Protokoll:
17026

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 26

  • date_rangeDatum: 3. März 2010

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:05 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/26 AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt (Aachen) (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache 17/839) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 1 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterzeichnung des Weltagrarberichts durch die Bundesregierung Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2258 A 2258 C 2258 C 2259 A 2259 B 2259 C 2259 C 2259 D 2260 A 2260 B 2263 A 2263 A 2263 B Deutscher B Stenografisc 26. Sit Berlin, Mittwoch, I n h a Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: 13. Bericht zur Auswärtigen Kulturpolitik; weitere Fragen zur Kabinettssitzung . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister 2255 A 2255 B 2256 C 2256 D 2257 A 2257 A 2257 D Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . 2260 C 2260 D undestag her Bericht zung den 3. März 2010 l t : Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . 2261 A 2261 B 2261 C 2261 C 2261 D 2262 C 2262 D 2263 A Zusatzfragen Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2263 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 Mündliche Frage 2 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Belastung von Trinkwasser und Umwelt durch Wirtschaftsdünger Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) Neubewertung des Anteils der Landwirt- schaft an der Emission von Treibhausgasen durch das BMELV Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) Berücksichtigung sämtlicher mit der land- wirtschaftlichen Produktion verbundenen klimarelevanten Emissionen Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Michael Roth (Heringen) (SPD) Neue Marktinstrumente nach Auslaufen der Milchquote im Jahr 2015 Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . 2263 D 2264 A 2264 D 2264 D 2265 D 2266 B 2266 C 2266 D 2267 C 2267 D 2268 A 2268 C Mündliche Frage 6 Michael Roth (Heringen) (SPD) Vorlage der Ergebnisse bezüglich der von der Europäischen Kommission vorgeschla- genen biophysikalischen Kriterien für die Neuabgrenzung benachteiligter Gebiete Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 7 Elvira Drobinski-Weiß (SPD) Ruhen des Verfahrens in Sachen Monsanto gegen das Bundesamt für Verbraucher- schutz und Lebensmittelsicherheit Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 8 Elvira Drobinski-Weiß (SPD) Bewertung der Ergebnisse der Studie der Food Standards Agency über die Verständ- lichkeit verschiedener Nährwertkennzeich- nungssysteme Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 9 und 10 Kerstin Tack (SPD) Kennzeichnung von Lebensmittelnährwer- ten mithilfe von Ampelfarben; Erfahrun- gen mit der Ampelkennzeichnung von Le- bensmittelnährwerten in Großbritannien Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2269 A 2269 B 2269 D 2270 A 2270 C 2270 C 2271 A 2271 B 2271 D 2273 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 III Mündliche Frage 11 Petra Crone (SPD) Aufforderung eines breiten Bündnisses von Verbänden nach Einführung einer EU-wei- ten Ampelkennzeichnung Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 13 Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) Einflussnahme von EU-Mitgliedstaaten auf die interne Mittelverteilung bei den Direkt- zahlungen Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 16 Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausbildung guineischer Soldaten durch die Bundeswehr in Deutschland auch nach Be- kanntwerden des von der Regierung Guineas verübten Massakers im September 2009 Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 17 Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorschlag des Oberkommandierenden der EU-Operation Atalanta bezüglich des Ein- satzes von AWACS-Aufklärungsflugzeugen zum Erkennen von Mutterschiffen Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2273 D 2274 A 2274 C 2275 A 2275 D 2276 B 2276 D 2277 B 2277 C 2278 B Mündliche Frage 20 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einsatz der „Task Force 47“ in Afghanistan Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 23 Aydan Özoğuz (SPD) Umsetzungsstand des Programms „Schul- verweigerung – Die 2. Chance“ Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Aydan Özoğuz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 24 Aydan Özoğuz (SPD) Weitere Maßnahmen insbesondere für junge Migranten bei der Fortführung des Projekts „Neue Wege für Jungs“ Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Aydan Özoğuz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 25 und 26 Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) Mit dem Kinderzuschlag erreichte Fami- lien und Kinder sowie Präzisierung der sta- tistischen Erhebung Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . Mündliche Frage 28 Dagmar Ziegler (SPD) Deckung des zusätzlichen Personalbedarfs in Tageseinrichtungen und bei Tagespflege- personen bis 2013 Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2278 D 2279 B 2280 A 2280 C 2281 B 2281 C 2281 D 2282 A 2283 B 2284 A IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der SPD: Notwendigkeit einer einheitlichen Praxis beim Kauf von Steuer-CDs . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Christian Lange (Backnang) (SPD) . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Friedrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 12 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Konsequenzen aus der Bienenmonitoring- Studie zu gebeiztem Maissaatgut, insbeson- dere für die Zulassung insektizider Beiz- mittel Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 14 Peter Friedrich (SPD) Änderung der Auslegungspraxis bei der Zurückstellung von Wehr- und Zivildienst- leistenden hinsichtlich der Einstufung von dualen Bildungsgängen Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2284 B 2284 B 2285 C 2286 D 2288 B 2290 A 2291 B 2292 B 2293 C 2294 C 2295 C 2296 C 2298 C 2300 A 2301 D 2303 A 2303 C 2303 D Anlage 4 Mündliche Frage 15 Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kriterien des Auswärtigen Amts für die Einladung ausländischen Militärs zu Aus- und Fortbildungsmaßnahmen der Bundes- wehr Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Fragen 18 und 19 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Umgang mit sogenannten Ritualen in der Unteroffiziers- und Offiziersausbildung der Bundeswehr; Zahl der Hinweise auf Misshandlungen und Verletzungen der Menschenwürde unter Soldaten in den letzten fünf Jahren Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 21 Steffen-Claudio Lemme (SPD) Ergänzende Opferprogramme im Rahmen der Neuordnung der Extremismusbekämp- fung Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 22 Steffen-Claudio Lemme (SPD) Konsultation der Länder im Rahmen der Neuordnung der Extremismusbekämpfung Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Frage 29 Petra Crone (SPD) Bekämpfung der Altersarmut Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2304 A 2305 A 2304 D 2305 A 2305 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 V Anlage 9 Mündliche Frage 30 Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage des Berichts der Europäischen Kommission über die schwerwiegendsten Formen von Kinderarbeit Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Fragen 31 und 32 Caren Marks (SPD) Konsequenzen einer fehlenden Vereinba- rung zwischen den Selbstverwaltungs- partnern nach § 118 Abs. 2 SGB V für die Psychiatrischen Institutsambulanzen und Stellungnahme des Bundesministeriums für Gesundheit Antwort Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Frage 33 Sönke Rix (SPD) Einführung einer gemeinsamen Pflegeaus- bildung (Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege) Antwort Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 34 Dagmar Ziegler (SPD) Planfeststellung und Finanzierung der Ver- längerung der Bundesautobahn 14 Antwort Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 13 Mündliche Fragen 35 und 36 Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Sicherheitsmängel bei den Tunnelbaupro- jekten für die ICE-Hochgeschwindig- keitstrasse in Thüringen mit Beteiligung 2305 C 2305 D 2306 B 2306 C der Firma Bilfinger Berger sowie ein- geleitete sicherheitstechnische Überprü- fungen Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 14 Mündliche Fragen 37 und 38 Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) Umfang der Sicherheitsmängel beim Bau der ICE-Neubaustrecke München–Nürn- berg Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Mündliche Fragen 39 und 40 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen oder Pilotprojekte für die Fahrradmitnahme im Fernverkehr der Bahn Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Frage 41 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Berechnung der Eigenverbrauchsvergü- tung bei der Fotovoltaik im Gesetzentwurf für die Novelle des Erneuerbare-Energien- Gesetzes Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Mündliche Frage 42 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einleitung radioaktiver Abwässer in die Ostsee durch die Energiewerke Nord am Standort Lubmin seit 1992 Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2306 D 2307 A 2307 C 2307 D 2308 A VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 Anlage 18 Mündliche Frage 43 Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage der Vereinbarung über den Atom- konsens mit den Energieversorgungsunter- nehmen vom 14. Juni 2000 Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Fragen 44 und 45 Dorothée Menzner (DIE LINKE) Geltende Sicherheitsbestimmungen sowie Katastrophenschutzpläne bei Störfällen für die Urananreicherungsanlage in Gronau Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 20 Mündliche Fragen 46 und 47 Ulla Burchardt (SPD) Auswirkungen der Lockerung des Nume- rus clausus (NC) für das Medizinstudium auf andere mit NC belegte Studienfächer sowie Regelungsmöglichkeiten zur Ein- flussnahme der Bundesregierung auf die NC-Kriterien Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 21 Mündliche Fragen 48 und 49 Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) Vorlage des Endberichts zur Studie „Stu- dienberechtigte 2008“ der Hochschul- Informations-System GmbH sowie Ver- schiebung der Auswertung der Fragen zu Studiengebühren Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 22 Mündliche Fragen 50 und 51 Swen Schulz (Spandau) (SPD) Von der Bundesregierung an die Hoch- schul-Informations-System GmbH erteilte Aufträge 2308 A 2308 B 2308 D 2309 B Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 23 Mündliche Frage 52 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verträge bezüglich der Kompakten Na- triumgekühlten Kernreaktoranlage (KNK 1/ KNK 2); rechtliche Konsequenzen aus die- sen Verträgen für den Energiekonzern EnBW Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 24 Mündliche Frage 53 Ulrich Kelber (SPD) Suche eines neuen Dienstsitzes für die Mit- arbeiter des Beauftragten der Bundesregie- rung für Kultur und Medien Antwort Bernd Neumann, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Mündliche Frage 54 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Medienberichte über die Lage innerhalb der Regierungskoalition und Aussagen der Bundeskanzlerin zur Übereinstimmung im Kabinett Antwort Eckart von Klaeden, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 26 Mündliche Frage 55 Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) Kontrolle von Herkunftsangaben zur Er- fassung von Produkten aus den besetzten Gebieten Israels gemäß dem Zollabkom- men Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2309 D 2310 A 2310 C 2311 A 2311 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 VII Anlage 27 Mündliche Frage 56 Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) Entwicklung des EU-Haushalts und des deutschen Anteils in der Finanzperiode 2014 bis 2019 angesichts einer etwaigen Kürzung des EU-Agrarhaushaltes Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 28 Mündliche Fragen 57 und 58 Christian Lange (Backnang) (SPD) Gründe für die Beibehaltung der Genehmi- gungen des sogenannten IPSC-Schießens in Sportordnungen; Auswirkungen eines et- waigen Verbots auf die Teilnahme an inter- nationalen Sportwettkämpfen Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 29 Mündliche Frage 59 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Neue Handlungskonzepte zur Übertragung der Erkenntnisse der ostdeutschen Modell- regionen auf andere Regionen nach Ablauf des Modellvorhabens „Region schafft Zukunft“ Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 30 Mündliche Fragen 60 und 61 Ulla Jelpke (DIE LINKE) Bedeutung der Beteiligung von Prof. Dr. Manfred Kittel an der Machbarkeits- studie zur Verbandsgeschichte des Bundes der Vertriebenen für seine Berufung als Gründungsdirektor der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2311 B 2311 C 2312 B 2312 C Anlage 31 Mündliche Fragen 62 und 63 Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) Förderung des Forschungsprojekts „Grup- penbiografische Studie über die ersten Prä- sidialmitglieder des Bundes der Vertriebe- nen (BdV)“ durch das BMI; Kriterien für die Beauftragung des Instituts für Zeitge- schichte durch den BdV Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 32 Mündliche Fragen 64 und 65 Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) Inhaltliche Prüfung der Machbarkeitsstu- die des Bundes der Vertriebenen (BdV) zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des BdV vor Bereitstellung zusätzlicher Gelder durch das BMI; Verwendungszweck dieser Mittel Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 33 Mündliche Fragen 66 und 67 Petra Pau (DIE LINKE) Finanzierung der Aufarbeitung der Ver- bandsgeschichte des Bundes der Vertriebe- nen (BdV) überwiegend aus Steuergeldern; rechtsextreme Tendenzen des BdV in sei- ner Anfangszeit Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 34 Mündliche Fragen 68 und 69 Steffen Bockhahn (DIE LINKE) Vergabe und Bewertung der vom Institut für Zeitgeschichte erstellten Machbarkeits- studie zur Verbandsgeschichte des Bundes der Vertriebenen Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2313 A 2313 C 2314 A 2314 C VIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 Anlage 35 Mündliche Frage 70 Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) Errichtung von regionalen und/oder spe- zialisierten Büros der FRONTEX-Agentur zur Bekämpfung sogenannter illegaler Ein- wanderer gemäß dem Stockholmer Pro- gramm Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 36 Mündliche Fragen 71 und 72 Jan Korte (DIE LINKE) Verweigerung einer Einbürgerung wegen Mitgliedschaft in der Partei Die Linke; etwaige weitere Ablehnungen von Einbür- gerungsanträgen aufgrund einer Partei-, Gewerkschafts- oder Vereinsmitgliedschaft Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 37 Mündliche Frage 73 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterstützung ausländischer Nachrichten- dienste bei der Beschaffung deutscher Per- sonaldokumente durch Bundesbehörden seit 2000 Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 38 Mündliche Fragen 74 und75 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Verkauf von Gesprächszeit mit Mitgliedern der Bundesregierung an Unternehmen seit 1994; Reden von Mitgliedern der Bundes- regierung vor Unternehmen oder Verbän- den in dieser Wahlperiode Antwort Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2315 A 2315 B 2315 D 2316 A Anlage 39 Mündliche Fragen 76 und 77 Katja Mast (SPD) Gespräche mit dem baden-württembergi- schen Justizminister über die Rechtmäßig- keit eines Ankaufs von Steuersünderdaten und Position des BMJ zur Nutzung dieser Daten bei der Strafverfolgung Antwort Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 40 Mündliche Frage 78 Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Rechtliche Grundlage für die Nichtanwen- dung des Gesetzes zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikations- netzen Antwort Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 41 Mündliche Frage 79 Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Haltung der Bundesregierung zum Posi- tionspapier der Initiative Finanzstandort Deutschland „Erwartungen an die neue Europäische Kommission“ Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 42 Mündliche Frage 80 Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Initiativen der Bundesregierung zum Ver- bot ungedeckter Leerverkäufe auf nationa- ler, europäischer oder globaler Ebene Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2320 A 2320 A 2320 B 2320 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 IX Anlage 43 Mündliche Frage 81 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Gespräche mit Nordrhein-Westfalen über den Ankauf einer angebotenen Steuersün- der-CD Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 47 Mündliche Frage 85 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auftragsvergabe zur Erstellung der Ener- gieszenarien für das Energiekonzept der Bundesregierung 2320 D 2321 B Anlage 44 Mündliche Frage 82 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Stand der Verhandlungen über ein Doppel- besteuerungsabkommen mit der Schweiz Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 45 Mündliche Frage 83 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Veräußerung der im Eigentum der Boden- verwertungs- und -verwaltungs GmbH be- findlichen Gewässer an das Land Branden- burg bzw. kostenfreie Überlassung an die Länder Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 46 Mündliche Frage 84 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen zur Förderung der Medien- kompetenz von Senioren in den neuen Bun- desländern im Rahmen der flächendecken- den Breitbandversorgung dünn besiedelter Gebiete 2320 D 2321 A Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 48 Mündliche Fragen 86 und 87 Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kriterien für die Aufnahme von Leistun- gen in die Härtefallliste für den Mehrbe- darf nach § 21 Abs. 6 SGB II; Grundlage für die Schätzung der Anspruchsberechtig- ten und der Leistungen sowie geplante Än- derungen an der Härtefallliste Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 49 Mündliche Fragen 88 und 89 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) Entwicklung der Zahl der befristet Be- schäftigten und der Leiharbeiter in der Arbeitsverwaltung sowie dort tätige Leih- arbeitsfirmen mit Tarifvertragsabschlüs- sen mit der Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und Perso- nalserviceagenturen Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2321 D 2322 A 2322 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2255 (A) (C) (B) (D) 26. Sit Berlin, Mittwoch, Beginn: 1
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2303 (A) (C) (B) (D) vom Wehrdienst zurückzustellen, wenn sie zum Dienst- eintritt bereits das dritte Studiensemester erreicht haben.Dr. Westerwelle, Guido FDP 03.03.2010 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bracht-Bendt, Nicole FDP 03.03.2010 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 03.03.2010 Ehrmann, Siegmund SPD 03.03.2010 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 03.03.2010 Herlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.03.2010 Hirte, Christian CDU/CSU 03.03.2010 Dr. Jochimsen, Lukrezia DIE LINKE 03.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 03.03.2010 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 03.03.2010 Krellmann, Jutta DIE LINKE 03.03.2010 Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.03.2010 Kunert, Katrin DIE LINKE 03.03.2010 Malczak, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.03.2010 Möhring, Cornelia DIE LINKE 03.03.2010 Pflug, Johannes SPD 03.03.2010 Pronold, Florian SPD 03.03.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 03.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.03.2010 Scholz, Olaf SPD 03.03.2010 Schuster, Marina FDP 03.03.2010 Dr. Schwanholz, Martin SPD 03.03.2010 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 03.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 03.03.2010 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Frage 12): Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus den Ergebnissen einer Bienenmonitoring-Studie zu gebeiztem Maissaatgut des Bundesamtes für Landwirtschaft in Bern, und welche Auswirkungen ergeben sich daraus auf die Zulassung von insektiziden Beizmitteln in Deutschland? Da die Aussagekraft der Studie seitens der zuständi- gen deutschen Zulassungs- und Bewertungsbehörden als nicht sehr hoch eingeschätzt wird, hat diese Studie keine Auswirkungen auf die Zulassung insektizider Beizmittel in Deutschland. Die vorliegende Studie spiegelt vielmehr die zurzeit bestehenden Unsicherheiten bezüglich der Bewertung und der Folgen der Staubentwicklung und der Guttation von Neonicotinoiden zur Behandlung von Maissaatgut wieder. Die Studie liefert somit keinen belastbaren Beleg für oder gegen die Zulassungsfähigkeit von Neonicoti- noiden zur Behandlung von Maissaatgut. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage des Abgeordneten Peter Friedrich (SPD) (Drucksache 17/839, Frage 14): Trifft es zu, dass die Bundesregierung eine Änderung der Auslegungspraxis bei der Zurückstellung von Wehr- und Zi- vildienstleistenden hinsichtlich der Einstufung von dualen Bildungsgängen – Studium mit studienbegleitender betriebli- cher Ausbildung – plant, und, wenn ja, ist diese noch vor Be- ginn des nächsten Ausbildungsjahres – 1. August 2010 – zu erwarten? Die Bundesregierung beabsichtigt keine Änderung der Zurückstellungspraxis für Wehr- und Zivildienst- pflichtige, die einen dualen Ausbildungsgang absolvie- ren wollen. Wehr- und zivildienstpflichtige Absolventen von so- genannten privilegierten dualen Studiengängen, deren Einberufung einen zum vorgesehenen Diensteintritt be- gonnenen dualen Ausbildungsgang unterbrechen würde, werden von Beginn der dualen Ausbildung an vom Wehr- bzw. Zivildienst zurückgestellt, sofern die Regel- studienzeit acht Semester nicht überschreitet und das Studium spätestens drei Monate nach Beginn der be- trieblichen Ausbildung aufgenommen wird. Alle übrigen Absolventen von dualen Ausbildungsgängen, die die ge- nannten Voraussetzungen nicht erfüllen, weil beispiels- weise das Studium eine längere Regelstudienzeit auf- weist oder keine betriebliche Ausbildung im Sinne einer Berufsausbildung absolviert wird, sind wie herkömmli- che Hochschulabsolventen zu behandeln und erst dann 2304 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage des Abgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 15): Nach welchen Kriterien lädt das Auswärtige Amt Militärs aus anderen Staaten zu Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaß- nahmen an Ausbildungseinrichtungen oder bei Truppenteilen der Bundeswehr ein? Einladungen erfolgen durch das Bundesministerium der Verteidigung. Aus-, Fort- und Weiterbildung wird gewährt, um die Entwicklung demokratisch orientierter Streitkräfte in Staaten oder Regionen, deren Stabilisierung im DEU In- teresse liegt, zu unterstützen, einen Beitrag zur Befähi- gung zur Übernahme von Eigenverantwortung in den jeweiligen Regionen zu leisten, die Beziehungen zu Ko- operationspartnern zu festigen und um positive Multipli- katoren in den unterstützten Staaten zu gewinnen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Fra- gen des Abgeordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Fragen 18 und 19): In welcher Form ist die Frage des Umgangs mit sogenann- ten Ritualen und Verletzungen der Menschenwürde zwischen Soldaten derzeit Bestandteil der Unteroffiziers- und Offiziers- ausbildung der Bundeswehr, und welche Veränderungen plant die Bundesregierung diesbezüglich angesichts der bekannt ge- wordenen Fälle von Misshandlungen? Wie viele Hinweise auf und Beschwerden über sogenannte Rituale, Misshandlungen und Verletzungen der Menschen- würde unter Soldaten haben die Bundesregierung und die Bundeswehr in den letzten fünf Jahren von aktiven oder ehe- maligen Bundeswehrangehörigen – bitte jeweils nach Jahr aufschlüsseln – erhalten? Die öffentliche Darstellung der Vorfälle in Mitten- wald haben den Eindruck erweckt, in der Ausbildung würden grundlegende Defizite bei Themen der „Inneren Führung“ zur Achtung der Menschenwürde bestehen. Diesem Eindruck tritt das Bundesministerium der Vertei- digung entschieden entgegen. Vom ersten Tag in den Streitkräften an werden die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr zu einem an- gemessenen, dem Gebot der Achtung der Menschen- würde entsprechenden Miteinander in der militärischen Gemeinschaft angehalten. „Innere Führung“ ist integra- ler Bestandteil in der Ausbildung der Angehörigen unse- rer Streitkräfte. Beispielhaft seien genannt die Unter- richte in der Allgemeinen Grundausbildung, wie zum Beispiel „Verhalten in der soldatischen Gemeinschaft“, die Rechtsunterrichtungen für alle Ebenen über die im Grundgesetz verankerten Grundrechte, die Vorgesetzten- pflichten, die Wehrdisziplinarordnung und die Straftat- bestände im Rahmen des Wehrstrafrechts. Diese Themen werden sowohl in der Truppenausbil- dung als auch in der lehrgangsgebundenen Ausbildung von Offizieren und Unteroffizieren laufbahnbegleitend behandelt. Durch die Berichterstattung zu den Vorfällen in Mit- tenwald haben die Medien den Eindruck erweckt, soge- nannte „Rituale“, Misshandlungen und Verletzungen der Menschenwürde seien ein weitverbreitetes Problem in der Bundeswehr. Dieser Eindruck wird zu Unrecht er- weckt. Für das Bundesministerium der Verteidigung steht der gesetzliche Anspruch aller Soldatinnen und Soldaten auf Achtung der Würde, Ehre und Rechte außer Frage. Dies gilt gleichermaßen für Vorgesetzte gegenüber ihren Un- tergebenen als auch für Soldatinnen und Soldaten inner- halb einer Dienstgradgruppe. Die bekannt gewordenen Fälle sind nicht kennzeich- nend für den dienstlichen Alltag in den Streitkräften. Gleichwohl ist es die Aufgabe der Vorgesetzten in Füh- rungsverantwortung, in geeigneter Weise auf die Integra- tion aller Soldatinnen und Soldaten in die militärische Gemeinschaft im Sinne eines kameradschaftlichen Mit- einanders hinzuwirken sowie durch verstärkte Dienst- aufsicht möglichen Verfehlungen und Fehlentwicklun- gen entgegenzusteuern sowie Fehlverhalten konsequent zu ahnden. Im Alltag in der Truppe ist dies auch der Fall. Das Bundesministerium der Verteidigung führt auf- grund der Datenschutzgesetze keine Datenbank, in der Hinweise auf und Beschwerden über Misshandlungen und Verletzungen der Menschenwürde gesammelt wer- den. Eine der Frage entsprechende Auswertung ist daher nicht zu leisten. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage des Abgeordneten Steffen-Claudio Lemme (SPD) (Drucksache 17/839, Frage 21): Sind im Rahmen der Neuordnung der Extremismusbe- kämpfung der Bundesregierung ergänzende Opferprogramme geplant, und werden diese Programme öffentlich zur Aus- schreibung gebracht? Die Bundesregierung arbeitet im Bundesprogramm „kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke ge- gen Rechtsextremismus“ mit Opferberatungsstellen zu- sammen, damit Opfer rechtsextremistischer Gewalt Hilfe und Unterstützung erhalten. Dazu wurden in allen 16 Ländern landesweite Beratungsnetzwerke geschaffen. Im Freistaat Thüringen ist die „Kontakt- und Koordi- nierungsstelle gegen Rechtsextremismus in Thüringen“ (KonKReTh), ein Trägerverbund aus den Vereinen der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Thürin- gen sowie der Beratung für Opfer rechtsextremer Gewalt (Mobit e. V. und THO), Ansprechpartnerin für Betrof- fene. Es ist nicht geplant, diese landesweiten Strukturen bundesweit auch in anderen Extremismusbereichen zu entwickeln und zu implementieren. Zur Vorbereitung der thematischen Erweiterung um die Aufgaben Linksextre- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2305 (A) (C) (B) (D) mismus und islamischer Fundamentalismus ist zur Iden- tifizierung möglicher Forschungs- und Themenfelder, Vorgehensweisen, Zielgruppen und Trägerstrukturen zu- nächst eine Sondierungsphase vorgesehen. Mit staatli- chen und nichtstaatlichen Akteuren des Bundes, der Länder und der Kommunen Berlin und Hamburg werden Fragen der praktischen Prävention von islamischem Fundamentalismus und Linksextremismus erörtert. Ziel ist es, im 2. Quartal 2010 Projektideen für Forschung, Expertisen und Modellprojekte zu entwickeln und zu realisieren. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage des Abgeordneten Steffen-Claudio Lemme (SPD) (Drucksache 17/839, Frage 22): Beabsichtigt die Bundesregierung, sich bei der Neukon- zeptionierung der Extremismusbekämpfung mit den Ländern – insbesondere Ostdeutschland – ins Benehmen zu setzen, und gibt es in diesem Zusammenhang konkrete Konsulta- tionstermine? Die Bundesregierung hat in der Vergangenheit Wei- terentwicklungen in Bundesprogrammen eng mit den Ländern und Kommunalen Spitzenverbänden abge- stimmt. Dies wurde insbesondere bei der Konzipierung der Bundesprogramme „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ und „kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsext- remismus“ in den Jahren 2006 und 2007 geleistet. Es ist nicht beabsichtigt, im Jahr 2010 davon abzuweichen, so- dass im Sommer 2010 ebenfalls Abstimmungsgespräche geplant sind. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Petra Crone (SPD) (Druck- sache 17/839, Frage 29): Welche konkreten Initiativen plant das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend anlässlich des Euro- päischen Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung zur Verhinderung von Altersarmut in Deutschland? Nach der Nationalen Strategie für Deutschland zur Umsetzung des Europäischen Jahres 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung, für das innerhalb der Bundes- regierung das Bundesministerium für Arbeit und Sozia- les federführend zuständig ist, gehört die Zielgruppe der älteren Menschen nicht zu den drei Themenschwerpunk- ten der vorgesehenen Aktivitäten. Daher sind keine von der EU kofinanzierten spezifischen Maßnahmen zur Ver- hinderung von Altersarmut im Rahmen der Umsetzung dieses Europäischen Jahres vorgesehen. Unabhängig hiervon fördert das für die Altenpolitik federführende Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Vielzahl von Maßnahmen und Projekten zur Verbesserung der Situation älterer Menschen in der Grö- ßenordnung von circa 10 Millionen Euro im Jahr 2010. Mit Blick auf spezielle Projekte für ältere Menschen wird außerdem darauf hingewiesen, dass für 2012 das Europäische Jahr des Aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen geplant ist. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 30): Wann wird die Bundesregierung den ursprünglich im Sommer 2009 erwarteten Bericht der Europäischen Kommis- sion über die schwerwiegendsten Formen von Kinderarbeit dem Deutschen Bundestag zukommen lassen, und welche Schritte wird sie unternehmen, um Verzögerungen bei der Er- stellung des Berichts zu vermeiden? Nach Kenntnis der Bundesregierung liegt ein für den Sommer 2009 erwarteter Bericht der EU-Kommission über die schwerwiegendsten Formen von Kinderarbeit nicht vor. Es wird darauf hingewiesen, dass es Schluss- folgerungen des Rates und der im Rat vereinigten Vertre- ter der Regierungen der Mitgliedstaaten zur Förderung und zum Schutz der Rechte des Kindes im außenpoliti- schen Handeln der Europäischen Union – Entwicklungs- dimension und humanitäre Dimension vom Mai 2008 gibt, in denen der Rat die Kommission auffordert, bis Anfang 2011 einen Bericht vorzulegen über die Fort- schritte und Ergebnisse der Umsetzung der Schluss- folgerungen. Außerdem liegt ein Arbeitspapier der EU- Kommission zur Bekämpfung der Kinderarbeit „Com- mission Staff Working Document – Combating Child Labour“ vom 18. Januar 2010 vor. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Fragen der Abgeordneten Caren Marks (SPD) (Drucksache 17/839, Fragen 31 und 32): Ist sich die Bundesregierung der Tragweite der Folgen für die Psychiatrischen Institutsambulanzen und insbesondere die betroffenen Patienten bewusst, falls die Verhandlungen der Selbstverwaltungspartner zu der Vereinbarung gemäß § 118 Abs. 2 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch scheitern, und welche möglichen Konsequenzen zieht sie daraus? Hat das Bundesministerium für Gesundheit seit Bekannt- werden des Problems und dem Beginn der Verhandlungen in irgendeiner Form, mündlich oder schriftlich, eine Stellung- nahme zu den drohenden Veränderungen der Versorgung durch Psychiatrische Institutsambulanzen abgegeben, und, wenn nein, welche Gründe führt der Bundesminister für Ge- sundheit, Dr. Philipp Rösler, dafür an, keine Position zu bezie- hen? Zu Frage 31: In Angelegenheiten, die – wie der Gegenstand der Vereinbarung gemäß § 118 Abs. 2 Satz 2 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) – auf gesetzlicher Grundlage den Partnern der gemeinsamen Selbstverwal- tung zur näheren vertraglichen Gestaltung zugewiesen 2306 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 (A) (C) (B) (D) sind, enthält sich die Bundesregierung einer parteiergrei- fenden Einflussnahme in laufende Vertragsverhandlun- gen. Nach den der Bundesregierung vorliegenden Infor- mationen streben alle an der Verhandlung über eine Neufassung der Dreiseitigen Vereinbarung gemäß § 118 Abs. 2 SGB V beteiligten Selbstverwaltungspartner (GKV-Spitzenverband, Kassenärztliche Bundesvereini- gung und Deutsche Krankenhausgesellschaft) eine Neu- regelung an, die eine möglichst optimale, wohnortnahe Versorgung psychisch Kranker gewährleistet. Daher geht die Bundesregierung davon aus, dass sich alle Verhand- lungspartner weiterhin konstruktiv um einen diesem Ziel entsprechenden Vertragsabschluss bemühen werden und es nicht zu einem Scheitern der Verhandlungen kommt. Im Übrigen hätte selbst ein Scheitern der Verhandlun- gen keine automatische Verschlechterung für die Versor- gung psychisch Kranker zur Folge. Zum einen gilt der bisherige Vertrag gemäß § 118 Abs. 2 SGB V auch nach dessen Kündigung bis zum Abschluss eines neuen Ver- trages weiter. Zum anderen ist für den Fall, dass die Ver- tragspartner sich nicht einigen, als Konfliktlösungs- mechanismus gesetzlich vorgegeben, dass jede der Vertragsparteien nach § 118 Abs. 2 Satz 3 und 4 SGB V das (erweiterte) Bundesschiedsamt anrufen kann, das dann den Vertragsinhalt festzulegen hat. Zu Frage 32: Das Bundesministerium für Gesundheit hat sich aus Anlass verschiedener Schreiben zu der Verhandlungs- situation – sowohl auf Leitungs- als auch auf Fach- ebene – zu der Thematik geäußert, so zum Beispiel in einem Brief des Bundesministers für Gesundheit, Herrn Dr. Philipp Rösler, vom 19. Januar 2010 an die Ministe- rin für Arbeit, Soziales, Familie und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz sowie in einem Brief des Staatssekre- tärs im Bundesministerium für Gesundheit, Herrn Stefan Kapferer, vom 29. Januar 2010 an den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Gesundheitsbehör- den der Länder. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Frage des Abgeordneten Sönke Rix (SPD) (Drucksache 17/839, Frage 33): Wird es eine gemeinsame Pflegeausbildung – Kranken- pflege, Kinderkrankenpflege, Altenpflege – geben, und wann ist damit zu rechnen? Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP sieht die Zusammenführung der Pflegeberufe in einem Berufsgesetz vor. Die federführenden Ressorts, das Bun- desministerium für Gesundheit, BMG, und das Bundes- ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, BMFSF, werden diesem Auftrag nachkommen. Zunächst wird auf Fachebene eine Bund-Länder-Ar- beitsgruppe eingerichtet werden. Sie soll Vorschläge zur Umsetzung erarbeiten. Dieser Weg entspricht auch den Anliegen der Länder (Beschlüsse der 82. Gesundheits- ministerkonferenz, GMK, und der 86. Arbeits- und Sozi- alministerkonferenz, ASMK). Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Andreas Scheuer auf die Frage der Abgeordneten Dagmar Ziegler (SPD) (Drucksache 17/839, Frage 34): Ist die Finanzierung zum Bau der Verlängerung der Bun- desautobahn 14 gesichert, und wann soll der Planfeststel- lungsbeschluss hierfür erteilt werden? Mit der fortgeschriebenen gemeinsamen Erklärung zum Lückenschluss der Autobahn A 14, Magdeburg– Wittenberge–Schwerin vom 16. März 2009 haben sich der Bund und die beteiligten Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt auf ein Finanzierungskonzept des Gesamtprojektes verständigt. Hiermit wurde die Finanzierung des Gesamtprojektes langfristig gesichert. Von der insgesamt rund 155 Kilometer langen A 14- „Nordverlängerung“, Magdeburg–Wittenberge–Schwerin sind rund 85 Kilometer in der Planung und rund 70 Kilo- meter im Planfeststellungsverfahren zur Schaffung des Baurechts. Derzeit können noch keine verbindlichen Aussagen getroffen werden, wann das Baurecht, das heißt bestandskräftige Planfeststellungsbeschlüsse für alle Abschnitte vorliegen werden. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragen der Abgeordneten Katrin Göring-Eckardt (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Fragen 35 und 36): Wie beurteilt die Bundesregierung die aktuelle Sicher- heitslage der durch ein Konsortium unter Beteiligung der Firma Bilfinger Berger durchgeführten Baumaßnahmen der Bauprojekte „Silberbergtunnel“, „Brandkopftunnel“ und „Lohmebergtunnel“ im Rahmen der Fortführung der ICE- Hochgeschwindigkeitstrasse in Thüringen, und sind der Bun- desregierung Vorwürfe über Sicherheitsmängel oder bewiese- nermaßen bestehende Sicherheitsmängel bekannt? Welche Maßnahmen zur sicherheitstechnischen Überprü- fung wurden seit dem Bekanntwerden der Unregelmäßigkei- ten bei anderen Bauprojekten der Firma Bilfinger Berger für die oben genannten Tunnelbauprojekte in Thüringen eingelei- tet, und inwiefern sieht die Bundesregierung seitens der Ver- antwortlichen eine unabhängige Bauaufsicht für gewährleis- tet? Zu Frage 35: Nach Mitteilung des Eisenbahn-Bundesamtes sind keine Vorwürfe über Sicherheitsmängel an den Baupro- jekten „Silberbergtunnel“, „Brandkopftunnel“ und „Loh- mebergtunnel“ bekannt. Bei den Kontrollen der Baustel- len Silberbergtunnel und Brandkopftunnel durch das Eisenbahn-Bundesamt waren keinerlei sicherheitsrele- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2307 (A) (C) (B) (D) vante Mängel zu beanstanden. Mit den Bauarbeiten am Tunnel Lohmeberg wurde noch nicht begonnen. Zu Frage 36: Bereits vor Bekanntwerden von Unregelmäßigkeiten auf Baustellen anderer Bauträger wurden Maßnahmen zur sicherheitstechnischen Überprüfung gemäß „Verwal- tungsvorschrift über die Bauaufsicht im Ingenieurbau, Oberbau und Hochbau sowie maschinentechnische An- lagen (VV BAU)“ des Eisenbahn-Bundesamtes in der jeweils geltenden Fassung durchgeführt. Eine unabhän- gige Bauaufsicht ist hierdurch gewährleistet. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragen der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Fragen 37 und 38): Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung vor über den Tatbestand bzw. über den Umfang möglicher Manipula- tionen bei sogenannten Spannprotokollen über die Belastbar- keit von Erdankern aus Metall, die beim Bau der ICE-Hoch- geschwindigkeitsstrecke München–Nürnberg verbaut wurden, etwa am Tunnel Denkendorf in einer Anzahl von rund 600 Stück, bzw. welche Informationen hat sie über gänzlich unterlassene Sicherheitstests an diesen Erdankern? Kann die Bundesregierung für die Standfestigkeit der Wände im Tunnel Denkendorf der ICE-Hochgeschwindig- keitsstrecke München–Nürnberg bzw. für die Standfestigkeit der Hänge im Umfeld dieses Tunnels garantieren, sollten Prüfprotokolle über die Belastbarkeit von Erdankern beim Bau gefälscht bzw. Sicherheitstests an diesen Erdankern gänz- lich unterlassen worden sein, und wie begründet sie dies? Zu Frage 37: Der Bundesregierung sind hierzu nur die entsprechen- den Presseberichte bzw. Pressemitteilungen der Deut- sche Bahn AG bekannt. Nach den Angaben der Deutsche Bahn AG hat diese keine eigenen Erkenntnisse über Unregelmäßigkeiten an Bauwerken, die an der Eisenbahn-Ausbau-/Neubau- strecke Nürnberg–Ingolstadt–München durch die Firma Bilfinger und Berger errichtet wurden. Sie hat jedoch die Firma Bilfinger und Berger aufgefordert, alle Informa- tionen offenzulegen, die eine Überprüfung konkreter Bauwerke ermöglichten. Die Deutsche Bahn AG sei da- bei auf die zwingende Mitarbeit der Firma Bilfinger und Berger angewiesen. Darüber hinaus hat die Deutsche Bahn AG mitgeteilt, dass sie – neben eigenen Experten – vom Eisenbahn- Bundesamt zugelassene Gutachter, die seinerzeit nicht mit dem Bauvorhaben befasst waren, beauftragt hat, den Sachverhalt näher zu untersuchen. Diese sollen die ent- sprechenden Bauprotokolle auf Mängel untersuchen und auch direkt vor Ort Erdanker überprüfen. Zu Frage 38: Es ist nicht Aufgabe der Bundesregierung, die Stand- festigkeit von Tunnelwänden bzw. von Hanganlagen bei den Eisenbahnen des Bundes zu garantieren. Gemäß § 4 Abs. 1 Allgemeines Eisenbahngesetz ist der Betreiber der Eisenbahninfrastruktur verpflichtet, seine Anlagen sicher zu bauen und in betriebssicherem Zustand zu hal- ten. Der Erbringer der Leistung haftet gegenüber dem Betreiber im Rahmen des Produkthaftungsgesetzes. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Fragen 39 und 40): Plant die Bundesregierung, sich für die Fahrradmitnahme im Fernverkehr der Bahn, einschließlich IC, ICE und Nacht- zug, einzusetzen, und, wenn ja, welche Maßnahmen oder Pilotprojekte sind dafür vorgesehen? Wie kann aus Sicht der Bundesregierung die Fahrradmit- nahme im gesamten Fernverkehrsnetz langfristig gewährleis- tet werden? Die Weiterentwicklung der Intermodalität von Fahr- rad- und Eisenbahnverkehr bleibt ein wichtiges Ziel des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Stadtent- wicklung. Im Übrigen verweise ich auf meine Antwort zu Ihren Fragen in der Fragestunde vom 25. November 2009 (Fragen 41 und 42). Anlage 16 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 41): Zieht die Bundesregierung bei der Berechnung der Eigen- verbrauchsvergütung bei der Fotovoltaik im Gesetzentwurf für die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes den durchschnittlichen Nettohaushaltspreis inklusive Grundge- bühren heran, und, falls ja, welchen Einfluss hat dies auf die Rentabilität von Solarstrom bei Anlagenbetreibern, die bei ih- ren Stromtarifen eine Grundgebühr bezahlen? Der Vergütungssatz für den Eigenverbrauch von Strom ermittelt sich direkt aus dem für die jeweilige An- lagengröße geltenden Vergütungssatz für Dachanlagen, der der jeweils geltenden Degression unterliegt, abzüg- lich 12 Cent je Kilowattstunde. Zur Ermittlung der An- reizwirkung wurde der durchschnittliche statistische Haushaltsstrompreis (netto) von rund 20 Cent je Kilo- wattstunde zugrunde gelegt. Es ergibt sich somit aus der Differenz des Vergütungssatzes für den Eigenverbrauch zuzüglich der vermiedenen Kosten für Haushaltsstrom und dem Vergütungssatz nach § 33 Abs. 1 für den einge- speisten Strom eine Anreizwirkung von derzeit 8 Cent je Kilowattstunde. Die Anreizwirkung verdoppelt sich im Vergleich zur bestehenden Regelung. Es wird damit die gleiche Berechnungsmethode verwendet, die auch im EEG 2009 Grundlage bei der Einführung der Regelung war. Der individuelle Anreiz für den Anlagenbetreiber er- gibt sich aus seinem individuellen Stromtarif. Auf dem Markt werden auch Stromtarife ohne Grundgebühr ange- 2308 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 (A) (C) (B) (D) boten. Eine Aussage zu Rentabilitäten einzelner Anlagen ist derzeit noch nicht möglich, da keine Daten zu den in- dividuell genutzten Strompreisen und dem Ausmaß der Nutzung der vorgeschlagenen Regelung durch die Anla- genbetreiber vorliegen. Anlage 17 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 42): Wie viele Kubikmeter radioaktiver Abwässer haben die Energiewerke Nord, EWN, seit 1992 am Standort Lubmin in die Ostsee abgeführt – bitte jährliche Darlegung –, und wel- che Informationen hat die Bundesregierung über die Aktivität der in den Abwässern enthaltenen Radionuklide? Das Kernkraftwerk Greifswald ist seit Dezember 1990 außer Betrieb. Nach Erteilung der Stilllegungsge- nehmigung am 30. Juni 1995 wurde mit der Stilllegung und dem Abbau der Kernkraftwerksblöcke begonnen. Nach Kenntnis der Bundesregierung liegen auch die notwendigen wasserrechtlichen Gestattungen vor. Die Überwachung der Einhaltung der Grenzwerte obliegt der hierfür zuständigen Landesbehörde. Anlage 18 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage der Abgeordneten Beate Müller-Gemmeke (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 43): Existiert im Bundeskanzleramt eine Version der Vereinba- rung zwischen der Bundesregierung und den Energieversor- gungsunternehmen vom 14. Juni 2000 – sogenannter Atom- konsens – mit den Unterschriften der Personen, die die Vereinbarung paraphiert haben, und ist die Bundesregierung bereit, mir eine Kopie dieser Version – gegebenenfalls bitte beifügen oder nachreichen – zukommen zu lassen? Die Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgungsunternehmen zur Kernenergie vom 11. Juni 2001 ist auf der Internetseite des BMU ver- öffentlicht. Auf der letzten Seite befinden sich die Unter- schriften beider Seiten, auf der vorletzten Seite sind die Namen der Personen aufgeführt, die die Vereinbarung am 14. Juni 2000 paraphiert haben. Anlage 19 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fra- gen der Abgeordneten Dorothée Menzner (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Fragen 44 und 45): Auf Grundlage der Einhaltung welcher Sicherheitsbestim- mungen zum Umgang mit radioaktiver Verseuchung von Mensch und Umwelt bei Störfällen ist der Urananreicherungs- anlage in Gronau, Westfalen, die Betriebserlaubnis erteilt worden? Welche Katastrophenschutzpläne, die sich auf Störungen in der Urananreicherungsanlage Gronau beziehen, des Land- kreises Borken bzw. der Gemeinden des Landkreises sind der Bundesregierung bekannt? Zu Frage 44: Die zuständige atomrechtliche Aufsichtsbehörde, das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes NRW, hat dem Bundesumweltministerium dies- bezüglich Folgendes mitgeteilt: Generell gilt, dass die atomrechtliche Genehmigungs- behörde sich durch Prüfung der Antragsunterlagen sowie durch Auswertung der behördlichen Stellungnahmen und Sachverständigengutachten davon zu überzeugen hat, dass die Genehmigungsvoraussetzungen des § 7 Abs. 2 Atomgesetz gegeben sind; insbesondere, dass die nach dem Stand von Wissenschaft und Technik erforder- liche Vorsorge gegen Schäden durch die Errichtung und den Betrieb der Anlage getroffen sind. Diesbezüglich wird im Einzelnen beispielhaft verwie- sen auf die Ausführungen im letzten Genehmigungs- bescheid Nr. 7/6 UAG nach § 7 Atomgesetz zum Endausbau der Urananreicherungsanlage in Gronau (UAG) – Ausbau auf 4 500 t Urantrennarbeit pro Jahr (UTA/a) – vom 14. Februar 2005. Zu Frage 45: Nach Auskunft der zuständigen atomrechtlichen Auf- sichts- und Genehmigungsbehörde, dem Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nord- rhein-Westfalen, enthält der „Sonderschutzplan für die Urananreicherungsanlage Gronau“ – in Ergänzung zu dem Gefahrenabwehrplan des Kreises Borken – zusätz- liche Maßnahmen und Regelungen für Schadensereig- nisse, deren Auswirkungen möglicherweise nicht auf das Betriebsgelände der Urananreicherungsanlage Gronau beschränkt bleiben könnten. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen der Abgeordneten Ulla Burchardt (SPD) (Drucksache 17/839, Fragen 46 und 47): Unterstützt die Bundesregierung die Forderung aus der Ärzteschaft und der FDP, den Numerus clausus, NC, für das Medizinstudium zu lockern, und, falls ja, welche Konsequen- zen hätte eine solche Entscheidung auf andere mit NC belegte Studienfächer? Welche Regelungsmöglichkeiten sieht die Bundesregie- rung, um Einfluss auf die Kriterien des Numerus clausus in einzelnen Studiengängen oder an einzelnen Hochschulen zu nehmen, und inwieweit würde dies die Hoheit der Länder und Autonomie der Hochschulen berühren? Zu Frage 46: Der Numerus clausus für die medizinischen Studien- gänge wird nicht festgelegt. Er kann deshalb auch nicht unmittelbar „gelockert“ werden. Der jeweilige Numerus clausus ist das Ergebnis von Angebot und Nachfrage nach Studienplätzen in einem bestimmten Studiengang. Er ergibt sich sonach erst nach Abschluss des konkreten Zulassungsverfahrens und markiert die Note, Anzahl von Wartesemestern oder eine Kombination aus beiden, bis zu der eine Zulassung erfolgen konnte. Für kom- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2309 (A) (C) (B) (D) mende Zulassungsverfahren bilden die Auswahlgrenzen der abgeschlossenen Zulassungsverfahren deshalb auch nur einen Anhaltspunkt. Eine Verbesserung der Zulassungssituation in den medizinischen Studiengängen – und damit mittelbar auch eine „Lockerung“ des Numerus clausus – kann nur durch Bereitstellung von mehr Studienmöglichkeiten in diesen Fächern erreicht werden. Zu Frage 47: Mit der 7. HRG-Novelle von 2004 wurden die Rege- lungen für die Hochschulzulassung in bundesweit zulas- sungsbeschränkten Studiengängen (insbesondere Medi- zin) neu gefasst. Seither richtet sich die Vergabe der Studienplätze in diesen Studiengängen zu 20 Prozent nach der Abiturdurchschnittsnote, 20 Prozent nach War- tezeit und 60 Prozent nach dem Ergebnis eines Auswahl- verfahrens der Hochschulen. Die Hochschulen können in ihren Auswahlverfahren verschiedene Kriterien zum Zuge kommen lassen, unter anderem auch gewichtete Einzelnoten der Hochschulzu- gangsberechtigung, die über die fachspezifische Eig- nung Auskunft geben; fachspezifische Studierfähigkeits- tests; Ergebnis eines Auswahlgesprächs, das Aufschluss über Motivation und Identifikation mit dem gewählten Studium und dem angestrebten Beruf geben sowie zur Vermeidung von Fehlvorstellungen über die Anforde- rungen des Studiums dienen soll. Dem Grad der schulischen Qualifikation (= Abitur- durchschnittsnote) muss zwar auch im Auswahlverfah- ren der Hochschulen maßgeblicher Einfluss gegeben werden. Dies aber ist dem Umstand geschuldet, dass die empirische Schulforschung zum Zusammenhang von Schulabschluss und Studienerfolg ergeben hat, dass die Abiturdurchschnittsnote der beste Einzelindikator für die Prognose eines späteren Studienerfolgs ist. Die Auswertung des zwischen 1986 und 1996 durch- geführten bundesweiten Medizinertests hat dies bestä- tigt. Sie hat ferner ergeben, dass der Test allein keine sig- nifikant höhere Prognosekraft für den Studienerfolg als die Abiturdurchschnittsnote besaß. Eine deutliche Ver- besserung der Prognosekraft brachte allerdings die Kom- bination von Test und Abiturdurchschnitt. Die den Hochschulen eingeräumte Möglichkeit eines Kriterienmixes im Auswahlverfahren trägt diesen Er- kenntnissen Rechnung. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) (Drucksache 17/839, Fragen 48 und 49): Wer hat zu welchem Zeitpunkt die Entscheidung getrof- fen, im Endbericht der von der Bundesregierung beauftragten Studie „Studienberechtigte 2008“ der Hochschul-Informa- tions-System GmbH, HIS, die Auswertung der zahlreichen Fragen zur Einschätzung von Studiengebühren, die im Fra- genkatalog der Studie enthalten sind, in einen späteren Son- derbericht auszulagern? Wann wird die Bundesregierung den vorliegenden Endbe- richt, zu dem sie bereits Pressemeldungen verfasst, sowie den Sonderbericht dem Parlament zugänglich machen? Zu Frage 48: Projektberichte werden von der Hochschul-Informa- tions-System GmbH in eigener Verantwortung erstellt und dem BMBF als Zuwendungsgeber vor Veröffentli- chung zur Freigabe vorgelegt. Da es sich hierbei meistens um langfristig angelegte wiederkehrende Pa- neluntersuchungen handelt, wird insbesondere in den Eckdatenberichten darauf geachtet, eine möglichst hohe Vergleichbarkeit zu Berichten aus früheren Erhebungen herzustellen. Einzelfragen, die aus dem Raster der vorhergehenden Untersuchungen herausfallen, werden in der Regel in se- paraten Themenberichten behandelt. Die Auswahl dieser Themen erfolgt in Absprache zwischen Zuwendungsge- ber und Zuwendungsempfänger. Eine Absprache mit dem BMBF zu einem Themenbericht „Studiengebüh- ren“ hat bisher seitens der HIS nicht stattgefunden. Zu Frage 49: Der Entwurf des Eckdatenberichts „Studienberech- tigte 2008“ ist im BMBF am 22. Februar 2010 abends eingegangen. Er wird in den nächsten Tagen zur Veröf- fentlichung durch die HIS freigegeben und somit dem Parlament und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen des Abgeordneten Swen Schulz (Spandau) (SPD) (Drucksache 17/839, Fragen 50 und 51): Welche noch laufenden Aufträge hat die Hochschul-Infor- mations-System GmbH, HIS, von der Bundesregierung erhal- ten? Wann sind die vertragsgemäßen Abgabetermine der End- berichte zu diesen Aufträgen? Zu Frage 50: Derzeit hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung drei Aufträge an die Hochschul-Informa- tions-System GmbH vergeben und fördert weitere 14 Projekte. Es handelt sich um die Evaluation des Ge- setzes über befristete Arbeitsverträge in der Wissen- schaft, um die Erweiterung, Pflege und Wartung der Sys- teme DASTAT und FOSTAT sowie des Internetportals zu den Grund- und Strukturdaten. Zu Frage 51: Bei den beiden zuletzt genannten Aufträgen werden Zwischenberichte bzgl. des Sachstandes der erfolgten Arbeiten vorgelegt. Endberichte sind hier nicht erforder- lich. 2310 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 (A) (C) (B) (D) Die Abgabe des Schlussberichtes bezüglich des Auf- trages zur Evaluation des Gesetzes über befristete Ar- beitsverhältnisse in der Wissenschaft soll im Sommer er- folgen. Die Abgabe der Endberichte von Projekten erfolgt in der Regel sechs Monate nach Ablauf der Be- willigungszeit im Rahmen des Verwendungsnachweises. Neben den Endberichten der Projekte können Ergebnisse auch während der Laufzeit in eigener Verantwortung der Zuwendungsempfänger erstellt und veröffentlicht wer- den. Im Allgemeinen werden diese Veröffentlichungen im Vorfeld dem BMBF zur Freigabe vorgelegt. Verant- wortlich für die Inhalte sind die jeweiligen Autoren. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 52): Welche Verträge bezüglich der Kompakten Natriumge- kühlten Kernreaktoranlage – KNK 1/KNK 2 – wurden im Lauf der Zeit zwischen dem Bund oder dem Kernforschungs- zentrum Karlsruhe einerseits und privatwirtschaftlichen Ener- gieversorgungsunternehmen oder deren Tochtergesellschaften andererseits geschlossen – bitte mit Angabe des Datums –, und welche rechtlichen Konsequenzen ergeben sich aus die- sen Verträgen heute für den Energieversorger EnBW? Das frühere Forschungszentrum Karlsruhe, heute KIT, hat den KNK 1 und 2 für FuE-Zwecke errichtet und bis zum endgültigen Abschalten im August 1991 Forschungs- vorhaben an der Anlage durchgeführt. Die Betriebsfüh- rung des Reaktors ist kapazitätsbedingt der Kernkraft- werk-Betriebsgesellschaft, KBG mbH, einer Tochter der Badenwerk AG (aufgegangen in der heutigen EnBW AG), übertragen worden. Die KBG war Mitgenehmigungsin- haber nach Atomgesetz und mit der Betriebsführung bis 1991 sowie bis Ende 2001 mit der Restbetriebsführung beauftragt. Basis der Zusammenarbeit zwischen Forschungszen- trum und KBG waren folgende Verträge: Betriebsführungsvertrag 3. Oktober/ 30. Dezember 1966 1. Ergänzungsvereinbarung 7./10. August 1992 Beendigung des 5./6. Dezember 2001 Betriebsführungsvertrages Mit der Ergänzungsvereinbarung wurde die Vertrags- lage an die jeweiligen geänderten Randbedingungen zur Stilllegung der Anlage angepasst. Die Kostenverantwortung für Bau, Betrieb, Restbe- trieb, Stilllegung und Rückbau der KNK 1 und 2 lag grundsätzlich beim Forschungszentrum mit dem Bund, 90 Prozent, und dem Land Baden Württemberg, 10 Pro- zent, als Zuwendungsgeber. Die Vereinbarung vom 5./6. Dezember 2001 regelt die sich aus der Beendigung des Betriebsführungsvertrages ergebenden Rechte und Pflichten. Die heute noch beste- henden rechtlichen Konsequenzen für die EnBW aus die- sem Auflösungsvertrag betreffen die arbeitsvertraglichen Pflichten für Mitarbeiter der ehemaligen KBG. Anlage 24 Antwort des Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage des Ab- geordneten Ulrich Kelber (SPD) (Drucksache 17/839, Frage 53): Warum wird für die knapp 50 Mitarbeiter des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, BKM, in Berlin ein neuer Dienstsitz gesucht, der rund 3 000 Quadratmeter Bürofläche für bis zu 120 Mitarbeiter bieten soll, und welche Gründe gibt es für diesen Raumbedarf, der deutlich über dem Bedarf der aktuellen Mitarbeiterzahlen liegt? Hintergrund für die Anmietung einer neuen Liegen- schaft in Berlin ist, dass der Mietvertrag für die vom BKM derzeit in Berlin genutzten Räume im Bundesmi- nisterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung, BMZ, zum 31. Dezember 2010 endet und eine Verlängerung des Mietvertrages nicht möglich ist, da das BMZ die vom BKM genutzten Flächen künftig für ei- gene Zwecke benötigt. Der BKM sucht daher seit 2009 eine neue Unterbrin- gungsmöglichkeit für Berlin. Auf der Grundlage eines vom BMF geprüften und anerkannten Raumbedarfs von 2 952 Quadratmeter Gesamtmietfläche wird eine Lie- genschaft mit 94 Büroräumen gesucht. Damit wird ei- nerseits den inhaltlichen Anforderungen der Arbeit des BKM und andererseits den sozialen Aspekten der Be- diensteten entsprochen. So liegt in weiten Bereichen der Kulturförderung ent- sprechend den Vorgaben von Art. 135 GG – Stiftung Preußischer Kulturbesitz – und Art. 22 Abs. 1 Satz 2 GG – Repräsentation des Gesamtstaates in der Hauptstadt – ein maßgeblicher Schwerpunkt der Tätigkeit des BKM in Berlin. Gleiches gilt für das Erinnern an die Verbre- chen des Nationalsozialismus, welche in großem Maße mit der damaligen Hauptstadt Berlin verbunden sind, so- wie für die Erinnerung an das Unrecht der SED-Diktatur, ihre Überwindung und die wiedergewonnene Einheit. Dies macht eine kontinuierliche Präsenz von Mitarbei- tern des BKM in Berlin zwingend. Zudem muss sichergestellt sein, dass den aus Bonn zur Betreuung der Berliner Projekte angereisten Beschäftigten ein „Pendlerraum“ zur Verfügung steht, damit die zwischen den Terminen regelmäßig anfallende Zeit zwischen An- und Abreise und Terminen sinnvoll genutzt werden kann. Zum anderen hat sich die Personalvertretung des BKM nachhaltig dafür eingesetzt, dass qualifizierten Be- schäftigten, deren Ehepartner, Kinder oder pflegebedürf- tige Eltern in Berlin leben, ein Umzug ermöglicht wird, um sie beim BKM zu halten. Hinzu kommen Raumbe- darfe aufgrund der Anforderungen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wie zum Beispiel ein Eltern-Kind- Zimmer, sowie der Referendare und Auszubildenden, die im Rahmen ihrer Ausbildung jeweils zeitlich befris- tet auch in Berlin tätig sind. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2311 (A) (C) (B) (D) Anlage 25 Antwort des Staatsministers Eckart von Klaeden auf die Frage des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 54): Sind alle Mitglieder der Bundesregierung, namentlich die Bundeskanzlerin, der Ansicht, dass niemand die Absicht habe, die „Koalition platzen zu lassen“, wie es aus dem „Um- feld des Vizekanzlers“ verlautet, obwohl die Lage der Koali- tion „sehr angespannt“ (Der Tagesspiegel vom 25. Februar 2010) sei, und wie ist demgegenüber zu erklären, dass Dr. Angela Merkel hingegen trotz zahlreicher inhaltlicher, öf- fentlich ausgetragener Streitigkeiten die große Übereinstim- mung im Kabinett betont? Nach Auffassung der Bundesregierung arbeitet die christlich-liberale Koalition gut und vertrauensvoll zu- sammen. Anlage 26 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Frage 55): Welche Schlussfolgerung zieht die Bundesregierung aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs auf Grundlage des seit 1995 geltenden Zollabkommens, nach dem für Produkte aus den besetzten Gebieten Israels die Zollfreiheit nicht gilt, und wie wird die Bundesregierung sicherstellen, dass Her- kunftsangaben effektiv kontrolliert werden können? Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 25. Februar 2010 bestätigt die bisherige Rechtsauf- fassung der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Die Position der Bundesregierung ist unverändert: Wir teilen weiterhin die Rechtsauffassung der Europäi- schen Gemeinschaft zum territorialen Anwendungsbe- reich des Assoziationsabkommens EU-Israel und unter- stützen wie bisher dessen konsequente Umsetzung. Der Fall Brita, auf den das Urteil des EuGH sich be- zog, ist ein Beispiel für eine effektive Kontrolle der Her- kunftsangaben durch die deutschen Zollbehörden. Die Bundesregierung wird sich in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission weiter dafür einsetzen, dass die Herkunftsangaben auch künftig effektiv kontrolliert werden. Anlage 27 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) (Druck- sache 17/839, Frage 56): Welche finanziellen Auswirkungen erwartet die Bundesre- gierung für den EU-Haushalt und für den deutschen Anteil da- ran in der Finanzperiode 2014 bis 2019, und in welchen Gre- mien wird schon heute die Kürzung des EU-Agrarhaushalts vorbereitet? Die Verhandlungen für den nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen (voraussichtlich für die Periode 2014 bis 2020) beginnen auf der Basis eines entsprechenden Vor- schlags der EU-Kommission, der für das erste Halbjahr 2011 erwartet wird. Die Gesamthöhe des nächsten EU-Finanzrahmens und die Verteilung der Mittel auf die verschiedenen Ru- briken und damit die politische Schwerpunktsetzung sind aus diesem Grund bisher in den EU-Ratsgremien noch nicht diskutiert worden. Die Finanzierungsbeiträge der einzelnen Mitglied- staaten hängen von der Gesamthöhe des Finanzrahmens, der Aufteilung auf die einzelnen Haushaltsjahre und dem ebenfalls neu zu verhandelnden Eigenmittelbeschluss ab. Über diese Parameter stehen noch keine Informatio- nen zur Verfügung. Der Agrarministerrat diskutiert derzeit die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013. Finanzielle Fragen bleiben hier ausdrücklich ausgeklammert. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Fragen des Abgeordneten Christian Lange (Backnang) (SPD) (Drucksache 17/839, Fragen 57 und 58): Welche Gründe sprechen für die Beibehaltung der Geneh- migungen von Sportordnungen, die das sogenannte IPSC- Schießen – IPSC: International Practical Shooting Confedera- tion – enthalten, also Schießübungen mit einem kampfmäßi- gen Charakter, die sonst nur in Spezialeinheiten der Polizei und des Militärs trainiert werden? Würde durch ein Verbot des sogenannten IPSC-Kampf- schießens die Teilnahme der Bundesrepublik Deutschland an sportlichen internationalen Wettkämpfen eingeschränkt oder unmöglich? Zu Frage 57: Die Fragestellung geht davon aus, in Deutschland praktiziertes IPSC-Schießen sei Schießen mit einem kampfmäßigen Charakter, das sonst nur in Spezialein- heiten der Polizei und des Militärs trainiert werde. Diese Annahme ist nicht richtig. Das in Deutschland genehmigte IPSC-Schießen un- terscheidet sich sowohl in der Planung als auch in der Durchführung und Ausgestaltung grundlegend vom Ver- teidigungsschießen oder kampfmäßigen Schießen, bei denen einsatztaktische Elemente eine wesentliche Rolle spielen. Nach der geltenden Rechtslage ist kampfmäßi- ges Schießen nach § 27 Abs. 7 des Waffengesetzes ver- boten. Nach § 7 der Allgemeinen Waffengesetz-Verord- nung sind Schießübungen und Wettbewerbe verboten, bei denen das Schießen aus Deckungen heraus erfolgt, nach der Abgabe des ersten Schusses Hindernisse über- wunden werden, das Schießen im deutlich erkennbaren Laufen erfolgt, das schnelle Reagieren auf plötzlich und überraschend auftauchende, sich bewegende Ziele gefor- dert wird – mit Ausnahme des Schießens auf Wurf- und laufende Scheiben –, das Überkreuzziehen von mehr als einer Waffe gefordert wird und Schüsse ohne genaues Anvisieren des Ziels abgegeben werden, sogenanntes Deutschießen. 2312 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 (A) (C) (B) (D) Das alles trifft auf das in Deutschland zugelassene IPSC-Schießen nicht zu. Zum Beispiel muss dem IPSC- Schützen der Ablauf der Schießübungen auf dem zu durchlaufenden Schießparcours vorab bekannt sein. Er schießt auch nicht aus der Bewegung heraus, sondern bewegt sich nur zwischen den Schussabgaben. Hinzu kommt Folgendes: Das Bundesverwaltungsamt hat die IPSC-Schießsportordnung des Bundes Deutscher Sportschützen 1975 e. V. anerkannt und an das restrik- tive deutsche Waffenrecht angepasst. Das ist ein begüns- tigender Verwaltungsakt, der nur zurückgenommen oder widerrufen werden kann, wenn hierfür die Voraussetzun- gen der §§ 48 oder 49 des Verwaltungsverfahrensgeset- zes vorliegen. Bei der erneuten Überprüfung des IPSC- Schießens im Jahr 2009 sind keine Tatsachen bekannt geworden, die einen Widerruf oder die Rücknahme be- gründen würden. Nähere Ausführungen zu der Überprü- fung enthält der Bericht an den Bundesrat vom 27. Ja- nuar 2010, nachzulesen in der Bundesratsdrucksache zu Drucksache 577/09, Beschluss, vom 1. Februar 2010. Zu Frage 58: Ein Verbot des IPSC-Schießens in Deutschland würde das Ausrichten von internationalen Wettkämpfen in Deutschland unmöglich machen, eine Beteiligung deut- scher Sportschützen an internationalen Wettkämpfen je- doch nicht verhindern. Durch ein Verbot würden sich die Trainingsbedingungen für die Sportschützen verschlech- tern. Die von IPSC-Schützen trainierte Fähigkeit, nach einer körperlichen Beanspruchung durch Laufen inner- halb kurzer Zeit viele Schüsse mit einer gewissen Präzi- sion abzugeben, wird auch bei anderen Schießdiszipli- nen verlangt. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Frage der Abgeordneten Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 59): Gibt es nach Ablauf des Modellvorhabens „Region schafft Zukunft“ neue Handlungskonzepte vonseiten der Bundesre- gierung, wie die gewonnenen Erkenntnisse der ostdeutschen Modellregionen auf andere Regionen übertragen werden kön- nen, und wird die Bundesregierung vor dem Hintergrund der aktuellen Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in den neuen Bundesländern neue Modellregionen ausloben? Das Modellvorhaben „Demographischer Wandel – Region schafft Zukunft“ wird aktuell in zwei Modellre- gionen in den alten Ländern bis Ende des Jahres weiter- geführt. Ein zentraler Punkt bei der Fortführung ist die Nutzung der Erfahrungen aus den Projekten der Modell- regionen in den neuen Ländern, die inzwischen zu Ende geführt wurden. Dazu sind im Laufe des Jahres unter wissenschaftlicher Begleitung verschiedene Transfer- workshops geplant. Die Verantwortung für das Modell- vorhaben liegt im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. In der laufenden Legislaturperiode ist sowohl die Funktion des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Länder als auch die Gesamtverantwortung zum Themenbereich Demografie dem Bundesminister des In- neren übertragen worden. Laut dem Beschluss der Kabi- nettklausur von Meseberg wird der Beauftragte gemein- sam mit den neuen Ländern ein Handlungskonzept zur Sicherung der öffentlichen und privaten Infrastruktur in vom demografischen Wandel besonders betroffenen Re- gionen erarbeiten. In dieses Handlungskonzept werden auch die Erfahrungen aus dem Modellvorhaben „Region schafft Zukunft“ einfließen. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Fragen der Abgeordneten Ulla Jelpke (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Fragen 60 und 61): Wie bewertet die Bundesregierung die Tatsache, dass von- seiten des Instituts für Zeitgeschichte Professor Dr. Manfred Kittel organisatorisch und inhaltlich für die Vorstudie zur Ver- bandsgeschichte des Bundes der Vertriebenen, BdV, verant- wortlich war, der dann zum Gründungsdirektor der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ ernannt wurde, die we- sentlich auf das Betreiben des BdV zurückzuführen ist? Seit wann war der Bundesregierung bekannt, dass der Gründungsdirektor der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöh- nung“, Professor Dr. Manfred Kittel, vonseiten des Instituts für Zeitgeschichte an der Machbarkeitsstudie zur Verbandsge- schichte des BdV beteiligt war, und hat diese Tatsache eine Rolle bei der Bestellung zum Gründungsdirektor gespielt? Zu Frage 60: Die Vermutung, dass Professor Dr. Manfred Kittel in- haltlich für die „Machbarkeitsstudie für ein prosopogra- phisches – gruppenbiografisches – Projekt über Lebens- läufe von Präsidialmitgliedern des Bundes der Vertriebenen“ verantwortlich gewesen sei, trifft nicht zu. Inhaltlich verantwortlich für die 2008 fertiggestellte interne Machbarkeitsstudie ist Matthias Lempart, der diese als externer Mitarbeiter des IfZ aufgrund eines Ho- norarvertrags erstellt hat. Professor Dr. Kittel war im Rahmen seiner dienstlichen Aufgaben im Institut für Zeitgeschichte für die Betreuung des genannten Projek- tes zuständig; diese Betreuung beinhaltete die Koordi- nierung des Projektes, die auch – wie bei allen Projekten des Instituts für Zeitgeschichte üblich – mit wissen- schaftlichen Beratungsaufgaben betreffs Projektdesign, Literatur- und Quellenrecherchen etc. verbunden war. Professor Dr. Kittel hat auf den Inhalt dieser Studie, die lediglich als Ausgangspunkt für – inzwischen durchge- führte – weitere Forschungsarbeiten diente, keinen Ein- fluss genommen. Mit der Berufung von Professor Dr. Kittel zum Direk- tor der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ steht die Machbarkeitsstudie in keinem Zusammenhang. Zu Frage 61: Dem Bundesministerium des Innern, das die Mach- barkeitsstudie gefördert hat, war die Bearbeitung durch einen externen Mitarbeiter, der organisatorisch von Pro- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2313 (A) (C) (B) (D) fessor Dr. Kittel betreut wurde, seit Herbst 2007 be- kannt. Dem für die Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöh- nung“ zuständigen Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien war die Machbarkeitsstudie nicht bekannt und sie war nicht Gegenstand der Auswahl und Berufung von Professor Dr. Kittel zum Direktor der Stif- tung. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) (Drucksache 17/839, Fragen 62 und 63): Auf welcher Grundlage fördert das Bundesministerium des Innern, BMI, das Forschungsprojekt „Gruppenbiografi- sche Studie über die ersten Präsidialmitglieder des Bundes der Vertriebenen (BdV)“ im Kapitel 6 40 Titel 685 02 des BMI? Gab es für dieses Forschungsprojekt eine Ausschreibung, und nach welchen Kriterien wurde das Institut für Zeitge- schichte, IfZ, in München/Berlin mit diesem Forschungspro- jekt durch den BdV beauftragt? Zu Frage 62: Die Bundesregierung fördert die gruppenbio- grafische Studie auf der Grundlage des Haushalts-, ins- besondere des Zuwendungsrechts sowie des Bundes- haushaltsplans. Die Förderung des Projektes soll 2010 abgeschlossen werden; es ist vorgesehen, dass das veröf- fentlichungsreife Ergebnis Ende 2010 vorliegt. Die Frage, ob und inwieweit bei Mitgliedern des ers- ten Präsidiums des Bundes der Vertriebenen, BdV, und Unterzeichnern der Stuttgarter Erklärung NS-Verstri- ckungen und Belastungen vorlagen, ist nach heutiger Einschätzung über die Verbandsgeschichte hinaus von allgemeinem öffentlichem Interesse und hat Folgen für die historische Einschätzung der Politik des BdV. Sie wurde bisher überwiegend aufgrund publizistischer Ver- öffentlichungen erörtert – teilweise auch von Veröffent- lichungen mit propagandistischer Absicht wie des „Braunbuchs“ der DDR 1965/1968. Es dient einer notwendigen Versachlichung der natio- nalen und internationalen Diskussion, dass diese Frage auf wissenschaftlich abgesicherte Weise beantwortet werden kann. Zu Frage 63: Für die Machbarkeitsstudie wurde keine Ausschrei- bung vorgenommen. Der Auftrag zu dieser Studie wurde vom Bund der Vertriebenen dem Institut für Zeitge- schichte, IfZ, erteilt, weil dieses Institut aufgrund seines wissenschaftlichen Profils und Renommees und seiner Erfahrung für diese Aufgabe das mit Abstand bestquali- fizierte ist. Das IfZ, 1949 als „Deutsches Institut für Geschichte der nationalsozialistischen Zeit“ gegründet – seinen heu- tigen Namen trägt es seit 1952 – ist ein von Bund und Ländern gefördertes Institut der Wissenschaftsgemein- schaft Gottfried Wilhelm Leibniz. Die Erforschung der Geschichte des Nationalsozialismus – einschließlich Vorgeschichte und Folgen – ist nach wie vor einer seiner zentralen Arbeitsschwerpunkte. Das Institut genießt na- tional und international hohes Ansehen. Bei seiner letz- ten Evaluation durch die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz wurde die Qualität seiner Ar- beit als „insgesamt sehr gut, in Teilen hervorragend“ ein- gestuft. Der wissenschaftliche Rang des Instituts bürgt für eine sachgerechte Bearbeitung des gruppenbiografischen Projektes. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Fragen des Abgeordneten Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) (Drucksache 17/839, Fragen 64 und 65): In welcher Form gab es gegebenenfalls eine inhaltliche Prüfung der sogenannten Machbarkeitsstudie des BdV zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Bundes der Vertrie- benen, bevor weitere Gelder bereitgestellt wurden, und was ergab die Prüfung? Warum hat das BMI auf Grundlage der sogenannten Machbarkeitsstudie des IfZ weitere 90 000 Euro genehmigt, obwohl der eigentliche Auftrag – laut Nachrichtenmagazin Der Spiegel, Nr. 4/2010, und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 20. Februar 2010 – nicht erfüllt wurde, und was geschieht mit den zusätzlich bereitgestellten 90 000 Euro? Zu Frage 64: Die vom Bund der Vertriebenen beim Institut für Zeit- geschichte als erste Projektphase in Auftrag gegebene interne Machbarkeitsstudie hatte die Aufgabe, die für die eigentliche Untersuchung vorzusehende Gruppe von frü- heren Funktionären des Bundes der Vertriebenen zu identifizieren, den vorhandenen Kenntnisstand zu diesen Personen zu ermitteln und festzustellen, in welchem Umfang Quellenmaterial zu diesen Personen für die ei- gentliche Untersuchung vorlag und ob dieses Quellen- material für eine solche Untersuchung eine ausreichende Grundlage bietet. Der Autor der Machbarkeitsstudie hat diese Fragen anhand der veröffentlichten – überwiegend publizisti- schen – Literatur sowie durch eine erste Materialsich- tung in insgesamt 13 Archiven geprüft und festgestellt, dass zu den ausgewählten 15 Personen ausreichendes Material für eine gründliche Untersuchung vorliegt. Aufgrund dieses Befundes konnte die Entscheidung für die Durchführung und Förderung der eigentlichen Untersuchung, also des Hauptprojektes getroffen wer- den. Zu Frage 65: Die Vermutung, dass der Auftrag der Machbarkeits- studie nicht erfüllt worden sei, trifft nicht zu; ich ver- weise auf die eben gegebene Antwort zu Frage 68. Die Machbarkeitsstudie enthält nicht das Ergebnis des Pro- jektes, sondern einen Ausgangspunkt der Untersuchung. 2314 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 (A) (C) (B) (D) Sie beschreibt einen Kenntnisstand, den zu überprüfen und zu erweitern erst Aufgabe des eigentlichen Projektes ist. Auch die in der Presse gegebenen Informationen über NS-Belastungen bei bestimmten Personen, die Ge- genstand der Untersuchung sind, sind in dieser Machbar- keitsstudie enthalten. Das Bundesministerium des Innern hat aufgrund des Befundes, dass die Quellenlage eine tragfähige Grund- lage bietet, die zweite Projektphase im Jahr 2009 mit 55 500 Euro gefördert. In dieser Phase wurden die ei- gentlichen Archivrecherchen für das Projekt durchge- führt. Die Förderung einer dritten und letzten Projektphase mit rund 30 000 Euro ist für 2010 vorgesehen. Diese Phase dient der Auswertung des gesammelten Materials und der Erstellung des Projektergebnisses, eines belast- baren und veröffentlichungsreifen Manuskripts. Anlage 33 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Fragen der Abgeordneten Petra Pau (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Fragen 66 und 67): Wie begründet die Bundesregierung die Tatsache, dass für die Aufarbeitung der Verbandsgeschichte des BdV aus Steuer- geldern fast 100 000 Euro vonseiten der Bundesregierung zur Verfügung gestellt wurden, während der BdV sich lediglich mit 1 000 Euro an dieser Studie beteiligt (Antwort der Bundes- regierung auf die Kleine Anfrage „Geschichtsaufarbeitung des Bundes der Vertriebenen“ auf Bundestagsdrucksache 17/684)? Welche Kenntnis hat die Bundesregierung darüber, dass mit dem großen Anteil von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern im BdV in einem ebenfalls großen Maße rechtsextremes Ge- dankengut in den BdV und seine Landsmannschaften einge- zogen war, wie die Propagierung eines Geschichtsrevisionis- mus, der sogenannten Kriegsschuldlüge, der rechtsextremen These vom „Kampf gegen die Umerziehung“ des deutschen Volkes durch die Siegermächte, und welche Kenntnis hat die Bundesregierung darüber, dass der BdV und seine Lands- mannschaften in ihren Publikationsorganen offen für rechts- extreme Literatur warben? Zu Frage 66: Die gruppenbiografische Untersuchung über Mitglie- der des ersten Präsidiums des Bundes der Vertriebenen hat die Bundesregierung bisher mit insgesamt 68 690 Euro gefördert. Eine Abschlussförderung in Höhe von rund 30 000 Euro ist für 2010 vorgesehen. Damit soll die dritte und letzte Arbeitsphase des Projektes gefördert werden, in der die erhobenen Befunde ausgewertet und in einem veröffentlichungsreifen Manuskript dargestellt werden. Für einen höheren Anteil an den Kosten des Projektes standen beim BdV nach dessen Auskunft keine eigenen Mittel zur Verfügung. Die wissenschaftlich abgesicherte Klärung der Frage, ob und inwieweit bei Mitgliedern des ersten BdV-Prä- sidiums und Unterzeichnern der Stuttgarter Erklärung NS-Verstrickungen und -Belastungen vorlagen, ist von allgemeinem öffentlichen Interesse; dies begründet die Förderung des Projektes aus dem Bundeshaushalt. Zu Frage 67: Nach Kenntnis der Bundesregierung liegen hinsicht- lich des Bundes der Vertriebenen, BdV, keine Anhalts- punkte für rechtsextremistische Bestrebungen vor. Der BdV ist kein Beobachtungsobjekt des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Die Bundesregierung hat keine Kenntnisse darüber, wie groß der Anteil von ehemaligen NSDAP-Mitglie- dern an den Mitgliedern der im BdV zusammenge- schlossenen Landsmannschaften und Landesverbänden in den 50er- und 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts war. Hinsichtlich der Mitglieder des ersten Präsidiums des BdV findet derzeit die vom Bundesministerium des Innern geförderte, in Frage 84 angesprochene gruppen- biografische Untersuchung statt. Anlage 34 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Fragen des Abgeordneten Steffen Bockhahn (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Fragen 68 und 69): Wie bewertet die Bundesregierung die vom Institut für Zeitgeschichte, IfZ, erstellte Machbarkeitsstudie zur Ver- bandsgeschichte des Bundes der Vertriebenen vor dem Hinter- grund, dass diese in der Presse als verharmlosend, verfäl- schend und wissenschaftlichen Kriterien nicht genügend beschrieben wird? Wie begründet die Bundesregierung den Sachverhalt, dass sie eine Vorstudie durch das IfZ, für die sie bereits 13 190 Euro bewilligt hat, mit einer Hauptstudie durch dasselbe Institut be- lohnt, die mit noch einmal 55 500 Euro bezahlt werden soll? Zu Frage 68: Die vom Bund der Vertriebenen beim Institut für Zeit- geschichte als erste Projektphase in Auftrag gegebene interne Machbarkeitsstudie hatte die Aufgabe, die für die eigentliche Untersuchung vorzusehende Gruppe von frü- heren BdV-Funktionären zu identifizieren, den vorhan- denen Kenntnisstand zu diesen Personen zu ermitteln und festzustellen, in welchem Umfang Quellenmaterial zu diesen Personen für die eigentliche Untersuchung vorlag und ob dieses Quellenmaterial für eine solche Un- tersuchung eine ausreichende Grundlage bietet. Der Autor der Machbarkeitsstudie hat diese Fragen geprüft und festgestellt, dass zu den ausgewählten 15 Personen ausreichendes Material für eine gründliche Untersuchung vorliegt. Auch die in der Presse gegebenen Informationen über NS-Belastungen bei bestimmten Personen, die Gegen- stand der Untersuchung sind, sind in dieser Machbar- keitsstudie enthalten. Bei der Machbarkeitsstudie handelt es sich allerdings um ein internes Arbeitspapier, nicht um ein zur Veröf- fentlichung bearbeitetes Manuskript. Sie enthält nicht das Ergebnis des Projektes, sondern als Ausgangspunkt der Untersuchung einen Kenntnisstand, den zu überprü- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2315 (A) (C) (B) (D) fen und zu erweitern erst Aufgabe des eigentlichen Pro- jektes war und ist. Ein beurteilungsfähiges Ergebnis wird erst nach Abschluss der wissenschaftlichen Bear- beitung des Projektes vorliegen, erst dieses kann dann seriöserweise beurteilt werden. Zu Frage 69: Die Frage geht von der Vermutung aus, dass die Machbarkeitsstudie bereits das Ergebnis des Projektes enthält. Dies trifft nicht zu. Um zu belastbaren Ergebnis- sen zu kommen, die die Vorstudie nicht bieten konnte, waren umfangreiche Archivrecherchen erforderlich, die mit einem Zeit- und Kostenvolumen von 5 Monaten und 55 500 Euro ausgesprochen günstig durchgeführt wer- den konnten. Auch die noch vorgesehene Abschluss- förderung von 30 000 Euro für die Auswertung der recherchierten Materialien und die Erstellung des Pro- jektergebnisses in Form eines veröffentlichungsreifen Manuskripts ist, gemessen an dem Arbeitsaufwand und an den Kosten vergleichbarer mehrjähriger Forschungs- projekte, als kostengünstig einzuschätzen. Anlage 35 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Frage des Abgeordneten Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Frage 70): Welche Vorschläge für die im Stockholmer Programm an- geregte „Errichtung regionaler und/oder spezialisierter Büros“ der FRONTEX-Agentur zur Bekämpfung sogenannter illega- ler Einwandernder gibt es bereits, und welche regionalen und/ oder spezialisierten Büros hält die Bundesregierung für geeig- net, um FRONTEX gemäß dem Stockholmer Programm wei- ter auszubauen? Der zuständige Verwaltungsrat für die Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, FRONTEX, hat, durch Deutschland unterstützt, in seiner Sitzung im Februar 2010 die Durchführung ei- nes neunmonatigen Pilotversuchs zur Einrichtung einer Fachaußenstelle im Bereich des östlichen Mittelmeers beschlossen. Dieser Pilotversuch wird ab dem vierten Quartal 2010 in Piräus, Griechenland, durchgeführt. Die Bundesregierung begrüßt die Durchführung eines Pilotversuchs, dessen Ergebnis nach Ablauf evaluiert wird und Grundlage für eine Entscheidung des Verwal- tungsrats zur möglicherweise dauerhaften Einrichtung einer und gegebenenfalls weiterer Fachaußenstellen sein wird. Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Fragen des Abgeordneten Jan Korte (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Fragen 71 und 72): Wie bewertet die Bundesregierung die in der letzten Wo- che bekannt gewordene Verweigerung der Einbürgerung einer Bürgerin aus Hannover mit der Begründung, sie sei Mitglied der Partei Die Linke? Ist der Bundesregierung bekannt, wie viele Einbürge- rungsanträge mit Hinweis auf eine Partei-, Gewerkschafts- oder Vereinsmitgliedschaft abgelehnt wurden? Zu Frage 71: Die Länder führen das Staatsangehörigkeitsgesetz nach Art. 83 GG als eigene Angelegenheit aus. Einbür- gerungsentscheidungen werden von den im Einzelfall zuständigen Behörden der Länder getroffen, die der Auf- sicht ihrer obersten Landesbehörden unterstehen. Dabei prüfen die Landesbehörden regelmäßig, ob eine Einbür- gerung nach § 11 StAG ausgeschlossen ist. Zu den von den Ländern in eigener Zuständigkeit zu treffenden Ent- scheidungen nimmt die Bundesregierung im Übrigen nicht Stellung. Zu Frage 72: Die Gründe für die Ablehnung einer Einbürgerung werden statistisch nicht erfasst. Eine Abfrage bei den obersten Landesbehörden war in der Kürze der zur Be- antwortung der mündlichen Frage zur Verfügung stehen- den Zeit nicht möglich und wäre ohne Präzisierung der Frage auf einen bestimmten Zeitraum auch nicht zielfüh- rend. Anlage 37 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 73): Was ist der Bundesregierung über eine Unterstützung aus- ländischer Nachrichtendienste durch Bundesbehörden seit 2000 bei der Beschaffung deutscher Personaldokumente be- kannt, und welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über Vorfälle seit 2000 – bitte auflisten nach Diensten, Jahr, An- zahl, Einsatzzweck, -folgen und -opfern –, in denen ausländi- sche Nachrichtendienste deutsche Personaldokumente einset- zen, ähnlich wie im Zusammenhang mit dem Mord an einem Hamas-Führer im Januar dieses Jahres in Dubai? Die Zusammenarbeit deutscher und ausländischer Nachrichtendienste unterliegt in besonderer Weise der Vertraulichkeit. Die Bekanntgabe bestimmter Formen der Zusammen- arbeit birgt die Gefahr der Weitergabe vertrauensvoller Informationen der Partnerdienste an Dritte und steht ei- ner vertraulichen Zusammenarbeit mit diesen Diensten entgegen. Eine internationale Zusammenarbeit ist für Nachrichtendienste aber unabdingbar und setzt den ver- traulichen Umgang mit übermittelten Informationen vor- aus. Die vorzunehmende Abwägung der verfassungsrecht- lich garantierten Informationsrechte des Deutschen Bun- destages und seiner Abgeordneten einerseits und die künftige Arbeitsfähigkeit und Aufgabenerfüllung der Nachrichtendienste andererseits führt hier zu einem Vor- rang des Geheimhaltungsinteresses. Die Möglichkeit einer Unterrichtung des Parlamenta- rischen Kontrollgremiums bleibt hiervon unberührt. (A) (C) (B) (D) Verwaltung, Kul – Abendessen mit Riad – Empfang des deu ten der deutsche – Empfang des deu Regierung, des P Vertretern der de – Empfang des deu Verwaltung und tur und Zivilgesellschaft, Istanbul saudi-arabischen und deutschen Wirtschaftsvertretern, tschen Botschafters unter Teilnahme von Repräsentan- n Wirtschaft und Mittlerorganisationen, Doha tschen Botschafters vor Vertretern der japanischen arlaments, der Wirtschaft sowie in Japan ansässigen utschen Wirtschaft, Tokio tschen Botschafters vor Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Peking 2316 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 Anlage 38 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Fragen 74 und 75): Haben Mitglieder der Bundesregierungen seit 1994 – so wie CDU-Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers – Unternehmen Gesprächszeiten zum Kauf angeboten und, wenn ja, welche? Welche Mitglieder der Bundesregierung haben vor wel- chen Unternehmen bzw. Verbänden in dieser Wahlperiode Re- den gehalten? Zu Frage 74: Die Bundesregierung haben keine Anhaltspunkte da- für, dass Mitglieder der Bundesregierung Unternehmen Gesprächszeiten zum Kauf angeboten haben. Zu Frage 75: In der für die Erstellung einer Antwort zu einer münd- lichen Frage zur Verfügung stehenden Zeit konnten fol- gende Reden der einzelnen Ressorts ermittelt werden: Mitglied der Bundesregierung Reden vor Verbänden und Unternehmen Dr. Angela Merkel – Eröffnung Freiheitsmuseum „Villa Schöningen“ – Falling Walls Conference der Einstein Foundation – Verband Deutscher Zeitschriftenverleger – Führungstreffen Wirtschaft der Süddeutschen Zeitung – BDA – Evangelische Kirche Deutschland – 4. Nationaler IT-Gipfel – Empfang der Sternsinger – Axel Springer AG (WELT-Wirtschaftsgipfel 2010) – Wirtschaftsgespräch 2010 der LReg NRW – Siedler-Verlag – Holocaust-Gedenktag – Deutscher Olympischer Sportbund „Sterne des Sports“ – Bund Deutscher Karneval (Karnevalsempfang im Bundeskanzleramt) – Evangelischer Pressedienst (100 Jahre epd) – Verleihung Deutscher Medienpreis – Festveranstaltung 70. Geburtstag Professor Burda – Festveranstaltung 10 Jahre FTD – CeBIT Dr. Guido Westerwelle – Treffen mit dem Wirtschaftsminister der Republik Türkei sowie türki- schen und deutschen Wirtschaftsvertretern, Ankara – Empfang des deutschen Botschafters mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Kultur und Zivilgesellschaft, Ankara – Empfang des deutschen Botschafters mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2317 n o c h Dr. Guido Westerwelle – KAMEHA Grand Hotel, Bonn – AIDS-Stiftung – Deutsche Vermögensberatung AG – Ball des Sports, Wiesbaden – Münchener Sicherheitskonferenz – Walter-Rathenau-Stiftung – Körber-Stiftung – DGB – Axel Springer AG (WELT-Wirtschaftsgipfel 2010) – Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. – Atlantic Council Berlin (Preisverleihung) Dr. Thomas de Maizière – Eric Schäffer, Unternehmer in Radebeul – Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. – Wirtschaftsforum Riesa – EKCON Management Consultants GmbH – AG e. V. Jugend in Deutschland – AGKAMED Holding GmbH – Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA – DBB – Stiftung Deutsche Sporthilfe – Porzellanmanufaktur Meißen – Zeitbild Verlag Sabine Leutheusser-Schnarrenberger – Deutscher Anwaltsverein – Bayerischer Anwaltsverein – Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) – Deutscher Notarverein – Rechtsanwaltskanzlei DLA Piper, Hamburg Dr. Wolfgang Schäuble – Maleki Conferences GmbH (European Banking Congress) – Axel Springer AG (WELT-Wirtschaftsgipfel 2010) – Allianz SE und Stiftung Marktwirtschaft Rainer Brüderle – GHORFA, DIHK, BDI – DEHOGA Bundesverband – Hauptverband des Deutschen Einzelhandels e.V. – Bundesverband deutscher Arbeitgeber – Gesamtverband textil + mode – Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) – Unternehmerverband Sachsen, IHK Leipzig, Leipziger Handwerks- kammer – Verband der Automobilindustrie Mitglied der Bundesregierung Reden vor Verbänden und Unternehmen (A) (C) (B) (D) 2318 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 n o c h Rainer Brüderle – Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück – Zentralverband des Deutschen Handwerks – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. – Bundesverband mittelständische Wirtschaft – Handwerkskammer Pfalz – Maleki Conferences GmbH – Axel Springer AG – Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH – 3S Antriebe GmbH – METRO AG – Ford AG – SUPERillu Verlag GmbH & Co. KG und KfW – Die Jungen Unternehmer (BJU/ASU) – Volksbank Dortmund Dr. Ursula von der Leyen – Deutscher Landkreistag – Haus und Grund Hannover e. V. – Bundesverband der Diakonie – Axel Springer AG Ilse Aigner – Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft – Deutscher Bauernverband – Bayerischer Bauernverband – Bayerische Jungbauernschaft – Deutscher Bauernbund – Neuland e. V. – Deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft und Gesellschaft für techni- sche Zusammenarbeit – Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e. V. – Bund Deutscher Milchbauern – Bundesverband Deutscher Vermögensberater – Verband der Säge- und Holzindustrie – Volksbanken und Raiffeisenbanken – Bundesmarktverband der Fischwirtschaft e. V. Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg – Dr. Ing. Keunecke & Partner – Eiswette von 1829 – Münchener Sicherheitskonferenz – Axel Springer AG (WELT-Wirtschaftsgipfel 2010) – Baur Versand GmbH & Co KG und ihre Gesellschafter, die Friedrich Baur GmbH und die OTTO GmbH & Co KG Mitglied der Bundesregierung Reden vor Verbänden und Unternehmen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2319 (A) (C) (B) (D) Philipp Rösler – Deutsche Krebsgesellschaft e. V. – Stiftung Kirche in unserer Zeit – Katholische Akademie – Jenaer Allianz zur Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft – Johanniterorden – Kassenärztliche Bundesvereinigung Dr. Peter Ramsauer – Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e. V. – Verband Deutscher Automobilindustrie – Verband Wohneigentum – Verband Deutscher Reeder – IHK München – Deutscher Industrie- und Handelskammertag – Messe DEUBAU (Baufachmesse) – Deutsche Bahn AG – Verband der privaten Bausparkassen – Gewerbeverband Traunstein – Bundesvereinigung der Mittelständischen Bauunternehmen e. V. – Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Bayern – Günzburger Steigetechnik GmbH – Deutscher Asphaltverband Dr. Norbert Röttgen – Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. – Verlagsgruppe Handelsblatt – KfW Bankengruppe – Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. – Industrie- und Handelskammer Siegen Professor Dr. Annette Schavan – DGB – Lanxess AG – Axel Springer AG (WELT-Wirtschaftsgipfel 2010) Dirk Niebel keine Dr. Kristina Schröder – Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen – Zukunftsforum Familie – Vorstandsfrauen der DGB-Mitgliedsgewerkschaften – Axel Springer AG – Liberaler Mittelstand Hessen e. V. – Wirtschaftsrat der CDU e. V. Hessen – Arbeitsgemeinschaft Selbstständige in der SPD Hessen-Süd Ronald Pofalla – Verband der Automobilindustrie – Verband der Forschenden Pharma-Unternehmen – Zentralverband des Deutschen Handwerks – Zentralverband der Elektrotechnik und Elektroindustrie Mitglied der Bundesregierung Reden vor Verbänden und Unternehmen 2320 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 (A) (C) (B) (D) Anlage 39 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Fragen der Abgeordneten Katja Mast (SPD) (Drucksache 17/839, Fragen 76 und 77): Gab es Gespräche zwischen der Bundesministerin der Jus- tiz, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, und dem baden- württembergischen Landesjustizminister Dr. Ulrich Goll über die Rechtmäßigkeit eines Ankaufs von sogenannten Steuer- sünder-CDs, und, wenn ja, wann fanden sie statt? Teilt das Bundesministerium der Justiz die Auffassung des Bundesministeriums der Finanzen, dass sich baden-württem- bergische Beamte, die illegal gewonnene Daten zur Strafver- folgung nutzen, nicht strafbar machen? Zu Frage 76: Nein, es haben keine Gespräche stattgefunden. Zu Frage 77: Das Bundesministerium der Finanzen ist für den Vor- gang zuständig. Ihm liegen daher die erforderlichen In- formationen vor. Letztlich überprüfen und entscheiden diese Frage die Staatsanwaltschaften und Gerichte. Anlage 40 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 78): Auf welche verfassungsrechtliche bzw. gesetzliche Grund- lage beruft sich die Bundesregierung, wenn sie das Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnet- zen nicht vollständig anwendet? Das Gesetz sieht in § 1 Abs. 2 Zugangserschwerungs- gesetz die Löschung von Telemedienangeboten mit kin- derpornografischem Inhalt vor. Die Aufnahme eines Eintrags in eine Sperrliste ist nach der gesetzlichen Re- gelung nur dann zulässig, soweit andere Maßnahmen, die auf die Löschung des Angebots abzielen, nicht er- folgversprechend sind. Das Bundeskriminalamt wurde im Wege eines zwischen dem Bundesministerium der Justiz, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Tech- nologie, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Bundesministerium des In- nern abgestimmten Anwendungserlasses des Bundesmi- nisteriums des Innern am 19. Februar 2010 angewiesen, diesen im Gesetz eingeräumten Beurteilungsspielraum dahin gehend zu nutzen, keine Sperrlisten zu führen und Zugangssperren zu unterlassen. Hierdurch wurden die im Koalitionsvertrag enthaltenen Vorgaben zum Zu- gangserschwerungsgesetz umgesetzt. Anlage 41 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage des Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 79): Inwiefern teilt die Bundesregierung als Mitglied der Ini- tiative Finanzstandort Deutschland die Positionen dieser Ini- tiative, die im Papier „Erwartungen an die neue Europäische Kommission“ zum Ausdruck kommen (vergleiche www. finanzstandort.de)? Die in dem genannten Positionspapier enthaltenen Aussagen entsprechen im Wesentlichen den bekannten Positionen der Finanzwirtschaft. Bereits vorliegende bzw. angekündigte Vorschläge der EU-Kommission zur stärkeren Finanzmarktregulierung werden in dem Papier überwiegend kritisch gesehen. Die Bundesregierung hat das Positionspapier nicht mitgetragen und hat hieran demnach keine Urheber- schaft. Zwar decken sich Teile des Papiers mit den An- sichten der Bundesregierung, zum Teil bestehen aller- dings unterschiedliche Auffassungen. Gerade im Bereich der Aufarbeitung der Finanzkrise über eine strengere Fi- nanzmarktregulierung sind die Positionen von Finanz- wirtschaft und Bundesregierung oftmals nicht identisch. Anlage 42 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage des Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 80): Wird die Bundesregierung in nächster oder näherer Zu- kunft darauf hinwirken, auf nationaler, europäischer oder glo- baler Ebene ungedeckte Leerverkäufe zu verbieten? Die Bundesregierung bereitet einen Gesetzentwurf vor, der ein generelles Verbot ungedeckter Leerverkäufe vorsieht. Die Bundesregierung wird ihre internationalen Part- ner in den G 20 und der EU über das geplante gesetzli- che Verbot ungedeckter Leerverkäufe informieren mit dem Ziel, die internationale Diskussion zu diesem Thema erneut in Gang zu setzen. Anlage 43 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Frage 81): Welche Informationen hat die Bundesregierung darüber, ob bzw. wann durch das Land Nordrhein-Westfalen eine Da- ten-CD mit möglichen Steuersündern angekauft wurde, und, wenn nein, welche Absprachen bzw. weiteren Vorgehenswei- sen wurden mit Nordrhein-Westfalen hinsichtlich des An- kaufs einer Daten-CD getroffen? Das Finanzministerium des Landes Nordrhein-West- falen hat dem Bundesministerium der Finanzen mitge- teilt, dass die Daten-CD erworben worden ist. Anlage 44 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Frage 82): Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 2321 (A) (C) (B) (D) Wie ist der aktuelle Stand der Verhandlungen über ein Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz, und welchen Schluss zieht die Bundesregierung aus der Äußerung der Schweiz, bisher dort investiertes Schwarzgeld über das Instru- ment einer Amnestielösung in Deutschland zu legalisieren? Die dritte Runde der derzeit laufenden Verhandlungen mit der Schweiz zur Revision des Abkommens zur Ver- meidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und Vermögen findet Mitte März in Bern statt. Gegenstand der Verhandlungen ist die Anpassung der Auskunftsklausel in Art. 27 des Abkommens an den OECD-Standard, der in Art. 26 des OECD-Musterab- kommens 2005 enthalten ist. Der Schweizer Finanzminister Hans-Rudolf Merz hat angekündigt, den Abkommenspartnern Einzelheiten zur in der Presse als „Weißgeld-Strategie“ bezeichneten ak- tuellen Finanzplatzstrategie der Schweiz erst im Rahmen der jeweiligen bilateralen Verhandlungen zur Revision von Doppelbesteuerungsabkommen mitteilen zu wollen. Hinsichtlich der Einzelheiten der Verhandlungen ist zwi- schen der Schweiz und Deutschland Vertraulichkeit ver- einbart worden. Anlage 45 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Frage 83): Ist die Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Finanzen Steffen Kampeter (MAZ vom 24. Februar 2010) bezüglich einer Veräußerung aller im Eigentum der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH, BVVG, befindlichen Gewässer an das Bundesland Branden- burg zutreffend, und welche Möglichkeiten einer kostenfreien Überlassung der Gewässer an die Bundesländer sind nach An- sicht der Bundesregierung möglich? Die Bundesregierung sieht keine Möglichkeit für eine unentgeltliche und kostenfreie Überlassung bundeseige- ner Gewässer an die neuen Bundesländer. Die Märkische Allgemeine Zeitung vom 24. Februar 2010 gibt die Aus- sage meines Kollegen, des Parlamentarischen Staatsse- kretärs Steffen Kampeter, im Unterschied zu der Frage- stellerin grundsätzlich richtig wieder. Es ist natürlich nicht vorgesehen, alle im Eigentum der BVVG Boden- verwertungs- und -verwaltungs GmbH, BVVG, befindli- chen Gewässer nur an das Land Brandenburg zu veräu- ßern. Auch das Land Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel kann auf seinem Gebiet befindliche Gewässer der BWG „im Paket“ erwerben. Anlage 46 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage der Abgeordneten Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/839, Frage 84): Mit welchen konkreten Maßnahmen will die Bundesregie- rung zukünftig die flächendeckende Versorgung mit Breit- band in dünn besiedelten Räumen voranbringen, und gibt es von ihrer Seite aus vor dem Hintergrund der gesellschaftli- chen Teilhabe gerade der älteren Bevölkerung auch besondere Maßnahmen, die die Medienkompetenz von Senioren und Se- niorinnen in den neuen Bundesländern fördern sollen? Die Bundesregierung fördert den flächendeckenden Breitbandausbau durch ein ganzes Bündel an Maßnah- men. Sie arbeitet dabei in enger Abstimmung mit der Wirtschaft, den Ländern und den Kommunalen Spitzen- verbänden. Die Schließung von Breitbandlücken wird insbesondere unterstützt durch: informationspolitische Maßnahmen (siehe www.zukunft-breitband.de, BMWi- Breitbandatlas, die Veröffentlichung von Best-Practice- Beispielen, die Durchführung von Regionalveranstaltun- gen usw.), die Bereitstellung zusätzlicher Frequenzen, „Digitale Dividende“, die konkrete Fördermaßnahmen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgaben, GRW, GAK und des Konjunkturprogramms II, die Nutzung von Synergien im Infrastrukturbereich, Infrastrukturatlas der Bundesnetz- agentur usw., eine stärker wachstumsorientierte Regulie- rungspolitik. Anfang 2009 waren rund 94 Prozent der Haushalte mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen, Download- rate > 1 Megabit/Sekunde, versorgbar; Mitte 2009 waren es bereits rund 97 Prozent der Haushalte, das heißt, die Zahl der nicht versorgbaren Haushalte hat sich innerhalb weniger Monate halbiert. Bezüglich des Aufbaus von Hochleistungsnetzen zeigt sich ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung. Mit der BMWi-Initiative „Internet erfahren“ – www. internet-erfahren.de – soll in allen Bevölkerungsgruppen der Onlineranteil erhöht und die Kompetenz im Umgang mit dem Internet gesteigert werden. Seniorinnen und Se- nioren sind dabei eine wichtige Zielgruppe. Der offizi- elle Startschuss für die Initiative fiel im Mai 2009: Die Laufzeit reicht bis Ende 2011. Die Initiative setzt auf fol- gende Strategie: Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gewinnen, qualifizieren und begleiten; informelle Ver- mittlungswege fördern; persönliche, institutionalisierte und Onlinenetzwerke einbeziehen; vorhandene Aktive vernetzen und bestehende Aktivitäten im Bereich Inter- netnutzung bündeln und Synergieeffekte erzielen. Anlage 47 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Frage 85): Bis wann will die Bundesregierung ihre Aufträge zur Er- stellung der Energieszenarien für das Energiekonzept der Bundesregierung vergeben, und welche Institutionen haben sich bislang für die Aufträge beworben? Der Dienstleistungsauftrag „Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung“ ist in Abstim- mung mit dem Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit, BMU, im Rahmen eines beschleunigten Verhandlungsverfahrens ausgeschrieben worden. Das Vergabeverfahren läuft noch. Es ist beab- sichtigt, den Auftrag bis Ende März 2010 zu vergeben. Aus vergaberechtlichen Gründen dürfen die Namen der Bewerber nicht veröffentlicht werden. 2322 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 26. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 (A) (C) (B) (D) Anlage 48 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fra- Zu Frage 87: Nach der Entscheidung des BVerfG vom 9. Februar 2010 muss die Ermittlung der Regelleistung anhand der gen des Abgeordneten Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/839, Fragen 86 und 87): Nach welchen Kriterien sind die in der – als Reaktion auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 9. Februar 2010 erlassenen – Härtefallliste aufgezählten Fallkonstellatio- nen ausgewählt worden, und auf welcher Grundlage basiert die Schätzung der Bundesregierung, wonach auf den Mehrbe- darf nach § 21 Abs. 6 des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch angeblich 70 000 Personen Anspruch haben und sich ein ebensolcher auf rund 100 Euro pro Monat beziffert? Inwiefern gedenkt die Bundesregierung einzelne in der Härtefallliste aufgeführte Leistungen wie etwa rezeptfreie Arzneimittel nun wieder zu kürzen, wie es Medienberichten zufolge den Anschein hat, und inwiefern wäre eine solche Leistungskürzung mit der bei der Verkündung eines An- schlussurteils des Bundessozialgerichts (BSG vom 18. Fe- bruar 2010 – B 4 AS 29/09 R) vertretenen Position vereinbar, wonach die Härtefallliste keinesfalls als eine abschließende Liste zu verstehen sei? Zu Frage 86: Die Geschäftsanweisung der Bundesagentur für Ar- beit zu laufenden, nicht nur einmaligen Bedarfen zählt Anwendungsfälle für die durch die Anordnung des Bun- desverfassungsgerichts, BVerfG, vom 9. Februar 2010 geschaffene Härtefallregelung im Recht der Grundsiche- rung für Arbeitsuchende nach dem SGB II auf. Dabei handelt es sich um denkbare Härtefälle, die aus der Lite- ratur und der Rechtsprechung der Sozial- und Verwal- tungsgerichte ausgewählt wurden. Nach den Ausführun- gen des BVerfG ist der zusätzliche Anspruch unter den Aspekten des nicht erfassten atypischen Bedarfs sowie eines ausnahmsweise höheren, überdurchschnittlichen Bedarfs angesichts seiner engen und strikten Tatbe- standsvoraussetzungen auf wenige Fälle begrenzt. Die Höhe der durch die Härtefallregelung im SGB II verursachten Mehrkosten lässt sich im Vorfeld nicht ge- nau bestimmen. Die Leistungen wurden im SGB II bis- her nicht gewährt. Es liegen keine Erfahrungswerte vor. Es wird davon ausgegangen, dass nicht mehr als un- gefähr 1 Prozent der rund sieben Millionen leistungsbe- rechtigten Personen nach dem SGB II einen Härtefall geltend machen können. Der zu erwartende durchschnittliche Mehrbedarf wird mit rund 100 Euro pro Monat eingeschätzt. Grundlage für die Schätzung sind die Ausführungen im Urteil des BVerfG. Daraus geht hervor, dass der zusätzliche An- spruch angesichts seiner engen und strikten Tatbestands- voraussetzungen nur in seltenen Fällen entstehen kann. Die Leistungshöhe ist durch die Härtefallliste näher kon- kretisiert. Aus dem Katalog geht hervor, dass die Leis- tungen überwiegend Werte weit unter 100 Euro pro Mo- nat annehmen. Insgesamt werden die Kosten auf rund 100 Millionen Euro pro Jahr geschätzt, was eher eine Obergrenze darstellen dürfte. vom Gesetzgeber gewählten Statistikmethode unter Aus- wertung der aktuellen Daten der Einkommens- und Ver- brauchsstichprobe insgesamt neu gestaltet werden. Leis- tungen für rezeptfreie Arzneimittel zu kürzen, ist dabei nicht geplant. Da es sich bei den bisher genannten Härte- fällen nur um etwaige Anwendungsfälle der Härtefall- regelung des SGB II in der Praxis handelt, ist die Auf- zählung denknotwendig nicht abschließend. Anlage 49 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fra- gen der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIE LINKE) (Drucksache 17/839, Fragen 88 und 89): Wie hat sich die Zahl der befristet Beschäftigten in der Ar- beitsverwaltung bzw. -vermittlung in den letzten zwei Jahren bis heute entwickelt, und wie schätzt die Bundesregierung das Problem der befristeten Beschäftigung – bitte in Halbjahres- schritten sowohl die absolute Zahl der befristet Beschäftigten wie auch den Anteil an der Gesamtbeschäftigung aufführen – ein? Wie hat sich die Zahl der Leiharbeiterinnen und Leiharbei- ter in der Arbeitsverwaltung bzw. -vermittlung in den letzten zwei Jahren bis heute entwickelt, und hat eine der dort tätigen Leiharbeitsfirmen einen Tarifvertrag mit der Tarifgemein- schaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und Perso- nalserviceagenturen, CGZP, abgeschlossen? Zu Frage 88: Für die Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der be- fristet Beschäftigten in den letzten zwei Jahren von 20 763 auf 23 000 gestiegen. Das entspricht einem fast konstanten Anteil an allen Beschäftigten von 21,0 Pro- zent (2008) bzw. 20,9 Prozent (2010). In der Arbeitsver- mittlung ist die Zahl der befristet Beschäftigten im glei- chen Zeitraum von 5 500 auf 3 700 gesunken. Das entspricht einer Reduktion des Anteils der Befristungen an allen Beschäftigten in der Arbeitsvermittlung von 41,4 Prozent auf 24,5 Prozent. Zu Frage 89: Die Anzahl der Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter hat sich in den ARGEn – nur dort kommt ausschließlich auf der kommunalen Seite Zeitarbeit vor – in den letzten bei- den Jahren von 172 auf 246 erhöht. In der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit konnte nur eine Stichprobe bezüglich der Frage erhoben werden, ob eine der Zeit- arbeitsfirmen, mit denen die ARGEn zusammenarbeiten, einen Tarifvertrag mit der Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personalserviceagen- turen, CGZP, abgeschlossen habe. Dies wurde von den befragten ARGEn verneint. Darüber hinausgehende Er- kenntnisse liegen nicht vor. 26. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 3. März 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32 Anlage 33 Anlage 34 Anlage 35 Anlage 36 Anlage 37 Anlage 38 Anlage 39 Anlage 40 Anlage 41 Anlage 42 Anlage 43 Anlage 44 Anlage 45 Anlage 46 Anlage 47 Anlage 48 Anlage 49
Gesamtes Protokol
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702600000

