Protokoll:
17056

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 56

  • date_rangeDatum: 9. Juli 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:27 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/56 DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Johannes Pflug (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . . Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Frank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: 5844 C 5846 C 5848 A 5848 D 5849 C 5850 D 5852 A 5853 B 5854 B 5866 B 5868 B 5869 D 5870 C 5871 C 5872 D 5874 A 5875 A 5876 C 5877 C Deutscher B Stenografisch 56. Sitz Berlin, Freitag, de I n h a l Tagesordnungspunkt 33: Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister des Auswärtigen: Afghanistan und die Konferenz von Kabul – Auf dem Weg zur Übergabe in Verantwortung . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ B s a ( K H E K D D 5835 A 5835 B 5838 A 5839 C 5840 D 5841 D 5843 B Große Anfrage der Abgeordneten Klaus Ernst, Agnes Alpers, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: undestag er Bericht ung n 9. Juli 2010 t : eschäftigungssituation Älterer, ihre wirt- chaftliche und soziale Lage und die Rente b 67 Drucksachen 17/169, 17/2271) . . . . . . . . . . . laus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5855 D 5856 A 5857 B 5859 B 5861 A 5861 C 5861 D 5863 C 5865 A a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten Ent- II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Juli 2010 wurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes in der Gesetz- lichen Krankenversicherung (Arzneimit- telmarktneuordnungsgesetz – AMNOG) (Drucksache 17/2413) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Kathrin Vogler, Dr. Martina Bunge, Dr. Ilja Seifert, weite- c) Antrag der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Stephan Kühn, Daniela Wagner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Lebensqualität und Investitionssicherheit in unseren Städ- ten durch Rettung der Städtebauförde- rung sichern (Drucksache 17/2396) . . . . . . . . . . . . . . . 5879 C 5892 B rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für ein modernes Preisbil- dungssystem bei Arzneimitteln (Drucksache 17/2324) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Maria Anna Klein-Schmeink (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 36: a) Antrag der Abgeordneten Michael Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Angekündigte Mittelkürzung beim CO2- Gebäudesanierungsprogramm zurück- nehmen (Drucksache 17/2346) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Stephan Kühn, Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: CO2-Gebäude- sanierungsprogramm fortführen – Mit energetischer Sanierung Konjunktur an- kurbeln, Arbeitsplätze sichern und Klima schützen (Drucksache 17/2395) . . . . . . . . . . . . . . . . M P S J H V T A D w N s ( N A L A Z d n S F M J W A A 5879 C 5879 D 5880 D 5882 B 5883 B 5884 A 5884 C 5885 D 5886 D 5887 A 5887 C 5888 C 5889 C 5890 C 5892 A 5892 A ichael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . tephan Kühn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . an Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . olkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . agesordnungspunkt 37: ntrag der Abgeordneten Wolfgang Wieland, r. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), eiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN: Elektronischen Per- onalausweis nicht einführen Drucksache 17/2432) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Elektronischen Personalausweis icht einführen (Tagesordnungspunkt 37) tephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . rank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . anuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . an Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5892 C 5893 C 5895 A 5896 A 5897 A 5898 B 5899 C 5899 D 5901 A 5901 B 5902 C 5903 B 5904 A 5905 B 5906 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Juli 2010 5835 (A) ) )(B) 56. Sitz Berlin, Freitag, de Beginn: 9.0
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    Anlage 2 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Juli 2010 5901 (A) ) )(B) muss man für den Antrag der Bundestagsfraktion Bünd- sonalausweis bietet eine sehr hohe Datensicherheit. Als Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Elektronischen Per- sonalausweis nicht einführen (Tagesordnungs- punkt 37) Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Im Grunde n h d P a w f p A m h D h v s f u r v D V a h m N n m V t n d g s Z e m l O w i i D f s a l i G h K l Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Burkert, Martin SPD 09.07.2010 Dr. Enkelmann, Dagmar DIE LINKE 09.07.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 09.07.2010 Gehring, Kai BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.07.2010 Herrmann, Jürgen CDU/CSU 09.07.2010 Kaster, Bernhard CDU/CSU 09.07.2010 Laurischk, Sibylle FDP 09.07.2010 Lenkert, Ralph DIE LINKE 09.07.2010 Liebich, Stefan DIE LINKE 09.07.2010* Menzner, Dorothee DIE LINKE 09.07.2010 Ortel, Holger SPD 09.07.2010 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 09.07.2010 Dr. Scheuer, Andreas CDU/CSU 09.07.2010 Schipanski, Tankred CDU/CSU 09.07.2010* Schmidt (Aachen), Ulla SPD 09.07.2010 Schnieder, Patrick CDU/CSU 09.07.2010 Schreiner, Ottmar SPD 09.07.2010 Thönnes, Franz SPD 09.07.2010 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 09.07.2010* Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 09.07.2010 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 09.07.2010 Zapf, Uta SPD 09.07.2010 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht is 90/Die Grünen, obwohl er inhaltlich in keiner Weise altbar ist, dankbar sein. So besteht die Möglichkeit in iesem Hohen Hause erneut über das vielversprechende rojekt, das nun zum 1. November dieses Jahres endlich uch den Bürgerinnen und Bürgern zugänglich sein ird, zu sprechen. Zunächst möchte ich kurz auf die in Ihrem Antrag ormulierte Kritik eingehen. Sie führen zwei Kritik- unkte an: Zum einen haben Sie Bedenken gegen die usgestaltung des neuen Personalausweises als Bio- etriedokument, und zum anderen stellen Sie die nach- altige Sicherung der auf dem Ausweis gespeicherten aten in Frage. Sie sprechen in Ihrem Antrag richtigerweise das bis- erige Ausweisdokument an, auf dem, wie auch Ihnen on den Grünen sicher bekannt ist, bereits vier biometri- che Daten enthalten sind, nämlich Körpergröße, Augen- arbe, Lichtbild und Unterschrift. Durch die Erweiterung m das digitale Bild und die explizit freiwillige Speiche- ung von Fingerabdrücken wird eine stärkere und nach- ollziehbare Bindung zwischen Ausweisinhaber und okument erreicht. Dass dadurch die missbräuchliche erwendung gestohlener Ausweise erschwert wird, liegt uf der Hand. In Ihrer Argumentation hinsichtlich möglicher Sicher- eitsbedenken, dem zweiten Aspekt Ihres Antrages, räu- en Sie erfreulicherweise die Sinnhaftigkeit und otwendigkeit der Verbesserung der sicheren Kommu- ikation im Internet ein. Umso erstaunlicher erscheint ir die Tatsache, dass Sie eine weitere Karte für den ersandhandel fordern. Wollen Sie dann auch eine wei- ere Karte für die Kommunikation mit Behörden? Und och eine Karte für sicheren privaten Austausch? Neben er fehlenden praktischen Tauglichkeit dieses Vorschla- es widerspricht dies auch dem Gebot der Datenspar- amkeit. Der neue Ausweis vereint all diese Möglichkeiten. ukünftig können die Ausweisinhaber sich im Internet lektronisch sowohl gegenüber Behörden im E-Govern- ent als auch gegenüber privatwirtschaftlichen Dienst- eistungsanbietern, beispielsweise beim Onlineshopping, nlinebanking oder beim Onlinekauf von Tickets jed- eder Art, ausweisen. Gleichzeitig erhält der Ausweis- nhaber über ein Zertifikat die Bestätigung, dass die von hm aufgerufene Website auch dazu berechtigt ist, seine aten abzufragen. Wäre diese Innovation bereits einge- ührt und etabliert, wären unter Umständen die prakti- chen und wirtschaftlichen Hürden bei der Umstellung uf den Elektronischen Entgeltnachweis, ELENA, deut- ich geringer gewesen. Zurück zu Ihrem Antrag. Das wesentliche Argument n dem Antrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die rünen bezieht sich offensichtlich auf mögliche Sicher- eitsbedenken. Ich nehme dabei durchaus erfreut zur enntnis, dass Ihre Aufmerksamkeit für Sicherheitsbe- ange wächst, nur ist Sie hier unbegründet. Der neue Per- 5902 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Juli 2010 (A) ) )(B) Berichterstatter meiner Fraktion für den Bereich des Da- tenschutzes im Innenausschuss des Deutschen Bundesta- ges habe ich dem Aspekt der Datensicherheit selbstver- ständlich besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Es ist sichergestellt, dass alle Informationen und Übertragungen mit modernen, dauerhaft wirksamen und international anerkannten Verschlüsselungsverfahren si- cher geschützt werden. Der neue elektronische Personal- ausweis ist mit physikalischen und elektronischen Sicherheitsmerkmalen auf höchstem technologischem Niveau ausgestattet. Auch unter Berücksichtigung der technischen Innova- tionen ist über die gesamte Gültigkeitsdauer von 10 Jah- ren sichergestellt, dass die technische Aufwandsschwelle für Fälschungs- oder Verfälschungsversuche sowie auch sogenannte Hacking-Angriffe auf den Chip im Personal- ausweis ausreichend hoch ist. Ich teile ausdrücklich die Einschätzung der Bundes- regierung, dass so die Wahrscheinlichkeit, dass die Al- gorithmen des neuen Personalausweises vor Ablauf der Gültigkeitsdauer von zehn Jahren nicht mehr sicher sind, vernachlässigbar gering ist. Ich räume ein, dass erste Überlegungen zur Realisie- rung von Quantencomputern existieren, die wohl so gut wie alle bestehenden digitalen Sicherheitstechniken vor Probleme stellen würden. Allerdings wird bis zu einer möglichen Realisierung noch viel Zeit vergehen, vor al- lem wird damit aber auch die Weiterentwicklung der Sicherheitstechnologien einhergehen. Wir werden zu diesem bisher nicht vorhersehbaren Zeitpunkt entspre- chende Anpassungen vornehmen müssen und dies auch tun. Neben den bereits angesprochenen Möglichkeiten, die der neue Personalausweis bietet, sind beispielsweise auch erhebliche Verbesserungen für den Jugendschutz zu erwarten. Mir persönlich ist, wie bereits erwähnt, der Schutz der personenbezogenen Daten ein besonderes Anliegen. Der Ausweisinhaber selbst behält die volle Kontrolle darüber, welche seiner persönlichen Daten an den Anbieter übermittelt werden. Aufgrund seines Si- cherheitskonzeptes hilft der neue Personalausweis, Inter- netkriminalität zu bekämpfen und das Vertrauen der Be- völkerung in elektronische Transaktionen zu steigern. Damit können Prozesse wie Log-in, Adressverifikation und Altersnachweis wirtschaftlicher und schneller reali- siert werden. Die umfangreichen Tests im Vorfeld der Einführung bestätigen zudem positive Prognosen hinsichtlich des ho- hen Schutzniveaus. Seit Oktober 2009 erproben E-Busi- ness- und E-Government-Anbieter in einem Anwen- dungstest die elektronische Identitätsnachweisfunktion des neuen Ausweises in ihren Onlineservices. Die Bean- tragung, Ausstellung und Sperrung von Ausweisen wur- den durch ausgewählte kommunale Behörden seit An- fang 2010 in einem Feldtest evaluiert, dessen Ergebnisse ebenfalls noch vor dem Roll-out in die laufende Projek- tabwicklung einfließen. Ich hoffe sehr, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung schnell wächst und sich die massiven Vorteile dieser n i V m I s s g v a P m s G e s h b t n z h t ü s n e Z z l w E b h G f d s k F h m p g d r h n w u f s (C (D euen Ausweise schnell verbreiten. Wenn die Verfahren nstitutionalisiert sind und eine gewisse Schwelle der erbreitung überschritten ist, werden die Vorteile nicht ehr zu verleugnen sein. Mit Blick auf den hier dargestellten Sachstand sind hre Befürchtungen hinsichtlich einer etwaigen Be- chneidung von Freiheitsrechten oder hinsichtlich der icherheitstechnischen Vorkehrungen gänzlich unbe- ründet. Daher ist diesem Antrag die Zustimmung zu erweigern. Frank Hofmann (Volkach) (SPD): Wir bekommen b dem 1. November 2010 den neuen elektronischen ersonalausweis und somit ein modernes Identitätsdoku- ent. Das ist nichts Neues, sondern das Produkt eines ehr aufwendigen Gesetzgebungsvorhabens, das die roße Koalition in der vergangenen Legislaturperiode rfolgreich durchgeführt hat. Insofern ist keines der achlichen Argumente im Antrag der Grünen neu. Wir aben diese Kritikpunkte bereits während des Gesetzge- ungsverfahrens umfassend berücksichtigt und sorgfäl- ig abgewogen. Der Antrag dokumentiert also nur die in- ere Zerrissenheit der aktuellen Bundesregierung. Hier eigt sich exemplarisch, wie sich die Zeiten, die Mehr- eitsverhältnisse und die tragenden Argumente ändern. Nun zum dünnen, nicht neuen Inhalt des grünen An- rags: Die Aufnahme biometrischer Merkmale ist nicht berflüssig, sondern in der Form, wie wir das Gesetz ge- taltet haben, notwendig und ein Beitrag für ein moder- es, technisch zeitgemäßes Ausweisdokument. Dies ist in Angebot an die Bürgerinnen und Bürger, im digitalen eitalter einen elektronischen Identitätsnachweis zu nut- en. Auch wenn sich die Grünen mit modernen Techno- ogien und Innovationen immer ein wenig schwer tun, ollten wir uns dieser Entwicklung nicht verschließen. inen „Standard-Identitätsnachweis im Internet“ gab es islang nicht, obwohl immer mehr Dienstleistungen ierüber abgewickelt werden. Unser neuer Personalausweis wird dann auch in die eldbörse passen. Ob da allerdings auch noch Platz ist ür eine zusätzliche Wolfgang-Wieland-Gedächtniskarte, ie als Identifikationskarte für den Onlinehandel dienen oll, halte ich für zweifelhaft. Richtig ist, dass es beim bisherigen Personalausweis ein gravierendes Fälschungsproblem gegeben hat. Die älschungsquoten waren und sind gering. Der Sicher- eitsgewinn durch die Einführung biometrischer Merk- ale ist daher zunächst eher von theoretischer als von raktischer Bedeutung. Deshalb haben wir bei der Ab- abe der Fingerabdrücke auf die freiwillige Entschei- ung der Bürger gesetzt. Dabei soll kein, auch kein indi- ekter Zwang auf die Bürger ausgeübt werden. Daher alte ich die aktuelle Informationsbroschüre aus dem In- enministerium für grenzwertig, die den Sicherheitsge- inn durch die Kombination von biometrischem Foto nd Fingerabdruck offensiv bewirbt. Richtig ist aber auch, dass wir durch die Biometrie- unktion den Ausweis stärker an den Inhaber binden und o wie auch immer gearteten Identitätsmissbrauch in der Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Juli 2010 5903 (A) ) )(B) Zukunft erschweren. Falls er einmal verloren geht oder gestohlen wird, wird die missbräuchliche Verwendung durch Personen, die dem Passinhaber ähnlich sehen, er- schwert. Wie beim europäischem Reisepass hat sich die SPD auch hier durchgesetzt: Eine Speicherung der Fin- gerabdrücke außerhalb des Personalausweises findet nicht statt. Von einem gläsernen Bürger kann daher keine Rede sein. Außerdem ist der Personalausweis ein Pass- ersatzdokument, sodass ein gewisser Gleichlauf mit den Ausstattungs- und Sicherheitsmerkmalen des E-Passes durchaus sinnvoll ist. Die Debatte über angebliche Sicherheitsdefizite der gespeicherten Daten auf dem RFID-Chip ist an den Haa- ren herbeigezogen und wird durch ständige Wiederho- lung nicht besser. Wir haben uns den ganzen Unsinn von FDP und Grünen schon beim E-Pass anhören müssen. Es bleibt auch beim Personalausweis dabei: Das biometri- sche Lichtbild und gegebenenfalls die Fingerabdrücke auf dem Chip sind vor unberechtigtem Zugriff sicher. Durch moderne Kryptierungstechnik ist der Chip vor Hackerangriffen, also dem unberechtigten Zugriff, ge- schützt. Das haben uns auch die Experten vom Bundes- amt für Sicherheit in der Informationstechnik bestätigt. Im Übrigen: Der Vergleich mit England hinkt natür- lich. Dort hat fast jeder Bürger einen Reisepass, also ganz anders als in Deutschland. Großbritannien ist für mich auch kein Maßstab im Hinblick auf Bürgerrechte. Ich möchte hier nur das Stichwort „Videoüberwachung“ erwähnen. Von daher kann ich meine verehrten Kolle- ginnen und Kollegen von den Grünen nur auffordern, sich mit dem neuen Personalausweis anzufreunden und ihre ganze Energie in sinnvolle Oppositionsarbeit zu in- vestieren. Bei der gegenwärtigen Vorstellung der Chaos- truppe um Merkel/Westerwelle ist das bitter nötig. Manuel Höferlin (FDP): Eigentlich hatte ich mich auf eine spannende letzte Debatte vor der Sommerpause gefreut. Als ich dann den Antrag der Grünen gelesen habe, musste ich diese Hoffnung begraben. Was die Grü- nen hier bieten, ist nichts als plump und billig. Sie bean- tragen den Stopp der Einführung des elektronischen Per- sonalausweises, fordern stattdessen eine vom Staat entwickelte und somit vom Steuerzahler finanzierte zu- sätzliche Identifikationskarte zum Personalausweis und begründen dies einzig und allein mit ein paar Zeitungs- schnipseln aus der Neuen Osnabrücker Zeitung. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen: Wenn Sie glauben, Sie könnten so einen Keil zwischen die Koalitionsfraktionen oder gar zwischen die Abgeord- neten der FDP treiben, haben Sie sich getäuscht. Mit Ihrem Antrag, in dem Sie sich tatsächlich in keinem ein- zigen Satz inhaltlich mit dem elektronischen Personal- ausweis auseinandersetzen, müssten Sie sich eigentlich völlig unglaubwürdig machen. Ich sage bewusst „müsste“, weil Sie de facto schon lange über keine Glaubwürdigkeit mehr im Bereich Bürgerrechte verfü- gen. Ihre Selbstdarstellung als Gralshüter des Daten- schutzes nimmt Ihnen doch längst keiner mehr ab. Und ich sage Ihnen, warum: Sie haben als Regierungsfraktion zu Zeiten Rot-Grüns etliche Male das Bankgeheimnis u s w P t d l z r A S s l k w s n n n n d P E u h s J u d n P d t B s z b n f d s n e F t g S k F v t P d s s (C (D nd das Postgeheimnis eingeschränkt, ja geradezu ge- chliffen; Sie haben unter dem Deckmantel der Terrorab- ehr die Grenzen zwischen Nachrichtendiensten und olizei verwischt; Sie haben dem bedingungslosen To- alausverkauf unserer Daten im Rahmen des Passagier- atenabkommens mit den USA zugestimmt. Diese Liste ieße sich noch lange fortsetzen, aber schon diese Punkte eigen: Sie sind Schönwetter-Bürgerrechtler. In Regie- ungsverantwortung reißen Sie die Bürgerrechte mit der brissbirne ein, in der Opposition klopfen Sie dann prüche. Landläufig nennt man das Populismus. Ich mache kein Geheimnis daraus, dass der elektroni- che Personalausweis kein Lieblingsprojekt der Libera- en ist. Wir hätten auch mit anderen Lösungen leben önnen. Aber: Zu Beginn der gelb-schwarzen Koalition ar die Entwicklung des elektronischen Personalauswei- es bereits weit fortgeschritten, hatten Staat und Unter- ehmen erhebliche Summen in die Entwicklung des euen Personalausweises gesteckt. Ein Ende des elektro- ischen Personalausweises wäre ein gigantisches Millio- engrab gewesen. Wir haben deshalb die Schlussphase er Entwicklung vor allem aus datenschutzrechtlicher erspektive kritisch und konstruktiv begleitet. Mit dem rgebnis können wir deshalb gut leben. Und wir werden nsere Verantwortung für den Datenschutz auch weiter- in wahrnehmen: in der Einführungsphase des elektroni- chen Personalausweises genauso wie in den folgenden ahren. Sollte sich Korrekturbedarf ergeben, werden wir mgehend alle nötigen Maßnahmen ergreifen. Wir wer- en den elektronischen Personalausweis mit der gebote- en Wachsamkeit begleiten und weiterentwickeln. Da sich die Grünen inhaltlich mit dem elektronischen ersonalausweis nicht befassen wollen, möchte ich an ieser Stelle auf den Nutzen und die Chancen des elek- ronischen Personalausweises hinweisen: Vor allem im ereich des E-Government wird der elektronische Per- onalausweis mittel- und langfristig zu erheblichen Effi- ienzgewinnen führen. Verwaltungsabläufe können eschleunigt und entbürokratisiert werden, dadurch kön- en sowohl die Kommunen als auch die Bürger Zeit, In- rastruktur und Kosten sparen. Bei der Bekämpfung des Identitätsmissbrauchs kann er elektronische Personalausweis eine wichtige Rolle pielen. Das Datenschutzniveau beim elektronischen Perso- alausweis ist hoch; vor allem, weil der Bürger zu aller- rst bei der Beantragung selbst entscheidet, welche unktionen aktiviert werden. Der elektronische Identi- ätsnachweis wird nur aktiviert, wenn dies ausdrücklich ewünscht ist, und auch die Möglichkeit zur digitalen ignatur ist eine Option, aber kein Zwang. Schließlich ann sich jeder Bürger auch dafür entscheiden, seine ingerabdrücke nicht erfassen zu lassen. Abgesehen om biometrischen Passfoto unterscheidet sich der elek- ronische Personalausweis also kaum vom bisherigen ersonalausweis, wenn der Antragsteller dies wünscht. In Ihrem Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen bei en Grünen, sprechen Sie sich zu meiner großen Überra- chung für eine Identifikationskarte für den elektroni- chen Handel aus. Sind Sie allen Ernstes der Auffassung, 5904 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Juli 2010 (A) ) )(B) dass der Steuerzahler die Entwicklung einer „Bundes- Shopping-Card“ finanzieren sollte? Dieser Vorschlag und der gesamte Antrag beweisen vor allem eines: Ihre Bürgerrechtspolitik ist kopflos und substanzlos! Wir Liberale werden die Chancen und das Innova- tionspotenzial des elektronischen Personalausweises nutzen und mit Argusaugen die Praxis dieses neuen In- strumentes begleiten. Denn technischer Fortschritt lässt sich sehr wohl mit einem hohen Datenschutzniveau ver- binden. Jan Korte (DIE LINKE): Die Linke entscheidet an- hand von inhaltlichen Fragen. Daher werden wir dem vorliegenden Antrag voll und ganz zustimmen. Und wenn noch irgendein Funke von Erkenntnislust in dieser Koalition glimmt, dann folgt sie der Intention des Antra- ges und stellt von sich aus dieses unsinnige Projekt ein. Dies entspräche im Übrigen dem, wenn auch eher mini- malistischen Ansatz des Kollegen Brüderle, der ja voll- mundig angekündigt hat, ein anderes Datenschutz- Monstrum, nämlich ELENA, zum vorläufigen Erliegen zu bringen. Ich bin gespannt, was daraus wird. In diesem einzelnen Falle hat Herr Brüderle übrigens unsere Unter- stützung. Aber zurück zum elektronischen Personalausweis, ePA, oder dem „neuen Personalausweis“, nPA, wie er neuerdings heißt. Da ich Realist bin, nehme ich nicht an, dass der Antrag heute hier eine Mehrheit finden wird. Das bedeutet jedoch Folgendes: Jede und jeder, der für weitere zehn Jahre verhindern will, einen Personalaus- weis mit biometrischen Daten mit sich herumtragen zu müssen, hat nur noch bis zum 31. Oktober Zeit, seinen alten Ausweis zu verlieren und einen der bisherigen zu beantragen. Ab dem 1. November wird es dann nur noch den nPA geben. Das ist bitter. Im März sah es ja noch so aus, als sei der nPA unter Umständen aufzuhalten. Zumindest ließen sich einige Kollegen der FDP-Fraktion mit entsprechen- den Plänen zitieren. Damals konnte man den Eindruck gewinnen, dass sie sich an ihre sehr vernünftigen Posi- tionen aus der letzten Legislaturperiode erinnert hätten. Ich zitiere hier mal aus ihrem entsprechenden Antrag „Keine Einführung des elektronischen Personalauswei- ses“. Dort hieß es noch ganz richtig: Der Deutsche Bundestag lehnt die Einführung des elektronischen Personalausweises ab. Die umfang- reiche Erfassung und Speicherung der biometri- schen Daten ist zur elektronischen Identifizierung nicht notwendig und birgt mehr Nachteile als Vor- teile. Die zwangsweise Verwendung von biometri- schen Daten aller Bundesbürger ist unverhältnismä- ßig. Ganz auf dieser Linie bewegte sich vor vier Monaten die FDP-Kollegin Piltz. Sie forderte, dass die Einführung des Ausweises „bis 2020 ausgesetzt werden“ solle, da er nicht sicher sei und die Menschen Gefahr liefen, dass ihre Daten unbefugt ausgelesen und ihre Identität miss- braucht würde. Sie sagte weiter: „Zudem besteht keine Notwendigkeit, biometrische Merkmale in den Ausweis a H s h v f B K s r p s o s d B P 8 i 6 o v t B n I s F s d D s Z n m n S g n d r 6 b 1 i d 1 a i S z g A a P w n n T (C (D ufzunehmen“. Ihr parlamentarischer Geschäftsführer, err Ahrendt, forderte damals sogar, der Staat müsse ich bei seiner Datensammelwut zurücknehmen und des- alb die Entscheidung für den Ausweis korrigieren. Da- on ist jetzt nirgendwo mehr die Rede. Vermutlich dür- en sie nur alle paar Monate mal ein bisschen auf die ürgerrechtspauke hauen und für medialen Streit in der oalition sorgen, und dann muss wieder Ruhe herr- chen, ganz nach dem Motto „Was stört mich mein Ge- ede von gestern“. Dass der neue Personalausweis eines der Lieblings- rojekte des Bundesinnenministeriums war, wissen wir chon lange. Am 3. Juni verkündete es die Gebührenver- rdnung für den neuen Personalausweis, die „nach Ab- timmung mit den zu beteiligenden Ressorts“ den Län- ern zugeleitet und noch vor der Sommerpause im undesrat verabschiedet werden soll. Vorgesehen ist ein reis von 28,80 Euro, was dreimal so teuer ist wie die Euro für den alten Ausweis. Wer jünger als 24 Jahre st, zahlt 19,80 Euro. Dafür gilt er dann aber auch nur für und nicht für 10 Jahre. Ausnahmen für Menschen ohne der mit nur geringem Einkommen sind erst gar nicht orgesehen. Am 17. Juni dann präsentierte Innenminis- er Thomas de Maizière persönlich das Dokument in der undesdruckerei und erklärte, dass – Zitat – „dieser eue Personalausweis … die sicherste elektronische dentitätskarte, die es auf dem Markt gibt“, sei. Das mag ogar derzeit der Fall sein. Es stellt sich allerdings die rage: Wie lange wird er denn sicher bleiben? Die ge- amten 10 Jahre, die er gültig ist? Darauf kann der Bun- esinnenminister derzeit keine seriöse Antwort geben. enn klar ist doch eines: Auch noch so sichere techni- che Systeme werden inzwischen in ziemlich kurzen eiträumen überwunden. Und was dann? Dann hilft ei- em nur noch eine Hotline des Ministeriums. Bei der uss man nämlich anrufen und ein Sperrkennwort nen- en, um den Ausweis ungültig zu machen und das chlimmste zu verhüten. Das kann doch nicht wirklich Ihr Ernst sein – schon ar nicht, wenn man sich ansieht, wie es sicherheitstech- isch mit dem alten Personalausweis aussieht. Hier wie- erhole ich gerne, was ich Ihnen an dieser Stelle vor und zwei Jahren schon gesagt habe: Zurzeit sind 2 Millionen Personalausweise im Umlauf. Nach Anga- en der Bundesregierung wurden im Zeitraum vom . Januar 2001 bis einschließlich 30. September 2007 nsgesamt 495 Urkundendelikte registriert. Dabei han- elte es sich in 88 Fällen um Totalfälschungen sowie in 28 Fällen um Verfälschungen von deutschen Personal- usweisen – also 495 Urkundendelikte bei 62 Millionen n Umlauf befindlichen Personalausweisen. In Ihrer prache würde man sagen: Ein wirklich deutsches Spit- enprodukt. Zumindest was den Sicherheitsaspekt an- eht, besteht also keine Handlungsnotwendigkeit. – ber Sie verfolgen mit Ihrem Projekt ja noch etwas ganz nderes. Die angeblich fehlende Sicherheit des jetzigen ersonalausweises diente Ihnen nur als populärer Vor- and für ein Projekt, das die Bürgerinnen und Bürger ie gebraucht und auch nicht gewollt haben. Es geht Ih- en um die Schaffung eines Marktes für biometrische echniken, um ihre möglichst umfassende Einführung Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Juli 2010 5905 (A) ) )(B) und darum, einen großen Teil der Entwicklungskosten via Steuergelder und Gebühren den Bürgerinnen und Bürgern in Rechnung zu stellen. Schön wäre es auch, wenn die Regierung endlich auf- hören würde, mit „Freiwilligkeit“ und „optionalen Funk- tionen“ die Bürgerinnen und Bürger auch noch zu veral- bern. Seit der Einführung des optionalen Girokontos wissen wir, dass es sich dabei lediglich um Akzeptanz- strategien handelt: Wer heute noch nicht will, wird über geschaffene Tatsachen eben morgen zum Glück gezwun- gen. – Blöd nur, wenn sich dieses Glück als Pech ent- puppt. Was passiert denn, wenn die schöne neue „sichere Identität“ in Form einer sechsstelligen PIN samt Aus- weis verloren geht? Dann passiert genau das, was Sie angeblich damit verhindern wollen. Der Finder kann un- gehindert in falschem Namen einkaufen, Verträge ab- schließen und Anträge stellen, und niemand schöpft Ver- dacht. Denn eine weitere Prüfung der Identität findet ja nicht mehr statt. Bei der FDP war man sich dessen schon einmal bewusst. In ihrem damaligen Antrag hieß es noch: Die Gefahr des Identitätsdiebstahls wird durch eine Speicherung der biometrischen Daten außerhalb der auf den Ausweisen befindlichen Template erheblich erhöht. Und weiter: Die Privatwirtschaft ist nicht auf ein biometriege- stütztes technisches Identifikationsverfahren für Onlinegeschäfte angewiesen. Erklären Sie uns deshalb bitte doch einmal, warum Sie Ihre damalige Position aufgegeben haben? Der Grünen-Antrag liegt hier völlig richtig: Identi- tätsschlüssel für Internet, E-Government und sonst was dürfen auf keinen Fall mit Pflichtdokumenten kombi- niert werden. Unvergessen ist für mich auch noch der Auftritt von BKA-Präsident Jörg Ziercke im Innenaus- schuss. Damals ging es um die Einführung des ePasses. Als er seinen aus Sicherheitsgründen in Alu verpackten Pass aus der Tasche gezogen und damit alle Sicherheits- versprechen der Befürworter ad absurdum geführt hat, hätten eigentlich auch dem dogmatischsten Befürworter die Augen aufgehen müssen. Wir wissen alle, was ge- schah: Sie schlafen unbeirrt weiter. Immerhin bietet der FoeBuD, der Verein zur Förde- rung des öffentlich bewegten und unbewegten Datenver- kehrs e. V., in Bielefeld in seinem Onlineshop allen Bür- gerinnen und Bürgern seitdem eine mit 2,50 Euro recht preiswerte Möglichkeit, das unbemerkte Auslesen des RFID-Chips zu verhindern. Die RFID-Schutzhülle be- kommt man leider bislang nur bei den Kritikern des nPA. Bei den Meldeämtern sucht man dergleichen sinnvolle Angebote oder auch nur die Hinweise darauf vergeblich. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden. Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Im Dezember 2008 hat der Bundestag die Einführung ei- nes elektronischen Personalausweises zum 1. November d R c E ß h e d G g b j s b b B w t d d u b e f k d a n d m h k w h r n c s u g n r h r s m a v r H S s m G p (C (D ieses Jahres beschlossen. Dem ging ein monatelanges ingen voraus, vor allem darüber, ob die Fingerabdrü- ke in das Dokument aufgenommen werden sollten. Im rgebnis gab es einen typischen Kompromiss der Gro- en Koalition: Aufnahme ja, aber freiwillig. Zuvor war ein neuer Reisepass eingeführt worden; da atte Otto Schily für europarechtlichen Zwang in Form iner Richtlinie gesorgt. Beim Personalausweis gab es iesen Zwang nicht und auch sonst keinen erkennbaren rund. Im Gegenteil: In jeder Anhörung, bei jeder Ta- ung und in jeder Ausschussanhörung, bei der er dazu efragt wurde, sagte selbst der BKA-Präsident: Unser etziger Personalausweis ist sicher. Fälschungen gibt es o gut wie gar nicht, und auch sonst haben wir kein Pro- lem damit. – Was also soll dieses Projekt? Was soll der Fingerabdruck? Er ist freiwillig abzuge- en und zu speichern. Einen überzeugend begründeten edarf danach hat der Staat also offenbar nicht, sonst äre das Pflicht. Da der Grundsatz gilt: „Wenn ich Da- en nicht brauche, erhebe ich sie gar nicht erst“, ist auch ie freiwillige Erfassung abzulehnen. Warum sollte man enn irgendein Risiko eingehen, dass diese Daten doch nbefugt verwendet werden, wenn man sie gar nicht raucht? Was soll die Biometrie und der RFID-Chip? Ich habe s schon gesagt: Der jetzige Personalausweis ist sicher; ür ein irgendwie verbessertes Dokument bestand also ein Bedarf. Es ist auch nicht bekannt geworden, dass er nach dem gleichen Muster gestrickte biometrisch ufgerüstete Reisepass irgendeinen ungeahnten Zusatz- utzen ergeben hätte. Den Chip braucht es natürlich für ie Daten, aber diverse Versuche haben gezeigt, dass an hier beim Pass eine Sicherheitslücke aufgemacht at. Sogar der schon zitierte BKA-Chef Ziercke hat be- annt, dass eine Schutzfolie gegen unbefugtes Auslesen ohl eine gute Idee sein könnte. Und jeder IT-Sicher- eitsexperte wird Ihnen bestätigen, dass in diesem Be- eich eine Sicherheitsprognose über zehn Jahre hinweg icht seriös ist. Sprich: kein Sicherheitsgewinn, dafür Si- herheitslücken. Wer für diese Argumente noch weitere Erläuterungen ucht, kann sich übrigens vertrauensvoll an Frau Piltz nd Herrn Arendt von der FDP wenden. Die haben das egenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung im März ge- auso geäußert. Das ist anscheinend die neue Bürger- echtspolitik der FDP: Risiken und Probleme im Blick aben, aber nichts dagegen tun. Bleibt die Funktion der elektronischen Identifizie- ung. Es ist unbestritten, dass Betrug und Identitätsdieb- tahl im Internet ein großes Problem sind; die Statistik acht es deutlich. Das betrifft sowohl die Händler, die uf offenen Rechnungen sitzen bleiben. Das betrifft aber or allem auch die Kunden, die auf ihrer Kreditkarten- echnung Ausgaben finden, die andere getätigt haben. ier anzusetzen und ein sicheres, staatlich zertifiziertes ystem anzubieten, mit dem sich Anbieter und Kunden icher identifizieren können, ist richtig. Aber warum uss das auf dem Personalausweis untergebracht sein? erade hier gilt doch, was ich schon gesagt habe: Com- utersicherheit für 10 Jahre kann man nicht garantieren. 5906 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Juli 2010 (A) (C) )(B) Warum sich unnötig an den – sinnvollerweise – lange gültigen Personalausweis ketten? Warum ein RFID-Chip dafür, wenn die Karte ohnehin nur stationär eingesetzt wird und ein nur kontaktbehaftet auslesbarer Chip keine Nachteile bedeutet? Wir wollen einen sicheren Personalausweis – den haben wir, den sollten wir behalten –, und wir wollen Geldgeschäfte im Internet durch Identifikation für die Beteiligten sicherer machen. Deshalb: Trennen Sie die Funktionen, und machen Sie den elektronischen Perso- nalausweis zur reinen Onlineidentifikationskarte. Dann geht auch keine Forschung und keine Investition verlo- ren. Abschließend: Ich kann mich an zahlreiche Debatten zu Sicherheitsgesetzen erinnern, bei denen uns immer gesagt wurde: In der EU können wir das nicht durchset- – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2008 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im zweiten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2008 – Drucksachen 16/10281, 17/790 Nr. 17 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2008 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im dritten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2008 – Drucksachen 16/10749, 17/790 Nr. 18 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2008 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- zen; Sie wissen schon, die Briten sind da ganz harte Hunde. – Oder es wurden unsere Argumente, dass be- stimmte Pläne rechtsstaatswidrig seien, mit dem Argu- ment gekontert: Großbritannien macht das auch so. Sie wollen doch wohl nicht sagen, das sei kein Rechtsstaat? – Nachdem Sie nun also jahrelang die Insel als Beispiel genommen haben, tun Sie es auch jetzt. Denn dort hat die neue Regierung – eine konservativ-liberale Koali- tion, wenn ich mich nicht irre – gerade beschlossen, den elektronischen Biometrieausweis komplett abzuschaf- fen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2008 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im ersten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2008 – Drucksachen 16/9245, 17/790 Nr. 16 – t m (D tungsermächtigungen im vierten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2008 – Drucksachen 16/12738, 17/790 Nr. 19 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigun- gen für die Jahre 2007 bis 2010 (22. Subventionsbe- richt) – Drucksachen 17/465, 17/849 Nr. 2 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) TA-Projekt: Reduzierung der Flächeninanspruch- nahme – Ziele, Maßnahmen, Wirkungen – Drucksachen 16/4500, 17/591 Nr. 1.1 – Der Vorsitzende des Finanzausschusses hat mitge- eilt, dass der Ausschuss das nachstehende Unionsdoku- ent zur Kenntnis genommen hat. Finanzausschuss Drucksache 17/2071 Nr. A.8 Ratsdokument 9107/10 56. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Juli 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705600000

Die Sitzung ist eröffnet. Guten Morgen, liebe Kolle-

ginnen und Kollegen!

Der Ältestenrat hat in seiner gestrigen Sitzung verein-
bart, während der Haushaltsberatungen ab dem
13. September 2010 keine Befragung der Bundesregie-
rung, keine Fragestunde und auch keine Aktuellen Stun-
den durchzuführen. Sind Sie damit einverstanden? – Das
ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 33 auf:

Abgabe einer Regierungserklärung durch den
Bundesminister des Auswärtigen

Afghanistan und die Konferenz von Kabul –
Auf dem Weg zur Übergabe in Verantwortung

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache im Anschluss an die Regierungserklä-
rung anderthalb Stunden vorgesehen. Gibt es Wider-
spruch dagegen? – Das ist offenkundig nicht der Fall.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido
Westerwelle.

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Redet

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren Kolleginnen und Kollegen! Am 20. Juli findet die in-
ternationale Afghanistan-Konferenz in Kabul statt. Es
hätte sicherlich einfachere Orte auf der Welt für diese
Konferenz gegeben. Die Tatsache, dass diese Außenmi-
nisterkonferenz in Kabul stattfindet, ist ein Signal.

Der Ort Kabul ist Ausdruck unseres festen Willens,
die vollständige Sicherheitsverantwortung in afghani-
sche Hände zu übergeben. Der Ort Kabul
Ausdruck des festen Wunsches der Afghane
schicke ihres Landes wieder in die eigenen
nehmen.

(C (D ung n 9. Juli 2010 0 Uhr Die Kabul-Konferenz ist die erste internationale fghanistan-Konferenz, die in Afghanistan selbst statt indet. Das ist mehr als Symbolik; es zeigt, dass wir in em Prozess der Übergabe von Verantwortung in Verantortung an die Afghanen eine neue Etappe erreicht haen. Deutschland engagiert sich gemeinsam mit über 40 nderen Nationen unter dem Mandat der Vereinten Naionen in Afghanistan, damit das Land nicht wieder zum ückzugsort für den internationalen Terrorismus wird. er deutsche Afghanistan-Einsatz ist gewiss nicht popu är, aber er ist unverändert notwendig und in unserem eienen Interesse. Unsere Landsleute tun in Afghanistan hren Dienst, damit wir hier sicher leben können. Dafür ollen wir ihnen auch danken. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Auf der Konferenz in London Anfang des Jahres ha-
en die afghanische Regierung auf der einen und die in-
ernationale Staatengemeinschaft auf der anderen Seite
ine gegenseitige Verpflichtung geschlossen. Die afgha-
ische Regierung hat sich auf die Ziele bessere Regie-

ext
rungsführung, Rechtsstaatlichkeit, Korruptionsbekämp-
fung und Reduzierung des Drogenanbaus verpflichtet.
Im Gegenzug hat die internationale Gemeinschaft zuge-
sagt, ihre Anstrengungen zu erhöhen, damit die Afgha-
nen diese Ziele erreichen können.

Die internationale Gemeinschaft hat ihre Zusagen er-
füllt. Die Bundesregierung hat ihr Afghanistan-Konzept
durch eine Regierungserklärung der Bundeskanzlerin
vor diesem Hohen Hause im Januar vorgelegt und des-
sen Umsetzung auf den Weg gebracht. Ich danke dem
Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung, Dirk Niebel, dafür, dass es gelungen ist,
Deutschlands zivile Hilfe für die Menschen in Afghanis-

erdoppeln.

erdoppeln konnten wir seit Jahresbeginn
er Polizeiausbilder vor Ort. Deswegen
ist ebenso
n, die Ge-
Hände zu

tan beinahe zu v

Ebenso fast v
die Zahl unser





Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

danke ich ausdrücklich dem Bundesinnenminister
Thomas de Maizière und den Bundesländern für diesen
wichtigen Beitrag.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich danke den Polizisten, die da hinfahren!)


Dem Bundesverteidigungsminister, Karl-Theodor zu
Guttenberg, danke ich für die kollegiale Zusammenar-
beit


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


bei der Neufassung des deutschen ISAF-Mandates ge-
mäß unseren internationalen Verabredungen. Gemein-
sam haben wir den deutschen Schwerpunkt, nämlich die
Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte, wei-
ter verstärkt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Neben Umschichtungen im Mandat können wir heute
500 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan entsenden,
um die Ausbildung der Sicherheitskräfte vor Ort zu ver-
bessern und zu beschleunigen.

Das Kabinett hat in dieser Woche einen ehrgeizigen
Sparhaushalt beschlossen. An unserem Engagement in
Afghanistan wird aber nicht gespart, weil wir den Erfolg
wollen und unsere Verantwortung kennen. Deutschland
hält seine Zusagen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Manches haben wir seit London erreicht. Wir haben
neue Trainingszentren für die Polizei gebaut und in die-
sem Jahr schon fast 2 000 afghanische Polizisten aus-
und fortgebildet. Wir haben in Kunduz und Dakar be-
gonnen, die Provinzkrankenhäuser wieder aufzubauen.
Wir unterstützen mobile Gesundheitsteams im Norden,
die Gesundheitsversorgung zu den Menschen bringen
sollen. Etwa 2,6 Millionen Menschen wollen wir so mit
Gesundheitsversorgung erreichen. In der Provinz Balkh
haben wir Schulplätze für 3 000 Jungen und Mädchen
neu geschaffen. In unserem neuen Ausbildungszentrum
für Lehrkräfte in Masar-i-Scharif werden im Norden
Afghanistans mittlerweile mehr als 6 000 angehende
Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet.

Das alles wurde im vergangenen halben Jahr erreicht.
Ich denke, das ist eine gute, wenn auch noch nicht zurei-
chende Zwischenbilanz.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme gehört es näm-
lich auch, Rückschläge nicht zu übersehen und die Gren-
zen unserer Möglichkeiten zu erkennen. Wir wissen um
den Drogenanbau, der in Afghanistan weiter betrieben
wird. Wir wissen um die Korruption im Land und sind
beunruhigt über Berichte, nach denen Hilfsgelder außer
Landes geschafft werden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Milliarden!)


Und wir wissen um die angespannte Sicherheitslage.

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(C (D Es ist nicht alles gut in Afghanistan. Wer glaubt, wir önnten am Hindukusch europäische Verhältnisse schafen, der irrt aber. Unser Ziel muss ein Zustand in Afghaistan sein, der gut genug ist. Gut genug heißt, dass die fghanen selbst in der Lage sind, in ihrem Land für hin eichende Stabilität zu sorgen. Gut genug heißt, dass die ortschritte im Bereich der Menschenrechte, die wir seit em Fall der Taliban-Herrschaft erreicht haben, gesihert bleiben. Ohne Menschenrechte, ohne das Recht on Frauen und Mädchen auf Bildung, auf Bewegungsreiheit, auf Teilhabe am Leben kann es eine nachhaltige tabilisierung des Landes nicht geben. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt Licht und Schatten in Afghanistan. Viele von
hnen – aus allen Fraktionen – haben vor Ort Gespräche
eführt und sich persönlich ein Bild der Lage gemacht.
ie wissen, wie gefährlich der Einsatz für unsere Solda-

innen und Soldaten in Afghanistan ist. Allein im Juni
ind in Afghanistan über 100 ISAF-Soldaten ums Leben
ekommen. Wir trauern um sieben deutsche Soldaten,
ie im vergangenen halben Jahr bei Angriffen der Tali-
an ihr Leben verloren haben.

Wir denken an diejenigen, die im Einsatz Verletzun-
en erlitten haben, sichtbare und unsichtbare. Wir sind
ei den Familien, die um einen Angehörigen trauern
der die sich um einen geliebten Menschen sorgen, weil
ie um die täglichen Gefahren dieses Einsatzes wissen.
llen, die in Afghanistan in Uniform oder Zivil ihren
ienst tun, allen, die in den PRTs, in der Botschaft oder

n einem der vielen Entwicklungsprojekte ihre Gesund-
eit oder sogar ihr Leben riskieren, spreche ich unseren
rößten Respekt und unseren tiefsten Dank aus. Wir
chätzen ihre Arbeit, wir brauchen ihren Einsatz, und wir
ollen ihren Erfolg.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Deutschland leistet viel in Afghanistan. In Diskussio-
en reduzieren manche unser Engagement auf die militä-
ische Komponente, andere auf den zivilen Teil. Wir
erden Afghanistan nicht stabilisieren, indem wir allein
ilitärisch vorgehen. Wir werden Afghanistan auch

icht allein dadurch stabilisieren, dass wir Schulen
auen, Straßen teeren und Polizisten ausbilden. Beides
st notwendig und Teil unseres Ansatzes der vernetzten
icherheit. Beides zusammengenommen reicht aber
och nicht aus. Es muss ein drittes Element dazukom-
en. Eine dauerhafte, selbsttragende Stabilisierung
fghanistans kann nur durch einen politischen Prozess
elingen, der die Interessen der verschiedenen Ethnien
nd gesellschaftlichen Gruppen in Afghanistan ausba-
anciert.

Auch dazu haben wir mit unseren Verbündeten in
ondon Anfang des Jahres bereits den ersten Schritt ge-

an, indem wir ein Reintegrationsprogramm für aus-
tiegswillige Mitläufer der Taliban beschlossen haben.





Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

Ein zweiter Schritt war die Friedensjirga, die gerade
Anfang Juni in Kabul stattfand. Dort trafen sich
1 600 Delegierte; über 20 Prozent davon waren übrigens
Frauen. Es fanden dort sehr offene, teilweise emotional
geführte Diskussionen statt. Teilnehmer berichteten von
der Zusammenkunft, dass sich konservative Mullahs und
Frauenvertreterinnen gegenübergesessen und sich zu-
nächst geweigert hätten, sich gegenseitig ins Gesicht zu
schauen. Tadschikische und paschtunische Vertreter hät-
ten einen ganzen Tag lang gestritten, ob man Paschtu
oder Dari miteinander sprechen soll. Am dritten Tag
aber hat diese Friedensjirga ein Abschlussdokument ver-
öffentlicht – ohne Gegenstimme. Einstimmig haben sich
die 1 600 Delegierten für den Einsatz der internationalen
Staatengemeinschaft in ihrem Land ausgesprochen. Sie
haben ihren Präsidenten aufgefordert, Friedensverhand-
lungen aufzunehmen. Sie haben außerdem klargestellt,
dass Versöhnung nur mit denen möglich ist, die der Ge-
walt abschwören, die ihre Verbindung zum internationa-
len Terrorismus kappen und die die afghanische Verfas-
sung und die damit eingegangenen Verpflichtungen zur
Einhaltung internationaler Menschenrechtsstandards res-
pektieren. Das alles zeigt, dass Afghanistan eine afgha-
nische Lösung braucht. Das sage ich auch mit Blick auf
die Parlamentswahlen am 18. September. Der politi-
sche Prozess muss ein afghanisch geführter Prozess sein,
damit er erfolgreich sein kann. Nur die afghanische Re-
gierung selbst kann Frieden mit denen schließen, die sie
bekämpfen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Unsere Aufgabe ist es, zum einen diesen Prozess zu
unterstützen, zum anderen ist es Aufgabe der internatio-
nalen Staatengemeinschaft, die Nachbarländer Afghanis-
tans in diesen Prozess einzubinden. Ziel ist es, die Nach-
barländer Afghanistans dazu zu bringen, den
innerafghanischen Friedensprozess zu unterstützen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann tun Sie es doch!)


