Protokoll:
17025

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 25

  • date_rangeDatum: 26. Februar 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:17 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/25 Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präsident Dr. Norbert Lammert . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Erneuerbare Energie ausbauen statt Atomkraft ver- längern (Drucksache 17/799) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2181 C 2183 A 2184 C 2186 A 2187 B 2189 B 2189 D 2190 A 2191 B 2192 C 2199 C 2199 C 2203 B 2205 D 2206 A 2206 A 2207 C 2208 D 2209 B Deutscher B Stenografisch 25. Sitz Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Tagesordnungspunkt 18: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Inter- nationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen (Drucksachen 17/654, 17/816) . . . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/819) . . . . . . . . . . . . . . . . . R P N E T a b 2181 B 2181 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2194 A 2195 B undestag er Bericht ung 6. Februar 2010 t : oderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . räsident Dr. Norbert Lammert . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 19: ) Antrag der Fraktion der SPD: 10 Jahre EEG – Auf dem besten Weg zu einer ökologischen und sozialen Ener- giewende (Drucksache 17/778) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, Sylvia Kotting-Uhl, weiterer 2196 D 2198 A 2199 A 2201 C 2199 B Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2209 D 2212 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 Klaus Breil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: Beschlussempfehlung und Bericht des Vertei- digungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 2008 (50. Bericht) (Drucksachen 16/12200, 17/591 Nr. 1.6, 17/713) Reinhold Robbe, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Schnurr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Klaus Ernst, Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Datenschutz für Beschäftigte stärken (Drucksache 17/779) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Erste Beratung des von den Abgeordneten Memet Kilic, Josef Philip Winkler, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Strei- chung des Optionszwangs aus dem Staats- angehörigkeitsrecht (Drucksache 17/542) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Rüdiger Veit, Dr. Dieter Wiefelspütz, Olaf Scholz, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion der SPD eingebrachten Entwurfs eines G r ( M I R H S N A L A E A B a h t u R s d ( R W J M D A P O A M A E H M K D 2213 C 2214 B 2215 B 2215 D 2217 C 2219 A 2220 B 2221 D 2222 A 2223 D 2225 A 2226 B 2227 D 2228 D 2229 D 2230 A esetzes zur Änderung des Staatsangehö- igkeitsrechts Drucksache 17/773) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ngo Wellenreuther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . üdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . tephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . Memet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO zur namentlichen bstimmung zu dem Antrag: Fortsetzung der eteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte n dem Einsatz der Internationalen Sicher- eitsunterstützungstruppe in Afghanistan (In- ernational Security Assistance Force, ISAF) nter Führung der NATO auf Grundlage der esolutionen 1386 (2001) und folgender Re- olutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) es Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Tagesordnungspunkt 18) alph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . osip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . gnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ydan Özoğuz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . echthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten ans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, emet Kilic, Sylvia Kotting-Uhl, Agnes rumwiede, Monika Lazar, Lisa Paus, orothea Steiner und Dr. Harald Terpe (alle 2230 A 2230 B 2231 A 2232 C 2234 B 2235 D 2236 C 2238 D 2239 A 2239 D 2240 A 2240 D 2241 A 2241 C 2241 D 2242 D 2242 D 2243 C 2243 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 III BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentli- chen Abstimmung zu dem Antrag: Fortset- zung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationa- len Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- nistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen (Tagesordnungspunkt 18) . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Agnes Malczak, Katja Dörner, Uwe Kekeritz, Sven-Christian Kindler, Maria Anna Klein- Schmeink, Beate Müller-Gemmeke und Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (alle BÜND- unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Re- solutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 18) . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ute Koczy und Ingrid Nestle (beide BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab- stimmung zu dem Antrag: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanistan (In- ternational Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Re- solutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) 2244 C 2247 D NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab- stimmung zu dem Antrag: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanistan (In- ternational Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Re- solutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 18) . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler, Burkhard Lischka und Sonja Steffen (alle SPD) zur namentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanistan (In- ternational Security Assistance Force, ISAF) d ( A Z d s G M J G B A A 2245 C es Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Tagesordnungspunkt 18) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Datenschutz für Beschäftigte tärken (Tagesordnungspunkt 21) itta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . ichael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . osip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2248 B 2249 A 2249 D 2250 D 2252 A 2252 D 2253 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 2181 (A) ) (B) ) 25. Sitz Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 2239 (A) ) (B) ) Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 26.02.2010 an Stabilität. Terroristen werden es dann schwerer ha- auch wenn diese Entwicklungsoffensive für die Bundes- republik eine Verdoppelung der jährlichen Mittel für den zivilen Aufbau zur Folge hat. Denn erst wenn es den Menschen in Afghanistan bessergeht, gewinnt das Land Schuster, Marina FDP 26.02.2010 Dr. Schwanholz, Martin SPD 26.02.2010 Anlage 1 Liste der entschuldigt A 2 a A k s l d s n c d g n u s d t a o B h m r m Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 26.02.2010 Barnett, Doris SPD 26.02.2010 Beckmeyer, Uwe SPD 26.02.2010 Brase, Willi SPD 26.02.2010 Brüderle, Rainer FDP 26.02.2010 Bülow, Marco SPD 26.02.2010 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.02.2010 Deutschmann, Reiner FDP 26.02.2010 Ehrmann, Siegmund SPD 26.02.2010 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 26.02.2010 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.02.2010 Groschek, Michael SPD 26.02.2010 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.02.2010 Kampeter, Steffen CDU/CSU 26.02.2010 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 26.02.2010 Mücke, Jan FDP 26.02.2010 Pau, Petra DIE LINKE 26.02.2010 Pflug, Johannes SPD 26.02.2010 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 26.02.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 26.02.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.02.2010 T D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Erklärung nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna- tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Af- ghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen (Tagesordnungspunkt 18) Ralph Brinkhaus (CDU/CSU): Am 3. Dezember 009 habe ich der weiteren Beteiligung der Bundeswehr n der International Security Assistance Force, ISAF, in fghanistan nur zugestimmt, weil ein Rückzug ein Va- uum hinterlassen hätte, das nicht zu verantworten gewe- en wäre. Das trifft auch heute noch zu. In einer persön- ichen Erklärung habe ich damals aber auch gefordert, ass die Afghanistan-Strategie evaluiert, auf ihre Wirk- amkeit überprüft und angepasst wird sowie klar defi- ierte und messbare Fortschrittskriterien und Ziele entwi- kelt werden, anhand derer eine stufenweise Übergabe er Verantwortung an die Menschen in Afghanistan erfol- en kann. Eine signifikante Stärkung der zivilen Kompo- ente unseres Engagements hielt ich darüber hinaus für nverzichtbar, um das Land zu stabilisieren. Auf der Strategiekonferenz in London wurde zwi- chenzeitlich der Einstieg in eine schrittweise Übergabe er Verantwortung ab 2010 vereinbart. Ich finde es rich- ig, dass zu diesem Zweck vor allem die Ausbildung der fghanischen Sicherheitskräfte verstärkt werden soll, bwohl dies die Entsendung zusätzlicher Soldaten der undeswehr erforderlich macht. Denn so wird es uns offentlich möglich sein, unsere militärische Präsenz ittel- bis langfristig zu verringern. Ich halte es auch für ichtig, dass Regierungsfähigkeit und Entwicklung nun- ehr einen zentralen Bestandteil der Strategie bilden, rittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.02.2010 r. Volk, Daniel FDP 26.02.2010 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 2240 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 (A) ) (B) ) ben, dort einen Rückzugsraum zu finden. Und ich be- grüße, dass nunmehr messbare Ziele vereinbart worden sind, die den Erfolg der Strategie und den Status unseres Engagements in Afghanistan transparent und nachvoll- ziehbar machen. Im Verlauf des weiteren Engagements wird es von besonderer Bedeutung sein, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Die jüngsten Ereig- nisse im Süden Afghanistans, wo wieder zahlreiche Zi- vilisten bei einem Luftangriff der ISAF getötet wurden, zeigen, dass dies noch nicht in ausreichendem Maße erfolgt. Ich erwarte, dass in diesem Punkt zeitnah Ver- besserungen eintreten; denn ohne das Vertrauen der Be- völkerung in die ISAF wird der Einsatz keine Erfolge zeigen. Vor dem Hintergrund der überarbeiteten Strategie stimme ich der Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der ISAF heute zu. Ich stehe dem deutschen Engagement in Afghanistan jedoch auch weiterhin sehr kritisch gegenüber. Sollten sich trotz ge- änderter Strategie keine Entschärfung der militärischen Auseinandersetzungen, keine Fortschritte bei der politi- schen Entwicklung und keine Verbesserungen der Si- cherheitslage einstellen, muss meines Erachtens das ge- samte Mandat grundsätzlich hinterfragt werden. Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Ich stimme dem Antrag nicht zu. Ich halte ihn verfassungs- rechtlich für fragwürdig, ethisch und moralisch für nicht gerechtfertigt und politisch für falsch. Meines Erachtens berücksichtigt darüber hinaus der Einsatz Tausender deutscher Soldaten am Hindukusch auch nicht hinrei- chend die besondere historische Verantwortung Deutsch- lands in der Welt. Diese Auffassung vertrete ich seit knapp neun Jahren, seitdem die rot-grüne Bundesregie- rung unter Kanzler Gerhard Schröder den Bundestag um Zustimmung zum Auslandseinsatz der Bundeswehr auf- forderte. Meine ablehnende Haltung gegenüber dem Bundes- wehreinsatz sehe ich durch die aktuelle Entwicklung der letzten Jahre und Monate in Afghanistan bestätigt. Die Sicherheitslage für unsere Soldaten und Zivilkräfte hat sich weiter dramatisch verschlechtert. Mehr als 30 Bun- deswehrangehörige bezahlten bereits ihren Einsatz mit ihrem Leben; viele weitere wurden – teilweise schwer – verletzt. Dieses traurige Schicksal teilen sie mit eben- falls Betroffenen in den Armeen der verbündeten Staa- ten. Demgegenüber fällt die Bilanz unserer militärischen Mission mit über 5 Milliarden Euro Ausgaben problema- tisch aus. Der jahrelange, mittlerweile über die Dauer des Zweiten Weltkrieges hinausgehende Militäreinsatz führte nicht zur gewünschten Stabilität des geschunde- nen Landes. Fast täglich erreichen uns Nachrichten von neuen Anschlägen oder Anschlagsversuchen gegen die internationale Schutztruppe. Die radikalen Taliban befin- den sich wieder im Vormarsch, sie gewinnen neuen Ein- fluss in Pakistan und erkämpfen sich alte Gebiete. Gleichzeitig schwinden die nötige Akzeptanz und der er- forderliche Rückhalt der Regierung Karzai in der afghani- schen Bevölkerung. Den vielfachen öffentlichen Ankün- digungen und Beteuerungen zum Trotz ist die Regierung nach wie vor nicht in der Lage, sich den drängenden A f D g l l 7 d D p r i s i Z d d s t ä w v z E t i t A g t B d m m n ß G D V f r i d t d w e c L e f (C (D ufgaben im Land, wie etwa der Korruptionsbekämp- ung, entschieden zu stellen. Die Macht der sogenannten rogenbarone hat sich in den vergangenen Jahren hinge- en weiter stabilisiert. Die jährlichen Einnahmen der Ta- iban belaufen sich nach UN-Angaben auf über 150 Mil- ionen Dollar, vor zehn Jahren lagen sie noch zwischen 5 bis 100 Millionen Dollar. Allein in den NATO-Län- ern sterben pro Jahr 10 000 Menschen an afghanischen rogen; in Russland sind es 30 000. Meiner Überzeugung nach trägt die deutsche Militär- räsenz am Hindukusch auch nicht zu einer Verbesse- ung der Sicherheitslage in Deutschland bei. Vielmehr st das Gegenteil der Fall. Deutschland ist nicht trotz, ondern gerade wegen seines militärischen Engagements n Afghanistan Zielscheibe terroristischer Aktivitäten. udem sollte in der Debatte nicht übersehen werden, ass eine ganz überwiegende Mehrheit der Deutschen em Einsatz in Afghanistan ablehnend gegenübersteht. Auch der Beschluss der internationalen Staatengemein- chaft vom 28. Januar 2010, mit „Übergabe in Verantwor- ung“ einen Neunansatz für Afghanistan herbeizuführen, ndert an meiner Ablehnung des Mandats nichts. Nach ie vor mangelt es an erkennbaren politischen Perspekti- en für das Land am Hindukusch und damit an einer über- eugenden Rechtfertigung für den lebensgefährlichen insatz der Soldaten. Sofern der Antrag einen schrittweisen Abzug der in- ernationalen Militärpräsenz in Aussicht stellt, begrüße ch diesen Ansatz. Er ist ein notwendiger Schritt in Rich- ung einer von mir seit Beginn des Einsatzes geforderten usstiegsstrategie. Insbesondere angesichts der vorüber- ehenden Erhöhung des Kontingents um bis zu 850 wei- ere Soldaten kann ich dem Antrag allerdings auch unter erücksichtigung dieser neuen Strategie und angekün- igten Schwerpunktverschiebung des deutschen Engage- ents in Afghanistan nicht zustimmen. Ich kann es mit meinem christlichen Menschenbild, einem Glauben und der Geschichtsverantwortung mei- es Landes nicht vereinbaren, ein Mandat zu beschlie- en, das über Leben und Tod entscheidet. Aus diesen ründen lehne ich den Antrag ab. Josip Juratovic (SPD): Es fällt niemandem im eutschen Bundestag leicht, zwischen internationaler erantwortung und der Sicherheit unserer Bürger in Uni- orm zu wählen. Ich habe bisher immer für die Verlänge- ung des ISAF-Mandats gestimmt, weil ich mir unserer nternationalen Verantwortung bewusst bin und weiß, ass ein sofortiger Rückzug zu einer humanitären Ka- astrophe vor Ort für alle Seiten führen würde. Bei der heutigen Abstimmung geht es aber nicht vor- ergründig um eine Mandatsverlängerung, denn diese urde bereits im Dezember 2009 beschlossen, sondern s geht um eine Truppenaufstockung, also um zusätzli- he Menschen, die der Gefahr ausgesetzt werden, das eben zu verlieren. Ich bin nicht grundsätzlich gegen eine Kontingent- rhöhung, schon gar nicht, wenn es eine Chance auf Er- olg gibt. Erfolg bedeutet für mich aber eine Strategie, Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 2241 (A) ) (B) ) nach der wir am Ende geordnete Verhältnisse hinterlas- sen und keine unnötigen und sinnlosen Verluste hinneh- men müssen. Ich muss jedoch feststellen, dass die Soldaten keinen Rückhalt von der schwarz-gelben Regierung erfahren. Sie erhalten keinen klaren Auftrag, und sie haben einen völlig unklaren rechtlichen Rückhalt. Sie bekommen als Botschaft mit, dass sie noch bis 2015 irgendwie durch- halten müssen und dann das Land den blumigen Verspre- chen Karzais überlassen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Bundesregierung hier wie bei anderen Themen auch versucht, sich irgendwie durchzumogeln. Hinzu kommen Showeffekte sowohl des Verteidigungsminis- ters als auch des Außenministers, beispielsweise bei der Kunduz-Affäre. Die schwarz-gelbe Bundesregierung handelt verantwortungslos, indem sie die Sicherheit un- serer Bürger in Uniform gefährdet. Das kann ich nicht unterstützen. Deswegen lehne ich den Antrag der Bundesregierung zur Fortsetzung des ISAF-Mandats ab. Manfred Kolbe (CDU/CSU): Dem heutigen Antrag und insbesondere der Erhöhung der militärischen Kräfte kann ich aus den folgenden Gründen nicht zustimmen: Erstens. Der Afghanistan-Krieg ist nicht zu gewinnen. Alle bisherigen ausländischen Militärinterventionen sind am Hindukusch gescheitert, angefangen bei Alexander dem Großen, über das Britische Empire bis zur Sowjet- union. Auch für den Westen verschlechtert sich die Lage von Jahr zu Jahr, und eine Truppenaufstockung 2010 bei gleichzeitig angekündigtem Rückzugsbeginn ab 2011 er- gibt wenig Sinn. Zweitens. Der Afghanistan-Krieg hat seine Legitima- tion verloren. Die war nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf New York sicherlich gegeben, aber seit 2002 operiert al-Qaida kaum noch von Afgha- nistan aus. Um zu verhindern, dass Afghanistan wieder Ausgangsbasis von Terroristen wird, ist ein Krieg dieses Umfangs nicht erforderlich; abgesehen davon, dass der Westen konsequenterweise dann auch gegen andere Ausgangsbasen vorgehen müsste. Das weitere Ziel, in Afghanistan einen demokratischen Rechtsstaat aufzu- bauen, wurde mittlerweile aufgegeben und war ohnehin bereits durch die Zustände in Afghanistan – Wahlfäl- schungen usw. – ad absurdum geführt. So bedauerlich es sein mag, aber wir werden uns als rückschrittlich er- scheinende, jahrhundertealte Traditionen eines völlig an- deren Kulturkreises nicht durch Bomben verändern. Drittens. Der Afghanistan-Krieg zerstört die Glaub- würdigkeit der Werte des Westens. Seit 2001 wurden in Afghanistan die vielfache Anzahl unschuldiger Zivilis- ten getötet wie bei den New Yorker Terroranschlägen. Die Verhältnismäßigkeit ist völlig verloren gegangen. Ir- gendwelche Angaben zur Anzahl der getöteten Zivilisten werden von der Bundesregierung nicht gegeben. Auch über 100 Menschen – seien es auch Taliban gewesen – ohne direkte Feindberührung zu „vernichten“, ist meines Erachtens nicht vom Mandat gedeckt gewesen. Wer Wo- che für Woche vor den Augen der gesamten Weltöffent- l b n d m a d d n l s A i s d s S ü f W w t u w B V d M L s r m g d v w w h m U A n r U e n d p b A A z (C (D ichkeit die Tötung von Zivilisten als Kollateralschaden illigend in Kauf nimmt, züchtet als Reaktion ständig eue Terroristen. Den in Afghanistan kämpfenden Sol- aten können hier keine Vorwürfe gemacht werden, viel- ehr verdient ihr Einsatz Anerkennung. Sehr wohl hat ber der Deutsche Bundestag diese Gesichtspunkte bei er heutigen Entscheidung zu berücksichtigen. Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP): Der Fortsetzung es Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan werde ich icht zustimmen. Die Bemühungen der neuen Bundesregierung, end- ich Perspektiven für einen Abzug der Bundeswehr zu chaffen, erkenne ich durchaus an. Ich kann hier positive nsätze erkennen, und ich begrüße die Fortschritte, die n Afghanistan insbesondere beim Aufbau der Zivilge- ellschaft gemacht werden. Nach wie vor bleibt aber meine Kritik bestehen, dass en Angehörigen der Bundeswehr die notwendige politi- che wie auch materielle Unterstützung versagt wird. eit Jahren wird die Bundeswehr mit diesem Einsatz berfordert. Die Soldaten wurden zu keinem Zeitpunkt ür einen solchen Einsatz ausgebildet und ausgerüstet. ir haben in Afghanistan Aufgaben übernommen, die ir nicht erfüllen können. Die dringend notwendige Be- reuung der aus Afghanistan zurückkehrenden Soldaten nd insbesondere auch ihrer Familien muss verbessert erden. Dies sind wir den Soldaten schuldig. Zwar räume ich ein, dass ein sofortiger Abzug der undeswehr aus Afghanistan nicht möglich ist. Einer erlängerung werde ich aus den genannten Gründen ennoch nicht zustimmen. Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ehr als acht Jahre nach dem Sturz der Taliban wird die age in Afghanistan immer dramatischer. Die Taliban ind in vielen Regionen auf dem Vormarsch, die Regie- ung Karzai gilt Vielen als korrupt und hat durch die assiven Wahlmanipulationen weiter an Vertrauen ein- ebüßt. Militäreinsätze der westlichen Truppen haben en Rückhalt für ISAF in Teilen der afghanischen Be- ölkerung erschüttert. In keinem Jahr dieses Krieges urden bisher so viele Menschen getötet oder verletzt ie 2009. Gleichzeitig sind Erfolge im Bereich des bis- erigen zivilen Aufbaus unverkennbar. Der von der US-Administration Obama vorgenom- ene Kurswechsel in der Afghanistan-Strategie der SA war vor diesem Hintergrund ein wichtiger Schritt. m 28. Januar 2010 fand unter Federführung der afgha- ischen Regierung eine eintägige internationale Konfe- enz in London statt, die im Wesentlichen den von der S-Administration eingeleiteten Strategiewechsel sowie ine neue Prioritätensetzung der afghanischen Regierung achvollzogen hat. Die Bundesregierung legt dem Bun- estag nun ein an die neue Afghanistan-Strategie ange- asstes Mandat vor. Aufgabe des Bundeswehreinsatzes leibt weiterhin, die Regierung Afghanistans bei der ufrechterhaltung der Sicherheit und insbesondere bei ufbau und Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte u unterstützen. 2242 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 (A) ) (B) ) Im abzustimmenden Mandat sind einige von Bünd- nis 90/Die Grünen seit Jahren geforderte Punkte enthal- ten, darunter die erhebliche Aufstockung der Mittel im Bereich des zivilen Aufbaus – von vorher 220 Millionen Euro auf nunmehr 430 Millionen Euro pro Jahr – sowie die Erhöhung der Polizeikräfte im Bereich der Polizei- ausbildung in Afghanistan. Auch die angekündigte ver- änderte Schwerpunktsetzung hin zu verstärkten Ausbil- dungsanstrengungen im Sicherheitsbereich durch die Bundeswehr sowie die Einführung eines Reintegrations- programms sind zu begrüßen. Allerdings sehe ich viele unklare Punkte und Wider- sprüche in dem Mandat, die mich an dem tatsächlichen Charakter des künftigen Bundeswehreinsatzes zweifeln lassen: Im Mittelpunkt des neuen Mandats steht die Erhö- hung der deutschen Truppenstärke um fast 20 Prozent. Die Kontingentaufstockung begründet die Bundesregie- rung unter anderem mit dem Ziel, statt bisher 280 circa 1 400 Soldatinnen und Soldaten für die Ausbildung der afghanischen Armee einzusetzen. Allerdings begrün- dete die Bundesregierung bereits 2008 die Erhöhung der Mandatsobergrenze mit der Ausbildungsunterstützung für die afghanische Armee, was im Rückblick zu keiner entsprechenden Verstärkung in diesem Bereich geführt hat. Es ist zu befürchten, dass so auch in diesem Fall ver- fahren wird. Gerade auch vor dem Hintergrund der un- beantworteten Frage, warum die verstärkte Ausbildung der afghanischen Armee nicht durch ein größeres Um- schichten innerhalb des bestehenden Mandats realisiert wird – beispielsweise durch einen Verzicht auf die über- flüssigen und kostspieligen RECCE-Tornados –, lehne ich eine Aufstockung der Truppen ab. Die zusätzliche Aufstockung definiert die Bundesre- gierung als Teil einer Schwerpunktverlagerung weg von einem „offensiven“ hin zu einem „defensiven“ Vorgehen innerhalb des Engagements der Bundeswehr in Afghanis- tan. Die vorliegende Formulierung, „alle erforderlichen Maßnahmen einschließlich der Anwendung militärischer Gewalt zu ergreifen“, lässt mir zu viel Interpretations- spielraum, zumal mit dem Einsatz von 5 000 zusätzlichen US-Soldaten im Norden die Strategie des Counter Insur- gery einschließlich gezielter Tötung dominieren wird. Eine Intensivierung der offensiven Aufstandsbekämp- fung ist zu befürchten, und die Aussagen der Bundesre- gierung, die Bundeswehr verfolge in Zukunft einen de- fensiveren Ansatz, sind massiv zu bezweifeln. Spätestens seit der Bombardierung der Tanklastzüge vom 4. September 2009 nahe Kunduz ist klar, dass das ISAF-Mandat in der Realität nicht mehr eindeutig defen- siv umgesetzt wird. Eine gezielte Tötung von Menschen, selbst wenn es sich dabei um Taliban handeln sollte, sieht das ISAF-Mandat jedoch nicht vor. Die Verschleie- rungstaktiken der Regierung um die Bombardierung der Tanklastzüge sowie das Ausbleiben einer Zusicherung vonseiten der Regierung, dass derartige Einsätze in Zu- kunft definitiv ausgeschlossen werden können, stärken weder mein Vertrauen in die Regierung noch ermögli- chen diese Einwände mir eine Zustimmung zum Antrag der Regierung. t V i g i l s R d c F s w L m i s ü s n d m g n k d b B e A d l d d I s d L s g S r E g w D M r A v d (C (D Angesichts der zu befürchtenden eskalierend vorange- riebenen Offensivstrategie ist zudem fraglich, wie das orhaben der Regierung, „Aufständischen die Rückkehr n die afghanische Gesellschaft zu ermöglichen“, gelin- en soll. Nötig sind vielmehr ernsthafte Verhandlungen m Sinne der „Regionalstrategie“ der USA mit allen um- iegenden Ländern und explizit auch mit den Aufständi- chen. Letzteres geht nicht eindeutig aus dem Antrag der egierung hervor. Die Formulierung, „Aufständischen ie Rückkehr in die afghanische Gesellschaft zu ermögli- hen“ innerhalb eines „Reintegrationsfonds“, lässt die rage offen, ob Gespräche und Verhandlungen mit Auf- tändischen vorgesehen sind. Die offensiven Kampfhandlungen müssen eingestellt erden, damit Gespräche mit dem Ziel einer politischen ösung geführt werden können. Derartige Gespräche üssen auf neutralem Boden stattfinden. Den Afghanen st dabei die Entscheidung zu überlassen, mit wem sie prechen wollen und mit wem nicht. Die afghanische Bevölkerung darf nicht durch einen bereilten Abzug im Stich gelassen werden. Die Fort- chritte in Afghanistan nach mehr als acht Jahren sind icht zu leugnen. Um Afghanistan zu mehr Eigenstän- igkeit und friedlichen Aufbauperspektiven zu verhelfen, üssen der Polizeiapparat verstärkt und die Mittel zu- unsten des zivilen Aufbaus verschoben werden. Die euen Vorschläge der Bundesregierung schaffen jedoch eine Transparenz über das weitere Vorgehen der Bun- eswehr. Eine Intensivierung der offensiven Aufstands- ekämpfung ist zu befürchten, und die Aussagen der undesregierung, die Bundeswehr verfolge in Zukunft inen defensiveren Ansatz, sind massiv zu bezweifeln. us diesen Gründen kann ich der Verlängerung des Man- ats in der vorliegenden Form nicht zustimmen und ehne es ab. Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP): Die Entschei- ung über die weitere Beteiligung der Bundeswehr an er Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe, SAF, in Afghanistan fällt mir sehr schwer. Ich ent- cheide mit meiner Stimmabgabe schließlich auch über as Menschenleben von Deutschen, aber auch über das eben von Afghanen. Dem Einsatz in Afghanistan stehe ich grundsätzlich ehr zurückhaltend und skeptisch gegenüber. Ich be- rüße allerdings ausdrücklich die nun vorgelegte neue trategie, um den Einsatz auf ein zeitnahes und absehba- es Ende hinzuführen. Deswegen bin ich nach Abwägung aller vorliegenden rkenntnisse und im Interesse einer geordneten Beendi- ung des Einsatzes bereit, das Engagement der Bundes- ehr im Rahmen dieses Mandates befristet mitzutragen. Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): er Einsatz in Afghanistan, über den wir mit dem neuen andat befinden, ist in der Grundsache nach wie vor ichtig und wichtig. Trotz der eklatanten Mängel in der fghanistan-Politik der Bundesregierung gilt nach wie or, dass eine sofortige Beendigung des ISAF-Einsatzes as Land in einen blutigen Bürgerkrieg stürzen und die Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 2243 (A) ) (B) ) unabweisbare Aufbauleistung der vergangenen acht Jahre zunichte machen würde. Dem vorliegenden Mandat stimme ich aus Gewis- sensgründen daher zu. Die Verantwortung für die Sicher- heit Afghanistans, die Deutschland übernommen hat, wiegt schwerer als die Bedenken. Bündnis 90/Die Grü- nen begleitet den Einsatz seit seinem Beginn kritisch, aber verantwortungsbewusst. Aus dieser Position heraus sehen wir die Entwicklung der Sicherheitslage im Land und die Politik der Bundesregierung mit Sorge. Das betrifft einmal die geplante Truppenaufstockung, die für einen erfolgreichen Einsatz in Afghanistan kei- nesfalls nötig ist. Die Bundesregierung ist bislang eine schlüssige Begründung dafür schuldig geblieben. Bereits bei der letzten Aufstockung wurde mit den gleichen Ar- gumenten gearbeitet: Man brauche einen Spielraum für Zeiten des Kontingentwechsels, für die Absicherung der Wahlen und für die erhöhten Anforderungen an die Aus- bildung afghanischer Soldaten. Die gleichen Effekte ließen sich jedoch auch mit einer Umschichtung der Truppen und dem Verzicht auf den ineffizienten und kos- tenträchtigen Einsatz der RECCE-Tornados erreichen. Zudem geschieht die Aufstockung in einer intransparen- ten Weise. Zu den 500 offiziell benannten zusätzlichen Soldaten kommen 350 in einer Reserve, über die nur im Verteidigungsausschuss beraten werden soll, und ver- mutlich weitere 300, wenn der Einsatz der AWACS-Auf- klärer tatsächlich beginnt. Dies lässt nur den Schluss zu, dass Alternativen zur Aufstockung offensichtlich nicht ernsthaft geprüft wur- den und die Informationspolitik hinsichtlich ihres tat- sächlichen Umfangs weiter in der Tradition der Intrans- parenz und Vertuschung steht. Auch weitere strategische Elemente des Mandats sind unausgereift. Die Bundesregierung ist eine Erklärung über die genaue Ausgestaltung der sogenannten Part- nering-Missionen in der Ausbildung von Sicherheits- kräften ebenso schuldig geblieben wie über die Auflö- sung der Quick Reaction Forces, QRF. Es ist nicht klar, warum die QRF, die bislang stets als Bestandteil einer defensiven Strategie dargestellt wurden, genau zu dem Zeitpunkt aufgelöst werden, da ein defensives Vorgehen und der Schutz der Zivilbevölkerung zu den obersten Maximen der ganzen ISAF-Mission ernannt werden. Die wirklich entscheidenden Elemente für eine Er- folgsperspektive in Afghanistan fehlen auch dem neuen Mandat. Weder werden eine unabhängige Evaluation des bisherigen Einsatzes, noch klare Prüfsteine für eine Ab- zugsstrategie vorgelegt. Zwar lässt die Regierung immer wieder mögliche Abzugsdaten verlautbaren, sie benennt aber nie klare Ziele und Zwischenschritte, die einen ver- antwortlichen Abzugsplan ermöglichen würden. Bei der zentralen Aufgabe der Polizeiausbildung ver- sagt die Bundesregierung weiterhin. Zwar kündigt sie an, die Zahl der Ausbilder auf 200 zu erhöhen. Selbst wenn ihr dies gelingen sollte, sind diese aber absolut un- zureichend. Um in absehbarer Zeit eine selbstständige afghanische Polizei zu etablieren, wären insgesamt etwa 2 000 Ausbilder vonnöten, davon 500 aus Deutschland. d n s w F S ß t f n w g d s h t I t a z A t E l m w d w t b t I W l s s g 2 s l z s m a w d s a Z c i z g m (C (D Meine Fraktion und ich werden auf der Grundlage ieser Erwägungen die Entwicklung der Lage in Afgha- istan genau beobachten, der Bundesregierung ihre Ver- äumnisse vorhalten und konstruktiv eigene Ansätze ent- ickeln. Aydan Özoğuz (SPD): Die Entscheidung, einer ortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte in Afghanistan zuzustimmen, fällt mir äu- erst schwer. Ich habe große Zweifel am Erfolg der mili- ärischen Kampfhandlungen in Afghanistan und be- ürchte, dass wir von einem großen Teil der Bevölkerung icht als Freunde oder gar Befreier gesehen werden, so ie wir das in Deutschland gerne hätten. Ganz im Ge- enteil setzen wir mit dem, was bisher geschah, auch ein eutliches Zeichen dafür, dass wir eine Regierung unter- tützen, die nicht unsere Werte transportiert. Ebenso abe ich erhebliche Zweifel an dem propagierten „Stra- egiewechsel“ – zumindest was unsere Partner betrifft. ch befürchte, dass sie weiterhin in ähnlicher Weise mili- ärisch aktiv sein werden und dass neben vielen Soldaten uch weiterhin unschuldige Zivilisten bei diesen Einsät- en ums Leben kommen werden. Auch dafür tragen wir bgeordnete des Deutschen Bundestages die Verantwor- ung. Mir ist jedoch bewusst, dass wir diesen begonnenen insatz nicht Hals über Kopf beenden können. Ein plötz- icher Abzug aller Streitkräfte ist keine Lösung, vielmehr uss eine verantwortbare Abzugsperspektive eröffnet erden. Ich gehe davon aus, dass mit diesem neuen Man- at ein erster Schritt in die richtige Richtung gemacht ird. Ich begrüße ausdrücklich, dass keine neuen Kampf- ruppen vorgesehen sind, ein Schwerpunkt auf die Aus- ildung von afghanischen Sicherheitskräften gelegt und atsächlich eine klare Abzugperspektive aufzeigt wird. ch setze bei unserem Mandat große Hoffnungen in die iederaufbauhilfe und begrüße eine Erhöhung der zivi- en Mittel und der Ausbilder. Hier liegt für mich die tat- ächliche Chance der Hilfe für Afghanistan, und deshalb timme ich letztlich der Verlängerung des Mandats trotz roßer Bedenken zu. Mechthild Rawert (SPD): Seit den Terroranschlägen 001 wurde in Afghanistan unter Beteiligung der deut- chen Bundeswehr militärisch versucht, den internationa- en Terrorismus zu bekämpfen und al-Qaida eine Rück- ugsbasis zu entziehen. Mit militärisch-zivilem Einsatz ollte das Land befriedet, nach westlichen Maßstäben de- okratisiert und der wirtschaftliche und soziale Wieder- ufbau nach mehr als 30 Jahren Bürgerkrieg gefördert erden. Von besonderer Bedeutung war von Anfang an er Aufbau und die Stärkung afghanischer Regierungsin- titutionen, vor allem Polizei und Armee. Nach mehr als cht Jahren Präsenz sind die militärischen und politischen iele nicht annähernd erreicht. Deutsche Soldaten sind ebenso gestorben wie zahlrei- he afghanische Kinder, Frauen und Männer. Durch ein n deutscher Verantwortung erfolgtes Bombardement auf wei entführte, in einem Flussbett feststeckende Lastwa- en bei Kunduz sind viele Zivilisten ums Leben gekom- en. Drängende Fragen und Zweifel haben sich ver- 2244 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 (A) ) (B) ) stärkt – nach der Anwesenheit von KSK-Soldaten ebenso wie nach dem weiteren Sinn der Anwesenheit der deutschen Bundeswehr in Afghanistan. Ich stimme heute dem bis zum 28. Februar 2011 be- fristeten Mandat dennoch zu, weil es der SPD gelungen ist, endlich eine breite gesellschaftliche Debatte unter Einbeziehung vieler Bürgerinnen und Bürger zum Aus- landseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan zu führen, und vor allem, weil auf nachdrücklichen Druck der SPD- Bundestagsfraktion die Bundesregierung einem Strate- giewechsel für Afghanistan zugestimmt hat. Auf Druck der SPD-Bundestagsfraktion hat die Bun- desregierung in London dazu beigetragen, dass die inter- nationale Staatengemeinschaft den Neuansatz „Über- gabe in Verantwortung“ beschlossen hat, wird mit dem Abzug der Bundeswehr nun 2011 begonnen, werden nicht noch mehr „robuste“ Kampftruppen nach Afgha- nistan entsandt, werden die Hilfen zum Wiederaufbau und zum zivilen Engagement verdoppelt, erfolgt eine wesentliche Umschichtung innerhalb des – allerdings um 500 Soldatinnen und Soldaten aufgestockten – Kon- tingents zugunsten von mehr Ausbilderinnen und Aus- bildern für Polizei und Armee, sollen mehr zivile Poli- zeiausbilderinnen und -ausbilder entsandt werden, sollen auch mehr gender- und kulturgerechte Entwicklungsini- tiativen auf allen zivilen und politischen Ebenen erbracht werden. Die meisten Afghanen wünschen sich vor allem weni- ger Gewalt und Kriminalität, weniger Not und weniger Unfreiheit. Dazu bedarf es insbesondere des Aufbaus ei- ner öffentlichen Infrastruktur, bedarf es eines funktionie- renden staatlichen Rechtssystems. Erst eine für jeden er- lebbare Rechtssicherheit und Gerechtigkeit stärkt den Glauben in den Staat. Ich kündige an, dass ich 2011 mit Nein stimmen werde, wenn die Bundesregierung nicht nachweislich da- für steht, dass der Schutz der zivilen afghanischen Bevöl- kerung im Mittelpunkt jeglichen zivilen und militäri- schen Engagements steht, eine Initiative – diplomatisch, wirtschaftlich – zur stärkeren Einbindung und zur Über- nahme von mehr regionaler Verantwortung für eine sta- bile und friedliche Entwicklung der gesamten Region un- ter aktiver Einbeziehung der Anrainerstaaten erfolgt, zur Ausbildung und Ausstattung der afghanischen Sicher- heitskräfte die Zahl der Polizeiausbilderinnen und -ausbil- der mindestens verdoppelt wird, mit dem Abzug tatsäch- lich 2011 begonnen wird und nachhaltige Vorbereitungen dafür laufen, dass die afghanische Regierung bis zum Jahr 2015 die volle Sicherheitsverantwortung für ihr ei- genes Land übernimmt, Hilfen beim zivilen Aufbau nicht auf die Zeit des militärischen Einsatzes begrenzt werden, eine umfassende aktive Armutsbekämpfung erfolgt, zu der unter anderem insbesondere eine Förderung der land- wirtschaftlichen Entwicklung, Capacity Building, die Schaffung von Arbeitsplätzen nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Lande gehören, Schutz und Rechte insbesondere von Frauen und Kindern gestärkt werden. Auch die Taskforce Afghanistan-Pakistan der SPD- Bundestagsfraktion hat umfassend darauf hingewiesen: Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. A A B z p m i s d f d p z w v d s g u g L b u z 6 g d B b d w u S r M u (C (D nlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, Memet Kilic, Sylvia Kotting-Uhl, Agnes Krumwiede, Monika Lazar, Lisa Paus, Dorothea Steiner und Dr. Harald Terpe (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna- tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Af- ghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen (Tagesordnungspunkt 18) Das neue Mandat für den Einsatz der Bundeswehr in fghanistan ist trotz gegenteiliger Ankündigung der undesregierung weitgehend das alte, das wir im De- ember 2009 abgelehnt haben, allerdings mit einer Trup- enaufstockung von fast 20 Prozent. Seit mehr als acht Jahren sind die deutschen Soldaten it diesem Mandat in Afghanistan. Aber trotz der ständigen Erhöhung der Truppenstärke st die Sicherheitslage in den letzten Jahren nicht besser, ondern dramatisch schlechter geworden. Die Zahl der eutschen Soldaten mit ISAF-Mandat wurde inzwischen ast verzehnfacht. Trotzdem können die Soldaten etwa as Feldlager Kunduz nicht oder nur in Konvois mit ge- anzerten Fahrzeugen verlassen. Ein normaler Kontakt ur Bevölkerung ist kaum möglich. In keinem Jahr zuvor urden so viele Menschen in diesem Krieg getötet oder erletzt wie 2009, vor allem immer mehr Zivilisten. Die Antwort von NATO und Bundesregierung auf die esolate Sicherheitslage ist: mehr Soldaten, mehr Offen- iveinsätze, mehr Krieg. Wie nie zuvor seit Kriegsbe- inn wird die Gesamtzahl der Soldaten um fast 40 000, nd die der deutschen um 850, erhöht. Gleichzeitig be- innt die größte Militäroffensive seit 2001 im Süden des andes. Der militärische Konflikt wird verschärft, nicht eendet, die Offensivstrategie erweitert, nicht gestoppt nd die Anzahl der getöteten Menschen droht weiter an- usteigen. In diesem Jahr wurden schon wieder mehr als 00 Zivilpersonen durch Bombardierungen der NATO etötet. Ursprünglich sollte das deutsche ISAF-Mandat, an- ers als das für OEF, auf Eigensicherung und Schutz der evölkerung beschränkt sein. Spätestens seit der Bom- ardierung der Tanklastwagen und Menschenmenge auf eutschen Befehl am 4. September 2009 nahe Kunduz issen wir, dass die Bundeswehr an Offensiveinsätzen nd der tödlichen Jagd auf Aufständische beteiligt ist. ehenden Auges wurden über 100 Menschen getötet, da- unter viele Zivilpersonen und Kinder. Das defensive andat gibt es faktisch nicht mehr. OEF- und ISAF-Mandat sind in der Praxis nicht zu nterscheiden. Derselbe General ist der Kommandeur Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 2245 (A) ) (B) ) für beide. Ohne Rücksicht auf das jeweilige Mandat werden die Soldaten eingesetzt, auch die der Bundes- wehr. Aber die gezielte Vernichtung von Menschen, selbst dann, wenn sie für Aufständische gehalten wer- den, sieht das ISAF-Mandat nicht vor. Es berechtigt zum Einsatz von militärischer Gewalt nur in Notsituationen zur Nothilfe oder Notwehr. Die Bundesregierung wei- gert sich aber bis heute, verbindlich zu erklären, dass sie die Bombardierung vom 4. September 2009 und über- haupt Einsätze mit dem Ziel der Vernichtung von Men- schen ohne Notsituation vom ISAF-Mandat als nicht ge- deckt ansieht. Sie stellt gegenüber der Truppe nichts klar. Weitere solche Einsätze will die Bundesregierung also offensichtlich nicht ausschließen. In der Begründung des Antrages verspricht die Bun- desregierung, das zivile Engagement nahezu zu verdop- peln. Sie schließt sich den Plänen der US-Regierung ohne eigenes Friedens- und Ausstiegskonzept an, eine Übergabe der Verantwortung an die afghanische Regie- rung ab 2011 einzuleiten. Pläne einer Abzugsstrategie sowie Bekenntnisse zu Versöhnung, Ausstiegsprogrammen und Verhandlungen mit den Aufständischen sind richtig, aber unglaubwür- dig, weil gleichzeitig die verhängnisvolle Offensivstrate- gie mit viel mehr Soldaten unversöhnlich fortgesetzt und intensiviert wird. Wie will man die, die man jagt, um sie auszuschalten, davon überzeugen, an den Verhandlungs- tisch zu kommen? Das passt nicht zusammen. Der Krieg wird verschärft, anstatt ihn zu beenden oder zumindest für einige Zeit auszusetzen, um den Verhandlungen eine Chance zu geben. Jedes weitere Jahr werden Tausende Menschen in diesem Krieg getötet und verletzt. Nach UN-Angaben wurden 2009 über 600 Zivilisten Opfer von NATO-Luft- schlägen, und mindestens 1 600 wurden durch Aufstän- dische getötet. Das angeblich oberste Ziel der Vermei- dung von zivilen Opfern wird immer wieder verfehlt. Seit Beginn der „Operation Muschtarak“ steigt deren Zahl wieder rapide. Neuer Hass wird geschürt und die Gewaltspirale dreht sich weiter. Gerade auch im Norden, also im Verantwortungsbe- reich der Bundeswehr, werden US-Kampftruppen in ei- ner Stärke eingesetzt, die erheblich größer ist als die der Bundeswehrsoldaten (circa 5 000). Mit den zusätzlichen US-Soldaten wird die US-Einsatzstrategie des „Counter Insurgency“ einschließlich gezielter Tötungen in allen Provinzen die militärischen Operationen dominieren. Damit würde auch eine andere „deutsche Strategie“ kon- terkariert. Der zivile Aufbau wurde jahrelang vernachlässigt. Trotzdem gibt es Erfolge bei der Strom-, Wasser- und Gesundheitsversorgung, beim Straßenbau, bei der Er- richtung von Schulen und anderen Bildungseinrichtun- gen. Es bleibt aber viel zu tun. Die Zivilgesellschaft muss mehr einbezogen werden, damit die internationa- len Hilfsgelder bei der Bevölkerung ankommen und Korruption zurückgedrängt wird. Der Aufbau einer zivi- len Polizei für Friedenszeiten ist unzureichend. Es fehlt an Ausbildern aus Europa und Deutschland und an einem geeigneten Konzept. Angesichts der Zahl von 7 c g r r S e s d f g m h m h g A w A b H E H i z B u z g a m B t A s d l (C (D 0 Prozent Analphabeten bei den Polizeibewerbern rei- hen acht Wochen Ausbildungszeit nicht aus. Eine verantwortbare Exit-Strategie heißt nicht, Af- hanistan im Stich zu lassen. Sicherheit für die Bevölke- ung und ziviler Aufbau kann aber nachhaltig nicht er- eicht werden mit mehr NATO-Soldaten und einer trategie zur Vernichtung des Feindes. Bemühungen um rnsthafte Verhandlungen mit allen unter Einbeziehung ämtlicher Nachbarstaaten sowie um Versöhnung sind er richtige Weg. Die Tür dafür scheint einen Spalt of- en. Dieser Weg einer politischen Lösung muss gegan- en werden. Alles, was dem im Weg steht und diese Be- ühungen konterkariert, muss unterbleiben. Daher fordern wir den Stopp der offensiven Kampf- andlungen und Bombenangriffe. Das Mandat, das mit ehr Soldaten die Eskalation des Krieges fördert, Ver- andlungen erschwert und einer Abzugsperspektive ent- egensteht, lehnen wir ab. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Agnes Malczak, Katja Dörner, Uwe Kekeritz, Sven-Christian Kindler, Maria Anna Klein-Schmeink, Beate Müller-Gemmeke und Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheits- unterstützungstruppe in Afghanistan (Interna- tional Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolu- tionen 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- punkt 18) Die Entscheidung über Auslandseinsätze der Bundes- ehr gehört zu den schwierigsten Entscheidungen, die bgeordnete des Deutschen Bundestages zu treffen ha- en, und fordert wie kaum eine andere das Gewissen und erz der Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Dem ngagement der in Afghanistan eingesetzten zivilen elferinnen und Helfer, Soldatinnen und Soldaten sowie hren Familienangehörigen gilt unsere große Wertschät- ung und zutiefst empfundener Dank. Da die Sicherheitslage in Afghanistan acht Jahre nach eginn der OEF und des ISAF-Einsatzes sehr kritisch ist nd sich in jüngster Zeit dramatisch zugespitzt hat, voll- og die US-Administration einen grundlegenden Strate- iewechsel und gewann hierfür die Unterstützung der fghanischen Regierung und der internationalen Ge- einschaft. In diesem Zusammenhang passte auch die undesregierung ihren Ansatz an und legt dem Bundes- ag ein neues Mandat für den Einsatz der Bundeswehr in fghanistan vor, das sich deutlich vom letzten unter- cheidet. Für eine gewissenhafte Abstimmung ist daher eine ifferenzierte Bewertung dieser Unterschiede unabding- ich. Einerseits greift das neue Mandat mit der Verständi- 2246 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 (A) ) (B) ) gung auf eine Abzugsperspektive, der Akzentuierung auf Ausbildung von Sicherheitskräften, der signifikanten Aufstockung der Mittel für den zivilen Aufbau und der Unterstützung einer Lösung durch Verhandlungen mit den Taliban zentrale grüne Forderungen auf und erweckt somit den Eindruck eines Kurswechsels in die richtige Richtung. Andererseits gibt die beabsichtigte Umset- zung dieser Ziele, insbesondere die geplante Ausgestal- tung der Ausbildung von Sicherheitskräften im Rahmen des Partnering-Konzeptes, Grund zur Sorge. Am proble- matischsten ist jedoch die Einbettung dieser Komponen- ten in eine Gesamtstrategie, die in einem ersten Schritt auf militärische Offensive und Truppenaufstockung setzt und somit die große Gefahr einer zunehmenden Eskala- tion mit zahlreichen Opfern und Toten heraufbeschwört, sowohl unter den Soldatinnen und Soldaten als auch un- ter der Zivilbevölkerung. Die klare Formulierung einer Abzugsperspektive stellt eine grundlegende Verbesserung zum früheren Mandat dar. Der Abzug der Bundeswehr soll 2011 einge- leitet werden und in fünf Jahren mit der Übergabe der Verantwortung für die innere und äußere Sicherheit des Landes an die afghanische Regierung abgeschlossen sein. Allerdings ist unklar, nach welchen überprüfbaren Kriterien sich die einzelnen Etappen des Abzugs richten sollen und welche Handlungsoptionen für den Fall vor- gesehen sind, dass diese Ziele nicht erreicht werden. Es sollte außerdem gewährleistet sein, dass auch für die Zeit nach der Übergabe und dem Abzug der Bundeswehr die zivile Hilfe fortgesetzt wird. Das neue Ausbildungskonzept des Partnerings orien- tiert sich am amerikanischen Vorbild und sieht den ge- meinsamen Einsatz von deutschen Ausbildern (überwie- gend Feldjäger) und afghanischen Sicherheitskräften in der Fläche vor. Das konkrete Konzept des deutschen Partnerings konnte von der Bundesregierung trotz mehr- facher Erkundigungen nicht ausreichend dargestellt wer- den. Da es hierbei auch um die Rückgewinnung der Kontrolle in von Taliban beherrschten Gebieten im Nor- den geht, besteht die Gefahr, dass Kampfeinsätze unver- meidbar werden. Es ist daher damit zu rechnen, dass der Wechsel zum Ausbildungskonzept des Partnerings mit einer Zunahme offensiver Kampfeinsätze im Rahmen gemeinsamer Operationen mit den afghanischen Sicher- heitskräften einhergeht. Vor diesem Hintergrund kann die verstärkte Gewichtung der Ausbildung innerhalb des Mandates nicht als defensives Element gewertet werden, sondern unterstreicht im Gegenteil dessen offensiven Charakter. Bei der Unterstützung des Aufbaus eines funktionie- renden afghanischen Sicherheitsapparates kommt der Po- lizeiaufbau viel zu kurz. Die Polizeiausbildung müsste viel deutlicher verstärkt und die Zahl der europäischen Ausbilder den Aufwuchszielen der ANP entsprechend auf 2 000 erhöht werden. Hierzu wären 500 deutsche Po- lizisten notwendig. Die angekündigte Erhöhung der Poli- zeikräfte für das bilaterale Polizeiprojekt auf 200 sowie die geplante Aufstockung des Beitrages zur Europäischen Polizeimission EUPOL auf 60 Polizistinnen und Polizis- ten reichen nicht aus. Es bestehen außerdem Unklarheiten darüber, welche Konsequenzen eine rechtliche Bewer- t b l d d z l g n s ( n z g U M a f a v d d r m d S p s d a d g W d n s g b B M z s b e K e d M g j d s c t M w (C (D ung des Afghanistan-Einsatzes als „nicht internationaler ewaffneter Konflikt“ auf den Einsatz von deutschen Po- izeikräften in Afghanistan hat. Innerhalb der neuen Afghanistan-Strategie der Bun- esregierung rückt der zivile Aufbau verstärkt in den Vor- ergrund. So sollen die Ausgaben für die Entwicklungs- usammenarbeit bis 2013 auf jährlich rund 430 Mil- ionen Euro (Zuwachs von circa 210 Millionen Euro) esteigert werden. Das ist im Vergleich zu den vergange- en Jahren deutlich mehr, im Verhältnis zu den ebenso teigenden Ausgaben für die militärische Komponente Zuwachs von circa 275 Millionen Euro) jedoch immer och geringer. Die Konzentration auf militärische Kapa- itäten zeigt sich auch an der chronischen Vernachlässi- ung der im politischen Auftrag stehenden UN-Mission NAMA in Afghanistan, die im Vergleich zur NATO- ission völlig unterfinanziert ist. Der zunehmende Rückzug von Hilfsorganisationen us Afghanistan und die Schwierigkeiten beim Mittelab- luss machen außerdem deutlich, dass eine Fokussierung uf die Erhöhung der Mittel zu kurz gedacht ist. Es muss or allem die Wirksamkeit der Mittel sichergestellt wer- en. Hierzu bedarf es einer verbesserten Koordination es zivilen Aufbaus, der Bekämpfung der massiven Kor- uption als eines der Haupthindernisse für den wirksa- en Einsatz der Mittel, einer verstärkten Einbeziehung er afghanischen Bevölkerung sowie einer sinnvollen chwerpunktsetzung. Die Bundesregierung hat keine lausiblen Vorschläge, wie diese Effektivitätslücken ge- chlossen werden können. Ihr fehlt auch ein Konzept für ie Wirtschaftsentwicklung Afghanistans. Ein solches ist ber als Rahmen für einen erfolgreichen zivilen Aufbau ringend notwendig und müsste den von der Bundesre- ierung vernachlässigten, jedoch für die afghanische irtschaft zentralen landwirtschaftlichen Sektor beson- ers berücksichtigen. Der Erfolg der Entwicklungszusammenarbeit in Afgha- istan ebenso wie der Aufbau des Sicherheitssektors etzt funktionierende Governance-Strukturen voraus. Es ibt jedoch keine Auskunft über den zur Verbesserung zw. Schaffung solcher Strukturen benötigten deutschen eitrag. Statt diese Mängel zu beheben, verzichtet das andat sogar völlig auf eine nähere Beschreibung des ivilen Engagements Deutschlands in Afghanistan. Es piegelt daher keine umfassende Strategie wider und leibt militärfixiert – die grüne Forderung zur Vorlage ines Gesamtmandates, das die zivile und militärische omponente umfasst, wird nicht umgesetzt. Die Unterstützung der afghanischen Regierung um ine politische Verhandlungslösung unter Einbeziehung er Taliban ist zweifellos richtig und notwendig. Das odell des Reintegrationsfonds, der von der Bundesre- ierung mit 50 Millionen Euro mitfinanziert wird, muss edoch kritisch betrachtet werden. Für die Durchführung es Taliban-Aussteigerprogramms ist allein die afghani- che Regierung verantwortlich. Dabei ist unklar, wie si- hergestellt werden soll, dass die zur Verfügung gestell- en Mittel zweckmäßig eingesetzt werden und der issbrauch für machtpolitische Partikularinteressen so- ie durch Korruption ausgeschlossen ist. Außerdem Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 2247 (A) ) (B) ) stellt sich die Frage, wie bei der Umsetzung zwischen moderaten und radikalen Taliban unterschieden und die Erfüllung der Bedingungen für die Teilnahme am Tali- ban-Aussteigerprogramm (Verzicht auf Gewalt und Ter- ror, Abbruch aller Kontakte zu al-Qaida, Anerkennung der afghanischen Verfassung) wirksam überprüft werden soll. Die Belohnung von Taliban-Führern, die für Men- schenrechtsverletzungen und die Tötung zahlreicher un- beteiligter Zivilisten verantwortlich sind, erzeugt außer- dem ein gravierendes Gerechtigkeitsproblem, das sich negativ auf die Unterstützung derer, die bisher mit den internationalen Kräften kooperiert haben, auswirken kann und somit eine nachhaltige Versöhnung gefährdet. Schließlich steht der Versöhnungscharakter und somit der Erfolg des Taliban-Aussteigerprogramms aufgrund der parallelen Ausweitung der Offensive insgesamt in- frage. Die im Rahmen der neuen amerikanischen Afghanis- tan-Politik von der Bundesregierung mitgetragene mili- tärische Eskalationsstrategie und die damit zusammen- hängende Truppenaufstockung zur Bekämpfung der Taliban sind der Hauptgrund dafür, dass wir dieses Man- dat ablehnen. Wir halten den unsachlichen Umgang der Bundesregierung mit der Frage der Truppenerhöhung für völlig verantwortungslos. Der Kompromiss zwischen Außenminister Westerwelle und Verteidigungsminister zu Guttenberg erfolgte nicht auf Grundlage einer sachli- chen Prüfung, sondern einer Logik des Kuhhandels und der Vermeidung von Gesichtsverlust. Dieses narzissti- sche Vorgehen wird dem Ernst des Einsatzes in Af- ghanistan nicht gerecht. Heraus kam eine Kontingent- aufstockung der Bundeswehr um 850 auf insgesamt 5 350 Soldatinnen und Soldaten, von denen 350 als so- genannte flexible Reserve verwendet werden sollen. Dies wird von der Bundesregierung insbesondere mit der Erhöhung der Zahl der ausbildenden Soldaten von 280 auf 1 400 begründet. Sowohl der Einsatz der Reserve als auch das tatsächliche Kontingent der ausbildenden Sol- daten bleiben zweifelhaft vor dem Hintergrund, dass die letzte Erhöhung der Mandatsobergrenze von 3 500 auf 4 500 Soldaten im Jahr 2008 ebenfalls mit der Ausbil- dungsunterstützung für die afghanische Armee begrün- det wurde, jedoch bis heute nur ein Bruchteil davon in der Ausbildung eingesetzt wird. Die Bundesregierung bleibt eine Antwort darauf schuldig, warum eine ver- stärkte Ausbildung der afghanischen Armee nicht auch durch ein größeres Umschichten innerhalb des bestehen- den Mandates erreicht werden kann. Auch der Verzicht auf die ineffizienten und teuren RECCE-Tornados wurde hierzu nicht in Erwägung gezogen. Die am 15. Februar 2010 gestartete „Muschtarak“-Of- fensive in Helmand fordert fast täglich zivile Opfer. Es ist davon auszugehen, dass auch der Einsatz der Bundes- wehr aufgrund der Eskalationsdynamik und im Rahmen von Kampfeinsätzen zur Rückeroberung der von Taliban beherrschten Gebiete die Zivilbevölkerung trifft. Bereits die tödlichen Luftangriffe auf die beiden Tanklastzüge am 4. September 2009 haben gezeigt, dass in der Umset- zung des Mandates das Primat des Schutzes der Zivilbe- völkerung nicht gewährleistet ist. Dies wird mit der Sta- tionierung von rund 5 000 US-Soldatinnen und Soldaten i t g a h L r p V f A T e a h t u m t n d g o l F l g t S A d u p m d e A g r (C (D m Regionalbereich Nord, von denen viele in bestimm- en Gebieten zum Zweck der Aufstandsbekämpfung ein- esetzt werden, noch viel weniger der Fall sein. Dass die merikanischen Streitkräfte im Norden bei diesem Ver- ältnis dem deutschen Regionalkommandeur General eidenberger unterstehen, ist trotz offizieller Verlautba- ungen mehr als fraglich. Auch die mangelnde und fehlerhafte Informations- olitik der Bundesregierung im Zusammenhang mit den orfällen am Kunduz-Fluss begründen erhebliche Zwei- el am künftigen Charakter des Bundeswehreinsatzes in fghanistan. Dabei wirft insbesondere die Rolle der ask Force 47 und der darin integrierten KSK-Kräfte ntscheidende Fragen auf, deren Beantwortung noch ussteht. Das neue Mandat unterstützt durch die Truppenerhö- ung die Einsatzstrategie der von den Amerikanern be- riebenen militärisch offensiven Aufstandsbekämpfung nd entfernt sich somit vom ursprünglichen ISAF-Rah- en des Stabilisierungseinsatzes. Diese falsche Ausrich- ung des militärischen Engagements überwiegt die ge- annten Verbesserungen im zivilen Bereich gegenüber em letzten Mandat. Unsere Nein-Stimme richtet sich gegen eine Strate- ie, die als defensiv verkauft wird, jedoch eindeutig ffensiv ist und bei der viele Fragen bleiben. Unsere Ab- ehnung des Mandates ist nicht gleichzusetzen mit der orderung nach einem Sofortabzug, den wir ausdrück- ich zurückweisen, würde er doch die Situation in Af- hanistan noch weiter destabilisieren. Unser Votum rich- et sich auch nicht gegen die in Afghanistan eingesetzten oldatinnen und Soldaten, sondern gegen die falsche fghanistan-Politik der Bundesregierung. Als Mitglie- er des Bundestages fühlen wir uns unseren Soldatinnen nd Soldaten und ihren Familien gegenüber dazu ver- flichtet, einen Einsatz, der auf Eskalation setzt und so- it die afghanische Zivilbevölkerung ebenso wie die eutschen Einsatzkräfte auf unverantwortliche Weise iner größeren Gefahr aussetzt, strikt abzulehnen. nlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler, Burkhard Lischka und Sonja Steffen (alle SPD) zur na- mentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Fort- setzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Resolu- tionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Tages- ordnungspunkt 18) Wir unterstützen ausdrücklich das bisherige und ge- enwärtige Engagement Deutschlands für die Stabilisie- ung Afghanistans und begrüßen ebenfalls ausdrücklich 2248 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 (A) ) (B) ) den mit dem Beschluss beabsichtigten Strategiewechsel Deutschlands, stärker in den zivilen Aufbau des Landes und in die Ausbildung der afghanischen Sicherheits- kräfte zu investieren und 2011 mit einem Abzug der deutschen Soldatinnen und Soldaten zu beginnen. Mit der beabsichtigten Truppenaufstockung von 500 Einsatzkräften und 350 Reservisten sind wir jedoch nicht einverstanden. Der Antrag der Bundesregierung enthält diesbezüglich keinerlei nachprüfbare Angaben darüber, warum nicht die vorgenannten Ziele auch im Rahmen des bestehenden Truppenkontingents erreicht werden können. Insbesondere im Hinblick auf die „stille Reserve“ von 350 Einsatzkräften erscheint es uns nicht akzeptabel, eine Truppenaufstockung lediglich mit dem unklaren Begriff einer „besonderen Situation“ zu defi- nieren und zu begründen. Dies ist im Hinblick auf die Tragweite des Mandates weder angemessen noch verant- wortbar. Die deutschen Soldaten, die sich künftig der Ausbil- dung afghanischer Sicherheitskräfte widmen, sollen nach dem Antrag der Bundesregierung einen neuen An- satz verfolgen. Damit ist gemeint, dass die Soldaten die Feldlager öfter verlassen und die afghanischen Sicher- heitskräfte auf ihren Patrouillen begleiten. Wir befürchten dadurch, gerade angesichts der beab- sichtigten Aufstockung der Streitkräfte, eine Fortsetzung und Intensivierung der kriegerischen Auseinanderset- zungen und weitere zivile und militärische Opfer. Seit Oktober vergangenen Jahres hat der Einsatz der Bundes- wehr nicht mehr Sicherheit für die Bevölkerung ge- bracht, sondern die Sicherheitslage hat sich seitdem zu- nehmend verschlechtert, und damit auch die Sicherheit für unsere Soldaten. Deshalb werden wir dem Antrag zur Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der ISAF heute nicht zustimmen. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ute Koczy und Ingrid Nestle (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur na- mentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Fort- setzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) und folgender Re- solutionen, zuletzt Resolution 1890 (2009) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tages- ordnungspunkt 18) Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Das liegt daran, dass ein Nein, selbst wenn es sehr gut be- gründet ist, doch auch von denen instrumentalisiert wer- den kann, die glauben, ein Abzug der Truppen sei jetzt das Beste für Afghanistan. Dieser Auffassung müssen w P e s m T a r t v h n p m a z a s t a E u d s A f l c M U u n H n ö s d H r s h p g u b n t S i n g g (C (D ir entschieden widersprechen. Das ist nicht unsere osition. Aber unsere Position findet sich auch nicht mehr in iner Enthaltung wieder. Wir hätten bei der letzten Ent- cheidung über das ISAF-Mandat im Dezember 2009 it Nein gestimmt, wenn wir gewusst hätten, was einige age später über den Vorfall am Kunduz-Fluss, aber uch über die Mechanismen im Verteidigungsministe- ium bekannt geworden ist. Mit unserer Enthaltung hat- en wir der neuen Bundesregierung einen Vertrauens- orschuss gegeben, der sich als nicht gerechtfertigt erausgestellt hat. Jetzt liegt uns ein verändertes Mandat mit einem euen Ansatz zur Entscheidung vor. Als Entwicklungs- olitikerinnen können wir positiv festhalten, dass sich it der Aufstockung der Gelder für den zivilen Aufbau uf jährlich 430 Millionen Euro etwas bewegt hat. Aber u der Umsetzung der Gelder haben wir so viele unbe- ntwortete Fragen, dass wir eine grundsätzliche Verbes- erung der Lage nicht erkennen bzw. uns eine Bewer- ung nicht erlauben können. Hier wäre eine Enthaltung uch wegen zahlreicher Veränderungen und positiver ntwicklungen in einigen Städten und Kommunen für ns möglich gewesen. Wir wollen ganz klar festhalten, ass es auch Fortschritte gibt, die viel zu wenig bekannt ind und in unserer Debatte immer nur am Rande stehen. Unser ausdrücklicher Dank geht daher an die in fghanistan eingesetzten zivilen Helferinnen und Hel- er, an die Soldatinnen und Soldaten sowie ihre Fami- ienangehörigen, die diese Fortschritte erst möglich ma- hen. Aber das von der Bundesregierung vorgestellte ISAF- andat ist kein ziviles Mandat, sondern es begleitet die S-amerikanische Strategie auf militärischem Weg – nd dies, ohne eine eigene Strategie zu definieren. Es ist icht klar, was aus Sicht der Bundesregierung das auptziel in Afghanistan ist. Unsere stetige Forderung ach einer Gesamtbilanz und der Möglichkeit, darüber ffentlich und breit zu diskutieren, wird auch unter die- er Bundesregierung nicht erfüllt. Es findet sich im Man- at nur ein neuer Ansatz, aber keine neue Strategie. inzu lassen sich im Mandat miteinander konkurrie- ende Ziele nachweisen. Unsere Zweifel daran, dass es ich mit diesem Mandat um einen „defensiveren“ Ansatz andelt, konnten nicht ausgeräumt werden. Die militärische Eskalation lehnen wir ab, die Trup- enaufstockung daher ebenso. Wir teilen daher die Ar- umente unserer Kollegin Agnieszka Malczak, die sie nd andere in ihrer persönlichen Erklärung vorgelegt ha- en. Schwer wiegt aus unserer Sicht auch, dass es immer och nicht gelungen ist, die Polizeiausbildung so zu in- ensivieren, dass sie ein Erfolg sein kann. Es ist ein kandal, dass Deutschland und Europa ihre Versprechen n diesem entscheidenden Bereich nicht einhalten kön- en, was unserer Meinung nach das Ziel einer „Über- abe in Verantwortung“ nicht möglich macht. Dies sind in aller Kürze die wesentlichen Überlegun- en, warum wir diesmal mit Nein stimmen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 2249 (A) ) (B) ) Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Datenschutz für Be- schäftigte stärken (Tagesordnungspunkt 21) Gitta Connemann (CDU/CSU): Früher ging man- ches gemächlicher – aber manches auch sicherer. Wer ein Arbeitsverhältnis begann, der unterschrieb einen Vertrag. Er füllte einen Personalbogen aus. Der wurde in einer Akte verwaltet, verwahrt zwischen zwei Pappde- ckeln, verräumt in einem Stahlschrank. Es gab weder E-Mails noch GPS-Ortung, weder genetische Analysen noch Chipkarten. Nun wünscht sich heute niemand mehr Pappdeckel und Stahlschrank zurück. Das Beispiel zeigt aber, wie ra- sant sich unsere Welt entwickelt hat. Die Möglichkeit, persönliche Daten zu erheben, ist inzwischen scheinbar unbegrenzt. Der gläserne Mensch macht uns Angst. Zu Recht. Denn die Gefahr der Ausspähung besteht, wie ak- tuell durch Google Earth oder aber durch Konzerne wie die Bahn, Discounter und andere. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben ein Recht, vor Ausspähung geschützt zu werden. Daten- schutz ist ein Grundrecht – und in einem Abhängigkeits- verhältnis von besonderer Bedeutung. Deutschland verfügt über ein im internationalen Ver- gleich sehr hohes Datenschutzniveau. Dennoch haben die Datenschutzskandale in Großunternehmen Arbeitge- ber wie Arbeitnehmer verunsichert. Diese fragen sich: Welche Maßnahmen sind dem Arbeitgeber erlaubt? Wo beginnt der Arbeitnehmerdatenschutz? Deshalb haben wir im letzten Jahr gehandelt. Wir haben eine neue Re- gelung speziell für den Schutz von Arbeitnehmerdaten geschaffen. § 32 Bundesdatenschutzgesetz bestimmt jetzt, zu welchen Zwecken, unter welchen Voraussetzun- gen personenbezogene Daten vor, im und nach dem Be- schäftigungsverhältnis erhoben, verarbeitet und genutzt werden dürfen. Dabei wurden auch die Rechte des be- trieblichen Datenschutzbeauftragten gestärkt. Es zeigt sich aber in der Praxis, dass nach wie vor Rechtsunsicherheit besteht. Deshalb haben Union und FDP vereinbart, den Arbeitnehmerdatenschutz besser zu regeln als bisher. Wir wollen mehr Klarheit, für Arbeit- nehmer und für Arbeitgeber. Ihr Antrag, meine Damen und Herren von der Linken, hilft dabei überhaupt nicht. Ihr Antrag ist vieles, nur ei- nes ist er nicht: ausgewogen. Wegen Ihrer pauschalen Vorurteile gegen Arbeitgeber sehen Sie offenbar nur noch rot, aber nicht mehr klar. Sie zeichnen ein verzerr- tes Bild. Bei Ihnen steht jeder Arbeitgeber unter Gene- ralverdacht. Aber im Mittelstand wird in der Regel das Miteinander gelebt – kein Gegeneinander. Der Bäcker vor Ort ist nicht Lidl. Chef und Geselle stehen nebenein- ander in der Backstube, in der Werkstatt oder auf der Baustelle. Diese Wirklichkeit in unseren kleinen und mittelständischen Betrieben ignorieren Sie. Deshalb ist Ihr Antrag auch einseitig. Dies zeigt sich schon an seiner Ausrichtung. A b n A d v g l c m t B i t t s a D d d R n g D R a G z d g s E d g t w s r w t m k d t d q i b (C (D Schutzwürdig sind aus Ihrer Sicht nur die Daten von rbeitnehmern. Aber es gibt eben auch Daten des Ar- eitgebers wie Geschäftsgeheimnisse, die Schutz verdie- en. Diese Unausgewogenheit kennzeichnet auch den ntrag der SPD-Fraktion, den wir im Dezember 2009 iskutiert haben, woraus die Linke offensichtlich sehr iel gespickt hat, leider nur die Forderungen, für die Fol- endes gilt: unausgewogen, lebensfremd, widersprüch- ich, bürokratisch. Ich möchte dies nur an einem Beispiel deutlich ma- hen. Nach dem Willen der Linken soll in jedem Betrieb it mehr als fünf Arbeitnehmern ein Beschäftigungsda- enschutzbeauftragter bestellt werden. Dies gilt für den lumenladen um die Ecke ebenso wie für die Tischlerei n der Nachbarschaft. Noch absurder wird es in den Be- rieben, die schon einen betrieblichen Datenschutzbeauf- ragten haben. Dieser soll allein nicht reichen. Auch dort oll es dann noch einen Beschäftigungsdatenschutzbe- uftragten geben. Der soll dann tun, was der betriebliche atenschutzbeauftragte heute schon tut. Und die Reihe ieser Absurditäten ließe sich fortsetzen. Deshalb wer- en wir uns alleine der Aufgabe eines verbesserten echtes stellen müssen. Dafür gelten folgende Leitli- ien: Es darf kein eigenes Beschäftigtendatenschutzgesetz eben, das neben dem Bundesdatenschutzgesetz steht. ie Folge wären Dopplungen, Widersprüche und mehr echtsunsicherheit. Das Bundesdatenschutzgesetz darf nicht als „Ersatz- rbeitsgesetzbuch“ missbraucht werden. Es besteht kein rund, dort eine neue Regelung zu Vorstellungskosten u treffen, die es im BGB schon gibt. Das neue Recht sollte keine Konkurrenz zu bestehen- en Gesetzen wie dem AGG, dem Betriebsverfassungs- esetz oder dem Gendiagnostikgesetz darstellen. In die- en Gesetzen sind Themen wie das Fragerecht bei instellungen, das Einsichtsrecht in Personalakten oder ie Rechtmäßigkeit gesundheitlicher Untersuchungen eregelt. Begrifflichkeiten wie zum Beispiel „des/der Beschäf- igten“ müssen mit Definitionen in anderen Gesetzen ie im Steuer- oder Sozialrecht übereinstimmen. Dies sind nur einige der Aufgaben, die wir lösen müs- en. Aber wir werden uns diesen stellen. Wir werden echtliche Grauzonen beseitigen. Wir werden ein ausge- ogenes Verhältnis herstellen zwischen dem berechtig- en Schutzbedürfnis des Arbeitnehmers und dem legiti- en Kontrollinteresse des Arbeitgebers. Michael Frieser (CDU/CSU): Um der Nachhaltig- eit der Debatte willen möchte ich im Wesentlichen auf as von mir schon einmal Gesagte verweisen: Der Da- enschutz wird zunehmend zum bestimmenden Thema er parlamentarischen Arbeit. Beim Umgang mit Daten uält uns fast alle ein zunehmendes Unsicherheitsgefühl, n erster Linie die Arbeitnehmer, aber auch die Arbeitge- er. 2250 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 (A) ) (B) ) Dass wir hier eine Regelung finden müssen, das ist, glaube ich, eine einheitliche Haltung in diesem Haus. Da eint uns der Konsens. Gerade deshalb geht der Koali- tionsvertrag genau dieses Problem, wie ich meine, sogar sehr detailliert an. Um dieses Thema etwas grundsätzli- cher zu fassen, muss man auf die Aussage verweisen: Ohne Sicherheit ist keine Freiheit. Das ist der alte Hum- boldtsche Satz. Er ist auch die Grundlage für das Regie- rungshandeln in dieser Frage. Denn es geht genau da- rum, dass der Umgang mit den persönlichen, mit den eigenen Daten auch die Grundlage für eine persönliche Freiheit ist und bleiben kann. Deshalb bedarf es der Re- gelung. Es ist klar – davon geht der Koalitionsvertrag eben genau aus –, dass es keine Bespitzelung am Arbeitsplatz geben darf, dass der Arbeitnehmer davor geschützt wer- den muss. Deshalb ist auch klar, dass nur Daten verar- beitet werden können, die für das Arbeitsverhältnis auch wirklich erforderlich sind. Wir können in der Koalition jedenfalls von einem ausgehen: dass der Koalitionsver- trag in der Opposition angekommen ist. Er wird dort – zwar mit Verspätung – gelesen. Es ist nicht das erste, nicht das einzige Thema, welches von der Opposition auf diesem Wege gefunden und dann ins Parlament hi- neingejagt wird. Das wird uns vermehrt passieren. In der Opposition wird man schauen, dass man mit heraushän- gender Zunge möglichst der Erste ist, der dieses Thema draußen noch irgendwie besetzen kann. Aber ich kann nur sagen: Mit solcherlei Flickwerk, mit solcherlei Un- zulänglichkeit lässt sich auch in dieser Frage kein Staat machen. Es wird Sie nicht wundern, dass wir von der CDU/ CSU-Fraktion und auch die Kolleginnen und Kollegen von der FDP diesen Entwurf ablehnen. Das gilt aber na- türlich nur für den Inhalt des Entwurfs. Es gilt ausge- sprochen nicht für das Thema des Arbeitnehmerdaten- schutzes. Es ist in der Tat so: Wir haben immer wieder skandalträchtige Vorkommnisse. Es geht um pauschale Videobeobachtungen, es geht um Nötigungen mittels Privatdetektive, und es geht darum, dass erhobene Daten am Arbeitsplatz tatsächlich auch ein Handlungsprofil ei- nes Arbeitnehmers erahnen oder nachverfolgen lassen. Das sind alles Zustände, die wir in der Tat regeln müs- sen. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass wir das Ganze zügig regeln müssen. Dieser Handlungsdruck sollte uns jedoch nicht daran hindern, dass wir diese Frage genau und präzise bearbei- ten müssen. Vor allem können wir bei dem Thema nicht mit den Ungenauigkeiten arbeiten, die der Gesetzent- wurf der Linksfraktion beinhaltet. Wir dürfen den wohl- gesetzten, abwägenden Prozess an dieser Stelle nicht un- terbrechen. Ich kann nicht ganz verstehen, warum dieser Gesetzentwurf jetzt aus Ihrer Schublade herauskommt. Aber er hätte besser ein Ladenhüter bleiben sollen. Sie wissen, dass dieses Thema erstmals am 16. Fe- bruar des letzten Jahres im Bundesinnenministerium un- ter der Verantwortung des damaligen Bundesinnenminis- ters Schäuble besprochen wurde. Dort wurden zwei Dinge vereinbart: Erstens die Tatsache, dass man dieses Thema innerhalb des Bundesdatenschutzgesetzes regeln k E n t u a g m v s n d R n p l g w w z S B A u a r h d D v w t v S v S a d n g b z m d r b b W K t n t T (C (D ann, um Doppelbegrifflichkeiten zu vermeiden und die inheitlichkeit von Definitionen herzustellen. Das ist ei- es der großen Probleme des von Ihnen hier eingebrach- en Gesetzentwurfes – er ist in weiten Teilen hinreichend nkonkret, redundant und schwammig. Ich will nicht lle fachlichen Mängel aufzählen; einige habe ich schon enannt. Zweitens sollte eine gründliche Abstimmung it den Tarifparteien stattfinden, mit den Arbeitnehmer- ertretern und den Arbeitgebern. Was Sie heute vorlegen, ist hingegen ein unabge- timmter Entwurf. Deshalb ist er abzulehnen. Wir kön- en an dieser Stelle so nicht weitermachen. Man muss em Parlament die Chance geben, auf einen Entwurf der egierung zu reagieren und zu versuchen, die selber für otwendig gehaltene Abstimmung gemeinsam mit den olitischen Meinungsträgern herbeizuführen. Letztend- ich muss sogar angezweifelt werden, dass der jetzt vor- elegte Entwurf mit der EG-Datenschutzrichtlinie in eiten Zügen zu vereinbaren ist. Da kann ich nur sagen, erte Kollegen: Auch in der Opposition muss man prä- ise formulieren und arbeiten. Es reicht nicht, auf die chnelle einen Entwurf vorzulegen. Doch möchte ich die Frage des Beauftragten für den eschäftigtendatenschutz ansprechen. Dieser soll Ihrem ntrag zufolge eine herausgehobene Stellung erhalten nd bereits bei Kleinunternehmern von fünf Mitarbeitern ufwärts eingesetzt werden. Sie wissen, dass Sie mit Ih- em Antrag der SPD-Fraktion und den Grünen hinterher- echeln. Bei den Grünen ist diese Forderung dann je- och über Nacht verschwunden. Sie halten daran fest. urch diese Forderung machen Sie Arbeit teurer und ernichten Beschäftigungsverhältnisse. Der Duktus der Sprache des Entwurfes – auch das ill ich einmal deutlich sagen – geht mit einer Vorverur- eilung des Arbeitgebers einher. Die meisten Arbeitgeber erhalten sich nicht nur gesetzestreu, sondern auch im inne ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine Vor- erurteilung und ein An-den-Pranger-Stellen durch den prachduktus halte ich nicht für angebracht. Es geht uch darum, die Frage eines fehlenden Schutzinteresses es Mitarbeiters in Einklang mit den Verpflichtungen ei- es Unternehmens zu bringen. Dabei geht es um die Fra- en der Korruptionsbekämpfung und der Datenerhe- ung, die auch etwas mit der wirtschaftlichen Tätigkeit u tun haben. Beides müssen wir aufeinander abstim- en, auch gemeinsam mit den entscheidenden Verbän- en. Das fehlt schon im Denkansatz bei Ihrem Forde- ungskatalog. Auch deshalb ist er abzulehnen. Abschließend kann ich nur sagen, dass es eines Ar- eitsauftrages nicht bedurfte. Das Innenministerium ar- eitet bereits daran. Das Ergebnis wird in den nächsten ochen vorgelegt. Ich kann Sie nur auffordern, liebe olleginnen und Kollegen: Lehnen Sie mit uns den An- rag der Linksfraktion ab. Josip Juratovic (SPD): Noch nicht einmal drei Mo- ate ist es her, dass wir hier über den Arbeitnehmerda- enschutz gesprochen haben. Ich freue mich, dass das hema heute wieder auf der Tagesordnung steht. Dies Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 2251 (A) ) (B) ) zeigt die Wichtigkeit einer schnellen und umfassenden Regelung des Arbeitnehmerdatenschutzes. Wie Sie sicher aus meiner letzten Rede wissen, kenne ich den Arbeitnehmerdatenschutz aus der betrieblichen Realität. Als Bandarbeiter und Betriebsrat habe ich mit- erlebt, wie sich die Datenverarbeitung von einer Kartei- karte hin zu elektronischen Programmen verändert hat. Der Bundestag hat diese Veränderung aktiv begleitet. In der 16. Legislaturperiode gab es zwei gemeinsame Beschlussempfehlungen aller Fraktionen, mit denen die Bundesregierung aufgefordert wurde, ein Arbeitnehmer- datenschutzgesetz zu erarbeiten. Auch heute soll die Bundesregierung aufgefordert werden, einen Gesetzentwurf zum Arbeitnehmerdaten- schutz vorzulegen. Das haben wir als Parlament in den letzten Jahren schon oft getan. Nur passiert ist fast nichts. In der Großen Koalition war immer wieder umstrit- ten, ob denn nun das Innenministerium oder das Arbeits- ministerium zuständig ist. Herr Schäuble hat einen Ge- setzentwurf aber nach Kräften verhindert. Nachdem von Schäuble nichts kam, hat Olaf Scholz im Arbeitsministe- rium gehandelt. Meine Damen und Herren von der FDP, fassen Sie das als Ratschlag auf: Wir Sozialdemokraten mussten immer wieder feststellen, dass die Union sich nach Kräf- ten gegen einen effektiven Arbeitnehmerdatenschutz wehrt. Sie stellt die Wirtschaftsinteressen und deren Lobbyarbeit über die Interessen der Arbeitnehmer. Seien Sie also darauf gefasst, dass die Union auch die Verwirk- lichung Ihrer Pläne, die Sie machmal in den Reden hier im Plenum vortragen, auf die lange Bank schieben wird. Lassen Sie mich kurz darauf eingehen, warum eine Neuregelung des Arbeitnehmerdatenschutzes dringlich ist, und dies nicht nur wegen der zahlreichen uns be- kannten Skandale: Erstens. Arbeitnehmerdatenschutz soll derzeit haupt- sächlich über betriebliche Vereinbarungen zwischen Be- triebsrat und Unternehmen geregelt werden. Was pas- siert aber in Betrieben, in denen gar kein Betriebsrat existiert? Das sind rechtsfreie Räume im Bereich des Ar- beitnehmerdatenschutzes. Diese müssen wir durch ein einheitliches Gesetz schließen und Arbeitnehmerdaten- schutz für alle Beschäftigten gewährleisten. Zweitens. Wir müssen festlegen, welche Daten in Be- werbungsverfahren abgefragt werden dürfen. Diese müssen in einem Verhältnis zur Beschäftigung stehen. Hier brauchen wir klare Regeln, damit die Arbeitnehmer ihre Rechte kennen und Arbeitgeber wissen, was sie ver- langen dürfen und wo die Grenzen sind. Drittens. Wir müssen regeln, wann gesundheitliche Überprüfungen zulässig sind und was dabei untersucht werden darf. Gesundheitliche Tests dürfen nur dann zu- gelassen werden, wenn sie direkt mit dem Arbeitsplatz zusammenhängen. Viertens. Wir müssen klären, wann eine private Tele- fon- und Internetnutzung am Arbeitsplatz zulässig ist. W d d E i m D d s w e d e i t t s s b i R s z B c A h d b h A g i i z U i m s s d d l t u b s (C (D enn eine private Nutzung erlaubt wird, muss klar sein, ass der Arbeitgeber nicht mitliest. Fünftens. Videoüberwachung und sonstige Formen er Überwachung müssen gesetzlich beschränkt werden. ine heimliche Videoüberwachung ist unzulässig. Dies st derzeit nirgends gesetzlich geregelt. Sechstens. Wir wollen Beauftragte für den Arbeitneh- erdatenschutz in Betrieben ab fünf Personen schaffen. amit soll auch die Sensibilität der Beschäftigten für en Umgang mit ihren Daten gestärkt werden. Siebtens. Wir müssen klare Kontrollrechte für die Be- chäftigten schaffen. Sie müssen benachrichtigt werden, enn Daten von ihnen gespeichert werden. Sie müssen in Recht auf Einsicht und auf Auskunft bekommen. Achtens. Wir müssen klare Regeln für Schadenersatz efinieren. Was bekommen Beschäftigte für den materi- llen oder immateriellen Schaden, den sie erleiden, wenn hre Daten missbraucht werden? Auch müssen wir Sank- ionen für Missbrauch festlegen. Das sind wichtige Themen für ein Arbeitnehmerda- enschutzgesetz. Diese Themen sind zu wichtig, als dass ie „verwurschtelt“ werden und in zahlreiche bisher be- tehende Gesetze eingearbeitet werden können. Wir rauchen ein Gesetz aus einem Guss. Immer wieder reden wir von Bürokratieabbau. Fakt st, dass sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber auf echtsberater angewiesen sind, um die derzeit unüber- ichtliche Lage im Arbeitnehmerdatenschutz überhaupt u verstehen. Meine Kollegen von der Unionsfraktion, wer wirklich ürokratie abbauen will, muss mit klaren und verständli- hen Gesetzen anfangen. Dazu brauchen wir ein eigenes rbeitnehmerdatenschutzgesetz. Wir als SPD-Fraktion aben in der Debatte am 3. Dezember einen umfassen- en Gesetzentwurf eingebracht, in dem all diese Punkte ehandelt werden. Meine Kolleginnen und Kollegen von der Linken, ier möchte ich auf Ihren Antrag zu sprechen kommen. uch Sie behandeln viele der Punkte, die ich gerade an- esprochen habe. Aber das meiste haben wir auch schon n der vergangenen Debatte besprochen. Daher empfehle ch Ihnen, sich noch einmal unseren Gesetzentwurf an- uschauen. Wie ich Ihnen bereits dargelegt habe, wird mit der nion nichts passieren. Der Lobbydruck auf diese Partei st zu groß, als dass die Union wirklich die Arbeitneh- erinteressen für mehr Datenschutz in den Mittelpunkt tellt. Ein Gesetzentwurf der Bundesregierung wird hier o schnell nicht auftauchen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken, von en Grünen – Sie haben ja auch bereits einen Antrag zu iesem Thema gestellt – und liebe Kolleginnen und Kol- egen der FDP: Sie sind gut beraten, nicht auf die Minis- erien der Union zu warten. Nutzen Sie die Chance, an nserem soliden Gesetzentwurf, der nun federführend eim Innenausschuss liegt, mitzuarbeiten. Es gibt in die- em Hause eine Mehrheit für einen besseren Arbeitneh- 2252 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 (A) ) (B) ) merdatenschutz! Nur gemeinsam können wir etwas im Sinne der Arbeitnehmer und gegen die Lobbyinteressen der Wirtschaft erreichen. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit. Gisela Piltz (FDP): Arbeitnehmerdatenschutz be- schäftigt den Deutschen Bundestag, und es beschäftigt diese christlich-liberale Koalition. Die Notwendigkeit zur Schaffung klarer Strukturen liegt für diesen Bereich klar auf der Hand. Gerade während eines Beschäfti- gungsverhältnisses sammeln sich umfangreiche perso- nenbezogene Daten der Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter an, deren Handhabung sich oft in Grauzonen bewegt. Auch wenn sich in der betrieblichen Praxis mit der Zeit bestimmte Standards im Umgang mit personenbezoge- nen Daten herauskristallisiert haben, entbindet das den Gesetzgeber nicht von der Vorgabe eindeutiger Rahmen- bedingungen, und auch wenn das Bundesdatenschutzge- setz schon in seiner aktuellen Fassung für die Arbeits- welt gilt, sind die hier normierten Abwägungsgrundsätze für den Einzelfall, gerade solche Einzelfälle am Arbeits- platz, in den meisten Fällen ungeeignet. Es war die FDP-Bundestagsfraktion, die gemeinsam mit den Grünen und der Linken in der zurückliegenden Legislaturperiode Vorschläge zur Verbesserung des Da- tenschutzes am Arbeitsplatz eingebracht hat, und es wa- ren die Anträge eben jener drei Fraktionen, die im Mai des vergangenen Jahres Grundlage der öffentlichen An- hörung im Ausschuss für Arbeit und Soziales waren. Vergebens hatten wir stets auf einen Antrag des seiner- zeit zuständigen SPD-geführten Arbeitsministeriums ge- wartet. Mit diesem eklatanten gesetzgeberischen Versa- gen ist in dieser Legislatur endlich Schluss. Wir werden als christlich-liberale Koalition hier endlich Fakten schaffen. Der Antrag, über den wir heute debattieren, ist zum überwiegenden Teil eine Kopie Ihres Antrages aus der 16. Wahlperiode, meine Damen und Herren von der Lin- ken. Ich gebe gerne zu, dass Ihr Antrag an einigen Stel- len durchaus eine gewisse Schnittmenge mit dem Antrag der FDP aus der zurückliegenden Legislatur aufweist. Geht man jedoch ins Detail, findet sich leider aber auch viel Unbrauchbares, findet sich zum Teil bereits gesetz- lich Geregeltes, finden sich Forderungen, die an der be- trieblichen Praxis weit vorbeigehen. So halte ich ihre Forderung nach einem gesonderten Arbeitnehmerdatenschutzrecht nach wie vor für falsch. Nach meiner festen Überzeugung tut der Gesetzgeber gut daran, das Datenschutzrecht nicht durch immer neue bereichsspezifische Regelungen weiter aufzufächern. Rechtszersplitterung hat noch nie zu einer verbesserten Handhabung des Rechts beigetragen. Gerade eine ver- besserte Lesbarkeit des Rechts und damit eine bessere Anwendbarkeit des Rechts müssen aber die Leitlinie ge- setzgeberischen Handelns in der Zukunft sein. Einzelne Forderungen aus Ihrem Antrag sind daneben geradezu weltfremd. Die Datenverarbeitung aufgrund ei- ner Einwilligung des Betroffenen völlig zu verbieten, g w l s a l n U d l r t I d d t a d t A d A – g g A s K m e A t n S w s d N s p g B s u d d k r b v F T B n (C (D eht an den Anforderungen der Praxis genauso vorbei ie der von Ihnen an vielen Stellen propagierte Gleich- auf der Mitbestimmungsrechte von betrieblichen Daten- chutzbeauftragten auf der einen und Betriebsrat auf der nderen Seite. Viele Ihrer Forderungen würden den Ab- auf in den Betrieben in kürzester Zeit lahmlegen. Der dringend nötige verbesserte Schutz von Arbeit- ehmerdaten darf doch aber nicht dazu führen, dass den nternehmen bürokratische Hürden auferlegt werden, ie selbst bei bestem Willen nicht zu meistern sind. Al- ein die von Ihnen geforderten Informationspflichten wä- en für viele Unternehmen schlicht nicht leistbar. Neue Regelungen zum Schutz von Arbeitnehmerda- en werden nur dann erfolgreich sein, wenn zugleich die nteressen der Unternehmen nicht vernachlässigt wer- en. Compliance und Revision sind Tagesgeschäft in en Unternehmen. Gerade deshalb haben auch die Un- ernehmen ein großes Interesse an und einen Anspruch uf Rechtsklarheit und Rechtssicherheit. Letztlich liegt ie Bekämpfung von Mobbing, Spionage oder Korrup- ion im Interesse aller, das heißt auch im Interesse der rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst. Die Bundesregierung bekennt sich klar zur Notwen- igkeit neuer gesetzlicher Regelungen im Bereich des rbeitnehmerdatenschutzes. Sie können sich sicher sein und das sage ich vor allem an die Adresse der Kolle- innen und Kollegen der SPD –: Diese neue Bundesre- ierung nimmt die datenschutzrechtlichen Belange der rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ernst. Die Ab- timmung zwischen den beteiligten Ressorts und den oalitionsfraktionen ist in vollem Gange. Parallel hierzu uss auch von den Unternehmen selbst ein Umdenken ingefordert werden. Der Schutz und die Achtung von rbeitnehmerdaten müssen ein Teil der Kultur des Un- ernehmens sein. Die Persönlichkeitsrechte des Einzel- en enden nun einmal nicht am Werkstor. So wenig der taat einen Anspruch auf den gläsernen Bürger hat, so enig steht dem Unternehmer ein allumfassendes Profil einer Belegschaft zu. Für die Rahmenbedingungen wer- en wir in diesem Jahr endlich sorgen. Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Jetzt hat auch die Linke einen Vorschlag zum Be- chäftigtendatenschutz vorgelegt. Es zeigt sich: Die Op- osition denkt bei diesem Thema ähnlich. Das ist eine ute Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit. Vor allem aber würde ich mich freuen, wenn es beim eschäftigtendatenschutz eine fraktionsübergreifende Zu- ammenarbeit geben würde, also auch mit der CDU/CSU nd mit der FDP. Es wäre gut, wenn wir Parlamentarier en Bürgerinnen und Bürgern einmal zeigen würden, ass wir auch fraktionsübergreifend zusammenarbeiten önnen. Insbesondere mit der FDP, die sich die Bürger- echte auf die Fahnen geschrieben hat, könnte ich mir ei diesem Thema auch einmal eine Zusammenarbeit orstellen. Zumindest wenn ich die Äußerungen der DP-Justizministerin lese, glaube ich, dass es auch mit eilen der FDP eine grundsätzliche Einigkeit gibt. Denn eschäftigte sind auch Bürgerinnen und Bürger, die ei- en besonderen Schutz ihrer Privatsphäre brauchen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 2253 (A) ) (B) ) Die Datenschutzskandale in zahlreichen Unternehmen – bei der Bahn, bei der Telekom, bei Lidl oder bei Daim- ler – stehen im Raum, und ich bin mir sicher, dass noch einige folgen werden. Wir müssen also die rechtlichen Grauzonen beseitigen und brauchen baldmöglichst eine sichere Rechtsgrundlage für alle Beteiligten. Deswegen appelliere ich an die Regierungsfraktionen: Schaffen Sie endlich Klarheit. Bringen Sie ein eigenständiges Arbeit- nehmerdatenschutzgesetz auf den Weg, das die Persön- lichkeitsrechte der Beschäftigten stärkt, Datenklau am Arbeitsplatz verhindert und den berechtigten Interessen der Arbeitgeber Rechnung trägt. So kann die Politik zu einer guten Unternehmenskultur und zu einem vertrau- ensvollen Miteinander im Betrieb beitragen. Die grüne Fraktion bleibt dabei: Wir wollen ein ei- genständiges Gesetz, und dafür gibt es gute Gründe: Erstens wird der Beschäftigtendatenschutz bisher durch verschiedene Gesetze geregelt, zum Beispiel durch das Betriebsverfassungsgesetz, das Bundesdaten- schutzgesetz, das Telemediengesetz und individuelle Be- triebs- oder Dienstvereinbarungen. Durch die Zersplitte- rung der Rechtsgrundlage entstehen Gesetzeslücken. Chaos, Verwirrung und Missbrauch werden gefördert. Zweitens kritisieren Datenschützer, dass die derzeiti- gen Gesetze die komplexen Abläufe der Arbeitswelt nicht mehr ausreichend berücksichtigen. Drittens fordert auch der Bundesdatenschutzbeauf- tragte ein eigenständiges Gesetz, da die allgemeinen Re- geln des Bundesdatenschutzgesetzes für den Schutz der Beschäftigtendaten nicht ausreichen. Personenbezogene Daten können erhoben, verarbeitet und genutzt werden, wenn die Betroffenen einwilligen. An dieser Stelle ist das problematisch, da ein Arbeitsverhältnis auch immer ein Abhängigkeitsverhältnis ist. Bitte nehmen Sie den Bundesdatenschutzbeauftragten endlich ernst. Wichtig ist uns Grünen aber auch, dass die Daten der Arbeitsuchenden, die von der Bundesagentur für Arbeit betreut werden, besser geschützt werden. Wir wollen hö- here Strafen bei Datenmissbrauch; Datenklau ist nun einmal kein Kavaliersdelikt. Zudem wollen wir ein Kla- gerecht für Betriebsräte und für Gewerkschaften, damit auch Beschäftigte – ohne eine betriebliche Interessen- vertretung – zu ihrem Recht kommen können. lch sage es nochmal: Ich hoffe, dass alle Fraktionen über ihren Schatten springen und bei diesem wichtigen, mit wenig Ideologie beladenen Thema zusammenarbei- ten – im Interesse der Beschäftigten. Lassen Sie uns eine Reform des Beschäftigtendatenschutzes gemeinsam an- packen. Anlage 8 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Entwurf eines Gesetzes zur Aufhe- bung des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 18. Juni 2009 über das Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen auf Drucksache 17/661 zurückzieht. m d n (C (D Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der achstehenden Vorlage absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der OSZE 18. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der OSZE vom 29. Juni bis 3. Juli 2009 in Wilna, Li- tauen – Drucksachen 17/7, 17/85 Nr. 1.1 – [Berichtigung: Die in der Amtlichen Mitteilung vom 22. Ja- nuar 2010 für den Ausschuss für die Ange- legenheiten der Europäischen Union mitge- teilte Kenntnisnahme der Drucksache 17/7 ist hinfällig.] Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 03 Titel 811 31 – Erwerb von Fahrzeugen – bis zur Höhe von 26,459 Mio. Euro – Drucksachen 16/14114, 17/591 Nr. 1.31 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 02 Titel 684 22 – Förderung von Modellprojekten zur Einrichtung von Mehrgeneratio- nenhäusern – bis zur Höhe von 8,838 Mio. Euro – Drucksachen 16/14155, 17/591 Nr. 1.41 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 10 Titel 681 01 – Versorgungsbe- züge für Beschädigte – bis zur Höhe von 8 Mio. Euro – Drucksachen 17/299, 17/503 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 08 04 Titel 688 04 – Zahlungen an die EU für abzuführende Zölle, soweit diese nicht einge- nommen worden sind, einschließlich Zinsen gemäß Ar- tikel 11 der Verordnung Nr. 1150/2000 – bis zur Höhe von 4,901 Mio. Euro – Drucksachen 17/353, 17/503 Nr. 1.3 – Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Ren- tenversicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben, der Nachhaltigkeits- rücklage sowie des jeweils erforderlichen Beitragssatzes in den künftigen 15 Kalenderjahren (Rentenversiche- rungsbericht 2009) – Drucksachen 17/52, 17/317 Nr. 1 – 2254 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 (A) (C) (B) (D) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Lagebericht der Bundesregierung über die Alterssiche- rung der Landwirte 2009 – Drucksachen 17/55, 17/317 Nr. 2 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/178 Nr. A.1 Ratsdokument 14610/2/09 REV 2 Drucksache 17/178 Nr. A.2 Ratsdokument 15872/09 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/136 Nr. A.61 Ratsdokument 10769/09 Drucksache 17/136 Nr. A.64 Ratsdokument 11948/09 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 17/178 Nr. A.29 Ratsdokument 15243/09 Drucksache 17/178 Nr. A.30 Ratsdokument 15450/09 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/178 Nr. A.31 Ratsdokument 15469/09 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/136 Nr. A.104 Ratsdokument 11863/09 25. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Februar 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702500000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen liebe Kolleginnen und Kollegen! Neh-
men Sie bitte Platz.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 18 auf:

– Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna-
tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in

(International Security Assistance Force, ISAF)

auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001)

und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution
1890 (2009) des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen

– Drucksachen 17/654, 17/816 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Philipp Mißfelder
Dr. Rolf Mützenich
Dr. Rainer Stinner
Jan van Aken

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Redet
Kerstin Müller (Köln)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 17/819 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Klaus Brandner
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Sven-Christian Kindler

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor. Über die Beschlu
lung zum Antrag der Bundesregierung werden
namentlich abstimmen. Die namentliche A
wird voraussichtlich gegen 10.30 Uhr oder

(C (D ung 6. Februar 2010 0 Uhr tattfinden. Denn die Fraktionen schlagen gemeinsam or, für die Aussprache eine Zeit von insgesamt 90 Miuten vorzusehen. Ich nehme an, dass es dazu Einverehmen gibt. – Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zuächst dem Kollegen Dr. Rainer Stinner für die FDPraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! nde Oktober 2001 stimmten 64 Prozent der Deutschen n der Bundesrepublik Deutschland dafür, dass wir uns n dem militärischen Einsatz in Afghanistan beteiligen. m März 2002, nach den ersten deutschen Verlusten und erwundungen von Soldaten, stimmten 66 Prozent der eutschen Bürger dafür, dass sich die Bundeswehr weierhin am Afghanistan-Mandat beteiligt. Es ist also nicht so, meine Damen und Herren, dass ich die Bundesrepublik Deutschland gegen den Willen er deutschen Bevölkerung in Afghanistan engagiert nd beteiligt hat. Nein, sie hat sich ausdrücklich mit Unerstützung der Bevölkerung daran beteiligt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten ext der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1702500100

Wir wissen alle, dass die Unterstützung der Bevölke-
rung zurückgegangen ist und dass sich die Situation ge-
ändert hat. Das hängt ohne jeden Zweifel auch mit eige-
nen Fehlern der NATO zusammen. Aber was folgern wir
daraus? Die Minderheit in diesem Haus folgert daraus,
jetzt überstürzt aus Afghanistan abzuziehen, die Afgha-
ninnen und Afghanen allein ihrem Schicksal zu überlas-
sen, einen Flächenbrand zu riskieren und Gefahr für die
Welt heraufzubeschwören. Das ist falsch. Das lehnen wir
ab.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


t, zu der wir gehören, folgert daraus, dass
Fehlern lernen und besser werden müs-

u trägt das neue Mandat erheblich bei.
ssempfeh-
wir später

bstimmung
10.40 Uhr

Die Mehrhei
wir aus eigenen
sen. Genau daz






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner

(Widerspruch des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Leider ist der Öffentlichkeit zu wenig bekannt – offen-
sichtlich ist es auch Ihnen nicht bekannt, Herr Ströbele –,
welchen grundsätzlichen Neuanfang wir mit diesem
Mandat machen.

Es war richtig, dass die Bundesregierung den Lon-
don-Prozess selbst aktiv angestoßen und selbst aktiv be-
trieben hat. Es war richtig, dass wir uns die Zeit dafür
genommen haben. Denn wir haben erstmals in der
NATO ein gemeinsam definiertes klares Ziel für Afgha-
nistan. Wir haben erstmals in all den acht Jahren in der
NATO eine gemeinsam definierte Strategie als Weg zum
Ziel. Wir haben erstmals das umgesetzt, was wir jahre-
lang vor uns hergetragen haben. Wir haben erstmals in
Deutschland den vernetzten Ansatz umgesetzt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Noch niemals zuvor in all den acht Jahren haben die
beteiligten Ministerien unter Führung des Außenministe-
riums so intensiv gemeinsam an dem Afghanistan-Man-
dat gearbeitet, gemeinsam analysiert und gemeinsam
Maßnahmen definiert. Leider wissen zu wenige in
Deutschland, auch im Deutschen Bundestag, welche
Fortschritte und Ergebnisse unser bisheriges Engage-
ment gebracht hat.

Ich will nur ein Beispiel nennen. Wir haben neulich
eine sehr eindrucksvolle Präsentation des Deutschen
Akademischen Austauschdienstes erlebt, in der darge-
stellt wurde, dass in Afghanistan mit deutscher Hilfe die
Technische Fakultät der Universität Herat aufgebaut
wird, dass dort mittlerweile Tausende von Afghaninnen
und Afghanen ausgebildet werden und dass, oh Wunder,
diese ausgebildeten Studenten nach Abschluss ihres Stu-
diums in Afghanistan eine Arbeitsstelle bekommen. Von
einer solchen Arbeitsplatzperspektive träumt manch
deutscher Student.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben dann den Damen und Herren vom DAAD ge-
sagt: Präsentiert das doch auch der Presse! Das ist doch
so wichtig! – Sie haben geantwortet: Wenn wir es der
Presse anbieten, kommt sie nicht; sie hört nicht zu. Of-
fensichtlich gilt hier: Bad news are good news; die guten
Nachrichten werden nicht gehört.

