Protokoll:
16209

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 209

  • date_rangeDatum: 6. März 2009

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:23 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/209 Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 22592 C Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ortwin Runde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Hüseyin-Kenan Aydin, Dr. Dietmar Bartsch, Karin Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Sicherheit, Stabilität und Demokra- tie im Südkaukasus fördern (Drucksache 16/12102) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22594 A 22595 A 22596 C 22597 C 22598 D 22599 C 22612 A 22613 C 22614 B 22615 B 22616 C 22617 A 22617 D Deutscher B Stenografisch 209. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Zusatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur weiteren Stabilisie- rung des Finanzmarktes (Finanzmarktsta- bilisierungsergänzungsgesetz – FMStErgG) (Drucksache 16/12100) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D D D R D R 22581 A 22581 B 22584 B 22586 B 22588 B 22590 D LINKE: Einsetzung eines Untersuchungs- ausschusses (Drucksache 16/12130) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22601 A undestag er Bericht ung 6. März 2009 t : r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . r. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . einhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . r. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . einhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22602 A 22603 B 22604 B 22605 D 22608 B 22608 D 22609 A 22610 C 22611 B 22611 D in Verbindung mit II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Rainder Steenblock, Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Demo- kratie und Sicherheit im Südkaukasus stärken (Drucksache 16/12110) . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Eduard Lintner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Reiche (Cottbus) (SPD) . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Nicole Maisch, Ulrike Höfken, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Finanzmarktwächter im Interesse der Verbraucherinnen und Ver- braucher einführen (Drucksache 16/11916) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt Segner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Marianne Schieder (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ortwin Runde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Harald Leibrecht, Hartfrid Wolff (Rems-Murr), Sibylle Laurischk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Unzumutbare Hindernisse beim Ehe- gattennachzug abbauen (Drucksache 16/11753) . . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T B a – – – ( 1 N A L A Z d – – – ( C W B U S A A 22618 A 22618 A 22619 D 22621 B 22622 C 22623 B 22624 B 22625 C 22626 B 22626 C 22627 D 22629 A 22630 C 22631 D 22632 C 22632 D 22633 D 22633 D 22635 A 22635 C 22637 B 22638 B 22640 A agesordnungspunkt 24: eschlussempfehlung und Bericht des Innen- usschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ausbildung der Poli- zeikräfte in Afghanistan forcieren zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Pau, Ulla Jelpke, Sevim Dağdelen, Jan Korte und der Fraktion DIE LINKE: Än- derung des Bundespolizeigesetzes für Auslandseinsätze der Bundespolizei zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Jürgen Trittin, Silke Stokar von Neuforn, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ohne Polizei und Justiz keine Sicherheit – Polizei- und Justiz- aufbau in Afghanistan drastisch be- schleunigen Drucksachen 16/3648, 16/3421, 16/6931, 6/12133) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Beschlussempfehlung zu den Anträgen: Ausbildung der Polizeikräfte in Afghanis- tan forcieren Änderung des Bundespolizeigesetzes für Auslandseinsätze der Bundespolizei Ohne Polizei und Justiz keine Sicherheit – Polizei- und Justizaufbau in Afghanistan drastisch beschleunigen Tagesordnungspunkt 24) . . . . . . . . . . . . . . . . lemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . irgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22641 A 22641 D 22643 A 22643 D 22643 D 22645 A 22646 C 22646 B 22648 B 22649 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 III Anlage 4 Amtliche Mitteilungen (187. Sitzung, 13. November 2008) . . . . . . . . 5 e Mitteilungen tzung, 28. November 2008) . . . . . . . .2265 22654 D Anlage Amtlich (191. Si4 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 22581 (A) ) (B) ) 209. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Anlage 2 verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 22643 (A) ) (B) ) nach wie vor vor großen Herausforderungen – das giltDIE GRÜNEN (Tagesordnungspunkt 24) Clemens Binninger (CDU/CSU): Afghanistan steht Dr. Lotter, Erwin FDP 06.03.2009 Lührmann, Anna BÜNDNIS 90/ 06.03.2009 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.03.2009 Bär, Dorothee CDU/CSU 06.03.2009 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.03.2009 Benneter, Klaus Uwe SPD 06.03.2009 Blumentritt, Volker SPD 06.03.2009 Brandner, Klaus SPD 06.03.2009 Burchardt, Ulla SPD 06.03.2009 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 06.03.2009 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 06.03.2009* Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 06.03.2009 Gabriel, Sigmar SPD 06.03.2009 Glos, Michael CDU/CSU 06.03.2009 Groneberg, Gabriele SPD 06.03.2009 Günther (Plauen), Joachim FDP 06.03.2009 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.03.2009 Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 06.03.2009 Hirte, Christian CDU/CSU 06.03.2009 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 06.03.2009 Kampeter, Steffen CDU/CSU 06.03.2009 Korte, Jan DIE LINKE 06.03.2009 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 06.03.2009 Lips, Patricia CDU/CSU 06.03.2009 Lopez, Helga SPD 06.03.2009 M M D P S D D S S D S S W W Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der Westeuropäischen Union nlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung zu den Anträgen: – Ausbildung der Polizeikräfte in Afghanis- tan forcieren – Änderung des Bundespolizeigesetzes für Auslandseinsätze der Bundespolizei – Ohne Polizei und Justiz keine Sicherheit – Polizei- und Justizaufbau in Afghanistan drastisch beschleunigen erz, Friedrich CDU/CSU 06.03.2009 öller, Kornelia DIE LINKE 06.03.2009 r. Müller, Gerd CDU/CSU 06.03.2009 aula, Heinz SPD 06.03.2009 charfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.03.2009 r. Schavan, Annette CDU/CSU 06.03.2009 r. Scheer, Hermann SPD 06.03.2009 chily, Otto SPD 06.03.2009 chmidbauer, Bernd CDU/CSU 06.03.2009 r. Schwanholz, Martin SPD 06.03.2009 eib, Marion CDU/CSU 06.03.2009 ilberhorn, Thomas CDU/CSU 06.03.2009 aitz, Christoph FDP 06.03.2009 icklein, Andrea SPD 06.03.2009 immermann, Sabine DIE LINKE 06.03.2009 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 22644 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 (A) ) (B) ) insbesondere für die Sicherheitslage. Der Aufbau demo- kratischer Institutionen, aber auch der wirtschaftliche Aufbau Afghanistans und die Unterstützung einer plura- listischen Gesellschaft setzen funktionierende staatliche Strukturen voraus. Diese Strukturen müssen in Afgha- nistan weiter aufgebaut und gefördert werden. Dazu wird noch längere Zeit Hilfe und Unterstützung notwen- dig sein. Die Bundesrepublik Deutschland unterstützt Afgha- nistan auf verschiedenen Ebenen. Wichtige Erfolge konnten in der politischen und entwicklungspolitischen Zusammenarbeit erreicht werden. Bei der Einbindung in internationale Organisationen und Verhandlungen, beim Aufbau der Versorgungsinfrastruktur, der Verkehrswege, aber auch beim Aufbau des Bildungssystems und der öf- fentlichen Verwaltung wie bei der Etablierung von Frei- heitsrechten waren in den letzten Jahren merkliche Fort- schritte zu verzeichnen. Eine ganz wesentliche Rolle spielt dabei die öffentli- che Sicherheit, denn ohne Sicherheit ist jede politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilisierung und Entwicklung letztlich zum Scheitern verurteilt. Entwick- lung und Sicherheit bedingen sich gegenseitig. Mit dem Einsatz von Bundeswehrsoldaten im Norden des Landes leisten wir zusammen mit unseren Partnern einen wichti- gen Beitrag zu Stabilität und Entwicklung in Afghanis- tan. Bei der bilateralen Zusammenarbeit und im Rahmen der EUPOL-Mission sind deutsche Polizeikräfte beim Polizeiaufbau in Afghanistan – über den wir heute disku- tieren – im Einsatz und tragen mit ihrer Arbeit zu Sicher- heit, Ordnung und stabilen Verhältnissen bei. Ich möchte an dieser Stelle allen Beteiligten und besonders den Poli- zeibeamtinnen und -beamten, die vor Ort und auch hier in Deutschland zum Gelingen des Polizeiaufbaus in Afghanistan beitragen, ganz herzlich danken. Wir schät- zen diese Arbeit, die oft unter schwierigen und gefährli- chen Umständen geleistet wird! Wie angespannt die Sicherheitssituation in Afghanis- tan ist, hat sich 2008 abermals gezeigt. Genannt seien hier nur die Anschläge auf deutsche ISAF-Patrouillen, der Anschlag auf die Parade zum Nationalfeiertag in Kabul oder das afghanische Informationsministerium. Deshalb haben unsere Soldaten und Polizisten, die in Afghanistan wichtige Arbeit leisten, unsere volle Anerken- nung und unseren ganzen Respekt. Sie leisten mit ihrem Einsatz eine Arbeit, die auch für uns hier in Deutschland von großer Bedeutung ist. In Zeiten internationaler terro- ristischer Bedrohung müssen wir größtes Interesse an mehr Sicherheit und Stabilität in Afghanistan haben. Entgegen vielen Aussagen, wie sie auch in den vorlie- genden Anträgen wieder einmal zum Ausdruck kom- men, ist der Einsatz deutscher Polizisten und auch der Bundeswehr im Bereich des Polizeiaufbaus in Afghanis- tan bei allen Fragezeichen und Problemen recht erfolg- reich. Allein im Jahr 2008 wurden von deutschen Trai- nern und Beratern über 3 000 afghanische Polizisten qualifiziert. Zuvor wurden zwischen 2002 und 2007 be- reits 22 000 Polizisten vor Ort ausgebildet. Darüber hinaus hat die Bundeswehr seit April 2007 über 4 400 afghani- s D F u w s v i m Z E w P – v A i a D R A d d w D h m s z 2 3 2 u d 1 h h r s H K h m b d ü t t h A d c l n L 3 a S s (C (D che Polizisten in polizeilichen Basisaufgaben geschult. ie Polizeitrainingszentren in Mazar-e-Sharif und eyzabad sind eine sichtbare und effiziente Möglichkeit, nser gemeinsames Engagement beim Polizeiaufbau eiter umzusetzen. Ziel unserer Bemühungen muss es ein, die afghanische Polizei mittelfristig in die Lage zu ersetzen, eigenverantwortlich die Aus- und Fortbildung hrer Polizisten zu übernehmen. Deutschland leistet hier aterielle und personelle Hilfe und wird dies auch in ukunft tun. Wir bringen im Jahr 2009 35,7 Millionen uro für den Polizeiaufbau in Afghanistan ein. Noch ichtiger sind das Know-how und die Erfahrung unserer olizisten. Auch wenn sich die Sicherheitslage im Jahr 2008 insbesondere in den Regionen Kunduz und Kabul – erschlechtert hat, werden wir den Polizeiaufbau in fghanistan weiter vorantreiben. Der deutsche Beitrag st unverzichtbar und ohne Alternative – das sagen uns uch unsere afghanischen Partner. Seit 2002 unterstützt eutschland auf Bitten der UN und der afghanischen egierung den Aufbau einer professionellen Polizei in fghanistan in bilateraler Kooperation. Schwerpunkt es deutschen Engagements war von Beginn an der Wie- eraufbau der Polizeiakademie in Kabul, die schon 2004 ieder in afghanische Verantwortung übergeben wurde. erzeit befinden sich über 2000 afghanische Polizisten ier in Studium und Ausbildung. Das deutsche Engage- ent im Rahmen des Polizeiaufbaus wird auch in die- em Jahr weiter ausgebaut werden. Das bilaterale Poli- eiberaterteam wird bis zum Ende des Quartals auf 0 Polizisten verdoppelt. Zusätzlich sollen ständig rund 0 Trainingsexperten für bilaterale Projekte vor Ort sein. 009 werden auch mit Unterstützung dieser Experten nter anderem zwei neue Polizeitrainingszentren in Kun- uz und in Kabul aufgebaut, in denen zukünftig je 00 Auszubildende geschult werden. Das bereits beste- ende Trainingszentrum in Feyzabad wird darüber inaus in diesen Wochen erweitert. Die Ausbildungsein- ichtungen für die Grenzpolizei in Kabul und die Außen- telle der Polizeiakademie in Mazar-e-Sharif werden im erbst dieses Jahres fertiggestellt und werden dann apazitäten von je 500 Polizeischülern haben. Darüber inaus beteiligen sich deutsche Polizisten gemeinsam it den Feldjägern seit Januar am amerikanischen Aus- ildungsprogramm „Focused District Development“, as die Polizeireform auf die untere Verwaltungsebene bertragen soll. Auch die EUPOL-Mission in Afghanis- an wird seit Juni 2007 ausgebaut. Auf deutsche Initia- ive wurde die Missionsstärke auf 400 Mitarbeiter er- öht. Deutschland wird sich an der EUPOL-Mission in fghanistan mit bis zu 120 Beamten aus Bund und Län- ern beteiligen. Lassen Sie mich noch einen weiteren Punkt anspre- hen, der auch die Bezahlung von Polizisten im Aus- andseinsatz betrifft. Mit dem im letzten Jahr beschlosse- en Dienstrechtsneuordnungsgesetz ist der Bund in der age, seinen Polizistinnen und Polizisten täglich circa 0 Euro mehr als bisher, also jetzt insgesamt 147 Euro m Tag steuerfrei auszubezahlen. Das ist ein positives ignal und wird dazu beitragen, dass der Auslandsein- atz in Afghanistan an Attraktivität gewinnen wird. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 22645 (A) ) (B) ) Das alles zeigt: Dem Polizeiaufbau in Afghanistan wird von der Bundesregierung und der Unionsfraktion ein hoher Stellenwert eingeräumt. Deutschland ist ge- meinsam mit seinen Partnern auf einem guten und richti- gen Weg, den Aufbau von Polizei und Justiz in Afghanistan zu unterstützen, und wird diese erfolgreiche Arbeit, die unter schwierigen Bedingungen erfolgt, wei- ter fortsetzen. Wolfgang Gunkel (SPD): Die heutige Debatte über den Polizeiaufbau in Afghanistan ist wichtig und not- wendig. Nichtsdestotrotz sind die hier eingebrachten Anträge teils aus dem Jahr 2006, und die angebrachte Kritik fällt weit hinter den aktuellen Sachstand zurück. Kaum ein Thema wird so intensiv von der Koalition und der Regierung diskutiert und vorangetrieben. Deutschland ist neben den USA das größte Geberland für einen funktionierenden Polizeiapparat in der Region. Neben dem bilateralen Engagement in der Polizeiausbil- dung hat Deutschland den Beschluss zur Gründung von EUPOL Afghanistan maßgeblich vorangetrieben und ist auch in dieser von 21 Staaten getragenen Struktur größ- ter Geber. Allein 2008 hat Deutschland rund 36 Millio- nen Euro in bilaterale Projekte zum Polizeiaufbau inves- tiert. Mit dem Start der EUPOL-Mission Anfang 2007 ent- wickelt sich der Polizeiaufbau in Afghanistan konti- nuierlich. Nicht nur die Zahl ausgebildeter Polizisten steigt, sondern es wird vor allem auf eine enge Verzah- nung der Polizeiausbildung mit anderen im Aufbau be- findlichen Strukturen geachtet. Der Focus auf die Aus- bildung von Polizeikräften wurde erweitert, Kern der EUPOL-Mission ist jetzt die Koordination mit der af- ghanischen Regierung und der internationalen Gemein- schaft. Unter dem Dach von EUPOL werden nun alle bilateralen Projekte verwaltet, selbst die Abstimmung mit der US-geführten CSTC-Alpha-Mission verbessert sich kontinuierlich. Die seit Beginn des Engagements kritisierte Unein- heitlichkeit und mangelnde Koordination zwischen den Geberländern wurde maßgeblich durch das von der EU- POL betreute Polizeikoordinierungsgremium IPCB ver- bessert. Dieses Gremium tagt monatlich und bündelt alle bilateralen Missionen wie auch die originären EUPOL- Maßnahmen. Zudem werden in diesem Gremium auch wegweisende Reformen diskutiert und beschlossen. Dazu gehört die Reform des Innenministeriums wie auch die zukünftige Aufstellung von Polizeistrukturen. Wesentlich für die rechtsstaatliche Verankerung der afghanischen Polizei ist die Verzahnung mit anderen staatlichen Strukturen. Dazu hat unter der Ägide des deutschen Leiters der EUPOL-Mission Jürgen Scholz ein steter Austausch mit dem Innen-, dem Außen-, dem Justiz- und dem Verteidigungsministerium begonnen. Als Ziele der EUPOL-Mission gelten dabei neben dem originären Aufbau der Polizei die institutionelle Ent- wicklung des afghanischen Innenministeriums, die Ver- besserung der Zusammenarbeit mit der Generalstaats- anwaltschaft und der Aufbau einer effektiven Grenzpolizei. Gerade die letztgenannte Grenzpolizei hat i e s P k n B d w L A M B a n E g E d 2 2 s m 4 L a s d b c b h A t 1 l g P d z t l g n h J w i w v z D s u c A (C (D n Afghanistan mit seinen vielen und grünen Grenzen ine strategisch wichtige Rolle. Sie ist primär von An- chlägen und Übergriffen bedroht und benötigt neben ersonal auch die Mittel, um sich effektiv wehren zu önnen. Dabei ist entscheidend, dass die Grenzpolizei icht die militärische Überwachung der Grenzen zum eispiel nach Pakistan übernehmen kann und soll, son- ern sich voll auf ihre zivile Funktion konzentrieren ird. Bisher war EUPOL hauptsächlich im Norden des andes aktiv. Seit Mitte letzten Jahres wird das ufgabengebiet ausgedehnt. Heute ist EUPOL in Herat, azar-e-Sharif, Ghor, Helmland, Kunduz, Bamiyan und aklan aktiv. Diese Entwicklung wird weitergehen. Mit der Ausdehnung der EUPOL-Mission wächst uch die Notwendigkeit, mehr internationale Ausbilder ach Afghanistan zu entsenden. Im Rahmen von UPOL ist die Zahl der Ausbilder bereits stark gestie- en. Die anfangs vorgesehenen 231 Polizisten aus den UPOL-Ländern sollen inzwischen sogar an Zahl ver- oppelt werden. Aus Deutschland allein sind momentan 7 Polizisten für die EUPOL-Mission in Afghanistan. 2 Polizisten wurden von den Bundesländern freige- tellt, 15 weitere gehören der Bundespolizei an. Im Rah- en der bilateralen Hilfen stellt Deutschland zurzeit 1 Polizisten für Afghanistan frei, davon 24 aus den änderpolizeien und 17 aus der Bundespolizei. Deutschland beteiligt sich nicht nur überproportional n der Ausbildung der afghanischen Polizei, es kümmert ich auch um die Ausstattung. Neben der Ausrüstung ist ie Bezahlung der Polizisten weiterhin ein großen Pro- lem. Warlords und Taliban zahlen zum Teil das Vierfa- he, sodass die Fluktuation innerhalb der Polizei eträchtlich ist. Die internationale Gemeinschaft hat des- alb den sogenannten „Law and Order Trust Fund fghanistan“ (LOTFA) eingerichtet, aus dem die Gehäl- er bezahlt werden. Deutschland hat im Oktober 2008 0 Millionen Euro zu dem Fonds beigetragen. Damit eistet die Bundesregierung ihren bislang zahlenmäßig rößten Beitrag für die Sicherstellung der afghanischen olizeigehälter. Im Dezember 2008 wurden noch einmal rei Millionen Euro für die Gehälter bereitgestellt. Bei allen Forderungen nach einem verstärkten finan- iellen Engagement für den Polizeiaufbau in Afghanis- an ist aber zu beachten – das hat gerade auch die öffent- iche Anhörung im Bundestag im letzten Dezember ezeigt –: Die Sicherheitslage ist in allen Teilen Afgha- istans äußerst instabil, die infrastrukturellen und sicher- eitsrelevanten Voraussetzungen sind, anders als vor ahren gedacht, nicht besser, sondern eher schlechter ge- orden. Die Teilung des Landes in Gebiete wie Kabul, n denen eine rudimentäre Staatlichkeit angenommen erden kann, und Teile, in denen der Staat nicht einmal ermittelt zur Geltung kommt, sorgt dafür, dass die Poli- ei vielfach wesensfremde Aufgaben zu erfüllen hat. as bedeutet, dass es neben der notwendigen rechts- taatlichen Ausbildung, einer angemessen Entlohnung nd der materiellen Ausrüstung eine Debatte gibt, wel- he Aufgaben eine rechtsstaatliche Polizei in unseren ugen zu leisten hat und welche nach unserm Verständ- 22646 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 (A) ) (B) ) nis auszuschließen sind. In der Vergangenheit ist die afghanische Polizei allzu oft als Kanonenfutter in die Aufstandbekämpfung geschickt worden – mit der Folge, dass die Opferzahlen bei der afghanischen Polizei die der afghanischen Nationalarmee proportional bei weitem übersteigen. Unser Engagement bei der Ausbildung und Ausstattung der Polizei kann aber das Versagen in an- dern Teilbereichen des Wiederaufbaus Afghanistans nicht ausgleichen. Wie sollen wir eine effiziente Straf- verfolgung garantieren, wenn es hinterher keine Staats- anwaltschaften oder Richter gibt, die diese Fälle bearbei- ten? Wie sollen wir die rechtsstaatliche Trennung zwischen Polizei und Militär auch garantieren, wenn sich die afghanische Nationalarmee nicht aus den Kaser- nen traut, während die von uns ausgebildeten Polizisten in die Schlacht geschickt werden? Wir alle wünschen uns eine effiziente und schnelle Stabilisierung Afghanistans. Es ist völlig unstrittig, dass dazu wesentlich ein funktionierender Polizeiapparat und eine effiziente Justiz gehören. Aber den Aufbau funktio- nierender Strukturen kann man nicht im luftleeren Raum vorantreiben. Nicht nur die Anzahl der geschulten Poli- zisten ist das Erfolgskriterium, sondern die Implementie- rung von Rechtsstaatlichkeit. Mit dem von Deutschland finanzierten Bau der Außenstelle der Polizeiakademie in Mazar-e-Sharif wird der Versuch unternommen, nicht nur in den Ballungszentren präsent zu sein, sondern gut ausgebildete Polizei auch in der Fläche zur Verfügung zu stellen. Das auch von den Grünen in ihrem Antrag angespro- chene Problem einer fehlenden Gendarmerie in Afgha- nistan teile ich. Leider benötigt die afghanische Wirk- lichkeit eine Polizei, die in starkem Maße auch zur Abwehr bewaffneter Angriffe in der Lage sein muss. Wir haben uns in Deutschland mit der Auflösung des Bun- desgrenzschutzes ganz bewusst gegen eine Gendarme- rie, also einen Zwitter von Militär und Polizei entschie- den. Somit ist Deutschland allein nicht in der Lage, hier wirkungsvoll auszubilden. Die Ausbildungspraxis der USA, in der in zweitägigen Lehrgängen vor allem der Umgang mit der Waffe gelehrt wird, ist auch keine Alternative. Diese Praxis führt ja erst zu der paramilitäri- schen Zweckentfremdung der afghanischen Polizei, die von allen Seiten zu Recht kritisiert wird. Dennoch hat sich Deutschland 2008 mit starkem finanziellem Beitrag an dem Um- und Ausbau von robusten Polizeieinheiten beteiligt. Wir werden uns in der Zukunft intensiv mit un- seren europäischen Partnern abstimmen müssen, inwie- fern Länder wie Frankreich, Italien, Spanien oder Portu- gal, die solche Gendarmerien im Einsatz haben, hier wirkungsvoller eingebunden werden können. Die Forderung nach einem Parlamentsvorbehalt für die Entsendung von Polizisten ins Ausland, wie von der Linken in ihrem Antrag gefordert, ist ein zweischneidi- ges Schwert. Unsinnig ist dies sicherlich, wenn es um die Entsendung einzelner Beamter im Einvernehmen mit dem anderen Staat geht. Das ist nicht mehr als die erwei- terte Amtshilfe nach § 65 Abs. 2 des Bundespolizeige- setzes, die so oft notwendig ist, dass das Parlament bei einem Vorbehalt zu nichts anderem mehr kommen würde. Anders sieht es aus, wenn Deutschland Polizisten i Z d s f u z c s s s Z s A z k A R l s d A B t n s c m k t t c n n D g A s t U E r a g b p u m n d P B i t (C (D n Hundertschaftsstärke oder mehr ins Ausland schickt. war gilt bereits die Regelung aus § 8 Abs. 1 Satz 4 und 5 es Bundespolizeigesetzes, dass der Bundestag vor Ent- endung der Beamten zu informieren ist und gegebenen- alls die Beendigung des Einsatzes beschließen kann. Ob nd wie es hier sinnvoll sein kann, das Parlament stärker u beteiligen, schon um den Polizisten mehr Rechtssi- herheit zu geben, muss diskutiert werden. Als Gefahr teht sicherlich im Raum, dass durch die formale Gleich- tellung mit Soldaten die klare Trennung der Ent- endungsmotive verwischt wird. Denn es muss auch in ukunft sichergestellt werden, dass es keine Vermi- chung zwischen militärischen und zivil-polizeilichen ufgabengebieten gibt. Es bleibt festzuhalten, dass eine wirkungsvolle Poli- eiarbeit nur in Zeiten von Frieden gewährleistet werden ann. Eine Vermischung der Befugnisse, wie sie in fghanistan an der Tagesordnung sind, steht einem echtsstaatsverständnis scharf gegenüber. Die hier vor- iegenden Anträge sind aufgrund ihres veralteten Sach- tandes abzulehnen. Der Notwendigkeit, auch in Zukunft ieses wichtige Thema zu diskutieren, tut dies keinen bbruch. Birgit Homburger (FDP): Ständig wiederholt die undesregierung ihr Ziel, in Afghanistan den sogenann- en Comprehensive Approach, also das Konzept der ver- etzten Sicherheit, umsetzen zu wollen. Im Zentrum teht dabei die Schaffung einer sich selbsttragenden Si- herheitsstruktur. Neben dem Aufbau der afghanischen Armee – der ittlerweile recht zufriedenstellend voranschreitet – ommt dem Aufbau eines funktionierenden Justizsys- ems und der Ausbildung der afghanischen Polizei zen- rale Bedeutung zu. In den beiden letztgenannten Berei- hen sind unverändert große Defizite festzustellen, die ur mit einer gemeinsamen Anstrengung der internatio- alen Gemeinschaft in Afghanistan zu beheben sind. iese Anstrengung muss aber unverzüglich und im nöti- en Umfang unternommen werden. Den wortreichen nkündigungen der vergangenen Jahre müssen endlich pürbare Verbesserungen für die Menschen in Afghanis- an folgen. Die Bundesregierung hat viel versprochen, bei der msetzung in Taten hinkt sie allerdings weiter hinterher. s sei daran erinnert, dass Deutschland zunächst Füh- ungsnation für den Polizeiaufbau war. Als der Erfolg usblieb, übernahm die Europäische Union diese Auf- abe, indem sie die Mission EUPOL Afghanistan ins Le- en rief. Im Mai 2008 hat die EU die Verdoppelung der ersonellen Mandatsgrenze auf bis zu 400 Polizistinnen nd Polizisten beschlossen, obwohl gerade einmal etwas ehr als 100 Polizeikräfte vor Ort waren. Es hilft aber ichts, wenn immer neue Versprechungen gemacht wer- en. Besser wäre es, endlich die Zahl der zugesagten olizisten zu entsenden. Deutschland hat sich verpflichtet, bis zu 120 dieser eamten zu stellen. Momentan vor Ort bei EUPOL sind nsgesamt aber lediglich 122 Polizistinnen und Polizis- en, davon 37 aus Deutschland. Dabei hat der stellvertre- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 22647 (A) ) (B) ) tende Missionsleiter bei EUPOL, Peter Horst, in der öffentlichen Anhörung des Deutschen Bundestages im Dezember 2008 unmissverständlich dargelegt, dass der geplante Aufwuchs auf insgesamt 400 Polizisten zwin- gend notwendig sei, um die geplanten Projekte durch- führen und die Termin- und Ablaufplanung einhalten zu können. Dieser eindringliche Appell hat nichts von sei- ner Aktualität verloren und wird von der FDP-Bundes- tagsfraktion heute nochmals ausdrücklich in Erinnerung gerufen. Was ist darüber hinaus zu tun? Erstens: Die Besol- dungsstruktur der afghanischen Polizei muss dringend überarbeitet werden. Es nützt wenig, wenn ausgebildete Polizisten desertieren, weil illegale Strukturen bessere Einkommenschancen bieten. Zweitens: Die Kooperation in der Ausbildung muss schnell verbessert werden. Die Übernahme des Konzepts des Focused District Developments von den Amerika- nern und der Plan, diese Ausbildungsform auch durch deutsche Ausbilder in bis zu neun Distrikten in diesem Jahr durchführen zu wollen, ist ein Schritt in Richtung besserer Koordination des gemeinsamen Vorgehens. Ziel sollte es sein, unter allen beteiligten Nationen einheitli- che Ausbildungs- und Handlungsstandards beim Aufbau der afghanischen Polizeikräfte zu schaffen. Drittens sind die Anstrengungen zur Personalgewin- nung zu intensivieren, sowohl innerhalb der EU als auch in Deutschland. Die Gewerkschaft der Polizei hat in der Anhörung im Dezember eine Vielzahl von Hemmnissen für Bewerber um eine Auslandsverwendung dargelegt. Darüber hinaus wurde ausgeführt, dass sich eine Aus- landsverwendung derzeit noch negativ auf die Karriere auswirken könne. Die Bundesregierung ist zusammen mit den Landesregierungen aufgefordert, solche kontra- produktiven Hemmnisse sofort auszuräumen. Darüber hinaus fordert die FDP ein klares Konzept, wie man dem in Zukunft absehbar steigenden Bedarf an Polizeikräften für Auslandsmissionen gerecht werden kann. Dabei sind Vorkehrungen sowohl für die Qualifi- zierung von speziellem Personal als auch für die Erhö- hung der Zahl der kurzfristig verfügbaren Bewerber für Auslandsverwendungen zu treffen. Ulla Jelpke (DIE LINKE): Die Fraktion Die Linke will, dass Auslandseinsätze deutscher Polizisten nicht länger nach Gutdünken der Regierung beschlossen wer- den. Wir wollen, dass über hochbrisante, an der Grenze zum Militärischen angesiedelte Einsätze der Bundestag abstimmen kann. Wenn sich die Regierungsfraktionen so sehr gegen unseren Antrag wehren, zeigt das ihr stark verkürztes Verständnis von den Rechten des Parlamen- tes. Denn es geht ja nicht um so harmlose Polizeitätig- keiten wie Verkehrsregelung. Wir sehen doch am Bei- spiel Kosovo, am Beispiel Irak und ganz deutlich in Afghanistan, dass die Entsendung von Polizisten hohe Brisanz hat. Deutsche Polizisten haben in der Vergangenheit ganz massiv Ausbildungs- und Ausrüstungshilfe für die Poli- zei von Folterregimen geleistet, von Indonesien bis Grie- c s s z m z h A b n s n e A d f K r E u P b S s g a h b U P a b l D „ G p v P R f s G t r f ü W d P v v v s d z w (C (D henland. Warum sollte es nicht dem Bundestag überlas- en bleiben, solche Maßnahmen zu beschließen? Warum oll nicht der Bundestag entscheiden, ob die Bundespoli- ei an Bord der Frontex-Schiffe gehen darf, wo sie ithelfen soll, die Festung Europa vor Flüchtligen dicht- umachen? Warum sollte die Bundesregierung selbst- errlich über solche inhumanen Einsätze beschließen? m Irakkrieg hat sich die Bundeswehr zwar nicht direkt eteiligt, aber deutsche Polizisten haben danach soge- annte Antiterrorausbildung für die Polizei der iraki- chen Marionettenregierung angeboten. Vor allem aber zeigt das Beispiel Afghanistan, dass es ichts zu verharmlosen gibt: Polizeiarbeit im Krieg ist twas ganz anderes als Polizeiarbeit im Frieden. In fghanistan herrscht nun einmal Krieg, das hat der Bun- eswehrverband im vorigen Jahr eindeutig und zu Recht estgestellt. Und deutsche Polizisten sind Teil dieses rieges, das müssen wir ganz klar sagen. Bei der Anhö- ung, die wir im Innenausschuss hatten, wurde bestätigt: s gibt in Afghanistan keine Trennung zwischen Polizei- nd Militäraufgaben. Da fließt alles in eins, deutsche olizisten werden in Bundeswehrunterkünften unterge- racht; sie bieten Ausbildung in den Lagern solcher öldnerfirmen wie „Blackwater“ an. Diese blutige und chmutzige Firma, die schon im Irak Verbrechen began- en hat, betreibt in Afghanistan eigene Lager, wo sie fghanische Polizisten ausbildet. Deutsche Polizisten ge- en in diese Lager hinein und beteiligen sich an der Aus- ildung. Der Polizeieinsatz wird unter Beteiligung des S-Militärkommandos koordiniert. Das hat der leitende olizeiberater der Deutschen Botschaft in Kabul klar usgeführt, und er hat auch gesagt, dass die USA dank- ar für diese Form der Entlastung sind. Das ist kein zivi- er Aufbau, das ist nur eine Variation der Kriegsführung. a hilft kein „Weiter so“, da kann man nicht einfach mehr vom Gleichen“ fordern, wie das leider auch rüne und FDP in ihren Anträgen fordern. Vor allem die Grünen geben wieder einmal ein Exem- el dafür, wie sehr sie sich von der Friedensbewegung erabschiedet haben. Sie fordern ernsthaft, die deutsche olizei solle sich noch enger mit den Provincial econstruction Teams der Bundeswehr verweben; sie ordern den Aufbau einer paramilitärischen afghani- chen Gendarmerie und den Einsatz der Europäischen endarmerieeinheit. Damit leisten die Grünen einer wei- eren Militarisierung Vorschub, die kaum zu kontrollie- en ist. Die Linke dagegen fordert mehr Kontrolle durch Öf- entlichkeit und Parlament, und zwar Kontrolle nicht nur ber das Ob von Polizeieinsätzen, sondern auch über das ie. Wo genau tun deutsche Polizisten Dienst; wen bil- en sie aus; wie verhalten sich denn die afghanischen olizisten, die mit deutscher Hilfe schießen lernen? Wie iele von ihnen laufen später zu den Taliban über, wie iele von ihnen gehen schnurstracks zum Militär, wie iele bleiben bei der Polizei und foltern dort? Wir wis- en, dass bei der afghanischen Polizei gefoltert wird, und ie Linke will auch wissen, inwiefern daran solche Poli- isten beteiligt sind, die von Deutschen ausgebildet urden. Wir wollen, dass die Regierung hierüber re- 22648 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 (A) ) (B) ) chenschaftspflichtig wird, und dazu brauchen wir den Parlamentsvorbehalt. Unsere Forderungen haben nichts mit einer Missach- tung von Polizisten zu tun. Die Gewerkschaft der Polizei steht hier auf unserer Seite, auch sie ist klar für einen Parlamentsvorbehalt, sie ist vehement gegen die von der Regierung forcierte Remilitarisierung der Polizei und dagegen, dass Polizisten für angeblich friedenssichernde Einsätze missbraucht werden. Herr Schäuble spricht dauernd von seinem Ansatz der sogenannten vernetzten Sicherheit und will, dass der zivile Bereich so eng wie möglich dem Militär zuarbeitet. Die EU will einen Pool von 6 000 Polizisten für Auslandseinsätze aufbauen, um ihrer militaristischen Außenpolitik eine polizeiliche Ab- sicherung zur Seite zu stellen. Denn wer andere Länder mit Krieg überzieht, will hinterher sicherstellen, dass dort wieder „Ordnung“ herrscht. Dann soll die Regie- rung aber wenigstens so konsequent sein und nicht nur ihren Sicherheitsbegriff erweitern, sondern auch die Rechte des Parlaments! Wie berechtigt unsere Forderung ist, zeigt aktuell der Gazakrieg: Der Bundestag erfuhr aus der Presse, dass die Bundesregierung Polizisten in die Krisenregion schickt, um den Schmuggel in den Gazastreifen zu un- terbinden. Das bedeutet nichts weniger als eine Partei- nahme für eine Kriegspartei mit der Gefahr, sich regel- recht in einen Krieg hineinzuschleichen. Solche Fragen sind nach dem Verständnis des Grundgesetzes nun ein- mal dem Parlament vorbehalten. Unser Antrag dient dazu, dessen Rechte zu wahren. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mein Dank und meine Anerkennung gilt den Polizistinnen und Polizisten aus der Bundespolizei und aus den Polizeien der Länder, die sich in den vergange- nen Jahren freiwillig gemeldet haben, um den Polizei- aufbau in Afghanistan zu unterstützen. Es ist mir als Bundestagsabgeordnete ein Anliegen, über die Arbeit der deutschen Polizei in europäischen und internationa- len Polizeimissionen genauso umfassend unterrichtet zu werden wie über die Entsendung der Bundeswehr in Kriegs- und Krisengebebiete. Wir fordern seit langem eine kontinuierliche Unterrichtung im Innenausschuss des Bundestages über die Auslandseinsätze der Bundes- polizei und ich bedaure es sehr, dass es seitens des BMI bislang wenig Bereitschaft gibt, von sich aus zu berich- ten und dem Innenausschuss zum Beispiel die Fort- schrittsberichte der EUPOL-Mission Afghanistan zu- gänglich zu machen. Wir Grünen fordern einen Parlamentsvorbehalt auch für Auslandseinsätze der Bundespolizei – über die Aus- gestaltung können wir uns unterhalten. Täglich riskieren deutsche Polizeiausbilder in Afghanistan ihr Leben. Nicht nur die Bundesregierung, auch das Parlament muss diese Polizeieinsätze in Kriegs- und Krisengebie- ten öffentlich diskutieren und für die Entsendung Verant- wortung übernehmen. Wenn wir hier Kritik üben, dann kritisieren wir das mangelnde Engagement der Bundesregierung beim Poli- zeiaufbau in Afghanistan. Deutschland ist hier seiner V a n U A d h 4 M t N P d t b i b w d A s d Z u e A b v a e b s e K s l n n w d t A D z i e w d F s d d t a b d (C (D erantwortung nicht gerecht geworden. Dass dieses uch für andere europäische Länder gilt, entschuldigt icht das deutsche Versagen. Der Rat der Europäischen nion hatte bereits am 28. Mai 2006 beschlossen, die nzahl der Polizeitrainer und Rechtsberater im Rahmen er EUPOL-Mission Afghanistan zu verdoppeln. Auch eute ist nicht einmal die Hälfte der versprochenen 00 Ausbilder im Einsatz. Es mangelt an finanziellen itteln für die angemessene Bezahlung der ausgebilde- en afghanischen Polizisten. Wir würdigen gleichzeitig die Aufbauarbeit, die im orden durch die deutsche Polizei geleistet wurde. Die olizeiakademie in Kabul ist ein wichtiger Baustein für en Aufbau einer demokratischen Polizei in Afghanis- an. Wir fordern allerdings einen konkreten Polizeiauf- auplan für den deutschen Hauptverantwortungsbereich m Norden Afghanistans und regelmäßige Fortschritts- erichte im Bundestag. Die mangelnde Transparenz ist erneut deutlich ge- orden an dem Aufbau von zwei Auslandseinsatzhun- ertschaften in Sankt Augustin. Hier laufen bereits usschreibungsverfahren, ohne dass die konkreten Ein- atzkonzepte vorliegen. Auf meine Fragen, wie „robust“ ie Mandate dieser Auslandseinsatzhundertschaften in ukunft sein werden, welche Bewaffnung vorgesehen ist nd wo genau diese Auslandseinsatzhundertschaften ingesetzt werden sollen, erhalten wir nur ausweichende ntworten. Die Polizistinnen und Polizisten, die sich hier bewer- en, unterschreiben einen „Blankoeinsatz“; ich kann da- on nur abraten. Freiwilligkeit heißt für uns, dass die Be- mtinnen und Beamten vor dem Einsatz wissen, wo sie ingesetzt werden und auf welcher Grundlage. Wir ha- en in Afghanistan ja nicht nur die EUPOL-Mission, ondern auch eine Polizeiausbildung auf der Grundlage ines binationalen Vertrages mit den USA. Um meine ritik hier deutlich zu machen: Wir wollen im Innenaus- chuss umfassend über das Einsatzkonzept von Aus- andshundertschaften informiert werden. Wir wollen icht davon überrascht werden, dass in Kürze Polizistin- en und Polizisten in Gebieten Afghanistans eingesetzt erden, welche außerhalb des Bereichs liegen, in dem ie Bundeswehr zuständig ist. Wir wollen keine „robus- en“ Polizeimandate mit paramilitärischen Aufgaben in fghanistan und keinen Aufbau von Gendarmerie in eutschland. Wir befürchten, dass mit den neuen Ansät- en aus dem BMI die Bereitschaft innerhalb der Polizei, n Kriegs- und Krisengebieten Aufbauarbeit zu leisten, her verloren geht, wenn nicht klar ist, wo und unter elchen Bedingungen der Einsatz im Ausland stattfin- et. Wir brauchen eine ständige Evaluierung der Aus- und ortbildung im Rahmen der internationalen Polizeimis- ionen, wir brauchen Anreizsysteme zum Beispiel da- urch, dass es eine verlässliche Wiederverwendung nach em Einsatz gibt und dass die Bereitschaft, auf Zeit un- er schwierigen Bedingungen im Ausland zu arbeiten, ls Leistungsmerkmal bei Beförderungen ausdrücklich erücksichtigt wird. Die Vorbereitung auf Einsätze und ie Nachbetreuung muss weiter verbessert werden. Noch Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 22649 (A) ) (B) ) stärker einzubeziehen sind hier die Familienangehörigen und Lebenspartnerinnen und -partner. Nicht nur bei der Bundeswehr, auch bei der Polizei brauchen wir eine kompetente Stelle, die posttraumatische Belastungsstö- rungen erkennt und behandeln kann. Die Beteiligung Deutschlands an internationalen Poli- zeimissionen ist und bleibt eine wichtige Daueraufgabe für die Bundespolizei. Wir bedanken uns bei allen Poli- zistinnen und Polizisten, die im Ausland tätig sind, dies gilt natürlich nicht nur für Afghanistan, sondern genauso für den Kosovo. Von der Bundesregierung fordern wir nicht nur Ankündigungen, sondern reale Verbesserungen beim Polizeiaufbau in Afghanistan. Wir fordern regel- mäßige Einsatzberichte und mehr Transparenz und par- lamentarische Beteiligung bei der Entwicklung neuer Einsatzkonzeptionen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 855. Sitzung am 20. Fe- bruar 2009 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2009 (Nachtragshaushaltsgesetz 2009) – Gesetz zur Sicherung von Beschäftigung und Sta- bilität in Deutschland Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt, dass mit dem Gesetz zur Sicherung von Beschäftigung und Stabilität in Deutschland zielgerichtet und rasch angemessene Maßnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur ein- geleitet werden. Die Länder werden für eine erfolg- reiche Abwicklung der Maßnahmen des Zukunftsin- vestitionsgesetzes Sorge tragen. Allerdings stellt das vom Deutschen Bundestag beschlossene Gesetz teil- weise Anforderungen, die nach Auffassung des Bun- desrates bei nächster Gelegenheit zu korrigieren sind: a) Der Bundesrat sieht ebenfalls die Notwendigkeit, zur Stabilisierung der Konjunktur zusätzliche Investitio- nen anzustoßen. Er ist jedoch der Auffassung, dass die in § 3 a Absatz 2 des Zukunftsinvestitionsgeset- zes geforderte Zusätzlichkeit von Investitionen von den Ländern in dieser Form nicht umsetzbar ist. Vor allem hinsichtlich der Kommunen ist eine Prüfung der Additionalität in Bezug auf die Summe der In- vestitionsausgaben weder sachgerecht noch leistbar, weil das Land keinen Einfluss auf die Investitionstä- tigkeit der Gesamtheit seiner Kommunen hat. Hier- aus ergeben sich für die Länder nicht kalkulierbare Haftungsrisiken gegenüber dem Bund. Die einzelnen Kommunen sind aufgrund ihres kommunalen Selbst- verwaltungsrechtes in ihren Investitionsentscheidun- gen weitgehend frei. Teilnahmewilligen Kommunen eine Förderung deshalb zu verwehren, weil sie ihr In- b s n 2 3 4 5 (C (D vestitionsvolumen nicht auf einem – ggf. zufällig – erhöhten Niveau des Referenzzeitraums halten kön- nen, wäre nicht zu rechtfertigen, da dadurch sinn- volle Investitionen unterbleiben würden. ) Der Bundesrat stellt außerdem fest, dass das in § 6a des Zukunftsinvestitionsgesetzes formulierte Prü- fungsrecht des Bundesrechnungshofes die verfas- sungsgerichtlich bestätigten Zuständigkeitsgrenzen des Bundes und die geübte Praxis in vergleichbaren Fällen überschreitet. Die vom Bund ausgereichten Finanzhilfen werden im Vollzug von den zuständigen Landesbehörden in eigener Verantwortung verwaltet. Diese unterliegen der parlamentarischen Kontrolle und der Kontrolle des jeweiligen Rechnungshofes des Landes. Demzufolge reicht die parlamentarische Kontrolle des Bundestages und des Bundesrech- nungshofes nur bis zur Hingabe der Finanzmittel an die Länder (so das Bundesverfassungsgericht in BVerfGE 39, 96). Der Bundesrat erwartet daher, dass sowohl § 3a Ab- atz 2 als auch § 6a des Zukunftsinvestitionsgesetzes bei ächster Gelegenheit in diesem Sinne korrigiert werden. . Der Bundesrat nimmt die mit dem Gesetz zur Siche- rung von Beschäftigung und Stabilität initiierten ge- meinsamen Anstrengungen von Bund, Ländern und Gemeinden, der Rezession der deutschen Wirtschaft zu begegnen, zur Kenntnis. Das Gesetzespaket ent- hält sowohl direkte Investitionen des Staates in Infra- struktur, Bildung und Innovationen wie auch die Senkung von Steuern und Abgaben. Der Bundesrat hält allerdings zur Belebung der Konjunktur ergän- zende Schritte zur Entlastung von Betrieben und Bürgern für sinnvoll. . Die Anhebung des Grundfreibetrages und die Rechtsverschiebung der Tarifeckwerte bei der Ein- kommensteuer sind zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung. Sie reichen aber nicht aus. Aus Sicht des Bundesrates sollten die geplanten Entlas- tungen in voller Höhe rückwirkend zum 1. Januar 2009 in Kraft treten. Außerdem muss zeitnah eine strukturelle Reform des Einkommensteuerrechts in Angriff genommen werden, die die Bürger spürbar entlastet und die kalte Progression deutlich abmil- dert. . Der Bundesrat hält es zur Stärkung des Wirtschafts- kreislaufs für notwendig, kontraproduktive Belastun- gen aufzuheben. Er hält es zur Stärkung der privaten Investitionen für sinnvoll, die Abschreibungsbedin- gungen weiter zu verbessern. . Der Bundesrat erinnert an seine Entschließung zum Unternehmensteuerreformgesetz vom 6. Juli 2007. Der Bundesrat hatte im Interesse der Wettbewerbsfä- higkeit der deutschen Unternehmen um Überprüfung der Abschreibungsregeln für kleine und mittlere Un- ternehmen, um Neuausrichtung der Zinsschranke und des Mantelkaufs, und um Überprüfung der Hin- zurechnungsregeln für Zinsen und Mieten bei der Gewerbesteuer gebeten. Gerade vor dem Hinter- grund der aktuellen ökonomischen Entwicklung er- 22650 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 (A) ) (B) ) wartet der Bundesrat von der Bundesregierung eine rasche Berücksichtigung dieses Beschlusses. 6. Auch bei den Verlustverrechnungsmöglichkeiten be- steht angesichts der wirtschaftlichen Lage in Deutschland unter Berücksichtigung des internatio- nalen Vergleichs dringender Handlungsbedarf. In an- deren EU-Staaten ist der Verlustvortrag nach Höhe und Jahren unbegrenzt. Seit 2004 ist dies in Deutsch- land nicht möglich. Auch der Verlustrücktrag ist nur begrenzt möglich. Die Verbesserung der Verlustver- rechnungsmöglichkeiten kann zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen ge- rade in einem Konjunkturabschwung beitragen. 7. Das Ziel der Konsolidierung der öffentlichen Haus- halte darf durch die jetzt vereinbarten Maßnahmen nicht aufgegeben werden. Der Bundesrat erwartet, dass der Tilgungsplan für das Konjunkturpaket II umgesetzt wird, ohne dass jetzt aufgenommene neue Schulden später aus dem Investitions- und Tilgungs- fonds in den Bundeshaushalt überführt werden. 8. Vor diesem Hintergrund begrüßt der Bundesrat die Einigung in der „Kommission von Bundestag und Bundesrat zur Modernisierung der Bund-Länder- Finanzbeziehungen“ über eine grundlegende Ver- schärfung der Bedingungen der Kreditaufnahmen, über die Einführung eines sog. Frühwarnsystems so- wie über die Gewährung von befristeten Konsolidie- rungshilfen an Länder zur Erreichung des Haushalts- ausgleichs. Der Bundesrat hat in seiner 854. Sitzung am 13. Fe- bruar 2009 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Erstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Festsetzung von Mindestarbeitsbedingungen – Gesetz zur Umsetzung der Beteiligungsrichtlinie – Gesetz zur steuerlichen Förderung der Mitarbei- terkapitalbeteiligung (Mitarbeiterkapitalbeteili- gungsgesetz) – Gesetz über Personalausweise und den elektroni- schen Identitätsnachweis sowie zur Änderung weiterer Vorschriften – Suchdienstedatenschutzgesetz (SDDSG) – Zehntes Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes – Drittes Gesetz zum Abbau bürokratischer Hemm- nisse insbesondere in der mittelständischen Wirt- schaft (Drittes Mittelstandsentlastungsgesetz) – Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2009 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 2009) – Drittes Gesetz zur Änderung des Energieeinspa- rungsgesetzes – Gesetz zu dem Zusatzprotokoll vom 8. Dezember 2005 zu den Genfer Abkommen vom 12. August 1949 über die Annahme eines zusätzlichen Schutzzeichens (Protokoll III) – – – – E f s l s L b S 1 2 3 (C (D Gesetz zu den Änderungen vom 28. April und 5. Mai 2008 des Übereinkommens über den Inter- nationalen Währungsfonds (IWF) Gesetz zu dem Protokoll vom 7. Dezember 2005 zur Änderung des Abkommens vom 20. Juni 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, den Vereinten Nationen und dem Sekretariat des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen über den Sitz des Sekretariats des Übereinkommens Gesetz zur Änderung vom 23. März 2007 des Übereinkommens vom 20. August 1971 über die Internationale Fernmeldesatellitenorganisation „ITSO“ Zweites Gesetz zur Änderung des Agrarstatistik- gesetzes und des Rinderregistrierungsdurchfüh- rungsgesetzes Der Bundesrat hat ferner beschlossen, die folgende ntschließung zu fassen: Der Bundesrat begrüßt vor dem Hintergrund der viel- ältigen Änderungen europäischer Rechtsgrundlagen owie neuer Datenbedürfnisse auf Nutzerseite die grund- egende Überarbeitung des Agrarstatistikgesetzes. Insbe- ondere die Entlastung der Auskunftspflichtigen als eitgedanke der Novellierung ist zeitgemäß, allerdings esteht nach Auffassung des Bundesrates an folgenden tellen noch Nachbesserungsbedarf: . Der Bundesrat stellt fest, dass in den §§ 26 und 27 der Grundsatz einer 1:1-Umsetzung von EU-Recht nicht hinreichend beachtet worden ist: Erhebungsart, Erhebungsprogramm und Erhebungsmerkmale be- rücksichtigen nicht ausreichend die Entlastung der Auskunftspflichtigen. Um agrarstrukturelle Entwick- lungen agrarpolitisch begleiten zu können, ist es nur erforderlich, die folgenden, über den EU-Merkmals- katalog hinausgehenden Merkmale zu erfragen: – Pacht- und Eigentumsverhältnisse, – Pachtpreise. . Der Bundesrat weist darauf hin, dass auch die in § 32 Absatz 1 Nummer 1 aufgeführte allgemeine Nacher- hebung zur Bewässerung landwirtschaftlich genutz- ter Flächen im Freiland nach Bewässerungsart, Was- serherkunft und -menge sich ebenfalls nicht am Grundsatz der 1:1-Umsetzung von EU-Vorgaben orientiert. Die vorgesehene Organisation der Erhebung dieser Fragen als Nacherhebung zeitlich getrennt zur Landwirtschaftszählung entspricht ebenfalls nicht dem Anliegen, Auskunftspflichtige zu entlasten. . Der Bundesrat lehnt die in § 94 Absatz 3 geänderte Formulierung zur Übermittlung von Einzelangaben der statistischen Landesämter an das Statistische Bundesamt ab, da die gegenwärtige Regelung, Ein- zelangaben für Zusatzaufbereitungen des Bundes und für die Erfüllung von Aufgaben im supra- und internationalen Bereich an das Statistische Bundes- amt weiterzugeben, ausreichend ist. Um Verwal- tungsabläufe effizienter zu gestalten, ist keine Geset- zesänderung erforderlich. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 22651 (A) ) (B) ) 4. Der Bundesrat lehnt ebenfalls die in § 98 Absatz 5 vorgesehene Übermittlung von geheim zu haltenden Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung an das Johann Heinrich von Thünen-Institut ab, da dies dem § 16 Absatz 4 des Bundesstatistikgesetzes, wonach solche Tabellen lediglich an oberste Bundes- bzw. Landesbehörden übermittelt werden dürfen, wider- spricht. Trotz dieser Kritik sieht der Bundesrat davon ab, den Vermittlungsausschuss anzurufen, da das Gesetz zielfüh- rende und dringend benötigte Entlastungen für die Aus- kunftspflichtigen bewirkt. – Gesetz über zwingende Arbeitsbedingungen für grenzüberschreitend entsandte und für regel- mäßig im Inland beschäftigte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen (Arbeitnehmer-Entsendege- setz – AEntG) Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: a) Die Festlegung von Mindestlöhnen in der Pflege- branche ist geeignet, der Gefahr einer sich abwärts bewegenden Preisspirale insbesondere bei der ambu- lanten Pflege in Bereichen, in denen keine Tarifbin- dung bzw. kirchliche Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) vorliegen, entgegen zu wirken. b) Auch wenn nach der Begründung zu § 11 AEntG die Refinanzierung von Pflegeleistungen durch den Er- lass einer Rechtsverordnung unberührt bleibt, wird vor dem Hintergrund der Verwaltungspraxis der Kos- tenträger befürchtet, dass sich die Kostenträger bei der Vergütungsfindung zukünftig an festgelegten Mindestlöhnen orientieren. Diese Befürchtung wird von Wohlfahrtsverbänden geteilt. Der Bundesrat fordert daher eine entsprechende Klarstellung im SGB XI dahingehend, dass die Refi- nanzierung von Pflegeleistungen im Rahmen von Pflegesatzverhandlungen durch den Erlass einer Rechtsverordnung nach § 11 AEntG nicht berührt wird. – Gesetz zum ordnungspolitischen Rahmen der Krankenhausfinanzierung ab dem Jahr 2009 (Krankenhausfinanzierungsreformgesetz – KHRG) Der Bundesrat hat ferner nachfolgende Entschließung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt, dass das Krankenhausfinan- zierungsreformgesetz in seinen wesentlichen Rege- lungsinhalten die Forderungen des Bundesrates aus seiner Entschließung vom 19. September 2008 zur Verbesserung der finanziellen Situation der Kranken- häuser, vgl. Bundesratsdrucksache 442/08 (Be- schluss), aufgreift. Mit dem Gesetz werden die Krankenhäuser und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nunmehr ab dem Jahr 2009 insgesamt in Höhe von 3,55 Milliarden Euro entlastet. Zwar wäre eine weitergehende finan- zielle Entlastung der Krankenhäuser durchaus wün- schenswert gewesen. Dennoch können die Länder 2 (C (D den nun gefundenen Kompromiss, insbesondere mit Blick auf die angestrebte Stabilität des GKV-Bei- tragssatzes, mittragen. Der Bundesrat unterstützt insbesondere die Verbesse- rungen im Bereich der Betriebskostenfinanzierung. So waren die Streichung des sogenannten Sanie- rungsbeitrags und die anteilige Berücksichtigung der Tariflohnsteigerungen stets Forderungen der Länder. Von besonderer Bedeutung ist zudem, dass die bishe- rige Bindung der Budgetsteigerungen an die Grund- lohnrate entfällt und durch einen realistischeren Orientierungswert ersetzt wird. Auch das Förderpro- gramm zur Verbesserung der Situation des Pflegeper- sonals in Krankenhäusern findet die Zustimmung der Länder. Im Übrigen belässt das Gesetz es beim dualen Sys- tem in der Krankenhausfinanzierung, wonach die Länder weiterhin eigenverantwortlich über die Aus- gestaltung ihrer Krankenhausinfrastrukturen ent- scheiden können. Zusätzlich wird den Ländern auf freiwilliger Grundlage ermöglicht, sich im Rahmen der Investitionsförderung zukünftig an sogenannten Investitionsfallpauschalen zu orientieren. In diesem Zusammenhang bedauert der Bundesrat al- lerdings, dass seine Forderung nicht erfüllt wurde, die Beteiligungsrechte der Länder bei der Entwick- lung und Festlegung der Investitionsbewertungsrela- tionen gesetzlich zu verankern. Er fordert die Bun- desregierung nachdrücklich auf, die Länder insofern umfassend zu beteiligen. . Zu Artikel 3 Nummer 5 (§ 121 Absatz 5 SGB V) Mit dem Ziel, gleiche Wettbewerbschancen zwischen Krankenhäusern mit Haupt- und Belegabteilungen zu ermöglichen, können Krankenhäuser nach Artikel 3 Nummer 5 (§ 121 Absatz 5 SGB V) zur Vergütung der belegärztlichen Leistungen Verträge abschließen, nach denen der Vertragsarzt entweder als Belegarzt nach dem bisherigen System oder nach dem Hono- rarvertragsmodell mit der stationären Leistungs- erbringung betraut wird. Im Falle der Honorar- vertragsabrechnung wird die DRG-Vergütung von ursprünglich im Gesetzentwurf vorgesehenen 90 Pro- zent auf 80 Prozent der entsprechenden Hauptabtei- lungs-DRG abgesenkt. Diese Absenkung erscheint umso schwerwiegender, da das Belegarztsystem in einigen Ländern bis zu 10 Prozent der stationären Leistungen erbringt. Diese Vergütungsminderung kann dazu führen, dass die Kliniken das Honorarvertragsmodell nicht anneh- men, da sie sich keine entscheidenden Vorteile ge- genüber dem bisherigen Belegarztmodell verspre- chen. Der Bundesrat stellt fest, dass Belegärzte ein wichti- ges Bindeglied zwischen dem ambulanten und statio- nären Sektor sind und fordert die Bundesregierung auf, die Entwicklung der belegärztlichen Tätigkeit sowohl nach dem alten Modell als auch nach dem neuen Honorarvertragsmodell spätestens ein Jahr 22652 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 (A) ) (B) ) nach Wirksamwerden der Neuregelung auf seine Wirkungen zu überprüfen und gegebenenfalls eine Neuregelung zu initiieren. – Gesetz zur Modernisierung des Vergaberechts Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt die Zielsetzung des Gesetzes, das Vergaberecht zu modernisieren, zu vereinfachen sowie transparenter und mittelstandsfreundlicher auszugestalten. Dies ist gerade angesichts der aktuel- len globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Hin- blick auf die Förderung von Wachstum und Beschäf- tigung dringend geboten. Der Bundesrat anerkennt daher grundsätzlich auch die Notwendigkeit eines ra- schen Inkrafttretens des Vergaberechtsmodernisie- rungsgesetzes. 2. Ungeachtet dessen bittet der Bundesrat die Bundes- regierung weiterhin, bestehende Rechtsunsicherhei- ten bei der interkommunalen Zusammenarbeit und anderen innerstaatlichen Kooperationen im Hinblick auf das EU-Vergaberecht zu beseitigen und bei der Europäischen Kommission auf eine entsprechende Klarstellung hinzuwirken. Insbesondere die Übertra- gung von Aufgaben zwischen öffentlichen Auftrag- gebern, vor allem kommunalen Körperschaften oder kommunalen Einrichtungen durch den Abschluss von öffentlich-rechtlichen Vereinbarungen oder durch Gründung einer kommunal getragenen Ein- richtung in öffentlicher Rechtsform, darf nicht dem Vergaberecht unterworfen werden. Gleiches gilt für Vereinbarungen dieser Vertragspartner über die Erle- digung von Aufgaben im Liefer-, Bau- und Dienst- leistungsbereich ohne Zuständigkeitsübertragung, wenn sie ausschließlich mit eigenen personellen und sachlichen Mitteln möglich ist und die Einrichtungen im Wesentlichen für ihre Vereinbarungspartner tätig sind. 3. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, das Ge- setz über Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) bei der nächsten Novellierung in § 99 GWB durch einen neuen Absatz mit folgendem Regelungsinhalt zu er- gänzen: „Ein öffentlicher Auftrag liegt nicht vor, wenn – es sich um eine Zusammenarbeit zwischen öffent- lichen Auftraggebern handelt, – die Aufgaben, die diesen Stellen zur Erfüllung übertragen wurden, entweder als Angelegenheit einer verwaltungstechnischen Umstrukturierung anzusehen sind oder wenn die Aufsichtsrechte der betreffenden Stellen jenen ähnlich sind, die sie durch ihre eigenen Dienststellen ausüben, und – die Tätigkeiten im Wesentlichen für die betreffen- den Stellen erbracht werden.“ Begründung: Der Vorschlag einer Entschließung folgt der Stellung- nahme des Bundesrates aus dem ersten Durchgang des Gesetzgebungsverfahrens (vgl. 846. Sitzung des Bun- desrates am 4. Juli 2008, Bundesratsdrucksache 349/08 – r g ( B d n b V v D t b G S n z m S z (C (D (Beschluss)). Die Gegenäußerung der Bundesregie- rung und die Ablehnung der vom Bundesrat unter- stützten Ergänzung in § 99 Absatz 1 Satz 2 und 3 GWB (Artikel 1 Nummer 4 Buchstabe a) durch den Deutschen Bundestag geben zu der Sorge Anlass, dass auf europäischer Ebene nicht mit dem erforder- lichen Nachdruck auf die Vergaberechtsfreiheit der interkommunalen Zusammenarbeit hingewirkt wird. Es ist in diesem Zusammenhang erneut daran zu er- innern, dass die Innenminister und -senatoren der Länder wiederholt auf die Notwendigkeit hingewie- sen haben, dass bei der Novellierung des GWB eine klarstellende Regelung zu treffen ist, wonach die Übertragung von Aufgaben zwischen kommunalen Körperschaften unter das innerstaatliche Organisa- tionsrecht fällt und kein Beschaffungsvorgang ist. Entlastung der Bundesregierung wegen der Haus- haltsrechnung und Vermögensrechnung des Bun- des für das Haushaltsjahr 2007 (Jahresrechnung 2007) Ferner hat der Bundesrat beschlossen, der Bundes- egierung wegen der Haushaltsrechnung und Vermö- ensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2007 Jahresrechnung 2007) aufgrund der Bemerkungen des undesrechnungshofes Entlastung gemäß Artikel 114 es Grundgesetzes und § 114 der Bundeshaushaltsord- ung zu erteilen. Der Abgeordnete Ingbert Liebing hat darum gebeten, ei dem Entwurf eines … Gesetzes zur Klarstellung der erbindlichkeit von Patientenverfügungen (Patienten- erfügungsverbindlichkeitsgesetz – PVVG) auf rucksache 16/11493 nachträglich in die Liste der An- ragsteller aufgenommen zu werden. Die Abgeordnete Dr. Eva Högl hat darum gebeten, ei dem Entwurf eines … Gesetzes zur Änderung des esetzes zur Vermeidung und Bewältigung von chwangerschaftskonflikten auf Drucksache 16/11347 achträglich in die Liste der Antragsteller aufgenommen u werden. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 atz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung u den nachstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2008 Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapi- tel 12 25 Titel 893 01 – Prämien nach dem Wohnungsbau-Prämiengesetz – – Drucksachen 16/11596, 16/11718 Nr. 1.9 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2009 Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapi- tel 08 04 Titel 688 04 – Zahlungen an die EU für abzuführende Zölle, soweit diese nicht eingenommen worden sind, einschließlich der Zinsen gemäß Artikel 11 der Ratsverordnung 1150/ 2000, bis zur Höhe von 5,369 Mio. Euro – – Drucksachen 16/11634, 16/11718 Nr. 1.10 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 22653 (A) ) (B) ) Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationaler Aktionsplan für Deutschland zur Bekämp- fung von Armut und sozialer Ausgrenzung 2003 bis 2005 – Aktualisierung 2004 Strategien zur Stärkung der sozialen Integration – Drucksachen 15/3270, 16/820 Nr. 35 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Lebenslagen in Deutschland – Zweiter Armuts- und Reichtumsbericht – Drucksachen 15/5015, 16/820 Nr. 37 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationaler Aktionsplan zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung 2003 bis 2005 Implementierungsbericht 2005 – Drucksache 15/5569 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sozialbericht 2005 – Drucksache 15/5955 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Lebenslagen in Deutschland – Dritter Armuts- und Reichtumsbericht – Drucksache 16/9915 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationaler Strategiebericht – Sozialschutz und soziale Eingliederung 2008 bis 2010 – Drucksache 16/10138 – Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes sowie über die gegebenenfalls notwendige Weiterentwicklung – Drucksachen 16/10770, 16/11125 Nr. 1.2 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Initiative zur Nationalen Stadtentwicklungspolitik – Drucksache 16/9234 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/11819 Nr. A.2 Ratsdokument 17487/08 Sportausschuss Drucksache 16/7905 Nr. A.2 EuB-EP 1612; P6_TA-PROV(2007)0503 Haushaltsausschuss Drucksache 16/10958 Nr. A.12 Ratsdokument 14324/08 Drucksache 16/11132 Nr. A.7 Ratsdokument 14892/08 Drucksache 16/11311 Nr. A.2 Ratsdokument 15105/08 A v z A – – – – – – – – – (C (D Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/11132 Nr. A.14 EuB-EP 1803; P6_TA-PROV(2008)0467 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 16/5681 Nr. 1.37 Ratsdokument 9717/07 Drucksache 16/10958 Nr. A.34 Ratsdokument 13977/08 Drucksache 16/10958 Nr. A.35 Ratsdokument 13978/08 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/11517 Nr. A.31 Ratsdokument 15932/08 nlage 4 Amtliche Mitteilungen 187. Sitzung, Donnerstag, 13. November 2008 Der Bundesrat hat in seiner 850. Sitzung am 7. No- ember 2008 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen uzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 bs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz zur Veröffentlichung von Informationen über die Zahlung von Mitteln aus den Europäi- schen Fonds für Landwirtschaft und Fischerei (Agrar- und Fischereifonds-Informationen- Gesetz – AFIG) Drittes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Meldungen über Marktordnungswaren Gesetz zur Durchführung gemeinschaftlicher Vorschriften über das Verbot der Einfuhr, der Ausfuhr und des Inverkehrbringens von Katzen- und Hundefellen (Katzen- und Hundefell-Ein- fuhr-Verbotsgesetz – KHfEVerbG) Gesetz zur Förderung von Kindern unter drei Jahren in Tageseinrichtungen und in Kinder- tagespflege (Kinderförderungsgesetz – KiföG) Gesetz zur Weiterentwicklung der Organisations- strukturen in der gesetzlichen Krankenversiche- rung (GKV-OrgWG) Gesetz zu dem Vertrag vom 3. März 2008 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden in Deutschland – Körper- schaft des öffentlichen Rechts – zur Änderung des Vertrages vom 27. Januar 2003 zwischen der Bun- desrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden in Deutschland – Körperschaft des öffentli- chen Rechts – Gesetz zur Zusammenführung der Regelungen über befriedete Bezirke für Verfassungsorgane des Bundes Gesetz zur Änderung von Vorschriften über das Deutsche Rote Kreuz Gesetz zur Anpassung der Vorschriften des Inter- nationalen Privatrechts an die Verordnung (EG) Nr. 864/2007 22654 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 (A) ) (B) ) – Gesetz zur Durchführung des Übereinkommens vom 30. Oktober 2007 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Voll- streckung von Entscheidungen in Zivil- und Han- delssachen und zur Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs – Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Luftver- kehrsgesetzes – Gesetz zur Änderung des Fünften Vermögensbil- dungsgesetzes – Gesetz zu dem Stabilisierungs- und Assoziie- rungsabkommen zwischen den Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einer- seits und der Republik Albanien andererseits – Gesetz zur Anpassung von Vorschriften auf dem Gebiet des ökologischen Landbaus an die Verord- nung (EG) Nr. 834/2007 des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologi- schen Erzeugnissen und zur Aufhebung der Ver- ordnung (EWG) Nr. 2092/91 Der Bundesrat hat ferner die folgende Entschließung gefasst: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, im Falle eines festgestellten Bedarfs auf EU-Ebene darauf hinzu- wirken, dass die Möglichkeit geschaffen wird, den Wa- renfluss importierter konformer Öko-Produkte den zu- ständigen Behörden oder Kontrollstellen transparent zu machen, um risikoorientierte Überprüfungen zu ermögli- chen. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Haushaltskonsolidierung konsequent anpacken – Haushaltsgesetzgebung reformieren auf Drucksache 16/2998 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2007 – Drucksachen 16/9728, 16/10285 Nr. 3 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Ver- sammlung der Westeuropäischen Union/Interparlamentari- sche Europäische Versammlung für Sicherheit und Vertei- digung (WEU V/IEVSV) Tagung der Versammlung vom 3. bis 5. Dezember 2007 in Paris – Drucksachen 16/9729, 16/10285 Nr. 4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2007 – Drucksachen 16/9736, 16/10285 Nr. 5 – A m d n (C (D – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit der Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2007 – Drucksachen 16/10000, 16/10285 Nr. 10 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Inter- parlamentarischen Union 117. Interparlamentarische Versammlung vom 8. bis 10. Oktober 2007 in Genf, Schweiz – Drucksachen 16/10083, 16/10285 Nr. 19 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2008 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 02 Titel 684 51 – Zuschüsse zu Investitionen im Rahmen des Programms zur Förderung der Anschaffung besonders emissions- armer LKW der KfW-Förderbank – – Drucksachen 16/9952, 16/10285 Nr. 8 – Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Prüfung, wie das bestehende Landwirtschaftsgesetz zu einem Landwirt- schaftsgesetzbuch weiterentwickelt werden kann – Drucksachen 16/9161, 16/9391 Nr. 1.3 – nlage 5 Amtliche Mitteilungen 191. Sitzung, Freitag, 28. November 2008 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Erklärung über die Anerkennung der obligatorischen Zuständigkeit des Internationalen Gerichtshofs nach Artikel 36 Abs. 2 des Statuts des Internationalen Gerichtshofs – Drucksachen 16/9218, 16/9517 Nr. 1.2 – Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritter Versorgungsbericht der Bundesregierung – Drucksache 15/5821 – Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die praktischen Er- fahrungen mit Veröffentlichungen von Emittenten Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 209. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. März 2009 22655 (A) (C) (B) (D) gemäß Wertpapierhandelsgesetz und Hinweisbekannt- machungen in Zeitungen gemäß Wertpapierprospekt- gesetz – Drucksachen 16/9568, 16/9837 Nr. 2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung – Drucksache 16/8740 – Bericht über die aktualisierten Stabilitäts- und Konver- genzprogramme 2007/2008 der EU-Mitgliedstaaten Ergänzende Stabilitäts- und Konvergenzprogramme – Drucksachen 16/10035, 16/10285 Nr. 12 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) Industrielle stoffliche Nutzung nachwachsender Roh- stoffe Sachstandsbericht zum Monitoring „Nachwachsende Rohstoffe“ – Drucksache 16/7247 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationales Reformprogramm Deutschland 2008 bis 2010 Umsetzungs- und Fortschrittsbericht 2008 – Drucksache 16/10250 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) TA-Vorstudie: Perspektiven eines CO2- und emissions- armen Verkehrs – Kraftstoffe und An- triebe im Überblick – Drucksache 16/5325 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) Potenziale und Anwendungsperspektiven der Bionik (Vorstudie) – Drucksache 16/3774 – – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) TA-Projekt: Hirnforschung – Drucksache 16/7821 – 209. Sitzung Berlin, Freitag, den 6. März 2009 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620900000

Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe heute keine Mitteilungen zu machen, sodass
wir ohne jeden Verzug in unsere Tagesordnung eintreten
können.

Ich rufe den Zusatzpunkt 7 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur weiteren Stabilisierung des

(Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz – FMStErgG)


– Drucksache 16/12100 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

Diese Aussprache soll nach einer interfraktionellen
Vereinbarung 90 Minuten dauern. – Dazu höre ich kei-
nen Widerspruch. Dann ist das so vereinbart.


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Redet
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Bundesminister der Finanzen, Peer Steinbrück.


(Beifall bei der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620900100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Leider ist festzustellen, dass die
schlechten Nachrichten von den weltweiten Finanzmärk-
ten nicht abreißen. Sie verfolgen genauso wie ich die
Entwicklung in den USA insbesondere mit Blick auf den
größten Kreditversicherer der Welt.


(Zurufe von der SPD: Lauter! Lauter! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Saft für den Minister, bitte!)


– Muss ich mich wieder hinsetzen?

(C (D ung 6. März 2009 0 Uhr (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eigentlich ja! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die Mehrheit sagt Nein!)


Eigentlich ja, Herr Westerwelle. – Können Sie mich
etzt alle verstehen?


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Akustisch ja, aber nur akustisch!)


Nicht nur das, Herr Westerwelle. Ich bin, glaube ich,
ach wie vor der Fähigkeit mächtig, Subjekt, Prädikat
nd Objekt aneinanderzureihen. Sie werden mich schon
erstehen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das machen Sie mit Herrn Glos aus!)


as größere Problem ist, dass Sie mich nicht verstehen
ollen oder können.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist das Problem!)


Ich begann mit einer Bemerkung, meine Damen und
erren, die keineswegs einen erfreulichen oder spieleri-

chen Charakter hat: Die sehr schlechten Nachrichten
on den Finanzmärkten weltweit reißen leider nicht ab.
ie verfolgen genauso wie ich insbesondere die Nach-

ext
richten aus den USA. Allein der größte Kreditversiche-
rer der Welt hat im letzten Quartal ein Minus von
62 Milliarden US-Dollar gemacht. Auch die Situation
des Bankenwesens in Großbritannien ist nach wie vor
sehr angespannt. Wir haben es auch mit deutschen Ban-
ken zu tun, die in ihren Abschlüssen Verluste von bis zu
6,3 Milliarden Euro – siehe Dresdner Bank – zu ver-
zeichnen haben. Wir haben es bei den Kreditinstituten
mit einer Aktienkursentwicklung zu tun, die die Börsen-
kapitalisierung dieser Kreditinstitute auf bemerkens-
werte, unglaublich niedrige Werte zusammenschrump-
fen lässt.

Das zeigt zweierlei:

Schockwellen, die von den weltweiten
auf den Finanzmärkten ausgehen, haben
r Intensität und Gefährlichkeit verloren.
Mehr
Erstens. Die

Entwicklungen
nichts von ihre






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Wer angesichts des nach wie vor drohenden Organversa-
gens bei den Finanzmärkten und der dahinterstehenden
Finanzmarktkrise so tut, als hätte dies in den nächsten
Jahren nicht sehr weitreichende, ich behaupte sogar epo-
chale Auswirkungen auf die Entwicklung, der macht
sich und vielen anderen etwas vor.

Zweitens. Wir haben es nach wie vor mit einem unge-
lösten Problem zu tun; daran ändert auch die Aufforde-
rung, man möge es schnell lösen, nichts. Das sind die so-
genannten Schrottpapiere in den Bilanzen. Für das
Problem hat bisher weltweit kein einziges Land eine Lö-
sung, weil zunächst das Kernproblem gelöst werden
muss. Auch wenn wir der Aufforderung, das Problem so
schnell wie möglich – vielleicht im Sinne einer Vorlage –
über Bad Banks zu lösen, nachkommen würden, würde
das an diesem konstitutiv schwierigen Problem gar
nichts ändern. Es sei denn, der Deutsche Bundestag ist
mit Ihrer Unterstützung bereit, die Kapitalisierung sol-
cher Bad Banks mit öffentlichem Geld, mit Steuerzahler-
geld, zu unterlegen.

In dieser äußerst prekären Situation ist es uns gelun-
gen, den deutschen Finanzmarkt zumindest so weit zu
stabilisieren, dass nach dem Fall von Lehman Brothers
kein systemrelevantes Institut andere Institute aufgrund
eines Dominosteineffekts mit heruntergerissen hat.

Es ist freimütig, zu gestehen, dass damit verbundene
Hoffnungen auf eine Revitalisierung des Interbanken-
marktes nicht eingetreten sind. Wir haben es nach wie
vor mit einem erheblichen Vertrauensverlust im Verhält-
nis der Banken untereinander und zunehmend mit Blick
auf die Kreditgewährung gegenüber der Realwirtschaft
zu tun. Aber es ist wichtig gewesen, dass die Regierung
insbesondere mit der Unterstützung und unter Beteili-
gung des Deutschen Bundestages seinerzeit im Oktober
letzten Jahres in der Lage gewesen ist, Handlungsfähig-
keit zu belegen. Mit dem Finanzmarkstabilisierungs-
gesetz ist etwas verabschiedet worden, für das wir au-
ßerhalb, aber auch innerhalb Deutschlands durchaus
Anerkennung im Sinne eines guten Krisenmanagements
gefunden haben.

Allerdings hat sich in den letzten Monaten an der ei-
nen oder anderen Stelle die Notwendigkeit gezeigt, die-
ses Finanzmarktstabilisierungsgesetz zu ergänzen, damit
die ergriffenen Stabilisierungsmaßnahmen schneller und
sicherer greifen können. Ich will aus Zeitgründen nicht
auf die Einzelheiten eingehen, bei denen es insbesondere
um gesellschaftsrechtliche Veränderungen geht, sondern
sehr schnell in medias res springen mit Blick auf den
Kern dieses Artikelgesetzes, der ja Gegenstand – das ist
nachvollziehbar – sehr grundsätzlicher Debatten in
Deutschland ist. Es handelt sich um das sogenannte Ret-
tungsübernahmegesetz, das in einer bestimmten Ab-
folge als letzte Option, als Ultima Ratio – von mir aus als
Ultissima Ratio –, die Enteignung bestimmter Kreditin-
stitute im Sinne einer Legalenteignung – von uns sehr
stark fokussiert im Wege der Rechtsverordnungen – vor-
sieht.

Meine Bitte ist, diese Möglichkeit nicht so grundsätz-
lich und nicht so prinzipienorientiert zu debattieren, dass

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(C (D ragmatische und problemadäquate Lösungen verbaut erden. ir beschreiten damit keinen deutschen Sonderweg, ondern wir müssen Erfahrungen heranziehen – das tun ir auch –, die längst in anderen Ländern gemacht woren sind. Mich erstaunt gelegentlich in den sehr grundätzlich gehaltenen ordnungspolitischen Debatten, dass usgerechnet die angloamerikanischen Länder, die uns isher in diesen ordnungspolitischen Debatten gelegentich wie eine Monstranz vorgehalten worden sind mit lick auf Staatsferne, Deregulierung – der Beschreiung, dass Politik sich im Wesentlichen aus allem heauszuhalten hat –, sehr schnell als erste den Weg von erstaatlichung und Enteignung gegangen sind. Ich kann mich nicht erinnern, dass es in Deutschland rgendeine Aufmerksamkeit geweckt hat, als die Briten ehr schnell Northern Rock oder ein Institut wie Bradord & Bingley verstaatlicht haben. Ich kann mich nicht rinnern, dass es in Deutschland, auch nicht der gesamen Bandbreite dieses Parlamentes, eines besonderen inweises bedurft hat, als die Amerikaner – sie nennen s Conservatorship – bei Fannie Mae, bei Freddie Mac nd bei AIG einen ähnlichen Weg gegangen sind. Desalb sehe ich nicht ein, warum in Deutschland die Mögichkeit, diesen Weg zu gehen, plötzlich als etwas Exeptionelles debattiert wird, das in anderen Ländern ffenbar als notwendig und problemadäquat beschrieben ird. ir beschreiten keinen Sonderweg. Niemand aufseiten er Regierung, niemand aufseiten der Koalitionsfraktioen verbindet mit dieser letzten Möglichkeit die Vorstelung, das Modell der sozialen Marktwirtschaft zu erchüttern oder auszuhöhlen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Eduard Oswald [CDU/CSU])


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Umgekehrt gilt: Wenn der Bund keine einzige Stimme,
eine einzige Einflussmöglichkeit, keine einzige Aktie in
inem Kreditinstitut hat, aber inzwischen 87 Milliarden
uro öffentliche Gelder als Garantien gibt, ist in meinen
ugen irgendwann der Zeitpunkt gekommen, wo der
und, die öffentliche Hand im Interesse des Steuerzah-

ers, im Interesse des Haushaltes eine Kontrollmehrheit
wingend erwerben muss,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s sei denn, jemand plädiert dafür, den bisherigen Weg
d infinitum fortzusetzen, der da lautet: In regelmäßigen
bständen werden diese Garantiesummen von im Au-
enblick 87 Milliarden Euro auf 97 Milliarden Euro auf
07 Milliarden Euro auf 117 Milliarden Euro und weiter
ermanent erhöht, ohne dass erkennbar ist, dass dieses
nstitut auf Dauer vor der Insolvenz bewahrt werden
ann. Dieses Institut gerät in die Gefahr einer Insolvenz.
ies hat einen besonderen Stellenwert, nicht weil sich
as jemand im Bundesfinanzministerium oder aufseiten
er Bundesregierung ausdenkt, sondern die kundigen






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Thebaner und Thebanerinnen von der Bundesbank, von
der BaFin und im gesamten deutschen Kreditwesen, die
Sie fragen können, sind davon überzeugt, dass dieses In-
stitut eine sogenannte Systemrelevanz hat. Warum? Weil
es mit anderen Kreditinstituten derartig vernetzt ist, dass
ein Zusammenbruch oder, um es weniger dramatisch zu
beschreiben, eine Insolvenz automatisch Folgen für das
gesamte deutsche Kreditwesen hätte, und zwar über die
Grenzen der Bundesrepublik Deutschland hinaus und in
einem Ausmaß fast wie bei Lehman Brothers, wie einige
sagen.

Die Bilanzsumme dieses Unternehmens ist fast iden-
tisch mit dem Betrag, der die Probleme bei Lehman
Brothers verursacht hat. Im Übrigen spielt dieses Institut
auf dem Pfandbriefmarkt eine eminent wichtige Rolle.
Mit Blick auf die Sicherheit gerade dieses Produkts in
der breiten Wahrnehmung der Bevölkerung hätte es ei-
nen besonderen Stellenwert, wenn dieses Institut als ei-
ner der wichtigsten Marktteilnehmer bzw. Marktpartner
auf dem Pfandbriefmarkt in große Verlegenheit geraten
würde.

Meine Damen und Herren, die Begründung, warum
wir einen solch weitreichenden Schritt nicht ausschlie-
ßen, wird im Wesentlich von folgenden Gründen getra-
gen:

Dieses Institut muss restrukturiert werden. Ich will
mich im Augenblick nicht, erst recht nicht öffentlich, auf
Details einlassen, wie es beispielsweise um die Kernka-
pitalquote dieses Instituts bestellt ist. Wenn es aber bei
dieser Kernkapitalquote bleibt oder wenn diese Kernka-
pitalquote in Anbetracht nicht beeinflussbarer Marktent-
wicklungen weiter aufgefressen wird, dann kommen wir
eines Tages, eher früher als später, in die Verlegenheit,
dass die Existenzfähigkeit dieses Instituts hochgradig
gefährdet ist.

Wir müssen mithilfe einer Kontrollmehrheit dafür
Sorge tragen, dass die Restrukturierungsmaßnahmen bei
hoher Transaktionssicherheit gelingen. Das bedeutet,
dass die öffentliche Hand eine solche Einflussmöglich-
keit braucht. Jetzt werden einige sagen: Dafür reichen
75 Prozent plus eine Aktie.

Im Hinblick auf die nächsten beiden Maßnahmen, die
zwingend notwendig sind, reichen diese 75 Prozent plus
eine Aktie aber nicht: Wir müssen dieses Institut an den
Finanzierungskonditionen des Bundes teilhaben lassen;
dafür reichen 75,1 Prozent nicht. Auch mit Blick auf die
Eigenkapitalbedingungen, die ein in der Größenordnung
von 90, 95 oder 100 Prozent im öffentlichen Eigentum
stehendes Institut in Anspruch nehmen kann, reichen
75,1 Prozent nicht.

Das heißt, mit Blick auf die Refinanzierungskonditio-
nen, die Teilhabe an der Bonität des Bundes, und die Ei-
genkapitalunterlegung reichen 75,1 Prozent definitiv
nicht. Wenn Sie mir das nicht glauben, wäre ich Ihnen
sehr dankbar, wenn Sie sich bei denjenigen, die sich sehr
professionell und sehr intensiv mit diesen Fragen be-
schäftigen, mit den notwendigen Informationen versor-
gen würden.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Sie alle wissen, dass in diesem Gesetzentwurf, in dieem Teil des Artikelgesetzes, eine bestimmte Stufenabolge vorgesehen ist; sie wird eingehalten. Sie alle wisen auch, dass wir das Ganze einer zeitlichen Befristung nterwerfen, um jeden Verdacht, dass hier eine Art urchgriffsregelung getroffen wird, zu beseitigen. Ich itte aber um Verständnis für meine Position, die da lauet: Ein Bundesfinanzminister kann nicht von Ihnen die erantwortung übertragen bekommen, die Probleme eies Finanzinstituts zu lösen, wenn Sie ihm nicht den andwerkskasten zur Verfügung stellen, den er dafür raucht. Auf diesem Weg werden wir alle vorgeschalteten Stuen beachten. Das heißt, wenn dieser Gesetzentwurf in er zweiten Lesung von Ihnen und Anfang April dieses ahres im zweiten Durchgang im Bundesrat verabschieet worden ist, dann wird versucht, auf der Hauptverammlung des Unternehmens eine Kapitalerhöhung und inen Kapitalschnitt durchzusetzen. Wenn es auf dieser auptversammlung aber keine Mehrheit dafür gibt oder enn ein entsprechender mehrheitlich gefasster Be chluss der Hauptversammlung nicht rechtzeitig ins Hanelsregister eingetragen werden kann, sodass die nach ie vor labile Situation dieses Instituts noch lange fortauert, möglicherweise bis in den Frühsommer dieses ahres, dann ist nicht ausgeschlossen, dass von der Entignungsoption Gebrauch gemacht wird. Meine Damen und Herren, ich weiß, dass diese Deatte verständlicherweise zu sehr grundsätzlichen Berachtungen führt. Lassen Sie mich deshalb abschließend wei, drei grundsätzliche Bemerkungen machen. Wenn er Wert eines Unternehmens auf nahezu null sinkt – die örsenkapitalisierung dieses Unternehmens ist inzwi chen auf ein bemerkenswert niedriges Niveau von 250 is 280 Millionen Euro gesunken –, dann müssen zuerst ie Kapitalgeber zur Verantwortung gezogen werden, icht die öffentliche Hand. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


(Beifall bei der SPD)


s ist nicht nur mit der Marktwirtschaft vereinbar, son-
ern es ist sogar geboten, die Kapitalgeber als Erste an
ieser Operation zu beteiligen. Das ist Marktwirtschaft.


(Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Das gilt auch für Schaeffler!)


Das gilt für andere genauso.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


nders ausgedrückt – um meinen ordnungspolitischen
tandpunkt in dieser Sache klarzumachen –: Es kann
icht und darf nicht Aufgabe des Staates sein, Eigentü-
er zu retten, deren Unternehmen de facto in die Insol-

enz gehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Wie Sie wissen, repräsentiert ein Aktionär einen grö-
ßeren Anteil an der HRE, während sich der weit über-
wiegende Anteil im Streubesitz befindet. Es gibt Avan-
cen bei diesem Aktionär, sich zu beteiligen, wenn
öffentliches Geld bereitgestellt wird, um die Schritte zu
ermöglichen, die wir für notwendig halten, allerdings
mit Preisvorstellungen, die um das Zwei- bis Dreifache
höher sein können als der augenblickliche Börsenwert
der HRE. Können Sie sich vorstellen, dass ich mit so ei-
nem Vorschlag an dieses Pult trete?


(Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Nein! Das macht der Westerwelle! – Beifall bei Abgeordneten der SPD)


– Ich werde es nicht machen.

Im Übrigen: Bei einem so hohen Einsatz öffentlicher
Mittel und öffentlicher Garantien – bei denen wir auf-
passen müssen, dass sie nicht fällig werden – hat der
Staat die Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass nicht die
Steuerzahler enteignet werden. Das ist mein letzter ord-
nungspolitischer Hinweis.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620900200

Das Wort für die FDP-Fraktion erhält der Kollege

Dr. Hermann Otto Solms.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620900300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es war bezeichnend, wie der Bundesfinanzmi-
nister seine Rede begonnen hat. Er hat uns aufgefordert,
„nicht so prinzipienorientiert zu debattieren“. Das heißt
ja wohl, wir sollen prinzipienlos debattieren.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch einmal etwas zu seinem letzten Satz!)


Das kann einen nicht erstaunen, wenn man sich in Er-
innerung ruft, dass diese Regierung es mit den Grund-
prinzipien der Verfassung bei Bedarf nicht immer so
ernst nimmt.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist alles im Rahmen der Verfassung! Was Sie da erzählen, ist abenteuerlich!)


Ich erinnere nur daran, dass Sie bei der Erbschaftsteuer-
reform Art. 6 Grundgesetz verletzt haben, indem Sie die
Familie aufgespalten und Geschwister und Geschwister-
kinder aus dem Begriff der Familie ausgeklammert ha-
ben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Oder ganz aktuell: Nach dem Urteil des Bundesverfas-
sungsgerichts zur Verfassungswidrigkeit der Jobcenter
will Minister Scholz nicht das Recht ändern, sondern die

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(C (D erfassung. Das wäre eine Ohrfeige für das Bundesverassungsgericht. Und jetzt Enteignung. Die Große Koalition legt ein nteignungsgesetz vor. Die Regierung versucht, das als ormal oder notwendig hinzustellen. Herr Minister teinbrück, bei allem Verständnis für die Schwierigkeit, ine Lösung für das Problem der Hypo Real Estate zu inden, muss man sagen: So geht das nicht! (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD: Doch! – Joachim Poß [SPD]: Und zwar auf dem Boden des Grundgesetzes!)


(Beifall bei der FDP)


Enteignung ist ein Instrument der sozialistischen
lanwirtschaft, nicht aber der sozialen Marktwirtschaft.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh! – Joachim Poß [SPD]: Lassen Sie doch den Scheiß weg! Sie haben doch einen Knall!)


igentum ist ein Grundrecht, der Schutz des Eigentums
st ein Grundprinzip unserer Gesellschaftsordnung. Das
arf nicht aufgegeben werden. Gerade in schwierigen
eiten muss sich der Bürger auf die Verfassungstreue der
egierung verlassen können, darf sie nicht zur Disposi-

ion stehen.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Merken Sie eigentlich nicht, welchen Schaden Sie an-
ichten, wenn Sie Gesetze vorlegen, in denen man lesen
uss: Enteignungsbehörde ist das Bundesfinanzministe-

ium? Herr Steinbrück ist dann wohl der Enteignungsbe-
uftragte der Bundesregierung.

Wenn Sie gestern im Ticker das Suchwort „Enteig-
ung“ eingegeben haben, konnten Sie zwei Meldungen
inden: „Enteignungsgesetz in Deutschland“ und „Chávez
rdnet Enteignung amerikanischer Reisfabrik an“.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Das ist unglaublich!)


n diesem Umfeld sind Sie jetzt gelandet. Herzlichen
lückwunsch!


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE] – Joachim Poß [SPD]: Das ist ja unglaublich! Wollen Sie uns mit Chávez vergleichen? Das ist eine Entgleisung!)


Eine Enteignung nach Art. 14 Grundgesetz greift ein
lthergebrachtes Rechtsinstitut auf: Der Staat sollte in
eiten der Industrialisierung schnell Zugriff auf Grund-
tücke bekommen, um zum Wohl der Allgemeinheit
traßen und Eisenbahnen bauen zu können. Was Sie jetzt
orhaben, ist jedoch keine Enteignung nach Art. 14
rundgesetz, es ist eher eine Vergesellschaftung nach
rt. 15 Grundgesetz. Zu dieser Vorschrift lassen sich in
ommentaren zum Grundgesetz bezeichnende Bemer-
ungen finden, beispielsweise: „Verfassungsfossil in
eiten der Globalisierung“.






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Bei den Beratungen des Parlamentarischen Rates äu-
ßerte Carlo Schmid – Sie werden sich an ihn erinnern –,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welchen Kommentar zitieren Sie eigentlich?)


dass „Enteignungen nicht schlechthin aus Gründen der
Staatsräson oder administrativer Opportunität“ erfolgen
dürfen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welchen Kommentar zitieren Sie?)


– Lesen Sie das nach; Carlo Schmid.

Aber genau das ist jetzt die Motivation. Ihnen sind die
Aktionäre schlichtweg lästig. Die Aktionäre, auch die
Mitarbeiteraktionäre, die Geld investiert haben, sollen
ihre Investitionen einfach loswerden. Nach allen Aus-
künften sind sie jedoch bereit, weitreichende Sanie-
rungsmaßnahmen mitzutragen.

Sie behaupten, dass selbst die neuen Möglichkeiten
des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes nicht ausrei-
chen. Können Sie diese Behauptung eigentlich belegen?
In der Begründung zum Gesetzentwurf hört sich das
nämlich ganz anders an. Danach soll die Enteignungs-
behörde sich ernsthaft, aber vergeblich um einen alter-
nativen Erwerb bemüht haben. Die Verpflichtung zur
Bemühung besteht aber nur, wenn hinreichend Aussicht
auf Erfolg gegeben ist.


(Ortwin Runde [SPD]: Eben!)


Ob aber Aussicht auf Erfolg besteht, ob man sich über-
haupt bemühen muss und ob die Bemühungen ernsthaft
und vergeblich waren, das entscheidet allein die Ent-
eignungsbehörde, das Bundesfinanzministerium, nach
freiem Ermessen; so steht es im Gesetzentwurf.

Man kann es auch anders ausdrücken: Sie wollen sich
eigentlich gar nicht anstrengen. Sie suchen die vermeint-
lich billigste und bequemste Lösung und stellen dabei
die Grundlagen unserer Wirtschaftsverfassung zur Dis-
position.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Unerhört!)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben in Ihrer Regierungs-
erklärung zum ersten Bankenrettungsschirm davon ge-
sprochen, dass neues Vertrauen gewonnen werden
muss.


(Joachim Poß [SPD]: Ein übler Bursche! Sie verspielen Ihre Reputation mit dieser Rede!)


Ich zitiere: „Vertrauen zwischen den Banken, Vertrauen
in der Wirtschaft, Vertrauen bei den Bürgern“. Und das
wollen Sie mit Enteignungen erreichen? Damit wollen
Sie Vertrauen schaffen? Wer soll denn noch in Deutsch-
land investieren, wenn er Gefahr läuft, dass je nach poli-
tischer Opportunität in verfassungsrechtlich gesicherte
Eigentumsrechte eingegriffen wird?


(Beifall bei der FDP)


Wir brauchen privates Kapital, wir brauchen private In-
vestoren hier in Deutschland, wir brauchen in- und aus-

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(C (D ändische Investoren, die bereit sind, gerade in der Krise ier zu investieren. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In welchem Jahrhundert leben Sie eigentlich? Sollen wir das Geld denen hinterherwerfen? Was soll das?)


Jetzt werden Sie behaupten, es handele sich ja nur um
inen Einzelfall. Das macht es ja noch schlimmer. Das
ertrauen in den Rechtsstaat leidet gerade unter Einzel-

allgesetzen.

(Beifall bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau so ist es!)

Wirtschaftsminister Guttenberg, der gegenwärtig in

erhandlungen mit Opel ist und hier nicht dabei sein
ann – das kann ich verstehen, und ich entschuldige das
erne –,


(Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Da sind wir aber froh!)


at aber doch gesagt, dass dies als Ultima Ratio hinge-
ommen werden kann. Deswegen hat er in der ersten
abinettssitzung, an der er teilgenommen hat, diesem
erfassungswidrigen Gesetzentwurf zugestimmt,


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das ist nicht verfassungswidrig!)


nd das ist nicht zu entschuldigen.

(Joachim Poß [SPD]: Das ist strikt nach der Verfassung! Es ist übel, was Sie hier machen! – Weiterer Zuruf von der SPD: Brunnenvergifter!)


abei sind im Wirtschaftsministerium doch Alternativ-
odelle entwickelt worden.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das entspricht der Verfassung!)


as Wirtschaftsministerium hält Enteignungen – ich zi-
iere – „für das problematischste aller zur Verfügung ste-
enden Instrumente“.

Ich weiß, jetzt rufen Sie wahrscheinlich wieder: Ul-
ima Ratio! Wenn es eine Ultima Ratio sein soll, muss es
a erst einmal eine Ratio gegeben haben, die ich nicht er-
ennen kann.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Wir rufen nur: Brandstifter!)


Wissen Sie, was auf den Kanonenkugeln Friedrichs
es Großen geprägt war? Ultima Ratio Regis, das ist das
etzte Mittel des Königs: Gewaltanwendung. Kugeln
chaffen Zerstörung und Gewalt. Sie schaffen mit dem
esetz keine physische Zerstörung, aber Sie schaffen

ine rechtliche Zerstörung.

(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Eine unglaubliche Rede! Sie müssen von Ihrem Amt als Vizepräsident zurücktreten!)


ie zerstören ein Grundrecht; darauf muss man hinwei-
en.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Das ist ein Eingriff in unsere Rechtsordnung. Die Regie-
rung ist offenkundig mit ihrem Latein am Ende. Enteig-
nungen in der Wirtschaft sind keine Ultima Ratio; Ent-
eignungen bedeuten einen Offenbarungseid.


(Joachim Poß [SPD]: Entweder sind Sie Brandstifter oder dumm! – Weiterer Zuruf von der SPD: Die Deregulierer sind am Ende!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Treten Sie zurück als Vizepräsident!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620900400

Liebe Kolleginnen und Kollegen, man kann das

ganz – –


(Joachim Poß [SPD]: Unglaublich! Es ist unglaublich, was Sie hier gesagt haben!)


– Herr Kollege Poß, man kann das fraglos auch völlig
anders beurteilen.


(Joachim Poß [SPD]: Sie haben sich vom Boden des Grundgesetzes entfernt!)


Ich habe keinen Zweifel mit Blick auf die mir vorlie-
gende Rednerliste, dass im Laufe dieser Debatte völlig
andere Auffassungen vorgetragen werden.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Aber so geht es nicht! – Gegenruf des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Kann man ihr draußen einen Kamillentee servieren?)


Aber zulässig ist diese Auffassung allemal.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Zwischenrufe auch!)


– Auch das. Das müssen wir dann wechselseitig aushal-
ten.


(Beifall bei der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Das muss er aushalten! – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Ich brauche mir von Herrn Solms keinen Verfassungsbruch vorwerfen zu lassen!)


Das Wort hat nun der Kollege Otto Bernhardt für die
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1620900500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kollege Solms, Sie wissen, dass ich Sie
sehr schätze. Aber dieser Beitrag war Ihrer Person un-
würdig. Das sage ich mit aller Deutlichkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das werden wir bei den Wahlen sehen! Die halbe Union hätte gern geklatscht!)


Sie haben hier den Versuch gemacht, das Verhalten der-
jenigen, die sich heute in einer schwierigen Situation als
letzte Möglichkeit für das Instrument der Enteignung

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(C (D insetzen, als nicht verfassungskonform zu bezeichnen. ies ist falsch, Herr Vizepräsident. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist richtig!)


Schauen Sie einmal ins Grundgesetz. Dort steht deut-
ich, dass auch dieses Instrument, allerdings geknüpft an
nge Voraussetzungen – Entschädigung, besonderes Ge-
etz –, möglich ist. Aber der Eindruck, den Ihr Beitrag
rzeugt hat, ist falsch. Das stelle ich mit aller Deutlich-
eit fest.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Dann macht das mal!)


Was noch schlimmer ist, Herr Kollege: Sie haben
eine Lösung aufgezeigt.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


hr Ehrenvorsitzender hat erklärt, man solle die Bank in
ie Insolvenz gehen lassen. Das haben Sie hier nicht ge-
agt; das wäre vielleicht ehrlicher gewesen. Ich sage nur:
ann hätten wir eine Katastrophe, nicht nur auf dem
eutschen Finanzmarkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben für diese eine zur Diskussion stehende
ank – man weiß es nicht, aber ich hoffe, es gibt keine
ergleichbaren – aus politischer Verantwortung Priori-
äten gesetzt. Die erste Priorität heißt: Diese Bank muss
erettet werden, weil sie systemrelevant ist. Wenn sie in
ie Insolvenz geht, dann erleben wir etwas Ähnliches
ie bei Lehman Brothers, und das darf uns jetzt wirklich
icht passieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ann nützt uns unser Gesetz nichts mehr, das der Deut-
che Bundestag im Oktober vergangenen Jahres mit den
timmen der Großen Koalition und der FDP – das war
erantwortungsbewusst – verabschiedet hat, mit dem wir
isher erfolgreich gearbeitet haben und das sich im
rundsatz bewährt hat. Wir haben sichergestellt, dass
ein weiteres Finanzinstitut in die Insolvenz gehen
usste, und wir wollen dies auch weiterhin so halten.
ie erste Priorität ist also: Kein Institut darf in die Insol-
enz gehen.