Die Sitzung ist eröffnet. Ich begrüße Sie recht herz-

lich, liebe Kolleginnen und Kollegen. Nehmen Sie bitte
Platz.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: 13. Bericht zur Auswärtigen
Kulturpolitik.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Herr
Dr. Werner Hoyer. Bitte, Herr Staatsminister.

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702600100


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sie haben bereits da-
rauf hingewiesen: Zum 13. Mal trägt die Bundesregie-
rung dem Bundestag den Bericht über die Auswärtige
Kultur- und Bildungspolitik vor. Das Bundeskabinett hat
sich heute Morgen mit diesem Thema befasst. Bundes-
minister Westerwelle ist heute Nachmittag beim Men-
schenrechtsrat in Genf, und er bittet zu entschuldigen,
dass er diesem Termin den Vorrang geben muss. Deswe-

Rede
gen habe ich die Ehre, zu dem Bericht vorzutragen.

Der Bericht bezieht sich auf den Zeitraum von Juli
2008 bis Juni 2009, also auf die Zeit der Vorgängerregie-
rung. Das hält mich nicht davon ab, ausdrücklich festzu-
halten, dass auch die neue Bundesregierung das enorme
Engagement, mit dem die AKBP, die Auswärtige Kultur-
und Bildungspolitik, in den letzten Jahren betrieben und
weiterentwickelt wurde, zu schätzen und zu würdigen
weiß. Wir wollen daran anknüpfen und bestimmte Berei-
che weiter ausbauen.

In der Bundesregierung – ich denke, auch über alle
Parteigrenzen hinweg – gibt es Konsens darüber, dass
die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik
kunftsinvestitionen gehört, auf die unser La
ter der Globalisierung so dringend angewie
wärtige Kultur- und Bildungspolitik ist m
Visitenkarte für unser Land und mehr als ein Förderin-
zung

den 3. März 2010

3.00 Uhr

strument für bei uns beheimatete Künstler. In der Aus-
wärtigen Kultur- und Bildungspolitik kommt jener An-
satz hervorragend zum Ausdruck, den wir für unsere
auswärtigen Beziehungen gerne als den Gleichklang von
Werten und Interessen beschreiben.

Dass heute mehr als 120 000 Kinder an deutschen
Schulen ausgebildet werden, ist nicht nur ein Indiz für
die hohe Qualität unserer Ausbildung. Vielmehr wach-
sen Multiplikatoren heran, die für unser Land von großer
Wichtigkeit sind. Das Gleiche gilt für die mehr als
14 Millionen Menschen, die heutzutage im Ausland
Deutsch als Fremdsprache lernen, für die 35 000 auslän-
dischen Stipendiaten, die durch den DAAD gefördert
werden, das Alumni-Netzwerk der Humboldt-Stiftung
mit mehr als 23 000 Personen und die vielen anderen
Maßnahmen, die von Trägern der Auswärtigen Kultur-
und Bildungspolitik oder in Einzelförderung erreicht
werden.

Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik hilft uns so-
mit in der langfristigen Perspektive, wichtige außenpoli-
tische Ziele zu verwirklichen. Hierzu zählen Krisenprä-
vention durch das Schlagen von Brücken zwischen
Kulturen und Zivilisationen, die Stärkung der Menschen-
rechte, die Förderung von Freiheit und Rechtsstaat sowie

text
eine erfolgreiche Außenwirtschaftspolitik. Dies verfol-
gen wir mit einem bescheidenen finanziellen Ansatz. Die
Ausgaben des federführenden Auswärtigen Amtes für
den Bereich der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik
entsprechen einem Anteil von 0,24 Prozent des Bundes-
haushalts.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die
Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in den kommen-
den Jahren auf drei Gebieten voranzutreiben: Bildung,
Dialog zwischen den Kulturen und Kommunikation.
Lassen Sie mich kurz Beispiele dazu geben. Zunächst
zum Bereich Bildung und Wissenschaft: Die Außenwis-

itik zielt darauf ab, Deutschland eine füh-
globalen wissenschaftlichen Netzwerk zu

enschaftshäuser in São Paulo, Tokio, New
w York und Exzellenzzentren stärken die
zu den Zu-
nd im Zeital-
sen ist. Aus-
ehr als eine

senschaftspol
rende Rolle im
sichern. Wiss
Delhi und Ne

Kooperation mit internationalen Partnern. Durch attrak-






(A) (C)



(B) (D)


Staatsminister Dr. Werner Hoyer
tive Stipendien gewinnen wir die besten Studierenden
und Wissenschaftler.

Bereits die letzte Bundesregierung hat sich mit ihrer
Partnerschulinitiative, kurz PASCH genannt, darum be-
müht, das Interesse junger Menschen in der ganzen Welt
für Deutschland und die deutsche Sprache zu wecken.
Wir haben auf diesem Gebiet erste deutliche Erfolge zu
registrieren. Beides sind wichtige Schritte zur Sicherung
des Wirtschafts-, Wissenschafts- und Studienstandortes
Deutschland.

Das Gleiche gilt für das Thema „Deutsch als Fremd-
sprache“. Sie haben vor wenigen Tagen möglicherweise
die Eröffnung der Kampagne „Deutsch – Sprache der
Ideen“ durch Bundesminister Westerwelle im Radialsys-
tem in Berlin miterlebt. In diesem Zusammenhang wol-
len wir uns übrigens auch für das Thema „Die Stellung
des Deutschen in der Europäischen Union“ bei dem sich
herausbildenden Europäischen Auswärtigen Dienst ein-
setzen. Außerdem ist es wichtig, dass die Europäische
Kommission rasch eine neue Übersetzungsstrategie vor-
legt. Für die Arbeit der Bundesregierung, aber vor allem
für Ihre Arbeit im Deutschen Bundestag ist es, insbeson-
dere wenn es um EU-Gesetzgebung oder den Nachvoll-
zug von EU-Gesetzgebung geht, unverzichtbar, dass alle
Dokumente in deutscher Sprache vorliegen.

Zum Bereich Kulturdialog: Der Einsatz für Men-
schenrechte, für Krisenprävention sowie für die Förde-
rung von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit spielt natürlich
eine zentrale Rolle. Das Dialogangebot der Auswärtigen
Kultur- und Bildungspolitik trägt zur Stärkung von Zi-
vilgesellschaften bei. Nehmen Sie nur dieses wirklich
bemerkenswerte Beispiel der Ausstellung „Die Kunst
der Aufklärung“, die bald in China gezeigt wird. Leider
gibt es eine kurze zeitliche Verzögerung; aber, immer-
hin, Anfang 2011 wird die Eröffnung möglich sein. Die
staatlichen Museen in Berlin, Dresden und München
werden diese Ausstellung ausrichten. Das Thema Auf-
klärung wird künftig einen thematischen Schwerpunkt
unserer Kulturarbeit in China ausmachen. Sie können
sich vorstellen, was das bedeutet.

Ich möchte nicht ausführlich auf die dialogfördernde
Wirkung des Sports eingehen. Wir werden unsere Akti-
vitäten im Bereich der Initiative „Sport und Außenpoli-
tik“ konsequent fortsetzen.

Schließlich ein Wort zum Thema „Deutschland-
Jahre“ in Vietnam und Indien. Hier sind weitere gute
Beispiele vorzutragen. Veranstaltungszyklen dieser Art
umfassen Beiträge zu allen Aspekten der bilateralen Be-
ziehungen und fördern damit die Herausbildung eines
aktuellen Deutschland-Bildes.

Um weltweit junge Menschen zu erreichen, muss man
auf moderne Medien setzen. So tragen wir zu einer akti-
ven Gestaltung der Globalisierung bei, insbesondere bei
Zukunftsthemen wie Klima, Umwelt und Entwicklung.
Im Stimmengewirr der Globalisierung sollte Deutschland
als Akteur deutlich wahrnehmbar sein. Deswegen wollen
wir die mediale Präsenz Deutschlands in der Welt verstär-
ken. Dabei spielt die Deutsche Welle gewissermaßen als
mediale Visitenkarte der Bundesrepublik Deutschland
weiterhin eine zentrale Rolle.

Vielen Dank.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702600200

Danke, Herr Staatsminister.

Ich bitte, zunächst Fragen zu dem Themenbereich zu
stellen, über den soeben berichtet wurde. – Zur ersten
Frage hat die Kollegin Dr. Petra Sitte das Wort.


Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702600300

Danke, Herr Hoyer, danke, Frau Präsidentin. – Meine

Frage bezieht sich auf die Problematik der fünf Wissen-
schaftshäuser, deren Standorte Sie schon benannt haben.
Ich frage vor dem Hintergrund Ihrer Ausführungen zu
der strategischen Ausrichtung Ihrer Ziele, Wertevermitt-
lung etc.

Wir haben für uns immer das kooperative Herangehen
ausdrücklich betont, das heißt auch die Leistung, die
Deutschland in diesen Ländern anbietet, beispielsweise
um Ungleichheiten zu reduzieren. Sie haben vor dem
Hintergrund der Zielstellung dieser Wissenschaftshäuser
jetzt gesagt, es gehe Ihnen um die Gewinnung der Bes-
ten und die Stärkung Deutschlands als Wirtschafts-, Wis-
senschafts- und Studienstandort. Insofern frage ich: Was
ist das kooperative Moment für die Länder, in denen
diese Häuser stehen? Vor dem Hintergrund der Aus-
landshochschulen frage ich: Welche Beziehungen bzw.
Ausrichtungen ergeben sich dort? Die Orte sind ja unter-
schiedlich. Wie hoch sind die eingesetzten Mittel, und
wer sind die Partner in Deutschland und vor Ort?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702600400


Frau Kollegin Sitte, das Konzept der Wissenschafts-
zentren hat natürlich etwas mit Netzwerkbildung zu tun.
Deswegen ist das auf jeden Fall – insofern haben Sie
völlig recht – eine Zweibahnstraße. Natürlich geht es da-
rum, dass wir versuchen, besonders engagierte und inte-
ressierte junge Leute nach Deutschland zu holen. Es geht
aber umgekehrt auch darum, in die entsprechenden Län-
der auszustrahlen und Dinge von dort aufzunehmen. In-
sofern stellen wir uns das nicht als Einbahnstraße vor.

Wir sehen in der Frage der Wissenschaftshäuser erst
einen Beginn. Wir haben die Standorte, die ich eben ge-
nannt habe, festgelegt. Das heißt, sie waren bereits fest-
gelegt, als wir das Projekt übernommen haben, aber wir
werden das fortführen. Wir hoffen auf Erfolg. Ich kann
mir vorstellen, dass in diesem Projekt in den nächsten
Jahren noch sehr viel mehr Musik sein wird.

Ehrlich gesagt, kann ich Ihnen jetzt die aktuellen Haus-
haltszahlen dazu nicht nennen – ich werde das schnells-
tens nachliefern –, weil ich den Haushaltsplan nicht mit-
gebracht habe. Aber das ist natürlich ein Schwerpunkt
unserer auswärtigen Wissenschaftspolitik. Deswegen wer-
den wir diese Ansätze nicht in Zweifel ziehen.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Und die Partner?)







(A) (C)



(B) (D)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702600500

Die nächste Frage stellt die Kollegin Krüger-Leißner.


Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1702600600
Sie

sprachen eben von Auswärtiger Kultur- und Bildungs-
politik. Der Bericht, den ich gerade aus dem Internet he-
runtergeladen habe, enthielt nur den Begriff Kulturpoli-
tik. Ich glaube, da ist etwas vergessen worden.

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1702600700


Ich löse das gleich auf.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702600800

In dem Bericht wird deutlich, wie erfolgreich diese

Arbeit ist. In den Jahren 2008 und 2009 hat der damalige
Außenminister Steinmeier die Offensive für die Auswär-
tige Kultur- und Bildungspolitik energisch begonnen.
Die ersten Erfolge werden in dem Bericht ausgeführt.
Ich hoffe sehr stark, dass die Arbeit unter neuer Führung
in diesem Sinne fortgesetzt wird.

Sie haben von der Ausstellung „Kunst der Aufklä-
rung“ in China berichtet, die verschoben wurde. Ist es
richtig, dass die Eröffnung der Ausstellung verschoben
wurde, weil dieses öffentlich-private Projekt wegen ei-
nes fehlenden Großsponsors noch nicht zustande kam?
Halten Sie daran fest, das Projekt in dieser Weise zu ent-
wickeln, oder wie soll die Finanzierung dafür aufge-
bracht werden, wenn es denn 2011 zur Eröffnung der
Ausstellung kommt?

D
Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1702600900


Vielen Dank. – Zunächst einmal zum ersten Punkt. Sie
haben genau aufgepasst: Wir haben in dem Bericht in der
Tat von „Auswärtiger Kulturpolitik“ gesprochen. Das ist
dem Respekt gegenüber dem Deutschen Bundestag ge-
schuldet; denn dieser hat uns vor 13 Jahren beauftragt,
jedes Jahr einen Bericht zur Auswärtigen Kulturpolitik
vorzulegen. Wir selber haben aber mittlerweile das Ge-
biet ausgeweitet und gesagt: Wir dürfen nicht mehr nur
von Kulturpolitik in engerem Sinne sprechen – das
könnte falsch verstanden werden –, sondern wir wollen
ausdrücklich auch über Bildungspolitik und Wissen-
schaftspolitik reden. Deswegen haben wir uns erlaubt,
den Bericht etwas auszuweiten, sind dabei aber bei dem
uns vom Bundestag vorgegebenen Terminus geblieben.
Auch da sind wir in der Kontinuität der bisherigen Regie-
rung.

Sie haben zu Recht die Initiativen des ehemaligen Bun-
desministers Steinmeier angesprochen und auf sein Enga-
gement in dieser Frage in der letzten Legislaturperiode
hingewiesen. Ich glaube, Sie können zu jeder Haushalts-
debatte eine Rede von mir zu diesem Thema nachlesen,
die ich damals als Oppositionssprecher für Außenpolitik
gehalten habe. Bei allen Gefechten, die wir uns hier über
Fehler oder vermeintliche Fehler in der Außenpolitik ge-
liefert haben: Bei dem Thema Auswärtige Kultur- und
Bildungspolitik haben wir die Initiativen der alten Bun-
desregierung und von Minister Steinmeier ausdrücklich
unterstützt und gelobt. Gerade die Ausweitung der aus-
wärtigen Schulpolitik ist ein großes Erfolgsprojekt gewe-
sen. Das wollen wir fortsetzen. Sie wissen, dass sich
meine Kollegin Cornelia Pieper gerade dieser Themen
mit enormem Engagement annimmt und sich insofern in
einer Kontinuität der letzten Jahre sieht.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702601000

Danke, Herr Staatsminister. Ich nehme an, das Parla-

ment nimmt Ihre Anregungen zur Erweiterung der Be-
richtspflicht dankbar auf.


(Angelika Krüger-Leißner [SPD]: Er hat etwas vergessen!)


– Was fehlte?


(Angelika Krüger-Leißner [SPD]: Die Ausstellung!)


D
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702601100


Ach so, die Ausstellung. Da das mein Herzensanlie-
gen ist, hätte ich das niemals vergessen dürfen. Diese
Ausstellung, die allein aufgrund des Inhaltes ein ganz
großes außenpolitisches Gewicht hat, wird leider nicht
rechtzeitig eröffnet werden können. Wir hatten uns vor-
gestellt, vielleicht im September eine große Eröffnung
auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking vor-
nehmen zu können. Aber das neue, große Nationalmu-
seum wird nicht fertig. Hier steht zunächst einmal eine
bauliche Frage im Vordergrund. Wir bedauern das sehr.
Aber das Projekt an sich und auch das Finanzierungs-
konzept bleiben bestehen. Das Finanzierungskonzept
wird auch umsetzbar sein, aber eben mit einer Verzöge-
rung von, so schätze ich, vier oder fünf Monaten.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702601200

Die nächste Frage stellt die Kollegin Undine Kurth.

Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Dr. Hoyer, wir alle hier im Hause sind uns sicher
einig, dass Auswärtige Kulturpolitik eine Visitenkarte für
das Land ist. Das sehen nicht nur wir in Deutschland so,
sondern auch andere Länder. Man hat zum Beispiel bei
Großbritannien oder Frankreich den Eindruck, dass sie
ihre Künstler und Kreativen im Ausland wesentlich in-
tensiver unterstützen, etwa in der Filmbranche oder in
der Modebranche.

Von deutschen Kreativen oder Künstlern, die sich im
Ausland bewegen, ob bei der Oscar-Verleihung oder wo
auch immer, hört man oft, dass sie sich relativ allein ge-
lassen fühlen und entweder auf die Aktivitäten der Bot-
schaften vor Ort oder andere Aktivitäten vor Ort ange-
wiesen sind. Gibt es – auch rückblickend auf das, was in
den letzten vier Jahren passiert ist – ein Konzept, um die
Kreativen und Künstler im Ausland, die quasi unsere Vi-
sitenkarte im Ausland mitzeichnen, deutlicher und bes-
ser zu unterstützen?






(A) (C)



(B) (D)

D
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702601300


Zunächst einmal habe ich Ihnen das Konzept der
Bundesregierung, das heute auch rückblickend auf das
Jahr 2008/2009 im Bundeskabinett eine Rolle gespielt
hat, schriftlich vorgelegt und damit die konzeptionellen
Grundlagen dargelegt. Ich kann Ihnen versichern, dass
das, was Sie angesprochen haben, für uns ein ganz wich-
tiger Punkt ist. Wenn es Fälle gibt, wo sich jemand von
der Bundesregierung, egal ob von der alten oder neuen,
allein gelassen fühlt, dann sollten wir darüber reden und
versuchen, das zu korrigieren.

Wir können nicht bei jedem Event irgendwo in der
Welt, das kulturell bedeutsam ist, mit den Mitteln der Di-
plomatie und des Auswärtigen Amtes präsent sein. Dazu
ist, Gott sei Dank, zu viel Kreativität in der Welt zu be-
obachten, an der auch Deutsche beteiligt sind. Aber wir
bemühen uns nach Kräften darum. Es ist gut, wenn sich
die Generalkonsulate und Botschaften vor Ort darum
kümmern; dies geschieht häufig genug in Abstimmung
mit dem Mutterhaus. Wenn Sie konkrete Fälle kennen,
wo wir noch besser werden können oder sollen, dann
bitte ich Sie, uns diese zu zeigen. Wir werden Ihre Anre-
gungen dann aufgreifen.

Ich glaube, dass wir das auch gar nicht auf die Prä-
senz im Ausland beschränken können. Die Auswärtige
Kulturpolitik muss auch im Inland einiges tun. Deswe-
gen versuchen wir – auch wenn es mit geringen Mitteln
ist –, bei wichtigen Veranstaltungen wie dem Kurzfilm-
festival in Oberhausen – das ist eine wichtige internatio-
nale Veranstaltung – präsent zu sein und unseren eigenen
Kreativen zur Seite zu stehen.


(Zuruf der Abg. Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702601400

Ohne Mikro gibt es keine Chance, durchzudringen.

Ich kann Sie gern noch einmal auf die Liste für weitere
Nachfragen setzen.

Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Da dieses Mikro offensichtlich selbstständig darüber
entscheidet, ob es arbeiten will oder nicht, muss ich mich
erst mit dem Mikro einigen. Kann ich jetzt noch eine
Nachfrage stellen? – Ich kann Ihrer Antwort also entneh-
men, dass Sie es als Aufgabe der Auswärtigen Kultur-
politik ansehen, unsere Künstler und Kreativen im
Ausland auch in Einzelprojekten, wo möglich, zu unter-
stützen?

D
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702601500


Ja. Wir arbeiten natürlich sehr stark über Mittlerorga-
nisationen; das ist klar. Wir brauchen jetzt nicht darüber
zu reden, ob es sich um das Goethe-Institut, den DAAD,
die AvH-Stiftung oder andere handelt. Es gibt auch im-
mer wieder Einzelprojekte, die uns am Herzen liegen.
Wir müssen aufpassen, dass in Zeiten knapper Kassen
nicht ausgerechnet diese Einzelprojekte unter die Räder
kommen; denn diese verfolgen häufig äußerst wichtige
Anliegen.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702601600

Die nächste Frage stellt die Kollegin Ulla Schmidt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702601700

Herr Staatsminister Hoyer, ich glaube, wir alle sind

uns einig – ich bin selten mit der FDP so einig wie in
diesem Punkt –, –


(Zurufe von der FDP: Oh!)


D
Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1702601800


Das sollten wir verstärken.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702601900

– dass die Auswärtige Kulturpolitik ein wichtiger Pfeiler
in der auf zivile Krisenprävention angelegten auswärti-
gen Politik ist und dass die Auswärtige Kulturpolitik vor
allen Dingen durch das Bemühen und den enormen Ein-
satz von Frank-Walter Steinmeier wieder einen sehr ho-
hen Stellenwert erhalten hat.

Ich habe heute Morgen ein Interview mit Frau Staats-
ministerin Pieper gehört, in dem sie sagte, sie wolle na-
türlich auch eigene Schwerpunkte setzen und vor allen
Dingen im Bereich der Außenwissenschaftsförderung
weitere Akzente setzen. Wir haben in den Haushaltsbe-
ratungen darüber geredet, dass gerade in diesem Bereich
– dies betrifft auch die Ausgaben für Stipendien und an-
deres – eine Kürzung vorgesehen ist. Haben Sie heute
Morgen während der Beratungen im Kabinett darüber
beraten, wie die Finanzierung für einen Ausbau in die-
sem Bereich – so etwas hat ja auch immer finanzielle
Konsequenzen; Stipendien und Angebote müssen finan-
ziert werden – gesichert werden kann oder wie hier über-
haupt ein Ausbau stattfinden kann? Ist darüber geredet
worden, dass vielleicht aus dem Programm im Bildungs-
ministerium, durch das Mittel für die Finanzierung von
Projekten in anderen Bereichen zur Verfügung gestellt
werden, Mittel gesondert bereitgestellt werden können
und wo dann an anderer Stelle gekürzt wird? Ich frage
das, weil Aussagen über den Ausbau gerade in diesem
Bereich immer durch Titel im Haushalt abgedeckt wer-
den müssen; sonst bleiben sie Makulatur und werden im
Grunde genommen zurückgefahren.

D
Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1702602000


Ich stehe bei der Beantwortung dieser Frage unter
größter Spannung, weil die Bereinigungssitzung hin-
sichtlich des Haushalts 2010 morgen stattfindet und ich
selber gerne wissen würde, was dabei herauskommt. Wir
hoffen natürlich in der Tat, dass wir im Rahmen des
Haushaltsverfahrens noch zu einer Umschichtung zu-
gunsten von Mitteln, die im Einzelplan 05, also dem des
Auswärtigen Amtes, für diesen Zweck verbucht werden
können, kommen. Bezüglich der Mittel, die für das Bun-
desministerium für Bildung und Forschung insgesamt






(A) (C)



(B) (D)


Staatsminister Dr. Werner Hoyer
zur Verfügung gestellt werden sollen, sehe ich hier in der
Tat noch eine Chance.

Da ich die Bundesregierung insgesamt vertrete, sage
ich: Ich anerkenne das Anliegen. Wir wollen diese Mittel
in der Tat weiter steigern und sind im Gespräch. Ich
hoffe, dass das auch bei den Haushältern auf fruchtbaren
Boden fällt. Bisher habe ich diesen Eindruck. Ich bin
aber ganz vorsichtig, weil der Haushalt jetzt in der Hand
des Parlaments liegt.

Dieser Haushaltsansatz ist für das Jahr 2010, wenn
ich mich recht erinnere, um 9 Millionen Euro höher als
der Haushaltsansatz, den die alte Bundesregierung für
das Jahr 2009 beantragt hatte. Das Parlament hat damals
im Haushaltsverfahren 10 Millionen Euro draufgelegt.
Wenn ich eine unbescheidene Bitte äußern darf: Es wäre
schön, wenn das Parlament dies wieder tun würde. Dann
müssten wir diese Mittel nicht um 1 Million Euro sen-
ken, sondern könnten sie deutlich erhöhen.


(Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Es wäre schön, wenn Sie das auch verhandeln!)


– Das tue ich bzw. das tut Frau Pieper. Ich muss insge-
samt sagen, dass Frau Pieper hier außerordentlich aktiv
ist.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702602100

Die nächste Frage stellt der Kollege Manfred Grund.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702602200

In diesem Jahr findet in Kasachstan ein Deutsches

Jahr statt, in dessen Rahmen sich Deutschland mit
Kunst, Kultur, Wissenschaft und Sport präsentiert. In
Kasachstan lebt heute noch eine nennenswerte deutsche
Minderheit; es sind 250 000 bis 300 000 Deutsche. Wird
dieses Deutsche Jahr in Kasachstan mit Mitteln der Aus-
wärtigen Kulturpolitik unterstützt, wenn ja, welche Pro-
jekte, und sind es auch Projekte, an denen die deutsche
Minderheit beteiligt wird?

D
Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1702602300


Sie haben die Grundstruktur des Projektes selber be-
nannt; das ist so zutreffend. Ich habe keine Kenntnis von
der Art und Weise der Einbindung. Ich finde allerdings, es
ist selbstverständlich, diesen Versuch zu unternehmen.
Insgesamt ist das Thema Kasachstan in diesem Jahr ganz
besonders wichtig, auch aufgrund der Verknüpfung von
allgemeiner Außenpolitik und Auswärtiger Kultur- und
Bildungspolitik.

Kasachstan übernimmt in diesem Jahr im Rahmen der
OSZE eine sehr bedeutende Rolle. Vor diesem Hinter-
grund ist es wichtig, dass Deutschland dort nicht nur mit
Interessen, sondern auch mit Werten präsent ist. Auch
die in Kasachstan befindlichen Deutschen zu motivieren,
sich bei der Vermittlung unserer Werte zu engagieren, ist
ausgesprochen sinnvoll.

Ich reiche Ihnen eine präzisere schriftliche Beantwor-
tung dieser Frage nach, weil ich die genauen Details der
Einbindung der deutschen Minderheit nicht kenne.

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702602400

Die nächste Frage stellt die Kollegin Dr. Petra Sitte.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702602500

Ich habe eine Frage zur strategischen Ausrichtung Ih-

rer Arbeit. Frau Pieper hat heute Morgen im Deutsch-
landfunk – das Interview wurde schon zitiert – von der
Stabilisierung der Situation in Krisenländern gesprochen
und als Beispiel die Bildungsleistung für Afghanistan in
Höhe von 10 Millionen Euro genannt. Die jüngsten Er-
eignisse, beispielsweise in Haiti, veranlassen mich, Sie
zu fragen, ob es heute Morgen schon erste Verständigun-
gen darüber gegeben hat, wie man Haiti nach dem Erd-
beben helfen kann.

D
Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702602600


Ich muss Ihnen gestehen, Frau Kollegin Sitte, dass
wir bei unserer in der Tat ernsthaften Beratung des The-
mas Haiti am heutigen Morgen nicht in allererster Linie
an die Kultur gedacht haben. Was Haiti betrifft, sind jetzt
ganz konkrete humanitäre Notaktionen fällig. Daran an-
schließend ist im internationalen Kontext eine giganti-
sche Aufbauleistung zu erbringen.

Ich glaube, wenn wir sozusagen das erste Geröll ab-
geräumt haben, wieder einigermaßen frei im Kopf sind
und die Aufbauarbeit in Angriff nehmen können, ist es
richtig, auch die kulturelle Dimension zu thematisieren.
Gegenwärtig sind wir aber noch nicht so weit. Es wäre
unrealistisch, zu behaupten, wir würden im Zusammen-
hang mit Haiti jetzt schon über konkrete Kulturprojekte
sprechen. Ich bin mir aber ganz sicher, dass wir auch
dieses Thema ernst nehmen.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ich habe auch die Bildung gemeint, also auch die Infrastruktur!)