Die regionale Einbettung innerafghanischer Ergebnisse
wird helfen, Erreichtes auch zu sichern. Auch dazu wird
die Kabul-Konferenz einen Beitrag leisten.

Diese Kabul-Konferenz wird keine weitere Geber-
konferenz, auf der die internationale Staatengemein-
schaft neue Zusagen macht. In Kabul wird die afghani-
sche Regierung ihrerseits Rechenschaft darüber ablegen,
wie es um die Erfüllung ihrer Verpflichtungen steht und
welche konkreten Schritte sie in den nächsten Wochen
und Monaten plant. Das ist zuallererst im Sinne der
Afghanen selbst, die von sich aus dieser Konferenz das
Leitmotiv der Wiederherstellung der vollen Souveränität
ihres Landes gegeben haben.

Ein zentrales Thema werden Reintegration und Ver-
söhnung sein. Im Grundsatz haben wir in London ein
Programm beschlossen, mit dem Taliban-Kämpfer in die
Gesellschaft zurückgeholt werden sollen. Dieses Pro-
gramm werden wir jetzt in Kabul genau beraten, und
dann werden wir eine Entscheidung über die Freigabe
der Mittel treffen, die Deutschland dafür in Aussicht ge-
stellt hat.

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(C (D Wir erwarten aber noch weitere Antworten der Afhanen auf der Konferenz. Die afghanische Regierung ird konkrete Pläne vorstellen, wie ihre Regierungsfäigkeit verbessert und die Korruption eingedämmt weren sollen. Besonderes Augenmerk werden wir dabei uf die Regierungsführung in den Provinzen, Distriken und Dörfern legen. Hier trifft der afghanische Staatsürger auf seinen Staat. Hier bildet er sich eine Meinung ber seine Regierung und auch deren Legitimität. Dereit sind hier die Defizite aber noch größer als in der auptstadt Kabul. Da muss mehr geschehen. Das ist die edingung dafür, dass mehr Verantwortung auf afghani che Institutionen übergehen kann. Wir werden in Kabul gemeinsam mit der NATO und er afghanischen Regierung einen Plan verabschieden, n dem wir konkrete Bedingungen dafür festlegen, in elchen Provinzen im nächsten Jahr die Sicherheitsver ntwortung an die afghanischen Sicherheitskräfte übereben werden kann. Wir wollen im Jahre 2011, also im ächsten Jahr, drei, vielleicht sogar vier Provinzen die icherheitsverantwortung übergeben. Es soll mindestens ine dabei sein, die in unserem Verantwortungsbereich m Norden liegt. Schon im November soll dazu auf dem ATO-Gipfel in Lissabon eine Grundsatzentscheidung etroffen werden. Das heißt nicht, dass mit sofortiger Wirkung die Buneswehrpräsenz dort ihre Bedeutung verliert und wir ort keine Soldatinnen und Soldaten mehr bräuchten. uch unsere zivile Wiederaufbauhilfe ist langfristig anelegt. Das ist ein entscheidender Schritt in Richtung iederherstellung afghanischer Souveränität, und es ist atürlich eine zentrale Bedingung für den Beginn eines ruppenabzuges. Wir wollen noch in dieser Legislatureriode die Voraussetzung dafür schaffen, dass mit der chrittweisen Rückführung unserer militärischen Präenz in Afghanistan begonnen werden kann. Dieses Ziel verfolgen wir entschlossen und beharrlich nd in enger Abstimmung mit unseren Verbündeten. Geeinsam mit seinen Verbündeten hat Deutschland in Af hanistan Verantwortung übernommen. Deutschland wird ich dieser Verantwortung einseitig eben nicht entziehen. ie Entscheidungen über das deutsche Engagement in fghanistan gehören – Sie wissen das alle, liebe Kolleinnen und Kollegen – zu den schwierigsten Entscheidunen, die dieses Parlament zu treffen hat. Die Bundesregierung wird daher dafür sorgen, dass ie über alle Fraktionsgrenzen hinweg nicht nur über uner Engagement in Afghanistan kontinuierlich und transarent unterrichtet, sondern auch an dessen Gestaltung eteiligt werden. So war es deshalb für mich eine parlaentarische Selbstverständlichkeit und auch ein persön iches Anliegen, Sie über die internationale Afghanistanonferenz am 20. Juli in Kabul vorab zu informieren. ch glaube, dass wir dort eine entscheidende Wegmarke etzen können, weil diese Afghanistan-Konferenz zum rsten Mal in Afghanistan stattfindet. Wir wollen geeinsam für den Erfolg unserer Mission arbeiten. Ich danke sehr für Ihre Aufmerksamkeit. Bundesminister Dr. Guido Westerwelle )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

(Anhaltender Beifall bei der FDP und der
CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705600100

Ich eröffne die Aussprache. Als erstem Redner erteile

ich das Wort dem Kollegen Dr. Gernot Erler von der
SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1705600200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Außenminister, Sie haben versucht, hier eine posi-
tive Zwischenbilanz nach sechs Monaten der neuen Stra-
tegie vorzutragen, und uns Ihre hohen Erwartungen an
die bevorstehende Konferenz in Kabul geschildert. Ich
muss ehrlich sagen: Bei diesem Bericht habe ich mich
öfter fragen müssen, über welches Land und welche Si-
tuation Sie eigentlich reden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der LINKEN: So ist es!)


Nach meiner Einschätzung werden Sie im Zuge der
Debatte hier erfahren, dass die Sorgen und die konkreten
Fragen, die die Mitglieder des Hauses haben, sich deut-
lich von den Darstellungen unterscheiden, die Sie hier
abgegeben haben.

Was ist denn die Lage vor Ort? Wir haben am 26. Fe-
bruar 2010 im Deutschen Bundestag eine Fortsetzung des
deutschen Engagements in Afghanistan beschlossen, und
zwar auf der Grundlage einer neuen Strategie, die im Ja-
nuar dieses Jahres in London beschlossen worden ist. Ich
will noch einmal daran erinnern, welche Punkte dabei die
entscheidenden waren.

Es war die Konzentration auf die Ausbildung von
Soldaten und Polizisten, damit sich Afghanistan so
schnell wie möglich selber gegen die Aufständischen
verteidigen kann.

Es war die Erstellung eines Stufenplans zum Abzug,
der im nächsten Jahr beginnen soll, das aufgreifend, was
Präsident Karzai selber gesagt hat, nämlich dass dieses
Land möglichst bis 2014 vollkommen in afghanische
Verantwortung übergehen soll.

Es war eine Verdopplung der zivilen Anstrengungen,
um das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung zu
stärken.

Es war eine Verbesserung der Regierungsführung in
Kabul, damit die Zustimmung der Bevölkerung gegen-
über der eigenen Gesellschaft wächst. Die Kabuler Kon-
ferenz, die jetzt bevorsteht, sollte dazu eigentlich schon
im April dieses Jahres konkrete Festlegungen, auch auf
Zwischenschritte, erreichen.

Es war schließlich die verstärkte Unterstützung des
Versöhnungs- und Integrationsprozesses, für den auch
erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Ur-
sprünglich sollte schon im Mai dieses Jahres die Frie-
densjirga weitere Beiträge leisten.

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(C (D Diese neue Strategie wurde bereits in großer Sorge erabschiedet: in Sorge über die wachsende Zahl sogeannter sicherheitsrelevanter Vorfälle, über die zeitliche nabsehbarkeit des Afghanistan-Einsatzes, über das analtende Misstrauen der afghanischen Bevölkerung geenüber der eigenen Regierung oder, anders ausgerückt, über den mangelnden Erfolg der Bemühungen on 44 Staaten, die in Afghanistan an dieser Mission eilnehmen. Herr Minister, heute, ein halbes Jahr später, müssen ir feststellen, dass diese neue Strategie noch keine achhaltige Verbesserung der Lage gebracht hat. nsere Sorgen sind eher gewachsen, und unsere Geduld ird wirklich auf eine harte Probe gestellt. Lassen Sie ich dafür nur drei Anlässe aufzeigen. Erster Anlass: Obwohl jetzt 150 000 Soldaten der inernationalen Gemeinschaft im Einsatz sind, hat sich die ahl der Anschläge weiter erhöht. Der Juni 2010 war it 102 gefallenen Soldaten der internationalen Streit räfte der bisher blutigste und verlustreichste Monat in er gesamten Geschichte des Afghanistan-Einsatzes. Wichtige Verbündete – darauf sind Sie überhaupt nicht ingegangen, Herr Außenminister – wie Kanada, die iederlande und Polen werden ihre Truppen komplett ab iehen. Großbritannien hat angekündigt, die eigenen Solaten aus einem besonders umkämpften Gebiet zurückuziehen. Zweiter Anlass: Die Aufstandsbekämpfung nach neuem uster begann mit der Operation „Muschtarak“ im Fe ruar und führte zur Eroberung eines Ortes namens Marscha. Danach sollte eine groß angelegte Offensive zur ückeroberung Kandahars stattfinden. Sie ist auf unbe timmte Zeit verschoben worden. Dritter Anlass: Für das so wichtige Ziel, die Arbeit er Kabuler Regierung qualitativ zu verbessern und so as Vertrauen zwischen Bevölkerung und Regierung zu tärken, sollten auf der Kabuler Konferenz konkrete iele und Zwischenschritte vereinbart werden. Erst ollte diese Konferenz im April 2010 durchgeführt weren. Die Regierungsbildung hat sich aber verzögert; och heute sind fünf Ministerien nicht besetzt. Jetzt soll ie am 20. Juli dieses Jahres stattfinden. Genau in diese Vorbereitungsphase fallen Berichte n den Medien, nach denen kofferweise Geld aus Afghaistan nach Dubai geschafft wird, offenbar auch Geld us Hilfsund Wiederaufbauprojekten. – Das ist der auenblickliche Stand der Vorbereitungen für die Kabuler onferenz. Wir sind praktisch in der Mitte des laufenden Mandaes. Hier wäre eigentlich die Gelegenheit gewesen, eine ritische Zwischenbilanz zu ziehen. Da taucht eine ganze Reihe von Fragen auf, Herr inister, zum Beispiel was die Kabuler Konferenz und eren Vorbereitung angeht. Die Vorbereitung ist das Entcheidende, wenn man weiß, dass auf dieser Konferenz ine ganze Reihe von Keynote Speakers auftreten wird Dr. h. c. Gernot Erler )


(Beifall bei der SPD)





(A) )

und 76 Delegationen gern zu Wort kommen wollen –
und das alles an einem Tag. Man muss feststellen, dass
die internationale Gemeinschaft verbindliche Bench-
marks, also konkrete Zwischenziele, für diese Konferenz
will, dass die Afghanen aber ganz offensichtlich vor al-
lem sogenannte Bankable Programs vorbereitet haben,
also finanzierungsreife Projekte, die sie den internatio-
nalen Partnern vorstellen wollen und für die sie gern Fi-
nanzierungszusagen haben wollen. Herr Minister, wie
wollen Sie diesen Widerspruch, diesen Gegensatz in den
Erwartungen eigentlich beantworten? Wie haben Sie
sich auf diese Situation vorbereitet?

Schließlich: Wie sieht es mit der Übergabe in Verant-
wortung aus? Sie haben vorhin gesagt: eine von neun
Provinzen. Die Frage ist: Wie viele von den 124 Dis-
trikten im Norden sollen übergeben werden? Wenn jetzt
auf dieser Konferenz nicht klar wird, wie die Vorberei-
tungen dafür aussehen, wann sonst soll das dann eigent-
lich passieren?

Schließlich ist die Frage: Wie stehen Sie zu der For-
derung der afghanischen Zivilgesellschaft, dass die Er-
gebnisse der Friedensjirga vom 2. bis 4. Juni Tages-
ordnungspunkt in Kabul werden sollen? Auch dazu
haben Sie überhaupt nichts gesagt. Wie soll das bei dem
vorbereiteten Ablauf dieser Konferenz eigentlich passie-
ren?

All diese Fragen im Kontext der fälligen Zwischenbi-
lanz zeigen, wie wichtig es ist, sich ständig und kritisch
mit der tatsächlichen Umsetzung der neuen Strategie zu
beschäftigen. SPD und Grüne haben hierzu am 9. Juni
einen detaillierten Antrag eingebracht. Wir halten es für
notwendig, in den Evaluierungsprozess von vornherein
die reichlich vorhandene wissenschaftliche Expertise zu
Afghanistan und auch die Erfahrungen von Nichtregie-
rungsorganisationen, die uns außerordentlich wichtig
sind, einzubeziehen. Ziel ist dabei, belastbare Grundla-
gen für die Bewertung der neuen Strategie zu erreichen.
Das brauchen wir für die nächste Entscheidung, die ge-
gen Ende des Jahres vorbereitet werden muss.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber wir brauchen die Evaluierung auch, weil wir die
Chance haben müssen, nachzusteuern und zu korrigie-
ren. Wir können es uns nicht mehr erlauben, nach einem
Jahr erneut zu hören, warum vieles von dem, was be-
schlossen worden ist, wieder nicht geklappt hat. Es muss
möglich sein, dass wir hier vom Parlament aus auf der
Basis einer solchen Evaluierung vorher dazwischenge-
hen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bei unseren Gesprächen in den vergangenen Tagen
haben wir gehofft, Herr Kollege Schockenhoff, dass wir
zu einer Verständigung kommen. Ich bin sehr traurig da-
rüber, dass das bisher nicht gelungen ist. Es ist nicht ge-
lungen, weil Sie nicht wollen, dass die Expertise bei dem
Prozess ständig beteiligt wird.

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(C (D Wenn wir und wenn Sie daran interessiert sind, dass as, was es an parteiübergreifendem Konsens in Sachen fghanistan gibt, auch in Zukunft noch eine Chance hat, ollten wir in den nächsten Tagen noch einen Versuch nternehmen – das schlage ich vor, und ich meine das ehr ernst –, hier zu einer Verständigung zu kommen. ür uns wird das nicht gehen ohne die ständige Beteiliung von Expertise, von unabhängiger wissenschaftliher Kenntnis, an der Evaluierung. ielleicht ist es möglich, auf der Ebene der Fraktionsorsitzenden einen weiteren Versuch zu unternehmen; ir jedenfalls sind dazu bereit. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Andreas chockenhoff von der CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit em Anfang des Jahres in London eingeleiteten Strateiewechsel für das Engagement der internationalen Geeinschaft in Afghanistan haben wir die Grundlagen für ine Abzugsperspektive für unsere Soldatinnen und oldaten geschaffen. Die bevorstehende Konferenz in abul ist der nächste wichtige Schritt auf dem Wege der bergabe in Verantwortung in Afghanistan. Die internationale Gemeinschaft hatte sich in London erpflichtet, die zivile Hilfe zu verstärken und den Aufau der afghanischen Sicherheitskräfte zu beschleunigen. eutschland verdoppelt fast seine Entwicklungshilfe in fghanistan und intensiviert die Ausbildung afghani cher Sicherheitskräfte in unserem Verantwortungsbeeich im Norden des Landes, um schon im nächsten Jahr nsere militärische Präsenz zurückführen zu können. Die DU/CSU unterstützt diese Neuausrichtung unseres Ge amtansatzes für Afghanistan, weil damit die Voraussetungen für eine Übergabe der Verantwortung in afghaniche Hände geschaffen werden. Eine nachhaltige Stabilisierung Afghanistans kann ur gelingen, wenn es auch eine politische Lösung für as Land gibt. Deshalb ist die afghanische Eigenverantortung so wichtig. Unser verstärktes Engagement kann ur erfolgreich sein, wenn wir in der afghanischen Reierung einen Partner bei der Umsetzung der Londoner trategie haben. Die Kabuler Konferenz ist für die fghanische Regierung eine gute Gelegenheit, dies unter eweis zu stellen. Worum geht es im Einzelnen? In Kabul soll das in ondon entworfene Übergabekonzept der internationa en Gemeinschaft gemeinsam mit der afghanischen Reierung finalisiert und mit konkreten Zielen und Fristen ersehen werden. Konsequenter und nachhaltiger als isher muss eine verantwortungsvolle Regierungsfühung umgesetzt werden. Nur so kann das Vertrauen der Dr. Andreas Schockenhoff )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705600300

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1705600400




(A) )

afghanischen Bevölkerung in ihre Regierung gestärkt
werden. Es ist erfreulich, dass von der afghanischen Re-
gierung hier ein ambitioniertes Programm aufgesetzt
wurde. Jetzt kommt es auf die Taten an. Eine gleichzei-
tige Umsetzung aller Maßnahmen nach der Konferenz
ist dabei gar nicht möglich. Vielmehr ist eine Priorisie-
rung und Sequenzierung wichtig. Entscheidend aber ist:
Die Fortschritte müssen für die Menschen in Afghanis-
tan sichtbar sein.

Mit Bezug auf aktuelle, beunruhigende Presseberichte
über die Veruntreuung internationaler Hilfsgelder gilt:
Insbesondere müssen bei der Korruptionsbekämpfung
spürbare Verbesserungen erzielt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In diesem Zusammenhang ist es richtig, dass die Bun-
desregierung keine unkonditionierte Budgethilfe an die
afghanische Regierung zahlt, deren Verwendung kaum
kontrollierbar wäre. Es ist besser, konkrete Projekte mit
Kabul zu vereinbaren und deren Finanzierung dann si-
cherzustellen.

Es ist klar: Voraussetzung für Umsetzbarkeit und
Nachhaltigkeit der in Kabul zu konkretisierenden Ent-
wicklungspläne der afghanischen Regierung für den
Wiederaufbau sind eine bessere Regierungsführung und
Erfolge bei der Korruptionsbekämpfung. Für die CDU/
CSU steht fest: Die Verdoppelung unserer Entwick-
lungshilfe ist zwingend an messbare Erfolge in diesem
Bereich gekoppelt.

Die Kabuler Konferenz wird die Kernpunkte des
afghanischen Reintegrationsprogramms und die Ergeb-
nisse der Friedensjirga vom Juni dieses Jahres, also Vor-
schläge von Vertretern aus ganz Afghanistan, aufgreifen.
Beim deutschen Anteil am Fonds für das Reintegra-
tionsprogramm der afghanischen Regierung ist auf ei-
nen transparenten, wirksamen und nachhaltigen Einsatz
dieser Mittel zu achten. Es muss sichergestellt sein, dass
keine finanziellen Vorableistungen erbracht werden, son-
dern nur bezahlte Arbeit und bezahlte Ausbildung mit
den Geldern ermöglicht werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Schließlich soll zwischen der afghanischen Regie-
rung, der ISAF und der internationalen Gemeinschaft ein
verbindliches Konzept zur Vorbereitung der Übergabe
der Verantwortung an die Afghanen abgestimmt werden.
Dabei ist es wichtig, dass Provinzen nicht nur im Be-
reich Sicherheit, sondern auch in Bezug auf Regierungs-
führung und zivile Entwicklung übergabereif sind.

Es wird deutlich: Die Konferenz von Kabul unter-
streicht die Bedeutung des politischen Prozesses. Von
dem Treffen wird ein Signal für eine konkrete Verant-
wortungsübernahme durch die afghanische Regierung
ausgehen. Noch wichtiger aber ist, dass die Beschlüsse
in den kommenden Monaten auch entsprechend umge-
setzt werden. Um hier schnelle und sichtbare Ergebnisse

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(C (D u erzielen, wären 100-Tage-Programme ein gutes und n Afghanistan sichtbares Instrument. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, unser Engagement
n Afghanistan ist mit dem Ziel einer schrittweisen Über-
abe in Verantwortung in eine neue entscheidende Phase
ekommen. Für die CDU/CSU ist eine schrittweise Re-
uzierung der militärischen Präsenz ab 2011 zwingend
n Fortschritte beim zivilen Aufbau und den Aufwuchs
er afghanischen Sicherheitskräfte gekoppelt und nicht
n willkürliche Abzugsdaten. Es geht um Wegmarken,
ei deren Erreichen ein Reduzierungsschritt erfolgen
ann. Für uns ist es deshalb wichtig, dass wir für die
egleitung und Bewertung der Umsetzung der neuen
trategie der Bundesregierung ressortübergreifende
enchmarks entlang der von der Kabuler Konferenz de-

inierten Zielvorgaben vorgelegt bekommen. Zudem
ollen wir, dass die Bundesregierung im Sommer 2011
18 Monate nach den Beschlüssen von London – eine
valuation des laufenden Mandats vorlegt. Dafür könnte
s sinnvoll sein, externe Expertise hinzuzuziehen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705600500

Herr Schockenhoff, erlauben Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Ströbele?


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)



Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1705600600

Gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705600700

Herr Ströbele, bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Kollege, ebenso wie der Außenminister spre-

hen Sie über dieses Thema, als ginge es um möglichst
ffektive Hilfe für ein Entwicklungsland. Aber die deut-
che Bevölkerung ist doch nicht wegen der Entwick-
ungsprojekte, die dort durchgeführt und einmal besser,
inmal schlechter gemanagt werden, gegen die Afgha-
istan-Politik der Bundesregierung und dieses Parla-
ents. Vielmehr ist die deutsche Bevölkerung gegen

iese Politik, weil Krieg geführt wird. Weder Sie noch
er Außenminister reden von Krieg.

Sagen Sie doch einmal: Welche Art von Krieg halten
ie für richtig? Welche Einsätze der Bundeswehr halten
ie für richtig? Welche Einsätze der Bundeswehr halten
ie für problematisch? Halten Sie es zum Beispiel für
roblematisch, dass – wie die Bundesregierung jetzt zu-
egeben hat – auch Deutschland für die Liste von Ziel-
ersonen, die bei der Festnahme umgebracht werden,
st? Halten Sie es für problematisch, dass Deutschland
ine solche Art von Kriegsführung mitmacht? Halten Sie
s für richtig, dass Deutschland mit den USA und ande-
en NATO-Verbündeten Großoffensiven startet, bei
enen Hunderte von Menschen umkommen, nicht nur





Hans-Christian Ströbele


(A) )


)(B)

Alliierte, sondern auch Afghanen, und zwar meist fünf-
oder zehnmal so viele Afghanen wie Alliierte?

Reden Sie endlich zum eigentlichen Thema! Das er-
wartet die deutsche Bevölkerung von Ihnen. Sie erwartet
nicht, dass Sie darüber reden, wie man Entwicklungs-
hilfe besser machen kann.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie bei der LINKEN und der SPD)



Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1705600800

Herr Kollege Ströbele, ich rede zu der Regierungs-

erklärung unseres Außenministers, die der Ältestenrat
für heute auf die Tagesordnung des Hohen Hauses ge-
setzt hat. Darin geht es um eine Abzugsperspektive und
um eine Konkretisierung der Beschlüsse von London.
Die Aufbauschritte müssen festgelegt und messbare Da-
ten entwickelt werden.

Herr Kollege, ich finde es nicht in Ordnung, dass Sie
bei jeder Gelegenheit, egal was auf der Tagesordnung
steht, immer wieder die gleichen Sprüche ablassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wollen Erfolge in Afghanistan haben, für die Sicher-
heit unserer Bevölkerung und für eine konkrete Abzugs-
perspektive. Ihre Sprüche werden dadurch, dass Sie sie
immer wiederholen, nicht besser, und sie dienen auch
nicht der Bevölkerung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jan van Aken [DIE LINKE]: Das sind keine Sprüche, sondern Argumente, Herr Schockenhoff! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beantworten Sie doch mal meine Frage!)


– Sie können sich setzen. Ich habe Ihre Frage beantwor-
tet.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr arrogant!)


CDU/CSU und FDP haben den Oppositionsfraktio-
nen ein gemeinsames Vorgehen hinsichtlich der parla-
mentarischen Begleitung des Afghanistan-Einsatzes an-
geboten.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Wann denn?)


Herr Erler, dabei ist meines Erachtens deutlich gewor-
den, dass wir inhaltlich gleiche Vorstellungen haben. Wir
wollen gemeinsam die Umsetzung der neuen Strategie
auf Grundlage der von uns eingeforderten intensivierten
Berichterstattung und Unterrichtung durch die Bundes-
regierung einer kontinuierlichen parlamentarischen Be-
wertung unterwerfen. Uns unterscheidet aber, Herr Kol-
lege Erler und Herr Kollege Schmidt, dass wir diese
Aufgabe nicht an externe, etwa wissenschaftliche Exper-
ten abgeben wollen.


(Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Das wollen wir doch gar nicht! Sie sollen nur beteiligt werden! – D i ü d A g I r l u f n s u m G m n a s t t W S m z g d w d (C (D Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben das falsch interpretiert!)


amit würden wir Abgeordnete – wir haben den Einsatz
n Afghanistan mandatiert – der Verpflichtung gegen-
ber unserer Bevölkerung und den Soldatinnen und Sol-
aten nicht entsprechen.

Wir müssen feststellen, dass SPD und Grüne diese
uffassung nicht teilen und zu einem gemeinsamen Vor-
ehen nicht bereit sind.


(Widerspruch bei der SPD – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Quatsch!)


ch wiederhole: Selbstverständlich wollen wir Nicht-
egierungsorganisationen, Wissenschaftler und alle mög-
ichen Experten anhören,


(Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Und beteiligen!)


m uns eine Meinung bilden zu können. Entscheidend
ür die CDU/CSU ist aber, dass wir Parlamentarier und
iemand sonst die politische Verantwortung für den Ein-
atz in Afghanistan haben


(Burkhard Lischka [SPD]: Das stellt doch keiner infrage!)


nd dieser Verantwortung weiterhin gerecht werden
üssen. Auch hier müssen wir feststellen, dass SPD und
rüne diese Auffassung nicht teilen und zu einem ge-
einsamen Vorgehen nicht bereit sind.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich!)


Diese Verantwortung wurde uns von den Wählerin-
en und Wählern übertragen, und wir können sie nicht
bgeben. Deswegen werden wir als Parlamentarier die-
en Einsatz begleiten. Wir werden unserer Verantwor-
ung gerecht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705600900

Das Wort hat der Kollege Jan van Aken von der Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705601000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

esterwelle, ich bin richtig erschrocken darüber, was
ie in nur neun Monaten aus dem Außenministerium ge-
acht haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vorgestern haben Sie auch für Ihr Ministerium Kür-
ungen beschlossen. Natürlich haben Sie nicht querbeet
leichmäßig gestrichen, sondern Sie haben ganz gezielt
ie Axt angelegt. Das ist grundsätzlich in Ordnung; aber
enn ich mir anschaue, wo Sie die Axt angelegt haben,
ann kommt mir das kalte Grausen. Sie haben genau da





Jan van Aken


(A) )


)(B)

gekürzt, wo es um Frieden und Völkerverständigung
geht, und das ganz kräftig. Ausgerechnet bei der Abrüs-
tung wollen Sie 19 Millionen Euro einsparen. Sie haben
hier vor einem halben Jahr gesagt – ich zitiere –:

Nach dem Jahrzehnt der Aufrüstung brauchen wir
jetzt ein Jahrzehnt der Abrüstung …


(Elke Hoff [FDP]: Wir reden zu Afghanistan, nicht zur Abrüstung!)


Das sind Ihre Worte. Das Jahrzehnt der Abrüstung leiten
Sie damit ein, die Abrüstung kräftig, um 19 Millionen
Euro, zu kürzen. Das müssen Sie mir einmal erklären.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es kommt aber noch dicker: 67 Millionen Euro spa-
ren Sie bei der humanitären Hilfe und bei der Vorbeu-
gung von Konflikten. Ich habe tatsächlich den Eindruck,
dass Sie bei der zivilen Konfliktbearbeitung sparen wol-
len, um die Konflikte hinterher militärisch zu lösen. Ge-
nau das machen Sie in Afghanistan. Dort setzen Sie völ-
lig einseitig auf Waffen und Soldaten.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber ich sehe nichts, was Sie für eine Friedenslösung
tun. Sie haben hier von einer „Übergabe in Verantwor-
tung“ gesprochen. Ich frage mich die ganze Zeit: Was
wollen Sie eigentlich übergeben? Einen Krieg oder einen
Frieden? Der einzige Schlüssel zum Frieden sind doch
Verhandlungen und nichts als Verhandlungen. Jeder
Krieg in der Geschichte ist entweder durch eine bedin-
gungslose Kapitulation oder durch Verhandlungen been-
det worden. Selbst die größten Träumer in Ihren Refera-
ten können doch nicht ernsthaft glauben, dass die
Aufständischen in Afghanistan jetzt die Waffen niederle-
gen und kapitulieren. Das Gegenteil ist doch der Fall.
Die Sicherheitslage ist so desolat wie nie zuvor. Die An-
zahl der Toten war im letzten Monat so hoch wie nie seit
Beginn des Einsatzes. Das Einzige, was uns bleibt, sind
Friedensverhandlungen.


(Beifall bei der LINKEN)


Dafür muss man aber auch etwas tun. Sie haben hier
gerade die Friedensjirga erwähnt. Das Hochnotpeinli-
che an Ihrem Beitrag ist, dass Sie das entscheidende Er-
gebnis der Friedensjirga hier verschwiegen haben. Denn
die Friedensjirga hat ganz klare Forderungen an Sie,
Herr Westerwelle, und an alle internationalen Truppen-
steller formuliert, und zwar mit dem Ziel, die Friedens-
verhandlungen zu ermöglichen. Ich zähle die For-
derungen einmal auf: Erstens fordert die Friedensjirga
von Ihnen, alle Gefangenen freizulassen, die ohne An-
klage festgehalten werden. Zweitens fordert sie, endlich
die Namen von Aufständischen von der internationalen
schwarzen Liste zu streichen. Drittens fordert sie eine
Sicherheitsgarantie für all diejenigen, die an den Frie-
densverhandlungen teilnehmen wollen. Das macht auch
Sinn. Sie können doch nicht erwarten, dass irgendein
Warlord oder Taliban-Führer an Verhandlungen teil-
nimmt, wenn er befürchten muss, gleich erschossen zu
werden!

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(C (D Das sind keine Forderungen der Linken, sondern sie ommen direkt aus Afghanistan. Da wird es brenzlig. ind Sie jetzt als Unterstützer der afghanischen Regieung in Afghanistan oder nicht? Führen Sie eigentlich eien Krieg mit den Afghanen oder gegen die Afghanen? s ist völlig egal, was man von der Regierung Karzai ält. Sie wissen, dass ich von der Korruption gar nichts alte und die Beteiligung von Kriegsverbrechern an der arzai-Regierung unerträglich finde. Aber dieser Bunestag hat ein Mandat beschlossen, das zentral darauf eruht, die afghanische Regierung zu unterstützen. Desalb frage ich Sie jetzt, Herr Westerwelle – das sind eine rhetorischen Fragen; ich will wirklich eine Antort von Ihnen haben; ich höre auch früher auf, dann önnen Sie etwas von meiner Zeit für Ihre Antwort nehen –: ind Sie bereit, die Forderungen der afghanischen Reierung und der Friedensjirga zu erfüllen, ja oder nein? etzen Sie sich konkret dafür ein, dass die Namen von ufständischen von der UN-Liste gestrichen werden? as tun Sie dafür, dass es freies Geleit für Friedensver andlungen gibt? Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Deutschland eine Waffen mehr exportieren sollte. umindest bei den Rüstungsexporten ist Deutschland chon die Nummer drei in der Welt. Selbst bei der Fußallweltmeisterschaft bin ich darüber gestolpert. Ich abe mir mal angeschaut, wer von den WM-Teilnehern Waffen in Deutschland gekauft hat. An jedem ein elnen Spieltag – bis ins Finale – finden sich Länder, in ie Deutschland Waffen exportiert hat. Am jetzigen onntag spielen die Niederlande und Spanien: Sie haben ür 3,9 Milliarden Euro Waffen in Deutschland gekauft. ch finde das falsch. Ich finde, wir sollten keine Waffen ehr exportieren. (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr van Aken, was war denn mit Argentinien?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Westerwelle, ich habe noch anderthalb Minuten
edezeit. Ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie die
ragen ganz konkret beantworten könnten.


(Beifall bei der LINKEN)


eantworten Sie ganz präzise die Frage: Sind Sie bereit,
uf die Forderungen der Friedensjirga einzugehen, was
ie Friedensverhandlungen angeht? Was ist mit der
treichung der Namen von der schwarzen Liste?


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Wir sind hier nicht in einer Talkshow!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705601100

Wenn Sie Ihre Rede beendet haben, nehmen Sie bitte

ieder Platz.






(A) )


)(B)


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705601200

Herr Solms, mit Verlaub, aber ich finde, das ist falsch.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705601300

Wir machen hier kein Theater.


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705601400

Der Sinn einer Debatte ist doch, dass man miteinan-

der redet, offen Argumente austauscht und irgendwann
auch einmal Fragen stellt und Antworten gibt. Wenn hier
alle nur vorbereitete Reden vorlesen, kann ich die auch
zu Hause lesen.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Ja, bitte!)


Deswegen meine ich, dass man auch einmal auf eine
Frage antworten sollte. Aber wenn Sie nicht wollen,
dann müssen wir es lassen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705601500

Die Regularien der Debatte sind in der Geschäftsord-

nung festgelegt. Sie werden nicht von Ihnen bestimmt.

Als nächster Rednerin erteile ich der Kollegin Elke
Hoff von der FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1705601600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Ich finde es in hohem Maße bedauerlich, verehrter
Herr Kollege van Aken, dass Sie in diesem Hohen Hause
ein so wesentliches Thema wie den Einsatz in Afghanis-
tan bzw. die Stabilisierungsbemühungen in Afghanis-
tan für Ihren politischen Klamauk benutzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


Ich glaube, dass die Vorträge oder Wünsche der Frie-
densjirga in Kabul von der internationalen Gemeinschaft
sehr ernst genommen werden. Ich war vor 14 Tagen in
Kabul. Zeitgleich war dort auch eine Delegation der Ver-
einten Nationen, die genau über diese Themen gespro-
chen hat, die Sie heute so in den Raum stellen, als würde
sich die internationale Gemeinschaft vor diesen wichti-
gen Fragen drücken.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Der deutsche Außenminister drückt sich!)


Das heißt, die internationale Gemeinschaft nimmt
das, was die afghanischen Vertreter der Politik sagen,
durchaus ernst.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Selbstverständlich habe ich eine Meinung dazu. Die
werde ich Ihnen im Verlauf der Rede auch darlegen.

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(C (D Herr Minister, Sie haben eine sehr wesentliche Ausage in Ihrer Rede getroffen, nämlich dass Deutschland eine Zusagen einhält. Das ist ein Maßstab für alle iskussionen und Entscheidungen auch in der Verganenheit, weil wir – das bezieht sich nicht nur auf die hristlich-liberale Koalition, sondern auch auf die Vorängerregierungen – uns dazu verpflichtet haben, in fghanistan gemeinsam einen Prozess zu initiieren und uf den Weg zu bringen, der zur Stabilisierung eines urch 30 Jahre Bürgerkrieg zerrütteten und fragmentieren Landes beiträgt. Lieber Kollege Erler, Sie haben mit Recht auf die Imlementierung der neuen Strategie vor sechs Monaten ingewiesen. Gleichzeitig monieren Sie, dass es nach iesen sechs Monaten noch keine nachhaltigen Erfolge ibt. (Burkhard Lischka [SPD]: Deshalb sagen Sie gar nichts, oder was? Warum machen Sie denn dann eine Regierungserklärung?)


ach meinem zeitlichen Verständnis ist es beim besten
illen nicht möglich, zwischen dem Zeitraum von sechs
onaten und Nachhaltigkeit eine Verbindung herzustel-

en.

Wir haben versucht, durch die Maßstäbe der neuen
trategie die internationale Gemeinschaft und die Af-
hanen in die Lage zu versetzen, auf einer Grundlage,
ie am Ende der Reise in einen politischen Prozess mün-
et, endlich neue Weichen zu stellen. Ich glaube, nie-
and von der Bundesregierung und auch von der inter-

ationalen Gemeinschaft hat bisher einen Zweifel daran
elassen, dass eine militärische Lösung dieses Konflikts
llein nicht möglich ist. Darüber besteht, wie ich glaube,
in breiter Konsens auch hier im Hause. Deswegen wa-
en die Punkte, die der Minister vorgetragen hat, nämlich
bergabe in die Verantwortung Afghanistans, eine ver-

tärkte Dezentralisierung und Einmündung in einen – ich
öchte hier gerne noch etwas draufsetzen – dauerhaften

nstitutionalisierten politischen Prozess in Afghanistan,
er richtige Weg.

Aber wir müssen der internationalen Gemeinschaft
etzt erst einmal die Zeit geben, diese Strategie umzuset-
en. Natürlich gibt es Erfolge. Ich glaube, dass ein
esentlicher Aspekt zur Übergabe in Sicherheitsver-
ntwortung die Ausbildung der afghanischen Sicher-
eitskräfte ist. Die Bundesrepublik Deutschland wird
och in diesem Jahr damit beginnen, auch hier einen we-
entlichen Beitrag zu leisten. Sie können davon ausge-
en, dass das die einzige Möglichkeit ist, die afghani-
chen Sicherheitskräfte auf den richtigen Weg zu
ringen.

Ich hatte vor wenigen Tagen die Möglichkeit, mir an-
uschauen, was bereits im Süden und im Osten des Lan-
es getan wird. Es gibt auch dort Erfolge. Es gibt Regio-
en, in denen die afghanischen Sicherheitskräfte die
erantwortung für die Stabilisierung übernommen ha-
en. Sie können und tun das. Deswegen ist die Ankündi-
ung des Bundesaußenministers, dass wir es in diesem
ahr schaffen werden, Regionen in Afghanistan in die





Elke Hoff


(A) )


)(B)

Verantwortung zu übergeben, keine Illusion; vielmehr
wird das Realität werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Viele Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort waren,
wissen, dass die afghanische Bevölkerung darauf hofft,
dass endlich Frieden einkehrt. Auch wir in der interna-
tionalen Gemeinschaft hoffen, dass in der Region end-
lich Frieden einkehrt. Deshalb ist es wichtig, die Bun-
desregierung und Außenminister Westerwelle dabei zu
unterstützen, genau diesen politischen Prozess jetzt mit
Nachdruck auf den Weg zu bringen.

Ich hoffe nicht, lieber Kollege Erler – Sie haben die
Konfliktlage in der Vergangenheit immer sehr konstruk-
tiv und auch sehr sachlich analysiert –, dass das, was Sie
heute vorgetragen haben, sozusagen die erste Absetzbe-
wegung von unserem gemeinsamen Engagement in
Afghanistan ist. Sie haben selbstverständlich recht, dass
wir immer wieder evaluieren müssen. Deswegen finde
ich es richtig und gut, dass die Bundesregierung heute,
vor der Afghanistan-Konferenz, vor dem Parlament und
der Öffentlichkeit noch einmal eine Einschätzung über
die Lage abgibt,


(Zuruf von der SPD: Die war aber sehr abstrakt!)


damit wir wissen, auf welcher Grundlage die zukünfti-
gen politischen Aktivitäten erfolgen. Ich wünsche mir
sehr, lieber Herr Erler – das sage ich gerade in Richtung
der Sozialdemokraten –, dass wir den gemeinsamen
Konsens, dass wir die Lage in Afghanistan nicht sich
selbst überlassen können –


(Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Unser Angebot steht!)


wir haben uns gegenüber der afghanischen Bevölkerung
committed und wissen, dass es ein sehr schwieriger Pro-
zess ist –, nicht aus innenpolitischen Erwägungen heraus
aufs Spiel setzen, sondern gemeinsam in diese Richtung
gehen.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal darauf hin-
weisen: Wir sind auf einem Weg, der vernünftig ist. Wir
sind auf einem Weg, der machbar ist. Wir sind auf einem
Weg, der Geduld braucht, der Zeit braucht, der Engage-
ment braucht.


(Zuruf von der LINKEN: Der Leben kostet!)


Ich darf mit dem gleichen Satz noch einmal schließen:
Deutschland hat sich verpflichtet, und Deutschland hält
seine Zusagen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn Ihre Meinung zu den Forderungen der Jirga?)


– Lieber Kollege Ströbele, ich glaube, ich habe das eben
gesagt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Sind Sie dafür?)


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(C (D ch habe gesagt, dass diese Ansinnen der Friedensjirga rnst genommen werden, dass dies ein Prozess innerhalb er internationalen Gemeinschaft ist, dass wir versuchen üssen, herauszufinden, was sich in Konsequenz auf das ingehen auf diese Forderungen für uns alle ergibt. enn wir zu dem Ergebnis kommen, dass dies ein Weg ein könnte, um die politische Lösung auf den Weg zu ringen, werden wir uns in der internationalen Gemeinchaft abgestimmt auf die Forderungen der Friedensjirga inlassen oder weiter darüber verhandeln. (Burkhard Lischka [SPD]: Das war jetzt ein Bandwurmsatz ohne Substanz!)


Ganz herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705601700

Das Wort hat der Kollege Frithjof Schmidt von Bünd-

is 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Außenminister, wir teilen mit Ihnen das Anliegen
er internationalen Gemeinschaft, eine politische Lö-
ung für Afghanistan zu erreichen. Wir sind jetzt seit
eun Jahren in Afghanistan im internationalen Einsatz.
ie Dilemmata des Engagements sind größer als je zu-
or. Deswegen sage ich: Umso wichtiger sind offene
orte dazu.

Wir reden hier über eine politische Lösung, deren
ern eine Machtteilung mit den wichtigsten bisherigen
egnern sein wird. Eine solche Lösung wird von Präsi-
ent Karzai angestrebt; er hat dafür die Rückendeckung
er von ihm organisierten Friedensjirga erhalten. Dabei
eht es um Verhandlungen mit nichtdemokratischen
räften. Wir wissen: Da werden auch Kompromisse vor-
ereitet, die in demokratischer und menschenrechtlicher
insicht hochproblematisch sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir reden dabei über rote Linien. Zugleich wissen
ir, dass Herr Karzai unter diesen roten Linien offen-

ichtlich etwas anderes versteht und verstehen wird als
ermutlich alle hier im Saal.

Vieles davon – ich sage das etwas gequält – wird bei
iner politischen Lösung wahrscheinlich unvermeidbar
ein. Aber Wahrhaftigkeit und Klarheit beim Anspre-
hen dieser Dilemmata sind unverzichtbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ch sage Ihnen: Die Menschen in Deutschland und in
fghanistan werden diese Politik nicht akzeptieren,
enn wir ihnen nicht reinen Wein einschenken und nicht
ffen über die hässlichen Seiten reden, die diese Kom-
romisse notwendigerweise haben werden. Herr Außen-
inister, bei allem Verständnis für die Zwänge Ihres
mtes: An dieser Stelle haben Sie mich heute ent-

äuscht; da hätte ich mir klarere Worte gewünscht.





Dr. Frithjof Schmidt


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ein weiteres Dilemma betrifft die internationalen
Rahmenbedingungen. Auch dazu muss man klare
Worte sagen. Wir alle wissen: Der internationale Militär-
einsatz in Afghanistan wird in den nächsten Jahren en-
den. Einige unserer wichtigsten Partner haben bereits
entschieden: Die USA wollen 2011 mit einem Abzug be-
ginnen; der neue britische Premierminister hat angekün-
digt, dass 2015 der letzte britische Soldat abgezogen sein
soll; unser westlicher Nachbar, die Niederländer, verlas-
sen bereits dieses Jahr das Land; nächstes Jahr gehen die
Kanadier; für unseren östlichen Nachbar hat der neue
polnische Präsident erklärt, er wolle bis 2012 den Abzug
der 2 600 polnischen Soldaten aus dem Norden komplett
vollziehen. All das verändert auch die Lage der Bundes-
wehr und ihres Einsatzes; das muss einmal klar ange-
sprochen und bilanziert werden.

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist in den letzten
Monaten nicht besser geworden. Die jüngsten Veröffent-
lichungen der Vereinten Nationen attestieren eine mas-
sive Zunahme militärischer Gewalt. Seit 2009 hat sich
die Zahl der Straßenbomben fast verdoppelt; die Zahl
der Selbstmordattentate hat sich sogar verdreifacht. Die
Militäroperationen im Süden, die auch dagegen Abhilfe
schaffen sollten, liegen zudem im Zeitplan weit zurück.

Meine Damen und Herren von der Koalition, ein ab-
gestimmtes Konzept der Bundesregierung, wie man mit
dieser Situation und diesen Dilemmata – ich räume aus-
drücklich ein, dass es sie gibt – umgehen will, ist nicht
wirklich erkennbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Da hören wir auf der einen Seite Sie, Herr Außenminis-
ter. Sie sprechen heute hier, aber auch in der Zeit von ei-
ner Abzugsperspektive, die in den nächsten drei Jahren
erarbeitet werden soll. Danach, 2014, soll die Übergabe
eigentlich schon in vollem Umfang abgeschlossen sein.
Dann ist da Herr zu Guttenberg, der kein konkretes Ab-
zugsdatum nennen will. Stattdessen spekuliert er in der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung darüber, dass

… einer der größeren oder der größte Bündnispart-
ner aus welchen Gründen auch immer beschleunigt
Afghanistan verlässt …

Er schließt also nicht aus, dass die USA viel schneller
gehen als angekündigt. In dem Fall will er nicht derje-
nige sein, der – so wörtlich – „alleine und verlassen das
Licht ausmacht“. Dann spekuliert er über den Einsatz
von Geheimdiensten und Special Forces in Afghanistan
nach einem plötzlichen Abzug von ISAF. Das ist doch
keine seriöse Planungsdebatte in der Regierung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich kann Sie nur fragen: Ist Ihnen eigentlich klar, wie
viel Unsicherheit Sie mit solch einem Regierungsgerede
bei den zivilen und militärischen Einsatzkräften vor Ort
stiften? Es ist nicht in Ordnung, dass Sie die Planungs-

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(C (D ebatte – dann auch noch in der Öffentlichkeit – so zelerieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Herren Minister, legen Sie endlich unter Ihnen
bgestimmte und konkrete Schritte zu einem Abzugs-
lan vor, die Orientierung geben, oder schweigen Sie lie-
er!

Auch bei unseren zivilen Anstrengungen stehen wir
or großen Problemen. Wir alle sind uns einig, dass wir
en zivilen Aufbau beschleunigen müssen und die Auf-
aben eigentlich mehr Mittel erfordern. Das wurde auf
er Londoner Konferenz auch beschlossen. Bis zu
0 Prozent der Mittel sollen danach in Zukunft direkt an
ie afghanische Regierung ausgehändigt werden. Jetzt
aben wir aber erfahren müssen, dass viele der bisher
ezahlten Gelder nicht ausgehändigt, sondern ausgeflo-
en werden. Über 4 Milliarden Dollar in bar sollen in
en letzten drei Jahren kistenweise von korrupten Eliten
us dem Land geschafft worden sein. Deswegen sage
ch: Die 50-Prozent-Vereinbarung von London darf so
icht umgesetzt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


uch dies sollten Sie in Kabul klarmachen.

Studien haben deutlich gemacht: In unsicheren Provin-
en bringt die Entwicklungszusammenarbeit keine nach-
altigen Erfolge. Sie führt auch nicht zu einer positiveren
instellung der Bevölkerung gegenüber den ausländi-
chen Truppen. Deshalb sollte der zivile Wiederaufbau
or allem in den friedlichen Provinzen konzentriert vor-
ngetrieben werden.

Herr Außenminister, ich hätte mir eine Regierungser-
lärung gewünscht, die diese Dilemmata offen benennt
nd eine nicht ganz angenehme Wahrheit klar aus-
pricht: Auf der Kabuler Konferenz geht es nicht mehr in
rster Linie darum, was eigentlich notwendig wäre, son-
ern es geht politisch um die Frage, was wir angesichts
er komplizierten Lage und der kurzen verbleibenden
eit noch erreichen können.

Nur wenn man dieser Wahrheit ins Auge schaut – bei
hnen ist nicht klar geworden, ob Sie das so sehen –,
ann man einen realistischen Weg zur Übergabe in Ver-
ntwortung und auch zum Abzug in Verantwortung be-
chreiben. Ich wünsche Ihnen hier zukünftig mehr Mut
um offenen Wort, Herr Westerwelle.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Meine Damen und Herren, wir erwarten von der Ka-
uler Konferenz, dass man dort auf diese teilweise uner-
reulichen Realitäten eingeht. Sie muss die Leerstellen
er Londoner Konferenz füllen und einen Aufbauplan mit
laren Zwischenzielen vorlegen. Ja, wir wollen ein klares
ekenntnis der internationalen Gemeinschaft zu einer
olitischen Lösung. Dabei müssen auch die Ergebnisse
er Friedensjirga in Afghanistan einbezogen werden.





Dr. Frithjof Schmidt


(A) )


)(B)

Aber ich sage auch: Die internationale Gemeinschaft
muss auf die Einhaltung roter Linien bei Menschen- und
Frauenrechten achten


(Beifall der Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] und Heidemarie WieczorekZeul [SPD])


und bei diesem Thema gegebenenfalls auch den Konflikt
mit der Regierung Karzai suchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie muss auch eigene militärische Aktivitäten, die das
Erreichen einer politischen Lösung schwieriger machen,
überdenken. Gezielte Tötungen von Aufständischen, die
auf einer Art schwarzer Liste stehen, gehören mit Si-
cherheit dazu. Sie sind inakzeptabel und kontraproduk-
tiv.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, zum Abschluss
wollte ich eigentlich sagen, dass ich über die Signale aus
den Koalitionsfraktionen, bei der Evaluierung gemein-
sam vorzugehen, positiv überrascht war. Wir haben auch
schon Gespräche darüber geführt. Jetzt war ich allerdings
etwas negativ überrascht, dass Sie, Herr Schockenhoff, es
so dargestellt haben, als hätten wir überhaupt keine Eini-
gung über Zwischenschritte erzielt.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wieso das denn? Wir haben doch auch keine Einigung!)


