Protokoll:
17086

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 86

  • date_rangeDatum: 26. Januar 2011

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:00 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/86 liche Grundlage zur Erteilung eines Aus- Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: fuhrverbots für das Betäubungsmittel Thi- opental-Natrium Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . Mündliche Frage 1 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Informationen zu den 1 000 mit deutscher Hilfe in Äthiopien ausgebildeten Polizisten 9657 A 9657 B 9657 C 9658 A 9658 B 9658 C 9658 C 9658 D 9660 A 9660 B 9660 C Deutscher B Stenografisch 86. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Jahresab- rüstungsbericht 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Schnurr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D K R e m A A Z K D K R 9653 A 9653 B 9654 C 9654 D 9655 D 9655 D 9656 A 9656 C Fragestunde (Drucksachen 17/4493, 17/4525) . . . . . . . . . . 9659 A undestag er Bericht ung 26. Januar 2011 t : ringliche Frage 1 athrin Vogler (DIE LINKE) echtliche Möglichkeiten für die Erteilung ines Ausfuhrverbots für das Betäubungs- ittel Thiopental-Natrium ntwort nnette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen athrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ringliche Frage 2 athrin Vogler (DIE LINKE) egelungen im Außenhandelsgesetz als mög- 9659 B 9659 C Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9660 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 Zusatzfragen Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 2 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Beschluss des Großen Strafsenats des Kas- sationsgerichtes in Ankara zur Einleitung eines Folgeverfahrens gegen die türkische Soziologin P. S. Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Stefan Liebich (DIE LINKE) Außenpolitische Wirkungen der Meldun- gen über die Zusammenarbeit der USA und Israel bei der Entwicklung des Com- puterwurms Stuxnet als Cyberwaffe und dessen Einsatz gegen den Iran Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Stefan Liebich (DIE LINKE) Meldungen über Beteiligung von Siemens an Vorbereitungen eines Cyberangriffs Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Daniela Kolbe (Leipzig) (SPD) Ziele und Forderungen der Bundesregierung bezüglich Nachbesserung am EU-Richtli- nienvorschlag zur saisonalen Beschäfti- gung von Drittstaatsangehörigen und zur konzerninternen Entsendung Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z D M S M M P g A D Z M M J V G n tr A D Z J M J G d fü c A D Z J M D U w 9661 A 9661 C 9662 C 9662 D 9663 C 9663 D 9664 A 9664 C 9665 C 9665 C 9665 D 9666 B 9666 D usatzfragen aniela Kolbe (Leipzig) (SPD) . . . . . . . . . . . emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . evim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ündliche Frage 6 emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) unktesystem als Zuteilungsansatz zur Re- elung ntwort r. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 11 erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) on der Entscheidung des Europäischen erichtshofes für Menschenrechte zur achträglichen Sicherungsverwahrung be- offene Personen ntwort r. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 12 erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ründe für eine etwaige Beschwerde gegen as Urteil des Europäischen Gerichtshofes r Menschenrechte zur nachträglichen Si- herungsverwahrung ntwort r. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 15 r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) mschuldung für überschuldete Staaten ie Griechenland und Irland 9667 B 9667 D 9668 C 9668 D 9669 A 9669 C 9669 D 9671 A 9671 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 III Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 16 Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Künftige Verfahren der europäischen Schul- denhilfe Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 17 Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kapazität des derzeitigen Rettungsmecha- nismus für Kredite der Euro-Staaten Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 18 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Prüfung auf außergewöhnliche Belastun- gen nach § 33 des Einkommensteuergeset- zes Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 19 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Steuerliche Berücksichtigung von Ausbil- dungskosten A S Z D A M F E K A E Z F M M E B A H Z M M C Ä u z F n A J Z C M F B fä A D 9671 D 9671 D 9672 B 9672 C 9672 D 9673 B 9673 D 9674 B 9674 C 9674 D 9675 D ntwort teffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ntje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 49 rank Schwabe (SPD) valuation des Integrierten Energie- und limaprogramms der Bundesregierung ntwort rnst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen rank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 35 emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) inwanderungspolitische Maßnahmen zur ehebung des Fachkräftemangels ntwort ans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 46 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ußerungen des Bundesverkehrsministers nd des Chefs der Deutschen Flugsicherung u den geplanten Startrouten am neuen lughafen Berlin Brandenburg Internatio- al ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 36 riedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ewertung des QS-Systems als funktions- higes zertifiziertes Eigenkontrollsystem ntwort r. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9676 A 9676 B 9677 B 9677 D 9678 A 9678 C 9679 A 9679 D 9680 C 9680 D IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 Zusatzfragen Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die öffentli- che Diskussion über die Falsch- und Nicht- unterrichtung des Deutschen Bundestages durch den Bundesverteidigungsminister zu Vorfällen in der Bundeswehr . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Christoph Schnurr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 7 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Bundesförderung bei internationalen Be- hindertensportveranstaltungen 2011 Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 8 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Umfang der Berichterstattung über inter- nationale Behindertensportveranstaltun- g F fr V A D A M H W s A D A M K E 2 S A D A M L W D li A S A M L E g r A S 9681 B 9682 A 9682 A 9683 A 9684 D 9686 C 9687 C 9688 C 9689 C 9690 C 9691 D 9692 D 9694 A 9695 A 9696 A 9697 D 9699 A 9699 C en 2011 durch das öffentlich-rechtliche ernsehen und hierbei geplante barriere- eie Angebote sowie vom Bund geförderte eranstaltungen ntwort r. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 ündliche Frage 9 ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) eitergabe von Informationen aus deut- chen Ermittlungsverfahren an US-Stellen ntwort r. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 ündliche Frage 10 atja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) rmittlungen im Fall des am 17. Dezember 010 in Afghanistan getöteten deutschen oldaten ntwort r. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 ündliche Frage 13 isa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ikiLeaks übergebene CDs mit etwaigen aten über prominente deutsche mutmaß- che Steuerhinterzieher ntwort teffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 ündliche Frage 14 isa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) U-weite Vereinheitlichung der Bemessungs- rundlage bei der Unternehmensbesteue- ung ntwort teffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9700 A 9700 C 9700 D 9701 A 9701 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 V Anlage 8 Mündliche Frage 20 Bettina Kudla (CDU/CSU) Auswirkungen des Nachtragshaushalts 2010 der Landesregierung Nordrhein-Westfalens auf die Höhe des deutschen gesamtstaatli- chen Defizits Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Frage 21 Karl Holmeier (CDU/CSU) Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleich- gewichts als Begründung für die Erhöhung der Nettokreditaufnahme durch die Lan- desregierung Nordrhein-Westfalen Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Frage 22 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vergabe der ungebundenen EU-Mittel aus dem European Energy Programme for Re- covery Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Frage 23 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Grundlagen für die Bestimmung des Kür- zungsfaktors bei den Plafondmitteln für subventionierte Kohlemengen Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 24 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Umfang der über den § 37 Erneuerbare- Energien-Gesetz vermarkteten Strommenge u n A U A M H S fä s A E A M D A Z b A H A M H U z s A H A M S V s fü b A H 9701 D 9701 D 9702 A 9702 B nd Auswirkungen auf die Umlage des Er- euerbare-Energien-Gesetzes ntwort rsula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 ündliche Frage 25 ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) trategien zur Stärkung der Wettbewerbs- higkeit der deutschen Photovoltaikwirt- chaft ntwort rnst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 ündliche Frage 28 r. Martina Bunge (DIE LINKE) nerkennung von Pflichtbeitragszeiten für eiten einer beruflichen Ausbildung auch ei fehlender Zahlung von Pflichtbeiträgen ntwort ans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 15 ündliche Fragen 29 und 30 arald Weinberg (DIE LINKE) msetzung des Bundessozialgerichtsurteils ur Deckungslücke bei privat krankenver- icherten ALG-II-Beziehenden ntwort ans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 16 ündliche Fragen 31 und 32 abine Zimmermann (DIE LINKE) erteilung und Besetzung der für die Um- etzung des Bildungs- und Teilhabepakets r Kinder bei der Bundesagentur für Ar- eit zusätzlich etatisierten Stellen ntwort ans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9702 C 9702 D 9703 A 9703 C 9703 D VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 Anlage 17 Mündliche Fragen 33 und 34 Klaus Ernst (DIE LINKE) Zuweisung von 1-Euro-Jobs an Schwan- gere und deren Sanktionierung Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Mündliche Frage 37 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Nachweis des Ausschlusses von Einträgen unerwünschter Stoffe in Futterfetten und Futterfettsäuren Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Fragen 38 und 39 Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Amtliche Kontrollen der Lebens- und Fut- termittelüberwachung und Auswertung der Untersuchungsergebnisse zu Dioxingehal- ten in Umwelt, Lebens- und Futtermitteln Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 20 Mündliche Fragen 40 und 41 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Partielle Kostenübernahme für die Pro- duktion der Sat-1-Talkshow Kerner in Af- ghanistan durch den Bund; Gewährleis- tung einer unabhängigen Berichterstattung Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 21 Mündliche Fragen 42 und 43 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) U fa A A C A M K K a 2 A C A M F N s Z ti fü A D A M R B Z r A J A M S W b A U 9704 C 9705 A 9705 B 9705 D ntersuchungsberichte zum tödlichen Vor- ll um einen deutschen Hauptgefreiten in fghanistan im Dezember 2010 ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 22 ündliche Frage 44 atja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) enntnis der Mitglieder des Verteidigungs- usschusses über den am 27. Dezember 010 erstellten Feldjägerbericht ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 23 ündliche Frage 45 lorian Toncar (FDP) otwendigkeit der im nordrhein-westfäli- chen Nachtragshaushalt veranschlagten uweisung an die Gemeinden für Investi- onen zugunsten von Betreuungsplätzen r Kinder unter drei Jahren ntwort r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 24 ündliche Fragen 47 und 48 ita Schwarzelühr-Sutter (SPD) egrenzung der Anflüge auf den Flughafen ürich über deutsches Gebiet und Minde- ung des Fluglärms ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 25 ündliche Frage 50 ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) eiterbetrieb von Atomkraftwerken mit estehendem Befund im Primärkreislauf ntwort rsula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9706 B 9706 C 9706 D 9707 B 9707 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 VII Anlage 26 Mündliche Frage 51 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erstellung einer Weiterleitungsnachricht durch die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit im Zusammenhang mit dem aktuellen Befund im Primärkreislauf des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 30 Mündliche Frage 57 Otto Fricke (FDP) Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Hochschulpakt zum Studienplatzausbau durch Nordrhein-Westfalen9707 C 9708 D Anlage 27 Mündliche Fragen 52 und 53 Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) Vorlage des Gesetzentwurfs zur Verbesse- rung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen und Gründe für die bisherigen Verzöge- rungen Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 28 Mündliche Frage 54 Klaus Hagemann (SPD) Kosten für den Bundeshaushalt aufgrund des Teilerlasses nach § 18 b BAföG sowie Einsparungen infolge des Auslaufens die- ser Regelung ab 2012 Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 29 Mündliche Fragen 55 und 56 Nicole Gohlke (DIE LINKE) Gerichtliche Überprüfung der Erhebung von Studiengebühren in den Ländern A T A M V A tr n a A G A M H V B v J A B 9708 A 9708 A ntwort homas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 31 ündliche Frage 58 olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) bschluss eines unbefristeten Arbeitsver- ages mit Tom Pätz durch das Bundesmi- isterium für wirtschaftliche Zusammen- rbeit und Entwicklung ntwort udrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 32 ündliche Frage 59 ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erweigerung der Einsichtnahme in beim ND vorhandene Akten zum NS-Kriegs- erbrecher Adolf Eichmann durch eine ournalistin ntwort ernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9709 B 9709 C 9709 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 9653 (A) ) )(B) 86. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 13.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 9699 (A) ) )(B) für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates geberlandes. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * A d d (D d s n in – – b u d – – – – – – – M in fü S Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 26.01.2011 Aschenberg-Dugnus, Christine FDP 26.01.2011 Bülow, Marco SPD 26.01.2011 Connemann, Gitta CDU/CSU 26.01.2011 Friedhoff, Paul K. FDP 26.01.2011 Fritz, Erich G. CDU/CSU 26.01.2011* Gleicke, Iris SPD 26.01.2011 Golze, Diana DIE LINKE 26.01.2011 Klöckner, Julia CDU/CSU 26.01.2011 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 26.01.2011 Kumpf, Ute SPD 26.01.2011 Möhring, Cornelia DIE LINKE 26.01.2011 Nink, Manfred SPD 26.01.2011 Nord, Thomas DIE LINKE 26.01.2011 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.01.2011 Scholz, Olaf SPD 26.01.2011 Schwanitz, Rolf SPD 26.01.2011 Dr. Strengmann-Kuhn, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.01.2011 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.01.2011 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.01.2011 Werner, Katrin DIE LINKE 26.01.2011* (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage es Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) rucksache 17/4493, Frage 7): Welche internationalen Behindertensportveranstaltungen 2011 werden durch den Bund – bitte die jeweiligen Veranstal- tungen sowie Art und Umfang der Förderungen nennen – ge- fördert? Im Jahr 2011 werden die folgenden von den Behin- ertensportverbänden ausgerichteten Europameister- chaften in Deutschland vom Bundesministerium des In- ern gefördert (Weltmeisterschaften finden im Jahr 2011 Deutschland nicht statt): Europameisterschaft Schwimmen der Menschen mit Behinderung vom 3. bis 10. Juli 2011 (Fördersumme: 350 000 Euro). Europameisterschaft Schießen der Gehörlosen vom 2. bis 8. September 2011 (Fördersumme: 32 900 Euro). Darüber hinaus erhalten die Behindertensportver- ände im Jahr 2011 Zuwendungen des Bundesministeri- ms des Innern für die folgenden in Deutschland stattfin- enden Internationalen Deutschen Meisterschaften: Internationale Deutsche Meisterschaften Ski-Nor- disch und Biathlon vom 28. bis 30. Januar 2011 (För- dersumme: 8 500 Euro). Internationale Deutsche Meisterschaften Ski-Alpin vom 12. bis 13. Februar 2011 (Fördersumme: 8 700 Euro). 25. Internationale Deutsche Meisterschaften im Schwimmen der Menschen mit Behinderung vom 28. April bis 1. Mai 2011 (Fördersumme: 5 800 Euro). Internationale Deutsche Meisterschaften Radsport/ Straße vom 15. bis 16. Juli 2011 (Fördersumme: 5 200 Euro). 33. Internationale Deutsche Meisterschaften Leicht- athletik vom 22. bis 24. Juli 2011 (Fördersumme: 8 200 Euro). 20. Internationale Deutsche Meisterschaften Segeln im August 2011 (Fördersumme: 4 900 Euro). 29. Internationale Deutsche Meisterschaften im Sportschießen (Termin noch offen) (Fördersumme: 3 000 Euro). Des Weiteren stellt das Bundesministerium des Innern ittel für die Entsendung deutscher Mannschaften zu ternationalen Sportwettkämpfen in aller Welt zur Ver- gung. In diesen Fällen liegt die Finanzierung der portveranstaltung in den Händen des jeweiligen Gast- 9700 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 (A) ) )(B) Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksache 17/4493, Frage 8): In welchem Umfang wird nach Kenntnis der Bundesregie- rung das öffentlich-rechtliche Fernsehen – ARD und ZDF –, insbesondere in Sportsendungen, über die IPC-Leichtathletik- WM in Christchurch/Neuseeland – 20. Januar bis 30. Januar 2011 –, die Special Olympics National Winter Games in Alten- berg/Sachsen – 28. Februar bis 4. März 2011 –, die Special- Olympics-Weltsommerspiele in Athen/Griechenland – 25. Juni bis 4. Juli 2011 – sowie weitere internationale Veranstaltun- gen im Behindertensport im ersten Halbjahr 2011 berichten, und inwieweit sind bei diesen Berichterstattungen barriere- freie Angebote geplant? Dem Bundesministerium des Innern sind für die Welt- meisterschaft Leichtathletik 2011 in Neuseeland fol- gende Sendezeiten des öffentlichen-rechtlichen Fernse- hens bekannt: – ARD/WDR, Sport Aktuell, 22. Januar 2011, in der Zeit von 16.50 Uhr bis 17.20 Uhr, 4 Minuten Bericht – ZDF, Mittagsmagazin, täglich vom 24. bis 28. Januar 2011, 13.00 Uhr bis 13.10 Uhr, Zusammenfassung Special Olympics Deutschland steht bezüglich der National Games in Altenberg mit dem MDR in Kontakt. Der MDR wird auf regionaler Ebene über die Veranstal- tung berichten und wohl, nach ersten Vorabinformatio- nen, auch für die ARD „Sendeformate“ produzieren. An- sonsten liegen Special Olympics Deutschland keine Informationen bzw. Zusagen vor, ob, wie und in wel- chem Umfang über die beiden genannten Veranstaltun- gen berichtet wird. Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband teilt mit, dass ein Team der Fernsehsendung „Sehen statt Hören“ vom Bayerischen Rundfunk vor Ort bei den Winter-Deaflym- pics in der Slowakei dabei sein wird. Ob weitere Berichte über internationale Veranstaltun- gen im Bereich Leistungssport der Menschen mit Behin- derung im ersten Halbjahr 2011 und inwieweit diese Be- richterstattung barrierefrei geplant sind, ist hier nicht bekannt. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 9): Inwieweit treffen Meldungen zu (vergleiche Zeit vom 20. Januar 2011), dass Informationen aus deutschen Ermitt- lungsverfahren über Aussagen des seit August 2010 in Deutschland inhaftierten Rami M. an US-Stellen geflossen sind, die über die Lage eines islamistischen Ausbildungs- camps nahe Mir Ali/Pakistan sowie über dort sich aufhaltende und trainierte Personen aus Deutschland geflossen sind, dar- unter auch den deutschen Staatsbürger Bünyamin E., die Rückschlüsse auf dessen Aufenthaltsort zuließen und deshalb auch Grundlage der Drohnenangriffe vom 4. Oktober 2010 gewesen sein können, bei denen Bünyamin E. sowie weitere Personen getötet wurden, und dass die Identität dieses deut- m e a A ü In e k B v ri 2 re im u a k a b h 2 ta te b h A P F g a c d A d d G te S fa E re d (C (D schen Staatsbürgers für deutsche Sicherheitsbehörden „längst eindeutig“ belegt ist, und sieht die Bundesregierung Anlass, dass die Generalbundesanwältin auf die deswegen im Oktober 2010 erstattete Strafanzeige gegen den CIA-Direktor hin das bisher zur Staatsanwaltschaft Wuppertal verwiesene Vorer- mittlungsverfahren nun an sich zieht, fortführt und auf alle mitverantwortlichen Deutschen erstreckt? Das Bundeskriminalamt hat zunächst eine Zusam- enfassung der ersten Vernehmung des R. M. in Form ines Berichts an seine polizeiliche US-Partnerbehörde m 8. September 2010 weitergeleitet. Insgesamt wurden bschriften der ersten fünf Vernehmungen an das FBI bermittelt. Die vom BKA an US-Stellen übermittelten formationen zur polizeilichen Vernehmung des R. M. nthielten keine Aussagen zu Bünyamin E. und auch eine Angaben, die Rückschlüsse auf den Aufenthalt des ünyamin E. zulassen. Nach den Informationen, die der Bundesregierung orliegen, haben sich R. M. und Bünyamin E. in Wazi- stan nicht getroffen. Denn R. M. wurde bereits am 0. oder 21. Juni 2010 in Pakistan festgenommen, wäh- nd Bünyamin E. nach vorliegenden Erkenntnissen erst August 2010 von Deutschland nach Waziristan reiste nd nicht vor dem 17. August 2010 in Mir Ali/Pakistan ngekommen ist. Zur Identität der am 4. Oktober 2010 in Mir Ali/Pa- istan möglicherweise getöteten Personen verweise ich uf die Antwort der Bundesregierung vom 23. Novem- er 2010 (Bundestagsdrucksache 17/3916) und auf die ierzu bereits Anfang November und Ende November 010 in der Geheimschutzstelle des Deutschen Bundes- ges hinterlegten Hintergrundinformationen. Detaillier- re Informationen, die über diese hinaus gehen, liegen islang nicht vor. Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof at wegen des in den Medien berichteten mutmaßlichen ngriffs am 4. Oktober 2010 bei der Stadt Mir Ali einen rüfvorgang angelegt. Gegenstand der Prüfung ist die rage, ob Anlass besteht, ein Ermittlungsverfahren we- en eines in die Zuständigkeit des Generalbundes- nwalts fallenden Straftatbestandes einzuleiten (verglei- he Bundestagsdrucksache 17/3786). Diese Prüfung auert an. nlage 5 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage er Abgeordneten Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 10): Auf welche Straftatbestände und welche Personen sind die Ermittlungen im Fall des am 17. Dezember 2010 in Afghanis- tan getöteten Soldaten gerichtet? Nach Erkenntnissen des Bundesministeriums der Ver- idigung hat die Staatsanwaltschaft Gera das von der taatsanwaltschaft Potsdam eingeleitete Ermittlungsver- hren wegen fahrlässiger Tötung übernommen. Nähere inzelheiten dazu liegen mir nicht vor, weil die straf- chtliche Beurteilung des Geschehens in Afghanistan en zuständigen Stellen der Justiz der Länder obliegt. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 9701 (A) ) )(B) Ich bitte deshalb um Verständnis, dass ich mich zu die- sen strafrechtlichen Ermittlungen nicht weiter äußern kann. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage der Abgeordneten Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/4493, Frage 13): Wie bewertet die Bundesregierung Berichte, wonach die CDs mit Schweizer Bankdaten, die WikiLeaks übergeben wurden, auch Daten über prominente deutsche mutmaßliche Steuerhinterzieher enthalten, und kann sie Berichte bestäti- gen, denen zufolge die Daten dem Bundesministerium der Finanzen bereits zum Verkauf angeboten worden seien, aber nicht reagiert wurde (vergleiche Frankfurter Allgemeine Zei- tung vom 17. Januar 2011)? Aus ermittlungstaktischen Gründen nimmt das Bun- desministerium der Finanzen zu Einzelheiten, die den angeblichen Erhalt von Hinweisen zu möglichen Steuer- hinterziehungsfällen betreffen, nicht öffentlich Stellung. Darüber hinaus obliegt die Steuerverwaltung nach der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland den Län- dern. Auch aus diesem Grund kann das Bundesministerium der Finanzen zu konkreten Steuerfällen keine Aussage treffen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage der Abgeordneten Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/4493, Frage 14): Inwieweit spielen Überlegungen der Bundesregierung im Rahmen einer Veränderung des derzeitigen Hilfeverfahrens für überschuldete Staaten eine Rolle, die Bemessungsgrund- lage bei der Unternehmensbesteuerung EU-weit zu verein- heitlichen sowie die in Südeuropa übliche Lohnindizierung abzuschaffen, wie in der Zeit vom 20. Januar 2011 („Koste es, was es wolle“) gemeldet? Die Bundesregierung strebt eine stärkere Koordinie- rung der Wirtschafts- und Finanzpolitiken in der EU an. Ziel ist es, die Stabilität in der Eurozone zu sichern und die Krisenanfälligkeit zu reduzieren. In diesem Zusam- menhang hat die EU-Kommission Anfang Januar ihren sogenannten Jahreswachstumsbericht vorgelegt. Die Bundesregierung begrüßt die Vorlage des Berichts durch die EU-Kommission im Grundsatz. Dieser Bericht ist Teil des Prozesses der neuen inten- sivierten finanz- und wirtschaftspolitischen Koordinie- rung unter dem europäischen Semester. Die Kommission schlägt in ihrem Bericht Maßnahmen vor, die die Mit- gliedstaaten in den Bereichen Haushaltskonsolidierung, Arbeitsmarktpolitik und Wachstumsförderung unterneh- men sollen. Dabei kündigt sie unter anderem an, einen Vorschlag für die Einführung einer gemeinsamen konso- li g d M u z fu d w s S ti n E a s A d d s N Z d A A d d s s re w v (C (D dierten Körperschaftsteuerbemessungsgrundlage vorle- en zu wollen. Außerdem ruft sie die Mitgliedstaaten, ie hohe Leistungsbilanzdefizite aufweisen, dazu auf, aßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit nd insbesondere zur Flexibilisierung der Arbeitsmärkte u treffen. Eine genannte Option ist hier die Abschaf- ng von Lohnindizierungen. Die Vorschläge werden in en kommenden Wochen in den Ratsgremien diskutiert erden. Darüber hinaus vertritt die Bundesregierung grund- ätzlich die Auffassung, dass alle Maßnahmen zur Euro- tabilisierung in eine Gesamtstrategie zur Krisenbewäl- gung eingebettet werden müssen, über die auch in ei- em Gesamtkontext zu befinden und entscheiden ist. ine solche Gesamtstrategie beinhaltet beispielsweise uch die Anstrengungen der einzelnen Länder und eine tärkere wirtschaftspolitische Koordinierung. nlage 8 Antwort es Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage er Abgeordneten Bettina Kudla (CDU/CSU) (Druck- ache 17/4493, Frage 20): Welche Auswirkungen auf die von der Bundesregierung an die Europäische Kommission zu meldende Höhe des deut- schen gesamtstaatlichen Defizits für 2010 und 2011 hat der Nachtragshaushalt 2010 der Landesregierung Nordrhein- Westfalen, wenn dieser umgesetzt würde bzw. wenn das Ge- richt seine einstweilige Verfügung des Verbots der im Nach- tragshaushalt 2010 vorgesehenen Nettokreditaufnahme bestä- tigen würde? Da der Nachtragshaushalt 2010 der Landesregierung ordrhein-Westfalens im Wesentlichen innerstaatliche ahlungen betrifft, sind die Ausgaben und Einnahmen es Staates nicht berührt. Hierdurch ergeben sich keine uswirkungen auf das Maastricht-Defizit. nlage 9 Antwort es Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage es Abgeordneten Karl Holmeier (CDU/CSU) (Druck- ache 17/4493, Frage 21): Teilt die Bundesregierung die Auffassung der Landesre- gierung Nordrhein-Westfalen, dass zum einen das gesamtwirt- schaftliche Gleichgewicht in 2010 gestört sei und damit die Erhöhung der Nettokreditaufnahme der Landesregierung mit ihrem Nachtragshaushalt 2010 begründet werden könne und zum anderen die im Nachtragshaushalt 2010 vorgesehenen Maßnahmen geeignet seien, diese Störung zu beseitigen, und welche Auswirkungen hat das auf die Verpflichtungen des Bundes zur Herstellung des gesamtwirtschaftlichen Gleichge- wichts? In ihrer Haushaltswirtschaft sind Bund und Länder elbstständig und voneinander unabhängig. Die Bundes- gierung gibt daher keine Einschätzung dazu ab, inwie- eit ein Land bei seiner Haushaltswirtschaft landes- erfassungsrechtlichen Regelungen Rechnung trägt. 9702 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 (A) ) )(B) Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 22): Welche Informationen liegen der Bundesregierung über die Vergabe – Zeitpunkt, Institution für die Einreichung von Anträgen – zu den ungebundenen EU-Mitteln aus dem Euro- pean Energy Programme for Recovery, EEPR – bezüglich der in der gemeinsamen Beschlussfassung des EU-Parlaments und Ministerrates mit der Nummer PE-CONS 51/10 festge- haltenen Änderung der Verordnung (EG) Nr. 663/2009 –, vor, und wie will sie anlässlich des Vergabeverfahrens – Wind- hundprinzip – gewährleisten, dass die ungebundenen Mittel in Deutschland möglichst bald für die Bereiche erneuerbare En- ergien und Energieeffizienz verwendet werden vor dem Hin- tergrund, dass laut Verordnung (EU) Nr. 1233/2010 Projekte ab dem 1. Januar 2011 förderfähig sein sollen, und dem Fakt, dass die Verordnung unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung in Kraft treten soll? Die Verordnung (EU) Nr. 1233/2010 des Europäi- schen Parlaments und des Rates vom 15. Dezember 2010 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 663/2009 über ein Programm zur Konjunkturbelebung durch eine finanzielle Unterstützung der Gemeinschaft zugunsten von Vorhaben im Energiebereich führt in Anhang II, Buchstabe C, die „Bedingungen für die Gewährung von Mitteln sowie Förderfähigkeits- und Auswahlkriterien“ auf. Nach Kenntnis der Bundesregierung werden die Fest- legungen zur Ausgestaltung der Beantragung der Mittel gegenwärtig von der EU-Kommission in Zusammenar- beit mit der Europäischen Investitionsbank, EIB, erstellt und sollen im Zuge der Einrichtung der Finanzfazilität bekannt gegeben werden. Nach Auskunft der EU-Kom- mission soll ein entsprechendes Dokument in einigen Wochen auf der Internetseite der EIB veröffentlicht wer- den. Darüber hinausgehende Informationen zum konkre- ten Antragsverfahren für den Abruf von Mitteln liegen der Bundesregierung nicht vor. Die Länder wurden von der Bundesregierung über die angekündigte Veröffentli- chung informiert. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 23): Auf welcher konkreten Grundlage beruht der Kürzungs- faktor für die vorgesehenen Plafondmittel bei einem Überstei- gen der durchschnittlichen Gesamterlöse der subventionierten Kohlemengen von 46 Euro/Tonnen Steinkohleneinheit in Nr. 2.5 der nationalen Kohlerichtlinien vom 28. Dezember 2007? Um sicherzustellen, dass steigende Kohlepreise zeit- nah zu einer Entlastung der öffentlichen Hand bei den Steinkohlebeihilfen führen, wurde im Rahmen der An- schlussregelung zur Kohlefinanzierung ab 2006 eine Kappungsregelung eingeführt. Sie sorgt dafür, dass hö- here Weltmarktpreise unabhängig von der Entwicklung d d li M A A d F D d a d 2 D P is P s 2 s d h d li A d d G P g le ti A ta ö a d u g u W tr (C (D er Kosten und Produktionsmengen zu einer Kürzung er Steinkohlebeihilfen führen. Die in den Kohlericht- nien hierzu festgelegten Kürzungsfaktoren wurden aus odellrechnungen abgeleitet, die in Vorbereitung der nschlussregelung vorgenommen wurden. nlage 12 Antwort er Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die rage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 24): Mit welcher Strommenge rechnet die Bundesregierung, die 2011 über § 37 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ver- marktet wird, und in welcher Höhe wirkt sich dies auf die Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes aus? Bei der Festlegung der EEG-Umlage für 2011 gingen ie Übertragungsnetzbetreiber in ihrer Prognose davon us, dass 2011 für 12,3 Terawattstunden aus dem EEG as Grünstromprivileg genutzt wird und insofern bis zu 4,6 Terawattstunden von der Umlage befreit werden. abei ist unterstellt, dass das gesamte wirtschaftliche otenzial nur zu 33 Prozent genutzt wird. Perspektivisch t aber nicht ausgeschlossen, dass das wirtschaftliche otenzial vollständig genutzt wird. Diese 24,6 Terawatt- tunden entsprechen einer Erhöhung der Umlage für 011 in einer Größenordnung von 0,1 Cent/Kilowatt- tunde. Derzeit lässt sich noch nicht absehen, wie sich ie Inanspruchnahme tatsächlich über das gesamte Jahr inweg gestalten wird. Erkennbar ist aber bereits, dass ie Zahlen für Januar 2011 gegenüber dem Vorjahr deut- ch höher liegen. nlage 13 Antwort es Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage es Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 25): Welche Strategien verfolgt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Photovoltaikwirtschaft gegenüber der internationa- len Konkurrenz zu steigern, und welche zusätzlichen Maß- nahmen sind im Rahmen dieser Strategien geplant? Grundsätzlich ist es zunächst Aufgabe der deutschen hotovoltaikwirtschaft, die Wettbewerbsfähigkeit ge- enüber ihrer internationalen Konkurrenz sicherzustel- n. Die Bundesregierung hat im Juli 2010 die Innova- onsallianz Photovoltaik ins Leben gerufen. Mit dem ngebot zur Förderung der Innovationsallianz Photovol- ik und der am 11. August 2010 im Bundesanzeiger ver- ffentlichten Förderbekanntmachung zur Innovations- llianz Photovoltaik will die Bundesregierung die durch ie Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes nd die damit vorgesehene Absenkung der Einspeisever- ütungen erforderlichen Anpassungsprozesse begleiten nd insbesondere dazu beitragen, die internationale ettbewerbsfähigkeit der deutschen Photovoltaikindus- ie mittel- und langfristig zu sichern und auszubauen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 9703 (A) ) )(B) Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die Frage der Abgeordneten Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) (Drucksache 17/4493, Frage 28): Wie steht die Bundesregierung zu der Tatsache, dass § 247 Abs. 2 a des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch, SGB VI – Anerkennung von Pflichtbeitragszeiten für Zeiten einer be- ruflichen Ausbildung, auch wenn keine Zahlung von Pflicht- beiträgen erfolgte –, nicht für diejenigen Personen in Ost- deutschland herangezogen wird, die den Ausbildungsgang „Abitur mit Berufsausbildung“ in der Regel vom 14./15. bis zum 18./19. Lebensjahr absolviert haben? § 247 Abs. 2 a SGB VI kann für Abiturienten den Er- weiterten Oberschulen, EOS, in der DDR, die in den 1960er-Jahren neben dem Abitur auch eine Berufsaus- bildung zum Facharbeiter absolviert haben, keine An- wendung finden. Die Vorschrift ist darauf gerichtet, Sicherungslücken zu schließen, die sich aus der unterschiedlichen Rechts- anwendung in den einzelnen Besatzungszonen ergeben haben. Als Lehrling Beschäftigte unterlagen nach der damaligen Rechtslage im früheren Bundesgebiet ab 1. Juni 1945 ohne Rücksicht auf eine Entgeltzahlung während der Ausbildung der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung. Tatsächlich sind von den Krankenkassen Rentenversicherungsbeiträge bis Juni 1965 im Wesentlichen nur für Lehrlinge in der briti- schen Zone eingezogen worden. Die mit dem Renten-Überleitungs-Ergänzungsgesetz, RüErgG, vom 24. Juni 1992 rückwirkend zum 1. Januar 1992 eingeführte Vorschrift beseitigt die Unterschiede bei der rentenrechtlichen Bewertung von im Zeitraum vom 1. Juni 1945 bis zum 30. Juni 1965 zurückgelegten Zeiten einer beruflichen Ausbildung. Zeiten einer Beschäftigung als Lehrling oder sonst zur Berufsaus- bildung tätiger Personen gelten danach als fiktive Pflichtbeitragszeiten aufgrund einer versicherten Be- schäftigung, wenn diese Beschäftigung grundsätzlich versicherungspflichtig war, Beiträge jedoch nicht ge- zahlt worden sind. Schüler mit Berufsausbildung an einer EOS unterla- gen nach der damaligen Rechtslage jedoch nicht der Bei- tragspflicht zur Sozialversicherung und werden deshalb von dieser Vorschrift nicht erfasst. Dagegen waren Lehr- linge auch im Rahmen einer Berufsausbildung mit Abi- tur nach der „Verordnung über die Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten“ (SVO) vom 21. Dezem- ber 1961 unabhängig von der Höhe ihrer Lehrlingsver- gütung beitragspflichtig zur Sozialversicherung mit ent- sprechender Beitragszahlung. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die Fragen des Abgeordneten Harald Weinberg (DIE LINKE) (Drucksache 17/4493, Fragen 29 und 30): Z 1 s c d b m w d d ru K h g g n Z b s A d F L Z fü b d (C (D In welcher Form plant die Bundesregierung oder die Bun- desagentur für Arbeit die Grundsicherungsträger anzuweisen, dass sie das Urteil des Bundessozialgerichts vom 18. Januar 2011 zu der Deckungslücke bei privat krankenversicherten ALG-II-Beziehenden – ALG: Arbeitslosengeld – umzusetzen haben, ohne dass die Hilfebedürftigen tätig werden müssen, und, falls nichts dergleichen geplant ist, weshalb nicht? Wie plant die Bundesregierung die fragliche gesetzliche Regelung zur Deckungslücke bei privat krankenversicherten ALG-II-Beziehenden zu ändern und, wenn sie dies nicht plant, weshalb nicht? u Frage 29: Die Entscheidung des Bundessozialgerichts vom 8. Januar 2011 (Az:B 4 AS 108/10 R) trägt zur Rechts- icherheit für die Betroffenen bei. Privat krankenversi- herte Beziehende von Arbeitslosengeld II können nach iesem Urteil in ihrer privaten Krankenversicherung leiben, ohne dafür mit einem eigenen Beitrag aufkom- en zu müssen. Das verhindert, dass sich diese Personen egen der Kosten ihrer Krankenversicherung verschul- en müssen. Um das Urteil des BSG umzusetzen, trifft die Bun- esagentur für Arbeit derzeit die notwendigen Vorkeh- ngen, damit für die laufenden Beiträge zur privaten rankenversicherung von Arbeitslosengeld-II-Bezie- enden zeitnah ein Zuschuss im notwendigen Umfange ezahlt wird. Dieser Zuschuss wird von Amts wegen an- epasst, ein Tätigwerden der Betroffenen ist insoweit icht notwendig. Im Übrigen bleibt die Urteilsbegründung abzuwarten. u Frage 30: Ob sich ein weitergehender gesetzlicher Änderungs- edarf ergibt, bedarf unter anderem der Auswertung der chriftlichen Urteilsbegründung, die noch nicht vorliegt. nlage 16 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die ragen der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIE INKE) (Drucksache 17/4493, Fragen 31 und 32): Wie verteilen sich die für die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepaketes für Kinder bei der Bundesagentur für Ar- beit zusätzlich etatisierten 1 300 Stellen nach Bundesländern – wenn möglich auch Grundsicherungsstellen –, und ab wel- chem Zeitpunkt werden diese Stellen vollständig besetzt sein? Nach welchen Kriterien wurde die Personalverteilung ent- schieden, und handelt es sich um unbefristete Stellen? u Frage 31: Nach Abstimmung zwischen dem Bundesministerium r Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Ar- eit wurden die 1 300 Stellen wie folgt auf die Regional- irektionsbezirke der Bundesagentur für Arbeit verteilt. 9704 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 (A) ) )(B) Nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit werden die Stellenbesetzungsverfahren im Laufe der nächsten Wochen abgeschlossen werden können. Zu Frage 32: Ja, es handelt sich um unbefristete Stellen. Grundlage für die Verteilung der 1 300 Stellen auf die Regionaldirektionen war der gleitende Jahresdurch- schnitt 2010 (Stand: Juli 2010) an Kindern und Jugendli- chen unter 18 Jahren in Bedarfsgemeinschaften. Für den Fall, dass die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepaketes nicht oder nicht in vollem Umfang durch die BA durchgeführt wird, sondern durch die Kreise und kreisfreien Städte, können vorhandene Er- mächtigungen für die Beschäftigung befristeter Kräfte bei der BA nicht genutzt werden. Das bedeutet eine Ab- senkung der in der verbindlichen Erläuterung Nr. 2 zu Kap. 1112 Tit. 636 13 des Bundeshaushaltsplans 2011 festgelegten jahresdurchschnittlichen Befristungsober- grenze von 5 400 im entsprechenden Umfang. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Ernst (DIE LINKE) (Drucksache 17/4493, Fragen 33 und 34): Wie begründet die Bundesregierung die Zuweisung von 1-Euro-Jobs an Schwangere und deren Sanktionierung vor dem Hintergrund der gesetzlichen Zweckbestimmung von Ar- beitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung, AGH- MAE, nach § 16 d SGB II in Verbindung mit § 3 Abs. 1 SGB II, wonach die Zuweisung von Eingliederungsmaßnahmen, wie 1-Euro-Jobs, nicht nur an den Zweck der „Eingliederung in Arbeit“ gebunden ist, sondern auch „die individuelle Lebens- situation, insbesondere die familiäre Situation“ zu berücksich- tigen ist, und welchen Sinn macht es dann aus Sicht der Bun- desregierung, Schwangeren 1-Euro-Jobs zuzuweisen, wo doch absehbar ist, dass sie spätestens mit Eintreten in den ge- setzlichen Mutterschutz nicht mehr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen können, dies vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen Tagen mehreren Schwangeren im ALG-II- Bezug vollständig die Leistungen gekürzt wurden und vom Jobcenter eine Verkürzung der Sanktionen verwehrt wurde, Z M tu L T m tu n s g z h S k A s z b A is k n m s w V e z d h fü D tr b B s L h a g v h b d rü z ih Regionaldirektion Nord 134 Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen 140 Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen 348 Regionaldirektion Hessen 63 Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland 75 Regionaldirektion Baden-Württemberg 109 Regionaldirektion Bayern 114 Regionaldirektion Berlin-Brandenburg 163 Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen 82 Regionaldirektion Sachsen 72 (C (D weil durch die Sanktionierung ein „Interesse für die Allge- meinheit“ besteht (vergleiche junge Welt vom 17. Januar 2011, „Regelsatz auf Null gekürzt“)? Wie vielen schwangeren Frauen wurden seit 2005 1-Euro- Jobs zugewiesen, und wie viele davon wurden sanktioniert (bitte aufschlüsseln nach Höhe der Leistungskürzung)? u Frage 33: Die Zumutbarkeit von Arbeitsgelegenheiten mit ehraufwandsentschädigung richtet sich für alle Leis- ngsberechtigten nach § 10 SGB II. Danach ist den eistungsberechtigten grundsätzlich jede Arbeit oder eilnahme an einer Maßnahme zur Eingliederung zu- utbar. Ausnahmen gibt es unter anderem, wenn Leis- ngsberechtigte zu der bestimmten Arbeit körperlich icht in der Lage sind oder der Ausübung der Arbeit ein onstiger wichtiger Grund entgegensteht. Eine Schwan- erschaft an sich führt noch nicht zur Unzumutbarkeit, u berücksichtigen sind alle Umstände des Einzelfalls. Soweit es sich um eine zumutbare Arbeitsgelegenheit andelt, führt die Ablehnung dieser Tätigkeit zu einer anktion nach § 31 SGB II, wenn Leistungsberechtigte einen wichtigen Grund für ihr Verhalten nachweisen. uch bei der Prüfung des wichtigen Grundes hat der zu- tändige Leistungsträger alle Umstände des Einzelfalls u berücksichtigen. Hierbei ist auch zu prüfen, ob eine estehende Schwangerschaft ein wichtiger Grund für die blehnung einer konkreten Tätigkeit oder Maßnahme t. Zu einer vollständigen Leitungskürzung im SGB II ommt es erst, wenn Leistungsberechtigte wiederholt ih- en zumutbare Tätigkeiten oder Eingliederungsmaßnah- en ohne wichtigen Grund abgelehnt haben. Der Ge- etzgeber hat Regelungen vorgesehen, die es auch bei iederholten Pflichtverletzungen ermöglichen, positive erhaltensänderungen des Leistungsberechtigten anzu- rkennen bzw. die Umstände des Einzelfalls angemessen u berücksichtigen. Zum einen besteht die Möglichkeit, en vollständigen Wegfall des Arbeitslosengeldes II da- in gehend abzumildern, dass zumindest die Leistungen r Unterkunft und Heizung wieder erbracht werden. ies setzt voraus, dass sich der Hilfebedürftige nach- äglich bereit erklärt, seinen Pflichten nachzukommen. Zum anderen besteht bei unter 25-jährigen Leistungs- erechtigten die Möglichkeit, die Sanktionsdauer unter erücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls auf echs Wochen zu verkürzen. Damit kann der SGB-II- eistungsträger beispielsweise altersbedingte Besonder- eiten berücksichtigen, etwa, dass sich der Jugendliche ufgrund seiner persönlichen Entwicklung trotz vorheri- er Rechtsfolgenbelehrung der Tragweite seines Fehl- erhaltens nicht vollumfänglich bewusst war. Bei dem ier angesprochenen Fall einer schwangeren Leistungs- erechtigen mit vollständigem Wegfall der Leistung ürfte bei der Entscheidung über die Sanktionsdauer Be- cksichtigung gefunden haben, dass die Leistungsbe- ieherin bereits sanktioniert wurde und ihr die Tragweite res Handelns bewusst gewesen sein muss. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 9705 (A) ) )(B) Zu Frage 34: Der Bundesregierung liegen keine Daten zu Arbeits- gelegenheiten oder zur Sanktionierung im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende vor, die an eine Schwangerschaft der Leistungsberechtigten anknüpfen. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 37): Wie sollen Futtermittelbetriebe nach Auffassung der Bun- desregierung nachweisen, dass ein Eintrag unerwünschter Stoffe in die Futterfette und Futterfettsäuren ausgeschlossen ist, wie im Rahmen der geplanten Zulassungspflicht für Fut- termittelbetriebe gefordert? Wie die Regelungen im Rahmen der Zulassungs- pflicht im Einzelnen ausgestaltet werden, das wird zur- zeit geprüft. Wir haben national ja bereits bestimmte Zulassungs- pflichten etabliert. Die gilt es, angesichts der Dioxin- funde zu überprüfen. Wir werden uns das alles ganz genau ansehen und dann entsprechende Vorschläge machen. Hier gilt das, was wir bereits gesagt haben: National zu regelnde Maßnahmen, wie die Zulassungspflicht für Betriebe, werden in den nächsten Wochen per Verord- nung auf den Weg gebracht. Auch auf europäischer Ebene besteht Konsens, dass über eine Zulassungspflicht für solche Betriebe zu spre- chen ist (siehe PM Nr. 20 vom 24. Januar 2011). Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Fragen der Abgeordneten Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Fragen 38 und 39): Welche Einrichtung(en) soll(en) die unabhängige und transparente Auditierung der Organisation und Durchführung der amtlichen Kontrollen im Rahmen der Lebens- und Futter- mittelüberwachung übernehmen, und mit welchen personellen und finanziellen Mitteln wird/werden diese Einrichtung(en) ausgestattet? Durch welche Institution werden die Untersuchungsergeb- nisse zu Dioxingehalten in Umwelt, Lebens- und Futtermit- teln zentral zusammengeführt und ausgewertet, und was ver- steht die Bundesregierung konkret unter einer regelmäßigen Auswertung? Zu Frage 38: Die Auditierung der amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung ist auf der Grundlage beste- henden Gemeinschaftsrechts von den für die Lebensmit- tel- und Futtermittelüberwachung zuständigen Behörden durchzuführen. Um in diesem Prozess mehr Unabhängig- keit und Transparenz zu gewährleisten, soll die Auditie- rung zu einem aussagekräftigen Prozentsatz, 20 Prozent, d te ti u s A te v Z v h F m c z a B tä n z d v w m A d g D v w h fl tu m d D tr s (C (D urch länderübergreifend zusammengesetzte Auditoren- ams unter Beteiligung des Bundes erfolgen. Die personelle und finanzielle Ausstattung der audi- erenden Länderbehörden ist Sache der Länder. Bund nd Länder verfolgen das Ziel, eine Vereinbarung abzu- chließen, um die gemeinschaftsrechtlich geforderten uditierungen von länderübergreifend zusammengesetz- n Auditorenteams auch unter Beteiligung des Bundes orzunehmen. u Frage 39: In Deutschland werden Daten zu den Dioxingehalten on Lebensmitteln, Futtermitteln und in der Umwelt er- oben. In seinem Aktionsplan „Verbraucherschutz in der uttermittelkette“ vom 14. Januar 2011 hat das Bundes- inisterium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- herschutz, BMELV, vorgeschlagen, dass diese Daten ukünftig in einem gemeinsamen Datenpool im Bundes- mt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, VL, zusammengeführt werden. Um eine hohe Aktuali- t und bessere Transparenz der Untersuchungsergeb- isse von Dioxinen in Lebens- und Futtermitteln zu er- ielen, soll das BVL zukünftig alle drei Monate die von en Ländern an das BVL übermittelten Daten in Form on Quartalsmeldungen auswerten. Diese Vorschläge ird das BMELV kurzfristig mit den Ressorts abstim- en. nlage 20 Antwort es Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Fra- en der Abgeordneten Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Fragen 40 und 41): Inwieweit sieht die Bundesregierung durch die Kofinan- zierung der Produktion der SAT-1-Talkshow Kerner in Afgha- nistan unter Anwesenheit des Bundesministers der Verteidi- gung eine unabhängige Berichterstattung gewährleistet, und nach welchen Kriterien entscheidet die Bundesregierung, bei welchen Medien sie eine Kofinanzierung der Berichterstat- tung übernimmt? Ist die teilweise Kostenübernahme der Produktionskosten der SAT-1-Talkshow Kerner durch den Bund in der Sendung gekennzeichnet worden, und welche Kosten verbergen sich hinter den in der Antwort der Bundesregierung vom 19. De- zember 2010 auf die schriftliche Frage 41 auf Bundestags- drucksache 17/4326 des Abgeordneten Ulrich Maurer aufge- führten „personellen Unterstützungsleistungen“? Die Bundesregierung sieht durch den Verzicht auf ollständige Erstattung der Kosten, die von der Bundes- ehr für die Unterstützung der Sendung Kerner-Spezial ätten in Rechnung gestellt werden können, keine Ein- ussnahme auf die Unabhängigkeit der Berichterstat- ng. Die Bundesregierung entscheidet über die Zusam- enarbeit mit den Medien im Einzelfall. Für das Bundesministerium der Verteidigung gilt, ass personelle und materielle Unterstützungsleistungen ritter auf den Gebieten Print-, audiovisueller und elek- onischer Medien möglich sind, wenn diese geeignet ind, einer breiten Öffentlichkeit objektive Informatio- 9706 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 (A) ) )(B) nen über die Bundeswehr zu vermitteln und das öffentli- che Ansehen oder die Akzeptanz ihres Auftrages zu för- dern. Über Art, Umfang und Kostenregulierung der Unterstützungsleistung wird abhängig von dem Nutzen entschieden, den die beabsichtigte Maßnahme für die In- formationsarbeit des Bundesministeriums der Verteidi- gung hat. Der Verzicht des Bundes auf Kostenerstattung ist in der Sendung nicht speziell gekennzeichnet worden. Herr Kerner bedankte sich allgemein am Ende der Sendung bei allen Beteiligten für die Unterstützung. Die personellen Unterstützungsleistungen beziehen sich auf den Einsatz von Soldatinnen und Soldaten, die das Produktionsteam bei der Realisierung der Sendung unterstützt haben. Die Tätigkeiten lagen im Bereich Mit- hilfe beim Auf- und Abbau und der technischen Unter- stützung. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Fragen des Abgeordneten Omid Nouripour (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Fra- gen 42 und 43): Bis wann wurden welche Untersuchungsberichte zum töd- lichen Vorfall um einen deutschen Hauptgefreiten in Afgha- nistan im Dezember 2010 durch Feldjäger verfasst? Wann und aus welcher Quelle erlangte der Bundesminister der Verteidigung zum ersten Mal Kenntnis darüber, dass sich der tödliche Vorfall um den Hauptgefreiten in Afghanistan im Dezember 2010 nicht ohne Zeugen ereignete? Zu Frage 42: Am 17. Dezember 2010 hat der Kommandeur des Ausbildungs-/Schutzbataillons in Mazar-e Sharif die Feldjäger im Außenposten Nord mit der Unterstützung der Durchführung der erforderlichen Ermittlungen be- auftragt. Hierzu haben die Feldjäger bis zum 27. Dezem- ber 2010 den Special Investigation Report Nr.: OP North 03/2010 als Teil der Sachverhaltsaufklärung erstellt. Der Bericht wurde dem Bundesministerium der Ver- teidigung am 19. Januar 2011 durch das Einsatzfüh- rungskommando der Bundeswehr übersandt und den Obleuten des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages am 21. Januar 2011 nach erster Auswertung im Bundesministerium der Verteidigung zur Verfügung gestellt. Zu Frage 43: Der Bundesminister der Verteidigung befand sich am 18. Dezember 2010 in Afghanistan und wurde vor Ort über die ersten Erkenntnisse des Vorfalls informiert. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage der Abgeordneten Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 44): s E m tr V g m v d n s m d g z V te a A d F s K c B s d s k E B a c W ru d g K D (C (D Welche Konsequenzen zieht das Bundesministerium der Verteidigung aus der Tatsache, dass die Mitglieder des Vertei- digungsausschusses über den laut Bundesministerium am 27. Dezember 2010 erstellten Feldjägerbericht erst über einen Artikel der Bild-Zeitung Kenntnis erlangten, während der zu- ständige Staatssekretär zuvor im Verteidigungsausschuss kei- nen solchen Bericht zu kennen behauptet hatte? Die Unterrichtung der Obleute des Verteidigungsaus- chusses des Deutschen Bundestages zum Sachstand der rmittlungen und des Informationsstandes des Bundes- inisteriums der Verteidigung zu den vom Wehrbeauf- agten des Deutschen Bundestages in der Sitzung des erteidigungsausschusses am 19. Januar 2011 vorgetra- enen Vorkommnissen bei der Bundeswehr im Zusam- enhang mit dem am 17. Dezember 2010 durch Schuss- erletzung zu Tode gekommenen Soldaten erfolgte urch den Bundesminister der Verteidigung am 21. Ja- uar 2011. Eine Weitergabe des Feldjägerberichts durch das Ein- atzführungskommando der Bundeswehr an das Bundes- inisterium der Verteidigung erfolgte nach der Sitzung es Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundesta- es am 19. Januar 2011. Ein Hinweis auf bereits bestehende Weisungen in Be- ug auf die Information des Bundesministeriums der erteidigung ist erfolgt. Weitere Maßnahmen sind sei- ns des Bundesministeriums der Verteidigung nicht be- bsichtigt. nlage 23 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die rage des Abgeordneten Florian Toncar (FDP) (Druck- ache 17/4493, Frage 45): Wie bewertet die Bundesregierung die Notwendigkeit der im Nachtragshaushalt 2010 der Landesregierung Nordrhein- Westfalen veranschlagten Zuweisung an die Gemeinden für Investitionen für Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jah- ren im Hinblick auf die zwischen Bund und Ländern verein- barten Ziele zum Ausbau der Kinderbetreuung? Die Länder führen den Ausbau der Betreuung für inder unter drei Jahren gemäß den verfassungsrechtli- hen Vorgaben als eigene Angelegenheiten aus. Die und-Länder-Arbeitsgruppe zum Betreuungsausbau hat ich am 28. August 2007 darauf geeinigt, dass der Bund en Ausbau der Betreuungsangebote bis 2013 mit insge- amt 4 Milliarden Euro für Investitions- und Betriebs- osten und ab 2014 dann mit jährlich 770 Millionen uro für zusätzliche Betriebskosten unterstützt. Der und hat das Seinige getan, um diesen Finanzierungs- nteil sicherzustellen. Das weitere Verfahren liegt aus verfassungsrechtli- hen Gründen im Verantwortungsbereich der Länder. örtlich heißt es hierzu in der Bund-Länder-Vereinba- ng: „Die Länder werden durch geeignete Maßnahmen afür Sorge tragen, dass die vom Bund zur Verfügung estellten Mittel auch tatsächlich und zusätzlich den ommunen und Trägern zur Verfügung gestellt werden. ie Länder werden ebenfalls finanzielle Voraussetzun- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 9707 (A) ) )(B) gen dafür schaffen, dass die vereinbarten Ziele erreicht werden.“ Die Bundesregierung begrüßt klare und nachvollzieh- bare Regelungen in den Ländern zur Bereitstellung der zusätzlichen Landesmittel für die Finanzierung des Aus- baus der Kinderbetreuung. Hierdurch wird die notwen- dige Verlässlichkeit für Kommunen, Träger und Eltern geschaffen. Sie bereitet zurzeit die in der Verwaltungs- vereinbarung zum Investitionsprogramm „Kinderbetreu- ungsfinanzierung“ vorgesehene Zwischenevaluierung vor, mit der untersucht wird, inwieweit in den einzelnen Ländern das Ziel eines bedarfsgerechten Ausbaus bis Ende 2013 sichergestellt ist. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Fragen der Abgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) (Drucksache 17/4493, Fragen 47 und 48): Will die Bundesregierung die Anflüge auf den Zürcher Flughafen Kloten über deutsches Gebiet begrenzen, die nach aktuellen Veröffentlichungen im letzten Jahr 135 000 Anflüge betrugen, und, wenn ja, mit welchen Maßnahmen wird die Bundesregierung den Fluglärm mindern und die Anflüge be- schränken? Unterstützt die Bundesregierung die im Koalitionsvertrag zwischen CDU und FDP der Landesregierung Baden- Württemberg festgeschriebene Begrenzung der Anflüge auf den Flughafen Zürich über deutsches Gebiet auf maximal 80 000 Anflüge und, wenn ja, mit welchen Maßnahmen? Zu Frage 47: Gegenwärtig laufen Verhandlungen der Deutsch- Schweizerischen Arbeitsgruppe Flughafen Zürich auf Abteilungsleiterebene. Deren Ergebnisse bleiben abzu- warten. In diesem Gremium werden konkrete Maßnah- men auch zur Entlastung der süddeutschen Bevölkerung erörtert. Zu Frage 48: Die Bundesregierung tritt, wie auch die Landesregie- rung von Baden-Württemberg, für die Interessen der süddeutschen Bevölkerung an einer Entlastung bei den Anflügen auf den Flughafen Zürich ein. Im Übrigen verweise ich auf meine Antwort auf die Frage 47. Anlage 25 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 50): Ist es richtig, dass es vor dem jetzigen Primärkreislaufbe- fund im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld bislang in Deutsch- land noch nie zugelassen worden ist, dass ein Atomkraftwerk mit bestehendem Befund im Primärkreislauf weiterläuft? Nach Kenntnis des BMU wurden betriebsbedingt wachsende Befunde in der druckführenden Umschlie- ß n re d d in d M A d d G a a tr te B A d In s ri d w a tu ti S q e u „ A d d (D (C (D ung (bzw. dem Primärkreis der Druckwasserreaktoren) icht belassen. Herstellungsbedingte Befunde im Be- ich des Primärkreises, die unbedenklich waren und bei enen zukünftig sicherheitstechnisch bedeutsame Verän- erungen ausgeschlossen werden konnten, wurden auch deutschen Kernkraftwerken belassen. Die Ursache für en Befund im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld wird im ärz 2011 geklärt. nlage 26 Antwort er Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage er Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 51): Wann genau – genaues Datum – hat das Bundesministe- rium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit die Ge- sellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit im Zusammen- hang mit dem aktuellen Befund im Primärkreislauf des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld mit der Erstellung einer Weiterleitungsnachricht beauftragt, und sollen in diese die Untersuchungsergebnisse der für März 2011 geplanten Unter- suchung und Ursachenklärung des oben genannten Befunds einfließen? Das BMU hat die Gesellschaft für Anlagen- und Re- ktorsicherheit, GRS, seit langem generell beauftragt, ufgrund neuer Erkenntnisse insbesondere aus der Be- iebserfahrung Entwürfe für „Weiterleitungsnachrich- n“ zu erstellen, die dann nach Billigung durch das MU insbesondere den Kernkraftwerksbetreibern, den ufsichtsbehörden und den einschlägigen Sachverstän- igenorganisationen zur Beachtung übermittelt werden. Einzelfällen bittet das BMU die GRS im Rahmen die- er Beauftragung auch, konkrete „Weiterleitungsnach- chten“ zu erarbeiten. Dies war im Zusammenhang mit em aktuellen Befund im Primärkreislauf des Kernkraft- erks Grafenrheinfeld nicht erforderlich. Die GRS hat ufgrund eigener Beurteilung begonnen, eine „Weiterlei- ngsnachricht“ zu erstellen. Es ist vorgesehen, kurzfris- g zunächst ohne Berücksichtigung der Klärung der chadensursache zu informieren, damit entsprechend ualifizierte Prüfungen an gleichartigen Komponenten ingeplant werden können. Nach Klärung der Schadens- rsache erfolgt, soweit erforderlich, eine Ergänzung der Weiterleitungsnachricht“. nlage 27 Antwort es Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen es Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) rucksache 17/4493, Fragen 52 und 53): Wann wird die Bundesregierung ihre Ankündigung umset- zen, einen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikatio- nen dem Kabinett bzw. dem Deutschen Bundestag vorzule- gen, nachdem diverse Bundesministerien – Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, Staatsmi- nisterin Dr. Maria Böhmer – eine solche Vorlage und sogar die Verabschiedung eines solchen Gesetzes wiederholt bereits für das Jahr 2010 in Aussicht gestellt haben? In welchen vorgesehenen Regelungstatbeständen liegen die bisherigen Verzögerungen bei der Vorlage des Gesetzent- 9708 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 (A) ) )(B) wurfs begründet, und mit welchen Maßnahmen wird die Bundesregierung weiteren Verzögerungen in den einzelnen beteiligten Ressorts und in der Gesamtabstimmung des Ge- setzentwurfs entgegenwirken? Die Bundesregierung beabsichtigt, den Gesetzentwurf zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen nach Ab- schluss der laufenden Ressortabstimmungen baldmög- lichst im Bundeskabinett zu beschließen. Aktuell laufen die notwendigen Abstimmungen ins- besondere zu den fachgesetzlichen Beiträgen der Res- sorts mit den jeweiligen Fachministerien der Länder so- wie den betroffenen Verbänden. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten Klaus Hagemann (SPD) (Druck- sache 17/4493, Frage 54): In welchem Umfang wurde der Teilerlass bis zu 25 Pro- zent nach § 18 b des Bundesausbildungsförderungsgesetzes, BAföG, für die 30 Prozent Prüfungsbesten unter Angabe von jeweils der Zahl der Begünstigten, des durchschnittlichen Er- lassbetrages und der Kosten für den Bundeshaushalt in den Jahren 2008 bis 2010 genutzt, und mit welchen Einsparungen für den Bundeshaushalt rechnet die Bundesregierung auf- grund des Auslaufens dieser Regelung ab 2012? Die Fälle eines Leistungsteilerlasses nach § 18 b Abs. 2 BAföG stellten sich im Zeitraum 2008 bis 2010 wie folgt dar: Im Jahr 2008 wurden gegenüber 9 765 früheren BAföG-Empfängern Leistungsteilerlasse in Höhe von durchschnittlich jeweils 1 459,29 Euro und einem auf den Bundeshaushalt entfallenden Gesamtvolumen von 9 262 500 Euro (= 65 Prozent des Gesamtbetrages der Erlasse) ausgesprochen. Im Jahr 2009 wurden gegenüber 11 595 früheren BAföG-Empfängern Leistungsteilerlasse in Höhe von durchschnittlich jeweils 1 481,51 Euro und einem auf den Bundeshaushalt entfallenden Gesamtvolumen von 11 165 700 Euro (= 65 Prozent des Gesamtbetrages der Erlasse) ausgesprochen. Im Jahr 2010 wurden gegenüber 12 606 früheren BAföG-Empfängern Leistungsteilerlasse in Höhe von durchschnittlich jeweils 1 499,05 Euro und einem auf den Bundeshaushalt entfallenden Gesamtvolumen von 12 283 050 Euro (= 65 Prozent des Gesamtbetrages der Erlasse) ausgesprochen. Dabei wird als „Kosten für den Bundeshaushalt“ je- weils die Gesamtsumme der im jeweiligen Jahr erlasse- nen Darlehensschulden genannt. Nicht berücksichtigt wird, inwieweit die betroffenen Darlehensnehmer zur Rückzahlung in der Lage oder wegen der Darlehensde- ckelung auf 10 000 Euro verpflichtet gewesen wären. Ebenso wenig spiegelt sich die tatsächliche zusätzliche Belastung der Haushalte von Bund und Ländern darin insoweit wider, als es nicht um zusätzliche „Kosten“, Ausgaben, sondern vielmehr um ausbleibende Einnah- men in künftigen Haushaltsjahren geht. fo E W E B n c 2 b A p ru R v g g S 3 w s A d d s Z s a Z u s d z H B w (C (D Zu der Frage nach den künftigen Einsparungen in- lge des Auslaufens der bisherigen Erlass-Regelung nde 2012 ist Folgendes anzumerken: Der mit dem egfall der Teilerlassleistung zu erwartende Anstieg der innahmen aus Darlehensrückzahlungen früherer AföG-Empfänger wird erst zeitversetzt spürbar, da die eue Regelung erst die BAföG-Empfänger betrifft, wel- he ihre Abschlussprüfung nach dem 31. Dezember 012 bestanden haben. Es können also noch mindestens is zum Jahr 2017 entsprechende Anträge nach § 18 b bs. 2 BAföG gestellt werden, da die Rückzahlungsver- flichtung erst jeweils fünf Jahre nach Ende der Förde- ngshöchstdauer einsetzt. Auch wenn aufgrund einer steigenden Anzahl von ückzahlungsfällen in den nächsten Jahren rechnerisch on etwa gleich hohen Werten wie im Jahr 2010 auszu- ehen sein dürfte, führen diese – über einen längeren Til- ungszeitraum, der nach den Regelungen des § 18 Abs. 3 atz 1, § 18 a Abs. 5 Satz 1 BAföG im Einzelfall bis zu 0 Jahre währen kann – zu Mehreinnahmen nur so weit, ie die Darlehensnehmer auch tatsächlich zahlungsfähig ind. nlage 29 Antwort es Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen er Abgeordneten Nicole Gohlke (DIE LINKE) (Druck- ache 17/4493, Fragen 55 und 56): Wie hat die Bundesregierung gegenüber dem Bundesver- fassungsgericht im Zusammenhang mit der verfassungsrecht- lichen Prüfung von § 6 Satz 1 des Bremischen Studienkonten- gesetzes, BremStKG, vom 18. Oktober 2005 (BremGBl. Seite 550) in Verbindung mit § 3 Abs. 1, § 2 Abs. 1 BremStKG oder von Studiengebühren im Allgemeinen Stel- lung bezogen, und auf welche Fakten stützte sie sich dabei? Versteht es die Bundesregierung als Aufgabe, im Rahmen der Bildungsberichterstattung kontinuierlich zu überprüfen, ob die Erhebung von Studiengebühren in einzelnen Ländern zu einer mit dem Rechtsgut Gleichwertigkeit der Lebensver- hältnisse unvereinbaren Benachteiligung der Einwohner die- ser Länder führt (vergleiche Urteil des Bundesverfassungsge- richts vom 26. Januar 2005, Az. 2 BvF 1/03 Rn. 71), und wie will sie dabei eine Verfälschung der Ergebnisse infolge der Auswirkungen anderer Faktoren, wie der Ausdehnung von Zulassungsbeschränkungen, doppelter Abiturjahrgänge, des Aussetzens der Wehrpflicht etc., verhindern? u Frage 55: Die Bundesregierung hat in dem genannten verfas- ungsgerichtlichen Verfahren von einer Stellungnahme bgesehen. u Frage 56: Das BVerfG hat in dem genannten Urteil Art. 1 Nr. 3 nd 4 des Sechsten Gesetzes zur Änderung des Hoch- chulrahmengesetzes, 6. HRGÄndG, der die Länder auf en Grundsatz der Gebührenfreiheit des Studiums und ur Bildung verfasster Studierendenschaften an den ochschulen verpflichtete, für nichtig erklärt, da dem undesgesetzgeber das Gesetzgebungsrecht fehlte. Dies äre nur gegeben gewesen, wenn die Herstellung Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 86. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 9709 (A) (C) )(B) gleichwertiger Lebensverhältnisse dies erforderlich ge- macht hätte. Dies hatte das BVerfG für den damaligen Zeitpunkt verneint. Seit der Föderalismusreform, mit der zum 1. Septem- ber 2006 die Rahmengesetzgebungskompetenz für das Hochschulwesen abgeschafft wurde, hat der Bund für Studiengebühren keine Gesetzgebungskompetenz mehr. Daraus ergibt sich ferner, dass es in den alleinigen Verantwortungsbereich der Länder fällt, die Recht- bzw. dem ehemaligen FDP-Ortsverbandsvorsitzenden und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, GIZ, Tom Pätz, vor dem Hintergrund der Zusagen gegenüber dem Personalrat? Die Maßnahme unterliegt nicht der gesetzlichen Mit- bestimmungspflicht des Personalrates, das heißt, die Zu- stimmung des Personalrates ist nicht erforderlich. Daher ist die Grundlage der Fragestellung nicht gegeben. Verfassungsmäßigkeit eventuell erhobener Studienge- bühren zu überprüfen. Darüber hinaus ist der nationale Bildungsbericht kein Bericht der Bundesregierung. Er wird von einer unab- hängigen wissenschaftlichen Autorengruppe erstellt. Zielsetzung des Bildungsberichts ist, auf der Grundlage von Indikatoren über alle Bereiche des Bildungswesens in Deutschland zu informieren. Aussagen zu der Frage, ob die Erhebung von Studiengebühren in einzelnen Län- dern zu einer mit dem Rechtsgut Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse unvereinbaren Benachteiligung der Einwohner dieser Länder führt, können sich daher nur auf andere Untersuchungen stützen. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten Otto Fricke (FDP) (Drucksache 17/4493, Frage 57): Wird Nordrhein-Westfalen aus Sicht der Bundesregierung seinen Verpflichtungen aus dem Hochschulpakt nach einer et- waigen Bestätigung der einstweiligen Anordnung durch den Verfassungsgerichtshof hinsichtlich des Studienplätzeaus- baus zukünftig nachkommen können? Mit dem Hochschulpakt 2020 sorgen Bund und Län- der für ein bedarfsgerechtes Studienangebot. Die Bun- desregierung sieht derzeit keinen Anlass zu der An- nahme, das Land Nordrhein-Westfalen werde seinen Verpflichtungen aus dem Hochschulpakt zukünftig nicht nachkommen. Anlage 31 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gudrun Kopp auf die Frage des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 58): Wie rechtfertigt das Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ, den Abschluss eines unbefristeten Arbeitsvertrages/„Rentenvertrages“ mit A d g D z A B fü Ir re A A a te fe g a F n c re li W fr n s d ü (D nlage 32 Antwort es Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage des Ab- eordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4493, Frage 59): Mit welcher konkreten Begründung verweigern Bundes- kanzleramt und Bundesnachrichtendienst, BND, der Journa- listin G. W. weiter trotz der anderslautenden Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts die Einsicht in Akten, die beim BND mit Erkenntnissen zu dem NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann vorhanden sind, und welche schützenswerten Inte- ressen stehen nach Auffassung der Bundesregierung der Ein- sichtnahme in diese Akten entgegen angesichts der Tatsache, dass die Vorgänge seit mehr als 50 Jahren abgeschlossen sind und einen NS-Verbrecher betreffen? Die in Ihrer Frage Nr. 49 zur Fragestunde am 15. De- ember 2010 enthaltenen Vorwürfe haushaltsrechtlicher rt sowie die Vorwürfe gegen die Bundesregierung in ezug auf die Relevanz der Aktivitäten des Informanten r eine Vorbereitung des bewaffneten Konfliktes im ak werden zurückgewiesen. Hinsichtlich der nachrichtendienstlichen Aspekte Ih- r Anfrage ist die Bundesregierung nach sorgfältiger bwägung zu der Auffassung gelangt, dass die erbetene uskunft geheimhaltungsbedürftig ist. Die Anfrage zielt uf Einzelheiten tatsächlicher oder vermuteter nachrich- ndienstlicher Aktivitäten, die grundsätzlich nicht öf- ntlich dargestellt werden können. Aus ihrer Offenle- ung könnten sowohl staatliche Akteure anderer Länder ls auch nicht staatliche Akteure Rückschlüsse auf die ähigkeiten und Methoden des BND ziehen. Im Ergeb- is würde dadurch die Funktionsfähigkeit unserer Si- herheitsbehörden und damit die Sicherheit der Bundes- publik Deutschland beeinträchtigt. Gleichwohl ist die Bundesregierung selbstverständ- ch bereit, das Informationsrecht des Parlaments unter ahrung berechtigter Gcheimhaltungsinteressen zu be- iedigen. Die Bundesregierung hat deshalb die erbete- en Angaben als „GEHEIM“ eingestufte Verschluss- ache zur Einsicht durch Sie und berechtigte Personen an ie Geheimschutzstelle des Deutschen Bundestages bermittelt. 86. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. Januar 2011 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32
Gesamtes Protokol
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708600000

Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit-

zung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Uns wurde als Thema der heutigen Kabinettssitzung
mitgeteilt: Jahresabrüstungsbericht 2010.

Das Wort für den einleitenden Bericht, der fünf Minu-
ten dauern soll, hat der Staatsminister im Auswärtigen
Amt, Herr Dr. Werner Hoyer.

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708600100


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Für die Bundesregierung sind Abrüstung und Rüstungs-
kontrolle zentrale Bestandteile deutscher Außen- und
Sicherheitspolitik. Rüstungskontrolle kann durch ihre
vertrauensbildende Funktion Spielräume für die globale
Zusammenarbeit schaffen und damit entscheidend zu
mehr Sicherheit und politischer Stabilität weltweit bei-
tragen. Diesem besonderen Engagement der Bundesre-
gierung, mithilfe von Abrüstung und Rüstungskontrolle
die Welt für unsere Bürgerinnen und Bürger sicherer zu
machen, verleihen wir heute dadurch Nachdruck, dass

ß
w
ti

S
e
tu
B
S
M
S
d
k
w
T
fo

tr
g
im
tu
w
k

Redet
das Bundeskabinett bereits heute als einen der ersten
Jahresberichte zum vergangenen Kalenderjahr den – so
der formelle Titel – 28. Bericht der Bundesregierung
zum Stand der Bemühungen um Rüstungskontrolle, Ab-
rüstung und Nichtverbreitung sowie über die Entwick-
lung der Streitkräftepotenziale, kurz den Jahresabrüs-
tungsbericht 2010, beschlossen hat.

2010 war ein wichtiges und erfolgreiches Jahr für Ab-
rüstung und Rüstungskontrolle; darauf wollen wir 2011
gezielt aufbauen. Im Mai 2010 einigten sich die Ver-
tragsstaaten des nuklearen Nichtverbreitungsvertrages
erstmals seit zehn Jahren auf ein Abschlussdokument,
das einen vorwärtsgerichteten Aktionsplan zur Stärkung
aller drei Säulen des Nichtverbreitungsvertr
der Abrüstung, der Nichtverbreitung und des
friedliche Nutzung der Kernenergie, enthält. M
sogenannten Freundesgruppe des NVV, deren

(C (D ung 26. Januar 2011 0 Uhr enminister sich im Frühjahr in Berlin treffen werden, ollen wir bei der Umsetzung des Aktionsplans zukünfg noch stärker eigene Akzente setzen. Die in Kürze bevorstehende Inkraftsetzung des neuen TART-Vertrages durch die USA und Russland stellt ntscheidende Weichen für weitere konkrete Abrüsngsschritte in den kommenden Jahren, gerade auch im ereich der substrategischen Nuklearwaffen in Europa. ie wissen, dass nach der mit überraschend deutlicher ehrheit getroffenen Entscheidung des amerikanischen enates, der gestrigen Entscheidung der Staatsduma und er heutigen Entscheidung des Föderationsrates in Mosau die Weichen gestellt sind: Dem Inkrafttreten dieses ichtigen Abrüstungsvertrages bereits in den nächsten agen steht nichts mehr im Weg. Das ist ein großer Erlg für die gesamte Welt. Im Jahr 2010 konnten Abrüstung und Rüstungskonolle erstmals als zentrale Bestandteile im neuen Strateischen Konzept der NATO verabschiedet werden. Die neuen Strategischen Konzept verankerte Verpflichng, die Bedingungen für eine Welt frei von Nuklearaffen zu schaffen, war für uns ein wichtiger, für die Zuunft signalesetzender Verhandlungserfolg. Das internationale Nichtverbreitungsregime steht ext weiterhin vor großen Herausforderungen, insbesondere bei den bekannten Themen Iran und Nordkorea. Die Bundesregierung engagiert sich mit ihren Partnern im E3+3-Format für eine diplomatische Lösung beim iranischen Nukleardossier. Um Iran zu Verhandlungen zu bewegen, hat die Bundesregierung 2010 die Verschärfung der UN-Sanktionen durch die Resolution 1929 des UNSicherheitsrates sowie deren deutlich erweiterte Umsetzung im EU-Rahmen unterstützt. Auf diese Weise haben wir Druck auf den Iran aufgebaut, der die Gesprächsrunde, die jetzt in Istanbul stattgefunden hat, erst ermöglicht hat. Ein besonderes Anliegen der Bundesregierung war ie Krise um den KSE-Vertrag, den Verntionelle Streitkräfte in Europa, zu über positive Momentum aus dem nuklearen konventionellen Bereich zu übertragen. ages, also Rechts auf ithilfe der zehn Au 2010, endlich d trag über Konve winden und das Bereich auf den Staatsminister Dr. Werner Hoyer )





(A) )

Mitte 2010 haben die NATO-Mitgliedstaaten eine neue
Initiative vorgeschlagen, die konkrete Verhandlungen er-
möglichen soll. Russland und die anderen der NATO
nicht angehörenden KSE-Staaten haben das Ge-
sprächsangebot prinzipiell positiv aufgenommen. Unser
Ziel bleibt damit, 2011 den Einstieg in konkrete Ver-
handlungen zu schaffen. Es gilt, die europäische Rüs-
tungskontrollarchitektur zu erhalten und sie gleichzeitig
an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Der
Kalte Krieg ist glücklicherweise Geschichte, aber
Europa ist auch heute nicht frei von Bedrohungsperzep-
tion und der Gefahr regionaler und lokaler Konflikte.
Dafür brauchen wir die passenden Instrumente, um Be-
rechenbarkeit und Vertrauen zu stärken.

Unsere Zukunftsperspektive für die kommenden
Jahre ist, das vorhandene Momentum im Nuklearbereich
weltweit zur Stärkung der konventionellen Rüstungs-
kontrolle zu nutzen, zumal beide Themen zwei Seiten
derselben Medaille sind. Nukleare Abrüstung wird nur
durch Begrenzung konventioneller Ungleichgewichte
vorankommen. Konventionelle Aufrüstung darf niemals
Ersatz für reduzierte nukleare Potenziale werden. Das
Argument, dass der Abschied von Nuklearwaffen die
Führbarkeit konventioneller Kriege erhöhen könnte,
muss ausgeräumt werden.

Für die Bundesregierung hat die weltweite Friedens-
sicherung durch Stärkung des humanitären Völkerrechts
und der humanitären Rüstungskontrolle sowie mithilfe
effektiver Rüstungsexportkontrolle übergreifende politi-
sche Bedeutung. Die Bundesregierung engagiert sich
deshalb nachhaltig für die Umsetzung und Universalisie-
rung des Abkommens zum Verbot von Landminen und
Streumunition. Sie unterstützt darüber hinaus gezielt Be-
mühungen zur Schaffung eines umfassenden Waffenhan-
delsvertrags für konventionelle Rüstungsgüter im VN-
Rahmen, um endlich weltweit die notwendigen, recht-
lich bindenden Standards zu setzen.

Bei der Kontrolle von Kleinwaffen als einem wesent-
lichen Element deutscher Bemühungen um Krisenprä-
vention und Friedenskonsolidierung hat die Bundesre-
gierung 2010 wichtige Akzente setzen können. Im
Jahresabrüstungsbericht wird im Detail berichtet, dass
Kleinwaffen mehr Opfer als andere Waffengattungen
verursachen. Sie verschärfen Konflikte, destabilisieren
Gesellschaften und hemmen Entwicklungen. Deswegen
bleiben wir besonders engagiert, gerade auch im Hin-
blick auf unsere Mitgliedschaft im Weltsicherheitsrat.

Die Stärkung der konventionellen und nuklearen Rüs-
tungskontrolle ist das Essential der gemeinsamen euro-
päischen Agenda für Vertrauensbildung, in die wir zu-
künftig unsere Nachbarn im Nahen Osten, Verzeihung,
im Osten, im Süden und im Nahen Osten noch stärker
einbinden wollen. An der erfolgreichen Umsetzung die-
ser großen Agenda für nachhaltige weltweite Abrüstung
und Rüstungskontrolle gemeinsam zu arbeiten, dazu
lade ich Sie herzlich ein. Wenn mir eben der Lapsus un-
terlaufen ist, dass ich den Osten mit dem Nahen Osten
verwechselt habe, dann hat das durchaus einen konkre-
ten Sinn. Ich glaube, dass die Verpflichtung aus der Ver-
einbarung aus dem letzten Jahr in New York zum Nicht-

v
O
d
w

d
ri
e
b

n
p
k
S
v
Ic
m
d
g
a
la
li
fe
D
g

w
w
D
F
w
p

M
a
b
A
k
ru
v

la
d
p

A

v
G

(C (D erbreitungsvertrag die Dimension des Themas Naher sten als besonders schwieriges und auch besonders ringendes Thema einschließt. Auch in diesem Bereich ollen wir uns engagieren. Herzlichen Dank. Die erste Frage kommt vom Kollegen Mützenich. Vielen Dank an die Bundesregierung und insbeson ere an den Staatsminister, aber auch an die Mitarbeitennen und Mitarbeiter für diesen Bericht, der jährlich ine wichtige Diskussionsgrundlage für das Parlament ietet. Herr Staatsminister, ich möchte gerne kurz auf die geannten Aspekte eingehen. Ich glaube, wir müssen aufassen; denn bei der Abrüstung und bei der Rüstungsontrolle haben wir eine Art Doppelbefund. Wir von der ozialdemokratischen Partei sind dankbar, dass vieles orangekommen ist, insbesondere der START-Vertrag. h möchte die Bundesregierung fragen, ob sie nicht mit ir der Meinung ist, dass wir alles dafür tun müssen, ass aus solchen Rüstungskontrollabkommen nicht leichzeitig Wiederaufrüstungsprozesse entstehen. Der merikanische Senat hat sich erst davon überzeugen ssen, diesem Vertrag zuzustimmen, nachdem 82 Milarden US-Dollar in die Modernisierung von Atomwafn gesteckt worden sind. Das Gleiche hat gestern die uma zur Voraussetzung gemacht. Täte die Bundesreierung nicht gut daran, dem zu folgen? In diesem Zusammenhang wäre ich auch dankbar, enn Sie darauf eingehen würden, ob nicht möglichereise auch die Raketenabwehr, über die nicht nur in eutschland, sondern in ganz Europa diskutiert wird, ein eld für Abrüstung und Rüstungskontrolle sein könnte, eil sich daraus offensichtlich wieder neue Aufrüstungsrozesse ergeben. Zu Ihrer Bemerkung zum Bereich des KSE-Vertrags. eine Fraktion hat mehrmals angeboten, dieses Zusatz rrangement zu ratifizieren. Kann ich Ihre Aussage so ewerten, dass Sie möglicherweise auf eine ganz neue genda von konventioneller Abrüstung und Rüstungsontrolle in Europa setzen? Will sich die Bundesregieng diesem Prozess insoweit stellen, als dass sie ihn als erantwortlicher Akteur in Europa voranbringt? Die letzte Frage in diesem Zusammenhang – mit Erubnis der Präsidentin –: Wie werden Sie in Zukunft mit er Rolle und dem Status Indiens in der Nuclear Supliers Group umgehen? Vielen Dank. D Vielen Dank, Herr Kollege Mützenich. – Das sind ier sehr wichtige Fragen. Der erste Punkt betrifft eine rundsatzfrage. Löst Rüstungskontrolle eine Gegenbe Staatsminister Dr. Werner Hoyer )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708600200
Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1708600300
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708600400




(A) )

wegung aus, die dazu führt, dass wir am Ende wieder
eine Spirale nach oben sehen? Das liegt natürlich in nie-
mandes Interesse, zumindest nicht in unserem. Deswe-
gen müssen wir versuchen, dem entgegenzuwirken.

Im Hinblick auf die Ratifizierung des New-START-
Abkommens im amerikanischen Senat war dieser Punkt
ganz entscheidend. Präsident Obama hat eine, wie ich
finde, in Deutschland und Europa völlig unterschätzte
Grundsatzentscheidung getroffen und zieht sie konse-
quent durch: keine Entwicklung neuer Nuklearwaffen. –
Das ist für den amerikanischen Senat eine sensationelle
Festlegung. Unter diesen Umständen 71 Abgeordnete
des Senats dazu zu bewegen, dem New-START-Vertrag
zuzustimmen, ist eine bemerkenswerte Leistung. Dafür
hat er einen Preis gezahlt. Das betrifft wesentliche Fra-
gen der Innenpolitik, der Haushalts- und Finanzpolitik,
der Sozialpolitik, aber auch die Frage der Modernisie-
rung des Arsenals. Das ist etwas, das uns sicherlich nicht
so sehr gefällt, das wir aber als Preis zur Kenntnis neh-
men müssen. Es wäre ein verheerendes Signal gewesen,
wenn dieses erste große Rüstungsbegrenzungsabkom-
men des Jahrzehnts nicht die notwendige Mehrheit im
Senat bekommen hätte. Glücklich über den Gesamtkon-
text muss man deswegen nicht sein, wenn man einen sol-
chen Preis zahlen muss.