Wir müssen weiterhin den zivilen Aufbau in Afgha-
nistan intensiv unterstützen und bestärken. Dafür brau-
chen wir weiterhin die Bundeswehr: Sie macht die zivile
Entwicklung erst möglich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: In Kunduz!)


Unsere Soldaten sollen stolz darauf sein, dass auf
Grundlage ihres Einsatzes, ihres Beitrages dieser Weg
der Entwicklung erst möglich wird. Ich möchte von die-
sem Platz aus – hoffentlich auch in Ihrem Namen – unse-
ren Soldaten unsere ausdrückliche Anerkennung für ih-

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(C (D en gefährlichen, schweren Einsatz in Afghanistan ussprechen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch weiß, dass es eine ganz große Mehrheit der Afgha-
en genauso sieht – einige in diesem Hause mögen es
icht wahrhaben –: Sie unterstützt den Einsatz der Bun-
eswehr und will sie dahaben.


(Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


Die große Mehrheit der Afghanen will das so.

Es geht bei diesem Mandat um vieles; aber um drei
inge – das möchte ich deutlich herausstellen – geht es

ben nicht:

Erstens. Es geht nicht um die Alternative „Krieg oder
rieden“; diese Wahl haben wir in der Weise nicht. Es
eht nur darum, auf welche Art der Konflikt in Afgha-
istan ausgetragen wird.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Krieg!)


Zweitens. Wollen wir das Land durch einen soforti-
en Abzug, den manche wollen – Herr Ströbele, Sie of-
ensichtlich auch –, in unübersehbares Chaos stürzen,
ie Region destabilisieren und unsere Sicherheit gefähr-
en, oder setzen wir uns, Herr Ströbele, für ein verant-
ortbares Abzugsszenario ein? Das ist die Frage. Es
eht nicht um die Frage: Abziehen oder dableiben? Nie-
and von uns möchte ad infinitum in Afghanistan blei-

en. Nein, es geht nur darum, dass wir einen sinnvollen,
eordneten Weg finden, unser militärisches Engagement
u reduzieren.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Plus 850!)


Frau Enkelmann, dieses Mandat sieht dafür zum ersten
al konkrete Maßnahmen vor: Es beschreibt erstmals

en Weg zu einem realistischen Abzugsszenario.

Drittens. Es geht auch nicht um die Alternative „Un-
erstützung oder Kampfeinsatz“. Wir wissen und akzep-
ieren – das müssen wir auch öffentlich sagen –, dass es
n Afghanistan um beides geht: um Unterstützung, Ver-
ittlung und Hilfe, aber auch um Kampf. Das müssen
ir der Öffentlichkeit sagen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Es geht um Krieg!)


In Afghanistan gibt es zivile Opfer; das ist wahr. Die
roße Mehrheit der zivilen Opfer wird aber durch die Ta-
iban verursacht. Auch heute Morgen wieder: Die Opfer,
ie wir heute Morgen in Kabul zu beklagen haben, sind
pfer der Taliban, nicht der NATO oder der Bundes-
ehr.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ch weiß aber – das sage ich deutlich –: Jawohl, auch die
ATO und die Bundeswehr haben zu zivilen Opfern bei-
etragen. Das bedauern wir außerordentlich. Wir müssen
lles tun, damit die Zahl der Opfer minimiert wird.






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner
Eines ist aber ganz sicher: Die Zahl der zivilen Opfer
in Afghanistan und darüber hinaus, die Qual von Millio-
nen Bürgerinnen und Bürgern, von Männern, Frauen und
Kindern, in Afghanistan würde unendlich viel größer
werden, wenn wir unverantwortlicherweise sofort abzie-
hen würden, wenn wir das Land den Gegnern von Men-
schenrechten, der Menschenwürde und der Zivilisation
überlassen würden. Deshalb tun wir das nicht; deshalb
unterstützt die FDP-Fraktion den Ansatz der „Übergabe
der Verantwortung“. Wir stellen uns dieser Aufgabe. Die
Fraktion wird heute mit sehr großer Mehrheit dem Man-
dat zustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702500200

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Frank-Walter

Steinmeier für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1702500300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Das ist kein ganz gewöhnlicher Tag für das Par-
lament, und das ist keine ganz einfache Entscheidung
auch und gerade für die SPD-Fraktion hier im Deutschen
Bundestag. Wenn ich gleichwohl meiner Fraktion die
Zustimmung zum Mandat empfohlen habe, dann tue
ich dies in der Verantwortung für die Menschen in
Afghanistan; wir stimmen zu, weil wir nach acht Jahren
des Aufenthalts deutscher Soldatinnen und Soldaten in
Afghanistan


(Zuruf von der LINKEN: Aufenthalt!)


die Weichen für die Beendigung dieses Einsatzes stellen
müssen und auch weil, meine Damen und Herren von
der Linkspartei, die Beendigung eines solchen Einsatzes
vorbereitet werden muss, damit – auch das ist eine Frage
der Sicherheit deutscher Soldaten – kein kopfloser Wett-
bewerb der Streitkräfte einsetzt,


(Zuruf von der LINKEN: Kopflos sind Sie, Herr Steinmeier!)


die gegenwärtig ihren Dienst in Afghanistan tun.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Es geht heute um einen Perspektivenwechsel. Es
geht einerseits um die Sicherung des Erreichten, ande-
rerseits um die Ertüchtigung der afghanischen Staatlich-
keit, aber auch – darauf kommt es mir an – um die Vor-
bereitung der Beendigung unserer militärischen Präsenz
dort. Weil es darum geht, missverstehen Sie, meine Da-
men und Herren von der Regierung, die Haltung der
SPD nicht! Das ist kein Vertrauensvorschuss für diese
Regierung. Den haben Sie sich leider in den ersten
120 Tagen Ihrer Amtszeit nicht verdient.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D erade weil wir unsere Haltung nicht von Ihren Vorchlägen abhängig machen wollten, haben wir an unseen eigenen Vorstellungen gearbeitet, fußend auf einem ehnpunkteplan vom September des vergangenen Jah es, die im Verlaufe der ersten zwei Monate dieses Jahres it nationalen und internationalen Experten, mit NGOs, it Kirchen und mit vielen anderen diskutiert wurden. er Weg, den wir danach beschrieben haben, ist klar: eine zusätzlichen Kampftruppen, Verdoppelung der fianziellen Mittel für den zivilen Wiederaufbau, deutlich ehr Anstrengung für die Ausbildung afghanischer Si herheitskräfte, Übergabe von beruhigten Regionen an ie afghanische Staatlichkeit und parallel dazu ab 2011 eginn des Abzugs deutscher Soldatinnen und Soldaten us Afghanistan. Und wir haben hinzugefügt: In einem orridor zwischen 2013 und 2015 soll der militärische eil dieses Einsatzes, dieses Engagements zu Ende komen. (Zuruf von der LINKEN: Krieg ist kein Engagement!)


Wir haben gesehen – das begrüßen wir –, dass viele
ieser Forderungen in dem von der Bundesregierung
orgelegten Mandatsantrag enthalten sind. Entscheidend
st für uns, dass der Perspektivenwechsel vom Dauerauf-
nthalt deutscher Streitkräfte in Afghanistan hin zur
eendigung des Militäreinsatzes im Mandatsantrag
ufgenommen ist. Das sind die entscheidenden Gründe,
eshalb wir nach gründlicher Prüfung diesen Antrag un-

erstützen können. Es bleiben – das will ich nicht ver-
ehlen – kritische Fragen, viele kritische Fragen. Wir ha-
en sie in der Partei und der Fraktion diskutiert, und wir
aben hart gerungen, bevor wir uns abschließend ent-
chieden haben. Wenn es kritische Stimmen gab – auch
as will ich nicht verhehlen –, dann betrafen sie nicht
weifel an denjenigen, die in Afghanistan unter schwie-

igen Bedingungen ihren Dienst tun: Polizisten, zivile
iederaufbauhelfer, Soldaten und Diplomaten. An de-

en zweifeln wir nicht. Deshalb danken wir ihnen zu-
ächst einmal an dieser Stelle.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Kritik und die Zweifel, die es gegeben hat und über
ie wir diskutiert haben, haben einen anderen Grund. Es
ind Zweifel an der Führungsfähigkeit der Bundes-
egierung nach einem Dauerstreit, den wir seit 120 Ta-
en erleben, auch nach Vorgängen, die hier im Parlament
ine Rolle gespielt haben, Herr zu Guttenberg, bei denen
s um völlig unterschiedliche Bewertungen über einen
insatz am Kunduz-Fluss ging, und nach manchem

eichtfertigen Gerede, das hier über Krieg oder Nicht-
rieg in Afghanistan stattgefunden hat.

Deshalb – ich wiederhole es – ist dies keine leichte
ntscheidung, gerade für uns nicht. Es geht hier nicht
m Leistungen oder Fehlleistungen der Bundesregie-
ung, sondern um die Menschen in Afghanistan und um
nsere Sicherheit. Weil Sie im Kern den Weg einge-
chlagen haben, den wir beschrieben haben und für rich-
ig halten, haben Sie in diesem Falle heute unsere Unter-
tützung. Aber gleichzeitig ist klar: Das ist kein






(A) )



(B) )


Dr. Frank-Walter Steinmeier
Freibrief. Das ist ein Mandat für zwölf Monate. Wir wer-
den sehr genau verfolgen, ob Sie die heute gemachten
Zusagen einhalten und im nächsten Jahr, in den nächsten
zwölf Monaten, die Weichen für einen schrittweise erfol-
genden Abzug ab 2011 und dann anschließend für eine
Vorbereitung auf die Beendigung des militärischen Ein-
satzes, wie im Mandat beschrieben, stellen. Diese Ab-
zugsperspektive ist für uns entscheidend.


(Beifall bei der SPD)


Wir sind nicht von allem überzeugt. Wir sagen: Die
Abzugsperspektive ist das Zentrale; deshalb tragen wir
die Erhöhung des Kontingentes mit.


(Christine Buchholz [DIE LINKE]: Das ist eine Logik! Das kann nur die SPD!)


– Sie sind eben nicht fähig, sich für Prioritäten zu ent-
scheiden. – Wir tragen wegen der Abzugsperspektive die
Erhöhung des Kontingentes mit. Wir sind aber nicht rest-
los überzeugt – das haben Sie in den Gesprächen gespürt –
von der Größenordnung der flexiblen Reserve. Deshalb
erwarten wir, dass in den Ausschüssen in jedem Fall ei-
nes Einsatzes aus der Reserve ausführlich dargelegt
wird, dass er zeitlich begrenzt und zu vorübergehenden
Zwecken stattfindet und nur unter diesen Voraussetzun-
gen Soldaten in Richtung Afghanistan geschickt werden.

Herr zu Guttenberg, Herr Westerwelle, wir werden
Sie an Ihren Taten messen,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


wenn wir in zwölf Monaten über eine Verlängerung die-
ses Einsatzes zu entscheiden haben.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Das ist eine Karikatur hier!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir als Parlamenta-
rier sollten es dabei für heute nicht bewenden lassen,
sondern das, was in diesem Mandat beschrieben ist und
sich mit unseren Vorstellungen von der Weiterführung
und Beendigung unseres Einsatzes dort verbindet, in den
nächsten zwölf Monaten und darüber hinaus gründlich
und kritisch unter die Lupe nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb ist mein Vorschlag, dass wir aus der Mitte des
Parlaments den Auftrag erteilen, den Afghanistan-Ein-
satz einer systematischen und regelmäßigen Untersu-
chung zu unterziehen. Wir von der SPD-Fraktion werden
Ihnen allen dazu einen Vorschlag unterbreiten. Ich würde
mich freuen – das darf ich Ihnen zum Abschluss sagen –,
wenn wir einen solchen Vorschlag der SPD zu einer Un-
tersuchung mit einem gemeinsamen parlamentarischen
Antrag aller Fraktionen im Deutschen Bundestag unter-
stützen könnten.

Herzlichen Dank Ihnen allen.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702500400

Dr. Andreas Schockenhoff ist der nächste Redner für

die CDU/CSU-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Das Mandat, das wir heute debattieren, ist das rgebnis einer umfassenden Überprüfung und Neuaus ichtung unserer Anstrengungen in Afghanistan. eutschland wird seine Hilfe für den zivilen Aufbau veroppeln und die Ausbildung der afghanischen Sichereitskräfte erheblich verstärken. Die CDU/CSU-Bunestagsfraktion unterstützt dies nachdrücklich; denn nur o werden wir – vielleicht schon in diesem Jahr – mit em Prozess der Übergabe in Verantwortung an die afhanische Regierung beginnen können. Die Londoner Konferenz vom 28. Januar 2010 hat en richtigen Strategiewechsel gebracht. Dass dies ereicht wurde, hat allerdings viel damit zu tun, dass die undeskanzlerin im August letzten Jahres diese Konfe enz initiiert und das Konzept der Übergabe in Verantortung geprägt hat. Dafür danken wir ihr nachdrück ich. Jetzt ist der Einstieg in eine schrittweise Übergabe der erantwortung für Wiederaufbau und Sicherheit in fghanische Hände schon ab diesem Jahr vereinbart. Daür wird die internationale Gemeinschaft die zivile Hilfe erstärken und den Aufbau der afghanischen Sichereitsorgane forcieren. Gemeinsam mit der afghanischen egierung – das ist das Entscheidende – wurden die ielmarken gesetzt. Die Zahl der Soldaten und Polizis en soll von derzeit knapp 200 000 auf über 300 000 anachsen, damit die afghanische Regierung ihr Ziel errei hen kann, bis 2014 selbstständig für Sicherheit in fghanistan sorgen zu können. Wir haben in London lso die Grundlage für eine Abzugsperspektive für unere Soldatinnen und Soldaten geschaffen. Ja, der Einatz dauert länger, und er ist schwieriger, als wir zu Beinn, vor gut acht Jahren, gedacht haben. Doch mit der msetzung der Londoner Strategie haben wir die hance, in einzelnen Distrikten in unserem Verantwor ungsbereich in Nordafghanistan mit der Übergabe der erantwortung Anfang 2011 zu beginnen und dann nicht ehr benötigte Fähigkeiten zu reduzieren. Das ist die erspektive für den Beginn des Abzugs. Beendet werden kann der ISAF-Einsatz, wenn in fghanistan eine selbsttragende Stabilität und eine elbsttragende Sicherheit geschaffen sind, das heißt, enn von Afghanistan keine Gefährdung mehr für die nternationale Gemeinschaft ausgeht. Wir würden unseen eigenen Anstrengungen, unserer eigenen Sicherheit chaden, wenn wir vorzeitig abziehen würden. Afghanisan darf nicht wieder zu einem gescheiterten Staat weren, von dem aus Terroristen gegen uns agieren können. Doch unser verstärktes Engagement in Afghanistan ann nur dann erfolgreich sein, wenn auch die afghaniche Regierung ihre Hausaufgaben macht. Sie muss die n London eingegangenen Verpflichtungen zügig und it Nachdruck umsetzen. Wir erwarten, dass sie konse uenter und nachhaltiger als bisher Defizite hinsichtlich erantwortungsvoller Regierungsführung, Bekämpfung Dr. Andreas Schockenhoff von Drogen und Korruption sowie Schutz der Menschenrechte angeht. Nur so kann sie das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung in ihre eigene Regierung stärken. Die Einrichtung von Antikorruptionsbehörden in der Regierung sowie einer Antikorruptionseinheit beim afghanischen Staatsanwalt sind richtige Maßnahmen. Doch nun ist auch konkretes Handeln gefragt. Die afghanische Regierung muss ihrer Bevölkerung jetzt beweisen, dass ihre eigene Regierung für spürbare Verbesserungen in ihrem Leben sorgt. In diesem Kontext ist es nicht hinnehmbar, dass der afghanische Präsident den Vereinten Nationen das Vorschlagsrecht für die Leitung der Wahlbeschwerdekommission entzogen hat. Die Überparteilichkeit der Wahlbeschwerdekommission muss sichergestellt werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1702500500

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Ein wichtiger, ebenfalls in London vereinbarter An-
satz ist das von der afghanischen Regierung eigenverant-
wortlich durchgeführte Wiedereingliederungspro-
gramm, das bereits in der Kritik steht, bevor es
überhaupt erste Ergebnisse zeigen kann. Die Terroristen
von al-Qaida und der Taliban sind zweifellos keine irre-
geleiteten Idealisten, die durch Dialog von ihrem Weg
abgebracht werden könnten. Sie sind entschlossene Fa-
natiker, die ihre Gewaltherrschaft wiederherstellen wol-
len. Es wäre naiv, zu glauben, dass die Extremisten die
Verfassung, die sie heute bekämpfen, jemals anerkennen
werden.

Doch darum geht es in diesem Programm nicht. Wir
wollen die Mitläufer unter den Aufständischen errei-
chen, die aus rein finanziellen und wirtschaftlichen
Gründen auf der falschen Seite stehen. Ihnen soll die
Chance eröffnet werden, die Waffen niederzulegen, die
Gesetze zu respektieren und am Wiederaufbau mitzuwir-
ken. Es muss aber sichergestellt sein, dass der Mittelein-
satz wirksam, transparent und nachhaltig ist. Es dürfen
keine finanziellen Vorleistungen erfolgen, sondern es
dürfen mit diesen Geldern nur bezahlte Arbeit und Aus-
bildungen ermöglicht werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, für unseren Verant-
wortungsbereich im Norden haben wir uns klare Ziele
gesetzt, um eine selbsttragende Sicherheit zu errei-
chen. In den nächsten vier Jahren sollen die Vorausset-
zungen geschaffen werden, dass unsere militärische Prä-
senz schrittweise zurückgeführt werden kann. Die
Aufstockung auf 1 400 statt bisher 280 deutsche Kräfte
für die Ausbildung afghanischer Soldaten verdeutlicht
unsere Entschlossenheit dazu. Das gilt auch für die For-
cierung unserer Ausbildung von afghanischen Polizis-
ten, von denen wir bis 2012 15 000 einsatzfähig machen
wollen. Je intensiver wir uns diesen Aufgaben jetzt wid-
men, desto früher können wir mit dem Abzug unserer ei-
genen Soldaten beginnen. Deshalb stocken wir die Zahl
unserer Soldaten in Afghanistan vorübergehend um
500 Soldaten auf.

Lieber Herr Kollege Steinmeier, um es noch einmal
deutlich zu sagen: Entscheidender Maßstab für die Re-
duzierung unseres Engagements kann jedoch kein kon-
kretes Abzugsdatum sein, sondern es geht um Wegmar-

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(C (D en für die Übergabe der Verantwortung, bei deren rreichen ein Reduzierungsschritt erfolgen kann. Eine chrittweise Reduzierung der militärischen Präsenz ist wingend an Fortschritte beim zivilen Aufbau und beim ufwuchs der afghanischen Sicherheitskräfte gekoppelt. eshalb investieren wir nicht nur in unsere Ausbildungsemühungen, sondern verdoppeln auch unsere jährlihen Mittel für den zivilen Aufbau in Afghanistan auf 30 Millionen Euro. Zögen wir vorzeitig oder gar übertürzt ab, würden wir das bisher Erreichte verspielen. nsere Soldaten und Entwicklungshelfer haben in den etzten Jahren Großes geleistet und viel erreicht. Ihnen ebührt unser Dank und unsere Anerkennung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, in Afghanistan errscht ein bewaffneter Konflikt, auch im deutschen erantwortungsbereich im Norden. Verteidigungsminis er zu Guttenberg hat dies frühzeitig benannt, und ußenminister Westerwelle hat dies bekräftigt und zur osition der Bundesregierung gemacht. Unsere Soldatinen und Soldaten brauchen Rechtssicherheit und Klareit für ihren Einsatz. Die Neubewertung durch die Bunesregierung hat dafür ein eindeutiges politisches Signal esetzt. Für die Bundesregierung sind für den Einsatz der undeswehr in Afghanistan die Regeln des humanitäen Völkerrechts maßgebend und nicht das deutsche trafrecht. Die einschlägigen Rechtsnormen aus den enfer Abkommen und Zusatzprotokollen, etwa zum affeneinsatz gegen gegnerische Kämpfer, zum Schutz er Zivilbevölkerung und zur Vermeidung ziviler Opfer, ind im Einsatz zu beachten. Diesen Anforderungen üssen auch die nationalen militärischen Einsatzregeln, perationspläne und Taschenkarten Rechnung tragen. amit findet die Realität in Afghanistan Eingang in die olitische Bewertung. Das ist konsequent und stärkt die laubwürdigkeit der Politik bei den Soldaten im Ein atz. Aus der Neubewertung der Lage in Afghanistan eribt sich keine Veränderung der Einsatzgrundlagen der eutschen Polizisten von Bund und Ländern. Die Bechlüsse der Innenministerkonferenz vom Juni und Deember 2009, wonach der Einsatz von Polizeibeamten in fghanistan nur in einem militärisch gesicherten Umfeld öglich ist, haben unverändert Bestand. Meine Damen und Herren, die CDU/CSU-Fraktion ird dem Antrag der Bundesregierung zustimmen, weil r die Übergabe der Verantwortung in afghanische ände befördert und eine Abzugsperspektive für unsere oldatinnen und Soldaten eröffnet. Wir begrüßen es ausdrücklich, dass die überwiegende ehrheit der SPD-Fraktion dem Antrag der Bundesre ierung ebenfalls zustimmen wird. ir fordern auch die Fraktion der Grünen auf, ihrer poliischen Verantwortung nachzukommen und diesem zuunftsfähigen Mandat zuzustimmen, um dem Einsatz Dr. Andreas Schockenhoff unserer Soldatinnen und Soldaten die breite parlamentarische Legitimation zu geben, die er verdient. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich erteile das Wort der Kollegin Christine Buchholz für die Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun desregierung will heute noch mehr Soldaten nach Afghanistan senden, angeblich, um die Sicherheit dort aufrechtzuerhalten. Sie meint damit aber die militärische Absicherung der Regierung Karzai. Ich war mit meinem Fraktionskollegen Jan van Aken vor vier Wochen in Afghanistan. In jedem Gespräch, das wir mit Afghaninnen und Afghanen führten, spürten wir die Verachtung für diese Regierung. Das liegt daran, dass sie korrupt ist, dass in ihr die Warlords der vergangenen Kriege sitzen und dass es nach acht Jahren keine nennenswerten Verbesserungen der Lage der Bevölkerung gegeben hat. Ohne die Unterstützung der NATO-Staaten wäre diese Regierung nichts. Die Bundesregierung sagt, sie wolle die Bevölkerung schützen. ISAF-Kommandeur Stanley McChrystal fordert, zivile Opfer zu vermeiden. Aber der Aufstand gegen die Regierung Karzai und die ausländischen Truppen hat eine breite Unterstützung in der afghanischen Bevölkerung. Die Aufständischen, die Sie bekämpfen, sind Teil der Bevölkerung. Die Aufständischen sind auch Zivilisten. Ein Zivilist erscheint den Soldaten als potenzieller Aufständischer. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Zurufe von der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702500600

(Beifall bei der LINKEN)

Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1702500700

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Das heißt, militärische Aufstandsbekämpfung und
Schutz der Bevölkerung sind unvereinbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Leiter der Stability Division im ISAF-Hauptquar-
tier erklärte uns, dass das Ziel der Aufstandsbekämp-
fung eine starke zivile Komponente brauche. Er berief
sich dabei auf die Forderung von McChrystal, dass
40 Prozent der Arbeit von ISAF der Wiederaufbau sein
muss. Aber ob die zivile Komponente nun 20, 40 oder
60 Prozent beträgt: Solange die zivile Hilfe dem Ziel der
militärischen Aufstandsbekämpfung untergeordnet ist,
wird sie niemals in der Lage sein, die Lebensbedingun-
gen der Afghanen zu verbessern.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Krieg wird weitergehen. Weitere Menschen wer-
den getötet werden. Für das vergangene Jahr zählte die
UNO 2 140 unbewaffnete Todesopfer, darunter 346 Kin-

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(C (D er, Tendenz steigend. Die Bombardierung der Tanklaser bei Kunduz am 4. September wird leider nicht die etzte dieser Art bleiben, wenn Sie heute das neue Manat beschließen. Es ist ein Armutszeugnis, dass Sie nicht ereit sind, diese Realität zur Kenntnis zu nehmen. Wir haben uns in Afghanistan mit Opfern des Bomenangriffs vom 4. September getroffen. Das war für ns eine Selbstverständlichkeit; denn wir wollten wisen, was die Bombardierung für sie und ihr Leben beeutet. Da ist Noor Djan, 26 Jahre alt. Er hat drei Kinder, eine Frau ist hochschwanger, und sie haben kein Geld. r hat bis wenige Tage vor der Bombardierung in einer lastikfabrik im Iran gearbeitet, weil er in Afghanistan icht genug Geld verdienen kann. Die Explosion hat seien rechten Arm abgerissen. Im Krankenhaus wurde er ieder angenäht, aber die Hand ist verloren und der Arm icht mehr zu gebrauchen. Er hat ständig Schmerzen, ann nicht mehr schlafen, und er kann nicht mehr für eine Familie sorgen. Er sagte uns: Jeden Tag wünsche ch mir, ich wäre getötet worden. – Was glauben Sie, was oor Djan denkt, wenn Sie sagen, Sie wollen seine Si herheitssituation verbessern? 91 Frauen sind durch den Angriff zu Witwen geworen. Die meisten von ihnen sind nun von Almosen abängig. Von Almosen lebt auch Leila. Ihre beiden juendlichen Söhne wurden getötet. Der eine hat sich um as Feld gekümmert, der andere um die Kuh. Nun muss ie sehen, wie sie ihre kleinen Töchter über die Runden ekommt. Was glauben Sie, was diese Frauen davon halen, wenn hier argumentiert wird, dass man den Frauen n Afghanistan helfen möchte? Bulbul konnte ihre drei kleinen Enkel nicht davon abalten, mit den anderen zum Fluss zu laufen. Sie saß mir it Tränen in den Augen gegenüber und meinte, dass sie m Gegensatz zu vielen anderen wenigstens die Übereste ihrer Enkel gebracht bekommen hat, um sie beerdien zu können. Die Begegnung mit den Hinterbliebenen hat mir deutich gemacht – ob Sie es wahrhaben wollen oder nicht –: eutschland ist an einem Krieg gegen die einfache Beölkerung in Afghanistan beteiligt. Ich spreche jetzt besonders die Kolleginnen und Kolegen der SPD und der Grünen an: Wenn Sie die Entcheidung über das neue Mandat treffen, denken Sie daan: Wie auch immer Sie den Krieg rechtfertigen, Sie ntscheiden heute über Leben und Tod. (Beifall bei der LINKEN – Die Abgeordneten der Fraktion der LINKEN halten Spruchbänder hoch)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702500800

Ich bitte Sie, unverzüglich die Spruchbänder herun-

erzunehmen.






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert

(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU], an die Fraktion der LINKEN gewandt: Es ist eigenartig, wie Sie die Opfer der Taliban, der Selbstmordattentäter vergessen!)


Ich schließe alle Kollegen der Fraktion, die dieser Auf-
forderung nicht gefolgt sind, hiermit vom weiteren Ver-
lauf der Sitzung aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bitte Sie nunmehr, den Plenarsaal zu verlassen.


(Jörg van Essen [FDP]: Einschließlich der Rednerin! Die war dabei! – Hellmut Königshaus [FDP]: Ihr seid des Saals verwiesen! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Verachtung von Spielregeln nennt man das!)


Ich fordere Sie jetzt noch einmal auf, den Saal zu ver-
lassen, weil Sie vom weiteren Verlauf dieser Sitzung
ausgeschlossen sind. Ich vermute, dass mindestens die
Parlamentarischen Geschäftsführer eine hinreichende
Kenntnis der Regelungen unserer Geschäftsordnung ha-
ben, zumal das bei vergleichbaren Situationen im Ältes-
tenrat immer als hoffentlich ernst gemeinte Positionie-
rung vorgetragen worden ist.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tja, Frau Enkelmann!)


Ansonsten muss ich auf die weiteren Konsequenzen auf-
merksam machen, die sich ergeben, wenn Sie dieser
Aufforderung nicht folgen.


(Die Abgeordneten der Fraktion der LINKEN verlassen den Saal)


Nächste Rednerin ist die Kollegin Renate Künast für
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702500900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will

als Erstes sagen: Es hätte mir bedeutend besser gefallen
– und dies ist keine Kritik am Präsidenten –, wenn wir
nicht in dieser Situation gelandet wären, den weiteren
Teil der Debatte ohne eine Fraktion führen zu müssen.
Ich glaube, dass es dem Thema angemessen gewesen
wäre, in dieser Situation nicht zu landen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hellmut Königshaus [FDP]: Selbst verursacht!)


weil ich eben auch der Fraktion der Linken am Ende
doch zutraue, bei dem Thema mit ihrer Entscheidung zu
ringen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


– Solange ich hier bin, werde ich von allen über
600 MdBs immer denken, dass sich jeder seiner Verant-
wortung bewusst ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es geht m die zivile Aufbauund Abzugsperspektive für die ächsten Jahre für Afghanistan. Ich sage Ihnen hier: eine Fraktion wird dem Mandat mehrheitlich nicht zu timmen. Ich will Ihnen erklären, warum: auf alle Fälle aufrund eines Mangels an Führung, aufgrund eines Manels an Systematik. Wir haben als grüne Fraktion hier iederholt den Antrag gestellt, den bisherigen Einsatz u evaluieren. Ich freue mich, dass der Fraktionsvorsitende der SPD, Frank Steinmeier, diesen Vorschlag hier etzt auch gemacht hat. Ich glaube, dass man nach solhen Einsätzen eine Evaluierung, eine von Dritten geachte Analyse braucht, die folgende Fragen beantwor et: Was hat funktioniert? Wo sind eigentlich Mängel? ielleicht kommen wir jetzt dahin. Zu dem Inhalt der Vorlage, über die wir heute abzutimmen haben, will ich einige Worte sagen: Wir alle haen darauf gewartet, dass es endlich eine Aufbauund bzugsperspektive gibt. Wir haben durchaus sehnsüch ig auf die Londoner Konferenz gewartet, wo es lange eit eine, ich sage es einmal so, schlechte Vorbereitung ab. Wir haben darauf gehofft, dass das, was es an neuer trategie seitens der USA mit dem neuen US-Präsiden en und an neuer Prioritätensetzung, zumindest verbal, in er Regierungserklärung von Hamid Karzai gab, auch ine europäische und deutsche Handschrift bekommt. Ich muss Ihnen allerdings sagen: Die Bewertung des urses, den Sie uns hier vorlegen, ist bei uns mindestens mbivalent. Ja, es gibt einige positive Entwicklungen or Ort. Die positive Entwicklung mag auch sein, dass ie Haushaltsmittel für die zivile Hilfe aufgestockt weren sollen. Aber ich sehe es noch nicht. Ich sehe das Wie och nicht. Wir freuen uns, dass es bei vielem Schatten uch an manchen Stellen Licht gibt, dass es verstärkte emühungen um regionale Lösungen geben soll und ass es diese Verständigung auf eine Aufbauund Abugsperspektive gibt. Aber die bloßen verbalen Aussaen und Zusagen haben faktisch noch nichts verändert. llein das Rezept „mehr Geld“ reicht nicht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Christoph Strässer [SPD])


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Schade!)


Jetzt wäre entscheidend, zu einer besseren Verwen-
ung der Mittel und einer ordentlichen Koordinierung zu
ommen. Aber das, was Sie bisher vorlegen, ist an-
pruchslos. Es stellt sich die Frage, wie eine Ausbildung
it dem Ziel, auf 134 000 afghanische Polizisten aufzu-

tocken, überhaupt vonstatten gehen soll. Da ist ein gro-
es Loch. Es gibt auch Fragen zur Selbstverpflichtung
er afghanischen Partner: Wie soll eigentlich der Ver-
öhnungskurs gestaltet werden? Niemand will behaup-
en, dass jemand freiwillig aus der Situation der Schwä-
he verhandelt, aber wo sind eigentlich die roten Linien
n dieser Verhandlungssituation aufgezeigt? Ich sehe sie
icht. Wo wurde durch die internationalen Staaten ge-
enüber der afghanischen Regierung ausreichend klar
estgelegt, dass die Geltung der universellen Menschen-






(A) )



(B) )


Renate Künast
rechte, insbesondere der Rechte der Frauen, absolute
Priorität hat? Das ist nirgendwo festgelegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wo ist das Konzept für die Aufstockung der finan-
ziellen Mittel auf 430 Millionen Euro? Wo ist eigentlich
der Inhalt dazu? Solche Mittelsteigerungen verlangen
doch, dass es strukturelle und personelle Vorsorge gibt,
damit die Mittel zielgerichtet bei den Menschen ankom-
men und es nicht nur mehr Korruption gibt. Wo ist ei-
gentlich die Sicherstellung, dass es in Zukunft bei der öf-
fentlichen Auftragsvergabe korrekt zugeht, dass die
Soldaten und Polizisten Afghanistans tatsächlich ihren
Lohn bekommen und dass die Mittel nicht durch Kor-
ruption versickern? Wo ist auch nur der Hauch eines An-
satzes, dies systematisch zu bearbeiten? Ich sehe ihn
nicht.

Wenn ich auf das Auswärtige Amt und das BMZ
schaue, dann sehe ich, dass von Herrn Niebel viel von
vernetzter Sicherheit geredet wird; ich bezeichne es ein-
mal so, um nett zu sein. Aber wo ist eigentlich das ver-
netzte Konzept des Bundesministeriums für wirtschaftli-
che Zusammenarbeit und des Auswärtigen Amtes? Nicht
einmal das haben Sie hingekriegt. Sie reden über regio-
nale Entwicklung, über landwirtschaftliche Entwick-
lung. Auf alle Fragen, die wir gestellt haben, wie eine
solche Art landwirtschaftlicher Entwicklung eigentlich
funktionieren soll, haben wir null Antwort bekommen.
Mit welchen internationalen Fachleuten und Organisa-
tionen haben Sie sich zusammengesetzt, um über den
Zugang zu Land, Wasser, Saatgut, landwirtschaftlicher
Ausbildung, Verarbeitung, Lagerung und Hygiene auch
nur ansatzweise zu sprechen? Nichts, meine Damen und
Herren.

Ich komme zur Polizeiausbildung. Sie rühmen sich
einer größeren Ausbildungstätigkeit, und am Ende sind
es faktisch nur 80 zusätzliche Soldaten.


(Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern: Polizisten!)


– Entschuldigung, danke. Der Innenminister hört zu.


(Jörg van Essen [FDP]: Nicht nur er!)


80 zusätzliche Polizisten.

Herr Westerwelle hat der Kanzlerin versprochen, hier
vom bewaffneten Konflikt zu reden, aber wo ist jetzt ei-
gentlich die Antwort auf die Frage, die die Deutsche
Polizeigewerkschaft stellt? Sie fragt: Wenn es ein be-
waffneter Konflikt ist, was ist an der Stelle eigentlich die
Rechtsgrundlage für die Tätigkeit von Polizeibeamten?
Auch dort ist ein großes Loch. Wo ist Ihre Antwort? Sie
wollen von uns, dass wir 850 Soldaten mehr, 500 für die
Ausbildung und 350 in Reserve, nach Afghanistan schi-
cken, dass wir Ihnen dafür ein Mandat geben. Unsere
Frage lautet immer noch: Könnte man nicht mehr um-
schichten, zum Beispiel bei den Tornados? Das könnte
einiges an Personal bringen. Unsere Frage ist auch: Wa-
rum sollen wir Ihnen eigentlich eine Reserve von
350 Soldaten zugestehen und für was? Hatten wir diese
Reserve nicht schon einmal im Mandat für die Durch-
führung von Wahlen, und stecken sie da nicht immer

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(C (D och drin? Meine Damen und Herren, Sie schweigen bei er Frage: Kommen noch AWACS-Einsätze und damit 00 weitere Soldaten hinzu? Ich kann Ihnen sagen: Dait wäre ich mit meinen Fragen noch nicht am Ende. Das Partnering-Konzept zwischen den internationalen oldaten, also auch den deutschen, und den afghanichen Soldaten erhöht die Gefahr für die deutschen Solaten, die vor Ort im Einsatz sind. Sie haben angesichts er gestiegenen Gefahr weder hier noch irgendwo anders isher gesagt, wie dieses Partnering-Konzept eigentlich onkret aussehen soll. Sie erwarten von uns, dass wir ertrauen in die Arbeit des Bundeskanzleramtes, des uswärtigen Amtes und des Verteidigungsministeriums aben. Aber nach diesen Vorlagen und den Vorfällen am unduz-Fluss können wir dieses Vertrauen nicht aufringen. ie Aufstockung des Bundeswehrkontingents wird von ns mehrheitlich als nicht akzeptabel bezeichnet. Ich sage Ihnen in aller Ruhe: Dieses Mandat zeigt, ass der verantwortliche Außenminister seine Zeit in en letzten Wochen falsch verbracht hat. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


err Westerwelle, ich sage Ihnen: Statt für innenpoliti-
che Kracher zu sorgen, wäre hier Ihr diplomatisches
ufgabenfeld gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn wir alle überzeugt sind, dass es hier um interna-
ionale Sicherheit geht, dass wir verhindern müssen, dass
ieser große Raum wieder zum Ausbildungsfeld für den
errorismus wird, und wenn es uns darum geht, den
fghaninnen und Afghanen dabei zu helfen, einen de-
okratischen Staat aufzubauen, dann sage ich Ihnen:
ie letzten Wochen hätten für Sie Zeiten sein müssen, in
enen Sie 80 Stunden in der Woche an diesem Thema ar-
eiten und nicht an anderen Themen.

Ich will Ihnen sagen, was noch fehlt: Es wäre zum
eispiel Ihre Aufgabe und die Aufgabe der Diplomaten
ewesen, eine regionale Sicherheitsstrategie für den ge-
amten großen Raum zu entwickeln. Da ist eine Konfe-
enz in Istanbul, von anderen initiiert. Wo sind Ihre Akti-
itäten? Wir bräuchten jetzt einen Beschluss des UN-
icherheitsrates, der von Deutschland mit initiiert wer-
en und die deutsche Handschrift tragen müsste, in dem
ine quasiöffentliche, offizielle Aufforderung an die
fghanische Regierung formuliert würde, in Afghanistan
it zu verhandeln, damit klar ist, dass auch die USA,
ussland und andere diese Verhandlungen tragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir bräuchten einen Beschluss des Sicherheitsrates,
er erlaubt, Personen von der Terrorliste herunterzuneh-
en; das ist Voraussetzung für solche Verhandlungen

nd Gespräche. Wir bräuchten die Erklärung der NATO,
fghanistans und Pakistans, dass man tatsächlich die Si-

herheit der Demobilisierten, derer, die überlaufen, ga-






(A) )



(B) )


Renate Künast
rantiert, während der Verhandlungen und nach mögli-
cherweise erfolgreichen Verhandlungen. Wir bräuchten
eine Debatte über eine legale Partei für die Taliban – das
heißt ja „Schüler“, nicht „gewalttätig“ –, damit sie am
politischen Prozess teilnehmen können. Wir bräuchten
die Definition eines neutralen Ortes für die Verhandlun-
gen. Wir bräuchten den Entwurf eines Rückkehrerpro-
gramms. Nichts von alledem haben Sie, Herr Außen-
minister, und Sie, Frau Merkel, vorgelegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage an dieser Stelle – mein letzter Satz –: In die-
sem Mandat finden sich einige schöne Worte. Der zivile
Teil ist darin aber überhaupt nicht erwähnt. Herr
Westerwelle hat uns hier einmal erzählt, nach London
würde er nicht fahren, wenn dies faktisch nur eine Trup-
penstellerkonferenz ist. Was legen Sie uns heute vor? Ich
komme mir hier und heute faktisch wie auf einer Trup-
penstellerkonferenz vor,


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Das ist doch Quatsch!)


weil Sie uns heute nur das vorlegen; alles andere, meine
Damen und Herren, sind Worte. Taten sehen wir noch
nicht, weder was die konkrete Umsetzung und die Vor-
lage des zivilen Teils angeht noch auf der Ebene der Di-
plomatie. Mit Ihrer Vorlage machen Sie es den Mitglie-
dern dieses Hauses extrem schwer, mit Ja zu stimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir schätzen und respektieren die Arbeit der Ent-
wicklungshelfer, der internationalen Organisationen, der
Polizisten und der Soldaten; denn die setzen dort ihr Le-
ben ein. Wir haben die Bereitschaft – ich will sie hier er-
klären –, ernsthaft an Konzepten zu arbeiten, mit denen
man das umsetzen kann. Aber diesem Mandat werden
wir mehrheitlich nicht zustimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702501000

Der Kollege Ströbele hat um eine Kurzintervention

gebeten.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Ich fühle mich in die-
ser Situation hier und heute und jetzt mehr und mehr un-
wohl. Wir diskutieren hier ein ernstes Thema, nämlich
die Kriegführung Deutschlands in Afghanistan. Wir wis-
sen, dass der Deutsche Bundestag eine Entscheidung ge-
gen die riesengroße Mehrheit der Bevölkerung fällen
wird. Gegen die ganz große Mehrheit der Bevölkerung
werden wieder Bundeswehrsoldaten für ein Jahr in den
Krieg nach Afghanistan geschickt.

Eine Fraktion im Deutschen Bundestag stellt sich
hierhin und hält Schilder hoch, auf denen die Namen der
Opfer der Bombardierung vom 4. September vergange-
nen Jahres stehen. Sie hat nicht randaliert, sie war auch

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(C (D icht laut, sondern sie hat Schilder hochgehalten, auf deen die Namen der Personen, die dort Opfer gewesen ind, zu lesen sind. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Lesen Sie mal in der Geschäftsordnung des Bundestages nach! Nehmen Sie mal die Geschäftsordnung zur Hand!)


Ich selber war mit den Kollegen in Afghanistan. Auch
ch habe mit den Überlebenden und den Angehörigen
er Opfer geredet. Ich stelle mir vor, in Afghanistan wird
ich herumsprechen – das steht dann vielleicht in der
eitung –, dass im Deutschen Bundestag Abgeordnete,
ie Schilder mit Namen der Personen, die auf deutschen
efehl hin getötet worden sind, hochgehalten haben, aus
em Saal geworfen worden sind.

Ich möchte das nicht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


ch finde, es wäre ein völlig falsches Signal nach Afgha-
istan und in die Welt, wie wir mit den Opfern von
rieg, für den wir, die Abgeordneten und Deutschland,
erantwortlich sind, umgehen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ungeheuerlich!)


eshalb, Herr Präsident, bitte ich Sie, Ihre Entscheidung
u überprüfen. Ich möchte anregen, dass sich die Frak-
ionen überlegen, ob wir weiter ohne die Fraktion der
inken diskutieren, ob wir diesen Punkt der Diskussion
us unserer Debatte heraushalten wollen, wobei wir da-
on ausgehen, dass das, was sie getan hat, keinerlei
achhaltige Störung der Parlamentssitzung gewesen ist
nd wahrscheinlich dem Willen und dem Wunsch einer
roßen Mehrheit in dieser Bevölkerung sehr nahe-
ommt.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sie haben aus der Geschichte nichts gelernt!)


err Präsident, so weiter zu verhandeln, halte ich für un-
ürdig.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702501100

Herr Kollege Ströbele, ich hätte diese Wortmeldung

ach den Usancen des Hauses nicht zulassen müssen.
ch habe sie zugelassen, weil ich die Ernsthaftigkeit Ih-
es Motivs anerkenne und ich die Situation natürlich
uch alles andere als routinehaft empfinde. Aber ich ma-
he Sie auf drei Dinge aufmerksam.

Erstens. Wir haben unter allen Fraktionen des Hauses
unter allen Fraktionen – völliges Einvernehmen in der
inschätzung der Frage, dass Demonstrationen im Ple-
arsaal mit der Ordnung des Hauses unvereinbar sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Wir haben bei mehreren vergleichbaren
orgängen wiederholt die Erklärung der Fraktionsfüh-

ung der Linken im Ältestenrat zu Protokoll genommen,
ass diese Aktionen von der Fraktionsführung weder ge-






(A)



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
plant noch in Kenntnis der Fraktionsführung durchge-
führt worden seien.

Drittens. Ich habe mit Zustimmung aller Mitglieder
des Ältestenrates bei einem dieser letzten Vorgänge an-
gekündigt, dass ich im Wiederholungsfall die entspre-
chenden Kollegen von der Sitzung ausschließen werde.
Das Vorgehen ist unter Berücksichtigung unserer Ge-
schäftsordnung und der Übereinkunft aller Fraktionen
des Hauses alternativlos.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nächste Rednerin ist die Kollegin Elke Hoff für die
FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1702501200

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Herr Kollege Ströbele, ich glaube, dass
niemand angesichts der Ereignisse ein besonders gutes
Gefühl hat.

Ich hätte mir an dieser Stelle von den Kollegen der
Fraktion Die Linke dann aber auch gewünscht, dass sie
auch auf die zahlreichen Todesopfer hingewiesen hätten,
die Selbstmordanschläge der Taliban auf belebten Basa-
ren, auf Marktplätzen, in Schulen, in Hotels und auf den
Straßen gefordert haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sind aber nicht auf deutschen Befehl umgebracht worden!)


Ich empfinde es als einen unsäglichen Vorgang, wenn,
obwohl alle rechtsstaatlichen Instrumente – inklusive der
parlamentarischen Instrumente – zur Aufklärung der
Vorgänge am Kunduz-Fluss in Angriff genommen wor-
den sind, hier versucht wird, den Eindruck zu erwecken,
als würden deutsche Soldatinnen und Soldaten vor Ort
mal eben Zivilisten umbringen, weil sie nichts anderes
zu tun hätten.

Ich muss sagen: Die verantwortungsvolle Arbeit der
Soldatinnen und Soldaten in den Einsätzen, in die wir sie
hineinschicken, kann ich an dieser Stelle nur mit Bewun-
derung, mit Respekt und mit Hochachtung zur Kenntnis
nehmen. Ich würde mir wünschen, dass dies durch sol-
che Aktionen nicht ständig konterkariert wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Frau Kollegin Künast, eigentlich sollte man nach acht
Jahren Debatte über die Mandatierung von Auslandsein-
sätzen voraussetzen können, dass klar ist, dass im Deut-
schen Bundestag keine Truppenstellerkonferenz stattfin-
det, sondern dass der Deutsche Bundestag, wenn er über
ein Mandat zur Entsendung von Soldatinnen und Solda-

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(C (D en der Bundeswehr in einen Auslandseinsatz diskutiert nd dieses Mandat verabschiedet, eine Aufgabe wahrimmt, die ihm das Parlamentsbeteiligungsgesetz zugeiesen hat. Wir tun zurzeit mit der Umsteuerung in iesem Mandat nichts anderes, als die falschen Weihenstellungen seinerzeit auf der Petersberg-Konferenz auch von Außenminister Fischer unterstützt – zu korriieren. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie verstehen nun gar nichts!)


Wenn Sie den Text des Mandates genau lesen, insbe-
ondere die Erläuterung, müssten Sie doch froh darüber
ein, dass wesentliche Dinge, die in der Vergangenheit
nders waren, heute in die richtige Richtung laufen: Ver-
oppelung der Anstrengungen für den zivilen Wieder-
ufbau, Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte,
ine Perspektive für den Abzug der Bundeswehr.

Herr Kollege Steinmeier, ich möchte Ihnen und Ihrer
raktion an dieser Stelle dafür danken, dass Sie dieses
andat mittragen und damit zeigen, dass innerhalb die-

es Parlamentes ein breiter Konsens besteht. Vieles, was
ie zu dieser Debatte beigetragen haben, findet sich in
em Mandat. Sie beweisen dadurch – auch für Ihre Par-
ei –, dass Sie dabei sind, wenn es darum geht, dass der
eutsche Bundestag unseren Soldatinnen und Soldaten

ür ihren gefährlichen Einsatz breite Rückendeckung
ibt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


iese Rückendeckung ist genau das, was die Soldatin-
en und Soldaten, aber auch ihre Familien erwarten kön-
en.

Wir schicken unsere Soldatinnen und Soldaten in ei-
en sehr gefährlichen Einsatz. Der Bundesverteidi-
ungsminister hat zu Recht in der Öffentlichkeit darauf
ingewiesen, dass die Situation für unsere Soldatinnen
nd Soldaten gefährlich wird. Deswegen kommt es da-
auf an, wie die Führung der Bundeswehr, wie der Gene-
alinspekteur die Feinplanung für den Einsatz vornimmt.

Auch bin ich froh, meine Damen und Herren, dass wir
ier keinen über ein gesundes Maß hinausgehenden Auf-
uchs der deutschen Truppen auf den Weg bringen. Wir
aben versucht, innerhalb des bestehenden Kontingentes
urch vernünftige Umschichtungen dazu beizutragen,
ass die Bundeswehr ihren Auftrag bei der Ausbildung
er afghanischen Sicherheitskräfte erfüllen kann. Sie
ird ihn erfüllen, wenn wir ihr die Rückendeckung nicht
erweigern. Dazu gehört, dass die Bundeswehr das rich-
ige Material, die richtige Ausrüstung bekommt. Unsere
oldatinnen und Soldaten brauchen Aufklärung vor Ort.
ines ist besonders wichtig – das ist der Appell meiner
raktion an die Bundesregierung –: dass wir hier im Par-

ament über die Fortschritte beim Aufbau der Strukturen
n den Ministerien und in der Regierung unterrichtet
erden.

Die afghanische Armee wird ein Wehrpflichtmodell
inführen. Sie wird entsprechende Ausrüstung brauchen.
ie Soldaten müssen entsprechend untergebracht wer-
en. All das sind Punkte, die wir abarbeiten müssen. In-
)






(A) )



(B) )


Elke Hoff
sofern ist es richtig, auch hier im Parlament die Frage zu
stellen: Was haben wir erreicht? Ich bin dem Bundes-
minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung dankbar dafür, dass er die von uns in der Ver-
gangenheit immer geforderte signifikante Erhöhung der
Entwicklungsmittel umgesetzt hat, damit in Afghanistan
erfolgreiche Projekte fortgesetzt werden können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Tun wir doch nicht so, als wäre vor Ort nichts pas-
siert. Frau Künast, Sie haben die Frage nach landwirt-
schaftlichen Projekten gestellt. Wenn Sie nach Jalalabad
fahren, werden Sie hören, wie begeistert die Afghanin-
nen und Afghanen von dem Projekt sind, das die Deut-
sche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit im
Forstbereich auf den Weg gebracht hat. Wir haben diese
Fähigkeiten und die entsprechenden Kapazitäten. Es ist
unsere Aufgabe, die notwendigen Mittel bereitzustellen.
Das haben wir getan. Insofern bin ich sehr froh, dass mit
der Vorlage dieses Antrags ein Richtungswechsel bei
dem Mandat stattgefunden hat, dass wir eine Abzugsper-
spektive haben und dass die afghanische Regierung sehr
wohl weiß, dass sie auch ihren Beitrag leisten muss.

Ich wünsche den Soldatinnen und Soldaten, den Poli-
zisten und den Entwicklungshelfern viel Glück sowie
eine gesunde und vor allen Dingen glückliche Heimkehr.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702501300

Das Wort erhält nun der Kollege Christoph Strässer

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1702501400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Na-

türlich ist man in dieser Situation etwas ratlos, wie es
jetzt weitergehen soll. Ich hatte mich ein Stück weit da-
rauf vorbereitet, auch mit den Kolleginnen und Kollegen
darüber zu diskutieren, die aus Gründen dieser Debatte
fernbleiben, die für mich falsch sind. Ich war und bin
sehr froh darüber, dass diese Debatte nun mit der Gesell-
schaft geführt wird und sich nicht immer nur von den
Themen der Mandatierung des Bundeswehreinsatzes ab-
leitet. Meines Erachtens waren wir dort auf einem guten
Weg, auch in unserer Partei.