Wir waren uns eigentlich einig, was zu tun ist. Es gab
zwei Modelle, wie man, gegebenenfalls im Rahmen ei-
nes Parlamentsgremiums, vorgehen kann. Diese zwei
Modelle wollten wir prüfen. Heute haben Sie es aller-
dings so dargestellt, als wollten wir uns nicht mit Ihnen
einigen.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie wollen das doch extern prüfen und entscheiden lassen!)


Da kann ich Ihnen nur sagen: Nein. Wir würden mit Ih-
nen gerne noch einmal über die Modelle, die auf dem
Tisch lagen und die wir noch vorgestern gemeinsam prü-
fen wollten, sprechen. Das, was wir in der Debatte vor
zwei Wochen erlebt haben, wollen wir Ihnen nicht
durchgehen lassen. Da haben Sie nämlich gesagt: Die
Evaluierung ist gut und wichtig, aber wir fangen damit
erst in einem Jahr an. – Erst in einem Jahr damit anzu-
fangen, wäre viel zu spät. Das darf nicht sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Lehren aus dem bisherigen Einsatz müssen gezo-
gen werden. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür,
dass ein Abzug in Verantwortung – ich glaube, das ist
unser gemeinsames Anliegen – überhaupt gelingen kann.
Deswegen sage ich: Lassen Sie uns noch einmal über die-
ses Thema sprechen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705601800

Das Wort hat der Kollege Holger Haibach von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1705601900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gern
n das anschließen, was der Kollege Schmidt gesagt hat.
rstens. Ich glaube, durch den Beitrag des Kollegen
chockenhoff ist deutlich geworden, dass wir uns einer
valuation des Einsatzes – diese erachten wir für not-
endig – nicht verschließen. Es muss aber ganz klar

ein, was Beratung und was Entscheidung ist. Die Ent-
cheidung wird am Ende – da hilft ein Blick in das Ge-
etz – hier gefällt.


(Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Das hat keiner bestritten!)


n keiner Sekunde darf der Eindruck in der Öffentlich-
eit entstehen, als würden wir die Entscheidung an ir-
endwelche Außenstehende – und seien sie noch so gut
nd erfahren – abgeben. Deswegen muss hier eine ganz
lare Linie gezogen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. h. c. Gernot Erler [SPD]: Erfundenes Problem!)


Zweitens. Ich möchte auf das Gesamtbild des deut-
chen Einsatzes und das, was Herr Westerwelle und der
undesverteidigungsminister gesagt haben, zu sprechen
ommen. Ich habe das, was der Bundesverteidigungsmi-
ister veröffentlicht hat, so verstanden, dass er darüber
achgedacht hat, was eventuell andere, was Verbündete
achen könnten. Das ist legitim und aus meiner Sicht

xtrem notwendig; denn wenn ein anderer Staat, der zu-
ammen mit uns dort militärisch handelt, seine Truppen
rüher abziehen sollte, als er das bisher öffentlich ver-
autbart hat, dann hätte das Konsequenzen für unser
andeln.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bleiben wir doch da und machen das Licht aus!)


eswegen finde ich es richtig, sich rechtzeitig darüber
edanken zu machen.

Drittens. Herr Kollege Schmidt, Sie haben darauf re-
urriert, was möglicherweise im Süden passieren wird.
ie haben es vielleicht nicht gehört, aber die Kollegin
off hat zu Recht dazwischengerufen: Im Süden ist die
undeswehr nicht tätig. – Wir können zwar unseren
artnern Vorschläge machen, wie sie vorgehen sollen.
ber wir werden die Strategie dort nicht bestimmen kön-
en. Deshalb sollten wir die Debatte über unseren deut-
chen Einsatz führen.

Ich möchte klarmachen – auch weil sehr viele Zu-
chauer auf der Tribüne sitzen –, dass es sehr viel





Holger Haibach


(A) )


)(B)

Schwarz-Weiß-Malerei in der öffentlichen Debatte über
dieses Thema gibt. Ich möchte Ihnen – mit Zustimmung
des Präsidenten – aus der Berliner Zeitung vom 3. Juli
2010 zitieren. Dort schreibt Steffen Hebestreit:

„In Deutschland gibt es ein völlig verzerrtes Bild
von Afghanistan.“ Bei einer Reise durch Afghanis-
tan kann man diesen Satz vielfach hören – vom
deutschen Botschafter in Kabul, von Polizeiausbil-
dern aus Erkrath, Bundeswehr-Obersten aus Hada-
mar, Entwicklungshelfern aus Österreich, afghani-
schen Ministern und von vielen einfachen Soldaten.
Immer wieder. „Afghanistan“, beschwert sich einer,
„ist in den Medien immer nur Bürgerkrieg, Zerstö-
rung, Korruption und Verzweiflung.“

Auch daran müssen wir denken, wenn wir hier diskutie-
ren. Afghanistan ist nicht heile Welt, aber auch nicht die
Katastrophe, zu der es immer gemacht wird. Deswegen
ist es wichtig – in dem Punkt hat der Kollege Schmidt
recht –, dass die Konferenz in Kabul, wie Sie das ge-
nannt haben, die Leerstellen füllt, die in London übrig
geblieben sind. Ich habe, ehrlich gesagt, diese Konferenz
auch nie anders verstanden. Es geht darum, zu operatio-
nalisieren und aus den Grundlagen, die in London gelegt
wurden, ein vernünftiges Gesamtkonzept zu machen und
dieses mit Leben zu füllen. Dabei ist es wichtig, dass wir
den afghanischen Staat in militärischer, justizieller und
rechtsstaatlicher, aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht
dazu befähigen, das Schicksal selbst in die Hand zu neh-
men. Dazu gehört der Aufbau entsprechender Struktu-
ren. Das wird schwierig genug.

Ich möchte die Gelegenheit auch nutzen, um ein klei-
nes Warnzeichen zu setzen. Die Bundesregierung und
das Parlament haben – aus meiner Sicht: zu Recht – die
Mittel für den Wiederaufbau in Afghanistan nahezu
verdoppelt. Ich halte das für das richtige Zeichen, weil
wir in dieser schwierigen Zeit diese Mittel brauchen
werden. Aber es gibt drei Punkte, bei denen wir aufpas-
sen müssen. Der erste Punkt ist das Thema Veruntreu-
ung; darüber wurde schon gesprochen. Dem muss nach-
gegangen werden. Das muss mit aller Härte verfolgt
werden. Der zweite Punkt ist die Korruption. Seit 2007
hat sich die Korruption in Afghanistan verdoppelt. Der
Umfang der Korruption lag im Jahr 2009 bei etwa
1 Milliarde Dollar. Der dritte Punkt ist die Entwick-
lungszusammenarbeit, auf der sehr viele Teile des Kon-
zepts fußen. Entwicklungszusammenarbeit ist langfristig
angelegt und kann kurzfristig keine Erfolge zeitigen und
erst recht nicht Dinge wiedergutmachen, die in der Ver-
gangenheit nicht so gut gelaufen sind.

Insofern warne ich davor, der Entwicklungszusam-
menarbeit all das aufzubürden, was in den vergangenen
Jahren schiefgelaufen ist, und die Erwartungshaltung zu
haben, mit mehr Geld werde man innerhalb von einem
Jahr oder zwei Jahren die Dinge so radikal verändern,
dass es vorangeht. Die Entwicklungszusammenarbeit
wird es in Afghanistan aber auch nach Beendigung der
internationalen Militärpräsenz noch lange geben.

Deswegen ist es richtig, dass wir mit dem Afghanistan-
Konzept auch die Schwerpunkte unserer künftigen Arbeit
vorgelegt haben. Das sind: der Aufbau einer vernünftigen

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(C (D truktur in ländlichen Regionen, der Aufbau von Infratruktur, der Aufbau von Verwaltung, der Aufbau von irtschaftlichen Strukturen und – last, but not least – der olizeiaufbau, unsere Kernaufgabe, wo noch viel zu tun st, wie wir alle wissen. Das alles muss gemacht werden, nd dafür bedarf es auf der afghanischen Seite aber auch trukturen, innerhalb derer das alles kompensiert und aufenommen werden kann. Hier scheint es mir sehr wichtig u sein, dass wir eine vernünftige Balance finden zwichen dem, was auf der gesamtstaatlichen Ebene, und em, was auf regionaler und lokaler Ebene gemacht weren kann. Der Kollege Schmidt hat gerade gesagt, die Übereinunft von London, nach der 50 Prozent der Gelder durch ie staatlichen Strukturen in Kabul und 50 Prozent in anerer Weise verausgabt werden sollen, dürfe auf keinen all eingehalten werden. Ich stimme Ihnen hier durchaus u, aber ich hätte mir gewünscht, Sie hätten das vorher esagt. Ich frage mich die ganze Zeit, was passiert wäre, enn sich einer von uns hier hingestellt und vor dieser ebatte so etwas verkündet hätte. Es gibt hier sicherlich eine durchaus berechtigte Reervation, aber es gibt natürlich auch ein Problem: Wenn ir das nicht so machen, dann delegitimieren wir zuminest in den Augen der afghanischen Bevölkerung deren igene Machthaber. Da Sie schon über Dilemmata reden: as ist ein Dilemma, über das man an dieser Stelle eben uch reden muss. Das ist nicht ganz so einfach zu lösen. ch glaube, darüber müssen wir alle uns im Klaren sein. Letztendlich – auch darauf will ich noch hinweisen – aben wir bei aller Freude über mehr Geld gesehen, dass er Mittelabfluss – dabei geht es nicht um die Bereittellung von Mitteln, sondern um die Strukturen, inneralb derer sie aufgenommen werden – durchaus nicht mmer dem entsprochen hat, was wir uns eigentlich geünscht haben. Es gibt Untersuchungen darüber – das abe ich hier auch schon einmal gesagt –, dass bei afghaischen Ministerien 13 bis 70 Prozent der internationaen Gelder abfließen. Der Durchschnitt liegt bei 0 Prozent. Das bedeutet mit anderen Worten: Allein mit ehr Geld – damit komme ich wieder auf den Aufbau on Strukturen zurück – wird man das Problem am Ende icht lösen können. Es geht letztendlich eben auch darum, dass Afghanisan nicht nur politisch, militärisch und justiziell, sondern uch wirtschaftlich in die Lage versetzt wird, die Lösung einer Aufgaben selbst in die Hand zu nehmen. Wir alle issen zum Beispiel, dass sich China seit langer Zeit ort betätigt und sehr stark im Kupferabbau tätig ist. Es eht aber natürlich darum – das ist ja in allen Entwickungsländern wichtig, aber aufgrund der Verhältnisse in iesem Fall noch viel wichtiger –, dass Wertschöpfung n dem Land stattfindet, in dem auch die Rohstoffe voranden sind. Deswegen ist es eine unserer Aufgaben, sich speziell arum zu kümmern, es ist aber auch wichtig, dass wir der fghanischen Seite klarmachen, dass das nach vernünftien Standards zu geschehen hat. Deshalb bin ich sehr roh, dass sich Afghanistan jetzt bemüht, die Standards er Extractive Industries Transparency Initiative – EITI – Holger Haibach )





(A) )

zu implementieren; denn das ist eine wichtige Vorausset-
zung dafür, dass wirtschaftliches Handeln unter rechts-
staatlichen Bedingungen stattfindet.

Es ist wichtig, dass von dieser Konferenz nicht nur
ein Signal dafür ausgeht, dass die internationale Ge-
meinschaft bereit ist, die Realitäten in dem Land anzuer-
kennen, und dass wir bereit sind, alles zu tun, was not-
wendig ist, um in Afghanistan voranzukommen, sondern
es ist eben auch wichtig, dass die afghanische Seite
zeigt, dass sie bereit ist, ihren Teil dazu beizutragen, ei-
nen vernünftigen Wiederaufbau in Afghanistan zu errei-
chen.

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705602000

Als nächster Redner hat der Kollege Johannes Pflug

von der SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Johannes Pflug (SPD):
Rede ID: ID1705602100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Minister, als ich Sie heute Morgen im
Deutschlandradio und im ARD-Morgenmagazin gehört
habe, hatte ich gleich die Befürchtung, dass das eintreten
würde, was wir hier auch tatsächlich erlebt haben, näm-
lich eine Regierungserklärung nach dem Motto: Busi-
ness as usual – alles wird gut in Afghanistan.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo waren Sie eigentlich, als der Außenminister gesprochen hat? Waren Sie draußen?)


Ich muss Ihnen sagen, verehrte Frau Kollegin Hoff
und verehrte Kollegen von den Koalitionsfraktionen:
Der Tenor Ihrer Reden ging in dieselbe Richtung. Des-
halb möchte ich gerne versuchen, Ihnen zu erklären, dass
die Situation etwas anders ist, als es in dieser Regie-
rungserklärung zum Ausdruck kam. Der Kollege
Schmidt hat das aufgegriffen.

Ende 2009 haben die Japaner ihre logistische Unter-
stützung für die amerikanischen Schiffe eingestellt. Ende
dieses Jahres werden die Niederländer ihren Truppenein-
satz in Afghanistan beenden; daran ist die niederländi-
sche Regierung zerbrochen. Die Polen haben angekün-
digt, dass sie 2012 ihre Truppen aus Afghanistan
zurückziehen wollen. Das einzige konkrete Ergebnis
vom G-20-Gipfel ist die Ankündigung von Herrn
Cameron gewesen, dass die Briten bis 2015 ihre Truppen
zurückziehen werden.


(Florian Hahn [CDU/CSU]: Sagen Sie doch mal was zur Kabuler Konferenz! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Ist doch wurscht, was er sagt!)


Von den Amerikanern wissen wir, dass sie 2011 mit
dem Truppenabzug beginnen wollen. Wenn ich mich
richtig erinnere, ist das auch unsere Beschlusslage. Denn

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(C (D icherlich glaubt auch niemand von Ihnen, dass wir noch n Afghanistan sein werden, wenn die Amerikaner das and verlassen haben. Nun kann man darüber spekulie en: Werden sie wirklich gehen? In welcher Größenordung werden sie gehen? Nur, wenn wir das nicht wissen, ann ist es Aufgabe der Regierung, die Amerikaner zu ragen: Was habt ihr in Afghanistan eigentlich vor? ann wollt ihr mit dem Abzug beginnen? Welche Straegie habt ihr? Welche Rolle habt ihr für uns vorgeseen? Aber man kann nicht so tun, als könnte man unabhänig von den Amerikanern dort weiter dieselbe Politik bereiben wie in der Vergangenheit – business as usual. Ich ill einige Daten nennen. Am 1. Dezember hat Barack bama in seiner Rede in West Point angekündigt, dass r nun die Strategie in Afghanistan ändern wolle und ass er nach einer vorübergehenden Erhöhung der ameikanischen Truppenstärke im Jahr 2011 mit dem Abzug eginnen wolle. Dann haben wir alle auf die Konferenz in London am 8. Januar gewartet. Wir waren uns darin einig, dass von ieser Konferenz ein wichtiges Signal ausgehen müsse, eil in den nächsten beiden Jahren unter Berücksichtiung des angekündigten Truppenabzugs der Amerikaner n Afghanistan Entscheidendes passieren müsse. Dann hat die Konferenz in London stattgefunden, und s sollte eine Follow-up-Konferenz geben, nämlich die abuler Konferenz, über die wir gerade reden. Die Kauler Konferenz ist von Herrn Präsidenten Karzai zweial verschoben worden. Sie sollte erst im April und ann im Mai stattfinden. Nun soll sie am 20. Juli stattfinen. Karzai überlegt noch, sie vielleicht auf den 27. Juli u verschieben. In der Zwischenzeit hat zwar die sogenannte Frieensjirga stattgefunden, die Sie angesprochen haben; Inider sagen aber: Das ist eine Showveranstaltung für arzai gewesen. Etwas Operationales ist aber bei dieser onferenz nicht herausgekommen. Herr Kollege Pflug, erlauben Sie eine Zwischenfrage er Kollegin Hoff? Bitte sehr. Bitte schön, Frau Hoff. Sehr geehrter Herr Kollege, sind Sie bereit, anzuer ennen, dass der amerikanische Präsident in seiner Rede m Dezember gesagt hat, man wolle mit einem Abzug on Truppen in 2011 beginnen, wenn es denn die Situaion in der Region und auf dem Boden zulässt? Frau Kollegin Hoff, daran habe ich doch keinen weifel. Johannes Pflug )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705602200
Johannes Pflug (SPD):
Rede ID: ID1705602300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705602400
Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1705602500
Johannes Pflug (SPD):
Rede ID: ID1705602600




(A) )

(Ulrike Flach [FDP]: Das hast du aber gut ver-
borgen! – Zuruf von der CDU/CSU: Das hat er
weggelassen!)

Aber glauben Sie, dass der amerikanische Präsident
2012 in den Vereinigten Staaten den Präsidentschafts-
wahlkampf führen möchte, wenn seine Truppen in
Afghanistan in die heftigsten Kämpfe verwickelt sind?
Er hat doch genügend innenpolitische Probleme. Gehen
Sie davon aus: Der meint das ernst.

Er wird sicherlich versuchen, bis 2011 die Sicher-
heitslage in Afghanistan zu verbessern, und zwar durch
entsprechende Offensiven, die auch angekündigt waren,
aber verschoben worden sind. Es hat eine Offensive in
Helmand stattgefunden. Die für Kandahar und Helmand
Valley angekündigten Offensiven sind bisher verschoben
worden. Der amerikanische Präsident wird 2011 den
Eindruck vermitteln, dass sich die Sicherheitslage mitt-
lerweile entsprechend verbessert hat, und dann wird er
uns und die anderen bitten, sich entsprechend zu beteili-
gen.

Glauben Sie bloß nicht, dass Sie darauf verweisen
können: Der Deutsche Bundestag hat verschiedene Be-
schlüsse gefasst mit dem Inhalt: Wir sind nicht dabei. –
Man wird von uns einen Beitrag erwarten. Herr Minister,
deshalb müssen Sie fragen: Was haben die Amerikaner
vor? Wie wird die bisherige Strategie beurteilt? Was hat
Petraeus in Afghanistan vor? Welche Rolle sollen die
deutschen Truppen spielen? Es geht doch nicht an, dass
man einfach so tut, als könnten wir weiter vor uns hin
wursteln.

Frau Kollegin Hoff, Sie haben gefragt: Sind das, was
von Herrn Erler kam, vorsichtige Absetzbewegungen
gewesen? Ich kann Ihnen dazu nur sagen: Nein! Wir ste-
hen in der Kontinuität und werden auch weiterhin in die-
ser Kontinuität stehen, aber nur dann, wenn wir den Ein-
druck haben, dass Ihre Augen offen sind und Sie die
Lage mit uns auch realistisch beurteilen. Sonst hat das
keinen Sinn. Sonst müssen wir von uns aus die Konse-
quenzen ziehen und versuchen, von unserer Seite aus
eine entsprechende Strategie zu entwickeln.

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist gegen
den Afghanistan-Einsatz. Und wenn Sie ehrlich in Ihre
Fraktion und in die anderen Fraktionen hineinfragen,
dann werden Sie feststellen, dass insbesondere bei den
neueren Kolleginnen und Kollegen eine große Skepsis
besteht und sie große Zweifel haben.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu Recht!)


Bisher haben wir die Kontinuität durchhalten können,
weil unsere Politik erklärbar war. Erklärbar ist sie dann,
wenn sie politisch und moralisch zu rechtfertigen ist. Die
moralische Rechtfertigung endet aber spätestens dann,
wenn mit dem Einsatz deutscher Soldatinnen und Solda-
ten nur noch der Status quo gehalten werden kann oder
die Sicherheitslage sich sogar permanent verschlechtert.
Genau das schildern unsere Geheimdienste in den Lage-
berichten. Es werden Kisten mit Geld außer Landes ge-
bracht, aber wir sollen weiter finanzieren. Das kann doch
alles nicht wahr sein!

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(C (D Deshalb, verehrter Herr Minister Westerwelle – das ichtet sich an die ganze Regierung –, kann ich Ihnen nur aten: Greifen Sie den Antrag von Bündnis 90/Die Grüen und SPD auf – darin haben wir Vorschläge zur Evauierung der Afghanistan-Politik gemacht –, aber bitte n dem Sinne, dass die realpolitische Situation zeitlich, uantitativ und qualitativ evaluiert wird und dass das ein Beschäftigungsprogramm für künftige Wissenchaftlergenerationen wird. Wir haben auf ein Zeichen von Ihnen gewartet. Das st ausgeblieben, obwohl Sie es vorher signalisiert haen. Aber das ist die einzige Chance, um in den nächsten wei Jahren vielleicht doch noch zu einem halbwegs verünftigen Ende zu kommen. Schönen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Bijan Djir-Sarai on der FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Kabu er Konferenz ist der nächste wichtige Schritt auf dem eg Afghanistans zur Übergabe in Verantwortung. Es st die erste internationale Konferenz über Afghanistan, ie auch tatsächlich in Afghanistan stattfindet. Und das st auch gut so. Es ist ein bedeutendes, positives Signal, ass die Probleme Afghanistans auch nur in Afghanistan elöst werden können. Auf dieser Konferenz werden – das ist vorhin schon ehrmals gesagt worden – die Themen Sicherheit, gute egierungsführung, Korruptionsbekämpfung, die wei ere wirtschaftliche Entwicklung des Landes und das hema Reintegration eine zentrale Rolle spielen. Ich möchte eines bereits an dieser Stelle ganz deutlich achen – gerade weil Kollegen in diesem Haus so fleißig ntschließungsanträge zu diesem Thema schreiben –: Es st natürlich wichtig, was auf der Konferenz passiert. Es st aber noch wichtiger, wie wir – und vor allem die fghanen selbst – mit den Ergebnissen dieser Konferenz päter umgehen werden. Es ist wichtig, dass nach der onferenz eine rasche und konkrete Umsetzung der Erebnisse stattfindet. Wir alle wussten und wissen, dass der Weg zur Überabe in Verantwortung hart und steinig sein wird. Veretzungen der Menschenrechte, die Zerstörung der Infratruktur, Drogenökonomie und Korruption erschweren mmer wieder die angestrebten Veränderungen in Afghaistan. In diesem Zusammenhang muss mit Unterstützung er internationalen Gemeinschaft weiter an starken, verässlichen Regierungsinstitutionen und funktionierenen öffentlichen Verwaltungen auf allen Ebenen gearbeiet werden. Ebenfalls muss nach wie vor über den ichtigen Weg der Versöhnung in Afghanistan gespro Dr. Bijan Djir-Sarai )


(Beifall bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705602700

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Bijan Djir-Sarai (FDP):
Rede ID: ID1705602800




(A) )

chen werden. Das ist die wohl größte Herausforderung,
vor der wir alle zusammen stehen.

Meiner Meinung nach kann die Lösung dieses Pro-
blems in dieser Phase nur Reintegration heißen. Das ist
auch ein Punkt, der in der aktuellen internationalen Stra-
tegie aufgeführt ist. Reintegration kann nur erfolgen,
wenn alle Akteure eng zusammenarbeiten – die afghani-
sche Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft.
Afghanistan muss auf kultureller, politischer und wirt-
schaftlicher Ebene gestärkt werden. Nur so werden wir
dort Vertrauen und Zuversicht vermitteln können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Reintegration ist eine große Chance für die Stabilisie-
rung von innen heraus. Das ist ein wichtiges Moment der
gesamten Strategie. Darüber müssen wir uns alle im Kla-
ren sein.

Wenn man über die Kabuler Konferenz diskutieren
will, so muss man ebenfalls über die Londoner Konfe-
renz und die damit verbundenen Ergebnisse diskutieren.
Mit der Londoner Konferenz ist ein Strategiewechsel
eingeleitet worden. Dabei wurde der zivile Aufbau noch
stärker forciert, der Schutz der afghanischen Bevölke-
rung in den Mittelpunkt gestellt und die Ausbildung der
Sicherheitskräfte verstärkt. Im Nachgang der Londoner
Konferenz hat die Bundesregierung entschieden, die
Haushaltsmittel für Entwicklungszusammenarbeit zu er-
höhen. Die Erfolge sind in Afghanistan sichtbar. Ob es
die Übergabe von Schulen ist, die Einweihung eines
Ausbildungszentrums oder einer Polizeiwache, ob es
Programme für Infrastrukturverbesserung oder zum Bau
von Krankenhäusern sind – eines wird deutlich: Wir
wollen und werden den zivilen Aufbau in Afghanistan
weiter intensiv unterstützen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dafür brauchen wir weiterhin die Bundeswehr dort.
Sie macht diese positive zivile Entwicklung überhaupt
erst möglich. Eine stabile Sicherheitslage ist und bleibt
die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg ziviler Pro-
jekte.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Die ist aber nicht stabil!)


– Fahren Sie einmal nach Afghanistan, schauen Sie sich
das an! Nehmen Sie diese Mühe auf sich, und informie-
ren Sie sich vor Ort! Das ist in der Tat so. – Unsere Sol-
datinnen und Soldaten können stolz darauf sein, dass
aufgrund ihres Einsatzes die positive Entwicklung in
Afghanistan erst möglich wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für ihren schweren und gefährlichen Einsatz in Afgha-
nistan habe ich die höchste Wertschätzung und Anerken-
nung. Das muss an dieser Stelle an so einem Tag auch
gesagt werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wir dürfen uns nichts vormachen – auch das gehört u einer solchen Debatte –: Eine Strategie, die die Präenz in der Fläche verlangt, bei der die afghanischen oldaten in der Praxis direkt von den internationalen ruppen lernen sollen, ist mit Risiken für die Soldatinen und Soldaten verbunden. Die Taliban sollen durch ie größere Sichtbarkeit, durch die stärkere Präsenz in er Fläche zurückgedrängt werden. Die Einheiten sind nterwegs nicht so gut geschützt wie in den Feldlagern. ie sind also verwundbarer. Darauf müssen wir vorberei et sein. Darauf müssen wir die Öffentlichkeit im eigeen Land ebenfalls ehrlich vorbereiten. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Was heißt das?)


s wäre allerdings ein Fehler, wenn wir uns jetzt festle-
en und einen Termin des Abzuges bestimmen würden.
ir haben mit der internationalen Gemeinschaft einen
nsatz erarbeitet. Diesen Ansatz müssen wir durch un-

er Afghanistan-Mandat umsetzen. Unser Ziel muss es
ein, schrittweise die Rückgabe in Verantwortung zu ge-
talten. Wir werden uns aber auch Gedanken machen
üssen, was nach einem Abzug der internationalen
ruppen kommen wird.

Nachsorgelemente werden notwendig sein. Sie müs-
en von langer Hand und sorgfältig geplant werden, um
u einem abschließenden Teil unserer Übergabe in Ver-
ntwortung zu werden. Eines muss klar sein: Wir dürfen
ieses Land nie wieder Terroristen und Verbrechern
berlassen, sonst würden wir einen Flächenbrand in der
esamten Region riskieren. Das wäre eine sehr gefährli-
he Entwicklung. Wir können auch nicht erst nach
erantwortung rufen, dann aber die Afghaninnen und
fghanen allein ihrem Schicksal überlassen. Das wäre

benfalls ein sehr schlimmer Fehler.


(Beifall der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705602900

Das Wort hat der Kollege Paul Schäfer von der Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705603000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe

ich gefragt: Warum führen wir eigentlich jetzt, so kurz
or der Sommerpause, diese Debatte hier?


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Weil die Konferenz ist!)


enn wirklich Neues ist nicht gesagt worden.


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Die Konferenz ist neu!)


enn darauf hingewiesen wurde, dass eigentlich nichts
eues gesagt wurde, hat man entgegnet: Es ist noch viel





Paul Schäfer (Köln)



(A) )


)(B)

zu früh, um etwas Neues zu sagen. – Ich habe jetzt ver-
standen, worum es geht.


(Beifall bei der FDP)


Es geht darum, noch einmal vor der langen Sommer-
pause der Bevölkerung das Mantra vorzutragen: Okay,
wir sind in Afghanistan zwar in Schwierigkeiten, aber
alles wird gut in Afghanistan. – Das ist das Mantra, die
Beschwörungsformel. Dies scheint bitter nötig zu sein,
weil gleichzeitig die Ankündigung erfolgt: Es wird in
Afghanistan für unsere Soldatinnen und Soldaten einen
harten, bitteren Sommer geben. Es geht hier also offen-
sichtlich darum, für den Fall, dass uns solche Meldungen
in den nächsten Wochen ereilen werden, die Lage in der
Heimat zu stabilisieren.

Aber das Mantra wirkt nicht mehr. Nach neun Jahren
NATO-Intervention in Afghanistan hat sich bei den
meisten Menschen – nicht nur in Deutschland, sondern
auf allen Kontinenten – die Erkenntnis durchgesetzt,
dass Frieden in Afghanistan mit NATO-Truppen nicht
erreicht werden kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Nach einer kürzlich vorgelegten aktuellen Umfrage in
22 Staaten auf allen Kontinenten – darunter USA,
Deutschland, Frankreich, China und Indien – haben sich
nur in einem Staat mehr als 50 Prozent der befragten
Personen für den Verbleib der NATO-Truppen in Afgha-
nistan ausgesprochen: in Kenia.

Ich bin angesichts dieser Debatte allerdings skeptisch,
ob sich diese Erkenntnis, die in der Bevölkerung schon
gereift ist, auch im Bundestag durchsetzen wird. Sie sind
immer noch sehr darauf fixiert, dass nicht sein kann, was
nicht sein darf. Ihre Devise lautet daher: Die NATO darf
nicht scheitern. Es geht aber nicht um die NATO, die als
Militärbündnis ihre Zukunft schon längst hinter sich hat.
Es geht um eine Friedenslösung für Afghanistan.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Was SPD und Grüne anbetrifft, so ist zu sagen, beide
Parteien kommen offensichtlich einfach nicht davon
weg, dass sie den Afghanistan-Einsatz beschlossen ha-
ben. Deshalb müssen die Grünen die ISAF-Militärinter-
vention in ihrem Entschließungsantrag immer noch als
Teil einer politischen Lösung darstellen. Diese Militär-
intervention ist kein Teil der Lösung, sondern ein gravie-
render Teil des Problems!


(Beifall bei der LINKEN)


Der neue ISAF-Kommandeur Petraeus hat zuletzt
sehr markig verkündet: „Wir sind hier, um zu siegen.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen, da kann einem wirk-
lich angst und bange werden, weil es zeigt, dass das
Denken in den militärischen Kategorien von Sieg und
Niederlage ungebrochen ist. Der Herr meint tatsächlich,
dass man das Blatt militärisch wenden kann. Man wird
und kann es nicht militärisch wenden!


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Die jüngste Entwicklung zeigt deutlich: Die NATO ist escheitert, und auch mit ihrer sogenannten neuen Straegie wird sie scheitern. Die Zahlen sind genannt orden, sie liegen auf dem Tisch: Trotz weit über 20 000 Soldaten hat sich die Sicherheitslage verchlechtert. In diesem Jahr gab es 11 000 Angriffe, Geechte und Anschläge. Pro Woche gibt es also mehr als 00 Vorfälle dieser Art. Das ist ein Rekordniveau. Vor diesem Hintergrund finden wir es schlimm, dass un auch die Bundeswehr im Norden aufrüstet. Weitere chützenpanzer und Artillerie werden in Afghanistan tationiert. Die Luftkampffähigkeit wird intensiviert. Ich rage Sie ernsthaft: Wohin soll das führen? (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja, wohin soll Ihre Rede führen? Das frage ich mich auch!)


enn man schon in der Klemme ist, scheut man sich
uch nicht, sich mit fragwürdigen Alliierten zusam-
enzutun, etwa mit den lokalen Milizen, die jetzt in al-

en Regionen als Partner aufgewertet werden, obwohl sie
as staatliche Gewaltmonopol untergraben.

Die schönen Pläne eines sauberen Krieges, der die Zi-
ilbevölkerung schützt – Sie haben dieses Bild hier im-
er wieder transportiert – zerschellen einfach an der
ealität. Allein in den letzten drei Monaten sind erneut
ehr als 340 zivile Opfer zu beklagen. Wir trauern um

iese Opfer. Wir trauern um die toten deutschen Solda-
en, und wir trauern um die Opfer von Kunduz.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])


Was die Praxis der Aufstandsbekämpfung angeht,
ann man nur sagen: Das steht einfach in diametralem
egensatz zur Förderung von Reintegration und Aus-

öhnung. Wir hören von Menschenjagd, von verdeckten
ommandooperationen und von nächtlichen Hausdurch-

uchungen. Angesichts dessen ist es kein Wunder, dass
as Bundesministerium der Verteidigung vier Monate
ach der Londoner Konferenz gerade einmal von sechs
aliban berichten kann, die im Norden ihre Waffen nie-
ergelegt haben, während gleichzeitig allein bei einer
S-Offensive im Norden mehr als 150 Aufständische
etötet worden sind. Das fördert die Verhandlungsbereit-
chaft nicht.


(Beifall bei der LINKEN)

Was die Korruptionsbekämpfung angeht, ist eben-

alls das Nötige gesagt worden. Ich erinnere an die Geld-
offer, die nach Dubai wandern.

Nur wer diese Realitäten ungeschminkt ins Visier
immt, kann die richtige Antwort finden. Die richtige
ntwort heißt unseres Erachtens, erstens, sofortiger Ab-

ug der Bundeswehr aus Afghanistan,

(Beifall bei der LINKEN)


weitens, alles daransetzen, ein Friedens- und Waffen-
tillstandsabkommen zu schließen. Statt Afghanisierung
es Krieges ist Afghanisierung des Friedens angesagt.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705603100

Das Wort hat jetzt der Kollege Florian Hahn von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Florian Hahn (CSU):
Rede ID: ID1705603200

Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen

und Kollegen! Die Schreckensmeldungen über Kämpfe,
Anschläge und Korruption in Afghanistan werden nicht
weniger. Das haben wir heute schon einige Male festge-
stellt.

Diejenigen, die behaupten, das liege am Einsatz der
internationalen Gemeinschaft, sind meines Erachtens auf
der falschen Fährte. Vielmehr scheint es doch so zu sein,
dass die neue Strategie wirkt und die Taliban sich ent-
sprechend dagegen wehren. Beispielsweise haben die
Taliban mit den Verhaftungen von Führern in Karat-
schi, Quetta und Peschawar Ende Januar und Anfang Fe-
bruar dieses Jahres einen herben Schlag erlitten.

Die Operation „Hamkari Baraye Kandahar“ trifft
die Taliban-Stadtguerilla sehr hart. Vorher hatte sie sich
bereits in den meisten Vierteln der Stadt Kandahar als
De-facto-Regierung etabliert. Das konnten wir auflösen.
Die Taliban reagieren jetzt mit Mordversuchen, um sich
so gegen ihre schwindende Macht zu wehren. Hier dür-
fen wir in unseren Anstrengungen nicht nachlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Für unsere Truppen, für unsere Soldaten ist dies nicht
ungefährlich.

Gerade auch vor diesem Hintergrund müssen wir uns
noch einmal vor Augen führen, warum wir unsere Sol-
datinnen und Soldaten in Afghanistan tagtäglich der
Gefahr für Leib und Leben aussetzen. Afghanistan
darf nicht wieder eine Organisationsplattform für den in-
ternationalen Terror werden, der dann auch Deutschland
treffen könnte. Diese Gefährdung wäre um vieles größer,
wenn die internationale Gemeinschaft das Land plötzlich
und überhastet verlassen würde. Ja, der Einsatz ist ge-
fährlich; er ist aber auch notwendig.

Die Rückschläge, die wir immer wieder hinnehmen
müssen, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir
seit 2001 den Grundstein für einen neuen Staat
Afghanistan und für viele gute Entwicklungen gelegt
haben.

In einem so jungen Staat, in dem knapp die Hälfte der
Bevölkerung jünger als 15 Jahre ist und rund zwei Drit-
tel nicht älter als 24 Jahre sind, haben wir zu Recht viel
Geld in die Bildung investiert. Allein in den letzten fünf
Jahren konnten wir die Einschulungsquote von 37 auf
54 Prozent steigern. Die Alphabetisierungsrate der Ju-
gendlichen hat im selben Zeitraum um 8 Prozentpunkte
zugenommen. Das ist eine beachtliche Leistung – auch
in Bezug auf das Ziel 2 der Millenniumserklärung, das
da lautet, allen Kindern eine Grundschulausbildung zu
ermöglichen. Hier dürfen wir ebenfalls nicht nachlassen.
Bildung ist der Grundstein für Demokratie. Nur so ist es

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(C (D öglich, wirtschaftlichen Wohlstand zu erlangen und faatischen Predigern die Stirn zu bieten. Der Wahlkampf für die bevorstehenden Wahlen im eptember ist aktuell in vollem Gange. In Kabul hängen berall Plakate, und in vielen Städten haben die Kandiaten Wahlbüros eingerichtet. Es freut mich, zu sehen, ass das Interesse der Afghanen an den Wahlen hoch ist. ch habe den Eindruck, dass eine große Anzahl der junen Menschen ihre Vertreter im Parlament mitbestimen will. Auf meiner Reise nach Afghanistan im März ieses Jahres habe ich einen jungen Afghanen kennengeernt, der in Hamburg aufgewachsen ist und wieder in ein Heimatland zurückgekehrt ist. Bei den bevorstehenen Wahlen kandidiert er in Masar-i-Scharif. Es gibt also ie Möglichkeit, dass sich die Bevölkerung hinter junge, nbelastete Kandidaten stellen kann. Von der afghanischen Regierung erwarte ich an dieser telle allerdings, dass sie die Kontrollmechanismen er internationalen Gemeinschaft bei Wahlen uneineschränkt zulässt. Ausgeglichene Startbedingungen ind zwar für uns eine Selbstverständlichkeit; in Afghaistan scheinen wir die Regierung allerdings noch einal daran erinnern zu müssen. Wir dürfen uns aber auch nichts vormachen. In fghanistan können wir nicht die westlichen Maßstäbe on Demokratie und unseren Freiheitsbegriff zugrunde egen. Dennoch muss es unser Ziel sein, dem so nahe ie möglich zu kommen. Im Januar dieses Jahres haben ir hierfür in London eine neue Strategie festgelegt – ine Strategie, die von unserer Bundesregierung maßeblich mitgestaltet wurde. Durch den vernetzten Ansatz on zivilen, militärischen und politischen Mitteln wollen ir den Weg für ein friedliches und selbstbestimmtes fghanistan bereiten. Meine Damen und Herren, wir stehen an der Seite des fghanischen Volkes. Wir haben unsere Bereitschaft erlärt, zu helfen. Dazu stehen wir auch. on der afghanischen Regierung erwarte ich dafür eine erantwortungsvollere Regierungsführung, die konseuente Bekämpfung der Korruption und die Einhaltung er Entwicklungspläne. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht nun schon seit neun Jahren so!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Kernpunkte auf dem Weg zur Übergabe in Ver-
ntwortung haben wir in der Konferenz in London fest-
elegt. Nun müssen diese weiter konkretisiert und mit
risten versehen werden. Die vier Kernpunkte des Lon-
oner Schlussdokuments – wirtschaftliche und soziale
ntwicklung, gute Regierungsführung, Frieden und Si-
herheit sowie regionale Kooperation – müssen in Kabul
it klaren und messbaren Meilensteinen versehen wer-

en.

Die Ergebnisse der Friedensjirga vom Juni dieses
ahres müssen ebenfalls Eingang in die Konferenz fin-
en. Das dort beschlossene Friedens- und Reintegra-
ionsprogramm, mit dem „entfremdete Brüder“ in Staat





Florian Hahn


(A) )


)(B)

und Gesellschaft zurückgeholt werden sollen, wird die
Konferenz ebenfalls übernehmen. Es soll Kämpfern und
Aufständischen unter bestimmten Bedingungen Straf-
freiheit zusichern. Hier finden sich zentrale deutsche
Anliegen wieder: Angebote vor allem in Form von Ar-
beit und Ausbildung, keine Benachteiligung von Nicht-
kämpfern, Einbeziehung der gesamten Bevölkerung so-
wie eine landesweite Umsetzung.

Ein herausfordernder Punkt ist die regionale Koope-
ration. Wir alle können uns gut vorstellen, welche Inte-
ressen die umliegenden Staaten in Afghanistan verfol-
gen. Wir müssen daher unbedingt ein strategisches
Umdenken bei einigen Nachbarstaaten einfordern.

Wir erwarten von der Konferenz die Konkretisierung
der afghanischen Entwicklungsagenda hinsichtlich In-
frastruktur, Landwirtschaft, Bildung und Ausbildung so-
wie eine Regierungsführung, die die Korruptionsbe-
kämpfung mit einschließt. Auch hier muss es unser Ziel
sein, eine mit Fristen und erreichbaren Meilensteinen
versehene Agenda in allen vier Bereichen zu erarbeiten.
Dabei müssen wir das Gleichgewicht zwischen Anreizen
und afghanischer Selbstverpflichtung unbedingt wahren.

Meine Damen und Herren, der Einsatz ist gefährlich,
und leider müssen wir weiterhin mit Verlusten rechnen.
Wir wissen aus der Vergangenheit: Im Vorfeld von Wah-
len verschlechtert sich die Sicherheitslage noch einmal.
Wir müssen mit einer verstärkten Aktivität der Taliban
rechnen; denn sie versuchen, die Demokratisierung des
Landes mit allen Mitteln zu unterbinden. Daher danke
ich unseren Soldatinnen und Soldaten, die tagtäglich für
unsere Sicherheit in Afghanistan kämpfen und zusam-
men mit zivilen Aufbauhelfern, Polizisten und Diploma-
ten für die Entwicklung dieses Landes arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für ihren Einsatz wünsche ich ihnen auf diesem Wege
Gottes Segen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705603300

Das Wort hat jetzt der Kollege Fritz Rudolf Körper

von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1705603400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

Herr Westerwelle, ich hätte mir eigentlich gewünscht,
dass Sie sich in Ihrer Regierungserklärung nicht in erster
Linie bei dem Herrn Innenminister bedanken, sondern
bei den Polizistinnen und Polizisten, die aufopferungs-
voll ihren Dienst in Afghanistan leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Das hat er getan! – Weitere Zurufe von der FDP: Zuhören!)


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(C (D Lieber Herr Westerwelle, ich hätte mir noch etwas geünscht. Sie haben – lesen Sie nach, wie Sie das gesagt aben! – auch dem Minister für wirtschaftliche Zusamenarbeit gedankt. ie hätten diesen Dank auch an die vielen zivilen Aufauhelfer im Einsatzgebiet weitergeben müssen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Elke Hoff [FDP]: Auch das hat er gemacht! – Holger Haibach [CDU/CSU]: Das hat er auch gemacht! Zuhören hilft!)


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Sehr zu Recht!)


Lesen Sie es nach! Er hat das nicht getan.


(Holger Haibach [CDU/CSU]: Das ist das Dumme, wenn man die Rede vorher vorbereitet! – Ulrike Flach [FDP]: Vielleicht war er auch nicht im Raum! Das kann ja sein!)


Was die Frage der Soldatinnen und Soldaten anbe-
angt: Ihnen hat der Kollege Hahn hier schon Dank ge-
agt.

Aus Umfragen in Afghanistan wissen wir, dass der
unsch nach Sicherheit und Frieden bei den Menschen

n einem sehr hohen Maße ausgeprägt ist, und das ist
uch kein Wunder in einem solch geschundenen Land.
ch finde, all das, was wir tun, müssen wir daran orien-
ieren, inwieweit es für die Verbesserung des Lebens-
chicksals der Menschen in Afghanistan notwendig ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Sehr richtig!)


a ist die Frage: Wie kann man ihrem Wunsch nach
ehr Sicherheit nachkommen?


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Sehr richtig!)


In der Bundesregierung wird im Moment gerne von
riorisierung gesprochen. Ich habe den Eindruck: Das ist
as neue Wort für Kürzen, Reduzieren und Einsparen.
ber in Afghanistan geht es doch um die Frage, wie wir

elbsttragende Sicherheitsstrukturen fördern können.
ieber Herr Westerwelle, da liegen Anspruch und Wirk-

ichkeit sehr weit auseinander. Ich finde nämlich, eine
egierungserklärung zu Afghanistan sollte nicht nur von
ünschenswertem und Nebulösem geprägt sein, son-

ern auch von einem gewissen Realitätssinn getragen
erden.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: So wie Ihre Rede hier!)


Es gibt einen Fakt, der heute hier allerdings noch
eine Rolle gespielt hat. Man muss wissen, dass in den
ahren 2008 und 2009 jeweils doppelt so viele Polizisten
rmordet bzw. getötet worden sind wie beispielsweise
oldaten. Das zeigt, vor welchem Problem wir stehen.
enn wir jetzt die Strukturen verbessern wollen, dann
üssen wir – das ist ganz wichtig – Anspruch und Wirk-

ichkeit in Einklang bringen. Die Polizeimaßnahmen und
olizeivorhaben im Rahmen von EUPOL leiden seit
ahren jedoch an einer Unterfinanzierung. Sie müssen
issen: Wir geben für Afghanistan, was den EUPOL-
ereich anbelangt, insgesamt 55 Millionen Euro aus. Im





Fritz Rudolf Körper


(A) )


)(B)

Vergleich zu dem, was wir in anderen Bereichen tun, ist
das nicht ausreichend.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Elke Hoff [FDP]: Wer war denn Staatssekretär?)


Herr Westerwelle, es ist wichtig, dass Sie auf der Ka-
bul-Konferenz das Thema Polizeiausbildung anspre-
chen. Es kann nämlich nicht sein, dass Polizeiausbildung
einzig und allein auf Quantität ausgerichtet ist und die
Qualitätsgesichtspunkte dabei vernachlässigt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es gibt zwar eine Zielgröße für die Ausbildung, aber es
ist beispielsweise auch so, dass die Ausbildungszeit auf
sechs Wochen verkürzt wird. Ich glaube nicht, dass nach
dieser Zeit vollwertig ausgebildete Polizisten für Ein-
sätze zur Verfügung stehen. Alle Erfahrungen zeigen,
dass dies nicht möglich ist. In Anbetracht der hohen
Quote von Morden an Polizisten müssen wir das Thema
Qualität bei der Polizeiausbildung berücksichtigen. Ich
bitte Sie ganz ausdrücklich, sich in diesem Sinne einzu-
setzen.


(Beifall bei der SPD)


Ich komme nun zur Frage der wirksamen Bekämp-
fung von Korruption. Dass wir diesen Kraken bekämp-
fen müssen, ist ganz klar. Ich will in diesem Zusammen-
hang einen konkreten Vorschlag machen: Es ist wichtig,
Herr Westerwelle, dass wir uns auch für eine angemes-
sene Bezahlung im Polizeibereich einsetzen. Damit be-
wahren wir die Polizisten davor, für Korruption anfällig
zu werden. Ich glaube, das wäre ein erster wichtiger und
pragmatischer Schritt, Korruption zu bekämpfen.