Bei der zweiten Priorität kann man schon unter-
chiedlicher Meinung sein. Da geht es um die Frage:
ollen wir den Steuerzahler schonen und auf jeden Fall

uf Enteignung verzichten? Mit viel Geld in der Hand
ann man das. Nur, meine Damen und Herren, wenn wir
ns diese Bank anschauen, stellen wir fest: Sie hätte kei-
en Wert von 250 Millionen Euro an der Börse, wenn
ir nicht 87 Milliarden Euro und die Banken
5 Milliarden Euro Bürgschaften gegeben hätten. Das
eißt, im Grunde ist sie nichts mehr wert. Wenn wir






(A) )


)

Otto Bernhardt
nichts getan hätten, hätten die Aktionäre per heute null,
um das ganz klar zu sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben uns klar für die Priorität zwei entschieden:
Schonung des Steuerzahlers; denn über die öffentlichen
Finanzen brauche ich hier nichts zu sagen.

Die dritte Priorität lautet, das Ganze möglichst ohne
Enteignung durchzuführen. Es ist schon interessant, dass
in dieser Diskussion hier Verstaatlichung und Enteig-
nung häufig nicht scharf voneinander getrennt wurden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Verstaatlichung ist nicht das Problem, Enteignung ist das
Problem.

Das sind die Prioritäten, die wir uns gesetzt haben.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ich bin nun wirklich einer von denen, die das Ziel
möglichst über den Verhandlungsweg erreichen wollen.
Aber, meine Damen und Herren, uns jetzt das letzte In-
strument, das das Grundgesetz vorsieht, nicht zu gestat-
ten, birgt Gefahren in sich, die in diesem Hause eigent-
lich niemand verantworten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Um das deutlich zu sagen: Es gibt in einer Kernfrage
eine unterschiedliche Auffassung zwischen dem Minis-
ter und mir. Wir beide können für unsere Auffassung
Fachleute zitieren. Es geht um die Frage, ob 75 Prozent
und eine Aktie reichen – Otto Bernhardt sagt Ja –


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


oder ob wir wirklich 90 Prozent brauchen, um dann die
letzten 10 Prozent einzuziehen.

Ich sage an dieser Stelle ganz deutlich: Wenn wir
wirklich 90 Prozent brauchen – die letzten 10 Prozent
können wir aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen
dann ja einziehen –, dann wird kein Aktionär mitwirken.
Ein Aktionär wird sich doch nicht selbst beerdigen. Das
heißt, wenn Ihre Auffassung richtig ist – ich sage nicht,
dass sie falsch ist, aber ich habe eine andere; wir müssen
die Diskussion wirklich führen, weil sie wichtig ist – und
wir wirklich 100 Prozent brauchen, dann ist eine Ver-
ständigung mit Aktionären natürlich nicht möglich; denn
das rechnen sie nach. Dann müssen wir die Enteignung
wählen.

Ich hoffe, die 75 Prozent und eine Aktie reichen aus.
Diesen Weg können wir wahrscheinlich ohne Enteig-
nung begehen, weil – ich zitiere nicht aus geheimen Do-
kumenten, sondern aus dem, was in der Zeitung steht –
einer der entscheidenden Aktionäre sagt: Ich bin bereit,
den notwendigen Kapitalschnitt mitzumachen, ich bin
bereit, die notwendige Erhöhung mitzumachen, und ich
bin bereit, auf mein Bezugsrecht zu verzichten.

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(C (D Dann hätten wir die 33 Prozent, die wir haben dürfen, nd mit ihm zusammen über 50 Prozent, sodass wir die otwendigen Entscheidungen im Hinblick auf 75 Proent und eine Aktie treffen könnten. Ich weiß es nicht. ch sage nur: An diesem Punkt müssen wir ein sehr sachiches Gespräch führen; denn natürlich fällt es meiner raktion enorm schwer – das wissen Sie von der FDP atürlich, weshalb Sie einen aus meiner Sicht polemichen Beitrag geleistet haben –, dieses Instrument der nteignung, das im Grundgesetz vorgesehen ist – ist age es noch einmal –, jetzt in ein Gesetz aufzunehmen. Wir waren vor 14 Tagen mit einigen Kollegen in den ereinigten Staaten. Dort haben uns auch die Republikaer gesagt: Wir haben zwei Versicherungen enteignet nd sechs Banken übernommen. Wir werden noch mehr bernehmen. Wir haben doch niemandem etwas weggeommen, weil sie nichts mehr wert waren. – Diese Menalität haben wir aber nicht. Wir müssen ein bisschen ücksicht auf die Mentalität in Deutschland nehmen. (Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Herr Trittin, wir haben hier eine andere Mentalität. Das
st nun einmal so. Jeder, der politische Entscheidungen
rifft, muss dabei auch die Auffassung der Bevölkerung
m Blick haben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ihre Rede hat ja gar kein Niveau! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Kauder hat schlecht geschlafen!)


Ich sage jetzt zu dem vorliegenden Gesetzentwurf,
it dem eine Ergänzung des Finanzmarktstabilisierungs-

esetzes vorgenommen werden soll: Nach Meinung mei-
er Fraktion gibt es bei vier Punkten einen Änderungs-
edarf. Normalerweise spreche ich in der ersten Lesung
on Diskussionsbedarf, heute sage ich aber „Änderungs-
edarf“.

Erster Punkt. Hierüber muss man sich wirklich auch
n der Sache unterhalten: Es ist vorgesehen, die Dauer
er Garantien von bisher drei Jahren auf grundsätzlich
ünf Jahre zu verlängern. Es gibt Kreditinstitute, die sa-
en, das sei notwendig. Die EU gibt uns die Möglich-
eit, auf fünf Jahre zu verlängern. Ein Drittel der EU-
änder hat davon Gebrauch gemacht.

Wir befürchten, dass dies für den Pfandbriefmarkt
ine ganz gefährliche Entwicklung ist. Ich sage das mit
ller Deutlichkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er Markt der Unternehmensanleihen, der ganz langsam
ieder in Gang kommt, könnte damit zerstört werden.
ielleicht finden wir einen Kompromiss, der lautet: ein
rittel der Garantien bis zu fünf Jahren. Hier formulie-

en wir vielleicht weitere Einzelheiten.

Zweiter Punkt. Aufgrund meines Selbstverständnisses
ls Parlamentarier ist es für mich klar, dass ein Passus
ufgenommen werden muss, wonach zumindest der Fi-
anzausschuss und der Haushaltsausschuss infor-
iert werden, bevor diese wichtige Verordnung, die

(B)







(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
vorgesehen ist, erlassen wird. Ich glaube, das ist für den
Parlamentarismus ein ganz wichtiger Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Joachim Poß [SPD]: Geschenkt! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nur informiert? – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Parlamentsinformationsrechte!)


Dritter Punkt. Wir sind uns einig, dass erst eine
Hauptversammlung durchgeführt werden muss, die
scheitert. Wir sind uns auch einig, dass erst Verhand-
lungen durchgeführt werden müssen, die scheitern. Wir
glauben, dies sollte man im Gesetz – wir machen Vor-
schläge – deutlicher formulieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Vierter Punkt. Dass der Staat nicht der bessere Banker
ist, wissen wir.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das wissen nicht alle!)


Dass auch andere Banken versagt haben, wissen wir
auch. Wir wollen aber die Bank, die wir dann anschlie-
ßend haben, natürlich nicht auf Dauer behalten. Es ist
eine Reprivatisierung vorgesehen. Wir glauben, auch
diesen Teil sollte man ein Stückchen deutlicher formu-
lieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Prägnanter!)


Ich setze noch einen fünften Punkt dazu: Wenn man
sich die Begründungen anschaut, dann kann man den
Eindruck gewinnen, dass sie von einigen geschrieben
wurden – sie wurden nicht von Ihnen selber geschrieben,
Herr Minister; der Minister tut so etwas nicht –, die ei-
gentlich nur das Ziel haben, zu enteignen. Ich sage: Das
Ziel haben wir nicht, sondern das ist für uns wirklich
eine Notmaßnahme.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich stelle abschließend für meine Fraktion fest, dass
sich das Gesetz, das wir im Oktober verabschiedet ha-
ben, bewährt hat. Wir brauchen ein Stück Veränderung,
damit wir den Notwendigkeiten von heute gerecht wer-
den. Wir haben aber noch einige kritische Fragen. Vor
uns liegen eine Anhörung und Ausschussberatungen. Ich
hoffe, dass wir dann in 14 Tagen gemeinsam dieses für
Deutschland notwendige Gesetz verabschieden können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620900600

Oskar Lafontaine ist der nächste Redner für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620900700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Ich muss gestehen, dass uns diese Debatte bisher

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(C (D urchaus Vergnügen bereitet, beobachten wir doch mit roßem Interesse, wie die einzelnen Fraktionen dieses hema behandeln. Ich bin zum ersten Mal in der Situation, dass ich zuächst den Bundesfinanzminister in dem unterstützen uss, was er abweichend von der Begründung des Ge etzentwurfs vorgetragen hat. Es geht hier nicht um die nteignung irgendwelcher Aktionäre. Das ist absolut aburd und lächerlich. Es geht darum, die Enteignung der teuerzahlerinnen und Steuerzahler endlich zu stopen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ie Frage ist, warum das erst jetzt passiert.

Es ist abenteuerlich, was hier vorgetragen wird. Es
ibt eine Bank mit ungedeckten Verpflichtungen in Höhe
on 100 Milliarden Euro. Der Staat muss mit
3 Milliarden Euro einspringen. Die Banken müssen mit
eiteren Milliarden einspringen, um ihre Interessen zu
ahren. Hier aber wird bei einem Börsenwert von
60 Millionen Euro von der Enteignung der Aktionärin-
en und Aktionäre gesprochen. Man hat doch überhaupt
ichts begriffen. Es geht hier um nichts anderes als um
en Stopp der ständigen Enteignung der Steuerzahlerin-
en und Steuerzahler.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Der zweite Punkt, in dem ich den Bundesminister der
inanzen unterstützen muss, ist, dass er endlich unser
rgument aufgegriffen hat, dass es darum geht, günstige
efinanzierungskonditionen durchzusetzen. Das ent-

pricht den Tatsachen, und das wird auch überall erklärt.
echnen Sie einmal aus, was 0,1 Prozent, 0,5 Prozent
der 1 Prozent von 100 Milliarden Euro sind! 1 Prozent
on 100 Milliarden Euro lässt sich leicht ausrechnen.
as ist in den letzten Monaten an zusätzlichen Aufwen-

ungen verplempert worden, die letztendlich zulasten
er Staatskasse gehen?

Es bestätigt sich, dass Lösungsansätze, wie sie in
merika, Großbritannien oder Schweden gewählt wor-
en sind, ökonomisch oder auch einfach nur haushalts-
olitisch vernünftig sind. Unsere Aufgabe ist es, die
osten, die dem Staat entstehen, zu minimieren. Das
eißt, wir müssen die Refinanzierungskosten der Hypo
eal Estate minimieren.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Der dritte Punkt ist, dass man die Kontrollmehrheit
raucht, um das Umleiten von Steuergeldern oder Ban-
engeldern in Steueroasen, Zweckgesellschaften oder
ür den Kauf von Schrottpapieren usw. zu verhindern.
as ist doch die Krux der bisherigen Praxis dieser
egierung – damit komme ich zu meinen kritischen Be-
erkungen –, dass immer noch nichts geregelt ist. In
eutschland werden aufgrund Ihrer Verantwortung auf-

eiten der Regierungsbank Milliarden verschleudert,
eil Sie nicht sicherstellen, dass nicht mehr außerhalb






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
der Bilanz Geschäfte getätigt werden können und dass
Geschäfte nicht mehr über Steueroasen getätigt werden
können, und weil Sie weiter zulassen, dass Schrottpa-
piere gehandelt werden. Das ist unglaublich.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Besonders lustig wurde es, als Herr Kollege Solms an
Herrn Chávez erinnert hat. Das ist für uns ein wirklicher
Genuss: Angela Merkel, die deutsche Chávez. Das ist
wunderbar.


(Heiterkeit bei der LINKEN)


Wir hätten es uns nicht träumen lassen, dass hier mit sol-
chen massiven Argumenten gegen sie vorgegangen wird.

Aber, verehrte Damen und Herren von der FDP, Sie
haben kein Verständnis von Sozialismus.


(Heiterkeit im ganzen Hause – Beifall bei der LINKEN und der FDP sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Bravo!)


– Es ist gut, wenn Sie das einsehen.

Sozialismus ist nicht die Sozialisierung von Verlus-
ten. Haben Sie das immer noch nicht begriffen? Die So-
zialisierung von Verlusten ist brutalster Kapitalismus.
Das haben Sie einfach nicht begriffen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


– Ihr dürft ruhig klatschen. Das habt ihr ja früher schon
alle gewusst.

Die Sozialisierung von Verlusten, die zurzeit in ge-
waltigem Umfang weltweit stattfindet, ist kein Sozialis-
mus, sondern brutalster Kapitalismus, der sich in millio-
nenfacher Enteignung von Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern äußert, die ihre Arbeitsplätze verlieren.
Da wird Leiharbeitern gekündigt. Da werden befristete
Verträge nicht mehr verlängert. Da werden Arbeitsplätze
abgebaut. Da wird Kurzarbeit eingeführt. Das bedeutet
Einkommensverluste für den betroffenen Arbeitnehmer
etwa bei Opel in Höhe von 400 Euro pro Monat. Das ist
die eigentliche staatliche Enteignung aufgrund der Ver-
brechen, die Banker und Finanzverantwortliche in der
ganzen Welt begangen haben. Über diese Enteignung re-
den wir hier.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die entscheidende Frage ist: Welchen Begriff von
Eigentum haben Sie eigentlich? Das ist Ihr Problem.
Lachen Sie ruhig weiter. Ich kann nur auf Graf
Lambsdorff verweisen, der dazu einen Aufsatz geschrie-
ben hat. Man muss tatsächlich darüber reden, ob seine
Überlegungen zur Insolvenz ganz falsch sind. Bei der
IKB war ich dieser Meinung. Die IKB war keine sys-
temrelevante Bank. Sie hatte ein Bilanzvolumen, das mit
dem der Hypo Real Estate nicht vergleichbar ist. Man
hat hier rund 10 Milliarden Euro in den Sand gesetzt,

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(C (D hne dass das begründet war. Die Bilanzsumme der ypo Real Estate ist deutlich höher. Man würde aber erne erfahren, worum es eigentlich im Detail geht. azu hört man überhaupt nichts. Man hat überhaupt eine Informationen darüber, welche Risiken vorhanden ind, wie sich das Ganze strukturiert und wer die Veruste tragen müsste. Es wird immer nur Geld nachgechossen. Sie stehen in der Verpflichtung, die Öffentlicheit mehr zu informieren. Das ist einer der Gründe, arum wir hier einen Untersuchungsausschuss für ringend geboten halten. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nun zum Gesetz selber. Dort ist von den Zusammen-
ängen, die ich hier erläutere, überhaupt nicht die Rede.
ort wird nur von Finanzsystemen, Finanzmärkten, der
tabilisierung des deutschen Finanzmarktes und Begleit-
aßnahmen gesprochen. Deswegen bin ich dankbar,

ass wenigstens ein Minister gesagt hat: Hier geht es
uch um die Menschen. Er hat zwar auf die Steuerzahler
bgestellt. Aber ich habe nachgelegt: Es geht um die Ar-
eitnehmer und sozial Bedürftige sowie die Rentne-
innen und Rentner. Diese haben in den letzten Jahren
,5 Prozent Kaufkraft verloren. Drei Redner aus drei
erschiedenen Fraktionen haben gesagt – ich mache die
raktionen dafür nicht verantwortlich; das wäre intellek-

uell nicht redlich; bei einem Redner bin ich mir sicher,
ass er für die ganze Fraktion gesprochen hat –: Die
enterinnen und Rentner müssen letztendlich durch
eistungskürzungen für die Milliardenverluste aufkom-
en, die diese Ganoven zu verantworten haben. Das ist

iemandem vermittelbar. Wir werden dafür Sorge tra-
en, dass diese Art der Bezahlung nicht stattfindet. Wir
ürfen nicht die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
owie die Renterinnen und Rentner für die Kapitalver-
rechen haften lassen, die hier begangen worden sind.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Für viele Bürgerinnen und Bürger ist nicht mehr
achvollziehbar, dass jetzt die Verantwortlichen auch
och Forderungen aufstellen. Einer will 3,5 Millionen
uro als Bezahlung für seine großartigen Leistungen ha-
en. Hier stehe die Bank in der Verpflichtung. Er will
eiterhin Zusagen für 500 000 Euro Pension pro Jahr
aben. Wo ist denn in dieser Gesellschaft noch die Haf-
ung des Einzelnen für die gewaltigen Verluste gegeben,
ie er zu verantworten hat? Wir leben in einer Gesell-
chaft, die die Maßstäbe verloren hat, wenn es darum
eht, Verantwortlichkeiten zuzuschreiben. Das erkennen
mmer mehr Bürgerinnen und Bürger und ist der Grund,
arum bei uns eine große Unzufriedenheit herrscht.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. h. c. Gerd Andres [SPD] und Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister, Sie haben
orgetragen, dass die Angelsachsen vorbildlich seien,
enn es um Verstaatlichung gehe. Das ist aufgrund der
usammenhänge, die ich vorgetragen habe, kein über-
eugendes Argument. Das ist überhaupt kein Wunder.






(A) )


)

Oskar Lafontaine
Wenn es darum geht, der Gesamtgesellschaft Verluste
aufzubürden, dann sind natürlich die Länder, die sich
dem Kapitalismus besonders verbunden fühlen, diejeni-
gen, die am schnellsten handeln, weil sie es verstanden
haben; das ist der Zusammenhang. Deshalb ist das sozu-
sagen kein Beweis für Ideologiefreiheit oder Pragmatis-
mus. Die Angelsachsen wissen einfach, was sie machen.
Sie privatisieren die Gewinne und sozialisieren die Ver-
luste. Es wäre an der Zeit, dass das auch hier so gesehen
wird und dass sich auch die FDP langsam solchen Ge-
danken nähert und sich die Frage stellt, wem in dieser
Gesellschaft aus welchen Gründen was gehört. Was ist
eigentlich Eigentum? Hat die Verfassungsverpflichtung,
nicht zu enteignen, Bedeutung für die große Mehrheit
des Volkes und nicht für die Minderheit derjenigen, die
Sachgegenstände oder Unternehmenskapital besitzen?
Das sind doch die großen Fragen, die jetzt in unserer Ge-
sellschaft aufgeworfen werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Leider ist das Gesetz von dem Geist getragen, wie er
teilsweise von der FDP formuliert worden ist.


(Widerspruch des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


Das äußert sich zum Beispiel darin, dass man es ängst-
lich auf eine Gesellschaft zuschneidet und gleichzeitig
die Dauer der entscheidenden Artikel auf den Juni be-
fristet. Das ist durch gar nichts zu rechtfertigen, wenn
man längerfristig denkt. Es kann doch sein, dass morgen
ein Fall ähnlicher Größenordnung auf uns zukommt.
Was wollen wir denn dann machen? Lernen wir denn
nicht aus den Vorgängen in Großbritannien oder in den
Vereinigten Staaten oder in Schweden?

Wissen wir nicht, dass viele Wissenschaftler sämtli-
cher ideologischer Prägungen recht haben, wenn sie sa-
gen, dass zurzeit die Übernahme der großen Institute
durch den Staat die einfachste, die wirkungsvollste und
die billigste Lösung ist? – Das ist einfach bewiesen, und
deshalb ist dieser Gesetzentwurf in diesem Ansatz völlig
überholt und im Grunde genommen reiner Mist, um das
einmal deutlich zu sagen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich möchte nur noch zu einem Zusammenhang etwas
sagen, auch wenn sich jetzt alle darüber aufregen wer-
den. Der Sozialphilosoph Oswald Spengler, den ich hier
schon einmal zitiert habe, schrieb in seinem berühmten
Standardwerk:

Die privaten Mächte der Wirtschaft wollen freie
Bahn für ihre Eroberung großer Vermögen. Keine
Gesetzgebung soll ihnen im Wege stehen. Sie wol-
len die Gesetze machen, in ihrem Interesse, und sie
bedienen sich dazu ihres selbstgeschaffenen Werk-
zeugs, der Demokratie, der bezahlten Partei.

Wir haben hier die Frage aufgeworfen, warum der
Untersuchungsausschuss IKB nicht kommt. Das Han-
delsblatt schrieb: Die FDP kann nicht zustimmen, weil
ihre Spender gesagt haben: Wenn ihr zustimmt, dann

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(C (D erden wir sehr ungnädig mit euch sein und euch die penden streichen. Wir haben hier einmal aufgelistet – zehn Jahre saliert –, was in den letzten Jahren von der Finanzwirtchaft gespendet worden ist: 1,4 Millionen Euro für die PD, 600 000 Euro für die Grünen, 5,2 Millionen Euro ür die CDU, rund 1 Million Euro für die CSU und ,07 Millionen Euro für die FDP. In jedem Gemeinderat, meine sehr geehrten Damen nd Herren, ist ein Paragraph wirksam: der Ausschluss egen Befangenheit. Dieser Ausschluss wegen Befanenheit soll sicherstellen, dass nicht anderweitige Verflichtungen und Interessen die Entscheidungen dieses arlamentes beeinflussen. Das hat einen tiefen Sinn, und eshalb sollten wir aus dieser Bankenkrise lernen, dass an sich nicht nur in Amerika, sondern auch hier von ei er Politik lösen muss, die mittelbar durch Finanzzuweiungen aus Industrie und Bankenwelt bestimmt wird. as ist auch der Zusammenhang, den wir hier zu bespre hen haben. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Zurufe von der FDP)


Mit anderen Worten: Einige Begründungen, die Sie,
err Bundesfinanzminister, hier gebracht haben, sind
urchaus akzeptabel, aber sie finden sich im Gesetzes-
ext nicht wieder. Wir lehnen diesen Gesetzentwurf ab,
eil er den Beweis dafür liefert, dass die Bundesregie-

ung die Zusammenhänge in ihrer Gesamtheit nicht ver-
tanden hat und dass sie nicht bereit ist, jetzt endlich die
ehrtwende in der Politik zu machen, die längst überfäl-

ig ist und von dem Gedanken getragen sein müsste, dass
s nicht nur um die Enteignung von Flowers geht. Viel-
ehr geht es auch darum, die Enteignung von Millionen

on Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, Rentnerin-
en und Rentnern und sozial Bedürftigen zu verhindern.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620900800

Das Wort erhält nun der Kollege Jürgen Trittin,

ündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620900900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

ollege Lafontaine, es wird nicht besser, wenn man sich
uf Spengler beruft und pauschal alle Parteien außer Ih-
er hier im Hause der Korruption und der Bezahlung
urch andere bezichtigt.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Bericht des Bundestagspräsidenten!)


as ist eine Form der Partei- und Parlamentskritik, von
er ich glaube, dass sie schlechten Populismus bedient
nd nicht der politischen Auseinandersetzung an dieser
telle dient.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(B)







(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
Ohne Zweifel, meine Damen und Herren, ist die Hypo
Real Estate systemrelevant, und sie muss gerettet wer-
den. Es geht nicht darum, Banken etwas Gutes zu tun,
sondern darum, das System wieder zum Funktionieren zu
bringen.

Das ist aber nun schon das dritte Mal, lieber Herr
Steinbrück, dass Sie das versuchen. Das, was Sie heute
praktizieren, ist nichts anderes als die dritte Nachbesse-
rung an dieser Baustelle. Ich finde, hier muss einmal
klargemacht werden, auf welchen Irrtümern diese Vor-
gehensweise beruht.

Sie haben anfänglich gesagt, die Finanzkrise sei ein
rein amerikanisches Problem. Was ist passiert? – Es ist
rübergeschwappt nach Europa und Deutschland.

Sie haben zweitens behauptet, die deutschen Banken
seien gut aufgestellt. Wir bräuchten uns keine Sorge zu
machen. Worüber diskutieren wir hier zum dritten Mal? –
Wir diskutieren darüber, dass wir reihenweise Banken
haben, die kurz vor der Insolvenz stehen oder in anderer
Form von Krisen stecken.

Sie haben schließlich gesagt, wir bräuchten keinen
europäischen Rettungsplan. Was haben wir heute? – Wir
haben – Gott sei Dank, sage ich an dieser Stelle – einen
europäischen Rettungsplan.

Ich erinnere mich noch gut an die Äußerung, dass wir
kein Konjunkturpaket bräuchten. Wir haben inzwischen
das zweite.

Deswegen glaube ich, dass auch in der Frage Enteig-
nung und Verstaatlichung das Grundproblem nicht da-
rin besteht, was heute gemacht wird, sondern darin, dass
Sie es viel zu spät machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie hätten bereits im Dezember anders handeln müssen:
Anstatt auf das Prinzip der Freiwilligkeit zu setzen, hät-
ten Sie alle Banken unter den Schutzschirm stellen müs-
sen. Sie hätten eine klare Entscheidung zugunsten des
vernünftigsten und effizientesten Instruments treffen
müssen. Das effizienteste Instrument ist nicht, das Ge-
schäftsvolumen zu verbürgen, sondern das effizienteste
Instrument ist es, in das Kapital der Bank selber zu in-
vestieren, das heißt teilzuverstaatlichen und gegebenen-
falls auch ganz zu verstaatlichen. Das heißt, den Steuer-
zahler vor Enteignung zu schützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was ist stattdessen passiert? Sie haben mittlerweile
18 Milliarden Euro für die Commerzbank bereitgestellt,
der Börsenwert liegt bei 3 Milliarden Euro. Sie haben
83 Milliarden Euro Steuergelder, wie Sie hier gesagt ha-
ben, für die Hypo Real Estate bereitgestellt, der Börsen-
wert liegt, glaube ich, bei etwa 250 Millionen Euro. Das
ist das Problem.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das sind Garantien!)


– Wir können uns einmal darüber unterhalten, was von
diesen Garantien am Ende kassenwirksam wird.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s ist ein frommer Wunsch, dass das Verlustrisiko bei
Prozent bleibt, so wie das im Bankenrettungspaket

orgesehen ist. Auch ich wünsche mir, dass das so
leibt. Aber wenn Sie ehrlich sind, müssen Sie zugeben,
ass Sie es selber auch nicht glauben, dass es bei diesen
Prozent Verlustrisiko bleiben wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das heißt, es gibt einen Brand, und es gibt eine Feuer-
ehr, deren Feuerwehrmänner alle wasserscheu sind.
as ist der Zustand der Großen Koalition in der Finanz-
rise.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


er wasserscheueste ist übrigens der neugebackene
irtschaftsminister. Er hat seine Rolle in diesem Kabi-

ett wie folgt beschrieben: Er möchte eine vernehmbare
rdnungspolitische Stimme am Kabinettstisch sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch habe mir sagen lassen, liebe Kollegen von der Union,
ass Mutti Zwischenrufe bei Tisch nicht mag.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


ann hat er am Montag in der Bild-Zeitung zur Enteig-
ung nachgelegt: „Ludwig Erhard würde sich im Grabe
mdrehen.“ Das war am Montag. Was hat er am Mitt-
och gemacht? Am Mittwoch hat er dem Gesetz zur
nteignung im Kabinett zugestimmt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, wie
ch höre, tragen Sie Trauer wegen Ihrer schlechten Um-
ragewerte. Sie sollten einmal darüber nachdenken, wo-
er diese kommen. Sie kommen genau daher. Wenn Sie
n den eigenen Reihen Leute haben, die die dümmsten
hrasen der FDP in der Bild-Zeitung nachplappern und
ann im Kabinett das Gegenteil praktizieren, dann müs-
en Sie sich nicht wundern, wenn viele Leute sagen:
ann wählen wir lieber das Original.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das macht die Dummheit dieser Phrasen aber nicht
esser. Lieber Herr zu Guttenberg, liebe FDPler, glauben
ie denn im Ernst, dass es im Sinne Ludwig Erhards
äre, einen Spekulanten wie Herrn Flowers mit dem
wei- bis Dreifachen des Marktwertes der Hypo Real
state zu entschädigen?


(Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Nein! Natürlich nicht!)


Nein, das wäre natürlich nicht im Sinne Ludwig
rhards. Was macht die FDP? Sie lädt in die Anhörung
es Finanzausschusses genau diesen Herrn Flowers mit
em Ziel ein, dass er dort seine Forderungen noch ein-
al vortragen kann. So habe ich mir das mit dem Erbe
udwig Erhards immer vorgestellt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
Sie, Herr Westerwelle, haben neulich vor dem Wirt-
schaftsrat der Union eine bemerkenswerte Rede gehal-
ten. Unter tosendem Applaus der dort versammelten
CDU-Mitglieder haben Sie erklärt: Ich akzeptiere nicht,
dass es eine „Enteignungsbehörde“ gibt – eine interes-
sante Beschreibung für das Finanzministerium, Herr
Steinbrück, aber gut –. „Bürgerliche Mehrheiten betrei-
ben keine Enteignungspolitik.“ – Das ist einfach Unsinn
und die Unwahrheit.


(Ortwin Runde [SPD]: Eben!)


Selbstverständlich wird in Deutschland seit Jahrzehn-
ten enteignet:


(Ortwin Runde [SPD]: Richtig!)


für den Bau von Straßen, Flughäfen, Eisenbahnlinien so-
wie für Bergwerke wie in Gorleben.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist etwas ganz anderes!)


Deswegen steht im Grundgesetz:

Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich
dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Eine Enteig-
nung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist die Rechtslage. Ich darf an dieser Stelle noch hin-
zufügen: Das Grundgesetz ist eine sehr bürgerliche Ver-
fassung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Eine gute Verfassung!)


Wenn darüber gestritten wird, wer es besser kann,
dann sagen wir ganz deutlich – deswegen ist es auch
richtig, am Ende zu reprivatisieren –: Nein, der Staat ist
nicht der bessere Banker, aber in der jetzigen Situation
ist der Staat der Einzige, der in der Lage ist, aktuell die
Mittel bereitzustellen, um die Pleite einer Bank wie der
HRE mit den negativen Folgen für unser Finanzsystem
zu verhindern. Das ist die Rolle, das ist die Funktion des
Staates.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das, was heute gemacht wird, kommt zu spät, aber es
ist kein Anschlag auf unsere Wirtschaftsordnung. Diesen
Anschlag auf das Eigentum der Aktionäre, die Enteig-
nung der Aktionäre, besorgt nicht der Staat; die haben
die Spekulationen im Kasinokapitalismus besorgt. Die
Aktionäre sind enteignet. Sie jetzt unverdient dafür zu
entschädigen, bedeutet eine Enteignung der Steuerzah-
ler. Nein, es geht hier um etwas völlig anderes. Ich will
das an einem FDP-kompatiblen Beispiel erläutern.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620901000

Sie müssen das aber in einer sehr komprimierten

Form versuchen.


(Heiterkeit)


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(C (D Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Wenn orgens die Müllabfuhr kommt, dann regen auch Sie ich nicht darüber auf, dass Sie von Ihrem ehemaligen ab und Gut enteignet werden. Genau darum geht es: en Müll wegzuräumen, zu schauen, was davon zu vererten ist, und den Müll einem ordentlichen Recycling uzuführen. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist unglaublich! Wenn das ein ausländischer Investor hört! Der macht nur noch einen Bogen um unser Land!)

Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620901100


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620901200

Hans-Ulrich Krüger ist der nächste Redner für die

PD-Fraktion.


Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD):
Rede ID: ID1620901300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Bei der gesamten Diskussion in der letzten
oche über den Einsatz staatlicher Garantien und die

ielorientierte Verwendung von Steuermitteln im Rah-
en der Finanzkrise hat sich letztendlich immer – egal

b wir uns das bewusst gemacht haben oder nicht – eine
rundfrage gestellt: Was darf der Staat mit den Mitteln
es Steuerzahlers machen, und welche Rechte hat er
ann? – Bei jeder Insolvenz, bei jedem Konkurs ir-
endeines Unternehmens in Deutschland haftet der be-
reffende Unternehmer mit dem gesamten Betriebsver-
ögen für seinen Misserfolg, und er haftet in aller Regel

is zum letzten privaten Hosenknopf, weil er nämlich
rivate Bürgschaften abgegeben hat, weil er Grund-
fandrechte abgegeben hat, sich also mit seinem gesam-
en Hab und Gut für den Erfolg seines Unternehmens
erbürgt hat. Das ist sein unternehmerisches Risiko.
as ist Teil unserer Ordnungsvorstellungen.

Pumpt nun der Staat gezielt Milliarden von Euro in
in Unternehmen – in diesem Falle des Finanzmarktes –
it dem Ziel, das Unternehmen um jeden Preis wegen
ystemrelevanz am Leben zu erhalten, dann wird diese
anz normale Insolvenzordnung außer Kraft gesetzt. Das
nternehmerische Risiko gibt es nicht mehr; dieses trägt
er Staat. Ist der Staat der Retter in der Not, dann ge-
ührt ihm selbstverständlich ein Äquivalent für seine
eistung.


(Beifall bei der SPD)


n diesem Zusammenhang ist es absolut legitim – ich
mpfehle hier verbale Abrüstung –, das Mittel der Ent-
ignung als die berühmte Ultima Ratio nach vorge-
chalteten Bemühungen zu diskutieren. Es geht hier
icht darum, dass sich der Staat ein kostbares Vermögen
nter den Nagel reißt, sondern darum, die enormen
chulden eines faktisch insolventen Unternehmens zeit-
eise im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger dieses
andes zu übernehmen. In einer solchen Situation und
nter solchen Bedingungen ist das daher – das sage ich
anz deutlich – im äußersten Notfall die Pflicht des Staa-






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Ulrich Krüger
tes, um weitere Enteignungen der Bürgerinnen und Bür-
ger durch die dann kommende Belastung zu vermeiden.
In diesem Zusammenhang hilft ein Blick in unser gutes
altes, vom Kollegen Trittin eben erwähntes, Grundge-
setz. Art. 14 Abs. 3 Satz 1 lautet:

Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemein-
heit zulässig.

Damit man die Gelegenheit hat, sich den Schaum
vom Mund abzuputzen – den habe ich bei einigen Rede-
beiträgen hier gesehen –, möchte ich auf Folgendes hin-
weisen: Die bayerische Landesregierung hat am
1. Juli 2008 das Bayerische Rohrleitungsenteignungsge-
setz verabschiedet, um den Petrochemiestandort Bayern
zu stärken. Im Jahr 1998 hat das Land Baden-Württem-
berg das Landesmessegesetz beschlossen, um Enteig-
nungen zum Zwecke des Baus und des Betriebs der Lan-
desmesse zu ermöglichen. Ich kritisiere das weiß Gott
nicht, weil es für mich als jemanden, der aus der kom-
munalen Familie kommt, ein normaler Vorgang ist, dass
etwas legislativ angeordnet wird, dass es exekutiv durch
eine Behörde ausgeführt wird, die automatisch Enteig-
nungsbehörde genannt wird, und dass judikativ über-
prüft werden kann, ob die Enteignung zulässig und die
Entschädigung rechtmäßig war.

Es ist also so, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass
Menschen im Rahmen regionaler Standortpolitik auf ihr
Hab und Gut gegen Entschädigung verzichten müssen.
Welchen Wert hat angesichts dessen die Sicherung der
Finanzmarktstabilität zum Wohle der Allgemeinheit,
zum Schutze von uns allen in diesem Staate? Ich bitte,
hier nicht mit zweierlei Maß zu messen und keine ideo-
logischen Scheuklappen zu tragen. Was wir wollen, hat
nichts mit Staatssozialismus zu tun; das ist keine System-
veränderung. Vielmehr geht es darum, wie Gelder des
Steuerzahlers zur Bewältigung der momentanen Notlage
am besten geschützt werden. Dem wird dieser Gesetz-
entwurf gerecht. Er wirkt wie ein Kompass.

Die Frage, ob ein Enteignungsgesetz für den Standort
Deutschland ein Vorteil oder ein Nachteil ist, wurde be-
reits gestellt. Ich glaube, ein Blick über die Grenzen lehrt
uns anderes: England – Mutterland des Kapitalismus –:
Northern Rock, Bradford & Bingley; die Beneluxstaa-
ten: Fortis-Gruppe; Irland: Anglo Irish Bank – alles Ent-
eignungen/Verstaatlichungen. Man muss fragen: Wo
kommen wir hin, wenn wir auf etwas Derartiges verzich-
ten? Es geht uns natürlich nicht darum, irgendwelche
Aktionäre eines Vermögenswertes, den sie haben, zu be-
rauben.

Schauen Sie doch einmal in die Bilanzen der Unter-
nehmen: Diese Beraubung hat durch Vorstände, durch
gierige und abzockende Banker bereits stattgefunden. Es
geht jetzt darum, die denkbaren Alternativen zu über-
prüfen, um Schaden von unserer Volkswirtschaft abzu-
wenden. Es geht natürlich auch darum, dies in einem ge-
ordneten Verfahren zu tun. Aber da muss eines klar sein:
Geschenke sind hier nicht zu verteilen. Niemand kauft
mir eine Aktie ab, die ich zu einem Preis verkaufen will,
der doppelt oder dreimal so hoch ist wie der Börsenkurs.
Ähnliches gilt für den Staat, der en bloc überlegt, wie er

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(C (D ls Kontrapunkt bei etwaigen Zusagen, Garantien oder ei der Vergabe von Eigenkapitalmitteln wirken kann, ie er sich also in einer Situation verhält, in der er helfen ann oder helfen muss. Die Stabilität des Finanzsystems rfordert, dass diese Möglichkeit im Interesse des Steurzahlers ins Kalkül gezogen wird. Damit keiner glaubt, es gehe jetzt darum, dass der taat auf Dauer Banken betreiben wolle, weise ich daauf hin: In unserem Gesetzentwurf sind Reprivatisieungsmöglichkeiten vorgesehen. Eine weitere Möglicheit ist darin vorgesehen – der Kollege Bernhardt sprach s eben an –: Die Verlängerung der Garantien von 36 auf 0 Monate, um die Institute auf längere Zeit mit frichem Geld zu versorgen. Herr Kollege Bernhardt, da ind wir beide derselben Ansicht: Gerade im Interesse ines funktionierenden Pfandbriefmarktes besteht die otwendigkeit, zu schauen, ob Kollateralschäden er eugt werden. Wir müssen natürlich auch nach Brüssel chauen. Die Situation auf europäischer Ebene ist ohnein so, dass Garantien zwar fünf Jahre gelten, dass diese ünf Jahre aber auf einen ganz bestimmten Prozentsatz er Garantien beschränkt sind. Ein weiterer Punkt ist mir wichtig. In dem Gesetzenturf ist vorgesehen, das Finanzmarktstabilisierungsgreium über diese fundamentale Verordnung zu informie en. Selbstverständlich haben wir überhaupt keine edenken – das haben Sie vielleicht durch den Applaus er SPD an diesem Punkte vernommen –, wenn ebeniese Verordnung nicht nur in diesem Beratungsgreium, sondern auch im Finanzausschuss des Deutschen undestages informativ vorgestellt wird. Aber das ist einputz. Ein weiterer Punkt scheint mir noch sehr erwähnensert zu sein. Das Thema Bad Bank hat heute Gott sei ank keine Rolle gespielt. Ich begrüße ausdrücklich, ass in dem Gesetzesentwurf keinerlei Regelungen zu iner Bad Bank enthalten sind. Faule Kredite auf dem ücken der Steuerzahler abzuladen, das geht nicht, das st mit uns nicht zu machen, weder an dieser Stelle noch n einer anderen Stelle. Ich habe abschließend eine einzige Bitte: Sehr geehrer Herr Kollege Solms, schauen Sie bitte im Grundgeetz nach, nehmen Sie Ihre Scheuklappen ab, lesen Sie ie Rede, die Sie eben gehalten haben, in einer ruhigen tunde vielleicht einmal nach und schlagen im Brockaus unter dem Stichwort „Scham“ nach. Ich danke Ihnen. Das Wort erhält der Kollege Rainer Brüderle für die DP-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist heute eine sehr bemerkenswerte Debatte: die Unionsparteien im Schulterschluss mit Oskar Lafontaine. Vielleicht wird beim nächsten Bundesparteitag der CDU eine Freundschaftsdelegation der Castro-Brüder aus Kuba empfangen werden; ich weiß nicht, wie die Entwicklung da weitergeht. (Gustav Herzog [SPD]: Hier ist doch keine Fastnacht!)


(Beifall des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620901400

(Beifall bei der FDP)





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Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1620901500

Ich stelle jedenfalls fest: Vier Fraktionen in diesem
Haus wollen Enteignung. Wir wollen als einzige Frak-
tion keine Enteignung. Das ist der Unterschied.


(Beifall bei der FDP)


Die Enteignung ist ein Offenbarungseid der Wirt-
schaftspolitik der Regierung. Sie ist kein Mittel der Wirt-
schaftspolitik in einer Marktwirtschaft. Sie schreckt In-
vestoren ab. Sie kostet Arbeitsplätze. Sie schädigt den
Steuerzahler, weil Steuern nicht erarbeitet werden kön-
nen, weil Investitionen nicht hier, sondern woanders ge-
tätigt werden. Mit solchen Gesetzen gefährden Sie mas-
siv Arbeitsplätze und Steuereinnahmen in Deutschland.


(Beifall bei der FDP)


Es ist richtig, dass Vertrauen in den Finanzmarkt wie-
derhergestellt werden muss. Aber weshalb wollen Sie
das mit einem Enteignungsgesetz machen? Sie wollen
eine Verstaatlichung der Hypo Real Estate durch Enteig-
nung. Das ist ein verkapptes Einzelfallgesetz;


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


insofern hat Otto Solms völlig recht. Da stellt sich die
Frage: Ist es verfassungskonform, ein Einzelfallgesetz
zu machen?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Ich habe im Jurastudium noch gelernt: Gesetze macht
man für alle, für die Allgemeinheit und nicht auf Einzel-
fälle zugeschnitten.


(Beifall bei der FDP)


Wir können und wollen uns einen Zusammenbruch
der Finanzwirtschaft, des Finanzwesens nicht erlauben.
Deshalb haben wir dem Rettungsschirm zugestimmt.
Das war ein Vertrauensvorschuss für die Regierung.
Aber: Die Regierung hat sich bei Hypo Real Estate mit
rund 100 Millionen Euro Finanzhilfen und Garantien en-
gagiert.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Milliarden!)


Jetzt, danach, kommt sie auf den Gedanken, sie müsse
durch Enteignung das Geld, das sie da hineingesteckt
hat, für die Bürger absichern. Das ist kein Krisen-
management, keine durchdachte Strategie; das ist wirk-
lich ein stümperhaftes Vorgehen.


(Beifall bei der FDP)


Erst wird der Einzelfall, eine Bank, unterstützt. Dann
versucht der Finanzminister eine systematische Lösung.
Nun sind wir beim Einzelfallgesetz. Herr zu Guttenberg

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(C (D at zu Recht davor gewarnt, panisch ordnungspolitiche Leitplanken einzureißen. Er hat inzwischen Lenungsräte berufen. Mit der Enteignungsmöglichkeit chaffen Sie eine schiefe Ebene. Das ist das Einfallstor. ie werden das Fass, das Sie mit der Enteignung jetzt ffnen, nicht mehr dicht bekommen. Ich will einmal zitieren, was der DGB-Vorsitzende ommer im Spiegel-Interview erklärt hat: Deutschland sagt, wir lassen kein systemrelevantes Institut baden gehen. Die logische Konsequenz ist übrigens, dass man im letzten Schritt zur Enteignung greifen muss, sonst hat der Staat kein Druckmittel. Das muss für alle Branchen gelten, wenn man ihnen denn hilft. o der DGB-Vorsitzende! Sie sehen, welchen Geist Sie mit dem Enteignungsgeetz aus der Flasche gelassen haben. ie bringen die Wirtschaftsordnung aus den Fugen. Sie ekommen die schiefe Ebene nicht mehr korrigiert. Sie ind auf einer falschen Straße, in falscher Marschrichung, nämlich in ein System hinein, das uns schwächer nd nicht stärker macht. Sie verraten mit dem Gesetz die oziale Marktwirtschaft. (Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Nein, wir retten sie!)


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren, das Gesetz ist eine Zumu-
ung für die Wirtschaft. Allein aufgrund der Tatsache,
ass wir über Enteignung diskutieren und Schwarz-Rot
iese auf den Weg bringt, wird Vertrauen in Deutschland
erspielt. Das Finanzministerium war früher dafür zu-
tändig, die Menschen durch die Steuererhebung teil-
eise zu enteignen. Heute wollen Sie gleich voll und
anz enteignen. Das ist der Unterschied zwischen der
rüheren und Ihrer heutigen Politik.

Meine Damen und Herren, wir müssen dafür sorgen,
ass der Staatspegel nicht immer weiter steigt. Es muss
inen klaren Ausstiegsweg aus diesem staatlichen En-
agement geben. Dieser ist jedoch in keiner Ihrer Rege-
ungen vorgesehen. Sie wollen das alles nur befristet ma-
hen. Das ist Politik der kurzen Beine, die kennen wir
ber schon, das sind nämlich die Fehlaussagen, die Sie
amit einbringen. Vielmehr müssten Sie bei jeder dieser
egelungen ein Ausstiegsszenario mitbeschließen, etwa
eim Engagement bei Unternehmen, etwa bei Staatshil-
en. Sie tun das aber nicht.

Deshalb verändert Ihre Politik das Land grundsätz-
ich. Es wird eine grundsätzliche Auseinandersetzung
auch zur Bundestagswahl – darüber geben müssen,
ohin wir wollen. Wollen wir die soziale Marktwirt-

chaft wieder mit Leben erfüllen, die seit Jahren in
eutschland systematisch beschädigt wurde, erst von
ot-Grün, jetzt von Schwarz-Rot – das ist die Fehlent-
icklung, die Deutschland geschwächt hat –, oder haben
ir die Kraft, das zu korrigieren und uns zu erinnern,
as die Prinzipien waren, die Deutschlands Stärke aus-






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
gemacht haben, die Arbeitsplätze geschaffen haben und
die Steuereinnahmen generiert haben?

Es wäre töricht, wenn wir die Prinzipien verraten
würden. Es gibt viele Schwachstellen. Postdienstleistun-
gen beispielsweise sind immer noch von der Mehrwert-
steuer befreit. Im Energiesektor haben wir keinen voll
funktionierenden Wettbewerb. Jetzt fangen wir an, den
Menschen mit dem Instrument der Enteignung vorzu-
gaukeln, wir würden mehr Sicherheit schaffen und die
Situation verbessern. Das Gegenteil wird der Fall sein.
Sie werden einen Kurs einleiten, der zu einer „DDR
light“ führen kann. Ich sage: Eine DDR hat gelangt.


(Lachen bei der LINKEN)


Wir müssen nicht jeden Fehler der deutschen Geschichte
wiederholen. Nie wieder Sozialismus in Deutschland.


(Beifall bei der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ganz tiefe Mottenkiste!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620901600

Der nächste Redner ist Bartholomäus Kalb für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1620901700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Lieber Herr Kollege Brüderle, ich würde
niemals eine solche Nähe zu dem früheren Unrechtssys-
tem der DDR herstellen wollen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Bundestag
und Bundesregierung kommen meines Erachtens in die-
ser krisenhaften Situation ihrer Aufgabe nach, nehmen
sie sehr ernst und handeln mit einem Höchstmaß an Ver-
antwortungsbewusstsein. Wir konnten und wir können
die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise schon al-
lein deswegen nicht verhindern, weil es sich um eine
weltweite Krise handelt. Außerdem ist deren Ausgang
nicht primär bei uns zu suchen. Die Ausgangspunkte und
die größten Brandherde liegen woanders.

Trotzdem konnten und können wir uns der Entwick-
lung nicht entziehen, da die internationalen Verflech-
tungen viel zu groß sind. Im Übrigen ist es unbestritten,
dass auch bei uns durch verantwortliche und handelnde
Personen Fehler gemacht worden sind.

Wir – Parlament und Regierung – haben meines Er-
achtens alles getan, was nach den jeweiligen Erkenntnis-
sen notwendig und geboten war, um die Krisen einzu-
dämmen. Natürlich kann man heute die Frage stellen, ob
man nicht manches besser und schon früher hätte erken-
nen können. Ich glaube, nicht.

Bereits im Frühherbst haben einige Akteure – ich
meine, es war Herr Ackermann – geglaubt, das Licht am
Ende des Tunnels zu erkennen. Leider hat sich herausge-
stellt, dass dies das Licht des entgegenkommenden Zu-
ges war.

Wir haben mit dem Finanzmarktstabilisierungsgesetz,
mit der Haushaltsverabschiedung, mit der Beschlussfas-

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(C (D ung über das Konjunkturpaket I im November und mit er Verabschiedung des Nachtragshaushaltes und des onjunkturpaktes II getan, was jeweils angemessen, ichtig und geboten war. An dieser Stelle danke ich allen Mitarbeiterinnen und itarbeitern der verschiedensten Bereiche, die uns bis n die Grenze der Leistungsfähigkeit sachkundig und achkundig zuarbeiten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Trotz all unserer Bemühungen werden wir die Krise
icht verhindern. Wir konnten sie nicht verhindern. Wir
önnen sie und ihre Folgen nur mindern und abfedern.
ir müssen den Bürgern draußen auch ehrlich sagen:
er Staat wird nicht alle Probleme lösen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir bringen heute als Fraktionsinitiative deswegen in
rster Lesung das Finanzmarktstabilisierungsergän-
ungsgesetz ein, weil Gefahr in Verzug ist und von daher
chnellstes Handeln geboten ist.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist der Punkt!)


abei sind sich die Koalitionsfraktionen darüber im Kla-
en – Kollege Bernhardt und Kollege Dr. Krüger haben
arauf hingewiesen –, dass noch einige entscheidende
unkte im Beratungsverfahren verändert werden sowie
larstellungen und Präzisierungen erfolgen müssen.

Ich persönlich hätte mir gewünscht, wenn wir auch
ie Themenbereiche § 8 c Körperschaftsteuergesetz und
10 a Gewerbesteuergesetz aufgegriffen hätten. Es geht

ier um den Verlustvortrag von Institutionen wie den
andesbanken, die von anderer Seite gestützt bzw. geret-

et werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insbesondere wird es aber um die Frage gehen, wel-
he Erfordernisse im Zweifel erfüllt sein müssen, um als
etzte Möglichkeit Schritte zur Enteignung vornehmen
u können. Es ist jedenfalls nicht nach dem Geschmack
er Union, Maßnahmen in Betracht zu ziehen, an die zu
enken man in normalen Zeiten nicht einmal wagen
ürde.

