)


enn auch der Berater hat eine Verantwortung.





Ralph Brinkhaus


(A) )


)(B)

Im Übrigen tun wir mit diesem Gesetz eines: Wir stär-
ken den Berater gegenüber seinem Chef, weil er sich im-
mer wieder darauf berufen kann: Ich werde beobachtet,
ich muss für mein Handeln einstehen.


(Zuruf von der LINKEN)


Deswegen ist es so richtig, wie wir diesen Gesetzentwurf
gemacht haben, und deswegen ist es völlig unverständ-
lich, dass von der SPD versucht wird, dieses Gesetz mit
der Begründung zu torpedieren, dass das zu viel Büro-
kratie sei. Das, Herr Sieling, ist armselig!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Sie haben keine Ahnung von der Wirklichkeit im Arbeitsleben! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Aber keinen Schaum vorm Mund haben!)


Kommen wir zum nächsten Bereich, zum Bereich der
offenen Immobilienfonds. Wir haben festgestellt, meine
Damen und Herren, dass wir bei den offenen Immobi-
lienfonds einen Konstruktionsfehler haben. Der Kon-
struktionsfehler bestand darin, dass wir auf der einen
Seite den Anlegern versprochen haben, dass sie täglich
ihre Anteile zurückgeben dürfen und ihr Geld dafür krie-
gen,


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Sie brauchen ein Taschentuch für den Schaum! Holen Sie mal das Taschentuch raus!)


das aber mit Immobilien unterlegt war, die man nicht
täglich wie Aktien in einem Aktienfonds verkaufen
kann.

Wir haben dieses Problem angepackt. Wir haben die-
ses Produkt durch Mindesthaltefristen, Kündigungsfris-
ten und vieles andere mehr sicherer gemacht, und zwar
in einem Prozess, der wahnsinnig schwierig war; denn
die Branche hatte keine Lösung angeboten. Wir mussten
das alleine machen. Wir haben das auch auf den Weg ge-
bracht. Das Einzige, was Ihnen, Herr Sieling, dazu ein-
fällt, ist der Satz: Ich habe dagegen Bedenken. – Der Ge-
genvorschlag, den Sie im Entschließungsantrag machen,
läuft letztendlich nur auf eine genauere Beobachtung hi-
naus. Das entspricht nicht dem Niveau, auf dem wir hier
diskutieren sollten. Aber das passt zu Ihnen, Herr
Sieling, und Ihrer Rede. Das ist nicht gut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nachdem ich einiges zum Gesetzentwurf gesagt habe,
lassen Sie mich noch ein paar allgemeine Ausführungen
machen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das war schon allgemein!)


Lassen Sie mich auf den Vorwurf der Branche eingehen,
wir regulierten zu viel und verursachten einen zu hohen
bürokratischen Aufwand. Ich habe grundsätzlich eine
sehr marktwirtschaftliche und wirtschaftsliberale Ein-
stellung und frage mich manchmal auch, ob das, was wir
regulieren, richtig ist oder ob wir dadurch nicht nur zu-
sätzlichen bürokratischen Aufwand verursachen. Aber
die gesamte Finanzbranche hatte seit 2008 zweieinhalb
Jahre Zeit, auf all die Fragen, die die Finanzkrise aufge-
worfen hat, eigene Antworten zu geben. Diese Antwor-

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(C (D n sind nie gekommen, weder beim Eigenkapital noch ei der Liquidität noch bei den Ratingagenturen und uch nicht beim Verbraucherschutz. Wenn die Branche un sagt: „Ihr macht da etwas falsch; das ist eine Überreulierung“, dann muss sie sich fragen lassen, warum sie eine eigenen Vorschläge gemacht hat. Ich will das am Beispiel der offenen Immobilienfonds rläutern. Wir wissen seit zwei Jahren, dass dieses Proukt in der Krise ist. (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit vier Jahren!)


(Beifall des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


ir warten seit zwei Jahren auf Vorschläge der Branche.
ber es kommt nichts. Schlimmer noch: Jeder Vor-

chlag, den wir gemacht haben, wurde bekämpft, einmal
om Verband, dann von größeren Anbietern und dann
ieder von kleineren Anbietern. So kann man nicht ar-
eiten. Ganz ehrlich: Wenn man Marktwirtschaft ernst
immt, dann muss man dem Markt auch zugestehen,
ass er in der Lage ist, Probleme selbst zu lösen.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: So ist es!)


h habe das Gefühl, dass der Finanzmarkt momentan
azu nicht in der Lage ist. Er ist nicht in der Lage, seine
robleme selbst zu lösen. Deswegen darf er sich nicht
undern, dass wir Politiker mit unserem vielleicht be-
renzten Wissen – so demütig sollten wir sein – hin und
ieder Regelungen erlassen, die nicht optimal sind.
ber der Finanzmarkt hätte immer die Alternative ge-
abt, sich selbst zu regulieren und selber etwas auf den
eg zu bringen. Warum müssen wir denn ein Produktin-
rmationsblatt machen? Warum hat es der Zentrale Kre-

itausschuss nicht geschafft, ein bundesweit einheitli-
hes Produktinformationsblatt für Deutschland auf den
eg zu bringen? Das geht so nicht. Da darf er sich nicht
undern, dass wir das machen.

Ein letzter Satz, den ich Ihnen noch mitgeben möchte.
h habe neulich an einer Podiumsdiskussion über die
inanzmärkte teilgenommen; es waren nette Gespräche
it netten Bankern. Herr Schick, ich habe dann einge-
orfen: Ohne Ethik und Moral funktioniert Marktwirt-

chaft nicht. – Daraufhin wurde mir empört entgegenge-
chleudert: Der Markt hat keine Moral, Herr Brinkhaus. –
as ist zwar richtig. Aber die einzelnen Marktteilnehmer

ollten Ethik und Moral haben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


h habe das Gefühl, dass die Finanzbranche, die über-
iegend gut und korrekt arbeitet – das gilt insbesondere
r die vielen Hunderttausenden Mitarbeiter –, nicht

ber die Selbstreinigungskraft verfügt, diejenigen, die
icht diese Moral haben, zu bekämpfen. Ich wiederhole:
h habe das Gefühl, dass die Finanzbranche nicht über

ie Selbstreinigungskraft verfügt, diejenigen zu bekämp-
n, die nicht diese Moral haben. Dann muss sich diese
ranche auch gefallen lassen, reguliert zu werden.

Eines steht fest – das gilt zumindest für uns –: Wir
ind noch immer begeisterte Anhänger der Marktwirt-
chaft. Aber wir werden es nie wieder zulassen, dass





Ralph Brinkhaus


(A) )


)(B)

eine Branche durch Fehlverhalten die Marktwirtschaft
gefährdet. Deswegen beschließen wir heute über den
Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung des Verbrau-
cherschutzes. Die freien Vermittler werden genau den
gleichen harten Regelungen unterworfen wie die Bank-
vermittler und Bankberater. Wir werden auch Basel III
weiter umsetzen und die OTC-Derivate regulieren. Die
christlich-liberale Koalition wird den eingeschlagenen
Weg weitergehen. Ich hoffe auf Ihre Unterstützung.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709111100

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
Stärkung des Anlegerschutzes und Verbesserung der
Funktionsfähigkeit des Kapitalmarkts. Zu diesem Punkt
liegt eine Erklärung zur Abstimmung nach § 31 der Ge-
schäftsordnung des Abgeordneten Thomas Dörflinger
vor.1)

Der Finanzausschuss empfiehlt unter Buchstabe a sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksachen 17/4710 und
17/4739, den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf den
Drucksachen 17/3628 und 17/3803 in der Ausschussfas-
sung anzunehmen. Diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, bitte ich um ihr Handzeichen. – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist in zweiter Beratung bei Zustimmung durch die Koali-
tionsfraktionen angenommen. Dagegen haben SPD und
Bündnis 90/Die Grünen gestimmt. Die Linke hat sich ent-
halten.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Wer dafür stimmt, möge bitte
aufstehen. – Die Gegenstimmen! – Die Enthaltungen! –
Damit ist der Gesetzentwurf in dritter Beratung mit dem
gleichen Stimmenverhältnis angenommen wie vorher.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Ent-
schließungsanträge. Zunächst stimmen wir ab über den
Entschließungsantrag der SPD-Fraktion auf Drucksa-
che 17/4721. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Der Antrag ist abgelehnt bei Zustim-
mung durch die einbringende Fraktion, dagegen haben
CDU/CSU und FDP gestimmt, enthalten haben sich
Linke und Bündnis 90/Die Grünen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/4722. Wer
stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Damit ist der Entschließungsantrag abgelehnt. Dafür hat
die einbringende Fraktion Die Linke gestimmt, dagegen
haben die Koalitionsfraktionen und die SPD gestimmt,
enthalten hat sich Bündnis 90/Die Grünen.2)

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf

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1) Anlage 4
2) Anlage 5

(C (D rucksache 17/4723. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt agegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag t abgelehnt bei Zustimmung durch das Bündnis 90/Die rünen, dagegen haben die Koalitionsfraktionen ge timmt, SPD und Linke haben sich enthalten. Wir kommen zu Zusatzpunkt 10 a: Abstimmung über en Gesetzentwurf der Fraktion der SPD zur Änderung es Wertpapiererwerbsund Übernahmegesetzes. Der inanzausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Bechlussempfehlung auf Drucksache 17/4710, den Geetzentwurf der SPD auf Drucksache 17/3481 abzulehen. Wer für den Gesetzentwurf stimmen will, möge die and heben. – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Der esetzentwurf ist in zweiter Beratung abgelehnt bei Zu timmung durch die SPD, die Regierungsfraktionen haen dagegen gestimmt, enthalten haben sich Linke und ündnis 90/Die Grünen. Damit entfällt die dritte Berang. Wir setzen die Abstimmungen zur Beschlussempfehng des Finanzausschusses fort. Zusatzpunkt 10 b: Der Ausschuss empfiehlt unter uchstabe c seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung es Antrags der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/2136 it dem Titel „Gesamtkonzept zur Stärkung des Verbrau herschutzes bei Finanzdienstleistungen vorlegen“. Wer timmt für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt daegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist ngenommen. Zugestimmt haben CDU/CSU und FDP, agegen hat die SPD gestimmt, Linke und Bündnis 90/ ie Grünen haben sich enthalten. Unter Buchstabe d seiner Beschlussempfehlung empehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der raktion Die Linke auf Drucksache 17/3540 mit dem Til „Beschäftigtenrechte bei Übernahmen und Fusionen tärken“. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss mpfehlung ist angenommen. Zugestimmt haben CDU/ SU, FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Die Frakon Die Linke hat dagegen gestimmt. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchstae e seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Anags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druckache 17/3210 mit dem Titel „Verbraucherschutz auf Fianzmärkten nachholen“. Wer stimmt für die Beschlussmpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – amit ist die Beschlussempfehlung angenommen. Zuge timmt haben die Koalitionsfraktionen. Bündnis 90/Die rünen hat dagegen gestimmt, Linke und SPD haben ich enthalten. Jetzt rufe ich den Tagesordnungspunkt 23 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, Ingrid Nestle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Klimaverträgliche Energien für Europa – Erneuerbar, effizient, sicher – Drucksache 17/4687 – Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )





(A) )

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Vorgesehen ist, hierzu eineinhalb Stunden zu debattie-
ren. – Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch.

Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort der
Kollegin Bärbel Höhn für Bündnis 90/Die Grünen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709111200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Am 4. Februar dieses Jahres
hat der EU-Gipfel zur Energiepolitik stattgefunden. EU-
Kommissar Oettinger hat Anfang dieser Woche beim
Neujahrsempfang des Bundesverbandes Erneuerbarer
Energien seine Konzepte vorgetragen. Wir Grünen hal-
ten es für notwendig und sinnvoll, auch im Bundestag
über dieses Thema zu debattieren; denn es geht um die
zukünftige Klima- und Energiepolitik in Europa. Wir se-
hen, dass eine negative Entwicklung nicht nur in
Deutschland, sondern auch in Europa stattfindet. Wir
stellen fest, dass die Politik rückwärtsgewandt ist. Das
wollen wir thematisieren, denn das hat auch in Deutsch-
land Auswirkungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Michael Kauch [FDP]: Olle Kamellen!)


Während wir vor einigen Jahren noch erlebt haben,
dass Deutschland und Europa in der Klimapolitik und in
Bezug auf die erneuerbaren Energien Vorreiter waren, so
müssen wir jetzt feststellen, dass die Ergebnisse des letz-
ten EU-Rates enttäuschend sind. Es ist so, dass die er-
neuerbaren Energien in der zukünftigen Energiepolitik
von Europa gar nicht vorkommen. Für Sie mag vielleicht
verwunderlich sein, dass ich mich darüber sogar freue;


(Horst Meierhofer [FDP]: Sonst hätten Sie ja nichts zu meckern!)


aber es ging darum, etwas Schlimmeres zu verhindern.
EU-Kommissar Oettinger hatte nämlich einen dramati-
schen Angriff auf unser deutsches EEG in Vorbereitung:
Er wollte versuchen, es von Europa aus zu kippen.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Stimmt ja gar nicht!)


Es ist gut, dass die Mehrheit der EU-Länder das abge-
wehrt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Unter dem Begriff „Harmonisierung“ – das hört sich ja
eigentlich ganz gut an – wollte er versuchen, die einzel-
nen Förderinstrumente der Länder aufeinander abzu-
stimmen. Das heißt, wir hätten wirkungslose Systeme
von anderen übernehmen müssen. Es war richtig, dass
wir sofort interveniert haben.


(Josef Göppel [CDU/CSU]: Herr Röttgen hat interveniert! – Gegenruf des Abg. Ulrich E s e d n re T d n is w A G n w v d c re D fü g d le n a v D g n 5 u im – k D w ti d 3 S A H g (C (D Kelber [SPD]: Herr Röttgen hat der Kanzlerin widersprochen, das stimmt!)


s war richtig, dass wir unseren Europaabgeordneten ge-
agt haben: Seid vorsichtig, passt auf! – Ja, es gibt auch
in paar Aufrechte in der CDU/CSU; auch Sie gehören
azu, Herr Göppel. Aber leider repräsentieren Sie da
icht mehr die Mehrheit Ihrer Fraktion; die Mehrheit Ih-
r Abgeordneten ist mittlerweile auf einem anderen
rip. Ich würde mich freuen, Herr Göppel, es wäre an-
ers.

Warum gibt es diesen Trend, die Angriffe auf das Er-
euerbare-Energien-Gesetz in Deutschland? Der Grund
t die Laufzeitverlängerung; denn die Atomkraftwerke
ollen ihren Strom weiter ins Netz speisen, und der
usbau der Erneuerbaren würde genau das verhindern.
erade wenn die Erneuerbaren ausgebaut werden, kön-
en die großen Energiekonzerne mit ihren Atomkraft-
erken nicht den erhofften Gewinn machen. Deshalb
ersuchen sie, den Ausbau der Erneuerbaren zu verhin-
ern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich persönlich finde deshalb, dass der Begriff „Brü-
kentechnologie“ eigentlich das Unwort des letzten Jah-
s ist.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Das ist alternativlos!)


iejenigen, die die Atomkraft als Brückentechnologie
r die Erneuerbaren bezeichnen und die Laufzeitverlän-

erung deshalb gutheißen, hätten einmal zum Empfang
es Bundesverbandes Erneuerbarer Energien gehen sol-
n. Dort hätten sie feststellen können, dass die Betroffe-
en selber die Laufzeitverlängerung als Mauer und nicht
ls Brücke sehen. Deshalb werden wir weiter dagegen
orgehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Michael Brand [CDU/ CSU]: Die Brückentechnologie ist alternativlos!)


er erste Redner auf diesem Empfang, Herr Fuchs, hat
esagt: Die Umlage für die erneuerbaren Energien wird
och enorm steigen. Am Ende dieses Jahres werden es
Cent statt 3,5 Cent sein. – Das sind Gruselgeschichten,

nd das weiß er auch. Wenn man die Fehlentwicklungen
Erneuerbare-Energien-Gesetz endlich angehen würde

und das muss man tun; das müssen Sie tun –, dann
ann man die Umlage im nächsten Jahr sogar mindern.
as hat eine Studie des DIW, die heute veröffentlicht
urde, deutlich gemacht. Das heißt, wenn man vorsich-
g und sorgfältig mit dem EEG umgeht, dann ist – so
as DIW – im Jahre 2020 die Umlage nicht höher als
,5 Cent, also nicht mehr als in diesem Jahr. Wir fordern
ie auf, das umzusetzen; denn damit bewahren wir den
usbau der erneuerbaren Energien und entwerfen keine
orrorszenarien, wie der Kollege Fuchs das am Montag
etan hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






Bärbel Höhn


(A) )


)(B)

Wichtig ist, dass wir den Bereich der erneuerbaren
Energien schützen, weil er eine Erfolgsgeschichte ist. In
den letzten Jahren wurden durch den Ausbau der Erneuer-
baren Energien 70 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr ein-
gespart, 320 000 Menschen haben Arbeit gefunden, und
beim Export haben wir Spitzenergebnisse zu verzeich-
nen. Das alles lassen wir uns von Ihnen nicht gefährden.
Deshalb kämpfen wir weiter für den Bereich erneuerbare
Energien.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Kämpfen Sie nur weiter!)


– Ja, ab und zu gibt es Abgeordnete, die mitkämpfen.
Das ist doch auch in Ordnung.

Wir müssen uns daneben um einen zweiten Aspekt
kümmern, nämlich um die Energieeinsparung. Ich stelle
fest: Bisher haben Sie nur Sonntagsreden gehalten.
Angela Merkel sagte am 3. Januar 2007 in einem Inter-
view mit der Financial Times Deutschland: Das A und O
ist Energieeffizienz, sparsamer Umgang mit Energie. Im
Koalitionsvertrag heißt es: Wir wollen „die enormen
Potenziale im Bereich Energieeffizienz heben“.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Ja!)


Dann tun Sie es auch! Das, was Sie momentan machen,
ist eine zahnlose Umsetzung der EU-Gesetzgebung. Sie
haben keine Einsparquote, und Sie haben keinen Ener-
giesparfonds. Das Einzige, was Sie haben, ist Informa-
tion. Auf unseren Stromrechnungen bekommen wir ei-
nen Hinweis auf das Internet, wo man sich eine Liste
von Energiedienstleistern angucken soll. So leisten Sie
keinen wirkungsvollen Beitrag zur Verbesserung der
Energieeffizienz. Das ist eine falsche Politik,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


und zwar deshalb, weil es auch im Bereich der Energie-
effizienz enorme Potenziale gibt. Eine Studie des Bun-
desumweltministeriums besagt, dass 260 000 neue Ar-
beitsplätze entstehen könnten, 77 Millionen Tonnen CO2
und 19 Milliarden Euro Energiekosten eingespart wer-
den könnten. Dieses Potenzial wollen wir heben.

Ich komme zum Schluss. Als neue Maßgabe haben
Sie ein Energieeinsparpotenzial von 12,8 Prozent ge-
nannt und nicht mehr 20 Prozent, wie es die EU eigent-
lich vor hatte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709111300

Frau Kollegin.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709111400

Malta ist mit 22 Prozent weiter, auch Österreich, Spa-

nien und Frankreich sind weiter. Setzen Sie endlich die
Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz um.
Das wäre ein Beitrag für mehr Beschäftigung.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])


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(C (D Jens Koeppen hat jetzt das Wort für die CDU/CSU raktion. Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Wir diskutieren heute wieder einen Anag der Grünen zum Thema klimaverträgliche Energieersorgung. (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist immer gut!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709111500

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jens Koeppen (CDU):
Rede ID: ID1709111600

inige dieser Anträge – in der Vergangenheit haben Sie
mer wieder welche eingebracht – sind nahezu iden-

sch. Sie haben eine andere Überschrift gewählt, aber
ie Forderungen sind die gleichen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihnen muss man immer dasselbe sagen!)


ber was nutzt die Quantität, die Antragsflut, wenn die
ualität nicht stimmt?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s ist außerdem bemerkenswert, mit welcher Beharrlich-
eit Sie immer wieder mit demselben Kopf durch die-
elbe Wand wollen.

Aber es ist auch gut, dass Sie diese Anträge stellen;
enn das gibt uns die Gelegenheit, über das Thema Um-
elt und Energie zu sprechen und darauf zu verweisen,
ass man erstens – das ist der Kardinalfehler – bei der
nergie- und Klimapolitik nicht nur national denken
arf, sondern auch global denken muss. Zweitens. Nach-
altige Energiepolitik muss sich am Zieldreieck Versor-
ungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz
usrichten. Bei Ihnen brechen immer zwei Säulen weg,
ämlich die Versorgungssicherheit und die Wirtschaft-
chkeit. Drittens. Unser Energiekonzept, Frau Kotting-
hl, richtet sich an diesem Zieldreieck aus. Damit ma-

hen wir den Weg frei, solide ins regenerative Zeitalter
u gehen. Diesen Weg wollen wir beharrlich gehen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden wir am Ende sehen!)


ie können gerne mitmachen.


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


Herr Kelber, auch Sie sind eingeladen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Energiepolitik in Deutschland nur am Klima-
chutz auszurichten, ist blauäugig, es gefährdet den
tandort Deutschland und den internationalen Klima-
chutzdialog. Deutschland in ein grünes Paradies zu ver-
andeln, ohne dabei den Blick in die Welt zu wagen, ist

u wenig, ja sogar fahrlässig.

Es reicht eben nicht aus, nur zu fordern – und das wö-
hentlich! –, dass wir bis zum Jahr 2030 100 Prozent er-





Jens Koeppen


(A) )


)(B)

neuerbare Energien haben wollen. Es reicht nicht aus, zu
sagen: Im Jahr 2050 wollen wir 95 Prozent CO2-Reduk-
tion erreicht haben.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Müssen! Nicht wollen!)


Es reicht auch nicht aus, immer nur zu schreiben, dass
Wind und Sonne Vorrang beim EEG haben. Es reicht
nicht, zu schreiben


(Rolf Hempelmann [SPD]: Was reicht denn?)


– ich komme gleich dazu –, dass Kohle und Kernkraft
verteufelt werden, ohne zu beachten, dass wir darauf
heute noch nicht verzichten können, Herr Hempelmann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Eine moderne Energieversorgung muss ganzheitlich
ausgerichtet werden. Dazu haben wir in unserem Ener-
giekonzept einen Fahrplan vorgelegt, der genau dieses
Zieldreieck beachtet. Sicherlich, man kann die Ziele
noch ambitionierter gestalten und immer noch einen
draufsetzen, aber wir brauchen auch den gesellschaftli-
chen Konsens. Wir müssen die Menschen im Lande und
vor allen Dingen auch die Länder mitnehmen; ohne die
wird das nichts.

Meine Damen und Herren, Sie hingegen richten Ihre
Politik einseitig auf den Klimaschutz aus, egal was die
Menschen künftig dafür bezahlen müssen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau wieder das falsche Argument!)


Ihnen ist es egal, dass die Wirtschaft unter diesem Kos-
tendruck leiden muss. Sie treiben mit Ihrer Politik auch
die soziale Spaltung der Gesellschaft voran.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie wird das Ergebnis haben, dass einige sich die Ener-
gie leisten können, andere nicht. Das führt bereits jetzt
dazu, dass die Akzeptanz für erneuerbare Energien ra-
pide abnimmt.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Ja, leider!)


Sie riskieren die Abwanderung der Industrie in ver-
meintliche Energieparadiese. Das lehnen wir strikt ab.
Bezahlbare Energie muss für alle in Zukunft möglich
sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709111700

Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage von

Frau Höhn zulassen?


Jens Koeppen (CDU):
Rede ID: ID1709111800

Selbstverständlich.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709111900

Bitte schön.

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(C (D Herr Kollege, Sie haben wieder das falsche Argument ebracht, nämlich dass durch die Erneuerbaren alles tol teuer wird und dass man das deshalb nicht bezahlen ann. (Michael Brand [CDU/CSU]: Nein, das hat er nicht gesagt!)

Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709112000

önnen Sie hier bestätigen, dass die Preise an der Leip-
iger Börse seit 2008 am Spotmarkt und am Termin-
arkt um 30 bis 40 Prozent gesackt sind, dass die
trompreiserhöhung um 7,5 Prozent von allen Energie-
ersorgern nicht hätte stattfinden dürfen, weil diese Er-
öhung nur in die Gewinne gegangen ist, und dass Eon
nd RWE bei den Erzeugerpreisen mittlerweile Renditen
aben, die höher sind als die von Ackermann? Können
ie also bestätigen: „Der eigentliche Preistreiber ist die
onopolsituation am Markt“?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Rolf Hempelmann [SPD]: Das ist auch O-Ton Bundesnetzagentur!)



Jens Koeppen (CDU):
Rede ID: ID1709112100

Sehr geehrte Frau Höhn, lieber Herr Hempelmann,

sgelöst von jeder Kostenentwicklung und von anderen
onditionen: Die erneuerbaren Energien werden in Zu-
unft nicht die Innovationskraft haben, die nötig ist.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das ist Ihr Argument!)


ie werden auch nicht die Technologietreiber sein. Wenn
ie heute den Monopolmarkt der erneuerbaren Energien
erkünden und ausschreiben würden, dann würden die
ertschöpfung und insbesondere die Exportkraft in die-

em Bereich extrem geschwächt.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie was zu den Gewinnen der Konzerne! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beantworten Sie mal die Frage!)


hne jeglichen Wettbewerb und ohne Kostendruck wür-
en die erneuerbaren Energien ihr großes Potenzial ver-
pielen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie immer: Die Konzerngewinne werden verschwiegen!)


ine einseitige Energiepolitik, die mit hohen Subventio-
en arbeitet, hätte den Effekt, dass die Versorgung aus
rneuerbaren Energien in 20 bis 30 Jahren teilweise un-
ezahlbar würde. Das können und werden wir nicht zu-
ssen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, in Ihrem
ntrag wird immer wieder ein – vermeintlicher – Wider-

pruch zwischen erneuerbaren Energien und Energieeffi-
ienz auf der einen Seite und CO2-armen Technologien
uf der anderen Seite aufgemacht. Ihre kategorische und
nervierende Absage an einzelne Technologien können,
ollen und werden wir nicht mittragen. Unser Ansatz
ilt nach wie vor: Technologieoffenheit, Wettbewerb,





Jens Koeppen


(A) )


)(B)

Marktanreiz statt Dauersubventionierung und Preistrei-
berei.


(Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie subventionieren die Atomenergie!)


Der freiwillige Verzicht auf einzelne Technologien,
der Verzicht auf die Technologieoffenheit würde die
Preise massiv steigen lassen. Sie riskieren damit außer-
dem, dass die Senkung der CO2-Emissionen in dem ge-
steckten Zeitrahmen nicht möglich wird.

Sie setzen alles auf eine Karte: auf Wind, Sonne und
Biomasse. Aber Sie können das doch nicht so einengen
und für 40 oder 50 Jahre im Voraus festlegen, dass Sie
andere Technologien nicht mehr zulassen. Mit einer sol-
chen Politik würden Sie auch die Kernfusionsforschung
ausschließen sowie andere Technologien, die heute noch
nicht erforscht sind. Damit würden wir eine große
Chance vertun.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sparen wir Geld!)


– Das mag aus Ihrer Sicht so sein, aber ich glaube, dass
wir eine Chance vertun.

Wir sind in Europa im Bereich der erneuerbaren Ener-
gien auf einem guten Weg. Aus der Mitteilung der Euro-
päischen Kommission vom Januar geht hervor, dass die
Ziele für die erneuerbaren Energien bis 2020 erreicht
und, wenn wir gut sind, sogar übertroffen werden, wenn
die Mitgliedstaaten ihre Aktionspläne auch wirklich
vollständig umsetzen und wenn die Finanzierungsinstru-
mente verbessert und evaluiert werden. Frau Höhn, dazu
gehört auch das EEG; denn auch ein bewährtes Tool wie
das EEG muss für die Zukunft neu aufgestellt werden,
muss verbessert werden, muss sich einer Evaluation un-
terziehen. Das EEG muss insbesondere Anreize für neue
Technologien, für Innovationen, für Speicherlösungen,
für intelligente Netze und Zähler, für Einsparungen beim
Eigenverbrauch schaffen.


(Horst Meierhofer [FDP]: Sehr richtig! Nichts im Antrag!)


Die Kosten-Nutzen-Relation muss deutlich verbessert
werden: mehr Markt, mehr Wettbewerb. Ein Weiter-so
mit einer blinden Einspeisevergütung darf es nicht ge-
ben. Darauf sollten wir auch bei der EEG-Novelle ach-
ten.

Meine Damen und Herren, ich bin ja von Beruf Elek-
trotechniker. Eines hat mich in Ihrem Antrag sehr gestört
und geärgert: kein Wort zum dringend notwendigen Netz-
ausbau.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Die sind ja auch dagegen!)