Wir sollten uns auf dieser Afghanistan-Konferenz mit
solchen praktischen und konkreten Vorschlägen einbrin-
gen. Ich hoffe, dass Sie das tun.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705603500

Als letztem Redner in dieser Aussprache erteile ich

das Wort dem Kollegen Roderich Kiesewetter von der
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Roderich Kiesewetter (CDU):
Rede ID: ID1705603600

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lieber
Herr Kollege Körper, zu Ihrer Zeit als Staatssekretär lag
die Verantwortung für den Aufbau der Polizei in Afgha-
nistan noch in unseren Händen. Es ist schon interessant,
dass gerade Sie heute hier den EUPOL-Einsatz kritisie-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wollen uns nicht zulasten einer Gruppe, seien es
nun Soldaten oder Polizisten, profilieren. Entscheidend
ist doch – gerade im Falle von EUPOL ist das wichtig –,
dass wir wirklichkeitsnah handeln: So müssen wir teil-
weise Analphabeten ausbilden. Diese Vorhaben sind

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(C (D uch nicht unterfinanziert. Es kommt vielmehr darauf n, dass die europäischen Staaten Polizeiausbilder in usreichender Anzahl zur Verfügung stellen. Dafür truen Sie einst Verantwortung, Herr Kollege. Meine sehr verehrten Damen und Herren, unsere heuige Debatte hat gezeigt, dass wir ernsthafter, wirklicheitsnäher und mit mehr Augenmaß an das Thema heangehen. Unsere Debatte hat auch gezeigt – der Herr Außeninister und auch die Frau Kollegin Hoff haben es ange prochen –, dass es sehr stark auf den regionalen Konext ankommt. Wenn wir auf die Region schauen, stellen ir fest, dass es eine ganze Reihe von Spielern gibt, die uf der Wartebank sitzen. Worum geht es? Zwischen Paistan und Indien gibt es einen latenten Konflikt, und Paistan ist relativ instabil. Die zentralasiatischen Staaten tehen der Gefahr eines wachsenden Islamismus gegenber, das haben die Entwicklungen in Kirgistan unlängst ezeigt. Wir müssen weiterhin im Blick behalten, was die NO vor Ort leistet. Der UNHCR Guterres hat Ent cheidendes im Rahmen des trilateralen Dialoges zwichen Afghanistan, Pakistan und – man höre und staune – em Iran zuwege gebracht, bei dem es um Flüchtlingsückkehr und um Flüchtlingszusammenarbeit geht. Nun muss es darum gehen, zu berücksichtigen, welhe Interessen unsere Mitspieler in der Region haben nd wie wir diese Interessen in unsere Politik einbinden önnen. Es gibt viele Bereiche – von der Regierungsank ist es bereits zur Sprache gebracht worden –: Geundheitspolitik, Landwirtschaft und die zivile Infratruktur, bei denen wir vorankommen müssen. Es geht somit um die richtige Strategie. Von der Oposition wurde angemahnt, dass die Strategie noch nicht reift. Dabei ist doch zu berücksichtigen, dass es, wenn an eine Neuausrichtung verfolgt, in der Regel mindes ens ein halbes Jahr dauert, bis die Ausbildung umgetellt und der Personalkörper verändert ist. Die Bundesehr geht deshalb jetzt auch ein halbes Jahr später mit inem neuen Kontingent in die Einsätze; bei den zivilen rganisationen ist es genauso. Wir wollen mit einem reionalen Ansatz den politischen Islamismus eindämmen, egen die Drogenökonomie vorgehen und organisierte riminalität und Korruption im Auge behalten. Das geht ur in enger Abstimmung vor Ort. Ich freue mich, dass die Regierung an einem Strang ieht. Es ist somit ganz wichtig, dass wir wieder einen Afhanistan-Beauftragten der Bundesregierung, den Botchafter Steiner haben, der hier auch anwesend ist. (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Es ist ein Wunder, dass die Bundesregierung mal an einem Strang zieht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eines ist klar: Es gibt keine Regionalmacht vor Ort.
s gibt auch keine Aussicht auf ein regionales Bündnis,
as in den nächsten Jahren die Sicherheit vor Ort ge-
ährleisten kann. Das heißt, es kommt weiterhin auf die
NO und den internationalen Einsatz an, an dem wir in





Roderich Kiesewetter


(A) )


)(B)

großem Umfang beteiligt sind. Es kommt auf uns an.
Wenn wir die Probleme nicht lösen, wer dann? Wir dür-
fen nicht hoffen, dass das andere Kräfte vor Ort überneh-
men, sondern wir müssen die Afghanen dazu befähigen,
dass sie die Führung von uns übernehmen. Dazwischen
wird es keinen Schritt geben. Das ist ein Mannschafts-
spiel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich einen weiteren Gedanken anfügen.
Unser Verteidigungsminister hat das letzte Woche – ich
habe den Artikel anders gelesen – deutlich gemacht: Wir
müssen mit unserer Bevölkerung, mit unseren Mitbürge-
rinnen und Mitbürgern, sehr offen und ehrlich umgehen.
Wir dürfen nicht idealistisch an das Thema herangehen.
Das war in den letzten Jahren vielleicht manchmal not-
wendig, aber heute ist es entscheidend, dass wir klug mit
der Wahrheit umgehen. Es kommt also darauf an, dass
wir die Kommunikation anders gestalten und zutreffen-
dere Informationen liefern. Wir müssen der Bevölke-
rung ehrlich sagen – wenn nicht wir, wer sonst? –, dass
wir voraussichtlich für einen bestimmten Zeitraum mit
höheren Gefährdungen und möglicherweise mit mehr
Opfern bei unseren zivilen Aufbauhelferinnen und Auf-
bauhelfern und den Helfern in Uniform rechnen müssen.
Das meine ich sehr ernst. Wir müssen sorgsam mit dieser
Situation umgehen. Zu einer glaubwürdigen Politik ge-
hört es dazu, unangenehme Dinge in passende Worte zu
fassen.

Lassen Sie mich abschließend zwei weitere Gedanken
ausführen. Zum einen – es ist zum Teil angeklungen –
möchte ich auf die afghanischen Befindlichkeiten ein-
gehen. Eine Shura bzw. eine Jirga ist kein Bundestag,
kein House of Lords oder House of Parliament. Es ist
eine afghanische Besonderheit. Es ist das, was die Af-
ghanen auszeichnet, das ist ihre Tradition. Das müssen
wir ernst nehmen, und wir müssen sie ermutigen und be-
fähigen. Natürlich gibt es die afghanische Verfassung,
ein afghanisches Parlament und Wahlen, aber wir müs-
sen gleichzeitig alle Elemente stärken, die die afghani-
schen Besonderheiten hervorheben und die die Afgha-
nen in ihrem Selbstbewusstsein stärken. Das müssen wir
eng begleiten und kontrollieren. Dabei müssen wir auf
die roten Linien achten. Wir können andere Ansätze
nicht einfach überstülpen. Ich glaube, wir haben in die-
sem Jahr einen ganz guten Ansatz gewählt. Afghanistan
kann nämlich mit dezentralen Elementen eine viel grö-
ßere Wirksamkeit entfalten. Das heißt, wir brauchen eine
starke Zentralregierung, aber auch eine Aufwertung der
Regionen.

Noch ein Punkt: Wir haben heute mehrfach über
Reintegration gesprochen. Wir sollten diese Reintegra-
tion auch aufgrund unserer eigenen Geschichte sehr auf-
merksam begleiten. Reintegration ist ohne einen Versöh-
nungsprozess nicht denkbar. Diese Versöhnung müssen
die Afghanen aber selbst leisten. Dazu müssen wir sie
ermutigen. Wenn nicht wir, wer dann? Ich denke, das ist
Sache der Afghanen und liegt in der Verantwortung der
Afghanen; dennoch müssen wir hier auch Forderungen
stellen.

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(C (D Schließlich geht es darum, die Beschlüsse von Lonon zu operationalisieren, messbar zu machen. Ich bin ehr froh darüber, dass sich in unserem Hause zum erbst ein Konsens zwischen mehreren Parteien ab eichnet, wie wir mit Benchmarks umgehen und wie wir en Wirksamkeitsbericht entwickeln. Für die Koalitionsraktionen ist aber entscheidend, dass wir es nicht zulasen, dass unsere Entscheidungsbefugnisse auf externe xpertise verlagert werden. Die Bundesregierung kann ntsprechende Experten beteiligen, aber wir sollten die ederführung behalten und uns ganz stark dafür einseten, dass wir an diesem Prozess intensiv beteiligt weren. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen ein bgestimmtes Übergabekonzept. Dieses abgestimmte bergabekonzept muss eindeutige Verpflichtungsgrößen nthalten. Es muss klar werden: Wenn wir einmal übereben haben, können wir den Prozess nicht mehr umehren. Einmal übergeben heißt untrennbar übergeben. eshalb brauchen wir sorgfältig erarbeitete Richtlinien ür die Übergabe. Auch dazu dient die Konferenz in Kaul. Gut ist, dass diese Konferenz im Nachgang von eiem NATO-Gipfel in Lissabon begleitet wird. Diesen rozess werden das Parlament, die Regierung, die interationale Gemeinschaft und die NATO als Hauptverantortungsträger im Aufgabenbereich der Vereinten Na ionen im nächsten halben Jahr sehr sorgsam begleiten üssen. Wir sind mit dabei. Unser Haus ist aufgerufen, ntensiv mitzuwirken. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlieungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf rucksache 17/2462. Wer stimmt für diesen Entschlieungsantrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der ntschließungsantrag ist mit den Stimmen der Koali ionsfraktionen, der Fraktion Die Linke bei Gegenstimen von Bündnis 90/Die Grünen und Enthaltung der PD-Fraktion abgelehnt. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 34 auf: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Klaus Ernst, Agnes Alpers, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Beschäftigungssituation Älterer, ihre wirtschaftliche und soziale Lage und die Rente ab 67 – Drucksachen 17/169, 17/2271 – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache anderthalb Stunden vorgesehen. Gibt es iderspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist as so beschlossen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705603700




(A) )

Ich bitte diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die
dieser Aussprache nicht beiwohnen wollen, den Saal
möglichst geräuschlos zu verlassen, damit die anderen
der Aussprache folgen können.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner das Wort dem Kollegen Klaus Ernst von der Links-
partei.


(Beifall bei der LINKEN)



Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705603800

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Präsi-

dent! Im März 2007 ist mit den Stimmen der damaligen
Großen Koalition die Rente ab 67 eingeführt worden.
Gleichzeitig ist vereinbart worden, dass zum ersten Mal
im Jahr 2010 – und dann alle vier Jahre – zu berichten
ist, ob dieser Beschluss angesichts der Entwicklung auf
dem Arbeitsmarkt sowie der wirtschaftlichen und sozia-
len Situation älterer Arbeitnehmer tatsächlich aufrecht-
erhalten werden kann.

Wir haben deshalb eine Große Anfrage gestellt, die
seit dem 23. Juni beantwortet ist. An dieser Stelle
möchte ich anmerken, dass ich es verwunderlich fand,
dass Herr Weiß als Erster, und zwar zu einem Zeitpunkt,
als wir die Antwort der Bundesregierung noch gar nicht
hatten, darauf reagiert hat. Herr Weiß, es ist ja wirklich
klasse, dass Sie offensichtlich zu einem Zeitpunkt infor-
miert wurden, zu dem die Antragsteller die Antwort
noch gar nicht kannten.


(Elke Ferner [SPD]: Peinlich! Peinlich! – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Unerhört!)


Ich denke, das war kein gutes Verfahren. Herr Weiß,
vielleicht wäre ein wenig Zurückhaltung an der einen
oder anderen Stelle ganz hilfreich.


(Beifall bei der LINKEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Das müssen Sie gerade sagen!)


Angesichts dieses Vorgehens stellt sich für uns aller-
dings die Frage, ob die Bundesregierung die Überprü-
fungsklausel überhaupt ernst nimmt. Schade, dass Frau
von der Leyen nicht hier ist. Sie hat nämlich am 17. Mai
im Focus auf die Frage „An der Rente mit 67 wird nicht
gerüttelt?“, geantwortet: „Warum sollten wir?“ – Zum
damaligen Zeitpunkt hat sie die Antworten der Bundes-
regierung offensichtlich auch noch nicht gehabt, sonst
wäre sie zu einem anderen Ergebnis gekommen.

Wir haben uns gefragt: Welche messbaren Kriterien
gibt es bzw. müssen vorliegen, damit man diese Frage
überhaupt beantworten kann? Es gibt 234 Fragen und
Tausende von Antworten. Einige Antworten machen uns
deutlich: Die Rente mit 67 kann so nicht funktionieren.

Das erste Argument: Der Anteil der sozialversiche-
rungspflichtig beschäftigten 64-Jährigen an der Ge-
samtzahl der 64-Jährigen – die dann also mit 65 bzw.
67 Jahre in Rente gehen sollen – liegt zurzeit bei
9,4 Prozent. Das heißt, 90 Prozent der Menschen, denen
Sie eine Rente ab 67 antun wollen, haben in diesem Al-
ter gar keine sozialversicherungspflichtige Arbeit mehr.

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(C (D as bedeutet doch im Ergebnis logischerweise, dass sie, enn sie mit 64 Jahren schon keinen Job mehr haben, uch mit 65 und 66 Jahren keinen mehr haben. (Zuruf des Abg. Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU])


Auf dieses Argument komme ich gleich, Herr Weiß. –
as bedeutet für diese Menschen lediglich schlichtweg
öhere Abschläge. Im Übrigen betrug diese Quote im
ahr 2000 3,7 Prozent. Okay, die Quote ist gestiegen.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Na also! Geben Sie doch zu, dass es aufwärtsgeht!)


Herr Weiß, hören Sie erst einmal zu, Sie sind schon
ieder so vorlaut.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Das sagt der Richtige!)


Wenn wir für die Folgejahre dieselbe Dynamik unter-
tellen, die es von 2000 bis 2008 gab,


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Das ist schon wieder falsch, was Sie machen!)


ird im Jahr 2029 der Anteil der 64-Jährigen, die ohne
ozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind, bei
5 Prozent liegen. Das heißt, für die Betroffenen bedeu-
et das auch im Jahr 2029 schlichtweg eine Kürzung ih-
er Leistungen.

Bei den Vollzeit-Sozialversicherungspflichtigen be-
rägt der Anteil der 63- und 64-Jährigen nur 7,4 Prozent.
ie beginnen mit der Rente ab 67 im Januar 2012. Bis
ahin wird sich das nicht ändern. Das bedeutet für die
eisten Bürger in unserem Lande höhere Abschläge bei

er Rente ab 67 – und sonst überhaupt nichts.


(Beifall bei der LINKEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Es ist falsch, was Sie sagen!)


Das zweite Argument: Das tatsächliche Rentenein-
rittsalter liegt nach wie vor weit unter den gesetzlich
estgelegten 65 Jahren. Momentan haben wir ein durch-
chnittliches Renteneintrittsalter von 63 Jahren. Wir sind
lso weit davon entfernt, überhaupt über die Rente mit
7 zu diskutieren.

Ich komme – das ist das dritte Argument – zum Ren-
enversicherungsbeitrag. Die Antworten, die wir von
er Bundesregierung haben, besagen: Es sind um
,5 Prozent höhere Beiträge für die Arbeitnehmerinnen
nd Arbeitnehmer erforderlich, wenn wir auf die Rente
b 67 verzichten und die Arbeitnehmer mit 65 Jahren in
ente gehen ließen. Was heißt das für einen Menschen,
er 2 000 Euro verdient? Es bedeutet für ihn, dass er um
ünf Euro höhere Rentenbeiträge zu zahlen hätte; er
önnte dann aber mit 65 in Rente gehen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist der Punkt!)


Meine Damen und Herren, ich habe noch keinen Ar-
eitnehmer getroffen, der gesagt hätte, dass er wegen





Klaus Ernst


(A) )


)(B)

fünf Euro brutto mehr zwei Jahre länger arbeiten würde.
Den müssen Sie mir mal zeigen!


(Beifall bei der LINKEN)


Was ist Ihre Politik? Die Antworten der Bundesregie-
rung besagen, dass Sie die Menschen, weil diese in dem
Alter keine Jobs mehr haben, in Altersarmut treiben.
Denn sie werden durch die Rente mit 67 um 7,2 Prozent
höhere Abschläge haben. Das ist das Ergebnis Ihrer Poli-
tik, und sonst nichts.

Jetzt könnten wir noch über Demografie streiten; ich
will eigentlich gar nicht darüber streiten.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Nüchterne Zahlen!)


Dazu haben wir ganz andere Ansichten als Sie, die durch
Herrn Rürup belegt sind, der die Produktivitätsentwick-
lung höher einschätzt als die demografische Entwick-
lung.

Von Ihnen möchte ich gern hören, was Sie den Men-
schen sagen,


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Ja, das sagen wir auch!)


die mit 63, 62 oder 61 nicht mehr arbeiten können und
laut Ihnen bis 67 arbeiten sollen. Sie sollten wenigstens
für diese Menschen Antworten haben, ihnen zum Bei-
spiel sagen können, dass sie umschulen sollen. Aber sa-
gen Sie einmal einem Dachdecker, dass er zum Buchhal-
ter umschulen soll. Was soll der tun? Welche Antworten
haben Sie für diese Menschen? Sie haben keine einzige
Antwort.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie verstecken sich hinter dem Argument der Demogra-
fie. Letztendlich ist Ihr ganzes Vorgehen bei der Rente
mit 67 ein Manöver zur Kürzung der Renten für die
Mehrheit der Menschen im Interesse der deutschen Ver-
sicherungswirtschaft, damit sich möglichst viele privat
versichern.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist Ihre Politik. Die ist wirklich unzumutbar.

Ich danke Ihnen fürs Zuhören.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Unzumutbar sind Sie!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705603900

Der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim

Fuchtel hat das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1705604000


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr
Kollege Ernst, wenn ich nicht Parlamentarischer Staats-
sekretär wäre, würde ich auf Ihre agitatorische Rede eine

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(C (D anz andere Gegenrede halten, als ich es jetzt in dieser unktion tun werde. (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Hoffentlich mit Fakten! – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Fakten und Zahlen!)


Die Bundesregierung hat auf Ihre Große Anfrage ge-
ntwortet und deutlich gemacht: Die Bevölkerungszahl
n Deutschland wird zukünftig sinken, vor allem aber
ird die Bevölkerung älter werden. Wenn es stimmt,
ass die Lebenserwartung der Älteren steigt, wenn es
timmt, dass die Anzahl der Menschen im erwerbsfähi-
en Alter zurückgeht, und wenn es stimmt, dass die An-
ahl der Älteren zunimmt, dann kann man den Kopf
icht einfach in den Sand stecken, dann muss etwas ge-
chehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lassen Sie mich das an einigen signifikanten Fakten
erdeutlichen. Sie wollen ja möglichst nicht über die De-
ografie diskutieren; aber das geht nicht. Die Fakten

ind gesetzt. Auch wenn Prognosen sonst oftmals nicht
timmen, hier sind sie ziemlich zielgenau. Wenn das zu-
indest anerkannt wird, sind wir einen Schritt weiter.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705604100

Herr Staatssekretär, möchten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Ernst zulassen?

H
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1705604200

Ich habe mir vorgenommen, darauf hinzuweisen, dass

ir im Herbst eine große Debatte über diese Punkte füh-
en werden und ich bei meiner Rede heute daher keine
wischenfragen zulassen möchte. Ich werde Ihnen dann
um gegebenen Zeitpunkt sehr ausführlich zur Verfü-
ung stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Bis 2030 wird die Lebenserwartung um weitere
,5 Jahre steigen. Andererseits wird das Potenzial an
enschen im erwerbsfähigen Alter bis 2030 um
Millionen Personen zurückgehen. Gleichzeitig wird

ie Anzahl der Älteren um gut 5,5 Millionen zunehmen.
as das bedeutet, ist klar. Hätte man nichts getan, dann
ürden die Rentnerinnen und Rentner in Zukunft gerin-
ere Renten erhalten und die Beitragszahler für diese ge-
ingeren Renten auch noch höhere Beiträge zahlen. In
er Folge würde der Wohlstand für alle sinken. Das kann
nd darf es nicht geben. Das kann und darf nicht unsere
ukunft sein. Deswegen muss hier gehandelt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Er will keinen Wohlstand für alle! Das ist ja sensationell!)


Die Große Koalition hat den Mut gehabt, sich dieser
emografischen Herausforderung zu stellen. Wir haben
nter der Federführung des damaligen Arbeits- und So-
ialministers Franz Müntefering den Handlungsbedarf
esehen und die Anhebung der Regelaltersgrenze auf





Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel


(A) )


)(B)

67 Jahre gesetzlich festgelegt. Das war keine leichte,
aber eine notwendige, mutige und richtige Entscheidung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Warum klatschen eigentlich Sie von der SPD nicht?
Sie haben das doch mitbeschlossen.


(Elke Ferner [SPD]: Wir klatschen, wann wir wollen, und nicht, wann Sie das wollen!)


Was damals richtig war, kann heute so falsch nicht sein;
davon sind wir überzeugt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es gibt hier einige, die die Richtung sogar umkehren
wollen. Wenn man das Rad zurückdreht und die Anhe-
bung der Regelaltersgrenze auf 67 rückgängig macht,
dann – das sage ich ganz deutlich – hat das gewaltige
Konsequenzen: Der Beitragssatz bei der Rentenversiche-
rung wäre dann langfristig 0,5 Prozentpunkte höher. Was
bedeuten diese 0,5 Prozentpunkte?


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: 5 Euro bei 2 000 Euro Gehalt!)


– Rechnen Sie das mal auf die gesamtstaatlichen Kosten
um: Die Kosten einer Beitragserhöhung um 0,1 Prozent-
punkte betragen 1,1 Milliarden Euro; also entstünden bei
einer Anhebung um 0,5 Prozentpunkte Jahr für Jahr zu-
sätzliche Kosten in Höhe von über 5 Milliarden Euro.
Diese Kosten müssen von irgendjemandem aufgebracht
werden; das müssen Sie um der Wahrheit willen dazusa-
gen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Vom Beitragszahler!)


Es ist aber nicht nur das; auch ein zweiter Punkt wird
verschwiegen: Die gesetzlich vorgeschriebene Beitrags-
satzobergrenze von 22 Prozent würde ebenfalls über-
schritten oder müsste angehoben werden.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Na und?)


– Das juckt Sie wahrscheinlich nicht;


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Richtig! – Elke Ferner [SPD]: Das juckt Sie doch auch nicht! – Anton Schaaf [SPD]: Das haben Sie doch gerade bei der Gesundheit beschlossen!)


aber das juckt denjenigen, der darüber nachdenkt, wie
die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf
Dauer gewährleistet werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Dann müssen sie private Versicherungen abschließen!)


Es ist klar: Wer hier etwas anderes will, der muss
auch Vorschläge machen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie machen ja gar keine Vorschläge!)


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(C (D olche Vorschläge konnte ich zumindest in der ersten ede des Kollegen Ernst nicht erkennen. Die Höhe der gesetzlich fixierten Beitragssatzoberrenze und der ebenfalls gesetzlich fixierten Renteniveauuntergrenze sind in ihrer Höhe nicht willkürlich ewählt. Sie sind die Grundlage dafür, dass den Rentneinnen und Rentnern auch in Zukunft eine anständige ente garantiert werden kann und die jungen Menschen auch das ist wichtig; dazu hören wir von Ihnen auch ichts – nicht überfordert werden. Das Thema Generaionengerechtigkeit muss hier ebenfalls immer wieder rwähnt werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


s war demnach der richtige Weg, die Regelaltersgrenze
uf das 67. Lebensjahr anzuheben. Ich betone nochmals:
s muss auch auf die Generationengerechtigkeit geach-

et werden.

Manchmal hat man hier sogar den Eindruck, dass die
nhebung der Altersgrenze bereits morgen bevorsteht.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: 2012!)


2012 beginnt die Anhebung. Warum sagen Sie nicht,
ass die Altersgrenze von 67 Jahren erst 2029 erreicht
ird?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Das sagen Sie doch!)


ie sollten der Wahrheit die Ehre geben und dies so sa-
en. – Es geht um kleine Schritte, über 17 Jahre verteilt.
n diesen 17 Jahren werden sehr viele Veränderungen
intreten, was die Arbeitsbedingungen in Deutschland
etrifft. Wir reden also über einen langen Zeitraum. Wer
ätte vor 20 Jahren gedacht, dass wir heute alle ein klei-
es Telefon in der Tasche haben, mit dem wir sogar Fo-
ografien machen und diese versenden können!


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Darauf bauen Sie jetzt bei den Rentnern, oder wie?)


ie werden uns doch wohl nicht weismachen wollen,
ass sich in den nächsten 20 Jahren nicht ebenfalls große
ntwicklungen vollziehen werden, die dazu beitragen,
ass sich die Arbeitsbedingungen anders gestalten.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das sind solide Rechnungen!)


Ich muss einen weiteren Gesichtspunkt erwähnen:
ir werden, wie ich vorhin schon gesagt habe, in Zu-

unft ungefähr 6 Millionen Menschen weniger haben,
ie im erwerbsfähigen Alter sind. Deswegen muss auch
it Blick auf den Arbeitsmarkt in Deutschland etwas ge-

an werden. Wir sind dafür, dass das in Deutschland vor-
andene Potenzial an Arbeitskräften möglichst stark aus-
enutzt wird,


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: „Ausgenutzt“ wird! Das ist genau richtig! Bis zum Schluss! – Elke Ferner [SPD]: Dafür tun Sie doch nichts!)


evor man über andere Lösungen nachdenkt.





Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel


(A) )


)(B)

Die richtige Überschrift heißt daher aus allen aufge-
zeigten Gründen nicht „Rente mit 67“, sondern „Arbeit
bis 67“.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das ist aber das Gegenteil dessen, was in der Antwort auf die Große Anfrage steht!)


Die Aufgabe, die vor uns steht und der wir uns alle wid-
men müssen, ist, den damit verbundenen Prozess besser
zu gestalten, entsprechende Konzepte zu entwickeln und
diese dann auch umzusetzen.


(Elke Ferner [SPD]: Dann machen Sie mal Ihre Vorschläge! Dazu haben Sie noch gar nichts gesagt, Herr Fuchtel!)


Es gibt bereits erste gute Zeichen: Die Beschäftigung
Älterer hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
So ist die Zahl der Erwerbstätigen im Alter von 55 bis
65 Jahren seit 2000 um fast 1 Million auf über 5 Millio-
nen im Jahr 2008 gestiegen. Selbst im Krisenjahr 2009
hat sich der Arbeitsmarkt für Ältere stabil gezeigt. Wir
sollten das nicht kleinreden.

Das Zweite. Die Arbeitslosigkeit Älterer ist gesun-
ken, und der Anteil der Langzeitarbeitslosen unter den
älteren Arbeitslosen ist von 58 Prozent im Jahr 2007 auf
42 Prozent im Jahr 2009 zurückgegangen.

Vor diesem Hintergrund halten wir es nach wie vor
für den richtigen Weg, dass wir das Renteneintrittsalter
auf 67 Jahre gesetzt haben. Wir werden alles tun, um den
Menschen die Ängste zu nehmen,


(Elke Ferner [SPD]: Ach ja! Was denn? – Anton Schaaf [SPD]: Was genau?)


dieses Alter im Erwerbsleben nicht zu erreichen.

Wir könnten noch lange über dieses Thema diskutie-
ren. Ich habe Ihnen gesagt, dass wir unseren umfangrei-
chen Bericht im Herbst dieses Jahres vorlegen werden.
Sie haben ihn übrigens mitbeschlossen, meine Damen
und Herren. Wenn Sie sich daran genauso gut erinnern
wie an Ihren Beschluss, das Renteneintrittsalter auf
67 Jahre zu setzen, dann steuern wir sicher auf eine gute
Diskussion zu.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Otto Fricke [FDP]: Die erinnern sich nicht! Die haben nämlich politische Amnesie! – Gegenruf des Abg. Anton Schaaf [SPD]: Nein! Sie haben Erinnerungslücken! Die Frage ist, was man dagegen tun kann!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705604300

Elke Ferner hat jetzt für SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1705604400

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Herr Fuchtel, es bestreitet niemand, dass sich die Be-
schäftigungssituation der Älteren verbessert hat.

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(C (D (Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Sehr gut! Das ist ein Anfang!)


ir bestreiten nur, dass das ausreicht. Ich hätte mir von
hnen gewünscht, dass Sie nicht erst im Herbst dieses
ahres, sondern jetzt Vorschläge vorlegen, über die die-
es Haus dann hätte diskutieren können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ber Sie haben im Prinzip nur das vorgetragen, was man
uch in der Antwort auf die Große Anfrage hätte nach-
esen können. Neuigkeiten waren von Ihnen nicht zu hö-
en.


(Anton Schaaf [SPD]: Genau so ist das!)


Herr Fuchtel, es kommt auch darauf an, wie die Qua-
ität der Beschäftigung ist. Allein die Beschäftigungs-
uote zu betrachten, reicht nicht aus.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das ist wahr!)


ie Frage ist doch: Ist die Beschäftigung existenz-
ichernd, oder ist sie das nicht? Ist der Beschäftigte so-
ial abgesichert, oder ist er das nicht? Entsprechen die
rbeitswelt und die Arbeitsbedingungen auch der indi-
iduellen Leistungsfähigkeit des Beschäftigten? Das
ind die zentralen Fragen.

Der Anspruch muss sein, dafür zu sorgen, dass all
iejenigen, die arbeiten wollen, so lange arbeiten kön-
en, bis sie die Regelaltersgrenze – egal wie hoch sie
st – erreichen. Aber dazu bedarf es zusätzlicher Mittel.
enn wir wissen, dass die Beschäftigungssituation der
lteren schlechter ist als die der mittleren und der jünge-

en Generation. In Ihrem Sparpaket kürzen Sie aber aus-
erechnet bei den Maßnahmen für die aktive Arbeits-
arktpolitik. Wer braucht diese Mittel denn am meisten?
s sind die Älteren, die nicht über den normalen Weg
er Arbeitsvermittlung eine Beschäftigung im ersten Ar-
eitsmarkt finden.


(Otto Fricke [FDP]: Interessant! Letzte Sitzungswoche waren es noch die Jüngeren! Sie wissen doch nicht, was Sie wollen!)


hnen nehmen Sie die Perspektive, wieder in sozialversi-
herungspflichtige und existenzsichernde Beschäfti-
ung zu kommen.

Wir brauchen auch eine Umsetzungsstrategie, was die
ualität der Arbeit anbelangt; auch dazu habe ich von

hnen gerade nichts gehört. Wir alle wissen: Wir haben
ein Erkenntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit,
eniger in großen Betrieben, sondern eher in kleinen
nd mittleren Betrieben. Ich würde mir wünschen, dass
ie entsprechenden Informationen flächendeckend in die
etriebe getragen werden, damit dort begonnen werden
ann, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass älter
erdende Belegschaften mit ihnen zurechtkommen. Das

lles ist Aufgabe Ihres Ressorts. Aber gehört haben wir
azu nichts.

Natürlich brauchen wir auch flexible Übergänge in
en Ruhestand; auch dazu habe ich nichts gehört.





Elke Ferner


(A) )


)(B)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Kein Thema! Mit uns gerne! Sehr gut!)


– Herr Kolb freut sich schon. – Aber das, was Sie vor-
schlagen, ist im Interesse der Besser- und Höchstverdie-
nenden.


(Otto Fricke [FDP]: Ja, ja! Ich sage nur: Herrgott, erhalte mir mein Vorurteil! Nicht wahr, Frau Ferner?)


Das hat nichts damit zu tun, auch für Menschen mit
niedrigem Einkommen die Möglichkeit des flexiblen
Übergangs in die Rente zu schaffen.


(Beifall bei der SPD)


Wir schlagen vor, dass nicht nur Menschen, die leis-
tungsgemindert sind, gegenüber der Bundesagentur für
Arbeit einen Anspruch auf Beschäftigung bekommen
sollten, damit sie, wenn sie im ersten Arbeitsmarkt nicht
vermittelt werden können, über öffentlich geförderte Be-
schäftigung eine Beschäftigungsperspektive im Alter er-
halten.

Wir schlagen auch vor, die Übergänge zu flexibilisie-
ren.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann haben wir ja schon mal eine Übereinstimmung! Sehr erfreulich!)


Beispielsweise könnte die Teilrente flexibilisiert werden,
sowohl was den Zugang zur ihr als auch was die Höhe
des Nebenverdienstes und der Zuverdienstgrenzen anbe-
langt.

Wir schlagen darüber hinaus vor, dass man in Zukunft
Zusatzbeiträge, die die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmern bisher nur relativ rentennah zahlen können,
während der gesamten Erwerbsphase zahlen kann und
dass das auch die Arbeitgeber tun können. Das eröffnet
Raum für tarifliche Regelungen und die Möglichkeit,
Abschläge zu kompensieren und die Rentenanwartschaf-
ten zu erhöhen, wenn man früher in Rente gehen will.
Auch davon habe ich bisher nichts gehört.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie haben einiges von uns übernommen!)


Wir haben den Vorschlag in den Bundestag einge-
bracht – das ist bei der Koalition auf wenig Gegenliebe
gestoßen –, die Geltungsdauer der Regelung zur ge-
förderten Altersteilzeit zu verlängern, wenn ein junger
Mensch einen Ausbildungsplatz bekommt oder ein
frisch ausgebildeter junger Mensch eine Beschäftigungs-
perspektive erhält. Sie haben zwar die demografischen
Daten richtig dargelegt. Aber im Moment brauchen wir
Brücken für die Älteren in die Ruhephase und Brücken
für die Jüngeren in die Erwerbsphase. Auch dazu höre
ich von Ihnen nichts.


(Beifall bei der SPD)


Wenn man über die Rente spricht, dann sind armuts-
feste Renten ein wichtiger Punkt. Auch hier haben wir
kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit.
Die Grundvoraussetzung für armutsfeste Renten sind ar-

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(C (D utsfeste Löhne und möglichst ungebrochene Erwerbsiografien. Deshalb brauchen wir einen gesetzlichen indestlohn. Das ist das Erste, was notwendig ist. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP)


Das hören Sie nicht gerne. Aber es ist bekannt, dass
ie Wahrheiten nicht gerne hören.

Ihre Weigerung, hier etwas zu tun, ist unverantwort-
ich. Wir brauchen auch nicht mehr Minijobs oder eine
usweitung der Grenze über 400 Euro hinaus, sondern
ehr sozialversicherungspflichtige und existenzsichernde
rbeitsverhältnisse.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir brauchen vor allem für Frauen mehr Vollzeitbe-
chäftigung statt Teilzeitbeschäftigung. Auch das ist ein
eil des Problems von Frauenarmut im Alter.


(Beifall der Abg. Gabriele Hiller-Ohm [SPD])


an muss sehen, dass insbesondere für Mütter die Teil-
eitbeschäftigung mittlerweile zum Regelarbeitsverhält-
is geworden ist. Sie befördern das mit Ihren Maßnah-
en auch noch bzw. versuchen, die Frauen wieder aus

em Arbeitsmarkt herauszudrängen, obwohl die meisten
rauen gerne mehr arbeiten wollten, wenn sie entspre-
hende Arbeitsplätze und Rahmenbedingungen finden
ürden.

Während Sie SGB-II-Empfängerinnen das Elterngeld
treichen, bekommt die Millionärsgattin, die nicht arbei-
et, es weiterhin. Gleichzeitig wird am Betreuungsgeld
estgehalten. Das ist im Hinblick auf den Arbeitsmarkt
bsolut kontraproduktiv und verschärft die Altersarmut.
ir haben bereits Anträge zu Verlängerung der Rente

ach Mindesteinkommen und Höherbewertung der Zei-
en der Arbeitslosigkeit eingebracht. Herr Fuchtel, weil
ie eben die Beitragssatzziele so hoch gehängt haben:
it der Streichung der Rentenversicherungsbeiträge für

GB-II-Empfänger – das sind 1,8 Milliarden Euro – und
er Anhebung des Beitragssatzes in der gesetzlichen
rankenversicherung – das macht 640 Millionen Euro –

ntziehen Sie der Rentenversicherung Jahr für Jahr über
,4 Milliarden Euro, mit der Folge, dass die Schwan-
ungsreserve geringer wird und dass die Beitragssatz-
iele für 2014 und 2015 mit Sicherheit nicht erreicht
erden können.

Wenn Sie im kommenden Herbst Ihren Bericht vorle-
en, werden wir ein eigenes Konzept vorlegen. Ich bin
espannt, was Sie anzubieten haben. Wenn Sie aber Ihre
nsoziale Sparpolitik fortsetzen werden, haben die Be-
chäftigten nichts Gutes zu erwarten.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705604500

Herr Kollege Ernst, Sie hatten sich zu einer Kurz-

ntervention zur Rede des Parlamentarischen Staatsse-
retärs gemeldet. Sie sollen die Möglichkeit dazu haben.






(A) )


)(B)


Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705604600

Frau Präsidentin, recht herzlichen Dank. – Herr

Fuchtel, ich will auf den Vorwurf eingehen, wir berück-
sichtigten die demografische Entwicklung nicht. Selbst-
verständlich berücksichtigen wir sie. Sie selber haben
gesagt: Die Bevölkerungszahl in der Bundesrepublik
nimmt ab. – Ich bin mit Ihnen einer Meinung. Gleichzei-
tig weist aber das Bruttoinlandsprodukt eine jährliche
Steigerungsrate in Höhe von 1,6 bzw. 1,7 Prozent auf.
Das heißt, dass im Jahr 2030 der Kuchen größer ist und
sich weniger Menschen diesen Kuchen teilen müssen.
Wenn Sie diesen Fakt jetzt anhand normaler mathemati-
scher Erkenntnisse bewerten, dann erkennen Sie, dass
sich trotz bzw. aufgrund dieser demografischen Verände-
rung weniger Menschen einen größeren Kuchen teilen
können, womit die Kuchenstücke für die Einzelnen grö-
ßer sind.


(Zuruf von der LINKEN: So ist es!)


Das ist die Realität aufgrund der Demografie, und diesen
Fakt nehmen Sie nicht zur Kenntnis.

Herr Fuchtel, die Produktivitätsentwicklung ist stär-
ker und dynamischer als die Entwicklung der Bevöl-
kerungszahl. Das Problem ist allerdings, dass sich die
Produktivitätsentwicklung nicht mehr in den Löhnen wi-
derspiegelt; darauf hat Frau Ferner hingewiesen. Da sich
die Produktivitätsentwicklung nicht mehr in den Löhnen
widerspiegelt, haben wir kein Problem mit der Demo-
grafie, sondern ein Problem mit der Gerechtigkeit und
der Verteilung.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist das eigentliche Thema, wenn es um die Rente
geht.

Das Zweite, was ich Ihnen sagen muss: Sie haben die
Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie als Grund
dafür angeführt, dass die Rentner verzichten müssen,
und von ein paar Milliarden Euro gesprochen. Es tut mir
leid, aber wenn ich sehe, was wir hier für die Banken, für
die Rettung des Euros und sonst noch beschließen,


(Elke Ferner [SPD]: Mövenpick!)


dann muss ich sagen: Die höheren Ausgaben, die wir in
diesem Zusammenhang für die Rente hätten, sind Pea-
nuts. – Deshalb möchte ich sagen: Es geht hier in dieser
Debatte um die soziale Gerechtigkeit und nicht um die
Steigerung der Konkurrenzfähigkeit der deutschen In-
dustrie. Das müssen Sie berücksichtigen.

Ich habe kein einziges Argument und auch keine ein-
zige Zahl von Ihnen gehört – auch aus Ihrer Antwort auf
unsere Anfrage geht das nicht hervor –, womit Sie be-
gründen könnten, dass die Rente mit 67 richtig ist.


(Beifall bei der LINKEN – Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Das war eine Kurzintervention zu zwei Reden!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705604700

Herr Fuchtel möchte nicht reagieren.


(Elke Ferner [SPD]: Sensationell! Wenn er nicht ablesen kann, dann sagt er nichts!)


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(C (D eswegen gebe ich dem Kollegen Dr. Heinrich Kolb für ie FDP das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rau Kollegin Ferner, ich habe bei Ihrer Rede vermisst, u hören, wie Sie es jetzt mit der Rente mit 67 halten; (Elke Ferner [SPD]: Das habe ich Ihnen doch gesagt!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705604800

enn der Wahrheit zuliebe muss man hier einmal festhal-
en: Die Rente mit 67 ist die Erfindung eines SPD-

inisters gewesen.


(Anton Schaaf [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! – Elke Ferner [SPD]: Das ist eine Lüge! Sie lügen, ohne rot zu werden!)


Ich war zwar nicht dabei, aber es ist damals umfang-
eich dokumentiert worden, dass Franz Müntefering vor
iner Kabinettssitzung nachdrücklich auf die Kanzlerin
ingewirkt hat, mit dem Ziel, eine Erhöhung des Regel-
enteneintrittsalters herbeizuführen.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Starker Arbeitsminister! Er konnte das! – Elke Ferner [SPD]: Unsinn!)


Frau Kollegin Ferner, wenn das anders war, dann kön-
en Sie das hier ja erklären. Meine Erinnerung ist so,
nd deswegen hätte es Ihnen als SPD-Fraktion im Deut-
chen Bundestag gut angestanden, entweder zu sagen:
Wir halten weiter an unserer damaligen Erkenntnis
est“,


(Otto Fricke [FDP]: Weil es gut war!)


der zu sagen: „Wir sind davon abgerückt“. – Es wäre
icht überraschend, wenn Sie davon abrücken würden,
eil Sie ja versuchen, wenn ich das richtig sehe, die ge-

amte Agenda 2010 Zug um Zug zurückzunehmen. Ihrer
rheberschaft werden Sie hier aber nicht ledig.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705604900

Herr Kolb, möchten Sie eine Zwischenfrage der Kol-

egin Ferner zulassen?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705605000

Selbstverständlich, ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705605100

Bitte schön.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1705605200

Ich bin so nett und verlängere Ihnen Ihre Redezeit. –

ch stelle Ihnen eine kurze Frage, die Sie auch ganz kurz
eantworten können.


(Otto Fricke [FDP]: Nein, das kann er selber entscheiden!)







(A) )


)(B)


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705605300

Ja, mal schauen.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1705605400

Stimmen Sie mir zu, dass im Wahlprogramm der

CDU und der CSU im Jahre 2005 das Thema „Anhe-
bung des Renteneintrittsalters“ stand und im Wahlpro-
gramm der SPD nicht?


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Das ist kein Gegenargument! – Otto Fricke [FDP]: Das ist ja noch schlimmer! Das ist ja wie bei der Mehrwertsteuererhöhung!)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705605500

Frau Kollegin Ferner, ich habe nicht die Wahlpro-

gramme aller Parteien der vorletzten Bundestagswahl im
Kopf. Das hat keiner hier in diesem Hause; das muss
man ehrlicherweise sagen.

Ich weiß aber noch, wer wie abgestimmt hat, bevor
die Rente mit 67 ins Bundesgesetzblatt aufgenommen
wurde:


(Elke Ferner [SPD]: Danach habe ich nicht gefragt!)


Die SPD und die Union haben dafür gestimmt, die FDP
und andere Fraktionen in diesem Haus haben dagegen
gestimmt. – Das war so, und daran kann ich mich noch
sehr gut erinnern. Sie bleiben hier also verhaftet, ob Sie
das wollen oder nicht.


(Elke Ferner [SPD]: Das habe ich auch nicht bestritten!)


Ich will jetzt gerne auf den Antrag der Linken zu
sprechen kommen. Herr Kollege Ernst, Sie haben hier
eine Situationsbeschreibung hinsichtlich der Erwerbs-
teilhabe älterer Menschen vorgenommen. Als Mo-
mentaufnahme ist sie natürlich richtig. Man muss aber
auch sagen: Sie ist natürlich auch das Ergebnis politi-
scher Entscheidungen der Vergangenheit, und wir sind
im Moment dabei, umzusteuern.

Wir haben die Möglichkeit, in geförderte Altersteil-
zeit zu gehen, abgeschafft. Das wird perspektivisch na-
türlich zu einem deutlichen Anstieg der Erwerbsbeteili-
gung in dieser Altersklasse führen. Diejenigen, die schon
vor wenigen Jahren in Altersteilzeit gegangen sind,
kommen in der aktuellen Statistik aber natürlich nicht
vor.


(Elke Ferner [SPD]: Sie sind doch im Arbeitsverhältnis!)


– Ja, sie sind nicht mehr dabei.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Das erhöht den Anteil der Quote!)


– Ja, den Anteil der Quote, aber trotzdem sind sie aus
dem Erwerbsleben bzw. aus der aktiven Phase ausge-
schieden; das muss man doch sehen.

Deswegen ist es wichtig und richtig gewesen, dass
wir hier jetzt einen Paradigmenwechsel vorgenommen
haben. In den letzten Jahren war es in den Betrieben an-

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(C (D esagt, ältere Arbeitnehmer irgendwie in den vorgezogeen Ruhestand zu schicken. Wir halten das für falsch. ir haben das schon immer für falsch gehalten, weil äl ere Arbeitnehmer Erfahrungsträger sind. Sie haben eine ohe soziale Kompetenz und technisches Wissen. Sie ind für die Unternehmen unverzichtbar. Deswegen habe ich schon vor Jahren – das können ie nachlesen – einen Paradigmenwechsel bei den Maagern gerade der DAX-Unternehmen gefordert und daauf hingewiesen, dass wir umsteuern müssen. Ältere rbeitnehmer müssen die Chance haben, länger dabei ubleiben. Denn die niedrige Erwerbsquote ist auch das onkrete Ergebnis aktiver Entscheidungen in deutschen nternehmensleitungen gewesen. Das wollen wir änern. Auf diesem Weg befinden wir uns. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Erwerbsquote nimmt zu. 57,1 Prozent der 55- bis
4-Jährigen sind zurzeit in Arbeit. Damit liegen wir
eutlich oberhalb der Lissabon-Ziele. Wir werden den
nteil weiter erhöhen. Denn eines ist klar – das sage ich
hne Wenn und Aber, auch wenn wir damals in diesem
ause gegen die Rente mit 67 gestimmt haben –: Wenn
ir länger leben, dann werden wir auch länger arbeiten
üssen.


(Zurufe von der FDP: Ja!)


Fraglich ist nur – darauf haben wir damals schon hin-
ewiesen –, ob man es mit einem festen Renteneintritts-
lter angeht, oder ob es besser ist, die Menschen auf der
asis einer eigenen freien Entscheidung möglichst lange

m Erwerbsleben zu halten. Es war doch in den Unter-
ehmen so, dass etwa einem 60-Jährigen eingeredet
urde, in den Vorruhestand zu gehen, um einem Jünge-

en Platz zu machen, der vielleicht nachrücken würde,
as in vielen Fällen aber gar nicht geklappt hat.


(Elke Ferner [SPD]: Wer hat denn dies damals beschlossen, Herr Kolb? Da waren Sie Staatssekretär!)


Ich glaube, es ist besser, wenn sich der Beschäftigte
elbst fragt, ob er mit Anfang 60 noch ein Jahr länger ar-
eiten möchte, und ihn dann selbst entscheiden zu las-
en. Das wird im Ergebnis – das bestätigen Erfahrungen
n den skandinavischen Ländern, auch wenn einige Kol-
egen von den Linken das nicht glauben wollen – zu ei-
er deutlich höheren Erwerbsbeteiligung führen.

Unser Angebot an diese Menschen ist: Wir wollen ei-
en flexiblen Übergang gewährleisten. Dabei freue ich
ich, Frau Ferner – in diesem Zusammenhang trifft das
prichwort „Steter Tropfen höhlt den Stein“ zu –, dass
ie SPD offensichtlich einige Teile unseres Konzeptes
bernommen hat.

Wir wollen, dass man mit 60, wenn man grundsiche-
ungsfrei ist – das ist beileibe keine hohe Anforderung,
eil auch die private bzw. betriebliche Altersvorsorge
erücksichtigt werden soll; auch für Bedarfsgemein-
chaften soll das geprüft werden –, mit einer Voll- oder
eilrente in den Ruhestand gehen kann. Gleichzeitig sol-

en alle Zuverdienstgrenzen entfallen. Denn es ist nicht





Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )


)(B)

nachzuvollziehen, warum jemand, der eine Vollrente be-
zieht, nach heutiger Rechtslage nur 400 Euro hinzuver-
dienen kann. Es gibt viele Menschen, die in den Vorru-
hestand gegangen sind, aber dann feststellen, dass sie
gerne noch ein oder zwei Jahre arbeiten würden, und
zwar zu einem höheren Verdienst als 400 Euro, weil sie
sich noch nicht zum alten Eisen zählen. Das ist derzeit
nicht möglich, und das wollen wir ändern. Das ist unser
innovativer Ansatz.

Wenn es die Mehrheitsfindung in diesem Hause er-
leichtert, können wir gerne mit einer Verbesserung der
Teilverrentungsmöglichkeiten anfangen. Man muss aber
ehrlicherweise berücksichtigen, dass der Bürokratieauf-
wand bei der Berechnung der Zuverdienste bei Teilren-
ten sehr hoch ist, was die Akzeptanz in der Praxis deut-
lich reduziert. Warum soll aber nicht jemand, der eine
Teilrente bezieht, unbegrenzt hinzuverdienen können?
Die Menschen in unserem Land sind längst so weit. Das
habe ich auf vielen Veranstaltungen erlebt, auf denen ich
unser Konzept erläutert habe. Sie wollen den flexiblen
Rentenzugang, und sie wollen als Rentner selbst ent-
scheiden können, wie viel sie noch arbeiten. Das sollten
wir den Menschen ermöglichen.

Ich komme zum Schluss. Die Altersarmut ist Gott
sei Dank derzeit kein Massenphänomen. Es ist kein gro-
ßes Problem.


(Anton Schaaf [SPD]: Es ist ein absehbares Problem!)


Aber es verschärft sich.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 14 Prozent!)


Der Normalfall wird aber auch weiterhin ein ausreichen-
des Alterseinkommen sein, jedenfalls dann, wenn man
nicht allein von der gesetzlichen Rente ausgeht, sondern
vom Zusammenwirken von gesetzlicher Rente und pri-
vater und betrieblicher Altersvorsorge.

Ich bitte Sie, die Zahlen im Alterssicherungsbericht
2005 der Bundesregierung zur Kenntnis zu nehmen. Der-
zeit beziehen 2,5 Prozent der über 65-Jährigen Leistungen
der Grundsicherung. Künftig werden es 8 bis 9 Prozent
sein. Sie, Herr Strengmann-Kuhn, haben „14 Prozent“
dazwischengerufen, das ist ein sehr pessimistisches
Szenario.

Die richtige Antwort darauf heißt Prävention statt
nachsorgender Kompensation. Prävention ist besser. Wir
müssen junge Menschen ermutigen, beizeiten eine ei-
gene Zusatzvorsorge über die gesetzliche Rente hinaus
anzustreben, und ihnen garantieren, dass sie im Alter da-
von profitieren, indem ihnen Anrechnungsfreibeträge für
private und betriebliche Altersvorsorge gewährt werden.


