Protokoll:
17080

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 80

  • date_rangeDatum: 15. Dezember 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:20 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/80 Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Befragung der Bundesregierung: Entwurf ei- nes Gesetzes zur Änderung wehrrechtli- cher Vorschriften 2011 und Entwurf eines Gesetzes zur Einführung eines Bundesfrei- willigendienstes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Harald Koch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Groschek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin 8832 A 8834 A 8835 A 8836 C 8837 D 8837 D 8842 C 8842 D 8843 A 8843 B 8843 C 8844 A 8844 B 8844 C Deutscher B Stenografisch 80. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat am 16./17. Dezember 2010 in Brüssel . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . D D D D K D D H 8817 A 8817 B 8820 D 8823 C 8825 C 8827 A 8828 B 8830 B 8831 A BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 8838 D 8839 D undestag er Bericht ung 5. Dezember 2010 t : r. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . r. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . ai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . eidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 8839 D 8840 B 8840 C 8840 D 8841 B 8841 D 8842 B 8842 B BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . 8844 D 8845 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Fragestunde (Drucksache 17/4153) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 1 Hilde Mattheis (SPD) Finanzierung der künftigen Ausgabenstei- gerungen in der sozialen Pflegeversiche- rung Antwort Annette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 2 Hilde Mattheis (SPD) Beitragsbelastung für die Versicherten durch eine prognostizierte Beitragserhö- hung im Vergleich zu einem angedachten Zusatzbeitrag von 10 Euro, 15 Euro oder 20 Euro für das Jahr 2014 Antwort Annette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Steffen-Claudio Lemme (SPD) Ausgestaltung und Finanzierung des So- zialausgleichs bei Einführung der Zusatz- versicherung für die Pflege Antwort Annette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . . Mündliche Frage 4 Steffen-Claudio Lemme (SPD) Verwendung der Kapitalanlagen bei Nicht- eintreten von Pflegebedürftigkeit A A Z S H M D G d A A Z D M D T g n B k A A Z D M D V s A A Z D M K M M A e n s A A 8845 B 8845 C 8845 D 8846 B 8846 C 8846 D 8846 D 8847 B 8847 C 8847 D 8848 B 8848 C 8848 C 8848 D ntwort nnette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . usatzfrage teffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . ilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 5 r. Karl Lauterbach (SPD) eplante Beitragshöhe für die kapitalge- eckte Zusatzpflegeversicherung ntwort nnette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 6 r. Karl Lauterbach (SPD) ragbare monatliche Prämienhöhe zur er- änzenden Kapitaldeckung für Rentnerin- en und Rentner sowie Bezieherinnen und ezieher vergleichsweise niedriger Ein- ommen ntwort nnette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . usatzfrage r. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 7 r. Carola Reimann (SPD) orlage der Reformpläne für die Pflegever- icherung ntwort nnette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . echthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . athrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . ündliche Frage 8 artin Dörmann (SPD) uszahlung des Krankengeldes ab dem rsten Tag für die Berufsgruppe der Jour- alisten sowie der Film- und Fernseh- chauspieler ntwort nnette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . 8849 A 8849 A 8849 B 8849 C 8849 C 8850 B 8850 C 8850 D 8851 A 8851 B 8851 D 8852 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 III Mündliche Frage 10 Michael Groß (SPD) Vorsorge für den erhöhten Mittelbedarf für Erhaltungsmaßnahmen der Verkehrs- infrastruktur aufgrund von Winterschä- den Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 11 Michael Groß (SPD) Finanzieller Investitionsbedarf für die Sa- nierung der Infrastruktur im Bereich der Straße nach dem Winter 2010/2011 Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Harald Koch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . Martin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 12 Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Entwicklung der Zahl der Flugbewegun- gen im Luftraum über Berlin in den letzten fünf Jahren Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 13 Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einsatz von Eisbrechern auf der Elbe in den letzten zehn Jahren und Behinderun- gen infolge unzureichender Fahrrinnen- tiefe Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . M K D d d A J Z K M K A s A J Z F M U V d d A J Z U M U B B d b A J M M A s fl B E A J Z M 8852 D 8852 D 8853 A 8853 B 8853 B 8853 C 8854 A 8854 B 8854 C 8854 D 8855 C 8855 D ündliche Frage 16 irsten Lühmann (SPD) efinition der Witterungsverhältnisse in er Straßenverkehrs-Ordnung angesichts er Einführung einer Winterreifenpflicht ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen irsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 17 irsten Lühmann (SPD) uslegung von Reifen mit Schneeflocken- ymbol für winterliche Wetterverhältnisse ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage lorian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 18 lrike Gottschalck (SPD) on den Ländern zum 15. Juni 2010 gemel- ete Kosten für den Streudienst auf Bun- esstraßen ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage lrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 19 lrike Gottschalck (SPD) ehinderungen des Bahnverkehrs an ahnübergängen aufgrund der Verwen- ung von Streusalz seit dem Winterein- ruch im Dezember 2010 ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 22 artin Burkert (SPD) usschließlicher Einsatz von witterungsre- istenten Materialien in der DB-Fahrzeug- otte und bei der Instandhaltung des ahnnetzes sowie Finanzierung aus dem inzelplan 12 des Bundeshaushalts ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen artin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8856 B 8856 B 8857 A 8857 B 8857 D 8857 D 8858 B 8858 B 8858 C IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Mündliche Frage 23 Martin Burkert (SPD) Verwendung von Mitteln aus dem Einzel- plan 12 des Bundeshaushalts für die Witte- rungsresistenz des Bestandsnetzes der Deutschen Bahn AG Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Martin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 28 und 29 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Fortführung der Mauterhebung nach Auslaufen des aktuellen Betreibervertra- ges; Stand der Schiedsverfahren mit Toll Collect Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 31 Dr. Matthias Miersch (SPD) Notwendigkeit von Atommülltransporten von Ahaus ins russische Majak Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 32 Dr. Matthias Miersch (SPD) Nachrüstungen von Atomkraftwerken Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . M D G A d A U Z D D D M O U b g A U Z O M O M n s A U Z O M D U s U h d g u d s A U 8859 A 8859 A 8859 C 8860 A 8861 A 8861 B 8861 C 8862 A 8862 A 8862 D 8863 A ündliche Frage 36 orothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ehäufte Krebsfälle in der Samtgemeinde sse und mögliche Zusammenhänge mit em dortigen atomaren Lager ntwort rsula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen orothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 37 liver Kaczmarek (SPD) msetzung der nationalen Strategie zur iologischen Vielfalt im Bereich der Fließ- ewässer und Auen ntwort rsula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage liver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 38 liver Kaczmarek (SPD) aßnahmen der Bundesregierung für ei- en guten ökologischen Zustand der Was- erkörper ntwort rsula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage liver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Fragen 39 und 40 r. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nterschiedliche Bewertungen des Klima- chutzes zwischen dem Bundesminister für mwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- eit, Dr. Norbert Röttgen, und dem Bun- esminister für Wirtschaft und Technolo- ie, Rainer Brüderle; deutsche Position zur nkonditionierten Erhöhung des EU-Re- uktionszieles auf 30 Prozent in diesem Zu- ammenhang ntwort rsula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8863 B 8863 D 8864 C 8864 C 8864 D 8865 B 8865 C 8865 C 8866 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 V Zusatzfragen Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 41 Frank Schwabe (SPD) Initiativen der Bundesregierung zur Erhö- hung des Klimaschutzziels der EU bis 2020 Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 42 Frank Schwabe (SPD) Einsatz der Bundesregierung in Cancún für eine zweite Verpflichtungsperiode des Kioto-Protokolls Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der SPD: Konsequenzen der Bundesregie- rung aus der aktuellen PISA-Studie für die Bildungspolitik von Bund und Ländern Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Sylvia Canel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Zöllner, Senator (Berlin) . . . . . . . . Heiner Kamp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) . . . . Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . D M N A L A M H A to K A J A M H U b S V A A J A M U W Z s B d A J A M H E W g 8866 C 8867 B 8867 C 8867 D 8867 D 8868 C 8868 D 8869 A 8869 B 8869 D 8871 A 8872 D 8873 D 8875 A 8876 A 8877 B 8879 A 8879 D 8881 A 8883 A 8884 B r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . ichael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 ündliche Frage 14 einz Paula (SPD) nschubfinanzierung zum Ausbau der Au- bahn 8 zwischen Ulm und Augsburg und onzessionsbeginn im Januar 2011 ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 ündliche Frage 15 einz Paula (SPD) nterstützung durch Regierungshandeln ei der Zusammenarbeit zwischen Stadt, tadtwerken und Deutsche Bahn AG beim erfahren zum Umbau des Hauptbahnhofs ugsburg ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 ündliche Fragen 20 und 21 te Kumpf (SPD) itterungsbedingte Ausfälle regulärer ugverbindungen der Deutschen Bahn AG eit Beginn der Winterperiode 2010/2011; eheizung von Weichen im Schienennetz er Deutschen Bahn AG ntwort an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 ündliche Fragen 24 und 25 ans-Joachim Hacker (SPD) isstände auf den Bundeswasserstraßen im inter 2009/2010 im Vergleich zu den ver- angenen fünf Jahren; Etwaige Gefähr- 8885 C 8886 D 8888 C 8889 A 8889 B 8889 C 8890 A VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 dung des Betriebs der Schiffsschleusen an deutschen Wasserstraßen im Winter 2009/ 2010 Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 26 Sören Bartol (SPD) Entwicklung der Verbraucherpreise für Heizenergie insgesamt und für einzelne Heizenergieträger seit Einführung des Heizkostenzuschusses zum Wohngeld Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 27 Sören Bartol (SPD) Niedrigere Wohngeldzahlungen durch die Streichung des Heizkostenzuschusses ab 2011 Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Frage 30 Gerd Bollmann (SPD) Verhinderung von Müllskandalen und Ge- währleistung einer ordnungsgemäßen Ent- sorgung von Abfällen Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Frage 33 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erwähntes Bundesland mit gemeldetem Nachrüstbedarf aufgrund der Bund-Län- der-Nachrüstliste für Atomkraftwerke in der Antwort auf die mündliche Frage 83 auf Bundestagsdrucksache 17/3113 Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M S B le a r w A U A M O G p g d Z A U A M T W D „ A T A M R F b im A T A M M B P M A G 8890 B 8890 C 8890 D 8890 D 8891 B nlage 10 ündliche Frage 34 ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ei einer Telefonkonferenz mit Abteilungs- itern der Landesatomaufsichtsbehörden m 8. September 2010 getroffene Vereinba- ungen zur Nachrüstung von Atomkraft- erken ntwort rsula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 ündliche Frage 35 liver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) enehmigung zu Einlagerung und Trans- ort der im Forschungszentrum Jülich la- ernden Castoren mit Brennelementen aus em AVR Jülich in das Brennelemente- wischenlager Ahaus ntwort rsula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 ündliche Fragen 43 und 44 abea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erbung von Bundesministerin r. Annette Schavan für die iPad-App der Bild“-Zeitung ntwort homas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 ündliche Frage 45 ené Röspel (SPD) ehlende Vertretung der Bereiche Ver- raucherschutz und Sozialwissenschaften Bioökonomierat ntwort homas Rachel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . nlage 14 ündliche Fragen 46 und 47 anfred Grund (CDU/CSU) ewertung und mögliche Fortsetzung des rojekts zur Beratung im Bereich Gender ainstreaming in Afghanistan ntwort udrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8891 C 8891 D 8892 A 8892 B 8892 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 VII Anlage 15 Mündliche Frage 48 Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auszahlung der für die humanitären Kri- sen in Haiti und Pakistan zugesagten finan- ziellen Mittel Antwort Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Frage 49 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zusammenarbeit des Bundesnachrichten- dienstes mit seinem Informanten Curveball Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Mündliche Frage 50 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Abfluss von Informationen aus dem Aus- wärtigen Amt an US-Diplomaten Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Mündliche Frage 51 Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) Schlussfolgerungen der Bundesregierung aus dem Abrücken der US-Administration von ihrer Forderung an Israel nach einem Baustopp von 90 Tagen Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Frage 52 Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) Auswirkungen der Initiative der brasiliani- schen Regierung zur Anerkennung des S a A C A M H E s B Z G A C A M H I c A C A M T I H e E A C A M A B te te A C 8893 B 8893 D 8894 B 8894 C taates Palästina in den Grenzen von 1967 uf die Nahostpolitik der Bundesregierung ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 20 ündliche Frage 53 eike Hänsel (DIE LINKE) inreiseverweigerung seitens der israeli- chen Regierung für die Delegation des undestagsausschusses für wirtschaftliche usammenarbeit und Entwicklung in den azastreifen am 5. Dezember 2010 ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 21 ündliche Frage 54 eike Hänsel (DIE LINKE) nitiativen zur Aufhebung der wirtschaftli- hen Blockade des Gazastreifens ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 22 ündliche Frage 55 om Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nitiativen zur Freilassung der politischen äftlinge in Kuba und Aufnahme bereits ntlassener und ausgewiesener politischer xhäftlinge in Deutschland ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 23 ündliche Fragen 56 und 57 gnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) edingungen für die Aufnahme eines Staa- s in die Nuclear Suppliers Group und Un- rstützung einer indischen Mitgliedschaft ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8894 D 8895 A 8895 B 8895 C 8896 A VIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Anlage 24 Mündliche Frage 58 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Einsatz einer EU-Battle-Group im Sudan vor dem Hintergrund der dortigen Refe- renden über die Unabhängigkeit des Südsudan Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Mündliche Frage 59 Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Aussage der Hohen Kommissarin der Ver- einten Nationen für Menschenrechte zu den Vorgängen um die Internetplattform WikiLeaks Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 26 Mündliche Frage 60 Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zusammenhang zwischen einem berechtig- ten Transparenzanspruch der Bürger und Veröffentlichungen durch Plattformen wie WikiLeaks Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 27 Mündliche Frage 61 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Unterstützung der Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum und des ent- sprechenden Museums in Köln seit Grün- dung im Jahr 1999 Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 28 Mündliche Frage 62 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Verlängerung der Mindestbestandszeit zur Erlangung eines eigenständigen Aufent- h S A D A M V E J W z A D A M R V A U A D A M H A u g B d tu m E A s A H A M D N n d 8896 C 8896 D 8897 A 8897 B altsrechts von Eheleuten für türkische taatsbürger ntwort r. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 29 ündliche Frage 63 olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) rmittlungen und Verurteilungen von ournalisten, Bloggern oder Inhabern von ebseiten wegen Anstiftung oder Beihilfe um Geheimnisverrat ntwort r. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 30 ündliche Frage 64 ené Röspel (SPD) erfassungs- und europarechtswidrige uslegung und Anwendung von § 52 a des rheberrechtsgesetzes ntwort r. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 31 ündliche Fragen 65 und 66 arald Koch (DIE LINKE) usnahmen von der Umsatzsteuerbefrei- ng für Maßnahmen der beruflichen Ein- liederung nach SGB III und rechtlicher estand von Bescheiden der Landesbehör- en zur Umsatzsteuerbefreiung für Leis- ngen privater Schulen und anderer allge- einbildender oder berufsbildender inrichtungen nach dem Umsatzsteuer- nwendungserlass zu § 4 Nr. 21 Umsatz- teuergesetz ntwort artmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 32 ündliche Frage 67 r. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) euregelung bei der Verlustverrechnung ach dem vorläufigen Beschluss des Bun- esfinanzhofes sowie entsprechende Kom- 8897 C 8897 C 8897 D 8898 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 IX pensationen für die Einnahmeausfälle bei Bund, Ländern und Kommunen Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 33 Mündliche Frage 68 Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen der Bundesregierung in Reaktion auf die Stellungnahme der EU- Kommission vom 30. September 2010 im Vertragsverletzungsverfahren bezüglich der Organschaft (Nr. 2008/4909) Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 34 Mündliche Frage 69 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Bereitstellung von Einzeldaten im Rahmen einer vorausgefüllten Steuererklärung durch die Finanzbehörden Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 35 Mündliche Frage 70 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Vereinfachungseffekt bei Anhebung des Arbeitnehmerpauschbetrags auf 1 000 Euro und etwaige Mitnahmeeffekte Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 36 Mündliche Frage 71 Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Berechnung der geplanten aufkommens- neutralen Entlastungen für Unternehmen und Beschränkung auf kleine und mittlere Unternehmen A H A M O E g S h A H A M R Z a d w A A H A M T S M a I A P A M G V g B A P 8898 C 8898 C 8899 B 8899 D ntwort artmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 37 ündliche Frage 72 liver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) twaige Kompensationsgeschäfte im Ge- enzug zum Zugeständnis anderer EU- taaten an Deutschland bei den Kohlebei- ilfen ntwort artmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 38 ündliche Frage 73 ichard Pitterle (DIE LINKE) ahl der seit 2000 erlassenen Verwaltungs- nweisungen für einen vereinfachten Spen- ennachweis bei Naturkatastrophen; Aus- irkung der geplanten Verkürzung der ufbewahrungszeiten für Belege ntwort artmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 39 ündliche Frage 74 homas Jarzombek (CDU/CSU) enkung der Terminierungsentgelte für obilfunkanbieter durch die Bundesnetz- gentur und mögliche Auswirkungen auf nvestitionen in den Breitbandausbau ntwort eter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 40 ündliche Frage 75 erd Bollmann (SPD) orlage des CCS-Gesetzentwurfs und Re- elung diesbezüglicher Kompetenzen der undesländer ntwort eter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8900 A 8900 C 8900 D 8901 B 8901 C X Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Anlage 41 Mündliche Frage 76 Swen Schulz (Spandau) (SPD) Verweis auf Gutscheine anstatt Übernahme tatsächlicher Kosten bei der Leistungser- bringung für Schulausflüge und Klassen- fahrten Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 42 Mündliche Frage 77 Swen Schulz (Spandau) (SPD) Entscheidungskriterien persönlicher Bera- ter im Jobcenter hinsichtlich des individu- ellen Bedarfs an Lernförderung Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 43 Mündliche Fragen 78 und 79 Gabriele Hiller-Ohm (SPD) Unterschiedliche Altersgrenzen beim Bil- dungs- und Teilhabepaket im Gesetzent- wurf zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölf- ten Buches Sozialgesetzbuch; Basisleistun- gen der Jobcenter ab 1. Januar 2011 Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 44 Mündliche Fragen 80 und 81 Werner Dreibus (DIE LINKE) Umsetzungskosten und vorgesehene De- ckelung des Bildungspakets Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 45 Mündliche Fragen 82 und 83 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) Erforderliches zusätzliches Personal zur Umsetzung des Bildungspaketes Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M D U la A D A M F A T A J A M D T O m A C A M C A 1 M b A D A M D A tr v 8901 D 8902 A 8902 B 8902 D 8903 A nlage 46 ündliche Frage 84 r. Carola Reimann (SPD) mgehung des Mindestlohns in der ambu- nten Pflege ntwort r. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 47 ündliche Frage 85 riedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ntibiotikaeinsatz in der gewerblichen ierhaltung ntwort ulia Klöckner, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 48 ündliche Fragen 86 und 87 r. Rolf Mützenich (SPD) eilnahme von NATO-Ländern an der peration Active Endeavour im Mittel- eer ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 49 ündliche Frage 88 aren Marks (SPD) nhebung der Altersgrenze von 12 auf 4 Jahre im Unterhaltsvorschussgesetz und aßnahmen zur Entbürokratisierung eim Unterhaltsvorschuss ntwort r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 50 ündliche Fragen 89 und 90 aniela Kolbe (Leipzig) (SPD) bgabe einer Erklärung zur Verfassungs- eue bei Teilnahme an Extremismusprä- entionsprogrammen 8903 C 8903 C 8904 A 8904 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 XI Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 51 Mündliche Frage 91 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Barrierefreiheit bei Kriegsgräbergedenk- stätten und Ehrenmalen Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8904 C 8905 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8817 (A) ) )(B) 80. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 11.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8889 (A) ) )(B) BHO, zunächst als Gesamtbetrag ohne Angabe von Jah- det hat. In diesem Bauherrenlenkungskreis werden kon- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage des Abgeordneten Heinz Paula (SPD) (Drucksache 17/4153, Frage 14): Kann das Bundesministerium der Finanzen bestätigen, dass die Anschubfinanzierung zum Ausbau der Autobahn 8 zwischen Ulm und Augsburg gewährleistet ist, und hat die Aussage weiterhin Bestand, dass der Konzessionsbeginn Ja- nuar 2011 ist? Die für das Projekt im Falle einer Umsetzung in öf- fentlich-privater Partnerschaft durch die Vergabestelle im Verfahren vorgegebene Anschubfinanzierung ist – wie die weiteren über den vorgesehenen Konzessionszeit- raum benötigten Ausgabemittel – in der im Kapitel 1202 Titel 823 51 ausgebrachten Verpflichtungsermächtigung und in der Finanzplanung berücksichtigt. Infolge der Be- sonderheiten der Betreibermodelle im Bundesfernstra- ßenbereich ist die Verpflichtungsermächtigung abwei- chend von § 16 Satz 2 der Bundeshaushaltsordnung, re n § V ri B a g 2 b V A d A F d s tu D g b d v O n d d G li A b b d k e d Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 15.12.2010 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.12.2010 Brunkhorst, Angelika FDP 15.12.2010 Bülow, Marco SPD 15.12.2010 Burchardt, Ulla SPD 15.12.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 15.12.2010 Hempelmann, Rolf SPD 15.12.2010 Lötzer, Ulla DIE LINKE 15.12.2010 Nord, Thomas DIE LINKE 15.12.2010 Pols, Eckhard CDU/CSU 15.12.2010 Scholz, Olaf SPD 15.12.2010 Schreiner, Ottmar SPD 15.12.2010 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 15.12.2010 Ziegler, Dagmar SPD 15.12.2010 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht sbeträgen im Haushalt veranschlagt. Die Inanspruch- ahme der Verpflichtungsermächtigung bedarf gemäß 38 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BHO vor Zuschlagserteilung im ergabeverfahren der Einwilligung des Bundesministe- ums der Finanzen, BMF. Im Falle der Einwilligung des MF stehen die erforderlichen Ausgabemittel und damit uch die Mittel für die Anschubfinanzierung zur Verfü- ung. Als Konzessionsbeginn wurde von jeher der Januar 011 angestrebt. Voraussetzung für jeden Konzessions- eginn ist der Abschluss des Vergabeverfahrens. Das ergabeverfahren ist derzeit noch nicht abgeschlossen. nlage 3 Antwort es Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage des bgeordneten Heinz Paula (SPD) (Drucksache 17/4153, rage 15): Durch welches konkrete Regierungshandeln gedenkt der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Dr. Peter Ramsauer, seine Zusage einzuhalten, wonach er per- sönlich die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Stadtwerken und Deutscher Bahn AG beim Verfahren zum Umbau des Haupt- bahnhofs Augsburg und die Baumaßnahme selbst unterstüt- zen wird – Ergebnis eines Gesprächs des Bundesministers mit Kommunalpolitikern, laut Pressemitteilung der Stadt Augs- burg am 3. Dezember 2010 –, und was kann der Bundesminis- ter dafür tun, damit der Bahnsteig F am Augsburger Bahnhof – der doch nach bisherigem Kenntnisstand vom Freistaat Bay- ern aus Bundesmitteln finanziert wird – schnell realisiert wird? Der Umbau des Hauptbahnhofs Augsburg ist ein Teil es Vorhabens „Regio-Schienen-Takt Augsburg“. Hier oll in der Region Augsburg stufenweise eine Verdich- ng des Schienenpersonennahverkehrs, SPNV, erfolgen. es Weiteren sind die Umbaumaßnahmen am Augsbur- er Hauptbahnhof eng mit dem städtischen Projekt „Mo- ilitätsdrehscheibe Augsburg“ verbunden. Hier werden ie Umsteigemöglichkeiten zwischen städtischem Nah- erkehr und SPNV verbessert. Zuständig für die Planung, rganisation und Finanzierung des Öffentlichen Perso- ennahverkehrs, ÖPNV, und seit der Regionalisierung es SPNV zum 1. Januar 1996 auch für den SPNV, sind ie Länder. Der Bund steht zu seinen Zusagen, im Rahmen des VFG-Bundesprogramms das Gesamtvorhaben „Mobi- tätsdrehscheibe Augsburg“ anteilig zu finanzieren. uch nach den Bürgerbegehren und den städtebaulich edingten Planungsänderungen wird das Vorhaben „Mo- ilitätsdrehscheibe Augsburg“ positiv und unterstützend urch den Bund begleitet. Weiterhin gilt, dass das Bundesministerium für Ver- ehr, Bau und Stadtentwicklung für jeden der Beteiligten in Ansprechpartner ist. Der Bund sieht es wohlwollend, ass sich eine Projektgruppe mit allen Beteiligten gebil- 8890 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 (A) ) )(B) krete Fragen unter den Projektbeteiligten besprochen und abgestimmt. Für die Finanzierung des Bahnsteiges F im Augsbur- ger Hauptbahnhof stellt der Bund die erforderlichen Mittel gemäß Anlage 8.7 der Leistungs- und Finanzie- rungsvereinbarung zur Verfügung. Die Verwendung der Bundesmittel für diese Maßnahme ist zwischen der DB AG und dem Freistaat Bayern abgestimmt. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Fragen der Abgeordneten Ute Kumpf (SPD) (Drucksache 17/4153, Fragen 20 und 21): Wie viele Ausfälle von regulären Zugverbindungen hat es nach Kenntnis der Bundesregierung als Eigentümer der Deut- schen Bahn AG, DB AG, im Bahnverkehr seit dem Beginn der Winterperiode 2010/2011 gegeben, die auf den Einfluss der Witterungsbedingungen zurückzuführen sind? Wie viele Weichen sind im Schienennetz der DB AG mit einer Heizung ausgestattet, und wie beurteilt die Bundesregie- rung die Ansicht der DB AG als bundeseigenes Unternehmen, dass eine stärkere Beheizung der vorhandenen Weichen einen unverhältnismäßig hohen Energieverbrauch verursacht? Die in den Fragen angesprochenen Dinge liegen in unternehmerischer Verantwortung der DB AG und sind daher der Bundesregierung nicht unmittelbar bekannt. Die Bundesregierung kann die erbetenen Informationen aber bei der DB Netz AG ergänzend erfragen und sie der Abgeordneten übermitteln. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Fragen des Abgeordneten Hans-Joachim Hacker (SPD) (Druck- sache 17/4153, Fragen 24 und 25): Wie stellte sich die Häufigkeit der Eisstände auf den Bun- deswasserstraßen im Frostwinter 2009/2010 im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren dar? War der Betrieb der Schiffsschleusen an deutschen Was- serstraßen im Winter 2009/2010 nach Kenntnis der Bundes- regierung durch Vereisung gefährdet und, wenn ja, in welchen Bereichen? Die Befahrbarkeit von Bundeswasserstraßen wird re- gelmäßig durch Eisgang eingeschränkt. Das Ausmaß der Betroffenheiten der einzelnen Wasserstraßen hängt von den jeweiligen geografischen, hydromorphologischen und meteorologischen Randbedingungen ab. Schwer- punkte bilden hier grundsätzlich die ostdeutschen und süddeutschen Wasserstraßen, künstliche Wasserstraßen (Kanäle) und staugeregelte Wasserstraßen. Wegen des Datenumfangs ist eine kurzfristige Auswertung entspre- chend der Fragestellung nicht möglich. Aktuelle Eisla- gen und statistische Daten können zum einen auf der Internetseite des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie www.bsh.de und zum anderen über das elektronische Wasserstraßeninformationssystem der Was- ser- und Schifffahrtsverwaltung www.elwis.de abgerufen werden. A d A F b P P b A d g F d lu k d tu w lä A d F s G f ( f Z w (C (D nlage 6 Antwort es Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage des bgeordneten Sören Bartol (SPD) (Drucksache 17/4153, rage 26): Wie haben sich die Verbraucherpreise für Heizenergie ins- gesamt und für einzelne Heizenergieträger seit der Einführung des Heizkostenzuschusses zum Wohngeld Anfang 2009 bis heute entwickelt? Von Januar 2009 bis November 2010 sind laut Ver- raucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes die reise für Heizenergie um 7,2 Prozent gefallen. Die reise für die einzelnen Heizenergieträger haben sich da- ei unterschiedlich entwickelt: nlage 7 Antwort es Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage des Ab- eordneten Sören Bartol (SPD) (Drucksache 17/4153, rage 27): Um wie viel Euro wird die durchschnittliche monatliche Wohngeldzahlung durch die Streichung des Heizkostenzu- schusses ab 2011 voraussichtlich sinken, und wie viele Haus- halte werden nach Einschätzung der Bundesregierung auf- grund der niedrigeren Wohngeldzahlungen Arbeitslosen- geld II beantragen müssen? Durch die Streichung der Heizkostenkomponente ürfte die durchschnittliche monatliche Wohngeldzah- ng ab 2011 um durchschnittlich etwa 15 Euro sinken. Die Auswirkungen der Streichung der Heizkosten- omponente können nicht verlässlich quantifiziert wer- en, weil die Zahl der Haushalte, die durch diese Leis- ngskürzung aus dem Wohngeldanspruch herausfallen ürden, sich zurzeit nicht ausreichend genau ermitteln sst. nlage 8 Antwort er Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die rage des Abgeordneten Gerd Bollmann (SPD) (Druck- ache 17/4153, Frage 30): Heizenergieträger Relative Veränderung von November 2010 gegenüber Januar 2009 in Prozent as –18,7 lüssige Brennstoffe leichtes Heizöl) +21,3 este Brennstoffe +6,7 entralheizung, Fern- ärme und andere –11,0 darunter Fernwärme –9,4 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8891 (A) ) )(B) Ist die Bundesregierung angesichts zahlreicher Müllskan- dale – zum Beispiel illegale Abfallbeseitigung in Tongruben, illegaler Export von Elektroabfällen – und der aktuellen Er- fassungsprobleme bei Verpackungsabfällen sowie den techni- schen Problemen beim elektronischen Abfallnachweisverfah- ren, eANV, überzeugt, dass die Rückführung für die Tätigkeit von Sammlern, Beförderern, Händlern und Maklern für Ab- fälle von einer Genehmigungspflicht zur Anzeigepflicht das richtige Signal ist, und wie sollen angesichts des niedrigeren Überwachungsstandards zukünftig Müllskandale verhindert und eine ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen garantiert werden? Der vorliegende Referentenentwurf zum Kreis- laufwirtschaftsgesetz sieht in den §§ 53 und 54 vor dem Hintergrund der novellierten Abfallrahmenrichtlinie eine EU-rechtskonforme Fortentwicklung der Überwachung von Sammlern, Beförderern, Händlern und Maklern von Abfällen vor. Soweit diese Tätigkeiten gefährliche Abfälle betreffen, wird eine Genehmigungspflicht be- stimmt, soweit sie nicht gefährliche Abfälle betreffen, eine Anzeigepflicht. Die Anzeige ist vor Aufnahme der jeweiligen Tätigkeit zu erstatten. Alle Akteure müssen über die für ihre Tätigkeit erforderliche Zuverlässigkeit sowie Sach- und Fachkunde verfügen, unabhängig da- von, ob sie der Genehmigungs- oder Anzeigepflicht unterliegen. Die zuständige Behörde kann vom Anzeige- pflichtigen die Vorlage weiterer Nachweise, insbeson- dere zur Sach- und Fachkunde, verlangen. In Umsetzung der EU-Abfallrahmenrichtlinie wird damit erstmals der mengenmäßig besonders relevante Bereich der nicht gefährlichen Abfälle zur Verwertung in die Überwachung einbezogen. Ebenfalls erstmalig wer- den auch Anzeige- und Genehmigungspflichten für das abfallwirtschaftlich bedeutsame Handeln mit Abfällen eingeführt. Demgegenüber werden lediglich die bisheri- gen Genehmigungspflichten für das Befördern von nicht gefährlichen Beseitigungsabfällen sowie für das Makeln von nicht gefährlichen Abfällen auf eine Anzeige vor Aufnahme der Tätigkeit zurückgeführt, um so zu der eingangs genannten einheitlichen, insoweit auch effi- zienteren und vollzugsfreundlicheren Struktur von Ge- nehmigungs- und Anzeigepflichten zu gelangen. Über die Kontrolle der Beförderer, Händler und Mak- ler hinaus bestimmt das Kreislaufwirtschaftsgesetz um- fassende Pflichten zur Führung von Nachweisen und Registern über die Entsorgung und den Verbleib von Ab- fällen sowie weitreichende Befugnisse der zuständigen Behörden zur Überwachung der Abfallbewirtschaftung. Für die Überwachung grenzüberschreitender Abfall- verbringungen gelten die EG-Abfallverbringungsverord- nung sowie das Abfallverbringungsgesetz als nationales Ausführungsgesetz. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 33): Um welches Bundesland handelt es sich in der Antwort auf den zweiten Teil meiner mündlichen Frage 83 auf Bundes- tagsdrucksache 17/3113 – bitte mit Angabe des Datums, wann dieses Bundesland die in der Antwort genannten „ersten Infor- e s 2 z A d F N A G u te k d b re A d F N s b to 3 h lu (C (D mationen“ übermittelt hat; vergleiche Plenarprotokoll 17/77, Anlage 64 –, und geschah diese Übermittlung auf eine Bitte bzw. Aufforderung hin, die das Bundesministerium für Um- welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU, an alle fünf von der Bund-Länder-Nachrüstliste betroffenen Landesatom- aufsichtsbehörden gerichtet hatte, gegebenenfalls bitte mit Angabe des Datums dieser BMU-Bitte/-Aufforderung? Das Land Schleswig-Holstein hat als Antwort auf ine Bitte des Bundesministeriums für Umwelt, Natur- chutz und Reaktorsicherheit, BMU, vom 2. September 010 eine Liste mit ersten Informationen zum Umset- ungsbedarf noch am selben Tag übermittelt. nlage 10 Antwort er Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die rage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 34): Welche konkreten inhaltlichen und zeitlichen Vereinba- rungen wurden auf der Abteilungsleiter-Telefonkonferenz vom 8. September 2010 hinsichtlich des weiteren Vorgehens für die Atomkraftwerkenachrüstung getroffen – beispiels- weise welche konkreten Fristen wurden für die anlagen- scharfe Ermittlung des tatsächlichen Nachrüstbedarfs verein- bart; vergleiche Plenarprotokoll 17/64, Anlage 53 –, und wie wurde für das weitere Vorgehen sichergestellt, dass es zwi- schen dem BMU und den Abteilungsleitern der fünf betroffe- nen Landesatomaufsichtsbehörden keine Missverständnisse hinsichtlich aller wesentlichen Punkte, die besprochen wur- den, gab – wurden beispielsweise die wesentlichen Inhalte und Positionen der Telefonkonferenz schriftlich festgehalten? Über die bereits in der Beantwortung der Fragen der bgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN), Bundestagsdrucksache 17/3007, Frage 59, nd Bundestagsdrucksache 17/3113, Frage 83, dargeleg- n Vereinbarungen hinaus wurden keine weiteren kon- reten inhaltlichen und zeitlichen Vereinbarungen auf er Abteilungsleiter-Telefonkonferenz vom 8. Septem- er 2010 getroffen. Ein Protokoll dieser Telefonkonfe- nz wurde seitens des Bundes nicht gefertigt. nlage 11 Antwort er Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die rage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 35): Zu welchem Zeitpunkt rechnet die Bundesregierung mit der Genehmigung der Einlagerung und des Transports der 152 zurzeit im Forschungszentrum Jülich lagernden Castoren mit Brennelementen aus dem AVR Jülich – AVR: Arbeitsge- meinschaft Versuchsreaktor – in das Brennelemente-Zwi- schenlager Ahaus, und mit welcher Zahl an Einzeltransporten von Jülich nach Ahaus per Bahn und Lkw rechnet die Bundes- regierung infolge dieser Genehmigungen? Die Genehmigung für die Aufbewahrung von be- trahlten Brennelementen aus dem seit dem 31. Dezem- er 1988 in Stilllegung befindlichen Atomversuchsreak- r, AVR, Jülich im Zwischenlager Jülich endet am 0. Juni 2013. Danach ist die Aufbewahrung dieser Be- älter in Jülich grundsätzlich nicht mehr möglich. Das Forschungszentrum Jülich rechnet mit der Ertei- ng der Genehmigung für die Aufbewahrung dieser Be- 8892 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 (A) ) )(B) hälter im Transportbehälterlager Ahaus in der zweiten Jahreshälfte 2011. Hierzu ist anzumerken, dass im Trans- portbehälterlager Ahaus bereits vergleichbare bestrahlte Brennelemente aus dem Thorium-Hochtemperaturreaktor, THTR, Hamm-Uentrop in 305 Behältern lagern. Der Antrag auf Beförderungsgenehmigung von Jülich in das Transportbehälterlager Ahaus wurde am 4. Okto- ber 2010 gestellt – Eingang beim Bundesamt für Strah- lenschutz am 8. Oktober. Im Rahmen des nunmehr an- stehenden Genehmigungsverfahrens im Hinblick auf die Erteilung der Beförderungsgenehmigung wird unter an- derem das Innenministerium des Landes Nordrhein- Westfalen beteiligt. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen der Abgeordneten Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Fragen 43 und 44): Wurde der Werbeauftritt von Dr. Annette Schavan für die Bild-App vergütet? Entspricht es der gebotenen Neutralität der Bundesregie- rung, wenn ein Kabinettsmitglied wie Dr. Annette Schavan für die iPad-App der Bild-Zeitung wirbt, und beabsichtigt die Bundesregierung, in Zukunft auch für andere Verlage oder Produkte werblich tätig zu werden? Zu Frage 43: Es handelte sich nicht um einen Werbeauftritt, und es wurde nicht vergütet. Zu Frage 44: § 5 Abs. 1 Bundesministergesetz regelt, dass Mitglie- der der Bundesregierung neben ihrem Amt kein anderes besoldetes Amt, kein Gewerbe und keinen Beruf ausüben dürfen. Die Mitglieder der Bundesregierung halten sich an diese Vorschriften. Die Bundesregierung ist weder für ei- nen Verlag noch für ein Produkt werblich tätig. Ausweis- lich des abgedruckten Zitats ging es um die Frage der Nut- zung innovativer Technik und neuer Medien. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten René Röspel (SPD) (Drucksache 17/4153, Frage 45): Aus welchen Gründen hält es die Bundesregierung für zielführend, dass im Bioökonomierat kein Sachverstand aus dem Bereich Verbraucherschutz sowie aus den Sozialwissen- schaften vertreten ist, und folgt aus diesem Defizit nicht eine nur begrenzte Ausgewogenheit der Stellungnahmen des Bio- ökonomierates? Der Sachverstand in den Bereichen Verbraucher- schutz und Sozialwissenschaften ist im Bereich Bioöko- nomie sehr wichtig. Daher wurden im Bioökonomierat Experten aufgenommen, die neben ihrer direkten Insti- tutsdisziplin auch breitere sozialwissenschaftliche Expertise vertreten können. A d d s Z w s s G g S v s s a a a s d to E a u re Z D In F In te F je n lu F H V s tu V b g m s z (C (D nlage 14 Antwort er Parl. Staatssekretärin Gudrun Kopp auf die Fragen es Abgeordneten Manfred Grund (CDU/CSU) (Druck- ache 17/4153, Fragen 46 und 47): Wie bewertet die Bundesregierung das Projekt zur Bera- tung im Bereich Gender-Mainstreaming in Afghanistan, das von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammen- arbeit GmbH, GTZ, durchgeführt wird, vor dem Hintergrund eines effizienten Einsatzes von Mitteln der Entwicklungszu- sammenarbeit und vor dem Hintergrund der Bedürfnisse des Landes? Inwieweit plant die Bundesregierung eine Fortsetzung sol- cher Projekte vor dem Hintergrund der aktuellen Situation in Afghanistan? u Frage 46: Seit 2001 haben sich die rechtlichen, sozialen und irtschaftlichen Rahmenbedingungen für die afghani- chen Frauen und Mädchen insgesamt deutlich verbes- ert. Probleme für die Achtung und Förderung der leichberechtigung rühren jedoch weiterhin aus konfli- ierenden Wertvorstellungen – insbesondere zwischen tadt und Land sowie zwischen unterschiedlichen Be- ölkerungsgruppen – sowie aus konkurrierenden Norm- ystemen. Zur Verbesserung der Lage von Frauen und Mädchen etzt die deutsch-afghanische Entwicklungszusammen- rbeit gezielt mit einem Gender-Mainstreaming-Projekt n, das von der Gesellschaft für Technische Zusammen- rbeit, GTZ, im Auftrag des Bundesministeriums für wirt- chaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ, urchgeführt wird. Das Projekt ist dem Schwerpunktsek- r „Gute Regierungsführung“ der deutsch-afghanischen ntwicklungszusammenarbeit, EZ, zugeordnet und wurde uf Wunsch der afghanischen Regierung hin konzipiert. Neben der Stärkung des afghanischen Frauenministeri- ms hilft das Vorhaben beim Aufbau von Gleichstellungs- feraten in sechs Sektorministerien der afghanischen entralregierung, um die Gleichstellung im öffentlichen ienst und in der Regierungsarbeit insgesamt zu fördern. itiiert durch die Gleichstellungsreferate haben das inanzministerium und das Ministerium für Handel und dustrie bereits gezielte Programme zur Fort- und Wei- rbildung ihrer Mitarbeiterinnen eingerichtet. Das inanzministerium hat mit Unterstützung durch das Pro- kt neben einem Gleichstellungsreferat auch ein soge- anntes Gender-Budgeting-Referat in der Haushaltsabtei- ng eingerichtet. Dieses dient dazu, die Belange von rauen und Mädchen systematischer in der nationalen aushaltsplanung berücksichtigen zu können. Das Gender-Mainstreaming-Projekt fördert auch die ernetzung von Regierungsinstitutionen und Zivilgesell- chaft. Dazu wurden und werden gemeinsame Veranstal- ngen organisiert, zum Beispiel eine Konferenz zur orbereitung der Friedens-Jirga im Juni 2010, die dazu eigetragen hat, dass die Beteiligung von Frauen gestei- ert wurde. Des Weiteren wird eine Gruppe von Parla- entarierinnen mit dem Ziel unterstützt, frauenpoliti- chen Anliegen größeres Gehör in der Parlamentsarbeit u verschaffen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8893 (A) ) )(B) In Kabul und der nordöstlichen Provinz Badakhshan wurde Anfang 2010 auch eine Zusammenarbeit mit reli- giösen Autoritäten begonnen. Im Mittelpunkt stehen da- bei fortschrittliche Mullahs und Imame, mit deren Hilfe die Akzeptanz speziell der Mädchen- und Frauenbildung gefördert werden soll. Zudem wird das Thema häusliche Gewalt über diese Multiplikatoren thematisiert. Durch seine Querschnittstätigkeit fördert das Gender- Mainstreaming-Projekt parallel die stärkere Berücksichti- gung von Aspekten der Gleichberechtigung in Schwer- punktsektoren der deutschen EZ mit Afghanistan (Recht- staatlichkeit, nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Bildung sowie Energie- und Trinkwasserversorgung). Zu Frage 47: Die nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände von Frauen und Mädchen in Afghanistan und die Gleich- stellung der Geschlechter wird auch in den kommenden Jahren noch das konsequente Engagement der afghani- schen Regierung und entsprechende Unterstützung durch die Bundesregierung und die internationale Gemein- schaft erfordern. Die Bundesregierung plant daher, ihr Engagement im Bereich Gender Mainstreaming für Afghanistan im Rahmen der etablierten Instrumente der technischen Zusammenarbeit fortzuführen. Es ist Ziel der Entwicklungspolitik, Menschenrechte zu fördern und Afghanistan dabei zu unterstützen, dass Frauen und Män- ner einen Beitrag zur Entwicklung Afghanistans leisten können. Anlage 15 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gudrun Kopp auf die Frage des Abgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/4153, Frage 48): Wie viel Prozent der von der Bundesregierung zugesagten finanziellen Mittel für die humanitären Krisen in Haiti und Pakistan wurden bislang jeweils ausgezahlt, und aus welchen Gründen wurden die zugesagten Gelder bisher noch nicht in vollem Umfang gezahlt? Pakistan: Für die Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan sagte die Bundesregierung Mittel in Höhe von 35 Millionen Euro zu. Diese Mittel verteilen sich jeweils zur Hälfte, 17,5 Millionen Euro, auf das Auswärtige Amt, AA, und das Bundesentwicklungsministerium, BMZ. Das AA hat insgesamt 38 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 17,50 Millionen Euro geplant und beschieden. Das BMZ hat insgesamt 18 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 17,54 Millionen Euro geplant und beschieden. Die Mittel des BMZ sind zu 81,73 Prozent, 14,34 Millionen Euro, ausgezahlt. Bei den noch nicht zur Auszahlung gekommenen 18,27 Prozent handelt es sich einerseits um Projekte, die in den Jahren 2011 bis 2013 noch Verpflichtungsermächtigungen umsetzen, die demnach erst in den Folgejahren zur Auszahlung kom- men können. Andererseits handelt es sich um Projekte, bei denen die Barmittel 2010 bis Ende des laufenden Jahres abfließen werden. 1 z s fü w fe E M w z 3 z n b im b n h 2 s lu je a P a s g z S s fa c S b w In 5 A d A D (C (D Die Mittel des AA wurden zu 93,43 Prozent, 6,35 Millionen Euro, ausgezahlt. Bei den noch nicht ur Auszahlung gekommenen 6,56 Prozent handelt es ich um aufgestockte Projekte, bei denen der Mittelabruf r die Aufstockungen vonseiten der Projektpartner ent- eder noch nicht erfolgte oder aber die kürzlich abgeru- nen Mittel erst in den nächsten Tagen abfließen. Haiti: Insgesamt waren von der Bundesregierung nach dem rdbeben Mittel in Höhe von 37,1 Millionen Euro für aßnahmen der humanitären Soforthilfe und der Ent- icklungsorientierten Not- und Übergangshilfe, ENÜh, ugesagt worden. AA: 5,1 Millionen Euro, BMZ: 2 Millionen Euro. Von den zugesagten Mitteln des BMZ sind bislang ehn ENÜh-Projekte im Gesamtwert von 19,85 Millio- en Euro eingereicht und bewilligt worden. Die verblei- enden Mittel in Höhe von 12,15 Millionen Euro werden folgenden Jahr zugesagt werden. Der Auszahlungsstand bei den bewilligten Projekten eträgt 71,4 Prozent, 14,17 Millionen Euro. Bei den och nicht zur Auszahlung gekommenen 28,6 Prozent andelt es sich zum Teil um Projekte, die in den Jahren 011 bis 2013 noch Verpflichtungsermächtigungen um- etzen, die demnach erst in den Folgejahren zur Auszah- ng kommen können. Ferner handelt es sich um Pro- kte, bei denen die Barmittel erst in den nächsten Tagen bfließen werden. Weiterhin wurden bereits laufende rojekte aufgestockt, sodass eine klare Zuordnung der bgerufenen Mittel nicht möglich ist. In Haiti gestaltet es ich zudem für unsere Partnerorganisationen schwierig, eeignete Durchführungspartner für ENÜh-Maßnahmen u finden. Hinzu kommt, dass haitianische öffentliche tellen selbst schwer vom Erdbeben betroffen waren und ind und ihre Arbeitsfähigkeit nur in beschränktem Um- ng gegeben ist. Ferner war der Bedarf nach öffentli- hen Zuwendungen, bedingt durch das hohe private pendenaufkommen in Deutschland, nicht so hoch wie eispielsweise in Pakistan, wo private Gelder nur in eitaus geringerem Umfang flössen. Die Mittel des AA wurden vollständig ausgezahlt. sgesamt waren 16 Projekte im Gesamtwert von ,14 Millionen Euro bewilligt worden. nlage 16 Antwort es Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage des bgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 49): Wie rechtfertigt die Bundesregierung, dass der Bundes- nachrichtendienst seinem Informanten Curveball fünf Jahre monatlich 3 000 Euro zahlte, diesen trotz fehlender Vorausset- zungen beim vorzeitigen Erwerb der deutschen Staatsbürger- schaft unterstützte sowie ein nicht existentes Arbeitsverhältnis mit einem nicht existenten Arbeitgeber bescheinigen ließ, nachdem feststand, dass die Behauptungen Curveballs, der Irak unter Saddam Hussein besitze Biowaffen, falsch und er- funden waren, aber gerade diese Unwahrheiten von den USA wesentlich als Begründung genutzt worden waren, in den Irak einzumarschieren und einen Krieg zu führen, in dem weit mehr als 100 000 Menschen getötet und ein unendliches Leid 8894 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 (A) ) )(B) und Zerstörung angerichtet wurden (vergleiche ARD-Pano- rama und Dokumentation vom 2. Dezember 2010), und wie beurteilt die Bundesregierung die Handlungen sowie Unwahr- heiten des Informanten Curveball, die geeignet waren und vermutlich in der Absicht vorgenommen wurden, das friedli- che Zusammenleben der Völker zu stören im Hinblick darauf, dass Art. 26 des Grundgesetzes die Führung eines Angriffs- krieges als verfassungswidrig verbietet sowie verlangt, solche Handlungen in Deutschland unter Strafe zu stellen? Die in Ihrer Frage Nr. 49 zur Fragestunde am 15. De- zember 2010 enthaltenen Vorwürfe haushaltsrechtlicher Art sowie die Vorwürfe gegen die Bundesregierung in Bezug auf die Relevanz der Aktivitäten des Informanten für eine Vorbereitung des bewaffneten Konfliktes im Irak werden zurückgewiesen. Hinsichtlich der nachrichtendienstlichen Aspekte Ih- rer Anfrage ist die Bundesregierung nach sorgfältiger Abwägung zu der Auffassung gelangt, dass die erbetene Auskunft geheimhaltungsbedürftig ist. Die Anfrage zielt auf Einzelheiten tatsächlicher oder vermuteter nachrich- tendienstlicher Aktivitäten, die grundsätzlich nicht öf- fentlich dargestellt werden können. Aus ihrer Offenle- gung könnten sowohl staatliche Akteure anderer Länder als auch nichtstaatliche Akteure Rückschlüsse auf die Fähigkeiten und Methoden des BND ziehen. Im Ergeb- nis würde dadurch die Funktionsfähigkeit unserer Si- cherheitsbehörden und damit die Sicherheit der Bundes- republik Deutschland beeinträchtigt. Gleichwohl ist die Bundesregierung selbstverständ- lich bereit, das Informationsrecht des Parlaments unter Wahrung berechtigter Geheimhaltungsinteressen zu be- friedigen. Die Bundesregierung hat deshalb die erbete- nen Angaben als „GEHEIM“ eingestufte Verschluss- sache zur Einsicht durch Sie und berechtigte Personen an die Geheimschutzstelle des Deutschen Bundestages übermittelt. Anlage 17 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 50): Welche Bemühungen hat die Bundesregierung unternom- men, um aufzuklären, welche weiteren Informationen von In- formanten, insbesondere dem Informanten aus dem Büro des Bundesministers des Auswärtigen – diverse Medien seit dem 3. Dezember 2010; Der Spiegel vom 6. Dezember 2010 –, nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen bis letzte Wo- che über Überlegungen, Pläne und Taktiken der Bundesregie- rung auch zu mit den USA strittigen Themen wie zur NATO- Konferenz in Lissabon und zum Abzug der US-Nuklearrake- ten aus Deutschland an US-Diplomaten abgeflossen sind und ob dadurch Schaden oder Schwierigkeiten für die Durchset- zung deutscher Interessen entstanden sind, und welche Maß- nahmen wird die Bundesregierung ergreifen, um solche Prak- tiken rückhaltlos aufzuklären sowie zu vermeiden? Das Auswärtige Amt stellt Mitgliedern des Bundes- tages aller Bundestagsfraktionen, den Zentralen aller im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien sowie den Landesregierungen auf Anfrage und anlassbezogen aus- gewählte und überprüfte Sachstände als Informations- material zur Verfügung. Diese Praxis gegenüber Vertre- tern der Regierungs- und der Oppositionsseite dient im S p d A u H u s a n d A d A s F Z s U re d d A le re li G D d tu e S ru u u v o A d A s (C (D inne eines konsistenen Außenauftretens unseren außen- olitischen Interessen. Der ehemalige Leiter der Abteilung Internationales es Thomas-Dehler-Hauses hat aus dem Auswärtigen mt in einigen Einzelfällen anlassbezogen ausgewählte nd überprüfte Sachstände erhalten, so etwa Politische albjahresberichte zur Republik Serbien und zu Bosnien nd Herzegowina. Er hat keine Sachstände erhalten zu US-amerikani- chen oder transatlantischen Fragestellungen. Für Mit- rbeiter von politischen Parteien gilt im Übrigen ge- auso eine Verschwiegenheitspflicht wie für Mitarbeiter es Deutschen Bundestages oder der Fraktionen. nlage 18 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des bgeordneten Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) (Druck- ache 17/4153, Frage 51): Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus der Entscheidung der US-Administration, ihre „fruchtlosen Bemühungen aufzugeben, Israel zu einem neuen Baustopp von 90 Tagen zu bewegen“ – Ticker vom 8. Dezember 2010, dpa-Meldung um 10.45 Uhr? Die Bundesregierung bleibt der Überzeugung, dass ortschritte auf dem Weg hin zu einer verhandelten wei-Staaten-Lösung dringend erforderlich sind. Sie teht in ständigem und engem Kontakt sowohl mit der S-Regierung als auch mit beiden Parteien, den weite- n Quartett-Partnern sowie den arabischen Partnern in er Region. Die jüngsten Entwicklungen geben aus Sicht der Bun- esregierung Anlass zur Sorge. Der Bundesminister des uswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, hat bei vielen Ge- genheiten mit Nachdruck für eine Fortführung der di- kten Verhandlungen geworben, so auch bei seinen kürz- chen Besuchen im Staat Israel, den palästinensischen ebieten und im Haschemitischen Königreich Jordanien. abei hat er beiden Parteien gegenüber deutlich gemacht, ass die Bundesregierung die Einhaltung der Verpflich- ngen aus dem internationalen Friedensplan, der Roadmap, rwartet. Insbesondere gehört dazu die Einstellung des iedlungsbaus. An dieser Position hält die Bundesregie- ng fest. Die Bundesregierung wird sich in den nächsten Tagen nd Wochen sehr intensiv mit ihren Partnern abstimmen nd ihre Bemühungen fortsetzen, den Friedensprozess oranzubringen. Dabei kommt insbesondere dem Nah- st-Quartett eine herausragende Rolle zu. nlage 19 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des bgeordneten Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) (Druck- ache 17/4153, Frage 52): Welche Bedeutung für die Nahostpolitik der Bundesregie- rung hat die Initiative der brasilianischen Regierung, den Staat Palästina in den Grenzen von 1967 anzuerkennen? Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8895 (A) ) )(B) Gemeinsam mit ihren Partnern in der EU hat die Bundesregierung wiederholt bekräftigt, dass sie Ver- handlungen, die zu einem eigenen palästinensischen Staat führen, und alle diesbezüglichen Bemühungen und Schritte unterstützt, und dass sie bereit ist, einen palästi- nensischen Staat gegebenenfalls anzuerkennen – so die EU-Ratsschlussfolgerungen vom 8. Dezember 2009. In Bezug auf die Grenzen von 1967 hat sie gemein- sam mit den Partnern in der EU klargestellt, dass sie keine Änderungen der vor 1967 bestehenden Grenzen, auch hinsichtlich Jerusalems, anerkennen wird, die nicht zwischen beiden Seiten vereinbart worden sind – so die EU-Ratsschlussfolgerungen vom 8. Dezember 2009. Anlage 20 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksache 17/4153, Frage 53): Wie wird die Bundesregierung auf die Einreiseverweige- rung seitens der israelischen Regierung für die Delegation des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung in den Gazastreifen am 5. Dezember 2010 reagie- ren? Die Deutsche Botschaft Tel Aviv hatte sich im Vor- feld der Reise gegenüber den zuständigen israelischen Stellen für eine Einreise der Delegation in den Gazastrei- fen eingesetzt. Nach Verweigerung der Einreise hat die Bundesregie- rung die Frage am 14. Dezember 2010 im Rahmen eines Gesprächs des Ständigen Vertreters unserer Botschaft in Tel Aviv mit dem israelischen Außenministerium in Je- rusalem aufgenommen. Anlage 21 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksache 17/4153, Frage 54): Welche politischen Initiativen wird die Bundesregierung unternehmen, um die israelische Regierung zu einem Ende der wirtschaftlichen Blockade des Gazastreifens, mit katastro- phalen humanitären Konsequenzen für die Bevölkerung, zu bewegen? Der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, setzt sich bereits seit längerem sowohl ge- genüber dem Staat Israel als auch innerhalb der EU inten- siv für die Ermöglichung von Exporten aus dem Gaza- streifen ein. Diese sind für eine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen Lage unerlässlich. Am 8. Dezember 2010 hat das israelische Sicherheits- kabinett beschlossen, künftig auch Exporte aus dem Ga- zastreifen für die Bereiche Landwirtschaft, Möbel und Textilien zuzulassen. Die israelische Regierung hat an- gekündigt, diesen Entschluss stufenweise im Rahmen der damit einhergehenden sicherheitstechnischen und lo- g u 1 tu c U c g 1 ru ti d n s n E V o w s A d A N ru ru h e p h G m d G s a a d fü s p te ru z 5 (C (D istischen Vorbereitungen am Übergang Kerem Shalom msetzen zu wollen. Bundesminister Dr. Westerwelle hat diesen Schritt am 0. Dezember 2010 als einen Schritt in die richtige Rich- ng, um die Abriegelung des Gazastreifens weiter zu lo- kern, begrüßt und sich für eine rasche und konsequente msetzung dieser politischen Entscheidung ausgespro- hen. Die Situation im Gazastreifen stand auch auf der Ta- esordnung des Rats für Allgemeine Beziehungen am 3. Dezember 2010. In ihren jüngsten Ratsschlussfolge- ngen hat die EU erneut die Notwendigkeit einer sofor- gen, nachhaltigen Öffnung der Übergänge aus und in en Gazastreifen für humanitäre Hilfe, Waren und Perso- en bekräftigt und unter anderem erneut ihre Bereit- chaft erklärt, in enger Zusammenarbeit mit der Palästi- ensischen Behörde und der israelischen Regierung im inklang mit der Sicherheitsrats-Resolution 1860 der ereinten Nationen und auf der Basis des „Agreement n Movement & Access“ den Wiederaufbau und die irtschaftlichen Erholung des Gazastreifens zu unter- tützen. nlage 22 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des bgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) (Drucksache 17/4153, Frage 55): Inwieweit hat sich die Bundesregierung für die Freilas- sung der politischen Häftlinge in Kuba engagiert, und inwie- fern hat sie sich für eine Aufnahme der bereits entlassenen und ausgewiesenen politischen Exhäftlinge in der Bundesre- publik Deutschland eingesetzt? Vorrangiges Ziel der Kubapolitik der Bundesregie- ng ist die Achtung der Menschenrechte und die Förde- ng einer demokratischen Entwicklung in Kuba. Des- alb fordert die Bundesregierung gemeinsam mit ihren uropäischen Partnern seit langem die Freilassung aller olitischen Gefangenen in Kuba. Die Bundesregierung at diese Forderung sowohl in ihren bilateralen esprächen als auch in Vorbereitung der Treffen der EU it Kuba im Rahmen des politischen Dialogs mit Nach- ruck vorgetragen. Dabei hat sich die Bundesregierung aus humanitären ründen vorrangig für die Freilassung derjenigen politi- chen Häftlinge eingesetzt, deren Gesundheitszustand uch aufgrund der Haftbedingungen in Kuba besonders ngegriffen war. Darüber hinaus haben die diplomatischen Vertreter er Bundesrepublik Deutschland in Havanna den Einsatz r die Freilassung der politischen Gefangenen durch ichtbare Zeichen der Solidarität mit den Angehörigen olitischer Gefangener wie den „Damas de Blanco“ un- rstrichen. Zunächst ist festzuhalten, dass die kubanische Regie- ng aufgefordert ist, auch diejenigen Gefangenen frei- ulassen, die in Kuba bleiben wollen. Bei der Gruppe der 2 Gefangenen, deren Freilassung im vergangenen 8896 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 (A) ) )(B) Sommer angekündigt wurde, ist dies mit einer einzigen Ausnahme bislang nicht erfolgt. Die Bundesregierung würdigt die Bereitschaft Spaniens, diejenigen politischen Gefangenen aufzunehmen, die ihr Land verlassen mussten. Auch aus Sicht der politischen Gefangenen liegt der Wunsch nach Aufnahme in einem spanischsprachigen Land, zu dem enge historische und kulturelle Bindungen bestehen, nahe. Eine Reihe der sich in Spanien aufhaltenden politischen Gefangenen soll im Übrigen die Absicht geäußert haben, sich in den Vereinigten Staaten von Amerika niederzulassen – nicht zuletzt aufgrund familiärer Verbindungen. Aufnahmeanträge für Deutschland liegen bislang nicht vor, gegebenenfalls wäre im Einklang mit den ein- schlägigen ausländer- und asylrechtlichen Regeln zu ent- scheiden. Anlage 23 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Fragen der Abgeordneten Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Fragen 56 und 57): Unterstützt die Bundesregierung die Auffassung, dass ein Staat, der dem Nichtverbreitungsvertrag nicht beigetreten ist, Mitglied der Nuclear Suppliers Group werden darf? Vertritt der deutsche Botschafter in Indien, Thomas Matussek, mit seinen Äußerungen, dass Deutschland eine indi- sche Mitgliedschaft in der Nuclear Suppliers Group unterstützt und die Bedingungen hierfür erfüllt seien – newkerala.com, 6. Dezember 2010 –, die Position der Bundesregierung, und welche Bedingungen müssen für die Aufnahme eines Staates in die Nuclear Suppliers Group aus Sicht der Bundesregierung erfüllt sein? Zu Frage 56: Die Bundesregierung betrachtet den Nuklearen Nicht- verbreitungsvertrag, NVV, als Eckpfeiler des internatio- nalen Nichtverbreitungsregimes. Die Bundesregierung hat die 2008 unter deutschem Vorsitz beschlossene Nuclear-Suppliers-Group-Ausnah- meregelung für die Republik Indien mitgetragen, da sie das Ziel hat, Indien näher an das internationale Nichtver- breitungsregime heranzuführen. Die Nuclear Suppliers Group ist eine Gruppe von Staa- ten, die sich zusammengeschlossen haben, um die weitere Verbreitung von Kernwaffen in der Welt durch eine aktive und koordinierte Exportkontrollpolitik zu verhindern. Sie arbeitet auf der Grundlage des Einstimmigkeitsprinzips. Dies macht es erforderlich, gemeinsam mit unseren Part- nern immer wieder den Konsens zu suchen. Zu Frage 57: Die zitierten Äußerungen sind von der indischen Presse aus dem Zusammenhang gerissen und missver- ständlich wiedergegeben worden. Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Republik Indien, Thomas Matussek, hat erläutert, dass die Bundesregierung die weitere Heranführung Indi- e d re A d A s la G n d 8 ß W ü G s s g e b A d A D te (C (D ns an das internationale Nichtverbreitungsregime nach- rücklich unterstützt. An dieser Position der Bundes- gierung hat sich nichts geändert. nlage 24 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der bgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Druck- ache 17/4153, Frage 58): Sind die aktuellen Diskussionen um den Einsatz einer EU- Battle-Group zur Verstärkung der Mission der Vereinten Na- tionen im Sudan, UNMIS, als Indiz zu werten, dass Bundes- regierung und EU davon ausgehen, dass bis zum vorgesehe- nen Termin für die Referenden über die Unabhängigkeit des Südsudan am 9. Januar 2011 weder der zukünftige Grenzver- lauf noch die offenen Fragen bezüglich der Wählerregistrie- rung – die entscheidend für den Ausgang der Referenden sein dürften – abschließend geklärt sind, also nicht mit einem rei- bungslosen Ablauf und einer anschließenden Anerkennung des Referendums durch die beteiligten Parteien zu rechnen ist, und wird die Bundesregierung einen Einsatz einer EU-Battle- Group befürworten (bitte begründen)? Die Bundesregierung sieht gegenwärtig keinen An- ss für eine Diskussion über den Einsatz einer EU Battle roup zur Verstärkung der Mission der Vereinten Natio- en im Sudan, UNMIS. Die Wählerregistrierung im Sudan für das Referen- um über die Unabhängigkeit des Südsudans wurde am . Dezember 2010 abgeschlossen. Es wurden keine grö- eren Unregelmäßigkeiten von den internationalen ahlbeobachtern gemeldet. Die Verhandlungen zwischen Nord- und Südsudan ber die noch offenen Fragen wie zum Beispiel den renzverlauf gehen unter der Mediation der Afrikani- chen Union und des Vermittlers Thabo Mbeki weiter. Nord- und Südsudan haben mehrfach versichert, dass ie das Referendum pünktlich durchführen und die Er- ebnisse anerkennen werden. Risiken, bedingt durch die thnischen und politischen Spannungen im Land, blei- en. nlage 25 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des bgeordneten Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 59): Ist der Bundesregierung die Aussage von Navanethem Pillay, Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Men- schenrechte, bekannt, die hinsichtlich der Vorgänge um die In- ternetplattform WikiLeaks gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters ihre Besorgnis über Berichte von Druck, der auf Fir- men ausgeübt wurde, darunter Banken, Kreditkartenunterneh- men und Internet-Service-Provider, um die Finanzströme zu WikiLeaks zu unterbrechen und das Hosting der Website zu unterbinden, zum Ausdruck brachte, da man ihrer Ansicht nach diese Maßnahmen als Versuch interpretieren könne, die Plattform von der Veröffentlichung abzuhalten, wodurch das Recht auf freie Meinungsäußerung verletzt werden würde, und teilt die Bundesregierung diese Ansicht? Der Bundesregierung ist die Meldung der Nachrich- nagentur Reuters über die Aussagen der VN-Hoch- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8897 (A) ) )(B) komissarin für Menschenrechte, Frau Pillay, zum Fall WikiLeaks bekannt. Der Schutz der Menschenrechte ist ein Grundpfeiler deutscher Außenpolitik. Dabei kommt der Meinungs- freiheit ein hoher Stellenwert zu. Frau Pillay hat dem Reuters-Bericht zufolge – zu Recht – darauf hingewiesen, dass der Fall WikiLeaks die schwierige menschenrechtliche Frage der Ausbalancie- rung des Rechtes auf Meinungs- und Informationsfrei- heit sowie des Schutzes der nationalen Sicherheit bzw. der öffentlichen Ordnung aufwirft. Im Fall WikiLeaks geht es außerdem um den notwendigen Schutz der Ver- traulichkeit diplomatischen Schriftverkehrs. In diesem Licht wird auch die Bundesregierung den weiteren Verlauf des Falles WikiLeaks und die Reak- tionen darauf aufmerksam beobachten. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Frage des Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 60): Inwiefern sieht die Bundesregierung – auch im Lichte des deutschen Informationsfreiheitsgesetzes und dessen oftmals unzureichender Umsetzung in der Praxis – einen Zusammen- hang zwischen einem berechtigten Transparenzanspruch der Bürgerinnen und Bürger und Veröffentlichungen durch Platt- formen wie WikiLeaks, und teilt die Bundesregierung die An- sicht des Fragestellers, dass öffentliche Verwaltungen durch eine erhöhte Transparenz dem grundsätzlich berechtigten Transparenzanspruch besser entgegenkommen müssten? Ein solcher Zusammenhang ist nicht erkennbar. Ins- besondere soweit in der Frage eine unzureichende Um- setzung des Informationsfreiheitsgesetzes unterstellt und eine mangelnde Transparenz der öffentlichen Verwal- tung behauptet wird, ist dies nicht nachvollziehbar. Ne- ben dem Informationsfreiheitsgesetz, das sich in der Pra- xis bewährt hat, bestehen unzählige Regelungen, die dem Informations- und Transparenzinteresse der Bürge- rinnen und Bürgern dienen. Hierzu zählen nicht nur das Verbraucherinformationsgesetz, VIG, und das Umwelt- informationsgesetz, UIG, sondern auch die Informa- tionsrechte der Presse bis hin zu den verfahrensrechtli- chen Auskunftsansprüchen für Beteiligte. Anlage 27 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksache 17/4153, Frage 61): Wie hat die Bundesregierung die Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum bzw. das Museum in Köln selbst seit Grün- dung im Jahr 1999 unterstützt, und wie wird sie es künftig tun? Die Bundesregierung hat für die Errichtung des Deut- schen Sport- und Olympia-Museums in Köln 5,92 Millio- nen DM, 3 Millionen Euro, zur Verfügung gestellt. Eine weitere Beteiligung, insbesondere an den Betriebs- und F a A d F (D s v A d d D o lu g b § s 2 A d A F (C (D olgekosten, erfolgte nicht und ist auch künftig nicht be- bsichtigt. nlage 28 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die rage des Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) rucksache 17/4153, Frage 62): Welche aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen, von denen türkische Staatsangehörige betroffen sind, wurden nach dem 1. Dezember 1980 entgegen Art. 13 des Beschlusses Nr. 1/80 des Assoziationsrates vom 19. September 1980 über die Ent- wicklung der Assoziation EWG/Türkei in der Weise ver- schärft, dass eine nach dem 1. Dezember 1980 erfolgte Er- leichterung für die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis wieder – teilweise oder gänzlich – zurückgenommen wurde (verglei- che Urteil des Europäischen Gerichtshofs, EuGH, C-300/1/09 vom 9. Dezember 2010), und wird die Bundesregierung von der geplanten Verlängerung der Mindestbestandszeit für ein eigenständiges Aufenthaltsrecht von Eheleuten von zwei auf drei Jahre absehen, da dies gegen das genannte Urteil des EuGH und damit gegen verbindliches Europarecht verstoßen würde (bitte begründen)? Die Bundesregierung wertet derzeit das in der Frage- tellung genannte Urteil des Europäischen Gerichtshofs om 9. Dezember 2010 aus. nlage 29 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage es Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 63): In wie vielen Fällen wurde in den letzten zehn Jahren ge- gen Journalisten, Blogger oder Inhaber von Webseiten jeweils wegen Anstiftung oder Beihilfe zum Geheimnisverrat ermit- telt, und zu wie vielen Verurteilungen kam es (bitte nach Jah- ren aufschlüsseln)? Ermittlungsverfahren gegen Journalisten, Blogger der Inhaber von Webseiten und entsprechende Verurtei- ngen werden in den Strafrechtspflegestatistiken nicht esondert erfasst. Deswegen sind leider konkrete Anga- en hierzu nicht möglich. Erfasst werden nur die wegen Verstoßes gegen 353 b des Strafgesetzbuchs insgesamt verurteilten Per- onen. Dies waren im Jahr 2007 11 Personen, im Jahr 008 27 Personen und im Jahr 2009 15 Personen. nlage 30 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage des bgeordneten René Röspel (SPD) (Drucksache 17/4153, rage 64): Teilt die Bundesregierung die Einschätzung von einigen Wissenschaftlern, die in Bezug auf § 52 a des Urheberrechts- gesetzes davon sprechen, dass die Auslegung und Anwen- dung des § 52 a häufig nicht verfassungskonform und darüber hinaus europarechtswidrig sei, und sind der Bundesregierung Fälle bekannt, in denen der § 52 a durch Universitäten in einer unrechtmäßigen Form angewendet worden ist? 8898 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 (A) ) )(B) § 52 a des Urheberrechtsgesetzes, UrhG, erlaubt die Nutzung von urheberrechtlich geschützten Inhalten in schulischen und universitären Intranets. Der Bundes- regierung sind keine Entscheidungen der Rechtsprechung bekannt, aus denen hervorgeht, dass die Auslegung und Anwendung von § 52 a UrhG etwa an Universitäten nicht verfassungskonform erfolge. Europarechtlich ist daran zu erinnern, dass § 52 a UrhG mit dem sogenannten Ersten Korb der Urheberrechts- reform eingeführt wurde, mit dem die Richtlinie „Ur- heberrecht in der Informationsgesellschaft“, Richtlinie 2001/29/EG zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft, umgesetzt wurde. Dabei hatte der Gesetzgeber im Interesse von Unterricht und Wissenschaft von der Möglichkeit des Art. 5 Abs. 3 Buchstabe a der Richtlinie Gebrauch gemacht, die Nut- zung von urheberrechtlich geschützten Inhalten gesetz- lich für zulässig zu erklären; er hat jedoch zugleich auch den berechtigten Interessen der Schulbuchverlage und der wissenschaftlichen Verlage Rechnung getragen und die Voraussetzungen des § 52 a UrhG restriktiv formu- liert. So erlaubt § 52 a UrhG lediglich, dass „kleine Teile eines Werkes“, „Werke geringen Umfangs“ sowie „ein- zelne Beiträge aus Zeitungen oder Zeitschriften“ durch einen abgegrenzten Personenkreis genutzt werden. Ferner dürfen für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmte Werke stets nur mit Einwilligung des Berech- tigten genutzt werden. Weitere Einschränkungen gelten für die Nutzung von Filmwerken. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Fra- gen des Abgeordneten Harald Koch (DIE LINKE) (Drucksache 17/4153, Fragen 65 und 66): Ist die Regelung im Umsatzsteuer-Anwendungserlass, UStAE, zu § 4 Nr. 21 des Umsatzsteuergesetzes, UStG, unter Punkt 4.21.2 – Ergänzungsschulen –, Abs. 3 Satz 2 derart zu verstehen, dass sämtliche Maßnahmen nach § 46 Abs. 1 Nr. 1 bis 5 des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung) – gegebenenfalls auch in Kombination – umsatzsteuerbefreit sind, und, wenn nein, welche Varianten bzw. Kombinationen sind von der Um- satzsteuerbefreiung ausgenommen? Welche Rechtssicherheit ist für eine durchführende Bil- dungseinrichtung gegeben, wenn sie gemäß der Steuerbefrei- ungsregelungen nach § 4 Nr. 21 Buchstabe a Doppelbuch- stabe bb UStG – Leistungen privater Schulen und anderer allgemeinbildender oder berufsbildender Einrichtungen – von der zuständigen Landesbehörde für eine bestimmte Maß- nahme eine derartige Bescheinigung erhalten hat? Zu Frage 65: Ja, die von Ihnen angesprochene Regelung im Umsatz- steuer-Anwendungserlass ist so zu verstehen, dass sämt- liche Maßnahmen nach § 46 Abs. 1 Nr. 1 bis 5 SGB III (Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Einglie- derung) – gegebenenfalls auch in Kombination, umsatz- steuerbefreit sind. Eine Differenzierung nach Einzel- maßnahmen oder Maßnahmenkombinationen ist nicht erforderlich. Z b a li d ju P d V g d ru A d d D d n s fu g s A W c R b b fu G c E s Im C R M A d d D (C (D u Frage 65: Die Bescheinigung der zuständigen Landesbehörde indet nach der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs ls Grundlagenbescheid die Finanzverwaltung hinsicht- ch der Frage, ob und für welchen Zeitraum die Bil- ungseinrichtung auf einen Beruf oder auf eine vor einer ristischen Person des öffentlichen Rechts abzulegende rüfung ordnungsgemäß vorbereitet. Die Finanzbehör- en entscheiden jedoch in eigener Zuständigkeit, ob die oraussetzungen der Steuerbefreiung im Übrigen vorlie- en. Dazu gehören laut Bundesfinanzhof insbesondere ie Voraussetzungen einer allgemeinbildenden oder be- fsbildenden Einrichtung. nlage 32 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage es Abgeordneten Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 67): Welche Neuregelung plant die Bundesregierung bei der Verlustverrechnung nach dem vorläufigen Beschluss des Bun- desfinanzhofs vom 26. August 2010, und welche Maßnahmen strebt die Bundesregierung diesbezüglich zur Kompensation von Einnahmeausfällen bei Bund, Länder und Kommunen an? Im Beschluss vom 26. August 2010 (I B 49/10) hält er BFH die sogenannte Mindestgewinnbesteuerung ach § 10 d Abs. 2 Satz 1 EStG im Grundsatz für verfas- ungskonform. Er äußert aber nach summarischer Prü- ng Zweifel, ob das Zusammenwirken der Mindest- ewinnbesteuerung mit gesetzlichen Regelungen, die in peziellen Konstellationen wie zum Beispiel bei einem nteilseignerwechsel an einer Kapitalgesellschaft zum egfall von Verlustvorträgen führen, verfassungsrechtli- hen Anforderungen genügt. Der Beschluss ist in einem Verfahren zum vorläufigen echtsschutz (Aussetzung der Vollziehung eines Steuer- escheids) ergangen. Vorläufiger Rechtsschutz wird da- ei bereits dann gewährt, wenn bei summarischer Prü- ng des angefochtenen Steuerbescheids gewichtige ründe zutage treten, die Unentschiedenheit oder Unsi- herheit in der Beurteilung von Rechtsfragen bewirken. s bleibt abzuwarten, ob der BFH seine Rechtsauffas- ung auch in einem Hauptsacheverfahren aufrechterhält. Übrigen sieht der Koalitionsvertrag zwischen CDU, SU und FDP eine Prüfung der Neustrukturierung der egelungen zur Verlustverrechnung vor, die auch die indestgewinnbesteuerung einschließt. nlage 33 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage es Abgeordneten Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 68): Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung als Reaktion auf die Stellungnahme der EU-Kommission vom 30. September 2010 im Vertragsverletzungsverfahren Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8899 (A) ) )(B) (Nr. 2008/4909) bezüglich der Organschaft und in welchem Zeitrahmen? Im Vertragsverletzungsverfahren zur Organschaft (VVV 2008/4909) greift die Europäische Kommission eine Vorschrift auf, nach der als Organgesellschaft nur Kapitalgesellschaften in Betracht kommen, die sowohl ihren Sitz als auch den Ort der Geschäftsleitung im In- land haben (sogenannter doppelter Inlandsbezug). Es handelt sich dabei lediglich um eine Detailfrage inner- halb der deutschen Organschaftsregelungen; die Organ- schaftsregelungen werden – wie die Europäische Kom- mission ausdrücklich klarstellt – in ihrer Gesamtheit von der Europäischen Kommission nicht beanstandet. Die Bundesrepublik Deutschland hat zu der mit Grün- den versehenen Stellungnahme der Europäischen Kom- mission vom 30. September 2010 Stellung genommen. In dieser Stellungnahme wurde darauf hingewiesen, dass der Koalitionsvertrag der Regierungsparteien die Prüfung der Einführung eines modernen Gruppenbesteuerungs- systems anstelle der bisherigen Organschaft vorsieht. In diesem Zusammenhang wird auch die im Vertragsverlet- zungsverfahren angesprochene Detailfrage aufgegriffen. Das Bundesministerium der Finanzen wird bis Sep- tember 2011 Vorschläge zu dem Prüfauftrag aus dem Koalitionsvertrag vorlegen. Anlage 34 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) (Drucksache 17/4153, Frage 69): Welche Einzeldaten sind den Finanzbehörden bekannt, die im Rahmen einer vorausgefüllten Steuererklärung dem Steu- erpflichtigen bereitgestellt werden können, und bezieht sich die von der Bundesregierung angestrebte vorausgefüllte Steuererklärung lediglich auf Fälle der Onlineerklärung via Elster oder auch auf die Zusendung von vorausgefüllten Vor- drucken an den Steuerpflichtigen auch vor dem Hinblick einer Differenzierung zwischen Steuerpflichtigen als natürliche Personen mit Neben- bzw. Haupteinkünften und der Besteue- rung von juristischen Personen? Bund und Länder streben seit geraumer Zeit an, das Besteuerungsverfahren grundlegend zu modernisieren, um die Qualität des Steuervollzugs zu verbessern und Bürokratiekosten abzubauen. Um dies zu erreichen, sol- len sukzessive für möglichst alle Phasen im Besteue- rungsprozess IT-basierte Verfahren entwickelt und ange- boten werden. In diesem Zusammenhang soll auch eine elektronisch vorausgefüllte Einkommensteuererklärung zum Einsatz kommen, die über das Verfahren Elster zu Beginn für das ElsterOnlinePortal und im Anschluss daran sowohl für die kostenlose Steuersoftware der Finanzverwaltung „ElsterFormular“ als auch für kommerzielle Software- produkte als Service angeboten werden soll. Die der Finanzverwaltung bereits vorliegenden aktuellen Daten des Veranlagungsjahres sollen automatisch in den richti- gen Feldern der Erklärung beigesteuert werden. Macht d ru P h B e n z s w e z E b B Z s s is s d S a g D s e S c is s n s u d S A d d (D 1 b n d (C (D er Steuerpflichtige von dem Serviceangebot Gebrauch, ft er seine Erklärung im Internet ab und sendet sie nach rüfung und gegebenenfalls Ergänzung an die Finanzbe- örde zurück. Damit eine „Vorausgefüllte Steuererklärung“ bei den ürgerinnen und Bürgern auf breite Akzeptanz stößt, ist in solider Datenbestand für die Voreintragungen (soge- annte eBeleg-Daten) Voraussetzung. Wichtige Schritte ur Verbreiterung der von der Finanzverwaltung beizu- teuernden Datenbasis wurden bereits unternommen. So urden insbesondere die gesetzlichen Regelungen zur lektronischen Übermittlung der Daten der Rentenbe- ugsmitteilungen, der Bescheinigungsdaten über Lohn-/ ntgeltersatzleistungen, über geleistete Altersvorsorge- eiträge, über Beiträge zur privaten und gesetzlichen asiskranken- und Pflegepflichtversicherung sowie über uwendungsnachweise (Spendenbescheinigungen) ge- chaffen. Eine Verordnung zur Übermittlung von Be- cheinigungsdaten über vermögenswirksame Leistungen t in Vorbereitung. Insgesamt handelt es sich um ein technisch sehr an- pruchsvolles Vorhaben. Deshalb wird die Bereitstellung er eBeleg-Daten stufenweise erfolgen. In der ersten tufe sollen die Daten aus der Lohnsteuerbescheinigung, us Lohnersatzleistungen und Rentenbezugsmitteilun- en bereitgestellt werden. Nach Verfügbarkeit weiterer aten wird das Angebot dann jährlich ausgebaut. Ange- trebt wird, für das Gros der Bürgerinnen und Bürger ine weitgehend papierlose Kommunikation zwischen teuerbürger und Finanzverwaltung bis 2013 zu errei- hen. Mit der Modernisierung des Besteuerungsverfahrens t die Zielsetzung einer möglichst weitgehend ohne zu- ätzlichen Erfassungsaufwand und den damit verbunde- en Reibungsverlusten und zeitlichen Verzögerungen tattfindenden Kommunikation zwischen Bürgerinnen nd Bürgern auf der einen und der Finanzverwaltung auf er anderen Seite verbunden. Eine vorausgefüllte Papier- teuerklärung ist daher nicht vorgesehen. nlage 35 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage er Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) rucksache 17/4153, Frage 70): Welcher Vereinfachungseffekt bei Anhebung des Arbeit- nehmerpauschbetrages auf 1 000 Euro tritt bei Steuerpflichti- gen mit tatsächlichen Werbungskosten unter 920 Euro hin- sichtlich des Erfordernisses der Belegpflichten ein, und stimmt die Bundesregierung zu, dass in den genannten Fällen die Er- höhung des Pauschbetrages zu Mitnahmeeffekten führt? Eine Anhebung des Arbeitnehmer-Pauschbetrages auf 000 Euro wird zusätzlich gut eine halbe Million Ar- eitnehmer von Einzelnachweisen befreien. Die von Ih- en im Übrigen angesprochenen Effekte können bei je- em steuerlichen Pauschbetrag eintreten. 8900 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 (A) ) )(B) Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 71): Wie berechnete die Bundesregierung die in ihrer Initiative zur Steuervereinfachung geplanten aufkommensneutralen Entlastungen von rund 4 Milliarden Euro für Unternehmen – vergleiche Pressemeldungen vom 10. Dezember 2010 – im Genauen – bitte komplette Maßnahmen auflisten und finan- zielle Wirkungen im Detail aufschlüsseln –, und wie will die Bundesregierung sicherstellen, dass ausschließlich kleine und mittlere Unternehmen von den Entlastungen profitieren? Das vorgesehene Paket gesetzlicher Maßnahmen zur Steuervereinfachung zielt im Verbund mit flankierenden untergesetzlichen Maßnahmen im Besteuerungsverfah- ren in erster Linie darauf ab, ein Weniger an Erklärungs- und Prüfaufwand und ein Mehr an Vorhersehbarkeit und Planungssicherheit zu bewirken. Die damit verbundene finanzielle Steuerentlastung ist mit Blick auf die Situa- tion der öffentlichen Haushalte auf ein verkraftbares Maß begrenzt worden. Oberste Priorität hat die Einhal- tung der Schuldenbremse des Grundgesetzes und damit die Umsetzung des von der Bundesregierung eingeschla- genen konsequenten Konsolidierungskurses. Aber auch wenn nur eine begrenzte monetäre Steuerentlastung möglich ist, so wird die Gesamtbelastung von Bürgern und Unternehmen durch die Vereinfachungsmaßnahmen deutlich gesenkt: Allein die Unternehmen in Deutsch- land werden durch die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Steuervereinfachung um circa 4 Milliarden Euro pro Jahr an Bürokratieaufwand entlastet. Die ausgewiesenen Bürokratiekosteneinsparungen in Höhe von circa 4 Milliarden Euro pro Jahr beruhen im Wesentlichen auf der geplanten „Erleichterung bei der elektronischen Rechnungsstellung“ im Umsatzsteuerrecht. Nachstehend die weiteren Maßnahmen mit relevanten zahlenmäßig bezifferten Bürokratiekosteneinsparungen für die Wirtschaft: – Vereinfachung des Besteuerungsverfahrens in der Forstwirtschaft durch Verzicht auf amtlich anerkann- tes Betriebsgutachten oder Betriebswerk als Voraus- setzung für die Feststellung des Nutzungssatzes für die ermäßigte Besteuerung – Bürokratiekosteneinspa- rungen in Höhe von 0,7 Millionen Euro; – elektronische Abgabe der Erklärung zur Körper- schaftsteuerzerlegung – Bürokratiekosteneinsparun- gen in Höhe von 1 Million Euro. Die Erleichterung bei der elektronischen Rechnungs- stellung verteilt sich wiederum auf drei einzelne Infor- mationspflichten: Ausstellung von Rechnungen – für die gesetzlich bestehende Pflicht, für Umsätze an andere Unternehmen Rechnungen zu erteilen, schlägt die vorge- sehene elektronische Rechnungserteilung durch, Ver- zicht auf die qualifizierte elektronische Signatur bei elektronisch übermittelten Rechnungen – Unternehmen, die diese weiter benutzen wollen, dürfen dies – und Auf- bewahrung von Rechnungen – elektronisch erstellte und ü a lu c M A d d G d b d b ra d g E s A d d (D lu d J d c s S g d d a b te H (C (D bersandte Rechnungen brauchen nicht in Papierform ufbewahrt zu werden. Die Entlastung bei der elektronischen Rechnungsstel- ng kommt allen Unternehmen zugute, die die Vereinfa- hung in Anspruch nehmen. Gleiches gilt für die übrigen aßnahmen. nlage 37 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage es Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 72): Gibt es konkrete Kompensationsgeschäfte – wie etwa, von der Rheinischen Post am 9. Dezember 2010 veröffentlicht, ein Einlenken Deutschlands beim Euro-Rettungsschirm –, die im Gegenzug zum Zugeständnis der anderen EU-Staaten an Deutschland bei den Kohlebeihilfen gemacht werden, und, wenn ja, welche? Die Bundesregierung hat sich mit großem Nachdruck afür eingesetzt, dass die auf nationaler Ebene verein- arten Regelungen für ein sozialverträgliches Auslaufen es subventionierten heimischen Steinkohlenbergbaus is Ende 2018 durch einen entsprechenden EU-Beihilfe- hmen abgesichert werden. Ich bin sehr zufrieden, dass ies mit überzeugenden Argumenten inzwischen gelun- en ist. Ein Zusammenhang mit anderen zurzeit auf EU- bene diskutierten Dossiers wurde dabei nicht herge- tellt. nlage 38 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage es Abgeordneten Richard Pitterle (DIE LINKE) rucksache 17/4153, Frage 73): Wie viele Verwaltungsanweisungen wurden durch das Bundesministerium der Finanzen in den Jahren 2000 bis 2010 hinsichtlich eines vereinfachten Spendennachweises bei Na- turkatastrophen erlassen – bitte differenziert nach Jahren –, und welchen Effekt misst die Bundesregierung einer Verkür- zung der Aufbewahrungszeiten auf deutlich unter zehn Jahre für Belege für Privatpersonen bzw. Gewerbetreibende zu? Zum ersten Teil der Frage nehme ich wie folgt Stel- ng: Im Einvernehmen mit den obersten Finanzbehörden er Länder hat das Bundesministerium der Finanzen im ahr 2010 Verwaltungsanweisungen zur Unterstützung er Opfer des Erdbebens in Haiti im Januar 2010, verglei- he BMF-Schreiben vom 4. Februar 2010, und zur Unter- tützung der Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan im ommer 2010, vergleiche BMF-Schreiben vom 25. Au- ust 2010, als Hilfsmaßnahme zur Beseitigung der bei iesen Katastrophen entstandenen beträchtlichen Schä- en herausgegeben. Diese BMF-Schreiben regelten unter nderem auch Erleichterungen zum Spendennachweis ei Naturkatastrophen. Im Jahr 2002 erging ein bundeseinheitlich abgestimm- r Katastrophenerlass zur Unterstützung der Opfer der ochwasserkatastrophe im August 2002, die in weiten Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8901 (A) ) )(B) Teilen des Bundesgebiets erhebliche Schäden hervorge- rufen hat, vergleiche BMF-Schreiben vom 1. Oktober 2002. Weitere Katastrophenerlasse wurden durch das Bundesministerium der Finanzen zur Hilfe der Opfer der Seebebenkatastrophe im Dezember 2004 in Indien, Indo- nesien, Sri Lanka, Thailand, Malaysia, Birma (Myan- mar), Bangladesch, auf den Malediven, den Seychellen sowie in Kenia, Tansania und Somalia, vergleiche BMF- Schreiben vom 14. Januar 2005, sowie zur Unterstützung der Opfer des Hurrikans Katrina im Süden der USA im Sommer 2005, vergleiche BMF-Schreiben vom 19. Sep- tember 2005, herausgegeben. Eine ausführliche Aufzählung der seit dem Jahr 2000 erlassenen Verwaltungsanweisungen zur Regelung steuerlicher Erleichterungen in Katastrophenfällen war in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit leider nicht möglich. Zum zweiten Teil der Frage nehme ich wie folgt Stel- lung: Nach den Vorschriften der Abgabenordnung, AO, ha- ben Unternehmen Bücher und Aufzeichnungen sowie alle Unterlagen, die für die Besteuerung von Bedeutung sind, sechs bzw. zehn Jahre aufzubewahren. Eine entsprechende Aufbewahrungspflicht ergibt sich auch aus § 257 Handelsgesetzbuch, HGB. Für Steuerpflichtige, deren Summe der positiven Überschusseinkünfte mehr als 500 000 Euro im Kalen- derjahr beträgt, sieht § 147 a AO eine sechsjährige Auf- bewahrungspflicht für Aufzeichnungen und Unterlagen über die den Überschusseinkünften zugrunde liegenden Einnahmen und Werbungskosten vor. Demgegenüber ha- ben „Privatpersonen“ nur bei ganz bestimmten Sachver- halten eine Aufbewahrungspflicht, wie zum Beispiel bei Rechnungen im Zusammenhang mit Vermietungsein- künften. Die Bundesregierung definiert in ihrem Kabinettsbe- schluss vom 27. Januar 2010 die „Harmonisierung und Verkürzung der Aufbewahrungs- und Prüfungsfristen nach Handels-, Steuer- und Sozialrecht“ als eines von acht Projekten in prioritären Lebens- und Rechtsbereichen, in denen die Erzielung spürbarer Vereinfachungen geprüft werden. Dabei werden wir auch untersuchen, inwieweit bestehendes Vereinfachungspotenzial tatsächlich umge- setzt werden kann, denn Unterlagen werden nicht nur aus handels-, steuer- oder sozialrechtlichen Gründen aufbe- wahrt. Hinzu kommt eine Rechtsfolgenabschätzung, in der wir die Auswirkungen von potenziellen Rechtsände- rungen auf das Normengefüge beurteilen müssen. Es han- delt sich um einen laufenden Prozess. Ergebnisse können naturgemäß erst bei Abschluss des Projektes vorliegen. Anlage 39 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des Abgeordneten Thomas Jarzombek (CDU/CSU) (Drucksache 17/4153, Frage 74): B d n re g v A d g F m g 2 d u le n a A d F (D e s E e V fe n is e R (C (D Wie bewertet die Bundesregierung vor dem Hintergrund ihrer Breitbandstrategie und der Tatsache, dass die Mobil- funkanbieter beim Breitbandausbau – LTE-Technologie – eine tragende Rolle spielen sollen, dass die Bundesnetzagentur die Terminierungsentgelte für die Mobilfunkanbieter auf die Hälfte gesenkt hat, obwohl eine solche drastische Senkung ungewöhnlich ist – bisher waren 16 bis 19 Prozent schon viel –, und dadurch den Mobilfunkanbietern möglicherweise Erlöse für Investitionen in den Breitbandausbau fehlen? Die Bundesnetzagentur entscheidet unabhängig auf asis der gesetzlichen Grundlagen. Daher kann die Bun- esregierung zu der genannten Entscheidung inhaltlich icht Stellung nehmen. Allerdings erwartet die Bundes- gierung, dass der Ausbau von mobilem Breitband un- eachtet der Entscheidung der Bundesnetzagentur weiter oranschreiten wird. nlage 40 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des Ab- eordneten Gerd Bollmann (SPD) (Drucksache 17/4153, rage 75): Wann wird die Bundesregierung den CCS-Gesetzentwurf vorstellen, und wie sollen die Kompetenzen für die Bundes- länder geregelt werden? Die Richtlinie 2009/31/EG des Europäischen Parla- ents und des Rates vom 23. April 2009 über die geolo- ische Speicherung von Kohlendioxid muss bis 25. Juni 011 umgesetzt werden. Eine zügige Kabinettsbefassung es gemeinsamen CCS-Referentenentwurfs des BMU nd des BMWi zur Umsetzung der Richtlinie in nationa- s Recht wird angestrebt. In Einzelfragen ist die Mei- ungsbildung innerhalb der Bundesregierung noch nicht bgeschlossen. nlage 41 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die rage des Abgeordneten Swen Schulz (Spandau) (SPD) rucksache 17/4153, Frage 76): Weshalb wird bei der Leistungserbringung für Schulaus- flüge und Klassenfahrten auf Gutscheine verwiesen, obwohl der Gesetzentwurf der Bundesregierung – Entwurf eines Ge- setzes zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch – vor- sieht, dass für diese Leistungen die tatsächlichen Kosten über- nommen werden? Die Leistungserbringung durch Gutscheine schließt ine Übernahme der tatsächlichen Kosten ein. Der Gut- chein ist das Versprechen des Leistungsträgers, für die rbringung der im Gutschein genannten Leistungen die ntsprechende Vergütung zu zahlen. Steht die Höhe der ergütung zum Zeitpunkt der Ausstellung noch nicht st, steht dies einer Erteilung des Zahlungsversprechens icht entgegen, wenn die Vergütungshöhe bestimmbar t. Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass der Gesetz- ntwurf für mehrtägige Klassenfahrten sowohl im egierungsentwurf als auch in der vom Bundestag be- 8902 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 (A) ) )(B) schlossenen Fassung in Art. 2, § 29 vorsieht, dass mehr- tägige Klassenfahrten – wie bisher auch – durch Geld- leistung gedeckt werden können. Anlage 42 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage des Abgeordneten Swen Schulz (Spandau) (SPD) (Drucksache 17/4153, Frage 77): Nach welchen Kriterien soll ein persönlicher Berater im Jobcenter über den individuellen Bedarf für die Art der Lern- förderung entscheiden, sofern keine Empfehlung eines Fach- lehrers vorliegt, und ab wann stehen hierfür geschulte Mitar- beiter zur Verfügung? Ausgangspunkt für die Feststellung des Bedarfes für Lernförderung ist regelmäßig die fachkundige Stellung- nahme einer Lehrerin oder eines Lehrers. Auch für die Frage, ob schulische Angebote ausreichen, um festge- stellte Lerndefizite zu beheben, werden regelmäßig An- gaben aus der Schule erforderlich sein. Stellen Lehrerin- nen und Lehrer oder andere fachkundige Personen Lerndefizite fest, die durch Lernförderung behoben wer- den können, und liegen die weiteren Anspruchsvoraus- setzungen vor, so haben die Mitarbeiterinnen oder Mit- arbeiter der Jobcenter die erforderliche Lernförderung zu bewilligen. Ihnen steht dabei kein Ermessensspielraum zur Verfügung. Die Bundesagentur für Arbeit wird zur Feststellung des Lernförderbedarfes ein Formular „Bestätigung der Schule“ bereitstellen, das die für das Jobcenter erforder- lichen Entscheidungsgrundlagen enthält und als Nach- weis der Leistungsvoraussetzungen dient. Daneben sind besondere personelle Maßnahmen zur Umsetzung der Lernförderung nicht erforderlich und auch nicht beab- sichtigt. Anlage 43 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fra- gen der Abgeordneten Gabriele Hiller-Ohm (SPD) (Drucksache 17/4153, Fragen 78 und 79): Wie begründet die Bundesregierung die im Gesetzentwurf zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch vorgenom- mene unterschiedliche Altersgrenze beim Bildungs- und Teil- habepaket von 18 Jahren einerseits und 25 Jahren anderer- seits? Welche Basisleistungen aus dem Bildungs- und Teilhabe- paket werden ab 1. Januar 2011 flächendeckend bundesweit durch die Jobcenter angeboten? Zu Frage 78: Die Leistungen für Bildung und Teilhabe unterteilen sich in Bedarfe, die nur im Zusammenhang mit dem Schulbesuch auftreten können – Schulausflüge, Schulbe- darf, Schülerbeförderung, Lernförderung und Mittags- verpflegung – und solche, die eine Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben ermöglichen sollen. Da der Schul- b ja g S d e S ta 2 z z Z G z g ü d d d J k L 2 g A d g (D Z S A s b a s n M n d g te L g g in a (C (D esuch nicht zwingend mit Vollendung des 18. Lebens- hres endet, musste die Altersgrenze für diese Leistun- en angehoben werden. Entsprechend der bestehenden ystematik im Zweiten Buch Sozialgesetzbuch wurde ie Vollendung des 25. Lebensjahres als Altersgrenze ingeführt. Die Altersgrenze wurde im Zweiten Buch ozialgesetzbuch auf Beschlussempfehlung des Bundes- gsausschusses für Arbeit und Soziales vom 15. Februar 006, Bundestagsdrucksache 16/688, mit dem Gesetz ur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch um 1. Juli 2006 eingeführt. u Frage 79: Die Bildungs- und Teilhabeleistungen sind Teil des esetzentwurfs zur Ermittlung von Regelbedarfen und ur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozial- esetzbuch. Der Bundesrat wird am 17. Dezember 2010 ber den Entwurf abstimmen. Bei Zustimmung durch en Bundesrat und Verkündung des Gesetzes im Bun- esgesetzblatt vor dem 1. Januar 2011 werden die Bil- ungs- und Teilhabeleistungen bundesweit durch die obcenter angeboten. Für das Schulbasispaket ist ein In- rafttreten erst zum 1. August 2011 vorgesehen, da die eistungen für das laufende Schuljahr bereits im August 010 im Rahmen des existenten Schulbedarfspakets aus- ezahlt worden sind. nlage 44 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fra- en des Abgeordneten Werner Dreibus (DIE LINKE) rucksache 17/4153, Fragen 80 und 81): Ist für das Bildungspaket – Leistungen zu Bildung und Teilhabe nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch – eine Deckelung vorgesehen, und wie gestaltet sich die Regelung für Geringverdiener? Wie hoch sind die Umsetzungskosten – Personal- und Ver- waltungskosten – an den Gesamtkosten des Bildungspaketes? u Frage 80: Die Bedarfe für Bildung und Teilhabe nach § 28 GB II in der Fassung des Gesetzentwurfs sind – mit usnahme des Schulbasispakets und der Leistung zur ozialen und kulturellen Teilhabe – nicht der Höhe nach egrenzt. Eine Begrenzung ergibt sich aber mittelbar ufgrund der jeweiligen Anspruchsvoraussetzungen bei- pielsweise dann, wenn als Zuschuss zum Mittagessen ur die Differenz zwischen Eigenanteil und Preis des ittagessens gezahlt wird. Eine Sonderregelung nur für Geringverdiener gibt es icht. Geringverdiener können erwerbstätige hilfebe- ürftige Jugendliche oder Eltern sein, die Arbeitslosen- eld II beziehen, oder kinderzuschlagsberechtigte El- rn. Diese sind genauso anspruchsberechtigt wie auch eistungsberechtigte nach dem SGB XII. Die Leistun- en für Bildung und Teilhabe sind im Bundeskindergeld- esetz und im Zweiten Buch Sozialgesetzbuch – jeweils der Fassung des Gesetzentwurfs – unterschiedlich usgestaltet. Neben den oben bereits genannten Leistun- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8903 (A) ) )(B) gen werden im Bundeskindergeldgesetz auch die Leis- tungen für die Schülerbeförderung in pauschalierter Höhe erbracht. Grundsätzlich gilt das Folgende: Sofern – nach Berücksichtigung vorrangiger Bedarfe – noch zu berücksichtigendes Einkommen vorhanden ist, deckt es die Bedarfe für Bildung und Teilhabe und vermindert den Leistungsanspruch entsprechend. Zu Frage 81: Die Gesamtkosten des Bildungs- und Teilhabepakets in den Bereichen SGB II, SGB XII und dem Kinderzu- schlag nach dem Bundeskindergeldgesetz belaufen sich auf rund 740 Millionen Euro. Im Verwaltungsbereich werden die Mehraufwendun- gen für die Leistungsträger der Grundsicherung für Ar- beitsuchende aufgrund der Einführung der Leistungen für Bildung und Teilhabe auf rund 135 Millionen Euro im Jahr 2011 und auf 110 Millionen Euro ab dem Jahr 2012 geschätzt. Anlage 45 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fra- gen der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIE LINKE) (Drucksache 17/4153, Fragen 82 und 83): Wie viel zusätzliches Personal wird den Grundsicherungs- stellen zur Umsetzung des Bildungspaketes – Leistungen zu Bildung und Teilhabe nach dem Zweiten Buch Sozialgesetz- buch – zur Verfügung gestellt – bitte nach Bundesländern auf- gliedern –, und ab welchem Zeitpunkt steht dieses vollständig zur Verfügung? Nach welchen Kriterien wird das Personal eingesetzt, und ist für den Fall, dass ab dem 1. Januar 2011 das Bildungspaket noch nicht umgesetzt werden kann, eine Barauszahlung der Ansprüche vorgesehen (bitte auch die Höhe der geschätzten Ansprüche nennen)? Zu Frage 82: Um die Mehrbelastungen aufgrund der neuen Auf- gabe „Umsetzung Bildungs- und Teilhabepaket für Kin- der“ aufzufangen, wurden im Haushalt 2011 der Bundes- agentur für Arbeit zusätzlich 1 300 Stellen etatisiert. Die konkrete Verteilung dieser Stellen auf die Regionaldirek- tionsbezirke befindet sich derzeit in der Abstimmung zwischen der Bundesagentur für Arbeit und dem Bun- desministerium für Arbeit und Soziales. Diese wird bis zum Jahresende abgeschlossen. Zu Frage 83: Über den konkreten Einsatz des Personals entschei- den die zukünftigen gemeinsamen Einrichtungen vor Ort. Die Bundesregierung geht davon aus, dass das Gesetz- gebungsvorhaben vor dem 1. Januar 2011 abgeschlossen werden kann. Der Gesetzentwurf sieht im Übrigen – mit Ausnahme des Schulbasispakets und gegebenenfalls der mehrtägigen Klassenfahrten – keine Geldleistungen und damit keine Barauszahlung vor. A d F (D w B n h n s a A d d D A n M is d z b g e e in R w m n u s fl s s T L a m (C (D nlage 46 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die rage der Abgeordneten Dr. Carola Reimann (SPD) rucksache 17/4153, Frage 84): Ist der Bundesregierung bekannt, welche Praktiken Ar- beitgeber in der ambulanten Pflege nutzen, um die Bezahlung des Mindestlohns zu umgehen, und was gedenkt die Bundes- regierung dagegen zu tun? Die Bundesregierung verfolgt aufmerksam die Ent- icklung in der Pflegebranche, wie auch in den übrigen ranchen, in denen ein Mindestlohn nach dem Arbeit- ehmer-Entsendegesetz eingeführt worden ist. Dazu ge- ört auch der Bereich der Kontrolle. Unabhängig davon sieht die Bundesregierung das ach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz zur Verfügung tehende Kontroll- und Sanktionsinstrumentarium als usreichend an. nlage 47 Antwort er Parl. Staatssekretärin Julia Klöckner auf die Frage es Abgeordneten Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4153, Frage 85): Sieht sich die Bundesregierung durch die bestehende Ge- setzeslage und die Ausgestaltung der DIMDI-Arzneimittel- verordnung, DIMDI-AMV, in der Lage, wirksam zu kontrol- lieren, ob und inwieweit der Antibiotikaeinsatz in der gewerblichen Tierhaltung zugenommen hat, zumal in der Ge- flügelindustrie, für die in der DIMDI-AMV aus Datenschutz- gründen eine Sonderfallregelung festgelegt wurde? Ziel der DIMDI-Arzneimittel-Verordnung, DIMDI- MV, ist es, die Abgabemengen von bestimmten Arz- eimitteln im Rahmen eines Monitorings zu erfassen. it den durch die Verordnung getroffenen Regelungen t es möglich, einen Überblick über den Umfang und ie regionale Verteilung von Antibiotika in Deutschland u erhalten. Die Daten werden dem Bundesamt für Ver- raucherschutz und Lebensmittelsicherheit zur Verfü- ung gestellt. Diese werden in der Folge mit anderweitig rzielten Monitoringdaten zu Antibiotikaresistenzen für ine wissenschaftliche Bewertung der Resistenzsituation Deutschland herangezogen. Da die mit der DIMDI-AMV erhobenen Daten einer isikobewertung dienen und nicht unmittelbar der Über- achung, müssen diese aus Datenschutzgründen anony- isiert erhoben werden. Diese Anonymisierung ist otwendig und behindert nicht – wie in der Frage nterstellt – eine Risikobewertung des Antibiotikaein- atzes. Die in der Frage erwähnte Ausnahmeregelung bei Ge- ügel bezieht sich auf den Abruf der Daten durch die zu- tändige oberste Landesbehörde. Die Ausnahme hin- ichtlich der ausschließlich für Geflügel zugelassenen ierarzneimittel bei einem Abruf der Daten durch die änder ist sowohl zum Schutz personenbezogener Daten ls auch zur Einhaltung der Ermächtigung des Arznei- ittelgesetzes notwendig. Die Ausnahme läuft dem Ver- 8904 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 (A) ) )(B) braucherschutzzweck der DIMDI-AMV nicht zuwider. Der mit der DIMDI-AMV angestrebte Verbraucher- schutzzweck wird dadurch nicht tangiert, da der Bund jederzeit auf den vollen Umfang der Daten zurückgrei- fen kann. Anlage 48 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Rolf Mützenich (SPD) (Drucksache 17/4153, Fragen 86 und 87): Welche NATO-Länder haben mit welchen militärischen Kräften in den vergangenen zwölf Monaten aktiv – das heißt nicht anlässlich von Transiten bzw. Passagen – an der Opera- tion Active Endeavour, OAE, im Mittelmeer teilgenommen? Für welche Zeiträume haben diese Kräfte jeweils an der NATO-Mission OAE teilgenommen? Zu Frage 86: An der NATO-Operation Active Endeavour haben in den vergangenen zwölf Monaten, Dezember 2009 bis Oktober 2010, folgende NATO-Nationen mit aktiven Kräftebeiträgen teilgenommen: Dänemark, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Polen, Portugal, die Türkei, die Vereinigten Staaten von Amerika, Rumänien sowie Deutschland. Diese Nationen haben mit Schiffen, U-Booten, Hubschraubern und See- fernaufklärern zur Operation beigetragen. Russland und die Ukraine haben als Nicht-NATO- Länder ebenfalls an der Operation teilgenommen. Da- rüber hinaus wurden durch das zuständige NATO- Hauptquartier in Neapel maritime Lage-Informationen gesammelt, zusammengeführt, ausgewertet und den Mit- gliedsländern zur Verfügung gestellt. Zu Frage 87: Der NATO-Operation Active Endeavour sind Kräfte nicht dauerhaft unterstellt. See- und Seeluftstreitkräfte tragen zu dieser Operation zumeist durch kürzere Unter- stellungen im Rahmen von begrenzten Schwerpunkt- operationen, Surge, zur Seeraumüberwachung, Informa- tionsgewinnung und Präsenz bei. Diese werden in der Regel für Zeiträume zwischen einer und zwei Wochen durchgeführt. In diesen Schwerpunktoperationen werden in erster Linie die stehenden NATO-Einsatzverbände und die Flugzeuge aus dem NATO-AWACS-Verband eingesetzt. Ergänzt wird dies durch Einzelabstellungen, die diese Operationen verstärken oder eigene begrenzte Überwa- chungsaufgaben durchführen. In diesem Zusammenhang leisten auch die deutschen Einheiten im Transit einen wertvollen Beitrag. Darüber hinaus tragen die Mittel- meeranrainer durch Bereitschaftskräfte einem kurzfristig entstehenden Informations- oder Handlungsbedarf Rech- nung. A d F s fo E A d g (D Z la h d fö c D fü je te Z m c E h e J M (C (D nlage 49 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die rage der Abgeordneten Caren Marks (SPD) (Druck- ache 17/4153, Frage 88): Wann beabsichtigt die Bundesregierung die Anhebung der Altersgrenze von 12 auf 14 Jahre im Unterhaltsvorschussge- setz umzusetzen, und inwieweit sind dann mit dieser Ände- rung des Unterhaltsvorschussgesetzes auch Maßnahmen zur Entbürokratisierung beim Unterhaltsvorschuss geplant? Die derzeitige Haushaltslage lässt eine weitere Ver- lgung des im Frühjahr an die Ressorts versendeten ntwurfes eines UVG-Neuregelungsgesetzes nicht zu. nlage 50 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Fra- en der Abgeordneten Daniela Kolbe (Leipzig) (SPD) rucksache 17/4153, Fragen 89 und 90): Trifft es zu, dass die Bundesregierung nicht nur im Ge- schäftsbereich des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sondern auch in anderen Geschäftsberei- chen, wie zum Beispiel dem Bundesministerium des Innern und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, von den Trägern, die an den Extremismuspräventionsprogrammen par- tizipieren wollen, eine gesonderte Erklärung zur Verfassungs- treue verpflichtend erwartet und die Träger verpflichtet wer- den, dafür Sorge zu tragen, dass sich auch ihre Partner und Projektbeteiligten entsprechend verhalten? Müssen Träger, die per Verwaltungsakt bereits durch die zuständigen Behörden als Träger der Jugendhilfe oder als Trä- ger der politischen Bildung staatlich anerkannt sind, ebenfalls eine Erklärung zur Verfassungstreue unterschreiben, und wird diese Erklärung auch von Trägern, die zum Beispiel in der Er- innerungsarbeit bei dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien oder in den Bereichen der Jugendhilfe sowie der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung ge- fördert werden, abverlangt? u Frage 89: Ja, das trifft zu. Das Bundesinnenministerium ver- ngt beispielsweise in seinem Programm „Zusammen- alt durch Teilhabe“ ebenfalls eine Erklärung, mit der ie Träger sich dazu verpflichten, eine dem Grundgesetz rderliche Arbeit zu leisten und sich zu der freiheitli- hen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik eutschland zu bekennen. Sie erklären zudem damit, da- r Sorge zu tragen, dass sich auch ihre Partner und Pro- ktbeteiligten den Zielen des Grundgesetzes verpflich- n. u Frage 90: Das Bundesfamilienministerium und das Bundesinnen- inisterium verlangen die Unterzeichnung einer entspre- henden Erklärung, da es sich bei den Programmen zur xtremismusprävention um ein besonders sensibles Feld andelt. Die Zeichnung ist unabhängig vom Vorliegen iner Anerkennung zum Beispiel als Freier Träger der ugendhilfe. Im Rahmen der Extremismusprävention verlangt auch ecklenburg-Vorpommern seit diesem Jahr, dass Träger Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8905 (A) (C)von Kindertageseinrichtungen eine Erklärung unter- zeichnen müssen, dass sie die Gewähr für eine den Zie- len des Grundgesetzes förderliche Arbeit leisten. Demgegenüber wird keine gesonderte schriftliche Er- klärung bei der Förderung aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes, bei der Förderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung sowie im Bereich der Erinnerungsarbeit im Rahmen der Gedenkstättenför- derung des Bundes verlangt. Bei einer Förderung aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes sowie durch die Bundeszentrale für politische Bildung wird al- lerdings in den entsprechenden Förderrichtlinien darauf hingewiesen, dass eine Bejahung der freiheitlich demo- kratischen Grundordnung eine Voraussetzung für die Anerkennung als Träger der Jugendhilfe bzw. der politi- schen Bildung darstellt. Die Förderrichtlinien sind Be- standteil des Zuwendungsbescheids. Anlage 51 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksache 17/4153, Frage 91): Wie hat die Bundesregierung die in der Fragestunde des Deutschen Bundestages gegebene Zusage des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Hermann Kues an den Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Die Linke: „Ich sage Ihnen allerdings zu, Herr Kollege Seifert, dass wir das zum Anlass nehmen werden, bei der nächsten Bund-Länder-Besprechung zur Kriegsgräberfinan- zierung das Thema ‚Barrierefreiheit bei Kriegsgräbergedenk- stätten und Ehrenmalen‘ als eigenen Tagesordnungspunkt vor- zusehen“, Plenarprotokoll 17/42 vom 19. Mai 2010, Seite 4171, erfüllt, und welche diesbezüglichen Ergebnisse wurden dabei erzielt? Die Bundesregierung hat mit den für die Kriegsgräber- fürsorge zuständigen Länderministerien Kontakt auf- genommen. In keinem Land gab es Beschwerden über mangelhafte barrierefreie Zugangsmöglichkeiten zu Kriegs- gräberstätten. Die meisten Kriegsgräberstätten sind ebenerdig, sodass sich keine Probleme ergeben. Wenn im Einzelfall Probleme auftreten sollten, werden diese bei Friedhofsrenovierungen mit behoben. Ich weise aber ausdrücklich darauf hin, dass die Frage der Barrierefreiheit und der Verkehrssicherheit in den Aufgabenbereich der jeweiligen Friedhofsträger fallen. Selbstverständlich werden von diesen die landesrecht- lichen Bauvorschriften beachtet. Viele Friedhöfe, auf denen Kriegsgräber schon im 18. oder 19. Jahrhundert angelegt worden sind, dürfen von den jeweiligen Fried- hofsträgern nur mit Zustimmung der Denkmalbehörde verändert werden. Deshalb ist eine Barrierefreiheit leider nicht immer gewährleistet, da dies eventuell das vorhan- dene schmale Wegesystem oder kleinere Treppenabsätze einfach nicht zulässt. Wenn Zugangshindernisse festgestellt werden, so werden diese in der Regel bei Grundsanierungen der Be- gräbnisstätten behoben, wie zurzeit bei der Sanierung des Soldatenfriedhofs Schönholz hier in Berlin. (D (B) ) 80. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32 Anlage 33 Anlage 34 Anlage 35 Anlage 36 Anlage 37 Anlage 38 Anlage 39 Anlage 40 Anlage 41 Anlage 42 Anlage 43 Anlage 44 Anlage 45 Anlage 46 Anlage 47 Anlage 48 Anlage 49 Anlage 50 Anlage 51
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708000000