Wie kommt der Windstrom aus der dünn besiedelten
Uckermark, wo ich wohne, nach Berlin? Wenn wir den
Anteil der erneuerbaren Energien wirklich so massiv
ausbauen wollen – darin sind wir uns ja einig –, dann
brauchen wir schnell 3 600 Kilometer neue Stromleitun-
gen.

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(C (D (Ulrich Kelber [SPD]: Sagt wer? – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind doch Horrorzahlen!)


ieser notwendige Netzausbau wird aber teilweise von
ren Leuten vor Ort – das heißt nicht von Ihnen hier,

ber von Ihnen nahestehenden Organisationen vor Ort –
ehement blockiert.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wer hat die 3 600 Kilometer festgelegt? – Gegenruf des Abg. Michael Brand [CDU/CSU]: Der Redner!)


s handelt sich um den NABU, den BUND, Ihre Kreis-
erbände. Sie tun das, obwohl andererseits Techniken
r Spannungsgrößen in Höhe von 380 000 Volt über-

aupt noch nicht ausgereift sind. Aber das ist Ihnen egal.
us den Augen, aus dem Sinn. Sie wollen die Leitungen
nter die Erde verlegen, trotz zehnmal so hoher Kosten


(Ulrich Kelber [SPD]: Wer sagt, dass es 3 600 Kilometer sein sollen? – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch!)


Sie können gleich etwas dazu sagen; Herr Kelber, Sie
ind gleich dran –,


(Ulrich Kelber [SPD]: Tue ich doch!)


otz größerer Umweltbelastung, trotz höherer Flächen-
anspruchnahme, trotz riesiger Schneisen, die geschla-

en werden müssen, trotz zigmal so hoher Bodenversie-
elung aufgrund der nötigen Betonwannen. Sie sagen:
Aus den Augen, aus dem Sinn“, und schüren die Pro-
ste. Es ist nicht redlich, Woche für Woche eine Ener-
ieversorgung zu 100 Prozent aus Erneuerbaren zu for-
ern, aber dann, wenn es spannend wird, den Schwanz
inzuziehen und die Drecksarbeit die anderen Abgeord-
eten machen zu lassen.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


amit werden wir uns nicht zufriedengeben. Das ist
eine redliche Umweltpolitik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben keine Ahnung!)


Eine weitere Klimaschutztechnologie, die Sie vor Ort
mer wieder vehement bekämpfen und verteufeln, weil

ie Angst haben, diese erklären zu müssen, ist CCS. Ei-
erseits sagen Sie Ja zu CCS im Rahmen von For-
chungsprojekten und Industrieprojekten.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Was sagen Sie denn? Legen Sie doch erst einmal einen Gesetzentwurf vor!)


ndererseits sagen Sie hier, ohne irgendeine wissen-
chaftliche Verifizierung, es sei eine nicht verantwort-
are Risikotechnologie.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagt das nicht ein CDU-Ministerpräsident in Schleswig-Holstein? Wer war das noch mal? Welcher Partei gehört der denn an?)






Jens Koeppen


(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, das ist Panikmache. Ohne die
CCS-Technologie werden die Kosten für unsere Klima-
schutzmaßnahmen nach Einschätzung der Europäischen
Kommission um 70 Prozent steigen, oder unsere Bemü-
hungen werden scheitern. Aber das wollen Sie wohl in
Kauf nehmen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie doch mal mit Ministerpräsident Carstensen! – Weiterer Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Warum legen Sie nichts vor?)


Der Innovationsstandort Deutschland wird nur dann
bestehen, wenn unabhängige Wissenschaftler Forschung
ohne Scheuklappen betreiben und Demonstrationen auch
bei solchen Technologien durchführen dürfen. Es wird
schwer werden, den Chinesen oder Indern diese Techno-
logie zu verkaufen, die ja nun einmal jede Woche ein
neues Kohlekraftwerk ans Netz nehmen und Mengen
dort speichern müssen, bei denen wir hier gar nicht mit-
halten können,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Inder haben doch überhaupt keine Speicher dafür! Erkundigen Sie sich mal! Reden Sie mal mit denen!)


wenn diese Technologie hier im Land bei Demonstratio-
nen schon für gefährlich erklärt wird. Ich erinnere in die-
sem Zusammenhang nur an den Transrapid. Wir müssen
Technologien hier ausprobieren, um sie dann exportieren
zu können. Sonst wird das nichts.

Wir werden in Kürze ein CCS-Gesetz zur Verabschie-
dung vorlegen, das Risiken für Mensch und Umwelt aus-
schließt. In diesem Punkt werden wir auch keine Kom-
promisse zulassen.

Meine Damen und Herren von den Grünen, in Ihrem
Antrag schreiben Sie wörtlich:

Eine konsistente Klimaschutzstrategie muss vom
Ziel her gedacht und angegangen werden.

Da unterstütze ich Sie voll und gebe Ihnen uneinge-
schränkt recht. Ich füge aber hinzu: Hier darf es keine
Denkverbote geben, hier darf es keine Technologiever-
teufelung geben, und hier darf es auch keine ideologi-
sche Herangehensweise geben.

Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Aufmerk-
samkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709112200

Ulrich Kelber ist der nächste Redner für die SPD-

Fraktion.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Da bin ich einmal gespannt, ob er für oder gegen Netzausbau ist!)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1709112300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Der europäische Energiegipfel letzte Woche war

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(C (D ichts anderes als ein Krisengipfel. Die Europäische nion ist von all ihren energieund klimapolitischen ielen im Augenblick meilenweit entfernt, und in allen uropäischen Staaten und zugleich auch in der EU-Komission lässt der Elan zur Erreichung der Ziele nach. Was uns aber am meisten beschäftigen sollte, ist, dass eutschland vom früheren Tempomacher und Innovaonsmotor in der europäischen Energieund Klimapolik zur Stotterbremse geworden ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Horst Meierhofer [FDP]: Quatsch mit Soße!)


ies ist für uns doppelt gefährlich: Erstens. In Europa
hlt ein wichtiger Antreiber für eine nachhaltige Ener-

iepolitik. Zweitens. Deutschlands wirtschaftliche Inte-
ssen sehen im Grunde genommen ganz anders aus als

as, was jetzt von einigen Verbänden diktiert wird.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Das ist doch Parteipolitik!)


ir als Hightechland sind eigentlich prädestiniert, Ener-
ieeffizienztechnologien zu liefern. Stattdessen müssen
ir uns jetzt bescheinigen lassen, dass wir in der Euro-
äischen Union Schlusslicht bei den Energieeffizienzbe-
ühungen sind. Wir sind zwar Weltmarktführer bei den

rneuerbaren Energien, verspielen diese Position aber im
ugenblick. Früher waren wir Klimaschutztreiber in der
uropäischen Union; jetzt kann sich die Regierungs-
oalition noch nicht einmal darüber einig werden, ob sie
as europäische Ziel von verbindlich 30 Prozent minus
is 2020 unterstützt oder nicht. Das ist ein Jammerspiel
n dieser Stelle.


(Beifall bei der SPD – Michael Brand [CDU/ CSU]: Das sind doch Phrasen!)


ie SPD fordert eine sofortige Kehrtwende in der deut-
chen Energiepolitik, und zwar bei der zu Hause und bei
er in der Europäischen Union.

Warum haben wir heute einen Antrag vorliegen? Wa-
m musste in der letzten Woche ein Antrag eingebracht
erden? Ich erwarte von einer Regierung zu einem solch
ichtigen europäischen Gipfel der Staats- und Regie-
ngschefs eine Regierungserklärung. Weder haben wir
der letzten Woche eine Regierungserklärung dazu be-

ommen, mit welchem Ziel man hineingeht, noch heute
inen Bericht dazu, welche Folgen die Beschlüsse und
ichtbeschlüsse dieses Gipfels für die deutsche Energie-
olitik und für die Investitionen in Deutschland hätten.
o kann man keine Europapolitik betreiben.

Das schwarz-gelbe Bündnis mit den großen Energie-
onzernen behindert Deutschlands Energiezukunft.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das hat aber Vorläufer!)


ieses Ketten an Wünsche und Strategien der großen
nergiekonzerne schafft keine Energiezukunft; es ver-
pielt mögliche Schritte.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Das ist doch eine Unterstellung!)






Ulrich Kelber


(A) )


)(B)

Ich möchte das an ein paar Beispielen deutlich machen:
Wenn man den Vorschlägen der großen Energiekonzerne
folgt, verlängert man deren teures Monopol in die Zu-
kunft. Ich will Ihnen das mit Zahlen belegen:

In den letzten Wochen haben sich immer wieder Red-
nerinnen und Redner aus der schwarz-gelben Koalition
– auch Herr Oettinger hat dies getan – darüber beklagt,
wie hoch die Strompreise aufgrund der Förderung erneu-
erbarer Energien in Deutschland gestiegen seien, und
meinten, dass dies ein Thema sei, auf das wir ein Augen-
merk haben müssten. Für einen Vierpersonenhaushalt wer-
den 140 Euro als Zahl genannt. Schauen wir uns jetzt nur
einmal die Gewinne der drei größten deutschen Energie-
konzerne an: Das sind 23 Milliarden Euro, von 6 Milliar-
den Euro vor ein paar Jahren sind sie auf 23 Milliarden
gestiegen. Das sind Pi mal Daumen 300 Euro pro Kopf
der Bevölkerung. Das heißt, die vierköpfige Familie, die
140 Euro für die Förderung der erneuerbaren Energien,
für 350 000 daraus entstandene Arbeitsplätze und Kli-
maschutz zahlt, überweist 1 200 Euro direkt an die drei
Energiekonzerne. Wo sind die Worte und Taten der Re-
gierung zu diesem Thema? Sie beschäftigen sich nur mit
den Zahlen der erneuerbaren Energien.

Wenn Sie als Bundesregierung schon nicht auf uns als
Opposition hören, dann hören Sie doch wenigstens Ihren
eigenen Institutionen zu. Die Bundesnetzagentur sagt:
Die Strompreiserhöhungen jetzt sind mit den Entwick-
lungen der erneuerbaren Energien nicht zu begründen;
sie sind reine Margenerhöhungen der großen Energie-
konzerne. – Oder ganz aktuell sagt heute eine Studie des
Umweltbundesamtes, einer nachgeordneten Behörde Ih-

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1709112400
85 Pro-
zent der Strompreiserhöhungen der letzten zehn Jahre
haben nichts, aber auch gar nichts mit der Förderung der
erneuerbaren Energien zu tun, sondern dienten allein den
Margenerhöhungen der großen Energiekonzerne. – Wa-
rum sind Sie im Bündnis mit den Energiekonzernen ge-
gen die Verbraucherinnen und Verbraucher in diesem
Land?


(Beifall bei der SPD – Michael Brand [CDU/ CSU]: So eine Propaganda! – Gegenruf des Abg. Rolf Hempelmann [SPD]: Das muss man einfach mal zur Kenntnis nehmen!)


Schwarz-Gelb bekennt sich in dem sogenannten
Energiekonzept ganz eindeutig zur Förderung der erneu-
erbaren Energien. Nur: Sie wollen die erneuerbaren
Energien dort fördern, wo die Interessen der Energiekon-
zerne liegen.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Durch Wiederholungen wird es nicht besser!)


Das heißt, sie wollen zusätzliches Geld in die großen
Offshorewindparks stecken. Sie wollen Geld in den Netz-
ausbau stecken, um Solarthermiekraftwerke in Südeu-
ropa und Nordafrika anzuschließen. Denn das ist die
Idee in den Konzernzentralen: Wir lutschen unsere
Kohle- und Atomkraftwerke an ihrem goldenen Ende
aus, solange es geht, und verkaufen billig produzierten
Strom teuer an die Verbraucherinnen und Verbraucher,

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(C (D (Michael Brand [CDU/CSU]: Sie lutschen einen alten Bonbon!)


nd danach ersetzen wir diese Kraftwerke durch große
entrale Erzeugungseinheiten. Damit wird die ganze
ee zerstört, eine dezentrale Energieerzeugung mit ho-

er Wertschöpfung und weniger Netzausbau zu errei-
hen. Wir erhalten für weitere Jahrzehnte ein Monopol,
as für die Verbraucherinnen und Verbraucher und für
ie heimische Wirtschaft teuer ist. Das bringt keine Zu-
unft.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


Der Innovationsmangel Ihrer Politik schadet der deut-
chen Wirtschaft; denn ohne einen starken Heimatmarkt
ntstehen nicht die Technologien, die man auf dem Welt-
arkt verkaufen kann. Man muss einen Heimatmarkt

aben, auf dem man eine Entwicklung finanzieren kann
nd auf dem man zeigen kann, dass es funktioniert, da-
it die entsprechenden Produkte in der Welt gekauft
erden. Das war der dritte Fehler des Bündnisses.

Wir, die SPD, wollen eine dezentrale und wettbe-
erbliche Energieversorgung, eine massive Reduktion
es Energieverbrauchs, einen schnellen und vollständi-
en Umstieg auf erneuerbare Energien. Dazu heißt es im
utachten des von der Bundesregierung eingesetzten
achverständigenrats für Umweltfragen: Eine vollstän-
ig regenerative Energieversorgung ist technologisch
achbar und „ökonomisch vorteilhaft“. Jetzt kommt der

ntscheidende Punkt, der bei der Solardeckeldebatte ver-
essen wurde: Der Sachverständigenrat für Umweltfra-
en, der von der Regierung selbst eingesetzt wurde, sagt,
ass der Übergang zur regenerativen Stromversorgung in
eutschland durch das sogenannte Energiekonzept von
chwarz-Gelb länger dauern und teurer sein wird. Das
t ein entscheidender Punkt im neuen Gutachten der so-
enannten Umweltweisen.

Nach einem Jahr schwarz-gelber Energiepolitik ist
chon ein Investitionsstopp in Deutschland nachweisbar
nd nachmessbar: Es gibt einen Einbruch bei den Neu-
auten hochflexibler GuD-Kraftwerke; denn die Stadt-
erke wollen nicht mehr investieren, weil ihnen durch
ie Laufzeitverlängerung bei den Atomkraftwerken der
oden unter den Füßen weggerissen wurde. Es gibt
eine Modernisierung des Kraftwerksparks; das schadet
er Umsetzung unserer Klimaziele, Herr Kauch. Es gibt
in Absacken bei den Aufträgen in allen Bereichen der
rneuerbaren Energien, auch bei der Windenergie. Wenn
ie sich nur die Meldungen der letzten Wochen ansehen,
ach denen RWE und EnBW trotz wieder gestiegener
ewinne ankündigen, ihre Investitionen in erneuerbare
nergien zurückzufahren, dann erkennen Sie doch, wel-
he Auswirkungen Ihre Politik hat.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Bekennen Sie sich doch mal zum Netzausbau!)


Ein Land lebt doch nicht davon, dass Dinosaurier-
raftwerke weiterbetrieben werden können und die Ge-
inne in Konzernschatullen verschwinden; ein Wirt-





Ulrich Kelber


(A) )


)(B)

schaftsstandort lebt von Investitionen und Innovationen.
Hier haben Sie einen entscheidenden Fehler gemacht.


(Beifall bei der SPD)


Zum Thema Energieeffizienz. Anstatt den sparsamen
Umgang mit Energie zu beschleunigen, treten Sie auf die
Bremse. Sie von der CDU/CSU hatten mit der SPD eine
anspruchsvolle Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen, die
einen starken Rückgang des Energieverbrauchs vorsah.
Im sogenannten Energiekonzept war dieses Ziel schon
abgeschwächt. Dann haben wir hier ein Energieeffi-
zienzgesetz vorgelegt bekommen, das nicht einmal mehr
die Umsetzung der Vorgaben aus dem sogenannten
Energiekonzept vorsah, sondern nur noch die Erreichung
des Mindestmaßes, das die Europäische Union auch von
Deutschland fordert. Das würde ja bedeuten: Für das
Hightechland Deutschland gelten die gleichen Vorgaben
wie für ein bulgarisches Dorf.

Sie von der Bundesregierung haben dann nicht einmal
die Vorgaben dieses Gesetzes nach Brüssel gemeldet,
sondern nur einen Plan, auf den die Europäische Union
mit dem Hinweis reagierte, dass Deutschland von allen
Industrieländern der Europäischen Union das Land mit
den am wenigsten ambitionierten Zielen bei der Energie-
effizienz sei. Das war für einen Hightechstandort wie
Deutschland eine Ohrfeige. Wir machen dank schwarz-
gelber Energiepolitik weniger als alle anderen.


(Jens Koeppen [CDU/CSU]: Was ist mit dem Netzausbau?)


Das birgt für uns eine große Gefahr: Schwarz-Gelb
tritt hier auf die Bremse, während unsere Konkurrenten
– China, Korea, Japan, USA, Brasilien – ihre Maßnah-
men in den Bereichen der erneuerbaren Energien und der
Energieeffizienz massiv beschleunigen. Wir halten doch
nicht unsere Weltmarktposition, wenn Sie sich auf den
Lorbeeren der Vorgängerregierung ausruhen, sondern
nur durch mutiges Voranschreiten.

Damit wir nicht immer nur beim Strom bleiben,
nenne ich Ihnen vergleichbare Beispiele aus dem Wär-
mebereich. Sie haben den Umfang der Programme ver-
ringert oder sie gestoppt. Sie haben keine Effizienzvor-
gaben gemacht. Folge: In Italien, in Großbritannien,
überall steigt die Zahl der Maßnahmen zur Energiedäm-
mung, etwa Kesselaustausch, und es steigt der Einsatz
von Solarthermie. In Deutschland gab es bei den Wär-
mepumpen ein Minus von 6 Prozent, beim Tausch bei
Heizungen ein Minus von 18 Prozent und beim Einbau
von Solarthermieanlagen ein Minus von 27 Prozent. Das
ist die Bilanz eines Jahres schwarz-gelber Politik.

Sie liefern die Verbraucherinnen und Verbraucher ei-
nem Monopol aus.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Das stimmt!)


Sie lassen sie mit steigenden Weltmarktpreisen allein,
anstatt ihnen zu helfen, weniger zu verbrauchen. Sie
werden damit nicht nur in Deutschland zum Bremsklotz.
Schwarz-Gelb wird damit auch zum Bremsklotz der eu-
ropäischen Energie- und Klimaschutzpolitik. Vom Tem-
pomacher zur Stotterbremse – das ist eine Blamage für
Deutschland in der Europäischen Union.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Jens Koeppen [CDU/ CSU]: Das war genial! – Michael Brand [CDU/CSU]: Kein Wort zum Netzausbau! Bezeichnend! – Ulrich Kelber [SPD], an den Abg. Michael Brand [CDU/CSU] gewandt: Machen Sie doch eine Kurzintervention! – Gegenruf des Abg. Michael Brand [CDU/CSU]: Nichts da! Hier wird keine Zeit geschenkt!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709112500

Nächster Redner ist der Kollege Horst Meierhofer für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1709112600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

islang haben wir sowohl von Herrn Kelber als auch
on Frau Höhn sehr wenig zu dem Antrag gehört.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Nichts! – HansJosef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zum EU-Gipfel!)


h frage mich, worüber hier geredet wurde.


(Ulrich Kelber [SPD]: EU-Energiepolitik? EU-Energieeffizienzziel?)


ber die Digitalisierung des europäischen Kinos? Jeden-
lls wurde nicht über den Antrag geredet. Das Gesagte

atte nämlich nichts damit zu tun. Ich weiß nicht, ob Sie
r oder gegen diesen Antrag sind. Sie haben den Antrag
it keinem Wort erwähnt. Man fragt sich wirklich, was
r Debatten hier geführt werden. Hier geht es nicht um

chaufensterdebatten, sondern um einen konkreten An-
ag, in dem zwar einiges, aber leider nichts Konkretes
teht.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Sagen Sie mal was dazu! – Ulrich Kelber [SPD]: Herr Meierhofer!)


as würde ich gerne einmal aufzeigen. Ich möchte ver-
uchen, ein paar Sachen klarzustellen.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Sie können es besser! Fangen Sie noch einmal von vorne an!)


ielleicht können Sie später sagen, ob die SPD dafür
der dagegen ist.

In der Überschrift steht: „Erneuerbar, effizient, si-
her“. Was hier fehlt, sind die Punkte Klimaverträglich-
eit und Finanzen. Die Kosten für den Verbraucher soll-
n wir nicht ganz vernachlässigen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb haben wir einiges dazu gesagt! – Gegenruf des Abg. Michael Brand [CDU/CSU]: Aber nichts zum Netzausbau!)


an sollte sich vielleicht auch über die Ressourcen Ge-
anken machen und über den Umweltschutz; auch dieses
hema kommt in Ihrem Antrag überhaupt nicht vor.





Horst Meierhofer


(A) )


)(B)

Sie wägen ganz allgemein ab und bringen keinen ein-
zigen konkreten Vorschlag, wie man das tatsächlich
schaffen kann. Sie setzen sich sehr ambitionierte Ziele,
haben eine Idee, wie das Ergebnis aussehen soll, aber Sie
sagen nicht, wie man das Ziel erreichen kann. Das ist ein
Schaufensterantrag, der an Populismus nicht zu überbie-
ten ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gucken Sie einmal in unser Energiekonzept! Da steht ganz viel drin!)


Sie fordern nicht nur für Deutschland, sondern für
ganz Europa eine Vollversorgung mit Strom aus erneuer-
barer Energie bis 2030 – das ist in 19 Jahren –, wohl wis-
send, dass Deutschland dieses Ziel schwerlich erreichen
wird,


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber doch nur wegen FDP und Union!)


weil wir dafür das 500-Fache an Speicherkapazität brau-
chen werden. Herr Fell, vielleicht können Sie uns erklä-
ren, wie das mithilfe der Grünen erreicht werden kann.
Vielleicht können Sie uns auch noch sagen, wie man es
schaffen kann, dass die Netze ausgebaut werden. Dazu
haben Herr Kelber und Frau Höhn nichts gesagt. Dazu
sagen Sie alle überhaupt nichts, weil Sie Angst haben,
konkret zu werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein Antrag, der sich mit der europäischen Energiepo-
litik der Zukunft beschäftigt, aber mit keinem Wort den
Netzausbau erwähnt, ist das Papier nicht wert, auf dem
er geschrieben steht.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Jawohl! Kein Wort! Weder Rot noch Grün! Kelber hat geschwiegen! Höhn hat geschwiegen! – Rolf Hempelmann [SPD]: Einfach nur zuhören!)


– Sie haben den Antrag ja nicht geschrieben, Herr
Hempelmann. Ich muss mich auf das beziehen, was mir
vorliegt, und in dem Antrag taucht das Wort „Netze“
kein einziges Mal auf.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wenn Sie nicht wissen, was Dezentralität bedeutet, dann ist das Ihr Problem!)


Es geht darum, dass einige Länder weit hinter
Deutschland zurückliegen. Das ist eine Vielzahl von
Ländern, zum Beispiel Frankreich, Bulgarien, Rumänien
oder auch Belgien, das 6 Prozent des Stroms aus erneu-
erbaren Energien bezieht. Erklären Sie diesen Ländern
einmal, dass sie in 19 Jahren etwas erreichen müssen,
was Deutschland, der Vorreiter auf diesem Gebiet, kaum
schaffen wird. Erklären Sie mir mal bitte, warum ir-
gendein Land mit uns ins Gespräch treten soll, wenn sol-
che illusorischen Ziele erreicht werden sollen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michael Brand [CDU/CSU]: Genauso ist es! – Dorothea Steiner [BÜND H G w K O h a E S E n N a tu S n n A b u N v w s tu s – tr s w b (C (D NIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht bei dieser Regierung!)


ier wird ein Popanz aufgebaut. Glauben Sie, weil die
rünen das im deutschen Parlament beschlossen haben,
ird daraus auf europäischer Ebene ein vernünftiges
onzept? Ich habe das wirklich nicht ganz verstanden.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Das konnte man auch nicht verstehen! – Jens Koeppen [CDU/ CSU]: Träumereien!)


Am Montag hatten wir die Möglichkeit, Herrn
ettinger, dem EU-Energiekommissar, zuzuhören. Er
at sehr klar gesagt, dass er die erneuerbaren Energien
ls Zukunftsmarkt ansieht.


(Ulrich Kelber [SPD]: Weil es ein Zukunftsmarkt der Konzerne ist!)


r hat auch klargemacht, dass ein ganz entscheidender
chritt der Aufbau eines europäischen Netzes sein wird.
r hat gesagt, dass es wichtig sein wird, die verschiede-
en Nationen miteinander zu verbinden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie müssten als FDP doch für dezentrale Lösungen sein! Warum hängen Sie sich so an die Konzerne?)


Die baltischen Staaten haben mit dem europäischen
etz nichts zu tun. Sie bekommen zu 100 Prozent Gas

us Russland. Deren Netze haben mit unseren nichts zu
n. Gleichzeitig erwarten wir, dass sie in 19 Jahren den
trom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewin-
en? Sie müssen erklären, wie das funktionieren soll. Sie
ennen vollkommen utopische Zahlen, haben aber keine
ntwort auf die Frage der Grenzkuppelstellen. Wie ver-
inde ich Netze miteinander? Wie verbinde ich Norden
nd Süden? Wie sieht das mit den Interkonnektoren aus?
ichts dazu steht in Ihrem Antrag. Aussagen dazu wären
ielleicht theoretisch und würden nicht so nett klingen
ie die in Ihrem Pippi-Langstrumpf-Antrag, in dem Sie

ich die Welt so malen, wie sie Ihnen gefällt.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das haben Sie von Brüderle geklaut!)


Solche Aussagen aber hätten etwas mit der Realität zu
n. Das sind die Antworten, auf die wir warten. Dazu

teht aber leider überhaupt nichts im Antrag.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie doch einmal unser Programm!)


Ich will nicht Ihr Programm lesen, sondern Ihren An-
ag. Der ist gerade einmal zwei Seiten lang. Gar nichts
teht darüber drin. Darüber debattieren wir.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da steht doch etwas drin zur Infrastruktur!)


Wenn wir ein europäisches Netz wollen, dann müssen
ir bedenken, dass wir in Deutschland andere erneuer-
are Energieträger nutzen als andere Länder.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Wo sind denn Ihre Vorschläge?)







(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709112700

Es wäre gut, wenn nicht alle gleichzeitig reden woll-

ten. Frau Höhn würde gerne eine Zwischenfrage stellen.
Lassen Sie diese zu?


Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1709112800

Ja, sehr gerne.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ein bisschen lebhaft muss es sein!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709112900

Aber wenn die Lebendigkeit in Unverständlichkeit

ausartet, steht nicht einmal im Protokoll – außer allge-
meinem Tumult –, was hätte vorgetragen werden sollen.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Da hat er recht!)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709113000

Herr Meierhofer, Sie haben vorhin gesagt, in unserem

Antrag steht nichts zu den Netzen. Haben Sie vielleicht
den vorletzten Spiegelstrich übersehen? Da steht:

… eine rasche Klärung bei der Finanzierung des
Energieinfrastrukturpakets der EU unter Beteili-
gung der öffentlichen Hand, …

Das sehen wir anders als Oettinger.

Wir glauben, dass man ein Paket schnüren muss, bei
dem alle ihren Beitrag leisten, die Verbraucher, die Wirt-
schaft und auch die öffentliche Hand. Das ist der Weg,
den wir gehen wollen, und zwar für ein Netz, das vor al-
len Dingen auf erneuerbare Energien ausgerichtet ist und
das nicht gebaut wird, damit der Atomstrom in diesem
Netz Platz hat. Das sind Kosten, die die Verbraucher
nicht bereit sind zu zahlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1709113100

Ich habe gesagt, dass in Ihrem Antrag das Wort

„Netze“ nicht auftaucht und dass Sie nichts zum Netz-
ausbau sagen. Das habe ich Ihnen gesagt, und dabei
bleibe ich.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Entschuldigung, wenn ich die Frage beantworten darf:
Was heißt das denn konkret, was hier steht? Man soll
sich darüber Gedanken machen. Das ist doch Blabla.


(Beifall bei der FDP)


Wollen Sie, dass RWE und andere Netzbetreiber beim
Netzausbau subventioniert werden? Wollen Sie, dass die
europäischen Verbraucher innerhalb der nächsten 19 Jahre
das Dreifache bezahlen müssen? Was ist denn die kon-
krete Folge, die Sie daraus ableiten? Nichts. Gar nichts
leiten Sie daraus ab, und das ist das Problem.


(Beifall bei der FDP)


Sie tun so, als wären Sie diejenigen, die die Erneuer-
baren möglichst schnell ausbauen wollen, und als wären

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(C (D ie klimaund umweltfreundlich. In Wirklichkeit geben ie keinen einzigen sinnvollen Hinweis, wie das gelinen kann. Das ist so bedauerlich an diesem Antrag. (Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen bitte!)