(Elke Ferner [SPD]: Sie müssen erst mal Arbeit haben, Herr Kolb!)


Das ist der richtige Weg.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705605600

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.

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(C (D Ich sehe, Frau Präsidentin, dass meine Redezeit zu nde ist. Ich bedanke mich sehr für Ihre Aufmerksameit. Der Kollege Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn hat jetzt as Wort für Bündnis 90/Die Grünen. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN)

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705605700

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705605800
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Herr Ernst, Ihre Rede hat einmal mehr deutlich
emacht, wo der Unterschied zwischen Ihnen und uns
rünen liegt: Während Sie rückwärtsgewandt und so-

ialstaatskonservativ zu einem Sozialstaat der Vergan-
enheit zurückwollen, sind wir der Zukunft zugewandt


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hey! Den Text kenne ich doch irgendwoher!)


nd wollen den Sozialstaat reformieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir alle leben im Durchschnitt immer länger und le-
en auch immer länger gesünder. Das ist auch gut so.
ehmen Sie das doch einmal zur Kenntnis!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die längere Lebenserwartung führt – neben der ge-
unkenen Geburtenquote – dazu, dass der Anteil der Al-
en in der Gesellschaft steigt. Wir stellen uns dieser
erausforderung, während die Linke zurück zum Sozial-

taat der 1980er-Jahre will. Die Linke ist die Partei der
ergangenheit – die Grünen sind die Partei der Zukunft!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit bei der LINKEN)


Gleichzeitig sind die Grünen auch die Partei der öko-
omischen Vernunft. Wir wissen nämlich, dass eine Ver-
ängerung der Lebensarbeitszeit gleich zwei gute Wir-
ungen für die Rentenversicherung hat: Auf der einen
eite werden länger Beiträge gezahlt und die Einnahmen
er Rentenversicherung gesteigert. Auf der anderen
eite ist eine längere Lebensarbeitszeit gut für die Aus-
abenseite, weil weniger lang Renten gezahlt werden.
ufgrund dieser doppelten Wirkung ist eine Verlänge-

ung der Lebensarbeitszeit besonders effektiv und eine
anz wichtige Stellgröße für die Finanzierung der Ren-
enversicherung in der Zukunft. Auch das sollten Sie,
err Ernst, endlich einmal zur Kenntnis nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE])


Und was volkswirtschaftlich gilt, gilt auch für jeden
inzelnen und jede Einzelne. Je länger gearbeitet wird,
esto höher sind die Renten.





Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn


(A) )


)(B)


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Haben Sie die Antwort der Bundesregierung gelesen, oder erzählen Sie jetzt Allgemeinplätze?)


– Ich habe ja noch ein paar Minuten.

Ich habe gerade über den Durchschnitt geredet, wir
wissen aber auch, dass nicht jede Person bis zu einem
Alter von 67 oder auch nur 65 Jahren arbeiten kann – das
beträfe also auch die Rente mit 65, die Sie ja wollen.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: 90 Prozent!)


Häufig haben gerade diejenigen, die früher in Rente ge-
hen, eine geringere Lebenserwartung. Das sollte auf der
rechten Seite des Plenums einmal zur Kenntnis genom-
men werden. Von diesen Personen mit einer kürzeren
Lebenserwartung, die früher in Rente gehen müssen, zu
verlangen, dass sie bis 67 arbeiten, wäre in der Tat zy-
nisch.

Die Alterung verläuft individuell sehr unterschied-
lich. Manche können mit 60 nicht mehr arbeiten, manche
können und wollen aber auch noch mit 75 oder älter ar-
beiten. Johannes Heesters arbeitet sogar noch mit über
100.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und sehr erfolgreich!)


Diesen individuellen Unterschieden muss ein Alterssi-
cherungssystem gerecht werden. Das ist für uns eine
ganz wichtige Voraussetzung für eine generelle Verlän-
gerung der Lebensarbeitszeit.

Wir wollen deswegen flexible Übergänge in den Ru-
hestand schaffen, über die die Menschen möglichst
selbstbestimmt entscheiden können, Herr Kolb.


(Zurufe von der FDP: Jawohl!)


Denn wir Grünen sind nicht nur die Partei der Zukunft
und der ökonomischen Vernunft, sondern wir sind auch
die Partei der Freiheit und Selbstbestimmung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP)


Aber im Gegensatz zur FDP wollen wir nicht nur Frei-
heit und Selbstbestimmung für die Besserverdienenden


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein!)


– Sie haben eben in Ihrer Rede schon wieder eine
Gruppe ausgeschlossen. Wir dagegen wollen das tat-
sächlich allen ermöglichen.


(Zuruf von der FDP: Das ist das Niveau von Herrn Ernst!)


Ich bin deswegen der Meinung, dass wir von einem
starren Renteneintrittsalter wegkommen sollten. Warum
sollten die Menschen nicht in der Tat selbst entscheiden,
wann sie in Rente gehen, ob sie ihre Rente nur teilweise
in Anspruch nehmen, ob sie ihre Arbeitszeit sofort ganz
reduzieren oder in Stufen?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gelb wirkt!)


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(C (D iese Entscheidung sollten wir den Menschen schon früer als mit 67 Jahren ermöglichen. Wir sollten es den Menschen aber gleichzeitig auch rmöglichen – und daran fehlt es im Moment noch –, änger zu arbeiten, und zwar jedem nach seinen Bedürfissen und jedem nach seinen Fähigkeiten. (Jutta Krellmann [DIE LINKE]: Jedem nach seinem Geldbeutel!)


ir wollen es den Menschen ermöglichen, früher – zu-
indest teilweise – in Rente zu gehen. Gleichzeitig muss

s sich auch lohnen, länger zu arbeiten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie ist das mit den Zusatzverdiensten?)


ie skandinavischen Länder haben mit dieser Kombi-
ation gute Erfahrungen gemacht – Herr Kolb hat eben
chon darauf hingewiesen,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uch wenn die skandinavischen Länder sonst nicht ge-
ade Ihr Vorbild sind; das muss man auch sagen. Dort
ibt es jedenfalls die Möglichkeit, früher in Rente zu ge-
en.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das kommt darauf an, welche Zeitphase Sie betrachten!)


Stellen Sie eine Zwischenfrage, und reden Sie nicht
ndauernd dazwischen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir unterstützen Sie doch! – Zuruf von der FDP: Wir sind begeistert!)


In Schweden gibt es die Möglichkeit, früher in Rente
u gehen. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, länger zu
rbeiten. Im Durchschnitt arbeiten die Schweden länger.
änger, aber weniger arbeiten wäre also das Motto.

Für uns ist eine stärkere Flexibilisierung des Renten-
intritts eine wichtige Voraussetzung für eine generelle
erlängerung der Lebensarbeitszeit. Von der Bundesre-
ierung haben wir dazu bisher noch nichts gehört. Auch
on Ihnen von der FDP habe ich in letzter Zeit keinen
ntrag dazu gesehen. Bringen Sie doch einen entspre-

henden Antrag ein, dann können wir konstruktiv da-
über diskutieren.

Für uns ist aber auch wichtig – das unterscheidet uns
on der FDP –, dass diejenigen, die früher aus dem Er-
erbsleben ausscheiden, nicht dafür mit einem höheren
rmutsrisiko bestraft werden. Wir wollen deshalb eine
arantierte Mindestrente – wir nennen das Garantie-
ente – für das Alter, die den Grundbedarf deckt. Wer
ehr als 30 Jahre versichert war, muss sich darauf ver-

assen können, dass er eine Rente erhält, die über dem
rundsicherungsniveau liegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Mehr als 30 Jahre?)


uch diesbezüglich gibt es von der Regierung nichts au-
er einem sehr kryptischen Satz in der Koalitionsverein-





Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn


(A) )


)(B)

barung. Im Gegenteil: Mit ihrem dreisten Griff in die
Rentenkasse durch das sogenannte Sparpaket wird die
Altersarmut ansteigen. Es handelt sich um über
2 Milliarden Euro. Frau Ferner hat das eben schon ange-
deutet. Das hat mit Sparen überhaupt nichts zu tun, weil
die Ausgaben der Rentenversicherung sogar noch stei-
gen werden und die Ausgaben der Kommunen für die
Grundsicherung ebenfalls. Das heißt, bezahlen müssen
es die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler und die
Kommunen. Das Ganze nennen Sie Sparen. Für uns
sieht Sparen anders aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705605900

Herr Strengmann-Kuhn, möchten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Fricke zulassen?


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705606000

Bitte schön.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1705606100

Herr Kollege, Sie haben darum gebeten, nachzufra-

gen, wenn man etwas, was Sie gesagt haben, nicht nach-
vollziehen kann oder nicht verstanden hat. Ich möchte,
dass Sie mir etwas erklären. Jemand, der 30 Jahre gear-
beitet hat, soll nach Ihrem Modell einen Anspruch auf
eine Grundrente haben? Habe ich das richtig verstanden?
Das heißt, jemand, der mit 16 Jahren angefangen hat, in
die Rentenkasse einzuzahlen, hat mit 46 Jahren einen
Anspruch auf die Grundrente. Ist es das, was Sie erklä-
ren wollen, oder was macht der Betreffende zwischen 46
und dem Renteneintrittsalter?


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind nicht für die Rente mit 46, um das klar zu sa-
gen.


(Otto Fricke [FDP]: Sie sprachen doch von 30 Jahren!)


Unsere Vorstellung ist, dass jemand ab 60 eine Teilrente
beziehen kann. In Schweden gibt es eine Garantierente
ab 65, also ab dem üblichen Renteneintrittsalter. Wir
wollen einen Einstieg für die langjährig Versicherten
schaffen. Wir wollen denjenigen, die 30 Jahre in die
Rentenkasse eingezahlt haben, ein Minimum garantie-
ren.

Ich möchte einen Satz im Koalitionsvertrag anführen,
weil er so schön ist:

Deshalb wollen wir, dass sich die private und be-
triebliche Altersvorsorge auch für Geringverdiener
lohnt und auch diejenigen, die ein Leben lang Voll-
zeit gearbeitet und vorgesorgt haben, ein Altersein-
kommen oberhalb der Grundsicherung erhalten, das
bedarfsabhängig und steuerfinanziert ist.

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(C (D lles klar? Warum ist das Ganze so merkwürdig formuiert? Weil sich auch hier Union und FDP wieder nicht inig sind, weil sie unterschiedliche Konzepte haben. err Kolb hat das eben angedeutet. Von der CDU/CSU ommt vielleicht nachher noch eine Aussage zur Altersrmut. Was ist die Lösung? Sie bilden wieder einmal ine Kommission, die angeblich 2012 Ergebnisse vorleen soll. Mehr ist über dieses Geheimgremium bisher icht zu erfahren. Wir haben eine Kleine Anfrage getellt. Es wurde nicht geantwortet, wann mit Ergebnissen u rechnen ist, wie die Kommission zusammengesetzt st, und es ist nicht zu erfahren, wie der merkwürdige atz, den ich eben vorgelesen habe, zu interpretieren ist nd welche Vorschläge im Einzelnen von dieser Komission behandelt werden sollen. Also gibt es wieder inmal, wie wir es von dieser Regierung kennen, nichts ls heiße Luft und leere Ankündigungen. Kosten soll das anze auch nichts – das habe ich einem Bericht der Pas auer Neuen Presse entnommen; die weiß offensichtlich ehr als wir –, weder zusätzliche Beitragsmittel noch teuermittel. Sie müssen mir einmal erklären, wie Sie amit eine armutsfeste Rente finanzieren wollen. Wir Grünen wollen, dass die Rente mit 67 keine Renenkürzung durch die Hintertür wird. Das wollen wir erhindern. (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Ist sie doch schon längst!)


eswegen wollen wir sicherstellen – das ist der entschei-
ende Punkt –, dass diejenigen, die länger arbeiten wol-
en, dies auch können. Wenn das nicht der Fall ist, dann
äre es in der Tat eine Rentenkürzung durch die Hinter-

ür. Wir haben aber noch etwas Zeit. Die stufenweise
inführung fängt erst im Jahr 2012 an. Die Rente mit 67
ilt für meinen Jahrgang erst im Jahr 2029.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wann waren Sie das letzte Mal in einem Schichtbetrieb?)


Hören Sie mir doch einmal zu! –


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Machen wir!)


Gut, wunderbar. – Wir müssen sicherstellen, dass die-
enigen, die länger arbeiten wollen, dies auch können.
as ist eine Frage der Gesundheit und der Arbeitsbedin-
ungen. Deswegen brauchen wir insbesondere eine Ge-
undheitspolitik, die mehr auf Prävention setzt, damit
ir nicht nur länger leben, sondern auch länger gesund
leiben. Wir brauchen Arbeitsplätze, die die Menschen
icht kaputtmachen. Wir brauchen gute Arbeit und nicht
rbeit um jeden Preis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist richtig!)


Das ist richtig, aber dazu hätte ich gerne einige Vor-
chläge von Ihnen. –

Außerdem gehören dazu sowohl alters- als auch al-
ernsgerechte Arbeitsplätze, also Arbeitsplätze, die da-
urch gekennzeichnet sind, dass sich die Arbeitsbedin-
ungen und die Arbeitszeit dem zunehmenden Alter der





Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn


(A) )


)(B)

Beschäftigten anpassen. Hier sind vor allem die Arbeit-
geber in der Pflicht. Der Jugendwahn, der in vielen Un-
ternehmen immer noch vorherrscht, muss endlich been-
det werden.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist auch richtig!)


Diejenigen, die arbeiten können und wollen, müssen
auch einen Arbeitsplatz finden. Wichtig ist also die Ent-
wicklung auf dem Arbeitsmarkt. Wie die Antwort auf
die Große Anfrage zeigt, gibt es hier durchaus Fort-
schritte: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Be-
schäftigten an der Gruppe der 60- bis 65-Jährigen hat
sich von 2000 bis 2008 immerhin verdoppelt, nämlich
von 10,7 Prozent auf 21,5 Prozent. Das ist nicht allzu
viel: Nur ein Fünftel der 60- bis 65-Jährigen hat eine
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Bei den
64-Jährigen sind es gerade einmal – Herr Ernst hat schon
darauf hingewiesen – 10 Prozent, die sozialversiche-
rungspflichtig beschäftigt sind. Auch das ist kein großer
Fortschritt.

Wenn Erwerbstätige und Arbeitslose zusammenge-
zählt werden, sieht man, dass es zwar Fortschritte gibt
– die Erwerbsquote der 60- bis 64-Jährigen ist von
21,5 Prozent auf 37,8 Prozent gestiegen; auch das ist im-
merhin fast eine Verdoppelung –, aber selbst bei den
Männern lag die Erwerbsquote immer noch unter
50 Prozent. Das Glas ist also vielleicht gerade einmal
halb voll.

Es ist noch einiges zu tun, und die Zeit bis 2012 wird
in der Tat langsam knapp. Wir Grünen wollen längeres
Arbeiten und einen flexibleren Übergang in den Renten-
eintritt ermöglichen – im Interesse der Menschen und im
Interesse der Rentenversicherung. Wir wollen deswegen
keine Rückkehr zur Rente mit 65. Eine bedingungslose
Zustimmung zur Anhebung der Altersgrenze ab 2012
wird es mit uns aber auch nicht geben. In diesem Sinne
sind wir gespannt auf den Bericht der Bundesregierung
im November. Wir werden ihn genau prüfen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705606200

Für die Unionsfraktion spricht jetzt der Kollege Paul

Lehrieder.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1705606300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Lieber Kollege Ernst, es ist jammer-
schade, dass Sie der demografischen Entwicklung aus
Zeitgründen nicht mehr Aufmerksamkeit widmen konn-
ten, als Sie es in Ihrer Rede letztendlich getan haben. Es
wäre vielleicht besser gewesen, manche Ihrer Vorbemer-
kungen hier einfach hintanzustellen und erst einmal auf
die Demografie zu schauen. Es ist richtig – Kollege
Strengmann-Kuhn hat es bestätigt, auch die Kollegen
Vorredner haben es getan –: Wir gewinnen von Genera-

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(C (D ion zu Generation drei Lebensjahre hinzu. Das heißt, ie werden wahrscheinlich drei Jahre älter als Ihr Vater, hre Kinder werden wahrscheinlich älter als Sie selbst. an kann also von gewonnenen Lebensjahren sprechen. m der demografischen Entwicklung gerecht zu weren, muss ein Teil der drei gewonnenen Lebensjahre in er Berufstätigkeit verbracht werden. Wir alle kennen rüstige, fitte Rentner. Es gibt auch elche, die mit 60 nicht mehr arbeiten können; auch das ill ich nicht verhehlen. Darauf komme ich nachher och zu sprechen. Kollege Strengmann-Kuhn hat zu echt auf die Beschäftigungsbedingungen, auf arbeitsedizinische Aspekte etc. hingewiesen. Es gibt überall ositive Beispiele dafür, dass man mit weit über 50 auch mit 60 oder 70 – noch leistungsfähig ist. Dafür ibt es auch hier im Bundestag Beispiele. In der Partei ie Linke gibt es jemanden, der sich schon zurückgezoen hatte. Einst hat er sich mit seinem Söhnchen auf dem alkon präsentiert. Als er merkte, dass ihm das eigent ich zu wenig ist, dass er wieder ins Berufsleben einsteien will, hat er sich wieder zur Verfügung gestellt. Schaue ich mich in dieser Runde um, dann sehe ich ynamische, braungebrannte junge Männer. Ich nehme rgendeinen heraus: Zufällig fällt mein Blick auf Sie, err Ernst. Wenn der Kürschner nicht lügt, werden Sie n diesem Jahr 56. Vor wenigen Wochen sind Sie zum arteivorsitzenden der Linkspartei gewählt worden. Das eißt, auch Sie erwarten natürlich, dass bei Ihnen – Sie efinden sich in der Blüte Ihres Lebens – noch einiges assiert. Das ist in der Bevölkerung insgesamt so. Das ollte man den Menschen, bitte schön, ebenfalls sagen. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nehmen Sie mal den Bundeswirtschaftsminister! Seit er 65 ist, läuft der zur Hochform auf!)


Auch bei der FDP gibt es positive Beispiele. Was ich
eschreibe, gilt parteiübergreifend. Lieber Herr Kolb,
ch danke für Ihren Zwischenruf. Ich erinnere auch an
nseren Kollegen Riesenhuber. Es gibt also wirklich
itte, dynamische Personen, die an diesem Podium oft
och mehr Leben entfalten als manche jüngere.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eines verstehe ich nicht, Herr Ernst; ich muss noch
inmal auf Ihre Rede eingehen. Sie haben vorhin etwas
on einem Zuwachs des BIP in Höhe von 1,6 Prozent er-
ählt. Der Kuchen, der in 20 Jahren verteilt werden
önne, sei automatisch größer; deshalb brauchten wir
eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Sie müssen
och wissen: Der Kuchen wird erst in 20 Jahren von den
eitragszahlern gebacken, die dann auf dem Arbeits-
arkt tätig sind. Um der demografischen Fehlentwick-

ung gegenzusteuern, zahlen wir jetzt schon 81 Milliar-
en Euro aus Steuermitteln in die Rentenkasse ein. Sonst
ürde es schon jetzt nicht mehr funktionieren.

Im selben Atemzug haben Sie gesagt, die Bankenhilfe
ei nicht das Richtige gewesen. Ich entgegne: Wenn die
roße Koalition vor eineinhalb Jahren nicht so deutlich
nd kräftig gegengesteuert hätte, wäre ein Wachstum
on 1,6 Prozent natürlich völlig illusorisch gewesen.
as muss man fairerweise dazusagen. Sie sprachen da-





Paul Lehrieder


(A) )


)(B)

von, dass es immer weiter wächst, vergaßen aber zu er-
wähnen, dass man die Voraussetzungen für das Wachs-
tum auch sichern muss.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, Politik und Wirt-
schaft – hierauf haben die Vorredner zum Teil ebenfalls
schon hingewiesen – stehen auch in Zukunft vor großen
Herausforderungen, wenn es darum geht, ältere Men-
schen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und das System
der gesetzlichen Rentenversicherung zu stabilisieren.
Die Große Koalition hat hier gerade mit der Rente mit 67
– Müntefering sei Dank; jetzt könntet ihr einmal klat-
schen, lieber Anton Schaaf – und der Initiative „50 plus“
entscheidende Weichen gestellt. Die positiven Effekte
dieser Maßnahmen sind eindeutig zu erkennen und mit
Zahlen zu belegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


– Danke.

Nicht nur die Anfrage der Linken ist groß, auch die
Antwort der Bundesregierung auf die immerhin
234 Einzelfragen ist mit 139 Seiten besonders umfang-
reich. Sehen Sie mir deshalb bitte nach, dass ich mich
heute auf die Beschäftigungssituation der Älteren als
Schwerpunkt konzentriere.

Die in den Antworten der Bundesregierung vorge-
brachten Fakten widerlegen das von den Linken in ihrer
Einleitung beschworene Schreckgespenst von Arbeits-
losigkeit und Armut als Folge der Rente ab 67. Die Bun-
desregierung legt ihrer Antwort auf diese Anfrage ja
auch eine große Zahl sehr aussagekräftiger Statistiken
bei – auf immerhin noch einmal 146 Seiten. Ich verweise
insbesondere auf die Tabellen auf den Seiten 111, 115,
119 und 125. Kollege Strengmann-Kuhn hat in seiner
Vorrede hier bereits einige Zahlen zitiert. Ich lese das
nicht noch einmal vor. In dieser Richtung ist schon viel
positive Entwicklung festzustellen.

Liebe Kollegen von der Linken, schon bei der Abfas-
sung Ihrer Anfrage wussten Sie vermutlich sehr genau,
dass das Ergebnis nicht Ihrem Weltbild entsprechen
würde.


(Lachen bei der LINKEN)


Warum sonst schreiben Sie auf Seite 2: „Es ist aller-
dings zu erwarten, dass die Bundesregierung diese Er-
kenntnisse“ – Altersarmut folgt auf Rente mit 67 –
„ignorieren und sich bei der Überprüfung auf ihr ge-
nehme Indikatoren konzentrieren wird“?

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, die Linken sind
wieder einmal auf einer Insel isoliert. Das dürfte jedem
klar sein, der gestern die Berichterstattung in den Me-
dien verfolgt hat. Liebe Frau Präsidentin, mit Ihrem ge-
schätzten Einverständnis darf ich zitieren:

EU-Kommission für späteres Renteneintrittsalter

Bei der Vorstellung eines Diskussionspapiers

(„Grünbuch“) zur Sicherung der Renten- und Pen-

sionssysteme“ sagte Sozialkommissar László Andor
am Mittwoch, es bestehe jetzt die Wahl, entweder
im Ruhestand über ein geringeres Einkommen zu
verfügen, die Beiträge zur Altersvorsorge zu erhö-

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(C (D hen oder, was er befürworte, mehr und länger zu arbeiten. Das ist eine Tendenz, die europaweit erkannt wird – ur bei den Linken nicht. ogar die Franzosen wagen sich vorsichtig heran und geen von 60 Jahren auf 62 Jahre. Wozu das führt, haben wir vor wenigen Wochen in iesem Haus diskutiert. Wenn man wie jetzt großzügig ohltaten verteilt – Griechenland hat das mit seinen rühpensionierungen ein Stück weit getan –, hat man naürlich in Kürze hier das finanzielle Debakel auszugleihen. Dann besteht für die nächste Generation eben keierlei Planungssicherheit. In diesem Fall brauchen wir in 0 Jahren über Altersarmut nicht zu reden. Dann haben ir einen Systemwechsel – den Sie möglicherweise wol en, was ich nicht unterstellen will, den aber mit Sichereit die Mehrheit in diesem Hause – toi, toi, toi! – nicht ill. Meine Damen und Herren, aus einem Dokument der U geht hervor, dass derzeit auf jeden Bürger im Alter on über 65 Jahren vier Bürger im erwerbsfähigen Alter ommen. Bis zum Jahr 2060 droht sich dieses Verhältnis uf eins zu zwei zu verschlechtern. Ferner heißt es, dass wischen 2001 und 2008 das tatsächliche Renteneintrittslter im Durchschnitt der 27 EU-Staaten von 59,9 auf mmerhin 61,4 Jahre erhöht wurde. Am niedrigsten liegt s in Rumänien mit 55 Jahren, am höchsten in Irland mit 4,1 Jahren. Liebe Kollegen, die Erwerbsquote Älterer hat in den etzten Jahren bereits um über 10 Prozentpunkte zugeommen. Die Vorredner haben schon darauf hingewieen; ich kann es mir ersparen, das zu wiederholen. Das derzeit gültige Lissabon-Ziel, das eine Erwerbsätigenquote für die Altersgruppe der 55bis 65-Jährigen on 50 Prozent vorsieht, sollte bis 2010 erreicht werden. Deutschland übertrifft diese Zielvorgabe bereits seit em zweiten Quartal 2007. Auch bedingt durch das nde der Frühverrentungspraxis ist die Erwerbstätigenuote bei den über 55bis 65-Jährigen von 45,4 Prozent m Jahr 2005 auf mittlerweile 57,1 Prozent im vierten uartal 2009 gestiegen. In absoluten Zahlen: Im Jahresurchschnitt waren 2008 circa 5,2 Millionen Personen wischen 55 und 65 Jahren erwerbstätig – gegenüber ,3 Millionen im Jahr 2000. Zum Vergleich: Die Ererbsquote, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, nahm on 74,6 Prozent im Jahr 2000 auf 79,8 Prozent der Beölkerung im Jahr 2008 zu. Aus Zeitgründen will ich jetzt einen Teil meines vorereiteten Manuskripts weglassen. Ich darf aber darauf inweisen: Das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn ir dafür sorgen, dass unsere Mitbürger im Alter in ordungsgemäßen Arbeitsverhältnissen und einigermaßen esund diese Leistungen erbringen können. Dazu müsen die Arbeitsbedingungen zunehmend altersund al Paul Lehrieder )


(Zuruf von der LINKEN: Bis 70!)


(Lachen bei der LINKEN)


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Toi, toi, toi!)





(A) )

ternsgerecht gestaltet werden. Frau Kollegin Ferner, in
dem Punkt haben Sie recht. Vieles von dem, was Sie ge-
sagt haben, war nicht richtig, aber damit haben Sie recht
gehabt. Auch der Kollege Strengmann-Kuhn hat das hier
zutreffend ausgeführt.


(Zuruf der Abg. Elke Ferner [SPD])


– Wir werden im Ausschuss darüber diskutieren.

Mit aktivem Arbeitsschutz, gezielter Prävention und
entsprechender Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung
lässt sich die betriebliche Praxis anpassen. Herr Kollege
Ernst, Sie haben danach gefragt, wie ein Dachdecker auf
einen anderen Arbeitsplatz kommen soll. In größeren
Unternehmen ist es durchaus möglich, andere Arbeits-
plätze für Ältere zu finden, im Bereich Lager, Logistik
etc. Ich kenne keinen Unternehmer, der, wenn er 10, 15,
20 Leute hat, den Ältesten auf die höchste Dachspitze
schickt. Halten Sie unsere Unternehmer nicht für so
blöd! Die sind intelligent und passen da schon auf.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Frau Präsidentin
macht sich in meinem Rücken dezent bemerkbar. Ich be-
danke mich für die Aufmerksamkeit, darf aber noch auf
eines hinweisen: Herr Strengmann-Kuhn, Sie haben aus
unserem Koalitionsvertrag zitiert. Darin steht auch, dass
der Bericht der Bundesregierung zur demografischen
Lage und künftigen Entwicklung des Landes im
Jahr 2011 vorgelegt wird. Dann wird er hier ausgiebig
diskutiert. Das ist ein Thema, das uns die nächsten Jahre
dauernd beschäftigen wird; da teile ich Ihre Auffassung.
Da werden wir in Kontakt bleiben. Da werden wir im
Gespräch bleiben. Bis dahin wünsche ich uns allen, die
wir hier sitzen, ein gesundes Älterwerden.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705606400

Anton Schaaf hat jetzt das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1705606500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zur Er-

innerung für alle, die gefragt haben, wie die SPD mit der
Rente mit 67 umgehen will: Wir haben das RV-Alters-
grenzenanpassungsgesetz in Gänze beschlossen und
nicht nur diesen einen Punkt. Darin ist die Überprü-
fungsklausel ein eigener Paragraf. Wir debattieren
heute, wie wir mit dieser Überprüfungsklausel umgehen
wollen; das ist die entscheidende Frage.


(Beifall bei der SPD)


Ich habe nun vernommen, wie die Bundesregierung
mit dieser Überprüfungsklausel umgehen will, und bin
an der Stelle ziemlich erschrocken. Wie gesagt, sie ist
Bes
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1705606600
Die
wird ab 2012 kommen – unabhängig von dieser Über-
prüfungsklausel. Das ist das, was wir als Opposition in

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(C (D iesem Hause kritisieren. Wir nehmen Gesetze in Gänze rnst und nicht nur partikular. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, zum Thema Beitragssätze sollte
an sich als Regierungsmitglied sehr zurücknehmen. Im
ereich Gesundheit halten Sie die Beitragssätze und die
elastung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so-
ie Arbeitgeber für so wichtig und sagen, da dürfe nicht

o viel passieren; gleichzeitig aber will die Bundesregie-
ung die Beitragssätze erst einmal erhöhen.

Was Sie bei den Beiträgen für Langzeitarbeitslose zur
entenversicherung vorhaben, ist nichts anderes als eine
eitragssatzerhöhung für Arbeitnehmerinnen und Ar-
eitnehmer sowie Arbeitgeber. Eigentlich war geplant,
ass die Schwankungsreserve genutzt wird, um den Bei-
ragssatz zu senken; dazu sollte sie abgeschmolzen wer-
en. Sie werden aber die Beitragssätze für die Renten-
ersicherung nicht senken können, wenn Sie für die
rbeitslosen kein Geld mehr in die Rentenversicherung

inzahlen. Das heißt, Sie nehmen Arbeitnehmerinnen
nd Arbeitnehmern das Geld, um Ihre Sparpolitik zu fi-
anzieren. Das ist die Tatsache, die dahintersteht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat die SPD doch auch schon mal gemacht, oder?)


eden Sie mir nicht über Beitragssätze und Beitragssatz-
tabilität! Das ist nicht in Ordnung!

Herr Kolb, wenn ich mich recht entsinne, dann sind,
as die Frühverrentung angeht, alle Dämme gebrochen,

ls Sie in Regierungsverantwortung waren.


(Elke Ferner [SPD]: Als er Staatssekretär war!)


ie Vorruhestandsmodelle hat die Kohl-Regierung und
eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung auf
en Weg gebracht.


(Beifall bei der SPD)


ie waren damals als Staatssekretär Mitglied der Bun-
esregierung. Sie haben die Dämme geöffnet und haben
ich anschließend über die Wirkung beklagt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir waren aber auch die Ersten, die den Kurswechsel einleiten wollten! – Otto Fricke [FDP]: Die einen lernen, die anderen verlernen!)


Wie ist denn die Situation auf dem Arbeitsmarkt für
ie Älteren jetzt tatsächlich? Kann es nicht sein, meine
amen und Herren der Regierungskoalition, dass das
uslaufen der Vorruhestandsregelungen unmittelbar da-
it zu tun hat, dass die Beschäftigungsquote Älterer et-
as besser geworden ist,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist die Frage nach der Henne und dem Ei!)






Anton Schaaf


(A) )


)(B)

dass also die Beschäftigungssituation Älterer insgesamt
etwas besser geworden ist, weil sie eben nicht mehr so
schnell aus den Betrieben hinausgedrängt werden kön-
nen? Mit der arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Situa-
tion, die hier zu betrachten ist, hat das aber definitiv
nichts zu tun. Der entscheidende Indikator ist doch: Wie
viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen un-
mittelbar aus der Beschäftigung in eine abschlagsfreie
Rente? Diese Quote muss man sich genau anschauen.
Ich sage Ihnen: Sie tun an dieser Stelle überhaupt nichts.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was hat denn die SPD auf den Weg gebracht?)


– Herr Kolb, wir haben zum Beispiel die Initiative
„50 plus“ auf den Weg gebracht, mit der wir die Situa-
tion der Älteren deutlich verbessert haben. Sie ist ja auch
zum Teil fortgeführt worden.

Die Frage ist doch, ob sich die Situation der Älteren
tatsächlich verbessert hat. Da hat der Kollege Ernst
recht: Die Menschen gehen derzeit mit durchschnittlich
63 Jahren in Rente. Im Moment ist nicht absehbar, was
diese Regierung plant, damit man länger im Arbeitsle-
ben verweilen kann.


(Elke Ferner [SPD]: Die wissen das selber noch nicht!)


Da hilft die Aussage der Ministerin von der Leyen
„Wenn jemand 40 Jahre Maurer, Zimmermann oder
Müllmann war, dann kann er am Ende noch einmal et-
was anderes machen“ überhaupt nicht; denn es fehlt eine
Aussage darüber, was diese Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmer am Ende ihres Arbeitslebens anderes ma-
chen sollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Etwa die von Ihnen geplante Bürgerarbeit? Vielleicht
wollen Sie sie aus diesem Grund einführen. Nein, diese
Frage ist noch nicht beantwortet.

Sie haben zur Humanisierung der Arbeitswelt kei-
nen einzigen Beitrag geliefert. Auch in Ihrem Koali-
tionsvertrag finden wir nichts dazu. Dass Menschen bis
zum 67. Lebensjahr arbeiten können, ist Grundvoraus-
setzung für die Einführung eines höheren Rentenein-
trittssalters. Da bleiben Sie jede Antwort schuldig. Sie
lassen die Menschen an dieser Stelle gnadenlos im Stich.
Das ist die Realität, die man konstatieren muss.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Frage nach der Altersteilzeit will ich ebenfalls
aufgreifen, weil Sie, Herr Kolb, gesagt haben, die Förde-
rung sei jetzt weggefallen und damit sei das Thema
Frühverrentung erledigt. Das ist nicht ganz richtig; denn
zwei Drittel der genutzten Altersteilzeit entfällt auf die
nicht geförderte Altersteilzeit. Das heißt, zwei Drittel der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bzw. der Betriebe
haben keine staatliche Förderung in Anspruch genom-

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(C (D en. Diese Altersteilzeit wird fortgeführt. Der entscheiende Punkt ist aber, dass die nicht geförderte Altersteileit vor allem von finanzstarken großen Unternehmen mgesetzt wird. Die kleinen und mittelständischen Unernehmen brauchen hingegen die geförderte Altersteileit, damit Arbeitnehmer flexibel in Rente gehen könen. An dieser Stelle haben Sie sich absolut unbeweglich ezeigt. Sie haben gesagt, dass man durch Prävention vor ltersarmut schützen kann. Am besten schützt man die enschen vor Altersarmut, indem man dazu beiträgt, ass sie während ihres Erwerbslebens vernünftige und nständige Löhne bekommen, von denen man ausreihende Rentenansprüche erwerben kann. (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Haben Sie noch Zeit für eine Zwischenfrage, Herr Schaaf?)


ie sagen hier aber, wir müssten ermöglichen, dass die
eute privat vorsorgen können. Grundvoraussetzung da-

ür, dass Menschen im Alter nicht arm sind, ist aber
icht die private Vorsorge, sondern ein auskömmliches
inkommen in der Zeit des Erwerbslebens.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


n dieser Stelle verweigern Sie sich, wie gehabt, kom-
lett.

Ich sage noch einmal – da stimmen wir im Wesentli-
hen überein –: Das Mindeste, was man machen muss,
m Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor Alters-
rmut zu schützen, ist, jetzt einen gesetzlichen Mindest-
ohn einzuführen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705606700

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Kolb?


Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1705606800

Gern, Herr Kolb.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1705606900

Danke. – Herr Kollege Schaaf, weil ich weiß, dass Sie

eg wollen, stelle ich nur eine kurze Zwischenfrage.
ürden Sie mir zustimmen, dass man mit einem Min-

estlohn von 8,50 Euro auch nach einem 40-jährigen
rwerbsleben nur einen Rentenanspruch unter Grund-
icherungsniveau erwirbt?


(Elke Ferner [SPD]: Wenn man sein Leben lang im Mindestlohnbereich arbeitet!)


enn Sie das bezweifeln, kann ich es Ihnen gerne vor-
echnen. Vielleicht haben Sie es selber schon einmal
usgerechnet, sodass Sie die Frage jetzt beantworten
önnen.






(A) )


)(B)


Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1705607000

Selbstverständlich gebe ich Ihnen recht: Wenn Sie

40 Jahre lang ausschließlich einen Mindestlohn von
8,50 Euro bekommen, dann kommen Sie nicht über das
Grundsicherungsniveau. In England gibt es zum Beispiel
die Low Pay Commission, die in wenigen Jahren den
Mindestlohn bedarfsgerecht deutlich angehoben hat, so-
dass sich Arbeit für die Menschen lohnt. Wenn aller-
dings der Mindestlohn 40 Jahre lang nur bei 8,50 Euro
liegt, dann wird man sicherlich nicht über das Grundsi-
cherungsniveau hinauskommen. Allerdings ist es so,
dass man mit einem Lohn von 8,50 Euro zumindest
mehr Rentenansprüche erwirbt


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Als mit 5 Euro oder 3 Euro!)


als mit einem Durchschnittslohn von 6 Euro, den viele
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jetzt bekommen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit Ihrer Lohndumpingpolitik machen Sie doch Fol-
gendes: Sie machen die Menschen, die jetzt zu Dum-
pinglöhnen arbeiten müssen, nachher zu Bittstellern. Sie
verlagern die Kosten auf die Kommunen, weil im Alter
die Grundsicherung gezahlt werden muss, und entlasten
damit die Sozialkassen. Das genau ist der Hintergrund.

Sie tun das übrigens auch an einer anderen Stelle.
Wenn Sie die Zuverdienstgrenzen für SGB-II-Empfän-
ger anheben – das haben Sie ja vor; Sie haben es be-
schlossen, Herr Kolb –,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist nicht mehr meine Frage!)


– nein, das ist nicht mehr Ihre Frage; das stimmt in der
Tat –, dann tragen Sie dazu bei, dass die Altersarmut
noch einmal deutlich ansteigt, weil ein Teil des Einkom-
mens, das über die Grundsicherung bezogen wird, nicht
versicherungspflichtig ist. Das trägt nicht dazu bei, dass
man Ansprüche auf die Rentenversicherung erwirbt. Das
ist der entscheidende Punkt. Mit einer solchen Maß-
nahme verringern Sie die zu erwartenden Renten für Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Nehmen Sie davon
Abstand.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sorgen Sie lieber dafür, dass diejenigen, die in unserem
Land arbeiten, vernünftige Löhne bekommen. Dann sind
wir bei der Bekämpfung von Altersarmut einen Schritt
weiter.

Ich komme zum Schluss. Vor uns liegt eine parlamen-
tarische Auszeit. Ich freue mich sehr darauf, und im We-
sentlichen gönne ich es Ihnen allen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Kehren Sie in sich und bessern Sie sich!)


Es ist nur schade, Herr Kolb, dass die parlamentarische
Auszeit für die Regierungsfraktion nur für die Sommer-
pause gilt. Viele Menschen in unserem Lande wünschen
sich, dass Ihre Auszeit wesentlich länger dauert.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie sind in Eile! Man merkt es!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705607100

Pascal Kober hat jetzt das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Mit der roten Krawatte fängt es schon einmal gut an!)



Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1705607200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch möchte auf den Beginn der Debatte zurückkommen.
ieber Kollege Ernst, Sie haben den Kolleginnen und
ollegen im Hohen Haus zwei Fragen gestellt. Die eine
rage war, ob wir jemanden kennen, der für 5 Euro zu-
ätzlich zwei Jahre länger arbeiten würde.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Für 5 Euro weniger Einkommen!)


Für 5 Euro weniger Einkommen. – Damit offenbaren
ie, wes Geistes Kind Sie sind. Sie sind ein Linker,


(Heiterkeit bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist überraschend! – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Richtig erkannt!)


ür den es über den reinen Materialismus hinaus in der
elt keinen Sinn gibt.


(Lachen bei der LINKEN)


as sehen wir als christlich-liberale Koalition naturge-
äß anders.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ielleicht möchten die Menschen arbeiten, weil die Ar-
eit ihnen Freude macht. Vielleicht möchten die Men-
chen nicht nur arbeiten, um Geld zu verdienen, sondern
eil Arbeit Sinn vermittelt.


(Beifall bei der FDP – Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht müssen Menschen wegen des Geldes arbeiten!)


ielleicht möchten die Menschen arbeiten, weil sie in
er Gesellschaft Verantwortung für sich und ihre Fami-
ien übernehmen wollen.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Es geht doch gar nicht ums Wollen! Es geht ums Können!)


Sie haben eine zweite Frage gestellt, lieber Herr
rnst. Sie haben danach gefragt, was mit jenen Berufen

st, bei denen es schwierig ist, sie aufgrund der hohen
örperlichen Belastung über einen längeren Zeitraum
uszuüben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705607300

Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Ernst zulassen?


(Sebastian Blumenthal [FDP]: Er hatte heute genug! Das reicht! – Klaus Ernst [DIE Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )





(A) )

LINKE]: Sie haben doch nur drei Minuten!
Dann bekommen Sie mehr!)


Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1705607400

Herr Kollege Ernst, das reicht aus, um sich mit Ihrem

Antrag auseinanderzusetzen; heute also nicht.


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


Sie haben gefragt, was ein Dachdecker im Alter ma-
chen soll, ob er zum Beispiel Buchhalter werden soll.
Ihre Antwort war: Er kann kein Buchhalter werden.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Es gibt schon genug!)


Das ist vielleicht richtig, wobei ich meine, dass Sie dem
einen oder anderen Dachdecker unrecht tun. Vielleicht
möchte er aber Baumaschinenführer werden.


(Elke Ferner [SPD]: Wegen der von Ihnen gekürzten Mittel für die BA wird er dann nicht umgeschult! Das ist ja wunderbar!)


Wenn wir das Problem der Altersarmut wirklich an-
packen wollen, dann müssen wir bedenken, dass Alters-
armut unterschiedlichste Ursachen hat und unterschied-
lichster Lösungsansätze bedarf. Ein Lösungsansatz wird
mit Sicherheit sein, dass wir eine innovativere Berufsbil-
dungspolitik betreiben, als es bisher der Fall war. Unsere
Gesellschaft wird lernen, dass man nicht einmal im Le-
ben einen Beruf lernt, sondern vielleicht zwei- oder drei-
mal im Leben. So weit sind wir noch nicht; aber im Inte-
resse der künftigen Generationen müssen wir solch
innovative Konzepte entwickeln und sollten uns nicht
mit der Frage aufhalten, ob man das Renteneintrittsalter
erhöhen kann oder nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen bei den Ursachen für Altersarmut ansetzen,
besser heute als morgen.

Zu den Ursachen. Altersarmut kann entstehen, wenn
während der Erwerbsphase längere Zeiten der Arbeitslo-
sigkeit auftreten.


(Elke Ferner [SPD]: Oder wenn das Einkommen prekär ist!)


Was müssen wir tun? Wir brauchen eine aktive, wachs-
tumsorientierte Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik.
Dafür steht unsere christlich-liberale Koalition. Dafür
haben wir Impulse gesetzt. Die Arbeitsmarktdaten zei-
gen, dass wir recht haben, dass wir richtig handeln und
dass diese Regierung erfolgreich ist, Herr Ernst.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Bundesregierung hat angekündigt, dass sie eine
Kommission einsetzen wird, um sich des Themas Al-
tersarmut anzunehmen.


(Elke Ferner [SPD]: Aha! Angekündigt!)


Wir werden die Ergebnisse dieser Kommission in die
Beratungen des Parlaments einbeziehen. Wir werden

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(C (D eine Schnellschüsse machen, sondern kluge Konzepte rarbeiten. (Elke Ferner [SPD]: Das wäre das erste Mal, dass von dieser Bundesregierung ein kluges Konzept erarbeitet wird!)


ir werden uns dieses Problems annehmen und eine
olitik für die Menschen machen, die ihnen wirklich
ilft.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie immer also! – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Dann müsst ihr euch beeilen bei den 4 Prozent! Viel Zeit habt ihr nicht mehr!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: An den Ergebnissen ihrer Taten sollt ihr sie messen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705607500

Matthias W. Birkwald hat jetzt das Wort für die Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705607600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

erren! Die Antwort der Bundesregierung auf die Große
nfrage der Fraktion Die Linke zur Beschäftigungs-

ituation Älterer bestätigt, was Gewerkschaften, Sozial-
erbände und wir Linken stets kritisiert haben: Die
ente erst ab 67 ist das eine; tatsächlich bis 67 in Lohn
nd Brot stehen, ist das andere. Das sind zwei vollkom-
en unterschiedliche Paar Schuhe.


(Beifall bei der LINKEN)


err Kober, wo sind denn die Arbeitsplätze für Men-
chen über 60? Die können Sie doch mit der Lupe su-
hen. Ich sage es noch einmal: Nicht einmal jeder zehnte
4-Jährige ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
as Sparpaket für Rentnerinnen und Rentner heißt:
ente erst ab 67. Diese Rentenkürzung müssen wir ver-
indern.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch die schwarz-gelbe Bundesregierung hält sich
ine heilige Kuh, die nicht angetastet werden darf. Sie
ennt sie Beitragssatzstabilität. Nach diesem Glauben
ürfen die Beiträge zur Rentenversicherung nicht erhöht
erden. Im Gegenteil: Sie sollen gesenkt werden. Wie
uldigen die Bundesregierungen von Rot-Grün bis
chwarz-Gelb der heiligen Kuh Beitragssatzstabilität?
ie kürzen die Rente, und das gleich dreifach: Erstens.
s gibt weniger Rente für alle; in 20 Jahren wird das
entenniveau ein Viertel niedriger sein als 1998. Zwei-

ens. Es wird noch mehr Abschläge geben; noch mehr
enschen werden das völlig unrealistische gesetzliche
enteneintrittsalter von 67 Jahren nicht erreichen. Drit-

ens wird es weniger Rente geben, da die Zeit des Ruhe-
tandes gekürzt wird. – Diese Politik des Rentenklaus
ehnen wir Linken ab.


(Beifall bei der LINKEN)






Matthias W. Birkwald


(A) )


)(B)

Jetzt wird es ein bisschen kompliziert.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Verheben Sie sich nicht!)


Wer heute in Rente geht, ist durchschnittlich 63 Jahre alt.
Das hat Konsequenzen. Wer vor 65 in den Ruhestand
geht, erhält weniger Rente. 115 Euro Monat für Monat
bis zum Lebensende – so hoch sind die Abschläge schon
heute im Durchschnitt. Das heißt bereits jetzt: Ohne die
Rente erst ab 67 müssen Rentnerinnen und Rentner in
den durchschnittlich 18 Jahren, in denen sie Rente erhal-
ten, wegen der Abschläge auf insgesamt 25 000 Euro
verzichten. 25 000 Euro weniger, nur weil das Renten-
eintrittsalter von 65 Jahren von der Hälfte derer, die in
Rente gehen, nicht erreicht werden konnte. Und Sie wol-
len das Renteneintrittsalter ernsthaft anheben? Erklären
Sie das einmal den Betroffenen, zum Beispiel der Che-
miearbeiterin, dem Elektriker oder dem Bauarbeiter. Die
werden Ihnen etwas husten, und das völlig zu Recht.


(Beifall bei der LINKEN)


Ihre Politik der Arbeitszeitverlängerung nützt nur der
heiligen Kuh Beitragssatzstabilität. Dazu will ich noch
etwas sagen: Beitragssatzstabilität wird allein deshalb
von Schwarz-Gelb und Rot-Grün nahezu absolut gesetzt,
weil damit die Arbeitskosten niedrig gehalten werden
sollen; der Staatssekretär hat das vorhin gesagt. Ein
Blick auf die durchschnittlichen Lohnkosten zeigt, wa-
rum wir recht entspannt sein können: Deutschland liegt
mit 32 Prozent sogenannter Lohnnebenkosten deutlich
unterhalb des europäischen Durchschnitts von 36 Pro-
zent.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Rechnung würde mich einmal interessieren!)


Deswegen sage ich Ihnen: Die Beitragssatzstabilität darf
keine heilige Kuh bleiben.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Kober und Herr Fuchtel, das Stichwort, das im-
mer genannt wird, ist Generationengerechtigkeit. Ich
sage: Das ist kein Problem der Generationengerechtig-
keit; denn es würde die Beschäftigten nur wenig kosten,
wenn es weiterhin bei der Rente ab 65 bliebe. Den Ren-
tenkürzungen wegen der Rente erst ab 67 stehen nicht
einmal zwei Weißbier oder drei Pils oder – ich bin Köl-
ner – fünf Kölsch im Monat gegenüber, die sich eine Ar-
beitnehmerin oder ein Arbeitnehmer mit Durchschnitts-
verdienst in diesen heißen Sommertagen leisten könnte.
Die Rente ab 67 wird den Beitrag, den durchschnittlich
verdienende Beschäftigte an die Rentenkasse zahlen
müssen, um nicht einmal 7 Euro senken. Bevor diese
7 Euro weniger Beitrag für die Rentenkasse für Bier aus-
gegeben werden können, werden sie im Übrigen durch
die 8 Euro Beitragserhöhung für die Krankenkasse, die
Herr Rösler will, mehr als aufgebraucht. Heute heißt es
im Handelsblatt:

Röslers Reform belastet vor allem die Rentner.