Die Sitzung ist eröffnet.

Nehmen Sie bitte Platz. Guten Morgen, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle herzlich zu
der Plenarsitzung des Deutschen Bundestages.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 1 auf:

Abgabe einer Regierungserklärung durch die
Bundeskanzlerin
zum Europäischen Rat am 16./17. Dezember
2010 in Brüssel

Zu dieser Regierungserklärung und dem damit ver-
bundenen Thema liegt je ein Entschließungsantrag der
Fraktion der SPD, der Fraktion Die Linke sowie der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor. Nach einer inter-
fraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache im
Anschluss an die Regierungserklärung 90 Minuten vor-
gesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so
beschlossen.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1708000100


g
U


B
E
m
b
U
K
g
g
w

s
s
s
in
h
te
g
ro
E
a

Redet
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das
Jahr 2010 war für die Europäische Union, für alle Bürge-
rinnen und Bürger Europas, ein Jahr großer Herausforde-
rungen und auch ein Jahr grundlegender Entscheidungen.
All das, was vorgefallen ist, steht in engstem Zusammen-
hang mit der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise
und den Auswirkungen, die sie hatte. Ich darf sagen: Wir
haben in diesem Jahr erfahren, was den Kern der Wirt-
schafts- und Währungsunion und damit der Europäischen
Union insgesamt ausmacht; wir haben erfahren, dass Eu-
ropa eine Verantwortungsgemeinschaft ist.

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben unsere politi-
schen Vorgänger Verantwortung übernommen, für Eu-
ropa und für seine Gemeinschaft. Dies hat zu
ten Friedensperiode geführt, die es je in Europ
hat. Deutschland profitiert von dieser Gemein
der Währung und dem Binnenmarkt. Ich dar

(C (D ung 5. Dezember 2010 0 Uhr en: Deutschland profitiert in ganz besonderer Weise. mso ernster nehmen wir heute unsere Verantwortung r eine gute Zukunft der Europäischen Union. Der Deutsche Bundestag hat in diesem Jahr seinen eitrag dazu geleistet, dass wir feststellen können: Die uropäische Union wurde durch die Krise der gemeinsaen Währung auf das Stärkste gefordert; sie musste sich ewähren, und sie hat sich bewährt. Die Europäische nion – ich nenne hier insbesondere die Europäische ommission, den Europäischen Rat mit seinem ständien Präsidenten und die Mitgliedstaaten – hat mutig, abestimmt und entschlossen gehandelt. Deshalb können ir auf das bisher Erreichte stolz sein. Es ist unbestreitbar, dass einzelne Euro-Staaten vor chwierigen Herausforderungen stehen. Genauso unbetreitbar ist aber auch, dass sich der Euro selbst als krienfest erwiesen hat. Ich darf die Frage stellen, was wohl den Turbulenzen der Wirtschaftskrise stattgefunden ätte, wenn wir alle unsere eigene Währung gehabt hätn. Heute kann man sagen: Bei der Binnenstabilität lieen wir im Durchschnitt unter dem Inflationsziel der Eupäischen Zentralbank von 2 Prozent. Der Wert des uro im Vergleich zu anderen Währungen wie etwa dem merikanischen Dollar liegt deutlich über dem langjähri ext gen Mittel. Das heißt, der Euro ist bezüglich seines Innenund seines Außenwertes stabil. Das sollten wir trotz aller Sorgen nicht übersehen; darauf lässt sich aufbauen. Morgen nun wird der Europäische Rat die Maßnahmen umsetzen, die wir bereits im Oktober mit den Weichenstellungen eingeleitet haben. Die Chancen dafür stehen gut, dank der ausgezeichneten Vorbereitung durch die Finanzminister der Euro-Zone, die Europäische Kommission und den Präsidenten des Europäischen Rates. Damit werden die beiden Aufträge erfüllt, die der Europäische Rat im Oktober an den Präsidenten des Europäischen Rates und die Europäische Kommission vergeben hat. der Auftrag erfüllt, die Grundzüge eines legten, robusten Krisenbewältigungsrahedstaaten zu entwickeln, um die Finanz der längsa gegeben schaft, von f auch sa Erstens wird auf Dauer ange mens der Mitgli 8818 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(A) )

stabilität der Euro-Zone als Ganzes zu wahren. Darin
sollen sowohl der Privatsektor als auch der Internatio-
nale Währungsfonds eine Rolle haben, und die Inan-
spruchnahme des Mechanismus soll an strikte Auflagen
geknüpft werden.

Zweitens wird der Auftrag erfüllt, einen Vorschlag für
die zur Einrichtung des Mechanismus erforderliche eng
begrenzte Vertragsänderung vorzulegen, wobei aus-
drücklich das Beistandsverbot in Art. 125 des Vertrages
über die Arbeitsweise der Europäischen Union nicht an-
getastet werden darf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auf dieser Grundlage hat Präsident Van Rompuy ge-
meinsam mit der Europäischen Kommission in den letz-
ten Wochen Konsultationen mit den Mitgliedstaaten des
Europäischen Rates geführt. Dazu wird er uns morgen
seinen Bericht vorlegen, und die Oktoberbeschlüsse wer-
den umgesetzt. Außerdem wird die Erklärung der Finanz-
minister der Euro-Zone vom 28. November 2010, in der
die Grundzüge des neuen Mechanismus verabredet wur-
den, vom Europäischen Rat beschlossen werden. Auf die-
ser Grundlage werden wir mit der Kommission die De-
tails – ich betone: die Details – für eine Vereinbarung
unter den Mitgliedern der Euro-Zone bis März 2011 aus-
arbeiten. Die bereits in der Euro-Gruppe vereinbarten
Grundzüge enthalten alle Elemente, für die wir uns in en-
ger Abstimmung mit Frankreich stets starkgemacht ha-
ben und die ich auch für unverzichtbar halte.

Erstens. Es handelt sich um einen Krisenmechanis-
mus der Mitgliedstaaten der Euro-Zone. Das heißt, es
werden keine Hoheitsrechte an die Europäische Union
übertragen.

Zweitens. Voraussetzung für die Auslösung des Me-
chanismus ist die Gefährdung der Finanzstabilität der
Euro-Zone insgesamt.

Drittens. Über die Inanspruchnahme entscheiden wir
in der Euro-Zone einstimmig.

Viertens. Der Internationale Währungsfonds wird eng
eingebunden.

Fünftens. Die Inanspruchnahme des Mechanismus
durch einen Euro-Mitgliedstaat erfolgt auf der Grundlage
einer umfassenden Analyse der Schuldentragfähigkeit,
die die Europäische Kommission und der Internationale
Währungsfonds in Verbindung mit der Europäischen
Zentralbank erstellen werden.

Sechstens. Finanzielle Unterstützung wird an strenge
Bedingungen geknüpft.

Siebtens. Private Gläubiger werden fallweise in die
Krisenbewältigung eingebunden. Ist die Schuldentragfä-
higkeit eines Landes nicht gewährleistet, müssen – ich
wiederhole: müssen – die privaten Gläubiger einen Bei-
trag leisten. Dies entspricht dem, was bei Programmen
des Internationalen Währungsfonds üblich ist.


(Thomas Oppermann [SPD]: Und wer stellt das fest?)



e
S
s

d
d
ti
s
tr

In
w
d
e
d
p
e
w
q

D
te
w

h
K
B
N
e
d
n
d
A
N

M
R

z
w
D
g

A
tr
te
K
d
D
m
In
is
n
h
li
c

(C (D Ich hatte das gesagt. Herr Oppermann, ich wiederhole s für Sie gerne. Das war unter Punkt fünf: Die Frage der chuldentragfähigkeit wird festgestellt von der Europäichen Kommission und em Internationalen Währungsfonds in Verbindung mit er Europäischen Zentralbank. Das sind die drei Instituonen, die aus unserer Sicht, die aus Sicht der Mitgliedtaaten die Legitimität haben, über die Frage „Schuldenagfähigkeit – ja oder nein?“ zu entscheiden. den Grundzügen steht an dieser Stelle „unerwartetereise“, weil man nicht den Eindruck erwecken möchte, ass heute eine solche Situation herrscht. Wenn man unrwarteterweise zu der Meinung kommt, dass die Schulentragfähigkeit nicht gewährleistet ist, dann müssen die rivaten Gläubiger beteiligt werden in der Form, dass in Weg vereinbart wird, wie die Schuldentragfähigkeit iederhergestellt werden kann, und dann fließen die Liuiditätsmittel wieder. as ist der Mechanismus. Den habe ich eben unter siebns dargestellt. Das ist beim IWF im Übrigen ähnlich, as ich schon sagte. Achtens. Ab 2013 werden wir in der Euro-Zone eineitlich in allen neuen Staatsanleihen entsprechende lauseln einführen, die die Grundlage für eine geordnete eteiligung der Gläubiger darstellen. Auch das ist nichts eues auf der Welt. Diese Collective Action Clauses, wie s so schön heißt, gibt es bereits heute. Sie wurden durch en IWF eingeführt. Im Übrigen sind die Anleihen, die icht in Euro, sondern in Fremdwährungen getätigt weren, bereits heute mit solchen Klauseln ausgestattet. lso, auch dies ist für die Märkte nichts unerwartet eues. Neuntens. Nicht-Euro-Mitglieder können sich am echanismus beteiligen, wie dies auch beim Ad-hocettungsschirm heute bereits Praxis ist. Meine Damen und Herren, mit diesen neun Punkten ur Schaffung des neuen Krisenmechanismus etablieren ir neue Strukturen. Wir werden Stabilität gewinnen. ies gibt uns für die Zukunft mehr Sicherheit. Darum eht es. Mehr noch: Mit der Einigung auf diese inhaltliche usgestaltung ist bereits die Einigung auf die neue Veragsbestimmung vorgezeichnet; denn alle Mitgliedstaan sind sich einig, die neue Vertragsbestimmung in das apitel im Lissabonner Vertrag einzufügen, das besonere Bestimmungen für die Staaten der Euro-Zone enthält. amit soll für die Euro-Zone ein dauerhafter Mechanisus zur Krisenbewältigung geschaffen werden, dessen anspruchnahme aber an strenge Bedingungen geknüpft t. Es muss klar sein, dass die Nutzung des Mechanismus ur in gegenseitigem Einvernehmen erfolgen kann, das eißt, dass jeweils ein einstimmiger Beschluss erforderch ist. So ist es auch in den Grundzügen des Krisenmehanismus vereinbart. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8819 Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel )


(Thomas Oppermann [SPD]: Einstimmig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall des Abg. Peter Bleser [CDU/CSU])


(A) )

Für mich ist wichtig, dass die Gewährung finanzieller
Hilfen auch in Zukunft nur letztes Mittel sein kann. Ich
bin sicher, dass wir uns morgen auf eine präzise und eng
gefasste Vertragsbestimmung für den dauerhaften Me-
chanismus einigen werden und damit die notwendige
Rechtssicherheit und Rechtsklarheit geschaffen werden.

Jetzt frage ich einfach einmal: Wer hätte es noch vor
wenigen Wochen für möglich gehalten, dass wir in Eu-
ropa das schaffen können? Was wurde nicht alles vorher-
gesagt! Wir haben uns davon nicht entmutigen lassen,
sondern konsequent für den Weg gearbeitet, den Europa
jetzt eingeschlagen hat. Ich erwarte daher, dass der Euro-
päische Rat morgen förmlich das vereinfachte Vertrags-
änderungsverfahren einleiten wird. Das bedeutet, dass
der Europäische Rat nach Anhörung des Europäischen
Parlaments, der Europäischen Kommission und der Eu-
ropäischen Zentralbank voraussichtlich schon bei dem
Treffen der Staats- und Regierungschefs im März 2011
den einstimmigen Beschluss der Vertragsänderung fas-
sen kann.

Anschließend müssen natürlich alle 27 Mitgliedstaa-
ten diese Vertragsänderung gemäß ihren nationalen Vor-
schriften ratifizieren. Wir werden uns dafür als Ziel Ende
2012 setzen, damit keine Verunsicherung aufkommt,
dass der im Augenblick geltende befristete Krisenme-
chanismus nicht eine klare Verlängerung erhält. Diese
Ratifikation wird natürlich eine äußerst wichtige Auf-
gabe für dieses Hohe Haus, für den Deutschen Bundes-
tag sein. Ich hoffe, dass sich eine breite Mehrheit finden
wird, um das Fundament der Wirtschafts- und Wäh-
rungsunion noch stabiler und noch unangreifbarer zu
machen.

Bei all den Details, die ich Ihnen hier geschildert habe
– ich denke, ich muss es Ihnen auch so schildern, weil
die Dinge sehr konkret sind; das ist für die gute Zukunft
des Euro unverzichtbar und hört sich immer sehr tech-
nisch an –, dürfen wir natürlich den eigentlichen Impuls
für unser Handeln nie aus den Augen verlieren. Dieser
Impuls sind nicht Mechanismen, Anleihen, Regeln,
Schuldengrenzen und vieles mehr – so wichtig das alles
im Einzelnen auch ist –, dieser Impuls, der Grund, wa-
rum wir das alles tun, ist etwas anderes: Es ist die gran-
diose Friedens- und Freiheitsidee der europäischen Eini-
gung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie stand vor 50 Jahren mit den Römischen Verträgen
am Anfang des europäischen Einigungswerks. Sie war
der Ausgangspunkt des Handelns der damaligen politi-
schen Generation, der Ausgangspunkt nach fürchterli-
chen Kriegen, Vernichtung und unendlichem Leid für
unseren Kontinent. Diese grandiose Friedens- und Frei-
heitsidee der europäischen Einigung ist das Vermächtnis,
das unserer Generation und künftigen politischen Gene-
rationen hinterlassen wurde. Diesem Vermächtnis fühle
ich mich, die ich erst seit 1919 – 1990 – Bürgerin eines
freien und friedlichen Europas bin, –


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


– ja, das können Sie natürlich nicht verstehen – ganz per-
sönlich verpflichtet.

W
n

s
k
p

E
a
s
m
in
a
E
li

R
a
g
B
V
li
v
E
w
M

k
d
E
a
p
g
h
ü
a
d
s
h
m
d
im

k
s
n
s

(C (D issen Sie, ich würde das gar nicht sagen, wenn Sie icht immer so reagieren würden. (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das bezog sich auf Ihren Versprecher „1919“! – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: So ein schöner Versprecher, der so viele Komplimente hervorbringen wird! Sie sehen noch so jung aus für 1919!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, ich fühle mich dem per-
önlich verpflichtet, als Mensch, aber auch als Bundes-
anzlerin der wirtschaftlich stärksten Nation. Diese Ver-
flichtung gilt für alle Mitglieder der Bundesregierung.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch für Westerwelle?)


s geht dabei natürlich um eine wirtschaftliche Aufgabe,
ber in erster Linie und vornweg geht es um einen politi-
chen Auftrag, für den vor über 50 Jahren der eine, im-
erwährende Leitsatz gegolten hat, der auch heute und
den nächsten 50 Jahren gilt: Niemand in Europa wird

lleingelassen, niemand in Europa wird fallen gelassen,
uropa gelingt gemeinsam. Ich füge hinzu: Europa ge-
ngt nur gemeinsam.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit diesen Worten haben wir 2007 die deutsche EU-
atspräsidentschaft überschrieben. Genauso gehen wir
uch an die aktuellen Aufgaben heran. Europa gelingt
emeinsam und nur gemeinsam; denn – ich sagte es zu
eginn – die Wirtschafts- und Währungsunion ist eine
erantwortungsgemeinschaft. Auch Verantwortung ge-
ngt nur gemeinsam. Verantwortung ist anstrengend. Sie
erlangt jedem in Europa etwas ab. Für den dauerhaften
rfolg Europas und der gemeinsamen Währung müssen
ir alle, die Organe der Europäischen Union und die
itgliedstaaten, unserer Verantwortung gerecht werden.

