Protokoll:
16183

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 183

  • date_rangeDatum: 16. Oktober 2008

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:49 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/183 b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Festsetzung von Mindestar- beitsbedingungen (Drucksache 16/10485) . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Andreas Steppuhn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Werner Dreibus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sicht schaffen, Energiesparen ermöglichen (Drucksache 16/10510) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Energiesparen für alle – Kosten senken, Klima schützen (Drucksache 16/10585) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19421 A 19421 B 19424 C 19424 D 19425 D 19427 A 19429 C 19430 C 19443 C 19443 C 19443 D 19445 C 19447 A Deutscher B Stenografisch 183. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 18, 19, 32, 33 und 40 h . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über zwingende Arbeitsbedingun- gen für grenzüberschreitend entsandte und für regelmäßig im Inland beschäf- tigte Arbeitnehmer und Arbeitnehme- rinnen (Arbeitnehmer-Entsendegesetz – AEntG) (Drucksache 16/10486) . . . . . . . . . . . . . . . A D M A P L T A B A E r 19419 A 19420 D 19420 D 19421 A Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19432 A undestag er Bericht ung 16. Oktober 2008 t : Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . nette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . aurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . agesordnungspunkt 4: ntrag der Abgeordneten Hans-Kurt Hill, Eva ulling-Schröter, Lutz Heilmann, weiterer bgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: nergiekosten sozial ausrichten – Sozialta- ife einführen, wirksame Strompreisauf- 19433 B 19435 A 19436 D 19438 C 19439 D 19440 D 19442 A Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19448 C 19449 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . Tagesordnungspunkt 39: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Au- tobahnmautgesetzes für schwere Nutz- fahrzeuge (Drucksache 16/10388) . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu den Abkommen vom 26. Mai 2006 zwischen der Regierung der Bun- desrepublik Deutschland und der Re- gierung der Sonderverwaltungsregion Hongkong der Volksrepublik China über die gegenseitige Rechtshilfe in Strafsachen und über die Überstellung flüchtiger Straftäter (Drucksache 16/10390) . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung ver- waltungsverfahrensrechtlicher Vor- schriften (4. VwVfÄndG) (Drucksache 16/10493) . . . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Vertrag vom 26. Februar 2008 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Bau und die Instandhaltung von Grenzbrücken in der Bundesrepu- blik Deutschland im Zuge von Schie- nenwegen des Bundes, in der Republik Polen im Zuge von Eisenbahnstrecken mit staatlicher Bedeutung (Drucksache 16/10533) . . . . . . . . . . . . . . . e f g h i j k l 19451 D 19452 C 19454 A 19455 B 19456 B 19458 B 19459 C 19460 A 19461 A 19461 B 19461 D 19463 B 19464 B 19465 B 19465 B 19465 C 19465 C ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Straßenverkehrs- gesetzes und zur Änderung des Gesetzes zur Änderung der Anlagen 1 und 3 des ATP-Übereinkommens (Drucksachen 16/10534, 16/10583) . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu den Änderungen vom 28. April und 5. Mai 2008 des Übereinkommens über den Internationalen Währungs- fonds (IWF) (Drucksache 16/10535) . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Umsetzung der Beteiligungs- richtlinie (Drucksache 16/10536) . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über den Zugang zu digitalen Geo- daten (Geodatenzugangsgesetz – GeoZG) (Drucksachen 16/10530, 16/10580) . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Patrick Meinhardt, Uwe Barth, Cornelia Pieper, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Potential von eLearning nut- zen – Schulen bei der Umsetzung unter- stützen (Drucksache 16/8904) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Dr. Kirsten Tackmann, Cornelia Hirsch, Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE: Perspektiven für den wissenschaftlichen Mittelbau öff- nen – Karrierewege absichern – Gleich- stellung durchsetzen – Selbständigkeit fördern (Drucksache 16/10592) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Lothar Bisky, Dr. Petra Sitte, Cornelia Hirsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Finanzierung zur Bewah- rung des deutschen Filmerbes sicher- stellen (Drucksache 16/10509) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Thilo Hoppe, Ulrike Höfken, Marieluise Beck (Bre- men), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Überschüssige Mittel aus EU-Agrar- haushalt für Bekämpfung der Hunger- krise nutzen (Drucksache 16/10591) . . . . . . . . . . . . . . 19465 C 19465 D 19465 D 19465 D 19466 A 19466 A 19466 B 19466 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 III Zusatztagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Vier- ten Gesetzes zur Änderung des Straßen- verkehrsgesetzes (Drucksache 16/10175) . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Vier- ten Gesetzes zur Änderung des Weinge- setzes (Drucksache 16/10552) . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jerzy Montag, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur … Änderung des Urheberrechtsge- setzes (Drucksache 16/10566) . . . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Urheberrechtsgesetzes (Drucksache 16/10569) . . . . . . . . . . . . . . . e) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Entlastung der Rechts- pflege (Drucksache 16/10570) . . . . . . . . . . . . . . . f) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Deutsches Historisches Museum“ (Drucksache 16/10571) . . . . . . . . . . . . . . . g) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Straf- prozessordnung – Erweiterung des Be- schlagnahmeschutzes bei Abgeordneten (Drucksache 16/10572) . . . . . . . . . . . . . . . h) Antrag der Abgeordneten Renate Blank, Dirk Fischer (Hamburg), Dr. Klaus W. Lippold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Annette Faße, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Infrastruktur und Marketing für den Wassertourismus in Deutschland verbessern (Drucksache 16/10593) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 40: a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- b c d e f g i j 19466 C 19466 C 19466 C 19466 C 19466 D 19466 D 19467 A 19467 A ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Sta- bilisierungs- und Assoziierungsabkom- men zwischen den Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitglied- staaten einerseits und der Republik Al- banien andererseits (Drucksachen 16/9395, 16/10354) . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vor- schriften über das Deutsche Rote Kreuz (Drucksachen 16/9396, 16/10433) . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Zusammenführung der Regelun- gen über befriedete Bezirke für Verfas- sungsorgane des Bundes (Drucksachen 16/9741, 16/10551) . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung der Vor- schriften des Internationalen Privat- rechts an die Verordnung (EG) Nr. 864/ 2007 (Drucksachen 16/9995, 16/10606) . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Meldungen über Marktordnungswaren (Drucksachen 16/10033, 16/10597) . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung des Übereinkommens vom 30. Oktober 2007 über die gerichtliche Zuständig- keit und die Anerkennung und Vollstre- ckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (Drucksachen 16/10119, 16/10607) . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung ge- meinschaftlicher Vorschriften über das Verbot der Einfuhr, der Ausfuhr und des Inverkehrbringens von Katzen- und Hundefellen (Katzen- und Hundefell- Einfuhr-Verbotsgesetz – KHfEVerbG) (Drucksachen 16/10122, 16/10598) . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Ände- rung des Luftverkehrsgesetzes (Drucksachen 16/10297, 16/10573) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu der Unterrichtung durch 19467 B 19467 C 19467 D 19468 B 19468 C 19468 D 19469 A 19469 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 die Bundesregierung: Geänderter Vor- schlag für eine Richtlinie des Europäi- schen Parlaments und des Rates über die Förderung sauberer und energie- effizienter Straßenfahrzeuge KOM (2007) 817 endg.; Ratsdok. 5113/08 (Drucksachen 16/8135 Nr. 2.52, 16/10273) k) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Fall des afghanischen Journalisten Perwiz Kambakhsh: Entschließung des Euro- päischen Parlaments vom 13. März 2008 zum Fall des afghanischen Journa- listen Perwiz Kambakhsh EuB-EP 1687; P6_TA-PROV(2008)0106 (Drucksachen 16/9169 A.13, 16/10395) . . l) – w) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 452, 453, 454, 455, 456, 457, 458, 459, 460, 461, 462 und 463 zu Petitionen (Drucksachen 16/10342, 16/10343, 16/10344, 16/10345, 16/10346, 16/10347, 16/10348, 16/10349, 16/10350, 16/10351, 16/10352, 16/10353) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Nationaler Bildungsbericht 2008 – Bil- dung in Deutschland und Stellung- nahme der Bundesregierung (Drucksache 16/10206) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Bodo Ramelow, Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE: Bildungsgipfel nutzen – Bes- sere Bildung für alle – Bildung als Ge- meinschaftsaufgabe von Bund und Län- dern (Drucksache 16/9808) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Uwe Barth, Ulrike Flach, Cornelia Pieper, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Solide Grundlage für Hochschulpakt – Beitrag zur systematischen Verbesse- rung der Hochschullehre (Drucksache 16/10327) . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Uwe Barth, Patrick Meinhardt, Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Aufbau von privatem Bildungskapital fördern – Grundlage für Bildungsinves- titionen schaffen (Drucksache 16/10328) . . . . . . . . . . . . . . . e f g h i D D D C U C 19469 C 19469 D 19470 A 19471 B 19471 B 19471 C 19471 C ) Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die finan- ziellen Grundlagen für den Bildungs- aufbruch schaffen (Drucksache 16/10587) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Ekin Deligöz, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bildungs- gipfel muss Ergebnisgipfel werden – Für ein gerechtes und besseres Bil- dungswesen (Drucksache 16/10586) . . . . . . . . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Fünf- ten Vermögensbildungsgesetzes (Drucksachen 16/9560, 16/10604) . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Krista Sager, Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine starke Wissenschaftsinfrastruktur im gemein- samen Interesse von Bund und Ländern (Drucksachen 16/1643, 16/10560) . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Dr. Lukrezia Jochimsen, Volker Schneider (Saarbrücken) und der Frak- tion DIE LINKE: Studienfinanzie- rung ausbauen – Soziale Hürden ab- bauen – zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), Krista Sager, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Auswirkungen von Studienge- bühren evaluieren – Monitoringsys- tem umgehend aufbauen (Drucksachen 16/8741, 16/8749, 16/10584) . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Burchardt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19471 C 19471 D 19471 D 19472 A 19472 A 19472 D 19474 B 19474 C 19474 D 19476 A 19478 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 V Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marcus Weinberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: a) – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Fortset- zung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afgha- nistan (International Security Assis- tance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Reso- lution 1386 (2001) und folgender Re- solutionen, zuletzt Resolution 1833 (2008) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen (Drucksachen 16/10473, 16/10567) – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/10620) . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Ent- schließungsantrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin- Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Inter- nationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 1833 (2008) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen (Drucksachen 16/10473, 16/10479, 16/10568) Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . J H H M W R E H W H G W G G H N E T a b c d 19479 A 19480 D 19481 C 19482 D 19484 A 19485 B 19486 A 19487 D 19489 A 19491 A 19491 A 19491 B 19491 C 19492 D 19494 A 19495 B ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eidemarie Wieczorek-Zeul, Bundes- ministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . anfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . ainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . enry Nitzsche (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . enry Nitzsche (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . ert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter, Bettina Herlitzius, weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherstellung von Eisen- bahninfrastrukturqualität und Fern- verkehrsangebot (Drucksache 16/9797) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Si- cherstellung von Eisenbahninfrastruk- turqualität und Fernverkehrsangebot (Drucksache 16/9903) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Fritz Kuhn, Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bahn- Börsengang angesichts der internatio- nalen Finanzkrise verschieben (Drucksache 16/10455) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dorothée Menzner, Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Frak- 19496 C 19498 C 19500 A 19501 C 19502 C 19503 D 19505 C 19506 C 19507 D 19508 A 19508 B 19509 B 19509 D 19510 A 19511 A 19512 A 19515 C 19512 C 19512 D 19512 D VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 tion DIE LINKE: Veräußerung von An- teilen an der Deutschen Bahn AG stop- pen (Drucksache 16/10525) . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Enak Ferlemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur steuerlichen Förderung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung (Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetz) (Drucksache 16/10531) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Thea Dückert, Margareta Wolf (Frank- furt), Kerstin Andreae, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Partnerschaftliche Unter- nehmenskultur stärken – Mitarbeiter- beteiligung fördern (Drucksachen 16/2653, 16/4599) . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Frank Schäffler, Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig Thiele, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Mitarbeiterbeteiligung – Ei- genverantwortliche Vorsorge stärken (Drucksache 16/9337) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T A D r A M ( T E e B s ( i Z A K g D a ( P G B D H T A D A B z ( T E e Ä r w t ( B D 19513 A 19513 B 19517 A 19518 C 19519 C 19521 B 19522 B 19522 B 19522 C 19522 D 19523 C 19524 C 19525 B 19526 B 19527 B 19528 A agesordnungspunkt 9: ntrag der Abgeordneten Dirk Niebel, r. Heinrich L. Kolb, Jens Ackermann, weite- er Abgeordneter und der Fraktion der FDP: rbeitsmarktinstrumente auf effiziente aßnahmen konzentrieren Drucksache 16/9093) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur eschleunigung des Ausbaus der Höchst- pannungsnetze Drucksache 16/10491) . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 6: ntrag der Abgeordneten Hans-Josef Fell, erstin Andreae, Bärbel Höhn, weiterer Ab- eordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN: Stromnetze zukunftsfähig usbauen Drucksache 16/10590) . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . odo Ramelow (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Dr. Herbert Schui, r. Barbara Höll, Werner Dreibus, weiterer bgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: undesverantwortung für den Steuervoll- ug wahrnehmen Drucksache 16/9479) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 12: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur nderung des Gesetzes über die Überfüh- ung der Anteilsrechte an der Volkswagen- erk Gesellschaft mit beschränkter Haf- ung in private Hand Drucksache 16/10389) . . . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 19529 A 19529 B 19529 B 19529 C 19530 C 19531 B 19532 B 19533 D 19535 A 19535 A 19535 B 19536 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 VII Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Markus Kurth, Kerstin Andreae, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Ein- gliederungshilfe für Menschen mit Be- hinderungen weiterentwickeln – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Klaus Ernst, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gesetz zum Ausgleich be- hinderungsbedingter Nachteile vorle- gen (Nachteilsausgleichsgesetz – NAG) – zu dem Antrag der Abgeordneten Jörg Rohde, Dr. Heinrich L. Kolb, Jens Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Wettbewerb in der Eingliederungshilfe stärken – Wahlfrei- heit und Selbstbestimmung der Men- schen mit Behinderung erhöhen (Drucksachen 16/7748, 16/3698, 16/9451, 16/10601) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Personalausweise und den elektronischen Identitätsnachweis sowie zur Änderung weiterer Vorschriften (Drucksache 16/10489) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: Antrag der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael Goldmann, Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Biotechnolo- gische Innovationen im Interesse von Ver- brauchern und Landwirten weltweit nutzen – Biotechnologie ein Instrument zur Bekämpfung von Armut und Hunger in den Entwicklungsländern (Drucksache 16/6714) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über g ( ( T A K o n u ( K H K M T E e z z ( T B s s C D ü u h ( T E e E ( T a 19537 A 19538 D 19539 D 19540 C 19541 B 19541 C enetische Untersuchungen bei Menschen Gendiagnostikgesetz – GenDG) Drucksachen 16/10532, 16/10582) . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: ntrag der Abgeordneten Katja Kipping, laus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion DIE LINKE: Woh- ungslosigkeit vermeiden – Wohnungslose nterstützen – SGB II überarbeiten Drucksache 16/9487) . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . einz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Zweiten Geset- es zur Änderung des Vierten Buches So- ialgesetzbuch und anderer Gesetze Drucksache 16/10488) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 21: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für die Angelegenheiten der Europäi- chen Union zu dem Antrag der Fraktionen DU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN: EU-Übersetzungsstrategie berarbeiten – Nationalen Parlamenten die mfassende Mitwirkung in EU-Angelegen- eiten ermöglichen Drucksachen 16/9596, 16/10556) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 22: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur inführung Unterstützter Beschäftigung Drucksache 16/10487) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 23: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung von Vor- schriften auf dem Gebiet des ökologi- schen Landbaus an die Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/bio- logische Produktion und die Kennzeich- nung von ökologischen/biologischen Er- 19541 D 19542 A 19542 A 19543 A 19544 A 19545 C 19546 C 19546 D 19547 B VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 zeugnissen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 (Drucksachen 16/10174, 16/10595) . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Cornelia Behm, Ulrike Höfken, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Forschung für den ökologischen Landbau ausbauen (Drucksachen 16/9345, 16/10603) . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Geset- zes zum Abbau bürokratischer Hemmnisse insbesondere in der mittelständischen Wirtschaft (Drittes Mittelstandsentlas- tungsgesetz) (Drucksache 16/10490) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul K. Friedhoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Verfahren des elektronischen Entgelt- nachweises (ELENA-Verfahrensgesetz) (Drucksache 16/10492) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und der SPD: Menschenrechte in der ASEAN-Staatengemeinschaft stärken (Drucksachen 16/7490, 16/10561) . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . V T – – K M H P W T B s V o C u A B o v L ( J G D K C T B s t 19547 B 19547 C 19548 A 19548 B 19549 A 19550 A 19551 A 19551 D 19552 D 19553 A 19553 D 19555 A 19555 C 19556 D 19557 A 19558 A 19559 A olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 27: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ver- trag vom 3. März 2008 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden in Deutschland – Körperschaft des öffentlichen Rechts – zur Änderung des Vertrages vom 27. Januar 2003 zwischen der Bundes- republik Deutschland und dem Zentral- rat der Juden in Deutschland – Körper- schaft des öffentlichen Rechts – (Drucksachen 16/10296, 16/10594) . . . . . Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/10621) . . . . . . . . . . . . . . ristina Köhler (Wiesbaden) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aik Reichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . etra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 28: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz zu dem Antrag der Abge- rdneten Peter Bleser, Julia Klöckner, Uda armen Freia Heller, weiterer Abgeordneter nd der Fraktion der CDU/CSU sowie der bgeordneten Gustav Herzog, Volker lumentritt, Dr. Gerhard Botz, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion der SPD: Schutz or Pflanzenschutzmittelrückständen in ebensmitteln verstärken Drucksachen 16/6958, 16/8136) . . . . . . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . arin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Umwelt, Naturschutz und Reak- orsicherheit 19559 D 19560 D 19561 A 19562 A 19563 A 19564 A 19564 B 19564 D 19565 A 19566 D 19567 C 19568 C 19569 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 IX – zu der Verordnung der Bundesregierung: Verordnung zur Vereinfachung des De- ponierechts – zu dem Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Grenzwerte bei Müllverbrennungsanla- gen dem technischen Fortschritt anpas- sen und deutlich absenken (Drucksachen 16/10330, 16/10398 Nr. 2, 16/5775, 16/10602) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Staatsangehörig- keitsgesetzes (Drucksache 16/10528) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Wolfgang Nešković, Ulla Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für die Abschaf- fung der Optionspflicht im Staatsange- hörigkeitsgesetz (Drucksache 16/9165) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Ulla Jelpke, Dr. Hakki Keskin, Petra Pau und der Fraktion DIE LINKE: Klare Grenzen für die Rücknahme und den Verlust der deutschen Staatsange- hörigkeit ziehen (Drucksache 16/9654) . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Bürsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Veröffentlichung von Infor- mationen über die Zahlung von Mitteln aus den Europäischen Fonds für Landwirt- schaft und Fischerei (Agrar- und Fischerei- fonds-Informationen-Gesetz – AFIG) (Drucksachen 16/10299, 16/10596) . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A L A E A z z S l n F G f 1 t M V K D W B D D M J U M K A N O M W M A E K F D z 19570 C 19571 A 19571 A 19571 A 19571 B 19572 B 19573 B 19574 C 19576 A 19577 A 19577 C nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO zur namentlichen bstimmung über die Beschlussempfehlung u dem Antrag der Bundesregierung: Fortset- ung der Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an dem Einsatz der Internationa- en Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- istan (International Security Assistance orce, ISAF) unter Führung der NATO auf rundlage der Resolution 1386 (2001) und olgender Resolutionen, zuletzt Resolution 833 (2008) des Sicherheitsrates der Verein- en Nationen (Tagesordnungspunkt 6 a) arieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Axel Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . anfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . te Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atharina Landgraf (CDU/CSU) . . . . . . . . . nna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . icole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . olfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . arco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten erstin Andreae, Cornelia Behm, Hans-Josef ell, Priska Hinz (Herborn) und Dr. Thea ückert (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ur namentlichen Abstimmung über die Be- 19579 A 19579 D 19580 D 19581 A 19581 B 19582 A 19582 C 19582 D 19583 C 19583 D 19584 A 19584 B 19584 D 19585 C 19585 D 19586 C 19587 C 19588 C 19588 D 19589 B X Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 schlussempfehlung zu dem Antrag der Bun- desregierung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunter- stützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Füh- rung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zu- letzt Resolution 1833 (2008) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- punkt 6 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ekin Deligöz, Jerzy Montag, Elisabeth Scharfenberg und Christine Scheel (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna- tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assis- tance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolu- tion 1833 (2008) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen (Tagesordnungspunkt 6 a) . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Monika Lazar, Winfried Hermann, Hans-Christian Ströbele, Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Irmingard Schewe-Gerigk, Dr. Harald Terpe und Peter Hettlich (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung zu dem Antrag der Bun- desregierung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunter- stützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Füh- rung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zu- letzt Resolution 1833 (2008) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- punkt 6 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Claudia Roth (Augs- burg), Kerstin Müller (Köln), Bärbel Höhn, Britta Haßelmann, Kai Gehring, Thilo Hoppe, Rainder Steenblock, Katrin Göring-Eckardt, Wolfgang Wieland, Volker Beck (Köln) und U N B B g d u t F l n c ( A Z d f o G D K B A Z – – ( n M E A Z d S p A L D D C 19589 D 19590 D 19591 C lrike Höfken (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) zur namentlichen Abstimmung über die eschlussempfehlung zu dem Antrag der undesregierung: Fortsetzung der Beteili- ung bewaffneter deutscher Streitkräfte an em Einsatz der Internationalen Sicherheits- nterstützungstruppe in Afghanistan (Interna- ional Security Assistance Force, ISAF) unter ührung der NATO auf Grundlage der Reso- ution 1386 (2001) und folgender Resolutio- en, zuletzt Resolution 1833 (2008) des Si- herheitsrates der Vereinten Nationen Tagesordnungspunkt 6 a) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Arbeitsmarktinstrumente auf ef- iziente Maßnahmen konzentrieren (Tages- rdnungspunkt 9) abriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Entwurf eines Gesetzes zur Beschleuni- gung des Ausbaus der Höchstspannungs- netze Antrag: Stromnetze zukunftsfähig aus- bauen Tagesordnungspunkt 10 und Zusatztagesord- ungspunkt 6) arko Mühlstein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ngelbert Wistuba (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Bundesverantwortung für den teuervollzug wahrnehmen (Tagesordnungs- unkt 11) ntje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ydia Westrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19592 B 19593 D 19594 D 19596 B 19597 A 19597 D 19598 B 19599 C 19601 C 19602 D 19603 C 19604 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 XI Anlage 10 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Überführung der Anteils- rechte an der Volkswagenwerk Gesellschaft mit beschränkter Haftung in private Hand (Tagesordnungspunkt 12) Paul K. Friedhoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung zu den Anträgen: – Die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen weiterentwickeln – Gesetz zum Ausgleich behinderungsbe- dingter Nachteile vorlegen (Nachteilsaus- gleichsgesetz – NAG) – Wettbewerb in der Eingliederungshilfe stärken – Wahlfreiheit und Selbstbestim- mung der Menschen mit Behinderung er- höhen (Tagesordnungspunkt 13) Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD) . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Personal- ausweise und den elektronischen Identitäts- nachweis sowie zur Änderung weiterer Vor- schriften (Tagesordnungspunkt 14) Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Frank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 13 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Biotechnologische Innovationen im Interesse von Verbrauchern und Landwir- ten weltweit nutzen – Biotechnologie ein In- strument zur Bekämpfung von Armut und Hunger in den Entwicklungsländern (Tages- ordnungspunkt 15) J E D D H U A Z d U t H D H M B R A Z d Ä b p P A D W B F A Z d E t k ( H M M 19604 C 19605 D 19607 A 19608 D 19610 A 19611 C 19612 D 19613 D 19614 C 19615 C 19616 D ohannes Röring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . üseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes über genetische ntersuchungen bei Menschen (Gendiagnos- ikgesetz – GenDG) (Tagesordnungspunkt 16) ubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . einz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . onika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 15 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur nderung des Vierten Buches Sozialgesetz- uch und anderer Gesetze (Tagesordnungs- unkt 20) eter Rauen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . ndreas Steppuhn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . erner Dreibus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 16 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Beschlussempfehlung und des Berichts: U-Übersetzungsstrategie überarbeiten – Na- ionalen Parlamenten die umfassende Mitwir- ung in EU-Angelegenheiten ermöglichen Tagesordnungspunkt 21) ans Peter Thul (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ichael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . ichael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . 19617 D 19618 D 19619 B 19620 B 19621 B 19622 A 19623 B 19624 C 19625 C 19626 D 19628 A 19628 D 19629 B 19630 D 19632 B 19633 B 19634 A 19634 D 19635 A 19636 D 19637 D XII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung Unterstützter Beschäftigung (Tagesordnungs- punkt 22) Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung von Vorschriften auf dem Gebiet des öko- logischen Landbaus an die Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 – Beschlussempfehlung und Bericht: For- schung für den ökologischen Landbau ausbauen (Tagesordnungspunkt 23 a und b) Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: – zu der Verordnung der Bundesregierung: Verordnung zur Vereinfachung des De- ponierechts – zu dem Antrag: Grenzwerte bei Müllver- brennungsanlagen dem technischen Fort- schritt anpassen und deutlich absenken (Tagesordnungspunkt 29) M G H E S A Z d c v L s ( M W H D U A M P K n w i t K v T m A H ( A M E H r f z Z A H ( 19638 C 19639 A 19639 D 19640 D 19641 B 19642 D 19643 D 19644 C 19645 B 19645 D 19646 A 19647 A ichael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . erd Bollmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 20 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Veröffentli- hung von Informationen über die Zahlung on Mitteln aus den Europäischen Fonds für andwirtschaft und Fischerei (Agrar- und Fi- chereifonds-Informationen-Gesetz – AFIG) Tagesordnungspunkt 31) arlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 21 ündliche Frage 42 etra Pau (DIE LINKE) enntnis der Bundesregierung über die Maß- ahmen der Deutschen Telekom AG zur Ge- ährleistung des Schutzes der Privatsphäre hrer Kunden nach der Entwendung der Da- ensätze von über 17 Millionen T-Mobile- unden sowie Bewertung der Sicherheit der on der Deutschen Telekom im Rahmen der elekommunikationsüberwachungsmaßnah- en gesammelten Daten ntwort artmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182. Sitzung, Tagesordnungspunkt 2) nlage 22 ündliche Frage 45 lke Reinke (DIE LINKE) altung und Maßnahmen der Bundesregie- ung zur Durchsetzung eines Stromsozialtarifs ür Haushalte mit geringem Einkommen und ur Einführung einer Strompreisaufsicht mit uständigkeit bei den Ländern ntwort artmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182. Sitzung, Tagesordnungspunkt 2) 19647 D 19648 B 19649 C 19650 A 19650 D 19651 D 19652 C 19653 B 19653 D 19654 C 19655 B 19655 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19419 (A) ) (B) ) 183. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19579 (A) ) (B) ) Präsenz der internationalen Staatengemeinschaft wärenAndreas Ich stimme mit Ja, denn wir haben eine Verpflichtung insbesondere gegenüber jenen Afghaninnen und Afgha- nen einzulösen, die sich entschieden haben, sich am Auf- bau des Landes zu beteiligen. Ohne die militärische Schily, Otto SPD 16.10.2008 Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 16.10.2008 Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A G p s L n o d n Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albach, Peter CDU/CSU 16.10.2008 Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 16.10.2008 Bodewig, Kurt SPD 16.10.2008** Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 16.10.2008 Friedrich (Bayreuth), Horst FDP 16.10.2008 Gloser, Günter SPD 16.10.2008 Gruß, Miriam FDP 16.10.2008 Gunkel, Wolfgang SPD 16.10.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 16.10.2008 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 16.10.2008 Hempelmann, Rolf SPD 16.10.2008 Höfer, Gerd SPD 16.10.2008* Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 16.10.2008* Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 16.10.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 16.10.2008* Mast, Katja SPD 16.10.2008 Parr, Detlef FDP 16.10.2008 Reichel, Maik SPD 16.10.2008 Rohde, Jörg FDP 16.10.2008 Roth (Heringen), Michael SPD 16.10.2008 Dr. Scheer, Hermann SPD 16.10.2008 S D S S D Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung zu dem Antrag der Bundes- regierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaff- neter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Re- solution 1833 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Ich stimme mit Ja, weil sich 40 Staaten ver- flichtet haben, im Rahmen eines völkerrechtlich abge- icherten Mandats dem durch 30 Jahre Krieg zerstörten and beim Wiederaufbau zu helfen. Diese Aufgabe ist och nicht abgeschlossen. Ich stimme mit Ja, weil ein ziviler Aufbau des Landes hne Schutz durch Polizei und Militär unmöglich ist und ie afghanische Regierung die öffentliche Sicherheit och nicht mit eigenen Kräften gewährleisten kann. eehofer, Horst CDU/CSU 16.10.2008 r. Stadler, Max FDP 16.10.2008 taffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.10.2008 töckel, Rolf SPD 16.10.2008 r. Wodarg, Wolfgang SPD 16.10.2008* eil, Martin FDP 16.10.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 19580 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) diese Menschen großen Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt. Ich stimme mit ja, weil das Versprechen „Wir lassen euch nicht irn Stich“ auch in Zeiten von Rückschlägen ohne jeden Zweifel gelten muss. Ich stimme mit Ja, weil jede Frau, die ihre Burka ab- gelegt hat und in den Schulen unterrichtet, jede Frau, die wieder im Gesundheitswesen arbeitet, jede Frau, die wieder als Richterin oder Krankenschwester den Men- schen beiseitesteht, bei einer Rückkehr der Taliban von diesen als Kollaborateurin behandelt und brutalen Stra- fen ausgesetzt würde. Ich stimme mit Ja, weil, wie von Mitgliedern des Bundestags berichtet wird, vielen Frauen die nackte Angst in den Augen steht, wenn sie an eine mögliche Rückkehr der Taliban an die Macht denken. Ich stimme mit Ja, weil nach meiner Überzeugung die schwierige Aufbauarbeit von zivilen Initiativen und die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung ohne den Schutz von ISAF undenkbar ist und weil sich selbst Menschen- rechtsorganisationen wie Human Rights Watch für eine Zustimmung für das Mandat aussprechen. Ich stimme mit Ja, weil der Weg, den dieses geschun- dene Land und seine Menschen vor sich haben, um nach Jahren der Unterdrückung, nach Schulverboten, Zerstö- rung der Universitäten und brutaler Gewalt gegen An- dersdenkende demokratische Institutionen aufzubauen und die Menschenwürde zu sichern, Zeit und einen lan- gen Atem braucht. Ich stimme mit Ja, weil auch Deutschland seinen Teil zu einer Mission beisteuern muss, die mit Gefahren für die beteiligten Soldaten aller Länder verbunden ist. Die Afghanistan-Mission kann nur als abgestimmte interna- tionale Anstrengung erfolgreich sein, die eine faire Tei- lung der Lasten erfordert. Ein einseitiger Rückzug der Bundesrepublik würde sowohl die afghanische Bevölke- rung wie den Zusammenhalt der internationalen Ge- meinschaft gefährden. Ich stimme mit Ja, weil die Taliban alles daransetzen, die Bevölkerungen der westlichen Demokratien so zu verunsichern, dass ihre Regierungen letztlich keine Sol- daten mehr zu schicken bereit sind. Ein Abrücken von relevanten Teilen des Bundestags vom ISAF-Mandat könnte von den Taliban als erster Erfolg dieser Verunsi- cherungsstrategie benutzt werden und ihnen die Bot- schaft in die Hände spielen, dass der Abzug von ISAF demnächst kommen werde. Ich stimme mit Ja, obwohl ich mir bewusst bin, dass in Afghanistan viele politische und militärische Fehler gemacht worden sind und weiter gemacht werden, die den Erfolg dieses Einsatzes gefährden. So halte ich die Luftangriffe, die von der amerikanischen Armee im Rahmen des OEF-Mandats durchgeführt werden und im- mer wieder Zivilisten das Leben kosten, für verheerend angesichts der Notwendigkeit, die Unterstützung der afghanischen Bevölkerung im Kampf gegen den Terro- rismus zu gewinnen. Stattdessen brauchen wir ein ein- heitliches Mandat der internationalen Friedenstruppen, v n S g d z s b d s M m s A s d g b s „ s w e a s z s k u d i d S u d F s w z n a d d d s t w n O z u (C (D erstärkte Anstrengungen bei der Ausbildung der afgha- ischen Sicherheitskräfte und eine besser koordinierte trategie für den zivilen Aufbau. Ich stimme trotz dieser Kritik an der bisherigen Af- hanistan-Strategie mit Ja, weil ein vorzeitiger Rückzug er internationalen Truppen nicht weniger, sondern mehr ivile Opfer zur Folge haben würde. Wie viele Frauen ind unter der Herrschaft der Taliban allein bei der Ge- urt ihrer Kinder gestorben, weil es keine Möglichkeit es Kaiserschnitts, keine Antibiotika, ja nicht einmal auberes Wasser gab. Der Terror, der heute wieder gegen enschen ausgeübt wird, die sich der Zusammenarbeit it den Taliban verweigern, zeigt, was auf dem Spiel teht. Ich stimme mit Ja, weil das Ziel, die Sicherheit fghanistans durch die legitimen staatlichen Strukturen elbst zu gewährleisten, durch einen vorzeitigen Abzug er ISAF-Truppen nicht gefördert, sondern unmöglich emacht wird. Ich stimme mit Ja, weil ich der tiefen Überzeugung in, dass wir im 21. Jahrhundert nicht mehr in national- taatlichen Grenzen denken dürfen. Es gibt eine Responsibility to Protect“, eine Verpflichtung zum Bei- tand für Menschen, die verfolgt, vertrieben und gequält erden, die nicht an den Grenzen des eigenen Landes ndet. Das wird nicht immer und überall möglich sein – ber wo es möglich ist, müssen wir uns dieser men- chenrechtlichen Verpflichtung stellen. Veronika Bellmann (CDU/CSU): Zunächst ist fest- ustellen, dass ich nur unter großem Vorbehalt der Fort- etzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- räfte in Afghanistan (ISAF) zustimme. Die Aussage „Keine Entwicklung ohne Sicherheit nd keine Sicherheit ohne Entwicklung“ beschreibt die erzeitige Situation in Afghanistan nur grundsätzlich, ch sehe durchaus die Fortschritte, insbesondere im Nor- en des Landes, hinsichtlich der Entwicklung stabiler trukturen in den Bereichen Bildungs-, Gesundheits- nd Gleichstellungspolitik. Ebenso sehe ich aber auch, ass bezüglich der eigenen Sicherheitsstrukturen keine ortschritte in der Stabilität erreicht wurden, eher Rück- chritte zu verzeichnen sind. Der Terrorismus und der Partisanenkampf der Taliban eiten sich aus. Gleiches gilt für den Abbau der Balance wischen verschiedenen Volksgruppen und den Paschtu- en in dem Vielvölkerstaat Afghanistan. Der Drogen- nbau wird weiter expansiv betrieben und kann durch ie Preispolitik der westlichen Welt auf dem Agrarmarkt urchaus als „bewaffnete Marktpflege“ bezeichnet wer- en. Ferner kritisiere ich in diesem Zusammenhang die ehr offensichtliche vorrangige geostrategische Ausrich- ung Amerikas, die die Gefahr einer Ausdehnung des be- affneten Kampfes und das Abdriften in einen Regio- alkrieg mit der Atommacht Pakistan befürchten lässt. Dem ist nur mit einer Unterstellung der Anti-Terror- peration Enduring Freedom (OEF) unter UN-Mandat u begegnen, die die Nachbarstaaten China, Pakistan nd Indien in eine Lösungssuche einbindet. Deshalb ist Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19581 (A) ) (B) ) das ISAF-Mandat mit dem OEF-Mandat verbunden zu betrachten. Zur gemeinsamen Lösung des Konfliktes gehört für mich eine stärkere Ausrichtung der „Hilfe zur Selbst- hilfe“ beim Aufbau eigener afghanischer Sicherheits- strukturen, weg von der hauptsächlich militärischen hin zu einer stärkeren humanitären Ausrichtung. Insofern ist ein Konzept für ein baldiges Ausstiegsszenario, ver- gleichbar mit dem der Briten, Kanadier oder Niederlän- der, dringend erforderlich. Dass die politische Diskus- sion darüber nunmehr in Gang gekommen ist, begrüße ich sehr. Nur unter der Bedingung, dass eine solche stringen- tere Konzeption über den Aufbau eigener nationaler Si- cherheitsstrukturen in Afghanistan, mit dem Ziel des baldigen Abzugs ausländischer Streitkräfte, vorangetrie- ben wird, stimme ich der Fortsetzung des Einsatzes letzt- malig zu. Klaus Uwe Benneter (SPD): Ich habe heute noch- mals mit großen Bedenken dem ISAF-Antrag der Bun- desregierung zugestimmt, weil ich davon überzeugt bin, dass ein abrupter Abzug der Bundeswehr aus Afghanis- tan wegen unserer Zusagen an die afghanische Bevölke- rung und ihre Regierung und gegenüber den Menschen in Afghanistan nicht zu verantworten ist. Bevor ich allerdings einer weiteren Verlängerung des ISAF-Mandats in Afghanistan künftig zustimmen werde, erwarte ich, dass die Bundesregierung sich dafür einsetzt, ISAF einer UN-Führung zu unterstellen, alle militärischen Operationen im Rahmen des ISAF-Man- dats strikt an völkerrechtlichen Normen auszurichten und dem Schutz der Zivilbevölkerung absoluten Vorrang einzuräumen. Ich erwarte zudem, das Volumen der Not- und Entwicklungshilfe für Afghanistan deutlich und im Verhältnis zu den Militärausgaben zu erhöhen und insbe- sondere die Anstrengungen zum Aufbau der afghani- schen Armee, afghanischen Polizei und insbesondere auch der afghanischen Justiz massiv auszuweiten. Letzt- lich erwarte ich von der Bundesregierung bis zu einer nächsten Verlängerung eines ISAF-Mandats für Afgha- nistan die Entwicklung einer realistischen Exit-Strategie für diese militärische Intervention, wobei ich davon aus- gehe, dass unsere militärische Hilfe und militärische Un- terstützung beim zivilen Wiederaufbau Afghanistans al- lerspätestens im Jahre 2015 zu beenden ist bzw. beendet ist. Dr. Axel Berg (SPD): Die Entscheidung, die Entsen- dung von RECCE-Tornados in die Mandatsverlängerung der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) zu integrieren, bringt mich nicht nur in ein Di- lemma, wie ich es bereits in meiner Erklärung nach § 31 GO Deutscher Bundestag vom 12. Oktober 2008 ge- schildert habe, sondern macht es mir leider auch unmög- lich, dem vorliegenden Antrag der Bundesregierung heute zuzustimmen. Den Einsatz von ISAF halte ich zum jetzigen Zeit- punkt zwar nach wie vor für wichtig und richtig. Die ISAF soll eine friedliche, politische Entwicklung Afgha- n b g d D n t g d T z § a g g r B A i g E 9 t E s g E m b g a h d m A i d n s d E t U k a w F s s l v (C (D istans gewährleisten und die Regierung Afghanistans ei ihrer Aufgabe, für Sicherheit, Recht und Ordnung im anzen Land zu sorgen, unterstützen. Auch beim Wie- eraufbau Afghanistans hat ISAF Erfolge vorzuweisen. ies bestätigen selbst namhafte Entwicklungshilfeorga- isationen, die vor Ort den zivilen Wiederaufbau voran- reiben. Dabei ist es aber entscheidend, dass ISAF klar abge- renzt werden kann von der Operation Enduring Free- om (OEF), die die Bekämpfung des internationalen errorismus zum Ziel hat und die ich auch weiterhin aus ahlreichen Gründen – wie in meiner Erklärung nach 31 GO Deutscher Bundestag vom 15. November 2007 usführlich dargelegt – ausdrücklich ablehne. Diese Ab- renzung ist aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr ge- eben. Die Entsendung von RECCE-Tornados habe ich be- eits vor der ersten Abstimmung darüber im Deutschen undestag für falsch und gefährlich gehalten und dem ntrag der Bundesregierung dementsprechend bereits m März 2007 meine Stimme verweigert. Meine damals eäußerten Befürchtungen, die ich ausführlich in meiner rklärung nach § 31 GO Deutscher Bundestag vom . März 2007 dargelegt habe, haben sich meines Erach- ens leider alle bestätigt. So hat der Einsatz der Tornados dazu geführt, dass die insatzbedingungen – insbesondere hinsichtlich der Zu- ammenarbeit zwischen ISAF und OEF – immer weni- er zu trennen sind und die Trennung der beiden insätze auch der Bevölkerung immer weniger zu ver- itteln ist. Zusätzlich sehe ich auch meine Zweifel an der Pro- lematik des Nutzens der Tornados im Sinne ihrer Auf- abenbestimmung bei weitem nicht ausgeräumt, denn uch die präzisere Aufklärung durch Tornados kann das ohe Risiko ziviler Opfer offensichtlich nicht entschei- end reduzieren. Der Einsatz deutscher Tornados ist für ich damit kein Beitrag zur Stabilisierung der Lage in fghanistan. Die Tornado-Entsendung hat Afghanistan nsgesamt nicht sicherer gemacht, sondern eher weiter estabilisiert. Durch die unklare Trennung von ISAF und OEF ist icht nur die Arbeit von ISAF gefährdet, sondern insbe- ondere auch der zivile Wiederaufbau, der der entschei- ende Schlüssel für Frieden in Afghanistan ist. Hier teile ich ausdrücklich die Meinung vom Verband ntwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisa- ionen e. V. (VENRO), dass die internationale Hilfe und nterstützung bei der Friedenssicherung nur gelingen ann, wenn parallel zum Staatsaufbau („state building“) uch der zivilgesellschaftiiche Aufbau vorangetrieben ird. Aus diesen Gründen unterstütze ich ausdrücklich die orderung, dass eine Abkehr vom Primat des Militäri- chen hin zu einer weiteren Stärkung der Zivilgesell- chaft und einer konsequenten Fortsetzung der sinnvol- en Wiederaufbauhilfe sich auch in der Bereitstellung on Finanzmitteln widerspiegeln muss. Dies ist aber 19582 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) meines Erachtens nach bisher nicht ausreichend gesche- hen. Deshalb sind für mich persönlich die Konsequenzen: Deutschland sollte unverzüglich aus OEF aussteigen und sich ernsthaft und massiv auf internationaler Ebene dafür einsetzen, OEF endlich zu beenden. Der Tornado-Ein- satz sollte unverzüglich beendet werden. Die finanziel- len Mittel für den zivilen Wiederaufbau müssen signifi- kant erhöht werden. Nur, wenn diese Forderungen umgesetzt werden, kann ISAF ihr Mandat wirklich effektiv ausfüllen. So- lange dies aber nicht geschieht, kann ich dem vorliegen- den Antrag nicht zustimmen, da er in dieser Form mei- nes Erachtens nicht für mehr Sicherheit in Afghanistan sorgen kann. Ich sehe die Arbeit der ISAF durch den vorliegenden Antrag eher gefährdet, da er durch den Einsatz der Tor- nados die unzureichende Abgrenzung von ISAF und OEF noch verstärkt und somit den zivilen Wiederaufbau – den ISAF nicht nur durch den Schutz der Bevölkerung, sondern auch der in Afghanistan tätigen Organisationen unterstützen soll – ernsthaft gefährdet. Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Ich stimme dem Antrag nicht zu, da ich ihn verfassungs- rechtlich für fragwürdig, ethisch für nicht gerechtfertigt und politisch für falsch halte. Diese Auffassung habe ich bereits in den vergangenen sieben Jahren vertreten und fühle mich durch die zunehmende Radikalisierung in diesem Land darin bestärkt. Es fehlt nicht an militäri- schen Begründungen für den Auslandseinsatz unserer Soldaten in Afghanistan, sondern an politischen Per- spektiven. Wenn jetzt sogar Oberbefehlshaber der Streit- kräfte den Erfolg der Verbündeten in diesem Land grundsätzlich in Frage stellen, ist endgültig ein Kurs- wechsel nötig. Ich bin für einen schrittweisen Abzug. Als vor sieben Jahren die Regierung Gerhard Schrö- der/Joschka Fischer im Kampf gegen den Terrorismus den Bundestag um Zustimmung zum Auslandseinsatz der Bundeswehr aufforderte, habe ich bereits mit „Nein“ gestimmt – aus verfassungsrechtlichen, historischen und moralischen Gründen. Jetzt, sieben Jahre später, ist die Afghanistan-Mission fragwürdiger denn je, obwohl al- lein die Bundesrepublik sich mit über 3 Milliarden Euro seit 2001 hier engagiert hat. Die Sicherheitslage für un- sere Soldaten hat sich dramatisch verschlechtert. Afgha- nistan ist weiter eines der größten Opium-Anbaugebiete der Welt geblieben. Es ist nicht gelungen, die Taliban wirklich zu schwächen. Im Gegenteil, sie weichen in das pakistanische Grenzgebiet aus und neue, unübersehbare Risiken entstehen. Es hat schon viel zu viele Opfer gege- ben – aus unserem Land wie aus denen der Verbündeten. Besonders im Süden des Landes, wo die Amerikaner gegen die Taliban kämpfen, werden die Soldaten nicht als Befreier sondern als Besatzer empfunden. Erste Län- der wie die Niederlande und Kanada haben ihren Abzug bereits beschlossen. Weitere Verbündete erwägen den Ausstieg. Auch die Bundesregierung ist gut beraten, nicht nur auf die Erhöhung des Kontingents um 1 A m a s D z n n n u s n f a f l v w v R l m W D u s d t s m f b J t n w F F r n z g m a r I z n b v S (C (D 000 Soldaten zu setzen, sondern gleichzeitig auf eine usstiegsstrategie. Die afghanische Regierung kann und uss mehr Eigenverantwortung übernehmen. Sie und lle Verbündeten sind jetzt aufgefordert, zu einer politi- chen Antwort zu kommen. Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): en Antrag der deutschen Bundesregierung auf Fortset- ung der Beteiligung der Bundeswehr an der internatio- alen Sicherheitsunterstützungstruppe lehne ich ab. Es ist wieder ein Jahr vergangen, sicherlich nicht ge- ug, um ein seit Jahrzehnten gequältes Land wie Afgha- istan dauerhaft zu stabilisieren, aber doch ausreichend, m zu überprüfen, ob wir den im letzten Herbst be- chworenen Zielen durch den militärischen Einsatz we- igstens ein Stück näher gekommen sind und ob die Er- olge den Preis rechtfertigen; immerhin haben seitdem uch deutsche Soldaten dort ihr Leben gelassen, von den inanziellen Belastungen gar nicht zu sprechen. Die Bi- anz ist ernüchternd: Die Situation der afghanischen Be- ölkerung hat sich kaum verändert. Der als vergleichs- eise friedlich geltende Norden wird immer öfter Ziel on Terroranschlägen. Nach wie vor steht die schwache egierung unter dem Einfluss von skrupellosen War- ords und Kriegsgewinnlern, und die USA versuchen im- er weniger zu verschleiern, dass es ihnen nicht um den iederaufbau des Landes geht, dafür aber um die urchsetzung ihrer ureigensten Interessen. Selbst dort, wo Verbesserungen spürbar sind, ist es nbewiesen, ob sie wegen oder trotz der ISAF-Präsenz tattfinden und ob diese Verbesserungen nicht durch an- ere, nichtmilitärische Maßnahmen schneller vorange- rieben würden. Fest steht, die Menschen in Afghanistan ind kriegsmüde, und die Stimmung dort richtet sich im- er stärker gegen alles Militärische, egal welche Uni- orm die Soldaten tragen. Alle Forderungen nach einem Strategiewechsel sind isher politisch nicht umgesetzt worden. Im Mai dieses ahres haben sich über 3 000 Stammesvertreter, Intellek- uelle und Politiker aus allen Teilen Afghanistans zu ei- er nationalen Friedens-Jirga zusammengeschlossen. Sie erden unterstützt von einer Vielzahl von deutschen riedensinitiativen, unter anderem auch der Aachener riedenspreis e. V., und haben eine gemeinsame Erklä- ung zu Afghanistan herausgegeben. Meiner Meinung ach sollte es politisches Ziel sein, diese Bewegung auf- unehmen, zu stärken und in die weiteren Verhandlun- en und Friedensbemühungen einzubeziehen. Das ist eine Vorstellung einer verantwortungsvollen Wieder- ufbaupolitik, in deren Fokus eine dauerhafte Stabilisie- ung Afghanistans steht. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ch lehne den Antrag der Bundesregierung auf Fortset- ung der Beteiligung der Bundeswehr an der internatio- alen Sicherheitsunterstützungstruppe ab. Der Einsatz in Afghanistan wurde vor sieben Jahren egonnen, um die Verantwortlichen für die Anschläge om 11. September 2001 der Gerechtigkeit zuzuführen. eit Jahren zielt die militärische Gewalt der ausländi- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19583 (A) ) (B) ) schen Truppen genau auf eine Vernichtung des Wider- standes im Land. Die Ergebnisse dieser Strategie sind verheerend. Die Sicherheitslage in Afghanistan wird von Jahr zu Jahr schlechter, obwohl seit Beginn des Krieges die Zahl der eingesetzten NATO-Soldaten auf circa 65 000 deut- lich angehoben wurde. Die rücksichtslose Kriegsführung vor allem der US-Truppen schürt Racheakte und An- schläge und ist damit nicht nur unverantwortlich, son- dern auch kontraproduktiv. Die Zahl der Opfer bei An- schlägen und beim Anti-Terrorkrieg steigt dramatisch. Im Jahr 2008 sind bisher über 3 000 Menschen getötet worden, davon mehr als 1 000 Zivilisten, viele Frauen und Kinder. Tausende wurden verwundet und verstüm- melt. ACBAR, eine Dachorganisation von 100 Hilfs- organisationen, gibt an, dass der Sommer 2008 der bis- her verlustreichste seit 2001 war. Die Zahlen der Opfer sind dabei um circa 40 Prozent gestiegen. Fast die Hälfte der zivilen Opfer fällt der US-Luftkriegsführung zum Opfer. Die Zahl zerstörter Gebäude und Versorgungsein- richtungen übersteigt häufig die der wieder aufgebauten. Ein Ende dieser Eskalation des Krieges ist nicht in Sicht; ganz im Gegenteil. Gemeinsam mit der Kriegs- führung führt sie selbst dazu, dass die, die bekämpft wer- den sollen, immer stärker werden. Die zunehmende Ge- walt ist eine entscheidende Ursache dafür, dass der Hass gegen die ausländischen Truppen wächst und sich immer mehr am Krieg gegen diese beteiligen. Politische und humanitäre Ziele werden dadurch immer schwerer er- reichbar. Der britische Botschafter Cowper-Coles hat lei- der recht, wenn er sagt, die ausländischen Truppen in Afghanistan seien „Teil des Problems, nicht der Lö- sung.“ Die Regierung hat im letzten Jahr versprochen, dass sich die Sicherheitsstrategie in Afghanistan ändern wird. Dieses Versprechen eines Strategiewechsels ist ohne Umsetzung geblieben, im Gegenteil, man will das deut- sche Truppenkontingent nur erhöhen. Trotz anderer Be- hauptungen bleiben die zivilen Anstrengungen weit hin- ter den militärischen zurück. Während nicht einmal die zugesagten 50 Polizeiausbilder nach Afghanistan ge- schickt werden, wird die Zahl der Soldatinnen und Sol- daten von 3 500 auf 4 500 erhöht. Die Kosten alleine dieses Mandates für 14 Monate betragen 688 Millionen Euro, während die Ausgaben für den zivilen Aufbau ge- rade einmal etwa ein Viertel davon ausmachen. Es ist aus unserer Sicht unklug und unverantwortlich, einfach so weiterzumachen. Die Gewaltspirale kann durch immer mehr Soldatinnen und Soldaten und militä- rische Mittel nicht durchbrochen werden. Gerade asym- metrische Kriege sind militärisch nicht zu gewinnen, und eine Alternative zur Eskalation der Gewalt ist längst überfällig. Die Grünen sind sich der Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland für die Menschen in Af- ghanistan bewusst. Die afghanische Bevölkerung hilft seit Jahren mit, dort einen funktionierenden Staat aufzu- bauen, und wäre durch einen Rückfall des Landes an die Taliban massiv gefährdet. Gerade im Bewusstsein dieser Verantwortung treten wir entschieden für einen Politik- wechsel ein. s S n a d t n r i n a f e g e D A K M h i s w i s B A F S h i o b V v r g K e t a K g s a w d z (C (D Ich halte fest: Die bisherige Strategie ist gescheitert, ie schadet und verschärft den Krieg. Ein Wechsel der trategie – weg vom Militärischen, hin zum Zivilen – ist icht in Sicht. Deshalb lehne ich den Antrag der Bundesregierung b. Dr. Peter Jahr (CDU/CSU): Mehrfach habe ich in er Vergangenheit meine Zustimmung zum Afghanis- aneinsatz der Bundeswehr mit der Forderung nach ei- em Gesamtkonzept der Bundesregierung zur Stabilisie- ung und zum Wiederaufbau des Landes verbunden. Es st ein großes Ärgernis, dass dieses Konzept bis heute icht vorliegt. Ebenso wenig können wir nicht einmal nsatzweise ein mögliches Ende des Militäreinsatzes de- inieren. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass in tragfähiges Konzept auch den Abzug der Angehöri- en der Bundeswehr regelt. Deshalb setze ich mich für in abgestimmtes Gesamtkonzept der ISAF-Staaten ein. as ist angesichts der sich ständig verändernden Lage in fghanistan dringend erforderlich. Ich fordere deshalb an dieser Stelle erneut ein solches onzept ein und kündige hiermit an, einer weiteren andatsverlängerung letztmalig zustimmen zu können. Meine Zustimmung zum heutigen Antrag fällt mir eute besonders schwer, und sie geschieht ausschließlich n der Überzeugung, unsere Soldaten im Auslandsein- atz nicht im Stich lassen zu können. Ich weiß darum, ie wichtig es für die Soldaten ist, unsere Unterstützung n der Heimat zu haben. Manfred Kolbe (CDU/CSU): Der heute zur Be- chlussfassung im Deutschen Bundestag anstehenden eschlussempfehlung und dem Bericht des Auswärtigen usschusses zu dem Antrag der Bundesregierung zur ortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicher- eitsunterstützungstruppe in Afghanistan (ISAF) kann ch aus den folgenden Gründen nicht zustimmen: Erstens. Ähnlich wie im Irak gelingt es dem Westen ffenbar nicht, ein demokratisches Staatswesen aufzu- auen und die Menschen innerlich dafür zu gewinnen. ielmehr hat sich die Sicherheitslage offenbar weiter erschlechtert, und zwar auch in Gebieten, die bisher als elativ sicher galten. Die westliche Aufbauhilfe soll an roßen Teilen der Bevölkerung vorbeigehen und Armut, orruption und Hoffnungslosigkeit zunehmen. Zweitens. Die zunehmende Militarisierung führt zu iner wachsenden Anzahl von unschuldigen Opfern un- er der Zivilbevölkerung, hauptsächlich durch Luft- ngriffe. Mittlerweile dürfte bei solchen sogenannten ollateralschäden eine vielfache Anzahl an unschuldi- en(!) Menschen getötet worden sein wie bei den chrecklichen Terrorangriffen vom 11. September 2001 uf New York, die Ausgangspunkt unseres Engagements aren. Auch auf mehrfache Nachfragen war der Bun- esverteidigungsminister nicht bereit, mir Angaben zu ivilen Opfern in Afghanistan zu machen. Mit jedem un- 19584 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) schuldig getöteten Zivilisten bekämpfen wir nicht den Terror, sondern schaffen diesem neuen Zulauf. Drittens. Ein realistisches Konzept des Westens für Afghanistan vermag ich derzeit nicht zu erkennen. Vor diesem Hintergrund kann ich es nicht verantworten, deutsche Soldaten in einen lebensgefährlichen Einsatz zu schicken. Wir brauchen vielmehr eine Grundsatz- debatte darüber, wie die Bundesrepublik Deutschland und der Westen insgesamt den Terror bekämpfen und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Afghanistan auf- bauen können. Jürgen Koppelin (FDP): Wie bisher werde ich ei- nem Mandat für den Einsatz der Bundeswehr in Afgha- nistan nicht zustimmen. Ich halte es für völlig unrealistisch, dass die Bundes- wehr und ihre Partner Afghanistan von den Taliban be- freien können. Ständig wird auch über neue militärische Strategien für den Einsatz gesprochen, doch der Konflikt ist mit militärischen Mitteln nicht zu lösen. Leider lässt auch die Zusammenarbeit im zivilen Aufbau keine Koordination durch die Bundesregierung erkennen. Doch auch im militärischen Bereich sind erhebliche Mängel deutlich geworden. Der Einsatz der KSK seit mehreren Jahren in Afgha- nistan war völlig überflüssig und hätte längst durch das Bundesministerium der Verteidigung gestoppt werden müssen. Es wird dringend Zeit, dass die Bundesregie- rung klare Perspektiven für die Beendigung des Einsat- zes in absehbarer Zeit aufzeigt. Die Menschen in Afgha- nistan müssen endlich wieder Klarheit haben, dass sie nicht in einem besetzten Land leben. Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Bun- desregierung hat es auch in diesem Jahr versäumt, den von uns Grünen dringend angemahnten militärischen und zivilen Strategiewechsel umzusetzen. Halbherzige Maßnahmen, kein ausreichendes Engagement zur Ver- besserung der Situation und vor allem keine wirkliche Umsetzung der Prämisse „Zivil vor Militär“ bewegen mich, dieses Mal mit Nein zu stimmen. Ein „Weiter so“, wie es der Antrag der Bundesregierung impliziert, ist die falsche Reaktion auf die Realität in Afghanistan. Die Situation in Afghanistan hat sich seit der letzten Abstimmung im Deutschen Bundestag kontinuierlich weiter verschlechtert. Die Bevölkerung erlebt trotz eini- ger Verbesserungen ihrer Lebenssituation in Bereichen wie Gesundheit, Wasser und Energie, dass Anschläge und Übergriffe durch die Taliban und andere militante Gruppen zugenommen haben und die Lage im Land im- mer instabiler wird. Die Erfolge des Aufbaus sind damit gefährdet, ja es sind sogar Rückschläge zu verzeichnen. Und diese Rückschläge haben Ursachen: Zum einen liegen sie darin, dass die internationale Gebergemeinschaft die Fehler der ersten Jahre (zum Bei- spiel mangelnde Abstimmung, Vernachlässigung der Landwirtschaft, falsche Mittelverwendung) in den letz- ten Jahren nicht durch massive Gegenmaßnahmen über- wunden hat, Polizei- und Justizaufbau weiterhin nur un- z k l a p d u w N d a A v e m d m M s E b w v s D A t T n w n t D t v A N d U g m d E r i O B l d t n f b d G (C (D ureichend vorangetrieben werden und immer noch eine politische, wirtschaftliche und finanzielle Bünde- ung aller Kräfte vollzogen wird, damit tatsächlich die fghanische Seite so früh wie möglich zur Übernahme olitischer Eigenverantwortung befähigt wird. Zum an- eren ist zu beklagen, dass die militärischen Operationen nter OEF (Operation Enduring Freedom) fortgeführt erden. Damit wird letztlich der von den Vereinten ationen legitimierte Auftrag von ISAF zur Sicherung es Friedens konterkariert. Weiterhin findet der von mir bgelehnte Tornadoeinsatz seine Fortsetzung. Als Entwicklungspolitikerin setze ich mich dafür ein, fghanistan und seine Menschen auf den Weg in Eigen- erantwortung und Frieden zu begleiten. Dazu bedarf es iner langjährigen, intensiven und lernfähigen Zusam- enarbeit. Nur langsam und zögerlich hat sich die Bun- esregierung dazu drängen lassen, in Deutschland mit ehr Informationen über die entwicklungspolitischen aßnahmen und die Situation in Afghanistan für Unter- tützung zu werben. Zu langsam und spärlich bleibt die rhöhung der Mittel für den zivilen Aufbau. Zu gering leibt die Einsicht, Fehler gemacht zu haben. Es fehlt ein irklicher Strategiewechsel, der auch der deutschen Be- ölkerung Mut macht und Verständnis dafür weckt, die chwierige Situation in Afghanistan positiv zu begleiten. ie Kritik am eingeschlagenen Weg verhallt bislang. uch deswegen steht mein Entschluss, vor diesem Hin- ergrund mit Nein zu stimmen. Doch es gilt eines klarzustellen. Da es Gruppen der aliban in der Region (Afghanistan/Pakistan) gibt, die icht davor zurückschrecken, mit Gewalt und Terror ieder an die Macht kommen zu wollen, braucht es die ach Kapitel VII VN-Charta mandatierte ISAF-Schutz- ruppe. Ich bin ausdrücklich nicht der Meinung, dass eutschland sich von dem Ziel des Aufbaus Afghanis- ans verabschieden soll. Auch einen sofortigen Abzug on ISAF halte ich für falsch. Und dies wird auch aus fghanistan heraus nicht gefordert. Ich unterstreiche die otwendigkeit, dass der afghanische Aufbau- und Frie- ensprozess noch immer durch ISAF abzusichern ist. nsere grünen Aufrufe für eine Veränderung der Strate- ie hin zu einem durch und durch zivilen Ansatz, der die ilitärischen Fehlleistungen beendet, sind jedoch von er Bundesregierung nicht gehört worden. Mit meiner nthaltung vom 12. Oktober 2007 wollte ich signalisie- en, dass die zivilen Ziele Priorität erhalten müssen. Das st jedoch bis heute nicht der Fall. Daher will ich aus der pposition heraus meine Kritik am falschen Weg der undesregierung mit einem Nein verstärken. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich ehne den Antrag der Bundesregierung auf Fortsetzung er Beteiligung der Bundeswehr an dem Einsatz der In- ernationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- istan ab. Ich stelle fest: In Afghanistan gibt es zwei gegenläu- ige Entwicklungstendenzen. Es ist einerseits unbestreit- ar, dass es Aufbauerfolge in Afghanistan gibt. Die Zahl er Schülerinnen hat sich vervielfacht, der Zugang zur esundheitsversorgung hat sich verbessert und die Infra- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19585 (A) ) (B) ) struktur wird nach und nach aufgebaut. Zur Ermögli- chung und Absicherung dieser Fortschritte hat die Bun- deswehr durchaus einen wichtigen Beitrag geleistet, der auch in Zukunft notwendig sein wird. Andererseits ist offenkundig, dass es eine negative, destruktive Dynamik gibt, die zurzeit deutlich größer ist als die positive. Fragile Staatlichkeit, anhaltende Armut, Korruption und Drogenkriminalität im Süden Afghanis- tans bilden den Hintergrund für disparate Strukturen der kriminellen Gewalt und des religiös motivierten Terrors. Die militärische Bekämpfung der diversen aufständi- schen Gruppen, die keineswegs alle unter der Sammel- bezeichnung „Terroristen“ zusammengefasst werden können, hat im letzten Jahr zunehmend zivile Opfer ge- fordert. Insbesondere im Süden und Osten des Landes nährt der sogenannte Antiterrorkampf der US-Streit- kräfte die Unzufriedenheit und Wut der Bevölkerung. Der Krieg gegen den Terror diskreditiert und konterka- riert in weiten Teilen des Landes die Wiederaufbauhilfen der internationalen Gemeinschaft. Der asymmetrische Krieg gegen amorphe, schwer fassbare Mördergruppen ist mit militärischen Mitteln nicht zu gewinnen und treibt unter der Inkaufnahme hoher Zahlen ziviler Opfer den diversen gewalttätigen Gruppen neue Mitglieder zu. Ein Wechsel der militärlastigen Strategie ist vor diesem Hin- tergrund überfällig und meine Fraktion, Bündnis 90/Die Grünen, hat diesen im vergangenen Jahr immer wieder gefordert. Alle Anträge, die von meiner Fraktion mit der Forderung nach einem Kurswechsel eingebracht wur- den, sind von den Koalitionsfraktionen SPD und CDU/ CSU abgelehnt worden, obwohl sie in den Reihen vieler Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen durchaus zustimmend kommentiert wurden und obwohl sie dem Vernehmen nach auch von Seiten der Bundes- wehr begrüßt worden waren. Angesichts dessen kann ich nicht hinnehmen, dass die Bundesregierung in ihrem Antrag an den Deutschen Bundestag keinerlei kritische Würdigung der ambivalen- ten Lage in Afghanistan vornimmt. Die Bundesregie- rung unterlässt jede Kritik am völlig unverhältnismäßig geführten Krieg – ja sie ist nicht einmal zu einer diplo- matisch verklausulierten Problematisierung der US- Kriegsführung in der Lage. Die Bundesregierung deutet nicht einmal im Ansatz die Notwendigkeit eines Kurs- wechsels an und beschönigt selbstzufrieden die Situation im Land, obwohl nach Auffassung aller Afghanistanex- perten eine Verschlechterung der Sicherheitslage droht. Natürlich kann der negative Trend in Afghanistan nicht allein von deutscher Seite gestoppt und umgekehrt werden; hierzu bedarf es ganz besonderer Anstrengun- gen auf afghanischer, auf internationaler und auf deut- scher Seite. Zur Mandatsverlängerung des deutschen ISAF-Einsatzes hätte die Bundesregierung die große Chance – wenn nicht die Pflicht – gehabt, ein Zeichen zur Trendumkehr zu setzen. Dies ist nicht geschehen. Lediglich kleine Verbesserungen sind bei der Aufsto- ckung der Mittel zum zivilen Aufbau zu verzeichnen. Ei- nem Antrag, der den politischen Willen zur Trend- umkehr durch einen Kurswechsel hätte erkennen lassen, hätte ich zugestimmt. So aber bleibt angesichts des tau- ben Festhaltens an einer offensichtlich gescheiterten S n „ w r i i n f A k a n o z e A d a d i t n r i n a f e g e D A s Ü i d N s g I m w d k F d d s E z m (C (D trategie nur, den Antrag der Bundesregierung abzuleh- en. Mir ist völlig bewusst, dass ich mich mit meinem Nein“ zu diesem Antrag dem Vorwurf aussetze, ich ürde die Afghanen „im Stich lassen“. Mit dieser Erklä- ung will ich deshalb auch deutlich klarstellen, dass ich m Grundsatz ein weiteres Engagement der Bundeswehr m Rahmen der internationalen Gemeinschaft in Afgha- istan für unverzichtbar halte und keinesfalls einen so- ortigen Abzug der internationalen Truppen fordere. Die bsicherung des Prozesses zur Bildung von Staatlich- eit, von zivilen Strukturen und von wirtschaftlicher Un- bhängigkeit wird noch für längere Zeit von nichtafgha- ischen Militär- und Polizeikräften abhängen. Doch hne eine klare Transformation dieser Absicherung hin u einem vorwiegend zivilen Aufbauprojekt droht eine skalierende Gewaltdynamik. Daher komme ich anhand des konkret vorliegenden ntrags der Bundesregierung zu meinem Entschluss, iesen zurückzuweisen, ohne das Ziel einer Aufbau- nstrengung für Afghanistan und einer Friedenskonsoli- ierung aus den Augen zu verlieren. Katharina Landgraf (CDU/CSU): Ich habe bereits n der Vergangenheit meine Zustimmung zum Afghanis- an-Einsatz der Bundeswehr mit der Forderung nach ei- em Gesamtkonzept der Bundesregierung zur Stabilisie- ung und zum Wiederaufbau des Landes verbunden. Es st ein großes Ärgernis, dass dieses Konzept bis heute icht vorliegt. Ebenso wenig können wir nicht einmal nsatzweise ein mögliches Ende des Militäreinsatzes de- inieren. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass in tragfähiges Konzept auch den Abzug der Angehöri- en der Bundeswehr regelt. Deshalb setze ich mich für in abgestimmtes Gesamtkonzept der ISAF-Staaten ein. as ist angesichts der sich ständig verändernden Lage in fghanistan dringend erforderlich. Meine Zustimmung zum Antrag fällt mir heute be- onders schwer. Sie geschieht ausschließlich in der berzeugung, unsere Soldaten im Auslandseinsatz nicht m Stich lassen zu können. Ich weiß, wie wichtig es für ie Soldaten ist, Unterstützung in der Heimat zu haben. Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu ent- chlossen, dem Antrag der Bundesregierung zur Beteili- ung von deutschen Soldatinnen und Soldaten an der SAF-Schutztruppe in Afghanistan nochmals zuzustim- en. Diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, eil ich viel Kritik an der Afghanistan-Politik der Bun- esregierung und anderer NATO-Partner habe. Dennoch musste ich mich auch als Oppositionspoliti- erin in dieser konkreten Bundestagsabstimmung der rage stellen, ob die Situation in Afghanistan mit diesem eutschen Militärbeitrag oder mit einem Abzug der Bun- eswehr besser würde. Weder die Umsetzung des ge- amten ISAF-Mandates durch die NATO, die Operation nduring Freedom (OEF) noch das Afghanistan-Kon- ept der Bundesregierung standen heute zur Abstim- ung. Vielmehr ging es ausschließlich um den deut- 19586 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) schen Beitrag zur ISAF, vor allem im Norden des Landes. Ich bin der Auffassung, dass dieser fortgesetzt werden muss, weil er sinnvoll und elementar wichtig für die Menschen in Afghanistan und den zivilen Aufbau ist. Gleichzeitig teile ich aber auch die Analyse, dass sich die Situation in Afghanistan seit der letzten Abstimmung über den deutschen ISAF-Beitrag nicht verbessert hat. Vor allem die Sicherheitslage verschlimmert sich in allen Teilen des Landes. Angriffe der Aufständischen auf die Zivilbevölkerung und Soldaten nehmen zu und fordern viele unschuldige Opfer. Aber auch die verstärkten Luft- angriffe vor allem der US-amerikanischen Streitkräfte kosten viele Zivilisten das Leben. Außerdem verliert die internationale Gemeinschaft durch diese aggressive Poli- tik immer mehr die Unterstützung von weiten Teilen der afghanischen Bevölkerung. Jenseits der konkreten Abstimmung heute im Bundes- tag ist daher ein Kurswechsel der Bundesregierung – aber mehr noch der anderen NATO-Partner – dringend geboten. Statt auf Luftangriffe muss auf Verhandlungen gesetzt werden, statt auf eine Ausweitung der militäri- schen Bekämpfung der Drogenbauern auf die Schaffung von wirtschaftlichen und sozialen Perspektiven. Die zivile Hilfe und der Polizeiaufbau müssen dringend aus- geweitet werden und der Bevölkerung in allen Provinzen zugutekommen. Die Bundesregierung muss sich unter anderem dafür einsetzen, dass der OEF-Einsatz beendet wird, gegen den Drogenanbau mit anderen Mitteln vor- gegangen wird und intensivere Verhandlungen sowohl mit afghanischen Oppositionellen als auch regionalen Nachbarn geführt werden. Diese dringend notwendigen Strategieveränderungen können jedoch nur das Ergebnis von multilateralen Ver- handlungen nicht zuletzt auch mit den Afghaninnen und Afghanen selber sein und lassen sich nicht unilateral durch Bundestagsbeschluss bestimmen. Auf internatio- naler Ebene muss die Bundesregierung Kritik – vor al- lem an dem kontraproduktiven militärischen Vorgehen der NATO-Partner – deutlicher einbringen. Um ein Signal zu setzen, dass ein Kurswechsel drin- gend notwendig ist, hätte ich mich bei der heutigen Ab- stimmung auch enthalten können, wie viele andere grüne MdBs. Dieses habe ich auch ernsthaft erwogen und mir die Entscheidung für eine Zustimmung nicht leicht ge- macht. Schlussendlich kann ich es aber vor meinem Ge- wissen nicht verantworten, die Entscheidung über den Auslandseinsatz von deutschen Soldaten anhand von taktischen Überlegungen wie dem Signal der Kritik an der allgemeinen Afghanistan-Politik zu fällen. Aus- schlaggebend für mich ist der Inhalt des zur Abstim- mung stehenden Mandates. Diesem muss ich zustim- men, denn selbst wenn alle oben aufgeführten Änderungen an der Afghanistan-Politik vorgenommen werden würden, müsste es einen deutschen ISAF-Bei- trag in dieser Größenordnung und Ausgestaltung geben, um den zivilen Aufbau militärisch abzusichern. Denn ich stelle mir immer die Frage: Was wäre, wenn alle so abstimmen würden wie ich? Würde der Deutsche Bundestag einer Verlängerung des ISAF-Mandats nicht zustimmen, müsste Deutschland sich unilateral sofort a E V h z k d e D z i N b A A d m t l d A a A a I A P t b n A s d d e A 1 i l d r H a n d T d c s f B v ( I (C (D us der Gesamtverantwortung eines UN-mandatierten insatzes zurückziehen. Das kann ich bei aller Kritik als ertreterin einer multilateralen Außenpolitik nicht ernst- aft fordern. Wenn alle ISAF-Soldaten kurzfristig abge- ogen werden würden, würde das Ausmaß des Bürger- rieges deutlich eskalieren. Damit würden wir vor allem ie Leben derjenigen aufs Spiel setzen, die momentan an iner demokratischen Ordnung für Afghanistan arbeiten. ann würden wir nicht mehr über eine Ausweitung der ivilen Hilfen diskutieren, sondern über den Abzug der nternationalen NGOs aus Sicherheitsgründen. Insbesondere vor dem Hintergrund der US-Wahlen im ovember und der afghanischen Wahlen nächstes Jahr esteht noch Hoffnung für eine friedliche Zukunft fghanistans. Deshalb dürfen wir die Afghaninnen und fghanen jetzt nicht im Stich lassen. Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das em Bundestag vorliegende Mandat zu ISAF als UN- andatierter international getragener Einsatz regelt zen- rale Bereiche einer militärischen Absicherung des zivi- en Aufbaus. Für die Bundeswehr bedeutet das konkret ie Unterstützung der afghanischen Regierung bei der ufrechterhaltung der Sicherheit und die Sicherung der n der Stabilisierung und am Wiederaufbau beteiligten kteure sowohl der afghanischen Organisationen als uch der internationalen Hilfsorganisationen. Neben der Absicherung des zivilen Aufbaus kommt SAF in den nächsten 14 Monaten noch eine weitere ufgabe zu. Sie soll die Absicherung der afghanischen räsidenten-, Provinz- und Parlamentswahlen im nächs- en Jahr gewährleisten. Dies und die zusätzlichen Aufga- en, die die Bundeswehr bei der Ausbildung der afgha- ischen Sicherheitskräfte leisten soll, rechtfertigt die ufstockung des deutschen Kontingents. Der militäri- che Beitrag, der in Afghanistan geleistet wird, kann je- och immer nur die Absicherung des humanitären Wie- eraufbaus bedeuten. Es bleibt die Forderung nach inem Strategiewechsel, nach einer zivilen Offensive für fghanistan. Der deutsche Beitrag für die zivile Hilfe wurde auf 70 Millionen Euro aufgestockt. Das ist zwar ein Schritt n die richtige Richtung, reicht aber nicht aus. Deutsch- and und seine internationalen Partner müssen sowohl en Umfang der Hilfe ausweiten als auch die Koordinie- ung ihres zivilen Engagements verbessern, damit die ilfe bei den Menschen in Afghanistan auch wirklich nkommt. Besonders in den ländlichen Regionen ist och viel zu tun. Die Mohnbauern brauchen glaubwür- ige Alternativangebote zum Drogenanbau, und das hema Korruption muss engagierter angegangen wer- en. Leider hat sich in weiten Teilen des Landes die Si- herheitslage im Vergleich zu 2007 verschlechtert. Be- onders erschütternd ist die gestiegene Zahl ziviler Op- er, die nicht zuletzt den militärischen Alleingängen der ündnispartner zuzuschreiben ist. Das bedeutet: Die ölkerrechtswidrige Operation Enduring Freedom OEF) muss sofort beendet werden. Künftig soll nur SAF in Afghanistan aktiv sein, denn diese Mission ist Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19587 (A) ) (B) ) mit einem klaren UN-Mandat ausgestattet und hat den Auftrag, im ganzen Land die zivilen Aufbauprojekte zu schützen und zu unterstützen. Trotz aller Probleme: Der Afghanistan-Einsatz der in- ternationalen Gemeinschaft hat seit 2001 deutliche Ver- besserungen in Afghanistan bewirkt. Heute gibt es in Afghanistan ein Parlament, eine Verfassung, eine Regie- rung und eine Verwaltung. Das Pro-Kopf-Einkommen im Land hat sich seit 2001 verdreifacht. Die Quote der schulpflichtigen Kinder, die tatsächlich die Schule besuchen, hat sich verfünffacht; sie liegt jetzt bei 50 Prozent, ein Drittel davon sind Mäd- chen. 85 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu Ba- sisgesundheitsdiensten, und die Kindersterblichkeit ging nach Angaben von UN-Organisationen um 25 Prozent zurück, während die Lebenserwartung über den gesam- ten Zeitraum gestiegen ist. Die Hälfte der Provinzen ist mittlerweile frei von Drogenanbau. Die Städte Kabul, Herat und Mazar-i-Sharif haben sich sehr positiv entwi- ckelt. Auch der Aufbau der afghanischen Armee (ANA) geht besser voran als erwartet. Und auch wenn Presse- meldungen manchmal einen gegenteiligen Eindruck er- zeugen, ist Afghanistan nicht in einem flächendecken- den Bürgerkrieg versunken. Rund 90 Prozent der Sicherheitsvorfälle finden in den Süd- und Ostprovinzen statt. Als besonders hoch gilt die Bedrohungslage heute in 90 – und damit in knapp einem Viertel – der 400 Dis- trikte Afghanistans. In weniger bedrohten Gegenden geht der Wiederaufbau unterdessen weiter voran. Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist die Situation der Frauen in Afghanistan. Unter dem Taliban- Regime seit Mitte der 90er-Jahre waren Frauen vom öf- fentlichen Leben gänzlich ausgeschlossen, ihre Men- schenrechtssituation war schrecklich. Mittlerweile haben Frauen in Afghanistan wieder die Möglichkeit, am öf- fentlichen Leben teilzunehmen; einige von ihnen sitzen sogar im Parlament. Außerdem haben etwa 35 Prozent der Mädchen einen Zugang zu Bildung. Trotzdem müs- sen die Anstrengungen auch in diesem Bereich noch deutlich ausgebaut werden. Wie die Mehrheit der grünen Partei, ihrer Anhänger- schaft und der grünen Bundestagsfraktion bin ich über- zeugt, dass der zivile Aufbau und die politische Stabili- sierung Afghanistans derzeit nicht ohne militärischen Schutz möglich sind. Ein sofortiger Rückzug von ISAF würde bedeuten, das afghanische Volk und die zivilen Helferinnen und Helfer vor Ort im Stich zu lassen und einen Rückfall des Landes in einen Bürgerkrieg in Kauf zu nehmen. Die deutsche ISAF-Beteiligung ist gerade auf afghanischer Seite immer noch besonders hoch angesehen und ge- wünscht; sie ist weiterhin unverzichtbar. Ein zügiger Abzug des drittstärksten ISAF-Kontingents hätte wahr- scheinlich eine Kettenreaktion zur Folge. Eine Beendi- gung des militärischen Engagements Deutschlands würde den gesamten Wiederaufbau und die Stabilisie- rung Afghanistans infrage stellen. B l A f w T a B d Z I F h B m S g A h m l k c ö p e f z g s l g g Z s K b d v f l w t l d s A (C (D Es ist gut, dass das Parlament entscheidet, welchen eitrag Deutschland in den weltweiten Krisenregionen eistet und ob deutsche Soldatinnen und Soldaten ins usland geschickt werden. Ich weiß, dass die Mehrheit ür das Mandat auch ohne meine Stimme ausreichen ürde, möchte aber bei einer Entscheidung solcher ragweite so abstimmen, als käme es auf meine Stimme n. Mit meinem Ja zu ISAF möchte ich ausdrücken, dass ündnis 90/Die Grünen und ich ganz persönlich in Soli- arität und Verantwortung zu Afghanistan stehen und die ivilgesellschaft nicht durch Exit-Signale entmutigen. ch möchte zeigen, dass wir hinter den Tausenden rauen und Männern stehen, die sei es als zivile Aufbau- elferinnen und -helfer oder in Uniform unter extremen elastungen gute Arbeit geleistet haben. Deshalb kann ich dem ISAF Mandat meine Zustim- ung nicht verweigern. Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): eit Beginn des deutschen Einsatzes in Afghanistan en- agieren sich Bündnis 90/Die Grünen für den zivilen ufbau, eine Stabilisierung der Sicherheitslage, die Ein- altung der Menschenrechte und einen nachhaltigen, de- okratischen Institutionenaufbau in Afghanistan. Der Aufbauprozess kommt voran, jedoch viel zu angsam. Es wurden Erfolge erzielt: Das Pro-Kopf-Ein- ommen stieg in Afghanistan seit 2001 um das dreifa- he, Frauen in Afghanistan können heute vielerorts am ffentlichen Leben und den Bildungsstrukturen im Land artizipieren, beim Drogenanbau ist erstmals seit Jahren ine sinkende Tendenz zu beobachten. Doch diese Er- olge sind bei weitem nicht ausreichend. Unser Ziel ist es, den Stabilisierungs- und Aufbaupro- ess so bald als möglich in afghanische Hände zu über- eben und so die internationale Militärpräsenz überflüs- ig zu machen. Doch davon sind wir in Afghanistan eider noch weit entfernt. Aufbau und Ausbildung der af- hanischen Armee und der Polizei hinken den Planun- en hinterher. Sie müssten deutlich intensiviert werden. Die Sicherheitslage im Land ist heute sehr fragil. Die ahl der zivilen Opfer steigt weiter an, die Zahl der An- chläge der Taliban und oppositioneller militärischer räfte war seit 2001 nicht so hoch wie heute. Selbst im islang vergleichsweise ruhigen Norden Afghanistans ist ie Lage instabiler geworden. Das Afghanistan-Konzept der Bundesregierung setzt or allem auf ein „Weiter so“ und bietet keine Lösungen ür die dringender werdenden Probleme. Die Entwick- ung zeigt, dass in Afghanistan schwere Fehler gemacht erden und das Engagment für den zivilen Aufbau wei- erhin nur halbherzig ist. Dabei werden schwerwiegende Defizite offensicht- ich: Erstens. Der ausbleibende Strategiewechsel seitens er Bundesregierung und der internationalen Gemein- chaft. Wir brauchen deutlich mehr ziviles Engagement in fghanistan. Die Bundesregierung ist in der Pflicht, da- 19588 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) für spürbar mehr finanzielle Mittel bereitzustellen. An- kündigungen reichen hierbei nicht aus, dem müssen Taten folgen. Meine Fraktion hat vor einem Jahr mindes- tens eine Verdopplung der von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Mittel für den zivilen Aufbau ge- fordert. Dies hat die Bundesregierung nicht berücksich- tigt. Zweitens. Die Fortsetzung der kontraproduktiven und mittlerweile völkerrechtswidrigen Operation Enduring Freedom. Das militärisch unverantwortliche und mittlerweile auch völkerrechtswidrige Vorgehen insbesondere von OEF-Truppen hat in der Bevölkerung von Afghanistan ein wachsendes Misstrauen gegen die internationalen Truppen erzeugt. Auch ISAF, deren Aufgabe die Absi- cherung und Unterstützung des Wiederaufbaus ist, wird für dieses destruktive Vorgehen immer wieder in Mithaf- tung gezogen. Drittens. Die unzureichende Informationspolitik der Bundesregierung. Wenn es um Afghanistan geht, zeigt sich die Bundes- regierung schmallippig. Beispielhaft dafür ist, dass das Bundeskabinett den ISAF-Mandatstext erst wenige Stunden vor der Einbringung in den Bundestag verab- schiedete und veröffentlichte. Dieses Vorgehen knüpft nahtlos an Kommunikationsdefizite der letzten Jahre an. Diese Defizite sind unverantwortlich. Trotzdem gilt es heute zu bewerten, was als Abstimmungsgrundlage vorgelegt wurde. Dabei handelt es sich um das Mandat für die weitere Beteiligung der Bundeswehr an der ISAF-Mission – nicht weniger und nicht mehr. Bei mei- nem Besuch Anfang September in Afghanistan konnte ich mit vielen Akteuren aus der afghanischen Zivilge- sellschaft ebenso wie aus der internationalen Gemein- schaft sprechen. Vor allem Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter von Hilfsorganisationen machten mir deutlich, dass ein Abzug der ISAF-Truppen katastrophale Folgen für die Bevölkerung, den Wiederaufbau und die Versor- gungssituation im Land hätte. Kurz: Die meisten Nicht- regierungsorganisationen müssten ihre Arbeit einstellen. Das bisher Erreichte wäre verloren. Vor diesem Hintergrund bin ich der Überzeugung, dass eine Fortsetzung der Bundeswehrbeteiligung an der von den Vereinten Nationen mandatierten und von der NATO geführten ISAF-Schutztruppe für die Sicherung des Aufbaus in Afghanistan weiterhin notwendig und unverzichtbar ist. Die Anhebung der Mandatsobergrenze von 3 500 auf 4 500 Soldatinnen und Soldaten ist ange- sichts der bevorstehenden Präsidenten-, Provinz- und Parlamentswahlen, der erforderlichen Flexibilität und dem Ziel, die afghanische Armeeausbildung schneller voranzubringen, nachvollziehbar. Hinsichtlich des Einsatzes der RECCE-Aufklärungs- tornados hat es im Verlauf des vergangenen Jahres keine Hinweise darauf gegeben, dass sie widerrechtlich Ein- sätzen von OEF zugearbeitet haben. Aber auch die von Verteidigungsminister Franz Josef Jung prophezeite Ab- nahme der Zahl der zivilen Opfer haben die Tornados n s w M B c A d g r E u s s l d w u t g n s u t E Z s s s i a u s d t z d g v s A d p A d k a d l t s ( n M (C (D icht bewirkt. Mit dem vorgelegten Mandat ist ihr Ein- atz weiterhin den Auflagen des ISAF-Mandates unter- orfen. Wir werden auch in Zukunft die Einhaltung der andatsrestriktionen kritisch begleiten. Ich stimme der Verlängerung des ISAF-Mandates der undeswehr zu, obwohl die Bundesregierung wesentli- he Weichenstellungen für einen Strategiewechsel in der fghanistanpolitik bislang verweigert hat. Heute geht es arum, den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr enauso wie den Menschen in Afghanistan zu signalisie- en, dass die Mitglieder des deutschen Parlaments ihr ngagement für Freiheit und Selbstbestimmung weiter nterstützen. An anderer Stelle wird es darum gehen, ein tärkeres ziviles Engagement der Bundesrepublik, bei- pielsweise beim Stabilitätspakt und in der Entwick- ungszusammenarbeit, einzufordern. Meine Zustimmung zur Verlängerung des Mandats er Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten ist eine Ge- issensentscheidung. Sie basiert auf den Eindrücken nd Gesprächen während meiner Reise nach Afghanis- an im September dieses Jahres, persönlichen Erfahrun- en und dem Wunsch, den Menschen in Afghanistan icht den Eindruck zu vermitteln, dass sich die deut- chen Partner aus der Unterstützung der Stabilisierung nd des Wiederaufbaus schrittweise verabschieden. Maria Michalk (CDU/CSU): Der Einsatz der Interna- ionalen Gemeinschaft für Afghanistan, und damit der insatz der Bundeswehr beruht unverändert auf dem iel, Afghanistan in einem sehr schwierigen Umfeld zu tabilisieren und aufzubauen. Wir helfen der afghani- chen Bevölkerung, ihre Lebensbedingungen zu stabili- ieren, zu verbessern und abzusichern, damit die Taliban hre Schreckensherrschaft nicht erneut in Afghanistan ufbauen können. Unser Afghanistan-Engagement liegt nverkennbar im deutschen Interesse Trotz der Fort- chritte im Bildungsbereich, beim Aufbau der Justiz und er Drogenbekämpfung sind unakzeptable Defizite, un- er anderem durch Korruption, sichtbar. Unsere Hilfe um Beispiel beim Aufbau eines rechtstaatlich arbeiten- en Beamten-, Polizei-und Justizapparates soll die Re- ierung, letztlich auch die Bevölkerung, in die Lage ersetzen, einen demokratischen Staat aufzubauen, der elbst für seine Sicherheit sorgen kann. Unser Einsatz in fghanistan kann nicht von Dauer sein, aber neue Be- rohungen erfordern eine Anpassung der Sicherheits- olitik. Ich unterstütze politisch die Verlängerung und ufstockung des ISAF-Mandats. Ich erwarte jedoch, ass die verantwortungsvolle und realistische Möglich- eit für die Rückkehr unserer Soldatinnen und Soldaten us der Sorge der Bevölkerung heraus in Abstimmung er internationalen Gemeinschaft geprüft, beachtet und etztendlich umgesetzt wird. Wolfgang Spanier (SPD): Die Fortsetzung der Be- eiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Ein- atz der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe ISAF) in Afghanistan unterstütze ich grundsätzlich ach wie vor. 37 Staaten beteiligen sich an der ISAF- ission im Auftrag der Vereinten Nationen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19589 (A) ) (B) ) Die Aufbauhilfe durch die Bundeswehr im Norden Afghanistans halte ich aus humanitären und politischen Gründen für einen wichtigen Einsatz. Das ISAF-Mandat beinhaltet das Recht der Soldaten auf Selbstverteidi- gung. Militärische Gewalt ist auch dann zulässig, wenn es darum geht, die Regierung und die Menschen in Af- ghanistan zu schützen. Ziel ist die militärische Sicherung des Wiederaufbaus. Der Wiederaufbau Afghanistans zeigt Erfolge. Positiv zu bewerten ist, dass Deutschland die finanziellen Hilfen von 80 Millionen Euro auf 140 Millionen Euro aufge- stockt hat. Allerdings sollte die zivile Aufbauhilfe noch deutlicher Vorrang vor dem militärischen Einsatz haben. Ein Rückzug der Bundeswehr aus ISAF würde den Wiederaufbau des Landes zunichte machen, die Men- schen in Afghanistan im Stich lassen, das Land ins Chaos stürzen, terroristischen Gruppen wieder freie Hand geben. Die bisher getrennten Bundestagsmandate für ISAF sowie den Tornadoeinsatz werden in einem Mandat zu- sammengeführt. Nach wie vor kann ich dem Einsatz deutscher Aufklä- rungsflugzeuge in Afghanistan nicht zustimmen. Die Aufklärungsflugzeuge dienen nicht nur dem Schutz der Bundeswehr im Norden Afghanistans. Mit dem geplan- ten Einsatz von deutschen Tornados der Bundeswehr engagiert sich die Bundeswehr beim Kriegseinsatz im Süden Afghanistans im Rahmen der Operation Enduring Freedom. Die Ergebnisse der Luftaufklärung können auch militärischen Einsätzen dienen. Damit werden deutsche Soldaten in Kampfhandlungen einbezogen, auf deren Planung und Durchführung sie keinerlei Einfluss haben. Weil beide Mandate im Antrag der Bundesregierung in einem Mandat zusammengeführt werden, kann ich dem Antrag nicht zustimmen. In der Gesamtwürdigung des Antrags der Bundes- regierung enthalte ich mich der Stimme. Marco Wanderwitz (CDU/CSU): Ich mache es mir grundsätzlich nicht leicht, Auslandseinsätzen unserer Bundeswehr zuzustimmen, handelt es sich doch um Ein- griffe außerhalb unseres Staatsgebiets, die zudem nicht abstrakt, sondern mit dem Einsatz von Soldatinnen und Soldaten verbunden sind. Unsere Bemühungen müssen dabei stets auch darauf gerichtet sein, unsere Soldatin- nen und Soldaten schnellstmöglich sobald ihre Aufgaben im Einsatz abgeschlossen sind, ihr Auftrag erfüllt wurde, wieder zurückholen zu können. Ihre Sicherheit vor Ort sowie die jederzeit sichere Rückholoption müssen best- möglich gewährleistet sein. Das gilt auch für den Einsatz in Afghanistan. Dort müssen die afghanischen Sicherheitskräfte in die Lage versetzt werden, selbst für staatliche Sicherheit zu sor- gen bzw. Taliban und al-Qaida erfolgreich bekämpfen zu können. Ein vorzeitiger Abzug der ISAF würde dieses Ziel gefährden. Afghanistan würde wieder in die Hände militanter Islamisten geraten und dadurch erneut zur Ba- s m d r „ d g w w e A n p d d s t W d r S d t u c o A l i d w i h b S (C (D is und zum Sprungbrett für den internationalen Terroris- us werden. Dann wären Europa und damit auch die eutsche Bevölkerung wieder direkt bedroht. Ein erklärtes Ziel dieser Fundamentalisten ist die Er- ichtung eines Staates, in dem jeder Nichtmuslime als Ungläubiger“ gilt, der der Verfolgung anheim fällt, in em es beispielsweise auch faktisch keine Frauenrechte ibt. Dieses Ziel soll ausdrücklich mit Gewalt erreicht erden. Diese bekannten Absichten und die konkreten welt- eiten Terroranschläge der letzten Jahre vor Augen ngagieren sich über vierzig Nationen militärisch in fghanistan. Sie wissen, dass sie dadurch auch ihre eige- en Bevölkerungen schützen. Wer leichtfertig oder aus opulistischen Gründen einen sofortigen Abzug der eutschen Truppen aus Afghanistan fordert, gefährdet as Leben unserer Bürgerinnen und Bürger im Lande. Wir haben die Aufklärung verstärkt und alle techni- chen Voraussetzungen geschaffen, damit unsere Solda- innen und Soldaten ihren Auftrag gut erfüllen können. ir erhöhen nochmals unseren Beitrag zum zivilen Wie- eraufbau. Wir legen in Afghanistan einen noch größe- en Schwerpunkt auf die Ausbildung der afghanischen treitkräfte und Polizisten. Nach alledem stimme ich dem vorliegenden Antrag er Bundesregierung zu, da das Ziel richtig ist, der Auf- rag nicht in Gänze erfüllt ist, es keine Alternativen gibt, nd nur dieses Mandat in der vorliegenden Form die Si- herheit der Truppe vor Ort und die sichere Rückhol- ption bestmöglich gewährleistet. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Kerstin Andreae, Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, Priska Hinz (Herborn) und Dr. Thea Dückert (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Ein- satz der Internationalen Sicherheitsunterstüt- zungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Füh- rung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 1833 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 6 a) Heute stimmt der Deutsche Bundestag über die Ver- ängerung der von den Vereinten Nationen mandatierten nternationalen Sicherheitsunterstützung (ISAF) ab. Der begonnene – und leider stockende – zivile Wie- eraufbau in Afghanistan ist unerlässlich. Viele Ziele urden jedoch noch nicht erreicht, viele Projekte sind ns Stocken geraten. Dennoch ist die Situation im Land eute – trotz aller Rückschläge – in zentralen Bereichen esser als 2001 unter der Taliban-Herrschaft. Rechtliche tandards wurden etabliert, Grundlagen für staatliche In- 19590 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) stitutionen geschaffen und große Fortschritte im Ge- sundheits- und Bildungsbereich gemacht. Dies beschei- nigen auch viele Gesprächspartner aus der afghanischen Zivilgesellschaft. Nicht zuletzt hat sich vielerorts die Le- benssituation von Frauen und jungen Mädchen verbes- sert. Wie viele Afghaninnen und Afghanen, aber auch vor Ort tätige Hilfsorganisationen und NGOs sind wir der Auffassung, dass eine internationale Sicherheitspräsenz und damit eine militärische Absicherung des zivilen Wiederaufbaus erforderlich ist. Die deutsche ISAF-Be- teiligung ist gerade auf afghanischer Seite immer noch besonders gut angesehen und gewünscht, sie ist weiter- hin unverzichtbar. Dramatisch ist allerdings, dass die Si- cherheitslage vor Ort schwieriger geworden ist und dass es mehr zivile Opfer auf Seiten der afghanischen Bevöl- kerung zu beklagen gibt. Insofern ist es nicht verwunder- lich, dass die Bevölkerung zunehmend frustriert über die als langsam empfundenen Fortschritte beim Wiederauf- bau und das Agieren der eigenen – oft als korrupt wahr- genommenen – Regierung ist. Nun stehen wir in der Bundesrepublik als Parlamenta- rier wieder vor der Frage, ob wir der Verlängerung des ISAF-Mandats zustimmen. Uns stehen drei Abstimmungsvarianten (Ja, Nein, Enthaltung) zur Verfügung. Wir sind als freie Abgeord- nete keinem imperativen Mandat verpflichtet, möchten in der Abwägung und Entscheidungsfindung aber unter- schiedlichste Aspekte berücksichtigen. Diese sind die Position unserer Partei, die der deutschen Bevölkerung, aber auch die der afghanischen Bevölkerung. Sollten wir dem Mandat die Zustimmung verweigern und mit „Nein“ stimmen, dann würde dies in der Konse- quenz den sofortigen Abzug des Militärs aus Afghanis- tan bedeuten. Wir können dies nicht verantworten. Vor allem für die Menschen in Afghanistan wäre ein „Nein“ ein falsches Zeichen. Wir haben eine Verpflich- tung insbesondere gegenüber jenen vielen Afghaninnen und Afghanen, die sich entschieden haben, sich am Auf- bau des Landes zu beteiligen. Ohne die militärische Prä- senz der internationalen Staatengemeinschaft wären diese Menschen großen Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt. Mariam Notten, afghanische Soziologin und jüngste Trägerin des taz-Panther-Preises, warnt für die- sen Fall vor einem „Blutbad unvorstellbaren Ausmaßes. Wenn heute die internationalen Truppen abzögen, wür- den Taliban und Al-Qaida innerhalb von etwa einer Woche wieder die Macht erobern. Zuerst würden jene Hunderttausende Landsleute ermordet, die sich in den letzten Jahren um den Wiederaufbau ihres Landes und der Zivilbevölkerung bemüht haben. Dann würden Frauen und Mädchen ins Visier genommen (…).“ (Publik-Forum 19/2008). Es ist aber klar festzuhalten, dass eines der zentralen Probleme der internationalen Gemeinschaft das Neben- einander von zwei Missionen (ISAF und OEF) ist, damit weder eine insgesamt abgestimmte internationale Strate- gie vorliegt, noch eine deutliche Fokussierung auf den zivilen Wiederaufbau gegeben ist. Seit langem fordert d n z I p u e t d S e b S t l A b d e i d f w d l b L z w A d t c a b s d (C (D ie Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen ei- en Strategiewechsel in Afghanistan, wie wir ihn in ahlreichen Anträgen und Initiativen formuliert haben. m Zentrum stehen für uns eine Beendigung der kontra- roduktiven OEF-Mission in Afghanistan und Pakistan nd der opferreichen militärischen Gegnerbekämpfung, ine massive Aufstockung und Verbesserung der Quali- ät des zivilen Aufbaus, ein entschiedenes Eintreten für ie Menschenrechte in Afghanistan und eine regionale trategie zur Befriedung Afghanistans sowie der Aufbau iner wirtschaftlichen Perspektive, um dem Drogenan- au Einhalt zu gebieten. Dieser Strategiewechsel hat nur in sehr kleinen chritten stattgefunden. Das ist dramatisch und spätes- ens nach den Präsidentschaftswahlen in Amerika nicht änger hinnehmbar. Wir hoffen, dass ein Wechsel in merika insgesamt zu einer Veränderung der Strategie eim Einsatz in Afghanistan führt und dass diese Chance ann auch ergriffen und seitens der Bundesregierung ingefordert wird. Vor diesem Hintergrund haben wir uns entschieden, n der jetzigen Situation nochmals für die Verlängerung es ISAF-Mandats zu stimmen. Eine Enthaltung wäre ür uns keine klare Positionierung. Schließlich müssen ir uns auch immer die Frage stellen, was wäre, wenn as gesamte Parlament entscheiden würde wie wir. Unser Abstimmungsverhalten ist wahrlich keine eichte Entscheidung, und wir sind uns bewusst, dass wir ei der Frage militärischer Einsätze immer auch über das eben anderer Menschen entscheiden. Aber die Realität wingt uns, anzuerkennen, dass wir dies auch tun, wenn ir uns gegen einen Militäreinsatz entscheiden. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ekin Deligöz, Jerzy Montag, Elisabeth Scharfenberg und Christine Scheel (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur nament- lichen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz der Inter- nationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und fol- gender Resolutionen, zuletzt Resolution 1833 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen (Tagesordnungspunkt 6 a) Der seit sieben Jahren militärisch abgesicherte Wie- eraufbauprozess in Afghanistan hat für die Lebenssi- uation der Afghaninnen und Afghanen in vielen Berei- hen große Fortschritte ermöglicht. Dazu zählen unter nderem Verbesserungen im Gesundheits- und Bildungs- ereich und beim Aufbau der öffentlichen und wirt- chaftlichen Infrastruktur des Landes. Dazu zählt auch, ass in Afghanistan im kommenden Jahr die zweiten de- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19591 (A) ) (B) ) mokratischen Wahlen stattfinden werden. Dennoch kom- men die Erfolge leider längst nicht bei allen Menschen an. Noch immer ist kein klarer Strategiewechsel erkenn- bar, der die Hauptanstrengungen auf den zivilen Aufbau des Landes verstärkt. Zudem hat sich das Nebeneinander von ISAF und den Militäraktionen der OEF als kontraproduktiv erwiesen und die Akzeptanz von ISAF in der Zivilbevölkerung geschwächt. Noch immer stehen Kosten und Folgen der militäri- schen Einsätze in keinem angemessenen Verhältnis zu denen für einen zivilen Aufbau des Landes. Wir dürfen die Menschen in Afghanistan mit ihren Hoffnungen für bessere Lebensverhältnisse nicht im Stich lassen, deswegen halte ich es unabhängig von der geschilderten Entwicklung für unverantwortlich, sich für den sofortigen Abzug der internationalen Sicherheitsun- terstützungstruppe in Afghanistan auszusprechen. Der Wiederaufbauprozess wird insbesondere durch das Erstarken der Taliban und anderer bewaffneter Grup- pen in den paschtunischen Gebieten behindert. Terroris- tische Anschläge und bewaffnete Kampfhandlungen haben im vergangenen Jahr zugenommen, auch in Pakis- tan. Infolgedessen ist die Zahl der Opfer unter der Zivil- bevölkerung erheblich gestiegen. Bisher haben weder die afghanische Regierung noch die internationalen Ein- satzkräfte eine Strategie gefunden, wie der logistische und praktische Nachschub für terroristische Angriffe un- terbunden werden kann. Deswegen ist das Vertrauen in die afghanische Regierung und die internationale Staa- tengemeinschaft, dass sie den Taliban und anderen mili- tanten oppositionellen Kräften Einhalt gebieten können, gesunken. Allein mit einer glaubwürdigen zivilen Aufbaustrate- gie, die militärisch gegen Angriffe von außen abgesi- chert ist, können Voraussetzungen geschaffen werden, die es ermöglichen, einen Stufenplan für die Verantwor- tungsübergabe an die afghanische Regierung auszuarbei- ten. Die internationale Gemeinschaft ist sich weitgehend einig, dass die internationale Militärpräsenz zeitlich be- fristet sein soll; also muss sie sich auch aktiv dafür ein- setzen, dass die Voraussetzungen für einen Abzug ge- schaffen werden. Mir fehlt es an den internationalen Anstrengungen, den zivilen Aufbau des Landes so vo- ranzutreiben, dass terroristischen Angriffen der Boden für ihre Unterstützung durch die Bevölkerung entzogen wird. Da ich mich aus humanitären Gründen weder für ei- nen Sofortabzug der bewaffneten deutschen Streitkräfte aus Afghanistan aussprechen kann, noch mit dem Antrag der Bundesregierung für eine Fortsetzung der Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte einverstanden bin, weil es an einem durchgreifenden Strategiewechsel für den verstärkten zivilen Aufbau in Afghanistan fehlt, werde ich dem Antrag der Bundesregierung nicht zu- stimmen, sondern mich enthalten. A s t J b s m d d r 1 d g s V i R K z n d b s r l u e m K c g u w d g m h (C (D nlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Monika Lazar, Winfried Herrmann, Hans-Christian Ströbele, Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Irmingard Schewe-Gerigk, Dr. Harald Terpe und Peter Hettlich (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bun- desregierung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf der Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Reso- lution 1833 (2008) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen (Tagesordnungspunkt 6 a) Den Antrag der deutschen Bundesregierung auf Fort- etzung der Beteiligung der Bundeswehr an der interna- ionalen Sicherheitsunterstützungstruppe lehnen wir ab. Die Sicherheitslage in Afghanistan wird von Jahr zu ahr schlechter. Die Zahl der Opfer bei Anschlägen und eim Antiterrorkrieg steigt dramatisch. Im Jahr 2008 ind bisher über 3 000 Menschen getötet worden, dabei ehr als 1 000 Zivilisten, darunter viele Frauen und Kin- er. Tausende wurden verwundet und verstümmelt. Fast ie Hälfte der zivilen Opfer fällt der US-Luftkriegsfüh- ung zum Opfer. ACBAR, eine Dachorganisation von 00 Hilfsorganisationen, gibt an, dass der Sommer 2008 er bisher verlustreichste war seit 2001. Die Zerstörun- en von Gebäuden und Versorgungseinrichtungen über- teigen häufig den Wiederaufbau. Der Krieg wurde vor sieben Jahren begonnen, um die erantwortlichen für die Anschläge vom 11. September n den USA der Gerechtigkeit zuzuführen, so die UN- esolution vom Herbst 2001. Sie rechtfertigt nicht einen rieg gegen die Taliban für einen Regimewechsel oder ur Aufstands- und Widerstandsbekämpfung in Afgha- istan. Seit Jahren zielt jedoch die militärische Gewalt er ausländischen Truppen auf die Vernichtung der Tali- an und des Widerstandes im Land. Die Ergebnisse die- er Strategie sind verheerend. Die rücksichtslose Antiter- orbekämpfung vor allem der US-Truppen schürt und egitimiert Racheakte und Anschläge; sie ist nicht nur nverantwortlich, sondern auch kontraproduktiv. Dem- ntsprechend hat sich die Sicherheitslage seit 2004 noch- als deutlich verschlechtert, obwohl seit Beginn des rieges die Zahl der eingesetzten Nato-Soldaten auf irca 65 000 deutlich angehoben wurde. Ein Ende der Eskalation des Krieges ist nicht in Sicht, anz im Gegenteil. Gerade auch als Folge der Eskalation nd Kriegsführung werden diejenigen, die bekämpft erden sollen, immer stärker. Die zunehmende Gewalt es Krieges ist die Hauptursache dafür, dass der Hass ge- en die ausländischen Truppen wächst und sich immer ehr am Krieg gegen diese beteiligen. Politische und umanitäre Ziele werden unerreichbar. Der britische 19592 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Botschafter Cowper-Coles hat leider recht, wenn er sagt, die ausländischen Truppen in Afghanistan seien „Teil des Problems, nicht der Lösung.“ Die Gewaltspirale kann aber durch immer mehr Soldatinnen und Soldaten und militärische Mittel nicht durchbrochen werden. Ge- rade asymmetrische Kriege können militärisch nicht ge- wonnen werden. Es ist aus unserer Sicht unklug und unverantwortlich, einfach so weiterzumachen. Überfällig ist es, eine Alter- native zur Eskalation der Gewalt zu entwickeln. Not- wendig ist ein verantwortbarer militärischer Rückzug in kalkulierten Schritten. Doch alle Forderungen nach ei- nem Strategiewechsel sind ohne Umsetzung geblieben, im Gegenteil, die Bundesregierung will das deutsche Truppenkontingent nur erhöhen. Trotz gegenteiliger Be- hauptungen bleiben die zivilen Anstrengungen weit hin- ter den militärischen zurück. Während nicht einmal die zugesagten 50 Polizeiausbilder nach Afghanistan ge- schickt werden, wird die Zahl der Soldatinnen und Sol- daten von 3 500 auf 4 500 erhöht. Die Kosten alleine dieses Mandates für 14 Monate betragen 688 Millionen, während die Ausgaben für den zivilen Aufbau gerade mal etwa ein Viertel davon ausmachen. Wir halten fest: Die bisherige Strategie ist gescheitert, sie schadet und verschärft den Krieg. Ein Wechsel der Strategie – weg vom Militärischen, hin zum Zivilen – ist nicht in Sicht. Deshalb lehnen wir den Antrag der Bundesregierung ab. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Claudia Roth (Augsburg), Kerstin Müller (Köln), Bär- bel Höhn, Britta Haßelmann, Kai Gehring, Thilo Hoppe, Rainder Steenblock, Katrin Gö- ring-Eckardt, Wolfgang Wieland, Volker Beck (Köln) und Ulrike Höfken (alle BÜND-NIS 90/ DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Reso- lutionen, zuletzt Resolution 1833 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tages- ordnungspunkt 6 a) Zum siebten Mal entscheidet der Bundestag über die Fortsetzung der Bundeswehrbeteiligung an der Interna- tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe ISAF in Afghanistan. Wir Abgeordnete haben zu prüfen, ob die- ser von den Vereinten Nationen mandatierte Einsatz sei- nem Auftrag gemäß zur Gewaltminderung und zu einem sicheren Umfeld für den Aufbau des von mehr als 20 Jahren Krieg zerstörten Landes beiträgt, ob der Ein- s v w E u A t w d r k t s s 2 a ä M u b l s r m t d f t t b d w r o k m n S K s m u a Z E s s G e (C (D atz weiterhin aussichtsreich und angesichts der Opfer erantwortbar ist. Die Prüfung wird erschwert dadurch, dass die Ent- icklung in den verschiedenen Landesteilen und die insatzrealität in den Regionen sehr unterschiedlich sind nd ihre realitätsnahe Wahrnehmung durch oft pauschale fghanistan-Bilder verzerrt wird. Wenn die Bundeswehr in Afghanistan als Besatzungs- ruppe agieren würde, wenn der Aufbau gescheitert äre, dann wäre ein zügiger Truppenabzug das Gebot er Stunde und ein Nein zum Antrag der Bundesregie- ung die notwendige Konsequenz. Doch dem ist nicht so. Gerade nördlich des Hindu- usch, wo die Bundesrepublik besondere Verantwortung rägt, sind Aufbaufortschritte unverkennbar: in der Ge- undheitsversorgung, in der Trinkwasser- und Stromver- orgung, im Schulwesen. Wenig bekannt ist, dass seit 006 der Mohnanbau in den Nordprovinzen praktisch uf null ging. Hier treten die internationalen ISAF-Soldaten unver- ndert als Unterstützungstruppe auf. Sie sind bei der ehrheit der Bevölkerung immer noch gut angesehen nd gewünscht. Trotz vermehrter Anschläge bleiben sie esonnen und lassen sich nicht zum Krieg gegen die Mi- itanten verführen. Die ISAF-Truppen kurzfristig abzuziehen, hätte eine chnelle Explosion der Gewalt und einen Destabilisie- ungsschub Richtung Pakistan zur Folge. Das sagen ein- ütig und eindringlich gerade Vertreterinnen und Vertre- er der demokratischen afghanischen Zivilgesellschaft, enen wir Grüne uns seit Jahren besonders verbunden ühlen. Insofern ist die Fortsetzung der deutschen ISAF-Be- eiligung notwendig und unverzichtbar. Die Tornados ragen mit ihren Aufklärungsfotos zwar auch zur Auf- auabsicherung bei. Leider unterstützen sie aber auch in- irekt eine Art der militärischen Gegnerbekämpfung, die ir ablehnen. Insbesondere der von der Bundesregie- ung versprochene Beitrag zur Reduzierung von Zivil- pfern ist angesichts gestiegener Opferzahlen nicht er- ennbar. Die Anhebung der Kontingentsobergrenze ist mit ver- ehrter Ausbildungshilfe, der Wahlabsicherung im ächsten Jahr und mehr Flexibilität plausibel begründet. ie bedeutet nicht eine zunehmende Verstrickung in den rieg in anderen Landesteilen. Zugleich sehen wir mit großer Beunruhigung, wie ich seit zwei Jahren die Sicherheitslage in Afghanistan assiv verschlechtert, wie der Krieg in Teile des Südens nd Ostens zurückgekehrt ist, wie Anschläge, Luft- ngriffe und Zivilopfer zunehmen. Damit wachsen weifel an der Wirksamkeit und Verantwortbarkeit des insatzes insgesamt. Angesichts dieser Abwärtsspirale bedarf es ganz be- onderer Anstrengungen, um die negative Dynamik zu toppen und umzukehren. Seit zwei Jahren drängen die rünen und viele andere auf einen Strategiewechsel und ine Aufbauoffensive. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19593 (A) ) (B) ) Wie verhält sich dazu die Bundesregierung? Im Antrag der Bundesregierung und insbesondere ih- ren Publikationen werden unbestreitbare positive Ent- wicklungen unzulässig verallgemeinert, werden die Negativentwicklungen weitgehend ausgeklammert, wird die Lage beschönigt. Auch nach sieben Jahren Afghanis- tan-Engagement verweigert die Bundesregierung eine ehrliche Bestandsaufnahme. In der NATO kneift die Bundesregierung vor der Klä- rung des strategischen Dissens zwischen Primat der mili- tärischen Terrorbekämpfung und Aufbauabsicherung, wodurch die Friedenskonsolidierung hintertrieben wird. Die im Einzelnen guten deutschen Aufbauanstren- gungen werden nur nachjustiert, aber nicht an den wach- senden Herausforderungen ausgerichtet. Die Bundes- regierung hat keinen Plan, was sie mittelfristig in ihrem Hauptverantwortungsbereich erreichen und an Ressour- cen mobilisieren will. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat seit dem letzten Herbst zehn konstruktive Anträge in den Bundes- tag eingebracht, um Druck zu machen für Kurswechsel und Aufbauoffensive. Trotz durchweg positiver Reaktio- nen aus den Reihen der Koalition wurden alle Anträge abgelehnt – nur, weil sie von der Opposition kamen. Seit Monaten forderten die Grünen, aber auch der Bundeswehrverband und viele Afghanistan-Experten in Zivil und Uniform die Bundesregierung auf, im Bundes- tag ein umfassendes Mandat zur Abstimmung zu stellen, in dem auch zentrale Ziele, Schritte und Ressourcen des zivilen Aufbaus verbindlich festgelegt werden. Das wäre ein glaubwürdiges Zeichen dafür gewesen, energisch den Aufbaurückstand anzugehen. Auch diese Chance ließ die Bundesregierung ungenutzt. Gerade weil wir den Erfolg des internationalen und deutschen Afghanistan-Engagements für dringend not- wendig halten und wollen, sind wir so beunruhigt über die Selbstzufriedenheit und Halbherzigkeit der Afgha- nistan-Politik der Bundesregierung. Sie untergräbt damit mittelfristig den Sinn des Einsatzes und den Sinn des Engagements der vielen guten Fachleute vor Ort, die aus Deutschland dorthin entsandt wurden, der Diplomaten und Soldaten, der Entwicklungshelfer und Polizisten. Über diese schweren politischen Versäumnisse kön- nen wir nicht hinwegsehen. Deshalb ist für uns der An- trag der Bundesregierung nicht zustimmungsfähig. Zugleich sind wir uns der Wirkung öffentlicher Bot- schaften gerade von Mandatsentscheidungen in Deutsch- land und in Afghanistan sehr bewusst. Unsere Kritik an der Politik der Bundesregierung würde auch ein Nein begründen. Allerdings beinhaltet ein Nein unserer Auffassung nach das große Risiko, nicht als Kritik an der Politik der Bundesregierung ver- standen, sondern als Signal zum schnellen Abzug und aus „Flucht aus der Verantwortung“ missverstanden zu werden. Beides wollen wir ausdrücklich nicht. Wir wol- len auch nicht die Fehlinterpretation, als wollten wir den Tausenden die „rote Karte“ zeigen, die von Bundestag und Bundesregierung dorthin geschickt wurden und dort u r k W f s g a d W A w d d f u A z 2 2 r s K g D d n d g w a „ a k b l b k k M a (C (D nter hohen Belastungen und Risiken insgesamt hervor- agende Arbeit leisten. Deshalb werden wir uns der Stimme enthalten. Das ist ein Ausdruck von Unentschiedenheit, sondern ein arnsignal wie das Gelblicht der Ampel: Wir stehen zu unserer Verantwortung für Afghanistan, ür seine Menschen und die internationale VN-Gemein- chaft, für die Fortsetzung des deutschen ISAF-Beitra- es. Wir distanzieren uns dabei von dem Ruf nach Sofort- bzug einerseits, von der halbherzigen Politik der Bun- esregierung andererseits. Wir stehen für Kurswechsel und Aufbauoffensive. ir setzen uns ein für realitätstüchtige und ehrgeizige ufbauschritte, die eine Perspektive für einen verant- ortbaren Truppenabzug eröffnen. Wir lassen die von mehr als 20 Kriegsjahren geschun- enen Menschen in Afghanistan nicht im Stich. Um das urchzuhalten, reichen aber Bekenntnisse nicht aus. Da- ür bedarf es einer strategisch klaren, energischen Politik nd größerer Kraftanstrengungen. nlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags Arbeitsmarktinstru- mente auf effiziente Maßnahmen konzentrie- ren (Tagesordnungspunkt 9) Gabriele Lösekrug-Möller (SPD): Das Wichtigste uerst: Die Forderungen des FDP-Antrags vom 7. Mai 008 sind überholt. Schon drei Wochen später, am 6. Mai 2008, lag der Referentenentwurf der Bundes- egierung zur Neuausrichtung der arbeitsmarktpoliti- chen Instrumente vor. Anfang Oktober passierte er das abinett, und wir werden ihn im November beraten und ern mit Ihnen von der FDP gemeinsam verabschieden. as Gesetz soll mit Jahresbeginn 2009 in Kraft treten. Das Gesetz setzt die Politik des Forderns und För- erns in den Arbeitsmarktreformen fort. Es wird Sie icht überraschen, dass der Gesetzentwurf schlüssiger, ifferenzierter und damit zielführender als der vorlie- ende Antrag der FDP ist. Der ist damit nicht nur in den esentlichen Punkten als erledigt zu betrachten. Er ist uch dort, wo er widersprüchlich ist, beispielsweise mehr öffentliche Ausschreibung vs. freie Förderung“, bzulehnen. Haben Sie von der FDP vor kurzem im Plenum noch ritisiert, dass die Förderinstrumente der Agentur für Ar- eit so unübersichtlich seien, dass sie nicht einmal zah- enmäßig zu erfassen sind, so zeigt der Antrag: Sie ha- en gezählt, vielleicht ein bisschen zu eifrig, denn Sie ommen auf eine Zahl von 70 Förderinstrumenten. Wir ommen auf 52! Wie auch immer: Sie kritisieren diesen aßnahmenkatalog zu Recht als zu umfangreich. Wir uch! Genau dieses Problem löst nun unser Gesetz, dem 19594 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Sie deshalb sicher viel Sympathie entgegenbringen. Was regeln wir? Mehr Entscheidungsspielraum für die Vermittler. Sie bekommen mit dem neuen Vermittlungsbudget ein In- strument, das viele Einzelvorschriften ersetzt. Sie ent- scheiden freier, was für die Person, die vor ihnen sitzt, notwendig ist, um in Arbeit zu kommen. Das stärkt Handlungsspielräume im Einzelfall, maßgeschneiderte Angebote werden möglich. Vergeblich habe ich in Ihrem Antrag nach einer Lö- sung gesucht für Menschen, denen die Eintrittskarte für den Arbeitsmarkt fehlt. Es sind die ohne Schulabschluss. Von den ca. 3 Millionen Arbeitslosen sind insgesamt circa 500 000 ohne Schulabschluss, die meisten von ih- nen sind Langzeitarbeitslose. Was noch schlimmer ist: Jährlich verlassen mehr als 70 000 junge Menschen die Schule in Deutschland ohne einen Abschluss. Leider müssen wir damit der Schulpolitik unserer Bundesländer ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Das ist nicht ausrei- chend, das ist sogar schlechter als mangelhaft, das ist einfach ungenügend. Unser Gesetz gibt ihnen die Chance, ihren Schulabschluss nachzuholen. Sie bekom- men ein Recht darauf, ihre persönliche Eintrittskarte zu erarbeiten. Denn die beste vorsorgende Arbeitsmarktpo- litik ist gute Bildungspolitik. Neben dem fehlenden Schulabschluss sind man- gelnde Deutschkenntnisse die größte Hürde, um erfolg- reich in Beruf und Weiterbildung zu sein. Deshalb wer- den wir auch die Sprachförderung als Regelinstrument einführen. Wir wollen auch weiterhin Innovation in den Regio- nen ermöglichen. Deshalb wird es die Möglichkeit zur freien Förderung im Rahmen des SGB II geben. Ich ma- che keinen Hehl daraus, dass mir der derzeitig geplante Budgetanteil dafür noch zu gering ist. Ich stelle fest: Auch hier gibt es tendenziell Übereinstimmung mit dem FDP-Antrag. Doch zurück zur Reduzierung der Instrumente: Ja, auch die große Koalition räumt an dieser Stelle auf. Künftig soll es nur noch 30 Förderinstrumente geben. Damit kann flexibler, unbürokratischer und individueller in Arbeit vermittelt werden. Besonders das Vermitt- lungsbudget ist ein Sprung nach vorne für die Menschen. Es stärkt die Entscheidungsfreiheit der Vermittler vor Ort: Hier sind neun Instrumente zusammengefasst, die bisher einzeln bewilligt werden mussten – wie zum Bei- spiel Bewerbungs- und Umzugskosten. Mit dem Entwurf wird die Vermittlung als Kernbereich der Ar- beitsmarktpolitik gestärkt und entbürokratisiert. Lokale Handlungsräume werden gestärkt. Die Arbeitsvermittler vor Ort können freier und bedarfsgerechter, individueller und gezielter helfen. Wirksame Instrumente werden weiterentwickelt. Un- wirksame werden abgeschafft. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass irgendjemand in diesem Haus dieser Veränderung nicht zustimmen könnte. Das ist eben nicht mehr „Konfektionsware von der Stange, Ärmel zu lang und Hose zu kurz“, sondern maß- geschneiderte Hilfe. Das verlangt hohe Professionalität, d g w l S d d s p P d b u n e g m d a w M d t s d r s b t b d h E n i i W A a b N s t f l d (C (D eshalb legen wir Wert auf ordentliche Arbeitsbedingun- en für Vermittler. In den nächsten drei Jahren wollen ir insgesamt mehr als 9 000 feste Stellen für Vermitt- ungsarbeit zusätzlich bereitstellen. Dass wir bei diesem chritt keine Zustimmung der Liberalen erwarten, wer- en Sie verstehen. Wesentliches Ziel unserer vorsorgen- en Arbeitsmarktpolitik ist es, das Risiko der Arbeitslo- igkeit zu verringern. Bildung und Qualifizierung stehen deshalb im Mittel- unkt. Start und Neustart zu ermöglichen ist unsere flicht dem Einzelnen gegenüber, genauso wie die Soli- argemeinschaft der Beitragszahler vorsorgende Ar- eitsmarktpolitik erwarten kann. Wir sorgen für Effizienz in der Arbeitsvermittlung – nd dies noch klarer und zielgenauer, als es Ihr Antrag ahelegt. Uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten geht s darum, dass Arbeitssuchenden motiviert ein Neustart elingt. Wir stärken die Kultur der Zweiten Chance. Da- it legen wir einen weiteren Grundstein für Erfolge auf em Arbeitsmarkt. Ein altes chinesisches Sprichwort – und es könnte uch ein sozialdemokratisches sein – besagt: Um für ein Jahr zu planen, pflanze Reis, um für ein Jahrzehnt zu planen, pflanze Bäume – um für ein Jahrhundert zu planen, bilde Menschen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, auch enn wir Ihren Antrag ablehnen, lassen Sie uns für die enschen gemeinsam langfristig planen! Dirk Niebel (FDP): Die Bundesregierung hat nichts azu beigetragen, dass die Arbeitslosenzahlen im Sep- ember auf den niedrigsten Stand seit 16 Jahren gefallen ind. Und entgegen einiger optimistischer Prognosen, ass die Zahl auch unter drei Millionen fallen könnte, echnen wir eher damit, dass die Finanzkrise und der ab- ehbare Konjunkturabschwung wieder zu steigenden Ar- eitslosenzahlen führen werden. Das wurde auch vorges- ern durch die Prognose der Wirtschaftsinstitute estätigt. Noch immer ist die Sockelarbeitslosigkeit, die Zahl er Langzeitarbeitslosen und der älteren Arbeitslosen och. Die gute Arbeitsmarktlage ist an den ALG-II- mpfängern vorbeigegangen. Ihre Situation hat sich icht wesentlich verbessert. Eine schnellere Vermittlung n Beschäftigung hat nicht stattgefunden. Das Personal st mit Verwaltungs- statt Vermittlungsaufgaben befasst. eder wurden neue Sozialversicherungspflichtige rbeitsplätze für Geringqualifizierte und Langzeit- rbeitslose geschaffen, noch wurden die Anreize zur Ar- eitsaufnahme attraktiv gesetzt. Statt einen geregelten iedriglohnsektor einzuführen, der auch diesen Men- chen die Chance auf Beschäftigung gibt, werden wei- ere Arbeitsplätze durch die geplante Einführung von lächendeckenden Mindestlöhnen gefährdet. Mindest- öhne werden Arbeitsplätze in die Schwarzarbeit ver- rängen und dadurch die Chancen von Langzeitarbeits- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19595 (A) ) (B) ) losen verschlechtern. Wir haben schon heute morgen ausführlich darüber debattiert. Das arbeitsmarktpolitische Programm der schwarz- roten Koalition, sofern man überhaupt von einem Pro- gramm sprechen kann, zeigt Aktionismus auf den fal- schen Feldern. Ja, es wurden Arbeitsplätze geschaffen. Zum Beispiel an den Sozialgerichten, um der wachsen- den Flut an Klagen von ALG-II-Empfängern begegnen zu können. Und vor allem bei der Bundesagentur für Ar- beit, damit die Anträge per Hand schneller bearbeitet werden konnten. Die Gesetze wurden nämlich schneller geändert, als die Programmierer ihre Software anpassen konnten. Dazu muss man allerdings sagen, dass nur Lö- cher geflickt wurden, ohne das Netz so zu sanieren, wie es notwendig gewesen wäre. Arbeitsminister Olaf Scholz hat jetzt auch endlich sei- nen Gesetzentwurf zur Neuausrichtung der arbeitsmarkt- politischen Maßnahmen vorgelegt. Von einer Halbierung der Zahl der Förderinstrumente war die Rede gewesen. Das ist ihm nicht gelungen. Das wundert uns aber nicht. Selbst die Bundesregierung weiß nicht, über wie viele Maßnahmen die aktive Arbeitsmarktpolitik verfügt. Ich zitiere aus der Antwort auf unsere Kleine Anfrage, Drucksache 16/10048: „Für die Zählung der Instrumente bzw. Leistungen der aktiven Arbeitsmarktpolitik gibt es in Deutschland kein zwischen den unterschiedlichen Ak- teuren bei der Bundesagentur für Arbeit, der Bundesre- gierung und der Wissenschaft gemeinsam festgelegtes Konzept.