Der zweite Punkt ist die Raketenabwehr. Die Rake-
tenabwehr sehen wir im engen Zusammenhang mit der
nuklearen Abrüstung und mit Fragen von Abrüstung und
Rüstungskontrolle insgesamt. In der Nuclear Posture
Review der Vereinigten Staaten heißt es: „the reduced sa-
lience of nuclear weapons“. Wir haben im Hinblick auf
das strategische Konzept der NATO gesagt, dass dies ein
ganz entscheidender Punkt sein kann, wenn es gleichzei-
tig gelingt, Sorgen zu zerstreuen, indem wir gemeinsam
in der NATO, verbunden mit einem Angebot an Russ-
land, aktiv daran mitzuwirken, eine Raketenabwehr auf-
bauen. Es wird jetzt entscheidend auf die Ausgestaltung
des Systems der Raketenabwehr ankommen. Wir sollten
uns nach allen Kräften darum bemühen, das auf eine
möglichst breite Basis zu stellen, um den Effekt, den Sie
beschrieben haben, zu verhindern. So manche Rhetorik
auch im Zusammenhang mit dem Ratifizierungsverfah-
ren – gestern in der Duma und heute im Föderationsrat –
lässt da ein paar Alarmglocken läuten. Wir müssen das
genau beobachten.

Dritter Punkt ist die AKSE-Ratifizierung. Wir müssen
da gemeinsam mit unseren Partnern vorgehen; das ist die
oberste Maxime. Wenn es kreative Möglichkeiten gibt,
die Stolpersteine auf dem Weg hin zur Inkraftsetzung
neuer konventioneller Rüstungskontrollregime beiseite-
zuräumen, dann soll uns das recht sein. Es ist aus deut-
scher Sicht sowie aus Sicht der Europäischen Union und
der NATO ein ganz entscheidender Punkt, dass insbe-
sondere im Hinblick auf Transparenz wieder Fortschritte
in diesem Bereich erzielt werden; denn da ist uns in der
letzten Zeit natürlich einiges an vertrauensbildenden
Maßnahmen abhanden gekommen, die wir dringend
wieder brauchen. Ob sich das letztendlich in einer Wei-
terentwicklung der Ergebnisse von Istanbul niederschla-
gen kann, vermag ich nicht zu beurteilen; denn die Geor-
gienfrage scheint im Moment – ich benenne das klar –

u
u
n

g
le
k
g
li
d
d
ta
o
m
n
w
k
S
n
Id
z
w
ic
d
d
w
A

d
B
Z
te
v


A

S
s
le
A
A
te
A
s
le
B
h
d
d
u
R
s

(C (D nlösbar zu sein. Ob man andere kreative Wege findet nd auch tatsächlich beschreitet, will ich gegenwärtig icht vorhersagen. Vierter Punkt. Indien ist ein ganz besonders schwieries Thema, mit dem wir uns schon befasst haben, als die tzte Bundesregierung sich entschieden hat, dem amerianisch-indischen Nuklearabkommen ihren Segen zu eben. Das war für die Bundesregierung damals sicherch eine außerordentlich schwierige Entscheidung, über ie wir hier im Deutschen Bundestag sehr kontrovers iskutiert haben. Das hat manchem damals sehr wehgen, und zwar unabhängig davon, ob er in der Opposition der der Regierung gewesen ist. Die Entscheidung, wie an sich zu Indien und der Nuclear Suppliers Group ei es Tages verhalten wird, ist sehr schwierig und gegenärtig Gott sei Dank noch nicht zu treffen; denn es ist lar, dass es da einen Widerspruch gibt. Auf der einen eite haben wir natürlich überhaupt kein Interesse an eier Schwächung des NVV. Auf der anderen Seite hat die ee, Indien stärker in die Regularie des NVV einzube iehen, natürlich ihren Reiz; denn wenn das gelingen ürde, dann wäre das ein Fortschritt. Gegenwärtig sehe h das aber noch nicht, zumindest bei weitem nicht in em Maße, in dem das nach meiner Auffassung erforerlich wäre. Deswegen ist es gut, dass wir uns gegenärtig noch nicht festlegen müssen. Die Aufgabe, diese rgumente abzuwägen, bleibt auf dem Tisch. Vielen Dank. Die nächste Frage kommt vom Kollegen Schnurr. Herr Staatsminister, Sie haben sehr ausführlich über ie Ratifizierung des New-START-Abkommens und die edeutung dieses Abkommens für das Erreichen des iels einer atomwaffenfreien Welt gesprochen. Mich inressiert, wie die Bundesregierung die Einbeziehung on substrategischen Atomwaffen in den weiteren Abstungsprozess perspektivisch bewertet. D Positiv, weil nach dem großen Erfolg des New TART-Abkommens insbesondere bei den amerikanichen Freunden eine große Entschlossenheit festzusteln ist, wenn es darum geht, auf dem Weg der nuklearen brüstung voranzugehen, dafür einen sehr rationalen nsatz zu wählen und dabei die Sinnhaftigkeit bestimmr Waffensysteme in den Vordergrund zu rücken. Die rgumente, die Deutschland in diesem Zusammenhang eit längerer Zeit vorbringt, finden durchaus Gehör. Alrdings ist auch ganz klar – das war für alle, die in der undesregierung Verantwortung tragen oder getragen aben, von vornherein klar –: Das ist ein Thema, über as wir auf jeden Fall mit unseren Partnern im Rahmen es Nordatlantischen Bündnisses diskutieren wollen, nd zwar mit einem wachen Blick auf das, was sich in ussland tut, das über enorme Potenziale substrategi cher Atomwaffen verfügt. Darüber hinaus müssen wir Staatsminister Dr. Werner Hoyer )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708600500
Christoph Schnurr (FDP):
Rede ID: ID1708600600
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708600700




(A) )

den Zusammenhang zwischen den deutschen Interessen
und den Interessen einzelner Mitgliedstaaten des Nordat-
lantischen Bündnisses sehen. Diese Bedingungen müs-
sen berücksichtigt werden.

Innerhalb der NATO sind wir, glaube ich, auf einem
guten Weg, wenn es darum geht, die substrategischen
Atomwaffen einzubeziehen. Bei den Beratungen über
das neue Strategische Konzept der NATO ist es gelun-
gen, die Dimension der substrategischen Nuklearwaffen,
die bisher überhaupt keiner Regulierung unterliegen, zu
berücksichtigen. Wir wissen genau, dass das ein langer
Weg ist, aber im Jahr 2010 sind die ersten Schritte ge-
macht worden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708600800

Herr van Aken, bitte.


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708600900

Herr Hoyer, ich möchte erst einmal betonen, dass wir

uns alle darüber einig sind, dass 2010 aufgrund des
Nichtverbreitungsvertrages und des START-Vertrages
eigentlich ein gutes Jahr war. Ich würde aber auch sagen,
dass es aus deutscher Sicht eher ein schlechtes Jahr für
die atomare Abrüstung war. In Ihrem Koalitionsvertrag
haben Sie explizit das Ziel formuliert, dass die ungefähr
20 in Deutschland verbliebenen US-Atomwaffen abge-
zogen werden. Damit sind Sie komplett gescheitert.
Wenn ich Ihre Worte richtig verstanden haben, gehen Sie
davon aus – das ist die Perspektive –, dass das noch
mehrere Dutzend Jahre dauern wird. Das ist nicht viel-
versprechend. Das ist sogar eine negative Bilanz.

In diesem Zusammenhang kann ich Ihnen eine Frage
zu Indien leider nicht ersparen. Sie wissen, dass China
und Pakistan sozusagen im Copy-and-Paste-Verfahren
einen ähnlichen Nukleardeal schließen wollen wie die
USA und Indien im letzten Jahr. Daran sieht man, dass
all die Bedenken, die in der letzten Legislaturperiode
hier geäußert wurden, richtig sind: Indem man die
Schleusen einmal öffnet und einem erklärten Atomwaf-
fenstaat wie Indien, das den Nichtverbreitungsvertrag
nicht unterzeichnet hat, Atomtechnologie zur Verfügung
stellt, unterminiert man den ganzen Nichtverbreitungs-
vertrag. Jetzt hören wir von dem deutschen Botschafter
in Indien, Herrn Matussek: Wir werden trotzdem Indien
darin unterstützen, der Nuclear Suppliers Group beizu-
treten. – Das geht nach den Regeln der NSG überhaupt
nicht. Damit torpedieren und unterminieren Sie natürlich
den Nichtverbreitungsvertrag.

Sie haben die Kleinwaffen erwähnt. Sie haben gesagt,
dass Sie – so haben Sie das genannt – bei der Kontrolle
von Kleinwaffen wichtige Akzente gesetzt haben. Dem
würde ich zustimmen, aber, so glaube ich, in einem ganz
anderen Sinn. Sie haben vor einigen Wochen den Rüs-
tungsexportbericht vorgelegt, aus dem hervorgeht, dass
Deutschland auch im letzten Jahr für mehrere Dutzend
Millionen Euro Kleinwaffen in alle Welt geliefert hat.
Damit haben Sie den Akzent auf die Verbreitung von
Kleinwaffen in der Welt gelegt. Ich verstehe überhaupt
nicht, wie Sie sich jetzt hier hinstellen und sagen kön-
nen, dass Sie den Akzent auf die Kontrolle von Klein-

w
H
ti
s
d
W
E
s

n
F
d

A

o
A
n
le
n
g
N
fo
u

T
la
W
m
h
B
U
d
e
Im
o
in
w
Z
z

w
n
H
a
F
n
d
h
le
c
P
v
in
g

E
m
fa

(C (D affen gelegt haben. Das große deutsche Unternehmen eckler & Koch, das Kleinwaffen in alle Welt exporert, gilt mittlerweile nicht mehr als zuverlässig. Sie elbst haben entschieden, dass Heckler & Koch zuminest in ein Land, Mexiko, nichts mehr exportieren darf. ann gehen Sie endlich den richtigen Schritt und sagen: in Unternehmen, dessen Räume von der Staatsanwaltchaft durchsucht werden, darf nicht weiter Kleinwaffen die 30 bis 50 Jahre lang in der ganzen Welt zu Millioen Toten führen können – exportieren? Das ist meine rage. Wenn Sie wirklich Akzente setzen wollen, dann och hier in Deutschland. D Vielen Dank. – Die Bewertung der Bilanz, negativ der positiv, sehe ich natürlich diametral anders als Sie. ber ich muss respektieren, dass Sie eine andere Meiung dazu haben. Ich denke, wir haben an manchen Steln Fortschritte erzielt, die noch vor wenigen Jahren icht möglich gewesen wären. Das gilt nicht nur für die lobale Ebene, auf der die Überprüfungskonferenz zum VV nach zehn Jahren Stillstand endlich einmal ein Erlg gewesen ist, sondern das gilt auch für das, was bei ns möglich ist. Ich habe im Übrigen keineswegs gesagt, dass ich das hema der substrategischen Nuklearwaffen in Deutschnd auf die lange Bank schieben möchte. Im Gegenteil: ir werden bei diesem Thema ganz beharrlich weiterachen. Wir haben allerdings immer gesagt: Wir ver andeln es im Bündnis, und zwar auch im Rahmen der eratungen zum – mittlerweile geht es schon um dessen msetzung – Strategischen Konzept der NATO. So weren wir dieses Thema weiter angehen. Ich glaube, dass s sehr schnell gehen wird; aber das werden wir sehen. Übrigen, wenn Sie schon an Wahlversprechungen der Ideen, die im Wahlkampf geäußert worden sind, ernern, muss ich Ihnen sagen: Glauben Sie bloß nicht, ir wären schon am Ende. Geben Sie uns durchaus die eit, die uns zusteht, um in dieser Koalition Fortschritte u erzielen. Die Frage zu China und Pakistan ist für mich gegenärtig sehr hypothetisch. Ich persönlich habe eine Meiung zum amerikanisch-indischen Nukleardeal. Hier im ause waren wir darüber unterschiedlicher Meinung, ber es gab auch sehr viele Gemeinsamkeiten in dieser rage. Die Situation ist jetzt so, wie sie ist. Der amerikaisch-indische Deal ist abgeschlossen worden. Er ist von er Nuclear Suppliers Group abgesegnet worden. Jetzt aben wir eine neue Situation. Sie ist dadurch nicht ichter geworden, aber sie ist so, wie sie ist. Irgendwel he Vorfestlegungen gibt es nicht. Im Übrigen wird die olitik der Bundesregierung nicht von einem Botschafter or Ort definiert, sondern von der Bundesregierung hier Berlin. Ich kenne diese angebliche Äußerung im Übri en nicht. Letzter Punkt, Kleinwaffenexporte. Ich bin über das rgebnis und die Bewertung staatsanwaltschaftlicher Erittlungen nicht informiert. Das müsste ich gegebenenlls gegenüber dem Ausschuss nachholen. Aber ich Staatsminister Dr. Werner Hoyer )

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708601000




(A) )

muss Ihnen sagen, dass man diese Dinge sehr differen-
ziert angehen muss. Wir sind an einer globalen Lösung
dieser Frage interessiert, weil es ganz offensichtlich ist,
dass in völlig unvertretbarem Umfang Kleinwaffen in
die falschen Hände geraten. Wenn hingegen ein deut-
scher Anbieter in der Lage ist, dafür zu sorgen, dass in
Deutschland produzierte Kleinwaffen in die Hände von
Personen und Organisationen kommen, für die der Be-
sitz dieser Waffen legitim ist, dann ist der Verkauf dieser
Waffen nach meiner Auffassung völlig in Ordnung. Un-
ter diesem Gesichtspunkt muss man die Zahlen bewerten
und darf nicht so pauschal urteilen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708601100

Die nächste Frage stellt der Kollege Kaufmann.


(Roderich Kiesewetter [CDU/CSU]: Ich heiße nicht Kaufmann, sondern Kiesewetter!)


– Entschuldigung, Herr Kiesewetter.


Roderich Kiesewetter (CDU):
Rede ID: ID1708601200

Roderich Kiesewetter, Wahlkreis Aalen-Heidenheim,

Nachfolger von Schorsch Brunnhuber.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708601300

Das steht jetzt im Protokoll; das ist wunderbar. Einen

Gruß an den Wahlkreis.


Roderich Kiesewetter (CDU):
Rede ID: ID1708601400

Herr Staatsminister, ich habe den Bericht natürlich

mit großer Freude zur Kenntnis genommen, insbeson-
dere, dass in die Abrüstung insgesamt wieder etwas
mehr Bewegung gekommen ist. Meine Frage bezieht
sich auf die Genfer Abrüstungskonferenz, die sich unter
anderem mit nuklearer Abrüstung befasst. Seit zwölf
Jahren, seit 1999, gibt es keine substanziellen Verhand-
lungsergebnisse mehr. Das Arbeitsprogramm aus dem
Jahr 2009, das im Konsens verabschiedet wurde, kann
aufgrund des Widerstands von Pakistan nicht umgesetzt
werden.

Nun handelt es sich um vier Arbeitsgebiete: nukleare
Abrüstung, Verbot der Produktion von Spaltmaterial,
Verhinderung des Wettrüstens im Weltraum und das
Thema Sicherheitsgarantien. Der pakistanische Wider-
spruch richtet sich nur gegen den zweiten Punkt, das
Verbot der Produktion von Spaltmaterial. Der Wider-
stand scheint sich also nur gegen einen sehr kleinen Be-
reich zu richten. Meine Fragen lauten: Erstens. Welche
Anstrengungen unternimmt die Bundesregierung, die
Genfer Konferenz wiederzubeleben? Zweitens. In wel-
cher Weise können Sie multilateral oder auch bilateral
auf Pakistan einwirken, um so für weitere Bewegung zu
sorgen?

Danke schön.

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708601500


Vielen Dank. – Ein Einwirken auf Pakistan – das wis-
sen wir aus anderen Zusammenhängen – ist außerordent-
lich schwierig. Man darf sich da auch nicht überheben.

Ic
m
w
w
o
W
A
w
d
n
A
te
T
s
is
s
m
s

m
d
re
n

c
g
m
n
V
b
s

w
K
g
fe
n
F
h
m
k
u
b
le

S
e
h
e

N
6
k
n

(C (D h glaube, es ist bei diesem Versuch wichtig, gute und öglichst starke Verbündete zu haben. Darum bemühen ir uns. Ich denke, dass das befördert werden könnte, enn wir die Sympathien für einen Fissile Material Cutff Treaty auch bei unseren Freunden etwas erhöhen. ir jedenfalls bemühen uns darum. Ich bin mir über die bfolge möglicher politischer Entscheidungen bei den ichtigsten NATO-Ländern einigermaßen im Klaren; ies betrifft auch das größte Mitgliedsland. Ich glaube icht, dass dies der erste Vertrag ist, der dort einen neuen nschub bekommt. Wir müssen allerdings erst abwarn, was mit dem Comprehensive Nuclear-Test-Ban reaty passiert. Für uns hat die Frage der Kontrolle des paltbaren Materials einen sehr großen Stellenwert. Das t auch der Kern unserer Bemühungen in Genf. Insge amt kann das, was bei der CD passiert ist, natürlich nieanden zufriedenstellen, auch uns nicht. Unsere An trengungen werden nicht nachlassen. Die nächste Frage kommt von der Kollegin Keul. Vielen Dank. – Herr Staatsminister, auch ich möchte ich erst einmal für die Vorstellung Ihres Berichts beanken. Ich begrüße es, zu hören, dass sich die Bundesgierung mit Verve für Abrüstung einsetzen will. Den och treiben mich einige Fragen um. Meine erste Frage – sie ist schon mehrfach angesprohen worden – betrifft Indien. Sie haben bereits deutlich emacht, in welchem Konflikt Sie sich befinden. Ich öchte daher an dieser Stelle nur mit Nachdruck beto en, dass Sie sich doch bitte dafür einsetzen mögen, die oraussetzungen für den Beitritt Indiens zum Nichtverreitungspakt auch auf internationalem Parkett zu untertreichen. Zu einer weiteren Frage, die noch nicht beantwortet orden ist. Im Koalitionsvertrag ist angekündigt – der ollege Jan van Aken hat dies, wie ich glaube, schon anedeutet –, man wolle sich für den Abzug der Atomwafn aus Deutschland einsetzen. Hier sind bislang erst we ige Erfolge zu verzeichnen. Auch bei der NPTolgekonferenz ist es nicht gelungen, die nukleare Teilabe Deutschlands auf internationalem Parkett zu theatisieren. Wie soll es hier weitergehen? Welche kon reten Maßnahmen hat die Bundesregierung im Blick, m beim Abzug der Atomwaffen aus Deutschland und eim Thema „nukleare Teilhabe“ Fortschritte zu erzien? Zu meiner letzten Frage in diesem Zusammenhang. ie sagten, dass Sie sich mit Nachdruck für Abrüstung insetzen. Wenn ich mir den Einzelplan 05 des Bundesaushalts ansehe, frage ich mich allerdings, wie es dann igentlich kommen konnte, dass die Mittel für den Titel Maßnahmen der Abrüstung, Rüstungskontrolle und ichtverbreitungszusammenarbeit“ um ein Drittel, von 0 Millionen Euro auf 40 Millionen Euro, zusammengeürzt wurden. Das ist mir nicht ganz klar. Vielleicht könen Sie hier für Aufklärung sorgen. – Danke. )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708601600
Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708601700




(A) )

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708601800


Die Frage der substrategischen Nuklearwaffen steht
für uns natürlich weiterhin im Vordergrund; sie ist von
ganz entscheidender Bedeutung. Wir haben gesagt, dass
wir dieses Thema im Rahmen des Bündnisses weiter vo-
rantreiben. Es ist uns gelungen, dies auch in die Beratun-
gen des neuen Strategischen Konzepts der NATO ein-
fließen zu lassen und eine Diskussion in Gang zu setzen,
die mehr und mehr durch eine rein rationale Wahrneh-
mung der Funktion und der Glaubwürdigkeit nuklearer
Waffen und insbesondere substrategischer Waffen ge-
kennzeichnet ist. Ich glaube, der Weg, den wir beschrit-
ten haben, ist gut.

Wir werden uns sowohl auf der Abrüstungskonferenz
in Genf, bei der das Problem ein Stück weit darin be-
steht, dass immer Einvernehmen hergestellt werden
muss – es müssen immer Konsensentscheidungen ge-
troffen werden; deswegen dauert das unendlich lange –,
als auch im Zusammenhang mit der Nuclear Suppliers
Group und Indien sehr abwägend verhalten. Die Grund-
linien sind klar. Wenn es tatsächlich gelingen würde, In-
dien dazu zu bewegen, den Nichtverbreitungsvertrag zu
unterzeichnen oder zumindest dem Nichtverbreitungs-
regime beizutreten – im Hinblick auf, wie ich glaube,
18 nukleare Installationen in Indien ist das mittlerweile
gelungen, aber längst noch nicht in allen Fällen –, wäre
dies ein Riesenfortschritt. Dann würde man auch die
eine oder andere Entscheidung in einem anderen Licht
beleuchten.

Was den Haushalt angeht, muss ich Ihnen sagen: Die
Tatsache, dass wir die für uns wirklich prioritären kon-
kreten Abrüstungsinitiativen mit einem Haushalt, dessen
Volumen geringer ist als bisher, fördern können, ist ein
großer Erfolg. Warum? Weil große Abrüstungsprojekte,
die in den letzten zehn, zwanzig Jahren finanziert wor-
den sind, abgeschlossen sind. Wir sollten uns darüber
freuen, dass es mithilfe der Mittel, die der deutsche Steu-
erzahler in gigantischem Umfang aufgebracht hat, ge-
lungen ist, furchtbare Waffen, insbesondere auf dem Ge-
biet der früheren Sowjetunion, zu vernichten.


(Joachim Spatz [FDP]: Sehr richtig!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708601900

Herr Kollege Stinner.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1708602000

Vielen Dank. – Herr Staatsminister, zunächst einmal

möchte ich deutlich zum Ausdruck bringen: Wir begrü-
ßen sehr, dass diese Bundesregierung dem Thema Ab-
rüstung seit ihrem Amtsantritt im Oktober 2009 in ihrer
Regierungsarbeit eine ganz herausragende Bedeutung
beimisst. Ich kann Sie nur ermuntern, diese Politik kon-
sequent und stringent weiter zu betreiben.

Unter dem Gesichtspunkt der Konsequenz und der
Stringenz möchte ich auf Indien eingehen. Ich möchte
Ihnen, Herr Staatsminister, zur Kenntnis geben, dass
meine Fraktion, die FDP, die Situation damals sehr kri-
tisch beurteilt hat. Wir waren über den amerikanisch-in-
dischen Deal – ich will es einmal so sagen – entsetzt und

h
z
b
O
is

Ir
B
k
s
n
s
d

A


m
k
F

h

G
h
D
k
k
d
g

re
s
w
a
tu
d
d

A

k
h
c
w
F
b
w
m

b
s

(C (D aben das sehr problematisiert. Ich glaube, dass die jetige Bundesregierung unverdienterweise den Fluch der ösen Tat erntet; denn wir erleben, dass es einem um die hren gehauen wird, wenn man einmal nicht konsequent t. Damit komme ich auf das Thema Iran. Wir haben im an, wie wir alle wissen, eine sehr delikate Situation. ei meinen Gesprächen im Iran und mit Iranern hier beomme ich das Thema des inkonsequenten Handelns tändig um die Ohren gehauen. Ich will Ihnen nur meien Eindruck schildern. Ich finde, dass diese Fehlentcheidung der Vorgängerregierung Ihre Arbeit heute sehr eutlich erschwert. D Vielen Dank, Herr Kollege. Ich habe die Freude, hier r die gesamte Bundesregierung zu sprechen, und bin ir dabei durchaus der überzeugenden Argumentations ette des damaligen außenpolitischen Sprechers Ihrer raktion bewusst. Das ging sehr schnell. – Die Kollegin Kathrin Vogler at jetzt das Wort. Vielen Dank. – Herr Staatsminister, ich möchte die elegenheit nutzen, einmal nachzuhaken. Sie haben vorin davon gesprochen, dass es Ihnen gelungen sei, die iskussion in den Beratungen innerhalb der NATO stärer auf die rationale Funktion von Atomwaffen zu foussieren. Da würde mich interessieren, wo aus der Sicht er Bundesregierung die rationale Funktion der im Auenblick in Büchel stationierten Atomwaffen liegt. Sie haben ein bisschen versucht, sich und die Bundesgierung als Vorantreiber des überfälligen Abzugs die er Atomwaffen darzustellen. In diesem Zusammenhang ürde mich besonders interessieren: Wer ist eigentlich us Ihrer Sicht in diesem Prozess der Bremser, und was t die Bundesregierung, um die Bremsen zu lösen und afür zu sorgen, dass diese Atomwaffen abgezogen weren? D Über die rationale Funktion von substrategischen Nu learwaffen habe ich kein Wort verloren. Ich habe vorin nur gesagt, dass die Frage der nuklearen Kurzstrekenraketen heute auch im Bündnis rational diskutiert ird und dass man rational darüber diskutiert, welche unktion und welche Glaubwürdigkeit diese Raketen haen. Ich glaube, bei der Beantwortung dieser Frage sind ir auch im Bündnis einen großen Schritt weitergekomen. Wir sehen, dass die substrategischen Nuklearwaffen isher ein Teil des Verteidigungsdispositivs der NATO ind. Das hat eine Bedeutung für Regionen, die von Staatsminister Dr. Werner Hoyer )

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708602100

(Heiterkeit bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708602200
Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708602300
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708602400




(A) )

Deutschland und Büchel ganz weit entfernt sind. Deswe-
gen ist diese Diskussion im Bündnis schwierig. Wenn
sich ein Land einen schlanken Fuß machen und sagen
würde: „Wir machen das einseitig und werden darauf be-
stehen, dass die Waffen sofort abgezogen werden“, dann
wäre das eine schwierige Situation, die wir uns im Bünd-
nis nicht leisten können und wollen; denn wir möchten
die Homogenität und den Zusammenhalt des Bündnisses
und wollen deswegen lieber mit Überzeugungsarbeit an
das Thema herangehen als über einseitige Schritte; sol-
che wollen wir als fester Bestandteil dieses nordatlanti-
schen Bündnisses nicht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708602500

Vielen Dank. – Gibt es Fragen zu anderen Themen

der heutigen Kabinettssitzung? – Das ist nicht der Fall.
Dann beende ich die Themenbereiche der heutigen Kabi-
nettssitzung.

Gibt es weitere Fragen an die Bundesregierung? –
Auch das ist nicht der Fall.

Wir kommen nun zu Tagesordnungspunkt 2:

Fragestunde
– Drucksachen 17/4493, 17/4525 –

Gemäß Nr. 10 Abs. 2 der Richtlinien für die Frage-
stunde rufe ich die dringlichen Fragen auf Drucksache
17/4525 auf. Hier geht es um den Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Gesundheit. Zur Beantwortung
steht die Parlamentarische Staatssekretärin Annette
Widmann-Mauz bereit.

Ich rufe die dringliche Frage 1 der Kollegin Vogler
auf:

Kann die Bundesregierung Agenturmeldungen vom 24. Ja-
nuar 2011 bestätigen, wonach das Bundesgesundheitsministe-
rium es zwar begrüßen würde, wenn deutsche Pharmafirmen
und der Großhandel dem Ersuchen aus den USA zur Liefe-
rung des für die Todesspritze benötigten Betäubungsmittels
Thiopental-Natrium nicht nachkommen, es aber in seinem
Geschäftsbereich keine rechtlichen Möglichkeiten zur Ertei-
lung eines Ausfuhrverbots sieht?

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708602600


Frau Kollegin Vogler, es trifft zu, dass sich Minister
Dr. Rösler an deutsche Pharmafirmen und den pharma-
zeutischen Großhandel gewandt hat. Er hat im Hinblick
auf die Grundsatzentscheidung des Grundgesetzes und
europäischer Gremien gegen die Todesstrafe eindring-
lich darum gebeten, möglichen Lieferungsersuchen für
das genannte Narkosemittel nicht zu entsprechen. Vo-
rausgegangen waren Hinweise zur Anforderung des bei
dem Todesstrafenvollzug genutzten Arzneimittels Thio-
pental-Natrium durch die USA in Großbritannien.

Arzneimittelrechtliche Vorschriften sehen kein Ex-
portverbot vor, mit dem die Ausfuhr zur missbräuchli-
chen Verwendung eines solchen Narkosemittels wirksam
unterbunden werden könnte. Die deutschen Pharmafir-
men, die Thiopental-Natrium in den Verkehr bringen,
unterstützen das Anliegen der Bundesregierung und ha-
ben erklärt, einem Exportbegehren der USA nicht nach-

z
n

fi
e
re
d
v

B
A
d
g
d
N
a

B

s
g
m
u

A
d
d
a
B
e
P
te

d
D
ü
v
z
e
w
d
F

B

a
d
e

(C (D ukommen. Entsprechende Anfragen hat es aber bislang och nicht gegeben. Haben Sie eine Nachfrage, Frau Vogler? Ja. – Herzlichen Dank, Frau Staatssekretärin. Ich nde diese Initiative absolut begrüßenswert und denke, s entspricht unserem Grundgesetz und den Menschenchtsverpflichtungen, die unser Land eingegangen ist, afür zu sorgen, dass die Todesstrafe da, wo sie noch erhängt wird, nicht vollstreckt werden kann. Ich stelle mir aber schon die Frage, inwieweit die undesregierung überhaupt überprüfen kann, ob diese ppelle von den deutschen Pharmafirmen und Großhanelsunternehmen tatsächlich befolgt werden. Sie haben erade gesagt, es gebe eine positive Resonanz. Würde as BMG überhaupt davon erfahren, wenn Thiopentalatrium zum Zwecke der Vollstreckung der Todesstrafe us Deutschland in die USA geliefert werden würde? A Frau Kollegin, bei diesem Arzneimittel handelt es ich um eines, das, bestimmungsgemäß verwendet, rundsätzlich auch ausgeführt werden kann. Das Arzneiittelrecht ist an dieser Stelle so gehalten, dass ein nicht nbedenkliches Arzneimittel – es ist hier auch kein Beubungsmittel –, durchaus ausgeliefert werden kann. llerdings gibt es auch keine ethischen Regeln, durch ie dies in diesem Fall unterbunden werden könnte, weil er bestimmungsgemäße Gebrauch von Staaten durchus unterschiedlich interpretiert wird. Deshalb hat der undesminister diese Initiative ergriffen, und er hat die ntsprechende Zusicherung der Unternehmen, die dieses räparat herstellen bzw. in den Verkehr bringen, erhaln. Sie haben eine weitere Nachfrage. Herzlichen Dank. – Thiopental-Natrium ist ja auch auf er Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO. eswegen stellen sich natürlich die Fragen, inwieweit es berhaupt Möglichkeiten gibt – vielleicht im Rahmen on internationalen Verhandlungen in der WHO –, dies so u spezifizieren, dass gehandeltes Thiopental-Natrium ben nicht zur Vollstreckung der Todesstrafe verwendet erden kann, und inwieweit in Ihrem Ministerium schon arüber nachgedacht worden ist, in der WHO über diese rage zu diskutieren. A Frau Abgeordnete Vogler, wir haben zunächst einmal uch Informationen darüber eingeholt, wie andere Läner mit diesem Thema umgehen. Großbritannien, das benfalls nicht an die USA ausführen will, stützt sein Parl. Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708602700
Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708602800
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708602900
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708603000
Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708603100
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708603200




(A) )

Exportverbot zum Beispiel auch nicht auf arzneimittel-
rechtliche Regelungen. Wir halten Regelungen in ande-
ren Bereichen in diesem Fall für sachgerechter und erör-
tern diese Fragen innerhalb der Bundesregierung.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708603300

Bei der zweiten dringlichen Frage geht es um den

gleichen Themenbereich, aber um Regelungen im Au-
ßenhandelsgesetz. Das betrifft den Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie.
Der Parlamentarische Staatssekretär Ernst Burgbacher
steht zur Beantwortung bereit.

Ich rufe also nunmehr die dringliche Frage 2 der Kol-
legin Vogler auf:

Kann die Bundesregierung Agenturmeldungen vom 24. Ja-
nuar 2011 bestätigen, wonach ein Ausfuhrverbot über entspre-
chende Regelungen im Außenhandelsgesetz möglich sei, das
in die Zuständigkeit des Bundeswirtschaftsministeriums falle,
und welche weiteren rechtlichen und verbindlichen Schritte
jenseits des bloßen Appells des Bundesministers für Gesund-
heit, Dr. Philipp Rösler, erwägt die Bundesregierung – gege-
benenfalls unter der Federführung des Bundeswirtschaftsmi-
nisteriums –, um eine Lieferung des für die Todesspritzen in
den USA benötigten Betäubungsmittels Thiopental-Natrium
zu verhindern?

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1708603400


Frau Kollegin Vogler, die Bundesregierung prüft der-
zeit, ob es ausfuhrkontrollrechtliche Möglichkeiten zur
Beschränkung der Ausfuhr des genannten Narkosemit-
tels gibt. Wir befinden uns also in der Prüfungsphase.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708603500

Eine Nachfrage.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708603600

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Mich würde noch

interessieren, in welchem Zeitrahmen die Bundesregie-
rung diese Prüfung vorzunehmen beabsichtigt. Können
Sie uns heute schon sagen, wann Sie mit dieser Prüfung
zu einem Ergebnis gekommen sein werden und ob Sie in
diese Prüfung auch die Rechtslage in anderen EU-Staa-
ten bzw. die EU-Rechtslage einbeziehen?

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1708603700


Frau Kollegin Vogler, ich kann Ihnen jetzt beim besten
Willen keinen konkreten Termin nennen. Wir befinden
uns wirklich in der Prüfung. Es geht genau darum, dass es
seit dem Inkrafttreten der Anti-Folter-Verordnung zwar
entsprechende Möglichkeiten gibt, dass in dieser Verord-
nung momentan aber keine Ausfuhrbeschränkungen für
Thiopental-Natrium vorgesehen sind. Auch die in dieser
Verordnung enthaltene Öffnungsklausel erlaubt keine na-
tionale Beschränkung der Ausfuhr dieses Arzneimittels.

Die Handelspolitik gehört zu den ausschließlichen Ge-
meinschaftskompetenzen. Deshalb müssen wir prüfen,
ob eine ausfuhrkontrollrechtliche Beschränkung nach
dem Außenwirtschaftsgesetz möglich ist. Das prüfen wir.
Dazu sind wir auch mit anderen Ländern im Gespräch.

m
h
d
c
d
s
g
k
b

d

n
G
b
z
te
d

n
s

ti
b

A

D
s
s
li
m

s
n
la
n
d
d

d

(C (D Eine Nachfrage der Kollegin Bunge. Sie wollen Möglichkeiten prüfen und in die Prüfung it einbeziehen, wie andere EU-Länder vorgehen. Wir aben von Frau Staatssekretärin Widmann-Mauz gehört, ass beispielsweise in Großbritannien über eine entsprehende Regelung nachgedacht wird. Ich habe Kenntnis, ass auch in Italien etwas in der Richtung getan werden oll. Könnten Sie sich vorstellen, dass sich die Bundesreierung für eine europaweite Regelung einsetzt, und önnte das Bundeswirtschaftsministerium etwas dazu eitragen? E Frau Kollegin, wir sind auch mit den von Ihnen geannten Ländern derzeit im Gespräch. Wir haben ein emeinschaftsrecht, das feste Regelungen vorsieht. Ich itte Sie um Verständnis: Ich glaube, es ist dem Prüfproess förderlich, wenn wir zunächst die Prüfung abwarn. Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen; wir weren sie aber in möglichst kurzer Zeit durchführen. Weitere Nachfragen sehe ich nicht. Dann rufe ich ach den dringlichen Fragen die Fragen auf Druckache 17/4493 in der üblichen Reihenfolge auf. Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Auswärgen Amtes. Dr. Werner Hoyer steht zur Beantwortung ereit. Ich rufe zunächst Frage 1 der Kollegin Dağdelen auf: Welche Informationen – derzeitiger Aufenthalt, Finanzie rung und Aktivitäten – hat die Bundesregierung zu den 1 000 mit deutscher Hilfe in Äthiopien ausgebildeten Polizisten, die sich nach Informationen der Bundesregierung zuletzt in der somalischen Provinz Gedo aufhielten, keinen Sold erhielten und dort nach Informationen der taz tober 2010 an Gefechten beteiligt waren, und wie kann die Bundesregierung ausschließen, dass sich unter ihnen Minderjährige befinden/befunden haben? D Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Kollegen ağdelen, nach Kenntnis der Bundesregierung halten ich die somalischen Polizisten weiterhin in der somalichen Grenzregion zu Äthiopien, genauer: in den somaschen Regionen Gedo und Bakool bzw. in Südwestsoalia, auf. Wie in der Antwort der Bundesregierung auf Ihre chriftliche Frage im Oktober 2010 ausgeführt, findet och keine Besoldung mit Mitteln statt, die von Deutschnd zur Verfügung gestellt worden sind, da die betroffeen Polizisten noch nicht in Mogadischu eingesetzt weren. Die Bundesregierung hat keine Kenntnis darüber, ob ie Polizisten aus anderen Quellen besoldet werden. Der Bundesregierung liegen keine Informationen über ie in der Fragestellung erwähnten Gefechte vor. Sie kann Staatsminister Dr. Werner Hoyer )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708603800
Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708603900
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1708604000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708604100
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708604200




(A) )

daher weiter keine Aussage über die Rolle der mit deut-
scher Hilfe ausgebildeten Polizisten vor und nach den Ge-
fechten sowie während der Gefechte treffen. Von den in
Äthiopien ausgebildeten Polizisten waren einige zum
Zeitpunkt der Ausbildung unter 18 Jahre alt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708604300

Haben Sie eine Nachfrage, Frau Dağdelen?


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708604400

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708604500

Bitte.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708604600

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatsminister,

als im vergangenen Jahr öffentlich wurde, dass die Bun-
desregierung nicht ausschließen kann, dass die Bundes-
wehr in Uganda im Rahmen der EU-Ausbildungsmis-
sion EUTM SOM Kindersoldaten ausbildet, kündigte
Verteidigungsminister zu Guttenberg an, diese Möglich-
keit – ich zitiere – „hart und deutlich“ zu überprüfen. Als
wir als Linksfraktion im September die Bundesregierung
fragten, worin diese Prüfung bestanden habe, wurde aus-
weichend geantwortet. Ich zitiere:

Der Bundesregierung liegen keine Anhaltspunkte
dafür vor, dass sich unter den im Rahmen des
EUTM auszubildenden somalischen Rekruten Per-
sonen unter 18 Jahren befinden.

Es ist also davon auszugehen, dass keine Überprüfung
stattgefunden hat. Auch zu Guttenberg entlarvt sich im-
mer mehr als Ankündigungsminister.

Deshalb frage ich Sie: Wie kann das deutsche Parla-
ment, der Deutsche Bundestag, darauf vertrauen, dass
tatsächlich intensiv geprüft wird, ob sich unter den in
Äthiopien mit deutschem Geld ausgebildeten Soldaten
Minderjährige befanden und ob es unter denjenigen, die
mit deutscher Hilfe zu Polizisten ausgebildet werden,
Minderjährige gibt?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708604700


Zunächst einmal muss ich sagen: Die Bundesregie-
rung ist hier nach der Ausbildung von somalischen Poli-
zisten durch Äthiopien unter deutscher finanzieller Be-
teiligung gefragt worden. Die Frage der militärischen
Ausbildung im Rahmen des EU-Projektes in Uganda
steht jetzt hier nicht auf der Tagesordnung. Deswegen
muss man die Dinge trennen.

Im Übrigen muss man auch zwischen Soldaten und
Polizisten trennen. Ich erinnere grundsätzlich daran:
Auch in Deutschland werden Polizisten, die jünger als
18 Jahre sind, ausgebildet. Das ist also nicht das Kern-
problem. Trotzdem haben wir in dem Fall die Konse-
quenzen gezogen und klar gesagt: Wir müssen auch
dann, wenn wir nicht selber ausbilden, sondern wenn wir

e
re

d
e
ri
g

s
K
te
w
c
B
s
e
D
d
W
G


s

a
g
V
je
R
s
li
u
u
K
In

A

U
W
w
Ä
A
g
is
m
H
d
d
b
in
s

(C (D inem Partnerland eine finanzielle Unterstützung gewähn, genauer hinschauen. Das tun wir auch. Ich bin mit den Einzelheiten der militärischen Ausbilungsmission in Uganda nicht vertraut. Dazu bedarf es iner Rückkopplung mit dem Verteidigungsministeum. Allerdings weiß ich, dass durchaus Konsequenzen ezogen worden sind. Über einen Punkt muss man sich allerdings im Klaren ein: Man muss die Realitäten „on the ground“ zur enntnis nehmen und darf sich die Personenstandsregisr nicht in der Qualität vorstellen, wie sie möglichereise in Castrop-Rauxel gegeben ist. Daher bleibt in sol hen Dingen auch immer eine gewisse Restunsicherheit. isweilen – das habe ich mir von Fachleuten sagen las en – muss man Fragen dieser Art nach Augenschein ntscheiden, weil es keine belastbaren Grundlagen gibt. as ist die Realität des Lebens. Wir haben aber gesehen, ass wir hier ganz vorsichtig sein müssen, um nicht in idersprüche zu den eigenen Grundsätzen zu kommen. enau das ist der Fall. Eine Nachfrage der Kollegin Keul. (Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Ich habe eine zweite Nachfrage!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708604800

Frau Dağdelen, Sie dürfen Ihre Nachfrage gern danach
tellen.