Frau Kollegin Hoff, dass wir uns mehrheitlich dazu
entschieden haben, diesem Mandat zuzustimmen, hat na-
türlich etwas damit zu tun, dass vieles von dem, was der
frühere Außenminister und der jetzige Fraktionsvorsit-
zende der SPD in den letzten Monaten entwickelt hat,
aufgenommen worden ist. Das macht es uns leichter.
Deshalb können wir diesem Mandat letztendlich guten
Gewissens zustimmen.


(Beifall bei der SPD)


Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen. Mir ist
es nahegegangen, in diesem Raum die Schilder mit den

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(C (D pfernamen zu sehen. Eines ist doch ganz klar: Nieand von uns will solche Bilder wie nach dem Kunduzorfall sehen. Es ist gut und richtig, dass wir darüber in iesem Hohen Hause in einer Aktuellen Stunde vernünfig und sachlich diskutiert haben; daran kann es keinen weifel geben. Wenn dort Fehler gemacht worden sind nd unschuldige Zivilisten getötet worden sind, ist das icht hinnehmbar. Das ist völlig klar. Lassen Sie mich noch einen anderen Punkt erwähnen. ir wollen nicht nur diese Bilder nicht mehr sehen. Ent chuldigung, Herr Kollege Ströbele; mir ist es von meiem Menschenbild her letztendlich egal, wer die Opfer etötet hat. Für mich ist jedes Opfer einer solchen Ausinandersetzung eines zu viel. Ich persönlich – das gilt icherlich für uns alle – möchte auch keine Bilder mehr on vollgepfropften Stadien mit vergewaltigten und geteinigten Frauen sehen. Wir wollen auch keine Bilder ehr von Taliban sehen, die auf den Straßen ihre politi chen Gegner aufhängen. Das wollen wir auch nicht ehr sehen! (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


eshalb plädiere ich dafür – wir haben es uns an dieser
telle nicht leicht gemacht –, genau hinzuschauen, was

n dem Antrag steht, und zu prüfen, wie wir letztendlich
amit umgehen.

Wir haben in der Tat Fortschritte zu verzeichnen. Des-
alb finde ich die Debatte etwas müßig, die in der Ge-
ellschaft geführt wird, nach dem Motto: Warum be-
chließt ihr eigentlich schon wieder ein neues Mandat? –

ir haben im Dezember 2009 mit großer Mehrheit ein
andat beschlossen. Kaum drei Monate später wollen
ir schon wieder ein neues Mandat beschließen. Ich
laube, dass der Grund, warum wir das tun, auf zwei
benen gut, richtig und nachvollziehbar ist. Man kann
icht so tun, als hätte es die Afghanistan-Konferenz in
ondon nicht gegeben. Sie hat stattgefunden. Deutsch-

and ist nach wie vor Bestandteil der internationalen
taatengemeinschaft, die sich dort massiv engagiert.
eshalb ist es vernünftig, aufgrund der Ergebnisse der
ondoner Konferenz hier erneut über dieses Mandat zu
iskutieren.

Etwas anderes finde ich genauso wichtig; auch da-
über sollten wir uns im Klaren sein. Ich finde es auch
ichtig, dass es in unserer Gesellschaft eine neue und in-

ensive Diskussion über Sinn und Zweck unseres Enga-
ements in Afghanistan gibt. Ich will hier ganz aus-
rücklich – ich tue das, obwohl ich weiß, dass das jetzt
ielleicht nicht mehr ganz angemessen ist – den Beitrag
er ehemaligen Ratsvorsitzenden der EKD, Frau
äßmann, erwähnen, weil ich finde, dass sie damit die
iskussion über unser Engagement in Afghanistan und
arüber hinaus in die richtige Richtung gelenkt hat. Ich
age Danke dafür, dass das so geschehen ist.


(Beifall bei der SPD)


Es wird aber auch der Versuch unternommen, be-
timmte Gruppen dieser Gesellschaft – seien es die Kir-






(A) )



(B) )


Christoph Strässer
chen, seien es Gruppen aus der Nichtregierungsszene
und der Entwicklungshilfeszene – als Kronzeugen zu
missbrauchen. Das war eigentlich das, was ich den Kol-
leginnen und Kollegen von der Linkspartei auf den Weg
geben wollte. Man muss genau lesen und sich die
Grundlagen anschauen, beispielsweise die Denkschrift
der Evangelischen Kirche „Aus Gottes Frieden leben –
für gerechten Frieden sorgen“. Wenn man sich das genau
anschaut, dann erkennt man, dass die Evangelische Kir-
che – Frau Käßmann und andere – den Einsatz militäri-
scher Mittel nicht grundsätzlich ablehnt, wenn es darum
geht, Freiheitsrechte, Grundrechte und andere Dinge
durchzusetzen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Ich sage ganz klar und deutlich: Der von Ihnen beschrie-
bene Ansatz ist nicht der derjenigen, die hier permanent
als Kronzeugen für einen sofortigen Abzug der Bundes-
wehr aus Afghanistan missbraucht werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte noch eine andere Entwicklung darstellen.
Sie wurde noch nicht angesprochen, aber das wäre wahr-
scheinlich noch geschehen. Die Organisationen, die vor
Ort in Afghanistan aktiv sind und in Deutschland unter
dem Dach von VENRO zusammengefasst werden, ha-
ben sich Ende letzten Jahres zusammengesetzt – der
stellvertretende Vorsitzende, Herr Lieser, war auch auf
unserer Parteikonferenz – und haben sich dazu geäußert,
was in Afghanistan nötig ist. Sie haben eben nicht den
sofortigen Abzug der Bundeswehr gefordert, sondern sie
haben gesagt: Wir brauchen eine Exit-Strategie und ei-
nen Strategiewechsel hin zu mehr zivilem Wiederaufbau
und zu einem stärkeren Aufbau staatlicher Institutionen. –
Genau das versuchen wir mit der Unterstützung dieses
Antrages auf den Weg zu bringen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie schicken mehr Soldaten!)


An dieser Stelle zitiere ich Theo Riedke. Ich weiß
nicht, ob Sie ihn kennen. Er ist ein Mitarbeiter der Welt-
hungerhilfe, der seit Mitte der 90er-Jahre in Afghanistan
arbeitet. Er sagt – Sie können das auf seiner Website
nachlesen –: Wir wissen, dass der internationale Einsatz,
auch der militärische, im Moment notwendig ist. Er sagt
auch – damit möchte ich auch Minister Niebel anspre-
chen –: Wir als Nichtregierungsorganisation, die wir an
dieser Stelle Erfahrungen haben, verzichten auf militäri-
sche Begleitung; wir wollen sie nicht. Herr Niebel, was
mir auch Probleme bereitet, ist Ihre Festlegung – das
habe ich wörtlich gehört –, dass vom BMZ in Zukunft
nur noch solche Nichtregierungsorganisationen bedacht
werden, die sich zu einer Kooperation mit der Bundes-
wehr bereit erklären. Das ist aus meiner Sicht eine Ver-
kennung der Aufgabe dieser Organisationen. Das wird
mit uns nicht zu machen sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich komme zum Schluss. Herr Riedke, den ich zitiert abe, sagt – das können Sie nachlesen; mir liegt das Zitat or –: Ein sofortiger Abzug aller internationalen Militärs hätte aber ein absolutes Chaos und das Zurückfallen in den Bürgerkrieg zur Folge. as wollen wir nicht. Wir unterstützen dieses Mandat, eil damit eine Ausstiegsperspektive verbunden ist. Herr Außenminister, ich wünschte mir, dass Sie sich ieser Verantwortung stellten – wir werden das überprüen – und sich mehr um Ihr Amt kümmerten, damit wir iese Perspektive Wirklichkeit werden lassen, statt viele nd, wie ich finde, unzutreffende Äußerungen zur Innenolitik zu machen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702501500

Jürgen Hardt ist der nächste Redner für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jürgen Hardt (CDU):
Rede ID: ID1702501600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

öchte vorab kurz auf das eingehen, was eben passiert
st. Ich fand es persönlich sehr schmerzhaft, in welcher
rt und Weise hier die zivilen Opfer des Afghanistan-
insatzes, die wir alle beklagen, von der Kollegin
uchholz und der Linken in der innenpolitischen De-
atte instrumentalisiert worden sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie instrumentalisieren das hier!)


ch finde es sehr gut, dass wir einen Bundestagspräsi-
enten haben, der sich konsequent an die Geschäftsord-
ung des Deutschen Bundestages hält, auch wenn es ihm
ichtlich unangenehm gewesen ist. Dafür herzlichen
ank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In der Regierungserklärung vom 27. Januar hat die
undeskanzlerin für die Afghanistan-Konferenz in
ondon die Entwicklung einer Strategie zur Übergabe in
erantwortung als deutsches Ziel benannt. Die Konfe-

enz hat dies als Leitidee übernommen, und der heute
ur Abstimmung stehende Antrag der Bundesregierung
uf Fortführung des deutschen ISAF-Mandats in verän-
erter Form folgt genau dem Konzept „Übergabe in Ver-
ntwortung“.

Ziel ist, dass die afghanische Regierung innerhalb der
ächsten fünf Jahre mit ihren nationalen Sicherheitskräf-
en in der Lage ist, schrittweise Verantwortung im
esamten Land zu übernehmen. Damit bieten die
eschlüsse von London eine große Chance für Afgha-
istan. Sie nehmen auch die Regierung Karzai voll in die






(A) )



(B)


Jürgen Hardt
Pflicht, ihre eigenen Anstrengungen zu erhöhen und zu
selbsttragenden Strukturen zu kommen. Der Aufbau von
loyalen Streitkräften und Polizeikräften, aber auch einer
verlässlichen Verwaltung und von durchgängig rechts-
staatlichen Strukturen ist eine große Herausforderung.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie seit acht Jahren!)


Die Bekämpfung von Korruption und Drogenhandel ist
eine Herkulesaufgabe. Das alles geht nur mit massiver,
intensiver internationaler Hilfe. Die Londoner Konfe-
renz hat genau diese Hilfe auf den Weg gebracht.
Deutschland wird dazu seinen unverzichtbaren Beitrag
leisten.

Am Erfolg in Afghanistan haben wir alle größtes Inte-
resse. Von der Befriedung des Landes hängt viel ab, auch
der Frieden in der gesamten Region und darüber hinaus
ebenso der Frieden in der gesamten Welt. Meines Erach-
tens muss man dies auch klipp und klar so sagen, damit
die Menschen in Deutschland vielleicht wieder einen
besseren Zugang zur Unterstützung dieses Einsatzes fin-
den; denn es geht hier wirklich um die Zukunft des Welt-
friedens.

Die Neufassung des Mandats wird den deutschen Bei-
trag zielorientierter, ziviler und effizienter machen.
„Übergabe in Verantwortung“ bedeutet, dass die afgha-
nische Regierung mit ihren Kräften in fünf Jahren die
volle Verantwortung tragen kann. Ich merke aber auch
an: Das bedeutet nicht automatisch, dass zivile oder mi-
litärische Unterstützung in jedweder Form zu diesem
Zeitpunkt endet. Aber das muss man dann entscheiden,
wenn es so weit ist.

Zur Zielorientierung des Mandats: In London ist fest-
gelegt worden, dass die afghanische Regierung
306 000 Polizei- und militärische Sicherheitskräfte
braucht. Ich hielte es für gut, wenn die deutsche Regie-
rung in naher Zukunft Meilensteine festlegte, an denen
wir überprüfen können, ob das, was wir zukünftig bei
der Ausbildung leisten, trägt. Ich fände es schön, wenn
der Afghanistan-Einsatz im Blick auf das Ziel
306 000 ausgebildeter afghanischer Sicherheitskräfte ein
Stück weit überprüfbar wäre und wir prüfen könnten, ob
wir möglicherweise auf dem Weg dorthin Korrekturen
vornehmen müssen, und wenn wir die Qualität unserer
Arbeit mit der anderer Nationen vergleichen könnten.

Der deutsche Beitrag wird ziviler, nicht nur durch
die Verdopplung der Mittel für die Entwicklungshilfe,
sondern auch durch den neuen, klaren Schwerpunkt auf
Ausbildung und Schutz.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Krieg wird verstärkt!)


1 400 deutsche Soldatinnen und Soldaten, 1 100 mehr
als bisher, werden vornehmlich mit Ausbildungs- und
Schutzaufgaben betraut. Die vorgesehene Anpassung der
Mandatsobergrenze um 850 auf 5 350 deutsche Soldaten
bedeutet also, dass sich das Gewicht stark in Richtung
Ausbildung verlagert. Von einer weiteren „Martialisie-
rung“ unseres Einsatzes in Afghanistan kann also keine
Rede sein.

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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Unsinn!)


Der deutsche Beitrag im Norden des Landes wird au-
erdem noch effizienter. Das ist nur möglich, weil die
ereinigten Staaten von Amerika bereit sind, uns ent-
prechend stark zu unterstützen. Durch die Bereitstel-
ung von Lufttransportkapazitäten wird die Mobilität in
er Fläche entscheidend verbessert. Die Sicherheit unse-
er Soldatinnen und Soldaten wird durch die Bereitstel-
ung von MedEvac-Hubschraubern nochmals deutlich
rhöht. Es ist zukünftig besser möglich, gemeinsam mit
er Afghan National Army in Gebieten, in denen man
orübergehend eine Befriedung erreicht hat, dauerhaft
rieden herzustellen, weil man in der Fläche besser ope-
ieren kann. Bei den militärischen Operationen muss der
chutz der Zivilbevölkerung an oberster Stelle stehen;
enn wir können die Herzen der afghanischen Menschen
ur gewinnen, wenn wir zivile Opfer vermeiden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jede Woche gibt es neue!)


Der Afghanistan-Einsatz zeigt, dass die Amerikaner
uch im 21. Jahrhundert den größten und verlässlichsten
eitrag zur Sicherung von Frieden und Freiheit leisten.
as Kommando in der Nordregion bleibt aber bei einem
eutschen General. Ich sehe das auch als Zeichen der
nerkennung bisher erbrachter guter deutscher Leistun-
en im Rahmen des ISAF-Mandats in Afghanistan.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich, dass
as Mandat heute eine Zustimmung erfahren wird, die
eit über die Grenzen der Regierungskoalition hinaus-
eht. Das ist für die Soldatinnen und Soldaten, die einen
chweren Job machen – vielleicht den schwierigsten,
en wir Staatsdienern in Deutschland zumuten –, und für
ie zivilen Bediensteten im Einsatz eine gute Rücken-
eckung.

Es gibt breiten Konsens über die Unvermeidbarkeit
es deutschen Engagements in Afghanistan. Ein soforti-
er Abzug der deutschen und alliierten Truppen aus
fghanistan würde das Land mit einem Schlag in Terror
nd Anarchie zurückwerfen. Es wäre eine gewissen- und
erantwortungslose Haltung, jetzt aus Afghanistan he-
auszugehen.

Der Entschließungsantrag der Grünen kann, obwohl
r sich sehr differenziert und verantwortungsvoll mit der
n Rede stehenden Frage auseinandersetzt, die Zustim-

ung der CDU/CSU-Fraktion leider nicht finden. Ich
enne nur wenige Punkte. Zum einen sind wir der Mei-
ung, dass es ohne eine maßvolle Erhöhung der Man-
atsobergrenze nicht geht. Zum anderen vertreten wir
ie Auffassung, dass insbesondere die Aufklärungstor-
ados, die wir bereitstellen, einen wichtigen Beitrag der
eutschen für andere alliierte Partner zur Erstellung ei-
es gemeinsamen Lagebildes darstellen. Es wäre genau
er falsche Weg, an dieser Stelle zurückzugehen. Des-
egen werden wir dem Antrag der Grünen nicht zustim-
en.

Das hier präsentierte neu gefasste Afghanistan-Man-
at ist ein konsistenter Beitrag Deutschlands im Rahmen
)






(A) )



(B) )


Jürgen Hardt
der Neuorientierung in der internationalen Afghanis-
tan-Politik. Militärische und zivile Komponenten greifen
klug ineinander. Es gibt eine bessere Möglichkeit der Er-
folgsmessung und eine größere Chance auf Erfolg.

Wir wünschen allen Beteiligten in der Bundeswehr
und den zivilen Unterstützern in Afghanistan alles Gute,
eine glückliche Hand und eine glückliche Heimkehr.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702501700

Das Wort erhält nun der Kollege Florian Hahn für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Florian Hahn (CSU):
Rede ID: ID1702501800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Im Dezember letzten Jahres haben wir zum
letzten Mal über die Verlängerung des ISAF-Mandats in
Afghanistan abgestimmt. Wir waren uns damals über die
Regierungsfraktionen hinweg mehrheitlich einig, dass
die Schaffung selbsttragender Sicherheit und funktions-
tüchtiger Strukturen in Afghanistan nur durch einen ver-
netzten Ansatz von sicherheitspolitischen, diplomati-
schen und – das ist ganz entscheidend – auch
entwicklungspolitischen Maßnahmen zu erzielen ist.
Von daher begrüße ich es außerordentlich, dass es der
christlich-liberalen Bundesregierung gelungen ist, dieses
Konzept maßgeblich bei der Konferenz in London ein-
fließen zu lassen. Dem werden wir heute mit dieser De-
batte und dem zu fassenden Beschluss gerecht.

Acht Jahre nach dem Sturz der Taliban ist der afgha-
nische Staat derzeit noch nicht in der Lage, selbst für die
Sicherheit seiner Bürger zu sorgen. Der Prozess der
Staatswerdung geht nicht von heute auf morgen. Gerade
angesichts der afghanischen Geschichte wird hierfür ein
langer Atem benötigt. Der Beginn des Engagements am
Hindukusch war im Jahre 2001. Die Londoner Afghanis-
tan-Konferenz am 28. Januar dieses Jahres stellt eine
Fortführung und zugleich einen neuen Ansatz unter dem
Leitgedanken „Übergabe in Verantwortung“ dar. Die
Neuausrichtung des militärischen Beitrags, aber vor al-
lem die Erhöhung der Zahl der zivilen Einsatzkräfte sind
hierfür die Basis.

Die militärische Neuausrichtung steht zwar häufig
im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, ist jedoch nur
ein unterstützendes Element. Vielmehr liegt der neuen
Strategie die Erkenntnis zugrunde – hier zitiere ich den
neuen Generalinspekteur Wieker –,

dass dauerhafte, selbsttragende Stabilität nur mit ei-
nem „vernetzten Ansatz“ ziviler und – wo nötig –
militärischer Mittel erreicht werden kann.

Von daher ist es absolut unabdingbar, dass für den zivi-
len Aufbau im Etat des BMZ mit nun 430 Millionen
Euro pro Jahr fast doppelt so viele Mittel eingesetzt wer-
den wie bisher.

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(C (D Im Gegensatz zur gelegentlichen öffentlichen Wahrehmung hat die Aufbauhilfe bisher durchaus gute rüchte getragen. Diese Fortschritte sind für viele Afghaen spürbar. So hat die Bundesregierung über das natioale Bildungsprogramm zum Bau von rund 2 000 Schulen eigetragen. Dadurch sind circa 11 000 neue Unterichtsräume für rund 25 000 Lehrkräfte und etwa 00 000 Schüler entstanden. Landesweit gehen aktuell ,5 Millionen Kinder zur Schule. Davon sind 35 Prozent ädchen, fünfmal mehr als zu Zeiten der Taliban. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


eit 2006 konnten über 750 000 Patienten, darunter be-
onders viele Mütter und Säuglinge, behandelt werden.
llein mit deutscher Hilfe wurden im Norden Afghanis-

ans über 600 Kilometer Straße und zahlreiche Brücken
ebaut.

Über 70 Prozent der Bevölkerung in Afghanistan sind
aher aktuell der Meinung, dass sich ihre Lebensverhält-
isse in den letzten zwölf Monaten enorm verbessert ha-
en. Ein großer Teil ihrer Hoffnung richtet sich weiter-
in auf die Unterstützung aus Deutschland. Dennoch
üssen wir uns bewusst machen, dass die erzielten Fort-

chritte für eine Übergabe in Verantwortung noch lange
icht ausreichen. Wir haben uns daher zum Ziel gesetzt,
ass im Norden Afghanistans bis 2014 60 Prozent aller
inder eine Schule besuchen sollen und 50 Prozent der
enschen Zugang zu Trinkwasser haben. Außerdem
ollen wir weitere 700 Kilometer Straßen bauen.

Durch den ambitionierten Aufwuchs von afghanischen
icherheitskräften und eine dauerhaft erhöhte Präsenz in
er Fläche kann die Rückkehr der Aufständischen lang-
ristig verhindert werden, und der Bevölkerung wird
pürbar das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Durch die
ufstockung der Zahl der polizeilichen Ausbilder um
ehr als 60 Prozent bis Mitte 2010 wird dies flankiert.

ährlich sollen nun 5 000 Polizisten sowie 500 afghani-
che Polizeilehrer bis 2012 ausgebildet werden.

Bei dieser neuen Ausrichtung dürfen wir die bevor-
tehenden Parlamentswahlen nicht aus den Augen ver-
ieren, die voraussichtlich im September dieses Jahres
tattfinden werden. Es ist wichtig, dass diese Wahlen ei-
en Mindeststandard an Demokratie erfüllen. Wir erin-
ern uns: Bei den Parlamentswahlen 2005 wurden gra-
ierende Fehler gemacht. Damals haben sich ganze
tammesgruppen um das tatsächliche Wahlergebnis be-

rogen gefühlt, zum Beispiel in der Region Wardak. Das
ührte letztlich dazu, dass bestimmte Gruppen für die Ta-
iban wieder empfänglich wurden. Die nächsten Wahlen
tellen deshalb ein Risiko, aber auch eine große Chance
ür uns dar, unserem Ziel der Übergabe in Verantwor-
ung merklich näher zu kommen. Dass Afghanistan zum
eitpunkt der Übergabe keine Westminster-Demokratie
ein wird, ist uns allen klar. Jedoch wollen wir zumin-
est ein Mindestmaß an Demokratie erreichen. Unser
iel muss insgesamt sein, den Menschen in Afghanistan
twas zu hinterlassen, das so wertvoll ist, dass sie es er-
alten und darauf aufbauen wollen. Dabei wollen wir
uch in unserem Interesse helfen. „Wer abzieht, holt die
aliban heran“, wie Joschka Fischer im Dezember letz-






(A) )



(B) )


Florian Hahn
ten Jahres in der Süddeutschen Zeitung zu Recht ge-
schrieben hat.

Auch ich fühle mich aufgrund der Ereignisse am Be-
ginn dieser Debatte nicht wohl. Was die Linke heute hier
aufgeführt hat, ist erstens ein unerträglicher parteipoliti-
scher Missbrauch der Opfer vom 4. September


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


und verhöhnt zweitens die Opfer von Terrorismus und
Unterdrückung sowie die Opfer derer, die sich wie un-
sere Bundeswehr für die Freiheit und Menschenrechte
der Menschen in Afghanistan einsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Der Einsatz unserer Bundeswehr, der Polizei, Diplo-
maten und Entwicklungshelfer ist weiterhin notwendig.
Ich möchte all denen danken und wünsche ihnen und den
Völkern in Afghanistan alles Gute, Gesundheit und Got-
tes Segen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702501900

Ich habe vorhin versäumt, dem Kollegen Jürgen

Hardt zu seiner ersten Rede im Deutschen Bundestag zu
gratulieren. Ich hole das besonders gerne nach, zumal
ihm das nicht häufig zu erlebende Kunststück gelungen
ist, bei seiner ersten Rede mit der knapp bemessenen
Zeit nicht nur auszukommen, sondern sie zu unterbieten.
Daraus leite ich ohne Rechtsanspruch eine virtuelle Gut-
schrift für eine spätere Debatte her.


(Beifall – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt hat das Wort der Kollege Lars Klingbeil für die
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Lars Klingbeil (SPD):
Rede ID: ID1702502000

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! In der vergangenen Woche habe ich in
Munster, meiner Heimatstadt, einem der größten Bun-
deswehrstandorte in Deutschland, ein bewegendes Ge-
spräch mit einer jungen Mutter geführt. Wir Abgeord-
nete waren es, die ihren Mann Anfang des Jahres in den
Einsatz nach Afghanistan geschickt haben. Ich habe na-
türlich gespürt, dass es ihr am liebsten wäre, wenn ihr
Mann zu Hause bei der Familie wäre; aber diesen An-
spruch hat sie gar nicht formuliert. Sie hat mir etwas an-
deres mit auf den Weg gegeben. Sie sagte deutlich, dass
sie von uns Politikern erwartet, dass wir keine parteipoli-
tischen Spiele auf dem Rücken der Soldaten austragen.
Sie hat mir deutlich gemacht, dass sie von uns mehr Of-
fenheit und Klarheit erwartet. Vor allem hat sie mir auf
den Weg mitgegeben, dass sie sich von uns endlich den
Mut wünscht, in der Öffentlichkeit für eine breite Zu-
stimmung zum Afghanistan-Mandat zu sorgen. Genau

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(C (D as ist unsere Aufgabe, der wir hier im Parlament nachugehen haben. (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich werde dem Mandat heute zustimmen. Ich tue das
n der Überzeugung, dass wir in Afghanistan Verantwor-
ung tragen. Ich tue das aber auch in dem Wissen, dass
ir in unserem bisherigen Engagement Fehler gemacht
aben. Vor allem tue ich das verbunden mit der Auffor-
erung an alle Fraktionen hier im Bundestag: Lassen Sie
ns endlich anfangen, eine breite, öffentliche Debatte
ber unser Engagement in Afghanistan zu führen! Das
st unsere Aufgabe als Abgeordnete.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es gibt Gründe, die dafür sprechen, diesem Mandat
uzustimmen. Gleichwohl weiß ich aber auch: Es gibt
ründe, die gegen dieses Mandat sprechen. Ich glaube,
iemand macht sich hier die Entscheidung leicht. Es ist
ber am schlimmsten, wenn wir eine Entscheidung tref-
en, ohne dass wir eine gesellschaftliche Diskussion ge-
ührt haben. Wenn wir uns wegducken, taktieren, andere

einungen ausschließen und nicht den Mut haben, end-
ich den Menschen die Gründe für den Einsatz zu erklä-
en, dann werden wir dieses Mandat auf eine parlamen-
arische Mehrheit stellen können, aber niemals auf eine
esellschaftliche. Genau darum muss es uns aber gehen:
ine gesellschaftliche Mehrheit. Es ist vor allem Auf-
abe der Regierung, den Menschen zu erklären, warum
ir in Afghanistan sind und welches der künftige Weg

st. Bei allem Respekt: In dieser Hinsicht hat die Regie-
ung ihre Verantwortung nicht wahrgenommen. Wenn es
otwendig war, klare und ehrliche Worte zu sprechen,
aben Sie sich weggeduckt. Als es darum ging, den
enschen zu erklären, wie die neue Afghanistan-Strate-

ie aussieht, waren Sie von der Regierung nicht bemerk-
ar. Da hätte ich mir etwas anderes gewünscht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Erfolge in Afghanistan, egal ob in der Bildung, in
er medizinischen Versorgung, beim Aufbau von Infra-
truktur oder in der wirtschaftlichen Entwicklung, sind
eute schon vielfach angesprochen worden. In vielen
ereichen ist das Land vorangekommen. Wir sollten
iese Entwicklung nicht kleinreden. Zugleich warne ich
ber davor, Fehlentwicklungen auszublenden. Zur Wahr-
eit gehört auch: Wir müssen zugeben, dass wir in den
etzten Jahren so manche Gegebenheit in Afghanistan
nterschätzt haben. Die verschlechterte Sicherheitslage
tellt uns vor neue Herausforderungen. Die Heterogeni-
ät des Landes muss uns dazu bringen, differenzierte An-
ätze für die Region zu finden. Auch müssen wir die
fghanen viel stärker in unser Engagement einbeziehen
nd ihre Anliegen auf Augenhöhe ernst nehmen. Wenn
ir das machen, dann kommen wir in Afghanistan auf

inen vernünftigen Weg.


(Beifall bei der SPD)


Ja, es gibt Probleme und Fehlentwicklungen. Deswe-
en gab es und gibt es in meiner Fraktion Bedenken. Ge-






(A) )



(B) )


Lars Klingbeil
nau deswegen haben wir in den vergangenen Wochen
und Monaten nach Lösungen für diese Probleme gesucht
und höchst ernsthaft über die richtigen Antworten disku-
tiert. Dann lese ich in einer offiziellen Pressemitteilung
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vom 22. Januar die-
ses Jahres unter der Überschrift „Afghanistan – SPD
schlägt sich in die Büsche“:

Mit Überschallgeschwindigkeit wirft die SPD ihre
staatspolitische Verantwortung über Bord. Gestern
noch hat die SPD Deutschland am Hindukusch ver-
teidigt – heute kann es mit dem Abzug gar nicht
schnell genug gehen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist billig!)


Liebe Kollegen von der CDU, einmal davon abgese-
hen, dass ich solche Pressemitteilungen höchst peinlich
finde,


(Beifall bei der SPD)


frage ich mich: Was für einen Verantwortungsbegriff ha-
ben Sie eigentlich? Verantwortung heißt doch nicht, ei-
ner überforderten Regierung hinterherzulaufen. Verant-
wortung heißt, die richtigen Fragen zu stellen und die
richtigen Lösungen zu suchen. Das ist die Verantwor-
tung, die wir Sozialdemokraten in den letzten Monaten
wahrgenommen haben.


(Beifall bei der SPD)


Ich frage: Herr Westerwelle, Frau Merkel, wo waren Sie
eigentlich in den letzten Monaten, als in diesem Land
über Afghanistan diskutiert wurde? Wo sind Sie eigent-
lich jetzt, da dieses Hohe Haus über Afghanistan disku-
tiert? Es war die SPD, die in den letzten Monaten Ver-
antwortung übernommen hat, während Sie versucht
haben, Ihre innenpolitischen Probleme zu lösen.


(Beifall bei der SPD)


Die Regierung hat versucht, die Mandatsverlängerung in
Hinterzimmern durchzudrücken. Unmittelbar vor der
Afghanistan-Konferenz wird uns ein Papier vorgelegt.
Unmittelbar nach der Afghanistan-Konferenz wird im
Eiltempo ein neues Mandat hier durch das Parlament ge-
jagt. Öffentliche Debatte? Fehlanzeige. Überzeugungs-
arbeit in der Gesellschaft? Fehlanzeige. So sieht verant-
wortungsvolles Handeln einer Regierung nicht aus.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin stolz darauf, dass sich meine Partei in den
letzten Wochen dieser Debatte gestellt hat. Wir haben
unsere Mitglieder befragt, wir haben Experten angehört
und auf Veranstaltungen mit Bürgern diskutiert. Wir ha-
ben viel Zuspruch dafür bekommen, dass wir die Dis-
kussion angestoßen haben. Ich weiß von vielen meiner
Kolleginnen und Kollegen aus der Fraktion, dass sie es
sich heute nicht leicht machen. Wir hätten das Mandat
einfach ablehnen können. Stattdessen ducken wir uns
nicht weg. Wir stellen uns den kritischen Fragen, und
wir nehmen die Sorgen und Ängste der Menschen ernst.

Sie, die Regierung, setzen, statt eine ehrliche Bilanz
zu ziehen und statt neue Strategien für Afghanistan zu
diskutieren, auf Copy and Paste. Wir Sozialdemokraten

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(C (D aren es, die gesagt haben: Wir wollen den Charakter es Einsatzes nicht verändern, und wir wollen keine zuätzlichen Offensivkräfte im Mandat. – Sie als Regieung sind gefolgt. Wir waren es, die gesagt haben: Wir ollen die Mittel für zivile Aufgaben verdoppeln. – Sie ls Regierung sind gefolgt. Wir waren es, die gesagt haen: Wir wollen eine Verstärkung bei der Ausbildung fghanischer Sicherheitskräfte. – Sie sind gefolgt. Wir aren es, die gesagt haben: Wir wollen den Beginn des bzugs. – Sie sind gefolgt. Dieses Mandat trägt nicht die andschrift der Regierung. Wenn es eine Handschrift rägt, dann die der SPD. eil maßgebliche Forderungen meiner Regierung – Entchuldigung –, meiner Partei ich bin immer schon ein paar Jahre weiter – ufgegriffen wurden, werde ich zustimmen, werden roße Teile meiner Fraktion zustimmen. Wir Sozialemokraten wollen den Weg weiter prägen. Wir werden ustimmen, aber ich sage Ihnen deutlich: Nicht wegen esterwelle und Merkel, sondern trotz Westerwelle und erkel werden wir zustimmen. iner Sache können Sie sich sicher sein: Die Debatte ber Afghanistan ist heute nicht zu Ende. Sie fängt heute rst richtig an. Vielen Dank für das Zuhören. Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der ollege Roderich Kiesewetter für die CDU/CSU-Frakion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen nd Kollegen! Liebe Damen und Herren! Herr Kollege lingbeil, aller Abschied ist schwer. Die Presseerklä ung vom 22. Januar hat bestimmt dazu beigetragen, ass Sie von der Überschallgeschwindigkeit, mit der Sie ich von der bisherigen Politik verabschieden wollten, ie Kurve zur Rückkehr zu einer vernünftigen Afghanisan-Politik gefunden haben. Heute haben wir intensiv über den ISAF-Einsatz deattiert. Heute jährt sich aber auch der erste islamistische erroranschlag auf die Vereinigten Staaten von Ameika. Sechs Menschen starben, über 1 000 Menschen urden verletzt. Das war der Bombenanschlag auf das orld Trade Center vom 26. Februar 1993. Weitere An chläge haben in London, in Madrid und in New York tattgefunden. Der 11. September 2001 ist die Zäsur, die Roderich Kiesewetter auch uns nach Afghanistan gebracht hat. Deshalb verlangt die heutige Entscheidung erhebliche Ernsthaftigkeit. Ziel ist doch, dass wir einen dauerhaften Frieden in Afghanistan und Sicherheit für das afghanische Volk erreichen. „Friede ist niemals durch Koexistenz, sondern nur in Kooperation“, sagte Karl Jaspers, unser deutscher Philosoph. Diese Kooperation brauchen wir zwischen Soldaten, Polizisten, zivilen Wiederaufbauhelfern und der afghanischen Bevölkerung. Diese Kooperation brauchen wir im Bündnis mit den über 40 Mitgliedstaaten und Nationen, die sich am Afghanistan-Einsatz beteiligen. Ich sage an dieser Stelle ganz deutlich: Insbesondere die Vereinigten Staaten von Amerika befähigen uns im Norden von Afghanistan zu unserem Strategiewechsel. Ich erinnere nur an die Unterstützung in der Polizeiausbildung und – das ist ganz wichtig – bei den Hubschraubern. Kooperation ist genauso wichtig innerhalb Afghanistans. Es geht um die Volksstämme, um die Gruppierungen, um die ehemaligen Warlords und um kooperationsbereite Taliban. Die Kernfrage ist doch: Wo sehen wir als Parlament in den nächsten fünf Jahren Afghanistan? Wie sehen wir die Entwicklung der weiteren Region? Wir müssen den Blick auch auf Zentralasien, auf Pakistan und Indien und deren schwieriges Verhältnis, auf Iran, China und Russland richten. Dies ist die größte sicherheitspolitische Herausforderung unserer Zeit. Dazu brauchen wir ein verantwortungsbewusstes Krisenmanagement; denn wir werden nicht nur aus Afghanistan, sondern auch aus anderen Krisenregionen unserer Welt sehr genau beobachtet. Es wird betrachtet, wie wir diese Verantwortung wahrnehmen. Mit unserer heutigen Entscheidung stellen wir in Afghanistan die Weichen für die Glaubwürdigkeit unserer westlichen Wertegemeinschaft. Ich teile einen Ansatz der Grünen: All das, was wir in Afghanistan anbieten – auch mein Vorredner, Herr Klingbeil, hat das angesprochen; das ist auch die Position der Union –, muss dem landestypischen afghanischen Charakter entsprechen. Wir müssen die Eigenständigkeit stärken; auch Frau Hoff hat dies vorhin angesprochen. Unser heutiges Mandat stellt damit die Weichen in die richtige Richtung. Wir stehen mit unserer Verantwortung an der Seite der gewählten afghanischen Regierung. Wir wollen die Übergabe in Verantwortung. Aber dazu müssen wir als Parlament auch die Region betrachten. Wir müssen Brisanz durch Kooperation ersetzen, ganz im Jaspers’schen Sinne. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der SPD)


(Heiterkeit)


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702502100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Roderich Kiesewetter (CDU):
Rede ID: ID1702502200

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dazu brauchen wir eine klare Perspektive. Nur so blei-
ben wir glaubwürdig. Das darf sich nicht auf den detail-
lierten Einsatz – Tornado hier, OMLT, das Operational
Mentoring and Liaison Team, da – beschränken. Wir
müssen deutlich machen, dass wir vor einer strategi-
schen Herausforderung stehen. Von uns als Parlament
wird eine strategische Leistung erwartet. Nur so setzen
wir unseren Anspruch „Bundeswehr gleich Parlaments-

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(C (D rmee“ glaubwürdig um. Das sind wir auch unseren Solaten schuldig. Wie können wir – das ist die Kernfrage – die Nacharn Afghanistans nachhaltig in eine solche Strategie inbeziehen? Hier geht es besonders um unsere außennd sicherheitspolitische Verantwortung. Das sind die ahren strategischen Fragen, Frau Künast. Was würde enn passieren, wenn wir unseren Einsatz, unseren chwung abschwächen würden? Wir alle sind heute in diesem Haus Zeugen eines beauerlichen Erlebens. Wir tragen die Last und nicht die ust der Verantwortung. Schon gar nicht leisten wir uns en Luxus, wie dies eine Fraktion tut, uns aus der Verntwortung zu ziehen. Das möchte ich hier ganz besoners betonen. Zur strategischen Perspektive. Es ist wichtig, dass ir in Afghanistan und darum herum strategische Parter aufbauen. Wir müssen Übergabe in Verantwortung uch in der Region leisten. Wer sind – das müssen wir lären – mögliche verantwortungsbewusste Partner? ie können diese Partner wirksam unterstützt werden? s geht um die politische, wirtschaftliche, soziale, aber uch militärische Stabilität in dieser Region. Der afghaische Islam zeichnete sich früher durch sprichwörtliche oleranz aus. Wir brauchen den verstärkten Dialog der eligionsgemeinschaften. Wir müssen auch die ver tändlichen afghanischen Befindlichkeiten in Sachen ussischer Beteiligung ernst nehmen, gleichwohl wir issen und schätzen, wie sehr die Russen unseren Ein atz im Hintergrund unterstützen. Über die heutige Entscheidung hinaus treffen wir in oller Absicht und bewusst eine Weichenstellung für unere westliche Gemeinschaft. Denn es geht um die rage: Wie gehen wir künftig mit Konflikten und Krienregionen um? Unsere Entscheidung wird daran geessen werden. Es heißt jetzt also Partner suchen, Afghanistan selbsttändig machen und so rasch wie möglich Verantworung übertragen. Das mag Kosten, Aufwendungen verurachen; aber die Stabilisierung der Region muss uns euer sein. Der Nutzen wird auf lange Sicht größer, und er Preis wird es wert sein. ie Herausforderungen werden wir mit strategischem eitblick bewältigen. Dazu brauchen wir als Parlament uch regelmäßige Informationen. Wir sind uns sicher, ass die Bundesregierung sie uns regelmäßig gibt. Lassen Sie uns mit unserer Zustimmung zum Afghaistan-Mandat über die Parteigrenzen hinweg ein deutlihes Zeichen der Verbundenheit mit unseren Soldatinnen nd Soldaten, den Polizisten und den zivilen Wiederaufauhelferinnen und -helfern setzen. Lassen Sie uns aber uch Gedanken machen über ein deutlich sichtbares Zeihen dieser Verbundenheit. Darüber könnten wir in der ächsten Zeit diskutieren. Lassen Sie uns heute ein klaes Zeichen für entschiedenes Handeln und ein Zeichen Roderich Kiesewetter der Geschlossenheit unseres hohen und verantwortungsbewussten Hauses geben. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702502300

Ich schließe die Aussprache.

Bevor wir zur Abstimmung kommen, möchte ich
noch einige Hinweise zur Abstimmungslage machen und
Sie um Zustimmung zu einem Vorschlag zur Abwei-
chung von der Geschäftsordnung bitten. Vielleicht kön-
nen Sie dafür noch einen Augenblick Platz nehmen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will, vor allem
zur Verdeutlichung der geschäftsordnungsrechtlichen
Zusammenhänge für die interessierte Öffentlichkeit,
noch einmal auf die einschlägigen Bestimmungen unse-
rer Geschäftsordnung hinweisen: Nach § 38 der Ge-
schäftsordnung des Deutschen Bundestages kann der
Präsident wegen gröblicher Verletzung der Ordnung ein
Mitglied des Bundestages, auch ohne dass ein Ord-
nungsruf ergangen ist, für die Dauer der Sitzung aus dem
Saal verweisen. Ein Mitglied des Bundestages kann bis
zu 30 Sitzungstage ausgeschlossen werden. Davon habe
ich vorhin Gebrauch gemacht.

Ich weise noch einmal auf das Protokoll der von mir
vorhin ohne Datum zitierten Sitzung des Ältestenrates
vom 26. März 2009 hin, in der es um einen sehr ver-
gleichbaren Vorgang ging und wo wir uns über die ge-
meinsame Handhabung solcher Situationen verständigt
haben. Ich habe da ausdrücklich auf die Geschäftsord-
nungslage verwiesen und mich vergewissern wollen, ob
es eine gemeinsame Auffassung im Ältestenrat über die
Interpretation dieser Bestimmungen gebe. Nach dem
Protokoll – ich zitiere –

… vergewissert sich der Präsident abschließend, ob
der Ältestenrat seine Auffassung teile, dass Vor-
gänge wie der heutige einen groben Verstoß gegen
die parlamentarischen Sitten darstellen. Im Ältes-
tenrat besteht diesbezüglich Einvernehmen. Dem
stimmt auf Nachfrage des Präsidenten auch die Par-
lamentarische Geschäftsführerin der Fraktion Die
Linke zu.

Ich entnehme einer Agenturmeldung vor wenigen
Minuten mit Blick auf die Situation, die hier gerade im
Plenum stattgefunden hat: Mit der Aktion habe die Linke
dagegen protestieren wollen, dass es bislang vonseiten
der Bundesregierung keine offizielle Entschuldigung bei
den Angehörigen der Opfer des Luftschlages gebe, sagte
Dagmar Enkelmann, Parlamentarische Geschäftsführe-
rin der Linksfraktion. „Den Genossen sei bewusst gewe-
sen, dass sie mit der Aktion gegen die Geschäftsordnung
des Bundestages verstoßen würden. ‚Aber manchmal
muss man auch solche Wege gehen‘, sagte Enkelmann.
Den Verweis durch Lammert halte sie für ‚überzogen‘.“

Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Deutschen Bun-
destag hat es in allen Legislaturperioden – völlig unab-
hängig von den Mehrheitsverhältnissen – immer einen

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(C (D onsens darüber gegeben, dass die Regeln dieses Haues ausnahmslos für alle gelten. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir haben die Unverzichtbarkeit der strikten Einhaltung
ieser Regeln auch im Bewusstsein der historischen Er-
ahrung für unabdingbar gehalten,


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ass ein deutsches Parlament an dem leichtfertigen Um-
ang mit den selbstgesetzten Regeln bereits einmal ge-
cheitert ist.

Nun muss ich Sie auf Folgendes aufmerksam ma-
hen: Die Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages
ässt keine Differenzierung zwischen dem Ausschluss
on der Sitzung und dem Ausschluss von Abstimmun-
en zu. Gleichwohl möchte ich Ihnen das aus, wie Sie
offentlich nachvollziehen können, naheliegenden Grün-
en empfehlen, was nach § 126 der gleichen Geschäfts-
rdnung möglich ist, wenn es der Deutsche Bundestag
it Zweidrittelmehrheit beschließt. Nach § 126 unserer
eschäftsordnung sind

Abweichungen von den Vorschriften dieser Ge-
schäftsordnung … im einzelnen Fall mit Zweidrit-
telmehrheit der anwesenden Mitglieder des Bun-
destages [möglich], wenn die Bestimmungen des
Grundgesetzes dem nicht entgegenstehen.

Ich empfehle Ihnen auch nach Rücksprache mit den
raktionsführungen aller im Bundestag jetzt anwesenden
raktionen, dass wir von dieser Möglichkeit Gebrauch
achen, die Sitzung für zehn Minuten unterbrechen und

nschließend eine Abstimmung zu diesem Tagesord-
ungspunkt durchführen, an der auch die von der heuti-
en Sitzung ausgeschlossenen Mitglieder teilnehmen
önnen.

Ich darf Sie fragen, ob Sie mit diesem Vorschlag ein-
erstanden sind. Wer dem zustimmt, den bitte ich um das
andzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält

ich? – Damit ist das mit überwältigender Mehrheit be-
chlossen.

Ich unterbreche die Sitzung für zehn Minuten und
ufe dann die Abstimmung auf.


(Unterbrechung von 10.46 bis 10.57 Uhr)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1702502400

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.

Wir kommen nun zur Abstimmung über die Be-
chlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf
rucksache 17/816 zu dem Antrag der Bundesregierung

ur Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher
treitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicher-
eitsunterstützungstruppe in Afghanistan unter Führung
er NATO. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Be-
chlussempfehlung, den Antrag auf Drucksache 17/654
nzunehmen.






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Mir liegt zu diesem Antrag eine ganze Reihe von na-
mentlichen Erklärungen nach § 31 unserer Geschäfts-
ordnung vor, die wir wie üblich dem Protokoll beifü-
gen.1)

Bevor ich die namentliche Abstimmung, die dazu be-
antragt ist, eröffne, weise ich darauf hin, dass im An-
schluss an die namentliche Abstimmung noch über den
Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen auf Drucksache 17/818 abzustimmen ist und nach
der vorhin vom Plenum getroffenen Geschäftsordnungs-
entscheidung an diesen beiden Abstimmungen alle Kol-
leginnen und Kollegen des Hauses teilnehmen können.
Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen, weise
ich noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass für die
dann folgenden Tagesordnungspunkte die an der Aktion
beteiligten Mitglieder ausgeschlossen sind. Es gibt nicht
einen Ausschluss einer Fraktion, sondern beteiligter
Kolleginnen und Kollegen.

Ich darf die Schriftführerinnen und Schriftführer bit-
ten, die vorgesehenen Plätze an den Abstimmungsurnen
einzunehmen und mir ein Signal zu geben, wann wir mit
der Abstimmung beginnen können.

Hier vorne links vor dem Präsidium fehlt noch ein
Schriftführer. – Sind die Plätze an den Urnen jetzt alle
besetzt? – Es fehlt immer noch ein Schriftführer aus den
Reihen der Opposition vorne links vom Präsidium.

Alle Urnen sind jetzt ordnungsgemäß mit Schriftfüh-
rerinnen und Schriftführern von Mehrheit und Minder-
heit des Hauses besetzt.

Ich eröffne damit die Abstimmung.

Ist noch ein Kollege im Saal anwesend, der seine
Stimmkarte nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen. Wir geben das Ergebnis der Auszäh-
lung später, während des nächsten Tagesordnungspunk-
tes, bekannt.2)

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
auf Drucksache 17/818. Wer stimmt für diesen Ent-
schließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
hält sich? – Damit ist der Entschließungsantrag mit der
Mehrheit des Hauses abgelehnt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702502500

Ich bitte um Entschuldigung für die kurze Unterbre-

chung und setze die Sitzung fort.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf:

a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD

10 Jahre EEG – Auf dem besten Weg zu einer
ökologischen und sozialen Energiewende

– Drucksache 17/778 –

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1) Anlagen 2 bis 6
2) Ergebnis Seite 2201 C

(C (D Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung b)

Josef Fell, Bärbel Höhn, Sylvia Kotting-Uhl, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Erneuerbare Energie ausbauen statt Atom-
kraft verlängern

– Drucksache 17/799 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache anderthalb Stunden vorgesehen. Gibt es
iderspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so

eschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort als erster Red-
er hat der Kollege Hermann Scheer von der SPD-Frak-
ion. – Bitte schön, Herr Scheer.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1702502600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor zehn

ahren hat der Deutsche Bundestag mit den Stimmen der
PD, der Fraktionen der Grünen und der PDS sowie mit
inigen Stimmen aus der CDU/CSU-Fraktion das Erneu-
rbare-Energien-Gesetz verabschiedet. Dieses Gesetz ist
n der Tat das erfolgreichste Gesetz zur Mobilisierung
rneuerbarer Energien in der ganzen Welt geworden.
ber 45 Länder haben dieses Gesetz inzwischen über-
ommen, weil sie sehen: Es ist der schnellste Weg zur
obilisierung erneuerbarer Energien, der denkbar ist,

nd allen anderen Politikansätzen überlegen; daran
ommt niemand mehr vorbei. Das hat uns in eine feder-
ührende Position gebracht, nicht nur bei der Einfüh-
ung, sondern auch bei der Entwicklung und der indus-
riellen Produktion erneuerbarer Energietechniken.

Dieses Gesetz muss weitergeführt werden. Es muss
ahtlos weitergeführt werden können. Es hat eine unse-
ige Entwicklung überwunden, die hier und andernorts
ange Zeit vorherrschte. Es gab pausenlos Stop-and-go-
rogramme, die es unmöglich gemacht haben, dass auf
iesem Gebiet eine industrielle Entwicklung stattfinden
onnte.

Dieses Gesetz wurde aber immer infrage gestellt – es
ird auch heute noch infrage gestellt –, weil es den her-
ömmlichen energiewirtschaftlichen Strukturen und den
ahinterstehenden Interessen widerspricht. Es ist die
inleitung eines Strukturwandels, der unabdingbar ist
nd der selbstverständlich kein Win-win-Konzept dar-
tellen kann. Wir machen uns etwas vor, wenn das be-
auptet wird; denn der Strukturwandel in der Energie-
ersorgung, der historisch ansteht, ist zwangsläufig ein
trukturwandel von einer überwiegend zentralisierten






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Scheer
Energieversorgung, vor allem im Strombereich, um den
es hier geht, hin zu einer dezentralen Energiebereit-
stellung. Das hängt mit der Natur der Energiequellen zu-
sammen. Es ist ein Strukturwandel weg von einem
Brennstoffmarkt hin zu einem Technologiemarkt; denn
bei erneuerbaren Energien, außer bei der Bioenergie,
werden alle Brennstoffe kostenlos von der Natur bereit-
gestellt.

Es ist klar, dass das Ziel, den Ausbau der erneuerba-
ren Energien bis hin zur Vollversorgung zu ermögli-
chen, bedeutet, dass der Brennstoffmarkt allmählich ver-
schwinden und irgendwann nicht mehr vorhanden sein
wird. Ansonsten brauchte man mit der Förderung der er-
neuerbaren Energien gar nicht erst anzufangen, wenn es
gleichzeitig darum ginge, das Öl-, Gas-, Kohle- oder
Urangeschäft in der Weltwirtschaft aufrechtzuerhalten.
Das ist das Prinzip.

Woher kommen die Infragestellungen? Worüber wird
heute und wahrscheinlich auch in den nächsten Wochen
debattiert? Die Frage ist: Entspricht dieses Vorgehen
Marktprinzipien oder nicht? Es gibt bestimmte, sehr
oberflächliche Marktvorstellungen, die dem Erneuer-
bare-Energien-Gesetz immer wieder entgegengestellt
werden, die aber einer näheren Betrachtung nicht stand-
halten. Marktprinzip heißt, an allererster Stelle Markt-
gleichheit zu ermöglichen. Marktgleichheit kann nicht
bestehen, wenn es über viele Jahrzehnte hinweg durch
gesetzliche Privilegien wie durch viele Milliarden an
Subventionen zu einer hochkonzentrierten, herkömmli-
chen Energiewirtschaft gekommen ist und wenn dann im
Zuge der Liberalisierung gesagt wird: Jetzt können die
hochgepäppelten Energieunternehmen in ihrer erworbe-
nen und über Jahrzehnte hinweg politisch gestützten
Stellung so weitermachen wie bisher; gleichzeitig sollen
neue Energietechnologien dagegen antreten. Das heißt,
es gab und gibt noch immer nicht die Situation von
Marktgleichheit.