– Ja, okay. Auf diesem Gebiet passiert gegenwärtig
enorm viel. Wir befinden uns in der internationalen Ab-
stimmung. Die Bundesrepublik Deutschland sollte aber
keine Einzelaktionen unternehmen. Das Vorgehen wird
im Rahmen der Vereinten Nationen abgestimmt. Es ist
natürlich ganz wichtig, dafür zu sorgen, dass den Kin-
dern unabhängig von den drängenden Fragen der Infra-
struktur so schnell wie möglich wieder ein breites Bil-
dungsangebot gemacht werden kann. Das ist eines der
zentralen Themen, mit denen sich die Vereinten Natio-
nen befassen; daran werden wir uns beteiligen. Aber an
dieser Stelle kann ich noch keine konkreten eigenen, na-
tionalen Projekte beisteuern.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702602700

Das Wort zu einer weiteren Frage hat der Kollege

Dr. Hermann Ott.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702602800

Danke, Frau Präsidentin. – Herr Staatsminister, als

Wuppertaler Abgeordneter nutze ich ganz schamlos
meine Kenntnis der Tatsache, dass Sie gebürtig aus
Wuppertal sind, zu einer Frage aus, die das Globale mit
Wuppertal verbindet. Sie wissen, dass Pina Bausch, die






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Hermann Ott
sicherlich als eine der Kulturbotschafterinnen Deutsch-
lands bezeichnet werden kann, vor kurzem gestorben ist.
Sie wissen auch, dass es Bestrebungen gibt, eine Stiftung
zu Ehren von Pina Bausch einzurichten, vielleicht sogar
im Schauspielhaus, das akut von Schließung bedroht ist.
Könnte sich die Bundesregierung, konkret das Auswär-
tige Amt und Sie oder Ihre Kollegin Frau Pieper, dafür
einsetzen, dass eine solche Stiftung mit Mitteln des Bun-
des gefördert wird, um weiterhin in die Welt auszustrah-
len?

D
Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702602900


Herr Kollege Ott, Sie wissen, dass ich jetzt hier in die
schwere Versuchung gerate, nicht nur als Wuppertaler,
sondern auch als Bewunderer des Lebenswerks von Pina
Bausch zu sagen: Ja, da steigen wir richtig ein. Haushäl-
terisch wäre eine solche Aussage natürlich einigermaßen
unseriös. Ich kann Ihnen nur versichern, dass wir die
große Leistung dieser Künstlerin für unsere Nation zu
würdigen wissen und dass wir es begrüßen, wenn diese
Erinnerung in Wuppertal hochgehalten wird.

Eine konkrete Antwort und Zusage im Hinblick auf
das Thema Schauspielhaus in Wuppertal wäre ange-
sichts der Tatsache, dass in Nordrhein-Westfalen gegen-
wärtig viele große Schauspielprojekte auf der Tagesord-
nung stehen, etwas Verwegenes. Aber dass ich große
Sympathie für dieses Projekt habe, können Sie sich vor-
stellen. Darüber sprachen wir ja bereits.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702603000

Die nächste Frage stellt die Kollegin Edelgard

Bulmahn.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702603100

Herr Staatsminister, es ist sicherlich für uns alle sehr

erfreulich, dass Sie in Ihrer Politik der Auswärtigen Kul-
turpolitik einen so hohen Stellenwert zumessen. Damit
stoßen Sie auf sehr große Zustimmung.

Meine Frage bezieht sich auf das Programm des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes, ganz kon-
kret auf die Studienangebote im Ausland. Sie werden
verstehen, dass ich mich selber sehr darüber gefreut
habe, dass das Auswärtige Amt seit Frank-Walter
Steinmeier gerade der wissenschaftlichen Zusammen-
arbeit einen größeren Stellenwert zumisst. Vor vielen
Jahren haben wir das Programm „Studienangebote deut-
scher Hochschulen im Ausland“ gestartet, das zu sehr er-
folgreichen Gründungen von Hochschulen im Ausland
in Kooperation mit deutschen Hochschulen geführt hat.
Ich nenne nur die Hochschulen in Kairo und in Amman.

Meine Frage geht dahin, ob die Finanzierung dieser
Hochschulen gesichert ist, und zwar nicht nur für dieses
Jahr, sondern auch für das nächste und übernächste Jahr;
denn der Erfolg dieser Ausgründungen, die wir getätigt
haben, hängt auch von der Verlässlichkeit und Stabilität
der Finanzierung für einen bestimmten Zeitraum ab. Es
ist völlig klar – das füge ich hinzu, um nicht missver-
standen zu werden –, dass es nicht um eine Dauerfinan-
zierung geht; aber wir müssen die Finanzierungssicher-
heit für den Zeitraum haben, in dem sich die
Hochschulen noch im Aufbau befinden.

Deshalb wäre es sehr schön, wenn Sie meine Frage
positiv beantworten könnten. Wenn Sie es im Moment
nicht können, weil die Finanzierung über das BMBF er-
folgt, dann bitte ich Sie, diese Frage schriftlich zu beant-
worten.

D
Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1702603200


Letzteres werde ich in Zusammenwirken mit dem
BMBW sehr gerne tun.


(Edelgard Bulmahn [SPD]: BMBF!)


– Heute BMBF. – Trotzdem ist es natürlich ein Thema,
das für uns enorm wichtig ist. Wir haben diese Projekte
auch als außenpolitische Projekte auf den Weg gebracht,
und für uns ist Nachhaltigkeit ein Grundprinzip. Wenn
man so etwas auf den Weg bringt, muss man das Kind so
lange begleiten, bis es selber laufen kann. Die Projekte,
die wir auf den Weg gebracht haben, sind meines Wis-
sens in trockenen Tüchern; aber ich werde dies gemein-
sam mit dem BMBF noch einmal mit Zahlen zu belegen
versuchen. Ich halte es für wichtiger, diese Dinge mit
Nachhaltigkeit auszustatten, als hektisch zu viele neue
Sachen anzufangen. Deswegen bin ich in diesem Punkt
sympathisierend auf Ihrer Seite.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702603300

Zu einer weiteren Nachfrage hat die Kollegin Krüger-

Leißner das Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702603400

Herr Staatsminister, ich würde Sie gerne etwas zu un-

seren Auslandsschulen fragen. Mit der Entwicklung und
der PASCH-Initiative können wir alle ganz zufrieden
sein. Wir können stolz sein auf das, was sich da getan
hat.

Sie haben vorhin gesagt, dass der Haushaltsansatz für
die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik erhöht wor-
den ist. Das trifft auf den ersten Blick zwar auch auf den
Bereich der Auslandsschulen zu; aber es steigen ledig-
lich die Aufwendungen für die Lehrkräfte. Die Zuwen-
dungen an die Auslandsschulen selbst gehen zurück, und
das angesichts dessen, dass die Zahl der Auslandsschu-
len, die Zahl der Sprachdiplome und die Kosten für die
Lebensführung insgesamt gestiegen sind. Mir macht das
große Sorgen.

Gleichzeitig wollen Sie, dass die deutschen Auslands-
schulen Qualitätsstandards einhalten bzw. erreichen.
Dazu haben Sie mit der ZfA bestimmte Qualitäts- und
Entwicklungsziele vereinbart. Sie wollen das auch mes-
sen: Alle drei bis fünf Jahre, habe ich nachgelesen, wol-
len Sie auswerten, ob die Instrumente geeignet sind. Gibt
es da konkrete Vorstellungen? Wann können wir mit der
ersten Auswertung der Daten hinsichtlich der Qualitäts-
steigerung in den deutschen Auslandsschulen rechnen?






(A) (C)



(B) (D)

D
Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1702603500


Mit dieser Frage bin ich überfordert. Ich vermute,
dass wir 2011 so weit sein werden – das würde in der
Logik des Aufbaus der Schulen Sinn machen –, ich habe
mir den genauen Zeitplan der einzelnen Schritte aller-
dings nicht geben lassen.

Dass wir uns nicht missverstehen: Ich teile Ihre
Sorge. Im Etat sind 54,7 Millionen Euro vorgesehen; das
ist gleich viel wie für 2009. Angesichts der Gesamtent-
wicklung ist das natürlich nicht erfreulich. Das gilt aller-
dings für viele Bereiche dieses Bundeshaushalts.

Auswärtige Kulturpolitik ist – wie Kulturpolitik über-
haupt – immer Kampf um die Mittel. Man hat es dabei
mit starken Gegnern zu tun. Damit meine ich nicht nur
den Finanzminister – das liegt in der Natur der Sache –,
sondern auch andere Bereiche der Auswärtigen Kultur-
und Bildungspolitik. Deswegen ist es, finde ich, ein Er-
folg, dass es gelungen ist, den Etatansatz zu stabilisieren.

Angesichts der Tatsache, dass in der Aufbauphase für
viele neue Partnerschulen oder Schulen, die zu Partner-
schulen gemacht worden sind, sozusagen die Grund-
investitionen getätigt sind, erscheint mir die Situation
vergleichbar. Ich gehe aber wie Sie davon aus, dass wir
für diesen Bereich in den nächsten Jahren mehr Geld
brauchen. An diesem Partnerschaftsprogramm nehmen
jetzt 1 400 Schulen teil. Wir können uns vorstellen – in
Linie mit dem, was die alte Bundesregierung und Herr
Steinmeier in diesem Punkt gemacht haben –, auf
1 500 Schulen zu kommen. Dazu braucht es aber ein
bisschen mehr Geld.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702603600

Weitere Fragen zu dem Bericht des Herrn Staats-

ministers? – Frau Kurth hat das Wort zu einer Nachfrage
zu dem Bericht des Herrn Staatsministers.

Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Noch eine Frage zu den Finanzen. Sie haben vorhin
erfreulicherweise gesagt, dass die Ausstellung „Kunst
der Aufklärung“ Ihnen ein Herzensanliegen sei. Auch
wir begrüßen außerordentlich, dass diese Ausstellung
zustande kommen wird.

Sie haben vorhin aber auch gesagt, dass es wichtig ist,
kleinere Vorhaben weiterhin finanziell zu unterstützen,
zum Beispiel zu helfen, dass finanzschwache Länder
ihre Filmemacher zu den Internationalen Kurzfilmtagen
Oberhausen schicken können. Auch die Berliner Litera-
turtage zählen zu den kleineren Vorhaben, die ausfinan-
ziert werden müssen. Ich frage sie daher, ob es stimmt,
dass die Ausstellung in Peking nicht, wie das im Haus-
haltsansatz für 2010 ursprünglich vorgesehen war, zulas-
ten anderer Kulturvorhaben in Ihrem Bereich gehen
wird. Das ist meines Wissens zurückgenommen worden.
Wird diese Ausstellung, die wir alle sehr begrüßen, auch
2011 auf keinen Fall zulasten anderer kultureller Vorha-
ben gehen?
D
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702603700


Ich persönlich gehe davon aus – ich glaube, die Bun-
desregierung insgesamt geht davon aus –; denn durch die
in der Sache bedauerliche Verzögerung beim Bau des
Museums in Peking findet eine Entzerrung statt, sodass
sich die vorgesehenen Mittel auf die Haushaltsjahre
2010 und 2011 verteilen. Dadurch ist wieder ein biss-
chen Bewegungsspielraum entstanden. Die Weiterfinan-
zierung der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
oder die Weiterfinanzierung der Literaturwerkstatt Ber-
lin, des Deutschen Übersetzerfonds oder der Präsenz auf
der Leipziger Buchmesse, das war alles noch nicht in
trockenen Tüchern. Wir haben es mittlerweile in trocke-
nen Tüchern, und darüber bin ich sehr glücklich.


(Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Mit weniger Geld!)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1702603800

Weitere Nachfragen zum Bericht des Herrn Staats-

ministers liegen mir nicht vor.

Gibt es Fragen zu anderen Themen der heutigen Ka-
binettssitzung? – Kollege Fell, bitte.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702603900

Frau Präsidentin, vielen Dank, dass Sie mir noch die

Gelegenheit dazu geben. – Meine Frage bezieht sich auf
den heutigen Beschluss des Bundeskabinetts zur Solar-
vergütung. Frau Staatssekretärin Reiche, ich nehme an,
dass Sie sie mir beantworten werden.

Ich frage die Bundesregierung: Was ist die wissen-
schaftliche Basis für die Absenkung der Vergütung um
16 Prozent ab Juli 2010, und was ist die wissenschaftli-
che Basis für den Ausschluss der Agrarflächen von der
EEG-Vergütung?


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702604000

Bitte, Frau Staatssekretärin.

Ka
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702604100


Frau Präsidentin! Herr Kollege Fell, Sie geben mir
mit Ihrer Frage die Gelegenheit, den Beschluss der Bun-
desregierung hinsichtlich einer Formulierungshilfe für
den Deutschen Bundestag zur Neuregelung der Fotovol-
taik umfassend vorzustellen, weil ich der Auffassung
bin, dass Sie mit Ihren Fragen darauf zielen, dass die
Vermutung angestellt wird, wir könnten es mit dem Aus-
bau der erneuerbaren Energien oder gar der Fotovoltaik
nicht ernst meinen.

Die Geschichte der Fotovoltaik in Deutschland ist eine
Erfolgsgeschichte: Unsere Unternehmen und unsere For-
schung sind weltweit technologisch führend, die Branche
hat einen hohen Exportanteil, und die Anzahl der in der
Solarbranche Beschäftigten einschließlich Handwerkern
beträgt mittlerweile über 60 000. Für uns ist die Solar-
energie sehr wohl ein zentraler Zukunftsmarkt.


(Ute Kumpf [SPD]: Deshalb gibt es weniger Geld!)







(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche
Herr Kollege Fell, allein im Jahre 2009 wurden aller-
dings neue Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung
von 3 000 Megawatt installiert. Die Prognose lag bei
1 700 bis 1 800 Megawatt. Damit sind Anlagen mit einer
Gesamtleistung von mittlerweile rund 9 000 Megawatt
in Betrieb. Obwohl wir unsere Zubauprognose mit einer
Zielmarke von jährlich 3 500 Megawatt verdoppeln wol-
len, war und ist eine Korrektur der Vergütung zwingend
geboten.

Die Solarenergie hat im Vergleich zu anderen erneu-
erbaren Energien ohne Frage das größte Ausbaupoten-
zial, aber im vergangenen Jahr gab es an den Märkten ei-
nen Preisverfall von bis zu 30 Prozent. Auch in diesem
Jahr wird ein Preisverfall von bis zu 15 Prozent prognos-
tiziert. Deshalb haben wir ein sehr differenziertes Sys-
tem der Korrektur vorgeschlagen, das die Elemente ent-
hält, die Sie eben beschrieben haben, aber eben auch
noch sehr viel mehr.

Wir schlagen vor, die Subventionen für Dachanlagen
um 16 Prozent und für Anlagen auf Konversionsflächen
nur um 11 Prozent abzusenken. Die Förderung von An-
lagen auf Freiflächen und auf sonstigen Flächen wird um
15 Prozent abgesenkt. Das heißt, das Thema Freifläche
ist und bleibt für uns wichtig. Die jährliche Absenkung
der Vergütung, das heißt, die Degression, wird stärker an
das Marktwachstum angepasst.

Das Wichtigste ist aber, dass wir die Zielmarke ver-
größern. Sie lag bislang in den von den Experten schon
als sehr ambitioniert eingeschätzten Prognosen bei
1 700 Megawatt. Wir vergrößern diese auf 3 500 Mega-
watt und tun damit das, worum wir von den Unterneh-
men gebeten worden sind, nämlich dafür Sorge zu tra-
gen, dass das Volumen in Deutschland erhöht werden
kann.

Die Absenkung soll zum 1. Juli 2010 erfolgen. Wir
sorgen damit für die notwendige Rechtssicherheit von
Planungen, sagen aber gleichzeitig, dass es in der Ge-
samtbetrachtung der Differenzkosten, bei der die Solar-
energie schon heute den größten Anteil hat, nicht zu Un-
wuchten kommt.

Freiflächen werden nach wie vor genutzt, Herr Kol-
lege Fell; das ist uns wichtig. In den Ackerflächen sehen
wir aber eben eine Konkurrenz, die auch für die Akzep-
tanz der Solarenergie nicht ganz ungefährlich ist; denn
wir können nicht ignorieren, dass es in Deutschland
Gebiete gibt, wie den Osten, die sich sehr um eine An-
siedlung auf Freiflächen bemühen und wo es ja auch
erfolgreiche Ansiedlungen gab. Der Widerstand – ins-
besondere in südlichen Teilen unseres Landes – gegen
einen großflächigen Zubau von Solaranlagen auf wert-
vollen Ackerflächen kann aber dazu führen, dass die Ak-
zeptanz der von uns gewollten Solarförderung abnimmt.
Deswegen werden wir an dieser Stelle korrigieren.

Der Zubau auf Ackerflächen wird nicht mehr geneh-
migt und in Zukunft verboten werden. Ausgenommen
sind allerdings Flächen, auf denen schon jetzt Anlagen
geplant sind, um hier nicht in laufende Prozesse einzu-
greifen. Der Zubau auf Konversionsflächen oder bei-
spielsweise auf Flächen entlang von Straßen wird aber
nach wie vor gefördert.


Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1702604200

Nach unserer Geschäftsordnung ist es vorgesehen,

dass die Befragung der Bundesregierung bei Bedarf ver-
längert werden kann. Bisher hatten wir allerdings noch
nicht den Fall, dass wir gleich zwei gut vorbereitete Be-
richte der Bundesregierung gehört haben. Ich bitte die
zwei Nachfragenden, die ich deshalb jetzt noch zulasse,
um kurze und damit auch kurz zu beantwortende Fragen,
sodass wir dann in die Fragestunde übergehen können.

Kollege Fell, Sie können eine Nachfrage stellen; nach
der Beantwortung hat der Kollege Michael Roth das
Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702604300

Frau Kollegin Reiche, vielen Dank für die Informatio-

nen, die uns bekannt sind. Da Sie auf meine Frage, wel-
che wissenschaftliche Basis diese Beschlüsse haben,
nicht eingegangen sind, nehme ich nun zur Kenntnis,
dass es offensichtlich keine wissenschaftliche Basis gibt.
Ich möchte Ihnen dennoch Gelegenheit geben, eine
zweite Frage zu beantworten.

Sie wissen, dass ein Großteil der deutschen Solarpro-
duzenten bereits im Jahr 2009 rote Zahlen geschrieben
hat. Ich würde gern wissen, welche Erwartung die Bun-
desregierung für die Ertragssituation der deutschen
Solarindustrie in den Jahren 2010 und 2011 – nach der
drastischen Vergütungssenkung – hat.

Ka
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702604400


Kollege Fell, der Preisverfall im vergangenen Jahr hat
stattgefunden, obwohl es eine sehr auskömmliche Vergü-
tung gab. Das EEG ist ausdrücklich nicht darauf ange-
legt, den Produzenten als solches zu fördern, sondern die
gesamte Wertschöpfungskette, die Installation von Leis-
tung. Wir können mit dem EEG nicht regeln, wo Ge-
winne anfallen, wo die meisten Gewinne realisiert wer-
den. In der Tat ist es so, dass es bei den Installateuren die
größte Gewinnschöpfungsspanne gab.

Bei der neuen EEG-Förderung achten wir darauf, dass
der Eigenverbrauch gestärkt wird, dass also diejenigen,
die eine Solaranlage auf dem Dach installieren und die
gewonnene Leistung für sich selbst verbrauchen, in Zu-
kunft nicht mehr durchschnittlich 3 Cent, sondern 8 Cent
Förderung pro Kilowattstunde erhalten, und das nicht
nur bis zu einem Volumen von 30 Kilowatt, sondern bis
zu einem Volumen von 800 Kilowatt Leistung. Deshalb
gehen wir davon aus, dass wir den Anreiz auch für pri-
vate Personen stärken, in die Solarförderung zu investie-
ren. Damit geben wir unseren Unternehmen eine
Chance, sich weiter am Markt zu etablieren; das haben
sie bisher schon getan. Wir gehen davon aus, dass die
moderaten Korrekturen dazu führen, dass sich die Unter-
nehmen in Deutschland weiter gut entwickeln können.






(A) (C)



(B) (D)


Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1702604500

Zu einer letzten Nachfrage hat der Kollege Roth das

Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702604600

Frau Präsidentin, vielen Dank. – Ich frage die Bun-

desregierung, ob es heute in der Kabinettssitzung schon
eine Diskussion über die Entscheidung des Bundes-
verfassungsgerichtes zur Vorratsdatenspeicherung gab.
Wenn ja, gibt es hierzu schon einen Zeitplan für ein et-
waiges Gesetzgebungsverfahren?

E
Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1702604700


Herr Kollege Roth, die Entscheidung des Verfas-
sungsgerichts ist selbstverständlich angesprochen wor-
den; einen Zeitplan gibt es noch nicht.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1702604800

Ich beende die Befragung.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde
– Drucksache 17/839 –

Ich rufe die Fragen auf Drucksache 17/839 in der üb-
lichen Reihenfolge auf. Wir beginnen mit dem Ge-
schäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Zur Beantwor-
tung der Fragen steht der Parlamentarische Staatssekre-
tär Dr. Gerd Müller zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 1 des Kollegen Friedrich Ostendorff
auf:

Warum hat die Bundesregierung den Weltagrarbericht des
IAASTD – International Assessment of Agricultural Know-
ledge, Science and Technology for Development – anders als
zum Beispiel Frankreich und Großbritannien bis heute nicht
unterzeichnet?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702604900


Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
In diesem sogenannten Weltagrarbericht sind überwie-
gend bekannte Fakten zusammengefasst. Wir schätzen
diese Arbeit. Die Kernbotschaft dieses Agrarberichts,
dass Armut und Hunger am effektivsten durch die Stei-
gerung der Produktivität der kleinbäuerlichen Betriebe
im Rahmen einer multifunktionalen ländlichen Entwick-
lung bekämpft werden können, ist internationaler Kon-
sens.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702605000

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702605100

Frau Präsidentin, schönen Dank. – Herr Staatssekre-

tär, der Weltagrarbericht wurde von der Weltbank und
den Vereinten Nationen initiiert. Er wurde von 500 Wis-
senschaftlern und Vertretern der Zivilgesellschaft in ei-
nem vierjährigen Prozess erarbeitet. Es stellt sich die
Frage, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse die Bun-
desregierung dazu veranlasst haben, den Bericht nicht zu
unterzeichnen, wie es mit Einschränkungen selbst die
USA, Kanada und Australien getan haben.


Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702605200

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702605300


Herr Kollege, ich habe Ihnen eben dargelegt, dass wir
den Bericht zur Kenntnis genommen haben und in we-
sentlichen Teilen die Botschaften mittragen. Dass es
auch Bereiche gibt, über die man diskutieren kann, ist
völlig klar. Aber im Wesentlichen sind darin Kernbot-
schaften zusammengefasst, die sich auch in vielen ande-
ren internationalen Dokumenten wiederfinden.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702605400

Ihre zweite Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702605500

Herr Staatssekretär, hat die ablehnende Haltung der

Bundesregierung zum Weltagrarbericht mit den kriti-
schen Aussagen dieses Berichtes – und wenn, mit wel-
chen – zu tun? Ist die Bundesregierung deshalb nicht be-
reit, den Bericht zu unterzeichnen?

Dr
Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702605600


Nein, ich habe dargestellt, dass wir den Bericht zur
Kenntnis nehmen und auch damit arbeiten, aber nicht die
Notwendigkeit gegeben ist, dieses Dokument jetzt zu
unterzeichnen.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702605700

Wir kommen zur Frage 2 des Kollegen Ostendorff:

Sieht die Bundesregierung die Belastung durch Wirt-
schaftsdünger, insbesondere aus der nicht flächengebundenen
Tierhaltung und auf Standorten konzentrierter Tierhaltung wie
in Nordrhein-Westfalen, als Problem für Trinkwasser und
Umwelt an, und, wenn ja, welche Lösungen schlägt die Bun-
desregierung auch im Hinblick auf Gülle-Importe vor, nach-
dem sie mehr Transparenz durch die Verbringungsverordnung
für Wirtschaftsdünger ablehnt?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702605800


Bei der Frage 2 geht es um das Thema Düngeverord-
nung. Ich freue mich, dass wir heute die Agrarthemen
umfassend behandeln können.

Die Düngeverordnung vom Januar 2006 konkretisiert
die Regeln der guten fachlichen Praxis beim Düngen und
trägt dem Gewässerschutz in besonderer Weise Rech-
nung. Diese Verordnung dient auch der Umsetzung der






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Dr. Gerd Müller
EG-Richtlinie zum Schutz der Gewässer vor Verunreini-
gung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen. Die
Einhaltung dieser Regeln stellt auch in Gebieten mit
konzentrierter Tierhaltung, wie wir sie in NRW, wie in
Ihrer Frage angesprochen, und in Niedersachsen haben,
einen umfassenden Gewässer- und Umweltschutz sicher.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702605900

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702606000

Herr Staatssekretär, Sie haben mit Recht darauf hin-

gewiesen, dass besonders in Niedersachsen, aber auch in
Nordrhein-Westfalen das Problem verschärft auftritt,
weil es hier auch um den Import von Gülle und Gär-
substraten aus den Niederlanden geht. Sie wissen auch,
dass der Steuerzahler den Export von Gülle subventio-
niert. Das muss man einmal nachvollziehen, wie weit
eine Zivilgesellschaft gekommen ist, wenn sie den Ex-
port von Gülle mit Steuermitteln finanziert. Aber gut,
das ist nicht meine Frage.

Dieser Zustand hat das Bundesland Nordrhein-West-
falen veranlasst, tätig zu werden. Sie haben das zu erklä-
ren versucht. Es bleibt aber die Frage, warum die Bun-
desregierung hier keinen Handlungsbedarf sieht.

Wir haben mindestens die Nachfrage, um welche
Mengen es sich Ihrer Kenntnis nach handelt, die hier im-
portiert aus den Niederlanden in unsere Bundesländer
einsickern.

Dr
Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702606100


Herr Kollege Ostendorff, entscheidend ist sicherlich,
dass die Regelungen zum Gewässer- und Umweltschutz
eingehalten werden. Das möchte ich auch in Richtung
der angesprochenen Bundesländer sagen. Wir haben hier
keine Probleme. Der Anteil der Messstellen, bei denen
eine Nitratbelastung festzustellen ist, geht zurück.

Die von Ihnen angesprochene Problematik des Voll-
zugs der Düngeverordnung wird ebenso wie die Kon-
trolle der Verbringung auf Fachebene mit den Bundes-
ländern diskutiert. Es wird ein Entwurf erstellt, der über
den Bundesrat eingebracht wird und den wir dann mit
den Bundesländern prüfen und diskutieren.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702606200

Eine weitere Nachfrage, bitte.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702606300

Das bringt uns sofort zu der nächsten Frage nach der

bisherigen Praxis. Sind Sie der Meinung, dass die Doku-
mentationspflichten, die heute beim Import von Gülle
und Gärsubstraten aus den Niederlanden gelten, ausrei-
chend sind?
Dr
Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702606400


Nach der Düngeverordnung muss aufgezeichnet wer-
den, wer Wirtschaftsdünger abgibt oder aufnimmt. Die
von Ihnen angesprochene Frage der grenzüberschreiten-
den Verbringung ist Gegenstand der Diskussion, die wir
mit den Bundesländern führen.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702606500

Wir kommen zur Frage 3 der Kollegin Waltraud

Wolff:
Welche neuen Erkenntnisse hat die Bundesregierung, die

zu der Neubewertung des Beitrages der Landwirtschaft an der
Emission von Treibhausgasen durch die Parlamentarischen
Staatssekretäre bei der Bundesministerin für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Julia Klöckner und
Dr. Gerd Müller, in ihrer Pressemitteilung vom 24. Februar
2010 zu einer gemeinsamen Anhörung des Ausschusses für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des
Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
zu „Landwirtschaft und Klimaschutz“ im Vergleich zum Na-
tionalen Strategieplan der Bundesrepublik Deutschland für
die Entwicklung ländlicher Räume 2007 bis 2013 des Bundes-
ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher-
schutz von 2006 geführt haben, in dem der Anteil der Land-
wirtschaft an den Treibhausgasemissionen mit insgesamt rund
128 Megatonnen jährlich bzw. 13 Prozent angegeben wird?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702606600


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das
wichtige Thema „Landwirtschaft, Forstwirtschaft und
Klimaschutz“ ist Gegenstand dieser umfassenden Frage
von Frau Wolff. Der in die Berichterstattung zur Klima-
konvention eingehende Anteil der Landwirtschaft an den
gesamten deutschen Treibhausgasemissionen wurde von
meiner Kollegin Klöckner und mir im Nachgang zu
unserer Anhörung im Ausschuss dem Nationalen
Inventarbericht Zum Deutschen Treibhausgasinventar
1990–2008 des Umweltbundesamtes mit Stand
15. Januar 2010 entnommen, der gemäß den Verpflich-
tungen nach der Klimarahmenkonvention der Vereinten
Nationen jährlich erstellt wird. In diesem Bericht wird
der Anteil der Landwirtschaft an den gesamten deut-
schen Treibhausgasemissionen mit 6,9 Prozent angege-
ben.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702606700

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702606800

Sehr geehrter Herr Staatssekretär, vielen Dank für die

Beantwortung. – Sie werden aber verstehen, dass wir ge-
rade vor dem Hintergrund, dass wir am Montag vergan-
gener Woche eine Anhörung zu Klimaschutz und Land-
wirtschaft hatten und darüber ausführlich gesprochen
haben, schon sehr verwundert sind, dass Sie den Anteil
der Landwirtschaft an den gesamten deutschen Treib-
hausgasemissionen auf 6 oder 7 Prozent beziffern. Nach
dem aus Ihrem Hause kommenden Nationalen Strategie-






(A) (C)



(B) (D)


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

plan liegt der Anteil der Landwirtschaft an den gesamten
deutschen Treibhausgasemissionen bei 13 Prozent; die-
ser Bericht stammt von 2006. Nun frage ich, ob die Bun-
desregierung nicht mehr die Position bezieht, wie sie in
der vergangenen Legislaturperiode deutlich gemacht
wurde, und welche neuen Erkenntnisse Sie dazu bewo-
gen haben, jetzt die Landwirtschaft von ihrer Beteili-
gung quasi freizusprechen.

Dr
Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1702606900


Frau Kollegin Wolff, dies ist nicht erfolgt. Ich möchte
für mein Ministerium präzise bleiben und darf deshalb
wiederholen: Der Anteil von 6,9 Prozent der Landwirt-
schaft an den gesamten deutschen Treibhausgasemissio-
nen ist nicht meine Aussage, sondern die Basis des
Nationalen Inventarberichts Zum Deutschen Treibhaus-
gasinventar des Umweltbundesamtes. Entscheidend ist
immer die Frage – das ist auch in anderen Bereichen
nicht unüblich –, was zugrunde gelegt wird und wo die
Systemgrenze gezogen wird. Deshalb möchte ich gerne
auf das eingehen, was Sie angesprochen haben. Der Na-
tionale Strategieplan der Bundesrepublik Deutschland
für die Entwicklung ländlicher Räume kommt in der Tat
zu einer anderen Prozentzahl, weil die Aktivitäten der
Landwirtschaft anders abgegrenzt werden. Dort wird
also eine andere Abgrenzung getroffen. Beim Nationalen
Strategieplan werden beispielsweise die Herstellung von
Mineralöldünger, der Kraftstoffverbrauch der landwirt-
schaftlichen Maschinen und die Emissionen aus land-
wirtschaftlichen Böden einbezogen, über die gemäß
internationaler Vorgaben im Sektor Landnutzung, Land-
nutzungsänderung und Forstwirtschaft berichtet wird,
die jedoch zur Erfüllung der Klimaschutzverpflichtun-
gen nach dem Kioto-Protokoll in Deutschland im Zeit-
raum von 2008 bis 2012 nicht anzurechnen sind. Man
muss also, wenn man von Prozentzahlen spricht, immer
die Basis sehen und berücksichtigen, was einbezogen
wird und was nicht.

Die Landwirtschaft ist sich jedenfalls der Bedeutung
dieses Themas bewusst und geht verantwortlich damit
um. Die Klimabilanz der deutschen Landwirtschaft ist
positiv. Ich möchte dies wie folgt darstellen: Seit 1990
haben wir im Bereich der Methanemissionen einen
Rückgang um 22 Prozent und bei Lachgasemissionen
aus der Stickstoffdüngung einen Rückgang um 10 Pro-
zent zu verzeichnen. Wir setzen aktuell und in Zukunft
auf Ökoeffizienz in der Landwirtschaft. Das heißt, The-
men wie Kraftstoffeinsparung und Optimierung des
Stickstoffmanagements stehen auf der Tagesordnung.

Ich erlaube mir, an der Stelle darauf hinzuweisen,
dass wir ohne die agrarische Produktion bei der CO2-
Bilanz ganz anders dastehen würden; denn jede Kultur-
pflanze bindet CO2. Je nach Kulturpflanze sind es 14 bis
20 Tonnen CO2 pro Hektar, die aus der Atmosphäre
durch Pflanzen unserer Landwirtschaft gebunden wer-
den. Nicht zu unterschätzen sind die deutschen Wälder,
die 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid speichern.
Allein der Holzzuwachs führt dazu, dass jedes Jahr
17 Millionen Tonnen CO2 mehr aus der Atmosphäre ge-
bunden werden. Ebenso wäre der Bereich der Bioenergie
zu nennen. Sie sehen, wir sind uns der Bedeutung dieses
Themas bewusst. Die deutsche Landwirtschaft ist sehr
verantwortungsvoll auf diesem Sektor. Wir haben die
Forschung ausgeweitet. Ich kann mit Fug und Recht sa-
gen: Deutschland ist hier in Europa führend.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702607000

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702607100

Herr Staatssekretär, dass Methan- und Lachgasemis-

sionen in der Landwirtschaft nicht alles sind, wissen
auch die anderen, nicht nur die Fachpolitiker und Fach-
politikerinnen. Deshalb möchte ich Sie fragen, ob Sie
nach Ihren Äußerungen in der Presse und den Korrektu-
ren aller von der Koalition für die Anhörung benannten
Experten, die Sie auch öffentlich in der Presse korrigiert
haben, den Experten recht geben, dass alle Emissionen,
die in der Landwirtschaft entstehen, einzubeziehen sind,
damit man eine objektive Bilanz wie in anderen Wirt-
schaftsbereichen auch erzielt. Ich denke, nur auf diese
Art und Weise bekommen wir die Landwirtschaft aus
der Kritik.

Dr
Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1702607200


Ich habe auf die großen Anstrengungen der deutschen
Landwirtschaft zur Reduzierung der Treibhausgase hin-
gewiesen. Es kommt uns sicherlich nicht darauf an, nun
eine Prozentdiskussion zu führen. Wir sehen den gesam-
ten Bereich und nehmen nichts aus. Deshalb habe ich be-
wusst die Quellen genannt. Das ist wichtig. Bei einem
Blick auf den Nationalen Strategieplan sehen Sie, dass
wir keine enge Abgrenzung vornehmen, sondern das
weite Feld der agrarischen Produktion sehen. Dazu ge-
hören für uns auch der Kraftstoffverbrauch landwirt-
schaftlicher Maschinen und andere Bereiche.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702607300

Eine weitere Nachfrage stellt der Kollege Dr. Ott.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702607400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich bin der Kollegin

Wolff sehr dankbar dafür, dass sie die Ergebnisse der ge-
meinsamen Anhörung der Ausschüsse für Landwirt-
schaft und Umwelt hier in die Fragestunde eingebracht
hat. Ich bin dem Staatssekretär sehr dankbar, dass er
richtiggestellt hat, was auch das Ergebnis der Anhörung
war, nämlich dass die Emissionen aus der Landwirt-
schaft eben nicht zu vernachlässigen sind, wie es die
Größe von 6 bis 7 Prozent nahelegt, sondern dass im Ge-
genteil 13 bis 15 Prozent der deutschen Emissionen der
Landwirtschaft zuzurechnen sind. Die Frage ist nun, was
das Ministerium und die Bundesregierung mit diesen Er-
kenntnissen machen.

Auch Ihnen ist bekannt, dass physikalisch bedingt die
Produktion von Fleisch zu den größten Emissionen
führt, weil das Sechs- bis Zehnfache der Energie, die






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Hermann Ott
man aus dem Fleisch bekommt, durch pflanzliche Roh-
stoffe eingesetzt werden muss. Die Ministerin hat an-
lässlich der Grünen Woche darauf hingewiesen, dass
nicht geplant sei, den Fleischkonsum in Deutschland im
Zusammenhang mit der Klimadiskussion und den Emis-
sionen in irgendeiner Weise zum Thema zu machen.

Meine Frage an Sie lautet: Hat in Bezug auf dieses
Thema ein Umdenkprozess innerhalb des Ministeriums
eingesetzt, um der Rolle des Fleischkonsums in der Kli-
madebatte endlich gerecht zu werden?

Dr
Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702607500


Herr Kollege, ich habe deutlich gemacht, dass es uns
um den umfassenden Ansatz der Diskussion geht, und
deshalb habe ich beispielsweise die Bedeutung des Fors-
tes durch die Bindung von CO2 im Pflanzenbau und da-
mit die herausragende Rolle der Landwirtschaft für den
Klimaschutz nicht nur in Deutschland, sondern weltweit
hervorgehoben.

Die Landwirtschaft kann aber nicht nur durch innova-
tive Methoden zum Klimaschutz beitragen, sondern sie
ist natürlich auch Opfer des Klimawandels – dafür
herrscht ein ganz starkes Bewusstsein –, insbesondere in
anderen Regionen. Ich nenne nur die Stichworte Über-
schwemmungen, Versteppung, Dürre und Ausbreitung
der Wüsten.

Gehen Sie davon aus, dass wir einen Ansatz haben,
der weit darüber hinausgeht. Deshalb war dies auch ein
Schwerpunkthema der Ministerin auf unserem – in An-
führungszeichen – Weltagrargipfel, also unserem Agrar-
gipfel im Rahmen der Grünen Woche. Wir haben die
Problematik eines koordinierten Vorgehens mit Agrar-
ministern aus über 50 Ländern besprochen.

Bei der Fleischproduktion – auch darauf habe ich
schon hingewiesen – geht es um das Methan. Wir kön-
nen natürlich nicht die Kuh als Wiederkäuer abschaffen.
Aber Sie müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass die
Methanreduzierung um 22 Prozent seit 1990 ein wesent-
licher Beitrag und Erfolg ist.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702607600

Die letzte Nachfrage zur Frage 3 stellt der Kollege

Ostendorff.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702607700

Herr Staatssekretär, wir sind jetzt an einem entschei-

denden Punkt der Diskussion. Die Ministerin hat auf der
Grünen Woche sehr deutlich gemacht, dass die Fleischex-
portstrategie, die Fleischproduktionsstrategie der Schwer-
punkt ihrer Politik ist. Sie hat auch sehr deutlich gemacht,
dass der Klimaschutz jetzt hinten anstehen muss.

Sind Sie nach den Erfahrungen aus der Anhörung und
im Hinblick auf den heutigen Diskussionsstand mit uns
der Meinung, dass man diese Strategie korrigieren
muss?
Dr
Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702607800


Herr Ostendorff, Sie sind ein sehr geschätzter Kol-
lege, der sich aber sehr stark durch eine selektive Wahr-
nehmung auszeichnet und nur das hört, was er hören
möchte. Aber selbst das habe ich nicht gehört.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702607900

Ich rufe die Frage 4 der Kollegin Waltraud Wolff auf:

Wie berücksichtigt die Bundesregierung in ihrer Politik
zur nachhaltigen Landbewirtschaftung alle mit der landwirt-
schaftlichen Produktion verbundenen klimarelevanten Emis-
sionen, also auch die energiebedingten Emissionen der Land-
wirtschaft, die Kohlenstoffvorratsänderungen in der Biomasse
und in Böden unter landwirtschaftlicher Nutzung und durch
Landnutzungsänderung, und die Emissionen, die mit dem
Einsatz von Importfuttermitteln verbunden sind, auf die die
Experten des Johann Heinrich von Thünen-Instituts in ihrer
Stellungnahme zu dieser Anhörung hingewiesen haben und
die in der jährlichen nationalen Emissionsberichterstattung im
Kapitel Landwirtschaft fehlen, in der nur Emissionen von CH4
und N2O aus Tierhaltung, Stickstoffdüngung und atmosphäri-
schem Stickstoffeintrag – vor allem von NH3 – berichtet wer-
den?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702608000


Meine Antwort ist: In der Umwelt- und Agrarpolitik
der Bundesregierung und der EU werden die in der
Frage genannten Treibhausgasemissionen der Landwirt-
schaft berücksichtigt.

Ich möchte konkrete Beispiele nennen: die ange-
strebte Rückführung des Stickstoffüberschusses gemäß
der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, die Begrenzung
der Ammoniakemissionen auf 550 000 Tonnen pro Jahr
gemäß der Richtlinie über nationale Emissionshöchst-
mengen – dies geschieht beispielsweise in großen Stal-
lungen, in modernen Betrieben durch den Einbau von
Ammoniakfiltern –, die Einschränkung des Grünlandum-
bruches, die Förderung des Klimaschutzes im Rahmen
der Gemeinschaftsaufgabe, die Einsparung von Energie
durch das Bundesprogramm, die Ausrichtung der Agrar-
forschung auf mehr Klimaschutz und die Einrichtung ei-
nes Instituts für Agrarrelevante Klimaforschung.

Wir kommen den Forderungen der Kollegin Wolff
und der Opposition schon weitgehend nach. Das ist auch
kein Wunder, denn wir haben vier Jahre sehr erfolgreich
miteinander regiert, und da haben auch Sie einiges mit
auf den Weg gebracht.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702608100

Kollegin Wolff hat das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702608200

Ja, Herr Staatssekretär, wir haben zwar vier Jahre mit-

einander regiert, aber das reicht noch lange nicht aus. Ich
beziehe mich auch bei meiner zweiten Frage auf die An-
hörung, die wir am vergangenen Montag hatten. Es geht
mir noch einmal um die Landnutzungsänderungen, sprich






(A) (C)



(B) (D)


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

den Grünlandumbruch. Sie haben gesagt, wir würden den
Grünlandumbruch schon sehr weitgehend verbieten.

Ganz so ist es aber nicht. Auch Sie wissen, dass wir in
vier Bundesländern über der 5-Prozent-Grenze liegen.
Das liegt auch daran, dass es kein generelles Verbot gibt,
sondern dass man die Flächen saldieren kann. Das heißt,
dass man gute Moorböden gegen schlechte Böden tau-
schen kann. All das wollen wir eigentlich nicht.

In der Anhörung ist ganz deutlich geworden, dass
30 Prozent der CO2-Emissionen in Mooren durch Grün-
landumbruch erfolgen. Moore umfassen nur 8 Prozent
der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Deutsch-
land. Hat sich die Bundesregierung angesichts dessen
eine Strategie zur Vermeidung von CO2-Emissionen
überlegt? Hat sich die Bundesregierung schon andere Er-
werbsmöglichkeiten für die dortigen Bauern überlegt?

Dr
Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1702608300


Sie haben zu Recht auf den ganz wichtigen Bereich
der Moore aufmerksam gemacht. Dieser Bereich steht
nicht so im Fokus der öffentlichen Diskussion. Er war
Teil der Anhörung. Natürlich haben wir das, wonach Sie
gefragt haben, in unsere aktuellen Überlegungen aufge-
nommen. Für unsere Experten auf dem Gebiet der
Agrarforschung waren dies natürlich keine neuen Er-
kenntnisse; an einer Lösung der Probleme wird seit Jah-
ren gearbeitet.

Wir sehen den Grünlandumbruch genauso kritisch wie
Sie. In der Tat gibt es die eine oder andere Region, in der
dieses Thema vielleicht mit einem stärkeren Bewusstsein
behandelt werden muss. Das Grünland hat einen hohen
Stellenwert. Auch durch die Cross-Compliance-Regelun-
gen wird dies deutlich gemacht. Wir versuchen, nicht zu-
letzt durch besondere Förderansätze, zum Erhalt des
Grünlandes, auch was seinen jetzigen prozentualen An-
teil angeht, beizutragen.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702608400

Kollegin Wolff, Sie haben die Möglichkeit zu einer

zweiten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702608500

Ist die Bundesregierung bereit, gerade beim Umbruch

von Mooren ein strengeres Regime anzulegen, sprich:
zieht sie ein generelles Grünlandumbruchverbot in Er-
wägung?

Dr
Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1702608600


Den Umbruch von Mooren werden wir auf dem Hin-
tergrund der Darlegungen der Anhörung im Ausschuss
einer gezielten Überprüfung unterziehen.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702608700

Ich bitte, Nachfragebedürfnisse in Zukunft etwas frü-

her zu signalisieren. Ich lasse die beiden angemeldeten
Nachfragen noch zu, mit der Bitte, wirklich Fragen zu
stellen und darauf Rücksicht zu nehmen, dass auch die
nachfolgenden Kollegen Antworten auf ihre Fragen be-
kommen sollen.

Kollege Ott, Sie haben das Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702608800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Ich weiß das zu schät-

zen. – Herr Staatssekretär, Sie haben auf die Fragen der
Kollegin Wolff und übrigens auch auf meine, was Grün-
landumbruch und Fleischkonsum betraf, sehr auswei-
chend geantwortet.

Für die Emissionen der Landwirtschaft gibt es einen
dritten zentralen Grund: den Einsatz von Düngemitteln.
Plant die Bundesregierung, planen Sie, plant Ihr Ministe-
rium eine stärkere Einschränkung des Stickstoffgehalts
der Böden durch eine restriktivere Düngemittelverord-
nung?

Dr
Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702608900


Ihre Frage suggeriert, dass wir darauf in den letzten
Jahren nicht streng genug geachtet haben. Die von mir
genannten Zahlen bezüglich der Reduzierung von Lach-
gasemissionen beweisen das Gegenteil.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702609000

Die letzte Nachfrage stellt der Kollege Ostendorff.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702609100

Herr Staatssekretär, Sie haben ausgeführt, dass die

landwirtschaftlichen Tierhaltungsbetriebe mit Ammoniak-
filtern ausgerüstet seien. Ist Ihnen bekannt, dass das bei
der großen Mehrheit der landwirtschaftlichen Bauvorha-
ben nicht zwingend vorgeschrieben ist? Der landwirt-
schaftliche Hähnchenmäster mit 39 900 Hähnchen macht,
wenn es gut geht, 8 Cent Gewinn pro Hähnchen. Eine Am-
moniakfilteranlage kostet pro Hähnchen 10 Cent. Wo ist
dieser Ammoniakfilter Ihrer Erkenntnis nach eingebaut
worden?