Kümmern Sie sich bitte einmal darum.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das Ganze ist also ein Kuhhandel, und den lehnen wir b. Im Übrigen bin ich sicher: Jede Enkelin und jeder nkel wäre bereit, 7 Euro im Monat zu zahlen, damit es ür die Großeltern, die Eltern und später auch für sie elbst beim Rentenalter 65 bleiben kann. Da bin ich ganz icher, Herr Weiß. Die Würde des Ruhestands steht und fällt mit der reiheit von wirtschaftlichen Zwängen. Die Rente erst b 67 – das gilt auch für die gesamte Ausrichtung der entenpolitik der vergangenen 20 Jahre – bringt diese reiheit zu Fall. Wir alle wissen ganz genau: Wer im Al er zu wenig oder gar kein Geld hat, wird um seinen ohlverdienten Ruhestand gebracht. Wer den Menschen rst ab 67 die volle Rente zugestehen will, befördert Arut und sozialen Abstieg. Die Linke will das Gegenteil. chauen Sie nach Frankreich. Da ist „Rente erst ab 67“ ein Thema. Die Alternativen dort heißen 60 oder 62. ir wünschen den französischen Kolleginnen und Kol egen viel Erfolg bei ihrem Kampf um die Rente ab 60. uch für Deutschland gilt der kluge Spruch von Bertolt recht: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, at schon verloren. Ich komme zum Schluss, liebe Kolleginnen und Kolegen von Union und FDP: Nehmen Sie die Furcht der enschen vor Altersarmut und sozialem Abstieg ernst. olgen Sie dem einfachen Grundsatz: Jeder Mensch hat as Recht, im Alter ein Leben in Würde zu führen. – erzichten Sie auf die Rente ab 67. Holen Sie diese Kuh om Eis. (Beifall bei der LINKEN – Pascal Kober [FDP]: Und jetzt ein Kölsch!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Heute Abend.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705607700

Peter Weiß hat das Wort für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1705607800

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Es ist verständlich, dass man in einer politischen
ebatte über die Vergangenheit redet. Aber es ist Auf-
abe der Politik, zu fragen: Wie packen wir die Zukunft
n?


(Elke Ferner [SPD]: Dazu hat Herr Fuchtel ja weitgehende Ausführungen gemacht!)


ie Vergangenheit war in der Tat dadurch gekennzeich-
et, dass in den Personalbüros unserer großen Betriebe
rühverrentungspolitik und Jugendwahn die bestim-
enden Themen waren. Aber wenn man die Zukunft
eistern will, muss Schluss sein mit Frühverrentungspo-

itik und Jugendwahn; denn die Aufgaben für die Zu-
unft sehen anders aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Peter Weiß (Emmendingen)



(A) )


)(B)

Viele Zahlen können unterschiedlich interpretiert wer-
den. Ich will mich aber auf folgende Fakten beziehen, die
jedem klarmachen, dass wir in den kommenden Jahr-
zehnten eine Veränderung zu erwarten haben: Heute
kommen auf 100 20- bis 64-Jährige, also Menschen im
Erwerbsleben, 33,8 Personen über 65, also Rentnerinnen
und Rentner. Das wird sich in den nächsten Jahrzehnten
dramatisch verändern. In 50 Jahren werden auf 100 Perso-
nen im Erwerbsleben 63 über 65-Jährige kommen.
Gleichzeitig wird die Lebenserwartung erfreulicherweise
weiter steigen. Sie wird, so schätzt man, für neugeborene
Mädchen gegenüber heute um 6,5 Jahre ansteigen, für
neugeborene Jungen um sechs Jahre. – Ich glaube, jeder
kann jetzt nachvollziehen, dass man die Gewinne an Le-
benszeit und Lebensqualität nicht einfach privat genießen
und die daraus folgenden Kosten auf die Allgemeinheit
abwälzen kann.

Normalerweise sagen die Linken hier im Parlament
und auch anderswo, Gewinne würden privatisiert und
Verluste sozialisiert, und kritisieren das. In diesem Fall
verraten die Linken ihre Ideologie voll und ganz. Herr
Ernst und Herr Birkwald sagen, dass sie Gewinne an Le-
benszeit privatisieren und die daraus folgenden Kosten
sozialisieren wollen. Das ist das Gegenteil von dem, was
sie als ihre Politik ausgeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Lächerlich!)


Die Auswirkungen dieser Veränderung in unserer Ge-
sellschaft in den kommenden zehn Jahren – sie werden
zu einem ganz anderen Bild führen als zu dem, das wir in
den vergangenen Jahrzehnten hatten – werden sich auch
am Arbeitsmarkt und in der Arbeitswelt niederschlagen.
Das geschieht in der Tat schon jetzt. Wir Deutschen hat-
ten in der Vergangenheit eine grottenschlechte Beteili-
gung älterer Menschen am Erwerbsleben, weil man sie
aus den Betrieben herausgedrängt hat. Im ersten Quartal
2005 lag die Erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-Jährigen
bei 44,5 Prozent. Sie ist bis zum dritten Quartal 2009 auf
55,9 Prozent angestiegen; das ist immerhin schon eine
Veränderung. Unser Ziel als christlich-liberale Koalition
ist es, die Erwerbsbeteiligung Älterer bis zum Ende die-
ser Legislaturperiode auf mindestens 60 Prozent anzuhe-
ben und damit zu den in diesem Bereich erfolgreichen
Staaten in Europa zu gehören.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Was ist denn mit den 60bis 64-Jährigen?)


Frau Ferner, Sie haben einfach falsch zitiert; man sollte
das Wahlprogramm der CDU, auch wenn man in der SPD
ist, richtig lesen. In unserem Wahlprogramm 2005 stand:
Wir wollen die Regelaltersgrenze so anheben, wie es die
Situation am Arbeitsmarkt zulässt, also wie die Beschäf-
tigungsmöglichkeiten für Ältere steigen.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: 67 steht drin!)


Deswegen hat sich die Große Koalition dazu entschlos-
sen, die Regelaltersgrenze im Jahr 2029 auf 67 Jahre an-
zuheben. Damit wird der Geburtsjahrgang 1964 der erste
Jahrgang sein, für den die neue Regelaltersgrenze gilt.
Warum der Geburtsjahrgang 1964? Weil er der stärkste

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(C (D eburtsjahrgang ist, den es je in Deutschland gegeben at. 1964 sind 1,35 Millionen Menschen in Deutschland eboren worden. Das heißt, wir sind auf dem Höhepunkt er demografischen Entwicklung, wenn wir die Rente it 67 einführen. Zum Vergleich: Wissen Sie, wie viele inder letztes Jahr in Deutschland geboren worden sind? s gab 651 000 Geburten. (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Kinder zahlen aber keine Rente!)


Wenn man diese beiden Jahrgänge miteinander ver-
leicht, den Jahrgang 1964, der erste, für den die Rente
it 67 gilt, und den Jahrgang 2009 – die 2009 Gebore-

en stehen dann als 21-Jährige im Berufsleben und fi-
anzieren die Rente mit –, dann wird einem klar, dass
ir zwingend – nicht weil wir mutwillig sind – Genera-

ionengerechtigkeit in Deutschland herstellen müssen.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Verteilungsgerechtigkeit!)


erecht ist, dass die Älteren für eine lebenslange Leis-
ung eine angemessene Rente bekommen. Aber gerecht
st auch, dass wir die Jungen nicht über Maßen mit Steu-
rn und Abgaben belasten. Generationengerechtigkeit ist
ie Zukunftsaufgabe, der wir uns stellen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wer hebt denn gerade die Krankenkassenbeiträge an? – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Für die Jungen kürzen Sie die Renten!)


Die Zurufe der Linken zeigen nur eines: Sie reden von
erechtigkeit; aber das Ergebnis von dem, was Sie wol-

en, ist Ungerechtigkeit, also das Gegenteil von dem,
as Sie sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wer schreit, hat unrecht, Herr Kollege Weiß!)


as ist einfach so. Man kann die Zahlen nicht weglügen,
uch nicht mit noch so vielen Debatten.


(Elke Ferner [SPD]: Man kann sie auch nicht wegschreien! – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Das sagt der Richtige!)


Nun stellen sich unsere Mitbürgerinnen und Mitbür-
er, die erkennen, dass die Entwicklung, die ich darge-
tellt habe, einer Antwort bedarf, zu Recht eine entschei-
ende Frage.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ob wir schwerhörig sind! – Heiterkeit und Beifall der Abg. Elke Ferner [SPD])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705607900

Herr Strengmann-Kuhn würde gerne eine Zwischen-

rage stellen. Herr Weiß, ist das in Ordnung?


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1705608000

Lassen wir Herrn Strengmann-Kuhn zu Wort kom-

en. Bitte.






(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705608100

Bitte schön.


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Weiß, Sie sagen: Zahlen lügen nicht.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1705608200

Ja.


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nun hat die Regierung im Rahmen ihres Sparpakets
beschlossen, Beiträge in Höhe von 1,8 Milliarden Euro
nicht mehr an die Rentenversicherung zu zahlen. Das hat
aber nicht zur Folge, dass die Renten sinken. In den
nächsten Jahren werden der Rentenversicherung jedes
Jahr Einnahmen in Höhe von 1,8 Milliarden bzw., wenn
man das dazuzählt, was Frau Ferner gesagt hat, über
2 Milliarden Euro fehlen. Welche Konsequenz hat das
für die Beitragssätze, und wer zahlt das? Welche Bei-
tragssatzentwicklung sieht die Bundesregierung für die
nächsten Jahre?


(Elke Ferner [SPD]: So ist es! Es ist wieder etwas beschlossen worden, ohne dass man darüber nachgedacht hat!)


Das heißt doch, dass die Beiträge steigen. Sehe ich das
richtig oder falsch?


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1705608300

Sehr geehrter Herr Strengmann-Kuhn, Beiträgen ste-

hen eines Tages Ausgaben gegenüber. Das wissen Sie
ganz genau. Ich glaube, das Entscheidende ist Folgen-
des:

Wir sollten erstens feststellen, dass die Deutsche Ren-
tenversicherung eine gute Rücklage hat.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Noch! – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Wollen Sie die aufbrauchen?)


– Wir wollen sie nicht aufbrauchen, sondern wir wollen,
dass sie in Zukunft wieder steigt. Sie wird aufgrund der
Krise etwas abnehmen. Wir wollen, dass sie wieder
steigt.


(Elke Ferner [SPD]: 10 Milliarden Euro in vier Jahren!)


Das Zweite ist: Der um 1,8 Milliarden Euro redu-
zierte Bundeszuschuss für die Rente, also Zuschuss aus
Steuermitteln, führt dazu, dass keine entsprechenden
Rentenansprüche entstehen.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Genau! Weil Sie den Leuten die Rente klauen!)


Ich glaube aber, dass für die Arbeitslosengeld-II-Be-
zieher Folgendes entscheidend ist – ich sage jetzt ein-
mal, was wir machen werden –: Wir werden die Zeiten
des Bezugs von Arbeitslosengeld II weiter als Anrech-
nungszeiten in der Rentenversicherung vorsehen und
verankern.

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Aha! Das ist ja mal eine Aussage!)


as heißt, Arbeitslosengeld-II-Beziehern wird auch in
ukunft der Zugang zur Erwerbsminderungsrente, zu so-
ialer Rehabilitation und – für langjährig Versicherte –
ur Rente nach Erreichen einer Versicherungszeit von
5 Jahren ermöglicht. Wir sorgen dafür, dass für diejeni-
en, die es am Arbeitsmarkt am schwersten haben, weil
ie krank oder behindert sind – die zum Beispiel Erwerbs-
inderungsrente beantragen müssen –, auch in Zukunft

er Schutz der Rentenversicherung in vollem Umfange
rhalten bleibt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie schicken sie im Alter in die Grundsicherung! – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Das war aber nicht die Frage! Die Frage war eine ganz andere!)


Nun wird, wie ich finde, zu Recht die Frage gestellt:
st denn längeres Arbeiten überhaupt möglich, selbst
enn man will?


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Gute Frage, ja! Schlechte Antwort!)


ie erste Voraussetzung dafür ist, dass sich in den Perso-
albüros unserer Betriebe Grundlegendes ändert und es
lteren Beschäftigten ermöglicht wird, länger zu arbei-
en. Ich will einige Punkte nennen, wo sich in der Perso-
alpolitik unserer Betriebe noch Entscheidendes ändern
uss:

Erstens. Weiterbildung muss über das ganze Berufs-
eben hinweg möglich sein, nicht nur in jüngeren Jahren.

as die berufliche Weiterbildung anbelangt, gehört
eutschland im Vergleich zu anderen Industrienationen

her zu den schlechteren Ländern.

Zweitens: Gestaltung moderner, gesundheitsgerechter
rbeitsplätze, weitere Fortschritte bei der Humanisie-

ung der Arbeitswelt,


(Elke Ferner [SPD]: Da sind Sie immerhin schon weiter als Ihre Regierung!)


esserer Arbeitsschutz, bessere betriebliche Gesundheits-
orsorge und auch die Entwicklung neuer Arbeitsformen,
ie auf die Erfordernisse eines älteren Arbeitnehmers
esser eingehen, als das heute der Fall ist. Es muss auch
in Stück weit zu mehr Flexibilität kommen. Das heißt,
s geht um die Schaffung von Möglichkeiten, gegen Ende
es Berufslebens die Arbeit schrittweise zu reduzieren
nd dafür vorher rechtzeitig Arbeitszeit anzusparen, zum
eispiel durch Lebensarbeitszeitkonten. Auch ich bin der
uffassung: Die Perspektive muss nicht unbedingt sein,
ass man bis zum Renteneintritt 150-prozentig durch-
owert.

Damit diese neue Personalpolitik in unseren Betrie-
en in Gang kommt, hat die Bundesregierung – übrigens
chon zu Zeiten eines sozialdemokratischen Arbeitsmi-
isters – eine Reihe von Initiativen gestartet, die ich auf-
ählen möchte:


(Elke Ferner [SPD]: Was hat denn diese Bundesregierung gemacht?)






Peter Weiß (Emmendingen)



(A) )


)(B)

die Initiative Neue Qualität der Arbeit – INQA –, die Ge-
meinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie, das Pro-
gramm „Perspektive 50 plus“, das wir übrigens im nächs-
ten Jahr auf ganz Deutschland ausdehnen wollen, und das
Projekt „Lebenslang gut arbeiten“ des Bundesforschungs-
ministeriums.

Unternehmen, die an diesen Modellprogrammen teilneh-
men, verzeichnen erstaunlich positive Ergebnisse; etliche
von ihnen sind in den letzten Jahren als Deutschlands beste
Arbeitgeber ausgezeichnet worden. Der Altenbericht der
Bundesregierung zeigt, dass man mittlerweile in diesen
Personalbüros umgelernt hat. Da wird die Bedeutung des
Erfahrungswissens älterer Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmer für den wirtschaftlichen Erfolg höher einge-
schätzt als die Bedeutung der Innovationsfreude der Jün-
geren. Deswegen gilt: Eine älter werdende Gesellschaft
verursacht nicht nur Probleme; sie ist auch eine Chance.
Wir wollen politische Voraussetzungen dafür schaffen,
dass diese Chance genutzt wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705608400

Josip Juratovic hat jetzt für die SPD-Fraktion das

Wort.


(Beifall bei der SPD)



Josip Juratovic (SPD):
Rede ID: ID1705608500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Debatten um die Erhöhung des Ren-
teneintrittsalters werden gewöhnlich sehr hitzig, oft lei-
der auch sehr einseitig geführt. Das Thema ist aber viel
tiefgründiger als allein die Frage, wann wir in die Rente
kommen. Vielmehr ist die wichtigste Frage: Wie errei-
chen wir das Rentenalter, und können wir von dieser
Rente anständig leben?

Bevor ich in den Deutschen Bundestag kam, habe ich
unter anderem sieben Jahre lang am Fließband gearbei-
tet. Ich war in der Lackiererei eines Automobilunterneh-
mens beschäftigt. Auch wenn sich die Arbeit dort inzwi-
schen verändert hat – vieles wurde automatisiert –, weiß
ich, dass ich diese Arbeit aus unterschiedlichen Gründen
nicht bis zum Alter von 67 hätte verrichten können. So
geht es vielen Arbeitnehmern.

Leider entscheiden die wenigsten Menschen in unse-
rem Land tatsächlich nach freiem Willen darüber, wann
sie in Rente gehen. Wenn sie vorzeitig in Rente gehen,
dann tun sie das nicht, weil sie keine Lust mehr haben,
zu arbeiten, sondern sie hören früher auf, weil sie mit
dem Leistungsdruck nicht mehr zurechtkommen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Viele einfache Tätigkeiten sind von den Unternehmen
ausgelagert oder wegrationalisiert worden. Ältere Ar-
beitnehmer haben daher keine Schonarbeitsplätze mehr.
Durch Maßnahmen wie den Kontinuierlichen Verbesse-
rungsprozess im Quadrat, den sogenannten KVP2, gibt

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(C (D s eine enorme Leistungsverdichtung in den Betrieben. ies hat in den letzten Jahren durch den vermeintlichen ettbewerbsdruck permanent zugenommen. Die Auslastung liegt in vielen Unternehmen inzwichen bei über 95 Prozent. Das bedeutet, dass ein Arbeitehmer bei einer einbis zweiminütigen Taktzeit bis um nächsten Takt gerade einmal drei bis sechs Sekunen ohne Tätigkeit ist. Diese Auslastungsoptimierung ringt die Arbeitnehmer häufig an den Rand ihrer Leisungsfähigkeit. Zudem gibt es ständige Versuche seitens er Unternehmen, die Erholzeiten zu verkürzen. Viele Arbeitnehmer leiden daher unter psychischem ruck. Erstens kommt dies durch die Leistungsverdich ung, zweitens durch die oft nicht ausreichende Qualifiierung und drittens auch durch Belastungen des Areitsklimas. Wenn ein älterer Arbeitnehmer nicht mehr o schnell arbeiten kann, haben die jüngeren Kollegen eine Kapazität mehr, um das auszugleichen. Die Älteen leiden somit auch unter dem Druck ihrer jüngeren ollegen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das sind die chattenseiten unserer schönen, modernen, hellen und urchorganisierten Produktionsstätten. Leider müssen wir feststellen, dass die Arbeitswelt in en letzten drei Jahren nicht mehr, sondern weniger alersgerecht geworden ist. as bedeutet, wir sind noch weit davon entfernt, dass die enschen tatsächlich länger arbeiten können. Deshalb lingt „Rente mit 67“ für meine Kollegen wie eine Renenkürzung. (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Haben Sie damals eigentlich zugestimmt? Sie leiden wohl unter temporärer Amnesie!)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Leider richtig!)


enn sie wissen, dass sie unter den derzeitigen Arbeits-
edingungen nicht bis 67 arbeiten können, auch nicht bis
5 und oft nicht einmal bis 60. Die Erhöhung des Ren-
eneintrittsalters bedeutet für sie somit, dass sie höhere
bschläge in Kauf nehmen müssen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Genau! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: So ist es!)


Meine Damen und Herren, leider werden mittelfristig
och viele Kolleginnen und Kollegen nicht bis zum ge-
etzlichen Renteneintrittsalter arbeiten können. Deshalb
üssen wir politische Maßnahmen ergreifen, zum Bei-

piel die Weiterentwicklung der Altersteilzeit, eine Teil-
ente, gleitende Übergänge in die Rente und einen ver-
esserten Erwerbsminderungsschutz. Erst wenn diese
robleme gelöst sind, ist die Rente mit 67 keine Renten-
ürzung, sondern das, was sie sein soll: die Sicherung
er Finanzierung unserer Renten im Hinblick auf den de-
ografischen Wandel und veränderte Erwerbsbiogra-

ien.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Josip Juratovic


(A) )


)(B)

Meine Zustimmung zum Gesetzentwurf zur Einfüh-
rung der Rente mit 67 hatte ich 2007 mit einer persönli-
chen Erklärung gemäß § 31 GO verbunden. Die Punkte,
die ich in meiner damaligen persönlichen Erklärung auf-
geführt habe, sind leider aktueller denn je.

Wir brauchen altersgerechte Arbeitsplätze; darunter
fallen die bereits angesprochenen Schonarbeitsplätze,
die möglicherweise auch subventioniert werden müssen.
Wir müssen ab dem 55. Lebensjahr gleitende Übergänge
in den Ruhestand ermöglichen; dazu gehören die Alters-
teilzeit und flexible altersgerechte Arbeitszeiten. Wir
müssen neue Wege im präventiven Gesundheitsschutz
gehen. Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Krankenkassen
müssen Konzepte entwickeln, wie Arbeit am gesündes-
ten zu organisieren ist. Bereits bei der Planung müssen
Arbeitsplätze für die leistungsgewandelten und älteren
Arbeitnehmer berücksichtigt und eventuell staatlich ge-
fördert werden.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen Qualifizierungsmöglichkeiten nicht nur,
aber auch für ältere Arbeitnehmer schaffen. Und wir
müssen den Zugang zur Erwerbsminderungsrente si-
chern.

Kolleginnen und Kollegen, ich möchte mir nicht an-
maßen, für alle Arbeitnehmer in allen Lebenslagen zu
reden. Aber leider haben weder die Betriebe, jedenfalls
in den meisten Branchen, noch die Politik die letzten
drei Jahre genutzt, um unsere Arbeitswelt altersgerechter
zu gestalten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Davon hatten Sie übrigens zwei Jahre die politische Verantwortung! Was sagen Sie denn dazu?)


Wir haben das Gesetz, wie gesagt, 2007 beschlossen. In
der betrieblichen Realität ist seitdem aber fast nichts
geschehen. Wir müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
auffordern, zu handeln. Wettbewerb und gute Arbeit
müssen in Einklang gebracht werden. Dazu müssen aber
auch wir in der Politik handeln. Wir brauchen gesetzli-
che und finanzielle Vorgaben, um die Arbeitswelt zu ver-
ändern.


(Beifall bei der SPD)


Kolleginnen und Kollegen, das zeigt, dass es nicht
reicht, nur für ein Umdenken zu sorgen, sondern wir
müssen nach Modellen suchen, damit die Rente mit 67
keine Rentenkürzung ist. Zurzeit ist das leider die be-
triebliche Realität. Wir müssen unser Handeln daran
messen lassen, dass die Menschen gesund in Rente ge-
hen können und dass sie von der Rente anständig und in
Würde leben können. Übrigens, Herr Kolb, das war das
Ziel von Arbeitsminister Franz Müntefering. Darauf
werden wir im anstehenden Bericht der Bundesregie-
rung, der durch die Revisionsklausel nötig ist, sehr ge-
nau achten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und eine erhol-
same Urlaubszeit.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705608600

Jetzt spricht Johannes Vogel für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Johannes Vogel (FDP):
Rede ID: ID1705608700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch will auf den Ausgangspunkt der Debatte eingehen,
ämlich die Große Anfrage der Linken. Lieber Herr
irkwald, ich glaube, an zwei Stellen gehen Sie ein
tück weit von falschen Annahmen und falschen Vo-
aussetzungen aus. Wir sollten zuerst über die Grundla-
en reden, über die wir hier diskutieren.

Wenn Sie in Ihrer Großen Anfrage „vor dem Hinter-
rund fortdauernder Arbeitslosigkeit und der schlechten
rbeitsmarktsituation Älterer“ schreiben – das haben Sie

ben noch einmal wortreich ausgeführt –, dann bin ich
ei Ihnen, wenn es darum geht, die Situation zu verbes-
ern. Aber wir müssen feststellen, dass dieser Weg schon
eschritten wird; denn es gibt einen kontinuierlichen An-
tieg der Beschäftigung Älterer. Heute gibt es doppelt so
iele 60- bis 65-jährige Beschäftigte wie vor zehn Jah-
en. Das ist erst einmal eine gute Nachricht; das sollten
ir festhalten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Leider gehen Sie daneben auch beim demografi-
chen Wandel ein Stück weit von falschen Vorausset-
ungen aus, oder Sie verstehen vielleicht die Herausfor-
erungen einfach falsch. Herr Ernst, Sie haben eben
esagt, dass Sie den demografischen Wandel sehr wohl
erücksichtigen. Aber Sie sprechen in dem Papier „Posi-
ionen zum demografischen Wandel und die Konsequen-
en für die Linke“ auf Ihrer Homepage von einer „De-
ografiekampagne“ des gesamten restlichen Deutschen
undestages, von Schwarz bis Grün, und das sei nur des-
alb passiert, um die Menschen vom Sozialabbau zu
berzeugen. Mir scheint, dass Sie die Herausforderung,
ie Realität, dass sich unsere Gesellschaft wandelt, dass
ie Menschen älter werden und dabei im Schnitt fitter
leiben und dass es mehr Ältere und weniger Jüngere
ibt, einfach nicht verstanden haben. Dass Sie dann nicht
u guten Schlüssen kommen, verwundert mich nicht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Sagen Sie doch mal was zu meinem Argument von vorhin! Sagen Sie doch mal was Neues!)


Die Herausforderung besteht darin, dass wir die
ozialsysteme – es ist gut, dass das eingeleitet wurde –
mbauen müssen. So haben wir zum Beispiel bei der
ente eine kapitalgedeckte Säule eingeführt. Natürlich
usste auch das Renteneintrittsalter erhöht werden.
enn die Menschen älter werden und dabei fitter blei-

en – es geht nicht um diejenigen, die heute alt sind,
ondern zum Beispiel um meine Generation –, dann ist





Johannes Vogel (Lüdenscheid)



(A) )


)(B)

es ganz logisch, dass sie länger arbeiten müssen. Wir
müssen dann natürlich dafür sorgen, dass die Menschen
auch Jobs in den Unternehmen bekommen. Die Heraus-
forderung für uns in der Politik besteht deshalb darin,
mehr für lebenslanges Lernen sowie für Weiterbildung
und Qualifikation zu tun. Daher ist der erste Schritt, die
jahrzehntelange Kultur der Frühverrentung zu beenden.
Wir haben die Regelung betreffend die geförderte Al-
tersteilzeit auslaufen lassen, weil sie zu Frühverrentun-
gen geführt hat. Das ist der richtige Schluss.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es tut sich aber auch schon etwas in der Wirtschaft.
Nach einer Umfrage des IW wandelt sich die Einstellung
der Führungskräfte in den Unternehmen gegenüber älte-
ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Herausforde-
rung ist, diesen Weg fortzusetzen. Man darf nicht, wie
Sie, Herr Ernst, es wollen, zu einer Politik der Frühver-
rentung zurückkehren. Das ist rückwärtsgewandt. Ich
habe mich sehr gefreut, dass aus der Opposition auch
Herr Strengmann-Kuhn für die Grünen ausgeführt hat,
dass wir den Weg, den wir eingeschlagen haben, weiter-
gehen müssen. Ich sage für meine Fraktion: Wir müssen
es flexibler machen. – Herr Ernst, wollen Sie eine Zwi-
schenfrage stellen?


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Ja, gerne!)


– Bitte, gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705608800

Herr Kollege, das geht nicht, wenn Ihre Redezeit be-

reits vorbei ist. Es war aber einen Versuch wert.


(Heiterkeit)



Johannes Vogel (FDP):
Rede ID: ID1705608900

Herr Ernst, es tut mir sehr leid, aber ich freue mich

auf eine Kurzintervention.


(Heiterkeit)


Darf ich noch einen Satz zur SPD zu Ende ausführen?
Der Kollege Schaaf hat uns eben vorgeworfen, die FDP
selber habe die Politik der Frühverrentung in den 90er-
Jahren vorangetrieben. Herr Kolb hat darauf hingewie-
sen –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705609000

Herr Kollege!


Johannes Vogel (FDP):
Rede ID: ID1705609100

– das ist der letzte Satz –,


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705609200

Schon wieder.


Johannes Vogel (FDP):
Rede ID: ID1705609300

– dass wir diese Politik auch beendet haben. Wenn

man sich anschaut, wie Sie mit dem Thema Rente mit 67
umgehen, dann erkennt man den Unterschied: Wir keh-
ren um, wenn etwas falsch gelaufen ist. Sie kehren um,

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(C (D enn etwas richtig gelaufen ist. Das wird die Menschen icht überzeugen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Kehrt um und tut Buße!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705609400

Für die Unionsfraktion hat der Kollege Frank

einrich das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Frank Heinrich (CDU):
Rede ID: ID1705609500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Mein
ollege Weiß hat es vorhin gesagt: Es ist keine Stich-

agsregelung, aber es gibt einen Jahrgang, für den die
egelung am Schluss erstmalig gilt. Ich habe nicht nur

n meiner Stadt, sondern, ich vermute, auch deutschland-
eit genau das Durchschnittsalter der Deutschen. Ich bin

iner aus diesem Jahrgang 1964,


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Aha!)


nd ich werde damit zu den Ersten gehören, die in den
enuss der 67-Jahre-Regelung kommen.

Ich bin ein Stück weit froh darüber; denn ich halte das
uch für ein Signal. Ich halte das für ein Signal nicht nur
afür, dass ich erst mit 67 Jahren in Rente gehe, sondern
uch dafür, dass ich eine Chance bekomme, zu arbeiten,
is ich 67 Jahre alt bin. Herr Juratovic hat es gesagt: Ja,
ir müssen Bemühungen hinsichtlich der zukünftigen
rbeitsgestaltung unternehmen. – Vorhin wurde aber

uch gesagt, dass es erst in 20 oder 25 Jahren so weit ist,
e nachdem, wen es wann trifft. Ich sage: Ich bin ein
tück weit stolz darauf, dass wir jetzt damit anfangen,
as zu planen. Es ist ja nicht so, dass wir das in den
ächsten Jahren einfach vernachlässigen werden.

Ich gehöre diesem Jahrgang an, und ich bin einver-
tanden mit dieser Regelung; ich bin sogar froh darüber.
urch viele Studien wird belegt, dass sich unsere Gesell-

chaft schon im Wandel befindet. Herr Kolb, Sie haben
as gesagt: Die Leute haben verstanden, dass sie sich da-
auf einstellen müssen. – Das gilt auch für die Betriebe.
ch höre es eigentlich nicht so gerne, dass sich die Be-
riebe nicht umstellen. Das ist nicht wahr.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: 80 Prozent sehen das anders! Sie sehen das nicht so wie Sie!)


n meinem Umfeld sind die Betriebe aufmerksam ge-
orden, und sie haben ja auch noch ein bisschen Zeit,

ich umzustellen, nämlich so lange, bis diese Regelung
reift.

Man sollte nicht polemisch über dieses Thema reden,
lso nicht mit plakativen Formeln, wie ich sie auch in
ielen Fragen dieser Großen Anfrage gesehen habe.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Die Antworten sind von der Bundesregierung und nicht von uns! – Paul Lehrieder [CDU/CSU], an den Frank Heinrich )





(A) )

Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE] gewandt:
Aber die Fragen waren von euch! Zuhören!)

Ich habe gemerkt: Wenn ich in der Auseinandersetzung
mit Bürgern mehrere Sätze dazu sagen und ihnen erklä-
ren kann, warum das sein muss, dann ist in unserem Volk
sehr schnell eine breite Zustimmung und ein Verständnis
für diese Regelung vorhanden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Klaus Ernst [DIE LINKE]: 80 Prozent lehnen sie ab! Nehmen Sie das doch einmal zur Kenntnis!)


– 80 Prozent lehnen sie ab, wenn sie nur plakativ gefragt
werden, wie Sie das sehr oft auch tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben es – das haben wir jetzt schon zuhauf ge-
hört – mit sehr groben und starken gesellschaftlichen
Veränderungen zu tun; das ist hier im Haus in vielen
Debatten klargeworden. Das ist aber auch schon dem
Volk klargeworden, und viele bemühen sich und sind da-
bei, Umstellungen zu treffen.

Ich habe ein Problem damit, dass hier immer von Ver-
greisung und Überalterung gesprochen wird. Ein Kol-
lege von mir aus dem Wahlkreis hat einmal gesagt: Wir
sollten das umformulieren und von Entjüngung spre-
chen, damit das Problem einfach ein Stück weit anders
wahrgenommen wird. – Das Diskussionsklima gefällt
mir an dieser Stelle manchmal überhaupt nicht.

Es gibt eine Zahl, mit der der Hintergrund ein biss-
chen beschrieben werden kann: Die Bevölkerungszahl in
diesem Altersbereich – 55 bis 65 Jahre – wird deutsch-
landweit um 1 Million steigen. In den neuen Bundeslän-
dern, aus denen ich komme, wird sie aber sinken.

Genau aufgrund dieser regionalen Unterschiede, die
ja nicht nur in diesem Bereich deutlich werden, brauchen
wir die heute genannte Flexibilität umso mehr. Wir kön-
nen nicht einfach nur einen Strich über alle ziehen, so-
dass alle gleich sind, sondern wir müssen die Chancen
für mehr Flexibilität schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In diesem Sinne habe ich auch das gehört, was Sie, Herr
Juratovic, gesagt haben. Wir müssen gemeinsam daran
arbeiten, um das zu erreichen; hier haben wir noch ein
Stück Wegstrecke vor uns.

Durch die Antworten wird gezeigt, ohne jetzt auf
viele einzelne Fragen und Antworten sowie Zahlen ein-
zugehen, die hier genannt wurden:

Der Hauptgrund eins für die Regelung ist – Herr
Fuchtel hat ganz am Anfang der Debatte darauf hinge-
wiesen –, dass dies eine wichtige rentenpolitische Maß-
nahme ist, um die gesetzlichen Beitrags- und Niveausi-
cherungsziele einhalten zu können.

Der Hauptgrund zwei dafür ist, dass mit dieser Rente
mit 67 dazu beitragen wird, in einem ausgewogenen Ver-
hältnis zwischen den Generationen die finanzielle
Grundlage und die Leistungsfähigkeit der Rentenversi-

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(C (D herung nachhaltig sicherzustellen; Herr Weiß hat das ehr deutlich gemacht. Ich möchte, weil ich aus diesen neuen Bundeslänern komme, noch einmal ein paar Daten in den Fokus tellen, die hier noch gar nicht genannt worden sind. Die ntworten der Bundesregierung auf die Große Anfrage ind sehr deutlich. Ich war überrascht und vermute, dass ie auch den einen oder anderen im Hause überrascht haen: Es gibt eine sehr positive Entwicklung bei den älteen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, insbeondere in Ostdeutschland. Von Juni 2005 bis Juni 2009 war eine Steigerung in ieser Altersgruppe der sozialversicherungspflichtig Bechäftigten um 28,6 Prozent zu verzeichnen; in den euen Bundesländern waren es 38,3 Prozent. Der Antieg ist zu knapp zwei Dritteln auf Vollzeitbeschäftiung zurückzuführen. Zudem ist ein überproportionaler Anstieg der sozialersicherungspflichtigen Beschäftigung in den letzten ier Jahren zu verzeichnen. Der Grund dafür ist der Antieg der Beschäftigung älterer Bürger. Der Bevölerungsanteil der Beschäftigten in der Altersgruppe der 5bis 65-Jährigen ist in Deutschland um 7 Prozent getiegen. In den neuen Bundesländern sind es 10 Prozent. ow, kann ich dazu nur sagen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ir erleben gerade eine grundlegende Veränderung.
iele der gegebenen Antworten – ich bitte, die in der
roßen Anfrage gestellten Fragen noch einmal nachzu-

esen – zeigen, dass die Entwicklung genau in diese
ichtung weist.

Eine Zahl noch: Die jährliche Erhöhung der Zahl der
eistungsberechtigten auch in Bezug auf die Grund-
icherung geht absolut und prozentual kontinuierlich zu-
ück, auch wenn offensichtlich ein gegensätzlicher Ein-
ruck erzeugt wird. Die Regierung arbeitet darauf hin,
m November eine Kommission einzusetzen, die sich
it dem Thema Altersarmut beschäftigt.

Der Arbeitsmarkt im Osten ist von einem Ungleich-
ewicht zwischen einem hohen Arbeitsangebot und un-
ureichender Nachfrage nach Arbeit geprägt. Laut IAB
eht die Differenz zwischen dem Arbeitskräfteangebot
nd der Nachfrage nach Arbeit in den neuen Bundeslän-
ern in den nächsten 15 Jahren sehr stark zurück.

Für die Schaffung alters- und alternsgerechter
rbeitsplätze sind allerdings – damit komme ich noch

inmal auf einen meiner Vorredner zurück – weitere An-
trengungen nötig. Wir müssen Grips investieren, um
abei zu einer größeren Flexibilität zu kommen. Darin
timme ich Ihnen völlig zu.


(Elke Ferner [SPD]: In Grips investieren bei dieser Bundesregierung ist ein Widerspruch in sich!)


Die Einstellung älterer Arbeitnehmer, der 50- bis
5-Jährigen, ist seit dem ersten Halbjahr 2005 deutsch-
andweit um 9 Prozent und um 13 Prozent in den neuen





Frank Heinrich


(A) )


)(B)

Bundesländern gestiegen. Die kleinen und mittleren Be-
triebe sind besonders stark daran beteiligt, dass diese
Menschen eingestellt werden. Ein Problem dabei ist,
dass sich immer noch Bewerbungen von Älteren vor al-
lem bei kleinen und mittleren Betrieben aufstauen, ob-
wohl bereits ein Großteil der Neueinstellungen auf diese
Bewerber entfallen.

Viele Unternehmen nutzen aber schon heute das Wis-
sen und schätzen die Fähigkeiten der über 50-Jährigen.
Das wurde mir von begeisterten Wirtschaftsleuten als
auch von Menschen berichtet, die dieser Altersgruppe
angehören, zu der ich in wenigen Jahren selber zähle.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


In den kleinen und mittelständischen Unterneh-
men gibt es einen deutlichen Bewusstseinswandel. Ich
komme aus einer Region, die ganz stark davon geprägt
ist. Frau von der Leyen wird immer wieder mit ihrer Be-
wertung dieses Teils unserer Gesellschaft zitiert, die
Potenziale darstellen, die wir abrufen können. Ich bin
sehr zuversichtlich, dass wir durch Fortbildung und Um-
stellung der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik
noch weit mehr erreichen können.

Sie haben in vielen der Fragen die zehn wichtigsten
Bereiche angesprochen, in denen Beschäftigung auch für
diese Altersgruppe gesucht wird. Vorgestern las ich in ei-
ner Hamburger Zeitung von einer Liste genau solcher
zehn Bereiche. Sechs dieser Top 10 sind Berufsgruppen,
in denen Menschen bis 67 und viele sogar noch länger
arbeiten möchten. Da wird krampfhaft gesucht.

Ich komme zum Schluss. Sie sagen, ich sei einer der
wenigen, die zuversichtlich sind. Ich glaube tatsächlich,
dass wir auf einem guten Weg sind und entsprechende
Weichen gestellt wurden und dieses Jahr noch gestellt
werden. Wir müssen erstens aufmerksam bleiben und,
um dieser Altersgruppe tatsächlich gerecht zu werden,
entsprechende alters- und alternsgerechte Arbeitsplätze
schaffen bzw. in sie investieren. Zweitens müssen wir
mit Blick auf Weiterbildungsmaßnahmen für Ältere auf-
merksam werden. In diesem Zusammenhang nenne ich
wieder das Wort „Flexibilität“ – aber nicht nur Flexibili-
tät des Staates, sondern auch des Bürgers und der Wirt-
schaft.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705609600

Herr Kollege, bitte kommen Sie zum Ende.


Frank Heinrich (CDU):
Rede ID: ID1705609700

Ja, ich komme jeden Moment zum Ende.

Ich wünsche mir, dass wir es dann schaffen – so wie
bei der Staffelung bei der Rente mit 67 –, nach und nach
die Einzelbedingungen zu regeln.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705609800

Herr Kollege!

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(C (D Die entscheidenden Begriffe sind: Generationenge echtigkeit und die Notwendigkeiten von Arbeitsmarkt nd Sicherungssystemen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Damit schließe ich die Aussprache. Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 35 a und 35 b uf: a)

Frank Heinrich (CDU):
Rede ID: ID1705609900

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705610000
CSU und der FDP eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittel-
marktes in der Gesetzlichen Krankenversiche-

(Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz – AMNOG)


– Drucksache 17/2413 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kathrin
Vogler, Dr. Martina Bunge, Dr. Ilja Seifert, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Für ein modernes Preisbildungssystem bei
Arzneimitteln

– Drucksache 17/2324 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Verabredet ist es, hierzu eine Dreiviertelstunde zu de-
attieren. – Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch,
ann ist das so beschlossen.

Ich gebe das Wort dem Bundesminister Dr. Philipp
ösler.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1705610100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren Abgeordnete! Das Gesetz zur Neuordnung des
rzneimittelmarktes in der gesetzlichen Krankenversi-

herung hat drei wesentliche Ziele und enthält eine
roße politische Botschaft.

Das erste Ziel ist: Wir wollen den Zugang der Patien-
innen und Patienten zu den bestmöglichen Medikamen-
en auch in Zukunft garantieren und sicherstellen. Das
weite Ziel ist: Wir wollen die damit einhergehenden
osten besser kontrollieren als bisher. Das dritte Ziel ist:
ir wollen den Mittelstand stärken. Forschung soll auch

ier weiterhin möglich sein. Wir leisten damit unseren





Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) )


)(B)

Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung auch und ge-
rade in der Gesundheitswirtschaft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Darüber hinaus wird mit diesem Gesetz die Unabhän-
gige Patientenberatung dauerhaft gesetzlich abgesichert –
auch, aber nicht nur im Arzneimittelbereich. Trotzdem
gehört gerade die Unabhängige Patientenberatung in die-
sen Gesetzentwurf mit hinein. Denn dies führt uns zu der
entscheidenden Botschaft dieses Gesetzes, das zwar
technisch klingt, aber am Ende den Patientinnen und Pa-
tienten nützt und die Versicherten entlastet. Deswegen,
meine Damen und Herren, können wir hier festhalten:
Dieses Gesetz ist gut für die Menschen in der gesetzli-
chen Krankenversicherung in Deutschland.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir werden all die angepeilten Ziele erreichen. Künf-
tig wird im ersten Jahr die Vollerstattungsfähigkeit er-
halten bleiben – aber eben nicht mehr über die gesamte
Patentlaufzeit von 20 Jahren. Erstmalig und neu ist in
diesem Gesetz geregelt, dass die Industrie neben dem
neuen Medikament immer auch Studien mit vorlegen
muss, die den Nutzen oder gegebenenfalls Zusatznutzen
wissenschaftlich belegen. Diese Studien werden dann
von unabhängiger Stelle, nämlich vom Gemeinsamen
Bundesausschuss, überprüft werden. Meine Damen und
Herren, wenn die Industrie will, dass ihre Medikamente
auch weiterhin bezahlt werden, dann ist sie es den Men-
schen auch schuldig, solche Studien mit vorzulegen.

Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter: Wir ver-
langen auch die Vorlage von Studien, die abgebrochen
wurden, also nicht nur von positiven, sondern auch von
negativen Studien. Das, meine Damen und Herren, ist im
Interesse der Menschen in der gesetzlichen Krankenver-
sicherung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Diese Studien werden dann die Grundlage für Ver-
tragsverhandlungen zwischen der Industrie und der ge-
setzlichen Krankenversicherung sein. Erstmalig in der
Geschichte ist es damit gelungen, das Preismonopol der
Industrie zu brechen. Wir werden damit zu Einsparungen
im gesamten Arzneimittelbereich von annähernd
2 Milliarden Euro kommen. Das zeigt, dass wir durch
dieses Gesetz die Versicherten finanziell werden entlas-
ten können.

Das zeigt auch, dass die gesamte Diskussion, die wir
in der letzten Woche geführt haben, mit dem vorliegen-
den Gesetzentwurf zusammenhängt. Im Übrigen haben
wir von Ihnen bisher im Bereich der gesamten gesetzli-
chen Krankenversicherung herzlich wenige Sparvor-
schläge gehört.


(Elke Ferner [SPD]: Sie sind doch in der Regierung!)


– Trotzdem dürfen Sie das Wort ergreifen und Vor-
schläge machen. –


(Elke Ferner [SPD]: Das ist aber nett von Ihnen!)


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(C (D er Gesetzentwurf zeigt die unterschiedliche Art und eise, mit der wir an mögliche Einsparungen in der ge etzlichen Krankenversicherung herangehen. Wir müssen unseren Versicherten finanzielle Mögichkeiten eröffnen. Das tun wir durch den Herstellerraatt und das Preismoratorium. Das wurde teilweise chon mit dem GKV-Änderungsgesetz beschlossen. Wir eschränken uns aber nicht alleine darauf, Kostendämpungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen, sondern wir ommen zu echten, strukturellen Verbesserungen; denn rstmalig gibt es Vertragsverhandlungen, also ein marktirtschaftliches Instrument, um zu vernünftigen und airen Preisen zu kommen. Es zeigt, dass wir es ernst einen, wenn wir sagen, dass wir den Leistungsanbie ern – übrigens in allen Bereichen – nicht immer mehr eld bieten können. Manchmal müssen wir ihnen sogar eld nehmen, wie jetzt aktuell im Bereich der Pharma ndustrie. Dafür bekommen sie aber am Ende ein faires ystem, auf das sie sich dauerhaft werden verlassen könen. Damit erreichen wir das Ziel. Die Menschen werden uch künftig die bestmöglichen Medikamente gegen die roßen Volkskrankheiten – Herz-Kreislauf-Erkrankunen, Diabetes, Demenz und Krebs – bekommen, und leichzeitig wird es besser als bisher gelingen, die Kosen im Interesse der Versicherten im Griff zu behalten. ch freue mich auf eine angeregte Debatte und bitte um ustimmung zu diesem Gesetzentwurf. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Karl Lauterbach für die PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! unächst einmal will ich mit einem Lob für den besten eil dieses Gesetzes einsteigen, mit dem ich, ehrlich geagt, nicht gerechnet hatte. Das verbinde ich mit einem ersönlichen Dank an Sie, Herr Zöller. Die Unabhängige atientenberatung ist in einer Art und Weise im Gesetz erankert, wie ich es bei meiner letzten Plenumsrede zu iesem Thema nicht für möglich gehalten hätte. Sie haen sich durchgesetzt. Dafür muss man ein anerkennenes Wort haben. Mein Dank gilt auch im Namen meiner esamten Fraktion. as ist eine ordentliche Leistung, und die muss anerannt werden. Leider kann ich dieses Lob nicht auf die restlichen 0 Prozent des Gesetzentwurfs ausdehnen. Dr. Karl Lauterbach )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705610200

(Beifall bei der SPD)

Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1705610300

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)





(A) )

Das ist keine Kleinkariertheit, und das ist auch keine
Missgunst. Ich will die Ablehnung begründen. Zunächst
einmal ist es sehr gut und angemessen, dass dem Minis-
ter selbst sein eigener Gesetzentwurf gefällt; aber dieser
erntet das Lob nicht in Fachkreisen und auch nicht in
den Medien. Weshalb ist das so? Die zentralen Schwä-
chen dieses Gesetzentwurfs liegen auf der Hand.

Im ersten Jahr nach der Zulassung werden Preisver-
handlungen mit dem Spitzenverband der Krankenkassen
geführt. Sie haben überhaupt keine Möglichkeit, auszu-
schließen, dass die zu erwartenden Preisabschläge, wenn
sie jemals kommen, vorher aufgeschlagen werden.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Daher sprechen mittlerweile die Fachpresse und auch
zum Beispiel die Leiterin des Referats Arzneimittel im
AOK-Bundesverband, Frau Beckmann, vom Teppich-
händlereffekt. Es wird so gehandelt werden wie bei den
Teppichhändlern. Sie mögen das nicht gerne hören, aber
es ist tatsächlich so. Sie werden nachher bemüht sein,
den Aufschlag, der jetzt erhoben wird, wieder herunter-
zuhandeln. Ich sage Ihnen: Wir werden ein Jahr lang hö-
here Preise als sonst haben, und danach werden wir die
normalen Preise haben. Das endet letztendlich mit Mehr-
kosten, und Sie werden keinerlei Einsparungen erzielen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Er hat das System überhaupt nicht verstanden! – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Sie haben das überhaupt nicht verstanden!)


– Es wäre das erste Mal, dass ich von Ihnen, Herr
Lanfermann, in dieser Hinsicht Nachhilfe beziehen
könnte.


(Heiterkeit bei der SPD – Zurufe von der FDP: Oh! – Heinz Lanfermann [FDP]: So lange Sie nicht verstehen, kann ich Ihnen nicht helfen!)


Was ist denn zusätzlich zu erwarten? Sie haben da-
rüber hinaus noch mit erheblichen Mengensteigerungen
und mit einer Ausweitung der Indikationen zu rechnen.
Sie haben im gleichen Gesetzentwurf die Richtgrößen-
prüfung geschwächt, und durch eine Schwächung der
Richtgrößenprüfung müssen Sie mit einer Ausweitung
der Menge und einer Ausweitung der Indikationen rech-
nen. Somit kommt es zunächst einmal zu einer Auswei-
tung der Indikationen und der Menge bei steigenden
Preisen. Im ersten Jahr haben Sie ja gar nichts in der
Hand. Sie müssen überlegen, was das bedeutet. Ich wie-
derhole: Im nächsten Jahr müssen Sie mit steigenden
Preisen, mit einer Ausweitung der Menge und einer Aus-
weitung der Indikationen rechnen. Der eingeschlagene
Weg wird zu Mehrkosten führen. Um das zu erkennen,
sind wir doch lange genug im Geschäft. Das ist doch
kein Spargesetz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Elke Ferner [SPD]: Macht nichts, das geht alles in die Kopfpauschale!)