Wenn es aber aus zwingenden ökologischen und wei-
teren gesellschaftlichen Überlegungen politisches Ziel
ist, auf die erneuerbaren Energien umzusteigen, dann
muss ein Ausgleich gegenüber der hochkonzentrierten
und hochprivilegierten Situation herkömmlicher Ener-
gieversorgung geschaffen werden. Dann bedarf es zur
Herstellung von Marktgleichheit einer gesonderten Pri-
vilegierung erneuerbarer Energien. Das drückt das Ge-
setz aus.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Gesetz heißt nicht zufällig „Gesetz für den Vor-
rang Erneuerbarer Energien“. Das ist der eigentliche
Sinn des Gesetzes. Es ist nicht marktwidrig, sondern es
schafft überhaupt erst die Voraussetzungen, dass künftig
tatsächlich von einem Energiemarkt geredet werden
kann. Es wird auch dazu führen, dass es statt weniger
Anbieter sehr viele Produzenten und Anbieter geben
wird. Markt heißt nicht wenige Anbieter oder gar nur ein
Monopolist mit Millionen Kunden, sondern Markt heißt
möglichst viele Anbieter. Deswegen ist das Erneuerbare-
Energien-Gesetz mit all dem, was es bewirkt hat, ein

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(C (D eg zur tatsächlichen Schaffung von Energiemarktbeingungen in der Gesellschaft. Das ist ein ganz wesentliher Punkt, der in der Debatte nicht vergessen werden arf. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen ist es falsch, im Zusammenhang mit der
inspeisevergütung das Wort „Subvention“ in den
und zu nehmen. Dieses Wort kommt manchem allzu

chnell über die Lippen. In einigen Fällen wird es leicht-
ertig verwendet; in der Regel ist es vorwurfsvoll ge-
acht.

Die Einspeisevergütungen, die das Erneuerbare-Ener-
ien-Gesetz garantiert, sind aber keine Subvention.
enn Sie das Urteil des Europäischen Gerichtshofes

om März 2001 zum deutschen Erneuerbare-Energien-
esetz lesen, erkennen Sie, dass der Europäische Ge-

ichtshof den Faden aufgenommen hat, der bei der Be-
ründung, Erstellung und Abfassung des Erneuerbare-
nergien-Gesetzes im Vordergrund stand. Zunächst trifft
er Subventionsbegriff der EU auf das Erneuerbare-
nergien-Gesetz nicht zu. Unter einer Subvention im
U-Sinne wird nämlich direkte oder indirekte staatliche
ilfe verstanden. Die gibt es bei der Einspeisevergütung
es EEG nicht; denn die öffentlichen Kassen sind gar
icht involviert.

Es gibt aber noch einen anderen Grund, der viel tiefer
eht: Bei der garantierten Einspeisevergütung handelt es
ich um eine Kaufpflicht, die – mit gewissen Ausnah-
en bei Großverbrauchern – alle Stromkunden betrifft.
ine Kaufpflicht kann nur begründet werden, wenn ein
wingendes öffentliches Interesse erkennbar ist. Keiner
estreitet mehr, dass es ein öffentliches Interesse an ei-
er Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare
nergien gibt. Das öffentliche Interesse ist also eindeutig
egeben. Dieses öffentliche Interesse wird durch die
aufpflicht umgesetzt. Wenn in Deutschland heute
6 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien
edeckt werden, heißt das, dass schon heute praktisch je-
er einzelne Stromkunde in Deutschland zu 16 Prozent
kostrom bezieht; das ist eine automatische Folge der
aufpflicht.

Kaufpflichten im öffentlichen Interesse gibt es zu-
auf: Denken Sie nur an die Haftpflichtversicherung, die
bschließen muss, wer Auto fahren will. Niemand darf
hne Haftpflichtversicherung Auto fahren. Niemand
äme auf die Idee, das eine Subventionierung der Haft-
flichtversicherer zu nennen. Es gibt ein öffentliches In-
eresse daran, dass jeder eine Haftpflichtversicherung
at: dass sich niemand seiner Verantwortung für Schä-
en, die er verursacht hat, entzieht. Dasselbe gilt für
ausversicherungen und viele andere Sachen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702502700

Herr Kollege, denken Sie bitte an die Zeit!






(A) )



(B) )


Gitta Connemann
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling

Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther

Karl Schiewerling
Tankred Schipanski
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach

Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dr. Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Egon Jüttner

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r. Thomas de Maizière
ans-Georg von der Marwitz
ndreas Mattfeldt
tephan Mayer (Altötting)

r. Michael Meister
r. Angela Merkel
aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
r. Mathias Middelberg
hilipp Mißfelder
ietrich Monstadt
arlene Mortler

Christian Schmidt (Fürth)

Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Kristina Schröder


(Wiesbaden)

Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer

(Weil am Rhein)

Detlef Seif
Johannes Selle
Leo Dautzenberg Ernst Hinsken Karin Maag Georg Schirmbeck

(SPD Vor dem Hintergrund der Ph und seiner Wirkungen, die hi dürfen, bitte ich darum, diese D Begriffen und mit den richtige allem wenn es darum geht, die ständig weiterentwickelt wird gestalten, dass der Erfolg diese det wird. Letztlich geht es daru nen Energiebedarf so schnell aus erneuerbaren Energien deck Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 586; davon ja: 429 nein: 111 enthalten: 46 Ja CDU/CSU Peter Altmaier Peter Aumer Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Manfred Behrens Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Peter Beyer Steffen Bilger Clemens Binninger Peter Bleser Wolfgang Bosbach Norbert Brackmann Klaus Brähmig Michael Brand Dr. Reinhard Brandl Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Dr. Helge Braun Heike Brehmer Ralph Brinkhaus D M E D H A In D N A E M J P D U R H M A M M M D O F D J G D M U F R M )


(Reutlingen)

ilosophie dieses Gesetzes
storisch genannt werden

ebatte mit den richtigen
n Inhalten zu führen, vor
ses lernende Gesetz, das
und werden muss, so zu
s Gesetzes nicht gefähr-
m, dass Deutschland sei-
wie möglich vollständig
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r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser

rich G. Fritz
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
lexander Funk
go Gädechens
r. Thomas Gebhart
orbert Geis
lois Gerig
berhard Gienger
ichael Glos

osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
strid Grotelüschen
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
r. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
lav Gutting
lorian Hahn
r. Stephan Harbarth

ürgen Hardt
erda Hasselfeldt
r. Matthias Heider
echthild Heil
rsula Heinen-Esser
rank Heinrich
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ichael Hennrich

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(Beifall bei der SPD und DIE GRÜN Vizepräsident Dr. Herman Bevor ich den nächsten Redn as von den Schriftführerinnen lte Ergebnis der namentlich eben: abgegebene Stimmen 58 29, mit Nein haben gestimmt 1 eschlussempfehlung ist damit lois Karl ernhard Kaster olker Kauder iegfried Kauder (VillingenSchwenningen)

r. Stefan Kaufmann
oderich Kiesewetter
ckart von Klaeden
olkmar Klein
ürgen Klimke
ulia Klöckner
xel Knoerig

ens Koeppen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
üdiger Kruse
ettina Kudla
r. Hermann Kues
ünter Lach
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
lrich Lange
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
r. Ursula von der Leyen

ngbert Liebing
atthias Lietz
r. Carsten Linnemann
atricia Lips

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(C (D dem BÜNDNIS 90/ EN)


n Otto Solms:
er aufrufe, darf ich Ihnen
und Schriftführern ermit-
en Abstimmung bekannt
6. Mit Ja haben gestimmt
11, Enthaltungen 46. Die

angenommen.

r. Gerd Müller
tefan Müller (Erlangen)

adine Müller (St. Wendel)

r. Philipp Murmann
ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
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r. Michael Paul
ita Pawelski
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
eatrix Philipp
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hristoph Poland
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aniela Raab
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r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
osef Rief
laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber

ohannes Röring
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Thomas Silberhorn
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg (Hamburg)

Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

SPD

Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Dr. Hans-Peter Bartels
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Lothar Binding (Heidelberg)

Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Bernhard Brinkmann


(Hildesheim)

Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Petra Crone
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Sebastian Edathy
Dr. h. c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Dagmar Freitag

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igmar Gabriel
ichael Gerdes
artin Gerster
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ünter Gloser
lrike Gottschalck
ngelika Graf (Rosenheim)

ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil (Peine)

olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
rank Hofmann (Volkach)

r. Eva Högl
hristel Humme
liver Kaczmarek

ohannes Kahrs
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ars Klingbeil
ans-Ulrich Klose
nette Kramme
icolette Kressl
ngelika Krüger-Leißner
te Kumpf
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
teffen-Claudio Lemme
abriele Lösekrug-Möller
irsten Lühmann
aren Marks
atja Mast
ilde Mattheis
etra Merkel (Berlin)

llrich Meßmer
r. Matthias Miersch
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
ndrea Nahles
ietmar Nietan
anfred Nink

homas Oppermann
olger Ortel
ydan Özoğuz
einz Paula

oachim Poß
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
echthild Rawert
r. Carola Reimann
ené Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

arlene Rupprecht

(Tuchenbach)

nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

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arianne Schieder

(Schwandorf)


ilvia Schmidt (Eisleben)


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lla Schmidt (Aachen)

arsten Schneider (Erfurt)

laf Scholz
wald Schurer
rank Schwabe
r. Angelica Schwall-Düren
olf Schwanitz
tefan Schwartze
eer Steinbrück
r. Frank-Walter Steinmeier
hristoph Strässer
erstin Tack
r. h. c. Wolfgang Thierse
ranz Thönnes
olfgang Tiefensee
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ndrea Wicklein
eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
ta Zapf
agmar Ziegler
anfred Zöllmer
rigitte Zypries

DP

ens Ackermann
hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
Dugnus
aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
icole Bracht-Bendt
laus Breil
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
elga Daub
r. Bijan Djir-Sarai
atrick Döring
echthild Dyckmans
ainer Erdel

örg van Essen
lrike Flach
tto Fricke
aul K. Friedhoff
r. Wolfgang Gerhardt
ans-Michael Goldmann
einz Golombeck
iriam Gruß
r. Christel Happach-Kasan
anuel Höferlin

lke Hoff
irgit Homburger
r. Werner Hoyer
einer Kamp
ichael Kauch
r. Lutz Knopek
ascal Kober
r. Heinrich L. Kolb
ellmut Königshaus
udrun Kopp
ebastian Körber
atrick Kurth (Kyffhäuser)

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(C (D arald Leibrecht ars Lindemann hristian Lindner r. Martin Lindner ichael Link r. Erwin Lotter liver Luksic orst Meierhofer atrick Meinhardt abriele Molitor etra Müller urkhardt Müller-Sönksen r. Martin Neumann irk Niebel ans-Joachim Otto ornelia Pieper isela Piltz r. Birgit Reinemund r. Peter Röhlinger r. Stefan Ruppert jörn Sänger rank Schäffler hristoph Schnurr immy Schulz r. Erik Schweickert erner Simmling udith Skudelny r. Hermann Otto Solms oachim Spatz r. Max Stadler orsten Heiko Staffeldt r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele tephan Thomae lorian Toncar erkan Tören ohannes Vogel r. Guido Westerwelle r. Volker Wissing artfrid Wolff ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN arieluise Beck ornelia Behm ans-Josef Fell riska Hinz om Koenigs mid Nouripour rista Sager anuel Sarrazin ein DU/CSU olfgang Börnsen anfred Kolbe PD grid Arndt-Brauer laus Barthel r. Peter Danckert ichael Groß Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Matthias W. Birkwald Jens Petermann Lisa Paus Renate Künast Steffen Bockhahn Christine Buchholz Eva Bulling-Schröter Dr. Martina Bunge Roland Claus Sevim Dağdelen Dr. Diether Dehm Heidrun Dittrich Werner Dreibus Dr. Dagmar Enkelmann Klaus Ernst Wolfgang Gehrcke Nicole Gohlke Diana Golze Annette Groth Heike Hänsel Dr. Rosemarie Hein Y In P M D R D K S A D F D A K S H (Beifall bei Abgeordneten der FDP Als nächster Redner hat nun Fuchs von der CDU/CSU-Frak (Beifall bei Abgeordneten der FDP Dr. Michael Fuchs (CDU/C Herr Präsident! Liebe Kolle Meine sehr geehrten Damen u Kollege Scheer, es ist schon einspeisevergütung mit einer H vergleichen. Das ist eigenartig men. Sie wissen genau, dass jeder wirtschaft mittlerweile mit run wird; diese Förderung ist unge die Förderung bei den Arbeitsp vonne Ploetz grid Remmers aul Schäfer ichael Schlecht r. Ilja Seifert aju Sharma r. Petra Sitte ersten Steinke abine Stüber lexander Süßmair r. Kirsten Tackmann rank Tempel r. Axel Troost lexander Ulrich athrin Vogler ahra Wagenknecht alina Wawzyniak D H D E S B D B G D O S S der CDU/CSU und )


(Lausitz)


(Frankfurt)


(Lüdenscheid)


(Bönstrup)





(A) )


(B) )


der Kollege Dr. Michael
tion das Wort.

der CDU/CSU und
)

SU):
ginnen! Liebe Kollegen!
nd Herren! Lieber Herr
sehr mutig, eine Strom-
aftpflichtversicherung zu
und passt nicht zusam-

Arbeitsplatz in der Solar-
d 153 000 Euro gefördert
fähr doppelt so hoch, wie
lätzen in der Kohlenför-

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r. Wolfgang Strengmann-
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r. Harald Terpe

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erung war. Die Förderung d
on einigen befürwortet werd
icht. Wenn die Unternehmen i
ommen müssen, kommt das
ei den Bürgerinnen und Bürge

Als Präsident von EURO
cheer, der größte Lobbyist d
an Herrn Kelbers Website bet

r in den letzten drei Jahren 90
irtschaft für die SPD in Bonn

n Ordnung, und man kann es
an in diesem Hohen Haus ab

ürfen.

Ich bin froh, dass wir mit
nergien eingestiegen sind. Di
ir verwundern. Ich halte es ab


(Christian Lange [Backna aber auch lange (D ndine Kurth icole Maisch erzy Montag erstin Müller r. Konstantin von Notz riedrich Ostendorff rigitte Pothmer abea Rößner laudia Roth hristine Scheel r. Gerhard Schick r. Frithjof Schmidt arkus Tressel aniela Wagner olfgang Wieland r. Valerie Wilms osef Philip Winkler er Solarwirtschaft mag en. Richtig ist sie aber n Deutschland dafür aufauch beim Verbraucher, rn, an. SOLAR sind Sie, Herr er Solarwirtschaft. Wenn rachtet, erfährt man, dass 000 Euro aus der Solar eingeworben hat. Das ist verstehen. Darauf muss er gelegentlich hinweisen tlerweile in erneuerbare ese Aussage wird Sie bei er für richtig. ng] [SPD]: Das hat gedauert!)

Heidrun Bluhm Richard Pitterle Dorothea Steiner Markus Kurth
Wolfgang Gunkel
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz (Essen)

Josip Juratovic
Daniela Kolbe (Leipzig)

Dr. Wilhelm Priesmeier
Sönke Rix
Werner Schieder (Weiden)

Dr. Carsten Sieling
Rüdiger Veit
Dr. Marlies Volkmer
Waltraud Wolff


(Wolmirstedt)


FDP

Dr. h. c. Jürgen Koppelin

DIE LINKE

Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder

Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Andrej Konstantin Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Katja Kipping
Harald Koch
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothée Menzner
Cornelia Möhring
Kornelia Möller
Niema Movassat
Wolfgang Nešković

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(Carald Weinberg atrin Werner örn Wunderlich abine Zimmermann ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN atja Dörner ettina Herlitzius infried Hermann r. Anton Hofreiter we Kekeritz emet Kilic ven-Christian Kindler aria Anna Klein-Schmeink te Koczy ylvia Kotting-Uhl gnes Krumwiede onika Lazar gnes Malczak eate Müller-Gemmeke ngrid Nestle r. Hermann Ott FDP Dr. Edmund Peter Geisen Joachim Günther Heinz-Peter Haustein BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Kerstin Andreae Volker Beck Birgitt Bender Alexander Bonde Viola von Cramon-Taubadel Dr. Thomas Gambke Kai Gehring Britta Haßelmann Ulrike Höfken Bärbel Höhn Ingrid Hönlinger Thilo Hoppe Katja Keul Oliver Krischer Fritz Kuhn Stephan Kühn Dr. Michael Fuchs Ich bin auch froh, dass wir beim Stromverbrauch mittlerweile einen Anteil erneuerbarer Energien von 16,1 Prozent erreicht haben. Die einzelnen Anteile für das Jahr 2008 sehen so aus: Windenergie 6,6 Prozent, Wasserkraft 3,5 Prozent, Fotovoltaik – darin liegt meiner Meinung nach der Knick, weil die Subventionen, die wir dafür aufwenden, zu hoch sind – 0,7 Prozent, Biogas 1,3 Prozent, Klärgas 0,2 Prozent und Deponiegas ebenfalls 0,2 Prozent. Es ist aber nun einmal leider so, dass der Wind nicht immer bläst und die Sonne nicht immer scheint. (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Die Grünen können so viel Wind machen, wie sie wollen –
sie bewegen damit keine einzige Windmühle.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben den 26. Dezember letzten Jahres und den
6. Januar dieses Jahres erlebt. Diese zwei Tage will ich
Ihnen einmal schildern. Am 6. Januar dieses Jahres hat-
ten wir eine sogenannte inversive Wetterlage. Daher sind
von den 25 000 Megawatt, die zur Verfügung stehen, nur
ganze 300 Megawatt aus den Windanlagen herausge-
kommen, also nur 1,2 Prozent. Wir hatten an diesem
Tage aber einen Strombedarf von über 70 000 Megawatt.
Herr Solarpräsident, an diesem Tag kam so gut wie keine
Sonne auf der Erde an. Es hat nämlich fast den gesamten
Tag über geschneit. Auch mit geringen Physikkenntnis-
sen weiß man, dass die Solarzellen dann nicht allzu viel
Strom liefern.


(Zurufe von der SPD: 80er-Jahre! – Keine Ahnung! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind ja unbelehrbar!)


Das zeigt, dass wir neben der erneuerbaren Energie
zusätzlich weitere Energien brauchen, um die Ausfälle
an solchen Tagen zu kompensieren. Das Ganze nennt
man Grundlast. Die Sicherung der Grundlast erfolgt
zum Großteil aus zwei Energiebereichen: erstens aus der
Kernenergie, die zu 46 Prozent zur Grundlast beiträgt,
und zweitens aus fossilen Energien, also Steinkohle,
Braunkohle etc., mit 44 Prozent. Eine geringe Rolle
spielt mit 10 Prozent noch das Laufwasser, dessen Nut-
zung in Deutschland aufgrund der geografischen Situa-
tion aber leider nicht wesentlich ausbaubar ist, auch
wenn wir das gern machen würden.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was für ein fossiles Denken! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Es wäre sehr sinnvoll, wenn Sie zuhörten. Sie könnten
sogar noch etwas lernen. Das ist bei Grünen allerdings
schwierig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wissen, dass wir diese Grundlast nach wie vor be-
nötigen. Daher müssen wir uns darüber Gedanken ma-
chen, wie wir denn vorangehen wollen. Grundlast be-

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(C (D eutet: Wir brauchen sichere Energie für den Fall, dass ie Erneuerbaren aufgrund der physikalischen Bedinungen nicht zur Verfügung stehen können. Für diese älle gibt es nur die gerade erwähnten Alternativen. Deswegen bin ich der Meinung, dass wir es uns nicht eisten können, gute, sichere, funktionsfähige Kernraftwerke abzuschalten, (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


eil wir nämlich nur daraus CO2-neutral Energie gewin-
en können. Frau Höhn, CO2-neutral; das ist mir wich-
ig. Wir wollen nämlich unsere ehrgeizigen Klimaziele
rreichen. Auch darüber sollten Sie einmal nachdenken.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Risikobehaftet!)


Wenn wir Kernkraftwerke voreilig abschalten wür-
en, bedeutete das doch nichts anderes, als dass wir dann
teinkohle, Braunkohle oder andere fossile Energieträ-
er verwenden müssten, um die Grundlast abzusichern.
as muss doch eigentlich sehr einleuchtend sein.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ihre Denke!)


Gut; wir wollen das gerne im Parlament weiter disku-
ieren.

Deswegen brauchen wir einen vernünftigen und dy-
amischen Energiemix, der sich aus diesen gesamten
nergieträgern zusammensetzt. In dem Moment, in dem
ns andere CO2-freie Energieträger zur Verfügung ste-
en, die die Grundlast sichern, kann man mit mir selbst-
erständlich auch über das Abschalten von Kernkraft-
erken sprechen.

Bis dahin hat die Kernenergie aber eine Brückenfunk-
ion; denn in dem Moment, in dem sie länger läuft, gene-
iert sie Geld. Dieses Geld können wir in Speichertech-
ologien stecken, die wir dringend benötigen.

Daneben brauchen wir auch Übertragungsleitungen.
eispielsweise sind für die Gewinnung von Strom in
ffshorewindparks in der Nordsee vernünftige Übertra-
ungsleitungen erforderlich. Es darf nicht sein, dass je-
es Planfeststellungsverfahren für eine Hochspannungs-
eitung von Nord nach Süd zehn Jahre dauert; denn wenn
ir es so handhaben, nutzen wir die Chance, die uns Off-

horewindparks bieten, nicht oder zumindest nicht in ge-
ügender Weise.

Eines kann jedenfalls nicht funktionieren: Wir dürfen
n Deutschland die Energie nicht so verteuern, dass wir
m Ende des Tages Industrien vertreiben. Ich möchte
ach wie vor, dass Deutschland ein Industrieland
leibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ch möchte hier weiterhin die Aluminiumindustrie ha-
en, ich möchte hier die Zinkfabrikation haben, und ich
öchte hier die Papierindustrie, die Stahlproduktion etc.

aben. Das alles gehört zum Industriestandort Deutsch-
and. Diejenigen, die mir sagen: „Das alles ist egal, und






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs
wenn die Preise steigen, dann ist das gut so“, haben da-
bei völlig übersehen, dass das zu einer Deindustrialisie-
rung unseres Standortes führt. Das ist nicht mein
Deutschland, und das ist auch nicht mein Deutschland-
bild.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es kann nicht funktionieren, dass dieselben Demon-
stranten, die gegen die Kernkraft auftreten, natürlich
auch gegen die Endlagerung demonstrieren. Nebenbei:
Das ist auch ein Bereich, den ich mit den Windfall Pro-
fits finanzieren möchte, den die Energiebetreiber durch
die Kernkraft erzielen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon höre ich nichts!)


– Liebe Frau Höhn, in diesem Fall hat gerade Ihre Frak-
tion, die den Umweltminister bzw. die Umweltministerin
viele Jahre lang gestellt hat, völlig versagt. Sie – rote
und grüne Minister – haben sich elf Jahre lang nicht ein
einziges Mal darum gekümmert, eine vernünftige Endla-
gerung sicherzustellen. Es ist doch Ihre Schuld, dass wir
bis heute noch keine Lösung gefunden haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir waren sieben Jahre lang in der Regierung!)


Was haben Sie denn in den elf Jahren gemacht, in denen
Sie dieses Ministeramt innehatten?

Es kann nicht sein, dass Sie gegen die Kernkraft de-
monstrieren, gleichzeitig aber auch gegen die Endlage-
rung sind. Auch sagen die Grünen: Wir sind selbstver-
ständlich gegen neue, moderne Kohlekraftwerke
– Stichwort Ensdorf, Stichwort Mainz –, und wir sind
natürlich auch gegen CCS. Carbon Capture and Storage
darf es schon gar nicht geben, weil das niemand in sei-
nem Land unter seinen Füßen liegen haben will. Wir
wollen das nicht in den Boden verpressen. Wir sind auch
gegen Übertragungsleitungen von Nord nach Süd. Eine
Hochspannungsgleichstromübertragungsleitung darf
also nicht gebaut werden – Stichwort: Elektrosmog usw.

Ihre Grünen stehen da und sagen: Das kommt über-
haupt nicht infrage. Ja, was wollen Sie denn? Wenn Sie
das alles nicht wollen, dann muss mir irgendwann ein-
mal jemand erzählen, was Sie wollen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erneuerbare!)


– Ja, aber ich sage Ihnen doch gerade: Sie können die er-
neuerbare Energie nicht ins Land bringen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich, Sie aber vertreiben sie ja aus dem Land!)


Es nützt uns doch nichts, wenn sie nicht im Land ist.

Ich möchte Folgendes erreichen:

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(C (D Erstens möchte ich, dass Sie sich aufregen; das ist mir elungen. Zweitens möchte ich, dass Sie erkennen, dass wir hne eine vernünftige Brückentechnologie keine Chance aben, in die Situation zu kommen, in die wir kommen üssen, damit wir in Deutschland verlässlich preisgüns igen Strom für die Verbraucher, für die Bürgerinnen und ürger, zur Verfügung haben und damit die Unternehen bezahlbaren Strom erhalten, um ihre Produktion ufrechtzuerhalten und den Industriestand Deutschland nsgesamt erhalten zu können. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Brücke ist hier!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702502800

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Josef Fell vom

ündnis 90/Die Grünen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Wir hatten um eine Kurzintervention gebeten!)


Entschuldigung, Herr Fell, ich habe übersehen, dass
as Wort zu einer Kurzintervention gewünscht wird. Sie
prechen dann danach.

Ich gebe Ulrich Kelber von der SPD-Fraktion das
ort zu einer Kurzintervention.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1702502900

Herr Kollege Fuchs, für diese Mischung in Ihrem Re-

ebeitrag aus Uninformiertheit und Vorurteilen hätten
ie viele Antworten verdient. Ich beschränke mich im
inne der Geschäftsordnung aber natürlich auf den
unkt, mit dem Sie mich angesprochen haben.

Ich möchte mich ausdrücklich dafür bedanken, dass
ie hier erneut bestätigt haben, dass ich im Gegensatz zu
llen 239 anwesenden oder nicht anwesenden Abgeord-
eten der CDU/CSU meinen SPD-Kreisverband dazu
erpflichtet habe, weit über jedes gesetzliche Maß hi-
aus jegliche Wahlkampfspende an die Partei sofort,
hne Höhenbeschränkung, mit voller Namensnennung
nd mit Zweckbindung zu veröffentlichen. Das tut kein
inziger Ihrer Abgeordneten.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Oh!)


Herr Kollege Fuchs, passen Sie jetzt auf. – Das tut vor
llem auch Ihr wirtschaftspolitischer Sprecher und frü-
erer Koordinator für Energiepolitik nicht, der ein Ener-
ieberatungsunternehmen hat und bis heute nicht veröf-
entlichen will, mit wem er Beratungsverträge zu
elchen Konditionen abgeschlossen hat. Das ist der ent-

cheidende Unterschied zwischen Ihnen und mir.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702503000

Zur Erwiderung Kollege Fuchs.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1702503100

Herr Kollege Kelber, ich kann jetzt nicht beurteilen,

welches Energieberatungsunternehmen der Kollege
Pfeiffer hat.


(Ulrich Kelber [SPD]: Schauen Sie im Kürschner nach, da steht es drin!)


Ich kann Ihnen nur eines sagen: Es ist für mich selbst-
verständlich, dass ich das, was ich tue, auch klar und
deutlich mache, und ich erwarte das von Ihnen genauso.
Wenn das bei Ihnen vorbildlich geschieht, dann gratu-
liere ich Ihnen dazu. Damit liegen wir auf der gleichen
Wellenlänge.

Auf der anderen Seite sollten Sie aber auch wissen:
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. – Sie singen das
Lied der Solarindustrie.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Ihr Lied haben wir gehört, Herr Fuchs! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie singen das der großen Energiekonzerne!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702503200

Jetzt hat der Kollege Hans-Josef Fell vom Bünd-

nis 90/Die Grünen das Wort.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702503300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Fuchs, lassen Sie mich ganz kurz auf Ihre
Einlassungen eingehen. Wenn Sie die Argumente von
Herrn Scheer nicht verstehen, so ist mir das klar: Wer
nur in den Denkstrukturen der großen alten Atom- und
Energiekonzerne denkt, kann das nicht verstehen. Sie
vertreten deren Interessen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn Sie deren Plattitüden noch weiter treiben, in einem
zukünftigen Energiesystem mit erneuerbaren Energien
brauche man Grundlast, so müssen Sie endlich einmal
lernen, zum Beispiel von Herrn Rohrig, an den der hier
in Deutschland höchstdotierte Umweltpreis vergeben
wurde und der den Nachweis erbracht hat, dass vollstän-
dige, hundertprozentige Vollversorgung mit erneuerba-
ren Energien und Speichertechnologien möglich ist –
ohne Grundlast.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Zu welchen Kosten?)


Wenn Sie das immer noch nicht hören wollen, dann
stelle ich nur noch fest: Sie beleidigen die deutschen In-
genieure, die die Lösungen längst auf den Weg gebracht
und realisiert haben. Diese Kraftwerke, die Vollversor-
gung rund um die Uhr gewährleisten, gibt es bereits.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber ich will gar nicht so sehr auf Ihre Falschbehauptun-
gen eingehen; das raubt mir die Zeit, denn es gibt viel
Wichtigeres zu sagen.

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(C (D Ein neues Kapitel der industriellen Weltgeschichte ist or zehn Jahren in diesem Hohen Hause aufgeschlagen orden. Damals, weitgehend unbeachtet von der Öffent ichkeit und auch von den Medien, wurde das Solarzeitlter hier eingeläutet. Mit einem mutigen Beschluss hat ie rot-grüne Bundestagsmehrheit das Erneuerbarenergien-Gesetz auf den Weg gebracht, übrigens ohne egierungsentwurf. Auch dies war ein Höhepunkt in der eutschen Parlamentsgeschichte; denn nach dem Grundesetz ist das Parlament für die Gesetze verantwortlich, icht die Regierung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


iese Geburtsurkunde der erneuerbaren Energien wurde
egen massive Widerstände aus den Energiekonzernen
nd gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP in die-
em Hause ausgestellt.

Das EEG hat trotz massiver Anfeindungen ein grünes
irtschaftswunder entfacht, welches weder Wirt-

chaftsanalysten und Energiekonzerne noch Union oder
iberale je für möglich gehalten hatten. 30 000 Jobs gab
s 1998 in dieser Branche; bis heute ist ihre Zahl auf
00 000 gestiegen. Keine andere Wirtschaftsbranche hat
ine solche Erfolgsgeschichte in den letzten zehn Jahren
u verzeichnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Unser Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien bis
010 auf 12,5 Prozent verdoppeln zu wollen, wurde da-
als auch von Ihnen als völlig unrealistisch abgetan.
nde 2009 wurden aber schon über 16 Prozent erreicht.
amit, Herr Röttgen, ist klar der Beweis erbracht: Er-
euerbare Energien können viel schneller wachsen, als
on Ihnen selbst und von der Allgemeinheit angenom-
en wird.

Für Klimaschutz und Energiesicherheit bringen die
rneuerbaren Energien ebenfalls die entscheidende Lö-
ung: Mit über 50 Millionen Tonnen jährlicher CO2-Ein-
parung hat das EEG wie keine andere politische Maß-
ahme den Klimaschutz befördert. Die Vermeidung von
osten in Höhe von über 5 Milliarden Euro – Herr
uchs, hören Sie sich das genau an – für den Zukauf von
ossilen und atomaren Brennstoffen überwiegt bei wei-
em die Mehrkosten der erneuerbaren Energien, die den
tromkunden mit weniger als 5 Prozent der Strompreise
elasten. Wo ist da das ökonomische Problem?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Gerade die Fotovoltaik zeigt doch die Effektivität des
esetzes auf: Von 14 Megawatt im Jahre 1999 stieg die
eu installierte Leistung auf 3 000 Megawatt im letzten
ahr, und das bei halbierten Kosten. Welche andere In-
ustriegeschichte dieser Art können Sie vorzeigen?

Aber das EEG ist auch eine internationale Erfolgs-
eschichte. Etwa 50 Länder haben ähnliche Gesetze ver-
bschiedet. Fast alle europäischen Länder gehören dazu;
ndien, Südafrika, Brasilien, mit Ontario die stärkste ka-
adische Wirtschaftsregion und auch Vermont in den






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell
USA haben ein EEG eingeführt. Sie alle haben die
Chancen erkannt, die das EEG für Klimaschutz, für wirt-
schaftliche und technologische Entwicklung, für die Si-
cherung der Energieversorgung, für lokalen Umwelt-
schutz, für Beschäftigung und für Armutsbekämpfung
bietet.

Erfreulich ist, dass nach dieser internationalen Er-
folgsgeschichte dann endlich auch Union und FDP nicht
mehr an den grandiosen Erfolgen und Chancen des EEG
vorbeikommen. Neun Jahre nach dessen Verabschiedung
hat die FDP endlich die Kurve zur Unterstützung ge-
schafft, die Union immerhin drei Jahre früher.

Herr Umweltminister Röttgen – er ist leider nicht da –,
die erneuerbaren Energien und das EEG in den Mittel-
punkt der Agenda zu rücken, wie Sie dies tun, ist völlig
richtig und okay. Aber vor zehn Jahren haben Sie per-
sönlich im Bundestag das EEG abgelehnt. Von Weitblick
zeugt das nicht; Ihr damaliges Abstimmungsverhalten ist
eher eine grandiose Fehleinschätzung, und dieser unter-
liegen Sie heute weiterhin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Noch immer haben Sie nicht verstanden, wie schnell er-
neuerbare Energien wachsen können. Sie sind mit Ihrer
Fraktion, wie Herr Fuchs gerade aufgezeigt hat, Licht-
jahre von der Weitsicht der damaligen Koalition entfernt.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Aber bezahlbar müssen sie sein!)


Ich komme zur Bezahlbarkeit.

Sie kritisieren Millionengewinne der Solarbranche.
Das ist für Sie die Begründung, die Erfolgsgeschichte
der deutschen Solarbranche jetzt zu beenden. Aber Mil-
liardengewinne der Atom- und Kohlekonzerne interes-
sieren Sie nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der Bund der Energieverbraucher hat gerade aufgezeigt,
dass die großen Stromkonzerne in den letzten drei Jahren
durch unentwegte Strompreiserhöhungen jährlich
6 Milliarden Euro Zusatzgewinne gescheffelt haben. Das
ist wesentlich mehr als die Umlage auf den Strompreis
durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Aber Sie von
Union und FDP kümmern sich nicht um diese Milliar-
dengewinne der Konzerne,


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Stimmt doch nicht!)


die mit Atommüll und Klimazerstörung die Gesellschaft
in immer größere Probleme stürzen, und regen sich nur
über Millionengewinne von Solarunternehmen auf.

Es wäre an der Zeit, dass Sie endlich eine Energiever-
sorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien bis
2030 in den Mittelpunkt Ihrer Politik stellen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Warum nicht 120 Prozent?)


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(C (D iese Denkweise und dieses Vorgehen entsprächen der amaligen mutigen Aktion der rot-grünen Bundestagsbgeordneten in diesem Parlament. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702503400

Das Wort hat der Kollege Michael Kauch von der

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1702503500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben

etzt eine gute Viertelstunde Debatte zu diesem Thema
inter uns, und ich habe gedacht, ich bin im falschen
ilm; denn wir führen hier die Debatten der 90er-Jahre.


(Beifall bei der FDP – Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Ihr Koalitionspartner!)


ie deutsche Bevölkerung will aber keine historische
etrachtung, sondern sie will eindeutig die Frage geklärt
issen, wie es mit den erneuerbaren Energien weiter-
eht. Darüber will ich reden. Die Frage ist nicht, ob wir
rneuerbare Energien fördern, sondern sie lautet, wie wir
ie fördern. Darüber müssen wir diskutieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie mal mit Ihrem Koalitionspartner Fuchs darüber! – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen sie kaputt!)


Ich möchte auf das verweisen, was diese Koalition im
oalitionsvertrag vereinbart hat. Wir haben vereinbart,
ass wir den Weg in das regenerative Zeitalter beschrei-
en wollen. Wir haben vereinbart, dass die fossilen Ener-
ien Schritt für Schritt durch alternative Energien ersetzt
erden sollen, bis wir irgendwann tatsächlich zu einer
ollständig CO2-neutralen Energieversorgung kommen.
as ist die Leitlinie unserer Politik. In diesem Sinne ha-
en wir vereinbart – das ist wichtig für die künftige
nergieversorgung, für das Energiekonzept –, den Ein-
peisevorrang erneuerbarer Energien unbegrenzt und
ngedeckelt fortzuführen. Deshalb entbehrt das Gezetere
ber die Politik dieser Koalition, beispielsweise darüber,
ass Laufzeiten von Kernkraftwerken verlängert und
ohlekraftwerke nicht verboten, sondern in einem intel-

igenten Energiemix gehalten werden, jeder Grundlage.


(Beifall bei der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie die Laufzeiten verlängern, gibt es kein Volumen für Erneuerbare! Es ist eine Bremse, wenn Sie die Laufzeiten verlängern!)


enn die erneuerbaren Energien den vollständigen Ein-
peisevorrang haben, dann können die anderen Energien
as Netz nicht verstopfen. Wenn die erneuerbaren Ener-
ien in das Netz hineindrängen, dann werden die ande-






(A) )



(B) )


Michael Kauch
ren Stück für Stück hinausgedrängt. Das ist auch für die
Energieversorger klar. Daran werden wir auch dann
nicht rütteln, wenn aus wirtschaftlichen Gründen mögli-
cherweise einmal ein Kohlekraftwerk abgeschaltet wer-
den muss, weil die Erneuerbaren in das Netz hineinkom-
men. Das ist die klare Leitlinie unserer Politik.

Wir glauben, dass es wichtig ist, das Vertrauen in das
Erneuerbare-Energien-Gesetz zu stärken. Deshalb haben
wir als erste Maßnahme im Umweltbereich des Wachs-
tumsbeschleunigungsgesetzes die rückwirkenden Ein-
griffe, die die alte Regierung unter Minister Gabriel bei
den Biogasanlagen vorgenommen hat, zurückgenom-
men. Denn das war nicht nur eine Maßnahme für die ent-
sprechenden Anlagen. Vielmehr hat Ihre Politik der
rückwirkenden Eingriffe dazu geführt, dass die erneuer-
baren Energien schlechtere Finanzierungsbedingungen
hatten, weil die Banken nicht mehr geglaubt haben, dass
das EEG Vertrauensschutz gewährt. Die FDP und diese
Koalition werden dafür sorgen, dass Vertrauensschutz im
EEG Vorrang vor allen weiteren Überlegungen hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir gespannt!)


Zudem haben wir bei der Reform der Solarförderung
sichergestellt, dass nicht rückwirkend in Investitionen
eingegriffen wird. Deshalb haben wir in der Koalition
Übergangsbestimmungen vereinbart. Diese Verlässlich-
keit war unser Kernanliegen in der weiteren Beratung.

Wir als FDP und als Koalition sagen aber auch: Es
kann nicht sein, dass wir mit dem EEG Traumrenditen
für Anleger garantieren.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Traumrenditen haben denn die Energiekonzerne?)


Deshalb ist es richtig, Frau Höhn, dass wir, wenn die
Preise für Solaranlagen fallen, die Rendite an die Ver-
braucherinnen und Verbraucher weitergeben. Denn
die Stromkunden – das sind auch die Familien mit vielen
Kindern – zahlen die Renditen für die Anleger. Deshalb
ist es richtig, dass die Solarförderung zurückgeführt
wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir glauben, dass dieser Schritt die Solarförderung
langfristig gesellschaftlich akzeptabel hält und deshalb
ein Beitrag dazu ist, dass die Fotovoltaik in Deutschland
langfristig noch größere Chancen hat als heute. Deshalb
haben wir vereinbart, den Ausbaukorridor zu erweitern,
und wir werden beispielsweise auch den Eigenverbrauch
von dezentral verbrauchtem Strom durch Solaranlagen
besser fördern als bisher.

Insofern sage ich Ihnen ganz klar: Wir wollen die Ver-
braucherinnen und Verbraucher entlasten. Wir wollen
Überförderungen zurückführen. Aber wir wollen auch
die Solarbranche und die anderen erneuerbaren Energien
in Deutschland dynamisch ausbauen. Das ist die Leitli-

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(C (D ie dieser Reform, und es wird die Leitlinie der Reform ein, die wir mit einer großen Novellierung des Erneuerare-Energien-Gesetzes im Jahr 2012 weiterverfolgen erden. Ich sage Ihnen auch ganz deutlich: Wir werden das EG an manchen Stellen ökologischer machen. (Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


enn es gibt auch in der Subventionierung der erneuer-
aren Energien ökologische Fehlsteuerungen. Bei-
pielsweise macht es keinen Sinn, wenn wir die Nutzung
achwachsender Rohstoffe bei der Biomasseverstro-
ung besser stellen als die Nutzung von Abfällen. Wir
ollen, dass vorrangig Abfälle und erst dann nachwach-

ende Rohstoffe genutzt werden; denn diese brauchen
ir auch für andere Verwendungen als für die Verstro-
ung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Koalition hat darüber hinaus auch klargemacht:
enn wir Blockheizkraftwerke beispielsweise mit

almöl betreiben, wie es viele Stadtwerke tun, dann wol-
en wir, dass dieses Palmöl nachhaltig angebaut worden
st. Deshalb werden wir die Zertifizierungen des Anbaus
ieser Biomasse stärker und klarer reglementieren, da-
it für unseren Ökostrom nicht die Regenwälder abge-

olzt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir werden das Erneuer-
are-Energien-Gesetz weiterentwickeln. Wir wollen da-
it die Förderung erneuerbarer Energien im Inland vor-

nbringen, aber wir werden auch über die Grenze
inausschauen. Denn Solarstrom beispielsweise kann
icht nur durch Fotovoltaik auf deutschen Dächern pro-
uziert werden, sondern auch auf dem Weg, dass wir in
ooperation beispielsweise mit den nordafrikanischen
taaten große solarthermische Kraftwerke bauen. Diese
raftwerke werden notwendig sein, um Solarkraft in
roßen Mengen in unseren Energiemix einzubringen.

Wir als FDP wollen das voranbringen. Ich freue mich,
ass wir in der Koalition genau diesen Weg gehen wer-
en.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702503600

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

r. Hermann Scheer das Wort.


Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1702503700

Herr Kollege Kauch, Sie haben eben wieder den Be-

riff „Subventionierung“ benutzt. Ich muss nicht von
hnen erwarten, dass Sie alles sofort verstehen, was ich
esagt habe. Aber wie kommen Sie eigentlich dazu, die-
en Begriff permanent in diesem Zusammenhang zu ver-






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Scheer
wenden, und das auch noch im Namen der Verbraucher?
Wenn die Verbraucher – also alle Bürger; es gibt keinen
Unterschied zwischen Bürgern und Verbrauchern – et-
was subventionieren, dann ist es die herkömmliche
Energieversorgung, die ihre tatsächlichen Umwelt- bzw.
Sozialschäden nicht bezahlen muss. Das muss dann die
Gesellschaft auf ihre Schultern nehmen. Das ist Subven-
tionierung, nichts anderes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn wir schon Subventionen abschaffen wollen und
Sie das Thema so oft in den Mund nehmen, dann müssen
wir doch erwarten, dass Sie es jetzt auch angehen, die
immer noch laufende Subventionierung der Atomener-
gie in Form der Steuerbefreiung und steuerfreien Rück-
stellungen, die über 30 Milliarden Euro ausmachen, zu
beenden.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Die sind nicht steuerbefreit! Das ist doch Unsinn! – Gegenruf des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich werden die subventioniert!)


Die werden dort angesammelt; damit wird systematisch
monopolisiert. Damit werden andere Unternehmen auf-
gekauft, und dann soll die öffentliche Hand 4 Milliarden
Euro zahlen, um den ganzen Atomdreck wieder aus Asse
herauszuholen. Das ist Subventionierung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir müssen in dieser Debatte einmal die Stühle zurecht-
rücken, damit wir endlich klar durch den Nebel sehen,
worauf es wirklich ankommt und wer hier zulasten der
Gesellschaft welche Energieform betreibt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Wo gibt es da denn eine Steuerbefreiung? Das ist doch Unsinn!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702503800

Zur Erwiderung Kollege Kauch.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1702503900

Lieber Kollege Scheer, Sie sind oft im Ausland unter-

wegs und haben deshalb vielleicht nicht so ganz mitbe-
kommen, was diese Koalition in ihrem Koalitionsvertrag
beschlossen hat.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Koalition hat nämlich beispielsweise beschlossen,
die Energieversorger an den Kosten im Zusammenhang
mit der Asse zu beteiligen. Das ist im Koalitionsvertrag
längst festgehalten; dafür brauchen wir überhaupt nicht
Ihren Antrieb.

Ansonsten habe ich den Eindruck – das muss ich
deutlich sagen –, dass Sie penetrant versuchen, die De-
batten von vor zehn Jahren zu wiederholen.

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(C (D (Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil Sie uns das aufzwingen!)


ieses Haus ist geschlossen für das EEG; das ist klar.
iese Koalition hat sich im Koalitionsvertrag dazu be-
annt. Sie müssen nicht ständig erklären, warum das so
ichtig ist. Wir müssen vielmehr Folgendes tun:

Erstens. Wir wollen die erneuerbaren Energien zur
egelversorgung in diesem Land machen. Die erneuer-
aren Energien sollen unsere Energieversorgung dauer-
aft absichern.

Zweitens. Wir brauchen Übergangsszenarien, die dazu
eitragen, dass wir unsere Klimaschutzziele – Reduzie-
ung der CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent – errei-
hen.

Drittens. Es kann uns nicht egal sein, was die Bürge-
innen und Bürger dafür bezahlen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir stehen dafür ein, dass sie nur so viel bezahlen, wie
s notwendig ist, um diese Ziele zu erreichen. Wenn Ih-
en das Geld der Bürgerinnen und Bürger egal ist,


(Widerspruch bei der SPD)


ann ist das nicht unsere Politik.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Beziehen Sie das mal auf den Atomstrom!)


s kommt für die Leute nicht darauf an, ob das Geld
ber den Bundeshaushalt oder über die Stromrechnung
ereinkommt; denn am Schluss müssen sie – das sind
ie Verbraucherinnen und Verbraucher – es aus ihrer Ta-
che bezahlen. Ob Sie das nun „Subvention“ nennen
der nicht: Wir stehen zu dieser Subvention; wir stehen
azu, dass diese Energien gefördert werden. Das kann
ber nicht um jeden Preis geschehen. Auch hier müssen
aß und Effizienz die Regel für die weitere Förderung

ein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fangen Sie doch mal mit der Kohlesubvention an!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702504000

Das Wort hat die Kollegin Dr. Maria Flachsbarth von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1702504100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

ühren eine hochemotionale Debatte zu einer Thematik,
ei der in diesem Haus eigentlich große Einigkeit be-
teht.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir gesehen, was das für eine Einigkeit ist!)







(A) )



(B) )


Dr. Maria Flachsbarth
– Lieber Kollege Fell, jedenfalls habe ich unsere Debat-
ten über das EEG in der letzten Legislaturperiode so in
Erinnerung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wenn man schaut, was eigentlich im Koalitionsver-
trag festgeschrieben ist, dann erkennt man, dass man
dies als gemeinsame Grundlage für unsere weiteren Dis-
kussionen in diesem Haus nutzen kann: 2-Grad-Ziel,
Vorreiterrolle Deutschlands beim Klimaschutz, Reduk-
tion der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Pro-
zent, Weg in das regenerative Zeitalter, was bedeutet,
dass Deutschland seinen Wohlstand weiter in diesem Zu-
kunftsfeld erarbeiten will, der dann hier, insbesondere
im Bereich der Sozialsysteme, zu verteilen ist. Im Koali-
tionsvertrag führen wir weiter aus:

Ziel ist es, dass die erneuerbaren Energien den
Hauptanteil an der Energieversorgung übernehmen.
Auf diesem Weg werden in einem dynamischen
Energiemix die konventionellen Energieträger kon-
tinuierlich durch alternative Energien ersetzt.

Auch das ist Konsens.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


All das muss unter Beachtung des Zieldreiecks aus
Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umwelt-
verträglichkeit verfolgt werden.

Wenn man die Versorgungssicherheit betrachtet, kann
man die Augen nicht davor verschließen, dass wir in ho-
hem Maße importabhängig sind.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sonne, Wasser und Wind muss man nicht importieren!)


Man kann die Augen nicht davor verschließen, dass
viele unserer energetischen Ressourcen aus Ländern
kommen, in denen keine politische Sicherheit besteht,
und dass natürliche Ressourcen endlich sind.

Man muss einfach sehen, dass die Frage der Wirt-
schaftlichkeit mit Standortfaktoren für die Industrie zu
tun hat, sich aber auch mehr und mehr zu einer sozialen
Frage für die Verbraucher entwickelt. Wir werden das er-
leben, wenn wir die Wärmekostenabrechnung für diesen
Winter erhalten. Wenn die Preise heute auf dem Niveau
von 2008 wären, dann wäre das ein großes Problem. Wir
müssen deshalb erkennen, dass eine Fortschreibung des
Status quo unseres Energiemixes mitnichten die Pro-
bleme lösen kann, die wir angehen müssen, und zwar mit
aller Kraft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: CDU-interne Debatten sind spannend!)


Bezüglich des Klimaschutzes und bezüglich der Um-
weltverträglichkeit hat die Vorgängerregierung mit den
Meseberger Beschlüssen und dem IKEP-Programm
wichtige Schritte in die richtige Richtung getan. Dieses
Programm werden wir in dieser Legislatur überprüfen,

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(C (D nd wir werden es an der einen oder anderen Stelle nachustieren. Wenn wir auf das wichtigste Instrument im Bereich er Meseberger Beschlüsse, des IKEP, schauen, nämlich uf das Erneuerbare-Energien-Gesetz, dessen Geurtstag wir heute feiern, dann sehen wir, dass auch diees Gesetz nicht vom Himmel gefallen ist, sondern dass s eine Vorgängerregelung gab, nämlich das Stromeinpeisungsgesetz. (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie es denn abgelehnt?)


Das Stromeinspeisungsgesetz haben wir nie abgelehnt.
as ist auf unserem Mist gewachsen, lieber Herr Fell.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/CSU], an Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt: Da waren Sie noch gar nicht dabei! Das haben wir beschlossen! – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber das EEG haben Sie abgelehnt!)


Dieses hat zum ersten Mal die Abnahme- und Vergü-
ungspflicht von Strom aus erneuerbaren Energien vor-
esehen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie es damals abgelehnt?)


Ich will Sie doch gerade loben. Nun hören Sie doch
u!

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2000 hat dann
este Vergütungssätze, einen Mindestvergütungszeit-
aum von 20 Jahren und den Einspeisungsvorrang vorge-
ehen. An dem Einspeisungsvorrang haben alle Nachfol-
eregierungen festgehalten. Daher stimmt das, was Herr
auch eben zu den Verstopfungsproblemen, die es allge-
ein geben soll, gesagt hat. Solange wir den Einspei-

ungsvorrang für erneuerbare Energien haben, ist das
roblem nicht, ob Strom aus Kohle, Kernenergie oder
nderen Ressourcen gewonnen wird, sondern ob wir es
chaffen, die Netze quantitativ und qualitativ auszu-
auen.


(Beifall des Abg. Michael Kauch [FDP])


iesen Netzausbau werden wir nur mit dem Einver-
tändnis der Bürgerinnen und Bürger vor Ort erreichen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann lassen Sie Erdkabel zu!)


ch bitte zur Lösung dieses Problems um die Unterstüt-
ung der Opposition.