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708604900

Vielen Dank. – Meine Nachfrage bezieht sich auch

uf die Soldatenausbildung in Uganda. Sie haben schon
esagt, Sie könnten dazu nur begrenzt Auskunft geben.
ielleicht können Sie das schriftlich nachreichen. Mir
denfalls ist heute zu Ohren gekommen, dass sich die
ückkehr dieser ausgebildeten Kämpfer nach Mogadi-

chu erneut aus unklaren Gründen verzögert. Offensicht-
ch weiß man gar nicht, wem die in Somalia überhaupt
nterstellt werden sollen. Ich stelle mir die Frage, ob es
nter solchen Umständen überhaupt verantwortlich ist,
ämpfer auszubilden. Deswegen möchte ich Sie bitten,
formationen nachzuliefern.

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708605000

Vielen Dank. – Das mache ich gerne, sowohl was

ganda als auch was die konkrete Situation hier angeht.
ir reden immer gerne von African Ownership, aber
enn wir einen afrikanischen Staat – in diesem Fall
thiopien – finanziell unterstützen, ohne selber in die
usbildung einzugreifen, dann wird hinterher sehr leicht
esagt: Ihr hättet mehr selber übernehmen müssen. – Es
t eine Gratwanderung, auf der man sich befindet. Das
öchte ich einmal sagen. Wir haben eigentlich nur einen
ebel in der Hand, und den betätigen wir. Ich hoffe, dass
as nicht kritisiert wird. Wir zahlen nämlich nicht; denn
ie Bezahlung des Solds der Polizisten ist auf den Fall
eschränkt – so ist es ausdrücklich vereinbart –, dass sie
Mogadischu sind. Solange sie nicht in Mogadischu

ind, erhalten sie von uns kein Geld.






(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708605100

Frau Dağdelen, Sie haben noch eine zweite Nach-

frage.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708605200

Danke, Frau Präsidentin, dass ich von meinem Recht

Gebrauch machen kann, meine zweite Nachfrage zu
meiner mündlichen Frage zu stellen. – Herr Staatsminis-
ter, Sie haben gesagt, die EU-Trainingsmission für So-
malia in Uganda sei ohne Zusammenhang mit der deut-
schen Hilfe für von Äthiopien ausgebildete Polizisten.
Ich möchte kurz darauf hinweisen, dass diese Polizisten
auch eine militärische Ausbildung vom äthiopischen Mi-
litär erhalten. Ganz abgesehen von der Frage, ob es rich-
tig ist, Deutschland bezüglich der Polizeiausbildung mit
Äthiopien, einem autoritären Regime, zu vergleichen,
würde ich schon gerne wissen: Wann und zu welcher
Gelegenheit hat die Bundesregierung eigentlich von der
spezifischen militärischen Ausbildung der Polizisten
durch das Militär zum ersten Mal erfahren, und wann hat
sie gegenüber Äthiopien, einem autoritären Regime, rea-
giert?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708605300


Ich weise zunächst einmal zurück, ich würde ein auto-
ritär regiertes Land mit der Bundesrepublik Deutschland
vergleichen. Ich habe nur gesagt, dass wir einem afrika-
nischen Land, das uns um Hilfe gebeten hat, in einer
ganz bestimmten Situation helfen, und zwar rein finan-
ziell. Deswegen mache ich mich mit denen noch nicht
gemein. Das muss von vornherein klar sein.

Im Übrigen muss ich ganz deutlich sagen – auch wie-
der ein Appell, auf die Realitäten zu achten –: Eine mes-
serscharfe Trennlinie zwischen rein militärischen Kom-
ponenten der Ausbildung und rein polizeilich-zivilen
Komponenten jenseits der Rechtsfragen ist in einem sol-
chen Land wie Somalia nicht möglich. Dort gibt es
Grenzbereiche. Deswegen müssen wir – selbst dann,
wenn es sich um die Ausbildung von Polizeibeamten
handelt – in Zukunft darauf achten, dass wir nicht in Wi-
dersprüche zu Grundsätzen geraten, die uns selber wich-
tig sind. Da gibt es manchmal etwas zu lernen; auch das
ist hier der Fall.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708605400

Frau Dağdelen, ich will Sie gerne darauf hinweisen,

dass Sie selbstverständlich von Ihrem Fragerecht Ge-
brauch machen können. Dafür müssen Sie sich auch
nicht bei der amtierenden Präsidentin bedanken. Aller-
dings: Ich behandle die Nachfragen nach dem Eingang
der Meldungen.

Ich rufe die Frage 2 auf – sie ist ebenfalls von der
Kollegin Dağdelen –:

Wie ist nach Ansicht der Bundesregierung die vom Gro-
ßen Strafsenat des Kassationsgerichtshofs in Ankara be-
schlossene Einleitung eines Folgeverfahrens gegen die türki-
sche Soziologin P. S. mit der Feststellung des Auswärtigen
Amts in Einklang zu bringen, die Türkei habe im Menschen-
rechtsbereich viele Reformen in Angriff genommen, und
diese hätten bezüglich der „Verhütung sowie zur erleichterten
Strafverfolgung und Bestrafung von Folter“ viele Verbesse-

A

re
d
m

G
B
d
v
d
k
la

K
d
z
v
fe
w

re
G
m
d
ü
e
m
d
d
n
re

d
d
e
s
te
a

m
a
ri
s
g

(C (D rungen gebracht sie, im Rahmen bilateraler Beziehungen die türkische Regierung darauf hinzuweisen, dass ein Strafprozess, bei dem sich die Beweisführung der Staatsanwaltschaft auf erfolterte Aussagen stützt, einen Verstoß gegen Art. 15 der Anti-FolterKonvention darstellt, die auch in nationales türkisches Recht umgesetzt wurde? Herr Staatssekretär. D Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Zum ersten Teil Ih r Frage antworte ich ganz kurz. Wir geben zu laufenen Gerichtsverfahren grundsätzlich keine Stellungnahen ab. Zum zweiten Teil Ihrer Frage – das ist ja der bittere ehalt dessen, was Sie eigentlich ansprechen –: Der undesregierung sind die Berichte in den Medien über ie Folter von Frau Selek bekannt. Die Bundesregierung erfügt nicht über eigene Erkenntnisse hierzu. Die Bunesregierung erwartet, dass im laufenden Verfahren eine Beweise Verwendung finden, die unter Folter erngt worden sind. Man muss ja sehen – das sei den Kolleginnen und ollegen, die mit dem Fall nicht so vertraut sind, gesagt –, ass dieses Verfahren jetzt schon durch mehrere Instanen gegangen ist und dass immer wieder Entscheidungen on der nächsten Instanz aufgehoben worden sind. Insorn ist der Rechtsweg schon vor einiger Zeit beschritten orden. Die Bundesregierung thematisiert die Menschenchtslage in der Republik Türkei sowohl in bilateralen esprächen als auch auf EU-Ebene. Sie erkennt die Beühungen der türkischen Regierung zur Verbesserung er Menschenrechtslage in den letzten Jahren an. Die berarbeitete Beitrittspartnerschaft 2008 mit der Türkei nthält einen an die aktuelle Lage angepassten Katalog it konkreten Vorgaben im Menschenrechtsbereich. Vor em Hintergrund dieser Erwartung setzt sich die Bunesregierung auf allen Ebenen auch weiterhin für die otwendigen weiteren Verbesserungen der Menschenchtslage in der Türkei ein. Ich glaube im Übrigen, dass wir nur dann, wenn wir ie von der Kommission im Fortschrittsbericht ausrücklich festgestellten Verbesserungen anerkennen, ine Chance haben, bei unseren türkischen Freunden tatächlich dafür zu werben, dass sie auf diesem Weg weirmachen müssen; auf dieser Basis können wir dann uch im konkreten Fall helfen. Sie haben eine Nachfrage. Bitte schön. Herr Staatsminister, Sie werden mir vielleicht zustim en, dass die Zivilgesellschaft in der Türkei das Zitat us dem Fortschrittsbericht ein bisschen anders sieht; dan kommt auch eine mangelhafte Umsetzung von Menchenrechtskonventionen zum Ausdruck. Die Bundesreierung hat erklärt, dass dort große Fortschritte gemacht Sevim Daðdelen )

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708605500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708605600
Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708605700




(A) )


Sevim Dağdelen
worden sind. Das sehen Menschenrechtsgruppen, Ge-
werkschaften, Oppositionelle und viele andere Verbände
und Organisationen in der Türkei also ein bisschen an-
ders.

Ich möchte Sie nur ganz kurz fragen: Mir ist klar, dass
die Bundesregierung zu laufenden Gerichtsverfahren
keine Bemerkungen machen möchte. Das hat sie uns
auch in der Antwort mitgeteilt. Am vergangenen Montag
aber hat die Vorsitzende der Delegation im Gemischten
Parlamentarischen Ausschuss EU-Türkei, Frau Hélène
Flautre, in Istanbul eine Pressekonferenz zum Fall von
Pinar Selek gemacht, in der sie von ihrem Gespräch mit
dem dortigen Justizminister berichtet hat, der ihr auch
gesagt habe, dass man sich zum laufenden Verfahren na-
türlich nicht äußere. Sie hat daraufhin erklärt, dass man
das nicht erwartet – das teile ich –, man aber schon er-
wartet, dass Gerichte darauf hingewiesen werden, dass
auch nach türkischem Recht durch Folter erzwungene
Aussagen in Gerichtsverfahren nicht verwendet werden
dürften.

Deshalb lautet meine Frage: Hat die Bundesregierung
im letzten Jahr – das läuft seit einem Jahr; der nächste
Prozesstag ist der 9. Februar – in bilateralen Gesprächen
vielleicht einmal den Hinweis gegeben, dass man unter
Folter erzwungene Aussagen vor Gericht nicht verwen-
den darf?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708605800


Eindeutig ja. Ich bin im Übrigen in der Sachfrage mit
den von Ihnen zitierten NGOs sehr einig. Ich begrüße es
auch, wenn Kolleginnen aus dem Europäischen Parla-
ment gegenüber einer Soziologin, einer Bürgerin der
Türkei, Solidarität beweisen, die mit Folter bedroht wor-
den ist oder die der Folter unterworfen worden ist. Wenn
das der Fall ist, dann verdient diese Dame unsere Solida-
rität. Da sie aber weder deutsche noch EU-Staatsbürge-
rin ist, haben wir keine unmittelbaren Möglichkeiten,
aufgrund von internationalen Konventionen einzuwir-
ken, zum Beispiel auf den Zugang und Ähnliches. Das
ist eine schwierige Situation.

Es ist völlig klar, dass wir nicht nur abstrakt die Ver-
besserung der Gesetzeslage in der Türkei sehen – da hat
die EU-Kommission nach meiner Auffassung recht: Die
Türkei hat sich sehr darum bemüht, ihre Rechtsordnung
dahin gehend weiterzuentwickeln und zu verbessern –,
sondern auch den Unterschied hinsichtlich der Imple-
mentierung; Sie haben ja von der Anwendung von Ge-
setzen gesprochen. Da liegt noch sehr vieles im Argen.
Das wird von der Bundesregierung in einer Vielzahl von
Gesprächskontakten, die es mit der Türkei immer wieder
gibt, zum Ausdruck gebracht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708605900

Dann kommen wir zur Frage 3 des Kollegen Liebich:

Wie beurteilt die Bundesregierung die außenpolitischen
Wirkungen von Meldungen der New York Times vom 15. Ja-
nuar 2011 über die Zusammenarbeit der USA und Israels bei
der Entwicklung des Computerwurms Stuxnet als Cyberwaffe
und dessen offenkundigen Einsatz gegen den Iran?

Herr Staatssekretär.

A

h
d
g
w
s
li
B
g
d
E
m

z
w
tu
D
G
d
d
u
S

u
d
im
In
n
u
e
te
g
G
A
M
d
re
w
ru
A
z

s
w
b
F
a
d
d
N
g
v
D
fr

(C (D D Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Das ist ein wirklich eißes Thema. Ich glaube, dass die Veröffentlichung in er New York Times wahrscheinlich keine Erschütterunen auslösen wird. Mancher würde sich wahrscheinlich undern, wenn es anders wäre, was die mögliche Zu ammenarbeit angeht. Aber die Sache an sich hat natürch eine gewisse Brisanz, und deswegen nehmen wir die erichte über Stuxnet und eine mögliche Beeinträchtiung des iranischen Urananreicherungsprogramms urch diesen Computerwurm zur Kenntnis. Gesicherte rkenntnisse hierzu liegen uns nicht vor. Ich möchte ich nicht an Spekulationen beteiligen. Allgemein ist eine Bedrohung durch Cyberangriffe unehmend realistisch. Deshalb müssen Kapazitäten entickelt werden. Wir müssen uns schützen, ohne die Siation zu dramatisieren. Das war übrigens auch der uktus der Beratungen und der Beschlüsse des NATOipfels in Lissabon. Die NATO hat das Thema Cyber in as neue Strategische Konzept aufgenommen – mit rein efensiver Zielrichtung. Die Bundesregierung erarbeitet nter Federführung des Innenministers ein nationales chutzkonzept. Als zunehmend wichtigerem Thema für vertrauensnd sicherheitsbildende Maßnahmen und Regeln widmet ie Bundesregierung der internationalen Abstimmung Bereich Cybersicherheit verstärkte Anstrengungen. den Vereinten Nationen beteiligt sie sich aktiv an ei er Regierungsexpertengruppe zu diesem Thema und nterstützte zusammen mit den USA erstmals als Mitinbringer die von Russland vorgelegte Resolution zu inrnationalen Aspekten der IT-Sicherheit. Dieses Thema ewinnt auch im Rahmen der EU, des Europarates, im -8-Kreis und in der OSZE zunehmend an Bedeutung. uf der Ebene der EU unterstützt die Bundesregierung aßnahmen, die laut dem Aktionsplan für den Schutz er kritischen Infrastruktur, der „EU-Strategie der innen Sicherheit“ und der „Digitalen Agenda“ ausgebaut erden sollen, und befürwortet deshalb die Verlängeng des Mandats und den Ausbau der Europäischen gentur für Netzund Informationssicherheit, ENISA, ur europäischen IT-Sicherheitsagentur. Herr Liebich, haben Sie eine Nachfrage? – Bitte sehr. Vielen Dank, Herr Staatsminister. – Ich kann gut ver tehen, dass Sie sich nicht an Spekulationen beteiligen ollen. Ihre Antwort bezieht sich allerdings auf die loenswerte Defensive gegenüber Cyberangriffen. Die rage, die ich hier Bezug nehmend auf diesen Zeitungsrtikel aufgeworfen habe, lautet: Von wem kommen iese Cyberangriffe eigentlich? Ich erinnere mich gut an ie Debatten, die wir hier im Hause mit Blick auf die ATO-Strategie geführt haben. Da wurde fraktionsüberreifend die Frage aufgeworfen: Ist es eigentlich sinnoll, den Bündnisfall in Sachen Cyber War auszurufen? eshalb muss ich Sie an dieser Stelle schon noch einmal agen: Wie würde es die Bundesregierung bewerten, Stefan Liebich )

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708606000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708606100
Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708606200




(A) )

wenn sie erfahren würde, dass der wichtigste Bündnis-
partner in der NATO, nämlich die USA, in Zusammenar-
beit mit dem israelischen Geheimdienst an einem Cyber-
kriegsangriff beteiligt ist?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708606300


Wir haben in Lissabon hierzu eine sehr engagierte
Debatte geführt, und wir haben ein Höchstmaß an Über-
einstimmung auch mit den amerikanischen Freunden ge-
funden. Die amerikanischen Freunde haben selber davor
gewarnt, dieses Thema jetzt im Hinblick auf die Ent-
wicklung von Offensivkapazitäten zu dramatisieren. Sie
haben vielmehr dafür plädiert, den defensiven Charakter
unserer Bemühungen eindeutig in den Vordergrund zu
stellen. Alles andere, was man dazu jetzt sagen könnte,
ist reine Spekulation. Die wiederum hätte möglicher-
weise gefährliche Konsequenzen. Deswegen können Sie
nicht von mir erwarten, dass ich mich daran beteilige.


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Ich würde dann gern noch eine weitere Nachfrage stellen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708606400

Zunächst Frau Dağdelen.


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Okay!)



Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708606500

Herr Staatsminister, in diesem Zusammenhang kann

ich hier ja die dringliche Frage, die ich gestellt hatte, die
aber nicht zugelassen wurde, stellen. Es ging um die Ent-
hüllungen von WikiLeaks und Welt Online vom 21. Ja-
nuar. Demzufolge habe der Leiter der vom Bundeshaus-
halt finanzierten Stiftung Wissenschaft und Politik,
Volker Perthes,


(unerklärliche Explosionen, Unfälle, Computerangriffe etc.)


– darüber haben wir ja schon gesprochen: Stuxnet –

die effektiver wären als ein Militärschlag, dessen
Auswirkungen auf die Region furchtbar sein könn-
ten,

bezüglich Irans empfohlen. In diesem Zusammenhang
möchte ich Sie gerne fragen: Teilt die Bundesregierung
diese Auffassung, und welche Konsequenzen zieht sie
daraus vor dem Hintergrund, dass die SWP vom Bun-
deshaushalt finanziert wird?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708606600


Sie wird vom Bundeshaushalt mitfinanziert – das ist
ganz entscheidend –, und sie wird von der Regierung
und vom Parlament als Ratgeber außerordentlich ge-
schätzt. Das gilt für die von Ihnen genannte Person alle-
mal. Ich kenne die konkreten Äußerungen nicht. Deswe-
gen werde ich sie auch nicht bewerten.

Ich will aber auf jeden Fall sagen, dass wir auch Wert
darauf legen, dass es an der wissenschaftlichen Unab-
hängigkeit der Personen, die in der Stiftung für Wissen-
schaft und Politik arbeiten, keinen Zweifel gibt, sonst

w
te

e
A
n
k
V
g
fo
s
e
h
is
W
g
ic

d
n
g
in
k
in
g
d
M

F
d
p
m
Z
K
k
d

g
b
d

d
d
b
s
le

A

c
le
s

(C (D äre sie für uns alle, Parlament und Regierung, kein gur Ratgeber. (Zuruf der Abg. Sevim Dağdelen [DIE LINKE])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708606700

Die nächste Nachfrage. Kollege Aken.


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708606800

Herr Hoyer, um jetzt nicht zu spekulieren, möchte ich

rst einmal auf die Frage von offensiver und defensiver
usrichtung eingehen. Es gibt in Sachen Cyber War
ichts, was man als defensive Forschung einstufen
önnte. Wir haben das im Unterausschuss diskutiert. Ein
ertreter der Bundeswehr hat zugestimmt und eindeutig
esagt: In dem Moment, wo Sie im IT-Bereich defensiv
rschen, müssen Sie gleichzeitig auch offensiv for-

chen. Sie müssen sozusagen die Viren bzw. die Würmer
ntwickeln, gegen die Sie sich schützen wollen. – Das
eißt, die Trennung in Defensiv- und Offensivforschung
t hier genauso unmöglich wie bei den biologischen
affen. Das macht das Ganze natürlich zu einem richti-

en Problem für die Rüstungskontrolle; darauf komme
h gleich noch zurück.

Ein weiterer Punkt, der keine Spekulation ist: Wir re-
en hier jetzt nicht über IT-Sicherheit, sondern über ei-
en kleinen Ausschnitt davon. Das ist Cyber War. Es
eht bei Stuxnet ja um einen Virus bzw. einen Wurm, der
der realen Welt katastrophale Auswirkungen zeitigen

ann. Nach allem, was wir heute wissen, ist er technisch
der Lage, Ultrazentrifugen so aus dem Takt zu brin-

en, dass sie dabei möglicherweise sogar zerstört wer-
en, wodurch die Gefahr besteht, dass radioaktives
aterial freigesetzt wird. Es besteht außerdem die Be-
rchtung – diese ist noch nicht belegt –, dass sogar die

unktionsfähigkeit eines Atomkraftwerkes gestört wer-
en kann. Wir reden hier also über Viren, die katastro-
hale Auswirkungen auf die reale Welt haben können,
it möglicherweise Hunderten, Tausenden oder gar
ehntausenden betroffener Menschen. Diese Mittel zur
riegsführung müssen wir, was die Frage der Rüstungs-
ontrolle angeht, eigentlich genauso bewerten wie an-
ere Waffenarten auch.

Hieraus ergibt sich nun meine Frage an Sie, da Sie ja
erade den abrüstungspolitischen Bericht vorgelegt ha-
en: Welche Pläne verfolgt die Bundesregierung, um in
er Rüstungskontrolle solche Art von Cyberangriffen
ich rede nicht über IT-Sicherheit; ich rede nicht über

efensive Forschung, sondern über Rüstungskontrolle –,
ie in der realen Welt katastrophale Auswirkungen ha-
en, zu verhindern bzw. zu kontrollieren? Welche Vor-
tellungen haben Sie hierzu entwickelt? Welchen Beitrag
istet die Bundesregierung dazu?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708606900

Ich glaube, wir steigen jetzt in eine sehr grundsätzli-

he, teilweise sogar philosophische, auf jeden Fall intel-
ktuell sehr anregende Debatte über Grenzlinien zwi-

chen offensiven und defensiven Systemen ein, die im





Staatsminister Dr. Werner Hoyer


(A) )


)(B)

Cyberspace anders zu ziehen sind als zwischen Offen-
sive Counter-Air und Luftverteidigung. Hier sind die
Unterschiede eher klar, auch wenn man ein System, das
zur Luftverteidigung gedacht ist, auch einmal so anwen-
den kann, dass es dem Gegner schadet. In dem vorlie-
genden Bereich ist jedoch die Dimension der Verflech-
tung eine ganz andere. Deswegen kommt es darauf an,
welchen Rechtsrahmen man schafft.

Im Hinblick auf einen möglichen Angriff auf kritische
Infrastruktur in einem NATO-Land zum Beispiel müssen
wir uns die Frage stellen: Welchen Artikel des NATO-
Vertrages aktivieren wir? Wir haben ganz bewusst ge-
sagt, dass so ein Fall nicht automatisch ein Artikel-5-Fall
ist. Diese Schlussfolgerung wäre falsch und völlig vorei-
lig. Diese Fragen müssen wir diskutieren. Das ist ein
sehr schwieriger und großer Komplex, in den man ein-
steigen muss.

Ich kann aber gar nicht umhin, Ihnen zuzugestehen,
dass ich zumindest von der Wissensaufbereitung her gar
nicht unterscheiden kann, ob ein Wurm, den ich kennen
muss, um ihm entgegenzuwirken, nicht letztlich mögli-
cherweise auch eingesetzt werden könnte. Deswegen ist
die Frage, in welchem Rechtsrahmen wir uns bewegen,
von so entscheidender Bedeutung.

Hier stehen wir, wie ich glaube, am Beginn einer fas-
zinierenden Debatte, die uns in den nächsten Jahren
noch in ganz andere Dimensionen führen wird. Wir wür-
den uns aber etwas überheben, wenn wir versuchen
wollten, dies im Rahmen der Fragestunde des Deutschen
Bundestages zu lösen.


(Jan van Aken [DIE LINKE]: „Wann dann?“, ist die Frage!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708607000

Herr Liebich.


Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708607100

Herr Staatsminister, gerade weil wir am Anfang einer

derart wichtigen und schwierigen Debatte stehen, müs-
sen wir sie auch so intensiv führen.

Sie haben auf die wissenschaftliche Freiheit der Stif-
tung Wissenschaft und Politik hingewiesen. Diese An-
sicht teile ich natürlich. Herrn Perthes habe ich auch
durchaus geschätzt. Ich frage Sie aber noch einmal kon-
kret. Wir müssen uns dabei auch nicht auf WikiLeaks
beziehen. In der Welt vom 21. Januar 2011 war in einem
Zitat von Herr Perthes nachzulesen, dass er nach wie vor
der Auffassung ist, dass Sabotageakte gegenüber dem
Iran Militärschlägen vorzuziehen seien. Nun haben Sie
gesagt, es handele sich hierbei um einen wichtigen Rat-
geber für die Politik. Sie sind die Politik. Was sagen Sie
zu diesem Ratschlag?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1708607200


Ich sage zu diesem Ratschlag, dass ich eine militäri-
sche Option hier nicht sehe – und zu weiteren Optionen
nehme ich nicht Stellung.

le

ri
ta

m

d
te

n
n
B
re
z
d
h
s
S
m
F
d
w

m

Z
A
d

g
c
s
B
m
w

(C (D (Abg. Sevim Dağdelen [DIE LINKE] meldet sich zu einer weiteren Nachfrage)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708607300

Frau Kollegin Dağdelen, da Sie nicht selbst Fragestel-

rin sind, haben Sie nur die Möglichkeit einer Frage.

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Ministe-
ums des Innern. Zur Beantwortung steht der Parlamen-
rische Staatssekretär Dr. Ole Schröder bereit.

Ich rufe die Frage 4 des Kollegen Liebich auf:
Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der

Meldung, dass der deutsche Konzern Siemens mit seiner
Kompetenz und Arbeit faktisch in die Vorbereitung des Cyber-
angriffs einbezogen wurde?

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708607400

Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse vor,

ass Siemens irgendwie in die Vorbereitung des genann-
n Cyberangriffs einbezogen wurde.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708607500

Haben Sie eine Nachfrage?


Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708607600

Ja, natürlich habe ich dazu eine Nachfrage. – Ich kann

ichts dagegen tun, dass Sie sagen, darüber wüssten Sie
ichts. Aber ich kann Sie natürlich fragen, wie Sie als
undesregierung die Risiken beurteilen und ob Sie be-
it sind, mit der Firma Siemens auch über diese Risiken

u sprechen, die darin bestehen, eine Atomanlage, um
ie es sich ja handelt – wir führen in Deutschland ohne-
in eine Debatte darüber, ob diese Anlagen sicher genug
ind –, durch einen Computervirus lahmzulegen. Sehen
ie diese Risiken, und sind Sie bereit, mit der Firma Sie-
ens darüber ins Gespräch zu kommen, damit auch die
irma Siemens diese Risiken sieht und darauf achtet,
ass sie nicht in entsprechende Vorhaben einbezogen
ird?

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708607700

Wir sehen diese Risiken nicht.


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Aha!)


u genau diesen Fragen haben wir auch schon in einer
ntwort schriftlich Stellung genommen und ausgeführt,
ass diese Risiken nicht vorhanden sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708607800

Herr van Aken.


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708607900

Herr Schröder, so geht das nicht. Wir haben vor eini-

en Wochen eine Frage gestellt und darauf die schriftli-
he Antwort bekommen, dass Siemens das nicht wis-
entlich gemacht habe, sondern unwissentlich. Diese
undesregierung hat also offensichtlich sehr wohl Infor-
ationen darüber, was Siemens in Idaho gemacht hat,
as Siemens nicht in Idaho gemacht hat, ob Siemens





Jan van Aken


(A) )


)(B)

– wissentlich oder nicht wissentlich – Informationen
über Schwachstellen in seinem Computersystem weiter-
gegeben hat oder ob Siemens das nicht getan hat. Dann
können Sie hier doch nicht einfach sagen: Wir wissen
gar nichts darüber. – Das ist ein Widerspruch, den Sie
einmal intern aufklären müssen. Ich halte das für ein
schlechtes Beispiel von Informationspolitik der Bundes-
regierung.

Auch wenn Sie persönlich jetzt nichts darüber wissen,
ob Siemens da irgendetwas gemacht hat oder nicht, frage
ich Sie: Wenn das Unternehmen Siemens Informationen
weitergegeben hat, die dazu geführt haben, dass eine
derart gefährliche Waffe, die in der realen Welt Tausende
oder sogar Zehntausende von Menschen bedrohen
könnte, entwickelt werden konnte, handelt es sich dabei
um einen Rüstungsexport, der meiner Ansicht unter das
Außenwirtschaftsgesetz fällt. Das heißt, dass es dafür
eine Rüstungsexportgenehmigung geben müsste. Liegt
diese Rüstungsexportgenehmigung vor, oder liegt sie
nicht vor?

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708608000


Die Steuerungssysteme von Siemens sind ja nicht
über eine Schwachstelle des Siemens-Systems fehlge-
steuert worden, sondern über eine Schwachstelle im
Windows-Betriebssystem. Selbstverständlich hat das
BSI direkt nach Bekanntwerden von Stuxnet mit Sie-
mens Kontakt aufgenommen und genau diese Fragen
diskutiert. Uns ist nicht bekannt, dass Siemens daran be-
teiligt war, dass es zur Entwicklung eines solchen Virus
gekommen ist. Insofern kann ich Ihre Fragen auch nicht
nachvollziehen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708608100

Frau Dağdelen.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708608200

Nachdem wir nun aufgeklärt haben, dass die Bundes-

regierung doch Kenntnis von der Sache mit Siemens hat
– schon aufgrund der schriftlichen Beantwortung der
von meinem Kollegen Jan van Aken erwähnten Frage –,
würde ich hier gerne noch einmal die eigentliche Frage
stellen. Nachdem Sie gesagt haben, dass das mit dem
Windows-Betriebssystem zusammenhängt, möchte ich
gerne wissen, ob die Bundesregierung aufgrund von Ak-
tivitäten – vielleicht auch nachrichtendienstlicher, wenn
es sie denn gegeben hat – Schlussfolgerungen gezogen
hat oder ziehen wird – vielleicht ist man ja noch im Klä-
rungsprozess –, wie man künftig mit solchen Fällen um-
geht. Sie werden wohl zustimmen können, dass man,
auch wenn es nicht wissentlich oder willentlich gesche-
hen ist, trotzdem dafür Sorge tragen muss, dass das in
Zukunft nicht mehr vorkommt. Welche Aktivitäten hat
die Bundesregierung in dieser Hinsicht entfaltet?

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708608300


Es ist eine ständige Aufgabe, insbesondere des Bun-
desamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, un-
sere Infrastruktur sicher zu machen und dafür zu sorgen,

d
is
s
d
z
S
im

d
V
d
re
d
K
g
n
te
e
d
d
d

m

k
d
W
n
h

m

d
z
E
ra
b
P
k
s
d

(C (D ass sie nicht offen für solche Schadprogramme ist. Das t eine technische Aufgabe, der wir uns alle stellen müs en; aber insbesondere das Bundesamt für Sicherheit in er Informationstechnik hat hier besondere Kompetenen und arbeitet täglich daran, mögliche Einfallstore für chadsoftware zu identifizieren und die Unternehmen entsprechenden Fall zu warnen. Herr Liebich. Herr Staatssekretär, es geht in diesem Fall gar nicht arum, dass wir uns vor Angriffen schützen müssen. ielmehr geht es darum, dass unter Umständen eine eutsche Firma an einem Angriff gegenüber einem anden Land beteiligt ist. Sie haben gesagt, das werde stän ig überprüft. Deshalb frage ich Sie mit Blick auf die onsequenzen für die Rüstungsexporte: Ist es nicht anesichts dieses neuen Themas an der Zeit, die Richtliien für den Rüstungsexport dahin gehend zu überarbein, dass künftig nicht mehr nur Panzer oder Raketen ine besondere Behandlung erfahren, sondern auch für en Fall eines Cyber War neue Regeln geschaffen weren, die dann auch strenger als bisher überwacht weren? D Ich hatte Ihnen bereits gesagt, dass uns überhaupt eine Erkenntnisse vorliegen, dass Siemens in Bezug auf ie Vorbereitungen der Cyberangriffe in irgendeiner eise einbezogen wurde. Von daher macht es auch kei en Sinn, jetzt Schlussfolgerungen aus der These zu zieen, dass Siemens doch einbezogen worden sei. Jetzt kommen wir zur Frage 5 der Kollegin Kolbe: Mit welchen konkreten Zielen und Forderungen wird die Bundesregierung in den Verhandlungen in der EU auftreten, um im Sinne der deutschen Wirtschaft und der Arbeitnehmer/ Arbeitnehmerinnen Nachbesserung am Kommissionsvorschlag „Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bedingungen für die Einreise und den Aufenthalt von Drittstaatsangehörigen zwecks Ausübung einer saisonalen Beschäftigung“ und „Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bedingungen für die Einreise und den Aufenthalt von Drittstaatsangehörigen im Rahmen einer konzerninternen Entsendung“ zu erzielen? D Die Verhandlungen zu den Richtlinienvorschlägen er Kommission zu Saisonarbeitnehmern und zu konerninternen Entsendungen stehen noch am Anfang. Auf bene der Ratsarbeitsgruppe „Migration“ haben die Betungen im September 2010 begonnen. Das Meinungs ild unter den Mitgliedstaaten ist noch uneinheitlich, die osition des Europäischen Parlaments bisher nicht beannt. Aus Sicht der Bundesregierung bilden die Vorchläge der Kommission eine akzeptable Grundlage für ie Verhandlungen im Rat und zwischen Rat und Euro Parl. Staatssekretär Dr. Ole Schröder )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708608400
Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708608500
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708608600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708608700
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708608800




(A) )

päischem Parlament. Sie unterstützt insbesondere die
Zielsetzung der Intra-corporate-transferees-Richtlinie,
die konzerninterne Entsendung von Führungskräften
oder Fachkräften mit unternehmensspezifischen Kennt-
nissen in Unternehmen der Europäischen Union zu er-
leichtern. Bei der Ausgestaltung im Einzelnen besteht je-
doch noch Klärungs- und Änderungsbedarf. Daher
beteiligt sich die Bundesregierung konstruktiv an den
Beratungen und versucht, möglichst viele Mitgliedstaa-
ten für die deutschen Anliegen zu gewinnen.

Über ihre Verhandlungsposition und den Fortgang der
Beratungen auf Ratsebene unterrichtet die Bundesregie-
rung den Deutschen Bundestag regelmäßig entsprechend
den einschlägigen Vorgaben wie zum Beispiel in der
vorletzten Sitzung des Innenausschusses. Die Bundesre-
gierung setzt sich bei beiden Richtlinien insbesondere
dafür ein, dass die Mitgliedstaaten ausreichend Hand-
lungsspielraum für eine arbeitsmarktorientierte Steue-
rung der Zuwanderung auf nationaler Ebene haben. Zu-
dem achtet die Bundesregierung darauf, dass sowohl
Arbeits- und Sozialstandards gewahrt werden als auch
die Systeme der sozialen Sicherung nicht unangemessen
belastet werden. Wichtig ist uns außerdem, dass neue
Bürokratiekosten vermieden werden, die zum Beispiel
durch die Einführung eines neuen Aufenthaltstitels oder
die Pflicht zur Übermittlung detaillierter Statistiken ent-
stehen würden.

Bei der Richtlinie zur konzerninternen Entsendung ist
noch unklar, wie das Zulassungsverfahren genau ausge-
staltet werden soll. Zuletzt haben im Abstand von einem
Monat sowohl der belgische als auch der ungarische
Ratsvorsitz jeweils einen vollständig überarbeiteten Vor-
schlag zur Ausgestaltung des Verfahrens gemacht. Schon
daran ist erkennbar, dass das Zulassungsverfahren viele
Fragen aufwirft und noch eingehender Beratung bedarf.
Aus Sicht der Bundesregierung ist es wichtig, dass den
Mitgliedstaaten ausreichende Kontrollmöglichkeiten
verbleiben, sowohl bei der Entsendung eines ICT von ei-
nem Drittstaat in einen Mitgliedstaat als auch bei der
Weiterentsendung von einem Mitgliedstaat in einen an-
deren Mitgliedstaat.

Bei der Richtlinie zu Saisonarbeitnehmern setzt sich
die Bundesregierung insbesondere dafür ein, dass eine
mitgliedstaatliche Steuerung der Zuwanderung mit Blick
auf einzelne Drittstaaten und auf bestimmte Branchen
sowie Kontingentierungen möglich bleiben. Insgesamt
sollte klargestellt werden, dass ein Anspruch auf Zulas-
sung nicht besteht, sondern dass die Entscheidung im Er-
messen der Mitgliedstaaten verbleibt. Zudem sollte die
nationale Verfahrensautonomie nicht unnötig einge-
schränkt werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708608900

Frau Kolbe, haben Sie eine Nachfrage? – Bitte sehr.


Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1708609000

Herr Staatssekretär Dr. Schröder, erst einmal vielen

Dank für Ihre ausführliche Antwort. Eine solch detail-
lierte Antwort ist auch angemessen im Hinblick auf die
Bedeutung der Sachfragen, die wir hier besprechen. Die

R
g
m
b
n
s
u

a
e
e
u
n
E
a
w
a
d
T
v
P
m
F
z

g

V

m

s
d
e
k
te
w
v

S
d
C
d
D
g
b
n
s
M
m
W
n
d

(C (D ichtlinien, die die Zuwanderung aus Drittstaaten reeln, haben weitgehende Auswirkungen auf die Arbeitsarktund Lohnpolitik in Deutschland. Insbesondere ei der konzerninternen Entsendung ist es ja so, dass inerhalb eines Konzerns Personen aus Drittstaaten entandt werden, ohne dass die dazugehörigen Sachbegriffe nd Termini definiert sind. Ich möchte zu einem speziellen Punkt, den Sie schon ngesprochen haben, nachfragen. Es ist so, dass Weiterntsendungen von einem europäischen Mitgliedstaat in inen anderen Mitgliedstaat bisher durchaus möglich sind nd dass für den Fall die Bedingungen der Richtlinie icht gelten. Das heißt, Deutschland hat die Möglichkeit, influss auf die Entsendung zu nehmen. Deutschland hat ber kein Mitspracherecht mehr, wenn es darum geht, elche Drittstaatenangehörigen von anderen EU-Staaten us weiterentsandt werden können. Das würde dem wiersprechen, was die Bundesregierung letzte Woche zum hema reglementierte Zuwanderung von Fachkräften orgetragen hat. Da hat man sich vehement gegen ein unktesystem ausgesprochen. Hier wird einer nichtregleentierten Zuwanderung – zugegebenermaßen auch von achkräften – Tür und Tor geöffnet, ohne die Möglichkeit u haben, über die Löhne mitzubestimmen. Welche Verhandlungsposition vertritt die Bundesreierung in diesem Punkt genau? Wird zum Beispiel berwortet, nicht mehr eine Entsendung, sondern eine ersetzung anzustreben? D Um auf Ihre Befürchtung, dass es über die Weiterent endung durch andere Mitgliedstaaten zu einem Lohnumping kommen kann, einzugehen, will ich sagen, dass s uns wichtig ist, eine eigene Prüfung vornehmen zu önnen. Es gibt also keinen Automatismus bei der Weirwanderung nach Deutschland. Auf diese Weise können ir laxe Zulassungsbedingungen anderer Mitgliedstaaten erhindern. Das ist unsere klare Verhandlungsposition. Herr Kilic, bitte. Sehr geehrter Herr Staatssekretär, nach heutigem tand lässt der Richtlinienvorschlag der Kommission zu, ass ein deutscher Konzern in einem Drittstaat wie hina ein Tochterunternehmen gründen kann und von ort aus Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach eutschland konzernintern entsenden kann. Nach einer ewissen Zeit kann er diese Arbeitnehmerinnen und Areitnehmer durch eine Gruppe anderer Arbeitnehmerinen und Arbeitnehmer austauschen. Würden Sie mir zutimmen, dass eine solche Regelung den Konzernen die öglichkeit eröffnet, ohne Rücksicht auf den Arbeitsarkt eines Mitgliedstaats selbstständig zu operieren? äre eine Einwanderung nach einem Punktesystem icht viel besser, weil dann das Land die Steuerung, was en Arbeitsmarkt betrifft, in der eigenen Hand behält? )

Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708609100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708609200
Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708609300




(A) )

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708609400


Sinn und Zweck dieser Richtlinie ist ja, es den Kon-
zernen zu ermöglichen, relativ bürokratiearm beispiels-
weise notwendige Führungskräfte aus einem Drittstaat
für gewisse Zeit nach Deutschland einwandern zu las-
sen. Das ist nach deutschem Recht ja schon sehr einfach
möglich. Ein Punktesystem wäre hier ein Rückschritt.
Das würde das Ganze viel mehr erschweren. Insofern ist
für mich nicht nachvollziehbar, dass Sie jetzt das Punk-
tesystem ins Spiel bringen. Wichtig ist für uns, dass es
nicht zu einem Lohndumping kommt und dass das, was
Sie eben beschrieben haben, genau nicht passiert, dass
nämlich eine Unternehmung eines Konzerns in einem
Drittland Arbeitskräfte einstellt, um sie dann gleich nach
Europa weiterzuentsenden. Hier müssen in der Richtli-
nie entsprechende Schranken eingezogen werden, zum
Beispiel in Form einer Regelung, dass dieser Beschäf-
tigte schon eine gewisse Zeit im Konzern beschäftigt
sein muss. Zurzeit wird vorgeschlagen, hierfür in der
Richtlinie eine Frist von zwölf Monaten vorzusehen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708609500

Frau Kolbe.


Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1708609600

Weiterer Bestandteil der Richtlinie in der jetzigen

Form ist, dass vor allen Dingen Flächentarifverträge,
also Mindestlöhne und großflächige Tarifverträge, für
Personen, die zum Beispiel konzernintern entsandt wer-
den, zur Anwendung kommen sollen. Wie würden Sie
die Situation angesichts dessen einschätzen, dass es in
den neuen Bundesländern in vielen Bereichen keine Flä-
chentarifverträge gibt, sondern maximal Haustarifver-
träge, und in vielen Betrieben noch nicht einmal Hausta-
rifverträge? Wie wird die Bundesregierung vorgehen,
um weiterem Lohndumping in dieser Bevölkerungs-
gruppe und bei Personen, die in solche Betriebe entsandt
werden, vorzubeugen?

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708609700


Es ist wichtig, dass wir Lohndumping verhindern.
Wir wollen verhindern, dass durch diese Richtlinie Bil-
ligbeschäftigte, nur weil sie in einem Konzern mit Un-
ternehmungen in einem Drittland beschäftigt sind, nach
Deutschland kommen. Dafür ist es notwendig, wie be-
reits gesagt, dass wir die Arbeitsbedingungen bei der
Wanderung prüfen. Dafür setzen wir uns bei den Ver-
handlungen über die Richtlinie ein. Zunächst gelten bei
der ersten Einreise die Bedingungen des Staates, in dem
derjenige, der nach Europa kommt, innerhalb des Kon-
zerns das erste Mal beschäftigt ist.