“ Nun soll es 27 Einzelpositionen weniger geben, 5 In- strumente werden neu geschaffen, zum Beispiel Vermitt- lungsbudgets und Experimentierbudgets. Nichts wirk- lich Neues. Und er will weitere 1 900 Stellen für Vermittler einrichten, und 9 700 befristet eingestellte Vermittler sollen Dauerarbeitsverträge erhalten – trotz der aktuell rückgängigen Arbeitslosenzahlen. Er rechnet schon mit konjukturell schwierigen Zeiten. Und nur am Rande: Auch der geplante Rechtsan- spruch auf einen Hauptschulabschluss ist nur ein Pla- cebo und hilft den Arbeitsuchenden nicht weiter. Deutschland braucht eine Weiterbildungsoffensive mit einem Sofortprogramm zur Qualifizierung von Men- schen ohne Schulabschluss. Durch den Rechtsanspruch wird die Qualität des Hauptschulabschlusses nicht er- höht und erhält schon gar nicht die Wertschätzung, die er verdient. Die SPD hat ihre Glaubwürdigkeit weiter be- schädigt. Den Rechtsanspruch auf einen Hauptschulab- schluss hat sie durchgesetzt und in den Ländern fordert sie die Abschaffung der Hauptschule. Vom Aufschwung haben Kurzzeitarbeitslose überpro- portional profitiert. 70 Prozent der Erwerbslosen sind immer noch ALG-II-Empfänger. In den rund 80 Arbeits- förderungsinstrumenten sind fast 1,5 Millionen Men- schen geparkt, die deshalb in der offiziellen Arbeitslo- senstatistik gar nicht auftauchen. Darunter sind viele Maßnahmen, die nicht zur Integration in den ersten Ar- beitsmarkt beitragen, aber von der Solidargemeinschaft teuer bezahlt werden. Jeder Euro, der für unbrauchbare Maßnahmen ausgegeben wird, fehlt zum Beispiel für die Senkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung. N t n l k S z E s z m h l f s l t o s w v b h r m r n e r m m n f a i m d l M g P d E e I b r s a m m I w A (C (D iedrigere Steuern und Abgaben sind ein wichtiger Bei- rag zur Arbeitsplatzsicherung und tragen zur Schaffung euer Arbeitsplätze bei. Einige Maßnahmen hätten wegen erwiesener Untaug- ichkeit schon längst aus dem Katalog gestrichen werden önnen. Diese Geldverschwendung geht zulasten der olidargemeinschaft, die schwarz-rote Koalition hat sie u verantworten. Der schon seit Januar 2006 vorliegende valuierungsbericht der Bundesregierung „Die Wirk- amkeit moderner Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ ur Wirkung der Umsetzung der Vorschläge der Kom- ission „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ atte schon zahlreiche Vorgaben geliefert. So ist schon änger bekannt, dass Beschäftigte in Arbeitsbeschaf- ungsmaßnahmen (ABM) aufgrund dieser Tätigkeit päter als vergleichbare andere Arbeitslose ihre Arbeits- osigkeit durch eine Integration in Erwerbsarbeit beende- en. Mit einer Vielzahl von Erlassen, Richtlinien und Ver- rdnungen wird versucht, Einzelfallgerechtigkeit herzu- tellen, ohne Berücksichtigung des Verwaltungsauf- ands und der damit verbundenen Kosten. Auch der om Kabinett gebilligte Gesetzentwurf des Bundesar- eitsministers bleibt durch faule Kompromisse und halb- erzige Reformen weit hinter den Notwendigkeiten zu- ück. Die Evaluation von arbeitsmarktpolitischen Maßnah- en ist eine Daueraufgabe. Die FDP hat schon vor Jah- en die Entrümpelung der arbeitsmarktpolitischen Maß- ahmen gefordert. Arbeitsmarktpolitik ist nur dann ffektiv und effizient, wenn es gelingt, mit möglichst ge- ingem Mitteleinsatz Arbeitslosigkeit zu vermeiden oder öglichst rasch durch Integration in den ersten Arbeits- arkt zu beenden. Alle arbeitsmarktpolitischen Maß- ahmen sind dringend auf Umfang, Wirksamkeit und Ef- izienz zu überprüfen und das Förderinstrumentarium uf Maßnahmen zu begrenzen, die zu einer Integration n den ersten Arbeitsmarkt führen. Die Förderinstru- ente sind möglichst unbürokratisch auszugestalten. Der Maßnahmenkatalog kann deutlich reduziert wer- en, ohne dass dadurch Einbußen bei der Arbeitsvermitt- ung zu befürchten sind. Die arbeitsmarktpolitischen aßnahmen können in wenigen Kategorien zusammen- efasst werden. Alle Programme müssen strikt nach rinzipien der Effizienz öffentlich ausgeschrieben wer- en. Der zuständige Träger muss nach pflichtgemäßem rmessen flexibel, effektiv und am Einzelfall orientiert ntscheiden können. Diese beiden Prinzipien liegen im nteresse der Beitrags- und Steuerzahler. Um das Ziel einer Eingliederung in den ersten Ar- eitsmarkt zu erreichen, muss die Zielgruppenorientie- ung bei den Arbeitsmarktinstrumenten deutlich verbes- ert werden. Die Maßnahmen sollten sich ausschließlich uf die Arbeitslosen mit den gravierendsten Risikomerk- alen beschränken. Gleichzeitig müssen die Maßnah- en Gelegenheit zur praxisnahen Qualifizierung bieten. hre Laufzeiten müssen verkürzt werden. Auch darf ährend der Maßnahmen die Vermittlungsberatung und rbeitsplatzsuche nicht eingestellt werden. 19596 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Die sogenannte freie Förderung für eigene, selbst konzipierte Maßnahmen muss erweitert werden. Die zu- ständigen Akteure sollen weitere Entscheidungsbefug- nisse, aber auch mehr Verantwortung für den Maßnah- meneinsatz und dessen Wirkung bekommen. Damit werden die Innovationsfähigkeit in der Arbeitsmarktpo- litik und der Wettbewerb unter den verantwortlichen Trägern gefördert. Darüber hinaus sollen die Träger der Grundsicherung vor Ort Maßnahmen an den individuel- len Voraussetzungen der Langzeitarbeitslosen und den örtlichen Gegebenheiten ausrichten können, wenn die Instrumente des SGB III nicht passen. Formen öffentlich subventionierter Beschäftigung wie 1-Euro-Jobs müssen auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Sie dürfen nur der Wiedererlangung not- wendiger Arbeitstugenden und einer Überprüfung der Leistungsbereitschaft dienen. Die private Arbeitsver- mittlung soll stärker als bisher die staatlichen Vermitt- lungsbemühungen ergänzen. Sie ist in der Lage, eine effiziente, den Ansprüchen eines modernen Arbeits- marktes gerecht werdende Vermittlungsdienstleistung zu erbringen. Die Vermittlungsgutscheine müssen marktgerecht ausgestaltet werden. So soll ein Anspruch ab dem ersten Tag der Arbeitslosigkeit bestehen und die Gültigkeit über die gesamte Dauer der Arbeitslosigkeit gehen. Ihre Einsatzmöglichkeiten werden flexibel ausgestaltet. Die aktuelle Ausgestaltung der Vermittlungsgutscheine bie- tet zu wenig Anreiz und hat sich in der Praxis als nicht flexibel genug erwiesen. Die Festlegung einer absoluten, nicht am Einkommen orientierten Höchstprämie bedeu- tet faktisch eine Regulierung des Preises für eine Ver- mittlung und wirkt wettbewerbsverzerrend. Qualifika- tion, Erwerbsbiografie und Vermittlungshemmnisse werden durch diese Festprämie praktisch nicht berück- sichtigt. Vermittlungsleistungen müssen zu Marktpreisen angeboten werden können. Die Entrümpelung ist wichtig, damit unsere Beitrags- und Steuermittel nur für effektive Maßnahmen ausgege- ben werden und die Arbeitsuchenden von diesen Maß- nahmen auch profitieren können. Darüber hinaus muss auch das Chaos bei der Betreuung von Langzeitarbeits- losen durch Arbeitsagenturen, Kommunen und Arbeits- gemeinschaften beseitigt werden. Wir wollen, dass alle Arbeitslosen in kommunalen Jobcentern betreut und be- raten werden, weil die Kommunen besser auf indivi- duelle Problemlagen und den regionalen Arbeitsmarkt reagieren können. In dieser Auffassung werden wir von vielen Optionskommunen unterstützt, die erfolgreich am Arbeitsmarkt agieren. Nur die Bundesregierung weigert sich, die Leistung der Optionskommunen anzuerkennen. Kornelia Möller (DIE LINKE): Opel geht in Kurzar- beit, die Auftragslage in der Autozulieferindustrie ist dramatisch – und Sie, liebe FDP-Kollegen, wollen die Stellschraube für Erwerbslose noch anziehen. Wer jetzt bei der Arbeitsmarktpolitik einspart, hat keine Ahnung davon was die Menschen in diesem Land brauchen. Was heute Not tut, sind Ideen und Vorschläge, um den realwirtschaftlichen Auswirkungen der katastrophalen Finanzkrise entgegenzusteuern, die sich abzeichnet. B m ( w r n V j i b a w u l w t f w t u t m l d J s l R a M w w A e k n m i b e w z E s g k B l B i A b d f (C (D Sehen Sie sich um! Opel habe ich genannt, .auch MW ist betroffen. Zulieferer Knorr-Bremse rechnet it 30 Prozent Auftragsrückgang. Und König & Bauer 2007: 8 200 Beschäftigte, 1,7 Milliarden), einer der eltweit größten Druckmaschinenhersteller, also Be- eich Maschinenbau, fährt die Viertagewoche und weiß icht, wie es weitergehen soll. Das bayerische Wirtschaftswunder, das immer als orzeigeobjekt deutscher Wirtschaft galt, erlebt bereits etzt schon große Einbrüche und viele Menschen werden hren Arbeitsplatz verlieren. Deshalb kann es nicht um Einsparungen in der Ar- eitsmarktpolitik gehen, sondern um die Bereitstellung usreichender Mittel. Es geht vor allem darum, die nach ie vor zu hohe Langzeitarbeitslosigkeit einzudämmen nd die arbeitsmarktpolitische Schiefläge Ostdeutsch- ands zu beenden. Und das geht nicht mit mehr Markt, ie es der FDP vorschwebt, nicht mit einer weiter priva- isierten Arbeitsmarktpolitik – wie im FDP-Antrag ge- ordert und längst durch Untersuchungen widerlegt urde –, sondern nur durch eine Stärkung der Gestal- ung des Arbeitsmarktes durch die öffentliche Hand. Wir betrachten es deswegen auch als völlig falsche nd verhängnisvolle Entscheidung der Großen Koali- ion, die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung noch- als – sogar auf 2,8 Prozent zu senken. Mehr als 5 Mil- iarden Euro werden nach Aussage von BA-Chef Weise eswegen 2009 in der Kasse fehlen. 2009 wird aber das ahr der Wende auf dem Arbeitsmarkt werden. Es wird ich mit aller Deutlichkeit zeigen, dass die von Ihnen al- en gepriesene Arbeitsmarktreformpolitik, die „Hartz- ichtung“, alles andere als richtig war und keinen Anteil m Aufschwung des Arbeitsmarktes der vergangenen onate hatte. Das ist schon ein Stück aus dem Tollhaus, enn uns der Arbeitsminister weiß machen will, dass es, ie er sagt: „gerade in raueren Zeiten sinnvoll sei, durch bsenkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung twas zur Stärkung der Konjunktur zu tun“. Wir erleben eine „raueren Zeiten“ – wir erleben den Crash des Fi- anzsystems und seine Folgen. Doch zurück zum FDP-Antrag, da steht: „Arbeits- arktpolitik ist nur dann effektiv und effizient, wenn es hr gelingt, mit möglichst geringem Mitteleinsatz Ar- eitslosigkeit zu vermeiden oder möglichst rasch zu be- nden.“ Mit möglichst geringen Mitteleinsatz, egal in elchen Job. Die Menschen scheinen Ihnen gleichgültig u sein. Genau das hatten wir doch die ganze Zeit! Mit dem rgebnis, dass die Hälfte des viel gepriesenen Auf- chwungs am Arbeitsmarkt durch prekäre Beschäfti- ungsverhältnisse, Leiharbeit und Minijobs zustande am. Und das ist der Weg zur weiteren Aushöhlung der innennachfrage. Nein, wir brauchen kein weiteres neo- iberales Kürzungsprogramm, dass die Bürgerinnen und ürger die Zeche zahlen lässt. Und es reicht auch nicht, m Klein-Klein von Detailveränderungen zur bisherigen rbeitsmarktpolitik stehen zu bleiben. Die gesamte Ar- eitsmarktpolitik muss neu orientiert werden! Es braucht azu eine einheitliche Organisation der Bundesagentur ür Arbeit, um eine einheitliche Arbeitsmarktpolitik mit Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19597 (A) ) (B) ) gleichen Rechten und Pflichten für alle Erwerbslosen durchsetzen zu können. Es braucht dazu eine breitere Förderung voll sozial- versicherungspflichtiger Beschäftigung. Es braucht dazu einen übersichtlichen Instrumentenkasten, der sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und nicht an kurzfristiger Gewinnmaximierung. Es braucht dazu qua- litativ hochwertige Weiterbildungsangebote, statt billiger Weiterbildung von ausgebeuteten Weiterbildnern ange- boten. Und natürlich gehören 1-Euro-Jobs endlich abge- schafft. Und durch öffentlich geförderte Beschäftigung ersetzt, wie Sie unserem Antrag entnehmen können. Es ist ein Gebot der Stunde endlich die Regelsätze der Grundsicherung anzuheben. Ich fasse zusammen: Es braucht letztendlich eine gute Arbeitsmarktpolitik ohne die Stigmatisierung und die Einteilung von Erwerbslosen in zwei Klassen – weg von Hartz IV! Ihr Antrag geht an den berechtigten Bedürfnissen er- werbsloser Menschen vorbei und er hält keinerlei Ange- bote für die Menschen bereit, die in nächster Zeit ihre Arbeitsplätze verlieren werden. Deshalb ist Ihr Antrag nicht auf der Höhe der Zeit, natürlich lehnen wir ihn ab. Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf zur Neu- ausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente be- schlossen. Über den reden wir aber hier nicht, sondern wir müssen uns mit einem Platzhalter der FDP begnü- gen. Herr Minister Scholz, es ist gelinde gesagt eine Un- verschämtheit, wie Sie die Menschen, denen die arbeits- marktpolitischen Instrumente helfen sollen und die mit ihnen arbeiten sollen, hängen lassen. Ab Januar 2009 soll Ihr Gesetz gelten und bis heute liegt es dem Bundestag nicht offiziell vor. Es gibt aus al- len Ecken Kritik und erheblichen Nachbesserungsbe- darf, aber Sie stellen sich nicht der Auseinandersetzung. Sie setzen offensichtlich auf eine kurze Beratung unter Zeitdruck. So wollen Sie unangenehme Wahrheiten un- ter den Tisch kehren. Denn sicher ist eins: Wenn Sie nicht im Frühjahr die weiteren Leistungen weitgehend beschnitten hätten, hätten wir jetzt weniger Probleme und hätten uns eine Menge Zeit und Ärger sparen kön- nen. Denn erst dadurch sind die Spielräume der ARGEn und Optionskommunen für passgenaue Hilfen erheblich eingeschränkt worden. Leidtragende dessen sind vor allem Migranten, Jugendliche und Alleinerziehende; häufig genug haben sie mit besonders schweren Vermitt- lungshemmnissen zu kämpfen. Sie brauchen aber indi- viduelle Förderung und keins von den Massenpro- grammen, mit denen Sie und Ihre große Koalition den Instrumentenkasten in den letzten Jahren aufgebläht ha- ben. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Die Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente ist überfällig. Wir Grünen stehen für die Abkehr von ei- ner zentral gesteuerten und durchregulierten Arbeits- m p n l G e m w t j w b s S z m n d w s L d s z B k n g w f g s I d d s – l A s (C (D arktpolitik. Wir stehen für eine dezentrale, flexible und assgenaue Unterstützung. Dafür brauchen wir nur we- ige Instrumente. Diese müssen aber auf den individuel- en Fall zugeschnitten werden können – also viel mehr estaltungsspielraum bieten als heute. Das alles wollen Sie angeblich auch, aber Ihr Entwurf rfüllt diese Anforderung überhaupt nicht. Das kann ich it wenigen Beispielen zeigen. Sie bieten eine neue freie Förderung als Ersatz für die eiteren Leistungen an. Aber schon die Mittelausstat- ung reicht nicht an den Bedarf heran: 130 Millionen ährlich wollen Sie zur Verfügung stellen, aber 2007 urde mehr als das Vierfache – rund 600 Millionen – ge- raucht. Sie erschweren die dringend erforderliche Zu- ammenarbeit zum Beispiel mit der Jugendhilfe, weil ie das Vergaberecht zwingend vorschreiben wollen. Sie erstören damit Schnittstellen zwischen den Hilfesyste- en, anstatt sie zu fördern. Das Vergaberecht soll auch im SGB III für alle Maß- ahmen zwingend werden. Die Erfahrungen zeigen aber, ass dadurch vor allem ein Preiswettbewerb entfacht urde, der zulasten der Qualität der arbeitsmarkt- und ozialpolitischen Maßnahmen gegangen ist und zu ohndumping beim Lehrpersonal geführt hat. Sie wollen iese hochproblematische Praxis ausbauen, die Standard tatt Flexibilität produziert hat. Über den Experimentiertopf kann nicht mehr die ein- elne Arbeitsagentur entscheiden, das soll in Zukunft die A in Nürnberg machen. Das ist Zentralismus in Rein- ultur. Der Hauptschulabschluss, über den Sie sich seit Mo- aten mit der Union gestritten haben, ist besonders är- erlich. Denn das, was Sie jetzt im Angebot haben, urde bisher einfach über die weiteren Leistungen ge- ördert. Stattdessen haben Sie ein zusätzliches durchre- uliertes Einzelinstrument geschaffen; Verschlankung ieht anders aus, Flexibilität sowieso. Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen; mit hren Vorschlägen sind Sie nicht zu bewältigen. Sie pre- igen Handlungsfreiheit und Entbürokratisierung, aber e facto setzen sie immer noch auf Durchgriff und Wei- ung. Damit werden Sie Ihre selbstaufgestellten Ziele Vollbeschäftigung und die weltbeste Arbeitsvermitt- ung – gewiss nicht erreichen. Wir werden erheblich nacharbeiten müssen. nlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung des Ausbaus der Höchstspannungsnetze – Antrag: Stromnetze zukunftsfähig ausbauen (Tagesordnungspunkt 10 und Zusatzpunkt 16) Marko Mühlstein (SPD): Noch nie waren wir so ehr auf elektrischen Strom angewiesen, wie in der heu- 19598 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) tigen Zeit, dem 21. Jahrhundert. Oder anders: Der elek- trische Strom ist aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die Stromleitungen, die zur Über- tragung benötigt werden, sind nicht nur für Unterneh- men, sondern für unsere gesamte Gesellschaft zu Le- bensadern geworden. Für jeden Einzelnen von uns ist es fast selbstverständlich Teil der Daseinsfürsorge. Den- noch gibt es große Lücken und einen enormen Ausbau- bedarf des deutschen Stromnetzes. Der weitere Ausbau der Stromnetze in der Bundesre- publik Deutschland ist Kernelement zukunftsfähiger Energiepolitik. Denn wir wollen erstens die erneuerba- ren Energien zielstrebig weiter ausbauen. Zweitens brau- chen wir neue konventionelle Kraftwerke und drittens streben wir einen europaweiten grenzüberschreitenden Stromhandel an. Ziel ist es, langfristig eine Kopplung der Strommärkte in der EU zu erreichen. Im vorliegenden Gesetzentwurf sind die vordringli- chen Vorhaben beschrieben, die bereits 2005 von der Deutschen Energieagentur definiert wurden. Seitdem ist aus unterschiedlichen Gründen nicht ge- nügend passiert. Im Jahr 2007 wurden von den Übertragungsnetzbe- treibern 884 Millionen Euro in Netzinfrastruktur inves- tiert, das sind jedoch nicht mal 80 Prozent ihres eigenen Jahresziels. Der Notwendigkeit des schnellen Netzausbaus wird im Gesetz zur Beschleunigung des Höchstspannungsnet- zes Rechnung getragen: Denn es wird erstmalig einen Bedarfsplan geben. Wir wollen, wie beim Infrastrukturplanungsbeschleuni- gungsgesetz, den Rechtsweg auf eine Instanz reduzieren. Zudem wird für die Netzanbindung von Offshore-Wind- kraftanlagen ein Planfeststellungsverfahren eingeführt. Ich wohne im Bundesland Sachsen-Anhalt. Ein Bun- desland, in dem bereits heute über 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Gerade dort werden die Chancen und Risiken des Netzausbaus auf verschiedenen Ebenen bereits heute sehr deutlich. Die Frage ist nicht wie, sondern ob uns der schnelle Ausbau gelingt. Ich plädiere dafür, die Frage der Erdver- kabelung unideologisch zu betrachten! In Wohn- oder Naturschutzgebieten sind Erdkabel aus meiner Sicht eine sehr sinnvolle Alternative. Und weil die Erdkabel auf 110-kV-Ebene kostenseitig durchaus interessant sind, bin ich sehr für die Aufnahme der 110-kV-Ebene in den Gesetzentwurf. Der Erfolg des Gesetzes ist wichtig für die Versor- gungssicherheit und die Stabilität des Stromnetzes. Der Netzausbau ist eine energiepolitische Schlüsselfrage, deshalb fordere ich alle Akteure, insbesondere die Ener- giekonzerne auf, sich konstruktiv an der wichtigen Auf- gabe zu beteiligen. Engelbert Wistuba (SPD): Wir befassen uns heute erster Lesung mit dem Gesetz zur Beschleunigung der Höchstspannungsnetze. Dies ist ein zentraler Baustein d p c T e M s e d b h R g n o s d v b R z S g z e d E n l A B e H 4 Z h g 3 d n a z t f m P s n v g n d f e S s (C (D es zweiten Teils des Integrierten Energie- und Klima- rogramms. Bereits im Juni haben wir einen maßgebli- hen Teil des Energie- und Klimapakets umgesetzt. rotz aller Unkenrufe der Opposition sind wir also auf inem guten Weg, bis Ende des Jahres die Mitte 2007 in eseberg verabschiedeten Eckpunkte vollständig umzu- etzen und damit konkrete Rahmenbedingungen für eine rfolgreiche Energie-und Klimapolitik zu schaffen. Grundlage für das Energieleitungsausbaugesetz, über as wir heute reden, sind einerseits die ehrgeizigen Aus- auziele für erneuerbare Energien. Durch die im Juni ier beschlossene EEG-Novelle haben wir attraktive ahmenbedingungen für einen Ausbau der Windkraft eschaffen. Dieser Ausbau wird vorrangig an küsten- ahen Standorten in Nord- und Ostdeutschland sowie ffshore, also vor der Küste erfolgen. Hierbei handelt es ich jedoch in den wenigsten Fällen um die Gegenden, in enen der Strom – insbesondere von der energieintensi- en Industrie – auch benötigt wird. Die Energiever- rauchszentren liegen eher im Süden und Westen der epublik. Wir benötigen also entsprechende freie Kapa- itäten auf der Höchstspannungsebene, um den Nord- üd und Ost-West-Transit des Stroms auch tatsächlich ewährleisten zu können. Das derzeitige Netz, das in den vergangenen Jahr- ehnten im Wesentlichen von verbrauchsnaher Strom- rzeugung geprägt war, ist darauf nicht vorbereitet. Die ena-Netzstudie hat 2005 – unter breiter Beteiligung von nergieversorgern, Netzbetreibern, den Verbänden der er- euerbaren Energien und der Wissenschaft – einen erheb- ichen Ausbaubedarf des Höchstspannungsnetzes zur bleitung des prognostizierten Windstroms ermittelt: is 2015 müssen für die Integration von 20 Prozent erneu- rbarer Energien in das Verbundnetz 850 Kilometer öchstspannungsleitungen neu gebaut und weitere 00 Kilometer verstärkt werden. Dieser ambitionierte eitplan scheint kaum mehr zu halten zu sein – und wir aben gerade beschlossen, den Anteil erneuerbarer Ener- ien an der Stromerzeugung bis 2020 auf mindestens 0 Prozent auszubauen. Darüber hinaus werden im Rahmen der Erneuerung es überalterten Kraftwerksparks zunehmend konventio- elle Kraftwerke in Norddeutschland und insbesondere n der Küste geplant und gebaut. Das hat schlicht damit u tun, dass es günstiger ist, den Strom durchs Land zu ransportieren als den Brennstoff. Das gilt insbesondere ür Kohle. Die besten Kraftwerksstandorte liegen nun al direkt an der Küste. Die von mir bereits erwähnten robleme des Stromtransits werden dadurch noch ver- tärkt. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch eine dritte eue Aufgabe des Stromnetzes ansprechen, die in den ergangenen Jahrzehnten nur eine untergeordnete Rolle espielt hat: Die Bereitstellung von Kapazitäten für ei- en europaweiten Stromhandel und -transport. Neben em Ausbau der Kuppelkapazitäten erfordert die Schaf- ung eines einheitlichen europäischen Energiemarktes inen Ausbau von Höchstspannungsleitungen, um den tromtransit ermöglichen zu können. Auf EU-Ebene ind mit den transeuropäischen Elektrizitätsnetzen be- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19599 (A) ) (B) ) reits prioritäre Trassen identifiziert worden, deren Neu- oder Ausbau für das Zusammenwachsen des europäi- schen Strommarkts notwendig ist. Die Netzbetreiber ha- ben mit den Planungen für den Neu- und Ausbau zahlrei- cher Höchstspannungsleitungen teilweise bereits vor mehreren Jahren begonnen. Die Projekte kommen jedoch kaum voran, weil die Dauer der Genehmigungs- verfahren in Deutschland zu nicht vorhersehbaren Ver- zögerungen führt. Darauf hat nicht zuletzt die Bundes- netzagentur im Januar dieses Jahres im Rahmen einer Auswertung der Netzzustands- und Netzausbauberichte der Übertragungsnetzbetreiber hingewiesen. Zusätzlich bilden sich zunehmend lokale Widerstände gegen Höchstspannungs-Freileitungen. Wenn wir unsere ehrgeizigen energie- und klimapoli- tischen Ziele erreichen wollen, dann müssen wir mit dem Netzausbau entscheidend vorankommen. Der hier vorliegende Gesetzentwurf ist ein entscheidender und dringend notwendiger Schritt auf diesem Weg. Ein we- sentliches Element ist die Aufstellung eines Bedarfs- plans mit der Definition von Höchstspannungsleitungen des vordringlichen Bedarfs, der alle fünf Jahre fortge- schrieben wird. Für diese Vorrangprojekte wird der Rechtsweg – in Analogie zum Infrastrukturplanungsbe- schleunigungsgesetz – auf das Bundesverwaltungsge- richt als erste und letzte Instanz verkürzt. Weiterhin wird für Leitungen zur Netzanbindung von Offshore-Wind- kraft ein Planfeststellungsverfahren eingeführt. Diese Maßnahmen sind eine wesentliche Voraussetzung, um die mit dem Gesetz angestrebte und notwendige Be- schleunigungswirkung tatsächlich zu erreichen. Der zweite zentrale Punkt ist die Festlegung von vier Pilotvorhaben, in denen der teilweise Einsatz von Erdka- beln getestet werden soll. Dies ist sicherlich der umstrit- tenste Punkt des Gesetzes, um den auch zwischen den Ressorts heftig gerungen wurde. Die vier Pilotprojekte sind so ausgewählt worden, dass sie die Trassenverläufe mit den größten lokalen Widerständen – beispielsweise wegen der Querung von Natur- und Landschaftsschutz- gebieten oder besonders geringen Abständen zur Wohn- bebauung – abbilden. Ich persönlich hege eine gewisse Sympathie für den Einsatz von Erdkabeln. Bei Verab- schiedung des Gesetzes sollten wir allerdings auch si- cher sein, dass der Einsatz von Erdkabeln wirklich zur Beschleunigung des Verfahrens durch Abbau regionaler Widerstände führt. Als Wirtschaftspolitiker sind mir die damit verbundenen Kosten natürlich nicht gleichgültig. Ein zeitlicher oder technischer Mehrwert könnte diese Investitionen rechtfertigen. Das setzt allerdings die tech- nische Gleichwertigkeit von Freileitungen und Erdka- beln voraus. Freileitungen sind seit Jahrzehnten bei Höchstspannungsleitungen Stand der Technik. Bei Erd- kabeln dagegen gibt es – bezogen auf die Nutzung als Wechselstromleitung auf Höchstspannungsebene an Land – bisher nur wenige internationale Erfahrungen, auf die wir zurückgreifen können. Als Tourismuspoliti- ker erlaube ich mir auch die Feststellung, dass Freilei- tungen aus landschaftsgestalterischen Gründen nicht überall wünschenswert sind. Bevor wir endgültig die Teilverkabelung von Höchstspannungstrassen mit Erd- kabeln zulassen, sollten wir sicher sein, dass die einge- s f s u t g w s A ß v h t w e w t ü v s d B d h a w B d e l z w B h m A n d d g w n S k s d t (C (D etzte Technologie auch ausgereift ist. Ich plädiere daher ür ein umfangreiches Monitoring der Pilotprojekte. Wir ollten in den Beratungen der kommenden Wochen vor- rteilsfrei prüfen, ob der Einsatz von Erdkabeln den echnischen Anforderungen entspricht. Die Beschleuni- ung des Ausbaus der Höchstspannungsnetze ist not- endig. Lassen Sie uns den dafür notwendigen Rahmen chaffen. nlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Bundesverant- wortung für den Steuervollzug wahrnehmen (Tagesordnungspunkt 11) Antje Tillmann (CDU/CSU): Mit schöner Regelmä- igkeit bringt die Linkspartei Vorschläge zum Steuer- ollzug. Leider sind diese oft schlecht recherchiert und äufig auch nicht auf dem aktuellen Stand. Dieser An- rag heute ist da aber wirklich ein „Highlight“: Die Vor- ürfe, die gegen Landes- und Bundesfinanzverwaltung rhoben werden, sind entweder veraltet, falsch oder un- ahr. An einigen Stellen kommen dem Leser des An- rags der Linkspartei ernste Zweifel, ob die Antragsteller berhaupt der Diskussion um einen effizienteren Steuer- ollzug in der Föderalismuskommission gefolgt sind. Der Beschlussantrag der Linksfraktion wird im We- entlichen mit Stellungnahmen und Gutachten begrün- et, die bereits vor der Föderalismusreform I liegen. So müssen wir uns tatsächlich mit einem Zitat des MF vom 11. Mai 2004 beschäftigen, wonach die Län- er in „Versuchung geraten, die Intensität der Steuerer- ebung an zweifelhaften standortpolitischen Interessen uszurichten“. Dabei haben die Kollegen der Linken ohl die Föderalismuskommission I verschlafen. Der MF hat seitdem verstärkte Weisungsrechte gegenüber en Landesfinanzverwaltungen. Zum Beispiel kann er inen bundeseinheitlichen IT-Einsatz anweisen, einheit- iche Verwaltungsgrundsätze und gemeinsame Vollzugs- iele und Regelungen zur Zusammenarbeit festlegen, so- eit die Mehrzahl der Länder nicht widerspricht. Das undeszentralamt für Steuern hat mehr Einfluss auf In- alte und Verfahren bei den Außenprüfungen bekom- en. Außerdem wurden die Auskunftserteilung und die nzeigen in Steuerfragen verbessert. Überholt ist auch der zitierte Bericht des Bundesrech- ungshofes vom 17. Oktober 2006. Die zugrunde liegen- en Erhebungen konnten die Rechtsänderungen infolge er Föderalismusreform I noch gar nicht berücksichti- en, da sie erst am 11. September 2006 in Kraft getreten aren. Bereits mit der Föderalismusreform I wurde im Fi- anzverwaltungsgesetz eine bessere Koordination der teuerverwaltungen durchgesetzt. Nach § 20 Abs. 1 FVG ann der BMF jetzt einen bundeseinheitlichen IT-Ein- atz anweisen, sofern nicht die Mehrzahl der Länder wi- erspricht. Gerade auf dem Feld der elektronischen Da- enverarbeitung ist seit dem Rechnungshofbericht aus 19600 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) dem Jahre 2006 Grundlegendes verändert worden. Spricht man mit Praktikern der Finanzverwaltung von Bund und Ländern, merkt man sehr schnell, dass nach Fehlschlägen mit dem System Fiskus das nun einver- nehmlich betriebene Konzept KONSENS ein Erfolg ist und Erweiterungen auch werden. Die elektronische Steuererklärung (ELSTER) mit über 100 Millionen übermittelten Steuerfällen jährlich ist ebenso ein Beleg dafür. Gerade in den letzten beiden Jahren wurden weitere IT-Projekte in Angriff genom- men, zum Beispiel die länderumfassende Namensab- frage, die insbesondere eine länderübergreifende Be- kämpfung des Umsatzsteuerbetrugs unterstützt. Ab dem Veranlagungszeitraum 2010 soll die Steuerfestsetzung von den Finanzämtern mit einer einheitlichen Software erfolgen. Auch die Koordination der sogenannten Außenprü- fungen zwischen den Landesfinanzverwaltungen und dem Bundeszentralamt für Steuern wurde verbessert. Die Länder haben die seinerzeit vom Bundesrechnungs- hof geäußerten Kritikpunkte aufgegriffen und ent- wickeln derzeit Kriterien für ein bundeseinheitliches Risikomanagement bei Betriebsprüfungen. Nach Anga- ben der Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen das durchschnittliche Mehrergebnis pro geprüften Betrieb seit 2002 mehr als verdoppelt, von rund 57 000 DM auf rund 75 000 Euro im Jahre 2007. Die Linkspartei begründet ihren Antrag wie folgt: „Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. Dezember 2007 haben Bundesländer ausdrücklich damit um Unter- nehmen geworben, dass sie auf intensive Steuerprüfun- gen verzichten“. Tatsächlich steht in der FAZ unter die- sem Datum: Die Berechnungen über Einsparungen, die durch eine Zentralisierung der Steuerverwaltung zu erzie- len seien, beruhen auf der Annahme, dass einige Landesregierungen auf intensive Steuerprüfungen verzichten, um Wirtschaftsunternehmen zur An- siedlung in ihrem Bundesland zu veranlassen. Wer solche Behauptungen vorträgt, muss sie mit Be- weisen untermauern. Einfach wird es nicht sein, solche Beweise zu finden. Denn der Präsident des Bundesrechnungshofs hat in sei- nem Schreiben vom 19. Dezember 2007 (veröffentlicht als Kommissionsdrucksache 110) geschrieben: Ich möchte ausdrücklich betonen, dass niemand aus dem Kreise der Mitglieder des Bundesrechnungs- hofs den Vorwurf erhoben hat, die Länder würden bewusst den Steuervollzug vernachlässigen. Die Antragsteller hätten Monate lang Zeit gehabt, die zitierte Kommissionsdrucksache zu verwerten. Dem Bundesfinanzminister vorzuwerfen, er habe auf die Forderung der Deutschen Steuergewerkschaft, 10 000 zusätzliche Stellen bei den Finanzämtern zu schaffen, „äußerst zurückhaltend reagiert“, zeigt, dass die Linke von klarer Zuständigkeitsverteilung gar nichts hält. Wie hätte der Bundesfinanzminister denn reagieren s s D B u I K f g m a l P r b d L m s r S z k b d A (C (D ollen? In den Bundeshaushalt zusätzliche Stellen ein- tellen, obwohl die Verwaltung bei den Ländern liegt? as wäre sogar verfassungswidrig. Diese Kritik am MF ist völlig daneben. Zitat aus dem Antrag der Linkspartei: Die Bundesregierung wird ihrer Verantwortung für einen gleichmäßigen Steuervollzug nicht gerecht. Sie hat nicht die Absicht, innerhalb der laufenden Legislaturperiode einheitliche Verwaltungsgrund- sätze, gemeinsame Vollzugsziele oder Regelungen zur Zusammenarbeit der Bundes- und Landes- finanzbehörden zu bestimmen, beziehungsweise allgemeine fachliche Anweisungen zu erteilen. Diese Behauptungen sind so klar und nachweisbar nwahr, dass es den Antragstellern peinlich sein müsste: ch könnte jetzt mindestens 20 Drucksachen aus der ommission zitieren, in denen der BMF sich genau da- ür eingesetzt hat. Wenn Sie Ihrer Verantwortung gerecht eworden wären und in der Föderalismuskommission II itgearbeitet hätten, wüssten Sie das! Ich will nur die ktuellste Drucksache zitieren: Der Bericht der zuständigen AG hält fest: Im Hinblick auf das Thema „Effizienzsteigerung des Steuervollzugs“ sind folgende Punkte strittig: BMF hatte vorgeschlagen, ein allgemeines fachli- ches Weisungsrecht im Bereich der Auftragsver- waltung klarstellend in der Verfassung zu veran- kern. Bei Ihrer Forderung, „zum Konflikt mit den Bundes- ändern überzugehen!“, macht sich nur noch blanke einlichkeit über ihre Vorstellung von Verhandlungsfüh- ung breit. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie- rung auf, … 4. parallel zu den Verhandlungen zur Steuerverwal- tung in der Föderalismuskommission II die Mög- lichkeiten zu sondieren, auf gerichtlichem Wege ihr Weisungsrecht gegenüber den Ländern geltend zu machen und die Länder zu einem konsequenten Steuervollzug zu verpflichten. Dadurch stärkt die Bundesregierung auch ihre Position in den Ver- handlungen der Föderalismus-Kommission. Zeitgleich zu Verhandlungen Klage zu erheben, wird estimmt das Klima verbessern. Die Länder werden ann bestimmt zu Kompromissen bereit sein. Angesichts der Tatsache, dass die Steuerverwaltung ändersache ist, Steuergesetze regelmäßig der Zustim- ung des Bundesrates bedürfen und für eine Grundge- etzänderung eine Zweidrittelmehrheit auch im Bundes- at erforderlich ist, ergibt der Vorschlag wirklich keinen inn, außer dem, die Verwaltung im Chaos untergehen u lassen. Mit diesem Antrag wird erneut klar, dass es den Lin- en nicht um die Sache geht. Sie hat in der für die Ver- esserung des Steuervollzugs zuständigen Arbeitsgruppe er Föderalismuskommission II nichts beigetragen. uch zu dem am 1. Oktober von dieser Arbeitsgruppe Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19601 (A) ) (B) ) verteilten Bericht hat kein Kommissionsmitglied der Linkspartei Stellung genommen. Uns ist an Effizienzsteigerungen der Steuerverwaltun- gen, gerade auch im Hinblick auf die Gleichmäßigkeit des Steuervollzugs, gelegen. Deshalb haben wir konkrete Vorschläge in die Föde- ralismuskommission II eingebracht – übrigens auch viele andere. Wir haben uns daher in der für die Steuerverwaltung zuständigen Arbeitsgruppe der Föderalismuskommis- sion II dafür eingesetzt, dass die Themen Außenprüfun- gen, Controlling, Datenabgleich und Weisungsrechte einvernehmlich zwischen Bund und Ländern gelöst wird. Die Federführer der Arbeitsgruppe konnten einen Konsens erzielen über folgende Punkte: Erstens: Den Ausbau der Mitwirkungsrechte des Bun- deszentralamts für Steuern bei Betriebsprüfungen. Zitat aus AG2-Papier: Schaffung der Befugnis für das Bundeszentralamt für Steuern, Art und Umfang der Mitwirkung selbst bestimmen zu können. Die Einräumung eines Zustimmungsvorbehalts, bei Abweichung von Betriebsprüfungsergebnissen. Benennungsrechts des Bundeszentralamts für Steu- ern für Steuerpflichtige, die geprüft werden sollen. Zweitens: Kontrolle der Vollzugsziele für die Steuer- verwaltung anhand von vorgegebenen Leistungskenn- zahlen. Der BMF und die jeweilige Finanzbehörde des Lan- des schließen bilaterale Vereinbarungen über Ziele und Leistungsparameter (Kennzahlen) ab. Drittens: Aufstockung der Prüfer beim Bundeszen- tralamt für Steuern um 500 Prüfer. Viertens: Anonymisierte Datenübermittlung für Zwe- cke der Gesetzesfolgenabschätzung. Fünftens: Die Veranlagung von beschränkt Steuer- pflichtigen nach § 50 a EStG wird beim Bundeszentral- amt für Steuern zentralisiert, um Auslandssachverhalte einheitlich und flächendeckend zu betreiben. Diese Vorschläge sind abgestimmt mit dem BMF und den beauftragten Landesministern und liegen der Föde- ralismuskommission II vor. Wir haben uns auch auf kon- krete Gesetzesformulierungen verständigt, sodass einem erfolgreichen Gesetzgebungsverfahren nichts mehr im Wege stehen sollte. Das, meine Damen und Herren von der Linkspartei, sind konkrete Vorschläge für Effizienzsteigerungen im Steuervollzug. Schade, dass Sie sich nicht in die Niede- rungen der Sacharbeit in der Föderalismuskommission II begeben haben, sondern nur alte Phrasen dreschen. Liebe Kollegen der Linken, Sie haben immer noch die Chance, bei Föko II mitzuarbeiten Vielleicht sollten Sie damit knapp zwei Jahre nach dem Start beginnen. Ich bin sehr gespannt. h i n f d s L B s d k s t e F m e e t W g t k d u g a w I a i n n d d t s F d d s e f c t w e d g t g F (C (D Lydia Westrich (SPD): Es ist schon ein paar Jahre er, dass die damalige Parlamentarische Staatssekretärin m Finanzministerium Barbara Hendricks hier im Ple- um die Errichtung einer Bundessteuerverwaltung ge- ordert hat. Die Forcierung der Betrugsbekämpfung hat amals im Vordergrund gestanden. Aber es ging auch da chon um den lückenhaften Steuervollzug in einigen ändern. Diese Forderung wurde als Antrag auf eine undessteuerverwaltung in die Föderalismuskommis- ion I eingebracht und natürlich von den meisten Län- ern abgelehnt. Der unterschiedliche Steuervollzug in den Ländern ist ein neues Problem. Der Bundesrechnungshof hat das chon häufiger angemahnt. Etliche Bundesfinanzminis- er haben sich mit mäßigem Erfolg daran versucht, auf inen besseren Vollzug zu dringen. Aber der Antrag, die inanzverwaltung in Bundesverantwortung zu überneh- en, hat anscheinend doch durchschlagende Wirkung rzielt. Die Kienbaum-Studie mit der Empfehlung für ine Bundessteuerverwaltung als effizientester und er- ragreichster Möglichkeit hat ihr Übriges dazu getan. ir kommen Schritt für Schritt einer effizienteren und leichmäßigeren Behandlung der Steuerangelegenhei- en näher. Deshalb, meine Damen und Herren von der Linken, ommt Ihr Antrag jetzt zur Unzeit. Erstens hinken Sie amit einer längst eingetretenen Entwicklung hinterher, nd zweitens ist es eben nicht so, wie Sie in Ihrer Be- ründung aufführen, dass nur eine umfassende Bestands- ufnahme und deren Bewertung stattfindet. In der Beant- ortung Ihrer Kleinen Anfrage aus dem letzten Jahr sind hnen die Fortschritte aus der damaligen Sicht schon usführlich dargelegt worden. Aber Sie greifen sich ja mmer nur das heraus, was Sie sehen wollen. Das Bundeszentralamt für Steuern erfüllt voll seine euen Aufgaben und erhält weitere Planstellen. Im Fi- anzverwaltungsgesetz wurde die Kompetenz des Bun- es für den Steuervollzug erheblich gestärkt. Das heißt, ass Ihre Forderungen zweitens und drittens quasi unnö- ig sind. Natürlich schöpft das Bundesfinanzministerium eine Möglichkeiten aus, aber im Gegensatz zu Ihren orderungen ist das Ministerium weiter darauf bedacht, ie gemeinsame Einsicht und Zusammenarbeit zu beför- ern. Sie benutzen in Ihrem Antrag das Wort „konsen- uell“ ja beinahe als Schimpfwort: Ich sage Ihnen als hemalige Finanzbeamtin, dass wir im Streit und Zwang ür unser gemeinsames Anliegen überhaupt nichts errei- hen. Das sieht man am Beispiel der gescheiterten Ak- ion „Fiskus“. Es gibt ein Gesamtinteresse, ja eine Gesamtverant- ortung von Bund und Ländern, den Steuervollzug so ffektiv und effizient wie möglich durchzuführen. Und ieses Gesamtinteresse den Bürgern und Bürgerinnen egenüber muss von den Partnern gleichwertig akzep- iert werden. Deshalb halte ich auch nichts davon, mit erichtlichen Entscheidungen zu drohen. Das kann die ronten eher verhärten. Nicht umsonst heißt das neue 19602 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Datenvernetzungsprogramm „Konsens“, das tatsächlich schon von der Mehrheit der Länder eingesetzt wird. Ich kann aber Ihre Ungeduld nachvollziehen. Wir ha- ben schon so viele Appelle an die Länder gerichtet, ihrer Verantwortung so nachzukommen, damit sich die Steu- erzahler auch gerecht behandelt fühlen. Das Anliegen, das hinter Ihrem Antrag steckt, wird von den Koalitions- partnern schon seit langem vorangetrieben. Vor allem die SPD-Fraktion arbeitet daran, den Steuervollzug über- all effektiv zu haben. Wenn Sie an Länderdaten kommen, werden Sie se- hen, dass SPD-regierte Länder längst reagiert haben. Trotz mangelnder Belohnung im Finanzausgleich haben sie ihre Prüfungsdienste ausgebaut. Da darf ich ruhig mal das Beispiel Rheinland-Pfalz erwähnen. Spenden, hat ein Unternehmer erklärt, gebe er nur in Baden- Württemberg, weil sein Betrieb in Rheinland-Pfalz zu häufig geprüft werde. Das sei Spende genug. Der Finanzausschuss hat vor mehr als zehn Jahren auf Antrag der SPD-Fraktion eine dreitägige Anhörung zur Lage in der Finanzverwaltung durchgeführt. Schon da- mals hatte der Bundesrechnungshof den mangelhaften Steuervollzug gerügt. Immerhin haben wir mit dieser Klimatagung damals erreicht, dass Finanzbeamte eigene Berufsbezeichnungen bekamen, die Aufwertung der Ausbildung als Fachhochschulstudium war dabei und die schnellere Ausstattung der Arbeitsplätze mit Hard- ware. Die Länder waren schon etwas beeindruckt und wollten nicht unbedingt öffentlich vorgeführt werden. Das ist natürlich schon viele Jahre her. Die Steuerge- setze sind seither noch komplizierter geworden. Die Fluchttechniken aus der Steuerzahlung sind durch die neuen Medien noch raffinierter. Neue Erscheinungen wie der Karussellbetrug bei der Umsatzsteuer müssen analysiert und bekämpft werden. Es ist ein Riesenpaket, das auf den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fi- nanzverwaltung lastet. Viele sind frustriert, weil sie den Steuervollzug ihrer Meinung nach nicht so durchsetzen können, wie sie es gelernt haben. Die Masse an Fällen für den Einzelnen ließe eine gründliche Bearbeitung kaum noch zu. Da muss die Steuergerechtigkeit automa- tisch leiden. Es ist sicher übertrieben, innerhalb von Deutschland von „Steueroasen“ zu reden. Aber die For- derung, die Finanzverwaltung in Bundeshand zu geben, kommt auch nicht von ungefähr. Wir sind den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber verpflichtet, zuerst einmal die Steuern hereinzuholen, die angefallen sind. Das verfassungsgemäße Gebot, Bür- ger nach ihrer Leistungsfähigkeit an der Finanzierung der Staatsaufgaben zu beteiligen, darf nicht durchlöchert werden; da sind wir uns alle einig. Es geht um den Weg, wie wir dieser Daueraufgabe gemeinsam gerecht wer- den. Da brauchen wir nicht zu verstecken, dass wir auch Erfolge zu verzeichnen haben. Von der bundesweiten Identifikationsnummer über die elektronische Steuerer- klärung bis zum Verwaltungsabkommen KONSENS ha- ben wir gerade in letzter Zeit langjährige Forderungen der Steuer-Gewerkschaft erfüllt. Das erleichtert die Ar- beit der Finanzverwaltungen. k L m A s b m n W d l d t w s „ s h u a s u g z a g e e ü m A h z B a z k D m s r D e a s g t E n f e n G (C (D Ich bin überzeugt, dass wir auch in der Föderalismus- ommission II ein gutes Stück mehr Verzahnung in den ändern erreichen. Natürlich wäre es schön, das allge- eine Weisungsrecht des Bundes rechtssicher zu haben. ber die Keule der Drohung mit dem Bundesverfas- ungsgericht ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht ange- racht. Damit begegnen wir weder der Personalnot noch angelnder technischer Ausstattung oder befördern die otwendige Zusammenarbeit unter den Verwaltungen. as ich aber glaube, ist, dass wir schon den Druck auf ie Länder aufrechterhalten müssen, um bei der Födera- ismuskommission II ein gutes Ergebnis zu erzielen, das em Gebot der gleichmäßigen Besteuerung Rechnung rägt. Daran können wir alle arbeiten, und dazu brauchen ir keinen großen Konflikt. Wenn ich in der Financial Times warnende Über- chriften lese wie: „Wenn der Fiskus öfter klingelt“ oder: Gutverdienende werden häufiger von Prüfern aufge- ucht“, dann haben die Mängelrüge des Bundesgerichts- ofes, die sich auf die Prüfung von Millionären bezog, nd der Druck des Ministeriums und Parlaments durch- us Wirkung gezeigt. Deshalb bin ich auch ganz zuver- ichtlich, dass sich die Arbeitsgruppe von Bundestag nd Bundesrat mit ihren Vorschlägen zur Effizienzstei- erung der Steuerverwaltung durchsetzen wird. Ihr Antrag „Bundesverantwortung für den Steuervoll- ug wahrnehmen“ kommt nicht nur zur Unzeit, er ist uch falsch und überflüssig. Er impliziert, dass der Bund enau das bisher nicht tut. Aber Sie selbst wissen, dass ine ganze Menge passiert ist, das ja auch erst Wirkung rzielen muss. Es ist auch ungerecht den Ländern gegen- ber, die ihre Verantwortung in hohem Maße wahrneh- en. Wir werden diesen unnötigen Antrag ablehnen. Das nliegen, Steuergerechtigkeit in ganz Deutschland zu aben und den Steuervollzug überall gleichmäßig durch- uführen, wird von den Koalitionsfraktionen und dem undesfinanzministerium weiter als Daueraufgabe vor- ngetrieben. Dr. Volker Wissing (FDP): Dass die Linke eher um Zentralismus neigt, ist so neu ja nicht. Vom Zentral- omitee zum Zentralstaat ist es ja nur ein kleiner Weg. abei gibt es sehr viele positive Aspekte des Föderalis- us. Ein ganz wesentlicher ist zum Beispiel, dass die chlechte Politik einer großen Koalition von einer besse- en Politik in den Ländern aufgefangen werden kann. as von Bundeskanzlerin Angela Merkel irgendwann inmal angekündigte große Durchregieren ist jedenfalls usgeblieben. Im Gegenteil: Frau Merkel beschäftigt ich heute viel lieber mit Durchlavieren als mit Durchre- ieren. Unabhängig von Frau Merkels Moderationsfähigkei- en hat sich der Föderalismus in Deutschland bewährt. r steht für starke Länder und für die Vielfalt der Regio- en. Ein Bereich, in dem regionale Vielfalt aber definitiv ehl am Platze ist, ist die Steuerverwaltung. Eine bundes- inheitliche Steuerverwaltung ist ganz wesentlich für ei- en funktionierenden Wettbewerb. Und sie ist eine rundvoraussetzung für Steuergerechtigkeit. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19603 (A) ) (B) ) Die FDP ist für ihre Forderung nach mehr Steuerauto- nomie für die Länder scharf kritisiert worden. Aber was passiert denn zurzeit? Im Moment haben wir doch das Phänomen, dass großzügige Erlassmaßnahmen und laxe Prüfungspraktiken auf bestem Wege sind, zu einem Standortfaktor zu werden. Ich bin gespannt, wie lange es noch dauern wird, bis das erste Bundesland plakatiert: Wir können alles, außer prüfen. Dabei sind es nicht die Baden-Württemberger, die be- sonders großzügig mit den gemeinsam verwalteten Steu- ern umgehen. Berlin lässt sich in puncto Großzügigkeit nur ungern übertrumpfen. Bei Herrn Sarrazin können sich vielleicht die Arbeitslosengeld-II-Empfänger warm anziehen, säumigen Steuerzahlern bereitet er hingegen ein kuschelig-warmes Umfeld. Bei der veranlagten Ein- kommensteuer hat Herr Sarrazin im Jahr 2005 mal eben auf 2,5 Millionen Euro verzichtet. Bayern hat nur 2,4 Millionen Euro sausen lassen. Aber der rot-rote Se- nat in Berlin kann es sich eben leisten. Wie sehr nicht nur die Steuerprüfung, sondern auch die -erhebung zu einem Standortfaktor geworden ist, verdeutlicht der große Widerstand gegen die vom Bun- desfinanzminister lange geforderte Bundessteuerverwal- tung. Wobei die von den Ländern vertretene Argumenta- tion, dass eine Übertragung der Steuerverwaltung auf den Bund die Länder zu Zuwendungsempfängern des Bundes machen würde, alles andere als einleuchtend ist. Auf der einen Seite fürchten viele Länder mehr Finanz- autonomie wie der Teufel das Weihwasser, auf der anderen Seite wird die Steuerverwaltung zu einem be- sonderen Element der Eigenstaatlichkeit der Länder auf- gebauscht. Daher geht es hier weniger um Hoheits- und Machtfragen, als vielmehr um Steuergerechtigkeit und fairen Wettbewerb. Eine lockere Finanzverwaltung darf nicht zu einem Wettbewerbsvorteil werden. Wer sagt, dies sei auch gar nicht der Fall, muss sich eines Besseren belehren lassen. Der Fall der Unterneh- mensgruppe Drinks & Food ist hier geradezu exempla- risch. Dies Unternehmen finanzierte seine ruinöse Wett- bewerbspolitik ganz wesentlich über die konsequente Nichtbegleichung der Branntweinsteuer. Als das Haupt- zollamt endlich eingriff, beliefen sich die Steuerschulden auf 72 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten machten sage und schreibe 82 Prozent der Bilanzsumme aus. Es ist ehrenwert, dass die Politik um jeden Arbeitsplatz kämpft, aber das darf nicht dazu führen, dass ein unehrli- ches Unternehmen einen Vorteil gegenüber einem ehrli- chen hat. Es ist mehr als schade, dass der Bundesminister der Finanzen mit seiner Maximalforderung nach einer Bun- dessteuerverwaltung so viel politisches Porzellan zer- schlagen hat. Der Sache ist auf jeden Fall nicht gedient, wenn der Bundesfinanzminister zwar dick die Backen aufbläst, ihm dann aber schon auf dem ersten Meter die Luft ausgeht. Manchmal ist weniger auch mehr; dies gilt gerade auch für politische Forderungen. Ich würde es be- grüßen, wenn die Bundesregierung zunächst einmal die ihr zur Verfügung stehenden Mittel und Weisungsrechte nutzt, um einen einheitlichen Steuervollzug zu gewähr- leisten. Erst dann ist absehbar, welche institutionellen u d e S d d z u b g h d w p p n B d n G d t S P d u k m z d n l d k W a f u s F s s l d z g f K f e g G (C (D nd rechtlichen Maßnahmen ergriffen werden müssen, amit in Mecklenburg-Vorpommern nicht anders besteu- rt wird wie in Bayern. Die FDP fordert deshalb eine bundeseinheitliche teuerverwaltung. Wichtig ist nicht die Macht-, sondern ie Vollzugsfrage. Es ist egal, ob die Steuerverwaltungen em Bund oder den Ländern unterstehen, wichtig ist ein- ig und allein, dass überall gleiches Recht für alle gilt, nd zwar nicht nur auf dem Papier, sondern ganz konkret ei der Umsetzung. Dr. Herbert Schui (DIE LINKE): Die Steuergesetze elten für alle gleichermaßen. Das verlangt der Gleich- eitsgrundsatz der Verfassung. Er ist unvereinbar damit, ass Finanzämter „Durchwinktage“ einrichten oder er- ägen, um Einkommensmillionäre nicht mehr zu über- rüfen, unvereinbar damit, dass Bundesländer Sonder- rüfungen „herunterfahren“, dass Steuerverwaltungen zu achlässigem Steuervollzug angewiesen werden, ja, dass undesländer sogar damit um Unternehmen werben, ass sie auf intensive Steuerprüfungen verzichten. Solche Fälle sind allseits bekannt. Der Bundesrech- ungshof stellt seit Jahren regelmäßig fest, dass der leichheitsgrundsatz durch laxen Steuervollzug durch ie Bundesländer verletzt wird. Das Bundesfinanzminis- erium teilt mit, dass die Gefahr einer zweifelhaften tandortpolitik der Bundesländer, zum Beispiel über die rüffrequenz, nicht von der Hand zu weisen ist. Hier steht also seit Jahren der Vorwurf im Raum, dass ie Bundesländer vorsätzlich die Verfassung brechen, m im Standortwettbewerb Vorteile zu erlangen. Das ann das Parlament nicht dulden. Es kann nicht hinneh- en, dass sich die Exekutive weigert, die Gesetze durch- usetzen, die vom Parlament erlassen wurden. Die Bundesregierung hat die Letztverantwortung für en Gesetzesvollzug. Sie wird dieser Verantwortung icht gerecht. Es reicht nicht, regelmäßig die Pflichtver- etzung durch die Bundesländer festzustellen. Die Bun- esregierung ist in der Pflicht, ihre rechtlichen Möglich- eiten zu nutzen. Der Bund verfügt über das konkrete eisungsrecht. Er kann ein Land anweisen, nur speziell usgebildete Mitarbeiter mit einem bestimmten Ver- ahren zu befassen. Bei unzureichender Prüfhäufigkeit nd -intensität durch die Bundesländer ist er zum Ein- chreiten verpflichtet. Der Bund kann spätestens seit der öderalismusreform I einheitliche Verwaltungsgrund- ätze, gemeinsame Vollzugsziele und Regelungen be- timmen und allgemeine fachliche Anweisungen ertei- en. Diese sind für die Bundesländer bindend, solange ie Mehrheit der Länder nicht widerspricht. Sollten ein- elne Länder hiergegen verstoßen, muss die Bundesre- ierung bereit sein, ihre Zuständigkeit vom Bundesver- assungsgericht klären zu lassen, ähnlich wie dies im ompetenzstreit beim Atomrecht der Fall war. Dies er- ordert die Bereitschaft, von der pauschalen Konsensori- ntierung zum Konflikt mit den Bundesländern überzu- ehen. Dies ist bei einem anhaltenden Verstoß gegen den leichheitsgrundsatz angemessen. 19604 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Das Parlament hat diese Möglichkeiten nicht. Der Bundestag ist aber der Gesetzgeber, dessen Gesetze nicht konsequent vollzogen werden. Im Ergebnis sind diejenigen die Dummen, denen die Steuer direkt vom Lohn abgezogen wird. Es bleibt dem Parlament daher nur, die Bundesregierung zum Handeln aufzufordern – oder eine andere Regierung zu wählen. Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Länderfinanzverwal- tungen zwischen Mecklenburg und Bayern bei der Be- steuerung mit unterschiedlichem Maß messen, zum Bei- spiel beim Prüfungsturnus, durch Stundungen oder Erlass von Steuern. Der Prüfungsturnus von Großbetrie- ben lag zwischen 3,5 und 5,4 Jahren (2005). Mittelbe- triebe werden bestenfalls alle 9,9, im schlechtesten Fall alle 18,4 Jahre geprüft. Bei der Umsatzsteuersonderprü- fung werden im besten Fall 2,5 Prozent der Unterneh- men geprüft, der schlechteste Wert lag bei 1,3 Prozent. Das sind Zahlen der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, das Bundesfinanzministerium rückt sie nämlich nicht raus; das ist auch so ein Skandal, aber dazu später. Das ist Wirtschaftspolitik zulasten des Steuerzahlers. Von ei- ner Gleichmäßigkeit der Besteuerung kann gar keine Rede sein. Die Grünen, aber auch der Bundesrechnungs- hof haben diese Missstände schon seit Jahren kritisiert – substanziell geändert hat sich nichts! Die neuen Weisungsrechte des Bundes gegenüber den Ländern aus der Förderalismuskommission Episode I sind ein stumpfes Schwert. Sie nutzen dem Bund nicht, wenn die Mehrheit der Länder widerspricht, und die Länder widersprechen logischer Weise, wenn der Bund versucht, die Besteuerungspraxis anzugleichen. Die Föderalismusreform II müsste hier nachbessern. Die vom Bundesfinanzministerium gewünschte Bundes- steuerverwaltung wird aber von der Mehrheit der Länder weiterhin abgelehnt. Diese sind allenfalls zu kleineren Zugeständnissen bereit. Um aus dieser Pattsituation he- rauszukommen, schlagen die Grünen vor, dass die Län- der von einem Mehrertrag aus Betriebsprüfung und Steuerfahndung stärker profitieren. Damit hätten sie ei- nen Anreiz, beispielsweise ihre Personaldecke zu stär- ken; denn eine Betriebsprüferin/ein Betriebsprüfer brachte 2007 1,2 Millionen Euro Mehrertrag. Und wir brauchen mehr Transparenz über die unterschiedliche Besteuerungspraxis. Es ist ein politischer Skandal, dass die Bundesregierung länderspezifische Werte verheim- licht, obwohl die Daten vorliegen und dies die unge- rechte Besteuerungspraxis damit schützt. Auf meine Anfragen nach dem Prüfungsturnus in den Bundesländern bekam ich nur die lakonische Antwort, es sei „ständige Praxis des Bundesfinanzministeriums, nur Daten der Steuerverwaltung weiterzugeben, die das gesamte Bundesgebiet betreffen“. Diese Verschleie- rungstaktik ist für die Bürgerinnen und Bürger völlig in- akzeptabel. So geht es nicht, und so darf es nicht bleiben. Die Akzeptanz des Steuersystems durch die Bürgerin- nen, Bürger und Unternehmen hängt ganz entscheidend davon ab, dass gleichmäßig besteuert wird. Unterschied- l d g S m T s n B v 1 e n A z A a s t A s d a n a m z D v d t d E L A d k n G m z 2 2 V o (C (D iche Steuerbelastungen nach dem Gutdünken der Län- erfinanzminister verletzen den Gleichbehandlungs- rundsatz und zu Recht das Gerechtigkeitsgefühl der teuerpflichtigen. Wenn eine gerechte Besteuerung nicht ehr gewährleistet ist, dann wird der Föderalismus zum otengräber der Steuergerechtigkeit. Gleichmäßige Be- teuerung ist eine Bringschuld der Steuerverwaltung! Mehr Koordinierung bei der Steuererhebung macht fi- anziell Sinn. Laut dem Kienbaum-Gutachten für das undesfinanzministerium könnte eine bessere Steuer- erwaltung von Bund und Ländern zwischen 5,8 und 1,5 Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen im Jahr inspielen, zum Nutzen aller steuerzahlenden Bürgerin- en und Bürger. nlage 10 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Überführung der Anteilsrechte an der Volkswagenwerk Ge- sellschaft mit beschränkter Haftung in private Hand (Tagesordnungspunkt 12) Paul K. Friedhoff (FDP): Sie werden mir sicherlich ustimmen, wenn ich feststelle, dass Bundesländer keine utohersteller sind. Sie sollten dies aus guten Gründen uch nicht sein. Wenn ein Bundesland trotzdem meinen ollte, einflussreicher Aktionär bei einem Automobilun- ernehmen sein zu müssen, so kann es ein Viertel der ktien kaufen, um eine Sperrminorität zu erlangen. Es ollte aber keine systemwidrigen Sonderregelungen wie as VW-Gesetz in Anspruch nehmen können, die ihm ls staatlichem Aktionär Einflussnahme schon bei einem iedrigeren Aktienanteil garantieren. Eine solche systemwidrige Sonderregelung enthält ber das VW-Gesetz. Dieses auf ein einzelnes Unterneh- en bezogene Gesetz von 1960 privilegiert einen ein- igen Aktionär, in diesem Fall das Land Niedersachsen. as Gesetz hält im Ergebnis potenzielle Investoren da- on ab, Anteile zu kaufen, um Einfluss zu gewinnen, da er Anteilskauf durch die feste Stellung des Sonderak- ionärs weniger attraktiv erscheint. Die europäische Rechtsprechung kritisiert vor allem rei kritische Punkte im derzeitigen VW-Gesetz: Das ntsenderecht erlaubt es sowohl dem Bund als auch dem and Niedersachsen, jeweils zwei Vertreter in den VW- ufsichtsrat zu entsenden, sobald Bund oder Land min- estens zwei Aktien besitzen. Die Stimmrechtsbeschrän- ung verbietet es einem Aktionär unabhängig von sei- em tatsächlichen Kapitalanteil, mehr als 20 Prozent der esamtstimmrechte auszuüben. Die Regelung zur ge- inderten Sperrminorität erlaubt es einem Aktionär, Sat- ungsänderungen bereits mit einem Kapitalanteil von 0 Prozent statt der im deutschen Aktienrecht üblichen 5 Prozent zu blockieren. Die Kombination dieser Regelungen im geltenden W-Gesetz führt dazu, dass Grundsatzentscheidungen hne die Stimmen des Landes Niedersachsen nicht mög- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19605 (A) ) (B) ) lich sind und der Staatseinfluss fixiert ist. Die Privilegie- rung des staatlichen Aktionärs gegenüber den übrigen privaten beschränkt die Kapitalverkehrsfreiheit und ist als Investitionshürde mit dem Europäischen Gemein- schaftsrecht nicht vereinbar. Diese Kapitalverkehrsbe- schränkung ist auch nicht etwa zur Sicherung des Allge- meinwohls notwendig, wie oft behauptet. Die von der Bundesregierung dafür angeführten sozialpolitischen oder gar industriepolitischen Gründe reichen nicht aus. Auch ein Schutz vor feindlichen Übernahmen kann keine Rechtfertigung dafür bieten, VW nicht als norma- les Unternehmen zu behandeln. Dies hat der EuGH mehrfach deutlich gemacht. Die Bundesregierung meint dennoch, die Auffassung des Europäischen Gerichtshofes beharrlich ignorieren zu können. Die Justizministerin probiert einfach weiter am Gesetz herum, ohne eine klare Lösung zu schaffen. Der EuGH wird das VW-Gesetz aber zu Recht erst akzeptie- ren, wenn seine Kritikpunkte ausgeräumt sind. Die Bun- desregierung wird dies wissen. Dennoch ist sie nicht lernwillig, sondern provoziert ein Vertragsverletzungs- verfahren nach dem nächsten. Es kann und darf jedoch nicht sein, dass die deutschen Steuerzahler am Ende von Brüssel verhängte Strafgelder bezahlen müssen, nur weil die Bundesregierung dem Land Niedersachsen eine eu- roparechtswidrige Sonderrolle länger sichern will. Nach Ansicht der FDP sind Vetorechte für den Staat bei einem im Wettbewerb stehenden Unternehmen nicht nötig. Wenn in Unternehmenspolitik vom Staat hineinre- giert werden kann, so ist dies für das Unternehmen kei- nesfalls förderlich. Hat ein Aktionär Sonderrechte, so liegt in dieser Begünstigung klar die Gefahr, dass er sie im Eigeninteresse und zulasten der „normalen Aktio- näre“ ausnutzt. Ein Wegfall von Sonderrechten und „Goldenen Aktien“ ist daher zur Stärkung der Hauptver- sammlung als legitimem Eigentümergremium geboten. Ein besonderer gesetzlicher Schutzwall ist nach unse- rer Meinung für das Unternehmen Volkswagen nicht nö- tig. Der Schutz der Eigentümerinteressen wird ebenso wie die Durchsetzung der Hauptversammlungsbe- schlüsse durch Aktiengesetz und Handelsgesetzbuch für VW – wie für alle anderen Aktiengesellschaften – ge- währleistet. Das Beibehalten eines Einzelfallgesetzes ist unnötig. Nötig dagegen ist, die Volkswagen-Aktienge- sellschaft als ein normales Unternehmen zu betrachten. Da Volkswagen nicht gleicher oder ungleicher ist als an- dere Autobauer, muss der Staatseinfluss konsequent zu- rückgefahren werden. Die Verfechter einer starken Be- teiligung der öffentlichen Hand an diesem Unternehmen sollten bedenken, dass das VW-Gesetz früher einmal „VW-Privatisierungsgesetz“ genannt wurde. Die Volkswagen AG muss in diesem Zusammenhang auch keine Angst vor dem Einstieg beispielsweise von Porsche haben. Wenn bei VW zwölfmal so viel Men- schen wie bei Porsche arbeiten, aber nur sechsmal so viel Autos bauen, zeigt dies, dass für Effizienzsteigerun- gen bei VW durchaus noch Raum ist. Wenn die Bundes- regierung im Fall Volkswagen auf Protektionismus setzt, so torpediert sie damit vor allem die Förderung des europäischen Binnenmarktes. Mitgliedsländer mit pro- t F k d z s u e R i B K A d F L W E I p i w e w s d h t u g n i t r g n v w (C (D ektionistischen Tendenzen in ihrer Industriepolitik wie rankreich, wo häufig auch deutsche Mittelständler dis- riminiert werden, dürften sich durch eine Beibehaltung es VW-Gesetzes bestätigt sehen. Die FDP-Bundestagsfraktion wird sich dafür einset- en, dass bei Volkswagen in Zukunft das Verhältnis zwi- chen Kapitalanteil und Kontrolle wieder proportional nd europarechtskonform nach dem Prinzip „Eine Aktie, ine Stimme“ ausgestaltet wird. Wir streiten für die ückkehr zu den Regeln der sozialen Marktwirtschaft m Prozess um das VW-Gesetz. Einen Dauerstreit der undesjustizministerin mit der EU-Kommission auf osten der Steuerzahler gilt es zu vermeiden. nlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung zu den Anträgen: – Die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen weiterentwickeln – Gesetz zum Ausgleich behinderungsbeding- ter Nachteile vorlegen (Nachteilsausgleichs- gesetz – NAG) – Wettbewerb in der Eingliederungshilfe stär- ken – Wahlfreiheit und Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderung erhöhen (Tagesordnungspunkt 13) Hubert Hüppe (CDU/CSU): Wir debattieren heute ie Anträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der DP-Fraktion sowie über einen Antrag der Fraktion Die inke. Alle Anträge befassen sich in unterschiedlicher eise mit der Zukunft und der Weiterentwicklung der ingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen. ch will nicht verhehlen, dass ich für alle Anträge Sym- athien habe. Eines vorweg: Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion st es ein wichtiges Anliegen, die Eingliederungshilfe eiterzuentwickeln. Auch wir sehen Reformbedarf, um ine moderne und teilhabeorientierte Behindertenpolitik eiterhin zu ermöglichen. Ich glaube, in diesem Punkt ind wir uns fraktionsübergreifend einig. Um jedoch em Anspruch gerecht zu werden, die Eingliederungs- ilfe vor allem zukunftsfest und krisensicher zu gestal- en, braucht es konkretere Veränderungen im SGB XII nd anderen Gesetzen als die in den vorliegenden Anträ- en vorgeschlagenen. Bereits bei der ersten Lesung des Antrages der Grü- en habe ich deutlich gemacht, dass ich mit den Grund- deen weitgehend übereinstimme. Allerdings ist der An- rag an zentralen Stellen nicht zu Ende gedacht, nicht ealisierbar bzw. in einigen Punkten auch falsch. Dies ilt insbesondere für die Kernforderung nach dem soge- annten Teilhabegeld. Wenn man diese Leistung, so wie on Ihnen vorgeschlagen, kostenneutral umsetzen ürde, so würde dies für die meisten Menschen mit Be- 19606 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) hinderungen, die heute Leistungen erhalten, bedeuten, dass sie Einbußen in Kauf nehmen müssten. Sie müssen dann aber auch, liebe Kolleginnen und Kollegen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, so ehrlich sein und das den Betroffenen sagen. Unter dem Gesichtspunkt der Praktikabilität halte ich es für fraglich, ob länderspezifi- sche Nachteilsausgleiche, zum Beispiel das Blindengeld, in ein solches Bundesgesetz – wie das Teilhabegeld – mit einbezogen werden könnten. Sie fordern in Ihrem Antrag eine konsequentere Steuerung des Zugangs zu den Werkstätten für behin- derte Menschen. Dass im Bereich der Steuerung der Zu- gänge in die Werkstätten Handlungsbedarf besteht, sehe ich auch. Aus diesem Grund wird heute noch der Gesetz- entwurf zur Unterstützten Beschäftigung eingebracht. Mit dem Instrument der Unterstützten Beschäftigung wollen wir insbesondere jungen Menschen zu einem Ar- beitsplatz am allgemeinen Arbeitsmarkt verhelfen, die zurzeit nur die Möglichkeit haben, in einer Werkstatt für behinderte Menschen zu arbeiten. Dies ist sicherlich nur ein Mosaikstein, um Alternativen zu schaffen, aber es ist eben viel schwieriger, konkret ein Gesetz zu formulie- ren, als hehre Grundsätze zu bekräftigen. In diesem Zusammenhang ist es eine allgemein be- kannte Tatsache, dass es unter der rot-grünen Bundesre- gierung den mit Abstand höchsten Zuwachs in Werkstät- ten für behinderte Menschen gab. Im Jahre 2002 gab es einen Rekordzuwachs mit über 25 000 zusätzlichen Werkstattplätzen. Dieser Zuwachs war mehr als dreimal so hoch wie im Jahr zuvor und danach. Die außerge- wöhnlich starken Zuwächse fielen genau in die Zeit der rot-grünen Kampagne „50 000 Jobs für Schwerbehin- derte“. Sie hatten damals versprochen, die Zahl der ar- beitslosen Schwerbehinderten um 50 000 bis zum Okto- ber 2002 zu senken. Es stellte sich nur die Frage, wohin diese fast 50 000 weniger Arbeitslosen „entschwunden“ waren. Ob hier zwischen der gesunkenen Zahl an ar- beitslosen schwerbehinderten Menschen und dem außer- gewöhnlichen Zuwachs in Werkstätten im Jahre 2002 ein Zusammenhang bestehen könnte, kann jeder für sich selbst beantworten. Auch will ich darauf hinweisen, dass Sie zu Ihrer Re- gierungszeit gegen die Stimmen der CDU/CSU-Fraktion den Heimbewohnern ab 1. Januar 2005 den Zusatzbarbe- trag in Höhe von bis zu 44 Euro gestrichen haben. Das hat zur Folge, dass gerade alte Menschen in Heimen, auch wenn sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben, ein deutlich geringeres Taschengeld pro Monat bekom- men als vor der Streichung des Zusatzbarbetrages. Der Antrag der Fraktion Die Linke klingt wie ein Wunschkatalog. Mit dem Antrag wird die Bundesregie- rung aufgefordert, ein Nachteilsausgleichgesetz für Menschen mit Behinderungen vorzulegen. Zwei Anmer- kungen drängen sich mir auf, wenn ich mir den Antrag durchlese. Zum einen: Die Fraktion Die Linke legt kei- nen eigenen Gesetzentwurf vor, sondern fordert die Bun- desregierung auf, ein Gesetz vorzulegen. Zu den Grün- den schweigt sie sich aus. Zum anderen werden in dem Antrag Leistungen auf Bundesebene gefordert, bei de- n d L d t w K a d n u F E A B T s c V a d b L z A m I W t r i F d d k m b u E B s L L d d s w r k g (C (D en nicht ausgeführt wird, wie die Kosten hierfür ge- eckt werden sollen. Es ist schon verwunderlich, dass die Fraktion Die inke in ihrem Antrag neue Leistungen fordert, aber ort, wo sie in der Regierungsverantwortung ist, Leis- ungen für behinderte Menschen kürzt und einspart. So urden in Berlin beispielsweise unter einer rot-roten oalition nicht nur das Blindengeld gekürzt, sondern uch Einsparungen im Bereich der Behindertenfahr- ienste, Mobilitätshilfen und Wohlfahrtsverbände vorge- ommen. Noch ein paar Sätze zum Antrag der FDP-Fraktion nd den darin enthaltenen – vier Sätze umfassenden – orderungen. Die FDP will mehr Wettbewerb zwischen rbringern von Leistungen der Eingliederungshilfe. uch die Union ist dafür, mehr Wettbewerb in diesem ereich zu schaffen. Das gilt auch für den Bereich der eilhabe am Arbeitsleben. Hier gibt es bereits gute An- ätze, beispielsweise in Niedersachsen mit dem Persönli- hen Budget für Werkstattleistungen. Aber: Bei all dem eränderungsbedarf, den wir im Bereich der Leistungs- nbieter ebenfalls sehen, muss darauf geachtet werden, ass die Strukturen, die sich bewährt haben, erhalten leiben. Wettbewerb darf nicht zulasten der Qualität der eistungen gehen. Solange die FDP nicht sagt, wie sie ihre Ideen umset- en will – und das tut sie in ihrem Antrag nicht –, ist der ntrag für uns nicht zustimmungsfähig. Die Reform der Eingliederungshilfe für Menschen it Behinderung ist ein äußerst schwieriges Vorhaben. n manchen Bereichen sind wir schon auf dem richtigen eg, beispielsweise mit der oben genannten Unterstütz- en Beschäftigung. Diese eröffnet die Chance auf einen egulären Arbeitsplatz, sodass die Eingliederungshilfe m Arbeitsbereich der Werkstätten nicht greifen muss. Kürzlich hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ein achgespräch zur Unterbringung von behinderten Kin- ern in Pflegefamilien veranstaltet. Wir waren uns einig, ass Kinder mit Behinderungen, die nicht in ihren Her- unftsfamilien verbleiben können, die Chance bekom- en, in einer Pflegefamilie anstatt in einem Heim zu le- en. Deswegen wollen wir gesetzliche Klarstellungen, m dies zu ermöglichen. Sicher ist: Wir brauchen eine umfassende Reform der ingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen. ei all unseren Forderungen und Verbesserungsvor- chlägen sind wir aber auch auf die Unterstützung der änder angewiesen. Denn: Die Länder tragen in erster inie die Kosten für Eingliederungshilfeleistungen. Wichtigster Grundsatz bei einer Reform der Einglie- erungshilfe ist, dass der Mensch mit Behinderung in en Mittelpunkt gerückt wird. Die Betroffenen müssen elber entscheiden können, wo sie wohnen und arbeiten ollen. Leistungen müssen dem Menschen mit Behinde- ung folgen und nicht der Mensch den Leistungen. Ich bitte Sie alle: Schaffen wir nicht noch mehr Büro- ratie, sondern vereinfachen wir den Behördendschun- el, damit die Betroffenen nicht ständig von Pontius zu Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19607 (A) ) (B) ) Pilatus rennen müssen, um das zu bekommen, was ihnen zusteht. Wir haben hier im Parlament schon oft bewiesen, dass wir – wie vielleicht in keinem anderen Politikbereich – in behindertenpolitischen Entscheidungen über Frak- tionsgrenzen hinweg an einem Strang ziehen können. Gerade die Reform der Eingliederungshilfe dürfte – ge- rade weil so viel auf dem Spiel steht und weil so viele beteiligt sind – eine der schwierigsten politischen Aufga- ben sein. Aber da dieser Nachteilsausgleich so wichtig ist für die Betroffenen, lohnt es sich, weiter daran zu ar- beiten, auch wenn man nicht alles sofort umsetzen kann. Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD): Ich werde es im- mer wieder sagen: Das SGB IX ist ein hervorragendes Gesetz. Wir haben damals gemeinsam gesagt, Leistun- gen müssen aus einer Hand und zu den Menschen kom- men. Das Gegenteil ist heute der Fall – wir alle wissen es, denn wir alle bekommen die Briefe, und Betroffene und Verbände stehen uns jeden Tag auf den Füßen. In der Anhörung wurde sehr deutlich, dass wir großen Hand- lungsbedarf in der Eingliederungshilfe haben und da- rüber hinaus im gesamten Sozialleistungsrecht. Wir ha- ben Strukturen, die zersplittert und für die Menschen undurchsichtig sind. Von Barrierefreiheit und Zugäng- lichkeit kann da keine Rede sein. Wir haben ein System, dass zuerst nach dem Warum einer Leistung fragt und wenig auf individuelle Bedarfe eingeht, ein System, das so unterschiedliche gesetzliche Leistungsansprüche for- muliert, dass eine bloße Zusammenschnürung zu einem Leistungspaket nicht machbar ist. Zu groß sind die bürokratischen Hürden. Zum Bei- spiel ist die Pflegeversicherung noch immer nicht Reha- Träger, obwohl die gesetzlichen Regelungen des SGB IX, die diese Strukturen zur Teilhabe zusammenbinden sol- len, ein Wunsch- und Wahlrecht und einen personenzen- trierten Budgetansatz eingeführt haben. Die guten An- sätze gibt es, das haben wir in der Anhörung gehört. Sie müssen genutzt werden. Deshalb bringt es nichts und ist sogar gefährlich, an diesem System, an dem die Länder großes Mitentscheidungsrecht haben, wahllos herumzu- schneiden. Wir haben die Konferenz der obersten Landessozial- behörden, die über die Grundlinien berät, und nach der ASMK im November wissen wir sicher mehr. Es gibt eine Kommission zur Erarbeitung eines neuen Pflegebe- dürftigkeitsbegriffs. Hier wird es mit Sicherheit auch mehr Ansätze zur Personenzentrierung geben. Wir dis- kutieren derzeit die Ergebnisse. Was wir brauchen, wissen wir: Wir brauchen Perso- nenzentrierung, Assistenz, Transparenz und weniger Bü- rokratie – eben Entscheidungen aus einer Hand. Die Ser- vicestellen funktionieren nicht – das wissen wir. Aber warum nicht? Weil die Kostenträger diese Strukturen nicht akzeptieren und geradezu boykottieren. Sie haben noch immer nicht verstanden, dass wir mit dem SGB IX trägerübergreifende Lösungen ermöglichen wollten, Leistungen aus einer Hand. a v A m D P G s n b W t z b s m s D i d M W s p s d L l v H n n r z g e w L a h g s A n G j H n r b g w n I d k w (C (D Wir brauchen den Aufbau und die Förderung eines mbulanten Beratungs- und Unterstützungssystems, um on den alten stationären Strukturen wegzukommen. Die nhörung hat gezeigt, wie es nicht geht: Es geht nicht it Experimenten wie einem Nachteilsausgleichsgesetz. as würde zu kurz greifen und auch der Komplexität des roblems nicht gerecht werden. Es besteht die große efahr, dass gerade aufgrund des eingeschränkten Per- onenkreises von Menschen mit einem GdB ab 50 Perso- en ausgeschlossen werden und neue Schnittstellenpro- leme zu deren Leistungsansprüchen geschaffen werden. ir wollen ja keine Bewegung zwischen Leistungssys- emen fördern, sondern bedarfsgerechte personen- entrierte Leistungen, die barrierefrei und ohne „Fleisch- eschau“ für den Menschen mit Unterstützungsbedarf ind. Es geht auch nicht über die bloße Forderung nach ehr Markt für Anbieter. Wir wollen doch einen Markt chaffen, auf dem die Betroffenen sich bewegen können. as muss ein Wettbewerb um Qualität sein und nicht um nstitutionelle Effizienz und geringe Kosten. Da bleibt ann wieder alles auf der Strecke, was wir uns für die enschen wünschen, nämlich, dass das Wunsch- und ahlrecht kein Wunschtraum bleibt bzw. nicht von In- titutionen ausgeübt wird. Die Sachverständigen haben in der Anhörung dafür lädiert, die Betroffenen mit mehr Marktmacht auszu- tatten und die Beratung zu verstärken. Das halte ich für en weit besseren Weg, Bewegung in die institutionelle andschaft zu bringen. Denn wir wollen keine Entwick- ung wie in der Pflegeversicherung, wo nicht nur bei pri- aten Trägern längst der Wettbewerb um den billigsten eimplatz läuft. In diese Abwärtsspirale werden nicht ur die Betroffenen, sondern auch die Beschäftigten hi- eingezogen. Im ambulanten und stationären Pflegebe- eich werden deshalb zum Teil sittenwidrige Löhne ge- ahlt. Es muss einen Mindestlohn in diesem Bereich eben. Mehr Markt in der Eingliederungshilfe bedeutet benfalls sinkende Löhne, keine Qualität. Das wollen ir nicht! Wir wollen eine hohe Qualität und gute öhne. Es ist richtig, dass in einem System Leistungs- nsprüche an die Person gebunden werden sollten. Wir aben das mit dem Persönlichen Budget gemacht und lauben, dass man so die Zuständigkeits- und An- pruchszersplitterung in der Reha überwinden kann. uch ein Mindestlohn kann nicht nur auf dem allgemei- en Arbeitsmarkt gelten, er muss auch in der Werkstatt ültigkeit erlangen. Auch dort arbeiten die Menschen eden Tag. Was bekommen sie dafür? Einen Tritt in den intern, einen lumpigen Lohn, die konsequente Anrech- ung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld bei Grundsiche- ungsempfängern, und Sie müssen dann das Essen selbst ezahlen. Sie haben am Ende des Monats, wenn es gut eht, 100 Euro übrig. Im Eingangsverfahren und im Berufsbildungsbereich ird derzeit ein neues Fass aufgemacht, bei dem man ur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann. n § 45 SGB XII ist ganz klar geregelt, dass Menschen, ie auf Betreiben des Fachausschusses in die Werkstatt ommen, als voll erwerbsgemindert gelten. Jetzt haben ir auf Betreiben des BMAS und der BA die Situation, 19608 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) dass Grundsicherungsempfänger im Berufsbildungsbe- reich nicht mehr als erwerbsgemindert gelten sollen. Sie seien eben nicht „dauerhaft“ erwerbsgemindert – obwohl das in der Überschrift des § 45 SGB XII steht und diese Entscheidung des Fachausschusses gilt und auch renten- versicherungsrechtlich bindend ist. Es ist zunächst gut, dass man Menschen in dieser Phase nicht für den Arbeitsmarkt verloren gibt. Aber es ist skandalös, wenn diese Menschen aufgefordert wer- den, Arbeitslosengeld II oder Hilfe zum Lebensunterhalt zu beantragen. Die Menschen werden wieder im System hin- und hergeschoben. In dem gegenwärtigen System werden wir immer wieder mit solchen Fragen konfron- tiert. Warum? Weil dieses gegliederte System streng nach institutionellen Gesichtspunkten strukturiert wurde. Diese historische Entwicklung gilt es endlich aufzubre- chen, damit Menschen mit Behinderung ihre Ansprüche mitnehmen können. Dann brauchen wir auch nicht mehr darüber zu diskutieren, wo und warum welche Leistung hier und nirgendwo anders erbracht werden muss. In der Analyse sind wir uns doch alle einig – nur müs- sen wir in der Konsequenz auch zu übergreifenden Kon- zepten kommen, die unser gemeinsames Anliegen trag- fähig machen. Deshalb ist mein Plädoyer, aus dem SGB IX ein barrierefreies Leistungsgesetz zu entwickeln und das viele Geld im System neu zu verteilen, nämlich so, dass Menschen mit Behinderung gleichberechtigt ihre Leistungen erhalten, wenn sie Unterstützungsbedarf haben, damit Leistungen nach dem Normalitätsprinzip da erbracht werden können, wo es fachlich sinnvoll ist, und nicht da, wo es schon Anbieter gibt. Denn das sind dann immer die Werkstätten in der alten Form. Das sind dann die Wohnheime. Und es gibt viele Träger dieser Einrichtungen, die davon weg wollen. Wir haben eine zunehmende Zahl von Werkstätten, die auf Integrations- betriebe und auf Außenarbeitsplätze setzen. Auch das Modell der virtuellen Werkstatt findet Beachtung. In meinem Heimatland Sachsen-Anhalt gibt es zum Beispiel den CAP-Markt in Quedlinburg; es gibt viele solcher Beispiele. Bei den Wohnheimen möchte ich nur die Evangelische Stiftung Alsterdorf in Hamburg, die Evangelische Stiftung Hephata Mönchengladbach und das Johanneswerk in Bielefeld nennen. Ich konnte mich dort selbst davon überzeugen, wie der Weg in die Nor- malität funktionieren kann. Diese Träger haben ihre Heime aufgelöst und normale Wohnverhältnisse für die Bewohner hergestellt. Hier geht man den Weg der Inklusion. Wir wollen nicht gegen die Institutionen agieren, sondern nur mit ihnen wird es gelingen. Einige haben die Zeichen der Zeit erkannt. Aber unsere Bürokratie hält fest an den alten Pfründen. Davon wollen und müssen wir weg, wenn wir die UN- Konvention ernst nehmen. Denn sie sagt uns doch: Macht endlich etwas für die Chancengleichheit, für die Inklusion und die volle und vor allem wirksame Teil- habe. Deshalb brauchen wir auf dieser Basis einen offe- nen Diskussionsprozess, wie wir ihn schon einmal hatten – bei der Einführung des SGB IX. l d m v z a d W p s M r h d S m B u s g u e n m u v u a s b z t K d n d S d R m R n K g (C (D Wenn heute behauptet wird, das gäbe es in Deutsch- and doch schon, dann sage ich: Ihr irrt, denn ihr kennt ie Situation vor Ort nicht, wo sich Eltern oder Kinder it Behinderung durch Instanzen klagen müssen, um on der Kasse oder dem Sozialamt etwas Hilfe im Alltag u bekommen, das ist unverschämt und menschenver- chtend – einfach skandalös. Wo es noch immer einen irekten Zusammenhang von Förderschulabschluss und erkstattbeschäftigung gibt. Wo sich Menschen mit sychischen Erkrankungen vergeblich um eine wirk- ame Integration in den Arbeitsmarkt bemühen. Wo sich enschen die ständige Kontrolle ihrer Finanzen und ih- es Gesundheitszustandes von der Kita bis ins Pflege- eim gefallen lassen müssen. Wo Menschen mit Behin- erung einen Lohn weit unterhalb jeder sittlichen chwelle erhalten und davon auch noch für ihre Hilfs- ittel zuzahlen müssen. Das nimmt den Menschen mit ehinderung die Würde, und das hängt ganz stark mit nserem gegliederten Leistungssystem zusammen. Die- es wiederum ist Ausdruck unserer Geisteshaltung ge- enüber Menschen mit Unterstützungsbedarf. Das hat ns die Anhörung gezeigt und wir Abgeordnete kennen s von unseren täglichen Gesprächen mit den Betroffe- en und den Verbänden und vor Ort. Sagen wir es deshalb, wie es ist: Nicht einer von uns uss diesen zusätzlichen Aufwand betreiben, um leben nd arbeiten zu können. Nicht einer von uns kann sich orstellen, unter diesen Bedingungen zu leben, immer nter dem Generalverdacht, nur noch mehr Leistungen bgreifen zu wollen. Diese Menschen wollen in der Ge- ellschaft ankommen und nicht länger ausgeschlossen leiben. Warnen muss man jedoch davor, Teillösungen u bevorzugen, wo übergreifende Erneuerung und Wei- erentwicklung gefragt ist. Die Ratifizierung der UN- onvention wird uns dazu das geeignete Instrument an ie Hand geben. Es wird entscheidend sein, ob sich die ächste Bundesregierung auf ein solches Vorhaben mit en Ländern verabreden kann, denn Inklusion ist der chlüssel. Ich möchte deshalb schließen mit den Worten es hochverehrten ehemaligen Herrn Bundespräsidenten ichard von Weizsäcker: „Was nicht erst getrennt wird, uss hinterher nicht integriert werden.“ Heinz-Peter Haustein (FDP): Zu Beginn meiner ede möchte ich gerne darauf verweisen, welch ambitio- ierte Aussagen die schwarz-rote Koalition in ihrem oalitionsvertrag zur Reform der Eingliederungshilfe etroffen hat: Gemeinsam mit den Ländern, Kommunen und den Verbänden behinderter Menschen werden wir die Leistungsstrukturen der Eingliederungshilfe so wei- terentwickeln, dass auch künftig ein effizientes und leistungsfähiges System zur Verfügung steht. Dabei haben der Grundsatz „ambulant vor stationär“, die Verzahnung ambulanter und stationärer Dienste, Leistungserbringung „aus einer Hand“ sowie die Umsetzung der Einführung des Persönlichen Bud- gets einen zentralen Stellenwert. Wir wollen, dass die Leistungen zur Teilhabe an Gesellschaft und Arbeitsleben zeitnah und umfassend erbracht wer- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19609 (A) ) (B) ) den. Hierzu bedarf es der effektiven Zusammen- arbeit der Sozialleistungsträger. Der Bundesarbeitsminister hat in den Beratungen zum Haushaltsentwurf der Bundesregierung nochmals betont, dass man auf gutem Wege sei, zusammen mit den Ländern zu einer Einigung über die Reform der Einglie- derungshilfe zu kommen. Dennoch bleibt es dabei: Trotz vollmundiger, wiederholter Ankündigung ist in drei Jah- ren zur Eingliederungshilfe nichts passiert. Im Gegenteil: Heute ist es wieder einmal an der Op- position, die Bundesregierung anzutreiben und Vor- schläge zur Zukunft der Eingliederungshilfe vorzulegen. Der Antrag meiner Fraktion fokussiert dabei auf die zur- zeit sehr restriktive Zulassung zur Erbringung von Leis- tungen der Eingliederungshilfe, die letztlich zu Nachtei- len für Menschen mit Behinderung führt. Prinzipiell ist für die FDP das Persönliche Budget der beste Weg, um die Wahlfreiheit der Menschen mit Be- hinderung zu stärken und es ihnen zu ermöglichen, das zu ihren Bedürfnissen am besten passende Hilfearrange- ment zu bestimmen. Aber auch das sozialrechtliche Dreiecksverhältnis, der Sachleistungsbezug, soll wettbe- werblicher mit dem Ziel einer Stärkung der Wahlfreiheit und Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderung ausgestaltet werden. Voraussetzung hierfür ist ein plura- les Leistungsangebot in einem für neue Anbieter offenen Markt. Dies ist allerdings momentan nicht gewährleistet. Es liegt letztlich im Ermessen des Trägers der Eingliede- rungshilfe, ob ein neuer Anbieter zur Leistungserbrin- gung zugelassen wird. Der Antrag fordert deshalb, die Zulassung zur Erbringung von Leistungen der Einglie- derungshilfe unter Wahrung gesetzlich vorgegebener (Qualitäts-)Standards im Interesse der Menschen mit Be- hinderung offener zu gestalten. Die Interessen der Kos- tenträger sind dabei zu berücksichtigen. Leistungsanbieter haben signalisiert, dass hierbei als erster Schritt schon eine schiedsstellenfähige Ausgestal- tung aller Vereinbarungen nach § 75 Abs. 3 SGB XII – Leistungs-, Vergütungs- und Prüfungsvereinbarung – hilfreich wäre, was auch in der Anhörung unterstrichen wurde. Ob die Einführung eines Anspruchs auf Zulas- sung, analog der Regelung im SGB XI, auch unter Kos- tengesichtspunkten zielführend wäre, sollte in einem zweiten Schritt geprüft werden. Dabei möchte ich betonen, was in der Anhörung auch unterstrichen wurde, dass mit den im Antrag vorgesehe- nen Änderungen weder eine Beschäftigungsgarantie noch eine Auslastungsgarantie für neu zugelassene An- bieter verbunden ist. Zudem geht es uns nicht um Wett- bewerb um des Wettbewerbs willen. Der Wettbewerb soll hier vielmehr Mittel zum Zweck sein, wenn es da- rum geht, das Wunsch- und Wahlrecht von Menschen mit Behinderung überhaupt erst zu gewährleisten. Ein funktionsfähiger Wettbewerb setzt den Leistungsanbie- tern Anreize, ihre Angebote an den Bedürfnissen der Nutzer zu orientieren. Dass dabei nicht qualitative Min- deststandards über Bord geworfen werden sollen, haben wir ebenfalls explizit im Antrag festgehalten. a d d g l w k D L P s k r e B t r l d s a n B r w b S B f m h n k m b g M l B u z Z d s G t d f d d g (C (D Im Antrag der Grünen sehen wir positive Ansätze, ber auch Sachverhalte die wir kritisieren müssen: Es ist unter allen an der Diskussion um die Reform er Eingliederungshilfe Beteiligten nahezu unstrittig, ass die Differenzierung in der Erbringung von Leistun- en nach Leistungsformen, -orten und -anbietern entfal- en und in Richtung an der Person orientierter Hilfen eiterentwickelt werden soll. Je nach Ausgestaltung önnte die FDP-Bundestagsfraktion dies auch mittragen. ie Finanzierung einer Budgetassistenz als zusätzliche eistung bei Inanspruchnahme von Leistung in Form des ersönlichen Budgets ist ebenfalls zu begrüßen, erlaubt ie es doch auch Menschen mit Einschränkungen im ognitiven Bereich, diese Möglichkeit zu nutzen. Andererseits sollten hinsichtlich eines neuen Verfah- ens zur Erhebung des Unterstützungsbedarfs wie auch ines neuen Behinderungsbegriffs die Ergebnisse des eirates zur Überarbeitung des Pflegebereichs abgewar- et werden, die diese Bereiche unter Umständen tangie- en werden. Selbiges gilt auch für Leistungen der gesetz- ichen Pflegeversicherung in stationären Einrichtungen er Behindertenhilfe. Letzteres hätte zudem, wie auch die Zusammenfas- ung bisheriger Nachteilsausgleiche zu einem Nachteils- usgleich des Bundes, Mehrkosten in durch den Antrag icht bezifferter Höhe zur Folge, einerseits für den und, andererseits für die gesetzliche Pflegeversiche- ung. Auch dies gilt es hier zu beachten und in die Be- ertung des Antrags einzubeziehen. Die FDP hat immer etont, dass die Unterstützung von Selbstständigkeit, elbsthilfe und Selbstbestimmung von Menschen mit ehinderung eine gesellschaftliche Aufgabe ist, die die inanzielle Solidarität zwischen Bund, Ländern und Ge- einden erfordert. Wir werden uns deshalb zum Antrag der Grünen ent- alten. Den Antrag der Linken hingegen werden wir ableh- en. Er enthält zum einen weitreichende Vorhaben ohne onkrete Refinanzierungsvorschläge: aus Steuereinnah- en des Bundes. Zum anderen ist kritisch hervorzuhe- en, dass die Höhe der konkret zu gewährenden Leistun- en grundsätzlich nach bundeseinheitlich festgelegten aßstäben erfolgen soll. Die Tatsache, dass unterschied- iche regionale Preisniveaus keine Auswirkung auf die edarfsfestsetzung haben soll, erscheint unflexibel und ngerecht. Unter dem Punkt der fehlenden Flexibilität ist usätzlich zu kritisieren, dass die Leistungen über einen eitraum von fünf Jahren zu bewilligen sind. Zudem wurde in der Anhörung kritisiert, dass die urch den Antrag getroffene Abgrenzung – die Vor- chläge des Antrags sollen nur für Personen ab einem rad der Behinderung von 50 gelten – Ungerechtigkei- en, neue Bürokratie und Rechtsunsicherheit – man hätte ann ja im Endeffekt zwei verschieden ausgestaltete Hil- esysteme – zur Folge hätten. Insbesondere hinsichtlich er Ungerechtigkeiten ist dies doch verwunderlich, will er Antrag doch eigentlich gegen Ungerechtigkeiten an- ehen. 19610 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Ich komme zum Schluss noch einmal auf den ein- gangs erwähnten Passus im Koalitionsvertrag zurück: Schwarz-Rot hat drei Jahre Regierungszeit in der Behin- dertenpolitik verschlafen. In dem verbleibenden knap- pen Jahr Ihrer Regierungszeit werden Sie eine grundle- gende Reform der Eingliederungshilfe im versprochenen Umfang nicht mehr bewerkstelligen. Sie haben Ihre Chance nicht genutzt und werden deshalb 2009 keine zweite mehr bekommen. Mit einem herzlichen Glückauf aus dem Erzgebirge! Dr. llja Seifert (DIE LINKE): Bundestagsabgeord- nete bekommen täglich viele Briefe per Post und E-Mail. Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, aber auch Ver- eine, Initiativen, Verbände und Unternehmen wenden sich an uns, mit Problemen, Nöten und Hoffnungen. Ich bekomme als behindertenpolitischer Sprecher meiner Fraktion sehr viel Post von Menschen mit Behinderun- gen. Sie sind wichtig für meine Arbeit, geben wichtige Hinweise und Anregungen, machen aber oft auch betrof- fen und hilflos. Einen Brief vom September aus Bayern möchte ich Ihnen gern auszugsweise zur Kenntnis geben: Ich heiße Kerstin S., bin 33 Jahre alt und habe eine angeborene Querschnittslähmung. Nun zu meinem Problem. Ich arbeite seit etwa zehn Jahren im öffentlichen Dienst, habe also eine „nor- male“ Arbeit. Bisher bin ich in Pflegestufe II einge- stuft, erhalte also 400 Euro. Die Pflege übernehmen noch meine Eltern. Es ist aber so, dass meine Eltern auch nicht mehr so richtig können. Deshalb wollte ich in ein „betreutes Wohnen“ ziehen. Nun der Schock: Die nehmen mich nicht, weil das Geld für meinen relativ hohen Pflegeaufwand nicht ausreicht. Errechnet wurde, dass ich im Monat über 1 200 Euro bezahlen müsste, wenn ich einen Pfle- gedienst nehme. Den restlichen Betrag müsste ich, laut Aussage des Amtes, von meinem Gehalt allein übernehmen. Da bleibt mir ja nichts übrig. Wenn ich mit dem Arbeiten aufhöre, bekomme ich alles bezahlt. Das finde ich unmöglich. Ich würde einse- hen, wenn ich einen gewissen Betrag zuzahlen müsste. Aber ich möchte auch was behalten von meinem Gehalt und mir auch was leisten, was an- dere halt auch machen. Ich bin doch eine ganz „nor- male“ junge Frau, die auch was von ihrem Leben haben möchte. Was hat dieser Brief mit dem heutigen Thema des Nachteilsausgleichs für Menschen mit Behinderungen und der Eingliederungshilfe zu tun? Meines Erachtens sehr viel, wird doch die ganze Tragik unseres Behinder- tenrechts deutlich. Behindert sein bedeutet in dieser Ge- sellschaft, in der Regel auch arm zu sein. Ja, wir haben nicht nur im Zusammenhang mit Hartz IV, sondern auch bei Menschen mit Behinderungen Armut per Gesetz. Die junge querschnittsgelähmte Oberfränkin, die eine „ganz normale“ junge Frau sein möchte, fällt genau in die Lücke zwischen gönnerhafter Fürsorge und selbstbe- s b d H s A D d h g b u m v o b f a K a 2 n i L A s t h s B N d s t E f G V D d F s h u m d e o L d G d k n s s (C (D timmtem Leben. Damit sie auch „etwas von ihrem Le- en haben“ kann, braucht sie den Ausgleich ihrer behin- erungsbedingten Nachteile, sprich Alltagsassistenz. ätte sie die, wäre das Arbeitseinkommen dieser Ange- tellten im öffentlichen Dienst so auskömmlich, wie das rbeitseinkommen einer Angestellten im öffentlichen ienst in Bayern eben ist. Da das jedoch keinesfalls für ie notwendigen Aufwendungen zum Ausgleich der be- inderungsbedingten Nachteile ausreicht, bietet ihr die önnerhafte Fürsorge eine „Alternative“: Hör auf zu ar- eiten und lass dich – lebenslänglich – voll alimentieren! Das ist eine Zumutung, die wir eigentlich schon hinter ns haben könnten, wenn der vielbeschworene Paradig- enwechsel in der Behindertenpolitik tatsächlich bereits ollzogen wäre. Die Alternative darf nicht sein, Arbeit der Alimente, sondern muss sein Arbeit plus Ausgleich ehinderungsbedingter Nachteile. Das erst würde die reie Wahl des Wohnortes und der Assistenzpersonen, lso selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Genau dieses onzept liegt dem Antrag der Linken auf ein Nachteils- usgleichsgesetz zugrunde. In der Anhörung am 2. Juni 008 hoben fast alle Sachverständigen diesen konzeptio- ellen Ansatz ausdrücklich lobend hervor. Die Frage ist mmer: Wie viel ist der Gesellschaft das selbstbestimmte eben ihrer behinderten Mitglieder wert? Würde unser ntrag umgesetzt werden, wäre das Problem von Ker- tin S. gelöst. Dank des preisgekrönten Conterganfilms und der Pro- este von Menschen mit Conterganschäden – ich denke ier unter anderem an den fast vierwöchigen Hunger- treik von Conterganopfern und ihren Angehörigen in ergisch Gladbach – bekamen das Schicksal und die öte der circa noch 2 700 lebenden Contergangeschä- igten eine größere Öffentlichkeit. Obwohl diese Men- chen zusätzlich zu den Leistungen aus dem Behinder- en- und Sozialrecht eine viel zu kleine monatliche ntschädigung aus der Conterganstiftung erhalten, leben ast alle – und ihre Angehörigen – in Armut, reicht das eld oft nicht für dringend notwendige medizinische ersorgung, für Hilfsmittel, Assistenzleistungen oder die eckung von Kosten für die Anpassung von Kleidung, ie Wohnumwelt und das für die Mobilität notwendige ahrzeug. Gesundheitliche Spätfolgen, Eltern, die inzwi- chen in ein Alter kommen, wo sie nicht mehr wie bisher elfen können, eingeschränkte Erwerbsmöglichkeiten nd fehlende Alterssicherungen machen die Lage zuneh- end katastrophaler. Ähnliches gilt auch für viele an- ere Menschen mit Behinderungen und hier ist es relativ gal, ob es für die Behinderung, einen Schuldigen gibt, b es eine Behinderung von Geburt an ist oder sie im aufe des Lebens dazukam. Dies zeigt in aller Deutlichkeit, wie dringend behin- erungsbedingte Nachteilsausgleiche gebraucht werden. ern möchte ich noch einmal wesentliche Bestandteile es Konzeptes aufzeigen: Nach wie vor unterliegen die realen Teilhabemöglich- eiten von Menschen mit Behinderungen und/oder chro- ischen und seelischen Erkrankungen größeren Er- chwernissen als bei anderen Menschen. Das betrifft owohl die Alltagsbewältigung und Arbeitsplatzsuche, Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19611 (A) ) (B) ) die freie Wahl der Wohnform als auch Kultur- und Frei- zeitaktivitäten. Barrieren in baulicher wie kommunika- tiver Hinsicht sind trotz BBG und Verordnungen zur Barrierefreiheit noch vielerorts anzutreffen. Dadurch ist auch die Persönlichkeitsentfaltung der Betroffenen be- einträchtigt. Wer dem Sinn von Art. 3 Satz 1 Grundgesetz – „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“ – wirklich Rech- nung tragen will, muss – den real existierenden unglei- chen Voraussetzungen folgend – ungleiche Maßnahmen treffen. Konkret gesagt: Behinderungsbedingte Nach- teile müssen ausgeglichen werden. Nur so können Chan- cengleichheit und Chancengerechtigkeit hergestellt wer- den. Die bestehenden gesetzlichen Regelungen sind dafür unzureichend. Sie setzen in vielen Bereichen auf das ehrenamtliche Engagement der behinderten Men- schen sowie ihrer Freunde und Angehörigen. Perma- nente Überforderung wird dabei billigend in Kauf ge- nommen. Die dadurch entstehenden finanziellen, körperlichen und seelischen Zusatzbelastungen dieser Personen werden von der Gesellschaft bisher weitge- hend ignoriert. Volle Teilhabe und Persönlichkeitsentfaltung umfas- sen alle Lebensbereiche: von der Intimsphäre über Woh- nen, Lernen, Arbeiten, Alltagsbewältigung, Kultur, Sport, Urlaub, Freizeitgestaltung bis zu bürgerschaftli- chem Engagement, religiöser und/oder politischer Betä- tigung usw. Grundlegendes Prinzip soll laut Antrag der Linken für ein „Gesetz zum Ausgleich behinderungsbedingter Nachteile (NAG)“ sein: Geiche Leistung bei vergleich- barer Beeinträchtigung. Wir wollen das Finalitätsprinzip konsequent umsetzen. Demnach richten sich Leistungs- ansprüche nicht mehr nach der Ursache der Beeinträchti- gung (Kausalitätsprinzip). Schwerpunkt der Nachteilsausgleichsleistungen soll personale Assistenz in vielfältigen Erscheinungsformen sein. Dabei richtet sich der Umfang personaler Assistenz am individuellen Bedarf des behinderten Menschen aus. Notwendig ist ein Gesetz, das dem Ziel der Stärkung der selbstbestimmten Teilhabe behinderter Menschen am Gemeinschaftsleben gerecht wird, das dem Ziel eines bedarfsdeckenden Ausgleichs behinderungsbedingter Nachteile gerecht wird und das dem Ziel der Vereinheit- lichung des Behinderten rechts und der tatsächlichen Gleichstellung aller behinderter Menschen untereinander und mit nicht behinderten Menschen gerecht wird. NAG-Leistungen sind als einkommens- und vermögens- unabhängige Ansprüche auszugestalten. Am 13. November diskutieren wir in erster Lesung über den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur im De- zember 2006 beschlossenen UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Eigentlich müsste ich an dieser Stelle über die schlechte Überset- zung ins Deutsche reden, wodurch wichtige inhaltliche Intentionen der Konvention verfälscht bzw. aufgeweicht werden. Und das wird dann auch noch in den Status ei- ner amtlichen Übersetzung erhoben. G d e m w r K s o d D S r L i g S n a A d s i e g r n u w L g n A s u G A u H k z c k H s a t E v s w A r (C (D Eigentlich müsste ich an dieser Stelle über die in den esetzentwurf eingefügte „Denkschrift“ reden, mit der ie Bundesregierung eigenartige Interpretationen der inzelnen Artikel der Konvention sanktioniert haben öchte und fernab vom wirklichen Leben suggerieren ill, dass sich die Behindertenpolitik in Deutschland be- eits mit den Maßstäben und Anforderungen, die die onvention an die Staaten stellt, messen lassen kann. Eigentlich müsste ich an dieser Stelle über die Illu- ion der Bundesregierung reden, dass diese Konvention hne zusätzliche Kosten in Bund, Ländern und Gemein- en und ohne Umsetzungs- bzw. Vollzugsgesetz in eutschland mit Leben erfüllt werden kann. Ich sprach hier über ein Konzept, das wichtige chritte zur vollen Teilhabe von Menschen mit Behinde- ungen in der Gesellschaft vorzeichnet. Der Antrag der inken ist ein Ergebnis jahrzehntelanger Diskussionen nnerhalb der emanzipatorischen Behindertenbewe- ung. Seine Umsetzung könnte ein entscheidender chritt bei der Umsetzung der UN-Konvention in natio- ales Recht sein. Das dahinter stehende Konzept bleibt ktuell. Daran kann auch die heutige Ablehnung unseres ntrages durch die Mehrheit des Parlaments nichts än- ern. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Las- en Sie mich zur abschließenden Beratung noch einmal ns Gedächtnis rufen, warum wir im Januar dieses Jahres inen solch ausführlichen Antrag in den Bundestag ein- ebracht haben. Menschen mit Behinderungen und de- en Eltern stehen heute, wie in der Vergangenheit, vor ei- em Wust an unterschiedlichen Systemen, Institutionen nd Voraussetzungen, wenn sie Leistungen beantragen ollen. Er erinnert an ein schwer zu durchschauendes abyrinth, in dem behinderte Menschen von einer Sack- asse in die nächste geleitet werden, stets auf der Suche ach einer individuellen, bedarfsgerechten Leistung. us diesem Grund ist die Forderung nach einem eigen- tändigen Leistungsgesetz für behinderte Menschen zu nterstützen. Mit unserem Antrag möchten wir die rundlage für eine solche Lösung legen. Darüber hinaus will Bündnis 90/Die Grünen mit dem ntrag den Bedürfnissen nach mehr Selbstständigkeit nd Selbstbestimmung nachkommen. Das System der ilfen in seiner jetzigen Form wird den Lebenswirklich- eiten längst nicht immer gerecht und schöpft auch die ur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Verwirkli- hung eines eigenständigen Lebens nicht aus. Die Ein- ommens- und Vermögensanrechung stellt ein großes indernis dar. Das Wunsch- und Wahlrecht der Men- chen mit Behinderungen steht für uns im Mittelpunkt ller Überlegungen. Ein dritter Grund für unsere parlamentarische Initia- ive ist der wachsende Kostendruck auf die Träger der ingliederungshilfe durch eine ständig steigende Zahl on Menschen, die auf ebendiese Leistungen angewie- en sind. Dies wäre an und für sich ja nicht schlimm, ürden sich in den letzten Monaten und Jahren nicht die nzeichen verdichten, dass die Träger der Eingliede- ungshilfe versuchen, Ausgaben auf Kosten der betroffe- 19612 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) nen Menschen einzusparen. So zeigen Beispiele aus Baden-Württemberg, Hessen und Berlin, wie Sozialhil- feträger Leistungsberechtigte im Eingangsverfahren und im Berufsbildungsbereich einer Werkstatt für behinderte Menschen in das SGB II abzuschieben versuchen. Auch wenn dies nicht rechtens ist, zeigt es doch, wie hoch der Druck der Sozialhilfeträger auf die betroffenen Men- schen ist. Es wird nicht der letzte Versuch gewesen sein, Eingliederungshilfeleistungen mitunter zurückzuhalten oder einfach zu verweigern. Aus all den genannten Gründen ist es nun zwingend notwendig, weitere Schritte einzuleiten. Ich bedauere sehr die von der deutschen Bundesregierung angenom- mene Haltung, hier ausschließlich die Bundesländer in der Pflicht zu sehen. Zwar ist es gut, dass das von mir angemahnte Pingpongspiel zwischen Bund und Ländern nun vorerst ein Ende hat. Doch sich jetzt vonseiten des Bundes zurückzulehnen, das Spiel für unterbrochen zu erklären und auf den nächsten Aufschlag der Bundeslän- der zu warten, wird der Sache nicht gerecht. Die jüngst erschienenen und von Fachverbänden für behinderte Menschen in Auftrag gegebenen Gutachten zu den Auswirkungen der Föderalismusreform auf die Sozialhilfe und das SGB IX ergeben ganz eindeutig auch weiterhin die Möglichkeit des Bundes, den materiell- rechtlichen Gehalt der im SGB XII geregelten Eingliede- rungshilfe zu verändern und Leistungsausweitungen vor- zunehmen. Es ist von daher überhaupt nicht einzusehen, warum sich die Bundesregierung im Rahmen der Ar- beits- und Sozialministerkonferenz zwar beteiligt, aber selbst keine konkreten Vorschläge macht. Auch die von anderen Fraktionen geäußerten Vorwände, unser Antrag würde sich in Teilen selbst ad absurdum führen, da er keine Bundeskompetenz berührt, sind gegenstandslos. In den Bereichen wie etwa zum Wunsch- und Wahl- recht, zur Ausführung von Sachleistungen als Geldleis- tungen oder zum Anspruch auf Auskunft und Beratung kann der Bund, so die in Auftrag gegebenen Gutachten, sogar ohne Zustimmung des Bundesrates gesetzgebe- risch tätig werden. Dass auch weiterhin bundeseinheitli- che Regelungen vonnöten sind, um unterschiedliche Leistungsansprüche in den Bundesländern nicht zu ver- schärfen, zeigen die aktuellen Beispiele aus Mecklen- burg-Vorpommern. Dort wurde und wird wieder einmal versucht, das Landesblindengeld zu kürzen. Dieses Bei- spiel zeigt, dass es an der Zeit ist, die bestehenden Nach- teilsausgleiche zu einem einheitlichen Teilhabegeld des Bundes zusammenzufassen. Die Voten der Koalitionsfraktionen gegen unseren Antrag bei Stimmenthaltung der FDP im federführenden Ausschuss für Arbeit und Soziales sind aus sachlichen Gründen nicht nachvollziehbar. So zeigte die öffentliche Ausschussanhörung vom 2. Juni 2008 doch ganz eindeu- tig, dass fast ausnahmslos alle Sachverständigen einen hohen Handlungsbedarf bei der Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe sehen. Übereinstimmend positiv äußerten sich die Sachver- ständigen zu den Vorschlägen, bei der Eingliederungs- hilfe das Prinzip des Nachteilsausgleiches walten sowie die Hilfe personenzentriert zukommen zu lassen. Mittel- f m a d d h H d n f d k t h w z g d e K r g s d D F g M A r u k z w n d r Z s W s W P D (C (D ristig müsse ein eigenes Leistungsrecht für Menschen it Behinderungen entstehen, das aus der Sozialhilfe usgegliedert sei. Hier bedürfe es ganz dringend auch er finanziellen Beteiligung des Bundes. Der Unterstützungsbedarf von Menschen mit Behin- erungen müsse unabhängig vom Ort und dafür dauer- aft flexibel „gewährt“ werden, so die Sachverständigen. ohe Zustimmung fand unser Vorschlag, die Trennung er Hilfeformen „ambulant“, „stationär“ und „teilstatio- är“ zu überwinden. Die Idee, zumindest ambulante Hil- en anrechnungsfrei zu stellen, schreibe die Trennung er Hilfeformen zwar tendenziell fest, könne aber als urzfristiger Anreiz etabliert werden. Weder die Bundesregierung noch die Koalitionsfrak- ionen dürfen vor den Ergebnissen der öffentlichen An- örung die Augen verschließen. Bündnis 90/Die Grünen ird sehr aufmerksam die Resultate der Arbeits- und So- ialministerkonferenz, die zum Ende des Jahres hin an- ekündigt sind, verfolgen und den Handlungsdruck auf ie Bundesregierung aufrechterhalten. Wir werden die Bundesregierung nicht aus der Pflicht ntlassen, insbesondere vor dem Hintergrund der UN- onvention über die Rechte von Menschen mit Behinde- ungen weitere Schritte zur Weiterentwicklung der Ein- liederungshilfe vorzunehmen. Auch vom Kabinettsbe- chluss, wonach die Konvention keine Neuerungen für as deutsche Recht bringe, lassen wir uns nicht beirren. ie Eingliederungshilfe darf zukünftig nicht mehr dem ürsorgegedanken folgen. Die Eingliederungshilfe ist emäß dem UN-Übereinkommen ein internationales enschenrecht. nlage 12 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Personalausweise und den elektronischen Iden- titätsnachweis sowie zur Änderung weiterer Vorschriften (Tagesordnungspunkt 14) Clemens Binninger (CDU/CSU): Die Bundesregie- ung legt mit dem Gesetzentwurf über Personalausweise nd den elektronischen Identitätsnachweis einen zu- unftsweisenden Gesetzentwurf vor. Worum geht es im Kern? Es geht neben Konsequen- en, die sich aus der Föderalismusreform für das Aus- eiswesen ergeben, zum einen darum, den neuen Perso- alausweis vielseitiger nutzbar zu machen, zum anderen arum, ihn sicherer zu machen. Mehr als 60 Millionen Menschen sind in der Bundes- epublik im Besitz eines Personalausweises. Ohne weifel handelt es sich dabei um eines der fälschungs- ichersten Ausweisdokumente überhaupt. Das ist richtig. enn man aber allein auf die Fälschungssicherheit chaut, verkennt man ein ganz wesentliches Problem: er eine falsche Identität vortäuschen will, wird keinen ersonalausweis fälschen, weil er mit dem gefälschten okument sehr wahrscheinlich bei Kontrollen auffliegen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19613 (A) ) (B) ) wird. Wer sich mit einer falschen Identität ausweisen möchte, wird sich einen echten Personalausweis besor- gen, mit dem echten Lichtbild einer Person, die ihm ähn- lich sieht. Und diesen Ausweis wird er missbrauchen, in- dem er sich als Inhaber des Ausweises ausgibt, den er gar nicht besitzt. Die Chance, dass bei einer konventio- nellen, optischen Kontrolle von Person und Ausweisbild dieser Missbrauch auffällt, ist gering. Aktuell sind über 2,2 Millionen Bundespersonalaus- weise in Deutschland als gestohlen oder verloren gemel- det. Praktisch heißt das: Mehr als 2,2 Millionen Bürger, denen ein fälschungssicherer Bundespersonalausweis abhanden gekommen ist, leben mit dem Risiko, dass mit ihrem Ausweis und damit mit ihrer Identität, Straftaten begangen werden im In- und im Ausland. Ich glaube, wer diese Gefahr einfach ausblendet, möchte nur die halbe Wahrheit sehen. Warum haben wir denn – übrigens unter Rot-Grün – den elektronischen Pass mit biometrischen Merkmalen eingeführt? Doch genau, um vor Missbrauch zu schüt- zen. Genau hier knüpft der elektronische Personalaus- weis, den wir heute diskutieren, an. Er verfügt in Zu- kunft über biometrische Merkmale: das Gesichtsbild und – wenn der Antragssteller möchte – auch den biometri- schen Fingerabdruck. Diese Merkmale werden nur auf dem Ausweis – und auch nur dort – gespeichert. Damit kann bei einer Kontrolle in Zukunft einwandfrei festge- stellt werden, ob die Person, die den Personalausweis vorlegt, auch wirklich zum Ausweis passt. Uns wäre es lieber gewesen, wir hätten – wie es beim Pass der Fall ist – beide Merkmale aufgenommen. Das hätte größt- mögliche Sicherheit gegen Missbrauch bedeutet. Und wer behauptet, die Daten seien unberechtigt und geheim aus dem neuen Ausweis oder aktuell aus dem E-Pass auszulesen, der verschließt die Augen vor den Fakten. Die Daten sind mit einer elektronischen Signatur auf höchstem technischem Niveau geschützt. Nur wer über bestimmte Angaben, nämlich Pass- bzw. Ausweisnum- mer, Geburtsdatum des Inhabers und Ablaufdatum ver- fügt, kann auf die Daten zugreifen und das auch nur, wenn er ein unberechtigtes Lesegerät wenige Zentimeter neben dem Datenchip platziert und sich beide nicht be- wegen. Kennt er diese Angaben vom auszuspähenden Dokument, wird er nicht mehr als den Namen des Inha- bers auslesen können – ein mehr als unrealistisches Sze- nario. Und auch das geheime Mitlesen der Daten, wenn ein Pass bzw. Ausweis zum Beispiel am Flughafen kontrol- liert wird, ist jenseits aller Realität. Der Gewinn der Da- ten stünde in keinem Verhältnis zum Aufwand. Man müsste in direkter Nähe zum Kontrollpunkt eine Abhör- anlage mit Mikrofonen einrichten und bräuchte leis- tungsstarke Rechner, die mehrere hunderttausend Euro kosten, um die Daten zu entschlüsseln. Und selbst wenn man auf diese Weise erfolgreich wäre, könnte man nicht auf die Fingerabdruckdaten zugreifen. Die können näm- lich nur Behörden mit entsprechenden Berechtigungs- zertifikaten auslesen. T s a s r a D d m A m d u g h Z i G l i N w H A L w b d m W P n h w d d d i h E w a d P B S t a s z n (C (D Fingerabdrücke können viel einfacher von Tischen, üren und Gläsern genommen werden und das biometri- che Gesichtsbild kann viel einfacher mit einer Kamera ufgenommen werden, als dass man diese Daten mit rie- igem Aufwand auszulesen versucht. Wir stehen aber auch noch vor einer ganz anderen He- ausforderung, der wir mit dem elektronischen Personal- usweis begegnen. Mehr als 42 Millionen Menschen in eutschland haben einen Internetanschluss und nutzen iesen auch. Wer von uns ist nicht im Netz unterwegs, acht Einkäufe oder erledigt seine Bankgeschäfte? uch hier stellt sich immer die Frage: Wie kann ich ich elektronisch ausweisen, wie kann ich nachweisen, ass ich rechtmäßig auf mein Benutzerkonto zugreife nd nicht irgendjemand in meinem Namen einkauft oder ar meinen Kontostand überprüft. Die Verfahren, die wir eute dazu haben, sind oft alles andere als sicher. Mit dem neuen Personalausweis wird man deshalb in ukunft auch die Möglichkeit haben, sich elektronisch n der virtuellen Welt auszuweisen. Das ist ein echter ewinn an Sicherheit, aber auch an Komfort für das täg- iche Leben. Ich sage Ihnen voraus, dass sich in Zukunft mmer mehr Internetanbieter darauf einstellen werden. icht zuletzt werden wir, wenn sich die Technologie be- ährt hat, auch Behördengänge über das Internet von zu ause erledigen können – sei es die Kfz-Zulassung, die nmeldung bei der Meldebehörde, die Beantragung von eistungen. Mit dem neuen elektronischen Personalaus- eis schaffen wir eine wichtige Grundlage für den Aus- au des E-Government in Deutschland. In den nächsten Jahren werden sich weltweit Stan- ards für Ausweisdokumente mit biometrischen Merk- alen durchsetzen. Auch die EU hat bereits 2005 die eichen dafür gestellt. Wenn wir in Zukunft unseren ersonalausweis im Schengen-Raum noch als Passersatz utzen wollen, brauchen wir die Innovationen, die wir eute mit dem Personalausweisgesetz vorlegen. Also: Funktionsgewinn und Sicherheit – ein zukunfts- eisendes Gesetz, das unsere Unterstützung verdient. Frank Hofmann (Volkach) (SPD): Wir haben heute en Entwurf eines Gesetzes über Personalausweise und en elektronischen Identitätsnachweis sowie zur Verän- erung weiterer Vorschriften vorliegen und beraten ihn n der ersten Lesung. Ich erinnere in diesem Zusammen- ang an die Debatte über den Antrag der Grünen „Keine inführung biometrischer Merkmale im Personalaus- eis“ am 9. Mai 2008. In dieser Debatte habe ich darauf ufmerksam gemacht, dass wir ganz genau prüfen wer- en, ob die Aufnahme biometrischer Merkmale in den ersonalausweis erforderlich ist. Ich habe betont, die undesregierung müsse nachweisen, weshalb man unter icherheitsaspekten einen neuen Personalausweis benö- igt, denn bisher heißt es überall, wir hätten mit unserem ktuellen Personalausweis ein Dokument, das zu den fäl- chungssichersten der Welt gehört. Beim vorliegenden Gesetzentwurf ist klar: Man ver- ichtet auf die Verpflichtung und stellt es den Bürgerin- en und Bürgern frei, ihre Fingerabdrücke im Personal- 19614 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) ausweis aufnehmen zu lassen. Es wird also keinen verpflichtenden Fingerabdruck im Personalausweis ge- ben. Das entsprach von Anfang an der SPD-Linie. Es muss aber auch klar sein, dass es keine Verpflich- tung zur Abgabe von Fingerabdruckdaten durch die Hin- tertüre geben darf! Aus der freiwilligen Abgabe der Fin- gerabdrücke darf kein Vorteil erwachsen, zum Beispiel dadurch, dass Behörden diejenigen, die Fingerabdruck- daten in Personalausweisen wünschen, bevorzugt behan- deln. Ansonsten bleibt es dabei: Auch bei den freiwillig auf dem Chip gespeicherten Fingerabdrücken gelten die Bedingungen, wie wir sie für den Reisepass erarbeitet haben. Das heißt, diese Fingerabdrücke dürfen nir- gendwo bei den Behörden gespeichert und erst recht nicht abrufbar sein. Weshalb sind wir dann trotzdem für einen neuen elek- tronischen Personalausweis? Der Grund sind die damit verbundenen technischen Innovationen, die für unsere Bürgerinnen und Bürger von Nutzen sind. Dieser neue Personalausweis kann erstens auch ein Ausweis für das Internet, also ein elektronischer Identitätsnachweis sein zur Verwendung im E-Government und im E-Business und zweitens zusätzlich auf Wunsch eine elektronische Signatur erhalten, zum Beispiel bei elektronisch abzuwi- ckelnden Anträgen und Verträgen. Was bedeutet das konkret? Die Authentisierungsfunktion und die elektro- nische Signatur sind ein wichtiger Schritt für mehr Si- cherheit und Komfort im elektronischen Geschäftsver- kehr. Gerade die zunehmende kommerzielle Nutzung des Internest erfordert die Notwendigkeit, sich auch elektronisch ausweisen zu können. Diese zusätzlichen Funktionen kann man so ausgestalten, dass sie nachträg- lich freigeschaltet oder gesperrt werden können, je nach individueller Entscheidung. Die auf dem RFID-Chip gespeicherten Daten werden nach dem neuesten technischen Standard wirksam gegen den unberechtigten Zugriff Dritter geschützt. Eine Mani- pulation der Daten ist weitgehend ausgeschlossen. Durch den integrierten grundlegenden Zugriffsschutz werden das unberechtigte aktive Auslesen und das pas- sive Mitlesen einer Kommunikation unter realistischen Bedingungen wirkungsvoll verhindert. Auch das Erstel- len von Bewegungsprofilen ist praktisch nicht möglich. Wir stellen uns vor, dass man diesen elektronischen Per- sonalausweis künftig nutzen kann zur Onlinean-, -um-, ob- meldung von Kraftfahrzeugen, zur Onlinebeantragung eines polizeilichen Führungszeugnisses, zur Onlinean- meldung bei Wohnungswechsel, zur Onlinekontoeröff- nung bei einer Bank, zum Online-Elektronik-Banking, zur Alterskontrolle bei Onlinebestellungen, zur Alters- kontrolle an Automaten mit altersbeschränktem Zu- gang – bis hin zum Onlineeinkauf von Waren und Dienstleistungen. Dies wird eine große Erleichterung und ein Qualitätssprung sein für Behördengänge und Einkäufe. Im Rahmen der Beratungen im Ausschuss müssen wir darüber diskutieren, wie sicher diese neuen Funktionen sind und ob sie von den Bürgerinnen und Bürgern ange- nommen werden. R w h A g W w n b s p l n n A n S w c B a K d w n f K n E d s s J c j v v w d K d c n p L s s h d t r N g (C (D Seit dem 1. November 2007 werden elektronische eisepässe in Deutschland ausgegeben. Mir sind bisher eder gravierende technische Probleme noch Sicher- eitsprobleme zu Ohren gekommen. Im Gegenteil: Die ntragszahlen zeigen, dass viele Bürgerinnen und Bür- er Vertrauen in die neue Technologie gefasst haben. ie ich bei meinem Einwohnermeldeamt erfahren habe, arten bereits viele Bürgerinnen und Bürger auf das eue, moderne Personalausweisdokument. Trotzdem leiben wir, was die konkrete Umsetzung des elektroni- chen Personalausweises angeht, kritisch, aber nicht po- ulistisch. Wir bleiben auf unserem Kurs: Sicherheitspo- itik mit Augenmaß. Gisela Piltz (FDP): Der neue Slogan für den elektro- ischen Personalausweis klingt vielversprechend: klei- er, vielseitiger, zukunfts- und fälschungssicher. Der usweis fürs Internet – so preist die Große Koalition ihr eustes Projekt an. Mit dem E-Personalausweis soll ein tandard-Identitätsnachweis für das Internet geschaffen erden. Ja, es wird gar von einer Revolution gespro- hen. Phishing soll eingedämmt, Interneteinkäufe und ehördengänge sollen erleichtert werden. Aber wir wissen alle: Werbung verspricht oft mehr, ls sie halten kann. Das gilt leider auch in diesem Fall. ritik am elektronischen Personalausweis wird auch bei er Großen Koalition ignoriert. Der Ausweis wird sehr ahrscheinlich teurer, ein weiterer Sicherheitsgewinn ist icht zu erwarten, und der freiwillige Fingerabdruck ührt zur einer Zweiklassengesellschaft. Ich habe bis heute den Kompromiss der Großen oalition nicht verstanden. Wieso sollen die Bürgerin- en und Bürger ihre Fingerabdrücke freiwillig abgeben? ntweder der Staat braucht zwingend den Fingerab- ruck, oder er braucht ihn nicht. Alles andere ist der Ein- tieg in eine biometrische Totalerfassung, weil ein Auf- atteln jederzeit möglich ist. Denn in den nächsten ahren wird die freiwillige Aufnahme von Fingerabdrü- ken die Gesellschaft quasi spalten. Wir werden die- enigen haben, die ihren Fingerabdruck abgeben und un- erdächtig sind, und diejenigen, die das nicht tun und erdächtig erscheinen. Das kann man nur verstehen, enn man die schwierigen Abstimmungsverfahren in er Großen Koalition berücksichtigt. Mit Sicherheit oder lugheit hat das aus FDP-Sicht überhaupt nichts zu tun. Über kurz oder lang werden wir auch sicherlich wie- er den Diskussionspunkt Zentraldatei haben. Eine sol- he Zentraldatei ist zwar in diesem Gesetzesentwurf icht vorgesehen. Wir wissen doch aber alle, dass die olitischen Verhältnisse sich sehr schnell ändern können. etztes Wochenende fand in Berlin die größte Demon- tration gegen die staatlichen Überwachungsmaßnahmen tatt. Besonders beeindruckt hat mich der Slogan „Wer eute noch lacht, wird morgen schon überwacht“. In iese Kategorie gehört auch die Diskussion um die Zen- raldatei. Es wäre zunächst auch sinnvoller gewesen, die Erfah- ungen aus dem biometrischen Pass – wie das Kosten- utzen-Verhältnis der biometrischen Daten für den Bür- er und die Schwierigkeiten und Probleme bei der Aus- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19615 (A) ) (B) ) gabe der Pässe mit Fingerabdrücken seit November 2007 – erst einmal in Ruhe auszuwerten, anstatt ein weiteres Großprojekt mit biometrischen Daten zu starten, zumal noch eine Verfassungsbeschwerde gegen die zwangs- weise Abnahme der Fingerabdrücke bei der Beantragung des Reisepasses in Karlsruhe anhängig ist. Eine solche Auswertung wäre auch im Hinblick auf die Sicherheit der RFID-Chips wichtig gewesen. Denn die RFID-Chips können per Funk kontaktlos, ohne dass es der Inhaber bemerkt, ausgelesen werden. Ein Perso- nalausweis ist zehn Jahre gültig. Der technische Fort- schritt in einem derartigen Zeitraum ist enorm. Es ist da- her denkbar, das Kriminelle Systeme entwickeln, um mit nicht autorisierten Geräten Daten über eine größere Dis- tanz auszulesen. Hinsichtlich des Arguments der Fälschungssicherheit verweise ich nur auf die erfolgreiche Klonung des briti- schen fälschungssicheren E-Passes durch einen Compu- terexperten im August 2008. Innerhalb einer Stunde wurde auf dem Pass eines Jungen der manipulierte RFID-Chip mit dem Foto eines palästinensichen Selbst- mordattentäters aufgebracht. Der Pass wurde von einem Lesegerät akzeptiert, das mit der Software arbeitet, die von der Zivilluftfahrt-Organisation als Standard empfoh- len wird. Für die Fälschung wurden ein öffentlich ver- fügbares Programm, ein Card-Reader und günstige RFID-Chips benötigt. Fälschungssicherer ist der neue Personalausweis damit nicht. Auch die Kosten sind für den Bürger noch völlig un- klar. Nicht nur, dass der eigentliche Ausweis teurer wird; es werden auch zusätzliche Kartenlesegeräte und damit Kosten notwendig sein, um den elektronischen Identi- tätsnachweis überhaupt nutzen zu können. Nach Presse- meldungen soll außerdem für die Zulassung der ID-Veri- fikationsdienste an Firmen eine neue Bundesbehörde geschaffen werden. Im Gesetzesentwurf steht dazu le- diglich, dass das Bundesministerium des Innern bestim- men wird, wer diese Aufgabe übernehmen wird; § 4 Abs. 3 PAG-Entwurf. Etwas mehr Klarheit von der Bun- desregierung wäre an dieser Stelle schon angebracht. Wenn man eine neue Bundesbehörde will, sollte man es auch deutlich sagen. Und nun noch ein kurzes Wort zur elektronischen Identität. Identitätsdiebstähle werden auch von der FDP- Bundestagsfraktion mit Sorge betrachtet. Im Internet werden häufig gefälschte oder gestohlene Identitäten verwendet. Elektronische Identitäten müssen aber auch datenschutzfreundlich gestaltet werden. Das bedeutet ei- nerseits, dass nicht jeder Internetdienst nur noch bei Ver- wendung des neuen Ausweises nutzbar sein darf, und anderseits, dass aus dem Nutzerverhalten im Internet keine Nutzungsprofile erstellt werden können. Insbeson- dere auch bei den geplanten Bürgerportalen, die als Anwendungszenario an den elektronischen Personalaus- weis anknüpfen, ergeben sich weitere datenschutzrecht- liche Fragestellungen. Denkt man dieses Szenario weiter, deutet sich neben der Onlineüberwachung, Internetmonitoring und Vor- ratsdatenspeicherung hier eine weitere Möglichkeit der Großen Koalition an, die Internetnutzung zu überwa- c n 2 te m B e m m n c B g k a F d Ä a g t z g k t w z b g m m r I D n E w i d n Z n i n I t l ü g v n m m r (C (D hen. Für eine Hauspost-Postwurfsendung zum elektro- ischen Personalausweis sind Kosten in Höhe von 40 000 Euro veranschlagt. Für den Datenschutzbeauftrag- n hingegen soll es im kommenden Jahr nur 22 000 Euro ehr geben. Ich hoffe, dass Sie dann wenigsten auch die ürgerportale bei den öffentlichen Debatten um den lektronischen Personalausweis aufnehmen. Die Bürger üssen wissen, dass sich hier weitere Überwachungs- öglichkeiten im Internet bieten. Die FDP-Bundestagsfraktion hat das Projekt E-Perso- alausweis von Anfang an kritisch begleitet. Wir brau- hen keine Schnellschüsse, die den Bürgerinnen und ürger nur wenig nutzen, aber mit Folgen für die Bür- errechte verbunden sind, die wir heute noch gar nicht onkret abschätzen können. Wir lehnen den E-Personal- usweis in der von der Bundesregierung vorgelegten orm ab. Jan Korte (DIE LINKE): Am vergangenen Samstag emonstrierten in Berlin 100 000 Menschen – darunter rzte, Anwälte, Geistliche, Bürgerbewegte und, ganz llgemein, Nutzer moderner Kommunikationsmittel – egen Überwachungswahn und für einen wirklichen Da- enschutz. Auch die Partei und Fraktion Die Linke hatten u dieser Demonstration aufgerufen. Denn unser Anlie- en war es, gesellschaftliche Unterstützung für unsere onsequente Haltung im Parlament gegen eine Auswei- ung des Überwachungsstaates zu erhalten. Diese haben ir auf der größten Demonstrationen nach dem Volks- ählungsurteil in den 80er-Jahren auch bekommen. Ne- en der Kritik an der Vorratsdatenspeicherung, der eplanten Onlinedurchsuchung und der Verwendung bio- etrischer Daten in Ausweisdokumenten wurde erneut assive Kritik an dem Gesetzentwurf der Bundesregie- ung zur Einführung eines sogenannten elektronischen dentitätsnachweises im Personalausweis geäußert. iese Kritik teilen wir. Nach den Plänen der Bundesregierung soll 60 Millio- en Ausweisinhaberinnen und -inhabern ein sogenannter -Personalausweis vor allem aus zwei Gründen verpasst erden: Zum einen soll der Zahlungsverkehr – vor allem m Internet – für den Inhaber des Ausweises als auch für en Produktanbieter verbessert werden. Diesem Ansin- en ist erst einmal nicht zu widersprechen. Die hohe ahl an Betrugsversuchen oder tatsächlich stattgefunde- em Betrug beim elektronischen Zahlungsverkehr, auch m Internet, bietet ausreichend Grund zur Sorge. Den- och ist zweifelhaft, ob die vorgeschlagenen technischen nstrumente zukünftig vor Betrugsversuchen oder Identi- ätsdiebstahl ausreichend Schutz bieten. Eindeutige Be- ege hierfür wurden dem Bundestag nicht präsentiert. Am morgigen Freitag debattieren wir an dieser Stelle ber den Datenschutz und die verschiedensten Verstöße egen den Schutz personenbezogener Daten, die in den ergangenen Wochen öffentlich bekannt wurden. Doch icht nur die Privatwirtschaft war betroffen, auch kom- unale Meldeämter konnten Daten nicht ordnungsge- äß vor einem externen Zugriff schützen; von den zahl- eichen Datenschutzverstößen im Internet oder beim 19616 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Abschluss von zweifelhaften Verträgen über das Internet möchte ich an dieser Stelle gar nicht weiter sprechen. Nur, eines fällt hierbei auf: In Europa beteiligt sich die Bundesregierung mittels des Programms „check the web“ an der Suche nach vermeintlichen Terroristen im Internet. Dafür werden Personal und materielle Ressour- cen zuhauf zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig aber hat sich die Bundesregierung sehr stiefmütterlich um den Datenschutz im Zeitalter moderner Kommunikation ge- kümmert und suggeriert nun mit der Einführung eines elektronischen Identiätsnachweises im Personalausweis vermeintliche Sicherheit bei der Nutzung des Internets. Jedem muss klar sein, dass es absolute Sicherheit im In- ternet nicht gibt und nie geben wird. Der beste Schutz von Privatsphäre ist, unnötige Daten gar nicht erst zu er- heben und zu speichern. Bevor also ein solches Projekt angegangen wird, sollten wir uns um eine verbesserte gesetzliche Grundlage für den Datenschutz in Deutsch- land kümmern. Zum Zweiten sollen auf den neuen Ausweisdokumen- ten biometrische Merkmale abgebildet und auf einem Chip gespeichert werden. Als Begründung hierfür ver- weist die Bundesregierung auf eine sogenannte Pass- ersatzfunktion des Ausweises bei Reisen innerhalb des Schengen-Raumes und in weitere Drittstaaten. Wörtlich heißt es in einem Bericht aus dem Bundesinnenministe- rium: Diese Passersatzfunktion soll erhalten bleiben. Bei Verzicht auf die Biometrie im Personalausweis wäre das dauerhaft kaum möglich, da Betrugsversuche sich auf die weniger sicheren Personalausweise stützen würden. Irrtum, kann ich nur sagen; denn nach Aussage der Bundesregierung selbst sind die aktuell verwendeten Ausweisdokumente keineswegs unsicherer. Die Regie- rung gab auf Anfrage der Linksfraktion bekannt, dass im Jahr 2001 lediglich 88 Fälle von Ausweisfälschungen festgestellt wurden. Ist dies bei 60 Millionen Ausweis- inhabern etwa ein signifikant messbares Sicherheits- risiko? Man kann also von einem „Spitzenprodukt made in Germany“ sprechen. Zudem ist zu erwarten, dass gerade durch die Verwen- dung des Chips im Personalausweis wie zuvor bereits beim neuen E-Pass die Sicherheit des neuen Personal- ausweises sinkt. BKA-Chef Ziercke etwa riet in einer Anhörung zur Einführung des E-Passes im Innenaus- schuss, den Pass vor illegalem Auslesen zu schützen, in- dem man diesen in Alufolie wickelt. Nun ja, dies ist si- cherlich auch eine Möglichkeit … Bleibt noch, auf diesen seltsamen Kompromiss zwi- schen der Möchtegernbürgerrechtspartei SPD und den Law-and-Order-Leuten von CDU/CSU zur freiwilligen Speicherung von Fingerabdrücken einzugehen. Auch eine freiwillige Speicherung von Fingerabdrücken schafft keine zusätzliche Sicherheit, sorgt aber dafür, dass demnächst auch Fingerabdrücke zu einer begehrten Ware im illegalen Datenhandel werden. Studien belegen zudem, dass die Speicherung bei bestimmten Menschen, zum Beispiel bei Kindern, Älteren und einigen Arbeitern, nicht geeignet ist, um einen eindeutigen Identitätsnach- weis zu erbringen. Die Debatte über die Verwendung von Fingerabdrücken im Personalausweis innerhalb der K „ Z g a t t H F m r w s a a p G Z g d z A K d e m v n B u d h l K n K v d a d r f p z g e S D w K i w a g G (C (D oalition lässt die Vermutung zu, dass diese freiwillige Hilfskonstruktion“ nur eine auf Zeit ist und wir in naher ukunft nicht nur eine allgemeine Verpflichtung zur Ab- abe von Fingerabdrücken bekommen werden, sondern uch eine zentrale Meldedatei, in der auch diese biome- rischen Merkmale gespeichert werden sollen. Und dies rotz aller aktuellen und anderslautenden Beteuerungen! inzu kommt, dass zu erwarten ist, dass jeder, der seine ingerabdrücke nicht speichern lassen möchte, sich da- it in den Augen mancher erst recht verdächtig macht. Interessant ist auch, dass die Kosten für die Einfüh- ung des Personalausweises, die Anschaffung und Ent- icklung der notwendigen Technik zu einem nicht abzu- chätzenden, dennoch hohen Anteil auf die Bevölkerung bgewälzt werden sollen. Dieses Herangehen ist alles ndere als bürgerfreundlich und konterkariert den selbst ostulierten Anspruch der Bundesregierung in diesem esetzentwurf. Schließlich möchte ich auf ein letztes Problem im uge der Einführung des neuen Personalausweises ein- ehen. Die Bundesregierung konnte sich nun doch urchringen, Künstlernamen in das neue Dokument auf- unehmen. Nun jedoch hat der Ausschuss für Innere ngelegenheiten des Bundesrates die Streichung dieser ategorie verlangt. Die Bundesregierung hat darauf le- iglich entgegnet, diese Forderung hinsichtlich eines zu rwartenden Verwaltungsaufwandes zu prüfen. Ich öchte an dieser Stelle den zahlreichen Wortmeldungen on Künstlerinnen und Künstlern in Deutschland geeig- eten Platz einräumen. Diese zeigten sich, wie auch der undesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler nd der Deutsche Künstlerbund, zu Recht entrüstet über as Vorgehen des Bundesrates, Künstlernamen klamm- eimlich aus dem Ausweisdokument streichen zu wol- en. Dies würde in der Folge bedeuten, dass massive osten auf die Betroffenen zukämen. Denn Künstler- amen sind die Basis der Identität und des Images von ünstlerinnen und Künstlern. Zum Zweiten aber sind iele Verträge unter Künstlernamen abgeschlossen wor- en, darunter „nicht nur auf Kunst bezogene, sondern uch solche Existenz sichernder Natur“. Die Linke for- ert deshalb die Bundesregierung auf, an der Auffüh- ung des Künstlernamens im neuen Personalausweis estzuhalten. Die Linke wird vor dem Hintergrund dieser Kritik- unkte der Einführung des E-Personalausweises nicht ustimmen und lehnt den Gesetzentwurf ab. Zusammen- efasst muss man konstatieren: Der vorliegende Gesetz- ntwurf der Bundesregierung bringt insgesamt weniger icherheit und weniger Datenschutz. Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): as Gesetz über den neuen elektronischen Personalaus- eis steht exemplarisch für die Arbeitsweise dieser oalition: Aus ideologischen Gründen will der Bundes- nnenminister ein nicht erforderliches Projekt. Die SPD acht irgendwann auf und meldet berechtigte Bedenken n. Es folgen ein monatelanger Streit sowie das Einfü- en einiger Nonsensklauseln. Am Ende wird dann ein esetz eingebracht, das immer noch keiner braucht, von Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19617 (A) ) (B) ) dem aber beide Koalitionspartner behaupten, sie hätten damit etwas durchgesetzt. Gute Gesetzgebung allerdings ist etwas anderes. Ausgangspunkt bleibt der durch nichts begründete Wunsch, in den Personalausweis biometrische Merk- male in digitalisierter Form aufzunehmen. Für die ent- sprechende Änderung im Passgesetz gab es einen – aller- dings selbst geschaffenen – europarechtlichen Zwang. Der liegt hier nicht vor. Man kann und sollte es schlicht bleiben lassen. Gab es irgendeine sachliche Notwendigkeit für diese Änderung? Die Antwort lautet: Nein. Denn es gibt in Deutschland einen sicheren Personalausweis. Die Zahl an Fälschungen – BKA-Präsident Ziercke hat das am Beispiel des baugleichen Passes eingeräumt – ist mini- mal, der Missbrauch entsprechend schwierig und selten. Die Bundesregierung gibt das mit ihrem Gesetzentwurf auch indirekt zu. Denn die fast schon satirische Rege- lung, dass die Aufnahme der Fingerabdrücke in den Per- sonalausweis freiwillig sein soll, zeigt nur eines: Eine Berechtigung oder sachliche Notwendigkeit, den Perso- nalausweis so sicherer machen zu wollen, existiert nicht. Stattdessen werden mit dem neuen Ausweis neue Gefahren geschaffen. Die Erfahrungen mit dem Pass etwa zeigen, dass die Datenerhebung und -übertragung der biometrischen Informationen mit der vorhandenen Infrastruktur nicht so sicher ist, wie sie sein sollte. Auch der Datensammelwut wird weiter gefrönt: Das digitale Foto kann auch für die Verfolgung von Ord- nungswidrigkeiten herangezogen werden; die Speiche- rung von Daten bei anderen Behörden ist zwar erst ein- mal nicht vorgesehen, ihr werden aber Tür und Tor geöffnet. Durch die Vereinheitlichung der Datenspeiche- rung entsteht über kurz oder lang de facto eine zentrale Datenbank, auch wenn die Daten nicht auf einer Fest- platte gesammelt werden. Das ist ja auch erklärtes Ziel des Bundesinnenministers und seiner Strategie der „ein- heitlichen Plattform innere Sicherheit“. Entziehen kann sich der besorgte Bürger nicht mehr; denn der Personal- ausweis ist im Unterschied zum Pass ein Pflichtdoku- ment. Und all das zu hohen finanziellen Kosten für alle Beteiligten. Vorteile des neuen Personalausweises sind also auf dem klassischen Anwendungsgebiet nicht zu sehen. Wohl auch deswegen erfolgt der Einbau der elektroni- schen Identifikationsfunktion, damit wenigstens ein scheinbarer Vorteil des neuen Dokuments verbleibt. Da- bei ist die Kombination aus Personalausweis und elek- tronischer Identifikation völlig sinnlos. Es gibt die elek- tronische Signatur. Wozu noch eine Signatur light? Und wenn man die will, warum auf dem Personalausweis? Der massenhafte Einsatz eines hoheitlichen Dokuments etwa bei Bestellungen über das Internet schafft mehr Si- cherheitslücken, als er schließen kann. Die im Gesetz erkennbaren Eckpunkte der Sicher- heitsinfrastruktur können nicht recht überzeugen. Ange- sichts des schlampigen und bisweilen kriminellen Um- gangs der Industrie mit privaten Daten ist der Rückgriff auf Private etwa zur Führung der Sperrlisten fahrlässig. Auch die Frage nach der 1:1-Kopie eines Ausweises und d c S b d s G h s c g d u S r s f s S g n A d r i n v s m d a G a r e e r b P r D n d b (C (D em Missbrauch einer solchen Kopie ist nicht hinrei- hend bedacht. Dass eine PIN-Nummer nicht allzu viel icherheit bietet, zeigen die Statistiken über den Miss- rauch von EC- und Kreditkarten. Die Übertragung über as Internet und der Einsatz vom privaten Computer aus chaffen weitere Gefahren. Denn im Unterschied zum eldautomaten ist der heimische PC ein einziges Sicher- eitsloch. Die Identifikationsfunktion bietet der Phi- hing-Mafia ein ganz neues Betätigungsfeld. Der Personalausweis wird mit diesem Gesetz nicht si- herer. Er schafft auch keine sonstige Sicherheit. Im Ge- enteil: Durch die elektronische Identifikation und den amit möglichen Missbrauch wird sein guter Ruf eher nterminiert werden. Wenn Onlineversandhäuser mehr icherheit wollen – und davon war bis jetzt nichts zu hö- en –, dann sollen sie selbst ein Identifikationssystem chaffen. Staatliche Hilfe per Gesetz und eine Anschub- inanzierung über die Gebühren für den Personalausweis ind der falsche Weg. Für den öffentlichen Bereich gibt es die qualifizierte ignatur. Eine Signatur light brauchen wir nicht, schon ar nicht auf einem überflüssigen biometrischen Perso- alausweis. nlage 13 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Biotechnologische Innovationen im Interesse von Verbrauchern und Landwirten weltweit nutzen – Biotechno- logie ein Instrument zur Bekämpfung von Ar- mut und Hunger in den Entwicklungsländern (Tagesordnungspunkt 15) Johannes Röring (CDU/CSU): Zunächst muss ich en Kolleginnen und Kollegen der FDP ein Lob für ih- en Antrag aussprechen. Die Zielrichtung des Antrages st grundsätzlich vollkommen richtig. Denn man kann ur Zustimmen, dass die Biotechnologie im Interesse on Verbrauchern und Landwirten weltweit von Nutzen ein kann und ein Instrument zur Bekämpfung von Ar- ut und Hunger ist. Ich würde sogar noch weiter gehen und formulieren, ass die Biotechnologie wahrscheinlich mehr Antworten uf die dringenden Fragen der Menschheit – nämlich esundheit, Energie und Nahrung – bereit hält, als jede ndere Spitzentechnologie. Hierbei kommt nun besonders den Agrar- und Ernäh- ungswissenschaften bei der Lösung globaler Probleme ine zentrale Rolle zu, genau so wie bei der Entwicklung iner zukunftsfähigen, auf natürlichen Ressourcen basie- enden Wirtschaft. Die Vereinten Nationen, die Welt- ank und viele an dem Diskussionsprozess beteiligten artner haben eine Reihe gesellschaftlicher Herausforde- ungen entdeckt, denen wir dringend begegnen müssen: as gleichzeitige Auftreten von Unter- und Mangeler- ährung bei einem anhaltenden Bevölkerungswachstum, ie Zerstörung von landwirtschaftlich und forstlich nutz- arer Fläche, Wassermangel, die Verlagerung von An- 19618 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) bauzonen durch den globalen Klimawandel, sowie der Rückgang biologischer Vielfalt (Biodiversität). Der An- stieg der Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeug- nissen – wie zum Beispiel hochwertigen Lebensmitteln und insbesondere tierischen Produkten – wird darüber hinaus durch das dynamische Wirtschaftswachstum in China, Indien und weiteren Schwellenländern verstärkt. Zusätzlich ist mit dem weltweiten Bedarf an Energie und Rohstoffen die Notwendigkeit verbunden, Biomasse auf- grund der Endlichkeit fossiler Ressourcen und aufgrund des Klimaschutzes stärker für die energetische und stoff- liche Verwertung zu nutzen. Wir müssen also erkennen, dass nicht nur die land- wirtschaftliche Produktionsmenge zunehmen muss, son- dern darüber hinaus zeigen die aktuellen Entwicklungen, dass die verfügbare Anbaufläche für landwirtschaftliche Produkte weltweit pro Erdenbewohner dramatisch ab- nehmen wird, sie wird sich laut wissenschaftlicher Pro- gnosen bis zum Jahr 2040 halbieren! Damit ist es unabdingbar, die Leistungsfähigkeit un- serer Kulturpflanzen und damit die Effizienz der Land- wirtschaft entscheidend zu steigern, so zum Beispiel für Pflanzen mit verbessertem Nährstoffgehalt, höherer Energiedichte, größerer Widerstandsfähigkeit gegen kli- matischen Stress oder Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten und damit die Möglichkeit zur Vermeidung von Ertrags- und Qualitätsverlusten. Auch ökologische Vorteile, wie reduzierter chemischer Pflanzenschutz und verbesserter Erosionsschutz, sind zu nennen. Zur Erreichung dieser Ziele kann die Biotechnologie einen großen Beitrag leisten. Da die Bundesregierung diese Fragestellung auch als sehr bedeutend betrachtet – hier sind besonders das Bun- desministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Ver- braucherschutz und das Ministerium für Bildung und Forschung zu nennen –, wurde bereits eine Vielzahl ver- schiedener Forschungsprojekte und Aktivitäten in der Vergangenheit gestartet. Im Januar dieses Jahres wurde der Startschuss zu einer verbesserten Forschungsförde- rung gegeben. Mit 200 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren sollen Projekte in der Bioenergie-, Agrar- und Ernährungsforschung an Hochschulen und außer- universitären Forschungseinrichtungen in Zusammen- arbeit mit Partnern aus der Wirtschaft gefördert werden. Aktuell und exemplarisch ist hier das vom Bundes- ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Ernäh- rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und den Ländern entwickelte Förderprojekt „Kompe- tenznetze in der Agrar- und Ernährungsforschung“ zu nennen. Unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Entwicklung der Agrarwissen- schaften in Deutschland sollen mit dieser Initiative die verschiedenen relevanten Innovationsfelder, unter ande- rem Pflanzen, Umwelttechnologien, Biotechnologien, der Hightech-Strategie der Bundesregierung berücksich- tigt werden. n w t q t s u r w v p t s b e w k u n B d s b u f d k n U s a r s s l w a Ü V 4 i U f l v a a F f h l (C (D In diesem Sinne sollen im Rahmen der Kompetenz- etze konkrete Forschungsprojekte auf die gesamte land- irtschaftliche Wertschöpfungskette von der Urproduk- ion natürlicher Ressourcen bis hin zur Bereitstellung ualitativ hochwertiger Rohstoffe wie Lebensmittel, Fut- ermittel, Biomasse für den Verbraucher ausgerichtet ein. Das Ziel ist es, eine in der Grundlagenorientierung nd im Anwendungsbezug exzellente Agrar- und Ernäh- ungsforschung aufzubauen und mit der Ausbildung so- ie mit dem Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft zu erbinden. Dadurch sollen anwendungsorientierte Kom- etenznetze mit internationaler Sichtbarkeit und Attrak- ivität entstehen und Beiträge für die Lösung gesell- chaftlicher Probleme liefern. Der Erfolg des Projekts zeigt sich in der Vielzahl der undesweit eingereichten Anträge, wobei jüngst in einer rsten Wettbewerbsrunde neun Finalisten ausgewählt orden sind. Die Finalisten werden jetzt ihr Strategie- onzept ausarbeiten und Anfang 2009 einer Jury zur Be- rteilung vorlegen. Drei bis maximal sechs Kompetenz- etze werden dann vom BMBF für fünf Jahre gefördert. Diese und viele weitere Aktivitäten zeigen, dass die undesregierung die in Ihrem Antrag formulierten For- erungen zu einer verbesserten Förderung der Erfor- chung der Biotechnologie zur Bekämpfung der Pro- leme der Welternährung bereits in die Tat umgesetzt hat nd stetig weitere Programme entwickelt. Aus diesem Grund wird die CDU/CSU-Bundestags- raktion den Antrag der FDP ablehnen. Elvira Drobinski-Weiß (SPD): Die Behauptung, ass die Entwicklungen der Agrogentechnik der Be- ämpfung des Hungers in den Entwicklungsländern die- en, wird durch ständige Wiederholung nicht wahrer. nd die Hartnäckigkeit, mit der die Augen davor ver- chlossen bleiben, dass Armut und fehlender Zugang zu usreichender Nahrung auf mangelnde Verteilungsge- echtigkeit zurückzuführen sind, ist mehr als ärgerlich. Wenn Sie wirklich daran interessiert sind, wie Wis- en, Wissenschaft und Technologie in der Landwirt- chaft zur Verbesserung der Lebensgrundlagen im länd- ichen Raum und zur Armutsbekämpfung eingesetzt erden können, dann sollten Sie den Bericht des Welt- grarrates vom April dieses Jahres lesen. Eine deutsche bersetzung der Zusammenfassung kann ich gern zur erfügung stellen. Ein breit gefächertes Spektrum von 00 Experten aus dem Agrobusiness, der Lebensmittel- ndustrie, der Wissenschaft, der Verbraucher-, Bauern-, mwelt- und anderer Nichtregierungsorganisationen ordert in diesem Bericht die Abkehr vom monokulturel- en Intensivanbau. Dessen Bilanz fiel bei hohem Einsatz on Kapital und Energie zwar über Jahrzehnte positiv us, dies aber vor allem deshalb, weil die Umweltkosten usgeklammert wurden. Die Produktivitätssteigerung durch technologische ortschritte ist an ihre Grenzen gestoßen, und die Kosten ür die Umwelt und die Entwicklungsländer werden zu och. Die Zukunft der landwirtschaftlichen Produktion iegt in einer nachhaltigen, das heißt in einer umwelt- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19619 (A) ) (B) ) und ressourcenschonenden Produktion. Die Agrogen- technik ist da der falsche Weg. Dass bis heute der Be- weis für den Nutzen des Einsatzes der Gentechnik fehlt, stellt auch der Bericht des Büros für Technikfolgenab- schätzung (TAB) „Auswirkungen des Einsatzes transge- nen Saatguts auf die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Entwicklungsländern“ fest. Danach fehlt bisher eine sozioökonomische Bewertung der Grünen Gentechnik. Sie tut dringend not. Dabei wurde aber auch deutlich gemacht, wie schwer es ist, die für eine Gegenüberstellung des gesellschaftlichen Nut- zens und der Kosten nötigen Daten zu ermitteln Der Weltagrarrat warnt, dass die Agrogentechnik die lokalen Anbaupraktiken unterwandert, die die Nah- rungsmittelversorgung der Bevölkerung und der Wirt- schaft vor Ort sichern. Durch Patente der Konzerne stie- gen zudem die Kosten, und der Zugang der Bauern vor Ort werde eingeschränkt. Notwendig sei vielmehr die Rückbesinnung auf natürliche und nachhaltige Produk- tionsweisen, die eine ausreichende Erzeugung mit dem Schutz von Wasser, Boden, Wäldern und Artenvielfalt vereinen. Wenn der Hunger in der Welt als Vehikel herhalten muss, um mehr Forschungsgelder für die Agrogentech- nik lockerzumachen, ist das zynisch. So hat zum Bei- spiel der sachsen-anhaltinische Wirtschaftsminister Rei- ner Haseloff festgestellt, dass sich bei der vom Land geförderten Forschung an Pflanzen, die Trockenheit ver- tragen und dem Klimawandel trotzen, die „Erwartungen nicht erfüllt“ haben. 55 Millionen Euro Forschungsgel- der sind ergebnislos verpufft. Damit hätten sicherlich sinnvollere Projekte zur Verbesserung der Ernährungssi- tuation in den Entwicklungsländern finanziert werden können. Gentechnik macht nicht satt und ist teuer. Deshalb lehnen wir Ihren Antrag ab. Dr. Sascha Raabe (SPD): Hunger und ländliche Entwicklung sind untrennbar miteinander verknüpft. Das wird uns gerade heute am Welternährungstag wieder deutlich vor Augen geführt. Mehr als 920 Millionen Menschen leiden Hunger, davon leben etwa drei Viertel im ländlichen Raum. Die Zahl der Hungernden ist in den vergangenen Monaten um knapp zehn Prozent angestie- gen. Ein Hauptgrund hierfür sind die weltweit steigenden Nahrungsmittelpreise, die die globale Ernährungssicher- heit und somit die Erreichung des ersten Millenniums- entwicklungsziels, nämlich die Anzahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, zunehmend gefährden. Die Nah- rungsmittelkrise hat vielfältige Ursachen. Neben der weltweit höheren Nachfrage nach Lebensmitteln und veränderten Ernährungsgewohnheiten, unverantwortli- chem Spekulantentum und dem Anbau von Argartreib- stoffen ist die Nahrungsmittelkrise auch Folge von vernachlässigter Förderung und Aufbereitung der Land- wirtschaft in den Entwicklungsländern. Schätzungen zufolge wird die Weltbevölkerung in 40 Jahren auf voraussichtlich neun Milliarden Menschen angewachsen sein. In diesem Maß wird in etwa auch der Nahrungsmittelbedarf weltweit steigen. Doch Hunger ist k m r m n w 3 s z m f K ß P s v t k P R r a m E d r e A g s d m V n e F s u d d v u h a s d a k d s d t v d s M P i d (C (D ein Problem der absolut produzierten Nahrungsmittel- enge, so wie es der hier vorliegende Antrag suggerie- en mag. Die Weltlandwirtschaft könnte bereits heute ittels herkömmlicher Herstellung und Anbau circa eun Milliarden Menschen ausreichend ernähren – auch enn man bedenkt, dass in den Industriestaaten täglich 0 bis 40 Prozent der Nahrungsmittel einfach wegge- chmissen werden. Hunger ist ein Problem des Zugangs ur Nahrung. Hungernden in den Städten fehlt Einkom- en zum Kauf von Lebensmitteln, und den Kleinbauern ehlt der Zugang zu produktiven Ressourcen wie Land, redite, Betriebsmittel etc. Dieser Mangel stellt ein gro- es Entwicklungshemmnis in vielen Ländern dar. Die roduktivität der Landwirtschaft muss daher durch trukturelle und die Produktionsrahmenbedingungen erbessernden Maßnahmen gestärkt werden. Die Gen- echnik könnte dabei – neben vielen anderen – ein flan- ierendes Element darstellen. Nicht ganz uninteressant scheint zum Beispiel das rojekt „Goldener Reis 2“. Dabei handelt es sich um eis, dem durch verschiedene gentechnische Verände- ungen die Fähigkeit zur Synthese von Beta-Carotin, lso einer Vorstufe von Vitamin A, verliehen wurde. Da- it sollen der Mangel an Vitamin A bei Menschen in ntwicklungs- und Schwellenländern aufgefangen wer- en, deren Hauptnahrungsmittel Reis ist. Laut Modell- echnungen könnte hiermit insbesondere bei Kindern ine Deckung des Vitamin-A-Bedarfs erreicht werden. ber, und das ist hier die Krux, die sich auch durch die esamte Diskussion der Grünen Gentechnik zieht: Es ind eben nur Modelle, von denen hier die Rede ist. Ob ie in den Modellrechnungen zugrunde gelegten Annah- en auch dann tatsächlich zutreffen, bleibt abzuwarten. on empirischer Evidenz kann momentan jedenfalls icht gesprochen werden. Denn es muss auch die Frage rlaubt sein, warum sich nach über zwanzig Jahren orschung und zwölf Jahren Anbau momentan aus- chließlich zwei Merkmale – nämlich Herbizidresistenz nd Bt-vermittelte Insektenresistenz – erfolgreich auf em Markt durchgesetzt haben. Gerade das immer wie- er angebrachte Argument, die Nutzung gentechnisch eränderten Saatguts würde deutlich effizientere Erträge nd Nutzungsmöglichkeiten mit sich bringen, kann da- er so nicht stimmen. Der Nutzen von GVO-Pflanzen, lso gentechnisch veränderten Organismen, ist wissen- chaftlich längst noch nicht erwiesen. Was sich allerdings sehr wohl nachweisen lässt, ist ie Verdrängung regionaler Sorten. Hier müssen wir chtgeben, dass die Grüne Gentechnik nicht durch un- ontrollierten Anbau in den Entwicklungsländern aus em Ruder läuft. Davor warnt auch der Weltagrarrat in einem jüngsten Bericht. Zum einen wird befürchtet, ass die Agrogentechnik die lokalen Anbaupraktiken un- erwandert, die die Nahrungsmittelversorgung der Be- ölkerung und der Wirtschaft vor Ort sichern. Es besteht ie Sorge, dass genverändertes Saatgut die einheimi- chen Produkte verdrängt. Schutzzonen und weitere aßnahmen müssen ein „Verseuchen“ genunveränderter flanzen gewährleisten. Zum anderen, und dieser Punkt st unweigerlich mit dem ersten verbunden, muss verhin- ert werden, dass die Saatgutentwicklung in den Ent- 19620 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) wicklungsländern immer weiteren Restriktionen und Auflagen der großen Biotechnologieunternehmen unter- worfen sind. Patentverträge führen dazu, dass die Klein- bauern in Entwicklungsländern in eine regelrechte Ab- hängigkeit der Großindustriellen geraten. Patente treiben die Kosten in die Höhe, beschränken die Versuche der einzelnen Bauern bzw. der öffentlichen Forschung und untergraben ortsübliche Methoden zur Stärkung der Ernährungssicherung und wirtschaftlichen Nachhaltig- keit. Liebe Kolleginnen und Kollegen der FDP, Ihre Be- hauptung, „die Biotechnologie ist eine international an- erkannte Methode, um Nutzpflanzen zu verbessern“, kann so jedenfalls nicht stehen bleiben. Daher wäre es fatal, wenn man in der Bekämpfung von Hunger und Ar- mut in den Entwicklungsländern einzig auf die Karte Gentechnik setzen würde. Gentechnik an sich muss nicht verkehrt sein – sie ist aber kein Allheilmittel. Landwirtschaftliche Fragestellungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit bedingen immer die Not- wendigkeit einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Lö- sung, die sozial, ökologisch und ökonomisch zukunftsfä- hig sein muss. Das kann ich in ihrem Antrag so nicht finden. Im Gegenteil. Wenn man ihren Antrag liest, dann könnte man meinen, die Bundesregierung hätte nichts dafür getan, den Menschen in den Entwicklungsländern zu helfen. Das Gegenteil ist der Fall. Allein für den Be- reich der ländlichen Entwicklung hat die Bundesregie- rung die Nettoausgaben von 382,3 Millionen Euro im Jahr 2005 auf 576,8 Millionen Euro im Jahr 2006 erhöht und im Jahr 2008 über verschiedene Instrumente insge- samt circa 600 Millionen Euro allein für die Ernährungs- sicherung neu investiert. Es sollte ebenfalls nicht uner- wähnt blieben, dass es Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zu verdanken ist, dass die Weltbank wieder einen höheren Anteil ihrer Mittel für die ländliche Entwicklung einsetzt. Ebenso wirkt die Bundesrepublik als Gründungsmitglied der Consultative Group on Internationale Agricualtural Research (CGIAR) an der Erarbeitung angewandter Lösungen in der Agrarforschung mit. Sie ist ein bedeutender Baustein für Wachstum in der Landwirtschaft. Als SPD-Bundestagsfraktion werden wir weiterhin den eingeschlagenen Weg in der Landwirtschaft und ländlichen Entwicklung gehen, und uns für eine ver- stärkte Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen. Im Dezember bringen wir hierzu einen entsprechenden An- trag in den Bundestag ein, der zu den weitreichenden Fragen des Themenkomplexes der ländlichen Entwick- lung, mit ganzheitlichen Konzepten von sozialer, ökolo- gischer und ökonomischer Tragweite, Antworten liefert. Dr. Christel Happach-Kasan (FDP): Die Weltbe- völkerung nimmt rasant zu. Täglich wächst sie um etwa 80 000 Menschen. Das entspricht der Bevölkreung einer Stadt wie zum Beispiel Brandenburg an der Havel, Neu- münster oder Marburg. 2030 werden 9 Milliarden Men- schen auf dieser Erde leben. Gleichzeitig nehmen die Ackerflächen durch Versteppung und Versalzung ab. Luc Gnacadja, Chef der UNCCD, berichtete im Agrar- a D d s G d w n t z 2 2 g s i n e k w s D C E b ä m r E r N t t l k d E i s d s ö t d ö N d M k Q d l b s (C (D usschuss über die weltweit zunehmende Versteppung. ie fortschreitende Wüstenbildung wird hervorgerufen urch Klimawandel, falsche Bewirtschaftungsmethoden, chlechtes Regierungshandeln. Sie ist eine zusätzliche efahr für die Welternährung. Es ist in den letzten Jahrzehnten gelungen, den Anteil er hungernden Menschen deutlich zu senken. Heute erden gegenüber 1950 4 Milliarden Menschen mehr er- ährt als damals, ein Erfolg, der wesentlich auf der ers- en grünen Revolution beruht. Doch vom Millenniums- iel der Halbierung von Armut und Hunger bis zum Jahr 015 sind wir noch weit entfernt. Der Welthungerindex 008 zeigt, dass es in einer ganzen Reihe von Ländern elungen ist, die Ernährungssituation deutlich zu verbes- ern; in anderen, wie in verschiedenen Südsaharastaaten, st sie dramatisch schlecht. Die entwickelte Welt ist aufgerufen, vertieft darüber achzudenken, wie wir auf dieser Erde mehr Menschen rnähren und ihnen eine Lebensperspektive eröffnen önnen. Ohne Zweifel gibt es sehr politische Gründe, arum in Ländern wie Nordkorea oder der Demokrati- chen Republik Kongo die Menschen Hunger leiden. as gilt aber nicht für alle Länder. Die Forderung des hefs der UNCCD ist berechtigt: Mehr Forschung, eine rhöhung der Nahrungsmittelproduktion um 50 Prozent ei Berücksichtigung der Entwicklung gentechnisch ver- nderter Pflanzen. Die bessere Verteilung der Nahrungs- ittel ist wichtig, reicht aber nicht. 50 Prozent der Nah- ungsmittelproduktion werden entweder schon vor der rnte durch Schadorganismen oder nach der Ernte wäh- end der Lagerung vernichtet. Zu einer Erhöhung der ahrungsmittelproduktion gibt es daher keine Alterna- ive. Für die Züchtung schädlingsresistenter sowie rockenheits- und salztoleranter Sorten bieten biotechno- ogische Züchtungsverfahren hervorragende Möglich- eiten und gute Erfolgsaussichten. Nicht die Wünsche satter Europäer sollten Maßstab er Bewertung der Grünen Gentechnik sein, sondern die rfordernisse der Bekämpfung von Hunger und Armut n den ärmsten Ländern der Erde. Ich stimme dem ehemaligen Vorsitzenden der Deut- chen Bischofskonferenz, Herrn Kardinal Lehmann, zu, er mir in Reaktion auf den Antrag der FDP-Fraktion ge- chrieben hat: „Ein verantwortungsvoller, nicht nur dem konomischen Gewinn verpflichteter Umgang mit bio- echnologischen Verfahren ist ethisch geboten und Aus- ruck des Bemühens um globale, intergenerationelle und kologische Gerechtigkeit.“ Der Goldene Reis entspricht diesen Anforderungen. ach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erblin- en jedes Jahr 500 000 Kinder aufgrund von Vitamin-A- angel, die Hälfte von ihnen stirbt. Diesen Kindern önnte der Goldene Reis helfen. Professor Martin uaim kommt aufgrund seiner Untersuchungen in In- ien zu dem Schluss, dass der Goldene Reis eine Mög- ichkeit darstellt, den Vitamin-A-Mangel erfolgreich zu ekämpfen. Die Vorstellung, dass Menschen, die so arm sind, dass ie sich fast ausschließlich von Reis ernähren, doch ohne Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19621 (A) ) (B) ) Weiteres ihren Speiseplan mit ein bisschen Gemüse auf- bessern können, hat nichts mit der Realität zu tun. Es ist den Menschen auf den Philippinen, in Indien und Indo- nesien zu wünschen, dass Professor Potrykus mit seiner Überzeugung Recht behält, dass 2012 der Goldene Reis in diesen Ländern angebaut wird. Es ist ethisch nicht verantwortbar, wenn weiterhin die entwickelte, die rei- che, die satte Welt die Entwicklungsländer behindert, Goldenen Reis zu nutzen. Die Industrie hat ihre Lizen- zen für die Subsistenzwirtschaft zur Verfügung gestellt. Damit ist gewährleistet, dass dort Nachbau betrieben werden kann. Wir als FDP-Bundestagsfraktion fordern, Forschun- gen zu fördern, die die Züchtung von Pflanzen ermögli- chen, die für die Armutsbekämpfung in Entwicklungs- ländern von besonderer Bedeutung sind. Die Chancen und Potenziale der Biotechnologie müssen ausgeschöpft werden. Als führende Industrienation müssen wir Ver- antwortung für die Forschung und Entwicklung gentech- nisch verbesserter Pflanzen für die Bekämpfung von Hunger und Armut übernehmen. Wir Liberale sagen ganz klar: Es ist durch nichts zu rechtfertigen, aus der Si- tuation des Wohlstands in Europa heraus die Anwen- dung einer Züchtungsmethode zu behindern, die den Menschen in weiten Teilen der Erde bei der Überwin- dung von Hunger und Armut helfen kann. Uns ist bewusst, dass die Biotechnologie nicht das Allheilmittel zur Bekämpfung des Hungers auf der Welt ist. Wir meinen aber, dass die Erfahrungen der vergange- nen Jahre gezeigt haben, dass die Biotechnologie einen wichtigen Beitrag leisten könnte, gemeinsam mit ande- ren Maßnahmen wie mehr Bildung, mehr Investitionen in die Landwirtschaft, bessere Anbaumethoden, besseres Regierungshandeln, mehr Rechtssicherheit. So steht es in unserem Antrag. Ich bitte die Kolleginnen und Kolle- gen um Unterstützung. Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE): Der uns vor- liegende Antrag der FDP schlägt vor, mit Biotechnologie den Hunger der Welt zu bekämpfen. Armut soll durch die Züchtung neuer Pflanzen gemindert werden. Durch höheren Mineralien- und Ölgehalt soll Unterernährung bekämpft werden. Neue Züchtungen – so meint die FDP – retten die Welt. Nun – auch Ihnen ist inzwischen hoffentlich einiges klarer geworden. Das einzige was ich Ihnen zugutehal- ten kann an diesem Antrag, ist, dass er veraltet ist. Auch Sie von der FDP dürften inzwischen begriffen haben, dass wir zur Beseitigung des Hungers in der Welt ganz anderer Lösungen bedürfen. Ich helfe Ihnen auf die Sprünge. Lassen Sie uns ge- meinsam die einzelnen Punkte noch einmal durchgehen: Erstens. Die Ursachen des Hungers: Laut Schätzungen der Weltbank ist die Anzahl der Hungernden zwischen 2005 und 2007 von 848 auf 967 Millionen angestiegen. Die Ursachen dafür wurden hier bereits vielfältig besprochen. Es ist mittlerweile un- bestritten (außer anscheinend von Ihnen), dass es mehr als genug Nahrung für alle auf der Welt gibt. Laut der U N l r v f ö l v g z b l p m n n u r s t m v u e b A f m w g S p G d l r i A I r s d k a S b R n d E K t g z z (C (D N-Ernährungsorganisation FAO reicht die vorhandene ahrungsmittelproduktion zur Ernährung von 12 Mil- iarden Menschen aus. Die Ernährungskrise hat struktu- elle Ursachen, die auf politische Fehlentscheidungen, erfehlte Agrar-, Handels- und Finanzpolitik zurückzu- ühren sind. Die Liberalisierungspolitik und die Markt- ffnung für Agrarprodukte haben dafür gesorgt, dass okale Märkte im Süden zerstört wurden. Die Exportsub- entionen haben zu Dumpingpreisen von EU-Produkten eführt. Der kleinbäuerliche Sektor wurde über Jahr- ehnte vernachlässigt. Subsistenzlandwirtschaft wurde elächelt, vor allem von Ihnen. Zweitens. Die Risiken des Anbaus von genmanipu- ierten Pflanzen: Die potenziellen Gefahren des Anbaus von genmani- ulierten Pflanzen im Freiland sind noch ungeklärt und annigfaltig. Die Pflanzen können sich unkontrolliert in ahe Verwandte auskreuzen, die Debatte über transge- en Mais oder Raps hat das Problem aufgezeigt. Eine ngewollte Ausbreitung von gentechnischen Verände- ungen ist folglich nicht nur möglich, sondern wahr- cheinlich. Denn Resistenzen gegen Pflanzenschutzmit- el gefährden Ökosysteme und können letztendlich zu ehr Pestizidverbrauch führen. Bei der Wechselwirkung on veränderten Pflanzen mit bestäubenden Insekten nd bei Anreicherungen von Fremdsubstanzen wurden benfalls negative Auswirkungen auf das Bodenleben eobachtet. Unumstritten ist der Zusammenhang von gro-Gentechnik und der Verminderung der Artenviel- alt. Biodiversität ist ein bedrohtes öffentliches Gut und uss erhalten werden, wenn wir unsere Umwelt lebens- ert für die Zukunft bewahren wollen. Drittens. Biotechnologie als Instrument im Kampf ge- en Hunger: Vor den Auswirkungen gentechnisch veränderten aatguts vor allem in Entwicklungsländern wird von Ex- ertinnen und Experten eindringlich gewarnt. Selbst die TZ bezweifelt die Wirksamkeit gentechnischer verän- erter Organismen gegen den Hunger in Entwicklungs- ändern. Wie Prof. Rauch in seinem Statement zur Anhö- ung, die gestern stattfinden sollte, sagt: „Gentechnik mpliziert die Abhängigkeit von gut funktionierenden grardiensten. In ländlichen Regionen mit schwachen nstitutionen ist eine – für Bauern lebensentscheidende – echtzeitige alljährliche Versorgung mit Saatgut nur chwer zu gewährleisten.“ Kleinbetriebe begeben sich urch die aggressive Patentierungspolitik der Saatgut- onzerne und die Lizenzgebühren in eine Schuldenfalle, us der sie nicht mehr herauskommen. Das manipulierte aatgut ist teuer und darf nur unter Zahlung einer Ge- ühr nachgebaut werden. Damit entfällt ein uraltes echt und ein selbstbestimmter Freiraum der Bäuerin- en und Bauern. Zurzeit werden 80 Prozent des Getrei- es in den Entwicklungsländern aus Samen der letzten rnte angebaut. Auf der anderen Seite kontrollieren zehn onzerne gegenwärtig 85 Prozent des Marktes an gen- echnisch veränderten Nutzpflanzen. Und sie verdienen ut. Zum einen an den Patenten und Lizenzgebühren und um anderen an den jeweils speziell benötigten Pflan- enschutzmitteln, ohne die das System nicht funktio- 19622 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) niert. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern können hier nur verlieren. Schlussfolgerungen: Von Biotechnologien in der Landwirtschaft profitie- ren nur großflächige Landwirtschaftsbetriebe und die Agrarkonzerne. Die Gefahren für Mensch und Umwelt sind absolut ungeklärt und extrem risikobehaftet. Die Er- nährungssouveränität aller Länder kann mittels Agrarre- formen zugunsten armer und kleinbäuerlicher Betriebe und Förderung von ökologisch nachhaltiger Landwirt- schaft gesichert werden. Verbesserter Zugang zu Land, Landreformen und bessere Bewässerungssysteme kön- nen die Ernten um 50 Prozent wachsen lassen. Die Sicherung lokaler Märkte muss klar Vorrang vor Export- landwirtschaft haben. Das bezieht sich sowohl auf Ex- porte von Lebensmitteln, Futter oder Agroenergie. Wir halten eine dauerhafte und anhaltende Lösung der Nahrungsmittelkrise als eines der wichtigsten aktuellen Themen. Dieser Antrag der FDP-Fraktion wird jedoch nicht im Mindesten zu einer Lösung beitragen, weswe- gen wir ihn aus voller Überzeugung ablehnen. Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Ursachen der Welternährungskrise sind vielfältig. Hun- ger und Armut sind auch das Ergebnis einer EU-Agrar- politik, die vor allem am Wohlergehen der Industrielän- der orientiert war. Agro-Gentechnik ist kein innovativer „neuer“ Ansatz in der Landwirtschaft, der einen Beitrag zur Lösung des Hungerproblems leistet, sondern eine neue Gewinnsparte und in Abhängigkeit von der Agroin- dustrie. Gentechnisch veränderte Pflanzen dienen nicht der Hungerbekämpfung, sondern werden zur Exportware – als Baumwolle für billige T-Shirts oder als Futtermittel für den Fleischkonsum in den Industrieländern. Zyni- scher sind noch einzelne Prestigeobjekte der Agro-Gen- technik-Industrie, zum Beispiel der „Golden Rice“. Wenn Menschen sich nicht genug Reis zum Überleben leisten können, dann können sie sich auch keinen „Gol- den Rice“ leisten. Die Hungerdebatte wird von Befürwortern der Agro- Gentechnik genutzt, um ein verstaubtes Argument neu aufzupolieren: Die Sicherstellung der Welternährung er- fordere eine Steigerung der Produktivität in der Land- wirtschaft, und dies ginge nur mit gentechnisch verän- derten Pflanzen. Doch auch diesen Nachweis ist die Agro-Gentechnik-Industrie schuldig geblieben, wie eine Studie der Universität Georgia von 2008 zeigt. Schon 2004 wies die FAO darauf hin, dass eine Er- trags- und Gewinnsteigerung durch den Anbau von gen- technisch veränderten Pflanzen wissenschaftlich nicht belegt sei. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Auch die Autoren einer von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Übersichtsstudie aus dem Jahr 2007 bestäti- gen, dass die Datenlage hinsichtlich einer Ertragssteige- rung durch gentechnisch veränderte Pflanzen nicht be- lastbar sei. Auch der UN-Weltagrarrat erklärt in seinem Bericht von 2008, dass eine Auswertung der bisher vor- gelegten Studien über den Anbau gentechnisch verän- d E d g d a f S b z S n g s h A g a t b P b e p h v b T B S d z l h t t n m g V d P l l h K H S z m b m w (C (D erter Pflanzen gezeigt habe, dass es in einigen Gebieten rtragszuwächse, in anderen aber Ertragsrückgänge urch den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ab. Seit rund zehn Jahren werden gentechnisch verän- erte Pflanzen zu kommerziellen Zwecken angebaut, vor llem in den USA, Argentinien und Brasilien. Dies sind ast ausschließlich herbizid- oder insektenresistente oja-, Mais-, Raps- und Baumwollsorten, die auf frucht- aren Böden angebaut werden müssen. Es werden in- wischen fast ausschließlich gentechnisch veränderte ojasorten des US-Konzerns Monsanto angebaut. Die Konsequenzen für die Landwirtschaft in Argenti- ien sind enorm: Waldflächen wurden für den Sojaanbau erodet, der Einsatz von Pestiziden und Stickstoffdünger tieg an, und es gibt Probleme mit dem Durchwuchs von erbizidresistenten Sojapflanzen. Gleichzeitig nahm in rgentinien die landwirtschaftliche Fläche für die Ei- enversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln b. Kleine und mittelständische landwirtschaftliche Be- riebe wurden verdrängt. Die Agro-Gentechnik kommt anders als der Ökoland- au nicht ohne Pestizide aus. Entweder werden die flanzen mittels Gentechnik selbst zu Pestiziden umge- aut, sodass sie in allen Pflanzenteilen – sogar im Pollen – inen toxischen Stoff des Bacillus thuringiensis – Bt – roduzieren. Zu diesen insektenresistenten Pflanzen ge- ören auch die MON-810-Maissorten von Monsanto, die on Landwirtschaftsminister Horst Seehofer für den An- au in Deutschland zugelassen wurden. Oder es werden otalherbizide eingesetzt. Die schädliche Wirkung dieser Kombination für die iodiversität wurde unter anderem in einer langjährigen tudie der britischen Regierung nachgewiesen: Durch en Anbau von herbizidresistentem Raps waren 44 Pro- ent weniger Blütenpflanzen und weniger Schmetter- inge und Spinnen zu finden, während bei Anbau erbizidresistenter Zuckerrüben 34 Prozent weniger Blü- enpflanzen sowie signifikant weniger Bienen, Schmet- erlinge und Wanzen zu finden waren. Das Beispiel des Soja-Anbaus in Argentinien zeigt eben den ökologischen Risiken auch die sozio-ökono- ischen Risiken der Agro-Gentechnik deutlich an. Dazu ehören zum Beispiel Kosten für die Vermeidung von erunreinigungen oder der Gefährdung der Biodiversität urch gentechnisch veränderte Pflanzen oder Folgen der atentierung biologischer Ressourcen und der Monopo- isierung des Saatgutsektors. Die Risiken in Entwick- ungsländern sind laut UN-Weltagrarrat vor allem enorm ohe Kosten für Saatgut durch Patente. Und gerade leinbauern geraten laut GEPA durch den Einsatz von ybrid- und gentechnisch verändertem Saatgut in eine chuldenspirale, da sie Saatgut, Düngemittel und Pesti- ide jedes Jahr erneut zu vorgegebenen Preisen kaufen üssten. Die Schuldenfalle Agro-Gentechnik hat auch ei Baumwoll-Bauern in Indien zu einer hohen Selbst- ordrate geführt. Eine Studie des Sächsischen Landesamtes für Um- elt, Landwirtschaft und Geologie ergab zudem auch Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19623 (A) ) (B) ) für Deutschland als Industrieland, dass beim Anbau von Bt-Mais höhere Saatgutkosten von 35 bis 40 Euro pro Hektar entstehen. Diese Mehrkosten können erst recht nicht Bauern in Entwicklungsländern tragen. Viele Ursachen steigender Lebensmittelpreise und Flächenkonkurrenz liegen in den reichen westlichen Ländern. Fleischhunger macht Welthunger – dagegen hilft keine Technik, erst recht keine Agro-Gentechnik, sondern hier müssen politische und strukturelle Lö- sungsansätze gefunden werden. Dazu gehört, in der Agrar- und Agrarsubventionspolitik umzusteuern und in der Entwicklungszusammenarbeit sowie in den Partner- ländern selbst die bäuerliche Landwirtschaft und ländli- che Entwicklung zu stärken. Auch müssen wir unsere Ernährungsgewohnheiten verändern. Und es muss recht- zeitig gegengesteuert werden, damit aus dem Energie- hunger nicht noch mehr Welthunger wird. Wichtig ist: Das Menschenrecht auf Nahrung muss Priorität haben. Die Bundesregierung schließt in ihrem Beschluss nicht aus, die Welternährungskrise auch mit industriellen Mitteln wie der Agro-Gentechnik zu be- kämpfen. Dies ist keine Lösung. Eine nachhaltige, so- ziale und ökologische Landwirtschaft, die das Hunger- problem überwinden kann, braucht keine grüne Gentechnik. Agro-Gentechnik ist im Gegenteil eine er- hebliche Gefährdung der Ernährungssicherheit. Anlage 14 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gen- diagnostikgesetz – GenDG) (Tagesordnungs- punkt 16) Hubert Hüppe (CDU/CSU): Heute liegt uns der Ge- setzentwurf der Bundesregierung zu einem Gendiagnos- tikgesetz vor. Genetische Untersuchungen sind ein Be- reich, in dem sich Verbände, Enquete-Kommission, Nationaler Ethikrat, Fraktionen und verschiedene Bun- desregierungen seit mehreren Jahren um eine gesetzliche Regelung bemühen. Die CDU/CSU-Fraktion hat, auch unter den Vorgängerregierungen, immer wieder auf ein Gendiagnostikgesetz gedrängt. Die Regierungsfraktio- nen haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass geneti- sche Untersuchungen gesetzlich geregelt werden sollen. Es ist gut, dass wir heute mit dem vorliegenden Ent- wurf das Gesetz auf den Weg bringen. Es besteht weitge- hende Einigkeit, dass ein solches Gesetz nötig ist. Seine Gene wird der Mensch sein Leben lang nicht los, sie ste- hen fest. Genetische Daten sind sensible, höchstpersönli- che Gesundheitsdaten. Genetische Daten sind auch des- halb besonders sensibel, weil sie Informationen über Verwandte enthalten können. Der Gesetzentwurf gibt genetische Untersuchungen in die Hände von Fachleuten, sichert Qualitätsanforde- rungen ab und errichtet Schutzwälle gegen Missbrauch genetischer Daten und Diskriminierung aufgrund geneti- scher Eigenschaften, etwa im Arbeitsleben und im Versi- c s d D l D s d k v T z G v w n D s d d n z b e g A d u w s k d g t A E v E u P B e B s p d s S B c l t e (C (D herungswesen. Ob man Ergebnisse genetischer Unter- uchungen wissen will oder sie gerade nicht wissen will, as unterliegt der Selbstbestimmung jedes einzelnen. er Gesetzentwurf legt strenge Maßstäbe an die Einwil- igung in eine genetische Untersuchung an. Genetische Tests können zur Absicherung einer iagnose beitragen und dadurch die Therapie verbes- ern. Pharmakogenetische Tests können genetisch be- ingte Empfindlichkeiten für bestimmte Medikamente lären und so eine individuelle Auswahl und Dosierung on Medikamenten erleichtern. Prädiktive genetische est geben Anhaltspunkte über mögliche Risiken einer ukünftigen Erkrankung oder Behinderung. Prädiktive entests können möglicherweise helfen, einer Krankheit orzubeugen, etwa durch Anpassung der Lebensge- ohnheiten. Gerade weil wir die Chancen genetischer Diagnostik utzen wollen, brauchen wir eine gesetzliche Regelung. ie Menschen müssen sicher sein können, dass geneti- che Untersuchungen zu ihrem Vorteil durchgeführt wer- en. Sie müssen sicher sein, dass es nicht zu ihrem Scha- en ist, wenn sie genetische Diagnostik in Anspruch ehmen. Deshalb war es uns als Union wichtig, dass es ukünftig Versicherern und Arbeitgebern nicht nur ver- oten sein soll, genetische Tests zu verlangen, sondern s auch ein Verbot der Verwertung von Testergebnissen ibt, die der Betroffene freiwillig vorlegt oder an die der rbeitgeber oder das Versicherungsunternehmen auf an- ere Weise gelangt. Besonders wichtig ist die qualifizierte Beratung vor nd nach einem prädikativen Gentest, um den Aussage- ert eines Testergebnisses richtig einzuschätzen und auf einer Basis eine begründete Entscheidung treffen zu önnen. Diese Beratung muss von Ärzten geleistet wer- en, die über besondere Fachkunde verfügen. Das Gendiagnostikgesetz geht von der Besonderheit enetischer Daten aus schreibt und zum Schutz der be- roffenen Menschen sinnvolle Regelungen vor, etwa rztvorbehalt, qualifizierte Beratung, Bedingungen der inwilligung und der Aufbewahrung bzw. Vernichtung on Ergebnissen genetischer Untersuchungen. Ich denke, im Grundsatz haben wir ein hohes Maß an inigkeit darüber, dass ein Gesetz diese Grundprinzipien msetzen soll. Über die konkrete Ausgestaltung dieser rinzipien werden wir auf Basis des Gesetzentwurfes der undesregierung beraten. Wir werden auch im Rahmen iner Anhörung die Betroffenen und die Fachleute in die eratung einbeziehen. Wir werden genau darauf chauen, ob die Begriffsbestimmungen trennscharf und raxistauglich sind, etwa hinsichtlich der Unterschei- ung zwischen diagnostischen und prädikativen geneti- chen Untersuchungen. Besonders muss aus meiner icht geprüft werden, inwieweit der Stellungnahme des undesrates gefolgt werden sollte, genetische Untersu- hungen zu Forschungszwecken einzubeziehen. Natür- ich sind wir zu Änderungen bereit, die sich aus den wei- eren Beratungen, Stellungnahmen und Anhörungen rgeben. 19624 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Bei einem ausführlichen Gespräch zum Gendiagnos- tikgesetz mit Vertretern der Diagnostica-Industrie haben diese unter anderem die Position vertreten, dass der For- schungsbereich im Gendiagnostikgesetz mit geregelt werden muss. Ihre Begründung für eine gesetzliche Re- gelung ist so einleuchtend wie vernünftig: Wenn jede Frau und jeder Mann wissen, dass genetische Untersu- chungen in einem geordneten und gesetzlich festgeleg- ten Rahmen stattfinden, besteht Vertrauen. Eine gesetzli- che Regelung im Forschungsbereich ist also sowohl im Interesse der Betroffenen als auch der Anbieter und der Industrie. Von daher ist in der Tat zu prüfen, was im Bereich der genetischen Forschung bundesweit geregelt ist und was gegebenenfalls geregelt werden muss. Ansonsten würde dies ein Problem insofern darstellen, als solche For- schungsprojekte nicht notwendig nur innerhalb der Grenzen eines Bundeslandes stattfinden und verschie- dene Berufsgruppen und verschiedene Institutionen – etwa private und öffentlich-rechtliche Stellen – unter- schiedlichen rechtlichen Anforderungen unterliegen könnten. Dies würde letztlich als Forschungshindernis wirken. Umgekehrt gilt: Wenn genetische Untersuchungen in einem geordneten und gesetzlich festgelegten Rahmen stattfinden, besteht das Vertrauen, auf das Forschung an- gewiesen ist. Deshalb sollten wir uns diesem Thema sorgfältig widmen. In den letzten Wochen ist auch darüber diskutiert wor- den, ob das Gesetz alles erlauben soll, was „technisch“ möglich ist. So haben unter anderem der Ministerpräsi- dent von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, und die Staatssekretärin Ursula Heinen ein Verbot vorgeburtli- cher genetischer Untersuchungen gefordert, die gezielt auf „spätmanifestierende Erkrankungen“ wie zum Beispiel Brustkrebs oder Alzheimer durchgeführt werden, also für solche Erkrankungen, die erst im späteren Lebensalter auftreten. Allein die Entnahme der Fruchtwasserprobe für diese genetische Untersuchung birgt ein Risiko von einem Prozent, dass es zu einer Fehlgeburt kommt. Solche Gentests wären auch lange nach der Geburt des Kindes möglich, wenn es nur darum geht, der Er- krankung bestmöglich vorzubeugen, etwa durch gezielte Vorsorgeuntersuchungen, besondere Ernährung oder Le- bensführung, oder sich bestmöglich auf die Erkrankung vorzubereiten. Wenn man nur das Wohl des Kindes im Auge hat, gibt es keinen Grund, solche Gentests noch vor der Geburt durchzuführen. Wenn man solche Gentests noch vor der Geburt statt nach der Geburt durchführen will, um das Risiko einer „spätmanifestierenden Erkrankung“ abzuklären, so hat man davon keinen zusätzlichen Nutzen, es sei denn, um sich für eine Abtreibung wegen dieser Veranlagung zu entscheiden. Wenn wir vorgeburtliche Gentests auf „spätmanifestierende Erkrankungen“ zulassen, schaffen wir ein erhebliches Diskriminierungspotenzial gegen Träger solcher Veranlagungen. Wir würden einen weite- ren Schritt zum „Kind nach Maß“ zulassen. Dies ist eine Gewissensfrage. g u d d K h s e s s d f m P s t r i w m s s C d d c R m a n n U g r r U n B r g r d R n b c w t E d c (C (D Der vorliegende Gesetzentwurf ist eine gute Aus- angsbasis und ein großer Schritt für mehr Sicherheit nd Vertrauen im bereich der Gendiagnostik. Wir wer- en in der Anhörung erfahren, wie die Sachverständigen en Entwurf beurteilen, was sie begrüßen und wo sie orrekturbedarf sehen, und wir werden sehr gewissen- aft und sorgfältig mit ihren Vorschlägen umgehen. Ich freue mich auf konstruktive Beratungen im Aus- chuss. Dr. Carola Reimann (SPD): Mit dem Entwurf für in Gesetz über genetische Untersuchungen beim Men- chen – kurz Gendiagnostikgesetz – legen wir eine ge- etzliche Regelung für den bisher ungeregelten Bereich er genetischen Untersuchungen vor. Dieser Bereich er- ordert angesichts der Erkenntnismöglichkeiten der Hu- angenetik einen besonderen Schutzstandard, um die ersönlichkeitsrechte der Bürgerinnen und Bürger zu chützen und durch eine gesetzliche Regelung die Quali- ät der genetischen Diagnostik zu gewährleisten. Der nun vorliegende Gesetzentwurf wird die Bürge- innen und Bürger in die Lage versetzen, ihr Recht auf nformationelle Selbstbestimmung wahrzunehmen. Ein eiteres wichtiges Ziel des Gesetzentwurfes ist es, die it der Untersuchung menschlicher genetischer Eigen- chaften verbundenen möglichen Gefahren und geneti- che Diskriminierung zu verhindern und gleichzeitig die hancen des Einsatzes genetischer Untersuchungen für en Einzelnen zu wahren. Mit dem Gesetz werden zu- em Anforderungen an eine gute genetische Untersu- hungspraxis verbindlich geregelt. Zu den Grundprinzipien des Entwurfes zählt das echt des Einzelnen auf informationelle Selbstbestim- ung. Hierzu gehören sowohl das Recht auf Wissen, lso das Recht, die eigenen genetischen Befunde zu ken- en, als auch das Recht auf Nichtwissen, das heißt diese icht zu kennen. Nur wenn die betroffene Person in die ntersuchung rechtswirksam eingewilligt hat, dürfen enetische Untersuchungen durchgeführt werden. Vo- aussetzung für die Ausübung des Selbstbestimmungs- echts ist die Trias aus Aufklärung vor den genetischen ntersuchungen, die wirksame Einwilligung in die ge- etische Untersuchung sowie zusätzlich die genetische eratung. Mit diesem Konzept wollen wir eine souve- äne Entscheidung des informierten Patienten für oder egen eine genetische Untersuchung ermöglichen. Im Detail sieht unser Entwurf Regelungen für die Be- eiche der medizinischen Versorgung, der Abstammung, es Arbeitslebens und der Versicherungen vor. Auf die egelungen zu genetischen Untersuchungen zu medizi- ischen Zwecken sowie im Arbeits- und Versicherungs- ereich möchte ich im Folgenden näher eingehen. Genetische Untersuchungen zu medizinischen Zwe- ken, die nur von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt erden dürfen, unterliegen einem abgestuften Bera- ungskonzept. Die genetische Beratung ist ein zentrales lement des Gesetzentwurfes. So soll eine Beratung ann angeboten werden, wenn die genetische Untersu- hung der Abklärung einer bereits bestehenden Erkran- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19625 (A) ) (B) ) kung dient. Verpflichtend ist sie hingegen dann, wenn Untersuchungen eine Vorhersage auf die eigene Gesund- heit oder auf die Gesundheit eines ungeborenen Kindes erlauben. In beiden Fällen ist die Beratung vor und nach der Untersuchung verpflichtend. Auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin oder des Patienten ist – ganz im Sinne des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung – auf die Beratung zu verzichten. Eine Begrenzung allein auf medizinische Zwecke er- folgt bei vorgeburtlichen genetischen Untersuchungen. Diese sollen sich auf die Feststellung derjenigen geneti- schen Eigenschaften beschränken, die die Gesundheit des Fötus oder Embryos vor oder nach der Geburt beein- trächtigen können. Im Bereich des Arbeitsrechts sind genetische Unter- suchungen auf Verlangen des Arbeitgebers grundsätzlich verboten. Dem Arbeitgeber ist zudem die Verwendung von Ergebnissen bereits vorgenommener Untersuchun- gen untersagt. Lediglich im Arbeitsschutz sind geneti- sche Untersuchungen unter sehr eng gefassten Voraus- setzungen zugelassen. Ähnlich strenge Regelungen sind für den sensiblen Versicherungsbereich vorgesehen. So dürfen Versiche- rungsunternehmen beim Abschluss eines Versicherungs- vertrages grundsätzlich weder die Durchführung einer genetischen Untersuchung noch Auskünfte über bereits durchgeführte Untersuchungen verlangen. Allein zur Vermeidung von Missbrauch, der sich auch gegen die Versichertengemeinschaft richtet, ist vorgesehen, dass Ergebnisse bereits vorgenommener genetischer Untersu- chungen vorgelegt werden müssen, wenn eine Versiche- rung mit einer sehr hohen Versicherungssumme abge- schlossen werden soll. Die Regelungen für den Arbeits- und den Versiche- rungsbereich greifen die berechtigten Sorgen der Bürge- rinnen und Bürger auf und schützen durch klar abge- grenzte Ausnahmen gleichzeitig vor Missbrauch bzw. vor gesundheitlichen Schäden. Einen letzten Punkt möchte ich kurz noch aufgreifen. Weil nicht nur die Grundlagenforschung im Bereich der Genetik, sondern auch die Anwendungsforschung be- ständig neue Erkenntnisse und Anwendungsmöglichkei- ten liefert, ist es von großer Bedeutung, den Bereich der Gendiagnostik kontinuierlich zu beobachten, um Ent- wicklungen zu erkennen, die gesetzgeberisches Handeln notwendig machen. Zu diesem Zweck bewertet eine beim RKI ansässige interdisziplinär zusammengesetzte unabhängige Gendiagnostik-Kommission alle drei Jahre in einem Tätigkeitsbericht die Entwicklung der geneti- schen Diagnostik. Die Kommission hat ferner die Auf- gabe, Richtlinien zum allgemein anerkannten Stand der medizinischen Wissenschaft und Technik, zur Qualifika- tion von Personen zur genetischen Beratung, zur Aufklä- rung und Beratung, zur Durchführung von genetischen Analysen sowie genetischen Reihenuntersuchungen zu erstellen. Mit dem Entwurf eines Gendiagnostikgesetzes legen wir für den Bereich der sensiblen genetischen Daten ein gut ausbalanciertes Regelwerk vor, welches einerseits d n m m S r E i s c R n n D k e g d t t n R e s z n i i n l t k V G l n v g s F m s s h e d d c s D m n i s (C (D ie Chancen genetischer Untersuchungen für den Einzel- en wahrt sowie andererseits die mit der Untersuchung enschlicher genetischer Eigenschaften verbundenen öglichen Gefahren verhindert. Ich möchte an dieser telle besonders hervorheben, dass Aufklärung und Be- atung als Voraussetzung für eine wirklich informierte ntscheidung des Einzelnen einen zentralen Stellenwert n unserem Entwurf einnehmen. Der vorgelegte Entwurf ichert diesen Gleichklang von verlässlichen gesetzli- hen Rahmenbedingungen – mit der Betonung auf dem echt der informationellen Selbstbestimmung – und ei- er umfassenden Aufklärung und Beratung der Betroffe- en über Potenziale wie Risiken der genetischen iagnostik. Heinz Lanfermann (FDP): In der öffentlichen Dis- ussion um die Vor- und Nachteile von Gendiagnostik rleben wir eine große Spannbreite der Meinungen. Es ibt die Furcht vor dem gläsernen Menschen ebenso wie ie Euphorie, den Schlüssel zur Heilung aller Krankhei- en entdeckt zu haben. Augenmaß und ruhige Betrach- ung sind angesagt, und man sollte weder zu große Hoff- ungen noch zu große Ängste wecken. Eine gesetzliche egelung der Fragen, die sich durch die Gendiagnostik rgeben, ist notwendig, gerade auch um Ängsten und fal- chen Vorstellungen bei den Bürgerinnen und Bürgern u begegnen. Nach der Entschlüsselung des Genoms sehen wir ei- ige Buchstaben, die aber dafür in riesiger Anzahl, die mmer wieder typisch, wenn auch nicht beliebig, so doch mmer wieder anders zusammengesetzt sind. Wir sind och weit entfernt davon, das individuelle Lebensbuch esen zu können. Auch wissen wir noch nicht, ob es wei- ere Strukturen gibt, die unter bestimmten – noch unbe- annten – Umständen oder in bestimmten Zeitintervallen eränderungen hervorrufen. Wer sagt zum Beispiel dem en, dass das Wachstum der mit ihm verbundenen Zel- en gestoppt werden muss? Nun stehen wir am Anfang einer Entwicklung mit och Ungewissem Ausgang und wollen doch schon jetzt ieles regeln und dabei möglichst alle für uns zum jetzi- en Zeitpunkt absehbaren Missbrauchsgefahren aus- chließen. Der Gesetzentwurf stellt einen ersten Versuch der ormulierung eines Handlungs- und Orientierungsrah- ens dar, über dessen Ausgestaltung wir noch intensiv prechen müssen. Er regelt die Art und Weise geneti- cher Untersuchungen ebenso wie den Umgang mit den ieraus gewonnenen hochsensiblen Daten. Dabei wirft r schwierige Fragen auf, mit denen wir uns auseinan- ersetzen müssen: So wird sicher über § 18 Gendiagnostikgesetz, also ie Frage der Verwertbarkeit von genetischen Untersu- hungen und Analysen im Zusammenhang mit dem Ab- chluss eines Versicherungsvertrages, zu sprechen sein. abei stimme ich der Forderung der Bundesärztekam- er ausdrücklich zu, dass Versicherungsunternehmen icht die Vornahme einer genetischen Untersuchung von hren Versicherungsnehmern verlangen dürfen. In die- em Sinne begrüße ich auch die Selbstverpflichtung der 19626 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Versicherungswirtschaft, keine Gentests von ihren Kun- den zu verlangen. Es stellt sich in diesem Zusammenhang aber die Frage, wie mit den Ergebnissen freiwilliger Tests umzu- gehen ist. § 18 des Gendiagnostikgesetzes schließt für den Fall des Abschlusses eines Versicherungsvertrages die Verwertung auch freiwillig durchgeführter Gentests aus – sofern eine Grenze von 300 000 Euro für Lebens- versicherungen und 30 000 Euro für Jahresrenten nicht überschritten wird –, wobei die Formulierung nicht klar beschreibt, ob sich die Zahlen auf jeweils einen oder die Summe mehrerer Versicherungsverträge beziehen soll. Dabei wird allerdings nicht unterschieden, ob es sich um einen prädiktiven oder einen diagnostischen Test handelt. Der Unterschied liegt darin, dass prädiktive Un- tersuchungen ohne bestehende Krankheitssymptomatik lediglich die Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Er- krankung, also die genetische Veranlagung, ermitteln, die diagnostische genetische Untersuchung dagegen der genaueren Diagnose einer bereits eingetretenen Erkran- kung und der weiteren Behandlung dient. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass schon heute den Versicherungsnehmer eine Pflicht zur Anzeige aller ihm bekannten Gefahrumstände trifft. Es muss folglich sorgsam geprüft werden, ob es – wie in § 18 Gendiagnostikgesetz vorgesehen – richtig ist, dass der Versicherungsnehmer selbst dann das Recht erhalten soll, die Erkenntnisse einer freiwilligen Untersuchung zu verschweigen, wenn er dabei positive Kenntnis von ei- ner Erkrankung erlangt hat. Die Tatsache, dass der Versi- cherungsnehmer mit der Durchführung eines solchen freiwilligen Tests auf sein Recht auf Nichtwissen ver- zichtet hat, gilt es in der Abwägung zwischen dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung, dem Recht des Versicherers auf Informationssymmetrie bei Vertrags- schluss und den Folgewirkungen für die Versichertenge- meinschaft zu berücksichtigen. Wenn wir über genetische Untersuchungen sprechen, dann kommen wir aber auch zu der Frage, wie Ärzte mit den durch Gendiagnostik gewonnenen Daten umgehen müssen. Bekennen wir es ehrlich: Die ärztliche Schwei- gepflicht ist an vielen Stellen durchlöchert. Es gilt daher, diese ärztliche Schweigepflicht wieder umfassender zu gestalten und in der Praxis einzufordern – und dies be- sonders im Hinblick auf Gendaten und damit im Hin- blick auf die Regelungen des Gendiagnostikgesetzes. Ein weiteres Problem, dessen man sich in den Aus- schussberatungen wird annehmen müssen, ergibt sich aus § 17 Abs. 8 Gendiagnostikgesetz. Diese Vorschrift regelt in Verfahren der Auslandsvertretungen und Aus- länderbehörden zum Familiennachzug nach dem Aufent- haltsgesetz die Klärung der Abstammung durch geneti- sche Untersuchungen. Problematisch dabei ist, dass die Bundesregierung vorliegend ein Verfahren formalisieren möchte, bei dem bereits die Rechtsgrundlage unklar ist. Schon seit geraumer Zeit verlangen Botschaften in Fra- gen des Familiennachzugs von den Betroffenen die Zu- stimmung zu und die Einholung von DNS-Gutachten zum Zwecke des Abstammungsnachweises. i § n g z l 2 m d m f t s T Z d t n d z U e s n d D t l w n d w m s W k G e m d g E u d d w D T g m b (C (D Die Bundesregierung stützt diesen massiven Eingriff n das Recht auf informationelle Selbstbestimmung auf 82 Aufenthaltsgesetz bzw. § 6 Abs. 2 Passgesetz, wo- ach den Antragsteller im Antragsverfahren die Oblie- enheit trifft, zuverlässige Nachweise der Abstammung u erbringen. Es liegt der Verdacht nahe, dass ausweis- ich der Antwort der Bundesregierung vom 9. November 007 auf unsere diesbezügliche Kleine Anfrage zuneh- end ein DNS-Nachweis verlangt wird, um die aufwen- ige Überprüfung der eingereichten Abstammungsdoku- ente zu begrenzen. Damit wird aus der eigentlich reiwilligen DNS-Untersuchung faktisch eine Pflichtun- ersuchung zur Erlangung der Aufenthaltserlaubnis. Dass die Bundesregierung selbst dabei keineswegs so orgsam und zurückhaltend mit den aus genetischen ests gewonnenen Daten umzugehen gedenkt, wie in der weckbestimmung des § 1 Gendiagnostikgesetz gefor- ert wird, ergibt sich auch aus § 17 Abs. 8 Gendiagnos- ikgesetz. Demnach sollen für den Fall des Verdachts ei- er nicht einmal näher bestimmten Straftat das Ergebnis er DNS-Untersuchung und die genetische Probe selbst um Zwecke der Strafverfolgung übermittelt werden. nd das, obwohl der Test ausschließlich zur Erlangung ines den Nachzug erlaubenden Abstammungsnachwei- es vorgenommen wurde. Gendiagnostik mag zum jetzigen Zeitpunkt nur bei ei- igen wenigen Krankheiten ein geeignetes Instrument arstellen. Man muss dabei aber auch bedenken, dass die iagnostik alleine nicht reicht. Sie muss über die Bera- ung hinaus mit einer konkreten und sachkundigen Hilfe- eistung verbunden werden. Ich denke hier beispiels- eise an die helfende Vorsorge, die zwar die Krankheit icht direkt beeinflusst, aber die Vorstufen lindert und em Patienten das Gefühl gibt, nicht allein gelassen zu erden. Wenn wir jetzt das Gesetzgebungsverfahren angehen, üssen wir uns zur Ausgangslage eingestehen: Wir alle tehen heute noch vor einem großen Buchstabenberg. ie und wofür man die Buchstaben wird gebrauchen önnen, das wird sich erst in der Zukunft weisen. leichwohl müssen wir jetzt ein Gendiagnostikgesetz rarbeiten, das drei Bedingungen erfüllt: Erstens: Es uss größtmöglichen Schutz vor unbefugter Verwen- ung garantieren. Zweitens: Es muss bewährte Rechts- rundsätze für das neue Zeitalter fortschreiben. Drittens: s muss Qualifikationsmaßstäbe für Untersuchungen nd Beratungen formulieren. Monika Knoche (DIE LINKE): Nun schon in der ritten Legislatur wird die Notwendigkeit eines Gen- iagnostikgesetzes gefordert. Heute liegt erneut ein Ent- urf dafür vor. Das begrüße ich namens meiner Fraktion ie Linke ausdrücklich. Wenn auch die Gendiagnostik als solche nicht das hema jedes einzelnen Bürgers und jeder einzelnen Bür- erin ist, so ist sie doch eine Frage, die alle angeht. Untersuchungen des Erbmaterials tauchen immer ehr und immer öfter in unserem Leben auf: Arbeitge- er und Lebensversicherungen wollen gerne wissen, wie Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19627 (A) ) (B) ) es um unsere Gene bestellt ist, aufgrund der sich rasant entwickelnden Untersuchungsmethoden raten Ärzte im- mer öfter zu genetischen Tests, um bestehende Krank- heiten oder auch nur ein mögliches Krankheitsrisiko ir- gendwann in den nächsten Jahrzehnten aufzudecken, Forscher hätten gern mehr und mehr genetische Proben, unsinnige Tests auf nicht behandelbare Erkrankungen stehen neben nützlichen, verbotene neben legalen, das Missbrauchspotenzial ist extrem hoch. Und das Ganze ist so gut wie nicht gesetzlich geregelt. Das muss jetzt erfolgen, denn das Recht auf informationelle Selbstbe- stimmung als ein Kernbestand des modernen Menschen- rechts hat Verfassungsrang. Dass dieses Recht eines Menschen sich im Wesentlichen im Bereich medizini- scher Diagnostik abspielt, also Aussagen über das eigene Erbgut umfasst, macht diese Frage zu einer hochsen- siblen Frage des Persönlichkeitsrechts und der präventi- ven und kurativen medizinischen Möglichkeit. Um so dringlicher sind die Anforderungen an den Ge- setzgeber, genauestens darauf zu achten, wer überhaupt berechtigt ist, genetische Tests anzubieten und durchzu- führen, wie der informed concent, das ist Voraussetzung für jedwede Diagnostik, ausgestaltet sein muss, um in verantwortbarer Weise den Patienten und Patientinnen Kenntnis über deren genetische Bedingungen zu geben. Was sagen solche Tests über Krankheiten erblicher Natur aus? Was können sie über die Wahrscheinlichkeit des Eintritts einer Krankheit und Schwere dieser sowie heutige und zukünftige Behandlungsmöglichkeiten aus- sagen? Darüber müssen die Bürgerinnen und Bürger vor der Durchführung eines Tests voll informiert werden, bevor sie ihre Einwilligung zur Durchführung geben. Selbstverständlich ist das Recht auf Nichtwissen ein Menschenrecht. Und – das ist das Besondere an diesem Verfahren – auch Angehörige von getesteten Personen sind unter Umständen „genetisch identifiziert“, ohne darüber je eine Zustimmung gegeben zu haben. Deshalb muss diese Schutz- und Rechtsdimension zwingend in einem Gendiagnostikgesetz ihren Nieder- schlag finden. Und diesem Problem hat sich der Gesetz- entwurf zugewandt. Hier möchte ich auf die einschlägigen Paragrafen in diesem vorliegenden Entwurf, die Gentests zur Bestim- mung von Verwandtschaftsverhältnissen bei Familien- nachzug verlangen, hinweisen. Wir Linke können diese Vorgaben nur ablehnen. Denn ein Sonderrecht respektive Rechtsentzug für Migrantinnen und Migranten stellt eine Diskriminierung durch ein Bundesgesetz dar. Das muss wieder aus dem Entwurf entfernt werden. Denn diese Daten sollen darüber hinaus ja auch den Strafverfol- gungsbehörden zugeführt werden können. Willkür ge- genüber Nichtdeutschen darf nicht zu deutschem Recht werden. Daneben ist es der Vorschlag, Untersuchungen durch- führen zu lassen, die Rückschlüsse auf das Erbgut er- möglichen, die wir insbesondere im Arbeitsrecht für nicht zulässig halten, auch wenn sie in Form von phäno- typischen Tests auftauchen. Würde das erlaubt, hätte es zur Folge, dass diejenigen Beschäftigten herausgefiltert w s g n b e d d l e t g f l a p i G p h l l g s n S k p B d u u d s k M F r S i c r F K t A B e a h c R n u w (C (D erden können, die für belastende Arbeitsbedingungen chlichtweg ein Berufsverbot erhielten. Aufgabe ist es demgegenüber, die Arbeitsplatzbedin- ungen so zu gestalten, dass sie für einen diskrimi- ierungsfreien Zugang sorgen und gesundheitliche Ar- eitsschutzregelungen geschaffen werden, die es allen rmöglichen, ihren gewünschten Beruf anzustreben. Wie weit die Regelungen reichen, erkennt man auch aran, dass zwar bei Lebensversicherungen Tests gefor- ert werden und bei privaten Krankenkassen nicht er- aubt sind, die Versicherungsgesellschaften jedoch oft ng miteinander verwoben sind. Deshalb darf kein Da- entransfer erlaubt werden; wie auch stark zu hinterfra- en ist, ob es nicht doch zu Diskriminierung führt, wenn ür Lebensversicherungen ab 300 000 Euro Gentests er- aubt würden. Zum Schluss möchte ich noch Details des Gesetzes nsprechen, die intensiver Beratung und fachlicher Ex- ertisen bedürfen. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass m Bereich der Medizin die Gefahr besteht, zu einer auf ene zentrierten Sichtweise von Krankheits- und Kör- erbildern zu kommen. Interessant auch, dass sich nam- afte Humanethiker heute deutlich distanzieren von der andläufigen Meinung darüber, wie bestimmend eigent- ich Gene für Krankheiten seien. Sie raten sehr zu einer anzheitlichen Medizin und warnen vor einer monokau- alen Betrachtung auch bei erblicher Disposition zu ei- er bestimmten Erkrankung. Prävention, Vorsorge und ekundärprävention gilt es auch hier mehr Aufmerksam- eit zukommen zu lassen. Das ethisch moralisch wohl roblematischste Feld moderner Gendiagnostik ist der ereich der Pränataldiagnostik. Dem müssen wir uns in en weiteren Beratungen annehmen. Die Information über das genetische Sein des Fötus nd die Regelung im § 218, wonach dieser Information nd ihrer Verarbeitung für die schwangere Frau zur me- izinischen Indikation also zum Krankheitsbild der Frau elbst erklärt werden kann, hat die embryopatische Indi- ation zwar abgelöst, das Problem aber nicht aufgelöst. eines Erachtens werden die damit aufgeworfenen ragen durch das Gendiagnostikgesetz noch nicht hin- eichend bearbeitet. In der alltäglichen Praxis von chwangeren ist von größter Wichtigkeit, dass ein echter nformed concent vor Durchführung eines Gentests si- hergestellt wird. Diese Anforderungen auszuformulie- en, muss in diesem Gesetz geleistet werden. Alle für die rau erwachsenden Rechtsansprüche in der gesetzlichen rankenversicherung, inklusive frei wählbarer Bera- ungszentren vor und nach dem Test, sind grundlegende nforderung. Tatsächlich sind die humangenetischen eratungen sowie alle psychosozialen Angebote in Frau- ngesundheitszentren oder anderenorts qualitätsgerecht ls Begleitung unverzichtbar, und nicht zuletzt gilt es, im ohen Maße verantwortlich mit den menschenrechtli- hen Anforderungen in der Forschung umzugehen. Nicht einwilligungsfähigen Menschen ein minderes echt auf Unversehrtheit und Autonomie zuzugestehen, ur weil man einen Fremdnutzen aus der Erforschung nd Forschung mit ihren höchstpersönlichen Daten er- artet, entspricht einer Nützlichkeits-, also einer utilita- 19628 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) ristischen Moral, die nicht Eingang in ein deutsches Ge- setz finden sollte. Also, es gibt noch eine ganze Reihe von Fragen, die im Rahmen der anstehenden Anhörungen zu klären sind bis wir hier im Hause endgültig über ein Gesetz befin- den, das schon so lange ansteht. Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir beraten das Gendiagnostikgesetz zu einem so späten Zeitpunkt, dass ich mich frage, ob die Bundesregierung glaubt, dadurch die Kritik an ihrem Gesetzentwurf im Nachtprogramm verstecken zu können. Selten hat mir eine Stellungnahme des Bundesrates so gefallen wie diese zum Gendiagnostikgesetz der Bun- desregierung. Bei den aus grüner Sicht zentralen Kritik- punkten Forschung, Versicherung, Schutz von Arbeit- nehmerinnen und Arbeitnehmern passt kaum ein Blatt zwischen uns Bündnisgrüne und den Bundesrat. Das sollte den Kolleginnen und Kollegen der Regierungs- fraktionen mehr als zu denken geben. Die Regierung ist uneinsichtig, aber die Fraktionen sollten das Votum des Bundesrates nicht einfach ignorieren. Der Bundesrat for- dert klar und eindeutig Regelungen für die genetisch- medizinische Forschung. Nach dieser schallenden Ohrfeige durch den Bundes- rat sollte die Union endlich ihre Blockadehaltung zur Regelung des Forschungsbereiches aufgeben. Die Ver- mutung, es nutze den Forschenden, sie ohne spezifische Regelungen forschen zu lassen, kann sehr schnell nach hinten losgehen. Bei einem einzigen Skandal, in dem mit genetischen Proben Schindluder getrieben wird, würde die Forschung auf Dauer Schaden nehmen. Es ist nicht nur im Interesse derjenigen, die Proben und persönliche Krankheitsinformationen zur Verfügung stellen, son- dern auch der Forschenden, dass der Datenschutz so groß geschrieben wird, wie es von allen Datenschutzbe- auftragten der Länder gefordert wird. Die Bundesregierung hat ihr Verbot der Weitergabe von Ergebnissen prädiktiver Tests – Tests, die Wahr- scheinlichkeitsaussagen über einen möglichen Ausbruch einer Krankheit in der Zukunft machen – mit Ausnah- men für Lebens-, Berufsunfähigkeits-, Erwerbsunfähig- keits- und Pflegerentenversicherungen versehen. Unsere Kritik, dass die Bundesregierung hier vor der Versiche- rungswirtschaft eingeknickt ist, scheint der Bundesrat zu teilen. Er fordert, diese Regelungen zu streichen. Der Bundesrat kritisiert ebenso zu Recht die Regelun- gen zur Weitergabe von Daten zu diagnostizierten Vorer- krankungen und Erkrankungen an private Versicherun- gen. Die Vorschläge gehen klar über die bestehenden Regelungen im Versicherungsvertragsrecht hinaus. Das ist unhaltbar. Hier klare Grenzen zu setzen, ist besonders notwendig, da die Bundesregierung bei der Definition trickst und prädiktive Untersuchungen zu diagnostischen umdefiniert. Eine genetische Veränderung, bei der die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung unterschiedlich hoch ist, je nachdem, ob äußere Einflüsse wie zum Bei- spiel Belastungen durch Chemikalien am Arbeitsplatz hinzukommen oder nicht, wird genauso behandelt wie e b g s S r d r v N w h M c V n f U v b a K g n a B E d c d s d f d t b ü d A s w v s L m p n d n d f (C (D ine klare und eindeutige Diagnose einer bereits ausge- rochenen Krankheit. Der Bundesrat fordert, dass eine Person, die ein An- ebot zu einem Gentest ablehnt, nicht mit einem Be- chäftigungsverbot belegt werden darf. Das müsste eine elbstverständlichkeit sein – nicht so für die Bundes- egierung. Im Gegensatz zur Bundesregierung scheint der Bun- esrat die Lebensrealität von Müttern und deren Neugebo- enen zu kennen. Die Bundesregierung will Hebammen erbieten, das seit Jahrzehnten von ihnen durchgeführte eugeborenen-Screening durchzuführen. Kann es denn irklich sein, dass der Bundesregierung der Arztvorbe- alt wichtiger ist als die Gesundheit der Neugeborenen? it dieser neuen Hürde gefährdet sie die flächende- kende Untersuchung von Säuglingen. Der Bundesrat hat mich in den Bereichen Forschung, ersicherung und Arbeit positiv überrascht. Dort, wo ich ach den Vorstößen aus NRW mit ihm gerechnet habe, inde ich leider keine Positionierung. Ich hätte mir eine nterstützung in der bioethischen Frage des Verbots von orgeburtlichen genetischen Untersuchungen von Em- ryonen auf Krankheiten, die erst im Erwachsenalter uftreten, gewünscht. Dennoch hoffe ich, dass hier die oalition im Laufe der Beratungen noch nachbessert. Ich hoffe, dass die Kolleginnen und Kollegen der Re- ierungsfraktionen das Votum des Bundesrates ernst ehmen und wichtige Änderungsvorschläge im Interesse ller Bürgerinnen und Bürger aufgreifen. Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär bei der undesministerin für Gesundheit: Mit dem vorgelegten ntwurf eines Gendiagnostikgesetzes verfolgt die Bun- esregierung vorrangig zwei Ziele: Die mit der Untersu- hung menschlicher genetischer Eigenschaften verbun- enen Gefahren einer genetischen Diskriminierung ollen verhindert werden. Gleichzeitig sollen aber auch ie Chancen des Einsatzes genetischer Untersuchungen ür den einzelnen Menschen gewahrt bleiben. Dabei geht er Gesetzentwurf von der Besonderheit genetischer Da- en aus. Sie können mit hohem prädiktiven Potential ver- unden sein und gegebenenfalls auch Informationen ber genetisch Verwandte offenbaren. Für die Bereiche er medizinischen Versorgung, der Abstammung, des rbeitslebens und der Versicherungen werden spezifi- che Regelungen getroffen. Wir sehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Not- endigkeit, im Gendiagnostikgesetz gesetzliche Initiati- en im Bereich der Forschung zu ergreifen, weil insbe- ondere durch die Datenschutzgesetze von Bund und ändern sowie die vorherige Befassung von Ethikkom- issionen ein umfangreicher Schutz gewährleistet ist. Im Einzelnen möchte ich folgende Regelungsschwer- unkte hervorheben: Erstens. Zu dem Recht des Einzel- en auf informationelle Selbstbestimmung im Bereich er Gendiagnostik gehören sowohl das Recht, die eige- en genetischen Befunde zu kennen, als auch das Recht, iese nicht zu kennen. Genetische Untersuchungen dür- en nur durchgeführt werden, wenn die Betroffenen in Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19629 (A) ) (B) ) die Untersuchung rechtswirksam eingewilligt haben. Zu- sätzlich kommt der genetischen Beratung besondere Be- deutung zu. Zweitens. Zur Sicherstellung des Schutzes der Patien- tinnen und Patienten wird ein umfassender Arztvorbe- halt für die Durchführung genetischer Untersuchungen zu medizinischen Zwecken festgelegt. Drittens. Die vorgeburtliche genetische Untersuchung soll auf medizinische Zwecke beschränkt sein, also auf die Feststellung genetischer Eigenschaften, die die Ge- sundheit des Fötus oder Embryos vor oder nach der Ge- burt beeinträchtigen können. Viertens. Im Arbeitsrecht sind genetische Untersu- chungen auf Verlangen des Arbeitgebers grundsätzlich verboten. Auch darf der Arbeitgeber die Ergebnisse ei- ner genetischen Untersuchung nicht erfragen, entgegen- nehmen oder verwenden. Standarduntersuchungen, mit denen die gesundheitliche Eignung eines Beschäftigten für den Arbeitsplatz oder für eine Tätigkeit festgestellt werden kann, bleiben weiterhin zulässig. Fünftens. Versicherungsunternehmen dürfen beim Abschluss eines Versicherungsvertrages grundsätzlich weder die Durchführung einer genetischen Untersu- chung noch Auskünfte über bereits durchgeführte Unter- suchungen verlangen. Allerdings sind Vorerkrankungen und Erkrankungen weiterhin anzuzeigen. Zur Vermei- dung von Missbrauch ist vorgesehen, dass die Ergeb- nisse bereits vorgenommener genetischer Untersuchun- gen vorgelegt werden müssen, wenn eine Versicherung mit einer sehr hohen Versicherungssumme abgeschlos- sen werden soll. Sechstens. Genetische Untersuchungen zur Feststel- lung der Abstammung eines Kindes sind nur dann zuläs- sig, wenn die Personen, von denen eine genetische Probe untersucht werden soll, in die Untersuchung eingewilligt haben. Siebtens. Der Gesetzentwurf sieht eine interdiszipli- när zusammengesetzte unabhängige Gendiagnostik- Kommission vor, die den allgemein anerkannten Stand der Wissenschaft und Technik in Richtlinien festlegen soll und damit der besonders dynamischen Entwicklung in der Gendiagnostik Rechnung trägt. Die Stellungnahme des Bundesrates läßt erkennen, dass die Länder unseren Regelungszielen grundsätzlich folgen. Ich halte den Beschluss des Bundesrates insge- samt für eine gute Basis, im weiteren Gesetzgebungsver- fahren zu tragfähigen Lösungen zu kommen. Anlage 15 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Zweiten Ge- setzes zur Änderung des Vierten Buches Sozial- gesetzbuch und anderer Gesetze (Tagesord- nungspunkt 20) Peter Rauen (CDU/CSU): Wir debattieren heute über einen weiteren Gesetzentwurf, um die Schwarz- a e S j b m A t f v r d d l d m d k d c s n u n c d w g m d p l s s a B w w s s S s P b l e v f P g P j s n n (C (D rbeit und die Schattenwirtschaft in Deutschland inzudämmen. Wir sind uns wohl alle einig, dass chwarzarbeit und Schattenwirtschaft keinen Dumme- ungenstreich darstellen. Sie sind aktives Handeln und ewusster Missbrauch, gerichtet gegen die Solidarge- einschaft und damit gegen all diejenigen, die ehrlicher rbeit nachgehen, Steuern und Sozialabgaben entrich- en. Mit der Einführung einer Sofortmeldung und der Mit- ührungspflicht von Personaldokumenten in besonders on Schwarzarbeit betroffenen Branchen, der Verbesse- ung der Meldedaten bei den Sozialversicherungsträgern urch die direkte Übersendung der Personendaten durch ie Kommunen und einer Reihe von technischen Rege- ungen im Beitrags- und Meldeverfahren wollen wir es en Schattenexistenzen des Arbeitsmarktes schwerer achen, den Sozialstaat weiter zu hintergehen. Aller- ings sehe ich bei dem vorliegenden Entwurf noch kon- rete und praktische Hindernisse bei der Umsetzung ieser Vorhaben. Besondere Eigenheiten einzelner Bran- hen wurden nicht hinreichend berücksichtigt. Auch ind einige im Gesetzentwurf vorgesehene Maßnahmen icht zielgenau und auf betrieblicher Ebene einfach nicht mzusetzen. Natürlich ist die sichere Feststellung der Identität ei- er Person von wesentlicher Bedeutung für die erfolgrei- he Bekämpfung der Schwarzarbeit. Dennoch halte ich ie Verpflichtung zum ständigen Mitführen von Aus- eisdokumenten in einigen Gewerbezweigen für weit- ehend praxisfern. Viele Arbeitnehmer und Arbeitneh- erinnen aus diesen betroffenen Branchen stammen aus em Nicht-EU-Ausland. Für sie sind ihre Ausweispa- iere die einzige offizielle Rückbindung an ihr Heimat- and. Ein Verlust derselben wäre katastrophal, manchmal ogar endgültig. Deshalb ist es durchaus üblich in die- em Personenkreis, solche Dokumente sicher vor Verlust ufzubewahren. Sinnvoller könnte hier eine modifizierte eibehaltung der bisherigen Sozialversicherungsaus- eisregelung sein. Zudem kann auch so der Arbeitgeber eiterhin durch Vorlage des Sozialversicherungsauswei- es bei Neueinstellungen, insbesondere bei Nebenbe- chäftigungen, sicher sein, dass eine Anmeldung bei der ozialversicherung besteht. Um der berechtigten Forderung des Zolls nach chneller und eindeutiger Identifizierung der fraglichen ersonen nachzukommen, sollten wir folglich brauch- are Alternativen erarbeiten. So wäre durchaus zu über- egen, ob es für den Zoll ebenso zielführend ist, über inen Onlinezugriff auf die genauen Daten des Sozial- ersicherungsausweises im Rahmen einer zentralen Er- assung verfügen zu können, um so die Identität einer erson umgehend und einwandfrei festzustellen. Auch die Sofortmeldepflicht zu Beginn der Beschäfti- ung trägt für einige betroffene Branchen praktische robleme in sich. Ich meine Arbeitsfelder mit hoher ob- ektabhängiger und personeller Fluktuation, Firmen, die pontan Aufträge vor Ort annehmen und womöglich och nachts Personal einstellen müssen, oder gar Unter- ehmen, die generell erst zum Wochenende Aufträge er- 19630 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) halten und diese umgehend umsetzen müssen. Für all diese Firmen, die Einstellungen außerhalb der Bürozei- ten vorzunehmen haben, sind die geplanten Sofortmel- dungen in dieser Form äußerst schwierig, wenn nicht so- gar unmöglich. Gemeint sind Branchen wie zum Beispiel das Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe, das Schaustellergewerbe, die Land- und Forstwirtschaft, das Gebäudereinigungsgewerbe sowie der Messeauf- und -abbau. Auch meine ich kleine und mittelständische Unternehmen, die zumeist externe Dienstleister beauf- tragen, um die anstehenden Lohnabrechnungen und Meldungen an die Sozialversicherung zu erledigen. In diesem Zusammenhang halte ich eine verzögerte Melde- pflicht erst zum Beginn des nächsten Werktages dort für denkbar, wo es sinnvoll und unumgänglich ist. Wir soll- ten jedenfalls im Laufe der Gesetzgebung weitere Alter- nativen zu einer möglichst zeitnahen Meldung in Erwä- gung ziehen. Kurzum: Es gibt durchaus genügende Beispiele, bei denen wir uns noch Gedanken darüber machen müssen, wie wir den Schutz vor Schwarzarbeit praxisnah umset- zen können. Die betroffenen Branchen jedenfalls sind, wie ich weiß, hier jederzeit zu konstruktiver Mitarbeit gerne bereit. Auch steht unter anderem die Pflicht zur Sofortmel- dung nicht immer im Einklang mit dem gewollten Büro- kratieabbau und bringt infolgedessen erhebliche büro- kratiebedingte Kosten mit sich. Auf jeden Fall sollte der damit verbundene Verwaltungsaufwand auf ein Mini- mum reduziert werden. Laut Gesetzentwurf wird damit gerechnet, dass jede Einstellung in einer Branche mit Sofortmeldung um 7,25 Euro verteuert würde. Die auf dieser Grundlage im Gesetzentwurf errechnete Gesamtkostenbelastung der Wirtschaft von rund 19,97 Millionen Euro pro Jahr ist je- doch wenig realistisch. Der Entwurf geht nämlich davon aus, dass Beschäftigungsaufnahmen in den in die Sofort- meldepflicht einbezogenen Branchen genauso häufig sind wie im Rest der Wirtschaft. Dies ist jedoch unwahr- scheinlich, zumal gerade die eben genannten Branchen, die besonders im Saisongeschäft tätig sind, und Bran- chen mit vielen Kurzzeitbeschäftigten in die Sofortmel- depflicht aufgenommen werden sollen. Insofern wird wohl die Zahl der Beschäftigungsaufnahmen mit Sofort- meldepflicht sehr viel höher liegen als die unterstellten 3,825 Millionen Fälle. Ebenso wird bei der Kostenrechnung im Entwurf eine durchaus gegebene Situation nicht berücksichtigt: Wenn ein neuer Mitarbeiter am Tag der Einstellung nicht er- scheint, muss der Arbeitgeber eine Stornierung abgeben, was unweigerlich neuerliche Bürokratiekosten nach sich zieht. Gerade in Firmen mit stark wechselndem Perso- nalbedarf sind diese Fälle keineswegs selten. Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit boomen wie keine ehrliche Branche. Der Anteil der Schattenwirt- schaft am Bruttoinlandsprodukt wird inzwischen auf über 16 Prozent geschätzt. Stärkere Kontrollen und här- t t n d s d S S k w g r s e S l k s k b B s u h s z a d d a u n R f S A d n b u s g n i r B S t w g n S E i (C (D ere Sanktionen können zwar möglicherweise zu erhöh- er Abschreckungswirkung führen. Sie haben allerdings ur wenig Erfolg, solange die tatsächlichen Ursachen er Schwarzarbeit bestehen bleiben oder sogar ver- chärft werden. Dies belegt auch der Bericht des Bun- esrechnungshofes, nach dem eine Verringerung der chwarzarbeit durch die Kontrolle der Finanzkontrolle chwarzarbeit (FKS) bisher nicht nachgewiesen werden ann und die Mehrkosten zur Bekämpfung der Schatten- irtschaft höher sind als deren Ertrag. Wer aber Schattenwirtschaft in reguläre Beschäfti- ung umwandeln will, darf nicht an den Symptomen he- umdoktern, sondern muss an den wahren Ursachen an- etzen. Diese sind ganz eindeutig auszumachen: Wenn in Arbeitnehmer – je nach Steuerklasse – vier bis sechs tunden arbeiten muss, um von seinem Nettolohn eine egal gearbeitete Stunde in seiner Branche bezahlen zu önnen, sind die Ursachen für vielfältigste Schattenwirt- chaft erklärt. Die Konsequenz daraus ist eindeutig. Sie ann nur bedeuten, die Abgabenlast auf den Faktor Ar- eit zu senken. Das heißt im Klartext: Mehr Netto vom rutto. Denn der reguläre Arbeitnehmer muss hilflos zu- ehen, wie Steuern und Abgaben sein Gehalt dezimieren nd die kalte Progression selbst noch jede Lohnerhö- ung mehr als halbiert. Den Rest nehmen ihm dann die teigenden Abgaben zur Krankenversicherung. Gleich- eitig verzerren illegale Beschäftigung und Schwarz- rbeit den Wettbewerb, führen zu Einnahmeausfällen in en Sozialversicherungssystemen und untergraben zu- em noch die Steuermoral. Es ist der Doppeleffekt, der den gewaltigen Schaden nrichtet: Schwarzarbeit stiehlt dem Ehrlichen die Arbeit nd dem Sozialstaat die Mittel. Der Ehrliche muss dann och obendrein für die fehlenden Mittel geradestehen. enommierte Studien belegen immer wieder meine Auf- assung. Die wirklichen Gründe für das Ansteigen der chattenwirtschaft finden wir in der hohen Steuer- und bgabenbelastung, der Verunsicherung der Bürger durch ie Steuer- und Sozialgesetzgebung und der ständig zu- ehmenden Sozialleistungen zulasten des Faktors Ar- eit. Deshalb müssen beherzte Korrekturen bei Steuern nd der Regulierung des Arbeitsmarktes her. Gerade in der jetzigen Verunsicherung durch die chwankenden Finanzmärkte kann eine sinnvolle Dere- ulierung und eine gerechte Senkung der Steuerlast das ötige Vertrauen zurückbringen. Ein konkreter Ansatz st hier die Fortentwicklung des Steuerbonus. Denn ge- ade der Steuerbonus zeigte gerade im handwerklichen ereich große Effizienz bei der Bekämpfung von chwarzarbeit. Im Zusammenwirken mit einer infla- ionsindexierten Abschaffung der kalten Progression so- ie einer entsprechenden Anhebung des Grundfreibetra- es bekäme die Binnenwirtschaft den gerade jetzt so ötigen Schub für mehr Beschäftigung und weniger chwarzarbeit. Andreas Steppuhn (SPD): Nach den turbulenten ntwicklungen und Ereignissen der letzten Tage, die hre Auswirkungen noch in den kommenden Wochen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19631 (A) ) (B) ) und Monaten zeigen werden, kehren wir nun zur Sach- arbeit zurück. Keiner von uns kann derzeit zu 100 Prozent abschät- zen, welche Auswirkungen die Finanzmarktkrise haben wird, weder auf die Deutsche Wirtschaft noch auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Gerade vor diesem Hin- tergrund ist es umso wichtiger, dass wir ehrliche Arbeit und ehrliche Unternehmen in Deutschland schützen und unterstützen. Dazu gehört für uns als SPD-Bundestags- fraktion: Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung muss weiter wirksam bekämpft werden. Denn: Schwarzarbeit bedeutet nicht nur Steuerhinter- ziehung. Schwarzarbeit hat auch gravierende Auswir- kungen auf unsere Sozialversicherungssysteme. Und: Schwarzarbeit zerstört reguläre Arbeitsplätze, führt zu Lohndumping und zu Wettbewerbsverzerrungen. Daran kann niemandem gelegen sein. Warum Schwarzarbeit praktiziert wird, darüber lässt sich nicht nur mutmaßen, dazu zählt sicherlich in erster Linie das Streben nach vermeintlich „leicht verdientem“ Geld. Dazu zählt eine nachlassende Rechtstreue, aber auch die vorsätzliche Ausbeutung von Arbeitnehmerin- nen und Arbeitnehmern und nicht zu vergessen der Ge- winnmaximierung um jeden Preis. Zwar wurde die Schwarzarbeit in den letzten Jahren stetig effektiver bekämpft. Wir müssen aber noch effek- tiver werden. Hierbei wollen wir die Finanzkontrolle Schwarzarbeit stärken. Daher hat die Bundesregierung bereits vor der Som- merpause Eckpunkte zur Bekämpfung illegaler Beschäf- tigung und Schwarzarbeit ausgearbeitet und ein entspre- chendes Aktionsprogramm für Recht und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt vorgelegt und verabschiedet. Heute werden davon wesentliche Maßnahmen mit dem vorlie- genden Gesetzentwurf in erster Lesung beraten. Der Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Vierten Sozialgesetzbuches enthält neben wichtigen Bausteinen, um illegale Beschäftigung und Schwarz- arbeit noch wirksamer zu bekämpfen, und auf die ich gleich noch zu sprechen kommen werde, auch eine wichtige SGB-XII-Anpassung infolge des bereits be- schlossenen Eigenheimrentengesetzes. Hierbei handelt es sich um die Übernahme von Bei- trägen für eine angemessene Altersvorsorge auch für hilfebedürftige und dauerhaft voll erwerbsgeminderte Personen und die entsprechende Änderung des Leis- tungsumfangs im Vierten Kapitel des SGB XII. Mit die- ser Anpassung beziehen wir nun endlich auch Bezieher einer Rente wegen voller Erwerbsminderung aus der ge- setzlichen Rentenversicherung in den geförderten Perso- nenkreis mit ein. Wie bereits eingangs betont, geht es bei dem Gesetz- entwurf in erster Linie um Maßnahmen, die eine Stär- kung und Verbesserung der Instrumente für die Arbeit der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) vorsehen. i I b f i t b s f b d w i v ü A m d d B t f h a e k a W d n l h h m m s f S R s f d a M R e d d v m s s (C (D Denn wie die Praxis in der Vergangenheit gezeigt hat, st für die Arbeit der Bekämpfungsbehörde vor allem die dentifizierung der Personen nicht nur zum Teil ein Pro- lem, sondern erfordert zeitlich wie auch bei der Durch- ührung einen großen Aufwand. Zielführend ist es daher n denjenigen Wirtschaftsbranchen, in denen ein erhöh- es Risiko für Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung esteht, für eine Verbesserung der melderechtlichen Vor- chriften zu sorgen. Zu diesen gehört zum einen die Einführung einer Mit- ührungs- und Vorlagepflicht von Personaldokumenten ei der Erbringung von Dienst- oder Werkleistungen für en Arbeitnehmer. Allein der Sozialversicherungsaus- eis oder Führerschein reichen nicht mehr aus. Zudem st der Sozialversicherungsausweis nur bei den sozial- ersicherungspflichtigen Beschäftigten vorhanden und berdies nicht fälschungssicher. Hieran anknüpfend besteht zukünftig auch für den rbeitgeber die Pflicht, seine Arbeitnehmer darüber ein- alig, nachweislich und schriftlich zu belehren, ergänzt urch eine entsprechende bußgeldbewehrte Pflicht für en Arbeitgeber zur Aufbewahrung und Vorlage dieser elehrung. Damit stellen wir sicher, dass der Beschäf- igte auch tatsächlich seine Ausweispapiere bei sich ührt. Ferner gehört ebenso die Sofortmeldepflicht, das eißt die sofortige Anmeldung zur Sozialversicherung b dem ersten Tag, zu den vorgesehenen Maßnahmen. Besonders notwendig ist es, und dies sieht der Gesetz- ntwurf vor, dass Unternehmen ihre Beschäftigten zu- ünftig ab dem ersten Tag bei den Sozialversicherungen nmelden. Bislang gab es hierzu eine Frist von sechs ochen. Dies jedoch hat in der Vergangenheit oftmals azu geführt, dass Ausreden vorgetragen wurden und icht festgestellt werden konnte, ob jemand illegal oder egal auf einer Baustelle beschäftigt gewesen ist. Oft er- ielten die Kontrolleure eine Antwort in der Art: „Ich abe gerade erst angefangen, mein Arbeitgeber konnte ich noch nicht bei den Sozialversicherungsträgern an- elden.“ Ob der oder diejenige aber schon länger be- chäftigt wurde, ließ sich nur in aufwendiger Kleinarbeit eststellen. Das wird sich ändern. Denn mit der automatisierten ofortmeldung in den Branchen, in denen ein erhöhtes isiko für Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung be- teht, wird die Arbeit der Behörden erheblich verein- achen. Und da dies auch nur funktionieren kann, wenn ie Beamten vor Ort mit aktuellen Daten und Angaben rbeiten, ist es ebenso notwendig, die Übermittlung von eldedaten durch die Meldebehörden an die Deutsche entenversicherung zu verbessern und zu erleichtern. Diese genannten Neuerungen führen in der Folge zu rheblich einfacheren Prüfverfahren auf der Grundlage es Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes. Damit wird ie Kontrolle durch die Finanzkontrolle Schwarzarbeit or Ort passgenauer und effizienter gestaltet. Und mit den vorgesehen Maßnahmen, und das öchte ich hier betonen, wird es zukünftig auch möglich ein, in den entsprechenden Branchen Mindestlohnver- töße aufzudecken und zu ahnden. 19632 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Gestatten Sie mir an dieser Stelle nun aber noch auf einen weiteren, mir sehr wichtigen Punkt einzugehen: Nämlich den Punkt, die Bekämpfung der Schwarzarbeit als gesamtsstaatliche Aufgabe zu betrachten. Denn Fakt ist, es gibt eine Reihe von Schnittstellen zwischen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Zoll- verwaltung und den einzelnen Behörden der Länder. Und diese Schnittstellen gilt es zu nutzen, zu untersetzen und im gemeinsamen Kampf gegen die Schwarzarbeit in Deutschland weiter auszubauen. Daher appelliere ich an dieser Stelle insbesondere auch an die Länder, gerade in Bezug auf die Mitwir- kungspraxis und Transparenz. Denn neben den im Ent- wurf enthaltenen Maßnahmen benötigen wir endlich auch verlässliche Daten über festgesetzte und verein- nahmte Gelder, das heißt wir brauchen dringend mehr Transparenz bei den Einnahmen der Finanzbehörden der Länder, der Justiz und der Sozialversicherungsträger, die diesen aufgrund von Arbeitsergebnissen der FKS zuflie- ßen. Nur so können wir auch den Erfolg messen. Was wir benötigen, ist eine verbesserte sachdienliche Förderung und schnellere Bearbeitung von Verfahren in den Ländern. Denn was nutzt es uns, wenn die FKS Schwarzarbeit aufdeckt, eine wirksame Strafverfolgung und entsprechende Verfahren in den Ländern aber auf Eis liegen. Damit, und das muss einmal so deutlich ge- sagt werden, damit geht dem Staat auch Geld verloren. Die Einrichtung von sogenannten Schwerpunktstaatsan- waltschaften ähnlich den zum Teil bereits bestehenden Wirtschaftskammern wäre ein erster Schritt in die rich- tige Richtung. Hier sind schlussendlich jedoch die Län- der gefordert, den Weg mitzugehen. Daher kann ich nur an Sie appellieren, gehen Sie den Weg mit uns. Es ist auch im Interesse der Bundesländer. Für uns als SPD-Bundestagsfraktion ist es wichtig, dass Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung in Deutschland an den Wurzeln bekämpft wird. Die geplan- ten Maßnahmen sind ein weiterer wichtiger Schritt, um Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung im Land noch stärker als bisher zu bekämpfen. Dies ist auch im Inte- resse aller legal handelnden Unternehmen und Beschäf- tigten in Deutschland. Dr. Heinrich L. Kolb (FDP): Die FDP unterstützt das Ziel der Bekämpfung der Schwarzarbeit. Schwarzar- beit schadet unserer Volkswirtschaft und benachteiligt diejenigen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die legal ar- beiten und mit ihren Abgaben und Steuern unser Gemein- wesen, die Sozialleistungen und die Infrastruktur finan- zieren. Die FDP sieht zwei Ansätze für die Bekämpfung der Schwarzarbeit. Zum einen müssen die Ursachen für die Schwarzarbeit gesucht und abgestellt werden. Anreize für legale Arbeit müssen gestärkt werden. Zum anderen muss Schwarzarbeit konsequent verfolgt werden. Der Gesetzentwurf beschränkt sich in seinem Ansatz auf Maßnahmen zur administrativen Bekämpfung der S d i s s m f b s a j s S B w S s m s F p d a u c w w s u v S n 3 l u g S h e f t d n f S M t i a l p s f (C (D chwarzarbeit. Es ist fraglich, ob dies ausreicht, zumal ie Bundesregierung mit ihrer Politik der letzten Jahre, nsbesondere der größten Steuererhöhung in der Ge- chichte der Bundesrepublik, aber auch durch Beitrags- atzerhöhungen in allen Zweigen der sozialen Sicherung it Ausnahme der Arbeitslosenversicherung die Anreize ür Schwarzarbeit eher noch verstärkt hat. Das, was an reaktiven Maßnahmen auf den Weg ge- racht wird, scheint gleichwohl zustimmungsfähig zu ein. Richtig ist der Ansatz des Gesetzentwurfs, Schwarz- rbeitsbekämpfung angepasst an die Besonderheiten der eweiligen Branchen zu führen. Die Einführung der Sofortmeldepflicht zur Sozialver- icherung (§ 28 a Abs. 4 SGB IV-E) in besonders von chwarzarbeit betroffenen Branchen, namentlich im augewerbe, im Gaststätten- und Beherbergungsge- erbe, im Personen- und Güterbeförderungsgewerbe, im chaustellergewerbe, in Unternehmen der Forstwirt- chaft, im Gebäudereinigungsgewerbe, in Unterneh- en, die sich am Auf- und Abbau von Messen und Aus- tellungen beteiligen, ist grundsätzlich zu begrüßen. Die DP-Bundestagsfraktion hat eine solche Sofortmelde- flicht bereits seit längerem gefordert (Bundestags- rucksache 16/6645 vom 9. Oktober 2007). Die Neu- ufnahme der Fleischwirtschaft dürfte aufgrund der mfangreichen, im Gesetzentwurf genannten Untersu- hungsergebnisse, gerechtfertigt sein. Sowohl vom Bundesrat als auch vom Deutschen An- altsverein wurden in Stellungnahmen zum Gesetzent- urf wichtige Hinweise darauf gegeben, dass die vorge- chlagenen Regelungen noch der Präzisierung bedürfen, m Unklarheiten und Rechtsverfahren in großer Zahl zu ermeiden. Der Anwaltsverein geht davon aus, dass die ofortmeldung etwa 1 Million Beschäftigungsverhält- isse jährlich betreffen wird. Wenn es bei 20 bis 0 Prozent zu Unklarheiten käme, bedeutete dies erheb- iche neue Belastungen für Unternehmen, Verwaltung nd Justiz. Geprüft werden sollte insbesondere die Anre- ung des Bundesrates, klarer zu formulieren, dass die ofortmeldung vor Beschäftigungsbeginn zu erfolgen at. Diese und andere Anregungen sollten unbedingt rnst genommen werden. Geprüft werden sollte im weiteren Gesetzgebungsver- ahren außerdem, ob die Sofortmeldung statt an die Ren- enversicherung an die Einzugstellen erfolgen kann, um en Meldeprozess für die Betriebe zu vereinfachen. Fer- er sollte ermöglicht werden, dass man statt einer So- ortmeldung gleich eine Vollmeldung nach § 28 Abs. 1 GB IV machen kann. Die mit dem Gesetz vorgesehene Einführung einer itführungs- und Vorlagepflicht von Personaldokumen- en bei der Erbringung von Dienst- oder Werkleistungen n Branchen, in denen ein erhöhtes Risiko für Schwarz- rbeit und illegale Beschäftigung besteht, ist grundsätz- ich sinnvoll. Dies gilt auch für die Aufbewahrungs- flicht des Arbeitgebers betreffend die einmalige chriftliche Belehrung der Arbeitnehmer über die Mit- ührungspflicht der Personaldokumente. Allerdings Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19633 (A) ) (B) ) muss diese Maßnahme auf schwarzarbeitgefährdete Branchen beschränkt bleiben. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass die Rentenversiche- rung die Daten der Einwohnermeldeämter erhält, um so im Verdachtsfall auf eine gehobene Qualität der An- schriften zurückgreifen zu können (Art. 11 GE). Diese Maßnahme kann sinnvoll sein, wenn tatsächlich bis zu 20 Prozent der Anschriften, über die die Rentenversiche- rung verfügt, fehlerhaft sind. Hier sollte diesbezüglich aber noch ein Gutachten des Datenschutzbeauftragten eingeholt werden. Folgende weitere Punkte sind ebenfalls ernsthaft zu prüfen: Die vom Bundesrat vorgeschlagene Berichter- stattungspflicht der Bundesregierung und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung gegenüber Bundestag und Bundesrat bezüglich der Ergebnisse der Sofortmel- dung. Die vom Bundesrat vorgeschlagene Möglichkeit zur Überprüfung von Verstößen nach § 2 Abs. 1 a Nr. 1 und 2 SchwarzArbG auch von den nach Landesrecht zu- ständigen Behörden der Schwarzarbeitsbekämpfung, die bisher nur Verstöße nach § 2 Abs. 1 SchwarzArbG prü- fen dürfen. Weitere mögliche Verbesserungen der Durchsetzung von Regressansprüchen der Unfallversi- cherungsträger gegen Arbeitgeber, die Schwarzarbeiter beschäftigen. Der Gesetzentwurf enthält schließlich – sachfremd im Omnibusverfahren – noch eine Änderung im Recht der Sozialhilfe. Danach soll für voll erwerbsgeminderte Per- sonen künftig die Übernahme von Beiträgen für die Al- tersvorsorge durch die Träger der Sozialhilfe möglich sein. Dies ist nach Auffassung der FDP-Bundestagsfrak- tion eine sinnvolle Flexibilisierung, die den Trägern der Soziahilfe langfristig kostenreduzierende Fortführungen von Altersvorsorge, etwa nach dem Eigenheimrentenge- setz, ermöglicht. Wir sehen auch die Notwendigkeit, zu prüfen, ob § 5 Abs. 1 SGB VI so ergänzt werden sollte, dass eine An- tragsbefreiung nach § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB VI für Lehrer und Erzieher an Privatschulen nur noch möglich ist, wenn sie nach den in § 5 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 und 2 SGB VI – neu – genannten Voraussetzungen im Ergeb- nis wie beamtete Lehrer auch in anderen Zweigen der Sozialversicherung versicherungsfrei sind. Ich hoffe, dass die Regierung all diese Hinweise ernst nimmt. Nicht zuletzt davon wird abhängen, ob die FDP- Bundestagsfraktion dem Gesetzentwurf zustimmen kann. Werner Dreibus (DIE LINKE): Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung – und auf diesen Punkt des Ge- setzentwurfes möchte ich mich heute konzentrieren – sind ein gravierendes Problem. Da stimmen wir der Bun- desregierung zu. Allerdings vermittelt der Begriff „Schwarzarbeit“ ei- gentlich ein falsches Bild von dem Problem, über das wir hier sprechen. Im allgemeinen Sprachgebrauch zielt er doch eher auf den kleinen Handwerker ab, der sich in s d S u P z d d E r g w t T g e k B d d s F 3 g r p m G F „ d V u A t c u j S m i i a b G d l c m P n m o (C (D einer Freizeit etwas dazu verdient, und verschleiert so ie Tatsache, dass die wirklichen Profiteure der chwarzarbeit die Unternehmen sind, die Schwarzarbeit nd illegale Beschäftigung einsetzen, um einen Extra- rofit oder einen Wettbewerbsvorteil herauszuholen – ulasten regulärer Arbeitsverhältnisse und auf Kosten er Allgemeinheit. Denn Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung sind eutlich billiger als reguläre Beschäftigungsverhältnisse. s werden nicht nur keine Beiträge zur Sozialversiche- ung gezahlt und damit die Sozialversicherungskassen eschwächt. Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung erden von Unternehmen gezielt als Lohndumpingstra- egie eingesetzt, mit der sie versuchen, die Zahlung von ariflöhnen und Mindestlöhnen zu umgehen. Besonders die Baubranche sorgte hier in der Vergan- enheit immer wieder für Schlagzeilen. Ich denke, wir rinnern uns alle noch lebhaft an die besonders spekta- ulären Fälle: So bekamen etwa Arbeiter beim Bau der MW-Welt in München 2,89 Euro pro Stunde oder bei er Neuen Messe Stuttgart 4 Euro. Und dies, obwohl in er Baubranche deutlich höhere Mindestlöhne festge- chrieben sind. Aber auch andere Branchen wie etwa die leischwirtschaft, in der zum Teil Stundenlöhne von nur ,50 Euro gezahlt werden, sorgen immer wieder für ne- ative Nachrichten. Es wird deshalb höchste Zeit, dass die Bundesregie- ung aktiv wird und den Ankündigungen ihres Aktions- rogramms „Für Recht und Ordnung auf dem Arbeits- arkt“ endlich Taten folgen lässt. Sie erfüllt mit diesem esetzentwurf zwei wichtige Forderungen, die meine raktion bereits vor der Sommerpause in dem Antrag Für eine wirksame Bekämpfung von Verstößen gegen en Mindestlohn im Baugewerbe“ formuliert hat. Die erpflichtung zur Sofortmeldung zur Sozialversicherung nd die Mitführungspflicht von Ausweisdokumenten am rbeitsplatz werden dazu beitragen, die Arbeit der Kon- rollbehörden in den erfassten Branchen zu vereinfa- hen. Für eine wirksame Bekämpfung der Schwarzarbeit nd illegalen Beschäftigung reichen diese Maßnahmen edoch bei weitem nicht aus. Dafür sind weitere chritte notwendig, von denen ich hier nur zwei nennen öchte. Zum Ersten: Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit muss n die Lage versetzt werden, deutlich mehr und deutlich ntensivere Prüfungen durchzuführen. Und das heißt uch, dass die Beamten der Finanzkontrolle Schwarzar- eit vor Ort an den Arbeitsstellen ermitteln müssen. In esprächen mit den Tarifpartnern der Bauwirtschaft und er Finanzkontrolle Schwarzarbeit wurde mehr als deut- ich, dass dies mit der heutigen Ausstattung nicht zu ma- hen ist. Wir fordern deshalb eine deutlich bessere Sach- ittelausstattung und eine sofortige Aufstockung des ersonals auf 8 000 Stellen. Außerdem muss die Perso- alstärke der Finanzkontrolle Schwarzarbeit in Zukunft it jeder neuen Aufgabe, die ihr zugewiesen wird, nach ben angepasst werden. Das wird zum Beispiel dann 19634 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) notwendig, wenn, wie angekündigt, weitere Branchen in das Arbeitnehmer-Entsendegesetz aufgenommen wer- den. Zum Zweiten muss sich die Bundesregierung endlich dem Problem stellen, dass in Einspruchs- und Gerichts- verfahren die verhängten Geldbußen regelmäßig dras- tisch reduziert werden. Ein Appell an die Länder, die Er- richtung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften und die Aufstockung der Kapazitäten von Staatsanwaltschaften und Gerichten in Erwägung zu ziehen, ist definitiv zu wenig. Die Bundesregierung darf sich an diesem Punkt nicht aus der Verantwortung stehlen, sondern muss das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Wir for- dern die Bundesregierung auf: Ergreifen Sie die weiteren Schritte, die notwendig sind, um Schwarzarbeit und ille- gale Beschäftigung tatsächlich wirksam zu bekämpfen. Als kleine Anregung möchte ich Ihnen noch einmal un- seren Antrag „Für eine wirksame Bekämpfung von Ver- stößen gegen den Mindestlohn im Baugewerbe“ ans Herz legen, der zwar im Baugewerbe ansetzt, aber auch darüber hinaus wichtige Ansatzpunkte liefert. Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Bekämpfung der Schwarzarbeit ist ein zentrales An- liegen von Bündnis 90/Die Grünen. Schwarzarbeit ist kein Kavaliersdelikt und darf auch nicht als solches be- handelt werden. In vielen Wirtschaftsbereichen ver- drängt Schwarzarbeit nach wie vor legale Arbeitsplätze. Legal arbeitende Unternehmen haben deutlich schlech- tere Wettbewerbschancen gegenüber der illegalen Kon- kurrenz. Der öffentlichen Hand und den Sozialversiche- rungsträgern gehen Einnahmen in Milliardenhöhe verloren. Während der rot-grünen Regierungszeit haben wir mit dem Gesetz zur Intensivierung der Bekämpfung der Schwarzarbeit einen maßgeblichen Schritt zu einer bes- seren Bekämpfung und Aufdeckung von Schwarzarbeit gemacht. Nun will auch die Koalition für mehr „Recht und Ordnung“ auf dem Arbeitsmarkt sorgen und hat ih- rem Aktionsprogramm einen Gesetzentwurf folgen las- sen, der Teile davon aufnimmt. Ich möchte hier im Wesentlichen auf zwei Punkte Ihres Gesetzentwurfes eingehen. Wir Grünen unterstützen eine schnellere Meldepflicht bei der Sozialversicherung, um Kontrollen effizienter und erfolgreicher zu gestalten. Allerdings finden wir Einwände aus der Praxis, die die sofortige Meldung – unabhängig von Tages- oder Nachzeit, unabhängig da- von, ob Werk- oder Feiertag – als unpraktikabel erachtet. Wir schlagen deshalb vor, dass eine Meldepflicht am ers- ten Werktag nach Beschäftigungsbeginn vorgeschrieben wird. Das würde gegenüber dem Status quo, der es Un- ternehmen gestattet, bis zu sechs Wochen nach Beschäf- tigungsbeginn mit der Meldung bei der Sozialversiche- rung zu warten, erhebliche Verbesserungen bringen. Gleichzeitig würde dieser Kompromiss den Unterneh- men entgegenkommen, die am Wochenende und in der Nacht Beschäftigungsverhältnisse eingehen müssen, wie zum Beispiel bei den Gebäudereinigern. a A v d s c s C r d b d s h h d r B 2 f n b S ü h p f t K F B b f u a f l P D K d M d S m b d a f f W v (C (D Sie schlagen die Ablösung des Sozialversicherungs- usweises und die Mitführungspflicht von persönlichen usweisdokumenten in den Branchen vor, die besonders on Schwarzarbeit betroffen sind. Das sind zum Beispiel er Bau, die Gastronomie oder die Fleischwirtschaft. Es timmt, dass wir es hier mit besonders anfälligen Bran- hen zu tun haben. Deshalb wurde nicht ohne Grund bei- pielsweise in der Baubranche seit Jahren eine Job- oder hipkarte gefordert. Dieses Projekt hat die Bundesregie- ung nun zugunsten der Ausweislösung beerdigt. Auch azu erreichen uns jedoch Einwände aus der Praxis: Ins- esondere ausländische Beschäftigte haben Angst vor em Verlust ihrer Papiere, deren Wiederbeschaffung für ie häufig schwierig oder gar unmöglich ist und aufent- altsrechtliche Probleme an anderer Stelle nach sich zie- en würde. Wir möchten über Ihren Vorschlag daher in en Ausschussberatungen gerne noch einmal diskutie- en. Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen: Der undesrechnungshof hat in seinem Bericht vom Januar 008 etliche Fragen zum Aufbau und zur Effizienz der ür die Bekämpfung der Schwarzarbeit zuständigen Fi- anzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) aufgeworfen. Darin ezweifelt der Bundesrechnungshof unter anderem, dass ie überhaupt in der Lage sind, verlässliche Aussagen ber die Wirkung der FKS zu treffen. Aus diesem Grund at der BRH damals auch vorgeschlagen, auf die ge- lante Umstrukturierung der FKS im Rahmen der Re- orm der Zollverwaltung zu verzichten, bis eine Evalua- ion vorliegt. Aber trotz dieser ernst zu nehmenden ritik wurde quasi im erkenntnisfreien Blindflug die KS neu in der Zollverwaltung organisiert. Ob das der ekämpfung der Schwarzarbeit dienlich ist, wage ich zu ezweifeln. Die Lösung eines anderen Problems packen Sie eben- alls nicht an: Die mangelnde Vollstreckung von Bußen nd Strafen. Es reicht nicht, wenn die FKS Ihren Erfolg uf Basis der Höhe ausgesprochener Geldbußen und -stra- en definiert. Wichtig ist, diese Gelder auch hereinzuho- en; denn nur so kann ein Gesetz den Sprung vom apiertiger zum wirkungsvollen Instrument schaffen. eshalb wollen wir Grünen auch die Einrichtung eines orruptionsregisters, das auch die Unternehmen listet, ie schwarzarbeiten lassen und beispielsweise keinen indestlohn zahlen. Aufträge zu ergattern, muss für iese Unternehmen schwieriger werden. Es gibt also noch viel zu tun bei der Bekämpfung von chwarzarbeit. Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Arbeit und Soziales: Die letzten Wochen ha- en uns in ganz drastischer Weise vor Augen geführt, ass der Markt Regeln braucht. Unsere Tradition setzt uf einen politischen, sozialen und kulturellen Rahmen ür den Markt. Soziale Marktwirtschaft heißt nicht nur reier Wettbewerb, sondern auch fairer Wettbewerb; ettbewerb um die besten Produkte und den besten Ser- ice, um besseres und effizienteres Management, und Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19635 (A) ) (B) ) nicht Wettbewerb mit schlechten Arbeitsbedingungen und schlechten Löhnen. Gerade Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung sind Versuche, sich unfaire Vorteile zu verschaffen zu- lasten aller durch Hinterziehung von Steuern, zulasten der Arbeitnehmer, die ungesichert arbeiten, zulasten der Versichertengemeinschaft und der ehrlichen Konkurren- ten, die Beiträge zahlen. Mit dem Aktionsprogramm „Recht und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt“ hat das Ka- binett darum ein umfangreiches Paket beschlossen, des- sen zentrale Punkte in dem Gesetzentwurf stehen, der Ih- nen heute vorliegt. Eine wesentliche Verbesserung ist die Einführung ei- ner Sofortmeldepflicht bei Beschäftigungsbeginn. Sie ermöglicht eine schnelle und zweifelsfreie Feststellung, ob der Arbeitgeber seinen sozialversicherungsrechtli- chen Pflichten bereits nachgekommen ist. Das verhin- dert Ausreden und eilige Nachmeldungen ertappter „schwarzer Schafe“. Damit wird die Arbeit der Prüfer in den Branchen erheblich einfacher, in denen ein erhöhtes Risiko für Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung be- steht; denn sie macht eine Überprüfung schon am Tag der Aufnahme einer Beschäftigung möglich. Da ohnehin jeder Arbeitgeber vor einer Beschäftigungsaufnahme mit seinen Beschäftigten einen Arbeitsvertrag abschließen muss, stellt das Übermitteln von vier Daten zur Renten- versicherung keinen wesentlichen Mehraufwand dar. Aber neben der Prüfung erleichtert es auch die Arbeit der Berufsgenossenschaften, die im Leistungsfall auf die Daten zugreifen und bei Verdacht auf Schwarzarbeit den Arbeitgeber in Regress nehmen können. Ein weiteres Problem der Überprüfung von Schwarz- arbeit und illegaler Beschäftigung war bisher die eindeu- tige persönliche Identifizierung der Beschäftigten. Der Gesetzentwurf sieht deshalb die Pflicht zur Mitführung und Vorlage von Ausweisdokumenten in den Branchen mit Sofortmeldepflicht vor. Gleichzeitig heben wir die bisher geltende Pflicht auf, den Sozialversicherungsaus- weis mitzuführen. Dadurch, dass Arbeitgeber zukünftig ihre Beschäftig- ten nachweislich und schriftlich über diese Pflicht beleh- ren müssen, stehen sie mit in der Verantwortung für die Einhaltung der Regeln. Im Gegenzug befreien wir durch die neue zentrale, elektronische Übermittlung von An- schriftendaten der Beschäftigten die Arbeitgeber von bisher immerhin jährlich rund 16 Millionen Meldevor- gängen. Das bedeutet unterm Strich 25 Millionen Euro geringere Bürokratiekosten. Dazu werden die Kommunen und die Rentenversi- cherungsträger von erheblichen Kosten entlastet. Auch das sind noch einmal etwa 180 Millionen Euro im Jahr. So gelingt es uns durch dieses Gesetz, mit geringem Aufwand durch zusätzliche Melde- und Nachweispflich- ten in einigen Branchen die Schwarzarbeit besser be- kämpfen zu können, und gleichzeitig senken wir Büro- kratiekosten. Faire Regeln und ein Gewinn für alle – auch das sind Kerne der sozialen Marktwirtschaft. A m n l 1 g g t A t Ä n b n E s g z 2 t Z w d z M u w u d a d a – e l s w a c P g k h A B a N (C (D nlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: EU-Übersetzungsstrategie überarbei- ten – Nationalen Parlamenten die umfassende Mitwirkung in EU-Angelegenheiten ermögli- chen (Tagesordnungspunkt 21) Hans Peter Thul (CDU/CSU): Der vorliegende ge- einsame Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und Bünd- is 90/Die Grünen ist auch nach der Vorlage der Mittei- ung der Kommission zur Mehrsprachigkeit vom 8. September 2008 weiterhin aktuell und angezeigt, so- ar mehr denn je. Aus diesem Grund erfolgte die unein- eschränkte Zustimmung von allen Fraktionen im Bera- ungsverfahren des federführenden Ausschusses für die ngelegenheiten der Europäischen Union am 24. Sep- ember. Nachdem zu unserer Verwunderung die geforderten nderungen der Sprachenregelung in dieser Mitteilung icht berücksichtigt worden sind, müssen die von uns ereits mehrfach formulierten Forderungen insbesondere ach zeitnaher Überarbeitung des Sprachenregimes der uropäischen Union und einer daraus folgenden Verbes- erung der Übersetzungsleistungen weiterhin so lange estellt werden, bis sie schließlich in einer Überset- ungsstrategie verbindlich niedergelegt werden. Die für 008 angekündigte Überarbeitung der Übersetzungsstra- egie hat die Europäische Kommission auf unbestimmte eit verschoben. Wir werden unter diesen Umständen eiter regelmäßig die für uns beratungs- und entschei- ungsrelevanten Informationen auf Englisch oder Fran- ösisch erhalten. Wir arbeiten hier gemeinsam auf der Grundlage eines andates, das wir in freien und geheimen Wahlen von nseren Wählerinnen und Wählern erhalten haben, und ir haben diesen Wählerauftrag nach bestem Wissen nd nur unserem eigenen Gewissen folgend zum Wohle er gesamten Gesellschaft wahrzunehmen. Dies setzt ber voraus, dass wir die Grundlagen unserer Entschei- ungen erfassen, im wörtlichen Sinne also Wort für Wort ufnehmen, abwägen und prüfen können. Dies alles geht hier sind wir uns mit großer Mehrheit in diesem Hause inig – für uns am besten auf Deutsch, unserer offiziel- en Amtssprache. Dies gilt im Übrigen für jede innerhalb der Europäi- chen Union gesprochene Sprache. Insofern gilt das, was ir fordern, im übertragenen Sinne selbstverständlich uch für alle anderen Sprachen und alle von der Spra- henregelung und ihren Regelungsdefiziten betroffenen arlamentarier. Daher richtet sich unser Antrag weder egen irgendeinen der anderen Mitgliedstaaten noch dis- riminiert er die Verwendung einer der anderen inner- alb der Gemeinschaft gesprochenen Sprachen. Im Übrigen sollten wir alle daran interessiert sein, die kzeptanz der EU-Regelungen bei den Bürgerinnen und ürgern – besonders angesichts der im kommenden Jahr nstehenden Wahlen – zu erhöhen und zumindest das achvollziehen der einzelnen Entscheidungen des Euro- 19636 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) päischen Parlaments durch die Aufnahme muttersprach- licher Texte zu ermöglichen. Identifikation mit Europa und damit die Stärkung des Wunsches nach Teilhabe und Mitwirkung der Bürger setzen voraus, dass sie verste- hen, was Europa regelt und entscheidet. Dies ist eine Verantwortung, die nicht allein auf die einzelnen Mit- gliedstaaten abgewälzt werden kann, sondern es ist Auf- gabe der Kommission, den Mitgliedstaaten das nötige Handwerkszeug zur Verfügung zu stellen. Daneben er- wartet und wünscht doch auch die EU-Kommission die stärkere Mitwirkung der nationalen Parlamente. Diese Selbstverständlichkeiten haben wir – das sind CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen – in dem vorliegenden Antrag gemeinsam formuliert und in der Zwischenzeit auch unmittelbar in Brüssel dem zu- ständigen EU-Kommissar Leonard Orban und dem stell- vertetenden Generalsekretär, Herrn Jouanjean, erläutert. Daneben hatten wir Gelegenheit, sachkundigen Vertre- tern außerparlamentarischer Organisationen, etwa dem Goethe-Institut, unser Anliegen zu erklären und deren Rat einzuholen. In allen diesen Gesprächen haben wir keinen einzigen Einwand hören können, der unserem Antrag entgegenstünde. Im Gegenteil, die zurzeit gelten- den Grundsätze der Sprachenregelung in der Verordnung Nummer 1/58 nennen ausdrücklich alle Amtssprachen als gleichrangig. Derzeit werden innerhalb der Gemein- schaft 23 Sprachen gesprochen, und nach unserer Über- zeugung gilt das, was wir fordern – ich wiederhole das gerne an dieser Stelle –, für alle zurzeit und zukünftig gesprochenen Sprachen gleichermaßen. Des Weiteren sind wir uns einig, dass die Überset- zungsleistungen alle beratungs- und entscheidungsrele- vanten Dokumente, mithin auch die Anlagen und An- hänge, umfassen müssen. Dabei können nur wir selbst entscheiden, welche Informationen für unsere Entschei- dungen von Bedeutung sind. Die Abwägung zwischen der Notwendigkeit und der rechtlichen Verpflichtung zur Übersetzung eines Dokumentes ist Sache des nationalen Parlamentes und eben nicht Sache der Kommission in Brüssel. Unser Eindruck ist vielmehr, dass viele Doku- mente schematisch ohne Ansehen der inhaltlichen Rele- vanz herabgestuft werden. Zurzeit können nahezu fünfzig einzelne Vorgänge nicht von dem deutschen Parlament abschließend bear- beitet werden, weil die entsprechenden Dokumente eben nicht vollständig in deutscher Sprache vorliegen. Dies hemmt unsere Arbeit und führt zu vermeidbaren Verzö- gerungen bei den anstehenden Entscheidungen. Dies ist nicht hinnehmbar, weil die Problemlösungen in einem immer mehr an Dynamik zunehmenden globalen Wett- bewerb eher nach flinken Lösungen verlangen als nach einem langatmigen Zuwarten. Die Kosten der Übersetzungsleistungen fallen für alle Sprachen etwa in gleicher Höhe an. Dies betont Herr Orban gleich an zwei Stellen in seiner schriftlichen Ant- wort vom 11. Juni 2008 auf eine entsprechende Anfrage des Europakollegen Gahler, wenn er von „… kaum ins Gewicht fallenden Unterschieden der Übersetzungskos- ten“ oder an anderer Stelle von „… entsprechenden Kos- t l k t a z n s l u d k r c s s A n m P s G V u i g B c Z n m d f V a m t N g s b b g e S b r e D (C (D en pro Seite“ spricht. Weiter heißt es wörtlich unter der aufenden Nummer 5 der eben erwähnten Antwort: Die Kommission sieht keine besonderen Schwierig- keiten und speziellen Probleme, was den Bedarf an Übersetzungen ins Deutsche und die fristgerechte Vorlage anbelangt. Wenn dem so ist, so gibt es auch keinen ernst zu nehmenden Einspruch gegen unser berechtigtes Begehren. Die bereits erwähnten und verschobenen Vorgänge önnen nicht so lange warten, bis uns einmal intelligen- ere Technik bzw. Software die Arbeit des Übersetzens bnimmt. Aber genau darauf scheinen einige in Brüssel u warten. Wir unterstützen diese Hinhaltetaktik auch och – so viel Kritik muss erlaubt sein –, wenn der deut- che EU-Kommissar Verheugen seine Reden ausschließ- ich auf Englisch hält, wie zuletzt im April dieses Jahres; nd das, obwohl eine Simultanübersetzung für nicht eutschsprachige Teilnehmer verfügbar wäre. Das ist ontraproduktiv und widerspricht dem Gedanken der eu- opäischen Pluralität. Der Gebrauch der deutschen Spra- he bei der Amtsausübung muss für Herrn Verheugen so elbstverständlich sein wie die Verwendung der französi- chen Sprache für seinen französischen Kollegen Barrot. lles andere ist falsch verstandene Höflichkeit – und un- ötig noch dazu. Schließlich erfahren wir für unseren Antrag Zustim- ung von allen Seiten innerhalb und außerhalb dieses arlamentes. In der jüngsten Vergangenheit sind in die- er Sache Briefe geschrieben und eine ganze Reihe von esprächen geführt worden. Es liegt jetzt an der EU- erwaltung, ein neues Sprachenregime zu formulieren nd alsbald, ohne weiteres Verschieben und Vertrösten, n Kraft zu setzen. Diese Forderung werden wir auch ge- enüber Kommissar Orban bei seinem angekündigten esuch im Dezember dieses Jahres erneut deutlich ma- hen. Demokratie mag dem ein oder anderen in diesem usammenhang teuer vorkommen, aber das Modell ei- er freien demokratischen Gesellschaft, das Wirtschafts- odell Europa, ist zu wertvoll für die freie Entfaltung er hier lebenden Menschen, als dass wir es allein mit iskalischen Interessen beschränken. Wir sehen daher die erabschiedung eines neu gefassten Sprachenregimes ls eine vertrauensbildende Maßnahme für alle Parla- ente an. Lassen sie mich zu Schluss noch einmal die wichtigs- en Forderungen unseres Antrages zusammenfassen: eufassung der für 2008 zugesagten Übersetzungsstrate- ie alsbald und kurzfristig; angemessene parlamentari- che Beteiligung der Mitgliedstaaten bei dieser Ausar- eitung; vollständige und zeitnahe Bereitstellung aller eratungs- und entscheidungsrelevanten Dokumente; an- emessene Mittelbereitstellung in den Haushalten und ine stärkere Förderung und Verwendung der deutschen prache in der kulturellen Präsenz und im Arbeitsge- rauch innerhalb der Institutionen in Brüssel. Michael Roth (Heringen) (SPD): „Die Sprache Eu- opas ist die Übersetzung“, sagt Umberto Eco und bringt s auf den Punkt. Treffender kann ein Zitat kaum sein. as greift auch die Europäische Kommission in ihrer Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19637 (A) ) (B) ) Mitteilung „Mehrsprachigkeit: Trumpfkarte Europas, aber auch gemeinsame Verpflichtung“ vom 18. Septem- ber dieses Jahres auf. Die Kommission mahnt die Förderung der Mehrspra- chigkeit an. Damit wir uns nicht missverstehen: Spra- chenlernen ist richtig und wichtig. Sprachen ermögli- chen den Zugang zu anderen Kulturen und Menschen. Sie sind Instrument der Annäherung. Sprache macht Europa für die Menschen erst erlebbar. Für das Spra- chenlernen spricht sicher noch viel mehr. Selbstver- ständlich setzen wir uns hier in Deutschland dafür ein, dass Menschen die Chance haben, Sprachen zu erlernen – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Dieser Ver- antwortung nehmen wir uns gerne an. Die Kommission muss ihrer eigenen Verantwortung für die Sprachenviel- falt in Europa gerecht werden. Kommissar Orban hat für seine Mitteilung wirklich schöne Worte gefunden. Aber schöne Worte allein rei- chen nicht aus. Allein davon wird unsere parlamentari- sche Arbeit nicht besser. Wir wollen unsere Aufgaben wahrnehmen. Aber erledigt die Kommission auch ihre Hausaufgaben, um uns dazu in die Lage zu versetzen? Wir warten. Viel zu lange schon warten wir auf eine Initiative von Herrn Orban. Eine Überarbeitung für das Übersetzungsregime wurde für dieses Jahr angekündigt. Leider habe ich einem Brief des Kommissars an unseren Außenminister Frank-Walter Steinmeier entnehmen müssen, dass die Überprüfung der Übersetzungsstrategie auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Fehlende finan- zielle Mittel beklagt der Kommissar. Wir haben doch keine Beliebigkeit gefordert! Es soll nicht jeder Text – sei er noch so irrelevant – übersetzt werden. Aber es muss sichergestellt werden, dass die Dokumente, die aus unserer Sicht relevant sind, zwingend übersetzt werden. Wir haben konkrete Dokumente zur Übersetzung ange- mahnt, aber leider für 23 eine negative Antwort erhalten. Eine Erhöhung der finanziellen Mittel ist für die Reform der Übersetzungsstrategie nicht unbedingt notwendig. Eine Umschichtung, die den Bedarf der nationalen Par- lamente berücksichtigt, ist jedoch denk- und machbar. Nicht allein die Förderung der deutschen Sprache, sondern die Förderung der sprachlichen Vielfalt in Europa ist unser Anliegen. Diese sprachliche Vielfalt ist nicht bloß eine Herausforderung des europäischen Über- setzungsdienstes. Vielmehr ist sie Bestandteil unseres kulturellen Reichtums. Wenn von den nationalen Parla- menten gefordert wird, dass sie sich frühzeitig in den Gesetzgebungsprozess der EU einbringen, dann muss man uns auch die Möglichkeit dazu geben. Mit „uns“ meine ich die Parlamentarier der nationalen Kammern aller Mitgliedstaaten. Der Deutsche Bundestag, der pol- nische Sejm, die französische Assemblée nationale, der litauische Seimas und alle anderen Kolleginnen und Kol- legen aus den Partnerländern der EU wirken an Europa mit. Auch angesichts der Unklarheit darüber, wann der Vertrag von Lissabon in Kraft treten wird, bin ich über- zeugt, dass die Rolle nationaler Parlamente wächst. Der Lissabon-Vertrag stärkt formal unsere Mitgestaltungs- möglichkeiten. Doch schon jetzt bringt sich der Bundes- t W g b d s z w n f w h b m S u s z s V d A s d t e b E v d d d d v V p H u K 1 z w d t m t d a s w t (C (D ag engagierter in den EU-Gesetzgebungsprozess ein. enn uns das gescheiterte Referendum in Irland etwas ezeigt hat, dann doch, dass Europa mehr Bürgernähe raucht. Hier stehen wir auch als nationale Politiker in er Verantwortung. Nationale Parlamente haben inner- taatlich bereits Befugnisse bei europäischer Rechtsset- ung. Das ist auch den europäischen Institutionen be- usst. Die Mammutaufgabe, Europa zu vermitteln, kann ur in einem gemeinsamen Kraftakt gelingen. Die Re- orm der Übersetzungsstrategie muss weiterverfolgt erden. Das bedeutet auch, dass wir in der Pflicht ste- en. In der Pflicht, EU-Dokumente, die wir zugeleitet ekommen, nicht lediglich zur Kenntnis zu nehmen. Wir üssen Prioritäten setzen und konkret sagen, wo der chuh drückt und gegebenenfalls Alternativvorschläge nterbreiten. Es ist ein Erfolg, dass der Deutsche Bundestag ge- chlossen hinter dem Antrag steht. Über Fraktionsgren- en hinweg gilt es, alle Abgeordneten in die Lage zu ver- etzen, sich angemessen mit EU-Dokumenten und EU- orlagen auseinanderzusetzen – in deutscher Sprache. Ebenso freue ich mich, dass dieses Anliegen von der eutschen Bundesregierung mitgetragen wird. Unser ntrag soll die Bemühungen der Bundesregierung unter- tützen und sie ermuntern, am Ball zu bleiben. Ich for- ere die EU-Kommission dazu auf, endlich dem berech- igten Interesse des Deutschen Bundestages besser zu ntsprechen – im Interesse der Bürgerinnen und Bürger. Michael Link (Heilbronn) (FDP): Die Kommission eginnt ihre aktuelle Mitteilung zur Mehrsprachigkeit in uropa mit den Worten „die harmonische Koexistenz ieler Sprachen in Europa ist ein kraftvolles Symbol für as Streben der EU nach Einheit in der Vielfalt, einem er Eckpfeiler des europäischen Aufbauwerks.“ Diese Einschätzung teilen wir Liberalen. So drückt iese philosophisch anmutende Aussage zuallererst aus, ass die Sprachenvielfalt in Europa nicht zum destrukti- en Babylonischen Stimmengewirr führt, dass diese ielfalt einen Teil der Identität Europas darstellt. Natürlich stellt diese Vielzahl der Sprachen die Euro- äische Union im alltäglichen Gebrauch auch vor große erausforderungen. Es erfordert strukturelle, logistische nd finanzielle Anstrengungen, um die reibungslose ommunikation innerhalb der EU zu ermöglichen. Die lang erwartete Mitteilung der Kommission vom 8. September 2008 zur Mehrsprachigkeit enttäuscht be- üglich der Antworten auf diese Herausforderungen, ob- ohl die Mitteilung interessante Aussagen zur Stärkung er Sprachenkompetenz und des Sprachenbewusstseins rifft. Denn entgegen ursprünglicher Äußerungen Kom- issar Orbans enthält diese Mitteilung keine Überarbei- ung der Übersetzungsstrategie. Und dabei wäre genau ies der Bereich, an den die Kommission selbst Hand nlegen und dazu klare Aussagen treffen könnte, statt ich mit Wunschvorstellungen an die Mitgliedstaaten zu enden. Die Verabschiedung unseres interfraktionellen An- rags „EU-Übersetzungsstrategie überarbeiten – Natio- 19638 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) nalen Parlamenten die umfassende Mitwirkung in EU- Angelegenheiten ermöglichen“ ist damit wichtiger denn je. An der Bereitschaft der Kommission, transparent und offen mit den nationalen Parlamenten zusammenzuarbei- ten, bestehen erhebliche Zweifel. Was sich unter anderem an der fehlenden, jedoch zugesicherten Überarbeitung der Übersetzungsstrategie, der lediglich begrenzten Zahl an erbetenen Nachübersetzungen beratungsrelevanter Dokumente und der fehlenden Darstellung der tatsäch- lich benötigten Mittel und Kosten für eine angemessene Übersetzungsleistung ausdrückt. In der Debatte zur ersten Lesung dieses Antrages habe ich betont, dass der Antrag auch ein Zeichen setzt, dass sich der Bundestag in dieser Angelegenheit nicht auf wenig vertrösten lassen wird – und zwar weder von der Bundesregierung noch von der Kommission. Natürlich muss die Kommission für die notwendigen Übersetzungen sorgen, die Bundesregierung muss nun aber endlich den Druck erhöhen und dies in der EU auch durchsetzen. Und zwar auf Chefebene – denn die Dis- kussionen auf Arbeitsebene haben – wie wir sehen – bis- her zu nichts geführt. Zwar scheint das Bewusstsein der Bundesregierung dafür geweckt und auch groß zu sein. Auch sind wohl bereits Gespräche mit dem Kommis- sionspräsidenten Barroso geführt worden, doch nach wie vor wurde dabei wenig erreicht. Deshalb müssen wir als Bundestag ebenfalls den Druck auf die Bundesregierung erhöhen. Zeitlich kommt unser Antrag dafür genau zum richti- gen Zeitpunkt. Denn die Verhandlungen über den EU- Haushalt 2009 sind nun in der heißen Phase. Aktuell be- rät das Europäische Parlament in seinen Ausschüssen und im Plenum bevor es am 21. November zu einer Ver- mittlungsrunde zwischen Rat und EP zum EU-Haushalt 2009 kommt. In unserem Antrag stellen wir hinsichtlich dieses Haushaltes konkrete Forderungen an die Bundesregie- rung: Erstens, eine differenzierte Ausweisung der Mittel für Übersetzungsleistungen von der Kommission zu er- möglichen und zweitens darauf hinzuwirken, dass im Einzelplan 3 der Kommission durch Umschichtungen angemessene Mittel für Übersetzungen eingestellt wer- den. Mir scheint es erforderlich, noch vor der geplanten Vermittlungsrunde am 21. November von der Bundesre- gierung detailliert Auskunft zu verlangen, wie sie bei der Umsetzung unserer Forderungen auf EU-Ebene agiert hat bzw. agieren will. Beispielsweise könnte dies im EU- Ausschuss am 12. November 2008 geschehen. Denn Sympathiebekundungen der Bundesregierung mit uns Parlamentariern reichen nicht aus. Die Bundesregierung muss darstellen, mit welcher Strategie sie unsere Forde- rungen tatsächlich durchsetzen will. Sollten diese Forderungen ungehört bleiben, müsste die Bundesregierung in letzter Konsequenz dem Haus- halt 2009 seine Zustimmung verweigern. Ein kraftvolles Signal! a m K S H a s g n n s d s u r s t n K m g u w z l s d s b c r d w E e i Ü B i G K i W g L K r n S K w d P d g (C (D Daneben kann man nicht genug daran erinnern, dass uch auf die Partnerfraktionen im EP Einfluss zu neh- en ist, die im Haushalt mitzubestimmen haben. Interessant wäre es heute von Ihnen, sehr geehrte oalitionsfraktionen, zu erfahren, welche Fortschritte ie bei Ihren Gesprächen einerseits mit der zuständigen auptberichterstatterin, der SPD-Kollegin Jutta Haug, ndererseits mit dem Vorsitzenden des Haushaltsaus- chusses im Europäischen Parlament, dem CDU-Kolle- en Reimer Böge, EVP/CDU verzeichnen konnten. Neben diesem Engagement dürfen wir auch nicht achlassen, bei der Kommission die regelmäßige Be- achteiligung von deutschen Nichtregierungsorgani- ationen und deutschen Mittelständlern und anderen. urch die bevorzugte Verwendung von Englisch/Franzö- isch in Wirtschaftsdatenbanken, bei Ausschreibungen nd generell bei Internetauftritten in der EU zu kritisie- en sowie deren Ende gemäß den bestehenden europäi- chen Rechtsvorschriften, die Deutsch als gleichberech- igte Amts- und Arbeitssprache der EU festsetzen, achdrücklich einzufordern. Dr. Diether Dehm (DIE LINKE): In gebotener ürze eine Bemerkung zum Antrag selbst und eine Be- erkung zum Verfahren: Das Anliegen des Antrags ist erechtfertigt. Wir unterstützen es voll und ganz. Durch nzureichende Übersetzungen von EU-Dokumenten ird der Bundestag bei der Beteiligung an der Rechtset- ung auf europäischer Ebene und auch sonst ganz erheb- ich behindert. Das muss korrigiert werden, und zwar so chnell wie möglich. Es geht aber nicht nur um den Bun- estag. Es geht vor allem darum, dass eine demokrati- che Öffentlichkeit die politischen Positionen selbst egleiten und kritisch hinterfragen können muss. Da rei- hen politisch interpretierende und gefilterte Pressebe- ichte nicht. Wer Demokratie will, muss in der Sprache er jeweils betroffenen Menschen kommunizieren, auch enn es in der EU viele unterschiedliche Sprachen sind. in EU-Verwaltungsenglisch als „lingua franca“ der uropäischen Eliten genügt demokratischen Prinzipien n keiner Weise. Die Forderung nach einer anderen bersetzungsstrategie der EU-Kommission bedarf der ezugnahme auf den Vertrag von Lissabon nicht, wie sie m Antrag enthalten ist. Eine solche Bezugnahme ist im egenteil in hohem Maße kontraproduktiv. Die EU- ommission soll ihre verkorkste Sprachenpolitik nicht rgendwann, sondern schnell ändern. Wenn das vom irksamwerden des Vertrags abhinge, würde das Ge- enteil erreicht: Der Vertrag von Lissabon wird nach age der Dinge auf keinen Fall am 1. Januar 2009 in raft treten, wahrscheinlich wird er es nie tun. Das stör- ische Festhalten der anderen Fraktionen an der Bezug- ahme auf den Vertrag ist daher skurril. Es stellt ein tück Realitätsverweigerung durch die ganz Große oalition aus den vier anderen Fraktionen dar. Trotzdem erden wir heute keinen Änderungsantrag zur Behebung ieses Mangels stellen, sondern nur in dieser Form zu rotokoll geben, dass wir ohne „Wenn“ und „Aber“ für ie schnellstmögliche Revision der Übersetzungsstrate- ie eintreten. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19639 (A) ) (B) ) Jetzt die Bemerkung zum Verfahren: Bei dem hohen Maß an sachlicher Übereinstimmung hätte hier die Mög- lichkeit bestanden, einen Allfraktionenantrag einzubrin- gen. Dass das bewusst vermieden wurde, ist schlicht al- bern. Es kontrastiert auch zu pathetischen Appellen an die Gemeinsamkeit und die Solidarität in nationalen Fra- gen, die in den vergangenen Tagen von Regierungsseite immer wieder beschworen wurde. Wo es in der Sache möglich wäre, wollen Sie diese Gemeinsamkeit nicht. Trotz dieses miesen Stils: Wie lassen uns von einer Zu- stimmung zu sinnvollen Sachentscheidungen auch durch die von den anderen Fraktionen akzeptierte Marotte des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden nicht abbringen, keine Anträge zusammen mit unserer Fraktion zu unterzei- chen. Irgendwann aber sollten zumindest die anderen Fraktionen diese kleingeistigen Mätzchen lassen! Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Sprache ist Kultur, Sprache ist Identität. Deshalb müssen wir die Sprachenvielfalt in Deutschland, in der EU und auch weltweit schützen. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Vereinten Nationen das Jahr 2008 zum inter- nationalen Jahr der Sprachen erklärt haben. Auch die Europäische Union muss ihren Reichtum an Sprachen- vielfalt sichern, und deshalb ist es richtig, dass jedes Land vor einem Beitritt in die Europäische Union ange- ben kann, welche Sprache es als sogenannte Amtsspra- che wählt. In diesen momentan 23 Amtssprachen kön- nen sich dann alle Bürgerinnen und Bürger an die Institutionen der Europäischen Union wenden. Und das ist gut so. Denn die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, zu erfahren, was in ihrem Namen ge- schieht. Sprache ist also ein wichtiger Schlüssel für die Bürge- rinnen und Bürger zur Europäischen Union. Aber auch für kleine und mittlere Unternehmen, die sich an EU- Ausschreibungen beteiligen möchten, und nicht zuletzt auch für uns Abgeordnete ist es notwendig, dass wir wichtige Informationen in unserer Sprache erhalten. Denn es ist unsere ureigene Aufgabe, zu kontrollieren, wie die Bundesregierung in Brüssel handelt und ob sie unsere Anliegen auch richtig vertritt. Genau deshalb ist es doch absolut unverständlich, wenn wichtige Initiativen, Beschlüsse und auch Internet- auftritte, zum Beispiel der Generaldirektionen, nicht in allen Sprachen zur Verfügung stehen. Wir verstehen nicht, warum nicht alle wesentlichen EU-Dokumente in allen 23 Amtssprachen erhältlich sind. Es kann nicht sein, dass für eine Übersetzung allein formale Kriterien ausschlaggebend sind und wichtige Informationen, die sich in Anhängen oder in „nachgeordneten Dokumen- ten“ finden, deshalb nicht übersetzt werden. Nicht ir- gendwelche Kriterien, sondern die politische Bedeutung muss entscheiden, was übersetzt wird. Deshalb fordern wir von der Europäischen Kommis- sion, dass sie endlich wie angekündigt eine überarbeitete Übersetzungsstrategie vorlegt. Das sollte und muss noch in diesem Jahr und damit vor der Europawahl gesche- hen. Die Kommission hat sich doch mit ihrem „Plan D“ einen verstärkten Dialog mit den Bürgerinnen und Bür- g d s i f g r l D v g i i l s d I s h e s u A b r z M b m v g d z t r b d d d e d M M o r d g (C (D ern vorgenommen. Statt Hochglanzbroschüren zu rucken und Häppchen auf Abendveranstaltungen zu ervieren, sollte sie da anfangen, wo es am sinnvollsten st, nämlich bei der Sprache. Die Kommission muss da- ür sorgen, dass dieser Dialog auch in beide Richtungen ehen und verstanden werden kann. Von der Bundes- egierung fordern wir, dass sie nachdrücklich und auf al- en Ebenen für eine neue Übersetzungsstrategie eintritt. enn auch sie hatte sich für ihre Ratspräsidentschaft orgenommen, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bür- er in die Europäische Union zu stärken. Wir Grünen begrüßen sehr, dass sich die Fraktionen m Bundestag in dieser Frage jetzt einig sind. Denn noch m letzten Jahr ging es CDU/CSU und SPD doch vor al- em darum, nur die deutsche Sprache zu stärken. In die- em Jahr sind wir uns einig, dass es sich nicht nur um ein eutsches Problem handelt, sondern dass alle relevanten nformationen für alle in der Europäischen Union ver- tändlich sein müssen. Denn sonst werden wir nie die ehren Ziele einer europäischen Öffentlichkeit, einer uropäischen Identität und einer gelebten Unionsbürger- chaft erreichen. Dazu brauchen wir eine transparente nd verständliche Europäische Union. nlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung Unterstützter Beschäftigung (Ta- gesordnungspunkt 22) Hubert Hüppe (CDU/CSU): In der Koalitionsverein- arung haben wir uns darauf geeinigt, mehr für die be- ufliche Integration von Menschen mit Behinderungen u tun. Unser Ziel ist, mehr behinderten Menschen die öglichkeit zu eröffnen, außerhalb von Werkstätten für ehinderte Menschen ihren Lebensunterhalt im allge- einen Arbeitsmarkt erarbeiten zu können. Die Bundesregierung hat diesen Punkt der Koalitions- ereinbarung aufgegriffen und einen Gesetzentwurf vor- elegt, den wir heute beraten. Der Gesetzentwurf sieht ie „Unterstützte Beschäftigung“ als eine neue Leistung ur Teilhabe am Arbeitsleben vor. Ziel der „Unterstütz- en Beschäftigung“ ist ein regulärer, sozialversiche- ungspflichtiger Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Ar- eitsmarkt. Der Gesetzentwurf schafft neue Teilhabechancen auf em allgemeinen Arbeitsmarkt für Menschen mit Behin- erungen, denen zur Zeit nur die Werkstatt für behin- erte Menschen offen steht. Zur Zielgruppe des Gesetz- ntwurfs gehören insbesondere behinderte Menschen, ie vor der Aufnahme in eine Werkstatt für behinderte enschen stehen, also in erster Linie junge behinderte enschen, denen eine berufsvorbereitende Maßnahme der eine Berufsausbildung wegen Art oder Schwere ih- er Behinderung nicht möglich ist. Zusätzlich ist die „Unterstützte Beschäftigung“ ge- acht für Menschen, bei denen sich beispielsweise we- en eines Unfalls oder einer physischen oder psychi- 19640 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) schen Erkrankung im Laufe ihres Erwerbslebens eine Behinderung eingestellt hat. Die neue Leistung „Unterstützte Beschäftigung“ glie- dert sich in zwei Phasen. Die erste Phase ist die „indivi- duelle betriebliche Qualifizierung“, die in der Regel zwei Jahre dauert und mit einem regulären Arbeitsver- hältnis endet. Daran schließt sich der zweite Baustein der „Unterstützten Beschäftigung“, die „Berufsbeglei- tung“ an. Die „Berufsbegleitung“ wird dann geleistet, wenn weitere Begleitung nötig ist, um den Arbeitsplatz zu sichern. Der Mensch mit Behinderung ist also nicht auf sich allein gestellt, wenn er den Sprung in ein regulä- res Arbeitsverhältnis geschafft hat und auf weitere Un- terstützung angewiesen ist. Wir wollen, dass Absolventen von Förderschulen in der Praxis nicht automatisch in die Werkstatt für behin- derte Menschen gehen. Diesem Ziel dient der Gesetzent- wurf. Wichtig wäre in diesem Zusammenhang auch, Schulpraktika für behinderte Jugendliche vermehrt in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes anzubieten. Hier sind weitere Anstrengungen zu unternehmen. Für die CDU/CSU ist es wichtig, dass mit dem Ge- setzentwurf ein Weg beschritten wird, der dem Men- schen eine praxis- und betriebsorientierte Teilhabe- chance eröffnet. Die neue Leistung „Unterstützte Beschäftigung“ geht vom Prinzip „Erst platzieren, dann qualifizieren“ aus. Das heißt, es wird zuerst einmal ein Platz für den behinderten Menschen in einem Unterneh- men gesucht. Dann kann der behinderte Mensch erpro- ben, welche Tätigkeit er am besten ausüben kann. Spe- zielle Betreuer qualifizieren den behinderten Menschen anschließend für eine ganz konkrete Tätigkeit im Unter- nehmen. Das Prinzip „Erst platzieren, dann qualifizie- ren“ ist keine fixe Idee von Politikern. In der Praxis hat es sich schon vielfach bewährt. Dies zeigt die erfolgrei- che Arbeit von Leistungsanbietern, wie beispielsweise der Hamburger Arbeitsassistenz oder Access Erlangen. Menschen mit Behinderungen dürfen nicht in der neuen Maßnahme „zementiert“ sein. Vielmehr muss eine Durchlässigkeit zwischen einzelnen Maßnahmen beste- hen. Die Maßnahme „Unterstützte Beschäftigung“ berücksichtigt deshalb, dass sich in der Phase der „indi- viduellen betrieblichen Qualifizierung“ andere Maßnah- men als bedarfsgerechter herausstellen können. In diesen Fällen gibt es die Möglichkeit, alternativ zur „Unter- stützten Beschäftigung“ beispielsweise berufsvorberei- tende Berufsbildungsmaßnahmen, eine Berufsausbil- dung oder Leistungen in einer Werkstatt für behinderte Menschen durchzuführen. Die positiven Seiten der neuen Maßnahme zu nennen, heißt aber nicht zu verschweigen, was die „Unterstützte Beschäftigung“ nicht leistet. Ich bin mir bewusst, dass der Gesetzentwurf noch nicht Teilhabelösungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aufzeigt für die vielen behin- derten Menschen, die sich zurzeit in Werkstätten für be- hinderte Menschen befinden. Wie Sie vielleicht wissen, steigt die Zahl der behinderten Menschen in Werkstätten stetig an. Von 1994 bis 2006 stieg die Zahl der Men- schen in Werkstätten um etwa 80 Prozent von 150 000 auf 270 000. Ein Ende des Zulaufs zu Werkstät- t C e B Ü b M z t b M g c m h e t a d m m E i d k A g n M h B d i T e n S f m g g d t g B a b w A w t l k B t n b (C (D en für behinderte Menschen ist nicht in Sicht. Die CDU/ SU-Bundestagsfraktion glaubt nicht, dass mit derzeit twa 1 bzw. 3 Prozent ausgelagerten Werkstattplätzen im erufsbildungs- und Arbeitsbereich und unter 1 Prozent bergängen aus Werkstätten auf den allgemeinen Ar- eitsmarkt die Möglichkeiten für werkstattberechtigte enschen ausgeschöpft sind. Ich bin fest davon über- eugt, dass für behinderte Menschen mehr Möglichkei- en geschaffen werden können. Auch und gerade im Ar- eitsleben kommt es darauf an, ein selbstverständliches iteinander von Menschen mit und ohne Behinderun- en zu stärken. Behinderten Menschen mehr Teilhabe- hancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einzuräu- en, bleibt eine Aufgabe, der wir uns weiter zu stellen aben. Die neue Leistung „Unterstützte Beschäftigung“ ist in Mosaikstein des Ziels von CDU/CSU und der Koali- ion, mehr Teilhabechancen für behinderte Menschen uf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Für en Erfolg der neuen Leistung wird es darauf ankom- en, die Rahmenbedingungen an funktionierenden For- en der „unterstützten Beschäftigung“ zu orientieren. s wird insbesondere auf eine ausreichend intensive und ndividuelle Betreuung der behinderten Menschen auf em Arbeitsplatz während der gesamten Maßnahme an- ommen. Hinzu müssen finanzielle Leistungen an den rbeitgeber kommen, wenn nur so das Arbeitsverhältnis esichert werden kann. Wir hoffen bei der Umsetzung atürlich auch auf die Unterstützung durch Arbeitgeber. enschen mit Behinderungen müssen eine Chance er- alten, zu zeigen, dass sie eine Bereicherung für einen etrieb auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sein können. Jörg Rohde (FDP): Die berufliche Teilhabe behin- erter Menschen ist eine der größten Herausforderungen n der Politik für Menschen mit Behinderung. Berufliche eilhabe bedeutet für den behinderten Menschen die An- rkennung seiner Fähigkeiten und den Respekt vor sei- er Arbeitsleistung. Sie trägt dem Wunsch vieler chwerbehinderter Rechnung, nicht in einer Werkstatt ür behinderte Menschen, sondern im ersten Arbeits- arkt einer Tätigkeit nachzugehen. Es ist deshalb Auf- abe des Gesetzgebers, die geeigneten Rahmenbedin- ungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu schaffen, amit die Integration behinderter Menschen in den ers- en Arbeitsmarkt gelingt. Geeignete Rahmenbedingun- en heißt in diesem Zusammenhang: der Bau einer rücke von der Werkstatt oder ähnlichen Beschäftigungs- ngeboten für behinderte Menschen in den ersten Ar- eitsmarkt. Nötig ist dieser Brückenbau, weil der über- iegende Teil der Betroffenen bislang nicht mit den nforderungen des ersten Arbeitsmarktes konfrontiert ar und in der ersten Zeit im neuen Job ergänzende Un- erstützung benötigt, zum Beispiel durch berufliche Qua- ifizierungsmaßnahmen, aber auch durch persönlich- eitsbildende Begleitung. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf erkennt die undesregierung diesen Unterstützungsbedarf behinder- er Erwerbstätiger ausdrücklich an und stellt die perso- enzentrierte Hilfe in den Vordergrund. Denn wie auch ei der Vermittlung und Förderung Langzeitarbeitsloser, Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19641 (A) ) (B) ) Geringqualifizierter oder anderer Erwerbsloser mit Ver- mittlungshemmnissen gilt auch für die Integration behin- derter Menschen: Jedes Hilfsangebot muss dem indivi- duellen Hilfebedarf des behinderten Menschen und den Besonderheiten seines Arbeitsplatzes im ersten Arbeits- markt gerecht werden. Nur mit maßgeschneiderten Hil- fen kann es gelingen, ein langfristig solides und wirt- schaftliches Arbeitsverhältnis zwischen dem behinderten Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber herzustellen. Leider folgen die Regierungsfraktionen diesem Grundsatz ins- gesamt in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik viel zu selten. Die FDP erkennt an, dass die Bundesregierung mit dem vorliegenden Gesetzentwurf ein individuelles Un- terstützungsangebot schaffen möchte. Wie so oft ist es der Bundesregierung allerdings auch in diesem Gesetz- gebungsverfahren nicht gelungen, einen Entwurf vorzu- legen, dem die Interessenvertretungen behinderter Men- schen sowie die ausführenden Länder und Kommunen uneingeschränkt zustimmen können. So wird zum Bei- spiel von Behindertenverbänden über Länder und Kom- munen bis hin zu den Arbeitgebern kritisiert, dass die für die Unterstützung infrage kommende Zielgruppe nicht hinreichend klar definiert ist. Auch die ohnehin ange- spannte finanzielle Lage der meisten Integrationsämter findet im vorliegenden Gesetzentwurf keine Würdigung, obwohl auf diese mittel- und langfristig weitere finan- zielle Belastungen durch die Nachbetreuung behinderter Erwerbstätiger zukommen dürften. Nicht zuletzt deshalb hat der Bundesrat in seiner Stellungnahme die Bundesre- gierung zum wiederholten Male ermahnt, die Grundla- gen für Erziehung, Bildung, Ausbildung, Arbeit und Wohnen behinderter Menschen endlich auf ein neues ge- setzliches Fundament zu stellen. Schließlich ist zu bezweifeln, ob das Instrument der unterstützten Beschäftigung in der vorliegenden Fassung dem Wunsch- und Wahlrecht des behinderten Arbeitneh- mers in größtmöglichem Maße Rechnung trägt. Die FDP kritisiert ferner ausdrücklich die völlig un- zulängliche parlamentarische Behandlung dieses wichti- gen sozialpolitischen Themas: Die erste Lesung erfolgt zu so vorgerückter Stunde, dass keine mündliche Aus- sprache mehr erfolgen kann, für die Anhörung im Aus- schuss für Arbeit und Soziales sollen nur 60 Minuten zur Verfügung stehen, und die zweite und dritte Lesung soll nach Willen der Regierungsfraktionen erneut erst zu nachtschlafender Zeit erfolgen. Dieses Vorgehen wird der Bedeutung des Themas in keiner Weise gerecht. Die FDP erwartet bei uneingeschränkter Zustimmung zum Ziel der Teilhabe behinderter Menschen am ersten Arbeitsmarkt eine kritische Auseinandersetzung mit dem vorliegenden Gesetzentwurf im Ausschuss für Arbeit und Soziales, damit die Ziele des Gesetzentwurfes in der Praxis auch erreicht werden können. Hier dürfte es noch erheblichen Korrekturbedarf geben. Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE): Über 3 Millionen Ar- beitslose meldete die Bundesagentur für Arbeit für Sep- tember 2008, darunter mehr als 150 000 schwerbehin- derte Arbeitslose. Die Daten sind aber längst nicht k A k v s g s i b A g v le v a A v 1 r s U s c i a i a r h m t z d a D r g ( e a d B k a h g (C (D omplett. Die 69 Optionskommunen führen bezüglich rbeitsvermittlung behinderter Menschen keine Statisti- en, Arbeitslose in Maßnahmen werden nicht erfasst und iele Menschen mit Behinderungen sind aus unter- chiedlichsten Gründen nicht mehr als arbeitsuchend re- istriert. Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit haben Men- chen mit Behinderungen am wenigsten partizipiert – hier st die Arbeitslosenquote doppelt so hoch, wie bei Nicht- ehinderten. Das ist die Situation trotz der vielen Maßnahmen und ktivitäten des Bundes, welche im Bericht der Bundesre- ierung über die Wirkung der Instrumente zur Sicherung on Beschäftigung und zur betrieblichen Prävention darge- gt wird. Übrigens: Dieser Bericht, Drucksache 16/6044, om 2. Juli 2007 wurde bis heute nicht von der Koalition uf die Tagesordnung gesetzt. Warum wohl? Nun legt die Bundesregierung im Eilverfahren – eine nhörung im zuständigen Ausschuss ist für den 5. No- ember und die 2./3. Lesung im Bundestag ist für den 3. November geplant – den „Gesetzentwurf zur Einfüh- ung Unterstützter Beschäftigung“ vor. Die Linke unterstützt das „Ziel der Unterstützten Be- chäftigung (ist), behinderten Menschen mit besonderem nterstützungsbedarf eine angemessene, geeignete und ozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu ermögli- hen und zu erhalten“ (siehe § 38 a). Ergänzend möchte ch anmerken, dass wir hier Arbeit meinen, von der man uch leben kann. Menschen mit Behinderungen sollen hren gesamten Lohn für ihren Lebensunterhalt wie alle nderen auch behalten können und nicht bis auf den ge- ing bemessenen Selbstbehalt nach SGB XII für die be- inderungsbedingten Mehrbedarfe wieder abführen üssen. Der Ansatz des Gesetzentwurfs zur Einführung Un- erstützter Beschäftigung – erst platzieren, dann qualifi- ieren – ist grundsätzlich sinnvoll. Menschen mit Behin- erungen brauchen mehr Chancen, einen Arbeitsplatz uf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu erlangen. ie Tendenz, dass immer mehr Menschen mit Behinde- ungen lebenslänglich in Aussonderungseinrichtungen eparkt werden – von der (Aus)Sonderschule zur Aus)Sonderberufsschule und dann zur Beschäftigung in iner Werkstatt für Menschen mit Behinderungen – muss ufgebrochen werden. Spätestens mit der Ratifizierung er UN-Konvention über die Rechte der Menschen mit ehinderungen müsste das auch in diesem Hohen Haus lar und einleuchtend sein. Insofern begrüße ich auch ausdrücklich den Bezug uf diese Konvention im Gesetzentwurf. Maßstab ist ier insbesondere der Artikel 27 „Arbeit und Beschäfti- ung“, den ich (gekürzt) zitieren möchte: 1. Die Vertragsstaaten erkennen das gleichberech- tigte Recht behinderter Menschen auf Arbeit an; dies beinhaltet das Recht auf die Möglichkeit, den Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, die in einem offenen, integrativen und für behinderte Menschen zugänglichen Arbeitsmarkt und Arbeits- umfeld frei gewählt oder angenommen wurde. Die Vertragsstaaten sichern und fördern die Verwirkli- 19642 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) chung des Rechts auf Arbeit, einschließlich für Menschen, die während der Beschäftigung eine Be- hinderung erwerben, durch geeignete Schritte, ein- schließlich des Erlasses von Rechtsvorschriften, um unter anderem a) Diskriminierung auf Grund einer Behinderung in allen Fragen der Beschäftigung jeder Art, ein- schließlich der Bedingungen in Bezug auf Rekrutie- rung, Einstellung und Beschäftigung, Weiterbe- schäftigung, Aufstieg sowie sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, zu verbieten; b) das gleichberechtigte Recht behinderter Men- schen auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedin- gungen, einschließlich Chancengleichheit, gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit, sichere und ge- sunde Arbeitsbedingungen, einschließlich Schutz vor Belästigungen, und Abhilfe bei Beschwerden zu schützen; d) behinderten Menschen wirksamen Zugang zu allgemeinen fachlichen und beruflichen Beratungs- programmen, Stellenvermittlung sowie Berufsaus- bildung und Weiterbildung zu ermöglichen; e) Beschäftigungs- und Aufstiegsmöglichkeiten für behinderte Menschen auf dem Arbeitsmarkt sowie Unterstützung bei der Arbeitsuche, dem Erwerb und der Beibehaltung eines Arbeitsplatzes und beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu för- dern; g) behinderte Menschen im öffentlichen Sektor zu beschäftigen; h) die Beschäftigung behinderter Menschen im pri- vaten Sektor durch geeignete Strategien und Maß- nahmen, wie gegebenenfalls Förderprogramme, Anreize und andere Maßnahmen, zu fördern; i) sicherzustellen, dass am Arbeitsplatz angemes- sene Vorkehrungen für behinderte Menschen ge- troffen werden; k) Programme für die berufliche Rehabilitation, den Erhalt des Arbeitsplatzes und den beruflichen Wie- dereinstieg behinderter Menschen zu fördern. Inwieweit wird aber das Gesetz zur Unterstützten Be- schäftigung diesen Ansprüchen gerecht? Für die Linke enthält der Gesetzentwurf noch eine Menge fragwürdi- ger und ungeklärter Regelungen. So ist es zu begrüßen, wenn der Bund Menschen mit Behinderungen, die nicht im Sinne des Gesetzes als schwerbehindert gelten, bei der Beschaffung von Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt helfen will. Gerade diese Menschen fallen allzu oft durch jedes Raster. Als Ziel- gruppen nennen Sie Absolventen von Förderschulen, die nicht in der Lage sind, eine Berufsausbildung wahrzu- nehmen und Menschen, die im Laufe ihres Lebens eine Behinderung erfahren. Beide Gruppen sollen arbeits- platzbegleitend eine maximal zweijährige Ausbildung erhalten. Aber was dann? Wie wird danach die notwen- dige dauerhafte Förderung bzw. Assistenz zum Erhalt des Arbeitsplatzes gesichert? p g c d M B s z v A e A D w w B w R o z l B B G r d b A u G e U G d c d s p D t i r k Q W S s m e d (C (D Und weiter: Das Gesetzentwurf will die Informations- flicht der Bundesagentur für Arbeit über die Beschäfti- ungsquote schwerbehinderter Menschen bei öffentli- hen Arbeitgebern abschaffen. Wem nützt das? Wenn er Überblick fehlt, ist auch ein effizienter Einsatz von itteln für die Förderung von Arbeit für Menschen mit ehinderungen nicht möglich. Deswegen ist die Ab- chaffung der Informationspflicht für die Linke nicht ak- eptabel. Überhaupt nicht nachvollziehbar bleibt die bereits ollzogene Umstrukturierung der ZAV (Zentralstelle für rbeitsvermittlung) trotz nachgewiesener Vermittlungs- rfolge von schwerbehinderten Akademikerinnen und kademikern. Die vielfachen Hinweise, Proteste und emonstrationen der Betroffenen blieben ungehört. Gegen Einsparungen an sich – wie sie laut Gesetzent- urf erwartet werden – hat auch die Linke nichts einzu- enden. Dagegen sind wir aber, wenn es auf Kosten der etroffenen geht. Das ist Sparen an der falschen Stelle. Am 13. November ist die erste Lesung des Gesetzent- urfes zur Ratifizierung der UN-Konvention über die echte der Menschen mit Behinderungen auf der Tages- rdnung des Bundestages. Ein Umsetzungs- bzw. Voll- ugsgesetz hält die Bundesregierung für nicht erforder- ich und auch das vorliegende Gesetz zur Unterstützten eschäftigung leistet dazu keinen wirklichen Beitrag. Deshalb stimmt die Linke folgender Forderung des undesrates (siehe Stellungnahme des Bundesrates zum esetzentwurf, Punkt 1 d) zu – ich zitiere: „Der Bundes- at fordert die Bundesregierung auf, in einem umfassen- en Gesetzesvorhaben die gleichberechtigte und selbst- estimmte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft von nfang an bei Erziehung, Bildung, Ausbildung, Arbeit nd Wohnen zu ermöglichen und die gesetzlichen rundlagen dafür zu schaffen bzw. zu verbessern.“ So in Gesetz wäre ein wichtiger und richtiger Beitrag zur msetzung der UN-Konvention. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): rundsätzlich ist für einige Menschen mit Behinderung ie Leistung „Unterstützte Beschäftigung“ ein hilfrei- hes Angebot, weil sie die Teilhabe am Arbeitsleben be- arfsgerecht und personenzentriert verbessern kann. In- ofern begrüßen wir die Initiative der Bundesregierung. Gefährlich wird es aber dann, wenn die vielen Kritik- unkte an dem Gesetzentwurf nicht beachtet werden. ann nämlich kehrt sich die Absicht, mehr Möglichkei- en zur beruflichen Teilhabe herzustellen, ganz schnell in hr Gegenteil um und schränkt die Wunsch- und Wahl- echte der betroffenen Menschen de facto ein. Um es onkret zu machen: Wenn die noch offenen Fragen der ualitätsstandards, der Rückkehrmöglichkeit in die erkstatt oder der langfristigen Finanzierung nicht im inne der Betroffenen geklärt werden, droht diesen Per- onen eine äußerst prekäre Situation auf dem Arbeits- arkt. Ich verlange von der Bundesregierung, dieses Risiko rnst zu nehmen und nicht herunterzuspielen. Denn es ist och so: Ohne einen ausreichenden und dauerhaften Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19643 (A) ) (B) ) Nachteilsausgleich hat insbesondere der Personenkreis, der ohne ambulante Unterstützung auf die Leistungen ei- ner Werkstatt für behinderte Menschen angewiesen wäre, mittel- bis langfristig kaum eine Perspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Wir werden die einzelnen Kritikpunkte im Ausschuss und in der geplanten Anhörung diskutieren. Doch lassen Sie mich an dieser Stelle noch eine weitere Sorge zum Ausdruck bringen, die für mich doch exemplarisch be- legt, mit wie vielen Unsicherheiten dieser Gesetzentwurf noch behaftet ist: Die „Berufsbegleitung“ im Anschluss an die „Indivi- duelle betriebliche Qualifizierung“ stellt eine zusätzliche Leistung für die Personen mit besonders hohem Unter- stützungsbedarf dar. Sie kann und darf nicht als Substitut für nachfolgende Eingliederungszuschüsse der Bundes- agentur für Arbeit angesehen werden. Genau diese Auf- fassung vertritt jedoch die BA, die sich damit einmal mehr der Finanzierungsverantwortung entziehen möchte. Hier muss die Bundesregierung schon im Vor- feld klarstellen, dass zukünftig sowohl Eingliederungs- zuschüsse der BA als auch Begleitung im Arbeitsleben durch die Integrationsämter weiterhin zur Verfügung ste- hen. Unabhängig von den genannten Kritikpunkten stehen Bündnis 90/Die Grünen für einen umfassenderen Ansatz zur beruflichen Teilhabe behinderter Menschen. Denn auch bei einer guten Ausgestaltung des neuen Fördertat- bestandes kann dieser nur ein Mosaiksteinchen in der ganzheitlichen Förderung für alle Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf darstellen. Im Sinne einer Stärkung des Wunsch- und Wahlrechts müssen nach unserer Auffassung alle Menschen mit Be- hinderungen – unabhängig von der Art oder Schwere ih- rer Behinderung – in die Lage versetzt werden, selbst entscheiden zu können, in welcher Form sie am Arbeits- leben teilhaben möchten. Entscheidend ist, dass sie indi- viduell gefördert und bei Bedarf nach dem Prinzip des Nachteilsausgleichs dauerhaft unterstützt werden. Zu einem dauerhaften Nachteilsausgleich gehört auch die Möglichkeit, aus verschiedenen Unterstützungsfor- men zu wählen. Unterstützte Beschäftigung im ur- sprünglichen Sinne ist dabei viel weiter angelegt, als nun von der Bundesregierung intendiert. Grundlegend für diese Idee ist, dass auch stark leistungsgeminderte Per- sonen Arbeitsplätze außerhalb einer Werkstatt finden können. Das eigentliche Konzept der Unterstützten Be- schäftigung geht vom Menschen aus, erfindet und ge- staltet neue passgenaue (Nischen-)Arbeitsplätze und ori- entiert sich dabei an den Fähigkeiten, Wünschen und Potenzialen des behinderten Menschen. Neben der frü- hen Vorbereitung in der Schule, gegebenenfalls dauer- haften Unterstützung und Qualifizierung werden die Lebensbereiche Arbeit, Wohnen und Freizeit berück- sichtigt. Eine sozialversicherungspflichtige Beschäfti- gung wird nicht notwendigerweise angestrebt. Kostenträger sowohl des Minderleistungsausgleichs als auch der Formen der Unterstützten Beschäftigung müssen nach unserer Auffassung sowohl die Träger für L a t M r a a v f t s n f l b n n s w g D r S h n w l g v s s s m g p i w B S d a d s g m b A t u d d s M d H d f (C (D eistungen in Werkstätten für behinderte Menschen als uch die Integrationsämter sein. Auch die Bundesagen- ur für Arbeit, die nach dem Übergang des behinderten enschen vom Berufsbildungsbereich in den Arbeitsbe- eich bislang ihre Trägerschaft verliert, sollte Finanzver- ntwortung übernehmen. Nur so fällt für die Bundes- gentur für Arbeit der negative Anreiz beim Übergang on dem Berufsbildungs- in den Arbeitsbereich weg. Ein est vereinbarter Finanzschlüssel sowie eine klare Struk- urverantwortung eines Trägers kann diese Zwischenlö- ung so gestalten, dass sie dem oder der Betroffenen icht zum Negativen gereicht. Optimal und als mittel- ristige Perspektive ist jedoch eine Zusammenführung eistungsrechtlicher Vorschriften der Teilhabe am Ar- eitsleben in einem Gesetz vonnöten. Alles in allem müssten bei einer Gesamtbetrachtung och viele Fragen im Detail geklärt werden. Sicher ist ur eins: Die Bundesregierung verweigert sich eben die- er Gesamtbetrachtung und liefert stattdessen Stück- erk, das im schlimmsten Fall den Betroffenen zum Ne- ativen gereicht. Lassen Sie mich an dieser Stelle noch eins anmerken: ie im Gesetzentwurf geplante Abschaffung der Be- ichtspflicht für öffentliche Arbeitgeber ist aus zweierlei icht blanker Hohn. In der Begründung für diesen Punkt eißt es, die Erfragung der Bundesagentur für Arbeit ach der Zahl der beschäftigten Schwerbehinderten ürde keinen Anreiz für öffentliche Arbeitgeber darstel- en, schwerbehinderte Menschen einzustellen. Diese Be- ründung ist völlig inakzeptabel! Die Berichtspflicht ist or allem aus politischer Sicht sinnvoll, da sie ein wirk- ames Kontrollinstrument zur Beschäftigungssituation chwerbehinderter Menschen darstellt. Ich kann mir die- en Punkt im Gesetzentwurf, der im übrigen vollkom- en sachfremd ist und mit der Unterstützten Beschäfti- ung überhaupt nichts zu tun hat, nur als Teil einer olitischen Verhandlungsmasse vorstellen. Irgendwann m Verlauf der parlamentarischen Auseinandersetzung erden die Koalitionsfraktionen die Abschaffung der erichtspflicht streichen und sich gegenseitig auf die chultern klopfen. Der Rest des Gesetzentwurfes wird ann wahrscheinlich samt bestehenden Kritikpunkten bgesegnet. Ich fordere die Bundesregierung daher auf, ieses offensichtliche Störmanöver aus dem Entwurf zu treichen und die wirklich relevanten Unklarheiten anzu- ehen! Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Arbeit und Soziales: Der Teilhabe am Ar- eitsleben kommt eine Schlüsselstellung zu. Denn an der rbeit hängen Existenzgrundlage, Identität, Selbstach- ung und Zugehörigkeitsgefühl. Arbeit und Kolleginnen nd Kollegen zu haben, das bedeutet dazuzugehören und as Leben in die eigene Hand nehmen zu können. Es be- eutet, aus eigener Kraft Unabhängigkeit und Selbst- tändigkeit zu erreichen. Diese Erwartung haben auch enschen mit Behinderungen. Allerdings stoßen sie auf em allgemeinen Arbeitsmarkt immer noch auf hohe ürden. Die Bundesregierung will ihnen dabei helfen, iese Hindernisse zu überwinden. Aus diesem Grund ühren wir mit der „Unterstützten Beschäftigung“ eine 19644 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) neue Fördermöglichkeit im Sozialgesetzbuch III ein. Sie soll behinderten Menschen mit einem besonderen Unter- stützungsbedarf bei der Integration in eine sozialversi- cherungspflichtige Beschäftigung helfen. Wen wollen wir mithilfe der Bundesagentur für Ar- beit fördern? Wir wollen Schulabgängerinnen und Schulabgänger aus Förderschulen den Übergang von der Schule in den Beruf erleichtern, und wir wollen denen, die im Laufe ihres Erwerbslebens behindert werden, den Wiedereinstieg erleichtern. Dabei konzentrieren wir die Unterstützung auf diejenigen, die in einer Berufsausbil- dung oder in berufsvorbereitenden Maßnahmen überfor- dert, in einer Werkstatt für behinderte Menschen aber unterfordert wären. Denn „Unterstützte Beschäftigung“ ist – und das ist wichtig – nachrangig zu berufsvorberei- tenden Maßnahmen und Berufsausbildungen. Wie sieht die Förderung aus? Dem genannten Perso- nenkreis wird künftig eine individuelle betriebliche Qua- lifizierung angeboten. Dabei handelt es sich um eine Re- habilitationsmaßnahme, die bis zu zwei Jahre, in Ausnahmefällen bis zu drei Jahre dauert. Während die- ser Zeit wird der Teilnehmer nach dem Prinzip „Erst platzieren, dann qualifizieren“ auf verschiedenen Quali- fizierungsplätzen direkt im Betrieb auf eine Beschäfti- gung vorbereitet. Dabei wird er von einem Jobcoach un- terstützt. Es geht nicht um ein reines Anlernen, sondern um eine umfassende Qualifizierung, orientiert an den individuellen Fähigkeiten, inklusive der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen und berufsübergreifenden Kenntnissen. Wenn nach der Qualifizierung ein Arbeitsvertrag zu- stande kommt, dann kann der behinderte Mitarbeiter die Unterstützung des Jobcoaches bei Bedarf über die Be- rufsbegleitung weiter in Anspruch nehmen. Dafür wer- den in der Regel die Integrationsämter zuständig sein. Damit die Qualifikationsangebote auch einen ange- messenen Standard halten, formulieren wir im Gesetz klare Qualitätskriterien. Außerdem bekommen die zu- ständigen Leistungsträger die Vorgabe, eine gemeinsame Empfehlung zur Qualität in der „Unterstützten Beschäf- tigung“ zu erarbeiten. Die Einhaltung der Qualitätskrite- rien wird Voraussetzung dafür sein, dass ein Dienstleis- ter mit der Durchführung „Unterstützter Beschäftigung“ beauftragt werden kann. Mit diesen Regelungen schaffen wir die Grundlage dafür, dass „Unterstützte Beschäftigung“ künftig bun- desweit angeboten werden kann. Dadurch werden neue Chancen auf Teilhabe auf dem allgemeinen Arbeits- markt wachsen. Ich hoffe, dass der Ansatz der „Unterstützten Be- schäftigung“ auch auf andere Bereiche ausstrahlen wird. Denn Menschen mit Behinderungen haben ein Recht darauf, voll am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben – in der Schule, in der Ausbildung, in der Arbeitswelt. Dies ist möglich, wenn man die Unterstützung konse- quent individuell organisiert. Mit dem neuen Instrument der „Unterstützten Beschäftigung“ zeigen wir, wie eine individuelle Förderung funktionieren kann. Die Perspek- tive ist volle Teilhabe. Helfen Sie bitte mit Ihrer Zustim- m l A h l b m l U t s D m m G R v e t S B g w r L D R a K w P g tr d d K F s (C (D ung zu diesem Gesetz mit, dass diese Perspektive Rea- ität werden kann. nlage 18 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung – Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung von Vorschriften auf dem Gebiet des ökologi- schen Landbaus an die Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/ biologischen Erzeugnissen und zur Aufhe- bung der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 – Beschlussempfehlung und Bericht: For- schung für den ökologischen Landbau aus- bauen (Tagesordnungspunkt 23 a und 23 b) Marlene Mortler (CDU/CSU): Wir beschließen eute die Umsetzung von Änderungen der gemeinschaft- ichen Rahmenvorschriften für den ökologischen Land- au. Sie gelten ab dem 1. Januar 2009. Zwei Vorgaben achten dieses Gesetzesverfahren notwendig. Die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs egte uns einen Punkt zur Abarbeitung vor. Aufgrund des rteils musste das Niederlassungserfordernis für Kon- rollstellen aus anderen Mitgliedstaaten der Europäi- chen Union im Öko-Landbaugesetz gestrichen werden. ie Änderung der EG-Öko-Basisverordnung wiederum achte eine weitere wichtige Änderung notwendig. So üssen Einrichtungen der Außer-Haus-Verpflegung, wie aststätten, Kantinen und Großküchen explizit in den egelungsbereich der Kontroll- und Kennzeichnungs- orschriften der erwähnten EG-Öko-Basisverordnung inbezogen werden. Vor dem Hintergrund des geänder- en Gemeinschaftsrechts erhalten wir ihnen damit den tatus quo. Die bereits erwähnte Änderung der EG-Öko- asisverordnung zog nach sich, dass die Straf- und Buß- eldvorschriften des Öko-Landbaugesetzes überarbeitet erden mussten. Der Bundesrat hatte uns in einer Stellungnahme Ände- ungswünsche zum Gesetzentwurf für die im zuständigen andwirtschaftsausschuss erfolgte Beratung mitgegeben. ie Wünsche hielten sich jedoch in weiten Teilen im ahmen des bestehenden Konzepts und waren teilweise uch nur technischer und redaktioneller Natur. Die oalition hat in ihrem Änderungsantrag zum Gesetzent- urf einige Punkte davon aufgenommen. Das sind die unkte: eingeschränkter Personenkreis bei der Auf- abenübertragung, ersatzweise Wahrnehmung der Kon- ollaufgaben nur durch andere Kontrollstellen, Ergänzung er Informationspflichten der Kontrollstellen, Ergänzung er Bußgeldvorschriften sowie redaktionell-technische larstellungen. Zudem haben wir in leicht veränderter assung aufgenommen, die aufschiebende Bedingung zu treichen, die das Wirksamwerden der Zulassung einer Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19645 (A) ) (B) ) Kontrollstelle an die darauffolgende Aufgabenübertra- gung durch die Länder knüpft. Dem konnte mit der Er- gänzung zugestimmt werden, dass Nebenbestimmungen bei der Zulassung von Öko-Kontrollstellen zusätzlich auch zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit des Kontroll- systems zulässig sind. Weitere Änderungsvorschläge konnten aus unter- schiedlichsten Gründen leider nicht berücksichtigt wer- den. So konnte wegen verfassungsrechtlicher Bedenken der Vorschlag zur Aufgabenteilung zwischen Bund und Ländern – Stichwort Mischverwaltung – nicht aufge- nommen werden. In meiner Rede zur Einbringung des Gesetzentwurfes erwähnte ich den positiven Wunsch des Bundesrates auf Erweiterung der Mitteilungspflichten der Importeure bei der Einfuhr von Öko-Produkten aus Drittländern. Hier mussten wir leider zur Kenntnis neh- men, dass dieses Verfahren dem geltenden Gemein- schaftsrecht widersprechen würde und auch WTO-recht- lich angreifbar wäre. Wir haben alles in allem den vom Bundesrat verfolg- ten Anliegen soweit wie möglich Rechnung getragen. Die Länder sind an einem rechtzeitigen Inkrafttreten des geänderten Öko-Landbaugesetzes zum 1. Januar 2009 sehr interessiert. Andernfalls droht wegen der zum 1. Januar 2009 geänderten Gemeinschaftsrechtslage er- hebliche Rechtsunsicherheit im Vollzug. Daher bin ich mir sicher, dass – auch wenn nicht allen Vorschlägen ge- folgt werden konnte – mit einer Zustimmung des Bun- desrates im zweiten Durchgang zu rechnen ist. Abschließend noch ein Wort zum Entschließungsan- trag der Grünen. Für mich sieht parlamentarische Eti- kette anders aus. Mein Standpunkt ist und bleibt, dass ich einem weiteren Bürokratieaufbau mittels eines neu zu schaffenden Beirates nicht zustimmen werde. Dass ich keine Vorurteile hege, kann ich auch als CSU-Vertre- terin mit einem Zitat von Friedrich Engels unterlegen, mit dem ich meine Rede beenden möchte: Niemand kann für eine Sache kämpfen, ohne sich Feinde zu schaffen. Gustav Herzog (SPD): Wir beraten heute in zweiter und dritter Lesung über ein neues Gesetz zur Anpassung der Vorschriften für den ökologischen Landbau. Damit passen wir das Gesetz an die umfangreich geänderte und zum 1. Januar 2009 in Kraft tretende EG-Öko-Basisver- ordnung an. Wie wir aus erster Lesung bereits wissen, betreffen die Änderungen insbesondere das europäische Kontrollsystem und die Kennzeichnung ökologisch er- zeugter Produkte. Kontrolle und Kennzeichnung der Au- ßer-Haus-Verpflegung müssen explizit einbezogen und daher angepasst werden. Auch dient die Vorlage der Umsetzung des anhängigen EuGH-Urteils zur Niederlas- sungspflicht von Kontrollstellen. Wie die gestrigen Ausschussberatungen gezeigt ha- ben, waren diese Punkte durchweg unstrittig, sodass wir den straffen Zeitplan des Verfahrens gut gehalten haben. Ich freue mich, dass uns die überfraktionelle Zusammen- arbeit unter den Berichterstattern so gut gelungen ist, dass wir das parlamentarische Verfahren jetzt planmäßig a v 2 T B e t S g m t u n i L g s a s a d v r L d b N z b d a t a S s s d b R M m f w t s K d d e b w r r s (C (D bschließen können. Die Zustimmung des Bundesrates orausgesetzt wird unser Gesetz pünktlich zum 1. Januar 009 in Kraft sein. Im Laufe der Beratungen kam immer deutlicher zu age, dass die Länder die Interpretationsspielräume der asisverordnung unterschiedlich nutzen. Die dadurch ntstehenden Differenzen bei der Umsetzung der Kon- rolle stellen nicht nur die Kontrollstellen vor Probleme. ie bedeuten auch unterschiedliche Wettbewerbsbedin- ungen für Unternehmen. Insbesondere für Unterneh- en und Kontrollstellen, die in mehreren Bundesländern ätig sind, wird es schwierig. Wettbewerbsverzerrungen nd bürokratische Reibungsverluste gilt es auch in ei- em föderalen System zu minimieren, und dazu möchte ch die Länder aufrufen. Die zur Harmonisierung der änderbestimmungen ins Leben gerufene Länderarbeits- emeinschaft Ökologischer Landbau – kurz LÖK – muss ich verbindlicher an ihre Beschlüsse halten. Ich erwarte uch, dass sie sich mit den Wirtschaftsbeteiligten kon- truktiv abstimmt, um die bestehenden Reibungspunkte bzubauen. Meine Gespräche mit Vertretern des Bundes, der Län- er, der Konferenz der Kontrollstellen und des Bundes- erbandes der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft wa- en davon geprägt, dass wir vorerst untergesetzlich ösungen suchen. Sollte sich allerdings herausstellen, ass weiterhin Unterschiede zwischen Baden-Württem- erg und Bayern oder Mecklenburg-Vorpommern und iedersachsen herrschen, müssen wir über die Einset- ung eines Sachverständigenbeirates nachdenken. Ich in nicht begeistert über weitere Beiräte und Gremien, och sollte es notwendig werden, dann werden wir es uch tun. Wir werden die Entwicklung genau beobach- en, doch gehen wir vorerst davon aus, dass es den Ver- ntwortlichen gelingt, gleiche Bedingungen zu schaffen. chließlich handelt es sich auch hierbei um Effizienz- teigerungen, die es auszuschöpfen gilt, um den wach- enden Biomarkt von Hemmnissen zu befreien. Hans-Michael Goldmann (FDP): Wegen der geän- erten Rechtslage in der EU müssen wir das Ökoland- augesetz ändern. Ich hätte mir gewünscht, dass die egierung die Gelegenheit beim Schopfe packt, die ängel, über die seit über einem Jahr diskutiert wird, it dieser Novelle abzuräumen. Wir sind uns doch in diesem Hause alle einig, dass es ür eine erfolgreiche Zukunft der ökologischen Land- irtschaft unerlässlich ist, dass die Verbraucher Ver- rauen in die Qualität der Produkte haben. Gerade ange- ichts steigender Importe ist es wichtig, dass die ontrollen transparent und effektiv sind. Und doch fehlt em Gesetzentwurf gerade in diesem Punkt die notwen- ige Klarheit. Zwar sind einige Kritikpunkte des Bau- rnverbandes, des Bundesverbandes Ökologischer Land- au und der Vereinigung der Kontrollstellen aufgegriffen orden, doch insbesondere einige Vorschläge zur größe- en Effizienz der Kontrollen blieben unberücksichtigt. Die bisherige Rechtspraxis ist geprägt von Zersplitte- ung zwischen den einzelnen Bundesländern. Diese Zer- plitterung wirkt sich natürlich auf die Kontrollstellen und 19646 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) auf die auf die Ökobauern umgelegten Kosten aus. Des- wegen ist es dringend erforderlich, einen bundeseinheitli- chen Rahmen vorzugeben, um Wettbewerbsnachteile der deutschen Ökobauern gegenüber der europäischen Kon- kurrenz abzubauen. Derzeit haben wir Dreifachprüfungen durch unterschiedliche staatliche Stellen oder Institutio- nen, die staatlich überwacht werden. Selbstverständlich sind die Lebensmittel- und damit auch die Ökokontrollen Ländersache. Doch bei allem Bekenntnis zum deutschen Föderalismus dürfen die Ökokontrollen nicht in Klein- staaterei verharren. Die kostenträchtigen und zeitintensi- ven Doppel- und Dreifachprüfungen müssen endlich ein Ende haben. In diesem Punkt hätte der Gesetzentwurf dringend korrigiert werden müssen. Auch die Forderung nach einem nationalen Beirat für die Interpretation und Umsetzung der EU-Ökoverord- nung wurde von der Koalition leider nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Die Novelle sollte eigentlich das Ziel haben, die Überregulierung abzubauen, die Prüfqualität effizienter und damit die Kontrollen kostengünstiger und transpa- renter zu gestalten. Leider wird die Regierung trotz ein- zelner Verbesserung diesem Ziel nicht gerecht. Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE): Der deutsche Ökolandbau hat in der Vergangenheit oft Maßstäbe ge- setzt. Und das für ganz Europa. Dabei ist ein ansehnli- ches Regelwerk entstanden. An diesem haben sowohl die Pioniere des Ökolandbaus als auch kritische Verbrau- cherinnen und Verbraucher aktiv mitgewirkt. Im Jahr 2007 wurde dieses Regelwerk auf EU-Ebene als Verord- nung zum ökologischen Landbau novelliert. Jetzt müs- sen wir es in Deutschland umsetzen. Die Besonderheit hierzulande ist das aktive Engagement der Expertinnen und Experten aus dem ökologischen Landbau, das heute noch Ausdruck findet in der Organisation der vorwie- gend privatrechtlich bestimmten Ökokontrolle. Das Kontrollsystem für die Ökoprodukte hat sich über die Jahre bewährt. Die Verbraucherinnen und Verbraucher vertrauen dieser Kontrolle. Leider ist es nicht ganz ge- lungen, diese Expertise bei der Entwicklung des Ge- setzesentwurfs umfassend zu nutzen. Damit bleiben ei- nige Unzulänglichkeiten im Gesetzentwurf bestehen. Es sind vielleicht nur Details, aber sie würden im Ergebnis einiges erleichtern. Mit der Novelle der EU-Ökoverordnung ist eine staatli- che verantwortete Kontrolle zwingend. Da die Kontrolle aber im föderalen deutschen System zu den Länderaufga- ben gehört, kann das zu Abgrenzungsproblemen führen. Jedes Bundesland hat dann vielleicht seine eigene Rege- lung, was problematisch wäre. Auch die Errichtung ei- nes Sachverständigenrates beim Bundesamt für Land- wirtschaft und Ernährung, der die Kontrollverfahren bundesweit koordinieren könnte, wurde ausgeklammert. Trotzdem ist die Verabschiedung des Gesetzes wich- tig. Sonst würde die Bundesrepublik eine Fristverletzung bei der Umsetzung der EU-Ökoverordnung riskieren. Das könnte teuer werden. l p s V p e g i D s d i s r A d A w g i f d v r S G s S ß s T g Z s L d d b z b s b E u u o v F w I b i s D (C (D Der Ökolandbau spielt gerade in den neuen Bundes- ändern eine besonders starke Rolle. Mecklenburg-Vor- ommern und Brandenburg sind Spitzenreiter. Ökologi- che Landwirtschaft bietet aus Sicht der Linken große orteile. Die regionale Wertschöpfung und die Arbeits- latzbindung sind vergleichsweise hoch. Die Produktion rfolgt unter Schonung der natürlichen Ressourcen. Dafür brauchen wir verlässliche Rahmenbedingun- en, und deshalb stimmen wir dem Gesetzentwurf zu. Nun zum Antrag von Bündnis 90/Die Grünen: Nach hm soll die Forschung für den ökologischen Landbau in eutschland und Europa ausgebaut werden. Die Linke timmt auch diesem Antrag zu – allerdings bedauern wir, ass die Grünen mit dieser Forderung immer wieder nur hre eigene Klientel bedienen. Das macht sie nicht be- onders glaubwürdig, denn eigentlich muss die Forde- ung ganz klar lauten: Schluss mit dem Abbau der grarforschung, denn wir brauchen nicht weniger, son- ern deutlich mehr universitäre und außeruniversitäre grarforschung! Das gilt für den Ökolandbau genauso ie für die konventionelle Landwirtschaft. Deutschland hat als Agrarforschungsstandort eine roße Tradition und hat weltweit Maßstäbe gesetzt. Das st vorbei. Der Wissenschaftsrat hat die Krise der Agrar- orschung zutreffend beschrieben. Besonders in Ost- eutschland sind Forschungsstandorte geschlossen oder erkleinert worden. Auch der Agrarressortforschungsbe- eich hat seit 1996 einen massiven Stellenabbau und tandortschließungen zu verkraften, die unter Schwarz- elb beschlossen und von Rot-Grün nicht korrigiert, ondern umgesetzt wurden. Minister Seehofer hat den tellenabbau fortgeschrieben und die Liste der zu schlie- enden Standorte verlängert. Die Entwicklungen in der ökologischen Landwirt- chaft sind völlig konträr zu den gesellschaftlichen rends. Die Bedeutung von Bio-Supermärkten und ökolo- ischen Produkten in Discountern wächst kontinuierlich. weistellige prozentuale Steigerungsraten im Verbrauch, o viel wie in keinem anderen Produktionsbereich der andwirtschaft, skizzieren viel Potenzial. Leider kommt ie einheimische Erzeugerseite nicht nach. Hier müssen ringend Impulse gesetzt werden. Dazu gehört der Aus- au der Forschung. Institute und Projekte, die sich expli- it mit Fragestellungen der ökologischen Landwirtschaft eschäftigen, sind noch rar gesät. Im Vergleich zu For- chungsmitteln, die für die Agro-Gentechnik ausgege- en werden, ist die Ökolandbauforschung ungenügend. ine Umschichtung ist dringend nötig. Dabei gibt es viele Fragestellungen, die Betriebsleiter nd Berater auf den Biobetrieben bewegen. In der Tier- nd besonders in der Pflanzenzucht, in der Landtechnik der im betrieblichen Management gibt es eine Vielzahl on speziellen Fragen aus Sicht des Ökolandbaus an die orschung. Doch diese werden zumeist gar nicht oder enn, dann nur mit den begrenzten Mitteln des Thünen- nstituts oder der wenigen anderen Einrichtungen bear- eitet. Hinzu kommt, dass Drittmittelforschung auch nur n geringem Umfang geleistet werden kann. Das ge- amte wirtschaftliche Umfeld ist einfach noch zu klein. er Staat ist hier in der Pflicht. Neben einer kontinuierli- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19647 (A) ) (B) ) chen und nachhaltigen Erhöhung der Mittelausstattung auf Bundesebene gehört auch das Engagement auf euro- päischer Ebene dazu. In anderen Bereichen der For- schung ist europäischen Forschungsplattformen dieses bereits gelungen. Warum sollte das nicht auch für den Ökolandbau klappen? Zumal die Entwicklung der ver- gangenen Jahre zeigt, dass in ganz Europa das Interesse an Produkten der Ökolandwirtschaft wächst und eine zu- nehmende Anzahl von Menschen die Vorteile des Bio- landbaus für Umwelt, Gesundheit und Natur erkennt. Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Zahlen sind bekannt. Seit Jahren hat die Biobranche zweistellige Zuwachsraten im Handel. Leider hat sich je- doch seit der schwarz-roten Regierungsübernahme der Wertschöpfungszuwachs im Bereich der ökologischen Lebensmittelproduktion aus Deutschland nahezu verab- schiedet. Die Abwehr des Ökolandbaus scheint immer noch eine der großen ideologischen Bastionen der Union zu sein. In diesen Zusammenhang passt auch die Auslassung des Kollegen Bleser, dass Hunderte Millionen Menschen verhungern müssten, wenn wir die weltweite Ackerflä- che nur ökologisch bebauen würden. Aber ich gehe da- von aus, dass auch Sie, lieber Herr Kollege, mittlerweile einen Blick in den Weltagrarbericht geworfen haben bzw. über die Ergebnisse der FAO-Tagung zum Öko- landbau informiert wurden. Beide bescheinigen nämlich einer ökologischen, nachhaltigen Landwirtschaft in bäu- erlichen Strukturen höchste Lösungskompetenz in Be- zug auf die Welternährungskrise und auch den Klima- schutz. Die Stärkung des Ökolandbaus erfordert erstens eine deutliche Anhebung der Umstellungs- und Beibehal- tungsprämien sowie die Wiedereinführung des Förder- tatbestandes „Ökologischer Landbau“ bei den Agrarin- vestitionen, der einen um 10 Prozentpunkte erhöhten Fördersatz von 35 Prozent ermöglicht. Sie erfordert zweitens eine Überarbeitung des von der Regierung hier vorgelegten Ökolandbaugesetzes. Vor allem die unein- heitliche Interpretation und Umsetzung der EU-Ökover- ordnung durch die einzelnen Bundesländer führen bei Unternehmen und Kontrollstellen zu enormen Wettbe- werbsverzerrungen und zusätzlichen Kosten. Exemplarisch zu nennen sind hier unterschiedliche Auslegungen bei der Etikettierung von Ökolebensmit- teln, der Vergabe von Ausnahmegenehmigungen oder der Verwendung von Aromen. Dieses Problem könnte durch die Schaffung eines nationalen Beirats für die In- terpretation und Umsetzung der EU-Ökoverordnung ge- löst werden. Dieses beratende Gremium sollte paritä- tisch mit Vertretern der Biobranche, der Kontrollstellen, der Wissenschaft, des Bundesministeriums für Ernäh- rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, der Bun- desanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sowie der Länder besetzt werden. Versäumt wurde es im Gesetzesentwurf auch, Klar- heit über die Rolle und Aufgaben der Kontrollstellen so- wie die Rechte und Pflichten der Unternehmen im Rah- m n d d W A g A w b A H z l d d s z ö s A w r h A K c s c f S m n f D i i E s t (C (D en der Kontrolle zu schaffen. Hier muss noch einmal achgearbeitet werden. Dabei muss erläutert werden, ass die Kontrollpflicht auch für alle Unternehmen gilt, ie lose Ware oder selbst abgepackte und etikettierte are anbieten. Möglichkeiten zur Flexibilisierung von rt und Umfang der Kontrolle sollten bundeseinheitlich eregelt werden. Eine Stärkung des Ökolandbaus erfordert drittens den usbau der Forschung in diesem Bereich. Dazu fordern ir die Umwandlung des Bundesprogramms Ökoland- au in ein permanentes Forschungsprogramm und den usbau des Instituts für Ökolandbau des Johann- einrich-von-Thünen-Instituts sowie vermehrte interdis- iplinäre, querschnittsorientierte Forschung zum Öko- andbau auch an anderen Instituten. Gleichzeitig muss as Forschungsbudget für den ökologischen Landbau eutlich erhöht und auf bisher nahezu unbearbeitete For- chungsfelder wie die ökologische Pflanzen- und Tier- ucht, die ökologische Tier- und Pflanzenernährung, den kologischen Weinbau und den biologischen Pflanzen- chutz ausgeweitet werden. nlage 19 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: – zu der Verordnung der Bundesregierung: Verordnung zur Vereinfachung des Deponie- rechts – zu dem Antrag: Grenzwerte bei Müllver- brennungsanlagen dem technischen Fort- schritt anpassen und deutlich absenken (Tagesordnungspunkt 29) Michael Brand (CDU/CSU): Der vorliegende Ent- urf einer Verordnung zur Vereinfachung des Deponie- echts ist vom Ansatz her richtig und insgesamt auch andwerklich solide umgesetzt. Den Fachleuten aus der dministration in Bund und Ländern sowie aus den ommunen und der Wirtschaft ist zu danken für den rei- hen inhaltlichen Input in dieser für Nichtfachleute nur chwer zu durchdringenden, sehr technischen Materie. Dass die Konsolidierung der auf viele unterschiedli- he Stellen verstreuten Vorschriften auch eine Überprü- ung auf Notwendigkeiten sowie Möglichkeiten zur traffung umfasst hat, ist zu begrüßen. Nach dem Lob muss jedoch ein Aber und eine gut ge- einte Warnung folgen. Es darf durch die Neuregelung icht zu einer Aufweichung des durch TA Siedlungsab- all und Abfallablagerungsverordnung niedergelegten eponierungsverbotes für nicht vorbehandelte und somit nerte Abfälle kommen. Aus eigener Anschauung weiß ch sehr wohl, dass es sehr gute Gründe geben kann, im inzelfall mit Zwischenlagerungsmöglichkeiten Engpäs- en in der Entsorgung zu begegnen und Übergangsfris- en einzuräumen. 19648 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) Insgesamt jedoch muss es dabei bleiben: Die Prinzi- pien und die Hierarchie der Kreislaufwirtschaft müssen bestehen bleiben, und da rangiert vor der Deponierung ganz klar die Verwertung. Bundesregierung und Bundes- rat sind dazu aufgerufen, diese Hierarchie als einen zen- tralen Pfeiler unserer Kreislauf- und Stoffstromwirt- schaft nicht aus dem Gleichgewicht zu heben und Übergangsfristen zu definieren, die nicht zu einer Wie- dereröffnung von Deponien alter Prägung führen dürfen. Dass die vorliegende Verordnung die entsprechend zu integrierenden EU-Regelungen, hier die EG-Deponie- richtlinie, in einem 1:1-Verhältnis angeglichen und dabei auch vereinfacht hat, ist zu begrüßen und entspricht der deutschen Position gegenüber europäischer Regulierung. Dass wir dabei manche bereits implementierte deutsche Qualitätslösung beibehalten, ist dann umso mehr zu be- grüßen, wenn der drohende Flickenteppich von lokalen und regionalen Ausnahmen nach dem Prinzip „Lässt du mir meine Deponie, lass’ ich dir deine Deponie“ nicht Platz greift, sondern ein insgesamt verantwortbares Re- gime mit bundesweiter Gültigkeit im Bereich der Depo- nierung durchgesetzt wird. Es muss Gültigkeit behalten, was hier im Deutschen Bundestag übergreifend Konsens ist: Moderne Deponien müssen nach dem geltenden Stand der Technik ausgelegt sein, um Risiken für Um- welt und Mensch zu minimieren. Dass die Länder hier unterschiedliche Interessenlagen haben, ist klar und nachvollziehbar. Dennoch befürwor- ten wir als CDU/CSU klare Regelungen, die Grundwas- ser und Klima schützen, die Verbraucher und Wirtschaft bei Abgaben nicht über Gebühr belasten und die den Ländern und Kommunen deren Aufgaben nicht unnötig erschwerten. Da wir nach dieser ersten Lesung durchaus mit einer veränderten Verordnung rechnen, in der sich trotz Vorab- stimmung die Interessen der Bundesländer niederschla- gen werden, will ich abschließend für die CDU/CSU nochmals feststellen: Die vorliegende Verordnung ist Er- gebnis insgesamt guter Umsetzung eines lange und in- tensiv von der Fachebene vorbereiteten Ansatzes zur Entbürokratisierung einer wichtigen Umweltvorschrift. Dass wir dabei für die Einhaltung hoher und explizit ge- gen ein Dumping in Bezug auf Grundregeln unserer Um- weltpolitik – Stichwort: Übergangsfrist statt Langzeitla- ger – eintreten, trifft auf die Unterstützung der Mehrheit der Beobachter. Die CDU/CSU erteilt insgesamt diesem guten Ansatz mit ihrer Zustimmung in der ersten Lesung eine gute Note und blickt mit guter Erwartung auf die Ergebnisse der zwischenzeitlichen Beratungen vor der zweiten Le- sung hier im Deutschen Bundestag. Gerd Bollmann (SPD): Seit dem 1. Juni 2005 gilt in Deutschland das Deponierungsverbot für unbehandelten Abfall. Seitdem dürfen nur noch vorbehandelte, biolo- gisch inaktive Abfälle abgelagert werden. Das Ziel der SPD und der Bundesregierung ist die möglichst vollstän- dige Verwertung von Siedlungsabfällen bis zum Jahre 2020. Um es klarzustellen: Mit der jetzt besprochenen Verordnung zur Vereinfachung des Deponierechts wird d A p u v s D B d r z i r z D G B z E g g n M u K g m d u l z e R n R w f w d U d z v s d P l V r r n k E b e (C (D aran nichts geändert. Ab 2020 soll möglichst wenig bfall – sprich: nur noch vorbehandelter Restmüll – de- oniert werden. Es bleibt beim Deponierungsverbot für nbehandelten Abfall, es bleibt bei genauen Kontrollen. Es gibt aber bestehende Deponien. Es gibt die Reste on behandelten Abfällen, die abgelagert werden müs- en. Für bestehende Deponien bedarf es Regelungen. as gleiche gilt für die Annahme von Abfällen. Diese estimmungen sind bisher in der Deponieverordnung, er Deponieverwertungsverordnung und der Ablage- ungsverordnung geregelt. Darüber hinaus wurden Ein- elheiten bei der Beschreibung der Beseitigungstechnik n drei Verwaltungsvorschriften aus den 90er-Jahren ge- egelt. Diese äußerst knappe Darstellung des Deponierechts eigt, wie zersplittert das Recht in diesem Bereich ist. iese Zersplitterung führt zu zusätzlicher Bürokratie. leichzeitig ist das Regelwerk in Teilen veraltet. Der undesrat hat bereits 2002, anlässlich der Zustimmung ur Deponieverordnung, die Bundesregierung in einer ntschließung gebeten, das Deponierecht in einer inte- rierten Verordnung zusammenzufassen. Die Bundesre- ierung ist dieser Bitte mit dem vorliegenden Entwurf achgekommen. Der Verordnungsentwurf wurde in den vergangenen onaten mit den Beteiligten der Länder, der Kommunen nd der Wirtschaft intensiv beraten. Nach meinem enntnisstand wird der Entwurf von allen Seiten be- rüßt. Grundsätzlich gibt es meines Wissens Zustim- ung von allen Seiten. Damit kommen wir zu dem Ziel der heute vorliegen- en Verordnung. Die bisher gültigen drei Verordnungen nd drei technischen Anleitungen werden in einer Rege- ung, der sogenannten integrierten Deponieverordnung, usammengefasst. Ziel ist es, das Deponierecht zu ver- inheitlichen, Doppelbestimmungen aufzuheben und egelungen zusammenzufassen. Gleichzeitig werden och notwendige Anpassungen an das europäische echt vorgenommen. Keineswegs sinken aber die Um- eltstandards. Die neue Deponieverordnung setzt die auch im Ab- allrecht begonnene Entbürokratisierung fort. Die An- endung soll gleichzeitig einfacher und flexibler wer- en. Dabei soll die Flexibilisierung nicht zulasten der mwelt gehen. Vielmehr werden starre Regelungen urch Eckwerte da ersetzt, wo es möglich ist. So werden um Beispiel Eckwerte für Abdichtungskomponenten orgegeben. Diese Eckwerte stellen sicher, dass keine chädlichen Stoffe in die Umwelt und insbesondere in as Grundwasser gelangen. Gleichzeitig werden aber lanern und Bauherren Freiräume eingeräumt, die es er- auben, die für den jeweiligen Standort beste technische ariante einzusetzen. Flexible Regelungen an Stelle star- er Vorgaben, das ist Bestandteil eines modernen, unbü- okratischen Rechts. Das Vorschreiben bestimmter Tech- iken ist nicht nur starr, sondern in manchen Fällen auch ontraproduktiv. Am Standort A wird zum Beispiel das insickern von Schadstoffen in das Grundwasser am esten durch Technik B erreicht, während am Standort B in Einsatz einer anderen Technik sinnvoller ist. Durch Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19649 (A) ) (B) ) die vorgesehene Flexibilisierung wird auch die Erfüllung geltender Umweltstandards erleichtert. Natürlich dient die Vereinfachung des Deponierechts auch der Kostensenkung. Durch Flexibilisierung beim Einsatz technischer Lösungen, Anpassung an örtliche Gegebenheiten und Abbau von bürokratischen Doppel- bestimmungen, wird die Chance eröffnet, Kosten zu sen- ken. Circa 570 000 Euro Bürokratiekosten könnten ge- genüber heute eingespart werden. Dies darf jedoch nicht zulasten von Mensch und Umwelt gehen. Ich bin über- zeugt, dass die Verordnung zur Vereinfachung des Depo- nierechts diesen Spagat schafft. Bei aller Vereinfachung wird der einmal ereichte na- tionale Deponiestandard nicht verschlechtert. Im Gegen- teil: Eine moderne Entsorgungswirtschaft benötigt auch heute noch Deponien. Es bleibt unser Ziel, Abfall wei- testgehend zu vermeiden und zu verwerten. Der letzte Rest muss jedoch sicher deponiert werden. Dafür benöti- gen wir modernste Deponien, die dem Stand der Technik entsprechen. Meiner Meinung nach wird die hier vorge- schlagene Verordnung dem gerecht. Ich will Sie nicht mit den Einzelheiten der Deponie- verordnung quälen. Ich bin auch nicht Fachmann genug, um spezielle technische Regelungen zu bewerten. Ich gehe aber davon aus, dass die Fachleute im Ministerium und den Bundesländern gerade in diesen Fällen eng zu- sammen gearbeitet haben. Sollten aus dem Bundesrat gemeinsame Änderungen vorgebracht werden, welche nichts Grundsätzliches be- treffen, sondern Einzelregelungen verbessern, sehe ich darin keine Probleme. Aus all den genannten Gründen bitte ich Sie, der Ver- ordnung zur Vereinfachung der Deponieverordnung zu- zustimmen. Lassen Sie mich aber noch ein Wort zum Vollzug und zur Überprüfung sagen. Wenn wir heute die Deponiever- ordnung verabschieden, werden viele Bürger in erster Linie an die Skandale in ostdeutschen Ton- und Kiesgru- ben denken. Die Müllentsorgung in Ton- und Kiesgru- ben war, ist und bleibt illegal. Ich kann hier, wie schon mehrmals, die Bundesländer nur auffordern, bestehende gesetzliche Regelungen zu kontrollieren. Ohne Kon- trolle hilft das schärfste Gesetz nicht. Gerade im Um- weltbereich darf Personalabbau in Behörden nicht zu ei- ner löchrigen Überwachung führen. Deshalb fordere ich die Bundesländer auf, ihre Vollzugsaufgaben gewissen- haft durchzuführen. Ich bin aber auch für jeden Ände- rungsvorschlag, der zur Verbesserung führt, offen. Grundsätzlich offen und positiv stehen wir Sozialde- mokraten auch dem Ziel gegenüber, die Grenzwerte von Müllverbrennungsanlagen zu senken. Die Grenzwerte müssen dem Stand der Technik entsprechen. Einen Schnellschuss auf nationaler Ebene halte ich jedoch im Moment für wenig sinnvoll. Auf EU-Ebene wird zurzeit über die „Richtlinie über Industrieemissionen“ verhan- delt. Die Abfallrahmenrichtlinie muss demnächst in deutsches Recht umgesetzt werden. Beide Regelwerke betreffen auch MVAs und deren Emissionen. Wir Sozial- demokraten werden uns bei der Umsetzung für schärfere G d w r w n P M V r A l t n n D A k D B u m s d n u V v l g l a s z r s u a d b V K l t o B s E o (C (D renzwerte und eine optimale Anpassung an den Stand er Technik einsetzen. Horst Meierhofer (FDP): Stinkende Müllberge so- eit das Auge reicht – dieses Bild gehört zumindest theo- etisch der Vergangenheit an. Dass es in der Entsorgungsbranche trotzdem immer ieder schwarze Schafe gibt, will ich an dieser Stelle icht verschweigen. Erst kürzlich konnte man in der resse lesen, dass nach wie vor hunderttausende Tonnen üll jedes Jahr auf illegalen Müllkippen und nicht in der erwertung landen. Doch die Betonung liegt auf „illegal“. Unser Abfall- echt hat sich in den letzten Jahren von einem Recht der bfallbeseitigung zu einem Recht der Abfall- und Kreis- aufwirtschaft fortentwickelt. Zwar kommt eine nachhal- ige Entsorgungswirtschaft auch heute nicht ohne Depo- ien aus. Doch seit 2005 ist Schluss mit der Ablagerung icht vorbehandelter Abfälle – und das ist gut so. Das eponieverbot ist ein wichtiger Schritt weg von einem nhäufen von Altlasten zulasten der Umwelt und der zu- ünftigen Generationen. Deshalb möchte ich auch hier noch einmal betonen: ie rechtlichen Rahmenbedingungen für das Errichten, etreiben und Stilllegen von Deponien müssen immer nd ausnahmslos modernsten Standards genügen. Daran uss sich Gesetzgebung in diesem Bereich nach Auffas- ung der FDP-Bundestagsfraktion messen lassen und ies muss auch für die Deponievereinfachungsverord- ung gelten. Wir glauben, dass dies hier gelungen ist, nd werden der Verordnung deshalb zustimmen. Wozu die Deponievereinfachungsverordnung? Die erordnung will das Deponierecht vor allem kürzen, ereinfachen und zusammenfassen. Anforderungen sol- en entflochten, und Freiräume dort, wo es möglich ist, eschaffen werden. Diesen Ansatz des Bürokratieabbaus und der Deregu- ierung begrüßen wir. Für uns bietet die Beschränkung uf die Vorgabe von Zielen eine Chance, über den Ein- atz der jeweils besten Technik individuell entscheiden u können. Wir wissen aber auch: Je weniger der Bund egelt, desto mehr muss von den Behörden vor Ort ent- chieden werden und das geht oft nicht ohne Gutachten nd Fachdiskussionen, sprich: Es bedarf Personal, das uch die notwendige Fachkenntnis hat. Ich möchte an ieser Stelle aber auch betonen: Den Ländern ist es un- enommen, dort, wo es sinnvoll ist, sich auf einheitliche orgaben im Vollzug zu verständigen. Letztendlich einverstanden sind wir auch mit der larstellung, wann eine Deponie aus der Nachsorge ent- assen werden darf. Sich hier nicht nur an den Konzen- rationswerten, sondern auch an der Schadstofffracht zu rientieren, ist durchaus sinnvoll. Zum Antrag der Grünen: Natürlich ist auch die FDP- undestagsfraktion für eine möglichst niedrige Schad- toffbelastung durch Müllverbrennungsanlagen. Aber: ntweder Sie betreiben jetzt inhaltsleere Ökosymbolik der Sie haben in der Zeit Ihrer Regierungsverantwor- 19650 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) tung Ihre Hausaufgaben nicht gemacht! Erst „hü“ und in der Opposition dann „hott“ schreien, ganz so wie man es gerade brauchen kann, ist unglaubwürdig! Und nicht anderes machen Sie, wenn Sie jetzt eine Änderung der Schadstoffstandards fordern. Während der damalige Umweltminister Trittin noch 2005 sagte, die Abfallwirtschaft habe in den vergangenen 15 Jahren ei- nen großen Beitrag dazu geleistet, die Belastungen der Umwelt und der Gesundheit der Bürger zu verringern und dies liege auch an den scharfen Standards der 17. Bundesimmissionsschutzverordnung, sollen die gül- tigen Grenzwerte eben dieser Verordnung nach dem jet- zigen Antrag als seit Jahren unverändert und veraltet an- zusehen sein. Ja was denn nun? Und wenn das so ist, warum haben Sie unter Rot-Grün nichts daran geändert? Hinzu kommt: Die Einführung dynamischer Grenz- werte. Das ist aus unserer Sicht mit dem Bestandsschutz nicht vereinbar. Was geschieht mit dringend nötigen In- vestitionen, wenn der Bestandsschutz fehlt? Wie lange kann sich dann ein Anlagenbetreiber auf die erteilte Ge- nehmigung einer modernen Anlage verlassen? Wir lehnen diesen Antrag daher ab! Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE): Das zentrale Element des Verordnungsentwurfs ist die Integration der Deponieverwertungsverordnung und der Abfallablage- rungsverordnung in die Deponieverordnung. Wir begrü- ßen diese Zusammenführung. Das vereinfacht sicher das Verständnis der Materie und den praktischen Umgang in der Sache, gerade das Abfallrecht ist ja äußerst kompli- ziert. Zu prüfen wäre nun, ob bei der Vereinfachung des Deponie-Regelwerkes Umweltstandards gesenkt bzw. Beteiligungs- und Informationsrechte unzulässig einge- schränkt werden. Dies können wir noch nicht abschlie- ßend beurteilen. Darum enthalten wir uns bei der Ab- stimmung. Der Antrag der Grünen fordert niedrigere Grenzwerte für Müllverbrennungsanlagen. Diese Grenzwerte sind – obwohl sich die Technik rasant weiterentwickelt hat und moderne Anlagen nur ein Bruchteil der geltenden Grenzwerte emittieren – seit Jahren unverändert. Mo- mentan drohen Anlagen sogar wieder auf den Emis- sionsstand der 80er-Jahre zurückzufallen. Denn viele ha- ben ihre Kapazitäten schrittweise erheblich ausgeweitet, ohne entsprechende Filter nachzurüsten. Zudem werden neue Anlagen gebaut, die von vorn- herein einen höheren Schadstoffausstoß haben. Obwohl hier die Problematik der so genannten Ersatzbrennstoff- kraftwerke (EBS-Kraftwerke) im Antrag nicht explizit angesprochen wird, geht es wohl dabei vor allem um diese. Es sind Müllverbrennungsanlagen, die Strom, und zum Teil auch Wärme produzieren. Sie werden im Un- terschied zu klassischen Müllverbrennungsanlagen mit dem Ziel gebaut, Energie zu liefern. Dabei stört aber je- der Filter. Denn dieser senkt den Wirkungsgrad. Die Änderung der 17. BImSchV, wie sie die Grünen vorschlagen, würde also auch sie betreffen. Die Betrei- b d u h K k S d n N Q d d 8 e l n d m G u B V K s g M P r r B B t t e D d g b P J s s B r l h d a v s s w b A (C (D er könnten nicht mehr bis „Oberkante Unterlippe“ an ie heutigen Grenzwerte fahren, um Filter einzusparen nd somit den Wirkungsgrad des Kraftwerksteils zu er- öhen. Das unterstützen wir. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die ritik an EBS-Kraftwerken nicht nur von der Linken ommt. Auch das Umweltbundesamt sieht dies ähnlich. o hat der UBA-Abfallexperte Markus Gleis in der Süd- eutschen Zeitung erklärt, in klassischen Müllverbren- ungsanlagen lägen die Dioxinemissionen am Rande der achweisgrenze. Sehr niedrige Werte würden auch für uecksilber, Arsen und Kadmium gelten. Ferner seien ie deutschen Grenzwerte für Schadstoffe in der Abluft ie strengsten weltweit und würden dennoch meist um 0 Prozent unterschritten. Aufwendige Filtermethoden ntfernten alles aus dem Rauchgas, was technisch mög- ich sei. Die neuen Ersatzbrennstoffkraftwerke hingegen utzten die gesetzlichen Grenzwerte viel stärker aus als ie klassischen Müllverbrennungsanlagen. Der Grund: inderwertige Filter für diese Anlagen. So würden die renzwerte für Schadstoffe deutlich geringer als bisher nterschritten. Aber genau dies rechnet sich. Michael raungart von der Uni Lüneburg hat ermittelt, dass die erbrennung einer Tonne Müll in den besten Anlagen osten von bis zu 400 Euro verursacht, bei vielen Er- atzbrennstoffkraftwerken hingegen nur 50 Euro. Braun- art wortwörtlich: „Viele Emissionswerte sind um ein ehrfaches höher als bei den bestehenden Anlagen, die rofite dafür umso größer“. Ich frage mich nun, was macht eigentlich die Bundes- egierung? Sie sollte die Augen aufmachen und auch be- ücksichtigen, dass der Boom bei der Planung und beim au sogenannter Ersatzbrennstoffkraftwerke unzählige ürgerinitiativen auf den Plan gerufen hat. Industrieun- ernehmen wie Holzverarbeitungs- und Papierverarbei- ungsbetriebe bauen Heizkraftwerke, die angeblich mit igenen Produktionsabfällen beschickt werden sollen. och die meisten dieser Anlagen sind vollkommen über- imensioniert. Sie werden nicht im Entferntesten mit ei- enen Abfällen gefüttert werden können. In Branden- urg etwa sind Anlagen in Betrieb, im Bau oder in lanung mit einer Gesamtkapazität von drei Millionen ahrestonnen. Das ist das Sechsfache dessen, was tat- ächlich an Ersatzbrennstoffen im Land anfällt. Hier teht ein gigantischer Mülltourismus bevor, nicht nur in randenburg. Und die jüngst liberalisierte EU-Abfall- ahmenrichtlinie wird diesen Mülltourismus noch er- eichtern. Vielleicht kann die Senkung der Emissionsgrenzwerte ier dämpfend wirken, deshalb stimmen wir dem Antrag er Grünen zu. Für eine grundlegende Lösung bedarf es ber unserer Meinung nach einer koordinierten Planung on EBS-Kapazitäten. Leider lehnt die Bundesregierung o etwas oder entsprechende Bedarfsnachweise grund- ätzlich ab. Sie setzt hier allein auf den Markt. Auch hier erden dies die Bürgerinnen und Bürger zu bezahlen ha- en. Diesmal mit ihrer Gesundheit. Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): uch der heutige Tag steht unter dem Eindruck der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19651 (A) ) (B) ) Finanzmarktkrise, und da am Freitag über das Rettungs- paket von unvorstellbaren 470 Milliarden Euro beraten und entschieden wird, war auch keine Zeit, sich am Mitt- woch im zuständigen Fachausschuss mit Beratungen zu der hier abzustimmenden Deponie-Vereinfachungsver- ordnung zu befassen. Die hier vorgelegte Rechtsverord- nung geht weiter in den Bundesrat, der angesichts der zu erwartenden 200 Änderungsanträge zum Thema bereits einen Unterausschuss beschlossen hat, der am 4. No- vember tagt. Grund für die Änderungsanträge sind die länderspezifischen Interessen der Abfallentsorger. Schließlich werden auch die Genehmigungen für die Er- richtung und den Betrieb der Deponien in den einzelnen Kommunen erteilt. Ich befürchte, dass die hier zur Debatte stehende Neu- regelung ebenso korruptionsanfällig ist wie das bereits geltende, verworrene Deponierecht. Für die Umsetzung ist es gut, dass die drei bestehenden Regelwerke Depo- nieverordnung, Abfallablagerungsverordnung, Deponie- verwertungsverordnung und die drei Verwaltungsvor- schriften jetzt zusammengefasst werden. Wie schwer die Anwendung des geltenden Rechts ist, zeigt folgendes Beispiel: Derzeit werden aus Kostenersparnisgründen ei- nige schadstoffhaltige Abfälle nach Immobilisierung auf Hausmülldeponien abgelagert, die eigentlich in Unterta- gedeponien oder in den Bergversatz gehören. Dies sollte nach geltendem Recht nicht möglich sein, faktisch ist es aber nach Information der Entsorgungsbranche so und teilweise wurden Spielräume durch die Genehmigung der zuständigen Behörde vor Ort erst geschaffen. Die Entsorger, die sich an geltende Vorschriften halten, ver- lieren dadurch Aufträge, da sie höhere Preise ansetzen müssen. Den Behörden vor Ort ist die Überwachung ein Stück weit überlassen. Geht es um die Sauberkeit im Sport, gibt es weniger Scheu vor Probenahmen, Labor- untersuchungen und Einlagerungsnotwendigkeiten. Und auch hier zeigt sich, dass Nachuntersuchungen zur Über- führung von Betrügern und Falsch-Deklarationen not- wendig sind. Auch die zu erbringenden Sicherheitsleistungen (§ 18) stehen im Ermessen der Behörden. Damit werden sie Verhandlungssache zwischen der Genehmigungsbe- hörde und dem Betreiber. Die Erfahrung zeigt, dass mit den durch die Behörde ermöglichten Befreiungen – wie auch hier bei Langzeitlagern vorgesehen – die Kosten für die Beseitigung entstandener Umweltgefahren wie- der beim Steuerzahler hängen bleiben. Insofern fordern die Grünen die ersatzlose Streichung von § 25 der Depo- nie-Verordnung, die Langzeitlager von Regelungen und von Überprüfungen durch Sachverständige befreit. Drin- gend reformbedürftig ist in diesem Zusammenhang auch der § 61 des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes, der eine Höchstgrenze von 50 000 Euro für Bußgelder festlegt. Angesicht der Gewinnmargen illegaler Betrei- ber und der Millonenkosten für die nachträgliche Sanie- rung ist das lächerlich. Die Inhalte des neuen Deponierechts sollen später in das UGB integriert werden. Es ist nur zu hoffen, dass sich die Koalition den grünen Argumenten anschließt, im Umweltgesetzbuch auch das Bergrecht mit aufzuneh- men. Die hier vollzogene Umsetzung der EU-Richtlinie ü g l s g d B r u n s ü V z r n w g m p k f A G l n E t L c d h i r n B s E f L z r l a (C (D ber die „Bewirtschaftung von Abfällen aus der mineral- ewinnenden Industrie für nicht dem Bergrecht unterfal- ende Betriebe“ ist wieder nicht für die Zusammenfas- ung aller Ablagerungsstätten unter Umweltrecht enutzt worden. 1 600 Gewinnungsbetriebe und damit ie Mehrheit der aktiven Betriebe fallen weiterhin unter ergrecht. Abfallbewirtschaftungspläne werden jetzt für Ab- aumdeponien zur Pflicht. Das ist auch zur geordneten nd effizienten Beschickung dieser Deponien höchst otwendig. Eine weitergehende Dokumentationspflicht cheint mir allerdings auch bei den übrigen Deponien berfällig. Unzureichenden Kontrollen wurden in der ergangenheit zu Missbrauch und Betrug genutzt – das eigen immer neue Enthüllungen illegaler Müllablage- ungen in Kies- und Tongruben, die zum Teil als Depo- ien sogar zugelassen waren. Dieser Problembereich urde in der Verordnung der Bundesregierung nicht auf- egriffen. Vielmehr besteht Anlass zu der Sorge, dass it Vereinfachungen der Berichts- und Dokumentations- flichten die Situation bei der Abfallendlagerung noch ritischer wird. Daher lehnen die Grünen die Verordnung zur Verein- achung des Deponierechts in der vorgelegten Form ab. nlage 20 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Veröffentlichung von Informationen über die Zahlung von Mitteln aus den Europäischen Fonds für Landwirtschaft und Fischerei (Agrar- und Fischereifonds-Informationen-Ge- setz – AFIG) (Tagesordnungspunkt 31) Marlene Mortler (CDU/CSU): Das uns vorliegende esetz setzt eine EU-Verordnung um, die die Veröffent- ichungspflicht vorsieht. Die Mitgliedstaaten müssen da- ach jedes Jahr nachträglich Informationen über die mpfänger von Mitteln aus dem Europäischen Garan- iefonds für die Landwirtschaft, dem Europäischen andwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländli- hen Raumes und dem Europäischen Fischereifonds und ie Beträge, die jeder Empfänger aus diesem Fonds er- alten hat, im Internet veröffentlichen. Fakt ist – ob wirklich sinnvoll oder nicht: Transparenz st richtig und wichtig. Aber die Finanzkrise zeigt: Ge- ade dort, wo sie bitter nötig gewesen wäre – auf den Fi- anzmärkten – herrscht bis heute Intransparenz. Die etroffenen fragen sich zu Recht: Sind wir denn im fal- chen Film? Die Diskussion zur Offenlegung aller Empfänger von U-Zahlungen wurde zurückblickend oftmals sehr öf- entlichkeitswirksam – nicht selten einseitig zulasten der andwirtschaft – geführt. Während der Verhandlungen ur Verabschiedung des entsprechenden Gemeinschafts- echts ist es gelungen, wesentliche Forderungen Deutsch- ands durchzusetzen. Hierzu gehören ein im Vergleich zu nderen EU-Förderbereichen späterer Veröffentlichungs- 19652 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) zeitpunkt für den Agrarsektor, der Verzicht auf detaillier- tere und maßnahmenspezifische Förderangaben und insbesondere die Angabe des Straßennamens. Weiterge- hende Forderungen Deutschlands, wie beispielsweise der Verzicht auf Angabe des Gemeindesitzes und der Post- leitzahl im Rahmen einer Internetsuchmaschine, fanden keine Mehrheit bei den anderen Mitgliedstaaten. Wir Politiker und auch alle betreffenden Organisatio- nen sollten mit der Umsetzung der Transparenzinitiative verantwortungsvoll gegenüber den Bäuerinnen und Bau- ern umgehen, sachlich und fair. Ich hoffe, der vorlie- gende Gesetzentwurf trägt dem Rechnung. Wichtig ist auch, dass mit diesen Daten in keiner Weise Missbrauch betrieben wird. Große Bedeutung kommt neben der eigentlichen Ge- setzesgrundlage der Gestaltung der entsprechenden In- ternetseite zu. Dort müssen einfach nachvollziehbare und klare Erläuterungen zu den EU-Zahlungen, in allge- meiner Form über die einzelnen Förderprogramme so- wie die damit verbundenen agrarpolitischen Ziele vorge- sehen werden. Wir haben positiv vermerkt, dass die Bundesregierung und die Länder dieser Anregung folgen werden. Die weitere Forderung nach einer Information der Be- günstigten über Besucher der Internetseite bzw. Anzahl der Zugriffe auf die Internetseite fand leider keine Mehr- heit. Dass dem aus Kosten- und Verwaltungsgründen nicht gefolgt wurde, kann ich noch verstehen. Dass dem aber aus informationstechnischen und datenschutzrecht- lichen Gründen nicht gefolgt wurde, erschließt sich mir nicht. Datenhändlern wird dadurch Tür und Hoftor ge- öffnet. Transparenz ist doch keine Einbahnstraße! Ich halte es auch für wichtig, dass Bund und Länder die Offenlegung aller Empfänger von EU-Zahlungen einheitlich durchführen, da auch andere Wirtschafts- gruppen und Unternehmen bis hin zu Einzelpersonen EU-Gelder als Förderung bzw. Ausgleichszahlung erhal- ten. Wenn bei der Landwirtschaft Empfänger mit Na- men, Vornamen, Ort und Postleitzahl offengelegt werden sollen, dann muss dies meines Erachtens aus Gleichbe- handlungsgründen auch bei Empfängern aus anderen Bereichen wie dem Europäischen Sozialfonds und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gesche- hen. Wenn wir echte Transparenz anstreben, dann darf sie nicht nur in Bezug auf EU-Zahlungen Anwendung fin- den, sondern sollte sich auch zum Beispiel auf die Emp- fänger von nationalen Beihilfen erstrecken, wie sie der Subventionsbericht des Bundesfinanzministeriums zum Gegenstand hat. Dort kann man auch nachlesen, dass der Anteil der Landwirtschaft an den nationalen Subventio- nen vergleichsweise gering ist. Letztlich müssten sämtli- che staatlichen Beihilfen offengelegt werden, also von EU, Bund und Regionen bzw. Ländern. Sonst entsteht ein Zerrbild. Und noch einmal zum Missbrauch: Die Datenskan- dale der letzten Wochen und der zunehmende Miss- brauch von Daten im Internet müssen uns noch mehr s p s d d 4 D A d s f w d h k n l d b t L T n d s s m d e T d B t n b g e e k w c d n b w t d i m ü (C (D ensibilisieren.Mit dem Gesetzentwurf haben wir ver- flichtende EU-Vorgaben national umzusetzen. Die Zu- timmung fällt mir nicht leicht. Deshalb werbe ich ein- ringlich für einen sachlichen und fairen Umgang mit en offenzulegenden Daten. Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD): Mehr als 0 Milliarden Euro gibt die Europäische Union für die irektzahlungen und Marktstützungen im Rahmen der grarpolitik aus. Das ist viel Geld. Wir unterstützen es, ass der Steuerzahler auch erfahren kann, wer von die- em Geld eigentlich profitiert. Wir unterstützen diese Transparenzinitiative und reuen uns, dass sie nun auch in Deutschland umgesetzt ird. Sicher wird die Veröffentlichung der Zahlungen ie Diskussion um die Förderung der Landwirtschaft an- eizen. Ich bin mir allerdings sicher, dass wir diese Dis- ussionen bestehen können. Und: Die Diskussion wird icht durch die Veröffentlich entfacht. Die Diskussion äuft bereits, sie kann – wenn wir sie annehmen – durch ie Transparenzinitiative versachlicht werden. Die Gemeinsame Agrarpolitik hat eine klare Richtung ekommen: Wir haben die Zahlungen von der Produk- ion abgekoppelt. Stattdessen sind dies Zahlungen mit eistungen für die Umwelt, für die Qualität und für den ierschutz verknüpft. Geld für Leistungen, die der Markt icht honoriert, die aber die Gesellschaft verlangt – ich enke wir haben damit schon längst die Weichen ge- tellt, mit denen wir die Debatte um die Agrarpolitik be- tehen können. Ich weiß, dass in der Debatte um die Agrarpolitik im- er wieder die Argumentation auftaucht, das Geld, das ie EU für die Landwirtschaft ausgibt, sei Geld der Bau- rn. Wer so argumentiert, wer daraus ableitet, dass ransparenz nur eine Gängelung der Landwirtschaft ist, er sorgt erst dafür, dass die Steuerzahler nachfragen. Ich verstehe die Sorge jeder Betriebsleiterin und jedes etriebsleiters, die einen erhöhten öffentlichen Rechtfer- igungsdruck fürchten. Ich bin mir aber sicher, wir kön- en die Debatte bestehen. Die EU-Transparenzinitiative ietet die Chance, klar herauszustellen, welche Leistun- en die heimische Landwirtschaft für die Gesellschaft rbringt. Das Geld im EU-Agrarhaushalt ist und bleibt rstmals Geld der Steuerzahler. Wir müssen begründen önnen, warum wir es ausgeben. Das können wir nicht, enn wir uns verstecken, dazu müssen wir aus der De- kung kommen und erklären was für Leistungen wir mit iesen Milliarden bezahlen. Ich bin mir sicher, wir kön- en gewinnen, wenn wir mit offenem Visier kämpfen. Wir wissen doch, dass es keine Milchseen und Butter- erge mehr gibt. Dann können wir doch dem Vorurteil, ir würden nur Überproduktion finanzieren entgegentre- en. Wer was produziert, das entscheidet der Markt; Pro- uktion richtet sich nicht mehr an Subventionen aus. Das st das wichtigste Ergebnis der letzten Agrarreform. Da- it können wir bestehen. Wir wissen auch, dass die Größe der Betriebe nicht ber die Leistungen entscheidet. Wir wissen doch, dass Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19653 (A) ) (B) ) das Monster Agrarindustrie genauso wenig die Realität beschreibt wie der kuschelige Kleinbauer. Wir wissen, dass die Einhaltung von Fruchtfolgen nicht von der Größe des Betriebes abhängt. Wir wissen, dass große Milchbetriebe oft modernste Freilaufställe haben, wäh- rend die kleinen oft ihre Kühe noch anbinden. Und wir wissen auch, dass die Zahl der Arbeitskräfte von der Produktionsrichtung und weniger von Produktionsweise abhängen. Auch das können wir erklären, auch hier kön- nen wir bestehen. Wir wissen auch, was für Wirkungen unsere Export- subventionen haben. Uns wird die Frage gestellt, warum die Industrieländer 349 Milliarden Dollar an Produk- tions- und Exportsubventionen ausgeben. Wir werden gefragt, warum wir damit niedrige Exportpreise fördern und so lokale Produktion in den Entwicklungsländern vernichten. Mit unseren Vorschlägen für die Doha- Runde haben wir diese Fragen schon aufgegriffen, wir müssen weiterhin deutlich machen, dass diese Politik ernsthaft fortgeführt wird. Dann können wir auch hier bestehen. Gerade im Hinblick auf Debatten um den EU-Haus- halt ab 2013 sind alle – Berufsstand, Politik und die akti- ven Landwirte – gefordert, die öffentliche Diskussion zu suchen. Es ist unmissverständlich darzustellen, dass die Zahlungen nicht mehr als Einkommenstransfer, sondern ausschließlich als Ausgleich gesellschaftlicher Leistun- gen zu verstehen sind. EU-Kommissarin Mariann Fischer-Boel hat die Trans- parenzinitiative explizit mit der Ausrichtung der Ge- meinsamen Agrarpolitik verknüpft. Warum? Wir stehen vor der Reform des EU-Finanzsystems und wir stehen damit mitten in einer Debatte, die explizit den Agrar- haushalt auf den Prüfstand stellt. Wir sehen doch, wel- che Folgen mangelnde Offenheit hat. Die Mathematik der Menschen ist ganz einfach: Wer nicht bereit ist, seine Zahlungen zu veröffentlichen, der hat was zu vertu- schen. Dem kann man doch offensiv entgegentreten. Dem muss man auch offensiv entgegentreten. Wenn wir hier nicht in die Offensive gelangen, wenn wir es nicht schaffen, deutlich zu machen, warum wir das Geld aus- geben, dann werden wir in der Debatte um das EU-Fi- nanzsystem schlechte Karten haben. Wir sind uns einig, dass wir Leistungen von der Land- wirtschaft erwarten, für die wir die Landwirtschaft auch honorieren müssen. Wir müssen uns nicht verstecken. Im Gegenteil: Nutzen wir die Chance, uns die Rücken- deckung der Menschen zu holen. Zum Schluss möchte ich noch auf eines hinweisen: Was für die Agrarförderung gilt, muss auch für andere Zahlungen so zum Beispiel für die Strukturfonds gelten: Seien wir doch endlich etwas mutiger und offener. Das hilft den Menschen Politik zu verstehen. Geheimniskrä- merei verursacht Misstrauen. Schaffen wir Vertrauen und holen wir uns damit Rückhalt für unsere Politik. Hans-Michael Goldmann (FDP): Die FDP tritt für Transparenz ein. Bereits vor über zwei Jahren haben wir e d d g l z L ö P d r r w a r L ö c d s e a d d d D w d r k g c n f d d N t F b w s ü l A i E f w h E (C (D inen Antrag in den Bundestag eingebracht, in dem wir ie Umsetzung der EU-Verordnung forderten. Wir teilen das Ziel der EU, öffentliche Finanzzuwen- ungen offenzulegen. Der von der EU-Kommission vor- eschlagene Weg über ein Portal im Internet ist hoffent- ich ohne zusätzliche Bürokratie und benutzerfreundlich u realisieren. Da es seit der großen Agrarreform für die andwirtschaft auch keinen Grund gibt, verschämt die ffentlichen Ausgleichsleistungen für die erschwerten roduktionsbedingungen in Europa zu verschweigen, ist ie Umsetzung der EU-Verordnung nicht nur europa- echtlich geboten, sondern auch politisch sinnvoll und ichtig. Das Gesetz stellt eine 1:1-Umsetzung dar, weshalb ir Liberalen zustimmen werden. Doch ich will hier uch gleich deutlich machen, dass wir einzelne Forde- ungen nach weiteren Veröffentlichungen im Bereich der andwirtschaft ablehnen. Die Angaben, die die EU jetzt ffentlich zugänglich machen möchte, sind völlig ausrei- hend. Ich halte den Vorschlag des Bauernverbandes, ass die User des Internetportals sich registrieren müs- en, damit nachvollzogen werden kann, wer die Daten insieht, für bedenkenswert und fordere das Ministerium uf, in der Durchführung dem Rechnung zu tragen. Auch muss dringend darauf geachtet werden, dass bei er noch zu erlassenden Verordnung sichergestellt wird, ass die Balance zwischen dem Informationsinteresse er Öffentlichkeit und dem Schutz personenbezogener aten sowie Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen ge- ahrt bleibt. An dieser Stelle muss auch klar gesagt werden, dass ie Bundesregierung bei der Umsetzung der Transpa- enz-VO nicht stehen bleiben darf. Wenn die Landwirte ünftig ihre staatlichen Leistungen offenlegen müssen, ibt es keinen Grund, warum andere Empfänger staatli- her Leistungen dies nicht auch tun müssen. Transparenz ur im Bereich Landwirtschaft ist weder sinnvoll noch air. Abschließend noch ein Wort zu verschiedentlich in er Landwirtschaft laut gewordenen Befürchtungen, ass die Veröffentlichung der staatlichen Leistungen den eid in den Dörfern schüren würde. Diese Befürchtung eile ich nicht. Normalerweise wird bekannt sein, welche lächen die Nachbarn gepachtet und im Eigentum ha- en, sodass sich ja bereits heute jeder ausrechnen kann, elche Prämien der Einzelne bekommt. Die Landwirt- chaft wird also mit gutem Beispiel vorangehen, und die brigen Empfänger staatlicher Leistung werden hoffent- ich bald folgen. Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE): Mit dem grarinformationsgesetz wird eine Debatte beendet, die n den letzten Jahren hohe Emotionen hervorgerufen hat. s geht um die Transparenz in der europäischen Agrar- örderung. Rund 40 Prozent des europäischen Haushalts ird für den Landwirtschaftssektor ausgegeben. Dabei andelt es sich um einen Betrag von fast 50 Milliarden uro, der letztlich ausschließlich aus Steuermitteln auf- 19654 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) ) (B) ) gebracht wird. Die Linke sieht daher ein berechtigtes Anliegen, Informationen zu den Fördermitteln zu be- kommen, wenn sich Steuerzahlerinnen und Steuerzahler dafür interessieren. Dies ist im Übrigen ein grundsätzli- ches Anliegen und nicht nur auf die Landwirtschaft be- schränkt. Staatliche Förderung sollte in allen Bereichen transparent verteilt werden. Die Linke hat die Transparenzinitiative grundsätzlich unterstützt, wenn wir auch die Begrenzung der Debatte auf den Agrarsektor immer kritisiert haben. Gerade die pauschale Verdächtigung, bei der Nichtoffenlegung von Fördermittelzahlungen an Großbetriebe gehe es um Si- cherung unberechtigter Pfründe, spricht für die Transpa- renz der Fördermittelverwendung, weil sie den vielen ostdeutschen Landwirtschaftsbetrieben nicht gerecht wird, die unter schwierigen Bedingungen Arbeitsplätze sichern und zur Sicherung sozialer Infrastruktur in den ostdeutschen Dörfern beitragen. Für uns ist klar: Die Direktzahlungen an Landwirt- schaftsbetriebe müssen legitimiert werden durch Leis- tungen im gesellschaftlichen Interesse. Intransparenz führt eher zu Misstrauen der Verbraucherinnen und Ver- braucher bzw. bei Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern. Und um es klar zu sagen: Auch in Ostdeutschland muss sich niemand verstecken. Die Veröffentlichung dieser Daten hat ja bereits statt- gefunden – auf Länderebene. Die Landesbehörden sind weiterhin für das korrekte Einstellen der Daten ins Inter- net zuständig. Die zentrale Internetplattform, die über das Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betrieben werden soll, macht den Zugang für Interessen- tinnen und Interessenten einfacher und demokratischer. Nachdem die ersten Daten auf Länderebene im ver- gangenen Jahr veröffentlicht wurden, ist inzwischen die Debatte ruhiger und sachlicher geworden. Dass auch flä- chenstarke Betriebe in den neuen Ländern Direktzahlun- gen erhalten, ist heute kein Skandal mehr, sondern findet zunehmend Verständnis. Hektar muss Hektar sein, egal wie groß der Betrieb ist oder wo er liegt. Die betriebli- chen Organisationsformen sind aufgrund der neueren Agrargeschichte unterschiedlich. Große Betriebe bieten lohnabhängige Arbeitsplätze. Bezieht man die Direkt- zahlungen auf die betrieblichen Arbeitskräfte, relativiert sich der Unterschied bei den Fördersummen pro Betrieb zwischen Ost und West. Leider ist das aus den Veröffent- lichungen nicht immer ersichtlich. Hinzu kommen Ge- nossenschaften, in denen viele Eigentümerinnen und Eigentümer für einen Betrieb stehen. Im Laufe der Debatte ist das Verständnis für die be- sonderen ostdeutschen Bedingungen gewachsen. Nur so ist zu erklären, dass in Deutschland die Unterstützung der EU-Kommission für den Vorschlag der progressiven Modulation sehr überschaubar ist. Nur die Grünen unter- stützen ihn und merken nicht oder ignorieren, dass dieser Vorschlag Schaden anrichtet für die strukturschwachen ländlichen Regionen. In der Antwort auf meine diesbe- zügliche Anfrage antwortete die Bundesregierung, dass einheimische Betriebe durch die vorgeschlagene pro- gressiver Modulation circa 1,2 Milliarden Euro bis 2013 v w e w s t d D w i O u d d l r M E B g V l d r d n E A d k D a f E m P e d d S u u G v m d W v f h a m g (C (D erlieren würden. 44 Prozent, also knapp die Hälfte, ürden allein die neuen Länder verlieren. Somit wird aus Sicht der Linken deutlich, dass letzt- ndlich Transparenz mehr Nutzen bringt als Schaden, enn sie denn nicht instrumentalisiert wird. Der Agrar- ektor ist wie kein anderer den handels- und europapoli- ischen Entscheidungen ausgeliefert, und die Debatte um ie Subventionierung der Landwirtschaft geht weiter. ies kann auch aus Sicht der Linken nur gut gehen, enn die Transparenz der Agrarförderung gewährleistet st. Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die ffenlegung der Agrarsubventionen ist ein wichtiger nd nötiger Schritt, dessen Umsetzung viel zu lange ge- auert hat. Unser Erfolg ist es, dass die Bundesregierung ie von der EU geforderte Offenlegung überhaupt end- ich auf den Weg bringt. Jahrelang hat die Bundesregie- ung auf Verzögerung und Verhinderung gesetzt. 13 EU- itgliedstaaten oder Teilstaaten, die längst freiwillig die mpfänger von Agrarbeihilfen offenlegen, haben ihren ürgern deutlich eher mitgeteilt, was mit ihren Steuer- eldern passiert. Der jetzt vorgelegte Gesetzentwurf zur eröffentlichung von Agrarsubventionen ist als Grund- age zu mehr Transparenz beim Verbleib von Steuergel- ern in der Agrarförderung mehr als überfällig. Die Umsetzung der Bundesregierung jedoch ist löch- ig wie ein Schweizer Käse: Zum einen kommen mit em gewählten Termin eine Verwendung der Informatio- en für eine transparente öffentliche Diskussion zum insatz und Effizienz der Agrarhaushaltsmittel zur EU- grarreform „Gesundheitscheck 2008“ zu spät. Zum an- eren soll die Veröffentlichungspflicht nicht für Aus- ünfte über Zahlungen aus nationalen Töpfen gelten. arüber hinaus reißt die im Gesetzentwurf vorgesehene usschließliche Minimalangabe von Summe und Emp- ängername die Fördersummen völlig aus dem Kontext. s ist nicht ersichtlich, in welchem Verhältnis die Sum- en stehen. Dies ist kein rundes Programm, sondern ein mageres rogrammchen, welches mehr Unklarheiten schafft, als s lösen soll. So bleiben Fragen offen wie: Werden mit en Fördergeldern vor allem bäuerliche Betriebe geför- ert oder eher international agierende Agrarkonzerne? chafften oder sichern die Fördergelder Arbeitsplätze, nd wenn ja, wie viele? Wird mit den Fördergeldern eine mweltfreundliche Landwirtschaft gefördert? Wie viel eld fließt in Betriebe mit artgerechter Tierhaltung, wie iel in Anlagen mit Massentierhaltung? Schon 2005 be- ängelte Friedrich Heinemann, ausgewiesener Experte er EU-Finanzpolitik vom Zentrum für Europäische irtschaftsforschung in einem Interview: „Wir reden iel zu viel über den Umfang und zu wenig darüber, wo- ür das Geld ausgegeben wird.“ Nur wenn weiterge- ende Informationen bekannt sind, ist eine Bewertung uch im Hinblick auf soziale und ökologische Kriterien öglich. Transparenz sollte vor allem im Dienst einer esellschaftlichen Diskussion über die sinnvolle Vergabe Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 19655 (A) ) (B) ) von Steuermitteln stehen. Dazu gehört auch die Frage nach der Effizienz der Fördermittel. Bisher werden kleine und arbeitsintensive Betriebe benachteiligt. Flächenstarke und durchrationalisierte Be- triebe erhalten bis zu 120 000 Euro pro Arbeitskraft an öffentlicher Unterstützung. In kaum einem anderen Be- reich werden zur Unterstützung eines einzelnen Arbeits- platzes solche Summen ausgegeben. Es ist in keiner Weise nachvollziehbar, wieso der Steuerzahler nicht er- fahren darf, für wie viele Arbeitskräfte und welche Leis- tungen die Betriebe Gelder bekommen und wieso die na- tionalen Mittel ausgespart werden. Das hat mit einer „Transparenzinitiative“ nichts zu tun; das ist eher Verne- belungstaktik. Es geht uns nicht, wie der Deutsche Bau- ernverband befürchtet, darum, dass die Bauern an den Pranger gestellt werden. Wir wollen keine Neiddebatte führen, auch keine Streichdebatte, sondern eine Quali- tätsdebatte. Agrarförderung muss konsequenter an klare soziale und ökologische Kriterien und nachhaltige Wertschöp- fung gebunden und in Einklang mit anderen gesell- schaftlichen Zukunftsaufgaben gebracht werden. In der Agenda 2000 ist mit der „multifunktionalen Landwirt- schaft“ eine Definition gewählt worden, die neben der Lebensmittelproduktion auch eine flächendeckende Ge- staltung unserer Landschaft, die Sicherung der Sied- lungsstruktur, die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Sicherung der gesellschaftlichen Anforderungen im Um- welt-, Verbraucher- und Tierschutz berücksichtigen soll. Die Veröffentlichung von Daten, die der Öffentlich- keit nicht erlauben, eine Beurteilung der Zahlungen nach sozialen, ökologischen und Tierschutz-Kriterien vorzu- nehmen, ist für eine gesellschaftliche Kontrolle dieser Zielrichtung ungeeignet. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Schauerte auf die Frage der Abgeordneten Petra Pau (DIE LINKE) (182. Sit- zung, Drucksache 16/10519, Frage 42): Welche Kenntnis hat die Bundesregierung darüber, welche Schritte die Deutsche Telekom AG unternommen hatte, nach- dem ihr Datensätze über ihre 17 Millionen T-Mobile-Kunden (darunter unter anderem prominente Mitglieder der Bundes- regierung, des Zentralrats der Juden) entwendet wurden, um die Sicherheit und den Schutz der Privatssphäre ihrer Kunden zu gewährleisten, und ist die Bundesregierung der Ansicht, dass die Daten, die die Deutsche Telekom AG für Telekommunikationsüberwachungsmaßnahmen sammelt, dort sicher aufbewahrt sind? Nach Kenntnis der Bundesregierung hat die Deutsche Telekom AG, nachdem ihr der Fall bekannt wurde, im Frühjahr 2006 umgehend neben der Anzeige bei der Staatsanwaltschaft umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit ihrer Kundendaten und den Schutz der Privatsphäre der Kunden sicherzustellen. Nach eigenem Bekunden wurden unter anderem Zu- griffsberechtigungen auf die Kundendatenbanken stärker eingeschränkt, die technischen Zugangssysteme so kon- f D r f w u r D 1 K ä n A s D B f k A d d z g d F I g U l c a a g S v W m d g B Z w g (C (D iguriert, dass komplexere Passwörter für den Zugang zu atenbanken erforderlich sind, ein schärferes Monito- ing, eine Speicherung der Zugriffe auf Kundendaten ührende Datenbanken und eine teilautomatisierte Über- achung der Sicherheit von Datenbank-Administration nd Datenbank-Konfiguration entwickelt. Zur Verbesse- ung der Transparenz sind weitere Maßnahmen, die die eutschen Telekom AG in ihrer Pressemitteilung vom 0. Oktober 2008 dargelegt hat, geplant. Zudem können unden auf Wunsch kostenlos ihre Mobilfunknummer ndern lassen. Hinsichtlich Telekommunikationsüberwachungsmaß- ahmen, die aufgrund von Vorschriften der StPO, des rtikel-G10-Gesetzes oder des Zollfahndungsdienstge- etzes angeordnet werden und gegebenenfalls von der eutschen Telekom AG umzusetzen sind, weist die undesregierung ausdrücklich darauf hin, dass das hier- ür vorgegebene und verwendete technische Verfahren eine Sammlung von Daten beinhaltet. nlage 22 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Schauerte auf die Frage er Abgeordneten Elke Reinke (DIE LINKE) (182. Sit- ung, Drucksache 16/10519, Frage 45): Auf welche Weise möchte die Bundesregierung auf die Energieversorgungsunternehmen einwirken, um einen vom Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit, Sigmar Gabriel, bereits mehrfach geforderten (Strom-)- Sozialtarif für Haushalte mit geringem Einkommen durchzu- setzen, und wie steht die Bundesregierung zu der Forderung, eine wirksame Strompreisaufsicht mit Zuständigkeit bei den Ländern einzuführen, der gegenüber die Energieversorgungs- unternehmen die Zusammensetzung aller Tarife offenlegen müssen? Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass der Ge- enstand Ihrer Fragen morgen auch Thema einer Plenar- ebatte ist. Der Antrag Ihrer Fraktion und Ihre heutige rage „doppeln“ sich also. Zur Sache selbst möchte ich hnen sagen: Die Gestaltung der Preisstruktur liegt auch im Ener- iebereich grundsätzlich in der Verantwortung der nternehmen. Bei Vorliegen marktbeherrschender Stel- ungen unterliegen die Unternehmen einer kartellrechtli- hen Missbrauchsaufsicht. Im Vordergrund stehen dabei ngemessene Preise für alle Haushalte, insbesondere uch für die grundversorgten Haushalte. Darüber hinaus ibt es in Deutschland ein funktionierendes allgemeines ozialrecht, das auch hier wirkt, wie zum Beispiel die on der Bundesregierung durchgesetzte Erhöhung des ohngeldes zeigt. Auf diese Weise werden einkom- ensschwache Bürger wirksam unterstützt. Die Wiedereinführung einer Strompreisaufsicht durch ie Bundesländer in dem – auch durch europäische Vor- aben – für Wettbewerb geöffneten Bereich lehnt die undesregierung ab. Das Instrument stammt aus den eiten vor der Marktöffnung im Energiebereich und ürde zu keiner wirksamen Aufsicht führen. Es wurde erade abgeschafft, weil es in den neuen Marktstruktu- 19656 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 183. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (A) (C) (B) (D) ren nicht mehr wirkt. Die Preisaufsicht über Stromliefe- ranten wäre auch deshalb ungeeignet, weil sich die Strompreise für Haushaltskunden zu über 90 Prozent aus Bestandteilen zusammensetzen, die nicht vom Liefe- ranten veranlasst sind, aber das Preisniveau insgesamt bestimmen. Die in den Preisen enthaltenen Netzentgelte sind ohnehin reguliert. Auf der hier in Rede stehenden Ebene der Stromlieferanten können Kunden, die mit ih- rem bisherigen Lieferanten nicht zufrieden sind, durch Wahl eines neuen Lieferanten reagieren. Soweit in Ein- zelfällen gleichwohl eine intensivere staatliche Aufsicht notwendig ist, hat die Bundesregierung mit einer Ver- schärfung der kartellrechtlichen Missbrauchsaufsicht Ende letzten Jahres reagiert. Wie die aktuellen Gaspreis- missbrauchsverfahren des Bundeskartellamtes zeigen, wirkt dieses Instrument auch, wo es erforderlich ist. 183. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 16. Oktober 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618300000

Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle
herzlich und darf, wie häufig vor Eintritt in unsere Ta-
gesordnung, einige wenige Hinweise geben.

Wir haben interfraktionell vereinbart, die verbun-
dene Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste auf-
geführten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Abgabe einer Regierungserklärung durch die
Bundeskanzlerin

ZP 2 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Umsetzung eines Maßnahmenpa-

(Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG)


– Drucksache 16/10600 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie


(ZP 1 und 2 siehe 182. Sitzung)


Z

Redet
ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate
Künast, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Energiesparen für alle – Kosten senken, Klima
schützen

– Drucksache 16/10585 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklun
Haushaltsausschuss
Federführung strittig

(C (D ung 16. Oktober 2008 1 Uhr P 4 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a)


(Ergänzung zu TOP 39)

gebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur
Änderung des Straßenverkehrsgesetzes

– Drucksache 16/10175 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Rechtsausschuss

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur
Änderung des Weingesetzes

– Drucksache 16/10552 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jerzy
Montag, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weite-
ren Abgeordneten und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur … Änderung des Urheber-
rechtsgesetzes

ext
– Drucksache 16/10566 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien

d) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Sechsten Gesetzes zur Änderung des Urheber-
rechtsgesetzes

– Drucksache 16/10569 –
ngsvorschlag:
chuss (f)

für Bildung, Forschung und
genabschätzung
für Kultur und Medien
g

Überweisu
Rechtsauss
Ausschuss
Technikfol
Ausschuss






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
e) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Ent-
lastung der Rechtspflege
– Drucksache 16/10570 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss

f) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Deut-
sches Historisches Museum“
– Drucksache 16/10571 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

g) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/
CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung der Strafprozessordnung – Erweite-
rung des Beschlagnahmeschutzes bei Abge-
ordneten
– Drucksache 16/10572 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung

h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate
Blank, Dirk Fischer (Hamburg), Dr. Klaus W.
Lippold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU

sowie der Abgeordneten Annette Faße, Sören
Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Infrastruktur und Marketing für den Wasser-
tourismus in Deutschland verbessern
– Drucksache 16/10593 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

ZP 5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Frank
Schäffler, Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig
Thiele, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Mitarbeiterbeteiligung – Eigenverantwortliche
Vorsorge stärken
– Drucksache 16/9337 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales

Z

Z

w

w
p

s
a

ü
s
b

(C (D P 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten HansJosef Fell, Kerstin Andreae, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Stromnetze zukunftsfähig ausbauen – Drucksache 16/10590 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Rechtsausschuss Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit P 7 Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG)


– Drucksache 16/10600 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts-
ausschusses (8. Ausschuss)


Berichterstattung:
Abgeordneter Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde
Steffen Kampeter
Carsten Schneider (Erfurt)


Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so-
eit erforderlich, abgewichen werden.