Dr
Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702609200


Für Ammoniakemissionen gibt es eine Obergrenze
von 550 000 Tonnen pro Jahr – wie Sie wissen, gibt es
dazu eine neue Richtlinie –; die Höchstgrenze darf nicht
überschritten werden. Wir müssen jetzt eine neue Imple-
mentierung umsetzen. Positive Auswirkungen durch den
Einbau solcher Ammoniakfilter in größeren und moder-
nen Ställen gibt es schon heute.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702609300

Ich rufe die Frage 5 des Kollegen Michael Roth auf:

Welchen Einfluss hat das Bundesministerium für Ernäh-
rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz auf die High Le-
vel Group Milk, die den Ausstieg aus der Milchquote 2015
vorbereitet, und welche Überlegungen gibt es für mögliche
neue Marktinstrumente nach 2015?

Bitte, Herr Staatssekretär.






(A) (C)



(B) (D)

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702609400


Frau Präsidentin! Herr Roth, ich freue mich, dass ich
von Ihnen als Außenpolitiker eine umfassende Frage zur
Zukunft der EU-Milchpolitik bekomme. Ich würde dazu
gerne ein 30-minütiges Spontanreferat halten. Darf ich,
Frau Präsidentin?


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702609500

Dürfen Sie nicht. Dazu müssten Sie sich mit dem Kol-

legen Roth und den anderen Fachpolitikern in einer an-
deren Veranstaltung verabreden.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702609600


Ich bitte dann aber den Fragesteller, auch mit kurzen
Hinweisen einverstanden zu sein. Es handelt sich näm-
lich wirklich bei der Frage zur High Level Group Milk
um eine globale Frage. Diese Gruppe berät ja derzeit in
Brüssel die gesamten mittel- und langfristigen Aspekte
einer zukünftigen EU-Milchpolitik. Die Bundesregie-
rung wird nun gefragt, wie sie dazu stehe.

Meine Damen und Herren, die Milcherzeuger in Eu-
ropa sind in einer Krise. Das wissen wir alle. Die High
Level Group hat vonseiten der Kommission den Auftrag,
für die Kommission und dann für den Rat Vorschläge zu
erarbeiten, wie wir nach dem Auslaufen der Milchquote
2014 weiter vorgehen können. Ich möchte es einmal fol-
gendermaßen zusammenfassen:

Erstens. Es besteht ein breiter Konsens unter den Mit-
gliedstaaten hinsichtlich der Marktinstrumente. Wir brau-
chen auch zukünftig ein wirksames Sicherheitsnetz.

Zweitens. Eines der Hauptprobleme ist die Preisvola-
tilität. Die Ausschläge bei den Milchpreisen ähneln de-
nen am Neuen Markt. Das gab es 40 Jahre lang nicht auf
dem Milchmarkt, dass erst wie im Jahr 2007 die von den
Erzeugern zu erlösenden Preise auf 40 Cent und darüber
steigen und dann innerhalb von einem Jahr auf 20 Cent
fallen. Wie reagiert man darauf? Ein Vorschlag der High
Level Group Milk lautet, auch für Milchprodukte einen
Warenterminmarkt einzuführen. Das ist in der Landwirt-
schaft, bei den Produzenten und bei den Verarbeitern,
umstritten. Wir müssen uns dazu zusammen mit der
Branche eine Meinung bilden.

Drittens. Grundkonsens mit der Branche und mit dem
Kartellamt besteht darin, dass es darum gehen muss, die
Verhandlungsmacht der Milcherzeuger zu stärken, nicht
nur national, sondern europaweit. Derzeit ist die Situa-
tion so, dass der Preis von oben gebildet wird. Das heißt,
die große Nachfragemacht der deutschen Discounter
setzt Preissignale bei den zu verarbeitenden Produkten
der weißen Linie, und diese werden über die Molkereien
an die Erzeuger weitergegeben. Derjenige, der dabei
ganz vorn im Boot sitzt, nämlich der Milcherzeuger,
muss mit Preisen zurechtkommen, die keine langfristige
Produktionsperspektive eröffnen. Deshalb steht im Mit-
telpunkt eine Stärkung der Verhandlungsmacht der Mil-
cherzeuger.

Es gibt insgesamt drei bis vier Ansätze, bei denen
Übereinkommen in der High Level Group besteht. Die
Gruppe setzt ihre Arbeit fort. Wir werden dem Parlament
natürlich im Ausschuss und, wenn es gewünscht ist,
auch hier detailliert Auskunft darüber geben, wie wir uns
positionieren.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702609700

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702609800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Mit Verlaub, Herr

Staatssekretär, ich habe Ihnen als Europapolitiker eine
ganz konkrete Frage gestellt. Sie haben sie mir aber
nicht so konkret beantwortet, wie ich es mir gewünscht
hätte. Insofern stelle ich gerne noch eine Nachfrage:
Spielt bei den Diskussionen in der High Level Group
Milk auch eine Regulierung der Milchmengen, wie sie
von einigen Beteiligten immer wieder gefordert wird,
eine entsprechende Rolle?


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1702609900

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702610000


Lieber europapolitischer Kollege Michael Roth, was
heißt Regulierung? Wenn Sie damit eine Fortgeltung der
Quote meinen, dann kann ich diese Frage mit Nein be-
antworten.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sonst?)



Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702610100

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702610200

Sehen Sie denn neben einer Quotenregelung, die – das

ist ja allen bekannt – 2015 ausläuft, weitere Möglichkei-
ten einer Regulierung? Wenn ja, wie könnten diese aus
Sicht der Bundesregierung aussehen?

Dr
Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1702610300


Wir gehen davon aus, dass die Quote ausläuft. Darauf
müssen sich die Betriebe in Deutschland einstellen, in-
dem sie leistungsfähiger werden. Zugleich aber müssen
wir sie auf der Kostenseite entlasten. Das ist ein Punkt.

Wir müssen darüber hinaus dafür sorgen, dass die
Wertschätzung und die Wertschöpfung von Milch und
Milchprodukten insgesamt im Rahmen der agrarischen
Erzeugung gestärkt werden. Es kommt zu wenig beim
Landwirt an. Das betrifft die gesamte Wertschöpfungs-
kette. Hier gibt es nur wenige Möglichkeiten, regulie-
rend in die Märkte einzugreifen.






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702610400

Wir kommen zur Frage 6 des Kollegen Michael Roth:

Wie ist der Stand der Simulation bezüglich der acht bio-
physikalischen Kriterien für die Neuabgrenzung der benach-
teiligten Gebiete, die von der Europäischen Kommission vor-
geschlagen worden sind, und wann ist mit den Ergebnissen zu
rechnen?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702610500


Dies ist ein spannendes Thema für Insider der Agrar-
politik. Deutschlands gesamte Agrarfläche ist in nicht
benachteiligte und in benachteiligte Agrarzonen aufge-
teilt. Daraus resultieren entsprechende Fördermöglich-
keiten über Programme der Europäischen Union, aber
auch über nationale Programme.

Nunmehr soll es zu einer Neuabgrenzung der benach-
teiligten Agrarregionen kommen. Dazu hat die Kommis-
sion in einer Mitteilung das neue Konzept sogenannter
biophysikalischer Indikatoren vorgelegt. Wir haben
diese angewandt und simuliert, was dies für Deutschland
bedeuten würde. Die Anwendung dieser Indikatoren
würde vom Ergebnis her zu einer erheblichen Verschie-
bung der Gebietskulisse führen. Das heißt, 2,7 Millionen
Hektar bzw. fast ein Drittel der bisherigen Gebiets-
kulisse von 8,9 Millionen Hektar fielen heraus und circa
1,8 Millionen Hektar kämen neu hinzu. Die neue Ge-
bietskulisse würde circa 8 Millionen Hektar umfassen.

Nun müsste man für alle betroffenen Regionen über-
prüfen – ich lade Sie gerne dazu ein, dies im Fachaus-
schuss ganz konkret darzustellen –, welche Flächen he-
rausfallen. Es ist zum Beispiel zu fragen, ob die Schwä-
bische Alb oder Flächen in Mecklenburg-Vorpommern
darin noch enthalten sind und welche Konsequenzen
dies hätte.

Wir sehen sehr kritisch, was vonseiten der Kommis-
sion hier vorgeschlagen wurde. Ich kann zusammenfas-
sen: Wir lehnen den Vorschlag der Kommission zur Neu-
abgrenzung ab und haben dies dem zuständigen
Kommissar in dieser Woche in einem persönlichen Ge-
spräch auch dargelegt. Denn wir bezweifeln, dass wir
damit einen Zuwachs an Einheitlichkeit, Kohärenz oder
Transparenz bekämen.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702610600

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702610700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

habe ich Sie jetzt richtig verstanden, dass Sie vor dem
Hintergrund der Simulationsergebnisse der EU-Kom-
mission vorschlagen werden, dass alles beim Alten
bleibt?

Dr
Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1702610800


Nein. Die Bundesregierung lehnt die Neuabgrenzung
auf der Basis des Kommissionsmodells ab. Wir müssen
aber davon ausgehen, dass es eine modifizierte Fortfüh-
rung gibt. Deshalb haben wir eigene weitere Vorschläge
eingebracht. Wir setzen uns für eine Modifizierung der
Gebietsabgrenzung auf Basis des deutschen Indexsys-
tems, das von der Ertragsmesszahl ausgeht, ein. Sie wis-
sen, da mit der ELER-Verordnung beschlossen wurde,
dass naturbedingte Nachteile maßgeblich sind, kann die
Abgrenzung auf Basis der landwirtschaftlichen Ver-
gleichszahl nicht mehr fortgesetzt werden. Das ist das
Problem.

Auch mit der Anwendung der EMZ, der neuen Er-
tragsmesszahl, ist eine Neuabgrenzung verbunden, deren
Ergebnis aber näher am heutigen Status quo als an dem
Ergebnis, zu dem der Kommissionsvorschlag führen
würde, liegen dürfte. Wir halten das Bewertungssystem
auf Basis der EMZ generell für sachgerechter als das auf
biophysikalischen Indikatoren beruhende Konzept der
Kommission.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702610900

Ihre zweite Nachfrage, bitte.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702611000

Gerne, Frau Präsidentin. – Sehen Sie, Herr Staatsse-

kretär, auf EU-Ebene Bündnispartner für die Position der
Bundesregierung?

Dr
Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1702611100


Die Bundesregierung hat immer Bündnispartner.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Die Frage ist, ob wir die entscheidende Mehrheit haben.
Das Gespräch mit dem zuständigen Kommissar hat ge-
zeigt, dass die Kommission unseren Positionen gegen-
über aufgeschlossen und offen ist. Ich gehe davon aus,
dass sich unsere Ministerin wie in vielen anderen Punk-
ten erfolgreich durchsetzen wird.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702611200

Ich rufe die Frage 7 der Kollegin Elvira Drobinski-

Weiß auf:
Wann genau hat das Bundesamt für Verbraucherschutz

und Lebensmittelsicherheit, BVL, dem Ruhen des Verfahrens
zugestimmt, und wann genau wurde Bundesministerin Ilse
Aigner darüber informiert, dass das Verwaltungsgericht
Braunschweig das Ruhen des Verfahrens in Sachen Monsanto
gegen das BVL angeordnet hat?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702611300


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die
Frage ist in Fortsetzung zur Fragestunde vom 24. Fe-
bruar zu sehen. Ich möchte sie wie folgt beantworten: Das
beklagte BVL hat auf Anfrage des Verwaltungsgerichts
Braunschweig dem Begehren des Klägers, dem Biotech-
nologieunternehmen Monsanto, das Verfahren ruhen zu
lassen, mit Schreiben vom 5. Februar 2010 zugestimmt.






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Dr. Gerd Müller
Die gerichtliche Ruhensanordnung ist dem BVL am
Dienstag, dem 16. Februar 2010, zugestellt worden. Frau
Bundesministerin Aigner wurde am Donnerstag, dem
18. Februar 2010, darüber informiert, dass das Verwal-
tungsgericht Braunschweig das Ruhen des Verfahrens in
Sachen Monsanto gegen BVL angeordnet hat.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702611400

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702611500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Die Firma Monsanto

möchte ihre Neuzulassung irgendwann beschieden ha-
ben. Herr Staatssekretär, in diesem Zusammenhang inte-
ressiert mich, wie sich die Bundesregierung bei der Ab-
stimmung zu der Neuzulassung von MON 810 in
Brüssel verhalten wird.

Dr
Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1702611600


Wir warten den Antrag ab.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702611700

Ihre zweite Nachfrage?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702611800

Ich bin von Ihrer Antwort etwas überrascht. Im Koali-

tionsvertrag steht, dass Sie aufgrund der Entscheidung
des Gerichts Ihre Haltung dazu darlegen würden. Ich
wundere mich schon etwas, dass Sie ein Verfahren, das
Sie eindeutig gewinnen würden, nicht weiter verfolgen
und damit auch nicht zur Grundlage für eine Entschei-
dung in Brüssel machen.

Dr
Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1702611900


Wie wir es mit Ihnen in der vormaligen Regierung ge-
tan haben, werden wir diese Frage, sobald sie zu beant-
worten ist, auf der Basis des Koalitionsvertrages mit un-
serem Koalitionspartner diskutieren und anschließend
entscheiden.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702612000

Die Fragen 8 bis 11 beschäftigen sich mit der Kenn-

zeichnung von Lebensmittelnährwerten.

Ich rufe die Frage 8 der Kollegin Elvira Drobinski-
Weiß auf:

Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus den Er-
gebnissen der Studie der Food Standards Agency, FSA, über
die Verständlichkeit verschiedener Nährwertkennzeichnungs-
systeme, nach denen Nährwertinformationen, die mit den
Ampelfarben Rot, Gelb und Grün kombiniert sind, am besten
verstanden werden?

Bitte, Herr Staatssekretär.
Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702612100


Ich antworte wie folgt: Wir kommen zu dem Schluss,
dass die Verbraucher in Großbritannien das Darstel-
lungssystem zur Nährwertinformation verstehen. Uns
liegen Untersuchungen vor, dass die Verbraucherinnen
und Verbraucher in Deutschland unser vorgeschlagenes
System ebenfalls verstehen.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702612200

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702612300

Vielen Dank. – Ich wünschte, es wäre so, dass sie es

tatsächlich verstünden. Nur glaube ich, dass wir dann die
Kosten für medizinische Behandlungen, gerade für die
Folgen von Übergewicht, die sich im zweistelligen Mil-
liardenbereich bewegen, nicht hätten.

He
Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1702612400
Ist es die Lebens-
mittelwirtschaft oder sind es die entsprechenden Ver-
bände, wie der Berufsverband der Kinder- und Jugend-
ärzte, der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen
oder auch die Bundesärztekammer?

Dr
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1702612500


Frau Kollegin, die Themen Ernährung, Nährwert-
kennzeichnung, Verbraucherinformation, Ernährungsbil-
dung und Aufklärung haben einen hohen Stellenwert bei
der Bundesregierung. Wir sollten diesen Themen auch in
der Gesellschaft eine viel größere Aufmerksamkeit bei-
messen.

Wir sehen mit großer Sorge die von Ihnen angespro-
chene Problematik. Wenn wir die Nationale Verzehrstu-
die und die Folgen einer falschen Ernährung für die Ge-
sundheit von Kindern und Jugendlichen, eigentlich für
die Gesundheit von uns allen betrachten, dann stellen
wir fest, dass ganz entschieden gegengesteuert werden
muss. Es ist wichtig, Ernährungswissen und Ernährungs-
bewusstsein zu schaffen, und zwar in vielfältiger Weise.
Im Laufe eines Lebens nehmen wir circa 100 000 Mahl-
zeiten zu uns. Die Verbraucherinnen und Verbraucher
können aus circa 250 000 verschiedenen Produkten wäh-
len, wenn sie einkaufen gehen. Die Frage ist nun: Wel-
che Entscheidung, welche Wahl trifft der Einzelne für
sich? Daraus ergeben sich Folgen für Entwicklung und
Gesundheit.

Deshalb sind Information, Erziehung und Aufklärung
wichtig. Das beginnt bereits bei der Schwangeren, bei
Vater und Mutter, beim Baby, geht über das Kleinkind,
und endet im hohen Alter. Gesunde Ernährung und Be-
wegung sind die zwei Grundkomponenten für ein gesun-
des Leben und Altern. Dem messen wir einen sehr hohen
Stellenwert bei.






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Dr. Gerd Müller
Nun wissen Sie, dass nach geltendem EU-Recht eine
Nährwertkennzeichnung grundsätzlich freiwillig ist. Die
Europäische Union berät derzeit über einen Verord-
nungsvorschlag, der in wenigen Wochen dem Europäi-
schen Parlament zur ersten Lesung vorgelegt wird. Darin
geht es darum, wie dieses Nährwertkennzeichnungssys-
tem europaweit verständlich, nachvollziehbar, nicht zu
kompliziert, aber doch ein Stück weit einheitlich gestal-
tet werden könnte. Das von uns vorgeschlagene und
bereits getestete System „1 plus 4“, ein Modell für er-
weiterte Nährwertinformationen auf Lebensmittelver-
packungen, scheint sich – darüber sind wir sehr froh –
als Basis, als Modell durchzusetzen. Das ist doch ein
schöner Erfolg, an dem auch Sie, Frau Drobinski-Weiß,
einen Anteil haben. Wir haben daran etwa zwei Jahre ge-
arbeitet.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702612600

Zu einer Nachfrage hat die Kollegin Kathrin Vogler

das Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702612700

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Mich würde inte-

ressieren, auf welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen
oder Studien Ihre Einschätzung beruht, dass die Verbrau-
cherinnen und Verbraucher in Deutschland das von Ih-
nen präferierte System der Lebensmittelkennzeichnung
ebenso gut verstehen – vielleicht sogar besser – wie die
Verbraucherinnen und Verbraucher in Großbritannien
das Ampelsystem.

Dr
Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702612800


Wir haben den Verbraucherinnen und Verbrauchern
unser „1 plus 4“-Modell vorgestellt und im März 2008
eine repräsentative Meinungsbefragung durchgeführt.
Das Ergebnis war, dass über 80 Prozent der Befragten
dieses Modell als informativ, verständlich und übersicht-
lich bewerteten. Das ist ein sehr gutes Ergebnis.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702612900

Wir kommen damit zur Frage 9 der Kollegin Kerstin

Tack:
Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung für

die Kennzeichnung von Lebensmittelnährwerten mithilfe von
Ampelfarben aufgrund der Tatsache, dass bei der Kennzeich-
nung der Energieeffizienzstandards für Elektrogeräte eine
Ampelkennzeichnung – rot: hoch, gelb: mittel, grün: niedrig –
bereits eingeführt und akzeptiert ist?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702613000


Ich habe schon dargelegt, dass die Briten ihren Weg
gehen, ihr System anwenden. Sie haben getestet, ob die
Ampel dort verstanden wird. Dazu haben sie ihre Ergeb-
nisse vorliegen. Wir gehen einen anderen Weg. Die Am-
pel verpflichtend vorzuschreiben, ist nicht das Modell,
das wir in Deutschland anwenden wollen. Im Übrigen
wird dieser Vorschlag auch in der Europäischen Union
von keinem Mitgliesstaat eingebracht.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702613100

Dann kommen wir zur Frage 10 der Kollegin Tack:

Wie bewertet die Bundesregierung den Umstand, dass in
Großbritannien eine Auswertung britischer Supermarktketten
ergab, dass der Absatz ausgewogener Produkte seit Einfüh-
rung der Ampelkennzeichnung signifikant gestiegen ist im
Vergleich zu gehaltvolleren Produkten wie zum Beispiel
Sandwiches?

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702613200


Sie fragen nach den Konsequenzen. Ihre Frage lautet:

Wie bewertet die Bundesregierung den Umstand,
dass in Großbritannien eine Auswertung britischer
Supermarktketten ergab, dass der Absatz ausgewo-
gener Produkte seit Einführung der Ampelkenn-
zeichnung signifikant gestiegen ist im Vergleich zu
gehaltvolleren Produkten …?

Ich habe die Frage bewusst vorgelesen, damit Sie verste-
hen, dass sich aus der Frage schon die Antwort ergibt.

Meine Damen und Herren, soll der Staat eine Vorgabe
machen, welche der 240 000 möglichen Produkte, aus
denen der Verbraucher oder die Verbraucherin auswäh-
len kann, ausgewogene Produkte und welche gehaltvolle
Produkte sind? Das kann er sicher nicht.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Doch, das soll er!)


Das werden wir auch nicht machen. Vielmehr werden
wir den Verbraucherinnen und Verbrauchern mit der
Nährwertkennzeichnung einen Schlüssel an die Hand
geben, der es ihnen ein Stück weit erleichtert, ihre Ent-
scheidung eigenverantwortlich zu treffen.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702613300

Jetzt haben Sie, Frau Tack, das Recht, vier Nachfra-

gen zu den Antworten zu stellen, die Sie eben bekom-
men haben. Dann kommen wir zu den Nachfragen wei-
terer Kolleginnen und Kollegen. Bitte, Kollegin Tack.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702613400

Schönen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekre-

tär, ich nehme zur Kenntnis, dass Sie meine erste Frage
nicht beantwortet haben, obwohl Sie das eben fälschli-
cherweise behauptet haben. Aber ich fange mit den
Nachfragen zu der Antwort auf meine zweite Frage an.
Dabei geht es um die Untersuchung in Großbritannien.

Nicht etwa die Politik, sondern die Supermärkte sel-
ber haben festgestellt, dass sich die sehr gute Transpa-
renz und Offenlegung ausgezahlt haben. Das ist auch im
Sinne der Supermärkte gewesen, die gesagt haben, sie
wollen eine verständliche und transparente Kennzeich-
nung. Es scheint – das ergibt zumindest die Untersu-
chung in Großbritannien – für die Verbraucherinnen und
Verbraucher sehr einfach gewesen zu sein, durch die
Ampelkennzeichnung herauszubekommen, welches Pro-






(A) (C)



(B) (D)


Kerstin Tack
dukt oder Präparat unbedenklich ist. Das Beispiel mit
dem Sandwich ist deswegen nur eine mögliche Form der
Ernährung.

Die Frage war, welche Erkenntnisse Sie daraus ge-
winnen, dass es so zu sein scheint, dass die Verbrauche-
rinnen und Verbraucher in Großbritannien aufgrund die-
ser Ampelkennzeichnung ihr Kaufverhalten geändert
haben. Hat das einen Einfluss auf die Meinung der Bun-
desregierung zur Frage der Ampelkennzeichnung?


Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1702613500

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702613600


Es hat aus der Sicht der Bundesregierung keinen Ein-
fluss auf die Beurteilung der Ampelkennzeichnung. Wir
werden die Ampelkennzeichnung in Deutschland nicht
verpflichtend zur Grundlage machen. Wir sehen darin
nach den Ergebnissen der britischen Studie und nach
dem Marktverhalten keinen für uns nachvollziehbaren
Weg.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702613700

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702613800

Meine zweite Nachfrage. Die EU – das hatten Sie ge-

rade angesprochen – beschäftigt sich derzeit mit der
Frage, wie man EU-weit die Rechte von Verbraucherin-
nen und Verbrauchern schützen und Produkte transpa-
rent machen kann. Meine Frage ist, inwieweit das Sys-
tem der Ampel in Großbritannien und die Erfahrungen
damit auch bei den Verhandlungen in der EU eine Rolle
gespielt haben oder ob sie noch eine Rolle spielen wer-
den.

Dr
Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1702613900


Nach derzeitigem Stand, soweit ich informiert bin,
wurde das britische Modell von keinem der 27 EU-Mit-
gliedstaaten als Grundlage für die Beratung des EU-Ver-
ordnungsentwurfs in Brüssel eingebracht.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702614000

Sie haben das Wort zu einer dritten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702614100

Meine dritte Nachfrage bezieht sich auf die Frage, die

noch nicht angesprochen wurde. Das ist der Umstand,
dass wir in Deutschland schon eine Ampelkennzeich-
nung haben, nämlich im Bereich der Elektrogeräte. Dort
ist es heute schon so, dass die Verbraucherinnen und
Verbraucher beim Kauf einer neuen Waschmaschine, ei-
nes Kühlschrankes – oder was auch immer – an den Ge-
räten eine Ampelkennzeichnung mit Grün, Gelb oder
Rot vorfinden, die ihnen einen Anhaltspunkt über den
Verbrauch gibt.
Deswegen war meine Frage, welche Schlussfolgerun-
gen die Bundesregierung daraus zieht, dass wir in Teil-
bereichen unserer Wirtschaft schon eine Ampelkenn-
zeichnung haben, die bei den Verbraucherinnen und
Verbrauchern große Akzeptanz findet.

Dr
Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1702614200


Ich glaube, Waschmaschinen und Lebensmittel sind
zwei Paar Stiefel. Es ist ein Unterschied, ob wir die Am-
pelkennzeichnung bei einer Waschmaschine oder einer
Weißwurst anwenden; das kann man sicher nicht als Ba-
sis nehmen.

Ich möchte Ihnen noch Folgendes konkret sagen: Kein
Mitgliedstaat der EU – wenn dieses System in Großbri-
tannien so erfolgreich wäre, würden auch andere Staaten
es zur Grundlage machen – hat das britische Modell als
Vorschlag in Brüssel eingebracht. Wir sind vielmehr der
Meinung – ich möchte das noch einmal sagen –, dass es
wichtig ist, den Verbraucherinnen und Verbrauchern die
grundlegenden Informationen über eine nachvollzieh-
bare, simple Kennzeichnung auf jedem Produkt zu geben.
Wenn Sie einen Mars-Riegel kaufen – jetzt mache ich
vielleicht Werbung; ich nehme dieses Beispiel, weil auf
der Besuchertribüne auch junge Menschen sitzen –, dann
muss der Kalorienwert erkennbar sein; denn der Brenn-
wert ist ein ganz entscheidender Punkt bei einem Produkt.
Den Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydra-
ten, Zucker und Salz werden wir auch angeben. Dies ist
das „1 plus 4“-Modell.

Entscheidend ist, ob die Grundbotschaften nachvoll-
ziehbar sind. Ein Jugendlicher soll wissen: Wenn ich am
Tag beispielsweise eine Flasche Apfelsaft trinke, dann
nehme ich 25 Prozent meines Tagesbedarfs an Zucker
auf. Dies kann er in Zukunft durch eine kurze, klare
Kennzeichnung erkennen. Er kann auch erkennen, dass
beispielsweise eine Flasche Cola ein Drittel des Zucker-
bedarfes abdeckt


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist viel mehr!)


und welchen Prozentsatz des Kalorienbedarfes fünf Fla-
schen Cola abdecken.

Ich glaube, dieses Modell, das es bereits gibt – die Er-
nährungswirtschaft hat es schon zum Teil aufgegriffen –,
ist für den Verbraucher nachvollziehbar. Das hat die re-
präsentative Umfrage ergeben. Deshalb ist es auch Basis
der Diskussionen über den Vorschlag für eine neue Ver-
ordnung der EU mit dem Ziel, dies für alle 27 Mitglied-
staaten der EU – selbstverständlich mit Modifikationen –
zur Grundlage zu machen.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702614300

Sie haben die Möglichkeit zu einer vierten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702614400

Ja, gerne. – Nun liegen uns diverse Studien und auch

Empfehlungen sämtlicher Verbraucherzentralen, ein-
schließlich der Bundeszentrale, und sämtlicher medizini-






(A) (C)



(B) (D)


Kerstin Tack
scher Organisationen vor, die sich sehr stark für eine
klare und transparente Kennzeichnung aussprechen und
die Politik auffordern, die Ampelkennzeichnung, da sie
das beste Instrument für Transparenz und niedrigschwel-
lige Information ist, einzuführen. Deshalb ist es noch
weniger verständlich, warum wir bei Elektrogeräten die
Ampelkennzeichnung in Ordnung finden, in anderen Be-
reichen aber nicht.

Meine Frage ist, wie Sie auf all diese Empfehlungen
und Wünsche, insbesondere der Verbraucherzentralen
und der Medizin, reagieren, die vorschlagen, auch im
Bereich der Lebensmittel die Ampelkennzeichnung ein-
zuführen.

Dr
Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1702614500


Das alles wird selbstverständlich ernst genommen.
Ich kann Ihnen aber genauso die Gegenpositionen dar-
stellen. Das Schöne an der Wissenschaft ist ja, dass man
immer die gesamte Breite des Meinungsspektrums doku-
mentiert bekommt. Das setzt sich dann auch in den Ver-
bänden fort. Das darf hier keine ideologische Entschei-
dung sein. Ich sehe, dass beispielsweise die Deutsche
Gesellschaft für Ernährung das Fehlen einer wissen-
schaftlichen Grundlage für die Ampelkennzeichnung be-
klagt.

Wir bauen bei unserer Politik stark auf die Aussagen
eigener unabhängiger Institute. Wir haben in Karlsruhe
eine Bundesanstalt, die sich mit den zentralen Fragen der
Ernährung beschäftigt. Wir wollen ein System, das für
Verbraucherinnen und Verbraucher nachvollziehbar, das
einfach und verständlich ist, so wie das „1 plus 4“-Mo-
dell; das findet Akzeptanz.

Ich möchte sagen: Mit der Kennzeichnung allein ist
es nicht getan. Wir müssen hier einen viel umfassende-
ren Ansatz wählen. Dazu zählt ganz bewusst das Thema
Bildung in der gesamten Breite. Die Bundesländer sind
in der Schul- und Bildungspolitik gefordert. Sie sollten
die Ernährungsbildung in den Schulplänen verankern.
Schule ist für das Leben, und Ernährung ist die Grund-
frage des Lebens. Deshalb gehört diese Grundfrage in
alle unsere Schulen, aber auch weit darüber hinaus. Je-
dem von uns tut es gut, wenn er sich mit diesem Thema
stärker beschäftigt.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702614600

Zu einer Nachfrage hat die Kollegin Vogler das Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702614700

Vielen Dank. – Herr Staatssekretär, ich finde es ganz

interessant, dass Sie die Bildung erwähnt haben. Meine
Tochter ist vor zwei Jahren aus der Grundschule mit Ma-
terialien nach Hause gekommen, in denen die Lebens-
mittelpyramide dargestellt wurde: Was man viel essen
soll, was man wenig essen soll und was man nach Mög-
lichkeit meiden soll. Das war ganz interessant: Unten
war diese Pyramide grün, in der Mitte gelb und oben
– dort, wo aufgeführt war, was man nur ganz wenig es-
sen sollte, zum Beispiel Süßigkeiten – rot. Das hat meine
Tochter schon in der zweiten und dritten Klasse ganz
hervorragend verstanden.

Mich würde, rekurrierend auf Ihre Antwort von vor-
hin, interessieren, ob die von Ihnen durchgeführte Ver-
braucherbefragung, die Sie gerade angesprochen haben,
eine vergleichende Studie war, in der die Verbraucherin-
nen und Verbraucher verschiedene Modelle hinsichtlich
ihrer Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit bewerten
konnten, oder ob es sich um eine Studie gehandelt hat, in
der Sie nur Ihr eigenes Modell haben bewerten lassen.
Denn die Fragestellungen solcher Studien beeinflussen
das Ergebnis immer wieder ganz maßgeblich.

Dr
Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702614800


Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass die Verbrau-
cherinnen und Verbraucher, wir alle, mit der derzeitigen
Nährwertkennzeichnung häufig nicht zurechtkommen
und überfordert sind; wenn Sie sich einzelne Produkte
einmal bewusst ansehen, werden Sie das feststellen. Da-
rauf muss man reagieren. Natürlich ist die Angabe von
Inhaltsstoffen, von Zusatzstoffen usw. absolut notwen-
dig. Hier wird es im Sinne der Betroffenen – es gibt viele
Menschen, zum Beispiel Diabetiker und Allergiker, die
ganz bewusst und gezielt bestimmte Produkte einkaufen
müssen – noch zu Quantensprüngen kommen, auch auf-
grund technischer Möglichkeiten, zum Beispiel durch
den Einsatz von Scannern.

Für die große Masse der Verbraucherinnen und Ver-
braucher ist das heutige System kaum verständlich und
nachvollziehbar und zu kompliziert. Deshalb haben wir
das „1 plus 4“-Modell entwickelt und es am Markt er-
probt; das war die Grundlage. Das Ergebnis war, dass
80 Prozent der Befragten gesagt haben: Das ist für uns
eine Basis. Das verstehen wir. Dieses Modell ist einfach.
Damit könnten wir unser Einkaufsverhalten und unser
Ernährungsverhalten korrigieren und neu ausrichten.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702614900

Wir kommen zu Frage 11 der Kollegin Petra Crone,

der letzten Frage zu diesem Themenkomplex:
Wie bewertet das Bundesministerium für Ernährung,

Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Aufforderung ei-
nes breiten Bündnisses von Verbänden wie dem AOK-Bun-
desverband, der Bundesärztekammer, dem diabetesDE, dem
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands, der
Deutschen Herzstiftung, dem GKV-Spitzenverband und dem
Verbraucherzentrale Bundesverband, sich im Rahmen der
Verhandlungen der EU-Lebensmittelinformationsverordnung
für eine EU-weite Ampelkennzeichnung einzusetzen?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702615000


Die Bundesregierung hält die Ampelkennzeichnung
nicht für ein Darstellungssystem – ich sage es noch ein-
mal –, mit dem Verbraucherinnen und Verbraucher ange-
messen über die Nährwerte von Lebensmitteln infor-
miert werden. Ich verweise erneut auf die Deutsche






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Dr. Gerd Müller
Gesellschaft für Ernährung, die in einer entsprechenden
Pressemeldung vom 25. September 2009 auf das Fehlen
einer wissenschaftlichen Grundlage für die Farbkodie-
rung hingewiesen hat.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702615100

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702615200

Danke schön, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

es hat im Juli 2009 eine Emnid-Umfrage gegeben, in der
sich 69 Prozent der Verbraucher für eine Ampelkenn-
zeichnung ausgesprochen haben. Wie steht die Bundes-
regierung dazu, dass die Menschen eine sehr einfache
Kennzeichnung wünschen? Ich denke dabei auch an äl-
tere Menschen, die vielleicht einmal ihre Brille verges-
sen haben, an kleine Kinder, die noch nicht so gut lesen
können, und an Menschen, die es – vielleicht anders als
Sie – beim Einkaufen eilig haben.

Dr
Petra Crone (SPD):
Rede ID: ID1702615300


Frau Kollegin, die Frage ist in der Tat, was man den
Menschen vorlegt. Jetzt gehe ich ein bisschen ins Detail
und erläutere, was hinter der Ampelkennzeichnung nach
dem britischen Modell steckt.

Nach dem britischen Ampelmodell wird nicht das Le-
bensmittel mit einer Ampelfarbe gekennzeichnet, son-
dern die vier Nährstoffe Zucker, Fett, gesättigte Fettsäu-
ren und Salz. Wir geben sie nach unserem „1 plus 4“-
Modell in Zukunft mit einem Prozentsatz, bezogen auf
den Tagesbedarf, an, wie ich es vorhin beschrieben habe.
Es steht auf einer Flasche zum Beispiel bei „Zucker“:
25 Prozent. Dann weiß ein Jugendlicher nach dem Sport:
Wenn ich zwei Flaschen dieses Getränks trinke, habe ich
50 Prozent meines täglichen Zuckerbedarfs gedeckt. –
Das ist sowohl für Junge als auch für Ältere nachvoll-
ziehbar.

Die Briten machen das anders. Sie kennzeichnen die
vier Nährstoffe Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren und
Salz und verwenden die Farben Rot, Grün und Gelb mit
verschiedenen Punkten. Der Energiegehalt hingegen wird
nicht farbkodiert.

Wenn ich beispielsweise ein Produkt wie Nüsse he-
rausgreife: Die Ampelkennzeichnung – sie bezieht sich
in Großbritannien auf 100 Gramm – führt in dem Fall
dazu, dass diese 100 Gramm Nüsse mit Rot klassifiziert
werden. Es ist aber unstrittig, dass Nüsse durchaus ge-
sund sind; gleichwohl wäre nach dem britischen System
ein roter Punkt auf der Verpackung.

Daran sehen Sie: Wenn wir ins Detail gehen, wird al-
les schwierig, kompliziert und nicht so einfach durch-
schaubar. Man kann den Menschen mit Rot, Gelb, Grün
nicht suggerieren, dass sie, wenn sie sich mit „grünen“
Lebensmitteln ernähren, gesund bleiben. Es wird ja mit
Ihrem Ampelmodell suggeriert, dass sich das Problem
damit schnell lösen lässt. Wenn es so einfach wäre, dass
man nur noch „Grün“ zu essen brauchte und dann hun-
dert Jahre alt würde, dann würde man das sofort machen.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702615400

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage. – Sie

verzichten.

Die Frage 12 der Kollegin Dr. Kirsten Tackmann wird
schriftlich beantwortet.

Wir kommen nun zur Frage 13 des Kollegen
Dr. Wilhelm Priesmeier:

Hält die Bundesregierung nach der letzten Ratssitzung
– 22. Februar 2010 – weiterhin an ihrer Position fest, die das
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz in seinem Papier vom 22. Dezember 2009 ver-
ankert hat, und wie kann das Bestreben Frankreichs nach grö-
ßerer Einflussnahme der Mitgliedstaaten auf die interne
Mittelverteilung bei den Direktzahlungen mit dieser Position
verbunden werden?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702615500


Der Kollege Priesmeier spricht damit eine der zentra-
len Fragen der deutschen Europapolitik an. In den nächs-
ten Monaten wird darüber verhandelt werden, wie sich
der europäische Haushalt für die nächste Finanzperiode
zusammensetzen wird. Vielen Dank, Herr Kollege, dass
ich hier die Möglichkeit habe, einem Vorurteil entgegen-
zutreten. Die Diskussion hat gezeigt, dass die Agrarpoli-
tik und die ländliche Entwicklung keine Politik von
gestern sind, wie Außen- und Europapolitiker, Bildungs-
politiker sowie Forschungs- und Innovationspolitiker
häufig behaupten. Vielmehr ist dies eine Schlüsselbran-
che, eine Zukunftsbranche für die Menschheit. Deshalb
sind die Gelder im europäischen Topf auch sinnvoll an-
gesetzt.

Die europäische Agrarpolitik und die ländliche Ent-
wicklung sind darüber hinaus der einzige voll integrierte
europäische Politikbereich. Deshalb ist sein Anteil am
EU-Haushalt größer als der anderer Politikbereiche. Seit
1990 ist er allerdings von 48 Prozent auf 40 Prozent redu-
ziert worden. Das müssen uns in Europa die Landwirt-
schaft, der Klimaschutz, die nachhaltige Entwicklung,
der Natur-, Wasser- und Ressourcenschutz sowie gesunde
Lebensmittel auch in Zukunft wert sein. Darum danke ich
für diese Frage.

Wir sind bei der Vorbereitung dieser Finanzbe-
schlüsse und bei der Umsetzung der Reformen, Herr
Priesmeier. Wir haben uns für die Entkopplung einge-
setzt, und wir in Deutschland sind bei dieser letzten
Agrarreform in der Endphase der Umsetzung. Andere
Länder sind noch nicht so weit. Es kommt darauf an,
dass 2014 alle denselben Level haben und in Deutsch-
land nicht schon weitere Schritte vorangegangen wer-
den. Hier setzen wir auf den Erhalt der ersten und zwei-
ten Säule. Wie wir die Ausgestaltung in Deutschland
schwerpunktmäßig umsetzen werden, werden wir hier
im Ausschuss, mit den Bundesländern und bei vielen
sich bietenden Gelegenheiten diskutieren.






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702615600

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702615700

Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für Ihren ersten

Teil der Antwort. Wir hatten gestern ein Gespräch mit
dem neuen Agrarkommissar Ciolos. Herr Ciolos hat da-
rauf verwiesen, dass er eine breite öffentliche Diskus-
sion für notwendig erachtet. In welcher Weise wird sich
die Bundesregierung an dieser breiten öffentlichen Dis-
kussion beteiligen, und inwieweit ist die Bundesregie-
rung bereit, über die Struktur der ersten und der zweiten
Säule in absehbarer Zeit oder kurzfristig Auskunft zu ge-
ben?

Dr
Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1702615800


Wir sind immer bereit, Auskunft zu geben. Ich habe
damit im Ausschuss begonnen. Die Ministerin stellt sich
jeder Diskussion in der Öffentlichkeit, im Parlament und
in Brüssel.

Die Diskussion über die zukünftige Gestaltung der
Gemeinsamen Agrarpolitik ist transparent und vollkom-
men offen. Wir diskutieren dies mit den Bundesländern.
Die Fachblätter sind voll davon. Unsere Konzepte liegen
vor. Da gibt es überhaupt kein Geheimnis; denn wir
brauchen die Zustimmung des deutschen Parlamentes.

Wir werben, was die Zukunft der Gemeinsamen Agrar-
politik angeht, aber auch, was die deutsche Haltung zur
zukünftigen Finanzierung der europäischen Politik an-
geht, für einen breiten Konsens im deutschen Parlament.
Wir sollten mit einem Konsens unseres Parlamentes in
die Verhandlungen in Brüssel gehen; nur dann können wir
erreichen, was wir uns vorgenommen haben.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702615900

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702616000

In einem Papier zur Weiterentwicklung der Gemein-

samen Agrarpolitik nach 2013, Stand Dezember 2009,
sprechen Sie von nationalen Plafonds. Inwieweit erach-
ten Sie nationale Plafonds, die den einzelnen Mitglied-
staaten zugewiesen werden, als sinnvolles Instrumenta-
rium zur Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik?
Welche Vorteile hätten solche Plafonds? Wie groß
müsste der nationale Plafond sein, der Deutschland zu-
gewiesen wird?

Dr
Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1702616100


Das ist jetzt eine Spezialfrage. Ich könnte auf diese
Frage antworten; nötig wäre aber eine differenzierte Dis-
kussion. Die Frage ist: Wie teilen wir den europäischen
Kuchen in Zukunft auf: mit einem neuen System oder
aufbauend auf dem jetzigen System?
Dafür sind derzeit viele Ansätze in der Diskussion.
Die einen sagen mit Blick auf die erste Säule: Jedes
Land soll dieselben Direktzahlungen, gewissermaßen
eine Flatrate, bekommen. Die anderen sagen: Geben wir
den einzelnen Mitgliedstaaten einen nationalen Plafond,
lassen wir ihnen damit Spielraum, wie sie das Ganze ma-
chen. – Es gibt noch weitere interessante Vorschläge. Sie
sehen: Das Feld ist offen.

Wichtig ist nur, dass wir in Richtung der Produzenten
– der Landwirtschaft, der Investoren – deutlich machen:
Wir wollen das System nicht komplett auf den Kopf
stellen. Wir brauchen keine neue Revolution der euro-
päischen Agrarpolitik. Wir haben zwei grundlegende
Reformen hinter uns. Deutschland hat die letzte Reform
– Stichwort: Entkopplung – erfolgreich umgesetzt.

Ich führe nachher ein Gespräch mit Bauern, die Stär-
kekartoffeln anbauen. Sie sind in Existenznöten, weil
wir entkoppeln. Wie gesagt, wir sind noch dabei, die
letzten Phasen der letzten Reform umzusetzen. Tragen
wir also nicht zu einer Totalverunsicherung der deut-
schen Landwirtschaft bei! Wir wollen uns deshalb dafür
einsetzen, dass, was den Haushaltsansatz betrifft, Ver-
lässlichkeit für die Zukunft herrscht. Wir wollen den
Rahmen erhalten, wir wollen Stabilität im System. Das
heißt, wir wollen die erste und die zweite Säule als
Grundlage erhalten. Wie wir in der Verteilung der Mittel
feinjustieren – bei der zweiten Säule oder bei der ersten
Säule –, darüber diskutieren wir miteinander, und da
werden Sie umfassend beteiligt.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1702616200

Wir sind damit am Ende der Fragen zu Ihrem Ge-

schäftsbereich. Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär.

Die Frage 14 des Kollegen Peter Friedrich und die
Frage 15 des Kollegen Tom Koenigs – beide beziehen
sich auf den Geschäftsbereich des Bundesministeriums
der Verteidigung – werden schriftlich beantwortet. Zur
Beantwortung der folgenden Fragen zum Geschäftsbe-
reich des Bundesministeriums der Verteidigung steht der
Parlamentarische Staatssekretär Christian Schmidt zur
Verfügung.

Ich rufe die Frage 16 der Kollegin Katja Keul auf:
Warum hat die Bundesregierung die Ausbildung guinei-

scher Soldaten durch die Bundeswehr in Deutschland nicht
unverzüglich ausgesetzt, nachdem das von der Regierung
Guineas verübte Massaker im September 2009 bekannt
wurde?

Bitte, Herr Staatssekretär.

C
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702616300


Frau Präsidentin! Frau Kollegin, ich beantworte Ihre
Frage wie folgt: Militärische Ausbildungshilfe – um eine
solche handelt es sich –, nicht nur spezifisch für Guinea,
sondern für eine ganze Reihe von Ländern, denen man
beim Aufbau stabiler demokratischer Strukturen helfen
will, wirkt langfristig. Sie unterstützt die Entwicklung
demokratisch orientierter Streitkräfte in Staaten und Re-
gionen, deren Stabilität im deutschen Interesse liegt.
Durch militärische Ausbildungshilfe können mittel- bis






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Christian Schmidt
langfristig positive Multiplikatoren in den unterstützten
Staaten gewonnen werden, über die demokratische Wert-
vorstellungen Eingang in die Kultur der jeweiligen
Streitkräfte finden können. Das gilt insbesondere für die
Erfahrungen, die im Ausbildungsgang in unserem Lande
im Hinblick auf demokratische Wertvorstellungen mit
vermittelt werden.

Darüber hinaus wird durch die militärische Ausbil-
dungshilfe ein Beitrag zur Förderung der regionalen Ei-
genständigkeit – so übersetze ich jetzt den gemeinhin ge-
nutzten Begriff „regional ownership“ – geleistet. Es geht
also um die Befähigung zur Übernahme von Eigenver-
antwortung in den jeweiligen Regionen.

Vor dem Hintergrund, dass am 28. September 2009
eine Großdemonstration von Sicherheitskräften blutig
niedergeschlagen wurde und dass das Militärregime un-
ter Dadis Camara vom international gegebenen Verspre-
chen Abstand genommen hatte, demokratische Wahlen
durchführen zu lassen, sich also selbst nicht zur Wahl
stellen wollte, haben das Auswärtige Amt und das Bun-
desministerium der Verteidigung im Oktober 2009 zeit-
gleich mit der Einführung der von der Europäischen
Union beschlossenen Sanktionen entschieden, die mili-
tärische Ausstattungshilfe für Guinea bis auf Weiteres
auszusetzen, laufende Maßnahmen und in Guinea statt-
findende Sprachausbildungen in Deutsch jedoch zu Ende
zu führen.