Ich will einer Legende vorbeugen, die Herr Spahn
gleich wieder verbreiten wird. Herr Spahn wird gleich
wieder argumentieren, dass diese Koalition wagt, etwas

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(C (D urchzusetzen, wozu wir nie den Mut hatten, nämlich ie Kosten-Nutzen-Analyse. Sie müssten eine Sekunde nachdenken. – Die Kosen-Nutzen-Analyse ist doch schon jetzt, während wir prechen, Gesetz. ie schwächen ein bestehendes Gesetz und verkaufen as dann als einen Neubeginn. Die Kosten-Nutzen-Anayse ist nicht so oft angewandt worden, wie man es hätte un müssen; das ist ganz klar. Das war auch deshalb so, eil der dafür zuständige Institutsleiter, Herr Sawicki, tändig Druck von den Lobbygruppen bekommen hat. nstatt ihn darin zu unterstützen, diesem Druck standzualten, haben Sie ihn gefeuert. Damit haben Sie ein ganz lares Signal gegen die Kosten-Nutzen-Analyse gesetzt. as ist doch die Wahrheit. (Beifall bei der SPD und der LINKEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Eine Märchenstunde hier!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Jens Spahn [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


Sie, Minister Rösler, sind doch immer gegen die
ierte Hürde gewesen. Ich könnte jetzt zitieren, wie Sie
ls zuständiger niedersächsischer Wirtschaftsminister
egen die vierte Hürde polemisiert haben.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das ist doch kein Galopprennen hier!)


ie können doch nicht behaupten, dass Sie hier etwas
urchgesetzt haben, was durchzusetzen wir uns nicht ge-
raut haben. Die Wahrheit ist: Es war schon Gesetz; Sie
ind damals dagegen gewesen. Sie haben jetzt eine abge-
chwächte Version durchgesetzt, wodurch zum Schluss
ein einziger Euro gespart wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Er versteht es nicht! Hoffnungsloser Fall! – Lars Lindemann [FDP]: Märchenstunde!)


Das ist keine Märchenstunde. Die Kosten-Nutzen-
nalyse ist Gesetz. Sie wird jetzt abgeschwächt.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wir erweitern durch den Zusatznutzen!)


ir werden uns hier in einem Jahr noch einmal spre-
hen. Ich sage voraus: Es wird keine Einsparungen ge-
en.

Darüber hinaus führen Sie hier eine IGeL-Leistung
ei den Arzneimitteln ein. Die von Ihnen hier einge-
ührte Mehrkostenregel wird darauf hinauslaufen, dass
er Versicherte demnächst nur noch die Basiskom-
onente, das Rabattmedikament – unabhängig davon, ob
s erhältlich ist oder nicht – erstattet bekommt und die
omplette Preisdifferenz zuzahlen muss. Das wird Ihnen
uf die Füße fallen. Der Apotheker wird nämlich immer
agen: Herr Rösler ist schuld, dass Sie die Kosten für das

edikament, das Sie jetzt eigentlich brauchen, nicht
ehr erstattet bekommen. Genauso wird es sein. Jeder
potheker wird sagen: Dieses Medikament kann ich Ih-
en leider nicht mehr kostenlos geben; da müssen Sie





Dr. Karl Lauterbach


(A) )


)(B)

sich bei Herrn Rösler bedanken; wenn Sie dieses Medi-
kament haben möchten, müssen Sie die Mehrkosten tra-
gen. Die Zuzahlung kann 10 oder sogar 15 Euro betra-
gen. – Erinnern Sie sich an meine Worte! Bei jeder
Gelegenheit wird man sagen: Bedanken Sie sich bei
Herrn Rösler oder tragen Sie die Mehrkosten; wir kön-
nen Ihnen nur noch das billigste Rabattmedikament ver-
kaufen. – Sie versuchen das als eine Stärkung der Kun-
den darzustellen.

Ich will Sie hier noch ein letztes Mal daran erinnern:


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Versprochen?)


Der kranke ältere Mensch, der Medikamente nicht beur-
teilen kann, bedarf der Fürsorge. Er ist kein Kunde. Er
kann nicht bewerten, ob er abgezockt wird oder ob es
sich wirklich um unterschiedliche Medikamente handelt.
Fangen Sie an, den mündigen Kunden im Gesundheits-
system einzuführen! Mündig ist der Kunde dann, wenn
er sich zwischen der privaten und der gesetzlichen Kran-
kenkasse entscheiden kann. Schützen Sie nicht die
Klientel und machen Sie nicht ausgerechnet den kran-
ken, armen älteren Menschen zum Spielball der Interes-
sen der Apotheker und der Pharmaindustrie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Das war nicht so toll, Herr Lauterbach! Wirklich nicht!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705610400

Das Wort hat der Kollege Jens Spahn für die Unions-

fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705610500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir beschäftigen uns zum dritten Mal in dieser Woche
mit Gesundheitspolitik. Erstmals wird konstruktiv ge-
handelt – zuvor gab es viel Gemeckere, etwa in der Ak-
tuellen Stunde –: Heute legen wir einen Gesetzentwurf
vor, in dem die Neuordnung des Arzneimittelmarktes ge-
regelt wird.

Lieber Herr Kollege Lauterbach, auch wenn wir uns
freuen, dass Sie das, was bei der Unabhängigen Patien-
tenberatung gelungen ist, anerkennen – Sie selbst sagen,
dass Sie das falsch eingeschätzt haben –, sage ich Ihnen
voraus, dass Sie spätestens in einem Jahr hier stehen
werden und sagen müssen, dass Sie sich geirrt haben,
dass all das, was Sie prognostiziert haben, nicht eingetre-
ten ist,


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Das ist ausgeschlossen, Herr Spahn!)


sondern dass wir – im Gegenteil – eine langfristig wir-
kende Strukturvereinbarung im Arzneimittelbereich zu-
stande gebracht haben.


(Mechthild Rawert [SPD]: Bis dahin wird es teuer für die Patienten!)


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(C (D ch freue mich jedenfalls schon auf den Tag, an dem Sie offentlich so ehrlich sind, wie Sie es heute im Hinblick uf die Unabhängige Patientenberatung dankenswertereise gewesen sind. Am Ende – das wissen Sie – treffen wir heute nämlich ine fast schon historische Entscheidung; denn damit erolgt ein Paradigmenwechsel in der Frage der Arzneimitelpreisfindung in Deutschland. Bisher konnten die Arzeimittelunternehmen nach der Zulassung für die Zeit es Patentschutzes den Preis des Medikamentes im runde frei – Himmel nach oben offen, pflege ich imer zu sagen – bestimmen. Sie haben lange davon geredet – auch während Ihrer egierungszeit; (Mechthild Rawert [SPD]: Sie waren nicht dabei?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie haben ja über ein Jahrzehnt die Gesundheitsministe-
innen in diesem Land gestellt –, dass dieser Zustand
icht so bleiben kann. Jetzt sind Sie doch ein Stück weit
rschrocken darüber,


(Ulrike Flach [FDP]: Ja, das merkt man der Rede an! – Elke Ferner [SPD]: Wo waren Sie die letzten vier Jahre, Herr Spahn?)


ass es gerade eine christlich-liberale Koalition ist, von
er Sie das vielleicht am wenigsten erwartet hätten, die
iese strukturelle Frage nun endlich angeht und einer
ösung zuführt, die dem Ziel dient, den direkten Zugang
u Innovation und neuen Medikamenten für die Patien-
en aufrechtzuerhalten, und gleichzeitig dafür sorgt, dass
as Ganze bezahlbar ist und in einem angemessenen
erhältnis steht.

Sie haben jahrelang davon geredet. Nichts ist passiert.
ir regieren erst wenige Monate und legen heute schon

twas Konkretes vor. Das ist effektive Arbeit, liebe Kol-
eginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch in anderen Bereichen findet übrigens ein Para-
igmenwechsel statt. Jenseits des kurzfristigen Sparens
eht es um strukturelle Veränderungen.

Herr Kollege Lauterbach, Sie haben die Kosten-Nut-
en-Bewertung erwähnt. Sie wissen genauso gut wie ich,
ass die Kosten-Nutzen-Bewertung in keinem einzigen
uropäischen Land Grundlage für die Preisfindung ist.
uch in Deutschland wäre sie das am Ende nie wirklich
ewesen; denn sie hat nicht funktioniert.

Es ist richtig, hier zur Nutzenbewertung zu kommen,
lso zu schauen, wie viel besser ein neu auf den Markt
ommendes Arzneimittel im Vergleich zu den bereits auf
em Markt vorhandenen Therapiealternativen ist. Dann
oll zwischen dem Spitzenverband Bund der Kranken-
assen und dem entsprechenden pharmazeutischen Unter-
ehmen verhandelt werden. Es gibt also keine staatlich
estgesetzten Preise, sondern Verhandlungslösungen.





Jens Spahn


(A) )


)(B)

Unterschätzen Sie bitte auch nicht den Intellekt der
Krankenkassen in Bezug darauf, wie sie in diese Ver-
handlungen gehen. Natürlich wird auf Basis des Dos-
siers, also der Frage, wie viel mehr Nutzen das neue Me-
dikament im Verhältnis zur Therapiealternative hat, über
den Preis verhandelt werden – und nicht, wie Sie es im-
mer darstellen wollen, im Sinne von Teppichhändlerrun-
den. Hier werden mit Schiedsverfahren – wir haben auch
Konfliktlösungsmechanismen eingebaut – vernünftige
Preise gefunden.

Wir wollen Vertragslösungen. Wir wollen keinen
staatlichen Dirigismus. Das mag Ihnen nicht gefallen.
Zumindest wir halten das aber für die bessere Lösung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Im Übrigen beinhaltet das Ganze auch eine wichtige
gesellschaftliche Debatte. Einen Aspekt blenden Sie
nämlich immer völlig aus. Es geht natürlich darum, dass
die Pharmaunternehmen auch die Chance haben, für et-
was, was tatsächlich eine Innovation ist – denken Sie nur
an Demenz; wie froh wären wir, wenn es endlich ein
Medikament gegen diese Geißel gäbe – –


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705610600

Kollege Spahn, gestatten Sie eine Frage des Kollegen

Lauterbach?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705610700

Jederzeit.


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1705610800

Lassen Sie mich ein konkretes Beispiel nennen. Das

neueste und teuerste Medikament bei den Cholesterin-
senkern, Crestor, wurde bewertet. Nach zwei Jahren
wurde die Studie abgebrochen. Der Pharmahersteller
kam zu dem Ergebnis, es sei wunderbar und bringe deut-
lich mehr. Das ist Gegenstand des Dossiers gewesen.
Später kam dann heraus – das hatten die Unternehmen
nicht vorgelegt –, dass es in der gleichen Studie, der
JUPITER-Studie, auch Daten gab, die gezeigt haben,
dass die eigentliche Senkung der Zahl von Herzinfarkten
oder Schlaganfällen nie aufgetreten war.

Wenn man jetzt nur das Dossier des Unternehmens
bewerten müsste, dann wäre – –


(Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP])


– Im Dossier des Unternehmens ist das an keiner Stelle
erwähnt worden. Hätte man allerdings unabhängige Be-
wertungen zugelassen, wäre das sofort herausgekom-
men.

Was jetzt vorgetragen wird, ist so ähnlich, als würden
Sie nur die Testberichte der Werksfahrer anfordern, und
die Autos würden von den unabhängigen Testern selbst
nie gefahren. Das ist doch das, was hier passiert.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Ihre Redezeit ist schon abgelaufen, Herr Kollege!)


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(C (D Glauben Sie denn nicht, dass es der zentrale chwachpunkt dieses Vorschlags ist, dass Sie sich allein uf das verlassen müssen, was das Unternehmen Ihnen ier vorschlägt? Lieber Herr Kollege Lauterbach, zum Ersten muss ich niemand allein auf das verlassen, was das Unternehen vorschlägt. Ich finde es aber nur fair, das Unternehen nachweisen zu lassen – das ist auch die Verantwor ung des Unternehmens; im Übrigen erfolgt dieser achweis natürlich auf eigene Kosten –, welchen zu ätzlichen Nutzen das eigene Medikament denn tatsächich hat. Auch da haben Sie übrigens jahrelang geredet; der inister hat schon darauf hingewiesen. Wir schaffen etzt endlich eine Pflicht zur Veröffentlichung aller Stuien, der positiven wie der negativen. Während Sie jahelang nur geredet haben, tun wir es jetzt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wir hätten das Gesetz vier Jahre lang machen können, wenn Sie mitgemacht hätten!)

Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705610900

amit würde diesem Punkt, der ja lange gefordert wird,
uch Rechnung getragen.

Die entscheidende Herausforderung, auch in der ge-
ellschaftlichen Debatte, ist aber folgende – das würde
ch jetzt gerne einmal in einem Zug ausführen –: Einer-
eits wollen wir, dass die Pharmaunternehmen forschen
nd dass es neue Medikamente gibt. Ich sagte gerade
chon, wie wichtig es ist, dass etwa gegen die Geißel
emenz endlich etwas auf den Markt kommt.

Solche Innovationen müssen natürlich auch finanziell
nerkannt werden; sonst gäbe es keinen Anreiz, zu for-
chen. Gleichzeitig müssen wir einen Spagat schaffen.
as alles muss auch finanziell darstellbar sein. Es muss
elingen, die Solidargemeinschaft nicht übermäßig zu
elasten. Genau dieser Spagat ist so schwierig.

Das stört mich manchmal an den Debatten, wie Sie
ie führen, wenn es um die Entwicklung der Pharma-
reise geht: Sie blenden den Aspekt völlig aus, dass für
iele Tausende und Zehntausende schwerkranker Men-
chen mit neuen Medikamenten auch viele Hoffnungen
uf Minderung von Leid verbunden sind. Wir versuchen,
urch das Bewertungsverfahren beim Institut, aber auch
urch die Vorlage von wissenschaftlichen Studien genau
iesen Spagat zu schaffen. Deswegen bringt die Keule
ichts, die immer gegen die Pharmaindustrie geschwun-
en wird nach dem Motto: Die kann man richtig abzo-
ken.


(Elke Ferner [SPD]: Warum sind die Medikamente in anderen Ländern viel billiger?)


ine sachlich orientierte Debatte, die diesen Spagat wi-
erspiegelt, ist entscheidend. Genau das wollen wir mit
er Debatte zu diesem Gesetz erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705611000

Kollege Spahn, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

frage, und zwar der Kollegin Volkmer?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705611100

Jederzeit.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705611200

Ich dachte mir das schon.


Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1705611300

Herr Spahn, ich möchte Sie etwas zu den Studien fra-

gen, die die Pharmaindustrie vorlegen muss. Sie haben
gesagt: Es müssen jetzt alle veröffentlicht werden. Im
Gesetzentwurf steht: Es ist den Pharmaunternehmen
überlassen, in welcher Form sie diese Studien veröffent-
lichen. Es reicht auch, wenn sie das auf ihrer Internet-
seite veröffentlichen. – Stimmen Sie mir darin zu, dass
das in dem Gesetzentwurf so steht?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705611400

Klar, ich stimme Ihnen zu.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Danke schön! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Im Vorwärts muss es nicht abgedruckt werden!)


Ich habe jetzt nur nicht ganz die Problematik erkannt. Es
geht darum, dass es am Ende zu einer Veröffentlichung
kommt. Es gibt im Übrigen – das blenden Sie bei den
Debatten auch immer aus – auf europäischer Ebene
schon Datenbanken, die entsprechende Studien sam-
meln.

Eines sage ich Ihnen noch, weil das eine Frage be-
trifft, über die man konstruktiv miteinander reden kann:
Wir gehen in diese Debatte hinein mit der deutlichen
Ansage, dass wir bereit sind, im Gesetzgebungsverfah-
ren über alle diese Fragen mit allen Beteiligten – dazu
gehören die Patientenverbände, die pharmazeutische In-
dustrie, die Kostenträger, gern auch die Opposition,
wenn es denn konstruktiv ist – konstruktiv zu reden.
Transparenz ist die Voraussetzung von Akzeptanz.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Wo ist da Transparenz?)


Ich habe schon deutlich gemacht, wie schwer es ist,
diesen gesellschaftlichen Spagat zu schaffen. Da gibt es
die Hoffnungen und Erwartungen vieler kranker Men-
schen, und da ist zu unterscheiden: Was ist Abzockerei
durch die Pharmaindustrie? Was ist berechtigtes Inte-
resse, auch Forschungsleistungen abgegolten zu bekom-
men?


(Mechthild Rawert [SPD]: Was ist wissenschaftliche Unabhängigkeit?)


Dafür braucht man Verfahren, die transparent sind, die
nachvollziehbar sind, die für Akzeptanz sorgen. Wir sind
bereit, bis zur zweiten und dritten Lesung über alle diese
Schritte zu sprechen: beim Gemeinsamen Bundesaus-
schuss, beim IQWiG und bei all dem, was anliegt. Wir
jedenfalls wollen diese Diskussion in den nächsten Wo-
chen und Monaten bis zur zweiten und dritten Lesung

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(C (D onstruktiv führen. Anders als in den Debatten in diesem ause gestern und vorgestern sollte es nicht bei pauscha em Gemeckere bleiben. Sie sind herzlich eingeladen – Kollege Spahn, Sie müssen jetzt bitte zum Schluss ommen. – ich bin offensichtlich im letzten Satz, Frau Präsi entin –, an der Sache konstruktiv mitzuarbeiten. Das äre für dieses Haus in dieser Frage ein entscheidender chritt nach vorne. Danke schön. Das mit dem letzten Satz ist immer so eine Sache, je achdem, wie viele Kommas man setzt. Das Wort hat die Kollegin Kathrin Vogler für die raktion Die Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir haben schon in den letzten zwei Tagen erlebt, wie ie schwarz-gelbe Koalition Planlosigkeit und soziale älte zum gesundheitspolitischen Programm macht. Die teigenden Beiträge, die ungerechte Kopfpauschale, die or allem wieder Menschen mit niedrigem und mittleem Einkommen schultern sollen, (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war aber gestern und vorgestern! – Heinz Lanfermann [FDP]: Der Text stammt noch von gestern!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705611500
Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705611600

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705611700

(Beifall bei der LINKEN)

Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705611800

egründen Sie immer wieder gern mit der steigenden Le-
enserwartung. Das war auch in der Rentendebatte ge-
ade wieder das Thema. In unserem Bereich verweisen
ie da auf den medizinischen Fortschritt.

Wenn dem so ist, dann sollten Sie diejenigen, die von
eidem stärker profitieren, auch mehr oder angemessen
ur Kasse bitten. In Deutschland leben nämlich die
eichsten 10 Prozent der Bevölkerung durchschnittlich
ehn Jahre länger als die ärmsten. Das zeigt, dass unser
ielgelobtes Gesundheitswesen – ich schätze es; ich
enne seine Qualitäten – wirklich gut ist, aber nicht un-
edingt sozial und nicht gut für alle.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit Ihrem Gesetzentwurf wollen Sie, Herr Rösler, die
ostensteigerungen für Arzneimittel in der gesetzlichen
rankenkasse bremsen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau!)


ndererseits – das sagen Sie ganz offen – wollen Sie
uch Wirtschaftsförderung betreiben. Wir machen hier
ber keine Wirtschaftspolitik, sondern Gesundheitspoli-
ik. Weil Ihre Vorschläge dementsprechend unzurei-
hend und inkonsequent sind, um die Megaprofite der





Kathrin Vogler


(A) )


)(B)

Pharmaindustrie zu begrenzen, hat die Fraktion Die
Linke einen eigenen Antrag für vernünftige und nach-
vollziehbare Arzneimittelpreise vorgelegt. Ich fordere
Sie auf: Setzen Sie sich vernünftig damit auseinander!


(Beifall bei der LINKEN)


Schauen wir einmal genauer auf das, was Sie da vor-
haben. Sie wollen also, dass die Pharmaindustrie auch
weiterhin für jedes neue Medikament selbst den Preis
festlegen darf.


(Lars Lindemann [FDP]: Das ist in der Marktwirtschaft so!)


Diesen Preis, egal ob 20 oder 2 000 Euro, müssen die ge-
setzlichen Krankenkassen dann mindestens ein Jahr lang
erstatten.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Jetzt machen sie es 20 Jahre lang! Das ist der Unterschied!)


Sie, Herr Rösler, nennen das einen patientenfreundlichen
Zugang zu Innovationen. Aber ich nenne das die Lizenz
zum Gelddrucken.

Die Linke fordert eine viel schnellere und transparen-
tere Preisfestlegung gerade für die neuen Arzneimittel;
denn das sind die Arzneimittel, die die hohen Kosten
verursachen. Dabei wollen wir vor allem darauf achten
– das haben wir in unserem Antrag dargestellt –, ob das
Präparat wirklich einen Nutzen für die Patientinnen und
Patienten hat. Ist es nicht wirklich neu oder nicht besser
als bereits auf dem Markt befindliche Medikamente,
dann darf es auch nicht teurer sein.

Bei den sogenannten therapeutischen Solisten, also
bei den Präparaten, für die es keine Behandlungsalterna-
tive gibt und für die eine Kosten-Nutzen-Bewertung in
angemessener Zeit nicht möglich ist, brauchen wir wei-
tere Kriterien – Herr Kollege Spahn, Sie haben gerade
gesagt, Forschung sei wichtig für Innovationen –, zum
Beispiel die Forschungskosten. Dazu müsste die Indus-
trie erst einmal ihre tatsächlichen Kosten offenlegen,
und zwar ohne die üblichen Mogeleien.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Pharmalobbyisten erklären uns ja immer gerne,
dass die Mondpreise für neue Mittel sein müssten, um
die Forschung zu finanzieren. Angeblich kostet die Ent-
wicklung eines neuen Medikaments über 600 Millionen
Euro. US-Wissenschaftler haben aber schon vor einigen
Jahren nachgewiesen, dass es real oft nicht einmal
50 Millionen Euro sind. Hier brauchen wir dringend die
Transparenz, die Sie, Herr Minister, und Sie, Herr Kol-
lege Spahn, immer so gerne fordern.


(Beifall bei der LINKEN)


Nach dem ersten Jahr sollen dann die Krankenkassen
mit den Herstellern über den Preis verhandeln. Daran
glauben Sie doch selbst nicht.


(Lars Lindemann [FDP]: Aber natürlich!)


Herr Rösler, gehen Sie doch einmal zur Deutschen Post
und verhandeln über den Preis einer Briefmarke. Wa-
rum, bitte schön, sollte sich die Post darauf einlassen?

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(C (D (Jens Spahn [CDU/CSU]: Als Geschäftskunde kann man mit der Post verhandeln!)


ie hätten in diesem Fall wenigstens die Möglichkeit,
en Brief selbst zu überbringen. Ein Kranker hat aber
eine Alternative, und die Krankenkassen müssen das
ahlen, was die Industrie verlangt.

Last, not least wollen wir mit unserem Antrag eine
eitere Lücke Ihres Entwurfes schließen. Es gibt keinen
ernünftigen Grund, warum die Arzneimittel in den
rankenhäusern von der Preisgestaltung ausgenommen

ein sollen. Schließlich werden die meisten Erstverord-
ungen von teuren Medikamenten in Kliniken vorge-
ommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von Union und FDP,
ieber Kollege Spahn, es nützt überhaupt nichts, wenn
ie dauernd beklagen, dass die Opposition nur meckere.
as stimmt nämlich nicht. Wir haben ganz konkrete Vor-

chläge gemacht. Ich fordere Sie auf: Prüfen Sie diese
orschläge vorurteilslos, soweit Ihnen das möglich ist!


(Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Wenn Sie das Gleiche beim Gesetz machen!)


ir erheben kein Copyright; denn es geht hier schließ-
ich um ein zukunftsfähiges und soziales Gesundheits-
esen. Und nicht vergessen: Gesundheit ist keine Ware.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705611900

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat die Kol-

egin Birgitt Bender das Wort.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705612000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr
inister, ich bin froh, dass Sie eben bei der Vorstellung

hres Gesetzentwurfs das revolutionäre Pathos wegge-
assen haben, mit dem wir den Entwurf oft in den Me-
ien beschrieben gefunden haben, nach dem Motto „Ich,
er Ritter, gegen die Pharmaindustrie“.

Es ist richtig, die Ziele des AMNOG verdienen Res-
ekt. Da geht es um Nutzenbewertung zu Beginn des Le-
enszyklus eines Medikaments, um Preise, die der Her-
teller nicht völlig frei festlegen kann, oder um mehr
ransparenz bei Arzneimittelstudien. Es ist allerdings
berraschend, dass Schwarz-Gelb so etwas macht, lieber
ollege Spahn. Ich will Ihnen sagen, warum. Im Jahre
003 sind wir mit einem rot-grünen Reformentwurf an
en Verhandlungstisch zu Union und FDP gekommen.
ie Gelben sind sofort davongesprungen, weil sie auf
einen Fall der Pharmaindustrie etwas tun wollten. Die
nion hat damals die Kosten-Nutzen-Bewertung abge-

ehnt. Ich kann nur sagen: Schön, dass Sie etwas dazuge-
ernt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: Wir machen eine Nutzenbewertung!)


Wenn es tatsächlich so sein soll, dass überhöhte Ren-
iten der Pharmaindustrie zugunsten der Versicherten





Birgitt Bender


(A) )


)(B)

abgeschöpft werden, dann darf das Vorgehen aber nicht
halbherzig sein. Anders gesagt: Wenn man Fische fan-
gen will, aber das Netz besonders große Maschen hat,
dann wird der Angler hungrig bleiben. Genau das droht,
wenn sich am AMNOG nicht noch etwas verändert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Kann mir die Koalition einen guten Grund nennen,
warum die Nutzenbewertung in der Regel erst nach der
Zulassung und nicht parallel zum Zulassungsverfahren
durchgeführt wird, wie das in anderen Ländern der Fall
ist?


(Ulrike Flach [FDP]: Das können wir!)


– Nein, das können Sie nicht.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: So viel zur Innovation!)


Bereits beim Design und der Durchführung der Zulas-
sungsstudien muss berücksichtigt werden, dass für die
Bewertung eines Zusatznutzens die Prüfung gegenüber
der Standardtherapie notwendig ist. Wenn nur gegenüber
Placebos geprüft wird, dann nutzt das vielleicht dem
Hersteller, aber nicht dem Gesundheitssystem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Klare Anforderungen an vorzulegende Studien und der
Start der Nutzenbewertung bereits zum Zeitpunkt des
Zulassungsantrages, das wäre der richtige Ansatz.

Ein weiterer Punkt. Kann mir die Koalition einen gu-
ten Grund nennen, warum Impfstoffe von der Nutzen-
oder Kosten-Nutzen-Bewertung ausgenommen sind? Ich
habe bisher keinen einzigen gehört.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Kommt noch!)


Das Verfahren der Ständigen Impfkommission ist eine
Blackbox. Wir brauchen ein transparentes, methodisches
Vorgehen wie beim IQWiG und Transparenz im Verfah-
ren, wie es für das IQWiG und den G-BA selbstverständ-
lich ist.

Kann mir die Koalition einen guten Grund nennen,
warum sie den Pharmaherstellern im ersten Jahr völlig
freien Spielraum bei der Preisgestaltung lässt? Zum ei-
nen können Verhandlungen zwischen Herstellern und
Kassen früher beginnen, wenn die Nutzenbewertung frü-
her vorliegt. Zum anderen wird unser Vorschlag der
Rückerstattung bei überhöhten Preisen abgelehnt, weil
das ein nachträglicher, nicht zulässiger Eingriff in die
unternehmerische Freiheit sei.

Unser Vorschlag ist weit marktwirtschaftlicher als der
Vorschlag, den die Koalition anderenorts preist. In den
aktuellen Sparvorschlägen der Koalition heißt es: „Die
Preise für Impfstoffe werden auf das europäische Durch-
schnittsniveau gesenkt.“ Das heißt, zum einen ist das
Senken von Preisen möglich, aber Sanktionen für über-
höhte Preise nicht? Das verstehe, wer will. Ich glaube,
Sie müssen Ihre Argumente noch einmal überprüfen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD] – Elke Ferner [SPD]: Klientelpolitik!)


Auch die Frage, ob es Preis- oder Rabattverhandlun-
en geben soll, haben Sie nicht zu Ende gedacht. Sie
ollen doch immer der PKV etwas Gutes tun. Unser In-

eresse gilt dem Verbraucherschutz, wir wollen, dass die
KV-Versicherten – solange es sie in der jetzigen Form
ibt – nicht ständig überhöhte Preise auch im Arzneimit-
elbereich bezahlen. Wenn das der Fall ist, dann muss

an Preisverhandlungen führen, weil nur dann die
reise auch für die PKV-Versicherten gelten. Das scheint
ie nicht zu interessieren, aber vielleicht denken Sie da-
über nach.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Warten Sie doch einmal ab!)


Kann mir die Koalition einen guten Grund nennen,
arum sie bei der Transparenz von Arzneimittelstudien

o hasenfüßig ist? Sie schreiben nicht vor, wo diese Stu-
ien zu veröffentlichen sind.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: In Deutschland können die meisten lesen!)


enn ich Beratungsdienste für Böswillige zu leisten
ätte, dann würde ich sagen: Gründet doch eine Publika-
ion – das ist zwar teuer und die Informationen erreichen
ur wenige – und veröffentlicht dort die Arzneimittelstu-
ie, sodass sie auch ja keiner findet.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie wollen sie noch im Vorwärts der SPD haben!)


it Ihrem Gesetz wird so etwas nicht verhindert. Warum
icht? Können Sie dafür einen guten Grund nennen?
ein, das können Sie nicht.

Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren von der Ko-
lition, Sie haben über den Sommer noch einige Haus-
ufgaben zu machen. Vor diesen Aufgaben sollten Sie
icht wegtauchen. Das empfehle ich Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705612100

Der Kollege Wolfgang Zöller spricht nun für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1705612200

Grüß Gott, Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Bei der Diskussion, die geführt wird, sollte
an das Positive festhalten: Heute ist ein guter Tag für

ie Patienten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Als Patientenbeauftragter möchte ich zwei Punkte an-
prechen. Die strukturellen Änderungen auf dem Arznei-
ittelmarkt werden die Patientenrechte stärken. Es wird
ehr Transparenz erreicht. Es wird dem Patienten mehr

arüber mitgeteilt werden können, welcher Nutzen ihm
ei neuen Arzneimitteln nachgewiesen werden muss.





Wolfgang Zöller


(A) )


)(B)

Auch die klinischen Prüfungen sind zu veröffentlichen.
Das ist ebenfalls ein wichtiger Vorteil für die Patienten.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo?)


– Da gefragt wird, wo, sage ich: Im SPD-Mitteilungs-
blatt Vorwärts muss es nicht unbedingt stehen, damit die
Leute es zur Kenntnis nehmen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man braucht eine zentrale Stelle, damit man das findet!)


Die Patienten erhalten wieder mehr Wahlfreiheit, was
ihr gewohntes Arzneimittel angeht. Sie können nicht nur
rabattierte Arzneimittel auswählen. Ich glaube, das för-
dert die Zufriedenheit und die Akzeptanz.

Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ansprechen,
den ich für sehr wichtig halte. Mein Leitbild ist der mün-
dige und informierte Patient.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705612300

Kollege Zöller, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Vogler?


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1705612400

Selbstverständlich.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705612500

Lieber Kollege Zöller, würden Sie mit mir darin über-

einstimmen, dass nur diejenigen Patientinnen und Pa-
tienten bei den Medikamenten eine Wahlfreiheit haben,
die über das nötige Kleingeld verfügen, um sich die Zu-
zahlung zu den Medikamenten leisten zu können?


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1705612600

Nein, dem kann ich so nicht zustimmen. Bei der Fest-

betragsregelung hatten wir ähnliche Befürchtungen. Da-
mals ist aber das eingetreten, was wir gesagt haben: Die
Arzneimittelhersteller, die höhere Preise hatten, haben
festgestellt, dass die Versicherten die Zuzahlung nicht
haben leisten wollen, sodass von der Zuzahlungsmög-
lichkeit kaum Gebrauch gemacht wurde. Sie sind mit
dem Preis dann bis zum Festbetrag heruntergegangen.
Dadurch war das sogar eine kostendämpfende Maß-
nahme.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heinz Lanfermann [FDP]: Jetzt sehen Sie einmal!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705612700

Kollege Zöller, bevor Sie weitermachen, weise ich

Sie darauf hin, dass es eine zweite Zwischenfrage gibt. –
Nein, der Kollege Lauterbach zieht zurück. Dann kann
es weitergehen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Er hat gemerkt, dass das keinen Zweck hat!)


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(C (D Er ist heute besonders freundlich zu mir. Patientenrechte sind für mich Bürgerrechte. Deshalb in ich sehr froh, dass die Koalition mit diesem Gesetzntwurf ihr Bekenntnis zu starken Patientenrechten maifestiert. Jetzt wird die unabhängige Verbraucherund atientenberatung als Regelleistung festgeschrieben. Ab . Januar 2011 haben alle Versicherten einen Anspruch uf eine unabhängige Beratung. Sie werden bestimmt it mir einer Meinung sein: Oft wissen die Patienten icht, welche Rechte sie haben, geschweige denn, wie ie sie umsetzen können. Kollege Zöller, Sie haben nochmals die Chance zur erlängerung Ihrer Redezeit. Die Kollegin Kleinchmeink möchte Sie etwas fragen. (Ulrike Flach [FDP]: Habt ihr alle kein Zuhause? – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/ CSU]: Das ist eigentlich keine Fragestunde!)

Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1705612800
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705612900


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1705613000

Bitte schön.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Sie werden gleich auf die Patientenberatung und die

örderung eingehen. Ich möchte Sie bitten, in diesem
usammenhang etwas dazu zu sagen, wie Sie sicherstel-

en wollen, dass dieses verzögerte Gesetzgebungsverfah-
en und die sehr späte Beschlussfassung nicht zu einem
ruch bei den bisherigen Beratungsstellen führen. Bitte

agen Sie etwas dazu, dass die Mitarbeiter der Bera-
ungsstelle nicht wissen, ob es für sie weitergeht oder
icht. Bitte sagen Sie insbesondere, wie Sie sicherstellen
ollen, dass sich die Vergabeverfahren nicht so lange
inziehen, dass die befürchtete Entwicklung eintritt.


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1705613100

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die am Sys-

em Beteiligten – angefangen beim Spitzenverband der
rankenkassen –, mit denen wir schon Gespräche ge-

ührt haben, dafür sorgen werden, dass das Gesetz recht-
eitig umgesetzt wird. Ich bin da recht zuversichtlich.
ch würde allen Beteiligten raten, in der Öffentlichkeit
icht allzu viel über die eine oder andere Schwierigkeit
u diskutieren, sondern sich an einen Tisch zu setzen und
afür zu sorgen, dass es umgesetzt wird. Wer will, dass
as Gesetz umgesetzt wird, findet Wege. Wer das nicht
ill, der sucht Gründe.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705613200

Kollege Zöller, ich bitte um einen kleinen Moment

eduld. – Ein Hinweis an alle Kolleginnen, die sich
benfalls zu Zwischenfragen zu diesem Beitrag gemel-
et haben: Bei diesen kurzen Redebeiträgen lasse ich je-
eils zwei Zwischenfragen zu, da wir nicht zu einer Ver-





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

dreifachung der Redezeit kommen wollen. Wir haben
eine entsprechende Verabredung zwischen den Fraktio-
nen getroffen.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Jetzt können wir ungestört dem Herrn Zöller zuhören!)



Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1705613300

Ich habe kein Problem damit und akzeptiere das mit

Rücksicht auf die nachfolgenden Redner selbstverständ-
lich.

Nach zehn Jahren Modellphase wurden die richtigen
Schlüsse gezogen. Wir haben – davon bin ich fest über-
zeugt – alle Kriterien berücksichtigt. Dazu darf ich stich-
punktartig sagen: Das Verfahren wird neutral und unab-
hängig sein; es wird im Einvernehmen mit dem
Patientenbeauftragten erfolgen – auch das ist sehr erfreu-
lich –; die Beratung wird evidenzbasiert und von Kom-
petenz geprägt sein; die Ausschreibung erfolgt alle fünf
Jahre; die Beratung ist kostenfrei, was gut für die
Niedrigschwelligkeit ist. Vielleicht darf ich die Telefon-
nummer hier einmal nennen: 0800 0 117722. Das ist
eine 0800er-Nummer.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Heinz Lanfermann [FDP]: Ruf mich an!)


– Das ist eine wesentlich seriösere Nummer. Da erhalten
Sie unbürokratisch die notwendigen Informationen.

Wir haben keine Doppelstrukturen. Es gibt Koopera-
tion und Vernetzung mit den Selbsthilfeorganisationen.
Finanziellen Mehraufwand gibt es nicht. Erfreulich ist
auch, dass sich die privaten Krankenversicherungen an
den Kosten beteiligen. Die Mittel werden dynamisiert.
Es gibt eine Berichtspflicht an den Patientenbeauftrag-
ten. Auch das halte ich für eine wesentliche Verbesse-
rung, weil wir auf diese Weise sehr schnell Schwachstel-
len im System feststellen und aufgrund von Meldungen
Handlungsoptionen ableiten können.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit diesem Ge-
setzentwurf einen Punkt des Koalitionsvertrags als erle-
digt abhaken können. Dafür möchte ich mich an dieser
Stelle ganz besonders bei Gesundheitsminister Rösler
und seiner Mannschaft bedanken.


(Zuruf der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


– Das sage ich nicht nur aus Überzeugung, sondern auch
deshalb, weil es bei der letzten Diskussion in diesem
Hause geheißen hat, ich hätte keine Rückendeckung
vom Ministerium. Die Rückendeckung vom Ministe-
rium hätte ich mir nicht besser vorstellen können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Passen Sie auf, dass Sie nicht auf die Nase fallen!)


Ich werde aber die Hände nicht in den Schoß legen.
Jetzt beginnt nämlich die Umsetzung. Wir werden zu-
sammen mit dem BMG und dem GKV-Spitzenverband
die Ausschreibung der Beratungsstellen vorantreiben,
damit die Patientenberatung pünktlich ihre Arbeit auf-

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(C (D ehmen kann. – Ich habe jetzt noch zehn Sekunden, die chenke ich dem Nächsten. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Elke Ferner für die SPD raktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Rösler hat eben gesagt, wir hätten gar keine Vorchläge vorgelegt. Ich rate Ihnen, Herr Rösler, sich einach einmal – vielleicht wenn das Chaos sich etwas geichtet hat – die Bundestagsdrucksachen anzusehen. Es ibt einen Antrag von uns, der im Deutschen Bundestag ereits in erster Lesung beraten worden ist. Er liegt jetzt m Ausschuss und wird zusammen mit Ihrem Paket beraen. Es mag sein, dass das in dem Regierungschaos etas untergegangen ist; aber wir haben schon etwas vorelegt, und zwar bevor Sie zu dem ersten Paket etwas orgelegt haben. Die bisherigen Rabattverträge werden aus mehreren ründen geschwächt werden. Damit wird es für die Kas en teurer werden. Herr Zöller hat das eben als große eistung hervorgehoben. Er hat gesagt, es sei toll für die atienten und Patientinnen, dass sie jetzt mehr zuzahlen önnen, wenn nur genügend Pharmareferenten durch die rztpraxen und vielleicht auch durch die Apotheken rei en. Dann wird eben nicht das Mittel verschrieben oder usgegeben, das die Kasse am günstigsten einkauft, sonern das, welches der Pharmaindustrie und anderen Beeiligten am meisten bringt. Und das geht allein zulasten es Patienten. Das heißt also, zusätzlich zu den steigenen Beiträgen und zu der Kopfpauschale wird jetzt der instieg in eine Kostenbeteiligung vorgenommen. Was aran im Sinne der Patienten und Patientinnen sein soll, err Zöller, ist mir persönlich ein Rätsel. Ein zweiter Punkt. Bei den innovativen Arzneimitteln önnen die Preise im ersten Jahr in den Mond schießen. as werden sie auch. Wenn Sie es wirklich ernst meinen, ann fordere ich Sie auf, zu sagen: Es wird nicht nur ab em 13. Monat der verhandelte Rabatt angewandt, sonern er gilt rückwirkend ab dem ersten Monat, direkt ab em ersten Tag der Zulassung. Das würde in der Tat verindern, dass Mondpreise aufgeschlagen werden, damit an im ersten Jahr gut bei den Kassen abkassieren kann, m trotz der Rabattverträge, die erst später gelten, insgeamt den Preis zu erzielen, den man eigentlich sowieso ehabt hätte. Im Übrigen macht das auch Sinn. Ich weiß nicht, wie s Ihnen geht. Mir geht es auf jeden Fall immer so, dass ch bei allen Veranstaltungen gefragt werde: Warum ist enn das Mittel A oder das Mittel B – nicht ein verleichbares, sondern das gleiche Mittel – in Frankreich, Elke Ferner )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705613400

(Beifall bei der SPD)

Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1705613500

(Beifall bei der SPD)





(A) )

Spanien oder sonst wo so viel billiger? Insofern, glaube
ich, ist da noch ordentlich nachzubessern.


(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Diese schönen Vorschläge haben wir aber nicht auf dem Tisch, Frau Ferner!)


– Bitte? In unserem Vorschlag, geehrte Frau Flach, steht,
dass wir den europäischen Durchschnittspreis haben
wollen. Auch das macht Sinn. Was ist das denn für ein
Markt in Deutschland, auf dem der größte Nachfrager
die höchsten Preise für die Arzneimittel zahlen muss?
Was hat das mit Wettbewerb und Marktmechanismen zu
tun?


(Beifall bei der SPD – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Wir sind doch hier nicht im Sozialismus!)


Damit bin ich beim dritten Punkt; er ist heute noch
nicht angesprochen worden. Sie machen mit diesem Ge-
setz einen Schritt in die Kommerzialisierung des Ge-
sundheitswesens


(Mechthild Rawert [SPD]: Genau!)


– Frau Flach sagt Ja –,


(Ulrike Flach [FDP]: Nein! Der Zuruf kam von links!)


weil Sie das Wettbewerbsrecht statt das Sozialrecht an-
wenden. Sie müssen sich einmal vor Augen führen, was
das bedeutet. Es gibt ja noch anhängige Verfahren in
Düsseldorf und in Hessen,


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das Landessozialgericht ist in Essen und nicht in Düsseldorf!)


bei denen es um mögliche Absprachen bei Zusatzbeiträ-
gen geht. Offenbar verstehen Sie nicht, dass eine Kran-
kenversicherung kein Wirtschaftsunternehmen ist. Die
Krankenversicherungen sind Körperschaften des öffent-
lichen Rechts. Sie unterliegen einer staatlichen Aufsicht.
Keine Krankenkasse kann ohne den Beschluss ihres Ver-
waltungsrates oder ohne die Zustimmung der zuständi-
gen Aufsichtsbehörde einen Zusatzbeitrag, eine Kopf-
prämie oder sonst etwas festsetzen.


(Ulrike Flach [FDP]: Wo sind Sie jetzt gerade?)


Da, wo die Krankenkassen gemeinsam und einheitlich
handeln, lassen Sie es außen vor. Das heißt, da, wo Sie
qua Gesetz sozusagen Monopolist sind, wird das Sozial-
recht angewandt, und da, wo Sie auch unter Wettbewerbs-
gesichtspunkten gemeinsam und einheitlich handeln kön-
nen – das wollen ja alle –, wollen Sie jetzt das Kartellrecht
anwenden. Das wird dazu führen, dass die Großen stärker
und die Kleinen schwächer werden. Denn die regionalen
Kassen, die Betriebskrankenkassen, die Innungskranken-
kassen werden sich nicht mehr zusammenschließen kön-
nen, um bessere Rabattverträge bezüglich der Arzneimittel
zu erzielen und um mit Leistungserbringern gemeinsam
über integrierte Versorgung zu verhandeln.

Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt über das, was Sie da
machen, nachgedacht haben. Auf alle Fälle wird es dazu
führen, dass es insgesamt teurer wird, dass es schneller

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(C (D eniger Netto vom Brutto gibt und dass die Kopfpauchalen schneller in die Höhe schießen. Die Kollegin Ulrike Flach spricht nun für die FDP raktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe rau Ferner, das grundlegende Missverständnis besteht n Ihrer Einschätzung, wie man in einer marktwirtschaftichen Gesellschaft agiert. (Elke Ferner [SPD]: Krankenkassen sind keine profitorientierten Unternehmen!)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705613600

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1705613700

ir sind hier nicht in Kuba oder stellen irgendwelche
lanwirtschaftlichen Überlegungen an. Wir schaffen mit
iesem Gesetz die Möglichkeit, zum ersten Mal Markt-
irtschaft im Arzneimittelbereich einzusetzen, und zwar

ugunsten der Patienten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Sozialversicherung!)


Ich möchte Sie einmal daran erinnern: Wir haben in
en Krankenkassen ein Defizit in Höhe von 11 Milliar-
en Euro,


(Elke Ferner [SPD]: Sie! Genau Sie!)


ber nicht aufgrund des marktwirtschaftlichen Systems,
ondern aufgrund Ihres planwirtschaftlichen Systems.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


hre ehemalige Ministerin hat noch vor zwei Tagen ge-
agt: Wenn Steuermittel begrenzt sind, dann müssen die
eiträge steigen. Das ist doch Ihre Überlegung in diesem
usammenhang. Sie setzen immer darauf, dass der Staat
lles weiß, und Sie misstrauen dem Markt zutiefst. Ge-
au an dieser Stelle gibt es an diesem Tag die Wende.
enn wir werden dafür sorgen, dass Arzneimittel endlich
ach marktwirtschaftlichen Gegebenheiten einen Preis
ekommen,


(Mechthild Rawert [SPD]: Und teurer werden!)


er gut für die Menschen ist, nämlich niedrig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich kann auch nicht verstehen, warum Sie jetzt mei-
en, dass ein erhöhter Herstellerabschlag oder ein Preis-
oratorium etwas Schreckliches ist; das habe ich eben in

er Rede von Herrn Lauterbach so vernommen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Marktwirtschaft pur, gell?)


ie haben so etwas 2006 zum ersten Mal eingeführt. Das
st doch immer SPD-Gedankengut gewesen; Sie wollten





Ulrike Flach


(A) )


)(B)

das. Das machen wir jetzt, um schnell zu Geld zu kom-
men, und zwar in diesem Jahr.


(Elke Ferner [SPD]: Ah, um schnell zu Geld kommen!)


Zum 1. August 2010 wird der Preisabschlag erhöht, und
es wird einen Preisstopp geben. Die Menschen in diesem
Land werden merken, dass die Krankenkassen um
500 Millionen Euro entlastet werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Habt ihr das vor der Wahl auch gesagt? – Elke Ferner [SPD]: Das ist ein anderes Gesetz, Frau Flach! – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Sie sind beim falschen Gesetz!)


Ich wundere mich, Herr Lauberbach, über Ihre Kritik,
wir täten nichts gegen den Preisanstieg. Ehrlich gesagt:
Neun Jahre lang haben wir bei Ihnen nur begrenzte Mög-
lichkeiten gesehen, da etwas zu tun. Das Defizit ist zu
Ihrer Regierungszeit entstanden. Wir sind jetzt ein hal-
bes Jahr an der Macht,


(Elke Ferner [SPD]: Das ist eine schöne Macht mit Gurkentruppen und Wildschweinen!)


und es ist bereits das zweite Gesetz, das dieser Minister
auf den Weg bringt und das den Menschen in diesem
Land 2 Milliarden Euro ersparen wird. Was ist denn das
für ein Gerede? Einerseits meinen Sie, man würde alles
schlecht machen; andererseits erkennt man, dass es läuft.

Lieber Herr Lauterbach, ich kann das ein wenig ver-
stehen, wenn ich an Ihre Worte vom Januar dieses Jahres
denke. Da haben Sie in der Deutschen Apotheker Zei-
tung – in diesem Zusammenhang eine interessante Zei-
tung – geschrieben:

Wenn wir wirklich innovative Arzneimittel gut bezah-
len würden, dann … müssten wir uns keine Sorgen
machen um den einen oder anderen kleinen Anbieter
von Generika, der wegen eines Rabattvertrages auf-
geben muss.


(Zuruf von der FDP: Hört! Hört!)


Was ist das für ein Verständnis von Marktwirtschaft?
Was ist das für ein Selbstverständnis gegenüber kleinen
und mittelständischen Unternehmen?


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Wir sind doch für die Patienten da, nicht für die Unternehmen! Sie sind im falschen Ausschuss! Sie müssten in den Wirtschaftsausschuss!)


Was erzählen Sie uns am heutigen Tage? Dass angeblich
alles zu teuer ist und Sie deshalb so tolle Überlegungen
anstellen!