Die Novelle von 2004 hat das EEG weiterentwickelt.
s hat als wichtiges Element der Innovation die Degres-
ion für die Vergütungssätze eingeführt, sodass Jahr für
ahr immer etwas weniger für erneuerbare Energien ge-
ahlt wird, die auf der gleichen Technologie beruhen.
as hat einen unglaublichen Innovationsdruck ausge-

öst, was ausgesprochen gut war. Darüber hinaus haben
ir eine Härtefallregelung für die energieintensive In-
ustrie eingeführt, was ganz wichtig ist, um den Indus-






(A) )



(B) )


Dr. Maria Flachsbarth
triestandort Deutschland weiter wettbewerbsfähig zu er-
halten.

Mit der Novelle von 2009 haben wir Wert auf das Re-
powering, auf die Offshore-Windkraft und die Verbesse-
rung der Netzintegration gelegt. Wir haben also den
Gedanken der Nutzung erneuerbarer Energien konti-
nuierlich weiterentwickelt, was durch eine breite Mehr-
heit des ganzen Hauses mitgetragen wurde. Dieser Hin-
weis hilft vielleicht, die Schärfe aus der Diskussion zu
nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Inzwischen beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien
am Endenergieverbrauch 10 Prozent. Davon sind – es ist
wichtig, auch das einmal festzustellen – 70 Prozent Bio-
energie, also nachwachsende Rohstoffe. Die nachwach-
senden Rohstoffe sind, um es so auszudrücken, von den
unendlichen Energieträgern die endlichsten. Deshalb
müssen wir uns auch auf andere Ressourcen konzentrie-
ren. Das ist ein Grund dafür, warum wir bei der Novelle
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2009 den Wind, Re-
powering und Offshore-Windkraft, so sehr in den Vor-
dergrund gestellt haben. Der Anteil am Stromverbrauch
– Kollege Fuchs hat es eben gesagt – beträgt 16 Prozent,
davon beträgt der Strom aus Windkraft ungefähr 44 Pro-
zent, jeweils ein Viertel kommt aus Wasser und Bio-
masse.

In diesem Zusammenhang ist es nicht unwichtig, die
Branchen zu nennen. Ich darf darauf hinweisen, dass in-
zwischen 280 000 Arbeitsplätze an den erneuerbaren
Energien hängen, insbesondere in strukturschwachen
Regionen Norddeutschlands; ich darf das als Nieder-
sächsin sagen. Das ist sicherlich ein wichtiger Wirt-
schaftsfaktor.

Man muss sich natürlich ansehen, was das alles kos-
tet. Es kostet den Privatverbraucher im laufenden Jahr
circa 2 Cent pro Kilowattstunde und damit 0,9 Cent
mehr als im Jahr 2009. Das sind ungefähr 6 Prozent der
Kosten für eine Kilowattstunde. Für einen Musterhaus-
halt, der 3 500 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht, sind
das circa 3,25 Euro pro Monat. Wenn man das zusam-
menrechnet, dann kommt man auf mehrere Milliarden
Euro in einem bestimmten Zeitraum, aber letztendlich
wird der Verbraucher mit dieser Summe belastet.

Auf internationaler Ebene ist das EEG ein Erfolgspro-
jekt. In fast über 50 Staaten wird es kopiert.

Wir haben gerade im Ausschuss über die IRENA dis-
kutiert, eine internationale Organisation, die auf Initia-
tive Deutschlands gegründet wurde und die helfen soll,
die Idee der erneuerbaren Energien weltweit durchzuset-
zen. Das IRENA-Sekretariat wird in Abu Dhabi einge-
richtet, das Innovationszentrum in Bonn. Die EU wird
jetzt als weiterer wichtiger Partner beitreten. Das Ganze
wird zur Stärkung der Idee der Erneuerbaren auch inter-
national beitragen.

Das Umfeld des EEG ist zu betrachten. Herr Kauch
hat die Nachhaltigkeitsverordnung genannt, die natürlich
sehr notwendig ist, damit wir nicht unter dem Mäntel-

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(C (D hen des Klimaschutzes unverträgliche Maßnahmen etalieren. Der Ausgleichsmechanismus ist wichtig. Dies haben ir gemeinsam in der letzten Legislatur geregelt, indem ir gesagt haben: Es darf keine physische Wälzung, sonern nur noch eine finanzielle Wälzung geben. Dies ührt jetzt aber dazu, dass nur die großen Energieversorer Grünen Strom an den Börsen vertreiben dürfen und ir dadurch nur Grauen Strom im Angebot haben. Ich möchte gemeinsam mit meiner Fraktion – das teht nicht im Koalitionsvertrag – eine Initiative zum eispiel für die Einführung einer Marktprämie ergreifen, ie optional sein soll. Anlagenbetreiber sollen sich im ahmen von mittelständischen Strukturen zusammen chließen dürfen und Hilfen bekommen, damit es wirtchaftlich sein wird, zum Beispiel an der Börse in Leipig Grünen Strom direkt zu vermarkten. Diese Idee soll azu führen, dass die Betreiber der Erneuerbaren stärker n den Markt herangeführt und mehr und mehr von der örderung entwöhnt werden, die sie im Rahmen des EG noch benötigen. Auf das Wachstumsbeschleunigungsgesetz hat Kolege Kauch bereits hingewiesen. Wichtig ist es, Sicherheit für private Investitionen zu ewährleisten; denn die privaten Investoren sind es, die en Ausbau der Erneuerbaren maßgeblich vorantreiben. on daher brauchen wir ganz besonders in diesem Be eich Investitionssicherheit. Die Weiterentwicklung des EEG im Bereich der Fotooltaik haben wir jetzt in Angriff genommen. Ich finde, er Vorschlag, den das Bundeskabinett wohl in der ächsten Woche verabschieden wird, ist sehr ausgewoen. Wir haben einen Zielkorridor festgelegt, der veroppelt wurde. Ein Zubau von 3 Gigawatt pro Jahr ist orgesehen. Wir wollen besonders den Eigenverbrauch ördern. Planungssicherheit ist durch entsprechende bergangsfristen gewährleistet. Insgesamt müssen wir die Akzeptanz für die Erneueraren erhalten. Wir können auf Dauer nicht erklären, arum für 5 Prozent des durch Erneuerbare im Bereich otovoltaik erzeugten Stroms 50 Prozent der Umlage ezahlt werden. Deshalb müssen wir im Rahmen der örderbedingungen vernünftige Maßnahmen ergreifen. ir können auch nicht erklären, warum auf besten ckerbauböden riesige Freiflächen-Solaranlagen entsteen sollen. Dafür gibt es andere Standorte. Konversionslächen und Brachflächen sollten wir dazu nutzen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Weg in das egenerative Zeitalter wird nur gelingen, wenn wir uns emeinsam den qualitativen und quantitativen Ausbau er Netze auf die Fahnen schreiben und die Weiterenticklung der Speichertechnologien ganz oben auf unse er Agenda steht. Das heißt, wir brauchen Innovationen m Bereich der E-Mobilität. Wir brauchen eine Weiterntwicklung der Batterietechnologie, aber auch eine eiterentwicklung der Speicherkraftwerke. Dr. Maria Flachsbarth Herr Kollege Fell, Sie haben eben gesagt: Wir können die Erneuerbaren verstetigen. (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist schon realisiert!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Jawohl, das können wir machen. Aber wir dürfen nicht
vergessen, dass zum Beispiel ein Pumpspeicherkraft-
werk wie das in Goldisthal nach heutigen Maßgaben und
nach im Bereich des Naturschutzes geltenden Gesetzen
sehr schwierig – um nicht zu sagen: fast überhaupt nicht –
zu realisieren ist.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt genug andere Lösungen!)


Es gibt genauso wie beim Ausbau der Netze immer wie-
der Widerstände in der Bevölkerung vor Ort. Wenn wir
den Weg in das regenerative Zeitalter gehen wollen,
dann muss es unser gemeinsames Anliegen sein, vor Ort
für unser Ziel zu werben und die technologischen Vo-
raussetzungen für dieses gemeinsame Ziel zu schaffen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen wir Erdkabel! Dann kriegen wir es hin!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702504200

Das Wort hat jetzt der Kollege Rolf Hempelmann von

der SPD-Fraktion.


Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1702504300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Übrigens, ich heiße nicht Wolf Hempelmann – so hab
ich Sie verstanden, Herr Präsident –, sondern Rolf
Hempelmann. Aber als Wolf macht es mir besonderen
Spaß, auf den Fuchs loszugehen. – Ich sehe, der Kollege
Fuchs hat es gemerkt.

Herr Fuchs, wir haben von Ihnen in der Tat – Sie ha-
ben es gesagt – eine Menge gelernt, insbesondere, dass
der Wind nicht immer bläst. Ich möchte darauf aufmerk-
sam machen – man stellt das fest, wenn man genauer
hinschaut, etwa in Richtung Frankreich –, dass auch dort
die Kernkraftwerke nicht immer laufen, vor allen Din-
gen nicht immer auf Volllast. Im Sommer wurde ihre
Leistung einmal bis auf 20 Prozent heruntergefahren.
Auch im Winter musste sie deutlich gedrosselt werden.
Strom wurde importiert, insbesondere aus Deutschland.
Durch Windenergie erzeugter Strom hatte daran einen
großen Anteil.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Insofern sollte man hier tatsächlich etwas differenzierter
vortragen. Mein Dank gilt ausdrücklich Maria
Flachsbarth, auch wenn ich ihr nicht in jedem Punkt zu-
stimme. Sie hat hier eine sehr differenzierte Darstellung
des Sachverhalts gegeben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Zehn Jahre EEG. Warum war das EEG so erfolgreich? s war deswegen erfolgreich, weil wir drei Dinge geacht haben: Erstens. Wir haben für den Einspeisevor ang gesorgt. Offenbar sind sich heute alle einig, dass as notwendig war. Damals war das sehr umstritten. weitens. Wir haben für feste Vergütungssätze gesorgt, as eine entsprechende Planbarkeit für die Akteure rachte und den Boom letztlich auch ausgelöst hat. Dritens. Wir haben von Anfang an für klar definierte Deressionssätze, also für Minderungen der Vergütungen, esorgt, sodass ein Anreiz für Effizienzsteigerung und ür Innovation gesetzt war. Das Ganze ging einher mit angekündigten Überprüungen. Nach entsprechenden Abständen gab es da, wo s möglich war, weitere Absenkungen von Vergütungen. Was jetzt passiert, ist, jedenfalls nach unserem Einruck, eher das Verlassen dieses verlässlichen Pfades. as im Zusammenhang mit der Fotovoltaik angekündigt orden ist – von vornherein werden Größenordnungen ür Absenkungen genannt –, ist äußerst problematisch. ir versperren uns nicht der Diskussion. Wir versperren ns nicht möglichen Absenkungen – wir haben das auch eutlich gesagt –; aber wir wollen, dass das auf der Basis iner klaren Analyse und sehr verantwortlich passiert. ir wollen nämlich, dass der Prozess der Effizienzstei erung weitergeht, und wir wollen keinen Bruch, der ach unserer Einschätzung jetzt drohen könnte und den s zu vermeiden gilt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt einen weiteren Punkt, der in etwa zeitgleich
it dem Erneuerbare-Energien-Gesetz entschieden
urde und der ebenfalls erheblichen Einfluss hatte auf
en Erfolg der erneuerbaren Energien: den Kernenergie-
usstieg. Der Ausstieg aus der Kernenergie und damit
ie klare Perspektive, dass bestimmte Strommengen aus
em Markt und auch aus den Netzen verschwinden, hat
en Erneuerbaren eine Perspektive gegeben, die zukünf-
ige Wettbewerbsfähigkeit überhaupt erst denkbar ge-

acht hat. Dass jetzt über den Ausstieg aus dem Aus-
tieg geredet wird, hat nicht nur die Vertreter der
rneuerbaren Energien auf den Plan gebracht, sondern
uch viele andere, insbesondere neue, kleinere oder mit-
elgroße Akteure, die sagen: Das hat erhebliche Konse-
uenzen, insbesondere für den Wettbewerb.

Warum ist das wichtig? Wenn es Konsequenzen für
en Wettbewerb gibt, wenn erneuerbare Energien gegen
bgeschriebene Kernkraftwerke also kaum ankommen
önnen, dann ist der Weg, von dem Maria Flachsbarth zu
echt gesagt hat, dass wir ihn in Zukunft gehen müssen
ein Stück Loslösung vom EEG, ein Stück hin zur
irektvermarktung –, natürlich erheblich erschwert. Wir
itten Sie, darüber noch einmal nachzudenken. Das sind
eine Einwände, die ausschließlich von den Vertretern
er Erneuerbaren, also rein interessegeleitet, gemacht
erden; vielmehr werden sie sehr viel breiter vorgetra-
en. Sie sollten das ernst nehmen.

Es gab einen weiteren Punkt, der für den Erfolg des
rneuerbare-Energien-Gesetzes bzw. der erneuerbaren






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann
Energien sehr wichtig war: die sogenannte Exportinitia-
tive Erneuerbare Energien. Wir haben damals gesagt:
Wir wollen die Unternehmen frühzeitig instand setzen
und motivieren, ihre Erfolgschancen nicht nur auf dem
deutschen Markt, sondern auch außerhalb zu suchen.
Mittlerweile ist es so, dass ein großer Anteil der Erneu-
erbaren, die in diesem Lande produziert werden, in den
Export gehen. Das bindet hier Wertschöpfung und Ar-
beitsplätze und tut damit dem Standort Deutschland ins-
gesamt sehr gut.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Exporterfolgsgeschichte hatte auch etwas damit
zu tun, dass wir nicht nur Technologie exportiert haben,
sondern auch – das ist ja heute hier schon angeklungen –
das Gesetz selbst. Über 40 Länder haben es in mehr oder
weniger identischer Form übernommen. Erst das hat
dazu geführt, dass die entsprechenden Märkte entstan-
den und der Technologieexport möglich wurde.

Wenn wir jetzt hier in Deutschland den Pfad der Ver-
lässlichkeit bei der Organisation eines Effizienzprozes-
ses verlassen, wenn wir jetzt Brüche riskieren, dann
führt das natürlich auch dazu, dass wir die Exportchan-
cen für erneuerbare Energien gefährden; denn wir kön-
nen nicht ausschließen, dass das auch Einfluss auf die
Gesetzgebung in anderen Märkten hat. Auch darüber
sollten Sie einmal nachdenken. Ich jedenfalls bin der
festen Überzeugung, dass diese Zusammenhänge auch
Ihnen einleuchten müssten.

Ein letzter Punkt: Sie stellen sich auch heute wieder
ein wenig als Robin Hood dar, als Rächer der Enterbten,
also der Verbraucher und der Mieter, die insbesondere
die erneuerbaren Energien über höhere, im Strompreis
versteckte Vergütungssätze bezahlen müssen. Die Bun-
desagentur hat Ihnen eigentlich den richtigen Pfad ge-
wiesen. Sie hat vor wenigen Tagen deutlich gemacht,
dass die Preissteigerungen, etwa die Anfang dieses Jah-
res um durchschnittlich 6,2 Prozent – das entspricht ei-
ner Größenordnung von 1,2 bis 1,3 Cent pro Kilowatt-
stunde –, mitnichten mit dem Aufwuchs bei den
erneuerbaren Energien zu begründen sind, wie es die
Konzerne gemacht haben.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


Durch den Aufwuchs ließe sich nur etwa eine Erhöhung
um 0,2 Cent rechtfertigen. Deswegen sind das Argu-
ment, für mehr Wettbewerb zu sorgen, und das Argu-
ment, Vorsicht bei der Verlängerung der Laufzeiten für
Kernkraftwerke walten zu lassen, so wichtig. Sie können
sehr viel mehr für die Verbraucher tun, wenn Sie für
mehr Wettbewerb sorgen, wenn Sie nicht, wie Sie es der-
zeit vorhaben, die bisherigen Strukturen durch eine Ver-
längerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke zementie-
ren.

Wenn Sie also Ihren Ankündigungen gerecht werden
wollen, dann überlegen Sie sich, was Sie bei der Foto-
voltaik und bei der Kernenergie tun wollen. Im Augen-
blick sind Sie bei beiden Themen auf dem falschen Pfad.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702504400

Das Wort hat der Kollege Klaus Breil von der FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Klaus Breil (FDP):
Rede ID: ID1702504500

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Zehn Jahre EEG – wir erinnern uns aber heute auch
n das Stromeinspeisungsgesetz, das unser liberaler Bun-
eswirtschaftsminister Dr. Helmut Haussmann schon
ehn Jahre zuvor unterschrieben hatte und das zuerst die
bnahme und die Vergütung von erneuerbaren Energien

estlegte.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Marie-Luise Dött [CDU/ CSU]: 1990!)


Allerdings rechneten wir 1990 mit Mehrkosten von
und 50 Millionen DM pro Jahr, also mit keinem wesent-
ichen Einfluss auf die Strompreise. Seit Inkrafttreten
es EEG sind inzwischen aber Vergütungen in Höhe von
nsgesamt über 48 Milliarden Euro ausgezahlt worden.
leichwohl hat sich die FDP auf ihrem Parteitag 2009 in
annover klar zum EEG bekannt. Und der FDP sind die
eiterentwicklung des Maschinen- und Anlagenbaus im
ereich der erneuerbaren Energien und die Realisierung
er sich daraus ergebenden Exportpotenziale sehr wich-
g.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In ihrem Antrag fordert die SPD den Zuschnitt des
EG als langfristig angelegtes Instrument der Technolo-
ieförderung. Die Grünen wiederum wollen das EEG
osteneffizient gestalten und zugleich Innovationskraft,
nvestitionssicherheit und Vertrauensschutz erhalten.
enau das sind auch unsere Zielauffassungen.


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


estes Beispiel dafür ist die jetzt neu konzipierte Eigen-
erbrauchsförderung. Damit wird zielgenauer Innova-
ionsdruck aufgebaut, um geeignete Energiespeicher zu
ntwickeln. So können auch die Netze entlastet werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schon in diesem Jahr werden wir für sämtliche erneu-
rbare Energien Vergütungskosten von insgesamt rund
2,3 Milliarden Euro haben. Für den Verbraucher bedeu-
et das Kosten in Höhe von über 8,2 Milliarden Euro.
as sind durchschnittlich 100 Euro pro Kopf der Bevöl-
erung, das entspricht 400 Euro für eine vierköpfige Fa-
ilie pro Jahr. Im nächsten Jahr dürften die Gesamtkos-

en auf über 10 Milliarden Euro steigen. Allein für den
olarstrom, der nur etwa 1 Prozent der primären Strom-
ersorgung ausmachen wird, muss der Verbraucher mit
twa 3,4 Milliarden Euro mehr als 40 Prozent der EEG-
esamtkosten aus eigener Tasche auf den Tisch legen.






(A) )



(B) )


Klaus Breil
Diese von mir aufgeführten Kosten bedeuten allerdings
keinesfalls, dass die FDP das EEG infrage stellt. Viel-
mehr will ich gezielt darauf hinweisen, wie enorm wich-
tig es ist, die notwendige Förderung für den Verbraucher
so kostengünstig wie nur irgend möglich zu gestalten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zusammenfassend müssen wir uns über folgende Tat-
sache im Klaren sein: Das Fördern von erneuerbarer
Energie hin zur Marktreife ist – wenn man es richtig do-
siert – sinnvoll, ein Durchfüttern durch Überförderung
ist es aber nicht.


(Beifall des Abg. Burkhardt Müller-Sönksen [FDP])


Ein Zuviel macht den deutschen Markt träge und ver-
schwendet das Geld der Verbraucher.

Letzten Endes wird sich am Beispiel der EEG-Förde-
rung die Ernsthaftigkeit unserer Zielsetzung messen las-
sen. Wenn zum Beispiel Windstrom nur noch so viel
kostet wie fossiler Strom, dann hat sich die Einspeise-
vergütung durch das EEG erledigt. Dann braucht man
nur noch den Einspeisevorrang der erneuerbaren Ener-
gien im oligopolisierten Markt wettbewerbsfähig zu hal-
ten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702504600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Bärbel Höhn von

Bündnis 90/Die Grünen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702504700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

reden heute über zehn Jahre EEG. Zu Beginn muss man
eines feststellen: Die Verabschiedung des Erneuerbare-
Energien-Gesetzes war eine Sternstunde für den Bundes-
tag und für die Energiepolitik in Deutschland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/CSU])


Sie war nämlich der Ausgangspunkt für einen unglaubli-
chen Boom. In Deutschland wird mittlerweile dreimal so
viel Ökostrom hergestellt wie vor zehn Jahren. Mittler-
weile haben wir in diesem Bereich fast 300 000 Arbeits-
plätze. Der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien
liegt inzwischen bei 16 Prozent. Das sind hervorragende
Zahlen. An diese gute Entwicklung muss immer wieder
erinnert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese Erfolgsgeschichte ist von Sozialdemokraten
und Grünen auf den Weg gebracht worden. Laut Proto-
koll gab es damals bei der Abstimmung 217 Neinstim-
men: von der CDU, von der CSU und von der FDP. Herr
Kauch, ich sage das insbesondere deshalb, weil ich an

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(C (D ie Vergangenheit erinnern möchte; denn wer aus der ergangenheit nicht lernt, wird in der Zukunft falsche ntscheidungen treffen. Deshalb sage ich: Sie haben daals falsch entschieden. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


ie Neinsager standen auf der falschen Seite der Ge-
chichte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nun stehen die Neinsager von damals davor, wieder
inen historischen Fehler zu machen, wie sie ihn damals
it ihrem Nein begangen haben; denn jetzt stehen sie

or der Entscheidung, wie sie mit der Atomkraft umge-
en. Ich sage Ihnen: Die Neinsager von damals setzen
eute auf die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwer-
en. Das ist ebenso ein historischer Fehler, wie damals
egen das EEG zu stimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Warum? Die Laufzeitenverlängerungen werden den
usbau der erneuerbaren Energien massiv behindern.
as, was Sie entscheiden, ist keine Brücke; denn Sie ent-

cheiden sich dafür, eine Mauer aufzurichten, gegen die
ie erneuerbaren Energien fahren werden. Sie entschei-
en sich gegen eine Brücke und für den Stopp des Aus-
aus der erneuerbaren Energien.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Gegensatz zu Herrn Fuchs hat der Bundesumwelt-
inister das verstanden. Die entscheidende Antwort auf

ie Ausführungen von Herrn Fuchs ist ein Zitat des Bun-
esumweltministers, der in der Frankfurter Rundschau
om 19. Februar – es ist also noch nicht lange her – ge-
agt hat: „Viel Atomstrom und viel Ökostrom“ passen
als ökonomische Konzepte nicht zusammen“. Er führt
eiter aus:

Windkraft und Solarenergie müssen durch flexible
und schnell regelbare … Kraftwerke ergänzt wer-
den, nicht durch große Kernkraft-Blöcke.

echt hat der Bundesumweltminister mit dieser Aus-
age.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich frage mich nur, warum der Bundesumweltminis-
er und die Bundesregierung, wenn sie die Zusammen-
änge denn verstanden haben, daraus nicht auch
onsequenzen ziehen. Ich frage mich, warum der Bun-
esumweltminister trotzdem für Laufzeitverlängerungen
on großen, unflexiblen Kraftwerksblöcken ist, nämlich
on Atomkraftwerken. Ich sage: Wer zu dieser Erkennt-
is gekommen ist, muss auch die Konsequenz daraus
iehen und darf nicht für Laufzeitverlängerungen von
roßen, unflexiblen und daher nicht mit Ökostrom zu-
ammenpassenden Atomkraftwerken sein.






(A) )



(B) )


Bärbel Höhn

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das Kriterium ist Sicherheit!)


Es geht aber auch noch um etwas völlig anderes. Herr
Fuchs und Herr Kauch, Sie sagen, dass die Preise für die
Verbraucher bezahlbar sein müssen. Ich sage Ihnen: Ge-
rade dadurch, dass wir keinen Wettbewerb auf den Ener-
giemärkten haben, dadurch, dass die vier großen Anbie-
ter quasi ein Monopol haben, werden die Preise nach
oben getrieben. Allein dadurch, dass die CO2-Zertifikate
eingepreist wurden, haben die Unternehmen einen zu-
sätzlichen Gewinn von 5 Milliarden Euro pro Jahr ma-
chen können. Das ging zulasten der Verbraucher. Wer
die Preise für Verbraucher reduzieren will, muss mehr
Wettbewerb in den Markt bringen und deshalb für mehr
Strom aus erneuerbaren Energien eintreten. Das ist der
Punkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ihre Pläne – mit Atomkraft – bedeuten mehr Atom-
müll, mehr Unfallrisiken und mehr Gewinne für die
Großunternehmer und sind deshalb schlecht, und zwar
auch für die Verbraucher.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702504800

Frau Kollegin Höhn, erlauben Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Kauch?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702504900

Sicher.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702505000

Bitte schön, Herr Kauch.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1702505100

Liebe Frau Höhn, Sie legen Wert darauf, dass wir hier

über die historische Wahrheit sprechen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Sie haben darauf hingewiesen, dass die Energiekonzerne
Windfall-Profits, also Mitnahmeeffekte durch den Emis-
sionshandel erzielt haben. Stimmen Sie mir zu, dass das
Gesetz, auf dem diese Mitnahmeeffekte beruhen, durch
Umweltminister Trittin von den Grünen und die rot-
grüne Bundesregierung auf den Weg gebracht wurde?


(Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: Die Wahrheit! Historisch gesprochen!)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702505200

Lieber Herr Kauch, ich habe eben gesagt: Wenn man

heute die richtigen Entscheidungen fällen will, muss
man sehen, was man in der Vergangenheit falsch ge-
macht hat.


(Beifall des Abg. Burkhardt Müller-Sönksen [FDP])


Ich fand schon damals, dass man sofort auf Auktionie-
rung hätte setzen können. Das war gesellschaftlich aber

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(C (D icht durchsetzbar. Deshalb musste die damalige Bunesregierung so handeln. Im Nachhinein sehen Sie, wie falsch das war. Anders ls Sie haben wir daraus gelernt und sofort gesagt: Wir ollen die Auktionierung der CO2-Zertifikate. Anders ls Sie haben wir aus der Geschichte gelernt. Sie lernen icht aus der Geschichte. Sie haben damals gegen das EG gestimmt und bauen mit der Laufzeitverlängerung ür Atomkraftwerke jetzt eine Mauer für die erneuerbaen Energien auf. Das ist der Unterschied, Herr Kauch. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Die EU hat die Auktionierung gar nicht erlaubt!)


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Aha!)


Ja. Sie wäre trotzdem richtig gewesen. Inhaltlich wäre
as richtig gewesen. Das ist gar keine Frage.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ja, natürlich! Aber wir durften es nicht! EU-Recht hat es verboten!)


Ich sage noch eines – darüber ist hier bisher nicht dis-
utiert worden –: Der entscheidende Punkt ist, dass wir
amals mit dem Atomkonsens einen schweren Konflikt
nnerhalb der Gesellschaft endlich beendet haben. Die
chwarz-gelbe Koalition reißt diese Gräben wieder auf.
ch sage Ihnen: Sie verunsichern damit auch die Investo-
en. Eines müssen Sie wissen: Wenn Sie jetzt Laufzeit-
erlängerungen beschließen und realisieren, dann wer-
en wir das wieder ändern, sobald wir die Möglichkeit
azu haben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das dauert noch!)


as heißt: Es gibt keinerlei Planungssicherheit für die
nvestoren. Das müssen Sie wissen.

Das heißt: An dem Punkt Laufzeitverlängerung wer-
en wir Widerstand leisten. Sobald wir können, werden
ir das wieder ändern. Der Energiemarkt verträgt keine
nsicherheit. Durch Ihre Entscheidung sorgen Sie aber
enau dafür. Deshalb sage ich: Keine Laufzeitverlänge-
ung für Atomkraftwerke, sondern Ausbau der erneuer-
aren Energien und Ausbau der Energieeffizienz. Das ist
er richtige Weg und nicht die Laufzeitverlängerung für
tomkraftwerke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702505300

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Georg Nüßlein von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1702505400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

iebe Frau Höhn, ich hätte mir gewünscht, dass wir hier
emeinsam über die Frage diskutieren, wie man die er-
euerbaren Energien auf ihrem positiven Weg begleiten
ann, und weniger eine Art Vaterschaftsprozess in Gang






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
setzen, bei dem es darum geht, zu entscheiden, wer nun
der Vater der Förderung ist.


(Michael Kauch [FDP]: Die Mutter!)


Insofern bin ich der SPD ausgesprochen dankbar dafür,
dass sie in ihrem Antrag immerhin ausgeführt hat, dass
das Stromeinspeisungsgesetz Basis des EEG war. In dem
Zuge muss man deutlich sagen, dass es überhaupt keine
Chance gibt, die CDU/CSU mit denjenigen in eine Ecke
zu stellen, die das Thema erneuerbare Energien nicht vo-
ranbringen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


Das können Sie historisch bis zurück in das Jahr 1983
fundieren, als die Regierung Kohl die ersten Versuche
zur Nutzung der Windkraft unterstützt hat. Sie können
das weiterverfolgen über das Stromeinspeisungsgesetz
bis hin zu dem, was wir gemeinsam in der Großen Koali-
tion gemacht haben. Das Marktanreizprogramm, liebe
Kollegin Höhn, ist in der Großen Koalition ganz anders
mit Mitteln ausgestattet gewesen als in der Zeit, als die
Grünen an der Regierung waren: Im Jahr 2005 waren es
rund 130 Millionen Euro, im Jahr 2009 waren es rund
500 Millionen Euro, also fast das Vierfache. Ich bitte,
zur Kenntnis zu nehmen, dass nicht nur Sie allein Um-
weltpolitik und die Förderung erneuerbarer Energie kön-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir können es erfolgreicher!)


Wir setzen das konsequent fort. Wir haben in unserem
Koalitionsvertrag ganz präzise formuliert, dass wir einen
dynamischen Energiemix wollen, bei dem die erneuerba-
ren Energien gefördert aufwachsen und die konventio-
nellen sukzessive ersetzen. Es geht um die Frage: Was
ersetzt wann, wo und zu welchem Zeitpunkt? Ich sage
Ihnen ganz offen: Sie argumentieren zu Recht, wenn es
um die Bedeutung der erneuerbaren Energien für den
Strompreis geht, mit dem Merit-Order-Effekt. Aber
wenn man sich dies dann genauer anschaut, dann muss
klar sein, dass bei Aufwachsen der erneuerbaren Ener-
gien und unter der Voraussetzung einer Laufzeitverlän-
gerung für Kernkraftwerke natürlich zunächst die Kohle
herausfällt. Das ist unter dem Gesichtspunkt des Klima-
schutzes wünschenswert; sonst werden wir – das kann
ich hier deutlich sagen – unsere Klimaziele nicht errei-
chen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum wollen Sie dann neue Kohlekraftwerke?)


Nun will ich auf die Diskussion, die wir jetzt über die
Kernenergie hatten, nicht zu ausführlich eingehen, son-
dern zunächst einmal möchte ich deutlich sagen, worin
wir die Bedeutung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
sehen. Wir halten es für ein wichtiges und zentrales Mit-
telstandsfördergesetz. Denn ohne die Vorschriften im
EEG, ohne den Anspruch, einspeisen zu dürfen und eine
Vergütung zu bekommen, würden der Mittelstand und
auch die kommunalen Energieversorger in dem Oligo-

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(C (D olmarkt, der zudem noch von natürlichen Monopolen n Form der Netze geprägt ist, keine Chance haben, in en Markt zu kommen. Deshalb werden wir das EEG als ittelstandsschutzgesetz erhalten und verteidigen. Es ist – auch das ist angesprochen worden – ein zenrales Technologiefördergesetz. Daher – da gebe ich dem ollegen Scheer ausdrücklich recht – handelt es sich icht um Subventionen, auch nicht der Definition nach. (Beifall der Abg. Dirk Becker [SPD] und Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ch sage Ihnen auch: Wir werden das noch schmerzlich
erken. An der Tatsache, dass die Solarbranche in China

m klassischen Sinne subventioniert wird, können wir
ichts ändern. Wir können mit dem EEG an der Stelle
uch nicht gegensteuern. Denn letztendlich ist das etwas,
as marktlich gelöst werden muss. Das EEG wird uns
icht davor bewahren, dass uns die asiatische Konkur-
enz hier massiv ins Kontor schlagen wird und dass un-
ere Unternehmen in der Solarbranche mit einer solchen
nfair geförderten Konkurrenz zu kämpfen haben wer-
en.


(Zuruf von der SPD: Das ist wohl wahr!)


ieses Problem werden auch höhere Fördersätze nicht
ösen, weil die Renditen dann an anderer Stelle abge-
chöpft werden. Auch das muss man in dieser Deutlich-
eit sagen.

Jetzt trage ich Ihnen etwas zum Thema Fotovoltaik
or. Es geht darum:

… die Degression bei der Fotovoltaik so weiter zu
entwickeln, dass einerseits Anreize für noch stär-
kere Kostensenkungen entstehen und andererseits
die Wirtschaftlichkeit beim Betrieb von Solaranla-
gen weiter gewährleistet wird …

in verstärkter Ausbau der PV führe über Skaleneffekte
nd die Einführung neuer Technologien zu Kostensen-
ungen, die an den Markt weitergegeben werden können
nd damit die Kosten je erzeugter Kilowattstunde Solar-
trom absenken können. – Das ist nicht von mir, sondern
Kollege Fell wird es wissen – aus Ihrem Antrag. Ge-
au das tun wir. Wir passen die Dinge einer marktlichen
ntwicklung an.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie passen nicht an!)


ir tun das, Kollege Hempelmann, wohlüberlegt und
bgewogen.

Ich kann die Branche nur auffordern, das, was wir in
iesem Bereich tun, weiterhin positiv zu begleiten, so
ie sie es auch am Anfang der Diskussion getan hat, und

u sagen: Jawohl, wir sind auf einem guten Weg, es gibt
ostensenkungspotenziale, und die angekündigte Netz-
arität, die dazu führen wird, dass der Strom vom Dach
inmal genauso viel kostet wie der Strom aus der Steck-
ose, ist ein erreichbares Etappenziel. – Ich hoffe, dass
ie Branche diesen Prozess weiterhin positiv begleiten






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
und sagen wird: Wir wollen etwas tun, damit dieses
Thema nicht sozusagen dauerhaft am Tropf hängt. Wir
wollen als erstes Etappenziel zumindest dafür sorgen,
dass sich der Eigenverbrauch rechnet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Erstens. Wir müssen zusichern, dass wir maximalen
Vertrauensschutz gewähren. Wir müssen denjenigen, die
im Vertrauen auf das Inkrafttreten des Gesetzes zum
1. Januar 2009 Geld in die Hand genommen und inves-
tiert haben, zusichern, dass sie ihre Arbeit unter den da-
mals geltenden Konditionen beenden können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens. Rot-Grün hat seinerzeit auch das Ackerland
in das EEG aufgenommen. Weil Rot-Grün damals vor
dem Naturschutz Angst hatte, hat man gesagt: Lasst uns
die besten Ackerlandflächen verwenden. So können wir
eine Debatte mit dem Naturschutz vermeiden. – Wenn
wir diese Entscheidung – auch wohlüberlegt und mit
Blick auf die Akzeptanz – heute korrigieren, dann kön-
nen wir auch geeignete Alternativen präsentieren. Wir
meinen, dass man auf sinnvolle Art und Weise Foto-
voltaikanlagen bauen kann, die die nötige Akzeptanz
finden; auch das halte ich für sehr wichtig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Drittens. Das Ziel, den Eigenverbrauch auszubauen,
ist entscheidend; einen entsprechenden Vorschlag haben
wir von der CSU schon im Januar dieses Jahres gemacht.
Ich glaube, dass das ein Weg ist, um Verwerfungen in
der Branche auszugleichen.

Ich möchte klarstellen: Die Union ist beim Ausbau
der erneuerbaren Energien kein Hemmnis. Außerdem
möchte ich betonen: Die Kernenergie ist es auch nicht.
Sie ist es deshalb nicht, weil es einen Einspeisevorrang
gibt, an dem wir nicht rütteln werden und der klipp und
klar geregelt ist. Die Kernenergie ist kein Hemmnis, weil
wir die Kostenersparnis, die die Laufzeitverlängerungen
zur Folge haben werden – das ist unstrittig –, verwenden
werden, um den Ausbau der erneuerbaren Energien ge-
genzufinanzieren. Insbesondere ist die Kernenergie auch
deshalb kein Hemmnis, weil wir bereit sind, die Zusatz-
gewinne abzuschöpfen und sie dafür zu verwenden, bei
der Entwicklung der erneuerbaren Energien, ganz beson-
ders mit Blick auf die Forschung, einen Schub auszulö-
sen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sägen Sie deswegen die Fotovoltaik ab, ja?)


Ich bitte Sie, noch einmal ernsthaft zu überlegen, ob
der Energiemix, den wir vorschlagen, nicht doch sinn-
voll ist. Wir haben formuliert: Die Kernenergie ist eine
Brücke in einen neuen Energiemix. Ich möchte hinzufü-
gen: eine Brücke in einen Energiemix, den wir heute
vermutlich noch gar nicht kennen. Ich bin nach wie vor
guter Dinge, dass es zusätzlich zu dem, was wir heute im
Energiebereich tun, in Zukunft noch die eine oder andere
Erfindung und Entwicklung geben wird, die uns deutlich
voranbringen. Nur so können wir das Energieproblem

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(C (D ieser Republik und darüber hinaus auch das internatioal wachsende Energieproblem lösen. Vielen herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Dirk Becker von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will eines voregschicken: Als die SPD die Überlegung angestellt at, zum zehnjährigen EEG-Jubiläum eine Veranstaltung urchzuführen, waren wir noch in der Großen Koalition; s gab also einen entsprechenden Vorlauf. Wir hätten daals nicht erahnen können, dass hier und heute über die erlängerung der Laufzeiten und das Abschmelzen der ergütungssätze für Fotovoltaik diskutiert wird. Wir ind der festen Überzeugung: Beides – das gilt besonders ür die Kombination von beidem – wird dem Ausbau ereuerbarer Energien schaden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702505500

(Beifall bei der SPD)

Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1702505600

ass ich diese Feststellung gerade am heutigen Tag tref-
en muss, ist sehr bedauerlich.

Ich muss sagen: Ich habe in unserer gemeinsamen Re-
ierungszeit, die Herr Nüßlein und Frau Dr. Flachsbarth
ngesprochen haben, durchaus den Eindruck gehabt,
ass die Union die Kurve gekriegt hat.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Richtig! Haben wir auch!)


a Sie sich darüber wundern, welche Diskussionen
eute aufgegriffen werden, will ich Ihnen sagen, was
ich verwundert: Sie können doch nicht einen Jubeltag

um Ausbau der erneuerbaren Energien damit beginnen,
ndem Sie hier Herrn Fuchs eine derartige Rede halten
assen. Dann brauchen Sie sich nicht zu wundern, dass
hnen der Wind derartig ins Gesicht bläst.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Das entscheide ich immer noch selber, was ich hier sage!)


Das sollen Sie auch. Ich bin Ihnen für Ihre Rede dank-
ar; denn endlich wird deutlich, wie die Stimmungslage
n der Union ist. Es gibt zwar einige Feigenblätter, Herr
üßlein und Frau Flachsbarth, aber Sie haben gesagt,
ohin die Reise im Endeffekt gehen soll.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eine weitere Feststellung. Ich komme zurück zum ei-
entlichen Ereignis: zehn Jahre EEG. Ich spare mir die
anzen Zahlen. Jeder kann anhand der Zahlen den Erfolg
es EEG erkennen. Ich möchte vorweg meinen Dank
ußern. Wenn man ein Jubiläum von zehn Jahren zu fei-






(A) )



(B) )


Dirk Becker
ern hat, dann kann man auch Danke sagen. Danke zu-
nächst denen, die hier im Parlament dieses Parlaments-
gesetz gemacht haben: Hermann Scheer und Dietmar
Schütz aufseiten der SPD, Hans-Josef Fell und die Kol-
legin Hustedt, die diesem Haus jetzt nicht mehr ange-
hört, aufseiten der Grünen, aber auch durchaus wackere
Leute aus den Reihen der CSU, die es schon damals gab,
nämlich Josef Göppel, der den Mut hatte, zu sagen: Ja,
ich stimme diesem Gesetz zu. Ein Mann mit Weitblick!
Ich hoffe, dass er heute nicht wieder genauso in der Min-
derheit ist wie damals.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Dank gilt aber vor allen Dingen auch den Men-
schen, die den gesetzlichen Rahmen – mehr konnte der
Bundestag nicht setzen – angenommen haben, die inves-
tiert und geforscht haben, die als Unternehmer Geld in
die Hand genommen und gesagt haben: „Ja, das ist ein
Markt der Zukunft“, die Arbeitsplätze geschaffen haben,
aber auch denen, die gesagt haben: Ich möchte erneuer-
bare Energie bei mir zu Hause erzeugen, auf meinem
Hof oder wo auch immer. Sie alle haben diese Erfolgsge-
schichte mitgeschrieben. Ich möchte natürlich auch de-
nen danken – das muss man auch sagen –, die durch ihre
EEG-Umlage über den Strompreis die Finanzierung der
Vergütungssätze möglich machen: die Bürgerinnen und
Bürger, die Verbraucher.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jens Koeppen [CDU/CSU]: Das Handwerk!)


– Ich danke natürlich auch dem Handwerk.


(Jens Koeppen [CDU/CSU]: Die haben Sie vergessen!)


– Aber nicht absichtlich, lieber Jens Koeppen.

Es wird immer über den Strompreis diskutiert. Forsa
hat im Dezember 2009 eine Umfrage gemacht: 95 Pro-
zent der Deutschen unterstützen den verstärkten Ausbau
der erneuerbaren Energien. Dann kam die spannende
Frage: Soll die Förderung gekürzt werden oder nicht,
ist es uns das wert? Sie werden es nicht glauben: Selbst
aufseiten der FDP haben 71 Prozent der Befragten ge-
sagt: Nein, wir sind uns dieser besonderen Verantwor-
tung bewusst. Es ist unsere Auffassung, die Förderung
soll nicht gekürzt werden. Bei der Union war die Zu-
stimmung mit 73 Prozent sogar noch etwas höher.

An dieser Stelle sollten Sie ein bisschen stärker auf Ihre
Wählerinnen und Wähler hören. Es würde der Branche
wirklich helfen. Sie sagen immer – ich wollte gar nicht so
viel über Solarenergie sprechen, das werden wir sicherlich
in der nächsten oder übernächsten Sitzungswoche ohne-
hin noch tun –, Sie wollen für den Verbraucher den Strom-
preis senken. Das BMU hat eine Berechnung vorgelegt,
wie sich denn die vorgesehenen Kürzungsschritte auf ei-
nen Privathaushalt auswirken. Dabei kommt es im Jahr
2030 – das ist das Langfristszenario, das Sie ansetzen –
bei einem durchschnittlichen Haushalt zu einer sensatio-
nellen Strompreisreduzierung um 29 Cent im Monat.

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(C (D erzlichen Glückwunsch, dass Sie dafür bereit sind, die xistenz einer ganzen Branche aufs Spiel zu setzen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben im Gegenzug – Rolf Hempelmann hat es
esagt, und auch ich erkläre es noch einmal – nie gesagt:
ir sind gegen eine Absenkung. Wir haben gesagt: Es

ibt ein Potenzial in diesem Markt. Wir wollen, dass die-
es Potenzial für alle plausibel und nachvollziehbar er-
ittelt wird. Von daher sage ich noch einmal deutlich:
ir werden darauf beharren, dass die entsprechenden

achverständigen zusammenkommen und uns vorrech-
en, welche Absenkung vertretbar ist, ohne dass die
ranche größeren Schaden nimmt, als sie ohnehin neh-
en wird. Dass es eine Marktbereinigung geben wird,

arüber sind wir uns völlig einig. Aber helfen Sie doch
itte schön mit, 50 000 Menschen, die in diesem Land
m Bereich der Fotovoltaik oder einem ähnlichen Hand-
erk arbeiten, eine Chance zu geben, sich den neuen Ge-
ebenheiten anzupassen.

Das sage nicht nur ich, sondern das sagt auch das
MWi. Wir stehen sicherlich nicht im Verdacht, dass wir
as BMWi in irgendeiner Art und Weise beeinflusst ha-
en.

Sie wollen doch auch, dass die heimische PV-Indus-
rie ihren technologischen Vorsprung sichert und damit
ettbewerbsfähig bleibt. Dafür muss man ihr aber einen
ewissen Zeitraum gewähren. Man kann die Förderung
icht binnen eines Jahres um 35 Prozent kürzen. Ich bitte
ie: Helfen Sie, den Beginn zu verschieben und die vor-
esehenen Zeiträume zu verlängern! Das würde die Fol-
en abmildern. Lassen Sie uns gemeinsam und nachvoll-
iehbar einen Satz festlegen, den die Branche verkraften
ann. Wir sollten ein gemeinsames Interesse daran ha-
en, den Arbeitsplatzaspekt zu bedenken.

Unser Antrag anlässlich zehn Jahre EEG hat heute
eider keine Rolle gespielt. Deswegen will ich zum
chluss sagen: Wir haben den Anlass zehn Jahre EEG
enutzt, festzustellen: Viel Gutes ist erreicht, und wir
ind auf einem guten Weg. Entscheidend ist aber, dass
ir die Erfolge, die das EEG im Strombereich gebracht
at, zum Ansporn nehmen, jetzt auch in den anderen
ektoren, in denen wir von den Zielen weit entfernt sind,
hnlich engagiert und erfolgreich zu arbeiten.

Ich will an dieser Stelle die Bedeutung des Wärme-
ereiches herausstellen: Über 50 Prozent des Energie-
erbrauchs entfallen auf den Wärmebereich. Die ange-
eilten Ziele im Wärmebereich, liebe Kolleginnen und
ollegen aller Fraktionen, werden wir mit den vorhan-
enen Instrumenten nicht erreichen; wir werden diese
otenziale nicht heben. Ich bitte, den Schwerpunkt der
iskussion – abseits der Diskussion über Kernenergie
ersus PV – auf Wärme und Energieeffizienz zu legen.
ir brauchen für den Wärmebereich schnellstmöglich

ine ambitionierte Gesetzgebung; ansonsten werden wir
nsere Ziele bei weitem nicht erreichen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702505700

Das Wort hat jetzt der Kollege Horst Meierhofer von

der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1702505800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn man sieht, wie die älteren Kolleginnen und Kolle-
gen aus der guten alten Zeit erzählen, bekommt man das
Gefühl, man sieht eine History-Sendung von Guido
Knopp.


(Heiterkeit)


Natürlich kann man an Sternstunden erinnern, und
wir sind uns einig, dass das EEG gute Effekte hatte. Die
FDP hat sich dem auf meine Anregung hin angeschlos-
sen. Das EEG hatte aber auch negative Effekte. Auch auf
diese sollten wir eingehen. Wir dürfen, wenn wir überle-
gen, wie wir uns die Zukunft vorstellen, nicht verklären,
was in der Vergangenheit passiert ist; das halte ich für
das Entscheidende.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Zukunft!)


Es hat mir gut gefallen, Herrn Scheer heute einmal zu
hören. Er ist ja, wie man regelmäßig hört, einer der Väter
des EEG. Ich habe ihn in der täglichen Arbeit des Um-
weltausschusses in den letzten vier Jahren lediglich ein-
mal – bei einer Sitzung zu IRENA – zu dieser Thematik
reden hören. Ich fände es wichtig, dass sich diejenigen,
die hier anklagen oder versuchen, Zwietracht zwischen
den Parteien zu säen, auch an der Arbeit beteiligen.
Dann kann man über das, was man will, reden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Der Koalition geht es darum, das EEG weiterzuent-
wickeln. Der Vorwurf, wir machten die Branche kaputt,
ist absurd. Das Gegenteil ist der Fall: Nur dadurch, dass
wir helfen, effizienter zu werden, können wir diese
Technologien nach vorne bringen, können wir dafür sor-
gen, dass die Innovationen vorangetrieben werden. Inno-
vationen entstehen nicht, wenn die Firmen weiter ohne
Anstrengungen mit zweistelligen Renditen rechnen kön-
nen. Das kann im Übrigen nicht der Sinn der Förderung
erneuerbarer Energien sein.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Ich sage Ihnen auch, warum. Es ist nicht so, dass ich
denen, die in diesen Bereich investieren, die Rendite
nicht gönnen würde. Es ist vielmehr so, dass man fest-
stellen muss, dass es Menschen gibt, die den erneuerba-
ren Energien kritischer gegenüberstehen als noch vor
zwei oder drei Jahren. Das kann nicht unser Ziel sein.
Unser Ziel muss sein, dass die Nutzung der erneuerbaren
Energien maximal ausgebaut wird. Dies wird dann er-
reicht, wenn die Verbraucherinnen und Verbraucher das
Gefühl haben, dass mit ihrem Geld vernünftig umgegan-

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(C (D en wird. Dieser Gedanke ist in den letzten Jahren in den intergrund getreten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Umfragen sagen das Gegenteil!)


In dem Antrag der Grünen habe ich ein paar Punkte
efunden, die mir nicht logisch erscheinen. Einen
öchte ich gleich ansprechen: Frau Höhn hat gesagt,

ass große Grundlastkraftwerke und dezentrale Lö-
ungen für die Gewinnung erneuerbarer Energien
icht zusammenpassten.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


ie Netze verstopften. Wir verhinderten den Ausbau der
utzung der erneuerbaren Energien, wenn deren Ein-

peisung nicht flexibel genug geregelt werden könne.

Herr Kauch hat darauf hingewiesen, dass sich das Er-
euerbare-Energien-Gesetz auf den Einspeisevorgang
ezieht. So ist es. Alles andere müssen die Energiever-
orger entscheiden. Es ist doch nicht unsere Aufgabe,
afür zu sorgen, dass mit jedem Energieträger an jeder
telle zu jedem Zeitpunkt effizient Energie erzeugt wer-
en kann. Zu entscheiden, wo wann wie Energie erzeugt
ird, ist Aufgabe der Energieversorger. Es gibt genü-
end Ideen – übrigens auch für Kohle und Kernkraft –,
ie man sich schneller und flexibler der Last anpassen
ann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Die haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie das nicht können!)


enn Sie gegen Großkraftwerke sind, dann müssen Sie
egen Offshore-Windparks sein, und dann müssen Sie
egen große zentrale Anlagen wie Desertec sein. Bei
olchen Anlagen sind Sie mindestens so unflexibel, wie
ie es uns zu sein vorwerfen. Aber das eine sind eben
ind und Fotovoltaik, während das andere Kohle und
ernkraft sind. Pauschal das eine für gut, das andere

ber für schlecht zu halten, ist inhaltlich bestimmt nicht
undiert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie sprechen von Rechtssicherheit und weisen darauf
in, dass wir den Menschen hier Vertrauensschutz geben
üssen. Ja, das müssen wir. Vertrauensschutz bedeutet

ber doch nicht, dass man überfördert. Wir dürfen nicht
berfördern, weil wir damit auch die Akzeptanz in der
evölkerung – das ist mein zentraler Punkt – aufs Spiel

etzen.

Wir müssen bei der Windkraft in Zukunft das Re-
owering verstärken.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das einmal der FDP in NordrheinWestfalen!)







(A) )



(B) )


Horst Meierhofer
Wir müssen Kleinigkeiten verbessern und beispielsweise
darauf hinwirken, im Rahmen der Befeuerungspflicht
Transponder einzusetzen. Diese kleinen Verbesserungen
können zu mehr Akzeptanz in der Bevölkerung führen.

Wir müssen dazu kommen, dass wir zum Beispiel den
Anteil der Fotovoltaik am Gewerbesteueraufkommen
genauso vor Ort verteilen können, wie es auch bei der
Windkraft der Fall ist. Diejenigen, die den Nachteil er-
leiden, sollen auch die Vorteile haben.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir schon immer verlangt!)


Dies muss bei der nächsten großen Novelle gesche-
hen. Das muss das EEG in Zukunft leisten. Es geht nicht
darum, darzustellen, was man in den letzten Jahren Tol-
les geleistet hat, sondern darum, in der Zukunft Erfolge
zu erreichen.