Dadis Camara hat Guinea im Dezember 2009 infolge
eines auf ihn verübten Anschlags zur medizinischen Be-
handlung verlassen. Der seit 26. Januar 2010 fungie-
rende Interimspräsident Sékouba Konaté hat als Ergeb-
nis eines Vermittlungsprozesses im Januar 2010 den
Oppositionspolitiker Jean-Marie Doré als Premierminis-
ter eingesetzt und am 15. Februar 2010 eine neue Über-
gangsregierung ernannt. Zudem hat er noch für 2010 die
Durchführung von demokratischen Wahlen angekündigt.
Die unabhängige Wahlkommission hat als Termin für
die Präsidentschaftswahlen den 27. Juni 2010 vorge-
schlagen.

Das Auswärtige Amt und das Bundesministerium der
Verteidigung beabsichtigen, zu gegebener Zeit zu prüfen,
ob und in welcher Form die militärische Ausstattungs-
hilfe nach der Durchführung demokratischer Wahlen wie-
der gewährt werden kann. Mit den jetzt stattfindenden
Maßnahmen wird also nur das beendet, was bereits vor-
her vereinbart worden war.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702616400

Ihre erste Nachfrage, bitte.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702616500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

verstehe ich Sie richtig, dass die militärische Ausbildung
diesbezüglich vollständig beendet worden ist? Wenn
dort noch Bundeswehrsoldaten involviert sind, dann
würde mich auch interessieren, wie viele Bundeswehr-
soldaten das sind und in welcher Funktion sie tätig sind.
C
Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702616600


Frau Kollegin, im Rahmen der Ausbildungshilfe be-
finden sich noch sieben guineische Soldaten zur Ausbil-
dung in unserem Land. Voraussichtlich Ende März 2010
werden vier ihre Ausbildung beenden. Ein weiterer
schließt die Ausbildung Ende Juni 2010 ab. Die letzten
beiden beenden sie im Herbst 2010.

Hinsichtlich Ihrer Frage, wie viele und welche Aus-
bildungsmaßnahmen im Lande stattfinden, bitte ich da-
rum, dass ich Ihnen die Zahlen und die Daten schriftlich
nachreichen kann. Sie sind noch zu recherchieren.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702616700

Sie haben die Möglichkeit zu einer zweiten Nach-

frage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702616800

Ich wüsste dann noch gerne, ob dieser Vorfall im Sep-

tember 2009 für die Bundesregierung Anlass war, auch
hinsichtlich weiterer Länder zu prüfen, ob die militäri-
sche Ausrüstungsbeihilfe wirklich demokratischen Struk-
turen zugutekommt.

C
Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702616900


Was sich am Beispiel Guineas zeigt, ist natürlich eine
immanente Problematik. Wir haben das Vertrauen und
wollen darauf hinwirken, dass demokratische Strukturen,
so sie vorhanden sind, stabilisiert und gefestigt werden
und dass sie sich in die richtige Richtung entwickeln. Die-
ser Prozess ist aber immer wieder von Rückschlägen ge-
prägt. Aufgrund der unterschiedlichen örtlichen, regiona-
len und staatlichen Verhältnisse lässt sich nur sehr schwer
eine Messlatte, die allgemein gelten kann, finden.

Die Bundesregierung überprüft laufend Entwicklun-
gen in den Ländern, mit denen militärische Ausstattungs-
hilfe stattfindet. In diesem Bereich ist das Auswärtige
Amt federführend. Es stimmt sich nach einer Reflexion
darüber ab, wie man im Bereich der militärischen Aus-
stattungshilfe kontraproduktiven Entwicklungen – so ver-
stehe ich nichtdemokratische Entwicklungen – Rechnung
tragen kann.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702617000

Zu einer Nachfrage hat der Kollege Hans-Christian

Ströbele das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, Sie haben gesagt, die Ausbildung
der Bundeswehr wirke langfristig. Nun wissen wir, dass
Herr Camara, der dort geputscht hat und dann Militär-
diktator in Guinea geworden ist – möglicherweise ist er
derzeit im Krankenhaus –, nicht nur lange in Deutsch-
land gelebt hat, sondern auch lange Zeit von der Bundes-
wehr ausgebildet worden ist. Wie erklären Sie sich ange-
sichts der langen Ausbildung, dass sich Herr Camara,
nachdem er nach Guinea zurückgekehrt ist, an die Spitze
eines Militärputsches gestellt hat und er, wie anhand des






(A) (C)



(B) (D)


Hans-Christian Ströbele
Massakers deutlich geworden ist, offenbar keinerlei
menschenrechtliche Überlegungen anstellt, sondern das
Gegenteil praktiziert?

C
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702617100


Herr Kollege, dieser Herr hat das Klassenziel offen-
sichtlich verfehlt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Deutschland nicht!)


Das kann nur Anlass sein, die einzelnen Persönlichkeiten
mit einem entsprechend kritischen Auge zu betrachten;
dies findet auch statt. Allerdings ist es ein außerordent-
lich schwieriges Unterfangen, verlässliche Prognosen
über die zukünftige mentale Entwicklung der Einzelnen
zu machen. Insofern müssen wir darauf setzen, dass un-
sere Hoffnungen und Erwartungen erfüllt werden und
wir – wenn Sie das Wort gestatten – eine Trefferquote
von 100 Prozent erreichen. Allerdings werden wir im-
mer wieder damit konfrontiert, dass sich die Dinge an-
ders entwickeln.

Es verbietet sich die Frage, was wäre, wenn Staaten
wie Deutschland ihre Bemühungen einstellen würden.
Die Bundesrepublik Deutschland ist nicht der einzige
demokratische Staat, der sich bemüht, in diesen Ländern
Menschen zu finden und sie dabei zu unterstützen – auch
über solche Programme wie die militärische Ausstat-
tungshilfe –, die Gedanken der Demokratie und Toleranz
stärker zu verankern. Das ist nicht immer von Erfolg ge-
prägt. Allerdings würde eine prozentuale Gegenüberstel-
lung der Erfolge und Misserfolge – ich möchte sie nicht
anstellen – sicherlich belegen: Wir sammeln in vielen
Fällen positive Erfahrungen.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702617200

Wir kommen damit zur Frage 17 der Kollegin Katja

Keul:
Wie bewertet die Bundesregierung den Vorschlag des

Oberkommandierenden der EU-Operation Atalanta, Konter-
admiral Peter Hudson, AWACS-Aufklärungsflugzeuge zum
Erkennen von Mutterschiffen einzusetzen?

Bitte, Herr Staatssekretär.

C
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702617300


Frau Kollegin, das vom Kommandeur der Operation
„EU NAVFOR Atalanta“ aufgestellte Streitkräftedis-
positiv sieht den Bedarf zur Seeraumüberwachung aus
der Luft mit bis zu sechs Luftfahrzeugen vor. Um diesen
Bedarf zu decken, wurden in der Vergangenheit ver-
schiedene Luftfahrzeugtypen eingesetzt, wobei neben
klassischen Seeraumüberwachungsflugzeugen in einem
Fall ein französisches AWACS-Aufklärungsflugzeug
zum Einsatz gekommen ist.

Die Europäische Union, die Trägerin der Mission
„Atalanta“ ist, verfügt selbst über keine AWACS-Auf-
klärungsflugzeuge. Deswegen kann ein solcher Einsatz
nur durch Truppensteller mit entsprechenden Fähigkei-
ten erfolgen. Im Rahmen der Europäischen Union sind
dies Frankreich und Großbritannien. Wie Sie wissen, ist
der deutsche Anteil an Überwachungskapazitäten im
NATO-Verbund mit eingebunden und somit nicht natio-
nal verfügbar.

Obwohl sich dieser Luftfahrzeugtyp insbesondere in
Zusammenarbeit mit anderen Luftfahrzeugen in der See-
raumüberwachung sehr großer Gebiete bewährt hat,
beabsichtigt nach Kenntnis der Bundesregierung gegen-
wärtig keine Teilnehmernation, „EU NAVFOR Atalanta“
AWACS-Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung zu stel-
len. Eine Anregung des Operationskommandeurs an die
Nationen, zur Vermeidung einer möglichen Fähigkeits-
lücke bei der Seeraumüberwachung auch AWACS-Auf-
klärungsflugzeuge in Betracht zu ziehen, erfolgte ledig-
lich im Hinblick auf die positiven Erfahrungen mit dem
französischen Beitrag in dieser Funktion und beinhaltet
keine Änderung der bisherigen Vorgehensweise.

Nachrichtlich darf ich darauf hinweisen, dass sich die
Fähigkeiten überwiegend auf Seeraumüberwachungs-
flugzeuge kleineren Typs beziehen. So hat die Bundesre-
gierung in einer benachbarten Mission das Flugzeug
vom Typ PC-3 Orion für einige Zeit zur Verfügung ge-
stellt und zum Einsatz gebracht.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702617400

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702617500

Vielen Dank. – Ich hätte noch eine Nachfrage. Wenn

dies nicht in Bezug auf „Atalanta“ geplant ist: Gibt es
auch keine weiteren Pläne, beispielsweise in Bezug auf
den NATO-Einsatz „Ocean Shield“?

C
Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702617600


Ich will die Frage wie folgt beantworten: Die NATO
untersucht gegenwärtig den Einsatz von AWACS-Auf-
klärungsflugzeugen zur Unterstützung der Operation
ISAF über Afghanistan. Dieses Haus hat sich schon mit
dieser Fragestellung beschäftigt. Die Bundesregierung
wird dies aber erst dann national erwägen und gegebe-
nenfalls zur Beschlussfassung vorlegen, wenn es sich
konkretisiert. Dies ist allein aus der Tatsache heraus,
dass wir solche Schritte noch nicht unternommen haben,
erkennbar nicht der Fall.

Es wird eine Stationierung von NATO-AWACS-Flug-
zeugen im Bereich der arabischen Halbinsel in Betracht
gezogen. Eine Diskussion, ob die dort stationierten Luft-
fahrzeuge gelegentlich zur Unterstützung der von Ihnen
genannten Operation „Ocean Shield“ – das ist die
NATO-Mission, die am Horn von Afrika in der Piraterie-
bekämpfung mit tätig ist – herangezogen werden kön-
nen, würde vom NATO-Oberbefehlshaber in Europa,
dem SACEUR, im Rahmen einer Debatte um die Zu-
kunft von OOS, also Operation „Ocean Shield“, angesto-
ßen. Eine Empfehlung des Militärausschusses der NATO
liegt jedoch noch nicht vor.

Die Seeraumüberwachung durch NATO-AWACS-
Flugzeuge wurde durch technische Anpassungen bzw.






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Christian Schmidt
die Einrüstung eines neuen Systems zur Erfassung auto-
matisch erzeugter Schiffsdaten von Handelsschiffen
möglich und konnte entsprechend zertifiziert werden. Im
Rahmen der Operation Active Endeavour im Mittelmeer
konnte diese Fähigkeit auch unter Einsatzbedingungen
nachgewiesen werden. Ob und inwieweit allerdings die
Beobachtung kleiner und nicht an diesem System betei-
ligter Piratenschiffe – einschließlich des Begriffs der
Mutterschiffe, den wir in diesem Zusammenhang ver-
wenden – möglich ist, ist sehr offen.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702617700

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702617800

Wenn das sehr offen ist, frage ich an dieser Stelle

nach, wann Sie damit rechnen, dass eine entsprechende
Empfehlung oder Nichtempfehlung vorliegen wird.

C
Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702617900


Der Militärausschuss hat noch nicht darüber entschie-
den. Der Fokus für den Einsatz von AWACS-Flugzeugen
auf NATO-Ebene liegt bei ISAF. Es gäbe allenfalls die
Möglichkeit einer Verknüpfung, wenn dieser Einsatz
möglich wäre. Das wäre sozusagen ein Nebenprodukt.

Zu der Operation „Atalanta“ selbst, der europäischen
Mission, gilt das, was ich auf Ihre Ausgangsfrage erwi-
dert habe.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702618000

Der Kollege Hans-Christian Ströbele hat die Möglich-

keit zu einer weiteren Nachfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, Sie haben geschildert, welche
Luftraumüberwachung dort stattfindet und mit welchem
Ziel. Ich frage Sie: Findet auch vor der Küste Somalias,
die sehr lang ist, eine Luftraumüberwachung hinsichtlich
in somalische Gewässer eindringender Fischereifabriken
statt, also großer Schiffe, die dort die Fischgründe leerfi-
schen und damit der fischenden einheimischen Bevölke-
rung die Grundlage entziehen?

C
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702618100


Kollege Ströbele, die Europäische Union ist noch da-
bei, sich mit der weiteren Entwicklung der Antipiraterie-
mission, das heißt mit der Frage, wie es um die Piraterie
und deren Ursachen bestellt ist, intensiv zu befassen.
Wir hatten in der Sitzung des Verteidigungsministerrats
der Europäischen Union in der letzten Woche einen Be-
richt von Admiral Hudson vorliegen, der die Operation
„Atalanta“ kommandiert. Ich erlaube mir, darauf hinzu-
weisen, dass eine Sachverständigengruppe der Europäi-
schen Union, die sich seit einiger Zeit mit den Ursachen
und dem Begegnen der Piraterie befasst und der von
deutscher Seite Vizeadmiral a. D. Feldt angehört, einen
Bericht vorlegen wird. Soweit wir gehört haben – das ist
ein Zwischenstand –, wird sich allerdings eine monokau-
sale Begründung für Piraterie nicht finden lassen.

Ich erlaube mir aber auch, zu sagen, dass es überra-
schend bzw. beeindruckend ist, wie viele verschiedene
Nationen, die sich dem Fischfang widmen, sich in die-
sem Gebiet aufhalten. Ich denke, die Antwort besteht
auch in der notwendigen Unterstützung der Ausbildung
der Küstenwache sowie dem Aufbau somalischer Staat-
lichkeit und Autorität, um solchen Dingen begegnen zu
können.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702618200

Die Fragen 18 und 19 des Kollegen Nouripour wer-

den schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Frage 20 des Kollegen Hans-Christian
Ströbele auf:

Ist die Bundesregierung bereit, angesichts des Beschlusses

(Az. 2 BvE 5/06)

des … einzelnen Abgeordneten … grundsätzlich eine Ant-
wortpflicht der Bundesregierung“ besteht, nun – entgegen ih-
rem bisherigen Verweis auf ersatzweise vertrauliche Unter-
richtung nur von Fraktionsvorsitzenden etc. – meine Frage 90
vom 11. Februar 2010 auf Bundestagsdrucksache 17/702 so-

(Plenarprotokoll vom 24. Februar 2010, Anlage 31, Seite 2012 D)

der Bundes-„Task Force 47“ in Afghanistan sowie deren Fol-
gen zu beantworten, und inwieweit wirkte diese Einheit mit
an der Benennung verdächtiger Personen zur Tötung oder
Festnahme (vergleiche Stern 7/2010, Seite 33)?

Bitte, Herr Staatssekretär.

C
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702618300


Ich erlaube mir, folgendermaßen zu antworten: Die
Bundesregierung folgt ihrer Pflicht und beantwortet in
der Regel alle Fragen von Abgeordneten offen, um sie in
die Lage zu versetzen, ihre Aufgabe der parlamentari-
schen Kontrolle des Regierungshandelns effektiv wahr-
zunehmen. Die Antwortpflicht ist nur dann ausnahms-
weise begrenzt, wenn dies aus verfassungsrechtlichen
Gründen geboten ist. Sie haben in Ihrer Frage auf einen
Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, dessen Ge-
nese Ihnen, Herr Kollege, nicht unbekannt ist, hingewie-
sen.

In diesen Ausnahmefällen, in denen die Bundesregie-
rung entscheidet, eine Frage nicht zu beantworten oder
in vertraulicher Form Informationen weiterzugeben,
wird dies, außer in offenkundig – das Bundesverfas-
sungsgericht spricht von „evident“ – geheimhaltungsbe-
dürftigen Fällen, nachvollziehbar und plausibel begrün-
det.

Darüber hinaus wird auch im Einzelfall geprüft, ob
Formen der vertraulichen Beantwortung möglich sind,
die dem Informationsanspruch des Parlaments und ei-
nem berechtigten Diskretionsinteresse der Regierung
oder Dritter gleichermaßen Rechnung tragen. Den Ent-
scheidungen des Bundesverfassungsgerichts in beiden
Beschlüssen, zum BND-Untersuchungsausschuss und zu
den Kleinen Anfragen, wird damit Rechnung getragen.






(A) (C)



(B) (D)


Parl. S
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702618400
Der Deutsche Bundestag hat mit einem Be-
schluss vom 3. Dezember 2008 im Hinblick auf Sensibi-
litäten und schutzwürdige Kernbereiche ein Verfahren
zur Unterrichtung über den Einsatz aufgestellt und der
Bundesregierung gegenüber die Bitte geäußert, man
möge sich dieser Verfahrensweise entsprechend verhal-
ten. Wichtig für uns ist im Zusammenhang mit dem Be-
schluss des Deutschen Bundestages das Verständnis der
Konkretisierung der Informationen, die geliefert werden
müssen. Dementsprechend werden über den Einsatz von
Spezialkräften der Bundeswehr die Vorsitzenden, die
stellvertretenden Vorsitzenden sowie die Obleute des
Verteidigungsausschusses und des Auswärtigen Aus-
schusses unverändert regelmäßig auf vertraulicher Basis
informiert. Sie wissen, dass ein halbjährlicher Turnus
vereinbart ist, der auch eingehalten wird. Darüber hinaus
wird nicht nur über abgeschlossene, sondern auch über
bevorstehende Operationen informiert.

Die parlamentsfreundliche Information ist aus den gu-
ten Gründen, die im Entschließungsantrag auf Druck-
sache 16/11230 vom 3. Dezember 2008 seitens des Deut-
schen Bundestages festgehalten worden sind, und wegen
der Schutzbedürftigkeit in Form einer Unterrichtung in
geschlossenen Ausschüssen des Deutschen Bundestags
erfolgt. Das war zum letzten Mal der Fall in der
16. Sitzung des Verteidigungsausschusses des Deutschen
Bundestages am 24. Februar dieses Jahres durch meinen
Kollegen, den Parlamentarischen Staatssekretär Kossendey.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1702618500

Sie haben das Wort zu einer ersten Nachfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, in der Antwort der Bundesregie-
rung steht auch, dass die Vorsitzenden und die stellvertre-
tenden Vorsitzenden der Fraktionen unterrichtet werden
können. Können Sie sagen, wann eine solche Unterrich-
tung über die Tätigkeit der Task Force 47 stattgefunden
hat?

C
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702618600


Zur Konkretisierung darf ich auf Ihren Hinweis Ab-
schnitt II. Nr. 1 des Entschließungsantrags zitieren:

Die Obleute sind ermächtigt, diese Informationen
vertraulich an die Fraktionsvorsitzenden weiterzu-
geben.

Es gibt also eine Informationskette bis hin zu Fraktions-
vorsitzenden.

Die Unterrichtung über die Maßnahmen von Spezial-
kräften, die sich in Einsatzländern befinden, ist nach
meiner Kenntnis nicht sehr lange vor dem 24. Februar
erfolgt. Ich bitte aber darum, dass ich Ihnen das genaue
Datum und die Bestätigung über das, was der Kollege
Kossendey im Verteidigungsausschuss vorgetragen hat
– er hat über die Tätigkeit einzelner Task Forces, auch
der Task Force 47, berichtet –, nachliefern kann.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702618700

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, gibt die Bundesregierung mir da-
rin recht, dass hier eine Lücke in der Kontrolle durch den
Deutschen Bundestag entsteht, da es sich bei der Task
Force 47 ganz offensichtlich um eine Einheit handelt,
der sowohl Angehörige der Bundeswehr als auch Ange-
hörige des Bundesnachrichtendienstes, also eines Ge-
heimdienstes, angehören? Denn auf der einen Seite sagt
man in dem Kontrollgremium für die Geheimdienste, es
könne nicht über die Tätigkeit der Bundeswehr infor-
miert werden. Auf der anderen Seite sagt man im Vertei-
digungsausschuss hinsichtlich der Bundeswehr, man
könne nicht darüber informieren, was Mitarbeiter oder
Zuarbeiter der Geheimdienste machen. Aufgrund der
Zusammensetzung solcher Einheiten gibt es also kein
Gremium, das sich mit beiden Teilen beschäftigen kann,
und dadurch entsteht eine Informationslücke.

C
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702618800


Herr Kollege Ströbele, ich gebe Ihnen zwar grund-
sätzlich gerne recht, aber nicht immer.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist bedauerlich!)


Ich meine, dass für beide Elemente eine entsprechende
Unterrichtung stattfindet, und zwar hinsichtlich der
nachrichtendienstlichen Tätigkeit in dem Gremium, dem
meiner Kenntnis nach auch Sie angehören. Hinsichtlich
der Spezialkräfte der Bundeswehr sind, soweit es sich
um Operationen handelt, die in den militärischen Be-
reich gehören, andere Wege zu gehen.

Der Bundesregierung ist sehr an der Information des
Parlaments gelegen. Das ist keine Nebensache, sondern
eine zentrale Verpflichtung der Bundesregierung. Ich
nehme an, dass die Initiative aus den Kreisen des Bun-
destages kommen wird; denn der Bundestag konkreti-
siert in wesentlichen Teilen – siehe die Beschlussfassung
vom 3. Dezember 2008 –, wie er die Informationspflicht
erledigt haben will; dies gilt auch im Hinblick auf das
Parlamentsbeteiligungsgesetz. Sofern es eine Informa-
tionslücke, die dem Grundsatz der Informationsbereit-
schaft widerspricht, geben sollte, muss man über geeig-
nete Wege der Abhilfe nachdenken.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1702618900

Wir sind damit am Ende Ihres Geschäftsbereichs.

Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Petra Pau
Zur Beantwortung der Fragen steht der Parlamentarische
Staatssekretär Dr. Hermann Kues zur Verfügung.

Die Fragen 21 und 22 des Kollegen Steffen-Claudio
Lemme werden schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Frage 23 der Kollegin Aydan Özoğuz auf:
Wie ist der derzeitige Umsetzungsstand des Programms

„Schulverweigerung – Die 2. Chance“, und inwieweit ist es
bislang mit diesem Programm gelungen, schulverweigernde
junge Menschen wieder in die Schule – bitte Zahlen und Fak-
ten benennen – zu reintegrieren?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702619000


Frau Kollegin, das Schulprogramm „Schulverweige-
rung – Die 2. Chance“ ist Bestandteil der Initiative „Ju-
gend stärken“, mit der wir in der vergangenen Legisla-
turperiode angefangen haben, die Programme für
benachteiligte junge Menschen und Jugendliche mit Mi-
grationshintergrund zu bündeln, sie stärker aufeinander
abzustimmen und zum Teil auch erheblich auszubauen.
Mittlerweile gibt es 194 Projektstandorte. Das Pro-
gramm zielt darauf ab, Schülerinnen und Schülern vor
allem von Hauptschulen, die ihren Schulabschluss über
eine sogenannte harte Schulverweigerungshaltung ge-
fährden, in den Regelschulbetrieb zu integrieren.

Das Programm erhöht infolgedessen die Chancen der
jungen Menschen auf einen Schulabschluss und ist auch
ein zentraler Bestandteil der Maßnahmen des Bundes zur
Halbierung der Zahl der Schulabbrecher bis zum
Jahr 2013.

Wir haben die Zahlen vorliegen: 2007 haben über
70 000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlas-
sen; das entspricht einem Anteil von 7,5 Prozent. Unter
den ausländischen Jugendlichen waren es 16 Prozent,
also etwa das Doppelte. Schätzungen gehen von 300 000
Schulschwänzern und von 10 000 Totalverweigerern
aus. Das zeigt, wie groß das Problem ist und dass es not-
wendig ist, das Bemühen um diejenigen, die nicht klar-
kommen, über diese Projekte hinaus in den ganz norma-
len Schulablauf zu integrieren.

Das Programm „Schulverweigerung“ wurde in der
aktuellen ESF-Förderperiode bis zum Januar 2009 von
75 auf 194 Standorte aufgestockt. Neben der Einführung
von Verfahren zum sogenannten Case-Management und
der Bestimmung von Schulstandorten, an denen man tä-
tig ist, wurden weitere Dinge entwickelt, die es möglich
machen, die Entwicklungsverläufe der Jugendlichen zu
erfassen und sie mit entsprechenden Schulungen für die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu begleiten. Das Pro-
gramm ist fachlich um die Aufnahme von Schülerinnen
und Schülern, die ihren Schulabschluss durch eine stark
passive Schulverweigerung gefährden, erweitert worden.

Was die Gesamtzahlen angeht: Im letzten Förderjahr
hatte das Programm rund 5 000 junge Menschen erfasst,
davon circa 1 950 junge Migrantinnen und Migranten,
also 39 Prozent. Man kann generell sagen: Bei allen Ju-
gendprojekten geht es in der Regel um einen erheblichen
Teil von Migrantinnen und Migranten. Von denen, die in
diesem Zeitraum das Case-Management regulär beendet
haben, konnte weit mehr als jeder zweite Schulverwei-
gerer erfolgreich in die Schule reintegriert werden. Die
anderen Jugendlichen konnten zwar nicht vollständig re-
integriert werden, aber es gab auch dort Erfolge zu ver-
zeichnen. Es ist so, dass ein Teil von ihnen zumindest
wieder regelmäßig die Schule besucht oder in der Schule
aktiver mitarbeitet. Andere sind in berufsvorbereitende
Maßnahmen mit nachholendem Schulabschluss einge-
gliedert worden. Sie haben eine Ausbildung oder eine
Arbeit aufgenommen. Ein Teil von ihnen ist durch Um-
zug usw., wie es bei solchen Programmen immer der Fall
ist, ausgeschieden.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702619100

Sie haben das Wort zu einer ersten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702619200

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Sie haben auf

5 000 Jugendliche und besonders auf die Jugendlichen
mit Migrationshintergrund hingewiesen. Ganz wesent-
lich in diesem Programm scheint zu sein, dass es An-
sprechpartner für die Jugendlichen gibt, die mit ihnen ar-
beiten und dafür sorgen, dass sie den Weg in die Schule
wiederfinden. In diesem Zusammenhang wird auch er-
wähnt, dass es wichtig ist, dass Eltern, Schülerinnen,
Schüler und die Ansprechpartner zusammenarbeiten.
Mich interessiert, nach welchen Kriterien diese An-
sprechpartner ausgewählt werden und welche Erkennt-
nisse Sie im Hinblick auf die Elternarbeit haben.

Dr
Aydan Özoğuz (SPD):
Rede ID: ID1702619300


Frau Kollegin, Sie haben sich sicherlich bereits einen
Standort konkret angesehen. Diese Standorte zeichnen
sich dadurch aus, dass dort die kommunale Ebene, die
Landesebene, der Bereich der Sozialarbeit und das spe-
zielle Angebot des Jugendministeriums zusammenge-
führt werden, weil das Ganze nur dadurch Sinn macht.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich der Erfolg
dann einstellt, wenn die verantwortlichen Projektmitar-
beiter – sie sind häufig bei freien Trägern angestellt – auf
die einzelnen Jugendlichen eingehen und auch die Eltern
zu Hause aufsuchen.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702619400

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702619500

Damit haben Sie meine Frage nach den Kriterien

noch nicht beantwortet.

Mich interessiert aber noch Folgendes: Sie sagen,
dass gut die Hälfte der Jugendlichen mit diesem Pro-
gramm nicht erreicht wird. Wir haben insgesamt eine
sehr hohe Zahl von jungen Menschen, die keinen Ab-
schluss haben, älter als 22 sind und ihren bisherigen Weg
bereuen. Sie suchen durchaus nach Möglichkeiten, einen
Abschluss zu bekommen oder irgendwie reintegriert zu






(A) (C)



(B) (D)


Aydan ÖzoðuzAydan Özoğuz
werden. Inwiefern plant die Bundesregierung ein ähnli-
ches Programm oder eine Fortführung dieses Programms
für die Älteren?

Dr
Aydan Özoğuz (SPD):
Rede ID: ID1702619600


Die Bundesregierung plant dies nicht. Ich habe darauf
hingewiesen, dass das, was wir hier mit Unterstützung
des Europäischen Sozialfonds machen, im Grunde ge-
nommen Maßnahmen sind, bei denen es darum geht, die
regulären Abläufe zu ergänzen, zu bereichern und auch
zu verändern. Das muss im Endeffekt von der jeweiligen
Landesebene geleistet werden.

Vielleicht sollte ich noch etwas zu den Kriterien sa-
gen. In der Praxis sieht das so aus, dass dann, wenn
wahrgenommen wird, dass ein Jugendlicher den Schul-
unterricht verweigert, indem er gar nicht mehr kommt
– passive Schulverweigerung dagegen wäre, dass er zur
Schule geht, aber eigentlich nichts mehr macht –, die
Schule tätig wird. Im engen Kontakt zwischen den Pro-
jektmitarbeitern und der Schule wird dann im Einzelfall
entschieden, ob jemand für die Reintegration infrage
kommt. Es gibt keine formalen Kriterien, die man be-
nennen könnte. Man muss da vielmehr sehr stark auf den
Einzelfall abheben, ob solch ein Versuch erfolgreich sein
kann. Da spielen die Lehrer mit hinein, da spielt die
Schulleitung mit hinein, und da spielen die Eltern mit hi-
nein sowie die jeweiligen Spezialisten aus dem Projekt-
management.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702619700

Ich rufe nun die Frage 24 der Kollegin Özoğuz auf:

Welche Überlegungen und Maßnahmen werden in der an-
gekündigten Fortführung und Erweiterung des Projekts „Neue
Wege für Jungs“ insbesondere für junge Migranten berück-
sichtigt?

D
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702619800


Ich will darauf gerne antworten, Frau Kollegin. Die-
ses Netzwerkprojekt „Neue Wege für Jungs“ wendet
sich an Jungen und hat damit zuallererst die Ge-
schlechtszugehörigkeit im Blick und nicht die Frage, ob
jemand Migrant ist oder nicht. Die zahlreichen Projekte
– es gibt insgesamt 150 Netzwerkpartner – richten sich
an Jungen mit und ohne Migrationshintergrund. Gleich-
zeitig werden Jungen aus allen Schulformen beteiligt.
Der Schwerpunkt liegt allerdings auch hier auf Haupt-
und Realschulen, in denen der Anteil von Schülern mit
Migrationshintergrund besonders groß ist.

Die Initiative „Neue Wege für Jungs“ ist ja das Pen-
dant zum sogenannten Girls’ Day und verfolgt das Ziel,
das Berufswahlspektrum entsprechend zu erweitern.

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass vorgesehen
ist, diese Initiative auszuweiten. So steht es im Koali-
tionsvertrag. Wir gehen davon aus, dass wir das in der
nächsten Projektphase – dieses Projekt war ja auf drei
Jahre begrenzt – durch entsprechend erhöhte Mittel auch
wieder unter Einbeziehung von ESF-Mitteln schaffen.

Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702619900

Haben Sie eine Nachfrage?


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702620000

Ja. – Mich würde interessieren, wie sich die Ziel-

gruppe zusammensetzt. Geht es nach Altersstufen, geht
es nach Regionen, Ost bzw. West? Wonach wird da ge-
nau geschaut?

D
Aydan Özoğuz (SPD):
Rede ID: ID1702620100


Das kann ich Ihnen so aus dem Stand nicht beantwor-
ten. Auf die Ausschreibung solcher Projekte bewerben
sich unterschiedliche Träger, unterschiedliche Initiativen
sowie außerschulische Bildungseinrichtungen. Bei die-
sen schauen wir ganz allgemein, inwieweit sie dazu bei-
tragen können, dass Jugendliche in ihrer Lebensplanung
begleitet werden und neue Anregungen bekommen. Da-
raus ergeben sich auch gewisse Kriterien. Ich kann Ihnen
jetzt nicht genau die Kriterien nennen, die formal zu-
grunde gelegt werden. Ich will Ihnen das aber gerne ein-
mal im Ausschuss beantworten.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702620200

Keine weitere Nachfrage? – Dann rufe ich die Frage

25 der Kollegin Marlene Rupprecht auf:
Wie viele Familien und wie viele Kinder werden aktuell

mit dem Kinderzuschlag – bitte Datenquelle nennen – er-
reicht?

Dr
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702620300


Nach Schätzungen der Bundesregierung von Dezem-
ber 2009 gab es insgesamt 116 000 Berechtigte mit ins-
gesamt rund 292 000 Kindern, an die bzw. für die Kin-
derzuschlag bezahlt wurde.

Frau Kollegin Rupprecht, die zu diesem Thema auch
eine schriftliche Anfrage gestellt hat, hat nach der Da-
tenquelle gefragt. Wenn man sich mit dieser Frage be-
schäftigt, lässt sich erklären, weshalb es unterschiedliche
Zahlen gibt. Die Bundesagentur für Arbeit ermittelt
nämlich nur die Zahl derjenigen, die sogenannte lau-
fende Zahlungen Monat für Monat erhalten, ermittelt
aber nicht die Zahl derjenigen, die einmalig Zahlungen
erhalten, oder derjenigen, die herausfallen oder neu auf-
genommen werden, weil sich beispielsweise das Ein-
kommen verändert hat. In diesen Fällen können wir nur
Hochrechnungen anstellen, indem wir die Gesamtausga-
ben für den Kinderzuschlag in Beziehung setzen zu den
Durchschnittsbeträgen für laufende Zahlungen. Nur so
ist es möglich, zu einer Bewertung zu kommen und die
zukünftige Höhe des Kinderzuschlags festzulegen. Das
hatten wir in unserer Antwort auf die schriftliche An-
frage auch im Einzelnen beantwortet.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702620400

Ihre Nachfrage, bitte.






(A) (C)



(B) (D)


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702620500

Herr Staatssekretär, mich interessiert, ob man etwas

zur Zahl der gestellten Anträge, zur Zahl der abgelehn-
ten Anträge und zu den Begründungen für die Ablehnun-
gen sagen kann. In der letzten Wahlperiode hatten wir ja
versucht, nachzusteuern, um zielgenau handeln zu kön-
nen. Das war unsere Absicht. Dabei sollte auch geklärt
werden, inwieweit es offensichtliche Gründe für Ableh-
nungen gibt. Wird das erfasst? Gibt es dazu Daten oder
Fallzahlen? Das wäre meine erste Frage.

Da Sie meine zweite schriftlich eingereichte Frage
schon beantwortet haben, habe ich eine weitere Nach-
frage. Heute hat im Ausschuss Ihr Kollege, Staatssekre-
tär Hecken, dargelegt, dass seitens der Bundesregierung
eventuell eine Differenzierung nach Altersstufen, um die
Zielgenauigkeit zu erhöhen, beabsichtigt ist. Für mich
wäre wichtig, zu erfahren, ob man Näheres über die Fa-
milienstrukturen der jetzt den Kinderzuschlag Beziehen-
den weiß. Weiß man, ob überwiegend Familien mit klei-
neren Kindern oder mit mehreren Kindern usw. den
Kinderzuschlag erhalten? Vielleicht sollte es eine bes-
sere Datenlage geben, um den Kinderzuschlag wirklich
dort ankommen zu lassen, wo er ankommen soll, näm-
lich bei denen, die in „prekärem Wohlstand“ sind und
immer knapp über der Grenze zur Armut liegen. Gibt es
dazu Erkenntnisse?

D
Marlene Rupprecht (SPD):
Rede ID: ID1702620600


Das Anliegen Ihrer Frage kann ich sehr gut nachvoll-
ziehen. Mir liegen diese Erkenntnisse nicht vor. Ich
glaube, diese gibt es auch nicht. Ich will mich aber gerne
noch einmal erkundigen.


(Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Das wäre schön!)


Es wäre in der Tat wichtig, dass wir den Sachverhalt
im Einzelnen kennen, bevor wir etwas ändern. Wir wer-
den in Verbindung mit dem gesamten Niedriglohnbe-
reich, mit dem sich das Parlament und die Bundesregie-
rung zu beschäftigen haben, auch darüber nachdenken
müssen, wo der spezielle Platz für den Kinderzuschlag
sein kann, der, wie Sie richtig sagen, für diejenigen vor-
gesehen sein soll, die den Lebensunterhalt für sich
durchaus verdienen können, aber aufgrund ihrer Kinder
in eine SGB-II-Abhängigkeit geraten. Das ist der Perso-
nenkreis, den wir erfassen wollen. Immerhin gibt es ja
Zahlen, wie sich das im Laufe der Jahre entwickelt hat.
Die Zahl ist gewaltig gestiegen. Dem liegen Schätzun-
gen zugrunde: Im September 2008 waren es 120 000.
Ende 2009 waren es schon 300 000. Das heißt, die Zahl
derjenigen, die den Kinderzuschlag in Anspruch genom-
men haben, ist gestiegen.

Das zeigt ganz offenkundig, dass die Vereinfachung
der Beantragung des Kinderzuschlages letztlich erfolg-
reich gewesen ist. Ich glaube auch, dass eine Rolle
spielt, dass sich dieses Instrument langsam im Bewusst-
sein der Menschen verankert hat, dass sie nun wissen,
dass es so etwas gibt, wie sie damit umgehen können
und weshalb es ein sinnvoller Ansatz ist, zu sagen: Du
kannst den Lebensunterhalt für dich selbst verdienen;
aber wir helfen dir dabei, dass du aufgrund deiner Kin-
der nicht in Abhängigkeit gerätst.

Ich sage aber ausdrücklich: Ich werde mich erkundi-
gen, welche strukturellen Daten es bezüglich der Zusam-
mensetzung des Personenkreises noch gibt – mir sind
solche nicht geläufig –, damit wir eine gemeinsame
Grundlage für künftige Entscheidungen haben.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702620700

Haben Sie eine Nachfrage dazu?


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702620800

Ja, ich habe noch eine Nachfrage dazu. Gestern gab es

hinsichtlich der ALG-II-Aufstocker die Pressemeldung,
dass Stundenlöhne unter 3 Euro als sittenwidrig gelten.
Die Bundesagentur für Arbeit hat den Jobcentern auf-
erlegt, zu überprüfen, dass von denen, die ALG-II-Auf-
stocker sind, keiner einen Stundenlohn von unter 3 Euro
erhält.

Für mich stellt sich nun die Frage: Wird bei den Per-
sonen, die den Kinderzuschlag beantragen, erfasst, in
welcher Höhe sich ihr Stundenlohn bewegt? Denn ich
könnte mir gut vorstellen, dass man, wenn es genauere
Zahlen gäbe, darauf hinarbeitet, dass angemessene
Löhne gezahlt werden, damit Eltern aus der staatlichen
Hilfe herauskommen, auch wenn der Kinderzuschlag si-
cherlich ein gutes Instrument ist. Noch besser aber ist es,
wenn die Eltern ihr Leben ohne Kinderzuschlag bewälti-
gen können. Gibt es irgendwelche Erfassungen im Zu-
sammenhang mit den Stundenlöhnen?

Dr
Marlene Rupprecht (SPD):
Rede ID: ID1702620900


Meines Wissens nicht. Ich schließe es aus, dass bei
der Prüfung auch erfasst wird, wie hoch der jeweilige
Stundenlohn ist. Das wäre sicherlich interessant und in-
formativ, weil das ein anderes Kriterium für die Geneh-
migung darstellen könnte. Das ist in der gesetzlichen Re-
gelung nicht vorgesehen.


(Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Da könnte man aber nachsteuern!)


Darüber kann man sicherlich politisch diskutieren. Denn
der Kinderzuschlag ist nicht dafür gedacht, dass niedrige
Löhne gezahlt werden und man dann an staatliche Mittel
herankommt, um auf diese Art und Weise zu einem an-
gemessenen Einkommen zu kommen.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702621000

Zum selben Sachverhalt rufe ich die Frage 26 der

Kollegin Marlene Rupprecht auf:
Wie erklärt sich das Bundesministerium für Familie, Se-

nioren, Frauen und Jugend die stark voneinander abweichen-
den Fallzahlen zum Kinderzuschlag der Bundesregierung
– zum Beispiel April 2009: 259 150 erreichte Kinder – und
der Familienkasse – zum Beispiel April 2009: 183 000 er-
reichte Kinder –, und welche Maßnahmen werden zur Präzi-
sierung der statistischen Erhebung der Fallzahlen getroffen?






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Diese Frage ist noch zu beantworten; es sei denn, der
Staatssekretär ist schon bei der Beantwortung der
Frage 25 darauf befriedigend eingegangen.

Dr
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702621100


Letztlich müsste die Kollegin entscheiden, ob das be-
friedigend gewesen ist.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702621200

Frau Kollegin? – Es ist erledigt.

Dr
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702621300


Ist in Ordnung?


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702621400

Ja.

D
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702621500


Bei der ersten schriftlichen Frage wurde nach Quellen
usw. gefragt. Da musste ich das, was in Frage 26 an-
stand, schon einmal erwähnen.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702621600

Der Kollege Sönke Rix, der die Frage 27 gestellt hat,

ist nicht anwesend. Es wird verfahren, wie in der Ge-
schäftsordnung vorgesehen.

Damit rufe ich die Frage 28 der Kollegin Dagmar
Ziegler auf:

Welche konkreten Maßnahmen plant das Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für das Jahr 2010,
um den zusätzlichen Bedarf von rund 35 000 bis 40 000 Voll-
zeitstellen in Tageseinrichtungen und von rund 25 000 Tages-

(siehe Antwort auf die Kleine Anfrage „Stand und Zukunft des qualitativen und quantitativen Ausbaus der Kinderbetreuung“ auf Bundestagsdrucksache 17/714, Antwort auf die Fragen 18 und 19)


Dr
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702621700


Frau Kollegin Ziegler, wir sind uns alle einig, dass
wir qualifiziertes Personal brauchen, um den Ausbau der
Kindertagesbetreuung nicht nur quantitativ vorzuneh-
men, sondern auch eine Betreuung in guter Qualität leis-
ten zu können. Es geht um frühkindliche Bildung und
nicht nur um Aufbewahrung. Deswegen ist es, glaube
ich, nicht überraschend, dass gewaltige Zahlen im
Raume stehen, die es zu bewältigen gilt, wenn es um das
Thema Personalgewinn usw. geht.

Ich habe in der Kleinen Anfrage, auf die Sie Bezug
nehmen, Prognosen genannt, die im Oktober 2008 in ei-
ner Qualifizierungsinitiative für Deutschland festgelegt
worden sind. Man hat sie dort gemeinsam vereinbart, weil
man sie für realistisch gehalten hat. Damals haben wir
über 50 000 Erzieherinnen und Erzieher und 30 000 Tages-
mütter gesprochen. Insofern kann man die aktuellen Zah-
len von 35 000 bis 40 000 Erzieherinnen und Erziehern,
die jetzt genannt worden sind, als eine Bewegung nach
vorne deuten. Offenkundig ist ein Teil der Probleme ge-
löst worden.

Ich sage ausdrücklich: Einen Teil des zusätzlichen
Bedarfs werden wir mit den bestehenden Ausbildungs-
kapazitäten decken können. Aber es wird nicht ganz
ausreichen. Wir wissen, dass dieses Problem vom Bund,
der koordiniert, und von den Ländern, die für die Ausbil-
dungskapazität zuständig sind, gelöst werden muss. Wir
werden uns darum kümmern müssen, dass diese auch
tatsächlich ausreichen. Es ist völlig klar, dass die Rah-
menbedingungen des Berufs so gestaltet sein müssen,
dass sich Absolventinnen und Absolventen entschließen,
in der frühkindlichen Bildung tätig zu werden.

Wir denken auch an die Aktivierung von derzeit be-
schäftigungslosen Fachkräften. Wir denken an bessere
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und haben dazu
auch Vorschläge gemacht. Ich gehe davon aus, dass letz-
ten Endes Ausbildungskapazitäten gegebenenfalls er-
weitert werden müssen. Das muss jedes Bundesland für
sich entscheiden bzw. die Bundesländer gemeinsam. Wir
– Bund, Länder und Gemeinden – müssen dafür sorgen,
dass ausreichend viele Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Das ist eine gemeinsame Anstrengung.

Wir haben einiges dafür getan, damit wir vorankommen.
Ich erinnere an das Aktionsprogramm „Kindertages-
pflege“. In diesem Segment haben wir Qualitätskriterien
entwickelt, aber auch versucht, die Professionalisierung
voranzubringen. Das ist ein mühsames Geschäft, weil es
auch immer mit der steuerlichen Behandlung der Ein-
kommen und der Rahmenbedingungen zu tun hat. Ich er-
innere an die Eckpunkte der frühkindlichen Bildung, die
uns der Koalitionsvertrag vorgibt. Letztlich geht es im-
mer um das Ziel, zu einer verlässlichen Betreuungsquali-
tät zu gelangen. Sie kennen das Forum „Frühkindliche
Bildung“, bei dem es darum geht, diese verschiedenen
Fakten und Kriterien aufzugreifen. Wir gehen davon aus,
dass die Evaluation des Kinderförderungsgesetzes dazu
beiträgt, dass wir solides Datenmaterial bekommen.

Es gibt viele andere Punkte, die in Verbindung mit der
Qualitätsinitiative von Bund und Ländern zu sehen sind.
Ein Qualifizierungspaket für Erzieherinnen und Erzieher
ist aufgelegt worden. Wir haben beispielsweise auch das
Zweite Gesetz zur Änderung der Aufstiegsfortbildungs-
förderung, das sogenannte Meister-BAföG, auf den Weg
gebracht, durch das seit Juli 2009 bundesweit die Auf-
stiegsfortbildung zum Erzieher oder zur Erzieherin staat-
lich gefördert wird. Ich könnte Ihnen weitere Bereiche
nennen, beispielsweise das Programm „Perspektive Wie-
dereinstieg“, weil wir glauben, dass es viele Männer und
Frauen gibt, die gerade in der Familienphase Qualifika-
tionen entwickelt bzw. sich angeeignet haben und die
dadurch im Prinzip infrage kommen, in diesem Bereich
tätig zu werden.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702621800

Ihre Nachfrage, Frau Kollegin Ziegler.