Die Tagesordnungspunkte 18, 19, 32, 33 und 40 h
erden abgesetzt und in der Folge die Tagesordnungs-
unkte 34 und 35 getauscht.

Außerdem mache ich auf zwei nachträgliche Aus-
chussüberweisungen im Anhang zur Zusatzpunktliste
ufmerksam:

Die in der 179. Sitzung des Deutschen Bundestages
berwiesenen nachfolgenden Gesetzentwürfe sollen zu-
ätzlich dem Rechtsausschuss (6. Ausschuss) zur Mit-
eratung überwiesen werden.

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbes-
serung der Rahmenbedingungen für die Absi-
cherung flexibler Arbeitszeitregelungen

– Drucksache 16/10289 –
überwiesen:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur
Änderung des Energieeinsparungsgesetzes

– Drucksachen 16/10290, 16/10331 –
überwiesen:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Ich vermute, dass Sie mit diesen Änderungen einver-
standen sind. – Das ist offensichtlich der Fall. Dann ist
das so beschlossen.

Dann rufe ich die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b
auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über zwin-
gende Arbeitsbedingungen für grenzüberschrei-
tend entsandte und für regelmäßig im Inland
beschäftigte Arbeitnehmer und Arbeitnehme-
rinnen (Arbeitnehmer–Entsendegesetz – AEntG)


– Drucksache 16/10486 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur
Änderung des Gesetzes über die Festsetzung
von Mindestarbeitsbedingungen

– Drucksache 16/10485 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann haben wir das so vereinbart.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Bundesminister für Arbeit und Soziales, Olaf Scholz.

Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Sozia-
les:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Der Staat hat eine Rolle in wirtschaftlichen
Prozessen. Wenn selbst wirtschaftsliberale Banker staat-
liche Interventionen loben, dann kann daran kein Zwei-
fel bestehen. Dass es für diese Erkenntnis erst eine welt-
weite und tiefgreifende Kredit- und Börsenkrise geben
musste, ist mehr als nur bedauerlich. Wenn daraus aber
alle lernen, dass die Forderung „Hands off!“ – Staat,
halte dich da heraus! – falsch ist, dann wäre wenigstens
etwas gewonnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg van Essen [FDP]: Das ist die falscheste Lehre, die man daraus ziehen kann! Wenn eine Rede schon so schlecht anfängt, was soll man dann noch erwarten?)


Denn aus der richtigen Erkenntnis, dass sich der Staat in
einer Marktwirtschaft nicht in alles einmischen soll,
folgt noch lange nicht der Schluss, dass er sich aus allem
heraushalten soll.


(Andrea Nahles [SPD]: Ja!)


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(C (D Wir wissen, dass ökonomische Krisen voll auf die Leitimation unserer gesellschaftlichen und wirtschaftlihen Verfassung durchschlagen. Deswegen kann der taat nicht nach dem Prinzip des Laisser-faire danebentehen. Ein kluger Ordnungsrahmen und manchmal auch ezielte Interventionen sind wichtig. Wenn wir aber die kzeptanz für unsere Wirtschaftsordnung erhalten wol en, dann muss auch erkennbar sein, dass sie das liefert, as sie verspricht. Die Milliardengarantien in Rich ung Finanzwirtschaft sind wichtig, um den Kollaps zu erhindern. Aber darin erschöpft sich soziale Verantworung nicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zu einer klugen Rahmung des wirtschaftlichen Ge-
chehens gehören auch die beiden Gesetze, die wir heute
eraten. Durch das Arbeitnehmer-Entsendegesetz und
as Mindestarbeitsbedingungengesetz sollen überall dort
indestlöhne ermöglicht werden, wo sie von den So-

ialpartnern, aber auch von Experten und den jeweiligen
ranchenvertretern für richtig gehalten werden. Min-
estlöhne gehören zu einer modernen Marktwirtschaft
azu.

Ich glaube, dass wir eines ganz klar sehen sollten:
äbe es noch heute eine Tarifbindung, wie wir sie in frü-
eren Jahrzehnten gekannt haben, und wäre es noch
eute so, dass Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände
emeinsam fast alle sozialen Bedingungen zwischen Ar-
eitnehmern und Arbeitgebern regelten, dann würden
ir heute nicht über diese Gesetze diskutieren.


(Andrea Nahles [SPD]: Ja!)


Dass es zu einer Mindestlohndebatte gekommen ist,
st auch das Verdienst derjenigen, die in den letzten
5 Jahren durch alle möglichen Talkshows gezogen sind,
ie immer wieder gefordert haben, es müsse Schluss sein
it der Sozialpartnerschaft, die Tarifverträge für schlecht

ehalten haben und die das Ende der Kompromisse ver-
angt haben.


(Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: So ein Quatsch! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie waren doch diejenigen, die den Niedriglohnsektor stärken wollten! Noch vor wenigen Jahren haben Sie genau das gefordert!)


er den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft in-
rage stellt, der darf sich nicht wundern, was dabei he-
auskommt. Wenn man es nicht der Selbstregulierung von
ewerkschaften und Arbeitgebern überlassen will, dann
ekommt man den staatlichen Schutz als Ersatz dazu.
eshalb sind die Mindestlohndebatten, die wir heute

ühren, das Ergebnis des Handelns derjenigen, die die
ozialpartnerschaft infrage gestellt haben.


(Beifall der Abg. Anette Kramme [SPD])


Meine Damen und Herren, wenn Arbeitgeber und Ge-
erkschaften alleine nicht in der Lage sind, in einer
ranche für stabile Verhältnisse zu sorgen, dann dürfen
ir nicht danebenstehen, genauso wenig wie im Falle ei-
er Bank, die in die Insolvenz trudelt. Hier müssen wir
twas tun und Haltelinien einziehen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Olaf Scholz
Politik ist handlungsfähig. Und ich sage: Aus der Ak-
zeptanzkrise unserer Wirtschaftsordnung wird eine Le-
gitimationskrise der Demokratie, wenn wir nicht bereit
sind, sozial regulierend einzugreifen und das Schlimmste
zu verhindern. Wir als Politikerinnen und Politiker müs-
sen dafür sorgen, dass die Löhne nicht ins Kellergeschoss
gedrückt werden.

Meine Damen und Herren, moderne Industriegesell-
schaften haben ausgeweitete Sektoren mit Niedriglöh-
nen. Aber fast alle haben Mindestlöhne als ein notwendi-
ges Korrektiv. Sie sind keine sozialromantische Idee,
sondern eine ordnungspolitische Grundlage, die für un-
sere soziale Marktwirtschaft unverzichtbar ist. Denn sie
sollen auch verhindern, dass Unternehmen einen Wettbe-
werb mit Lohndumping betreiben, indem sie mit staatli-
chen Sozialleistungen kalkulieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Paul Krugman, der in diesem Jahr den Nobelpreis für
Wirtschaft bekommt, hat kürzlich darauf hingewiesen,
dass die Debatte über Mindestlöhne in Deutschland sinn-
voll sei, und in diesem Zusammenhang von einem gro-
ßen politischen Gewinn gesprochen. Recht hat er, meine
Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Mindestlohndebatte ist nicht nur volkswirtschaft-
lich sinnvoll, sondern sie ist auch gut für diejenigen, um
die es geht. Ich will darauf hinweisen, dass es nicht in
Ordnung ist, dass eine Friseurin in Sachsen Vollzeit ar-
beiten geht und nach der Gesellenprüfung am Ende des
Monats mit 755 Euro brutto dasteht und dann zur Arbeits-
agentur muss, um ihre Familie zu ernähren.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist eine Entscheidung der Tarifpartner gewesen, Herr Scholz!)


Es ist auch nicht in Ordnung, dass ein Wachmann im Re-
vierwachdienst in Brandenburg in Vollzeit in der unters-
ten Tarifgruppe mit unter 1 000 Euro dasteht und seine
Miete nicht ohne staatliche Hilfe bezahlen kann.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was ist mit der Tarifautonomie?)


Solche Löhne – und ich kann dafür viele weitere Bei-
spiele nennen – verletzen die Ehre hart arbeitender Bür-
gerinnen und Bürger.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ja Gewerkschaftsschelte, was Sie betreiben!)


Dass es Tariflöhne sind, macht die Sache nicht besser,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sonst singen Sie immer das Hohe Lied der Tarifautonomie!)


Auch wenn wir diese individuellen Probleme nicht
alle mit den beiden Gesetzen lösen können – das starke
Signal, dass Löhne eine ordentliche Höhe haben müssen,

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(C (D önnen und müssen wir mit diesen Gesetzen auch senen. Ein großer Teil unseres wirtschaftlichen Erfolgs beuht schließlich darauf, dass Arbeitnehmerinnen und Areitnehmer ihre Arbeit gut machen wollen. An gute Areit, an Engagement und Leistung knüpft sich das ersprechen, dass sich individuelle Anstrengung auch ohnen wird. Dieses Versprechen muss auch in Zukunft elten. er etwas leistet, wer sich reinhängt, wer sein Bestes ibt, der muss wissen, dass sich das auszahlt. In der anemessenen Entlohnung von Arbeit drückt sich eine ertschätzung aus, die der Würde der Arbeit entspricht. Mit den Entwürfen zum Arbeitnehmer-Entsendegeetz und zum Mindestarbeitsbedingungengesetz, die wir etzt beraten, ermöglichen wir aus all diesen Gründen die estsetzung von branchenspezifischen Mindestlöhen. Sie lösen zwar nicht alle Probleme, aber doch eiige sehr wesentliche. Beide Gesetze sind das Ergebnis einer Lösung, auf ie sich die Koalition im Sommer des letzten Jahres vertändigt hat. Was wir hier weiterentwickeln, hat sich beährt; denn beide Gesetze gibt es schon lange. Das Areitnehmer-Entsendegesetz hat Auswirkungen auf die raxis. Für das Baugewerbe gibt es schon Mindestlöhne, ie sich dort positiv ausgewirkt haben. Viele loben das ach dem Motto: Es ist nicht alles Gold, aber Bronze ist uch eine Menge. Nachdem nun auch das Gebäudereinierhandwerk und die Briefdienstleistungsbranche aufgeommen wurden, ist es uns mittlerweile gelungen, dafür u sorgen, dass 1,8 Millionen Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer durch Mindestlöhne geschützt sind. Das st eine gute Sache. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU])


(Beifall bei der SPD)


Wir sorgen dafür, dass weitere Arbeitnehmerinnen
nd Arbeitnehmer diesen Schutz erhalten. Acht weitere
ranchen haben sich gemeldet. Eine Arbeitsgruppe un-

er meiner Leitung beschäftigt sich mit dem Thema. Wir
erden prüfen, ob die Kriterien, auf die wir uns in der
oalition verständigt haben, bei diesen jeweiligen Bran-

hen erfüllt sind.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist eine Drohung!)


s ist ganz klar: Wir haben gesagt, dass nur diejenigen
ufgenommen werden können, bei denen eine Tarifbin-
ung von mindestens 50 Prozent gegeben ist. Die Mehr-
eit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der
ranche muss also bei Arbeitgebern beschäftigt sein, die
er Tarifbindung unterliegen. Das werden wir prüfen.
ie Branchen, bei denen wir feststellen, dass das so ist,
erden aufgenommen werden.

Als Zweites gibt es das Gesetz über die Festsetzung
on Mindestarbeitsbedingungen, das auch schon lange
xistiert. Mit diesem Gesetz wird ermöglicht, dass wir
ort, wo eine geringe Tarifbindung herrscht, ebenfalls






(A) )



(B) )


Bundesminister Olaf Scholz
schützen können. Dort, wo Arbeitgeberverbände und
Gewerkschaften keine Möglichkeit haben, die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer zu schützen, können wir
dann mithilfe einer staatlichen Gesetzgebung dafür sor-
gen, dass sie nicht alleine bleiben und schlimmsten Aus-
beutungsbedingungen ausgesetzt sind.


(Beifall bei der SPD)


Ich will gerne ergänzen: Aus meiner Sicht hat es Sinn,
dass diese beiden Gesetze von einer Großen Koalition
beraten werden; denn beide Gesetze stammen aus Zei-
ten, in denen beide Parteien jeweils etwas dazu beigetra-
gen haben.

Das Mindestarbeitsbedingungengesetz stammt aus
dem Jahre 1952.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Es gab damals einen Antrag der SPD-Fraktion, und mit
der Mehrheit der CDU/CSU-Stimmen im Deutschen
Bundestag wurde es dann beschlossen. Insofern steht es
in einer guten Tradition, dass wir es jetzt mit Leben er-
füllen und dafür sorgen, dass es endlich auch zur An-
wendung kommt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Arbeitnehmer-Entsendegesetz wurde während
der Koalition von CDU/CSU und FDP verabschiedet. Es
wurde damals zwar so geschrieben, dass es nicht zur An-
wendung kommt, aber als Gerhard Schröder die Regie-
rung übernommen hatte, war es dann doch so weit. Für
die Bauwirtschaft hat es geklappt.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hätte schon längst ausgelaufen sein sollen! Das war nämlich befristet!)


An diese gute Tradition knüpfen wir an, indem wir
Gesetze auf den Weg bringen, mit denen wir dafür sor-
gen, dass das, was die Tarifvertragsparteien vor Ort und
diejenigen, die in der Branche engagiert sind, richtig fin-
den, zur Geltung kommen kann. Wir schützen die Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor einer schlimmen
Ausbeutung. Ich glaube, das ist eine gute Tradition, die
wir hier weiterentwickeln.

Meine Damen und Herren, wenn über Mindestlöhne
gesprochen wird, dann gibt es eine ganze Reihe von Ar-
gumenten, die vorgetragen werden, aber nicht immer
sehr stichhaltig sind. Das am häufigsten vorgetragene
Argument lautet, dass Mindestlöhne Arbeitsplätze kos-
ten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ja gerade bei der PIN AG unter Beweis gestellt worden! 6 000 Arbeitsplätze!)


Ich kann Ihnen nur sagen: Dafür gibt es keinerlei empiri-
sche Belege.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, die mit ab-
strakten Berechnungen vollgeschrieben werden, aus de-

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(C (D en sich ergeben soll, dass Mindestlöhne Arbeitsplätze osten. Wenn wir uns aber in der Welt umschauen, dann ehen wir, dass alle möglichen Staaten über Mindestohnregelungen verfügen, ass sie dort, wo sie in jüngster Zeit eingeführt worden ind, keine Arbeitsplätze gekostet haben und dass dort ielmehr ein Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt zu erzeichnen war. Das kann man am Beispiel Großbritaniens sehen. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dirk Niebel [FDP]: Großbritannien ist ein tolles Beispiel!)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: 2,50 Euro!)


Deshalb will ich auch ausdrücklich sagen, dass ich
ir sicher bin, welches Schicksal diese Berechnungen

nd Bücher haben werden: Sie werden in den Regalen
erstauben. Die gleichen Professoren und Politiker, die
etzt sagen, dass Mindestlöhne eine Bedrohung für die

arktwirtschaft sind, werden in zehn Jahren sagen, dass
s in der Marktwirtschaft schon immer Mindestlöhne ge-
eben hat und dass sie eines der besten Argumente für
ine soziale Marktwirtschaft sind. Recht haben sie dann
in zehn Jahren.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Andrea Nahles [SPD]: Danach stellen wir mal die Uhr!)


Ich glaube, dass wir hier etwas voranbringen, durch
as die Tarifautonomie in Deutschland gestärkt wird und
as dazu beitragen kann, dass die Sozialpartnerschaft,
ie in unserem Lande eine gute und lange Tradition hat,
ieder eine größere Rolle spielt. Am Ende dieses Pro-

esses werden Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
ehmer besser als heute dastehen, und sie werden unmit-
elbar spüren, dass es Sinn hat, dass sich der Deutsche
undestag, der Gesetzgeber, mit ihren Angelegenheiten
efasst und dazu beigetragen hat, dass es besser geht. Sie
erden nicht alleingelassen. Das ist ein wichtiger Bei-

rag zur politischen Stabilität in unserem Lande und zur
erbesserung der Situation dieser Arbeitnehmerinnen
nd Arbeitnehmer. Wenn wir in diesen Zeiten, in denen
lles ein bisschen drunter und drüber geht, dazu beitra-
en würden, dass viele wieder daran glauben, dass die
oziale Stabilität in unserer Gesellschaft noch funktio-
iert, dann hätten wir damit einen großen Beitrag geleis-
et.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin davon überzeugt, dass wir dabei sind, wich-
ige Gesetze voranzubringen und dass wir mit dem, was
ir heute beschließen wollen, für die soziale Marktwirt-

chaft werben. Ich bin mir sicher, dass das sehr wichtig
st. Denn wenn sich die Bürgerinnen und Bürger allein-
elassen fühlen und das Gefühl haben, dass ihr Schicksal
llen egal ist, man zynische Reden hält und ihnen nicht
onkret hilft, dann ist das wirklich eine Bedrohung für
nser soziales Zusammenleben. Deshalb bin ich davon






(A) )



(B) )


Bundesminister Olaf Scholz
überzeugt, dass das, was wir hier tun, für den Fortschritt
in unserer Gesellschaft, für den sozialen Zusammenhalt
und für die soziale Marktwirtschaft wichtig ist.

Was ich gerade ausgeführt habe, ist sozusagen ein Ge-
genargument zu einem Argument, das ich gestern gehört
habe und das mich empört hat. Deshalb will ich zum
Schluss noch darauf eingehen. Ein Redner der Links-
fraktion hat gesagt, das sei doch keine Demokratie.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Bitte? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: War das nicht ein Sozialdemokrat?)


Das hat er in den Mittelpunkt seiner Ausführungen ge-
stellt. Ich finde, dass man sehr vorsichtig sein muss.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das hat er in einem bestimmten Zusammenhang gesagt! – Gegenruf des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Nein! Das hat jeder verstanden!)


– Er hat gesagt, das sei doch keine Demokratie. Er hat
das rhetorisch mehrfach wiederholt.


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Die Finanzkrise ist eine Krise der Demokratie!)


– Ja, selbstverständlich. Wir haben ein Problem, und es
geschehen Dinge, die nicht in Ordnung sind und uns alle
empören müssen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Demokratie heißt Volksherrschaft!)


Aber dann müssen wir, der Bundestag, als demokratisch
Verantwortliche und als Gesetzgeber dafür sorgen, dass
die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung eine Rolle
spielen.


(Dr. Lothar Bisky [DIE LINKE]: Eben! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Genau das hat er angemahnt!)


Aber man darf nicht die Demokratie und die Handlungs-
möglichkeiten, die wir haben, infrage stellen und ein biss-
chen den Eindruck erwecken, dass die Alternative zu
dem, was wir vorhaben, eine Art Volksdemokratie
wäre.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Kein bisschen! Euch geht es nur um die parlamentarische Mehrheit, nicht um die Mehrheit der Bevölkerung!)


Danach klang die Äußerung gestern viel zu stark. Von
jemandem, der sich in der Linkspartei verortet, ist das
ein bisschen geschichtsvergessen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618300100

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Heinrich Kolb

für die FDP-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich eile Ihre Auffassung, Herr Minister Scholz, dass Minestlöhne sozusagen das Gebot der Stunde sind, nicht. m Gegenteil: Unser Land steht mit den heute zu beraenden Gesetzesinitiativen an einem Scheideweg. Die inführung eines flächendeckenden Systems von Minestlöhnen – darum geht es Ihnen doch letzten Endes, err Scholz – durch die Ausweitung des Entsendegeset es und die Wiederbelebung des in Vergessenheit gerateen Mindestarbeitsbedingungsgesetzes ist eine strategiche Fehlentscheidung, die geeignet ist, unser Land und nsere Volkswirtschaft auf Jahrzehnte hinaus schwer zu elasten und zu schädigen, nd die vor allem diejenigen, die arbeitslos sind oder erden und die über eine geringe Qualifikation verfüen, auf Dauer faktisch vom ersten Arbeitsmarkt auschließt. Diese Fehlentscheidung ist in ihrer Wirkung allenfalls it dem Irrweg der Arbeitszeitverkürzung mit vollem ohnausgleich vergleichbar, der dazu geführt hat, dass urch die sprunghafte Verteuerung von Arbeit viele einache Tätigkeiten – damals hat man von Hilfsarbeitertäigkeiten gesprochen – faktisch aus den Unternehmen erschwunden sind. Aber es ist ungleich schwerer zu orrigieren. Denn während gerade in den letzten Jahren n den Betrieben der in den 80er-Jahren begangene Feher Zug um Zug geheilt wurde, wird es sehr schwer weren, Mindestlöhne – wenn sie erst einmal eingeführt ind – durch gesetzgeberisches Handeln wieder zurückunehmen. Ich rufe den Menschen, die diese Debatte heute an en Bildschirmen verfolgen, zu: Glauben Sie nicht den olitikern mit den einfachen Botschaften, (Lachen bei der SPD – Andrea Nahles [SPD]: Das sagen ausgerechnet Sie!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1618300200

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


twa der Art: „Wer Vollzeit arbeitet, muss auch davon le-
en können!“. Milton Friedman, der Wirtschaftsnobel-
reisträger, hat einmal gesagt: „There’s no such thing as
free lunch“. Frei übersetzt heißt das: Es gibt kein freies
ittagessen. Irgendjemand zahlt immer die Zeche.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618300300

Herr Kollege Kolb, möchten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Steppuhn beantworten?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1618300400

Gerne. Bitte.


Andreas Steppuhn (SPD):
Rede ID: ID1618300500

Sehr geehrter Herr Kolb, es ist richtig, dass wir in die-

em Hohen Hause den Menschen im Land sagen, wer für
elche Politik steht. Wenn ich nach Europa blicke, dann

telle ich fest – das wissen Sie sicherlich besser als wir






(A) )



(B) )


Andreas Steppuhn
Sozialdemokraten –: Nach dem Ablauf der Übergangs-
fristen werden Freizügigkeit und Dienstleistungsfreiheit
herrschen.


(Dirk Niebel [FDP]: Das wird auch Zeit!)


Halten Sie es für richtig, dass sich dann zum Beispiel ein
Friseur aus einem osteuropäischen Land auf einen
Marktplatz in Deutschland stellt und die Haare für
1 Euro schneidet? Was soll dann der deutsche Friseurla-
den machen? Soll er Insolvenz anmelden?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1618300600

Herr Kollege Steppuhn, Sie werden die europäische

Einigung und ihre Konsequenzen nicht aufhalten kön-
nen. Wenn wir uns entschieden haben, einen gemeinsa-
men europäischen Markt zu schaffen, werden wir erle-
ben, dass auch Selbstständige aus anderen europäischen
Ländern zu uns kommen und versuchen werden, uns ihre
Dienstleistungen und Produkte zu verkaufen, und zwar
zu den Preisen, die auf dem Markt erzielt werden kön-
nen.

Ich sehe ein anderes Problem, das Minister Scholz be-
reits angesprochen hat. Es gibt schon heute niedrige
Löhne zum Beispiel im Bereich der Friseurdienstleistun-
gen. Diese werden zwar beklagt, sind aber das Ergebnis
der Abschlüsse der Tarifparteien; das hat Herr Scholz je-
doch unterschlagen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer ha-
ben ihre Unterschrift unter einen Tarifvertrag geleistet
und sich darauf verständigt, dass zum Beispiel für Fri-
seurinnen und Friseure in Sachsen, im Erzgebirge
4,50 Euro in der Stunde gezahlt werden. Wenn wir uns
zur sozialen Marktwirtschaft und zur Tarifautonomie be-
kennen, dann werden wir auch mit den Konsequenzen
leben müssen, selbst wenn sie uns im Einzelfall nicht ge-
fallen. – Herr Steppuhn, Sie können gerne noch stehen
bleiben. Dann läuft die Uhr weiterhin nicht zu meinen
Lasten.

Ich will sehr deutlich und unmissverständlich sagen:
Mindestlöhne sind nicht frei von Risiken und Nebenwir-
kungen. Sie verteuern Produkte und Dienstleistungen,
Herr Kollege Steppuhn. Sie verringern die Nachfrage
nach Produkten und Dienstleistungen. Sie kosten Ar-
beitsplätze. Das IWH in Halle geht davon aus, dass ein
Mindestlohn in Höhe von 7,50 Euro zu einem Verlust
von rund 620 000 Arbeitsplätzen im Niedriglohnsektor
führen wird, und zwar insbesondere in den neuen Bun-
desländern wegen der dort größeren Bedeutung des
Niedriglohnsektors für die Gesamtzahl der Beschäftig-
ten, Herr Kollege Dreibus.

Herr Minister Scholz, ich wundere mich über die
Sprunghaftigkeit der politischen Diskussion. Es war
doch die SPD, die gemeinsam mit den Grünen erst vor
wenigen Jahren die Einrichtung eines Niedriglohnsek-
tors zu einem wesentlichen Ziel ihrer Politik erhoben
hatte. Jetzt haben Menschen mit geringer Qualifikation
Beschäftigungschancen zu niedrigeren Löhnen. Aber
wieder ist das Geschrei groß: Skandal! Wie kann es sein,
dass man von seiner Arbeit nicht leben kann? – Kollege
Steppuhn, wir lassen Sie da nicht aus der Verantwortung.
Denn Sie haben genau dafür die Voraussetzungen ge-

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(C (D chaffen; Sie wollten genau das. Wenn Sie das nun wieer ändern wollen, dann werden wir Sie nicht daran hinern können. Schließlich haben Sie zusammen mit der nion die Mehrheit. Aber Sie sollten wissen: Die Areitsplätze im Niedriglohnsektor werden genauso chnell verschwinden, wie sie entstanden sind. Damit wende ich mich an die Kollegen der Union. Ihen habe ich im Dezember 2007 von dieser Stelle aus rophezeit, dass Sie nach Ihrer Zustimmung zum Minestlohn in den Bereichen Gebäudereinigung und Postienstleistungen Zug um Zug bei weiteren Branchen ber den Tisch gezogen werden. Heute kommt es erneut um Schwur. Heute werden Sie sich erneut in die falsche ichtung bewegen. Herr Kollege Kolb, darf auch der Kollege Ernst eine wischenfrage stellen? Ja, bitte. Dann muss es aber auch gut sein, weil die Redezeiten urch Zwischenfragen eigentlich nicht vervielfacht weren sollen. Das ist auch nicht meine Absicht. Danke, dass Sie eine Zwischenfrage zulassen. – Meine Frage ist leicht u beantworten, Herr Dr. Kolb. Sie stellen immer einen usammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Mindest öhnen her. Glauben Sie denn, dass das Pferd nicht vom raktor ersetzt worden wäre, wenn es versprochen hätte, eniger zu saufen und zu fressen? Letztendlich läuft das arauf hinaus. Natürlich ist es eine Tatsache, dass Areitsplätze abwandern. Das hat aber teilweise gar nichts it den Löhnen zu tun, sondern mit dem technischen ortschritt. Des Weiteren ist es eine Tatsache, dass über ie Länder, in denen es Mindestlöhne gibt, das Gegenteil on dem berichtet wird, was Sie sagen. Meine Frage: ann man Jobs erhalten, wenn man die Löhne so stark enkt, dass man davon nicht mehr leben kann? Herr Kollege Ernst, ich bin davon überzeugt, dass auf auer die gezahlten Löhne und der Wert der in einer eiteinheit hergestellten Produkte und erbrachten ienstleistungen korrespondieren müssen. Kein Arbeiteber kann auf Dauer Löhne zahlen, die nicht durch die rlöse aus dem gedeckt sind, was produziert wurde. Wer as auf Dauer tun würde, würde unweigerlich in den onkurs, in die Insolvenz geraten und mit der Existenz eines Unternehmens bezahlen. Davon bin ich übereugt. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt betrifft – das ist vorhin schon angeprochen worden – die Mindestlöhne in den anderen euopäischen Ländern. Ich habe mir das übrigens einmal Dr. Heinrich L. Kolb anhand einer Schrift, die vom DGB verlegt wurde, angeschaut. In den allermeisten Fällen liegen die Mindestlöhne in den anderen EU-Staaten unter 3,50 Euro. (Werner Dreibus [DIE LINKE]: In Osteuropa!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618300700
Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1618300800
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618300900

(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Genau!)

Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618301000
Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1618301100




(A) )


(B) )


– Ich sagte, in den allermeisten Fällen liegen sie unter
3,50 Euro. Darunter sind viele osteuropäische Staaten.
Das ist keine Frage. – Es gibt insgesamt sieben Staaten
in Europa – –


(Zurufe von der SPD)


– Lassen Sie mich doch einmal zu Ende reden. Ich gehe
davon aus, dass das alles nicht auf meine Redezeit ange-
rechnet wird, Herr Präsident.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618301200

Mit Ausnahme der Rückfragen, nicht.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1618301300

Herr Kollege Ernst, es gibt insgesamt sieben Staaten

in Europa, die einen Mindestlohn etwa in der Größen-
ordnung von 7,50 Euro haben, die von Ihnen zumindest
in der Vergangenheit gefordert wurde. Mittlerweile ist
der Benchmark eher bei 9 Euro bis 9,80 Euro. Dann
muss man aber auch sehen, dass beispielsweise Großbri-
tannien ganz andere Lohnnebenkosten hat, als wir sie in
Deutschland haben, und dass die Arbeitsmarktregulie-
rung in Großbritannien eine vollkommen andere ist, als
wir sie in Deutschland haben. Sie dürfen nicht Äpfel mit
Birnen vergleichen, sondern es müssen gleiche Sachver-
halte verglichen werden. Wenn man glaubt, man könne
die Löhne anheben und die starke Regulierung beibehal-
ten, dann – das sage ich Ihnen – wird man am Ende ge-
nau das erleben, was ich hier prophezeit habe, nämlich
dass in großer Zahl – da stehe ich nicht alleine als Kas-
sandra, sondern alle bedeutenden Wirtschaftsinstitute in
Deutschland kommen zu ähnlichen Ergebnissen – Ar-
beitsplätze verloren gehen.

Nun zurück zur Union. Es ist uns nicht verborgen ge-
blieben, wie Sie sich, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie ein Ringer beim Kampf auf der Matte gewunden ha-
ben. Wie Sie versucht haben, Herr Kollege Straubinger,
sich aus dem Klammergriff des politischen Gegners zu
lösen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Oh!)


Aber so sehr Sie sich auch bemüht haben: Aus dem
Schwitzkasten, in den die SPD Sie beim Thema Min-
destlohn genommen hat, konnten Sie sich nicht mehr be-
freien.

Herr Kollege Lehrieder, es leuchtet mir nicht ein, wie
man auf der einen Seite – wie die Kanzlerin höchstper-
sönlich – gegen einen einheitlichen gesetzlichen Min-
destlohn sein kann, auf der anderen Seite aber die Hand
dafür heben kann, Branche für Branche spezifische
Mindestlöhne einzuführen.


(Beifall bei der FDP)


Es gibt nicht gute und weniger gute Mindestlöhne. Auch
die branchenspezifischen Mindestlöhne sind ein Irrweg,

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(C (D ie Claus Hulverscheidt in der Süddeutschen Zeitung zu echt ausgeführt hat. Er wirft die Frage auf: Wie eigentlich will die SPD – und ich füge hinzu: wie will die CDU – erklären, dass ungelernte Postboten mindestens 9,80 Euro, ausgebildete Friseurinnen aber vielleicht nur 6,50 Euro erhalten sollen? Ist das gerecht? ch sage: Nein, gerecht ist das nicht. Vieles spricht dafür, ass die vorgesehenen Regelungen zudem ein verfasungswidriger Eingriff in die grundgesetzlich garantierte arifautonomie sind. iesen Fragen werden wir in der Anhörung zu Ihren Geetzentwürfen besondere Bedeutung zukommen lassen. Ich meine, der Spuk muss ein Ende haben. Die Party er letzten Jahre, in denen Sie sich an mehr oder weniger erdienten Arbeitsmarkterfolgen selbstzufrieden gesonnt aben, ist vorbei. Was den Mindestlohn angeht, so gilt ngesichts des Übergreifens der Finanzmarktkrise auf ie Realwirtschaft: Nie war er so falsch wie heute. Der Kollege Wend hat gestern in der Debatte zu den urbulenzen an den Finanzmärkten und mit Blick auf ie zu erwartende konjunkturelle Abschwächung mit orgenvollem Gesicht gefragt: Was können wir tun, um em Mittelstand zu helfen? – Herr Wend, ich kann Ihnen agen, was Sie nicht tun sollten, wenn es Ihnen wirklich m den Mittelstand geht: Sie sollten diese Mindestlohnesetze nicht verabschieden. In den Unternehmen, in deen der Mindestlohn wirklich greifen würde, ist die wangsweise Anhebung von Löhnen durch den Gesetzeber bei einer rückläufigen Konjunktur so wirksam wie ie Verabreichung von K.-o.-Tropfen. Dass die Warnung inen realen Hintergrund hat, haben wir bei der Postienstleistungsbranche sehen müssen, in der innerhalb on wenigen Monaten 6 000 Arbeitsplätze verschwunen sind. (Andrea Nahles [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


(Dirk Niebel [FDP]: Gute Frage!)


(Beifall bei der FDP)


Ich komme zum Schluss. Wir sollten nicht länger
ber Mindestlöhne reden, sondern über ein Mindestein-
ommen. Wer seinen Bedarf nicht aus dem Ergebnis ei-
ener Arbeit decken kann, der muss zur vollen Bedarfs-
eckung einen staatlichen, steuerfinanzierten Zuschuss
ekommen. Die FDP hat dazu das Konzept –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618301400

Herr Kollege.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1618301500

– des liberalen Bürgergeldes entwickelt, das mein

ollege Niebel in seinem Redebeitrag näher erläutern
ird. Das empfehle ich Ihrer Aufmerksamkeit.


(Zurufe von der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)







(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
Ich bedanke mich, dass Sie mir Ihre Aufmerksamkeit
haben zuteil werden lassen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618301600

Nun erhält der Kollege Dr. Ralf Brauksiepe das Wort

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1618301700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Arbeitsmarktpolitik der Regierung Merkel ist erfolgreich
wie keine andere zuvor. Keine andere Bundesregierung
hat es geschafft, die Zahl der Arbeitslosen in drei Jahren
um fast 2 Millionen zu reduzieren. Wir erleben gegen-
wärtig gleichzeitig Tarifabschlüsse, die deutlich über
den Tarifforderungen der Gewerkschaften früherer Jahre
des wirtschaftlichen Abschwungs liegen. Das zeigt uns
und bestätigt: Hohe Beschäftigung ist das beste Mittel
gegen niedrige Löhne, und deswegen haben wir mit gu-
ter Politik etwas gegen niedrige Löhne in diesem Land
getan.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Hohe Beschäftigung bleibt auch das beste Mittel ge-
gen niedrige Löhne.

Gleichzeitig werden wir als Große Koalition und wird
die Bundesregierung ihrer Verantwortung gerecht, er-
gänzend einen rechtlichen Rahmen dafür zu setzen, dass
in diesem Land gerechte Löhne gezahlt werden. Dazu
gehört die Ausweitung des Entsendegesetzes, und dazu
gehört das doppelte Angebot, das wir für die Branchen
machen, die eine hohe Tarifbindung haben und die die
Aufnahme in das Entsendegesetz wollen. Denjenigen,
die nicht die Chance haben, eine solche Tarifbindung zu
erreichen, dient die Modernisierung des Mindest-
arbeitsbedingungengesetzes aus der Zeit von Konrad
Adenauer und Ludwig Erhard. Meines Wissens war auch
die FDP damals an der Regierung beteiligt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das gucken wir uns einmal genau an! Das war befristet! Das war begrenzt und mit klaren Voraussetzungen versehen!)


Dieses Gesetz stammt also aus einer Zeit, in der wir
ebenfalls eine gute Regierung hatten.

Wir setzen damit den Weg tariflicher Mindestlöhne
fort. Unser Grundsatz ist: Wir wollen die Tarifvertrags-
parteien stärken; wir wollen sie nicht ersetzen. Die
Tarifautonomie lebt davon, dass nicht jeder von dem
Recht auf negative Koalitionsfreiheit Gebrauch macht.
Dass man davon Gebrauch macht, das gibt es auch. Ta-
rifautonomie kann nur wirklich lebendig sein, wenn es
auch welche gibt, die bei der Tarifautonomie mitmachen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D ieses Land ist nicht durch einen Wettbewerb um die iedrigsten Löhne wirtschaftlich groß und stark geworen, sondern durch vernünftige Lohnuntergrenzen im ettbewerb um Innovationen und Qualität. Einen anständigen Lohn für eine anständige Arbeit zu ahlen, das ist ein urchristliches Anliegen. Die Päpste, ie das schon vor Jahrhunderten gefordert haben, waren eine Sozialisten. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gibt es im Vatikan denn einen Mindestlohn?)


s ist ein urchristliches Anliegen, dass man für eine an-
tändige Arbeit einen anständigen Lohn bekommt. Das
st in einer sozialen Marktwirtschaft möglich, und es ist
ie beste Voraussetzung für eine soziale Marktwirt-
chaft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Mindestlöhne für Päpste!)


Es ist unverkennbar, dass die Regelungen, auf die wir
ns in der Konsequenz dessen, was wir schon früher ver-
inbart haben, verständigt haben, viele Gegner haben.
a gibt es die FDP, die sagt: Das soll alles so weiterge-
en; der Staat soll sich da heraushalten. Wir sagen: In ei-
er Situation, in der die Tarifbindung in unserem Land
eider sinkt – sie ist mittlerweile bei rund 52 Prozent an-
ekommen –, kann man nicht so tun, als könnte alles so
eitergehen wie bisher. Wir brauchen in diesem Land

ine Renaissance der Tarifautonomie, wenn wir keine
taatliche Lohnfestsetzung wollen. Wir wollen keine
taatliche Lohnfestsetzung; deswegen wollen wir die Ta-
ifautonomie stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Genauso klar ist für uns, dass es auf der anderen Seite
n einem Land, in dem die Situation in den verschiede-
en Branchen und Regionen so unterschiedlich ist, wie
ie es bei uns ist, keinen einheitlichen flächendeckenden
esetzlichen Mindestlohn geben kann. Die Lage ist dif-
erenziert, und wir brauchen deswegen auch den Mut zu
ifferenzierten – nicht zu einfachen – Lösungen. Daher
egen wir diese Gesetzentwürfe vor.

Was ich meine, will ich an der unterschiedlichen
ituation, die wir in diesem Land haben, verdeutlichen.
ie wirtschaftliche Situation in Nordrhein-Westfalen,
oher ich komme, ist natürlich mit der seiner Nachbar-

änder, beispielsweise Belgien und Niederlande, ver-
leichbar. Wir haben in Nordrhein-Westfalen eine – so-
ial sehr verantwortungsvolle – Landesregierung, die
afür gesorgt hat, dass bereits in drei Branchen Flächen-
arifverträge landesweit für allgemeinverbindlich erklärt
erden können, und zwar mit Löhnen, wie sie auch hier

n Debatten um flächendeckende gesetzliche Mindest-
öhne gefordert werden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)


Karl-Josef Laumann hat beispielsweise im Friseurge-
erbe einen von Tarifvertragsparteien vereinbarten Min-
estlohn von 7,60 Euro für allgemeinverbindlich erklärt.
ie werden doch nicht sagen, dass die FDP in NRW da-






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
bei nur wegen der schönen Dienstwagen der Landes-
regierungsmitglieder mitgemacht hat. Sie waren doch
aus voller Überzeugung für einen tariflichen Mindest-
lohn für Friseure in Nordrhein-Westfalen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir machen eine gute, soziale Politik in NRW, und
Sie machen sogar mit. Stellen Sie sich doch hier nicht
dümmer an, als Sie in NRW regieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


So machen wir es doch vernünftig in Nordrhein-West-
falen.

Gleichzeitig ist klar: Wir machen hier nicht nur Poli-
tik für Nordrhein-Westfalen; wir machen hier Gesetze,
die in Aachen genauso gelten können müssen wie in
Frankfurt/Oder.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und in Bayern!)


In den verschiedenen Teilen unseres Landes ist die
Situation unterschiedlich. In unserem Nachbarland
Polen beträgt der gesetzliche Mindestlohn umgerechnet
1,92 Euro, in Tschechien 1,97 Euro. Da soll niemand so
tun, als würde der Markt nicht merken, wenn die Lohn-
unterschiede so groß sind. Bei uns sind die Löhne, von
Tarifvertragsparteien vereinbart, deutlich höher. Wir un-
terstützen mit einer Vielzahl von Maßnahmen, dass es
möglich ist, westlich der Oder deutlich höhere Löhne zu
zahlen als östlich der Oder.

Wenn die Tarifvertragsparteien, die auch in den
neuen Ländern vielfach gute Löhne vereinbart haben,
erklären: „Wir trauen uns zu, dass wir viermal besser
sind als unsere polnischen Konkurrenten, und wir trauen
uns zu, dass wir viermal höhere Tariflöhne zahlen kön-
nen als die 1,92 Euro östlich der Oder“, dann sagen wir
als Politik doch nicht: Das darf nicht sein. Wir wollen
doch, dass die Tarifverträge gelten. Aber wenn beispiels-
weise die Tarifvertragsparteien im Sicherheitsgewerbe
erklären: „6 Euro können wir verkraften – in Branden-
burg, in Mecklenburg-Vorpommern und anderswo“


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und wie ist das bei der Zeitarbeit?)


und das so vereinbaren, dann wären wir doch mit dem
Klammerbeutel gepudert, wenn wir sagen würden:
7,50 Euro muss gesetzlich vorgeschrieben werden. Es
wäre doch Hybris, sich so über die Tarifvertragsparteien
hinwegzusetzen. Das machen wir nicht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was ist denn der Unterschied bei der Zeitarbeit, Herr Kollege Brauksiepe?)


Das ist der entscheidende Unterschied zwischen einem
gesetzlichen Mindestlohn und einer branchenspezifi-
schen Regelung von Tarifvertragsparteien, die wir ak-
zeptieren und zu stärken bereit sind.

Wir sind jetzt – darauf hat der Bundesarbeitsminister
zu Recht hingewiesen – am Beginn ergebnisoffener par-

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(C (D amentarischer Beratungen über die Frage, welche der ranchen, die einen entsprechenden Antrag gestellt haen, in das Entsendegesetz aufgenommen werden könen. Es gibt bei der SPD eine Vorabfestlegung: alle ranchen. Wir kennen das. Seit Monaten erzählt der ollege Struck – er schaut mich gerade an –: Wir treiben ie Union von Branche zu Branche zum Mindestlohn. (Andreas Steppuhn [SPD]: Das machen wir auch weiter so!)


as ist euer politisches Ziel. Das ist legitim. Klappen
ird es nicht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Na, na, na! Den Ring habt ihr in der Nase! Ihr werdet zum Tanzen geführt!)


Wir haben uns nur an einer Stelle festgelegt, nämlich:
ie Voraussetzungen für die Aufnahme der Zeit-
rbeitsbranche ins Entsendegesetz sind nicht erfüllt.
ort besteht seit mehreren Jahren dieselbe Situation.
eswegen ist das entscheidungsreif. In dieser Branche
esteht eine Tarifbindung von annähernd 100 Prozent.
enn wir sagen: „Wir wollen die Tarifvertragsparteien

tärken, aber nicht ersetzen“, dann macht es bei einer Ta-
ifbindung von bundesweit nur noch etwas über
0 Prozent keinen Sinn, bei einer Branche anzusetzen,
ie fast 100 Prozent Tarifbindung hat. Das ist die Lage.
eswegen haben wir das so erklärt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Herr Steppuhn, was sagen Sie dazu?)


Ich will nur noch einmal daran erinnern, wie die Lage
st. Es gibt einen Tarifvertrag des DGB mit einer unteren
ohngruppe von 7,31 Euro im Westen. Es gibt einen
GB-Tarifvertrag mit 7,21 Euro. Grundsätzlich können
ir Tarifverträge verdrängen – das ist wahr –, aber es
uss Güter von Verfassungsrang geben, die das rechtfer-

igen. Niemand kann uns erzählen, dass zwischen
,21 Euro und 7,31 Euro die Grenze liegt, von der an
eispielsweise die Berufsfreiheit – Art. 12 Grundgesetz –
der die Menschenwürde verletzt ist. Herr Sommer, der
GB-Vorsitzende, hat im letzten Jahr auf einer Mai-
undgebung, als wir das Angebot gemacht hatten, die
egelung über sittenwidrige Löhne im Gesetz noch wei-

er zu verschärfen, gesagt, Löhne unter 7,50 Euro seien
ittenwidrig. Das heißt, aus DGB-Sicht hat der DGB
elbst einen sittenwidrigen Tarifvertrag abgeschlossen.
ch schließe mich dieser Einschätzung ausdrücklich
icht an. Für uns gilt die Richtigkeitsgewähr von Tarif-
erträgen. Ich sage klipp und klar: Es ist kein Rechtsgut
on Verfassungsrang erkennbar, das es wegen 10 Cent
nterschied rechtfertigen würde, an der Stelle einen Ta-

ifvertrag über den anderen zu erstrecken und zu ver-
rängen. Deswegen machen wir das nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte mich bei all denjenigen, die den Grund-
tein für die Gesetzentwürfe gelegt haben, die wir jetzt
eraten, herzlich bedanken. CDU und CSU haben die
osition, Tarifvertragsparteien zu stärken, aber nicht zu
rsetzen, durchgesetzt. Das gilt für die Bundesregierung.






(A)



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Das gilt für die CDU/CSU-Fraktion. Wir waren als Frak-
tion sehr eng in die Entwurfserstellung eingebunden. Ich
freue mich, dass wir zu diesem Ergebnis gekommen
sind. Ich freue mich auch, dass es möglich ist, dass wir
dies als Koalition gemeinsam machen, nachdem Kurt
Beck, an den sich die Älteren in diesem Hause sicherlich
noch erinnern, seinerzeit gesagt hat, es sei eine große
Niederlage für die SPD, den flächendeckenden Mindest-
lohn nicht durchgesetzt zu haben. Es ist gut, dass wir uns
gemeinsam auf diesen Weg der Stärkung der Tarifver-
tragsparteien begeben haben, liebe Kolleginnen und
Kollegen.

Ehre, wem Ehre gebührt: Ich erinnere daran, dass wir
auf den Schultern derer stehen – darauf hat Olaf Scholz
zu Recht hingewiesen –, die in den 90er-Jahren das Ent-
sendegesetz geschaffen haben. Norbert Blüm, der dama-
lige Bundesarbeitsminister, und Heinrich Kolb, der da-
malige Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium,
sind die Väter dieses Gesetzes. Auf den Schultern von
Norbert Blüm und Heinrich Kolb bauen wir heute auf.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der FDP – Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben das Entsendegesetz auf den Weg gebracht; das
ist die Wahrheit. Die Grünen dagegen haben in sieben
Jahren Mitregierung keine einzige Branche ins Entsen-
degesetz aufgenommen. Alle Branchen sind unter CDU-
Kanzlerinnen und -Kanzlern ins Entsendegesetz aufge-
nommen worden. CDU/CSU und FDP sind in diesem
Hause die Parteien für tarifliche Mindestlöhne.


(Lachen bei der SPD)


Diese sozial gerechte Politik für die arbeitenden Men-
schen werden wir fortsetzen, auch wenn Sie die Vater-
schaft im Nachhinein bestreiten. Damals waren Sie gut,
und wenn Sie wieder gut sind, dann können Sie auch
wieder mitregieren, Herr Kolb.

Schönen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618301800

Herr Kollege Brauksiepe, da Sie die Gruß- und

Glückwunschadressen an die vermeintlichen Väter ein-
schlägiger Gesetzgebung heute Morgen nur an einen von
beiden persönlich haben richten können, werden Sie si-
cherstellen, dass es der andere in geeigneter Weise er-
fährt.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Genau! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir gehen davon aus, dass Norbert Blüm vor dem Fernseher sitzt, Herr Präsident!)


Nun hat der Kollege Werner Dreibus für die Fraktion
Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Mit den vorliegenden Gesetzentwürfen räumt die undesregierung immerhin ein, dass Armut trotz rbeit in Deutschland ein gravierendes – ich betone: ravierendes – Problem ist und dass Politik endlich haneln muss. as ist ein Fortschritt, den wir begrüßen, auch wenn er das ist schon bitter – für die Menschen, die seit Jahren ür Stundenlöhne von 3, 4 oder 5 Euro arbeiten müssen, iel zu spät kommt. Die entscheidende Frage, die wir ns stellen müssen, lautet aber: Reicht das, was die Bunesregierung hier vorlegt, aus, um das Problem tatsächich in den Griff zu bekommen? Rund 6,5 Millionen Menschen verdienen in Vollzeitrbeit weniger als drei Viertel des durchschnittlichen ruttoeinkommens. Das ist ein Viertel aller abhängig eschäftigten, Tendenz steigend. Von diesen 6,5 Millioen Menschen verdienen rund 3,8 Millionen weniger als 0 Prozent des Durchschnittslohns, also weniger als 0 Prozent von 1 470 Euro im Monat. Wir sprechen, wie esagt, über Stundenlöhne von 3, 4 oder 5 Euro. Das ind Armutslöhne. Von diesen Armutslöhnen sind in beonderer Weise, nämlich zu 70 bis 80 Prozent, Frauen etroffen. Die Folgen werden regelmäßig nicht nur von ns beklagt: sinkende Reallöhne, Nachfrageschwäche, inkender Anteil der Erwerbseinkommen, wachsende ücke zwischen niedrigen und hohen Einkommen, eine achsende Zahl von Familien und Kindern in Armut sw. Wir brauchen eine Untergrenze für Löhne, die geährleistet, dass ein Lohn für Vollzeittätigkeit auch tat ächlich zum Leben reicht. Deshalb muss – egal, wie das esetz letztendlich heißt – an erster Stelle die Festleung einer allgemeinen Lohnuntergrenze liegen, die icherstellt, dass Menschen, die Vollzeit arbeiten, davon atsächlich auch leben können. In dieser Hinsicht sind leider die Gesetzentwürfe der undesregierung substanzlos. Die wesentliche Frage, ie wir uns heute stellen und die sich Millionen Menchen stellen, wie hoch der Lohn sein sollte, wird in den eiden Gesetzentwürfen noch nicht einmal gestreift. tattdessen konzentrieren Sie sich auf Verfahrensfragen; ie sind auch wichtig, kommen aber immer an zweiter telle. Vorschläge zum Verfahren können die fehlende ubstanz nicht ersetzen. Was soll nach den Vorstellungen der Koalition passieen? Sie wollen die untersten Tariflöhne zu Mindestöhnen erklären. In vielen Bereichen ist dies nichts nderes als Etikettenschwindel. In Deutschland gibt es assenweise Tariflöhne von 3, 4 oder 5 Euro pro Stunde: Einzelhandel, im Fleischerhandwerk, im Bewachungs ewerbe usw. Keinem Mann und keiner Frau – betroffen ind, wie gesagt, vor allen Dingen Frauen – wäre damit edient, wenn wir als Gesetzgeber Tariflöhne von ,50 Euro per Gesetz zu Mindestlöhnen erklärten. Im )

Werner Dreibus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618301900

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Werner Dreibus
Gegenteil; dann bekäme Lohndumping auch noch den
Segen des Gesetzgebers.


(Beifall bei der LINKEN)


An dieser Stelle eine Zwischenbemerkung. Gewerk-
schaften können dann gute Löhne durchsetzen, wenn
Beschäftigte selbstbewusst sind und sich organisieren.
Wer aber in einem 400-Euro-Job schafft, nur einen be-
fristeten Arbeitsvertrag hat oder als Leiharbeiter einge-
setzt ist – heute hier, morgen da –, hat schlicht und er-
greifend Existenzangst. Er fragt sich zu Recht: Fliege ich
raus, wenn ich mich engagiere? Ist mein Job dann ganz
weg?

So sieht die Wirklichkeit von Millionen von Men-
schen mit prekären Arbeitsverhältnissen aus. Dafür trifft
nicht diese Menschen die Schuld, sondern einzig und al-
lein die Politik,


(Beifall bei der LINKEN)


allen voran SPD und Grüne, die mit den Hartz-Gesetzen
die Menschen gedemütigt und – bewusst oder unbewusst –
den Gewerkschaften einen Knüppel zwischen die Beine
geworfen haben. Gedemütigte Menschen engagieren
sich nicht, organisieren sich nicht, setzen auch nicht über
die Gewerkschaften gerechte Arbeitsbedingungen durch.
Union und FDP haben – das wissen wir alle; das ist auch
heute Morgen wieder geschehen – diesen Zuständen
noch applaudiert und Hurra gerufen.

So sieht es aus. Jetzt beklagen wir, dass es so viele
Menschen gibt, die von ihrer Arbeit nicht leben können.
Dafür sind Sie verantwortlich und niemand anderes.
Aber obwohl nun endlich die Erkenntnis reift, dass es so
nicht weitergehen kann, schaffen Sie es nicht einmal,
wenigstens eine klare Grenze für Lohndumping einzu-
führen. Damit nicht genug: Letztlich missachtet die Ko-
alition mit den beiden Gesetzentwürfen eine Lohnunter-
grenze, die der Gesetzgeber faktisch längst festgelegt
hat. Ich meine die Pfändungsfreigrenze, die derzeit bei
rund 1 000 Euro netto liegt. Die Pfändungsfreigrenze be-
sagt, dass einem verschuldeten alleinstehenden Arbeit-
nehmer oder einer verschuldeten alleinstehenden Arbeit-
nehmerin ein Einkommen mindestens in dieser Höhe
zusteht und nicht gepfändet werden darf; denn weniger
als 1 000 Euro reichen nicht zum Leben. Aber Sie wol-
len allen Ernstes mit den vorliegenden Gesetzentwürfen
Tariflöhne zu Mindestlöhnen erklären, bei denen nicht
einmal 1 000 Euro brutto auf dem Lohnzettel stehen.


(Dr. Lothar Bisky [DIE LINKE]: So ist das!)


Eine Friseurin in Brandenburg, um ein zugegebenerma-
ßen extremes, aber leider nicht gering verbreitetes Bei-
spiel zu nennen, bekommt 2,75 Euro die Stunde per Ta-
rifvertrag. Das wollen Sie mit diesen Gesetzen zum
Mindestlohn erklären. Das ist zynisch und menschenun-
würdig.


(Beifall bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Sie sind doch Gewerkschaftssekretär!)


– Deshalb habe ich es ja gesagt, Herr Niebel. Im Gegen-
satz zu Ihnen weiß ich, wovon ich rede.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D ätten wir in Deutschland einen Mindestlohn wie in rankreich, würde bei einer Vollzeitarbeit ein Netto ohn ermöglicht, der mindestens auf der Höhe der Pfänungsfreigrenze in Deutschland läge. Der Mindestlohn n Frankreich beträgt derzeit 8,71 Euro die Stunde. Das ollte auch für einen Mindestlohn in Deutschland eine rientierungszahl sein. (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber nur vorübergehend, oder?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618302000

Herr Kollege Dreibus, nun möchte der Kollege

iebel, wie beinahe vorprogrammiert, die von Ihnen
rovozierte Zwischenfrage stellen.


Werner Dreibus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618302100

Das war ja fast schon eine Vorlage. – Bitte schön,

err Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1618302200

Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich habe mich mit die-

er Frage lange zurückgehalten und gedacht, ich könne
ie umgehen. Aber dem Handbuch des Deutschen Bun-
estages ist zu entnehmen, dass Sie, Herr Kollege
reibus, im Hauptberuf Gewerkschaftssekretär sind,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch kein Verbrechen, Herr Niebel, oder?)


lso durchaus jemand, wie Sie gesagt haben, der sich mit
arifverhandlungen auskennt. Da Sie jetzt aber im Rah-
en Ihres Wortbeitrages schon mehrfach gesagt haben,

ass die untersten Tariflöhne, die von der Regierung
ich bin gegen Mindestlöhne, nur dass das nicht verges-

en wird –


(Andrea Nahles [SPD]: Was für eine Überraschung!)


ls allgemein verbindliche Mindestlöhne eingeführt wer-
en sollen, sittenwidrige Dumpinglöhne sind – so unge-
ähr haben Sie es formuliert –, frage ich mich, warum
hre Kolleginnen und Kollegen Gewerkschaftssekretäre
arifverträge mit solchen sittenwidrigen Dum-
inglöhnen unterschreiben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ja, das frage ich mich auch!)



Werner Dreibus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618302300

Ich gebe Ihnen zwei Antworten darauf. Erstens. Wenn

ie mir vor der Formulierung Ihrer Frage bei meiner
ede zugehört hätten, hätten Sie festgestellt, dass ich die
ntwort bereits gegeben habe.


(Beifall bei der LINKEN)


weitens. Ich bin als Gewerkschafter bei diesen Ent-
icklungen Täter und Opfer zugleich. Ich bin als Ge-
erkschafter in vielen Fällen – wenn die Bedingungen

o sind, dass Menschen, beispielsweise Leiharbeiterin-
en und Leiharbeiter, nicht in der Lage sind, sich enga-






(A) )



(B) )


Werner Dreibus
giert für ihre Interessen einzusetzen, weil sie Angst ha-
ben, ihren Arbeitsplatz zu verlieren –


(Dirk Niebel [FDP]: Nehmen Sie doch mal die Friseurin!)


gezwungen, gemeinsam mit diesen Menschen das Min-
deste herauszuholen, was herauszuholen ist, und das sind
oft sittenwidrige Löhne.


(Dirk Niebel [FDP]: Was ist mit den Friseuren? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das heißt, Sie handeln vorsätzlich sittenwidrig!)


Aber wenigstens bin ich in der Lage, mein eigenes Tun
kritisch zu sehen und festzustellen, dass Voraussetzun-
gen geschaffen werden müssen, um das in Zukunft zu
ändern.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieses Maß an Selbstkritik würde ich auch bei Ihnen
gerne erkennen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ein Armutszeugnis, Herr Kollege Dreibus!)


Ich wiederhole: Hätten wir in Deutschland einen Min-
destlohn wie in Frankreich, dann hätten wir ihn in einer
Größenordnung von 8,71 Euro. Wenn Sie es wirklich
ernst meinen mit Mindestlöhnen, dann müssen Sie in der
Koalition über solche Größenordnungen sprechen, Herr
Minister. Nur dann kommen wir ein Stück weiter.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Zur Redlichkeit der Politik gehört auch, den Willen
der Menschen zu achten. Drei Viertel der Deutschen sind
für gesetzliche Mindestlöhne. Alle Umfragen zeigen das.
Auch unter den Wählern der CDU gibt es dafür eine
deutliche Mehrheit. Das wissen Sie. Sie handeln somit
gegen den Willen Ihrer Wählerinnen und Wähler.

Demokratie heißt Volksherrschaft. Darum geht es
bei diesem Thema genauso wie bei dem Thema Finanz-
krise. Nur so sind die Worte meines Fraktionsvorsitzen-
den gestern zu verstehen, gemeint und auch gesagt wor-
den. Die Finanzkrise ist eine Krise der Demokratie, weil
wir die Voraussetzungen dafür geschaffen haben. Des-
halb besteht für uns die verdammte Pflicht und Notwen-
digkeit, mit demokratischen Entscheidungen Korrektu-
ren herbeizuführen – im Bereich der internationalen
Finanzkrise genauso wie beim Thema Dumpinglöhne.


(Beifall bei der LINKEN)


Nicht nur wir kritisieren die vorliegenden Gesetzent-
würfe. Viele Experten haben sich in den vergangenen
Wochen und Monaten damit beschäftigt und darauf hin-
gewiesen, dass manches in diesen Gesetzentwürfen ei-
nen Schritt darstellt, dass aber das eigentliche Problem,
nämlich die Schaffung einer sicheren Lohnuntergrenze,
mit diesen Gesetzentwürfen nicht gelöst wird. Dies ist
jedenfalls kein Ersatz für einen allgemeinen gesetzlichen
Mindestlohn.

Auch der Weg über das Gesetz über die Festsetzung
von Mindestarbeitsbedingungen ist keine Alternative.
Wir müssten für jede heute tariflose Branche eine Kom-

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(C (D ission bilden, und es müssten Verhandlungen geführt erden. Das würde einen riesigen Aufwand bedeuten. m Ende wäre noch nicht einmal sichergestellt, dass bei olchen Gesprächen ein vernünftiger Mindestlohn heauskommt. Dass Hunderte von Branchenmindestlöhnen udem völlig intransparent wären, sei hier nur am Rande rwähnt. Die Experten des Wirtschaftsund Sozialwissenchaftlichen Instituts des DGB haben in ihrer Studie daauf hingewiesen: Zu erwarten ist auch, dass zahlreiche Lücken bleiben, wenn nicht systematisch und flächendeckend für alle in Betracht kommenden Niedriglohnbranchen Verfahren in Gang gesetzt werden. Das Fazit der Wissenschaftler des DGB lautet: Die erartbaren Regelungslücken werden auch in Deutschland dafür sorgen, dass eine universelle Lösung im Sinne eines allgemeinen, branchenübergreifenden Mindestlohns auf der Tagesordnung bleibt. An dieser Stelle eine zweite Zwischenbemerkung, geichtet an diejenigen, die meinen, der deutsche Kapitalisus breche zusammen, wenn ein gesetzlicher Mindest ohn eingeführt wird. (Andrea Nahles [SPD]: Der bricht auch ohne zusammen!)


Es ist schon davon gesprochen worden: In 20 EU-
taaten gibt es Mindestlöhne. Darunter sind Staaten wie
roßbritannien oder die Niederlande. In beiden Ländern

iegt der Mindestlohn deutlich über 8 Euro, und er scha-
et dem Arbeitsmarkt in keiner Weise. Da überall im
apitalismus dieselben ökonomischen Gesetze gelten,

st zu erwarten, dass die deutsche Wirtschaft unter einem
indestlohn von 8,71 Euro – wie die Franzosen ihn ha-

en – nicht zusammenbrechen wird.

Der wahre Grund dafür, weshalb die Regierung und
ie FDP – zumindest die CDU und die FDP – den ge-
etzlichen Mindestlohn so nachhaltig ablehnen, ist doch
in ganz anderer. Wir alle wissen, dass billige Löhne
etztlich höhere Profite bedeuten. Das sagen Sie so na-
ürlich nicht. Um Gottes Willen. Jetzt schon gar nicht in
iesen Zeiten. Täten Sie es, wäre allen sofort klar, dass
ie die einen bei schmaler Kost halten wollen, damit es
en anderen besser geht. Deshalb müssen wir uns von
hnen immer wieder die Mär anhören, ein gesetzlicher

indestlohn würde Arbeitsplätze vernichten. Das ist
lanker Unsinn.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Für jemanden, der vorsätzlich sittenwidrige Löhne vereinbart, hauen Sie ganz schön auf die Pauke!)


Wer einen klaren Blick hat, der weiß, was zu tun ist.
ir brauchen ein Gesetz, das erstens einen einheitlichen

esetzlichen Mindestlohn festlegt und das zweitens den
arifparteien ermöglicht, branchenspezifische Mindest-

öhne zu vereinbaren, sofern diese über dem gesetz-
ichen Mindestlohn liegen.






(A) )



(B) )


Werner Dreibus
Meine Fraktion hat bereits im Jahr 2006 Eckpunkte
für ein solches Gesetzgebungsverfahren in den Bundes-
tag eingebracht. Dabei orientieren wir uns an den schon
mehrfach zitierten positiven Erfahrungen Großbritan-
niens.

Dazu ein letztes Zitat. Auf einer Anhörung meiner
Fraktion stellte John Cridland dazu fest:

Bisher war der Mindestlohn ein großer Erfolg. Für
mehr als eine Million Arbeitnehmer sind die Löhne
deutlich angehoben worden, ohne dass dies Ar-
beitsplätze gekostet hätte. Auch die Wirtschaft ist
nicht behindert worden.

Herr Cridland ist stellvertretender Vorsitzender des briti-
schen Industrieverbandes, also sozusagen des BDI von
Großbritannien, und Mitglied der britischen Low Pay
Commission. Ich glaube, dem ist nichts hinzuzufügen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618302400

Das Wort erhält nun die Kollegin Brigitte Pothmer,

Bündnis 90/Die Grünen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618302500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! 20 von

27 europäischen Mitgliedstaaten haben gesetzliche
Mindestlöhne. Nun ist es nicht etwa so, dass die ande-
ren europäischen Staaten keine Mindestlohnregelungen
hätten. Nein, sie haben äquivalente Regelungen, die da-
für sorgen, dass eine bestimmte Lohnuntergrenze nicht
unterschritten wird. In Deutschland ist das leider immer
noch anders.

Im letzten Jahr sind die Mindestlöhne in sehr vielen
Ländern angehoben worden. Bei uns sind im letzten Jahr
die Löhne gerade im untersten Bereich noch einmal
deutlich gesenkt worden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ergebnis rotgrüner Politik!)


Der Mindestlohn in den anderen europäischen Län-
dern hat dafür Sorge getragen, dass diejenigen, die am
schlechtesten verdienen, vom wirtschaftlichen Auf-
schwung profitieren, der noch im letzten Jahr zu ver-
zeichnen war.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Frau Pothmer, Sie wollten doch den Niedriglohnsektor!)


– Wir wollten den Niedriglohnsektor keineswegs. Wir
wollten immer, dass Mindeststandards festgeschrieben
werden, Herr Kolb.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Also Niedriglohnsektor ohne Niedriglöhne!)


Sie aber haben lautstark dagegengebrüllt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber Sie haben regiert!)


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(C (D Ich will Ihnen einmal sagen, wie sich die Mindestöhne im letzten Jahr in den anderen Ländern entwickelt aben: In Großbritannien liegt der Mindestlohn bei ,73 Pfund, in den Niederlanden bei 8,33 Euro, in Belien bei 8,41 Euro, in Frankreich bei 8,71 Euro und in uxemburg bei 9,30 Euro. Jetzt kommen Sie mir nicht, err Kolb, mit den östlichen europäischen Ländern. Na ürlich hat die Festsetzung der Höhe des Mindestlohns uch etwas mit den Lebenshaltungskosten in den jeweilien Ländern zu tun. atürlich geht es um vergleichbare Volkswirtschaften, err Kolb. Wenn das mal in Ihren Kopf ginge! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


(Andrea Nahles [SPD]: Richtig!)


Ich frage Sie: Warum soll bei uns etwas nicht gehen,
as in den anderen europäischen Ländern seit Jahren
beraus erfolgreich funktioniert,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


nd zwar ohne dass damit Arbeitsplätze vernichtet wer-
en? Wenn es nach Ihrer Propaganda ginge, meine Da-
en und Herren von der FDP


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir haben ja keinen Gesetzentwurf vorgelegt! Nur dass Sie das mal klarstellen!)


ich spreche an dieser Stelle, Herr Brauksiepe, aus-
rücklich auch die CDU/CSU an –, dann wären Großbri-
annien, die Niederlande, Belgien, Frankreich und
uxemburg längst erledigt.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Grenzen die alle an Polen?)


ntergegangen wären sie auf dem Weg in eine sozialisti-
che Planwirtschaft. Das ist doch die Propaganda, die
ie hier immer vortragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


ber die Wirklichkeit widerlegt Sie. Was soll ich Ihnen
agen: Noch immer hat sich die Propaganda an der

irklichkeit gebrochen. Die jedenfalls werden Sie pro-
agandistisch nicht überlisten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deutschland hält einen traurigen Rekord: Deutsch-
and hat den größten Niedriglohnsektor in ganz Europa.
nnerhalb dieses Niedriglohnsektors arbeiten 2 Millio-
en Menschen in Deutschland für Löhne unterhalb von
Euro die Stunde. Das sind noch nicht einmal 200 Euro

n der Woche. Das sind knapp 800 Euro im Monat. Herr
olb,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich beschäftige diese Leute nicht!)


ür 800 Euro halten Sie doch noch nicht einmal einen
ortrag; um die Dimension deutlich zu machen.






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Ist das wahr, Herr Kolb? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Erstaunlich, zu welchen Preisen die Kollegin Pothmer antritt!)


Sie von der FDP und große Teile der CDU/CSU sind
für diese Hungerlöhne persönlich mitverantwortlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie haben regiert! Was haben Sie gemacht? Null!)


Sie haben all die Jahre jede Form einer vernünftigen
staatlichen Regelung blockiert. Das Ergebnis dieser Blo-
ckade sind diese Löhne. Sie haben sich hier hingestellt
und gesagt, Mindestlöhne seien der Untergang des
Abendlandes, Mindestlöhne würden die Marktwirtschaft
ruinieren. Das war Ihre Propaganda. Aber heute, in den
Fieberschüben der weltweiten Finanzkrise, in einer Zeit,
in der Ihre marktradikale Welt am Abgrund taumelt,
können Sie nicht schnell und laut genug nach dem Staat
rufen. Sie messen mit zweierlei Maß. Das werden Ihnen
die Leute aber nicht durchgehen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618302600

Frau Kollegin Pothmer, möchten Sie nun dem Kolle-

gen Kolb Gelegenheit zur Fortsetzung seiner Propa-
ganda geben?


(Heiterkeit)



Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618302700

Ich finde, er sollte die Frage stellen, und ich überlege

mir dann, ob ich sie beantworte.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1618302800

Versuchen wir es einmal, Frau Kollegin Pothmer. Sie

haben den Eindruck erweckt, die FDP sei schuld an al-
lem Übel. Mir geht Folgendes durch den Kopf: Ich
glaube mich zu erinnern, dass Sie nach 1998 acht Jahre
lang in diesem Land regiert und die Verantwortung ge-
tragen haben. Können Sie mir noch einmal sagen, was
die Gründe dafür waren, dass Rot-Grün damals keinen
gesetzlichen Mindestlohn eingeführt hat?


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618302900

Wir haben schon zu rot-grünen Zeiten


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Uns nicht durchsetzen können!)


Initiativen zur Einführung von Mindestlöhnen ergriffen.
Damals haben wir uns leider nicht durchsetzen können.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D err Kolb, Sie jedenfalls waren damals nicht an unserer eite. (Beifall der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie waren schuld, Frau Nahles! Das ist ja interessant! – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Herr Struck, waren Sie so hartherzig?)


Herr Kolb, ich will Ihnen einmal sagen, welches Vo-
ing es zurzeit bei Spiegel-Online gibt. Da steht:

Die FDP hat sich stets für die freie Marktwirtschaft
eingesetzt. Jetzt erschüttert eine Bankenkrise die
ganze Welt. Muss die FDP jetzt verboten werden
oder nicht?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Der Abg. Dirk Niebel [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


as Ergebnis dieses Votings sollten Sie sich einmal an-
chauen, bevor Sie in dieser Debatte weiterreden.


(Dirk Niebel [FDP]: Die Kollegin müsste der guten Ordnung halber sagen, dass das auf der Satireseite von Spiegel-Online steht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618303000

Sehr schön. Das nehmen wir als Zwischenruf zu Pro-

okoll. – Im Übrigen bitte ich, ein bisschen daran zu den-
en, dass unsere heutige Sitzung, wenn es bei den Rede-
eiten bleibt, bis weit nach Mitternacht dauert. All das,
as wir uns jetzt an Großzügigkeiten erlauben, geht auf
osten der nachfolgenden Tagesordnungspunkte. Ein
isschen Disziplin würde ich im Interesse der nachfol-
enden Kollegen erbitten.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618303100

Mich können Sie damit nicht gemeint haben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618303200

Das bestätige ich ausdrücklich, Frau Kollegin.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618303300

Meine Damen und Herren! Die politische Auseinan-

ersetzung über den Mindestlohn in Deutschland ist,
enn Sie so wollen, ein Lehrstück. Jahrelang haben die
nion und die FDP tatenlos zugesehen, wie sich der
iedriglohnsektor immer weiter ausgebreitet hat. Den
enschen, die in diesem Bereich arbeiten, haben Sie ei-

en Schutzschild verweigert.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Quatsch!)


en von den Geringqualifizierten und Geringverdienen-
en so dringend gebrauchten Schutz haben Sie verwei-
ert. Sie haben den Mindestlohn zerredet. Sie haben ihn
enunziert. Sie haben ihn verzögert, und sie haben ihn
lockiert.






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Was den Geringverdienern an staatlichem Schutz
über Jahre verwehrt wurde, kann für die Banken offen-
sichtlich schon in 48 Stunden geregelt werden. Es ist
schon erstaunlich, wie sich einige Propheten der Deregu-
lierung angesichts der Zuspitzung der internationalen
Finanzkrise heute zu entschiedenen Befürwortern von
Staatsinterventionen gewandelt haben. Das muss man
einfach einmal zur Kenntnis nehmen. Herr Kolb, es sind
aber die gleichen Leute – das gilt auch heute wieder –,
die eine Staatsintervention ablehnen, wenn es um den
Mindestlohn geht, wenn es darum geht, die kleinen
Leute zu schützen. Sie schreien: Das ist der Untergang
des Abendlandes.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dabei hat der Mindestlohn seine Praxistauglichkeit
längst unter Beweis gestellt. Er hat sich bewährt. Ich
sage es noch einmal ganz deutlich: Wir brauchen einen
Mindestlohn in Deutschland, und zwar dringend. Ich be-
fürchte allerdings, dass die vorgelegten Gesetzentwürfe
nicht wirklich dabei helfen, dass wir diesem Ziel fak-
tisch näherkommen. Das will die eine Seite dieses Hau-
ses ganz offensichtlich auch gar nicht. Herr Oettinger
stellt sich hin und sagt ganz freimütig: Ich will so wenig
Mindestlohn wie möglich in so wenigen Branchen wie
irgend möglich. – So sieht das Gesetz auch aus. Hier ha-
ben wir die Situation, dass die CDU ein Mindestlohnge-
setz zwar mitunterschreiben wird, aber dieses Gesetz da-
von gekennzeichnet ist, dass es so wenig wie möglich
greift und so wenig wie möglich Anwendung finden
wird.

Ich will das an ein paar Punkten deutlich machen.
Welche Branchen jetzt tatsächlich zusätzlich ins Ent-
sendegesetz aufgenommen werden, steht doch in den
Sternen. Sie, Herr Struck, haben Anfang des Jahres im-
mer wieder formuliert, Sie gingen davon aus, dass
4,4 Millionen Menschen von der Einführung des Min-
destlohns profitieren werden. – Darauf deutet allerdings
nichts, aber auch gar nichts hin. Bis jetzt haben sich acht
Branchen gemeldet, das sind 1,7 Millionen Beschäftigte.
Eine große Gruppe unter ihnen, nämlich 700 000 Men-
schen, sind Zeitarbeiter. Da hat aber die Union schon
gesagt: Zeitarbeiter? Njet! Diese Gruppe wird nicht vom
Gesetz erfasst. – Genau so wird das weitergehen. Eine
Branche nach der anderen wird von Ihnen abgelehnt,
weil Sie dieses Mindestlohngesetz, so wie das Oettinger
formuliert, gar nicht wollen. Ich sage Ihnen: Auf diesem
Gesetzentwurf steht zwar „Scholz“ drauf, aber da ist
„Glos“ drin. Deswegen wird es auch keine Wirkung ent-
falten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Er ist noch nicht einmal da und wird gelobt!)


Ich komme zu einem weiteren Punkt, der hier schon
angesprochen worden ist. Ich frage Sie: Was hat die be-
rühmte Friseurin in Sachsen, die laut Tarifvertrag
3,06 Euro die Stunde verdient, von diesem Gesetz? Für
diese junge Frau ändert sich nichts, aber auch gar nichts.
Das liegt daran, dass Sie in diesem Gesetz festgeschrie-
ben haben, dass bestehende Tarifverträge dauerhaft wei-

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(C (D er bestehen und Vorrang vor den Regelungen zum Minestlohn haben, selbst wenn die vereinbarten Löhne och so niedrig sind. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Irgendwann ist auch Ihre Redezeit zu Ende!)


o wird man jedenfalls keine existenzsichernden Löhne
urchsetzen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


iese Politik kostet den Staat oder auch den Steuerzahler
,5 Milliarden Euro im Jahr, weil diese Löhne aufge-
tockt werden müssen. In diesem Gesetz ist keine allge-
eine Lohnuntergrenze vorgesehen. Deswegen wird das
esetz in vielen Bereichen, wo es dringend gebraucht
ird, nicht wirken.

Ich sage Ihnen: Für mich ist der Qualitätsmaßstab für
ieses Gesetz der Wirkungsgrad. Die Frage ist also: Wie
iele Menschen werden von den Regelungen dieses Ge-
etzes tatsächlich profitieren? Die Antwort ist: Dieses
esetz hat den Wirkungsgrad eines alten Atommeilers.
s wird nicht wirklich etwas bringen. Wir werden das
esetz nicht abschalten, sondern es verändern und
erbessern. Wir werden Änderungsanträge zu unter-
chiedlichen Punkten stellen. Wir wollen eine allge-
eine Lohnuntergrenze. Wir wollen die Einrichtung ei-

er Mindestlohnkommission nach britischem Vorbild.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das werden Sie uns aber nicht mehr alles erzählen können!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618303400

Frau Kollegin, ich hatte Sie vorhin leichtfertigerweise

ür die Einhaltung der Redezeit gelobt. Ich möchte Sie
un aber vorsichtig auf dieselbe hinweisen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618303500

Aber hier ist angezeigt, dass ich noch über eine Mi-

ute habe.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Davor steht ein Minus!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618303600

Umgekehrt.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Diese Souveränität durchzieht Ihre ganze Rede!)



Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618303700

Dann komme ich jetzt zum Schluss. – Lassen Sie

ich noch Folgendes sagen: Beim Mindestlohn geht es
m mehr als eine gesetzliche Regelung für Niedriglohn-
mpfänger. Der Mindestlohn ist auch ein Symbol für die
rage, ob die Politik bereit ist, sich als Schutzmacht der
leinen Leute einzusetzen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So wie die Grünen zu ihrer Regierungszeit!)







(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Herr Brauksiepe, wenn Sie sagen, das sei ein urchristli-
ches Anliegen, dann müssen Sie dieses Gesetz dringend
verbessern.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618303800

Liebe Kolleginnen und Kollegen, entsprechend dem

Thema der Debatte will ich noch einmal darauf hinwei-
sen, dass es sich bei den vereinbarten Redezeiten nicht
um Mindestzeiten handelt.


(Heiterkeit)


Jetzt hat die Kollegin Nahles für die SPD-Fraktion das
Wort.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie sind schuld, Frau Nahles! Mit den Grünen hätten Sie das alles machen können!)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1618303900

Das ist jetzt natürlich eine schwere Bürde. – Herr Prä-

sident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dieses Thema
passt gut in diese außerordentliche Woche, weil wir in
dieser Woche ein Rettungspaket für die Banken, für un-
sere Wirtschaft und für unsere Unternehmen auf den
Weg bringen müssen. Hinter dieses Rettungspaket ge-
hört aus Sicht der Sozialdemokraten ein Doppelpunkt
und kein Punkt, weil es auch darum gehen muss, die
Schutzfunktion und die Stärke, die wir als Staat dem
Bankensektor leihen, natürlich auch den Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmern zugutekommen zu lassen.
Genau darum geht es beim Thema Mindestlohn und den
Gesetzentwürfen, die hier heute auf dem Tisch liegen.


(Beifall bei der SPD)


Ich denke zum Zweiten, dass wir mit den beiden Ge-
setzentwürfen einen großen Schritt machen. Ich bedanke
mich ausdrücklich beim Bundesarbeitsminister dafür,
dass er hier in der Ressortabstimmung eine solide
Grundlage geschaffen hat. Wir haben nun die Chance,
neben den 1,8 Millionen Menschen, die im Baubereich,
in der Gebäudereinigung und im Postbereich bereits
Mindestlohn haben, in diesem Jahr weiteren 1,6 Millio-
nen Menschen den Schutz von Mindestlöhnen zu bieten.
Darum muss es uns gehen.

Deswegen sagen wir für die SPD – auch an die
Adresse unseres Koalitionspartners –, dass es darum ge-
hen muss, die vereinbarten Kriterien in diesem Gesetz
daraufhin zu prüfen, ob sie auf die acht Branchen, die
sich gemeldet haben, passen. Nach unserer Einschätzung
ist es so, dass diese acht Branchen die Kriterien erfüllen.
Es gibt da noch einiges zu diskutieren. Aber wir – das ist
die erste Prüfung, die wir gemacht haben – gehen davon
aus, dass alle diese acht Branchen die Kriterien erfüllen
und deswegen Mindestlöhne in acht Branchen eingeführt
werden.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Auch die Zeitarbeit?)


Ich bin froh, dass es Bewegung gibt. Denn wir haben
ier eben über die Schuldfrage diskutiert: Wieso? Wer
ar schuld? – Ich muss hinzufügen: Ich war in der letz-

en Legislaturperiode nicht im Bundestag.


(Dirk Niebel [FDP]: Das war eine gute Zeit!)


Das war eine gute Zeit. Ich lasse mir dann einmal ge-
auer berichten, Herr Niebel, wie das war. – Es geht hier
ber nicht um Schuld, sondern um die Frage: Haben wir
igentlich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland
indestlöhne gebraucht? Ich betone: Wir haben starke

ozialpartner, die für das Gemeinwohl und für soziale
emokratie gestanden haben. Wir hatten über Jahr-

ehnte eine hohe Tarifautonomie und hohe Tarifbindung.
ch kann mich gut erinnern, dass ich im Gewerkschafts-
at meiner Partei Monate gebraucht habe, um die ver-
chiedenen Einzelgewerkschaften Ende 2005 beim Min-
estlohn auf eine gemeinsame Position zu bringen. Erst
n dem Moment, als klar wurde – auch meiner IG Metall,
ie in Lohngruppe 1 11 Euro Stundenlohn vorsieht,


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Und das in der Metallindustrie!)


nd der IG BCE –, dass die Tarifbindung in vielen
ranchen mittlerweile so schwach ist, dass starke Ge-
erkschaften ihre Kraft schwächeren leihen müssen, da-
it es den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in

iesem Land insgesamt besser geht, haben wir eine
andlungsfähige Struktur branchenbezogener Mindest-
öhne gemeinsam geschaffen.


(Beifall bei der SPD)


Das scheint mir keine Schuldfrage zu sein, sondern
ine Frage der Entwicklung in diesem Land. In West-
eutschland sind nur noch 52 Prozent und in Ostdeutsch-
and nur noch 33 Prozent der Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer bei tarifgebundenen Arbeitgebern be-

chäftigt.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie viele von denen sind in der SPD?)


as ist das für eine bittere Zahl? Das ist ein Rückgang
m 14 Prozentpunkte in den letzten zehn Jahren. Der
ockelabbau in Westdeutschland ist immer noch nicht
estoppt. Deswegen brauchen wir flächendeckende Min-
estlöhne in diesem Land.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Damit werden Sie die Gewerkschaften nicht stärken!)


Ich weise darauf hin, dass es auch keine – man könnte
a sagen, man hätte das durch Haustarifverträge auffan-
en können – Zunahme von Haustarifverträgen gibt. Das
äre ja noch eine Möglichkeit, aber auch das ist nicht
er Fall. Deswegen, glaube ich, ist es wichtig, dass wir
a, wo es besonders dringend ist, zum Beispiel in der
eitarbeitsbranche, den Unterbietungswettbewerb bei
en Löhnen stoppen. Keine Branche erfüllt die Kriterien






(A) )



(B) )


Andrea Nahles
unserer Gesetze so einwandfrei wie die Zeitarbeitsbran-
che.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen gibt es überhaupt keinen Grund, warum diese
Branche nicht einbezogen werden sollte.

Ich bin an dieser Stelle so frei und zitiere jetzt die
Vollversammlung des Katholikenrates aus meinem Bis-
tum Trier.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das überzeugt Ralf Brauksiepe besonders!)


Der Katholikenrat des Bistums Trier schreibt:

Es gilt zu verhindern, dass Lohndumping zum do-
minierenden Geschäftsmodell wird und die Skru-
pellosen die Sozialstandards in unserem Land be-
stimmen.

Das ist genau das, worum es in dieser Frage geht.

Wir haben die Beschäftigungsschwelle in den letzten
Jahren gesenkt; das ist auch gut so. Das wird in den
nächsten Jahren, in denen es wahrscheinlich eine wirt-
schaftliche Stagnation, wenn es nichts Schlimmeres ge-
ben wird, wichtig sein. Ich stehe dazu, dass wir die Be-
schäftigungsschwelle gesenkt haben. Wir haben aber
niemals das Ziel von Armutslöhnen verfolgt. Im Gegen-
teil, zu Zeiten von Rot-Grün haben wir Armutslöhne im-
mer bekämpft. Das sage ich, damit auch das hier ein für
allemal klargestellt ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie war das doch gleich mit Ihren konkreten Maßnahmen?)


Eine weitere Branche, die für uns wichtig ist, ist der
Pflegebereich. Ich freue mich, dass Herr Neher, der Prä-
sident des Deutschen Caritasverbandes, eine angemes-
sene Bezahlung im Pflegebereich im letzten Monat aus-
drücklich begrüßt hat. In dieser Frage brauchen wir die
Kirchen, um das Kriterium der 50-prozentigen Tarifbin-
dung zu erfüllen. Im Pflegebereich besteht Regulie-
rungsbedarf; das stellen mittlerweile alle fest. Daher ap-
pelliere ich an die Beteiligten: Jetzt müssen sich alle
aufeinander zubewegen – auch Verdi und die Kirchen –,
damit wir eine Lösung für die 600 000 Menschen im
Pflegebereich finden.

In Richtung FDP möchte ich sagen: Wettbewerb ist
immer gut. Aber Wettbewerb auf Kosten der Pflegebe-
dürftigen darf es in diesem Land nicht geben. Deswegen
ist es dringend erforderlich, dass wir für den Pflegebe-
reich einen Mindestlohn organisieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


Ich komme zum Schluss. Ab dem Jahr 2011 wird die
volle Freizügigkeit gelten; das ist nicht mit FKK zu ver-
wechseln,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D ondern dabei handelt es sich um einen europäischen innenmarkt für Arbeitskräfte. Als ich neulich beim entralverband des Deutschen Handwerks war, habe ich rstaunlicherweise festgestellt, dass sehr wohl viele andwerker und Handwerksbetriebe Mindestlöhne be ürworten, und zwar deshalb, weil dadurch Wettbeerbsverzerrungen verhindert werden können. Beim indestlohn geht es nämlich auch darum, die Mittel tändler zu schützen, auch im Hinblick auf den ab 2011 eltenden europäischen Arbeitsmarkt. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Andrea Nahles, die Schutzherrin des deutschen Handwerks! Das ist wunderbar!)


Die Anträge liegen auf dem Tisch, und die Argumente
ind bekannt. Nun geht es nur noch darum, zu prüfen, ob
ie erforderlichen Kriterien erfüllt werden oder nicht.
etzt müssen sich diejenigen, die wir dazu aufgefordert
aben, Anträge zu stellen, auch darauf verlassen können,
ass wir die Kriterien sauber prüfen und den Anträgen
ann, wenn die Kriterien erfüllt sind, auch zustimmen.
m Übrigen brauchen wir einen flächendeckenden Min-
estlohn.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha! Flächendeckend sogar! Das wird ja immer besser!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618304000

Nun hat der Kollege Dirk Niebel das Wort für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1618304100

Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine sehr verehrten

amen und Herren! Die Diskussion über die beiden
indestlohngesetze, die die Bundesregierung heute vor-

egt, zeigt, was im nächsten Jahr auf die Menschen in
iesem Land zukommen wird.


(Zuruf von der SPD: Gutes!)


s kommt zu einem ideologischen Schlagabtausch mit
inem Wettbewerb darum, wer am meisten zu bieten hat.
ll denen, die den Linken auf den Leim gehen, sage ich:
ie können gar nicht so schnell rennen, wie die schon
nterwegs sind. Egal was die vorschlagen, Sie werden
it Ihren Vorschlägen immer darunter bleiben. Deswe-

en sollten wir wieder ein bisschen wirtschaftspolitische
ernunft in diese Diskussion einbringen.


(Beifall bei der FDP)


Auch wenn Frau Nahles sagt, der geringe Organisa-
ionsgrad im Osten gebiete zur Stärkung der Tarifauto-
omie Mindestlöhne,


(Andrea Nahles [SPD]: Auch im Westen! Das habe ich doch gesagt!)







(A) )



(B) )


Dirk Niebel
bleibt es ein Fakt, dass man mit Mindestlöhnen keinen
Menschen motiviert, in eine Gewerkschaft einzutreten.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da zeigt sich wieder einmal die tiefe Sorge der FDP um die Gewerkschaften!)


Denn warum sollte man sich noch von einer Gewerk-
schaft vertreten lassen, wenn es schon der Staat macht?

Auf der anderen Seite – das kennzeichne ich gerne als
Werbeblock –: Wer sich die Rede der Kollegin Pothmer
angehört hat, hat festgestellt, dass die Stimme der Bürge-
rinnen und Bürger bei der FDP offenkundig am besten
angelegt ist. All das, was wir hier durchgesetzt oder ver-
hindert haben, obwohl wir schon seit zehn Jahren gar
nicht mehr regieren, zeigt, dass wir wirklich eine sehr ef-
fiziente Politik machen.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


Was Sie uns dargeboten haben, ist realitätsfern.

Es bleibt dabei: Mindestlöhne sind maximaler Un-
sinn. Wenn sie zu niedrig sind, wirken sie nicht. Wenn
sie zu hoch sind, vernichten sie Arbeitsplätze in der le-
galen Wirtschaft im Inland, gerade solche für Gering-
qualifizierte oder diejenigen Menschen, denen wir am
ehesten eine Chance geben sollten, in Arbeit zu kom-
men.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit Frankreich, England, Belgien und den Niederlanden?)


Ich kann Ihnen das auch begründen, liebe Kollegin
Pothmer. Ich weiß ja, dass man, wenn man bei den Grü-
nen ist, jetzt mächtig nach links rücken muss. An den
Wahlergebnissen Ihres Fraktionsvorsitzenden in Baden-
Württemberg wird deutlich, dass man bei den Grünen
nur noch als Linker wieder aufgestellt wird.

Fakt ist, dass ein Arbeitgeber, egal wie sozial er ein-
gestellt ist, einem Arbeitnehmer nicht mehr Geld zahlen
kann, als dieser erwirtschaftet. Das ist vielleicht über ei-
nen begrenzten Zeitraum möglich. Wenn der Arbeitge-
ber dies aber zu lange macht, gefährdet er dadurch alle
anderen Arbeitsplätze in seinem Betrieb. Das ist unso-
zial.


(Beifall bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist richtig! Damit fängt das ganze Schlamassel an!)


Eine ideologisierte Diskussion bringt uns an dieser Stelle
nicht weiter.

Jeder in diesem Haus, wahrscheinlich auch jeder
Fernsehzuschauer und jeder Besucher auf der Tribüne
würde doch emotional den Satz unterstützen: Wer arbei-
tet, soll von seinem Lohn leben können. Das ist doch
nicht der Punkt. Der Punkt ist doch, dass jeder Mensch
eine bestimmte Produktivität hat. Es gibt allerdings
Menschen – das sind gar keine schlechten Menschen,
sondern welche, um die wir uns kümmern müssen –, die
mit ihrer Produktivität nicht die Wirtschaftsleistung er-
zielen können, die wir für ein menschenwürdiges und
selbstbestimmtes Leben als ausreichend ansehen. Des-

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(C (D egen haben wir das Arbeitslosengeld II als Ergänzung. as ist faktisch der Mindestlohn in Deutschland. (Andrea Nahles [SPD]: Was sind das denn für Beispiele!)


Sie können sehr gerne eine Zwischenfrage stellen.

Es wird darüber lamentiert, dass es in Deutschland
ufstocker gibt. Hier müssen wir mehr Seriosität in die
iskussion bringen. Wenn jemand Vollzeit arbeitet und

usätzlich Arbeitslosengeld II benötigt, dann wird das
on Ihnen beklagt, weil er nicht von seinem eigenen
ohn leben kann. Fakt ist allerdings, dass die Hälfte der
ollzeitbeschäftigten Aufstocker einen Stundenlohn von
Euro und mehr hat und dass insgesamt zwei Drittel der
ufstocker einen Stundenlohn von über 7,50 Euro ha-
en; das stellt das Deutsche Institut für Wirtschaftsfor-
chung fest.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die haben eine Familie und Kinder!)


öchstens 15 000 vollzeitbeschäftigte alleinstehende Men-
chen haben einen zu geringen Stundenlohn und müssen
eshalb aufstocken.

Jetzt lassen Sie uns einmal ehrlich sein. Es geht doch
ar nicht um Mindestlöhne. Was nützt einem ein hoher
ruttomindestlohn, wenn netto zu wenig übrig bleibt? –
s geht um den Nettolohn. Diese Nettofrage müssen wir
eantworten,


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Wie viele von denen zahlen denn Steuern?)


nd gerade jetzt müssen wir den Menschen und Betrie-
en mehr vom selbst verdienten Geld übrig lassen. Ge-
ade jetzt dürfen wir nicht den Fehler begehen, vor dem
intergrund der Finanzkrise plötzliche alle Schleusen zu
ffnen. Jetzt müssen die Bürger entlastet werden. Jetzt
rauchen wir eine Diskussion über Mindesteinkünfte,
icht aber über Mindestlöhne.


(Beifall bei der FDP)


Die Liberalen haben hierfür einen Vorschlag gemacht.
ir nennen das unser liberales bedarfsorientiertes Bür-

ergeld. Es ist eine Verbindung des Steuersystems mit
em Transfersystem, bei der die steuerfinanzierten Trans-
erleistungen, die es heute ohnehin schon gibt – diese
erden von 136 verschiedenen Leistungen gespeist und
on über 40 Behörden verwaltet werden –, mit dem
teuersystem kombiniert werden.

Ich sage ausdrücklich, dass es ein bedarfsorientiertes
ürgergeld ist. Es soll kein bedingungsloses Grundein-
ommen sein. Bedingungslosigkeit ist leistungsfeind-
ich. Bedingungslosigkeit bedeutet nämlich, dass der
otto-Millionär genauso von den Steuergeldern der Flei-
chereifachverkäuferin profitieren könnte wie derjenige,
er hartnäckig Arbeit verweigert. Deswegen wollen wir
ine Bedarfsorientierung beim Bürgergeld.

In diesem Punkt hat sich der abgewählte Kanzler, der
asmann aus Hannover, einmal geirrt. Er hat hier einmal
esagt, es gebe kein Recht auf Faulheit. Das stimmt na-






(A) )



(B) )


Dirk Niebel
türlich nicht. In einer freien Gesellschaft gibt es aus-
drücklich auch ein Recht auf Faulheit.


(Zuruf von der SPD: Das verteidigt die FDP!)


Es gibt allerdings nicht den Anspruch darauf, dass die
Allgemeinheit die Faulheit finanzieren muss. Und das
spricht für die Bedarfsorientierung und gegen die Bedin-
gungslosigkeit.


(Beifall bei der FDP – Andreas Steppuhn [SPD]: Darum geht es gar nicht! Herr Niebel, es geht um Mindestlöhne!)


Wir brauchen ein Mindesteinkommen, das in einem
kombinierten Steuer- und Transfersystem das soziokul-
turelle Existenzminimum gewährleistet, Anreize schafft,
eine Arbeit auch dann, wenn sie gering entlohnt ist, auf-
zunehmen, und die Chance eröffnet, durch eigene Leis-
tung in diesem System aus der Transferleistung heraus-
zukommen und in die Steuerpflicht hineinzuwachsen
und sich den größten Teil seines Lebensunterhaltes
durch eigene Arbeit zu finanzieren.


(Beifall bei der FDP – Andrea Nahles [SPD]: Das ist ja unglaublich!)


Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, sage ich
mit vollem Selbstbewusstsein: Die Freie Demokratische
Partei ist die Partei der sozialen Verantwortung,


(Lachen bei der LINKEN)


weil wir dafür sorgen wollen, dass sich die Menschen
mit ihrer eigenen Hände Arbeit zumindest teilweise
selbst finanzieren können. Deswegen brauchen wir die-
ses Bürgergeld als kombiniertes Steuer- und Transfersys-
tem, wie wir es vorschlagen.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP – Andreas Steppuhn [SPD]: Gut, dass das die Menschen anders sehen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618304200

Liebe Kolleginnen und Kollegen, da es eine eigendy-

namische Entwicklung von Zwischenfragen und Kurzin-
terventionsmeldungen gibt, möchte in aller Ruhe auf
Folgendes aufmerksam machen: Wir haben zu Beginn
dieser Debatte 90 Minuten Redezeit vereinbart; diese
sind jetzt fast vorbei. Mir liegen jetzt noch angemeldete
vereinbarte Redezeiten von fast einer halben Stunde vor.