Die Aufgaben der nächsten Zeit liegen vollkommen
lar auf der Hand. Im Grundsatz gibt es darüber, so
enke ich, auch in diesem Hause weitgehende Einigkeit.
s geht nämlich um eine tiefere politische und in Bezug
uf den Euro vor allen Dingen erst einmal wirtschafts-
olitische Integration, die dann aber auch nach den Re-
eln des wirtschaftlichen Erfolges erfolgen muss. Des-
alb ist es so wichtig, dass wir in den nächsten Monaten
ber die weitere politische Integration sprechen, dass wir
ber nicht den Fehler machen, die Vergemeinschaftung
er Risiken, wie es zum Beispiel bei Euro-Bonds ge-
chieht, als Lösung erscheinen zu lassen. Dies ist über-
aupt keine Lösung, sondern die Lösung ist mehr Har-
onie und mehr Wettbewerbsfähigkeit gleicher Art in

en europäischen Mitgliedstaaten und ganz besonders
Euro-Raum. Darauf muss hingearbeitet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Solidarität und Verbesserung der Wettbewerbsfähig-
eit und vor allen Dingen auch der Haushaltssituation
ind immer zwei Seiten einer Medaille. Wir dürfen
iemals eine dieser Seiten vergessen, weil Europa an-
onsten insgesamt keinen guten Weg nehmen würde.

8820 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

„Verantwortung übernehmen“ heißt, dass auch wir Ver-
antwortung übernehmen müssen – das haben wir in die-
sem Jahr im Übrigen gezeigt –, es heißt aber auch für je-
den Einzelnen, Verantwortung übernehmen zu müssen.

Darüber werden wir in den nächsten Monaten des
kommenden Jahres weiter diskutieren. Wir werden vor
allen Dingen Europa auch auf anderen Feldern weiter als
Verantwortungsgemeinschaft darstellen; denn es geht bei
diesem Rat auch um das Thema strategischer Partner-
schaften von Europa mit anderen Ländern – ich nenne
als Beispiele nur China und Russland –, und es geht da-
rum, dass wir zeigen, dass wir als Europa auch gemein-
same Ziele und Werte vertreten, wenn es um internatio-
nale Verhandlungen geht.

Der Europäische Rat wird sich mit den Ergebnissen
der Konferenz von Cancún befassen. Ich darf unserem
Bundesumweltminister ganz herzlich zu den Erfolgen,
die dort erzielt worden sind, gratulieren. Das war
schwere Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Zugabe! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe gar nicht gehört, dass er da etwas bewegt hat! – Weitere Zurufe von der SPD: Oh! – Na ja! – Welche denn?)


– Auch viele von Ihnen waren daran beteiligt. Insofern
können wir alle miteinander froh sein, dass der interna-
tionale Klimaprozess nach der schwierigen Situation, die
nach Kopenhagen entstanden ist, in Cancún weiterge-
gangen ist. Ich glaube, die Freude darüber ist auch auf-
seiten der Opposition klar ausgeprägt, auch wenn man
das nicht bei jeder Wortmeldung sofort erkennen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es ist zum ersten Mal gelungen, das 2-Grad-Ziel als
Marke für den globalen Klimaschutz festzulegen; wir
sind dafür. Niemand bestreitet, dass jetzt viel Arbeit not-
wendig ist. Deutschland hat sich mit seinem 40-Prozent-
Reduktionsziel verpflichtet, zusammen mit Europa eine
Vorreiterrolle zu spielen. Aber wir müssen Schritt für
Schritt vorgehen. Insofern darf man sich über den Erfolg
von Cancún freuen und der mexikanischen Präsident-
schaft, insbesondere der Außenministerin, ein ganz herz-
liches Dankeschön sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden auf diesem Europäischen Rat auch über
die Erweiterung bei Einhaltung der Kriterien für den
Beitritt zur Europäischen Union beraten. Von der Euro-
päischen Kommission wurde am 9. November 2010 ein
Fortschrittsbericht zu den EU-Beitrittskandidaten und zu
solchen Ländern des Westbalkans, die dies werden wol-
len, vorgestellt. Ich finde es sehr bemerkenswert: In die-
sem Fortschrittsbericht wird klar differenziert, und das
ist auch richtig so. Jedes Land, das der EU beitreten
möchte, wird auf dem Weg dorthin an seinen eigenen
Leistungen gemessen. Es gilt, genau hinzusehen, Refor-
men zu fordern und dann die Umsetzung zu unterstüt-

z


li
d
le
s
E

fe
d
m
e
n
a
n
b

h
u
w
d
d
u
z
b
W
ra

d
b
n
is
g

d
s
A
g
z

d
F

H
e
g
p
s
B

(C (D en. Wenn ein Land alle Kriterien erfüllt, dann ist es narlich beitrittsreif. Die Europäische Union hat politisch wie wirtschaftch große Vorteile aus der Erweiterung gezogen. Wir in er Bundesrepublik Deutschland haben das hautnah erbt. Voraussetzung dafür, dass weitere Erweiterungs chritte ein Erfolg werden, ist die Beitrittsreife und die rfüllung der Beitrittskriterien. Ich unterstütze deshalb die Entscheidung, auf Emphlung der Europäischen Union Montenegro den Kan idatenstatus zu verleihen. Montenegro wurde unissverständlich aufgefordert, weitgehende Reformen inzuleiten. Erst danach will die Kommission die Aufahme von Beitrittsverhandlungen empfehlen. Dies wird llerfrühestens im Herbst 2011 der Fall sein. Dann wird atürlich auch der Deutsche Bundestag formell damit efasst. Meine Damen und Herren, wir als Europäische Union aben in diesem Jahr gemeinsam gehandelt. Wir haben ns dabei vom Grundsatz unserer gemeinsamen Verantortung für die Währungsunion leiten lassen. Wir haben as im Bewusstsein des Vermächtnisses getan, das uns ie Väter der europäischen Einigung hinterlassen haben, nd zwar ganz in dem Geiste der Worte, die wir 2007 um 50. Jahrestag der Römischen Verträge gefunden haen: „Wir Europäer sind zu unserem Glück vereint“. enn wir das nie vergessen, dann werden wir jede Heusforderung meistern – heute und in Zukunft. Gerade die Entscheidungen zur Zukunft des Euro in iesem Jahr können uns dabei Mut machen und Kraft geen. Wir werden diese Entscheidungen jetzt nach und ach umsetzen. Wir tun das, weil wir wissen: Der Euro t unser gemeinsames Schicksal, und Europa ist unsere emeinsame Zukunft. Unsere Zukunft so zu gestalten, dass wir das Glück er europäischen Einigung für künftige Generationen chützen können, ist unsere Aufgabe von heute. Dieser ufgabe wird sich die Bundesregierung weiterhin mit anzer Kraft widmen, und ich hoffe auf die Unterstütung dieses Hohen Hauses. Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708000200

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst

er Kollege Dr. Frank-Walter Steinmeier für die SPD-
raktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1708000300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Es gibt europäische Fragen – das habe auch ich
rlebt –, bei denen die Antworten nicht auf der Hand lie-
en, und niemand sollte so tun, als habe er sie komplett
arat. Die Frage ist nur, ob diese Regierung die Bot-
chaften in den letzten Tagen, insbesondere die gestrigen
otschaften aus Frankfurt, richtig verstanden hat.

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8821

Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

Gestern war nicht irgendein Tag im europäischen All-
tag. Wenn Sie sich die Agenturmeldungen den Tag über
angeschaut haben, dann wissen Sie, dass es dort hieß:
Die EZB steht an der Kante. – Die FTD hat geschrieben:
„EZB muss Euro-Staaten anpumpen.“ Das Handelsblatt
schrieb: „Hilfe für Schuldensünder wird für EZB zum
Bumerang.“


(Otto Fricke [FDP]: Ist das jetzt geschickt?)


Unterschätzen Sie das nicht: Das, was wir hier von
der EZB gehört haben, war ein letztes Alarmsignal. Frau
Merkel, es war heute zu spüren: Dieses Alarmsignal
wollen Sie nicht wirklich hören.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie hat man das zu interpretieren? Ich interpretiere
das so: Es gab eine ziemliche Scheinruhe in den letzten
Tagen, eine relative Ruhe auf den Anleihemärkten, und
diese Scheinruhe hatte einen hohen Preis. Warum? Weil
die Regierungen in Europa nicht gehandelt haben – auch
die deutsche Regierung nicht –, musste die EZB handeln
– es blieb ihr gar nichts anderes übrig –, und das hat sie
getan. Was hat sie getan? Sie hat massenhaft notleidende
Staatsanleihen aufgekauft. Die Folgen sehen wir jetzt.
Das, was droht, ist ein schwerwiegender Vertrauensver-
lust der Europäischen Zentralbank. Was wird damit klar?
Nicht nur Handeln hat seinen Preis – das ist das, womit
Sie in den letzten Tagen immer in den Medien präsent
waren –, auch Nichthandeln hat einen Preis. Hü und hott
haben wir in den letzten Tagen gesehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aber das ist eben nicht nur hü und hott in den Me-
dien, sondern das hat Konsequenzen: Glaubwürdigkeits-
verlust für die Regierung, Glaubwürdigkeitsverlust auch
für die Europäische Zentralbank, wie wir sehen, die jetzt
mit in den Sog gezogen wird. Das ist nicht zu verantwor-
ten.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Hü und hott ist das Markenzeichen der SPD!)


Wenn die Regierungen in Europa in diesen Tagen
nichts Entscheidendes bewegen oder wenn sie einfach
nur weiter darauf setzen, dass die Europäische Zentral-
bank das tut, was sie in den letzten Tagen getan hat, dann
wird diese Zentralbank, ob sie will oder nicht – das kann
sie dann gar nicht verhindern –, zur Bad Bank in Europa.
Sie wissen das genau. Herr Trichet hat es Ihnen gesagt,
Herr Weber hat es Ihnen gesagt.


(Otto Fricke [FDP]: Sie reden das herbei!)


Alle in Europa fordern doch jetzt ein kräftiges Signal, ei-
nen mutigen Entwurf, um die zweifelnden Märkte
– nichts anderes ist es doch, was sich da täglich zeigt –
zu überzeugen.

Deshalb ist mein Schluss aus der Nachrichtenlage des
gestrigen Tages, Frau Merkel, verehrte Mitglieder der
Regierung: Das, was die EZB macht, taugt nicht dauer-
haft als Rettungsschirm, nicht für bankrotte Staaten,
nicht für Banken, die unverantwortliche Kreditpolitik

g
d
is

e
M
ic
g
h
W
d
ti
d
is

ri
u
S
Ih
D
E
m

w
b
P
d
e
B
d
u
d
im

fe
H
le
n
k
s
s
d
s
a
d


s
Ih

m

(C (D emacht haben, nicht für einfallslose Politik. Deshalb ist as Signal für Europa: Die Zeit des Sichdurchmogelns t vorbei. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Durchwursteln wird in der Lage, in der wir sind,
infach nicht mehr funktionieren. Ich glaube, Sie, Frau
erkel, wissen das. Bei Ihrer Rede heute Morgen hatte
h allerdings den Eindruck, Sie wollen es uns nicht sa-
en. Wenn man genau hingehört hat bei der Rede, dann
örte man viel Hoffnung. Da ist viel lautes Pfeifen im
alde. Aber knapp unter der Oberfläche haben Sie doch

ieselben Befürchtungen, die auch bei den anderen Frak-
onen hier im Hause bestehen. Die Hoffnung, von der
iese Regierungserklärung heute Morgen getragen war,
t doch, dass man mit einer kleinen Vertragsänderung
so haben Sie es eben vorgetragen –, die niemandem so
chtig wehtut, durchkommt. Dann kommt Weihnachten,
nd die Finanzmärkte sind weit weg. Dann ist für viele
kiurlaub, und im Januar schauen wir einmal. Ich sage
nen: So mag man denken, aber das ist keine Politik.
as zeugt nicht von Verantwortung in der tiefsten Krise
uropas, die jedenfalls ich erlebt habe und an die ich
ich erinnern kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aber ich ahne: Sie haben dieselben Befürchtungen
ie wir. Das, was sich da an Ratlosigkeit und Angst
reitmacht, kann doch nicht der Gradmesser für richtige
olitik sein. Auch Sie haben doch die Befürchtung, dass
ie europäischen Partner irgendwann sagen: „Jetzt reicht
s“, oder dass die EZB in den nächsten Tagen sagt: „Bad
ank in Europa wollen wir nicht länger sein. Wir halten
as nicht aus“, oder dass die Märkte sagen: „Wir lassen
ns über die nächsten zwei, drei Wochen oder gar zwei,
rei Monate nicht einlullen“, und das Elend dann sofort

Januar beginnt.

Von dem, was in den letzten Tagen und Wochen of-
nsichtlich die Leitmarken Ihrer Politik waren, nämlich
offnung und Angst, können und dürfen Sie sich nicht
iten lassen. Sie dürfen sich nicht von der leeren Hoff-
ung leiten lassen, dass es schon nicht ganz so schlimm
ommen wird, vor allen Dingen aber nicht davon – das
püren wir auf der linken Seite des Hauses noch viel
tärker –, dass Ihnen am Ende Ihre eigenen Leute von
er Fahne gehen. Das kann nicht Maßstab für Politik
ein. Sich wegducken, das ist ein kläglicher Abgesang
uf die gestaltende europäische Politik, wie wir sie in
en letzten Jahrzehnten geleistet haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU)


Ja, das war Helmut Schmidt. Das habe ich auch gele-
en. Aber ich bin mir sicher: Helmut Kohl sieht das auf
rer Seite des Spektrums auch nicht ganz anders.


(Beifall bei der SPD)


Leere Hoffnung, Angst oder Befürchtungen, die nicht
it einer entsprechenden Politik einhergehen: Das

8822 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

macht den Zickzackkurs aus, von dem ich schon gespro-
chen habe, und führt letzten Endes dazu, dass diese Re-
gierung vor der europäischen Aufgabe so versagt wie
keine andere vor ihr. Ich glaube, Frau Merkel, Sie spü-
ren, dass Sie sich durch die Entscheidungen und Nicht-
entscheidungen der letzten Wochen in ein Geflecht von
Ankündigungen, Halbwahrheiten und auch Lebenslü-
gen hineinbegeben haben. Aber Sie wissen im Augen-
blick nicht, wie Sie da herauskommen sollen.

Im April haben Sie verkündet: kein Geld für Grie-
chenland. Das Ergebnis ist bekannt. Sie haben gesagt:
Griechenland bleibt ein Einzelfall. Dann kam der Ret-
tungsschirm. Sie haben gesagt: Der Schirm ist Ultima
Ratio; er wird wahrscheinlich gar nicht in Anspruch ge-
nommen. Dann kam Irland.


(Zurufe von der SPD: Ja!)


Sie haben gesagt: Wir wollen keine Transferunion. Ihr
eigener Berater aber sagt: In gewisser Weise haben wir
das schon. Sie haben gesagt: Wir brauchen automatische
Sanktionen. Zusammen mit Herrn Sarkozy haben Sie sie
in Deauville gekippt. Sie haben gesagt: Defizitsünder
werden mit dem Entzug der Stimmrechte bestraft. Heute
war kein Wort davon zu hören. Sie haben gesagt: keine
Euro-Bonds. Ihre Experten sagen: Mit der European Fi-
nancial Stability Facility haben wir sie eigentlich schon.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na, na!)


Sie haben die Gläubigerbeteiligung gefordert. In Ihrer
heutigen Regierungserklärung sind Sie merkwürdig vage
geblieben.

Nicht zu vergessen ist auch das Gezerre um die Fi-
nanztransaktionsteuer. Hier im Parlament ist Frau
Merkel manchmal ein bisschen dafür; auf europäischer
Ebene ist Herr Schäuble manchmal ein bisschen dage-
gen. Geschehen ist jedenfalls nichts. Das ist die dramati-
sche Bilanz nach diesem halben Jahr europäischer Poli-
tik in der Krise. Ich sage Ihnen: Das sehen die Leute in
Ihren eigenen Reihen nicht wesentlich anders als wir.
Das muss Ihnen Sorgen machen, Frau Merkel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber wir stehen in der Tat in diesen Tagen in Europa
vor einer historischen Aufgabe. Es geht um die Zukunft
der gemeinsamen Währung. Mehr noch: Es geht um die
Zukunft des gemeinsamen europäischen Projekts. Es
wird vom Handeln der europäischen Regierungen ab-
hängen, ob wir wieder ins 19. und 20. Jahrhundert, in na-
tionalstaatliches Denken zurückfallen oder – darauf
kommt es an – ob wir jetzt den Mut zu dem nächsten
großen europäischen Sprung aufbringen, das Europa der
Nationalstaaten schrittweise zu überwinden und diese
Europäische Union zu einer politischen Union fortzuent-
wickeln. Diese Frage steht auf der Tagesordnung. Vor
dieser Frage dürfen wir uns nicht verstecken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist meine feste Überzeugung.

d
z
d
s
h
fe
e

w
S

D
Z
w
v

R
E
Z
b
A

e
la
w
a
m
d
g
g
d
P

J
d
D
s
S
d
w
n
s
e

W
p
ru
s
im
z
e
m
v
d

(C (D Die Unruhe an den Finanzmärkten hat nicht nur mit er Finanzsituation Griechenlands, Irlands oder Portugals u tun. Die Fragen, die die Finanzmärkte stellen, sind funamentaler Natur. Es sind Fragen, die auch die Menschen tellen. Darin drücken sich Zweifel an der Funktionsfäigkeit der europäischen Institutionen aus. Es gibt Zweil an der Reichweite europäischer Solidarität und an der uropapolitischen Zuverlässigkeit der Deutschen. Daber reden wir in diesen Tagen. Diese Zweifel beseitigen ir nicht im täglichen Klein-Klein. Da muss ein großer prung her. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eshalb – da bin ich mir sicher – werden wir diese
weifel, die ich eben beschrieben habe, nur beseitigen,
enn wir auf die sich stellenden Fragen klar und unmiss-
erständlich antworten.

Keine Einzelmaßnahme – nicht die Aufstockung des
ettungsschirms, kein Euro-Bond, nicht ein weiteres
ZB-Aufkaufprogramm – wird in der Lage sein, die
weifel zu überwinden, von denen ich spreche. Wir
rauchen aus meiner Sicht einen wirklich umfassenden
nsatz, der aus drei Elementen besteht:

Erstens. Wir brauchen die Gläubigerbeteiligung durch
inen intelligenten Haircut. Die Krisenstaaten Griechen-
nd, Irland und Portugal werden auf absehbare Zeit – das
issen Sie in der Regierung auch – nicht in der Lage sein,

uf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückzukom-
en. Wenn die Anpassungslast am Ende nicht allein bei

en europäischen Steuerzahlern ankommen soll – darum
eht es mir –, dann muss der Weg der Gläubigerbeteili-
ung durch einen intelligenten Haircut beschritten wer-
en, bevor die EZB die schlechten Anleihen wieder ins
ortfolio aufnimmt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zweitens – das wird unumgänglich sein, wenn wir im
anuar 2011 nicht wieder über dieselben Themen mit der
erselben Tagesordnung miteinander reden wollen –:
amit die Krise nicht noch auf andere stabile Volkswirt-

chaften in Europa übergreift, brauchen wir ein klares
ignal europäischer Solidarität. Ich sage Ihnen voraus,
ass dieses Zeichen der europäischen Solidarität – auch
enn wir das heute verdrängen; wir werden dazu gleich
och mehrere Redner von Ihnen hören – höchstwahr-
cheinlich eine Unterfütterung durch einen erweiterten
uropäischen Rettungsschirm braucht.

Drittens. Wir müssen endlich den Geburtsfehler der
irtschafts- und Währungsunion beseitigen und zu einer

olitischen Union kommen. Eben wurde dazwischenge-
fen: Euro-Bonds. Ich finde, wir sollten uns zu schade

ein, die Fragen, die uns im Augenblick gestellt werden,
mer nur mit Ja oder Nein zu beantworten. Wenn wir

u der politischen Union kommen wollen – und zwar mit
uropäischer Solidarität, wie ich sie verstehe –, dann
üssen die Antworten anspruchsvoller ausfallen. Jeder

on uns, auch auf dieser Seite des Bundestages, weiß,
ass die Antwort nicht allein „Euro-Bonds“ lautet.

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8823

Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

Den Weg zur politischen Union werden wir nur gehen
können, wenn wir uns in Europa auf klare Regeln und
solide Haushaltspolitik sowie auf Mindeststandards für
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik verständigen. Das gilt
aber auch da, wo die Verständigungen am stärksten blo-
ckiert waren, etwa im Steuerrecht. Es kann doch nicht
sein, dass Länder wie Irland oder durch neue Entschei-
dungen jetzt auch Ungarn ihre Standards zulasten ande-
rer Mitgliedsländer nach unten verändern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da brauchen wir eine engere wirtschaftspolitische Ab-
stimmung und Homogenisierung.

Dann sage ich Ihnen: Ja, in diesem Zusammenhang
macht auch das Nachdenken über limitierte Euro-Bonds
einen Sinn. In diesem Zusammenhang sind sie tatsäch-
lich verantwortbar. Wir sollten uns endlich aus einer
kleinlichen Instrumentendebatte befreien, die uns mit
den immer gleichen Fragen und den immer gleichen
Antworten aufgedrängt wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir müssen vielmehr die Größe der Frage erkennen, die
wir hier zu beantworten haben.

Frau Merkel, auch wenn Sie in der Regierungserklä-
rung etwas anderes gesagt haben, sage ich Ihnen voraus:
Das meiste von dem, was ich eben als Aufgabe beschrie-
ben habe, wird kommen, und zwar nicht nur, weil es ver-
nünftig ist, sondern weil wir die Risiken, mit denen wir
im Augenblick zu kämpfen haben, für die Zukunft ver-
meiden wollen.

Ob wir den im Augenblick in Europa bestehenden
Grundzweifel an Deutschlands europapolitischer Glaub-
würdigkeit beseitigen können, hängt von der entschei-
denden Frage ab, wie wir uns in dem Diskussionsprozess
der nächsten Wochen darstellen, ob das alles gegen den
Widerstand eines unentschiedenen, zögernden und zwei-
felnden Deutschlands kommt oder ob wir die Kraft für
wirkliche Gestaltung in Europa zurückgewinnen. Ehr-
lichkeit, Mut und Klarheit, das ist aus meiner Sicht ge-
fragt, nicht leere Hoffnung und Angst. Unsere Partner
erwarten von uns – darauf weise ich ausdrücklich hin –
ein klares Bekenntnis zum europäischen Projekt. Sie er-
warten, dass wir uns eben nicht wegducken, sondern
dass wir Verantwortung übernehmen. Wenn ich sage
„Verantwortung übernehmen“, dann meine ich die euro-
päische Verantwortung. Damit wir uns nicht missverste-
hen: Wenn wir europäische Verantwortung übernehmen,
dann liegt das im deutschen Interesse.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708000400

Das Wort erhält nun die Kollegin Birgit Homburger

für die FDP-Fraktion.

W
z
d
d
d
tu
W
te
Z
g
d

h
E
n
o
in
d
p

a
a
m
d
d
a
G
S

D
in
m
k
ih
g

d
te
e
ih
fe
h

d
d
z
ti
b

(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! enn die Staatsund Regierungschefs in dieser Woche usammenkommen, um einen Krisenmechanismus für en Euro zu beschließen und um Vertragsänderungen auf en Weg zu bringen, dann befinden sie sich nicht nur in ieser Hinsicht in einer außerordentlich schwierigen Siation. Es gilt, den Euro zu schützen. Es gilt, unsere ährung zu stabilisieren, für einen harten Euro zu strein. Aber es geht in diesem Zusammenhang auch um die ukunft Europas. Das ist uns klar; das ist auch der Reierung klar. Europa hat – das wissen wir; das ist hier in er Debatte schon zum Ausdruck gekommen – für die ngste zusammenhängende Periode von Frieden, Freieit und Wohlstand gesorgt. Deshalb wollen wir dieses uropa stärken. Aber eine solche Stärkung wird man icht dadurch erreichen, dass man die Starken schwächt der die Prinzipien der Wirtschaftsund Währungsunion frage stellt oder weiter aufweicht. Es geht nur dadurch, ass man diese Prinzipien, die Grundleitlinien der Euroäischen Union, stärkt. Die Bundeskanzlerin hat gesagt: Europa ist eine Verntwortungsgemeinschaft. Europa ist vor allen Dingen uch eine Stabilitätsgemeinschaft. Diese Stabilitätsgeeinschaft muss im Angesicht der Krise gestärkt wer en. Eine Veränderung hin zu einer Transferunion mag em einen oder anderen bequem erscheinen. Das würde llerdings Europa auf Dauer schwächen und in seinen rundfesten erschüttern. Deshalb kämpfen wir für eine tabilitätskultur. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1708000500

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as ist der Grund, warum sich der Deutsche Bundestag
den letzten Wochen massiv engagiert hat. Wir haben
it der Mehrheit der Koalitionsfraktionen eindeutige,

lare Beschlüsse gefasst und der Bundesregierung bei
ren schwierigen Verhandlungen in Europa den Rücken

estärkt. Diese Beschlüsse gelten fort.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sehe schon die Begeisterung bei Frau Merkel!)


Ich kann die Opposition in diesem Hause nur auffor-
ern, die Bundesregierung bei der Wahrnehmung der In-
ressen Deutschlands in Europa, die darin bestehen,

ine Stabilisierung zu erreichen, zu unterstützen, anstatt
r in den Rücken zu fallen. Ich halte an dieser Stelle
st: Die Mehrheit des Deutschen Bundestages steht klar

inter der Verhandlungslinie der Bundesregierung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In den letzten Wochen wurde der Rahmen für einen
auerhaften Krisenmechanismus abgesteckt. Jetzt gilt es,
as durch entsprechende Vertragsänderungen umzuset-
en; das ist die Aufgabe, vor der wir stehen. Es ist wich-
g, das, was wir auf europäischer Ebene vereinbart ha-
en, jetzt auch vertraglich zu formulieren.

8824 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Birgit Homburger


(A) )


)(B)

Dazu gehört aus unserer Sicht ganz eindeutig die
Ultima Ratio. Hilfen gibt es nur als Ultima Ratio. Das
bedeutet, dass die betroffenen Staaten selbst alle notwen-
digen Maßnahmen ergreifen, und es bedeutet genauso
– Herr Steinmeier, Sie haben das gerade angesprochen –,
dass private Gläubiger in allen Phasen beteiligt werden.
Dafür hat die Euro-Gruppe am 28. November die Grund-
lage geschaffen, und auf dieser Grundlage muss man
jetzt aufbauen. Für den Fall der Insolvenz ist eine zwin-
gende Beteiligung der Gläubiger, der Haircut, vorgese-
hen, Herr Steinmeier. Genau das haben wir in harten
Verhandlungen erreicht. Wir haben damit genau das ge-
tan, was Sie jetzt plötzlich einfordern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sind überzeugt, dass nur mit einer solchen Betei-
ligung von Gläubigern Risiken minimiert werden und
dass sich Zinsen der Bonität anpassen. Wenn man die
Zinsen wirken lässt, ist das das beste Mittel, um die Ei-
genverantwortung zu stärken. Deshalb gilt für uns die
Ultima Ratio: Nur wer am Kreditmarkt keine Refinan-
zierung bekommt, kann Hilfen der europäischen Partner
bekommen. Das muss auch vertraglich entsprechend
vereinbart werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Steinmeier, diese Koalition und diese Bundes-
regierung haben Verantwortung übernommen, und zwar
von Anfang an. Als es um Griechenland ging, haben wir
klar Verantwortung übernommen. Es war richtig, von
den betroffenen Ländern eigene Anstrengungen zu ver-
langen. Es war richtig, den IWF mit seiner Erfahrung
einzubinden. Es war richtig, dass die Bundesregierung
nicht gleich Geld ins Schaufenster gelegt, sondern zu-
nächst einmal einen klaren Mechanismus gefordert hat.
Ja, wir haben Verantwortung übernommen, nicht nur bei
Griechenland, sondern auch für den gesamten Rettungs-
pakt, der geschnürt worden ist. Sie, meine sehr verehrten
Damen und Herren von der Opposition, waren nirgends.
Sie haben nicht zugestimmt. Sie haben Ihre Verantwor-
tung für Europa nicht wahrgenommen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht!)


Deshalb sind Sie die Letzten, die dieser Bundesregie-
rung hier Vorwürfe machen können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Herr Steinmeier, Sie haben das Hü und Hott der letz-
ten Tage beklagt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kubicki hat doch recht! Kubicki hat recht!)


Das kam doch nicht von dieser Koalition, und es kam
auch nicht von dieser Bundesregierung; sie hatte eine
klare Haltung. Ich bin überzeugt davon, dass es nicht
hilfreich ist, täglich neue Forderungen zu stellen, nach-
dem man sich auf die Grundstruktur eines Hilfsmecha-

n
w
S
e
a
n

S
fo
k

b
L
S
n
s
g
k
n
c

D
z

A
tr
s

V
g
g
d


n
d
D
e
e
d
n
d
D
b
a

(C (D ismus verständigt hat. Diese Forderungen schüren nur eitere Verunsicherung. Sehr geehrter Herr Steinmeier, ie haben hier zur EZB erklärt, sie sei auf dem Weg zu iner Bad Bank. Das ist schlicht und ergreifend unverntwortlich. Sie reden diese Situation herbei. Das ist icht akzeptabel. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Dass Sie das zulassen, ist unverantwortlich!)


ie haben hier demonstrativ Bekenntnisse zu Europa ge-
rdert. Unser Bekenntnis zu Europa ist so klar, wie es

larer nicht sein kann.


(Rolf Schwanitz [SPD]: Das haben wir gehört!)


Sie fordern hier Bekenntnisse ein und erklären, dass
eispielsweise eine Garantie für alle Schulden anderer
änder notwendig sei, mittelfristig auch Euro-Bonds.
ehr verehrter Herr Steinmeier, demonstrative Bekennt-
isse sind kein Ersatz für eine politische Lösung, und sie
ind vor allen Dingen kein Ersatz für eine Krisenbewälti-
ung. Deshalb fordern wir Sie auf: Arbeiten Sie ganz
onkret an der Krisenbewältigung mit! Verlangen Sie
icht einfach nur Bekenntnisse! Worte werden nicht rei-
hen, um die Situation zu bewältigen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Europa übt Solidarität.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


as ist in diesem Jahr so deutlich geworden wie selten
uvor. Aber Solidarität ist keine Einbahnstraße. Solidari-
t bedeutet, dass die Starken den Schwachen helfen.
ber Solidarität bedeutet auch, dass diejenigen, die be-
offen sind, selber Anstrengungen unternehmen müs-
en; das gehört genauso dazu.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Sprüche! Da weiß die FDP besonders gut Bescheid!)


on dieser Solidarität hat Deutschland die größte Last
etragen. Wir sind weiter bereit, unserer Verantwortung
erecht zu werden. Aber wir machen genauso deutlich,
ass es auf europäischer Ebene keine Vollkaskomentali-
t und keine Vollkaskoversicherung geben kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sigmar Gabriel [SPD]: Peinlich!)


Wenn wir über die Euro-Bonds reden, dann geht es
icht um irgendeine kleinliche Instrumentendebatte, son-
ern dann geht es im Kern um die Frage, ob es einen
ruck in Richtung Haushaltskonsolidierung gibt oder ob

s diesen Druck zukünftig nicht mehr gibt. Gemeinsame
uropäische Anleihen führen dazu, dass diejenigen Län-
er, die die Haushaltssanierung in der Vergangenheit
icht ernst genug genommen haben und die erst jetzt auf
em Weg zur Haushaltskonsolidierung sind, diesen
ruck nicht mehr verspüren, weil sie eine Absicherung
ekommen. Gemeinsame Anleihen, das bedeutet nichts
nderes als einen Länderfinanzausgleich auf europäi-

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8825

Birgit Homburger


(A) )


)(B)

scher Ebene. Das bedeutet, dass Deutschland dauerhaft
für die Schulden anderer Länder zahlen würde. Das kön-
nen wir nicht zulassen, das wollen wir nicht zulassen,
und das werden wir auch nicht zulassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es ist wichtig, dass jetzt ganz klar festgelegt wird,
was europäisch vereinbart ist, nämlich das Einstimmig-
keitsprinzip.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: So fiel die DDR auch auseinander! Kubicki hat recht!)


Das Einstimmigkeitsprinzip ist die Lebensversicherung
auch für die deutschen Sparer. Es stellt sicher, dass sie
nicht plötzlich für die Schulden aller anderen Europäer
in Haftung genommen werden können. Die Schulden an-
derer Länder müssen auch die Schulden anderer Länder
bleiben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Weit über den Europäischen Rat hinaus gilt, dass wir
an einer Verschärfung des Stabilitätspakts arbeiten.
Dazu, sehr verehrter Herr Steinmeier, will ich Ihnen
schon sagen: Es ist dreist, was Sie sich hier erlauben:


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Kubicki!)


von einer Stabilisierung zu reden, obwohl Sie diejenigen
waren, die im Jahr 2005 den Stabilitätspakt auf europäi-
scher Ebene ausgehebelt haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sören Bartol [SPD]: Keine Ahnung! Der Kubicki hat doch recht! – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Ich prophezeie 3 Prozent! – Weitere Zurufe von der SPD)


Sie sind diejenigen, die Verantwortung dafür tragen, dass
Europa überhaupt in eine solch schwierige Situation ge-
kommen ist.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir versuchen jetzt mühselig, auf europäischer Ebene
das zu erreichen, was Sie eingefordert haben,


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: So fiel die DDR auch auseinander! Kubicki!)


nämlich eine Stärkung des Stabilitätspakts, einen Früh-
warnmechanismus, bessere Kontrollierbarkeit, automati-
sche Sanktionen und auch eine bessere Koordinierung in
der Wirtschafts- und Haushaltspolitik. Das ist sicherlich
notwendig. Das alles ist auf den Weg gebracht und muss
in dieser schwierigen Situation verhandelt und diskutiert
werden.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Den Liberalismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf!)


Es sind harte Verhandlungen, die auf europäischer
Ebene geführt werden. Es ist ein klarer Kurs gefordert.
Dieser klare Kurs, der alle in die Solidarität nimmt, der
ein Bekenntnis zu Europa darstellt, ist ein Stabilitäts-

k
D

d
W
s
h
d
v

F

D
G
w
is
n
S
n
b
d
n

in
fo
d
h
u
w
e
s
K
G
T
F

d
k
z
a
li
tu
b
v
Ih
E
la

(C (D urs, an dem Europa ein vitales, eigenes Interesse hat. eshalb wollen wir diesen Stabilitätskurs fortführen – r eine Europäische Union, die in ihren Mitgliedslän ern Frieden sichert, Freiheit sichert und auch weiterhin ohlstand sichert. Die Bundesregierung hat bei dieser chwierigen Aufgabe die volle Unterstützung der Mehreit dieses Hauses und – davon bin ich überzeugt – auch er Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, wenn sie hart erhandelt. Vielen Dank. (Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708000600

Dr. Gesine Lötzsch ist die nächste Rednerin für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708000700

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Sie, Frau Merkel, eilen von einem
roßbrand zum nächsten und wollen den Eindruck er-
ecken, dass Sie alles im Griff haben. Die Wahrheit aber
t, dass zahlreiche Brandherde weiter schwelen und es
ur eine Frage der Zeit ist, wann sie wieder auflodern.
ie aber wehren sich mit Händen und Füßen dagegen,
ach den Brandursachen zu suchen, und sind auch nicht
ereit, die Brandstifter so zur Verantwortung zu ziehen,
ass sie nie wieder in die Versuchung kommen, ein
eues Feuer zu legen.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Merkel, Sie sehen eine Ursache für diese Krise
den überschuldeten Haushalten der Euro-Länder und
rdern deshalb einen eisernen Sparkurs. Das klingt für

en einen oder anderen CDU-Wähler ganz gut; doch es
at dramatische Folgen für ganz Europa. Wir erinnern
ns: Sie wollten die Wahlen in Nordrhein-Westfalen ge-
innen und Rot-Rot-Grün verhindern. Darum hatten Sie

in so brutales Kürzungspaket für Griechenland ge-
chnürt, dass selbst der beinharte IWF-Chef Strauss-
ahn Bedenken anmeldete. Sie wussten doch, dass die
riechen diese Auflagen niemals erfüllen konnten.
rotzdem haben Sie von ihren ökonomisch unsinnigen
orderungen nicht abgelassen.

Das Ergebnis war vorhersehbar: Griechenland befin-
et sich in der heftigsten Krise seit dem Zweiten Welt-
rieg und wird seine Schulden auf absehbare Zeit nicht
urückzahlen können. Das Beispiel Griechenland hat Sie
ber nicht bewegen können, Ihre falsche und kostspie-
ge Strategie zu ändern. Auch Irland, Spanien und Por-
gal haben Sie eine entsprechende Rosskur verschrie-

en. Können Sie aus Ihren Fehlern nicht lernen, oder
erfolgen Sie ganz andere Ziele, Frau Merkel? Es geht
nen doch gar nicht um ein gemeinsames, friedliches
uropa; es geht Ihnen vielmehr um die Rettung der An-
gen der deutschen Banken in diesen Ländern.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Ach so!)


8826 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Dr. Gesine Lötzsch

)

)(B)

Deutsche Banken haben allein in Griechenland,
Irland, Portugal und Spanien 318 Milliarden Euro inves-
tiert. Diese Milliarden wollen die deutschen Banken
ohne Verluste und hochverzinst zurückhaben. Das er-
warten sie von Ihnen. Frau Merkel, Sie müssen uns end-
lich sagen, in wessen Auftrag Sie am Donnerstag eigent-
lich verhandeln: Verhandeln Sie im Auftrag der
Bürgerinnen und Bürger oder im Auftrag dieser deut-
schen Banken?


(Beifall bei der LINKEN)


Für beide gleichzeitig können Sie nämlich nicht verhan-
deln, weil die Interessen der Bürgerinnen und Bürger in
der Bundesrepublik nicht im Ansatz mit den Interessen
der deutschen Banken deckungsgleich sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Ursache der Euro-Krise sind nicht überschuldete
nationale Haushalte, sondern ist das schnelle ökonomi-
sche Auseinanderdriften der Volkswirtschaften in der
Euro-Zone. Die Agenda 2010 hat diesen Prozess noch
dramatisch beschleunigt. Ich will Ihnen das einmal an ei-
nem aktuellen Beispiel deutlich machen: In den französi-
schen und dänischen Schlachthöfen werden Mindest-
löhne gezahlt – in deutschen Schlachthöfen nicht.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Frau Lötzsch Seit’ an Seit’! Es wächst zusammen, was zusammengehört! Das hat schon Herr Kubicki erkannt!)


Das hat dazu geführt, dass Schlachthöfe in Dänemark
schließen mussten und die französischen Arbeitgeber
von der EU fordern, in Deutschland auf Mindestlöhne zu
drängen. Die Deregulierung des deutschen Arbeitsmark-
tes bringt alle anderen europäischen Länder, die gerechte
Löhne zahlen, in größte Schwierigkeiten.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der FDP: Oh!)


Es sind also nicht nur die Hochtechnologien, die zu ei-
nem deutschen Exportüberschuss führen – um mit dieser
Legende einmal aufzuräumen –, sondern es ist auch der
unfaire Wettbewerb um die niedrigsten Löhne, den die
Bundesregierung den anderen Volkswirtschaften auf-
zwingt. Das muss endlich ein Ende haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Eine andere Ursache der Euro-Krise liegt in der Fehl-
konstruktion des Euro selbst. Waren die Väter des Euro
wirklich so naiv, zu glauben, dass allein die Währung in
der Lage sei, diesen unterschiedlichen Volkswirtschaften
Europas eine gemeinsame Basis zu geben? Ich sage Ih-
nen: Die Einführung des Euro, wie sie damals geschehen
ist, war eine Einladung zum Schuldenmachen. Mit dem
Euro in der Hand konnten auch schwache Volkswirt-
schaften zu niedrigen Zinsen Kredite aufnehmen und
sehr zur Freude deutscher Exporteure in Deutschland auf
Shoppingtour gehen. Das ist nämlich die Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN)


Was wir jetzt brauchen, sind Investitionen in die Zu-
kunft Europas. Selbst das regierungsfreundliche Han-

d
g
s

D
e
H
g
n

h
n
v
z
d
fo
m
n
S

e
W
u
a

E
e
e
la
u
w
m

g
k
m
tr
v
s
s
b

E
S
s

(C (D elsblatt fordert jetzt ein europäisches Konjunkturproramm von 347 Milliarden Euro, um aus dieser chweren Krise herauszukommen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Waren das nicht 346 Milliarden Euro?)


as Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung fordert
ine einmalige Vermögensabgabe zur Sanierung unserer
aushalte. Doch ich sage Ihnen: Jedes Konjunkturpro-
ramm ist für die Katz, wenn wir nicht endlich die Fi-
anzmärkte wirksam regulieren.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der FDP)


Es ist doch sinnlos, wenn wir die öffentlichen Haus-
alte nur sanieren, damit wir wieder die Kosten der
ächsten Finanzkrise übernehmen können. Es ist für mich
öllig unbegreiflich, dass es die Bundesregierung seit
wei Jahren nicht geschafft hat, für eine bessere Kontrolle
er Finanzmärkte zu sorgen. Neuerdings, Frau Merkel,
rdern Sie ja auch die privaten Anleger auf, ein Risiko
itzutragen. Einverstanden. Aber warum fangen Sie

icht gleich bei den deutschen Banken an? Worauf warten
ie noch?


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die sind offenbar die Schlimmsten, was?)


Die Linke fordert eine Finanztransaktionsteuer und
ine wirksame Kontrolle der Finanzmärkte. Wer eine

ährung ohne eine abgestimmte Wirtschafts-, Finanz-
nd Sozialpolitik einführt, der handelt unglaublich ver-
ntwortungslos.


(Beifall bei der LINKEN)


s ist doch völlig absurd, in der Europäischen Union
ine Konkurrenz um die niedrigsten Unternehmensteu-
rn überhaupt zuzulassen. Noch absurder ist es, dass Ir-
nd EU-Hilfen bekommt, ohne dass eine Anhebung der
nanständig niedrigen Unternehmensteuern vereinbart
urde. So werden die Dinge nie in Ordnung gebracht,
eine Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir als Linke sind der Auffassung, dass der Euro nur
erettet werden kann, wenn die Finanzmärkte streng
ontrolliert und reguliert werden und endlich eine ge-
einsame Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik ver-
aglich vereinbart wird. Euro-Bonds oder der Ankauf
on Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank
ind im Rahmen einer Rettungsaktion als Übergangslö-
ung wichtig. Eine grundsätzliche Revision des Lissa-
onner Vertrages ersetzen sie allerdings nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Bundeskanzlerin, überdenken Sie Ihre Rolle in
uropa! Bringen Sie unser Land nicht weiter in Verruf!
uchen Sie nach gemeinsamen Lösungen, die Europa
tärken und nicht in Stücke reißen!

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)


(A)


Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8827


(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708000800

Das Wort erhält nun der Kollege Volker Kauder für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1708000900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Es war unsere Generation, die das Thema Europa in den
Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit gestellt hat. Es war
unsere Generation, die an der deutsch-französischen
Grenze die Schlagbäume weggerissen und gesagt hat:
Wir wollen ein Europa ohne Grenzen! – Die Einheit Eu-
ropas haben wir formuliert. Das ist unsere Zukunft.
Deutschland ist unser Vaterland. Europa ist unsere Zu-
kunft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD)


Das waren die Formulierungen. An diesen Kernaussagen
hat sich überhaupt nichts geändert.


(Zuruf des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


Wir haben in vielen, vielen Europawahlkämpfen ge-
zeigt – viel mehr als manch anderer hier auf der linken
Seite dieses Hauses –, dass wir zu Europa stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben keinen Zweifel an Europa gelassen. So bleibt es
auch in Zukunft. Wir haben alle großen Entscheidungen in
Deutschland mit Europa verbunden. Im Zusammenhang
mit einer der größten Entscheidungen der Nachkriegsge-
schichte und einer der glücklichsten Entscheidungen der
Nachkriegsgeschichte haben wir schließlich immer for-
muliert: Deutsche Wiedervereinigung, deutsche Einheit
und europäische Einheit gehören zusammen. Ein größe-
res Bekenntnis zu Europa kann man gar nicht abgeben,
als wir es getan haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Aber jetzt müssen Taten folgen!)


Zu diesen beiden Punkten – Deutschland als Vater-
land, Europa als Zukunft – kommt heute dazu: Der Euro
ist unsere Währung. Diese drei Positionen bestimmen
unsere Politik. Wenn wir uns für den Euro einsetzen,
wenn wir alles dafür tun, dass der Euro stabil bleibt,
dann handeln wir schließlich auch im deutschen Inte-
resse; denn der Euro ist die deutsche Währung. Diese
wollen und werden wir erhalten. Da kann sich jeder auf
uns verlassen, meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wissen, dass die inzwischen berühmt gewordenen
Märkte auch die Solidarität in Europa testen. Ich kann
nur sagen: Sie können sich darauf verlassen, dass wir,
weil der Euro unsere Währung ist, schon aus ureigenem
Interesse alles für den Euro tun werden. Wir werden den
Spekulanten zeigen: Wir sind solidarisch in Europa. Wir
werden nicht zulassen, dass der Euro attackiert wird.

J
d

A
F
w
h
p
k


d
d
in
n

b
E
b
d
g
fr
ti
n
ti
a
c

d
w
h
d
d
g

m
g
s
S
s

S
a
H
k

(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Wovon träumst du nachts?)


etzt, Herr Steinmeier, kommt es natürlich darauf an,
ass man nicht einfach so daherredet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Oppermann [SPD]: Aber Sie!)


uch ein Oppositionspolitiker trägt in solch schwierigen
ragen Verantwortung. Jetzt will ich Ihnen einmal sagen,
as Verantwortung bedeutet: Ich rate dringend – dies
alte ich für außerordentlich klug –, dass weder ein Op-
ositionspolitiker noch jemand anderer die Unabhängig-
eit unserer Notenbank in Zweifel zieht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD])


Nein, Herr Steinmeier, so einfach kommen Sie nicht
avon. Es ist nicht Aufgabe des deutschen Parlaments,
arüber zu diskutieren, was die Europäische Zentralbank
eigener unabhängiger Verantwortung tun darf oder

icht. Das gefährdet nämlich die Dinge in Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir alle haben ein natürliches Interesse an einem sta-
ilen Euro. Sie selber haben – zumindest zum Start des
uro – den Menschen versprochen, dass der Euro so sta-
il und hart ist wie die D-Mark. Aber kaum waren Sie in
er Regierungsverantwortung, haben Sie dies alles ver-
essen. Sie haben die Stabilität des Euro für einen kurz-
istigen vermeintlichen Erfolg in Ihrer Regierungspoli-
k aufgeben. Das hat mit Verantwortung für Stabilität
ichts zu tun. Deswegen brauchen Sie aus der Opposi-
on heute keine so großen Töne zu spucken. Sie haben
llen Grund, in sich zu gehen, und sollten hier keine sol-
hen Reden führen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Stabilität des Euro ist ganz entscheidend dafür,
ass der Satz, dass Europa unsere Stärke und Zukunft ist,
ahr wird. Der Euro wird nicht dadurch stark, wie es
eute eine Journalistin in der Welt zu Recht schreibt,
ass der Konsum national gesteuert wird und die Schul-
en auf die europäische Ebene gehoben werden. Dann
ibt es nämlich keinen Anreiz mehr.

Herr Kollege Steinmeier, was ist das für eine Argu-
entation? Sie haben mit uns allen dafür gestritten und

estimmt, dass wir die Schuldenbremse in das Grundge-
etz bringen. Aber mit der Schuldenbremse ist das, was
ie vor wenigen Minuten hier an diesem Rednerpult ge-
agt haben, in keiner Weise vereinbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Leider!)


ie sollten uns mehr darin unterstützen, dass wir auch in
nderen europäischen Ländern mehr Verständnis für
aushaltsdisziplin und schuldenbremsende Politik be-
ommen, anstatt solche Reden zu führen, die niemanden

8828 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Volker Kauder


(A)


)(B)

in Europa dazu motivieren, die Haushalte zu sanieren
und Schulden zurückzuführen.

Wenn ich sage, wir brauchen einen starken Euro, weil
Europa unsere Zukunft ist, dann sollten wir, wie die
Bundeskanzlerin zu Recht angemerkt hat, in diesen Ta-
gen nicht nur auf die Rettung unserer Währung schauen.
In diesen Monaten, Wochen und Tagen findet nämlich
eine intensive weltweite Politik statt, bei der wir auf die
Stärke Europas angewiesen sind. Ich möchte es von die-
sem Pult einmal ausdrücklich sagen: Wir freuen uns da-
rüber, dass Deutschland so stark und so gut aus der Krise
herausgekommen ist. Wir wissen aber auch, dass wir
trotz dieser Stärke die Dinge, die weltweit geregelt wer-
den müssen, ohne Europa nicht regeln könnten. Das
heißt, wir brauchen Europa auch im eigenen Interesse.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir können doch nicht zuschauen, wie der ganze
Rohstoffmarkt auf einmal von China bearbeitet wird.
Wir können doch nicht zuschauen, wenn China auf ein-
mal eine Afrika-Politik macht, die mit dem, was wir in
Europa wollen, nicht harmoniert. Wir müssen doch se-
hen, dass wir bei den WTO-Verhandlungen unsere Inte-
ressen durchsetzen. Herr Steinmeier, Sie wissen ganz ge-
nau: An diesem Pult Regelungen für eine Beteiligung
der Finanzmärkte zu fordern, ist etwas ganz anderes, als
das europaweit oder weltweit durchzusetzen. Diese Re-
gierung müht sich.


(Sören Bartol [SPD]: Wo denn?)


Darin sollten Sie sie unterstützen, statt sie öffentlich zu
attackieren. Das liegt in schwieriger Zeit im nationalen
Interesse.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen, wir haben deshalb allen Grund,
der Bundeskanzlerin, dem Bundesaußenminister und un-
serem Finanzminister viel Erfolg bei der Durchsetzung
des heute hier als richtig skizzierten Weges in den nächs-
ten Tagen in Brüssel zu wünschen. Wir begleiten die Ar-
beit der Bundesregierung in diesem Sinne.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708001000

Das Wort erhält nun der Kollege Jürgen Trittin, Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708001100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich

glaube, Herr Kollege Kauder, Sie haben versucht, durch
Lautstärke einen tiefen Zwist in Ihren eigenen Reihen zu
übertönen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Das machen Sie ja nicht!)


Liebe Frau Merkel, wir haben Sie um diese Regie-
rungserklärung gebeten, weil wir der Auffassung sind,
dass dieses Haus ein Anrecht darauf hat, in einer, wie

w
v
B
w
ru
n

n
Ih
s
v
n
w
d
d

h

L
v
w
z
R


w
ih

li

V

z
te

e
m

(C (D ir finden, dramatischen Situation über die Handlungsorschläge, Alternativen und konstruktiven Ideen der undesregierung zur Lösung dieser Krise informiert zu erden. Mein Eindruck ist, dass Sie mit Ihrer Regiengserklärung der Dramatik der Situation überhaupt icht gerecht geworden sind. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


Das reiht sich ein in die Geschichten der letzten Mo-
ate: Ihre Orientierungslosigkeit bei der Bankenrettung,
r Zögern bei der Griechenland-Hilfe, Ihre falschen Ver-

prechungen, Weiteres würde nicht folgen, Ihre ultimativ
orgetragenen Forderungen nach Stimmrechtsentzug,
ach Rausschmiss Einzelner aus der Euro-Zone – all dies
ar nicht nur europapolitisch fragwürdig, sondern es hat
ie Krise auch verschärft und nicht vermindert. Das ist
as Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Man könnte sagen: Das ist nicht so schlimm; denn wir
aben ja noch einen Bundesaußenminister.


(Zuruf von der SPD: Was?)


iebe Kollegin Homburger, da Sie auf die Geschichte
erwiesen, möchte ich auf eines aufmerksam machen,
as Ihre Verantwortung und Ihre Ideen angeht: Der jet-

ige Bundesaußenminister hat am 4. Juli 2002 hier eine
ede gehalten.


(Otto Fricke [FDP]: 2002?)


Da war er noch Ihr Fraktionsvorsitzender, Herr Fricke,
enn Sie sich noch daran erinnern; ich weiß, Sie wollen
n loswerden, aber das ist die geschichtliche Wahrheit.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In dieser Rede hat er, als Vorhalt gegenüber der dama-
gen Bundesregierung, gesagt:

… dann reden wir über 6,5 Prozent Wirtschafts-
wachstum wie beispielsweise in Irland. … Der
Grund ist ganz einfach: Irland hatte wie wir eine
Staatsquote von etwa 50 Prozent, nach Jahren be-
trägt die Staatsquote jetzt etwa ein Drittel. Da müs-
sen wir in Deutschland auch hin …

on Irland lernen heißt siegen lernen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Das waren nicht unsere Rezepte, sondern Ihre Re-
epte, und das ist der Grund, warum wir Irland heute ret-
n müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Warum schreien Sie denn so?)


Nun kommt derselbe als Bundesaußenminister und
rklärt öffentlich, Deutschland dürfe nicht zum Zahl-
eister Europas werden. Meine Damen und Herren, ei-
)

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8829

Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

nen solchen Satz hätten Sie nie von einem Außenminis-
ter Steinmeier oder von einem Außenminister Fischer
gehört. Sie hätten ihn auch nie und nimmer von einem
Außenminister Kinkel oder von einem Außenminister
Genscher gehört; denn diese Außenminister haben sich
als Anwälte Europas in Deutschland verstanden und
nicht als Totalausfall.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wie gehen Sie, Frau Bundeskanzlerin und Herr
Kauder, mit den Stimmen in Ihren eigenen Reihen um?


(Zuruf von der SPD: Kubicki!)


Da gibt es Herrn Dobrindt.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wen?)


Er behauptet, wer für Euro-Bonds sei, der betreibe den
„Verrat deutscher Interessen“ und sei ein „Wegelagerer
Europas“. Er hat das zwar auf mich persönlich bezogen,
aber er meint natürlich jemand anderen.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Er hat schon Sie gemeint!)


Er meint einen Parteifreund von Ihnen, meine Damen
und Herren von der CDU/CSU-Fraktion, nämlich ein
Mitglied der Europäischen Volkspartei, den konservati-
ven, christdemokratischen Ministerpräsidenten Luxem-
burgs und Träger des Karlspreises, den Sie, verehrte
Frau Bundeskanzlerin, zum Vorsitzenden der Euro-
Gruppe gemacht haben. Dieser sei ein „Wegelagerer Eu-
ropas“. So weit ist diese Koalition mittlerweile europa-
politisch gesunken. Da hätte ich mir von Ihnen ein klä-
rendes Wort gewünscht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir können die Debatte auch gerne fachlich führen.
Schauen Sie sich einmal an, wer sich neben Herrn
Juncker für dieses Instrument der Euro-Bonds eingesetzt
hat. Der Chef der konservativen EVP-Fraktion im Euro-
päischen Parlament, Ihrer Schwester-, Bruder- oder Mut-
terpartei – ich weiß nicht, wie es bei Ihnen heißt –, hält
das für eine gute Idee. Der Chef der liberalen Fraktion,
der ehemalige belgische Ministerpräsident Guy
Verhofstadt – er wurde von Frau Merkel einmal als Prä-
sident des Rates ins Gespräch gebracht –,


(Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Sie hat ihn als Kommissionspräsidenten verhindert! Das war ihre europäische Großtat!)


sieht es genauso.

Sie versuchen damit, eines vergessen zu machen,
nämlich dass man Euro-Bonds durchaus so konstruieren
kann, dass sie nicht zinssteigernd, sondern zinsbegrenz-
end wirken. Man kann sie so konstruieren, dass noch ein
Rest übrig bleibt, der nur durch nationale Anleihen ge-
deckt werden kann und der einen sehr großen Druck auf
diejenigen ausübt, die diese Euro-Bonds dann in An-
spruch nehmen. Ohne dass ich mir alles, was Herr
Juncker aufgeschrieben hat, zu eigen machen will,

m
h
ih
w

S
c
d
U
te
u
te
S

b
M
E
b
b
w
s
s

ru
M
p

g
ü
c
Ir
d
n
n

la
s
w
d
re
s
G
h
d
n

D
p
g

(C (D öchte ich sagen, dass dieser Vorschlag eines verdient ätte: dass die Bundesregierung ihn ernsthaft prüft und n nicht auf Zuruf der Bild-Zeitung einfach vom Tisch ischt. Das ist keine europäische Verantwortung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es hätte noch etwas dazu gehört, liebe Frau Merkel.
ie hätten der Öffentlichkeit erklären müssen, dass sol-
he Anleihen überhaupt nichts Neues sind. Womit hat
enn in den letzten Monaten die Europäische Union
ngarn und das Baltikum vor dem Staatsbankrott geret-
t? Durch Euro-Bonds, die aufgenommen worden sind
nd bei denen wir den Zinsvorteil an diese Länder wei-
rgegeben haben. An dieser Stelle haben wir praktische
olidarität geübt.

Was ist der europäische Krisenmechanismus, die Sta-
ilitätsfazilität? Nichts anderes. Es werden Anleihen am
arkt aufgenommen mit den Garantien der solventen

U-Staaten, wie wir es Gott sei Dank sind und auch blei-
en wollen. Dieser Zinsvorteil wird dann an Länder wie
eispielsweise Irland weitergegeben. Was glauben Sie,
as mit den Zinsen für Anleihen passiert, wenn es jetzt

olventere Gläubiger als Irland gibt? Sie aber haben ein
innvolles Instrument zur Steuerung hin zu mehr Stabili-
t einfach vom Tisch gewischt. Das ist der Grund, wa-
m Deutschland unter Ihrer Kanzlerschaft, liebe Frau
erkel, mittlerweile so extrem unpopulär in der Euro-

äischen Union ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es kommt hinzu, dass Ihnen niemand Ihre Position
laubt. Der Hintergrund dieser Krisen ist doch nicht
berbordender Staatskonsum. Das war allein in Grie-
henland das Problem; das ist aber nicht das Problem in
land, Spanien oder Portugal. Die Haushaltsdefizite in
iesen Ländern sind Ergebnisse zum Beispiel der Fi-
anzkrise oder des Zusammenbruchs der Baubranche
ach dem Bauboom.

Wenn Sie jetzt als teutonisches Sparmonster herum-
ufen – so werden Sie in vielen Ländern der Europäi-

chen Union empfunden; es ist nicht meine Sicht –, dann
erden Sie sich einer Frage stellen müssen: Wie war das
enn im Jahr 2007? Im Jahre 2007 sind 2 Prozent unse-
r gesamten Wirtschaftsleistung, 25 Prozent unseres ge-

amten Exportüberschusses in Spanien, Italien, Irland,
riechenland und Portugal erwirtschaftet worden. Das
eißt, wir haben als Wirtschaftsnation gut davon gelebt,
ass andere zum Kauf unserer Produkte Kredite aufge-
ommen haben, die sie dann nicht bedienen konnten.


(Beifall der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])


eswegen hat uns die Haltung, anderen nur Stabilität zu
redigen, aber selber konstruktive Beiträge und Lösun-
en zu verweigern, in Europa unpopulär gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


8830 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

Wir brauchen einen Abbau der gesamtwirtschaftli-
chen Ungleichgewichte; wir brauchen eine wirkliche
Wirtschaftsunion. Das sind die Schritte, vor denen Sie
zurückschrecken. Sie kommen mit der nationalen Re-
gression à la Westerwelle oder Dobrindt nicht aus dieser
Krise heraus. Sie kommen nur mit mehr und nicht mit
weniger Europa aus dieser Krise heraus.

Es geht bei dem, was ich sage, aber nicht nur um eine
Frage der Wirtschaftspolitik. Kooperation in Europa ist
in unserem ureigenen Interesse. Für Helmut Kohl ging
es bei der Einführung des Euro um – ich zitiere – „eine
Frage von Krieg und Frieden“. Ich glaube, Helmut Kohl
hatte recht. Die Einheit Europas in Frieden basiert auf
wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Wir müssen endlich
zu einer gemeinsamen Wirtschafts- und Steuerpolitik in
diesem gemeinsamen Europa kommen. Nur dann wird
die gemeinsame Währungsunion funktionieren. Nur
dann hat dieses Europa eine Zukunft. Lieber Herr
Dobrindt, lieber Herr Westerwelle, das ist im Interesse
Deutschlands, nicht das dumme Gerede vom Zahlmeis-
ter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708001200

Der Kollege Otto Fricke ist der nächste Redner für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1708001300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

lege Trittin, ich will Ihnen etwas zu der „Frage von
Krieg und Frieden“ sagen. Es gibt in der Nähe von Now-
gorod einen kleinen Gedenkstein, auf dem der Name
meines Großvaters steht: Otto Fricke. Ich will Ihnen ei-
nes sagen: Mein Vater und viele in seiner Generation
sind ohne Vater aufgewachsen. Das lag daran, dass Eu-
ropa nicht funktioniert hat. Meine Fraktion, die Koali-
tion und die Regierung haben das begriffen. Sie versu-
chen an der Stelle, den Außenminister zu geben, obwohl
Sie das nie sein werden; das müssen Sie irgendwann ein-
mal lernen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Was hat der Kollege Trittin noch gemacht? Er hat ver-
sucht, zu sagen, dass es nicht im europäischen Sinne sei,
wenn man die Interessen des deutschen Steuerzahlers
berücksichtigt. Herr Kollege Trittin, da muss ich ehrli-
cherweise sagen: Ja, so denken Sie. Sie werden das Me-
netekel von Rot-Grün, den Stabilitätspakt aufgeweicht
zu haben, nie verlieren. Da können Sie so viel wischen,
wie Sie wollen: Die grüne Farbe wird weiterhin an der
Aufweichung des Stabilitätspaktes kleben; Sie werden
weiterhin nicht in der Lage sein, an der Stelle Lösungen
zu finden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


g
ro
d
s
u
ro

N
in

D
li

S
ta
S
s

S
1
b
s

M
z
m
n
A
D
D
a

D
D
z

d
E

z
B
s
d
h
e
m
B
p

(C (D Noch etwas – das ist auch ein Vorwurf an den Kolleen Steinmeier –: Sie beschäftigen sich beim Thema Eupa immer nur mit einer Frage, nämlich mit der Frage er Gleichheit. Das ist Ihr wesentliches Problem. Sie ind der Meinung, wenn alles gleich ist, ist alles gerecht, nd wenn alles gleich ist, dann haben wir auch für Eupa gesorgt. ach diesem Motto handeln Sie auf nationaler Ebene, dem Sie die Verschuldung hochfahren. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, Herr Fricke, Sie waren schon einmal besser!)


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Quatsch!)


as ist es, was Sie auch auf europäischer Ebene am
ebsten wollen.

Man kann an dieser Stelle nur davor warnen. Wenn
ie für Euro-Bonds reden – Herr Steinmeier hat das ge-
n, und Sie haben es letztlich auch getan –, dann sagen
ie den Bürgern auch, was Euro-Bonds für den deut-
chen Haushalt bedeuten.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: 0,3 Prozent!)


ie bedeuten – wir konnten es in der FAZ lesen –
7 Milliarden Euro jährlich an zusätzlichen Zinsausga-
en. 17 Milliarden Euro! Das ist das, was Sie vom deut-
chen Steuerzahler haben wollen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sehen Sie sich einmal den Schäuble an!)


an muss einmal klarmachen, wer der deutsche Steuer-
ahler ist. Das sind nicht nur irgendwelche Unterneh-
en, denen Sie etwas wegnehmen wollen. Das sind

icht nur irgendwelche fleißigen Selbstständigen oder
rbeitnehmer, die Lohn- und Einkommensteuer zahlen.
as ist auch der Schüler, der sich morgens etwas kauft.
as ist auch der Rentner, der versucht, mit seiner Rente

uszukommen.


(Sören Bartol [SPD]: Peinliche Rede!)


as sind auch diejenigen, die Mehrwertsteuer zahlen.
as sind wir alle. Uns alle haben Sie genauso zu schüt-

en.

Jetzt zum Thema Europa: Wenn Sie wirklich wollen,
ass wir ein zukunftsfähiges, ein starkes, ein stabiles
uropa haben, dann müssen Sie die Tatsache akzeptieren
diese Wahrheit müssen Sie den Bürgern sagen –, dass
u einem stabilen Europa gehört, dass man spart. Die
undesrepublik Deutschland hat das getan. Deswegen

preche ich der SPD ausdrücklich meine Anerkennung
afür aus, dass sie bei der Schuldenbremse mitgemacht
at. Die Schuldenbremse ist der Kern. Ihre Aufgabe ist
s jetzt, nachdem Sie sie auf nationaler Ebene mitge-
acht haben – hoffentlich stehen Sie noch dazu –, dieser
undesregierung zu helfen, damit sie sie auch auf euro-
äischer Ebene erreicht. Ihre Verantwortung ist genauso

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8831

Otto Fricke


(A) )


)(B)

groß wie die der vielen anderen Demokraten in diesem
Land.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708001400

Das Wort erhält nun der Kollege Axel Schäfer für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1708001500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Während der Kollege Fricke etwas von der SPD einfor-
derte, hat das FDP-Vorstandsmitglied Chatzimarkakis
soeben erklärt: Frau Merkel hat in der Europapolitik to-
tal versagt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist alles nachzulesen. Herr Chatzimarkakis ist Mit-
glied des Europäischen Parlaments.