Zugleich muss per Gesetz sichergestellt werden, dass
icht einzelne Alteigentümer bzw. Aktionäre eine Ret-
ungsübernahme eines großen und ohne jeden Zweifel
ystemrelevanten Institutes verhindern können. Das
chicksal einer Bank, eines Institutes ist zugleich das
chicksal vieler, wenn nicht gar aller, und damit ent-
cheidend für die Stabilität des gesamten Finanzmarktes.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Aufrechterhaltung der Finanzmarktstabilität ist aber
wingende Voraussetzung, damit sich die Krise in der
ogenannten Realwirtschaft nicht weiter verschärft.
ierbei sind auch die Konsequenzen zu berücksichtigen,
ie sich ansonsten für Arbeitsplätze, Existenzen, Wohl-
tand und soziale Sicherung ergeben würden. Ich zitiere,






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb
was Nouriel Roubini im jüngsten Stern-Interview gesagt
hat:

Man muss das Bankensystem retten, ob es uns ge-
fällt oder nicht.


(Zuruf des Abg. Ortwin Runde [SPD])


Der neue US-Präsident bringt es so auf den Punkt: Wenn
der Kreditfluss austrocknet, bricht die Wirtschaft zusam-
men. Das ist die Lage. Das heißt in unserem Fall: So
sehr es auch Vorbehalte geben mag, wir dürfen in einer
solchen Ausnahmesituation jetzt nicht unter Berufung
auf ordnungspolitische Prinzipienreiterei Maßnahmen
unterlassen, die notwendig sind, um Schaden abzuwen-
den. Auch das erwarten die Bürger zu Recht von uns.

Wenn sich der Staat schon bei einem Institut in erheb-
lichem Umfang engagiert und noch weiter engagieren
muss, dann muss auch sichergestellt sein, dass er in die-
sem Institut etwas zu sagen hat. Im Übrigen hat bei dem
in Rede stehenden Institut der Markt die extrem starke
Vermögensvernichtung vorgenommen: Während die
Marktkapitalisierung im Januar 2006 des in Rede stehen-
den Institutes über 6 Milliarden Euro betragen hat, be-
trug sie gestern noch 160 Millionen Euro. Auch vor die-
sem Hintergrund müssen wir die Dinge einordnen. Das
heißt, das staatliche Engagement, das notwendig ist und
zukünftig noch notwendig werden wird, wird ein Vielfa-
ches des momentanen Börsenwertes bzw. der momenta-
nen Marktkapitalisierung betragen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


Ich habe vorhin gesagt: Wir dürfen jetzt keine ord-
nungspolitische Prinzipienreiterei betreiben. Aber
ebenso rate ich uns, jetzt nicht das Kind mit dem Bade
auszuschütten. Als einen solchen Versuch betrachte ich
die Forderung, jetzt die Börsenumsatzsteuer wieder ein-
zuführen. Wir sollten jetzt nichts tun, was geeignet ist,
den Finanzplatz Deutschland zu schwächen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Übrigen werden bei den privaten Anlegern seit dem
1. Januar Spekulationsgewinne ohnehin von der 25-pro-
zentigen Abgeltungsteuer erfasst. Vielleicht hätten wir
heute etwas weniger Probleme, wenn in der Vergangen-
heit nicht so viele Finanzmarktaktivitäten ins Ausland
verlagert worden wären.


(Ortwin Runde [SPD]: Ja!)


Wir sollten einer solchen Entwicklung keinen weiteren
Vorschub leisten.

Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, die Stabi-
lität des Finanzmarktes zu sichern und seine Funktions-
fähigkeit wiederherzustellen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


Um das zu erreichen, müssen wir den Banken helfen,
auch wenn es uns nicht gefällt und auch wenn die Bürger
im Lande ungläubig staunend fragen, warum wir das tun.

Dazu zitiere ich Barack Obama aus seiner ersten Rede
als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika:

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(C (D Ich weiß, wie unpopulär es jetzt ist, Banken zu helfen, besonders wenn man unter deren Fehlentscheidungen leidet … Aber ich weiß auch, dass man auf Krisen nicht mit Wut reagieren oder der Stimmung des Augenblicks erliegen darf. Unser Job ist es, das Problem zu lösen. Unsere Aufgabe ist es, das mit Verantwortung zu tun … Es geht nicht darum, Banken zu helfen. Es geht darum, den Menschen zu helfen. Dem können wir uns inhaltlich nur voll anschließen. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Alexander Bonde, ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir rleben mit Entwurf eines Ergänzungsgesetzes zum Fianzmarktstabilisierungsgesetz den Versuch, am Banenrettungspaket der Großen Koalition zu flicken. Sie üssen die Höhe der möglichen Staatsbeteiligung an inzelnen Instituten verändern, und Sie müssen die Intrumente nachjustieren, weil das bisherige Paket in vieen Punkten nicht die Wirkung zeigt, die Sie erwartet haen, und weil es – zumindest im Fall der Hypo Real state – erkennbar nicht geeignet war, die Krise, die auf ns zuläuft, zu beenden. Sie finden heute allerdings nicht die Kraft, eine wirkiche Zwischenbilanz der Bankenrettung zu ziehen. ie sparen bei dem, was Sie hier nachjustieren, zentrale ragestellungen aus. Dazu gehören: die Frage der Parlaentsbeteiligung, die sich, wie wir befürchtet haben, als icht effektiv erwiesen hat, die Frage des industriepolitichen Missbrauchs des Bankenrettungspakets mit Blick uf die Autobanken, (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620901800
Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620901900

ie Frage der Bonuszahlungen bei gestützten Banken – die
anzlerin fordert hier viel, aber Ihr Gesetz liefert dazu
ichts –,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Frage der Ausschüttungen bei gestützten Banken und
ie Frage der Adressaten dieses Gesetzes. Ich verweise
n diesem Zusammenhang auf die Debatte über die
areal-Bank. Auf diese Fragen geben Sie heute keine
ntwort.

Der nächste Fehler, den Sie in der Debatte über die
ankenrettung machen, ist, dass Sie nur an einzelnen
unkten korrigieren – und dies erst dann, wenn die Re-
lität längst gezeigt hat, dass Ihr Abwehrkampf verloren
egangen ist.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist wahr!)


Reden wir aber über das, was Sie heute korrigieren
ollen. Bei der Hypo Real Estate hat sich gezeigt, dass






(A) )



(B) )


Alexander Bonde
das einfache Hinterherschießen von Geld in eine Bank,
die de facto pleite ist, am Ende nicht funktioniert, wenn
Sie nicht die Kraft haben, einen Restrukturierungspro-
zess tatsächlich durchzusetzen.

Da müssen Sie sich, liebe Kollegen von der FDP, ein-
mal entscheiden, was Sie eigentlich wollen. Wollen Sie
Marktwirtschaft, was Sie immer postulieren? Oder wol-
len Sie eine Selbstbedienung für gescheiterte Finanz-
investoren, was das Resultat von dem wäre, was Sie hier
reklamieren?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was Sie, Herr Brüderle und Herr Solms, vorgetragen
haben, zeigt ein seltsames Verständnis von Unterneh-
mertum und von Investorenrisiko. Ich führe viele Ge-
spräche mit mittelständischen Unternehmern. Niemand
versteht, weshalb Sie die Schutzheiligen von Erpressern
in Nadelstreifenanzügen sind und dass Sie sich für Men-
schen einsetzen, die nicht bereit sind, ihr Investorenri-
siko in aller Konsequenz zu tragen, die vielmehr mit auf-
gehaltener Hand vor uns stehen und Traumpreise für ihre
Aktien verlangen. Diese Menschen wissen, dass der
Staat zur Rettung beitragen muss. Der einzige Wert, den
die Hypo Real Estate für sie hat, ist das Erpressungspo-
tenzial gegenüber der deutschen Volkswirtschaft. Ich
finde, dieses Schutzheiligentum steht niemandem an, der
sich als Marktwirtschaftler definiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will es anders sagen: Die Hypo Real Estate will
niemand in Staatsbesitz bringen, weil er sie für ein be-
sonderes Schnäppchen hält. Im Gegenteil: Bei dieser
Staatsinvestition wird niemals eine schwarze Null he-
rauskommen. Das ist eine teure Rettungsaktion, und das
wird sie auch bleiben. Es geht um nichts anderes als da-
rum, eine Bombe zu entschärfen, die mitten in unserer
Volkswirtschaft liegt, weil wir alle wissen, welche Fol-
gen es hätte, wenn sie hochgehen würde. Mit Verlaub:
Herr Flowers sitzt auf dem Zünder, hält die Hand auf
und sagt: Vor der Entschärfung hätte ich gerne noch ein-
mal ein paar hundert Millionen vom Steuerzahler. Das
ist Erpressung und hat nichts mit Marktwirtschaft zu tun.
Das kann von diesem Parlament auf keinen Fall toleriert
werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Sie mögen markige Auftritte mit Wahlkampfcharakter
für verantwortbar halten. Ich bin der Auffassung, dass
man eine klare ordnungspolitische Vorstellung formulie-
ren muss. Und ein klares ordnungspolitisches Bekennt-
nis zur Marktwirtschaft erfordert die Absage an einen
solchen Erpressungsversuch auf Kosten der Steuerzah-
ler.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie es mich platt sagen: Sie müssen sich jetzt
einmal entscheiden, was Sie wollen. Nach den heutigen
Reden habe ich den Eindruck, dass FDP die Abkürzung
für Flowers’ Deutsche Pudel ist. Ich finde, das steht Ih-
nen nicht gut an.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Warum wollt ihr dann mit uns regieren?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620902000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Ortwin Runde,

PD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1620902100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

önnen ein Resümee dieser Debatte ziehen. Ich muss sa-
en: Ich finde die Reaktion der beiden FDP-Redner er-
taunlich. Es ist erstaunlich, dass Sie jetzt, wo wir am
nde einer Epoche des Kapitalismus stehen – das tun
ir; wir stehen vor einer Zeitenwende –, angesichts des
usammenbruchs der Finanzmärkte und der Probleme,
ie wir aufgrund dieser Konjunkturkrise haben, solche
eden halten. Dazu muss ich sagen: So lassen wir Sie
icht davonkommen.


(Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die Verantwortung haben Sie!)


as ist Kasperletheater, nichts anderes. Mit Ihrer Laut-
tärke und Ihrer Aggressivität wollen Sie doch nur ab-
enken.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sprechen Sie doch einmal mit Herrn Poß!)


Wer hat sich denn immer für Marktradikalismus, den
ückzug des Staates und Privatisierung ausgesprochen?
er war gegen Regelungen bezogen auf Managergehäl-

er?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Für klare Regeln!)


er war gegen Regeln für Kapitalmärkte? Das waren
och immer Sie. Und jetzt stehen Sie vor einem Scher-
enhaufen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Für klare Regeln!)


Was Ihnen einfällt, sind nur Elogen zum Grundge-
etz. Lesen Sie doch einmal das Grundgesetz. Herr
euss, FDP, später hochgeachteter Bundespräsident, war

iner seiner Väter. Lesen Sie einmal nach, was er zu den
ragen Gemeinwirtschaft und Enteignung gesagt hat.
esen Sie das, und Sie werden feststellen, wie weit Sie
ich von Ihren eigenen Wurzeln entfernt haben. Das ist
irklich erschreckend.


(Beifall bei der SPD)


Man muss davor warnen, zu glauben, man hätte diese
rise nur von Anfang an richtig analysieren und das

ichtige Konzept benutzen müssen. Überall auf der Welt
üssen die Maßnahmen aufgrund der Erfahrungen und

er Tiefe der Krise angepasst werden. Das ist in den Ver-
inigten Staaten, in Großbritannien und selbstverständ-
ich auch in Deutschland der Fall.






(A) )



(B) )


Ortwin Runde
Ich muss sagen: Wenn die FDP über Enteignung und
Verstaatlichung spricht, erkennt man Widersprüchlich-
keiten besonderer Art. Überall dort, wo es schon Enteig-
nungsbehörden gibt – für jemanden, der in einem Stadt-
staat Verantwortung trägt und mit den vielen Problemen
dort zu tun hat, gehört Enteignung zur Alltäglichkeit –,
beklagen sich die FDP-Vertreter und die Vertreter der
Wirtschaft über die Schwierigkeiten bei Enteignungsver-
fahren. Sie sagen, das sei in anderen Ländern ganz an-
ders und viel rigoroser geregelt.

Wo stünden wir denn heute, wenn die Amerikaner das
bei Freddie Mac, Fannie Mae und AIG nicht machen
würden? Was meinen Sie, wie interessiert unsere Kom-
munen daran sind, was bei AIG passiert, und wie froh
sie wären, wenn der Staat dort die volle Verantwortung
übernähme? Das ist für die Stabilisierung der Finanzsys-
teme weltweit von entscheidender Bedeutung. Deswe-
gen muss ich dem Kollegen Trittin sagen: Wir werden,
wenn wir klug sind, in der Tat auch in der Zukunft noch
manche Korrekturen vornehmen bzw. vornehmen müs-
sen.

Herr Bernhardt, ich habe mit großem Interesse Ihren
Ausführungen zugehört. Ich muss sagen: In einer Koali-
tion über Bedingungen zu reden, halte ich für ein biss-
chen schwierig. Das habe ich auch schon im Ausschuss
gesagt.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist das Meinungsbild der CDU/CSU-Fraktion!)


Wir werden uns das Ganze anschauen. Die Frage, ob
man 75,1 Prozent oder 100 Prozent anstrebt, ist eine in-
strumentelle Frage. Man muss sich dabei fragen: Wie
sind die Refinanzierungskosten?


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Eine entscheidende Frage!)


Wie erreichen wir auf dem ökonomischsten Weg ein ver-
nünftiges Ergebnis? Die Frage, ob Garantien über drei
oder fünf Jahren laufen sollen, ist ebenfalls eine instru-
mentelle Frage. Ich habe den Eindruck, dass die Euro-
päische Kommission schon gesagt hat, dass lediglich ein
Drittel der Garantien über fünf Jahre laufen soll. In-
sofern, glaube ich, können sich solche Punkte in einer ra-
tionalen Diskussion recht schnell klären lassen.

Bezogen auf die Fristen muss ich sagen: Wir müssen
gemeinsam überlegen, ob eine Befristung dieses Geset-
zes bis zum 30. Juni dieses Jahres wirklich sinnvoll und
dem Problem angemessen ist. Wir erleben jetzt in den
Vereinigten Staaten, dass die 19 systemrelevanten Ban-
ken einem Stresstest unterzogen werden. Am Ende die-
ses Stresstestes wird nicht stehen, dass die eine oder an-
dere Bank aus dem Mark herausgeht – schließlich sind
sie systemisch relevant –, sondern am Ende wird es
wahrscheinlich eine Rekapitalisierung und damit eine
Teilverstaatlichung, also einen stärkeren Einsatz vonsei-
ten des Staates, geben.

Da stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht viel klü-
ger wäre, in Deutschland abzuwarten, um auf Grundlage
der amerikanischen Erfahrungen tätig zu werden. Ich
sage Ihnen: Die Stabilisierung der Finanzmärkte ist

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(C (D icht nur eine deutsche, sondern eine weltweite Angeleenheit. ir werden unser Vorgehen immer mit dem der anderen änder abstimmen müssen. Anders werden wir diese rise nicht bewältigen können. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir reden darüber viel zu wenig!)


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Politik ist meines Erachtens in dieser Zeitenwende
azu aufgerufen, die eigene Rolle, auch im Verhältnis
ur Wirtschaft und zu den Märkten, neu zu definieren.
ir haben die Rolle des letzten Ankers. Diese Rolle soll-

en wir verantwortlich wahrnehmen. Es wird immer ge-
ragt: Wird der Steuerzahler herangezogen? Diese Frage
tellt sich nach allen Erkenntnissen schon gar nicht
ehr. Vielmehr stellt sich die Frage: In welchem Um-

ang wird er herangezogen? Wenn der Steuerzahler ein-
pringen muss, dann müssen wir dafür sorgen, dass das
öchst effizient geschieht, dass wir das mit Kontroll-
echten der Politik verbinden und dass wir das selbst ge-
talten.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620902200

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

ollege Leo Dautzenberg für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Nina Hauer [SPD])



Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1620902300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Was das Finanzmarktstabili-
ierungsergänzungsgesetz angeht, haben meine Vorred-
er auf die Punkte, die uns wichtig sind, schon Bezug
enommen.

Herr Kollege Runde, ich weiß nicht, was Sie daran
tört, dass es für uns Bedingungen gibt. Meine Fraktion
at beschlossen, dass es vier Punkte gibt, die für uns im
ahmen der Beratungen und somit auch für die gemein-

ame Einbringung des Gesetzentwurfes von besonderer
edeutung sind. Natürlich ist es die Aufgabe der Redner
nserer Fraktion, darauf hinzuweisen, dass diese Punkte
ür uns entscheidend sind und dass wir sie noch in den
esetzentwurf einfließen lassen wollen. Sollte das in ei-
er Koalition nicht möglich sein, würden wir, wie ich
laube, unsere parlamentarische Funktion, das zu ver-
essern, was aus Sicht einer Fraktion noch verbesse-
ungswürdig ist, nicht mehr erfüllen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, hier ist mit viel Wortakro-
atik Aufrüstung betrieben worden. Ich finde, wir sollten
achbezogen diskutieren und auf die Aspekte Bezug
ehmen, die im Finanzmarktstabilisierungsergänzungs-
esetz vorgesehen sind.






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg
Ich möchte betonen, dass die Große Koalition mit den
Maßnahmen, die sie im Oktober letzten Jahres beschlos-
sen hat, den richtigen Weg beschritten hat. Mit den Maß-
nahmen, die wir im letzten Oktober mit dem Finanz-
marktstabilisierungsgesetz auf den Weg gebracht haben,
brauchen wir uns auf europäischer und internationaler
Ebene nicht zu verstecken. Vielmehr war das der Maß-
stab auch für andere.

Großbritannien und die USA haben im letzten Jahr ei-
nen anderen Weg eingeschlagen. Die USA haben damals
zunächst 700 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt,
um Risikopapiere aufzukaufen, später aber ihre Strategie
geändert. In England wurde die Strategie zur Finanz-
marktstabilisierung schon mehrfach geändert. Insofern
kann man feststellen: Mit den Maßnahmen, die wir im
Oktober letzten Jahres beschlossen haben, sind wir auf
dem richtigen Weg.

Mit dem heute vorliegenden Gesetzentwurf wollen
wir in Anbetracht unserer bisherigen Erfahrungen und
der Entwicklungen am Finanzmarkt ein Feintuning
durchführen und Ergänzungen vornehmen. Die Ziele,
die wir mit diesem Gesetz und dem vorherigen verfol-
gen, sind die gleichen: Wir wollen die Stabilisierung des
Finanzmarkts und eine Strukturveränderung im Banken-
system erreichen.

Von daher ist es eine entscheidende Frage, ob wir die
Laufzeit der Garantien, die bisher bis zu drei Jahre be-
trägt, grundsätzlich auf bis zu fünf Jahre erweitern. In
diesem Zusammenhang wird häufig argumentiert: Die
EU hat dem schon zugestimmt. Also machen wir das. –
Wir müssen dabei aber auch berücksichtigen, welche
Folgen dieser Schritt, wenn wir ihn grundsätzlich und
unkonditioniert vollziehen würden, für andere Finanz-
marktprodukte, die sich am Markt bewährt haben, hätte.
Wir sind für eine Konditionierung und gegen eine grund-
sätzliche Verlängerung. Wir würden dem Pfandbrief-
markt und anderen Sektoren des Anleihemarktes einen
Tort antun, würden wir diese Regelung grundsätzlich
treffen und sie nicht konditionieren würden.

Unsere Zielsetzung bei der Stabilisierung des Finanz-
marktes muss sein, dafür zu sorgen, dass zukünftig auch
Anleihen, die nicht staatsgarantiert sind, wieder eine
Chance am Finanzmarkt haben. Sonst gäbe es in
Deutschland nur noch Anleihen, die staatsgarantiert
sind. Das kann nicht unsere Zielsetzung sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Vor diesem Hintergrund ist es gerechtfertigt, dass wir,
was die Laufzeit der Garantien anbelangt, Änderungsbe-
darf anmelden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, auf den schon hinge-
wiesen worden ist, ist das Thema Enteignung. Verehrter
Herr Kollege Brüderle, das ist kein Gesetz, das sich auf
ein einzelnes Unternehmen bezieht. Die Formulierung
im Gesetz ist abstrakt. Sie kann auf andere Unternehmen
übertragen werden. Wir hoffen zwar, dass wir es nicht
auf andere Unternehmen anwenden müssen. Es ist aber
falsch, in diesem Zusammenhang von einem Einzelge-
setz zu sprechen, das nur für ein einziges Unternehmen

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(C (D ilt. Ich will darauf hinweisen: Wer, wenn nicht der taat, soll denn die Ordnungsfunktion wahrnehmen? Damit komme ich zu einer weiteren Anforderung an as Gesetz, die unserer Meinung nach sehr wichtig ist. ine Enteignung darf nur das letzte Mittel sein. Zuvor üssen alle anderen Instrumente ohne Erfolg angewandt orden sein. Im Gesetzentwurf finden sich in diesem usammenhang Formulierungen wie „Sie haben keine ussicht auf Erfolg“ oder „Sie sind nicht mehr mög ich“. Das ist zu schwammig; das muss eindeutiger foruliert werden. Herr Kollege Dautzenberg, gestatten Sie eine Zwi chenfrage des Kollegen Westerwelle? Gerne. Herr Kollege, ich hätte eine Frage zu einer Bemer ung, die Sie gerade gemacht haben, die, wie ich glaube, uch verfassungsrechtlich wichtig ist. Sie sagen, dieses esetz sei kein Einzelfallgesetz, sondern ein abstraktes esetz, das auch auf andere Unternehmen übertragen erden könnte. Habe ich das, was Sie gesagt haben, dait richtig zusammengefasst? Sie haben meine Ausführungen richtig zusammenge asst. Sie können das aber nicht so interpretieren, dass ir vorhätten, dieses Gesetz auch auf andere Unternehen anzuwenden. Schließlich müssen bestimmte Tatbe tände gegeben sein, ehe dieses Gesetz angewandt weren kann. Ich sage das, um einer Fehlinterpretation orzubeugen. Die Frage ist – – (Ortwin Runde [SPD]: Die Frage hat er doch schon gestellt! – Weitere Zurufe)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620902400
Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1620902500
Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1620902600
Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1620902700
Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1620902800

Sie müssen schon ertragen, dass ich nachfrage.

Meine Frage lautet: Gibt es irgendwelche anderen
nternehmen oder Unternehmungen oder Firmen, bei
enen Sie heute davon ausgehen, dass dieses Gesetz, das
a bis zum Sommer befristet ist, angewendet werden
önnte? Gibt es irgendein weiteres Unternehmen, auf
as Sie dieses Gesetz anwenden wollen?


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Das kann er doch nicht sagen!)



Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1620902900

Herr Kollege, wenn wir die Zukunft kennen würden,

önnten wir das eindeutig beantworten. Man kann das
ber nicht beantworten. Deshalb ist die Formulierung im
esetz abstrakt, und deshalb ist es falsch – Sie interpre-

ieren es ja so –, davon zu sprechen, dass wir dieses Ge-
etz im Grunde nur auf ein Unternehmen anwenden. Wir






(A) )



(B) )


Leo Dautzenberg
schaffen vielmehr einen Handlungsrahmen für die Zu-
kunft. Die Befristung ist bewusst gewählt worden. Auch
daran, dass die Verordnung nur bis zum 30. September
wirksam sein soll, sehen Sie, dass es um vorübergehende
Maßnahmen geht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Deshalb darf ich Sie bitten, uns nicht weiter mit dem
Gespenst der Enteignung zu kommen. Sie selber bieten
keine Alternativen. Unterstellen Sie uns nicht, dieses
Gesetz sei verfassungswidrig und werde der Sachlage
nicht gerecht! Ich betone noch einmal: Es gibt ja noch
innerhalb der Koalition eine Diskussion über diesen Ge-
setzentwurf. Die Maßnahmen, die vor einer Enteignung
ergriffen worden sein müssen, müssen näher definiert
werden. Nur wenn diese Maßnahmen erfolglos geblie-
ben sind, kommt eine Enteignung überhaupt infrage. Es
reicht nicht, dass das irgendwie geprüft worden ist, wie
es im Gesetzentwurf steht. Gehen Sie davon aus, Herr
Kollege Westerwelle, dass wir das richtig sehen. Ihre In-
terpretation können wir allerdings nicht zulassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nächster Punkt. Wir brauchen – das sehe ich als Ihre
Führungsaufgabe an, Herr Finanzminister; im Gesetz ist
das noch nicht geregelt – einen Vorschlag zur Ausgliede-
rung der Risikopapiere. Das ist das Nächste, was gere-
gelt werden muss. Wir werden eine dauerhafte Stabili-
sierung des Finanzmarktes nicht erreichen, wenn die
Unternehmen diese Risiken nach wie vor in der eigenen
Bilanz führen müssen und sie nicht bereinigen können.
Wir warten auf einen Vorschlag von Ihnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sehen es auch als Ihre Führungsaufgabe an, dass
Sie gemeinsam mit den Ministerpräsidenten die Reform
der Struktur der Landesbanken auf den Weg bringen.
Was sich bisher als Einzellösungen in den Ländern ab-
zeichnet – dass sich die Strukturen verfestigen –, kann
nicht im Sinne des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes
sein. Die Strukturen der Banken müssen sich verändern.
Ich sehe die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind,
Herr Minister, und teile Ihre Auffassung, dass man uns
als Bund diese Aufgabe nicht ans Bein binden sollte.
Aber wir brauchen entsprechende Bemühungen; denn
wenn weiter Einzellösungen Platz greifen, fehlt die
Grundlage, um zu einer Neustrukturierung der Landes-
banken zu kommen.

Ein weiterer Punkt, der meine Fraktion umtreibt. Das
Gesetz heißt Gesetz zur weiteren Stabilisierung des Fi-
nanzmarktes. Es geht aber auch um Fortentwicklung und
Umstrukturierung. Wir müssen aufpassen, dass, wenn
sich Gesellschaften unter den Schirm des Bundes bege-
ben, dies nicht zu Verzerrungen im Wettbewerb mit den
kreditwirtschaftlichen Unternehmen, die erfolgreich am
Markt gearbeitet haben, führt. Ihnen dürfen wir es nicht
dadurch erschweren, dass jene Unternehmen diese Hil-
fen jetzt nutzen, um sich Wettbewerbsvorteile zu ver-
schaffen. In diesem Zusammenhang sind die Autoban-
ken für uns durchaus ein Thema.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


ir verlangen, dass dies klargestellt wird.

Auch bei der Prüfung reicht es nicht aus, wenn es
eißt: Manche Autobanken sind Kreditinstitute im Sinne
es Kreditwesengesetzes und können somit unter den
chirm kommen. – Das kann nicht die Entscheidungs-
rundlage sein. Vielmehr muss Grundlage der Entschei-
ung sein, dass die Hilfe der Finanzmarktstabilisierung
ient, nicht aber der Konzern- und Industriefinanzierung
der der Absatzförderung. Das ist ein ganz anderes Feld.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


ier müssen wir beachten, dass diejenigen Institute, die
ir auch hier in allen Erklärungen immer groß herausge-

tellt haben, nämlich die Sparkassen und Volksbanken,
ich in der Fläche einem Wettbewerb stellen müssen, in
em durch den Bund gesicherte Unternehmen momentan
onditionen vorgeben, mit denen Unternehmen, die bis-
er immer geholfen haben und da waren, aus Wettbe-
erbsgründen nicht mithalten können. Das kann nicht

ichtig sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


Genauso müssen wir den Bereich hinterfragen, den
tto Bernhardt hier auch schon angesprochen hat: Wel-

he Mehrheit ist gesellschaftsrechtlich und mit Blick
uf den Finanzmarkt erforderlich, um die Gestaltung be-
timmen zu können? Das muss eindeutiger belegt wer-
en. Es ist natürlich klar, Herr Minister: Wenn man
0 oder 95 Prozent hat, ist es das Einfachste.


(Ortwin Runde [SPD]: Warum nicht das Einfachste nehmen?)


Nein, nicht das Einfachste, sondern das Vernünftigste
uss gemacht werden. Es kann durchaus vernünftig

ein, dass man mit unterschwelligen Mehrheiten zum
iel kommt.

Von daher, meine Damen und Herren, gibt es Bera-
ungsbedarf. Wir haben bisher mit unseren Maßnahmen
en richtigen Weg beschritten. Lassen Sie uns gemein-
am an diesen einzelnen Punkten arbeiten, damit die
ielsetzung des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes und
ieses Gesetzes erreicht wird: den Finanzmarkt für un-
ere Bürger zu stabilisieren und ihn auch fortzuent-
ickeln, um zu anderen Strukturen zu gelangen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620903000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/12100 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. – Dazu
ibt es Einvernehmen. Dann ist die Überweisung so be-
chlossen.






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Ich rufe Zusatzpunkt 8 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Hüseyin-
Kenan Aydin, Dr. Dietmar Bartsch, Karin Binder,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

– Drucksache 16/12130 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung (f)

Finanzausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
diese Aussprache 75 Minuten vorgesehen. – Auch dazu
höre ich keinen Widerspruch. Dann können wir so ver-
fahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst dem Kollegen Gregor Gysi für die Fraktion Die
Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620903100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es geht um die Bildung eines Untersuchungs-
ausschusses, den die Regierung deshalb nicht zu fürch-
ten scheint, weil sie sich darauf verlässt, dass es dafür
keine Mehrheit gibt, was ich für völlig daneben hielte.
Ich will versuchen, Ihnen dies zu erklären.

Dieses Parlament hat die Verantwortung für die
Steuergelder, und zwar nach dem Grundgesetz eine hö-
here Verantwortung als die Bundesregierung. Dieses
Parlament trifft regelmäßig Entscheidungen, Steuergel-
der für Privatbanken auszugeben, in verschiedener
Form, in verschiedener Hinsicht, aber es ist nicht bereit,
zu kontrollieren, was daraus wird und was damit ge-
schieht und wie die Umstände sind. Wir wissen hier we-
niger als ein kleiner Beamter im Bundesfinanzministe-
rium, und das ist nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] und Dr. Volker Wissing [FDP])


Ich füge hinzu, dass es Umstände gibt, die dringend ei-
ner Klärung bedürfen.

Ich beginne einmal mit Beispielen, die gar nicht Ge-
genstand des Untersuchungsausschusses werden sollen,
um Ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten. Wir haben
hier darüber gesprochen und beschlossen, dass die IKB
eine finanzielle Unterstützung bekommt. Oskar Lafontaine
hat vorhin gesagt, dass sie gar nicht nötig gewesen wäre,
weil man das auch anders hätte machen können. Aber
okay, nun ist es ja beschlossen worden.

Wie sah es aus? Dem Bund gehörten 38 Prozent an
der IKB. Es wurde ein Betrag von 9,2 Milliarden Euro
bereitgestellt. Ich bitte Sie! Wenn hier manchmal um
1 Million gestritten wird, dann hat man keine Chance,
aber diese 9,2 Milliarden Euro wurden zur Verfügung
gestellt. Dann aber wurde die Industriekreditbank für

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(C (D 50 Millionen Euro verkauft, und zwar, um es mit üntefering zu sagen, an eine Heuschrecke. Ist es wahr, ass von den 150 Millionen Euro der Bund nur 8 Prozent bekommen hat, weil er nur zu 38 Prozent Eientümer war, und den Rest die Privaten erhalten haben? llerdings haben die Privaten von den 9,2 Milliarden uro für die Schuldentilgung nicht einen halben Euro ur Verfügung gestellt; da waren sie plötzlich nicht zutändig. Das ist ein klassisches Beispiel dafür, wie es icht geht. Aber ich will auch das alles einmal dahingetellt sein lassen. N Bekommen wir das Geld wieder, enn die Heuschrecke wieder Gewinne macht? Darauf at er gesagt: Nein, da bekommen wir nie etwas wieder. – ch sage Ihnen klipp und klar: Das ist für mich ein chwerer Fall von Untreue; das ist nicht hinnehmbar. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620903200

as klären wir eigentlich diesbezüglich auf? Wir klären
ichts auf; wir lassen das einfach so stehen.

Nehmen wir die Commerzbank. Für die Commerz-
ank haben wir einen Betrag von 18,2 Milliarden Euro
ur Verfügung gestellt. Das war der höchste Betrag, der
is dahin in der Weltgeschichte von einem Staat für eine
rivatbank zur Verfügung gestellt wurde. Inzwischen hat
ie HRE allerdings alles getoppt. Wie viel gehört uns
on der Commerzbank, die noch einen Börsenwert von
Milliarden Euro hat? Wir haben die Commerzbank

uasi sechsmal bezahlt, aber uns gehört nur eine stille
eteiligung – der Bund muss also auch noch den Mund
alten und darf bei den Geschäften nicht mitreden – von
5 Prozent. Das heißt, die Schulden übernehmen die
teuerzahlerinnen und Steuerzahler allein, aber wenn
päter Gewinne fließen, bekommen sie nur ein Viertel,
ährend drei Viertel privat sind. Das ist nicht mehr
achzuvollziehen. Wo bleibt da die Kontrolle durch das
arlament?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nun kommen wir zur HRE. Über die HRE ist schon
eim vorhergehenden Tagesordnungspunkt viel gespro-
hen worden; ich muss das hier nicht wiederholen. Eines
st allerdings nicht besprochen worden, und da hätte ich
erne Klarheit von Ihnen. Dazu gibt es auch einen An-
rag des Landes Berlin, und ich bin gespannt, wie Sie
ich dazu verhalten werden. Ich meine die Reprivatisie-
ung. Sie haben so viel Angst vor der Verstaatlichung,
lso der Umsetzung des betreffenden Artikels des
rundgesetzes, dass Sie im Gesetz gleich die Reprivati-

ierung regeln. Interessant ist, was da geregelt ist. Da
teht: Wenn dieses Unternehmen nachhaltig stabilisiert
st, muss es wieder reprivatisiert werden. Dafür wünsche
ch mir folgende Bedingung: Die Reprivatisierung darf
rühestens dann stattfinden, wenn sämtliche geflossenen
teuergelder einschließlich der Zinsen wieder an den
und zurückgeflossen sind. Das ist doch wohl das Min-
este.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Warum formulieren Sie nicht diese Bedingung? Meinet-
wegen kann das ja auch über die Erlöse durch die Repri-
vatisierung realisiert werden. Aber das muss doch eine
Bedingung sein!

Ich befürchte, da Sie diese Bedingung nicht formulie-
ren, dass Folgendes herauskommt: Vielleicht fließt die
Hälfte oder ein Viertel des Geldes durch Gewinnbeteili-
gung oder Reprivatisierung zurück; aber mit der Privati-
sierung werden die Gewinne wieder privatisiert und wer-
den in den Händen weniger Reicher landen, obwohl die
Schulden zum größten Teil von den Bürgerinnen und
Bürgern bezahlt worden sind.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nun kommt bei der HRE noch eines hinzu. Das ist ein
Umstand, der der Aufklärung bedarf. Die HRE war frü-
her Teil der bayerischen HypoVereinsbank. Man muss
den Managern lassen, dass sie damals durchaus schlau
waren. Sie haben sich vor fünf Jahren von der HRE ge-
trennt. Wenn ich das richtig deute, haben sie alle toxi-
schen Papiere, also alles, was faul war und nichts bringt,
gönnerhaft auf die HRE übertragen und den Rest selber
behalten. Sie werden sich gesagt haben: Wenn die HRE
pleitegeht, bezahlt das sicher der Staat, mit anderen Wor-
ten: die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, und wir ha-
ben nichts mehr damit zu tun. – Nun hatte aber der Ge-
setzgeber festgelegt: Eine Mutter haftet fünf Jahre für
alle Schulden, die bei der Tochter später entstehen. Ei-
nen Tag nach Ablauf dieser Frist sagt uns der Bundes-
finanzminister, dass die Hypo Real Estate pleite ist. Da
muss doch das Parlament der Frage nachgehen, ob er das
nicht schon vorher gewusst hat, welche Informationen es
gegeben hat und ob es grobe Fahrlässigkeit oder sogar
Vorsatz war, dass man die bayerische HypoVereinsbank
aus ihrer Verpflichtung entlassen hat! Das bedarf doch
wohl der Aufklärung, bevor Sie hier Millionen und Mil-
liarden an Steuergeldern zur Verfügung stellen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Deshalb stellen wir den Antrag. Jetzt kommt das Ar-
gument, die Legislaturperiode sei zu kurz. Das ist völlig
falsch. Wir haben die Fragen so einfach formuliert, dass
sie in kürzester Zeit aufzuklären sind.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Richtig! Das schaffen wir!)


Wir wissen, dass wir jetzt keinen Untersuchungsaus-
schuss einsetzen können, der für seine Arbeit drei Jahre
braucht. Aber das haben wir beachtet. Deshalb ist das
weder für die Grünen noch für die FDP ein Argument,
Nein zu sagen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Auch für die SPD übrigens nicht!)


Es gibt übrigens noch eine interessante Frage, die wir
in unserem Antrag gestellt haben. Die Bankenaufsicht
hat schon vor über einem Jahr, im Jahre 2007, ange-
mahnt, dass die Hypo Real Estate anders kontrolliert
werden solle. Warum hat das Bundesfinanzministerium

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(C (D arauf nicht reagiert? Warum gab es keine Entscheiung? (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Gute Frage!)


as sind doch Fragen, die man einmal stellen darf.

Das zweite Argument dagegen – neben der Kürze der
eit – lautet, dass wir ja ein Finanzmarktgremium haben,
as geheim tagt und alle Informationen erhält.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wunderbar!)


ch habe unser Mitglied gefragt. Zur IKB haben sie gar
ichts erfahren. Bei der Commerzbank gab es alle Infor-
ationen, die wir auch schon in den Zeitungen gelesen

aben.

Abgesehen davon finde ich die Herangehensweise
uch völlig falsch. Wieso muss das in einem Geheim-
remium behandelt werden? Ich bitte Sie: Das sind Gel-
er von Millionen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern.
s geht sie doch wohl etwas an, was daraus wird. Da
ann man doch nicht sagen, dass es einen kleinen gehei-
en Ausschuss gibt, der darüber informiert wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Deshalb meine ich, dass wir diesen Untersuchungs-
usschuss benötigen.

Ich will an Sie appellieren: Wenn wir ein Stück
laubwürdigkeit auch der Politik in der Öffentlichkeit
iederherstellen wollen, dann können solche Fragen
icht unbeantwortet im Raum stehen bleiben. Ich sage
ar nicht, dass Herr Steinbrück das schon einen Tag vor-
er gewusst hat, obwohl die Vermutung naheliegt. Aber
ch sage klar: Es bedarf der Aufklärung.


(Dr. Dagmar Enkelmann tig! enn herauskommt, dass das Bundesfinanzministerium chon längere Zeit vorher informiert war und den Ablauf er Frist abgewartet hat, dann ist das sogar strafrechtlich elevant. Das wäre ein ungeheurer Skandal, und zwar um Nachteil der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Eigentlich müsste die Regierung beantragen, den Un-
ersuchungsausschuss zu bilden, wenn sie denn das Ge-
ühl hätte, dass sie dadurch rehabilitiert werden könnte.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ja!)


ich macht Ihre Weigerung mehr als stutzig.

Ich will jetzt noch etwas zu den Grünen und zur FDP
agen. Es ist heute ja schon gesagt worden, dass Sie Zeit
um Nachdenken haben wollen. Zeit haben wir aber
icht mehr. Die Legislaturperiode ist begrenzt. Wir müs-
en das schnell entscheiden. Sie haben ja noch Zeit bis
ur zweiten Lesung.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Wir werden versuchen, das in den Ausschüssen schnell
zu behandeln. Ich greife Sie heute auch nicht so stark an,
weil ich ja noch Ihre Zustimmung gewinnen will.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie anders machen müssen, Herr Kollege!)


– Kommen Sie mir jetzt nicht mit Formfehlern und da-
mit, dass ich Sie schon einen Sonntag vorher hätte an-
rufen müssen. Seien Sie nicht so pingelig! Es geht hier
um die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik
Deutschland und nicht um Ihre komischen eitlen Ge-
fühle. Das muss ich hier auch einmal klipp und klar sa-
gen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Lassen Sie mich noch eines sagen: Wenn Sie das nicht
tun, dann setzen Sie sich selber dem Verdacht aus, dass
das mit den Spenden zu tun hat, die Oskar Lafontaine
gerade zitiert hat.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Damit würden sie nämlich sagen, dass Sie sich eine Auf-
klärung bei den Banken nicht mehr trauen, weil dann die
Spenden ausbleiben.

Ich sage Ihnen: Ich bin gar nicht gegen Staatsgelder
für die Parteien. Ich weiß, dass das in der Bevölkerung
auch umstritten ist. Sie sind mir aber lieber als Ihre
Spenden von den Banken und von der Allianz. Das
macht Sie abhängig, und das müssen wir überwinden.

Zeigen Sie jetzt, dass Sie nicht abhängig sind, indem
Sie der Einrichtung des Untersuchungsausschusses zu-
stimmen!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1620903300

Der Kollege Hans Michelbach hat nun das Wort für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall des Abg. Eduard Oswald [CDU/ CSU])



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1620903400

Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kolle-

gen! Herr Kollege Gysi, selbstverständlich hat das Parla-
ment Verantwortung für die Steuergelder,


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Dann zeigen Sie das auch!)


es hat aber auch die Verantwortung, einen Gesamtscha-
den abzuwenden, und die Verantwortung für die Rettung
von Betrieben, Banken und Arbeitsplätzen. Das ist die
Verantwortung, die wir hier ganz gezielt und konsequent
wahrnehmen.


(Beifall des Abg. Otto Bernhardt [CDU/CSU])


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(C (D Sie gießen nur Öl ins Feuer, haben aber keinerlei Vorchläge für die Rettung durch die Feuerwehr, die wir in ielen Fällen leider spielen müssen. Wir dürfen jetzt doch keinen neuen Brandherd schafen. Die Politik muss die Feuerwehr organisieren, die en verheerenden Großbrand in der Finanzwirtschaft beämpft. Für Vergangenheitsbewältigung ist sicher noch enug Zeit. Ich meine: Erst löschen, dann Verantwortung rüfen. Natürlich ist Vertrauen gut und Kontrolle besser. ber: Kontrolle ja, Spektakel nein. Im Vordergrund steht zunächst die Sicherung des eldmarktes. Hierfür haben wir alle Anstrengungen zu bernehmen. Es darf in Deutschland keinen panischen turm der Sparer und Anleger geben. Das wurde bisher ott sei Dank auch verhindert. Es war wichtig, dass wir iesen gemeinsamen Auftrag erfüllt haben. Jetzt hier eien spektakulären Untersuchungsausschuss zu beschlieen, wäre nach meiner Ansicht höchst fahrlässig. Eine parlamentarische Bewertung und Kontrolle in achen Hypo Real Estate ist zwar grundsätzlich zu berüßen, aber nicht im Rahmen eines Untersuchungsauschusses. Im Übrigen haben wir als Mitglieder des inanzausschusses die Möglichkeit, die Geheimschutztelle des Deutschen Bundestages aufzusuchen. Dort steen alle relevanten Fragen zur Beantwortung an. as heißt, Herr Gysi, Sie müssten sich einmal der Aufabe widmen, die Geheimschutzstelle des Deutschen undestages aufzusuchen. Es ist aber eben eine Geheim chutzstelle; sie ist nicht öffentlich. Sie nutzen deshalb ieber dieses öffentliche Podium, um Populismus und erunsicherung zu betreiben. Darum geht es hier. (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das ist schlicht und einfach falsch!)


(Zuruf von der FDP: Nein!)


Sicherlich sind zunächst ein konkretes Krisenmanage-
ent und eine zielführende Bestandsaufnahme im Fi-

anzausschuss des Deutschen Bundestages mit allen
achleuten sinnvoll. Wir sollten jetzt öffentliche Verunsi-
herung vermeiden, da ein Sturm auf die Geldhäuser das
esamte Wirtschaftssystem zum Einsturz bringen könnte.
ie Finanzmarktkrise eignet sich nicht für diesen politi-

chen Schlagabtausch.

Ich meine auch, dass wir politischen Krisentrittbrett-
ahrern mit großer Mehrheit in diesem Hohen Hause ent-
egentreten sollten. Ich habe den Verdacht, dass Sie,
err Gysi, und die Linke auf einen politischen Gewinn

us der Finanzmarktkrise spekulieren.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Aufklärung wollen wir! Nichts anderes!)


otwendig ist aber etwas anderes. Es ist notwendig, eine
eue Vertrauensbasis für den Finanzmarkt zu finden;
enn der Finanzmarkt ist höchst nervös und verunsi-
hert. Der Interbankenhandel ist nach wie vor ausge-
rocknet; vielen Betrieben fehlen die für den Erhalt der
rbeitsplätze notwendigen Finanzmittel. Insofern haben
ir eine Verantwortung für die Betriebe.






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Hans Michelbach
Veröffentlichungen zum Finanzmarkt sind immer
kursrelevant. Wenn falsche Informationen veröffentlich
werden, hat das bestimmte Auswirkungen. Insofern müs-
sen wir verantwortungsbewusst vorgehen. Wozu führt es,
wenn man einen politischen Schlagabtausch durchführt?
Die Auswirkungen können so groß sein, dass Betriebe
einbrechen und Arbeitsplätze vernichtet werden. Auch
dafür haben Sie in der Vergangenheit leider nicht die Ver-
antwortung übernommen, die Sie eigentlich hätten. Wir
stellen uns dieser Verantwortung und sind deswegen
nicht bereit,


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Reden wir jetzt über den Untersuchungsausschuss oder worüber?)


Ihre Forderung nach der Einsetzung eines Untersu-
chungsausschusses mitzutragen.

Dass bei verschiedenen Banken Grundsätze soliden
Managements verletzt wurden, steht, glaube ich, außer
Frage. Der Verdacht der Marktmanipulation ist erhärtet.
Pflichtwidrige Kapitalvernichtung muss auch strafrecht-
lich verfolgt werden; darin sind wir uns einig. In Sachen
Hypo Real Estate ermittelt die Staatsanwaltschaft bereits
gegen mehrere Vorstandsmitglieder. Die Union hält
diese Ermittlungen für erforderlich, um die Aufklärung
der Vorgänge in der Vergangenheit zu ermöglichen. Jetzt
muss zunächst einmal die Justiz Sorge dafür tragen, dass
die Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen aus
dem privaten Vermögen der Manager sichergestellt wird.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Haben Sie den Antrag mal gelesen?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620903500

Herr Kollege Michelbach, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Ströbele?


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1620903600

Gerne.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege, geben Sie mir recht, dass das Aus-
kunftsverhalten der Bundesregierung mit dazu beiträgt,
dass wir nach anderen Wegen suchen müssen, um als
Bundestagsabgeordnete die notwendigen Informationen
zu bekommen? Ich stelle seit Oktober vergangenen Jah-
res jeden Monat Fragen nach diesen Vorgängen – zum
Beispiel auch zur Hypo Real Estate – und bekomme je-
des Mal von der Bundesregierung die Auskunft, dass
man mir darauf leider keine Antwort geben könne. Über
noch nicht abgeschlossene Vorgänge gebe es keine Aus-
kunft. Oder es heißt, das betreffe Geschäftsgeheimnisse
dieser Bank, weswegen ich keine Information bekäme.
Stimmen Sie mir zu, dass das Auskunftsverhalten der
Bundesregierung gegenüber einzelnen Abgeordneten
entscheidend dazu beiträgt, dass man nach neuen, ande-
ren Wegen suchen muss, um als Bundestagsabgeordneter
seinen Pflichten nachzukommen und seine Rechte wahr-
zunehmen?

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(C (D Herr Kollege Ströbele, ich frage Sie: Waren Sie schon inmal in der Geheimschutzstelle des Deutschen Bunestages, und haben Sie sich die Antworten angeschaut, ie hierzu gegeben werden? (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bin dort regelmäßiger Gast, Herr Kollege, manchmal tagelang, um andere Akten einzusehen, die als Geheim eingestuft sind! Aber ich sage Ihnen dazu: Ich hatte bisher keine Gelegenheit – es gibt auch keinen Hinweis der Bundesregierung –, die Fragen, die ich gestellt habe, durch Besuch bei dieser Stelle beantwortet zu bekommen!)

Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1620903700


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620903800

Herr Kollege Ströbele!


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1620903900

Ich kann Ihnen sagen: Meine Fragen sind beantwor-

et. Ich kann natürlich nicht für Sie Fragen stellen; das
üssen Sie selber tun. Ich jedenfalls sehe im Moment

einen Anhaltspunkt für eine Pflichtverletzung des Bun-
esfinanzministers und des Bundesfinanzministeriums.
enn Sie einen anderen Eindruck haben, dann müssen

ie – das ist Ihr gutes Recht als Parlamentarier – dies
eiter kontrollieren und untersuchen.


(Zurufe von der LINKEN)


amit habe ich überhaupt keine Probleme. Es gibt die
öglichkeit, im Finanzausschuss des Deutschen Bun-

estages entsprechend tätig zu werden. Ich schlage oh-
ehin vor, dass wir, wenn dieser Brandherd gelöscht ist,
ie Verantwortlichkeiten prüfen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Nach der Wahl? Nein, jetzt!)


amit habe ich überhaupt kein Problem. Ich bin für die
arlamentarische Kontrolle. Hier haben wir schon viel
eleistet.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Oh!)


ber ich bitte jetzt um Verständnis; denn wir können im
oment keine neuen Verunsicherungen auf dem Finanz-
arkt gebrauchen. Wir müssen verantwortungsbewusst

andeln, um die Auswirkungen zu begrenzen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Klarheit ist keine Verunsicherung! Klarheit schafft Sicherheit!)


ir sollten die Politik nicht schlechter machen.


(Lachen bei der LINKEN)


Ich kann nur sagen: Wir haben mit den Gesetzen, die
ir beschlossen haben, insgesamt eine Stabilisierung des
inanzmarktes erreicht. Keine systemrelevante Bank in
eutschland ist in Schwierigkeiten geraten und in die In-

olvenz gegangen. Das ist der richtige Weg. Wir müssen
etzten Endes Sparer und Anleger vor diesem Sturm be-
ahren. Das ist gut gegangen. Wir sollten gemeinsam

tolz darauf sein, dass dies gelungen ist.






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Hans Michelbach

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Der Karneval ist zu Ende!)