Auch bei der Geothermie müssen wir aktiv werden.
Ist es nicht so, dass es beispielsweise in Wiesbaden Pro-
bleme gibt, weil die Menschen Angst haben, infolge der
Nutzung von Geothermie könnten Mauern einstürzen?
Dort müssen wir aufklären. Wir müssen einen Geother-
mie-Atlas erarbeiten, entsprechende geologische Unter-
suchungen durchführen und beispielsweise die Konkur-
renzen mit CCS auflösen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wollen Sie unter Wiesbaden CCS realisieren?)


Diese Aufgabe ist von uns zu lösen. Das müssen wir in
der Zukunft leisten. Man darf nicht versuchen, die ande-
ren zu diskreditieren und zu erklären, wie toll man in der
Vergangenheit war. Damit kommen Sie bestimmt nicht
weiter. Dadurch wird nur die Akzeptanz verkleinert.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702505900

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

hat nun die Kollegin Marie-Luise Dött von der CDU/
CSU-Fraktion das Wort.


Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1702506000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich freue

mich, heute als letzte Rednerin den Sack zumachen zu
können; denn wir sind hier, um das EEG zu würdigen.
Deutlicher, als wir es im Koalitionsvertrag getan haben,
kann man das EEG gar nicht würdigen. Es bleibt für uns
das Schlüsselinstrument für den erfolgreichen weiteren
Ausbau der erneuerbaren Energien.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie das mit Herrn Fuchs schon so abgesprochen?)


Damit ist und bleibt es auch das Schlüsselinstrument für
die Erreichung unserer zentralen Klimaziele und zum
Umstieg von der CO2-basierten Energieversorgung in
das Zeitalter der erneuerbaren Energien.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Die Erfolge des EEG können sich sehen lassen. Der nteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeuung beträgt heute bereits 16 Prozent. Mit den erneueraren Energien haben wir allein im Jahr 2007 – dafür lieen gesicherte Zahlen vor – rund 100 Millionen Tonnen reibhausgase in CO2-Äquivalenten eingespart. Anlagen nd Technologien zur Erzeugung von Strom aus erneurbaren Energien sind ein deutscher Exportschlager. Im ereich der erneuerbaren Energien sind auch Tausende rbeitsplätze entstanden. Insoweit sind zehn Jahre Erneuerbare-Energien-Geetz in der Tat ein Anlass, diese Erfolge noch einmal eutlich zu machen. Es sollte aber nicht unerwähnt bleien, dass das EEG zwar seit zehn Jahren unter diesem amen existiert, dass allerdings die Union und die FDP it dem Stromeinspeisegesetz den gleichen Ansatz zur örderung der erneuerbaren Energien bereits im Jahr 990 eingeführt haben. Meine Damen und Herren, nichts ist so gut, als dass an es nicht noch verbessern könnte. Das trifft auch auf as EEG zu. Ein Erfolgskriterium für politische Steueungsinstrumente ist sicher die Effektivität. Ein noch ichtigeres ist allerdings die Effizienz. Bei der Effi ienz, also dem Erreichen der Ziele mit möglichst gerinem finanziellen Aufwand, gibt es Defizite, die wir beeitigen müssen. Das Hauptproblem im EEG lässt sich sehr einfach arstellen. Die Verbraucher zahlen für die Entwicklung er Fotovoltaik derzeit unnötig viel Geld. Genau desalb haben wir bereits im Koalitionsvertrag vereinbart, n diesem Bereich der erneuerbaren Energien kurzfristig npassungen der Förderung vorzunehmen. Bei dieser npassung gibt es zwei zentrale Vorgaben: erstens die ntlastung der Bürger von unnötig hoher Einspeiseverütung und zweitens die Sicherung der Entwicklungsbeingungen für die Branche. Beiden Vorgaben gleichzeiig zu entsprechen, ist nicht einfach. Wir sind hier aber uf einem guten Weg. Meine Damen und Herren, allen, die sich in der Disussion gern schnell auf die Seite der Anlagenhersteller chlagen und meinen, mit möglichst großzügiger Vergüung würde viel erreicht, will ich ganz deutlich sagen: ie hohe Förderung der Fotovoltaik in Deutschland hat azu geführt, dass im Jahre 2009 die Hälfte der hier intallierten Module importiert war. Der Umfang der Prouktion von Modulen im Inland ist im gleichen Jahr aum noch gewachsen. Die hohe Einspeisevergütung hat lso dazu geführt, dass die Innovationsdynamik der Herteller in Deutschland deutlich nachgelassen hat. Ausändische Anbieter, zum Beispiel aus China, können achsende Marktanteile für ihre billigeren Solarpaneele erbuchen. Wir wollen dem Bereich erneuerbare Energien Enticklungschancen geben. Wir sind dazu bereit, die arktdurchdringung zu unterstützen. Ungerechtfertigt ohe Dauersubventionen – Herr Scheer, ob sie nun Subentionen heißen oder nicht, ist egal; Kosten für die Bürer sind das allemal – helfen aber niemandem. Marie-Luise Dött Wer dem Bereich Fotovoltaik wirklich helfen will, wer die notwendigen Innovationen anstoßen will, wer die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Paneelhersteller sichern will, wer Arbeitsplätze in diesem Bereich erhalten und schaffen will und wer das EEG auch weiterhin als Steuerungsinstrument für die Entwicklung der erneuerbaren Energien behalten will, der muss die Einspeisevergütung so ausgestalten, dass eine wirtschaftliche Motivation für Effizienzsteigerungen bewirkt wird, und der muss mit notwendigen Änderungen gleichzeitig dafür sorgen, dass die Akzeptanz des EEG insgesamt und auch die Akzeptanz der erneuerbaren Energien insgesamt bei den Verbrauchern erhalten bleiben. Nur derjenige, der sich verändert und auf Entwicklungen reagiert, wird erfolgreich bleiben. Das gilt auch hinsichtlich des EEG. Nicht nur ein effizientes EEG ist eine Voraussetzung für den Ausbau erneuerbarer Energien. Um die Erneuerbaren wie geplant zu einer entscheidenden Säule der Energieversorgung zu entwickeln, muss eine Integration in das Stromversorgungssystem erfolgen. Versorgungssicherheit und Preiswürdigkeit der Energiebereitstellung für Bürger und Unternehmen bleiben dafür Grundsätze. Genau aufgrund dieser beiden Grundsätze ist es erforderlich, dass wir den heutigen Energiemix so entwickeln, dass bestehende Vorteile von Energieträgern wie Kohle, Kernenergie und Gas für die Integration der Erneuerbaren genutzt werden. Diese Vorteile sind: vergleichsweise günstige Preise, Grundlastfähigkeit und die Möglichkeit zur Bereitstellung von Regelenergie. Insoweit unterstützen wir die Entwicklung der erneuerbaren Energien mit unserem aktuellen Energiemix. Diese Unterstützung der erneuerbaren Energien ist auch bis auf Weiteres noch erforderlich, zumindest so lange, bis es für die erneuerbaren Energien ein angemessenes Preisniveau gibt und bis durch Speichertechnologien, die eine Speicherung in ausreichendem Umfang sicherstellen, ein dauerhaft verlässliches Stromangebot aus Erneuerbaren ermöglicht wird. Das richte ich ganz besonders an die Adresse von Herrn Fell. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schauen Sie sich einmal die Zahlen an!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Insoweit ist das Ausspielen von Kohlestrom und
Kernenergie gegen die Erneuerbaren nicht nur sachlich
falsch, sondern auch ein durchsichtiges ideologisch mo-
tiviertes Manöver, um bis auf Weiteres wichtige Energie-
träger in Deutschland zu diskreditieren. Durch den Ver-
such, Kernenergie und Kohle gegen die erneuerbaren
Energien auszuspielen, wird der Entwicklung der erneu-
erbaren Energien nicht geholfen, sondern geschadet.
Man gibt den erneuerbaren Energien damit eine Rolle in
der Energieversorgung, die bis heute noch nicht ausge-
füllt werden kann. Man kann „leider“ dahinter sagen,
aber es funktioniert halt noch nicht.

In unserer Verantwortung liegen Klimaschutzver-
träglichkeit, Versorgungssicherheit, Preiswürdig-

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(C (D eit. Das sind unsere Maßstäbe für die Energieversorung. Anhand dieser Maßstäbe wird zu entscheiden sein, elcher Energieträger welche Rolle im Energiemix eutschlands haben muss. Ich sage Ihnen schon heute: s wird nur gemeinsam mit der Kohle und nur mit der ernenergie funktionieren. Meine Damen und Herren von der SPD und den Grüen, Ihre Anträge sind weniger ein Beitrag für die Enticklung der erneuerbaren Energien, Ihr wahres Ziel ist ielmehr der Angriff auf andere Energieträger. Genau eshalb lehnen wir die Anträge ab. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt gute Gründe, die Atomenergie abzulehnen!)


Wer einmal mehr Ideologie vor Sachverstand setzt,
er vernichtet wirtschaftliches Vermögen, gefährdet den
irtschaftsstandort und damit Arbeitsplätze,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach Gott! Kommen Sie endlich einmal weg von dem alten Denken!)


acht Deutschland zu einem politisch erpressbaren
nergieimporteur und gefährdet den sozialen Frieden,
eil die daraus resultierenden Kostensteigerungen letzt-
ch durch die Bürger getragen werden müssen. Der Um-
au der Energieversorgung, die Veränderung des Energie-
ix, muss ein evolutionärer Prozess sein. Genau diese

volutionäre Entwicklung wird durch das in Arbeit be-
indliche Energiekonzept der Bundesregierung erreicht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702506100

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 17/778 und 17/799 an die in der Tages-
rdnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind
ie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die
berweisung so beschlossen.

Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt 20 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(12. Ausschuss)

auftragten

Jahresbericht 2008 (50. Bericht)


– Drucksachen 16/12200, 17/591 Nr. 1.6, 17/713 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Anita Schäfer (Saalstadt)

Karin Evers-Meyer
Christoph Schnurr
Paul Schäfer (Köln)

Omid Nouripour

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
edezeit des Wehrbeauftragten nicht einbezogen ist.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Gibt es Widerspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages Reinhold
Robbe.

Reinhold Robbe, Wehrbeauftragter des Deutschen
Bundestages:

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Bevor ich gleich zu dem eigent-
lichen Tagesordnungspunkt kommen werde, nämlich
zum Jahresbericht für das Jahr 2008, gestatten Sie mir
bitte einige wenige Bemerkungen zu einem aktuellen
Thema, das insbesondere in dieser Woche den Verteidi-
gungsausschuss, aber auch die gesamte Öffentlichkeit
unseres Landes beschäftigt hat. Ich meine damit die
Schilderungen eines ehemaligen Rekruten aus der Bun-
deswehr – genauer gesagt, aus dem Bundeswehrstandort
Mittenwald – über, wie ich es bewerte, geschmacklose
Rituale, die nicht nur gegen das Prinzip der Inneren Füh-
rung verstoßen, sondern auch straf- und dienstrechtliche
Auswirkungen haben können.

Nach dieser Eingabe des ehemaligen Obergefreiten,
der heute gar nicht mehr in der Bundeswehr ist, der aus-
geschieden ist, haben sich weitere ehemalige und aktive
Soldaten an mich gewandt. Bis zum heutigen Tage, bis
dato, liegen mir insgesamt 93 Zuschriften zu diesem
Themenbereich vor. Dabei handelt es sich vorrangig um
Meinungsäußerungen und Schilderungen eigener Erleb-
nisse in früheren Jahren und – zum Teil sehr weit zu-
rückgehend – auch aus früheren Jahrzehnten.

Als Zwischenergebnis, meine sehr verehrten Damen
und Herren, kann ich heute an dieser Stelle Folgendes
feststellen: Die zuständigen Disziplinarvorgesetzten ha-
ben, insbesondere auf der Bataillons- und auf der Briga-
deebene, unmittelbar gehandelt, nachdem ich beim
Gebirgsjägerbataillon 233 in Mittenwald um Prüfung der
Vorgänge gebeten hatte. Für ein Resümee oder für
grundsätzliche Aussagen ist es allerdings heute noch zu
früh, weil diese Überprüfungen noch nicht abgeschlos-
sen sind. Sie gestalten sich zum Teil auch sehr schwierig,
insbesondere wenn die Vorfälle Jahre oder sogar Jahr-
zehnte zurückliegen. Es wird auch nur teilweise gelin-
gen, die in den Zuschriften beschriebenen Vorkomm-
nisse ähnlicher und anderer Art ganz aufzuklären. Je
länger sie zurückliegen, desto schwieriger wird es sein,
Sachverhalte und beteiligte Personen zu ermitteln.

Mit Sorge nehme ich allerdings zur Kenntnis, dass
sich die beschriebenen Rituale offensichtlich im Laufe
von etlichen Jahren abseits von öffentlicher Wahrneh-
mung entwickelt haben und erst heute eher zufällig,
durch die Zuschrift eines einzelnen Soldaten, bekannt
wurden. Äußerst bedenklich erscheint mir die Tatsache,
dass Vorgesetzte von den Ritualen wussten und die ge-
fährlichen Geschmacklosigkeiten entweder duldeten
oder einfach darüber hinwegsahen. Beides wäre aus mei-
ner Sicht zumindest inakzeptabel.

Trotz der beschriebenen Vorkommnisse wäre es jetzt
aber vollkommen falsch – ich betone dies ausdrücklich –,

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(C (D ie gesamte Bundeswehr einem Generalverdacht auszuetzen. Dafür besteht überhaupt kein Grund. Unsere Solatinnen und Soldaten in allen Teilstreitkräften bewähen sich im Truppenalltag und im Einsatzland. Ich sage as besonders vor dem Hintergrund der heutigen Debatte ber den ISAF-Einsatz in Afghanistan. Unsere Soldaten üssen sich auch im internationalen Vergleich nicht ver tecken. Gerade deshalb ist es wichtig, die Vorkommisse so schnell und gründlich wie möglich aufzuklären nd danach die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Eines gebe ich allerdings zu bedenken: Die in einer ogenannten Zentralen Dienstvorschrift ausführlich bechriebenen Grundsätze der Inneren Führung dürfen icht nur auf dem Papier stehen. Die Soldaten müssen uch danach leben und vor allen Dingen handeln. Es bearf dringender als je zuvor der Prüfung, ob neben allen achund funktionsbezogenen Ausbildungsgebieten och genügend Raum für jene für das Vertrauen und den nneren Zustand so wichtigen Fragen bleibt, die ich unter olgenden Stichworten zusammenfassen möchte: Soziaisierung, fürsorgliche Dienstaufsicht, Kommunikation ntereinander und Fragen der Menschenführung. Auch n diesem Jahr deuten die Eingaben, die Erkenntnisse anässlich der Bearbeitung und die Äußerungen in vielen egegnungen mit unseren Soldatinnen und Soldaten auf rheblichen Handlungsbedarf in diesem Bereich hin. Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie ich vor dem Hintergrund der beschränkten Zeit noch inige ganz wenige Aspekte meines Jahresberichtes 008 im Lichte der Stellungnahme des Verteidigungsmiisteriums näher beleuchten. Stichwort Auslandseinsätze: Das Ministerium widerpricht nach meiner Einschätzung in keinem wesentlihen Punkte den von mir beschriebenen Defiziten. Es ehlen jedoch beim Zulauf geschützter Fahrzeuge – ein ehr wichtiger Punkt –, bei der Vorausbildung, insbesonere der Fahrerausbildung sowie der Sprachausbildung, onkrete Zusagen in Bezug auf eine zügige Abhilfe. Da uss nachgebessert werden, damit gerade mit Blick auf as, was im Moment an Strukturveränderungen bezügich des Einsatzes in Afghanistan stattfindet, alles getan ird, was auch für den Schutz der Soldatinnen und Solaten absolut notwendig ist. Dies gilt insbesondere für eine Kritik bezüglich der Telekommunikationseinrich ungen, die ich Jahr für Jahr in meine Berichte aufnehen musste. Die in Aussicht genommene Ausschrei ung mit dem Ziel einer Verbesserung für Soldatinnen nd Soldaten kommt einfach nicht voran. Auch hier äre ich sehr dankbar, wenn pragmatisch entschieden ürde, wohin man will und wer das in Zukunft verantortlich machen soll. Stichwort Führung und Ausbildung: Nach meiner uffassung ist meine Kritik an Unzulänglichkeiten der usstattung ebenso wie die Kritik am hohen Administra ionsaufwand in der Stellungnahme des Ministeriums icht widerlegt. Damit die Vorgesetzten sich wirklich der ührungsaufgabe widmen können, bedarf es einer Ana yse der bürokratischen Aufgaben nach Nutzen und Aufand. Das muss ganz klar durchdekliniert werden. Wehrbeauftragter Reinhold Robbe Stichwort Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Bundeswehr: Ich bin dankbar, dass das Ministerium ausdrücklich meine Einschätzung der Bedeutung des demografischen Wandels und der damit verbundenen weiteren Verschärfung des Wettbewerbs um qualifiziertes Personal teilt. Hierzu sind Konzepte entwickelt worden, die jetzt allerdings mit Leben erfüllt werden müssen. Stichwort Vereinbarkeit von Familie und Dienst: Es genügt nicht, die Bedeutung der Thematik in Absichtserklärungen verbal hervorzuheben. Das Thema ist zu wichtig, als dass es nur in Konzepten und Papieren gepriesen werden kann. In Sachen Kinderbetreuung ist ebenso mehr zu veranlassen wie bei Teilzeit und bei Telearbeitsplätzen. Stichwort Wehrpflicht: Ich denke, dass meine Ausführungen unter dem Stichwort „Sinnvolle Dienstgestaltung“ und die aktive Inangriffnahme des Problems Gammeldienst entgegen der Stellungnahme durchaus einen hohen Stellenwert haben und bei der bevorstehenden Debatte über die Verkürzung des Wehrdienstes eine noch größere Bedeutung erfahren sollten. Stichwort Sanitätsdienst: Der Sanitätsdienst kann mit Fug und Recht als das, wie ich finde, größte Sorgenkind angesehen werden, sowohl was die truppenärztliche Versorgung als auch was die Bundeswehrkrankenhäuser betrifft. Erste Maßnahmen sind ergriffen, um dem Ärztemangel zu begegnen, was aber zugleich auch zu großem Unmut bei den Sanitätsoffizieren insgesamt geführt hat. Hinsichtlich der Bundeswehrkrankenhäuser bestätigt das Ministerium die Engpässe, die zu Einschränkungen in der Leistungserbringung führen. Das Ministerium bestätigt auch, dass die zunehmend problematische Besetzungslage die regionalen Sanitätseinrichtungen vor sehr harte Belastungsproben stellt. Sehr kritisch sehe ich nach wie vor die Behandlung der PTBS-Erkrankten, also posttraumatischen Belastungsstörungen ausgesetzten Soldaten, und hier im Besonderen die Umsetzung der Forderung des Bundestages nach Schaffung eines Traumazentrums, das seinen Namen wirklich verdient. Zu nennen sind hier zudem die personellen Vakanzen bei den Fachärzten für Psychiatrie, die nach meiner Einschätzung nicht durch die Zusammenarbeit mit zivilen Behandlungseinrichtungen ausreichend kompensiert werden können. Lassen Sie mich ganz aktuell dazu sagen, ohne dass ich öffentlich Geheimnisse preisgebe, dass sich der Verteidigungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung sehr ausführlich mit der optimalen Versorgung der PTBS-erkrankten Soldaten beschäftigt hat. Nach meiner unmaßgeblichen Einschätzung sind wir hier auf einem guten Weg. Ich darf mich ganz herzlich für die diesbezügliche Unterstützung bedanken. Letztes Stichwort Infrastruktur: Es sind zweifellos Fortschritte bei der Sanierung gemacht worden, aber – das bestätigt auch das Ministerium – die Verfahrensabläufe, namentlich die personellen Knappheiten bei den Landesbaubehörden, verhindern das wirklich Notwen d d P n d w n i v w g d u g d d d k u U b z i C g k l w l P l o f w d d n (C (D ige. Hier muss vernünftig zusammengewirkt werden, amit wir insgesamt weiterkommen. Ich könnte noch viel mehr sagen, auch zum Thema endlerunterkünfte, und viele andere Stichpunkte nenen. Ich bitte um Nachsicht, dass das aus Zeitgründen an ieser Stelle nicht möglich ist. Lassen Sie mich aber abschließend eines sagen: Ich ill an dieser Stelle allen Soldatinnen und Soldaten – eiige sind heute als Zuhörer anwesend – ganz herzlich für hren schweren und, wie ich finde, auch sehr anspruchsollen und gefahrvollen Dienst danken. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Meine guten Wünsche begleiten alle im Einsatz ver-
undeten Soldaten. Mein ganz besonderes Mitgefühl
ehört den Familien und Kameraden der gefallenen Sol-
aten sowie der verunglückten oder auf andere Weise
ms Leben gekommenen Soldaten und Bundeswehran-
ehörigen.

Dank sage ich zu guter Letzt auch allen Mitgliedern
es Verteidigungsausschusses und dem Bundesminister
er Verteidigung, der militärischen und politischen Bun-
eswehrführung für das vertrauensvolle Zusammenwir-
en. Nicht zuletzt will ich auch meinen Mitarbeiterinnen
nd Mitarbeitern ganz herzlich für die ausgezeichnete
nterstützung danken.

Ich darf mich ganz besonders beim Präsidenten dafür
edanken, dass er mir gestattet hat, eine Minute länger
u reden, als ich eigentlich durfte.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702506200

Das war gar nicht meine Absicht, aber ich denke, es

st trotzdem in Ordnung.

Das Wort hat nun Kollegin Anita Schäfer für die
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Anita Schäfer (CDU):
Rede ID: ID1702506300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegen! Sehr

eehrter Herr Wehrbeauftragter! Meldungen über Vor-
ommnisse wie in Mittenwald verdecken in der öffent-
ichen Wahrnehmung leider etwas den Blick auf die
ichtige Alltagsarbeit des Wehrbeauftragten, obwohl

etztere viel mehr Soldaten betrifft. Auch 2008 machten
robleme des dienstlichen Umgangs und Personalange-

egenheiten erneut einen großen Teil der Eingaben aus,
hne dass die Einzelfälle ein großes mediales Echo er-
uhren. Dies hat sich über die bisher 50 Berichte hinweg
enig geändert.

Es geht in diesen Berichten daher zumeist um Dinge,
ie nicht primär materieller Natur sind. Die Klagen über
ie materielle Ausstattung der Truppe fallen nach mei-
em Eindruck gerade in den letzten Jahresberichten ge-






(A) )



(B) )


Anita Schäfer (Saalstadt)

ringer aus. Es lassen sich also durchaus positive Trends
ablesen. Teilweise haben hier bereits die in der letzten
Legislaturperiode eingeleiteten Maßnahmen gegriffen.
Es besteht aber noch kein Anlass, sich zurückzulehnen.

Beispielsweise ist der Mangel an geschützten Fahr-
zeugen in Afghanistan geringer geworden. Derzeit sind
dort fast 1 000 geschützte Fahrzeuge im Einsatz. Wenn
wir jetzt aber die neue Afghanistan-Strategie der Bun-
desregierung umsetzen, wenn mehr Soldaten häufiger
außerhalb der Feldlager eingesetzt werden, dann muss
auch die Ausstattung daran angepasst werden. Wir von
der Koalition werden die notwendigen Maßnahmen wei-
terführen und vollständig umsetzen, sowohl in den ent-
sprechenden Ausschüssen als auch – da bin ich mir ganz
sicher – in den Ministerien. Allein in diesem Jahr wer-
den rund 180 neue geschützte Fahrzeuge zulaufen, na-
türlich auch, um Ausfälle zu ersetzen.

Es nützt übrigens nichts, wenn Löcher gestopft wer-
den und sich dadurch das nächste auftut. Ein Beispiel
dafür sind die im Bericht monierten Defizite bei den
Übungen mit Handwaffen. Mittlerweile ist gerade die
Schießausbildung den Einsatzerfordernissen angepasst
worden. Das heißt dann allerdings auch, dass man für
ausreichend Munition sorgen muss. Ich bin sicher, dass
die Bundesregierung unserem gerade beschlossenen An-
trag nachkommen wird, eine angemessene Bevorratung
mit Munition und anderen Verbrauchsgütern sicherzu-
stellen.

Das vielleicht am eindringlichsten beschriebene Pro-
blemfeld im Jahresbericht 2008 betrifft den Sanitäts-
dienst. Die dortige schwierige Situation haben bereits
die vorhergehenden Berichte immer wieder hervorgeho-
ben. Dabei geht es einerseits um die Personallage und
andererseits um die strukturellen Bedingungen dieser
Truppengattung, die mit am stärksten durch Einsätze be-
lastet ist. Beide Bereiche sind natürlich miteinander ver-
bunden. Ziel muss sein, den Sanitätsdienst attraktiver
und zugleich effektiver zu gestalten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es freut mich, dass diese Aufgabe mittlerweile zielge-
richtet angegangen wurde. Wir haben bereits einige
Maßnahmen eingeleitet. Dazu gehören die Verstärkung
der Personalwerbung, die Aufstockung der Zahl der Me-
dizinstudienplätze für die Bundeswehr, eine bessere kli-
nische Ausbildung durch ein Tutoren- und Mentorensys-
tem, die frühere Weiterbildung zum Facharzt und eine
größere Flexibilität bei der Stellenbesetzung, wenn El-
ternzeit in Anspruch genommen wird. Diese größere
Flexibilität gilt ebenso für die Gewinnung von Zeitar-
beitspersonal und künftig auch für die Teilzeitbeschäfti-
gung.

Wichtig ist zudem die Verbesserung der materiellen
Attraktivität im Vergleich zum zivilen Arbeitsmarkt. Die
monatliche Stellenzulage von 600 Euro für Fach- und
Rettungsmediziner konnte da nur erste Hilfe sein. Wir
wollen eine dauerhafte Besserstellung bei den Einkünf-
ten, auch für Bereitschaftsdienste und Privatbehandlun-
gen.

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(C (D Auf der Strukturseite streben wir eine Zentralisierung er Führung der Bundeswehrkrankenhäuser an. Vorhanene Ressourcen müssen effektiv genutzt werden. Das etrifft übrigens nicht nur den Sanitätsdienst. Wir müsen einmal überprüfen, wie sich die Balance zwischen opf und Gliedern in der gesamten Bundeswehr in den etzten zehn oder zwölf Jahren entwickelt hat. Deswegen ollen wir schnellstmöglich die im Koalitionsvertrag ereinbarte Strukturkommission einsetzen, damit bereits is Ende dieses Jahres Eckpunkte einer neuen Organisaionsstruktur vorliegen. Wir erwarten mit Interesse die mpfehlungen, die die Kommission hierzu aussprechen ird. Der Wehrbeauftragte hat eben auf die erneute Steigeung der Zahl der Fälle von Posttraumatischer Belasungsstörung wie auch von anderen einsatzbedingten sychischen Erkrankungen hingewiesen. Im Jahr 2009 at sich die Zahl der Fälle von PTBS – Posttraumatischer elastungsstörung – gegenüber dem Berichtsjahr 2008 ochmals erhöht, von 226 auf 418. Dies ist natürlich um Teil auf den sensibleren Umgang mit der Problemaik in der Truppe zurückzuführen, aber auch auf die besere Aufklärung der Soldaten und ihre erhöhte Behandungsbereitschaft. Die Bedeutung von angemessenen Möglichkeiten der iagnose und Behandlung wurde erkannt. Allerdings efinden sich die entsprechenden Kapazitäten noch im ufwuchs, sowohl innerhalb der Bundeswehr als auch m Rahmen des Psychosozialen Netzwerkes. Wir brauhen insbesondere eine Institution, in der die Kompetenz ur Behandlung von PTBS auf nationaler Ebene gebünelt wird. Die Einrichtung eines solchen Traumazenrums hat für die Koalition höchste Priorität. Auch dafür uss es natürlich die notwendigen Mittel geben. Ich be rüße es ausdrücklich, dass wir alle gemeinsam am Mittoch im Verteidigungsausschuss dieses Vorhaben frak ionsübergreifend unterstützt haben. Herzlichen Dank afür. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Demnächst schon steht die Veröffentlichung des Be-
ichts für 2009 an. Ich sehe ihm mit Interesse, aber auch
it etwas größerer Sorge als sonst entgegen. Dabei

enke ich besonders an einen Punkt, den ich schon in der
rsten Beratung hervorgehoben habe, nämlich den
unsch der Soldaten nach mehr Ansehen und Unterstüt-

ung in der Gesellschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


icht, dass an der Bundeswehr und ihren Soldaten keine
ritik geübt werden dürfte – das will keiner; damit be-

chäftigen schließlich auch wir uns jedes Mal, wenn wir
en Bericht des Wehrbeauftragten behandeln –, aber
itte auf der Grundlage von Fakten und nicht wegen der
uflage oder aus politischem Kalkül. Bei vielen Solda-

en entsteht aber genau dieser Eindruck. Das ist mir in
esprächen in der letzten Zeit immer wieder deutlich ge-
orden. Das kann für die Stimmung in der Truppe nicht
ut sein. Deswegen hoffe ich, dass sich der öffentliche






(A) )



(B) )


Anita Schäfer (Saalstadt)

Umgang mit den Leistungen unserer Soldaten im Einsatz
zum Positiven entwickelt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich wünsche mir, dass der Bericht des Wehrbeauftragten
für das nächste Jahr dieses feststellen kann und dass die
Soldaten mit der Wertschätzung zufrieden sind, die sie
dann erfahren. Das wäre eine wirklich gute Nachricht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702506400

Das Wort hat nun Karin Evers-Meyer für die SPD-

Fraktion.


Karin Evers-Meyer (SPD):
Rede ID: ID1702506500

Herr Präsident! Herr Wehrbeauftragter! Meine sehr

verehrten Damen und Herren! Die Bundeswehr hat sich
zu einer Einsatzarmee entwickelt, und diese Entwick-
lung spiegelt sich im 50. Jahresbericht des Wehrbeauf-
tragten wider. Ich danke Reinhold Robbe, dass er mit
großer Sorgfalt und sehr anschaulich dargestellt hat, vor
welchen Herausforderungen die Truppe derzeit steht.
Das Jahr 2008, auf das sich dieser Bericht bezieht, war
für die Bundeswehr von drei großen Herausforderungen
geprägt. Da ist zum einen die Transformation der Streit-
kräfte im Inland, die nach wie vor viel Einsatz und Fin-
gerspitzengefühl erfordert. Zum anderen steigen die An-
forderungen an die Bundeswehr als Arbeitgeber. Mehr
und mehr sieht sich die Bundeswehr gefordert, als at-
traktiver Arbeitgeber um geeignetes Personal zu werben.
Schließlich, drittens, war 2008 ein Berichtsjahr, in dem
die Zahl und die Intensität der Auslandseinsätze noch-
mals ausgeweitet wurden.

Insgesamt waren es 6 600 Soldatinnen und Soldaten,
die der Bundestag 2008 in Auslandseinsätze entsandt
hat. Dazu zählten neben den großen Kontingenten wie
dem ISAF-Einsatz in Afghanistan mit rund 4 500 Sol-
datinnen und Soldaten auch kleinere Missionen, die wir
manchmal ein wenig aus unserem Bewusstsein verdrän-
gen, etwa im Kosovo oder in Bosnien-Herzegowina. Es
gab 2008 noch ein Novum, als sich die Bundeswehr im
Rahmen von „Atalanta“ mit bis zu 1 400 Soldatinnen
und Soldaten an einer rein EU-geführten Operation be-
teiligte.

Wenn man die Truppe im Einsatz besucht, so wie es
auch der Wehrbeauftragte regelmäßig macht, dann lernt
man die große Einsatzbereitschaft der Soldatinnen und
Soldaten kennen. Man spürt aber auch den Druck und
die ständige Anspannung, denen diese Frauen und Män-
ner tagtäglich ausgesetzt sind. Wir, die Mitglieder des
Deutschen Bundestages, können auf die Arbeit unserer
Parlamentsarmee stolz sein. Das sollten wir auch in der
Öffentlichkeit noch deutlicher machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


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(C (D Als Auftraggeber der Bundeswehr macht sich nieand von uns die Entscheidung über die gefährlichen nd anspruchsvollen Einsätze der Bundeswehr im Ausand leicht. Umso mehr müssen uns auch die im Jahresericht 2008 geäußerten Beschwerden aus der Truppe edenklich stimmen; denn diese Beschwerden beziehen ich zu einem großen Teil auf Defizite bei der Planung nd Durchführung der Einsätze. Im Bericht findet man ahlreiche Darstellungen von Soldatinnen und Soldaten, ie monieren, dass sie zu spät oder nur unzureichend ber ihre anstehenden Auslandseinsätze informiert woren sind. Man liest dort auch von kurios anmutenden nordnungen im Einsatz selbst wie dem „Obergrenzenrlaub“ beim ISAF-Kontingent. Soldatinnen und Soldaen haben einen Anspruch darauf, planbar und verlässich über ihre Einsatzverwendung informiert und ährend der Einsätze gut betreut zu werden. Es ist gut, ass der Wehrbeauftragte dieses berechtigte Anliegen in einen Bericht aufnimmt. Wir fordern das Verteidigungsinisterium nachdrücklich auf, diese oftmals vermeid aren Missstände bei Einsätzen im Ausland abzustellen. Die Betreuung darf am Ende des Einsatzes natürlich icht aufhören. Ich glaube, dass Deutschland – ich weiß as auch aus meiner Arbeit in der letzten Legislatureriode – nach wie vor nicht ausreichend auf die Versorung von vor allem psychisch verletzten Soldatinnen nd Soldaten eingerichtet ist, deren Zahl spürbar gestieen ist. Der Wehrbeauftragte bemängelt in seinem Beicht, dass es immer noch viel zu wenige Anlaufstellen ür die Betroffenen gibt. Damit das ganz klar ist: Wir erden es nicht zulassen, dass hier irgendetwas weggeeckelt oder gar stigmatisiert wird, was vielleicht nicht um Bild des unverletzlichen Soldaten passt. Die Buneswehr benötigt mehr Fachpersonal, um psychische Errankungen besser behandeln zu können. Darüber hiaus muss in der Truppe offensiv über psychische törungen infolge von Einsätzen aufgeklärt werden. Das rwarte ich von einer Armee, die transparent sein will nd sich dem Leitbild der Inneren Führung verpflichtet ieht. Noch ein Wort zur Transformation und zur Attraktiviät der Bundeswehr. Die Transformation der Bundesehr war im Berichtsjahr Anlass zu vielen Beschweren. Bemängelt wurde eine deutlich schlechtere etreuung von Soldatinnen und Soldaten, vor allem bei er sanitätsdienstlichen Versorgung in den Heimatstandrten. Hinzu kommen für viele Beschäftigte der Bundesehr Unannehmlichkeiten wie sehr lange Anfahrtswege ufgrund heimatferner Verwendung und eine unzureihende Infrastruktur. Was ich da gesehen habe, möchte einer von uns erleben. Wer in seinem Wahlkreis Kaseren hat und diese kennt, der kann sicherlich in diesem unkt nicht widersprechen. Gerade viele westdeutsche asernen entsprechen nicht mehr dem heutigen Stanard. Das verstärkt die Frustration bei vielen Soldatinnen nd Soldaten, die sich dadurch von ihrem Dienstherrn icht ausreichend gewürdigt sehen. Das wirkt natürlich uch demotivierend auf Soldatinnen und Soldaten und at eine unmittelbare Wirkung nach außen. Wer glaubt, ass unter solchen Bedingungen dringend benötigte Karin Evers-Meyer Fachkräfte für die Bundeswehr gewonnen werden können, irrt ganz gewaltig. Zur Attraktivität. Die Bundeswehr steht im Wettbewerb um gutes und motiviertes Personal. Der demografische Wandel – das wissen wir alle – wird diese Situation verschärfen. Deswegen ist es für die Einsatzfähigkeit der Armee essenziell, als attraktiver und verlässlicher Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Zu Recht weist der Wehrbeauftragte in seinem Bericht für das Jahr 2008 auf einige besonders problematische Punkte hin. Ich greife hier nur die Gestaltung der Wehrpflicht heraus. Dem Bericht können wir entnehmen, dass der Wehrdienst von vielen jungen Männern immer noch als sinnlos und langweilig empfunden wird. Natürlich soll die Wehrdienstzeit nicht ein ständiges Abenteuer bieten. Die Bundeswehr muss sich aber mehr als bisher bemühen, diesen Pflichteinsatz junger Menschen so zu gestalten, dass die Zeit bei der Armee nicht als Verschwendung, sondern als Bereicherung der persönlichen Laufbahn empfunden wird. Das ist der Weg, um motiviertes Personal zu gewinnen. Um dieses Personal zu halten, darf natürlich später nicht nachgelassen werden. Es ist besorgniserregend, zu lesen, dass allein 2008 rund 100 Ärzte die Bundeswehr verlassen haben. Gut qualifizierte Mediziner werden zurzeit überall in der Republik dringend gesucht und entsprechend gut bezahlt. Wenn die Bundeswehr schon bei der Bezahlung nicht mithalten kann, dann dürfen aber nicht noch mangelnde Planungssicherheit und geringe persönliche Entwicklungsmöglichkeiten hinzukommen. Wehrdienst und Sanitätsdienst, das sind nur zwei Beispiele für das, was auf die Bundeswehr und natürlich auch auf die Politik zukommt. Die Bundeswehr muss sich dem Wettbewerb ums Personal stellen. Erfolg wird sie nur haben, wenn sie ein attraktiver und vor allen Dingen verlässlicher Arbeitgeber sein will. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich danke dem Wehrbeauftragten Reinhold Robbe und seinem Team noch einmal sehr herzlich für seinen Bericht und die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Parlament. Wir akzeptieren, dass Sie für das Verteidigungsministerium und natürlich auch für uns Parlamentarier ein ums andere Mal ein unbequemer Mahner sind. Deshalb sind Sie in der Truppe ein zu Recht sehr respektierter Ansprechpartner, auf dessen gewissenhafte Arbeit sich die Soldatinnen und Soldaten verlassen können. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702506600

Das Wort hat nun Christoph Schnurr für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Christoph Schnurr (FDP):
Rede ID: ID1702506700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Lieber Herr Wehrbeauftragter Robbe! Das In-

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(C (D eresse am Amt des Wehrbeauftragten ist groß. Wenn elbst ausländische Delegationen Ihnen einen Besuch bstatten, ist das ein Zeichen für die Wertschätzung diees Amtes und sicherlich auch Ihrer Person. In diesem nteresse spiegelt sich auch die Qualität wider. National ird der Dank durch die Soldaten bekundet, deren Einaben sich Herr Robbe in den letzten knapp fünf Jahren erpflichtet hat. Soldatinnen und Soldaten der Bundesehr im Inund im Ausland fanden stets ein offenes hr. Ihnen, Herr Robbe, und Ihren Mitarbeitern sei an ieser Stelle seitens der FDP-Fraktion noch einmal ausrücklich Dank ausgesprochen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben dafür gesorgt, dass der Bundestag der Für-
orgepflicht gegenüber seinen Soldatinnen und Soldaten
esser nachkommen kann. In einigen Tagen werden Sie
en 51. Bericht vorlegen. Er wird in diesem Hause, im
undesministerium der Verteidigung, aber auch in der
reiten Öffentlichkeit bereits mit Spannung erwartet. Ich
ehe davon aus, dass einige Punkte im 51. Bericht be-
eits bekannte Probleme sind. Gerade diese Mängel müs-
en mit besonderem Engagement abgestellt werden. Ich
in mir sehr sicher, dass das Ministerium unter Minister
u Guttenberg alles in seiner Macht Stehende tun wird,
m die Situation in den Streitkräften zum Wohle der Sol-
atinnen und Soldaten zu verbessern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


och auch wir, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen,
ind aufgerufen, uns als Parlamentarier mit all unserer
raft für die Soldaten einzusetzen; denn sie sind es, die
on uns, dem Parlament, den Auftrag erhalten, die Si-
herheit Deutschlands zu gewährleisten.

Ein Thema zieht sich durch den Bericht wie ein roter
aden: Die Berufsunzufriedenheit innerhalb der Truppe

st zu hoch. In persönlichen Gesprächen mit unseren Sol-
aten musste ich in erschreckender Weise feststellen,
ass viele – meiner Einschätzung nach zu viele – Solda-
en ihren eigenen Kindern davon abraten würden, zur
undeswehr zu gehen. In diesem Zusammenhang ver-
eise ich auf die Mitgliederbefragung des Deutschen
undeswehr-Verbandes zur Berufszufriedenheit. Insbe-

ondere die Gruppe der Ärzte und Piloten wird uns in
ukunft beschäftigen. Auch wenn das Ministerium be-

eits den Handlungsbedarf erkannt hat und erste Verbes-
erungsmaßnahmen eingeleitet wurden, bedarf es weite-
er Anstrengungen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Bundeswehr muss als attraktiver Arbeitgeber
ahrgenommen werden. Das Beförderungs- und Besol-
ungssystem bedarf einer Überprüfung. Die Vereinbar-
eit von Beruf und Familie muss vorangetrieben werden.
ierbei sind insbesondere weitere Kinderbetreuungs-
öglichkeiten zu schaffen, und die Versetzungshäufig-

eiten sind zu reduzieren. Zudem müssen sich Arbeits-
nd Unterkunftsbedingungen in den Kasernen weiter
erbessern. Ich bin mir sicher, dass wir auch das in Zu-






(A) )



(B) )


Christoph Schnurr
kunft vorantreiben werden. Die ersten Anträge dazu sind
schon verfasst worden.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich über den
Bereich der Ausrüstung sprechen. Mit großer Erleichte-
rung habe ich festgestellt, dass unseren Soldaten im Ein-
satz endlich einheitlich eine überarbeitete Sanitätsaus-
stattung zugeführt wurde. Diese wird den Umständen
gerecht und ist auf einem hohen Stand der Entwicklung.
Genauso verhält es sich mit der Einführung neuer Ein-
satzfahrzeuge. Die Bundeswehr braucht und verdient die
beste Ausrüstung, um unserem Auftrag gerecht zu wer-
den.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es müssen aber auch nicht immer Millionen Euro in-
vestiert werden, um die Zufriedenheit innerhalb der
Truppe zu steigern. Oft, meine sehr geehrten Kollegin-
nen und Kollegen, reicht eine ehrliche Beurteilung der
Lage. Außenminister Guido Westerwelle hat mit seiner
Einschätzung, dass es sich in Afghanistan um einen
nichtinternationalen bewaffneten Konflikt handelt, das
richtige Zeichen gesetzt. Hierfür bedanke ich mich bei
der Bundesregierung ausdrücklich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es geht also auch um Kommunikation. Kommunikation
ist das, was ankommt. Die Ziele müssen von der Regie-
rung über das Ministerium bis hin zu jedem einzelnen
Soldaten so dargestellt werden, dass sie nachvollziehbar
sind. Selbiges gilt selbstverständlich auch für unsere
Bürgerinnen und Bürger.

Meine Damen und Herren, unsere Fürsorgepflicht gilt
unseren Soldaten nicht nur vor und während der Aus-
landseinsätze, sondern auch danach. Die gestiegene An-
zahl von traumatisierten Soldaten macht die Notwendig-
keit zur Errichtung eines Traumazentrums deutlich. Es
ist ausdrücklich zu begrüßen und sehr erfreulich, dass
dieses Vorhaben auf parteiübergreifende Zustimmung in
diesem Hause trifft. Dies dient der Sache und ist ein Zei-
chen in die Truppe hinein, aber sicherlich auch ein Zei-
chen Richtung Bundesregierung. Wir bitten Sie, dies
auch entsprechend umzusetzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ein klares Signal stellt auch der heute mit großer
Mehrheit gefasste Beschluss zum ISAF-Mandat dar. Der
Einsatz in Afghanistan steht im Fokus der Öffentlich-
keit. Dabei dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass un-
sere Soldaten auch auf dem Balkan, am Horn von Afrika
und anderswo ihren Dienst verrichten. Diese Einsätze
sind genauso wichtig und ebenso von uns, dem Bundes-
tag, verabschiedet worden. Auch die dort eingesetzten
Soldaten benötigen unsere Unterstützung, die breite Zu-
stimmung im Parlament und auch in der Bevölkerung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Präsident, ich komme zum Ende, möchte jedoch
an dieser Stelle noch etwas zu einem Punkt sagen, der
bereits angesprochen worden ist. Angesichts der Diskus-
sionen in den vergangenen Tagen und Wochen scheint es

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(C (D ir notwendig, in aller Kürze zwei Dinge herauszustelen: Erstens. In unserer vom Leitbild der Inneren Führung eprägten Bundeswehr haben entwürdigende Rituale nd Mutproben keinen Platz. Diese Vorfälle müssen naürlich aufgeklärt werden, und es muss alles daran geetzt werden, solche künftig zu vermeiden. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Die Vorkommnisse in Mittenwald sind be-
auerlich. Aber an dieser Stelle muss auch zur Sprache
ebracht werden, dass diese Vorfälle nicht repräsentativ
ür die gesamte Bundeswehr sind und nicht den Alltag in
en Streitkräften widerspiegeln.

Werte Kolleginnen und Kollegen, ich bedanke mich
ür Ihre Aufmerksamkeit, bedanke mich bei allen akti-
en Soldatinnen und Soldaten sowie den Angehörigen
er Reserve für ihren Dienst und bitte um Annahme der
eschlussempfehlung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702506800

Kollege Schnurr, dies war Ihre erste Rede im Deut-

chen Bundestag. Herzliche Gratulation und alle guten
ünsche!


(Beifall)


Das Wort hat nun Omid Nouripour für die Fraktion
ündnis 90/Die Grünen.


Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702506900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Erlauben

ie mir zuallererst, nicht nur den Soldatinnen und Solda-
en, sondern in dieser aktuellen Debatte gerade Ihnen,
err Wehrbeauftragter, und Ihren Mitarbeiterinnen und
itarbeitern für die gründliche und umfassende Arbeit

u danken, die Sie auch in diesem Jahr geleistet haben.
err Robbe, mit dem Bericht, den Sie vorgelegt haben,
nd mit der Qualität und Tiefe Ihrer Arbeit erfüllen Sie
on Jahr zu Jahr immer wieder den Begriff der Parla-
entsarmee mit Leben. Dafür einen herzlichen Dank.

Ich teile deshalb die weitsichtige und, wie ich finde,
uch weise Einschätzung des Kollegen Polenz, CDU/
SU, dass Sie, Herr Robbe, eine weitere Amtszeit ver-
ient haben, und zwar nicht nur, weil Sie dieses Amt so
ut ausfüllen, sondern auch aufgrund Ihrer Persönlich-
eit. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Sie in diesem
ause über Lagergrenzen hinweg großen Respekt genie-
en. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, warum Sie
iese Arbeit beenden sollten. Deshalb möchte ich an die
olleginnen und Kollegen der FDP appellieren, gerade

n diesen für die Bundeswehr so unruhigen Zeiten auf
ontinuität und Kompetenz zu setzen und nicht auf ein
arteibuch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Omid Nouripour
Verehrter Herr Robbe, Sie haben es in der Vergangen-
heit immer wieder geschafft, Probleme anzureißen, und
zwar auf eine Art und Weise, dass auch über Lösungen
nachgedacht worden ist. Ich will in diesem Zusammen-
hang auch eine Anregung geben. Es macht vielleicht
Sinn, weil sich die Gesellschaft und auch die Bundes-
wehr so verändert haben, darüber nachzudenken, ob man
nicht in den Bericht ein Unterkapitel zu dem Thema
„Mitglieder der Truppe mit Migrationshintergrund“ auf-
nimmt. Hier könnte man die Probleme aufzeigen, die das
mit sich bringt, und auch die Probleme, mit denen sie
während ihrer Dienstzeit konfrontiert werden. Es wäre
möglicherweise eine Bereicherung für Ihren Bericht und
eine Vertiefung der Erkenntnisse.

Es gibt eine Reihe von Stichpunkten, zu denen Sie
eine Debatte angestoßen haben, zum Beispiel zum
Thema Familie und Beruf. Es ist schon viel passiert,
auch wenn man festhalten muss, dass wir noch lange
nicht am Ende der Fahnenstange sind. Auch die Behe-
bung der Mängel bei der Ausrüstung beim IdZ ist Ihr
Verdienst.

Natürlich müssen wir auch über das Thema Fahr-
zeuge sprechen. Herr Staatssekretär, in diesem Zusam-
menhang würde mich interessieren, wie Sie es – wenn es
wirklich so kommt, wie wir alle befürchten – der Truppe
erklären wollen, dass bei der Ausbildung Dingos, vor al-
lem Dingos II, fehlen, während gleichzeitig in einem
Haushalt, der nicht größer wird, für einen A400M Mil-
liarden ausgegeben werden können. Ich bin gespannt,
wie Sie dieses Problem aus dem Weg räumen wollen.

Stichwort Innere Führung – damit befinden wir uns in
der aktuellen Debatte –: Ich will unterstreichen, wenn
wir uns die Vorfälle vor Augen führen, dann muss klar
sein, dass wir uns nicht mit dem Zustand der gesamten
Bundeswehr befassen. Davon kann keine Rede sein.
Aber gerade wenn wir wollen, dass nicht über die ge-
samte Truppe öffentlich der Stab gebrochen wird, müs-
sen wir jeden Einzelfall konsequent verfolgen und ihm
nachgehen.

Rituale gibt es nicht nur in der Bundeswehr, sondern
auch im zivilen Leben. Einführungsrituale gibt es auch
außerhalb der Truppe, das ist keine Frage. Und natürlich
ist die Bundeswehr ein Spiegel der Gesellschaft. Des-
halb sind die Forderungen, man müsse der gesamten
Truppe den Alkoholgenuss verbieten, Quatsch. Das
macht überhaupt keinen Sinn. Wenn man aber diese Vor-
fälle ernst nehmen will, dann hilft es auch nicht, wenn
Herr Kollege van Essen darauf hinweist, das seien halt
alte militärische Traditionen. Das ist nicht die Art und
Weise, wie man mit diesen Vorfällen umgehen sollte. Ich
will im Übrigen darauf hinweisen, dass alte militärische
Rituale nicht immer nur positive Assoziationen in unse-
rer Gesellschaft hervorrufen. Keine Frage: Es gibt Berei-
che, bei deren Bewertung es um Geschmacksfragen
geht. Aber wenn ein Exalkoholiker dazu genötigt wird,
Alkohol zu trinken, dann ist das keine Geschmacklosig-
keit, sondern Körperverletzung. Damit muss man ent-
sprechend umgehen.

Unsere Bundeswehr ist eine besondere Institution. Sie
ist inhärent hierarchisch aufgebaut. Genau deswegen ist

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(C (D ie Dienstaufsicht so wichtig. Genau deswegen ist es ichtig, dass Kommandeure gewährleisten können, dass ede einzelne Soldatin, jeder einzelne Soldat vor solchen usuferungen, wie wir sie kennen, geschützt wird. Vor llem muss es innerhalb der Verbände Räume geben – es uss nicht so weit kommen, dass man sich an den Wehr eauftragten wendet –, in denen man sich mit einem solhem Fehlverhalten auseinandersetzen kann. Wir dürfen icht vergessen: Die Bundeswehr ist ein Spiegelbild unerer Gesellschaft. Aber ein ausgebildeter Infanterist hat atürlich einen anderen Aktionsradius. Er stellt bei Fehlerhalten eine ganz andere Gefahr dar als ein Zivilist. as ist im Übrigen auch der Grund, warum die Gesell chaft so sensibel auf dieses Thema reagiert. Es sind strukturelle Herausforderungen, mit denen ir uns als Parlament auseinandersetzen müssen. Dafür aben Sie sehr viele herausragende Anregungen gegeen, Herr Beauftragter. Möge das so weitergehen. Denn in Staatsbürger in Uniform ist ein Staatsbürger mit flichten, mit Rechten, aber auch mit Würde. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702507000

Das Wort hat nun der Parlamentarische Staatssekretär

homas Kossendey.