Diesen Antrag zu lesen, dauert keine fünf Minuten,
nd danach ist man genauso schlau wie vorher, Herr Ott.
as kann ich Ihnen schon jetzt sagen.

Sie geben überhaupt keine Antworten darauf, wie an-
ere Länder mit den Deutschen in dieser Frage gemein-
am vorangehen können.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie gehen doch gar nicht voran! Sie stoppen das gerade!)


azu ist in Ihrem Antrag nichts zu lesen. Sie haben ge-
auso wie Herr Kelber ausschließlich über Deutschland
esprochen. Wir reden hier über Europa. 100 Prozent Er-
euerbare in ganz Europa, und das innerhalb von 19 Jah-
n: Das ist vollkommen realitätsfremd. Das ist etwas,
as mich sehr ärgert.

Ich möchte noch eines am Schluss dazu sagen.


(Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um den Strommarkt!)


Ja, es geht um den Strommarkt.

Es geht um die 100 Prozent bzw. die 50 Prozent. Das
t noch absurder, weil der Anteil erneuerbarer Energien
den verschiedenen EU-Mitgliedstaaten teilweise nur

ei 3 Prozent bis 4 Prozent liegt. Belgien hatte Mitte
tzten Jahres – vermutlich jetzt immer noch – nicht ein-
al ein Konzept, um die Erneuerbaren voranzubringen

nd zu fördern. Belgien ist hierbei noch sehr weit von
ns entfernt.

Das spielt für Sie aber überhaupt keine Rolle, weil Sie
eine Verantwortung tragen, weder hier noch sonst ir-
endwo. Aus diesem Grunde haben Sie damit natürlich
uch keine Probleme. Das ist das Problem.


(Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber bald wieder! 2013 spätestens!)


Ich darf zum Schluss sagen: Es klingt wirklich nett,
as Sie erzählen. Es ist wichtig, dass die Leute draußen
itbekommen: Das sind ausschließlich Luftschlösser;

as ist ausschließlich Blabla. Sie blasen die Backen auf.
enn es aber um die konkrete Umsetzung geht, tragen

ie keinen einzigen Anteil an der Verbesserung, auch
us Angst.

Wenn es beispielsweise um Wasserkraft geht, haben
ie natürlich Probleme mit Ihren eigenen Mitgliedern
or Ort. Wenn es um Speicher geht, haben Sie natürlich
robleme vor Ort. Wenn es um Biogasanlagen geht, ha-
en Sie natürlich Probleme vor Ort. Wenn es um Netze
eht, haben Sie natürlich Probleme vor Ort. Wenn es um
O2-freie Kohleverstromung geht – was vielleicht für
olen und andere Länder zumindest mittelfristig interes-
ant sein könnte –, haben Sie keinerlei Antwort.





Horst Meierhofer


(A) )


)(B)


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre FDP hat jede Windkraftanlage verhindert! Sie sind die Blockierer!)


Das ist es, was so wahnsinnig schade ist. Wenn Sie
das nächste Mal debattieren wollen, dann legen Sie doch
bitte einen Antrag vor, der es auch wert ist, debattiert zu
werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das war einer der schwächsten Meierhofer, die ich bisher erlebt habe! – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht eine konstruktive Idee!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709113200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Eva Bulling-

Schröter für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709113300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Was letzte Woche beim EU-Energiegipfel beschlossen
wurde, stand ziemlich im Schatten des Ägypten-Auf-
standes. Das ist vielleicht auch besser so; denn eigentlich
wurde nichts beschlossen, was uns bei der Lösung der
Klima- und Energiefragen wirklich weiterbringt.

Das ist aber auch eine Nachricht, und zwar eine trau-
rige. Sie von der Regierung sind daran natürlich nicht
unschuldig. Diese Nachricht zeigt, dass Europa meilen-
weit davon entfernt ist, die Erderwärmung und den Res-
sourcenschwund angemessen anzugehen.

Es wurde wieder versäumt, das europäische Klima-
schutzziel bis 2020 auf minus 30 Prozent anzuheben.
Wir wissen auch, dass die EU mit ihrem Ziel von minus
20 Prozent die Erderwärmung vorantreibt – das wissen
wir einfach, meine Damen und Herren –, und zwar auf
ein Level von weit über 2 Prozent. So viel zum Thema
„Umweltpolitik global denken“, Herr Koeppen. Das
mahnten Sie schließlich in Ihrer Rede an.


(Jens Koeppen [CDU/CSU]: Anfangen, nicht quatschen!)


Das merken natürlich auch Indien und China. Sie verste-
cken sich nicht nur hinter den USA, sondern wundern
sich auch über Europa. Warum sollen diejenigen, die pro
Kopf nur einen Bruchteil der Abgase ausstoßen, nun ihre
Emissionen reduzieren?

Ich wünsche uns allen bei den nächsten Klimaver-
handlungen im Dezember viel Spaß. Wenn die EU so
weitermacht, werden sich alle wieder genauso aufführen
wie in Kopenhagen. Denn in Durban geht es ans Einge-
machte; dort müssen Beschlüsse gefasst werden. Wir
alle wissen das.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Der angebliche Schwung von Cancún kann dann zur ruchlandung führen. Denn in Cancún wurde ja leider ur eine leere Hülle beschlossen. Deshalb konnte man ich dort gerade noch einigen und hat dann auf einen hantomerfolg angestoßen. Alle Beschlüsse, die wehtun ürden, wurden verschoben, zum Beispiel, wer wie iele Treibhausgase einsparen soll oder welche Industriender wie viel in die Fonds für Klimaschutz und Anpas ung für den globalen Süden zahlen sollen. Das Internaonale Transportforum der OECD hat danach in einer ressemitteilung geschrieben: Nein, von Cancún sei kein usätzlicher Druck auf den Verkehrssektor zur Reduzieng von Emissionen zu erwarten. Die Lehre aus Cancún ei, dass die Herausforderung für die Transportbranche un darin bestehe, sich an ein sich wandelndes Klima nzupassen. Dazu kann ich nur sagen: Na super. Zurück zum Energiegipfel. Herr Oettinger ist zwar it seinem Vorhaben gescheitert, das deutsche EEG ber eine angebliche Harmonisierung der Förderinstruente für erneuerbare Energien auszuhebeln. Dafür hat r aber bei den Atomkonzernen gepunktet. Der vereinarte Vorrang sogenannter CO2-armer Technologien umsst jetzt auch die Atomkraft. Neben den Franzosen euen sich darüber natürlich auch RWE, Eon und Vatnfall. Dazu kann ich nur sagen: Das ist wahrlich ein uropäisches Projekt. Durch diese Strategie werden die Leitungen für die rneuerbaren Energien verstopft. Durch diese Politik ird der Systemkonflikt zwischen regenerativen Enerien und Großkraftwerken weiter verschärft. (Michael Brand [CDU/CSU]: Es gibt doch einen Einspeisevorrang für die Erneuerbaren!)


h frage mich: Wann begreifen Sie das endlich?


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Nie!)


ie naturgemäß schwankende Einspeisung von Öko-
trom passt nicht zu Grundlastkraftwerken; das passt
icht mit Atom- oder Kohlemeilern zusammen.


(Horst Meierhofer [FDP]: Mit Biomasse allein würden wir es nicht schaffen!)


ie bestreiten es jetzt schon wieder. Schauen wir mal,
ie lange der Einspeisevorrang noch bleibt.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Er ist doch da! Eben haben Sie ihn bestritten! Er ist existent!)


h traue Ihnen da nicht über den Weg.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Frau Bulling-Schröter, das ist doch unterirdisch! – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Den Linken trauen wir auch nicht über den Weg! Meistens aus gutem Grund!)


h sage Ihnen: Wenn Sie den Einspeisevorrang kippen,
ann werden Sie Proteste auf den Straßen erleben; denn
iele Menschen sehen das ganz anders als Sie. Sie wol-
n im Kern alte Strukturen.


(Jens Koeppen [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch!)






Eva Bulling-Schröter


(A) )


)(B)

Herr Koeppen hat sich ja für CCS ausgesprochen. Ich
sage: Diese Technologie ist rückwärtsgewandt. Wir leh-
nen diese Technologie ab. Sie ist nicht zukunftsweisend.


(Beifall bei der LINKEN)


Zum Schluss. Ausgerechnet Sie sprechen von sozia-
len Preisen.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Wir machen doch mehr für die Erneuerbaren!)


Sie haben mit Ihrer Laufzeitverlängerung für Atomkraft-
werke mit dazu beigetragen, dass die Konzerne immer
mehr Profite machen. Das wissen wir; das ist bewiesen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709113400

Frau Kollegin.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709113500

Das sagen nicht die Linken, sondern das Öko-Institut

und viele andere Umweltinstitute. Sie unterstützen die
Konzerne; dafür wurden Sie gewählt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Brand [CDU/CSU]: Es wird durch Wiederholen nicht richtiger!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709113600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Maria Flachsbarth

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1709113700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

wundere mich.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Ich mich auch!)


Dass wir gestern Abend ganz heftig über Endlagerung
gestritten haben, dass wir uns in Sachen Kernenergie
hart austauschen, das ist okay, geschenkt. Das ist über-
haupt gar keine Frage. Aber es war immer eine Stärke
dieses Hauses, dass wir bei den Fragen, wie wir die er-
neuerbaren Energien vorantreiben, wie wir die energeti-
sche Umstellung dieses Landes bewerkstelligen wollen,
über alle Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg gemein-
sam gehandelt haben.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war einmal!)


Von daher denke ich, dass es besser wäre, wenn in dieser
Debatte andere Töne anschlagen würden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Jetzt sind Sie wieder auf Gegenkurs!)


Der Klimaschutz – da sind wir uns doch völlig einig,
Herr Kelber – ist die herausragende umweltpolitische
Herausforderung der Gegenwart.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ja!)


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(C (D s geht um die Vorsorge für eine langfristig tragfähige konomische wie ökologische Entwicklung. Wir wissen, ass wir das 2-Prozent-Ziel erreichen müssen; dafür üssen bis 2050 mindestens 80 Prozent der Treibhaus asemissionen eingespart werden. Wir wissen, dass die rde ein industrielles Wachstum auf dem Niveau des isherigen Ressourcenverbrauchs einfach nicht erträgt. ir wissen, dass China mit seinen 6 Milliarden Tonnen O2-Emissionen pro Jahr zwar der größte Emittent ist, er einzelne Chinese aber nur halb so viele Emissionen ie ein Deutscher und nur ein Viertel der Emissionen eies US-Amerikaners verursacht. Ein Inder wiederum erursacht nur ein Viertel des CO2-Ausstoßes, den ein hinese verursacht. Wir wissen, dass deshalb Handngsbedarf besteht. Ich finde, ab und an sollte man auch iese Dimension betrachten, damit man ernsthaft diskuert, statt sich nur gegenseitig politische Argumente um ie Ohren zu schlagen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Menschen auf der ganzen Welt wollen an unse-
m Wohlstand teilhaben. Deshalb wird es einen konti-

uierlich steigenden Energiebedarf geben, und deshalb
üssen wir – das ist dringend notwendig – die Ressour-

en intelligenter und sparsamer einsetzen und erneuer-
are Energieträger verstärkt verwenden.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie dann das Effizienzziel abgelehnt? Das ist ja nicht zu fassen!)


Deutschland hat das Ziel – wir haben es in unserem
oalitionsvertrag formuliert und werden die entspre-

henden Maßnahmen im Laufe dieser Legislaturperiode
msetzen –, bei den Treibhausgasemissionen bis 2020
egenüber 1990 40 Prozent und bis zum Jahr 2050
0 bis 95 Prozent einzusparen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf EU-Ebene haben Sie es gerade verhindert!)


Der Einsatz der Erneuerbaren – das haben Sie in Ih-
m Antrag richtig festgestellt – senkt die Importabhän-

igkeit und führt zu Wertschöpfung und Arbeitsplätzen
eigenen Land – Argumente, die wir, wie ich finde,

och viel zu wenig in die Öffentlichkeit kommunizieren.
amit dieser Umbau funktionieren kann – der Umbau
on einer zentralen Energieversorgung, die konventio-
elle Energieträger nutzt und nachfrageorientiert ist, hin
u einer dezentralen Energieversorgung, die auf Erneu-
rbaren fußt und angebotsorientiert ist; schließlich sind
ind und Sonne nicht steuerbar –, brauchen wir vor al-
n Dingen den Ausbau von Speichern und Netzen, wo-
ei Netze zum Teil auch als Speicher fungieren können.
dieser Frage brauchen wir einen gesamtgesellschaftli-

hen Konsens;


(Rolf Hempelmann [SPD]: Beim Thema Atom ist bei Ihnen schon genug Konsens!)


enn vor Ort müssen wir diese Projekte gemeinsam
urchsetzen. Insofern sind Debatten wie diese, die
cheinkonfrontationen produzieren, problematisch.





Dr. Maria Flachsbarth


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Vorschläge, die EU-Energiekommissar Oettinger
unterbreitet hat, nämlich die Netze in Europa auszu-
bauen, zeigen doch in die richtige Richtung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auf dem EU-Gipfel vom 4. Februar dieses Jahres, über
den ich noch kein gutes Wort gehört habe, wurde ange-
kündigt, dass die EU den zersplitterten Markt binnen
drei Jahren, also bis 2014, einen will, insbesondere was
den Ausbau von Strom- und Gasleitungen angeht. Das
ist im Hinblick auf die Nutzung der Erneuerbaren not-
wendig und, um mehr Wettbewerb zu ermöglichen:
durch größere Leitungskapazität, mehr Grenzkuppelstel-
len und einen EU-weiten Stromhandel.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Rat hat die Kommission ganz konkret beauftragt,
bis Juni 2011 – der Termin ist also absehbar – Angaben
dazu vorzulegen, wie die notwendigen Investitionen aus-
sehen sollen und wie das Ganze finanziert werden soll.
Außerdem wurde die Kommission beauftragt, Hinder-
nisse für Infrastrukturmaßnahmen zu beseitigen. Das ist
sehr konkret. Es zeigt erstens, dass Handlungsbedarf be-
steht, und zweitens, dass gehandelt wird.

Bei dem Thema, über das wir gerade sprechen, ist
auch das EU-Klima- und Energiepaket mit einzubezie-
hen. Die Richtlinie 2009/28/EG vom April letzten Jah-
res, die wir im Rahmen des EAG, des Europarechts-
anpassungsgesetzes, gerade in nationales Recht umsetzen,
gibt vor, dass in der EU bis zum Jahre 2020 ein Anteil
der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch in
Höhe von 20 Prozent verbindlich ist. Für Deutschland
sind es, wie wir alle wissen, 18 Prozent.

Was ich in diesem Zusammenhang ausgesprochen
positiv finde, ist, dass die Mitgliedstaaten ihre Förder-
instrumente für die Zielerreichung grundsätzlich selbst
ausgestalten können. Es ist darüber hinaus vernünftig,
dass es flexible Mechanismen für eine Kooperation zwi-
schen den Mitgliedstaaten geben soll. Für uns ist jetzt
wichtig, dass es diese europäischen Ziele und einen eu-
ropäischen Konsens gibt, dass wir also gemeinsam als
Europa agieren.

Wichtig ist auch, dass wir zu Hause unsere Hausauf-
gaben machen. Auch hier sind wir auf einem guten Weg,
selbst wenn wir uns im Detail streiten. Bei der Anhörung
zum EAG haben uns die Experten doch gesagt, dass
Deutschland in Bezug auf das meiste, was Europa im
Bereich der Erneuerbaren fordert, mit dem Erneuerbare-
Energien-Gesetz, mit dem Erneuerbare-Energien-Wär-
megesetz und mit den Nachhaltigkeitsverordnungen sehr
weit vorangeschritten ist. Insofern ist es vernünftig, dass
wir weiter daran arbeiten, und das werden wir im Rah-
men der Novellen zum Erneuerbare-Energien-Gesetz
und zum EE-WärmeG im nächsten Jahr tun.

Wir werden die Bundesregierung nochmals bitten
– ich bin mir ganz sicher, dass sie da auf unserer Seite ist –,
uns relativ schnell die Evaluation des Integrierten Ener-
gie- und Klimapaketes vorzulegen, damit wir dies in un-

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(C (D ere weiteren Überlegungen einbeziehen können. Anchließend wollen wir das Energiekonzept Schritt für chritt in der Politik umsetzen; damit meine ich beipielsweise die Gesetzgebungsvorhaben, die ich eben enannt habe. Das Besondere an diesem Konzept ist doch, dass wir icht noch einmal nur Ziele für die Handlungsfelder nergieeffizienz, energetische Gebäudesanierung, Netzusbau, Mobilität, Kernenergie und Erneuerbare Enerien aufgeschrieben haben, sondern dass dieses Konzept nanziell unterlegt ist. Für die zusätzliche Finanzierung on Erneuerbaren, von Energieeffizienz und von natioalem wie internationalem Klimaschutz gibt es daueraft ein Sondervermögen, nämlich den Energieund Kliafonds. Das kann sich sehen lassen: Für 2011 und 2012 tartet dieses Sondervermögen mit 300 Millionen Euro, ber ab 2013 – dann fließen die Auktionierungserlöse er Emissionszertifikate diesem Fonds zu – sind es mehr ls 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Ab 2017 sind es aufrund der Gewinnabschöpfung aus der Laufzeitverlänerung sogar über 3 Milliarden Euro pro Jahr. – Das sind imensionen, mit denen sich Deutschland sehen lassen ann. Wir als Parlament müssen nun schauen, dass wir ieses Ziel – das geschieht natürlich auch durch Konontation; das ist gar keine Frage – gemeinsam erreihen. Ein kleiner, ganz zarter Hinweis, liebe Kolleginnen nd Kollegen von den Grünen: Sie sagen, Deutschland öge sich in puncto Kernenergie und CCS europaweit r eine Diskriminierung dieser Technologien einsetzen. as ist uns seit zehn Jahren nicht gelungen. In puncto ernenergie stehen wir isoliert da; das muss man so saen. (Ulrich Kelber [SPD]: Die Hälfte in der EU betreibt keine Atomenergieanlagen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


h bitte die Bundesregierung daher, sie möge ihre Über-
eugungskraft lieber für das Werben für den Ausbau Er-
euerbarer verwenden.

In Bezug auf CCS sagt uns das Öko-Institut, dass wir
CS im Bereich der prozessbedingten CO2-Emissionen
rauchen,


(Rolf Hempelmann [SPD]: Dann macht doch mal einen Gesetzentwurf! Legt doch was vor!)


lso zum Beispiel bei der Eisen- und Stahlproduktion
der bei der Zementherstellung. In Deutschland fallen
urzeit 80 Millionen Tonnen CO2 und global 2,5 Milliar-
en Tonnen CO2 an.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Warum kommt dann kein Gesetzentwurf? Legt doch mal was vor!)


eshalb sollten wir auch diese Technologie nicht vom
isch fegen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Deutschland hat das
eltweit ehrgeizigste Klimaschutzprogramm. Jetzt gilt





Dr. Maria Flachsbarth


(A) )


)(B)

es, das nationale Vorgehen mit dem Vorgehen auf EU-
Ebene enger zu verzahnen. Ich lade Sie ein, mit uns ge-
meinsam daran zu arbeiten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709113800

Rolf Hempelmann ist der nächste Redner für die

SPD-Fraktion.


(Jens Koeppen [CDU/CSU]: Vielleicht hören wir jetzt etwas über Netze, Herr Hempelmann!)


– Es würde ohnehin manche Debatte sehr beleben, wenn
die jeweils anderen Fraktionen die Stichworte lieferten,
auf die der gerade benannte Redner einzugehen hätte. –
Bitte schön, Herr Kollege Hempelmann, machen Sie et-
was daraus.


(Heiterkeit)



Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1709113900

Verehrter Herr Präsident, ich kann Ihre Dankbarkeit

nur teilen. Man ist ja für jedes Informationsbedürfnis,
das von den Regierungsparteien geäußert wird, dankbar;
denn dann merkt man, dass man wirklich helfen kann
und dass die Hilfe auch erwünscht ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man im Aus-
land unterwegs ist und sich über Energie und Energie-
politik unterhält und dabei beiläufig erwähnt, dass man
aus Deutschland kommt, dann erntet man in der Regel
bewundernde Blicke und Kommentare. Wenn man dann
ein bisschen tiefer ins Thema einsteigt, dann kommt der
Gesprächspartner eigentlich sehr schnell auf das Thema
Erneuerbare Energien. Im Ausland wird nämlich konsta-
tiert, dass wir hier in den letzten 10 bis 15 Jahren eine
Erfolgsgeschichte geschrieben haben, und es ist erkannt,
dass ein politisches Instrumentarium dahinter stand, ins-
besondere eben das EEG. Es ist auch erkannt, dass wir
damit in Sachen Klimaschutz, aber auch in Sachen Wert-
schöpfung und Beschäftigung im eigenen Land sowie
Export der Technologien in die Regionen dieser Welt
vieles erreicht haben.


(Beifall bei der SPD)


Es muss daher eigentlich in besonderes Erstaunen
versetzen, dass diese Diskussion von einigen Teilen des
politischen Spektrums, aber auch von interessierten Tei-
len der Wirtschaft so einseitig geführt wird. Es wird nur
sehr partiell und selektiv von Kosten gesprochen, näm-
lich von den Kosten, die man sehr direkt über die EEG-
Umlage verifizieren kann. Es wird nicht davon gespro-
chen, wie sich der Aufbau der erneuerbaren Energien auf
die Preisbildung insgesamt ausgewirkt hat, auch an den
Börsen. Schon deswegen ist diese Kostendebatte unehr-
lich; sie ist aber natürlich auch interessengeleitet, weil so
die Präferierung der Erneuerbaren gegenüber anderen
Energieträgern bekämpft werden soll.


(Beifall bei der SPD – Jens Koeppen [CDU/ CSU]: Sie wissen, dass es nicht so ist!)


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(C (D Lieber Herr Kollege Koeppen, natürlich bringt der Erlg, den wir in den letzten 10 bis 15 Jahren hatten, auch eue Herausforderungen mit sich. Ich betone das immer, uch wenn ich in Ländern bin, in denen man gerade am nfang dieser Entwicklung steht. Diese Herausforderunen hatten wir damals nicht, aber wir haben sie jetzt, beipielsweise in Bezug auf die Netze, weil die Anteile der olatilen Erneuerbaren erheblich angestiegen sind, aber uch bezogen auf das gesamte Energiesystem. Wir sind ereit, uns den Herausforderungen zu stellen. Wir sind ber nicht bereit, sie lediglich als Problem zu identifizien; wir sehen sie vor allen Dingen als Chance. Wenn man sich Ihre Zielsetzungen anschaut, dann ird deutlich, dass Sie das eigentlich auch so sehen. Sie ollen im Stromsektor – diesen greife ich einmal heus – bis zum Jahre 2020 einen Anteil der Erneuerbaren on 35 Prozent erreichen. Im darauffolgenden Jahrzehnt ollen Sie über die 50-Prozent-Schwelle kommen. Für ie Folge reden Sie zumindest schon einmal von 80 Proent. Andere Parteien sind hier noch ambitionierter. – enn wir das gemeinsam wollen, dann heißt das natür ch, dass wir den entsprechenden gesetzlichen Rahmen dar schaffen müssen, damit diese steigenden Strommengen das Energiesystem integriert werden können. Dazu muss man Folgendes feststellen: Sie treffen Entcheidungen – das gilt gerade hinsichtlich der Laufzeiterlängerung für Atomkraftwerke –, die genau in die anere Richtung weisen. Sie schaffen für eine längere ukunft Inflexibilitäten im System, die wir überhaupt icht vertragen können, wenn wir ein System haben woln, in das tatsächlich bald 35 Prozent, danach 50 Pro ent und später 80 Prozent und mehr an erneuerbarer nergie integriert werden können. (Beifall bei der SPD – Thomas Bareiß [CDU/ CSU]: Kernkraftwerke sind flexibel!)


Nein.

Viele von Ihnen kommen jetzt auf den Trichter, zu sa-
en: Wir haben ein Problem mit den verstopften Netzen.
asst uns jetzt einmal ein bisschen langsamer machen.
ei den erneuerbaren Energien setzen wir erst einmal
uf Netzausbau. – Andere, zum Beispiel der EU-Kom-
issar Oettinger, unterstützt durch den Wirtschafts-
inister Brüderle, sagen: Wir brauchen hier erst einmal

ine Harmonisierung in Europa. – Was ist damit eigent-
ch gemeint? Wenn man die Kommentierungen, die sich
aran anschließen, hört, dann weiß man, dass es offen-
ichtlich um eine Harmonisierung in Richtung anderer
ördermodelle als das EEG geht, zum Beispiel in Rich-
ng Quoten. Dabei wird aber einiges übersehen:

Erstens. Die Erfahrungen mit der Quote zeigen, dass
iejenigen Länder, die nicht das EEG, sondern Quoten-
odelle haben, beim Ausbau der erneuerbaren Energien
ngsamer gewesen sind und dass es teurer war. Es hat

lso ökologisch und ökonomisch nichts gebracht.


(Beifall bei der SPD)


Zweitens. Viele von denen, die mit der Quote begon-
en haben, sind mittlerweile beim EEG oder bei EEG-
hnlichen Modellen mit der gleichen Struktur von Vor-





Rolf Hempelmann


(A) )


)(B)

rangeinspeisung, festem Entgelt und Degression ange-
langt. Wenn 21 von 27 Mitgliedstaaten schon das EEG
oder EEG-ähnliche Modelle haben, dann würde Harmo-
nisierung eigentlich bedeuten: EEG für alle.


(Beifall des Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/ CSU])


Das war aber, wie wir wissen, nicht so gemeint.

Der dritte Punkt ist die Standortdebatte. Harmonisie-
rung soll dadurch erreicht werden, dass man erneuerbare
Energien dort zulässt, wo die besten Standorte sind.
Letztendlich bedeutet das: Ade vom 35-Prozent-Ziel in
Deutschland, erst recht von 50 Prozent oder 80 Prozent.
Erneuerbare-Energie-Anlagen sollen im Ausland bzw.
sogar außerhalb Europas in Nordafrika installiert wer-
den. Dort scheint die Sonne häufiger, und anderswo
weht der Wind stärker. Das klingt für einen Wirtschafts-
politiker zunächst nicht schlecht. Es bedeutet aber letzt-
lich, dass wir in Deutschland auf Wertschöpfung und Ar-
beitsplätze in diesem Bereich verzichten. Das war ein
wesentlicher Grund für die großartige Akzeptanz der er-
neuerbaren Energien in Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Göppel [CDU/CSU])


Man muss auch berücksichtigen, was es für das Zu-
sammenspiel von Erzeugung und Netz bedeutet, wenn
wir lediglich an der Peripherie Europas Erzeugungsanla-
gen haben. Das bedeutet, dass es sehr viel schwieriger
sein wird, für Netzstabilität zu sorgen. Alle Fachleute
sprechen sich für die räumliche Nähe von Erzeugung
und Verbrauch aus. Das spricht für ein dezentrales Sys-
tem, wie wir es uns vorstellen.


(Beifall bei der SPD)


All das zeigt, dass sich die Bundesregierung, unter-
stützt von ihrem Kommissar Oettinger, ziemlich verrit-
ten hat. Das bestätigt auch das Ergebnis der letzten Wo-
che: Es gibt keine Unterstützung von der restlichen
Europäischen Union.

Wir sollten uns den Herausforderungen stellen. Aber
das geht weiter als das, was bisher von Ihnen vorge-
schlagen worden ist. Ich bin völlig damit einverstanden,
dass wir nicht nur in den Kategorien des EEG denken
dürfen. Wir müssen allerdings auch erkennen, dass wir
das EEG auf Sicht brauchen.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Ja!)


Aber wir müssen jetzt parallel dazu daran arbeiten, dass
die Markteinführung der erneuerbaren Energien, aber
auch die Netz- und Systemintegration funktionieren.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das machen wir zusammen!)