Aufgrund der weitreichenden Verflechtungen der Hypo
Real Estate mit anderen Finanzinstituten, hätte ein Unter-
lassen der Rettungsaktion zu einer bedrohlichen Fortset-
zung der Finanzmarktkrise in Deutschland geführt, mit
schwerwiegenden Schäden im Hinblick auf Wachstum
und Arbeitsplätze sowie den deutschen Finanzmarkt. Ei-
nen gefährlichen Dominoeffekt gilt es nach wie vor zu
verhindern. Von der Insolvenz einer systemrelevanten
Bank wäre auch der Zahlungsverkehr betroffen; das
möchte ich ausdrücklich betonen. Der Ausschluss eines
derartig großen Marktteilnehmers würde erhebliche Ver-
werfungen im nationalen und europäischen Zahlungs-
ausgleich nach sich ziehen. Höhere Transaktionsvolu-
mina an den Devisen-, Wertpapier- und Derivatemärkten
wären dann nicht mehr darstellbar. Ein erhebliches Pro-
blem stellten die Auswirkungen auf den deutschen
Pfandbriefmarkt dar; das ist heute schon angeklungen.
Die Hypo Real Estate ist einer der beiden größten Emit-
tenten auf dem deutschen Pfandbriefmarkt. Pfandbriefe
sind bekanntlich durch eine getrennte Deckungsmasse
besonders geschützt und gelten daher als solide. Die In-
solvenz eines großen Pfandbriefemittenten hätte aber im
gegenwärtigen Marktumfeld das Vertrauen in den Pfand-
brief und somit in eines der wenigen nach wie vor funk-
tionsfähigen Refinanzierungsinstrumente insbesondere
in der deutschen Kreditwirtschaft untergraben. Deswe-
gen müssen wir hier besonders verantwortungsbewusst
handeln. Andernfalls gäbe es erhebliche negative Folgen
für die Refinanzierung gerade mittelstandsorientierter
Kreditinstitute.

Da wir beklagen, dass es eine Kreditklemme für den
Mittelstand gibt, müssen wir Vorsicht walten lassen, dass
sich diese nicht verschärft. Die Auswirkungen eines
Ausfalls der Hypo Real Estate würden breit gestreut Ver-
sorgungswerke, Berufsgenossenschaften sowie deutsche
Länder und Kommunen erfassen, die dort teilweise drei-
stellige Millionenbeträge angelegt haben. Deshalb noch
mal zur Verdeutlichung: Bei der Stützung der Hypo Real
Estate ging und geht es ganz wesentlich darum, die Sub-
stanz der deutschen Volkswirtschaft zu schützen, und
deswegen können wir hier keine weiteren Verunsiche-
rungen gebrauchen. Es wäre fahrlässig, falsche Informa-
tionen zu verbreiten und zur Verunsicherung beizutra-
gen. Die Rettung der Hypo Real Estate war und ist im
Interesse der Aufrechterhaltung der Stabilität an den Fi-
nanzmärkten und zur Sicherung des Vertrauens der Bür-
gerinnen und Bürger unabdingbar.

Natürlich sollten Bürgschaftsvereinbarungen keine
unüberschaubaren Lasten für die Steuerzahler darstellen.
Ihr Vorwurf, Herr Gysi, dass wir keine Verantwortung
für die Gelder der Steuerzahler übernehmen würden, ist
natürlich nicht nur provokant, sondern unrichtig; er ist
falsch. Diese Aussage ist fahrlässig und von Populismus
getragen. Sie wollen nichts anderes sein als der Gewin-
ner aus der Krise. Das lehnen wir ab, meine Damen und
Herren.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


In dieser Krise ist es die fundamentale Aufgabe des
taates, das Vertrauen in den Finanzmarkt wieder herzu-
tellen und eine weitere Zuspitzung der Finanzmarkt-
rise zu verhindern. Deshalb dürfen wir keine politisch
egründeten Spektakel veranstalten. Wir müssen letzten
ndes deutlich machen, dass wir eine Lösung für die
ypo Real Estate – möglichst ohne Enteignung in Form

iner Übernahme von 75 Prozent plus einer Aktie – fin-
en. Das ist der richtige Weg. Das wollen wir tun. Damit
bernehmen wir auch die Verantwortung für die Gelder
nserer Steuerzahler.

Wir müssen insgesamt Schaden von der sozialen
arktwirtschaft abwenden. Der sozialen Marktwirt-

chaft verdanken wir den Aufstieg Deutschlands nach
en Schrecken des Zweiten Weltkrieges, die Leistungs-
ähigkeit unserer Wirtschaft, den Wohlstand unseres
andes und ein umfassendes soziales Sicherungssystem.

nsofern glaube ich, dass die soziale Marktwirtschaft
uch in dieser Frage das richtige Heilmittel ist. Dies er-
ordert natürlich offene Märkte, Freiheit und einen Staat,
er sich auf die Festlegung der Rahmenbedingungen be-
chränkt. Unsere ordnungspolitische Maxime lautet: so-
iale Marktwirtschaft statt Staatskapitalismus. Das ist
er richtige Ansatz, den wir verantwortungsbewusst für
ie Lösung dieses Problems gewählt haben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620904000

Für die FDP-Fraktion gebe ich das Wort dem Kolle-

en Dr. Volker Wissing.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1620904100

Ich danke Ihnen, Frau Präsidentin. – Liebe Kollegin-

en und Kollegen! Herr Kollege Michelbach, es geht
ier nicht um die Frage, ob es zu einer Enteignung
ommt oder nicht. Dass die Union enteignen möchte, ha-
en Sie heute Morgen schon deutlich machen können.
s geht auch nicht um die Frage, ob die Hypo Real
state in die Insolvenz geschickt werden soll, sondern es
eht um die Frage, ob sich die Bundesregierung in Sa-
hen HRE bisher korrekt verhalten hat.

In der Tat wirft die Vorgehensweise der Bundesregie-
ung in Sachen Hypo Real Estate viele Fragen auf.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


enn man allein an das Kommunikationschaos der ers-
en Tage denkt: Zuerst hat Herr Steinbrück angekündigt,
ie Hypo Real Estate werde abgewickelt. Später hat er
o nicht verstanden werden wollen und ließ mitteilen,
ass seine Forderung nur auf den Fall der Insolvenz be-
ogen gewesen sei. – Man fragt sich schon: Wie kommt
in Bundesfinanzminister dazu, die geordnete Abwick-
ung eines DAX-Konzerns anzukündigen? Auf welcher






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
Rechtsgrundlage wurde das angekündigt? Was hatte die-
ser Mann eigentlich von Anfang an vor, meine Damen
und Herren? Das muss man doch mal fragen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Die FDP war es, die damals heftig kritisiert hat, dass
sich der Bundesfinanzminister in einer Situation, in der
Fingerspitzengefühl gefordert gewesen wäre, wie ein
Elefant im Porzellanladen verhalten hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


In einer Situation der leisen Töne hat Steinbrück laut ge-
dröhnt. Es wäre wirklich eine spannende Frage, zu unter-
suchen, inwieweit die dilettantische Kommunikation des
Bundesfinanzministers die Krise bei der HRE noch be-
fördert hat.


(Beifall bei der FDP)


Auf jeden Fall ist bis heute noch nicht geklärt, ob
Steinbrücks Forderung nach einer geordneten Abwick-
lung einfach Nonsens eines Finanzministers war oder ob
es ein Steinbrück’scher Versprecher war und dem Minis-
ter genau das herausgerutscht ist, was er eigentlich von
Anfang an vorhatte, nämlich die Hypo Real Estate zu
zerschlagen, was Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen,
jetzt mit der Enteignung weiter vorantreiben.


(Beifall bei der FDP)


Das Krisenmanagement des Finanzministers war
bisher bestenfalls unprofessionell, schlimmstenfalls un-
verantwortlich. Herr Michelbach, Sie reden davon, man
müsse jetzt besonders verantwortungsbewusst handeln.
Ich sage Ihnen: Schauen Sie sich doch einmal das bishe-
rige Vorgehen des Bundesfinanzministers an!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Merkwürdigkeiten – oder soll ich vielleicht sa-
gen: die Unwahrheiten? – gingen weiter. In der Frage-
stunde des Deutschen Bundestages erklärte die Parla-
mentarische Staatssekretärin Nicolette Kressl auf eine
Frage des Kollegen Thiele, dass die deutsche Finanzauf-
sicht in Irland nicht geprüft habe und gar nicht prüfen
könne. Zeitgleich erklärte der Präsident der Bundesan-
stalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Jochen Sanio, vor
dem Finanzausschuss, dass man selbstverständlich in Ir-
land geprüft habe. Der Präsident der Bundesbank, Axel
Weber, versicherte den Abgeordneten des Deutschen
Bundestages, man habe ein sehr klares Bild über die
Situation der DEPFA, der Tochter der HRE, in Irland ge-
habt. – Fest steht, dass die Abgeordneten des Deutschen
Bundestages, und zwar nicht nur die der FDP, sondern
auch die der CDU/CSU, der SPD, der Grünen und der
Linken mit der Unwahrheit konfrontiert worden sind.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Das ist eine Tatsache. Darüber müssen wir heute Klar-
text reden. Es sind schon Leute wegen anderer Dinge in
Deutschland von öffentlichen Ämtern zurückgetreten.

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(C (D Ich will Frau Kressl ausdrücklich in Schutz nehmen. ie war nämlich nicht die einzige, die diese falsche nformation verbreitet hat. Auch der Finanzminister öchstpersönlich hat auf meine Frage, warum die deutche Finanzaufsicht nicht zumindest in Kooperation mit en irischen Behörden geprüft habe, barsch darauf hinewiesen, dass dieses rechtlich überhaupt nicht möglich ei. Belehrt hat er mich noch, ich müsse so etwas als Juist begreifen. Dabei hat er die Unwahrheit gesagt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Der große Weltökonom!)


eute wissen wir, dass dies vielleicht rechtlich nicht
öglich gewesen war, aber die Prüfung praktisch statt-

efunden hat. Die Nase von „Peernocchio“ müsste in Sa-
hen HRE mittlerweile Meterlänge überschritten haben.

Bis heute hat sich die Bundesregierung zu dieser
ehlinformation des Deutschen Bundestages nicht er-
lärt. Statt sich hier hinzustellen und alle lauthals da-
über zu belehren, was man nicht könne und deshalb
icht stattgefunden habe, hätte man sich dafür entschul-
igen sollen, dass man die Abgeordneten in einer Situa-
ion, in der sie eine schwere Entscheidung treffen muss-
en – es ging schließlich um zig Milliarden Euro –, mit
alschen Informationen versorgt hat. Das wäre eine Ent-
chuldigung wert.


(Beifall bei der FDP)


s mag typisch für den Bundesfinanzminister sein, alles
u tun, aber keine eigenen Fehler einzugestehen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr wahr!)


Als wäre die Geschichte nicht schon grotesk genug:
eer Steinbrück schafft es immer noch, einen draufzuset-
en. Auf die Frage der FDP, wie man denn mit den Be-
ichten der Finanzaufsicht umgegangen sei – sie stam-
en immerhin schon aus der Mitte des Jahres 2008 –,

rklärte das Ministerium, der Bericht sei auf Referatslei-
erebene zur Kenntnis genommen und abgeheftet wor-
en. Dies finde man richtig, und so werde man das auch
n Zukunft tun. – Es gibt Berichte, in denen vor giganti-
chen Risiken für den Finanzstandort Deutschland ge-
arnt wird, und das Bundesfinanzministerium heftet sie

uf Referatsleiterebene ab, anstatt auf Hausleitungs-
bene zu handeln.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


er die Finanzaufsicht in Deutschland wirklich stärken
ill, muss an der größten Schwachstelle ansetzen: Sie ist
as Bundesfinanzministerium. Ein Minister, der alarmie-
ende Berichte der Finanzaufsicht zur Sache einer Ar-
eitsebene degradiert, hat sich nicht verantwortlich ver-
alten.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Was bringt es denn, wenn man in einem Haus zig
euermelder installiert, aber die Signale, wenn sie Alarm
chlagen, einfach ignoriert, um dann verwundert fest-
ustellen, dass die Hütte abgebrannt ist, woraufhin die






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
Fehler natürlich nur bei anderen gesucht werden? Die
deutsche Finanzaufsicht hat eine entscheidende Schwach-
stelle. Diese wollen wir behoben sehen. Ihr Name ist
Bundesministerium der Finanzen. Hier müssen endlich
die notwendigen Konsequenzen gezogen werden.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Wenn man wissen will, was in diesen Berichten steht,
dann heißt es: Die erklären wir zur Verschlusssache. –
Warum eigentlich? Entweder sie enthalten keine brisan-
ten Hinweise – dann kann man sie offenlegen –,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


oder sie enthalten schwerwiegende Hinweise auf Gefah-
ren, und dann ist das keine Angelegenheit für die Refe-
ratsleiterebene.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Es ist doch offensichtlich, dass die Bundesregierung al-
les unternimmt, um sich selbst zu schützen. Wahrschein-
lich ist es tatsächlich so: Während bei der deutschen
Finanzaufsicht bereits alle Alarmglocken geschellt ha-
ben, verharrte das zuständige Ministerium im Dornrös-
chenschlaf. Jede Finanzaufsicht kann nur so gut sein wie
die sie kontrollierende Behörde. In Deutschland hat die
Finanzaufsicht gewarnt. Das Ministerium hat die Be-
richte entweder nicht gelesen, deren Brisanz nicht er-
kannt oder sich bewusst für das Nichtstun entschieden.
Wir würden das gerne wissen, weil das ganz entschei-
dende Fragen im Zusammenhang mit der HRE sind. Die
Risiken für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler stei-
gen, und die Mitglieder der Regierung schweigen. Das
ist nicht in Ordnung.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


Wenn Herr Steinbrück jetzt die Backen aufbläst und
vom Versagen der Banken, der Märkte und was weiß ich
von wem noch alles schwadroniert, dann sollte er end-
lich auch seine eigene Verantwortung wahrnehmen. Eine
Erfolgsbilanz, ein professionelles Krisenmanagement
sieht anders aus als das, was dieser Finanzminister in Sa-
chen HRE geboten hat.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Als später herauskam, dass die Ankündigung der geord-
neten Abwicklung der Hypo Real Estate zeitgleich mit
dem Ablauf der Verjährungsfrist nach dem Umwand-
lungsgesetz erfolgte, sagte der zuständige Finanzminis-
ter vor diesem Hohen Hause auf meine Frage, derart
komplexe Fragen könne er nicht beantworten. Geraume
Zeit später ist ihm dann eingefallen, dass das eine rein
zufällige zeitliche Übereinstimmung war. Was, bitte
schön, ist an einer solchen Antwort so komplex? Es er-
höht doch nicht die Glaubwürdigkeit der Bundesregie-
rung, wenn man wochenlang überlegen muss, um mit
einer so lapidaren Ausrede den Deutschen Bundestag ab-
zuspeisen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Der Bundesfinanzminister hat in Sachen HRE unzäh-
lige Fragen aufgeworfen und unzählige Fragen unbeant-
wortet gelassen.

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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


ie FDP hat ihm mit einer umfangreichen Kleinen An-
rage jetzt die Möglichkeit gegeben, endlich Klarheit in
ie Vorgänge zu bringen. 100 Milliarden Euro öffentli-
he Gelder sollten eigentlich Grund genug sein, um den
nspruch der Öffentlichkeit auf eine umfassende Infor-
ation zu begründen. Es ist übrigens bezeichnend, dass

ie Bundesregierung, obwohl doch angeblich alles klar
st und alles mehrfach diskutiert worden ist, die Frist zur
eantwortung der Kleinen Anfrage um einen ganzen
onat hinausgeschoben hat. Warum brauchen Sie denn

o viel Zeit, um all das aufzuschreiben, was Sie angeb-
ich schon immer der Öffentlichkeit gesagt haben?


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Weil das in der Geheimschutzstelle liegt!)


ir werden auf Ihre Antworten warten, und wir werden
iese genauestens prüfen.

Die Fehlinformationen, die der Bundesfinanzminister
anz persönlich zu verantworten hat, stellen ihn in Sa-
hen HRE unter Generalverdacht.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


r hat alles getan, um Misstrauen gegen diesen Minister
u begründen. Wir werden das prüfen, auch wenn wir
en Antrag der Linken auf Einsetzung eines Untersu-
hungsausschusses jetzt nicht unterstützen. Das kann
ich ändern. Das ist auch alles andere als ein Blanko-
check oder gar ein Vertrauensbeweis für den Bundes-
inanzminister. Es ist für uns aber auch eine Stilfrage,
etzt zunächst einmal die Antwort der Bundesregierung
uf unsere Anfrage abzuwarten. Es gehört zum üblichen
arlamentarischen Vorgehen, dass man die geschäftsord-
ungsmäßigen Möglichkeiten ausschöpft, um dann über
eitreichendere Möglichkeiten nachzudenken.

Wenn wir schon bei der Stilfrage sind, Herr Kollege
ysi: Es ist kein besonders guter politischer Stil, erst
berhaupt nichts zur Aufklärung beizutragen, dann bei
er FDP alles abzuschreiben


(Lachen bei der LINKEN)


nd sich dann hier hinzustellen und die Vermutung zu
ußern, die FDP könne, obwohl sie die Speerspitze der
ufklärung in Sachen HRE ist, aus irgendwelchen ab-

trusen Motiven heraus die Aufklärung bremsen. Das ist,
inde ich, wirklich eine Stilfrage.


(Beifall bei der FDP)


ass Sie bei uns abschreiben, ist das eine; das andere ist,
ann auch dazu zu stehen. Sie sind nicht die Speerspitze
er Aufklärung in Sachen HRE, wahrhaftig nicht.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


Ich hätte mich in der zurückliegenden Zeit über mehr
nterstützung gefreut.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das gilt auch umgekehrt!)







(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
Es war die FDP, die sich in Sachen HRE um Aufklärung
bemüht hat. Das Verhalten der Bundesregierung mag
noch so destruktiv sein, insbesondere das von Herrn
Steinbrück, der durch seine elegante Art jedes Vertrauen
verspielt, aber wir verstehen, dass man nicht alles jeder-
zeit der Öffentlichkeit bekanntgeben kann. Wenn man
aber die Opposition hinter die Fichte führt und die Öf-
fentlichkeit mit Falschinformationen täuscht, dann hat
man doch das Vertrauen nicht mehr, das man in einer
solchen Krise braucht.


(Beifall bei der FDP)


Das ist doch ein schwerer Fehler dieses Ministers.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620904200

Herr Kollege Wissing!


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1620904300

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss.

Gerichtet an die Bundesregierung, kann ich nur sa-
gen: Nutzen Sie die Chance, die wir Ihnen jetzt bieten!
Bringen Sie Licht in diese Affäre! Hören Sie auf mit der
Geheimniskrämerei! Ziehen Sie die notwendigen Konse-
quenzen! Nach all dem, was vorgefallen ist, nach allen
Fehlinformationen, sind Sie der Öffentlichkeit Aufklä-
rung und vor allen Dingen die Wahrheit schuldig.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620904400

Ich gebe das Wort dem Kollegen Reinhard Schultz,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1620904500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Oskar Lafontaine hat in der Debatte zuvor, in der es um
die Novelle zum Finanzmarktstabilisierungsgesetz ging,
die Katze aus dem Sack gelassen, als er gesagt hat: Wir
brauchen einen Untersuchungsausschuss, damit die Öf-
fentlichkeit erfährt, was da passiert ist.

Ein Untersuchungsausschuss ist fast das Geheimste,
was es geben kann – abgesehen von seinem Schlussbe-
richt. Die Mitglieder eines Untersuchungsausschusses
unterliegen der strikten Vertraulichkeit und Geheim-
haltung.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was? Wir tagen öffentlich, Herr Kollege! Das steht im Gesetz!)


Die Dinge, die dort debattiert werden, können nur nach
Beschlussfassung des Untersuchungsausschusses veröf-
fentlicht werden.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie passt denn das zu dem, was Herr Michelbach gesagt hat?)


Das gilt insbesondere dann, wenn es um interne Daten
geht. Wenn also unternehmensbezogene Daten behandelt
werden, ist davon auszugehen, dass ein solcher Unter-

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(C (D uchungsausschuss in der Regel unter Geheimhaltungsedingungen tagt. (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er kann geheim tagen, er muss es aber nicht!)


ch glaube gerne, dass Sie vorhaben, den Untersu-
hungsausschuss zu einem Instrument der Öffentlich-
eitsarbeit zu machen; dann stünde man allerdings selber
it einem Bein vor dem Staatsanwalt. Ich glaube, das ist

hre Absicht. Dies werden wir jedoch nicht unterstützen.

Sie von der Linkspartei bedauern, dass es ein beherz-
es Krisenmanagement gibt, das das Ansehen der Bun-
esregierung in der Öffentlichkeit insgesamt deutlich
estärkt hat. Trotz dieser Krise steigen Ihre Zustim-
ungsraten erstaunlicherweise nicht; sie sinken. Nun
ollen Sie Terrain wiedergutmachen, indem Sie hier

ine populistische Arie vortragen. Sie tun so, als würden
lle, wie Herr Wissing gesagt hat, „hinter die Fichte ge-
ührt“. Das Gegenteil ist der Fall.


(Beifall des Abg. Dr. Hans-Ulrich Krüger [SPD])


Wir halten einen Untersuchungsausschuss überhaupt
icht für notwendig, weil in der Vergangenheit konti-
uierlich und umfassend informiert worden ist.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Wo denn?)


enn bestimmte Informationen noch fehlen – Herr
issing hat darauf hingewiesen –, dann bestehen selbst-

erständlich parlamentarische Möglichkeiten, an diese
nformationen zu kommen. Dass Herr Wissing und die
DP das eine oder andere noch wissen wollen, das ver-
tehe ich; manche Sachen will auch ich noch wissen.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Was wollen Sie denn noch wissen?)


eder hat selbstverständlich das Recht und die Möglich-
eit, sich die notwendigen Informationen zu beschaffen,
twa durch Fragen, durch die Einsicht in Akten in der
eheimschutzstelle und anderes.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620904600

Herr Kollege Schultz, gestatten Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Ströbele?


Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1620904700

Ja, klar. Wir sind alte Freunde.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Kollege, ich lade Sie ein zur nächsten Sitzung

es Untersuchungsausschusses am 27. März, wenn ich
ich richtig erinnere. Sie werden hoffentlich feststellen,

ass nicht nur die Zuschauerbänke, sondern auch die
ressebänke besetzt sind. Sind Sie bereit, zur Kenntnis
u nehmen, dass Untersuchungsausschüsse grundsätz-
ich öffentlich tagen, das heißt, dass das, was da verhan-
elt wird, grundsätzlich – es gibt Ausnahmen – in der
eitung stehen kann und soll, ohne dass irgendwelche –
omöglich strafbare – Indiskretionen begangen werden?






(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1620904800

Grundsätzlich stimme ich Ihnen selbstverständlich zu.

Aber: Wenn Daten und Informationen wie diejenigen,
die derzeit in der Geheimschutzstelle für Berechtigte zur
Einsicht offenliegen, behandelt werden, dann werden
diese Sitzungen ebenfalls vertraulich sein.

Herr Ströbele, dass Sie selber ein Weltmeister in der
Gratwanderung zwischen Geheimhaltung und Öffent-
lichkeit sind, das gestehe ich Ihnen unter sportlichen Ge-
sichtspunkten zu. Der Regelfall ist aber, dass Vertrauli-
ches vertraulich zu bleiben hat.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620904900

Herr Schultz, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

frage, und zwar des Kollegen Gysi?


Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1620905000

Gysi?


(Heiterkeit)


Ja, gerne.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ist das auch ein alter Freund?)


– Nein.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620905100

Herr Kollege Schultz, wie kommen Sie darauf, dass

die Frage der Information durch das Bundesfinanzminis-
terium, zum Beispiel über die Mithaftung der bayeri-
schen HypoVereinsbank und den Ablauf der Frist, irgen-
detwas mit Geheimnissen der HRE zu tun hat? Das
berührt sie überhaupt nicht. Warum kann das nicht öf-
fentlich geklärt werden? Ich verstehe Ihre Auffassung,
dadurch werde irgendetwas Geheimes veröffentlicht,
wirklich nicht. Es ist doch gerade das Anliegen, dass die
Öffentlichkeit weiß, ob es solche Informationen gab und
wie mit denen umgegangen wurde.


(Beifall bei der LINKEN)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1620905200

Herr Gysi, Sie haben völlig recht: Es gibt Informatio-

nen, die öffentlich erörtert werden können. Dafür haben
wir auch die Instrumente. Wir haben Ausschusssitzun-
gen. Wir haben die Parlamentsdebatten. Wir haben das
Fragerecht, von dem die FDP in intensiver Weise Ge-
brauch macht. Es werden dann Antworten gegeben. Es
gibt keinen Grund, in der Situation, wie wir sie jetzt ha-
ben, in Form eines Untersuchungsausschusses sozusa-
gen ein Instrument des Misstrauens einzusetzen, das
suggeriert, Bundesregierung und Parlament wären wech-
selseitig gesprächsunfähig und wichtige Informationen
würden dem Parlament bewusst vorenthalten. Das ist
nicht der Fall.

Wir haben als Finanzausschuss zahllose Berichte zu
dem Vorgang „Hypo Real Estate“ bekommen, einen Be-
richt am 7. November 2008, Aufzeichnungen vom
10. November 2008, Aufzeichnungen im Haushaltsaus-
schuss am 22. Januar 2009. Wir haben den gemeinsamen

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(C (D rief zur Kenntnis bekommen, in dem die Bundesbank nd die BaFin den Finanzminister Steinbrück am 9. September 2008 ausführlichst über die Frage der andhabung der Aufsichtspflichten informiert haben. ereits beantwortet ist eine Kleine Anfrage der FDP. Die ntwort stammt vom 21. November 2008 und enthält hne Frage durchaus wichtige Erkenntnisse für die weiere Diskussion. Das Thema DEPFA und anderes sind natürlich immer on besonderem Interesse. In der Geheimschutzstelle iegen zahllose Dokumente vor. Wir haben den Bericht er BaFin vom 6. März 2008 an das BMF, in dem die uswirkungen der Subprime-Krise auf die Entwicklung er Hypo Real Estate ausführlich dargestellt werden. ir haben da das Schreiben der BaFin vom 20. März 008 an das BMF mit Vermerk der BaFin vom 20. März 008 über die Lage bzw. über neuere Entwicklungen bei inigen Pfandbriefbanken einschließlich Hypo Real state. Wir haben den Bericht der BaFin vom 28. März 008 über die aktuelle Lage im vierten Quartal 2007, lso rückwirkend, unter Berücksichtigung auch der ypo Real Estate. Wir haben den Bericht der BaFin vom 2. Juli 2008 mit der aktuellen Lage im Bankensektor im rsten Quartal 2008 einschließlich konkreter Hinweise uf Hypo Real Estate. Wir haben in der Geheimschutztelle den Bericht der BaFin vom 15. August 2008 zur ktuellen Lage im Bankensektor im zweiten Quartal 008, ebenfalls mit Hinweisen auf diese kritische Bank. Wer sich die Mühe machen würde, das wirklich durchuarbeiten, hätte es nicht nötig, hier einen Untersuhungsausschuss zu beantragen, sondern würde vieleicht weiterführende Fragestellungen entwickeln, wie as einige offensichtlich getan haben. Die Fragen würden ann ebenfalls beantwortet. Es ist auch nicht auszuchließen, dass weitere Dokumente in die Geheimschutztelle gelegt werden. Aber die Gratwanderung zwischen em berechtigten Kontrollinteresse des Parlaments auf er einen Seite sowie dem Schutzinteresse Privater und insichtlich des Vollzugs in Aufsichtsbehörden des Bunes auf der anderen Seite muss gewährleistet werden. afür sieht unsere Geschäftsordnung Wege vor. Das Ausmaß der Krise bei der Hypo Real Estate hat ich erst allmählich, im Laufe der Zeit herausgestellt. Es ab erste Anzeichen im Jahreswechsel 2007/08. Ab Feruar 2008 haben Bundesbank und BaFin zunächst freiillig wöchentlich, später täglich Liquiditätsberichte ber die Hypo Real Estate herausgegeben, die auch zur erfügung stehen. Monatelang war die Refinanzierung er Hypo Real Estate problemlos, auch wenn man Geahrenanzeichen hatte, sodass ein massives Eingreifen icht erforderlich war. Erst ab dem 15. September, dem usammenbruch von Lehman Brothers, wurde es auch ür die Hypo Real Estate eng, weil sie keine Finanzieungsmöglichkeiten im Interbankenmarkt mehr gesehen at und weil dadurch die irische HRE-Tochter DEPFA uasi finanziell trockengelegt worden war. Das alles ist nachvollziehbar und ist bis ins Letzte argestellt worden. Ab da war es notwendig, zu handeln. amit war auch das erste Rettungspaket mit einem Liuiditätsrahmen von 50 Milliarden Euro begründet, an Reinhard Schultz dem sich die Banken beteiligt haben. Dafür sind Sicherheiten in Form von Wertpapieren in Höhe von 60 Milliarden Euro hinterlegt worden, auf deren Verwertung und Verwaltung der Bund Einfluss nehmen kann. Später ist ein zweites Rettungspaket mit weiteren Garantien von 52 Milliarden Euro erforderlich gewesen. Die Begründung ist hier mehrfach vorgetragen worden, im Detail auch in den Ausschüssen, im Haushaltsausschuss, im Finanzausschuss, zum Teil in öffentlicher, zum Teil in nichtöffentlicher Sitzung. Insofern ist der Vorwurf, es würde etwas Wichtiges geheim gehalten oder es gebe eine Informationslücke zwischen Parlament und Regierung, vom Grundsatz her völlig falsch und kann von uns überhaupt nicht nachvollzogen werden. Dass es zwischendurch die eine oder andere Irritation gegeben hat, das ist überhaupt nicht zu bestreiten. Ich selbst habe von diesem Pult aus in der festen Gewissheit, dass die mir vorliegenden Informationen richtig sind, gesagt, dass die BaFin die DEPFA nicht kontrolliert hat. Ich fühlte mich genauso – – Ich will einen eleganteren Ausdruck wählen. Auf jeden Fall war ich ein bisschen irritiert, (Lachen bei der LINKEN – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Jetzt hat er die Kurve gekriegt!)





(A) )


(B) )


als der Präsident der BaFin in einer gemeinsamen Anhö-
rung bekanntgegeben hat: Selbstverständlich haben wir
aufgrund einer freiwilligen Vereinbarung außerhalb des
Rechtsweges eine Möglichkeit gefunden, die DEPFA zu
prüfen.

Der Finanzminister, Nicolette Kressl, ich und alle an-
deren sind anders informiert worden. Das ist in hohem
Maße ärgerlich. Das ist aber innerhalb eines kurzen Zeit-
fensters korrigiert worden. Das war weder eine bewusste
Irreführung von uns noch von Ihnen. Ansonsten müsste
ich jetzt auch einen Untersuchungsausschuss für erfor-
derlich halten. Das ist aber Quatsch.

In einer solchen eskalierenden Situation, in der alle
rund um die Uhr arbeiten, gibt es schon einmal Informa-
tionslücken zwischen den Behördensträngen und auch
zwischen dem Ministerium und nachgeordneten Behör-
den. Daraus muss man lernen; denn das sollte nicht pas-
sieren. Das ist aber doch kein Hinweis darauf, dass das
Parlament grundsätzlich und bewusst – um Ihren Aus-
druck zu benutzen – hinter die Fichte geführt wird.

Die generelle Lage, die Lage der Banken und die da-
raus folgende Krise für die gesamte Wirtschaft, ist viel
zu ernst, als dass wir uns jetzt den Luxus erlauben könn-
ten, solchen kleinen populistischen Spielereien wie ei-
nem Untersuchungsausschuss näherzutreten.

Vielmehr sind wir alle – Regierungskoalition und Op-
positionsfraktionen – aufgerufen, nach Wegen zu su-
chen, wie wir diesem Land helfen können, wie wir den
Interbankenmarkt unterstützen können, dass Kredite
wieder billiger werden und die Wirtschaft wieder auf die
Beine kommt. Wir sollten nicht im Vorfeld von Wahl-
kämpfen ein Geklüngel machen, wie dies auf Antrag von
Herrn Gysi geschieht, der offensichtlich bislang nieman-

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(C (D en gefunden hat, der ihm erzählt hat, was in der Geeimschutzstelle steht. Er will es exklusiv und persönich in einem Untersuchungsausschuss haben. Dafür ist ns dieses Instrument aber zu schade; denn es ist bei ehr ernsten Fällen angebracht. Hier ist es nicht angeracht. Herr Kollege Schultz, ich habe immer darauf gewar et, dass Sie einmal Luft holen. Herr Kollege Thiele ürde gern eine Zwischenfrage stellen. Ich habe die Qualität eines Tiefseetauchers und brau he deswegen keine Luft. – Wer wollte fragen? Herr Kollege Thiele. Auch ein netter Kerl. Ja. Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege chultz, wir haben vorhin unter dem ersten Tagesordungspunkt einen Gesetzentwurf beraten, mit dem mögicherweise die Hypo Real Estate enteignet werden soll. ir unterhalten uns hier über ein mögliches Fehlverhalen seitens der Aufsicht und auch seitens des Finanz inisters. Sie haben selbst beschrieben, wie überrascht ir waren, als wir im Herbst vergangenen Jahres im Fianzausschuss erfahren haben, dass die Hypo Real state als Dax-Unternehmen überhaupt nicht der Banenaufsicht unterliegt. Das zuständige Ministerium ist das Finanzministeium. Einem Spiegel-Bericht zufolge ist schon im Frühing 2007 das BMF von der BaFin darauf hingewiesen orden, dass hier eine Regelungslücke besteht. Es gibt uch ein Tätigwerden durch Unterlassen. Das habe ich em Finanzminister bereits in der Pfandbriefdebatte voreworfen. Er trägt Verantwortung, aber davon ist nirendwo etwas zu spüren. Halten Sie es für gerechtfertigt, dass das Finanzminiserium keine gesetzgeberische Maßnahme ergriffen hat, achdem dem Finanzministerium die Lücke bekannt ar, um die Regelungslücke zu beschließen? Zu Recht st kein Bereich unserer Wirtschaft so reguliert wie der inanzsektor. Wenn bisher in diesem Bereich eine Regu ierungslücke aufgetreten und das BMF an das Parlaent herangetreten ist, ist diese Lücke immer geschlos en worden. Niemand hat sich dagegen gewendet, im brigen auch nicht die FDP. Können Sie mir insofern sagen, warum das BMF ichts unternimmt? Nur auf die Geheimschutzstelle zu erweisen, in der alles Mögliche enthalten sei, das ist eines Erachtens dem Informationsfluss des Finanzinisteriums nicht angemessen. Sondern hier stellt sich ielmehr die Frage, warum überhaupt nichts geschehen st; denn es hätten bereits Lücken geschlossen werden Carl-Ludwig Thiele können, sodass derzeitige Probleme nicht aufgetreten wären. Lieber Herr Thiele, ich habe vorhin versucht darzu stellen, dass trotz vermuteter Lücken die Bankenaufsicht – BaFin und Bundesbank – von Ende 2007 an, mit einer erhöhten Schlagzahl ab Februar 2008 und bis heute im Falle der Hypo Real Estate und deren Töchter massiv tätig geworden ist. Natürlich habe ich mich darüber geärgert, dass ich selber über die Frage der Kontrolle der DEPFA falsch informiert war. Objektiv gesehen war es aber eine gute Nachricht, dass die BaFin einen Weg gefunden hatte, die DEPFA zu kontrollieren. Eine reale Lücke bei der Kontrolle der HRE sehe ich also überhaupt nicht. Ihr Hinweis hat auch überhaupt nichts mit den Informationsrechten des Parlamentes zu tun, die nur in einem Untersuchungsausschuss zu verwirklichen wären. Wenn Sie vermuten, dass es eine gesetzgeberische Lücke gibt, dann könnten Sie über eine parlamentarische Initiative versuchen, Gesetze zu verändern. Das ist keine Frage, die in einem Untersuchungsausschuss zu klären ist. Hier sind auch keine Fragerechte tangiert. Wenn Sie eine Lücke vermuten, können wir darüber reden. Diese Frage hat aber damit, worum es in dieser Debatte im Kern geht, überhaupt nichts zu tun. Es stimmt auch nicht, dass die Finanzaufsicht keine Kontrolle ausgeübt habe. Ich habe Ihnen eben haarklein dargestellt, welche Kontrollberichte vorliegen. Über deren Qualität können Sie sich gerne selbst ein Bild machen; diese sind Ihnen ja zugänglich. (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Also war die Regierung schon eher unterrichtet!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620905300
Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1620905400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620905500
Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1620905600
Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1620905700




(A) )


(B) )

Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1620905800

(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Natürlich!)


Aber Kontrollen haben stattgefunden.

Es geht heute nicht darum, wie wir unser parlamenta-
risches Informationsrecht einfordern und ob wir kolle-
gial versuchen – da schließe ich selbstverständlich auch
die Parlamentarier der Koalition ein –, alle wichtigen In-
formationen aus der Regierung herauszukitzeln, sondern
es geht darum, ob wir einer populistischen Kleinfraktion
auf den Leim gehen und einen Untersuchungsausschuss
einrichten wollen, der ausschließlich ihrem Wahlkampf
dient und damit eher zur Verwirrung als zur Stabilisie-
rung des Finanzmarktes beiträgt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620905900

Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort dem

Kollegen Troost.


Dr. Axel Troost (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620906000

Nachdem es hier jetzt mehrfach angesprochen wor-

den ist, möchte ich, da einige das vielleicht nicht wissen,

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(C (D larstellen: Die Geheimschutzstelle ist nicht irgendeine ibliothek, in der sich Tausende Dokumente befinden, ie man einsehen kann, sondern dort werden zur Verfüung gestellte Dokumente zur Einsicht bereitgehalten. an kann natürlich nur solche Dinge einsehen, zu denen uch Dokumente erstellt worden sind. Hier wird die ganze Zeit am Thema vorbeigeredet. Es eht nicht um die Frage, wie das Krisenmanagement bei er HRE im Jahre 2008 abgelaufen ist. Es geht vielmehr m die Frage, ob, ohne dass eine entsprechende Sonderrüfung stattgefunden hat, die fünfjährige Verjährungsrist schon abgelaufen ist und ob sich aus dem Ablaufen ieser Verjährungsfrist Risiken ergeben haben, die nun ie Steuerzahler und Steuerzahlerinnen zu bezahlen haen. Ich möchte in diesem Zusammenhang nur darauf hineisen: Es gab schon im Jahre 2003 im Zusammenhang it der HRE einen Artikel im Handelsblatt, der sich mit er Frage einer Bad Bank für die HRE beschäftigte. ber das Thema wird also in der Tat seit fünf Jahren disutiert. Darum, nur darum geht es bei der Untersuchung. ll das, was Sie hier vortragen, hat mit dem eigentlichen ntragsgegenstand überhaupt nichts zu tun. (Beifall bei der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Stimmt doch nicht!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620906100

Herr Kollege Schultz.


Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1620906200

Lieber Herr Kollege Troost, drei Bemerkungen zu Ih-

er Intervention.

Erstens. Die Frage nach Ablauf der Verjährungsfrist
st einer von zahlreichen Punkten in der Begründung Ih-
es Antrags auf Einsetzung eines Untersuchungsaus-
chusses.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Ein zentraler!)


ch bin überzeugt davon, dass darüber in einer der nächs-
en Sitzungen des Finanzausschusses ordentlich disku-
iert werden kann. Aus meiner subjektiven Erinnerung
eraus war das bislang kein wesentlicher Diskussions-
unkt in der Debatte um die HRE gewesen. Wenn Sie
as nachholen wollen, machen wir da selbstverständlich
it.

Zweitens. Selbstverständlich liegen in der Geheim-
chutzstelle die Dinge, die die Bundesregierung für rele-
ant zur Information über bestimmte Fragen, die sie
ffentlich nicht beantworten kann, hält. Wenn ein Unter-
uchungsausschuss eingesetzt würde, würde man ja auch
icht mit dem Rollkommando irgendeiner Staatsanwalt-
chaft das Bundesfinanzministerium oder die BaFin auf-
uchen, sämtliche Akten mitnehmen und diese dann
urchwühlen. Vielmehr müsste man auch im Rahmen ei-
es Untersuchungsausschusses über Fragen Auskünfte
on der Bundesregierung einfordern


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die bekommt er ja nicht!)







(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

und würde dann als Antwort von der Bundesregierung
das geliefert bekommen, was sie nach bestem Wissen
und Gewissen für informationsrelevant hält. Insofern
macht das keinen Unterschied.

Drittens. Wenn Sie mehr wissen bzw. mehr Doku-
mente einsehen wollen als die, die in der Geheimschutz-
stelle vorliegen, müssen Sie danach fragen. Wir werden
uns dem nicht versperren und gerne dazu beitragen, dass
die Datenbank, die bisher schon über IKB und HRE an-
gelegt wurde – das ist ja schon ein ziemlicher Oschi –,
weiter angereichert wird.

Dem Informationsbegehren des Parlaments steht
nichts entgegen. Dafür bedarf es keines Untersuchungs-
ausschusses.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620906300

Nächster Redner ist der Kollege Gerhard Schick,

Bündnis 90/Die Grünen.


Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620906400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es wäre sinnvoll, wenn die FDP auf dem Boden bleiben
würde. Denn die große Speerspitze der Aufklärung hat
sich im letzten Spätsommer leider in die Büsche geschla-
gen, als es um einen Untersuchungsausschuss ging. Da-
her glaube ich, dass Sie an dieser Stelle etwas modester
auftreten könnten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Für meine Fraktion kann ich sagen: Wenn man wirk-
lich einen gemeinsamen Untersuchungsauftrag formulie-
ren will, dann muss man es etwas anders machen, als ei-
nen Antrag wie den heute zu beratenden vorzulegen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Da haben wir nämlich Übung!)


Es ist besser, man setzt sich einmal zusammen und
schaut sich die entscheidenden Punkte an, die untersucht
werden sollen. So etwas läuft in der Regel nicht über
Handzeichen im Parlament, sondern die einzelnen Abge-
ordneten müssen die Forderung nach Einrichtung eines
Untersuchungsausschuss unterzeichnen, bis das notwen-
dige Quorum erreicht ist. So wäre es richtig. Wir sind
aber nicht pingelig; uns geht es um die Sache. Deswegen
schauen wir uns die einzelnen Punkte genau an.

Bei der Hypo Real Estate geht es um das sechstgrößte
Finanzinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Da es
ein im DAX notiertes Unternehmen ist, ist es in beson-
derer Weise kapitalmarktrelevant. Diese Fakten muss
man im Hinterkopf haben, wenn man die Entwicklung,
die zu dieser Situation geführt hat, bewerten will.

Der Bericht des Finanzministeriums besagt, dass aus
früheren Zeiten wegen der Fristentransformation bei der
DEPFA, der irischen Tochter der Hypo Real Estate, eine
höhere Anfälligkeit für exogene Veränderungen vorhan-
den war. Das war bekannt. Es gab noch weitere Punkte
mit Blick auf die HypoVereinsbank – Herr Troost hat sie
gerade angesprochen –, die bekannt waren.

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(C (D Im März 2008 wackelte eine große amerikanische Inestmentbank, nämlich Bear Stearns, was zu einer exoenen Veränderung und zu einigen Verspannungen auf en Kapitalmärkten führte. Man hätte also erwarten könen, dass nach dem 31. März 2008 in Bezug auf das echstgrößte Finanzinstitut, bei dem eine höhere Anfäligkeit bekannt war, alle relevanten Informationen sofort nd mit höchster Wahrnehmungsstufe aufgegriffen weren. Das Finanzministerium hat aber zugeben müssen, ass das nicht der Fall war. Bei einem ersten Bericht der Finanzaufsicht, der vor em 31. März erschien, müssen wir feststellen, dass eine efassung des Abteilungsleiters nicht erfolgte. Im Auust 2008 gab es einen weiteren Bericht über die geamte Finanzwirtschaft, in dem auch die HRE-Gruppe argestellt wurde. Wir konnten feststellen, dass eine Beassung der Leitung des BMF nicht erfolgt war. Auf eine Anfrage, was die Bundesregierung organisato isch unternommen hat, um dieser Finanzkrise Herr zu erden, bekam ich die schöne Auskunft: Die Bundesreierung hat ein professionelles Krisenmanagement gechaffen. Wie passen diese Sachen zusammen? Machen Sie ich da einmal ehrlich! Man wusste doch längst, dass es rstens im März 2008 einen exogenen Schock gab und ass zweitens das sechstgrößte deutsche Finanzinstitut erstärkt anfällig ist. Trotzdem behauptete der Finanzinister, die deutsche Finanzwirtschaft sei stabil aufge tellt. So haben das Finanzministerium und damit die undesregierung, die Sie tragen, auf die Krise reagiert. as ist grobe Fahrlässigkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Soll er sagen, der Finanzmarkt ist instabil? Was würde denn dann passieren?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man kann also sagen: Noch bevor es Ende September
ei der Hypo Real Estate richtig zum Krachen kam, hat
an alle möglichen Warnzeichen ignoriert und sich

icht auf die Krise vorbereitet. Peer Kopf-in-den-Sand
at auch in dieser Frage alle möglichen Risiken negiert,
nstatt Gegenmaßnahmen vorzubereiten. Dieses Krisen-
anagement ist alles andere als professionell gewesen.
s ist ein Holpern und Stolpern, gepaart mit der Hybris
es Finanzministers. Das muss man deutlich zu Proto-
oll geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen müssen wir jetzt dafür sorgen, dass es bes-
er wird. Die Krise – da zitiere ich den Finanzminister
on heute Morgen – wird weitergehen, und weitere
chockwellen sind abzusehen.

Damit nicht noch einmal wichtige Informationen lie-
en bleiben und es mit dem Holpern und Stolpern nicht
eitergeht, müssen wir dafür sorgen – das ist die Auf-
abe dieses Parlaments –, dass aus der Wilhelmstraße
icht nur große Töne kommen, sondern ein wirklich pro-
essionelles Krisenmanagement. Man muss sich recht-






(A) )



(B) )


Dr. Gerhard Schick
zeitig vorbereiten, um im Ernstfall gut handeln zu kön-
nen. Wir brauchen jetzt eine Aufklärung, damit nicht
weitere Steuermilliarden verloren gehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In diesem Zusammenhang ist die Frage wichtig, was
es mit dem 28. September auf sich hat. Das ist nichts,
was wir aus den Daten bezüglich der DEPFA herauslesen
können, sondern es geht darum, was das Bundes-
finanzministerium gewusst und gemacht hat. Man muss
sich folgendes Bild vor Augen führen: Für das Manage-
ment ist das Bundesfinanzministerium zuständig, und die
Kontrolle dieses Managements ist Aufgabe dieses Parla-
ments. Wir würden jeden Aufsichtsrat eines Privatunter-
nehmens von diesem Parlament aus massiv beschimpfen,
wenn er bei Verdacht einer solchen Pflichtwidrigkeit
keine unabhängige Sonderprüfung in Auftrag geben
würde. Deswegen brauchen wir in diesem Fall eine best-
mögliche Aufklärung; denn wir haben als Sachwalter der
Bürgerinnen und Bürger genau diese Aufgabe wahrzu-
nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


In diesem Zusammenhang spricht der Kollege
Schultz für die SPD-Fraktion von Luxus. Das empört
mich, Herr Schultz. Das ist nicht Luxus, sondern die
Kernaufgabe parlamentarischer Arbeit, und die müssen
auch Sie als Regierungsfraktion leisten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deswegen, glaube ich, ist es richtig, dass wir diese
Fragen jetzt gemeinsam im Ausschuss angehen. Über
die Fragenliste wollen wir jetzt keine Urheberrechtsdis-
kussion führen; ich glaube, das ist nicht der richtige Mo-
ment dafür. Ich erwarte, dass wir in der nächsten Fi-
nanzausschusssitzung – das sage ich hier für meine
Fraktion – nicht mit einem engen Zeitraster arbeiten,
sondern mit offenem Ende tagen – bis die Fragen beant-
wortet sind – und die Sache klären. Wir lassen uns nicht
länger mit immer neuen Terminen vertrösten. In der
nächsten Finanzausschusssitzung muss diskutiert wer-
den, bis die Fragen geklärt sind. Das erwarten wir.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Nichts dagegen!)


Wenn die Bundesregierung weiterhin auf das verweist
– mein Kollege Christian Ströbele hat das schon gesagt –,
was sie alles nicht sagen kann, und weiterhin mauert,
dann kann es den Untersuchungsausschuss geben. Wir
müssen ihn möglicherweise einrichten. Der Ball ist bei
der Bundesregierung. Sie entscheiden, ob Sie die Infor-
mationen auf den Tisch legen, damit wir nicht den
nächsten Schritt machen müssen.

Für Bündnis 90/Die Grünen sage ich ganz klar: Wir
sind bereit zur bestmöglichen Aufklärung. Der Ball ist
bei der Bundesregierung. Liefern Sie die Informationen.
Die Bürgerinnen und Bürger haben bei einem Fall, bei
dem es für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler um
ein Risiko von grob 100 Milliarden Euro geht, einen An-

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(C (D pruch darauf, dass die Unterlagen nicht nur in der Geeimschutzstelle liegen, sondern der Sachverhalt öffentich maximal aufgeklärt wird. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Hans-Ulrich Krüger [SPD]: Wie Herr Schultz gesagt hat!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620906500

Nächster Redner ist der Kollege Otto Bernhardt,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1620906600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Der Verlauf der bisherigen Diskussion zeigt,
ass zumindest die drei Oppositionsparteien zur Ent-
icklung bei der Hypo Real Estate noch eine ganze
eihe offener Fragen haben. Im Interesse der Zusam-
enarbeit ist es zwingend erforderlich, dass die hier ge-

tellten Fragen – das gilt insbesondere für den kritischen
unkt „fünf Jahre und ein Tag danach“ – aufgeklärt wer-
en.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Zu fragen ist, ob das sinnvollerweise durch einen Un-
ersuchungsausschuss zu geschehen hat. Darüber kann
an sicher unterschiedlicher Meinung sein. In der Tat

ommt, wer sich die Entwicklung bei der Hypo Real
state anschaut, zu dem Ergebnis, dass es dort manche
ngereimtheit gibt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja, genau!)


Man stellt sich natürlich die Frage, wie ein solches In-
titut – sechstgrößte Bank in Deutschland – über Jahre
inweg eine Finanzierung betreiben kann, obwohl jedem
ich sage das einmal so lax –, der im ersten Jahr einer
anklehre oder im ersten Semester eines betriebswirt-

chaftlichen Studiums ist, klar ist, dass es eine gewisse
erbindung zwischen den Krediten auf der einen Seite
nd der Refinanzierung auf der anderen Seite geben
uss.