Herr Schäffler


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch ein FDPler!)


hat zum Thema CDU erklärt, Herr Kollege Kauder:
„Schäuble führt die EU in den Geldsozialismus.“ Das ist
die europapolitische Realität dieser Koalition.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kollege Fricke, Sie haben aus der FAZ zitiert. Ich
weiß, dass sie das Leitblatt, Ihr Leib- und Magen-Blatt
von ganz vielen auf dieser Seite des Hauses ist.


(Otto Fricke [FDP]: Aber nicht von mir!)


Passen Sie auf, wo Sie sich hinbegeben. Die FAZ hat am
Sonntag geschrieben: „Deutsche sollen wieder mehr
zahlen.“ Deutlicher wird sie im Innenteil: „Wir Deutsche
sollen noch mehr zahlen“, weil die Euro-Bonds
17 Milliarden Euro kosten. „Deshalb zurück zur
D-Mark?“ Um das Ganze zu toppen – ich zitiere noch
einmal –, stehen in der FAZ auf Seite 49 Tipps für Spe-
kulanten. Das ist die europäische Wirklichkeit einer
Leitzeitung in Deutschland, auf die Sie sich beziehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Otto Fricke [FDP]: Immerhin bestätigen sie die 17 Milliarden!)


Nehmen wir die Situation Deutschlands in Brüssel
einmal sehr genau unter die Lupe. Viele von Ihnen und
uns sind fast jede Woche dort, reden mit Kolleginnen
und Kollegen ihrer Fraktionen und der anderen Länder.
Die Situation der deutschen Europapolitik ist so kata-
strophal – ich bin seit 1978 in vielen Funktionen dort un-
terwegs –, wie wir es noch nie erlebt haben.

Ich will Ihnen das an dem ganz simplen Beispiel der
Einlagensicherung bei den Sparkassen deutlich machen.
Das, was Sie hier im Hause mit großer Zustimmung von

P
d
S
F
z
L
d
d
k
b
e
D
b
z
w
S
P

B
k
b
o
re
n
e
im
d
d

D
in
V
S
d
e
fa
li

In

w
ro
g
ß
S
W

(C (D opulisten hinbekommen haben, die sogenannte Subsiiaritätsrüge, hat viele Scherben verursacht. Diese cherben räumen zurzeit die Berichterstatter der EVPraktion, der Fraktion der Progressiven Allianz der Soialisten und Demokraten, der Fraktion der Allianz der iberalen und Demokraten, der Fraktion der Grünen und er Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken wieer auf, damit wir die spezifischen Interessen der Sparassen auch europarechtlich geregelt bekommen. Das ekommen wir nicht dadurch geregelt, dass wir hier so inen Unsinn wie die Subsidiaritätsrüge beschließen. as hat Deutschland geschadet. Für diesen Unsinn haen Sie von den Grünen und von den Sozialdemokraten u Recht keine Unterstützung erhalten. Interessantereise hat die Linkspartei bei diesem Punkt geklatscht. ie sehen, in welche Konstellationen Sie sich mit dieser olitik begeben. Es gibt noch etwas viel Problematischeres, liebe Frau undeskanzlerin. Von Ihnen wird über Vorschläge disutiert und werden Initiativen auf den Weg gebracht, daei aber von vornherein gesagt, dass sie für Deutschland der Frankreich nicht gelten sollen. Das Thema Stimmchtsentzug ist bekanntlich nicht vom Tisch, sondern ur auf die lange Bank geschoben worden, obwohl doch igentlich alle Länder gleich sind – Herr Fricke, das ist mer noch unser Anspruch. Man bringt dann damit all iejenigen gegen sich auf, die man braucht, wenn es um ie gemeinsame europäische Solidarität geht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


Diese Forderung nach Stimmrechtsentzug ist absurd.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Ja!)


as wäre so, als würden wir in bestimmten Situationen
Deutschland sagen – hier sitzen Vertreterinnen und
ertreter des Bundesrates –: Weil die finanzielle Lage im
aarland und in Bremen höchst schwierig ist, müssen
em Saarland und Bremen die Stimmen im Bundesrat
ntzogen werden. – Das ist politisch absurd und aus ver-
ssungsrechtlichen Gründen in Deutschland nicht mög-
ch.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da laufen Sie bei denen da drüben offene Türen ein!)


der EU geht so etwas auch nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bring sie da drüben nicht auf Ideen!)


Von der europäischen Bürgerinitiative über die Frage,
ie wir jetzt mit der Krise umgehen, bis zum Thema eu-
päische Wirtschaftsregierung, zu all diesen Punkten

ibt es von den Koalitionsfraktionen keinen Entschlie-
ungsantrag. Wir wundern uns gar nicht darüber; denn
ie haben dazu keine Positionen. Auch das gehört zu den
ahrheiten der Europapolitik in diesem Hause.

8832 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Axel Schäfer (Bochum)



(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich verspreche der Regierung eines: Was auch immer
Sie bei den Themen machen, an deren Behandlung das
Europäische Parlament im Rahmen der Gesetzgebung
beteiligt ist: Wir werden uns als sozialdemokratische
Fraktion des Deutschen Bundestages kooperativ mit un-
seren Kolleginnen und Kollegen im Europäischen Parla-
ment einbringen. Wir wissen aus vielen Gesprächen: Im
Europäischen Parlament – dort geht es um Mehrheiten –
haben Sie für die meisten Ihrer Vorstellungen keine Un-
terstützung. Unsere Vorstellungen entsprechen eher de-
nen der Mehrheit. Das werden wir konsequent parlamen-
tarisch nutzen, weil Europa in dieser Krise mehr
Demokratie, mehr Gemeinschaft braucht. Gemeinschaft
ist nur in europäischer Demokratie möglich. Das ist un-
ser sozialdemokratischer Weg; diesen Weg gehen wir.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708001600

Nächster Redner ist der Kollege Hans-Peter Friedrich

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1708001700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! So flach, so seicht und so schlicht, wie diese De-
batte vonseiten der Opposition geführt wird, wird sie der
historischen Herausforderung und der historischen Phase
der europäischen Integration, in der wir uns in diesen
Wochen und Monaten befinden, nicht gerecht.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Heben Sie das Niveau jetzt an?)


In jeder Krise, so heißt es, liegt eine Chance. Ja, Kri-
sen beschleunigen Prozesse, positiv wie negativ.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das war toll!)


Eine Chance liegt aber nur dann in der Krise, wenn man
Defizite benennt und sie beseitigt.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das ist nicht flach? – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Genau!)


Wir haben 2008 eine Nagelprobe für unsere Banken in
Europa, in der Welt erlebt, durch die Defizite aufgedeckt
wurden. Wir haben anschließend erlebt, dass die Wirt-
schaft einer Nagelprobe ausgesetzt wurde, durch die De-
fizite aufgedeckt wurden.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Auch seicht! Sehr konkret!)


Wir sehen jetzt, dass die Staaten einem Stresstest ausge-
setzt werden. Dabei geht es darum, Defizite zu benennen
und zu beseitigen.

Wenn wir das tun, wenn wir Defizite aufdecken und
sie beseitigen, dann wird der Euro stärker aus der Krise
hervorgehen, als er es vorher war. Unser Euro hat in den
letzten Jahren für Stabilität in Europa gesorgt. Übrigens

h
ru
ra
tr
g

a
u

D

w
u

W
D
4
z
S
v
v
w
d
je
e
ti

w
g
k
V

W
m
w
n
re
a
S

M
v
is
d
b
R

(C (D aben weltweit inzwischen über 40 Länder ihre Wähng an den Euro angebunden. Wir sind auch stolz dauf, dass das deutsche Modell einer unabhängigen Zenalbank auf europäischer Ebene seinen Niederschlag efunden hat. Lieber Herr Kollege Steinmeier, ich finde es unverntwortlich, dass Sie versuchen, die EZB zu beschädigen nd in den Schmutz zu ziehen. (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Der Bundesbankpräsident war das!)


as ist nicht in Ordnung; das ist nicht patriotisch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Dass Sie das zulassen, ist eine Frechheit!)


Wir müssen jetzt den Beweis dafür erbringen, dass
ir auch politisch in der Lage sind, Defizite zu benennen
nd zu beseitigen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Haben Sie schon einmal mit Herrn Trichet gesprochen?)


ir erleben das seit einigen Monaten in Griechenland.
ie griechische Regierung ist dabei, ihre Ausgaben um
Prozent und die Nettoneuverschuldung um 6 Prozent

u reduzieren. Sie hat in all den Bereichen, in denen
trukturveränderungen notwendig waren, Kürzungen
orgenommen. Wir erleben das in Irland, wo die Neu-
erschuldung im nächsten Jahr massiv zurückgefahren
erden soll. Wir erleben das in Spanien und Portugal,
ie in den beiden kommenden Jahren ihre Ausgaben um
weils 3 Prozent reduzieren werden. In jeder Krise liegt

ine Chance, wenn man die Defizite benennt und besei-
gt. Herr Trittin, man wird natürlich nicht beliebt,


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Ja, das merkt man! Das zeigt Ihr Beitrag!)


enn man Defizite aufdeckt und fordert, sie zu beseiti-
en. Aber Europa braucht in dieser Phase keine Politi-
er, die geliebt werden wollen, sondern Politiker, die
erantwortung für die Stabilität in Europa übernehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Das sollten Sie lieber der Bundeskanzlerin zurufen!)


Wir werden – das ist das Ziel der nächsten Tage und
ochen – einen neuen europäischen Krisenmechanis-
us erarbeiten, der den vorläufigen Krisenmechanismus
eiterentwickelt, der für Irland sozusagen ad hoc in ei-
er Notsituation geschaffen wurde und sich auf den Be-
ich der Euro-Zone beschränkt, der in den Verträgen

lso in einem Bereich angesiedelt ist, der nur die Euro-
taaten betrifft; ich halte das für wichtig.

Dieser neue Krisenmechanismus wird gegenüber dem
echanismus, der bisher für Irland gilt, modifiziert und

erbessert; ich denke, auch das ist wichtig. Entscheidend
t, dass auch der neue Mechanismus die Aufgabe, auf
ie es ankommt, nämlich Defizite aufzudecken und zu
eseitigen, erfüllt. Das ist auch die Anforderung an den
ettungsschirm. Dabei ist es völlig irrelevant, wie groß

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8833

Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)



(A) )


)(B)

dieser Schirm ist, sondern wichtig ist, dass er die Aufga-
ben, die er wahrzunehmen hat, erfüllen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dazu gehört auch die Beteiligung des IWF. Ich denke,
dass der Internationale Währungsfonds sowohl in Bezug
auf Griechenland als auch in Bezug auf Irland mit seiner
Expertise und seinen Möglichkeiten hilfreich gewirkt
hat.

Wir werden die Gläubigerbeteiligung einführen, die
nichts weiter bedeutet, als dass die Möglichkeit, dass ein
Staat insolvent wird und pleitegeht, aufrechterhalten
wird. Innerhalb des Mechanismus kann ein solcher Staat
allerdings aufgefangen werden, und ihm kann die Mög-
lichkeit gegeben werden, sich zu sanieren und zu ent-
schulden; das ist entscheidend.

Meine Damen und Herren, Europa geht den Weg in
eine Stabilitätsunion, und Deutschland geht voraus, zu-
sammen mit Frankreich, mit den Niederlanden, mit Ös-
terreich und all den Ländern in Europa, die größtes Inte-
resse an der Stabilität unserer gemeinsamen Währung
haben. Das gilt übrigens auch für diejenigen Länder, die
auf dem Weg zum Euro sind, zum Beispiel für Polen und
Tschechien, ob in naher oder ferner Zukunft. All diese
Staaten haben ein gemeinsames Interesse an einer stabi-
len gemeinsamen Währung. Wer gehört hat, welches
Hohelied der schwedische Außenminister vor zwei Wo-
chen auf den Euro und seine Stabilität gesungen hat, der
weiß: Man schaut auf Europa. Man schaut auf die Euro-
Zone und darauf, wie wir die Stabilität des Euros auf-
rechterhalten.

Die heilende Wirkung des Krisenmechanismus


(Lachen des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


mit der Zielsetzung der Aufdeckung und Beseitigung
von Defiziten wäre sofort, von heute auf morgen, been-
det, wenn wir Euro-Bonds einführen würden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es irritiert mich sehr, dass die Einführung von Euro-
Bonds plötzlich sowohl vonseiten der SPD als auch von-
seiten der Grünen gefordert wird. Das gibt mir eine Vor-
stellung davon, wie das Klima wohl damals in der rot-
grünen Koalition war, als man mir nichts, dir nichts und
ohne mit der Wimper zu zucken den Stabilitätspakt auf-
geweicht hat


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau! Das war Joschka Fischer!)


und als man, ohne Widerstand zu leisten, der Aufnahme
Griechenlands in die Euro-Zone zugestimmt hat. Das ist
Ihre Politik von damals, aus der Sie bis heute nichts ge-
lernt haben. Deswegen sind wir froh, dass Sie in der Op-
position sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Von Europa keine Ahnung!)


w
A
ti
c
w
D
n
m

F
d
b

D
le
P

A
d
ti
k

m
li
R
b
n
W
E
a
d

b
s
a

D
s
h
M

s
c
b

(C (D Die Arbeit am Wachstumsund Stabilitätspakt wird eitergehen. Es wird auch in der Zukunft eine wichtige ufgabe bleiben, die Sanktionen zu verschärfen, die Stastiken noch klarer, ehrlicher und transparenter zu mahen und insgesamt mehr auf Indikatoren wie die Enticklung der Gesamtverschuldung zu achten. Diese inge sind nicht vom Tisch, sondern sie müssen in den ächsten Monaten umgesetzt und politisch tragfähig geacht werden. Wir brauchen noch mehr Koordinierung. Aber Ihre orderung, Herr Trittin, nach einer Vergemeinschaftung er Haushalts-, Wirtschaftsund Finanzpolitik in Europa zw. im Euro-Land weise ich zurück. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nichts begriffen!)


as muss auch in der Zukunft eine Aufgabe der nationa-
n Regierungen sein, unter Kontrolle der nationalen
arlamente.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der Kern der Kontroverse!)


uch künftig muss der Europäische Rat der Ort sein, an
em die gemeinsame Koordinierung der nationalen Poli-
ken stattfindet. Daran kann und darf es auch in der Zu-
unft keinen Zweifel geben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ja, wir brauchen eine stärkere Koordinierung, und wir
üssen Wege dafür finden, die Idee der deutschen Stabi-
tätskultur auf andere Staaten innerhalb des Euro-
aums zu übertragen. Das ist ohne Frage richtig; da ha-
en Sie recht. Ich denke, man darf dabei auch diejenigen
icht ausschließen, die Interesse daran haben, diesen
eg der Stabilität mit uns zu gehen, auch wenn sie den

uro noch nicht eingeführt haben, namentlich Polen,
ber auch, wie gesagt, Tschechien und die anderen Län-
er, die dieses Interesse haben.

Die Menschen in Deutschland und in ganz Europa ha-
en sich gewünscht, dass sie einen Euro bekommen, der
o stark ist wie die D-Mark. Der Euro ist heute stärker
ls die D-Mark.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Gerade weil er so stark ist, können Sie die Euro-Bonds machen!)


afür, dass er das auch bleibt und dass er weiterhin die
tabile Währung ist, auf die übrigens viele auch außer-
alb von Europa ihre Hoffnung setzen, bürgen Angela
erkel und diese Bundesregierung mit ihrem Kurs.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, deswegen wün-
chen wir Ihnen alles Gute, viel Glück und eine glückli-
he Hand bei der Aufgabe, die Ihnen in den nächsten
eiden Tagen bevorsteht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


8834 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010


(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708001800

Dr. Diether Dehm ist der nächste Redner für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708001900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Viel zu kurzfristig hat der Bundestag erfahren, dass
morgen auf dem Europäischen Rat ein Beschluss zur
Änderung des Vertrages über die Arbeitsweise der Euro-
päischen Union – AEUV – gefasst werden soll. Das ist
ganz sicher ein Vorhaben nach dem Zusammenarbeitsge-
setz. Hier spreche ich Sie an, Herr Lammert, der Sie
sich, wie man hört, auch in Ihrer Partei oft beherzt für
die Rechte nach diesem Zusammenarbeitsgesetz einset-
zen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist bei uns ganz normal und nichts Außergewöhnliches!)


Darüber hätte die Bundesregierung den Bundestag recht-
zeitig informieren müssen,


(Beifall bei der LINKEN)


und sie hätte dem Parlament rechtzeitig die Möglichkeit
zur vorherigen Stellungnahme geben müssen. Das hat
sie nicht getan. Frau Bundeskanzlerin, damit haben Sie
ein weiteres Mal Ihre gesetzlichen und verfassungsmäßi-
gen Pflichten grob verletzt.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Vertrag von Lissabon ist jetzt gerade einmal ein
Jahr in Kraft. Alle Probleme der EU sollten damit gelöst
werden, und er sollte lange Zeit unverändert bleiben.
Das verkündeten die Bundesregierung, aber auch SPD
und Grüne damals mit viel Pathos. Das alles ist jetzt
Schall und Rauch. Schon jetzt ändern Sie das Vertrags-
recht radikal, indem Sie die Bail-out-Klausel außer Kraft
setzen.

Die Ursachen für die Finanzkrise bleiben also unan-
getastet, zum Beispiel dieser irrsinnige Art. 63 AEUV,
wodurch jegliche Beschränkung des turbokapitalisti-
schen Finanzverkehrs verboten wird. Der US-Milliardär
Warren Buffett, den Sie ja oft wegen seiner Spenden lo-
ben, nannte diese Spekulationsgeschäfte – Zitat – „finan-
zielle Massenvernichtungswaffen“. Sagen wir es einmal
klar: Die Profiteure von Hunger, Massenarbeitslosigkeit,
Krieg und Finanzkrise lassen Sie unangetastet.


(Beifall bei der LINKEN)


Ohne die Einführung einer sozialen Fortschrittsklau-
sel, wie Sie von Gewerkschaften, Christen, Attac und
den Linken gefordert wird, zerreißen Sie die EU. Das ist
keine Science-Fiction-Vision: Da brennende Autos in
den Vorstädten von Paris und Athen, hier gut bewachte
Paläste. Ihre EU bleibt die EU derer, die sich Parteispen-
den in Höhe der Allfinanz und der Familie Quandt leis-
ten können.

Die aggressive deutsche Exportstrategie, die durch
ein immer weiteres Herabpressen der deutschen Lohn-
stückkosten – die Lohnstückkosten und damit die deut-

s
te
c
d

d
Ic
S
H
b


ra

F
s
k
L

W
w
c
s

E
fa
te
s

S
m
n
u

tr
A

z
n
s
s
s
d

(C (D chen Löhne entwickeln sich auch jetzt wieder nach unn – und damit durch das Herabpressen der Kaufkraft harakterisiert ist, schießt sich selbst ins Knie und prouziert immer mehr Zahlungsunfähigkeit in der EU. Frau Homburger und Herr Fricke, Herr Kubicki hat ie FDP ja mit der DDR im Zerfallsprozess verglichen. h kann Ihnen nur eines sagen: Soeben meldet n-tv, die üdwest-FDP fordere den Rücktritt von Westerwelle. err Westerwelle, ich weiß nicht, ob Sie das schon mitekommen haben. Der ist schon weg; das ist richtig. Einigen wir uns dauf. Eines jedenfalls ist klar: Wenn ich Sie höre, Herr ricke und Frau Homburger, dann kommt mir das tatächlich vor wie weiland Erich Honecker – mit einer leinen Änderung –: Den Neoliberalismus in seinem auf halten weder Ochs noch Esel auf. enn es mit dem Neoliberalismus in seinem Lauf abärts ging, haben sich schon mancher Ochs und man her Esel daran versucht, diese Fahrt abwärts abzubremen. Der Neoliberalismus ist hoffnungslos verloren. (Beifall bei der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Ich sage nur: Überholen ohne einzuholen!)


(Zurufe von der LINKEN: Er ist schon weg!)


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, wir wollen mit unserem
ntschließungsantrag ein transparentes Änderungsver-
hren des Vertrags erreichen. Sie wollen ein sogenann-
s vereinfachtes Verfahren, weil Sie die Öffentlichkeit

cheuen wie der Vampir das Tageslicht.


(Heiterkeit des Abg. Axel Schäfer [Bochum] [SPD])


ie wollen heute eine vertragswidrige intransparente Er-
ächtigung für einen sogenannten Stabilisierungsmecha-

ismus zur Fortsetzung Ihrer EU-Politik für Ackermann
nd die Superreichen.


(Otto Fricke [FDP]: Und Sie wollen über Ihre Zeit reden!)


Wer Euro-Bonds jetzt so dogmatisch verweigert,
eibt die EU auseinander. Sie, Frau Merkel, sind eine
ntieuropäerin par excellence.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708002000

Herr Kollege.


Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708002100

Ich komme zum Schluss. – Letztlich wird diese Krise

ur Verstaatlichung des gesamten Kreditsektors führen,
icht nur der Schrottbanken, sondern auch der Deut-
chen Bank als Diktatorin deutscher Wirtschaftspolitik
eit 1933; denn wenn Kredite das Blut der Wirtschaft
ind, dann dürfen wir die Blutbank nicht mehr länger
en Vampiren überlassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8835


(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708002200

Michael Stübgen ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Michael Stübgen (CDU):
Rede ID: ID1708002300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich möchte am Schluss dieser Debatte versu-
chen, unsere Aufmerksamkeit noch einmal darauf zu
lenken, was morgen beim Europäischen Rat zur Ent-
scheidung ansteht. Es geht um Folgendes – Herr Dehm,
hören Sie genau zu –: Der Rat strebt eine politische Eini-
gung auf eine kleine Vertragsänderung nach Art. 48 des
Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union
in Art. 136 AEUV, den Euro-Artikel, an. Der formelle
Beschluss über die Vertragsänderung soll im März nächs-
ten Jahres gefasst werden. Selbstverständlich werden wir
dafür sorgen, dass der Bundestag im Vorfeld – so wie es
das Integrationsverantwortungsgesetz vorschreibt – das
Einvernehmen mit der Bundesregierung zu dieser Ver-
tragsänderung herstellt. Aber wir sind jetzt schon in der
Lage, ziemlich genau über das, was geplant ist, zu disku-
tieren.

Da will ich zwei Anmerkungen machen. Ich höre stän-
dig die Behauptung, die Bundesregierung und die Koali-
tionsfraktionen hätten in den letzten Monaten keinen kla-
ren Kurs darüber gehabt, was wir in Europa ändern
müssen. Ich will Sie daran erinnern: Nachdem wir im
Mai dieses Jahres sehr kurzfristig und sehr schnell den
europäischen Rettungsschirm beschlossen haben, haben
wir von Anfang an in aller Klarheit darauf hingewiesen,
dass – erstens – dieser europäische Rettungsschirm nur
ein befristetes Notinstrument sein kann und dass – zwei-
tens – wir darangehen müssen, im sekundärrechtlichen
Teil des Vertrages den Stabilitätsvertrag deutlich zu ver-
schärfen, deutlich zu verändern. Aber wir haben auch
von Anfang an klargemacht, dass es notwendig sein wird,
eine Vertragsänderung anzustreben.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


Ich kann mich daran erinnern, dass viele Leute in
ganz Europa gesagt haben: Bloß keine Vertragsände-
rung; das ist alles sehr kompliziert. – Wir haben daran
festgehalten, dass es sein muss.

Was ist seit Mai/Juni dieses Jahres passiert? Seit Sep-
tember liegt der Vorschlag der Europäischen Kommis-
sion, das sogenannte Governance Package, vor, eine An-
zahl von Verordnungen und Richtlinien, die zu einer
nachhaltigen Verschärfung des Stabilitätspakts in Europa
führen werden. Es gibt seit Oktober einen einstimmigen
Vorschlag der Task Force des Europäischen Rates, der in
einzelnen Teilen minimal anders ist als der Vorschlag der
Europäischen Kommission. Wir werden in der Lage sein,
bis zum Sommer des nächsten Jahres – so ist der Zeitplan
des Europäischen Parlaments, der Fachministerräte und
der Europäischen Kommission – diese sekundärrechtli-
che Änderung durchzusetzen. Das ist ein Quantensprung
in unserem Bemühen darum, in Zukunft ähnliche
Schwierigkeiten und Katastrophen auf den Finanzmärk-
ten bzw. ähnliche Verschuldungssituationen in Mitglieds-


m

a
v
d
c
L
w
k

k
z
D
n
le
E
v
m
fe

u
n
s
d

fe
u
d
u
v
u
s
g
s

s
V
g
E
fo
g
b
tr
c

k

s
J

s
m

(C (D ndern und Euro-Ländern verhindern zu können. Darauf uss man hinweisen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Des Weiteren haben wir immer gesagt, dass es nicht
usreichen wird, nur sekundärrechtliche Änderungen
orzunehmen, sondern um eine dauerhafte Einrichtung
es Stabilitätsmechanismus zu ermöglichen, der ausrei-
hend vertraglich fixiert ist, und um dauerhaft in der
age zu sein, notleidenden Staaten zu helfen, müssen
ir auch eine Vertragsänderung anstreben. Genau diese
leine Vertragsänderung wird diskutiert.

Die Euro-Gruppe und der letzte Ecofin-Rat haben sehr
onkrete Vorschläge gemacht, die in etwa auch morgen
ur Debatte und zur Beschlussfassung vorliegen werden.
as führt dazu, dass wir zum einen den Stabilitätsmecha-
ismus dauerhaft sichern. Zum Zweiten wollen wir fest-
gen, dass bei Verlust der Schuldentragfähigkeit eines
uro-Mitgliedslandes ein geordnetes Umstrukturierungs-
erfahren mit Einbeziehung der privaten Gläubiger er-
öglicht und auch in den Zusatzverträgen vertraglich
stgelegt wird.

Diese Vertragsänderung wollen wir bis zum Jahr 2012
msetzen. Wir sind dabei auf einem guten Weg. Vor we-
igen Wochen allerdings – das muss ich ehrlich sagen –
ah es nicht so aus, als ob wir dazu in der Lage sein wür-
en.

Wirklich verwirrend und schwierig ist aber in der öf-
ntlichen Diskussion zurzeit die Tatsache, dass es eine

nüberschaubare Vielzahl von mehr oder weniger durch-
achten Vorschlägen gibt, wie man mit der Euro-Krise
mgehen könnte. Ich will nur auf zwei Tickermeldungen
on heute Morgen hinweisen. Reuters schreibt: „Steinbrück
nd Steinmeier plädieren für Eurobonds“. Zeitgleich
chreibt die dapd, Steinmeier habe im ZDF-Morgenma-
azin gesagt, mit Euro-Bonds sei das Problem nicht zu lö-
en. – Es scheint ja sehr gradlinig zu sein, was Sie wollen.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Sie hätten eben zuhören müssen! Da habe ich es gesagt!)


Wir haben heute von Herrn Steinmeier gehört, dass er
ich für limitierte Euro-Bonds ausspricht. Haben Sie den
orschlag von Jean-Claude Juncker nicht gelesen? Darin
eht es um limitierte Euro-Bonds. Also wollen Sie die
uro-Bonds, wie Juncker sie vorschlägt. Des Weiteren
rdern Sie einen intelligenten Haircut. Haben Sie nicht

elesen, was die Euro-Finanzminister beschlossen ha-
en? Das geplante Vorgehen bei Verlust der Schulden-
agfähigkeit eines Landes sieht einen intelligenten Hair-
ut vor. Was wollen Sie mehr? Sie könnten dann doch
aber dazu werden Sie sich sicherlich nicht durchringen

önnen – unseren Vorschlägen zustimmen.

Ich will noch kurz auf einen breit diskutierten Vor-
chlag eingehen, den der Premierminister von Luxemburg,
ean-Claude Juncker, vor kurzem gemacht hat: die Ein-
hrung der sogenannten Euro-Bonds. Im Übrigen ist die-

er Vorschlag von Jean-Claude Juncker nahezu identisch
it dem Vorschlag des Brüsseler Instituts Bruegel.

8836 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Michael Stübgen


(A) )


)(B)

Gestatten Sie mir drei kurze Anmerkungen dazu – das
muss man wissen, bevor man lauthals Euro-Bonds for-
dert –: Erstens würde die Einführung der Euro-Bonds
eindeutig eine große Vertragsänderung bedeuten. Wir
bräuchten dazu auf europäischer Ebene einen Konvent,
eine Regierungskonferenz


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Die werdet ihr sowieso machen!)


und zig verschiedene Referenden. Ich erinnere nur da-
ran, wie lange wir gebraucht haben, um den Lissabon-
Vertrag umzusetzen, der einst als Verfassungsvertrag ge-
plant war. Das dauert Jahre. Wir haben aber nicht jahre-
lang Zeit, zu diskutieren. Wir müssen jetzt entscheiden.

Zweitens – das ist schon mehrfach angesprochen wor-
den –: Wenn wir Euro-Bonds bekämen, würden sie mit
Sicherheit sofort zu einer deutlichen Steigerung der
deutschen Zinslast und damit zu Milliarden Mehrausga-
ben von Bund, Ländern und Gemeinden führen. Das
muss man den Menschen sagen, bevor man sie als kom-
mendes Heilsinstrument beschreibt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Drittens. Viele glauben – das ist eine trügerische
Hoffnung –, dass die Spekulationen plötzlich aufhören
würden, wenn wir Euro-Bonds bekämen. Ich sage Ihnen
voraus, dass das nicht passieren wird, und zwar aus fol-
gendem Grund: Jean-Claude Juncker schlägt vor, dass
sich die Euro-Bonds, das heißt die gemeinschaftliche
Absicherung, auf bis zu 40 Prozent der Verschuldung der
Nationalstaaten im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt
beziehen sollen. Die Frage ist: Was ist mit dem Rest der
Verschuldung? Nahezu alle Euro-Länder haben eine
deutlich höhere Verschuldung als 40 Prozent. Es würde
wahrscheinlich nur Tage dauern, bis es zu Spekulationen
auf den Kapitalmärkten und zu einer Diskussion darüber
kommt, ob wir nicht auf 60, 80 oder 100 Prozent gehen
müssten. Dann wäre das Dilemma schlimmer als heute.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die CDU/CSU-Fraktion unterstützt die kleine Ver-
tragsänderung als Ziel der Bundesregierung. Wir hoffen,
dass es morgen zu einer klaren und deutlichen Einigung
für diese kleine Vertragsänderung kommt.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das ist keine kleine Vertragsänderung!)


Schon Anfang nächsten Jahres werden wir in diesem
Haus detailliert über die Inhalte dieser Vertragsänderung
einschließlich der Folgegesetze debattieren.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das tarnt ihr nur als kleine Vertragsänderung!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708002400

Zum Schluss der Debatte erhält der Kollege

Dr. Michael Luther ebenfalls für die CDU/CSU-Fraktion
das Wort.

K
is

E

E
n

D
D
a
Z
d
D

d
d
h
in
ri
w
le
ro

b
k
n
te

in
B

b
D
w
d
R
s
d
d

M
ü
L
F
E

(C (D Herr Bundestagspräsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Europa ist uns wichtig, Europa ist richtig. Das t die richtige Antwort in einer globalen Welt. uropa ist auf einem guten Weg. uropa hat sich bewährt und bewährt sich auch heute och. (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Genau! – Beifall des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1708002500

(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Toll!)


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Klasse!)


ie Finanz- und Wirtschaftskrise hat alle, auch uns in
eutschland, kalt getroffen. In Deutschland sind wir gut

us der Krise herausgekommen, weil wir die Zeichen der
eit verstanden und gesagt haben: Wir müssen konsoli-
ieren und unsere Wirtschaft stärken. Das wird in
eutschland von den Märkten honoriert.

Mit dem Blick auf Europa muss man aber feststellen,
ass die Finanz- und Wirtschaftskrise Probleme aufge-
eckt hat, die es zu lösen gilt. Aus dem, was Frau Merkel
ier vorgetragen hat und was mein Kollege Herr Stübgen
seiner Rede gerade wiederholt hat, ergeben sich die
chtigen vernünftigen, kleinen Schritte, die jetzt getan
erden müssen, um aus den entstandenen Problemen zu
rnen und um Stabilität auf den Finanzmärkten in Eu-
pa wiederherzustellen.

Vorhin habe ich Herrn Steinmeier zugehört. Ich fand
eeindruckend, dass er sagte: Was wir brauchen, ist ein
räftiges Signal. – In der weiteren Rede habe ich zu-
ächst außer Kritik vonseiten der Opposition nichts wei-
r gehört.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sind Sie das kräftige Signal?)


Dann kamen allerdings zwei Vorschläge, nämlich der
telligente Haircut und die limitierten Euro-Bonds.
eide Vorschläge halte ich für limitiert intelligent.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was wir in Europa brauchen, ist Solidarität. Das ha-
en wir zum Beispiel mit dem Rettungsschirm gezeigt.
ieser Rettungsschirm allein funktioniert jedoch nicht,
enn er nicht mit Hausaufgaben für die betroffenen Län-
er verknüpft wird. Die europäischen Staaten, die den
ettungsschirm in Anspruch nehmen wollen, müssen

ich mit den Fragen der Haushaltskonsolidierung und
er Konsolidierung ihrer Wirtschaft beschäftigen, wie
as auch Deutschland getan hat.

Man muss sich die Frage stellen: Warum sind die
ärkte so nervös? Sie sind nervös, weil sie sich Sorgen

ber die Wirtschafts- und Finanzlage in bestimmten
ändern machen und weil sie diese Situation beunruhigt.
ür mich stellt sich die Frage, ob uns in dieser Situation
uro-Bonds etwas nutzen.

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8837

Dr. Michael Luther


(A) )


)(B)

Ich habe versucht, mir das Ganze an einem einfachen
Beispiel zu verdeutlichen. Stellen Sie sich vor, Ihr Sohn
erzählt Ihnen eines Tages, dass er in der letzten Zeit lei-
der einige Schulden gemacht und über seine Verhältnisse
gelebt hat. Er gibt also mehr Geld aus, als er hat.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das sind Beispiele auf Bild-Zeitungs-Niveau!)


Was machen Sie dann? Sie könnten natürlich zuschauen,
wie er mit dieser Situation zurechtkommt. Das machen
Sie als Familienvater aber nicht, weil Sie sich sagen: Wir
sind eine Familie, und eine Familie ist eine Solidarge-
meinschaft, in der man sich gegenseitig hilft. – Genauso
machen wir es in der Europäischen Union.

Wie helfen Sie Ihrem Sohn? Sie überlegen mit ihm
gemeinsam, warum diese Situation eingetreten ist und
was man tun kann, um aus ihr herauszukommen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Sie sind der Vater von Griechenland!)


Erst danach machen Sie sich daran, die aktuellen Finanz-
probleme in den Griff zu bekommen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Der Vater der irischen Banken!)


Notfalls werden Sie das Konto Ihres Sohnes ausglei-
chen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Des Bankenplatzes Irland!)


Es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Man könnte sei-
nem Sohn sagen: Mein lieber Sohn, ich erteile dir Kon-
tovollmacht, gebe dir meine Kreditkarte, und du kannst
so weitermachen wie bisher. – Um nichts anderes han-
delt es sich bei den Euro-Bonds.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Nein! Das sind Euro-Bonds nicht! Euro-Bonds sind 0,2 Prozent!)


Es geht eben nicht, dass manche Schulden machen
und alle anderen dafür haften sollen. Das trägt nicht zur
Lösung der vorhandenen Probleme bei. Die Finanz-
märkte werden ihr Augenmerk darauf richten, ob die
Haushalte und die Wirtschaft in den betroffenen Ländern
in Ordnung sind oder nicht. Erst wenn die einzelnen
Wirtschaftslagen in Ordnung gebracht werden, werden
sich die Finanzmärkte beruhigen.

Ich sage an dieser Stelle ganz klar: Auf die CDU/CSU
und die FDP ist Verlass. Wir werden in Solidarität mit
den anderen europäischen Staaten uns darum bemühen,
dass die Solidargemeinschaft Europa funktioniert. Aber
wir werden jede Solidarität an die Erfüllung der richti-
gen und notwendigen Hausaufgaben knüpfen. Wir unter-
stützen ausdrücklich Frau Merkel auf dem vor uns lie-
genden Gipfel des Europäischen Rats. Das, was die Frau
Bundeskanzlerin vorgetragen hat, sind die richtigen
Schritte. Es geht um robuste Krisenbewältigungsmaß-
nahmen. Es geht um die Einbindung privater Gläubiger.
Es geht um eine tiefere wirtschaftspolitische Integration.

E
k

ß
d
D
ß
D
d
u

ß
1
W
ß
S

ß
D
ß
D
C
S

ru
S
v

b
Ä
E
d

ri
g
a
re
s

d

B
ri
U
d
g

(C (D s geht aber nicht um die Vergemeinschaftung von Risien. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Was ist denn Solidarität anderes als die Vergemeinschaftung von Risiken?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708002600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Entschlie-
ungsanträge, und zwar zunächst zur Abstimmung über
en Entschließungsantrag der Fraktion der SPD auf
rucksache 17/4183. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
er Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der bei-
en Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von SPD
nd Grünen bei Enthaltung der Linksfraktion abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache
7/4184. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschlie-

ungsantrag ist mit den Stimmen des Hauses gegen die
timmen der Fraktion Die Linke abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
rucksache 17/4185. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
er Entschließungsantrag ist mit den Stimmen von
DU/CSU, FDP und Linken gegen die Stimmen von
PD und Grünen abgelehnt.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Fraktionen haben vereinbart, dass die Regie-
ngsbefragung heute insgesamt 45 Minuten dauern soll.

ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
erfahren wir so.

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
inettssitzung mitgeteilt: Entwurf eines Gesetzes zur
nderung wehrrechtlicher Vorschriften 2011 und
ntwurf eines Gesetzes zur Einführung eines Bun-
esfreiwilligendienstes.

Das Wort für die einleitenden je fünfminütigen Be-
chte haben zunächst der Bundesminister der Verteidi-
ung, Herr Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, und
nschließend die Bundesministerin für Familie, Senio-
n, Frauen und Jugend, Frau Kristina Schröder. – Bitte

chön, Herr Minister.

Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bun-
esminister der Verteidigung:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
undesregierung hat heute die Eckpunkte zur Neuaus-
chtung der Bundeswehr und als ersten Schritt zu deren
msetzung den Entwurf eines Gesetzes zur Aussetzung
es Grundwehrdienstes und zur Einführung des freiwilli-
en Wehrdienstes beschlossen. Ich darf an dieser Stelle

8838 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Bundesminister Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg


(A) )


)(B)

vielen von Ihnen für zahlreiche Impulse und hilfreiche
Hinweise, die aus den Facharbeitsgruppen aller Fraktio-
nen gekommen sind, danken.

Mit den heute verabschiedeten Eckpunkten bekräfti-
gen wir unsere Absicht, die Bundeswehr als leistungsfä-
higes Instrument unserer Sicherheitspolitik zu stärken
und sie konsequent auf die heutigen und absehbaren He-
rausforderungen auszurichten. Mit den beschlossenen
Eckpunkten decken wir vier entscheidende Bereiche ab.
Wir sorgen zum Ersten dafür, dass die Bundeswehr ihren
Auftrag entsprechend den aktuellen und in Zukunft zu
erwartenden sicherheitspolitischen Rahmenbedingun-
gen erfüllen kann. Wir leiten daraus zum Zweiten den er-
forderlichen Gesamtumfang der Streitkräfte ab. Wir
schaffen zum Dritten eine Wehrform, die unter Berück-
sichtigung der aktuellen sicherheitspolitischen Lage eine
angemessene Abwägung zwischen Freiheit und bürger-
schaftlicher Verantwortung darstellt und dabei zumin-
dest konzeptionell nicht auf eine Rekonstitutionsfähig-
keit verzichtet. Wir stärken zum Vierten insgesamt die
Kosteneffizienz und den verantwortlichen Umgang mit
knappen Ressourcen.

Es ist deshalb folgerichtig, dass wir zeitgleich mit den
Eckpunkten eine Gesetzesnovelle zum Wehrpflichtge-
setz auf den Weg bringen. Die Pflicht zum Grundwehr-
dienst wird zum 1. Juli 2011 ausgesetzt. Anstelle des
Grundwehrdienstes tritt ein neuer freiwilliger Wehr-
dienst von 12 bis 23 Monaten für junge Frauen und
junge Männer. Weder die verfassungsrechtliche noch die
einfachgesetzliche Grundlage der Wehrpflicht wird
gänzlich abgeschafft. Im Kern wird damit die Verpflich-
tung zum Grundwehrdienst ausgesetzt.

Dies unterstreichen wir zunächst dadurch, dass wir
den neuen freiwilligen Wehrdienst im Wehrpflichtgesetz
verankern. Auf der Grundlage der bei den Meldebehör-
den erhobenen Daten werden wir künftig junge Men-
schen mit Informationsmaterial über einen Freiwilligen-
dienst in der Bundeswehr versorgen. Dies gewährleistet,
dass wir möglichst alle potenziellen Interessenten errei-
chen. So stellen wir sicher, dass diejenigen, die echtes
Interesse haben, auch eine ausführliche persönliche Be-
ratung erhalten können. Damit ist zugleich sichergestellt,
dass wir junge Frauen und Männer gleichermaßen errei-
chen. Dieses Verfahren ist datenschutzrechtlich völlig
unproblematisch und zudem mit einem vergleichsweise
geringen bürokratischen Aufwand verbunden. Diese
neue Form einer Datenerfassung tritt an die Stelle der
bisherigen Erfassung, die aber im Spannungs- und Ver-
teidigungsfall wie die gesamte Verpflichtung zum
Grundwehrdienst wieder aufleben würde.

Im Vorgriff auf die gesetzliche Regelung lässt sich ge-
währleisten, bereits ab dem 1. März des kommenden
Jahres niemanden mehr gegen seinen Willen einzuberu-
fen. Wir haben zu diesem Zeitpunkt zwar noch die ge-
setzliche Ermächtigung, werden von ihr aber nur inso-
weit Gebrauch machen, als junge Männer sich damit
einverstanden erklären, freiwillig weiterhin Grundwehr-
dienst leisten zu wollen. Sie können dann bei Interesse
und Eignung in den freiwilligen Wehrdienst überführt
werden.

li
n
tr

a
fr
W
F
s
s
z
re
s
w
w
b

s
n
v
ih
h
e
D
fa
c


w
K
d
b
n

li

B
fr
G
d
s
d
K
F

in
b
li
m
J
u
Z
e
g

(C (D Meine Damen und Herren, ich bin sehr zuversichtch, dass wir genügend Interessenten ansprechen könen; denn wir werden den freiwilligen Wehrdienst ataktiv ausgestalten. Den Wehrsoldzuschlag, der bislang r zusätzlichen freiwilligen Wehrdienst Leistende erst b dem siebten Dienstmonat gezahlt wurde, erhalten die eiwillig Wehrdienst Leistenden künftig von Anfang an. ir verdeutlichen damit, dass junge Männer und junge rauen ihren Dienst in der Bundeswehr im Sinne eines taatsbürgerlichen Engagements leisten können, ohne ich gleich berufsmäßig als Soldat auf Zeit verpflichten u müssen. Hierdurch können wir bewährte Verfahrensgeln, zum Beispiel bezüglich der Personalgewinnung, owie bestehende rechtliche Vorgaben für den Grundehrdienst auch für den freiwilligen Wehrdienst für anendbar erklären. Dies dient nicht zuletzt einer sehr unürokratischen und schnellen Umsetzung. In meinen Augen ist es selbstverständlich, dass geetzgeberische Entscheidungen, gerade wenn mit ihnen euartige Institutionen wie der freiwillige Wehrdienst erbunden sind, regelmäßig auf ihre Praktikabilität und re gesellschaftliche Akzeptanz überprüft werden. Wir aben uns darauf verständigt, bis zum 1. Januar 2013 ine einheitliche Rechtsgrundlage für den freiwilligen ienst in den Streitkräften zu schaffen. Hier werden Erhrungen mit dem freiwilligen Wehrdienst entspre hend einfließen. Wehrform, -umfang, -strukturen, -fähigkeiten und -ausstung stehen in einem wechselseitigen Verhältnis. Dies ird deutlich, wenn wir uns mit den Eckpunkten die onturen der Neuausrichtung vergegenwärtigen. Mit en beschlossenen Eckpunkten kann die Neuausrichtung eginnen, und in den nächsten Monaten werden wir die otwendigen Feinausplanungen dafür leisten. Vielen Dank. Frau Ministerin, bitte. Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Famie, Senioren, Frauen und Jugend: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das undeskabinett hat heute die Einführung eines Bundeseiwilligendienstes beschlossen. Mit dem vorliegenden esetzentwurf wollen wir zum Ersten die Einsatzkräfte, ie durch die Aussetzung des Zivildienstes wegfallen, oweit es irgend geht kompensieren. Zum Zweiten weren wir mit diesem Gesetzentwurf einen Auftrag des oalitionsvertrages umsetzen, nämlich die Stärkung der reiwilligendienste der Länder. Die Debatte über den Wegfall des Zivildienstes wurde den letzten Monaten von Bürgern, Trägern und Ver änden mit großem Interesse verfolgt. Es wurde deutch, dass sich sehr viele Menschen Gedanken darüber achen, was es bedeutet, wenn der Zivildienst wegfällt. eder von uns hat Erfahrungen aus seinem Wahlkreis nd weiß um die besondere Bedeutung der Leistung der ivis für die Humanität unserer Gesellschaft. Hier geht s um Dinge wie „Essen auf Rädern“, um behinderte Juendliche, die von Zivis in die Schule begleitet werden, Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8839 Bundesministerin Dr. Kristina Schröder )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708002700

(A) )

oder um die alte Dame, die nur mithilfe ihres Zivis auch
einmal in den Garten kommt und frische Luft schnappen
kann. Angesichts der Arbeit, die die Zivis leisten, sind
sie uns allen in den letzten Jahrzehnten sehr ans Herz ge-
wachsen.

Die Aussetzung der Wehrpflicht, mit Sicherheit einer
der größten Veränderungsprozesse der letzten 20 Jahre,
hat nicht nur Bedeutung für die Bundeswehr, sondern
auch Bedeutung für das Leben von jungen Männern. Sie
hat Bedeutung für die soziale Infrastruktur unserer Ge-
sellschaft. Aber es ist ganz klar: Man kann die Wehr-
pflicht nicht über den Zivildienst begründen. An dem
Tag, an dem die Wehrpflicht endet, endet auch der Zivil-
dienst.

Natürlich ist das deshalb schade, weil uns in Zukunft
die Zivis fehlen werden; aber es ist auch gerade deswe-
gen schade, weil der Zivildienst für viele junge Männer
bisher die einzige Möglichkeit war, Interesse an einem
sozialen Beruf zu finden und mit diesen Feldern in Kon-
takt zu kommen. Die wenigen Männer, die zum Beispiel
in Kitas arbeiten, kamen in der Regel über den Zivil-
dienst in diesen Beruf hinein.

Es ist unsere Pflicht und Schuldigkeit, uns Gedanken
darüber zu machen, wie wir die Aussetzung des Zivil-
dienstes so weit wie irgend möglich kompensieren kön-
nen. Das bringen wir mit dem Entwurf eines Gesetzes
zur Einführung eines Bundesfreiwilligendienstes auf den
Weg. Gleichzeitig stärken wir damit die Freiwilligen-
dienste der Länder.

Die Eckpunkte werden Ihnen bekannt sein:

Wir wollen den Bundesfreiwilligendienst für Männer
und Frauen öffnen. Wir wollen ihn für Menschen jeder
Altersgruppe öffnen.

Die Regeldauer des Bundesfreiwilligendienstes soll
12 Monate betragen; 6 bis 18 Monate sollen möglich
sein, 24 Monate in Ausnahmefällen.

Wir wollen, dass der Bundesfreiwilligendienst von
unter 27-Jährigen in Vollzeit und von über 27-Jährigen
mit mindestens 20 Stunden die Woche geleistet wird.
Der Hintergrund für diese Regelung ist folgender: Wenn
man das weiter herunterschrauben würde und zum Bei-
spiel einen Dienst für zehn oder fünf Wochenstunden er-
möglichen würde, liefe man Gefahr – so unsere Befürch-
tung –, ehrenamtliches Engagement zu verdrängen, etwa
im Katastrophenschutz. Ich glaube, das will niemand
von uns.

Der Bundesfreiwilligendienst soll arbeitsmarktneutral
gestaltet werden. Es dürfen keine regulären Arbeits-
plätze ersetzt werden. Es geht allein um unterstützende
Tätigkeiten.

Der Bundesfreiwilligendienst soll in den Bereichen
und an den Einsatzorten des bisherigen Zivildienstes ge-
leistet werden. Hinzu kommen Einsatzbereiche wie
Sport, Integration, Kultur, Bildung sowie Zivil- und Ka-
tastrophenschutz.

Die Freiwilligen werden gesetzlich sozialversichert.
Ihr Taschengeld handeln sie wie beim FSJ und FÖJ mit

d
g
k

in
h
k
b
n
ra
L

g
g
s
M
g
b
G
m
e
e
D
m
D

c
E
G

s
ü
u
m
re

m
le
s
W
w
z
te
e

li

s
n
ti

(C (D en Trägern aus. Es gibt aber eine einheitliche Oberrenze für Ost und West. Unterhalb dieser Obergrenze ann frei vereinbart werden. Durch die Ressortabstimmung, aber auch durch die tensiven Gespräche mit den Ländern und Verbänden aben wir sehr viele und sehr wertvolle Anregungen beommen. Ich bin stolz darauf, dass mir Träger gesagt haen, sie seien bei einem Gesetzgebungsverfahren noch ie so gut eingebunden worden wie in diesem Fall. Gede auch der Ausbau der Jugendfreiwilligendienste auf änderebene wird ausgesprochen begrüßt. Jetzt geht es darum, mit der eigentlichen Arbeit zu beinnen; denn wir haben erst den kleinsten Teil der Arbeit eschafft. Jetzt stehen wir vor der großen Gemeinchaftsaufgabe, dafür zu werben, dass möglichst viele änner und Frauen sich in dem neuen Bundesfreiwilliendienst engagieren. Wir dürfen nicht darauf warten, is das Ganze im Bundesgesetzblatt steht, sondern im runde beginnt die Arbeit heute. Es geht darum, klarzuachen, dass der Bundesfreiwilligendienst nicht nur ine Bereicherung für die Gesellschaft, sondern auch ine Bereicherung für jeden Einzelnen ist, der diesen ienst tut. Bund, Länder, Hochschulen und Unternehen sind aufgefordert, Anreize zu schaffen, damit der ienst so attraktiv wie irgend möglich wird. Danke schön, Frau Ministerin. Ich bitte nun, zunächst Fragen zu den Themenbereihen zu stellen, über die soeben berichtet wurde. Der rste, der sich gemeldet hat, war der Kollege Markus rübel. Sodann folgt Hans-Peter Bartels. Frau Bundesministerin, der Bundesfreiwilligendienst oll für alle Altersgruppen offen sein, auch für Menschen ber 27 Jahre, also auch für Seniorinnen und Senioren, nter der Bedingung – so haben Sie gerade gesagt –, dass indestens 20 Wochenstunden geleistet werden. Ist das alistisch? Gewinnen wir so genug Menschen? Meine zweite Frage richtet sich an den Herrn Bundesinister: Durch welche begleitenden Maßnahmen woln Sie die Attraktivität des freiwilligen Wehrdienstes teigern? Sie haben das Thema Wehrsold angesprochen. ie sollen konkret Information und Werbung gestaltet erden? Im Grunde muss der aktuelle Abiturjahrgang eitnah angesprochen werden, bevor sich die Abiturienn um einen Studienplatz kümmern oder andere Wege inschlagen. Frau Ministerin, bitte. Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Famie, Senioren, Frauen und Jugend: Herr Kollege, in der Tat gehen wir mit unserer Abicht, auch ältere Menschen hierfür zu gewinnen, einen euen Weg; wir betreten Neuland. Ich bin aber optimissch, dass es uns gelingen wird, viele ältere Menschen 8840 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Bundesministerin Dr. Kristina Schröder )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708002800
Markus Grübel (CDU):
Rede ID: ID1708002900
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708003000

(A) )

für den Bundesfreiwilligendienst zu gewinnen. Wir wis-
sen zum Beispiel aus dem Freiwilligensurvey der Bun-
desregierung, dass ein Drittel der über 65-Jährigen be-
reits ehrenamtlich engagiert ist und sich ein weiteres
Drittel gerne engagieren würde, dem aber noch der rich-
tige Anknüpfungspunkt fehlt. Der Bundesfreiwilligen-
dienst kann ein solcher guter Anknüpfungspunkt sein.

Die Frage hinsichtlich der 20 Wochenstunden haben
wir uns natürlich auch gestellt. Ich weiß, dass es aus der
Verbandsszene einzelne Überlegungen gab, diese Stun-
denzahl noch etwas herunterzufahren, zum Beispiel auf
zehn oder acht Stunden. Ich befürchte allerdings – das
habe ich schon geschildert –, dass dann reguläres ehren-
amtliches Engagement verdrängt und plötzlich formali-
siert würde. Ich glaube nicht, dass wir das wollen. Des-
halb sage ich: Wir sollten erst einmal schauen, ob wir
unter diesen Voraussetzungen – 20 Stunden pro Woche –
genug Ältere finden, die bereit sind, den Bundesfreiwil-
ligendienst zu leisten. Ich meine, dafür gibt es gute Hin-
weise. Aber natürlich werden wir auch dieses Gesetz
ständig überprüfen.


(Florian Pronold [SPD]: Die gestellte Frage ist beantwortet!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708003100

Nun antwortet der Minister.

Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bun-
desminister der Verteidigung:

Herr Kollege, die Frage der Attraktivität ist eine ent-
scheidende. Sie gilt, wenn man so will, im Grunde für
alle Laufbahngruppen der Bundeswehr. Aber wenn wir
nach der Aussetzung des Grundwehrdienstes junge Men-
schen tatsächlich dafür gewinnen wollen, einen freiwilli-
gen Dienst zu leisten, dann muss die Maßgabe sein, dass
jemand, der zur Bundeswehr kommt, sie besser ausgebil-
det und besser qualifiziert verlässt, als er es zu dem Zeit-
punkt war, als er eingetreten ist. Das mag banal klingen;
aber das hat etwas damit zu tun, dass wir die Aus-, Fort-
und Weiterbildungsangebote, die wir bereits vorhalten,
weiter verbessern und weiter verbessern können. Es gibt
weitere Punkte – einen Punkt, der sich finanziell nieder-
schlagen würde, habe ich schon genannt –, die wir
bereits in einem ganz breiten Attraktivitätsprogramm an-
gelegt haben. Dazu sollen Anfang des Jahres Entschei-
dungen getroffen werden, auch mit Blick auf eine Priori-
sierung. Das ist sehr wichtig; denn wir können nicht
alles auf einen Schlag umsetzen.

Es wird aber auch darauf ankommen, bei Fragestel-
lungen, die wir nicht alleine von der Bundesseite aus be-
antworten können, bei denen wir aber auch im Zusam-
menhang mit dem, was Kollegin Schröder gerade
vorgetragen hat, durchaus einen Mehrwert sehen wür-
den, die Länder mit einzubinden. Wenn ein solcher
Dienst in der Gesellschaft entsprechend honoriert wer-
den soll, dann muss man diese Honorierung auch dar-
stellen können. Zum Beispiel könnte jemand, der diesen
Dienst leistet und sich dann um einen Studienplatz be-
wirbt, einen Bonus erhalten. Das geht aber nur mit einer
entsprechenden Begleitung durch die Bundesländer, aus

d
c

s
s
g

K

B
s
n
A
D
z
g
7
e
v
B

M
D
w
B
g
v
F
m
F
R
B
d
D
w
d
w
5
B

d

E
k
g
h
e
k
b
d

(C (D enen wir aber positive Signale bekommen, dass ein solher Punkt mit aufgenommen werden soll. Berufliche Weiterqualifikation, Ausbildung, Führerchein – diese Punkte habe ich bereits genannt –, das ind Ansätze, die wir in dem weiteren Prozess noch eränzen können. Danke. Nun hat Hans-Peter Bartels das Wort. Danach folgt ai Gehring. Herr Minister, wir begrüßen die Korrekturen, die die undesregierung jetzt vorgenommen hat und mit denen ie sich in unsere Richtung bewegt: weg von dem unsinigen W 6 – das war ein untauglicher Kompromiss zu nfang der neuen Koalition –, hin zu einem freiwilligen ienst in der Bundeswehr. Das ist ein vernünftiges Kon ept, das wir gemeinsam tragen wollen. Das Konzept eht auch weg von der Zahl der doch zu wenigen 500 jungen Leute im Freiwilligendienst – das wäre her symbolisch gewesen – und hin zu der größeren Zahl on 15 000 jungen Leuten, die Sie in die Struktur der undeswehr einbauen wollen. Daraus ergibt sich folgende Frage: Auch wenn die usterung wegfällt, soll weiterhin erfasst werden. Der ienst wird für Frauen und Männer sein; aber erfasst erden nur die jungen Männer. Ihnen soll mit einem rief Informationsmaterial zugeschickt werden. Ist das enug? Oder müsste man nicht in einer ganz neuen und iel breiter angelegten Weise für diese neue Kultur der reiwilligkeit, die wir hier im Hause, wie ich glaube, geeinsam wollen, werben, etwa mit einer Woche der reiwilligendienste? Man könnte sich überlegen, ob die egierung, einzelne Ressorts oder vielleicht sogar der undestag das anregt und einmal im Jahr eine Woche er Freiwilligendienste ausrichtet, in der sich alle diese ienste – dazu gehört auch der Dienst in der Bundesehr – in den Schulen, in der Öffentlichkeit, in den Meien vorstellen, um für diese Angebote zu werben. Es äre problematisch, wenn am Ende von einem über 0 Jahre gelebten Dienst an der Gemeinschaft nur ein rief übrig bleibt. Herr Minister, bitte. Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bunesminister der Verteidigung: Herr Kollege Bartels, ich stimme mit Ihnen überein: in Brief allein wird nicht reichen, um den Grundgedanen des Freiwilligendienstes an der Gesellschaft zu festien und ihn wirklich zu etwas zu formen, das über das inausreicht, was wir heute vorfinden. Gelegentlich ist s sogar so, dass dieser Dienst so gut wie überhaupt eine Honorierung findet. Manche junge Menschen haen sogar einen Nachteil, wenn sie sich, nachdem sie iese neun oder sechs Monate durchlaufen haben, be Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8841 Bundesminister Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708003200
Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1708003300
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708003400

(A) )

werben. Es soll nun dazu kommen, dass man daraus eher
einen Vorteil zieht.

Das Verfahren sieht so aus, dass sich, wie ich vorhin
gesagt habe, die neue Form der Erfassung von Daten, die
nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen betrifft,
auf einen Kernbereich von Daten beschränkt; das ist im
Gesetzentwurf so festgelegt. Ich finde den Gedanken,
eine Woche des Freiwilligendienstes bzw. Tage des Frei-
willigendienstes auszurichten, sehr reizvoll. Wir sollten
uns auch überlegen, in welchen Bereichen man die Mög-
lichkeit hat, möglichst viele junge Menschen auf den
Wert des freiwilligen Dienens hinzuweisen. Ich denke da
beispielsweise an die Schulen. Die Schulen sind einer
der wenigen Bereiche, in dem man quasi jeden jungen
Menschen ansprechen kann. Man darf jetzt nicht in Pa-
nik verfallen – das tun wir wahrscheinlich alle nicht –,
dass in den Schulen nunmehr für Auslandseinsätze ge-
worben würde; eine entsprechende Diskussion hatten
wir in diesem Jahr schon. Ein Werben für den Wert der
Freiwilligkeit sollte man aber durchaus andenken, und
man sollte jede Möglichkeit, wie man diesen Gedanken
vertiefen kann, in Ansatz bringen.

Ich möchte noch einen Gedanken hinzufügen: In den
nächsten Monaten, in der Phase des Übergangs, ist es
ganz wichtig, dass wir die Kreiswehrersatzämter, die wir
jetzt noch vorhalten, aber bei denen sich noch einiges
ändern wird, so umgestalten – das ist eine Frage der
Feinausplanung –, dass sie in der Form, die am Ende in
veränderten Ansätzen entstehen wird, zunehmend Dienst-
leister in der Hinsicht werden, dass ihre Angebote so un-
terfüttert werden, dass junge Menschen angesprochen
werden. Damit kann diesen, wenn sie kommen, ein brei-
teres Angebot dargestellt werden, als es im Zweifelsfall
in einem Brief möglich ist. Dies sei vielleicht noch als
komplementärer Gedanke hinzugefügt.

Jede kreative Idee – das sage ich über alle Parteigren-
zen hinweg –, die dazu beiträgt, den Grundgedanken der
Freiwilligkeit in diesem Lande zu stärken, ist herzlich
willkommen und wird selbstverständlich mit in die
Überlegungen aufgenommen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708003500

Nun bitte Kai Gehring, danach Heidrun Dittrich.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708003600

Vielen Dank. – Vielen Dank auch für den Auftritt als

Duo an die Frau Ministerin und den Herrn Minister.
Noch besser wäre es sicherlich gewesen, wenn Sie als
Quartett aufgetreten wären, indem Sie auch Bundesbil-
dungsministerin Schavan, die sich jetzt für die Schaf-
fung von circa 150 000 Ausbildungs- und Studienplät-
zen verantwortlich fühlen muss, und Herrn Rösler
mitgebracht hätten, der jetzt zusehen muss, wie auch im
Rahmen der Pflegereform der Wegfall des Zivildienstes
kompensiert wird.


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Dann aber auch der Innenminister! Rettungsdienste, Feuerwehr!)


S
G
p
te

p
fr
d
S
w
a
k
e
B
d
fa
B
b
s
c
d
o
a

k
v
h
Z
W
b
u
M
g

li

g
s
g
d
U
d
g
d
k
te

u
In
d
G
H

n
e
e

(C (D ie vier hätten eigentlich zusammen eine konsistente esamtstrategie entwickeln müssen, wie man aus Wehrflicht und Zivildienst aussteigt, und entsprechende Alrnativen aufbauen müssen. Wir als Grüne haben nach wie vor Kritik an der Dopelstruktur. Ich würde die Ministerin gerne noch einmal agen: Werden die beiden verschiedenen Freiwilligenienste, also der Bundesfreiwilligendienst auf der einen eite und die bewährten Freiwilligendienste der Länder, ie Sie es nennen, in Form von FSJ und FÖJ auf der nderen Seite, jetzt an jedem Punkt und durchgängig omplett gleiche Bedingungen haben, oder wird es in inzelnen Punkten noch Unterschiede zwischen dem undesfreiwilligendienst und den Freiwilligendiensten er Länder geben? Wenn ja, mit welcher sachlichen und chlichen Begründung gibt es diese Unterschiede zum eispiel beim Kindergeld, bei der Anerkennungskultur, eim Trägerprinzip etc.? In dem Zusammenhang stellt ich auch die Frage: Wohin wollen Sie eigentlich? Welhe Strukturen wollen Sie in fünf Jahren haben? Soll es ann nur noch einen Bundesfreiwilligendienst geben, der soll es dann Länderfreiwilligendienste geben, die uf den bewährten Strukturen aufbauen? Ist im Kabinett auch Thema gewesen – vielleicht ann das Herr Guttenberg beantworten –, ob eine Pflegeersicherungsreform kommt und in diesem Zusammenang das Problem geklärt wird, dass künftig nicht alle ivildiensttätigkeiten ersetzt werden können? Also: elche Bedingungen, welche Strukturen, welche Ange ote will die Bundesregierung jetzt eigentlich vorsehen, m die wegfallenden Zivildienstleistenden zu ersetzen? it dem Bundesfreiwilligendienst allein geht es nach ei enen Angaben eben nicht. Bitte, Frau Ministerin. Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Famie, Senioren, Frauen und Jugend: Herr Kollege Gehring, herzlichen Dank für Ihre Fraen. Zunächst eine Bemerkung, weil Sie auch das Resort von Frau Kollegin Schavan und die Befürchtung anesprochen haben, dass jetzt sehr viele Studierende auf ie Universitäten zukämen und das Probleme für die niversitäten mit sich bringe. Wir haben sehr ernsthaft arüber gesprochen. Uns ist bewusst, dass es diese Folen gibt. Allerdings ist der Bundesfreiwilligendienst, en ich vorschlage, eine Maßnahme, um gegen den staren punktuellen Andrang von Studierenden etwas zu unrnehmen; denn je mehr junge Männer und Frauen wir r den Bundesfreiwilligendienst gewinnen können, mso eher entspannt sich die Lage an den Hochschulen. sofern ist der Bundesfreiwilligendienst kein Auslöser er Probleme an den Hochschulen, sondern – ganz im egenteil – ein Mittel, damit sich die Situation an den ochschulen entspannt. Zu dem zweiten Punkt, den Sie angesprochen haben, ämlich zu Ihrer Kritik, warum man Freiwilligendienste inerseits auf Länderebene und andererseits auf Bundesbene anbietet. Wir haben schon oft darüber gesprochen; 8842 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Bundesministerin Dr. Kristina Schröder )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708003700

(A) )

das ist richtig. Ich denke, in den letzten Monaten ist auch
bei den Trägern die Überzeugung gereift, dass es ein
Fehler gewesen wäre, wenn wir die bestehenden Struk-
turen zerstört und alles auf Bundesebene gebündelt hät-
ten. Es gab ja ein entsprechendes Ansinnen, angeführt
von Frau Kollegin Schwesig. Dies hätte aber bedeutet,
dass die bestehenden Strukturen auf Landesebene, näm-
lich FSJ und FÖJ, erst einmal plattgemacht worden wä-
ren. Wenn man, wie Frau Schwesig, für das FSJ keinen
einzigen eigenen Euro ausgibt, dann mag das nicht so
wehtun. Aber es gibt Länder, die gerade ihr Freiwilliges
Ökologisches Jahr mit unglaublich viel Herzblut gestal-
ten, und es ist ein Unterschied, ob man das Freiwillige
Ökologische Jahr im Wattenmeer oder in den Alpen
macht. Deswegen glaube ich, dass es richtig ist, dass die
Länder weiterhin dafür verantwortlich sind. Wir sind froh
darüber, dass wir diese hoffentlich bald 35 000 Plätze ha-
ben.