Ich weiß, dass ich mich immer noch nicht klar genug
ausgedrückt habe. Denn was ich gesagt habe, suggeriert,
dass wir ausschließlich bei den Erneuerbaren ansetzen
und sie in den Stand versetzen müssten, sich besser in das
System zu integrieren. Das ist selbstverständlich notwen-
dig. Dafür müssen technische Lösungen gefunden wer-
den; Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch. Gleichzei-

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(C (D g geht es aber auch darum, das System selbst eiterzuentwickeln. Es geht um die Vernetzung gerade uch im Bereich der Verteilnetze und um die Schnittstelle um Endkunden. Da ist noch viel Musik drin. Das haben ir bisher vernachlässigt. Wir haben zwar vor Jahren rste Schritte getan, indem wir uns für intelligente Zähler nd lastvariable Tarife ausgesprochen haben, aber an der telle sind wir stehen geblieben. Seit zwei Jahren ist ichts mehr passiert. Wir müssen jetzt weitergehen. Wenn wir das tun, können wir ein riesiges Potenzial eben. Wir können die Angebotsund die Nachfrageeite sehr viel weiter zusammenführen. (Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Sehr gut!)


ir heben Effizienzpotenziale für die Erzeugungsseite
benso wie für das Netz und den Endkunden. Bisher ha-
en wir das nicht getan; aber es ist die Voraussetzung da-
r, dass letzten Endes ein System funktioniert, in dem

ie Erneuerbaren der dominante Part sind.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns lie-
er über den Systemumbau diskutieren. Holen Sie die
kteure, auch die Bundesregierung, zusammen! Es gibt

ine vielfältige Kulisse von Akteuren, die mithelfen kön-
en, den Systemumbau zu bewerkstelligen. Sie stehen
ereit und wollen ihre Vorschläge einbringen, damit Sie
ls Rahmengeber und sie als Marktakteure den Systemum-
au vorantreiben können. Ich glaube, das ist fruchtbrin-
ender als eine reine Diskussion über Entgeltsätze oder
ine ungleichgewichtige Diskussion über Kosten oder
cheinkosten. Lassen Sie uns die Chancen nutzen, die in
iesem Thema stecken!

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709114000

Der Kollege Michael Kauch erhält nun das Wort für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Klaus Barthel [SPD]: Der soll lieber was zur Leiharbeit sagen!)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1709114100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der An-

ag von Bündnis 90/Die Grünen zeigt wieder, dass die
rünen immer dann gut sind, wenn es um „gut fühlen“
eht, wenn es darum geht, Betroffenheit zu äußern, viel-
icht auch wenn es darum geht, das eine oder andere an-

ustoßen. Aber dann, wenn die Probleme tatsächlich im
roßen industriellen Maßstab gelöst werden sollen,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann kommt die FDP! Deshalb seid ihr auch bei 5 Prozent!)


ann muss halt die christlich-liberale Koalition ran, zum
eispiel wenn es darum geht, einen Anteil von 80 Pro-
ent erneuerbare Energien in diesem Land zu schaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)






Michael Kauch


(A) )


)(B)

Wir haben bei den UN-Klimaverhandlungen in Can-
cún einen Teilerfolg erzielt. Wir haben die stockende
Verhandlung der letzten Jahre einen Schritt vorange-
bracht. Ich glaube, es muss nun ein Zeichen gesetzt wer-
den, um die Verhandlungslinie für die UN-Konferenz in
Durban in diesem Jahr vonseiten der Europäischen
Union wieder ein Stück voranzubringen. Wir haben noch
keinen Durchbruch erzielt; aber ich glaube, es ist an der
Zeit, dass sich die Europäische Union über das CO2-Ein-
sparungsziel von 20 Prozent hinaus bewegt. Wir in
Deutschland müssen mit daran arbeiten, die Europäische
Union in diese Richtung zu bewegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Zukunft der erneuerbaren Energien wird wesent-
lich davon abhängen, ob es uns bei der Novelle zum Er-
neuerbare-Energien-Gesetz, vor der wir in diesem Jahr
stehen, gelingt, die Marktintegration und die Netzinte-
gration der erneuerbaren Energien voranzubringen.
Denn es ist klar: Wenn wir hin wollen zu 80 Prozent er-
neuerbaren Energien, dann werden wir im Jahr 2050 ein
anderes EEG haben. Sonst hätten wir eine Verstaatli-
chung der gesamten Energiewirtschaft durch gelenkte
Preise. Es wäre natürlich auch im Blick auf die Netzsta-
bilität nicht sinnvoll, weiterhin mit einem Instrument zu
arbeiten, das eben keine Anreize für eine nachfrage- und
angebotsgerechte Einspeisung setzt. Wir müssen bei den
Markt- und Netzintegrationsinstrumenten im Jahr 2012
beginnen, um dann Stück für Stück die erneuerbaren
Energien stärker in den Markt hineinzubringen. Mit
Blick auf die europäische Dimension ist es auch erfor-
derlich, die erneuerbaren Energien stärker in einen euro-
päischen Markt zu bringen. Wir brauchen einen europäi-
schen Strombinnenmarkt nicht nur für konventionellen
Strom, sondern auch für erneuerbaren Strom.

Wenn wir das erste Solarkraftwerk, das Desertec in
Marokko bauen will, in den europäischen Markt einbin-
den wollen, dann ist es notwendig, die flexiblen Koope-
rationsmechanismen der Erneuerbare-Energien-Richtli-
nie zu nutzen. Die Bundesregierung hat sich entschieden,
in das Europarechtsanpassungsgesetz Erneuerbare Ener-
gien diesen Punkt noch nicht aufzunehmen. Ich sage aber
auch ganz deutlich im Namen meiner Fraktion, dass wir
die Bundesregierung auffordern, im Jahr 2012 ein Ge-
samtkonzept vorzulegen, um diese flexiblen Koopera-
tionsmechanismen in die Praxis umsetzen zu können. Wir
wollen ein nationales Förderinstrument, das EEG; wir
wollen aber auch, dass der Rechtsrahmen für Kooperatio-
nen im europäischen Kontext endlich für jeden Investor
klar und deutlich ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir haben in dieser De-
batte schon wieder viel Skandalgeschrei gehört und
auch, was uns die Opposition wieder alles nicht glaubt
und was sie uns unterstellt. Ich sage Ihnen ganz deutlich,
liebe Kollegin Bulling-Schröter: Wir von der FDP haben
in den Koalitionsvertrag und in das Energiekonzept klar
hineingeschrieben, dass der Einspeisevorrang zugunsten
der erneuerbaren Energien erhalten bleibt. Das war so,
das ist so, und das wird so bleiben. Es gibt den System-
konflikt, der hier immer wieder heraufbeschworen wird,

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(C (D lso nicht. Die erneuerbaren Energien haben Vorrang im etz. Die konventionellen Kraftwerke müssen sich den est des Marktes teilen. Der Wettbewerb findet nicht wischen den Erneuerbaren und der Kernkraft, sondern wischen der Kernkraft und der Kohle statt. Das ist unter limagesichtspunkten auch gut so. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!)


Da hier die Systemfrage gestellt wird, verweise ich
uf die Lerneffekte bei der deutschen Energiewirtschaft.
ei einer Fraktionsanhörung am Montag hat uns die Ver-
eterin des Bundesverbandes der Energie- und Wasser-
irtschaft erklärt, dass der Begriff „Grundlast“ aus dem
eutschen Energieversorgungssystem verschwinden wird.
as hat vor einem Jahr noch anders geklungen. Ich habe
aher das gute Gefühl, dass die Realitäten, die das neue
nergiekonzept der Bundesregierung den Akteuren klar-
acht – mit den Erneuerbaren hin zu einem Zeitalter der
rneuerbaren –, angekommen sind. Die Akteure werden
un in die Zukunft investieren; das ist gut so. Dazu brau-
hen sie noch nicht einmal die Grünen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kelber, Sie haben uns heute von diesem Pult aus
in schönes Beispiel dafür gegeben, wie pharisäerhaft
an sein kann. Sie haben gesagt: Diese Bundesregie-
ng verhindert Kraftwerkserneuerungen. – Sie kommen

us Nordrhein-Westfalen, wo Rot-Grün regiert. Es han-
elt sich zwar nur um eine Minderheitsregierung, und
ie sind dort auch nur der Hampelmann der Grünen.
ber haben Sie vergessen, wer den Kraftwerksneubau in
atteln verhindern will? Das ist die Landesregierung
on SPD und Grünen.


(Jens Koeppen [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich!)


as mag Ihnen peinlich sein, aber Sie können das nicht
ei der Bundesregierung abladen. Das sind Ihre Partei-
eunde, die das machen, Herr Kelber.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Abg. Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Meine Redezeit geht zu Ende.

Abschließend möchte ich auf die Forderung im An-
ag von Bündnis 90/Die Grünen eingehen, man möge
ie Finanzierung des Infrastrukturpakets – Sie intonieren
as so, als ob öffentliche Gelder fließen müssten – klä-
n. Ich kann Ihnen nur sagen: Herzlichen Glück-
unsch! Erklären Sie den Bürgerinnen und Bürgern, wa-
m sie mit ihren Steuermitteln auch noch RWE & Co.

ubventionieren sollen! – Diese Konzerne haben in den
ergangenen Jahren erhebliche Gewinne alleine im
missionshandel erzielt und verfügen über genügend Fi-
anzkraft, das selber zu stemmen. Es bedarf keiner Steu-
rmittel.





Michael Kauch


(A) )


)(B)

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Rolf Hempelmann [SPD]: Das ist einfach nur peinlich!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709114200

Nun hat Diether Dehm für die Fraktion Die Linke das

Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709114300

Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren!

Herr Oettinger hat in dieser Woche verkündet, eine Stei-
gerung der Energiekosten sei nicht mehr aufzuhalten.
Ein Beispiel: Ein vierköpfiger Haushalt mit einem Jah-
resverbrauch von 4 500 Kilowattstunden wird in diesem
Jahr 90 Euro mehr zahlen. – In einkommensschwachen
Haushalten wird schon jetzt gefroren. Daher fordert die
Linke, die Milliardengewinne der Konzerne abzuschöp-
fen und dies zugunsten der Einkommensschwachen um-
zulegen.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Antrag der Grünen hat eine Schwachstelle. Das
Problem der Speicherung wird mit keinem Wort er-
wähnt. Erneuerbare Energien gehen aber nur mit Re-
kommunalisierung. Aber das wäre das Ende von Joschka
Fischers Fata Morgana vom ökologischen Kapitalismus.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Notwendig sind Entflechtung und Enteignung der Strom-
konzerne. Wir stimmen Ihrem Antrag zwar zu. Aber hätte
Rot-Grün damals beim Atomausstieg seine Hausaufga-
ben seriös und verbindlich gemacht, brauchten die Men-
schen heute nicht gegen Castor und Gorleben zu demon-
strieren. Dann brauchten wir auch diese ganze Debatte
gar nicht.


(Beifall bei der LINKEN – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da wollen wir nicht von der Position der PDS damals reden!)


Meine lieben Freunde von den Grünen, da Sie so da-
zwischen rufen, kann ich nur sagen: An die Freiwillig-
keit der Energiekonzerne zu appellieren, ist, als wenn
Sie an einen Marder im Blutrausch appellieren, sich
selbst die Maulsperre einzuziehen. Das geht einfach
nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit der Verlängerung der Laufzeit von Atomkraft-
werken verschafft nun die Bundesregierung den Konzer-
nen neue Milliardengewinne. Gegen diese müssen die
Erzeuger erneuerbarer Energien und die Mittelständler
jetzt noch brutaler auf dem Strommarkt konkurrieren
und werden oft wieder verlieren.

Die Niederlande haben ihre Förderung regenerativer
Energien gerade auf null gefahren und den Bau neuer
Atomkraftwerke auf den Weg gebracht. Der Europäische
Rat hat letzte Woche beschlossen, Schiefergasvorkom-

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(C (D en und deren – hochgefährlichen – Abbau neu zu evaieren. Um Öl und Gas werden neue Kriege geplant. In anz Europa haben Sie von der Bundesregierung und der oalition die Weichen rückwärtsgestellt. Alles, was un er wunderbarer und viel zu früh verstorbener Kollege ermann Scheer in seinem letzten großen Werk Der nergethische Imperativ genannt hat, muss uns auf dem erzen brennen. as Schwarz-Gelb gegen Hermann Scheer in all den ahrzehnten gesagt hat, war gelogen. Sie taten so, als sei ran ein schier unerschöpfliches Gut. Sie sagten, nur olarenergie müsse subventioniert werden, die Atomraft würde sich nur am Markt rentieren. Sie unterschluen die Steuerförderung, die Sie Siemens, RWE und Eon eschenkt haben. Sie genehmigten Atomlager bedenkens und unterschlagen heute noch, dass wegen der Grube sse II wohl demnächst die Evakuierung von Hundertusenden von Niedersachsen geplant werden muss. Sie atzbuckeln vor der Gier der Konzerne, die nur jetzt ihre rofite haben wollen, so wie einige in diesem Hohen ause jetzt wiedergewählt werden wollen, unter dem otto: Nach mir die Sintflut. Lieber Kollege Koeppen, lieber Kollege Meierhofer, ie schauen immer auf die Welt, und die Welt ist die Beründung dafür, warum wir unsere innenpolitischen ausaufgaben nicht machen können. 67 Prozent der ertschöpfung der Energiekonzerne erfolgt in fünf zen alen Staaten der EU. Da ist Deutschland ganz vorne. er Klimafeind steht im eigenen Land. Hermann Scheer war auch einer der jahrzehntelang berhörten Privatisierungsgegner. Um aber fit für die örse zu werden, strich die Bahn ihre Belegschaft und ie Infrastruktur zusammen, ein Viertel ihrer Schneeumfahrzeuge, und plötzlich im Dezember war unerarteterweise dann Winter. Es soll Stuttgart 21 gebaut erden, ohne dass die Frage nach dem Gütertransport nd den damit verbundenen CO2-Emissionen beantwort wird. (Jens Koeppen [CDU/CSU]: Noch ein Wort zu Hartz IV und Mindestlohn?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Der Noch-Ministerpräsident Mappus will die Anteile
eines Landes an der EnBW, Energie Baden-Württem-
erg AG, an die Börse bringen. Seine DAX-Fantasien
osten nicht nur Arbeitsplätze und Tarifverträge, son-
ern auch klimatische Nachhaltigkeit. Dagegen wollen
enschen nicht nur auf die Straße, sondern Mappus

uch abwählen gehen.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Abwarten!)


Die Umweltorganisation Robin Wood hat vor Jahren
in Buch mit dem Titel Manager der Klimakatastrophe:
ie Deutsche Bank und ihre Energie- und Verkehrspolitik
erausgebracht. Auf 340 Seiten wird nachgewiesen, wie
ie Deutsche Bank, die an vielem Unrecht seit dem
ahr 1933 beteiligt war, ihre Kapitalbeteiligung bei
aimler, bei Energiekonzernen und ihre 3 200 Lobbyis-
n für Spritfresser der E-Klasse und gegen die Einfüh-





Dr. Diether Dehm


(A) )


)(B)

rung von Solarenergie über Jahrzehnte eingesetzt hat.
Wer Machtkontrolle ernst meint, der braucht einen star-
ken Staat und eine EU, die die Power hat, den Energie-
riesen und der Deutschen Bank entgegenzutreten, und
der sich nicht so klein macht, dass er in deren Hintern
passt.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein sozialer und ökologischer Staat der Zukunft, der
die Strompreise, die Zocker und die Emissionen in den
Griff bekommt, beginnt in den Kommunen. Wer dort als
Christ für die Schöpfung demonstriert, als Liberaler für
einen fairen Wettbewerb ohne Monopolkapital streitet,
als Sozialdemokrat oder Grüner für die Ideen Hermann
Scheers eintritt, auf einem nichtkapitalistischen Weg zu
erneuerbaren Energien zu kommen, wird die Linke als
Antreiber und als verlässlichen Partner haben – außer-
parlamentarisch und parlamentarisch.


(Jens Koeppen [CDU/CSU]: Rotfront!)


Wer den Ausstieg aus Atom und fossilen Brennstof-
fen wagt, nach all den Menetekeln wie Springfluten und
Dürrekatastrophen, nach all den klimatisch bedingten
Kriegs- und Hungersnöten, der und die hat auch die
Mehrheit der Lebenden auf seiner Seite und der Noch-
nicht-Geborenen, die wehrlos sind, wenn wir nicht für
sie kämpfen.


(Beifall bei der LINKEN – Jens Koeppen [CDU/CSU]: Ein einziges Wort zu Energie wäre nicht schlecht gewesen! Oder zur Umweltpolitik!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709114400

Das Wort erhält nun der Kollege Hans-Josef Fell für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709114500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der EU-Energiegipfel letzte Woche hat keine
Antworten zur Sicherung der Energieversorgung, auf
steigende Energiepreise, die Erderwärmung oder die zu-
nehmenden internationalen Spannungen, die sich mit der
Verknappung der Energierohstoffe immer weiter aus-
breiten, gebracht. Unter der Dominanz der schwarz-gel-
ben deutschen Regierung wurde verpasst, den dringend
erforderlichen Transformationsprozess hin zu einer Voll-
versorgung mit erneuerbaren Energien unter Ausschöp-
fung der großen Energieeinsparpotenziale auf den Weg
zu bringen. Europa droht zu über 70 Prozent von Ener-
gierohstoffimporten aus zunehmend unsicheren Liefer-
ländern abhängig zu werden. Statt endlich die Erschlie-
ßung der unerschöpflichen und kostenlosen heimischen
Energieressourcen aus Solarstrahlung, Wind, Wasser-
kraft und Erdwärme in den Mittelpunkt zu stellen, setzt
der EU-Gipfel mit neuen Pipelines und Terminals auf die
Erhöhung der Importabhängigkeit, und das auch noch
aus politisch instabilen Lieferländern: Erdgas aus Ka-
sachstan über die Nabucco-Pipeline, Erdöl aus Nigeria
und Kolumbien, Kohle aus Südafrika und Indonesien


(Jens Koeppen [CDU/CSU]: Und aus Brandenburg!)


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(C (D der Uran aus dem Niger. So, meine Damen und Herren on Union und FDP, werden Sie die EU und Deutschnd in immer größere Abhängigkeiten und wirtschaftli he Probleme stürzen und keine vernünftige Energiepotik auf den Weg bringen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jens Koeppen [CDU/CSU]: Braunkohle aus Brandenburg!)


Gleichzeitig hatte die Bundesregierung auf dem
U-Gipfel keine Kraft und keinen Willen, Herr Kauch,
as EU-weite CO2-Reduktionsziel für den Klimaschutz
enigstens auf 30 Prozent bis 2020 anzuheben. Das ist

in Armutszeugnis, nein, besser: ein komplettes Versa-
en von Frau Merkel und Umweltminister Röttgen im
uropäischen Klimaschutz.

Dabei will ich nicht verhehlen, dass es vom EU-Ener-
iegipfel durchaus einen erfreulichen Punkt zu berichten
ibt. Meine Kollegin Bärbel Höhn ist bereits darauf ein-
egangen. Die Vorstellungen von Energiekommissar
ettinger, das erfolgreiche deutsche Erneuerbare-Ener-
ien-Gesetz zugunsten von wirkungslosen Grünstrom-
ertifikaten zu Fall zu bringen, wurden abgewehrt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


berfraktionelle Aktivitäten im Bundestag und im
U-Parlament stärkten Umweltminister Röttgen den Rü-
ken. Das wird nicht aufhören; dieser parteiübergreifende
insatz wird auch weiterhin notwendig sein. Ich appel-
ere an die Union, da weiterhin mitzuhelfen. In seiner
ede am Montag vor dem Bundesverband Erneuerbare
nergien hat das CDU-Mitglied Oettinger Befürchtungen
insichtlich seiner mittelstandsfeindlichen Energiepolitik
it Abschaffung des EEG neu gestärkt.

Die klare Haltung der deutschen Regierung zum
chutze des EEG war leider nicht selbstverständlich.
usgerechnet die FDP mit Wirtschaftsminister Brüderle

tand nicht hinter der starken Wirtschaftsbranche der er-
euerbaren Energien. Brüderle hat zusammen mit vielen
timmen aus der Union Sympathie für die Vorschläge
ettingers bekundet. Seine Zustimmung zum Erhalt des
EG hat er sich mit der Verhinderung eines verbindli-
hen Zieles von 20 Prozent Energieeffizienzsteigerung
uf europäischer Ebene erkauft. Man muss sich das ein-
al vorstellen: Da steigt der Ölpreis auf 100 Dollar pro
arrel, und der Wirtschaftsminister hat nichts Besseres
u tun, als Energieverschwendung zu unterstützen. Un-
laublich, was hier abgeht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Vertreter der fossilen Energien!)


Auch den Atomwünschen Frankreichs hat Frau
erkel große Unterstützung zukommen lassen. Unter

em wohlklingenden Begriff „Low Carbon“ verbergen
ich in Wirklichkeit Atom und Kohle mit CCS. Nun hat
lso die EU die Atomkraft als investitionswürdig aner-
annt. Das ist ein äußerst bedenklicher Schritt auf die-
em EU-Gipfel, der die ungelösten Probleme von Atom-





Hans-Josef Fell


(A) )


)(B)

müll und Proliferation weiter verschärfen wird, statt sie
zu lösen.

Das Festhalten der Bundesregierung und des EU-Gip-
fels an der alten atomar-fossilen Energieversorgung wird
schon in diesem Jahr schlimme negative Auswirkungen
auf Wirtschaft und Wohlstand haben. Die gegenüber er-
neuerbaren Energien angeblich so billige fossile und ato-
mare Energieversorgung wird immer mehr zur Belastung
der Wirtschaft, des Verkehrssystems, des Wärmesektors
und der Energiekunden.

So hat sogar die den Erdölkonzernen nahestehende
Internationale Energieagentur gestern gewarnt, dass die
volkswirtschaftliche Belastung durch Erdöl in diesem
Jahr von 4,1 auf 4,7 Prozent des globalen Bruttoinlands-
produkts ansteigen würde. Doch diese Bundesregierung
hat überhaupt keine Antwort auf diese Fragen. In Ihren
Reden sprechen Sie viel über die Preise von erneuerba-
ren Energien. Kein einziges Wort aber habe ich zu der
mit den Ölpreisen zusammenhängenden Herausforde-
rung gehört.

Die Bundesregierung träumt noch immer den Schlaf
der Gerechten. Erst diese Woche hat sie auf eine Anfrage
von uns wieder bestätigt, dass sie langfristig von einem
Ölpreis von 60 Dollar pro Barrel ausgeht, obwohl der
Preis aktuell bei 100 Dollar pro Barrel liegt. Das ist un-
verantwortlich.

Es steht zu erwarten, dass die Studie der Bundeswehr,
die Sie endlich einmal lesen sollten, Realität wird. Nach
dem Überschreiten des Peak Oils werden wir mit Ban-
kenzusammenbrüchen, mit Massenentlassungen, mit
Hungersnöten und der Destabilisierung unserer Gesell-
schaft rechnen müssen. Warum kümmern Sie sich nicht
um dieses Problem, wenn Sie sagen, Sie würden Ener-
giepolitik machen? Mit Ihrer Energiepolitik, wie Sie sie
auf dem EU-Gipfel durchgezogen haben, treiben Sie die
EU-Wirtschaft und die nationale Wirtschaft immer wie-
der in dieses Desaster hinein.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709114600

Herr Kollege.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709114700

Was wir brauchen, ist eine Energieversorgung mit er-

neuerbaren Energien und Energieeinsparungen, die uns
Klimaschutz und Energieversorgungssicherheit gleich-
zeitig bringen. Das fehlt bei Ihnen völlig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709114800

Ich erteile das Wort dem Kollegen Georg Nüßlein für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1709114900

Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine Damen! Meine

Herren! Bei dieser Debatte frage ich mich schon eine
ganze Weile: Was bringt es denn, wenn wir uns beim

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(C (D ormulieren von Zielen übertrumpfen, ehe wir die ersten tappen genommen haben? (Ulrich Kelber [SPD]: Aber man muss den ersten Schritt machen!)


as bringt es denn, wenn wir die schwächeren europäi-
chen Länder mit dem höchsten Effizienzpotenzial, das
s zu heben gilt, gar nicht herankommen lassen, sondern
nen schon beim Formulieren von Zielen vorwegge-

en? Wenn wir den Stab ständig höher hängen und am
chluss keiner mehr Anlauf nimmt, hinüberzuspringen,
äre das der falsche Weg.

Deshalb glaube ich, dass wir uns den Schlussfolge-
ngen des Europäischen Rates zuwenden sollten, der

esagt hat, dass er dieses Thema sehr praktisch angehen
ill. Lieber Kollege Fell, wenn es darum geht, das CO2-
roblem zu lösen, dann sieht die praktische Realität so
us, dass für viele – nicht alle – europäische Staaten das
hema Kernenergie und das Thema erneuerbare Ener-
ien zusammengehören.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und verschärft das Atommüllproblem!)


as ist auch ökonomisch wie ökologisch nicht von der
and zu weisen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, doch!)


Die zentrale Forderung in diesen Schlussfolgerungen
utet, dass man den Energiebinnenmarkt zügig und un-

ingeschränkt umsetzen will. Man muss sich Gedanken
arüber machen, was das heißt. Aus meiner Sicht muss
s zunächst heißen, dass sich in den Staaten, die noch
icht so weit sind wie Deutschland, etwas ändern muss.
Frankreich gibt es einen Staatskonzern, der die dor-

ge Chemieindustrie mit niedrigen Preisen subventio-
iert. Dort gibt es offenbar ein anderes Verständnis von
uropa. Hier stellt sich die Frage, ob das sein kann.
ein, das kann nicht sein. Wenn im nächsten Schritt ein
innenmarkt realisiert werden soll, dann muss man be-
chten, dass es zunächst um die technischen Vorausset-
ungen geht, um den Notverbund zu einem Handelsver-
und auszubauen. Das ist der entscheidende Punkt.

Es geht auch um die Frage des Wettbewerbs. Wirft
an einen Blick auf die nationale Situation, Herr Kelber,

aben Sie durchaus recht in Ihrer Analyse, dass nicht das
ewegt wurde, was wir uns erwartet hätten, und die
ettbewerbssituation im deutschen Oligopol nicht so ist,
ie wir es uns vorstellen. Ich finde es aber ausgespro-

hen dreist, lieber Herr Kollege Kelber, dass Sie so tun,
ls hätten Sie politisch nichts damit zu tun und als hätte
ich das erst im letzten Jahr so entwickelt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Nein, nein!)


ie SPD war doch viele Jahre mit an der Regierung


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Zu lange!)


zu lange; der Zwischenruf ist richtig –, und Sie tun so,
ls sei das etwas, das Sie nicht betrifft; im Gegenteil. Sie





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

gehen noch weiter und unterlegen das Ganze mit einer
Rechnung, die hanebüchen ist. Sie haben hier am Pult aus-
gerechnet – ich hoffe, dass das im Protokoll nicht nach-
träglich geändert wird, wenn ich das jetzt aufgreife –,
eine vierköpfige Familie würde 1 200 Euro in die Ge-
winne der Energieversorger investieren. Da kann ich so
lange rechnen, wie ich will: Wenn ich für eine Familie
3 500 bis 4 000 kW pro Jahr ansetze, komme ich auf
Stromkosten, die irgendwo zwischen 800 und 900 Euro
betragen. Wie kann die Familie, wenn sie 800 bis 900 Euro
für Strom ausgibt, 1 200 Euro in die Gewinne der Ener-
gieversorger investieren?


(Ulrich Kelber [SPD]: Lesen Sie das im Protokoll noch einmal nach! Da ist der gesamte Rechenweg drin! – Gegenruf von der CDU/CSU: Rechnen war noch nie seine Stärke!)


Das halte ich für ausgesprochen hanebüchen.

Wir sollten uns weniger mit solchen Dingen beschäf-
tigen und stattdessen einmal eine redliche Debatte da-
rüber führen, wie wir aus der schwierigen Wettbewerbs-
situation das Beste für unser Land machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo kommen die Gewinne her?)


Dabei wird man über viele Themen reden müssen. – Ich
weiß, wo die Gewinne herkommen: Produktion, Ver-
trieb. Entschuldigung, das wissen wir doch.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wer bezahlt die denn dann?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709115000

Herr Kollege Nüßlein, darf die Frau Höhn Ihnen – –


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1709115100

Ich glaube, die Kollegin Höhn wollte genau das fra-

gen, was ich gerade ausführe, aber das kann sie gern tun.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709115200

Aber das kann ja durch tatsächliche Frage und tat-

sächliche Antwort abgeglichen werden.


(Michael Kauch [FDP]: Muss aber nicht!)


Bitte schön, Frau Höhn.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709115300

Herr Kollege Nüßlein, die Situation, die Herr Kelber

beschrieben hat, ist sogar noch viel schlimmer. Im Jahr
2002 hatten die Energiekonzerne einen Gewinn von
6 Milliarden Euro. Im letzten Jahr betrug der Gewinn so-
gar schon 30 Milliarden Euro. Eine Verfünffachung des
Gewinns! Alle Ökonomen sagen: Bei der Erzeugung von
Strom machen die einen wahnsinnigen Gewinn.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Deswegen haben wir eine Steuer eingeführt!)