Die eigentliche Frage ist: Wie kann man verhindern,
dass derjenige einfach innerhalb des Konzerns nach
Deutschland weiterwandert und es dann unter Umstän-
den bei uns zu Lohndumping kommt? Es bedarf einer er-
neuten Prüfung durch die deutschen Behörden, damit ge-
nau das verhindert wird.

z

R
z
e
U
te
n
g
d
R
g
b
d

h
d
le

g
w
ro
z

m

in
m
w
h
P
d
m
fa
a
n
L

K

m

in
Z
§
d
v

(C (D Frau Dağdelen. Es wird ja nicht nur befürchtet, dass es durch diese wei Richtlinien zu Lohndumping kommt, sondern berchtet wird auch eine Schlechterstellung bezüglich der echte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, um Beispiel auch im Zusammenhang mit der Konzernntsenderichtlinie, dass Unternehmen Beschäftigte aus nternehmensteilen in Drittstaaten in Unternehmensile innerhalb der Europäischen Union schicken könen, für die dann aber die Bestimmungen und Regelunen des betreffenden Drittstaats gelten. Das hieße, dass as Herkunftslandprinzip der ursprünglichen Bolkesteinichtlinie, der Dienstleistungsrichtlinie gelten würde, egen das die Gewerkschaften und viele andere Verände ja Sturm gelaufen sind und das erst einmal verhinert wurde. Deshalb sind meine Fragen in diesem Zusammenang: Erstens. Wie wollen Sie eigentlich sicherstellen, ass dieses Herkunftslandprinzip, das wir ja nicht woln, verhindert wird? Das Zweite ist: Wie wollen Sie auch vor dem Hinterrund der Arbeitnehmerfreizügigkeit, die ab Mai gelten ird, sicherstellen, dass durch solche Richtlinien der Eupäischen Kommission nicht zusätzlich Lohnoder So ialdumping befördert wird? D Schon jetzt ist es möglich, bestimmte Geschäftsteile ein anderes Land auszulagern. Das werden wir auch it dieser Richtlinie nicht verhindern. Für uns ist es ichtig, dass wir die Standards, die wir in Deutschland aben, sichern. Das erreichen wir, indem wir eine eigene rüfung vornehmen und einen Automatismus verhinern. Das entspricht unserer Verhandlungslinie, die wir it Nachdruck verfolgen werden. Wir sind jetzt am Anng; viele Fragen sind noch offen. Das sehen Sie schon llein daran, dass sich das Europäische Parlament dazu och nicht geäußert hat. Wir werden die Fragen im aufe des Verhandlungsverfahrens klären. Damit kommen wir zur Frage 6 des Kollegen Memet ilic: Ist die Bundesregierung der Auffassung, das Punktesys tem sei ein klassisch sozialistischer Zuteilungsansatz, und, wenn ja, warum hat sie dann die Einwanderung von Jüdinnen und Juden aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion durch ein Punktesystem geregelt? D Aus Sicht der Bundesregierung ist ein Vergleich des der Frage angesprochenen Punktesystems mit dem uwanderungsverfahren für jüdische Zuwanderer nach 23 Abs. 2 des Aufenthaltsgesetzes nicht zielführend, a Letzteres nicht dem Migrationsziel der Anwerbung on Fachkräften dient, sondern der „Wahrung besonders Parl. Staatssekretär Dr. Ole Schröder )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708609800
Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708609900
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708610000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708610100
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708610200




(A) )

gelagerter politischer Interessen der Bundesrepublik
Deutschland“.

Im Hinblick auf die Geeignetheit eines Punktesys-
tems zur Steuerung des Fachkräftezuzugs werden derzeit
im politischen Raum unterschiedliche Standpunkte arti-
kuliert. Innerhalb der Regierungskoalition finden Ge-
spräche über die Frage des Regelungsbedarfs im Hin-
blick auf die Fachkräftemigration statt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708610300

Herr Kilic.


Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708610400

Vielen Dank für die Beantwortung. – Kollege Dr. Uhl

von der Fraktion der CDU/CSU meinte in der Parla-
mentsdebatte vom 20. Januar hinsichtlich unseres Antra-
ges zur Einführung eines Punktesystems, so etwas sei
letztlich „ein klassisch sozialistischer Zuteilungsansatz“.
Teilen Sie diese Einschätzung von Herrn Uhl?

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708610500


Herr Uhl hat sich zu einem von Ihnen beantragten
Punktesystem im Bereich der Fachkräftemigration geäu-
ßert. Er wollte mit dieser Äußerung deutlich machen,
dass ein Punktesystem wesentlich bürokratischer als das
jetzige System ist, weil das Punktesystem vom Staat um-
gesetzt werden muss, weil Kontingente festgelegt wer-
den müssen und weil eine Bürokratie benötigt wird, um
das Punktesystem auszuführen und die zu verteilenden
Punkte zu gewichten. Darum ging es bei der Aussage
des Kollegen Uhl.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708610600

Herr Kilic, Sie haben eine weitere Nachfrage.


Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708610700

Kann man dann nicht feststellen, dass die Bundesre-

publik Deutschland schon einmal den klassisch sozialis-
tischen Verteilungsansatz angewandt hat?

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1708610800


Dieses Punktesystem wird nur in einem kleinen Be-
reich angewandt, nämlich bei der Feststellung der Inte-
grationsprognose. Da findet ein gewichtetes Punktesys-
tem Anwendung. Das ist aber nicht mit der Frage
vergleichbar, ob wir für die Fachkräftezuwanderung ein
Punktesystem brauchen oder nicht.

Wir setzen uns für ein möglichst unbürokratisches
System ein. Für uns ist es wichtig, dass wirklich die
Fachkräfte nach Deutschland kommen, die am Ende ei-
nen Arbeitsplatz finden. Wir wollen nicht, dass Fach-
kräfte angeworben werden und über ein Punktesystem
einfach nach Deutschland kommen, ohne sicherzustel-
len, dass für sie Arbeitsplätze vorhanden sind, denn da-
durch würde am Ende mehr Arbeitslosigkeit entstehen.

w

m
la
g

w
K

M

m

s
e
U
L
d
p

s
h
te
S
s
u

m
e
w
p
li
in
w

la
a
L
d

(C (D Die Fragen 7 und 8 des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert erden schriftlich beantwortet. Damit verlassen wir diesen Geschäftsbereich. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums der Justiz. Zur Beantwortung steht der Parmentarische Staatssekretär Dr. Max Stadler zur Verfüung. Die Frage 9 des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele ird ebenso wie die Frage 10 der Abgeordneten Katja eul schriftlich beantwortet. Wir kommen zur Frage 11 des Kollegen Jerzy ontag: Welche Auffassung vertritt die Bundesregierung in der Frage, wie viele Fälle von der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom 13. Januar 2011 (Beschwerdenummer 6587/04)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708610900
gen Medienberichten das Urteil vom 13. Januar 2011 nicht
mehr als die 20 Fälle derer betreffen soll, die derzeit in nach-

(vergleiche Süddeutsche Zeitung vom 13. Januar 2011)

Berichten nicht weniger als „Tausende Strafgefangene“ be-
troffen sind, die die formellen Voraussetzungen nachträglicher
Sicherungsverwahrung auch nach der Reform der Sicherungs-

(vergleiche Kreuzer, in: Zeit Online vom 14. Januar 2011)


D
Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1708611000

Herr Kollege Montag, bei der in Ihrer Frage ange-

prochenen Entscheidung vom 13. Januar 2011 handelt
s sich um eine Einzelfallentscheidung. Sie betrifft die
nterbringung des Beschwerdeführers aufgrund eines
andesgesetzes, das aber bereits im Jahr 2004 vom Bun-
esverfassungsgericht wegen eines Verstoßes gegen Kom-
etenznormen für verfassungswidrig erklärt wurde. Zu-
llig handelt es sich im Übrigen um einen Fall, der

einen Ausgang beim Landgericht Passau genommen
atte, dem ich früher angehört habe. Mit den Vorschrif-
n über die nachträgliche Sicherungsverwahrung im
trafgesetzbuch nach § 66 b StGB befasst sich die Ent-
cheidung dagegen nicht, sodass keine weiteren Fälle
nmittelbar betroffen sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708611100

Herr Montag, Sie haben eine Nachfrage? – Bitte sehr.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708611200

Danke, Frau Präsidentin. – Herr Kollege Stadler, ich

uss Sie korrigieren: In dem betreffenden Fall M. ging
s erstmals um eine Entscheidung über Sicherungsver-
ahrung nach bayerischem Recht, aber zu diesem Zeit-
unkt ging es um eine Entscheidung über eine nachträg-
che Sicherungsverwahrung nach altem Recht; denn
zwischen war der Strafgefangene bzw. Sicherungsver-
ahrte schon übergeführt worden.

Aber das war nicht der Sinn und auch nicht der Wort-
ut meiner Frage. Auf meine Frage haben Sie nicht ge-

ntwortet. Bei der Frage 11, jedenfalls nach meiner
iste, ging es um Folgendes: Die Bundesregierung hat
ie nachträgliche Sicherungsverwahrung zum 1. Januar





Jerzy Montag


(A) )


)(B)

2011 geändert und radikal für die Zukunft zusammen-
geschnitten. Teilt die Bundesregierung die Auffassung,
dass es sich nach dieser Reform in der Zukunft nur noch
um die Fälle von 20 bis 30 Personen handeln wird, die
mit dem Problem der nachträglichen Sicherungsverwah-
rung konfrontiert sein werden? Oder wird es sich um
Tausende von Fällen auf Jahrzehnte hinaus handeln, wie
in der Presse in den letzten Tagen zu lesen war? Das war
der Wortlaut meiner Frage.

D
Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1708611300


Lieber Herr Kollege Montag, darauf gehe ich gerne
ein. Zunächst haben Sie zu Recht dargestellt, dass die
Bundesregierung das Rechtsinstitut der nachträglichen
Sicherungsverwahrung sehr kritisch bewertet hat. Die
nachträgliche Sicherungsverwahrung ist bekanntlich
während der Regierungszeit von SPD und Grünen ab
dem Jahr 2004 eingeführt worden. Wir waren der Auf-
fassung, dass sie sich nicht bewährt hat, und haben sie
daher pro futuro abgeschafft. Allerdings hat eine Mehr-
heit des Bundestages auf Vorschlag unseres Hauses die
Entscheidung getroffen, dass sie für Altfälle weiterhin
gelten soll.

Nun haben Sie auf Zahlen rekurriert, die unter ande-
rem von Professor Kreuzer in einem Aufsatz erwähnt
worden sind. Dazu habe ich folgende Erkenntnisse: In
der Tat ist die nachträgliche Sicherungsverwahrung nur
in ungefähr 20 Fällen angeordnet worden. Dabei handelt
es sich immer um sogenannte Altfälle, bei denen die ent-
sprechenden Taten und Verurteilungen vor dem von Rot-
Grün eingeführten Rechtsinstitut der nachträglichen Si-
cherungsverwahrung lagen. Darüber hinaus ist selbstver-
ständlich denkbar, dass es weitere Altfälle aus der Zeit
vor 2004 gibt, bei denen bisher noch keine nachträgliche
Sicherungsverwahrung beantragt oder entschieden wor-
den ist, und dass es zudem eine weitere Gruppe von Fäl-
len einer nachträglichen Sicherungsverwahrung geben
kann, nämlich die sogenannten Neufälle aus dem Zeit-
raum von 2004 bis 31. Dezember 2010. Zu diesem Zeit-
punkt haben wir das Rechtsinstitut abgeschafft.

Es liegen uns keine belastbaren Erkenntnisse darüber
vor, wie viele Fälle das insgesamt sind. Herr Professor
Kreuzer hat sich bei seiner Aussage, dass es sehr viele
Fälle sein könnten, auf die formellen Voraussetzungen
bezogen. Das ist zutreffend. Hinzukommen musste aber,
dass sogenannte Nova, neue Tatsachen, während der
Haftzeit entstanden waren und eine Gefährlichkeitspro-
gnose gestellt werden musste. Hier gelten aber nicht
mehr alle Tatbestände, die früher einmal gegolten haben.
Da das Verfahren also mehrere Faktoren umfasst, kann
man keine präzise Vorhersage treffen, wie viele solcher
Anordnungen aufgrund alten Rechts noch getroffen wer-
den könnten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708611400

Herr Montag, Sie haben eine weitere Nachfrage? –

Bitte sehr.

H
F
ru
w
g
2
s
n
s
d

im
S
1

h
W
V
w
li
s

d
m

m

d
c
te
m
S
lu
a
e


n
n
b
fo
s

n
v
b

g

(C (D Eine weitere Nachfrage habe ich, Frau Präsidentin. – err Kollege Stadler, ich persönlich und auch meine raktion stimmen der Einschätzung der Bundesregieng zu, dass sich die nachträgliche Sicherungsverahrung nicht bewährt hat. Es ist richtig – wir haben die leichen Zahlen –, dass sie in nicht mehr als 20 bis 5 Fällen angewandt worden ist. Wir wären froh geween, wenn die Bundesregierung oder die Koalition die achträgliche Sicherungsverwahrung nicht nur ad futurum, ondern auch für die Fälle, die Sie zum Schluss geschilert haben, abgeschafft hätte. Ich frage Sie ganz konkret: Wir haben einen Täter, der November 2010 mehrere einschlägige schwerste traftaten begeht. Diese Taten werden dem Täter erst in 4 Jahren zugerechnet. In 14 Jahren bekommt der Täter r diese Taten dann eine Strafe von 14 Jahren. Von eute aus gesehen in 28 Jahren soll er entlassen werden. enn kurz vor der Entlassung in 28 Jahren die formellen oraussetzungen für eine nachträgliche Sicherungsverahrung gegeben sind – es Nova gibt und die Gefährchkeitsprognose durch zwei Sachverständige untertützt wird –, würde das, wenn wir nichts ändern, dazu hren, dass die nachträgliche Sicherungsverwahrung, ie die Koalition jetzt abgeschafft hat, in 28 Jahren imer noch angewendet wird? Stimmen Sie dem zu? D Herr Kollege Montag, über diese Frage haben wir bei er Reform der Sicherungsverwahrung vor wenigen Wohen hier im Plenum, im Ausschuss und in Berichterstatrgesprächen ausführlich gesprochen. Es liegt nun einal im Wesen eines Stichtags, ab dem man ein neues ystem einführt, dass ein altes System und alte Regengen weiter gelten können. Sie haben versucht, ein rgumentum ad absurdum aufzubauen; das ist immer ine starke Argumentationsfigur. In der Tat waren wir uns bei unserer Entscheidung daber im Klaren, dass man Fälle bilden kann, bei denen och für einen längeren Zeitraum die Möglichkeit der achträglichen Anordnung einer Sicherungsverwahrung esteht, da das alte Recht noch bis zu dem Zeitpunkt rtgilt, ab dem wir es durch ein völlig neues System er etzt haben. Ob es in einem solchen Fall wirklich zu einer Anordung kommen würde, kann jetzt natürlich noch niemand orhersagen. Das hängt von vielen Faktoren ab. Sie haen einige zu Recht aufgezählt. Dann kommen wir zu Frage 12, ebenfalls des Kolle en Montag: Mit welcher Begründung wird die Bundesregierung gegen das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom 13. Januar 2011 wonach die nachträgliche Sicherungsverwahrung nicht mit der Europäischen Menschenrechtskonvention vereinbar ist, Beschwerde einlegen (vergleiche entsprechende Äußerungen aus der Fraktion der CDU/CSU, dpa vom 13. Januar 2011)

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708611500
Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1708611600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708611700

Herr Staatssekretär.






(A) )


)(B)

D
Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1708611800


Es geht wieder um denselben Vorgang, und Herr Kol-
lege Montag will wissen, mit welcher Begründung die
Bundesregierung Beschwerde einlegen wird. Es ist
erneut darauf hinzuweisen, dass es sich bei dieser Ent-
scheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschen-
rechte vom 13. Januar 2011 um eine Einzelfallentschei-
dung gehandelt hat, die sich, wie ich vorhin schon
dargestellt habe, auf ein vom Bundesverfassungsgericht
für verfassungswidrig erklärtes Landesgesetz bezogen
hat.

Das spricht dafür, dass man keinen Rechtsbehelf da-
gegen einlegt. Aber die Bundesregierung hat noch nicht
abschließend entschieden, ob sie einen Rechtsbehelf ein-
legen wird oder nicht. Demgemäß vermag ich die Frage
nach der Begründung jetzt nicht zu beantworten, da auch
die Möglichkeit besteht, dass gar kein Rechtsbehelf ein-
gelegt wird.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708611900

Herr Montag, eine Nachfrage?


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708612000

Ja, eine Nachfrage habe ich dazu. Es ist erfreulich,

dass die Bundesregierung diese Frage noch prüft und
sich nicht vorschnell festgelegt hat, wie wir es in der
Presse als Forderung der Koalition gelesen haben.

Ich frage Sie, Herr Kollege Stadler, ob folgende Tat-
sachen bei dieser noch zu fällenden Entscheidung eine
Rolle spielen werden: Der Europäische Gerichtshof für
Menschenrechte hat ja in der allseits bekannten Ent-
scheidung zur Sicherungsverwahrung vom Dezember
2009 die Bundesrepublik Deutschland verurteilt. Die
Bundesregierung ist entgegen dem Rat vieler Fachleute
in die Beschwerde gegangen. Im Mai 2010 mussten wir
feststellen, dass die Große Beschwerdekammer die Be-
schwerde der Bundesrepublik Deutschland bzw. der
Bundesregierung nicht einmal zur Sachentscheidung an-
genommen hat.

Danach hat die damalige deutsche Richterin am Euro-
päischen Gerichtshof für Menschenrechte Renate Jaeger
in der deutschen Presse ein Interview gegeben, in dem
sie zum Verhalten der Bundesregierung bei der Einle-
gung von Beschwerden sagt: Wir werden so lange ent-
scheiden, bis die deutsche Regierung begriffen hat. Wer-
den diese Überlegungen eine Rolle spielen, wenn es
darum geht, eventuell wieder Beschwerde gegen die
Entscheidung einzulegen?

D
Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1708612100


Herr Kollege Montag, bei der Entscheidung aus dem
Jahr 2009, die Sie erwähnt haben, ging es um einen
Sachverhalt, bei dem der Europäische Gerichtshof für
Menschenrechte einen Verstoß gegen das Rückwir-
kungsverbot angenommen hat. Bei dem gleichen Sach-
verhalt hatte zuvor das Bundesverfassungsgericht einen
solchen Verstoß gegen das Rückwirkungsverbot nicht

a
F
u
g
w
s
w
w

s
P
e
s
d

E
te
o
m
m
g

F

m
g
K

s

d

ru
B
v
a
S
s

N

d
d
m
d

(C (D ngenommen. Es handelte sich um eine grundlegende rage, bei der zwei höchst angesehene oberste Gerichte nterschiedliche Entscheidungen getroffen haben. Ich laube, dass die Bundesregierung nicht dafür getadelt erden kann, dass sie mit einem Rechtsbehelf diese chwierige, vom Bundesverfassungsgericht anders beertete Frage einer endgültigen Klärung zuführen ollte. Sie haben zu Recht erwähnt, dass es bei dieser Entcheidung geblieben ist. Am 13. Januar 2011 sind andere arallelfälle entschieden worden. In diesen Fällen bietet s sich an, keinen Rechtsbehelf einzulegen, weil so getaltete Fälle schon im Jahr 2009 rechtskräftig entschieen worden sind. Bei dem anderen Fall, dem Fall aus Passau, hängt die ntscheidung davon ab, ob man ihn als Einzelfall bewert, der für die Zukunft keine besondere Bedeutung hat, der ob man ihm eine grundsätzliche Bedeutung beiisst und deswegen eine Überprüfung herbeiführen öchte. Das gilt es abzuwägen. Diese Prüfung ist, wie esagt, im Gange und noch nicht abgeschlossen. Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Das ist nicht der all. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums der Finanzen. Zur Beantwortung der Fra en steht der Parlamentarische Staatssekretär Steffen ampeter bereit. Die Fragen 13 und 14 der Abgeordneten Paus werden chriftlich beantwortet. Ich rufe die Frage 15 des Kollegen Schick auf: Welche Überlegungen gibt es seitens der Bundesregie rung, eine Umschuldung für überschuldete Staaten wie Griechenland und Irland vorzunehmen, insbesondere mithilfe der European Financial Stability Facility (vergleiche Zeit, 20. Januar 2011, Nr. 04, „Koste es, was es wolle“)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708612200

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708612300


Herr Kollege Schick, die Antwort der Bundesregie-
ng lautet wie folgt: Die Bundesregierung sieht keinen
edarf, bei Griechenland oder Irland eine Umschuldung
orzunehmen. Der Internationale Währungsfonds hat
uch in seinem jüngsten Review bestätigt, dass beide
taaten nicht, was in Ihrer Frage unterstellt wird, über-
chuldet sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708612400

Herr Schick, Sie haben eine Nachfrage? – Bitte sehr.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Bedeutet das, dass

ie Bundesregierung es ablehnt, eine solche Umschul-
ung im Rahmen europäischer Regelungen vorzuneh-
en, wenn es nicht zu einer Verschlechterung der Kon-

itionen für diese Länder kommt?






(A) )


)(B)

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708612500


Herr Kollege Schick, mit Ihrer Frage versuchen Sie,
die Bundesregierung in das Reich der Spekulationen zu
treiben. Die Bundesregierung hat weiterhin das primäre
Ziel, das Marktvertrauen in Griechenland und Irland zu
stärken. Deswegen lasse ich mich zu Spekulationen
nicht hinreißen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708612600

Haben Sie eine weitere Nachfrage, Herr Schick?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708612700

Bitte schön.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es handelte sich mitnichten um eine Spekulation.
Auch wenn Sie derzeit nicht davon ausgehen, dass eine
Umschuldung nötig ist, könnte sich die Situation in Zu-
kunft verschlechtern. Nach diesem Fall habe ich aber
nicht gefragt. Ich habe gefragt, ob die Bundesregierung
im Fall einer Nichtverschlechterung nicht bereit wäre,
im Rahmen eines europäischen Comprehensive Package
oder anderer Kompromissregelungen einer Umschul-
dung zuzustimmen, zum Beispiel über die EFSF oder
auf anderem Wege, solange sich die Konditionen nicht
verschlechtern.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708612800


Herr Kollege Schick, in meiner ersten Antwort auf
Ihre Frage habe ich darauf hingewiesen, dass wir – auch
angesichts der Analyse des Internationalen Währungs-
fonds – derzeit überhaupt gar keine Notwendigkeiten se-
hen, über eine solche Maßnahme nachzudenken. Deswe-
gen ist alles, was darüber hinausgeht – zumindest nach
dem Verständnis der Bundesregierung –, rein spekulativ
und kann durch die Bundesregierung oder durch mich
hier nicht beantwortet werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708612900

Wir kommen zur Frage 16 des Kollegen Schick:

Welche Überlegungen gibt es seitens der Bundesregie-
rung, in einem künftigen Verfahren der europäischen Schul-
denhilfe die von den betroffenen Ländern zu zahlenden Zin-

(vergleiche Zeit, 20. Januar 2011, Nr. 04, „Koste es, was es wolle“)


Herr Staatssekretär.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708613000


Herr Kollege Schick, die Antwort der Bundesregie-
rung auf Ihre Frage lautet wie folgt: Die Ausgestaltung
der Zinskonditionen bei einem zukünftigen Verfahren
für europäische Schuldenhilfen könnten sich grundsätz-

li

m
E
h
d
w
g

N

d
s
d
w
B
H
d
a
n

d

s
a
p
z
n
A
s
s
im
d
a

F

G

d

d
E
g
N

(C (D ch an folgenden Aspekten orientieren: Schuldentraghigkeit, Anreizwirkung zur Rückkehr in den Kapitalarkt, Höhe des IWF-Zinssatzes oder Höhe der instandskosten der Geberländer. Die Bundesregierung at bislang noch keine abschließende Haltung zur Frage er zukünftigen Ausgestaltung der Zinskonditionen entickelt. Von daher können wir hier lediglich unsere rundsätzlichen Überlegungen dazu darlegen. Herr Schick, Sie haben eine Nachfrage? – Bitte sehr. Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708613100
Danke. – Ich würde gerne noch eine Frage bezüglich

er Zinsen im Zusammenhang mit dem Euro-Rettungs-
chirm stellen. Herr Brüderle hat geäußert, dass die Kre-
ite unterschiedliche Zinssätze haben könnten. Mich
ürde interessieren, ob es Überlegungen vonseiten der
undesregierung gibt, in unterschiedlichen Fällen der
ilfe unterschiedliche Zinssätze festzusetzen, oder ob
iese einheitlich sein sollen? Ich nehme an, Sie wissen,
uf welchen Vorschlag von Herrn Brüderle ich Bezug
ehme?

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708613200


Ja. Herr Brüderle und die Bundesregierung insgesamt
ind der Auffassung, dass jeder Einzelfall und damit
uch die Gestaltung der Konditionen möglicher Hilfsas-
ekte individuell zu betrachten sind. Welche Konsequen-
en das für zukünftige Programme hat, können wir noch
icht sagen, da derzeit, Gott sei Dank, keine weiteren
nträge auf Hilfe vorliegen. Es ist auch von der Ausge-

taltung des permanenten Mechanismus abhängig, des-
en Grundzüge wahrscheinlich beim Europäischen Rat

März 2011 festgelegt werden. Der Meinungsbil-
ungsprozess der Bundesregierung dazu ist noch nicht
bgeschlossen.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708613300

Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Das ist nicht der

all.

Wir kommen zur Frage 17 des Abgeordneten Thomas
ambke:

Ist die Bundesregierung der Meinung, dass die effektive
Kapazität des derzeitigen Rettungsmechanismus ausreicht,
oder müsste das verfügbare Volumen durch Kredite der Euro-

(vergleiche Zeit, 20. Januar 2011, Nr. 04, „Koste es, was es wolle“)


S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708613400


Herr Kollege Gambke, Ihre Frage möchte die Bun-
esregierung wie folgt beantworten: Wir beobachten die
ntwicklung an den Finanz- und Anleihemärkten sehr
enau und sind entschlossen, als Bundesregierung das
otwendige umzusetzen, um die Stabilität der Wirt-





Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter


(A) )


)(B)

schafts- und Währungsunion als Ganzes zu sichern. Da-
bei vertritt die Bundesregierung die Auffassung, dass
alle Maßnahmen zur Euro-Stabilisierung in eine Ge-
samtstrategie der Krisenbewältigung eingebettet werden
müssen, über die noch zu entscheiden sein wird. Eine
solche Gesamtstrategie beinhaltet beispielsweise die An-
strengungen der Länder, eine stärkere wirtschaftspoliti-
sche und finanzpolitische Koordinierung vorzunehmen.

Die Europäische Finanzstabilitätsfazilität hat im letz-
ten Jahr ihre Arbeit aufgenommen. Gestern hat es eine
erste Tranche gegeben. Die Ergebnisse waren insoweit
außerordentlich erfreulich, als dass es ein starkes Inte-
resse an dieser Tranche gegeben hat. Die Europäische
Finanzstabilisierungsfazilität ist als Finanzierungsinstru-
ment für Kredithilfen ausgestattet worden. Die Euro-
Staaten, sofern sie nicht selber Nehmer eines Kredits
sind, stellen Garantien bereit, um Kredite abzusichern.
Das Ziel der Bundesregierung ist es, diesen Mechanis-
mus effizient und effektiv zu nutzen.

Nach der Mechanik der Fazilität stehen die beschlos-
senen 440 Milliarden Euro in der Realität möglicher-
weise nicht vollumfänglich zur Verfügung, auch vor dem
Hintergrund von Ratingüberlegungen. Unsere Über-
legungen, wie wir, gegebenenfalls auch nach einer Be-
wertung der ersten Marktergebnisse der Fazilität, weiter
vorgehen, sind noch nicht abgeschlossen. Eine Entschei-
dung wird im Rahmen der Überlegungen, die ich in mei-
ner Antwort auf die Frage des Kollegen Schick im Hin-
blick auf die Entscheidungen des Europäischen Rates
erwähnt habe, im Gesamtkontext zu fällen sein.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708613500

Herr Gambke, haben Sie eine Nachfrage? – Bitte sehr.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank für die Antwort, Herr Staatssekretär. –
Sie haben, soweit ich das verstanden habe, davon ge-
sprochen, dass die Bundesregierung alle Maßnahmen
prüft. Nun haben aber wesentliche Vertreter der Bundes-
regierung gerade gegenüber Euro-Bonds bisher eine
stark ablehnende Haltung an den Tag gelegt. Nach der
kürzlich erfolgten sehr erfolgreichen Lancierung der
Euro-Anleihe, bei der es zu einer achtfachen Überzeich-
nung kam, stellt sich allerdings die Frage, ob das Thema
Euro-Bonds nicht doch noch einmal aufgegriffen werden
sollte. Meine konkrete Frage lautet: Kann die Bundesre-
gierung wirklich ausschließen, in Zukunft mit gemein-
schaftlichen Anleihen, den sogenannten Euro-Bonds,
dazu beizutragen, die Schwierigkeiten im europäischen
Währungssystem zu stabilisieren?

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708613600


Herr Kollege, zuerst einmal bedeutet das erfreuliche
Emissionsergebnis von gestern, dass die von der Bun-
desregierung unterstützte Einrichtung dieser Fazilität ein
Erfolg ist. Die vor der ersten Emission gelegentlich zu
hörenden Zweifel, dass das alles nichts taugt, dass nach-
gebessert werden und über alternative Instrumente nach-

g
d
s

m
Z
n
u
d
d
u
S
g
n
S
im

N

N
d
g
s
e
m
s
e

d

v
D
n
h
d
e
g

v
s
d
S
ru
N
fa
W
d

N

w

(C (D edacht werden muss, haben sich zumindest im Rahmen er ersten Emission nicht bewahrheitet. Deswegen sieht ich die Bundesregierung in ihrer Politik bestätigt. Zum zweiten Teil Ihrer Frage. Dass wir alle Maßnahen prüfen, stimmt. Wir haben die Sozialisierung der insunterschiede – das ist nichts anderes als die von Ihen vorgeschlagene Emission von Euro-Anleihen – aus nserem Portfolio ausgeschlossen, weil wir glauben, ass die Zinsdifferenz – die Frau Bundeskanzlerin hat ies mehrfach deutlich gemacht – ein Bestandteil einer mfassenden Anreizstrategie hin zu mehr Solidität der taatsfinanzen der betroffenen Länder sein kann. Wir lauben, dass mit der Emission von Euro-Anleihen geau dieser Anreiz verloren geht. Das ist Ergebnis und tand unserer bisherigen Überlegungen und Prüfungen Hinblick auf dieses Instrument. Haben Sie eine weitere Nachfrage, Herr Gambke? Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708613700
Ja. – Ich würde an dieser Stelle gerne eine konkrete

achfrage stellen. Sie sprachen von einer Sozialisierung
er Zinsen. Da die kürzlich begebene Anleihe durch den
esamten Euro-Raum abgesichert ist, sind auch in die-
em Fall ein niedriger Zinssatz und, wenn Sie so wollen,
ine Sozialisierung der Zinsen zu beobachten. Könnte
an dies nicht als Argument im Zusammenhang mit den

ogenannten Euro-Bonds ins Felde führen? Hier sehe ich
inen Widerspruch.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708613800


Bei der temporären Fazilität nutzen wir den Rating-
orteil insbesondere der mit Triple A gerateten Staaten.
urch eine stabile Emission ermöglichen wir die Refi-
anzierung von Staaten, die diesen Bonitätsvorteil nicht
aben. Dabei knüpfen wir die teilweise Weiterreichung
ieses Bonitätsvorteils an eine strikte Konditionalität: an
in umfassendes wirtschaftspolitisches Anpassungspro-
ramm.

Die Vorschläge zu Euro-Bonds gehen gerade nicht da-
on aus, dass es ein konditioniertes wirtschaftspoliti-
ches Anpassungsprogramm gibt, sondern sie gehen von
er Vereinheitlichung eines europäischen Zinses für
taatsanleihen ohne wirtschaftspolitische Konditionie-
ng aus. Das ist für den deutschen Steuerzahler eher ein
achteil und für die betroffenen Länder, die nach Auf-
ssung der Märkte offensichtlich eine nicht adäquate
irtschaftspolitik betreiben, kein hinreichender Anreiz,

iese Wirtschaftspolitik zu ändern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708613900

Eine Nachfrage von Herrn Schick.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Staatssekretär, Sie haben gerade – sinnvoller-

eise, wie ich finde – im Zusammenhang mit der Euro-





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

Bond-Diskussion etwas differenziert. Man hat manch-
mal den Eindruck, dass Mitglieder der Bundesregierung
etwas ablehnen, was wir schon beschlossen haben; wir
haben nämlich gerade europäische Anleihen emittiert.
Sie haben zu Recht darauf hingewiesen, dass die Bun-
desregierung das unterstützt hat. Deswegen ist es sinn-
voll, da zu differenzieren.

Meine Nachfrage: Sie haben Euro-Bonds ausge-
schlossen, weil Zinsdifferenzen nivelliert und sozialisiert
werden. Bezieht sich der Ausschluss auch auf Euro-
Bonds, bei denen es gerade nicht zu dieser Nivellierung
kommt, weil man, wie zum Beispiel nach dem Vorschlag
von Herrn Juncker und Herrn Tremonti, nach Blue und
Red Bonds differenziert? Somit würde nach wie vor dif-
ferenziert, und die europäischen Verträge würden einge-
halten.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708614000


Herr Kollege Schick, ich habe in meinen bisherigen
Antworten versucht, deutlich zu machen, dass wir den
Beitrag nicht in einem einzelnen Instrument, sondern in
einem Gesamtpaket sehen, um die Stabilität des Euro
insgesamt und die Wiederherstellung von solider Staats-
finanzierung in der Breite aller Euro-Staaten zu garantie-
ren.

Die Diskussion, die Sie ansprechen, greift verschie-
dene Facetten einzelner Instrumente auf. Wir haben sie
in unserem Gesamtkonzept bewertet und kommen zu der
Schlussfolgerung, die wir Ihnen vorgetragen haben,
nämlich dass ein integriertes Gesamtkonzept, das sich an
strikteren Fiskalregeln, an einer effektiveren und trans-
parenteren Bankenstruktur sowie an einer Effektivierung
des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts und
der temporären Fazilität ausrichtet, ein geeignetes In-
strument ist. Andere Instrumente, die der Bundesregie-
rung zum Erreichen des Ziels, nämlich der Stabilität der
Euro-Zone insgesamt und des Abbaus der Staatsver-
schuldung, als adäquates Mittel der Wahl zur Verfügung
stehen, sehen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht als
notwendig oder überzeugend an.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708614100

Eine Nachfrage der Kollegin Haßelmann.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708614200

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

nach Ihren Ausführungen würde ich gerne etwas nach-
fragen. Das heißt also, dass Sie die Vorschläge von
Herrn Juncker im Rahmen eines Gesamtpaketes nicht
ablehnen?

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708614300


Frau Kollegin Haßelmann, Sie und ich kommen aus
Ostwestfalen-Lippe. Wir wissen mit den schwierigen
Lebensumständen, die wir Ostwestfalen-Lipper manch-
mal haben, angemessen umzugehen. Ich habe nicht ge-
sagt, dass ich eine Facette in der einen oder anderen Art
ablehne, sondern ich habe – positiv definiert – gesagt:

W
h

a
M
u


K
a

d
w

H

d

b
d
li
m
le
m
B
S
s
B
p

d
g
fe

w
K
M
S
D
g
g

(C (D ir haben ein Gesamtmaßnahmenpaket. Darüber hinaus alten wir keine Maßnahmen für geboten. Zu den Euro-Bonds habe ich ausgeführt, dass wir sie ls Instrumente ablehnen und nicht für geeignet halten. it dem, was wir alternativ dagegensetzen, können wir nser Ziel besser erreichen. (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Juncker, ja oder nein?)


Wenn ich die Nachfrage noch beantworten darf: Frau
ollegin Haßelmann, ostwestfälisch klar: Zu Juncker ist

lles gesagt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708614400

Wir danken der Bundesregierung für die Einblicke in

ie Herkunftsländer und die entsprechenden Verhaltens-
eisen.

Ich komme zur Frage 18 der Abgeordneten Barbara
öll:

Teilt die Bundesregierung die neue Rechtsauffassung des

(Urteil vom 11. November 2010 VI R 17/ 09)

gen nach § 33 des Einkommensteuergesetzes, EStG, zur Gel-
tendmachung von Krankheitskosten nun eine ärztliche Be-
scheinigung nicht mehr nötig ist, sodass entsprechende
Verwaltungsanweisungen in R 33,4 EStR – Einkommen-
steuer-Richtlinien – anzupassen sind, und wie viele Steuer-
pflichtige sind nach Schätzungen der Bundesregierung von
dieser positiven Rechtsprechung betroffen?

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708614500


Frau Kollegin Höll, das BFH-Urteil vom 11. Novem-
er 2010 wurde dem Bundesminister der Finanzen und
em Ministerium am 19. Januar 2011 für eine Veröffent-
chung im Bundessteuerblatt zugeleitet. Sie sind also
it Ihrer Frage relativ flott. Deswegen muss ich Ihnen
ider mitteilen: Vor einer abschließenden Erörterung
it den obersten Finanzbehörden der Länder kann die
undesregierung keine Aussage darüber treffen, welche
chlussfolgerungen aus dieser Entscheidung zu ziehen
ind. Die Gespräche dauern an. Im Übrigen liegen der
undesregierung keine Angaben vor, wie viele Steuer-
flichtige von der neuen Rechtsprechung betroffen sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708614600

Frau Höll, Sie haben eine Nachfrage. Bitte sehr.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708614700

Danke, Herr Staatssekretär. – Ich gehe davon aus,

ass Sie, wenn Sie zu einem abschließenden Ergebnis
ekommen sind, in der Lage sind, die Zahlen mitzulie-
rn und mich entsprechend zu informieren.

Ich möchte nachfragen. Dabei geht es ja um außerge-
öhnliche Belastungen. Für Menschen mit chronischen
rankheiten, für Menschen mit Behinderungen und für
enschen, die Pflegebedürftige betreuen, gibt es im

teuerrecht die Möglichkeit, Pauschbeträge anzusetzen.
iese Pauschbeträge wurden in den letzten Jahren – es
eht hier um § 33 b Einkommensteuergesetz – nicht an-
epasst.





Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)

Wir haben jetzt den Referentenentwurf zum Steuer-
vereinfachungsgesetz 2011 von Ihnen bekommen. Die
Länder hatten angeregt, dass die Pauschbeträge im Rah-
men dieses Gesetzgebungsverfahrens angehoben werden
sollen. Die Bundesregierung hat diesen Gedanken nicht
aufgegriffen. Mich würde interessieren, warum Sie das
nicht getan haben.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708614800


Frau Kollegin Höll, durch die Debatte in den vergan-
genen Wochen hat sich gezeigt, dass das Gesetzgebungs-
verfahren zur Steuervereinbarung äußerst sensibel ist –
nicht nur aufgrund des Kräftespiels im Parlament, son-
dern das gilt auch im Verhältnis zwischen Bund und
Ländern.

Wir haben uns angesichts der zur Verfügung stehen-
den finanziellen Mittel für die Steuervereinfachung posi-
tiv verbindlich darauf geeinigt, die Maßnahmen ins Ge-
setzgebungsverfahren zu übernehmen – nach meiner
Kenntnis im Übrigen dann auch zwischen Bund und
Ländern abgestimmt –, die derzeit in dem Entwurf ste-
hen. Frau Kollegin Höll, dass es darüber hinaus weitere
Wünsche gibt, ist der Bundesregierung sehr wohl be-
kannt. Wir akzeptieren aber die jetzt zwischen dem Bund
und den Ländern und innerhalb der Koalition getroffe-
nen Entscheidungen, und wir werden sie dann im Regie-
rungsentwurf dem Deutschen Bundestag zur abschlie-
ßenden Beschlussfassung vorlegen. Es steht dem
Gesetzgeber jederzeit frei, mithilfe einer parlamentari-
schen Mehrheit davon abzuweichen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708614900

Haben Sie eine weitere Nachfrage?


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708615000

Aber ja.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708615100

Bitte.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708615200

Danke, Frau Präsidentin. – Das Steuervereinfa-

chungsgesetz ist ja tatsächlich ein sehr sensibles Thema,
wie Sie am Beginn zu Recht betont haben. Gerade des-
halb möchte ich nachfragen.

Sie haben vor, die Kinderbetreuungskosten im Steuer-
vereinfachungsgesetz anders als jetzt zu behandeln.
Wenn sie erwerbsbedingt sind, können sie jetzt als au-
ßergewöhnliche Belastung veranschlagt werden. Diesen
Zusammenhang zwischen erwerbsbedingten Kinderbe-
treuungskosten und Erwerbstätigkeit – es ist ja eine
Voraussetzung für die Erwerbstätigkeit, dass das Kind
betreut wird – wollen Sie auflösen, und die Kosten sol-
len bei den Sonderausgaben veranschlagt werden.