Das Vorgehen, dass dieses Institut in erheblichem
mfang auf der einen Seite Kredite mit festen Konditio-
en und fester Laufzeit für zehn Jahre herausgegeben hat
nd auf der anderen Seite einen erheblichen Teil kurz-
ristig finanziert hat, funktionierte eine Zeit lang, aber je-
em war klar oder musste klar sein


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Dass es die Fahrt an die Wand ist!)


die Frage ist, warum niemand es gemerkt hat –, dass es
rgendwann einmal sein kann, dass die Refinanzierung
urzfristig teurer ist als die langfristige Ausleihe. Dann ist
an mit diesem Geschäftsmodell am Ende, um es ganz

lar zu sagen. Eine Zeit lang funktionierte das prima; ich
abe mir die Zahlen einmal angesehen. Sie haben in der
egel 4 Prozent Zinsen auf der einen Seite bekommen






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
und für 3 Prozent auf der anderen Seite eingekauft.
1 Prozentpunkt bei einer Bilanzsumme von 400 Milliar-
den Euro macht einen Rohertrag von 4 Milliarden.
3 Milliarden Euro brauchte man für den Aufwand,
1 Milliarde Euro war Gewinn.

Jetzt sind wir in der Situation, dass sie ohne unsere
Hilfe gar kein Geld bekommen würde. Aber selbst mit
unseren Bürgschaften – das ist einer der Gründe, warum
wir da leider stärker eingreifen müssen – muss sie deut-
lich mehr für die Refinanzierung zahlen, als sie auf der
anderen Seite bekommt. Das heißt, sie hat zurzeit täglich
operative Verluste. Das ist – ganz simpel dargestellt –
die Situation.

Vor diesem Hintergrund, glaube ich, ist es notwendig,
dass wir uns trotz des völlig überfüllten Kalenders in un-
seren Sitzungen des Finanzausschusses – ich habe
manchmal den Eindruck, die Arbeit bestehe zurzeit fast
nur aus Finanzpolitik – die Zeit für dieses Thema neh-
men. Denn die Debatte hat mir gezeigt, dass es hier im
Raum Misstrauen gibt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Reichlich!)


Nicht gut fand ich Ihren Hinweis, Herr Kollege Gysi,
dass vielleicht einige nicht bereit sind, aufzuklären, weil
irgendwo Spenden gezahlt werden. Ich finde, das passt
nicht in diese ernste Debatte, Herr Kollege. Meine Be-
reitschaft, aufzuklären, hat damit nichts zu tun. Ich weiß
gar nicht, was da geflossen ist; es wird immer irgendwie
veröffentlicht. Ich glaube, diese Verbindung sollte man
nicht herstellen.

Mir geht es um etwas ganz anderes. Wenn diese Fra-
gen nicht aufgeklärt werden – das ist nur über die Öf-
fentlichkeit möglich,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist das in einer Demokratie!)


so nett es in internen Gremien auch ist –, dann steht im
Raum Zweifel, und aus Zweifel wird Misstrauen. Des-
halb kann ich nur sagen – ich hoffe, es wird so kommen –,
dass sich insbesondere der in dieser Debatte heftig ange-
griffene Finanzminister möglichst selber dieser Diskus-
sion im Ausschuss stellen sollte. Ich glaube, das ist für
ihn und für uns wichtig.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Er sollte kommen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620906700

Herr Kollege Bernhardt, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Koppelin?


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1620906800

Aus Schleswig-Holstein immer besonders gern.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: HSH lässt grüßen!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1620906900

Herr Kollege Bernhardt, herzlichen Dank. – Ich finde

es erfreulich, dass Sie anerkennen, dass die Fragen, die
aus den Oppositionsfraktionen kommen, berechtigt sind

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(C (D nd einer Aufklärung bedürfen. Ich habe den Eindruck, ass Sie selber auch noch Fragen haben. Ich darf Sie erstens fragen: Sie sind Mitglied dieser oalition. Diese Koalition stellt ja bekanntlich den Fianzminister; es ist zwar nicht Ihre Partei, aber Sie haen vielleicht eher den Zugang zu ihm als wir. Wären ie bereit, uns hier zuzusagen, dass Sie massiv beim Fianzminister intervenieren werden, damit die Fragen, uch speziell die Fragen meiner Fraktion, (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und meine!)


ndlich zügig beantwortet werden, und zwar so, dass die
ntworten Aufschluss bringen oder dass wir damit ar-
eiten können? Das war ja eines der großen Probleme
isher.

Ich darf zweitens fragen: Wie beurteilen Sie eigent-
ich, dass das Finanzministerium bei so einer ernsten
iskussion – Ihr Beitrag geht in die gleiche Richtung –
neift? Wäre es nicht besser, wenn das Finanzministe-
ium hier heute einen Redner stellen würde, der im Na-
en des Finanzministeriums erklärt, dass es bereit ist,

lle offenen Fragen zügig zu beantworten? Dann hätte
ich die Frage der möglichen Einsetzung eines Untersu-
hungsausschusses vielleicht erledigt.


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1620907000

Zunächst meine Antwort auf Ihre zweite Frage: Das

inanzministerium ist hier durch einen Parlamentari-
chen Staatssekretär hochkarätig vertreten.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Er sitzt aber nur da!)


ennoch hätte es nicht geschadet, wenn das angegriffene
inanzministerium in dieser Debatte gesprochen hätte.

Um auf Ihre erste Frage zu kommen: Ich werde dem
inanzminister dringend empfehlen, sich Ihren Fragen-
atalog, den Fragenkatalog der FDP, der meines Erach-
ens den überwiegenden Teil der offenen Fragen richtig
rfasst, anzusehen. Ich kann dem Ministerium nur emp-
ehlen, diese Fragen im Detail zu beantworten und er-
änzend eine weitere Beratung im Finanzausschuss zu
iesem Thema anzusetzen, bei der der Finanzminister
öglichst anwesend ist.

Eines ist für mich klar: Die Einsetzung eines Untersu-
hungsausschusses zu beantragen, ist das gute Recht der
pposition. Wenn die Fragen der drei Oppositionsfrak-

ionen nicht hinreichend beantwortet werden – übrigens
aben auch die Abgeordneten der Koalitionsfraktionen
ragen –, werden sie die Einsetzung eines Untersu-
hungsausschusses beantragen. Das ist ihr gutes Recht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja! So ist das!)


Ich sage Ihnen aber: Ich bin mir nicht sicher, ob das
er beste Weg ist, die Geschehnisse aufzuklären. Kol-
ege Gysi hat zwar gesagt, seine Fragen seien so leicht
u beantworten, dass die Aufklärung in wenigen Wochen
bgeschlossen sei. Nimmt man einen Kalender zur
and, stellt man aber fest: Wenn wir die Beratungen
icht bis zum 3. Juli dieses Jahres beendet haben, ist das






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
Thema erledigt; wer weiß, welche Bereiche noch bis zur
Sommerpause geklärt werden müssen.

Wenn die drei Oppositionsfraktionen zu dem Ergeb-
nis kommen, dass die Einsetzung eines Untersuchungs-
ausschusses notwendig ist, wird das selbstverständlich
getan. Dann werden wir konstruktiv mitarbeiten. Ich
glaube aber, dass das Ministerium in der Lage sein wird,
die von Ihnen gestellten Fragen zu beantworten. Diese
Chance sollte es nutzen.

Jetzt wissen wir, welche Fragen die Linken haben. Im
Grundsatz kennen wir auch die Fragen der Grünen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe unseren Fragenkatalog hier! Ich kann ihn Ihnen geben!)


Dem Ministerium ist also bekannt, wo noch Informa-
tionsbedarf besteht. Deshalb bleibe ich dabei: Das Mi-
nisterium sollte die offenen Fragen kurzfristig umfassend
beantworten. Ich bin sicher, dass im Finanzausschuss
schon relativ bald eine weitere Beratung stattfinden
wird. Dann muss die Entscheidung fallen.

Ich sage an dieser Stelle sehr deutlich: Die Vorfälle,
die sich bei der HRE ereignet haben, sind von ganz be-
sonderer Qualität. Sie müssen umfassend aufgeklärt
werden. Allerdings habe ich Zweifel, dass der Weg, ei-
nen Untersuchungsausschuss einzusetzen, richtig ist. Ich
hoffe, dass das Ministerium seine Chance nutzt und da-
für sorgt, dass wir umfassend informiert und aufgeklärt
werden, ohne dass es der Einsetzung eines Untersu-
chungsausschusses bedarf.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620907100

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Carsten Schneider, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Bravo! Guter Mann!)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1620907200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Man merkt: Der Wahlkampf wirft seine Schatten voraus.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat nichts mit Wahlkampf zu tun!)


Bereits heute Morgen um 9 Uhr haben wir eine Debatte
geführt, in der es unter anderem darum ging, als letzte
Möglichkeit das Instrument der Enteignung vorzusehen,
um im Hinblick auf den Finanzmarkt die Interessen des
Staates und des Allgemeinwohls zu wahren.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sehr richtig!)


Obwohl wir über dieses Thema bereits heute Morgen
sehr ausgiebig diskutiert haben, gibt es jetzt noch
75 Minuten obendrauf. Ehrlich gesagt habe ich aller-
dings den Eindruck, dass alle Fragen in dieser Debatte
bereits beantwortet worden sind.

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(C (D (Lachen bei der FDP und der LINKEN – CarlLudwig Thiele [FDP]: Von wem denn? Das ist ja unglaublich! – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das sind große Worte, Herr Kollege!)


Herr Kollege Gysi, vielleicht sehen Sie das deshalb
nders, weil in der Debatte heute Morgen nicht Sie gere-
et haben, sondern Ihr Kollege Lafontaine. Es scheint,
ls hätten Sie vereinbart, dass jeder von Ihnen 15 Minu-
en Redezeit hat. Das nehme ich gerne hin. Schließlich
aben wir jetzt noch ein bisschen Zeit.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Zum Thema, Herr Kollege! Welche Frage ist heute beantwortet worden?)


Bisher ging es darum, ob es zur Aufklärung der Vor-
ommnisse im Umfeld der Hypo Real Estate der Einset-
ung eines Untersuchungsausschusses bedarf. Im Mittel-
unkt standen die von der Fraktion Die Linke gestellten
ragen. Außerdem wurde gefragt, warum sich die Bun-
esregierung heute nicht zu diesem Thema äußert. Das
st ganz einfach: Die Einsetzung eines Untersuchungs-
usschusses ist ein Kernrecht des Parlaments. Der
espekt der Bundesregierung vor dem Parlament gebie-

et es, dass sich die Bundesregierung nicht einmischt.
as Parlament muss sich mit dieser Frage befassen und

etztendlich auch entscheiden; das ist doch klar.


(Lachen bei der LINKEN)


Ich verstehe nicht, warum Sie jetzt lachen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Weil Sie das nie im Leben ernst meinen können!)


ollen Sie etwa im Ernst, dass die Bundesregierung
agt, dass sie keinen Untersuchungsausschuss will?


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Informationen können einen Untersuchungsausschuss überflüssig machen!)


ber diese Frage muss im Parlament und im Finanzaus-
chuss diskutiert werden. Dort muss die Möglichkeit be-
tehen, Fragen zu stellen. Dann muss das Parlament eine
ntscheidung treffen.

Im Übrigen tagt gerade das SoFFin-Kontrollgremium,
as wir im Zuge der Gesetzgebung zur Stabilisierung der
inanzmärkte eingesetzt haben. Ich hätte es, ehrlich ge-
agt, nicht schlecht gefunden, wenn ich an dieser Sitzung
ätte teilnehmen können. Das ist aber leider nicht mög-
ich.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie hätten hier ja nicht reden müssen!)


Herr Thiele, ich glaube, dass das Thema, um das es
eht, der Aufklärung bedarf. Daher ist es durchaus sinn-
oll, dass sich auch die SPD-Fraktion zu Wort meldet
nd mit denjenigen, die sich in diesem Bereich engagie-
en, diskutiert.

Ich habe mit Interesse zur Kenntnis genommen, dass
ie Tagesordnung des Finanzausschusses voll und die
eit, in der er tagen kann, begrenzt ist. Herr Kollege
oppelin, wie Sie wissen, tagt der Haushaltsausschuss






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

oft stundenlang. Mit den Vorkommnissen bei der Hypo
Real Estate haben wir uns sogar nächtelang herumge-
schlagen.


(Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Stimmt! Ihr fangt aber erst nachmittags an! Wir fangen schon morgens an! Das ist der Unterschied!)


Alle Fragen, die von den Abgeordneten der Opposi-
tionsfraktionen, aber auch von den Abgeordneten der
Koalitionsfraktionen gestellt worden sind, wurden im
Ausschuss beantwortet. Das gilt übrigens auch im Hin-
blick auf die kleine Anekdote mit Herrn Sanio, auf die
Herr Kollege Schultz hingewiesen hat. Von daher wurde
dem Wunsch nach Aufklärung sowohl im Haushaltsau-
schuss als auch im Finanzausschuss bisher in vollem
Umfang Genüge getan.

Die Fragen, mit denen sich, wie Sie es fordern, ein
Untersuchungsausschuss befassen soll, sind weder im
Haushaltsausschuss noch im Kontrollgremium – es tagt
zwar geheim; aber diese Anmerkung darf ich machen –
gestellt worden. Warum nutzen Sie nicht die vorhande-
nen parlamentarischen Möglichkeiten und Rechte, Aus-
kunft zu erlangen? Das erschließt sich mir nicht.


(Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das machen wir doch!)


Sie können Ihre Fragen stellen, und die Fragen sollen
auch beantwortet werden. Das ist Usus. Niemand hat ein
Interesse daran, etwas zu verschleiern.

Aber Sie müssen auch die besondere Situation, in der
wir gerade sind, sehen. Das ist natürlich ein Trial-and-
Error-Prozess. Niemand hat voraussehen können, wie
sich die internationalen Kapitalmärkte im letzten halben
Jahr entwickelt haben. Dann aber den Mitarbeitern der
Abteilung VII des Bundesfinanzministeriums, die Tag
und Nacht die Finanzmarktaufsicht wahrnehmen, vorzu-
werfen, sie würden nicht tätig, ist eine Dreistigkeit und
Unverschämtheit.


(Beifall bei der SPD – Zuruf der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


– Frau Kollegin Höll, Sie scheinen sich nicht bewusst zu
sein, was diese Mitarbeiter in den vergangenen Monaten
geleistet haben.

Im Übrigen: Im Aufsichtsrat der Hypo Real Estate
– das sage ich auch in Richtung der Kollegen von der
FDP-Fraktion – saß weder ein Mitglied der Bundesregie-
rung noch ein Mitglied des Parlaments. Da saßen Ihre
Freunde aus dem Unternehmens- und Bankenbereich
– auch ein ehemaliger Bundesbankpräsident, nämlich
Herr Tietmeyer, und zwar nicht nur bei der Hypo Real
Estate, sondern früher auch bei der DEPFA – und wur-
den sehr gut dafür bezahlt, die Aufsicht zu führen. All
diesen Aufsehern ist bezüglich der Finanzierung nichts
aufgefallen. Aber dem Deutschen Bundestag und der
Bundesregierung habe etwas auffallen müssen, sie hätten
das letztendlich früher erkennen müssen? Das ist doch
hanebüchen.

Meine Damen und Herren, ich halte viel von dem In-
strument des Untersuchungsausschusses. Die Einsetzung
eines Untersuchungsausschusses ist parlamentarisches

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(C (D echt. Aber man muss aufpassen, dass man dieses Intrument nicht entwertet. Ihre Forderung ist nichts anderes als eine Wahlkampfosse. Wenn Sie, liebe Kollegen von der Linksfraktion, irklich ein politisches Interesse an Aufklärung hätten, ätten Sie sich mit den anderen beiden Oppositionsfrakionen, mit der FDP und den Grünen, zusammengesetzt nd einen Katalog von Fragen, mit denen sich ein solcher ntersuchungsausschuss befassen soll, abgestimmt. So ätten Sie ein reales Interesse an der Einsetzung eines solhen Ausschusses gezeigt. Das haben Sie nicht getan; von aher kann ich das nur als Wahlkampfklamauk abtun. Herr Kollege Schneider, gestatten Sie eine Zwischen rage des Kollegen Thiele? Gern. Herr Kollege Schneider, Sie haben in Ihrem Redebei rag einleitend darauf hingewiesen, dass aus Ihrer Sicht lle Fragen beantwortet seien. Ich bringe hier nur als eispiel dafür, dass diese Fragen nicht beantwortet sind, ine Frage aus der Kleinen Anfrage meiner Fraktion auf rucksache 16/10417, und zwar Frage 15: Gab es nach dem Erwerb der irischen DEPFA plc einen Hinweis oder die Forderung der BaFin an das Bundesministerium der Finanzen fungsrechte auf die DEPFA auszuweiten? ntwort der Bundesregierung: Auch nach Auffassung der BaFin unterliegt die DEPFA plc als juristische Person des irischen Rechts der Hoheitsgewalt des irischen Staates, so dass unter völkerrechtlichen Gesichtspunkten eine einseitige Ausweitung der Prüfungsrechte der BaFin durch den Bundesgesetzgeber ausscheidet. Wie man eine klare Frage durch eine Nichtantwort icht beantwortet, ist hier exemplarisch dargestellt. enn es ist nichts darüber gesagt worden, ob sich die ufsicht an das Finanzministerium gewandt hat; genau as war aber der Kern der Frage. Wenn die Bundesregieung klare Fragen so unklar beantworten zu können laubt, sind die Zweifel nicht ausgeräumt, sondern vertärkt. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620907300
Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1620907400
Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1620907500

ehen Sie das auch so, Herr Kollege Schneider?


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1620907600

Nein, das sehe ich nicht so, lieber Kollege Thiele. Im

egenteil, alle Fragen, die in den Sitzungen des Haus-
altsausschusses sowie in dem geheim tagenden Kon-
rollgremium gestellt worden sind, sind von allen Betei-
igten – vom Bundesfinanzminister, vom zuständigen
bteilungsleiter sowie vom Staatssekretär – ausreichend
nd umfassend beantwortet worden. Von daher teile ich
hre Auffassung nicht.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)


(Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Ich will gerne auch noch eine Frage der Kollegin Höll
beantworten, wenn das zur Aufklärung beiträgt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620907700

Frau Kollegin Höll, Sie können eine Zwischenfrage

stellen.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620907800

Herr Kollege Schneider, könnten Sie wenigstens zur

Kenntnis nehmen, dass nach Meinung mehrerer Abge-
ordneter, die Mitglied des Finanzausschusses sind, we-
der der Herr Finanzminister noch die Beamten des Fi-
nanzministeriums schlüssige Antworten auf unsere
Fragen im Finanzausschuss gegeben haben? Seit Sep-
tember stellen wir, über die Fraktionsgrenzen hinweg,
entsprechende Fragen. Das ist doch wohl ausreichend
dafür, zu behaupten, dass die Fragen nicht eindeutig be-
antwortet worden sind, und zu fordern, das Parlament
noch einmal mit diesen Fragen zu befassen. Stimmen Sie
mir zu, dass es sehr wichtig ist, diese Fragen jetzt zu klä-
ren? Es geht darum, für die Zukunft endgültig Klarheit
darüber zu haben, wie die Dinge strukturiert sein müs-
sen, damit so etwas nicht noch einmal passiert.


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1620907900

Verehrte Kollegin Höll, ich kann Ihnen keine Aus-

kunft darüber geben, was im Finanzausschuss bespro-
chen wurde, weil ich nicht an der entsprechenden Sitzung
teilgenommen habe. Ich kann Ihnen nur sagen: Bei den
Sitzungen des Haushaltausschusses, an denen ich teilge-
nommen und in denen ich – ebenso wie viele andere Kol-
legen, auch Kollegen aus Ihrer Fraktion – Fragen gestellt
habe, sind diese Fragen von den verantwortlichen Perso-
nen ausreichend und umfänglich beantwortet worden. Et-
was anderes kann ich leider nicht sagen. Sie tun dem
Ganzen unrecht, wenn Sie hier mit Vermutungen und Be-
hauptungen in die Debatte gehen und diese dann als
Wahrheit verkaufen. Das, was Sie sagen, ist einfach nicht
richtig.

Sicherlich bin auch ich der Meinung, dass es im Rah-
men der Finanzaufsicht noch Regelungs- und Ände-
rungsbedarf gibt. Das gewährleistet die Bundesregierung
allerdings mit ihrem im Zulauf befindlichen Gesetzent-
wurf. Ob wir ihn abschließend so beschließen, müssen
wir dann entscheiden. Nichtsdestotrotz ist eine Betrach-
tung der Risiken vom heutigen Standpunkt aus, also im
Nachhinein, etwas ganz anderes als eine Risikobetrach-
tung vor einem Jahr. Es bringt nichts, jetzt klug daherzu-
reden und zu sagen, Sie hätten das alles gewusst und ge-
sehen. Das gilt auch für Herrn Lafontaine, der natürlich
immer alles wusste; aber das ist ja bekannt.

Kollege Bernhardt hat auf die Fristenkonkurrenz und
die Kenntnisse hingewiesen, über die sogar jemand im
ersten Jahr einer Banklehre verfügt. Diese These teile
ich. Allerdings betrifft dies nicht nur die Hypo Real Es-
tate. Schauen Sie sich vielmehr die amerikanischen Ban-
ken an, die kapitalmarktabhängig und nur gering über
Einlagen finanziert sind: Es gibt in den USA praktisch

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(C (D eine Investmentbanken mehr nach klassischem Modell. ies ist also kein rein deutsches Problem. Herr Kollege Schneider, gestatten Sie eine weitere usatzfrage des Kollegen Koppelin? Nein, Kollege Koppelin. Ansonsten gern; aber ich eine, dass jetzt genug gesagt worden ist. Ich bin der uffassung, dass wir mit dieser Debatte zum Ende komen sollten. Selbst wenn ich noch Redezeit habe, ver ichte ich jetzt gern darauf. Die Bundesregierung hat die öglichkeit, im Finanzausschuss und im Haushaltsaus chuss alle Fragen zu beantworten natürlich auch hier, Herr Kollege Koppelin –, weil nieand etwas zu verbergen hat. Vor allen Dingen müssen wir uns damit beschäftigen dies soll im April in London geregelt werden –, wie ir in Zukunft den Finanzmarkt stärker regulieren, kon rollieren und für ihn im Interesse des Gemeinwohls Veraltensregeln aufstellen. (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht nur in London! Es gibt auch Hausaufgaben in Deutschland zu machen!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620908000
Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1620908100

(Jürgen Koppelin [FDP]: Hier!)


(Jürgen Koppelin [FDP]: Na, na!)


ch bin gespannt, ob die FDP diesen Vorschlägen dann
atsächlich folgen wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620908200

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/12130 zur federführenden Beratung an
en Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
chäftsordnung und zur Mitberatung an den Finanzaus-
chuss vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? –
as ist der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlos-

en.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 21 sowie Zusatzpunkt 9
uf:

21 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und SPD

Sicherheit, Stabilität und Demokratie im Süd-
kaukasus fördern

– Drucksache 16/12102 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
ZP 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Rainder
Steenblock, Marieluise Beck (Bremen), Volker
Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Demokratie und Sicherheit im Südkaukasus
stärken

– Drucksache 16/12110 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Markus Meckel, SPD-Fraktion.


Markus Meckel (SPD):
Rede ID: ID1620908300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wir widmen uns jetzt einer Region in unserer
europäischen Nachbarschaft, die im letzten Jahr die
ganze Welt in Schrecken versetzt hat, und zwar als in
Georgien ein Krieg ausbrach – für manche Insider nicht
ganz unerwartet, aber insgesamt doch unerwartet –, der
viele Fragen aufgeworfen hat und der uns bis heute nicht
in Ruhe lässt, weil die Folgen in keiner Weise bearbeitet
oder ausgestanden sind.

Ich halte es für wichtig, die kurz vorher vom Bundes-
außenminister in Bezug auf Abchasien gestartete Ver-
söhnungsinitiative hervorzuheben, die nicht nur damals
unmittelbar durch die Konfliktparteien im Rahmen des
Krieges und seiner Folgen beiseitegewischt wurde, son-
dern auch speziell durch die spätere Anerkennung Ab-
chasiens und Südossetiens durch Russland, welche wir
in keiner Weise akzeptieren können.

Ich finde es wichtig, dass wir heute über unseren An-
trag diskutieren und dass sich Bündnis 90/Die Grünen
mit einem eigenen Antrag der damit verbundenen Inten-
tion angeschlossen haben. Denn wir dürfen diese Region
nicht aus dem Auge verlieren, indem wir gewissermaßen
einfach zum außenpolitischen Tagesgeschäft zurückkeh-
ren. Krisen haben wir in anderen Bereichen genug; da-
rüber ist auch in der vorigen Debatte intensiv diskutiert
worden.

Dass wir hier aufmerksam bleiben, ist aus vielerlei
Gründen wesentlich. Erstens ist der Südkaukasus weiter-
hin eine Region voller Krisen und Konflikte, die keines-
wegs eingefroren sind, wie von manchen über Jahre hin-
weg behauptet wurde. Zweitens ist es eine Region, die
eine Verbindung zu Zentral- und Südwestasien darstellt
und nicht zuletzt für unsere Energieversorgung von Be-
deutung ist. Im Laufe der letzten anderthalb Jahre haben
wir deutlich gemerkt, wie notwendig es ist, dass wir in
unserer Energieversorgung unabhängig von Russland
werden. Vor diesem Hintergrund spielt die Nabucco-

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(C (D ipeline eine Rolle, die wesentlich mit dieser Region zuammenhängt. Drittens ist es aber auch eine Nachbarreion, die als Kulturregion über Jahrhunderte wesentlich it Europa verbunden war und erst im 20. Jahrhundert urch die jahrzehntelange Einbeziehung in die kommuistische Sowjetunion ein Stück weit aus dem Blickfeld uropas geraten ist. Die Nachkriegssituation in Georgien ist keineswegs eruhigend oder befriedigend. Es gibt verschiedene Iniiativen, zum Beispiel die Beobachtermission der Euroäischen Union, die eine bedeutende, aber auch sehr chwierige Arbeit leistet, jedoch nach wie vor keinen ermanenten Zugang zu Südossetien und Abchasien hat. lücklicherweise – das ist einer der kleinen Erfolge der enfer Gespräche im Februar – wird der Zugang für in ernationale Beobachter wenigstens bei akuten Vorfällen rmöglicht, (Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


nd es wurde immerhin ein heißer Draht zwischen den
onfliktparteien geschaffen. Wir müssen jetzt besonders
arauf achten, dass die Genfer Gespräche in Zukunft
icht nur für die praktischen Fragen, sondern auch für
ie grundsätzlichen Fragen einen angemessenen Rah-
en bieten. Da wird noch viel Arbeit nötig sein, insbe-

ondere um Russland davon zu überzeugen; denn bisher
ar man nicht bereit, einen neuen Termin festzulegen.

Russland ist in besonderer Weise zu konstruktiver Zu-
ammenarbeit aufgerufen. Angesichts der russischen
olitik und insbesondere vor dem Hintergrund des russi-
chen Vorschlags, die europäische Sicherheitsarchitektur
iteinander zu diskutieren, sollte Russland sehr genau

rüfen, ob gerade das Verhalten im Südkaukasus einem
olchen Anliegen – das man durchaus diskutieren kann –
irklich förderlich ist. Wenn Russland die OSZE, die es
er NATO als Sicherheitsorganisation vorzieht und für
eren Stärkung es sich stets eingesetzt hat – es ist im-
erhin eine gesamteuropäische Organisation –, immer
ieder in ihrer Arbeit behindert, sodass die OSZE-Mis-

ion in Georgien nicht fortgesetzt werden kann, sondern
ur eine Militärmission für eine begrenzte Zeit erfolgt,
ann ist das, wie ich denke, ein wirkliches Problem.

Russland hat an anderer Stelle nach dem Krieg
durchaus mit dem Interesse, sein Image zu verbessern;

ber das ist ja legitim – die Präsidenten Alijew aus Aser-
aidschan und Sarkissjan aus Armenien eingeladen, um
ine Friedensinitiative zu starten. Nun müssen wir deut-
ich sagen: Das darf keine Eintagsfliege sein, sondern
as muss nachhaltig sein. Hier ist etwas mehr Initiative
ötig. Insbesondere ist es wichtig, solche Initiativen mit
en Partnern in der Minsk-Gruppe abzusprechen und
achhaltig voranzubringen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gerade der Berg-Karabach-Konflikt ist kein eingefro-
ener Konflikt. Vielen ist hierzulande nicht bewusst, dass
s fast jede Woche zu Zwischenfällen kommt und dass
s dabei auch Tote und Verwundete gibt. Die Militäraus-






(A) )



(B) )


Markus Meckel
gaben sind – insbesondere in Aserbaidschan, aber durch-
aus auch in Armenien – immens, und manche Töne, die
man hört – ebenfalls in erster Linie aus Aserbaidschan;
glücklicherweise sind solche Töne nach dem Konflikt im
letzten August seltener zu hören –, dass man das nur mi-
litärisch lösen könne, müssen einem Sorge bereiten.
Deshalb müssen wir darauf dringen, dass die Konflikte,
insbesondere dieser Konflikt, friedlich politisch gelöst
werden. Auch wir müssen hierfür mehr Initiativen er-
greifen.


(Beifall im ganzen Hause)


Schwierig scheint mir, dass die Gesellschaften in bei-
den Ländern nicht wirklich auf eine Lösung vorbereitet
werden. Wenn man die beteiligten Politiker fragt, über
welche möglichen Kompromisse in ihrem Land disku-
tiert wird, dann muss man feststellen, dass nicht viel vor-
gebracht werden kann. Beide Gesellschaften werden auf
die Maximalpositionen eingeschworen. Das ist ein wirk-
liches Problem.

Gut ist, dass sich im Verhältnis zwischen Armenien
und der Türkei inzwischen einiges bewegt. Auch auf der
Münchner Sicherheitskonferenz wurde deutlich: Nach
dem beachtenswerten Besuch von Präsident Gül in Ar-
menien anlässlich eines Fußballspiels hat es eine Fülle
von Kontakten auf verschiedenen Ebenen gegeben. Man
hat Stillschweigen bewahrt. Gleichzeitig muss man aber
auch sagen, dass man noch nichts Konkretes gesehen
hat.

Wir unterstützen insbesondere die Hoffnung in die-
sem Land, dass dies zu einer Normalisierung, zur Auf-
nahme diplomatischer Beziehungen und dann auch zu
einer Grenzöffnung führt, die übrigens nicht nur für Ar-
menien, sondern auch für den Osten der Türkei von zen-
traler Bedeutung ist. Es ist in Europa zu wenig bekannt,
dass es auch aus dem Osten der Türkei immer wieder
Initiativen gegenüber der eigenen Regierung gegeben
hat, diese Grenze zu öffnen und damit im Hinblick auf
die wirtschaftliche Entwicklung einen wesentlichen
Schritt voranzukommen.

Ich möchte hier deutlich unterstreichen: Der Schlüs-
sel für die Bewältigung der Situation ist die Realisierung
der Demokratie. Dies geht alle drei Staaten an. In Geor-
gien hat es nach dem Krieg zwar einen gewissen Burg-
frieden innerhalb des Landes gegeben; aber inzwischen
ist auch dort der Streit wieder ausgebrochen. Es ist die
Frage zu stellen, ob die demokratischen Institutionen
wirklich funktionieren. Diese Frage ist auch hier mit
Nein zu beantworten.

Aber auch Aserbaidschan und Armenien sind von
großen Demokratiedefiziten geprägt. Die letzten Wahlen
sind in Legitimation und Verlauf fragwürdig. Übrigens:
Wenn man feststellt, dass man im Hinblick auf die Aus-
wertung der Langzeitbeobachtung nachjustieren muss
– das ist uns in der OSZE mehrfach passiert –, dann
muss man sich fragen, ob die OSZE-Beobachtung rich-
tig ausgestaltet ist. Wir sollten dieses Instrument, wie ich
finde, noch einmal genauer betrachten und größten Wert
darauf legen, dass es sich wirklich um eine Langzeit-

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(C (D eobachtung handelt, dass rechtzeitig Visa ausgestellt erden und man strategischer vorgeht. Ich möchte mit dem Blick darauf schließen, dass geade Armenien und Aserbaidschan, die beiden Konfliktartner im Hinblick auf den Berg-Karabach-Konflikt, ufgefordert werden müssen, nicht nur die Versammungsfreiheit zu gewährleisten, sondern in Zukunft ein arlament zu schaffen, das die Bevölkerung wirklich reräsentiert, Oppositionsparteien zuzulassen, sie arbeiten u lassen und ihnen einen Zugang zu den Medien zu chaffen sowie – ich glaube, das ist ganz besonders ichtig – die politischen Gefangenen freizulassen; denn ie jetzige Situation ist in keiner Weise akzeptabel. Wir sollten uns diesen Ländern mit Aufmerksamkeit, ngagement, Hilfe durch die EU und auch bilateral zuenden. In den Fragen der Demokratie sollten wir imer klare Positionen vertreten. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP und des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620908400

Nächster Redner ist der Kollege Michael Link, FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Link (FDP):
Rede ID: ID1620908500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir, die FDP, begrüßen es, dass CDU/CSU und SPD so-
ie die Grünen Anträge zum Südkaukasus vorgelegt ha-
en. Wir hatten einen eigenen Antrag eingebracht, über
en wir im Dezember letzten Jahres ausführlich disku-
iert haben. Heute haben wir das nicht wiederholt, um
icht aus rein formalen Gründen das Gleiche noch ein-
al zu behandeln. Wichtig ist, dass das Thema diskutiert
ird, und in den Ausschussberatungen werden wir ja

uch noch darüber debattieren. Vielleicht schaffen wir es
a dann doch noch, einen gemeinsamen Antrag zu erar-
eiten.

Wir haben in unserem Antrag damals ausdrücklich
etont, dass die Entwicklung im Südkaukasus leider weit
om Idealzustand entfernt ist; wir alle wissen das. Wir
aben damals gesagt, dass unsere Verweise auf die
echtsstaatlichkeit, die Medienfreiheit, die Einhaltung
er Menschenrechte und nachhaltige politische und wirt-
chaftliche Reformen keine wohlfeilen Ratschläge an die
rei Staaten sind, sondern dass das die Standards sind
das müssen wir ausdrücklich sagen –, die diese drei
taaten als Vollmitglieder im Europarat und als vollwer-

ige Teilnehmer an der OSZE unterschrieben haben.


(Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


iese Punkte sind keine Rhetorik; es handelt sich um die
elbst eingegangenen Verpflichtungen, an die wir diese






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Michael Link (Heilbronn)

drei wichtigen Partner immer wieder erinnern, auch
wenn es unbequem ist.

Wir haben dieses klare Bekenntnis, das wir leider bis-
her immer wieder mit wenig Erfolg angemahnt haben, in
Ihrem Antrag gefunden, Herr Meckel. Aber gestatten Sie
mir den Hinweis: Ich finde, der Antrag verliert sich in
manchen Punkten ein bisschen in Beliebigkeit. Der An-
trag der Grünen ist sehr viel konkreter. Deshalb bin ich
gespannt, wie wir in der Phase der Ausschussberatungen
weiterkommen.

Der Rückblick auf 2008 zeigt die massive Ver-
schlechterung der Situation im Südkaukasus. Die Kon-
solidierung autoritärer Strukturen ist in diesen drei Staa-
ten leider immer noch im Gange. Ich habe den Eindruck,
wir gehen in der Diskussion von einer Transformation
im Sinne einer linearen Bewegung aus. Es ist aber eher
eine Spirale pseudodemokratischer, aber auch autoritärer
Entwicklungen. Das kann uns nicht zufriedenstellen, vor
allem dann nicht, wenn es um Vollmitglieder des Euro-
parats geht.

Der verheerende russisch-georgische Krieg im Au-
gust 2008 hat gezeigt, wie sehr die drei südkaukasischen
Staaten im Guten wie im Schlechten miteinander ver-
bunden sind. Denn es ging beileibe nicht nur um Geor-
gien und Russland. Auch Armenien und Aserbaidschan
haben massiv darunter gelitten. Für beide waren wich-
tige Transportwege für längere Zeit unterbrochen. Das
zeigt, wie eng alles zusammenhängt. Deshalb müssen
wir dringend berücksichtigen, dass die regionale Vernet-
zung zwischen den drei Staaten das Gebot der Stunde ist.
Das ist ein weiter Weg, der aber beschritten werden
muss.

Ein demokratischer, stabiler und wirtschaftlich pros-
perierender Kaukasus ist aus unserer Sicht essenziell,
um tatsächlich dauerhafte Friedenslösungen finden zu
können. Die Lösung dieser Konflikte ist allerdings mit
der Anerkennung der Unabhängigkeit Abchasiens und
Südossetiens durch Russland unnötig und zur Unzeit
enorm erschwert worden. Russlands Missachtung der
völkerrechtlichen Prinzipien der territorialen Integrität
und Souveränität war – vorsichtig ausgedrückt – wenig
professionell und gerade auch mit Blick auf die eigene
Situation Russlands im Nordkaukasus sehr unbedacht.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


Es bleibt abzuwarten, wie sich das weiterentwickelt.

Insofern sind deutliche Worte auf der einen Seite ge-
genüber Russland angebracht, das die territoriale Integri-
tät Georgiens verletzt, aber auch gegenüber Armenien,
das die territoriale Integrität Aserbaidschans verletzt.
20 Prozent des Territoriums Aserbaidschans sind völker-
rechtswidrig besetzt. Auch dieser Zustand ist nicht halt-
bar.


(Beifall im ganzen Hause)


Wenn wir aber fordern, die territoriale Integrität zu re-
spektieren, dann muss auch die andere Seite mitmachen –
„it takes two to tango“, wie es so schön heißt. Das heißt,
Georgier und Aserbaidschaner müssen sich gegenüber

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(C (D en abtrünnigen Territorien so attraktiv verhalten, dass urch vertrauensbildende Maßnahmen zumindest wieder ine Gesprächsbasis entsteht und langfristig vielleicht ieder über Kooperationsmodelle geredet wird. Rhetorik reicht also nicht aus; es gehört auch der irkliche Wille der anderen Seite dazu, sich so zu veralten, dass wieder Vertrauen für eine Zusammenarbeit um Beispiel der Abchasen und Südosseten mit Georien und der Karabacher mit Aserbaidschan entstehen ann. Ich weiß, dass das ein sehr weiter Weg ist, aber wir üssen ihn einfordern. Gestatten Sie mir den Hinweis auf die Aktualität des anzen. Man gewinnt manchmal den Eindruck, dass ich die Geschichte fast wiederholt. Im Windschatten der lobalen Krise vollzieht sich zurzeit eine langsame Esalation: Säbelrasseln auf beiden Seiten bis in die Einelheiten wie Überflug über fremdes Territorium und erletzung der Souveränität. All das, was sich im April/ ai letzten Jahres massiv zugespitzt hat und später in en russisch-georgischen Krieg mündete, wiederholt ich jetzt weitgehend im Windschatten anderer Ereigisse. Gerade heute läuft über den Ticker, dass Russland lant, zusätzlich zu der schon beschlossenen Marinebais am Schwarzen Meer in Abchasien eine auf 49 Jahre epachtete Militärbasis zu eröffnen. Das sind Schritte eier weiteren Eskalation, die absolut nicht ins Weltbild assen. Deshalb müssen wir gegenüber den russischen artnern deutlich machen – ich hoffe, dass die Bundesreierung das auch massiv tut –, dass dies das Letzte ist, as wir brauchen können. Das Letzte, was wir als Euroäer für die Gemeinsame Außenund Sicherheitspolitik rauchen können, ist ein weiterer sich langsam anheiender Konflikt, bei dem einige im Windschatten andeer Krisen versuchen, vermeintliche Lösungen zu finden. ier müssen wir aufpassen; denn die Kriegsgefahr im üdkaukasus ist nicht gebannt. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])


Die Östliche Partnerschaft ist zurzeit das Gebot der
tunde. Sie, meine Damen und Herren von den Grünen,
prechen das in Ihrem Antrag an. Ich hätte mir aber ei-
en deutlicheren Hinweis gewünscht; denn die Stimmen,
ie wir aus dem Rat in Brüssel hören, wenn es darum
eht, wie Frankreich und Deutschland agieren, legen die
ermutung nahe, dass das aus unserer Sicht sehr wich-

ige Konzept der Östlichen Partnerschaft von Anfang an
erwässert wird. Die Östliche Partnerschaft stellt eine
eiterentwicklung der Europäischen Nachbarschaftspo-

itik dar.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: So ist es!)


ussland wollte nicht, obwohl wir es immer angeboten
aben, an der ENP teilnehmen. Wir verhandeln mit
ussland über ein ganz wichtiges Partnerschafts- und
ooperationsabkommen. Aber wir sollten diese beiden






(A) )



(B) )


Michael Link (Heilbronn)

Formate nicht vermischen; das ist außerordentlich wich-
tig. Es handelt sich um zwei verschiedene Formate.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Ja!)


– Herr Weisskirchen, die Stimmen, die wir aus dem Rat
hören, sind ziemlich eindeutig. Eine Vermischung ge-
fährdete beide Formate.

Wir wollen den Erfolg der Östlichen Partnerschaft.
Wir sollten daher diese Partnerschaft mit sechs Partnerlän-
dern, darunter drei südkaukasische – so ist es geplant –,
nicht von Anfang an verwässern. Wir sollten diese Part-
nerschaft wie geplant zu einer bilateralen Partnerschaft
ausbauen und testen, wozu die drei südkaukasischen Ge-
sellschaften im Rahmen der Partnerschaft wirklich bereit
sind. Es geht um Menschenrechte, Demokratie und Me-
dienfreiheit. Dorthin wollen wir diese Länder führen; das
alles steht auf dem Spiel.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620908600

Herr Kollege Link!


Michael Link (FDP):
Rede ID: ID1620908700

Hier können wir etwas erreichen, wenn wir gemein-

sam an der Östlichen Partnerschaft arbeiten.

Ich danke für die Geduld, Frau Präsidentin.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620908800

Nächster Redner ist der Kollege Eduard Lintner,

CDU/CSU-Fraktion.


Eduard Lintner (CSU):
Rede ID: ID1620908900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Es ist schon erwähnt worden: Der Krieg zwi-
schen Russland und Georgien hat die Aufmerksamkeit
der ganzen Welt auf Südkaukasien gelenkt und jeder-
mann drastisch vor Augen geführt, dass die dort behei-
mateten Konflikte keinesfalls „frozen“ sind, wie sie um-
schrieben werden, sondern sehr schnell in heiße Kriege
umschlagen können. Damit sind sie für den Frieden in
diesem Teil der Welt höchst gefährlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daher ist es nicht nur angebracht, sondern höchste Zeit,
dass sich nach der UNO, dem Europaparlament, dem
Plenum des Europarats und anderen Parlamenten heute
der Deutsche Bundestag mit der Situation in und unseren
Beziehungen zu den Staaten dieser Region befasst.

Seit dem Waffenstillstand von 1994 hält Armenien
rund 20 Prozent der Fläche des Nachbarn Aserbaidschan
besetzt; neben dem von Aserbaidschan beanspruchten
Gebiet Berg-Karabach unstreitig aserbaidschanisches
Territorium. Bis heute haben weder Resolutionen der
UNO und anderer multinationaler Gremien noch bilate-
rale Appelle die armenische Regierung dazu bewegen
können, eine friedliche Lösung des Konflikts endlich
ernsthaft in Angriff zu nehmen. Jetzt allerdings, da der

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(C (D rieg um Südossetien und Abchasien die gefährliche risanz solcher Konfliktlagen für alle sichtbar gemacht at, sollten alle Staaten, die dazu einen Beitrag leisten önnen, die Beteiligten nachhaltig zu einer endgültigen ösung drängen. Auch die Bundesrepublik kann dazu eien wirksamen Beitrag leisten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine Lösung dieses Problems liegt im Übrigen in un-
erem ureigenen Interesse. Der Südkaukasus hat nicht
ur eine wichtige Brückenfunktion im Hinblick auf Eu-
opa und Asien. Mit seinem Reichtum an Öl und Gas
önnen gerade Aserbaidschan und die Staaten jenseits
es Kaspischen Meeres dazu beitragen, unsere bekann-
ermaßen schon gefährliche Abhängigkeit von Russland
ei der Versorgung mit diesen lebenswichtigen Rohstof-
en zu vermindern. Mit der Nabucco-Pipeline gibt es
ine konkrete, baureife Planung in dieser Richtung.

Für den Weg zur Lösung gibt es bewährte Regeln
darauf ist gelegentlich schon hingewiesen worden –,

uf die sich die Völker aufgrund leidvoller Erfahrungen
eeinigt haben, nämlich die Regeln des Völkerrechts.
ie Geschichte lehrt uns, dass es insbesondere ein be-

timmtes Völkerrecht ist, das geradezu konstitutiv für
as friedliche und gedeihliche Zusammenleben von Völ-
ern und Staaten ist. Damit meine ich die strikte Ach-
ung der territorialen Integrität der Staaten und das Ver-
ot gewaltsamer Veränderungen von Grenzen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


berall dort, wo dieses fundamentale Völkerrechtsprin-
ip verletzt wird – genauso wie im Fall Berg-Karabach –,
erden Tausende oder sogar Millionen Menschen zu
lüchtlingen, leben die Familien generationenlang in
ot und Elend, wachsen sich Trauer und Entsetzen zu
ass aus und wächst letztlich das Streben nach Rache
nd Vergeltung. Damit setzt sich eine teuflische Spirale
n Bewegung, die im Endergebnis meist – siehe das Ge-
chehen in und um Georgien – zu einem neuen Krieg
ührt.

Aber nicht nur das unmittelbare Leid der Betroffenen
st zu beklagen. Vielmehr treten auch kollaterale Schä-
en auf. Die schwelenden Konflikte behindern oder ver-
indern gar die gedeihliche und schnelle Entwicklung
er gesamten Region. Angesichts ihrer strategischen
age und des Reichtums an dringend benötigten Roh-
toffen könnte sie im planmäßigen und friedlichen Zu-
ammenwirken ein für ihre Völker geradezu goldenes
eitalter schaffen, wenn sie sich dazu bereitfänden.

Meine Damen und Herren, der Südkaukasus muss den
chwierigen Weg zur Bereinigung der dortigen Probleme
icht ganz alleine gehen. Sowohl die EU als Institution
it den Instrumenten ihrer Nachbarschaftspolitik und ih-

em speziellen Konzept von einer östlichen Partnerschaft
ls auch einzelne Staaten wie etwa Deutschland helfen
abei. Mit dem Angebot der EU sind sehr konkrete Per-
pektiven verbunden, zum Beispiel letztlich das Modell
er Assoziierung. Dieses beinhaltet wiederum im Detail
ttraktive Verbesserungen für die Bevölkerung, so etwa






(A) )



(B) )


Eduard Lintner
Erleichterungen beim Erhalt von Visa, mehr Rechtssi-
cherheit durch den Aufbau verlässlicher Rechtsstaatlich-
keit oder etwa gemeinsame Anstrengungen im Umwelt-,
Klima- und Naturschutz.

Unser Antrag gibt, glaube ich, die Breite und Vielge-
staltigkeit unseres Angebots sehr gut wieder. Auch die
im Paket enthaltenen humanitären Hilfen für die insge-
samt 1 Million Flüchtlinge und Binnenvertriebenen und
die Unterstützung etwa beim Ausbau der Infrastruktur
kämen nicht nur dem Staat, sondern gerade dem einzel-
nen Menschen persönlich zugute. Ich möchte deshalb
die drei Staaten im Südkaukasus ausdrücklich auffor-
dern, sich auf diese intensive Zusammenarbeit auch ein-
zulassen und die gegebenen Instrumente dynamisch und
nachhaltig zu nutzen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir dürfen allerdings nicht übersehen, dass es noch
andere Mitspieler gibt, ohne deren konstruktive Mitwir-
kung sich Probleme wie die mit Berg-Karabach prak-
tisch nicht lösen lassen. Damit meine ich vor allem
Russland. Auch Russland sollte sich im eigenen Inte-
resse an der Lösung beteiligen. Dabei dürfen die Verant-
wortlichen in Moskau ruhig daran denken, dass es auch
für sie selbst von großem Vorteil sein kann, gute Bezie-
hungen zu prosperierenden Staaten in der Nachbarschaft
zu pflegen. Denn auch das lehrt die Geschichte: Von
friedlichen und geordneten Verhältnissen profitieren im-
mer beide Seiten, also ebenso die Nachbarstaaten.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Außerdem verschaffen solche positiven Schritte welt-
weit Reputation, Respekt und Anerkennung und schaf-
fen nicht Misstrauen und Ablehnung, wie dies im Falle
der Abspaltung von Südossetien und Abchasien von Ge-
orgien eben der Fall ist. Es ist eigentlich geradezu pein-
lich für das große Russland, dass außer ihm selbst nur
das ferne Nicaragua das Ergebnis des russischen Ein-
greifens völkerrechtlich anerkannt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Selbst im Kreise angeblich befreundeter Staaten wie
der in der Schanghai-Gruppe stießen die Russen auf
strikte Ablehnung und waren total isoliert.


(Dr. Hakki Keskin [DIE LINKE]: Ein Glück!)


Meine Damen und Herren, wenn schon die Argu-
mente des Völkerrechts die Russen nicht überzeugen,
bleibt zu hoffen, dass zumindest diese miserable Bilanz
sie davon überzeugt, dass sie mehr davon haben, an einer
vernünftigen Lösung mitzuwirken, statt die Lösung vor
und hinter den Kulissen zu blockieren und zu hintertrei-
ben. Um ein wenig zu dieser Bereitschaft beizutragen,
haben wir uns die Möglichkeit dieser Debatte geschaf-
fen. Ich plädiere sehr dafür, dass wir unsere Aufmerk-
samkeit weiterhin auf dieses Gebiet der Welt richten. Ich
glaube, eine solche Aufmerksamkeit kann ein Mittel
sein, das dazu beiträgt, dass die dort vorhandenen Pro-
bleme tatsächlich gelöst werden können.

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(C (D Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620909000

Ich gebe das Wort dem Kollegen Hakki Keskin, Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620909100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Nach der FDP und der Linken haben nun auch
ie Koalitionsfraktionen und die Grünen darüber nach-
edacht, wie Frieden und Stabilität im Südkaukasus ge-
ördert werden können. Leider bleiben jedoch der Koali-
ionsantrag, aber auch der Antrag der Grünen in einigen
esentlichen Punkten zu vage und unzureichend.

Wie ist die Situation? Infolge des georgisch-russi-
chen Krieges im August 2008 sind Abchasien und Süd-
ssetien von Russland und Nicaragua als unabhängige
taaten anerkannt worden. Allerdings darf nicht verges-
en werden, dass der Westen mit der Anerkennung des
osovo möglicherweise eine entsprechende Vorlage für
ieses Vorgehen geliefert hat.


(Michael Link [Heilbronn] [FDP]: Äpfel und Birnen!)


Fakt ist: Georgien wurde vor allem von den USA
assiv aufgerüstet und mit einer NATO-Beitrittsper-

pektive versehen, um die militärische Einkreisung Russ-
nds fortzusetzen. Diese Politik der Bush-Administra-

ion war und bleibt falsch,


(Beifall bei der LINKEN)


a sie den Geist des Kalten Krieges atmet. Vor diesem
intergrund ist es nicht nachvollziehbar, dass die Koali-

ionsfraktionen am NATO-Beitritt Georgiens festhalten
ollen. Dabei mehren sich selbst in den USA in der
euen Administration unter Obama kritische Stimmen,
ie für ein Umdenken plädieren.