In der Tat ist der Grundgedanke, die beiden Formate,
wo immer es geht, aneinander anzugleichen, sodass der
einzelne Freiwillige im Idealfall überhaupt nicht merkt,
um welche Rechtsform es sich handelt. Dort, wo es noch
Unterschiede gibt, beispielsweise beim Kindergeld,
muss ein Ausgleich erfolgen. Noch einmal: Im Idealfall
ist es dem Einzelnen völlig gleichgültig, um welche
Rechtsform es sich handelt. Auch für die Träger ist das
nichts Neues; denn sie haben in aller Regel bisher so-
wohl FSJ und FÖJ als auch Zivildienst durchgeführt. Sie
haben die Mittel schon aus zwei Töpfen bezogen, und so
wird es bleiben; denn das hat sich gut bewährt.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708003800

Herr Minister.

Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bun-
desminister der Verteidigung:

Herr Kollege Gehring, ich kann die Frage relativ zü-
gig beantworten: Es hat heute Morgen keine Diskussion
über eine etwaige Reform der Pflegeversicherung gege-
ben.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708003900

Dann Kollegin Heidrun Dittrich, anschließend Ernst-

Reinhard Beck.


Heidrun Dittrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708004000

Frau Ministerin, Sie haben soeben erklärt, dass das

Kindergeld bei einem Freiwilligendienst auf Länder-
ebene gezahlt wird, beim Bundesfreiwilligendienst aber
offensichtlich nicht, und dass Sie das ausgleichen wol-
len. Ist Ihnen die Benachteiligung von Eltern im öffentli-
chen Dienst bekannt? Wenn das Kindergeld für eine Zeit
entfällt, dann entfallen im öffentlichen Dienst auch die
kindbezogenen Leistungen und leben auch nach Beendi-
gung des Bundesfreiwilligendienstes nicht mehr auf. Die
Familien, die ihre Kinder in den Bundesfreiwilligen-
dienst schicken, wären somit benachteiligt. Es könnte
aber auch sein, dass die Kindergeldkasse weiter zahlt
und hinterher festgestellt wird: Das war kein FSJ im
Bundesland XY; das war der Bundesfreiwilligendienst.
Liebe Eltern, zahlen Sie bitte die Beträge zurück! –

b
c
b

k
S
e
D
n
ru
s

li

F
s
in
o
s
u
s
ti
g
is
s
s
s
w

m
d
im

ß

d
w
w
k

d
s
d
m

w
P
d

(C (D Sind Ihnen diese Punkte bekannt? Wenn ja: Warum ehandeln Sie nicht beide Fälle gleich und vereinheitlihen das? Denn es wird ein ähnlicher Dienst mit denselen Inhalten abgeleistet. Die zweite Frage. In Ihrem Gesetzentwurf fehlt vollommen die Begründung der Arbeitsmarktneutralität. ie behaupten diese zwar, aber sie steht nicht im Gesetzntwurf. Wie können Sie also begründen, dass diese ienste zusätzlich sind, sonst nicht erbracht würden oder icht in dem Umfang erbracht werden könnten, und wam wird diese Anforderung nicht im Gesetz festge chrieben? Frau Ministerin, bitte. Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Famie, Senioren, Frauen und Jugend: Frau Kollegin Dittrich, ich weiß nicht, mit wie vielen SJlern oder auch Zivis Sie in den letzten Monaten geprochen haben. Die Frage, ob das Kindergeld entweder Form des Taschengeldes mit ausgezahlt werden soll der ob es weiter an die Eltern fließt, ist durchaus umtritten. Viele, die einen Freiwilligendienst leisten, sagen ns, sie fänden es wesentlich besser, wenn das Geld Betandteil ihres Taschengeldes wäre und nicht automasch weiter an die Eltern ausgezahlt würde. Deswegen laube ich nicht, dass es eindeutig die bessere Lösung t, weiter das Kindergeld auszuzahlen, wie Sie es hier uggerieren. Wir haben festgestellt, dass es durchaus ehr viele Argumente dafür gibt, das Geld in das Tachengeld zu integrieren, wie wir es jetzt vernünftigereise auf Bundesebene machen. Ihre zweite Frage war, warum der Punkt der Arbeitsarktneutralität nicht im Gesetzentwurf stehe. Er steht rin; das können Sie nachlesen. Wir haben diesen Punkt Rahmen der Ressortabstimmung mit aufgenommen. Danke schön. – Nun Ernst-Reinhard Beck, anschlie end Harald Koch. Herr Minister, Sie haben vorhin darauf hingewiesen, ass der Übergang von der Wehrpflichtarmee zur Freiilligenarmee ein historischer Einschnitt in die Bundesehr ist und dass sich vieles ändern wird. Dazu zwei urze Nachfragen. Die erste Frage: In welcher Weise verändern sich urch diese Gesetzgebung die Aufgabe und die Rechtstellung der Reservisten? Oder ist daran gedacht, auch in er Reservistenkonzeption Veränderungen vorzunehen? Die zweite Frage: Markenkern der Wehrpflichtarmee aren das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform und das rinzip der Inneren Führung. Welche Auswirkung hat ie Reform auf diese beiden Grundprinzipien? Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8843 )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708004100
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708004200
Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1708004300

(A) )

Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bun-
desminister der Verteidigung:

Vielen Dank, Herr Kollege Beck, für die beiden Fra-
gen. Es ist tatsächlich so, dass ein wesentlicher Bestand-
teil der großen Bundeswehrreform eine Reform der Re-
servistenkonzeption sein wird und sein muss. Wir haben
hochmotivierte, erstklassige Reservisten in diesem unse-
rem Lande. Aber wir hören immer wieder von Reservis-
ten, auch was das künftige Aufgabenspektrum anbe-
langt, dass wir ihnen mehr Verantwortung geben können
und geben sollten. Schon vor diesem Hintergrund ist es
ungemein wichtig, dass wir auch hier die Strukturen ver-
ändern, dass wir die Verantwortungsbereiche erweitern
und beispielsweise klare Kommandostrukturen bei den
Reservisten schaffen. Es gibt Aufgabengebiete, die vie-
len gar nicht bekannt sind. So befinden sich etwa schon
zahlreiche Reservisten in Auslandseinsätzen. Wir brau-
chen sie gerade im Bereich der zivil-militärischen Zu-
sammenarbeit oder zum Beispiel bei Naturkatastrophen.

Diese Konzeption wird derzeit unter Federführung
von Generalleutnant Weiler, dem stellvertretenden Ge-
neralinspekteur, erarbeitet. Auch hier sind viele Impulse
aus den Reihen des Parlaments, über alle Fraktionsgren-
zen hinweg, mit eingeflossen und fließen sicher auch
künftig mit ein. Im kommenden Jahr – in diesem Jahr
schaffen wir es nicht mehr – werden wir dann ein ent-
sprechendes Reservistenkonzept auf den Weg bringen.

Die zweite Frage ist ganz entscheidend in Bezug auf
das Grundverständnis unserer Streitkräfte. Es ist tatsäch-
lich so, dass wir in den letzten Jahrzehnten mit dem Mo-
dell der Wehrpflicht eine Verstärkung des Prinzips des
Staatsbürgers in Uniform und des Prinzips der Inneren
Führung darstellen konnten. Deswegen muss es unser
Anspruch sein, auch unter den neuen Strukturen im Rah-
men des neuen Modells, das wir jetzt schaffen, diesbe-
züglich keinerlei Abstriche zu machen. Für alle Solda-
tinnen und Soldaten – egal welche Laufbahngruppe, egal
ob freiwillig Wehrdienstleistende oder Berufssoldaten,
egal ob Mannschaftsdienstgrad, Unteroffizier oder Offi-
zier – sollte das Prinzip der Inneren Führung und des
Staatsbürgers in Uniform weiterhin gelten. Es ist nicht
zwingend allein an die Wehrpflicht gebunden, sondern
auch an das Verständnis von Ausbildung und an die
Frage, wie sich Gesellschaft und Bundeswehr wechsel-
seitig zueinander verhalten. Dieser Anspruch bleibt
maßgeblich und wird die künftigen Strukturen und somit
auch die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten wie
auch in den vergangenen Jahrzehnten prägen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708004400

Danke schön. – Nun Harald Koch und anschließend

Michael Groschek.


Harald Koch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708004500

Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich weiß jetzt nicht,

wer von Ihnen beiden, Frau Ministerin und Herr Minis-
ter, meine erste Frage beantworten will. Das können Sie
selbst entscheiden. Nach welchen Kriterien, in welcher
Frequenz und in welcher Tiefe soll das Bundesamt für
den Zivildienst überprüfen, ob auch beim Bundesfreiwil-

li
b

F
e
fr
d
s
z
T
ri
d
c

s

li

le
A
g
n
im
D
d
a
n
B
g
s

e
e
d
ti
e
k
A
s
m
n
k

g

g
d
b
g
li
e
g
m
fe

d
D

(C (D gendienst strikte Arbeitsmarktneutralität gewährleistet leibt? Meine zweite Frage richtet sich auf jeden Fall an Sie, rau Ministerin. Wie wollen Sie sicherstellen, dass trotz rhöhter Förderpauschalen für die bestehenden Jugendeiwilligendienste die durch den Bundesfreiwilligenienst geschaffene unnötige und zudem teure bürokratiche Doppelstruktur zwischen Bund und Ländern nicht ur Verdrängung bzw. Existenzvernichtung von sozialen rägern, Verbänden und gemeinwohlorientierten Einchtungen führt? Ich bin Mitglied in zwei Freiwilligeniensten und habe in den letzten Wochen viele Gesprähe in dieser Richtung geführt. – Danke schön. Wer von Ihnen beiden möchte antworten? – Bitte chön. Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Famie, Senioren, Frauen und Jugend: Ich glaube, beide Fragen gehen an mich. – Herr Kolge, Ihre erste Frage bezog sich auf die Überprüfung der rbeitsmarktneutralität. Die Überprüfung dieses wichtien Kriteriums ist für das Bundesamt für den Zivildienst ichts Neues; denn es hat schon bisher die Dienststellen Zivildienstbereich regelmäßig daraufhin überprüft. as ist auch einer der Gründe, warum ich sage: Wir weren weiterhin die sehr schlanke Struktur des Bundesmtes brauchen, weil die Überprüfung der Arbeitsmarkteutralität nur von einer neutralen Instanz wie dem undesamt geleistet werden kann. Das können die Träer nicht selbst tun; darauf können wir uns nicht verlasen. Deshalb wird es so weiterlaufen, wie es schon bisher rfolgreich beim Zivildienst der Fall gewesen ist. Wenn ine Einrichtung eine neue Dienststelle für den Zivilienst werden will, dann wird geschaut, zu welchen Tägkeiten und in welchen Feldern Zivildienstleistende ingesetzt werden sollen. Außerdem wird die Frage gelärt, ob irgendeine Gefahr besteht, dass bestehende rbeitsplätze ersetzt oder verdrängt werden. Wenn es päter Hinweise auf Probleme in Bezug auf die Arbeitsarktneutralität gibt, dann wird ihnen selbstverständlich achgegangen und dann wird interveniert werden. Das ann zu einer Aberkennung des Status als Dienststelle hren. Genauso werden wir es beim Bundesfreiwilli endienst umsetzen. Ihre zweite Frage bezog sich auf Existenzverdränung. Sie sehen die Gefahr, dass Landesfreiwilligenienste verdrängt werden könnten. Genau deswegen haen wir uns so intensiv darum bemüht, zu einer leichwertigen Ausgestaltung – wenn irgendwie mögch – zu kommen. Von keinem Dienst kann man sagen, r sei der bessere. Schauen Sie sich einmal die Oberrenzen für das Taschengeld an! Wenn Sie alles zusamenrechnen, dann kann man eine Gleichbehandlung ststellen. Wir haben die Pauschalen für die Landesfreiwilligenienste massiv erhöht; wir haben sie fast verdreifacht. amit stellen wir sicher, dass alle Dienste gleicherma 8844 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Bundesministerin Dr. Kristina Schröder ßen attraktiv ausgestaltet sind. Ich gehe sogar noch weiter: Wenn es irgendwie möglich ist, sollten begleitende Seminarangebote gemeinsam gemacht werden. Was die politische Bildung angeht, könnte dies sogar zusammen mit den freiwillig Wehrdienstleistenden in der Bundeswehr geschehen. Da haben wir viele Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass der Einzelne keine Unterschiede hinsichtlich der jeweiligen Rechtsform spürt, indem wir alle gleich ausgestalten. Da mache ich mir – anders als Sie – keine Sorgen um eine Verdrängung. Nun Kollege Michael Groschek und anschließend Kollegin Annette Groth. Wir lernen täglich, wie wichtig eine gleichberechtigte weibliche Repräsentanz im militärischen Bereich ist. Vor diesem Hintergrund frage ich die Bundesregierung, was sie angesichts der neuen Wehrerfassung von Frauen zu tun gedenkt, um eine möglichst gleichberechtigte Teilhabe beider Geschlechter an beiden Dienstformen zu erreichen. Ich bin mir sicher: Die Bundesregierung teilt meine Meinung, dass es nicht zur klassischen Rollenverteilung aus der Zeit vor der Jahrhundertwende kommen sollte, bei der die weiblichen Erfassten – im Prinzip mit der Schürze – die zivilen Freiwilligendienste leisten und die männlichen Erfassten – im Prinzip mit der Schutzweste – die militärischen Freiwilligendienste. Insofern interessiert es mich, was die Bundesregierung zusammen mit der Bundeswehr und den Trägern der zivilen Dienste zu tun gedenkt, um eine gleichberechtigte Teilhabe beider Geschlechter an beiden Dienstformen zu erreichen. Herr Minister, bitte. Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister der Verteidigung: Herr Kollege Groschek, zunächst einmal ist es wichtig, dass die Ansprache junger Männer und Frauen keine Gewichtung zum Vorteil des einen oder anderen erkennen lässt, sondern junge Männer und Frauen gleichermaßen angesprochen werden. Deswegen gibt es die neue Form der Datenerfassung und die Möglichkeiten, die daraus erwachsen mögen. Die Zielsetzung ist völlig klar: Wir wollen seitens der Bundeswehr mehr junge Frauen ansprechen, in den Dienst der Bundeswehr zu treten. Da wird es mit der Ansprache allein nicht getan sein. Vielmehr wird man hier dafür zu sorgen haben, dass wir auch in dieser Hinsicht, was die Angebote anbelangt, attraktiver werden müssen. Sie haben vorhin von der „Schutzweste“ gesprochen. Da geht es um etwas furchtbar Banales, was trotzdem unglaublich wichtig ist: Der Mangel an Schutzwesten für Frauen ist ein Problem im Einsatz. Wir können schlichtweg nicht alle Größen über Jahre hinweg vorhalten. Jetzt ist ein Projekt im Gange, um das zu ändern. Das Beispiel zeigt aber, dass sich das Denken in den letzten Jahren g v F F le re d s e s W n z c v d b b g a n m S A m S li ih e d k e k fü F G w d W d je le z b w is (C (D änzlich verändert hat. Wir gehen gezielt an die damit erbundenen Herausforderungen heran. Die Entwicklung der letzten Jahre beim Dienst von rauen in der Bundeswehr ist an sich gut. Der Dienst der rauen ist nicht alleine auf die Sanität beschränkt: Mittrweile übernehmen Frauen auch in ganz anderen Beichen Verantwortung; das soll gezielt gefördert wer en. Hier stecken wir aber in einem Prozess, in dem wir icherlich auch gefordert sind, unsere Werbemaßnahmen ntsprechend umzustellen und zu optimieren. Danke schön. – Nun Kollegin Annette Groth, an chließend Kollege Patrick Kurth. Herr Minister, Ihre Argumentation vorhin in puncto ettbewerbsfähigkeit bzw. -verzerrung hat mich noch icht überzeugt. Wir alle wissen – es ist nicht schön, das u hören –, dass 1-Euro-Jobs auch reguläre, sozialversiherungspflichtige Arbeitsplätze verdrängt haben und erdrängen. Wenn es einen Freiwilligendienst gibt, bei em der Bund die Personalkosten trägt, dann hat der Areitgeber dadurch einen prima Wettbewerbsvorteil. Ich efürchte, dass das zulasten anderer Freiwilligendienste eht, die in eine totale Konkurrenzsituation geraten, vor llen Dingen, wenn die Freiwilligen im Rahmen des euen Bundesfreiwilligendienstes viel länger arbeiten üssen als bisher die Zivildienstleistenden. Wie wollen ie eine solche Entwicklung ausschließen? Wenn ich als rbeitgeberin jedes Jahr aufs Neue Gelder beantragen uss, komme ich in Teufels Küche und in große chwierigkeiten. Bitte schön, Frau Ministerin. Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Famie, Senioren, Frauen und Jugend: Zunächst eine Klarstellung: Die Freiwilligen müssen ren Dienst nicht länger versehen, sondern sie können s. Sie sind nämlich Freiwillige. Ich glaube, an dieser Stelle wird das Grundproblem eutlich, das in den vielen Disputen zwischen der Linen und mir immer wieder durchschimmerte: Wir haben in ganz unterschiedliches Verständnis von Freiwilligeit, und wir schätzen auch den Wert der Freiwilligkeit r unsere Gesellschaft unterschiedlich ein. Sie stellen reiwilligkeit und Freiwilligendienste ständig unter den eneralverdacht, dass dadurch Arbeitsplätze verdrängt erden, dass dadurch Lohndumping möglich wird, dass adurch eine ungünstige Konkurrenzsituation entsteht. ir hingegen sagen erst einmal: Wir freuen uns über je en, der sich freiwillig engagiert. Wir sind dankbar für den, der sich freiwillig engagieren will. Freiwillige isten etwas Großartiges für unsere Gesellschaft, und war nicht in Bereichen, in denen sie durch reguläre Areitskräfte ersetzt werden könnten. Wir wären sehr arm, enn es dieses freiwillige Engagement nicht gäbe. Das t der Grund. Wenn Sie sich anschauen, in welchen Be)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708004600

(A) )


(B)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708004700
Michael Groschek (SPD):
Rede ID: ID1708004800
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708004900
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708005000
Annette Groth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708005100
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708005200

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8845

Bundesministerin Dr. Kristina Schröder


(A) )


)(B)

reichen Freiwillige eingesetzt werden, stellen Sie fest,
dass das keine Bereiche sind, in denen dadurch Wettbe-
werbsvorteile entstehen. In diesen Bereichen findet viel-
mehr die Kür und nicht die Pflicht statt. Wenn wir uns
darauf einigen könnten, wären wir schon einen Schritt
weiter.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708005300

Nun fragt Patrick Kurth und danach als letzter Frage-

steller Sönke Rix.


Patrick Kurth (FDP):
Rede ID: ID1708005400

Herr Minister, ich komme auf die Kreiswehrersatz-

ämter zurück, die im Zusammenhang mit der Reform
von wesentlichen Aufgaben entbunden werden sollen.
Auch die zivilen Mitarbeiter brauchen Planungssicher-
heit. Wann rechnen Sie mit einer neuen Konzeption, mit
einer neuen Ausrichtung der Kreiswehrersatzämter?

Zweite Frage. Sie sprachen von der Bundeswehr als
Teil der Gesellschaft und sagten, dass sie auch weiterhin
in die Mitte der Gesellschaft gehört. Muss man nicht
auch darüber nachdenken, wie man mit Standorten in In-
nenstädten umgeht, ob auf diese Standorte, Kasernen
und Garnisonen nicht möglicherweise eine veränderte
Verantwortung zukommt, damit sie weiterhin als Teil der
Gesellschaft verstanden werden?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708005500

Bitte schön, Herr Minister.

Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bun-
desminister der Verteidigung:

Vielen Dank, Herr Kollege Kurth. Zunächst zu den
Kreiswehrersatzämtern: Den Kreiswehrersatzämtern
kommt derzeit eine hochverantwortungsvolle Rolle zu.
Zum einen sind sie gefordert, den Status quo bis zum
30. Juni bzw. 1. Juli 2011 aufrechtzuerhalten, das heißt
in bekannten Strukturen zu arbeiten. Ich weise aber noch
einmal darauf hin, dass wir den Kreiswehrersatzämtern
das Angebot machen, sich im nächsten Jahr, beginnend
mit dem 1. März 2011, zu erneuern. Der junge Mensch
wird entsprechend anders darauf zurückgreifen können.
Dann wird er nicht mehr gegen seinen Willen eingezo-
gen werden. In dieser Übergangszeit werden sich die
Kreiswehrersatzämter ihren neuen Aufgaben zuzuwen-
den haben. Letztlich werden sie in die Dienstleistungs-
struktur in veränderter Form eintreten. Wir wollen sehr
bald, das heißt, in den nächsten zwei, drei Monaten,
Klarheit darüber haben, wohin die Reise geht und wie
sich die Kreiswehrersatzämter aufgrund ihrer neuen
Aufgabengebiete neu zu positionieren haben. Dabei
kann man natürlich Erfahrungswerte einfließen lassen.
Es ist sinnvoll, diese Erfahrungswerte aufzunehmen.

Was die Stationierung und die Standorte der Kreis-
wehrersatzämter anbelangt, ist zu sagen, dass das im
Zusammenhang mit der gesamten Standort- und Statio-
nierungsplanung in Deutschland zu sehen ist, weil viele
Dinge dabei sehr eng zusammenhängen. Es kann ja
durchaus sein, dass die Nachfolgeeinrichtungen der heu-
tigen Kreiswehrersatzämter in Bereichen aktiv werden,

z
n
h
k
e

w
d
d
h
g
ti
la
m
B
n
s
d
d
e
W

d
n
li
h
w
li
M
s

D
s
w
e
h
z
b
h

n
n
d
a

li

s
d
w

(C (D um Beispiel in Bereichen gezielt werben wollen, in deen man bereits jetzt keine Bundeswehrstrukturen mehr at. Vielleicht will man in diesen Bereichen eine Verstärung erreichen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das ine Rolle spielen wird. Deswegen hängt das zusammen. Die Betrachtung der Einrichtungen der Bundesehrinstitutionen bezieht sich natürlich nicht allein auf ie Innenstädte, sondern auf jeden einzelnen Standort in iesem Land. Auch hier wird es eine breite Herangeensweise geben müssen, wohl wissend, dass wir uns in ewissen Bereichen inhaltlich, konzeptionell und faksch öffnen müssen, dass wir in einigen Bereichen Anufpunkt sind und Dinge erklären können müssen. Wir üssen uns in den Innenstädten so präsentieren, dass die indung zwischen Bundeswehr und Gesellschaft nicht ur behauptet wird, sondern sich im täglichen Leben abpielen kann. Deswegen werden wir uns die Vorschläge, ie uns gemacht werden, sehr genau ansehen. Auch aus em Hause heraus werden bereits zahlreiche Vorschläge ntwickelt. Daher glaube ich, dass wir auf einem guten ege sind. Kollege Sönke Rix. Vielen Dank, dass Sie hier heute zur Beantwortung er Fragen zur Verfügung stehen. – Wenn man nach eier möglichen Konkurrenz zwischen dem Jugendfreiwilgendienst und dem Bundesfreiwilligendienst fragt, eißt es immer, die beiden seien eigentlich gleich. Man olle sie gleich behandeln, die Bezahlung solle mögchst gleich sein, es gebe bei beiden Bildungseinheiten. an wolle versuchen, sie auf einer gleichen Ebene zu ehen. Wenn es denn so viel Gleichheit zwischen diesen iensten gibt, frage ich mich: Warum gibt es dann die en zweiten Dienst? Ich weiß, dass da meistens als Antort gesagt wird: Wir brauchen die Strukturen für eine ventuelle Wiedereinführung des Wehrdienstes bzw. wir aben bei den Jugendfreiwilligendiensten keine Bundesuständigkeit. Wenn wir keine Bundeszuständigkeit haen, frage ich mich allerdings, warum wir jetzt eine Eröhung bei den Jugendfreiwilligendiensten vornehmen. Wir brauchen die Strukturen des alten Zivildienstes icht auf Dauer. Im Grundgesetz steht zwar, dass wir eien Ersatzdienst zur Verfügung stellen müssen, falls wir en Wehrdienst wieder einführen, aber das muss nicht utomatisch der Zivildienst sein. Bitte schön, Frau Ministerin. Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Famie, Senioren, Frauen und Jugend: Herr Kollege Rix, darüber haben wir schon oft geprochen; aber vielleicht müssen wir heute noch einmal arüber sprechen. Die Antwort ist sehr einfach. Wenn ir das Ganze auf Bundesebene bündeln würden, wür 8846 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Bundesministerin Dr. Kristina Schröder )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708005600
Sönke Rix (SPD):
Rede ID: ID1708005700
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708005800

(A) )

den wir die bestehenden Strukturen der Länder plattma-
chen.


(Sönke Rix [SPD]: Geht ja nicht!)


Wir würden sie gefährden. Ich glaube, das möchte keiner
von uns. Wir würden vor allen Dingen auch ein zentra-
listisches Instrument schaffen, das die regionalen Unter-
schiede, die es gerade auch beim Freiwilligen Sozialen
Jahr und Freiwilligen Ökologischen Jahr gibt, negieren
würden. Wenn ich mit den Trägern spreche, bei denen es
damals durchaus Sympathien für die Idee, alles auf Bun-
desebene zu bündeln, gab, habe ich das Gefühl, dass
diese wenigen Sympathien deutlich abgenommen haben
und sich die Einsicht durchgesetzt hat, dass es gut ist,
dass wir diese Strukturen erhalten.

Sie haben auch gefragt, warum wir nicht quasi nur die
Landesfreiwilligendienste erhalten. Auch diese Antwort
ist ausgesprochen einfach: weil die Länder nicht bereit
sind, dafür 300 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.


(Sönke Rix [SPD]: Das können Sie ja machen!)


Wenn sie das tun würden, wäre das ein interessantes und
vielleicht auch zukunftsweisendes Unterfangen. Aber sie
sind nicht dazu bereit. Sie wollen, dass wir mit Mitteln
des Bundes Länderstrukturen umfassend finanzieren.
Das wäre finanzverfassungsrechtlich nicht zulässig;
diese Auseinandersetzung haben wir schon oft geführt.
Das wäre auch nicht im Sinne unseres Föderalismus und
auch nicht im Sinne einer klaren Zuständigkeit und einer
klaren Verantwortlichkeit.

Die Pauschalen, die wir zahlen – das wissen auch Sie –,
sind eine Art pädagogische Pauschalen. Es ist etwas an-
deres, ob Sie einen Dienst zu einem kleinen Teil oder
umfassend finanzieren. Darauf würde es hinauslaufen,
wenn wir 300 Millionen Euro für die Landesfreiwilli-
gendienste zur Verfügung stellen würden.

Die einzige Möglichkeit wäre, den Ländern die
300 Millionen Euro über Umsatzsteuerpunkte zukom-
men zu lassen. Ich möchte gar nicht bestreiten, dass dies
rein theoretisch möglich ist. Ich glaube aber, wir alle
sind uns einig, dass das ein ganz schlechter Weg wäre.
Wir wissen aus anderen Gesetzgebungsbereichen – ich
möchte es einmal nett ausdrücken –, dass nicht immer
ganz klar ist, ob jeder Euro da ankommt, wo ihn der
Bundesgesetzgeber haben wollte. Deshalb sage ich: So,
wie wir das machen, ist es vernünftig.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708005900

Danke schön. – Ich beende die Befragung der Bun-

desregierung.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 3 auf:

Fragestunde
– Drucksache 17/4153 –

Wir kommen zunächst zum Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Gesundheit. Zur Beantwortung
steht die Parlamentarische Staatssekretärin Annette
Widmann-Mauz zur Verfügung.

M

B

Ih
G
z
c
e
c

B

d
tr
h
n
D
d
re
g
Z
g

m
d
w
tr
n

(C (D Wir beginnen mit der Frage 1 der Kollegin Hilde attheis: Wird die Bundesregierung künftige Ausgabensteigerungen in der sozialen Pflegeversicherung alleine den Versicherten aufbürden, oder bleibt es bei der paritätischen Finanzierung des Beitrages, die bisher zumindest nominal gegeben war, mit der Einschränkung, dass die Arbeitgeber schon bei der Einführung der Pflegeversicherung durch Wegfall eines Feiertages nicht belastet worden sind? Bitte schön, Frau Staatssekretärin. A Frau Kollegin Mattheis, auf Ihre Frage antworte ich nen wie folgt: Der Koalitionsvertrag sieht vor, aus ründen der demografischen Entwicklung neben der so ialen Pflegeversicherung eine ergänzende Kapitaldekung einzuführen. Zur genaueren Ausgestaltung soll ine interministerielle Arbeitsgruppe Vorschläge mahen. Gibt es dazu eine Nachfrage? Nachher. Dann kommen wir zur Frage 2 der Kollegin Mattheis: Wie beurteilt die Bundesregierung die Beitragsbelastung für die Versicherten in der sozialen Pflegeversicherung durch eine prognostizierte Beitragserhöhung von jetzt 1,95 Beitragssatzpunkte auf 2,1 Beitragssatzpunkte im Jahr 2014, auf 2,3 Beitragssatzpunkte im Jahr 2020, auf 2,5 Beitragssatzpunkte im Jahr 2030 und auf 2,8 Beitragssatzpunkte im Jahr 2050 im Vergleich zu einem angedachten Zusatzbeitrag von 10 Euro oder 15 Euro oder 20 Euro bereits für das Jahr 2014? A Frau Kollegin Mattheis, die Bundesregierung verfolgt as Ziel einer generationengerechten Verteilung der Beiagsbelastung in der sozialen Pflegeversicherung. Desalb können den kommenden Generationen nicht kontiuierlich steigende Beitragssätze aufgebürdet werden. ie im Koalitionsvertrag geplante ergänzende Kapitaleckung in der Pflegeversicherung kann zu einem gechten Ausgleich der Belastungen zwischen der heuti en Generation und künftigen Generationen beitragen. ur konkreten Ausgestaltung gibt es noch keine Festleungen. Nachfrage? – Bitte schön. Frau Parlamentarische Staatssekretärin, gestatten Sie ir eine Nachfrage. Da es Hochrechnungen bezüglich es prozentualen Beitragssatzes bis 2040/2050 gibt, ürde mich interessieren: Wie hoch wäre der Zusatzbeiag für diesen Zeitraum? Gibt es auch dazu Hochrechungen? Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8847 )

Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708006000
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708006100
Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1708006200
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708006300
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708006400
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708006500
Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1708006600

(A) )

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708006700


Die Höhe des Zusatzbeitrags hängt sehr stark von der
Ausgestaltung eines künftigen Finanzierungsmodells ab.
Da es noch keine Festlegung auf ein Finanzierungs-
modell gibt, kann ich auch dazu zum heutigen Zeitpunkt
keine Aussage treffen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708006800

Eine weitere Nachfrage?


Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1708006900

Ja.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708007000

Bitte.


Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1708007100

Meine Frage im Anschluss daran lautet: Wie sieht der

Zeithorizont aus? Das Gespräch mit den Beteiligten,
auch mit den Kostenträgern, bezüglich der Finanzierung
wurde abgesagt. Es gab für 2011 die Ankündigung, ei-
nen Finanzierungsvorschlag bzw. ein Konzept vorzule-
gen. Wie ist jetzt der Zeithorizont?

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708007200


Frau Kollegin Mattheis, der Bundesminister für Ge-
sundheit, Philipp Rösler, hat am 6. Dezember dieses
Jahrs mit einer Dialogreihe begonnen, in der es um die
inhaltlichen Festlegungen, die im Koalitionsvertrag vor-
genommen worden sind, geht, angefangen beim Fach-
kräftebedarf über Fragen des Pflegebedürftigkeitsbe-
griffs und der Einstufung bis hin zur Förderung von
Wohngruppen und Ähnlichem. Das ist die Basis, um die
Beratungen über die Finanzierungsgrundlagen sorgfäl-
tig und sachgerecht durchführen zu können. Diese Ge-
spräche werden wir im Laufe des ersten Halbjahres des
nächsten Jahres abschließen und eine interministerielle
Arbeitsgruppe einsetzen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708007300

Danke. – Eine weitere Nachfrage stellt Frau Vogler.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708007400

Frau Staatssekretärin, mich würde interessieren, ob in

Ihrem Ministerium schon Berechnungen angestellt wor-
den sind, wie viele Pflegemonate jemand, der mit
25 oder 30 Jahren anfängt, mit den von der Kollegin
Mattheis unterstellten Beitragssätzen in diese Zusatzver-
sicherung einzuzahlen, mit dem angesparten Kapital-
stock finanzieren könnte. Gibt es dazu Berechnungen?
Haben Sie geplant, solche Berechnungen anzustellen?
Wann können wir mit Ergebnissen rechnen?

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708007500


Frau Kollegin Vogler, auch hier gilt: Die Bundesre-
gierung und das Bundesgesundheitsministerium wollen
zunächst die inhaltlichen Fragestellungen klären, die die

G
s
n
w
D
m
M

z
v
h
ti
n
a
2

V
fe

B

tr
te
Z
v
U
ly
w
e
b

ß
s
w

S
m
g
E
e
w
m
g

(C (D rundlage für den Finanzierungsbedarf bilden. Auf dieer Grundlage werden wir dann sicherlich auch Berechungen zu entsprechenden Modellen anstellen. Aber wir ollen nicht den zweiten vor dem ersten Schritt tun. eshalb kann ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht itteilen, dass wir bereits Berechnungen zu konkreten odellen angestellt haben. Kollegin Senger-Schäfer hat eine weitere Nachfrage. Vielen Dank. – Auch ich habe eine Frage zur Finan ierung. Ich sehe in Ihren Aussagen eine gewisse Ambialenz – vielleicht können Sie mir da auf die Sprünge elfen –: Auf der einen Seite haben Sie sich im Koalionsvertrag auf eine verpflichtende individuelle und geerationengerechte Kapitaldeckung festgelegt. Auf der nderen Seite haben Sie in Ihrer Pressemitteilung vom . Dezember dieses Jahres geschrieben – Zitat –: Grundsätzlich gilt, dass es bisher im Bundesgesundheitsministerium keine Festlegung auf ein Finanzierungsmodell für die langfristige Sicherung der Pflegeversicherung gibt. ielleicht können Sie mir hier gerade ein bisschen heln. Vielen Dank. A Frau Kollegin Senger-Schäfer, in dem Koalitionsver ag sind Ziele formuliert. Sie fragen mich nach konkren Umsetzungsmodellen zur Verwirklichung dieser iele. Die Ziele stehen im Koalitionsvertrag und haben on ihrer Gültigkeit nichts verloren. Für die konkreten msetzungsmodelle bedarf es einer sorgfältigen Anase des Finanzierungsbedarfs. Diese Modelle werden ir jetzt in Gesprächen, im Dialog zunächst klären, und rst dann können wir in die konkrete Planung und Erareitung des Finanzierungskonzepts eintreten. Eine weitere Nachfrage hat Kollegin Bunge. Fra ie viel Geld man braucht und woher man es holt. Dies tun Sie für das Jahr 2011, und damit definieren ie ein gewisses Leistungsvolumen. Dabei kommt verutlich ein Mehrbedarf heraus. Sie sagen aber, die Pfle eversicherung sei durch die jetzige Finanzierung bis nde 2013 gesichert. Heißt das auf gut Deutsch, dass Sie rst ab 2014 Leistungsverbesserungen vorsehen, oder ird es vorgezogen zu Beitragserhöhungen kommen, dait die Ziele, durch die sicher ein Stück mehr Teilhabe ewährleistet werden kann, umgesetzt werden können? 8848 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708007600
Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708007700
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708007800
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708007900
Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708008000
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1708008100

(A) )

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708008200


Frau Kollegin Bunge, zunächst erlaube ich mir, Sie zu
berichtigen. Ich habe heute Vormittag im Ausschuss für
Gesundheit die neuesten Entwicklungen und auch Pro-
gnosen hinsichtlich der Einnahmen und Ausgaben in der
sozialen Pflegeversicherung vorgestellt. Durch die ver-
besserte Entwicklung bei den Einnahmen werden wir
– das wird auch aus der Einnahme- und Ausgabenstatis-
tik und aus der Berechnung sichtbar – zu einer aus-
kömmlichen Finanzierung der sozialen Pflegeversiche-
rung bis zum Frühjahr des Jahres 2014 kommen. Die
Mittel inklusive der Mindestrücklage werden also bis
Anfang 2014 ausreichend sein.

Hinsichtlich der Fragen, welche Leistungen wir an-
bieten und zu welchem Zeitpunkt wir für Verbesserun-
gen sowohl bei der Einstufung als auch bezüglich der
sonstigen Leistungen und der Strukturen sorgen, berät
sich die Bundesregierung seit dem 7. Dezember 2010
mit Fachleuten. Auf dieser Grundlage werden wir dann
die entsprechenden Entscheidungen treffen. Dem kann
aber nicht vorgegriffen werden.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708008300

Eine weitere Nachfrage von Kollegin Rawert.


Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1708008400

Frau Widmann-Mauz, Sie haben gerade ausgeführt,

dass Sie zu den Strukturen und zu den weiteren Leistun-
gen noch nichts sagen können oder wollen, weil Sie sich
im Dialog mit Fachleuten befinden. Nichtsdestotrotz ge-
hört zu dieser Diskussion auch, dass über die Verbesse-
rung des Personalschlüssels und die Verbesserung der
Situation der Fachkräfte gesprochen wird. Wie soll die
entsprechende Ausgestaltung in der Pflegeversicherung
aussehen, wie die Finanzierung dieser Verbesserungen
sichergestellt werden?

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708008500


Frau Kollegin Rawert, genau dieses Thema treibt
auch die Bundesregierung und den Bundesgesundheits-
minister um. Deshalb hat er den künftigen Fachkräftebe-
darf auch zum ersten Thema beim Pflegedialog am
7. Dezember 2010 gemacht. Hier hat eine intensive Dis-
kussion stattgefunden. Diese Diskussion ist auch noch
nicht beendet.

Es ist vereinbart worden, das Gespräch zu genau die-
sem Themenkomplex fortzusetzen, da es unterschiedli-
che Annahmen hinsichtlich des Bedarfs an Pflegekräf-
ten, hinsichtlich des zusätzlichen Pflegefachpersonals
und hinsichtlich der Frage gibt, wie die Strukturen ver-
bessert werden können, um den Fachkräftebedarf unter
Umständen auch etwas stärker stabilisieren zu können.
Der entsprechende Finanzierungsbedarf lässt sich nicht
seriös feststellen, bevor auch hier die Beratungen nicht
abgeschlossen sind.

C

B

N
ru
v
e

A
d
Ü
v
re

B

a
h
M
V
F

w

B

n
li
g
b
d
d

(C (D Wir kommen damit zur Frage 3 des Kollegen Steffen laudio Lemme: Ist bei der Einführung der Zusatzversicherung für die Pflege an einen Sozialausgleich gedacht, und wie wird dieser gegebenenfalls ausgestaltet und finanziert? A Sehr geehrter Herr Kollege Lemme, die Frage der otwendigkeit eines Sozialausgleichs bei der Einfühng einer kapitalgedeckten Zusatzvorsorge ist abhängig on der genauen Ausgestaltung der Reform. Hierzu gibt s derzeit noch keine Festlegungen. Kollege Lemme. Frau Staatssekretärin, erst einmal vielen Dank für die ntwort. – Ich habe eine Zusatzfrage: Denken Sie bei em geplanten Sozialausgleich auch daran, dass eine berforderungsklausel geschaffen wird, weil schon daon ausgegangen werden kann, dass es in diesem Beich zu sozialen Härten kommt? A Herr Kollege Lemme, auch für die Frage des Sozial usgleichs und der Überforderungsklausel gilt: Das ängt von der Erforderlichkeit je nach Ausgestaltung des odells ab. Da es aber noch keine Vorüberlegungen und orfestlegungen zu dem Modell gibt, kann ich zu Ihrer rage keine konkreten Aussagen machen. Eine Nachfrage der Kollegin Senger-Schäfer. Ich habe eine sehr kurze Frage: Ist denn schon klar, er diese Zusatzversicherung anbieten soll? A Frau Kollegin Senger-Schäfer, da das Modell noch icht feststeht und damit auch nicht die dem zugrunde egenden Details, kann ich Ihnen diese Frage zum jetzien Zeitpunkt nicht beantworten. Zuerst müssen die Areiten an dem Leistungspaket durchgeführt werden, und ann müssen die Fragen der Finanzierung geklärt weren. Wir sind im Verfahren noch nicht so weit. Damit kommen wir zur Frage 4 des Kollegen Lemme: Was soll nach Ansicht der Bundesregierung aus Kapitalanlagen von Personen werden, die nicht pflegebedürftig werden und nicht auf das Angesparte zurückgreifen müssen? Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8849 )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708008600
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708008700
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708008800
Steffen-Claudio Lemme (SPD):
Rede ID: ID1708008900
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708009000
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708009100
Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708009200
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708009300
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708009400

(A) )

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708009500


Verehrter Kollege Lemme, auch hier gibt es noch
keine Festlegungen. Im Rahmen von Versicherungslö-
sungen werden die angesammelten Altersrückstellungen
üblicherweise nur für Leistungen verwendet und nicht an
die Versicherten oder gegebenenfalls an die jeweiligen
Hinterbliebenen ausgezahlt. Bei individuellen Sparver-
trägen kann dagegen das Kapital auch vererbt werden.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708009600

Nachfrage? – Bitte.


Steffen-Claudio Lemme (SPD):
Rede ID: ID1708009700

Vielen Dank. – An welche Anlageform im Bereich

dieser kapitalgedeckten Absicherung denken Sie denn?
Welche Kapitalstöcke haben Sie hier im Blick? Soll es
bei einer Nichtauslastung dieser kapitalgedeckten Versi-
cherung auch zu Ausschüttungen kommen?

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708009800


Die interministerielle Arbeitsgruppe wird sich sicher-
lich zum gegebenen Zeitpunkt auch mit dieser Fragestel-
lung ausführlich befassen. Ich bin gerne bereit, Ihnen
dann, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, nämlich wenn
wir uns damit befasst haben, die entsprechenden Aus-
künfte zu liefern.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708009900

Eine Nachfrage der Kollegin Mattheis. Bitte.


Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1708010000

Frau Staatssekretärin, Sie sprachen gerade davon,

dass es zwei Möglichkeiten gibt. Sie erwähnten bei der
zweiten Möglichkeit, nämlich der der individuellen An-
sparung, dass ein Vererben möglich sei. Habe ich es so
richtig verstanden – da wollte ich gerne nachfragen –,
dass bei Nichtvorliegen einer Pflegebedürftigkeit eine
Ansparung dann an die Angehörigen gehen würde?

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708010100


Frau Kollegin Mattheis, ich habe referiert, wie bei be-
stehenden Versicherungsverträgen mit dem Kapital um-
gegangen wird. Der Gesetzgeber ist immer frei, weitere
Lösungen zu finden. Das werden die Beratungen in den
entsprechenden Gremien sicherlich mit beinhalten. Vor
diesem Hintergrund kann ich keine Aussagen zu geplan-
ten Regelungen und damit auch nicht zu zwei oder meh-
reren Modellen machen; denn wir haben noch nicht über
Modelle gesprochen und deshalb auch noch keine Vor-
festlegungen getroffen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708010200

Weitere Nachfragen dazu gibt es nicht.

Damit kommen wir zur Frage 5 des Kollegen Karl
Lauterbach:

In welcher Höhe werden nach den Berechnungen der Bun-
desregierung die Beiträge für die kapitalgedeckte Zusatzversi-

B

n
la
tu
R

n
ri

z
d
e
b
im
d
s

B

d
w
w
In
e
s

a
w

w
S
g
b
la

b
d

m

(C (D cherung in der gesetzlichen Pflegeversicherung liegen, und auf welcher Grundlage hat die Bundesregierung diese Höhe ermittelt? Bitte schön, Frau Staatssekretärin. A Sehr geehrter Kollege Professor Lauterbach, Berech ungen sind noch nicht erfolgt und erst auf der Grundge konkreter inhaltlicher Festlegungen über die leisngsrechtlichen und die finanziellen Einzelheiten eines eformkonzepts möglich. Bitte schön, Herr Kollege. Wir haben wiederholt gehört, dass es keine Berech ungen gibt. Daher die Nachfrage: Haben Sie Schwiegkeiten mit den Berechnungen? Brauchen Sie Hilfe? Wir hören seit mehr oder weniger einem Jahr, dass es war ein Modell, aber keinerlei Berechnungen gibt, und ass Sie nicht in der Lage sind, uns auch nur ansatzweise inen Überblick darüber zu geben, wie hoch der Finanzedarf ist, wie die Finanzierung aussieht oder was auch mer. Deshalb meine Frage: Soll aus taktischen Grünen keine Berechnung erfolgen, oder haben Sie techniche Probleme? Können wir helfen? A Kollege Lauterbach, erstens möchte ich auf Folgen es hinweisen: Wenn Sie mir zugehört hätten, dann üssten Sie, dass es einen sachlichen Grund gibt, warum ir die Berechnungen erst dann anstellen, wenn wir den halt dessen kennen, was wir berechnen sollen. Das ist ine logische Abfolge, die Wissenschaftlern nicht fremd ein sollte. Zweitens gehe ich davon aus, dass Sie uns sicherlich uch unaufgefordert Hilfe zukommen lassen würden, as entsprechende Modellrechnungen anbelangt. Drittens können Sie davon ausgehen, dass wir dann, enn wir die entsprechende logische Abfolge der chritte vorgenommen haben, sehr zügig zu Berechnunen kommen werden, wahrscheinlich zügiger, als es eim Bürgerversicherungsmodell, das Ihre Fraktion sehr nge nicht vorgelegt hat, der Fall war. Eine weitere Nachfrage? – Bitte schön. Zunächst einmal möchte ich mich für Ihr Vertrauen edanken. Wir werden Ihnen in der Tat auch unaufgeforert bei den Berechnungen zur Seite stehen. Wenn Sie später ein Modell wählen, entsteht es noralerweise auf der Grundlage vorliegender Berechnun 8850 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Dr. Karl Lauterbach )

Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708010300
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708010400
Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1708010500

(Heiterkeit bei der SPD)

Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708010600
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708010700
Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1708010800

(A) )

gen, welches Modell zu welchem Ergebnis führen
würde. Daher ist Ihre Unterweisung in der Logik der Ab-
folge nicht ganz korrekt. Normalerweise hat man ein
Portfolio von Berechnungen und wählt auf dieser Grund-
lage dann das Modell, das den Zielen am nächsten
kommt. Wenn wir Ihre Berechnungen hätten, so Sie
diese angefertigt hätten, könnten wir uns in der gewohnt
konstruktiven Art und Weise an dieser Diskussion betei-
ligen.

Von daher noch einmal meine Nachfrage: Weshalb
wird nicht vorgelegt, was an Möglichkeiten besteht? Ich
mache es ganz einfach: Wie viel würde es beispielsweise
bringen, wenn sichergestellt werden soll, dass die Belas-
tung des Einzelnen nicht mehr als 10 Euro pro Monat
betragen soll? Was würde es umgekehrt kosten, wenn er-
reicht werden soll, dass beispielsweise 25 Prozent der
späteren Aufwendungen für die Pflege aus dem Kapital-
stock kommen? Wenn Berechnungen vorliegen, kann
man, auch gemeinsam, diverse Szenarien durchgehen.

Es leuchtet mir schlicht nicht ein, warum es keine Be-
rechnungen für solche Szenarien gibt und Sie uns die
Möglichkeit der konstruktiven Begleitung Ihrer Arbeit
nehmen, während die Zeit von hinnen geht.

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708010900


Herr Kollege Lauterbach, Sie haben sich bereits in Ih-
rer Fragestellung persönlich auf mehrere Vorfestlegun-
gen festgelegt, was die Bewertung unterschiedlicher
Modelle angeht. Da es aber in der Bundesregierung noch
keine Vorfestlegungen gibt, kann diese Befassung, so
gerne wir konstruktiv mit den Oppositionsfraktionen
bzw. mit Ihrer Fraktion zusammenarbeiten, zum jetzigen
Zeitpunkt nicht erfolgen. Aber sobald wir wissen, was
wir berechnen wollen, werden wir sehr zügig die Grund-
sätze, die im Koalitionsvertrag festgelegt sind, in der in-
terministeriellen Arbeitsgruppe erörtern und gerne dann
auch mit dem Parlament, im Ausschuss und in der Öf-
fentlichkeit diskutieren.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708011000

Keine weitere Frage dazu.

Dann rufe ich die Frage 6 des Kollegen Lauterbach
auf:

Welche monatliche Prämienhöhe zur ergänzenden Ka-
pitaldeckung ist nach Auffassung der Bundesregierung auch
für Rentnerinnen und Rentner und andere Bezieherinnen und
Bezieher vergleichsweise niedriger Einkommen tragbar, ohne
dass ein sozialer Ausgleich eingeführt wird?

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708011100


Auch diese Frage des Kollegen Lauterbach kann ich
nicht anders beantworten als die vorige. Diese Frage
kann erst im Zusammenhang mit der Festlegung der ge-
nauen Ausgestaltung einer ergänzenden Kapitaldeckung
beantwortet werden. Ich glaube, die Diskussion und die
Antworten zu den letzten Fragen haben dies auch deut-
lich gemacht.

im
O
s
w
G
w
d
c
is
fr
v
s

B

in
le
m
li
e
le
D
p

R

B

w
b
b
n
B
d
le
s

d
R
k
k
li

L
im

(C (D Kollege Lauterbach, bitte. Das leuchtet mir nicht ein, Frau Kollegin. Es ist doch Wesentlichen eine Werteentscheidung, was Sie als bergrenze erachten, ab der ein Sozialausgleich beipielsweise für Rentner oder Geringverdiener nötig ürde. Selbst dann, wenn nicht klar wird, wofür das eld verwendet wird, wie viel insgesamt aufgebracht ird und bis wann es zur Verfügung steht, müssten Sie och die normative Frage beantworten können, ab welher Höhe Sie einen Sozialausgleich für nötig halten. Es t ja keine technische Frage, sondern eine Verteilungsage. Wie viel ist für den Geringverdiener zumutbar, beor ein Sozialausgleich für den Zweck, den Sie hier bechreiben, notwendig wird? A Herr Kollege Lauterbach, auch diese Fragestellung ist großem Maße abhängig von unterschiedlichen Modeln: Modellen, die einen Sozialausgleich erforderlich achen, Modellen, die keinen Sozialausgleich erforderch machen usw. Da die Fragen der Finanzierung aber rst am Ende der Beratungen anstehen, ist eine Vorfestgung auf dieser Grundlage im Moment nicht möglich. eshalb kann ich Ihnen diese Frage zum jetzigen Zeitunkt nicht beantworten. Keine Nachfrage? Dann rufe ich die Frage 7 der Kollegin Carola eimann auf: Wann werden erste Reformpläne zur Reform der Pflegeversicherung vorliegen, und werden mit den Reformansätzen für Angebotsund Infrastrukturverbesserungen auch Vorschläge für eine Finanzreform vorliegen? A Frau Kollegin Reimann, die Bundesregierung hält, ie im Koalitionsvertrag vereinbart, daran fest, dass neen einer neuen, differenzierten Definition der Pflegeedürftigkeit und der Notwendigkeit von an den Bedürfissen der Pflegebedürftigen orientierten Wohnund etreuungsformen auch eine Ergänzung durch Kapitaleckung notwendig ist, damit die Pflegeversicherung aln Bürgerinnen und Bürgern eine verlässliche Teilab icherung der Pflegekosten weiterhin garantieren kann. Beginnend mit dem 7. Dezember dieses Jahres weren im ersten Halbjahr 2011 zuerst im Rahmen einer eihe von Dialogveranstaltungen Diskussionen über die ünftige Ausgestaltung der Pflege im Hinblick auf konrete Verbesserungen für die Menschen mit allen Beteigten geführt. Es bedarf zunächst einer Klärung von Kernfragen im eistungsbereich, bevor dann die Finanzierungsfragen Einzelnen zu beantworten sind. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8851 )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708011200
Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1708011300
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708011400
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708011500
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708011600

(A) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708011700

Nachfrage? – Bitte.


Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1708011800

Frau Staatssekretärin, ich habe eine Nachfrage. Wenn

ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie bislang keine
konkreten Reformkonzepte und auch keine Vorfestle-
gungen erstellt, sodass Sie keinen konkreten Termin für
die Vorlage von solchen Konzepten nennen können.
Können Sie denn sagen, wann dieser Dialog, der am
7. Dezember dieses Jahres begonnen hat, fortgesetzt
wird?

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708011900


Die Bundesregierung ist an einer langfristigen und
nachhaltigen Lösung interessiert. Beispielsweise die
Komplexität des Pflegebedarfs der Betroffenen, aber
auch die Verbindungen zu anderen Leistungsbereichen
und anderen Sozialleistungen macht es erforderlich, dass
wir eine gründliche Prüfung voranstellen. Das Ziel ist es,
im Laufe des Jahres 2011 ein umfassendes Reformkon-
zept vorzulegen. Die Dialoggespräche wollen wir im
ersten Halbjahr des kommenden Jahres zu Ende führen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708012000

Weitere Nachfrage?


Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1708012100

Ich habe noch eine Nachfrage. Wir konnten hören und

lesen, dass bei dem ersten Gespräch vor allen Dingen der
Fachkräftemangel ein Thema war. Nun ist ein Faktor für
den Fachkräftemangel sicherlich die mangelnde Bezah-
lung. Deswegen möchte ich fragen: Ist der Bundesregie-
rung bekannt, auf welchen Umwegen Unternehmen ver-
suchen, den Mindestlohn, der im Pflegebereich seit
kurzem etabliert ist, zu umgehen, und was gedenkt die
Bundesregierung dagegen zu tun?

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708012200


Frau Kollegin Reimann, wir haben im Rahmen der
ersten Diskussion sehr intensiv über die Fragen der Ent-
lohnung, der Arbeitsbedingungen und der Motivation für
Pflegekräfte und Menschen, die diesen Beruf anstreben
und erlernen wollen, gesprochen. Sie dürfen versichert
sein, dass wir ein Auge auf die Einhaltung der Rechts-
vorschriften haben werden und im Zusammenhang da-
mit den Dialog mit den Experten führen werden.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708012300

Kollegin Rawert und danach Kollegin Senger-

Schäfer.


Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1708012400

Ich habe eine Frage zum Thema Fachkräftemangel.

Wodurch wollen Sie die Ausbildungsbereitschaft der
Pflegeeinrichtungen erhöhen? Wir haben bis dato über
die Ausbildungsbereitschaft junger Menschen gespro-
chen. Hier liegt ein Problem. Derzeit sind nur 3 bis

6
z
fe

K
s
te
d

B

tu

d
e
g
d
d
c
g
k
z
d
e
k

c
F
g
is
R
s
m
d
p
d
s
v
g
s
m
M
c
s
D

fo
a
re
k
re
P
s

(C (D Prozent der jungen Menschen an einer Tätigkeit im soialen Bereich, also in den Gesundheitsund Pflegeberun, interessiert. Mir ist zudem wichtig, zu erfahren, mit welchen ampagnen Sie dafür Sorge tragen wollen, dass sich un ere Bevölkerung in ihrer Vielschichtigkeit in einem inrkulturell offenen Pflegeund Gesundheitswesen wieerfindet. Was tun Sie auf diesem Gebiet? A Frau Kollegin Rawert, die Bereitschaft der Einrich ngen, also der Arbeitgeber, Ausbildungsplätze zur Vergung zu stellen, steht aus unserer Sicht allein schon eshalb auf der Tagesordnung, weil der Fachkräftebedarf s in Zukunft notwendig macht, dass sich die Einrichtunen diesem Thema stärker widmen. Ansonsten lässt sich er Fachkräftebedarf der entsprechenden Einrichtungen auerhaft sicherlich nicht auf dem bisherigen Niveau deken. Wir wollen dazu beitragen, dass die Einrichtungen ute Modelle und gute Praxisbeispiele an die Hand beommen; denn es gibt Einrichtungen, die im Vergleich u anderen durchaus weniger Schwierigkeiten haben, en Fachkräftebedarf zu decken. Ausbildung ist immer in guter Ansatz, um den zukünftigen Bedarf decken zu önnen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Frage, welhe Kampagnen vorgesehen sind, im Vergleich zu der rage, wie die Arbeitsbedingungen und die Strukturen estaltet sind, in denen Pflege geleistet wird, nachrangig t; denn die beste Kampagne nutzt nichts, wenn die ealität der Beschäftigung den Bedürfnissen der Be chäftigten nicht entspricht. Deshalb hat das Bundesinisterium für Gesundheit einen Dialog eingeleitet, in essen Rahmen wir uns nicht nur im Bereich der Altenflege, sondern insbesondere in der Krankenpflege, bei en medizinischen Fachberufen und Heilberufen, insbeondere bei Ärztinnen und Ärzten, um die Vereinbarkeit on Familie und Beruf kümmern. Die Arbeitsbedingunen sind entscheidend dafür, ob solche Berufe attraktiv ind und gerade von der jungen Generation angenomen werden. Der Mindestlohn ist nur ein Baustein der indestabsicherung von Pflegehilfskräften. Er ist si herlich ein wichtiger Bestandteil. Aber die Lösung ist icherlich in einem Strauß von Maßnahmen zu suchen. em widmet sich der Pflegedialog ausdrücklich. Nun Kollegin Senger-Schäfer. Vielen Dank. – Neben der Finanzierung ist die Re rm der Definition des Leistungsumfangs von Ihnen ngedacht. Dazu meine Frage: Denkt denn die Bundesgierung im Zuge der Neufassung des Pflegebedürftig eitsbegriffes im Rahmen einer umfassenden Pflegeform an eine Ausweitung der Leistungen der sozialen flegeversicherung, um den Pflegebedürftigen Selbstbetimmung und Teilhabe zu ermöglichen? 8852 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 )

Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708012500
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708012600
Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708012700

(A) )

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708012800


Frau Kollegin Senger-Schäfer, bereits der Koalitions-
vertrag drückt aus, dass uns sehr daran gelegen ist, auf
der Grundlage der Arbeiten des Beirats zur Erarbeitung
eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs von der Minu-
tenpflege wegzukommen und den Bedarf, der sich durch
bestimmte Veränderungen, insbesondere durch das ver-
stärkte Auftreten von Demenzerkrankungen, abzeichnet,
sachgerecht abzubilden. Menschenwürdige Pflege im
Alter heißt, den entsprechenden Bedürfnissen nachzu-
kommen und ihnen Rechnung zu tragen, von der Einstu-
fung bis hin zu den Fragen, in welchen Strukturen und
Wohnformen Leistungen in Anspruch genommen wer-
den können. Wenn sich während der Beratungen konkre-
ter Handlungsbedarf – auch bei den Leistungen – ergibt,
dann werden wir diesen bei einer Pflegereform zu be-
rücksichtigen haben.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708012900

Keine weiteren Nachfragen dazu.

Dann kommen wir zu Frage 8 des Kollegen Martin
Dörmann:

Wie bewertet die Bundesregierung – vor dem Hintergrund,
dass insbesondere Journalisten, aber auch Film- und Fernseh-
schauspieler seit dem 1. Januar 2009 kein Krankengeld mehr
ab dem ersten Tag ausgezahlt bekommen – die Notwendig-
keit, zur alten Regelung und der Auszahlung des Krankengel-
des ab dem ersten Tag auch für diese Berufsgruppe zurückzu-
kehren, und inwieweit wird sie entsprechende Forderungen
seitens der Fraktion der SPD, aber auch von Bundesrat, Ge-
werkschaften und der Bundesvereinigung der Deutschen Ar-
beitgeberverbände, BDA, im Rahmen der Gesetzesnovellie-
rung zur Änderung arzneimittelrechtlicher Vorschriften und
anderer Vorschriften im Jahr 2009 aufgreifen?

Bitte, Frau Staatssekretärin.

A
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1708013000


Herr Kollege Dörmann, das GKV-Wettbewerbsstär-
kungsgesetz hatte für bestimmte Versichertengruppen
mit Wirkung ab dem Jahr 2009 Wahltarife zur Absiche-
rung des Krankengeldanspruchs eingeführt. Damit wur-
den flexible Angebote für die Versicherten ermöglicht.
Bei der Umsetzung der Vorgaben durch die Krankenkas-
sen hat sich allerdings gezeigt, dass die gesetzlichen
Vorgaben zur Vermeidung von ungerechtfertigten Belas-
tungen insbesondere älterer Versicherter und zur Verwal-
tungsvereinfachung angepasst werden mussten. Versi-
cherte – auch der hier genannten Berufsgruppen –, die
einen Krankengeldanspruch nach den Regelungen des
GKV-WSG seit dem 1. Januar 2009 allein über einen
Wahltarif absichern konnten, haben deshalb mit dem Ge-
setz zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer
Vorschriften mit Wirkung zum 1. August 2009 wieder
die zusätzliche Option erhalten, wie Arbeitnehmer gegen
Zahlung des allgemeinen Beitragssatzes einen sogenann-
ten gesetzlichen Krankengeldanspruch ab der siebten
Woche der Arbeitsunfähigkeit abzusichern. Daneben ist
auch weiterhin der Abschluss von Wahltarifen möglich.
Auch über den sogenannten gesetzlichen Anspruch hi-
nausgehende Absicherungswünsche nach Krankengeld,

z
k
g
s
s
n

c
d
R
k

d
Z
k

a
d

G

te

F
g
h
e
tu
d
k

N
d
d
ü

te

w
d
v
li

(C (D um Beispiel vom Beginn der Arbeitsunfähigkeit an, önnen weiterhin über Wahltarife realisiert werden. Entegen der zuvor verbreiteten Praxis der Krankenkassen ind aber Differenzierungen nach dem individuellen Riiko der Versicherten, insbesondere Altersstaffelungen, icht mehr möglich. Was die Versicherten nach dem Künstlersozialversiherungsgesetz angeht, so ist durch das GKV-WSG in er Sache keine Änderung eingetreten. Bei dieser echtslage sieht die Bundesregierung keine Notwendigeit für weitere Rechtsänderungen. Es gibt keine Nachfragen. Dann kommen wir zum Geschäftsbereich des Bunesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. ur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatsseretär Jan Mücke zur Verfügung. Ich rufe die Frage 9 der Abgeordneten Sabine Stüber uf. – Sie ist nicht anwesend. Es wird verfahren, wie in er Geschäftsordnung vorgesehen. Wir kommen zur Frage 10 des Abgeordneten Michael roß: Inwieweit trägt die Bundesregierung bereits Vorsorge, um dem erhöhten Mittelbedarf für die Erhaltungsmaßnahmen der Verkehrsinfrastruktur, auch unter Einbeziehung der sich abzeichnenden Winterund Frostschäden, entgegenzuwirken? Bitte schön, Herr Parlamentarischer Staatssekretär. J Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Kollege Groß, Ihre rage möchte ich wie folgt beantworten: Die Bundesreierung geht davon aus, dass die Finanzierung von Eraltungsmaßnahmen für die Infrastruktur des Bundes inschließlich der Bundeswasserstraßen auch bei evenell eintretenden Winterund Frostschäden im Rahmen er zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel erfolgen ann. Sie haben Gelegenheit zur Nachfrage. Vielen Dank für die Beantwortung. – Ich habe eine achfrage: Wie hoch würden Sie die Kosten beziffern, ie im Winter 2009/2010 zur Beseitigung der Frostschäen entstanden sind, und können Sie eine Entwicklung ber die letzten fünf Jahre aufzeigen? J Diese Zahlen können wir im Einzelnen nicht erfassen, eil die Länder die Beseitigung von Frostschäden über ie Auftragsverwaltungen aus den Erhaltungsmitteln ornehmen. Deshalb kann ich Ihnen diese Zahlen nicht efern. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8853 )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708013100
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708013200
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708013300
Michael Groß (SPD):
Rede ID: ID1708013400
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708013500

(A) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708013600

Damit kommen wir zur Frage 11 des Abgeordneten

Michael Groß:
Wie hoch schätzt die Bundesregierung finanziell den In-

vestitionsbedarf für die Sanierung der Infrastruktur im Be-
reich der Straße nach dem Winter 2010/2011 ein, nachdem be-
reits aktuell ein Sanierungsstau festgestellt wird und von einer
sich potenzierenden baulichen Zustandsverschlechterung der
Bauwerke und Straßen auszugehen ist?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708013700


Das ist natürlich eine etwas hypothetische Frage, weil
wir ja noch nicht wissen, wie dieser Winter weitergeht.
Ich möchte Ihre Frage trotzdem beantworten.

Auf der Grundlage der Erhaltungsbedarfsprognose
des Bundesverkehrswegeplans 2003 sollen nach dem
Bundesfernstraßenhaushalt 2011 rund 2,6 Milliarden
Euro in die Erhaltung des Bundesfernstraßennetzes in-
vestiert werden. Eventuell auftretende Winter- und
Frostschäden werden diesen Bedarf nur unwesentlich er-
höhen. Dem zunehmenden Erhaltungsbedarf in den
kommenden Jahren wird durch verstärkten Mitteleinsatz
Rechnung getragen. Von einer sich potenzierenden bau-
lichen Zustandsverschlechterung kann deshalb keine
Rede sein.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708013800

Dazu hat der Kollege Koch eine Nachfrage.