(A) (C)



(B) (D)


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702621900

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Über das Ziel sind

wir uns, glaube ich, alle einig. Mir ging es bei der Frage-
stellung darum, welche Strategien des Bundesministe-
riums für 2010 konkret vorliegen, um das, was Sie be-
nannt haben, umsetzen zu können. Welche Initiativen
sieht das Haus konkret vor? Mit den Kommunen und den
Ländern muss debattiert werden, damit die „Jahres-
scheibe“ 2010 erreicht werden kann; denn drei Jahre
sind nicht sehr viel Zeit.

Dr
Dagmar Ziegler (SPD):
Rede ID: ID1702622000


Ich habe Ihnen die verschiedenen Bereiche genannt,
bei denen wir mit den Ländern zusammensitzen, etwa
das Forum „Frühkindliche Bildung“. Sie kennen sich
aufgrund Ihres politischen Hintergrundes sehr gut damit
aus und wissen, dass der Bund hier nur eine koordinie-
rende Funktion wahrnimmt. Da sitzen Bund und Länder
an einem Tisch. Ziel ist es, etwa beim Forum „Frühkind-
liche Bildung“, Kriterien zu entwickeln.

Bezüglich der anderen Bereiche, die ich genannt
habe, bei denen es um personelle Fragestellungen geht,
wird jedes einzelne Bundesland überprüfen müssen, was
es an Fachkräften benötigt. Das wird ganz unterschied-
lich entschieden. Wenn ein Bundesland zum Beispiel
stärker auf Tagespflege setzt, werden die Konsequenzen
entsprechend aussehen müssen. In diesem Fall müssen
wir auch die Ausbildungskapazitäten in den Blick neh-
men. Das ist je nach Bundesland unterschiedlich. Hier
kann es nur um eine gemeinsame Anstrengung gehen.

Ganz konkret: Die Strukturen und die Foren, die wir
geschaffen haben, aber auch die Abstimmungsrunden,
die kontinuierlich tagen, werden wir dazu nutzen, diese
Punkte Schritt für Schritt anzugehen. Die Länder werden
dabei selbstverständlich einbezogen, auch das Land
Brandenburg.


Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1702622100

Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Nein? – Dann

stelle ich fest, dass wir den zeitlichen Rahmen für die
Fragestunde voll ausgeschöpft haben. Die restlichen Fra-
gen werden schriftlich beantwortet.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der SPD

Notwendigkeit einer einheitlichen Praxis beim
Kauf von Steuer-CDs

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner das Wort dem Kollegen Joachim Poß für die SPD-
Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702622200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Das beständige Hin und Her in der baden-württembergi-
schen Landesregierung und das Hin und Her zwischen
Stuttgart und dem Bundesfinanzministerium zu den
Steuer-CDs müssen endlich aufhören. Das alles dauert
jetzt schon zu lange.

Nach neuesten Meldungen sei der Bund jetzt doch be-
reit, den Kauf der CD für Baden-Württemberg zu organi-
sieren. Wenn das stimmt, Herr Koschyk – ich warte erst
einmal ab –, dann ist es aber auch allerhöchste Zeit, dass
Klarheit in dieser Frage geschaffen wird.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Alle Beteiligten müssen sich jetzt nämlich auf das besin-
nen, was ihre Aufgabe ist. Das ist die gleichmäßige
Durchsetzung der Steuerpflicht hier in Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schwarz-Gelb in Stuttgart und Schwarz-Gelb im
Bund sorgen so, wie sie agieren, im Ergebnis dafür, dass
dieser Verfassungsauftrag nicht realisiert werden kann.
Solange nicht allen klar ist, wie es mit den Steuer-CDs
weitergeht und dass gekauft werden kann, haben wir ei-
nen Fall von krassem Staatsversagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei Abgeordneten der FDP)


Dieses Versagen untergräbt das Vertrauen der Bürgerin-
nen und Bürger in Rechtsstaat und Demokratie. Dafür
sind Sie verantwortlich. Schwarz-Gelb ist dafür verant-
wortlich, dass dieses Vertrauen weiter untergraben wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das ist auch ein zusätzlicher Beleg für die Richtigkeit
des Vorwurfs der Klientelpolitik. Durch Ihr Verhalten
können die Steuerhinterzieher in Deutschland wieder
Hoffnung schöpfen, davonzukommen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch!)


Den vielen ehrlichen Steuerzahlern in Deutschland wird
wieder einmal vorgeführt, dass sie weiterhin zu den
Dummen gehören sollen.

Es zeigt sich an diesen Vorgängen erneut: Schwarz-
Gelb scheitert an der Praxis. Schwarz-Gelb kann es
nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Die Wunschkombination Merkel-Westerwelle-Seehofer
ist nicht realitäts- und nicht regierungstauglich. Das ist
die Bilanz, die wir am heutigen Tag ziehen können.


(Beifall bei der SPD)


Der neue baden-württembergische Ministerpräsident
Mappus entpuppt sich schon in seinen ersten Amtstagen
als politisches Leichtgewicht.

Wir brauchen dringend und möglichst sofort ein kla-
res und einheitliches Verfahren, wie die Länder mit den






(A) (C)



(B) (D)


Joachim Poß
angebotenen Steuer-CDs umzugehen haben, jetzt und in
allen zukünftigen Fällen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das kann nur der Bundesfinanzminister koordinieren,
niemand sonst. Doch der hält sich, wie auch in anderen
Fragen, vornehm zurück. Das kann man bei der Finanz-
marktregulierung feststellen. Das kann man auch bei der
Frage der Haushaltskonsolidierung – wie geht es mit den
Schulden in Deutschland weiter? – feststellen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr!)


Überall hält sich der vielfach gerühmte Herr Schäuble
zurück. Es erfolgt faktisch kein Handeln im Interesse un-
seres Landes. Auch das müssen wir hier einmal klar fest-
stellen.


(Beifall bei der SPD)


Wir fordern den Bundesfinanzminister auf: Zeigen
Sie Führung! Sorgen Sie dafür, dass das Chaos um die
Steuer-CDs beendet wird! Geben Sie Ihre bemerkens-
werte Zurückhaltung endlich auf!

Auch in dieser Frage geht es im Kern darum, wer in
den schwarz-gelben Regierungen den Takt vorgibt. Of-
fensichtlich lässt Herr Mappus zu, dass ihm die FDP auf
der Nase herumtanzt.


(Beifall bei der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Dann sagen Sie das doch im baden-württembergischen Landtag!)


Was ist mit Frau Merkel? Was ist mit Herrn
Schäuble? Frau Homburger hat heute ihre baden-
württembergischen Parteifreunde in deren Ablehnung
des CD-Kaufs noch einmal vehement verteidigt. Wo ist
Frau Homburger eigentlich? Das ist der ewige Konflikt
zwischen der schwäbischen Hausfrau Merkel auf der ei-
nen Seite und der badischen Drossel Homburger auf der
anderen Seite, den wir heute hier erleben können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Soll das ein Witz sein?)


Wenn Frau Merkel und Herr Schäuble wirklich wollen,
dass die Steuer-CDs angekauft werden, dann müssen sie
auch dafür sorgen, dass das geschieht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selber machen!)


Zu Zeiten der Großen Koalition hat die SPD durch ih-
ren Einsatz und ihre Initiative die Handlungsschwäche
der Union und die auch bei der Union vorliegende Klien-
telorientierung übertüncht. Jetzt ist das anders. Jetzt wer-
den die Entscheidungs- und Durchsetzungsdefizite von
Frau Merkel für alle spürbar, und zwar in einer Situation,
in der unser Land noch immer viele Probleme hat. Wir
haben eigentlich keine richtige Regierung; da hat Sigmar
Gabriel schon recht. Wir haben eine nicht funktionie-
rende Koalition. Sorgen Sie dafür, dass aus dem, was wir
hier erleben, einer permanenten Koalitionskrise, nicht
ein Staatsversagen resultiert, wie das jedenfalls bis jetzt
so war.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1702622300

Nächster Redner ist der Kollege Leo Dautzenberg für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702622400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Poß, wenn Sie
heute etwas früher in der Sitzung des Finanzausschusses
gewesen wären, in der Sie nachher waren, und die Aus-
führungen des Staatssekretärs Koschyk zu diesem
Thema gehört hätten oder sich von Ihren Kollegen hätten
informieren lassen, dann hätten wir uns heute diese Ak-
tuelle Stunde und vor allen Dingen Ihren Beitrag, der in
keiner Weise sachgerecht war, sondern nur Szenarien in
einem klassenkämpferischen Stil an die Wand gemalt
hat, die jeder Grundlage entbehren, sparen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Jeder Satz stimmte! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Haben wir keine Koalitionskrise? – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was er zu Schwarz-Gelb gesagt hat, war richtig!)


Sie haben schon darauf hingewiesen, dass wir das
Thema Steuerbetrugsbekämpfung gemeinsam in der
Großen Koalition auf den Weg gebracht haben. All diese
Instrumentarien haben zum Erfolg geführt.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist doch alles die SPD gewesen!)


Lassen Sie uns das doch weiter ausbauen.


(Joachim Poß [SPD]: Machen Sie das doch mal!)


Das, was jetzt im Zusammenhang mit den Steuer-CDs zu
sagen ist, ist heute Morgen wirklich ausführlich darge-
legt worden.


(Joachim Poß [SPD]: Herr Kollege, Sie scheinen uns in der Regierung doch zu vermissen!)


Da gibt es keinen Dissens. Einen Teil Ihres Beitrages
hätten Sie vielleicht Ihrem Oppositionsführer in Baden-
Württemberg überlassen können, aber nicht hier im Bun-
destag zum Gegenstand der Diskussion machen sollen.


(Beifall des Abg. Dr. Daniel Volk [FDP] – Zurufe von der SPD: Oh!)


Wir haben einiges erreicht. Schauen Sie sich doch
einmal die Situation in Nordrhein-Westfalen an, wie
diese Sache gemeinsam mit dem Bund bisher abgearbei-
tet worden ist. Es gibt eine Vereinbarung der Steuerab-
teilungsleiter der Länder mit dem Bund, wie man mit
solchen Vorgängen, Angebote zum Kauf von Daten-
CDs, umgeht. Es ist doch in jedem Einzelfall zu prüfen






(A) (C)



(B) (D)


Leo Dautzenberg
– auch das wurde heute deutlich –, wie man im Grunde
verfährt.

Wir wissen auch um das Dilemma, das nach wie vor
besteht, dass in der Föderalismusreform II Regelungen
zu eindeutigen Zuständigkeiten, die der Bund in diesem
Bereich haben wollte, nicht gegen die Länder durchge-
setzt werden konnten.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Umso schlimmer ist die Haltung des Landes BadenWürttemberg!)


Hier geht es um die Zuordnung der Zuständigkeiten. Da-
ran waren Sie doch beteiligt, als das beschlossen worden
ist. Deshalb ist jeder Sachverhalt in diesem Zusammen-
hang immer auf den einzelnen, speziellen Fall anzuwen-
den.

So ist es auch in Nordrhein-Westfalen passiert, wo
diese Entscheidung im Endeffekt in der Zuständigkeit
der Landesfinanzverwaltung liegt. Sie können doch
nicht bei jedem Angebot sofort Ja sagen, ohne vorher die
Stichhaltigkeit der Daten zu prüfen:


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist jetzt in Baden-Württemberg ein Jahr geprüft! Ein Jahr lang!)


Sind das neue Tatbestände? Sind das vielleicht Tatbe-
stände, die schon von der Finanzverwaltung begleitet
werden? Zunächst einmal müssen die Fakten erhoben
und der Sachverhalt aufgeklärt werden, ehe sie den
Schritt vollziehen können.


(Nicolette Kressl [SPD]: Ein Jahr lang!)


– Verehrte Frau Kressl, Sie als Parlamentarische Staats-
sekretärin müssten eigentlich aufgrund Ihrer Sachkennt-
nis wissen


(Nicolette Kressl [SPD]: Ehemalige!)


– ja, als ehemalige Staatssekretärin –, wie kompliziert
manche Steuersachverhalte in den Beziehungen sind;
dann können Ermittlungen manchmal ein Jahr lang dau-
ern.

Aber man sollte hier nicht das Gespenst an die Wand
malen, damit sei der Rechtsstaat gefährdet. Wir als Poli-
tiker müssen unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten
ehrlich zugeben, dass wir bei der Frage des Ankaufs in
dem rechtlichen Dilemma sind, nach wie vor die Gel-
tung des Rechtsstaats zu gewährleisten, aber auch der
Durchsetzung des Steueranspruchs gerecht zu werden.
Da kann man doch nicht sagen: Das wischen wir einfach
weg. Vielmehr muss man das immer wieder neu erör-
tern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Da ist die alte Regierung in der Großen Koalition zu ei-
nem Ergebnis gekommen.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Schneller gewesen!)


– Was heißt „schneller gewesen“? Da waren die Fakten
dann vielleicht eindeutig zuzuordnen.

(Joachim Poß [SPD]: Ja, wir haben noch richtig gearbeitet! Jetzt findet doch nur Theater statt, aber keine Arbeit! Sie sind doch zuständig für Klamauk und nicht für politische Arbeit!)


Nehmen wir das Beispiel Nordrhein-Westfalen. Nord-
rhein-Westfalen hat jetzt berichtet – Herr Staatssekretär,
ich glaube, der 26. Februar 2010 war das Datum –, die
Landessteuerverwaltung NRW habe die CD gegen Ent-
gelt erworben. Jetzt geht es darum, das umzusetzen.


(Joachim Poß [SPD]: Was reden Sie die ganze Zeit über NRW? Reden Sie über BadenWürttemberg!)


Was haben wir bisher alles erreicht? Wir haben durch
diese Maßnahmen des Staates, der Landesfinanzbehör-
den in Abstimmung mit dem Bund, mehr Selbstanzeigen
bekommen; darüber werden die Bürger in die Steuerehr-
lichkeit geführt.


(Joachim Poß [SPD]: Ich verstehe ja, dass Sie es schwer haben, das zu verteidigen! Herr Kollege, Sie haben es schwer bei dieser Koalition! Das ist schon richtig!)


Damit ist auch erreicht worden, dass die Schweiz eher
bereit ist, das Doppelbesteuerungsabkommen zum Ab-
schluss zu bringen, wodurch wir vielleicht auch mit die-
sem Land zum gegenseitigen Informationsaustausch
kommen. Also, dramatisieren Sie das nicht alles,


(Joachim Poß [SPD]: Sie kriegen nichts gebacken in dieser Koalition! – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Die Situation ist dramatisch!)


sondern lassen Sie den jeweiligen Stellen den zeitlichen
Rahmen, der angemessen ist, richtungsweisende und
sachlich richtige Entscheidungen zu treffen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das war eine schwache Verteidigung! – Joachim Poß [SPD]: Das ist aber auch schwer!)



Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1702622500

Für die Fraktion Die Linke hat das Wort die Kollegin

Dr. Barbara Höll.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702622600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Dautzenberg, hier dramatisiert niemand.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Aber selbstverständlich!)


Die Situation ist dramatisch.


(Zurufe von der FDP: Oh!)


Wenn der Staat auf Machenschaften von Dieben zurück-
greifen muss, wenn wir darauf angewiesen sind, dass uns
Diebesgut angeboten wird, was Herr Koschyk als Ultima
Ratio, als letzte Möglichkeit, darstellt, um einen gerech-






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Barbara Höll
ten Steuervollzug zu realisieren, so sage ich Ihnen: Es ist
inzwischen die einzige Möglichkeit, hier überhaupt ge-
rechten Steuervollzug durchzusetzen.


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Nein! Wir kriegen jetzt Abkommen!)


Recht wird zunehmend ökonomisiert. Die Durchset-
zung von Recht hängt von Kosten und Nutzen ab: Wie
viel kostet die angebotene CD? Was bringt sie ein? Wie
viel kostet die Bundesländer ein ordentlicher Steuervoll-
zug? Was nimmt man dadurch ein? Das ist doch keine
Rechtsstaatlichkeit mehr, sondern eine Verhöhnung des
Rechtsstaates.


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wer hat die denn behauptet?)


Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, sondern
kriminell und bringt einen immensen Schaden für die
Gesellschaft.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Richtig! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Dem hat keiner widersprochen!)


Steuerhinterziehung zerstört den Gerechtigkeitsgrund-
satz der Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leis-
tungsfähigkeit. Steuerhinterziehung ist sozial ungerecht
und verschärft die Kluft zwischen Arm und Reich. Steu-
erhinterziehung lohnt sich nur für die, die eh schon
haben. Jeder Hartz-IV-Empfänger und jede Hartz-IV-
Empfängerin soll sich gläsern machen. Reiche und Ver-
mögende dagegen werden mit Samthandschuhen ange-
fasst und können daher in großem Stil Steuern hinterzie-
hen. Selbst wenn sie nachweislich kriminell gehandelt
haben, bleiben sie bei rechtzeitiger Selbstanzeige straf-
frei. Das ist ein zum Himmel schreiender Skandal.


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist der Weg zurück in die Steuergerechtigkeit!)


Die Umgehung der Steuergesetze über Anlagen in
Steuerparadiesen ist uns allen seit Jahren bekannt. Außer
hilflosen Versuchen haben die verschiedenen Bundes-
regierungen in den letzten Jahren nichts gemacht.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Selbstverständlich!)


Ich erinnere an das Fiasko von Finanzminister Eichel mit
seiner Steueramnestie. Ich erinnere auch an den legendä-
ren Satz von Finanzminister Steinbrück, der die Abgel-
tungsteuer verteidigte, indem er sagte: Lieber 25 Prozent
von x als 45 von nix. Das ist die Akzeptanz des fakti-
schen Zustandes, dass diejenigen, die den Höchststeuer-
satz zahlen müssten, diesen gar nicht mehr zahlen, weil
sie Steuern hinterziehen. Das ist einfach ein Skandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Wie haben Sie darauf reagiert? Mit Steuersenkungen!
Sie haben die Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent
eingeführt. Das, was ich zusätzlich einnehme, weil ich
so viel Geld übrig habe, dass ich es anlegen kann und
Zinsen bekomme, wird jetzt nicht mehr nach meinem
persönlichen Steuersatz besteuert – hier findet das Ge-
rechtigkeitsprinzip keine Anwendung mehr –, sondern
es wird allgemein nur noch mit 25 Prozent besteuert.


(Joachim Poß [SPD]: Die FDP-Truppe guckt aber ganz schön melancholisch!)


Im Gegensatz zur vergangenen Woche – das ist wich-
tig –, als Herr Koschyk im Finanzausschuss sagte, die
Entscheidung über den Ankauf der CDs sei allein die
Entscheidung der Bundesländer,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Nein! Das hat er nicht gesagt!)


sagte er in der heutigen Sitzung des Finanzausschusses,
auf die Herr Dautzenberg schon hingewiesen hat:


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ja! Da gab es ausführliche Informationen!)


Der Bund prüft, ob die CD, gegebenenfalls unter Mitwir-
kung einiger Länder bzw. der Länder, gekauft werden
kann. Das hat er wirklich sehr kryptisch ausgedrückt.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Nein! Überhaupt nicht! Das ist die Bandbreite! Danach haben Sie schon zehnmal gefragt! Aber Sie haben es immer noch nicht verstanden! Wirklich schade! – Gegenruf der Abg. Nicolette Kressl [SPD]: Na ja, Herr Kollege! Letzte Woche hat er im Ausschuss wirklich etwas anderes gesagt!)


Ich frage mich: Was prüft der Bund hier? Der Bund hat
die Verantwortung für den bundeseinheitlichen Steuer-
vollzug;


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Zehnmal haben Sie dazu gefragt, aber noch nicht verstanden!)


das ist eine ganz wesentliche Angelegenheit. Dieser Ver-
antwortung werden Sie nicht gerecht.

Herr Dautzenberg, Sie haben auf das Steuerhinterzie-
hungsbekämpfungsgesetz der Großen Koalition verwie-
sen. Toll! Im Januar haben Sie selber ausgeführt: Nach
den Kriterien dieses Gesetzes gibt es derzeit gar keine
Steueroasen und Steuerparadiese. Es befindet sich kein
Land mehr auf den sogenannten Schwarzen Listen. In
Frankreich sieht man das anders. Frankreich hat jetzt
festgestellt, dass 18 Länder sehr wohl als Steuerpara-
diese fungieren, und hat deshalb mit sofortiger Wirkung
die Quellensteuer von 15 auf 50 Prozent erhöht.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Gilt das auch für die Französischen Antillen?)


Hinzu kommt: Selbst wenn wir schon ein Doppelbesteu-
erungsabkommen mit der Schweiz hätten, sodass die
Auskunft geregelt wäre, wäre auch dieses Abkommen
nach dem OECD-Maßstab wirkungslos, weil es keinen
automatischen Auskunftsmechanismus gibt.

Nehmen Sie das Beispiel der aktuellen Steuer-CDs.
Nur weil auf der CD Namen genannt sind, haben die
deutschen Steuerbehörden überhaupt eine Chance, ziel-
gerichtet nachzuprüfen und nachzufragen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Deshalb sind die CDs ja angekauft worden!)







(A) (C)



(B) (D)


Dr. Barbara Höll
Aber was, wenn man keine Namen kennt? Bei Grenzkon-
trollen gilt die Regelung: Wenn jemand mehr als
10 000 Euro mit über die Grenze nimmt, ist das anzeige-
pflichtig. Natürlich könnte man parallel dazu sagen: Ka-
pitalbewegungen ins Ausland in Höhe von mehr als
100 000 Euro pro Jahr sind automatisch anzeigepflichtig.
Warum machen wir nicht endlich wirkungsvolle Gesetze?
Warum sorgen Sie nicht endlich auf internationaler Ebene
für eine Verbesserung des OECD-Musterabkommens, so-
dass es dann tatsächlich Wirkung entfalten kann?


(Beifall bei der LINKEN)


Hier haben Sie über Jahre nichts getan.

An dieser Stelle muss ich leider auch die grüne Frak-
tion und auch die SPD in die Pflicht nehmen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Aha! Endlich sind wir beim Thema! Die haben nämlich jahrelang nichts gemacht! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Was ist los? Was haben wir denn gemacht?)


Dieses Trauerspiel, das Sie jetzt aufführen – wenn Ih-
nen schon keine andere Möglichkeit bleibt –, signalisiert
den Steuerhinterzieherinnen und -hinterziehern doch nur,
dass sie ruhig weitermachen können. Die „schönste“
Meldung, die wir heute im Finanzausschuss erhalten ha-
ben, war, dass von den 800 Fällen, die auf der aus Liech-
tenstein stammenden Steuer-CD enthalten waren, die ja
nicht erst gestern gekauft wurde, mehrere 100 Fälle – wie
viele 100 Fälle, wurde uns nicht gesagt – bis heute nicht
abschließend bearbeitet sind.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ja! Nicht abschließend!)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702622700

Frau Kollegin, denken Sie an die Redezeit?


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702622800

Steuersünder und Steuersünderinnen können sich in

Deutschland also weiter wohlfühlen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Das wird die Linke ja ändern!)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702622900

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Volker Wissing

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702623000

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Das Thema,

über das wir in der heutigen Aktuellen Stunde diskutie-
ren, sollte nach der ausführlichen Diskussion im Finanz-
ausschuss am heutigen Morgen eigentlich erledigt sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Nicolette Kressl [SPD]: Überhaupt nicht! Wieso denn das? – Jan Korte [DIE LINKE]: Jetzt kommt jemand Konsequentes!)


Aber offensichtlich hat die SPD es noch nicht verstan-
den. Reden wir also ruhig darüber.

Das Problem fängt schon mit dem Titel der Aktuellen
Stunde an; ich weiß nicht, wer von Ihnen ihn sich ausge-
dacht hat. Sie wollen, dass wir über Steuer-CDs und de-
ren Ankauf reden. Für mich war eine Steuer-CD bisher
immer eine CD, auf der ein Programm ist, mit dem man
eine Steuererklärung abgeben kann.


(Joachim Poß [SPD]: Das war der erste Satz der Ablenkungsrede!)


Sie verstehen darunter offensichtlich etwas anderes. Je-
denfalls wirft dieser Begriff mehr Fragen auf, als er be-
antwortet. Reden wir nur über Steuer-CDs oder auch
über Steuer-DVDs, USB-Sticks oder Speicherkarten,
vielleicht auch über ausgedruckte Geschäftsunterlagen?


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Festplatten! – Joachim Poß [SPD]: Jetzt musst du noch vier Minuten durchhalten, Volker!)


Sei es drum, der Kern des Problems ist nicht die sprach-
liche Nachlässigkeit der SPD.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Es ist schwer, fünf Minuten darüber zu reden!)


Der Kern des Problems ist, dass Sie eine einheitliche
Praxis für Dinge fordern, die nicht einheitlich sind. Es ist
ein Unterschied, ob man dem Finanzamt Daten anbietet,
die einen kriminellen Hintergrund haben, oder ob über-
wiegend persönliche Angaben von Bürgerinnen und
Bürgern enthalten sind.


(Nicolette Kressl [SPD]: Einen einheitlichen Rahmen kann es geben!)


Nicht alles, was gleich erscheint, ist auch gleich. Ich
finde es gut, dass sich der Staat ein angemessenes Min-
destmaß an Differenzierung erlaubt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Bekämpfung von Steuerhinterziehung ist zweifel-
los ein wichtiges Anliegen, und dass die Bundesregie-
rung hier sehr entschlossen vorgeht, hat sie unter Beweis
gestellt. Aber ebenso wichtig ist es, dass der Staat dabei
rechtsstaatlich einwandfrei handelt. In einem Rechtsstaat
heiligt der Zweck nicht die Mittel.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Selbstverständlich ist das!)


Deshalb kommt es immer auf den Einzelfall an, und des-
halb darf man, ja, muss man jeden Einzelfall gesondert
bewerten. Was Sie fordern, ist doch nichts anderes, als
dass der Staat in einem verfassungsrechtlich und rechts-
staatlich relevanten Bereich die Fälle holzschnittartig ab-
arbeitet. Genau dies machen wir nicht mit.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Der verweigert sich! – Joachim Poß [SPD]: Sie reden sich raus!)


Wenn man Ihnen zuhört, meint man, sämtliche Daten-
träger, über die wir diskutieren, seien der SPD in Kopie






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Volker Wissing
angeboten worden. Die SPD weiß alles darüber. Sie re-
den, als hätten Sie alle Informationen persönlich vorlie-
gen. Sie wissen genau, dass es sich hier nur um Daten
von Steuerhinterziehern und nicht etwa auch um persön-
liche, schützenswerte Daten von Unternehmen oder Pri-
vatpersonen handelt. All dies wissen Sie. Wenn Sie diese
Aktuelle Stunde nicht aus reinem Populismus beantragt
haben, gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Ent-
weder reden Sie von Dingen, von denen Sie im Detail
keine Ahnung haben, oder Sie sind mit der internationa-
len Datenhehlerszene besser vernetzt als jeder andere
hier im Raum.


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD)


Sie verlangen von der Bundesregierung, dass sie er-
klärt, grundsätzlich alle Daten über Steuerhinterziehung
ohne genaue Prüfung des Einzelfalls anzukaufen. Haben
Sie das einmal zu Ende gedacht, Herr Kollege Poß?


(Joachim Poß [SPD]: Einheitliche Verfahren, Herr Kollege!)


Nehmen wir einmal an, eine Terrororganisation – sagen
wir, al-Qaida – verkauft eine Daten-CD. Dürfen wir
dann die SPD mit den Worten „Kaufen um jeden Preis“
zitieren?


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das hat keiner gesagt!)


Sie können doch genauso wenig wissen, wer im Einzel-
fall welche Daten anbietet und woher sie stammen.
Trotzdem fordern Sie hier ernsthaft Blankoschecks.


(Nicolette Kressl [SPD]: Sagen Sie etwas zu Ihrer Position! – Joachim Poß [SPD]: Das ist eine schlimme Verfehlung!)


Sie lehnen sich ganz schön weit aus dem Fenster.


(Beifall bei der FDP)


Deswegen werden wir hier mit den Stimmen der FDP
auch nicht beschließen, dass der Staat jeden Datenträger
ankauft, der ihm von wem und woher auch immer ange-
boten wird. Das machen wir nicht mit.


(Beifall bei der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das hat auch kein Mensch beantragt! – Joachim Poß [SPD]: Sie sitzen im Glashaus! Sie haben doch intime Kenntnis der Szene! Briefkastenfirmen!)


Der Staat muss Steuerhinterziehung konsequent be-
kämpfen. Es ist auch überhaupt nichts Verwunderliches
oder Problematisches dabei, dass zwischen einzelnen
Bundesländern unterschiedliche Datenkäufe unterschied-
lich beurteilt werden. Ich verstehe nicht, wo Sie ein Pro-
blem haben.


(Nicolette Kressl [SPD]: Sagen Sie einmal Ihre Position! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Was haben Sie eigentlich für eine Position?)


In der Föderalismuskommission haben wir über zwei
Jahre lang darüber diskutiert, ob wir eine stärkere Ver-
einheitlichung der Steuerverwaltung wollen.

(Joachim Poß [SPD]: Was wollen Sie eigentlich, Herr Wissing! Denken Sie doch mal an die Steuerehrlichen! Oder vertreten Sie nur die Hinterzieher? Was wollen Sie eigentlich?)


In dieser Kommission gab es dafür erkennbar keine
Mehrheit. Sie kennen die Rechtslage ganz genau. Wir
haben einen kooperativen Föderalismus. Trotzdem stel-
len Sie sich hier hin und tun gegenüber der Öffentlich-
keit so, als wären unterschiedliche Meinungen zwischen
einzelnen Ländern und dem Bund in Steuerfragen ein
aktuelles Problem dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Vertreten Sie doch mal die Interessen der steuerehrlichen Menschen in Deutschland!)


Herr Poß, das ist absurder Unsinn und sonst gar nichts.


(Beifall bei der FDP)


Was werfen Sie denn dieser Bundesregierung eigent-
lich vor?


(Joachim Poß [SPD]: Denken Sie an die Steuerehrlichen!)


Dass sie Steuerhinterziehung konsequent verfolgt und
dabei unsere Verfassung fest im Blick hat? Stört Sie das
wirklich? Uns stört es nicht.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist doch selbstverständlich!)


Ginge es Ihnen wirklich um den engagierten Kampf ge-
gen Steuerhinterziehung, hätten Sie uns an Ihrer Seite.


(Nicolette Kressl [SPD]: Angriff ist die beste Verteidigung! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist das erste Mal!)


Was Sie machen, ist blanker Populismus. Um es noch
einmal klar zu sagen: Unterschiedliche Entscheidungen
in verschiedenen Bundesländern sind kein Problem, son-
dern Ausdruck eines funktionierenden Rechtsstaates,


(Dagmar Ziegler [SPD]: Machen!)


eines Staates, der sorgfältig prüft, wo es etwas zu prüfen
gibt, und der sich auch traut, Nein zu sagen, wenn es
rechtsstaatlich nicht anders vertretbar ist.


(Beifall bei der FDP)


Ihnen mag ein solcher Rechtsstaat eine Last sein. Für Sie
mag es eine Freude sein, die eigentlichen Stärken unse-
res Staates als vermeintliche Schwächen darzustellen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Baden-Württemberg wie in Nordrhein-Westfalen!)


Für uns bleibt ein Staat trotzdem stärker, wenn er den
Aufwand auf sich nimmt, jeden problematischen Fall
einzeln präzise zu bewerten. Dafür stellen wir uns auch
ausgesprochen gerne der öffentlichen Diskussion mit Ih-
nen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum geht es gar nicht! – Joachim Poß [SPD]: Denken Sie doch mal an den ehrlichen Steuerzahler, Herr Wissing!)







(A) (C)



(B) (D)


Dr. Volker Wissing
Vielleicht stellen am Ende dann auch Sie fest, dass Ihre
Forderung nach einer standardisierten Praxis beim Kauf
von Steuer-CDs


(Nicolette Kressl [SPD]: Einen Rahmen! Aber natürlich!)


keine wirklich durchdachte Idee ist. Zumindest dann
hätte sich diese Aktuelle Stunde irgendwie gelohnt.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Kein Satz zur Sache selbst! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Fünf Minuten gerade so überstanden! – Joachim Poß [SPD]: Fünf Minuten Ablenkung!)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1702623100

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Gerhard Schick für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702623200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Interessant ist, was die Redner der Koalition alles nicht
gesagt haben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)


Sie haben nicht erwähnt, dass es bei Ihnen eine heftige
Diskussion darüber gibt, ob der Rechtsstaat solche Daten
ankaufen soll oder nicht.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Doch! Selbstverständlich!)


Da gab es durchaus ein paar gute, nachdenkliche Bei-
träge. An einer Stelle – dazu gab es auch Beiträge aus
Ihren Reihen – wird die Sache aber verlogen: Beim
SWIFT-Abkommen, bei der Kronzeugenregelung, bei
der Vorratsdatenspeicherung geht man über Daten-
schutzbedenken locker hinweg. Wenn es aber um den
weißen Kragen bei der Kriminalität geht, kommen plötz-
lich Rechtsstaatsbedenken. Das machen wir nicht mit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Interessant war auch, was wir heute im Finanzaus-
schuss gehört haben. Herr Koschyk hat gesagt: Im Er-
gebnis wird es auch bei der CD, um die es in Baden-
Württemberg geht, so ausgehen wie bei der CD, um die
es in Nordrhein-Westfalen ging.

Das heißt, die Position des neuen Ministerpräsidenten
von Baden-Württemberg ist irrelevant. Herr Mappus hat
laut gekläfft, aber nichts erreicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das ist umso bemerkenswerter, wenn man weiß, dass
Herr Mappus wegen seiner häufig bissigen Art – er hat
seine machtpolitischen Interessen in seiner Partei durch-
aus mit Verve vorangetrieben – von vielen in Baden-
Württemberg „Mappi-Schnappi, das Krokodil“ genannt
wird. Ich würde mir wünschen, dass er diese Bissigkeit
nicht nur dann zeigt, wenn es um seine Machtinteressen
geht, sondern auch dann, wenn es um die Bekämpfung
von Steuerkriminalität in Baden-Württemberg und im
Bund geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hat er Beißhemmung! – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Und das machen Sie jetzt dem Bund zum Vorwurf?)


– Herr Dautzenberg, ich komme sehr gerne auf den
Bund zu sprechen. Ich finde, das Wichtigste ist, dass wir
jetzt nicht allein über die 10 Prozent zusätzlicher Steuer-
erträge, die wir aus der Schweiz bekommen, reden, son-
dern über die 90 Prozent nichterklärter Steuererträge, die
wir nicht bekommen. Da muss die Bundesregierung han-
deln.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist mit dem Doppelbesteuerungsabkommen auf dem besten Wege!)


Angesichts der immensen Summe Schwarzgeld, die
in der Schweiz liegt – Schätzungen gehen von 131 Mil-
liarden Euro aus –, frage ich: Wie kann es sein, dass die
Bundesregierung zum 1. Januar 2010 erklärt hat: „Es
gibt keine Steueroase, auf die wir das Steuerhinterzie-
hungsbekämpfungsgesetz anwenden sollten“? Das finde
ich skandalös.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Natürlich gibt es nach wie vor Steueroasen; ich könnte rei-
henweise Länder aufzählen. Unser Nachbarland Frank-
reich hat 18 Länder als Steueroasen deklariert und ist da-
bei, Maßnahmen zu ergreifen. Hier ist in den letzten
Monaten etwas kaputtgegangen. Bislang waren Deutsch-
land und Frankreich bei dem Thema „Kampf gegen Steu-
erflucht und Steuerhinterziehung“ immer gemeinsam un-
terwegs.


(Joachim Poß [SPD]: Steinbrück und Lagarde! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Kavallerie! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Ob mit oder ohne, ist egal!)


Das war wichtig für das gemeinsame Vorankommen in
Europa.

Jetzt verlassen Union und FDP diesen Weg. Sie tun
jetzt so, als würden Sie die Steuerflucht bekämpfen,
wenn Sie Daten, die Ihnen angeboten werden, kaufen.
Dass Sie passiv warten, bis Ihnen Daten angeboten wer-
den, ist nicht das, was wir von Ihnen erwarten. Wir er-
warten, dass Sie aktiv gegen Steuerhinterziehung vorge-
hen, unter Nutzung der gesetzlichen und rechtlichen
Möglichkeiten.






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Gerhard Schick

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich fordere Schwarz-Gelb auf, in Baden-Württemberg
wie im Bund, von der Bremse zu gehen und aktiv zu
werden im Kampf für Steuergerechtigkeit in Deutsch-
land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/ CSU]: Das Doppelbesteuerungsabkommen hätte schon Rot-Grün abschließen können!)


Es kamen einige hochnäsige Bemerkungen über Grie-
chenland, darüber, wie die Steuergerechtigkeit in Grie-
chenland durchgesetzt wird und wie die Steuerverwal-
tung dort aufgesetzt wird. Aus diesem Grunde möchte
ich in Erinnerung rufen, was der Bundesrechnungshof
geschrieben hat: Die Gleichmäßigkeit der Besteuerung
in Deutschland ist nicht gewährleistet.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Seit wann schreibt der Bundesrechnungshof das, Herr Kollege? – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Seit Jahrzehnten!)


Ich finde, das zeigt, dass wir auch in unserem Land et-
was tun müssen. Nichts tun, passiv zuschauen, so sollten
Sie nicht weitermachen! Gehen Sie runter von der
Bremse! Tun Sie endlich aktiv etwas gegen Steuerflucht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702623300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Hans Michelbach

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702623400

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und

Kollegen! Die CDU/CSU-Fraktion ist den Zielen ver-
pflichtet, Steuergerechtigkeit zu erreichen, Steuerhinter-
ziehung zu bekämpfen, die Gleichmäßigkeit der Besteu-
erung bundesweit herzustellen, die Einheitlichkeit des
Verwaltungshandelns zu prüfen und die Zusammenarbeit
der Steuerverwaltungen der Länder im föderalen System
zu garantieren. Diese Grundsätze wurden durch den
Bundesfinanzminister auch beim Kauf von Steuer-CDs
aus der Schweiz in der aktuellen Praxis beachtet; das ist
Fakt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dass wir heute hier in dieser Aktuellen Stunde gera-
dezu einen Popanz an die Wand gemalt bekommen, es
gäbe ein Staatsversagen, ist der durchsichtige Versuch,
mit der Steuerhinterziehung ein politisches Geschäft zu
machen. Das ist unanständig,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und das aus der CSU!)

weil wir die Steuerhinterziehung aktiv bekämpfen. Da
dies ausgerechnet von der SPD getan wird – hier muss
man der Frau Dr. Höll von den Linken ausnahmsweise
einmal recht geben –, frage ich: Was haben Sie eigent-
lich in den letzten elf Jahren gemacht, in denen Sie den
Bundesfinanzminister gestellt haben?


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ja, was denn? Da wurde Schluss gemacht mit solchen Praktiken!)


Sie haben über die Schweiz debattiert und ihr angedroht,
die Kavallerie dorthin zu schicken. Getan und erreicht
haben Sie aber nichts; das ist eine Tatsache.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat das Gesetz im Bundesrat denn blockiert?)


Es bleibt festzuhalten: Die Bundesländer entscheiden
in Verbindung mit dem Bundesfinanzministerium über
den Kauf. So hat Nordrhein-Westfalen am 26. Februar
2010 im Einvernehmen geprüft und gekauft. Im so-
genannten Fall Baden-Württemberg ist das Ankaufsan-
gebot zunächst – das muss man festhalten – beim Bun-
deszentralamt, also beim Bund, angekommen, und das
Bundesfinanzministerium hat die Steuerverwaltung des
Landes Baden-Württemberg daraufhin um Prüfung ge-
beten; denn nur so funktioniert natürlich die Aufklärung
unbekannter Steuerfälle. Baden-Württemberg hat gelie-
fert.

Sie können sich jetzt doch nicht hier hinstellen und
sagen, es gebe eine Strafvereitelung im Amt, wie Sie das
dem Herrn Mappus vorwerfen. Das, was Sie hier ma-
chen, ist unanständig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist die Wahrheit!)


Deswegen ist ganz klar: Der Ankauf durch den Bun-
desfinanzminister in Verbindung mit einem betroffenen
Bundesland ist jederzeit gesichert. Damit gibt es eine
Bekämpfung der Steuerhinterziehung in diesem Land.
Das führt zum gleichen Ergebnis wie in dem Fall, als das
Bundesland Nordrhein-Westfalen diese Dinge gekauft
hat. Wir haben das gleiche Ergebnis erzielt. Der Vorwurf
der SPD, Baden-Württemberg würde sich zu einer
Steueroase entwickeln, ist geradezu absurd; denn die In-
formationen wurden ja von der Steuerverwaltung des
Landes Baden-Württemberg geliefert. Fakt ist: Es gibt
keine Pflichtverletzung in Deutschland.


(Joachim Poß [SPD]: Wo ist eigentlich Frau Homburger?)


Es gibt natürlich einen Handlungsbedarf in der
Schweiz; das muss man hier klar feststellen. Die Schweiz
darf kein Schwarzgeld mehr ins Land lassen. Die
Schweiz muss auch ausländische Steuerbehörden zu ih-
rem Recht kommen lassen. Die Schweiz sollte die inter-
nationalen OECD-Regeln umsetzen. Die Schweiz sollte
jetzt die Steuerhinterziehung mit einem Doppelbesteue-
rungsabkommen austrocknen. Damit wäre jeder Kauf






(A) (C)



(B) (D)


Dr. h. c. Hans Michelbach
einer Schweizer CD mit Steuerdaten natürlich ohnehin
obsolet.

Es kommt natürlich immer wieder zu sehr zweifelhaf-
ten Trittbrettfahrten. Deswegen muss insgesamt auch ge-
prüft werden, ob hier inhaltlich wirklich etwas vorhan-
den ist. Man kann hier nicht von vornherein pauschal
von einer Steuerhinterziehung ausgehen,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tut ja niemand! Wer tut das denn?)


sondern man muss das im Detail sehr intensiv prüfen,
und das geschieht.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das machen Sie doch schon seit einem Jahr! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch nicht die Begründung für Baden-Württemberg!)


Die Schweiz und der Schweizer Finanzminister Merz
haben signalisiert, dass sich etwas bewegt. Es geht letz-
ten Endes darum, legale Verhältnisse zu schaffen und ei-
nen Steuerfrieden in Europa zu erreichen. Lassen Sie uns
gemeinsam dafür arbeiten, anstatt in einer solchen Aktu-
ellen Stunde durch Krakeelerei letzten Endes nur Politik-
verdrossenheit herstellen.


(Joachim Poß [SPD]: Sie produzieren Politikverdrossenheit!)


Ich kann Ihnen nur sagen: Hier ist fachliche, sachliche
Arbeit gefragt. Das, was Sie hier veranstalten, dient
nicht diesem Ziel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sie produzieren Politik ohne Aussagen! Von morgens um sieben bis abends um acht!)


Lassen Sie uns konkret daran arbeiten! Der Versuch, mit
Steuerhinterziehung ein politisches Geschäft zu machen,
ist völlig absurd. Deswegen lassen wir uns dies nicht ge-
fallen. Auch wenn Sie jeden Tag sagen, hier werde
Klientelpolitik betrieben,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden Sie erleben! Jeden Tag!)


ist das nur Ihre politische Agitation.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1702623500

Nächster Redner ist der Kollege Christian Lange für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702623600

Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Da-

men und Herren! Mein Gott, was für ein Durcheinander
bei mir zu Hause in Baden-Württemberg! Unser neuer
Ministerpräsident hat bei seiner ersten Entscheidung von
Gewicht – vorgeführt von der FDP – eine Fehlentschei-
dung getroffen.

(Beifall bei der SPD)


Überlegen Sie sich einmal: Was bedeutet das wohl für
die Steuermoral derjenigen, die hart arbeiten und jeden
Monat ihre Steuern zahlen? Was denken die wohl von ei-
ner solchen Haltung?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hinzu kommt der Vorschlag des stellvertretenden Mi-
nisterpräsidenten, Herrn Goll, die Hartz-IV-Sätze zu kür-
zen, während man die Steuerbetrüger laufen lässt. Was
ist das eigentlich für eine Politik?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie ist weder christlich noch liberal. Herr Mappus lässt
sich nicht nur vorführen; er handelt auch nicht selbst: Er
versteckt sich. Wer hätte das gedacht?


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Worüber reden wir eigentlich?)


Er versteckt sich vor dem Bund und vor den Bundeslän-
dern, die gegebenenfalls einspringen.

Lieber Herr Kollege Koschyk, ich frage Sie: Was ha-
ben Sie eigentlich mit dem Ministerpräsidenten von Ba-
den-Württemberg gemacht? Da lese ich in der FTD:

Ich bin seit meiner Bundeswehrzeit noch nie so ar-
rogant behandelt worden wie von den Vertretern
des Bundesfinanzministeriums …


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ja, meine Güte, was haben Sie mit ihm gemacht?
Zahlt Baden-Württemberg jetzt wenigstens seinen An-
teil? Ich möchte gleich die Antwort auf diese Frage von
Ihnen hören:


(Beifall bei der SPD)


Stellt sich das Land seiner Verantwortung? Ja oder nein?

Herr Koschyk, wenn wir schon bei Ihnen sind: Die
meisten von uns waren auch letzte Woche hier. Es ging
um dasselbe Thema, allerdings nicht in einer Aktuellen
Stunde, sondern in der Fragestunde. Es ist schon interes-
sant, wie Sie sich gewendet haben. Am Mittwoch, dem
24. Februar, haben Sie doch gesagt:

Unabhängig hiervon hat aber das Bundesministe-
rium der Finanzen dem Finanzministerium des Lan-
des Baden-Württemberg bereits mitgeteilt, dass es
den Datenankauf in dem vorgetragenen Fall für
rechtlich zulässig hält. Die Entscheidung über den
Datenankauf liegt aber letztendlich beim Land Ba-
den-Württemberg.

Am Nachmittag des 24. Februar hörte man, dass der
Ministerpräsident mit dem Herrn Bundesfinanzminister
telefoniert habe. Da sei verabredet worden, dass der
Bund kaufen wird. Laut Stuttgarter Zeitung vom 1. März
dementiert das Bundesfinanzministerium am 26. Februar
diese Vereinbarung. Am Sonntag, dem 28. Februar, er-
klärt Schäubles Sprecher Michael Offer, der Bund sei






(A) (C)



(B) (D)


Christian Lange (Backnang)

bereit, die dem Land angebotenen Daten „zum Ankauf
entgegenzunehmen“. Zwar sei die Steuerverwaltung
nach dem Grundgesetz grundsätzlich Sache der Länder;
bei den Gemeinschaftssteuern würden die Länder jedoch
im Auftrag des Bundes handeln. Schließlich haben wir
eben die allerletzte Wendung aus dem Ausschuss für Fi-
nanzen gehört: Unter bestimmten Umständen kauft der
Bund vielleicht doch noch.