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Thomas Kossendey (CDU):
Rede ID: ID1702507100


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der
ehrbeauftragte des Deutschen Bundestages hat dem

arlament am 26. März 2009 seinen Jahresbericht 2008
über ihn sprechen wir heute – vorgelegt. Sie haben alle
bereinstimmend festgestellt, dass es sich dabei um ei-
en Mängelbericht und nicht um einen Zustandsbericht
er Bundeswehr handelt. Er zeigt individuelles Fehlver-
alten bei Vorgesetzten auf, und er zeigt auch andere De-
izite bei der Bundeswehr auf.

Lieber Reinhold Robbe, wir danken für diesen Be-
icht. Sie haben durch die Wahrnehmung Ihrer Aufgaben
ach § 1 des Wehrbeauftragtengesetzes als Hilfsorgan
es Deutschen Bundestages uns bei der Ausübung der
arlamentarischen Kontrolle der Bundeswehr erneut ei-
en guten Dienst erwiesen. Der von Ihnen vorgelegte
ericht ist für unsere Arbeit – die Arbeit des Parlamen-

es, aber auch des Ministeriums – wertvoll.

Lassen Sie mich eines sagen: Ihre Erkenntnisse de-
ken sich im Wesentlichen mit dem vielschichtigen Bild,
as die Leitung des Bundesministeriums von der Bun-
eswehr hat. Trotz der unbestreitbar vorhandenen Män-
el möchte ich aber festhalten, dass unsere Bundeswehr
n der Lage ist, die Aufträge, die ihr die Regierung und
as Parlament geben, voll und ganz zu erfüllen. Das ist
as Verdienst all der Frauen und Männer, die in der Bun-
eswehr ihren Dienst tun. Dafür sollten wir ihnen Dank
nd Anerkennung zollen.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Thomas Kossendey
Der Jahresbericht des Wehrbeauftragten ist, glaube
ich, aber auch Anlass, um – über die Einzelereignisse hi-
naus – Ursachen, Anlässe und Tendenzen zu betrachten
und zu bewerten und daraus gegebenenfalls Konsequen-
zen zu ziehen. In einem relativ hohen Anteil der Einga-
ben wird Kritik an der geltenden Rechts- und Verord-
nungslage geübt und nicht etwa an der mangelnden
Einhaltung der Prinzipien der Inneren Führung oder ei-
ner mangelnden Beachtung der Grundrechte durch mili-
tärische Vorgesetzte. Mich stimmt bedenklich, dass sich
nicht mehr alle Soldatinnen und Soldaten bei Problemen
oder Missständen an ihre eigenen Vorgesetzten wenden,
um durch Meldung oder Wehrbeschwerde eine Ände-
rung zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau so ist es! Das ist der Punkt!)


Das kennen wir alle. Vielfach erreichen die Abgeord-
neten Briefe von Soldaten. Vielfach erreichen mich auch
direkt Briefe aus der Truppe. Ich denke, wir sollten da-
rauf achten, dass wir da gegensteuern. Ich glaube, das
offensichtlich nicht überall vorhandene Vertrauen zwi-
schen Vorgesetzten und Untergebenen muss wiederher-
gestellt werden. Möglicherweise ist dieser Aspekt auch
durch das Selbstverständnis des Wehrbeauftragten, der
sich mitunter als Kummerkasten für die Soldatinnen und
Soldaten darstellt, befördert worden.

Auf zwei Aspekte des vorgelegten Berichtes möchte
ich näher eingehen – sie betreffen die Bundeswehr als
Armee im Einsatz –:

Zum einen geht es um das Verhältnis zwischen Bun-
deswehr und Gesellschaft. Gerade wir Politiker müssen
sehr viel sensibler in die Gesellschaft hineinwirken. Des-
wegen danke ich Frau Schäfer und Frau Evers-Meyer
dafür, dass sie das hier so deutlich für uns eingefordert
haben.

Zum anderen sollten wir, lieber Kollege Nouripour,
nicht immer nur auf die Ausrüstung der Bundeswehr
achten, zumindest wenn wir über den Bericht des Wehr-
beauftragten sprechen. Das sind Dinge, die wir im Aus-
schuss zu behandeln haben. Dort sollten wir das auch
tun.

Die im Jahresbericht 2008 des Wehrbeauftragten an-
gesprochenen Verstöße gegen die Innere Führung wer-
den im Augenblick unter dem Stichwort „Mittenwald“
diskutiert. Wir sollten das tun, selbstverständlich, ohne
Beschönigung und ohne Übertreibung. Es gilt das Wort
des Ministers: Wir wollen aufklären, abstellen und Kon-
sequenzen ziehen. Jeder Vorfall in dieser Richtung ist ei-
ner zu viel. Ich bin Herrn Robbe ausgesprochen dankbar
dafür, dass er deutlich gemacht hat, dass die Bundeswehr
deswegen nicht unter Generalverdacht steht. Ich glaube,
es wäre sehr schwierig, das so in der Öffentlichkeit dar-
zustellen, und würde den Soldaten auch sehr wehtun.

Wir müssen darauf setzen, den Soldatinnen und Sol-
daten in ihrer Ausbildung das ethische, aber auch das
moralische Rüstzeug zu vermitteln, das notwendig ist,
dass solche Auswüchse bereits im Keim erstickt werden.

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(C (D ch habe volles Vertrauen in die Vorgesetzten und in die ommandeure vor Ort. Sie werden das aufklären, und ie werden das abstellen. Wir dürfen aber auch nicht vergessen – das ist angeprochen worden –, dass die Bundeswehr ein Teil unseer Gesellschaft ist. Unsere Wehrpflichtigen und unsere eitsoldaten werden in dieser Gesellschaft sozialisiert. ie kommen mit vielfältigen Erfahrungen zu uns. Desalb ist die Bundeswehr von gesellschaftlichen Entwickungen natürlich nicht ausgenommen. Dazu gehören die ernsehshows, die wir jeden Tag sehen dürfen und die eschmacklosigkeiten geradezu salonfähig machen, ber auch ein bisweilen unter Jugendlichen exzessiver lkoholkonsum, über den im Fernsehen manchmal in kelerregender Weise berichtet wird. All das geht an der undeswehr natürlich nicht spurlos vorüber. (Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


as darf uns aber nicht als Entschuldigung dienen, wenn
s darum geht, diese Dinge in der Bundeswehr zur
enntnis zu nehmen und abzustellen.

Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Das Amt des
ehrbeauftragten genießt das Vertrauen der Soldatinnen

nd Soldaten. Es hat maßgeblich zu der mehr als 50-jäh-
igen Erfolgsgeschichte der Bundeswehr beigetragen.
ür das Parlament ist und bleibt es ein unverzichtbares
ilfsorgan zur Kontrolle unserer Streitkräfte, gerade
enn es darum geht, die Grundrechte und die Prinzipien
er Inneren Führung in der Bundeswehr einzuhalten.
as Bundesministerium der Verteidigung wird viele An-

egungen des Berichtes 2008 aufgreifen und in seine
eitere Arbeit einbeziehen.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702507200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zu der Beschlussempfehlung des Vertei-
igungsausschusses zu dem Jahresbericht 2008 des
ehrbeauftragten, Drucksachen 16/12200 und 17/713.
er Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichtung

ine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
en von CDU/CSU, SPD und FDP bei Stimmenthaltung

er Grünen angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Jan
Korte, Klaus Ernst, Dr. Petra Sitte, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion DIE LINKE

Datenschutz für Beschäftigte stärken

– Drucksache 17/779 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Die Abgeord-
neten sind übereingekommen, ihre Reden zu Protokoll
zu geben. Es handelt sich um die Reden der Kollegen
Michael Frieser, Josip Juratovic, Gisela Piltz, Beate
Müller-Gemmeke und Gitta Connemann.1)

Damit kann ich die Aussprache schließen.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/779 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 22 sowie Zusatzpunkt 6
auf:

22 Erste Beratung des von den Abgeordneten Memet
Kilic, Josef Philip Winkler, Volker Beck (Köln),
weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur Streichung des Options-
zwangs aus dem Staatsangehörigkeitsrecht

– Drucksache 17/542 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

ZP 6 Erste Beratung des von den Abgeordneten Rüdiger
Veit, Dr. Dieter Wiefelspütz, Olaf Scholz, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion der SPD einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
des Staatsangehörigkeitsrechts

– Drucksache 17/773 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Memet Kilic von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
das Wort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702507300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Das Bundesverfassungsgericht hat in seinen Entschei-
dungen zum kommunalen Wahlrecht für Ausländer die
Politik aufgefordert, möglichst viele dauerhaft in
Deutschland lebende Bürger in das Wahlrecht einzube-
ziehen. Daraus ergibt sich, dass der Erwerb der deut-
schen Staatsangehörigkeit erleichtert werden muss.

Der Bundestag hat im Jahr 1999 das Staatsangehörig-
keitsgesetz novelliert. Die wesentliche Novellierung des
Staatsangehörigkeitsgesetzes betraf die Kinderstaatsan-

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1) Anlage 7

(C (D ehörigkeit. Danach erhalten Einwandererkinder unter estimmten Voraussetzungen per Geburt die deutsche taatsbürgerschaft, damit sie in ihrem Geburtsland nicht ls Ausländer, sondern als Staatsbürgerinnen und Staatsürger aufwachsen. Die Grünen waren bei dieser Noelle, bei dieser Jahrhundertreform Vorreiter. Heute stimmen wir glücklicherweise alle darin überin, dass der Erhalt der Staatsangehörigkeit und die dait verbundenen Rechte und Pflichten Voraussetzung ür eine erfolgreiche Integration von Immigranten ist. ie heute geltende Bestimmung sieht vor, dass sich iese Kinder im Alter von 18 bis 23 Jahren für eine ihrer taatsangehörigkeiten entscheiden müssen. Von dieser egelung sind aktuell die 18und 19-Jährigen betroffen. iesen jungen Menschen wird die Staatsbürgerschaft lso nur unter Vorbehalt gewährt, und sie wird ihnen uner Umständen wieder vollends entzogen. Damit werden ie zu Bürgerinnen und Bürgern minderen Rechts. Die ungen Menschen, die wie viele andere Jugendliche auch it zwei Staatsangehörigkeiten aufgewachsen sind, weren in die schwierige Lage gebracht, sich zwischen ihren eiden Staatsangehörigkeiten zu entscheiden. Die Optionsregelung ist willkürlich und wird im aufe der Zeit immer willkürlicher, weil neben Jugendlihen aus binationalen Familien auch die Jugendlichen us der Europäischen Union und aus der Schweiz prakisch von dem Optionszwang ausgenommen sind. Wähend EU-Bürger seit dem 28. August 2007 unter Hinahme der Mehrstaatigkeit eingebürgert werden, sind die ptionskinder zur Aufgabe einer ihrer Staatsangehörigeiten gezwungen. Diese Ungleichbehandlung widerpricht dem gesunden Menschenverstand und ist für nieanden nachvollziehbar. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: Nur wenn sie keine Integrationsleistung nachweisen!)


In unserer globalen Gesellschaft ist die Mehrstaatig-
eit in absehbarer Zeit keine Ausnahme mehr, sondern
ie Regel. Für die meisten europäischen Staaten stellt
ie Mehrstaatigkeit überhaupt kein Problem dar. Diese
echtliche Diskriminierung verletzt das Interesse der Be-
roffenen. Sie verletzt auch das Interesse unseres Landes;
enn sie widerspricht dem Integrationsgedanken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es spricht viel dafür, dass der Optionszwang vor dem
undesverfassungsgericht rechtlich unhaltbar ist. Des-
egen appelliere ich an alle meine Kolleginnen und Kol-

egen: Lasst uns diesen Optionszwang aufheben! Er ist
eder verhältnismäßig noch effektiv, sondern Unsinn.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702507400

Das Wort hat nun Ingo Wellenreuther für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1702507500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

nen und Kollegen! Wir debattieren heute über zwei Ge-
setzentwürfe, einen der Grünen und einen der SPD, zur
Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes durch Strei-
chung der sogenannten Optionspflicht.

Die Optionspflicht beinhaltet – das wurde angespro-
chen –, dass sich ein Kind mit Eintritt der Volljährigkeit
bis zum 23. Lebensjahr entscheiden muss, ob es die
deutsche Staatsangehörigkeit, die es seit der Änderung
des Staatsangehörigkeitsrechts im Jahre 1999 durch Ge-
burt in Deutschland erworben hat, oder die ausländische
Staatsbürgerschaft eines seiner Elternteile, die es durch
Abstammung erworben hat, behalten will. Falls es sich
in diesen fünf Jahren nicht entscheidet, geht die deutsche
Staatsbürgerschaft automatisch verloren.

Die Grünen wollten diese Optionspflicht schon da-
mals nicht. Die SPD will sie erst neuerdings nicht


(Rüdiger Veit [SPD]: Nein! Wir wollten sie auch damals schon nicht! Lesen Sie es nach!)


und bestätigt damit eindrucksvoll die Berechtigung des
Vorwurfs, Herr Veit, sie habe die Bevölkerung 1999 ge-
täuscht, den Grundsatz der Vermeidung der Mehrstaat-
lichkeit im deutschen Staatsangehörigkeitsrecht schon
damals brechen und die Doppelstaatlichkeit durch die
Hintertür einführen wollen.


(Rüdiger Veit [SPD]: Das war nicht die Hintertür! Das war die Vordertür!)


Die Union hat damals gegen die Änderung des Staats-
angehörigkeitsgesetzes gestimmt, mit der die Möglich-
keit eingeführt wurde, außer durch Abstammung und
Einbürgerung auch durch Geburt in Deutschland die
deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten, falls sich zu-
mindest ein ausländischer Elternteil als Inhaber eines un-
befristeten Aufenthaltsrechts seit mindestens acht Jahren
rechtmäßig in Deutschland aufhält.

Für uns war damals und schon immer klar, dass Inte-
gration allein durch die Verleihung eines deutschen Pas-
ses, wie die Antragsteller meinen, nicht gefördert oder
bewirkt werden kann. Nach unserer Auffassung gehört
zu einer erfolgreichen Integration nämlich viel mehr. In-
tegration findet im Kindergarten, in der Schule, in Verei-
nen, in der Wohnungsumgebung und mit Freunden statt;
hier entscheidet sich der Erfolg der Integration. Dazu ge-
hört auch das Vertrautmachen mit den zentralen Werten
und Normen unserer freiheitlich-demokratischen Grund-
ordnung.

Wir haben bei diesem gesellschaftspolitisch so wich-
tigen Thema seit dem Regierungswechsel 2005 unserer-
seits die richtigen Weichenstellungen vorgenommen.
Wir haben seit 2005 Integrationskurse, Sprachlehrgänge
und Orientierungs- und Alphabetisierungskurse für Mi-
granten intensiviert, weil wir erkannt haben, dass
Sprachförderung an erster Stelle stehen muss.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben das aber eingeführt! Sie sollten sich nicht mit fremden Federn – d f d B l m A g n b R d d t d h W s e U D d – Z S F k u – K p (C (D schmücken! – Rüdiger Veit [SPD]: Ausnahmsweise mal lobenswertes Verhalten!)


Eben, Herr Veit; vielen Dank. – Die Beherrschung der
eutschen Sprache ist Grundvoraussetzung für eine er-
olgreiche Bildung, für eine erfolgreiche Ausbildung, für
as Erreichen einer Lehrstelle und das Ergreifen eines
erufes.


(Beifall des Abg. Olav Gutting [CDU/CSU])


Außerdem haben wir uns mit Programmen des Fami-
ienministeriums speziell um Schulverweigerer geküm-

ert. Wir haben Initiativen gestartet, die zusätzliche
usbildungsplätze für Jugendliche mit Migrationshinter-
rund schaffen. Wir haben eine verbesserte Anerken-
ung ausländischer Bildungsabschlüsse auf den Weg ge-
racht. All das waren Maßnahmen, die wir seit dem
egierungswechsel 2005 intensiv betrieben haben.


(Rüdiger Veit [SPD]: Learning by doing! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt zur Sache zurück!)


Das Thema Integration hat für uns eine ganz entschei-
ende Rolle gespielt. Das hat sich auch daran gezeigt,
ass die Bundeskanzlerin extra das Amt einer Integra-
ionsbeauftragten im Kanzleramt geschaffen hat, um
em Thema Integration höchsten Stellenwert zu verlei-
en.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Amt gab es schon! Es hat nur den Standort gewechselt!)


ir haben im Jahre 2007 einen Integrationsplan ge-
chaffen, mit dem wir in einem Gesamtkonzept auf eine
chte Partnerschaft mit den Migranten gesetzt haben.
nd der damalige Innenminister Schäuble hat 2006 die
eutsche Islam-Konferenz ins Leben gerufen und den
irekten Dialog mit den Muslimen begonnen.


(Beifall des Abg. Reinhard Grindel [CDU/ CSU] – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jetzt bitte mal was zum Doppelpass! Zum Thema!)


Ich komme zum Thema.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wann?)


Das zeigt: Integration entscheidet sich im konkreten
usammenleben und nicht formal durch eine doppelte
taatsangehörigkeit.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


ür uns steht der Erwerb der deutschen Staatsangehörig-
eit am Ende eines erfolgreichen Integrationsprozesses
nd nicht am Anfang.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unbelehrbar, die CDU!)


Nein, Herr Wieland. Integration ist eine Sache des
opfes und des Herzens und darf nicht nur auf dem Pa-
ier stehen.






(A) )



(B) )


Ingo Wellenreuther

(Beifall bei der CDU/CSU – Rüdiger Veit [SPD]: Unbestritten!)


Von dem seit dem Jahre 2000 geltenden neuen Staats-
angehörigkeitsgesetz sind Kinder erfasst, die nach dem
1. Januar 2000 geboren wurden, und Kinder, die am
1. Januar 2000 noch nicht zehn Jahre alt waren, aber von
der Möglichkeit Gebrauch machten, auf Antrag die deut-
sche Staatsangehörigkeit zu erwerben.

Für die ersten dieser insgesamt 50 000 Kinder – es
sind ungefähr 3 300 – begann mit ihrer Volljährigkeit ab
dem Jahre 2008 die Optionspflicht. Deshalb kommen die
heute zur Debatte stehenden Gesetzentwürfe zur Unzeit,
nämlich viel zu früh,


(Rüdiger Veit [SPD]: Nein! Gerade noch rechtzeitig!)


weil noch viel zu wenige Erfahrungen mit der prakti-
schen Anwendung der Optionspflicht vorliegen. Derzeit
– das wissen auch Sie – werden erste Erfahrungen mit
dem Optionsverfahren gesammelt. Gemäß dem Koali-
tionsvertrag wird von der Bundesregierung geprüft, ob
in verfahrensrechtlicher, aber auch in materiell-rechtli-
cher Hinsicht Verbesserungsbedarf besteht.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie prüfen laut Koalitionsvertrag ja über 80 verschiedene Sachen! Wie machen Sie das überhaupt? Wie lange prüfen Sie das alles denn?)


Wenn diese Erkenntnisse vorliegen, werden wir uns ge-
meinsam noch einmal Gedanken über das Staatsangehö-
rigkeitsrecht insgesamt machen müssen.

Eines steht aber fest, unabhängig von diesen Ergeb-
nissen: Die Optionspflicht isoliert abzuschaffen, kommt
für uns nicht infrage.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Rüdiger Veit [SPD]: Dann können Sie ja unserem Antrag zustimmen! Dem SPD-Antrag!)


SPD und Grüne haben aber ausgesprochen, worauf es ih-
nen wirklich ankommt: Sie wollen das Prinzip der gene-
rellen unbegrenzten Doppelstaatlichkeit. Das ist mit uns
nicht zu machen. Es sollte zur Identität und zur Persön-
lichkeit eines Menschen gehören, dass er sich einem
Land, seiner Kultur und seiner Werteordnung zugehörig
fühlt. Natürlich kann man aus verschiedenen Gründen
Verbindungen zu unterschiedlichen Ländern haben.
Aber in staatsbürgerlicher Hinsicht sollte es die Zugehö-
rigkeit nur zu einem Land geben.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Das ist doch lächerlich!)


– Nein, das ist nicht lächerlich, sondern das Bundesver-
fassungsgericht hat erklärt, dass Pflichtenkollisionen
und Loyalitätskonflikte gegen Mehrstaatlichkeit spre-
chen. Genau diese Gründe hat das Bundesverfassungs-
gericht ausdrücklich herausgestellt.

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(C (D Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Nouripour? Nein, ich bin gleich am Schluss, Herr Präsident. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist gut!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702507600
Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1702507700

Auch wenn es in der Praxis zahlreiche Ausnahmen im
taatsangehörigkeitsrecht aufgrund von gesetzlichen Re-
elungen bzw. Härtefällen gibt, bleibt das Festhalten am
rundsatz der Vermeidung von Mehrstaatlichkeit aus
en genannten Gründen richtig. Deshalb lehnen wir von
er Union die Anträge der SPD und der Bündnisgrünen
b.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702507800

Das Wort hat nun Rüdiger Veit für die SPD-Fraktion.


Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1702507900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren Kollegen! Fast könnte man Sie hier alle nament-
ich begrüßen, so wie die Reihen gerade nicht besetzt
ind. Trotzdem vielen Dank für das Interesse.


(Serkan Tören [FDP]: Das stimmt! Bei der SPD müsste man das!)


Auch an sie hat sich meine Kritik gerichtet, keine
rage. – Herr Kollege Wellenreuther, zunächst einmal
aben Sie natürlich recht, dass sich die CDU/CSU-Frak-
ion nach dem Motto „Learning by doing“ – dafür bin
ch nach wie vor dankbar; das sage ich ohne jeden zyni-
chen Unterton – in Zeiten der Großen Koalition zu ganz
esentlichen Teilen in der Tat zur Integrationspolitik be-
annt hat und einiges Richtige und Gute, insbesondere
uf dem Gebiet des Aufenthaltsrechtes, mitgemacht hat.

Das sollte so bleiben. Deswegen laden wir Sie heute
in, unseren Vorstellungen zu folgen, wenn es um die ge-
erelle Abschaffung des Verbots doppelter Staatsbürger-
chaft in unserem Staatsangehörigkeitsrecht geht. Unser
ntrag ist umfassender als der der Grünen. Während

ich die Grünen nur isoliert der Frage der Optionspflicht
uwenden, wollen wir dieses Problem in unserem Staats-
ürgerschaftsrecht insgesamt regeln.

Das, Herr Kollege Wellenreuther – jetzt kommt aller-
ings der entschiedene Widerspruch –, wollen wir nicht
rst seit heute, sondern das wollten wir bereits 1998/99.
ie können die Protokolle von damals nachlesen.


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Die habe ich gelesen!)


ch verweise auch gerne auf meine Rede vom Juli 2009,
n der ich diese historischen Zusammenhänge noch ein-

al dargelegt habe. Wir wollen diese Abschaffung des
erbots nicht erst heute. Im Gegenteil: Wir wollten sie

mmer. Wir mussten damals diesen Kompromiss ma-






(A) )



(B) )


Rüdiger Veit
chen. Wir haben ihn immer als einen nicht guten Kom-
promiss angesehen, sondern als einen ersten Schritt auf
dem Weg in die richtige Richtung aufgefasst.


(Beifall der Abg. Aydan Özoğuz [SPD])


So bleibt das. In der Konsequenz dessen stehe ich heute
vor Ihnen und sage: Wir haben einen umfassenden Ge-
setzentwurf gemacht, der sich mit dem Problem befasst.

Zur Frage der Optionspflicht hat der Kollege Kilic
schon einiges Richtige gesagt. Er hat – das möchte ich
ausdrücklich hervorheben – erklärt: Es muss auch unter
integrationspolitischen Gesichtspunkten ein Interesse
daran bestehen, dass die Wohnbevölkerung möglichst
identisch mit den insgesamt in Deutschland lebenden
Bürgern mit Wahlrecht ist. Das kann ich nur unterstrei-
chen. Insofern ist der Erwerb der deutschen Staatsbür-
gerschaft nicht erst ein Abschluss der Integration, son-
dern ein wichtiger Zwischenschritt einer vollständigen
Integration.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie generell Probleme mit der Frage der dop-
pelten Staatsbürgerschaft haben, dann ist es manchmal
nicht ganz schlecht, einen Blick zurück in die Ge-
schichte zu werfen. Diesen kleinen Exkurs kann ich mir
nicht verkneifen. Das Abstammungsprinzip in unserem
Staatsangehörigkeitsrecht geht nicht nur auf die Fassung
des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes von 1913
zurück, sondern es geht schon auf das Jahr 1842 zurück.
Schon damals waren die Preußen etwas großzügiger und
keineswegs ethnisch geprägt, sodass auch preußische
Polen oder Juden generell Staatsbürger werden konnten.


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Die haben Soldaten gebraucht!)


1913 hat man dieses Recht, durchaus ohne ethnischen
Beigeschmack, übernommen. Die ethnische – ich füge
hinzu: rassistische – Aufladung des Staatsbürgerschafts-
rechtes war dem Dritten Reich vorbehalten. Daran muss
man einmal erinnern, meine sehr verehrten Damen und
Herren.

Dass man das beibehalten hat, hatte einen aus der da-
maligen Betrachtungsweise durchaus nachvollziehbaren
Grund: Man wollte sowohl die ostdeutsche Bevölkerung
als auch die Spätaussiedler nicht ausgrenzen.

Spätestens seit 1989/90 liegen die Dinge anders. Vor
diesem Hintergrund gibt es keinen vernünftigen Grund
mehr, sich generell gegen die Hinnahme der doppelten
Staatsbürgerschaft auszusprechen.

Es gab einen einzigen Grund – das will ich hier sagen –,
der vielleicht zu früheren Zeiten dafür gesprochen haben
könnte, die alte Rechtslage beizubehalten: die Möglich-
keit, dass im Zusammenhang mit der Ableistung von
Wehrpflicht ein Loyalitätskonflikt entsteht. Aber auch
hier, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist diese Betrach-
tungsweise längst überholt. Ich empfehle einen Blick in
die Unterlagen – das bildet –: 1997 wurde ein europäi-
sches Abkommen zum Staatsangehörigkeitsrecht abge-
schlossen – es wurde in Deutschland allerdings erst 2004

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(C (D atifiziert –, mit dem klargestellt wurde: Wer seine ehrpflicht in einem der betroffenen Staaten abgeleistet at, hat seiner Wehrpflicht damit genügt. Ein Loyalitätsonflikt kann also nicht mehr entstehen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


or diesem Hintergrund gibt es keinen Grund mehr, ge-
en die doppelte Staatsangehörigkeit zu sein.

Es gibt hingegen sehr viele Gründe, dafür zu sein.
chauen wir uns die Zahl der Einbürgerungen an: Wir
atten im Jahr 2000 mit über 180 000 Einbürgerungen
inen Gipfel. Mittlerweile sind wir wieder bei rund
0 000 Einbürgerungen im Jahr angelangt. Es ist nicht
rstrebenswert, dass das so bleibt. Von daher muss unser
ller Interesse sein, dass die Zahl wieder steigt.

Wir müssen den betroffenen Migrantinnen und Mi-
ranten, die sich in Deutschland dauerhaft aufhalten
ollen bzw. aufhalten, ein entsprechendes Angebot ma-

hen. Dem trägt unser Gesetzentwurf Rechnung, indem
ir sagen: Eine doppelte Staatsbürgerschaft bzw. Mehr-

achstaatsbürgerschaft kann generell hingenommen wer-
en. Sie wird es übrigens schon bei der bestehenden
echtslage in 53 Prozent der Fälle.

Wir wollen die Anspruchsvoraussetzungen für den
rwerb der deutschen Staatsangehörigkeit senken. Es
oll in Zukunft ausreichen, wenn sich die Betreffenden
ieben Jahre in Deutschland aufgehalten haben. Unter be-
timmten Voraussetzungen der Privilegierung – ich nenne
eispielhaft: Hochschulabschluss, Abschluss einer
ehre, Erwerb der Hochschulreife in Deutschland – soll
ie Frist auf sechs Jahre verkürzt werden können. Nach
iesem Zeitraum sollen die Betreffenden Anspruch auf
en Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft haben,
hne dass sie die andere Staatsbürgerschaft aufgeben
üssten. Ich halte diesen Ansatz für gut und richtig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir sollten bei dieser Gelegenheit noch an ein paar
nderen Ecken Feinschliff anbringen. Das betrifft zum
eispiel die Anrechnung von Duldungs- und Gestat-

ungszeiten bei der Dauer des rechtmäßigen Aufenthalts,
ie Voraussetzung für den Erwerb der deutschen Staats-
ürgerschaft ist.

Wir sollten großzügige Härtefallregelungen vorsehen
ür Kinder und Jugendliche sowie für Personen über
0 Jahre, die vielleicht nicht mehr ohne Weiteres in der
age sind, entsprechende Sprachkenntnisse zu erwerben.

Wir wollen übrigens die Ausnahmeregelung, die bis
007 gegolten hat, wieder einführen, wonach die Einbür-
erung von Jugendlichen und Heranwachsenden eben
icht davon abhängig gemacht wird, dass sie ihren Le-
ensunterhalt selbst verdienen.

Kurzum – ich wiederhole das gerne noch einmal –: Es
ibt nach meiner Überzeugung – übrigens nach unverän-
erter Überzeugung der gesamten SPD-Fraktion, und
as seit 1998, Herr Kollege Wellenreuther – nur Gründe,
ie dafür sprechen, die doppelte Staatsbürgerschaft oder






(A) )



(B) )


Rüdiger Veit
Mehrfachstaatsbürgerschaft zuzulassen. Wir wollen die
Voraussetzungen verbessern und günstige Regelungen
treffen, damit diejenigen, die sich als Staatsbürger auf
Dauer an unserem Staatswesen beteiligen wollen, das
auch können. Wir richten die Aufforderung, unserem
Gesetzentwurf zuzustimmen, an alle hier im Haus ver-
tretenen Fraktionen und Parteien.

Ich darf zum Schluss darauf aufmerksam machen,
dass wir mit diesem Gesetzentwurf auch ein sehr ärgerli-
ches Problem, das Problem des § 25 Staatsangehörig-
keitsgesetz, bei dieser Gelegenheit mit erledigen können.
Sie wissen, dass es früher üblich war – ich habe das auch
im Juli letzten Jahres gesagt –, dass jeder türkische
Staatsbürger, der die deutsche Staatsangehörigkeit er-
werben wollte, zum Konsulat ging. Dort sagte man ihm:
Komm wieder, wenn du die deutsche Staatsangehörigkeit
hast; dann bekommst du auch die türkische zurück. – Dies
funktionierte nach dem § 25 des neuen Rechts nicht
mehr. Das gab viel Ärger und führte zu Rechtsunsicher-
heit, etwa zu der Frage, ob die Betroffenen als deutsche
Staatsbürger noch wählen dürfen oder nicht. Das kann
man bei dieser Gelegenheit ebenfalls korrigieren. Dafür
gibt es in der Zukunft keinen vernünftigen Hinderungs-
grund mehr.

Wir sollten uns also hier gemeinsam auf den Weg ma-
chen. Der Wegfall des Optionsmodells ist die zwangs-
läufige Voraussetzung. Daher ist unser Anliegen umfas-
sender und konsequenter. Wir bitten Sie alle, natürlich
auch die Antragsteller von Bündnis 90/Die Grünen, sehr
herzlich um Zustimmung.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir prüfen das wohlwollend!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702508000

Das Wort hat nun Hartfrid Wolff für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP)


Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Grü-

nen fordern einmal mehr die Abschaffung des Options-
modells.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ja mal Ihre Erfindung! Es war eine FDP-Erfindung!)


Erst vor kurzem haben wir wieder entsprechende An-
träge von Linken und Grünen im Bundestag beraten.
Durch ständige Neuaufgüsse wird kalter Kaffee auch
nicht wärmer.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein Applaus!)


Freilich ermöglicht dieses Vorgehen einer offenbar ratlo-
sen Opposition, dass ich hier die Kontinuität der FDP-
Position auch beim Rollenwechsel in die Regierung dar-
legen kann.

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(C (D (Aydan Özoğuz [SPD]: Machen Sie es doch einfach mal!)


ir bleiben dabei: Wir Liberalen haben dieses Modell
einerzeit vorgeschlagen, um den Unionsparteien den
eg zu einer Öffnung des deutschen Staatsangehörig-

eitsrechts in Richtung auf das Jus Soli zu ermöglichen.
ie ideologische Sturheit auf beiden Seiten aufzubre-

hen, war damals der entscheidende Erfolg der FDP, ins-
esondere von Dr. Max Stadler, der damals für uns die
erhandlungen führte.


(Beifall bei der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber doch nicht für alle Ewigkeit!)


Nach wie vor hat es keinen Sinn, ein Gesetz zu än-
ern, über dessen Wirkung es praktisch noch keine ver-
ertbaren Daten gibt.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Was?)


s ist sinnvoll, erst einmal Erfahrungsberichte darüber
bzuwarten, wie sich diese Regelung auswirkt,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie schon nach 100 Tagen gesagt!)


nd danach die rechtlichen Anpassungsmöglichkeiten zu
rüfen. So ist es übrigens auch im Koalitionsvertrag vor-
esehen. Für diese Opposition spielen Sachfragen aber
ffensichtlich keine Rolle.


(Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


Für in Deutschland aufgewachsene junge Menschen
st es nach Auffassung der Grünen nicht zumutbar, sich
ei Volljährigkeit für die deutsche Staatsangehörigkeit
u entscheiden. Die Grünen nennen dies auch konse-
uent Optionszwang.


(Rüdiger Veit [SPD]: Richtig so!)


ls linke Partei tun sich die Grünen mit der Wahlfrei-
eit, also der Kompetenz des Individuums, sich entschei-
en zu dürfen,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Müssen!)


ffenbar schwer.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Grünen machen nun bezeichnenderweise nicht den
orschlag, dass alle, die bislang die Wahlfreiheit haben,
ukünftig ausschließlich die deutsche Staatsangehörig-
eit haben sollen und die ihres Herkunftslandes aufge-
en müssen – nein.


(Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sollen die Freiheit haben!)


nders als Kinder deutscher Eltern sollen die Betreffen-
en durch Doppelstaatsangehörigkeit privilegiert wer-
en. Die Grünen frohlocken über die Abschaffung des
bstammungsprinzips bei der Staatsangehörigkeit, wol-

en es aber gleichzeitig bei Zugewanderten beibehalten.






(A) )



(B) )


Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

Ihnen sollen neben der deutschen Staatsangehörigkeit
noch weitere Staatsangehörigkeiten offenstehen. Das ist
aus meiner Sicht inkonsequent.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das will doch gar keiner abschaffen! Das tritt hinzu!)


Integration in die deutsche Gesellschaft kann unter
anderem dadurch gelingen, dass man sich zu gleichen
Rechten und Pflichten wie die anderen Staatsbürger in
die deutsche Gesellschaft integriert und dazu steht. Dop-
pelstaatsangehörigkeit erschwert – jedenfalls in Teilen –
die Integration, nämlich dann, wenn Migranten mit Dop-
pelstaatsangehörigkeit dem Irrtum verfallen, man könne
politisch, aber auch rechtlich zwei Staaten gleichzeitig
angehören. Migrantenschicksale zeigen oft, dass genau
dies eben nicht möglich ist. Wer weder ganz hier sein
noch ganz dort bleiben will, ist nirgendwo als gleichbe-
rechtigter Mitbürger in unserer Gesellschaft akzeptiert,
ganz unabhängig vom formalrechtlichen Status.

Die Grünen tun so, als ob Migration allein eine geo-
grafische Standortveränderung wäre – und damit basta!
Das ist gefährlicher Unfug.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Und was ist bei Ihnen? – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollen denn die Liberalen? Was wollen Sie? – Memet Kilic [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was heißt denn Migration übersetzt: Stillstand, oder was?)


Jeder, der sich mit Migration auseinandersetzt, weiß,
dass dazu mehr gehört, als sich einfach nur von A nach
B zu bewegen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollen Sie denn ganz unideologisch, Herr Wolff? Sagen Sie es uns! Was fordern Sie denn?)


Gerade im Hinblick auf individuelle Freiheitsrechte
– lieber Herr Wieland, hören Sie einmal zu – wie die ne-
gative Religionsfreiheit, Emanzipation, Frauenrechte
oder demokratische Kultur würde ich mir wünschen,
dass die Grünen hier ihre sonst so demonstrativ zur
Schau gestellte Fortschrittlichkeit auch zur Unterstüt-
zung der Integration nachdrücklich einforderten.


(Abg. Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Machen Sie sich keine Gedanken. Ich rede jetzt zu
Ende.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Eine Einbürgerungsregelung, die von weiten Teilen
der Bevölkerung nicht akzeptiert wird, stärkt keinesfalls
die Akzeptanz von Migranten. Das ist kontraproduktiv,
sowohl für den Erfolg der Integration als auch für etwa-
ige weitere Anpassungen des Staatsangehörigkeitsrechts.
Wir brauchen eine vernünftige, zusammenhängende und
klare Steuerung von Zuwanderung und Offenheit von
beiden Seiten.

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(C (D (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum prüft ihr denn überhaupt, wenn alles in Ordnung ist?)


ulturelle Vielfalt ist ein Gewinn, das Beherrschen der
eutschen Sprache und die Einhaltung der Werte des
rundgesetzes ein Muss. Mit diesen Werten wollen wir

ür die deutsche Staatsangehörigkeit werben und sie
icht abwerten.

Dass die SPD nach ihrer Abwahl aus der Regierung
abei mitmacht und sich von eigenen Ergebnissen wäh-
end ihrer Regierungszeit in geradezu rasanter Eile ab-
endet, haben wir in den letzten Wochen zu oft erlebt,
m noch wirklich erstaunt zu sein.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Wie ist das denn bei Ihnen? Sie haben auch schon einmal anders geredet! – Rüdiger Veit [SPD]: Da fällt mir das mit dem Glashaus ein, mein Lieber!)


ie deutsche Sozialdemokratie hat ihren inneren Kom-
ass völlig verloren; die FDP hält dagegen Kurs, auch in
er Regierungsverantwortung. Wir stellen uns der He-
ausforderung eines Neuanfangs in der Integrationspoli-
ik und wollen eine neue Kultur des Willkommens, aber
uf der Basis von Gleichberechtigung und fairem Mit-
inander.


(Beifall bei der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wende ohne jeden Kompass! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn das die geistig-politische Wende ist, dann Danke schön!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702508100

Das Wort hat nun Stephan Mayer für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1702508200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

olleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Der Gesetzent-
urf, den wir heute in erster Lesung beraten, ist in zwei-

rlei Hinsicht ein Paradoxon: Zum einen ist der Titel des
esetzentwurfs paradox, da dort die Rede vom Options-

wang ist. Einer Option wohnt schon vom Grundsatz her
ie Möglichkeit inne, aus verschiedenen Alternativen
uszuwählen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber man ist gezwungen, zu optieren!)


eswegen muss die Option immer ein Privileg für Per-
onen sein, das anderen Personen, die diese Wahlmög-
ichkeit nicht haben, nicht zusteht. Zum anderen ist die-
er Gesetzentwurf paradox, weil das Gesetz – darauf ist
chon hingewiesen worden – gerade von den Fraktionen
erabschiedet wurde, die jetzt die Aufhebung des Op-
ionszwangs fordern,


(Rüdiger Veit [SPD]: Sie wissen doch, warum!)







(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)

nämlich von der roten und der grünen Bundestagsfrak-
tion.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben das Plenarprotokoll nicht gelesen!)


1999 ist das Staatsangehörigkeitsrecht mit Mehrheit von
Rot-Grün hier im Bundestag geändert worden. Jetzt for-
dern Sie genau das Gegenteil dessen, was Sie hier 1999
noch vollen Herzens befürwortet und unterstützt haben,
nämlich die Aufhebung des Optionsmodells.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja erst drei Wahlperioden später!)


Natürlich gibt es Aspekte, die für das Optionsmodell
sprechen, und es gibt Aspekte, die dagegen sprechen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie Herrn Wolff erklären!)


Die christlich-liberale Koalition ist aus mehreren Grün-
den von der Wirksamkeit des jetzigen Optionsmodells
nicht überzeugt. Deshalb haben wir uns im Koalitions-
vertrag darauf verständigt, das Optionsmodell einer
Überprüfung zu unterziehen und es zu evaluieren. Da-
raus jetzt aber die Schlussfolgerung zu ziehen, dass wir
das Optionsmodell zugunsten einer dauerhaften doppel-
ten Staatsangehörigkeit abschaffen werden, ist schlicht-
weg falsch und unzutreffend.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wird denn dann geprüft?)


Wir halten am Grundsatz fest, dass die Mehrstaatigkeit
grundsätzlich abzulehnen ist.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Zurück zu Kaiser Wilhelm“ ist Ihre Parole! Da war die Welt noch in Ordnung!)


Abgesehen von den Fällen, dass jemand aufgrund des
Jus Sanguinis bereits bei der Geburt zwei oder mehrere
Staatsangehörigkeiten erhält, darf Mehrstaatigkeit im-
mer nur die absolute Ausnahme sein.

Um eines klarzumachen: Es geht hier nicht um
Deutschtümelei und auch nicht darum, die deutsche
Staatsangehörigkeit über die Staatsangehörigkeiten an-
derer Länder zu stellen.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Sind Sie sich sicher?)


Es geht einzig und allein darum, klarzumachen, dass
eine Staatsangehörigkeit nicht nur Rechte, sondern na-
türlich genauso Pflichten beinhaltet.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer bestreitet das denn?)


Eine dieser Obliegenheiten ist nun einmal, dass sie
Loyalität und ein grundsätzliches Bekenntnis gegenüber
dem betreffenden Staat sowie auch gegenüber dem be-
treffenden Staatsvolk bedeutet.

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(C (D (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit den DeutschAmerikanern und den Deutsch-Franzosen?)


ieses Loyalitätsband – so möchte ich es nennen – kann
om Grundsatz her nun einmal nur zu einem Staat beste-
en.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1702508300

Kollege Mayer, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Kilic?


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1702508400

Selbstverständlich, sehr gerne.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit den ganzen Doppelstaatern, die es in Deutschland gibt? Sind sie alle illoyal? – Reinhard Grindel [CDU/ CSU], an Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt: Sie sind Beispiele für Integration, die gelungen ist!)



Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702508500

Vielen Dank, Herr Kollege. – Stimmen Sie mir zu,

ass alle EU-Bürgerinnen und EU-Bürger sowie die
chweizer seit dem 28. August 2007 unter Beibehaltung

hrer bisherigen Staatsangehörigkeit als Doppelstaatler
ingebürgert werden können?


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1702508600

Ich stimme Ihnen zu, dass es diese Regelung gibt. Sie

aben aber richtigerweise darauf hingewiesen – so ehr-
ich waren Sie –, dass diese Regelung die Gegenseitig-
eit beinhaltet. Diese Regelung gilt also nur dann für in
eutschland lebende EU-Ausländer, wenn das entspre-

hende EU-Land es auch Deutschen erlaubt, neben der
eutschen Staatsangehörigkeit die Staatsangehörigkeit
ieses Landes zu erhalten. Dies ändert aber nichts daran,
ass der Grundsatz der Mehrstaatigkeit immer die abso-
ute Ausnahme darstellen muss.


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Ja! – Rüdiger Veit [SPD]: Bei 53 Prozent?)


Es kann nicht sein, dass man im Bereich des Staats-
ngehörigkeitsrechts Rosinenpickerei betreibt. Es kann
icht sein, dass ich das Erbrecht des einen Staates und
as Wehrrecht des anderen Staates – vielleicht weil es
ort günstiger ist – und am besten, wenn es um das
ahlrecht geht, sogar beide Staatsangehörigkeiten in
nspruch nehme.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer tut das denn?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702508700

Herr Kollege, gestatten Sie eine Nachfrage des Kolle-

en Kilic?


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1702508800

Selbstverständlich, sehr gerne.






(A) )



(B) )


Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1702508900

Stimmen Sie mir zu, Herr Kollege, dass seit dem

Jahre 2008 52 Prozent aller Einbürgerungen unter Hin-
nahme der Mehrstaatigkeit erfolgt sind?


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das macht die Sache nicht besser, Herr Kilic!)


– Nein, es ist aber Fakt, dass die Mehrstaatigkeit zur Re-
gel wird, nicht zur Ausnahme. So ist die Welt. Im inter-
nationalen Privatrecht zum Beispiel geht man damit seit
Jahrhunderten wunderbar um. Das ist kein Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1702509000

Ich bin Ihnen sehr dankbar, Herr Kollege, dass Sie auf

diesen Punkt hinweisen. Das erspart mir, diese Zahlen
während meiner Redezeit darzulegen.

Wir hatten in den letzten zehn Jahren in Deutschland
jedes Jahr zwischen 94 000 und 186 000 Einbürgerun-
gen zu verzeichnen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben eben noch erklärt, dass das die absolute Ausnahme bleiben muss!)


Ungefähr 55 Prozent davon sind so erfolgt, dass die alte
Staatsangehörigkeit beibehalten werden konnte.


(Rüdiger Veit [SPD]: Das meint er doch gar nicht!)


Diese Zahlen sind für mich ein ganz klarer Beleg dafür,
dass es uns nicht darum geht, die deutsche Staatsangehö-
rigkeit nur einigen wenigen zuzugestehen. Vielmehr
geht es darum, unter bestimmten Voraussetzungen die
deutsche Staatsangehörigkeit zu erteilen.

Sie sprechen jetzt von Einbürgerungen. Der Gesetz-
entwurf befasst sich aber im Unterschied dazu mit der
Abschaffung des Optionsmodells, also mit der Erteilung
der deutschen Staatsangehörigkeit von Geburt an. Ich
stimme Ihnen durchaus zu, dass die Erteilung der deut-
schen Staatsangehörigkeit am Ende eines erfolgreichen
Integrationsprozesses vielleicht sogar angebracht sein
kann.


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Wünschenswert!)


Sehr geehrter Kollege, ich bin aber nicht Ihrer Auffas-
sung, dass die Erteilung der Staatsangehörigkeit der
erste Schritt hin zu einer guten Integration ist. Die Ertei-
lung der Staatsangehörigkeit kann immer nur am Ende
eines erfolgreichen Integrationsprozesses stehen.

Auf Folgendes ist schon hingewiesen worden: In der
rot-grünen Bundesregierung ist viel von Integration ge-
redet worden. Tatsächlich gehandelt worden ist bei der
Integration in den letzten vier Jahren, unter Regierungs-
beteiligung der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben das Thema Integration auf die Tagesordnung
gebracht.

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(C (D (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nachdem Sie es vorher jahrelang bekämpft haben! Das ist doch lächerlich! Das haben wir alles gegen Sie durchgekämpft! Selbst die Sprachkurse haben Sie abgelehnt!)


s ist viel passiert. Das Amt eines Integrationsbeauftrag-
en der Bundesregierung ist geschaffen worden. Ein In-
egrationsplan ist erstellt worden. Mehrere Integrations-
ipfel haben stattgefunden. Endlich sind finanzielle
ittel zur Verfügung gestellt worden, um Sprachange-

ote bzw. Sprachkurse tatsächlich stattfinden zu lassen.

In diesem Zusammenhang muss uns allen eines klar
ein: Nur das Ausgeben eines Personalausweises bedeu-
et noch nicht, dass jemand ordentlich und gut in die
eutsche Gesellschaft integriert ist.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir durchgesetzt!)


rst dann, wenn er über profunde Deutschkenntnisse
erfügt, hat er die Voraussetzungen, sich erfolgreich in
er deutschen Gesellschaft zu etablieren, sowohl beruf-
ich als auch privat.


(Beifall des Abg. Reinhard Grindel [CDU/ CSU])


ir haben in den letzten vier Jahren tatsächlich etwas
ür Integration gemacht. Sie wollen diese erfolgreichen
emühungen mit Ihrem Gesetzentwurf lediglich ver-

chleiern, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kolle-
en.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mensch, was sind wir raffiniert! Das glaubt kein Mensch!)


Um es klarzumachen: Wir lassen uns von Ihrem Ge-
etzentwurf nicht von unserem Weg abbringen. Wir wer-
en weiterhin daran festhalten: Integration ist ein ganz
ntscheidendes innenpolitisches Thema unserer Zeit.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist eigentlich eher ein sozialpolitisches Thema!)


s geht um tatsächliche Integration. Es geht darum, die
ereine und Verbände vor Ort zu unterstützen und zu

ördern, damit sie Personen mit Migrationshintergrund
ngebote unterbreiten. Es geht darum, die notwendigen

inanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, damit sich
emand, der nach Deutschland kommt und noch nicht
ber ausreichende Deutschkenntnisse verfügt, die deut-
che Sprache aneignen kann. Es geht auch darum, in der
chule erfolgreiche Integration stattfinden zu lassen. Wir
ollen dafür mehr tun und nicht plakativ der Abschaf-

ung des sogenannten Optionszwangs das Wort reden.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie doch was! Wo legen Sie das denn vor? Kein Antrag, kein Gesetz, nichts!)


bgesehen davon ist es für Ihren Gesetzentwurf, den Sie
eute in der ersten Lesung einbringen, viel zu früh. Die-
er Gesetzentwurf kommt zur absoluten Unzeit, schon






(A) (C)



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)


deshalb, weil es überhaupt keine verlässlichen, keine
profunden Erfahrungen mit dem Optionsmodell gibt.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann liegen die denn vor?)


Die ersten jungen Leute sind im Jahr 2008 ange-
schrieben worden, als sie das 18. Lebensjahr erreicht ha-
ben. Ihnen steht jetzt eine fünfjährige Bedenkzeit zu. Ich
glaube, ein Zeitraum von fünf Jahren ist ausreichend, um
sich darüber klar zu werden, zu welchem Staat und auch
– das sage ich ganz offen – zu welcher Kulturgemein-
schaft und Wertegemeinschaft man die engeren inneren
Bindungen hat, und sich bis spätestens zum Erreichen
des 23. Lebensjahres für eine der beiden Staatsangehö-
rigkeiten verlässlich zu entscheiden.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Prüfen Sie jetzt fünf Jahre, oder wie lange?)


Ich habe mir das Schreiben, das den Personen zugeht,
die von dieser Option Gebrauch machen können, genau
angesehen. Dieses Schreiben umfasst zwei Seiten. Es ist

informieren, welche Pflichten und Rechte mit einer
Staatsangehörigkeit verbunden sind. Dies wäre gerade
im Bereich der Bildungsarbeit ein lohnenswerter und
wertvoller Ansatz.

In diesem Sinne ist dem Gesetzentwurf, der heute in
erster Lesung beraten wurde, mit vollem Herzen eine
Absage zu erteilen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das lässt ja hoffen für die Ausschussberatungen!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1702509100

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Gesetzent-
würfe auf den Drucksachen 17/542 und 17/773 an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist
nicht der Fall. Dann sind die Überweisungen so be-
plausibel und sehr verständlich formuliert. Es wird ein
Beratungstermin angeboten. Ich glaube, dass die richti-
gen Voraussetzungen geboten werden, um dem Options-
modell zum Durchbruch zu verhelfen. Ich sage aber auch
ganz offen – darauf habe ich eingangs hingewiesen –: Es
gibt Defizite und gewisse Nachteile im Optionsmodell.
Wir wollen das Optionsmodell nüchtern und verlässlich
evaluieren, uns dafür so viel Zeit nehmen, wie notwen-
dig ist,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie lange?)


und dann die Defizite abschaffen.

Zuallerletzt sage ich: Ein ganz wichtiger Punkt wäre
meines Erachtens, dass man gerade im Bereich der
Schule noch mehr Aufklärungsarbeit und Informations-
arbeit leistet, um die jungen Leute profund darüber zu

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B
J
g
w

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d
(D

chlossen.

Bevor ich die heutige Sitzung schließe, weise ich auf
olgendes hin: Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat
ezüglich ihrer Abstimmung über die Entschließung zur
eschlussempfehlung des Verteidigungsausschusses zum

ahresbericht des Wehrbeauftragten eine Korrektur vor-
enommen. Sie stimmt dieser Entschließung zu. Das
ill ich hiermit zu Protokoll gegeben haben.

Damit sind wir nun wirklich am Schluss unserer heu-
igen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 3. März 2010, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.

Ich wünsche Ihnen ein freundliches Wochenende.