Das kann man natürlich tun. Ich frage die Bundes-
regierung aber, warum sie das grundlegende Prinzip der
Verbindung zwischen der Erwerbstätigkeit und den er-
werbsbedingten Kinderbetreuungskosten kappen will,

w
d
D
S

S
le
re
u
e
k
a
b
u
n
S

d

d
d
fe
ti
h
R
s
w
E

s
g
m
v

b
w
s
w
d
li
B
A
h
c
ic
g
d
G

d

b
B

(C (D as dazu führt, dass es zu einer geringeren Entlastung er Steuerzahlerinnen und Steuerzahler kommen wird. as war ja wohl nicht unbedingt das Ziel, das mit dem teuervereinfachungsgesetz verfolgt werden sollte. Ist Ihnen bewusst, dass durch diese Regelung die teuerlast etlicher Steuerzahlerinnen und Steuerzahler tztendlich deshalb ansteigt, weil die entsprechende Bechnung in den Kommunen erfolgt und das dort sehr nterschiedlich steuerlich behandelt wird? Das heißt, es ntstehen ihnen Nachteile; denn die Kinderbetreuungsosten werden ja unter Zugrundelegung der Einkünfte us nichtselbstständiger Arbeit berechnet. Ist Ihnen das ewusst? Das kann im Einzelfall bedeuten, dass Mütter nd Väter 50 Euro und mehr im Monat zusätzlich für eien Kitaplatz zahlen müssen. Ist das die Zielstellung, die ie mit Ihrer Steuervereinfachung verfolgen? S Frau Kollegin Höll, Ihnen ist zweifelsohne bekannt, ass es noch keinen Kabinettsbeschluss gibt. Wir befinen uns derzeit in der Vorstufe; wir können nur den Rerentenentwurf zum Steuervereinfachungsgesetz diskueren. Ich kann Ihnen versichern, dass die von Ihnen ier vorgetragenen Aspekte in der Zeit zwischen dem eferentenentwurf, dem Kabinettsbeschluss und der Be chlussfassung im Deutschen Bundestag sehr wohl beertet und dann einer angemessenen und sachgerechten ntscheidung zugeführt werden. Einem Kabinettsbeschluss und einem Bundestagsbechluss vermag ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorzureifen – eigentlich nie –, sodass ich Sie bitte, Ihre Arguente in den parlamentarischen Beratungen noch einmal orzutragen. Die Kollegin Antje Tillmann hat eine Zusatzfrage. Herr Staatssekretär, können Sie meine Information estätigen, dass wir bei der Diskussion über die Frage, elche Regelungen aus dem Steuervereinfachungsge etz rückwirkend zum 1. Januar 2011 in Kraft gesetzt erden, genau über die Thematik gesprochen haben, die ie Frau Kollegin Höll angesprochen hat, dass wir nämch den Kommunen die Gelegenheit geben wollen, die emessungsgrundlagen so zu verändern, dass es zu den uswirkungen, die sie dargestellt hat, nicht kommt? Wir aben auch schon im Vorwege mit Kommunen gesprohen und signalisiert, dass es hier Probleme gibt. Soweit h weiß, hat sich das Ministerium unserer Meinung aneschlossen und gerade deswegen die Abzugsfähigkeit er Kinderbetreuungskosten erst zum 1. Januar 2012 ins esetz geschrieben. S Frau Kollegin, da ich Ihren Sachverstand als Steuereraterin sehr hoch einschätze, vermute ich, dass die undesregierung das bestätigen kann. )

Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708615300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708615400
Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1708615500
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708615600

(Heiterkeit bei der CDU/CSU)





(A) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708615700

Damit kommen wir zur Frage 19 der Kollegin

Dr. Barbara Höll:
Welche neuen Erkenntnisse, Ergebnisse bzw. Fortschritte

zur Vereinfachung und Systematisierung der steuerlichen Be-
rücksichtigung von Ausbildungskosten hat die Bundesregie-
rung erzielt, und wie viele Steuerpflichtige haben in den Jah-
ren 2004 bis 2006 basierend auf der Einkommensteuerstatistik
entsprechende Kosten nach § 10 Abs. 1 Nr. 7 EStG erklärt

(bitte differenziert nach Grundund Splittingtabelle sowie durchschnittliche Höhe der Aufwendungen und Standardabweichung)


S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708615800


Auch hier will ich versuchen, die Kollegin Höll durch
mein intensives steuerrechtliches Wissen zu beeindru-
cken. Die Antwort auf die Frage lautet wie folgt: Die
einkommensteuerrechtliche Behandlung von Berufsaus-
bildungskosten wurde durch das Gesetz zur Änderung
der Abgabenordnung und weiterer Gesetze vom 21. Juli
2004 neu geordnet. Der Bundesfinanzhof ist auf die
Neuordnung mit einer Entscheidung vom Juni 2009 ein-
gegangen und hat den im Rahmen der Neuordnung ein-
geführten § 12 Nr. 5 Einkommensteuergesetz verfas-
sungskonform ausgelegt.

Zur Einbeziehung der Rechtsfolgen aus der allgemei-
nen Anwendung des BFH-Urteils und zur Berücksichti-
gung notwendiger redaktioneller Änderungen wurden
die bisherigen BMF-Rundschreiben – sie datierten vom
4. November 2005 und vom 21. Juni 2007 – zur Neuord-
nung der Ausbildungskosten nach einer Abstimmung
mit den obersten Finanzbehörden der Länder klarstel-
lend überarbeitet und zusammengefasst.

Das neue BMF-Rundschreiben vom 22. September
2010 ist im Bundessteuerblatt veröffentlicht. Das Ergeb-
nis dieser Maßnahme ist die konsequente und klare Um-
setzung der BFH-Rechtsprechung zugunsten der Studie-
renden mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Die
Entlastung beläuft sich auf mehrere Millionen Euro jähr-
lich.

Die zu § 10 Abs. 1 Nr. 7 Einkommensteuergesetz er-
betenen Daten liegen der Bundesregierung nicht vor.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708615900

Haben Sie eine Nachfrage?


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708616000

Ja.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708616100

Bitte sehr.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708616200

Danke, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, viel-

leicht können Sie die Zahlen noch erheben; sonst kann
ich auch eine Kleine Anfrage dazu machen. Das könnte
man vielleicht absprechen.

Mich interessiert trotzdem, wie Sie in der nächsten
Zeit das Chaos beenden wollen, das durch den Wegfall

d
d
d
e
n
re
s
b
o
w
ru

c
g
p
e
a
b
w
n

g
d
ih
fr
n
Ic
H
b
b
fa

d

d
fi
s
A

A
tr
s
v
s
n
n
n
tr
re
s
A
li
s
d
E
a
m
ru

(C (D er Wehrpflicht, die unbestimmte Zukunft des Zivilienstes und die Tatsache entsteht, dass in einigen Bunesländern durch die Verkürzung der Schulzeit erstmals in doppelter Jahrgang Studierender das Studium beginen wird. Die Unübersichtlichkeit ist für viele Studiende, die durch Studiengebühren und notwendige An chaffungen wie Computer und Ähnliches sehr stark elastet sind, groß. Für den normalen Studienanfänger der die Studienanfängerin ist zum Beispiel nicht klar, ie verfahren wird, wenn sie eine abgeschlossene Befsausbildung haben und ein Studium beginnen. Sie haben im Steuervereinfachungsgesetz Vereinfahungen vorgesehen. Dazu gehört der Wegfall der Oberrenze, sodass ein Studierender, der unter 20 Stunden ro Woche arbeitet, nicht mehr angeben muss, wie viel r arbeitet. Das sieht zunächst wie eine Vereinfachung us. Für denjenigen, der eine abgeschlossene Berufsausildung hat, gilt das nicht; für ihn gilt die Obergrenze eiter. Das wird der Student nicht nachvollziehen könen. Eine weitere Frage ist, inwieweit Sie bei den Reelungen Missbrauchsmöglichkeiten sehen. Studierende, ie zum Beispiel Kapitaleinkünfte haben, aus denen sie ren Lebensunterhalt decken und die oberhalb des steuereien Existenzminimums liegen, müssen diese ebenfalls icht mehr angeben und erhalten zusätzlich Kindergeld. h weiß nicht, ob das die Zielsetzung der Regierung ist. aben Sie sich diese Fragen, zum Beispiel nach Missrauchsmöglichkeiten durch die Steuervereinfachung eim Kindergeldantrag für Studierende nach dem Wegll der Obergrenze, gestellt? S Frau Kollegin Höll, zunächst einmal glaube ich nicht, ass die von mir dargelegte Entscheidung des Bundesnanzhofs zu irgendwelchen ungeordneten Verhältnisen führt. Lassen Sie mich erst einmal die konkreten uswirkungen erläutern. Der Bundesfinanzhof hat mit dieser Entscheidung den nwendungsbereich des Abzugs solcher Kosten als Beiebsausgaben und Werbungskosten durch die verfasungskonforme Regelung ausgedehnt. Als Erstausbildung or einem Studium ist danach auch eine nichtakademiche Ausbildung zu verstehen. Damit können Studentinen und Studenten die Kosten eines Studiums nicht nur ach einem abgeschlossenen Erststudium, sondern auch ach einer nichtakademischen Ausbildung als Beiebsausgaben oder Werbungskosten einkommensteuerchtlich geltend machen. Erforderlich ist selbstver tändlich, dass die übrigen Voraussetzungen für den bzug als Betriebsausgaben bzw. Werbungskosten voregen. Wichtig ist dabei der konkrete, hinreichende Zuammenhang mit einer späteren Berufstätigkeit. Führen ie Studienkosten zu nicht ausgeglichenen negativen inkünften, können sie gegebenenfalls in späteren Vernlagungszeiträumen über den Verlustvortrag einkomensmindernd berücksichtigt werden. So viel zur Erkläng dieser Regelung. Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter )

Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708616300




(A) )

Was den Teil Ihrer Frage angeht, der sich auf zukünf-
tige Beratungen des Steuervereinfachungsgesetzes be-
zieht, möchte ich wie schon bei der vorherigen Frage da-
rauf hinweisen, dass wir zurzeit lediglich einen
Referentenentwurf erörtern können und eine in allen De-
tails abgestimmte Kabinettsauffassung, über die die
Bundesregierung hier berichten könnte, noch nicht vor-
liegt. Ich bitte Sie, die von Ihnen aufgeworfenen Fragen
in die parlamentarischen Beratungen einzubringen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708616400

Sie haben noch eine zweite Frage.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708616500


Das hatte ich befürchtet.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708616600

Danke, Frau Präsidentin. – Ich vermute, dass die

Antwort auf die zweite Frage ähnlich ausfallen wird,
nämlich dass Sie hier nichts sagen und nur auf die parla-
mentarischen Beratungen verweisen werden. In dem an-
gesprochenen Themenkomplex des Steuerrechts besteht
die Notwendigkeit der Vereinfachung. Sie haben Ihre
Entwürfe. Mich interessiert im Rahmen dieser Beratun-
gen der tatsächliche Stand bei der Einführung der elek-
tronischen Einkommensteuererklärung. Dieses Stich-
wort geistert häufig durch die Presse. Mich würde
interessieren, wie weit Sie als Regierung in dem Bera-
tungsprozess über die elektronische Steuererklärung tat-
sächlich schon gekommen sind.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708616700


Frau Kollegin Höll, die Meinung der Bundesregie-
rung zur elektronischen Steuererklärung ist ausgespro-
chen positiv. Ob wir das im Gesetzgebungsverfahren zur
Steuervereinfachung aufgreifen, dazu kann ich Ihnen
zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Aussage machen,
ich bin aber gerne bereit, Ihnen schriftlich Informationen
zukommen zu lassen, damit auch diese zweite Nachfrage
nicht ungehört in den Annalen des deutschen Parlamen-
tarismus versickert.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708616800

Es gibt noch eine Nachfrage von Frau Tillmann. Bitte

sehr.


Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1708616900

Herr Staatssekretär, können Sie bestätigen, dass die

Regierung in der Frage der elektronischen Einkommen-
steuererklärung, die zum Rahmenkonsens gehört, zu-
sammen mit den Ländern ein Projekt mit dem Ziel auf
den Weg gebracht hat, in den nächsten Jahren die elek-
tronische Bearbeitung von Steuererklärungen einzufüh-
ren, und dass darüber den Finanzministerkonferenzen in
regelmäßigen Abständen Bericht erstattet wird? Können
Sie uns gleichzeitig zusagen, dass uns auch im Finanz-
ausschuss von diesen Gesprächen berichtet wird?

d

g

d
h
H
n
s

li

h

d

m
d

ri
w
S

u
2

fa

K

d

d
S
s
z
w
a

(C (D S Frau Kollegin, natürlich kann ich Ihnen das bestätien. Im Zweifel wissen Sie das sogar besser als ich. Daber hinaus gibt es einige technische Probleme, die in iesem Kontext noch zu beraten sind. Ich sage Ihnen iermit verbindlich zu, dass der kundige Kollege artmut Koschyk im Finanzausschuss in einer der ächsten Sitzungen in Abstimmung mit dem Finanzauschussvorsitzenden darüber Bericht erstatten wird. Die Frage 20 der Kollegin Bettina Kudla wird schrift ch beantwortet. Herr Staatssekretär Kampeter, dann danke ich Ihnen erzlich. S Gibt es nichts mehr zu Steuern, Frau Präsidentin? Nein, wir sind mit dem Geschäftsbereich des Bundes inisters der Finanzen fertig, wenigstens für heute. Ich anke Ihnen für die Beantwortung der Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeums für Wirtschaft und Technologie auf. Für die Beantortung der Fragen steht der Herr Parlamentarische taatssekretär Ernst Burgbacher zur Verfügung. Die Frage 21 des Kollegen Holmeier, die Fragen 22 nd 23 des Kollegen Krischer sowie die Fragen 24 und 5 des Kollegen Fell werden schriftlich beantwortet. Bei den Fragen 26 und 27 des Kollegen Dörmann verhren wir nach unserer Geschäftsordnung. Ich komme nun zur – vorgezogenen – Frage 49 des ollegen Frank Schwabe: Welche konkreten Handlungen hat die Bundesregierung bis jetzt unternommen, um das Integrierte Energieund Klimaprogramm, IEKP, der Bundesregierung zu evaluieren, und wann werden Institute und/oder Fachexperten mit der Evaluierung des integrierten IEKP beauftragt? Herr Staatssekretär, bitte. E Danke, Frau Präsidentin. – Herr Kollege Schwabe, ie Bundesregierung hat im Rahmen des Zehn-Punkteofortprogramms zum Energiekonzept beschlossen, dass ie prüfen wird, wie das Monitoring des Energiekonepts mit dem des IEKP in Übereinstimmung gebracht erden kann. Diese Prüfung läuft im Augenblick. Sie ist ber noch nicht abgeschlossen. Ihre Nachfrage, bitte. )

Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708617000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708617100
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1708617200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708617300
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1708617400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708617500




(A) )


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1708617600

Herr Staatssekretär, würden Sie mir zustimmen, dass

das, was Sie im Koalitionsvertrag vereinbart haben,
nämlich eine Evaluierung des Programms, das 2007 in
Meseberg beschlossen wurde und 29 Maßnahmen vor-
sieht, jetzt von Ihnen nicht eingehalten wird? Im Koali-
tionsvertrag ist ja festgelegt worden, dass eine solche
Evaluierung bis zum Ende des Jahres 2010 stattgefunden
haben soll.

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1708617700


Herr Kollege Schwabe, wir halten selbstverständlich
den Koalitionsvertrag ein. Die Überprüfung ist uns auch
wichtig. Aber wir haben nun zum ersten Mal – im Ge-
gensatz zu allen Vorgängerregierungen – ein umfassen-
des Energiekonzept verabschiedet. Das hat die Bundes-
regierung mit Kabinettsbeschluss vom 27. September
2010 auf den Weg gebracht. In diesem Energiekonzept
wurde festgelegt, dass das Monitoring des Energiekon-
zepts alle drei Jahre stattfinden soll, erstmals 2013.

Nun schien es uns sinnvoll – ich bin überzeugt, dass
dies das einzig sinnvolle Vorgehen ist –, die Überprü-
fung des IEKP mit dem Monitoring zusammenzuführen.
Es macht überhaupt keinen Sinn, das eine isoliert vom
anderen zu betreiben. Da sind wir im Augenblick in der
Abstimmung. Ich bitte Sie aber um Verständnis. Ich habe
Ihnen das Datum bewusst genannt: Das Energiekonzept
wurde am 27. September 2010 beschlossen. Es muss
jetzt schon seriös erarbeitet werden, wie das Monitoring
erfolgen und wie die Überprüfung des IEKP darin inte-
griert werden kann.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708617800

Ihre zweite Nachfrage, bitte.


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1708617900

Herr Staatssekretär, sehen Sie sich in der Lage, ein

Datum zu benennen, wann wir mit der Evaluierung rech-
nen können, oder können Sie uns zumindest einen Zeit-
plan nennen, wie es ablaufen soll?

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1708618000


Ich habe Ihnen gerade gesagt, wir sind jetzt in der
Überprüfung. Wir schauen, wie wir das zusammenfüh-
ren können. Bitte haben Sie Verständnis – Sie wissen das
aus eigener Erfahrung –, dass solche Prozesse nicht mit
einem konkreten Enddatum versehen werden können.
Aber wir werden zeitnah darangehen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708618100

Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beant-

wortung.

Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Arbeit und Soziales. Hier steht der
Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel
zur Verfügung.

F
F
w
d

K

B

re
c

Q
p
e
s
u
F
d
k
ä
B

m
g
b
k
n
n
u
u
e
J

d
T
k
ru
V
im
a
v

n
n
s
Q
n
d
A
is

(C (D Die Frage 28 der Kollegin Dr. Martina Bunge, die ragen 29 und 30 des Kollegen Harald Weinberg, die ragen 31 und 32 der Kollegin Sabine Zimmermann soie die Fragen 33 und 34 des Kollegen Klaus Ernst weren schriftlich beantwortet. Damit rufe ich die Frage 35 des Kollegen Memet ilic auf: In welchem Bereich erkennt die Bundesregierung einen Fachkräftemangel, und welche einwanderungspolitischen Maßnahmen erachtet sie für notwendig, um diesem zu begegnen? Herr Staatssekretär, bitte. H Als Erstes möchte ich feststellen, dass die Bundes gierung derzeit keinen akuten allgemeinen und flähendeckenden Fachkräftemangel sieht. Zweitens gibt es allerdings in Bezug auf bestimmte ualifikationen, Regionen und Branchen Fachkräfteengässe. So hat die Bundesagentur für Arbeit in einer aktullen Analyse Fachkräfteengpässe bei den Berufen Machinenund Fahrzeugbauingenieur, Elektroingenieur nd Arzt festgestellt. Wir erwarten, dass das Thema achkräftebedarf aufgrund des demografischen Wanels und des damit einhergehenden sinkenden Arbeitsräfteangebots – im Durchschnitt wird es sich auch um ltere Arbeitnehmer handeln – langfristig sicherlich an edeutung gewinnen wird. Was tun wir, um den aktuellen Arbeitskräftebedarf öglichst genau zu messen? Um zugleich auch eine län erfristige Prognose entwickeln zu können, welche Areitskräftebedarfe sich im weiteren Zeitablauf ergeben önnen und in welchen Branchen, Berufen und Regioen dies der Fall sein wird, bedienen wir uns derzeit euer Instrumente, die im Aufbau sind. Es geht hierbei m das, was mit den Stichworten „Arbeitskräfteallianz“ nd „Jobmonitoring“ gemeint ist. Wir erwarten, dass wir rste Informationen zu kurzfristigen Bedarfen nach dem obmonitoring im dritten Quartal 2011 vorlegen können. Ein Weiteres, was ich hier dazu sagen möchte, ist, ass es eine Qualifizierungsinitiative gibt, die das hema „Bildung und Forschung“ umfasst. Trotz der nappen Finanzen aufgrund der Haushaltskonsolidieng werden bis 2013 immerhin 12 Milliarden Euro zur erfügung gestellt werden, um die Qualifizierung hier Lande voranzutreiben. Darüber hinaus verweise ich uf unsere Bestrebungen, zum Beispiel die Vereinbarkeit on Familie und Beruf zu erleichtern. Ein weiterer Punkt, den ich hier nur stichwortartig ennen möchte, ist das vorgesehene neue Anerkenungsgesetz, mit dem wir erreichen möchten, dass Menchen, die zugewandert sind, aber nicht in einem ihrer ualifikation entsprechenden Beruf tätig sind, durch geau zugeschnittene Nachqualifizierungen befähigt weren, dem deutschen Arbeitsmarkt entsprechend ihrer usbildung zur Verfügung zu stehen. Der Gesetzentwurf t derzeit in der Ressortabstimmung. Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel )

Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1708618200




(A) )

Bezüglich der Frage, wie es ausländerrechtlich aus-
sieht, werde ich Ihnen am heutigen Tag kaum einen In-
formationsgewinn verschaffen können. Neben all den
notwendigen Anstrengungen, die hier lebenden Men-
schen in Beschäftigung zu bringen, brauchen wir mehr
qualifizierte Zuwanderung. Über Änderungen im Zu-
wanderungsrecht in Bezug auf die Arbeitsmigration fin-
den noch Gespräche zwischen den Koalitionsfraktionen
statt. Sie haben am heutigen Nachmittag bereits ver-
sucht, durch verschiedene Fragen an andere Ressorts et-
was in Erfahrung zu bringen. Ich kann Ihnen, wie gesagt,
beim besten Willen, auch wenn Sie hier so tapfer ausge-
harrt haben, leider keinen Erkenntnisgewinn verschaf-
fen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708618300

Ihre Nachfrage, Herr Kollege.


Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708618400

Sehr geehrter Herr Staatssekretär, vielen herzlichen

Dank für die Beantwortung eines Teils der Frage, aber
auch herzlichen Dank dafür, dass Sie offen zugegeben
haben, dass Sie auf einen bestimmten Teil der Frage zur-
zeit keine Antwort geben können.

Stelle ich zu Recht fest, dass die Bundesregierung auf
dem Gebiet der Altenpflege zurzeit keinen Fachkräfte-
mangel feststellen kann?

H
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1708618500


Dieses Thema ist sehr differenziert zu sehen. Es gibt
hier Engpässe. Wir haben Arbeitslose in diesem Bereich,
und wir haben eine Nachfrage in diesem Bereich. Auch
hier sind Diskussionsprozesse im Gange.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708618600

Sie haben eine zweite Nachfrage?


Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708618700

Ja. – Die Bundesregierung hatte bereits für den Herbst

letzten Jahres einen Gesetzentwurf angekündigt, welcher
die Anerkennung der ausländischen Abschlüsse regeln
soll. Später wurde korrigiert: Dieser Gesetzentwurf
sollte Ende letzten Jahres vorgelegt werden. Mittlerweile
sind wir am Ende des Januars 2011 angelangt. Der Ge-
setzentwurf liegt uns bis heute nicht vor. Wie lange müs-
sen wir auf diesen Gesetzentwurf warten?

H
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1708618800


Ich habe Ihnen schon vorher gesagt, dass wir in der
Ressortabstimmung sind. Ich möchte nochmals auf die
erhebliche Bedeutung dieses Gesetzes hinweisen. Es
handelt sich um ein Potenzial von circa 500 000 Perso-
nen, die davon Gebrauch machen können. Es ist also
sehr wichtig, ein handwerklich gutes und praktikables
Gesetz zu verabschieden. Sie wissen, dass gerade in mei-
nem Ministerium sehr viele Themen gleichzeitig behan-
delt werden. Daher kann nicht alles so schnell gehen,
wie man es sich vorgestellt hat.

tu

m
b

n
g
w
s
z

s

d
g
u
K

m
H
b

m
H
m

a

te

K
a
R
B
D
b
te
d
li

(C (D Vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwor ng der Fragen. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Ver raucherschutz. Da der Parlamentarische Staatssekretär zur Stunde och nicht da ist, können die beiden Fragen des Kolleen Ostendorff, also die Fragen 36 und 37, nicht beantortet werden. Mit Herrn Ostendorffs Einverständnis tellen wir die Beantwortung dieser Fragen noch etwas urück. Die Fragen 38 und 39 der Kollegin Höfken werden chriftlich beantwortet. Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bunesministeriums der Verteidigung. Hier werden die Fraen 40 und 41 der Kollegin Tabea Rößner, die Fragen 42 nd 43 des Kollegen Nouripour sowie die Frage 44 der ollegin Keul ebenfalls schriftlich beantwortet. Nun sind wir beim Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. ier wird die Frage 45 des Kollegen Toncar schriftlich eantwortet. Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. ier steht für die Beantwortung der Fragen der Parlaentarische Staatssekretär Jan Mücke zur Verfügung. Ich rufe die Frage 46 der Kollegin Cornelia Behm uf: Wie bewertet die Bundesregierung die Anfang Dezember 2010 gemachten Äußerungen des Bundesministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, die Betreiber des Airport Berlin Brandenburg International, BBI, müssten „ernsthaft darüber nachdenken, ob und inwieweit gleichzeitige parallele Starts überhaupt notwendig sind“, und die Aussage von Hans Niebergall, Chef der DSF, der Deutschen Flugsicherung GmbH, wonach auf das Abknicken der Routen nicht verzichtet werden könne, da der Planfeststellungsbeschluss für den Flughafen BBI den unabhängigen Parallelstart vorsehe, und hat das zur Folge, dass ein neues Planfeststellungsverfahren erforderlich wird? J Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Frau ollegin Behm! Auf Ihre Frage möchte ich wie folgt ntworten: Die Aussage von Bundesminister Dr. Peter amsauer betrifft die grundlegende Betriebsform des BI, während die Aussage von Hans Niebergall von der eutschen Flugsicherung ein bestimmtes Flugverfahren etrifft. Die getroffenen Aussagen beziehen sich auf unrschiedliche Themen und haben nicht zur Folge, dass eswegen ein neues Planfeststellungsverfahren erforderch wird. Ihre Nachfrage, bitte. )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708618900
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708619000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708619100




(A) )


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708619200

Seit ich diese Frage gestellt habe, ist ja schon viel

Wasser die Havel und die Spree heruntergeflossen. In-
zwischen sind ganz viele verschiedene Flugrouten und
ganz viele unterschiedliche Flugverfahren im Gespräch.
Sie wissen es sicher genauso gut wie ich: Es haben sich
verschiedene Bürgerinitiativen mit verschiedenen Zielen
formiert, die natürlich alle versuchen, den Fluglärm, so-
weit es geht, einzudämmen. In Rede steht nicht, den
Flughafenstandort zu verlagern, obwohl auch das eine
Bürgerinitiative fordert.

Wenn sich aus der Flugroutendiskussion ergibt, dass
die stark besiedelten Teile vom Süden Berlins sowie
Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf und auf der östlichen
Seite Zeuthen von verlärmendem Flugverkehr ausge-
spart werden, wird sich der Fluglärm ganz automatisch
bei der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow konzentrieren.
Ich frage Sie nun: In welcher Weise wird dann von der
Bundesregierung darauf Einfluss genommen, dass be-
gleitende Maßnahmen am Boden, um die Menschen vor
Fluglärm zu schützen, eingeleitet werden und im Inte-
resse der dort wohnenden Menschen nach Lösungen ge-
sucht wird?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708619300


Frau Kollegin, wie Sie wissen, ist die Festlegung von
Flugrouten bei uns gesetzlich geregelt, und zwar nach
Vorgaben der Internationalen Organisation für Zivilluft-
fahrt, ICAO. Dieses Verfahren ist in § 29 b Luftver-
kehrsgesetz und § 27 a Luftverkehrs-Ordnung geregelt.
Nach diesen gesetzlichen Regelungen ist in Deutschland
das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung die Behörde,
die unter Federführung des zuständigen Ministeriums
– in diesem Fall das MIL in Brandenburg – die Flugrou-
ten festlegt.

Das Gesetz schreibt ausdrücklich vor, dass vor Festle-
gung von solchen Flugrouten eine Konsultation in einer
sogenannten Fluglärmkommission stattfindet. In dieser
Fluglärmkommission sind die verschiedenen Varianten
für mögliche Flugrouten zum Anflug auf den neuen
Flughafen BBI entstanden, die jetzt auch öffentlich dis-
kutiert werden.

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt-
entwicklung wird in dieser Frage inhaltlich keinen Ein-
fluss nehmen. Wir haben das Verfahren klar geregelt.
Dieses Verfahren liegt beim Bundesaufsichtsamt für
Flugsicherung, im Benehmen mit dem Umweltbundes-
amt. An der Beteiligung des Umweltbundesamtes kön-
nen Sie schon erkennen, dass versucht wird, die Auswir-
kungen dieser Flugrouten auf die Bevölkerung sowie auf
andere Schutzgüter möglichst gering zu halten. Die Bun-
desregierung verfolgt das Ziel, dass Fluglärm in
Deutschland zu so wenigen Beeinträchtigungen wie ir-
gend möglich führt.

Wie Sie wissen, hat der Deutsche Bundestag in der
vergangenen Legislaturperiode das Fluglärmschutzge-
setz beschlossen. Dieses Gesetz weist den Flughafenbe-
treibern Pflichten zu Maßnahmen passiven Schallschut-
zes in bestimmten Zonen und zur Finanzierung dieser

M
B
z
s

B

n
w
n
s

b
E

ic
B
s
d
L

te

d
D

s

g
s
u
w
s
e
B
d

w
ri
sc
O

m
c

u
w

(C (D aßnahmen zu. Ich habe keinen Zweifel daran, dass die etreiber des Flughafens BBI diese Maßnahmen umseten werden. Sie sind die Zuständigen für den Schallchutz in den von Ihnen genannten Regionen. Haben Sie eine weitere Zusatzfrage, Frau Kollegin? – itte. Ja, ich möchte noch eine Frage stellen. – Die Maß ahmen passiven Schallschutzes werden vorgesehen, eil man weiß, dass Lärm krank macht. Dort, wo er icht zu vermeiden ist, muss man alles tun, um die Menchen wenigstens passiv zu schützen. Der Bund ist quasi Partner bei diesem Flughafenneuau. Angesichts der Tatsache, dass Fluglärm sehr viele rkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems verursacht es gibt eine ganze Palette von Erkrankungen –, frage h Sie: Wird sich der Bund dafür einsetzen, dass am BI ein Gesundheitsmonitoring durchgeführt wird, um o für künftige Planungen, aber auch für die Begleitung ieses Flughafenneubaus Erkenntnisse über geeignete ärmschutzmaßnahmen zu gewinnen? J Nein, das kann ich Ihnen heute nicht zusagen, weil ies in der Verantwortung des Flughafenbetreibers liegt. ie Betreibergesellschaft müsste ein solches Monitoring r sich als richtig anerkennen und es durchführen, wenn ie es für zweckmäßig hält. Ich kann nur darauf verweisen, dass sich der Gesetzeber in der letzten Legislaturperiode mit dem Fluglärmchutzgesetz bereits dieses Themas angenommen hat nd Grenzwerte festgelegt hat, in deren Rahmen Flugbeegungen an deutschen Flughäfen in bestimmten Lärm chutzzonen stattfinden dürfen. Wenn diese Grenzwerte ingehalten sind, gehen wir davon aus, dass in diesem ereich keine gesundheitliche Beeinträchtigung durch en Luftverkehr stattfinden kann. Ich k Ist das QS-System nach Meinung der Bundesregierung ein funktionsfähiges zertifiziertes Eigenkontrollsystem, wie im Rahmen der geplanten Zulassungspflicht für Futtermittelbetriebe gefordert? Herr Staatssekretär Dr. Müller, darf ich bitten? Dr. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bitte m Entschuldigung dafür, dass ich kurz nicht verfügbar ar. Parl. Staatssekretär Dr. Gerd Müller )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708619400
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708619500
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708619600
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708619700
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1708619800
Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1708619900




(A) )

Herr Kollege Ostendorff, die Bundesregierung han-
delt schnell und entschlossen – sowohl in Zusammen-
arbeit mit den Ländern als auch auf Bundesebene und
auf europäischer Ebene –, um Konsequenzen aus dem
Dioxinskandal zu ziehen.

Auf Ihre Frage zum Thema QS-System antworte ich
wie folgt: Das QS-System, ein Eigenkontrollsystem der
Wirtschaft, konnte diesen Skandal nicht verhindern. Die
Bundesregierung zieht daraus Konsequenzen und rea-
giert erstens mit einer Verschärfung der Kontrollen so-
wie mit Vorgaben zur Stärkung des Eigenkontrollsys-
tems der Wirtschaft, zweitens mit einer Änderung der
Gesetzeslage bezüglich der Meldung der Kontrollergeb-
nisse durch die Labors und drittens mit der künftigen
Veröffentlichung der Messergebnisse. Wir gehen so
weit, dass wir im Rahmen des VIG zukünftig vorschrei-
ben, dass Messergebnisse, die über den zulässigen
Grenzwerten liegen, veröffentlicht werden müssen, ohne
dass die betroffene Wirtschaft dem zustimmen muss.
Außerdem werden wir Zulassungskriterien für Betriebe
einführen, in denen wir definieren, welcher Betrieb auf
diesem Sektor überhaupt tätig werden kann. Bundes-
ministerin Aigner hat mit den Bundesländern einen Kon-
sens in Bezug auf einen neuen qualitativen Ansatz in der
Futter- und Lebensmittelkontrolle erzielt. Erstmals sind
die Länder bereit, länderübergreifend Auditorenteams
zusammenzustellen und mit dem Bund die Lebensmittel-
und Futtermittelkontrolle abzustimmen und weiter zu
verbessern.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708620000

Haben Sie eine Zusatzfrage, Herr Kollege? – Bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär Dr. Müller, schönen Dank für die
Beantwortung dieser Frage. Dass der Betrieb Harles und
Jentzsch – Betrieb für Futterfette, technische Fette, dio-
xinhaltige Fette – in Uetersen, Kreis Pinneberg, im ver-
gangenen Oktober das QS-Zertifikat, also das Zertifikat
für Qualität und Sicherheit, erhalten hat, ist ja wohl ein
Offenbarungseid für ein Kontrollsystem, das von der
Wirtschaft geprägt worden ist. Sie haben darauf hinge-
wiesen, dass Sie jetzt stringentere Vorgaben machen
wollen. Die Wirtschaft hat dazu schon erklärt, dass sie
nicht gewillt ist, sich einem stärkeren Kontrollregime zu
unterwerfen. Gestern gab es die Verlautbarung, dass man
gar nicht daran denkt, das zu tun.

Das führt mich zu der Frage: Wie will die Bundes-
regierung da Einfluss nehmen, und was gedenken Sie
genau zu tun, um das QS-System in Bezug auf die Fut-
termittelbetriebe deutlich zu verschärfen?

Dr
Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1708620100


Ich kenne diese Verlautbarung nicht. Sollte es eine
solche Verlautbarung von Einzelnen in der Branche ge-

b
k
d

d
s
m
ß

d
s
D
n
n
e

s
u
n
e
E
le
le
J
w
im
h

N

W
s
re
d
s
a
s
d

m
c

A
V

W
h
b
m
w
re

(C (D en, dann haben diese den Ernst der Situation nicht erannt. Wir werden vonseiten des Staates in der von mir argestellten Weise die Regeln massiv verschärfen. Einer der 14 Punkte in dem Paket, das mit den Bunesländern einvernehmlich beschlossen worden ist, bechäftigt sich mit der Haftungsfrage. Für die Zukunft üssen wir bei einem solch skandalösen Fall ausschlie en, dass ein Betrieb seine GmbH in die Insolvenz gehen sst und keine Haftungsansprüche geltend gemacht weren können. Dadurch ist die Futtermittelbranche insgeamt in der Verantwortung und haftet ein Stück weit mit. ie Signale, die wir erhalten haben, sind entsprechend, ämlich dass bei einem Eigenkontrollsystem massiv achgebessert und das QS-System verfeinert wird. Aber s handelt sich um ein Eigenkontrollsystem der Betriebe. In Deutschland gibt es über 1 Million Betriebe, die ich mit Futtermitteln und Lebensmitteln im weiteren nd engeren Sinne beschäftigen. Allen ist klar, dass icht in jedem Betrieb hinter jedem Vorgang jeden Tag in staatlicher Kontrolleur stehen kann. Deshalb gibt es ingangskontrollen durch die Wirtschaft, Risikokontroln durch den Staat und eine Vernetzung. In Zukunft soln die Messergebnisse auch veröffentlicht werden. eder Firma ist klar: Die Überschreitung eines Grenzertes bedeutet die Veröffentlichung dieses Vergehens Internet mit den entsprechenden Konsequenzen. Des alb wird – da sind wir sicher – effektiv gehandelt. Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708620200
Ja. – Das führt mich zu der weiteren Zusatzfrage:

enn das nicht wirkt, wenn sich also nach einer gewis-
en Zeit herausstellt, dass die Wirtschaft doch nicht be-
it ist, diese sehr strengen Vorgaben zu erfüllen, ist dann

aran gedacht, dass die Bundesregierung selbst sehr viel
tärker in das Kontrollsystem einsteigt, möglicherweise
nalog zum Biokontrollsystem, bei dem wir eine sehr
tarke staatliche Verzahnung haben? Können Sie sich
as vorstellen?

Dr.
Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1708620300

Herr Ostendorff, eine solche Konsequenz war die

ntwort von Frau Künast in ihrer Verantwortung als
erbraucherschutzministerin auf den Nitrofen-Skandal.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zum Glück!)


ir lassen uns auf dieses Spiel nicht ein. Ich habe des-
alb klargelegt, was vonseiten der staatlichen Kontroll-
ehörden jetzt an qualitativen Sprüngen in der Lebens-
ittel- und Futtermittelkontrolle umgesetzt wird. Wir
arten nicht darauf, bis der betroffene Wirtschaftszweig
agiert.






(A) )


)(B)


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708620400

Wir haben inzwischen den zeitlichen Rahmen der

Fragestunde mehr als ausgeschöpft. Deshalb bitte ich um
Verständnis dafür, dass wir hier einen Schnitt machen,
auch wenn die zweite Frage von Herrn Ostendorff noch
offen ist. Sie wird wie die restlichen Fragen schriftlich
beantwortet. – Herr Staatssekretär, vielen Dank.

Ich rufe nun den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Die öffentliche Diskussion über die Falsch-
und Nichtunterrichtung des Deutschen Bun-
destages durch den Bundesverteidigungsmi-
nister zu Vorfällen in der Bundeswehr

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der
Kollege Dr. Frithjof Schmidt für die Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Verteidigungsminister, letzte Woche haben Sie den
Vorwurf zurückgewiesen, das Parlament wissentlich
falsch über die Umstände des Todes eines Soldaten in
Afghanistan unterrichtet zu haben. Diesen Vorwurf ha-
ben wir auch gar nicht erhoben. Ich habe am Freitag hier
festgestellt, dass wir vom Ministerium objektiv falsch
unterrichtet wurden. Wir wollen wissen, warum.

Unsere Frage, wie es zu dieser falschen Unterrichtung
kommen konnte, bleibt bestehen. Vielleicht können Sie
uns heute eine zufriedenstellende Antwort geben. Bei Ih-
ren bisherigen Reaktionen konnte man den Eindruck be-
kommen, Sie halten das eher für unwichtig. Aber die fal-
sche Unterrichtung unseres Parlaments ist keine
Lappalie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Nicht der
Verteidigungsminister, sondern der Bundestag entschei-
det über den Einsatz der Bundeswehr.

Eine Antwort, Herr Minister, wollen wir auch auf die
Frage, warum Ihnen der Feldjägerbericht über den Tod
des Soldaten in Afghanistan nicht zeitnah vorgelegt
wurde. Wir erwarten von Ihnen nicht, dass Sie jeden
Feldjägerbericht lesen. Aber wenn es sich um den Tod
von Soldaten handelt, dann muss ein solcher Bericht
sofort auf den Tisch des Ministers. Da müssen doch alle
roten Lampen angehen; da muss Ihr Haus doch automa-
tisch reagieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich kann nur sagen: Wenn das bei Todesfällen nicht
funktioniert, dann haben Sie die Abläufe in Ihrem Haus
ein Jahr nach Kunduz immer noch nicht richtig im Griff.

V
tr
R
n
w
ri
te
L
e
k
m
s
m

m
w
b

n

D
ä
N
z


d
ru
d

s
k
s
b
In
d
g

H
k
P
h
le

s
s
d
re
d
u

(C (D Leider reden wir heute nicht nur über einen einzelnen organg. Ein großes Fragezeichen steht auch bei dem agischen Todesfall auf der „Gorch Fock“ im Raum. und um diesen Vorfall verdichten sich nun Informatioen über Zustände auf der „Gorch Fock“, die einen, enn sie denn stimmen, sprachlos machen können. Bechtet wird von Schikanierungen junger Offiziersanwärr, von hohem Druck, selbst bei Lebensgefahr über eistungsgrenzen hinauszugehen. Auch von Alkoholxzessen und sexueller Nötigung ist die Rede. Wie onnte das über lange Zeit unbemerkt bleiben? Was ist it den Studien, von denen man hört, die aber offen ichtlich nicht beachtet wurden? Auch diese Fragen üssen Sie beantworten. Es gibt noch einen weiteren Vorfall. Die Feldpost ehrerer Soldatinnen und Soldaten wurde geöffnet. Teileise wurde der Inhalt der Post entnommen. Wir wissen islang nicht, von wem und warum. Diese Probleme sind sicher einzelne Fälle. Sie zeichen aber ein besorgniserregendes Bild der Bundeswehr. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ies sind ja nicht die ersten Vorgänge dieser Art; es gab
hnliche Probleme vor kurzem bei den Gebirgsjägern.
atürlich darf es keinen Generalverdacht gegen die Offi-

iere und Soldaten der Bundeswehr geben.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Gut, dass Sie das mal feststellen!)


Ja, das ist auch so. – Aber es ist doch auch klar, dass
ie Vorfälle auf Probleme im Bereich der Inneren Füh-
ng verweisen. Hier herrscht dringender Handlungsbe-

arf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Vorgänge, über die wir hier reden, liegen über
echs Wochen zurück, Wochen, in denen nicht viel Auf-
lärung geschehen ist. Erst Herr Königshaus hat durch
ein energisches Agieren Druck in die Angelegenheit ge-
racht. Das unterstreicht noch einmal, wie wichtig die
stitution des Wehrbeauftragten ist. Aber es wirft auch

ie Frage auf: Was hat eigentlich der Minister bis dahin
etan? Sie haben viel zu viel Zeit verstreichen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


err Minister, es kommt der Eindruck auf, dass die Auf-
lärung solcher erschreckenden Fälle bei Ihnen erst dann
riorität bekommt, wenn Kommentatoren schreiben, Sie
ätten Ihren Laden nicht im Griff. Da erwarten nicht zu-
tzt die Soldaten mehr von Ihnen.