Ich freue mich, wenn es am Ende zum Ankauf
kommt; das ist das Ziel der ganzen Aktion. Es kann aber
von einer Stringenz dieser Bundesregierung überhaupt
keine Rede sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nur wenn der öffentliche Druck gerade groß ist, handeln
Sie, und zwar nur wegen dieses Drucks.

Ich möchte schon von Ihnen wissen – auch danach
hatten wir gefragt –: Was ist eigentlich mit den Beamten,
die das durchsetzen müssen, auch in Baden-Württem-
berg? Dazu haben Sie vor einer Woche hier erklärt, dass
sich diese Beamten nicht strafbar machen; das war die
Position des Landes Baden-Württemberg. Das BMJ ant-
wortet auf diese Frage allerdings etwas kryptischer. Da
heißt es nämlich in der Antwort des BMJ auf Frage 77:

Das Bundesministerium der Finanzen ist für den
Vorgang zuständig. Ihm liegen daher die erforderli-
chen Informationen vor. Letztlich überprüfen und
entscheiden diese Frage die Staatsanwaltschaften
und Gerichte.

Das entspricht nicht Ihrer Rechtsauffassung, dass sich
diese Beamten nicht strafbar machen würden, die Sie
letzte Woche noch vertreten haben. Ich frage mich, wie
sie das eigentlich umsetzen sollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das ist doch keine Politik, was Sie hier machen; es ist
ein einziges Durcheinander.

Zu Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hes-
sen und Bayern sage ich Ihnen: Bringen Sie die FDP auf
Kurs! Der liebe Kollege Stadler lächelt wieder zu allem.


(Heiterkeit bei der SPD)


In einem Interview hat er gesagt, das sei alles rechtlich
bedenklich. Das war’s dann.

Bringen Sie die FDP auf Kurs! Handeln Sie einheit-
lich als Bundesregierung, verehrter Herr Koschyk, und
zwar FDP und CDU/CSU gemeinsam! Überprüfen Sie,
von mir aus auch ein Jahr! Aber wenn Sie geprüft haben
und der Auffassung sind, dass das Angebotene valide ist,
dann kaufen Sie auch! Kaufen Sie bei uns in Baden-
Württemberg, in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bay-
ern! Kaufen Sie im gesamten Bundesgebiet!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1702623700

Nächster Redner ist der Kollege Stephan Thomae für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702623800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

Staat ist in einem klassischen Zielkonflikt: Einerseits ist
es Aufgabe des Staates, die Steuern einzufordern, die
ihm zustehen, und Steuerstraftäter zu verfolgen. Ande-
rerseits ist auch der Verrat von Betriebs- und Geschäfts-
geheimnissen eine Straftat. Ich empfehle allen, die hier
so laut tönen, einen Blick in § 17 Abs. 2 UWG zu wer-
fen. Darin ist es geregelt.

Es gibt im Übrigen auch eine Entscheidung des Land-
gerichts Bochum vom 22. April 2008, in der aus-
drücklich offengelassen worden ist, ob beim Ankauf der
Steuerdaten aus Liechtenstein durch den BND die Straf-
barkeit nach § 17 Abs. 2 UWG gegeben ist. Es ist auch
eine Verfassungsbeschwerde anhängig, die abzuwarten
ist. Wir sollten uns nicht unbedingt in Eile bringen lassen
und in schwebende Verfahren eingreifen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das Gericht hat auch nicht Nein gesagt!)


Die vorliegenden Fälle werfen viele Fragezeichen
auf. Über die Herkunft der Daten ist uns wenig bis fast
nichts bekannt. Eine sorgfältige Prüfung in allen Einzel-
fällen ist dringend anzuraten und notwendig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine solche Prüfung kann in einem Fall so und im ande-
ren Fall anders ausgehen. Deswegen ist eine einheitliche
Praxis, wie sie heute von Ihnen verlangt wird, nicht nötig
und nicht einmal möglich.

Nicht alle Fälle lassen sich über einen Kamm scheren.
Wir müssen abwägen. Einerseits geht es um die Erhal-
tung des Grundsatzes der einheitlichen Besteuerung und
um das staatliche Strafverfolgungsinteresse bei Steuer-
straftaten. Andererseits bleibt aber ein rechtsstaatliches
Unbehagen. Wir können die Strafbarkeit, um die es hier
geht, nicht völlig ausschließen. Der Rechtsstaat sollte
uns viel wert sein.


(Beifall bei der FDP)


Wir können doch Straftaten nicht durch neue Strafta-
ten bekämpfen. Der Staat darf nicht den Datendieb er-
muntern, indem er ihn straffrei stellt oder sogar eine Be-
lohnung verspricht, wenn er ihn nur an der Beute
beteiligt. Der Rechtsstaat darf Straftätern nicht Absolu-
tion erteilen, nur weil der Dieb den Staat zum Nutznie-
ßer und somit am Ende gar zum Komplizen seiner Tat
macht.


(Beifall bei der FDP)


Niemand, der fair diskutiert und rechtsstaatliche
Grundsätze ernst nimmt – Herr Poß ist leider schon weg-






(A) (C)



(B) (D)


Stephan Thomae
gegangen –, wird uns vorwerfen wollen, wir wollten
Steuerstraftäter schützen. Der Unterschied ist nicht etwa,
dass Sie Straftäter bestrafen wollen und wir nicht. Der
Unterschied ist, dass wir es mit rechtsstaatlichen Grund-
sätzen etwas genauer nehmen als manch anderer, der
schnell aus der Hüfte schießt und gleich die Kavallerie
schicken will.


(Beifall bei der FDP – Nicolette Kressl [SPD]: Herr Koschyk! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ich sage nur: Mövenpick!)


Die Rechtslage bleibt schwierig. Deswegen sollten
wir unser Augenmerk auf zwei Dinge richten. Das eine
ist, dass wir deutlich machen sollten, dass wir es als
Staat nicht als freundschaftliche Geste empfinden kön-
nen, wenn Nachbarländer durch eine Unterscheidung
zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug denen,
die unserem Staat Geld schuldig bleiben, Schutz und
Deckung bieten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Hier ist der Bundesfinanzminister gefordert. Jetzt
geht es darum, die im März weiterlaufende Runde zur
Aushandlung eines Doppelbesteuerungsabkommens mit
der Schweiz zügig fortzusetzen und einen vernünftigen
Datenaustausch mit hineinzuverhandeln, damit wir in
Zukunft nicht mehr darauf angewiesen sind, auf dubio-
sen Wegen zu unseren Steuern zu kommen. Das sind
Dinge, die in der Vergangenheit hätten längst geschehen
können. Aber Sie haben das versäumt. Das werfen Sie
uns nun vor.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Zweite ist, dass wir eine höhere Akzeptanz für
unser Steuersystem brauchen. Es geht nicht nur um Steu-
erflucht ins Ausland, sondern auch um Steuerhinterzie-
hung zum Beispiel durch Schwarzarbeit. Das wird es
auch immer geben. Aber wir müssen die Anreizschwelle
für Steuerstraftatbestände senken. Hier haben wir großes
Vertrauen in Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von
unserem Koalitionspartner, und in das Bundesfinanz-
ministerium. Wir wissen sehr wohl um die Bedenken,
Einwände und Vorbehalte. Aber wir vertrauen sehr da-
rauf, dass das gemeinsam Beschlossene weiterhin das
gemeinsam von uns allen Gewollte ist. Es bedarf sicher-
lich großer Kraftanstrengungen. Aber wir wollen diese
ehrgeizige Aufgabe schultern, und zwar mit Ihnen ge-
meinsam.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, machen wir das auch!)



Stephan Thomae (FDP):
Rede ID: ID1702623900

Herr Kollege Thomae, das war Ihre erste Rede im

Deutschen Bundestag. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich
dazu und wünsche Ihnen für die weitere Arbeit alles
Gute.

(Beifall – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nur deswegen haben wir ihn nicht zerrissen!)


Nun hat die Kollegin Nicolette Kressl das Wort für
die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702624000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich will mit einer hoffentlich – davon gehe ich aus – ge-
meinsamen Überzeugung beginnen: Steuerhinterziehung
ist keine lässliche Sünde. Steuerhinterziehung ist eine
Straftat und muss entsprechend hart und deutlich ver-
folgt werden.


(Beifall bei der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist nichts Neues!)


– Herr Michelbach sagt, das sei nichts Neues. – Ja, das
kann hier sicherlich jeder unterschreiben. Aber es nutzt
den Bürgerinnen und Bürgern nichts, wenn das nur in
Worten formuliert wird. Es müssen immer konkrete Ta-
ten folgen. Daran werden wir alle gemessen, übrigens in
ganz Deutschland; das ist doch der entscheidende Punkt.
In jedem Bundesland müssen den Worten auch entspre-
chende Taten folgen.


(Beifall bei der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


Denn wer als Bundesland sagt, man wolle die Verant-
wortung für den Steuervollzug übernehmen, muss diese
Verantwortung dann auch wahrnehmen. Genau dies erle-
ben wir zum Beispiel in Baden-Württemberg gerade
nicht.

Ich will Ihnen deutlich machen, warum es so wichtig
ist, dass der Steuervollzug überall gleich ist. Der Bund
hat nicht nur formal die Verpflichtung, überall für einen
gleichmäßigen Steuervollzug zu sorgen. Es geht auch
darum, dass die Menschen den Eindruck haben müssen:
Überall in Deutschland wird mit der gleichen Vehemenz
dafür gesorgt, dass hinterzogene Steuern eingetrieben
werden. Wenn dies nicht der Fall ist, dann müssen die
Steuerehrlichen wegen der Steuerunehrlichen höhere
Lasten tragen.

Was ist in den letzten Tagen passiert? Es gab ein klei-
nes Wechselspiel – oder sollen wir es „Wechselkampf“
oder „Ringkampf“ nennen? – zwischen Baden-Württem-
berg und dem Bund.


(Joachim Poß [SPD]: Eine Schlammschlacht!)


Es hilft ein Blick in die Zeitungen; der Kollege Lange
hat gerade etwas vorgelesen. Zuerst hat Baden-Württem-
berg gesagt: Wir bieten es dem Bund an, weil wir nicht
kaufen. – Dann hat Baden-Württemberg – noch gestern –
gesagt: Es gibt für uns überhaupt keinen Grund, dem
Bund die Daten zu übermitteln. – Nun hören wir heute,
dass der Bund die Daten prüft. Also müssen die Daten
doch übermittelt worden sein. Jetzt soll einer noch sagen,
hier handele es sich um eine ernst zu nehmende, klare
Linie. Das ist genau das Hickhack, das schon mehrfach
beschrieben wurde. Daran gibt es nichts zu deuteln.






(A) (C)



(B) (D)


Nicolette Kressl

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der entscheidende Punkt ist: Bei diesem Hickhack
geht unter, dass es eine gemeinsame Verantwortung ge-
ben muss. Ich erlebe als Baden-Württembergerin, dass
die FDP in Baden-Württemberg plötzlich einen großen
Schutzschirm über die Steuerhinterzieher ausklappt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So plötzlich kommt das nicht!)


– So ist es. – Wenn ich höre und lese, was Frau
Homburger dazu sagt, dann muss ich fest davon ausge-
hen, dass dieser Schutzschirm noch erweitert wird. Of-
fensichtlich gibt es auch immer noch keine Klarheit in
der Bundesregierung, was die rechtliche Bewertung an-
geht. Das alles sind Punkte, die die Steuerzahlerinnen
und Steuerzahler verunsichern und ihnen nicht das Ge-
fühl geben, dass hier eine klare Kante entwickelt wird.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben also gehört: Offensichtlich hat Baden-
Württemberg Daten übermittelt, offensichtlich wird jetzt
gekauft, wenn die Daten stichhaltig sind. Ich sage dazu:
Es ist völlig abstrus, zu glauben, die stichprobenhafte
Überprüfung der Daten könnte ein Jahr dauern und das
sei keine politische Verzögerung, sondern der Komplexi-
tät geschuldet.


(Beifall bei der SPD)


Das ist vorne und hinten nicht realistisch.

Es ist, wie gesagt, die Verpflichtung des Bundes, für
einen einheitlichen Steuervollzug zu sorgen. Offenbar
wurde es dem BMF zu bunt mit Baden-Württemberg.
Ich habe eine Vermutung bezüglich der Daten, die nun
plötzlich übermittelt worden sind. Man weiß es nicht,
aber sollte es eine Einzelweisung geben, da Herr
Mappus jetzt plötzlich doch Daten schickt? Ich persön-
lich habe damit kein Problem. Ich halte das für eine Ver-
pflichtung. Aber dieses Spiel kann man den Menschen
doch nicht zumuten.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Welchen Menschen?)


Deshalb sagen wir – Herr Wissing, Ihre Rede war eine
einzige Ablenkung –: Selbstverständlich muss es einen
einheitlichen Rahmen der Kriterien für derartige Abläufe
geben. Es geht doch nicht darum, dass alles über einen
Kamm geschoren wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aber wenn in Zukunft ein solch unwürdiges Hickhack
vermieden werden soll, dann ist völlig klar, dass der
Bund die Initiative ergreifen und deutlich machen muss,
dass es gleiche Regeln für die Prüfung gibt. Diese kön-
nen eine Einzelfallprüfung beinhalten, aber ich will nicht
dieses Theater mit dem ständigen Hin und Her.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das ist doch kein Theater! Sie führen ein Theater auf!)


Ich will, dass sich alle Länder an bestimmte Regeln hal-
ten. Dann braucht Herr Mappus auch keine Kehrtwen-
dungen zu machen, sondern kann sich an Regeln und
Kriterien halten.


(Beifall bei der SPD)

Das ist der Weg, den wir einschlagen sollten. Sollte es
eine erkennbare Initiative des Bundes geben, solche Re-
geln aufzustellen, dann können Sie, wenn die Initiative
in Ordnung ist, mit unserer Unterstützung rechnen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)



Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1702624100

Nächster Redner ist der Kollege Olav Gutting für die

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702624200

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Die Steuerverwaltungshoheit wird in Bezug auf die
Gemeinschaftssteuern im Auftrag des Bundes von den
Länderfinanzbehörden wahrgenommen. Der Ankauf der
Steuerdaten ist somit ebenso wie die Strafverfolgung
von Steuersündern eigentlich Sache der Länder, und da-
mit könnten wir die Diskussion heute beenden.

Aber es wäre schwerlich nachzuvollziehen, wenn an-
gebotene Daten in einem Bundesland zur Strafverfol-
gung führten, in anderen Ländern aber nicht.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben! Sie sagen es!)


Deshalb muss der Bund mit dem Bundeszentralamt im
Rahmen der Möglichkeiten darauf hinwirken, dass es
hier zu einem einheitlichen Vorgehen kommt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen wir doch!)


Das ist zweckmäßig, es ist aus Gerechtigkeitsgründen
geboten, und deswegen wird es auch so gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deswegen ist die Aktuelle Stunde heute schlicht unnö-
tig; das ist Kasperletheater der Opposition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Ministerpräsident tut so, als ob wir eine eigene Rechtsordnung im Schwabenland hätten!)


Im Prinzip gibt es zwei grundsätzliche Fragen zu klä-
ren, zum einen die ethisch-moralische Frage und zum
anderen die rechtliche Frage. Ethisch-moralisch halte ich
den Ankauf der angebotenen Steuerdaten und die Ver-
mittlung dieser Daten an verwertungswillige Landesbe-
hörden für richtig. Eine effiziente Strafverfolgung von
Steuersündern ist im Interesse des Staates und damit der
Allgemeinheit. Dieser Anspruch ist jedenfalls höher zu
bewerten als ein zweifelhaftes Interesse von einzelnen
Steuersündern am Datenschutz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)







(A) (C)



(B) (D)


Olav Gutting
Wir als gesetzestreue Steuerzahler haben alle einen
Anspruch darauf, dass der Staat Steuersünder zur Kasse
bittet.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sollten Sie Ihrem Koalitionspartner näherbringen!)


Geschätzte 30 Milliarden Euro werden jedes Jahr am
Finanzamt vorbeigeschleust. Nicht alles davon geht in
die Schweiz, und beileibe ist nicht alles davon von den
Großverdienern. Auch die Kleinen tragen ihren Teil zur
Steuerhinterziehung bei, auch wenn es nur im Zusam-
menhang mit der Pendlerpauschale die Kilometerangabe
in der Steuererklärung ist, wenn einige Kilometer mehr
angesetzt werden. Dazu gehört auch die Erschleichung
von Sozialleistungen. Dieses Geld fehlt uns allen für die
Bildung, für die Infrastruktur, für den Verkehr und für
die innere Sicherheit. Deswegen können wir bei solchen
Straftaten nicht tatenlos zusehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Zweite ist die rechtliche Seite. Es ist festzuhalten,
dass die angekauften Informationen keine Hehlerware
sind.


(Zuruf von der SPD: Ja!)


Daten kann man im Gegensatz zu Sachen nach dem
deutschen Strafgesetzbuch nicht stehlen. Damit gibt es
auch den Tatbestand der Datenhehlerei schlicht nicht.


(Joachim Poß [SPD]: Die hessische CDU weiß das immer noch nicht!)


Eine Beteiligung des Staates in Form einer Beihilfe
oder Anstiftung ist ebenfalls ausgeschlossen. Wenn man
sieht, dass die im Ausland möglicherweise begangenen
Taten in Form eines Geheimnisverrats oder eines Aus-
spähens von Daten schon abgeschlossen sind, dann ist
klar, dass es keine Beihilfe oder Anstiftung von deut-
scher Seite geben kann.

Auch was die Datenverwertung anbelangt, ist nach
dem Ankauf der Liechtensteiner Daten im Jahr 2007 im
Prinzip schon einiges geklärt.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Richtig!)


Ein Beweisverwertungsverbot ist jedenfalls regelmäßig
nicht zu erkennen.

Allerdings bleibt beim Ankauf dieser Steuerdaten ein
fader Geschmack zurück. Trotzdem ist der Ankauf rich-
tig. Aber wir müssen uns auch die Frage stellen, wie
man Steuerhinterziehung und Steuerverkürzung zurück-
drängen und überhaupt vermeiden kann. Das ist doch der
Königsweg: Wir brauchen ein einfacheres und gerechte-
res Steuersystem sowie eine transparentere Haushalts-
und Ausgabenpolitik, damit die Menschen in diesem
Land wissen, warum und wofür sie ihre Steuern bezah-
len.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Darüber hinaus müssen wir unser Bestreben fortset-
zen, mit den betreffenden Steueroasen Abkommen zu
schließen, damit wir Amtshilfe in Steuersachen von ih-
nen bekommen. Da sind wir auf einem guten Weg; da
haben wir gemeinsam gerade in den letzten zwei Jahren
vieles erreicht. Ich will aber auch sagen, dass der Kampf
gegen die Steueroasen noch lange nicht abgeschlossen
ist.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr Koalitionspartner verteidigt sie! Herr Lindner gestern im Fernsehen! „Es leben die Oasen“, hat er gesagt!)


Aber wir sind in diesem Bereich vorangekommen und
sind auf dem richtigen Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Er scheint Kenntnis von den Oasen zu haben!)



Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1702624300

Für die Bundesregierung spricht nun der Parlamenta-

rische Staatssekretär Hartmut Koschyk.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


H
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702624400


Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen! Für die Bundesregierung besteht kein Zweifel da-
ran, dass Bund und Länder alles tun müssen, um Steuer-
hinterziehern das Handwerk zu legen. Damit sichern wir
die Gleichmäßigkeit der Besteuerung und dienen der
Steuergerechtigkeit in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Daniel Volk [FDP])


Dies gilt auch und besonders bei Auslandssachverhal-
ten. Deshalb muss alles rechtlich Zulässige getan wer-
den, um an steuererhebliche Informationen zu gelangen.
Auch der Ankauf von Daten wird davon umfasst. Das
schulden wir den ehrlichen Steuerzahlern in unserem
Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Aktuell – die Debatte hat es deutlich gemacht – ste-
hen zwei Ankaufsfälle im Licht der öffentlichen Diskus-
sion, einmal aus Nordrhein-Westfalen und einmal aus
Baden-Württemberg. In beiden Fällen hat der Bundes-
finanzminister deutlich gemacht, dass wir auf der
Grundlage der konkreten und uns vorgetragenen Sach-
verhalte den Ankauf der Daten für rechtlich zulässig er-
achten und zur Sicherstellung einer gleichmäßigen Be-
steuerung auch für geboten halten. Diese Einschätzung
ist das Ergebnis einer eingehenden Prüfung der Sach-
und Rechtslage in den konkreten Fällen.

Denn bei Sachverhalten im Ausland stoßen die Er-
mittlungsbehörden an Grenzen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sprechen Sie für die ganze Bundesregierung? Auch für den Kollegen Stadler?)


Wenn kein automatischer Informationsaustausch zwi-
schen beiden Staaten erfolgt und die ausländischen






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk
Finanzbehörden der deutschen Finanzverwaltung auch
anderweitig keine Auskünfte über steuererhebliche
Sachverhalte erteilen, können unvollständige oder fal-
sche Angaben des deutschen Kapitalanlegers nicht auf-
gedeckt werden. Der Ankauf von Daten ist in diesen Fäl-
len das einzige Mittel, um Steuerhinterziehung durch
Kapitalanlagen in nicht auskunftsbereiten Ländern auf-
decken zu können.

Aber – auch davon ist in dieser Debatte gesprochen
worden – wir müssen bei den Ursachen ansetzen. Wir
müssen die internationale Zusammenarbeit bei der Be-
kämpfung von Steuerhinterziehung verstärken. Deshalb
ist es aus unserer Sicht notwendig, die Finanzbehörden
in die Lage zu versetzen, Steuern auch bei Auslands-
sachverhalten richtig festsetzen zu können.

Der beste Weg dahin ist es, die internationale Zusam-
menarbeit so zu gestalten, dass die Verhandlungen über
Doppelbesteuerungsabkommen, beispielsweise mit der
Schweiz und anderen Staaten, zu einem erfolgreichen
Ergebnis gebracht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auch die Schweizer Regierung scheint diese Notwen-
digkeit zu erkennen. Deshalb setzen wir im Kampf ge-
gen Steuerflucht auf eine rasche Einigung mit der
Schweiz.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist das!)


Dies hat die Bundeskanzlerin, dies hat unser Bundes-
finanzminister in seinen Gesprächen mit der Schweizer
Regierung deutlich gemacht. Es ist auch im Schweizer
Interesse, dass wir bald zu einem positiven Ergebnis
über ein Doppelbesteuerungsabkommen, verbunden mit
dem notwendigen Datenaustausch, kommen. Dann ist
nämlich der Ankauf solcher Daten nicht mehr erforder-
lich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es darf aber kein Zweifel daran bestehen: Solange wir
diese Abkommen nicht haben, muss die Finanzverwal-
tung im Rahmen des rechtlich Zulässigen alle Möglich-
keiten ausschöpfen, auch Auslandssachverhalte auf ihre
Steuererheblichkeit hin zu überprüfen.


(Joachim Poß [SPD]: Sehr wahr! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Richtig!)


Die bisherige Bewertung des Handelns der Finanz-
verwaltung durch Staatsanwaltschaften und Gerichte
zeigt, dass dabei die Grenzen des Zulässigen nicht über-
schritten, sondern eingehalten worden sind. So hat zum
Beispiel die Staatsanwaltschaft Berlin Verfahren gegen
handelnde Amtsträger eingestellt, ohne überhaupt in Er-
mittlungen einzutreten. Bemerkenswert sind in diesem
Zusammenhang auch zwei rechtskräftige Beschlüsse des
Landgerichts Bochum, die in Bezug auf die sogenannten
Liechtenstein-Fälle ebenfalls zu dem Ergebnis gelangen,
dass die Daten verwertbar sind. Gegen eine Entschei-
dung – auch davon ist gesprochen worden – ist Verfas-
sungsbeschwerde eingelegt worden, über deren Behand-
lung das Bundesverfassungsgericht aber noch nicht
entschieden hat.
Der Umstand einer Verfassungsbeschwerde ändert
aber nichts an der Beurteilung der Rechtmäßigkeit des
Datenankaufs in den genannten Fällen. Die Verfassungs-
beschwerde zeigt vielmehr, dass die bisher ergangenen
Gerichtsentscheidungen Zweifel an der Verwertungsbe-
fugnis der im Liechtenstein-Fall angekauften Daten nicht
bestätigt haben.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: So ist es!)


Bei diesem Fall handelt es sich um den einzigen mit Ver-
fassungsbeschwerde angegriffenen Durchsuchungsbe-
schluss in einer Reihe von 100, die nicht angegriffen
wurden. Sowohl die Staatsanwaltschaften wie auch die
entscheidenden Gerichte haben bislang in keinem Fall
ein Verwertungsverbot gesehen. Selbstverständlich ist
eine Klärung der Rechtslage in derartigen Fällen durch
das Bundesverfassungsgericht zu begrüßen.

Aufgabe der Finanzverwaltung ist es aber, die Steuer
gleichmäßig festzusetzen und zu erheben. Diese Auf-
gabe hat nach der Rechtsprechung des Bundesverfas-
sungsgerichts einen hohen Stellenwert. Dies hat das
Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung über
den steuerlichen Kontenabruf, der politisch ebenfalls
höchst umstritten war, eindrucksvoll unterstrichen. Ich
finde, Roman Herzog, der frühere Präsident des Bundes-
verfassungsgerichts und Bundespräsident, hat es in ei-
nem Interview mit dem Südwestrundfunk auf einen gu-
ten Nenner gebracht – ich zitiere –:

Ich würde mich mit dem Kauf schwer tun, aber
würde es im Endeffekt tun. … Steuergerechtigkeit
[ist mir] wichtiger als ein Bankgeheimnis, das in
keiner Verfassung und auch sonst nirgends steht.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Schweigen bei der FDP! Kein Beifall! Das sagt alles! – Joachim Poß [SPD]: Das ist aber eine funktionierende Koalition da hinten!)


Steht eine abschließende rechtliche Bewertung der
Sachverhalte durch die Rechtsprechung aus, darf dies für
die dem Legalitätsprinzip unterliegende Finanzverwal-
tung kein Grund sein, notwendige Entscheidungen nicht
zu treffen. Dieser Entscheidung kann in dieser Situation
nur die eigene juristische Bewertung der handelnden Be-
hörden zugrunde gelegt werden. Der Umgang mit Infor-
manten, die Informationen gegen Geld anbieten, die auf
Steuerhinterziehung im großen Ausmaß hindeuten, stellt
deshalb die Finanzverwaltung des Bundes und der Länder
vor neue Aufgaben. Aufgabe des Bundesministeriums
der Finanzen ist es dabei, auf eine einheitliche Rechtsan-
wendungspraxis bei der Auftragsverwaltung zu achten.

Die Komplexität der Sachverhalte und der sich stel-
lenden Rechtsfragen muss aufgearbeitet werden, bevor
Entscheidungen getroffen werden können. Deswegen
gab es und wird es unterschiedliche Entscheidungen da-
rüber geben, wie im Einzelfall mit einem konkreten An-
gebot umgegangen wird. Daraus kann keinesfalls auf
eine unterschiedliche Verwaltungspraxis geschlossen
werden. Mir ist jedenfalls kein Bundesland bekannt, in
dem Hinweisen auf Steuerhinterziehung, auch wenn sie






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk
von einem Informanten stammen, der Geld verlangt,
nicht nachgegangen worden ist.

Der Bund hat bei der Behandlung dieser Fälle mitge-
wirkt; und dem Bundeszentralamt für Steuern wurde im
Rahmen der ersten Föderalismuskommission sogar aus-
drücklich eine unterstützende Aufgabe bei der Verhü-
tung und Verfolgung von Steuerstraftaten mit länder-
übergreifender, internationaler und erheblicher Bedeutung
zugewiesen. Wir haben inzwischen mit den Ländern ein
gut funktionierendes Verfahren vereinbart. Dadurch
wurde sichergestellt, dass in den größten Fällen, mit de-
nen bislang die Finanzverwaltung konfrontiert war, im
Liechtenstein-Fall und im aktuellen nordrhein-westfäli-
schen Fall, die Zusammenarbeit gut funktioniert hat.

Das Land Nordrhein-Westfalen hat uns inzwischen
mitgeteilt, dass die Daten angekauft und der Justiz über-
geben wurden. Mit der Generalstaatsanwaltschaft Düs-
seldorf ist das weitere Vorgehen in Bezug auf die anste-
henden Ermittlungen abgestimmt worden.

Mit dem Land Baden-Württemberg haben wir eben-
falls eine gemeinsame Verfahrensweise abgesprochen.
Auch mit dem Baden-Württemberg vorliegenden Ange-
bot wird im Ergebnis so verfahren wie mit anderen An-
geboten, die belastbare Hinweise auf Steuerhinterzie-
hung im großen Ausmaß enthalten. Der Bundesminister
der Finanzen hat sich mit Baden-Württemberg auf eine
Behandlung des Falles geeinigt, die zu keinem anderen
Ergebnis führen wird als zu dem, das auch bei Behand-
lung anderer gleichgelagerter Fälle herauskäme.


(Nicolette Kressl [SPD]: Hört! Hört! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist ja interessant!)


Gemäß dieser Einigung wird der Bund die Steuer-CD
ankaufen, gegebenenfalls auch unter Mitwirkung eines
betroffenen Landes. Dabei wird sich der Bund selbstver-
ständlich an das geltende Recht halten.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Wissen Sie schon, wer die Steuerdaten in BadenWürttemberg kauft?)


Damit der Bund entsprechend verfahren kann, wird das
Land Baden-Württemberg dem Bund die im Land vor-
handenen Informationen zu dem Fall umfassend zur Ver-
fügung stellen.


(Joachim Poß [SPD]: Eine fast schon peinliche Lösung! – Nicolette Kressl [SPD]: Peinlich für Baden-Württemberg!)


Ich bin sehr davon überzeugt, dass sich auch im Fall
Baden-Württemberg


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir nicht!)


die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Bundes-
finanzministerium und den Steuerverwaltungen der Län-
der bewähren wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1702624500

Nächster Redner ist der Kollege Peter Friedrich für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702624600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

H
Peter Friedrich (SPD):
Rede ID: ID1702624700
Ich bitte Sie, Ihre Rede komplett dem baden-
württembergischen Ministerpräsidenten und dem baden-
württembergischen Justizminister zu schicken und beide
zu bitten, sie zu lesen. Denn was Sie gerade eben gesagt
haben, ist eine schallende Ohrfeige für das Land Baden-
Württemberg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine notwendige und berechtigte!)


Was Sie eben gesagt haben, heißt doch in der Konse-
quenz nichts anderes: Weil Baden-Württemberg sich
selbst blockiert hat, weil Baden-Württemberg vor der
Verantwortung geflohen ist, müssen Sie jetzt über den
Bund die Steuer-CD an ein anderes Land weitervermit-
teln, damit dieses für Baden-Württemberg jene kauft.
Damit ist klar, dass Baden-Württemberg versagt hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das hat das Ländle nicht verdient! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das Ländle spart Geld!)


Das belegt den Vorwurf von uns, dass in Baden-
Württemberg offensichtlich mit Steuerhinterziehern an-
ders umgegangen werden soll als in anderen Bundeslän-
dern,


(Beifall bei der SPD)


dass Baden-Württemberg geradezu zu einem Eldorado
für diejenigen gemacht werden soll, die den Fiskus flie-
hen. Dafür trägt Schwarz-Gelb in Baden-Württemberg
die Verantwortung. Dass Sie eine Notoperation durch-
führen müssen, tut mir für Sie persönlich leid. Es ist aber
eine Schande für die Praxis der Einheitlichkeit der Steu-
erverwaltung in Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich fand es – wir hatten letzte Woche schon kurz da-
von gehört – schon skandalös, dass Baden-Württemberg
über ein Jahr lang herumgeprüft hat, ob es diese CD
kauft. Man kann sich ja schon unter diesem Gesichts-
punkt einmal die Frage stellen, wie es hier mit der Ein-
heitlichkeit des Umgangs bestellt ist. Baden-Württem-
berg hat ein Jahr lang geprüft. Ich weiß gar nicht, ob,
wenn nicht der nordrhein-westfälische Fall hochgekom-
men wäre, wir heute immer noch nichts davon wüssten
und Baden-Württemberg noch weiter prüfen würde.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)







(A) (C)



(B) (D)


Peter Friedrich
Das ist nur hochgekommen, weil das Thema in Nord-
rhein-Westfalen aufgekommen ist. Es handelte sich nicht
um eine Initiative aus Baden-Württemberg. Im Gegen-
teil, man hat dem Landtag dort ja noch in einer Debatte
verschwiegen, dass eine Steuer-CD vorliegt.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Man hat es erst im Nachhinein eingeräumt. Deswegen ist
es sehr wohl ein Bundesthema, wenn offensichtlich so
unterschiedlich vorgegangen wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Kollegen von FDP und CDU haben hier immer
von der Notwendigkeit einer Einzelfallprüfung gespro-
chen. Dazu sage ich: Es war nicht das Ergebnis einer
Einzelfallprüfung, die zu dem Entschluss in Baden-
Württemberg geführt hat. Man ist bei der Prüfung nicht
zu dem Ergebnis gekommen, dass es unzulässig wäre,
diese CD zu kaufen. Baden-Württemberg hat nur be-
schlossen, es nicht zu tun, weil der FDP-Justizminister
sein Veto eingelegt hat. Das war der einzige wirkliche
Grund.


(Joachim Poß [SPD]: Ohne Sinn und Verstand! – Zurufe von der FDP)


Das beruhte, mit Verlaub, auf vorgeschobenen Argumen-
ten. Das Argument war nämlich: Vielleicht könnten un-
sere Mitarbeiter – in diesem Fall die der Verwaltung – an-
schließend strafrechtlich belangt werden. – Das gleiche
Land sagt aber: Lieber Bund, kauf doch du. – Also, ent-
weder macht man sich strafbar, wenn man die CD kauft
– das wäre dann das Ergebnis dieser Prüfung gewesen –,
oder nicht. Wenn dies aber der Fall ist, dann kann man
nicht sagen: „Lieber Bund, kauf doch du“, sondern man
muss sagen: Man kann sie prinzipiell nicht kaufen. – Man
hat sich schlicht und ergreifend vor der Verantwortung
weggeduckt. Das ist das Ergebnis der Einzelfallprüfung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär Stadler, ich fände es interessant
– Kollege Lange hat schon darauf hingewiesen –, einmal
zu erfahren, was eigentlich das Bundesjustizministerium
dazu meint.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Machen Sie sich denn eigentlich die Bedenken des baden-
württembergischen Justizministers zu eigen? Offenkun-
dig bis jetzt nicht. Ich finde es, ehrlich gesagt, ziemlich
peinlich für eine Partei, die für sich in Anspruch nimmt
– wir haben es heute wieder gehört –, eine Rechtsstaats-
partei zu sein,


(Zuruf von der FDP: Allerdings!)


Gründe vorzuschieben, die dazu führen, dass man im
Bereich der Steuergerechtigkeit ganz bewusst darauf
verzichtet, das Rechtsstaatsprinzip durchzusetzen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es hat übrigens ein kleines Geschmäckle – darauf will
ich der Vollständigkeit halber hinweisen –, dass der Lan-
desjustizminister am gleichen Tag ankündigt: Wir prakti-
zieren Datenschutz für Steuerhinterzieher, weiten aber
die Videoüberwachung bei Bagatelldelikten aus. – Das
hat die FDP in Baden-Württemberg gemacht. Das hat
mehr als nur ein Geschmäckle; denn wer Steuern hinter-
zieht, der begeht Diebstahl an uns allen: Der klaut Bü-
cher aus unseren Bibliotheken, der reißt Löcher in un-
sere Straßen, der begeht Vandalismus an öffentlichem
Eigentum. Auch darum geht es bei Steuerhinterziehung.
Deswegen muss sie mit dem gleichen und, da es sich
meistens um größere Straftatbestände handelt, mit noch
härterem Interesse durch den Staat verfolgt werden. Man
kann nicht sagen: Die Kleinen packe ich an, aber die
Großen lasse ich laufen. – Das aber ist das Ergebnis der
Prüfung in Baden-Württemberg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP)


Videoüberwachung für das Volk und Datenschutz für
Steuerdiebe, das ist wohl die Position von Ihnen.


(Zuruf von der FDP: Alles im rechtsstaatlichen Rahmen!)


Es zeigt sich hier eine durchgängige Linie. Es fängt
bei der verbalen Rechtfertigung von Steuerflucht auf-
grund eines angeblich zu gierigen Staates an, wie dies
Frau Homburger oder auch Herr Westerwelle offensicht-
lich in den Honorarvorträgen bei der LGT dargestellt ha-
ben.


(Zuruf von der FDP: Waren Sie dabei?)


Es geht weiter über die hessischen Vorgänge, bei denen zu
erfolgreiche Steuerprüfer erst gemobbt, dann zwangsver-
setzt und zwangspensioniert und im Nachhinein wahr-
scheinlich rehabilitiert werden, zumindest im Rahmen
des Whistleblower-Preises. Es zeigt sich weiter bei dem
negativen Wettlauf der Bundesländer um möglichst we-
nige Betriebsprüfungen, und es erreicht seinen vorläufi-
gen Höhepunkt bei den Umtrieben in Baden-Württem-
berg mit den genannten Ergebnissen.

Es gibt keine einheitliche Linie bei CDU/CSU und
FDP, bei Schwarz-Gelb. Es gibt kein gemeinsames hartes
Vorgehen gegen Steuersünder. Insofern: Baden-Württem-
berg wird jetzt zum Schlupfloch gemacht. Sorgen Sie da-
für, dass es bundesweit eine einheitliche Linie gibt, damit
dies nicht passiert. Diese Form von Steuerhinterziehungs-
wettbewerb ist schädlich für das Gemeinwohl, und des-
wegen müssen Sie sie unterbinden. Dies ist Aufgabe der
Bundesregierung und der sie tragenden Parteien, übrigens
auch Ihres Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder, der of-
fensichtlich nach wie vor das ablehnt, was Sie hier eben
verkündet haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Genau, Kauder und Homburger!)







(A) (C)



(B) (D)


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1702624800

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Manfred Kolbe für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702624900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich wiederhole das, was viele Vorredner gesagt haben:
Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt. Meine
Fraktion, die CDU/CSU, aber auch die Koalition insge-
samt bekämpfen die Steuerhinterziehung, nicht nur mit
Worten, sondern auch mit Taten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Wo denn?)


Zunächst darf ich an das erinnern, was seit 2005 in
der Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Angela
Merkel passiert ist:

Wir haben den verfassungsrechtlich problematischen
§ 370 a Abgabenordnung gestrichen und ihn durch einen
neuen verfassungsfesten § 370 Abs. 3 Satz 2 Nr. 5 AO
ersetzt und können jetzt die bandenmäßige Hinterzie-
hung von Umsatz- und Verbrauchsteuern wieder wirk-
sam bekämpfen.

Wir haben mit dem Gesetz zur Neuregelung der Tele-
kommunikationsüberwachung vom 21. Dezember 2007
erstmals diesen qualifizierten Steuerhinterziehungstatbe-
stand in den Katalog des § 100 a StPO aufgenommen,
ermöglichen hier also erstmals im Strafprozessrecht eine
Telekommunikationsüberwachung bei Steuerhinterzie-
hungsdelikten. Das hat es vorher nicht gegeben. Auch
unter Rot-Grün hat es dies nicht gegeben, Herr Schick
und Herr Wieland.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Das ist eine wirksame Bekämpfung der Steuerhinterzie-
hung und beruht auf einer sachgemäßen Abwägung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben mit dem Jahressteuergesetz 2009 vom
19. Dezember 2008 die Verjährungsfrist für besonders
schwere Fälle der Steuerhinterziehung auf zehn Jahre er-
höht.

Schließlich haben wir mit dem Koalitionsantrag „Steu-
erhinterziehung bekämpfen“ beschlossen, eine Reihe von
internationalen Maßnahmen einzuleiten. Wir wollen die
europäische Zinsrichtlinie verbessern, um gewisse Schlupf-
löcher zu beseitigen. Wir wollen vor allen Dingen den In-
formationsaustausch nach Art. 26 des OECD-Musterab-
kommens in Europa durchsetzen. In den letzten zwei
Jahren ist so viel erreicht worden wie nie zuvor.

Die CDU/CSU-geführte Bundesregierung – auch teil-
weise die Große Koalition, Herr Poß, das haben wir ge-
meinsam erreicht; aber es war eine CDU/CSU-geführte
Bundesregierung – hat das alles erreicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: War auch schwierig, mit Ihnen zu Kompromissen zu kommen! Sie haben sich ja auch persönlich sehr gesperrt!)


Wenn nun manches nicht umgesetzt wird – etwa das EU-
Abkommen mit Liechtenstein kann auf europäischer
Ebene nicht ratifiziert werden, Herr Poß –, dann liegt das
daran, dass das sozialdemokratisch geführte Österreich
die Umsetzung blockiert. Vielleicht telefonieren Sie ein-
mal über die Sozialistische Internationale. Es ist uns un-
verständlich, warum das blockiert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Der Finanzminister ist von der ÖVP!)


– Der Bundeskanzler hat in Österreich nichts zu sagen?


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist wie bei Ihnen!)


Ich sage Ihnen auch, was wir als Union nicht machen:
Wir bekämpfen die Steuerhinterziehung nicht mit verba-
ler Kraftmeierei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Nicht mit der Kavallerie!)


– Auch nicht mit der Kavallerie. Wir beleidigen nicht die
völlig unschuldigen Indianer. Wir beleidigen auch nicht
das völlig unschuldige Burkina Faso mit der Hauptstadt
Ouagadougou.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat einen Bekanntheitsschub bekommen dadurch!)


Das tun wir in der Tat nicht, und das werden wir auch in
Zukunft nicht tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden auch kein rot-grünes Steueramnestiegesetz
auflegen wie Bundesfinanzminister Eichel 2001.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir bekämpfen die Steuerhinterziehung. Das haben
wir auch in jüngster Zeit getan.


(Joachim Poß [SPD]: Das stimmt ja nicht! Was machen Sie mit dem Steuerhinterziehungsbekämpfungsgesetz? Nichts!)


Gerade die Bundeskanzlerin und der Bundesfinanzmi-
nister haben sofort energisch gehandelt und entschieden.
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gleich zu Be-
ginn,


(Joachim Poß [SPD]: Gar nichts hat sie! Sie hat nur zugeschaut über Wochen!)


am Montag, dem 1. Februar, gesagt – ich zitiere sie –:

Vom Ziel her sollten wir, wenn diese Daten relevant
sind, auch in ihren Besitz kommen. Jeder vernünf-
tige Mensch weiß, dass Steuerhinterziehung geahn-
det werden muss.

So Angela Merkel am Montag, als manches noch durch-
aus in der Diskussion war.






(A) (C)



(B) (D)


Manfred Kolbe


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Wochenlang ist das Theater weitergegangen! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat Herr Kauder das nicht verstanden?)


– Sind Sie etwa anderer Meinung als die Bundeskanzle-
rin, Herr Poß? Nein. Deshalb vielen Dank für die Aktu-
elle Stunde und dafür, dass wir dies noch einmal heraus-
stellen können.

Die Bundeskanzlerin hat übrigens schnell entschie-
den.

ben nur den § 136 a Abs. 3 Satz 2 Strafprozessordnung,
der besagt, dass unzulässige Vernehmungsmethoden


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


zu einem Beweisverwertungsverbot führen. Alles andere
unterliegt der Abwägung.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Wir müssen zwischen der Straftat einerseits und der Er-
langung der Beweise andererseits abwägen.

(Joachim Poß [SPD]: Nur die Spitzenkräfte Kauder und Homburger haben es nicht verstanden! Die alemannischen Spitzenkräfte! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und der Abteilungsleiter hat es nicht verstanden!)


Mancher wirft ihr vor, sie moderiere nur, sie warte nur
ab usw. Hier hat sie entschieden und Führungsstärke be-
wiesen.

Aber ich sage auch: Die Frage, ob fehlerhaft gewon-
nene Beweise verwertet werden dürfen, ist durchaus ein
rechtlich schwieriges Gebiet. Die sich ergebenden Fra-
gen gehören mit zu den schwierigsten des Strafrechts
und des Strafprozessrechts und bedeuten eine Gratwan-
derung zwischen einerseits formeller Rechtmäßigkeit
und andererseits materieller Wahrheit.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Dieser Konflikt durchzieht seit Jahrtausenden das ge-
samte Strafrecht.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor Tausenden von Jahren hat man das so scharf nicht gesehen! – Gegenruf des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: In Thüringen schon! – Heiterkeit)


– Herr Wieland, damals wurde es teilweise brutal gelöst.
So würden wir das heute nicht mehr lösen wollen. Den
Konflikt gab es aber schon damals. – Eine der zentralen
Fragen des Strafprozessrechts ist: Inwieweit sind Be-
weise, die fehlerhaft oder rechtswidrig beispielsweise
durch Diebstahl erhoben worden sind, verwertbar? Un-
sere Strafprozessordnung regelt diesen Fall nicht aus-
drücklich. Hier gibt es, obwohl wir manchmal eine
Überregulierung beklagen, kaum Regulierung. Wir ha-

(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dem Koschyk müssen Sie das erklären! Uns nicht! Wir sehen das genauso!)


Je schwerer die Straftat ist, desto eher kann ein Fehler
bei der Beweiserhebung geduldet werden. Das ist der
Abwägungsprozess, der stattfinden muss, und dieser hat
in der Bundesregierung stattgefunden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie können deshalb der Bundesregierung nicht vorwer-
fen, dass sie rechtsstaatliche Grundsätze wahrt.


Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1702625000

Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702625100

Ich sage deshalb zum Schluss: Wir sind die Koalition,

die die Steuerhinterziehung energisch verfolgt. Wir sind
aber auch die Koalition, die den Rechtsstaat wahrt.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1702625200

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Damit sind wir am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, 4. März 2010, 9 Uhr,
ein.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend und
schließe die Sitzung.

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1702625300