Die Linke empfiehlt die kooperative Einbindung Russ-
ands in eine europäische Sicherheitspolitik – ich bin da-
on überzeugt, dass eine solche neue Strategie gerade für
ie Sicherheit Westeuropas von sehr großer Bedeutung
st – und darüber hinaus den Verzicht auf die Aufnahme
eorgiens in die NATO. Radikale Abrüstungsvorschläge
at neuerdings auch Obama gemacht. Zuvor hat sich auch
ussland für radikale Abrüstungsvorschläge ausgespro-
hen. In diesem Sinne sollten wir unsere Bemühungen
ortsetzen, um den Aufbau eines neuen regionalen Si-
herheitssystems im Südkaukasus zu ermöglichen.

Dies ist dringend notwendig, auch um einen erneuten
usbruch des ungelösten Berg-Karabach-Konflikts zu
erhindern, wie die vorangegangenen Redner zu Recht
nterstrichen haben. Die Moskauer Erklärung der Präsi-
enten Armeniens, Aserbaidschans und Russlands über
inen Gewaltverzicht ist ein wichtiges Signal, das unter-
tützt werden sollte.






(A) )



(B) )


Dr. Hakki Keskin
Der Berg-Karabach-Konflikt muss, bevor es zu einer
neuerlichen Eskalation kommt, friedlich und nach völ-
kerrechtlichen Prinzipien beigelegt werden. Meine Kol-
legen Markus Meckel und Herr Lintner haben sich
hierzu schon geäußert. Übrigens bemüht sich diesbezüg-
lich auch die Türkei um die Entschärfung dieser Kon-
fliktlage und um eine friedliche Lösung dieses Problems.

Wir schlagen Folgendes vor. Erstens. Zwischen den
Konfliktparteien müssen vertrauensbildende Maßnahmen
vereinbart werden. Zweitens. Die armenischen Truppen
müssen aus den besetzten Gebieten um Berg-Karabach
schnellstmöglich und vollständig abgezogen werden. Es
wurde hier schon gesagt, dass immerhin rund 20 Prozent
des Territoriums Aserbaidschans von Armenien besetzt
sind.

Im Gegenzug muss es Sicherheitsgarantien der OSZE
geben, damit die über 1 Million Flüchtlinge beider Sei-
ten in ihre Heimatorte zurückkehren können. Drittens
muss Berg-Karabach ein Höchstmaß an Autonomie un-
ter Wahrung der territorialen Integrität Aserbaidschans
gewährt werden. Alternativ dazu wären auch einver-
nehmliche Gebietsaustausche möglich.

Das Ziel müsste sein, einen dauerhaften Frieden zwi-
schen den beiden Kulturnationen Armenien und Aser-
baidschan zu ermöglichen. Dies würde zur Entspannung
nicht nur in dieser Region, sondern darüber hinaus auch
in der Welt beitragen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Eduard Lintner [CDU/CSU])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620909200

Nächster Redner ist der Kollege Rainder Steenblock,

Bündnis 90/Die Grünen.


Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620909300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich will am Anfang das unterstreichen, was auch
Michael Link gesagt hat. Wenn man sich die Situation an
den Grenzen von Südossetien und Abchasien anschaut,
dann stellt man fest, dass sie dramatischer ist, als es häu-
fig in Westeuropa wahrgenommen wird. Deshalb ist es
gut, dass wir heute über die Situation diskutieren und
versuchen, unsere national-deutschen Kräfte, die wir ha-
ben, mit den Kräften der Europäer, aber auch mit all den-
jenigen zu bündeln, die an diesem Konflikt beteiligt
sind, um zu Lösungen zu kommen.

Wir brauchen eine Deeskalation, weil sich an den
Grenzen Georgiens ein neuer Konflikt aufbaut. Wir müs-
sen sehr viel sensibler als in der Vergangenheit darauf
achten, dass dieser Konflikt nicht wieder heißläuft. Das
heißt unter anderem auch, dass wir ein großes Interesse
daran haben müssen, dass dort internationale Beobach-
tungsstrukturen aufgebaut werden, die mehr Eingriffs-
möglichkeiten bieten, als es bei unserer Monitoringmis-
sion bisher der Fall ist. Wir brauchen dort eine sehr viel
bessere Präsenz.


(Beifall im ganzen Hause)


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(C (D Die Debatte, die wir über den Südkaukasus führen, ist ine unter Freunden. Der aserische Botschafter ist heute ei uns, und auch die Vertreter der georgischen Botchaft sind da. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


as ist ein sehr gutes Zeichen. Wir diskutieren unter
reunden. Wir haben gemeinsame Interessen, ja, wir ha-
en auch wirtschaftliche Interessen. Wir sind mit dieser
egion solidarisch, und wir haben, was sich in der Mit-
liedschaft im Europarat ausdrückt, dieselben Werte, um
ie es uns geht. Diese möchte ich in Solidarität, aber
uch mit Kritik ansprechen.

Wenn man in dieser Region Frieden und Stabilität
chaffen will, dann sind Voraussetzung dafür der Aufbau
er Demokratie, die Anerkennung der Minderheiten-
echte und die Durchsetzung der Spielregeln des Europa-
ats. In dieser Beziehung gibt es noch Defizite.


(Beifall im ganzen Hause)


in zentraler Punkt – das haben mehrere gesagt –, um
tabilität herzustellen, ist die Beachtung des Völker-
echts und der territorialen Integrität. Wenn man sich
ber darauf beschränkt, wird man die Konflikte in dieser
egion nicht lösen. Schauen Sie sich die uralten Kon-

likte zwischen Abchasiern, Georgiern, Osseten usw. an!
chauen Sie sich die kulturelle Vielfalt des Kaukasus an,
ber auch die Unterschiede der vielen Völker in dieser
egion! Wir werden mit der Forderung nach territorialer

ntegrität nur dann Erfolg haben, wenn die Selbstbestim-
ungsrechte von Minderheiten sichergestellt werden.
arüber muss miteinander diskutiert werden. Wir wer-
en die Menschen dort nicht zueinanderführen können,
enn sie das Gefühl haben – das gilt auch für die kleinen
änder –, von der Mehrheit unterdrückt zu werden. Die-
es Gefühl gab es.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


nsere Solidarität und unsere Erfahrung sind wichtig,
amit dort Fortschritte erzielt werden können.

Eine Schlüsselrolle – das möchte ich zum Schluss an-
prechen – wird Russland spielen. Deshalb ist die Inte-
ration Russlands in Konfliktlösungsstrategien notwen-
ig. Ich halte es allerdings für falsch, wenn wir als
uropäische Union im Rahmen der Partnerschaft mit
en östlichen Staaten Russland als zweiten großen Part-
er etablieren. Das wird in dieser Region zu der Wahr-
ehmung führen, dass zwischen der EU auf der einen
nd Russland auf der anderen Seite ein Zwischenraum
xistiert, über den die großen Mächte reden. Das kann
icht unser Interesse sein; vielmehr sind die osteuropäi-
chen Länder und der Südkaukasus gleichberechtigte
esprächspartner der Europäischen Union und keine
erhandlungsmasse zwischen der EU und Russland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


as muss sehr deutlich werden.






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
Wir müssen den Russen klarmachen: Wir unterstützen
Zwei-plus-Eins-Gespräche, wie sie vor kurzem mit dem
Präsidenten von Armenien und dem Präsidenten von
Aserbaidschan in Moskau stattgefunden haben. Das in-
ternationale Format – Stichwort: Minsk-Forum – ist die
Konfliktlösungsstruktur.


(Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


Das Ganze darf aber nicht dazu führen – wie jetzt in
Moldau versucht wird –, dass Russland Zwei-plus-
Eins-Formate anwendet und den Schiedsrichter bei der
Lösung dieser Konflikte spielt. Wir brauchen internatio-
nale Konfliktlösungsstrategien und -strukturen, in die
alle eingebunden sind. Russland ist nicht der Player, der
dafür sorgen kann.

Ich bewerte Abchasien anders. Aus meiner Sicht hat
Russland im Zusammenhang damit keine Niederlage er-
litten. Für die Russen wäre es eine Katastrophe, wenn
Abchasien von allen europäischen Ländern anerkannt
würde und wenn dort, in Abchasien, plötzlich Botschaf-
ten aller europäischen Länder wären; das wollen die
Russen nicht. Sie sind mit der Situation der isolierten
Anerkennung durchaus einverstanden; das entspricht
nämlich ihrer Form von Nachbarschaftspolitik. Die rus-
sische Sicht ist, dass sich die anderen heraushalten.

Ich glaube, es ist wichtig, den russischen Freundinnen
und Freunden deutlich zu machen: Neoimperiale Struk-
turen sind konfliktverschärfend. Wir brauchen Konflikt-
lösungen, und dazu kommt es nur, wenn Akzeptanz vor-
handen ist.

Vielen Dank.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1620909400

Für die SPD-Fraktion gebe ich das Wort dem Kolle-

gen Steffen Reiche.


Steffen Reiche (SPD):
Rede ID: ID1620909500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrter Herr Botschafter der Republik Aserbai-
dschan! Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.
Das ist schon im Hinblick auf Israel und die EU gesagt
worden; es gilt aber auch für den Südkaukasus. Das ist
eine Gegend, wo auf kleinstem Raum besonders viele Eth-
nien mit verschiedenen Sprachfamilien und Alphabeten
miteinander leben. Die Verständigung dort ist schwierig.

Es hat die südkaukasische Union, viele Jahrzehnte
friedlichen Zusammenlebens, gegeben – bis 1989. Die
EU und Deutschland sind gefordert, sich stärker ein-
zubringen. Es geht im Südkaukasus um den Frieden in
Europa; denn diese drei Länder gehören zu Europa. Sie
brauchen und sie haben eine europäische Perspektive.
Diese drei Länder verbindet der Blick nach Europa, die
Sehnsucht nach den europäischen Werten, nach Wohl-
stand, nach unserem Rechtssystem und nach der Demo-
kratie. Die europäische Nachbarschaftspolitik war eine
wichtige Entscheidung, und es ist gut, dass dieses Anlie-
gen jetzt in der östlichen Partnerschaft intensiviert wird.

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(C (D Die europäische Nachbarschaftspolitik und die östiche Partnerschaft sind nicht etwa ein Warteraum, sonern ein Trainingsort, eine Möglichkeit zur Vorbereitung ines späteren Beitritts. Genauso wie es für die Türkei ine Beitrittsoption gibt, so gibt es – nach guter Vorereitung, nach Klärung der Konflikte – eine ebensolche erspektive für diese drei Staaten des Südkaukasus. iese Länder sollten die europäische Nachbarschaftsolitik nutzen, um die Rechtsangleichung Stück für tück voranzutreiben. Man kann den Acquis communi aire in diesen Ländern auch schrittweise einführen und amit Voraussetzungen, ja Tatsachen schaffen. Diese rei Länder können sogar versuchen, mit den türkischen emühungen Schritt zu halten bzw. die Türkei in diesem rozess in manchen Bereichen zu überholen. Meine Fraktion unterstützt und anerkennt in besondeer Weise das Bemühen der Türkei um Lösungen in dieer Region, also die Kaukasus-Plattform, vor allem den rozess, der zwischen Ankara und Jerewan mittlerweile n Gang gekommen ist und der hoffentlich noch in dieem Jahr zur Öffnung der Grenzen führen wird, zu diploatischen Beziehungen zwischen der Türkei und Arme ien und der damit eine neue Basis für den Handel wischen beiden Ländern darstellt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Russland ist gefordert, gerade weil die Region für
ussland so wichtig ist und sozusagen als weicher Un-

erleib Russlands gilt. Daher muss Russland seine eige-
en Bemühungen in dieser Region intensivieren und da-
ei im Blick behalten, dass weder die europäische
achbarschaftspolitik noch die östliche Partnerschaft
egen Russland gerichtet sind; vielmehr sind sie der not-
endige Beitrag zur Konfliktlösung. Wir leisten damit

ür diese drei Mitgliedsländer des Europarats unseren
eitrag als Partner im Europarat. Russland sollte die
ntwicklung nicht behindern, sondern eigene Impulse
eben.

Das Prinzip der territorialen Integrität von Staaten gilt
atürlich auch im Südkaukasus, sowohl für Georgien als
uch für Aserbaidschan; für Georgien im Verhältnis zu
ussland, für Aserbaidschan im Verhältnis zu Armenien.
ie Provinzen müssen so schnell wie möglich an Aser-
aidschan zurückgegeben werden.


(Beifall des Abg. Eduard Lintner [CDU/CSU])


ine maximale Autonomie für Nagornij Karabach und
ie Zukunft des Gebietes müssen dann in einem Frie-
ensvertrag geregelt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as ist im aserbaidschanischen, im armenischen und im
uropäischen Interesse, weil sich Zeitfenster irgendwann
chließen, zum Beispiel für die Entscheidung über die
abucco-Pipeline. Es wäre für alle von Vorteil, wenn
iese Pipeline durch Armenien geführt werden könnte.
ber das ist erst nach einem Friedensvertrag möglich.

Armenien ist im Prozess der europäischen Nachbar-
chaftspolitik besonders erfolgreich. Das soll und muss






(A) )



(B) )


Steffen Reiche (Cottbus)

anerkannt werden. Zugleich – das darf konstatiert wer-
den – schreitet die Anerkennung der Katastrophe für das
armenische Volk von 1915 als Genozid weiter voran.
Die Friedenslösung ist ein Fortschritt für alle, aber sie ist
nicht ohne Zumutungen für alle möglich. Die Zivilge-
sellschaften sind darauf leider viel zu wenig vorbereitet.
Die beiden Präsidenten haben hierbei eine zentrale Auf-
gabe.

Wir als Europäische Union müssen uns in besonderer
Weise darum bemühen, dass es Visaerleichterungen gibt,
wie sie im Sommer des vergangenen Jahres in Aussicht
gestellt worden sind. Deshalb bitten wir das Innenminis-
terium dringend, nun endlich alles in seiner Macht Ste-
hende zu tun, um in der EU die Voraussetzungen dafür
zu schaffen. Es stärkt die Zivilgesellschaft, wenn diese
Erleichterungen auch für die drei Länder des Südkauka-
sus gelten.


(Beifall der Abg. Markus Meckel [SPD] und Ortwin Runde [SPD])


Das gibt Entwicklungsimpulse und stärkt das Bewusst-
sein der Bürger dafür, gleichberechtigte Teile der euro-
päischen Völkergemeinschaft zu sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Fußballdiplomatie im Sommer hat Bewegung in
völlig verhärtete Beziehungen gebracht. Aserbaidschan
hat sich erfolglos um die Austragung der Fußball-Euro-
pameisterschaft im Jahr 2012 bemüht. Aber warum
sollte nicht für 2016 von zwei oder drei Staaten ein sol-
cher Antrag gestellt werden? Das wäre ein Durchbruch.

Für die südkaukasischen Völker gilt, dass sie selbst
Verantwortung für den Frieden übernehmen müssen. Wir
als Europäische Union, als Bundesrepublik Deutschland
müssen sie unterstützen. Vor allem müssen wir überle-
gen, wie zu erreichen ist, dass Goethe-Institute und die
politischen Stiftungen in allen drei Ländern präsent sind,
sodass nicht von einem Land aus die beiden anderen
Länder sozusagen mit versorgt werden müssen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Eduard Lintner [CDU/CSU])


Ich freue mich, dass Ende dieses Monats Staatsminis-
ter Erler die Region besucht. Ich werde für die parlamen-
tarische Freundschaftsgruppe an dieser Reise teilneh-
men. Vielleicht kommen wir in diesen Fragen zu kleinen
Fortschritten, die Voraussetzung für größere Fortschritte
sind.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620909600

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

das Wort der Kollege Manfred Grund von der CDU/
CSU-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Län er des Südkaukasus, also Georgien, Aserbaidschan und rmenien, sind im postsowjetischen Raum die wohl in tabilste Region. Am 8. August letzten Jahres ist aus inem der eingefrorenen Konflikte, dem Konflikt um üdossetien und Abchasien, nach wechselseitigen Prookationen ein heißer Krieg geworden – mit dem Ergebis, dass auf mittlere Frist diese Territorien für Georgien ohl verloren sind, von russischen Truppen besetzt, völerrechtswidrig anerkannt durch Russland und durch icaragua. Das ist eine Situation, die uns überhaupt icht zufriedenstellen kann. Armenien, Aserbaidschan, Nagornij Karabach, das ist er zweite eingefrorene Konflikt. 20 Prozent des aseraidschanischen Territoriums sind besetzt. Es gibt mehr ls eine halbe Million Binnenflüchtlinge. Es gibt Vertreiung. Auch da stehen sich Nachbarn in Feindschaft geenüber. Man muss den drei Ländern sagen, dass man sich eine Nachbarn nicht aussuchen kann. Das gilt für Georien in Bezug auf Russland. Russland wird immer ein roßer Nachbar sein, nicht der große Bruder, aber ein roßer Nachbar. Das gilt für Aserbaidschan und Armeien in gleichem Maße. Herr Kollege Keskin hat den Konflikt um Abchasien nd Südossetien mit der Entscheidung verglichen, das osovo völkerrechtlich anzuerkennen. Hier sind Äpfel it Birnen verglichen worden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1620909700

arum? Zum einen hat Russland in Bezug auf Südosse-
ien behauptet, es sei ein Genozid an Südosseten mit rus-
ischem Pass verübt worden. Im ehemaligen Jugosla-
ien hat es tatsächlich einen Völkermord gegeben, auch

n Teilen des Kosovo. Zum anderen ist über den Status
es Kosovo auf der Grundlage der UN-Resolution 1244
ehr als acht Jahre lang – auch unter Mitwirkung von
ussland – verhandelt worden. Letztendlich hat Russ-

and eine Lösung unterhalb der Eigenstaatlichkeit des
osovo verhindert, sodass die Situationen nicht mitein-

nder zu vergleichen sind.

Warum haben wir als Deutschland, als Europa ein so
roßes Interesse an dieser Region? Es ist unsere Nach-
arschaft, und wir haben ein Interesse, das nicht nur auf
ragen der Stabilität, sondern auch der Energieversor-
ung beruht.

Die Nabucco-Pipeline ist angesprochen worden.
serbaidschan hat sich bereit erklärt, jährlich 30 Mil-

iarden Kubikmeter Gas zum Transport nach Europa zur
erfügung zu stellen. Westeuropa braucht jährlich insge-
amt 700 Milliarden Kubikmeter Gas. Diese 30 Milliar-
en Kubikmeter Gas aus Aserbaidschan befreien uns
lso nicht von der sehr großen Abhängigkeit von Russ-
and, aber sie diversifizieren die Herkunftsländer bzw.
erkunftsquellen und machen uns etwas unabhängiger
on russischem Gasvorkommen und russischen Pipe-
ines. Diese Maßnahme ist nicht als gegen Russland ge-
ichtet zu verstehen, aber sie erhöht unsere Versorgungs-






(A) )



(B) )


Manfred Grund
sicherheit, wie auch die Pipeline durch die Nordsee dies
tun wird.

Die Europäische Union hat nicht nur den Ländern des
Kaukasus, sondern auch den Staaten Osteuropas, die
nicht Mitglied der Europäischen Union sind, eine östli-
che Nachbarschaft angeboten, also Moldau, der Ukraine,
Weißrussland und auch den Staaten des Kaukasus, um
sie in dem Raum zwischen der Europäischen Union und
Russland nicht preiszugeben. Diese Staaten sind nicht
Vorhof oder Hinterhof Russlands. Wenn sich Georgien
und auch die Ukraine in freier Selbstbestimmung aussu-
chen wollen, mit wem sie in der Sicherheitsstruktur und
-architektur kooperieren, so ist es das Recht dieser Völ-
ker, und Russland hat dagegen kein Veto einzulegen.

Das müssen wir in den Gesprächen gegenüber Russ-
land immer wieder sagen, auch im Rahmen dessen, was
Medwedew, der russische Präsident, als neue europäi-
sche Sicherheitsarchitektur an den Horizont gemalt hat,
ohne es mit Inhalten auszufüllen. Es muss klar sein, dass
die Souveränität der Völker zu respektieren ist, ihre
Selbstbestimmung gewahrt bleibt, zu wählen, in wel-
chem Sicherheitsbündnis sie sein möchten, aber auch
welche Entwicklung sie insgesamt nehmen.

Wir als Europäische Union und als Bundesrepublik
Deutschland haben in Form von wirtschaftlicher Koope-
ration viel anzubieten. Dies betrifft auch den Rechts-
staatsdialog, den Umweltschutz, die Energieeffizienz,
die Energieversorgung, die Energiesicherheit, die Ko-
operation der Parlamente und die Deeskalation. Es gibt
einige Gesprächsformate – die politischen Stiftungen
sind dabei sehr vorbildlich –, die diese drei Länder zu-
sammennehmen, also Georgien, Aserbaidschan und Ar-
menien, und versuchen, ein wenig Vertrauen zu schaffen.
Das können wir anbieten. Daran sollten wir festhalten.

Die Beratungen der verschiedenen Anträge im Aus-
schuss, die wir vielleicht noch zusammenführen können,
werden sicher zu einem guten Ergebnis führen, sodass
ich sehr dankbar für die heutige Diskussion und auch für
die Gemeinschaft der Demokraten in diesem Hause bin.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620909800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 16/12102 und 16/12110 an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 22 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate
Künast, Nicole Maisch, Ulrike Höfken, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

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(C (D Finanzmarktwächter im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher einführen – Drucksache 16/11916 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die raktion Bündnis 90/Die Grünen fünf Minuten erhalten oll. Gibt es Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann st das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rederin das Wort der Kollegin Nicole Maisch von ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die Finanzkrise hat es ans Licht gebracht – wir aben es hier schon häufiger diskutiert –: Es gibt immer och große Defizite im Bereich Verbraucherschutz auf en Finanzmärkten, beim Thema faire Finanzberatung, n der Verbraucherbildung und auch bei der Regulierung er Finanzmärkte. Leidtragende dieser Defizite sind icht nur die Banken, sondern vor allem die Verbraucheinnen und Verbraucher. Die Große Koalition hat mit ersten Maßnahmen reaiert; diese sind nach unserer Ansicht noch etwas zu ünn. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Marianne Schieder [SPD]: Geduld! Geduld!)

Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620909900

eider kann man in fünf Minuten nicht alle Defizite auf-
ählen.


(Marianne Schieder [SPD]: Da reicht ja schon eine halbe Minute!)


eshalb möchte ich mich darauf beschränken, darzustel-
en, was getan werden muss. Wir haben Ihnen ein ganzes

aßnahmenpaket an Vorschlägen vorgelegt. Einer da-
on, den ich heute näher erläutern möchte, ist unser grü-
er Finanzmarktwächter.

Was ist ein Finanzmarktwächter? Ein Finanzmarkt-
ächter ist ein sektorspezifisches Instrument, eine

chlagkräftige Verbraucherschutzorganisation nach briti-
chem Vorbild, die in bestimmten Sektoren – die Briten
aben die liberalisierten Märkte der Daseinsvorsorge,
um Beispiel die Energie- und Wasserversorgung sowie
as Verkehrswesen, aber auch den Finanzmarkt gewählt –
ätig ist. Wir unterbreiten Ihnen einen Vorschlag, wie man
ieses britische Modell auf die deutschen Verhältnisse
nd unsere bewährten Strukturen von Verbraucherzentra-
en und vzbv übertragen kann.

Was soll ein Finanzmarktwächter leisten? Er soll das
trukturelle Ungleichgewicht zwischen Banken sowie
ankkundinnen und -kunden minimieren, er soll proak-

iv und bissig den Verbraucherrechten auf den Finanz-
ärkten mehr Durchschlagskraft verleihen.






(A) )



(B) )


Nicole Maisch
Wie soll er das machen? Durch Marktbeobachtung,
durch Verbraucheraufklärung und – auch das stellen wir
uns vor – durch Schlichtung.

Marktbeobachtung ist ein Thema, das in Deutschland
im Moment noch nicht ausreichend funktioniert. Es be-
darf einer Organisation, die Fehlfunktionen auf dem
Markt frühzeitig erkennt und diese Erkenntnisse – das ist
das Wichtige – an die zuständigen Regulierungsbehör-
den weiterleiten kann. Frau Schieder und ich haben im
Verbraucherausschuss bereits darüber diskutiert: Ein Fi-
nanzmarktwächter ersetzt nicht die Regulierung, son-
dern ist so etwas wie ein freundlicher Gegen- oder Mit-
spieler der Regulierungsbehörden, indem er Maßnahmen
bei diesen anschiebt bzw. diese darauf hinweist, was
denn zu tun ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Es gibt bessere Möglichkeiten!)


Die Briten bezeichnen das als „supercomplaint“. Nach-
dem ich mir schon den Begriff des Marktwächters von
der SPD ausgeliehen habe, möchte ich meiner Hoffnung
Ausdruck verleihen, dass Ihnen auch für den Begriff
„supercomplaint“ noch ein schönes deutsches Wort ein-
fällt.

Thema Verbraucheraufklärung: Wir haben von der
Hotline des vzbv, die das Ministerium im Zuge der Krise
geschaltet hat, erfahren, dass die Verbraucherinnen und
Verbraucher unglaublich wenig über Geldanlagen und
private Altersvorsorge wissen. Das heißt, hier gibt es ein
reales Defizit. Wir brauchen bessere Möglichkeiten der
Verbraucheraufklärung durch Information und Beratung.
Auch die Koalitionsfraktionen haben verschiedene Vor-
schläge unterbreitet, zum Beispiel die Einführung eines
Finanz-TÜVs. Hier stellt sich die Frage, wer einen sol-
chen TÜV durchführen soll. Das wäre eine Aufgabe, die
ein solcher Finanz-Watchdog wahrnehmen könnte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch einen Satz zur Finanzierung sa-
gen: Natürlich ist klar, dass Verbraucheraufklärung und
Verbraucherschutz staatliche Aufgaben sind und mit öf-
fentlichen Mitteln gefördert werden müssen. Gerade in
Zeiten, in denen die öffentliche Hand Schutzschirme in
Milliardenhöhe über den Banken aufspannt, ist es aber
durchaus auch an der Zeit, zu fragen, was die Banken im
Gegenzug den Bürgerinnen und Bürgern dafür geben. So
denke ich, dass auch die Banken, der betroffene Sektor,
sich an der Finanzierung der Tätigkeit eines solchen
Marktwächters beteiligen sollten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Finanzmarktwächter ist keineswegs als Kritik an
dem gedacht, was wir in Deutschland bisher an gut funk-
tionierenden Strukturen im Verbraucherschutz haben,
sondern er ist eine Weiterentwicklung, ein sektorspezifi-
sches Instrument unter dem Dach von Verbraucherzen-
tralen und vzbv. Die Verbraucherzentralen haben mit der
Verbraucherzentrale Finanzen ein ähnlich strukturiertes,
sektorspezifisches Modell vorgelegt. In diese Debatte
fügt sich unser Marktwächter also hervorragend ein.

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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich um Abschluss sagen: Jährlich gehen den Privathaushalen 20 Milliarden Euro durch falsche Finanzberatung erloren. Da muss die Politik reagieren, sonst laufen wir efahr, dass breite Bevölkerungsschichten das Vertrauen n die privaten Vorsorgesysteme, aber auch in die Gestalungskraft von Politik in diesem Bereich verlieren. Das ollten wir auf keinen Fall riskieren. Der Verbraucherschutz stärkt das Vertrauen in die Fianzmärkte. Funktionierende Finanzmärkte gibt es nicht hne Vertrauen. Deshalb bitte ich Sie in den nun folgenen parlamentarischen Beratungen um wohlwollende rüfung unseres Konzepts. Sie haben einige, aber immer och zu wenige unserer Konzepte aufgenommen. Ich enke, den vorliegenden Vorschlag werden Sie wohlwolend prüfen und dann in die Tat umsetzen. Ich bedanke mich. Das Wort hat jetzt der Kollege Kurt Segner von der DU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Kollegin on den Grünen, wir von der CDU/CSU nehmen den erbraucherschutz auf dem Finanzmarkt sehr ernst. Das ilt auch für die Bundesregierung. Deshalb hat die Buneskanzlerin zu Beginn der Bankenkrise im vergangenen ahr den Bürgerinnen und Bürgern zugesagt, dass ihre onten und ihre Sparbücher auf den Banken in Deutsch and sicher sind. (Mechthild Rawert [SPD]: Die SPD hat dafür gesorgt, dass das so ist!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620910000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Kurt Segner (CDU):
Rede ID: ID1620910100

Am Ende des Jahres 2008 hat die Bundesregierung
in 480-Milliarden-Euro-Paket geschnürt, um Banken zu
tützen und um für Vertrauen zu werben. Die Mehrheit
ieses Hauses hat diesem Paket zugestimmt. Wenn wir
raußen in unseren Wahlkreisen unterwegs sind, fragen
ns die Menschen mit Recht: Für Banken und Manager
abt ihr viel getan, aber was macht ihr für uns, für den
leinen Mann und für den Verbraucher?


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Und die kleine Frau!)


Ja, auch die kleine Frau.

Wir haben das 480-Milliarden-Euro-Paket nicht für
ie Manager geschnürt, sondern gerade für den kleinen
ann und den Verbraucher, damit ihre Ersparnisse si-

her sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Ortwin Runde [SPD]: Und die kleine Frau!)







(A) )



(B) )


Kurt Segner
Das zweite Paket haben wir zur Unterstützung der Wirt-
schaft, des Mittelstandes und des Handwerks beschlos-
sen. Es hilft aber auch dem Verbraucher, weil es Arbeits-
plätze sichert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Zusammen-
bruch Deutschlands gab es zwei Männer, die eine beson-
dere Vision hatten: Konrad Adenauer hatte die Vision
„Nie wieder Krieg!“.


(Marianne Schieder [SPD]: Diese Vision hatten viele andere auch!)


Das ist nur mit einem vereinten Europa zu erreichen.
Ludwig Erhard hatte die Vision „Nie wieder Hunger!
Wohlstand für alle!“. Das geht nur – davon war er über-
zeugt – mit der sozialen Marktwirtschaft.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist das Gegenteil von Verstaatlichung und Enteignung!)


– Ich komme nachher noch darauf zu sprechen.

Wenn wir in diesem Jahr 60 Jahre Grundgesetz und
60 Jahre Bundesrepublik Deutschland feiern, dann heißt
das 60 Jahre – zumindest für den westlichen Teil
Deutschlands – Frieden und Freiheit.


(Zuruf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Was hat das mit dem Maßnahmenpaket zu tun?)


Den heutigen Wohlstand haben uns nicht Enteignungen,
die Planwirtschaft und schon gar nicht der Kommunis-
mus gebracht, sondern die soziale Marktwirtschaft und
der Fleiß der Bürger in diesem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Was ist eigentlich das Thema der Debatte?)


Ich sage Ihnen: Das, was sich die Menschen mühevoll
erarbeitet haben – da sind wir uns wahrscheinlich alle ei-
nig –, dürfen wir von raffsüchtigen Managern nicht ka-
putt machen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Mechthild Rawert [SPD]: Deshalb wollt ihr auch die Gehälter kürzen!)


Deshalb brauchen wir in Zukunft konservative Banken
und vertrauenswürdige Anlageberater.


(Mechthild Rawert [SPD]: Und müssen raffgierige Manager bestrafen!)


Über den Verlust des Vertrauens in die Banken brau-
chen wir uns nicht zu wundern. Wenn Anleger mit der
Absicht in die Banken gingen, eine risikolose Anlage zu
finden, wurden sie oft überredet, eine riskante Anlage zu
wählen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das wird jetzt besser mit dem Wächter!)


Heute stehen viele Verbraucherinnen und Verbraucher
mit leeren Händen da, weil sie ihrem Berater vertraut ha-
ben. So ist – Sie haben es schon erwähnt – großer Scha-
den für die Verbraucher entstanden, insbesondere dann,

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(C (D enn die Rücklage für die Altersversorgung vorgesehen ar. (Mechthild Rawert [SPD]: Soziale Bürgerversicherung sage ich nur!)


Die Menschen im Land verstehen die Welt nicht
ehr, wenn eine Kassiererin wegen einer angeblichen
eruntreuung von 1,30 Euro ihren Arbeitsplatz verliert,
ährend Manager, die Milliarden Euro in den Sand ge-

etzt haben, immer noch auf ihren Stühlen sitzen und
onuszahlungen erhalten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN – Ortwin Runde [SPD]: Das ist wohl wahr! – Zuruf der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


Ich komme darauf noch zu sprechen. Seien Sie nicht so
ngeduldig, liebe Kollegin.


(Mechthild Rawert [SPD]: Sie kennen mich ja!)


Lassen Sie mich an dieser Stelle den vielen guten An-
ageberatern Dank sagen, die ihre Kunden nach bestem

issen und Gewissen beraten haben. Einige schwarze
chafe haben das Vertrauensverhältnis zwischen Ver-
rauchern und Beratern gestört.

Die Grünen fordern in ihrem Antrag einen Finanz-
arktwächter, der bei den Verbraucherzentralen angesie-

elt werden soll. Ich halte nichts von einem Finanz-
arktwächter; denn die Verbraucherzentralen sind nur in
allungsgebieten, in den Großstädten angesiedelt.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


ie Menschen im ländlichen Raum wären dann weiter-
in auf ihre Berater und Banker angewiesen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das sind sie auch in Großstädten!)


Deshalb müssen wir die Berater und die Banken stär-
er in die Pflicht nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Das ist richtig!)


innvoller als die Einführung von Finanzmarktwächtern
st es, die Qualifikation der Anlageberater zu verbessern,
ie Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche zu ver-
ängern, die Einführung eines Finanz-TÜVs zu prüfen,
rovisionen und Kosten offenzulegen und die Dokumen-

ation der Beratung zu verbessern,


(Mechthild Rawert [SPD]: Bravo!)


amit Verbraucher Falschberatungen leichter nachwei-
en können.


(Mechthild Rawert [SPD]: Richtig!)


atürlich sollen auch die Verbraucherzentralen einge-
unden werden. Lassen Sie mich an dieser Stelle einen
ank an die Verbraucherzentralen richten, die in den

etzten Wochen und Monaten viele verunsicherte Ver-
raucher beraten haben.






(A) )



(B) )


Kurt Segner

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die von den Grünen geforderten Finanzmarktwächter
lehnen wir ebenso wie die Ampelkennzeichnung, die Sie
fordern, ab.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das ist unverständlich!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen,
wenn es um den Verbraucherschutz geht, liegen wir gar
nicht so weit auseinander. Lassen Sie uns in diesem
Sinne gemeinsam um die bestmögliche Lösung ringen,
um den Schutz des Verbrauchers zu verbessern.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620910200

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Hans-

Michael Goldmann von der FDP-Fraktion.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1620910300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Fast hätte ich gesagt: Liebe Überlebende der Sitzungs-
woche!


(Heiterkeit bei der FDP und der SPD – Zuruf der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


– Wir sind hier ja in einem kleinen vertrauten Kreis zu-
sammen. Sie müssen sich jetzt unter Verbraucherge-
sichtspunkten nicht so verausgaben, also nicht so laut
dazwischenschreien.


(Mechthild Rawert [SPD]: Immer! Mein Herz schlägt dafür!)


Wir brauchen Produktwahrheit und Produktklarheit,
Frau Maisch. Wir brauchen eine bessere Aufsicht, aber
ganz sicherlich keine Verstaatlichung der Verbraucher-
zentralen. In Ihrem Antrag kommt sehr viel von dieser
Richtung zum Ausdruck.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es! Jawohl!)


Wir brauchen nicht den Wächterstaat, Frau Maisch, son-
dern wache Bürger in diesem Staat, die im Grunde ge-
nommen die Finanzgeschäfte, die sie machen, ein Stück
kontrollieren können. Deswegen brauchen wir Informa-
tionen, Bildung und starke Verbraucherzentralen. Daher
ist Ihr Ansatz, die Verbraucherzentralen sozusagen
zwangszuverpflichten, diese Staatsaufgabe zu überneh-
men, falsch.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Verbraucherzentralen wollen das! Die schlagen das selber vor!)


Dieser Ansatz wird in dem Antrag sehr deutlich zum
Ausdruck gebracht; ich halte das für falsch. Aus meiner
Sicht ist das Problem mit Ihrem Antrag nicht zu lösen.

Ich halte nichts davon, die Verbraucherzentralen so-
zusagen zu einem verlängerten Arm der staatlichen Auf-
sicht zu machen. Das ist nicht Aufgabe der Verbraucher-

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(C (D entralen. Das wollen die Verbraucherzentralen auch icht; das wissen Sie sehr genau. Sie machen sich mit hrem Antrag auf den Weg zu dem, was der SPD-Vorsitende vorgeschlagen hat. Man könnte das als MünteÜV für Geldprodukte bezeichnen. Das ist meiner und nserer Meinung nach der falsche Weg. Nein, Frau Rawert, das läuft auf Verstaatlichung hiaus. Damit haben Sie seit heute Morgen besondere Erahrungen gesammelt. Die Verbraucherzentrale zu einer Behörde zu machen, st sicherlich der falsche Weg. Hinzu kommt eine Frage, ber die Sie, Frau Maisch, einmal nachdenken müssen: elche Konsequenzen müssten die Verbraucherzentra en möglicherweise ziehen, wenn die Beratung nicht em entspricht, was der Kunde bei der Abwicklung des inanzgeschäftes erwartet hat? Wollen Sie sie dann in ie Haftung nehmen? Ich glaube, das geht nicht. Ich bin der Meinung, dass wir Verbraucherzentralen icht als halbstaatliche Hilfssheriffs brauchen, sondern ls unabhängige und qualifizierte Berater des Verbrauhers in Ergänzung der fachlichen Qualifikation der erater in den Banken oder anderen Anbieterorganisa ionen. In dieser Funktion sollten wir die Verbraucherentralen stärken; denn wir brauchen eindeutig mehr Beatungskapazität im Finanzbereich. Wir brauchen ein onzept zur langfristigen finanziellen Absicherung die er Aufgabe. Darum können wir gerne gemeinsam rinen. Da sind auch die Banken in der Pflicht. Wir wollen den Verbraucherzentralen gerne dabei helen. Wir wissen, dass sie in dieser kritischen Situation otal überfordert und kaum in der Lage waren, vernünfige Auskünfte zu geben. Die Zahlen sind uns bekannt: underttausende von Anrufen und eine sehr schwache ersonaldecke. Darüber können wir uns im Ausschuss icherlich verständigen. Aber wir können uns nicht daüber verständigen, dass wir die Verbraucherzentralen ozusagen aus der objektiven Beratung herausnehmen, ndem wir sie in staatliche Verpflichtungen einbinden. (Nicole Maisch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das für ein Quatsch?)


(Mechthild Rawert [SPD]: Bravo!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir müssen für die Unabhängigkeit von amerikani-
chen Ratingagenturen kämpfen – wir müssen die Ab-
ängigkeit beseitigen –, indem wir europäische Rating-
genturen schaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ortwin Runde [SPD]: Wo er recht hat, hat er recht!)


ir müssen die staatliche Aufsicht effektiver machen
nd die Bankaufsicht von der BaFin auf die Bundesbank
erlagern. Habe ich auch da recht, Herr Runde?


(Zurufe von der SPD: Nein! – Ortwin Runde [SPD]: Da haben Sie nicht recht! Sie bekommen nur dann Beifall, wenn es berechtigt ist!)


Sie halten an der treuen, unqualifizierten BaFin fest?
abe ich das richtig verstanden? Sie meinen, Sie könn-






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
ten die BaFin noch retten? Davon bin ich nicht über-
zeugt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Natürlich hat er da recht!)


Ich glaube, es ist richtig, diese Aufgabe auf die Bun-
desbank zu verlagern,


(Ulrich Kelber [SPD]: Ist das Fraktionsmeinung?)


und – da sind wir uns vielleicht ganz schnell einig – wir
brauchen ein Verbraucherinformationsgesetz, das auf die
Ansprüche im Finanzbereich erweitert wird. Es ist ja an
sich ein dolles Ding: Sie haben ein Verbraucherinforma-
tionsgesetz auf den Weg gebracht, das sich im Kern mit
Lebensmitteln befasst, aber den Bereich, der die Men-
schen in der jetzigen Situation am meisten berührt, aus-
klammert. Das ist eine Witzvorstellung.


(Mechthild Rawert [SPD]: Wir begrüßen den Vorschlag für weitere Zusammenarbeit! Wir werden das im Ausschuss aufgreifen! – Ulrich Kelber [SPD]: Sie wollten doch verbessern!)


– Herr Kelber, haben Sie das Gesetz gelesen? Geben Sie
mir recht?


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


– Oh, oh, Herr Kelber.

Wir haben vor kurzem im Ausschuss gefordert, nicht
daran festzuhalten.


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


– Wenn Sie gleichzeitig reden, wenn ich rede, ist es
schwierig für mich, Sie zu verstehen. Da Sie vom Typ
her zurückhaltend sind, wie ich weiß, hören Sie doch
einmal zu.

Wir haben im Ausschuss mehrere Male einen Antrag
bezüglich der Überprüfungsphase für das Verbraucher-
informationsgesetz gestellt. Das muss man sich einmal
vorstellen: Sie machen ein Gesetz, in das Sie schreiben,
dass Sie nach zwei Jahren überprüfen wollen, wie
schlecht es war.


(Zuruf der Parlamentarischen Staatssekretärin Ursula Heinen – Gegenruf des Abg. Dirk Niebel [FDP]: Ruhe auf der Regierungsbank!)


Wir haben gesagt, dass wir das vorziehen möchten, weil
die Erkenntnis vorhanden ist, dass das Verbraucherinfor-
mationsgesetz überhaupt nicht taugt. Deswegen, meine
ich, sollten wir einen ersten Schritt gehen, indem wir sa-
gen: Finanzgeschäfte werden Bestandteil des Verbrau-
cherinformationsgesetzes, und wir fordern die Anbieter
und die Berater von Finanzprodukten auf, im Bereich
der Produktwahrheit und Produktklarheit durch Qualifi-
kation der Berater darauf hinzuarbeiten. Das ist der rich-
tige Weg. Einen Finanzmarktwächter zu installieren, der
unter staatlicher Aufsicht steht, ist der falsche Weg.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Das Wort hat jetzt die Kollegin Marianne Schieder on der SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Selbstverständlich wissen wir alle, dass die inanzmarktkrise nicht nur Banken und Wirtschaft trifft, ondern gerade auch die Verbraucherinnen und Verbrauher. Daher macht sich die SPD-Bundestagsfraktion chon seit Monaten sehr intensiv Gedanken darüber, mit elchen Maßnahmen die Rechte der Verbraucherinnen nd Verbraucher nachhaltig gestärkt werden können. Erste Ergebnisse dieser Beratungen finden sich in wei Gesetzentwürfen, die am 18. Februar dieses Jahres om Bundeskabinett beschlossen wurden. Auf den Weg ebracht wird damit eine wesentlich verbesserte Beraungsund Dokumentationspflicht. Banken werden ünftig verpflichtet, jede Anlageberatung zu protokollieen und dem Kunden das Beratungsprotokoll auszuhänigen. Dazu gehören insbesondere die Angaben und ünsche des Kunden, die vom Berater erteilten Emp ehlungen und die maßgeblichen Gründe für diese Empehlungen. So wird sicherlich die Sorgfalt bei der Beraung erhöht, und Anlegerinnen und Anleger können eine ehlerhafte Beratung leichter beweisen. Außerdem wird die bestehende kurze Sonderverjähungsfrist bei Schadensersatzansprüchen wegen Falscheratung bei Wertpapieranlagen gestrichen und an die egelmäßige Verjährungsfrist des BGB angepasst. Das edeutet: Schadensersatzansprüche wegen Falschberaung verjähren nicht mehr drei Jahre nach Vertragschluss. Die Dreijahresfrist beginnt vielmehr erst dann, enn der Anleger von dem Schaden erfahren hat, und ie Verjährung greift nach spätestens zehn Jahren. Im Interesse der Finanzmarktstabilität und zur Erhalung des Verbrauchervertrauens wird die Änderung der U-Einlagensicherungsrichtlinie umgesetzt. Die Minestdeckung für Einlagen wird somit bereits ab dem 0. Juni 2009 auf 50 000 Euro und ab dem 31. Dezemer 2010 auf 100 000 Euro angehoben. Die bisherige erlustbeteiligung des Anlegers in Höhe von 10 Prozent ird abgeschafft und die Auszahlungsfrist auf höchstens 0 Arbeitstage verkürzt. Diese und weitere Maßnahmen es Gesetzentwurfs dienen zur Stärkung des Vertrauens n das deutsche Kreditund Wertpapierwesen und insbeondere in die Leistungsfähigkeit der Entschädigungsinrichtungen. Mehr als 200 000 oder vielleicht sogar noch mehr erschiedene und zum Teil höchst komplizierte Finanzrodukte werden in Deutschland angeboten. Ein Proukt, das für den einen Kunden richtig ist, kann für einen nderen Kunden völlig falsch sein. Eine gute Beratung uss von den Verhältnissen des Kunden ausgehen und icherstellen, dass nicht um der Provision willen betimmte Produkte bevorzugt verkauft werden. Marianne Schieder (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620910400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Marianne Schieder (SPD):
Rede ID: ID1620910500

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Private Anlegerinnen und Anleger, insbesondere na-
türlich solche mit kleinem Vermögen, sollen sicherer als
bisher aus dem großen Angebot wählen können und so-
wohl hinsichtlich der Wahl ihres Beraters als auch bei
der Auswahl geeigneter Finanzprodukte darauf ver-
trauen können, dass gewisse Mindeststandards eingehal-
ten werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen,
auch wir halten den Vorschlag der Verbraucherzentrale
Bundesverband, einen Finanzmarktwächter einzusetzen,
für sehr überlegenswert und prüfen derzeit sehr intensiv,
ob und wie eine solche Einrichtung installiert werden
kann.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Nicole Maisch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das kann doch nicht euer Ernst sein!)


Obwohl Sie bei uns, was diesen Punkt angeht, offene
Türen einrennen, können wir Ihrem Antrag nicht zustim-
men, allerdings aus einem anderen Grund. Es ist nämlich
nicht möglich, zu gewährleisten, dass ein solcher Fi-
nanzmarktwächter, der die Finanzmärkte ganz gezielt im
Sinne des Verbrauchers beobachten und entsprechende
Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit betreiben soll, ein
unparteiischer und neutraler Richter und Schlichter ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ach was!)


In diesem Punkt ist Ihr Antrag, wie ich meine, nicht ver-
tretbar. Daher können wir ihn nicht unterstützen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die SPD-Bundes-
tagsfraktion prüft nicht nur die Einrichtung eines Finanz-
marktwächters,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was genau soll dieser Wächter eigentlich tun?)


sondern wir unterstützen nachhaltig auch die Forderung
von Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück nach
Schaffung eines Finanz-TÜVs.


(Beifall bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Interessant! Ihr wollt also einen Wächter und einen TÜV! Was soll das alles?)


Die Aufgabe eines solchen Finanz-TÜVs besteht darin,
Finanzprodukte anhand von zukünftig verpflichtend zu
erstellenden Kurzinformationen, die Angaben über die
wesentlichen Charakteristika, die Risiken und die Kos-
ten enthalten, zu prüfen und zu bewerten. Die Verbrau-
cherinnen und Verbraucher sollen möglichst schnell er-
kennen können, mit welchem Risiko das Produkt, das
ihnen angeboten wird, behaftet ist


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das geht nicht! Und das wissen Sie auch!)


und wie hoch Abschlusskosten und Provisionen sein
werden. Ein Standard für diese Kurzinformationsblätter

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(C (D nd die Verpflichtung, sie zu erstellen, wird auf europäicher Ebene festgelegt werden. Es gibt schon einen Vorchlag der EU-Kommission. Wir werden die Aufgabe aben, die konkreten Vertriebsbedingungen in Deutschand zu vereinbaren. Lieber Herr Kollege Goldmann, ich höre Ihnen gerne u, weil Ihre Reden auch einen gewissen Unterhaltungsert haben. Aber wenn Sie ständig meinen, gegen solche aßnahmen reden zu müssen, frage ich Sie, warum der on Ihnen favorisierte neoliberale Marktradikalismus icht funktioniert hat. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Dummes Zeug!)


ir wären nicht in der heutigen Situation, wenn das
anze funktionieren würde.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Frau Schieder, wessen Umfragewerte sind denn schlecht: unsere oder Ihre? Wir sind mit unseren Umfragewerten zufrieden, Frau Schieder!)


Herr Kollege Goldmann, lassen Sie uns in Ruhe nach
innvollen, finanzierbaren und praktikablen Lösungen
m Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher suchen!

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620910600

Das Wort hat die Kollegin Karin Binder von der Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620910700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
eine sehr verehrten Damen und Herren! Gerade im

rivatkundengeschäft gab es auf dem Finanzmarkt in
en letzten Jahren systematische Fehlentwicklungen.
ie Verbraucherinnen und Verbraucher waren und sind
it einem Markt konfrontiert, auf dem sich die Anbie-

erseite zum Teil völlig verzockt hat. Dieser unkontrol-
ierte Markt der Finanzprodukte ist geprägt von Intrans-
arenz und Unübersichtlichkeit. Die jetzige Krise zeigt
n erschreckendem Maße, wie ungeschützt die Verbrau-
herinnen und Verbraucher bislang agieren mussten. Das
ngleichgewicht zwischen Anbieter- und Verbraucher-

eite ist immens.

Wir sind der Meinung, dass neben verschiedenen
aßnahmen, die zu ergreifen wir bereits in Anträgen ge-

ordert haben, unbedingt eine unabhängige, starke Insti-
ution aufgebaut werden muss, die den Finanzmarkt ver-
raucherorientiert beobachtet und ihn kontrolliert, warnt,
enn entsprechende Entwicklungen zu beobachten sind,
nd im Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher
inschreitet, wenn dies geboten ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wie soll das gehen? Haben Sie zu viele kritische Verträge abgeschlossen?)







(A) )



(B) )


Karin Binder
In Deutschland gibt es mit den Verbraucherzentralen
eine gute Grundlage; denn sie machen weite Teile dieser
Arbeit bereits.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja, eben!)


Sie könnten diese Arbeit noch umfassender und intensi-
ver machen, wenn ihre finanzielle und personelle Aus-
stattung nicht immer schlechter würde. Die Linke hat
deshalb bereits vor einiger Zeit gefordert, bei den Ver-
braucherzentralen und beim Verbraucherzentrale Bun-
desverband eine sogenannte Verbraucherzentrale Finan-
zen einzurichten.


(Beifall bei der LINKEN)


Diese soll den Finanzmarkt verbraucherorientiert beob-
achten und kontrollieren, sie soll dokumentieren und im
Bedarfsfall warnen sowie als Beschwerdeführer bei der
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht auftre-
ten. Sie soll des Weiteren Verbraucherbeschwerden ma-
nagen, die Geschädigten kollektiv rechtlich vertreten,
Abmahnungen verschicken und Klagen führen. Sie soll
selbstverständlich auch, wie es die Verbraucherzentralen
bereits tun, Finanzberatungen durchführen. Außerdem
soll sie zur Bildung der Verbraucher im Bereich Finan-
zen beitragen.