Da sind Kapitalerträge drin, die weit über der Marge
liegen, die Ackermann für seine Deutsche Bank in An-
spruch nimmt, nämlich eher 40 bis 50 Prozent als

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(C (D 5 Prozent. Es ist wirklich dramatisch, was da an Maren verdient wird. Betrachten Sie allein die Preiserhöhung in diesem ahr! Die gesamte Preiserhöhung war ungerechtfertigt, eil genau in dem Maß, in dem die Konzerne die Preise rhöht haben, die Kosten an der Leipziger Börse gesunen sind. Herr Nüßlein, was wollen Sie als CDU/CSU nd FDP tun, dass diese Abzocke der großen Energieonzerne – was die machen, ist wirklich Abzocke – endch aufhört? Denn was die mit den Verbrauchern mahen – überhöhte, unfaire Energiepreise –, muss endlich in Ende haben. Liebe Frau Kollegin Höhn, das wäre jetzt das gewe en, was ich anschließend gerne gesagt hätte. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gern! Bitte schön! Dann können Sie ja auch einfach weiterreden!)

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1709115400

Nein, bleiben Sie bitte stehen. Jetzt haben Sie mir die
elegenheit gegeben, das zu tun. So sollten wir schon
iteinander umgehen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bitte!)


Ich bin der Meinung dass die Europäische Union mit
em Weg, den sie vorzeichnet, nämlich mit einem Mehr
n Wettbewerb über die europäischen Grenzen hinweg,
en Schritt vollzieht, den wir national allein offenkundig
icht gehen können.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das können Sie doch!)


Wir können das nur im Wettbewerb lösen. Diese The-
atik werden wir genau an dieser Stelle lösen. Das ist

as eine.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Prüfen und nach Europa schieben. Das ist ja toll!)


Das andere ist: Wir werden alles vermeiden müssen,
ebe Frau Kollegin Höhn, was den Versorgern die
hance gibt, Strompreise mit politischen, staatlichen
aßnahmen zu begründen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das heißt, Sie können nichts machen! Danke schön!)


Doch. Natürlich können wir etwas machen. Wir wer-
en den Wettbewerb über die Europäische Union er-
ichen. Wir werden unsere Regulierungsmaßnahmen

orantreiben. Wir werden all diese Dinge vorantreiben,
m dafür zu sorgen, dass die Preise nicht weiter steigen.

Wir werden im Übrigen im Rahmen der Produktion
afür Sorge tragen, dass das in dieser Richtung nicht
nktioniert. Dazu haben wir die Laufzeitverlängerung

eschlossen. Wir hätten auch nettere, populärere Dinge
n können, aber wir haben sehr genau gesehen, dass die
ernenergie preisdämpfende Wirkung hat.





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

Im Übrigen müssen wir hier im Hause eine Diskus-
sion über die Frage führen: Wie geht es bei den erneuer-
baren Energien weiter?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709115500

Herr Nüßlein, darf die Frau Bulling-Schröter denn

auch noch eine Zwischenfrage stellen?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1709115600

Ja.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Du bist wirklich schmerzfrei!)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709115700

Danke schön, Herr Nüßlein. – Ich habe gehört, Sie

möchten alles tun, damit Gewinne abgeschöpft werden
und die Preise nicht steigen, wenn ich es richtig verstan-
den habe. Jetzt ist es ja so, dass nach wie vor 90 Prozent
der Zertifikate kostenlos an die großen Energieunterneh-
men weitergegeben werden. Ab 2013 dürfen sie dann
versteigert werden; darüber bin ich sehr froh. Jetzt hat ja
die Linke schon einige Male Anträge gestellt, zu prüfen,
inwieweit diese Gewinne abgeschöpft werden können,
da ja die fiktiven Kosten für diese Zertifikate – die Un-
ternehmen bekommen sie noch kostenlos – eingepreist
und direkt an die Verbraucherinnen und Verbraucher
weitergegeben werden. Das bestreitet niemand in diesem
Hause. In der letzten Legislatur wurde uns gesagt, dass
das nicht geprüft wurde. Gründe dafür wurden uns nicht
genannt. Meine Frage an Sie lautet jetzt: Werden Sie das
prüfen? Es handelt sich ja um einige Milliarden Euro,
die praktisch leistungslos Jahr für Jahr den Profit der
großen Konzerne steigern.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1709115800

Zunächst einmal zum ersten Teil Ihrer Ausführungen:

Sie verwechseln hier Wirkungen des Wettbewerbs mit
der Frage, wie man Gewinne abschöpfen kann. Das ist
typisch Linke.


(Thomas Bareiß [CDU/CSU]: Die kennen gar keinen Wettbewerb!)


Wir haben nicht Verstaatlichungen und andere Repres-
sionen im Sinn, sondern setzen darauf, dass sich dyna-
misch europaweit ein Markt entwickelt, der seinen Bei-
trag dazu leistet, dass es am Ende andere Strompreise
und in der Konsequenz auch eine andere Gewinnsitua-
tion bei dem einen oder anderen Oligopolisten geben
wird. Das ist das eine.

Das andere ist: Wir schöpfen in der Tat ab. Wir haben
eine Brennelementesteuer beschlossen. Andere, die hier
sitzen und ständig solche Dinge predigen, haben sich das
nicht getraut. Sie haben vielmehr seinerzeit mit den Ver-
sorgern einen Deal gemacht und explizit auf solche
Maßnahmen verzichtet. Das muss man doch der Ehrlich-
keit halber einmal sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: In der Großen Koalition haben Sie gegen die Brennelementesteuer gestimmt!)


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(C (D uch wenn Sie es uns ständig vorwerfen: Den Deal mit en großen Versorgern haben ausschließlich und allein ie gemacht. Sie haben dabei auf Maßnahmen zur Veresserung der Sicherheit und auf steuerliche Eingriffe erzichtet. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Herr Nüßlein, Sie müssen heute Abend noch in den Spiegel schauen können, ohne sich zu schämen!)


ll diese Dinge, die immer klug gefordert werden, wer-
en von Ihnen, wenn es zum Schwur kommt, nicht um-
esetzt.


(Michael Kauch [FDP]: Genau, das sind die Genossen der Bosse!)


as ist etwas, was einen an dieser Stelle aufbringt. Wir
erden über die Brennelementesteuer Gewinne ab-

chöpfen, und wir werden im Nachgang einen Fonds fül-
n, der uns in der Energiepolitik in die Lage versetzt,

ntsprechende Dinge in diesem Bereich auch zu finan-
ieren, statt nur über sie zu diskutieren. Sie hätten etwas
nderes gemacht, nämlich das, was Sie üblicherweise
achen: Schulden, meine Damen und Herren, hätten Sie

n dieser Stelle gemacht. Deshalb halte ich es für richtig,
ass wir uns Gedanken gemacht haben, wie man auch
nergie- und klimapolitische Maßnahmen finanziert.

Im Anschluss an das allgemeine Thema „Harmonisie-
ng europäischer Politik“, auf das ich vorhin schon ein-

egangen bin, möchte ich nun auf das spezielle Thema
Harmonisierung der europäischen Politik im Bereich
er erneuerbaren Energien“ eingehen. Das halte ich für
anz entscheidend. Uns muss klar sein, dass wir, sobald
in EU-Binnenmarkt im Energiesektor entsteht, über das
hema Harmonisierung reden müssen. Ich bin deshalb
anz froh, dass wir damit frühzeitig angefangen haben.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch einmal
larstellen, dass die breite Mehrheit dieses Hauses dabei
icht an die Festlegung von Quoten denkt. Wir sind ganz
lar dafür, das EEG, das etabliert ist und sich nicht nur in
eutschland bewährt hat, als Diskussionsgrundlage für
ie Harmonisierung zu nehmen. Damit unterstreiche ich
ier noch einmal deutlich das, was Herr Oettinger Ende
anuar im Focus gesagt hat. Auch er hat ja explizit ge-
agt, dass das EEG Basis für die Harmonisierung sein
ann. Wahrscheinlich haben auch ihn die Vergleichszah-
n beeindruckt, die man einfach einmal zur Kenntnis
ehmen sollte: In Großbritannien kostet die Förderung
r die Megawattstunde Wind 65 Euro – dort gilt eine
uotenregelung –, in Italien kostet sie 85 Euro – auch
ort gilt eine Quotenregelung –, während sie in Deutsch-
nd, wo das EEG gilt, rund 50 Euro kostet. Diese klaren
irtschaftlichen und preislichen Realitäten muss Politik

infach zur Kenntnis nehmen.

Mir wäre es ein Anliegen, wenn wir diese Diskussion
in bisschen zielgerichteter führten, weniger unter dem
esichtspunkt „Kernenergie oder nicht Kernenergie“;


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Das ist entscheidend!)






Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

denn das ist Schnee von gestern. Herr Kollege Fell, das
ist beschlossene Sache, etwas, was die Koalition geklärt
hat.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden die nicht akzeptieren! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur für zwei Jahre!)


Lassen Sie uns über die Frage diskutieren, wie wir die
Themen erneuerbare Energien, Netzausbau und Speiche-
rung weiterbringen. Dann haben wir für die Visionen,
die Sie haben, viel getan; denn nur Visionen zu haben,
Herr Kollege, ist ein bisschen schwierig.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rolf Hempelmann [SPD]: Aber wir halten fest: „Atom ist Schnee von gestern“, haben Sie gesagt! – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie sollen die erneuerbaren Energien wachsen, wenn Atomstrom die Netze verstopft? – Weiterer Zuruf: Atomenergie ist tot!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709115900

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Thomas Bareiß für die CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Bareiß (CDU):
Rede ID: ID1709116000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Frau Höhn, Sie haben die Debatte begon-
nen, haben den Antrag begründet und gesagt, dass wir in
Deutschland Vorreiter im Bereich der erneuerbaren
Energien waren. Ich möchte zum Ende dieser Debatte
wieder etwas Klarheit in dieses Thema hineinbekom-
men.

In der Phase der elf Jahre rot-grüner Umweltminister
haben wir gerade einmal 10 Prozent Zuwachs bei den er-
neuerbaren Energien gehabt. Wir haben uns jetzt vorge-
nommen, in den nächsten zehn Jahren 20 Prozent Zu-
wachs bei den erneuerbaren Energien zu schaffen. Von
daher möchte ich Sie fragen, wer hier ambitioniert an
das Thema herangeht und wer wirklich etwas für die er-
neuerbaren Energien machen will. Das sind nämlich wir.
Die christlich-liberale Koalition geht dieses Thema an.


(Ulrich Kelber [SPD]: Da muss er selbst lachen!)


Wir haben nicht nur Fragen aufgeworfen, sondern
auch Antworten geliefert. Sie hingegen haben die letzten
zehn Jahre im Bereich Netzausbau nichts gemacht.


(Ulrich Kelber [SPD]: Der Guru der Erneuerbaren!)


Sie haben in den Bereichen Marktintegration und Spei-
chertechnologien nichts gemacht. Sie haben einfach nur
10 Prozent aufwachsen lassen und wissen nicht, wohin
es gehen soll. Wir packen die Themen an. Wir haben
jetzt ein Energiekonzept vorgelegt, das in sich schlüssig
ist und eine – das ist das Wichtigste – in sich stimmige
Finanzierung beinhaltet.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann sagen Sie doch einmal, was Sie gegen steigende Ölpreise machen, Herr Bareiß! – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie packen sie an und würgen sie!)


den nächsten Jahren werden von den konventionellen
raftwerken, von den fossilen Kraftwerken und von den
ernreaktoren, 35 Milliarden Euro geliefert, um die
nergiewende zu gestalten. Das ist für mich ein schlüssi-
es und in sich stimmiges Energiekonzept, das nachhal-
g tragfähig ist.

Hinsichtlich Ihres Antrages – wir haben schon die un-
rschiedlichsten Wortmeldungen dazu gehabt – möchte
h eines herausstellen. Sie schreiben: „Klimaverträgli-

he Energien für Europa – Erneuerbar, effizient, sicher“.
ber die Worte „Verbraucher“, „Wirtschaftlichkeit“ oder

bezahlbar“ kommen in Ihrem Antrag gar nicht mehr
or.


(Zuruf von der CDU: Fehlanzeige! – HansJosef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Bareiß, sagen Sie doch einmal etwas zu 100 Dollar pro Barrel Öl!)


allen acht Punkten, die Sie aufgeführt haben, kommt
as Wort „Verbraucher“ nicht vor. Aber jemand muss
och diese Veranstaltung bezahlen, die Sie ständig for-
ern.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Was ist denn teurer, Ihr Weg oder unserer?)


ieses Thema betrachten wir genauso wie die Frage der
mweltverträglichkeit und die Frage der Sicherheit.

Wissen Sie, was Sie machen? Das ist ein ganz wichti-
er Punkt, der zum Schluss dieser Debatte einmal gesagt
erden muss: Sie verlieren mit Ihrer Energiepolitik die
kzeptanz der Menschen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Gegenteil!)


s kann nicht sein, dass wir die Energiepreise in den
ächsten Jahren ins Uferlose steigen lassen. Schon heute
uss eine ganz normale vierköpfige Familie 200 Euro

nd ein normaler, kleiner Bäckerbetrieb über 3 000 Euro
is zu 5 000 Euro für die Energiewende bezahlen. Wenn
s so weitergeht, muss ein vierköpfiger Haushalt die
ächsten zwei Jahre noch weitere 100 Euro draufsatteln.
as wird nicht funktionieren. Deshalb brauchen wir
ehr Realismus in der Energiewende. Auch dafür wird

nser Energiekonzept stehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Herr Kelber und Frau Höhn, nun zu Ihren Wortmel-
ungen. Sie sprechen von Monopol.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Das ist das Problem!)


ie sprechen davon, dass die Konzerne ständig nur von
ns profitieren würden.





Thomas Bareiß


(A) )


)(B)


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Genau!)


Jetzt will ich Ihnen einmal etwas sagen – ich habe vorhin
einmal nachgeschaut –:


(Ulrich Kelber [SPD]: Das hat Ihnen das Bundeskartellamt übrigens auch ins Stammbuch geschrieben!)


Schauen Sie einmal, wie sich die Aktienkurse von Eon
und RWE, von den ganz großen Kernenergie- und fossi-
len Betreibern, in den letzten 12 Monaten verändert ha-
ben. Die Kurse haben sich in den letzten 12 bis
15 Monaten kontinuierlich verschlechtert:


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Aktionäre verstehen es schon!)


15 Prozent minus bei Eon und 20 Prozent minus bei
RWE. So groß sind also die Erwartungen des Marktes an
die drei, vier großen Konzerne, die wir in Deutschland
noch haben, nicht mehr; denn wir wollen die Ener-
giewende richtig gestalten.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil die nicht mehr auf die Monopole setzen! – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die wissen, dass es unsicheres Geld ist!)


Es gibt einen Markt vor Ort; man muss ihn nur nut-
zen. Ein Stromverbraucher hat in Deutschland die Mög-
lichkeit, zwischen durchschnittlich 85 Anbietern zu
wählen. Ein Gasverbraucher hat die Möglichkeit, zwi-
schen 25 Anbietern zu wählen.

Das ist doch etwas. Die Bundesnetzagentur hat uns
gesagt: Ein deutscher Verbraucher könnte, wenn er rich-
tig entscheiden und wechseln würde, im Schnitt jährlich
150 Euro sparen. Also ist ein Markt vorhanden; man
muss ihn nur nutzen. Damit das geschieht, muss man für
die Transparenz des Marktes sorgen. Insofern haben wir
uns mit dem Sofortprogramm der Bundesregierung das
richtige Konzept auf die Tagesordnung geschrieben: Wir
wollen eine Markttransparenzstelle einrichten. Das ist
übrigens ein Projekt, das von den Stadtwerken und den
kleinen Versorgern dringend eingefordert wurde. Dem-
entsprechend haben wir in den letzten Wochen großes
Lob geerntet.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Stadtwerke haben eingefordert, keine Laufzeitverlängerung zu machen!)


Meine Damen und Herren, wir führen eine Debatte
über europäische Energiepolitik. Wir brauchen auch bei
diesem Thema eher mehr Europa als weniger. Das ist mit
Blick auf das Thema Netzintegration und Netzausbau
besonders wichtig. Allein in Deutschland brauchen wir
4 300 Kilometer neue Netze.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sagt wer?)


– Das sagt die dena, die damals auch mit Ihrer Unterstüt-
zung gegründet worden ist.


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(C (D (Ulrich Kelber [SPD]: Von wem ist das Gutachten der dena? Wer hat es geschrieben?)


Herr Kelber, auch wenn nur 3 000 oder 3 500 Kilome-
r neue Netze nötig wären, würde das nichts an der Tat-

ache ändern, dass wir in den letzten Jahren nur 90 Kilo-
eter neuer Netze errichtet haben. Entschuldigung,
enn wir in diesem Tempo weitermachen, werden wir
icht einmal in 50 Jahren so weit sein, dass wir die
euen Netze integrieren können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das Gutachten stammt von den Konzernen selbst!)


Wir brauchen aber nicht nur deutsche Netze, sondern
uch europäische Netze; in der Europäischen Union wer-
en 40 000 Kilometer neuer Netze benötigt. Hierfür be-
arf es enormer Investitionen in Höhe von über 200 Mil-
arden Euro. Diese Investitionen müssen von den
nternehmen, von der Wirtschaft geleistet werden. Wir
rauchen aber an gewissen Punkten, wenn es für Mit-
liedstaaten nicht wirtschaftlich ist, das Netz auszu-
auen, eventuell auch europäische Gelder. Es ist ein
ichtiges Projekt, dies in die Wege zu leiten; Kommis-

ar Oettinger wird das angehen.

Der Netzausbau ist das eine; Speicher sind das an-
ere. Auch da ist eine europäische Zusammenarbeit
ringend notwendig. Der Ausbau der Speicher ist eine
norme Herausforderung für die Länder Österreich,
chweiz und Norwegen; das muss man klar sagen. Sie
ollen Norwegen zum Standort großer Pumpspeicher-
raftwerke in Europa machen.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Vielleicht sollte man die Norweger mal fragen!)


enn alles so käme, wie Sie es sagen, würden in Norwe-
en 35 Pumpspeicherkraftwerke gebaut. Ich lasse die
rage außen vor, ob das mit Blick auf den Naturschutz
er richtige Weg ist.

Sie verteufeln immer die Kernenergie und sagen: Wir
ben auf der Insel der Glückseligen und werden ohne
ernenergie auskommen. Ich sage Ihnen aber eines
das ist die Realität –: Wir rufen dann den Strom der

orwegischen Pumpspeicherkraftwerke, die auch durch
nsere Windkraftwerke aufgefüllt werden, ab über die
eitungen, die in der Nord- und Ostsee noch gebaut wer-
en müssen. Wenn diese norwegischen Pumpspeicher-
raftwerke leer sind, wir aber Strom brauchen und keine
indenergie da ist, dann werden sie durch finnische
ernreaktoren gefüllt, und wir werden diesen Strom ab-
fen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Diese Kernreaktoren werden vom finnischen Staat subventioniert, weil sie zu teuer geworden sind! 10 Cent pro Kilowattstunde kostet der Strom aus finnischen Atomreaktoren! Doppelt so teuer wie geplant!)


Das ist Ihre Politik. Die Schaffung gemeinsamer
uropäischer Netze führt zwangsläufig dazu – das wer-





Thomas Bareiß


(A) )


)(B)

den auch Sie akzeptieren müssen –, dass die Kernenergie
in den nächsten 20, 30 oder 40 Jahren in unserem Ener-
giemix eine Rolle spielen wird, auch wenn unsere Kern-
reaktoren durch Sie, durch uns oder durch wen auch im-
mer abgeschaltet werden.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Frankreich importiert den Strom von uns und nicht umgekehrt!)


Wir brauchen die Kernreaktoren in Europa auch deshalb,
weil wir das Thema Klimaschutz ernst nehmen. Wir ha-
ben uns das Ziel aufs Schild gehoben, einen Anteil der
regenerativen Energien an der Stromversorgung von
40 Prozent zu erreichen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie machen nichts dafür!)


– Mal sehen, Herr Kelber.

Ich rate Ihnen, sich die Zahlen zum Pro-Kopf-Ver-
brauch von CO2 anzuschauen: jährlich 9,1 Tonnen CO2
pro Kopf in Deutschland, 5,8 Tonnen in Frankreich. Wo-
ran liegt das? Das liegt daran, dass wir in Deutschland
bei der Energieversorgung sehr stark auf Kohle setzen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: CO2-Emissionen beim Bergbau werden nicht dazugerechnet!)


Allein die Energieunternehmen verursachen in Deutsch-
land 3,9 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf; in Frank-
reich sind es nur 0,7 Tonnen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Vielleicht liegt es auch daran, dass wir ein Industrieland sind!)


– Das liegt daran, dass wir – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709116100

Das kann man leider nicht im Einzelnen erläutern.


Thomas Bareiß (CDU):
Rede ID: ID1709116200

Herr Präsident, ich komme zum Schluss. – Die ande-

ren Länder bauen nach wie vor auf Kernenergie; auch
das ist europäische Politik. Sie bauen auf Kernenergie,
weil sie das Thema Klimaschutz ernst nehmen; auch das
spielt eine Rolle.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die Amerikaner haben 20 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf!)


Wir sind mit unserem Energiekonzept auf dem richtigen
Weg: Es ist in sich schlüssig, durchgerechnet und be-
zahlbar.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709116300

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
der Drucksache 17/4687 an die in der Tagesordnung auf-
geführten Ausschüsse vorgeschlagen. – Dazu gibt es
Konsens. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

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(C (D Ich rufe nun den Tagesordnungspunkten 24 a und b uf: a)

richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(22. Ausschuss) zu der Unterrichtung


Mitteilung der Kommission an das Europäi-
sche Parlament, den Rat, den Europäischen
Wirtschafts- und Sozialausschuss und den
Ausschuss der Regionen
Chancen und Herausforderungen der Digitali-
sierung für das europäische Kino
KOM(2010) 487 endg.; Ratsdok. 14119/10
hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 2 des
Grundgesetzes

– Drucksachen 17/3608 Nr. A.39, 17/4467 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marco Wanderwitz
Angelika Krüger-Leißner
Dr. Claudia Winterstein
Kathrin Senger-Schäfer
Claudia Roth (Augsburg)


b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(22. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Angelika Krüger-Leißner, Martin Dörmann,
Siegmund Ehrmann, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der SPD

Für eine Kinodigitalisierung, die den Erhalt
unserer Kinolandschaft sichert

– Drucksachen 17/1156, 17/4718 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marco Wanderwitz
Angelika Krüger-Leißner
Dr. Claudia Winterstein
Kathrin Senger-Schäfer
Claudia Roth (Augsburg)


Das ist gewissermaßen der Beitrag des Deutschen
undestages zur Berlinale,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Und hier sitzt unser Chef!)


uch wenn ich fürchte, Frau Kollegin Roth, dass wir für
ie Verleihung des Goldenen Bären nicht ernsthaft in Er-
ägung gezogen werden,


(Heiterkeit – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Aber das Drama wäre da!)


as, wenn uns das nicht plausibel ist, Gegenstand einer
nquete-Kommission werden könnte.


(Heiterkeit)


Jedenfalls soll für die jetzt vorgesehene Debatte eine
ussprachezeit von 45 Minuten reichen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Regisseur fehlt noch!)






Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Hat jemand weiter gehende Vorschläge? – Das ist offen-
kundig nicht der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Kollegen Wolfgang Börnsen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1709116400

Herr Präsident! Verehrte durchhaltefähige Kollegen

am Freitagnachmittag!


(Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: Für eine gute Sache!)


Für eine filmpolitische Debatte hätte der Deutsche Bun-
destag, wie ich finde, kaum einen geeigneteren Zeit-
punkt finden können. Gestern ist die 61. Berlinale glanz-
voll eröffnet worden, und heute tritt die Verordnung des
Bundes zur Digitalisierung der Kinos in Kraft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Startschuss ist gefallen. Die Gewinner sind die
kleinen Kinos,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)


140 Millionen Kinokunden jährlich und der Film als
Kultur- und Wirtschaftsgut.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


– Herzlichen Dank. – Das Neumann-Modell findet eine
breite Zustimmung bei den Ländern, bei den Filmverant-
wortlichen und dem Deutschen Bundestag. Wir als
Union begrüßen diese Bündnispartnerschaft für Film
und Kino in Deutschland.

Verehrte Kollegen, die Debatte in dieser Woche sollte
nicht ohne eine Würdigung des großartigen Filmema-
chers Bernd Eichinger geführt werden.


(Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] ist im Gespräch)


– Frau Kollegin Roth, bitte.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Entschuldigung, ich habe den Staatsminister gerade entschuldigt!)


– Es gehört dazu, dass man deutlich macht, dass der
Staatsminister bei der Unterzeichnung eines trilateralen
Filmabkommens ist und deshalb nicht bei der Debatte
dabei sein kann.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die Bundesregierung ist nicht anwesend!)


Er ist sonst immer regelmäßig dabei, weil er sehr verant-
wortungsbewusst ist.

Ich möchte zur Würdigung des großartigen Filmema-
chers Bernd Eichinger zurückkommen. Am Montag
wurde er beerdigt. Bundespräsident Christian Wulff hat
die explosive Leidenschaft dieses Mannes für den Film
in seinem Nachruf betont. Mut und Tatkraft für große
Filme haben Bernd Eichinger ausgezeichnet. Das Träu-
men hat er nie aufgegeben. Für das Filmland Deutsch-

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(C (D nd war er in vielen Bereichen wegweisend. Sein Tod ißt eine große Lücke in einer Zeit, da sich in der Film ranche in Deutschland Zweifel und Selbstkritik breitgeacht haben. Provozierend fragten FAZ-Filmfeuillenisten vor wenigen Tagen: Woran liegt es, dass das deutsche Kino so reich ist an Talenten und Könnern? Und so arm an guten Filmen? Obwohl die langfristigen Zahlen erfreulich, die interationalen Erfolge stabil sind und das Kinointeresse in en letzten zehn Jahren stetig steigt, wachsen derzeit in er Branche Ratlosigkeit und Zweifel an dem derzeitien System Film. Eine Frischzellenkur wird gefordert, ehr Innovationen, weniger Subventionen, Mut zum hemenrisiko, gesellschaftskritische Kompromisslosigeit, mehr Klasse, weniger Masse. Dabei war das Kinojahr 2009 durchaus passabel. Mit 20 deutschen Filmen gab es so viele wie nie zuvor. Den Marktanteil betrug 27,4 Prozent – so hoch wie seit ahrzehnten nicht mehr. Kino made in Germany ist zum assenfüller geworden. Wenn Martin Moszkowicz von er Constantin feststellt, von zehn großen Filmprodukonen würden jetzt acht in Deutschland gedreht – früher ar das Verhältnis umgekehrt –, wird damit der Nacheis erbracht, dass Deutschland als Produktionsstandort n Zuspruch gewonnen hat. Das begrüßen wir. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die hohe Qualifikation der Filmschaffenden trägt
azu bei. Aber auch der finanzielle Rahmen stimmt:
0 Millionen Euro Fördermittel von der FFA, 60 Millio-
en Euro Fördermittel vom DFFF, dazu die Länderförde-
ng.

Trotzdem gab es einen Besuchereinbruch im Kinojahr
010 und weniger Besucher bei Filmen aus dem eigenen
and. Die Ursache dafür ist nicht nur in der Fußballwelt-
eisterschaft zu sehen, sondern ist nach Branchenein-

chätzung auch auf zu viel Mittelmaß, auf zu viele deut-
che Filme zurückzuführen, die sich gegenseitig das
ublikum streitig machen, sowie auf zu wenige attrak-
ve Drehbücher und wagemutige Produzenten.

Bei manchen Produktionen kommt ein Zeitdruck
inzu, der Sorgfalt verhindert, wenn zum Beispiel pro
rehtag sechs Minuten abgeliefert werden müssen.

Besonders kritisch wird die Rolle des Fernsehens im
ilmsystem hinterfragt. Es gehört – ob öffentlich-recht-
ch oder privat – zu den wichtigsten Kultur- und Filmför-
erern unseres Landes, keine Frage. Viele Filme, auch
on jungen Filmemachern, wurden erst durch die Sendeer
öglich. Das verdient Anerkennung. Auch an der Film-
rderung durch die FFA sind sie neben der Videowirt-

chaft und den Kinobetreibern maßgeblich beteiligt. Die
andelnden klagen jedoch über zu hohe Förderauflagen
nd zu geringe Förderanteile des Fernsehens. Sie weisen
uf Frankreich hin. Dort stammen zwei Drittel der
00 Millionen Euro Fördermittel direkt vom Fernsehen.

Diese Kritik muss sich die Branche gefallen lassen.
ls Mitförderer müssen wir dieser Kritik nachgehen.





Wolfgang Börnsen (Bönstrup)



(A) )


)(B)


13.00 1
Sollte sie zutreffen, gehört die Filmförderung insgesamt
auf den Prüfstand. Auch Teile der Kinowirtschaft erwei-
sen sich immer mehr als Wackelkandidaten in diesem
Finanzierungssystem.