Harald Koch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708013900

Dazu eine kurze Nachfrage: Ist Ihnen im Ministerium

bekannt, dass es auf der Strecke A 38 Richtung Göttin-
gen zwischen den Abfahrten Sangerhausen-Süd und
Goslar erhebliche Schlaglöcher gibt? Dort muss man das
Tempo auf 80 km/h reduzieren.

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708014000


Das ist mir im Einzelnen persönlich nicht bekannt,
aber ich weiß, dass wir an ganz vielen Autobahnab-
schnitten in fast allen Bundesländern im Moment diese
Frostschäden haben. Sie werden durch die Auftragsver-
waltungen in den einzelnen Bundesländern bei entspre-
chenden Witterungsvoraussetzungen natürlich beseitigt.
Die entsprechenden Mittel stehen im Ansatz für Erhal-
tungsmaßnahmen zur Verfügung.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708014100

Der Kollege Groß hat eine weitere Nachfrage.


Michael Groß (SPD):
Rede ID: ID1708014200

Herr Mücke, generell wird festgestellt, dass es einen

Sanierungsstau gibt. Deswegen die Frage: Es gibt also
kein Finanzierungsdelta, wenn man auf der einen Seite
die Schäden und den Sanierungsbedarf sieht, den wir in
Zukunft haben, und auf der anderen Seite die finanziel-
len Mittel, die Sie zur Verfügung stellen können?

te

in
n
h
B
J
n
d
D
z
tr
s
b

B

in
B
b
n
d
k
a
e
d
ü
m

te

D
A
tu
m

d
s
K
te
s

o
d
g
v
a
ß

(C (D J Nein, ein solches Delta gibt es nicht; denn wir haben jedem Haushaltsjahr mehr Mittel für Erhaltungsmaßahmen zur Verfügung gestellt. Wir wollen die besteende Infrastruktur, die vor allen Dingen in den alten undesländern im Wesentlichen aus den 60erund 70er ahren stammt, unterhalten. Es macht keinen Sinn, nur in eue Infrastrukturen zu investieren, wenn die bestehenen Infrastrukturen nicht unterhalten werden können. ie 2,6 Milliarden Euro, die für Erhaltungsmaßnahmen ur Verfügung gestellt werden, sind ein namhafter Beag, der dazu beitragen wird, dass wir auch die Frostchäden, die in diesem Winter entstehen werden, beheen können. Eine weitere Nachfrage hat die Kollegin Cornelia ehm. Es ist so, dass die Mittel zur Sanierung der Verkehrs frastruktur dann, wenn es um Bundesstraßen geht, vom und den Ländern pauschal gegeben werden, ohne zu erücksichtigen, um was für Straßen es sich im Einzelen handelt, zum Beispiel ob es sich um Alleen handelt, ie bei der Sanierung einen größeren Aufwand erfordern önnten. Deswegen meine Frage: Halten Sie es nicht für ngezeigt, dass man wenigstens für die Zukunft die real ntstehenden Kosten bei den Ländern erfasst, um dann en Ländern Mittel in Abhängigkeit vom Aufwand zu berweisen, um so einen effizienten Einsatz der Bundesittel zu erreichen? J Frau Kollegin, die Mittel werden effizient eingesetzt. ie Länder entscheiden in eigener Verantwortung und in bsprache mit uns, welche Erhaltungsund Unterhalngsmaßnahmen am Bundesfernstraßennetz vorgenomen werden. Ich weiß, dass in der Öffentlichkeit oftmals der Einruck besteht, dass Straßen nicht in einem verkehrsicheren und einwandfreien Zustand sind, den man als raftfahrer oder als sonstiger Verkehrsteilnehmer erwart. Zumindest für das Bundesstraßennetz kann ich aber agen, dass wir den Ländern ausreichend Mittel zur Vergung gestellt haben, egal ob es sich dabei um Alleen der um Fernstraßen anderer Bauart handelt. Sie können as allein schon daran sehen, dass Bundesländer geleentlich Erhaltungsmittel lieber für Neuinvestitionen erwenden wollen. Wir dringen darauf, dass diese Mittel usschließlich für die Erhaltung des bestehenden Straennetzes verwandt werden. Der Kollege Hacker hat noch eine Nachfrage. 8854 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 )

Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708014300
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708014400
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708014500
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708014600
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708014700

(A) )


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1708014800

Herr Staatssekretär, Sie haben sich eben hinsichtlich

des Einsatzes von Erhaltungsmitteln im Bereich des
Straßenbaus sehr pointiert geäußert. Können Sie mir
eine Erklärung zu Ihrer Antwort auf eine entsprechende
Frage zur Ortsumgehung Kallmerode in Thüringen
geben? Darin haben Sie nämlich mitgeteilt, dass die
Baumaßnahme – sie ist sowohl durch den Bundesver-
kehrswegeplan als auch den Investitionsrahmenplan
abgesichert, und für sie besteht Baurecht – wegen feh-
lender Mittel nicht realisiert werden kann und gegebe-
nenfalls Erhaltungsmittel umverteilt werden sollen.

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708014900


Ich kann nur noch einmal unterstreichen, dass mit den
Erhaltungsmitteln die bestehende Infrastruktur unterhal-
ten werden soll. Die Ortsumgehung Kallmerode, die Sie
ansprechen, ist eine Neuinvestition und wird nicht aus
Erhaltungsmitteln finanziert werden können. Das Bun-
desland Thüringen erhält in großem Umfang Mittel, um
vor allen Dingen den Weiterbau wichtiger Bundesauto-
bahnen auf seinem Gebiet zu finanzieren. Das ist unsere
vorrangige Priorität. Ich bin sicher, dass wir in den
nächsten Jahren auch für die Ortsumfahrung Kallmerode
eine Finanzierung finden werden, wenn die Maßnahmen
im Bundesautobahnnetz abgeschlossen werden können.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708015000

Nun noch Kollege Burkert.


Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1708015100

Sehr geehrter Herr Staatssekretär, die schlimmsten

Straßenverhältnisse sind, glaube ich, in den Kommunen.
In meiner Heimatstadt Nürnberg beträgt der Sanierungs-
bedarf zurzeit 50 Millionen Euro beim Straßenbelag,
noch einmal 75 bis 80 Millionen Euro bei Brücken.

Meine Frage an die Bundesregierung ist: Denkt die
Bundesregierung daran, aufgrund der Winterverhält-
nisse, die wir auch in diesem Jahr zur Stunde wieder
feststellen können, einen Sondertopf, ein Sonderpro-
gramm für Kommunen aufzulegen?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708015200


Nein, daran denkt die Bundesregierung im Moment
nicht. Der Bundeshaushalt, der durch Sie, also den Haus-
haltsgesetzgeber, beschlossen wurde, sieht ein solches
Programm nicht vor.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708015300

Wir kommen damit zur Frage 12 der Kollegin

Cornelia Behm:
Inwieweit hat sich die Zahl der Flugbewegungen im Luft-

raum über Berlin in den letzten fünf Jahren entwickelt, insbe-
sondere hinsichtlich der Starts und Landungen an den Flughä-
fen Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld bitte mit Angabe der
Zahlen nach Jahren und Flughafenstandort getrennt?

te

Ih
b

fe

im

B
g

b
b
1
1
B

D
s
ra
d

n

K
fr

D
d
b
v
B
te
g
z
tr
L
ra

S
tu
n
g

te

li

(C (D J Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Kollegin Behm, re Frage möchte ich sehr gern beantworten. Die Angaen zu Starts und Landungen lauten wie folgt: Flugbewegungen für den Flughafen Berlin-Schöneld: im Jahr 2006 67 702, im Jahr 2007 66 392, Jahr 2008 68 771 und im Jahr 2009 75 538. is zum September 2010 gab es 57 024 Flugbewegunen am Flughafen Berlin-Schönefeld. Des Weiteren möchte ich Ihnen die Zahlen der Flugewegungen am Flughafen Berlin-Tegel mitteilen. Diese eliefen sich im Jahr 2006 auf 140 611, im Jahr 2007 auf 51 396, im Jahr 2008 auf 161 237 und im Jahr 2009 auf 56 262. Bis zum September 2010 hat es am Flughafen erlin-Tegel 118 867 Flugbewegungen gegeben. Zu den Flugbewegungen zählen auch die Überflüge. ie Auswertung von Radardaten der Deutschen Flug icherung zur Anzahl der Überflüge im Berliner Luftum wäre nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand urchzuführen. Das ist doch eine sehr präzise Antwort gewesen, bei ahe bis zu den Stellen hinter dem Komma. (Florian Pronold [SPD]: Außergewöhnlich für eine Antwort der Bundesregierung in der Fragestunde!)

Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708015400

(Zuruf von der FDP: Hört! Hört!)


(Zuruf von der FDP: Alle Wetter!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708015500

ollegin Behm, Sie sollen trotzdem das Recht auf Nach-
age haben.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708015600

Da will ich mich auch gar nicht beschweren, vielen

ank. – Wenn ich die Zahlen Revue passieren lasse,
ann stelle ich fest, dass durchaus ein leichter Anstieg
ei den Flugbewegungen zu verzeichnen ist. Ich habe
or einer Weile vom Fluglärmbeauftragten des Landes
randenburg die Aussage gehört, dass von den Flugrou-
n – das aktuell beliebte Thema – abgewichen und der
anze Flugraum genutzt werden könnte, wenn die Kapa-
itätsauslastung des Luftraumes sehr stark ist. Das be-
ifft insbesondere die Starts; denn die Route bei den
andungen ist ja fast immer dieselbe; sie ist immer ge-
de.

Ich frage Sie: Kann es mit Blick auf die Zahlen, die
ie eben genannt haben, sein, dass die Kapazitätsauslas-
ng des Luftraumes doch sehr stark ist, sodass von den

ormalen Flugrouten abgewichen und eine breitere Re-
ion überflogen und damit auch verlärmt wird?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708015700

Nein, eine Kapazitätsauslastung kann ich für den Ber-

ner Luftraum noch nicht konstatieren. Die Kapazität

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8855

Parl. Staatssekretär Jan Mücke


(A) )


)(B)

wird mit dem Ausbau des Flughafens Berlin-Schönefeld
noch weiter steigen. Das ist ja auch das gemeinsam er-
klärte Ziel der Landesregierung von Brandenburg und
der Regierung von Berlin. Denn sie sind Flughafenbe-
treiber und möchten, dass der neue Flughafen Berlin-
Schönefeld ein Erfolg wird.

Flugrouten bemessen sich nach den Festlegungen der
Deutschen Flugsicherung. Die Flugsicherung legt eine
Ideallinie fest, in der Anflüge und Abflüge zu erfolgen
haben. Diese Ideallinie wird in der Regel eingehalten, es
sei denn, es liegen meteorologische oder andere Beson-
derheiten vor, die ein Abweichen erforderlich machen.
Das sind aber sehr wenige. Deshalb kann von einer Aus-
bzw. Überlastung des Berliner Luftraumes aus meiner
Sicht nicht die Rede sein.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708015800

Eine weitere Nachfrage?


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708015900

Da könnte man sich ja fast getröstet fühlen.

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708016000


Ich tröste Sie gerne!


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708016100

Nun hat meine Frage zum Hintergrund, dass ich wie-

derholt von Bürgern aus meinem Heimatort Kleinmach-
now gefragt wurde, wie es denn zu erklären ist, dass die
Lärmbelastung, verursacht durch Überflüge, in der Re-
gel im Anflug auf Tegel, sowohl im Jahr 2009 und dann
noch einmal ab August 2010, wirklich merkbar und gra-
vierend angestiegen ist. Kann das denn, nachdem Sie
jetzt dargestellt haben, dass die Kapazitäten nicht ausge-
lastet sind und die Flugrouten eher selten verlassen wer-
den, Ihrer Meinung nach damit zusammenhängen, dass
aktuell andere, leistungsstärkere Maschinen fliegen, die
mehr Lärm emittieren? Auf welche Ursachen führen Sie
diese Beobachtungen zurück?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708016200


Ich kann die Beobachtungen, dass der Verkehr zuge-
nommen hat, schwer verifizieren. Es handelt sich ja um
subjektive Eindrücke. Wir können Ihnen die objektiven
Zahlen liefern. Diese habe ich Ihnen vorhin zur Kenntnis
gegeben. Wenn Sie von Kleinmachnow reden, gehe ich
davon aus, dass es sich um Anflüge auf Tegel handelt.
Ich kann nur darauf verweisen, dass wir ein Absinken
der Zahl der Flugbewegungen nach Tegel zu verzeich-
nen hatten. Ich wiederhole die Zahlen: Im Jahr 2008 wa-
ren es noch rund 161 000, im Jahr 2009 nur
156 000 Flugbewegungen. Das ist aus meiner Sicht ein
Hinweis darauf, dass es jedenfalls keinen Anstieg gege-
ben hat.

Ich will Sie gern darüber informieren, dass die Deut-
sche Flugsicherung, die Flughafenbetreiber und natür-
lich auch die Airlines alles unternehmen, um den Flug-
lärm zu reduzieren. Deshalb arbeiten wir auch an neuen

A
D
k
d
L

V
k
b

g

te

ic
J
a
a
re
w
A
fe
d

w
e
k

E
fr
R

te

n
d
d
d
d

(C (D nflugverfahren wie beispielsweise CDA, Continuous escent Approach. Hierbei handelt es sich um einen ontinuierlichen Sinkflug, bei dem die Triebwerke nicht ie volle Leistung ausschöpfen und damit eine geringere ärmbelastung für die Anwohner hervorrufen. Zu subjektiven Wahrnehmungen – da bitte ich um erständnis – kann ich leider keine Stellung nehmen. Ich ann Ihnen nur die objektiven Zahlen zur Kenntnis geen. Wir kommen damit zur Frage 13, ebenfalls der Kolle in Behm: Wie häufig war in den letzten zehn Jahren der Einsatz von Eisbrechern auf der Elbe erforderlich, und wie oft kam es dabei zu Behinderungen durch eine unzureichende Fahrrinnentiefe? J Das ist auch eine sehr jahreszeitbezogene Frage, die h natürlich sehr gerne beantworte: In den letzten zehn ahren hat in jedem Winter der Einsatz von Eisbrechern uf der Elbe stattgefunden. Je nach Bedarf waren in sich bgeschlossene Einsätze von mehreren Tagen bis mehren Wochen erforderlich. Innerhalb dieser zehn Jahre ar zu Zeiten des Eisaufbruchs immer ein ausreichender bfluss in der Elbe vorhanden, sodass die Fahrrinnentien für den Eisbrechereinsatz keine Beeinträchtigungen argestellt haben. Kollegin Behm, bitte. Vielen Dank. – Jetzt hätte ich nachfragen wollen, an elchen Segmenten es Behinderungen gegeben hat. Da s aber keine Behinderungen gegeben hat, habe ich auch eine Nachfrage. Aber der Kollege Hacker hat eine Nachfrage. Vielen Dank, Herr Präsident. – Zum Eisgang auf der lbe, Herr Staatssekretär Mücke, habe ich eine Nachage. Ihnen ist sicherlich das Problem der sogenannten eststrecke zwischen Dömitz und Hitzacker bekannt. J Stammstrecke! Ich kenne sie als Stammstrecke! Ja. – Bei dieser Reststrecke sind ja die Ausbaumaß ahmen bei den Buhnen in den 30er-Jahren nicht vollenet worden. Sehen Sie in diesem Abschnitt Gefahren für ie Deichund Buhnenanlagen, weil es hier immer wieer zu Absenkungen des Wasserstandes kommt und daurch bedingt regelmäßig Eisversetzungen eintreten? 8856 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Hans-Joachim Hacker )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708016300
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708016400
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708016500
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708016600
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708016700
Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1708016800
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708016900
Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1708017000

(A) )

Was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unterneh-
men? Ist zum Beispiel an einen Abschluss des Buhnen-
ausbaus gedacht?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708017100


Die Bundesregierung bedient sich dafür ja der Was-
ser- und Schifffahrtsverwaltung, die an dieser Stelle kon-
tinuierlich ausbaggern lässt, um ein Versanden und Ver-
landen dieses Abschnitts der Elbe zu vermeiden. Somit
findet dort ein kontinuierlicher Erhalt der Fahrrinne statt.
Es ist aber sicher darüber nachzudenken, ob man im
Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens Erhaltungs-
und Ausbaumaßnahmen vornimmt, bei denen ökologi-
sche Belange genauso berücksichtigt werden wie die Be-
lange der Schifffahrt, die einen verlässlichen und siche-
ren Zugang zur Elbe benötigt.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708017200

Danke. – Die beiden Fragen 14 und 15 des Kollegen

Paula werden schriftlich beantwortet.

Damit kommen wir zu Frage 16:
Wie und wo hat die Bundesregierung die in der Änderung

der Straßenverkehrs-Ordnung – die am 4. Dezember 2010 of-
fiziell in Kraft getreten ist – aufgeführten Witterungsverhält-
nisse – wie Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis oder
Reifglätte auf der Fahrbahn –, bei denen ein Auto nur mit
Winterreifen gefahren werden darf, gerichtsfest definiert, um
den einschreitenden Ordnungskräften eine eindeutige Fest-
stellung des Tatbestandes sowie den Verkehrsteilnehmenden
ein regelkonformes Verhalten zu ermöglichen?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708017300


Herr Präsident! Verehrte Frau Kollegin Lühmann,
diese Frage möchte ich gerne beantworten. Die in § 2
Abs. 3 a Satz 1 der Straßenverkehrs-Ordnung genannten
winterlichen Wetterverhältnisse, bei denen ein Kraftfahr-
zeug nur mit M+S-Reifen gefahren werden darf, wurden
unter Mithilfe des Deutschen Wetterdienstes ermittelt.
Diesbezüglich wird auf die amtliche Begründung ver-
wiesen, und zwar auf die Bundesratsdrucksache 699/10.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708017400

Nachfrage? – Bitte schön.


Kirsten Lühmann (SPD):
Rede ID: ID1708017500

Hat bei dieser Antwort die Problematik mit dem Zu-

satzschild „Nur bei Nässe“, das üblicherweise bei Ge-
schwindigkeitsbeschränkungen angewendet wird, Be-
rücksichtigung gefunden? Der Grund der Frage ist
folgender: Nässe ist eine ähnliche Definition wie Schnee
oder Eisglätte. Bei dieser Definition gibt es erhebliche
Probleme und immer wieder rechtliche Auseinanderset-
zungen, ob Nässe vorliegt oder nicht. Sind die Erfahrun-
gen mit diesem Zusatzschild und die rechtlichen Folgen
in die eben von Ihnen genannte Bewertung eingeflossen?

te

u
W
d
d

O
B
D
n
e
h
D
d

F

d
n
n
ru
d
s
g
n
fl

te

n

(C (D J Diese Erfahrungen sind nicht eingeflossen, weil wir ns zunächst darauf konzentriert haben, die winterlichen etterverhältnisse zu definieren. Das ist durch ein Urteil es Oberlandesgerichts Oldenburg erforderlich geworen, das festgestellt hat, dass die bisherige Formulierung winterliche Wetterverhältnisse“ in der Straßenverkehrsrdnung nicht bestimmt genug ist, um entsprechende ußgeldverfahren rechtssicher durchführen zu können. as hat uns dazu bewogen, gemeinsam mit unserer achgeordneten Behörde, dem Deutschen Wetterdienst, ine Definition dieser winterlichen Wetterverhältnisse erbeizuführen. Ich will Ihnen hierzu gerne aus der rucksache des Bundesrates zitieren; dann wird wohl eutlich, was damit gemeint ist: Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eisund Reifglätte zählen nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes zu den winterlichen Wetterverhältnissen. Solche Wetterverhältnisse sind in der Regel geeignet, die Sicherheit des Straßenverkehrs zu beeinträchtigen. Verursacht werden diese Verhältnisse insbesondere durch unterschiedliche Niederschlagsarten: Schneefall (inkl. Schneeregen und Schneegriesel)

Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708017600
gen (umgangssprachlich Eisregen), gefrierender

(fallender bzw. abgesetzter Schnee in Verbindung mit starkem Wind)

Diese Wettererscheinungen und -verhältnisse kön-
nen bereits bei Lufttemperaturen einige Grad über
dem Gefrierpunkt auftreten. So kann sich bereits
bei starkem Schneefall bei 4 °C eine geschlossene
Schneedecke ausbilden. Das bedeutet für die Ver-
kehrsteilnehmer, dass sie bei diesen Wetterverhält-
nissen mit Sommerreifen nicht mehr sicher am
Straßenverkehr teilnehmen können.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708017700

Weitere Nachfrage, oder kommen wir zur nächsten

rage? – Noch eine Nachfrage.


Kirsten Lühmann (SPD):
Rede ID: ID1708017800

Da wir bei der Definition, was „glatt“ ist, allein in

iesem Haus eventuell zu 10 bis 20 verschiedenen Defi-
itionen kämen, ist meine Frage: Wenn Sie solch eine
eue Regelung einführen, dann möchte die Bundesregie-
ng sicherlich, dass sie durchgesetzt wird. Wie bewertet

ie Bundesregierung in diesem Zusammenhang die Aus-
age der Polizeigewerkschaft, dass insbesondere auf-
rund der jetzigen Sicherheitslage überhaupt kein Perso-
al zur Verfügung steht, um diese neue Regelung
ächendeckend überprüfen zu können?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708017900

Diese Stellungnahme der Polizeigewerkschaft ist mir

icht bekannt.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Das steht im Stern vom 3. Dezember!)


Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8857

Parl. Staatssekretär Jan Mücke


(A) )


)(B)

– Vielen Dank für den Quellenhinweis. Ich werde das
gerne nachlesen. – Wir gehen davon aus, dass die Län-
derpolizeien das Recht durchsetzen, das wir hier ma-
chen. Dazu gehört insbesondere die Anwendung der
Straßenverkehrs-Ordnung. Ich glaube, dass eine weiter-
gehende Definition von „Glätte“ den Gesetzgeber über-
fordern würde. Denn wie würden Sie persönlich Glätte
anders definieren als der Deutsche Wetterdienst? Ich
glaube schon, dass das eine für jeden einsichtige Formu-
lierung ist. Es gibt einen Unterschied zwischen Schnee-
matsch und Reifglätte, und es gibt einen Unterschied
zwischen Eisglätte und Schneeglätte. Ich glaube, das
kann jeder unterscheiden, auch die Beamten der Polizei.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708018000

Wir kommen damit zur Frage 17, ebenfalls der Kolle-

gin Lühmann:
Wie will die Bundesregierung der Verkehrssicherheit

Rechnung tragen, wenn ein Kraftfahrer die neu gefasste Vor-
schrift erfüllt, indem er zwar Reifen mit dem Schneeflocken-
symbol verwendet, diese aber tatsächlich nicht auf die in der
Verordnung genannten winterlichen Wetterverhältnisse ausge-
legt sind, weil sie ein Profil haben, das nachweislich nicht für
Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch oder Eis geeignet ist,
unter anderem, weil sie keine Mindestprofiltiefe von 4 Milli-
meter haben?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708018100


Nach § 2 Abs. 3 a der Straßenverkehrs-Ordnung darf
bei den genannten winterlichen Wetterverhältnissen nur
mit M+S-Reifen gefahren werden. M+S-Reifen sind
„Reifen, bei denen das Profil der Lauffläche und die
Struktur so konzipiert sind, dass sie vor allem in Matsch
und frischem oder schmelzendem Schnee bessere Fahr-
eigenschaften gewährleisten als normale Reifen. Das
Profil der Lauffläche der M+S-Reifen ist im Allgemei-
nen durch größere Profilrillen und/oder Stollen gekenn-
zeichnet, die voneinander durch größere Zwischenräume
getrennt sind, als dies bei normalen Reifen der Fall ist“.
Ich verweise dazu auch auf den Anhang II Nr. 2.2 der
Richtlinie 92/23/EWG. Reifen, die diesen Eigenschaften
entsprechen, sind in der Regel mit einem M+S-Symbol
gekennzeichnet. Dieses Symbol ist sowohl für den Ver-
braucher als auch für das Kontrollpersonal ein Indiz da-
für, dass die Reifen den Vorgaben des § 2 Abs. 3 a Satz 1
der Straßenverkehrs-Ordnung genügen. Entspricht der
Reifen trotz M+S-Symbol nicht den Anforderungen der
Richtlinie 92/23/EWG, liegt ein Verstoß gegen § 2
Abs. 3 a Satz 1 Straßenverkehrs-Ordnung vor, der min-
destens mit einer Geldbuße von 40 Euro geahndet wer-
den kann.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1708018200

Bitte schön, eine Nachfrage? – Keine Nachfrage.

Aber Kollege Pronold hat eine Nachfrage.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1708018300

Bei der Winterreifenpflicht, die jetzt eingeführt wor-

den ist, geht es ja um die Verkehrssicherheit insgesamt.
Die Bundesregierung hat nun für den Pkw-Verkehr und
damit für den Verbraucher sehr klare – und kosteninten-

s
a
g
b
W
L
g
e

te

fe
im
c
d
k
W
b
h
d
W

G

te

d
d
b
Ic
2
s
g
W
s
S
h
s

K
B

(C (D ive – Regelungen definiert; für den Lkw-Verkehr gelten ber andere Regelungen. Wir haben in den letzten Tagen esehen, dass es auf vielen Autobahnen deswegen Proleme gegeben hat, weil Lkws liegen geblieben sind. arum hat die Bundesregierung nicht auch in puncto kw eine Winterreifenpflicht vorgeschlagen und durchesetzt, die eine größere Sicherheit im Straßenverkehr rmöglichen würde? Bitte schön. J Dazu müssen wir festhalten, dass bei Lkws Winterrei n nicht zwingend dazu führen, dass diese Fahrzeuge Winter sicher betrieben werden können. Bei entspre henden Witterungsverhältnissen und wenn ein Winterienst nicht oder nicht so schnell gewährleistet werden ann, kann es durchaus vorkommen, dass auch Lkws mit interreifen liegen bleiben, sodass es zu Staus auf Auto ahnen kommt. Das lässt sich bei diesen Witterungsverältnissen leider nicht ganz ausschließen. Aber die Bunesregierung wird alles tun, um dafür zu sorgen, dass die interreifenpflicht für alle gilt. (Florian Pronold [SPD]: Es gibt unterschiedliche Standards!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708018400
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708018500


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708018600

Dann kommen wir zur Frage 18 der Abgeordneten

ottschalck:
Welche Kosten für den Streudienst haben die Bundeslän-

der zum 15. Juni 2010 gemeldet, die sie für den Streudienst
auf Bundesstraßen im Winter 2009/2010 zu tragen hatten, und
kann die Bundesregierung im Vergleich der Winterperioden
2007/2008 und 2008/2009 einen Anstieg verzeichnen?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708018700

Liebe Frau Kollegin Gottschalck, aufgrund der Län-

ermeldungen kann die Bundesregierung eine Änderung
er Winterdienstkosten einschließlich des Salzver-
rauchs vom Jahr 2007 bis zum Jahr 2010 bestätigen.
h nenne Ihnen die Zahlen gerne: Für die Winterperiode

007/2008 betrugen die Winterdiensteinsatzkosten ein-
chließlich des Salzverbrauchs 133 Millionen Euro; ins-
esamt wurden 555 000 Tonnen Salz verbraucht. Für die
interperiode 2008/2009 betrugen die Winterdienstein-

atzkosten 182 Millionen Euro, und 863 000 Tonnen
alz wurden verbraucht. Die Winterperiode 2009/2010
at den Winterdienst 258 Millionen Euro gekostet; dabei
ind 1,387 Millionen Tonnen Salz verbraucht worden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708018800

Eine Nachfrage, Frau Gottschalck?


Ulrike Gottschalck (SPD):
Rede ID: ID1708018900

Herr Mücke, vielen Dank für die Beantwortung. –

önnen Sie mir noch sagen, wie die Empfehlung des
undes und der Länder an die Autobahnmeistereien aus-

8858 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Ulrike Gottschalck


(A) )


)(B)

sieht, um sicherzustellen, zukünftig noch effektiver Win-
terdienst leisten zu können?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708019000


Der Bundesverkehrsminister hat auf der Verkehrsmi-
nisterkonferenz seine Länderkollegen gebeten, besondere
Obacht auf dieses Problem zu legen und sich frühzeitig
insbesondere mit Streusalz zu bevorraten. Die Bundes-
länder haben uns zugesichert, dass eine ausreichende Be-
vorratung gegeben ist bzw. dass solche Lieferverträge
abgeschlossen worden sind, die eine kontinuierliche Be-
lieferung der Straßenmeistereien und Autobahnmeiste-
reien auch bei länger andauerndem Winter garantieren.
Deshalb gehen wir davon aus, dass die getroffenen Vor-
kehrungen ausreichend Gewähr dafür bieten, den Win-
terdienst effektiv durchführen zu können.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708019100

Sie haben keine weitere Nachfrage.

Dann kommen wir zur Frage 19 der Kollegin
Gottschalck:

Ist der Bundesregierung bekannt, in wie vielen Fällen es
seit dem Wintereinbruch im Dezember 2010 zu Behinderun-
gen des Bahnverkehrs an Bahnübergängen kam, weil auf-
grund der Verwendung von Streusalz an Bahnübergängen sich
das Verhalten der elektrischen Kontakte, über die die Bahn-
schranken ihr Signal erhalten, veränderte und ein Kurzschluss
ausgelöst wurde?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708019200


Auf Ihre Frage kann ich Ihnen antworten: Der Bun-
desregierung sind keine Fälle bekannt, in denen auf-
grund der Verwendung von Streusalz Kurzschlüsse in
den elektrischen Bahnübergangsanlagen vorgekommen
sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708019300

Es gibt keine Nachfrage dazu.

Die Fragen 20 und 21 der Kollegin Ute Kumpf wer-
den schriftlich beantwortet.

Wir kommen zur Frage 22:
Wie will die Bundesregierung als Eigentümer der Deut-

schen Bahn AG, DB AG, angesichts der erneuten winterbe-
dingten Probleme im Zugverkehr sicherstellen, dass künftig
nur noch witterungsresistente Materialien in der Fahrzeug-
flotte sowie beim Neubau bzw. der Instandhaltung des Netzes
zum Einsatz kommen?

Herr Staatssekretär, bitte.

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708019400


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Lieber Kollege
Burkert, die Festlegung der Einzelheiten bei der Be-
schaffung von Fahrzeugen sowie beim Bau bzw. bei der
Instandhaltung der Schieneninfrastruktur liegt aus-
schließlich in der Verantwortung des Unternehmensvor-
stands. Der Bund nimmt hierauf keinen Einfluss. Im
Übrigen wird auf die Entscheidung des Ausschusses für
Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zur

A
d
n

B
D
z
w
B
s
ru
d
E
ru

te

d
V
h
k
fu
g
B
ri
in
V

d
d
d
V
te

te

ra

B

(C (D uslegung der §§ 105 und 108 der Geschäftsordnung es Deutschen Bundestages verwiesen. Ich empfehle Ihen dazu auch die Drucksachen 13/6149 und 16/8467. Haben Sie eine Nachfrage? – Bitte, Herr Burkert. Ich habe eine Nachfrage, Herr Staatssekretär. Ist die undesregierung als 100-prozentige Eigentümerin der eutschen Bahn AG bereit oder denkt sie darüber nach, weckgebundene Mittel zur Verfügung zu stellen, um itterungsbedingte Probleme bei der Deutschen ahn AG zukünftig auszuschließen oder zumindest bes er in den Griff zu bekommen? Denkt die Bundesregieng darüber nach, die Dividende, die sie jährlich von er Deutschen Bahn AG in Höhe von 500 Millionen uro bekommen möchte, abzuschmelzen, um wittengsbedingten Einflüssen entgegenzuwirken? J Zur ersten Teilfrage kann ich Ihnen sagen, dass sich ieser Bereich ausschließlich auf die unternehmerische erantwortung der Deutschen Bahn AG bezieht. Desalb ist hier vor allen Dingen der Vorstand gefragt. Sie ennen die Regelungen des Aktiengesetzes und die Begnisse des Vorstandes bzw. des Aufsichtsrates. Wir ehen davon aus, dass der Vorstand der Deutschen ahn AG Vorsorge treffen wird, um sein rollendes Mateal weniger witterungsanfällig zu machen. Soweit ich formiert bin, gibt es entsprechende Bemühungen des orstandes in diesem Bereich. Sie haben eine weitere Nachfrage? Ja, ich habe eine weitere Nachfrage. Wird die Bun esregierung im Rahmen ihrer Tätigkeit im Aufsichtsrat er Deutschen Bahn AG bei den Auftragsvergaben, was en Materialpark angeht, darauf achten, dass Qualität orrang vor dem Preis haben wird, um zukünftig Winrmängel auszuschließen? J Nein, die Vergabe ist keine Aufgabe des Aufsichts tes. Dann sind wir bei Frage 23 des Kollegen Martin urkert: Werden Mittel aus dem Einzelplan 12 des Bundeshaus halts speziell für die Witterungsresistenz des Bestandsnetzes der DB AG verwandt, und gibt es spezielle Anstrengungen der Bundesregierung gegenüber der DB AG, Tunnel, wie beispielsweise den Schwarzkopftunnel, gegen Witterungseinflüsse zu schützen? Herr Staatssekretär, bitte. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8859 )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708019500
Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1708019600
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708019700
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708019800
Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1708019900
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708020000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708020100

(A) )

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708020200


Nein, die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung,
mit der der Deutschen Bahn AG Mittel für Investitionen
im Bestandsnetz zur Verfügung gestellt werden, enthält
keine Vorgaben hinsichtlich der Witterungsresistenz.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708020300

Haben Sie eine Nachfrage dazu? – Bitte schön.


Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1708020400

Herr Staatssekretär, meine Nachfrage bezieht sich auf

den Schwarzkopftunnel, der Ihnen vielleicht als wichti-
ges Nadelöhr im Schienenverkehr zwischen den Bundes-
ländern Bayern und Hessen bekannt ist. Kennt die Bun-
desregierung die schwierige bauliche Situation im
Schwarzkopftunnel? Ist Ihnen bekannt, dass hier zurzeit
täglich Eis von der Tunneldecke abgeschlagen werden
muss, um vor allem bei Güterzügen die Sicherheit zu ge-
währleisten?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708020500


Es ist uns bekannt, dass diese Phänomene im Winter
in einzelnen Tunneln wegen Haarrissen und anderer
baulicher Unzulänglichkeiten auftreten können. Der
Deutschen Bahn AG sind mit der Leistungs- und Finan-
zierungsvereinbarung Mittel zur Verfügung gestellt wor-
den, um diese baulichen Mängel zu beseitigen. Die
Deutsche Bahn AG ist verpflichtet, das umzusetzen.
Eine direkte Verantwortung der Bundesregierung dafür
gibt es nicht. Ich habe schon vorhin auf die unternehme-
rische Verantwortung der Deutschen Bahn AG verwie-
sen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708020600

Haben Sie eine weitere Nachfrage?


Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1708020700

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708020800

Bitte schön.


Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1708020900

Angesichts der Tatsache, dass Ihnen die Situation be-

kannt zu sein scheint, stellt sich die Frage, warum Sie
die Zustimmung zur vorliegenden Finanzierungsverein-
barung zum Bau neuer Tunnelröhren, insbesondere des
Schwarzkopftunnels, in letzter Sekunde zurückgezogen
und die Unterschrift verweigert haben, obwohl der Ver-
trag schon auf dem Schreibtisch des Ministers lag.

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708021000


Das kann ich jetzt nicht bestätigen; ich müsste nach-
prüfen, ob es tatsächlich so war. Ich werde Ihnen die ent-
sprechenden Informationen gerne schriftlich zukommen
lassen.

H
e

H

te

la
s
n

n
d

d

d
n

tr
B
g

fo
s
v
T
s
e
s
e
ru
s
d

M
v
fa
ü
B
w

g
g
d

(C (D Vielen Dank. – Die Fragen 24 und 25 des Kollegen ans-Joachim Hacker werden schriftlich beantwortet, benso die Fragen 26 und 27 des Kollegen Sören Bartol. Wir kommen zu den Fragen 28 und 29 des Kollegen ofreiter: Wer ist Eigentümer der für die Mauterhebung erforderlichen Einrichtungen und Anlagen – Mautbrücken, On-BoardUnits, Server, Software etc. – nach Auslaufen des aktuellen Betreibervertrages, und wie bewertet die Bundesregierung die Möglichkeit, das Unternehmen Toll Collect GmbH durch den Bund zu übernehmen? In welcher Form sucht die Bundesregierung nach einem künftigen Betreiber nach Auslaufen des aktuellen Betreibervertrages – öffentliche Ausschreibung, Direktvergabe oder Ähnliches –, und wie ist der Stand der beiden Schiedsverfahren gegen die Toll Collect GmbH? J Sehr geehrter Herr Kollege Dr. Hofreiter, nach Aus ufen des aktuellen Betreibervertrages zur Lkw-Maut tehen der Bundesrepublik Deutschland mehrere Optioen zur Verfügung: Erstens: Errichtung eines neuen Mautsystems mit eiem neuen Betreiber nach Ausschreibung und Abbau es aktuellen Mautsystems durch Toll Collect. Zweitens: Übernahme und Weiterbetrieb des bestehenen Mautsystems durch die Bundesrepublik Deutschland. Drittens: Weiterbetrieb des bestehenden Mautsystems urch Toll Collect oder einen neuen Betreiber, ebenfalls ach Ausschreibung. Ob und in welcher Form nach einem zukünftigen Beeiber zu suchen ist, hängt davon ab, welche Option die undesrepublik Deutschland auswählt. Die Bundesreierung hat hierzu noch keine Entscheidung getroffen. Zum Stand des Schiedsverfahrens nehme ich wie lgt Stellung: Zwischen dem Bund und Toll Collect ind zwei Schiedsverfahren anhängig. Das erste Schiedserfahren wurde im Herbst 2004 vom Bund gegen das oll-Collect-Konsortium und dessen Konsorten Deutche Telekom AG und Daimler Financial Services AG ingeleitet. Der Bund macht in diesem Verfahren im Weentlichen rund 3,3 Milliarden Euro Schadensersatz für ntgangene Mauteinnahmen wegen verspäteter Einfühng der streckenbezogenen Lkw-Maut sowie Vertrags trafen in Höhe von rund 1,65 Milliarden Euro wegen iverser Verletzungen des Betreibervertrages geltend. Die Toll Collect GmbH, die Betreibergesellschaft des autsystems, hat im Dezember 2006 gegen den Bund or demselben Schiedsgericht ein weiteres Schiedsverhren eingeleitet. Die Toll Collect GmbH macht gegen ber dem Bund im Wesentlichen angeblich ausstehende etreibervergütungen geltend. Dieses Verfahren nennen ir das zweite Schiedsverfahren. Derzeit findet die ursprünglich für Oktober 2009 anesetzte, dann aber wegen eines unbegründeten Befanenheitsantrages der Toll-Collect-Unternehmen gegen en vom Bund benannten Schiedsrichter verschobene 8860 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Parl. Staatssekretär Jan Mücke )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708021100
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708021200

(A) )

zweite mündliche, mehrtätige Verhandlung zu beiden
Mautschiedsverfahren statt. In ihrem Rahmen werden
wesentliche Rechts- und Beweisfragen behandelt. In bei-
den Verfahren hat im Juni 2008 bereits eine erste münd-
liche Verhandlung stattgefunden. Nach der zweiten
mündlichen Verhandlung werden die Parteien Gelegen-
heit erhalten, zu deren Ergebnis Stellung zu nehmen.
Weitere Aussagen zum Fortgang des Verfahrens sind
derzeit nicht möglich, weil wir mitten in diesem Verfah-
ren stecken.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708021300

Herr Hofreiter, Sie haben jetzt die Möglichkeit, bis zu

vier Nachfragen zu stellen. Das müssen Sie aber nicht
ausnutzen.


Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708021400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Vielen Dank, Herr

Staatssekretär. Sie haben zwar die Frage 29 wunderbar
beantwortet, die Frage 28 aber überhaupt nicht. Da frage
ich, wer nach Auslaufen des Vertrages Eigentümer der
für die Mauterhebung erforderlichen Einrichtungen ist.
In dem Vertrag muss es eine Endschaftsregelung geben.
An wen gehen die Einrichtungen über? Fallen sie zurück
an den Betreiber, oder gehen sie in das Eigentum der
Bundesrepublik über?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708021500


Diese Anlagen gehören der Toll Collect GmbH. Der
Bund hat allerdings einen Anspruch auf kostenlose
Übertragung, weil diese Anlagen nach Auslaufen des
Betreibervertrages abgeschrieben sind. Das heißt, wir
haben einen Anspruch darauf, dass diese Anlagen der
Bundesrepublik Deutschland kostenfrei übereignet wer-
den.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708021600

Sie haben eine weitere Nachfrage? – Bitte schön.


Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708021700

Es ging auch um die sogenannten Mehrwertdienst-

leistungen. Deswegen haben wir ein relativ aufwendiges
Verfahren gewählt. Gibt es denn Hinweise, dass ir-
gendeiner dieser sogenannten Mehrwertdienste von Toll
Collect geleistet wurde?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708021800


Dafür habe ich keine Hinweise.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708021900

Haben Sie eine weitere Nachfrage, Herr Hofreiter? –

Bitte.


Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708022000

Wie sieht der ungefähre Zeitrahmen aus, den die Bun-

desregierung sich für die beiden Schiedsverfahren setzt?

E
s
in
m


te

le
g
E
re
w
le
c
n
s
n
d
E
g
w
z
V
k
w
d
re

v
W
g
V

te

c
F
d
s
ru
m
a
e
v
d

(C (D s geht um eine erhebliche Summe Geld. Das lässt sich icher nicht genau abschätzen. Zurzeit befinden wir uns den mündlichen Verhandlungen. Die Bundesregierung uss aber eine ungefähre Vorstellung vom Zeitrahmen r die beiden Schiedsverfahren haben. J Wenn es nach uns ginge, so schnell wie möglich. Al rdings sind wir auf unsere Partner und das Schiedsericht angewiesen. Ich kann heute schwerlich einen ndpunkt definieren. Wir haben aber ein großes Intesse daran, dass dieses Problem recht zeitnah geklärt ird. Es ist auch, glaube ich, im Interesse des Steuerzahrs, dass unsere aus unserer Sicht berechtigten Ansprü he befriedigt werden und wir eine entsprechende Einahme im Haushalt verzeichnen können. Es wäre aber ehr vermessen von mir, heute einen Termin zu benenen, zu dem diese Schiedsverfahren beendet sein weren. Für uns geht es nicht vorrangig darum, schnell ein rgebnis zu haben, sondern darum, dass es ein gutes Erebnis ist. Das Gute misst sich insbesondere daran, dass ir möglichst viele unserer Forderungen, die auch finan ieller Art sind, umsetzen können. Deshalb bitte ich um erständnis dafür, dass ich keinen Endpunkt nennen ann. Wir wollen zügig zum Ende kommen, aber wir ollen natürlich auch eine möglichst hohe Einnahme aus iesem Schiedsverfahren an den Bundeshaushalt abfühn können. Haben Sie noch eine weitere Nachfrage? – Bitte. Ich habe noch eine weitere Nachfrage. Im Moment ist öllig unabsehbar, wann das Schiedsverfahren endet. elche Konsequenzen hätte es aus Sicht der Bundesre ierung, wenn das Schiedsverfahren bei Auslaufen des ertrages noch nicht abgeschlossen ist? J Aus meiner Sicht ergeben sich daraus keine wesentli hen Konsequenzen. Das ist eine sehr hypothetische rage. Wir wissen nicht, wie lange es dauert. Für uns ist ann die Frage, welches Modell wir wählen, zum Beipiel ob wir neu ausschreiben. Das hat aber mit Fordengen, die aus der Anfangszeit des Mautsystems stamen, nichts zu tun. Diese Forderungen halten wir weiter ufrecht, ganz egal, wie lange das Schiedsverfahren daurt. Ich gehe aber davon aus, dass die Schiedsverfahren or Ablauf der Betreiberverträge entschieden sein weren. (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielen Dank!)

Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708022100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708022200
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708022300
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708022400


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708022500

Jetzt eine Nachfrage des Kollegen Burkert dazu.

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8861


(A) )


)(B)


Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1708022600

Herr Staatssekretär, können Sie schon heute sagen,

wie die Mittel, die nach Abschluss des Schiedsverfah-
rens zur Verfügung stehen, auf die einzelnen Verkehrs-
träger – Stichwort: Modal Split – verteilt werden? Die
Einnahmen aus der Maut sollen zukünftig allein der
Straße zugutekommen, während gegenwärtig auch die
Verkehrsträger Wasserstraße und Schiene davon profitie-
ren. Werden die Altmittel zukünftig auch nur in den Ver-
kehrsträger Straße fließen, oder denkt man daran, we-
nigstens diese Mittel den anderen Verkehrsträgern zu
geben?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1708022700


Dazu kann ich heute noch keine Aussage treffen, weil
wir nicht wissen, was das Ergebnis dieses Schiedsver-
fahrens sein wird.


(Martin Burkert [SPD]: Kann ich eine Nachfrage stellen?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708022800

Nein, Sie dürfen keine Nachfrage stellen, weil dies

nicht Ihre eigene Frage ist.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit. Zur Beantwortung steht die Parlamentarische
Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser zur Verfügung.

Die Frage 30 des Kollegen Gerd Bollmann wird
schriftlich beantwortet.

Ich rufe Frage 31 des Kollegen Miersch auf:
Welche neuen Erkenntnisse in Bezug auf die Notwendig-

keit der Atommülltransporte von Ahaus nach Majak hatte die
Bundesregierung zwischen dem 1. Dezember 2010, an dem
die Parlamentarische Staatssekretärin Katherina Reiche noch
von der Prüfung der Transporte sprach, und dem 6. Dezember
2010, an dem der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit, Dr. Norbert Röttgen, den Transport ab-
gesagt hatte?

Frau Staatssekretärin.

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708022900


Lieber Kollege Miersch, zum Tagesordnungspunkt 14
der Sitzung des Umweltausschusses des Deutschen Bun-
destages am 1. Dezember 2010 hatte meine Kollegin, die
Parlamentarische Staatssekretärin Katherina Reiche,
vorgetragen – das geht auch aus Ihrer Frage hervor –,
dass das Bundesumweltministerium im Rahmen seiner
Zuständigkeit den Sachverhalt umfassend prüfen und
mit Blick auf die uns allen gemeinsamen umweltpoli-
tischen Ziele bewerten wird. Diese Prüfungen und Be-
wertungen, Herr Miersch, wurden durchgeführt. Am
6. Dezember 2010 hat Herr Bundesumweltminister
Dr. Norbert Röttgen der Presse das Ihnen allen bekannte
Ergebnis vorgestellt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708023000

Sie haben eine Nachfrage, Herr Miersch? – Bitte.

b
g
d
1
c
e
w
b
k
fa
d

B
s

B
w
M
je

1
h
e
h
te
M
6
k

d

d
D
te

B
s

g
d
B
d
te

(C (D Frau Staatssekretärin, das war der Sachverhalt, der ekannt war. Ich habe aber nach einem anderen Aspekt efragt und erbitte nun in einer Nachfrage eine Antwort arauf. Die Parlamentarische Staatssekretärin hat am . Dezember 2010 in der Tat von dieser Prüfung gesprohen. Der Bundesumweltminister hat in der Fragestunde benso von der Prüfung gesprochen. Fünf Tage später urde dieser Transport abgesagt, obwohl am 1. Dezemer auch die Sprecherin gesagt hatte, von Absage könne eine Rede sein. Meine Frage lautet: Welche Prüfung nd zwischen dem 1. und dem 6. Dezember 2010 statt, ie letztlich zu der Absage führte? Urs Es ist, wie Ihnen auch aus der Pressemitteilung des MU vom 6. Dezember 2010 bekannt wurde, geprüft orden, ob die Brennelemente in der russischen Anlage ajak schadlos verwertet werden können. Ich zitiere tzt Bundesumweltminister Röttgen: Die vorliegenden Unterlagen lassen eine abschließende Aussage dazu nach den Maßstäben des Atomgesetzes gegenwärtig nicht zu. Genau dies wurde geprüft, und zwar nicht erst ab dem . Dezember, sondern auch schon vorher. Die Prüfung at, wie Sie sich denken können – wir haben Gutachten ingeholt etc. –, einen langen Zeitraum gedauert. Desalb ist Ihre Frage, denke ich, absolut korrekt beantwort. Es gab die Prüfung, von der meine Kollegin und der inister gesprochen haben. Die Prüfungen sind am . Dezember zu einem Abschluss mit dem Ihnen beannten Ergebnis gekommen. Sie haben noch eine Nachfrage? – Bitte sehr. Ich habe eine weitere Nachfrage. – In dieser Absage, ie am Montag erfolgte, ist von „gegenwärtig“ oder nach diesem Sachstand“ die Rede. Die Frage, die ich in iesem Zusammenhang habe, ist: Ist dieser Transport auf auer, also endgültig, abgesagt, oder welche Modalitän verfolgt das BMU augenblicklich? Urs Das BMU hat, wie Ihnen bekannt ist, die Genehmi ung versagt und gesagt – ich zitiere es noch einmal –, ass der Nachweis der schadlosen Verwertung der rennelemente in Majak nicht gegeben ist. Das bedeutet, ass man die Brennelemente dort nicht schadlos verwern kann und somit kein Transport stattfindet. Ich rufe Frage 32 des Kollegen Miersch auf: Ist die Bundesregierung bereit, dem Parlament die in den Bundesländern erstellten Auflistungen von konkreten oder an 8862 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )

Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1708023100
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708023200
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708023300
Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1708023400
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708023500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708023600

(A) )

gedachten Nachrüstungen von Atomkraftwerken zur Verfü-
gung zu stellen, sobald diese der Bundesregierung vorliegen?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708023700


Meine Antwort, Kollege Miersch, lautet: Die Bundes-
regierung wird den Deutschen Bundestag in geeigneter
Weise über die im Zuge der Laufzeitverlängerung vorge-
sehenen Nachrüstungen informieren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708023800

Sie haben eine Nachfrage, Herr Miersch? – Bitte sehr.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1708023900

Frau Staatssekretärin, es ging um die Frage, ob die

Bundesregierung bereit ist, uns über die Faktenlage und
über die Erkenntnisse, die sie in diesem Zusammenhang
hat, vollständig zu informieren und uns dementspre-
chend auch Gutachten bzw. Unterlagen, die sie hat, vor-
zulegen.

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708024000


Herr Miersch, Sie können mir glauben, dass das BMU
daran interessiert ist, das Verfahren transparent zu ge-
stalten. Ich darf darauf hinweisen, dass die Entwicklung
sicherheitstechnischer Nachrüstmaßnahmen für Kern-
kraftwerke ein sehr dynamischer Prozess ist. Die Anfor-
derungen, die auf der Homepage des BMU veröffentlicht
sind, werden anlagenspezifisch konkretisiert werden
müssen. Allerdings ist es auch die Aufgabe der Betrei-
ber, die sicherheitstechnischen Verbesserungen ihrer An-
lagen zu planen. Das werden Behörden und Sachverstän-
dige prüfen.

Bisher ist nicht abzusehen, welche Zwischenschritte
erfolgen und inwieweit mehr oder weniger umfassende
Dokumentationen in Form von Listen vorgenommen
werden. Deshalb können wir zum jetzigen Zeitpunkt
noch nicht so verfahren, wie Sie es gerne hätten. Aber
ich sage Ihnen zu, Sie umfassend über alles zu informie-
ren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708024100

Haben Sie noch eine Frage, Herr Miersch?


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1708024200

Ja. – Diese umfassende Information hätte ich mir – Sie

werden das vielleicht anders beurteilen – am 1. Dezember
dieses Jahres erhofft, als es um den Atomtransport nach
Majak ging; das ist ein kleines Beispiel. Fünf Tage später
lesen wir Parlamentarier dann etwas anderes. Insofern
will ich diese Gelegenheit nutzen, um diese Informations-
flut gewissermaßen bei Ihnen abzugreifen. Ich frage Sie:
Schließen Sie aus, dass dann, wenn die erforderlichen
Nachbesserungen an der Anlage in Majak vorgenommen
werden, eventuell doch noch ein Transport dorthin statt-
findet?

B
c

s
v


z
u
k
n
a

d
n
d
u
s
m
d
a
Z

S

g
s
g
a
n
B
d
g
R
d

B
c

g
re
k
re
s
V
d
Ih

S

(C (D Ur Ihre Nachfragen beziehen sich auf die Frage nach den icherheitstechnischen Anforderungen bei der Laufzeiterlängerung von Kernkraftwerken. (Dr. Matthias Miersch [SPD]: Es geht um Kernkraft allgemein, Entschuldigung!)

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708024300

Nein, um Atomkraftwerke, wenn ich aus Ihrer Frage
itieren darf. – Ich habe Ihnen zugesagt, dass ich Ihnen
mfangreiche Informationen zur Verfügung stelle. Das
önnen Sie mir glauben. Dieses Thema können wir in ei-
er der kommenden Sitzungen des Umweltausschusses
uch gerne besonders behandeln.

Was Majak angeht, habe ich Ihnen schon erläutert,
ass die Prüfung am 1. Dezember dieses Jahres noch
icht abgeschlossen war. Das ist mehrfach betont wor-
en, von meiner Kollegin und vom Minister. Sie müssen
ns zugestehen, dass wir die Prüfung erst einmal ab-
chließen müssen, bevor wir zu einem Ergebnis kom-
en. Ich kann verstehen, dass Sie sich gewünscht hätten,

ass die Prüfung schon am 1. Dezember dieses Jahres
bgeschlossen gewesen wäre. Aber sie war es zu diesem
eitpunkt noch nicht, sondern erst sechs Tage später.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708024400

Jetzt gibt es noch eine Nachfrage der Kollegin

teiner.


Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708024500

Danke schön für diese Möglichkeit. – Das, was Sie

erade sagten, ist genau das Problem. Eigentlich hieß es
chon, der Transport geht auf die Reise, um es einmal le-
er auszudrücken, aber es gelingt uns nicht, im Umwelt-
usschuss nicht und auch heute nicht, nähere Informatio-
en darüber zu bekommen. Deswegen möchte ich in
ezug auf die sicherheitstechnischen Maßnahmen, über
ie Sie mit Abteilungsleitern in einer Telefonkonferenz
esprochen haben, fragen: Was haben Sie in diesem
ahmen hinsichtlich des konkreten Vorgehens bezüglich
er Nachrüstung von Atomkraftwerken vereinbart?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708024600


Ich finde es nett, dass Sie jetzt eine Frage Ihrer Kolle-
in Kotting-Uhl, die konkret nach dieser Telefonkonfe-
nz gefragt hat, jetzt aber nicht hier ist, aufgreifen. Ich

ann Ihnen dazu nur sagen, dass in dieser Telefonkonfe-
nz, die im Übrigen am 8. September dieses Jahres

tattgefunden hat, keine Vereinbarungen zum weiteren
orgehen getroffen wurden. Der Bund hat kein Protokoll
ieser Telefonkonferenz angefertigt. Deshalb kann ich
nen dazu nicht mehr sagen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708024700

Jetzt gibt es eine weitere Nachfrage des Kollegen

chwabe.

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8863


(A) )


)(B)


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1708024800

Frau Staatssekretärin, Sie haben jetzt versucht, zu-

mindest den Zeitraum vom 1. Dezember bis zum
6. Dezember dieses Jahres zu beleuchten. Was für die
Zeit danach dauerhaft folgt, habe ich immer noch nicht
verstanden. Deswegen will ich nachfragen: Können Sie
zusagen, dass der Transport nach Majak dauerhaft nicht
stattfindet: ja oder nein?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708024900


Ich darf darauf hinweisen, dass wir uns vorhin bereits
mit dieser Frage beschäftigt haben. Da jetzt verschie-
dene Fragen durcheinandergeworfen werden, halte ich
fest: Ich habe vorhin gesagt, dass der Nachweis der
schadlosen Verwertung in der Anlage in Majak nicht
vorliegt. Es kann natürlich sein, dass dieser Nachweis ir-
gendwann in ferner Zukunft vorliegt. Das kann ich zum
jetzigen Zeitpunkt aber nicht beurteilen.

Wir haben heute zu entscheiden, ob eine Genehmi-
gung zur Ausfuhr erteilt wird. Diese ist nicht erteilt wor-
den, und deshalb erfolgt kein Transport nach Majak.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708025000

Die Fragen 33 und 34 der Kollegin Sylvia Kotting-

Uhl werden schriftlich beantwortet, ebenso die Frage 35
des Kollegen Oliver Krischer.

Ich rufe die Frage 36 der Kollegin Dorothea Steiner
auf:

Besteht die Bundesregierung weiterhin auf ihren Ausfüh-
rungen, dass mögliche Zusammenhänge zwischen den ge-
häuften Krebsfällen in der Samtgemeinde Asse und dem dor-
tigen atomaren Lager gänzlich ausgeschlossen werden
können?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708025100


Ich bin der Kollegin Steiner dankbar dafür, dass sie
die Frage gestellt hat, sodass wir jetzt im Rahmen der
Fragestunde vielleicht noch einmal den einen oder ande-
ren Sachverhalt im Zusammenhang mit den Krebsfällen
in der Samtgemeinde Asse besprechen können.

Frau Steiner, vorweg möchte ich zunächst sagen: Eine
Aussage dazu – ich zitiere jetzt aus Ihrer Frage –, „dass
mögliche Zusammenhänge zwischen den … Krebsfällen
in der Samtgemeinde Asse und dem dortigen atomaren
Lager gänzlich ausgeschlossen werden können“, wurde
seitens der Bundesregierung nicht getroffen. Eine derar-
tige Aussage kann aufgrund genereller erkenntnistheore-
tischer Grenzen wissenschaftlicher Aussagen seriös auch
nicht getroffen werden.

Allerdings kann nach den vorliegenden Untersu-
chungsergebnissen der Umgebungsüberwachung der be-
obachtete Anstieg der Anzahl der Krebsfälle in der Samt-
gemeinde Asse nicht durch die Strahlenbelastung der
Asse erklärt werden; denn die Strahlenbelastung – das
wissen Sie – wird seit 1966 erfasst, und die bisherige Um-
gebungsüberwachung nach der Richtlinie zur Emissions-

u
u
d
U
v
o

d

lu
a
k
n
k
s

n
ri
s
v
te
n
B
d

d
n
h
s
b
h
h
n
d

w
h

B
c

d
in
e
N
h
la
d


fo

(C (D nd Immissionsüberwachung kerntechnischer Anlagen nd die Messungen der Umweltradioaktivität im Rahmen es integrierten Messund Informationssystems in der mgebung der Asse zeigen keine messbaren Einträge on radioaktiven Stoffen aus der Schachtanlage Asse II der andere Auffälligkeiten. Messbare Effekte in der Umgebung resultieren aus em Reaktorunfall von Tschernobyl bzw. sind auch narlichen Ursprungs. Die gemessene Hintergrundstrahng – das habe ich in der vorvergangenen Woche schon ls Antwort auf eine Frage der Kollegin Höhn gesagt – ann nach den vorliegenden wissenschaftlichen Kenntissen über die Entstehung der entsprechenden Krebserrankungen nicht Ursache der erhöhten Krebshäufigkeit ein, da die Dosis 10 000 Mal höher sein müsste. Heute – Frau Steiner, ich kann Ihnen im Augenblick icht sagen, ob das schon geschehen ist – soll der Becht des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachen über Krebshäufigkeiten in der Umgebung der Asse eröffentlicht werden, der morgen auch von einer Experngruppe des Landkreises diskutiert wird. Darüber hiaus soll er von der Strahlenschutzkommission und vom undesamt für Strahlenschutz geprüft und bewertet weren. Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt, dass die Anzahl er Krebsfälle gestiegen ist, aber wir kennen die geauen individuellen Daten natürlich noch nicht, das eißt, wir wissen noch nicht, welchen besonderen Expoitionen die Erkrankten ausgesetzt waren. Es sind ganz esonders diese Fragen, die wir in diesem Zusammenang beantworten müssen. Wir erhoffen uns von dem eute vorgestellten Bericht des Krebsregisters eine geauere Aufklärung darüber, aber, wie gesagt, ich kenne en Bericht zum jetzigen Zeitpunkt eben noch nicht. Eine Nachfrage der Kollegin Steiner? Ja. – Das ist schade, weil es jetzt wirklich schön ge esen wäre, wenn ich diese Zahlen in die Nachfrage ätte mit einbeziehen können. Ur Da stimme ich Ihnen sogar zu. Ich möchte ein Stück weiter vorne anfangen. Mit em, was Sie gerade gesagt haben, haben Sie sich auch der Braunschweiger Zeitung zitieren lassen. Sie haben infach einen Umkehrschluss vorgenommen und gesagt: ach dem, was wir wissen, müsste die Dosis 10 000 Mal öher sein als beobachtet, um Krebsfälle auf Strahlenbestung zurückführen zu können. – Das haben Sie auch amit begründet, dass die Umgebung der Asse seit 1966 Zitat – „lückenlos“ erfasst wird. Wir halten es für sehr fraglich, dass dies lückenlos erlgt ist. Ich glaube, es ist eher so, dass man zwar die 8864 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Dorothea Steiner )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708025200
Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708025300
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708025400
Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708025500

(A) )

Strahlung erfasst hat, dass man aber bis heute nicht weiß,
ob und wie die radioaktiv belasteten Laugenabflüsse in
die Biosphäre gelangen. Deswegen kann man nicht von
einer lückenlosen Erfassung ausgehen.

Das war der Hintergrund unserer Frage, und ich muss
hier schon noch einmal nachhaken: Haben Sie tatsächli-
che Belege dafür, dass Sie ausschließen können, dass
diese Krebsfälle durch Strahlenbelastung verursacht
sind? Es ist doch ein nennenswertes Krebsrisiko: Das Ri-
siko, an Leukämie zu erkranken, ist zweimal so hoch wie
sonst üblich, und das Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu er-
kranken, ist dreimal so hoch.

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708025600


Da stimme ich Ihnen zu. Ich habe gesagt, dass es bei
den beiden Erkrankungen in der Tat eine auffällige Häu-
fung ist. Schilddrüsenkrebs beispielsweise kann ganz
klar durch radioaktives Jod ausgelöst werden.

Unsere Experten sagen – darauf muss ich mich jetzt
beziehen –, dass so etwas in der Asse nicht vorgefunden
wurde. Ich werde aber Ihrer Frage nach den Laugen
noch einmal gesondert nachgehen und Ihnen dazu in
Kürze eine Antwort zukommen lassen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708025700

Sie haben eine weitere Nachfrage, Frau Steiner?


Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708025800

Ja, zu dem angesprochenen, heute vorzustellenden

Ergebnis. Selbst wenn Sie die Ergebnisse noch nicht
kennen und vermitteln können, wollen wir natürlich wis-
sen, ob es gelungen ist, die Faktoren Alter, Familienge-
schichte, Art der Erkrankung, Beruf und Wohnort mit
einzubeziehen, ob man es also auf diese Art und Weise
individualisieren konnte, und ob man die Daten – das ist
gerade vor dem Hintergrund des nicht geklärten Austritts
in die Biosphäre wichtig – in den angrenzenden Gemein-
den ebenfalls erfasst hat. Ich nenne einmal die Gemein-
den – Sie kennen sie vielleicht auch –: Sickte, Schöppen-
stedt, Baddeckenstedt, Schladen und Cremlingen.

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708025900


Letzteres kann ich Ihnen nicht beantworten. Das muss
ich nachholen; das werde ich zügig tun.

Was den ersten Teil der Frage angeht, so waren es in
der Tat Bemerkungen, die wir auch gegenüber Nieder-
sachsen gemacht haben, Fragestellungen, die uns inte-
ressieren, zumal sich unsere Strahlenschutzkommission
ebenfalls mit den Fällen befassen wird. Inwieweit das
tatsächlich eingegangen ist, kann ich Ihnen jetzt nicht sa-
gen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708026000

Eine Nachfrage des Kollegen Miersch.


k

v
tu
n
d

B
c

k
ic
z
g
s
w
S
te

e
T
ri
g
1
1

B
c

d
d

o

B
c

s
w
w

(C (D (Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe dann auch noch eine!)


Sie haben schon zwei gestellt, Frau Steiner. Deswegen
önnen Sie keine weitere Frage stellen.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1708026100

Frau Staatssekretärin, wir haben Agenturmeldungen

on heute entnehmen können, dass die Strahlenbelas-
ng in der Asse weit höher sein soll, als bislang ange-

ommen. Welche Erkenntnisse liegen dem Ministerium
erzeit vor?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708026200


Mir persönlich liegen jetzt noch keine genauen Er-
enntnisse darüber vor, außer den Meldungen, die, glaube
h, gestern gekommen sind und heute in den Zeitungen

itiert worden sind. Wir werden dem sehr ernsthaft nach-
ehen. Sie wissen, dass das auch Auswirkungen auf un-
eren Plan hat, die Fässer aus der Asse herauszuholen. Ich
arte dazu eine Stellungnahme des Bundesamtes für
trahlenschutz ab. Dessen Sprecher hat gestern mitge-
ilt, dass die Belastungen dort entsprechend höher sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708026300

Eine Nachfrage des Kollegen Ott.


Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708026400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Müssten Sie Ihre

ben gemachten Äußerungen nicht im Hinblick auf die
atsache hinterfragen, dass die Organisation IPPNW be-
chtet hat, dass eine statistische Auswertung der lebend-
eborenen Kinder im Umfeld der Asse für die Jahre
971 bis 2009 ein Zahlenverhältnis von 142 Jungen zu
50 Mädchen ergeben hat?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708026500


Auch diese Meldung ist mir bekannt. Wir werden
em natürlich unter Berücksichtigung der entsprechen-
en Fragestellungen nachgehen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708026600

Vielen Dank. – Ich rufe jetzt die Frage 37 des Abge-

rdneten Kaczmarek auf:
Mit welchen konkreten Maßnahmen will die Bundesregie-

rung das in der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt
formulierte Ziel – bis 2020 sind Fließgewässer und ihre Auen
in ihrer Funktion als Lebensraum so weit gesichert, dass eine
für Deutschland naturraumtypische Vielfalt gewährleistet ist –
erreichen?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708026700


Kollege Kaczmarek, mit der Umsetzung der EG-Was-
errahmenrichtlinie soll der Zustand auch der Fließge-
ässer in Deutschland verbessert werden. Die ersten Be-
irtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme nach

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8865

Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser


(A) )


)(B)

dieser Richtlinie wurden für die zehn für Deutschland re-
levanten Flussgebiete fristgemäß Ende 2009 aufgestellt.
Sie befinden sich zurzeit in der Umsetzung. Mit der Ver-
besserung des Gewässerzustands wird auch zum Ziel der
Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt
beigetragen.

Mit dem im Herbst 2009 vorgelegten Auenzustands-
bericht hat die Bundesregierung die Datengrundlage für
eine wirksame Auenentwicklung vorgelegt, für die alle
Gebietskörperschaften, vor allem Länder und Gemein-
den, verantwortlich sind. Die Bundesregierung wird im
Rahmen des Bundesprogramms „Biologische Vielfalt“
Modellprojekte zur Umsetzung der nationalen Strategie
zur biologischen Vielfalt fördern.

Mit „chance.natur“, der Bundesförderung zur Errich-
tung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und
Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeu-
tung und mit einem jährlichen Fördervolumen von
14 Millionen Euro, leistet das Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit einen wich-
tigen Beitrag zur Sicherung und Aufwertung auch von
Fließgewässern und Auen in ihrer Funktion als zentrale
Lebensräume für zahlreiche Arten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708026800

Sie haben eine Nachfrage. Bitte sehr.


Oliver Kaczmarek (SPD):
Rede ID: ID1708026900

Vielen Dank, Frau Staatssekretärin, für die Beantwor-

tung meiner Frage. – Ich möchte auf den Indikatorenbe-
richt zur nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt
zurückkommen. Sie weisen darin aus, dass Sie den Indi-
katorenwert für die größeren Flussauen von 19 auf
29 Prozent anheben wollen. Das ist ein ehrgeiziges Ziel.
Angesichts der Ergebnisse des Gipfels von Nagoya, die
erfreulicher ausgefallen sind als erwartet, möchte ich Sie
aber fragen, ob es innerhalb des Bundesumweltministe-
riums Überlegungen gibt, bei den Indikatorenzielen
noch einen Schritt voranzugehen.

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708027000


Es hat uns in der Tat sehr gefreut, dass wir in Nagoya
zu einem wirklich guten Abschluss gekommen sind. Wir
werden innerhalb des Hauses sicherlich weiter beraten,
wie wir mit vielen einzelnen Punkten des Gipfels in Na-
goya umgehen. Wir sind zurzeit damit befasst, zumal wir
bereits in der Umsetzungsphase sind. Inwiefern der Indi-
katorenbericht dabei eine Rolle spielen wird, kann ich
Ihnen jetzt noch nicht sagen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708027100

Haben Sie eine weitere Nachfrage?


Oliver Kaczmarek (SPD):
Rede ID: ID1708027200

Nein.

K

B
s

H
g
m
d
M
s
m
e
u

n
d
is
Ü
li
m
ic
L

B
s

g
s

im
s
d
w
A
U
Ih
tr

b
d
b

O

(C (D Dann rufe ich die Frage 38 des Kollegen Oliver aczmarek auf: Was tut die Bundesregierung, damit, wie in der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt angestrebt, 100 Prozent der Wasserkörper einen guten oder sehr guten ökologischen Zustand erreichen, obwohl nach Meinung verschiedener Experten dieses Ziel nicht mehr realisierbar ist? Urs Ich darf kurz auf meine andere Antwort verweisen, err Kaczmarek. Ziel der Wasserrahmenrichtlinie ist der ute ökologische und chemische Zustand. Im Maßnahenprogramm der Bundesländer und in den Planungen er Wasserund Schifffahrtsverwaltung sind zahlreiche aßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zu tands vorgesehen. Erst nach deren Umsetzung – das üssen wir leider sagen –, die sich über mehrere Jahre rstrecken wird, können wir tatsächlich beurteilen, ob nd wann der gute ökologische Zustand erreicht ist. Dazu haben Sie eine Nachfrage. Der Indikatorenbericht weist hierzu auf, dass zum ei en die Verbauung von Fließgewässern ein Grund für en nicht guten ökologischen Zustand der Fließgewässer t. Deswegen habe ich zum einen die Frage: Gibt es berlegungen innerhalb der Bundesregierung hinsichtch einer ressortübergreifenden Strategie, beispielsweise it dem Verkehrsministerium? Im Anschluss daran habe h die Frage, wie Sie mit den Nährstoffeinträgen aus der andwirtschaft umgehen wollen. Urs Was die ressortübergreifende Strategie angeht, ist es ut, denke ich, sich mit dem Verkehrsministerium abzutimmen. Dem werde ich nachgehen. Die Nährstoffeinträge in der Landwirtschaft sind ein merwährendes Thema. Ich war vorher im Landwirt chaftsressort und kann vielleicht auch von dieser Seite as eine oder andere dazu sagen. Wie Sie wissen, haben ir uns im Zuge der Umsetzung der Gemeinsamen grarpolitik sicherlich noch mit dem Thema „besondere mweltmaßnahmen“ zu befassen. Vielleicht kann man re Anregungen aufnehmen, das Thema Nährstoffeinäge entsprechend zu berücksichtigen. Sie haben keine weitere Nachfrage dazu. Das hat jetzt estimmt auch die Schulklasse aus Neudietendorf besoners interessiert, über deren Anwesenheit auf der Triüne ich mich sehr freue. Wir kommen zur Frage 39 des Kollegen Hermann tt: 8866 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708027300
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708027400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708027500
Oliver Kaczmarek (SPD):
Rede ID: ID1708027600
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708027700
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708027800

(A) )

Wie erklärt der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit, Dr. Norbert Röttgen, die Diskrepanz
zwischen ihm, der in seiner Rede auf der Klimaschutzkonfe-
renz in Cancún davon sprach, dass der Klimaschutz in
Deutschland in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft angekom-
men sei und nicht als Bedrohung, sondern als Chance begrif-
fen werde, und seinem Kabinettskollegen Rainer Brüderle,
der noch kürzlich in Einklang auch mit dem Bundesverband
der Deutschen Industrie e. V. eine Pause beim Klimaschutz
gefordert hat und die vermeintlichen Risiken und nicht die
Chancen von Klimaschutz betont, und hat sich die Meinung
des Kabinettskollegen Rainer Brüderle diesbezüglich mittler-
weile geändert?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708027900


Ich bitte darum, die Fragen 39 und 40 gemeinsam be-
antworten zu dürfen, da sie in einem thematischen Zu-
sammenhang stehen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708028000

Dann rufe ich auch die Frage 40 auf:

Hat sich in diesem Zusammenhang die Position der Bun-
desregierung bezüglich einer unkonditionierten Erhöhung des
EU-Reduktionszieles auf 30 Prozent geändert?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708028100


Auf der Grundlage der Veröffentlichung der Mittei-
lungen der EU-Kommission vom 26. Mai 2010 mit dem
Titel „Analysis of options to move beyond 20 % green-
house gas emission reductions and assessing the risk of
carbon leakage“ befasst sich die Bundesregierung mit
der von der EU-Kommission vorgelegten Analyse. Darin
geht es um die Sie bewegende Frage des unkonditionier-
ten 30-Prozent-Ziels.

Die Bundesregierung hält es für nötig, dass sich der
Rat und erforderlichenfalls auch der Europäische Rat
Anfang 2011 wieder mit dieser Frage befassen werden.
Diese Debatte sollte auch in den Kontext der gegebenen-
falls bis dahin veröffentlichten Roadmap 2050 der EU-
Kommission zur Umsteuerung in eine kohlenstoffarme
Wirtschaft innerhalb der Europäischen Union gestellt
werden. Deutschland steht hinter dem international ver-
einbarten Ziel, dass die Industriestaaten ihre Treibhaus-
gasemissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent redu-
zieren, und bekräftigt sein Ziel, in Deutschland die
Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent gegen-
über 1990 zu senken. Auf dieser Basis wird sich
Deutschland an der weiteren Diskussion zum EU-Klima-
schutzziel beteiligen.

Entsprechend der Koalitionsvereinbarung sollen – je-
weils gegenüber 1990 – bis 2020 die Treibhausgasemis-
sionen um 40 Prozent und entsprechend der Zielformu-
lierung der Industriestaaten bis 2050 um mindestens
80 Prozent reduziert werden. Das entspricht nach der im
Energiekonzept der Bundesregierung beschlossenen kli-
maschutzpolitischen Zielsetzung folgendem Entwick-
lungspfad bei der Minderung der Treibhausgasemissio-
nen bis 2050 – das ist einmalig –: minus 55 Prozent bis

2
9

g

S
d
in
d
E
2
to
g
d
Z
d
H
2
S
h
h

B
s

w
Z
p
d
D
a
Z
e
b
A
e
w

g
w
S
e
la
2

B
s

d
e
P
la
tu

(C (D 030, minus 70 Prozent bis 2040 und minus 80 bis 5 Prozent bis zum Jahr 2050. Herr Ott, Sie dürfen eine von maximal vier Nachfra en stellen. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Vielen Dank, Frau taatssekretärin. Das war zwar eine äußerst wortreiche, ennoch nicht ganz zufriedenstellende Antwort. Es geht dieser Frage um die Unterschiede in der Bewertung urch BMU und durch BMWi. Gibt es in Ihrem Hause rkenntnisse darüber, wie angesichts des europäischen 0-Prozent-Ziels die Emissionsminderungen in den Sekren aussehen müssten, die nicht vom Emissionshandel edeckt sind? Diese 20 Prozent sind für die deutsche Inustrie festgelegt. Wenn Deutschland das 40-Prozentiel erreichen will, die vom europäischen Emissionshanelssystem erfassten Sektoren – für immerhin fast die älfte der Emissionen verantwortlich – aber nur 0 Prozent erreichen müssen, dann muss in den anderen ektoren, zum Beispiel beim Verkehr oder in den Hausalten, entsprechend mehr reduziert werden. Haben Sie ierzu Berechnungen? Urs Nein, hierüber habe ich keine Kenntnis. Allerdings eise ich nochmals darauf hin, dass wir das 40-Prozentiel haben. Es gibt das Integrierte Energieund Klimarogramm der Bundesregierung, das umgesetzt wird, um ie 40 Prozent Emissionsreduktionen zu erreichen. eutschland beteiligt sich an der europäischen Debatte uch vor dem Hintergrund seines eigenen 40-Prozentiels. Wir werden Anfang nächsten Jahres sicherlich ine spannende Debatte in der Europäischen Union erleen. Meine, wie Sie es formuliert haben, ausführliche ntwort deutet bereits an, dass wir in verschiedenen uropäischen Gremien über diese Angelegenheit noch eiter beraten werden. Ich möchte noch einmal nachfassen – diese Angele enheit ist für Ihre Verhandlungen mit dem BMWi sehr ichtig –: Welche Reduktionsleistungen müssen die ektoren, die nicht vom Emissionshandelssystem ETS rfasst werden, in Deutschland erbringen, falls Deutschnd bei 40 Prozent bleibt, das europäische Ziel aber 0 Prozent vorgibt? Urs Ich habe den Prozess, in dem wir uns derzeit befin en, bereits skizziert. Wir sind dabei, Daten, Grundlagen tc. zusammenzustellen, um diese in den europäischen rozess Anfang des kommenden Jahres einfließen zu ssen. Wir haben aus Cancún die zusätzliche Verpflichng zur Einhaltung des 2-Grad-Ziels mitgebracht. Auch Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8867 Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708028200
Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708028300
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708028400
Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708028500
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708028600

(A) )

dieses Thema müssen wir in entsprechende Berechnun-
gen, Vorstellungen und Debatten einbeziehen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708028700

Herr Ott, haben Sie noch eine weitere Nachfrage?


Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708028800

Ja. – Vielleicht können Sie im Hause anregen, dass

eine solche Untersuchung von Ihnen durchgeführt wird.
Das könnte sehr überzeugend wirken.

Nicht ganz zufälligerweise ist das Wirtschaftsministe-
rium ähnlicher Auffassung wie der BDI, der gerade noch
einmal davor gewarnt hat, dass Deutschland zu schnell
vorprescht. Das widerspricht ganz direkt den Vorstellun-
gen des Ministers, der in Cancún noch einmal deutlich
herausgestellt hat, wie wichtig die grüne neue indus-
trielle Revolution für die Wirtschaft Deutschlands ist.
Sind Sie mit dem BDI im Gespräch, um ihn von dem zu
überzeugen, was Ihrer Ansicht nach die Meinung der
Bundesregierung gemäß Koalitionsvertrag sein soll?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708028900


In Vorbereitung auf Ihre heutige Frage habe ich mich
natürlich im Wirtschaftsministerium vergewissert, dass
wir alle gemeinsam daran interessiert sind, eine gute Lö-
sung für den Klimaschutz zu finden. Ich bitte jetzt aber
um Nachsicht, dass ich nicht für das Bundeswirtschafts-
ministerium antworten kann, und danke Ihnen ganz
herzlich für die gute Darstellung der Positionen des Bun-
desumweltministers.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708029000

Sie haben keine weitere Frage? – Dann rufe ich den

Kollegen Miersch auf.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1708029100

Frau Staatssekretärin, der Kollege Ott hat eben auf die

Widersprüche innerhalb der Regierung hingewiesen. Wir
wissen auch, dass hier im Parlament bei CDU/CSU und
FDP sogenannte Klimaskeptiker sitzen sollen. Meine
Frage zum 30-Prozent-Ziel der Europäischen Union lau-
tet daher: Strebt das Bundesumweltministerium an, dass
das Kabinett die Kanzlerin mandatiert, unkonditioniert
für das 30-Prozent-Minderungsziel auf der europäischen
Ebene einzutreten?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708029200


Wir befinden uns, Kollege Miersch, zurzeit in intensi-
ven Gesprächen mit anderen Ressorts in Vorbereitung
auf die europäische Debatte. Die Position des Umwelt-
ministers ist Ihnen bekannt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708029300

Herr Kollege Schwabe.

le
b
ß
a
s
d
tu
d
d
D
C
fe

B
s

U
d
d
li
fo

F

B
s

w
g

K
d
w
m
d
s
d
d
m
n

d
g
z
K

(C (D Geschätzte Staatssekretärin, wir waren mit einer De gation des Deutschen Bundestages in Cancún und haen den Umweltminister begleitet. Er hat von einem groen Erfolg gesprochen. Seine Euphorie teile ich so nicht; ber es war sicherlich ein wichtiger Schritt. Ein Teil diees wichtigen Schrittes ist, dass sich die Kioto-Staaten arauf verständigt haben, bis 2020 Reduktionsverpflichngen in Höhe von 25 bis 40 Prozent, basierend auf em Jahr 1990, einzugehen. Teilen Sie meine Position, ass vor diesem Hintergrund die Bundesrepublik eutschland und die Europäische Union keine andere hance haben, sich auf ein Ziel jenseits der 25 Prozent stzulegen? Urs Dies wird die Debatte innerhalb der Europäischen nion in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Ich enke, dass unser 40-Prozent-Ziel ein guter Ansatz für ie Debatte in der Europäischen Union ist. Ich persönch wünsche mir, dass andere Länder unserem Beispiel lgen werden. Dann kommen wir zu Frage 41 des Abgeordneten rank Schwabe: Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung unter nommen, damit die Europäische Union ihr Klimaschutzziel auf 30 Prozent Minderung bis 2020 erhöht? Frau Staatssekretärin, zur Antwort. Urs Wenn der Kollege Schwabe einverstanden ist, ver eise ich auf meine Antworten auf die Fragen des Kolleen Ott. Im Übrigen hält die Bundesregierung anspruchsvolle limaschutzziele für Industriestaaten und Schwellenläner für erforderlich, um dem globalen Klimawandel irksam zu begegnen. In diesem Zusammenhang öchte ich auf die ebenfalls im Energiekonzept der Bun esregierung enthaltenen Formulierungen zum Klimachutz sowie zur Notwendigkeit der Umstrukturierung er Energieversorgung verweisen. Ich habe gerade bei er Beantwortung der Fragen des Kollegen Ott die Kliaschutzziele, die im Energiekonzept ausdrücklich ge annt sind, aufgezählt. Sie haben eine Nachfrage, Herr Schwabe. Sie haben gerade ausgeführt, dass Sie sich wünschen, ass es in der Europäischen Union eine Zielverschärfung ibt. Danach habe ich aber gar nicht gefragt. Einer der ahlreichen Beschlüsse in Cancún sieht vor, dass sich die ioto-Staaten verpflichten, sich im Rahmen einer 8868 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 Frank Schwabe )

Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1708029400
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708029500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708029600
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708029700
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708029800
Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1708029900

(A) )

Spanne von 25 bis 40 Prozent zu bewegen. 30 Prozent
finde ich in diesem Zusammenhang nicht besonders am-
bitioniert. Meine Frage lautet: Sind auch Sie vor dem
Hintergrund der Beschlüsse von Cancún der Meinung,
dass die Europäische Union und damit auch die Bundes-
regierung keine andere Chance haben, als sich mindes-
tens in der genannten Spanne zu bewegen? Man könnte
sich natürlich auf 25,1 Prozent anstatt auf 30 Prozent
festlegen. Das würde ich für falsch halten. Aber interpre-
tieren Sie genauso wie ich diese Beschlüsse so, dass es
nun einen Automatismus geben muss und dass sich die
Bundesregierung und die Europäische Union auf ein Ziel
jenseits der 25 Prozent festlegen müssen?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708030000


Zum Ersten wollen wir in Deutschland ganz klar das
40-Prozent-Ziel erreichen; darin stimmen Sie mir sicher-
lich zu.

Zum Zweiten liegt uns eine Mitteilung der Kommis-
sion als Debattengrundlage für die nächsten Räte zum
Thema – um es verkürzt auszudrücken – „unkonditio-
niertes 30-Prozent-Ziel innerhalb der Europäischen
Union“ vor.

Zum Dritten haben wir in der Tat in Cancún klare Be-
schlüsse mitbekommen, die uns vorgeben, unsere Ver-
pflichtungen zu überprüfen.

All dies wird in den nächsten Wochen und Monaten,
wie ich es schon mehrfach ausgeführt habe, erfolgen.
Wir befinden uns in intensiven Ressortgesprächen. Ich
persönlich bin zuversichtlich, dass diese Gespräche zu
einem guten Ende führen werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708030100

Sie haben noch eine Nachfrage. Bitte.


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1708030200

Ich habe verstanden, dass Sie jetzt noch nichts zur

Position der Bundesregierung sagen können. Mich
würde in der Tat interessieren, ob wir Kenntnis über die
Strategie der Bundesregierung bekommen werden. Wird
die Bundesregierung vor den Beschlüssen, die auf euro-
päischer Ebene zu fassen sind, im Rat eine Position ein-
nehmen, oder strebt die Bundesregierung an, erst im
Rahmen der Verhandlungen, also möglicherweise erst
auf dem Gipfel, zu einer solchen Positionierung kom-
men? Der Zeitplan würde mich schon interessieren.
Wann erfahren Sie den Zeitplan? Wann reden Sie mit
uns darüber?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708030300


Ich rede sehr gerne mit Ihnen darüber. Wir können uns
beispielsweise mit den Berichterstattern aus dem Um-
weltausschuss und mit weiteren Interessierten treffen, um
über die Umsetzung der Ergebnisse von Cancún und die
Vorbereitung der europäischen Debatte, die Anfang des
kommenden Jahres stattfinden wird, zu sprechen. Wie ich

b
g
e

g
s
s

S
m
K
M
n

B
c

k


n
u

re
g
v
z
li
s
b
Z
h
D

s

u
ro
e
tu
D
in
N
B

(C (D ereits gesagt habe, ist unsere klare Aussage: Wir beteilien uns an dieser Debatte vor dem Hintergrund unseres igenen 40-Prozent-Reduktions-Ziels. Wie gesagt, nehme ich Ihr Gesprächsangebot sehr erne auf und rege an, dass wir uns Anfang Januar zuammensetzen, um über entsprechende Vorgaben zu prechen. Herr Miersch, bitte. Frau Staatssekretärin, ich verstehe eine Sache nicht. ie verweisen auf den Beschluss, 40 Prozent national zu indern, und trotzdem hakt es mit einem Beschluss des abinetts, sich für eine unkonditionierte 30-Prozentinderung einzusetzen. Woran hakt es in diesem Kabi ett eigentlich? Ur Wir haben jetzt die Mitteilung der Kommission beommen – – (Dr. Matthias Miersch [SPD]: Das haben Sie ja schon gesagt!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708030400
Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1708030500
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708030600

Lassen Sie mich doch einmal ausreden. Das ist ge-
auso wie eben bei Ihrer Frage nach dem 1. Dezember
nd dem 6. Dezember.


(Martin Burkert [SPD]: Dazwischen liegen fünf Türchen im Kalender!)


Sie müssen uns Zeit geben, um innerhalb der Bundes-
gierung zu guten Ergebnissen zu kommen. Entscheidun-

en innerhalb der Europäischen Union, beispielsweise
on 20 auf 30 Prozent Treibhausgasemissionseinsparung
u kommen, kann man nicht übers Knie brechen; schließ-
ch muss man sie auch mit verschiedenen Teilen der Wirt-
chaft besprechen. Kollege Ott hat vorhin angeregt, noch
estimmte Berechnungen durchzuführen. Auch das braucht
eit. Deshalb bitte ich Sie, uns diese Zeit zu lassen. Ich
abe zu Herrn Schwabe gesagt: Ich biete eine zeitnahe
iskussion darüber an; sie soll noch im Januar einsetzen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708030700

Herr Ott möchte noch eine Frage dazu stellen. Bitte

chön.


Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708030800

Frau Staatssekretärin, ich glaube Ihnen persönlich

nd auch Ihrem Hause insgesamt, dass Sie sich in Eu-
pa für das 30-Prozent-Ziel einsetzen. Sie haben hier

ben den Eindruck vermittelt, auch die Bundesregierung
e das. Nun sagen uns aber unsere Freunde in Europa:
as stimmt nicht; Deutschland agiert innerhalb der EU,
Brüssel gegen das 30-Prozent-Ziel. Deshalb meine
achfrage: Setzt sich die gesamte Bundesregierung in
rüssel für eine Erhöhung des europäischen Minde-

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8869

Dr. Hermann Ott


(A) )


)(B)

rungsziels auf 30 Prozent ein, oder trifft das nur für Ihr
Haus zu?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708030900


Noch einmal: Uns liegt eine Mitteilung der Kommis-
sion vor, die es zu beraten gilt. Die Bundesregierung be-
reitet zurzeit vor dem Hintergrund ihres eigenen 40-Pro-
zent-Ziels ihre Stellungnahme und ihren Debattenbeitrag
dazu vor.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708031000

Dann sind wir jetzt bei der Frage 42 des Abgeordne-

ten Frank Schwabe:
Mit welchen konkreten Handlungen hat sich die Bundes-

regierung in Cancún für eine zweite Verpflichtungsperiode
des Kioto-Protokolls eingesetzt?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708031100


Die Europäische Union hat mit Beschluss des Um-
weltrats vom 14. Oktober 2010 bekräftigt, dass sie zwar
ein einheitliches umfassendes Klimaschutzabkommen
bevorzugt, unter bestimmten Bedingungen aber auch be-
reit sein wird, Verpflichtungen im Rahmen einer zweiten
Verpflichtungsperiode des Kioto-Protokolls zu prüfen.

Zu den von der Europäischen Union hervorgehobenen
Bedingungen zählt zum einen die Bereitschaft anderer
Länder – das gilt vor allem für große Emittenten wie die
USA, aber auch für die Schwellenländer –, ebenfalls Kli-
maschutzverpflichtungen einzugehen. Zum anderen
muss das existierende Regelwerk des Kioto-Protokolls
verbessert werden, um seine Umweltintegrität sicherzu-
stellen.

Zu diesem Zweck ist es erstens erforderlich, mögliche
Schlupflöcher bei der Anrechnung von Kohlenstoffsen-
ken, insbesondere aus der Forstwirtschaft, zu schließen.
Zweitens muss eine Lösung für das Problem der über-
schüssigen Emissionsrechte gefunden werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708031200

Ich lasse jetzt noch eine Nachfrage des Kollegen

Schwabe zu. Nach ihrer Beantwortung sind wir am Ende
der Fragestunde angekommen.


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1708031300

Ich muss da insistieren, Frau Staatssekretärin. Es ist

interessant, was Sie ausführen; aber gefragt habe ich
nach den konkreten Schritten. Wir haben in Cancún ge-
lernt, dass der Bundesumweltminister seine Rolle relati-
viert hat, indem er deutlich gemacht hat: Deutschland
verhandelt an vielen Stellen gar nicht; das macht viel-
mehr die Europäische Union. Wie hat sich Deutschland
eingesetzt? Welche konkreten Verhandlungen gab es?
Wie muss man sich das vorstellen? Wo hat sich Deutsch-
land für eine zweite Verpflichtungsperiode des Kioto-
Protokolls eingesetzt?

B
c

1
w
K
z
w
w
g
e
d

n
s

F

H
d
T
n
g
te
in
ru
Ih

ti
s
e
s

d
G
G
w
a
b

a
C

(C (D Ur Ich selbst bin weder beim Umweltministerrat am 4. Oktober 2010 noch in Cancún dabei gewesen. Sie issen, dass die Europäische Union auf internationalen onferenzen für ihre Mitgliedstaaten verhandelt, und war auf der Grundlage von Beschlüssen, die beispielseise vom Umweltrat in Form von Mandaten gefasst orden sind, so wie es im Vorfeld von Cancún der Fall ewesen ist. Die Bundesregierung hat sich im Umweltrat ntsprechend klar positioniert und die Diskussion über ie Ergebnisse von Cancún mit vorangebracht. Damit ist die Fragestunde beendet, auch wenn Fragen och nicht erschöpfend beantwortet sind und noch nicht ämtliche Fragewünsche erfüllt sind. Ich rufe jetzt den Zusatzpunkt 1 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der SPD Konsequenzen der Bundesregierung aus der aktuellen PISA-Studie für die Bildungspolitik von Bund und Ländern Das Wort hat der Kollege Swen Schulz für die SPDraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sehen bei en Ergebnissen der PISA-Studie eine durchaus positive endenz. Wir waren von unseren Ergebnissen her zuächst eher unterdurchschnittlich, und jetzt sind wir im uten Mittelfeld. Das muss man einmal positiv festhaln. Das ist zuallererst das Verdienst derjenigen, die sich der Schule und um die Schule herum um die Fördeng der Schülerinnen und Schüler gekümmert haben. nen gebührt als Erstes unser Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1708031400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708031500
Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1708031600

Das ist aber auch ein Stück weit ein Erfolg von Poli-
k, von politischen Rahmenbedingungen. Zwar sind un-
ere Kolleginnen und Kollegen auf der Länderebene in
rster Linie verantwortlich, aber auch die Bundespolitik
pielt eine Rolle. Wenn man über die Frage nachdenkt:
Welche Beiträge zu einer besseren Bildung gab es von
er Bundespolitik?“, fällt einem als Allererstes das
anztagsschulprogramm der rot-grünen Regierung unter
erhard Schröder ein. Das war ein richtiger Erfolg. Wir
issen, dass Ganztagsschulen helfen. Das zeigt sich

uch bei der PISA-Studie. Das muss einmal mit Selbst-
ewusstsein gesagt werden,


(Beifall bei der SPD)


uch wenn die Kolleginnen und Kollegen von der CDU/
SU und der FDP verständlicherweise nicht klatschen,

8870 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Swen Schulz (Spandau)



(A) )


)(B)

weil sie das Ganztagsschulprogramm damals bekämpft
haben.

Wenn man sich die Ergebnisse genauer anschaut, fällt
auf, dass wir unsere Fortschritte insbesondere den Mi-
granten zu verdanken haben. Sie sind durchaus besser
geworden. Das war sehr nötig. Darüber hinaus freut es
mich im Zusammenhang mit der Integrationsdebatte, die
wir seit einiger Zeit besonders intensiv führen. Die
PISA-Ergebnisse zeigen nämlich, dass Bildung hilft,


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


dass Bildung oft den Unterschied ausmacht, dass dieje-
nigen nicht recht haben, die etwa sagen: Es hat doch al-
les gar keinen Zweck; das ist alles genetisch bedingt. –
Wir geben niemanden verloren. Einsatz lohnt sich. Alle
haben eine optimale Chance verdient.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir, genauer gesagt: die Schülerinnen und Schüler,
sind bei PISA besser geworden, aber nicht gut genug. Es
gibt keinen Anlass, sich selbstzufrieden zurückzulehnen.
Das betrifft die besonders Schwachen in den Schulen,
aber auch diejenigen, die eigentlich zu den Leistungs-
stärkeren gehören.

Die entscheidende Frage für uns im Deutschen Bun-
destag ist: Trägt diese Regierungskoalition zu künftigen
Verbesserungen bei? Die klare Antwort lautet leider:
Nein. Die Regierungskoalition macht sogar kontrapro-
duktive Politik. Sie ist nachgerade eine PISA-Gefahr.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der FDP – Patrick Meinhardt [FDP]: Die roten Regierungen sind die große Gefahr! Sie sind flächendeckend eine PISA-Gefahr!)


– Sie lachen, liebe Kollegen. Es gibt eine ganze Menge
Beispiele dafür, dass sich CDU/CSU und FDP geradezu
bildungsfeindlich verhalten. Ich denke dabei etwa an das
Betreuungsgeld. Sie wollen Eltern Geld dafür geben,
dass Kinder nicht in Bildungseinrichtungen geschickt
werden. Das ist Irrsinn. Das geht so nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Wo steht das im Koalitionsvertrag? Deswegen brauchen wir eine Leseinitiative, damit man richtig lesen kann!)


– Herr Kollege Meinhardt, schauen Sie doch einfach ein-
mal, was die PISA-Siegerländer haben, was wir in
Deutschland nicht haben:


(Patrick Meinhardt [FDP]: Eigenverantwortliche Schulen! Freiheit der Schulen!)


Erstens: längeres gemeinsames Lernen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Ich weiß, das ist völlig jenseits Ihres Denkhorizonts.
Dem wollen Sie sich überhaupt nicht nähern. Aber viel-
leicht lernen Sie dazu, genauso wie beim Thema Ganz-
tagsschulprogramm. Schauen wir einmal.

s
d

A
e
z
n
w
n
b

s
k
T
G
z
n
s
In
d
N

d
w

1
e
w
w
d
H
g

W
p
u
c
n

(C (D (Patrick Meinhardt [FDP]: Das ist Ihre Bildungsideologie!)


Zweitens. In den PISA-Siegerländern gibt es eine bes-
ere personelle Ausstattung. Das ist ohne Frage Aufgabe
er Länder.


(Patrick Meinhardt [FDP]: So ist es!)


ber, Herr Kollege Meinhardt, die Bundespolitik leistet
inen Beitrag, indem sie für mehr oder weniger finan-
ielle Spielräume der Länder sorgt. Ihre unseriöse Fi-
anzpolitik trägt dazu bei, dass den Ländern die Beine
eggehauen werden und sie in die Schulen und Kitas gar
icht mehr investieren können. Das ist doch das Pro-
lem.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Falsche Politik von falsch regierten Ländern!)


Drittens. Die PISA-Siegerländer haben Ganztags-
chulen. In diesem Bereich sehe ich bei der Regierungs-
oalition eine Totalverweigerung: Sie wollen dieses
hema überhaupt nicht anpacken; Sie wollen zusätzliche
anztagsschulen überhaupt nicht fördern und unterstüt-

en. Das war zuletzt bei der Diskussion um das soge-
annte Bildungspaket festzustellen. Ich habe im Aus-
chuss Ministerin Schavan noch einmal nach direkten
vestitionen in die Schulen gefragt. Frau Schavan hat

as klipp und klar kategorisch abgelehnt und gesagt:
ein, in Schulen investieren wir nicht.

Die Politik, in Gutscheine für Nachhilfe statt direkt in
ie Bildungseinrichtungen zu investieren, ist der Holz-
eg der Koalition. So kommen wir nicht weiter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Wer hat denn das Kooperationsverbot beschlossen?)


Wir glauben, es ist notwendig, dass der Bund jährlich
0 Milliarden Euro mehr in Bildung investiert. Das ist
rreichbar, wenn wir zum Beispiel auf so einen Quatsch
ie das von Ihnen geplante Betreuungsgeld verzichten,
enn wir Steuergeschenke an Hoteliers und Erben wie-
er einkassieren und wenn wir die Vermögenden und
ochverdiener am Steueraufkommen ordentlich beteili-
en.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Jetzt haben wir die gesamte Ideologie en masse!)


ir wollen Ganztagsschulen. Wir wollen eine bessere
ersonelle Ausstattung. Wir wollen Sozialarbeiterinnen
nd Sozialarbeiter an den Schulen. Das wäre ein wirkli-
her Fortschritt. Dann werden die nächsten PISA-Ergeb-
isse noch besser.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Dann machen Sie das mal endlich in Ihren Ländern!)


Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8871


(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708031700

Marcus Weinberg hat das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Patrick Meinhardt [FDP]: Zeig’s ihm!)



Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1708031800

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Lieber Herr Schulz, bei Ihnen bin ich immer ge-
spannt, in welche Richtung Ihre Rede geht.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ich nicht! Ich weiß das schon vorher!)


Sie sagten zunächst, dass es ein Einvernehmen gibt, dass
auch Sie gewisse Dinge ganz gut finden und begrüßen.
Irgendwann kamen dann die beiden entscheidenden Be-
griffe: Betreuungsgeld und Ganztagsschulprogramm.
Das, was Sie hier abgeliefert haben, war für eine bil-
dungspolitische Debatte aber zu wenig. Darauf sollten
Sie dieses Thema nicht reduzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Mal gucken, was Sie abliefern!)


Ich stimme Ihnen vollkommen zu: Man kann sich
über die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie durchaus
freuen. Es gab Reformen im pädagogischen Bereich. Sie
haben richtigerweise die Schulen und diejenigen, die im
pädagogischen Bereich arbeiten, angesprochen. Es dau-
ert sehr lange, bis die eingeleiteten Reformen Wirkung
zeigen.

Was sind also die Botschaften von PISA? Wir haben
nach dem PISA-Schock 2000, der uns alle in eine ge-
wisse Starre versetzt hatte, tatsächlich gelernt, dass wir
am Bildungsbereich arbeiten müssen. Das haben wir
auch getan. Es gab in der Tat eine „Pisaritis“ – im negati-
ven Sinne. Wenn man sich mit finnischen Lehrern unter-
hält, dann sagen sie: Mit Blick auf die Bildungsimplika-
tionen ist in Finnland die vorschulische Bildung das
Entscheidende.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Betreuungsgeld! – Patrick Meinhardt [FDP]: Und die gute Arbeitslosenquote!)


Aber die Lehrer in Finnland sagen auch ganz klar: Bei
uns gibt es auch Defizite. Fragen Sie die Jugendlichen in
Finnland beispielsweise einmal nach den Übergängen in
die Berufsausbildung. Dieser Bereich ist dort relativ
schwach entwickelt. Auch das koreanische System ist
mit dem deutschen System nicht vergleichbar. Ich
möchte die Sozialisation der deutschen Kinder nicht mit
der Sozialisation koreanischer Kinder vergleichen.

Richtig ist: Die PISA-Ergebnisse sind besser gewor-
den, und zwar in allen drei PISA-relevanten Bereichen.
Die Lesekompetenz hat sich signifikant verbessert. Für
den mathematischen Bereich ist das ähnlich: Seit 2003
haben sich die Ergebnisse signifikant verbessert. Auch
in den Naturwissenschaften hat sich die ansteigende
Tendenz letztendlich bestätigt; dort liegen die Ergeb-
nisse stabil im oberen Bereich. Das ist gut so. Das soll-

te
e

P
fi
fa
D

m

d
g
w
g
e
k
z
w
h

d
d
6
S
n
W

S
D
b
e
W

w
H
ta
E

W
a

D
tu

g
li
d
b
a
b

W
S

(C (D n wir begrüßen; darüber sollten wir uns freuen. Das ist in gutes Ergebnis. Insgesamt kann man feststellen: Wenn man sich von latz 21 auf Platz 16 verbessert hat, ist man zwar vorläug aus der Abstiegszone heraus, aber es ist latent die Gehr vorhanden, dass man in diese wieder hineinrutscht. eshalb muss nachgearbeitet werden. Erste Herausforderung, die wir nach wie vor angehen üssen – das haben Sie angesprochen –, ist das Thema Kinder mit Migrationshintergrund“. Richtig ist, dass er Unterschied zwischen Kindern mit Migrationshinterrund und den Kindern, die in deutschen Familien aufachsen, von früher 60 Punkte auf nunmehr 20 Punkte eschrumpft ist. Das ist ein Erfolg. Hier hat sozusagen ine Verdichtung stattgefunden. Auf der anderen Seite ann es natürlich nicht sein, dass wir als Gesellschaft es ulassen, dass Kinder mit Migrationshintergrund teileise ein Jahr Rückstand gegenüber deutschen Kindern aben. Zweite Herausforderung – auch das ist richtig – ist as Problem der sozialen Herkunft. Weiterhin ist es so, ass wir hier in Deutschland Probleme haben. Lediglich Prozent der sozial benachteiligten Schülerinnen und chüler erreichen in Deutschland ein höheres Leistungsiveau als der Durchschnitt; OECD-weit liegt dieser ert 2 Prozentpunkte höher. Dritte Herausforderung – das hat gerade die PISAtudie ergeben – sind die Defizite beim Leseverständnis. as heißt, im Bereich Lesen und Bewerten von Texten rauchen wir vertiefte Förderprogramme. Ich will gleich inige erwähnen, die wir als Bundesregierung auf den eg gebracht haben. Was ist also unsere Zielsetzung? Hier unterscheiden ir uns schon ein wenig von Ihnen, meine Damen und erren von der Opposition. Sie fordern immer ein Ganzgsschulprogramm. Sie wollen, dass alle Kinder in einer inheitsschule lernen. (Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Gemeinschaftsschule!)


ir treten für Chancengerechtigkeit und Leistungs-
nreize ein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as spiegelt sich dann auch in der politischen Ausrich-
ng wider.

Eine kleine Bemerkung sei noch zu Ihren Ausführun-
en, Herr Schulz, erlaubt: Das Ganztagsschulprogramm
egt in der Verantwortung der Länder. Ich erinnere mich,
ass die CDU, als sie 2001/2002 die Regierung in Ham-
urg übernommen hat, die Mittel für den Ganztagsschul-
usbau dort verdreifacht hat. Hier ist es jedem Land un-
enommen, eigene Schwerpunkte zu setzen.


(Zuruf der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


ir im Land hätten es uns allerdings gewünscht, Frau
ager, dass man uns überlässt, wo wir die Schwerpunkte

8872 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Marcus Weinberg (Hamburg)



(A) )


)(B)

setzen, und uns nicht vonseiten des Bundes eindeutige
Vorgaben macht.

Was wollen wir machen? Folgende Punkte wollen wir
umsetzen: erstens früher fördern, zweitens zielgenauer
fördern und drittens bedarfsorientiert fördern. Ich will
gerne aus der Vielzahl der Programme der Bundesregie-
rung einige nennen. Sie gibt es nämlich. Man muss nur
das Ganze ein wenig durchstöbern und schauen, wie viel
Geld dafür ausgegeben wird.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Lange suchen, ja?)


Als erstes Beispiel nenne ich das Programm „Lese-
start – Drei Meilensteine für das Lesen“. Es handelt sich
also um ein Leseförderprogramm, das speziell die Moti-
vation fürs Lesen steigern soll,


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wie viele erreicht das?)


und zwar beginnend bei den Eltern. Nur durch die Mit-
nahme der Eltern – das kann ich als Hamburger sagen –
können gewisse Veränderungen und Reformen auch er-
folgreich sein. Hier fördern wir also mit einem deutli-
chen Schwerpunkt das Lesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bezüglich des zielgenauen Förderns erinnere ich an
die Initiative „Haus der kleinen Forscher“. Man kann sa-
gen, dabei handle es sich nur um ein kleines Programm,
für das gerade einmal ein zweistelliger Millionenbetrag
zur Verfügung steht. Gerade solche kleinen Programme
sind aber gute Programme. Über 30 000 Erzieher haben
sich bereits im Rahmen dieses Programmes weiterbilden
lassen. Es ist damit zu einem Bestandteil der frühkindli-
chen Bildung geworden.

Bedarfsorientiert fördern heißt schließlich, das Geld
da einzusetzen, wo es nötig ist. Ich erinnere daran, dass
das Paket von 820 Millionen Euro für die Kinder von
Hartz-IV-Empfängern, über das gerade verhandelt wird,
eine bedarfsorientierte Förderung darstellt.

Für frühes, bedarfsorientiertes und zielgenaues För-
dern haben wir also viele Programme entwickelt.

Sie sagen nun, dass die Kooperation zwischen Bund
und Ländern nicht funktioniert. Ich habe den Eindruck,
dass wir im Ausschuss für Bildung und Forschung des
Deutschen Bundestages mittlerweile fast ausschließlich
darüber debattieren, wie wir als Bund den Ländern Mit-
tel zur Verfügung stellen können. Das kann so nicht rich-
tig sein.


(Zurufe von Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich rufe einige Beispiele in Erinnerung. Da gibt es die
ganzen Pakete, die wir auf den Weg gebracht haben: den
Hochschulpakt mit 5 Milliarden Euro und dessen Er-
weiterung um eine dritte Säule mit dem Qualitätspakt
Lehre, das Programm zum Ausbau der Krippen – das ge-
hört zur frühkindlichen Förderung – mit 4 Milliarden
plus 770 Millionen Euro ab 2013 jährlich, den Aktions-
plan Kindertagespflege, die Qualifizierungsinitiative des

B
F
B
ru
D
z
d
w
c
E
g
n
ü

m

re
S
s
a
Ic
fo

L

D
B
g
n
d
O
b
m
fe

o
v
h
s
n
m
w
A
z
ri

(C (D undes, die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische achkräfte und, und, und. Es ist also schon so, dass der und ganz gezielt Schwerpunkte bei der frühen Fördeng setzt. Das ist auch richtig so. Ich bitte aber bei der iskussion um die Kooperation mit den Ländern auch ur Kenntnis zu nehmen, dass die Länder für den Bilungsbereich – das ist ja auch so gewollt – die Verantortung tragen. Das heißt, sie müssen darüber auch Re henschaft ablegen. Wir in Hamburg haben ja gerade rfahrungen, wenn ich das noch einmal sagen darf, mit ewissen Reformen im Schulbereich gemacht, die dann icht durchkamen. Insgesamt ist es demnach gut, wenn ber all das die Menschen vor Ort entscheiden können. Letzter Punkt, weil Sie gesagt haben – – Herr Kollege, Sie müssten längst zum Ende gekom en sein. Ich komme zum Schluss. – Meine Damen und Her n, auf diesem von mir mitgebrachten Diagramm sehen ie, dass die Ausgaben für den Bereich Bildung und Forchung zu dem Zeitpunkt signifikant in die Höhe gehen, ls die CDU/CSU 2005 die Regierung übernommen hat. h glaube, anhand dieses Diagramms zeigt sich, wie erlgreich wir in diesem Bereich sind. Herzlichen Dank. Rosemarie Hein hat das Wort für die Fraktion Die inke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie PISA-Studie hat Deutschland bescheinigt, dass die ildungsleistungen der Schülerinnen und Schüler besser eworden sind. Nun scheinen viele aufzuatmen. Es sei och nicht gut, aber es gehe voran, wird gesagt. Wir finen, dass es keinen Grund zur Zufriedenheit gibt. Den ptimismus, den Sie, Herr Weinberg, eben verbreitet haen, kann ich überhaupt nicht teilen. Vielmehr scheint ir das, was Sie gesagt haben, ein bisschen wie das Pfein im Walde. Mit dieser PISA-Studie wurde vor allem untersucht, b sich die Leseleistungen der Schülerinnen und Schüler erbessert haben. Die Frage der Lesekompetenz ist von erausragender Bedeutung für die Lebenschancen in dieem Land. Auch das sagt die PISA-Studie. Das ist nicht eu; das wissen wir. Deshalb möchte ich mich vor allem it der Lesekompetenz beschäftigen. Vor neun Jahren urde diese schon einmal untersucht. Damals ging ein ufschrei durch die Gesellschaft. Deutschland gehörte u den Bildungsverlierern. Die heute geprüften Schülennen und Schüler kamen damals gerade in die Schule Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8873 Dr. Rosemarie Hein )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708031900
Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1708032000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708032100

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708032200

(Beifall bei der LINKEN)


(A) )

oder waren kurz vor ihrer Einschulung. Hätte man sei-
nerzeit zügig Lehren aus diesem Desaster gezogen, dann
wäre es heute zu einem besseren Ergebnis gekommen.
Dem ist aber nicht so.

Damals konnten 22,6 Prozent nur schlecht lesen.
Heute sind es noch immer 18,5 Prozent. Damals war es
ein gutes Fünftel, heute ist es ein knappes Fünftel. Wer
das ein Jahrzehnt später als Erfolg verkaufen möchte,
der hat sehr bescheidene Vorstellungen von Erfolg.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir geben uns damit nicht zufrieden. Das heißt doch
nichts anderes, als dass 18,5 Prozent der Schülerinnen
und Schüler vermutlich auf der Strecke bleiben. Das
kann man doch nicht einfach so hinnehmen. In den
Hauptschulen ist es jede zweite Schülerin bzw. jeder
zweite Schüler, in den Förderschulen sind es sogar drei
Viertel. All das ist in der Studie nachzulesen. Damit
kann man sich doch nicht zufriedengeben.

Wieder wird festgestellt, dass der Bildungserfolg
stark von der sozialen Lage der Familien abhängt. Kin-
der aus Elternhäusern, in denen die Eltern keinen Be-
rufsabschluss haben, sind deutlich benachteiligt. Zwar
wurde ihr Anteil am Gymnasialbesuch um 4 Prozent er-
höht, aber nur von 11 auf 15 Prozent, während Kinder
aus Elternhäusern von Beamten, Ärzten und Ingenieuren
zu über 50 Prozent das Gymnasium besuchen. Das muss
man einmal zur Kenntnis nehmen. Damit kann man doch
nicht zufrieden sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Dabei ist auch noch die Zuweisung zu den unterschiedli-
chen Bildungsgängen sehr fragwürdig. Ein Viertel der
Hauptschülerinnen und Hauptschüler könnte genauso
gut an einer Realschule lernen. Dort sind sie aber nicht
angekommen. Ein Viertel der Realschülerinnen und
Realschüler könnte genauso gut an Gymnasien lernen.
Aber dort sind sie nicht angekommen.

Aber es wird noch schlimmer: Nicht nur, dass die
Verbesserungen beim Lesen für die bisher Bildungsbe-
nachteiligten sehr mager ausfallen; die Leistungsspitze
vergrößert sich überhaupt nicht. Der Anteil der besten
Leserinnen und Leser geht sogar leicht zurück, und das,
obwohl sich der Ansturm auf das Gymnasium von 28 auf
33 Prozent erhöht hat. Genau genommen sind diese Be-
funde eine schallende Ohrfeige für die Verfechter des ge-
gliederten Schulsystems.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist weder für die Schwächeren noch für die Starken
gut.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Da müssen Sie eine andere Studie haben!)


– Sie müssen bis zum Schluss lesen.


(Beifall bei der LINKEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Ich lese immer bis zum Schluss! Aber ich habe keine ideologische Brille auf! Die Länder, in denen Sie an der Regierung sind, sind die PISA-Verlierer!)


B
e
h
h
a
M
z
G

D
in
h
a
A
c
W

w
d
D
U

n
le
tu

W
m
d
d
d
g
s

D
d
ti

u
B

(C (D emerkenswert ist: Es gab noch in keiner PISA-Studie ine so deutliche Kritik am Gymnasium und an der früen Trennung in unterschiedliche Bildungsgänge. Zwar aben wir am Gymnasium anspruchsvollere Lesestoffe, ber weniger Sprachförderung, was zum Beispiel für igrantinnen und Migranten wichtig wäre. Wir haben u wenig differenzierte Lernangebote. Eigentlich ist das ymnasium die Einheitsschule, nichts anderes. Das gegliederte Schulsystem fördert nicht, es spaltet. (Beifall bei der LINKEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Sie spalten!)


as ist an drei Tatsachen abzulesen: Die frühe Trennung
unterschiedliche Schulformen verstärkt die Ungleich-

eit in der Bildung. Lehrkräfte empfehlen eher Kinder
us sozial begünstigten Elternhäusern ans Gymnasium.
ußerdem kann man an der Hauptschule nicht das Glei-

he lernen wie am Gymnasium. Auch das grenzt aus.
er das nicht glaubt, muss bis Seite 250 lesen.


(Beifall bei der LINKEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Wenn man die Seiten 1 bis 200 ausblendet!)


Was lernen wir nun daraus? Oder besser: Was sollten
ir lernen? Erstens. Es muss endlich Schluss sein mit
er Zuweisung zu unterschiedlichen Bildungsgängen.
as hilft den Schwachen und auch den Starken nicht.
nser Land kann aber auf kein Talent verzichten.

Zweitens. Die Schule kann so, wie sie ist, nicht die
ötige Förderung für jeden Heranwachsenden gewähr-
isten. Deshalb muss mit der Mär von angeblich leis-
ngsgerechten Bildungsgängen endlich Schluss sein.


(Beifall bei der LINKEN)


ir müssen Anstrengungen unternehmen, um echte Ge-
einschaftsschulen zu errichten – dabei meine ich nicht

ie Zusammenlegung von Haupt- und Realschule –, an
enen alle Bildungsabschlüsse bis zum höchsten Bil-
ungsabschluss möglich sind. Solche Projekte müssen
efördert werden. Wir müssen ideologische Bildungs-
chranken endlich einreißen.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Sie bauen doch Bildungsschranken auf!)


ie Schule muss in die Lage versetzt werden, ihren Bil-
ungsauftrag zu erfüllen, und darum muss das Koopera-
onsverbot endlich fallen. Wann, wenn nicht jetzt?

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708032300

Sylvia Canel spricht für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Sylvia Canel (FDP):
Rede ID: ID1708032400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Der PISA-Schock 2000 zeigt Wirkung. Die
ildungsleistung hat sich seit 2000 spürbar verbessert.

8874 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Sylvia Canel


(A) )


)(B)

Deutsche Schüler können im Vergleich mit Schülern aus
anderen OECD-Staaten besser rechnen und haben mehr
naturwissenschaftliches Verständnis. Sie können nur
mittelmäßig lesen, aber immerhin schon besser als 2000.
Jugendliche mit Migrationshintergrund haben sich im
Bereich Lesen spürbar verbessert, und der Zusammen-
hang von Lesekompetenz und sozialer Herkunft hat
deutlich abgenommen. Zudem bleibt festzuhalten, dass
Schüler aus Familien mit einem geringeren Sozialstatus
häufiger als früher ein Gymnasium besuchen. Wenn das
keine Erfolge sind, dann weiß ich es auch nicht. Deshalb
weiß ich nicht, wovon Sie gesprochen haben, Frau Hein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Als Liberale sage ich dazu: Gut, dass wir endlich ver-
gleichen können und dass wir durch den Vergleich end-
lich mehr Wettbewerb haben. Dieser Wettbewerb treibt
die Schulentwicklung voran. Transparenz, Vergleiche
und Wettbewerb sind grundlegende Prinzipien liberaler
Bildungspolitik, und dadurch werden nachweislich Fort-
schritte erzielt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Genau!)


Die Mühe lohnt sich, denn die Richtung stimmt. Un-
sere Anstrengungen dürfen daher auf gar keinen Fall
nachlassen. PISA 2009 muss uns allen ein Ansporn sein,


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Und was machen Sie?)


die Bremsen im Bildungssystem aufzuheben. Jedes Kind
muss unabhängig vom Elternhaus endlich eine Chance
auf gute Bildung bekommen, und jedes Talent muss in-
dividuell gefördert werden.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sehr richtig!)


Dazu gehören auch die Guten, damit sie Spitze werden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Auch richtig!)


Erforderlich sind eine deutliche Qualitätssteigerung
bei der frühkindlichen Bildung sowie die Ausweitung
der Selbstständigkeit einer jeden Bildungseinrichtung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Frühkindliche Bildung ist der entscheidende Schlüssel
zu sozialer Teilhabe und Chancengerechtigkeit.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Und wie verträgt sich das mit dem Betreuungsgeld?)


Die Förderung von Bildung in den ersten Jahren ist effi-
zient und sozial gerecht. Jeder am Anfang der Bildungs-
laufbahn investierte Euro macht ein Menschenleben
freier, unabhängiger und aufgeklärter.

Im Rahmen von PISA 2009 hat die OECD bestätigt
– da kann man einmal sehen, wie selektiv man diese Stu-
die lesen kann –: Schülerinnen und Schüler, die am Vor-
schulunterricht teilgenommen haben, erzielen bessere
Ergebnisse. Schulsysteme mit einer längeren Vorschul-
bildung sind deutlich erfolgreicher. Doch wie gehen wir

m
n
d
is
m
k
w

n
li
n
G
s
w
H
s

D
ri
p
F

b
F
je

D
e
a
d

d
h
e
S
k

h
G
d
te

W
M
E
L

(C (D it unseren Kindern um? Es gibt zu wenig Personal, saierungsbedürftige Gebäude, eine mangelhafte Ausbilung und Bezahlung der Erzieherinnen, und kein Ende t absehbar. Auch wenn der Bund jetzt mehr investiert, uss man unterm Strich sagen: Hinsichtlich der früh indlichen Bildung ist Deutschland immer noch Enticklungsland. Die rot-rote Koalition in Berlin hat kurz vor Erscheien der ersten PISA-Studie für die Abschaffung der Berner Vorschulen gesorgt. Bildungsforscher greifen sich och heute an den Kopf. Auch im Schulbereich ist das anze nicht besser. Wenn Frau Künast, die gerade da itzt, darüber nachdenkt, die Berliner Gymnasien abzuickeln, ist das ein verkehrtes Zeichen. Ich komme aus amburg. In Hamburg haben sich die Bürger durchge etzt und diesen Unsinn beendet. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Stefan Liebich [DIE LINKE]: Herzlichen Glückwunsch! Großer Erfolg!)


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ja!)


as unablässige Hin und Her und die ständigen Expe-
mente halten unsere Schulen in einem Zustand der Hy-
eraktivität, und das bringt nur eines: Unsicherheit und
rust an der Basis.

Ich sage Ihnen deshalb: Jede einzelne Schule weiß es
esser, weil sie nämlich die Fachleute vor Ort hat. Jeder
achmann und jede Fachfrau vor Ort weiß es besser als
der Theoretiker und jeder Politiker.


(Beifall bei der FDP)


as heißt: Schulen brauchen die Freiheit, die es ihnen
rmöglicht, selbstständig zu entscheiden und eigenver-
ntwortlich zu handeln. Wir brauchen mehr eigenstän-
ige Schulen und weniger bevormundende Politik.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das heißt, Sie haben keinen bundespolitischen Vorschlag!)


PISA bestätigt uns in dieser liberalen Forderung, und
ie OECD stellt fest, dass Schüler in Ländern mit einer
ohen schulischen Eigenständigkeit bessere Ergebnisse
rzielen. Die erfolgreichsten Schulsysteme erteilen den
chulen mehr Autonomie. Das ist der Schlüssel zur Zu-
unft.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Sehr gut! – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Und mehr Lehrer!)


Den Entscheidungsspielraum an deutschen Schulen
insichtlich der Verwendung der Ressourcen und der
estaltung des Unterrichts bewertet die OECD als unter-
urchschnittlich im Vergleich zu anderen OECD-Staa-
n.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer macht eigentlich in der Hamburger FDP Schulpolitik?)


ir benötigen deshalb mehr Freiheit und Stärke vor Ort.
ehr Bildungsqualität braucht ein klares Bekenntnis zur

igenständigkeit der Schulen mit Möglichkeiten der
eistungsdifferenzierung. Ein Bildungssystem, das auf

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8875

Sylvia Canel


(A) )


)(B)

eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung auf-
bauen kann, und eigenständige Schulen, in deren Eigen-
verantwortung es liegt, wie erfolgreich sie gemessen an
guten Qualitätsmaßstäben sind, sind ein Garant für Bil-
dungsgerechtigkeit und für Bildungserfolg.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass die nächste PISA-
Studie für uns noch erfolgreicher ausfallen wird.

Danke sehr.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708032500

Jetzt spricht Priska Hinz für Bündnis 90/Die Grünen.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch
ich freue mich durchaus, dass man nach zehn Jahren
konstatieren kann, dass es für die Schülerinnen und
Schüler Verbesserungen im Schulsystem gibt und dass
wir nicht wieder in einen Schock versetzt werden, wie es
bei der ersten PISA-Studie der Fall war. Ich freue mich
vor allen Dingen, dass sich im unteren Bereich, also bei
den Schülerinnen und Schülern, die sehr schwach sind,
tatsächlich sehr viel verbessert hat und dass bei Migran-
tenkindern ein deutlicher Kompetenzzuwachs zu ver-
zeichnen ist.

Allerdings besteht kein Grund, zu glauben, man habe
alles gemacht und müsse nur die Programme herunterbe-
ten, die schon begonnen wurden, Herr Weinberg.


(Uwe Schummer [CDU/CSU]: Das tut doch keiner!)


Ich glaube vielmehr, dass man auf Grundlage der PISA-
Studie, ihrer Ergebnisse und der sich daraus abzuleiten-
den Empfehlungen überlegen muss, wo noch Defizite im
politischen Handeln sind und welche Schlüsse wir da-
raus ziehen müssen. Dazu habe ich von Ihnen leider nur
wenig gehört.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn es nach wie vor zutrifft, dass der Bildungserfolg
in Deutschland von der sozialen Herkunft abhängt, dass
Migrantenkinder immer noch große Kompetenznachteile
haben und dass es Überlappungen bei den Kompetenzen
von Hauptschülern und Gymnasiasten gibt, dann kann
man aufgrund dieser auffälligen Befunde nicht sagen:
Das viergliedrige Schulsystem hat sich bewährt. Außer-
dem sollen sich die Migrantenkinder ein bisschen mehr
anstrengen. Dann bekommen wir das Ganze schon gere-
gelt.

Ein Fünftel der Jugendlichen im Alter von 15 Jahren
steht auf der untersten Kompetenzstufe, die dem Grund-
schulniveau entspricht. Das heißt schlicht und einfach,
dass sie nicht ausbildungsreif sind. Auf der anderen
Seite droht uns ein Fachkräftemangel. Wir wollen, dass
Jugendliche an der Gesellschaft teilhaben können, dass
sie eine Ausbildung machen und sich eine Existenz auf-
bauen können. Wir wollen nicht, dass sie sofort in der

A
s
z
ü
u

s
b
E
a
e
n
S
li
v

W
le
b
k
d
ti

c
g
s
m
U
a
v
ic
M
g

S
S
d
u

F
d
k
O

P
g
ri
g
N
O
z
d

e

(C (D rbeitslosigkeit landen. Wir müssen uns daher anchauen, welche Rahmenbedingungen laut PISA-Studie u Verbesserungen geführt haben. Dann müssen wir berlegen, welche zusätzlichen Maßnahmen von Bund nd Ländern noch auf den Weg gebracht werden können. Eine längere und effektivere Lernzeit – das wurde chon gesagt – ist eine Voraussetzung dafür, dass Kinder esser lernen. Damit bin ich bei den Ganztagsschulen. ine Ganztagsschule bedeutet natürlich gute Ganztagsngebote, die mit dem Unterricht verzahnt werden, und ine bessere Ausschöpfung der Lernzeit. Wir können uns icht damit zufriedengeben, dass nur 30 Prozent der chulen Ganztagsangebote haben und dass bei den restchen Schulen die Kinder in die Röhre gucken, weil sie on uns allein gelassen werden. ir benötigen ein neues Programm für Ganztagsschun. Schulen mit Ganztagsangeboten sollen sich in geundene Ganztagsschulen umwandeln können. Nur so ann man die Qualität des Unterrichts steigern. Auf iese Weise können alle Kinder von guten Schulen profieren. Es geht nicht darum, irgendwelche Schulen, egal welher Schulform, abzuwickeln. Aber man muss sich fraen, wie man die Situation, dass teilweise Hauptschüler o gut sind wie Gymnasiasten und Gymnasiasten manchal so schlecht wie Hauptschüler sind, verändern kann. ngeachtet dieser Tatsache ist der Kompetenzzuwachs n Gymnasien sehr stark und werden die Hauptschulen on den Eltern nicht mehr ausgewählt. Deswegen halte h es für richtig, dass die Länder – bis auf manche – die ehrgliedrigkeit aufgeben und zumindest zur Zwei liedrigkeit übergehen. In der Zukunft muss in Deutschland gelten, dass jede chule zu jedem Abschluss führt, dass man an jeder chule den Übergang zur Oberstufe hinbekommen kann, amit jedes Kind, das später startet, das Abitur machen nd in die höhere Bildung einsteigen kann. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


rau Canel, das müsste doch in unser aller Interesse sein;
a brauchen wir hier doch nicht mehr den alten Schul-
ampf zu führen, der überhaupt keinen mehr hinter dem
fen hervorlockt.

Ich bin der Meinung, dass wir wieder Bund-Länder-
rogramme brauchen, wie zum Beispiel das Sinus-Pro-
ramm, das dazu geführt hat, dass die Lehrer den Unter-
cht in Mathematik und Naturwissenschaften besser
estalten können; unter anderem deswegen sind wir in
aturwissenschaften und Mathematik besser als der
ECD-Durchschnitt. Das hat mit solchen Programmen

u tun, die wir zurzeit nicht durchführen können, weil es
as Kooperationsverbot gibt.

Wir brauchen eine bessere Sprachförderung, die auch
valuiert wird. Da ist der Bund gefragt, entsprechende

8876 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)

Forschungsprogramme aufzusetzen. Man muss dann
aber die Forschungsergebnisse in der Lehrerfortbildung
umsetzen. Das funktioniert nur, wenn Bund und Länder
gemeinsam solche Programme vereinbaren können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mein Fazit: Wir müssen gemeinsam die richtigen
Konsequenzen aus der PISA-Studie ziehen. Eine Konse-
quenz müsste tatsächlich sein: Das Kooperationsverbot
muss fallen, damit wir, Herr Weinberg, nicht nur Geld an
die Länder geben, sondern gemeinsam qualitativ gute
neue Standards vereinbaren können.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708032600

Für die CDU/CSU hat Eckhardt Rehberg jetzt das

Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1708032700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Hein und Herr Schulz, man kann natürlich
immer Haare in der Suppe finden. Wenn man aber zehn
Jahre zurückschaut und die Situation im Jahr 2000 mit
der Situation im Jahr 2010 vergleicht, dann erkennt man,
dass Deutschland einen internationalen Erfolg erreicht
hat: Wir sind eines der wenigen Länder, die in diesem
Jahrzehnt eine positive Entwicklung in den Bereichen
Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz
erreicht haben. Ich fände es gut, wenn bei der Opposition
– darunter sind auch diejenigen, die in den vergangenen
Jahren mitregiert haben – zumindest die Freude überwie-
gen würde und sie nicht nur Haare in der Suppe suchen
würden.

Herr Kollege Schulz, dieses Verhalten führt dazu,
dass diejenigen, bei denen Sie sich bedankt haben, eher
frustriert sind: Sie fragen sich, ob ihre Arbeit wirklich
wertgeschätzt und gewürdigt wird, wenn in der Politik
nur negativ darüber geredet wird.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Deswegen haben wir das nicht gemacht!)


Das, was Sie hier aufgeführt haben, führt nicht dazu,
dass die Bildungspolitik in Deutschland vorankommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Hören Sie mal richtig zu!)


Die SPD spricht davon, dass für die Bildung 10 Mil-
liarden Euro obendrauf gepackt werden sollen. Dazu
muss ich sagen: Solange Sie hier die Bildungspolitik be-
stimmt haben – zwischen 1998 und 2005 –, konnte ich
keinen wesentlichen Aufwuchs bei den Bildungsausga-
ben erkennen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wer hat das im Bundesrat blockiert? Sie waren das im Bundesrat!)


E
B
s
d
n
d
v

ta
s
d
h

u
M
g
O
L
v
b
u
h
T
s
is
g
w
w

S
la
u
m
L
fi

a
n
n
A
h
S
g

D
in
s
S
V

(C (D rst nach 2005, insbesondere aber nach 2009 sind die ildungsausgaben deutlich gewachsen. Insgesamt haben ich die Mittel des Einzelplans in diesen Jahren fast veroppelt. Wir werden in dieser Legislaturperiode – in den ächsten Jahren – insgesamt 6 Milliarden Euro für Bilung ausgeben. Da konnte man in Ihren Worten ziemlich iel Neid erkennen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie haben doch im Bundesrat blockiert!)