Vor über einem Jahr wurde der Verteidigungsaus-
chuss auch deshalb als Untersuchungsausschuss einge-
etzt, weil die Informationspraxis der Bundeswehr und
es Verteidigungsministeriums schleppend, intranspa-
nt und unvollständig war. Leider zeigt sich, dass genau

iese Missstände bisher nicht beseitigt wurden, sondern
ns jetzt erneut einholen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Dr. Frithjof Schmidt


(A) )


)(B)

Das ist Anlass zur Besorgnis. Wir wollen deshalb, dass
der Auftrag des Untersuchungsausschusses „Kunduz“
um die aktuellen Vorgänge erweitert wird.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708620500

Das Wort hat nun der Bundesminister der Verteidi-

gung, Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bun-
desminister der Verteidigung:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Zunächst einmal: Was ist der Gegenstand der
heutigen Debatte, die öffentliche Diskussion oder die an-
gebliche Nichtunterrichtung des Bundestages? Ich
glaube, wir müssen sehr differenziert auf die drei Fälle
blicken, die derzeit in der Debatte stehen. All diese Vor-
gänge bedürfen zweifelsfrei der vollständigen Aufklä-
rung. Abschließende Informationen über Ereignisse sind
aber erst nach Abschluss der Ermittlungen, insbesondere
auch der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, mög-
lich, Ermittlungen, die in den beiden Todesfällen nicht
erst seit der öffentlichen Diskussion, so wie Sie es ge-
rade in den Raum gestellt haben, Herr Schmidt, sondern
von Beginn an, seit November bzw. Dezember des letz-
ten Jahres, mit großer Sorgfalt entsprechend dem gelten-
den Recht und den geltenden Vorschriften durchgeführt
werden. Ich weise deswegen mit Nachdruck den Vor-
wurf zurück, ich hätte das Parlament nicht informiert,
ebenso den Vorwurf einer gezielten Vertuschung oder Ir-
reführung durch mein Haus oder durch mich selbst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was die geöffneten Feldpostbriefe anbelangt, so liegen
dem Deutschen Bundestag mittlerweile erste Zwischen-
berichte vor. Bislang lässt sich nicht darauf schließen,
dass es sich um eine systematische, eine flächendeckend
in großer Zahl erfolgte Aktion handelt. Nach den mir
heute vorliegenden Meldungen sind seit Oktober des letz-
ten Jahres insgesamt 29 Postsendungen auf mögliche Un-
regelmäßigkeiten zu untersuchen. Jeder dieser Briefe ist
einer zu viel; das steht außer Frage. Alles muss in der Hin-
sicht aufgeklärt werden; alles muss unternommen wer-
den, damit wir in dieser Frage eine entsprechende Lösung
finden.

Wir verschicken jede Woche circa 6 000 Briefe und
1 800 Päckchen bzw. Pakete aus den Einsatzländern
nach Deutschland. Circa 15 000 Briefe und 3 500 Päck-
chen gehen jede Woche den umgekehrten Weg. Die Un-
regelmäßigkeiten traten zwischen Oktober und Januar
auf, also über einen Zeitraum von circa 16 Wochen. Wir
sind mit der Sachverhaltsermittlung noch nicht am Ende
und gehen der Sache weiter nach.

Auch der zweite Fall, so tragisch und furchtbar er an-
gesichts des Todes eines jungen Mannes ist, taugt nicht
zu Vorwürfen, die in den letzten Tagen konstruiert wur-

d
d
n
d
U
k
Ü
s
S

w
n
a
fa
g
n
L
N

m
ra
E
W
s
D
d
s
P
v
E
v
h

2
m
h

D
d
te
b
p
lu
a

g
d
F
D
d
n
s
k
lu
d
w
ti

(C (D en. Am 17. Dezember 2010 kam es in der abgesetzten eutschen Operationsbasis im Raum Pol-i Khumri zu eiem schlimmen Zwischenfall. In einer Ruhezeit – nach urchgeführtem Einsatz – waren die Soldaten in ihrem nterkunftszelt und hatten dabei nach vorliegenden Erenntnissen auch routinemäßig ihre Waffen gereinigt. ber den weiteren Ablauf gibt es unterschiedliche Aus agen. Die weitere Aufklärung obliegt auch hier der taatsanwaltschaft. Soweit wir nach den bisherigen Feststellungen heute issen, steht lediglich Folgendes fest: Aus der Waffe eies Soldaten löste sich ein Schuss, der seinen Kameraden m Kopf traf. Der sofort herbeigeeilte Gruppenführer nd den Soldaten blutend zwischen zwei Unterkunftslie en auf, schickte alle anderen aus dem Zelt, holte sich saitätsdienstliche Verstärkung und versorgte den Soldaten. eider verstarb der Soldat kurz danach während einer otoperation. Als ich am 18. Dezember 2010, also am Folgetag, geeinsam mit der Frau Bundeskanzlerin und dem Genelinspekteur im Einsatz eintraf, wurde uns der damalige rmittlungsstand geschildert, dass der Schuss von der affe eines Kameraden ausging. Auch die dabei anwe enden Pressevertreter wurden entsprechend informiert. amit war zu jener Zeit zweifelsfrei klar: Es war ein eutscher Soldat ums Leben gekommen, und die Kugel tammte aus der Waffe eines Kameraden. Auch der resse konnte man bereits am Sonntag entnehmen, dass on einer Fremdeinwirkung ausgegangen werden musste. s kann also keineswegs davon die Rede sein, dass hier onseiten der Bundesregierung Informationen zurückgealten oder Sachverhalte verschleiert worden seien. Richtig allerdings ist, dass die mit Stand vom 1. Dezember herausgegebene Unterrichtung des Parlaents in der dort gewählten Formulierung den Sachver alt unvollständig wiedergab. esgleichen darf und soll nicht vorkommen. Wir haben ieses Versäumnis, das kurz vor Weihnachten eingetren war, vonseiten des Ministeriums eingeräumt. Bereits ei der ersten Ausschusssitzung nach der Weihnachtsause hat dies Staatssekretär Kossendey bei der Behandng dieses Vorgangs richtiggestellt, als er ausdrücklich uf die Tatsache der Fremdeinwirkung hinwies. Zu den Ermittlungen des Vorgangs und zum Feldjäerbericht. Lieber Kollege Schmidt, jemand, der sich mit er Bundeswehr befasst, sollte wissen, dass bei solchen ällen routinemäßig Feldjägerberichte erstellt werden. ie Ermittlungen des Vorgangs und der Bericht liegen ort, wo sie nach unserer Rechtsordnung hingehören, ämlich bei der zivilen Justiz. Es versteht sich von elbst, dass ich als Bundesminister der Verteidigung eine weiteren Kommentierungen zu laufenden Ermittngen abgebe, auch zum Schutz einer jungen Person, ie einem gewaltigen Vorwurf ausgesetzt ist, bei dem ir in der Öffentlichkeit nicht mit Spekulationen zu haneren haben. Bundesminister Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg )


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Ich komme jetzt zum dritten Aspekt, zu den Vorgän-
gen auf der „Gorch Fock“.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie sich vorlegen lassen!)


– Frau Künast, ich weiß, dass man in Berlin ein bisschen
lauter rufen muss, um gehört zu werden. Aber vielleicht
kommen Sie nach vorn und reden ein bisschen leiser.
Dann können wir uns entsprechend verständigen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich komme jetzt zu den Vorgängen auf der „Gorch
Fock“. Zum einen geht es dabei um den Unfall einer Of-
fiziersanwärterin am 7. November des vergangenen Jah-
res. – Frau Künast, vielleicht sollte man seine Stimme
angesichts einer toten Offiziersanwärterin ein wenig zü-
geln; das empfiehlt sich. –


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Hierzu ist festzustellen: Umgehend nach dem Unfall der
Offiziersanwärterin wurde ein Havarieverfahren entspre-
chend den allgemeinen Vorschriften eingeleitet. Dane-
ben hat die Staatsanwaltschaft Kiel ein Ermittlungsver-
fahren aufgenommen. Fünf Tage nach dem Unfall, am
12. November 2010, traf der Beauftragte für Havariewe-
sen der Marine am Unglücksort ein, zeitgleich mit Ver-
tretern der Wasserschutzpolizei und der Kripo Kiel.
Beide Untersuchungen dauern noch an.

Den zweiten Themenkomplex machen zunächst Nach-
richten über Verhaltensweisen von Besatzungsmitglie-
dern im Nachgang zu dem geschilderten Todesfall aus;
darauf wurde hingewiesen. In diesem Zusammenhang
wurden zudem mehr und mehr Vorwürfe bekannt, die
ganz erhebliche Zweifel am inneren Gefüge, der Ausbil-
dungsgestaltung und dem allgemeinen Umgang an Bord
der „Gorch Fock“ aufwerfen; aber hierbei handelt es sich
um Vorwürfe. Darüber wurde ich Montag, den 17. Januar
2011, unterrichtet. Dies habe ich zum Anlass genommen,
die aufkommenden Vorwürfe vom Inspekteur der Marine
und vom Leiter der Rechtsabteilung überprüfen zu lassen.
Hierzu wurden mehrere Maßnahmen ergriffen. Unter an-
derem wurde die Entscheidung getroffen, die „Gorch
Fock“ nach Argentinien zurückzubeordern, um ein Un-
tersuchungsteam einschiffen zu können. Bekannterma-
ßen wurden die Obleute des Verteidigungsausschusses
letzten Freitag über die getroffenen Maßnahmen infor-
miert.

Vor dem Hintergrund einer Zunahme der Unterstel-
lungen und Vorwürfe über die ganze Woche hinweg und
eines gesteigerten öffentlichen Drucks auf den Kom-
mandanten, der sich am Freitag zuspitzte, war absehbar,
dass sich der Fokus zunehmend auf die Person des Kom-
mandanten und auf sein Führungsverhalten konzentrie-
ren und richten würde.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Auch auf den Minister!)


Dabei stand nicht die Frage der Stichhaltigkeit der Vor-
würfe und Unterstellungen im Mittelpunkt, sondern die
Frage, ob man es einem Kommandanten unter den sich

a
k
ru
s
h
d
m

re
K
v
s
S
A
d
w

d
g
v
d
n
u
d
u

k
v
h
V
fo

u
m
g
c
b
u
a
g
n
D
V
Ic
D

S

W

(C (D bzeichnenden Belastungen überhaupt noch zumuten önne, seine fordernde Aufgabe fortzuführen; die Fühng der „Gorch Fock“ gehört bekanntlich zu den an pruchsvollsten Aufgaben, die die Marine zu vergeben at. Die Erörterung dieser Frage ist zunächst ein Gebot er Fürsorgepflicht, der Fürsorge gegenüber dem Komandanten wie auch gegenüber der Besatzung. Darüber hinaus stellte sich die Frage, ob eine sachgechte Aufklärung nicht erschwert würde, wenn der ommandant seine Aufgabe fortführen würde. Im Einernehmen mit der militärischen Führung und nach Geprächen des Inspekteurs der Marine mit Kapitän zur See chatz habe ich entschieden, ihn unverzüglich von seinen ufgaben zu entbinden. So viel auch zu dem immer wieer gehörten Vorwurf, mit dem Kapitän sei nicht geredet orden; es ist mehrfach mit ihm geredet worden. Zur Klarstellung: Kapitän zur See Schatz ist unveränert Kommandant der „Gorch Fock“, auch wenn er geenwärtig von seiner Verantwortung entbunden ist. Ein on seinen Pflichten vorläufig entbundener Kommanant ist weder gefeuert noch geopfert noch geschasst och rausgeworfen. Deshalb handelt es sich hier nicht m eine Vorverurteilung, sondern um eine Maßnahme, ie unter anderem der sachgerechten Aufklärung dient nd als solche angelegt ist. Bei allen drei Vorgängen laufen die erforderlichen Auflärungen – so viel zu Ihrem Vorwurf, Herr Schmidt –, onseiten der Bundeswehr wie von den zivilen Justizbeörden. Über die gegenwärtigen Sachstände sind die ertreter des parlamentarischen Bereichs auch heute inrmiert worden. Bei aller Notwendigkeit der Aufklärung im Detail nd bei einem gewiss umfassenden Anspruch auf Inforationen – und der ist immer gegeben – tut es bisweilen ut, sich die Frage zu stellen: Welchen Eindruck erweken wir mit unseren Aufgeregtheiten? Lassen Sie uns ei alledem eines nicht vergessen: Es geht hier vor allem m den Tod zweier junger Menschen, die ihren Dienst m Vaterland geleistet haben. Wir dürfen sie nicht veressen. Wir haben eine Schuldigkeit gegenüber ihren ächsten Angehörigen im Hinblick darauf, wie wir die iskussion führen. Diese Diskussion darf nicht über orwürfe, sondern muss über Tatsachen geführt werden. h glaube, diesen Anspruch sollten wir uns in dieser ebatte setzen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708620600

Nächster Redner ist der Kollege Rainer Arnold für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1708620700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ohl wahr, Herr Minister, es handelt sich um drei sehr





Rainer Arnold


(A) )


)(B)

unterschiedliche Vorgänge. Sie weisen aber auch Ge-
meinsamkeiten auf. Die erste Gemeinsamkeit liegt darin,
dass Sie in allen drei Fällen ein wirklich schlechtes Kri-
senmanagement betreiben. Erst durch Ihr Missmanage-
ment gelangten diese Probleme in die öffentliche Wahr-
nehmung und wurden dadurch zu einer großen Krise.
Das haben Sie zu verantworten. Sie können die Verant-
wortung nicht einfach weiterleiten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die zweite Gemeinsamkeit ist: Das Parlament wurde
über die Vorgänge nicht zeitnah, nicht umfassend und
auch nicht immer ganz korrekt informiert. Die dritte Ge-
meinsamkeit ist: Sie suchen für alle Vorfälle schnell Ver-
antwortliche, um von Ihrer eigenen Verantwortung abzu-
lenken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt doch gar nicht!)


Lassen Sie mich meine Punkte am Thema „Gorch
Fock“ festmachen. Ich hätte mir wirklich gewünscht,
dass die Führung der Marine die Veröffentlichungen
über Probleme auf diesem Schmuckstück der deutschen
Marine ernst genommen hätte, die im Herbst letzten Jah-
res aufgetaucht sind, und darauf von sich aus reagiert
hätte. So aber war es der Wehrbeauftragte, der uns auf
gravierende Probleme aufmerksam gemacht hat. Dafür
darf er übrigens nicht vom Parlamentarischen Staatsse-
kretär des Verteidigungsministers kritisiert werden. Der
Wehrbeauftragte hat – wie seine Vorgänger auch – un-
parteiisch, seriös und gründlich seine Arbeit für das Par-
lament geleistet.


(Beifall bei der SPD, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister, in Ihrem Umgang mit dem Thema ist
ein weiterer wichtiger Punkt hervorzuheben: Mittags la-
den Sie die Obleute zur Unterrichtung ein und sagen, es
dürfe keine Vorverurteilung geben. Abends dann entneh-
men wir der Presse, dass Sie den Kommandeur seines
Amtes entbunden haben, und zwar mit der Begründung
– an diesem Abend und am nächsten Abend –, dass neue
Vorwürfe zu den Missständen bekannt geworden seien.
Auf unsere viermalige Nachfrage haben Sie heute keinen
einzigen neuen Vorwurf benannt. Am Wochenende aller-
dings haben Sie, als Sie gemerkt haben, dass Ihnen die
Angelegenheit medial zu entgleiten droht, in drei Presse-
meldungen immer wieder nachgelegt und weitere Infor-
mationen gegeben. Herr Minister, das eigentliche Pro-
blem in diesem Zusammenhang ist doch: Sie haben den
Geist des Boulevards gerufen – jetzt kommen Sie mir
vor wie der Zauberlehrling –; Sie werden den Geist nicht
mehr los. Genieren Sie sich nicht, wie die Bild-Zeitung
zusammen mit Ihnen in der Bild am Sonntag die Entlas-
sung des Kommandeurs medial inszeniert hat?


(Zuruf von der CDU/CSU: Kommandant!)


Das muss einem seriösen Minister doch peinlich sein.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


a
d
le

g
li
S
ri
m

re
F
d
z

in
Ih
d
d
a
m
w
a

a
in
d
d
g
s

M

A
b
s


u

E
d
d
g
h

S
w

(C (D Insgesamt bin ich der Auffassung, dass die Vorfälle uf der „Gorch Fock“ so geklärt werden können, dass ieses Schiff eine Zukunft hat. Das muss die Marine isten. Wir alle wünschen uns das sehr. Herr Minister, zu den Vorgängen in Afghanistan. Ich laube, es ist inzwischen unstreitig, dass es unterschiedche Informationen über den tragischen Todesfall gab. ie sprachen über die Angehörigen. Gerade die Angehögen haben einen Anspruch darauf, dass mit Klarheit erittelt wird. Herr Minister, das eigentlich Problematische an unsem Streit ist nicht, dass das Ministerium gelegentlich ehler macht und Informationspannen hat; das gibt es urchaus. Das eigentlich Problematische ist, dass wir in wei Punkten einen großen Dissens haben. Sie sind der Auffassung: Wenn die Staatsanwaltschaft einem Vorgang ermittelt, muss dieser nicht mehr auf ren Schreibtisch und das Parlament ist auch nicht mehr arüber zu informieren, sondern man wartet vielmehr ie staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ab. Sie sind uch der Auffassung, ein Feldjägerbericht enthalte Verutungen. Die Feldjäger sind die Polizei der Bundesehr, und die Informationen der Feldjäger sind wichtig – uch für die Staatsanwaltschaft. Herr Minister, in den vergangenen Jahren wurden wir uch bei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zeitnah formiert. Der Verteidigungsausschuss hat bewiesen, ass er mit diesen Informationen seriös und, wo notwenig, sensibel umgeht und keine Debatte zulasten der Anehörigen oder Beschuldigten führt. Das ist eine Untertellung; das haben wir nie getan. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der zweite große Unterschied ist folgender: Herr
inister, merken Sie eigentlich nicht, ob ein Soldat
wir schicken junge Soldaten von 22 Jahren nach
fghanistan – durch einen Fehler seines Kameraden
eim Waffenreinigen zu Tode kommt oder ob bei einem
olchen Einsatz mit Waffen gespielt wird?


(Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Das ist eine Vorverurteilung! Das wissen wir noch gar nicht!)


Lesen Sie doch einfach einmal den Feldjägerbericht
nd hören Sie mir bis zu Ende zu.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Den haben Sie offensichtlich nicht gelesen!)


s gibt übrigens überhaupt kein Indiz dafür, dass es
urch das Waffenreinigen passiert ist. Lassen Sie uns bei
en Fakten bleiben: Es gibt nur acht Zeugen, die nichts
esehen haben, und zwei, die es gesehen haben. Von da-
er kommt dieses Indiz.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Was haben sie denn gesehen?)


elbst wenn solche Vermutungen aufkommen, dürfen
ir bei einer Armee im Einsatz





Rainer Arnold


(A) )


)(B)


(Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Das ist eine Unverschämtheit!)


– jetzt hören Sie bei diesem ernsten Thema doch einmal
zu – nicht warten, bis ein Jahr später eine staatsanwalt-
schaftliche Ermittlung oder sogar ein Gerichtsprozess
abgeschlossen ist, sondern man muss dieser Sache nach-
gehen und die Führungsverantwortung so sensibilisie-
ren, dass sie bei Einsatzsoldaten unter diesem Druck ge-
gebenenfalls auch nachsteuert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708620800

Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1708620900

Ich komme zum Ende.

Um einen Schlussstrich darunter zu ziehen: Ich
glaube, dass diese Dinge aufgeklärt werden können,
wenn der Minister selbst Druck macht. Wir hoffen, dass
wir für die Zukunft etwas aus diesen Vorgängen lernen.
Herr Minister, ich glaube, es wäre für die anstehende
Bundeswehrreform gut, wenn Sie Ihr Verhältnis zum
Verteidigungsausschuss auf eine andere Basis stellen
würden. Das ist nämlich für die kommende schwierige
Reform notwendig.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Ach so! Jetzt haben wir es verstanden! Es geht um Sie! Hätten Sie doch gleich sagen können!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708621000

Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1708621100

Ich bin fertig.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708621200

Wenn Sie fertig sind, dann hören Sie bitte auch auf.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1708621300

Die Hauptdiskussion, die uns noch beschäftigen wird,

betrifft die Unterfinanzierung der Bundeswehr. Diejeni-
gen, die jetzt laut schreien, müssten einmal unter sich
klären, was bei der Ausgestaltung der Finanzen in der
Truppe tatsächlich Sache und was notwendig ist.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708621400

Nun hat die Kollegin Elke Hoff für die FDP-Fraktion

das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


L
g
S
ta
a


s

n

D
s


d
k
B
d
d
s
B

D
n
s

fe
w
w

m
h
re
n
M
s
m

te
d
P
d
te
li
h

(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! iebe Kollegen! Herr Kollege Arnold, ich bin doch einiermaßen erstaunt, wie Sie als verteidigungspolitischer precher Ihrer Fraktion in diesem Hause einerseits Deils aus einer laufenden Ermittlung ausbreiten und sie ls Fakten und belegte Tatsachen darstellen. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Wieso? Steht doch in der Zeitung! – Dr. h. c. Susanne Kastner [SPD]: Steht doch in der Bild-Zeitung!)

Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1708621500

Verzeihung, wir sind hier nicht bei der Bild-Zeitung,
ondern im Deutschen Bundestag.


(Widerspruch bei der SPD)


Andererseits unterstellen Sie dem Minister, dass er
icht hinreichend informiert habe.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Rainer Arnold [SPD]: Haben Sie doch auch schon gesagt!)


as ist schon eine merkwürdige Art und Weise, mit die-
em Sachverhalt umzugehen.

Aber im Grunde genommen ist es doch auch ein Indiz
r das, was zurzeit geschieht. Vorgänge, die stattgefun-

en haben, die vom Wehrbeauftragten korrekt und dan-
enswerterweise dargestellt worden sind und die im
undesministerium der Verteidigung angenommen wor-
en sind und unverzüglich zur Aufklärung gebracht wer-
en, werden dafür benutzt, einen Skandal heraufzube-
chwören, der am Ende nur einem schadet, und zwar der
undeswehr.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


eswegen bin ich froh, dass der Wehrbeauftragte in sei-
er Pressekonferenz und in der Presseberichterstattung
ehr deutlich gemacht hat, dass die Truppe keine
Chaos-Truppe“ ist, sondern es sich hier um Einzelver-
hlungen handelt, die aufgeklärt werden müssen, ja-
ohl. Hier geht es auch um das Ansehen der Bundes-
ehr.

Der Minister hat in Sachen „Gorch Fock“ zwei Er-
ittlungsteams eingesetzt – Herr Schmidt, wenn Sie

eute Morgen im Verteidigungsausschuss gewesen wä-
n, dann hätten Sie sich das anhören und dazu Stellung

ehmen können –, die sowohl vor Ort als auch in der
arineschule genau diese Vorwürfe, die unerträglich

ind, die wir alle nicht im Raume stehen lassen können,
öglichst unverzüglich aufklären sollen.


(Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wann?)


Zur Redlichkeit gehört aber auch, dass man den Leu-
n die Möglichkeit gibt, sauber zu ermitteln, das heißt,
ass man ihnen die Zeit gibt, die notwendig ist, um alle
arteien anzuhören. An dieser Stelle möchte ich sehr
eutlich sagen: Ich finde die Entscheidung des Minis-
rs, Herrn Kommandanten Schatz, wie es häufig formu-
ert worden ist, „aus dem Verkehr zu ziehen“, richtig. Er
at ihn aber nicht aus dem Verkehr gezogen, sondern er





Elke Hoff


(A) )


)(B)

hat ihn vor den Anwürfen, die zu erwarten waren, in
Schutz genommen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Oppermann [SPD]: Er hat sich mannhaft vor sie gestellt! – Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Sie können gleich zu Wort kommen, Frau Künast.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Frau Künast macht Wahlkampf!)


Ich erinnere mich noch an die Diskussion über Oberst
Klein, der wochenlang regelrecht durch die Medien ge-
jagt worden ist. Für die einen war er der Kriegsheld, für
die anderen war er der Kriegsverbrecher; Sie müssen
einmal mit der Familie reden. Vor dem Hintergrund die-
ser Erfahrungen ist klar, dass es ein Gebot der Fürsorge
ist, die eigenen Mitarbeiter zu schützen. Herr Minister,
bei dieser Entscheidung haben Sie in jedem Fall unsere
Rückendeckung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich wünsche mir, dass wir maßhalten – das ist im
Sinne unserer Streitkräfte –, dass die Dinge, die Fragen,
die Vorwürfe, die im Raum stehen, zeitnah, aber auch se-
riös aufgeklärt werden. Ich würde mir wünschen, dass
am Ende der Reise diejenigen, die jetzt dazu beitragen,
dass unsere Streitkräfte in einem Bild erscheinen, das ih-
nen in keiner Weise entspricht, so fair sind, dass sie
Manns und Frau genug sind, um das auch so darzustellen
und sich dann vor unsere Streitkräfte zu stellen.

Herr Kollege Arnold, ich habe Ihr Pressestatement
nach der heutigen Ausschusssitzung gehört. Ich habe
nicht verstanden, warum Sie die Marine massiv ange-
griffen haben.


(Rainer Arnold [SPD]: Das habe ich nicht gemacht! Das ist nicht wahr!)


– Doch. Das ist ganz deutlich geworden. Sie haben den
Inspekteur der Marine angegriffen, noch bevor uns der
Abschlussbericht dieser beiden Untersuchungsteams
vorliegt.


(Rainer Arnold [SPD]: Ich habe mich geäußert wie hier!)


Meine herzliche Bitte: Abrüsten, sich an den Fakten
orientieren und dafür sorgen, dass wir für unsere Bun-
deswehr in Zukunft das Richtige tun und wir sie nicht
schlechtmachen, was in vielen Diskussionen jetzt der
Fall ist! Ich habe Vertrauen in unsere Bundeswehr, und
ich habe Vertrauen in die Führung unserer Bundeswehr.
An dieser Stelle bedanke ich mich bei dem Minister
noch einmal ausdrücklich dafür, dass er uns im Aus-
schuss heute eine umfassende und zeitnahe Aufklärung
zugesichert hat.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


F

z


e
n
li
s
D

v
v
H
le
k
w
g

li
s
h
u
a
d
m
W
s
g
d
n
e
m
a
b

ti
h
te
u
A
d
s
im
g
ö
fe
S
s
H
k

(C (D Nächster Redner ist der Kollege Paul Schäfer für die raktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn wei junge Menschen in Uniform zu Tode kommen, getet werden oder es einen Eingriff in Grundrechte gibt Stichwort „Briefgeheimnis“ –, dann kann man nicht infach zur Tagesordnung übergehen, dann können wir icht zum „business as usual“ übergehen, was hoffentch auch niemand tut. Das heißt, wir müssen darauf betehen, dass akribisch und lückenlos aufgeklärt wird. as ist Punkt eins. Dieser andere Umgang gilt aber auch für die Zeit, beor restlos aufgeklärt ist. Man muss auch in der Zeit daor ein anderes Kommunikationsmanagement haben, err Minister. Der routinierte Hinweis darauf, dass in aln diesen Fällen die Feldjäger ermitteln – das ist doch lar – und der Fall an die Staatsanwaltschaft abgegeben urde – was noch? –, ist in dieser Situation einfach unenügend. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Was soll er denn machen?)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708621600

(Beifall bei der LINKEN)

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708621700

Moment. Wir haben heute im Ausschuss eine ausführ-
che Unterrichtung erhalten – ein bisschen spät. Es ge-
chah erst, nachdem es dieses öffentliche Echo gegeben
at und – das sollten wir bitte schön, liebe Kolleginnen
nd Kollegen, nicht vergessen – nachdem der Wehrbe-
uftragte die Sache auf die Agenda gesetzt hat. Das ist
er Punkt, der zu denken geben muss. Dass wir uns da-
it beschäftigen, hat mit dem Wehrbeauftragten zu tun.
enn er jetzt deshalb attackiert wird – zumindest zwi-

chen den Zeilen –, dann, finde ich, sollten die Alarm-
locken läuten. Der Wehrbeauftragte – das hat sich in
ieser Situation gezeigt – ist ein wichtiger Ansprechpart-
er für die Soldatinnen und Soldaten, er ist ein Vertrau-
nsmann, und er ist eine Warneinrichtung für das Parla-
ent. Wir sollten ihn stärken und nicht schwächen und

ttackieren, nur weil er schlimme Botschaften über-
ringt.


(Beifall bei der LINKEN)


Punkt zwei. Der Minister hat im Ausschuss Informa-
onspannen eingeräumt, hat sie bedauert und hat Ab-
ilfe versprochen. Das letzte Wort kann meines Erach-
ns nicht sein, dass man einfach nur sagt: Das war eine
nvollständige, nicht genaue Information. Ich bin in die
usschusssitzung am 19. Januar 2011 immer noch mit
er Vorstellung gegangen, möglicherweise handele es
ich um eine Selbsttötung des Soldaten in Pol-i Khumri

Dezember 2010. Nicht nur ich, sondern auch Kolle-
en von der CDU/CSU dachten dies; sie haben das auch
ffentlich zugegeben. Da muss doch etwas schiefgelau-
n sein, wenn man das Parlament erst unterrichtet, ein
oldat sei tot aufgefunden worden, und man dann fest-
tellt, dass es Fremdeinwirkung gab. Herr Minister, Ihr
inweis, Sie hätten es der Presse gegenüber angedeutet,
ann so nicht stehen bleiben. Sie haben zwar vielleicht





Paul Schäfer (Köln)



(A) )


)(B)

gute Verbindungen zu Verlagshäusern, aber Sie haben
eine Unterrichtungspflicht dem Parlament gegenüber.
Das ist der Punkt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das, was die „Gorch Fock“ betrifft, ist, finde ich, am
besorgniserregendsten. Es scheint bestätigt zu sein, dass
die Crew der Offiziersanwärter zu dem Zeitpunkt des
Unfalls übermüdet und überlastet war, sie unter diesen
Bedingungen aber dennoch gedrängt wurde, siebenmal
aufzuentern, in die Takelage zu steigen. Möglicherweise
ist der Todesfall in diesem Zusammenhang zu sehen.
Das kann doch nicht einfach routiniert abgearbeitet wer-
den. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, aber es ist nicht
Aufgabe der Staatsanwaltschaft und auch nicht des Ha-
variebeauftragten, das zu untersuchen, was danach in der
Belegschaft passiert ist. Da muss es vielmehr eine eigen-
ständige Untersuchung geben.

Wenn der Inspekteur der Marine am 15. Dezember
2010 im Verteidigungsausschuss sagt: „Es gab eine emo-
tional belastete Situation nach dem Tod der Soldatin,
aber keine Konflikte“ – aber hallo! –, dann, finde ich,
muss doch klar sein, dass das nicht der richtige Umgang
damit ist. Ich frage mich, was die Führung der Marine,
die politische Führung – es geht gar nicht darum, die
Marine in Haftung zu nehmen –, getan hat, wenn diese
Vorkommnisse klar waren, die Marineführung aber erst
im Gespräch mit dem Wehrbeauftragten am 17. Januar
2011 hellhörig geworden ist und eine Untersuchung ein-
geleitet hat. Da ist doch etwas schiefgelaufen.

Das zeigt, dass man dort nicht die nötige Sensibilität
hat. Es ist die Führungsaufgabe eines Ministers, zu sa-
gen: Diesen Dingen müssen wir beikommen. Sie haben
gesagt, dass Sie sich alles vorlegen lassen wollen: die
Verstöße gegen die Innere Führung, gegen das Leitbild
des Bürgers in Uniform, die Rituale etc. Das ist genau
der Punkt: Es geht nicht um Schuldzuweisungen oder ei-
nen Generalverdacht gegenüber den Streitkräften. Wir
müssen folgende Fragen ins Auge fassen: Welche Verän-
derungen ereignen sich gegenwärtig in den Streitkräften
unter dem Vorzeichen einer Armee im Einsatz? Was hat
der Umbau der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee
möglicherweise mit Belastungssituationen, Anspan-
nungssituationen zu tun, damit, dass man den Korpsgeist
besonders hart fördern will, Stichwort Waffenspiele, Ri-
tuale etc.? Das muss in den nächsten Wochen und Mona-
ten unser Thema sein. Wir sollten nicht routiniert zur Ta-
gesordnung übergehen. Das muss untersucht werden. Es
muss als Bundestag unsere Sorge sein, sich diesen Fra-
gen zu stellen. Unsere Konsequenz an dieser Stelle ist
eindeutig: Wenn man die Bundeswehr zu einer Interven-
tionsarmee umbaut,


(Elke Hoff [FDP]: Was?)


muss man leider mit bestimmten Folgen rechnen. Das ist
der Grund, warum wir sagen: Dieser Irrweg sollte been-
det werden.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

d

W
w
W
le
E
n

te
O
w
ta
D


a
m
tr
g
L
re

h
h
g
v
A
w
E
fo
d

A

la

s
v

u
s

(C (D (Beifall bei der LINKEN – Elke Hoff [FDP]: So ein Schmarrn!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708621800

Der Kollege Dr. Andreas Schockenhoff hat nun für

ie CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1708621900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er die Diskussion in den letzten Tagen und auch heute
ieder hier im Parlament verfolgt hat, der kann mit den
orten der heutigen Süddeutschen Zeitung nur feststel-
n: Die Opposition übertreibt die Kritik an den wenigen
inzelfällen, um die es eigentlich geht. Die Diskussion
immt hysterische Züge an.

Die CDU/CSU-Fraktion ist dem Verteidigungsminis-
r dankbar, dass er die Fakten in aller Deutlichkeit und
ffenheit, soweit dies mit Rücksicht auf die staatsan-
altschaftlichen Ermittlungen möglich ist, heute Vormit-
g im Verteidigungsausschuss und jetzt im Plenum des
eutschen Bundestages dargestellt hat.

Ich will zunächst, wie es auch der Minister getan hat
das wird in diesen Tagen leider oft vergessen –, an die

uf dem Ausbildungsschiff „Gorch Fock“ umgekom-
ene Kadettin und an den in Afghanistan durch einen
agischen Unfall getöteten Soldaten erinnern und ihrer
edenken. Beide verrichteten ihren Dienst für unser
and. Es muss alles getan werden, um die Umstände ih-
s Todes vollständig aufzuklären.

Meine Damen und Herren, der Verteidigungsminister
at die uneingeschränkte Unterstützung unserer Fraktion
insichtlich seiner Maßnahmen zur Aufklärung der Vor-
änge auf der „Gorch Fock“. Es ist doch eine Selbst-
erständlichkeit, dass erst nach einer umfassenden
ufklärung der Sachverhalte einschließlich der staatsan-
altschaftlichen Ermittlungen eine Bewertung erfolgt.
rst dann können und müssen die notwendigen Schluss-
lgerungen und definitive Konsequenzen gezogen wer-

en.


(Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das bestreitet doch auch niemand!)


n diesem Vorgehen ist rein gar nichts auszusetzen.

Der Kommandant der „Gorch Fock“ wurde nicht ent-
ssen,


(Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Aha! Und warum ist er zurückbeordert worden, wenn da nichts dran ist?)


ondern, wie es der Minister dargestellt hat, vorläufig
on seiner Führungsverantwortung entbunden,


(Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann aber auch nur der Minister machen! Der Minister entscheidet über eine Absetzung!)


m eine Vorverurteilung zu verhindern. Eine solche Ent-
cheidung ist von der Sachlage her richtig, und sie ist





Dr. Andreas Schockenhoff


(A) )


)(B)

notwendig. Sie dient der Fürsorge für den Kommandan-
ten und die Besatzung des Schiffes. Außerdem bin ich
mir sicher, dass die Opposition sonst – und zwar ohne
die Grundlage einer fairen Untersuchung – angesichts
immer neuer Berichte über die „Gorch Fock“ den Vor-
wurf erhoben hätte, der Minister tue nichts und halte an
einem scheinbar untragbaren Kommandanten fest.

Um auch etwas anderes in aller Klarheit zu sagen:
Niemand stellt die „Gorch Fock“ infrage. Wer das be-
hauptet, redet unverantwortlich daher. Es gibt überhaupt
keinen Grund, jetzt zu rufen: Hände weg von der „Gorch
Fock“! Der gestrige Bericht des Wehrbeauftragten hat
außerdem gezeigt, dass der Minister richtigerweise un-
tersuchen lässt, ob in der Bundeswehr Rituale und
Pflichtverletzungen vorkommen, die ihren Grundsätzen
und den Prinzipien der Inneren Führung widersprechen.
Auch hier – dies will ich unterstreichen – handelt es sich
keineswegs um einen Generalverdacht. Vielmehr soll
einzelnes Fehlverhalten für die Zukunft ausgeschlossen
werden.

Ich komme zu dem Vorwurf der Vertuschung und der
bewussten Irreführung des Parlaments


(Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat den erhoben?)


im Fall des in Afghanistan umgekommenen deutschen
Soldaten. Ein solcher Vorwurf war von Anfang an halt-
los. Der Minister hat am Tag des Unglücks, am
17. Dezember 2010, während seiner Reise mit der Bun-
deskanzlerin nach Afghanistan öffentlich geschildert,
der Hauptgefreite sei durch eine Kugel aus der Waffe ei-
nes Kameraden getötet worden.

Aber ich sage auch in aller Deutlichkeit: Dass sich
diese Information in der wöchentlichen Unterrichtung
des Parlamentes durch das Verteidigungsministerium
vom 21. Dezember letzten Jahres unvollständig wieder-
findet, ist eine ärgerliche Informationspanne und darf
nicht vorkommen.


(Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tja!)


Die Unterrichtung des Parlamentes muss sorgfältiger
werden.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Allerdings! – Jawohl!)


Aber daraus den Vorwurf einer Vertuschung und be-
wussten Irreführung zu konstruieren,


(Thomas Oppermann [SPD]: Ja! Was denn sonst?)


ist abwegig und völlig überzogen. Das alles hat nur ein
Ziel: Ihnen geht es doch nicht um wirkliche Aufklärung,
sondern Ihnen ist jedes Mittel recht, einen erfolgreichen
und in der Bevölkerung hochangesehenen Verteidi-
gungsminister zu beschädigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Nein! Es geht uns um korrekte Informationen!)


D
d
w
d

d
d
a

is

B

W
p
a
a
s

S
P
a
D
b
ri

te
im
n
Ö
s
h
G
w
d
w

d
s
h
s
F
d
g
b
fr

(C (D as ist politisch verständlich. Aber dass die Opposition iese parteitaktischen Manöver durch Spekulationen, ie wir sie von Ihnen, Herr Arnold, gehört haben, auf em Rücken der Soldaten austrägt, ie in schwierigsten Einsätzen ihr Leben riskieren, und ass Sie, Herr Arnold, sich auch nicht zu schade sind, us staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu zitieren, (Rainer Arnold [SPD]: Ich habe gar keine, Herr Kollege!)


(Rainer Arnold [SPD]: Ach was!)


t unverantwortlich, schäbig und völlig inakzeptabel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708622000

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Hans-Peter

artels für die SPD.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1708622100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir reden heute über Führungsverhalten und Führungs-

robleme bei der Bundeswehr. Von Problemen spricht
uch Frau Hoff. Darüber sind wir uns wohl relativ einig,
uch nach der heutigen Sitzung des Verteidigungsaus-
chusses.

Probleme treten auf drei Ebenen auf.

Erstens: auf der Ebene von Ausbildern auf einem
chulschiff. Das muss aufgeklärt werden. Da muss die
raxis in Zukunft stimmen. Man kann gut ausbilden,
ber das kann man wahrscheinlich noch besser machen.
ie Ausbildung darf nicht lebensgefährlich sein. Wir
rauchen eine bessere Praxis. Es ist die Aufgabe der Ma-
neführung, dafür zu sorgen.

Zweitens. Wir reden über Verantwortliche im Minis-
rium, die Informationen verwalten und offenbar nicht
mer an die richtige Stelle bringen, nicht zum Minister,

icht zum Parlament und manchmal auf Umwegen in die
ffentlichkeit. Es gibt Kommunikationsprobleme, wie

ie auch schon der Vorgänger Herr Jung kennengelernt
at. Zu Beginn der Amtszeit haben wir von Herrn zu
uttenberg gehört, das werde jetzt abgestellt, das alles
erde viel besser. Heute können wir feststellen: Er hat
en Laden noch nicht besser im Griff. Das muss besser
erden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Drittens: Führungsverhalten bei der Bundeswehr. Auf
er obersten Ebene betrifft es den Verteidigungsminister
elbst. In allen drei Fällen, über die wir heute sprechen,
at er Entscheidungen zu treffen gehabt und hat er Ent-
cheidungen getroffen. Dann muss er sich schon die
rage gefallen lassen, warum und wie er diese Entschei-
ungen getroffen hat. Das ist keine Majestätsbeleidi-
ung. Wir werden demnächst eine Freiwilligenarmee ha-
en. Auch Minister für diese Bundeswehr ist man nur
eiwillig. Diesen Fragen müssen Sie sich stellen.





Dr. Hans-Peter Bartels


(A) )


)(B)

In Sachen „Gorch Fock“ und Abberufung des Kapi-
täns haben wir erlebt, dass, nachdem es zunächst „keine
Vorverurteilung“ hieß, am Abend desselben Tages die
Abberufung erfolgte.

Am nächsten Tag gab es die erste Pressemitteilung:
Der Verteidigungsminister hat den Inspekteur der Ma-
rine beauftragt, den Kommandanten des Schulschiffes
„Gorch Fock“ von seinen Pflichten zu entbinden. – Das
hört sich markig an. Da wird jetzt durchgegriffen.

Am folgenden Tag, nachdem es schon ein bisschen
Presseberichterstattung gegeben hat, wird dann etwas re-
lativiert – ich zitiere –:


(Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Präzisiert!)


Die Entbindung eines Kommandanten von seinen
Pflichten ist ein in der Marine in einer solchen
Situation übliches Verfahren.

Das war am Tag danach.

Noch einen Tag später gab es die dritte Presseerklä-
rung zur Abberufung des Kommandanten, die angeblich
eine ganz einfache Sache aus Fürsorgegründen gewesen
ist. Da heißt es:

Ein von seinen Pflichten entbundener Kommandant
ist weder „gefeuert“ noch „geschasst“ oder „rausge-
worfen“.

Sie hatten offenbar Grund, immer wieder richtigzustel-
len, was nicht gleich richtig gesagt wurde.


(Zuruf des Abg. Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU])


Das passt in eine Reihe von Korrekturen, die wir in
Ihrer Amtsführung hier schon gelegentlich zu kommen-
tieren hatten. Ich erinnere an die Kunduz-Bombardie-
rung: Sie musste stattfinden, hätte aber nicht stattfinden
dürfen. Ich erinnere an die Sache mit der Wehrpflicht:
Mit mir ist eine Abschaffung der Wehrpflicht nicht zu
machen. – Am Ende wurde sie dann ganz abgeschafft.
Oder ich erinnere an den Haushalt: Wir sparen
8,3 Milliarden Euro. – Ach nein, eigentlich brauchen wir
1,2 Milliarden Euro mehr. Und letzten Freitag hieß es:
Keine Vorverurteilung. – Aber Stunden später ist der Ka-
pitän von Bord. Man darf sich zwar korrigieren, aber
man darf das doch nicht zu einem politischen Prinzip er-
heben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Stellen Sie sich vor, nachts um 3 Uhr klingelt bei
Minister Guttenberg das Telefon. Es geht um eine ernste
Gefahr. Er muss eine Entscheidung treffen. Dann sollte
man Vertrauen haben können,


(Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Haben wir!)


dass das die richtige Entscheidung ist und dass er sie am
nächsten Morgen nicht wieder korrigieren muss. Auch
sollte er nicht erst in der Nachttischschublade nach-
schauen, ob ein Journalist darin sitzt, der ihn beraten
könnte.