Wir als Union werden dafür sorgen, dass es weiterhin
stabile Rahmenbedingungen für einen kreativen, für ei-
nen kritischen und auch für einen gut unterhaltenden
Film gibt; denn wir glauben, dass der Film weiterhin
eine Zukunft haben muss.

Die Kinodigitalisierung zeigt, dass wir hinter den Ki-
nos in unserem Land und hinter dem Film in unserem
Land stehen. 4 Millionen Euro pro Jahr stellen wir dem
Film zur Verfügung.

Ein letztes Wort würde ich gerne noch der Berlinale
2011 widmen. Sie ist für uns alle und für Europa ein Hö-
hepunkt des Filmjahres. Sie war und ist ein Beispiel für
die Freiheit. Sie war 40 Jahre lang auch ein Symbol für
die Freiheit der Kunst in dieser Stadt. Jetzt – 60 Jahre
später – ist wieder unser Eintritt für die Freiheit gefragt.
Es geht um den iranischen Regisseur Jafar Panahi. Er
sollte der Jury angehören. Dazu ist es nicht gekommen.
Wegen seines filmischen Schaffens wurde er in seiner
Heimat Iran inhaftiert. Das können und werden wir als
Parlamentarier nicht dulden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Union und alle anderen, glaube ich, unterstützen die
Solidaritätsaktion der Berlinale. Wir fordern die Freiheit
für Jafar Panahi und seine Freunde.


(Beifall im ganzen Hause)


In diesem Zusammenhang passen leider auch aktuelle
Meldungen. Kurz vor der Berlinale-Premiere ist der
Film „Khodorkovsky“ über den inhaftierten russischen
Regimekritiker Michail Chodorkowski geraubt worden.
Unbekannte sind in die Berliner Arbeitsräume des Re-
gisseurs eingebrochen. Damit sollte offensichtlich die
Aufführung dieses Films vor der Weltöffentlichkeit auf
der Berlinale verhindert werden.

Ich rufe uns alle auf: Eine solche Beschneidung der
Freiheit der Kunst dürfen wie niemals hinnehmen; denn
Bürger- und Menschenrechte haben für uns die höchste
Priorität.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1709116500

Angelika Krüger-Leißner ist die nächste Rednerin für

die SPD-Fraktion.


Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1709116600

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wer um 11.55 Uhr

auf den Ticker geschaut hat, hat dort die Blitzmeldung
lesen können: „Die FFA hat Richtlinien und Anträge zur
Digitalisierungsförderung auf ihre Webseite gestellt.“
Das ist eine wirklich gute Nachricht für die Branche, vor
allem für die Kinos. Ich freue mich – da spreche ich für

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(C (D eine gesamte Fraktion –, dass es nun mit der lange anekündigten Förderung für die Kinos losgeht. Ich belückwünsche den Herrn Staatsminister, dass er sozusaen gerade noch pünktlich zur Schlussberatung des ntrages meiner Fraktion unsere Kernforderung erfüllt. enn all die Kinos, die bei der anstehenden Digitalisieng auf sich allein gestellt und finanziell überfordert ären, können jetzt mit der Unterstützung sowohl vom und als auch von der Filmförderungsanstalt rechnen. amit stehen die Chancen gut, dass wir in Deutschland ine Kinodigitalisierung durchführen, die den Erhalt unerer Kinolandschaft sichert, wie wir in unserem Antrag rdern. Aber lange hat es gedauert. Lassen Sie mich kurz Reue passieren. Wir wissen: Seit Jahren wird bei uns über inodigitalisierung diskutiert. Nachdem das sogenannte 100er Modell“ gescheitert war, weil sich die Branche icht einigen konnte, hat sich lange nichts getan. Dabei ollten wir doch in Europa die Ersten sein. Dann hat die PD-Fraktion die Bundesregierung mit dem vorliegenen Antrag aufgefordert, ein Konzept für die Förderung orzulegen; das ist schon fast ein Jahr her. Die Lösung er damit verbundenen Fragen war sicherlich nicht einch, und sicherlich ist die Filmbranche kein leichter erhandlungspartner; aber es stellt sich doch die Frage, b immer geschickt agiert wurde, etwa als die Kinodigilisierung mit dem Finanzierungsproblem der FFA vernüpft worden ist. Fest steht jedenfalls, dass das die ronten verhärtet und die Verhandlungen zäh gemacht at. Mit unserem Antrag kam dann endlich Bewegung in ie Sache. Im Mai vergangenen Jahres lagen die Eckunkte auf dem Tisch, die Gespräche mit den Ländern urden forciert, und die SPD initiierte eine große Anhöng im Kulturausschuss. Wichtige Verbesserungen am örderkonzept konnten für die kleinen umsatzschwahen Kinos und für die Programmkinos durchgesetzt erden. Dann hat meine Fraktion im Kulturausschuss ie Initiative für eine gemeinsame Protokollerklärung erriffen, der sich alle Fraktionen angeschlossen haben. arin enthalten sind wichtige Forderungen hinsichtlich er Umsetzung der Förderung. Schließlich hat der Hausaltsausschuss im Oktober 2010 die ersten 4 Millionen uro für die Förderung freigegeben. Dann gab es wieder Stillstand. Inzwischen lagen 50 Anträge bei der FFA vor. Die Kinobetreiber, die ndlich mit der Digitalisierung loslegen wollten, hatten uf das Startsignal gewartet. Das Geld lag schon lange ereit, es konnte nur nicht ausgereicht werden. Mit dem eutigen Tag liegt die Rechtsverordnung vor, die bisher hlte. Ich meine, der Redlichkeit halber musste dieser Herang noch einmal sachlich und ganz objektiv dargestellt erden. Jetzt lassen Sie mich nach vorne schauen. Wir freuen ns, dass unserem Antrag im Kern entsprochen wurde. arum wir uns überhaupt für die Kinos so starkmachen, öchte ich noch einmal ins Gedächtnis rufen. Übrigens aben wir den Leiter der Berlinale, Dieter Kosslick, fest n unserer Seite. Vor einem Jahr hat er dem Kino im Angelika Krüger-Leißner )





(A) )

Rahmen der Berlinale mit tollen Veranstaltungen einen
Schwerpunkt gewidmet: Berlinale goes Kiez. Das gibt es
in diesem Jahr wieder. Dabei wird der rote Teppich vor
den kleinen Programmkinos ausgerollt und bringt den
Glamour der Berlinale in die Stadtteile. Das sagt viel
über die große Wertschätzung, die der Berlinale-Chef
den ambitionierten Kinobetreibern entgegenbringt. Die
große Leinwand ist tatsächlich der einzige Ort, an dem
die ganze visuelle Kraft und der Zauber guter Filme zur
Entfaltung kommen. Weder Fernsehen noch Laptop
noch iPad noch Smartphone können diese Wirkung je er-
reichen.

Viele von uns haben gestern Abend den wunderbaren
Eröffnungsfilm der Berlinale von den Coen-Brüdern ge-
sehen; bald kommt er ja auch in die Kinos. Stellen Sie
sich einmal vor, Sie würden dieses Leinwandopus auf
wenige Zentimeter Display zwängen. Ich glaube, dann
können Sie ermessen, wovon ich spreche, wenn ich von
der Unersetzbarkeit des Kinos rede.

Viele Kollegen wissen, dass ich seit Jahren mit Lei-
denschaft in der Vergabekommission der FFA für die
Förderung von Filmprojekten arbeite. Hier habe ich das
Glück, die Projekte von der Idee bis zum fertigen Film
zu begleiten. Wir haben schon wahre Juwelen darunter
gehabt; Das Weiße Band von Michael Haneke oder Poll
von Chris Kraus, um nur zwei Beispiele zu nennen. Da
werden Geschichten so erzählt, dass sie einen im Inners-
ten erreichen. Sie bringen uns fremde Menschen und
Schicksale nahe, sie öffnen den Blick für Unbekanntes
und anderes, sie versetzen uns in ferne Zeiten oder
fremde soziale Milieus, sie berühren uns, und sie wühlen
uns auf. Im besten Falle schaffen sie es, uns zugleich zu
unterhalten. Das war übrigens auch immer das Ziel von
Bernd Eichinger, und das ist ihm auch immer wieder ge-
lungen.

Wenn Filme all das leisten können, dann haben wir es
mit einem Kulturgut ersten Ranges zu tun. Es ist unsere
Verantwortung als Kulturpolitiker, dafür zu sorgen, dass
diese Filme erstens einen Ort finden, wo sie ihre ganze
Kraft entfalten können, und dass zweitens möglichst
viele Menschen, auch in ländlichen Regionen und klei-
nen Städten, Zugang zum Kulturgut Film finden.

Mit der technologischen Innovation der Digitalisie-
rung, die uns derzeit in allen Bereichen ereilt, wird die
Fortexistenz unserer vielfältigen Kinolandschaft infrage
gestellt, einfach weil die Digitalisierung teuer ist und
weil es keine Alternative gibt. Wenn ich vom notwendi-
gen Erhalt unserer Kinolandschaft spreche, dann meine
ich alle Filmtheater. Ich meine die kleinen Traditions-
kinos genauso wie die Multiplexhäuser, die kommunalen
Kinos ebenso wie die Filmkunst- und Programmkinos.
Auf keines dieser Häuser wollen wir verzichten, wenn es
um die Vielfalt geht. Der Unterschied ist nur: Die einen
können sich die Digitalisierung aus eigener Kraft leisten,
und die anderen sind auf Hilfe angewiesen. Genau hier
soll unsere Förderung ansetzen.

Für die SPD waren immer drei Punkte wichtig: ers-
tens Technikneutralität, zweitens Nachhaltigkeit und drit-
tens die Gewährleistung der Programmierungsfreiheit
der Kinomacher.

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(C (D Die ersten beiden Punkte, Technikneutralität und achhaltigkeit, finden sich in der Rechtsverordnung ieder. Wir müssen aber aufpassen, dass beide Kriterien icht so miteinander verknüpft werden, dass am Ende och ein Standard verpflichtend wird, nach dem Motto: achhaltig ist eine digitale Anlage nur, wenn sie von den S-Majors mit Filmen beliefert wird. Das wäre dann der wangsstandard durch die Hintertür. Die SPD fordert, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ benfalls berücksichtigt, dass die kleinen Kinos nicht it überflüssigen und teuren technischen Standards berfordert werden. Denn das würde die Filmtheater soohl mit dem nötigen Eigenanteil als auch mit den höeren Betriebsund Folgekosten finanziell überfordern. m Ende müsste das Kino dann dichtmachen, und das äre genau das Gegenteil von Nachhaltigkeit, die wir einen. Das sieht übrigens die EU-Kommission in ihrer itteilung zur Kinodigitalisierung ganz genauso. Ich denke, bei der Entscheidung, welche Technik die inos brauchen, sollten wir zunächst einmal von der unrnehmerischen Klugheit des Kinobetreibers ausgehen. ie meisten Kinos haben nicht nur eine Leinwand. Oft erden auf den unterschiedlichsten Leinwänden ganz erschiedene Filme programmiert. Der Kinobetreiber ennt den Verleihmarkt, und er weiß am besten, welchen tandard er braucht für die Filme, die er zeigen will. eshalb sollten wir zunächst dieser unternehmerischen ntscheidung vertrauen. Aber ich erwarte auch, dass die ilmförderungsanstalt bei der Prüfung der Anträge die esamte Situation eines Kinos berücksichtigt und bei en Bescheiden die nötige Flexibilität zeigt. Bei aller Freude über den Start der Förderung bleibt ine Forderung, der wir uns alle verschrieben haben, die olitik genauso wie die gesamte Filmbranche, bisher unrfüllt: Wir wollten und wir wollen eine flächendekende Kinodigitalisierung. Derzeit gibt es noch viele eiße Flächen. enn die Förderung vom Bund gibt es nur dort, wo auch ie Länder mit fördern; das war ja eine Bedingung des aushaltsausschusses. Wir können uns hier allerdings icht aus der Verantwortung stehlen, mit kalter Schulter uf die Länder verweisen und die Kinos in diesen Länern im Regen stehen lassen. Ich meine, in erster Linie ist hier die Verleihwirtschaft efragt. Auch die Verleiher haben sich immer der Flähendeckung verschrieben. Ich glaube, wir sind uns eiig darin, dass die Verleiher bei der Finanzierung der Diitalisierung den besten Schnitt gemacht haben; denken ir doch nur daran, was die Verleiher noch zu Zeiten des 100er Modells“ leisten wollten. Demgegenüber ist der tzt fällige Anteil von 20 Millionen Euro ein blendenes Geschäft für sie. Deshalb erwarte ich, dass die Verihwirtschaft hier in die Bresche springt und eine Überangslösung möglich macht. Die Politik, das heißt wir, ird alles daransetzen, dass die noch säumigen Länder it Förderprogrammen nachziehen. Es gibt Länder, in enen die Anzahl der Leinwände überschaubar ist. Und h glaube, dass auch Bremen, das Saarland, Mecklen Angelika Krüger-Leißner )


(Beifall bei der SPD)





(A) )

burg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen das
leisten können. Diese sind noch säumig. Deshalb mein
Appell an die Verleiher: Machen Sie diesen Kinos in die-
sen Ländern ein Angebot!

Zum Schluss noch ein Ausblick. Der nächste Schritt
wird es sein, dass auch die sogenannten Marktkinos, also
die umsatzstärkeren Häuser, möglichst schnell an eine
Förderung kommen; die Aussichten dafür sind nicht
schlecht. Am 23. Februar wird es eine Entscheidung des
Bundesverwaltungsgerichtes geben; ich vernehme posi-
tive Anzeichen. Dann wären auch Gelder der FFA für
die Marktkinos frei.

Nach dem 23. Februar können die Weichen neu ge-
stellt werden. Ich erinnere daran, dass nicht nur Kultur-
staatsminister Neumann, sondern wir alle der Branche
versprochen haben, dass wir die große FFG-Novelle an-
packen wollen. Aber die Branche muss in Vorleistung
treten. Sie selber muss zu Solidarität zurückfinden, sich
zu dieser Förderung bekennen, und dann werden wir den
zweiten Schritt machen und die Grundlage dafür legen.

Ich habe übrigens immer noch die Hoffnung – –


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709116700

Kollegin Krüger-Leißner, für weitere Ausblicke ist

jetzt wirklich keine Zeit mehr.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das wäre mir auch recht!)



Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1709116800

Darf ich den Satz beenden?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709116900

Letzter Satz.


Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1709117000

Ich gebe meiner Hoffnung Ausdruck, dass die schwer

angeschlagene Solidarität in der Branche wieder geheilt
werden kann und dass wir diesen branchenübergreifen-
den Konsens finden. Übrigens ist das auch ein Ver-
mächtnis von Bernd Eichinger. Das sind wir ihm schul-
dig.

Danke.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709117100

Für die FDP-Fraktion hat die Kollegin Dr. Winterstein

das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1709117200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Trotz aller Technik, die es inzwischen für den
Filmgenuss zu Hause gibt, musste ich gestern Abend ei-
nes wieder einmal feststellen: Ein Kinobesuch ist und
bleibt immer ein ganz besonderes Erlebnis. Das kann bei

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(C (D er glanzvollen Eröffnung der Berlinale oder auch in eiem Kino in Ihrer Nähe der Fall sein. Die Berlinale hat sich längst zu einem der wichtigsten ternationalen Filmereignisse entwickelt. Das zeigt auch indrucksvoll die Zahl von 385 Filmen aus 58 Ländern, nd ich glaube, dass sich alle Kinofreunde darauf freuen, den kommenden zehn Tagen recht viele dieser Filme zu ehen. Meine Damen und Herren, die Berlinale ist das Ausängeschild für den Filmstandort Deutschland. Darüber inaus war und ist die Berlinale immer wieder Impulsgeer für neue Ideen und Motor für neue Entwicklungen in er Filmlandschaft. Dieser Vorreiterrolle wird das Festival auch beim hema Kinodigitalisierung gerecht. Denn 39 der insgeamt 56 Kinosäle der diesjährigen Berlinale sind mit diitaler Technik ausgerüstet, also zwei Drittel; das ist eine eachtliche Zahl. Von den derzeit 4 700 Kinos in eutschland verfügen allerdings derzeit weniger als 600 ber die digitale Technik. Das heißt, das ist nur jedes chte Kino. Aus diesem Grund hat die Koalition das Thema Kinoigitalisierung zu einem ihrer Schwerpunkte in der Filmolitik gemacht. Dieser Schritt von der analogen zur diitalen Technik ist ein Meilenstein für die gesamte inolandschaft. Dabei müssen wir von unterschiedlichen Voraussetungen der Kinos ausgehen. Nach dem Konzept des ulturstaatsministers sollen noch 3 700 Leinwände in eutschland digitalisiert werden. Davon gehören etwa 500 zu den umsatzstarken Kinos und Multiplexen, die ich vor allem in den Großstädten befinden. Sie sind in er Lage, die Umstellung auf die digitale Projektion elbst zu finanzieren, und haben das teilweise auch chon getan. Daneben haben wir noch 1 200 weitere Leinwände, ie zu den kleineren Kinos im ländlichen Raum oder zu en Arthouseund Programmkinos gehören. Diese Kios stellen eine kulturelle Grundversorgung im Bereich es Films sicher. Viele der Berlinale-Filme werden nach em Festival in solchen Kinos gezeigt und erreichen so in weit größeres Publikum. Diese Häuser können die hohen Investitionen für die mstellung auf digitale Technik wegen ihres besonderen ilmprogramms oder ihres Standortes nicht allein schulrn. Daher haben wir in der Koalition den erwähnten örderrahmen geschaffen, durch den der Erhalt kleiner nd mittelständischer Kinos gesichert wird. Damit stüten wir auch die kulturelle Vielfalt in allen Regionen eutschlands. Dafür haben wir – das wurde schon gesagt – in dieem Jahr 4 Millionen Euro als Bundesförderung im aushalt bereitgestellt. In Kombination mit weiteren Fördermitteln der EU, er Länder und der Filmwirtschaft selbst sind die Ki Dr. Claudia Winterstein )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

nounternehmen nun in der Lage, die digitale Umstellung
mit einem überschaubaren Eigenanteil zu finanzieren.
Ich freue mich, dass gerade heute – auch das ist erwähnt
worden – die entsprechende Verordnung in Kraft tritt,
damit möglichst zügig eine flächendeckende Digitalisie-
rung möglich wird.

Eine nationale Förderung ist an dieser Stelle insbe-
sondere vor dem Hintergrund wichtig, dass gerade die
kleinen und speziellen Kinos viele deutsche Produktio-
nen zeigen. Ohne diese Unterstützung müssten wir ein
Kinosterben befürchten.

Auch wenn im vergangenen Jahr der große Kassen-
schlager fehlte: Die Filmindustrie befindet sich seit Jah-
ren im Aufwind. Deutsche Filme werden beim Publikum
immer beliebter, und durch die Förderung der Digitali-
sierung erreicht der deutsche Film sein Publikum in allen
Regionen unseres Landes.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709117300

Für die Fraktion Die Linke hat die Kollegin Kunert

das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709117400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn man ein Kino will, das den Blick in die Welt
und in die Geschichte offenhält, dann braucht man
mehr denn je die kommunalen Kinos.

Das sagte Wim Wenders, einer der großen Regisseure.

Wenn man seiner Logik folgt, dann muss man die
Pläne der Bundesregierung zur Digitalisierung der Kinos
kritisch unter die Lupe nehmen. Die Kinos weltweit und
in Europa werden auf digitale Vorführtechnik umgestellt.
Das ist die Folge einer grundlegenden technologischen
Veränderung. Alle Schritte von der Produktion bis zur
Vermarktung werden digitalisiert. Das wird zu enormen
Investitionen führen.

Sicher liegt die Zukunft im digitalen Kino. Das erken-
nen auch die kleinen und kommunalen Kinos an. Hier im
Hause und auch mit der EU-Kommission sind wir uns
einig: Die Digitalisierung der Kinos kann man nicht dem
Markt allein überlassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wäre das der Fall, käme es zu einer Verödung des kul-
turellen Reichtums und zum Verlust der Vielfalt in der
Kinolandschaft. Die kleinen Kinos, die Arthouse- und
Programmkinos, die kommunalen Kinos, die Kinos in
der Fläche: Sie alle gingen unter und würden aussterben.
Übrig blieben allein die großen Kinoketten mit Program-
men, die sehr oft auf verkaufsstarke Hollywood-Filme
ausgerichtet sind. Das wollen wir verhindern.

Die Multiplex-Kinos haben die Umstellung auf das
digitale Abspiel bereits vollzogen. Jetzt gilt es, die klei-
nen und kommunalen Kinos in der Fläche zu erhalten.

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(C (D as ist das Anliegen einer Empfehlung der EU-Komission und auch eines Konzeptes des Kulturstaatsinisters. Das finden wir gut. In einem entscheidenden Punkt ist das für uns aber nzureichend: Die Gelder zur Digitalisierung der kleinen nd kommunalen Kinos reichen bei weitem nicht aus. ie Ursache dafür sind die hohen Kosten für Projekren. Sie müssen den Standards der DCI, einem Zusamenschluss der großen Hollywood-Studios, entsprechen. Kleine und kommunale Kinos brauchen für die Digilisierung eine weniger aufwendige technische Lösung. as hängt mit den geringeren Raumgrößen und dem leineren Projektionsabstand zusammen. Bei der von en kleineren Kinos bevorzugten Lösung kostet ein Proktor zwischen 15 000 und 20 000 Euro. Bei der Techik, die Hollywood bevorzugt, würde ein Projektor zwichen 70 000 und 80 000 Euro kosten. Der Haken an der kostengünstigeren Variante ist alrdings, dass die großen Produktionsund Verleihfiren Hollywoods Kinos ohne Projektoren mit DCI-Norm icht beliefern würden, weil sie ihre Qualitätsstandards esichert sehen wollen. So würde die Förderung der alrnativen Technik in eine Sackgasse führen, weil sie olgeinvestitionen nach sich ziehen würde. Für die Viellt der Kinolandschaft in Europa wäre das sehr schädch. Damit die kleinen und kommunalen Kinos auch in ukunft existieren, brauchen sie eine höhere Zusatzförerung. Die Linke setzt sich dafür ein, dass die kleinen inos von Augsburg (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Augsburg – danke!)


(Beifall bei der LINKEN)


is Sassnitz ausreichende Mittel erhalten, um die digitale
ukunft zu bestehen.

Kleine und kommunale Kinos sind im Unterschied zu
en großen Kinoketten innovativ. Analoge und digitale
ilme, Filmfestivals, das direkte Gespräch mit dem Re-
isseur, Diskussionsforen und Einblicke in das Schaffen
er Filmproduzenten und europäische Filme: All das
acht Kino aus, und all das findet man nur in kleinen

nd kommunalen Kinos. Sie sind Orte der Kultur und
ommunikation.

In ländlichen Räumen sind die kleinen Kinos mitunter
ie einzigen kulturellen Treffpunkte. Sie tragen entschei-
end zur Lebensqualität bei. Die Linke setzt sich gerade
r den Erhalt dieser Kinos ein, weil sie ein Stück Kul-
rerbe bewahren.


(Beifall bei der LINKEN)


Zukunft werden diese kleinen Kinos die einzigen sein,
ie über die Vielfalt ihrer Programme hinaus auch Filme
owohl digital als auch in klassischen Formaten zeigen
önnen.

Ich meine, das Konzept zur Förderung der Digitalisie-
ng der Kinos muss vom Kopf auf die Füße gestellt
erden. Zunächst müssen kleine Kinos, Arthouse- und





Katrin Kunert


(A) )


)(B)

Programmkinos gefördert werden. Finnland macht es
uns vor. Die EU-Kommission hat die staatlichen Beihil-
fen im Falle Finnlands in ihrer Mitteilung zur Kinodigi-
talisierung ausdrücklich genehmigt. Mehr noch, sie be-
trachtet staatliche Hilfen bis 500 000 Euro als zulässig.

Die Europäische Union hat endlich einmal bei einem
Thema nichts gegen staatliche Beihilfen. Wenn wir im
Vergleich dazu an den ÖPNV denken, dann muss uns
das doch ermutigen. Nehmen wir uns also ein Beispiel
an Finnland und fördern wir in ausreichendem Maße.
Über fünf Jahre hinweg 20 Millionen Euro zur Verfü-
gung zu stellen, ist aus unserer Sicht zu wenig.

Spitzenkino wird ohne Kleinkino nicht möglich sein.
Der rote Teppich wie bei der Berlinale muss jetzt in ers-
ter Linie den kleinen und kommunalen Kinos ausgerollt
werden.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709117500

Die Kollegin Claudia Roth hat für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen das Wort.

Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben uns im
Ausschuss lange und intensiv mit der Kinodigitalisie-
rung beschäftigt. Erst einmal, auch stellvertretend, vie-
len herzlichen Dank an Bernd Neumann für die sehr kol-
legiale Art, in der wir dieses Thema bearbeitet haben!
Ich hoffe, es bleibt bei der konstruktiven und kollegialen
Art des Umgangs in unserem Ausschuss.

Wann, wenn nicht in diesen Tagen der Berlinale, muss
deutlich werden, dass uns der Erhalt der Kinolandschaft
ein Herzensanliegen ist? Neben den tollen Filmen und
dem Talentcampus ist das Besondere an der Berlinale,
dass sie das weltgrößte Besucher- und Besucherinnen-
festival ist. Das heißt, es gibt einen riesengroßen Bedarf
an Filmen und am Filmerlebnis im Kino, und zwar nicht
nur in den Metropolen, sondern auch anderswo, etwa in
den Dörfern. Augsburg ist zwar kein Dorf, aber Sie ha-
ben es zu Recht genannt.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Ein großes Dorf!)


Kinos muss es auch in den Dörfern geben; denn – das ist
sehr wichtig – es hat eine unglaublich große bildungs-
politische Bedeutung. Es ist sozusagen Grundnahrungs-
mittel für die kulturelle Bildung und für eine lebendige
Demokratie.

Ich gebe meinem Kollegen Wolfgang Börnsen expli-
zit recht: Es ist notwendig, dass wir sehr laut gegen jede
Repression eintreten, die Filmemacher erleiden, und
deutlich machen: Es ist nicht hinnehmbar, dass ein groß-
artiger und weltweit ausgezeichneter Filmemacher wie
Jafar Panahi zu 6 Jahren Haft verurteilt, mit 20 Jahren
Berufsverbot und einem Ausreiseverbot bestraft worden
ist, weil er angeblich Propaganda gegen die Islamische
Republik betrieben hat.

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(C (D Es sind immer wieder die Künstler und Künstlerinen, die mit ihren Bildern, mit ihren Gedichten, mit ihn Filmen die Stimme von demokratischen Bewegun en, von Freiheitsbewegungen sind. Deswegen ist es ichtig, dass wir in Berlin sehr deutlich ein Zeichen an ie junge, an die Grüne Bewegung im Iran senden, dass ir Jafar Panahi stellvertretend für alle anderen mit eiem ähnlichen Schicksal nicht vergessen; denn Vergesen tötet. Ich will auf drei etwas kritische, nicht geklärte Punkte ingehen. Erstens: die Umsatzgrenzen bei den zu fördernden inos. Es gibt einiges, was in der Konsequenz gefährlich ein kann. Bei einem Mindestumsatz von 40 000 Euro nd einem Höchstumsatz von 260 000 Euro jährlich ürfte etwa ein Viertel der Kriterienkinos aus der Fördeng herausfallen. Das träfe zu auf so wichtige und urchaus legendäre Häuser wie das „Abaton“ in Hamurg – Fatih Akin hat da seine Anfänge erlebt –, die City Kinos“ in München oder den „Delphi Filmpalast“ Berlin. Das sind legendäre Häuser, die für den deut chen, für den europäischen und für den Arthouse-Film ehr wichtig sind; aus diesem Grunde sind sie ausgeeichnet worden. An dieser Stelle muss also nachgebesert werden, was die Umsatzgrenzen angeht. Diese wichgen Häuser dürfen nicht einfach aus der Förderung erausfallen. Zweitens: Technikneutralität. Was ich hierzu zu sagen abe, möchte ich sogar noch ein bisschen schärfer forulieren als manche Kollegen und Kolleginnen, die vor ir gesprochen haben; das war mir nicht deutlich genug. echnikneutralität wird jetzt von europäischer Seite unrstützt; das ist auch schriftlich fixiert. Es muss klipp nd klar sein, dass man nicht einseitig auf den Hollyood-Standard DCI setzt. Dieser Standard wird mittlereile anders benannt; es wird von der ISO-Norm ge prochen. Dieser Standard ist schon jetzt viel zu teuer. eine Anwendung wäre für viele Kinos absolut unrentael. Wenn jetzt vonseiten der Regierung nichts mehr über en technischen Standard gesagt wird und wenn das Kririum „Nachhaltigkeit“ bei der Festlegung der Förderriterien berücksichtigt wird – darüber freue ich mich atürlich; denn Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der für uns rüne viel bedeutet –, dann betone ich: Der Ausdruck Nachhaltigkeit“ muss präzisiert sein. Bisher ist definiv nicht klar genug, was darunter zu verstehen ist. Ist es nachhaltig, kleine Kinos vertraglich mit den hoen DCI-Folgekosten zu belasten, zum Beispiel was den rsatz von Leuchtmitteln angeht? Ist es nachhaltig, zu skieren, dass die Hollywood-Firmen DCI-Kinos bevorugen und andere damit an den Rand drängen? Das birgt ie Gefahr einer Kartellbildung und einer Marktbereiniung im Sinne des kommerziellen Mainstream-Kinos. em muss deutlich entgegengetreten werden. An diesem unkt wünsche ich mir weniger Schwammigkeit. Vielehr muss klipp und klar, also unmissverständlich, zum Claudia Roth )


(Beifall im ganzen Hause)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )

Ausdruck gebracht werden, dass es nicht zu einer Markt-
bereinigung kommen darf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Brigitte Zypries [SPD])


Ich möchte, dass klargestellt wird – da muss nachge-
bessert werden –, dass im Regelfall auch diejenigen
Kinobetreiber gefördert werden, die nicht den DCI-Stan-
dard verwenden. Mit anderen Worten: Diese Förderung
muss der Regelfall sein, sie darf keine verklausulierte
Ausnahme sein. Technikneutralität muss grundsätzlich
und nicht ausnahmsweise gewährleistet sein; sonst wird
sie nämlich ganz bald verschwinden.