Ob eine solche Einrichtung Verbraucherzentrale Fi-
nanzen oder Finanzmarktwächter oder anders heißt, ist
für mich nebensächlich. Auch über die detaillierte Aus-
gestaltung der konkreten Aufgaben, die diese Einrich-
tung erfüllen soll, können wir sprechen. Wichtig und
dringend ist aber, dass ein Beschluss gefasst und eine
solche unabhängige Institution, die mit Rechten ausge-
stattet und in der Lage ist, den Schutz der Verbraucherin-
nen und Verbraucher zu gewährleisten, rasch ins Leben
gerufen wird. Natürlich braucht eine solche Einrichtung,
damit sie ihre Aufgaben wahrnehmen kann, eine ent-
sprechende finanzielle Ausstattung.


(Beifall bei der LINKEN)


Dazu müssen natürlich die Verursacher des Problems zur
Kasse gebeten werden:


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wer ist das denn?)


die Banken, die Versicherungen und die Finanzinstitute.

Versicherungen, Banken und andere Finanzdienstleis-
ter haben in den vergangenen Jahren enorm profitiert.
Wie durch diese Krise offenkundig wurde, wurden den
Verbraucherinnen und Verbrauchern Geldanlagen ver-
kauft, die definitiv nicht sicher waren, sondern sogar
hochspekulativ, und die an der Lebensrealität und an den
Einkommensverhältnissen vieler Kleinanlegerinnen und
-anleger komplett vorbeigingen. Deshalb ist es längst
überfällig, dass Verbraucherinnen und Verbraucher vor
der Abzocke auf diesem Finanzmarkt geschützt werden
und die Regierung Regelungen und Mechanismen
schafft, die genau dies gewährleisten.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat un der Kollege Ortwin Runde von der SPD-Fraktion as Wort. Herr Präsident! Liebe noch gebliebene versammelte olleginnen und Kollegen! Verehrte Zuschauer und -höer! Herr Goldmann, das Leitbild des wachen Bürgers ennen wir; das ist ja auch ein schönes Bild. Aber die ürger, um die es hier geht, sind diejenigen, die plötzlich ellwach geworden sind, (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Die geweckt worden sind!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620910800

(Beifall bei der SPD)

Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1620910900

eil sie Lehman-Zertifikate erworben haben und an-
chließend sehen mussten, dass diese Zertifikate sie ins
iefe Unglück stürzten. Deswegen geht es beim Verbrau-
herschutz um die hellwachen Bürger, die erschreckt
ind, weil etwas schiefgegangen ist.


(Beifall bei der FDP – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was hätte Lehman denn für einen TÜV gekriegt?)


nsofern hat der „Münte-TÜV“ seine Berechtigung


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wie wäre Lehman „betüvt“ worden?)


Sie müssen richtig offiziell fragen; dann verlängert
ich meine Redezeit –, denn solche Bürger würden auch
ellwach, wenn bei ihrem Auto plötzlich die Bremsen
ersagten.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja!)


ier ist also ein entsprechender TÜV notwendig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn wir über Finanzmärkte reden, muss man fest-
tellen: Das Vertrauen ist der Anfang von allem.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620911000

Herr Kollege Runde, erlauben Sie jetzt eine Zwi-

chenfrage des Kollegen Goldmann?


Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1620911100

Natürlich. Ich habe sie ja herausgelockt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620911200

Sie haben ja darauf gewartet.


Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1620911300

Vielen Dank, Herr Goldmann.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1620911400

Herr Runde, ich halte es für prima, was Sie sagen.

ber können Sie mir die Frage beantworten, wie diese
rodukte „betüvt“ worden wären? Sagen Sie es am bes-

en mit Jahreszahlen. Welche TÜV-Plakette hätte dieses






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
Produkt im Jahre 2008 erhalten, eine grüne? Hätte es
2007 eine „hellgrüne“ TÜV-Plakette erhalten?


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Goldmannsterne!)



Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1620911500

Herr Goldmann, das geht doch gar nicht!


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1620911600

– Sie wissen doch selbst, dass das gar nicht geht. Sie

müssen dann auch noch einmal sagen, was Lehman an-
geboten hat: Es wurden gar keine einzelnen Produktli-
nien, sondern häufig Mischprodukte angeboten. Wie wä-
ren sie „betüvt“ worden?


Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1620911700

Vielen Dank für diese komplexe Frage; sie verlängert

meine Redezeit ganz ungeheuer.

Am Beispiel der Lehman-Zertifikate kann man sich
darüber unterhalten, was alles schief gelaufen ist. Ers-
tens sind bei den Ratingagenturen die Interessen beim
Bewerten und Beraten vermischt worden. Zweitens gab
es Probleme und Systemfehler bei der Beratung in den
Banken, aber auch bei Sparkassen usw.,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich wollte nur den TÜV wissen, nur den Stempel!)


und zwar aufgrund der Anreizsysteme: Lehman-Zertifi-
kate haben hohe Provisionen für die vermittelnde Bank
gebracht, genauso wie für die Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter, die diese Produkte an den Mann und an die Frau
gebracht haben. Daran sieht man die verschiedenen Feh-
ler im System.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Danach habe ich gar nicht gefragt!)


Dieses Beispiel zeigt: Es ist nötig, die Anreizsysteme
für Vermittler und für die Banken, die solche Produkte
vertreiben, zu verändern. Darüber müssen wir im Zu-
sammenhang mit einem TÜV, Herr Goldmann, nachden-
ken. Das ist dann Verbraucherschutz. Da geht es nicht
um den wachen Bürger, sondern da muss man Systemsi-
cherheit garantieren. Also schönen Dank für die Frage.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das war aber keine Antwort!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen einen
Dreiklang für die Finanzmärkte: Erstens müssen wir die
Finanzmärkte stabilisieren. Zweitens brauchen wir eine
bessere Regulierung der Finanzmärkte. Drittens benöti-
gen wir im Bereich des Verbraucherschutzes eine Art Fi-
nanz-TÜV. Erforderlich ist gegenseitiges Vertrauen als
Garantie und Schlüssel der Systemstabilität. Ich bin er-
freut, dass wir im Parlament über die Regierungskoali-
tion hinaus Übereinstimmung darin haben, dass Verbrau-
cherschutz auch auf dieser Ebene ansetzen muss, und
zwar mit hoher Geschwindigkeit.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


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(C (D Dazu befinden sich zwei Gesetzentwürfe bereits im esetzgebungsverfahren. Wir haben vonseiten der SPD n den letzten Tagen ein Maßnahmenpaket entwickelt, das ie Gesetzentwürfe noch ergänzt. Dazu gehören der arktwächter und Forderungen bezüglich der Änderung er Anreizsysteme. Dazu gehört, dass alle Produkte gereelt werden müssen, dass es kurze, verständliche Inforationen zu den Produkten geben muss. Ich bin froh, dass s da ganz offenkundig eine große Übereinstimmung in er Debatte gegeben hat. So wird es uns gelingen, diese esetzentwürfe genauso schnell wie die großen Pakete ür die Banken und zur Konjunkturstabilisierung zu beraen und zu einvernehmlichen Ergebnissen für den Verraucherschutz zu kommen. Ich wünsche uns allen viel ergnügen bei der Arbeit. Damit können wir auch beruigt ins Wochenende gehen. Schönen Dank. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 16/11916 an die in der Tagesordnung aufge ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 23 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Harald Leibrecht, Hartfrid Wolff Laurischk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Unzumutbare Hindernisse beim Ehegattennachzug abbauen – Drucksache 16/11753 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für Kultur und Medien Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die raktion der FDP sechs Minuten erhalten soll. Gibt es agegen Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist as so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Reder dem Kollegen Harald Leibrecht für die antragstelende FDP-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Mit den unzumutbaren Hindernissen beim Ehegatennachzug debattieren wir heute ein wichtiges Thema, it dem ich mich schon seit einiger Zeit – zusammen it meinen liberalen Kollegen Hartfrid Wolff und ibylle Laurischk – beschäftige. Seit der Änderung des Harald Leibrecht Aufenthaltsgesetzes aus dem Jahre 2007 wird von Personen, die ein Visum für den Ehegattennachzug beantragen, ein Nachweis der Fähigkeit zur Verständigung in einfacher deutscher Sprache verlangt. Es geht also darum, dass die nachziehenden Ehepartner wenigstens ein Mindestmaß an deutschen Sprachkenntnissen nachweisen sollen, bevor sie ein Visum für die Bundesrepublik erhalten. Dieser auf eine bessere Integration abzielende Ansatz ist per se nicht zu verurteilen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Was?)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620911800

(Beifall bei der FDP)

Harald Leibrecht (FDP):
Rede ID: ID1620911900




(A) )


(B) )


Allerdings sind die Konsequenzen für die betroffenen
Menschen seit der Gesetzesänderung zum Teil fatal. Das
rührt aus unserer Sicht von einer mangelnden Verwal-
tungspraxis her.


(Beifall bei der FDP – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: So ist es! Auch das ist wahr!)


Der Erwerb und Nachweis der Sprachkenntnisse, also
der Besuch von Sprachkursen, ist für die Betroffenen
oftmals mit erheblichen Hindernissen – mit hohen Kos-
ten und einer weiten Anreise – verbunden; denn meist
sollen diese Sprachkurse und Sprachtests an Goethe-In-
stituten absolviert werden, unabhängig davon, wie weit
diese vom Wohnort der Betroffenen entfernt sind. Bitte
verstehen Sie mich nicht falsch: Die Goethe-Institute
bieten einen erstklassigen Sprachunterricht an.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


Das tun aber auch andere Sprachschulen, und darum
geht es.


(Beifall bei der FDP)


Die Notwendigkeit, eine bestimmte Anzahl an Stun-
den eines Deutschsprachkurses vorzuweisen, ist aus un-
serer Sicht nicht gegeben, von der Notwendigkeit, diese
– quasi als Monopol – an den Goethe-Instituten zu absol-
vieren, ganz zu schweigen. Der Nachweis der deutschen
Sprachkompetenz auf dem Niveau A1 nach dem euro-
päischen Referenzrahmen kann ohne Zweifel auch auf
andere Art und Weise als durch das Zertifikat „Start
Deutsch 1“ des Goethe-Instituts erbracht werden.

Bevor hier nun gleich einige von Ihnen einwenden
werden, dass auch schon jetzt die Möglichkeit besteht,
die Deutschkurse an anderen Sprachschulen durchzufüh-
ren, möchte ich Sie direkt darauf hinweisen, dass uns
durchaus bewusst ist, dass dies theoretisch bereits mög-
lich und vom Gesetzgeber auch so vorgesehen ist. In der
Praxis zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Uns erreichen
Briefe von deutschen Ehepartnern, in denen deutlich ge-
macht wird, dass an den deutschen Auslandsvertretun-
gen in der Regel immer nur auf das Angebot der Goethe-
Institute verwiesen wird, selbst dann, wenn sich dieses
im Nachbarland befindet. Ich denke, dass das doch wirk-
lich gar keinen Sinn macht.

Abgesehen von dieser unbefriedigenden Praxis soll-
ten wir uns noch einmal in Erinnerung rufen, um wel-
ches Sprachniveau es sich im Fall des Ehegattennach-

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(C (D ugs handelt. Ob es für den Erwerb dieser einfachen enntnisse notwendig ist, zu weit entfernten Sprach chulen oder gar in andere Länder zu reisen und dazu och Hunderte Euro – manchmal bis zu 1 000 Euro – für iese Kurse auszugeben, halte ich besonders mit Blick uf den gesetzlich vorgesehenen Schutz der Ehe, um den s hier und heute ja geht, für äußerst fragwürdig. Mehrere deutsche Oberverwaltungsgerichte haben im etzten Jahr bereits Prozesskostenhilfe für Klagen gegen ie Verweigerung von Ehegattenvisen wegen Nichtvorage der geforderten Sprachnachweise gewährt und in ihen Urteilen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das orhandensein eines bestimmten Sprachniveaus nicht al ein durch das Zertifikat „Start Deutsch 1“ des Goethenstituts nachgewiesen werden kann, ondern dass auch andere Deutschsprachkurse durchaus um geforderten Sprachniveau führen. Bei einem mir vorliegenden Fall wurde die ausländiche Frau eines Medizinerehepaares nach der Hochzeit n Deutschland unter Ankündigung ihrer Ausweisung ur Ausreise bewegt. Dies wurde damit begründet, dass ach der neuen Regelung aus dem Jahr 2007 Verlängeungen der Aufenthaltsgenehmigung bei der entsprehenden deutschen Botschaft erfolgen müssen. Dort urde zunächst darauf verwiesen, dass 200 Stunden eutschunterricht nachzuweisen sind. In meinen Augen st das doch völlig absurd und der betroffenen Frau unürdig. Diese Vorgehensweise ist vor dem Hintergrund, dass ie Ehefrau bereits über Grundkenntnisse der deutschen prache verfügt, finanziell abgesichert ist nd einen Hochschulabschluss hat, wie es in der Härteallregelung für einen reibungslosen Ehegattennachzug erlangt wird, nicht nachvollziehbar. un kann dieses frisch verheiratete Paar damit rechnen, ür zwei bis drei Monate getrennt zu sein. Wo bleibt hier er Anspruch auf den besonderen Schutz der Ehe? Wenn uns also daran gelegen sein sollte, dass das Aufnthaltsgesetz neben der auch aus unserer Sicht berechtign Forderung eines Nachweises einfacher Deutschenntnisse nicht auch noch eine Vielzahl anderer nicht u rechtfertigender Hindernisse für die Betroffenen mit ich bringt, dann sollten wir die gerade genannten Beipiele ernst nehmen; denn von einem Schutz der Ehe ann bei der derzeit teilweise herrschenden Verwaltungsraxis wohl kaum die Rede sein. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wäre Ihnen sehr ankbar, wenn wir dieses Problem fernab aller parteipo Harald Leibrecht litischen Überlegungen noch vor dem Ende der Legislaturperiode beheben könnten. Ich danke Ihnen. Das Wort hat der Kollege Reinhard Grindel von der CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Leibrecht, ich will zu Beginn ausdrücklich begrüßen, dass die FDP-Fraktion mit dieser Debatte deutlich macht, dass Sie im Grundsatz unser Anliegen, vor dem Familiennachzug einfache deutsche Sprachkenntnisse nachzuweisen, unterstützen (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Schande ist das!)


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Richtig!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


(Sibylle Laurischk [FDP]: Absurd!)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620912000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1620912100

und dass Sie massiv Ergänzungen und Änderungen in
der Verwaltungspraxis einfordern, die ich ausdrücklich
unterstütze.


(Beifall bei der FDP)


Ich sage Ihnen dazu ausdrücklich zu, dass wir auch sei-
tens des Innenausschusses, an den der Antrag zur Mitbe-
ratung überwiesen wird, intensiv das Gespräch mit dem
Auswärtigen Amt suchen werden, um die Anliegen, die
wir als Gesetzgeber im Innenausschuss mit dieser Rege-
lung im Aufenthaltsgesetz verbunden haben, zu verwirk-
lichen.

Ich will noch einmal betonen, dass der Nachweis ein-
facher Deutschkenntnisse vor dem Ehegattennachzug
vor allen Dingen als Instrument im Kampf gegen
Zwangsehen dienen soll und des Weiteren integrations-
politisch eine große Bedeutung hat.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Schwachsinn!)


Denn wir wissen um die wichtige Funktion der Kurse in
den Goethe-Instituten, die nicht nur Sprachkenntnisse
vermitteln, sondern zum Beispiel auch über Grundzüge
des Lebens in Deutschland – was integrationspolitisch
wertvoll ist – und über Fragen der Gleichberechtigung
von Mann und Frau informieren.

Aus Gesprächen mit Stadtteilmüttern aus Neukölln
wissen wir – auch wenn Sie das immer wieder bestrei-
ten, Frau Dağdelen –,


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: So ein Quatsch! Ich wohne in Neukölln und kenne mich dort besser aus als Sie! Das ist mein Kiez!)


dass gerade diese Informationen und Vermittlung von
Lebenswirklichkeiten in den Goethe-Instituten vor dem
Familiennachzug manche fundamentalistisch geprägte
Familie von einer Zwangsverheiratung ihrer Kinder ab-
sehen lässt.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Das ist völliger Blödsinn! In welcher Parallelwelt leben Sie eigentlich?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620912200

Herr Kollege Grindel, erlauben Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Laurischk?


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1620912300

Ja. Herzlich gerne, Frau Laurischk.


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1620912400

Herr Kollege Grindel, Sie haben ausgeführt, dass die

DP den Erwerb der deutschen Sprache im Rahmen des
hegattennachzugs für richtig hält. Sind Sie bereit, zur
enntnis zu nehmen, dass wir die unterschiedliche Ge-
ichtung je nach Nationalität der Ehegatten kritisieren?
ir kritisieren auch, dass es Nationalitäten gibt, bei de-

en keine Deutschkenntnisse verlangt werden.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1620912500

Ich bin dankbar für diese Frage, weil sie mir Gelegen-

eit gibt, zwei Punkte aufzuzeigen. Erstens war dies
das bekenne ich freimütig – ein Zugeständnis an unse-

en Koalitionspartner, der mit Hinweis auf die Zuwande-
ung hochqualifizierter Arbeitskräfte nach Deutschland
arauf hingewiesen hat, dass es nicht angeht, dass einem
ochqualifizierten Wissenschaftler beispielsweise aus
en USA oder aus Japan zur Auflage gemacht wird, dass
eine Frau, die vielleicht englisch, französisch und spa-
isch spricht, zusätzlich einfache Deutschkenntnisse
achweisen muss, insbesondere dann, wenn er sich nur
ür drei Jahre in Deutschland aufhalten sollte. Das haben
ir akzeptiert, weil wir, wie gesagt, den Spracherwerb

ntegrationspolitisch und zur Verhinderung von Zwangs-
hen einsetzen wollen. Statt eine zusätzliche Hürde im
eltweiten Kampf um die klugen Köpfe zu errichten,
ollen wir den Arbeitsmarkt für solche hochqualifizier-

en Kräfte öffnen.

Ich sage Ihnen aber ausdrücklich zu – wenn wir nach
er Bundestagswahl gemeinsam die Gelegenheit dazu
aben, dann sollten wir das im Aufenthaltsgesetz regeln –,
ass wir dann, wenn ein besonderer Integrationsbedarf
egründet ist, auch von den Nationalitäten, die zurzeit
m Aufenthaltsgesetz pauschal von der Regelung ausge-
ommen werden, den Nachweis einfacher Deutsch-
enntnisse verlangen sollten. Darin stimme ich Ihnen
usdrücklich zu, weil ich einsehe, dass die bestehende
egelung gerade in der türkischen Community durchaus
ls eine gewisse Diskriminierung gesehen wird, weil die
ürkei in dieser Hinsicht als Hauptherkunftsland gilt.

Es geht uns nicht darum, einzelne Nationalitäten zu
iskriminieren.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sondern alle zu diskriminieren! Alle gleich schlecht zu behandeln!)


s geht uns vielmehr um eine vorbereitende Integration,
ndem einfache Deutschkenntnisse verlangt werden.






(A) )



(B) )


Reinhard Grindel
Frau Dağdelen hat eben in einem Zwischenruf ge-
fragt, in welcher Parallelwelt ich lebe. Gerade die Situa-
tion, dass junge Menschen, die 18 bis 20 Jahre in
Deutschland leben, ihre Ehegatten im Heimatland su-
chen oder in Einzelfällen suchen müssen,


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Ist das verwerflich?)


ist, von einigen Ausnahmen abgesehen, Herr Kollege,
ein Hinweis darauf, dass sie offenbar in der von Ihnen
angesprochenen Parallelwelt leben. Wir wissen, dass in
diesen Familien oftmals nicht deutsch gesprochen wird
und keine Deutschkenntnisse vorhanden sind.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Wollen Sie denen noch vorschreiben, wen sie zu heiraten haben?)


Unser Ansatz ist, zum Beispiel durch den verlangten
Nachweis einfacher Deutschkenntnisse denjenigen, die
hierherkommen, die Botschaft zu vermitteln: „Ohne
Deutsch geht es nicht“, damit sie ihren Kindern eine gute
Perspektive geben können. Wir wollen frühzeitig den
Effekt erzielen, dass sie einsehen, dass man in diesem
Land nur dann eine gute Perspektive hat, wenn man
Deutschkenntnisse nachweist. Das steckt hinter unserer
Initiative im Aufenthaltsrecht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Kollege Leibrecht, ich will Ihnen eines zugeste-
hen – damit haben Sie völlig recht –: Auch ich bin über
die Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes durch das
Auswärtige Amt verwundert. Herr Staatsminister Gloser,
ich bin über den entsprechenden Runderlass nicht glück-
lich. Es ist ganz klar: Ob diejenigen, die ein Visum zum
Zwecke des Familiennachzugs bekommen wollen, einfa-
che Deutschkenntnisse nachgewiesen haben, hat nur
einer zu beurteilen, nämlich der Mitarbeiter in der Visa-
stelle. Wie das nachgewiesen wird, ob durch ein Zerti-
fikat des Goethe-Instituts oder durch andere Sprachschu-
len, ist völlig egal. Die entsprechenden Zertifikate
können nur ein Instrument sein, um diese Kenntnisse
nachzuweisen. Am Ende muss aber derjenige das beur-
teilen, der in der Visastelle über das Visum entscheidet.

Ich halte es übrigens mit Blick auf die auswärtige
Kulturpolitik für nicht wünschenswert – ich nehme an,
Kollege Leibrecht, dass Sie das genauso sehen –, dass
das Auswärtige Amt die Goethe-Institute in die Rolle
bringt, eine Art verlängerter Arm der Ordnungsbehörden
in Deutschland zu sein. Es ist nicht gut für die Goethe-
Institute, wenn in den entsprechenden Ländern der Ein-
druck entsteht, dass diese Institute über das Erlangen der
entsprechenden Zertifikate darüber entscheiden, ob man
nach Deutschland reisen darf oder nicht. Das ist nicht die
Aufgabe der Goethe-Institute.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Goethe-Institute müssen vielmehr als Dienstleister
in diesen Ländern auftreten, die unseren ausländischen
Mitbürgern, die zu uns kommen wollen, Hilfestellung
geben, genauso wie die anderen Sprachschulen. Aber
letztendlich trifft das Auswärtige Amt durch die Visa-

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(C (D tellen die Entscheidung, wer die gesetzlichen Vorschrifen einhält und wer nicht. Herr Gloser, wir haben eine ganze Reihe von Ausandsvertretungen – insofern kann das keine Frage der usbildung und Qualifikation der Mitarbeiter in den Vi astellen sein –, in deren Nähe keine Sprachkurse angeoten werden. Aber auch dort muss der einzelne Mitareiter in der Visastelle eine Entscheidung treffen, ob die esetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Das ist ufgabe des Auswärtigen Amtes und seiner Mitarbeiter n den Visastellen, und zwar nicht nur in bestimmten ändern Schwarzafrikas oder in entlegenen Regionen siens, wo es nur wenige Fälle gibt, sondern auch in der ürkei und in anderen Ländern, in denen die Zahl der älle relevant ist. Herr Kollege Leibrecht, Sie haben völlig recht: Es uss deutlich werden, dass die Antragsteller alle Ange ote nutzen können, egal ob es sich um die Angebote der eutschen Welle – bis hin zu Hörkassetten – oder um die ngebote eines weitverzweigten Netzes von Sprach chulen handelt. Es gibt mittlerweile gerade in der Türei eine Vielzahl von Sprachschulen, die von Rückkehern – auch in entlegenen Regionen – betrieben werden. iese sehen darin auch eine wirtschaftliche Perspektive. ie setzen ihre Erfahrungen aus ihrem Aufenthalt in eutschland um und bieten Kurse an, in denen die An ragsteller die notwendigen Qualifikationen erwerben önnen. Dies ist nicht unbillig; denn wir wissen – um eim Hauptherkunftsland, der Türkei, zu bleiben –, dass ort so verzweigte Familiennetzwerke bestehen, dass es urchaus üblich ist, in größere Städte zu gehen und dort ei Familienangehörigen zu leben, um zeitweise berufsätig zu sein. Das kann man auch nutzen, um einen Kurs er Goethe-Institute oder anderer Sprachschulen zu beuchen. Einen Punkt will ich ansprechen, der mir in Ihrem ntrag problematisch erscheint. Das ist die allgemeine ärtefallregelung. Herr Leibrecht, wir haben darüber bei en Beratungen über das Aufenthaltsgesetz intensiv geprochen. Das gesamte Aufenthaltsrecht ist leider durch ie Problematik geprägt, dass überall dort, wo man für estimmte, schwierige Fälle die Tür einen Spalt aufacht, viele kommen, die man nicht im Land haben will. eswegen haben wir von einer allgemeinen Härtefall egelung abgesehen. Wir haben uns auf die Fälle konentriert, in denen aus humanitären Gründen keine eutschkenntnisse verlangt werden können. Das sind or allen Dingen ältere Menschen und Behinderte. Anonsten haben wir in der Tat eine Wertentscheidung geroffen. Der integrationspolitische Ansatz „Ohne eutsch geht es nicht“ ist uns so wichtig, dass es uns echt und billig erscheint, von jedem, der zu uns komen will, einen Nachweis einfacher Deutschkenntnisse u verlangen. Deswegen haben wir von einer allgemeien Härtefallregelung abgesehen. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: A 1!)


A1, genau, Herr Wieland. Das ist ein so niedriges Ni-
eau,






(A) )



(B) )


Reinhard Grindel

(Monika Griefahn [SPD]: 600 Wörter!)


dass dieses durchaus mit den Instrumenten, die in den
Herkunftsländern vorhanden sind, auch erreicht werden
kann.

Und das Argument: „Wir haben auch hier in Deutsch-
land das Angebot an Integrationskursen“, verfängt des-
halb nicht, weil wir wissen, dass die Familien, die es
besonders nötig haben, die bisher einen Bogen um Inte-
grationsangebote gemacht haben, in denen eben nicht
Deutsch gesprochen wird, gerade diejenigen sind, von
denen diese Angebote der Integrationskurse nicht ange-
nommen werden.

Das heißt, diejenigen, die es eigentlich am nötigsten
haben, sehen wir in den Kursen nicht. Deswegen kommt
es auf die vorbeugende Integration in den Herkunftslän-
dern an, und das kann nicht dadurch ersetzt werden, dass
man sagt: Na ja, sie müssen ja hier in die Integrations-
kurse gehen. – Sie wissen es ganz genau: Das Aufent-
haltsrecht gibt es nicht her, jemanden abzuschieben, nur
weil er die Integrationskurse nicht besucht. Insofern
wäre es ein ganz stumpfes Schwert, hier Verpflichtungen
einzuführen. Es wird auch nicht in die Praxis umgesetzt.

Von daher kann ich an dieser Stelle nur sagen, dass
Ihre Anregungen völlig zu Recht bestehen. Wir brauchen
eine bessere Lösung, was den Nachweis der Deutsch-
kenntnisse angeht. Vom Grundsatz her ist es gerechtfer-
tigt, diesen Nachweis zu fordern. Ich habe deutlich ge-
sagt: Das Einzige, was wir an Ihrem Antrag kritisieren,
ist die allgemeine Härtefallregelung, die nicht sinnvoll
ist.

Ich lade Sie jedoch ein – und ich würde mich herzlich
freuen, wenn sich das Auswärtige Amt mit einbringt –:
Lassen Sie uns hier zu praktikableren Lösungen kom-
men. Herr Gloser, der Staatssekretär im Innenministe-
rium sitzt neben Ihnen. Daher sage ich: Eine ähnliche Si-
tuation hatten wir schon einmal. Damals ging es darum,
dass Aussiedler ihre Deutschkenntnisse nachweisen
mussten. Damals entsandten wir Mitarbeiter des Bun-
desamtes für Migration und Flüchtlinge in die Visastel-
len, damit diese die Botschaftsmitarbeiter bei der Fest-
stellung der Sprachkenntnisse unterstützten. Vielleicht
können wir das auch in diesem Bereich machen. Dann
könnten Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und
Flüchtlinge gerade in den großen Konsulaten und Bot-
schaften in der Türkei und in den anderen Haupther-
kunftsländern unterstützend tätig werden.

Herzlichen Dank fürs Zuhören.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620912600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Sevim Dağdelen von

der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620912700

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Grindel, ich kann

nicht anders, aber ich muss schon gestehen: Wenn ich
rein hypothetisch zugestehen würde – das tue ich hiermit

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(C (D llerdings nicht, weil ich grundsätzlich bezweifle, dass s Parallelwelten gibt –, dass es Parallelwelten gibt, dann ürde ich sagen, dass Sie in einer Parallelwelt und nicht uf dem Boden der Verfassung leben. (Beifall des Abg. Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE] sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


enn wir halten es für legitim, dass die Menschen frei
uswählen können, wen sie heiraten und woher diese
erson kommt. Pauschale Verdächtigungen, dass Men-
chen, die aus ländlichen Regionen kommen, nicht inte-
rierbar seien, werfen bei mir die Frage auf, ob jemand,
en man heiraten will und der aus einer ländlichen Re-
ion in Deutschland kommt, bei Ihnen auch noch einmal
insichtlich seiner Integrierbarkeit getestet werden
uss.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bauer sucht Frau!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, die türki-
chen Tageszeitungen Zaman und Türkiye berichteten
nfang dieser Woche – ich zitiere –: Spracherfordernis

ür die Familienzusammenführung hat noch eine Familie
etroffen.

Worum ging es dabei? – Es ging um eine schwangere
rau in der Türkei. Sie musste zwischen ihrer Stadt und
em deutschen Konsulat in Izmir hin und her pendeln.
ür diese Frau hat die Neuregelung zum Ehegattennach-
ug tragische Folgen. Wegen des Stresses hat sie näm-
ich ihr Baby verloren.

Es gibt weitere Fälle wie beispielsweise den Fall der
amilie Akkus aus Herne. Das Erschütternde ist, dass
iese Fälle keinerlei Umdenken bei der Bundesregierung
uslösen. Ganz nach dem Motto: „Lieber eine Unschul-
ige zu viel, als eine Schuldige zu wenig“ werden solche
ragischen Fälle von der Bundesregierung bewusst in
auf genommen. Als Argumente für die Sprachanforde-

ungen dienen dabei die Bekämpfung der Zwangsverhei-
atung und bessere Integrationschancen in Deutschland.
elege dafür bleibt uns die Bundesregierung seit der No-
ellierung des Zuwanderungsgesetzes trotz meiner wirk-
ich konsequenten Kleinen Anfragen bisher schuldig.


(Beifall bei der LINKEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Fragen Sie mal die Stadtteilmütter in Neukölln!)


Das ist auch kein Wunder, meine Damen und Herren,
enn es gibt all diese Belege nicht. Da helfen auch die
erkwürdigsten unbewiesenen Behauptungen des Bun-

esinnenministers nichts. Da wird zum Beispiel im
achbericht zum Rat der Justiz- und Innenminister am
6. und 27. Februar 2009 in Brüssel das Problem arran-
ierter Ehen thematisiert und dann darauf verwiesen,
ass 40 Prozent der in Deutschland geborenen türkisch-
tämmigen Personen Ehepartner aus ländlichen Regio-
en der Türkei geheiratet haben und diese zudem in
eutschland schwer integrierbar seien. Ich frage mich:
as eigentlich ist die Grundlage für so eine Aussage un-

erer Bundesregierung? Offensichtlich ist für die Bun-






(A) )



(B) )


Sevim DaðdelenSevim Dağdelen
desregierung eben doch die Herkunft aus einer ländli-
chen Region gleichbedeutend mit arrangierten Ehen, so
wie ich das zuvor schon gesagt habe. Ich finde, das ist
ein Skandal und gehört abgeschafft.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn die Bundesregierung schon nicht verhindern
kann, wer wen heiratet, so macht sie doch eines: Sie
schikaniert und diskriminiert die Ehegatten, ohne für die
von ihr geschürten Vorurteile auch nur ansatzweise be-
lastbare Daten zu haben. Etwas Belastendes hat die Bun-
desregierung aber in ihrer Antwort auf meine letzte
Kleine Anfrage auf der Drucksache 16/11811 geliefert:
Seit Einführung der Spracherfordernisse ist die Zahl der
Ehegattennachzüge um insgesamt 22 Prozent zurückge-
gangen. Der Rückgang beträgt bei einzelnen Herkunfts-
ländern bis zu 67 Prozent. Die Zahl der Ehegattennach-
züge aus der Türkei ging um 33 Prozent zurück.

Angesichts dieser verfestigten Entwicklung wie die
FDP in ihrem Antrag davon zu sprechen, dass die in der
Praxis wirkenden Folgen „vom Gesetzgeber weder vor-
gesehen noch intendiert“ seien, kann wohl kaum ernst
genommen werden. Das ist eine zynische Formulierung.
Wir können diesem Antrag so selbstverständlich nicht
zustimmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Antrag der FDP geht von völlig falschen Annah-
men aus. Hier hat sich nicht einfach eine Praxis heraus-
gebildet, die zusätzliche Hürden produziert. Hier gibt es
eine gezielt geschaffene Rechtslage, die diese Praxis zur
Folge haben soll. Wer diese Praxis ändern will, muss die
Rechtslage ändern. Für die Linke gilt das Grundrecht auf
Schutz von Ehe und Familie unabhängig von der Her-
kunft. Wir halten es für unerträglich, dass dieses Grund-
recht nur für Menschen aus bestimmten Ländern und
auch noch aus bestimmten Regionen gelten soll.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir halten das für verfassungswidrig. Deshalb fordern
wir eine Abschaffung dieser Regelungen, weil sie ein-
fach verfassungswidrig und inhuman sind. Sie sind aus-
grenzend, diskriminierend und nicht zuletzt rassistisch.


(Beifall bei der LINKEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Dann haben wir damit das gesamte Programm gehört!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620912800

Das Wort hat jetzt die Kollegin Monika Griefahn von

der SPD-Fraktion.


Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1620912900

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Seit der Reform des Zuwanderungsgesetzes von
2007 wird der Nachweis von einfachen Deutschkennt-
nissen verlangt, wenn ein Ehepartner zu ihrer oder seiner
Familie nach Deutschland ziehen will. Was heißt das,
um das einmal präzise zu fassen? Man muss 600 Wörter
kennen. Ich habe mehrfach nachgefragt, wie groß der
allgemeine Wortschatz in Deutschland ist. Er umfasst

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(C (D eist nicht mehr als 500 Wörter. Also sind 600 Wörter icht so wenig, wie immer dargestellt wird. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Adenauer kam mit weniger aus!)


ch bitte, das zu berücksichtigen, wenn es heißt: Das
ann man mal eben schnell lernen. – Also, so einfach ist
as nicht.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Da soll mal jemand behaupten, dass Sie nur 500 Wörter sprechen!)


Es ist zweifellos wichtig, Maßnahmen zu treffen, da-
it sich Einwanderer besser in Deutschland integrieren

önnen. Doch ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich
ährend der ganzen Debatte um das Zuwanderungsge-

etz an so manchen Punkten Bauchschmerzen hatte, die
icht weggegangen sind. Die bestehenden rigiden Rege-
ungen führen dazu, dass die für Deutschland und die
eutsche Gesellschaft wichtige und auch notwendige
uwanderung eher verhindert als befördert wird. Diese
iskussion führen wir immer wieder.

Herausgekommen ist ein Koalitionskompromiss – das
st so –, der durch die Mitwirkung von uns als SPD mei-
er Ansicht nach moderater und zuwanderungsfreundli-
her ausgefallen ist, als er es ohne uns gewesen wäre.
us diesem Grund fällt es mir nicht schwer, einzugeste-
en, dass ich die Sprachtests, auf deren Einführung die
nnenpolitiker der Union damals bestanden haben, nicht
ür die optimale Regelung halte.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das stimmt nicht! Es geht um den Nachweis von Sprachkenntnissen! Tests sind nicht verlangt!)


Man muss aber Folgendes zugestehen – dieser weiter-
ührende positive Aspekt der Sprachkurse ist inzwischen
elegt –: Eine Umfrage beim Goethe-Institut in Ankara
at ergeben, dass 82 Prozent der Sprachschüler nach be-
tandener Prüfung weiter Deutsch lernen wollen,


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Schön!)


bwohl immerhin 66 Prozent die Prüfung ohne das Ge-
etz nicht abgelegt hätten. Trotzdem glaube ich: Die ge-
ünschte Integration lässt sich auch anders und vor al-

em weniger repressiv realisieren. In diesem Punkt
timme ich dem Antrag der FDP zu.

Die Sprachtests sind immer dann nicht verpflichtend,
enn Abkommen zwischen Deutschland und anderen
taaten bestehen. Für Bürger der Europäischen Union
äre ein solcher Sprachtest wegen der garantierten Frei-

ügigkeit rechtswidrig. Ebenso bestehen bilaterale Ab-
ommen mit anderen Staaten wie zum Beispiel mit den
SA. Insofern empfinde auch ich diesen Zustand als
ngleichbehandlung und kann mir kaum vorstellen, dass
ieser konkrete Punkt vor Gerichten Bestand hätte.
rotzdem werden wir als SPD dem Antrag nicht zustim-
en, weil schlicht mehrere andere Fehler darin sind.

Zum Beispiel ist die Rede davon, dass der Besuch ei-
es Sprachkurses vor der Prüfung vorgeschrieben sei.
err Grindel, da haben Sie wiederum recht. Das ist

chlicht falsch. Das ist nicht vorgeschrieben. Wie Ehe-






(A) )



(B) )


Monika Griefahn
gatten diese Sprachkenntnisse erwerben, ist ihnen völlig
freigestellt.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: So ist es!)


Nur die Prüfung ist verpflichtend. Wenn aber bei der An-
tragstellung einfache Deutschkenntnisse für den Konsu-
latsmitarbeiter bereits erkennbar sind, dann ist gar kein
Sprachnachweis notwendig. Es gibt noch eine weitere
falsche Behauptung in dem Antrag. Wenn durch Krank-
heit oder Behinderung der Ehegatten solch eine Prüfung
unzumutbar ist, dann besteht sehr wohl nach dem Aus-
ländergesetz ein gesetzlicher Ausnahmetatbestand, so-
dass solch eine Prüfung erst gar nicht vorausgesetzt
wird.

Lieber Herr Leibrecht, ich habe Verständnis dafür,
dass Sie als Abgeordneter der FDP das schwere Los ha-
ben, immer, überall und ohne Rücksicht auf Verluste den
freien Wettbewerb hochzuhalten. Bei diesem Beispiel ist
das aber nur bedingt sinnvoll. Es ist richtig, dass mo-
mentan grundsätzlich nur das Sprachzertifikat des
Goethe-Instituts ohne weitere Prüfung anerkannt wird.
Es wird jedoch daran gearbeitet, verstärkt andere gleich-
wertige und zuverlässige Zertifikate anderer Anbieter
zuzulassen. Für die Prüfungen haben wir mit dem
Goethe-Institut aber einen Partner, der hohe Qualität ver-
lässlich garantieren kann. Auch das muss man einmal
feststellen. Das sagt jeder.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Was nützt das dem Analphabeten? – Gegenruf des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Der muss eben alphabetisiert werden!)


Welche anderen Anbieter von Zertifikaten das in glei-
chem Maße gewährleisten können, muss man sich eben
genau anschauen. Sie können sich denken, dass bei sol-
chen Zertifikaten leider auch Missbrauch möglich ist.
Den wollen wir natürlich ausschließen. Ich habe keine
Lust, wieder eine Debatte wie die zu führen, die wir da-
mals im Visaausschuss hatten. Damals ging es darum,
dass Visa auf merkwürdige Weisen erlangt worden sind.


(Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Grindel muss sein Trauma aufarbeiten! Lassen Sie ihn seine Frage stellen!)


Insofern muss man auch das thematisieren. In Regionen,
in denen es weder ein Goethe-Institut noch einen Lizenz-
nehmer gibt, der die Prüfung abnehmen kann, werden
die Deutschkenntnisse an den Auslandsvertretungen mit-
hilfe eines Handbuchs festgestellt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620913000

Frau Kollegin Griefahn, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Grindel?


Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1620913100

Nein, Herr Grindel hat doch schon geredet. Jetzt rede

ich erst einmal weiter.


(Beifall der Abg. Sevim Dağdelen [DIE LINKE])


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(C (D amit wird gewährleistet, dass das Zertifikat überall erangt werden kann. Sie sehen aber nicht zuletzt an dieem Punkt, dass sowohl das Auswärtige Amt als auch as Goethe-Institut bei den Sprachtests immer noch vor roßen Herausforderungen stehen. Ich finde, sie mühen ich wirklich, ihre Aufgabe zu erfüllen. Es gibt eine ganz roße Diskussion auch mit anderen Instituten, mit dem eutschen Volkshochschul-Verband und anderen, die ersuchen, Angebote zu machen. Ich glaube, dass es ichtig ist, immer wieder zu überprüfen, wie Aufgaben rfüllt werden können. Es wird deutlich, dass Ehegatten, ie vor dem Sprachtest einen Kurs am Goethe-Institut nd nicht bei einem anderen Anbieter besucht haben, mit iel größerer Wahrscheinlichkeit das Zertifikat erlangen. ir haben festgestellt, dass die Quote derjenigen, die en Test bestehen, wesentlich höher ist, wenn sie am oethe-Institut waren. Aber es ist eben keine Pflicht. Ein letzter Punkt aus dem Antrag, zu dem ich noch etas sagen will: Sie schreiben, dass sich durch den prachnachweis das Visumverfahren verlängert habe. as ist eine sehr individuelle Frage, über die der jewei ige Bearbeiter der deutschen Vertretung entscheiden uss. Wenn es möglich ist, nimmt der Bearbeiter die isumanträge der Ehegatten bereits an, um mit der Beareitung zu beginnen, auch wenn der Sprachnachweis och fehlt. In diesem Falle kann der ganz normale Beanragungsprozess schon laufen, während der Antragsteller och deutsch lernt. Es bleibt allerdings gar nichts andees übrig, als diese Entscheidung nach Ermessen zu fälen; denn zum Teil sind manche Dokumente der Antragteller nur mit sehr viel Aufwand zu prüfen oder auch nvollständig. Wenn gar nicht wahrscheinlich ist, dass as Sprachzertifikat vorgelegt werden kann, würde die ofortige Bearbeitung die Auslandsvertretung zusätzlich elasten; denn sie muss immer den Unterlagen hinterherelefonieren, und das ist in vielen Ländern ein großes roblem. Wenn es sehr viele Antragsteller gibt, werden ie Mitarbeiter – auch das haben wir hier schon mehrach diskutiert – sehr belastet. Dann müssten wir noch ehr Mitarbeiter zur Verfügung stellen. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Genau das ist es!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie sehen: Die Pra-
is der Sprachtests ist bei weitem nicht so einfach, wie
ich das manche bei der Ausarbeitung des Zuwande-
ungsgesetzes 2007 vorgestellt haben. Man kann aber
lar sagen, dass sich die Auslandsvertretungen und die
oethe-Institute ständig um Verbesserungen bemühen.
ir haben einen engen Kontakt mit dem Auswärtigen
mt. Ich frage nach jeder Reise, die mit dem Ausschuss
der in anderer Funktion gemacht wird, nach. Ich kann
er Kritik der FDP in einigen Punkten nicht zustimmen,
nd deswegen werden wir als SPD den Antrag ablehnen.


(Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Schade!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620913200

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

as Wort der Kollege Wolfgang Wieland von
ündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620913300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist im-

mer etwas Besonderes, freitags als letzter Redner hier
das Wort zu erhalten. Herr Kollege Leibrecht, auch um
Sie herum ist es schon etwas einsam geworden. Ich
hoffe, dass in Ihrer liberalen Fraktion Ihr soeben einge-
nommener Standpunkt „Wir begrüßen es im Grundsatz,
dass der Spracherwerb des nachziehenden Ehegatten
nunmehr im Ausland geschehen muss“ genauso isoliert
bleibt, wie Sie im Moment hier sitzen. Dieser Punkt ist
ein später Triumph für unser „Duo infernale von der
Visastelle“, Grindel/Uhl; das haben sie immer gewollt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das haben sie in der Koalition durchgesetzt. Im Innen-
ausschuss hat die FDP sogar dagegengehalten. Das ist
ein deutscher Sonderweg.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


– Na, aber selbstverständlich.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Niederlande! Frankreich! Es greifen immer mehr Länder zu diesem Instrument!)


– Schauen Sie sich die Metock-Entscheidung des Euro-
päischen Gerichtshofes an.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das hat damit nichts zu tun!)


– Na, selbstverständlich. – Danach sind wir jetzt ver-
pflichtet, beispielsweise einem Österreicher, der im Bun-
desgebiet lebt, den Nachzug seiner indischen Ehefrau zu
gestatten, und zwar ohne vorherigen Spracherwerb der
Ehefrau.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Deswegen müssen wir die Richtlinien ändern!)


In einem vergleichbaren Fall wäre einem Deutschen der
Nachzug seiner Ehefrau aber nach wie vor verboten. Er-
klären Sie doch einmal irgendjemandem, dass das ver-
nünftig, gut und richtig ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Dağdelen hat schon darauf hingewiesen, dass
der geschätzte Bundesinnenminister im Ministerrat ver-
gangenen Monat – das ist also noch gar nicht so lange
her – erklärt hat: Wenn ihr uns mit solchen Urteilen
kommt, dann müssen wir die europäische Rechtslage än-
dern.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Genau! Völlig konsequent!)


Das heißt, Sie wollen die anderen europäischen Staaten
dazu verpflichten, diesen unsinnigen Sonderweg zu be-
schreiten.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nein!)


Etwas Ähnliches haben Sie mit der Visa-Warndatei
und mit der Einladerdatei jetzt vor: das Einschlagen ei-
nes deutschen Irrwegs.

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(C (D (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Dem haben doch mehrere Länder zugestimmt! Das haben Sie doch gelesen!)


ie wollen, dass zusätzlich zu dem europäischen Visa-
nformationssystem VIS eine nationale Einladerdatei ge-
chaffen wird. Dabei sollen alle registriert werden, die
emanden aus dem Ausland einladen. Wenn die Zahl
ünf überschritten ist, dann heißt es: Geht nicht mehr.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nein!)


Ja, selbstverständlich. – Man gilt dann als unzulässiger
inlader. Wie sonst sollen die Visastellen darauf reagie-

en?


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Genauer hinsehen sollen sie!)


as sonst soll diese Visumzählerei? Sich so etwas aus-
udenken – es tut mir leid, das sagen zu müssen, Herr
ollege Grindel –, ist nur mit einer Traumatisierung
urch den Visa-Untersuchungsausschuss zu erklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann ich bezeugen!)


Der Antrag der FDP rennt zum Teil offene Türen ein;
as wurde hier gesagt. In ihm sind richtige Punkte ent-
alten, etwa die Schaffung einer Härtefallkommission.
eider werden einige Probleme völlig außen vor gelas-
en. Was ist beispielsweise mit Analphabeten? Bisher
ird ihnen gesagt: Lernt erst einmal Lesen und Schrei-
en, dann lernt Deutsch; wenn ihr das Pech habt, dass es
ei euch keine Konsularabteilung gibt – das ist beispiels-
eise in Eritrea der Fall –, dann geht in euer Nachbar-

and und stellt dort einen Antrag. – Das alles ist unzu-
utbar und hat mit dem Schutz von Ehe und Familie

berhaupt nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Kurt Segner [CDU/ CSU]: Warum ist das unzumutbar?)


Informieren Sie sich einmal, bevor Sie so etwas ins
esetz schreiben! Informieren Sie sich einmal über die
chwierigkeiten! Frauen aus dem Jemen, in dem es
berhaupt kein Goethe-Institut gibt, wird gesagt: Na,
ann lernt die deutsche Sprache eben mit Kassetten.
enn diese Frauen entgegnen: „Aber wir haben keinen

tromanschluss in unserem Dorf“, wird ihnen entgegnet:
asst euch von euren Ehegatten Batterien schicken oder
enutzt eine Handkurbel. Auf einen solchen Irrsinns-
tandard haben Sie das Ganze mit einer völlig untaugli-
hen Maßnahme zurückgeschraubt.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie der Kollege
dathy hier sagte: Ich stimme diesem Gesetz zu in der
offnung, dass das Bundesverfassungsgericht es aufhe-
en wird.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Das ist Hohn!)


Na ja, das war etwas widersprüchlich; das hat er selber
o gesehen. – Diese Hoffnung bleibt natürlich. Die klei-






(A) (C)



(B) )


Wolfgang Wieland

nen Verbesserungen können eine von Grund auf falsche
Maßnahme nicht zu einer richtigen machen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1620913400

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/11753 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-

Das ist der Fall. Es handelt sich um die Reden der Kolle-
ginnen und Kollegen Clemens Binninger, CDU/CSU,
Wolfgang Gunkel, SPD, Birgit Homburger, FDP, Ulla
Jelpke, Die Linke, Silke Stokar von Neuforn, Bündnis 90/
Die Grünen.1)

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Innenausschusses auf Drucksache 16/12133.
Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss-
empfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
FDP auf Drucksache 16/3648 mit dem Titel „Ausbil-
dung der Polizeikräfte in Afghanistan forcieren“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstim-
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 24 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit
Homburger, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP

Ausbildung der Polizeikräfte in Afghanis-
tan forcieren

– zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Pau,
Ulla Jelpke, Sevim Dağdelen, Jan Korte und
der Fraktion DIE LINKE

Änderung des Bundespolizeigesetzes für
Auslandseinsätze der Bundespolizei

– zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried
Nachtwei, Jürgen Trittin, Silke Stokar von
Neuforn, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ohne Polizei und Justiz keine Sicherheit –
Polizei- und Justizaufbau in Afghanistan
drastisch beschleunigen

– Drucksachen 16/3648, 16/3421, 16/6931,
16/12133 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Clemens Binninger
Wolfgang Gunkel
Gisela Piltz
Ulla Jelpke
Silke Stokar von Neuforn

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu
Protokoll zu nehmen. Sind Sie damit einverstanden? –

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en? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
it den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegen-

timmen von FDP und Linken sowie Enthaltung von
ündnis 90/Die Grünen angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion
ie Linke auf Drucksache 16/3421 mit dem Titel „Än-
erung des Bundespolizeigesetzes für Auslandseinsätze
er Bundespolizei“. Wer stimmt für diese Beschluss-
mpfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koaliti-
nsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Gegenstimmen
er Fraktion Die Linke und Enthaltung der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 3 seiner
eschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak-
on Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/6931
it dem Titel „Ohne Polizei und Justiz keine Sicher-

eit – Polizei- und Justizaufbau in Afghanistan drastisch
eschleunigen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koali-

ionsfraktionen und der Fraktion Die Linke bei Gegen-
timmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und Ent-
altung der FDP-Fraktion angenommen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 18. März 2009, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.