Es ist immer ganz spannend, sich über eine lange Dis-
nz anzuschauen, wie Länder in Deutschland bei ver-

chiedenen Vergleichen im Bildungsbereich abschnei-
en. Wenn man sich PISA 2006 – auf die Bundesländer
eruntergebrochen –, die Studie des Instituts zur Quali-
tsentwicklung im Bildungswesen aus 2008 und 2009
nd den Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale
arktwirtschaft anschaut, dann erkennt man – das ist

anz interessant –, dass vier Länder, davon zwei im
sten – Sachsen und Thüringen – und zwei in den alten
ändern – Bayern und Baden-Württemberg –, immer
orne liegen. Diese Länder haben ganz unterschiedliche
ildungspolitische Ansätze verfolgt. Während in Bayern
nd Baden-Württemberg die klassische Dreigliedrigkeit
eute nach wie vor vorhanden ist, haben Sachsen und
hüringen gleich 1990 die Mittelschule bzw. die Regel-
chule und damit die Zweigliedrigkeit eingeführt. Eines
t diesen Ländern über zwei Jahrzehnten hinweg aber
emeinsam: Weil es stabile politische Verhältnisse gab,
urde Schule nicht zum Experimentierfeld. Das ist der
esentliche Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Waren Sie schon einmal in einer bayerischen Schule?)


chauen Sie sich die Situation einmal ganz genau an – ich
sse die Namen der Länder auf den Plätzen 13, 14, 15
nd 16 weg –: Wo schulpolitische Kontinuität herrscht, ist
an bei den Ländervergleichen erfolgreich, und in den
ändern, in denen Schule ein Experimentierfeld ist, pro-
tieren die Schülerinnen und Schüler überhaupt nicht.

Wenn wir über Bildungsstandards reden, dann ist
uch die Frage zu stellen, warum sich fünf Länder, in de-
en das Kultusministerium CDU- bzw. CSU-geführt ist,
ämlich Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-
nhalt, Baden-Württemberg und Bayern, entschlossen
aben, auf ein Zentralabitur hinzuarbeiten. Da ist kein
PD-geführtes Land dabei. Scheut man dort den Ver-
leich?


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wo kommen Sie eigentlich her? Meck-Pomm, ja?)


er Weg zu mehr Kontinuität und mehr Vergleichbarkeit
Deutschland führt doch über einheitliche Bildungs-

tandards. Das Zentralabitur ist mit der wichtigste
chritt auf dem Weg, mehr Qualität zu erreichen und die
ergleichbarkeit in Deutschland herzustellen.

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8877

Eckhardt Rehberg


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie reden hier ein dummes Zeug!)


Auch wenn Ihnen von der Opposition das nicht passt,
insbesondere Ihnen von der SPD, waren die letzten Jahre
in bildungspolitischer Hinsicht mehr als erfolgreich: Ers-
tens. Wir haben noch nie so viele Studienanfänger
gehabt wie im Jahr 2010 – ein deutlicher Aufwuchs.
Zweitens. Wir haben mittlerweile eine geschlossene Bil-
dungskette. Das gilt für die frühkindliche Bildung, wo
sich der Bund engagieren kann. Das gilt aber insbeson-
dere für den Übergang von Schule zu Berufsausbildung.
Davon profitieren insbesondere die Schwachen und Be-
nachteiligten. Ich denke an die Bildungsketten. Ich
denke an Berufseinstiegsmaßnahmen und an berufsbe-
gleitende Maßnahmen. Auf diesem Gebiet ist der Bund
aktiv und sehr erfolgreich.

Ich denke, daran, wie wir aufgestellt sind, und daran,
wie wir unser Geld einsetzen, wird deutlich, dass unser
Motto lautet – das sage ich auch mit Blick auf die demo-
grafische Entwicklung und die Fachkräftesituation –:
Wir lassen keinen zurück!

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708032800

Für den Bundesrat hat jetzt das Wort Senator Jürgen

Zöllner.


(Beifall bei der SPD – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Willst du Berlin mal oben sehen, musst du die Tabelle drehen! – Heiterkeit bei der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1708032900

Wir kämpfen beide immer nur um die Spitze, Herr

Lindner. – Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Das große Interesse der
Öffentlichkeit an PISA ist geblieben, die Aufgeregtheit
hat sich möglicherweise etwas gelegt, und eine sachli-
chere Betrachtungsweise hat Einzug gehalten.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Wo stehen wir zehn Jahre nach PISA? Übrigens, Herr
Weinberg, es ist die angeblich so leistungsfeindliche
SPD, der die Bundesrepublik die Teilnahme an der
PISA-Studie zu verdanken hat. Es war der damalige
Schulminister aus Rheinland-Pfalz, Jürgen Zöllner, der
den Antrag, uns dem Vergleich zu stellen, in Konstanz
gestellt hat.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU: Oh!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich meine,
die unbefriedigenden PISA-Ergebnisse aus dem Jahr
2000 waren ein heilsamer Schock für viele. Ich kenne
kein Land in dieser Bundesrepublik Deutschland, egal
welcher politischen Couleur, in dem es nicht massive
Anstrengungen gegeben hat, die Schulqualität zu verbes-

s
n
e

d
k
W
P
S
d
g
w
o

h
li
d

fo

S
g
ti
L
u

d
e
d
s
ti

d
s
s
b

Im
2
re

Im
re
S
d

(C (D ern. Die Priorität von Bildung ist seitdem auch in fianzpolitischer Hinsicht unbestritten, auch wenn es für inige Betroffene immer noch zu wenig ist. Die drei Kernbotschaften von damals waren: Erstens, ie besten Schülerinnen und Schüler in Deutschland önnen mit den besten Schülerinnen und Schülern in der elt zwar mithalten, aber, zweitens, Deutschland hat ein roblem bei den leistungsschwächeren Schülerinnen und chülern, und der Bildungserfolg in Deutschland ist, rittens, so stark wie praktisch nirgendwo sonst abhänig vom Elternhaus. Für eine entwickelte Industrienation ie die Bundesrepublik sind die letzten beiden Befunde hne Zweifel nicht hinnehmbar. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb muss, wer das Ziel gleicher Chancen unab-
ängig vom Geldbeutel und der Bildung der Eltern wirk-
ch will, gezielt die Rahmenbedingungen speziell für
iese Schülergruppe verbessern.

Die Ergebnisse von PISA 2009 zeigen, dass wir Er-
lge zu verzeichnen haben. Besonders erfreulich ist
das ist erwähnt worden –, dass die Leistungen der
chülerinnen und Schüler mit einem Migrationshinter-
rund erheblich besser geworden sind. Sie sind ein wich-
ger, wenn nicht sogar der entscheidende Grund für die
eistungssteigerung in Deutschland insgesamt. Es sind
nsere Kinder.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zwei bildungspolitische Maßnahmen sind für mich
abei zentral. Sie sind heute, wie ich in dieser Debatte
rfreut festgestellt habe, unbestritten. Damals, als wir in
er KMK die acht Eckpunkte festgezurrt haben, waren
ie heiß umstritten. Es hat lange gedauert, die konserva-
ven Kolleginnen und Kollegen davon zu überzeugen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Erstens: die frühkindliche Förderung, insbesondere
ie Sprachförderung in den Kindertagesstätten. Bei die-
en Bildungseinrichtungen ist entscheidend, dass der Be-
uch kostenfrei ist; denn Bildung darf nicht vom Geld-
eutel der Eltern abhängen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lande Berlin beispielsweise sind ab dem 1. Januar
011 alle drei Kindergartenjahre vor Schulbeginn gebüh-
nfrei.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Lande Berlin setzen wir das um, wovon andere nur
den. Wir werden für Kinder, die einen festgestellten
prachförderbedarf haben, faktisch eine Kitapflicht für
as letzte Jahr vor Schuleintritt einführen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


8878 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Senator Dr. Jürgen Zöllner (Berlin)



(A) )


)(B)

Zweitens. Eine zentrale Rolle bei der Verbesserung
spielt auch das Ganztagsschulprogramm der früheren
rot-grünen Bundesregierung. Dadurch konnten viele
Schulen in Deutschland zu Ganztagsschulen ausgebaut
werden. Ich freue mich auch hier darüber, dass die eins-
tigen Gegnerinnen und Gegner dieses Programms – viele
von ihnen sind noch heute in der Bildungspolitik tätig –
den Wert und die Möglichkeiten der pädagogischen An-
sätze des Ganztagsangebotes erkannt haben.


(Beifall bei der SPD)


Nur so wird es uns letzten Endes gelingen, an die leis-
tungsschwächeren Schülerinnen und Schüler heranzu-
kommen.

Was mir im Zusammenhang mit den neuesten PISA-
Ergebnissen die meisten Sorgen bereitet – es gibt Er-
folge zu verzeichnen, auf die wir insgesamt stolz sein
sollten –, sind die Schülerinnen und Schüler aus den so-
genannten bildungsfernen sozial benachteiligten Eltern-
häusern. Wenn der schöne Ausdruck „Bildungsrepublik
Deutschland“ nicht nur Worthülse sein soll, brauchen
wir eine gemeinsame weitere Kraftanstrengung zwi-
schen Bund und Ländern – sie ist auch in der derzeit ver-
fassungsmäßig festgelegten Lage möglich –, um diese
Schülergruppe gezielt ins Auge zu fassen. Wir brauchen
so etwas wie ein gemeinsames Ganztagsschulprogramm.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ziel muss es sein, alle Schulen in Deutschland zu
Ganztagsschulen weiterzuentwickeln. In Berlin haben
wir damit begonnen. Es gibt die Verantwortung der Län-
der, zu der wir gerne stehen. Neben den Grundschulen,
die in Berlin alle Ganztagsschulen sind, haben wir in der
Sekundarstufe I eine neue Schulstruktur geschaffen: ein
zukunftsfähiges zweigliedriges Schulsystem aus Gym-
nasien und Integrierten Sekundarschulen. Letztere wer-
den sämtlich zu Ganztagsschulen ausgebaut. Die ersten
Schritte im Bereich der Gymnasien haben wir schon un-
ternommen.

Wir brauchen in den Ganztagsschulen zum Beispiel
auch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. Dies wäre
eine Chance für den Bund. Ein Bundesprogramm in die-
sem Bereich wäre sehr hilfreich.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was wir – auch das muss an einem solchen Tag gesagt
werden – in diesem Zusammenhang nicht brauchen – da-
mit möchte ich schließen –, ist ein nur gut gemeintes Bil-
dungspaket der Bundesregierung. Dieses droht nach
meiner festen Überzeugung – ich muss mich um die Um-
setzung kümmern – ein riesiges Bürokratiemonster zu
werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


D
b

n
S
s
e
s
d
K

3
V
C
v
z
s

k
a
d
e

ü
te



D
d
b

v
d
u
P

(C (D abei wäre es ganz einfach, die Mittel effektiver für die edürftigen Kinder und Jugendlichen einzusetzen. Ich will Ihnen ein aus dem Leben gegriffenes Beispiel ennen. Das Land Berlin investiert bereits heute in das chulmittagessen für Grundschülerinnen und Grundchüler der Klassen 1 bis 6, sodass alle Eltern nur noch inen Eigenbeitrag von 23 Euro pro Monat leisten müsen. Nach den Plänen der Bundesregierung müssten sich ie Eltern weiterhin mit 20 Euro monatlich an diesen osten beteiligen. Es verbliebe also lediglich eine Kostenersparnis von Euro monatlich, die die Eltern in einem aufwendigen erfahren unter Beteiligung von Jobcentern, Schulen und aterern als Zuschuss beantragen müssten. Würden die orgesehenen Mittel dagegen direkt dem Land Berlin weckgebunden zur Mittagsversorgung zur Verfügung getellt werden, (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Genau! Das wäre wichtig! – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Manfred Grund [CDU/CSU]: Ja, klar! Immer rein in den Topf der Länder!)


önnten wir mit den gleichen Mitteln allen – ich betone:
llen – bedürftigen Kindern und Jugendlichen, nicht nur
enen in der Grundschule, ein kostenloses Schulmittag-
ssen anbieten,


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


brigens ganz ohne Verwaltungsaufwand, ganz ohne Be-
iligung der Eltern an den Kosten.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ja! Mit dem Geld aus Baden-Württemberg! Aber hallo! – Gegenruf der Abg. Iris Gleicke [SPD]: Das war entlarvend, Herr Meinhardt!)


Ich will doch gar nicht mehr Geld.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: In Baden-Württemberg sollen die Kinder essen!)


as wäre mit dem gleichen Betrag möglich, den Sie für
ie Verwaltungskosten, die ich beschrieben habe, ausge-
en.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ja, ja! Aber alles immer nur auf Pump!)


Ich appelliere an Sie: Investieren Sie effektiv in die
orhandenen Bildungseinrichtungen, in die Kitas und
ie Schulen, damit dort optimal gefördert werden kann
nd wir unsere Leistungsfähigkeit auch im Rahmen von
ISA weiter verbessern können.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708033000

Heiner Kamp hat jetzt für die FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8879


(A) )


)(B)


Heiner Kamp (FDP):
Rede ID: ID1708033100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Wir sind wirklich glücklich
und froh, am heutigen Tag über die durchaus ansehnli-
chen Erfolge im Bildungsbereich sprechen zu dürfen.
Das PISA-Konsortium hat Deutschland attestiert, sich
seit dem Jahr 2000 spürbar verbessert zu haben. Dies
liegt nicht zuletzt daran, dass wir es geschafft haben, die
Zahl der Bildungsverlierer maßgeblich zu verringern.
Mittlerweile liegt Deutschland beim Lesen im OECD-
Mittelfeld. In Mathematik und in den Naturwissenschaf-
ten spielen wir, um es mit den Worten des Bildungsfor-
schers Professor Klieme zu sagen, in der ersten Liga mit.

Gerade Jugendliche mit ausländischen Wurzeln konn-
ten sich beim Lesen spürbar verbessern. Der Leistungs-
unterschied zu Jugendlichen ohne Migrationshintergrund
konnte deutlich verringert werden. Dabei verbuchten Ju-
gendliche türkischer Herkunft eine leichte Verbesserung
und Jugendliche, deren Eltern aus der ehemaligen UdSSR
eingewandert waren, sehr deutliche Leistungszugewinne.

Positiv festzuhalten ist auch, dass der Zusammenhang
zwischen Lesekompetenz und sozialer Herkunft seit
PISA 2000 deutlich abgenommen hat und Schülerinnen
und Schüler aus Familien mit geringerem Sozialstatus
häufiger als früher ein Gymnasium besuchen. Bemer-
kenswert ist auch, dass die OECD die personelle Aus-
stattung an Deutschlands Schulen im Vergleich zu dem
Durchschnitt der OECD-Staaten positiv beurteilt.

Allerdings wird der fehlende Entscheidungsspielraum
der Schulen, zum Beispiel bei der Verwendung der Res-
sourcen und der Gestaltung des Unterrichts, von der
OECD weiterhin als unterdurchschnittlich beklagt. Es ist
eben nicht nur eine Frage des Geldes, ob und inwieweit
eine Schule gut funktioniert. Es sind häufig weiche Fak-
toren, die ausschlaggebend sind. Fehlende Freiheits-
grade lassen sich nicht einfach durch den Ruf nach der
Geldschatulle kompensieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dies zeigt sich ganz deutlich beim Blick in die einzel-
nen Länder – ich lade Sie ein, auf diese Reise mitzukom-
men –: Alle Bundesländer haben sich verbessert, man-
che mehr als andere. Während sich bei den letzten
innerdeutschen Vergleichen zeigte, dass Bayern, Baden-
Württemberg und Sachsen sogar in der internationalen
Spitzengruppe mithalten können, streiten sich die Bun-
desländer Berlin, Brandenburg und Bremen traditionell
um die rote Laterne. Auch der Ländervergleich des letz-
ten Sommers zeigte eindrucksvoll: Wer auf einen Ab-
stiegsplatz in der Bildungsliga wetten will, der braucht
nur nach einem SPD-geführten Kultusministerium Aus-
schau zu halten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Worüber reden wir denn hier? – Caren Marks [SPD]: Billig!)


Wer wundert sich angesichts einer solchen Negativbi-
lanz, dass die Sozialdemokraten ihren Berliner Bil-
dungssenator in den Bundestag schicken, damit er sich
in der Runde ein wenig Orientierung verschaffen möge!

M
te
e
d
H

n
g

v
g
s
li
H
s

w
d
h
w
W
h

W
w

ti

K
d
s
le
s

(C (D (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ja! Das ist echt ein Spaß! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die Bildungsmisere fängt in der Koalition an! Den größten Fachkräftemangel gibt es in der Regierungskoalition!)


öglicherweise könnte er seinen Senatskollegen berich-
n, dass es nicht sonderlich sinnvoll ist, die Schulen in

inem ständigen Experimentierfeld zu halten. Das Bil-
ungssystem ist kein Chemielabor, meine Damen und
erren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Jahrgangsübergreifendes Lernen, Lehrerbedarfspla-
ung und der Aufbau der Einheitsschule: Egal was, es
eht in die Grütze, um es mit klaren Worten zu sagen.


(Heiterkeit des Abg. Patrick Meinhardt [FDP] – Caren Marks [SPD]: In die Grütze setzt sich die FDP!)


Es ist kein Wunder, dass Berlin beim Boom der Pri-
atschulen ganz weit vorne ist. Ich kann das verstehen;
rundsätzlich stehe ich den Schulen in freier Träger-
chaft sehr positiv gegenüber. Doch wenn sich das staat-
che Schulwesen derart marode darstellt wie in der
auptstadt, dann wundert es mich kaum, dass die Privat-

chulen für viele Eltern die Rettungsanker sind.

Der Fahrstuhleffekt, wonach alle Länder besser ge-
orden sind, ist grundsätzlich positiv. Ich kann jedoch
ie Eltern in Berlin, Brandenburg und Bremen verste-
en, die sich damit aber nicht zufriedengeben wollen,
eil sie ähnliche Chancen für ihre Kinder wie in Baden-
ürttemberg, in Bayern, in Sachsen und in Thüringen

aben möchten.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Bremen gibt es doch einen Allparteienkonsens über die Schule! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So kann nur eine 3-Prozent-Partei sprechen!)


ir müssen deswegen daran arbeiten, dass dies möglich
ird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aus der Partei, die Bildung einmal als Bürgerrecht bezeichnet hat!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708033200

Marianne Schieder hat das Wort für die SPD-Frak-

on.


(Beifall bei der SPD)



Marianne Schieder (SPD):
Rede ID: ID1708033300

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Die Ergebnisse von international vergleichen-
en Studien wie der PISA-Studie dürfen und müssen
elbstverständlich kritisch hinterfragt werden; Herr Kol-
ge Weinberg, damit hatten Sie ganz recht. Selbstver-

tändlich freuen wir Sozialdemokratinnen und Sozialde-

8880 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Marianne Schieder (Schwandorf)



(A) )


)(B)

mokraten uns mit unseren Schülerinnen und Schülern
und mit den Lehrerinnen und Lehrern über die verbes-
serten Ergebnisse der neuesten Studie.


(Beifall bei der SPD)


Diese Ergebnisse eignen sich aber absolut nicht für
die Lobhudelei à la Schwarz-Gelb, die wir heute gehört
haben,


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


und sie eignen sich auch wirklich nicht für plattes partei-
politisches Gezänk, wie wir es gerade von meinem Vor-
redner erlebt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Dann beenden Sie die Rede am besten jetzt!)


Hören Sie auf, nach der Methode „Man nehme das,
was einem gerade passt und was gut gelaufen ist, und
lässt sich dafür groß feiern“ zu verfahren, während Sie
das, was weniger gut ist, konsequent ignorieren.


(Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt doch gar nicht!)


So kommen mir nämlich die ganzen Reaktionen vor,
die ich seitens der Bundesregierung und seitens der sie
tragenden Fraktionen gehört habe. Was konnte ich da al-
les lesen? Von Sprachtests vor dem dritten Lebensjahr,
von mehr Geld für die Stiftung Lesen, von der Förde-
rung von benachteiligten Jungen, von Fortbildungspro-
grammen für Erzieherinnen usw. war die Rede. Alles
Mögliche wurde lautstark gefordert. Jede und jeder hat
irgendetwas vorgeschlagen. Alles schön und gut, aber
tragfähige Konzepte sehen anders aus.

Das, was wir wirklich brauchen, sind schlüssige, ab-
gestimmte Konzepte, die nachhaltig Wirkung entfalten
können. Das, was durch den PISA-Vergleich in den letz-
ten Jahren wirklich in Gang gebracht wurde, nämlich
eine intensive gesellschaftliche Diskussion über die Rah-
menbedingungen von guter Bildung, muss genutzt und
in konkrete Aktivitäten umgesetzt werden. Wir brauchen
einen Masterplan Bildung, durch den deutlich gemacht
wird, dass gute Bildung für unsere Kinder und jungen
Menschen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und
nicht das Problem derer bleiben kann, die gerade Kinder
im schulpflichtigen Alter haben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es muss dabei die
Devise gelten: Es werden Kinder und nicht Fächer an
unseren Schulen unterrichtet. – Es kommen morgens
Kinder in unsere Schulen, die ihre Sorgen, Nöte und Pro-
bleme nicht an der Schulhaustüre abgeben können, um
sie nach der Schule auf dem Nachhauseweg wieder mit-
zunehmen. Sie und ihre Eltern, aber auch ihre Lehrerin-
nen und Lehrer brauchen konkrete Hilfen.

Wir wissen längst, dass die Schulsozialarbeit hier die
richtige Antwort ist. Überall, wo sie angeboten wird, ist
sie sehr, sehr erfolgreich. Leider sind wir aber noch sehr
weit von einer flächendeckenden Versorgung entfernt.
Für den weiteren Ausbau fehlen die Finanzmittel. Dabei
wissen wir alle auch, dass hierfür zwar zunächst einmal
erhebliche Kosten entstehen, die später aber, beispiels-

w
c

F
a
s
s

n
b
S
Z
ta
W
d

c
fe
d
b
d
g

a
B
s
w
d
K
ti
b
ta
o
ta
m
n
K

ü
b
re
b
d
d
b
n
B
le
S
G
s
B
K
m
d

s

(C (D eise im Bereich der Jugendhilfe, in mindestens gleiher Höhe wieder eingespart werden könnten. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es kommen morgens Kinder in unsere Schulen, die
örderung und Zeit brauchen, um das, was zu lernen ist,
uch verstehen und verarbeiten zu können. Sie brauchen
portliche, musische und künstlerische Angebote, wie
ie in einer guten Ganztagsschule vorzufinden sind.

Wer sich die Ergebnisse der PISA-Studie wirklich ge-
au ansieht, der kann feststellen, dass die erzielten Ver-
esserungen gerade im Bereich der leistungsschwächeren
chülerinnen und Schüler in einem ganz entscheidenden
usammenhang mit der Schulsozialarbeit und der Ganz-
gsschule stehen. Durch die unter Rot-Grün gestellten
eichen konnte also für eine erhebliche Verbesserung

er Situation gesorgt werden.

Wir sind aber noch sehr weit von einer wirklich flä-
hendeckenden Versorgung mit Ganztagsschulen ent-
rnt, weil sich der Anteil der Schülerinnen und Schüler,

ie eine Ganztagsschule – sei es in offener oder in ge-
undener Form – besuchen können, seit 2002 zwar ver-
oppelt hat, es aber eben doch nicht überall vor allem
ebundene Ganztagsschulen gibt.

Ganztagsschulen sind aber unverzichtbar, zum einen
us pädagogischen Gründen, weil Schule mehr Zeit für
ildung und mehr individuelle Förderung braucht. Sie

ind unverzichtbar aus integrationspolitischen Gründen,
eil Ganztagsschule besser als jede andere Schulform
ie sprachliche, kulturelle und soziale Integration von
indern und jungen Menschen aus Familien mit Migra-
onshintergrund leisten kann. Und sie sind unverzicht-
ar aus sozialpolitischen Gründen, weil sich in Ganz-
gsschulen Bildungschancen für alle am besten
rganisieren lassen. Also muss es unser Ziel sein, Ganz-
gsschulen für alle zu schaffen. Das werden wir nur ge-
einsam erreichen, gemeinsam in einer Aktion mit ei-

em Masterplan, getragen von Bund, Ländern und
ommunen.

Wir brauchen dazu natürlich auch eine Diskussion
ber eine Aufhebung des Kooperationsverbots, um eine
essere Zusammenarbeit von Bund und Ländern im Be-
ich der Bildung zu ermöglichen. Aber auch ich möchte

etonen: Die PISA-Ergebnisse haben wiederum gezeigt,
ass immer noch die soziale Herkunft über den Bil-
ungserfolg junger Menschen entscheidet. Kinder blei-
en auf der Strecke, weil die individuellen Fähigkeiten
icht ausreichend gefördert werden, die frühkindliche
ildung zu spät einsetzt oder der Geldbeutel der Eltern
ider zu klein war, um mithalten zu können. Ich fordere
ie auf, liebe Kolleginnen und Kollegen von Schwarz-
elb: Nehmen Sie Ihren viel bemühten christlichen An-

pruch endlich ernst, und sorgen Sie mit uns für mehr
ildungsgerechtigkeit in diesem Land! Geben Sie allen
indern eine Chance von Anfang an, und bringen Sie
it uns ein Ganztagsschulprogramm und einen flächen-

eckenden Ausbau der Schulsozialarbeit auf den Weg!

In diesem Sinne: Herzlichen Dank für die Aufmerk-
amkeit.

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8881

Marianne Schieder (Schwandorf)



(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708033400

Für die Bundesregierung hat der Parlamentarische

Staatssekretär Thomas Rachel das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1708033500


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! PISA wird
dieses Jahr zehn Jahre alt. In diesen zehn Jahren ist die
Bildung ins Zentrum der deutschen Politik gerückt. Ich
denke, das ist auch gut so.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD])


Die PISA-Studien haben uns alle alarmiert. Sie haben
dem Bildungssystem letztlich gutgetan; denn es hat sich
gezeigt, dass unser Bildungssystem sehr wohl wand-
lungsfähig ist. Deutschland hat sich seit 2000 kontinuier-
lich in allen drei Bereichen – im Lesen, in der Mathema-
tik und in den Naturwissenschaften – verbessert. Dies ist
nur wenigen anderen OECD-Ländern gelungen.

Bei PISA 2000 lagen die 15-Jährigen in Deutschland
im Lesen unter dem OECD-Durchschnitt. 2009 liegen
sie am oberen Rand des Durchschnitts. In Mathe und
Naturwissenschaften lagen die deutschen Schülerinnen
und Schüler im Durchschnitt, jetzt liegen sie über dem
Durchschnitt der OECD-Länder.

Diese Verbesserungen gehen auch mit größerer Ge-
rechtigkeit einher. Im Bereich des Lesens hat sich die
Leistungsvarianz zwischen 2000 und 2009 so stark ver-
ringert wie in keinem anderen OECD-Land. Anders ge-
sagt: Der Abstand zwischen den schwachen und den
starken Lesern ist geringer geworden, ohne dass sich die
Starken deshalb verschlechtert hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das ist in meinen Augen auch ein Stück Bildungsge-
rechtigkeit. Gleichzeitig konnte das Gymnasium seinen
hohen Stand halten, obwohl es gleichzeitig G 8 einge-
führt hat und obwohl heute 20 Prozent mehr Schülerin-
nen und Schüler auf den Gymnasien sind als 2000.

Meine Damen und Herren – Kollege Zöllner hat es
bereits angesprochen –, zum besseren Gesamtergebnis
haben vor allem die Schülerinnen und Schüler mit Mi-
grationshintergrund beigetragen. Vielleicht ist das die
beste Nachricht von PISA 2009.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir die Differenz zwischen den Schülerinnen
und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund be-
trachten, so sehen wir: Diese Differenz hat sich seit
PISA 2000 um 28 Punkte verringert. Dies ist mehr als
ein halbes Schuljahr.

d
d
d
Ü
s

S
D
d
2
d

S
d
In
fe
L

S
a
d
M
d
u


M
n
W
d
d
L
n
d
ic

D
h
s
s
D

W
V
U
g
g

(C (D Natürlich haben wir auch weiterhin Probleme. Trotzem dürfen wir sagen: Die Integration auch von Zuwanererkindern gelingt besser, und zwar sowohl ins Bilungssystem als auch zunehmend in den Arbeitsmarkt. ber diese Erfolge dürfen wir uns, glaube ich, gemein am freuen. Indem wir uns darüber freuen, möchte ich an erster telle den Lehrerinnen und Lehrern an den Schulen in eutschland ein ganz herzliches Wort des Dankes sagen; enn sie haben trotz des Aufschreis bei PISA im Jahr 000 nicht resigniert, sondern sie haben die Herausforerung angenommen. ie haben Konzepte zur individuellen Förderung und für ie Ganztagsschule entwickelt, und sie haben die soziale tegration als weitere Kernaufgabe der Schulen begrifn. Insofern herzlichen Dank an die Lehrerinnen und ehrer in Deutschland! (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich nenne als Zweites die Bildungspolitik der Länder.
ieben Handlungsfelder hat die KMK 2001 als Reaktion
uf PISA formuliert und die gemeinsamen Bildungsstan-
ards entwickelt. Das war eine richtige und notwendige
aßnahme. Im Übrigen sind schließlich die Länder für

ie Schulpolitik zuständig. Sie werden weitere Schritte
nternehmen.

Eine Initiative ist bereits angekündigt: Fünf Bundes-
nder werden ein gemeinsames Abitur entwickeln.
ichael Kretschmer kommt aus Sachsen. Sachsen ist ei-

es dieser fünf Länder. Ich halte es für richtig, diesen
eg zu gehen. Denn er dient der Vergleichbarkeit und

er Mobilität innerhalb Deutschlands und verpflichtet
ie Länder, die mitmachen, auf ein gemeinsames hohes
eistungsniveau. Ich würde mir wünschen, dass sich
och mehr Länder in der Bundesrepublik Deutschland
iesem gemeinsamen Ziel eines deutschen Abiturs, wie
h es einmal formulieren will, anschließen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt doch schon lange die Vereinbarung über die Abiturprüfung! Das ist doch nur weiße Salbe! Nichts Neues!)


An dritter Stelle möchte ich die Bundesebene nennen.
as BMBF, das Bildungs- und Forschungsministerium,
at die Schulen begleitet, und zwar auch die Schulen, die
ich zu Ganztagsschulen weiterentwickelt haben. Das
etzen wir fort. Wir haben die dafür notwendige und für
eutschland weitgehend neue Forschung finanziert.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nur ein Ablenkungsmanöver vom Kooperationsverbot!)


ir haben mit dem Sinus-Programm unmittelbar zur
erbesserung des mathematisch-naturwissenschaftlichen
nterrichts beigetragen. Wir haben mit dem FörMig-Pro-
ramm neue Wege zur Förderung von Kindern und Ju-
endlichen mit Migrationshintergrund erprobt, und wir

8882 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Parl. Staatssekretär Thomas Rachel


(A) )


)(B)

haben – ich denke, das ist ein wichtiger Beitrag zur
Transparenz – den nationalen Bildungsbericht etabliert.

Last, but not least nenne ich die empirische Bildungs-
forschung. Denn seien wir ehrlich, meine Damen und
Herren: Ein Stück weit krankt die politische Bildungs-
debatte im Bundestag, aber auch in den 16 Landtagen
daran, dass sie zwar stark von politischen und ideologi-
schen Bildern geprägt ist, aber dass die wissenschaftli-
che Datenbasis zumindest in der Vergangenheit keines-
wegs für eine fundierte Debatte ausreichend war.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dies ändert sich jetzt, weil wir die Förderung der em-
pirischen Forschung im Bereich der Bildungsforschung
betreiben. Das ist ein Beitrag des Bundes. Ich denke, das
ist zum Besten der Bildung.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Daraus wird deutlich: Lehrerinnen und Lehrer, aber
auch die Bildungspolitik und die Forschung – sie alle
tragen mit dazu bei, dass wir dem Ziel der Bildungsrepu-
blik, dem wir uns gemeinsam verpflichtet fühlen, näher
kommen. Aber wir sind nicht am Ziel. Es gibt keinen
Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Die guten
Nachrichten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass
es noch sehr viel zu tun gibt.

Deutschland hat sich zwar verbessert, aber unsere
Schülerinnen und Schüler sind im Lesen nur durch-
schnittlich. Das kann nicht reichen. Nach wie vor gehört
fast ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler im Alter
von 15 Jahren zu den schwachen Lesern. Auch die Ab-
hängigkeit der Leistungen vom sozialökonomischen
Hintergrund – das zeigt der Bericht – oder auch vom Mi-
grationshintergrund der Schülerinnen und Schüler ist
weiterhin groß. Dies ist nicht hinnehmbar. Daran müssen
wir gemeinsam arbeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Da sind wir gespannt auf Ihre Vorschläge!)


Das BMBF geht hier voran. PISA zeigt, dass sich in
den Schulen viel verbessert. Aber wir müssen noch stär-
ker als bisher das Umfeld der Schulen mit einbeziehen
und dabei ganz besonders die Eltern in den Blick neh-
men. Denn seien wir ehrlich – auch ich weiß das als Fa-
milienvater –: Ob ein Kind gut lesen kann, hängt auch,
aber wahrlich nicht nur von der Schule ab. Hier sind
selbstverständlich die Geschwister, die Eltern und die
Großeltern gefragt.

Deshalb werden wir an drei Punkten ansetzen. Wir
beginnen mit den Kleinsten und verbessern mit dem
neuen Programm „Lesestart – Drei Meilensteine für das
Lesen“ die Bildungschancen von Anfang an.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wie viele erreichen Sie damit?)


Wir ermutigen die Eltern zum Vorlesen und Kinder zum
Lesen. Wir werden in der ersten Stufe 50 Prozent der
Schülerinnen und Schüler erreichen, und in der dritten

S
S

d
m
w

d
d
k
d
P

u
z
g
u


s
in
fe
z
g
s

v
v
d
s
ru
h
g
W
d

w
P
S
ih
s
S
m
e
B
m
li

L
a

(C (D tufe werden wir alle Grundschulkinder am ersten chultag erreichen. Wir wenden uns also zunächst an die Eltern und Kiner in sozialen Brennpunkten. Dort geht es zunächst einal darum, dass wir ihnen helfen. Mit dem Schuleintritt erden wir alle ansprechen. Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, sind ie Bildungsleistungen und vor allem die Ausbilungschancen. „Abschluss und Anschluss – Bildungsetten bis zum Ausbildungsabschluss“: Es geht darum, ass die jungen Menschen die Chance bekommen, ihre otenziale frühzeitig zu erkennen, ihnen zu helfen, sich r einen Beruf zu entscheiden, der ihnen Spaß macht nd ihnen liegt, und sie erfolgreich in den Berufseinstieg u begleiten. Deshalb nehmen gerade in den ersten Taen dieser Woche 500 Bildungslotsen ihre Arbeit auf, m den Jugendlichen zu helfen, denen es schwerfällt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ja, toll! Für wie viele Schüler? – Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: 500! Das ist eine gewaltige Zahl!)


Mit dem Programm „Lernen vor Ort“ werden wir da-
ber hinaus Kommunen helfen, ihr Bildungsangebot

trukturell zu verbessern. Dutzende Kommunen werden
den nächsten drei Jahren gefördert, um ein übergrei-
ndes Bildungsmanagement sowie Bildungsbündnisse

u etablieren. Denn eins ist klar: Bildung ist letztlich ein
esamtgesellschaftlicher Auftrag. Wir müssen die ge-
amte Gesellschaft in diese Aufgabe einbeziehen.

Noch nie wurde in Deutschland so viel in Bildung in-
estiert wie heute. Wenn ich das sage, meine ich selbst-
erständlich die Kommunen, die vielen freien Träger,
ie Bundesländer und letztlich auch den Bund. Noch nie
tand die Bildung von der frühen Kindheit bis zum Be-
fsabschluss derart im Zentrum der Politik, wie das

eute im Deutschen Bundestag und auch in den Landta-
en der Fall ist. Das zeigt: PISA hat eine Menge auf den
eg gebracht. Wir sind auf einem guten Weg. PISA hat

azu beigetragen.

Ich sage aber auch: Wir dürfen PISA nicht überbe-
erten. Vergessen wir nicht, dass es vieles gibt, was
ISA nicht testet, beispielsweise wie gut 15-jährige
chülerinnen und Schüler in Fremdsprachen sind oder
re musikalischen Fähigkeiten. All dies ist nicht Be-

tandteil von PISA. Trotzdem hat PISA in der deutschen
chullandschaft eine enorme Dynamik ausgelöst. Wir
öchten die Vielfalt der individuellen Entwicklungen

rmöglichen. Wir wollen die Leistungen im Schul- und
ildungssystem verbessern und das System gerechter
achen. Das meinen wir, wenn wir von Bildungsrepub-
k sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


assen Sie uns gemeinsam für diese Bildungsrepublik
rbeiten!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8883


(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708033600

Caren Marks hat das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1708033700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, Herr
Staatssekretär Rachel, es gibt durchaus erfreuliche Fort-
schritte, die wir aus den Ergebnissen der neuen PISA-
Studie ablesen können. Bezogen auf die Bundesebene
sind das Erfolge der Vorgängerregierung und vor allem
Erfolge von Rot-Grün.


(Uwe Schummer [CDU/CSU]: Die Erde ist eine Scheibe!)


Ob die Richtung stimmt, die die jetzige Bundesregierung
hier einschlägt, muss sich erst noch zeigen.

Die aktuelle Studie zeigt erneut – das muss uns alle
miteinander umtreiben –, dass in keinem anderen
OECD-Land der Bildungserfolg so stark von der sozia-
len Herkunft der Kinder abhängt. Herr Staatssekretär,
hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf, und zwar
nicht nur seitens der Bundesländer, sondern auch vonsei-
ten der Bundesregierung und von Schwarz-Gelb.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Handlungsbedarf beginnt – das haben Sie ausge-
blendet – bei der frühkindlichen Bildung. Auf den An-
fang kommt es an. Das kann man gar nicht oft genug sa-
gen. Man muss dann aber auch entsprechend handeln.
Frühkindliche Bildung verbessert die Chancen von Kin-
dern, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Sie kann
Benachteiligungen von Kindern wirkungsvoll entgegen-
wirken. Ganz wichtig ist dabei die individuelle Förde-
rung von Kindern. In Krippen und Kitas wird der Grund-
stein für den späteren Bildungsweg gelegt. Deshalb
brauchen wir dort eine gute Personalausstattung.

Es bedarf einer Verbesserung des Betreuungsschlüs-
sels in Kindertagesstätten. Ebenso bedarf es einer engen
Kooperation zwischen Kitas und Grundschulen, damit
der Übergang zwischen diesen beiden ersten wichtigen
Bildungseinrichtungen für Kinder gut gelingen kann.


(Beifall bei der SPD)


Im Familienausschuss haben wir heute Morgen über
das Fachkräfteproblem in Kitas diskutiert. Die Regie-
rungskoalition zog sich auf den Standpunkt zurück: Die
Länder sind zuständig.


(Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt doch!)


Ich würde gern den Ministerinnen Frau Schröder und
Frau Schavan, die leider nicht anwesend sind, die Frage
stellen: Warum führen sie nicht dennoch mit den Län-
dern Gespräche über eine notwendige gemeinsame
Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher?
Augenscheinlich fehlt ihnen der Mut für diese notwen-
dige Kraftanstrengung.


(Beifall bei der SPD)


Sozialdemokratische Länder machen doch vor, wie es
anders geht. Rheinland-Pfalz beispielsweise hat eine Er-

z
p
in
e
fo

s
u

D
a
in
c
d
g
a

L
d
S
v
tu


K
li
fo
u
b
k
s
tu
s

g
D
2
u
E
ti
K
z

d
D
n
m
D
m
b
V
u

ra

(C (D ieheroffensive mit einem umfangreichen Fortbildungsrogramm umgesetzt. Das Land lässt den Personalbedarf Kitas und in der Kindertagespflege wissenschaftlich rmitteln. Aber längst nicht alle Bundesländer sind so rtschrittlich. Gerade deshalb hat diese Bundesregierung die Pflicht, olche Initiativen überall in Deutschland anzuschieben nd voranzubringen. (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Das machen wir doch!)


er Ausbau der frühkindlichen Bildung und Betreuung,
ber vor allem auch das Angebot an Ganztagsbetreuung
Kitas und Schulen sind die wichtigsten gesellschaftli-

hen Aufgaben unserer Zeit. Das gilt ganz besonders für
en Ausbau der Betreuungsplätze für die unter Dreijähri-
en. Eine Quote von bisher 23 Prozent ist alles andere
ls ausreichend.

Wir alle wissen um die schlechte Finanzsituation der
änder und vor allem der Kommunen. Es ist fatal, dass
iese Bundesregierung mit ihrer Haushalts-, Finanz- und
teuerpolitik systematisch dazu beiträgt, dass Strukturen
or Ort kaputtgespart werden. So hat allein das Wachs-
msbeschleunigungsgesetz dieser Bundesregierung


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Der Hauptanteil ist Kindergeld!)


da können Sie weiter zetern; es bleibt wahr – bei den
ommunen zu Einnahmeausfällen in Höhe von 1,6 Mil-
arden Euro geführt, und zwar jährlich. Wir, die SPD,
rdern deshalb einen Rettungsschirm für Kommunen

nd einen Bildungssoli, damit in eine vernünftige und
edarfsgerechte Bildungsinfrastruktur investiert werden
ann. Sie machen mit Ihrer Haushaltspolitik die Finanz-
ituation der Kommunen und damit auch die Gestal-
ngsfähigkeit der Kommunen im Hinblick auf eine bes-

ere Bildung kaputt.


(Beifall bei der SPD)


Die schwarz-gelbe Koalition lehnt unsere Forderun-
en ab. Das ist unverständlich. Noch viel schlimmer:
as von der Bundesregierung gegebene Versprechen, bis
015 gesamtstaatlich mindestens 10 Prozent für Bildung
nd Forschung aufzuwenden, wartet weiter auf seine
inlösung. Die Geduld – nicht so sehr die der Opposi-
on, sondern vor allem die der Eltern und der älteren
inder, die das immer mehr begreifen – ist überstrapa-

iert, und zwar zu Recht.

Fassungslos machen mich die Äußerungen der für
en Betreuungsausbau zuständigen Ministerin Schröder.
ie Bundestagsfraktion der SPD fordert seit langem ei-
en erneuten Krippengipfel für Bund, Länder und Kom-
unen, um voranzukommen. Die Ministerin sagt dazu:
as ist totaler Quatsch. – Die Jugend- und Familien-
inisterkonferenz sowie die kommunalen Spitzenver-

ände fordern merkwürdigerweise denselben Quatsch.
ielleicht sollte Ministerin Schröder einmal innehalten
nd ihre Arbeit endlich aufnehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Studien beweisen längst, dass ein Betreuungsgeld ge-
dezu bildungsfeindlich wäre. Ministerin Schröder sagt,

8884 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Caren Marks


(A) )


)(B)

frühkindliche Bildung habe sie mittlerweile als Thema
für sich entdeckt. Aber ich frage mich, warum sie dann
kein klares Nein zum Betreuungsgeld sagt; denn es
würde falsche Anreize schaffen, indem es gerade den
Verzicht auf die so wichtige frühkindliche Bildung för-
dert. Chancengleichheit würde dadurch verhindert und
der Ausbau der frühkindlichen Infrastruktur konterka-
riert.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708033800

Frau Kollegin!


Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1708033900

Ich bin sofort am Ende. – Aktuelle Studien zeigen zu-

dem, dass ein Betreuungsgeld sogar verfassungsrecht-
lich bedenklich wäre.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von Union und FDP, –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708034000

Frau Kollegin!


Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1708034100

– geben Sie sich einen Ruck! Verabschieden Sie sich

vom Betreuungsgeld! Investieren Sie in den Ausbau des
Angebotes für die unter Dreijährigen und der Ganztags-
schulen!


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708034200

Frau Kollegin!


Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1708034300

Die Kleinsten in unserem Land haben mehr Anstren-

gung verdient.

Ich bedanke mich bei Ihnen.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708034400

Florian Hahn hat das Wort für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Florian Hahn (CSU):
Rede ID: ID1708034500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Frau Dr. Hein, wenn wir einmal nüchtern die
Fakten zur diesjährigen PISA-Studie betrachten, dann
stellen wir fest, dass das von Ihnen gezeichnete pessi-
mistische Zerrbild ganz schnell in sich zusammenfällt.


(Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Sie müssen es einfach nur lesen! Da steht alles drin!)


Gott sei Dank ist die Zeit, als Sie für Bildung und Kultur
in der SED-Bezirksleitung mitverantwortlich waren,
vorbei.


(Beifall bei der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Glauben Sie, dass das ein ernsthaftes Argument ist, das die Bürger interessiert?)



w

s
d
m
n
b

h
e

T
ti
u
a

g
d

C
li

ti
B
d
in
e
d
a
s
k
a

D
g
B

P
m
d
d
h
d

s
a
b
v
m
n

(C (D Ja. Hören Sie nur zu! Das interessiert die Bürger sehr ohl. Wenn selbst Andreas Schleicher, Mister PISA, der ich bekanntlich mit Kritik an unserem deutschen Bilungssystem nie zurückgehalten hat, Deutschland diesal Riesenfortschritte attestiert, können auch Sie das icht schlechtreden. Deshalb noch einmal, um es sich esser zu merken: Fakt 1. Die Schülerinnen und Schüler in Deutschland aben in der jüngsten PISA-Studie bessere Ergebnisse rzielt als in den Studien zuvor. Fakt 2. Die Schülerinnen und Schüler haben in den ests eine deutlich bessere Lesefähigkeit als bisher attesert bekommen. Der Leistungsabstand zwischen guten nd schwachen Lesern hat sich so stark wie in keinem nderen OECD-Land verringert. (Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Das heißt doch nur, dass die anderen noch schlechter sind!)


(Zustimmung bei der CDU/CSU)


Fakt 3. In den naturwissenschaftlichen Fächern ran-
ieren die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler
eutlich über dem Durchschnitt.

Fakt 4. Die PISA-Studie belegt zudem, dass sich die
hancen für junge Menschen aus bildungsfernen Fami-
en in Deutschland weiter verbessert haben.

Auch ein Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit bestä-
gt die Leistungsfähigkeit unseres Bildungssystems.
eim PISA-Spitzenreiter Finnland lag diese im Oktober
ieses Jahres bei den unter 25-Jährigen bei 20,9 Prozent,
Deutschland hingegen bei 8,5 Prozent. Damit sind wir

inmal mehr ganz vorne in Europa. Es geht doch darum,
ass wir junge Leute so gut ausbilden, dass sie später
uch einen entsprechend guten Job finden. Das muss un-
er Ziel sein, nicht allein das Interpretieren von Statisti-
en. Diese geben uns nur einen Hinweis darauf, ob wir
uf dem richtigen Weg sind.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Und was ist mit den 10 Prozent, die die Schule ohne Abschluss verlassen?)


ie Fakten zeigen, dass der Kurs stimmt, und sie sind
leichzeitig Motivation für die zukünftigen Aufgaben im
ildungssektor.

Bundesministerin Professor Annette Schavan und der
räsident der Kultusministerkonferenz, Bayerns Staats-
inister Dr. Ludwig Spaenle, haben deutlich gemacht,

ass die vor uns liegenden Herausforderungen im Bil-
ungssystem entschieden angegangen werden. Wir ru-
en uns nicht aus; wir sind nicht selbstzufrieden, son-
ern wir wissen: Es gibt noch viel zu tun.

Wir wollen daher die „Kulturtechnik Lesen“ weiter
tärken, um aus dem Mittelfeld der PISA-Studie weiter
n die Spitze vorzudringen. Lesen eröffnet in einer glo-
alisierten und vernetzten Welt das Tor zur Gestaltung
on Gesellschaft und Wirtschaft. Hier werden wir weiter
it bundesweit einheitlichen Bildungsstandards und ei-

er begleitenden Evaluation am Ball bleiben. Mit dem

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8885

Florian Hahn


(A) )


)(B)

Konzept „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“
sind wir da auf dem richtigen Weg.

Ferner müssen wir daran arbeiten, dass Jugendliche
aus Zuwandererfamilien ihre Fähigkeiten voll einbrin-
gen und Sprachbarrieren abbauen können. Hier beschei-
nigt uns die vorliegende PISA-Studie im Übrigen wich-
tige Erfolge, auf denen wir konsequent aufbauen
werden, um diesen Kindern mehr Chancen und Möglich-
keiten zu eröffnen. Wir machen deutlich: Für uns ist die
Förderung aller, sowohl der Leistungsstarken als auch
der Leistungsschwachen, gleich bedeutsam.

Entgegen den Vorschlägen von SPD, Linken und Grü-
nen greifen wir nicht zu Vorschlägen aus der alten politi-
schen Mottenkiste und rufen nach der Einheitsschule,
sondern wir bekennen uns klar zu einer zielorientierten
Weiterentwicklung des differenzierten Bildungssystems.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Oh weh! O weh! Ist Schulsozialarbeit Mottenkiste? Das sagen Sie mal den Lehrern vor Ort!)


So wollen wir das differenzierte Schulsystem weiter ver-
bessern und individuelle Förderung ausbauen.


(Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Das ist Bildungsverweigerung, was Sie hier vortragen!)


Damit werden wir die Talente jedes jungen Menschen
noch besser erkennen, um ihm eine gute Ausgangsposi-
tion für einen erfolgreichen Start in das private und be-
rufliche Leben zu ermöglichen.

Dass dieser Weg richtig ist, zeigen nicht zuletzt auch
die Ergebnisse des Bildungsvergleichs der deutschen
Länder vom Sommer 2010. Während die ersten vier
Plätze unionsregierte Länder belegen, bilden das dunkel-
rote Berlin und das rot-grün regierte Bremen die
Schlusslichter. Dieses Ergebnis, meine Damen und Her-
ren von der Opposition, sollte Ihnen daher zuallererst zu
denken geben. Entwickeln Sie erst einmal mit Ihren Kol-
legen in den Ländern tragfähige und chancenreiche Kon-
zepte.


(Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Die gibt es schon!)


Sorgen Sie endlich dafür, dass es den Kindern dort bes-
ser geht, wo Sie heute Verantwortung tragen. Das ist
mehr als überfällig.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das haben Sie doch bei den PISA-Ergebnissen gesehen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708034600

Ernst Dieter Rossmann hat jetzt das Wort für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


e
d
S
g

d
L
S
d
b
J
w
in
tu
ta


h
b
d
d

g
n
e
u
ru
B
J
a
n
h
c
u
ra
d

B
fa
a
m
d

Z
te
d
W
k
H
d
k

In
ru
fa

(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen! Um gar nicht erst in Missverständnis aufkommen zu lassen: Die Sozialemokratie bzw. die „linke Seite des Parlaments“, wie ie uns gerne denunzieren, freut sich über die PISA-Erebnisse; enn das ist eine Leistung von Lehrern, Schulträgern, änderministern und Bundesregierung. Und damit auch chluss ist mit dem Werbeblock: An der Vereinbarung er Kultusminister waren Kultusminister aller Farben eteiligt, und in Bezug auf die zehn Jahre gilt: Fünf ahre hat Schröder regiert und fünf Jahre Merkel. Wollen ir uns jetzt wechselseitig vorwerfen, dass in dieser Zeit Sachen Bildung etwas geleistet worden ist? Nein. Wir n das nicht, und Kollege Schulz hat es auch nicht gen. (Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Nun ist es aber gut!)

Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708034700

(Beifall bei der SPD)


Er hat es absolut nicht getan, sondern Kollege Schulz
at rückgefragt, ob bei den guten Fortschritten, die uns
escheinigt werden, wir nicht gemeinsam sensibel auf
ie noch vorhandenen Bedarfe schauen sollten, was uns
urch die PISA-Studie nahegelegt wird.

Ich definiere diese Bedarfe noch einmal: Zum Ersten
ibt es für Kinder aus sozial schwierigeren Verhältnissen
ach wie vor eine soziale Diskriminierung durch einen
rschwerten Zugang in Bildungslaufbahnen. Das darf
ns nicht ruhen lassen, und das wird Sie genauso wenig
hen lassen. Zum Zweiten haben wir ein Problem in
ezug auf eingewanderte oder zugewanderte Kinder und

ugendliche, bei denen wir Fortschritte erzielt haben,
ber noch nicht so stark wie erwünscht und durchaus
och differenziert nach Herkunftsgruppen. Zum Dritten
aben wir, wie es mancher gesagt hat, ein Jungen-Mäd-
hen-Problem in Bezug auf spezielle Lesekompetenz
nd Zugänglichkeit, was für uns eine pädagogische He-
usforderung sein muss. Wenn man das benennen kann,

ann sollten wir daran auch gemeinsam arbeiten.

Ich will das aufgreifen, was Kollege Rachel für die
undesregierung an Alternativen vorgetragen hat; ich
nd das übrigens sehr mager. Vielleicht ist es an uns, die

cht Punkte, die 2001 von der Kultusministerkonferenz
it Unterstützung der Bundesregierung erarbeitet wor-

en sind, auf vier Punkte zu komprimieren.

Ich fange bei der Sprache an. In Klammern sei gesagt:
ehn Jahre sind eine Bildungsbiografie. Die jetzt getes-
ten 15-Jährigen waren damals 5 Jahre alt. Insoweit ist
as eine Dekade, die genau den PISA-Zeitraum umfasst.
ir wissen noch nicht, wie die später gestarteten früh-

indlichen Fördermaßnahmen greifen. Wir haben die
offnung, dass sie zu Verbesserungen führen. – Die Stu-
ie zeigt auf, dass es besondere Schwierigkeiten in der
ontinuierlichen Sprachförderung gibt.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


anderen Ländern wird kontinuierliche Sprachförde-
ng auch noch in der Sekundarstufe I betrieben, und das
chbezogen. Das ist etwas, Herr Rachel, liebe Kultus-

8886 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Dr. Ernst Dieter Rossmann


(A) )


)(B)

ministerkonferenz, was wir gemeinsam verstärken soll-
ten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es geht nicht um ein Sprachförderanfangsprogramm,
sondern um eine kontinuierliche Sprachförderung. Das
ist ein Analysepunkt und damit ein Handlungspunkt.

Der zweite Punkt. Es ist schon angesprochen worden,
dass es in anderen Ländern differenziertere Schulteams
gibt – das ist nicht aus der Mottenkiste; das ist PISA-Er-
kenntnis –, in denen Psychologen, Schulsozialarbeiter,
Lehrer und andere Engagierte arbeiten. Das wird jetzt in
die Debatte gebracht, auch als Möglichkeit, Schulsozial-
arbeit aufzubauen. Das wird auch in allen Ländern ver-
sucht; aber die sind bei 10 bis 15 Prozent. Da ist die
Frage, ob man einen großen Aufbruch erreicht, weil
nicht nur das Angebot, sondern auch die Vermittlung des
Angebots wichtig ist. Schulsozialarbeit ist also der
zweite Punkt, der in ein Vier-Punkte-PISA-Folgepro-
gramm gehört.

Der dritte Punkt ist die Ganztagsschule. Es geht nicht
an, Herr Rachel, dass wir uns zusammen darüber freuen,
dass wir beim Thema Ganztagsschule zu guten Einsich-
ten gefunden haben – es gibt wissenschaftliche Untersu-
chungen, die zeigen, wie wichtig eine gute Ganztags-
schule für alle in der Schule ist –, daraus aber keine
Handlungen folgen lassen. Es ist doch förmlich die Auf-
forderung aus den wissenschaftlichen Untersuchungen,
aus dem Konsens, zu einem guten gemeinsamen Ganz-
tagsschulprogramm zu kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Als Viertes bleibt die offene Stelle aus den acht Punk-
ten der Kultusministerkonferenz von 2001, nämlich die
gute Lehrerausbildung. Bei der guten Lehrerausbildung
geht es um die Primärausbildung, aber auch um die Wei-
terbildung. Wieso haben wir länderübergreifende Quali-
tätsstandards, aber keine länderübergreifende Lehrerwei-
terbildung? Sie würde viel helfen, auch in Bezug auf die
Mobilität und die praktische Standardisierung.

So könnten wir auch in einem anderen Bereich noch
etwas tun. Die PISA-Studien haben uns im internationa-
len Vergleich gezeigt, dass bei uns interkulturelle Kom-
petenz an Schulen und Bildungseinrichtungen noch nicht
hinreichend ausgereift ist. Da ist es natürlich bitter, dass
etwas, auf das wir viel Hoffnung gesetzt haben, nämlich
das Anerkennungsgesetz, um die Lehrerin aus Kasach-
stan oder den Lehrer aus der Türkei oder den Erzieher
aus Jordanien in unserem Bildungssystem fruchtbrin-
gend einsetzen zu können, nicht zustande kommt.

Der vierte Punkt müsste also sein, diesen Aspekt der
interkulturellen Kompetenz aufzunehmen und gemein-
sam zu versuchen, das mithilfe eines vom Bund gestütz-
ten Programms schnell in die Schulen hineinzubringen.

Wir möchten von der Sozialdemokratie aus für eine
solche komprimierte Vier-Punkte-Lösung werben. Eine
Schlussbeobachtung dazu. Kollege Rachel, Sie haben
die Bildungsrepublik so herausgestellt. Fällt uns da ei-
gentlich noch etwas auf? Im letzten Jahr und vor zwei

J
b
M
K
K
w
k
ti
te
m

K

e

C

is
d
g

D
R
S
w
z

M
w
s
L
re
m

(C (D ahren gab es eine Euphorie: Bund und Länder kommen ei der Kanzlerin zum Bildungsgipfel zusammen. – orgen ist wieder Ministerpräsidentenkonferenz mit der anzlerin. Die Qualifizierungsinitiative wird nur zur enntnis genommen. Es wird nicht inhaltlich vertieft, es ird nicht einmal inhaltlich darüber gesprochen. Das ann uns nicht ruhen lassen. Es muss doch eine neue Iniative geben, dass Bund und Länder in diesen vier Punkn – und anderen noch dazu – inhaltlich zusammenkomen. Wir von der Sozialdemokratie fordern das ein – Herr Kollege! – und werben dafür, dass wir uns nicht im Klein lein der Ländervergleiche verzetteln, – Herr Kollege! – sondern uns zusammen für gute Bildungsansätze insetzen. Danke schön. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708034800
Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708034900
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708035000
Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708035100


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708035200

Michael Kretschmer hat jetzt das Wort für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Kretschmer hat jetzt das letzte Wort!)



Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1708035300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Leider

t auch diese Debatte wieder ein Beleg dafür, dass es in
er Politik keinen Bereich gibt, der so mit Ideologie auf-
eladen ist wie die Bildung.


(Zuruf von der SPD: Wo war das aufgeladen?)


as ist deswegen besonders schade, Herr Kollege
ossmann, weil wir am heutigen Tag mit Blick auf diese
tudie sagen können: Wir sind erfolgreich. – Wenn es et-
as gibt, das in der Pädagogik wichtig ist, dann ist es

unächst einmal, Erfolge anzuerkennen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Mensch, Michael!)


an sollte nicht mit den alten Kamellen kommen und
ieder die alten Forderungen zum gegliederten Schul-

ystem aufstellen, sondern zur Kenntnis nehmen, dass
änder, Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam etwas er-
icht haben. Darauf können wir stolz sein, meine Da-
en und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8887 Michael Kretschmer )


(A) )

Beitrag passt nicht zu der Debatte! – Swen
Schulz [Spandau] [SPD]: Wer hat dir das denn
aufgeschrieben? Hast du nicht zugehört?)

Es ist heute schon angesprochen worden: Zentrale
Verbesserungen gibt es bei den Migranten und auch bei
den Kindern, die zu Hause nicht mit ihren Eltern deutsch
sprechen können; aber diese Kinder bleiben immer noch
deutlich zurück. Jedes Mal, wenn ich nach Dresden oder
nach Hause, nach Görlitz, fahre, dann fahre ich entweder
durch Kreuzberg oder durch Neukölln. Ich denke dann
immer: Was hat diese linke Multikultipolitik für einen
Schaden in diesem Land angerichtet? Welche Lebens-
chancen junger Leute hat sie zerstört?


(Elke Ferner [SPD]: Ach, Michael! – Weitere Zurufe von der SPD: Oh! – Stefan Liebich [DIE LINKE]: Ganz Deutschland soll wie Görlitz sein! Hurra!)


Es war die Regierung von Angela Merkel, die mit einem
Integrationsgipfel begonnen hat, das Thema Integration
ernst zu nehmen, und mit diesem Multikulti Schluss ge-
macht hat.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Mit dir koaliere ich nicht!)


Sie hat gesagt: Natürlich muss man in diesem Land
deutsch sprechen, die deutsche Sprache beherrschen,
wenn man bei der Bildung erfolgreich sein will. Auch
das kann man an der PISA-Studie ablesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen weniger Ideologie wäre ganz schön!)


Eines kristallisiert sich ganz deutlich heraus: Die
PISA-Ergebnisse sind die Folgen einer verfehlten Ge-
sellschaftspolitik; es sind die Fehler von linker Politik
und Folgen eines linken Zeitgeists.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In den Ländern im Westen, in denen die Union lange re-
giert hat und diese Fehler nicht möglich gewesen sind,
sind die PISA-Ergebnisse um Vieles besser, auch bei den
Kindern mit Migrationshintergrund.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Stefan Liebich [DIE LINKE]: Eberhard Diepgen! Klaus-Rüdiger Landowsky! Barbara John!)


Das Schlimme ist doch: Die neuen Bundesländer sind
vor 20 Jahren auf dem gleichen Niveau gestartet; und
heute liegen die Ergebnisse von Sachsen und Branden-
burg gewaltig auseinander, um ein ganzes Jahr. Sachsen
hatte nach der Wiedervereinigung Baden-Württemberg
und Brandenburg Nordrhein-Westfalen als Partner. Das
sind konkrete Ergebnisse, die man zur Kenntnis nehmen
muss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Schlimm ist auch, dass der zentrale Rat von Bildungs-
forschern heute nicht lautet: „Macht das so, oder macht
das so!“, sondern: Bitte macht Politik für einen Schul-
frieden.

A
g
d

W
R
d
m
ri

D
W
s

d
a
A
b
d
ru
L
a

S
te
d

D

M
e
h

D

h
a

(C (D (Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Das steht in der Studie nicht drin! Das ist Ihre Aufgabe!)


ls ich das zum ersten Mal gehört habe, habe ich mich
efragt: Was ist denn los in diesen Ländern? Was sind
enn das für Zustände?


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gucken Sie sich doch Bremen an!)


enn man sich das anschaut, stellt man fest: Sobald
ot-Grün in Regierungsverantwortung kommt, wird in
er Bildung erst einmal alles umgestellt, alles neu ge-
acht – koste es, was es wolle. Ergebnisse werden igno-
ert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Bremen hat Rot-Grün den Schulfrieden mit der CDU gemacht! Da haben Sie doch zugestimmt! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kommen Sie aus Ihrem alten Schützengraben heraus!)


as sehen wir gerade wieder in Nordrhein-Westfalen.
ir waren auf einem guten Weg. Jetzt wird alles umge-

tellt.

Das Schlimmste, was man im Bildungsbereich, in
em es um Vertrauen und Kontinuität geht, tun kann, ist,
ndauernd etwas anderes zu machen. Deswegen ist die
ussage: „Macht doch bitte einen Schulfrieden!“ schon
ezeichnend. Die Strukturen sind nicht das Entschei-
ende, sondern es geht um Leistungsorientierung, da-
m, dass die Lehrer arbeiten können, dass man Eltern,
ehrer und Schüler in Ruhe lässt und die Politik nicht
ndauernd reinredet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


achsen-Anhalt hat unter dieser Politik am meisten gelit-
n, weil dort am meisten rumgerührt worden ist. Seit-
em es Kontinuität gibt, geht es aufwärts.


(Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Was geht es? Aufwärts? Wo leben Sie denn?)


as ist ein wunderbarer Beleg für diese These.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben in den vergangenen Jahren unter Angela
erkel – jetzt machen wir es zusammen mit der FDP –

inen deutlichen Schwerpunkt auf Bildung gelegt. Wir
aben die Länder auf diesem Weg mitgenommen.


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Ja, super! Ganz toll! Besonders Berlin!)


as muss man zur Kenntnis nehmen.

Ich finde in diesem Zusammenhang die Aussage des
ochgeschätzten Bildungssenators Zöllner interessant,
uf den Sie mehr hören sollten,


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Wir tun das! Wir regieren mit ihm! Gemeinschaftsschule, Supersache in Berlin! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wer regiert denn mit dem?)


8888 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 80. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010

Michael Kretschmer


(A) (C)



(D)(B)


und zwar sollten Sie auch auf das hören, was Ihnen nicht
gefällt. Man muss auf alles hören und alles zur Kenntnis
nehmen und darf nicht immer nur selektiv wahrnehmen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für Selektion sind Sie doch zuständig! Mit dem fünfgliedrigen Schulsystem!)


Er hat heute nicht gefordert, das Kooperationsverbot
aufzuheben, sondern er hat dezidiert gesagt: Auch in
diesem System ist es möglich, zu kooperieren. – Wir tun
das. Wir tun dies jedes Jahr mit mehreren Milliarden
Euro, die der Bund den Ländern zur Verfügung stellt.
Diesen Weg wollen wir weitergehen, gern gemeinsam
– dazu sind Sie eingeladen –, aber nach Möglichkeit
ideologiefrei.


(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Um an diesem Punkt anzukommen, haben Sie aber noch
ein ganzes Stück Weg zurückzulegen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708035400

Ich schließe die Aussprache.

Wir sind am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.

Die nächste Sitzung berufe ich auf morgen, Donners-
tag, den 16. Dezember 2010, 9 Uhr, ein.

Genießen Sie den restlichen Abend und die gewonne-
nen Einsichten.

Die Sitzung ist geschlossen.