Dritter und letzter Punkt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709117600

Kollegin Roth, ich fürchte, das werden wir jetzt nicht

mehr schaffen.

Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Sie haben recht. Ich muss gleich zur Demonstration
für Jafar Panahi. Ich lade Sie alle herzlich ein, mit mir
daran teilzunehmen.

Etwas will ich aber doch noch sagen. In den Ländern,
die nicht fördern oder nicht fördern können – das haben
die Kollegen schon gesagt –, muss etwas passieren; da
muss es eine Art Notfallfonds geben. Es kann nicht sein,
dass wir vom Ziel einer flächendeckenden Kinoland-
schaft abrücken. Die betreffenden Länder müssen unter
Druck gesetzt werden. Eventuell muss ihnen geholfen
werden.

Um 16.30 Uhr wird der Film von Jafar Panahi ge-
zeigt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709117700

Dann geben Sie den Kollegen, die hier noch sprechen

möchten, die Chance dazu.


(Heiterkeit)


Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Es lohnt sich, sich diesen Film anzuschauen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709117800

Für die Unionsfraktion hat der Kollege Wanderwitz

das Wort.


Marco Wanderwitz (CDU):
Rede ID: ID1709117900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Frau Kollegin Roth, die Berlinale in diesen Tagen
verschafft dem Kino und dem Film wieder einmal etwas
mehr Aufmerksamkeit. Besonders viel Aufmerksamkeit
genießen nationale und internationale Stars der Film-
branche. Tolle Filme und deren Macher stehen im Vor-
dergrund. Die Besucher können das Erlebnis „Film im
Kino“ genießen. Es gibt inzwischen viele unterschiedli-

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(C (D he Möglichkeiten, Film zu erleben. Trotz aller Schwanungen – Wolfgang Börnsen hat schon einige Worte azu gesagt – ist die Zahl der Kinobesucher Jahr für Jahr och. Das zeigt, wie sehr das Erlebnis „Film im Kino“ eschätzt wird. Die deutsche Filmlandschaft lebt natürlich von Viellt, auch bei den Kinos, Vielfalt nicht nur bei den Multi lexen in großen Städten, sondern auch bei vielen kleien Kinos, gerade in den ländlichen Räumen. Die eisten Anwesenden kommen genauso wie ich aus Ge enden, die eher ländlich geprägt sind und in denen es aum größere Städte gibt. Dort sind die kleinen Kinos esonders wichtig. Umso mehr freut es mich, festhalten u können, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haen. Die Filmtheaterdigitalisierungsverordnung – eine perrige Bezeichnung – ist seit gestern in Kraft. Die Förerung kann beginnen. Das ist vor allem dem Engagement unseres Staatsmiisters zu verdanken, der bei seinem Leib-und-Magenhema Film – das wissen alle – noch ein kleines bisshen mehr Engagement zeigt als ohnehin bei der Kultur sgesamt. Das alles gibt insbesondere vielen umsatz chwächeren Kinos, die im ländlichen Raum die kultulle Grundversorgung sicherstellen, eine Chance. Wenn estimmte strukturelle Kriterien erfüllt werden, gibt es inen erhöhten Förderzuschuss. Wenn wir feststellen, ass sich Oberbzw. Untergrenzen, also Deckelungen, egativ auswirken, dann werden wir darüber noch einal nachdenken. Wichtig ist aber, dass es nun losgeht. Die abgestimmten Förderprogramme von BKM und ilmförderungsanstalt umfassen auch die kommunalen inos. Die Förderprogramme sind weitestgehend komatibel mit den bestehenden Förderprogrammen der änder und haben dort weitere Impulse gegeben. Viele änder haben nachgezogen – die Bayern waren die Ersn –, haben entsprechende Mittel in ihre Haushalte einestellt und angekündigt, zu fördern. Im Grunde genomen kann man diejenigen, die jetzt noch sagen: „Es geht icht“, an einer Hand abzählen. Von den vorhin Genannn befinden sich die meisten schon auf dem Weg. Wir haben auch die Verleiher ins Boot geholt, obwohl iese sich noch immer etwas zieren. Aber es ist absolut ichtig, auch die Verleiher zu berücksichtigen; denn sie ind im Grunde genommen die größten Nutznießer der igitalisierung, jedenfalls in finanzieller Hinsicht. Die igitalisierung ist eine tolle Sache für die Kinobesucher. ür die Verleiher bedeutet die Digitalisierung finanzielle ehreinnahmen. Diese müssen in der Branche ankomen. Das Hauptproblem war, dass die Branche ihre Hausufgaben nicht gemacht hat. Das zu regeln, hat sich die hristlich-liberale Koalition im November 2009 im Kolitionsvertrag zur Aufgabe gemacht. Wir haben im Mai 010 ein Konzept vorgelegt und schließen heute diese ufgabe ab. Ich habe nicht den Eindruck, dass das Verhren besonders langsam war. Marco Wanderwitz )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )

Der SPD-Antrag, über den wir heute abstimmen – ei-
gentlich hat er sich aus meiner Sicht erledigt –, stammt
von März 2010. Er lief damit sozusagen dem Koalitions-
vertrag hinterher. Da wir dieses Thema insgesamt sehr
kollegial vorangebracht haben, verstehe ich nicht, wa-
rum wir heute über diesen Antrag abstimmen sollen.
Dass er in Bälde erledigt sein wird, war in den letzten
Wochen und Monaten absehbar. Wenn wir uns die heu-
tige Abstimmung hätten sparen können und nur eine De-
batte, zum Beispiel über eine europäische Verordnung,
geführt hätten, wäre es auch gut gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Stichwort: Mitteilung der Europäischen Kommission
zur Digitalisierung. Auch die EU hat dieses Thema auf
dem Schirm. Es ist schön, dass die EU das Ganze sieht.
Wir sind – wie einige andere Länder, zum Beispiel
Frankreich – schon ein Stückchen weiter. Für uns ist in
diesem Zusammenhang wichtig, dass sichergestellt wird,
dass die europäische Förderung um Deutschland keinen
Bogen macht, sprich: Wenn wir in Deutschland unsere
Leinwände frühzeitig digitalisiert haben, muss trotzdem
der auf Deutschland entfallende Anteil der Fördermittel
fließen,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


beispielsweise für Investitionen in andere Digitalisie-
rungsprojekte. Das ist unsere Forderung an die Kommis-
sion. Wir haben noch genügend in Sachen Mediendigita-
lisierung vor.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709118000

Für die FDP-Fraktion spricht der Kollege Müller-

Sönksen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Burkhardt Müller-Sönksen (FDP):
Rede ID: ID1709118100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Während der Berlinale richtet sich das Spotlight immer
auf die Metropole Berlin. Aber all die wunderbaren
Filme, die dort präsentiert werden, müssen anschließend
einem breiten Publikum gezeigt werden. Das bedeutet,
sie müssen überall gezeigt werden können, quasi Berli-
nale in ganz Deutschland. Damit die Kinos im ländli-
chen Raum und die Programmkinos diese Aufgabe auch
zukünftig erfüllen können, werden wir sie bei den drin-
gend notwendigen Investitionen in digitale Abspieltech-
nik unterstützen; denn gerade im ländlichen Raum sind
die Kinos unverzichtbar. Sie zeigen großes Kino auch in
kleineren Orten und vermitteln Filmkunst. Als Treff-
punkte soziokulturellen Lebens bieten sie gerade für Ju-
gendliche ein niedrigschwelliges Angebot kultureller
Bildung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D Kinos im ländlichen Raum und sogenannte Prorammkinos sind aber auch kleine und mittelständische nternehmen. Oftmals sind sie Familienunternehmen. anchmal sind sie an gastronomische Betriebe ange liedert. Aus eigener Kraft können nur die umsatzstaren größeren Betriebe und Multiplexe die kurzfristig enötigten Investitionen stemmen. Ohne eine Unterstütung kleinerer Betriebe würden wir in den nächsten Jahn ein Kinosterben erleben, das äußerst negative Ausirkungen auf den Kulturbereich und den Filmstandort eutschland hätte. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Genau so kann es kommen!)


it dem nun in Kraft getretenen Förderkonzept ist diese
efahr gebannt: Wir stärken die mittelständischen Ki-
ounternehmer.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir freuen uns, dass es uns in den parlamentarischen
eratungen zum Haushalt 2011 gelungen ist, den Kultur-
tat insgesamt nicht nur vor Kürzungen zu bewahren,
ondern sogar um 2,4 Prozent zu erhöhen. Allein dieses
ahr stehen für die Kinodigitalisierung 4 Millionen Euro
ur Verfügung. Geplant ist, insgesamt 20 Millionen Euro
ber die nächsten fünf Jahre in die Kinodigitalisierung
u investieren. Das ist ein beachtlicher Erfolg.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Trotz des Sparhaushalts!)


Auch mit Blick auf die zu Recht sehr strengen Regeln
es europäischen Wettbewerbsrechts bestehen gegen
iese Beihilfen keine Bedenken. Die EU-Kommission
at in der Mitteilung, die dieser Debatte ihren Anlass
ibt, grünes Licht gegeben. Sie sieht ebenfalls Hand-
ngsbedarf, weil die Vielfalt der Filme und Kinos in
uropa bewahrt werden soll. Die Beihilfen zur Kinodigi-
lisierung verschaffen nicht einzelnen Unternehmen
ettbewerbsvorteile, sondern erhalten die vielfältige

nd bunte europäische Kinolandschaft. Die EU-Kom-
ission hat für die nächsten Jahre weitere Förderkon-

epte angekündigt, was wir begrüßen, weil diese
onzepte der Bedeutung des Kinos als Vermittler euro-
äischer Vielfalt gerecht werden. Ich freue mich aller-
ings sehr darüber, dass wir nicht auf Brüssel gewartet
aben, sondern vorher selbst tätig geworden sind.

Nachdem die Filmtheaterdigitalisierungsverordnung
estern verkündet wurde, kann die Filmförderungs-
nstalt heute die ersten Anträge beraten. Darüber freue
h mich sehr. Ab jetzt kann die Kinodigitalisierung in
anz Deutschland beginnen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709118200

Die Kollegin Bär hat für die Unionsfraktion das Wort.






(A) )


)(B)


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1709118300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein
Zitat zu Beginn einer Rede ist in der Regel nichts Unge-
wöhnliches, heute aber vielleicht schon, weil ich nicht
eine verstorbene Person der Zeitgeschichte zitiere, son-
dern eine Person, die heute unter uns ist. Ich möchte
meine Rede mit einem Zitat des Kollegen Börnsen be-
ginnen.


(Zurufe: Oh! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Danke schön!)


Der Herr Kollege Börnsen hat bei vielen von uns mit sei-
ner Plenarrede am 13. März 2008 für einen Ohrwurm ge-
sorgt, als er an die Filmmusik eines Filmhits des Jahres
1950 erinnerte, der den schönen Titel Der Theodor im
Fußballtor trug. Wolfgang Börnsen musste allerdings
nach diesem Hinweis ernüchtert feststellen – jetzt
kommt das Zitat unseres kulturpolitischen Sprechers –:

Doch gehalten hat der Olli Kahn der Notzeit den
entscheidenden Elfmeter nicht. Denn Der Theodor
im Fußballtor kommt nicht mehr vor. In keinem
Archiv ist dieser Kultspielfilm mehr aufzutreiben.
Dieses Schicksal teilt Theo mit gut einem Drittel
des deutschen Filmkulturerbes. Verloren, verlegt,
vergessen – ein Stück Filmerbe ist unwiderruflich
auf der Strecke geblieben. Ein Land, das seine
Filme verliert, verliert auch Teile seiner Erinnerung
und seiner Identität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir stehen heute hier, weil wir eben nicht wollen,
dass es uns eines Tages genauso geht und wir schockiert
feststellen müssen, dass die kleinen Kinos in den Groß-
städten oder die oftmals einzigen Kinos in den kleineren
Städten unseres Landes auf einmal gar nicht mehr exis-
tieren, dass das Kino, in dem wir vielleicht einmal den
Kinohit 2005 oder den Kinohit 2009 gesehen haben, ge-
schlossen werden musste, weil es den Sprung ins digitale
Zeitalter schlichtweg nicht hat finanzieren können. Des-
wegen begrüßen wir ausdrücklich, dass endlich auch auf
europäischer Ebene erkannt wurde, wie wichtig das
Thema Digitalisierung der Kinos ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Europäische Kommission bettet das Thema ein in
die „Digitale Agenda für Europa“, die eine der sieben
Leitinitiativen der neuen Strategie „Europa 2020“ für in-
telligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum ist.
Der hier vorgegebene Rahmen zeigt, wie allumfassend
die Digitalisierung unseres Lebens ist und dass wirklich
kein einziger Lebensbereich ausgespart wird.

Wir begrüßen als Koalitionsfraktionen natürlich noch
viel mehr, dass unser Kulturstaatsminister, der BKM, die
großen Herausforderungen, die durch die Digitalisierung
unserer Kinos entstehen, bereits vor geraumer Zeit er-
kannt hat. Deshalb sind wir den Anforderungen, die die
Kommission nun an die Mitgliedstaaten stellt, bereits
weit voraus. Es ist mehrfach angesprochen worden, dass
wir trotzdem darauf achten müssen, dass nicht die Ersten

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(C (D m Ende diejenigen sind, die in die Röhre schauen müsen. Vor besonders großen Herausforderungen bei der Diitalisierung stehen die vielen kleinen Kinos, die schon ehrfach erwähnt wurden. Für uns ist es ein sehr großes nliegen, sie bei dem Sprung ins digitale Zeitalter zu nterstützen; denn es ist nicht nur entscheidend, wo wir inen Film sehen können, sondern auch, welche Filme ezeigt werden. Es kann nicht angehen, dass man, wenn an irgendwo in Deutschland ausgesetzt wird, nicht er ennen kann, wo man sich befindet, weil sich alles ähelt. Das gilt auch für die Kinos. Wenn es diese leuchnden Häfen, diese Fixpunkte, die auch einmal Filme eigen, die man nicht überall sehen kann, nicht mehr äbe, wäre das ein äußerst großer Kulturverlust. In meinem eigenen Wahlkreis gibt es keinen Ort, der ehr als 50 000 Einwohner hat. Ich merke natürlich, ass gerade für die jungen Einwohner in so kleinen Orn die Schließung ihres Kinos, also die Verringerung es kulturellen Angebots, ein weiterer Grund sein kann, ren Wohnsitz aufzugeben und in Städte auszuwandern. Wir brauchen beides: So wie wir auf der einen Seite erlin brauchen, brauchen wir auf der anderen Seite die ielen Dörfer, Weiler und Ortschaften, und genauso wie ir die Berlinale brauchen, brauchen wir beispielsweise ich hätte es auch gesagt, wenn Sie nicht anwesend wän, lieber Kollege Friedrich – die Hofer Filmtage. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Die Internationalen Hofer Filmtage!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Internationalen Hofer Filmtage. – Denn es ist von
roßer Bedeutung, dass wir die Stars in unserer Haupt-
tadt haben, aber auch beispielsweise in Hof. Die Stadt
of hat – das ist auf das große Bemühen der lokalen
olitiker vor Ort, vor allem des Oberbürgermeisters des
ohnortes unseres Landesgruppenchefs zurückzufüh-
n – einen roten Teppich ausgerollt, um deutlich zu ma-

hen, dass Hof ebenso wie Berlin eine Verbindung zum
ilm hat. Das zieht Filmliebhaber an, die sonst wohl
icht in Regionen, die eher in Grenzgebieten unseres
reistaats liegen, kommen würden.

Ich danke dem BKM ausdrücklich dafür, dass mit
em Förderprogramm, das sehr ausgewogen und durch-
acht ist, kulturelle, aber eben auch strukturelle Kriterien
n die Förderung angelegt wurden.

Besonders freut mich – das darf ich als bayerische
undestagsabgeordnete sagen –, dass sich die zweit-
eisten deutschen Programmkinos in Bayern befinden.
ie Bayern zeigen ein besonders großes Engagement,
enn es um die Programmkinos geht. Wir haben bei-

pielsweise im letzten Jahr in Würzburg ein Kino eröff-
et, das eigentlich schon geschlossen war, und zwar auf
itiative derjenigen Bürger, denen das Kino so wichtig
ar, dass sie es selber betreiben wollten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Dorothee Bär


(A) )


)(B)

Ich möchte zum Beginn meiner Rede zurückkehren:
Wolfgang Börnsen hat vor knapp drei Jahren eine Rede
zum Antrag „Das deutsche Filmerbe sichern“ gehalten.
Diesem Antrag haben damals alle Fraktionen – bis auf
die Linke, aber das ist jetzt nicht relevant – zugestimmt.
Mich wundert es daher, dass bei dem heutigen zukunfts-
weisenden Thema, bei dem es um die Digitalisierung un-
serer Kinos geht, die Unterstützung für die EU-Mittei-
lung ausbleibt. Sie werden verstehen, dass ich auf den
überflüssigen Antrag der SPD jetzt nicht weiter eingehe,
weil er schon überholt war, als er in den Bundestag ein-
gebracht wurde.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709118400

Kollegin Bär, das geht jetzt auch nicht mehr, weil Ihre

Redezeit zu Ende ist.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1709118500

Gut, dass es nicht mehr möglich ist, auf überflüssige

Anträge einzugehen.

Ein letzter Punkt. Ich möchte den Kolleginnen und
Kollegen mit Blick auf die Demonstration für unseren
im Iran inhaftierten Kollegen aus dem Kulturbereich
– Frau Roth hat es bereits angesprochen – wünschen,
dass ihr Einsatz erfolgreich ist. Darüber hinaus wünsche
ich allen für die nächsten zehn Tage viel Freude bei der
Berlinale oder in einem Kino in dem jeweiligen Wahl-
kreis.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709118600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Kultur und Medien auf Drucksache 17/4467
zu der Unterrichtung „Mitteilung der Kommission an
das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen
Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der
Regionen – Chancen und Herausforderungen der Digita-
lisierung für das europäische Kino“. Der Ausschuss
empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichtung eine Entschlie-
ßung gemäß Art. 23 Abs. 2 Grundgesetz anzunehmen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Beschluss-
empfehlung ist mit den Stimmen der Unionsfraktion und
der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der SPD-Fraktion,
der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen angenommen.

Tagesordnungspunkt 24 b: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Kultur und Medien zu dem Antrag der
Fraktion der SPD mit dem Titel „Für eine Kinodigitali-
sierung, die den Erhalt unserer Kinolandschaft sichert“.
Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 17/4718, den Antrag der Fraktion der
SPD auf Drucksache 17/1156 abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den

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(C (D timmen der Unionsfraktion und der FDP-Fraktion geen die Stimmen der SPD-Fraktion und der Fraktion ündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion Die inke angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Hilde Mattheis, Gabriele Hiller-Ohm, Anette Kramme, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Vorbereitung des 4. Armutsund Reichtumsberichts der Bundesregierung in der 17. Wahlperiode – Armutsund Reichtumsberichterstattung weiterentwickeln – Drucksache 17/4552 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales Innenausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Haushaltsausschuss Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu iesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – h sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich m die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: der ollegen Lange, Tauber und Linnemann für die Unionsaktion, der Kolleginnen Mattheis und Hiller-Ohm für ie SPD-Fraktion, des Kollegen Kolb für die FDP-Frakon, der Kollegin Kipping für die Fraktion Die Linke nd des Kollegen Kurth für die Fraktion Bündnis 90/Die rünen.1)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 17/4552 an die in der Tagesordnung aufge-
hrten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-

erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlos-
en.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf:

Erste Beratung des von den Abgeordneten Nicole
Gohlke, Jan van Aken, Agnes Alpers, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE ein-
gebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur
Änderung des Bundesausbildungsförderungs-
gesetzes

– Drucksache 17/4662 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
in Gohlke für die Linksfraktion.

Anlage 6





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN)



Nicole Gohlke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709118700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Stellen Sie sich vor, Sie leben von 812 Euro im Monat.
Das haben Studierende monatlich im Durchschnitt zur
Verfügung.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: So viel hatte ich als Student nicht!)


Jeder von Ihnen kann im Kopf überschlagen, ob diese
Rechnung aufgeht: Von 812 Euro zahlen sie Miete,
Strom, Essen, Kleidung, Telefon, Internet, Verkehrsmit-
tel, Krankenversicherung und Lernmittel. Außerdem sol-
len sie davon auch noch bis zu 500 Euro Gebühren im
Semester zahlen,


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das stimmt ja gar nicht! Wer sagt denn so was? Also, hören Sie mal!)


also noch einmal 84 Euro im Monat dafür, dass sie stu-
dieren dürfen. Diese Rechnung geht offensichtlich nicht
auf. Deswegen sind Studiengebühren ein Verstoß gegen
Grundrechte, gegen das Recht auf Bildung, gegen das
Recht auf freie Berufswahl und gegen den Gleichheits-
grundsatz.


(Beifall bei der LINKEN – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Thema verfehlt, Frau Kollegin!)


Studiengebühren dürfen deshalb keinen Tag länger erho-
ben werden!

In diesem Jahr gibt es gleich mehrmals die Möglich-
keit, damit Schluss zu machen; denn bei mehreren Land-
tagswahlen können die Wählerinnen und Wähler ent-
scheiden, ob sie mit ihrem Votum auch Studiengebühren
abschaffen. Das war schon bei den letzten Landtagswah-
len so, und Sie wissen, wie sie ausgegangen sind:


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Es hat geklappt!)


Studiengebühren sind in Hessen, im Saarland und in
NRW abgewählt worden, und das ist auch gut so.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Thema hat also große Bedeutung für Wahlen; das
hat auch die CDU erkannt. Ich dachte ja, ich höre nicht
richtig, als sich Julia Klöckner, die Spitzenkandidatin
der CDU in Rheinland-Pfalz,


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Eine gute!)


in einem Interview gegen die Einführung von Studienge-
bühren ausgesprochen hat. Sie begründete das damit – hö-
ren Sie gut zu, Kolleginnen und Kollegen von der Union! –:

Kinder aus sozial schwächeren Familien sollten
nicht vom Studium abgehalten werden. Diese psy-
chologische Hürde gibt es nun einmal.


(Beifall bei der LINKEN – Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Dafür gibt es jetzt Stipendien!)


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(C (D Damit hat sogar Frau Klöckner erkannt, dass es einen usammenhang zwischen dem Geldbeutel der Eltern nd der Aufnahme eines Studiums gibt. Ich kenne junge Leute und Studierende, für die 00 Euro im Semester nicht nur eine psychologische, ondern eine handfeste finanzielle Hürde sind. Jeder nfte Studienabbrecher, jede fünfte Studienabbrecherin ibt als entscheidenden Grund für das Verlassen der ochschule Finanzierungsprobleme an – und die Tenenz ist steigend. (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Und die anderen vier?)


Dennoch behauptet diese schwarz-gelbe Regierung
eiterhin, Gebühren würden niemanden vom Studieren

bhalten.


(Patrick Meinhardt [FDP]: So ist es!)


Aber das Gegenteil ist der Fall: In praktisch keinem
nderen europäischen Land hängt es so sehr von der so-
ialen Lage der Eltern ab, ob man studieren kann oder
icht.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Das sind wahrscheinlich marxistische Studien! – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Sie verdrehen einfach die Fakten!)


Noch dazu studieren in der Bundesrepublik deutlich
eniger Menschen als in anderen Industrieländern. Es
t völlig klar, dass jedwede Form von Gebühren das
och verschärft.


(Beifall bei der LINKEN)


Deswegen fordert die Linke: Abschaffung von Stu-
iengebühren von Stuttgart bis nach Hamburg und Aus-
au des BAföG!


(Beifall bei der LINKEN – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie auch zu Ihrem Gesetzentwurf? – Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Geht es um BAföG oder um Studiengebühren?)


In Hamburg sprechen sich neben der Linken auch
PD und Grüne gegen Studiengebühren aus. Die Grünen
ind also bereit, die von ihnen selbst 2008 in der Ham-
urger Bürgerschaft mit beschlossenen Studiengebühren
das kann ich Ihnen an der Stelle nicht ersparen – wie-
er abzuschaffen. Es ist aber schon ein wenig halbher-
ig, wenn es SPD und Grüne dann nicht schaffen, einem
ntrag der Linksfraktion in Hamburg zur sofortigen Ab-

chaffung der Studiengebühren vom letzten Dezember
uzustimmen. In Hamburg könnten Studiengebühren
chon jetzt Vergangenheit sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Hier im Bundestag tut die Bundesregierung so, als
abe sie mit all dem gar nichts zu tun, als sei das Thema
öllig außerhalb ihrer Zuständigkeit.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Lesen Sie im Gesetz nach!)






Nicole Gohlke


(A) )


)(B)

Doch, Kolleginnen und Kollegen von den Regie-
rungsfraktionen, auch Sie können dazulernen: Das
BAföG heißt ja Bundesausbildungsförderungsgesetz. Es
steckt also schon im Namen: Es ist ein Bundesgesetz.
Wir Linke beantragen, dass Studiengebühren künftig in
die BAföG-Sätze mit einzurechnen sind, dass das
BAföG um die Höhe der jeweiligen Studiengebühren er-
höht wird.


(Beifall bei der LINKEN – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit zementieren Sie Gebühren doch!)


Die Bundesregierung kann sich nicht hinter den Bun-
desländern verstecken. Es ist Aufgabe des Bundes, für
die Durchsetzung von Grundrechten zu sorgen, und zwar
bundesweit. Nehmen Sie diese Verantwortung endlich
wahr, so lange, bis Studiengebühren flächendeckend ab-
geschafft sind.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Nichts zu danken!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709118800

Der Kollege Dr. Kaufmann hat für die Unionsfraktion

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Stefan Kaufmann (CDU):
Rede ID: ID1709118900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Liebe Frau Kollegin Gohlke,
Ihr Gesetzentwurf ist ein erstklassiges Beispiel für die
Realitätsferne Ihrer Partei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie wollen Studiengebühren in den Bedarf für Studie-
rende beim BAföG einbeziehen und versuchen so, die
Abschaffung von Studiengebühren voranzubringen.
Gleichzeitig versuchen Sie derzeit in Nordrhein-West-
falen, die Abschaffung der Studiengebühren zu verhin-
dern.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Eben! Was ist denn los?)


Ihre Oppositionskollegen von SPD und Grünen drohen
Ihnen sogar mit Neuwahlen.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Das Beste, was NRW passieren kann!)


Im Land dafür, im Bund dagegen. Wie entscheiden Sie
sich denn, liebe Kolleginnen und Kollegen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zuruf der Abg. Nicole Gohlke [DIE LINKE])


Zu Ihrem Gesetzentwurf. In der Opposition steht bei
Ihnen nicht Realpolitik, sondern Realitätsverweigerung
im Vordergrund. So heißt es im zweiten Absatz der Pro-
blembeschreibung in Ihrem Gesetzentwurf – ich zitiere –:

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(C (D Viele Betroffene wollen diese Belastung nicht auf sich nehmen und sehen sich deshalb gezwungen, auf ein Studium zu verzichten. Tatsächlich aber ist das Studium bei jungen Leuten so eliebt wie nie zu vor. (Beifall der Abg. Anette Hübinger [CDU/ CSU])


ahrscheinlich haben Sie es noch nicht mitbekommen,
ber die Studienanfängerzahl in Deutschland ist im Jahr
010 auf ein Rekordhoch gestiegen.