F
n



le


S
n

w
s
g
d
w

ra
d
k
S

a
e
d
w
T
z

h
a
le
k
u
d
s

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Das ist unterstes Niveau!)


Herr Minister, Kritik im Parlament dient auch dazu,
ehler in Zukunft zu vermeiden. Deshalb: Kritisieren Sie
icht die Kritik, sondern gehen Sie einmal in sich.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708622200

Nächster Redner ist der Kollege Christoph Schnurr

r die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Christoph Schnurr (FDP):
Rede ID: ID1708622300

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

gen! Frau Künast, ganz zu Beginn zu Ihnen.


(Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] verlässt den Plenarsaal)


Auch wenn Sie aufstehen und weglaufen, spreche ich
ie an. – Sie haben den Bundesminister am Anfang sei-
er Rede gefragt, ob ihm klar sei – jetzt ist sie weg –,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


ie ernst die Lage ist, wie ernst die Situation ist. Das hat
ie von ganz hinten nach vorne gerufen. Ich sage Ihnen
anz deutlich: Uns, der christlich-liberalen Koalition, ist
ie Lage sehr bewusst. Es ist eine ernste Lage, und des-
egen muss auch ermittelt werden.

Nur: Wie ernst ist Ihnen die Lage? Wir haben hier ge-
de eben ganz zu Beginn von Dr. Schmidt gehört, was

as eigentliche Ziel ist. Ein Ziel ist sicherlich die Auf-
lärung – ich will Ihnen definitiv nicht unterstellen, dass
ie kein Interesse an Aufklärung haben –,


(Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schön!)


ber er hat vorhin auch ganz deutlich gesagt, dass es das
igentliche Ziel ist, dass der Untersuchungsgegenstand
es Untersuchungsausschusses Kunduz geändert und er-
eitert wird und er sich auch noch mit dieser aktuellen
hemenlage befasst. Was hat das eine mit dem anderen
u tun?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Darum geht es doch nicht!)


Ich sage ganz deutlich, dass wir alle – ich schließe Sie
ier gerne mit ein – natürlich wollen, dass umfangreich
ufgeklärt wird, dass sachlich aufgeklärt wird, dass viel-
icht auch einmal ein bisschen Ruhe in die Diskussion
ommt und dass wir vor allem eines Tages über Fakten
nd nicht nur über Mutmaßungen und Vermutungen re-
en. Gerade weil die Vorwürfe, die teilweise im Raum
tehen – insbesondere im Zusammenhang mit der





Christoph Schnurr


(A) )


)(B)

„Gorch Fock“ –, sehr schwerwiegend sind, müssen wir
abwarten, bis die Fakten vorliegen. Der Minister hat zu-
gesichert, dass hier Fakten vorgelegt werden, und das ist
auch richtig so.

Er hat auch über die Abberufung des Kommandanten
gesprochen. Es ist deutlich geworden – das hat er heute
früh gesagt, das hat er gerade eben im Plenum gesagt –,
warum und auf welcher Grundlage er das gemacht hat.
Er hat das aus Fürsorgepflicht getan. Diese Frage hat er
beantwortet. Sie müssen mit der Antwort nicht zufrieden
sein, aber Sie müssen doch einmal zur Kenntnis nehmen,
dass er sie begründet hat.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Rainer Arnold [SPD]: Er hat etwas anderes geschrieben!)


Herr Bartels, Sie sagen, das Parlament sei nicht vom
Minister informiert worden. Mit gleichem Atemzug be-
klagen Sie, dass der Minister drei Pressemitteilungen he-
rausgegeben und am Samstag mehrere Gespräche mit
Journalisten geführt hat, in denen er deutlich gemacht
hat, welche Position er vertritt und warum er zu dieser
Entscheidung gekommen ist. Das ist Ihnen auch nicht
recht. Was wollen Sie denn?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Ist die Zeitung das Parlament? – Karin Evers-Meyer [SPD]: Müssen wir die Bild-Zeitung abonnieren? Ich erwarte die Information vom Minister und nicht aus der Bild-Zeitung!)


– Sie sind doch gleich dran.

Vor allem ist eines deutlich geworden: Es ist völlig
klar, dass es Öffentlichkeitsarbeit ist, wenn ein Minister
mit Medien – egal, welche Form von Medien, zum Bei-
spiel mit Zeitungen – spricht. Dadurch wurde ein Teil
der Öffentlichkeit informiert, ja, aber das ist nicht
gleichzusetzen mit der Unterrichtung des Parlamentes.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


– Das ist so; das ist völlig eindeutig. – Sie müssen sich
aber auch den zweiten Satz anhören: Der Minister hat
auch klargemacht – daran gibt es keinen Zweifel –, dass
hier ein Fehler unterlaufen ist. Die Unterrichtung des
Parlamentes war in diesem Zusammenhang nicht hun-
dertprozentig korrekt.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie war falsch!)


– Sie sprechen davon, dass sie „falsch“ bzw. irreführend
war. – Auf jeden Fall war sie nicht hundertprozentig kor-
rekt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Groschek [SPD])


Der Minister hat gerade eben gesagt, dass er das aner-
kennt, dass er diesen Fehler gesehen hat und dass jetzt
Sorge dafür getragen werden muss, dass dieser Fehler in

Z
n

u
d
ra

v
a

H
M
g

E

m
d
ra

ic
e
m
m

le

e
L

a
b
S
d

in
w
c
n

(C (D ukunft nicht noch einmal passiert. Von daher sage ich och einmal: Es war eine ärgerliche Informationspanne, (Thomas Oppermann [SPD]: Es ist ehrlich, dass Sie das zugeben!)


nd insbesondere der Minister muss jetzt dafür sorgen,
ass wir im Nachgang ordentlich informiert werden. Da-
n habe ich auch keinerlei Zweifel.


(Beifall bei der FDP)


Am Ende möchte ich eines noch ganz deutlich her-
orheben, nämlich die sehr gute Arbeit unseres Wehrbe-
uftragten Hellmut Königshaus.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Michael Groschek [SPD])


ellmut Königshaus, dem Wehrbeauftragten, und seinen
itarbeitern – das möchte ich ganz ausdrücklich sagen –

ilt mein Dank und auch der Dank der FDP-Fraktion.


(Beifall des Abg. Dr. Hans-Peter Bartels [SPD])


s zeigt sich einmal mehr, wie wichtig diese Institution
r uns Parlamentarier ist, die als Hilfsorgan des Parla-
entes agiert, letztendlich aber auch als Anlaufstelle für

ie Soldaten dient, um Missstände, Probleme und He-
usforderungen anzusprechen. Das ist ganz wichtig.

Für die Zukunft und das weitere Vorgehen wünsche
h mir, dass wir eine sachgerechte Diskussion führen,

ine sachgerechte Aufklärung betreiben und als Parla-
entarier, als Abgeordnete, letztendlich korrekt infor-
iert werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Teilweise gute Rede!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708622400

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat die Kol-

gin Agnes Malczak das Wort.


Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708622500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zualler-

rst möchte ich den Angehörigen der im November ums
eben gekommenen Kadettin und des im Dezember ge-
teten Hauptgefreiten in Afghanistan mein Mitgefühl

ussprechen, und das nicht nur für den Verlust ihrer Lie-
en. Denn für sie ist auch die derzeitige Debatte mit
icherheit alles andere als leicht auszuhalten. Ich denke,
as sollten wir alle nicht vergessen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und der FDP)


Was genau auf der „Gorch Fock“, bei dem Todesfall
Afghanistan und im Fall der Feldpost geschehen ist,
ird und muss noch eine Frage von weiteren Untersu-

hungen sein. Wahrscheinlich ist, dass diese Ereignisse
icht für die ganze Bundeswehr stehen. Es geht heute





Agnes Malczak


(A) )


)(B)

auch nicht darum, die Details der Vorfälle zu diskutieren
und Urteile zu sprechen. Die Aufklärung dieser Ereig-
nisse muss zeitnah und schnell, gründlich und ohne Vor-
verurteilung, aber auch ohne falsche Rücksichtnahme in
den kommenden Wochen geschehen.

Im Zentrum steht heute aber die Frage, wie das Vertei-
digungsministerium, wie Sie, Herr Minister zu Guttenberg,
mit diesen Ereignissen umgegangen sind und was diese
Vorfälle für die Bundeswehr bedeuten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dabei geht es im Kern der Debatte um die Realität der
Inneren Führung. „Gorch Fock“, der Todesfall in Afgha-
nistan und die Feldpost: Über diese drei Ereignisse
wurde das Parlament nicht durch die politische oder mi-
litärische Führung der Bundeswehr informiert. Der
Wehrbeauftragte hat diese Missstände aufgedeckt und
öffentlich gemacht. Dieser Weg, auf dem die Informatio-
nen ins Parlament und in die Öffentlichkeit gelangt sind,
ist ein Armutszeugnis für Sie, Herr Minister zu
Guttenberg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Das Prinzip der Inneren Führung erfordert, genau hin-
zuschauen. Das heißt, man muss wissen, was in der
Truppe los ist. Doch die Ereignisse auf der „Gorch
Fock“ im November 2010 wurden Ihnen erst in der letz-
ten Woche durch den Wehrbeauftragten in dieser Dring-
lichkeit und Priorität zugetragen.

Dass es nach dem Tod der Kadettin Probleme gab,
war aber schon im Dezember des letzten Jahres Thema
im Verteidigungsausschuss. Auch im Fall des am
17. Dezember 2010 in Pol-i Khomri ums Leben gekom-
menen Hauptgefreiten schienen Sie, Herr Minister, es
nicht für nötig gehalten zu haben, sich umgehend zu in-
formieren. Der Special Investigations Report wurde laut
Ihrer eigenen Presseerklärung bereits nach zehn Tagen
fertiggestellt. Am 21. Januar, fast einen Monat später,
haben Sie dem ARD-Morgenmagazin gesagt, Sie hätten
den Feldjägerbericht in den letzten Tagen bekommen.

Sie sollten weder im Ausschuss noch hier Pappkame-
raden aufstellen, auf die Sie schießen können. Denn nie-
mand von uns hat Ihnen gesagt, Sie müssten jeden Feld-
jägerbericht lesen. Ich erinnere nur an Ihren ehemaligen
Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan und an den
ehemaligen Staatssekretär Dr. Wichert, die gehen muss-
ten, weil sie Ihnen einen Feldjägerbericht nicht vorgelegt
haben. Tun Sie nicht so, als ob ein Feldjägerbericht, in
dem es um den Tod eines Soldaten geht, ein x-beliebiger
Bericht wäre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit der Inneren Führung untrennbar verknüpft ist das
Prinzip der Bundeswehr als Parlamentsarmee. Daraus
folgt, dass die politische und militärische Führung eine
Informationspflicht gegenüber dem Parlament hat.

S
d
M
h
d

g
tr
d
d
s
h
d
b
ri

b
K
h
e
d

d
w
W
u
d

je
k

d
s
s
n



g
in
T
A
te

(C (D tatt dem Parlament mitzuteilen, was Sie über den Tod es Hauptgefreiten in Afghanistan wissen und welche aßnahmen Sie im Fall der „Gorch Fock“ angewiesen aben, rennen Sie einmal mehr zuallererst zu den Meien. Der Wehrbeauftragte schreibt in seinem gestern vorestellten Bericht von dem verloren gegangenen Verauen der Soldatinnen und Soldaten. Diese „verweisen arauf, dass zahlreiche Mängel und Defizite immer wieer gemeldet und seit Jahren bekannt seien, ohne dass ich eine Besserung abzeichne.“ Zu diesen Mängeln geören auch Probleme beim Führungsverhalten und bei er Ausbildung. Das hat Hellmut Königshaus gestern erichtet; das stand aber auch schon im letzten Jahresbecht des damaligen Wehrbeauftragten Reinhold Robbe. Heute kann noch keine abschließende Aussage zu den eiden Vorfällen auf der „Gorch Fock“ und in Pol-i homri gemacht werden. Aber es deutet vieles darauf in, dass wir uns die Frage stellen müssen, was diese Erignisse für die Realität der Inneren Führung in der Buneswehr bedeuten. Grundsätzlich gilt: Einsätze wie in Afghanistan und ie tiefgreifende Bundeswehrreform haben auch Ausirkungen auf die Innere Führung. Daher muss über die eiterentwicklung der Inneren Führung fortwährend nd intensiv diskutiert werden – mit der Bundeswehr, in er Politik und in der gesamten Gesellschaft. Herr Minister, dabei erwarten wir von Ihnen mehr, als nen, die Kritik äußern, per Pressemitteilung „bemerenswerte Ahnungslosigkeit“ vorzuwerfen; (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das von ihm!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


enn ein solches Verhalten ist nicht nur eine Frechheit,
ondern fällt auch auf Sie zurück, weil eigentlich Sie es
ind, der bei diesen drei Vorgängen bemerkenswert ah-
ungslos war.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708622600

Nächster Redner ist der Kollege Ernst-Reinhard Beck

r die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1708622700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

innen und Kollegen! Die Häufung der Vorkommnisse
der Bundeswehr in der Berichterstattung der letzten
age wird von der Opposition, auch heute wieder, zum
nlass genommen, von Vertuschung und von Falschun-
rrichtung des Parlaments zu sprechen. Nach einer





Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)



(A) )


)(B)

beinahe fünfstündigen, ausführlichen und gründlichen
Unterrichtung durch den Verteidigungsminister im Ver-
teidigungsausschuss kann davon, glaube ich, in über-
haupt keiner Weise mehr die Rede sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eine Vielzahl von Vermutungen und Spekulationen sind
heute Morgen in sich zusammengefallen. Ich möchte die
Kollegen daran erinnern: Empörung ersetzt keine Re-
cherche und schon gar keine gründliche Untersuchung.

Die Verletzung des Brief-, Post- und Fernmelde-
geheimnisses ist ein schwerwiegendes Vergehen. Der
Minister hat dem Deutschen Bundestag hierzu am
Montag und Dienstag zwei Zwischenberichte zugeleitet.
Die Angelegenheit ist heute Morgen sehr detailliert dar-
gestellt worden. Bis dahin sollten Spekulationen jeder
Art unterbleiben, ob die Zugriffsstelle in Afghanistan
oder in Deutschland war. Wir können nur hoffen, dass
wir das relativ bald herausbringen; denn in der Tat ist der
Eingriff in das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis ein
Eingriff in die Grundrechte der Soldaten, den wir nicht
hinnehmen können. Aber es geht weit an der Realität
vorbei, bereits jetzt und überhaupt von flächendecken-
dem und systematischem Öffnen von Briefen zu spre-
chen. Bei einer Menge von etwa 900 000 im Jahr haben
wir jetzt, glaube ich, 27 Briefe, um die es geht.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Bei einer Einheit!)


Jeder geöffnete Brief ist schlimm genug. Aber wir dür-
fen die Dinge nicht in dieser Weise dramatisieren.

Lieber Herr Kollege Arnold, ich halte es in der Tat für
unerträglich, wenn wieder die Rede davon ist, dass mit
Waffen gespielt wird. Wir alle haben im Verteidigungs-
ausschuss den Feldjägerbericht gelesen, wenn auch rela-
tiv spät. Zum Feldjägerbericht möchte ich sagen: Feldjä-
gerberichte gehören weder auf den Tisch des Ministers
noch auf den Tisch der Abgeordneten. Es handelt sich im
Grunde um Ermittlungsergebnisse für den Disziplinar-
vorgesetzten. Die Feldjäger sind eben nicht die Hilfs-
polizei. Die Feldjäger haben nicht die polizeilichen Be-
fugnisse. Deshalb ist es auch richtig, jedes Mal die
Staatsanwaltschaft einzuschalten; denn nur dann gibt es
eine unabhängige Untersuchung. Es war ein tragischer
Vorfall, bei dem ein junger Mann durch das Verschulden
eines Kameraden ums Leben kam. Dies ist das Faktum.
Wenn man sich nach den Umständen fragt, dann muss
man sehen, dass das Waffenreinigen im Einsatzgebiet et-
was anderes ist als in der warmen Stube im Frieden zu
Hause. Genauso ist das Übungsschießen im Einsatz et-
was anderes als das Übungsschießen auf der Standort-
schießanlage zu Hause.

Ich komme zu den Ereignissen auf der „Gorch Fock“.
Ich glaube, angesichts der sich rasant verdichtenden Me-
dienlage mit neuen Vorwürfen im Stundentakt am
Freitag Nachmittag konnte der Minister gar nicht anders
entscheiden, als den Kommandanten von seiner Verant-
wortung zu entbinden. Das gebietet schon die Fürsorge
gegenüber einem Soldaten in Führungsverantwortung.
Wir alle sind aufgerufen, zu verhindern, dass ein be-

w
a
d
A
E
s
w
is
7
e
d
c
m
d
m
s
z

e
d
m
k
e
h
n
b
s
E

m
D
g
ih
d
b
u
n
d

d
n
u
la
a
P
te
M
K

a
d
fa
m
a
b
d

(C (D ährter Offizier einem öffentlichen Spießrutenlaufen usgesetzt wird. Nicht der Minister hat den Kommananten vorverurteilt, sondern die geballte Medienwelt. ngesichts der Fülle unbewiesener Vorwürfe war die ntscheidung des Ministers sachgerecht und unter Fürorgegesichtspunkten auch geboten. Wenn hier moniert ird, dass nicht gehandelt und nicht informiert worden t, dann erinnere ich daran, dass das Vorkommnis am . November war. Kurz darauf hat die Marineleitung ntschieden, ein Havarieteam zu entsenden. Es wurde ie Entscheidung getroffen, diesen Lehrgang abzubrehen und die Lehrgangsteilnehmer zurückzuholen. Zuindest die Obleute wurden am Samstag unterrichtet, ass die Marineleitung angewiesen wurde, den Komandanten des Schiffes unverzüglich und bis zum Ab chluss der laufenden Ermittlungen von seinen Pflichten u entbinden. Dies war eine Anweisung an die Marineleitung: zu ntbinden. Ich bitte darum – auch den Kollegen Arnold –, as einfach einmal zur Kenntnis zu nehmen und nicht it Wortspielereien aus der Presse wie „abgelöst“ zu ommen, und zwar in einer Form, die dem eben nicht ntspricht. Das ist keine disziplinarische Maßnahme. Ich abe mir heute Morgen sagen lassen, dass es sich „Spanungskommandierung“ nenne, wie man ein solches Prolem in allen Marinen dieser Welt löst. Ich würde Sie ehr herzlich bitten, bis zum Abschluss der fortlaufenden rmittlungen, die hier angedeutet werden, zu warten. Ohne der Aufklärung vorgreifen zu wollen, scheint ir bereits heute eines sicher zu sein: Eine Stärkung der ienstaufsicht ist nach meiner Einschätzung dringend eboten. Wir müssen die Vorgesetzten wieder stärker in rer Führungsverantwortung und in den Grundsätzen er Inneren Führung schulen. Die zunehmende Einsatzelastung darf nicht dazu führen, elementare Prinzipien nserer Führungskultur oder den Respekt der Untergebeen im Umgang mit Schusswaffen und ihre Sorgfalt in er Handhabung zu vernachlässigen. Wenn jetzt wieder ein Untersuchungsausschuss geforert wird, so will ich nur daran erinnern, dass wir vor eier großen Reform der Bundeswehr stehen. Sie verlangt nsere volle Aufmerksamkeit. Wir können uns nicht eruben, diese Reform nur halbherzig zu begleiten. Daher ppelliere ich dringend an alle Verantwortlichen auch im arlament, sicherzustellen, dass wir hier – bei aller gebonen Aufklärung – unseren Kernauftrag in den nächsten onaten sehen. Wir brauchen unsere gestalterische raft für die Zukunft der Bundeswehr. Wir dürfen das Feld auch nicht den Denunzianten und ll denen überlassen, die noch eine offene Rechnung mit er Bundeswehr zu begleichen haben. Sachliche und ire Aufklärung ist das Gebot der Stunde. Wir brauchen ehr denn je eine Bundeswehr, die für junge Menschen uch in Zukunft attraktiv ist. Dies sicherzustellen, darin esteht unsere gemeinsame Verantwortung für die Buneswehr als Parlamentsheer. Vielen Dank. )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708622800

Nächste Rednerin ist die Kollegin Karin Evers-Meyer

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Karin Evers-Meyer (SPD):
Rede ID: ID1708622900

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Todesfälle auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“,
tödliche Waffenspiele in Afghanistan und geöffnete
Feldpost, das ist ganz bestimmt nicht im Sinne derjeni-
gen, die aus der Bundeswehr eine offenere Armee ma-
chen wollten, eine Armee der Inneren Führung, eben
eine Armee aus Staatsbürgern in Uniform.

Ich appelliere heute zuallererst an uns, an die Mitglie-
der des Deutschen Bundestages: Unsere Bundeswehr ist
eine Parlamentsarmee. Wir haben die Verantwortung für
die Truppe und für diejenigen, die darin ihren Dienst tun.
Wir wollen nicht, dass diese Bundeswehr sich innerlich
zerreißt, von außen kaputtgeredet oder in ein schlechtes
Licht gestellt wird.


(Zuruf von der FDP: Auch nicht von uns!)


Vieles von dem, was da in den letzten Tagen in den Zei-
tungen suggeriert wurde, entspricht in keiner Weise dem
tatsächlichen Bild der Bundeswehr und der Arbeit der
Soldatinnen und Soldaten.


(Beifall bei der SPD)


Wir können aber auch nicht zulassen, dass die Prinzi-
pien, denen diese Bundeswehr in den letzten 60 Jahren
verpflichtet war, offensichtlich Gefahr laufen, auf dem
Scheiterhaufen zu enger Einsatzpläne, mangelnder Aus-
bildung und auch unzureichender Finanzierung geopfert
zu werden. Und schon gar nicht werden wir es zulassen,
dass Vorkommnisse und Entwicklungen vertuscht oder
verheimlicht werden und dass eine notwendige Diskus-
sion über die inneren Strukturen der Bundeswehr weiter
verzögert wird.

Als Mitglied des Bundestages danke ich an dieser
Stelle ausdrücklich dem Kollegen Königshaus für den
Dienst, den er dem Deutschen Bundestag erwiesen hat.
Sie haben mit Ihrer Arbeit dem Amt des Wehrbeauftrag-
ten alle Ehre gemacht. Ohne Ihre Berichte wäre die not-
wendige Diskussion heute noch weiter hinausgezögert
worden.


(Beifall bei der SPD – Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Ist das jetzt Kritik an Herrn Robbe?)


Als Mitglied des Verteidigungsausschusses würde ich
mir wünschen, dass der Verteidigungsminister diese De-
batte ebenfalls für notwendig hielte. Das tut Minister zu
Guttenberg aber offensichtlich nicht. Bei aller Liebe,
Herr Minister,


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


das, was Sie in den letzten Wochen und Tagen in Rich-
tung des Deutschen Bundestages abgeliefert haben, war
nach meiner Meinung unterirdisch. Wenn Sie in den
Ausschuss kommen, dann sind die Informationen, die

S
e
d
a
fo
S
d
g

D
n

s

D
a
n

tr
a
g
d
g
Ih
n
u
la
u
b
d
u
S
fo
d
d

c
ra
u
d
H
ju
M
s
E

A
g
D
M
b
d
d
d

T

(C (D ie mitbringen, mehr als dürftig; heute war das einmal ine kleine Ausnahme. Wir sind das von anderen Verteiigungsministern so nicht gewohnt. Mag sein, dass Sie ndere Kreise umfassend informieren. Das Parlament inrmieren Sie eben nicht. Nicht einmal Ihr eigener taatssekretär kannte die Umstände, unter denen ein Solat in Afghanistan durch den Schuss eines Kameraden etötet wurde. ie Frage nach einem Feldjägerbericht wird erst vereint; auf weitere Anfrage gibt es ihn dann doch. Man hlt sich ein wenig an Abläufe im Vorfeld der Entlas ung des letzten Generalinspekteurs erinnert. iesmal werden Sie aber nicht wieder andere dafür verntwortlich machen können. Das lässt man jemandem ur ein Mal durchgehen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Thomas Oppermann [SPD]: Unmöglich!)


(Thomas Oppermann [SPD]: Genauso ist es!)


Herr Minister, Sie brauchen jetzt mehr denn je das Ver-
auen der Mitglieder des Deutschen Bundestages und vor
llen Dingen das Vertrauen der Mitglieder des Verteidi-
ungsausschusses, auch wenn Sie heute vielleicht noch
enken, die öffentliche Unterstützung bestimmter Zeitun-
en lasse Sie über den Dingen schweben. Ich prophezeie
nen heute: Das reicht am Ende in der Regel nur für ei-

en Auftritt in einer Fernsehshow; das reicht aber nicht,
m ein guter Verteidigungsminister zu sein. Deswegen
ssen Sie uns doch endlich offen und ehrlich miteinander
mgehen. Lassen Sie sich vernünftig informieren und ge-
en Sie Ihre Informationen an uns weiter und nicht erst an
ie Zeitung. Dann können wir das, was geschehen ist, be-
rteilen und unsere Schlüsse ziehen. Auch wenn der
taatsanwalt ermittelt, müssen wir wahrheitsgemäß in-
rmiert werden. Wir wollen ja nicht vorverurteilen, son-

ern man kann vielleicht zwischendurch schon einmal
em einen oder anderen Missstand abhelfen.

Natürlich gibt es nicht den einen Grund, der als Ursa-
he für diese Vorfälle, beispielsweise in Afghanistan, he-
ngezogen werden könnte. Aber es gibt viele größere

nd kleinere Mängel, die am Ende solche Vorfälle beför-
ern. Ich hatte bei meinen letzten Besuchen im
erbst 2010 wiederholt den Eindruck, dass es gerade den
ngen Soldatinnen und Soldaten immer öfter an klaren
aßstäben fehlt. Sie sind aber wichtig, gerade wenn Ein-

ätze gefährlich sind. Das gilt umso mehr, wenn diese
insätze immer länger dauern.

Das ist doch eines der Kernprobleme: Das aktuelle
fghanistan-Kontingent wird zum großen Teil nicht die
eplanten vier, sondern sechs Monate im Einsatz sein.
ass praktisch ein ganzes Einsatzkontingent für sechs
onate nach Afghanistan geschickt wird, ist ein Pro-

lem. Wir mögen damit Geld sparen; aber wir überlasten
amit auch viele Soldatinnen und Soldaten. Wir wissen,
ass die Wahrscheinlichkeit psychischer Erkrankungen
ann ansteigt.

Noch schlimmer ist es, wenn diese Belastungen in der
ruppe nicht angemessen abgefedert werden können. In





Karin Evers-Meyer


(A) )


)(B)

solchen Belastungssituationen kommt es auf gute und
verlässliche Menschenführung an, die den Prinzipien der
Inneren Führung entspricht. Daran mangelt es an einigen
Stellen. Kollege Königshaus hat das beschrieben. Wir
sollten hier im Bundestag, im Verteidigungsausschuss
gemeinsam über die Probleme diskutieren: schlechte
Möglichkeiten der Kommunikation mit der Familie, we-
niger politische Bildung und Ausbildung, zu lange Ein-
satzzeiten. Das sind Themen, mit denen wir uns beschäf-
tigen müssen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708623000

Frau Kollegin, denken Sie an die Redezeit.


Karin Evers-Meyer (SPD):
Rede ID: ID1708623100

Ich komme zum Ende. – Das Schlechteste wäre es,

jetzt nur nach einem Verantwortlichen zu suchen und die
Dinge ansonsten laufen zu lassen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708623200

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Reinhard Brandl

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Reinhard Brandl (CSU):
Rede ID: ID1708623300

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Was ist das für eine einfallslose Oppositionsarbeit,
die wir in diesen Tagen erleben müssen! In einer Zeit, in
der fast wöchentlich wichtige Entscheidungen in der Si-
cherheits- und Verteidigungspolitik getroffen werden, in
einer Zeit, in der sich die Menschen in unserem Land
fragen: „Wie geht es weiter in Afghanistan?“, in einer
Zeit, in der die Truppe sich fragt: „Wie sieht die Bundes-
wehr der Zukunft aus?“,


(Zuruf von der LINKEN: Abschaffen!)


fragen Sie sich: Wie können wir das hohe Ansehen des
Bundesverteidigungsministers endlich nachhaltig be-
schädigen?


(Karin Evers-Meyer [SPD]: Zur Sache!)


Nachdem im letzten Jahr alle Versuche in dieser Rich-
tung gescheitert sind, nachdem der Kunduz-Untersu-
chungsausschuss nicht das Ergebnis gebracht hat, das
Sie sich gewünscht haben, haben Sie das neue Jahr mit
einer neuen Strategie begonnen.

Drei völlig verschieden gelagerte Vorgänge werden
miteinander vermischt, das Gesamtpaket mit der pau-
schalen Behauptung der Vertuschung und Falschinfor-
mation des Parlaments unterlegt und der Minister per-
sönlich dafür verantwortlich gemacht nach dem Motto:
Selbst wenn sich zum Schluss alle einzelnen Vorgänge in
Luft auflösen – irgendetwas davon wird schon hängen
bleiben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Nichts bleibt hängen!)


D
N
n
fe
o
g

m
d
ti
in
d

S
e
g
a
z

d
k
s
M
ri
d

L
d
n
w
g
te
d


d
d
H

n
h
g

a
a
c
d
tu
d
tu

is
w

(C (D er Minister kann sich gegen diese Attacke wehren. icht wehren können sich aber die Soldaten, vor allem icht diejenigen, die von diesen Vorgängen direkt betrofn sind und die Anspruch auf eine sachgemäße Klärung hne eine öffentliche Vorverurteilung haben. Dieses Vorehen von Ihnen ist verantwortungslos. Ich möchte die Vermengung dieser drei Aspekte einal auflösen und einen der Vorgänge herausgreifen, bei em der Vorwurf der Vertuschung und Falschinformaon besonders laut zu hören war: der Tod des Soldaten Afghanistan am 17. Dezember. Wir alle wurden durch ie Unterrichtung des Parlaments am 21. Dezember daber in Kenntnis gesetzt, dass ein Soldat mit einer chusswunde aufgefunden wurde, dass dieser während iner Notoperation verstorben ist und dass Untersuchunen zu diesem Vorgang laufen. Man kann sich darüber ufregen, dass diese Information zu knapp war. Das trifft u. Aber sie ist nicht falsch. Der weiter gehende Vorwurf, die Bundeswehr oder er Minister hätten vorsätzlich versucht, der Öffentlicheit glauben zu machen, der Soldat hätte sich selbst erchossen, ist schlicht Verleumdung. Es gab eine solche eldung in den Medien. Der Minister selbst hat sie kor giert. Bereits ab dem 19. Dezember, zwei Tage nach em Vorfall, wurde korrekt darüber berichtet. Ich war dann selber mit Kollegen von der CDU, Karl amers und Robert Hochbaum, aber auch von der FDP, en Grünen und von der SPD zwei Tage später in Afghaistan, nicht als Aufklärungskommando, sondern weil ir uns im Hinblick auf die anstehende Mandatsverlänerung über die Hintergründe vor Ort informieren wolln. Wir wurden dort von Anfang an korrekt informiert, ass ein zweiter Soldat den Schuss abgegeben hat. (Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Ist das die Unterrichtung des Parlaments?)


Nein, Kollege Schäfer, das ist nicht die Unterrichtung
es Parlaments. Es ist nur die Antwort auf den Vorwurf,
ass etwas vertuscht werden sollte. Das ist aber an den
aaren herbeigezogen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Irreführende Information, das ist der Vorwurf!)


Jetzt wird der Vorwurf erhoben – es geht nämlich
och weiter –, dass die Bundeswehr bewusst etwas ver-
armlosen wollte und deswegen nur von „Waffe reini-
en“ spricht. Es wird aus einem Feldjägerbericht zitiert
Feldjägerbericht hört sich ja gut an; wir erinnern uns

n Kunduz –, demzufolge einer von mehreren Zeugen
ngeblich von einem „spielerischen Umgang“ gespro-
hen haben soll. Sie wissen genau, dass die Aussagen in
iesem Punkt nicht eindeutig sind. Der Vorwurf der Ver-
schung, den Sie erheben – Kollege Arnold ist jetzt lei-

er schon weg; er hat wahrscheinlich etwas anderes zu
n –,


(Zuruf von der CDU/CSU: Presse!)


t an dieser Stelle besonders hinterhältig, weil Sie genau
issen, dass staatsanwaltschaftliche Ermittlungen laufen





Dr. Reinhard Brandl


(A) )


)(B)

und der Dienstherr schon aus Fürsorgegründen zu die-
sem Thema nicht Stellung nehmen kann. Wie ich vorhin
schon gesagt habe: Der betroffene Soldat hat Anspruch
auf eine sachgemäße Klärung ohne eine öffentliche Vor-
verurteilung.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Der Kapitän auch!)


Meine Damen und Herren von der Opposition, lassen
Sie die Staatsanwaltschaft ihre Arbeit tun! Nutzen Sie
diesen tragischen Fall nicht für Ihre Oppositionsarbeit
und bilden Sie sich erst nach Abschluss der Ermittlungen
Ihr Urteil! In der Zwischenzeit haben wir im Verteidi-
gungsausschuss für unser Land und unsere Bundeswehr
genügend zu tun.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708623400

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Philipp Mißfelder für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1708623500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Nach bemerkenswerten fünf Stunden
Aufklärung im Ausschuss gebührt in meinen Augen erst
einmal der Dank Ihnen, die dem Verteidigungsausschuss
angehören und diese Aufklärungsarbeit heute vorange-
trieben haben, und natürlich auch dem Minister, der Ih-
nen ausführlich Rede und Antwort gestanden hat.

Deshalb fand ich es an manchen Stellen schon bemer-
kenswert, welches Theater Herr Arnold hier seit Tagen
aufführt. Er ist leider nicht mehr da; ihm wird meine Kri-
tik aber sicherlich nachgereicht. Bei Ihnen zweifle ich an
manchen Grundfertigkeiten, die ein Politiker mitbringen
sollte, schon sehr stark; denn Lesen gehört definitiv
dazu.

Wenn Sie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
vom 20. Dezember 2010 den Bericht von Herrn Stephan
Löwenstein gelesen haben, kann Ihnen nicht entgangen
sein,


(Karin Evers-Meyer [SPD]: Ist das Pflichtlektüre, Herr Abgeordneter?)


dass dort keine Vertuschungskampagne im Gange war,
sondern dass von Anfang an offen kommuniziert worden
ist. Die von Ihnen aufgezählten Beispiele einer Vertu-
schungs- oder Verfälschungsaktion stimmen schlichtweg
nicht.

Der Kollege Brandl hat aus Unionssicht gerade auch
etwas dazu gesagt, wie mit der Unterrichtung des Parla-
ments umzugehen ist. Das hat aber nichts damit zu tun,
dass hier eine bewusste Falschinformation stattgefunden
hat.


(Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: So ist es!)


D
a

d
a
S
ta
s
e
c

E
d
n

g
D

M
e
d


K
b
A

w

w
li
g
S
S

S
e
d
m
A
b
lo
h
d
b

(C (D eshalb finde ich das, was Sie gesagt haben, ziemlich ufgebauscht. Herr Arnold, bitte schreiben Sie sich hinter die Ohren, (Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Er ist nicht mehr da!)


ass Sie sich hier nicht aufführen können wie ein Staats-
nwalt. Überlassen Sie das dem für den Fall zuständigen
taatsanwalt in Gera. Es ist nicht Aufgabe eines Bundes-
gsabgeordneten, hier über den laufenden Ermittlungs-

tand in dieser Art und Weise abzuurteilen und damit
ine Verurteilung von Leuten, die in ein Unglück verwi-
kelt sind, vorzunehmen.


(Karin Evers-Meyer [SPD]: Wer hat das denn gemacht?)


s ist vielmehr auch Ihre Aufgabe, sich schützend vor
ie Soldatinnen und Soldaten zu stellen, anstatt hier ei-
en solchen Zirkus aufzuführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Künast ist vorhin weggelaufen und dann wieder-
ekommen, jedenfalls mit großer Schreierei in dieser
ebatte aufgefallen.

Herr Oppermann spricht von einer Meuterei des
inisters. Herr Oppermann, das hat doch nichts mit

rnsthaftem Interesse an diesem Thema und am Ansehen
er Bundeswehr zu tun.

Die Widersprüche sind sehr groß. In Bezug auf die
Gorch Fock“ erklärte Herr Arnold vorhin vor laufenden
ameras – das ist ja seine neue Lieblingsbeschäftigung;
ei ihm sind es etwas mehr als die 15 Minuten Ruhm, die
ndy Warhol einem jeden von uns zugeschrieben hat –,


(Karin Evers-Meyer [SPD]: Sie sind neidisch, oder? – Thomas Oppermann [SPD]: Die haben Sie schon hinter sich!)


enn es nach ihm ginge, wäre der Kommandant der
Gorch Fock“ schon am vorigen Mittwoch entlassen
orden. Ja, was denn nun? Vorhin wurde hier von vorei-
gem Handeln gesprochen. Dort wurde jetzt gesagt, ei-
entlich hätte man es eher machen sollen. Was wollen
ie eigentlich? Diese Aufklärung sind Sie uns an dieser
telle schuldig und vor allem der Bundeswehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Karin Evers-Meyer [SPD]: Ich glaube, Sie kriegen die Begrifflichkeiten auch ein wenig durcheinander!)


Herr Schäfer, genauso unanständig finde ich das, was
ie vorhin über Admiral Schimpf gesagt haben. Es ist
infach nicht richtig, über einen hochrangigen und ver-
ienten Soldaten hier so zu urteilen. Sie behaupten, Ad-
iral Schimpf sage im Verteidigungsausschuss nichts
usführliches dazu. Sie können sich doch wesentlich
esser daran erinnern, was im Verteidigungsausschuss
s war. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses

at gesagt: Admiral Schimpf, jetzt nur noch eine Minute;
enn wir müssen alle weg. – Dann wurde er dazu ge-
racht, dort eine Stellungnahme abzugeben.





Philipp Mißfelder


(A) (C)


)(B)



(Karin Evers-Meyer [SPD]: Das stimmt gar nicht!)


– So war das an diesem Tag, weil damals eine Regie-
rungserklärung abgegeben wurde und weil Sie am Nach-
mittag nicht noch einmal zusammenkommen wollten.


(Michael Groschek [SPD]: Sie waren doch überhaupt nicht im Verteidigungsausschuss!)


– Ich habe mich bei den Kollegen gerade darüber infor-
miert. Sie können ja gerne nachlesen, was dort statt-
gefunden hat. Jedenfalls erinnern sich unsere Kollegen
offenbar besser als Sie daran, was tatsächlich stattgefun-
den hat.

Herr Bartels hat von den Sparzielen gesprochen. Auch
dort ist mir relativ unklar, was die SPD letztendlich will.
Denn an dieser Stelle ist doch festzustellen – das gilt na-
türlich für alle Abgeordneten dieses Hauses und insbe-

Deswegen fand ich das, was Herr Bartels vorhin zum
Thema Sparziele gesagt hat, auch ziemlich verlogen. Da
gibt es überhaupt kein Hin und Her. Vielmehr gab es von
Anfang an eine klare Ansage.

Dieses Haus und der Bundesrat versuchen sukzessive,
diese Sparziele zu konterkarieren.


(Zuruf des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


– Das bezieht sich auf die Äußerungen von Frau
Malczak und Frau Evers-Meyer.

Ich fand es richtig, dass Sie den Wehrbeauftragten lo-
ben; er ist ja auch das Hilfsorgan dieses Hauses.


(Karin Evers-Meyer [SPD]: Die Union hat nicht geklatscht!)


– Ich bin schließlich nicht hierher entsendet worden, um
die ganze Zeit zu klatschen.
sondere auch für Vertreter der Bundesländer –: Zunächst

wurde gesagt, der Minister solle sparen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das haben Sie gesagt! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das hat doch die CDU beschlossen! – Karin Evers-Meyer [SPD]: Schön bei der Wahrheit bleiben!)


– Ich habe ja die CDU-Länder mit eingeschlossen.

Ich kenne viele Abgeordnete aus unserer Fraktion,
viele Abgeordnete aus Ihrer Fraktion und viele Minister-
präsidenten, die in den vergangenen Wochen massiv ge-
worben haben: Sparen ja, aber nicht bei mir.


(Michael Groschek [SPD]: Kennen Sie Ihren Kabinettsbeschluss nicht mehr?)


Es war von Anfang an klar – daraus hat der Minister
nie einen Hehl gemacht –, dass die Sparziele dann, wenn
man sich auf die Zahl von 185 000 Soldaten einigt,
schwierig zu erreichen sein werden.

Gerade aus diesem Haus sind doch momentan viele
Leute unterwegs, die sagen: Mein Standort ist der wich-
tigste; er ist militärisch für die Verteidigung der NATO
und für den Weltfrieden das Allerwichtigste.

d
b
g
g
g

g

d
1
G
O

d

(D Ich bin dem Wehrbeauftragten für seine Arbeit aber urchaus dankbar. Ihr Lob war jedoch ziemlich übertrieen, und die Form von Verurteilung der Arbeit des Vorängers – das würde ja bedeuten, dass er all die Jahre eschlafen hätte – lehne ich ab; denn Herr Robbe hat eientlich gute Arbeit geleistet. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Gut, dass Ihre Redezeit vorbei ist!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708623600

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Damit sind wir auch am Schluss unserer heutigen Ta-
esordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Donnerstag, den 27. Januar 2011,
0.30 Uhr ein. Vorher findet um 9 Uhr im Plenarsaal die
edenkveranstaltung des Deutschen Bundestages für die
pfer des Nationalsozialismus statt.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und schließe
ie Sitzung.