Ihre Vorschläge in diesem Haus beschränken sich im
Wesentlichen auf einen Antrag, Importeure zu schützen.
Das war ein Lobbyantrag. Ansonsten haben Sie in den
letzten Tagen nur dafür gesorgt, dass den Menschen in
diesem Land etwas erzählt wird, was nicht stimmt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Michael Hennrich für die nionsfraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! In dieser Woche hatten wir zwei Aktuelle tunden, in denen die Opposition versucht hat, der Reierung vorzuwerfen, dass sie ausschließlich auf Kosten er Patienten unsere gesetzliche Krankenkasse reformieen würde. (Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Das ist auch so!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
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(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Michael Hennrich (CDU):
Rede ID: ID1705613900

eute treten wir den Gegenbeweis an.


(Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Ach, deshalb machen Sie das! – Elke Ferner [SPD]: Wenn das der Gegenbeweis ist!)


Ich will kurz in Erinnerung rufen, dass wir erst vor
rei Wochen Rabatte für die Arzneimittelhersteller be-
chlossen haben. Die Herstellerrabatte und das Preismo-
atorium bringen uns insgesamt Einsparungen von rund
,5 Milliarden Euro. Nun legen wir einen Gesetzentwurf
or, mit dem wir langfristige strukturelle Veränderungen
uf den Weg bringen. Das Einsparvolumen beträgt hier
und 2 Milliarden Euro.

Vor einigen Tagen wurden uns die Zahlen zur Ausga-
enentwicklung im ersten Quartal 2010 im Verhältnis
um ersten Quartal 2009 vorgelegt. Es gab Steigerungen
er Ausgaben um durchschnittlich 4,5 Prozent, überpropor-
onal im Bereich der Krankenhausbehandlungen – 5,3 Pro-
ent – und im Bereich der ambulanten ärztlichen Behand-
ungen, 4,8 Prozent. Relativ gute Zahlen gab es bei den
rzneimittelausgaben, die im Schnitt um 3,9 Prozent ge-

tiegen sind.

Das sind auf den ersten Blick recht gute Zahlen, die
eigen, dass wir in der letzten Legislaturperiode im Be-
eich des Arzneimittelmarktes einige sinnvolle Reformen
uf den Weg gebracht haben. Es lohnt sich aber, genau
inzusehen: Im Festbetragsmarkt sind die Arzneimittel-
usgaben um 1,8 Prozent zurückgegangen; im Bereich
er Ausgaben für Arzneimittel ohne Festbetrag gab es
ingegen Steigerungen um rund 8 Prozent. Deshalb ist es
ichtig, dass wir mit diesem Gesetzentwurf die Initiative

rgreifen, um die Ausgaben bei den patentgeschützten
rzneimitteln in den Griff zu bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube, dass diese Maßnahmen der Arzneimittelin-
ustrie zuzumuten sind. Wer in krisengeschüttelten Zei-
en wie den letzten zwei oder drei Jahren immer noch
enditen von mehr als 20 Prozent erwirtschaften kann, ist
ufgefordert, einen Beitrag zur Zukunftssicherung unse-
es Gesundheitswesens zu leisten. Deswegen legen wir
eute einen Gesetzentwurf vor, mit dem wir Einsparun-
en erzielen, Überregulierung abbauen und langfristige
trukturelle Veränderungen auf den Weg bringen.





Michael Hennrich


(A) )


)(B)

Unser Ziel bleibt es, die Patienten weiterhin mit den
besten und wirksamsten Arzneimitteln zu versorgen. Wir
müssen aber auch darauf achten, dass die Versorgung
kosteneffizient und wirtschaftlich ist. Wir schaffen mit
diesem Gesetzentwurf einen verlässlichen Rahmen für
Innovationen, für die Versorgung der Versicherten und
für die Arbeitsplätze.

In diesem Zusammenhang richte ich einen Appell an
die Arzneimittelindustrie, die jetzt schon wieder teilweise
den Arbeitnehmern droht: Die Politik sei schuld, wenn
jetzt verschärft Arbeitsplätze abgebaut würden. Ich will
in Erinnerung rufen, dass es in den letzten zehn Jahren in
der Pharmaindustrie einen Arbeitsplatzaufbau um 10 Pro-
zent gab, trotz vieler Reformen. Ich richte den ausdrück-
lichen Appell an die Unternehmen, die Diskussion mit
der Politik nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer aus-
zutragen. Wir sind gerne bereit, mit ihnen über den einen
oder anderen Punkt in einen Dialog zu treten. Aber es
wirft einen Schatten auf diese Gespräche, wenn sie mit
den Ängsten der Arbeitnehmer spielen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die wesentlichen Elemente sind schon dargestellt
worden. Vonseiten der Linken wurde angemahnt, dass
wir noch schneller als innerhalb von drei Monaten zu ei-
ner vernünftigen Nutzenbewertung kommen sollten. Als
einzige Möglichkeit bleibt wohl nur noch Paul, das Ora-
kel, übrig. Mit seiner Hilfe könnten wir eine Nutzenbe-
wertung in der Tat innerhalb von zwei Tagen durchfüh-
ren.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach was! Schauen Sie doch nach Schottland! Da wird das gemacht!)


– Ja. Das schottische Modell ist im Grunde genommen
auch hier implementiert.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben nicht!)


– Doch. Darauf komme ich gleich noch zu sprechen,
Frau Bender. – Was die Nutzenbewertung betrifft, so
glaube ich, dass drei Monate ein vernünftiger Zeitraum
sind. Wir stellen eine angemessene Beteiligung von Arz-
neimittelherstellern und Patienten sicher. Ich denke, es
ist durchaus vertretbar, innerhalb eines Zeitraums von ei-
nem Jahr Preisverhandlungen zu führen.

Ich möchte einen zweiten Aspekt ansprechen, die Ra-
battverträge. Es wurde kritisiert, die Patienten würden
mehr oder weniger abgezockt. Welches Bild, meine sehr
verehrten Damen und Herren von der Opposition, haben
Sie eigentlich von Apothekern? Haben Sie von Apothe-
kern das Bild, dass sie, wenn Patienten in ihre Apotheke
kommen, nur unter dem Gesichtspunkt „Wie kann ich
den maximalen Erlös erzielen?“ beraten und entspre-
chende Produkte verkaufen? Das ist nicht das Bild, das
ich von Apothekern habe. Ich glaube – das hat auch der
Kollege Zöller gesagt; es ist nämlich wie beim Thema
Festbeträge –, dass es nicht zu Preisexplosionen kom-
men wird. Warum haben wir denn die Mehrkostenrege-
lung? Wir wollen die Patientenautonomie stärken und

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(C (D or allem auch mittelständische Arzneimittelhersteller chützen. Ja. Es ist ein durchaus legitimes Ziel, den Mittelstand n unserem Land zu schützen. (Ulrike Flach [FDP]: Genau! Was ist daran schlimm, Frau Ferner?)


(Elke Ferner [SPD]: Ah!)


enn Sie, Frau Ferner, anderer Auffassung sind, bitte!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heinz Lanfermann [FDP]: Frau Ferner will lieber bevormunden! – Elke Ferner [SPD]: Bisher haben die Patienten diese Arzneimittel, wenn es notwendig war, vom Arzt verschrieben bekommen! Jetzt müssen sie sie selber zahlen!)


Wir regeln den Großhandelszuschlag; dadurch erzie-
en wir Rabatte in Höhe von rund 400 Millionen Euro.
ußerdem formulieren wir Therapiehinweise und Ver-
rdnungsbeschlüsse klarer; auch hier besteht, was die
reisbildung angeht, die Möglichkeit, innerhalb des ers-

en Jahres regulierend einzugreifen. Weitere wichtige
spekte sind die Veröffentlichungspflicht für klinische
tudien und die Unabhängige Patientenberatung.

Aber, Herr Minister Rösler, es gibt noch offene Bau-
tellen, erstens bei den Rabatten für Privatversicherte
nd zweitens beim Pick-up-Verbot. Wir haben im Koali-
ionsvertrag versprochen, hier eine klare Regelung zu
reffen. Wir sollten dieses Versprechen einhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Herr Lauterbach, Sie haben dargelegt, Sie hätten fast
ur Kritik an den geplanten Regelungen gehört. Mein
indruck ist: Sie haben mit den falschen Leuten gespro-
hen, zu viel mit der Pharmaindustrie


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Keine Sorge! Nein!)


nd zu viel mit Schmidtchen statt mit Herrn Schmidt.
rau Fischer, die ehemalige Bundesgesundheitsministe-
in, hält die geplanten Maßnahmen – Frau Bender, Sie
aben diesen Begriff vorhin kritisiert – für revolutionär.


(Elke Ferner [SPD]: Sie hat wahrscheinlich das Kleingedruckte noch nicht gelesen!)


ie sagte, dass ihr dieser Schritt imponiert, will sie nicht
erbergen.

Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Wir haben
in vernünftiges Gesetz auf den Weg gebracht. Ich rate
hnen, sich konstruktiv zu beteiligen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705614000

Ich schließe die Aussprache.





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 17/2413 und 17/2324 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 36 a bis 36 c auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael
Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Angekündigte Mittelkürzung beim CO2-Ge-
bäudesanierungsprogramm zurücknehmen

– Drucksache 17/2346 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Stephan
Kühn, Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

CO2-Gebäudesanierungsprogramm fortfüh-
ren – Mit energetischer Sanierung Konjunk-
tur ankurbeln, Arbeitsplätze sichern und
Klima schützen

– Drucksache 17/2395 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Bettina
Herlitzius, Stephan Kühn, Daniela Wagner, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Lebensqualität und Investitionssicherheit in
unseren Städten durch Rettung der Städte-
bauförderung sichern

– Drucksache 17/2396 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

Die Aussprache werde ich erst dann eröffnen, wenn
wir mit der nötigen Aufmerksamkeit dieser Aussprache
folgen können. Ich bitte Sie, liebe Kolleginnen und Kol-
legen, die nicht vermeidbaren Wechsel möglichst ge-
räuschlos vorzunehmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Michael Groß für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich zitiere ine Schlagzeile aus dem Handelsblatt von Februar 010: Die Bundesregierung will den Etat für die Gebäudesanierung erhöhen. Für entsprechende Programme sollen künftig 400 Mio. Euro mehr ausgegeben werden. Denn die Hilfen werden in der Bevölkerung man höre und staune – gut angenommen – und die konjunkturellen Effekte sind deutlich sichtbar. Nur fünf Monate später kritisieren die Bundesvereiniung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft und die ktion „Impulse für den Wohnungsbau“ in einer geeinsamen Pressemitteilung, dass die Kürzungspläne der Bundesregierung bei … dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm und der Städtebauförderung den Staat mehr kosten, als sie sparen. Diese Förderprogramme führen nachweislich zur Sicherung sowie zum Ausbau der Beschäftigungsverhältnisse, die weitere Einnahmen über Lohnsteuer und Sozialabgaben für die öffentlichen Kassen bringen. Deutliche Kritik an den Sparplänen der Bundesregieung kommt auch von der Immobilienwirtschaft, dem ieterbund, der IG BAU sowie der Wohnungsbaubranhe. An deren Positionierung zeigt sich das ganze Ausaß der Einsparmaßnahmen und deren Wirkung mehr ls deutlich. Was nach den Ankündigungen der Bundesregierung im ebruar wirklich folgte, ist eine Halbierung der Mittel im aushaltsentwurf 2011 gegenüber dem Vorjahr, ein chritt in eine Richtung, die nicht in die Zukunft weist. ntersuchungen zu den Beschäftigungseffekten des CO2ebäudesanierungsprogramms zeigen, dass 1 Milliarde uro Investition zur Sicherung von 20 000 Vollzeitrbeitsplätzen pro Jahr führt. Hinzu kommt, dass jeder eförderte Euro bei den Programmen bis zu 9 Euro an rivaten Investitionen nach sich zieht. Zusätzliches Kaital wird aktiviert. Im jüngsten Antrag der Koalitionsraktionen zum Bericht der Bundesregierung zur Lage er Wohnungsund Immobilienwirtschaft klingt es chon zynisch, dass die Schlüsselrolle der Baubranche ei der Bewältigung des Klimawandels hervorgehoben ird, wenn gleichzeitig mit den Haushaltsentwürfen assive Sparmaßnahmen vorgenommen werden. Zu ätzlich zu den wirtschaftlichen Folgen und den Arbeitslatzverlusten im Handwerk und im Mittelstand ist der rneute Vertrauensverlust bezüglich des Handelns dieser undesregierung schwerwiegend. Kleinere Betriebe, ber auch Eigentümer und Investoren kritisieren die Einparungen zu Recht. Das größte Potenzial zur Vermeidung von CO2 bis um Jahr 2020 steckt in Wohngebäuden sowie gewerblihen und öffentlichen Immobilien. Für die Bundesregie Michael Groß )

Michael Groß (SPD):
Rede ID: ID1705614100

(Gustav Herzog [SPD]: So ist es!)





(A) )

rung gibt es noch viel zu tun, um die europäischen Kli-
maschutzziele zu erreichen. Durch die Einsparungen der
Bundesregierung kommt das notwendige Sanierungs-
tempo eindeutig zum Erliegen. Fachleute schätzen den
Finanzierungsbedarf für die nötige Sanierungsrate auf
5 Milliarden Euro pro Jahr, um die Klimaschutzziele zu
erreichen. Drei von vier Wohnungen in Deutschland sind
energetisch sanierungsbedürftig. Hinzu kommen
150 000 Schulen und Kindergärten. Rund 85 Prozent des
gesamten Energiebedarfs in privaten Haushalten fallen
für Heizung und Warmwasser an. Ein erheblicher Teil
der Heizkosten lässt sich durch die Modernisierung von
Fenstern, gute Dämmung von Fassaden und Dächern so-
wie neue Heizungsanlagen einsparen. Energieeffizientes
Wohnen wirkt sich so direkt auf den Geldbeutel der Ei-
gentümer und Mieter aus.

Der Ausfall bei den Investitionen wird sich erneut di-
rekt auf die Handlungsfähigkeit der Kommunen auswir-
ken. Kommunen tragen zwei Drittel aller öffentlichen
Investitionen und somit erheblich zur wirtschaftlichen
und klimapolitischen Zukunftsvorsorge bei.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Hinzu kommt, dass die Programme der Städtebauförde-
rung, zum Beispiel „Soziale Stadt“ und Stadtumbau Ost
und West, abgewickelt werden. Allein übrig bleibt ein
unspezifisches Schrumpfprogramm. Das bedeutet das
Aus für einen Großteil der bundesweit 3 400 Gebiete, in
denen Städtebauförderung betrieben wurde.

Für eine nachhaltige und zukunftsweisende Entwick-
lung der Städte und Gemeinden sind die Bundesländer
und Kommunen auf eine engagierte Klimaschutzpolitik
des Bundes und eine Fortentwicklung der Instrumente
zwingend angewiesen. Die SPD hat in ihrer Regierungs-
zeit die entscheidenden Impulse gegeben. Aufgabe der
Politik muss es sein, einen nachhaltigen und sozialver-
träglichen Ansatz zu verfolgen, der Barrierefreiheit, de-
mografischen Wandel und Klimaschutz verbindet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich fasse zusammen. Durch die ambitionierten Pro-
gramme müssen vier Ziele erreicht werden: Die Klima-
schutzziele müssen in den geplanten Zeiträumen erreicht
werden; Arbeitsplätze müssen generiert und gesichert
werden; die Energiekosten müssen für alle bezahlbar
bleiben; lebenswerte Städte und Gemeinden müssen ge-
staltet werden. Deshalb fordern wir Sie auf, die angekün-
digte Mittelkürzung zu unterlassen und die Programme
weiterzuentwickeln.

Ich komme zum Schluss: Auf der Homepage des
Bundesbauministeriums finden Sie interessanterweise
folgenden Satz zur CO2-Gebäudesanierung: „Die Bun-
desregierung handelt konsequent …“ Ich fasse zusam-
men: Die Bundesregierung untergräbt Klimaschutzziele,
gefährdet Arbeitsplätze und vernachlässigt die Kommu-
nen.

Herzlichen Dank.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Polemik pur!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705614200

Das Wort hat der Kollege Peter Götz für die Unions-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1705614300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Städ-
ebauförderung braucht nicht gerettet zu werden. Die

ittel dafür stehen im Einzelplan 12 des Entwurfs des
undeshaushalts. Lieber Kollege Groß, im Hinblick da-

auf, dass der Umfang der Förderung einmal wächst und
inmal sinkt, ist politische Untergangsrhetorik durchaus
nangebracht.


(Sören Bartol [SPD]: Wir können den Haushalt lesen!)


Die Erfolgsgeschichte der Städtebauförderung ist un-
estritten. International werden wir darum beneidet. Seit
unmehr knapp 40 Jahren leisten wir mit der Städte-
auförderung erfolgreich einen Beitrag zur Verbesserung
er Innenentwicklung unserer Städte und Gemeinden.
ie hat sich bewährt und wurde stetig und zielgerichtet
eiterentwickelt und den jeweiligen Anforderungen an-
epasst.

Es gibt viele gute Beispiele in unserem Land, die dies
indeutig dokumentieren. Ein Beispiel ist Pirmasens, wo
er Strukturwandel dieser von der Schuhindustrie ge-
rägten Industriestadt unterstützt wurde. Weitere Bei-
piele sind die Spandauer Vorstadt in Berlin, das Hollän-
ische Viertel in Potsdam und die Aufwertung des
ordostbahnhofs in Nürnberg. Schauen Sie sich auch
ie städtebaulichen Maßnahmen in Greifswald, Essen,
assel, Bamberg, Leinefelde usw. an. Das könnte belie-
ig fortgesetzt werden. All das sind gelungene Beispiele,
nd ein Besuch lohnt sich.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das haben Sie doch nicht gemacht! Sie machen jetzt genau das Gegenteil!)


Ich lade Sie auch in meinen Wahlkreis nach Rastatt
der nach Baden-Baden ein, wo nach dem Abzug meh-
erer Tausend Angehöriger der französischen Streitkräfte
anze Stadtteile mit Städtebaufördermitteln neu geord-
et wurden,


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das haben Sie auch nicht gemacht!)


nd das war nicht in Ihrer Regierungszeit.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Und was passiert jetzt?)


Vor dem Hintergrund dringend notwendiger Konsoli-
ierungsmaßnahmen hat die Bundesregierung in dieser
oche den Bundeshaushalt 2011 beschlossen.





Peter Götz


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: CO2-Gebäudesanierung ist das Thema!)


Eine der vielen darin enthaltenen Sparmaßnahmen ist die
Reduzierung der Mittel für die Städtebauförderung; das
bleibt nüchtern festzustellen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: CO2-Gebäudesanierung ist das Thema! – Gegenruf des Abg. Patrick Döring [FDP]: Die Städtebauförderung ist auch Thema!)


Das schmerzt die Fachpolitiker genauso wie die Vielzahl
jener, denen die Erfolgsgeschichte der Städtebauförde-
rung bewusst ist. Wir wissen: Nicht nur die Städte-
bauförderung, sondern auch andere Politikfelder sind
von den Kürzungen betroffen, und die Begeisterung da-
für ist auch dort begrenzt und überschaubar.

Die vorgesehenen Konsolidierungsmaßnahmen sind
ein Teil des Weges, den wir gehen müssen, um die im
Grundgesetz festgeschriebene Schuldenbremse einzu-
halten. Die Schuldenbremse haben wir alle gemeinsam
beschlossen, und ich sage auch: Sie ist richtig. In den
letzten Jahren haben wir im Rahmen der Konjunkturpa-
kete I und II zig Milliarden Euro an Bundesmitteln für
die Städte, Gemeinden und Kreise ausgegeben, um die
Konjunktur zu stützen. Dafür haben wir zu Recht von
vielen Seiten Beifall erhalten. Davon flossen übrigens
auch zusätzliche Gelder in die Städtebauförderung und
die Stadtentwicklung.

Nachdem die Wirtschaft aufgrund der politischen
Entscheidungen, die wir hier in diesem Hause getroffen
haben, jetzt nachweislich wieder wächst, muss nun als
nächster Schritt die Phase der Haushaltskonsolidierung
folgen, damit wir auch in Zukunft wieder mehr für den
Städtebau tun können.

Für uns ist es wichtig, dass die Städtebauförderung in
dieser Diskussion nicht ganz dem Rotstift zum Opfer ge-
fallen ist und dass sich Bundesminister Peter Ramsauer
klar und eindeutig zur Städtebauförderung bekannt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In dieser Woche hat der Minister zusammen mit den
Ländern den Dialog zur Perspektive der Städtebauförde-
rung in Gang gesetzt. Herr Staatssekretär Mücke, ich
bitte darum, in diesen notwendigen Dialog frühzeitig
auch die kommunalen Spitzenverbände einzubinden, da-
mit ihr Sachverstand genutzt werden kann. Denn die Be-
troffenen sind letztlich die Städte und Gemeinden.

Wir wollen übrigens auch die Gemeindefinanzen
nachhaltig stärken. Deshalb hat die Bundesregierung
eine Gemeindefinanzreformkommission eingesetzt. Der
Zwischenbericht lag uns diese Woche vor. Die Ergeb-
nisse werden wir im Herbst dieses Jahres beraten.

Doch zurück zur Städtebauförderung. Wir sollten die
Debatte um eine Mittelreduktion auch als Chance sehen.
Wir müssen die Effizienz der Städtebauförderpro-
gramme verbessern, damit mit weniger Geld mehr Nut-
zen entsteht.

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(C (D ir sollten prüfen, wie durch eine Bündelung der verchiedenen Programme Überschneidungen, die immer ieder kritisiert werden, vermieden werden können. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir sollten auch über eine Priorisierung der uns be-
onders wichtigen Handlungsschwerpunkte im Bereich
er Städtebauförderung nachdenken. Unsere alternde
esellschaft und Klimaschutzfragen sind dabei beson-
ers zu berücksichtigen. Des Weiteren sollten wir krea-
ive Wege suchen, wie wir für bestimmte Programmteile
lternative Finanzierungsquellen erschließen. Dies gilt
ür den öffentlichen wie für den privaten Bereich.

Die Städtebauförderung ist unbestritten auch ein Kon-
unkturprogramm, das viele private Investitionen aus-
öst. Sie ist eine wichtige Stütze für das heimische Hand-
erk und den Mittelstand. Auch deshalb ist es richtig,

ie zu erhalten und weiterzuentwickeln. Das gilt übri-
ens auch für das -Gebäudesanierungsprogramm,
uf das mein Kollege Volkmar Vogel noch näher einge-
en wird.

Übrigens hat der Haushaltsausschuss mit der Vorlage
es Entwurfs des Bundeshaushalts 2011 in dieser Woche
ie Haushaltssperre beim Marktanreizprogramm aufge-
oben. Das heißt konkret, dass die Antragsteller jetzt
hre Bundeszuschüsse im Bereich der erneuerbaren
nergien und bei der energetischen Sanierung im Ge-
äudebestand erhalten können.


(Zuruf von der SPD: Viel zu spät! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das haben wir doch schon im letzten Jahr beschlossen!)


ür die Folgejahre sind dafür weit über 1 Milliarde Euro
orgesehen. Das ist übrigens mehr als doppelt so viel, als
ie rot-grüne Regierung seinerzeit einzusetzen bereit
ar.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Städtebauförderung ist das wichtigste kommunal-
olitische Instrument für die Lebensqualität der Men-
chen und die Stärkung der Innenentwicklung unserer
tädte und Gemeinden. Sie ist ökonomisch und ökolo-
isch sinnvoll, und sie hat sich bewährt.

Deshalb arbeiten wir dafür, dass diese Städtebauför-
erung auch nach nahezu 40 Jahren eine gute Zukunft
at.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Ein Schrumpfhaushalt bleibt ein Schrumpfhaushalt!)


ch werde mich im Rahmen der anstehenden Haushalts-
lanberatungen dafür einsetzen, dass der Kürzungsum-
ang in der heute diskutierten Größenordnung nicht be-
tehen bleibt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705614400

Das Wort hat der Kollege Stephan Kühn für die Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen.


Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705614500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wer die Städtebauförderung dermaßen zusam-
menstreicht und die Programme abwickelt, dass er die
Restmittel für das CO2-Gebäudesanierungsprogramm im
nächsten Jahr nochmals halbiert und 2012 gar keine Mit-
tel mehr zur Verfügung stellt, macht genau das Gegenteil
von intelligentem Sparen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Damit werden Sie nichts einsparen; vielmehr wird es den
Staat im Nachhinein sehr viel kosten. Denn die ökologi-
sche Verschuldung wird zunehmen.

Vor allen Dingen ist es ein weiterer Beitrag Ihrer Poli-
tik zulasten der Kommunen. Denn Sie verhindern not-
wendige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit unserer
Städte und Gemeinden.

Sie sparen, wie gesagt, auch nichts ein. Denn Sie ge-
fährden Arbeitsplätze im Handwerk und im Mittelstand.
Gerade jetzt, wo ein konjunktureller Impuls gebraucht
wird, streichen Sie diese Programme zusammen.

Man hat von Ihnen immer geglaubt, dass Sie gut rech-
nen können. Das Schlimme ist, dass Sie völlig die öko-
nomische Hebelwirkung vergessen, die von diesen Pro-
grammen ausgeht. Es ist zum Teil schon angesprochen
worden: 2009 sind 2,2 Milliarden Euro öffentlicher Gel-
der in das CO2-Gebäudesanierungsprogramm geflossen.
Dadurch sind private Investitionen in Höhe von
18 Milliarden Euro zustande gekommen. In der Städte-
bauförderung – dazu hatten wir eine Anfrage gestellt –
hat 1 Euro aus öffentlichen Mitteln 8,5 Euro private In-
vestitionen ausgelöst. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt
eine Studie des DIW. Das sind also rentable Fördermaß-
nahmen, die zu Mehreinnahmen führen – allein schon
durch die Umsatzsteuer oder die Lohnsteuer.

Vor allen Dingen frage ich mich, wie Sie, wenn Sie
diese Programme so massiv zusammenstreichen, Ihre
Klimaschutzziele erfüllen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der SPD: Gute Frage!)


Im Januar sind wir im Bauausschuss darüber unter-
richtet worden, dass das Bundesministerium vorhat, sek-
torspezifische Energie- und Klimaschutzziele für den
Bereich Verkehr und Gebäude aufzustellen. In dem Be-
richt an den Ausschuss heißt es – ich zitiere –:

Im Rahmen ihrer Klimaschutzpolitik im Gebäude-
bereich setzt die Bundesregierung auf den bewähr-
ten Instrumenten-Mix, der Vorgaben und Anreize
miteinander verbindet, fordert und fördert. Ein eta-
bliertes Werkzeug, dessen Wirksamkeit und Effizienz
stets verbessert wird, ist das CO2-Gebäudesa-

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(C (D nierungsprogramm. Neben der Energieeinsparverordnung … ist es die wichtigste Maßnahme der Bundesregierung für Energieeinsparung und Klimaschutz im Gebäudebereich. ichts ist von Ihren Ankündigungen übrig geblieben. isher sind durch das Programm 7 Millionen Tonnen O2 eingespart worden. Und wir alle wissen, dass 0 Prozent unserer CO2-Emissionen im Gebäudebereich erursacht werden. Es kann nicht sein, dass zwar einereits das Ordnungsrecht mit der Energieeinsparverordung 2009 weiterentwickelt wird, andererseits aber nicht ie entsprechenden Anreize gegeben werden. Denn dann st es für viele Private, aber auch für Wohnungsunterneh en überhaupt nicht mehr wirtschaftlich darstellbar, iese energetischen Sanierungsmaßnahmen vorzunehen. Heute liegt die Sanierungsquote im Gebäudebereich ei 1 Prozent. Das bedeutet, dass wir – wenn wir so weiermachen und diese Anreize gestrichen werden – wahrcheinlich noch 100 Jahre brauchen werden, bis unsere ebäude durchgehend saniert sind. Die Deutsche Enerie-Agentur sagt: Wir brauchen eine Sanierungsquote on 3 Prozent und 5 Milliarden Euro für das CO2-Sanieungsprogramm. – Offensichtlich sind diese Aussagen icht gut angekommen; denn auch bei der dena wird geürzt. Im Haushalt werden der dena im nächsten Jahr die ittel für Projekte zur Steigerung von Energieeffizienz nd zur Verbesserung von Klimaschutz im Gebäudebeeich halbiert. Die Kürzungsorgie setzt sich also fort. Ich kann nur fordern – und das tut meine Fraktion uch –, die Mittel im CO2-Gebäudesanierungsprogramm uf dem Niveau des Jahres 2009 zu verstetigen, die FRE-Mittel, die wir auch für energetische Gebäudeanierung einsetzen können, endlich zu nutzen und die tädtebauförderungskürzungen zurückzunehmen. (Patrick Döring [FDP]: Und im Himmel ist Jahrmarkt!)


Denn ansonsten – das muss man ganz klar sagen –
indet Städtebaupolitik und Baupolitik im Ministerium
on Herrn Ramsauer überhaupt nicht mehr statt. Ich
rage mich, wie wir unsere Städte auf das Problem de-
ografischer Wandel und im Osten auf das Problem
tadtumbau Ost – Stichwort: zweite Leerstandswelle –
berhaupt einstellen und sie dabei unterstützen wollen.
arauf geben Sie keine Antwort.

Anders sieht es im Verkehrsbereich aus. Da gibt es
berhaupt keine Abstriche. Wir leisten uns weiter über-
imensionierte Verkehrsprojekte, die keine privaten In-
estitionen zur Folge haben, sondern nur Folgekosten
erursachen. Dann soll Herr Ramsauer ehrlich sein und
ie Begriffe „Bau“ und „Stadtentwicklung“ aus seinem
inisteriumstitel streichen. Dann können wir im Übri-

en auch den Staatssekretär, der für dieses Thema zu-
tändig ist, einsparen.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705614600

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär Jan

Mücke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1705614700


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Deutschland ist gut durch die Wirtschafts-
und Finanzmarktkrise gekommen.


(Zuruf von der SPD: Dank Peer Steinbrück!)


Wir haben ein erfreuliches Wirtschaftswachstum, das in
diesem Jahr bei 2 Prozent liegen wird. Einige gehen so-
gar von einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent
aus. Wir können feststellen, dass wir in Deutschland nur
noch knapp über 3 Millionen Arbeitslose insgesamt ha-
ben. In den neuen Bundesländern – das freut mich ganz
besonders – liegt die Zahl der Arbeitslosen seit Anfang
der 1990er-Jahre das erste Mal sogar wieder unter ei-
ner Million.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dass diese Erfolge erzielt werden konnten, liegt an
staatlichen Ausgabeprogrammen, die zum großen Teil
schuldenfinanziert gewesen sind. Dazu gehören die
Konjunkturpakete I und II; dazu gehört auch das CO2-
Gebäudesanierungsprogramm. Die damaligen Regie-
rungsparteien haben sich für dieses Programm eingesetzt
und durchgesetzt, dass für insgesamt vier Jahre pro Jahr
1,5 Milliarden Euro für das CO2-Gebäudesanierungspro-
gramm zur Verfügung stehen. Das ist ein Gesamtbetrag
von 6 Milliarden Euro. Wenn ich mir heute die Bilanz
anschaue, dann kann ich für das Jahr 2010 feststellen,
dass die Gesamtausgaben am Ende dieses Jahres bei
7,2 Milliarden Euro liegen werden. Sie können an diesen
Zahlen sehen, dass die Bundesregierung dieses erfolgrei-
che CO2-Gebäudesanierungsprogramm fortgesetzt hat,
obwohl Sie selbst – damit spreche ich ausdrücklich die
Sozialdemokraten an – ursprünglich vorhatten, dieses
Programm nur 4 Jahre lang mit einem Volumen von
6 Milliarden Euro durchzuführen.

Bei einer volkswirtschaftlichen Betrachtung im Sinne
von Keynes ist es wichtig, nicht nur die von ihm vorge-
schlagenen schuldenfinanzierten Ausgabenprogramme
durchzuführen, sondern auch seine Forderung zu beher-
zigen, das öffentliche Defizit in Zeiten guter Konjunktur
zurückzuführen. Das tun wir mit den Einsparungen, die
wir jetzt vornehmen, da die Wirtschaft etwas besser läuft
und sich der Haushalt positiver entwickelt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Uwe Beckmeyer [SPD]: Es geht hier nicht um Keynes, sondern um das CO2-Gebäudesanierungsprogramm!)


Das ist in den vergangenen Jahren oftmals vergessen
worden. Man hat weiter versucht, die Konjunktur durch
schuldenfinanzierte Programme anzuregen. Wir müssen
jetzt die Aufgabe erfüllen, diese Programme zu reduzie-
ren; so schmerzlich das ist.

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(C (D Ich bin stolz darauf, dass es dieser Bundesregierung elungen ist, dieses Programm überhaupt fortzusetzen. ch bin stolz auf jede einzelne Million der 436 Millionen uro, die wir im Jahr 2011 für das CO2-Gebäudesanie ungsprogramm vorsehen. Dieses Programm hat in den etzten Jahren eine große Arbeitsplatzwirkung gehabt. s konnten damit über 300 000 Arbeitsplätze gesichert erden. Wir wollen dafür sorgen, dass dieses Programm rotz aller Sparbemühungen im Haushalt in den nächsten ahren fortgeführt wird. Wichtig ist, dass wir immer die Marktentwicklung berachten. Ich habe mir heute Morgen die Mühe gemacht nd mir das aktuelle Zinsniveau angesehen. Ein Blick arauf lohnt sich durchaus; denn ein Großteil des CO2ebäudesanierungsprogramms wird für die Verbilligung on Krediten verwendet, also für eine Zinssubvention. ls das Programm 2006 eingeführt wurde, lag der Zins ür die Finanzierung einer Bestandssanierung bei ungeähr 4,5 Prozent. Heute Morgen war der aktuelle Stand ,86 Prozent. Sie bekommen eine Finanzierung von 0 000 Euro mit einer Zinsbindung von fünf Jahren zu iesem Zinssatz. So niedrig sind die Zinsen noch nie geesen. Wir sollten auf diesem historisch niedrigen Zinsiveau die Marktkräfte wirken lassen, nd wir sollten darauf setzen, dass sich die Menschen etzt sehr viel preiswerter mit Krediten versorgen können nd sie deshalb ihre Häuser billiger auch energetisch saieren können. Trotz dieser Zinsentwicklung werden wir eiter das CO2-Gebäudesanierungsprogramm fortset en. Uns ist bewusst, dass die Kürzung der Mittel für die tädtebauförderung schmerzlich ist. Wir wissen durchus, dass wir gemeinsam mit den Kommunen eine große erantwortung tragen. Aber bei diesen Städtebauförderitteln handelt es sich um Bundesfinanzhilfen. Das soll an nie aus den Augen verlieren. Der Begriff deutet da auf hin, dass es eine gemeinsame Verantwortung gibt, lso nicht nur die des Bundes, sondern auch die der Läner und der Kommunen. Wir müssen dafür sorgen, dass ir in den nächsten Jahren mit weniger Geld eine intellientere Stadtentwicklung betreiben. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Dann gehen Sie mal intelligenter voran! Davon merkt man nichts!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Die Marktkräfte!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das wird keine ganz einfache Aufgabe werden. Wir
ollen gemeinsam mit den Kommunen dafür sorgen,
ass wir auch andere Fördertöpfe, zum Beispiel solche,
ie es auf europäischer Ebene gibt, anzapfen, um Städte-
auförderung in den nächsten Jahren voranzubringen.
ass auch die Städtebauförderung einen Anteil zur Sa-
ierung des Bundeshaushalts leisten muss, schulden wir
nseren Kindern und unseren Enkeln; denn auch die Ge-
erationengerechtigkeit hat etwas mit der Zukunftsfes-
igkeit einer Gesellschaft zu tun.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705614800

Für die Fraktion Die Linke hat nun die Kollegin

Heidrun Bluhm das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705614900

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Herr Götz, Sie tun so, als wären unsere Städte alle
fertig.


(Volkmar Vogel [Kleinsaara] [CDU/CSU]: Die sind nie fertig! Es geht immer weiter!)


Nach der von Ihnen hier vorgelegten Bilanz könnte das
Stadtumbauprogramm zu Ende gehen, weil wir so wun-
derschöne Städte haben. Und das sagen Sie als ehemali-
ger Bürgermeister!


(Peter Götz [CDU/CSU]: Ich habe gute Beispiele genannt! – Volkmar Vogel [Kleinsaara] [CDU/CSU]: Die Städte im Osten waren nicht nur fertig, sondern fix und fertig!)


Wie wollen Sie das Ihren Bürgermeisterkollegen in den
anderen Städten erklären?

Was mich beeindruckt hat: Sie haben es in Ihrer Rede
tatsächlich geschafft, keinen einzigen Satz dazu zu ver-
lieren, dass es sich hier um eine Halbierung der Förde-
rung, die wir bereits in Aussicht gestellt hatten, handelt.
Gerade im Bereich Bauen besteht die Verlässlichkeit da-
rin, dass man, auch als Kommune, über Jahre planen
können muss. Ich weiß nicht, wie Sie Ihren Bürgermeis-
terkollegen erklären wollen, dass wir die Hälfte, also
50 Prozent, der zugesagten Mittel – wir hatten die Fort-
schreibung unseres Haushalts vereinbart – für alle in-
frage kommenden Förderprogramme streichen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kurz bevor das Sparprogramm verabschiedet wurde,
hat unser Fachminister Ramsauer insbesondere zur Im-
mobilienwirtschaft gesagt – ich zitiere –:

Die Immobilienwirtschaft ist eine tragende Säule
unserer Volkswirtschaft. Sie stärkt den Standort
Deutschland und trägt maßgeblich dazu bei, Ar-
beitsplätze in Deutschland zu sichern. Die Branche
ist eine der größten Wirtschaftszweige mit mehr als
460 000 Erwerbstätigen und einer Bruttowertschöp-
fung von mehr als 260 Milliarden Euro.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Hat er recht!)


Zusammen mit der Bauwirtschaft findet dort eine jährli-
che Wertschöpfung von über 400 Milliarden Euro statt.
Wenn wir uns bewusst machen, welche Wirkungen das
auf die Bauwirtschaft und auf die Immobilienwirtschaft
hat – ich rede jetzt noch nicht einmal von den Städten,
die die Städtebaumittel brauchen –, dann wird uns klar,
dass die Zahlen zur Arbeitslosigkeit, die Herr Mücke
hier eben vorgetragen hat, überhaupt keinen Bestand ha-
ben werden und dass es eine Rückwärtsentwicklung ge-

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(C (D en wird. Sie zielen jetzt mit der Abrissbirne genau auf ie tragende Säule, von der der Minister spricht. Meine Damen und Herren der Regierung, Ihnen ist in en letzten Tagen wie auch heute sicher schon hundertach vorgerechnet worden, um wie viel mehr die von hnen so hochgeschätzten Wirtschaftszweige der Immoilienwirtschaft und der Bauwirtschaft durch die vereintlichen Einsparungen in Ihrem Etat gebeutelt werden. err Groß hat hier aufgeführt, von wem wir im Moment it Stellungnahmen überschwemmt werden und was das ür Konsequenzen hat: ahezu alle Verbände, nahezu alle Betroffenen sind zu 00 Prozent der Auffassung, dass das, was wir hier mahen, wirklich der Konkurs ist. Ich glaube nicht, dass as, was wir so erfolgreich in Gang gesetzt haben – wir lle haben voller Stolz immer wieder berichtet, was das ür die Wirtschaft in Deutschland bedeutet hat –, jemals ieder so wird, wie es einmal war, ganz zu schweigen on den Mehraufwendungen und vor allem von den Verusten der anderen Ressorts, zum Beispiel des Ministeiums für Arbeit und Soziales. Wir werden merken, dass s zusätzliche Arbeitslose, mehr Bedarfsgemeinschaften ei Hartz IV und mehr Wohngeldempfänger gibt. Wahrcheinlich wird es dann Maßnahmen geben, auch Transerleistungen wie das Wohngeld zu kürzen. (Patrick Döring [FDP]: Das ist ein Zerrbild, was da gezeichnet wird!)


(Patrick Döring [FDP]: Das ist immer so!)


Dabei ist das, was Sie tun, nicht einmal Sparen; denn
paren hieße ja, für die Zukunft vorzusorgen. Unsere
inder und Enkel, die vorgeblich vor weiter wachsenden
chulden bewahrt werden sollen, werden ein Vielfaches
on dem, was jetzt weggestrichen wird, aufbringen müs-
en, um die ihnen hinterlassenen ökologischen Lasten
nd vor allem die demografischen Probleme noch ir-
endwie in den Griff zu bekommen.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: So ist das!)


ie Erderwärmung werden wir ihnen ebenso wenig er-
paren können wie den Mangel an altersgerechtem und
arrierefreiem Wohn- und Lebensraum. Drastische Un-
erversorgung mit bezahlbaren Wohnungen in prosperie-
enden Regionen kriegen Sie mit diesem Streichpaket
benso wenig kleingespart wie den dramatischen Woh-
ungsleerstand und den Zerfall ganzer Quartiere, vor al-
em in den schrumpfenden Regionen.

Erfahrungsgemäß heißt das: Was einmal weg ist, das
aucht auch nie wieder auf, Herr Mücke. Deswegen
age ich zu prognostizieren: Wenn dieses Sparpaket so
urchgezogen wird, wie beabsichtigt, ist das der Einstieg
n den Ausstieg aus den Klimaschutzzielen, ist das der
nfang vom Abschied des Bundes aus dem Stadtumbau
st und West, aus dem Programm „Soziale Stadt“, aus
er Förderung aktiver Stadt- und Ortsteilzentren, und
elbstverständlich ist das auch der K.o. für die soziale
ohnraumförderung der Länder. Denn die Länder wer-

en – das kann man ihnen in dieser Situation nicht ein-
al verübeln – die freigesetzten Kofinanzierungsmittel

icht sparen, –






(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705615000

Kollegin Bluhm, achten Sie bitte auf das Signal.


Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705615100

– sondern sie werden sie gezwungenermaßen zur Lö-

sung anderer Probleme ausgeben, sodass sie auch dieses
Geld später nicht mehr haben.

Wir als Linke wollen – –


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705615200

Das war jetzt ernst gemeint. Sie haben Ihre Redezeit

bereits überschritten.


Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705615300

Entschuldigung. – Wir wollen dem sozialen Grundbe-

dürfnis nach Wohnen gerecht werden, und deshalb unter-
stützen wir die beiden Antragsteller SPD und Grüne.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705615400

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Volkmar

Vogel das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1705615500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Unsere Städte werden nie fertig sein. Sie stehen nämlich
immer wieder vor neuen Herausforderungen. Die Heraus-
forderungen der nächsten Jahre sind der demografische
Wandel und die Energieeinsparung, damit Nebenkosten
bezahlbar bleiben sowie Umwelt und Klima geschützt
werden.

Die Strukturanpassungen unterstützt der Bund mit
seinen Städtebauförderprogrammen.

Nun können wir mit der Opposition über die vorlie-
genden Anträge streiten, darüber, dass diese Programme
nicht mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausge-
stattet sind.

Ich möchte hier aber gemeinsam mit meinem Kolle-
gen Peter Götz noch einmal ganz deutlich erklären: Wir
werden keines der Programme streichen. Sie bedienen
alle Belange des Städtebaus in ihrer Vielschichtigkeit
und in ihrer Differenziertheit,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


also regional, nach Eigentümerstruktur, nach Bewirt-
schaftungsform, nach sozialen Belangen und nach öko-
logischen Erfordernissen.

Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm hat sich auf
diesem Feld ganz besonders bewährt: klimapolitisch für
die Umwelt, konjunkturpolitisch für das Handwerk so-
wie das Baugewerbe und wohnungspolitisch in Bezug
auf den Modernisierungsgrad der Gebäude.

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(C (D Meine Damen und Herren, gemessen am Sanierungsedarf – das muss man an dieser Stelle noch einmal deutich sagen – werden wir dieses Programm nie ausfinanieren können. Wie wir alle wissen, ist der Bedarf ämlich so groß, dass wir wahrscheinlich den gesamten nvestitionshaushalt des Bundes in das CO2-Gebäudesaierungsprogramm stecken könnten und es trotzdem icht ausreichte. (Peter Götz [CDU/CSU]: So viele Handwerker gibt es gar nicht!)


Wir müssen die privaten Initiativen unterstützen, und
war mit Geld, aber – das kam heute in der Diskussion
us meiner Sicht zu kurz, bzw. wurde außer von meinem
ollegen Peter Götz noch gar nicht genannt – vor allen
ingen auch durch einfache, nachvollziehbare Regelun-
en.

Trotzdem helfen die gezielten Anreize des Pro-
ramms, Investitionen freizusetzen – besonders im
andwerk und bei mittelständischen Baufirmen.

Das Programm war bis Ende 2011 ausgelegt. Danach
äre Schluss. Derzeit laufen Untersuchungen, welche
irkung es zeigt. Im internationalen Maßstab liegt es

anz vorn; ich denke, sogar auf Platz eins. Deshalb wird
ie christlich-liberale Koalition prüfen – das werden wir
uch positiv tun –, wie dieses Programm noch effizienter
ortgeführt werden kann.

Ich möchte an dieser Stelle an Folgendes erinnern:
009 standen 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung. 750 Mil-
onen Euro davon haben wir aus 2010 und 2011 vorgezo-
en. Trotz der erkennbaren Finanzlücke haben wir den
aushaltsansatz für 2010 durch Vorziehung aus 2011
och einmal um 400 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden
uro aufgestockt.

Die Sparzwänge durch die Schuldenbremse gehen lei-
er auch an diesem Programm nicht vorbei.

Lassen Sie mich an dieser Stelle bekräftigen: Die
ollegen meiner Fraktion und ich sind nach wie vor der
einung, dass das CO2-Gebäudesanierungsprogramm

ines der erfolgreichsten klimapolitischen Förderinstru-
ente der Bundesrepublik ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Wohl wahr!)


ennoch muss jetzt bedachtes, nachhaltiges und vor al-
em generationengerechtes Handeln, besonders in Haus-
altsfragen, im Vordergrund stehen. Wir müssen uns in
iesen Zeiten damit abfinden, dass wir nicht unbegrenzt
usätzliches Geld ausgeben können.


(Zuruf von der SPD: Nicht zusätzliches!)


2012 wäre mit dem Programm Schluss. Wie gesagt,
ir prüfen die Fortschreibung. Was ist in Anbetracht nö-

iger Sparzwänge besser – 2011 ohne Kürzung circa
00 Millionen Euro auszugeben und dann garantiert
chluss machen zu müssen oder eine Fortsetzung auf
iedrigem Niveau, um das Programm am Laufen zu hal-
en?





Volkmar Vogel (Kleinsaara)



(A) (C)


)(B)



(Gustav Herzog [SPD]: Erhöhen Sie doch die Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen! Dann haben Sie das Geld!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin der Mei-
nung, dass Letzteres der geeignetere Weg ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wie Staatssekretär Mücke bereits ausgeführt hat, kann
das derzeit niedrige Zinsniveau nämlich eine günstigere
Kreditaufnahme ermöglichen.

Die effektive Förderung von Einzelmaßnahmen in der
Breite bewirkt ein besseres Ergebnis für Wirtschaft und
Klimabilanz als eine teure Förderung zur Erreichung des
absoluten Spitzenwertes an Effizienz. Es ist doch alle-
mal besser, mit einer bestimmten Geldsumme in der
Breite viel zu erreichen, als mit einem Betrag, der nur für

die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 37 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang
Wieland, Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck

(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Elektronischen Personalausweis nicht einfüh-
ren

– Drucksache 17/2432 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
die Spitze eingesetzt wird, eine viel geringere CO2-Min-
derung zu erzielen.

Deswegen kommt es aus unserer Sicht darauf an, dass
wir das CO2-Gebäudesanierungsprogramm in der Zu-
kunft flexibler handhaben.

Dies gilt übrigens auch in Verbindung mit anderen
Programmen. Der Ansatz der Verknüpfung der Pro-
gramme im Städtebau muss gerade bei knappen Kassen
konsequent fortentwickelt werden. Altersgerechtes Woh-
nen, Barrierefreiheit, Energieeffizienz, soziale und tech-
nische Infrastruktur sowie Gebäudemanagement müssen
im Komplex betrachtet werden.

Dafür haben wir unsere bewährten Programme. Des-
halb führen wir sie weiter, und deshalb werden wir sie
finanziell so ausstatten, wie wir es uns leisten können:
mal schlechter, aber garantiert auch wieder besser. Daran
– davon bin ich überzeugt – werden die Baupolitiker der
Koalition arbeiten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705615600

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 17/2346, 17/2395 und 17/2396 an

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(D Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu dieem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu nehmen. – Ich ehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um die eden folgender Kolleginnen und Kollegen: Stephan ayer, CDU/CSU, Frank Hofmann, SPD, Manuel Höferlin ür die FDP, Jan Korte für die Fraktion Die Linke und olfgang Wieland für die Fraktion Bündnis 90/Die Grü en.1)


Auch hier wird interfraktionell die Überweisung der
rucksache an die in der Tagesordnung aufgeführten
usschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan-
en? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Dienstag, den 14. September 2010, 10 Uhr,
in.

Die Sitzung ist geschlossen.

Ich wünsche Ihnen erholsame Tage, manche neue Er-
enntnisse und Ideen. Wir sehen uns dann am 14. Sep-
ember hier wieder.