(René Röspel [SPD]: Trotz Studiengebühren!)


it 442 600 Studienanfängern oder 46 Prozent des Jahr-
angs haben sich so viele junge Menschen für ein Stu-
ium entschieden wie noch nie zu vor. Nehmen Sie das
itte einfach einmal zur Kenntnis!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ohne Gebühren wären es noch mehr!)


Noch ein bemerkenswerter Befund, Herr Kollege:
ort, wo Studiengebühren erhoben werden, sind die Stu-
ienanfängerzahlen sogar überproportional gestiegen.
sofern gibt es keinen negativen Zusammenhang zwi-

chen Studiengebühren und Studienanfängerzahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – René Röspel [SPD]: Aber aus einem riesigen Loch heraus!)


Gegenteil, Herr Kollege Röspel: In Baden-Württem-
erg und in Bayern sind die Studienanfängerzahlen seit
er Einführung von Studiengebühren sogar erheblich ge-
tiegen. Studiengebühren haben in Baden-Württemberg
u einer massiven Qualitätsverbesserung in Forschung
nd Lehre geführt.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nachdem vorher die Unis kaputtgespart wurden! – Widerspruch bei der LINKEN)


amit meine ich nicht nur längere Öffnungszeiten der
ibliotheken, sondern vor allem – das ist für Sie interes-

ant – Tausende neu geschaffener Stellen im akademi-
chen Bereich.


(René Röspel [SPD]: Es kann ja sein, dass es in Baden-Württemberg schlecht war und jetzt besser geworden ist!)


iese Vorteile kommen auch allen BAföG-Empfängern
ugute.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich kenne jedenfalls keine Studie, die nahelegt, dass
AföG-Bezieher ein Billigstudium wollten. Sie geben
er Qualität Vorrang wie andere Studierende auch. Die
tudierenden wissen: Dort, wo Gebühren erhoben wer-
en, kommen ihnen diese unmittelbar zugute.

Wie Sie die Abschaffung von Studiengebühren durch
ffentliche Mittel kompensieren wollen, müssen Sie erst
och unter Beweis stellen. Ich kenne kein erfolgreiches
eispiel.





Dr. Stefan Kaufmann


(A) )


)(B)


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ach! Beim Nationalen Stipendienprogramm hat es aber gereicht!)


Stattdessen scheint Ihr populistischer, großspurig ange-
kündigter Versuch in Nordrhein-Westfalen nun kläglich
zu scheitern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kriegen wir schon hin!)


Außerdem haben wir für BAföG-Empfänger in den
letzten Jahren bereits viel erreicht. Zusammen mit der
SPD, liebe Kollegen Rossmann und Röspel, wurden im
August 2008 mit dem Zweiundzwanzigsten Gesetz zur
Änderung des BAföG die Bedarfssätze um 10 Prozent
und die Freibeträge um 8 Prozent angehoben. Eine wei-
tere Anhebung der Bedarfssätze um 2 Prozent und der
Freibeträge um 3 Prozent haben wir gerade erst hier mit
dem 23. Änderungsgesetz beschlossen. Der maximale
BAföG-Höchstsatz beträgt seitdem 670 Euro pro Monat.

Im Übrigen profitieren BAföG-Empfänger schon jetzt
von großzügigen Ausnahmeregelungen bei der Erhe-
bung von Studiengebühren. So werden besondere soziale
Umstände, etwa Kindererziehungszeiten oder studiener-
schwerende Behinderungen, berücksichtigt. Für Studie-
rende aus kinderreichen Familien hat Baden-Württem-
berg zum Beispiel die sogenannte Geschwisterregelung
eingeführt, die eine gänzliche Befreiung von Studienge-
bühren vorsieht. Nach neuesten Zahlen – auch das ist
sehr interessant – sind an der Uni Tübingen, meiner
Alma Mater, fast ein Drittel aller Studierenden aufgrund
der Geschwisterregelung von Studiengebühren befreit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der LINKEN)


Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit für leistungs-
starke Studierende besteht durch Stipendien. Ich ver-
weise nur auf das neue Deutschlandstipendium, das am
1. Februar gestartet ist und das gerade nicht auf das
BAföG angerechnet wird.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Spitzenprogramm!)


Mit diesem Stipendium können leistungsstarke Studie-
rende mit bis zu 300 Euro im Monat gefördert werden –
zusätzlich zum BAföG.


(René Röspel [SPD]: Was sind denn „leistungsstarke Studierende“?)


Kommentare zum Deutschlandstipendium von Vertre-
tern der Linken, wie zum Beispiel „Steuerfahnder statt
Fundraiser sind gefragt, wenn man die Wirtschaft heran-
ziehen möchte“, zeigen nur, dass sie von einer Regie-
rungsfähigkeit weiter denn je entfernt sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Wie von Ihnen praktizierte Realpolitik aussieht, lässt
sich doch in Brandenburg beobachten.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: In Berlin gibt es keine Studiengebühren!)


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(C (D ort haben Sie den Hochschulen eingesparte Rücklagen Höhe von 10 Millionen Euro wieder weggenommen. ie Hochschulen hatten diese mühsam aufgebaut, um ngfristige Projekte zu finanzieren. Sie haben sie ihnen ieder weggenommen. Jetzt müssen die Hochschulen uf 10 Millionen Euro verzichten. Das ist rot-rote Realolitik, meine Damen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – René Röspel [SPD]: In Hessen ist genau das Gleiche gelaufen!)


arüber hinaus zeigt dies einmal mehr, dass Ihnen, liebe
olleginnen und Kollegen von der Linkspartei, das Prin-

ip des Geldzurücklegens und des Sparens unbekannt
t.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Das stimmt ja gar nicht! – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: An Bildung wollen wir nicht sparen!)


eshalb werden Sie auch in meiner schwäbischen Hei-
at niemals gewählt werden.

Ein weiterer Grund liegt darin, dass Sie Ihren Ver-
prechungen, die Sie regelmäßig abgeben, wenig Taten
lgen lassen. Im rot-rot regierten Brandenburg werden
Landeshaushalt nur 23 Prozent der Mittel für Bildung

usgegeben. Fast alle anderen Bundesländer geben zum
eil deutlich mehr aus. An der Spitze steht – Sie ahnen
s – Baden-Württemberg, meine von CDU und FDP re-
ierte Heimat, mit fast 40 Prozent.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die wahren Herausforderungen der Zukunft liegen
arin, Profile zu schärfen und die Alleinstellungsmerk-
ale der Hochschulen zu verstärken. Wenn es den deut-

chen Hochschulen gelingt, das zu stärken, worin sie be-
onders gut sind, also Leuchttürme zu installieren, dann
erden sie auch international in der ersten Liga mitspie-
n.

Ich bin optimistisch, dass uns dies gelingen wird –
chon deshalb, weil Qualität eben unser einziger Trumpf
t. Blicken Sie einmal nach Indien. Dort soll die Zahl
er Universitäten innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre
on 350 auf 1 500 steigen. Das führe man sich einmal
or Augen! Es ist klar, dass wir da quantitativ nicht mit-
alten können. Deshalb sind Anträge wie die von der
inken, die den in Deutschland entfachten Wettbewerb
m Exzellenz und Qualitätsverbesserungen an den
ochschulen zurückdrehen wollen, kontraproduktiv.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD und der LINKEN)


Ich empfehle Ihnen daher, Frau Kollegin Gohlke, sich
ie Bildungs- und Wissenschaftspolitik der CDU-regier-
n Länder zum Vorbild zu nehmen. In Nordrhein-West-
len haben Sie jetzt Gelegenheit dazu. Stimmen Sie dort

emeinsam mit der CDU und der FDP gegen die Ab-
chaffung der Studiengebühren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709119000

Der Kollege Rossmann hat für die SPD-Fraktion das

Wort.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1709119100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nun gibt es also doch eine richtige Debatte zum BAföG
und hoffentlich keine Länder-Streitdebatte. Dem Kolle-
gen Kaufmann möchte ich sagen: Brandenburg darf
man, studienpolitisch gesehen, nicht ohne Berlin be-
trachten, weil es eine Region ist. Das, was in Branden-
burg weniger für Hochschulen ausgegeben wird, wird in
Berlin deutlich mehr ausgegeben; denn Berlin ist die
Hochschulmetropole in Deutschland. Ich finde, wir soll-
ten das nicht außer Acht lassen.

Zu Baden-Württemberg und Bayern: Sie wissen, wie
sich dort die Arbeitsplätze und die Strukturen entwi-
ckeln. Ich darf in diesem Zusammenhang darauf hin-
weisen, dass es diesbezüglich Auswirkungen auf ent-
sprechende Studienangebote gibt.

Wir möchten uns eher auf eine detaillierte Auseinan-
dersetzung mit der vorgeschlagenen Gesetzesinitiative
konzentrieren, zumal sie schon das zweite Mal einge-
bracht wird. In der letzten Legislaturperiode hat sie
keine Zustimmung bei den anderen Fraktionen gefun-
den.

Ich möchte bekräftigen – da sehen wir Fortschritte –,
dass es einen Konsens geben kann, wenn wir alle das
BAföG stärken wollen. Ich will jetzt nicht näher erläu-
tern, was wir beim BAföG gerne noch zusätzlich gehabt
hätten, nachdem wir in der Großen Koalition das, was
Rot-Grün angefangen hat, deutlich erweitert haben.

Ich möchte für die SPD noch einmal sagen, dass wir
grundsätzlich gegen Studiengebühren sind, weil sie, was
die soziale Verteilungsfrage sowie die Aufwands- und
Effizienzfrage angeht, nicht begründet werden können.
Ich erinnere nur an diejenigen Bundesländer, in denen
keine Studiengebühren erhoben werden. Herr Kollege
Kretschmer hat sich vorhin so echauffiert. Als Sachse
könnte er aus gutem Grund doch sagen: Als Sachse bin
ich stolz darauf, dass es in meinem Bundesland keine
Studiengebühren gibt.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Sachsen hat ein sehr gutes Bildungssystem, Herr Kollege!)


Die CDU in Sachsen kann aus verteilungspolitischen,
sozialpolitischen, regionalpolitischen und hochschul-
politischen Gründen stolz darauf sein, dass es dort keine
Studiengebühren gibt.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Wir sind im Deutschen Bundestag! Lassen Sie das doch die Länder entscheiden! Die Länder sind dafür zuständig!)


Es freut mich, dass es auch in Hessen entsprechende
Einsichten gibt. Herr Kretschmer, Sie sollten es positiv
bewerten, dass es auch bei Ihnen eine Entwicklung dahin
gehend gibt, keine Studiengebühren mehr erheben zu
wollen. Das ist auch gut so. Deshalb sollte man sich mit

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(C (D em, was die Linke hier vorgeschlagen hat, genauer ausinandersetzen. Das Bundesausbildungsförderungsgesetz ist ein Bunesgesetz. Das Verfassungsgericht hat leider entschieen, dass es in Bezug auf Studiengebühren eine Länderuständigkeit gibt. Daher muss eine Abschaffung in den ändern politisch durchgefochten werden. Auch in den tzten konservativen Domänen, wo es – ideologisch beründet – noch Studiengebühren gibt, müssen sich die enschen dafür einsetzen, dass es diese Studiengebühn in Zukunft nicht mehr gibt. Das ist der politische Weg. Diesen politischen Weg ann man weitergehen, und man wird ihn weitergehen: on Hamburg bis Baden-Württemberg. Sie sollten sich icht zu sicher sein, dass es nicht auch in Badenürttemberg zu einer Abschaffung der Studiengebühren ommt. Um es verfassungsmäßig noch weiter zu unterlegen: ie alle wissen doch, dass wir im Zuge der Föderalisusreform eine Diskussion über Erforderlichkeit und onkurrierende Gesetzgebung – ich verweise auf Art. 72 es Grundgesetzes – hatten. Wir können froh darüber ein, dass die entsprechenden Verfassungskommissionen Bezug auf das BAföG gesagt haben, dieses solle weirhin bundeseinheitlich geregelt werden. Demnach soln Studiengebühren sozial ausgewogen sein. Wenn wir ozusagen diesen Deckel wegnehmen, dann könnte es in Anreiz dafür sein, Studiengebühren nicht mehr in eiem gewissen Umfang zu begrenzen. Das sollten wir tatächlich nicht wollen. eshalb sind wir der Auffassung: Es muss länderbezoen dafür gesorgt werden, dass es grundsätzlich keine tudiengebühren mehr gibt. Jetzt zu Ihrem Gesetzentwurf: Erstens. Wir müssen ststellen, dass er nicht so sorgfältig ausgearbeitet urde, wie man es sich eigentlich wünscht, wenn politi che Veränderungen damit verbunden sind. Positiv ist ber – das haben Sie im Vergleich zu vergangenen Entürfen korrigiert –, dass Sie formulieren, dass der Bearf sich um ein Zwölftel der im Jahreszeitraum zu entchtenden Studiengebühren erhöht. Zweitens. Eine Frage ergibt sich mit Blick auf die Unleichbehandlung. Sie haben es jetzt so formuliert, dass iejenigen, die 20 Euro über den Bedarfssätzen liegen, ein BAföG bekommen, und dass diejenigen, die darunr liegen, die Studiengebühren komplett ersetzt bekäen. Dadurch käme es aber zu einer Fehlsteuerung. enn Sie solche Gesetze machen, erwarten wir eigent ch, dass Sie die Details bedenken und diese einarbeiten. Drittens. Speziell in Hamburg und Berlin, aber auch nderswo gibt es private Hochschulen mit sehr hohen tudiengebühren. Auch an diesen Hochschulen gibt es AföG-Empfänger. Wollen Sie eigentlich, dass den AföG-Empfängern an diesen Hochschulen die Studienebühren ersetzt werden? Die Länder, die gar nichts dar können, dass es dort diese hohen Studiengebühren ibt, müssten dann dafür aufkommen. Dr. Ernst Dieter Rossmann )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

Wir stellen fest: Wenn Sie von der Linken mit heißem
Herzen eine Debatte über dieses Thema führen wollen,
dann sollten Sie Ihre Vorschläge so gut durchkneten,
dass auch die von mir aufgeworfenen Fragen geklärt
werden.


(Beifall der Abg. René Röspel [SPD] und Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Leider sind diese Fragen nicht geklärt. Daher hat Ihr Ge-
setzentwurf keine Berechtigung. Er geht politisch in die
falsche Richtung und ist sachlich nicht genügend ausge-
arbeitet. Zudem nehmen Sie damit das Tempo heraus,
wenn es darum geht, unsere Forderung umzusetzen – an-
dere haben es schon angesprochen –: Damit wir in
Deutschland ein Hochschulwesen erhalten, das sozial of-
fen ist, müssen wir uns – wie in Hessen, in Nordrhein-
Westfalen, im Saarland, demnächst in Hamburg und bald
in Baden-Württemberg – von den Studiengebühren ver-
abschieden.


(Beifall bei der SPD)


Dort, wo Studiengebühren eingeführt worden sind,
muss man sich mit gutem Gewissen, aber auch mit hoch-
schulpolitischem Realismus schrittweise davon verab-
schieden; denn die Hochschulen hätten nichts davon,
wenn auf einmal eine große Lücke in den Hochschul-
etats entstünde. Insofern wurde in Nordrhein-Westfalen
ein realistischer Weg gewählt. Wir wollen die Linken
dazu einladen, diesen Weg zu unterstützen. Auch in
Hamburg wird es einen realistischen Weg geben. Wenn
am Ende zu erkennen ist, dass es in Deutschland nur
noch eine Minderheit von Ländern gibt, die Studienge-
bühren erheben, dann haben wir politisch einen guten
Kampf gefochten.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709119200

Das Wort hat der Kollege Meinhardt für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1709119300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen

und Kollegen! Der Gesetzentwurf der Linken ist an Bil-
dungspopulismus nicht mehr zu überbieten. Hier geht es
nicht um Studierende und nicht um die Hochschulen,
sondern einzig und allein um eine Neiddebatte, die Sie
hier losbrechen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Lachen des Abg. René Röspel [SPD])


Studienbeiträge sind wesentlicher Bestandteil eines
soliden Finanzierungskonzeptes für unsere deutschen
Hochschulen. Schauen wir uns bitte einmal die Zahlen
an: Allein 1,2 Milliarden Euro – ich wiederhole:
1,2 Milliarden Euro – sind bislang durch die Eigenbetei-
ligung der Studierenden zusätzlich in die Hochschulkas-
sen geflossen. Wer diesen Hahn zudrehen will, muss zu-

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(C (D ächst einmal glaubwürdige finanzielle Alternativen auf en Tisch legen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Ihr dreht dem Hahn den Hals ab! Das ist noch schlimmer!)


Wir brauchen in der Bundesrepublik Deutschland
icht weniger Studiengebühren, sondern mehr Hoch-
chulfreiheit. Hochschulen müssen selbst über die Stu-
iengebühren, ihre Ausgestaltung und Höhe, entschei-
en können. Wenn Studierende an der Entscheidung
arüber beteiligt sind, was mit ihren Beiträgen passiert,
ird das Ganze zu einem Erfolgsmodell.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir können
ns keine Nullachtfünfzehn-Hochschulpolitik wie die
t-grüne Minderheitsregierung in Nordrhein-Westfalen
isten. Dort sollen die Studiengebühren mit einem
ederstrich abgeschafft werden. Sofort, vom ersten Mo-
ent an, würden 250 Millionen Euro im Hochschulsys-
m fehlen. Die unglaublich unsolidarische Konsequenz
araus wäre, dass die Geberländer im Länderfinanzaus-
leich dieses auch noch mitzufinanzieren hätten. Bil-
ung auf Pump zulasten anderer Bundesländer einzufüh-
n, ist doch wohl der Gipfel der Unverschämtheit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Darüber hinaus sollten wir mit einem bildungspoliti-
chen Ammenmärchen aufräumen. Alle seriösen Studien
elegen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Stu-
iengebühren und der Entscheidungsneigung möglicher
tudierender aus bildungsfernen Schichten gibt. Dies ist
as Ergebnis aller seriösen Studien, auch des Deutschen
tudentenwerkes.


(Beifall des Abg. Heiner Kamp [FDP])


Vielmehr gilt die Wahrheit: Nach Abschaffung der
tudiengebühren wird sofort die Zahl der Tutorenstellen
nd der Stellen für wissenschaftliche Hilfskräfte an den
niversitäten heruntergefahren. Wer will, dass die Zahl
er Stellen für wissenschaftliche Hilfskräfte und für Tu-
ren an den Hochschulen reduziert wird, der soll dies

uch öffentlich und präzise in solch einem Gesetzent-
urf benennen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Das kann doch nicht mit Studiengebühren zusammenhängen!)


Warum sind denn gerade diejenigen Länder als Stu-
ienstandorte besonders attraktiv, die Studiengebühren
rheben? Weil dort mehr in Hochschulen investiert wird
ls in anderen Ländern. Allein in Bayern wurden die
usgaben im Zeitraum 2006 bis 2008 um 778 Millionen
uro gesteigert. In Nordrhein-Westfalen wurden die
usgaben im gleichen Zeitraum sogar um 881 Millionen
uro gesteigert. In Berlin, in Brandenburg und in Bre-
en herrscht bildungspolitisch tote Hose.


(René Röspel [SPD]: Berlin bietet 20 Prozent mehr Studienplätze, als es Studierende im eigenen Land gibt! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Fairness gegenüber Berlin, bitte!)






Patrick Meinhardt


(A) )



(B)

Wer über Fairness in der Bildungsfinanzierung
spricht, der muss auch die akademische und die berufli-
che Bildung in eine Balance bringen. Ich habe hier noch
nicht die Forderung gehört, an die privat finanzierten
Kosten für eine Meisterausbildung heranzugehen. Bei
einer dreijährigen Meisterausbildung müssen wir von ei-
ner Eigenbeteiligung in Höhe von 4 000 bis 8 000 Euro
ausgehen. Angesichts dessen ist es absolut unfair, in ei-
ner Debatte über Studiengebühren nur über den Bereich
der akademischen Bildung zu sprechen und, wie üblich,
die berufliche Bildung außen vor zu lassen. In diesem
Hohen Haus sollte endlich einmal die richtige Frage an
der richtigen Stelle gestellt werden. Es geht darum, über
berufliche und akademische Bildung gleichgewichtig zu
diskutieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Wir können das MeisterBAföG ja ausbauen!)


– Bringen Sie doch einmal einen entsprechenden Antrag
ein. Wir werden Ihnen dann sagen, was wir davon hal-
ten.

Diese Bundesregierung hat mit ihrem BAföG-Moder-
nisierungspaket einen wichtigen bildungspolitischen
Meilenstein gesetzt. Das führt dazu, dass allein in diesem
Jahr 500 Millionen Euro mehr für Investitionen zur För-
derung von Studierenden eingesetzt werden. 500 Millio-
nen Euro mehr, das ist das Ergebnis des BAföG-Moder-
nisierungskonzeptes dieser Bundesregierung. Das muss
man auch einmal mit Stolz in diesem Hohen Haus sagen
dürfen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Heiner Kamp [FDP]: Sagen müssen!)


Darüber hinaus haben wir mit dem Nationalen Stipen-
dienprogramm endlich eine Talentförderstrategie für die-
ses Land entwickelt. Schon in diesem Jahr wird sich die
Anzahl der staatlich geförderten Stipendiaten von 20 000
auf 30 000 erhöhen. Ein solcher Aufwuchs um 50 Pro-
zent ist ein deutliches Zeichen des Handelns dieser Bun-
desregierung. Studiengebühren, über die vor Ort ent-
schieden wird, ein deutlicher Aufwuchs im Bereich der
Stipendienkultur und unser BAföG-Modernisierungspa-
ket sind zusammen ein Zeichen dafür, dass die Attrakti-
vität des Studienplatzes Deutschland mächtig gesteigert
wird.

Der Antrag der Linken ist fachlich falsch, hochschul-
politisch veraltet und finanzpolitisch ein Desaster.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709119400

Das Wort hat der Kollege Gehring für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709119500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir wissen: Der Kampf gegen soziale Selektivität in un-
serem Hochschulsystem und für mehr Bildungsaufstieg
ist eine echte Herkulesaufgabe.

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(C (D Wir teilen die Zielrichtung der Linksfraktion, dass ein tudium nicht am Geldbeutel der Eltern scheitern darf nd es für alle finanzierbar sein muss. Ihr Gesetzenturf, über den wir heute diskutieren, trägt aber leider icht dazu bei, dass wir dieses Ziel erreichen. Er klingt ozial, würde aber nichts anderes als neue Ungerechtigeiten produzieren. Ihr Gesetzentwurf suggeriert nämch, dass Studiengebühren sozialverträglich gestaltet erden können. Wir bezweifeln das. Wir wollen Stuiengebühren nicht für Einzelne abmildern, sondern wir ollen sie für alle abschaffen. (Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Das steht im Gesetzentwurf drin! Dann muss man ihn halt ganz lesen!)


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ja!)


as ist die Aufgabe, vor der wir stehen.

Sie wollen einseitig einkommensschwache BAföG-
mpfänger entlasten – so weit, so nett –, alle anderen
ssen Sie aber im Regen stehen und weiter Studienge-
ühren blechen in den Ländern. Das ist ein absurdes Ge-
chtigkeitsverständnis, liebe Kolleginnen und Kollegen

on den Linken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


it Ihrem Gesetzentwurf spalten sie die Studierenden-
chaft in Zahler und in Nichtzahler. Die einen bekom-
en eine Rückerstattung der Gebühr aus dem Landes-

aushalt, und die anderen gehen leer aus.

Was wären die Konsequenzen Ihres Gesetzentwurfs
der Praxis? Erstens würden Studiengebühren zemen-
ert.


(Beifall des Abg. René Röspel [SPD])


Zweitens würde der studentische Widerstand gegen
tudiengebühren geschwächt, weil die Akzeptanz der
tudiengebühren damit gestärkt würde.


(Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Die Logik ist sehr seltsam!)


as ist völlig absurd. Damit leisten Sie den Zielen der
ildungsstreikbewegung nachträglich einen Bären-
ienst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Was ist das für eine Logik?)


Anstatt die Akzeptanz der Campusmaut durch solche
esetzentwürfe zu erhöhen, sollte die Linkspartei den
ampf gegen Studiengebühren parlamentarisch und
alpolitisch wirklich unterstützen und dabei bleiben,

ass Bildung keine Ware ist. Das ist das Gebot der
tunde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unsere grünen Befürchtungen hinsichtlich der Wir-
ung von Studiengebühren sind leider eingetreten.


(Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Aber selber in Hamburg welche haben! Das ist echt ein Witz!)

)





Kai Gehring


(A) (C)


)(B)


– Dazu komme ich gleich; kein Thema. – Deren Einfüh-
rung durch schwarz-gelbe Landesregierungen hat bun-
desweit Zehntausende Hochschulzugangsberechtigte
vom Studium abgeschreckt. Verschiedenste Studien zei-
gen – Hochschul-Informations-System, Nationaler Bil-
dungsbericht und viele andere –, dass sich viele Abituri-
enten gerade aus finanziellen Gründen gegen ein
Studium entscheiden. Besonders abschreckend wirkt das
Bezahlstudium auf Frauen und Jugendliche aus Nicht-
akademikerfamilien, also gerade auf diejenigen, deren

cher Koalition: in Hessen mit SPD und Linkspartei. In
Nordrhein-Westfalen steht die rot-grüne Entscheidung
kurz bevor. Im Saarland kämpfen wir übrigens gemein-
sam mit Union und FDP dafür, weil auch sie gemerkt
und eingesehen haben, dass die Abschreckungswirkung
von Studiengebühren nicht ignoriert werden kann. In
Hamburg wollen wir den durch uns bereits erheblich ge-
minderten Gebührendruck mit einem Wechsel zu Rot-
Grün vollends aufheben. Das wäre ein Erfolg, weil dann
weitere Gebührenländer fallen.
Talente wir verstärkt heben müssen.

Aus diesen Gründen müssen die Studiengebühren
weg und das BAföG dringend weiter ausgebaut werden.
Wir haben gesagt, dass es sogar zu einem Zwei-Säulen-
Modell ausgebaut werden muss. Das wäre viel besser als
ein Deutschland-Stipendium, das Sie hier wieder einmal
gerühmt haben, das aber jetzt schon als Ladenhüter und
Rohrkrepierer daherkommt und keine soziale Gerechtig-
keit herstellt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die zweite Befürchtung hat sich leider auch bewahr-
heitet. Dass Studiengebühren zusätzliches Geld an die
Hochschulen bringen, das ist ein großes Märchen.
Schauen Sie sich doch einmal verschiedene Berichte an.
Viele schwarz-gelbe Landesregierungen haben nach der
Gebühreneinführung die Grundfinanzierung der Hoch-
schulen abgesenkt.

Der Bildungsfinanzbericht 2010 zeigt, dass 2007 rund
717 Millionen Euro aus Studiengebühren an die Hoch-
schulen geflossen sind. Zugleich nahmen die Gebühren-
länder ihren Hochschulen aber eine halbe Milliarde Euro
weg, indem sie die Grundfinanzierung abgesenkt haben.
Negativvorreiter hierbei waren Baden-Württemberg und
die abgewählte Rüttgers-Regierung in Nordrhein-West-
falen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Deshalb ist es so wichtig, festzuhalten, dass unter
dem Strich die Privatisierung von Bildungsausgaben
bleibt, und das halten wir für den falschen Weg. Genauso
halten wir den Weg der Linken, Studiengebühren einfach
abzuschaffen, sich dann aber keine Gedanken über die
Gegenfinanzierung zu machen, für falsch. Diese Gebüh-
renausfälle der Hochschulen müssen entsprechend kom-
pensiert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unsere Grünen in den Ländern haben dafür gesorgt,
dass ein bundesweites Ende der Campusmaut näher-
rückt. Wir kämpfen für Gebührenfreiheit, egal in wel-

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(D Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken, dam ersparen Sie uns bitte solche Schaufensterinitiati en, die realpolitisch nichts bringen! Stellen Sie sich Ihr Verantwortung in den jeweiligen Bundesländern und chaffen Sie die Studiengebühren wieder ab! Kollege Gehring, achten Sie bitte auf das Signal. Ich komme zum Schluss. In Nordrhein-Westfalen, wo jeder vierte Student eutschlands studiert, können Sie in diesen Tagen den t-grünen Ausstieg aus den Studiengebühren ermögli hen. Appellieren Sie doch an Ihre Kolleginnen und ollegen aus Nordrhein-Westfalen, diese historische hance nicht zu verspielen, sondern mit Rot-Grün die ebühren abzuschaffen. Darum muss es jetzt gehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709119600
Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1709119700


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1709119800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 17/4662 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie
amit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist das so
eschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estags auf Mittwoch, den 23. Februar 2011, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und er-
lgreiche Tage.