Wir können natürlich so verfahren, dass wir gewisser-
maßen die selbst getroffenen Vereinbarungen zur Rede-
zeit schon beim ersten Tagesordnungspunkt atomisieren.
Dann dürfen wir uns jedoch nicht darüber beklagen, dass
wir am Ende nicht in der Lage sind, eine Tagesordnung
abzuwickeln, die wir miteinander vereinbart haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es ist gerade so schön, Herr Präsident!)


Deswegen werde ich jetzt restriktiv mit der Zulassung
solcher Zwischenfragen und Kurzinterventionen umge-
hen, die mir nicht in jedem Fall zwingend erforderlich
erscheinen.

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(C (D (Dirk Niebel [FDP]: Ich habe 16 Sekunden geschenkt!)


Nun hat der Kollege Max Straubinger für die CDU/
SU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1618304300

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

ass gesetzliche Rahmenbedingungen notwendig sind,
eigen die bevorstehenden Beschlüsse dieser Woche,
nd hier pflichte ich ausdrücklich bei, dass diese für
iele Bereiche in unserem Leben, in unserer Gesellschaft
nd sicherlich auch für einzelne Bereiche unseres Ar-
eitsmarktes notwendig sind.

Ich möchte mit dem beginnen, was der Kollege
rauksiepe bereits dargestellt hat: Den Schutz der Ar-
eitnehmerinnen und Arbeitnehmer, den Schutz der Ar-
eitsplätze in unserem Land und den Schutz eines guten
nd ausreichenden Einkommens für die Arbeitnehmerin-
en und Arbeitnehmer erreicht man dadurch, eine gute
irtschaftspolitik zu betreiben, wie das die Bundesre-

ierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bun-
eswirtschaftsminister Michael Glos auch getan haben,
ndem sie die Grundlagen dafür gelegt haben, dass jetzt
Millionen Arbeitslose weniger als vor drei Jahren, zu
eginn der Arbeit dieser Bundesregierung, zu verzeich-
en sind. Dies ist meines Erachtens etwas Entscheiden-
es, das immer wieder darzustellen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


In der Vergangenheit und auch in der heutigen Dis-
ussion ist in manchen Redebeiträgen angeklungen, dass
iedrige Löhne Armut bedeuten und dass Armut be-
ämpft werden muss, worin wir alle übereinstimmen. Ich
age aber auch ganz deutlich: Die Lohnpolitik kann die
ozialpolitik nicht ersetzen; denn die Lohnpolitik – hier
timme ich durchaus mit dem Kollegen Niebel überein –
uss sich an der Produktivität in unserem Land orien-

ieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dies ist sicherlich eine Grundlage dafür, dass es ver-
ünftige Löhne gibt. Diese wird es nur mit starken Tarif-
artnern geben. Es gilt, diese in unserem Land zu stär-
en. Damit es in Deutschland eine gute Lohnfindung für
nsere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geben
ann, sind die Gewerkschaften genauso wie die Tarif-
artner der Arbeitgeber zu stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deshalb sagen wir Ja zu gesetzlichen Rahmenbedin-
ungen, zu den Möglichkeiten nach dem Arbeitnehmer-
ntsendegesetz und zu den Möglichkeiten nach dem Ge-
etz über die Festsetzung von Mindestarbeitsbedingun-
en. In der Vergangenheit haben viele Parteien hier ge-
agt, dies mitregeln zu wollen. Das gilt nicht nur für die
DU als soziale Partei, für die CSU als soziale Partei
nd für die SPD, sondern genauso hat auch die FDP


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Soziale Partei!)







(A) )



(B) )


Max Straubinger
hier in der Vergangenheit ihren Beitrag geleistet. Der
Kollege Brauksiepe hat das bereits dargestellt: Auch der
ehemalige Staatssekretär Heinrich Kolb hat hier seinen
Beitrag geleistet.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich habe mich enthalten, Herr Kollege Straubinger! Ich habe nicht dafür gestimmt!)


Das gilt es jetzt fortzusetzen, und zwar mit diesen bei-
den Gesetzentwürfen, die heute vorgestellt worden sind.
Ich möchte ausdrücklich festhalten: Durch sie muss und
wird eine Stärkung der Tarifautonomie bewirkt werden.
Die Tarifpartner sind aufgefordert, besonders darauf zu
achten, auch zukünftig gute und vernünftige Tarifab-
schlüsse im Sinne der Beschäftigung und der Beschäf-
tigten zu erreichen.

Deshalb wenden wir uns dezidiert gegen gesetzliche
Mindestlöhne, die von einem Gesetzgeber verordnet
werden, der weit von der Tariflandschaft entfernt ist.
Kollege Brauksiepe hat das ja dargestellt: Im Westen
gibt es eine andere Situation als im Osten, der an die öst-
lichen Länder in Europa grenzt. Darum gibt es auch eine
sehr differenzierte Tariflandschaft, in die kein hoher ge-
setzlicher Mindestlohn passt, sondern es muss differen-
zierte Möglichkeiten geben.

Ich glaube, mit dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz
gibt es die beste Möglichkeit, dies auf Branchen abzu-
stellen und die einzelnen Erfordernisse in diesen Bran-
chen aufzunehmen, um sicherlich auch gesetzliche Un-
terregelungen zu treffen, wobei aber auch festzustellen
ist: Es gibt Branchen, für die wir gesetzliche Unterrege-
lungen und Mindestregelungen getroffen haben. Da-
durch wird aber noch lange nicht garantiert, dass damit
auch die Arbeitsplätze erhalten werden. In der Bauindus-
trie hat sich die Anzahl der Arbeitsplätze halbiert, ob-
wohl es eine Entsenderegelung gibt. Das muss man ein-
fach sehen.


(Dirk Niebel [FDP]: 44 000 Arbeitsplätze! – Andreas Steppuhn [SPD]: Das hat damit nichts zu tun!)


Ich möchte nur darauf hinweisen, dass eine soge-
nannte Mindestregelung nicht unbedingt auch eine
Schutzfunktion beinhaltet. Da die Rednerinnen und Red-
ner heute vielfältig dargelegt haben, dass es in vielen eu-
ropäischen Ländern einen gesetzlichen Mindestlohn
gibt, möchte ich fragen, welche Auswirkungen solche
gesetzlichen Mindestlöhne haben. Frankreich wurde
heute häufig angeführt. Man muss einfach feststellen,
dass in Frankreich eine weit höhere Arbeitslosigkeit als
in Deutschland zu verzeichnen ist.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha!)


In Frankreich ist vor allen Dingen eine sehr hohe Ju-
gendarbeitslosigkeit zu verzeichnen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das kommt davon!)


Auch das zeigt sehr deutlich, dass hohe Mindestlöhne
ein Eintrittshemmnis ins Erwerbsleben bedeuten kön-
nen. Ich bin überzeugt, dass dies letztlich eine Tatsache

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(C (D t. Es kann doch nicht so weit gehen, dass zwar wie mitterweile in Frankreich ein hoher gesetzlicher Mindestohn garantiert ist, aber kleine und mittlere Betriebe vom taat bei der Zahlung der Mindestlöhne unterstützt weren müssen, um Beschäftigung zu sichern. Ich glaube, as wäre eine weitere Fehlleistung in der Festsetzung on gesetzlichen Rahmenbedingungen. Deshalb werden ir die beiden Gesetzentwürfe in den kommenden Wo hen und Monaten sehr intensiv diskutieren und herausinden, welche Branchen mit aufgenommen werden üssen. Hier gibt es keinen Automatismus. Wir werden icherlich gute und vernünftige Lösungen dafür finden. Ich fordere alle auf und bitte Sie, sich an der Diskusion zu beteiligen. Es geht darum, den Menschen eine ute Grundlage für sichere Arbeitsverhältnisse in unseem Land zu schaffen. Damit dürfen aber wirtschaftliche öglichkeiten nicht abgewürgt werden. Die Wirtschaft uss weiter einen Aufschwung erleben, damit die Ar eitsplätze gesichert werden. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618304400

Die Kollegin Kramme ist die nächste Rednerin für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1618304500

Sehr geehrter Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-

egen! Wir setzen heute Grundpfeiler für Mindestlöhne
n Deutschland. Wir können auf der Aufgabenliste, die
ir als Koalition vereinbart haben, einen weiteren Ha-
en machen. Es ist ein sozialer Fortschritt für den Ar-
eitsmarkt, und es ist ein Erfolg für die Koalition, vor al-
en Dingen für den sozialdemokratischen Teil dieser
roßen Koalition.


(Beifall bei der SPD – Paul Lehrieder [CDU/ CSU]: Na, na!)


Vor einigen Tagen hat mir ein kleines Mädchen ihr
reundschaftsbuch gereicht. Beim Durchblättern bin ich
uf den Eintrag ihres Lehrers gestoßen. Darin stand ein
atz, den ich schön fand: „Das Gras wächst nicht schnel-

er, wenn man daran zieht.“ Diese Weisheit erinnert ein
enig an die Verfahrensabläufe beim Arbeitnehmer-Ent-

endegesetz und beim Mindestarbeitsbedingungenge-
etz.

Beide Gesetze wurden schon vor einiger Zeit auf den
eg gebracht: Das eine Pflänzchen wurde in den 50er-

ahren, das andere in den 90er-Jahren gesetzt. Das eine
ümmerte ein wenig vor sich hin; das andere wuchs un-
er der sozialdemokratischen Regierung recht ordentlich.
undesarbeitsminister Olaf Scholz hat die Pflänzchen
un eifrig gegossen, um ihnen zu einem besseren Gedei-
en zu verhelfen.


(Dirk Niebel [FDP]: Und Sie hören das Gras wachsen!)







(A) )



(B) )


Anette Kramme
Die Opposition hat Anträge gestellt. Sie hat sozusa-
gen an den Halmen gezogen, und trotzdem erfolgte das
Wachstum nicht schneller. Die Arbeitgeberverbände und
die Union, insbesondere Bundesminister Glos, trampel-
ten auf der Wiese und versuchten, den Rasen möglichst
kurz zu mähen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es gibt auch Maulwürfe, die ihre Hügel graben!)


Die klimatischen und politischen Bedingungen waren
nicht ganz einfach. Aber nun – kurz nach dem Ernte-
dankfest – sehen wir einige Fortschritte: Der Rasen sieht
sehr ordentlich aus. Von blühenden Landschaften zu
sprechen, ist vielleicht ein wenig vorschnell, aber es
bleibt festzuhalten: Unser Rasen steht in saftigem, fet-
tem Grün.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Jetzt muss der Rasen nur noch rot lackiert werden!)


Es ist auch höchste Zeit, dass wir etwas tun. Millio-
nen von Arbeitnehmern erhalten Armutslöhne. 6 Pro-
zent der Erwerbstätigen sind arm. 370 000 Vollzeitar-
beitnehmer beziehen zusätzlich zum Lohn Leistungen
nach dem SGB II.

Niemand kann vor diesen Fakten seine Augen ver-
schließen. Niemand – auch Sie nicht, Herr Kolb – kann
behaupten, dass kein Handlungsbedarf besteht. Niemand
kann gegen eine Ordnung des Niedriglohnsektors sein.
Eine solche Ignoranz, Herr Kolb, wäre einfach nur zy-
nisch.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das Gesetz stammt von Ihnen, Frau Kramme!)


Selbst in Zeiten des Aufschwungs ist der Niedrig-
lohnsektor nicht wesentlich kleiner geworden. Wir ha-
ben es nun mit einer sich ausweitenden Finanzmarkt-
krise zu tun. Möglicherweise droht eine Rezession. Wir
als Politiker haben die Verantwortung, dagegen Vorsorge
zu treffen. Dazu gehören auch Mindestlöhne. Ist es nicht
sehr schön, eine große Mehrheit der Bevölkerung hinter
sich zu wissen? 80 Prozent der Menschen in der Bundes-
republik Deutschland wollen Mindestlöhne.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie wollen keine ideologische Blockadehaltung, wie sie
hier manchmal zu sehen ist.

Die Grundsätze des Mindestarbeitsbedingungengeset-
zes und des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes sind be-
kannt. Weniger als 50 Prozent Tarifbindung bedeutet
Mindestarbeitsbedingungengesetz. Mehr als 50 Prozent
Tarifbindung bedeutet Arbeitnehmer-Entsendegesetz.
Wir nehmen keine politische Lohnfestsetzung vor. Ich
finde, das gehört sich aus Respekt vor den Gewerkschaf-
ten und der Wirtschaft so. Nach dem Mindestarbeitsbe-
dingungengesetz wird der Hauptausschuss mit Gewerk-
schaftern und Vertretern der Wirtschaft besetzt. Gleiches
gilt für den kleineren Ausschuss, der die Höhe der Min-
destlöhne festsetzt. Nach dem Arbeitnehmer-Entsende-
gesetz gilt Ähnliches. Gewerkschafter und Arbeitgeber
beantragen die Allgemeinverbindlichkeitserklärung ei-

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(C (D es zuvor gemeinsam abgeschlossenen Tarifvertrages. indestlöhne liegen auch im Interesse der Arbeitgeber, ämlich solcher, die anständige Löhne zahlen wollen (Dirk Niebel [FDP]: Dann brauchen sie keine Mindestlöhne!)


nd die Sorge wegen der Dumpingkonkurrenz haben,
ie ihnen gegenübertritt. Wirtschaftlicher Erfolg in der
undesrepublik Deutschland darf nicht auf Ausbeutung
on Menschen beruhen.

Beide Gesetze sind geeignete Instrumente gegen
rmutslöhne. Wir müssen nun die Klaviatur spielen,
üssen die Instrumente nutzen. Das bedeutet, dass wir

rei Dinge vorzunehmen haben. Erstens. Wir müssen die
orliegenden Gesetzentwürfe verabschieden. Zweitens.
ir müssen schnellstmöglich die Ausschüsse nach dem
indestarbeitsbedingungengesetz einsetzen. Drittens.
lle Branchen, die Anträge gestellt haben, müssen – vor

llen Dingen das ist relevant – in das Arbeitnehmer-Ent-
endegesetz aufgenommen werden.

Herr Brauksiepe, Sie haben gesagt, ein Mindestlohn
ei bei der Zeitarbeit wegen der hohen Tarifbindung
icht erforderlich. Dazu kann ich nur sagen: Das
timmte vielleicht, wenn vermeintliche Gewerkschaften
ewerkschaftlichen Aufgaben nachkämen, wenn es in
iesen Gewerkschaften Arbeitnehmer gäbe, die für ihre
nteressen auch streikten. Wenn sie aber lediglich Erfül-
ungsgehilfen der Arbeitgeber sind, dann macht man den
ock zum Gärtner.

In diesem Sinne ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618304600

Das Wort erhält der Kollege Paul Lehrieder, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1618304700

Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Damen und Her-

en! Politik beginnt mit der Betrachtung der Realität. Ich
öchte noch ein Sprichwort voranstellen: Halbwahrhei-

en sind oft schlimmer als Lügen. Wir haben in der Dis-
ussion sehr viel von Mindestlöhnen – diese gibt es be-
eits in Deutschland – gehört. Herr Dreibus, Sie haben
oniert, dass die Lohnhöhe nicht gesetzlich geregelt ist,

nd haben mehrfach – völlig zu Recht – auf den franzö-
ischen Mindestlohn in Höhe von 8,71 Euro hingewie-
en. Der Kollege Niebel hat gesagt, jeder solle von sei-
em Lohn leben können. Wir sollten das Ganze näher
etrachten. Gerade für die Zuschauerinnen und Zu-
chauer auf der Tribüne und an den Fernsehgeräten be-
arf es der Klarstellung. Wir müssen definieren, wer
it „jeder“ gemeint ist. Haben Sie damit den alleinste-

enden, vollbeschäftigten Single gemeint? Dann haben
ie recht. Diesem können Sie mit 8,71 Euro – ich gehe
och etwas weiter und verweise auf den luxemburgi-
chen Mindestlohn in Höhe von 9,30 Euro – eine Exis-
enzsicherung verschaffen. Es geht aber auch um den Fa-
ilienvater, dessen Frau wegen der Erziehung der






(A) )



(B) )


Paul Lehrieder
minderjährigen Kinder – das gibt es noch in Deutschland –
zu Hause bleibt. Dieser würde mit dem französischen
Mindestlohn in Höhe von 8,71 Euro und erst recht mit
dem luxemburgischen Mindestlohn in Höhe von
9,30 Euro in Deutschland besser fahren. Er bekäme in
Deutschland zu den 9,30 Euro als Aufstocker noch etwa
3 Euro hinzu. Das heißt, wenn wir über die Höhe des
Mindestlohns diskutieren – egal ob es um 8,71 Euro,
9,30 Euro oder sogar um 9,50 Euro geht –, dann geht es
immer nur um den alleinstehenden Singlehaushalt.

Frau Pothmer, Sie haben ausgeführt, durch unsere re-
striktive Haltung gegenüber dem Mindestlohn würden
wir Geringverdienern den Schutz verweigern. Sie ha-
ben zur Höhe des Mindestlohns wohlweislich nichts ge-
sagt. Sie haben die Problematik offensichtlich erkannt.
Wir sagen dazu: Die Geringverdiener sind – so glaube
ich – in keinem europäischen Land, egal ob dort ein
Mindestlohn existiert oder nicht – im Übrigen liegen die
Mindestlöhne zum Teil bei 1 Euro oder wie im Falle von
Rumänien sogar bei unter 1 Euro –, besser geschützt als
in Deutschland, und zwar durch die Sozialgesetzgebung,
durch SGB II und die Regelung über die Aufstocker.


(Beifall bei der CDU/CSU)


– Da kann man gerne einmal klatschen. – Diese Große
Koalition hat das SGB II weiterentwickelt. Wir haben
den Kinderzuschlag entfristet. Wir haben hier in diesem
Hohen Hause vor wenigen Wochen eine weitere Siche-
rungsschranke eingezogen, damit Familien mit Kindern
nicht in SGB-II-Bezug geraten. Das gehört zur politi-
schen Ehrlichkeit. Dann können wir gemeinsam mitein-
ander diskutieren. Der Mindestlohn muss sich per defini-
tionem auf Alleinstehende, auf vollbeschäftigte Singles
beziehen.

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren tiefgrei-
fend gewandelt. Das ist uns allen bewusst. Jeder Wandel
bringt aber auch Verwerfungen mit sich. Auch die Ta-
rifvertragsparteien sind von den Verwerfungen der letz-
ten Jahre nicht verschont geblieben. Die Vorredner ha-
ben bereits darauf hingewiesen. Immer mehr
Arbeitgeber kehren den Arbeitgeberverbänden den
Rücken, in den Gewerkschaften organisieren sich immer
weniger Arbeitnehmer. Herr Arbeitsminister Scholz hat
diese Entwicklung in seiner Eingangsrede zu Recht mo-
niert. In manchen Branchen sind deshalb die Tarifver-
tragsparteien längst nicht mehr repräsentativ für alle Be-
schäftigten. Diese Situation haben leider einzelne
Arbeitgeber teilweise zu Lohndumping ausgenutzt. Das
müssen wir feststellen.

Die Große Koalition tut nun etwas dagegen. Anstelle
der von unserem Koalitionspartner geforderten Einfüh-
rung von flächendeckenden gesetzlichen Mindestlöhnen
halten wir den Weg, über das Arbeitnehmer-Entsendege-
setz und das Mindestarbeitsbedingungengesetz bei Ver-
werfungen in einzelnen Branchen Lohnuntergrenzen
einzuziehen, die mit den Tarifvertragsparteien abzustim-
men sind, für den richtigen Weg. Die Mittel liegen in
Gestalt des Mindestarbeitsbedingungengesetzes und des
Arbeitnehmer-Entsendegesetzes heute zur ersten Lesung
vor. Bereits im Koalitionsvertrag von Union und SPD

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(C (D indet sich das Ziel, entschieden gegen Billiglohnkonurrenz aus dem Ausland, Dumpinglöhne und ruinöse onkurrenz für mittelständische Betriebe vorzugehen. ir wollen verhindern, dass unfairer Wettbewerb insbe ondere die hier ansässigen kleinen und mittleren Unterehmen und damit eine große Zahl von Arbeitsplätzen efährdet. Für die Union haben der Schutz der Tarifutonomie und ein fairer Wettbewerb Vorrang vor staaticher Lohnfestsetzung. Es ist unser Ziel, mit dem biserigen Vorgehen in Bezug auf tarifvertragliche indestlohnvereinbarungen die Tarifvertragsparteien zu tärken. Wir wollen und dürfen sie nicht ersetzen. Wenn s darum gehen soll, sittenwidrig niedrige Löhne für die ukunft unmöglich zu machen, muss die Politik gemeinam – ich betone: gemeinsam – mit den Tarifpartnern eien Teil der Verantwortung tragen. Dies muss aber schoend und vor allem in solchen Branchen geschehen, in enen nachweislich soziale Verwerfungen drohen. Allerdings haben wir in der Baubranche sehen könen, dass das Entsendegesetz und tarifliche Mindestöhne keine Allheilmittel gegen Arbeitsplatzabbau und echtswidrige Dumpinglöhne sein können. Hier zeigt ich deutlich, wie in den letzten Tagen auch in anderen irtschaftsbereichen, dass wir nicht alles dem freien arkt überlassen können. Politik kann über Gesetze ontroll-, Evaluationsund Sanktionsmöglichkeiten erffnen und so für Rechtssicherheit sorgen. Das Mindestarbeitsbedingungengesetz schiebt Versuhen einen Riegel vor, Arbeitnehmer zum Verzicht auf in festgesetztes Mindestarbeitsentgelt zu drängen. Ein olches Vorgehen ist grundsätzlich nur im Rahmen eines erichtlichen Vergleichs zulässig. Es ist ausgeschlossen, ass ein Beschäftigter seinen Anspruch auf das Mindestrbeitsentgelt verwirkt. Die beiden uns hier vorliegenden esetzentwürfe sind im Kampf gegen sittenwidrige öhne unverzichtbar. Sie achten die Tarifautonomie – es st erstaunlich, dass wir für die Tarifautonomie mehr ämpfen müssen als manche andere Parteien in diesem ohen Hause – und bieten Rechtssicherheit in einer sich erändernden Arbeitswelt. Das Vorliegen der jeweiligen oraussetzungen für die einzelnen Branchen der acht anemeldeten Berufsgruppen wird nunmehr nach der ersen Lesung im Verfahren zu prüfen sein. Die Kolleginen und Kollegen der Opposition sollten ohne deologische Scheuklappen anerkennen, dass es zu den orschlägen der Großen Koalition keine ernstzunehende Alternative gibt. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618304800

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

ollege Laurenz Meyer für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Andrea Nahles [SPD]: Jetzt sind wir gespannt, was Herr Meyer sagt!)







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Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1618304900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

habe mir diese Debatte ganz in Ruhe angehört und ein-
fach einmal auf mich wirken lassen. Ich muss als Erstes
sagen: Ich verstehe überhaupt nicht, warum ein Großteil
der Kollegen hier meint – man begründet dies damit,
dass man sich für Mindestlöhne ausspricht –, unser Land
so schlecht machen zu müssen. Die Debatte hat gezeigt:
In keinem einzigen anderen europäischen Land ist die
soziale Absicherung eines Großteils der Arbeitnehmer,
zumindest aller Familien, besser als in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das liegt daran, dass wir das Thema Mindestlohn
nicht isoliert betrachten. Für die Höhe der Mindestlöhne
ist für uns nicht ausschließlich die Höhe des Mindestloh-
nes von Alleinstehenden ausschlaggebend. Wir haben in
Deutschland Lösungen gefunden, die viel sozialer sind
– das sage ich auch an die Adresse der Linken – als in al-
len anderen Ländern. Wir haben sogar Lösungen gefun-
den, die der Situation der Familien Rechnung tragen.

Mancher von denen, die Vollzeit arbeiten, bekommt
leider Gottes immer noch einen Schock – stellen Sie in
Ihren Veranstaltungen einmal entsprechende Fragen –,
wenn er hört, dass er, Familienvater von zwei Kindern,
möglicherweise mehr Einkommen hätte, wenn er nicht
arbeitete. In meiner Heimatstadt kann man monatlich
– ohne die vielen Ranken, die es da gibt – bis zu
1 900 Euro an Sozialleistungen bekommen. Das liegt
weit über den Beträgen, die Sie eben angesprochen ha-
ben. Angesichts dessen fragt mich mancher Arbeitneh-
mer: Warum mache ich das denn eigentlich?

Wir sollten die ganze Debatte hier mit einem Kompli-
ment an all diejenigen verbinden, die jeden Morgen zur
Arbeit gehen, obwohl sie die sozialen Bedingungen in
unserem Land kennen. Eigentlich müsste man ihnen am
Werktor jeden Morgen die Hand geben und sie dafür lo-
ben, dass sie so viel Ehre im Leib haben und jeden Mor-
gen pünktlich zur Arbeit erscheinen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das ist das soziale Deutschland, das über 50 Jahre ge-
wachsen ist. Ich lehne es für unsere Fraktion einfach ab,
dass das schlechtgeredet wird, nur um immer wieder
kurzfristig Populismus zu betreiben.

Sie – das muss ich an die Adresse der Kollegin
Kramme sagen – haben von 370 000 Vollzeitbeschäftig-
ten gesprochen. Davon sind ungefähr – nur von denen
reden wir – 50 000 alleinstehend. Den anderen 320 000
würden Sie mit der Umsetzung der Vorschläge, die wir
heute besprechen, nicht helfen.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: So ist es!)


Das müssen wir einfach einmal sagen. Die große Mehr-
heit, auch der Vollzeitbeschäftigten, ist von dem, was
hier debattiert wird, gar nicht betroffen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann lasst es doch!)


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(C (D Mehr als die Hälfte der Aufstocker – 1,2 Millionen; err Scholz, Sie verweisen immer wieder auf diese Zahl – st teilzeitbeschäftigt. Diese Menschen haben 400-Euroobs oder 100bis 200-Euro-Mini-/Midijobs. Ihnen kann an auch mit einem noch so hohen Mindestlohn nicht elfen. Hallo, Entschuldigung! Wollen Sie den Mindestlohn irklich so festsetzen, dass man mit zehn Stunden im onat aus der Aufstockerposition herauskommt? Nun angen Sie hier doch nicht an zu spinnen und durchzurehen. Das ist nun wirklich nicht der Punkt. Ich bin froh, dass wir hier die Frage diskutieren: Was ollen wir eigentlich? Wir haben zwei Ebenen der Disussion. Die eine Ebene sind die Gesetzentwürfe als solhe; darüber diskutieren wir heute. Die andere Ebene ist ie Ausfüllung der Gesetzentwürfe. Ich sage zu den Gesetzentwürfen als solchen eines das ist auch in der Debatte deutlich geworden –: Mit ns werden bestehende und zukünftige Tarifverträge icht außer Kraft gesetzt. Wir werden bei der Beratung er Gesetzentwürfe erhebliche Diskussionen zu führen aben. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Mal schauen, wer sich da durchsetzt!)


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Leider!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zum Zweiten – da besteht eine Parallele zu den Dis-
ussionen um unsere Finanzverfassung –: Die soziale
arktwirtschaft setzt einen Ordnungsrahmen gegen
goismen. In dieser Diskussion gibt es eine ganze
enge verschiedener Egoismen. Wir dürfen da nicht auf

inem Auge blind sein. Es gibt Arbeitgeber, die die Not-
age von Arbeitnehmern mit Dumpinglöhnen ausnutzen.
iese Arbeitnehmer müssen von uns geschützt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Heinz-Peter Haustein [FDP])


s gibt darüber hinaus Arbeitgeber – auch das erleben
ir in dieser Situation –, die die derzeitige Diskussion
m das sozialpolitische Instrument Mindestlohn dazu
utzen, ihre eigene Wettbewerbsposition gegenüber klei-
eren Wettbewerbern zu verbessern.


(Dirk Niebel [FDP]: Die Post zum Beispiel!)


ir müssen aufpassen, dass wir nicht auf diesem Auge
lind sind.

Aus den Gestzentwürfen, die uns vorliegen, Herr
cholz, will ich drei Beispiele herausgreifen:

Erstens. Nach meinem persönlichen Eindruck haben
ir es beim Wach- und Sicherheitsgewerbe mit einem
ereich zu tun, in dem Arbeitgeber derzeit zum Teil die
otlage von Menschen ausnutzen, um zu Dumpinglöh-
en zu kommen. Da werden wir möglicherweise etwas
un müssen.

Zweitens. Bei der Entsorgung liegt der Fall ganz an-
ers. Da versucht zurzeit gerade der öffentliche Entsor-
ungsbereich, der ohnehin schon mit Mehrwertsteuer-






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

privileg sowie Anschluss- und Benutzungszwang
gesegnet ist,


(Dirk Niebel [FDP]: Wie bei der Post!)


sich auf Kosten der Verbraucher gegen den privaten Ent-
sorgungsbereich durchzusetzen, und das dürfen wir nicht
zulassen. So einfach ist das.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das habt ihr bei der Post gemacht!)


– Da gab es das Postgesetz. Lasst das raus! Ihr macht es
euch nur schwer, wenn ihr immer darauf verweist. Bleibt
bei den Beispielen hier!


(Dirk Niebel [FDP]: Das tut weh! Ich verstehe das!)


Da habt ihr genug zu tun. Dabei sehe ich von eurer Ver-
antwortung ab, die eben schon angesprochen worden ist.

Der dritte Bereich, den wir ernsthaft diskutieren müs-
sen, ist der der textilen Dienstleistungen. Hier ist es be-
sonders eklatant. Da führen zehn Große einen Kampf ge-
gen tausend Kleine. Da werde ich zunächst die Frage
stellen müssen: Hat es etwas mit sozialer Absicherung
oder mit Wettbewerb zu tun, wenn hier Leute ihre Wett-
bewerbsposition beinhart auf Kosten der Kleinen und
damit auf Kosten der Arbeitsplätze verbessern wollen?

Nachdem die Diskussion schon so lange dauert, habe
ich nun Gott sei Dank den Eindruck, dass die populisti-
schen Klamaukattitüden sich langsam, aber sicher – das
haben wir heute morgen erlebt – totlaufen. Frau
Pothmer, auch Ihre Rede hörte sich an wie von vorges-
tern.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie das auch begründen?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618305000

Herr Kollege Meyer.


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1618305100

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident.

Die Frage ist: Was hilft – nur daran dürfen wir es
messen –, soziale Verwerfungen zu beseitigen, was hilft,
die Grundfesten der Tarifautonomie zu stärken, und was
ist umgekehrt schlecht für Arbeitsplätze und damit aus-
gerechnet für weniger qualifizierte Arbeitnehmer? Eine
kluge Abwägung in dieser Hinsicht wird allen in
Deutschland weiterhelfen, aber nicht populistische Sprü-
che.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618305200

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Gesetzent-
würfe auf den Drucksachen 16/10486 und 16/10485 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Gibt es anderweitige Vorschläge? – Das ist

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(C (D icht der Fall. Dann sind die Überweisungen so bechlossen. Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 4 sowie den usatzpunkt 3 auf: 4 Beratung des Antrags der Abgeordneten HansKurt Hill, Eva Bulling-Schröter, Lutz Heilmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Energiekosten sozial ausrichten – Sozialtarife einführen, wirksame Strompreisaufsicht schaffen, Energiesparen ermöglichen – Drucksache 16/10510 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Haushaltsausschuss P 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate Künast, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Energiesparen für alle – Kosten senken, Klima schützen – Drucksache 16/10585 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Haushaltsausschuss Auch diese Aussprache soll nach einer interfraktioellen Vereinbarung 90 Minuten dauern. – Dazu sehe ich einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zuächst dem Kollegen Hans-Kurt Hill für die Fraktion ie Linke. Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die inanzkrise überdeckt ein wichtiges Thema. Die Eneriepreise steigen und steigen. Die Folge ist: Armut per teckdose. Das fatale Treiben der Banker wird diese soiale Schieflage weiter verschärfen, und es kostet bereits rbeitsplätze. Deshalb fordert die Linke: Energie muss ezahlbar sein und auch bleiben. Das bedeutet: Nur Sozialtarife, also die Halbierung er herkömmlichen Tarife, können Männern, Frauen und indern in armen Haushalten sofort helfen. Wir müssen en Energiekonzernen auf die Finger schauen. Dann Hans-Kurt Hill werden wir gerechte Preise bekommen. Auch die Bürgerinnen und Bürger mit geringem Einkommen wollen Energie sparen. Das muss gefördert werden. Wer aber mehr Einkommen zur Verfügung hat, kann auch mehr für Energie bezahlen und fürs eigene Energiesparen sorgen. Die Bilanz der Kanzlerin und ihres bayerischen Bundeswirtschaftsministers können sich wirklich sehen lassen: Seit Antritt dieser Bundesregierung ist Strom um 20 Prozent teurer geworden, und Heizenergie verteuerte sich sogar um 40 Prozent. So sieht die soziale Gerechtigkeit der Regierungskoalition aus. Das ist auch ein Grund für das zunehmende Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland; denn gleichzeitig sind gerade die unteren Einkommen gesunken. Es ist geradezu zynisch, wenn der Berliner SPD-Senator Sarrazin die Empfehlung ausspricht, sich warm anzuziehen. Die Rentnerinnen und Rentner werden mit einer Rentenerhöhung von 1,1 Prozent abgespeist, und dann wundern Sie sich, werte Kolleginnen und Kollegen, wenn es in einem Land, das seine Wirtschaftskraft rühmt und einen Spitzenplatz in der Welt einnehmen will, mittlerweile über 800 000 Stromsperrungen gibt. Das ist mit nichts zu rechtfertigen. Energie ist lebensnotwendig wie der Zugang zu sauberem Trinkwasser. Sie lassen es zu, dass es in Deutschland ein neues Phänomen gibt: Energiearmut. Wenn man im Land unterwegs ist, bemerkt man, dass sich immer mehr Menschen in Deutschland keinen angemessenen Zugang zu Energie mehr leisten können. Währenddessen lachen sich die Energiekonzerne ins Fäustchen und stopfen sich ungehindert die Taschen voll. Was macht die Energiekanzlerin der Merkel-Regierung? Als Freundin der Strombosse verhindert sie eine europaweite und wirksame Kontrolle der Energiekartelle. Die Linke sagt hierzu: So nicht, Frau Merkel! Jetzt schreien Sie von CDU/CSU und SPD wahrscheinlich, man habe die Netzgebühren gesenkt und das Kartellrecht verschärft, was zu Preissenkungen geführt habe. Verzeihen Sie, die Realität ist eine andere; die Leute fühlen sich von Ihnen veräppelt. Die Strompreise steigen immer schneller, und Wirtschaftsminister Glos stochert weiter nur im Nebel herum. Ihre Papiertiger haben auf den Stromrechnungen der Verbraucherinnen und Verbraucher keine Spuren hinterlassen, meine Damen und Herren von der Regierung. Die Linke hat natürlich die Sorgen der Verbraucherinnen und Verbraucher im Auge. Deshalb schlagen wir dem Bundestag vor, im Strombereich mit wirksamen Maßnahmen zu beginnen. Es sind fünf Punkte: Erstens brauchen wir gezielte Energieberatung, um die machbaren Sparpotenziale auszuschöpfen. Zweitens brauchen wir Sozialtarife, die deutlich unter den Normalkosten liegen. Damit bleiben bei den Bürgerinnen und Bürgern, die nicht so viel Einkommen haben, das Licht an und die Heizung warm. g l s c t w g G t s m g h v l 3 A h r k a m n a f d g h m d b m s b d A o v d n d g H n A z (C (D Drittens brauchen wir eine kostenfreie Sockelversorung, die Haushalte mit geringem und durchschnittichem Energieverbrauch entlastet. Viertens brauchen wir eine wirksame Strompreisauficht durch die Länder, um die Preise überprüfbar zu mahen. Fünftens brauchen wir die Abschöpfung der überhöhen Profite bei den Energiekonzernen. Damit finanzieren ir langfristige Maßnahmen für Energieeffizienz, Enerieeinsparung und die Zuschüsse für energiesparende eräte. Die Linke will, dass sich alle Menschen Energie leisen können. Niemand soll im Dunkeln oder im Kalten itzen, meine Damen und Herren. Aus den anderen Fraktionen habe ich von einigen, zueist halbherzigen Vorschlägen gehört. Klar ist: Wer laubt, man könne Menschen mit kleinem Geldbeutel elfen, indem man ihnen ausschließlich Energiesparen erordnet, der kann wirklich gleich Wollpullover verteien. Ist Ihnen eigentlich klar, was es bedeutet, mit 51 Euro Hartz IV im Monat auskommen zu müssen? uch die Grünen frage ich: Wie wollen Sie Menschen elfen, die schon alles gemacht haben, um Strom zu spaen, und trotzdem ihre Stromrechnung nicht bezahlen önnen? Sie, die Hartz IV mitbeschlossen haben, sollten ufhören, die Menschen zu schikanieren, die Sie selbst it arm gemacht haben. Kolleginnen und Kollegen von der SPD, Ihre Idee eier verbilligten Sockelversorgung ist gut. Sie greift bei rmen Haushalten aber zu kurz und muss mit Sozialtarien gekoppelt werden. Nur gemeinsam wird ein Schuh araus. Sozialtarife helfen Menschen, die aufgrund der Enerieteuerung in Not geraten sind. Die Sockelversorgung ilft auch Familien mit unteren und mittleren Einkomen oberhalb von Transferleistungen. Ein Sockelbetrag, er von allen solidarisch getragen wird und hohen Verrauch verteuert, ist richtig und findet unsere Zustimung. Es handelt sich dabei aber um eine rein ökologi che Maßnahme. Sie erfassen die soziale Situation der etroffenen Menschen nicht. Das ist der Punkt, den Sie abei übersehen. Deshalb sind solche Vorschläge ein nfang; aber sie sind wirkungslos, wenn die Menschen hnehin kein Geld in der Tasche haben. Ich kann nicht erstehen, werte Kolleginnen und Kollegen, insbesonere von der SPD, dass Sie dem Parlament bis heute keien geeigneten Vorschlag vorgelegt haben. Ich bedaure as sehr. Die Bundesregierung ist nicht bereit, die Sozialleistunen für die über 7 Millionen Betroffenen – zum Beispiel artz-IV-, Wohngeld-, Sozialhilfe-, BAföG-Empfängerinen und -Empfänger, Rentnerinnen und Rentner; auch sylbewerberinnen und Asylbewerber gehören dazu – u verbessern. Hans-Kurt Hill (Ulrich Kelber [SPD]: Das ist unwahr! Wohngelderhöhung ist beschlossen! Falsch aufgeschrieben, Herr Kollege!)


(Beifall bei der LINKEN)

Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618305300

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Die Linke fordert, diese Menschen wenigstens bei der
teuren Energie zu entlasten und beim Kauf Strom spa-
render Geräte zu unterstützen. Wir fordern – ich glaube,
ein ähnlicher Vorschlag kam vor kurzem auch aus der
SPD – Klimaschecks, mit denen arme Haushalte in die
Lage versetzt werden, sich neue Geräte mit geringem
Verbrauch zu leisten. Bei den Sozialtarifen ist eine echte
und spürbare Entlastung wichtig. Eine Halbierung der
Stromrechnung ist gerechtfertigt; denn die Energiepreise
schlagen sich langfristig in den Preisen aller Produkte
des täglichen Lebens nieder.

Natürlich muss die Inanspruchnahme eines Sozialta-
rifs an eine Energieberatung gekoppelt sein. So können
machbare Sparpotenziale gehoben werden. Das Ziel ist,
eine Verbrauchssenkung bei allen zu erreichen. Ein
wirksamer Klimaschutz ist Aufgabe für alle, nebenbei
bemerkt: auch für die Industrie.

Noch ein Punkt. Es kann nicht sein, dass die Bundes-
regierung den Stromkonzernen auch noch soziale Rege-
lungen im Energiebereich überlässt. Die Folge ist: Eon
und Co legen in ihrem eigenen Interesse willkürliche Re-
geln fest, meist zeitlich begrenzt oder nur für wenige
Kunden. Darüber hinaus werben sie mit der Not der
Menschen, während sie hinterrücks weiter den Strom-
markt manipulieren.

Die Linke sagt: Energie ist öffentliches Gut, und die
Regelung von Sozialtarifen ist Sache des Staates.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Energiewirtschaftsgesetz muss sozial und ökolo-
gisch ausgestaltet werden. Den Strombossen sind in ih-
rem grenzenlosen Schalten und Walten endlich die Dau-
menschrauben anzulegen. Zuallererst muss deshalb eine
wirksame Strompreisaufsicht eingeführt werden. Es
geht nicht darum, wie von der CDU immer gerne be-
hauptet wird, die Preise staatlich zu verordnen. Vielmehr
müssen die Unternehmen endlich ihre Preisgestaltung
offenlegen, damit diese umfassend überprüft werden
kann, selbstverständlich auch von den Verbraucherinnen
und Verbrauchern.

Ich fasse zusammen. Bezahlbare Energie und Klima-
schutz gehen zusammen, wenn die Maßnahmen sozial
ausgewogen sind. Erstens. Nur Sozialtarife im Energie-
bereich können Energiearmut verhindern. Zweitens.
Energiesparen ist Pflicht für alle. Drittens. Nur wenn das
Stromkartell umfassend kontrolliert wird, sinken die
Preise. Viertens. Wir brauchen ein Konjunkturprogramm
mit einem Energiesparfonds, durch den Bürgerinnen und
Bürger dazu angehalten werden, effizient zu handeln und
sparsam mit Energie umzugehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Davon sollen vor allem die Menschen mit kleinem Geld-
beutel profitieren. Wir Linke wollen nicht, dass es bei
diesen Menschen zappenduster wird.

Vielen Dank.

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(C (D Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege r. Joachim Pfeiffer das Wort. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Wir debattieren heute über diesen Antrag der inken. Herr Hill, Sie stellen sich hier hin und fordern ünstige Stromtarife für alle. Das ist an Populismus icht zu überbieten; denn Ihre Forderungen und vorgechlagenen Maßnahmen würden den Strom nur teurer achen. Sie fordern einen beschleunigten Ausstieg aus der ernenergie. Sie wollen keine neuen Kohlekraftwerke ehr bauen. Sie wollen insgesamt aus der Nutzung fos iler Energieträger aussteigen. Vor Ort sind Sie gegen en Neubau von Leitungen, in denen erneuerbare Enerien aus Windkraftanlagen in die Verbrauchszentren ransportiert werden sollen, und, und, und. Die Liste ässt sich fortsetzen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Höherer Populismus! – Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Sagen Sie mal was zu den Sozialtarifen!)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618305400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1618305500

Nach dem Motto „Freibier für alle“ stellen Sie Forde-
ungen in einer Größenordnung von 130 Milliarden bis
40 Milliarden Euro auf; das ist einmal zusammenge-
echnet worden. Dann stellen Sie fest, dass dies auch fi-
anziert werden muss; denn es fällt ja nicht vom Him-
el. Wie soll dies finanziert werden? Über Steuern und
bgaben, die den Bürger belasten. Schließlich sagen
ie: Der arme Bürger ist so sehr belastet. Deshalb brau-
hen wir Sozialtarife.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lieber Herr Hill, es ist ziemlich durchsichtig, was Sie
etreiben. Deshalb kann ich Ihnen nur sagen: Anstatt ge-
en Castor-Transporte zu sein, sollten Sie sich lieber von
er Fidel-Castro-Politik lossagen, die mit populistischen
orderungen und Sprüchen am Thema vorbei geht, und
ich an einer Politik orientieren, die nicht an Symptomen
uriert, sondern an den Wurzeln ansetzt.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Kommen Sie doch mal zur Sache!)


as ist das, was wir in der Union und auch in der Großen
oalition machen, nämlich an den Wurzeln ansetzen und
icht an den Symptomen kurieren. Das will ich Ihnen
etzt darlegen.

Mit dem Integrierten Energie- und Klimapaket
chaffen wir es, bis zum Jahr 2020 20 Prozent des Ener-
ieverbrauchs einzusparen. Das heißt, dass wir an erster
telle den Königsweg der Energieeffizienz beschreiten.
as ist die beste Energiepolitik: Die Energie, die nicht
erbraucht wird, ist gut für das Klima. Sie kostet den
ürger nichts, also spart er Geld. Dies ist letztlich auch






(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer
ein Mittelstandsbeschäftigungsprogramm, wenn man
beispielsweise an die CO2-Gebäudesanierungen oder
den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien zur Hei-
zung oder Kühlung im Haus denkt.

Was machen wir im Strombereich ganz konkret? Wir
wollen und werden die staatlichen Belastungen – anders
als Sie es für andere Bereiche vorschlagen – nicht weiter
erhöhen. Die Grenze der Belastung ist hier nämlich er-
reicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wollen und werden mit den neuen Maßnahmen des
Emissionshandels den Bürger entlasten.

Was haben wir bisher schon erreicht? Stichwort:
Netznutzungsentgelte. Überall steigen die Preise. Wir
haben bei den Netznutzungsentgelten in den vergange-
nen Jahren sehr viel erreicht – das ist ein Erfolgsmodell;
das muss man sich einmal vergegenwärtigen –: Seit dem
Jahr 2005, als wir die Regulierung eingeführt haben,
sind die Netznutzungsentgelte in der ersten Regulie-
rungsperiode von 2006 auf 2007 – um einmal die Ge-
samtsumme zu nennen – um 2,5 Milliarden Euro nicht
erhöht, sondern gekürzt worden; ich verweise auf den
kürzlich durch die Bundesnetzagentur vorgelegten Mo-
nitoringbericht 2008. Das ergibt für den Bürger weitere
1,6 Milliarden Euro, die ihn nicht mehr belasten. Bei
Netznutzungsentgelten von insgesamt 23 Milliarden
Euro im Jahr 2005 beschreiten wir mit der Anreizregu-
lierung, die im nächsten Jahr beginnt, einen Pfad, auf
dem wir in vier bis fünf Jahren auf 18 Milliarden Euro
kommen – und das in einem Umfeld, in dem die Preise
insgesamt steigen. Dies ist eine Entlastung, die der Bür-
ger auch zu spüren bekommt.

Laut Monitoringbericht – um für den Bürger auch
Konkretes zu nennen – sind die Preise von April 2007
bis April 2008 um 3,3 Prozent bis 7,7 Prozent zurückge-
gangen. Wäre dieses Instrument so nicht eingesetzt wor-
den, wäre der Strompreis für den normalen Durch-
schnittshaushalt um 21,7 Prozent höher gewesen, als er
jetzt ist, und für den energieintensiven Verbraucher in
der Industrie wäre er um 15 Prozent höher gewesen als
jetzt.

Insofern wirkt unsere Politik ganz konkret nicht nur
kostendämpfend, sondern sogar kostenentlastend.

Des Weiteren haben wir den Wettbewerb im Blick
und wollen ihn weiter stärken. Stichworte sind hier:
GWB-Novelle und Netzanschlussverordnung.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Das erklären Sie schon seit drei Jahren! Was ist denn passiert?)


Nur mit mehr Anbietern und mehr Liquidität erreichen
wir einen besseren Wettbewerb, aber nicht mit der Ver-
hinderung von Kraftwerksneubauten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben jetzt das Instrument des Smart Metering
eingeführt. Die ersten Feldversuche zeigen, dass der
Bürger – auch der Bürger ist gefordert; es geht um Kon-
sumentensouveränität – bis zu 30 Prozent seines Strom-

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(C (D erbrauches einsparen kann, weil er mit dem Smart Meering in der Lage ist, sekundengenau zu wissen, wie viel trom er verbraucht und wie viel ihn das kostet. Es ist chluss mit der Blackbox. Heute ist es so, dass der Bürer zwölfmal im Jahr eine Abschlagszahlung leistet und ach einem Jahr eine Gesamtrechnung bekommt, ohne u wissen, wie sich diese im Einzelnen zusammensetzt. ukünftig kann er seinen Verbrauchsverlauf genau nachollziehen. Ab 2010 – wir haben das im Gesetz vorgesehen – erden lastvariable Tarife angeboten. Das heißt, der ürger kann reagieren: Da er weiß, wann der Strom ünstiger ist, kann er entsprechend die Waschmaschine, en Wäschetrockner oder was auch immer laufen lassen. as, was bei der Telekommunikation zu einer Preis pirale nach unten und einer Erhöhung der Wettbeerbsintensität geführt hat, kann jetzt endlich auch im trombereich eingeführt werden. Dies gibt dem Bürger ouveränität über seine Rechnung und seinen Stromverrauch, was ihm hilft, wenn er sich engagiert, Kosten zu paren. Die Große Koalition hat – da wird schlicht die Unahrheit behauptet; Kollege Kelber hat völlig recht – as Wohngeld rückwirkend zum 1. Oktober dieses Jahes angehoben. ir haben eine Heizkostenkomponente eingeführt. Geade dies entlastet die einkommensschwache Bevölkeung. Wir sehen auch in anderen Bereichen Verbesserunen vor: zum Beispiel beim Kinderfreibetrag, beim indergeld; um nur einige Stichworte zu nennen. Für die eistungsträger in unserer Gesellschaft, für diejenigen, ie arbeiten, wird der Arbeitslosenversicherungsbeitrag eiter auf 2,8 Prozent von einstmals 6,5 Prozent ge enkt. Das bedeutet für den Durchschnittsverdiener in iesem Land eine Entlastung von 750 Euro pro Jahr. Das st die Politik der Großen Koalition. Sie entlastet den ürger konkret mit einem austarierten Maßnahmenpaket m Energiebereich, aber auch im Bereich von Wirtschaft nd Arbeitsmarkt. Zum Abschluss möchte ich den Verbraucher direkt nsprechen; denn auch der Verbraucher ist gefordert. Es st zwar Aufgabe des Staates, die Rahmenbedingungen u setzen, und Aufgabe der Energiewirtschaft, entsprehende Angebote zu machen. Diese Angebote müssen ber auch vom Verbraucher angenommen werden. Leier kam vieles erst sehr zögerlich in Gang. Von 1998 bis 007 haben nur knapp 2 Millionen Menschen den tromanbieter gewechselt. Im letzten Jahr ist Gott sei ank Dynamik hineingekommen, sodass jetzt insgesamt ,5 Millionen Menschen einen Wechsel vollzogen haen. Wenn Sie die Leute fragen, wie oft sie ihren Handynbieter gewechselt haben, dann stellen Sie fest, dass ast jeder schon einmal eine Veränderung vorgenommen at. Im Strombereich sind wir noch nicht so weit. Der erbraucher hat es in der Hand, etwas zu unternehmen. ie Verbraucherverbände sagen ganz klar: Schon bei der Dr. Joachim Pfeiffer heutigen Wettbewerbssituation kann der einzelne Verbraucher bis zu 30 Prozent seiner Stromrechnung einsparen, wenn er die günstigste Variante wählt. Deshalb kann ich an dieser Stelle nur die Verbraucher auffordern, ihren Teil beizutragen. Das alles ist ein Gesamtpaket und keine Mogelpackung, wie es Sozialtarife wären. Damit bekommen wir das Energieproblem in den Griff. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Garrelt Duin [SPD])


(Zuruf des Abg. Hans-Kurt Hill [DIE LINKE])


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618305600

Für die FDP-Fraktion hat nun die Kollegin Gudrun

Kopp das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1618305700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und

Damen! Auch angesichts der Finanzmarktkrise kommen
wir am heutigen Tage zu anderen politischen Problem-
fällen. Die hohen Energiepreise sind natürlich ein Dau-
erproblem, dessen Lösung wir seit vielen Monaten vor
uns herschieben. Viele Bürger und Bürgerinnen draußen
im Lande wissen nicht mehr, wie sie ihre Stromrechnung
bezahlen sollen. Es ist völlig klar, dass es hier zu einer
Entlastung kommen muss. Wir Liberale sehen dafür völ-
lig andere Instrumente vor als Sie, Herr Hill, von den
Linken und als die Grünen, die heute hierzu ebenfalls ei-
nen Antrag vorgelegt haben. Wir haben bereits vor eini-
gen Wochen unsere Vorstellung von einer Entlastung der
Bürger eingebracht; darauf komme ich gleich zu spre-
chen.

Wenn beide Fraktionen, die eben von mir genannt wur-
den, einen Energiesparfonds einfordern – die eine politi-
sche Gruppierung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, die
andere sogar in Höhe von über 3 Milliarden Euro –, wenn
pro Kopf der Bevölkerung eine Energiesparprämie von
50 Euro bzw. eine sogenannte Geräteabsatzprämie von
250 Euro gefordert wird – der Bundeswirtschaftsminis-
ter kann sich eine sogenannte Kühlschrankprämie in
Höhe von 150 Euro pro Gerät als Zuschuss sehr gut vor-
stellen; Minister Tiefensee packt noch einen drauf und
möchte eine steuerliche Vergünstigung für sogenannte
Ökoautos –, dann kann ich nur sagen: Das alles sind po-
pulistische Maßnahmen, die viele Mitnahmeeffekte aus-
lösen, die die breite Bevölkerung, die eine Entlastung
nötig hätte, aber nicht treffen. Insofern sind diese Maß-
nahmen ungeeignet.


(Beifall bei der FDP)


Lieber Herr Kollege Pfeiffer, das Folgende betrifft
Sie, die Vertreter der Regierungskoalition und die Bun-
desregierung: Sie haben auch heute keinen Vorschlag
eingebracht, der geeignet wäre, die hohen Steuern und
Abgaben auf Strom – die Belastungen liegen bei 40 Pro-
zent – zu senken. Sie gehen immer vom Status quo aus
und sagen: Da machen wir Schluss; das ist unsere De-

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(C (D kelung. – Wir hingegen möchten von diesen hohen teuern und Abgaben herunterkommen. Wenn man genau hinschaut, stellt man fest, dass die on der Linken geforderten Sozialtarife höchst unsozial ind. ie treffen nämlich nicht die Durchschnittsverdiener. as Durchschnittseinkommen in Deutschland liegt bei und 3 100 Euro brutto pro Kopf und Monat. Diese Menchen werden doppelt belastet: Als Arbeitnehmer zahlen ie Steuern und müssen darüber hinaus auch noch die asten durch Sozialtarife und andere Sondertatbestände chultern. Ferner schwächen Sie die kleineren Stromanieter am Markt, beispielsweise die Stadtwerke. Rund ie Hälfte aller Stromund Energiebezieher sind immer och Kunden von Stadtwerken. Genau diese Anbieter chwächen Sie und stärken die Oligopolisten am Markt. as kann nicht sein; das ist nicht FDP-Politik, weil das icht zielführend ist. (Beifall bei der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätte uns auch gewundert! – Ulrich Kelber [SPD]: Aber bei den Atomreaktoren wollen Sie das Oligopol stärken!)


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


Ja, lieber Kollege Kelber, auch der breite Energiemix
ehört dazu. Vor allen Dingen gehört dazu – das sage ich
anz deutlich an Ihre Adresse –, dass wir die Scheuklap-
en abnehmen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Dann fangen Sie doch einmal an! Die sind bei Ihnen doppelt vorhanden!)


Ich sage: Wir brauchen einen breiten Energiemix. Wir
üssen der Gefahr einer Stromlücke, die auf uns zukom-
en kann, begegnen. Wir können die Stromversorgung

n Deutschland nicht ohne die Nutzung von Kernkraft-
erken und Kohle gewährleisten. Das ist nun einmal
icht möglich, ob Sie das nun toll finden oder nicht.


(Beifall bei der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie reden von Ideologie! Sie sind doch voll von Ideologie!)


Die FDP hat in den Deutschen Bundestag einen An-
rag zur Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf
Prozent eingebracht. Das wäre ein gangbarer Weg, von

em alle profitieren würden. Es gäbe keine Ausnahme-
atbestände, keine Bevorzugung bestimmter Bevölke-
ungsgruppen und keine Benachteiligung anderer. Viel-
ehr hätten wir mit Blick auf die Grundversorgung eine
asis, auf der man agieren könnte. Also: Mehrwertsteu-
rreduzierung.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Sie selbst erhöht haben während Ihrer Regierungszeit!)


Ich erinnere daran, dass die jetzige Bundesregierung
ine Erhöhung der Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte
ollzogen hat, liebe Kollegin Höhn. Auch Sie werden
ich sicher noch daran erinnern.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
Auch die Grünen haben ihren Anteil an den hohen Sub-
ventionen und an den milliardenschweren Belastungen
der Bürger, insbesondere der Stromkunden. Seien Sie
also ganz friedlich!


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt keine Regierungspartei, die die Mehrwertsteuer so stark erhöht hat wie Sie!)


Ferner fordere ich insbesondere die Union, deren Ver-
treter hier eben noch einmal dargestellt hat, wie wichtig
der Emissionshandel und die Einnahmen daraus sind,
auf, die Dinge auch tatsächlich umzusetzen.


(Beifall des Abg. Andreas G. Lämmel [CDU/ CSU])


In diesem Jahr starten wir in Deutschland mit einer Ver-
steigerung von knapp 10 Prozent der CO2-Zertifikate.
Die Einnahmen in Höhe von rund 900 Millionen Euro
brutto müssen an die Stromkunden zurückgegeben und
dürfen nicht in einzelne Förderprojekte gesteckt werden.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Andreas G. Lämmel [CDU/CSU])


Wir halten den Emissionshandel für das geeignete
Klimaschutz- und Ressourcenschutzinstrument, das es
möglich macht, dass alle anderen Parallelinstrumente
entfallen. Wir wünschen uns, dass es hier endlich Klar-
heit gibt.

Folgende Punkte sind für die FDP wichtig:

Erstens. Wir machen nicht dabei mit, dass die Einnah-
men aus dem Emissionshandel, die immer weiter steigen
und ab 2013 wahrscheinlich in zweistelliger Milliarden-
höhe liegen, nicht an die Energiekunden zurückgegeben
werden. Wir wollen eine Rückschleusung und wollen die
Bürger entlasten.

Zweitens. Wir möchten, dass auf EU-Ebene und in
Deutschland Klarheit darüber besteht, was mit den strom-
intensiven Industrien passieren soll. Wenn im Umwelt-
ausschuss des Europa-Parlaments und in der EU-Kom-
mission beschlossen wurde, sich erst nach dem Jahr
2011 zu entscheiden, dann muss ich sagen: Das ist das
Gegenteil von verlässlicher Politik. Ich fordere die Bun-
desregierung auf, auf der europäischen Ebene Klarheit
zu schaffen. Wir brauchen vor dem Jahr 2011 für unsere
Wirtschaft die klare Ansage, was energieintensive Indus-
trien, die ja im internationalen Wettbewerb stehen, mit
ihren 600 000 Arbeitsplätzen in Deutschland erwartet.
Wir möchten nicht, dass aus Deutschland Industrien ab-
wandern, mit der Folge, dass die Emissionen in Nach-
barländern entstehen und nicht abgebaut werden.


(Beifall bei der FDP)


Drittens. Wir wünschen uns – das haben wir bereits
klargemacht –, dass die Bundesregierung endlich eine
Netz AG, wie wir sie bereits vorgeschlagen haben, ein-
richtet. Widersetzen Sie sich nicht länger einer Trennung
von Vertrieb und Netz beim Strom, sondern lassen Sie
uns die Netz AG, in die alle vier großen Netzbetreiber
ihre Netze einbringen, gemeinsam angehen, damit wir
auch in diesem Bereich zu mehr Wettbewerb und zu ei-

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(C (D em besseren Ausbau von Netzen kommen! Wir wollen ei dieser Gelegenheit die vier Regelzonen, die es dereit noch in Deutschland gibt, zu einer Regelzone zuammenfassen und so die Effizienz erhöhen und dabei osten sparen. Viertens. Wir wollen den Wettbewerb auf den Gasärkten stärken. Auch da haben wir große Defizite. ier muss dringend etwas geschehen. Wir wollen, dass as vollständig an der Börse gehandelt werden kann. uch da tut die Bundesregierung im Moment nichts, jeenfalls nicht so, dass man irgendetwas bemerken önnte. Wir wünschen uns auf jeden Fall mehr Transpaenz an der Börse, nämlich in Form einer Marktbeobachungsstelle, damit mögliche Manipulationen bereits beim andel aufgedeckt und eliminiert werden können. Kollegin Kopp, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Pfeiffer? Sehr gerne. (Ulrich Kelber [SPD]: Herr Pfeiffer, immer zum Äußersten greifen!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618305800
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1618305900


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1618306000

Frau Kollegin Kopp, Sie haben das Allheilmittel

wnership-Unbundling – oder auf Deutsch: Netz AG –
ngesprochen. Sind Sie nicht vielmehr mit uns der Mei-
ung, dass es richtiger wäre, die einheitliche Regelzone
inzuführen, mit der wir ein Einsparungs- und Optimie-
ungspotenzial von mehreren Hundert Millionen Euro
rreichen würden? Würden Sie nicht lieber an Themen
ie Interkonnektoren arbeiten? Die Netz AG allein ist,
ie das Ownership-Unbundling, eine Monstranz, die
an vor sich herträgt, die aber dem Wettbewerb nichts

ringt. Oder sehen Sie das anders?


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1618306100

Wir sind einer Meinung – das habe ich eben auch dar-

estellt –, dass der Netzausbau dringend nötig ist, gerade
n den Grenzkuppelstellen. Es ist in der Tat richtig, dass
ir an dieser Stelle dringend weiterkommen müssen.
eim Netzausbau sind wir also völlig einer Meinung.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Da hat der Pfeiffer recht!)


Von einem Ownership-Unbundling habe ich eben
ichts gesagt, sondern ich habe von einer Netz AG ge-
prochen. Wir möchten keine Enteignung vornehmen,
eil eine Enteignung in diesem Fall rechtlich sehr

chwierig wäre und nicht nachweislich zu mehr Wettbe-
erb führen würde; jedenfalls haben das alle Experten
isher so gesagt. Deswegen – das ist gerade der Charme
iner Netz AG – wollen wir, dass alle vier Übertragungs-
etzbetreiber ihre Netze in diese AG einbringen, dass
ir dadurch eine Regelzone schaffen


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Auch die Regelzone erfordert eine Netz AG!)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
und dass die Übertragungsnetzbetreiber Anteile entspre-
chend dem Wert ihrer Netze erhalten.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Das widerspricht sich doch jetzt!)


Sie selbst sollen aber in dieser Netz AG nicht über den
Ausbau entscheiden dürfen. Das ist das Entscheidende.
Das wäre rechtlich sehr viel eleganter, gäbe weniger Pro-
bleme, wir brauchten dabei keine Enteignung, und wir
würden den Wettbewerb, den wir wünschen, sehr wohl
befördern. Für Enteignung sind wir nicht. Wir halten das
für keinen gangbaren Weg.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Aber eine Zwangszusammenführung ist doch eine Enteignung!)


Ich möchte zum Schluss noch auf eine weitere Ent-
wicklung zu sprechen kommen. Neben der Energiepreis-
steigerung, über die wir hier heute Morgen diskutieren,
ist ganz wichtig, zu fragen: Was folgt eigentlich realpoli-
tisch aus dieser Finanzmarktkrise? Natürlich trägt sie
stark zur Verunsicherung der Bevölkerung bei. Der klas-
sische Fall einer Enteignung gerade des kleinen Mannes,
der kleinen Frau im Land ist natürlich der Preisauftrieb.
Wir sollten daher die Inflationsrate im Auge behalten.

Ich mache mir Sorgen, wenn ich sehe, dass der An-
stieg der Verbraucherpreise in 2007 und 2008 im Schnitt
bei 2,8 Prozent liegt; das ergibt sich aus dem Herbstgut-
achten. Es wird geschätzt, dass der Preisauftrieb im
nächsten Jahr bei in etwa 2,3 bis 2 Prozent liegen wird.
Wenn es eine solche Inflationsrate – keiner kann das
heute verlässlich vorhersagen – geben oder wenn sie so-
gar noch steigen sollte, dann würde das eine weitere
Schwächung der Menschen bedeuten, die ein geringes
oder ein mittleres Einkommen haben. Das muss uns
Sorge bereiten. Denn wir haben es mit einer Wirtschafts-
flaute zu tun – im nächsten Jahr werden wir das noch
mehr spüren –, wahrscheinlich mit einem Arbeitsplatz-
abbau und mit einer sinkenden Nachfrage. Auch an der
Stelle werden wir merken, dass es den Bürgern ange-
sichts aller notwendigen Maßnahmen, die ergriffen wer-
den müssen, um Energieeffizienz und Energieeinsparung
zu befördern, immer schwerer fällt, gerade ihren tägli-
chen Bedarf, auch den Energiebedarf, zu finanzieren.

Es gibt aber eine Grenze. Von daher kann ich heute
Morgen nur noch einmal mahnen: Wir müssen die Bür-
ger entlasten, damit sie für das, was im nächsten und im
darauffolgenden Jahr wahrscheinlich auf uns alle zu-
kommen wird, gewappnet sind. Daher ist es notwendig,
die von mir genannten Maßnahmen umzusetzen. Ich for-
dere die Bundesregierung auf, das zu tun und sich nicht
immer auf Einzelmaßnahmen zu beschränken. Ich wün-
sche mir, dass auch Bundesminister Glos zu den realpo-
litischen Auswirkungen, die die Finanzmarktkrise in
Deutschland, international und europaweit hat, Stellung
nimmt. Das wäre am heutigen Morgen wichtig als Signal
und als Orientierung für die Bürger draußen, damit sie
wissen, was auf sie zukommt. Die Politik muss sich da-
rauf einstellen und darf sich nicht ideologisch verhalten,
sich in weiteren Subventionstatbeständen ergehen und
die Bürger milliardenschwer belasten.

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(C (D Vielen Dank. Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Garrelt uin das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! anchmal – das ist, glaube ich, unser aller Erfahrung – chmeckt Aufgewärmtes besonders gut. Manchmal ist es ber leider so, dass Aufgewärmtes fast ungenießbar wird der jedenfalls sehr fade und langweilig schmeckt. So ist s in diesem Fall, liebe Kolleginnen und Kollegen von er Linken. Es ist schon ein bisschen enttäuschend, dass ie uns hier mit dem gleichen Thema und einem fast dentischen Antrag innerhalb von wenigen Wochen das weite Mal quasi mit Aufgewärmtem beglücken. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ein steter Tropfen …!)


(Beifall bei der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618306200
Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1618306300

s war erst am 20. Juni 2008, also unmittelbar vor der
ommerpause, als wir hier über einen Antrag von Ihnen
iskutiert haben, der in zwei von drei Punkten mit Ihrem
etzigen Antrag identisch ist. Die Debatte zeigt auch,
ass ein Teil der Argumente oft wiederkehrt.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um Ihnen zur
enntnis zu geben, was wir als Große Koalition in dieser
ahlperiode alles schon auf den Weg gebracht haben.

unächst einmal zu Ihrer Forderung nach Wiedereinfüh-
ung der staatlichen Strom- und Gaspreisaufsicht auf
änderebene.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Jetzt bin ich aber gespannt!)


iesen Vorschlag haben wir, wie Sie wissen, schon im
uni dieses Jahres abgelehnt. Auch die Bundesratsinitia-
ive, die es dazu gegeben hat, ist im Grunde sang- und
langlos verpufft. Das ist auch gut so; denn die staatliche
reisaufsicht hat sich immer nur auf den Vertrieb bezo-
en. Hier hilft uns kein Rückfall in staatliche Preisauf-
icht, sondern mehr Wettbewerb.

Im Stromendkundenmarkt kommt der Wettbewerb
ittlerweile in Gang, auch wenn wir uns noch mehr
ünschen. Im vergangenen Jahr haben nach Angaben
er Bundesnetzagentur rund 1,3 Millionen Stromkunden
en Versorger oder zumindest den Tarif gewechselt. Herr
ollege Pfeiffer hat schon darauf hingewiesen, dass
och nicht die Zahlen und die Selbstverständlichkeit er-
eicht wurden, die wir aus anderen Bereichen kennen.
ier kommt aber etwas in Bewegung. Das wünschen wir
ns natürlich auch für den Gasmarkt. Was den Gasend-
undenmarkt angeht, kann sicherlich noch viel mehr er-
eicht werden.

Mit der Novelle zum Gesetz gegen Wettbewerbsbe-
chränkungen haben wir dem Bundeskartellamt Ende
etzten Jahren mehr Möglichkeiten im Kampf gegen
issbräuchlich überhöhte Endkundenpreise eingeräumt.
as ist der richtige Weg. Es sind bereits erste Erfolge zu
erzeichnen, wie die Einstellung des Missbrauchsver-






(A) )



(B) )


Garrelt Duin
fahrens gegen sechs regionale Eon-Gasversorger Anfang
Oktober dieses Jahres gezeigt hat. Obwohl § 29 des
GWB noch nicht einmal zehn Monate alt ist, können wir
schon jetzt feststellen, dass dieses Instrument in die rich-
tige Richtung weist. Im bereits erwähnten Verfahren
wurde entschieden, dass durch eine Verschiebung der
Preiserhöhung bzw. im Rahmen von Boni 55 Millionen
Euro an die Kunden zurückgezahlt werden müssen. Wei-
tere knapp 30 Verfahren gegen Gasversorger stehen nach
Aussage des Bundeskartellamtes kurz vor dem Ab-
schluss.

Die von Ihnen geforderte staatliche Preisaufsicht auf
Länderebene konnte die Verbraucher früher nicht in die-
sem Umfang vor Preiserhöhungen schützen, und sie
wird dies auch in Zukunft nicht können. Deswegen
bleibt es bei dem eingeschlagenen Weg.

Richtig ist – das wird auch von niemandem in Zweifel
gezogen –, dass die Energiekostenentwicklung der ver-
gangenen Jahre und insbesondere der vergangenen Mo-
nate für immer mehr Haushalte eine erhebliche Belas-
tung darstellt. Richtig ist auch, dass die Menschen von
der Politik Handlungsoptionen erwarten. Was sie nicht
erwarten, sind unhaltbare Versprechungen. Die Bürger-
innen und Bürger wissen genau, dass es in Zeiten einer
wachsenden globalen Energienachfrage bei gleichzeitig
knapper werdenden Ressourcen falsch wäre, Hoffnun-
gen auf dauerhaft niedrige Energiepreise zu wecken. Ins-
besondere wäre es angesichts der Entwicklungen auf
dem Weltmarkt falsch, den Eindruck zu erwecken, dass
diese Probleme durch nationale Politik gelöst werden
könnten; dieser Ansatz kommt in Ihrer Programmatik
aber immer wieder zum Vorschein.

Die Politik kann aber helfen, die Kostenbelastung
der Verbraucherinnen und Verbraucher in einem bezahl-
baren Rahmen zu halten. Deswegen muss ganz oben auf
der Tagesordnung stehen – das ist unsere Leitlinie –,
gleichen Lebenskomfort bei sinkendem Energiever-
brauch zu ermöglichen. Das ist im Grunde die Maxime,
nach der wir unsere Politik ausgerichtet haben; darauf
hat Herr Kollege Pfeiffer schon hingewiesen. Im Rah-
men des Integrierten Energie- und Klimaprogramms
haben wir eine ganze Reihe von Maßnahmen aus ver-
schiedenen Politikbereichen gebündelt. Das war auch
notwendig.

Die Novelle zum Erneuerbare-Energien-Gesetz, das
KWK-Gesetz und das Erneuerbare-Energien-Wärmege-
setz gehen in die richtige Richtung. Durch Kraft-
Wärme-Kopplung und den verstärkten Einsatz erneuer-
barer Energien im Strom- und Wärmesektor werden un-
sere Importabhängigkeit und die Belastung der privaten
Haushalte durch den Preisanstieg auf den Weltenergie-
märkten verringert.

Schon seit Jahren schaffen wir darüber hinaus mit
dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm Anreize zur
energetischen Gebäudesanierung. Allein in den Jahren
2005 bis 2007 wurden 650 000 Wohnungen mithilfe von
staatlichen Zinsverbilligungen oder Zuschüssen saniert
oder energiesparend neu gebaut. Durch diese dauerhafte
Entlastung der Haushalte im Hinblick auf ihre Energie-
kostenrechnung wurden außerdem Tausende, ja Zehn-

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(C (D ausende von Arbeitsplätzen im lokalen Handwerk gesihert und zum Teil neu geschaffen. Wegen der hohen achfrage haben wir die Mittel für energetische Sanie ungen im Bereich privater Haushalte Mitte dieses Jahes von 900 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro ufgestockt. Wir haben uns geeinigt, das CO2-Gebäudeanierungsprogramm mindestens bis 2011 mit mindesens 900 Millionen Euro jährlich fortzuführen. Ein weiteres Element – ich will es hier noch einmal usdrücklich erwähnen – ist das ebenfalls im Juni, als ir diese Diskussion führten, verabschiedete Gesetz zur iberalisierung des Zählund Messwesens. Spätes ens 2010 haben Endkunden die Möglichkeit, sich inteligente Stromund Gaszähler einbauen zu lassen, odurch wir Transparenz über den tatsächlichen Enerieverbrauch und neue Möglichkeiten zur gezielten Verrauchssteuerung schaffen. Wir haben in dieses Gesetz uch die Pflicht der Energieversorgungsunternehmen ufgenommen, tageszeitund lastvariable Tarife anzuieten. Auch damit wird der Energieverbraucher zunehend zu einem wirklich mündigen Kunden. Ich will an dieser Stelle auch die Ausweitung des ontractings im Mietwohnungsbereich erwähnen. Con racting ist zwar eine zunächst kompliziert anmutende aterie, bringt aber eine tatsächliche Entlastung der ürgerinnen und Bürger mit sich. Contracting ist die rücke in das Zeitalter der Energiedienstleistungen. Es rmöglicht ein professionelles Management der Energieerbräuche und generiert, sofern es gut ausgestaltet ist, pürbare Einsparungen von Energiekosten. arüber hinaus macht Contracting Schluss mit der konraproduktiven Anbieterphilosophie, möglichst viele Kiowattstunden absetzen zu wollen. Wir wollen deshalb öglichst noch im parlamentarischen Verfahren zum nergieeinspargesetz eine Regelung zur Erleichterung on Contracting im Mietwohnungsbereich einbringen. Ich komme jetzt zu Ihrer Forderung nach den Sozialarifen. Ich freue mich über jeden Energieversorger, der iese auf freiwilliger Basis anbietet; wir kennen Stadterke und andere Regionalgesellschaften großer Enerieversorger, die solche Tarife anbieten. Ich warne allerings im gleichen Atemzug vor staatlich verordneten ozialtarifen, wie Sie sie heute erneut fordern. Ein solher Tarif bietet im Übrigen keinerlei Anreiz zum sparamen Umgang mit Energie. Er gäbe möglicherweise soar Fehlanreize in Richtung von Energieverschwendung. Natürlich ist uns sehr bewusst, dass gerade Haushalte it niedrigem Einkommen oder Haushalte von Transfer eistungsbeziehern ganz besonders von steigenden Eneriekosten betroffen sind, sofern sie diese Mehrkosten icht vom Amt erstattet bekommen. Wir halten es jedoch ür verfehlt, dieses Problem über Zwangstarife, über taatliche Sozialtarife zu lösen. Ich glaube, dass wir im ereich der klassischen Sozialpolitik einiges auf den eg gebracht haben – auch davon ist schon gesprochen orden –, was sich wirklich als positiv darzustellen ohnt. Garrelt Duin Die Novelle zum Wohngeldgesetz will ich an erster Stelle nennen. Es ist verabschiedet, die Fördersätze deutlich zu erhöhen und die Heizkosten einzubeziehen. (Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Dafür haben Sie aber lange gebraucht!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)





(A) )


(B) )


– Nicht so lange, wie Sie vielleicht glauben. Es ist am
Ende sogar viel schneller gegangen.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Wir haben Sie schon vor drei Jahren dazu aufgefordert!)


Wir haben es jetzt geschafft, die gesamte Heizperiode
einzubeziehen. Das ist ein großer Erfolg, der in dieser
Koalition erzielt worden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Das war zu lange!)


Lassen Sie sich diese Zahlen noch einmal sagen: Von
den Änderungen, die wir beim Wohngeld vorgenommen
haben, sind in Deutschland rund 800 000 Haushalte mit
niedrigem Einkommen und rund 300 000 Haushalte von
Rentnerinnen und Rentnern positiv betroffen. Insofern
können Sie doch nicht sagen, das sei alles viel zu spät
gekommen.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Deshalb haben wir das schon vor drei Jahren gefordert!)


Ursprünglich war vereinbart, das zu Beginn des nächsten
Jahres zu machen. Wir haben es jetzt vorgezogen; das ist
ein absolut notwendiger und richtiger Schritt in die rich-
tige Richtung.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Das hätten Sie schon vor drei Jahren tun können! Sie hätten nur unserem Antrag zustimmen müssen!)


Insofern bin ich sehr froh, dass Herr Tiefensee und an-
dere, die daran mitgewirkt haben, sich in diesem Punkt
haben durchsetzen können.

Wenn es um die Anpassung von Regelsätzen beim
Arbeitslosengeld II und der Sozialhilfe geht, werden wir
nach Vorlage des Existenzminimumsberichts die not-
wendigen Schlussfolgerungen ziehen und diese in der
Politik konkret umsetzen.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da kann man ja gespannt sein!)


Aber tun Sie doch nicht immer so, als ob von steigenden
und sehr hohen Energiepreisen in unserem Land nur
Transferleistungsempfänger betroffen wären.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Das ist doch nicht der Fall.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Das sagen wir doch gar nicht! Sie haben unseren Antrag nicht gelesen! Lesen Sie doch mal unseren Antrag!)


In der Mitte der Gesellschaft spielt dieses Thema eine
große Rolle. Deswegen werden Sie dieses Problem über
die Instrumente, die sich auf das Arbeitslosengeld II und

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(C (D ndere Transferleistungen beziehen, nicht lösen. Sie üssen es viel breiter diskutieren. (Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Das wollen wir doch so gar nicht lösen! Haben Sie unseren Antrag nicht gelesen?)


Doch, ich habe ihn sehr genau gelesen.

Wir haben uns im ersten Halbjahr dieses Jahres in ei-
er Arbeitsgruppe sehr viel Zeit genommen und mit vie-
en externen Sachverständigen intensiv darüber gespro-
hen, wie man es machen kann. Statt eines speziellen
arifs für sozial Schwache gibt es die Idee eines für alle
aushalte wählbaren Effizienztarifs. Ich denke, dass
err Kollege Kelber im weiteren Verlauf dieser Debatte
och einiges dazu sagen wird. Wir werden das weiter
rüfen, weil wir glauben, dass das ein wesentlich intelli-
enteres Mittel ist, dieses Problem zu lösen.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, las-
en Sie mich abschließend noch etwas zu den Lösungs-
orschlägen der Kollegin Kopp sagen. Das, was Sie hier
orgeschlagen haben – zum einen durch einen Zwi-
chenruf ausgelöst, zum anderen war das aber auch Teil
hrer grundsätzlichen Ausführungen –, läuft am Ende
uf die Aussage hinaus, dass man die steigenden Ener-
iepreise und die Belastung der Bürgerinnen und Bürger
auptsächlich durch zwei Maßnahmen in den Griff be-
ommen kann, nämlich durch eine Verlängerung von
aufzeiten der Atomkraftwerke und durch Steuersen-
ungen. Sehr verehrte Frau Kollegin Kopp, beides ist
öllig irreführend. Ich lade Sie gerne nach Niedersach-
en ein. Wir können einmal mit den Bürgerinnen und
ürgern im Landkreis Wolfenbüttel, die oberhalb der
sse leben, darüber sprechen, wie sie das Thema Verlän-
erung von Laufzeiten der Atomkraftwerke beurtei-
en. Solange das Problem des Endlagers in Deutschland
icht abschließend und eindeutig geklärt ist, stellt sich
ie Frage der Verlängerung von Laufzeiten der Atom-
raftwerke überhaupt nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Kurt Hill [DIE LINKE])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618306400

Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Kopp?


(Ulrich Kelber [SPD]: Frau Kopp hat doch schon geredet!)


ch erinnere allerdings an die getroffene Regelung, um
ie Sitzung heute unterbrechen zu können.


Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1618306500

Möglicherweise sind Frau Kopp und ich ja selber da-

on betroffen, weil wir dann später zu einem anderen Ta-
esordnungspunkt noch einmal sprechen werden. – Bitte
ehr.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1618306600

Ich versuche, mich sehr kurz zu fassen, Herr Kollege

uin.






(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
Sind Sie bereit, mir darin zuzustimmen, dass in Ihrem
Koalitionsvertrag, also dem Koalitionsvertrag von SPD
und Union, steht, dass Sie sich darauf verständigt haben,
noch in dieser Legislaturperiode das Problem der Endla-
gerung von Atommüll einer Lösung zuzuführen? Wo ist
diese Lösung? Reden Sie sich bitte nicht mit dem Thema
Asse heraus; das hat mit diesem Thema nichts zu tun.


(Ulrich Kelber [SPD]: Doch! Auch wenn Sie es nicht hören wollen!)


– Nein, es geht um stark strahlende Abfälle.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die sind in Asse auch drin!)


Wo ist Ihre Endlagerlösung für den Atommüll, wie
Sie es in Ihrem Koalitionsvertrag vereinbart haben?


Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1618306700

Frau Kollegin Kopp, natürlich steht das so in der

Koalitionsvereinbarung; Sie haben sie sinngemäß richtig
zitiert. Wenn sich aber während dieser Überprüfung er-
gibt, dass es zurzeit keine Lösung für dieses Endlager-
problem gibt – die Vorkommnisse in der Asse sind ein
Beleg dafür, dass wir dort weder technisch noch anders
auf einem guten Weg sind –, dann muss das in der Gro-
ßen Koalition eben auch zur Kenntnis genommen wer-
den.


(Gudrun Kopp [FDP]: Sie wollen es nicht!)


Es gibt jetzt ein anderes verabredetes Verfahren. Wir
werden weiter prüfen, weil wir ja ein Interesse daran ha-
ben, dass wir irgendwann zu einer entsprechenden Lö-
sung kommen. Dass diese Lösung noch nicht vorliegt,
hat aber nichts damit zu tun, dass man sich im Bun-
desumweltministerium oder an anderer Stelle nicht um
diese Dinge kümmern würde, sondern das hat schlicht-
weg damit etwas zu tun, dass alle Erfahrungen, die bis-
her gemacht worden sind, nicht ausreichen, um ein si-
cheres Endlager in Deutschland zu definieren. Solange
das nicht der Fall ist, kann über eine Verlängerung von
Laufzeiten der Atomkraftwerke nicht gesprochen wer-
den.


(Beifall bei der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Sie prüfen ja nicht einmal weiter!)


– Doch, natürlich.

Auch mit dem zweiten Punkt, den Sie hier vorschla-
gen, nämlich Steuersenkungsprogrammen, liegen Sie
falsch. Das kann nicht die Lösung der Probleme sein.
Wir haben das in den letzten Monaten an den Tankstellen
immer wieder erlebt, auch wenn es jetzt eine Entwick-
lung hin zu sinkenden Spritpreisen gibt. Wer glaubt denn
ernsthaft, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher
länger als drei oder vier Tage etwas von einer Senkung
der Mehrwertsteuer oder der Ökosteuer hätten? Das lan-
det am Ende doch wieder bei den Konzernen. Die Preis-
gestaltung, die insbesondere bei den Tankstellen vorge-
nommen wird, ist doch für niemanden nachvollziehbar.
Sie glauben doch nicht wirklich, dass dabei am Ende
eine Entlastung der Bürgerinnen und Bürger herauskom-
men würde. Es würde zu einem riesigen Loch im Haus-

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(C (D alt kommen, das wir durch Mittel von anderen Stellen ieder stopfen müssten. Für die Bürgerinnen und Bürger äme dabei nichts Positives heraus. Ich will abschließend sagen: Beide Wege – sowohl er staatlich verordnete Sozialtarif als auch Steuersenungen und Atomkraft – sind irreführend. Wir müssen uf dem Weg weitergehen, den diese Koalition auf der asis der von Rot-Grün in diesem Punkt eingeleiteten olitik geebnet hat. Effizienzsteigerungen, erneuerbare nergien – das und nicht das, was wir hier in diesem aal von links und rechts dazu gehört haben, ist der Weg, m eine wirkliche Lösung dieses Problems zu erarbeien. Herzlichen Dank. Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die ollegin Bärbel Höhn das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir haben in den letzten Wochen bei der Bankenkrise emerkt, wie schnell die Bundesregierung aktiv wird, m ein gravierendes Problem anzupacken. Wir wollen, ass andere Probleme, die die Menschen betreffen, benso schnell angepackt werden. Durch die Auswirungen der Finanzkrise werden die Bürgerinnen und ürger mehrfach belastet. Wir werden nicht nur den aushalt mit mehreren Hundert Milliarden Euro belas en, sondern ein Teil der Belastungen wird auch real auf ie Menschen zukommen. Wir stehen vor einer Rezesion, und wir müssen uns mit hohen Energiepreisen ausinandersetzen. Das ist eine dreifache Belastung der Beölkerung. Deshalb ist es richtig, dass wir angesichts des achsenden sozialen Problems heute eine Debatte da über führen, wie die Lösung aussehen könnte. Ehrlich gesagt hat mich die Lösung, die CDU/CSU nd SPD für dieses Problem vorschlagen, nicht übereugt. Herr Duin hat eben zu Recht festgestellt, dass icht nur Hartz-IV-Empfänger bzw. Wohngeldempfäner betroffen sind. Insofern ist es zwar richtig, dass Sie as Wohngeld erhöht und einen Heizkostenzuschuss orgesehen haben; aber wir haben auch eine Mittelchicht. Es gibt Familien mit kleinen Einkommen, die assiv von den drei Punkten betroffen sind, die ich ge annt habe. Dafür brauchen wir eine Lösung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gudrun Kopp [FDP]: So ist es!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618306800
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618306900

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit der Wohngelderhöhung und dem Heizkostenzu-
chuss laufen Sie dem Problem hinterher. Allein im Ok-
ober haben 300 Gasanbieter ihre Gaspreise um durch-
chnittlich 15 Prozent erhöht. Mit Ihrer Feststellung,
ass die Menschen im Winter nicht im Kalten sitzen sol-
en, haben sie recht, Herr Hill. Aber in Ihrem Antrag ge-
en Sie auf das Problem der Heizkosten gar nicht ein.






(A) )



(B) )


Bärbel Höhn
Sie kündigen zwar an, dafür sorgen zu wollen, dass die
Menschen nicht frieren, aber Sie schlagen keine Lösung
für dieses Problem vor. Sie beschäftigen sich nur mit
dem Strom, aber nicht mit den Heizkosten und dem Ver-
kehr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/ CSU])


Die Menschen werden einen zusätzlichen Schock er-
leben, wenn sie im nächsten Frühjahr ihre Heizkostenab-
rechnung bekommen. Jetzt zahlen sie noch nach der Vor-
ausberechnung vom letzten Jahr. Im Sommer war das
Heizöl teilweise doppelt so teuer als im Vorjahr. Das
heißt umgekehrt: Wer zu diesem Zeitpunkt Heizöl einge-
kellert hat, wird den Mietern erhebliche Kosten in Rech-
nung stellen müssen. Das wird die Menschen im nächs-
ten Frühjahr erwarten. Deshalb sind nicht nur eine
Wohngelderhöhung und ein Heizkostenzuschuss not-
wendig; wir brauchen vor allen Dingen eine Lösung, mit
der wir unabhängiger vom teuren Öl werden und wert-
volle Energie einsparen, um dem nächsten Preisschock
vorzubeugen. Wir müssen handeln, wir müssen reagie-
ren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der beste Weg dorthin besteht in erneuerbaren Ener-
gien, Energieeinsparung und Energieeffizienz. Wir ha-
ben ein großes Energieeinsparpotenzial. Deshalb brau-
chen wir – das ist der Vorschlag der Grünen – eine
Energiesparoffensive; denn jede eingesparte Kilowatt-
stunde ist billiger als jede verbrauchte Kilowattstunde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie wollen wir vorgehen? Wir fordern beispielsweise
einen Energiesparfonds; denn gerade in den Bereichen,
in denen es Einzelne nicht schaffen, muss es eine Unter-
stützung der Infrastruktur geben. Das heißt, dass wir
zum Beispiel mehr in Dämmmaßnahmen investieren
müssen. Herr Duin, Sie haben zu Recht gesagt, dass in
diesem Bereich bereits investiert wird. Aber wir sehen
doch, dass gerade im Mietwohnungsbau viel zu wenig
geschieht. Auf diese Weise bräuchten wir 100 Jahre, bis
dieses Problem gelöst wäre. Aber wir haben keine
100 Jahre. Wir können den Menschen nicht sagen, dass
sie noch 100 Jahre warten müssen, bis die letzte Woh-
nung gedämmt ist.

Das heißt, wir brauchen bessere Contracting-Maß-
nahmen; denn die bestehenden Maßnahmen greifen
nicht. Wir brauchen Finanz-Contracting. Wir brauchen
gerade im Wohnungsbau mehr Unterstützung. Wir brau-
chen auch im Verkehrsbereich mehr Unterstützung. Der
ÖPNV muss ausgebaut werden, damit die Menschen
eine Alternative zu den steigenden Spritkosten in diesem
Land haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen nicht nur durch einen Energiesparfonds die
Infrastruktur verbessern. Wir wollen auch einen Energie-
sparscheck. Jede Person in diesem Land soll entschei-
den, ob sie mit diesem Scheck im Wert von 50 Euro pro

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(C (D ahr ein ÖPNV-Ticket bezahlt, eine Energieberatung in nspruch nimmt oder – wenn sie die Schecks sammelt – inen energieeffizienteren Kühlschrank kauft. Auch das st wichtig, um den Menschen vor Ort individuell eine öglichkeit zu geben, etwas zu tun. Wir brauchen darüber hinaus ein entsprechendes Ordungsrecht. Ich kann nicht verstehen, dass es nur die Jaaner mithilfe des Ordnungsrechts schaffen sollen, einen op-Runner-Ansatz zu verfolgen. Das effizienteste lektrogerät setzt den Standard. Alle diejenigen, die es n drei bis fünf Jahren nicht geschafft haben, diesen tandard einzuhalten, sind weg vom Markt. Ein solches op-Runner-Modell brauchen wir in der EU, auch in eutschland. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU])


Ich muss ganz ehrlich sagen: Die Kennzeichnungs-
egelungen in der EU müssen überarbeitet werden. Die
ennzeichnung ist für die Verbraucher nicht nachvoll-

iehbar. So gibt es bei den Elektrogeräten ein Labeling
on A, B, C und D. Das kann man noch verstehen. Wenn
an aber ein Gerät der Stufe A kauft und meint, dies sei

as beste, muss man sich erklären lassen, dass es auch
eräte der Stufen A+ und A++ gibt. Wenn man einen
ühlschrank der Stufe A++ gekauft hat, dann hat man

inen Kühlschrank, der teilweise 45 Prozent effizienter
st als ein Kühlschrank der Stufe A. Das verstehen die

enschen nicht. Das müssen wir ändern. Wir brauchen
ine bessere Kennzeichnung, die die Menschen verste-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


as wäre auch gut für die Wirtschaft; denn die Wirt-
chaft produzierte dann bessere Geräte. Die Exportmög-
ichkeiten nähmen zu. Wir wären damit besser dran. Wir
ehen an der Krise der Automobilindustrie in den USA,
ie schlimm es ist, wenn man auf die falschen Produkte

etzt. Damit werden letzten Endes Arbeitsplätze gefähr-
et.

Ich komme zum Schluss. Wir brauchen mehr Wettbe-
erb auf dem Energiemarkt. Es gibt ein Kartell von vier
roßen Energiekonzernen, die 88 Prozent der Stromver-
orgung kontrollieren. Das geht nicht, weil das zu unfai-
en Preisen führt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir Grüne fordern mehr Wettbewerb, mehr Effizienz-
tandards und mehr Energieeinsparoffensiven. Aber hier
ut die Bundesregierung zu wenig. Wir müssen jetzt
gieren und vor der nächsten Energiepreiserhöhung han-
eln, damit die Menschen wissen, dass wir etwas getan
aben.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618307000

Das Wort hat der Kollege Franz Obermeier für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1618307100

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Wieder

einmal wird versucht, mit alten planwirtschaftlichen In-
strumenten auf Stimmenfang zu gehen. Es ist ja so ein-
fach: Die Strompreise werden quasi staatlich festgesetzt.
Vorgeschlagen wird: Sockelversorgung kostenlos, 50 Pro-
zent Vergünstigung für Bezieher sozialer Leistungen,
eine höhere Besteuerung der Energieunternehmen zur
Deckung des Freifahrtscheins für Strom, einen neuen
Energieeinsparfonds, dazu noch eine neue Strompreis-
aufsicht auf Länderebene und ein neuer Verbraucherbei-
rat, nicht zu vergessen ein Klimascheck in jährlicher
Höhe von 250 Euro.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Schönen Dank! Sehr freundlich!)


Selbst wenn ich etwas vergessen haben sollte: Es reicht
uns schon. Warum soll es Sozialtarife eigentlich nur für
Energie geben? Warum gibt es denn keine Sozialtarife
für Nahrungsmittel? Warum gibt es keine Sozialtarife für
Kleidung? Warum gibt es keine Sozialtarife für Urlaubs-
reisen? Das alles könnten Sie beantragen.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Dafür ist die CSU zuständig!)


Nein, der richtige Ansatz ist, dass der soziale Aus-
gleich bei uns über Sozialtransfers und über das Steuer-
system stattfindet und nicht bei einzelnen Gütern an-
setzt. Wir verzetteln uns sonst und bringen die soziale
Marktwirtschaft durch immer mehr Eingriffe und Zu-
satzkosten aus dem Lot. Ihre Vorschläge strotzen nur so
von zusätzlicher Bürokratie, Geld, das uns dann an ande-
rer Stelle fehlt.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Ja, für die Not leidenden Banken fehlt das Geld dann! Das stimmt!)


Das Kabinett hat gerade beschlossen, die ab 2009 ge-
plante Wohngelderhöhung um drei Monate vorzuzie-
hen. Bedürftige erhalten rückwirkend ab dem 1. Oktober
rund 140 Euro statt bisher 90 Euro. Außerdem wird der
Heizkostenzuschlag für Bedürftige über das Wohngeld
aufgestockt. Der Zuschlag wird im kommenden Frühjahr
gezahlt. Das beschlossene Schulbedarfspaket bringt eine
weitere Entlastung. Wie Herr Duin gerade gesagt hat,
kommt dies insgesamt 800 000 Haushalten in der kom-
menden Heizperiode zugute.

Sie sprechen immer nur von den einkommensschwa-
chen Haushalten, die mit höheren Energiepreisen kon-
frontiert sind. Was ist eigentlich mit den ganz normalen
Arbeitnehmern, den Familien mit Kindern, den Hand-
werkern und den mittelständischen Unternehmen, die
sich anstrengen, Leistungen erbringen, ihren Lebensun-
terhalt selbst erwirtschaften und die Sozialtransfers mit

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(C (D hren Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen finanieren? Sie denken nur über neue Steuern für diese Personenruppen nach; Sie wollen ihnen nur neue Lasten auferleen, was man zum Beispiel an der Regelung zur Erbchaftsteuer erkennt. Danach soll es den Erben öglichst schwer gemacht werden, den Betrieb weiter uführen. hr Prinzip ist: Neid hat immer Konjunktur. Was verbirgt sich nun hinter den Vorschlägen, und er trägt die Kosten? Die Antwort ist: Das sind die aneren privaten Verbraucher, auf die diese Kosten durch reiserhöhungen umgelegt werden. Sie zahlen höhere reise, um das auszugleichen. Bei dieser Gelegenheit will ich auf einige Instrumente u sprechen kommen. Natürlich ist es richtig, dass wir lles daransetzen, Wettbewerb auf dem Energiesektor inzuführen. Die Große Koalition ist dabei, die Dinge oranzubringen. Natürlich ist es auch Aufgabe des Staaes und des Gesetzgebers, die Voraussetzungen für einen ffizienten Markt zu schaffen. Da vorhin von der Kernenergie die Rede war, will ch auf diesen Punkt eingehen. Ich weiß, dass Sie aus iedersachsen kommen, Herr Duin. Wenn man die End agerfrage zum Casus knacksus macht, dann stellt sich atürlich die Frage, ob durch das bestehende Moratoium die Endlagerfrage irgendwann gelöst werden kann. ch glaube das nicht. Ich glaube nicht, dass ein Moratoium schon einmal ein Problem gelöst hat. Deswegen ist er Hinweis auf den Koalitionsvertrag natürlich nachollziehbar. Wir sollten uns in der verbleibenden Zeit chon bemühen, dass wenigstens dort, wo die wissenchaftliche Erkundung weitgehend abgeschlossen ist, estgelegt wird, ob der Standort geeignet ist oder nicht. Frau Höhn, Sie bringen die Rezession und die hohen nergiepreise in einen direkten Zusammenhang. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das ist eine Belastung!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s ist wahr, dass wir in der Vergangenheit den Zusam-
enhang zwischen dem Wirtschaftswachstum und den
nergiepreisen verspürt haben. Aber Sie stellen die
rage, was die Bundesregierung in dieser Beziehung ge-

an hat. Dazu will ich Ihnen wegen der knappen Zeit nur
inige Punkte nennen.

Die Umstellung auf andere Energieformen ist bei den
eutschen Verbrauchern voll im Gange. Ich sehe, dass
ehr viele Haushalte jetzt auf neue Formen der Energie
mstellen, nicht zuletzt deswegen, weil die Große Koali-
ion die Förderung neuer Energieformen verstärkt hat.
ch stelle zum Beispiel fest, dass eine ganze Menge von
aushalten jetzt Pelletöfen und Hackschnitzelheizungen

inbauen und dass Wärmepumpen jeglicher Art hoch im
urs stehen. Das ist eine Folge dieser Politik. Um Ihre
rage zu beantworten: Der Bund reagiert für meine Be-
riffe auf die Herausforderungen richtig. Auch das CO2-
ebäudesanierungsprogramm hat erhebliche Erfolge






(A) )



(B) )


Franz Obermeier
gezeitigt. Es ist mittlerweile zu einer Stütze der Bauwirt-
schaft geworden. Insbesondere das Innenausbaugewerbe
zieht daraus erhebliche Vorteile.

Ich will auf den Antrag der Linken zurückkommen.
Auf wen zielen Sie wirklich ab?


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Auf alle, Herr Obermeier!)


Im Rahmen der Grundsicherung werden die Energiekos-
ten bereits über die Erstattung der Wohnkosten abgegol-
ten.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falsch! Die Stromkosten nicht!)


– Die Stromkosten nicht, aber die Heizkosten werden
abgegolten.


(Ulrich Kelber [SPD]: Warmwasser auch nicht!)


– Warmwasser auch nicht; das spielt aber mit 10 Prozent
nur eine geringe Rolle.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618307200

Kollege Obermeier, achten Sie bitte auf die Zeit.


Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1618307300

Vielen Dank. Ich komme gleich zum Ende.

Ich will nur sagen: Vorhin wurde ausgeführt, dass es
in keinem europäischen Land eine derart gute soziale
Absicherung für Einkommensschwache gibt. Das ist un-
eingeschränkt zu unterstützen. Ihr Antrag ist ein Relikt
aus der DDR-Zeit, und die wollen wir nicht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618307400

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun der

Kollege Markus Kurth das Wort.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618307500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn Herr Obermeier von der CDU/CSU-Fraktion
fragt, warum wir uns mit diesem Thema überhaupt be-
schäftigen, dann scheint mir notwendig zu sein, zunächst
einmal zwei oder drei Fakten zu präsentieren und sich
die Situation zu verdeutlichen.

Nach Berechnungen des Verbraucherzentrale Bundes-
verbandes werden zum Beispiel die gesamten Energie-
kosten eines Vierpersonenhaushaltes, also Strom-,
Wärme- und Treibstoffkosten, im Jahr 2008 im Ver-
gleich zum Vorjahr um rund 1 000 Euro auf 4 640 Euro
gestiegen sein. Es handelt sich folglich um einen erhebli-
chen Anstieg. Im Vergleich zum Jahr 2000 beträgt der
Anstieg weitere 1 000 Euro. Innerhalb von acht Jahren
haben sich diese Kosten fast verdoppelt. Das heißt, die
Geschwindigkeit des Energiepreisanstiegs erfordert na-
türlich, insbesondere für die einkommensschwächeren
Haushalte, eine Antwort. Insofern ist diese Debatte voll-
ständig berechtigt.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


enn Sie von der Union das in Abrede stellen, dann ha-
en Sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt.

Insbesondere für die einkommensschwächeren Haus-
alte wird die Situation unter Einbeziehung der Miet-
osten geradewegs bedrohlich. Wir haben nach Berech-
ungen des Deutschen Mieterbundes bei den
iedrigeinkommenshaushalten Belastungen durch die
armmiete von insgesamt 50 Prozent. Das heißt, man

ibt die Hälfte seines Einkommens für diesen Bereich
us. Wenn wir das in die Zukunft projizieren, dann zeigt
as die Dringlichkeit unseres Handelns.

Das hat natürlich Konsequenzen für die Volkswirt-
chaft und für die öffentlichen Haushalte; Frau Höhn hat
arauf hingewiesen. Bei den angesichts der drohenden
eltwirtschaftlichen Rezession bzw. der Abschwächung
es Wachstums erwartbaren Exportrückgängen fehlt je-
er Euro, der für Energieimporte ausgegeben werden
uss, zur Stärkung der Binnennachfrage, die jetzt so
ichtig wäre. Wenn wir auf die öffentlichen Haushalte

chauen, dann sollten wir die Kommunen in den Blick
ehmen: Sie müssen in diesem Jahr voraussichtlich
Milliarde Euro mehr für die Kosten der Unterkunft der
rbeitslosengeld-II-Beziehenden ausgeben – allein we-
en der gestiegenen Heizkostenanteile. Das heißt, die
otwendigkeit des Handelns ist überhaupt nicht abzu-

treiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Am meisten betroffen sind natürlich Hartz-IV-Bezie-
ende; denn während der Regelsatz von der Großen
oalition seit seiner Einführung 2005 um insgesamt
anze 2 Prozent erhöht wurde, sind im gleichen Zeit-
aum die Preise für Strom allein um 19 Prozent und die
ahrungsmittelpreise, die mit den Energiepreisen zu-

ammenhängen, um 13 Prozent gestiegen. Herr Duin,
treuen Sie den Leuten doch keinen Sand in die Augen,
ndem Sie sagen: Wir werden uns mit dem Regelsatz be-
chäftigen. Ich bin im Sozialausschuss, und ich höre,
as der Arbeitsminister sagt. Während Sie noch regie-

en, macht er überhaupt keine Anstalten, am Regelsatz
rgendetwas zu ändern. Das ist die Wahrheit, die man sa-
en muss. Sie sollten hier keinen Nebel verbreiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen die soziale Frage mit der ökologischen
rage verbinden. Ich kann angesichts der knappen Zeit
ier nur auf den Bereich Stromtarife eingehen; Frau
öhn hat zum Bereich Wärme schon einiges gesagt. Wir
einen nicht, dass es eine sinnvolle Lösung ist, Ihrem

implen Modell – Motto „Freibier für alle“ – zu folgen
nd Sozialtarife unbeschränkt um 50 Prozent zu subven-
ionieren. Mir liegen die DDR-Vergleiche mit Ihrer
raktion normalerweise überhaupt nicht. Dennoch ziehe

ch einen solchen Vergleich jetzt zum ersten Mal, weil
as wirklich an die Zeiten erinnert, in denen die Raum-
emperatur noch über das Fenster reguliert worden ist.
as kann nicht funktionieren.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Wir sind in der Sache nur konsequenter als Sie!)







(A) )



(B) )


Markus Kurth
Wir wollen vielmehr einen gestaffelten, einen pro-
gressiven Stromtarif. Wir diskutieren das. Wir sind der
Ansicht, dass das auf jeden Fall in die Überlegungen der
Bundesregierung einbezogen werden muss. Wir brau-
chen Tarifmodelle, wie sie von den Verbraucher- und
Umweltverbänden zur Diskussion gestellt werden: Tarif-
modelle ohne Grundgebühren, mit vergünstigten Grund-
kontingenten und einem progressiven Tarifverlauf. Es
kann nicht sein, dass Mehrverbrauch mit einem niedrige-
ren Preis belohnt wird, während diejenigen, die geringe
Verbräuche haben, hohe Grundkosten zahlen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir diskutieren diesen Tarif. Ich würde mir wün-
schen, dass auch die SPD da weiterkäme. Aber sie tut es
nicht. Herr Kelber – hören Sie einmal zu! Sie sind gleich
dran! Dann können Sie diesen Widerspruch vielleicht er-
läutern! –, Sie haben in der SPD-Arbeitsgruppe Energie
noch am 24. Januar 2008 ganz dicke Backen gemacht
und vollmundig gesagt: Die Bundesregierung wird auf-
gefordert, unverzüglich mit der Energieindustrie in Ver-
handlungen über die Einführung eines Sozialtarifs zu
treten.


(Ulrich Kelber [SPD]: Nein! Sozialeffizienztarif! Das ist ein Unterschied!)


– Das habe ich hier schwarz auf weiß.

Im letzten September gab es einen Zwischenbericht
der Energiearbeitsgruppe der SPD. In dem heißt es: Wir
verzichten jedoch auf sogenannte Sozialtarife für Ener-
gie. Wir schlagen daher vor, Geringverdiener durch das
Vorziehen der Wohngeldnovelle zusätzlich zu entlasten. –
Die dicken Backen sind also zusammengefallen wie
nichts.

Gehen Sie mit uns einen Weg der Energieeinsparung,
der soziale Postulate und ökologische Postulate effektiv
miteinander verbindet, um das absehbar drohende Pro-
blem energiepreisbedingter Armut anzugehen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618307600

Von nahezu allen bisherigen Rednern in dieser De-

batte angekündigt, hat nun tatsächlich der Kollege
Kelber für die SPD-Fraktion das Wort.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1618307700

Dazu muss ich aber sagen: Ich habe dafür nichts be-

zahlt.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird so behauptet!)


Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Die in den letzten Wochen und Monaten gesun-
kenen Ölpreise verschaffen den Verbraucherinnen und
Verbrauchern eine Atempause, nicht weniger, aber auch
nicht mehr. Einige nutzen diese Atempause. Die Bestel-
lungen von Heizöl sind in den letzten Wochen massiv
gestiegen. Es gibt schon fast Lieferengpässe. Manche

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(C (D ind so schlau, sich die Preise garantieren zu lassen. Anere merken, dass es nur für einige und nur für einige eit eine Atempause ist. Noch haben die Nutzerinnen nd Nutzer von Gas keinen Vorteil. Auch bei den Stromreisen hat es keine Erholung gegeben. Das sind zwei unkte, wo Politik klar sagen muss: Wer Gaspreise un er Bezug auf die Kopplung an den Ölpreis auf den Weltärkten erhöht, der muss sie jetzt auch senken. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


Im November stehen die Entscheidungen für die
hase ab Januar an. Im November müssen die Stadt-
erke und die Regionalversorger der Großen die Ent-

cheidung treffen, dass zum 1. Januar, noch mitten in der
eizperiode, die Preise für Erdgas in Deutschland in
em Maß sinken, wie das die Ölnotierungen auf den
ärkten hergeben.

Auch beim Strom gilt: Wer Strompreise unter Verweis
uf Öl-, Gas- und Kohlepreise erhöht, muss sie in dem
ugenblick, in dem Öl, Gas und Kohle auf den Welt-
ärkten billiger werden, ebenfalls senken. Es kann nicht

mmer nur in eine Richtung gehen. Ich hoffe, dass das
artellamt und die Bundesnetzagentur auch auf diesen
ereich schauen, um festzustellen, ob es hier Macht-
issbrauch gibt.

Eine Atempause zeichnet sich auch dadurch aus, dass
ie zu Ende geht. Das heißt, dass jetzt die Phase ist, Vor-
orge für den Fall zu treffen, dass die Preise wieder an-
iehen. Wir haben es beim Öl nach wie vor mit einem
erkäufermarkt zu tun. Es sind wenige Regionen. Das
leiche gilt beim Gas. Wir haben einen nach wie vor

teigenden Verbrauch bei sinkenden Ressourcen und sin-
enden Fördermöglichkeiten. Das heißt, die Preise wer-
en wieder steigen. Deswegen muss die Atempause ge-
utzt werden, um jetzt vorzusorgen.

Es gibt drei Schritte:

Erstens mehr Effizienz, das heißt weniger verbrau-
hen. Einsparen und Energieproduktivität erhöhen sind
ie Möglichkeiten.

Zweitens umstellen auf preisstabile erneuerbare Ener-
ien, um als Land, aber auch als einzelne Verbraucherin
zw. einzelner Verbraucher ein Stückchen Energieauto-
omie zurückzugewinnen.

Drittens. Wir werden soziale Härten dieses Prozesses
bfedern müssen.

Was nicht funktioniert – das sage ich sowohl in Rich-
ung der linken Seite im Plenum, zur Linkspartei, als
uch in Richtung der rechten Seite im Plenum, zur FDP –,
ind die verschiedenen Vorschläge, gegen steigende
eltmarktpreise anzusubventionieren. Ich meine sowohl

irekte Überweisungen en masse als auch das Verspre-
hen, beliebige Steuern und Abgaben zu senken, wobei
leichzeitig behauptet wird, dass man den Haushalt kon-
olidieren will. Das sind zwei Seiten der gleichen Me-
aille. Es sind unrealistische populistische Versprechun-
en, die nicht funktionieren können. Es ist nicht möglich,
egen Weltmarktpreise national anzusubventionieren.






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kommen wir zum ersten Punkt: Erhöhung der Effi-
zienz. Schauen wir uns eine Familie an – zwei Erwach-
sene, zwei Kinder –, die in einem Einfamilienhaus
wohnt. – Man könnte die gleiche Berechnung für eine
Familie anstellen, die in einer Etagenwohnung lebt. –
Diese Familie zahlt heute in etwa 3 500 Euro an Ener-
giekosten im Jahr. Dass die Menschen Angst haben,
wenn die Grundpreise jeder dieser Energieeinheiten, die
sie verbrauchen, weiter steigen, kann man sich gut vor-
stellen. 300 Euro netto pro Monat ist eine Menge Geld
und muss erst einmal aufgebracht werden. Mit den vor-
handenen wirtschaftlichen Technologien kann die Fami-
lie ihre Energiekosten auf 350 Euro im Jahr, auf ein
Zehntel, reduzieren.

Jetzt ist die entscheidende Frage: Wie geht das? Dazu
sind Investitionen notwendig. Wir sollten einmal über
Investitionen und nicht immer nur über – angebliche –
Kosten sprechen. Sich lohnende Investitionen sind keine
Kosten, sondern sind ein Gewinn.

Deswegen wird Politik sagen müssen: Im Kampf ge-
gen steigende Energiepreise werden die Bürgerinnen
und Bürger sowie die Unternehmen in diesem Land in-
vestieren müssen. Es lohnt sich. Denen, die diese Inves-
tition nicht aus eigener Kraft bewältigen können, müssen
wir ganz besonders helfen. Wir brauchen noch gezielter
ausgerichtete Förderprogramme als in der Vergangen-
heit. Dies ist nicht nur für die Menschen gut, die mit die-
ser Investition ihre laufenden Kosten senken und sich
gegen künftig steigende Kosten absichern können – In-
vestitionen sind eine Lebensversicherung gegen stei-
gende Energiepreise, seien es Weltmarktpreise oder
überzogene Renditen von Monopolisten oder Oligopo-
listen im eigenen Land –, sondern auch für das eigene
Land, weil jeder Euro, der nicht für einen Energieträger,
sondern für einen Handwerker, der ein Haus dämmt,
oder für ein neu hergestelltes Gerät, das weniger Energie
braucht, ausgegeben wird, sehr viel mehr neue Jobs als
der Import von Energieträgern schafft.

Diese Investitionen sind auch die beste Rückgabe der
Einnahmen aus den Emissionszertifikaten. Es ist falsch,
über eine direkte Rückgabe oder einen Ökobonus das
Geld zu verjubeln. Wenn man den Menschen hilft, die
richtigen Investitionen zu tätigen, werden sie ab dem
zweiten oder dritten Jahr Kumulationsgewinne, Zinses-
zinseffekte aus den Investitionen erzielen. Den Bürgerin-
nen und Bürgern Investitionen in Energieeffizienz zu er-
möglichen, ist die beste Rückgabe. Damit wird auch den
Unternehmen geholfen, weil sie mit den besten Produk-
ten und effizientesten Produktionsprozessen auf den
Weltmarkt gehen können. Wir sollten den Schwerpunkt
auf die Investitionen legen; das ist gut für das Land und
gut für die Menschen.


(Beifall bei der SPD)


Ich nenne ein paar Beispiele dafür. Bei den Wohnun-
gen können wir viel erreichen. Die Förderung ist bereits
massiv ausgebaut und muss weiter steigen. Ich halte es

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(C (D ür sehr wichtig, dass beide Koalitionsfraktionen das lare politische Signal in ihre energiepolitischen Papiere ufgenommen haben, dass wir das Wohnraumsanieungsprogramm durchfinanzieren. Jede Maßnahme, ie 2008 und 2009 beantragt wird, wird bezuschusst erden. Beide, CDU/CSU und SPD, wollen dieses Proramm bis 2015 mindestens auf dieser Höhe fortsetzen. as ist ein klares Signal an den Markt: zum Ersten an ie Verbraucherinnen und Verbraucher, ihre Wohnungen u sanieren, zum Zweiten an die Hersteller der entsprehenden Materialien, in neue Fertigungsanlagen zu inestieren, damit mehr und preisgünstigere Materialien orhanden sind, und zum Dritten an das Handwerk, Mitrbeiter und Auszubildende einzustellen, damit diese ichtigen Maßnahmen von noch mehr Menschen umge etzt werden können. Mit Contracting werden wir dafür sorgen, dass auch ie kleinen Vermieterinnen und Vermieter, die heute den ohen Aufwand scheuen, die Möglichkeit haben, sich aran zu beteiligen. Sie werden dann Dritte beauftragen önnen, die Maßnahmen für sie durchzuführen. Natürlich müssen wir auch über Vorschriften sprehen. Es ist richtig, dass wir die Energieeinsparverordung für Neubauten verschärfen. Aus meiner Sicht sollen wir 2020 bereits beim Passivhausstandard ngekommen sein. Ferner sollten wir in Ruhe noch einal darüber sprechen, ob wir zusätzlich zu den beste enden Programmen auch beim Altbaubestand einforern, dass bestimmte Dinge zum Schutz der Mieterinnen nd Mieter passieren, die nicht der Entscheidung des ermieters ausgeliefert bleiben dürfen, ob er ihnen hilft der nicht. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansKurt Hill [DIE LINKE])


Wir können bei den Geräten vorangehen. Ich bin ein
nhänger des Top-Runner-Prinzips. Wir haben es noch

ls rot-grüne Koalition im Juli 2005 beschlossen, und es
teht im Koalitionsvertrag. In Brüssel fällt im Rahmen
er Öko-Design-Richtlinie der Europäischen Union die
ntscheidung, ob wir zumindest Elemente des Top-Run-
er-Prinzips dort hineinbekommen. Ich weiß, dass im
oment die Möglichkeit besteht, zumindest wichtige

lemente in dieser Richtlinie zu verankern: erstens eine
lare Kennzeichnung, die auf den ersten Blick erkennen
ässt, ob ein Gerät im Betrieb teurer als ein besseres Ge-
ät ist, und zweitens eine dynamische Verbesserung der
tandards, etwa einen Standard A++, damit niemand,
er ein Gerät mit dem Standard A kauft, mehr elektroni-
chen Schrott bekommt. Auch sollten wir uns überlegen,
as wir auf der nationalen Ebene tun können. Wir kön-
en kein Top-Runner-Programm eins zu eins umsetzen;
ies tangierte den EU-Binnenmarkt. Aber wir könnten
en Blauen Engel auf den Bereich Energieeffizienz aus-
eiten; ihn bekämen nur die 10 Prozent energieeffizien-

esten Geräte einer Kategorie. Dann sähen die Bürgerin-
en und Bürger auch in Deutschland auf einen Blick, ob
as Gerät eines der besten ist oder ob es bessere gibt,
ach denen sie sich noch umschauen müssen. So muss
an den Verbraucherinnen und Verbrauchern im Ge-






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
schäft helfen, damit sie energieeffiziente Geräte kaufen
können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


In der Tat müssen manche Menschen, wenn sie ein
Gerät ersetzen oder ein neues beschaffen müssen, sehr
auf den Geldbeutel achten. Für sie besteht im Augen-
blick des Kaufs eine Investitionshürde, die dazu führt,
dass sie das billigere Gerät selbst dann kaufen, wenn es
nach drei Jahren aufgrund des höheren Stromverbrauchs
im Betrieb teurer ist. Über diese Hürde müssen wir uns
unterhalten. Niemand sollte das Copyright auf einen be-
stimmten Vorschlag haben. Ich gehöre zu denjenigen,
die befürchten, dass ein reiner Zuschuss etwa über einen
Klimascheck zur Verteuerung dieser Geräte in den Ge-
schäften um genau diesen Zuschussbetrag führen wird.
Aber ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen.

Eine Alternative sind zinslose Minikredite oder ein
zinsloses Mini-Contracting. Damit wird Geld für die An-
schaffung des besseren Gerätes gegeben, das dann auf-
grund der eingesparten Stromentgelte zurückgezahlt
werden kann. Der Geldbeutel wird also nicht belastet.
Das würde helfen. Es würde die erreichen, die diese
Hilfe dringend benötigen. Darüber hinaus würde es Mit-
nahmeeffekte und eine Verteuerung der Geräte in den
Geschäften verhindern.


(Beifall bei der SPD)


Mit Blick auf die intelligenten Stromzähler – wir
haben dafür gesorgt, dass ab 2010 bei einem neuen
Stromzähler ein Rechtsanspruch besteht – hoffe ich, dass
viele der Wettbewerber im Strommarkt dafür sorgen
werden, dass diese schneller auf den Markt kommen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618307800

Kollege Kelber, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Reinke?


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1618307900

Ja, selbstverständlich.


Elke Reinke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618308000

Vielleicht ist Ihnen ja der Regelsatz für Energie für

Hartz-IV-Beziehende bekannt. Es sind 26,24 Euro; aber
darin sind auch Instandhaltung und Wohnen enthalten,
nicht nur die Energiekosten. Ich denke, die Energiekos-
ten, die entstehen, sind weit mehr als doppelt so hoch.
Ich habe jetzt einen Lösungsvorschlag von den Sozialde-
mokraten erwartet. Uns wurde vorgeworfen, wir würden
uns um die Hartz-IV-Beziehenden kümmern. Leider
müssen wir uns auch um diese kümmern; denn Sie tun es
nicht. Ich erwarte jetzt wirklich einen Vorschlag von Ih-
nen, wie wir den Menschen helfen können. Das ist nur
über den Sozialtarif möglich. Energieeffizienz und
Kennzeichnungen an Kühlschränken, von denen Sie
sprechen, sind gut und schön; aber diese Menschen ha-
ben im Regelsatz gerade einmal 1,40 Euro für die An-
sparung einer neuen Waschmaschine. Das heißt, sie
brauchen neun Jahre für die Ansparung. Ich warte auf
Vorschläge, mit denen den Menschen schnell geholfen
werden kann, damit sie nicht vom Zugang zu Energie

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(C (D usgeschlossen werden und nicht im Dunkeln sitzen üssen. Danke schön. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Sie wissen nicht einmal, wie es funktioniert! Das ist unglaublich!)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1618308100

Wenn Sie den dritten Teil meiner Rede abgewartet

ätten, hätten Sie die Antwort bekommen. Meine Rede
st in drei Teile gegliedert: mehr Effizienz, erneuerbare
nergien und die Abfederung sozialer Härten. Aber

ch ziehe den dritten Punkt für Sie gerne vor.


(Elke Reinke [DIE LINKE]: Vielen Dank!)


Dazu zwei Punkte. Erstens. Zum einen muss genau
etrachtet werden, wie jemand eine bestimmte Investi-
ion tätigen kann. Dass man sich mit den bisherigen Re-
elsätzen für die Ansparung, vor allem, wenn man das
ech hat, dass ein Gerät zu Beginn der Ansparungszeit
aputtgeht, kein energieeffizientes Haushaltsgerät leis-
en kann, ist offensichtlich. Deswegen muss auf der
rundlage des Existenzminimumsberichts ganz genau
eklärt werden: Wie hoch ist die Kilowattstundenzahl ei-
es ALG-II-Empfänger-Haushalts, und wie groß muss
ei den heutigen Marktpreisen dafür der Anteil in der
auschale sein? Ich glaube, er wird deutlich höher als
eute liegen. Zum anderen müssen wir uns darüber un-
erhalten, wie solche Investitionen getätigt werden kön-
en. Müssen wir Einmalleistungen einführen, oder ist so
twas wie ein zinsloses Mini-Contracting sinnvoll, wo-
ei zum Beispiel die Stadtwerke das Gerät stellen und
ine Verrechnung über die Einsparungen im Laufe der
ehn oder zwölf Jahre, die das Gerät benötigt wird, er-
olgt? Auch das könnte funktionieren. Ich glaube, es ist
esser, sich darüber zu unterhalten, als das Geld sofort
u verteilen, nicht wissend, was damit eigentlich pas-
iert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der zweite Punkt. Sie können diesen Haushalten auch
ich bin Ihnen, Herr Hill, sehr dankbar, dass Sie das
orhin angesprochen haben – mit einer gezielten Ener-
ieberatung helfen. Das haben wir übrigens in meiner
eimatstadt Bonn in den Stadtwerken auf meinen An-

rag hin getan. Die örtliche Linkspartei hat dies abge-
ehnt mit der Begründung, es sei eine Verhöhnung der

enschen, wenn wir ihnen eine kostenlose Energiebera-
ung mit einem Energiestarterpaket anböten. Ich glaube,
ir sollten da den Populismus und die Hetze ablegen.
enn diese Menschen und alle Menschen in diesem
and brauchen mehrere Ansätze, um mit den Energie-
reisen klarzukommen. Es darf nicht der Einzelne dis-
reditiert werden, nur weil es gerade in die parteipoliti-
che Linie passt. – Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Elke Reinke [DIE LINKE]: Weil sie sich das sowieso nicht leisten können! Das ist richtig!)


Der zweite Bereich, mit dem ich mich in meiner Rede
efassen will, sind die erneuerbaren Energien. Sie sind






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
preisstabiler – ich lasse jetzt bei den Bioenergien be-
stimmte Dinge außen vor –, und sie werden im Verhält-
nis bereits jetzt jedes Jahr preisgünstiger. Zu bestimmten
Zeiten stabilisieren sie bereits die Märkte an der Börse.

Vielleicht ein kleiner Einschub, Frau Kopp von der
FDP; denn Sie haben davon gesprochen, dass die Scheu-
klappen abgelegt werden müssten, und Sie haben den
Begriff „Stromlücke“ verwendet. Ich gestehe dem Be-
griff „Stromlücke“ zu, dass er PR-technisch hervorra-
gend ausgedacht ist. Aber ich nenne Ihnen jetzt sieben
Studien zu diesem Thema und bitte Sie, eine davon zu
lesen. Das sind zunächst die drei Studien aus dem Ener-
giegipfel bei Angela Merkel. Sie tragen die Unterschrift
von Angela Merkel, Michael Glos und Sigmar Gabriel.
Alle drei Studien ergeben, dass es keine Stromlücke gibt.
Dann gibt es die Studie von dena, bei der sich Herr
Kohler, der Chef der dena, dagegen verwahrt, dass diese
Studie in dem Sinne herangezogen wird, er hätte eine
Stromlücke festgestellt. Ferner gibt es die Studie des
Bundeswirtschaftsministers aus diesem Jahr, aus der klar
hervorgeht, dass es keine Stromlücke gibt. Die Studie
des Umweltbundesamtes bringt ebenfalls zum Aus-
druck, dass es keine Stromlücke gibt. Frau Kopp und
Herr Pfeiffer, den Jahresbericht der Bundesnetzagentur
hätten Sie vor unserem Treffen vor ein paar Wochen le-
sen müssen. Auch in diesem steht, dass es keine Strom-
lücke gibt. Sie hätten sich doch auf die Sitzung vorberei-
ten und das lesen müssen. Dann hätten Sie nicht wieder
das Gegenteil behauptet. Ich erwarte, dass Sie das we-
nigstens lesen, bevor Sie sagen, dass Sie keine ideologi-
schen Debatten wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordnten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Wir müssen die erneuerbaren Energien noch verstärk-
ter einführen. Wir haben einen sehr großen Erfolg im
Bereich Strom zu verzeichnen: 14,2 Prozent. Im vergan-
genen Jahr sind fast drei Prozentpunkte hinzugekom-
men. Wenn übrigens die Geschwindigkeit des letzten
Jahres eingehalten würde, dann hätten wir im Jahr 2010
eine so große Strommenge aus erneuerbaren Energien,
wie es die zuvor zitierte Studie des Wirtschaftsministers
für das Jahr 2020 einschätzt und zudem davon spricht,
dass es keine Stromlücke gibt. Wir haben dann aber im-
mer noch zehn Jahre der Einführung vor uns, in denen
wir einen Anteil erneuerbarer Energien von 30 Prozent,
40 Prozent bzw. 45 Prozent erreichen können.

Nicht so gut sind wir im Bereich Wärme; nicht so gut
sind wir im Bereich der Kraftstoffe. In diesem Bereich
müssen wir noch einiges tun, um es allen Menschen zu
ermöglichen, zu investieren. Ich finde es gut, dass wir im
Bereich des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes so
weit gekommen sind, dass wir zwar nur für die Altbau-
ten Vorschriften gemacht haben, für Neubauten aber eine
starke Förderung von 500 Millionen Euro pro Jahr bis
zum Jahr 2012 festgelegt haben. Die energiepolitischen
Papiere sagen, dass diese Programme bis mindestens
2015 so weiterlaufen sollen.

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(C (D Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen r. Pfeiffer? Herr Kollege Hill hat sich außerdem gemelet. (Dr. Rainer Wend [SPD]: Das ist rücksichtslos gegenüber den Nachfolgern!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618308200


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1618308300

Sowohl Koalition als auch Opposition sind herzlich

illkommen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618308400

Dann hat zunächst Herr Kollege Dr. Pfeiffer das Wort.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1618308500

Lieber Herr Kelber, ich bin etwas erstaunt über Ihre

itierung der Gutachten. Sie haben beispielsweise Herrn
ohler zitiert. Ich bin Vorsitzender des Beirates für Ener-
ie der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer
ragen, Frau Kollegin Kopp ist dort stellvertretende Vor-
itzende. Wir hatten kürzlich Herrn Kohler zu diesem
hema zu Gast, der uns anhand eines Power-Point-Vor-

rages basierend auf dieser Studie dargelegt hat, dass es
ine Stromlücke geben wird, wenn wir die Dinge nicht
ndern.

Insofern bin ich etwas verwirrt über diese Aussage.
eine Informationen sind in der Tat differenzierter. Ich

laube, da müssen wir ein bisschen nacharbeiten. Ich
eiß nicht, ob Sie Herrn Kohler richtig zitieren.


(Beifall der Abg. Gudrun Kopp [FDP])



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1618308600

Herr Pfeiffer, zwei Dinge: Erstens möchte ich allen

uhörerinnen und Zuhörern empfehlen, eine Website
ufzurufen, auf der etwas über die Gesellschaft nachzu-
esen ist, in deren Beirat Sie sind. Dann werden sie se-
en, dass sie nicht so ganz pluralistisch aufgestellt ist
nd nicht die ganze Bandbreite der Diskussion abge-
eckt wird.

Zweitens zurück zu den Themen Herr Kohler, dena
nd Studie. Wenn Sie die Begriffe „Kohler“, „Stromlü-
ke“ und „dena“ bei Google oder bei einer anderen
uchmaschine eingeben, dann werden Sie die Stellen
ehr schnell finden. Herr Kohler hat ganz klar gesagt:
araus eine Stromlücke per se abzuleiten, ist falsch. Er
at gesagt: Es gibt dann eine Stromlücke, wenn wir
eine neuen Kraftwerke mehr in diesem Land bauen.


(Zuruf von der FDP: Das klingt wohl ein bisschen anders!)


as ist eine Binsenweisheit.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch logisch!)


Wenn in den nächsten zwölf Jahren kein abgeschalte-
es Kraftwerk durch ein neues ersetzt wird, dann entsteht
in Defizit. Frau Kopp hingegen hat versucht, zu erzäh-
en: Wenn keine Atomkraftwerke mehr weiterbetrieben






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
werden, dann entsteht eine Stromlücke. Herr Kohler sagt
hierzu, dass dies eindeutig falsch ist.


(Beifall bei der SPD – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt! Das hat er mir auch gesagt!)


Er weist in der Studie nach: Atomausstieg plus Neubau
von ausfallenden Kraftwerken gewährt einen vollen Er-
satz. Es gibt keine Stromlücke. Wir können ihn gern zur
nächsten Sitzung des Umwelt- oder des Wirtschaftsaus-
schusses einladen. Dann wird er Ihnen sagen, dass genau
das darin steht.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618308700

Jetzt stellt Herr Kollege Hill seine Frage. Ich mache

darauf aufmerksam, dass ich ab jetzt so verfahren werde,
wie es der Präsident bereits beim ersten Tagesordnungs-
punkt getan hat, dass ich restriktiv bei denjenigen das
Fragerecht ein Stück weit einschränken werde, die schon
geredet und sich in die Debatte eingemischt haben.
Hierzu haben wir heute Morgen eine Verabredung ge-
troffen.


Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618308800

Herr Kelber, ich erwarte von Ihnen eine Aussage zu

einem Artikel, den ich heute in der Saarbrücker Zeitung
gelesen habe. Dort wird berichtet, Mieter sollen Heiz-
kosten kürzen dürfen. Dabei geht Herr Gabriel mit sei-
nem Kollegen Glos ein bisschen strenger ins Gericht.
Wenn ich diese Forderung als Überschrift lese – ich gehe
davon aus, dass dies zitatfähig ist –, dann stellt sich für
mich die Frage, ob vor der Heizperiode damit zu rechnen
ist.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1618308900

Da die Saarbrücker Zeitung leider, obwohl meine

Frau in dieser Stadt geboren worden ist, nicht zu meiner
täglichen Lektüre gehört, kenne ich den Artikel nicht
exakt. Aber das, was Sie zitieren, hat Sigmar Gabriel
nicht das erste Mal gesagt. Übrigens, auch ich habe mich
mehrfach dafür ausgesprochen. Deswegen habe ich ge-
rade gesagt: Wir sollten darüber gemeinsam diskutieren.

Ich bin der Meinung, dass auch für den Altbaube-
stand eine Energieeinsparverordnung gelten muss. Wir
haben ja heute bereits zwei Vorschriften: Die oberste Ge-
schossfläche muss gedämmt werden, und bestimmte alte
Heizungssysteme müssen ausgetauscht werden. Ich bin
der Meinung, dass wir Stück für Stück – aber nie so wie
beim Neubau – zusätzliche Vorschriften einführen müs-
sen. Für den Fall, dass Vermieterinnen und Vermieter
trotz aller Förderung diesen Vorschriften nicht nachkom-
men, bin ich der Meinung, dass die Mieterinnen und
Mieter ihre Heizkosten auf das maximale Niveau, das
bei Einhaltung der Vorschriften bestünde, kappen kön-
nen. Dafür setze ich mich ein – sowohl innerhalb der ei-
genen Partei, in der es sehr viele gibt, die das unterstüt-
zen, als auch innerhalb der Koalition, wobei vom
Koalitionspartner schon angekündigt wurde, dies nicht
mitzutragen. Sie kennen das ja aus Koalitionen, in denen
Sie beteiligt sind – sei es in Berlin mit der SPD, sei es in

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(C (D nderen ostdeutschen Städten mit der CDU –: Auch dort ürfen Sie nicht all das, was Sie sich vorgenommen haen, in den Stadtrat einbringen. Ich hatte schon davon gesprochen, dass soziale Hären abgefedert werden müssen. Ein Beispiel ist erwähnt orden: das Wohngeld. 800 000 Haushalte werden daon profitieren, dass in diese Pauschale ein Heizkostenlement eingerechnet worden ist; Herr Obermeier hat chon darauf hingewiesen, um wie viel die entsprechenen Zahlen steigen. Das ist ein hoher Anstieg für den urchschnittlichen Haushalt. Dieses Geld wird Anfang es Jahres 2009 fließen. Genau dann, wenn aufgrund der m Vergleich zu den vorherigen Wintern deutlich gestieenen Heizkosten eine hohe Nachforderung auf viele ieterinnenund Mieterhaushalte zukommt, aber auch iele höhere Nachzahlungen von ihrem Gasversorger für ie Heizung in ihrem Einfamilienhaus erhalten werden, erden 800 000 Haushalte zusätzliches Geld in der and haben, um diese Nachforderung zu bezahlen. Wir werden die Mobilität sichern müssen. Deswegen uss der Bund zusammen mit den Ländern und Komunen den ÖPNV-Ausbau angehen. Wer sich die Situa ion in den Kommunen anschaut, weiß: Der ÖPNV ist in en letzten Jahren nicht zurückgebaut worden, aber die efizite sind verringert worden. Aus dieser Kraft heraus, ass der ÖPNV eine wesentlich bessere Deckung seiner usgaben über seine Einnahmen erzielt, muss es jetzt in Ausbauprogramm geben. Als letzten Punkt spreche ich die Effizienztarife an. ch danke dem Kollegen von den Grünen, dass er noch inmal darauf verwiesen hat, dass die SPD in 2007 und 008 die erste Partei war, die darüber gesprochen hat. ber es ging nie um einen Sozialtarif; es ging immer um inen sozialen Effizienztarif. Wir haben heute in eutschland die Situation, dass die Kilowattstunde trom umso teurer ist, umso weniger ich verbrauche. as muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden – sei s freiwillig, sei es gesetzlich. Sozialtarife sind falsch. Wir haben nichts zu verchenken, auch nicht Strom. Aber wir müssen die Dinge o gestalten, dass wir erstens einen fairen Wettbewerb aben. Das fehlt mir manchmal. Ich möchte nicht, dass ie Stadtwerke gezwungen sind, soziale Effizienztarife nzubieten, und die Eon-Tochter die lukrativen Kunden bernehmen kann. Dies muss zweitens natürlich pro opf ausgestaltet sein; denn ich will keine Bevorteilung es Singles gegenüber der Familie. Das kann man tun, hne bürokratische Hürden aufzurichten. Dann haben ir etwas erreicht, was allen hilft. Wir haben die Chance er Atempause genutzt, indem wir uns auf in Zukunft ieder steigende Energiepreise vorbereitet haben. Vielen Dank. Zu einer Kurzintervention hat die Kollegin Kopp das ort. Vielen Dank. – Herr Kollege Kelber, wir sollten uns nicht gegenseitig vorwerfen, bestimmte Gutachten gelesen oder nicht gelesen zu haben. Ich glaube, das ist unter Niveau. Ich danke dem Kollegen Pfeiffer sehr herzlich für die Richtigstellung. Ich habe die Ausführungen von Herrn Kohler zu seinem Gutachten, das übrigens von der Bundesregierung bei ihm in Auftrag gegeben wurde, zweimal gehört. Er hat gesagt: Wenn es dabei bleibt, dass der Ausstieg aus der Kernenergie vollzogen wird, und wenn wir beim Neubau von konventionellen Kraftwerken nicht nennenswert weiterkommen – er hat nicht gesagt: „wenn keine weiteren neuen gebaut werden“, sondern: „wenn keine neuen Kohlekraftwerke gebaut werden, wie es eigentlich nötig wäre; leider sind es meist Kohlekraftwerke, aber so ist es“ – und wenn wir beim Netzausbau nicht vorankommen, dann haben wir ein Problem, und dann ist die Stromlücke eine reale Gefahr, die wir sehen müssen. Da hat es überhaupt keinen Zweck, das vertuschen zu wollen. Sie haben zwar eben etwas differenzierter in Ihrer Antwort auf eine Nachfrage argumentiert. Aber ich bitte Sie wirklich, mit solcherlei Totschlagargumenten wie „nicht gelesen“, „nicht zur Kenntnis genommen“ vorsichtiger zu sein. Die Fakten sind andere. Die werden Sie auch durch Verdrängung nicht umdrehen. Ich bitte Sie, das einfach zur Kenntnis zu nehmen. Kollege Kelber, Sie haben das Wort zur Erwiderung. Sie haben mehrere Sachen miteinander vermischt. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das haben Sie die ganze Zeit gemacht!)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
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(A) )


(B) )

Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1618309100

(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aha!)


(Beifall bei der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618309200
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1618309300

Das eine war die Aussage, dass Sie als Mitglied des Bei-
rats der Bundesnetzagentur eigentlich die Pflicht gehabt
hätten, den Entwurf des Jahresberichts der Bundesnetz-
agentur zu lesen, in dem steht: Die Versorgung in Deutsch-
land ist gesichert.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wie kommen Sie zu der Unterstellung, dass sie das nicht gelesen hat? Das ist eine Frechheit!)


Die Bundesnetzagentur ist die staatliche Einrichtung.
Die andere ist die Deutsche Energie-Agentur. Sie wis-
sen, dass die dena-Studie nicht von der Bundesregierung
in Auftrag gegeben wurde, sondern von anderen. Herr
Kohler hat auf Nachfrage mehrfach gesagt: Deutschland
kann die Versorgung mit einem Ausstieg aus der Atom-
energie dann sicherstellen, wenn es nicht einen organi-
sierten politischen Widerstand gegen den Neubau der
damit verbundenen Ersatzkraftwerke für ausscheidende
Kohlekraftwerke gibt. Er hat nicht gesagt – das ist ein

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(C (D anz wichtiger Punkt –, dass es Ersatzkohlekraftwerke ür ausscheidende Atomkraftwerke geben muss, sonern, dass die ausscheidenden Kohlekraftwerke ersetzt erden müssen, sei es durch Kohle-, sei es durch Gasraftwerke. (Gudrun Kopp [FDP]: Die müssen ersetzt werden! Genau!)


n diesem Abschnitt des Gutachtens steht ganz klar:
enn man beides macht, die Atomkraftwerke abschaltet

nd alle fossilen Kraftwerke, die ausscheiden, nicht er-
etzt, dann sieht er keine gesicherte Versorgung,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Also Stromlücke!)


nd damit ist er auf der Linie der SPD-Bundestagsfrak-
ion.

Sie können nicht erst über Atomenergie sprechen – da-
ach setzen Sie vielleicht für sich ein geistiges Komma –
nd anschließend über eine Stromlücke, womit Sie beides
n einen Zusammenhang stellen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Mein geistiges Komma muss Sie nicht interessieren!)


ieser Zusammenhang ist falsch. Das ist unfair. Die
ussage von Herrn Kohler, die Sie zitiert haben, haben
ie entweder nicht richtig verstanden oder hier unrichtig
argestellt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Es hat keinen Sinn!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618309400

Nun hat der Kollege Dr. Georg Nüßlein für die

nionsfraktion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1618309500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es wird

ie vielleicht überraschen, wenn ich einleitend sage: Die
ollegin Höhn hat recht mit ihrer Problembeschreibung,
ass wir mittlerweile bis in die Mittelschicht hinein ein
inkommensproblem haben. Deshalb sagen wir: Im
entrum unserer Politik muss die Frage stehen, wie die
eute in diesem Land wieder zu einem höheren Netto-
inkommen kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Meine Damen und Herren von der Linken, dieses Pro-
lem kann man nicht durch billigen oder, wie ein Kol-
ege gesagt hat, „aufgewärmten“ Populismus lösen. Der
ollege Pfeiffer hat das anschaulich mit dem Satz „Frei-
ier für alle!“ beschrieben. Wenn es das wenigstens
äre, hätte ich als Bayer eine gewisse Sympathie dafür.
ie sagen aber nur: Freibier für unsere Klientel!


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Wir haben überhaupt kein Geld für Bier!)


as ist die Problematik, über die wir hier reden. Sozial-
arife beim Strom; warum nicht auch Sozialtarife für den






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
täglichen Bedarf? Das ist heute schon gefragt worden.
Ich kann die Frage beantworten: Weil Sie den Sozialis-
mus im Hinterkopf haben, weil Sie staatliche Preisfest-
setzungen in den Bereichen Strom, Arbeit – Stichwort
Mindestlohn – usw. wollen und weil Sie natürlich die
Verstaatlichung der Energieversorger im Kopf haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch deshalb kommen solche Anträge zustande.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist falsch. Das ist der falsche Weg. Wir gehen einen
anderen. Ich bin davon überzeugt, dass er besser ist. Wir
setzen auf mehr Wettbewerb und mehr Dynamik.

Stichwort Sozialpolitik. Der Kollege Obermeier hat
gesagt: Der soziale Ausgleich erfolgt in diesem Land
über Sozialtransfers, über das Steuersystem, nicht über
einzelne Güter. Ich möchte hinzufügen: Der soziale Aus-
gleich erfolgt über den Staat, nicht über die Unterneh-
men. Ich sage auch, warum Sie etwas anderes fordern:
Sie wissen, dass unser Haushalt mittlerweile zu 50 Pro-
zent aus einem Sozialhaushalt besteht. Da gibt es natür-
lich keine zusätzlichen Spielräume. Also müssen Sie
sich für Ihre Klientel etwas Neues einfallen lassen, mög-
lichst etwas, was man nicht sieht, was man vertuschen
kann, weil die Übersichtlichkeit fehlt. Da fallen Ihnen
halt solche Dinge ein.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Hartz-IV-Empfänger sind nicht Ihre Klientel?)


Ich stelle Ihnen die Frage: Wo bleiben die Bürger, die
mit harter Arbeit jeden Tag das Überleben ihrer Familie
sichern? Wo bleiben die?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Herr Hill, da Sie sich hier so lautstark zu Wort mel-
den: Ich habe Ihren Vorschlag vernommen. Sie fordern
Energieschecks und damit einen neuen Fernseher für
die, die nicht arbeiten; die, die arbeiten, brauchen kei-
nen, weil sie keine Zeit zum Schauen haben.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Was hat das mit Fernsehen zu tun?)


– Sie haben doch einen neuen Fernseher gefordert.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Wer hat das gesagt?)


– Sie haben das vorhin gesagt. – Auch beim Thema Um-
verteilung haben Sie ein Rezept. Sie schreiben in Ihrem
Antrag: Diese Umverteilung findet zulasten der Ge-
winne der Energieversorger statt. – Wenn Sie es realis-
tisch betrachten, würde die Umsetzung dieses Vor-
schlags eine Umverteilung zulasten derjenigen bedeuten,
die nicht begünstigt sind, die keine Sozialtarife bekom-
men und als Verbraucher wieder einmal die Zeche zah-
len.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Sie haben das einfach nicht verstanden! – Elke Reinke [DIE LINKE]: Er will es nicht verstehen, glaube ich!)


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(C (D Der Kollege Kurth von den Grünen sagt, dass die rünen die soziale Frage mit der ökologischen verbinen wollen. Das haben sie schon einmal im negativen inne getan. Damals, als der Benzinpreis noch relativ iedrig war, haben Sie gefordert, dass der Staat ihn auf DM heraufsetzen solle. Daran sieht man, was Sie unter er sozialen Frage verstehen und was Sie mit dieser Vernüpfung meinen. (Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Warum haben Sie denn die Mehrwertsteuer erhöht?)


Sie sprechen die Mehrwertsteuer an. Ein Strompreis-
reiber ist natürlich auch in einem nicht zu unterschät-
enden Umfang mit 40 Prozent der Staat. Aber wer Sen-
ungen fordert, der muss natürlich auch sagen, wo denn
ie Einsparungen stattfinden sollen. Von den Linken
abe ich, seit sie wieder im Bundestag sitzen, von Ein-
parungen nie etwas gehört, sondern nur zur Frage, wo
s noch Möglichkeiten gibt, Geld auszugeben.


(Zuruf von der LINKEN: Rüstungshaushalt!)


Wenn man über das Thema Strompreistreiber redet,
uss man aus meiner Sicht auch dringend über das
hema Emissionshandel sprechen. Wenn wir hier etwas

alsch machen, dann kann das eine gigantische Deindus-
rialisierungsstrategie für Deutschland bedeuten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ch kann jedem nur sagen: Wir müssen genau hin-
chauen, was da letztlich abläuft. Wir können doch nicht
ie energieintensiven Branchen einfach so zusätzlich be-
asten und glauben, wir würden einen Beitrag zum Kli-
aschutz dadurch leisten, dass man diese Branchen aus

er Europäischen Union treibt.

Was mich an dieser Stelle auch wurmt, ist die Indus-
riepolitik, die in Europa betrieben wird. Die Franzosen
ehnen sich zurück und sagen: 80 Prozent unseres
trombedarfs decken wir mit Kernenergie. Die Deut-
chen sollen einmal sehen, wie sie mit dem Emissions-
andel klarkommen und wie sie ihre Emissionen zurück-
ahren. – Gleichzeitig werden in Frankreich zum
eispiel die Chemieunternehmen durch einen Staatskon-
ern – die Liberalisierung ist da nicht angekommen – mit
illigem Strom subventioniert. Über diese Dinge müssen
ir reden. Ich bin dem Bundeswirtschaftsminister dank-
ar, dass er das auch offen und klar tut.


(Zuruf von der SPD: Das macht im Übrigen der Bundesumweltminister!)


Lieber Herr Kollege, wenn das der Herr Bundesum-
eltminister auch macht, dann ist das eine feine Sache;
enn dann haben wir die doppelte Durchschlagskraft und
önnen zeigen, wie handlungsfähig die Große Koalition
n dieser Stelle ist. Ich hoffe nur, dass er das tatsächlich
t.

Lassen Sie mich kurz etwas zum Energiemix sagen.
ch glaube nicht, dass dann, wenn man eine Ener-
ieform, mit der billig produziert wird, aus unserem
nergiemix herausnimmt und durch eine offenkundig






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
teurere ersetzt, in diesem Land die Energiepreise sinken
werden. Diese Rechnung muss mir erst einmal irgendje-
mand hier erklären. Ich habe vorhin erst wieder gehört,
die Atomenergie sei wie ein Flieger ohne Landebahn,
weil wir noch kein Endlager hätten. Dazu muss ich sa-
gen: Die Große Koalition hat in der Tat keinen Beitrag
dazu geleistet, dass wir an dieser Stelle vorankommen.
Das liegt nicht an der Union.


(Beifall der Abg. Gudrun Kopp [FDP])

Ich sage aus meiner Sicht ganz klar: Wir müssen das
Moratorium für Gorleben aufheben, weil uns niemand
glaubt, dass wir uns ernsthaft mit diesem Thema be-
schäftigen, wenn man gleichzeitig ein Moratorium auf-
rechterhält.


(Gudrun Kopp [FDP]: Das ist richtig!)

Was aus meiner Sicht auch entscheidend ist, ist, dass

wir bei alledem, was wir energiepolitisch machen,
schauen müssen, dass die Wertschöpfung in unserem
Land bleibt. Das gilt für die erneuerbaren Energien. Das
gilt aber ganz genauso auch für die Energieversorgung.
Ich möchte, dass bei uns Kraftwerke gebaut und bei uns
betrieben werden, dass hier Arbeitsplätze entstehen und
dass wir unabhängig und sicher Energie produzieren
können. Das muss gerade auch in einer Finanzkrise, in
der man wieder einmal merkt, wie wichtig und wie zen-
tral der Schirm der Nation ist, ein Anliegen sein.

Vielen herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618309600

Als letzter Redner in dieser Debatte hat nun der Kol-

lege Andreas Lämmel für die Unionsfraktion das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas G. Lämmel (CDU):
Rede ID: ID1618309700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ab-

schließend bleibt festzuhalten, Herr Hill: Der Antrag der
Linken ist einfach scheinheilig. Ich will Ihnen das ganz
klar nachweisen.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Kommen Sie zur Sache!)


Wir wollen kein VEB Energiekombinat mehr; Herr Hill,
das wollen Sie ja wieder einführen. Denn die Lasten des
VEB Energiekombinats müssen wir noch heute abbezah-
len. Sie wissen, die ökologische Sanierung der alten
Braunkohletagebau- und Kraftwerkslandschaften in
Ostdeutschland hat den Steuerzahler in Deutschland
Milliarden gekostet.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wismut auch noch!)


Das müssen Sie bei dieser Politik zu einem Energiekom-
binat hin berücksichtigen.

Sie wollen nun einen Sozialtarif einführen, erklären
aber den Verbrauchern nicht, woher die hohen Strom-
preise zum großen Teil kommen. 40 Prozent – Kollege
Nüßlein hat es gesagt – sind staatlich verursacht. Sie ha-
ben da überall mitgemacht. Sie haben überall zuge-

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(C (D timmt, zum Beispiel beim Erneuerbare-Energien-Geetz. (Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Haben Sie nicht zugestimmt?)


Ich habe nicht zugestimmt; tut mir leid.

Nun sagen Sie den Verbrauchern auch ganz deutlich,
err Hill, dass das Milliarden kostet.


(Gudrun Kopp [FDP]: Ja, genau!)


as kostet in den nächsten Jahren regelmäßig Milliarden
usätzlich auf den Strompreis.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Herr Hill, Sie kämpfen vor Ort gegen den Energie-
ix in Deutschland. Sie kämpfen gegen die Braunkohle,

bwohl Sie ganz genau wissen, dass die Braunkohle der
inzige subventionsfreie Energieträger in Deutschland
st.


(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie kämpfen gegen die Steinkohle. 25 Prozent des Stroms
n Deutschland kommen aus der Steinkohle; 25 Prozent
ommen aus der Braunkohle. Wenn Sie das alles be-
ämpfen, müssen Sie dazu sagen, woher der Strom kom-
en soll.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Sie sagen die Unwahrheit!)


ie kämpfen gegen den Atomstrom.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Da haben Sie recht!)


uch das sind 25 Prozent. Herr Hill, insgesamt bekämp-
en Sie 75 Prozent der deutschen Stromproduktion. Sa-
en Sie doch bitte schön, woher dann bezahlbarer Strom
ommen soll.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie kämpfen gegen Freileitungen. Sie wollen den
roßteil der Kabel in die Erde vergraben. Das kostet
eld und würde den Strompreis belasten. Kollege
üßlein hat zur Versteigerung der CO2-Zertifikate ge-

prochen. Auch das wird nach Ansicht aller Experten zu
inem weiteren Schub bei den Preisen führen. Über all
iese Maßnahmen diskutieren Sie nicht mit den Verbrau-
hern. Das ist scheinheilig und kann einfach nicht die
olitik sein, die Unterstützung findet.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Sie schauen zu kurz!)


Jetzt noch zu dem Thema, wie wir weiterhin bezahl-
are Strompreise ermöglichen können. Ich plädiere wei-
erhin für eine Verlängerung der Restlaufzeiten. Denn
us der gewonnenen Strommenge, die durch die Verlän-
erung entstehen würde, könnte man einen Fonds bilden,
us dem Energieeffizienzmaßnahmen oder andere Maß-
ahmen, die verschiedentlich vorgeschlagen worden
ind, finanziert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Andreas G. Lämmel
Der Strom, der aus einer Verlängerung der Restlauf-
zeiten der Atomkraftwerke resultieren würde, ist der
preiswerteste, der im Moment in Deutschland hergestellt
werden kann.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Wir müssten doch verrückt sein, wenn wir uns diese
Quelle – vorausgesetzt natürlich, die Sicherheit der
Kraftwerke ist gegeben – abschneiden würden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Noch zwei Argumente, Herr Hill, die zeigen, dass Sie
Nebelkerzen werfen, dass Sie den Leuten die Augen ver-
kleistern wollen. Zum Thema Energieberatung: Wenn
Sie einen Blick in den Haushaltsplan 2009 des Wirt-
schaftsministeriums werfen, sehen Sie, dass die Bereiche
Energieberatung und Energieeffizienz doppelt so hoch
ausgestattet sind wie im letzten Jahr. Das hätte Ihnen
auffallen müssen. Damit werden zum Beispiel Energie-
beratungen bei den Verbraucherzentralen finanziert. Das
heißt, wer Energieberatung wünscht, kann überall flä-
chendeckend in Deutschland Energieberatung bekom-
men. Er bekommt, mit staatlichen Mitteln unterstützt,
eine Beratung vor Ort geboten.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618309800

Kollege Lämmel, gestatten Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Bulling-Schröter?


Andreas G. Lämmel (CDU):
Rede ID: ID1618309900

Bitte.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618310000

Danke schön, Kollege Lämmel. Sie haben uns unter-

stellt, dass wir die Strom- und Energiepreise erhöhen
wollen. Jetzt würde ich Sie gerne fragen, ob Ihnen be-
kannt ist, dass für die Energieunternehmen von 2008 bis
2012 durch die Nichtversteigerung von 90 Prozent der
Zertifikate ein Sonderprofit in Höhe von 35 Milliarden
Euro entsteht. Das ist keine Berechnung der Linken, son-
dern eine des Öko-Instituts, das ja nicht in der Gefahr
steht, so sehr links zu sein.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Ja, die sind ganz links!)


– Darüber können wir später diskutieren.

Meine zweite Frage an Sie ist: Kennen Sie den Be-
richt des Öko-Instituts zum EU-Emissionshandel? Sie
haben vorhin gesagt: Wenn es nicht weiterhin kostenlose
Zertifikate gibt, dann wird die Industrie wegbrechen; das
hat auch Ihr Vorredner gesagt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Dazu gibt es doch einen Bundestagsbeschluss vom Mai!)


Hierzu gibt es eine Studie, in der man zu dem Ergebnis
gekommen ist, dass die Kostensteigerung in diesem Be-
reich 1 Prozent beträgt. Diese vom WWF in Auftrag ge-
gebene Studie ist sehr neu. Ich würde Ihnen empfehlen,
sie einmal zu lesen.

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(C (D Ja. Vielleicht schicken Sie mir einmal ein Exemplar orbei. Ich habe sie nämlich noch nicht gelesen. (Heiterkeit bei der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist völlig okay!)

Andreas G. Lämmel (CDU):
Rede ID: ID1618310100

Trotzdem bleibt es dabei: Eine 100-prozentige Ver-
teigerung ab 2013, wie sie jetzt angelegt ist, wird zu ei-
em großen Strompreisschub führen;


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum?)


as ist unbestritten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das wird sehr wohl bestritten!)


Zur ersten Frage, die Sie gestellt haben: Kein Redner
er Union hat gesagt, dass die unentgeltliche Zuteilung
on Zertifikaten fortgeführt werden soll. Es ist ein gro-
es Ärgernis, dass die Energiekonzerne die unentgeltlich
usgeteilten Zertifikate in den Strompreis eingepreist ha-
en. Was das angeht, sind wir nicht unterschiedlicher
einung.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Sie hätten eine Abschöpfungsteuer machen können! – Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Abschöpfen!)


Dass Sie immer wieder Ideen haben, wie der Staat hö-
ere Steuereinnahmen erzielen kann, wissen wir; das ist
ns klar. Ihre Anträge werden aber nicht besser, wenn
ie Ihre Forderungen ständig wiederholen.

Ich möchte noch ganz kurz auf Folgendes hinweisen:
enn Sie sich den Haushaltsplan ansehen, stellen Sie

est, dass die Mittel für die Energieforschung in allen
etreffenden Haushalten, im Umweltministerium, im
issenschaftsministerium und im Wirtschaftsministe-

ium, enorm erhöht worden sind. Auch die Mittel für
nergieeffizienz in der Wirtschaft sind enorm erhöht
orden. Der Staat stellt für alle Bereiche der Energie-

insparung sehr viel Steuergeld zur Verfügung,


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Dank Emissionshandel!)


m auf diesem Gebiet in Deutschland voranzukommen.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Aber nur dank Emissionshandel, Herr Kollege!)


Ich komme zum Schluss. Sie betreiben Vernebelungs-
olitik. Auf der einen Seite jammern Sie.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Wir jammern nicht! Wir fordern!)


uf der anderen Seite sagen Sie aber nicht, dass Sie den
aßnahmen, die letztlich bedauerlicherweise zu hohen

nergiekosten geführt haben, selbst zugestimmt haben.
err Hill, ich kann nur das wiederholen, was meine Kol-

egen bereits gesagt haben: Familien mit Kindern, deren
aushaltseinkommen nur knapp über der Grenze der So-

ialhilfe liegt, haben Sie in Ihrem Antrag überhaupt
icht berücksichtigt;






(A) )



(B) )


Andreas G. Lämmel

(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Falsch!)


diesen Familien fällt es noch viel schwerer, diese hohen
Kosten zu tragen. Daher können wir Ihrem Antrag nicht
zustimmen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618310200

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/10510 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Die Vorlage auf Drucksache 16/10585 soll ebenfalls
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
überwiesen werden, jedoch ist die Federführung strittig.
Die Fraktionen der CDU/CSU und der SPD wünschen
Federführung beim Ausschuss für Wirtschaft und Tech-
nologie. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wünscht
Federführung beim Ausschuss für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit.

Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, das heißt Federfüh-
rung beim Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Re-
aktorsicherheit, abstimmen. Wer stimmt für diesen Über-
weisungsvorschlag? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es
Enthaltungen? – Dann ist der Überweisungsvorschlag
gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt.

Ich lasse nun über den Überweisungsvorschlag der
Fraktionen der CDU/CSU und der SPD, das heißt Feder-
führung beim Ausschuss für Wirtschaft und Technolo-
gie, abstimmen. Wer stimmt für diesen Überweisungs-
vorschlag? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es
Enthaltungen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist der
Überweisungsvorschlag gegen die Stimmen der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen von den übrigen Fraktionen an-
genommen.

lch rufe die Tagesordnungspunkte 39 a bis 39 l sowie
die Zusatzpunkte 4 a bis 4 h auf:

39 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur
Änderung des Autobahnmautgesetzes für
schwere Nutzfahrzeuge

– Drucksache 16/10388 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Ab-
kommen vom 26. Mai 2006 zwischen der Re-
gierung der Bundesrepublik Deutschland und
der Regierung der Sonderverwaltungsregion
Hongkong der Volksrepublik China über die

(C (D gegenseitige Rechtshilfe in Strafsachen und über die Überstellung flüchtiger Straftäter – Drucksache 16/10390 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss c)

gebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur
Änderung verwaltungsverfahrensrechtlicher
Vorschriften (4. VwVfÄndG)


– Drucksache 16/10493 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ver-
trag vom 26. Februar 2008 zwischen der Bun-
desrepublik Deutschland und der Republik
Polen über den Bau und die Instandhaltung
von Grenzbrücken in der Bundesrepublik
Deutschland im Zuge von Schienenwegen des
Bundes, in der Republik Polen im Zuge von
Eisenbahnstrecken mit staatlicher Bedeutung

– Drucksache 16/10533 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

e) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Straßenverkehrsgesetzes und zur Än-
derung des Gesetzes zur Änderung der
Anlagen 1 und 3 des ATP-Übereinkommens

– Drucksachen 16/10534, 16/10583 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

f) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Än-
derungen vom 28. April und 5. Mai 2008 des
Übereinkommens über den Internationalen
Währungsfonds (IWF)


– Drucksache 16/10535 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss

g) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung der Beteiligungsrichtlinie

– Drucksache 16/10536 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss

h) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den

(Geodatenzugangsgesetz – GeoZG)


– Drucksachen 16/10530, 16/10580 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)







(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

i) Beratung des Antrags der Abgeordneten Patrick
Meinhardt, Uwe Barth, Cornelia Pieper, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Potential von eLearning nutzen – Schulen bei
der Umsetzung unterstützen

– Drucksache 16/8904 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

j) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Petra
Sitte, Dr. Kirsten Tackmann, Cornelia Hirsch,
Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion
DIE LINKE

Perspektiven für den wissenschaftlichen Mit-
telbau öffnen – Karrierewege absichern –
Gleichstellung durchsetzen – Selbständigkeit
fördern

– Drucksache 16/10592 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales

k) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Lothar Bisky, Dr. Petra Sitte, Cornelia Hirsch,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Finanzierung zur Bewahrung des deutschen
Filmerbes sicherstellen

– Drucksache 16/10509 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

l) Beratung des Antrags der Abgeordneten Thilo

(Bremen)

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Überschüssige Mittel aus EU-Agrarhaushalt
für Bekämpfung der Hungerkrise nutzen

– Drucksache 16/10591 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Z

(C (D P 4 a)

gebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur
Änderung des Straßenverkehrsgesetzes

– Drucksache 16/10175 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Rechtsausschuss

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur
Änderung des Weingesetzes

– Drucksache 16/10552 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jerzy
Montag, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weite-
ren Abgeordneten und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur … Änderung des Urheber-
rechtsgesetzes

– Drucksache 16/10566 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien

d) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Sechsten Gesetzes zur Änderung des Urheber-
rechtsgesetzes

– Drucksache 16/10569 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien

e) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Ent-
lastung der Rechtspflege

– Drucksache 16/10570 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss

f) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Deut-
sches Historisches Museum“

– Drucksache 16/10571 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
g) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/
CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung der Strafprozessordnung – Erweite-
rung des Beschlagnahmeschutzes bei Abge-
ordneten

– Drucksache 16/10572 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung

h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate
Blank, Dirk Fischer (Hamburg), Dr. Klaus W.
Lippold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Annette
Faße, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Infrastruktur und Marketing für den Wasser-
tourismus in Deutschland verbessern

– Drucksache 16/10593 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

Es handelt sich hier um Überweisungen im verein-
fachten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Die Vorlagen auf den Drucksachen 16/10566
und 16/10569 sollen zusätzlich an den Ausschuss für
Wirtschaft und Technologie überwiesen werden. Zu den
Gesetzentwürfen der Bundesregierung auf Drucksache
16/10534 – das ist der Tagesordnungspunkt 39 e – sowie
auf Drucksache 16/10530 – das betrifft den Tagesord-
nungspunkt 39 h – liegen inzwischen die Gegenäußerun-
gen der Bundesregierung zu den Stellungnahmen des Bun-
desrates auf den Drucksachen 16/10583 und 16/10580 vor,
die wie der jeweilige Gesetzentwurf überwiesen werden
sollen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann ist das so beschlossen.

Wir kommen zu den Tagesordnungspunkten 40 a bis
40 g sowie 40 i bis 40 w. Es handelt sich um die Be-
schlussfassung zu Vorlagen, zu denen keine Ausspra-
che vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 40 a:

Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Stabilisierungs- und As-
soziierungsabkommen zwischen den Europäi-
schen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaa-
ten einerseits und der Republik Albanien
andererseits

– Drucksache 16/9395 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärti-
gen Ausschusses (3. Ausschuss)


– Drucksache 16/10354 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg Markus Meckel Harald Leibrecht Monika Knoche Marieluise Beck Der Auswärtige Ausschuss empfiehlt in seiner Bechlussempfehlung auf Drucksache 16/10354, den Geetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/9395 nzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzenturf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt agegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist it den Stimmen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion, er FDP-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grüen gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke angeommen. Tagesordnungspunkt 40 b: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften über das Deutsche Rote Kreuz – Drucksache 16/9396 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 16/10433 – Berichterstattung: Abgeordnete Daniela Raab Dr. Carl-Christian Dressel Mechthild Dyckmans Wolfgang Nešković Jerzy Montag Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussmpfehlung auf Drucksache 16/10433, den Gesetzenturf der Bundesregierung auf Drucksache 16/9396 an unehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf ustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt agegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist amit in zweiter Beratung mit den Stimmen der Unionsraktion, der SPD-Fraktion, der FDP-Fraktion und der raktion Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der raktion Die Linke angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz ntwurf ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der PD-Fraktion, der FDP-Fraktion und der Fraktion ündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion Die inke angenommen. Tagesordnungspunkt 40 c: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Zusammenführung der Regelungen über befriedete Bezirke für Verfassungsorgane des Bundes – Drucksache 16/9741 – Vizepräsidentin Petra Pau Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung – Drucksache 16/10551 – Berichterstattung: Abgeordnete Christian Freiherr von Stetten Christine Lambrecht Jörg van Essen Dr. Dagmar Enkelmann Volker Beck Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/10551, den Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf Drucksache 16/9741 anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen der Unionsfraktion und der SPD-Fraktion bei Enthaltung der FDP-Fraktion, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist mit dem Ergebnis der Abstimmung in zweiter Beratung angenommen. Tagesordnungspunkt 40 d: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung der Vorschriften des Internationalen Privatrechts an die Verordnung Nr. 864/2007 – Drucksache 16/9995 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 16/10606 – Berichterstattung: Abgeordnete Daniela Raab Dirk Manzewski Mechthild Dyckmans Wolfgang Nešković Jerzy Montag Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/10606, den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/9995 anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung einstimmig angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen aller Fraktionen angenommen. V l B m s m z u G W w a e w d d m E (C (D Tagesordnungspunkt 40 e: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Meldungen über Marktordnungswaren – Drucksache 16/10033 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Drucksache 16/10597 – Berichterstattung: Abgeordnete Marlene Mortler Gustav Herzog Hans-Michael Goldmann Dr. Kirsten Tackmann Cornelia Behm Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz empfiehlt in seiner Beschlussempfeh ung auf Drucksache 16/10597, den Gesetzentwurf der undesregierung auf Drucksache 16/10033 anzunehen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zu timmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in weiter Beratung angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist mit den Stimmen aller Fraktionen des Hauses ngenommen. Tagesordnungspunkt 40 f: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung des Übereinkommens vom 30. Oktober 2007 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivilund Handelssachen – Drucksache 16/10119 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 16/10607 – Berichterstattung: Abgeordnete Daniela Raab Dirk Manzewski Mechthild Dyckmans Wolfgang Nešković Jerzy Montag Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussmpfehlung auf Drucksache 16/10607, den Gesetzenturf der Bundesregierung auf Drucksache 16/10119 in er Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, ie dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Vizepräsidentin Petra Pau Beratung mit den Stimmen aller Fraktionen angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist auch in dritter Beratung mit den Stimmen aller Fraktionen des Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 40 g: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung gemeinschaftlicher Vorschriften über das Verbot der Einfuhr, der Ausfuhr und des Inverkehrbringens von Katzenund Hundefellen (Katzenund HundefellEinfuhr-Verbotsgesetz – KHfEVerbG)





(A) )


(B) )





(A) )


(B) )


– Drucksache 16/10122 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (10. Ausschuss)


– Drucksache 16/10598 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Peter Jahr
Dr. Wilhelm Priesmeier
Hans-Michael Goldmann
Dr. Kirsten Tackmann
Undine Kurth (Quedlinburg)


Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 16/10598, den Gesetzentwurf der
Bundesregierung auf Drucksache 16/10122 in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter
Beratung von allen Fraktionen des Hauses angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 40 i:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Dreizehn-
ten Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrs-
gesetzes

– Drucksache 16/10297 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-

(15. Ausschuss)


– Drucksache 16/10573 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Winfried Hermann

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(C (D Der Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwickung empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/10573, den Gesetzentwurf der Bundesreierung auf Drucksache 16/10297 anzunehmen. Ich bitte iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, m das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beraung durch die Unionsfraktion, die SPD-Fraktion, die DP-Fraktion, die Fraktion Die Linke und die Fraktion ündnis 90/Die Grünen angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist in dritter Lesung einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 40 j: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung richtung durch die Bundesregierung Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Förderung sauberer und energieeffizienter Straßenfahrzeuge KOM – Drucksachen 16/8135 Nr. 2.52, 16/10273 – Berichterstattung: Abgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichung eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen der Unionsfraktion und der SPD-Fraktion geen die Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ei Enthaltung der FDP-Fraktion und der Fraktion Die inke angenommen. Tagesordnungspunkt 40 k: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe richtung durch die Bundesregierung Der Fall des afghanischen Journalisten Perwiz Kambakhsh Entschließung des Europäischen Parlaments vom 13. März 2008 zum Fall des afghanischen Journalisten Perwiz Kambakhsh EuB-EP 1687; P6_TA-PROV(2008)0106 – Drucksachen 16/9169 A.13, 16/10395 – Berichterstattung: Abgeordnete Alois Karl Angelika Graf Florian Toncar Michael Leutert Volker Beck Vizepräsidentin Petra Pau Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichtung eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen. Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses. Tagesordnungspunkt 40 l: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 452 zu Petitionen – Drucksache 16/10342 – Wer stimmt dafür? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 452 ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 40 m: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 453 zu Petitionen – Drucksache 16/10343 – Wer stimmt dafür? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 453 ist mit den Stimmen aller Fraktionen angenommen. Tagesordnungspunkt 40 n: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 454 zu Petitionen – Drucksache 16/10344 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Sammelübersicht 454 ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 40 o: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 455 zu Petitionen – Drucksache 16/10345 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 455 ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion, der FDPFraktion gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 40 p: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 456 zu Petitionen – Drucksache 16/10346 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 456 ist einstimmig angenommen. h m F h g d u t h d F h S g h S n (C (D Tagesordnungspunkt 40 q: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 457 zu Petitionen – Drucksache 16/10347 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 457 ist mit den Stimen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion, der FDPraktion, der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Entaltung der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 40 r: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 458 zu Petitionen – Drucksache 16/10348 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen! – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht 458 ist mit den Stimmen er Unionsfraktion, der SPD-Fraktion, der FDP-Fraktion nd der Fraktion Die Linke bei Gegenstimmen der Frakion Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 40 s: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 459 zu Petitionen – Drucksache 16/10349 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 459 ist bei Ablehnung er Fraktion Die Linke mit den Stimmen der übrigen raktionen angenommen. Tagesordnungspunkt 40 t: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 460 zu Petitionen – Drucksache 16/10350 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 460 ist gegen die timmen der FDP-Fraktion bei Zustimmung aller übrien Fraktionen angenommen. Tagesordnungspunkt 40 u: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 461 zu Petitionen – Drucksache 16/10351 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Sammelübersicht 461 ist gegen die timmen der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündis 90/Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 40 v: Vizepräsidentin Petra Pau Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 462 zu Petitionen – Drucksache 16/10352 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 462 ist gegen die Stimmen der FDP-Fraktion und der Fraktion Die Linke bei Zustimmung der übrigen Fraktionen des Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 40 w: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 463 zu Petitionen – Drucksache 16/10353 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Die Sammelübersicht 463 ist gegen die Stimmen der FDPFraktion, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit den Stimmen der Unionsfraktion und der SPD-Fraktion angenommen. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Geduld und Unterstützung, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a bis 5 i auf: a)





(A) )


(B) )





(A) )


(B) )


(Beifall)


Nationaler Bildungsbericht 2008 – Bildung in
Deutschland und Stellungnahme der Bundes-
regierung

– Drucksache 16/10206 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Sportausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
Hirsch, Dr. Petra Sitte, Bodo Ramelow, Volker
Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE
LINKE

Bildungsgipfel nutzen – Bessere Bildung für
alle – Bildung als Gemeinschaftsaufgabe von
Bund und Ländern

– Drucksache 16/9808 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

(C (D c)

Barth, Ulrike Flach, Cornelia Pieper, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Solide Grundlage für Hochschulpakt – Beitrag
zur systematischen Verbesserung der Hoch-
schullehre

– Drucksache 16/10327 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Barth, Patrick Meinhardt, Ulrike Flach, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Aufbau von privatem Bildungskapital fördern –
Grundlage für Bildungsinvestitionen schaffen

– Drucksache 16/10328 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Krista
Sager, Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Die finanziellen Grundlagen für den Bildungs-
aufbruch schaffen

– Drucksache 16/10587 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Finanzausschuss
Haushaltsausschuss

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Priska
Hinz (Herborn), Ekin Deligöz, Kai Gehring, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Bildungsgipfel muss Ergebnisgipfel werden –
Für ein gerechtes und besseres Bildungswesen

– Drucksache 16/10586 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

g) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung des Fünften Vermögensbildungs-
gesetzes

– Drucksache 16/9560 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-

(9. Ausschuss)


– Drucksache 16/10604 –






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Thea Dückert

h) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Krista Sager,
Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Für eine starke Wissenschaftsinfrastruktur im
gemeinsamen Interesse von Bund und Län-
dern

– Drucksachen 16/1643, 16/10560 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marcus Weinberg
Thomas Oppermann
Uwe Barth
Volker Schneider (Saarbrücken)

Krista Sager

i) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia
Hirsch, Dr. Petra Sitte, Dr. Lukrezia Jochimsen,
Volker Schneider (Saarbrücken) und der Frak-
tion DIE LINKE

Studienfinanzierung ausbauen – Soziale Hür-
den abbauen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring,
Priska Hinz (Herborn), Krista Sager, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Auswirkungen von Studiengebühren evaluie-
ren – Monitoringsystem umgehend aufbauen

– Drucksachen 16/8741, 16/8749, 16/10584 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Monika Grütters
Renate Schmidt (Nürnberg)

Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Kai Gehring

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre dazu keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Bundes-
ministerin Dr. Annette Schavan.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren! Die Bildungspolitik ist in der
Mitte der Politik angekommen. Das wird am großen In-
teresse im Vorfeld des Bildungsgipfels deutlich. Das

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(C (D ird an den neuen Instrumenten deutlich, die Bund und änder vereinbart haben; dazu gehört der Nationale Bilungsbericht. Das wird nicht zuletzt an der Qualifizieungsinitiative der Bundesregierung und der sie tragenen Fraktionen deutlich. Diese Initiative konzentriert ich auf die Schnittstellen im Bildungssystem, die wieerum den Schwerpunkt im 2. Nationalen Bildungsbeicht bilden. Er widmet sich nicht diesem oder jenem usschnitt des Bildungssystems, sondern der Frage nach ildung im Lebenslauf und listet im Vergleich zu frühe en Jahren auch Defizite und positive Veränderungen uf. Zu den positiven Veränderungen gehört eine bessere ewertung der frühkindlichen Bildung. Angebote der rühkindlichen Bildung werden heute verstärkt angeommen. Zu den positiven Nachrichten gehört: Mehr inder gehen auf das Gymnasium. Das Leistungsniveau er 15-Jährigen in Mathematik und den Naturwissenchaften steigt. Seit dem Jahr 2000, der ersten Vorlage iner PISA-Studie, wird die Koppelung von sozioökonoischer Herkunft und erworbenen Kompetenzen schwä her. Das gehört, finde ich, zu den Hauptthemen. Wir üssen im Bildungssystem in Deutschland diese Koppe ung, die Gott sei Dank schon schwächer geworden ist, eiter abschwächen, weil nicht Herkunft über Zukunft ntscheiden darf. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wer das erreichen will, braucht Bildung früher, braucht
ildung mit besserer Qualität, braucht mehr Durchlässig-
eit und braucht ein Bildungssystem, in dem, egal welche
chule ein Kind besucht, klar sein muss: Die Entschei-
ung für eine bestimmte Schulart ist nicht die Entschei-
ung für einen bestimmten Schulabschluss. Auf jeden
bschluss muss die Möglichkeit zum Anschluss folgen.
as heißt: Hauptgebot, um die Entkoppelung zu schaffen
nd um zu einer stimmigeren Bildungsbiografie zu kom-
en, ist ein höheres Maß an Durchlässigkeit und mehr
kzeptanz von beruflicher und allgemeiner Bildung in
eutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618310300

Frau Bundesministerin, gestatten Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Seifert?

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
ung und Forschung:

Nein. – Zu den bedenkenswerten Nachrichten gehört,
ass wir einen Anstieg der Zahl der Studienanfänger ha-
en. Er ist übrigens in diesem Semester erfreulicherweise
esonders hoch in den Natur- und Technikwissenschaf-
en. Wir haben einen Zuwachs von 5 Prozent generell,
on 11 Prozent im Bereich der Naturwissenschaften und
on 16 Prozent in Teilen der Technikwissenschaften. Da
st etwas erreicht worden. Fest steht aber auch: Damit
ind wir noch nicht zufrieden. Wir wollen auf 40 Prozent.
as heißt nicht nur, dass es einen weiteren Anstieg der
ahl der Studienanfänger geben soll; was wir mindestens






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan
so sehr brauchen, ist ein deutlich höherer Prozentsatz de-
rer, die nicht nur ein Studium beginnen, sondern es auch
erfolgreich abschließen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Gleiches gilt für die Gruppe derer, die ohne Schulab-
schluss bzw. ohne Ausbildungsabschluss bleiben. Auch
hier gilt im Bereich der Schule: frühere Intervention,
Prävention statt Reparatur. Für die Ausbildung, übrigens
auch für das Studium, heißt das, dass wir neben manchen
Maßnahmen, die auf dem Weg sind, eine bessere Bera-
tung junger Leute brauchen, weil erwiesenermaßen ein
Teil der Abbrecherquote sowohl im Bereich der berufli-
chen Bildung als auch im Bereich der akademischen Stu-
diengänge darauf zurückzuführen ist, dass zu viele ohne
Beratung das falsche Studium bzw. die falsche Ausbil-
dung aufgenommen haben. Eine bessere Begleitung,
Prävention und Beratung werden in den nächsten Jahren
zu Verbesserungen führen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit Blick auf die Vorbereitung des Bildungsgipfels
sage ich: Zum Bildungsgipfel gehört das klare Signal,
dass die Schnittstellen und damit verbundene Schwä-
chen nicht nur erkannt sind, sondern auch alle Akteure
im Bildungssystem eine klare Perspektive und eine klare
Vorstellung davon haben, wie wir in den nächsten Jahren
zu mehr Qualität im Bildungssystem kommen, wie wir
zu mehr Prävention kommen und wie wir Sorge dafür
tragen können, dass kein Jugendlicher verloren geht und
jeder zu einer Qualifikation kommt, die kulturelle Teil-
habe, Selbstständigkeit und individuelle Lebenschancen
ermöglicht. Das muss die Botschaft sein, die vom Bil-
dungsgipfel ausgeht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zur Frage der Bildungsrepublik und zu dem, was wir
auf der Grundlage nicht zuletzt des empirischen Materials
des Nationalen Bildungsberichts entwickeln wollen, kann
ich nur sagen: Der Bildungsbericht enthält eine Menge
hochinteressanter Zahlen und auch Perspektiven, was die
Entwicklungen in den letzten Jahren angeht. Zu den Kon-
zepten und Ideen, die entwickelt werden, gehört aber
auch die Bildungsfinanzierung. Die Bundesregierung hat
wichtige Schritte mit der Schaffung des Aufstiegsstipen-
diums, mit der Weiterentwicklung des Meister-BAföG
und des BAföG generell getan. Auf diesem Weg muss
fortgefahren werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


– Da können Sie ruhig klatschen. Denn dafür haben Sie
sich besonders eingesetzt.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wir wissen, wie lange Sie gebraucht haben, das einzusehen!)


– Wenn es Ihnen jetzt guttut, dann sagen Sie es ruhig.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind wieder sehr herzlich zueinander!)


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(C (D Herr Rossmann, was Ihnen guttut, soll mich nicht stöen. (Beifall des Abg. Jörg Tauss ntscheidend sind die Ergebnisse. Wir wissen: Das alles ist noch kein vollständiges onzept für Bildungsfinanzierung. Dazu gehört Weite es, das, was international üblich ist: Stipendiensystem, reditwesen und Studienkredite. Heute Morgen hat in einem Haus ein Gespräch zwischen Herrn Staatssekre är Storm und der Leitung der KfW stattgefunden. Ich öchte Ihnen im Anschluss an dieses Gespräch das Er ebnis mitteilen: Erstens. Es ist festgestellt worden, dass zwischen fW und BMBF Einigkeit über die hohe Priorität, Stuienbereitschaft zu erhöhen, besteht. Zweitens. Es besteht ebenfalls Einvernehmen daüber, dass Studienkredite auch in Zukunft ein attrakties Angebot neben anderen Finanzierungsinstrumenten ein müssen. Drittens. Deshalb haben sich KfW und BMBF auf ine künftige strukturelle Veränderung der Studienkreite unter Einbeziehung sämtlicher Bildungskredite des undes und der KfW verständigt. Ziel ist, eine dauerhaft ertretbare Obergrenze der Zinsbelastung für die Studieenden zu sichern und bei der Rückzahlung die individulle Leistungsfähigkeit noch stärker zu berücksichtigen. Viertens. Im Vorgriff auf die geplanten Anpassungen ird die KfW rückwirkend zum 1. Oktober 2008 den inssatz für den Studienkredit von jetzt 7 Prozent auf ominal 6,5 Prozent reduzieren. Ich sage in diesem Zusammenhang das, was ich auch estern gesagt habe: Studienkredit im Kontext der KfW st ein – das zeigt übrigens die Nachfrage – attraktives nstrument und muss es bleiben. Zu einem guten Bilungsfinanzierungskonzept in Deutschland gehören iele Akteure. Ich gehe auf ein zweites Instrument ein. Auch hier ann auf den Nationalen Bildungsbericht verwiesen weren, der eine – auch hier oft besprochene – Schwachtelle in der Quote der Beteiligung an Weiterbildung ieht. Wir kommen aus einer Phase, in der im Zweifelsall Frühverrentung an die Stelle von Weiterbildung trat. s ist wichtig, dass wir im ersten Schritt auf eine Weiterildungsquote von 50 Prozent kommen. Entsprechend ird im Zuge der Bildungsprämie – auch darüber wird eute beraten – eine Änderung des Fünften Vermögensildungsgesetzes vorgenommen. Das heißt, mit der Bilungsprämie gibt es ein an der Nachfrage orientiertes Intrument zur Finanzierung individueller beruflicher eiterbildung. Spargeld aus den vermögenswirksamen eistungen kann in Weiterbildung investiert werden, hne dass die Sparprämie verloren geht. Zusammen mit em Prämiengutschein ist das ein echter Anreiz, vertärkt in die eigene Weiterbildung zu investieren. Das ist in weiterer Baustein zur Stärkung lebenslangen Lerens. Bundesministerin Dr. Annette Schavan (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Ich denke, das ist der richtige Ansatz, staatliche In-
vestitionen in die Bildung weiterzuentwickeln und damit
auch zu erhöhen. Allein die Beschlüsse der Qualifizie-
rungsinitiative belaufen sich auf Mehrinvestitionen in
Höhe von 6 Milliarden Euro bis zum Jahre 2012. Dies ist
mit attraktiven Möglichkeiten zur individuellen Bil-
dungsfinanzierung verbunden.

Schließlich möchte ich den Blick noch einmal auf den
Nationalen Bildungsbericht richten. Es sind im Wesent-
lichen die Übergänge: vom Kindergarten in die Grund-
schule, von der Schule in die Ausbildung, von der Aus-
bildung in, wo gewünscht, die akademische Bildung.
Das ist und bleibt der Schwerpunkt unserer Gespräche
mit den Ländern, mit der Wirtschaft, mit den Städten und
Gemeinden. Ich bin davon überzeugt: Wir werden in der
nächsten Woche wichtige Eckdaten, wichtige Perspekti-
ven für die nächsten Jahre auf dem Weg zur Bildungs-
republik präsentieren. Eine gute Grundlage dazu war die
Verabschiedung der Qualifizierungsinitiative.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618310400

Das Wort zu einer Kurzintervention hat der Kollege

Dr. Seifert.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618310500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Die Ministerin hat

gerade eine „große“ Rede gehalten


(Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU] – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Rede!)


– manchmal ist so etwas auch ironisch gemeint –, in der
kein Wort über Lernende mit Behinderungen gesagt
wurde. Ich finde das schon ziemlich auffällig. Auch in
Ihrem Bildungsbericht kommt das kaum vor. Im „richti-
gen Leben“ aber – das sollte vielleicht der Maßstab für
unsere politische Arbeit sein – ist es so, dass inzwischen
fast 5 Prozent aller Kinder, die in die Schule gehen, in
Sonderschulen ausgesondert werden.

Man redet immer von dem dreigliedrigen Schulsys-
tem. Dass unter dem angeblich dreigliedrigen Schulsys-
tem noch acht Sonderschulformen existieren, kommt bei
Ihnen gar nicht vor. Soweit ich informiert bin, ist auch
nicht vorgesehen, darüber auf dem Bildungsgipfel zu
diskutieren.

Wo bleibt denn die Inklusion der Kinder, denen ein
Förderschwerpunkt attestiert wird? Wie kommt es, dass
immer mehr Kindern ein Förderschwerpunkt attestiert
werden muss? Weil das Aussondern das Prinzip ist und
nicht das Einbeziehen, die Inklusion. Deshalb wehren
Sie – Sie und die Bildungsminister der Länder – sich
auch so vehement dagegen, dass zum Beispiel in der
UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit
Behinderungen, die wir im nächsten Monat behandeln
werden, das englische Wort „inclusion“ mit „Inklusion“

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(C (D bersetzt wird; Sie bestehen auf „Integration“. Sie wolen offensichtlich gar nicht, dass Kinder mit Behinderunen Teil der Gesellschaft sind. Sie sondern erst aus und tellen sich dann hin und sagen: Dann wollen wir mal so nädig sein, sie einzubeziehen, also zu integrieren. Liebe Frau Ministerin, wenn Sie nicht endlich einen rbeitsschwerpunkt auf die Förderschwerpunkte legen, ann werden wir nie vorankommen. Ich finde, es wird öchste Zeit. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618310600

Frau Minister, bitte sehr.

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
ung und Forschung:

Herr Dr. Seifert, wir brauchen überhaupt nicht da-
über zu streiten, dass zur Leistungsfähigkeit des Bil-
ungssystems leistungsfähige Sonderpädagogik gehört –
it dem ganzen Spektrum dessen, was in Deutschland

arunterfällt. Sie wissen, dass wir in Deutschland eine
ohe Qualität in der Sonderpädagogik haben – bis hin zu
onderpädagogischen Fakultäten –; international erwie-
enermaßen anerkannt. Das ist der erste Punkt.

Der zweite Punkt. Wenn ich sage: „Kein Jugendlicher
arf verloren gehen“, dann bezieht sich das auf jeden.
ch habe über viele Schülergruppen nicht geredet, weil
ch nicht über Schule gesprochen habe, sondern über ei-
en Nationalen Bildungsbericht. Für diesen Bericht ha-
en Bund und Länder in Auftrag gegeben, sich speziell
it den Übergängen und mit der Frage lebenslanger Bil-

ungsbiografie zu befassen. Es gibt viele Initiativen, üb-
igens auch im Bereich der Bildungsforschung, die sich
etailliert mit der Sonderpädagogik beschäftigen und an
er Weiterentwicklung arbeiten, etwa wenn es um Mo-
elle der integrativen Beschulung und um intensive Zu-
ammenarbeit von allgemeinbildenden und sonderpäd-
gogischen Einrichtungen geht.

Da gibt es überhaupt kein Vertun: Die Frage, wie leis-
ungsfähig ein Bildungssystem ist, entscheidet sich ge-
ade mit Blick auf Extremsituationen, auch solchen in
er Pädagogik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618310700

Nächste Rednerin ist nun die Kollegin Cornelia

ieper für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1618310800

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine Damen und

erren! Sehr verehrte Ministerin, in der Tat bleiben vor
em Bildungsgipfel sehr viele Fragen offen. Aber ich
ill grundsätzlich erst einmal Folgendes sagen – so ha-
en es in dieser Woche auch die Arbeitgeberverbände
nd die Industrie formuliert –: Bildung ist für unser






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper
Land die Schlüsselfrage und gehört auf Platz eins der
politischen Agenda.

Die Kanzlerin spricht von einer Bildungsrepublik und
ruft die Ministerpräsidenten zu einem Bildungsgipfel zu-
sammen. Sie macht das Thema zur Chefsache. Ich sage
ausdrücklich: Ich halte das für richtig. Bildung muss in
unserem Land einen viel höheren Stellenwert bekom-
men, als sie ihn bisher hatte.


(Beifall bei der FDP)


Ich sage das nicht ohne Grund. Wir alle wissen:
Deutschland braucht dringend eine Fitnesskur. Trotz al-
ler positiven Anzeichen im Nationalen Bildungsbericht
gilt – das will ich festhalten –: 20 bis 25 Prozent der Ju-
gendlichen sind weder in Ausbildung noch in Arbeit
– der Durchschnitt in Europa liegt bei 19 Prozent –, und
fast jeder vierte 15-Jährige ist designierter Analphabet.
Diese dramatischen Zahlen müssen uns beunruhigen.

Um es in einem Satz zusammenzufassen: Die Leis-
tungselite ist in Deutschland zu klein, die Zahl der Leis-
tungsschwachen und Benachteiligten zu groß. Rund
90 000 Schulabbrecher jährlich sind einfach zu viel. Uns
sollte hier eigentlich jedes einzelne menschliche Schick-
sal beschäftigen; das sind die sozialen Härtefälle von
morgen.

Nach einer Emnid-Umfrage ist jeder zweite Deutsche
mit dem Bildungssystem unzufrieden und hält es sogar
für ungerecht. Dies ist aus meiner Sicht ein dramatischer
Tiefpunkt für ein Land, in dem Chancengleichheit zu
den in unserer Verfassung verbrieften Grundrechten ge-
hört.


(Beifall bei der FDP)


Wenn es der Kanzlerin auf dem bevorstehenden Bil-
dungsgipfel nicht gelingt, die Weichen grundsätzlich neu
zu stellen, dann bleibt die „Bildungsrepublik Deutsch-
land“ eine Illusion. Dann ist aber auch die Kultusminis-
terkonferenz gescheitert, auf der sich die 16 Bundeslän-
der auf eine nationale Bildungsstrategie zu einigen
haben. Im Falle ihres Scheiterns muss man darüber
nachdenken, wie man zwischen Bund und Ländern ver-
bindliche nationale Bildungsstandards formulieren kann –
von der frühkindlichen Bildung bis hin zu einer Weiter-
bildungsoffensive. Nach Auffassung von uns Liberalen
brauchen wir dann ein effizienteres Gremium aus Bund
und Ländern, eine deutsche Bildungskonferenz, die
grundgesetzlich verankert sein muss. Wir brauchen klare
Zielvorgaben und klare Vergleichsgrößen für einen Bil-
dungsaufschwung in Deutschland, für eine gemeinsame
Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Wirtschaft.


(Beifall bei der FDP)


Es kann nicht sein, meine Damen und Herren, dass
die Länder, jedenfalls einige, auf dem bevorstehenden
Bildungsgipfel Geld einfordern, aber keine klaren Ziel-
vorgaben formuliert werden. Wir alle wissen, dass der
Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben am Brutto-
inlandsprodukt seit Jahren rückläufig ist. Gemessen am
Bruttoinlandsprodukt investieren Portugal, Polen und
Ungarn prozentual inzwischen mehr in die Bildung als

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(C (D eutschland. Herr Bundespräsident Köhler hat gerade u Recht formuliert: Wer an der Bildung spart, spart an er falschen Stelle. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat jüngst ausgeechnet, dass die mangelhafte Integration junger Menschen n der Arbeitswelt ganz erhebliche gesellschaftliche Folekosten verursacht. Das heißt, durch grundlegende bilungspolitische Weichenstellung könnten wir bis 2015 ogar 13,4 Milliarden Euro allein an direkten Kosten einparen. Wir brauchen mehr Investitionen in Bildung, Frau inisterin. Ich habe mich zunächst über die Ankündi ung gefreut, Sie wollten in Vorbereitung auf den Bilungsgipfel 6 Milliarden Euro mehr investieren. Als ich enau hinschaute, stellte ich aber fest, dass all diese Mitel schon in den Haushalten der Bundesbildungsministein, des Bundesarbeitsministers und der Bundesfamilieninisterin stehen. Wir brauchen keine Luftbuchungen, eine Damen und Herren von der Regierungskoalition, ir brauchen neue frische Bildungsinvestitionen zusätz ich, die erkennbar einen Aufschwung nach sich ziehen. Das Ziel, das Sie sich gestellt haben, künftig 0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Bildung und orschung zu investieren, ist sehr ehrenwert. Wenn Sie ieses Ziel erreichen wollen, müssen Sie aber bis 2015 jedenfalls nach Ihren Berechnungen, Frau Ministerin – 5 Milliarden Euro mehr ausgeben. Das bedeutet schon ür das nächste Jahr, dass von Bund, Ländern und der irtschaft mindestens 3,5 Milliarden Euro zusätzlich ufgebracht werden müssen. Dies kann ich nicht erkenen. Die Menschen draußen haben genug von leeren ersprechungen; sie wollen eine ehrliche Politik, auch as die haushaltspolitische Untersetzung anbelangt. Für uns ist Bildung die Schlüsselfrage im Hinblick auf ie Zukunft Deutschlands. Wir müssen den wichtigsten ohstoff, der uns zur Verfügung steht, besser erschlieen: das Gold in den Köpfen der Kinder und der Menchen. Machen Sie dies zum Thema, Frau Bundesminiserin! Wir brauchen dringend eine Allianz von Familiennd Bildungspolitik. Geben Sie Betreuungsgutscheine ür Krippenund Kindergartenplätze als familienpolitiche Leistung des Bundes an die Eltern heraus! Das wäre er beste Einstieg in eine kostenfreie vorschulische Bilung und ein klares Signal für gute Bildungsinvestitioen. Vielen Dank. Nun hat die Kollegin Ulla Burchardt für die SPD raktion das Wort. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren heute zum zweiten Mal über den Nationalen Bildungsbericht. Er ist ein wahres Wunderwerk der Statistik, wörtlich zitiert: „die summative Bewertung des gesamten Bildungsgeschehens“. Was technisch klingt, ist politisch hoch brisant. Der Bericht übt scharfe Kritik an der mangelnden Durchlässigkeit und der starken sozialen Selektivität des deutschen Bildungssystems. Noch immer verlassen 8 Prozent eines Altersjahrgangs die Schule ohne Abschluss, haben 40 Prozent der ehemaligen Hauptschüler nach zwei Jahren keine Berufsausbildung und verschwenden wertvolle Lebenszeit in Warteschleifen. Noch immer benachteiligt das dreigliedrige Schulsystem Kinder von Migranten und aus sozial schwächeren Familien. Die Durchlässigkeit, so der empirische Beleg, hat sich weiter verschlechtert. Noch immer gibt es zu wenig Studierende. Die Hochschultüren sind für viele verriegelt – durch flächendeckende NCs, Studiengebühren und unüberschaubare Bewerbungsverfahren. Die Weiterbildungsbeteiligung stagniert. Die soziale Selektivität setzt sich auch hier fort. Wer einmal den Anschluss verpasst hat, findet nur mit Glück oder durch Zufall eine zweite oder dritte Chance für den Aufstieg. Und schließlich: Noch immer liegen die Bildungsinvestitionen in Deutschland unter dem Schnitt aller westlichen Industrieländer der OECD; ihr Anteil ist sogar rückläufig. Das ist die nüchterne Bilanz, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Es ist die Eröffnungsbilanz und zugleich das Pflichtenheft für das Treffen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten in der nächsten Woche. Die SPD hat den Bildungsgipfel einhellig begrüßt. Wir halten ihn für notwendig und finden es richtig, dass Bildung zur Chefsache gemacht wird. Die Zeit ist reif für einen nationalen Bildungspakt. Natürlich haben wir kein Geheimnis daraus gemacht, dass sich Frau Merkel das populäre Thema Bildung ein Jahr vor der Bundestagswahl auch aus wahltaktischen Gründen zu eigen gemacht hat. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Nein! Schon viel länger! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Jahr und einen Tag vorher!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618310900

(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )

Ulla Burchardt (SPD):
Rede ID: ID1618311000

(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Wir sind auf diesem Feld ja alle nicht ganz unschuldig.
Aber das ist an sich nicht schädlich. Es ist gut, dass Bil-
dung auf diese Art und Weise zum Topthema auf der po-
litischen Agenda geworden ist


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


und sich die politische Auseinandersetzung im Wettbe-
werb der bildungspolitischen Konzepte zuspitzt. Ich will
das, was da aufgeworfen worden ist, gleich gern noch
einmal aufgreifen.

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(C (D Die Erwartungen an den Bildungsgipfel sind hoch, icht zuletzt geweckt durch die Kanzlerin selbst. Sie ann sich bei niemandem beschweren. Deswegen muss er Gipfel statt schönen Worten Substanz bringen und ehr als die von der Koalition bereits beschlossenen und irklich sinnvollen und richtigen Maßnahmen der Qua ifizierungsinitiative. Zu Recht fordert Handwerkspräsident Schleyer geauso wie nahezu alle Wirtschafts-, Lehrerund Elternertreter die Vereinbarung von konkreten, verbindlichen, achprüfbaren Zielen und die entsprechenden notwendien Entscheidungen. Sie alle haben als Bildungspolitiker n den letzten Tagen darüber hinaus den Brief von BDA nd BDI erhalten, der betont, dass der bildungspolitische ortschritt messbar sein muss. Nun wissen wir alle, dass sich in den letzten Tagen ertreter des Bundeskanzleramtes und die Chefs der taatskanzleien zusammengesetzt haben. Was in Bezug uf die Vorbereitungen für die Abschlusserklärung urchdringt, gibt Anlass zu großer Sorge. Selbst die weigen vagen Konkretisierungen, die Sie, Frau Schavan, it Ihren Länderkollegen abgestimmt haben, sollen eitgehend verschwinden. Lediglich die Halbierung der chulabbrecherzahl ist gerettet worden; weitere konkrete ahlen – nicht Bekenntnisse – sind in der Erklärung of ensichtlich nicht unterzubringen. Das einzig Konkrete, as die Ministerpräsidenten fordern, ist mehr Geld vom und ohne jede Zweckbindung. Das ist vor dem Hinterrund des Unionsländerkampfes gegen den angeblich goldenen Zügel“ des Geldes vom Bund im Rahmen der öderalismusreform I schon fast ein Stück aus dem Tollaus, muss ich ganz ehrlich sagen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Damit wird wenige Tage vor dem Schwur deutlich,
ass Welten klaffen zwischen der neuen bildungspoliti-
chen Sozialreformrhetorik der Union, mit der sie sozial-
emokratische Begriffe und Forderungen aufgenommen
at, zum Beispiel das 7- bzw. 10-Prozent-Ziel – Zei-
ungsarchive belegen eindeutig, dass Professor Zöllner
ie Bildungsrepublik schon vor drei Jahren eingefordert
at; aber das ist ja alles nicht schlimm –, und der noch
mmer virulenten Ideologie der Bestenauslese.

Gelegentlich hilft ein Blick zurück in die Geschichte,
m die Gegenwart zu erklären und zu verstehen. Es gibt
och viele – zumindest in meinem Alter –, die sich noch
ut daran erinnern können, wie mit der Regierungsüber-
ahme im Jahre 1982 mit der sogenannten geistig-mora-
ischen Wende das Rad der Bildungsexpansion der 70er-
ahre zurückgedreht werden sollte.

Das Streben nach mehr Bildung sowie nach mehr
biturienten und Studierenden aus Arbeiterfamilien
urde verantwortlich gemacht für die sogenannten Ver-
erfungen der 68er- und der 70er-Jahre. CDU-Politiker
etterten gegen die gigantische Fehlsteuerung durch die
ffnung der Gymnasien und Universitäten. Ein CDU-






(A) )



(B) )


Ulla Burchardt
Staatssekretär im Bundesbildungsministerium empfahl
den Bundesländern dringend, doch nicht mehr als
16,5 Prozent eines Jahrgangs zum Abitur zuzulassen.

In der konkreten Politik hatte dieses konservative
Denken über 16 Jahre hinweg reale Folgen.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Wie alt ist die Rede, die Sie vortragen?)


Dem BAföG-Kahlschlag der Kohl-Regierung mit der
Streichung der Schülerförderung und der Umstellung der
Studierendenförderung ausschließlich auf Volldarlehen
sowie den Einschränkungen beim Hochschulausbau
folgten zugleich Schritte in den Ländern, den Zustrom
der Schüler an den Gymnasien zu drosseln. Das damals
konservativ regierte Rheinland-Pfalz war vorne mit da-
bei und auch das Land Baden-Württemberg.

Die Warnung vor der vermeintlichen Akademiker-
schwemme hatte bis weit in die 90er-Jahre hinein Kon-
junktur. In manchen konservativen Kreisen wird das
auch heute noch weiter betrieben.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Was reden Sie überhaupt? Es ist unglaublich, was Sie für vermeintliche Tatsachen in den Raum stellen!)


Diese Politik zeigt tatsächlich Folgen, die wir heute im
Hinblick auf die Bildungsbeteiligung sowie auf den Man-
gel an Hochqualifizierten beklagen. Ohne die BAföG-Re-
form unter Rot-Grün und den Einsatz der SPD für den
Erhalt und Ausbau des BAföGs in dieser Koalition wä-
ren die Ergebnisse des Nationalen Bildungsberichts noch
deutlich schlechter ausgefallen.


(Beifall bei der SPD)


Schauen wir uns einmal an, was aus der Vergangen-
heit und den nicht gerade guten Ergebnissen, die eine
solche Politik mit sich gebracht hat, gelernt wurde.
Wenn man sich die neuere Beschlusslage anschaut, dann
stellt man fest, dass Sie sich noch immer zu einem drei-
gliedrigen Schulsystem bekennen, das der Ständegesell-
schaft des vorletzten Jahrhunderts entstammt. Anders
kann man das doch nicht mehr bezeichnen, was da pas-
siert.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bezeichnenderweise hat die damalige hessische Kul-
tusministerin Wolff festgestellt, das dreigliedrige Schul-
system sei doch ganz in Ordnung; denn – das muss man
sich einmal auf der Zunge zergehen lassen – das sei die
begabungsgerechte Chancenzuweisung. An dieser Stelle
wird doch völlig klar, was dahintersteht, wenn man so
etwas heute noch will, oder man weiß nicht, was man
sagt und was man tut.

Wer sich in diesen Zeiten trotz seiner sozialen Her-
kunft bis zum Abitur durchgekämpft hat – das sind Gott
sei Dank viele –, trifft beim Hochschulzugang auf eine
neue soziale Hürde, die die unionsgeführten Länder er-
richtet haben, nämlich die Studiengebühren. So kann
man Bildungsmobilität, Durchlässigkeit und Aufstieg
für alle doch überhaupt nicht fördern. Ich weiß nicht, wie
man das überhaupt noch darstellen will.

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(C (D Meine Damen und Herren, mit diesem Denken und it einem politischen Instrumentenkasten, der im We entlichen besteht aus Wettbewerben, Modellprogramen, Bestenauswahlstipendien und dem Outsourcen von olitischer Verantwortung an Stiftungen lassen sich die erausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht bewältien. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir als Sozialdemokraten haben ein Konzept auf den
isch gelegt, das solide und stimmig ist. Das Wesentli-
he ist: Wenn man über die notwendigen Strategien re-
et, dann muss man berücksichtigen, dass die staatlichen
andlungsinstrumente Recht, Geld und Infrastruktur
oll zum Einsatz kommen müssen, um Durchlässigkeit
nd Aufstieg durch Bildung zu gewährleisten und um
as Fachkräfteproblem zu lösen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Rechtsansprüche wie das Recht auf den nachholenden
chulabschluss spielen eine Rolle. Außerdem ist ein
undeseinheitlicher Hochschulzugang wichtig. Zeitge-
äße Infrastruktur heißt längeres gemeinsames Lernen,

lächendeckender Ausbau der Ganztagsschule sowie
00 000 neue Studienplätze.

Wir brauchen mehr Geld für Bildung, erstens um das
ormale und verfassungsmäßige Recht der Bürger auf
reien Zugang zur Bildung materiell abzusichern. Es
ützt nämlich nichts, ein Recht zu haben, wenn man es
ich nicht leisten kann, es in Anspruch zu nehmen. Des-
alb sind Gebührenfreiheit von der Kita bis zum Master-
tudium, die Wiedereinführung des Schüler-BAföGs und
in Erwachsenenbildungsförderungsgesetz unverzicht-
ar.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618311100

Frau Kollegin, darf ich Sie an die Redezeit erinnern?


Ulla Burchardt (SPD):
Rede ID: ID1618311200

Letzter Satz: Mehr Geld ins System muss sein. Die

emografische Rendite muss verbindlich gesichert wer-
en. Frau Schavan, das ist doch das Mindeste, was Sie
hren Unionsministerpräsidenten abhandeln müssen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Haben Sie das alles mit Ihrem Finanzminister besprochen? Davon haben wir nichts gemerkt!)


iese haben sich gestern Abend noch immer geweigert,
ies verbindlich festzulegen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618311300

Frau Kollegin, das waren schon mehrere Sätze.


Ulla Burchardt (SPD):
Rede ID: ID1618311400

Zweitens. Wenn man das 7-Prozent-Ziel für Bil-

ungsausgaben erreichen will, dann muss man sich






(A) )



(B) )


Ulla Burchardt
ernsthaft fragen, wie man auf 4 Milliarden Euro Einnah-
men aus der Erbschaftsteuer verzichten kann. Es reicht
doch das kleine Einmaleins, um festzustellen, dass diese
Rechnung überhaupt nicht aufgehen kann. Wer das
7-Prozent-Ziel will, muss zur Erbschaftsteuer Ja sagen.
Das ist in diesen Tagen der Lackmustest für die bil-
dungspolitische Glaubwürdigkeit.


(Beifall bei der SPD – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: So ein Unfug!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618311500

Nächste Rednerin ist für die Fraktion Die Linke die

Kollegin Cornelia Hirsch.


(Beifall bei der LINKEN)



Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618311600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Bildung für alle – das hat uns Frau Merkel hier vor weni-
gen Wochen in der Haushaltsdebatte versprochen. Bil-
dung für alle – leider merken wir, sehr geehrte Frau Mi-
nisterin, bisher noch nicht sehr viel davon, dass Sie in
der Bundesregierung dieses Versprechen auch ernsthaft
umsetzen wollen. Denn Bildung für alle erreicht man
eben nicht, indem man die Bildungsrepublik ausruft.
Man erreicht es auch nicht, wenn man sich auf Bildungs-
reise begibt, aber dabei von vornherein nur die prämier-
ten und preisgekrönten Einrichtungen besucht und um
die im Bildungswesen viel häufiger anzutreffenden Pro-
bleme einen weiten Bogen macht. Man erreicht es erst
recht nicht, wenn man einen Bildungsgipfel konzipiert,
der eigentlich nichts anderes als ein Marketinggipfel für
die Bundesregierung ist, auf dem nur alle ohnehin schon
beschlossenen bildungspolitischen Maßnahmen noch
einmal hervorgekramt und neu promotet werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke sagt: Bildung für alle darf kein leeres Ver-
sprechen bleiben. Bildung für alle muss endlich umge-
setzt werden. Darum richten wir drei ganz konkrete For-
derungen an den bevorstehenden Bildungsgipfel:

Erster Punkt. Bildung für alle muss heißen: mehr
Geld für Bildung. Frau Schavan, ich meine mit „mehr
Geld für Bildung“ nicht Ihre ohnehin schon in den Haus-
haltsplan eingestellten pillepalle 6 Milliarden Euro.


(Marcus Weinberg [CDU/CSU]: Pillepalle 6 Milliarden? – Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)


– Sie brauchen sich gar nicht so aufzuregen. – Alle, auch
jene, die jetzt auf der Tribüne sitzen und zuhören, be-
kommen mit, dass der Bundestag in dieser Woche ein
Rettungspaket über mehrere Hundert Milliarden Euro
verabschieden wird. Zu Recht versteht niemand, der uns
zusieht, dass gleichzeitig für die Bildung gerade einmal
6 Milliarden Euro mehr für mehrere Jahre zur Verfügung
gestellt werden sollen und dass das alles sein soll.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Ich verstehe Sie auch nicht!)


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(C (D enn Sie eine bessere Bildung haben wollen, dann üssten Sie zumindest auf den europäischen Durch chnitt kommen. Das würde pro Jahr 18 Milliarden Euro ehr bedeuten. Dann hätten wir wirklich die Möglich eit, offene Hochschulen anzubieten und den Numerus lausus zu beseitigen. Dann hätten wir einen ausgebauen Kitabereich, eine bessere Ausstattung an den Schuen und eine bessere Ganztagsschulbetreuung. Dafür etzt sich die Linke ein. (Beifall bei der LINKEN – Marcus Weinberg [CDU/CSU]: Da haben Sie in Berlin alle Möglichkeiten für den Bildungsbereich!)


Zweiter Punkt. Bildung für alle muss heißen: mehr
erechtigkeit. Frau Schavan, Sie haben gerade in Ihrer
ede gesagt: Herkunft darf nicht über Zukunft, Herkunft
arf nicht über Bildung entscheiden. – Sehr richtig! Aber
enn Sie das ernst meinen, dann müssen Sie und mit Ih-
en Ihre Partei sich endlich vom Irrweg des gegliederten
chulsystems verabschieden. Es kann doch nicht ange-
en, dass bei Kindern im Alter von zehn Jahren darüber
ntschieden wird, welche Bildungs- und damit auch Le-
enschancen ihnen zugeteilt werden, und zwar je nach-
em, aus welcher sozialen Schicht sie kommen und wel-
he kulturelle Herkunft sie haben. Dazu sagt die Linke:
as werden wir nicht mitmachen. Wir streiten für ein

ängeres gemeinsames Lernen. Wir brauchen endlich
undesweit die Einführung von Gemeinschaftsschulen
nd die Abschaffung des gegliederten Schulsystems.


(Beifall bei der LINKEN)


Mehr Gerechtigkeit muss dann auch heißen, dass end-
ich der Zugang an die Hochschulen geöffnet wird und
urchlässigkeit vorhanden ist. Das erreicht man eben
icht, so wie Sie es jetzt vorschlagen, mit einzelnen Auf-
tiegsstipendien oder einem Modellprojekt des Bundes
Offene Universität“, sondern notwendig ist – dafür hät-
en Sie in der Bundesregierung die Kompetenz –, den
ugang an die Hochschulen flächendeckend für Men-
chen mit einem Berufsabschluss zu öffnen.

Dritter Punkt. Bildung für alle muss auch heißen: Ge-
ührenfreiheit. Denn das, was wir zurzeit erleben – an-
efangen in der Kita über die Schule, wo Eltern zur
inanzierung der Schulbücher, der Schülerbeförderung
sw. und immer mehr über private Nachhilfe zur Kasse
ebeten werden, bis zu den Hochschulen; in vielen Bun-
esländern sind Studiengebühren und übrigens auch die
on der SPD eingeführten Studienkonten Realität –,
eigt, dass wir Bildung für alle so nicht erreichen. Denn
enn es Gebühren gibt, dann entscheidet der Geldbeutel
ber die Teilhabe an Bildung, und das steht im Wider-
pruch zum Ziel „Bildung für alle“.


(Beifall bei der LINKEN)


ie Linke sagt deshalb: Für den Bildungsgipfel ist die
lare, verbindliche Vereinbarung zwischen Bund und
ändern notwendig: Gebührenfreiheit von der Kita bis
ur Weiterbildung.

Ich fasse zusammen: Wenn Sie es ernst meinen mit
ildung für alle, dann muss die Messlatte für die Ergeb-
isse des Bildungsgipfels sein: erstens ein Bildungspakt
ür eine bessere Finanzierung – der erste Schritt wäre:






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(B) )


Cornelia Hirsch
weg mit dem unsinnigen Kooperationsverbot im Schul-
bereich –, zweitens längeres gemeinsames Lernen statt
unsozialem Aussortieren und drittens die Gebührenfrei-
heit von der Kita bis zur Weiterbildung.

Besten Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618311700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Renate Künast für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618311800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Ministerin, ich muss ehrlich sagen: Bei Ihrem Redebei-
trag zur Bildungspolitik kam ich mir schon beim ersten
Satz veräppelt vor. Sie haben sich hier hingestellt und
gesagt: „Die Bildungspolitik ist in der Mitte der Politik
angekommen.“ – Wir sind nur dankbar dafür, dass wir
nicht nachts um 3 Uhr, sondern schon am frühen Nach-
mittag über Bildungspolitik diskutieren. Wir können ei-
gentlich nur dankbar dafür sein, dass die CDU/CSU und
die Kanzlerin endlich gemerkt haben, dass das ein Mar-
ketingpunkt ist. Aus der Tatsache, dass Sie jetzt erst ge-
merkt haben, dass das ein Zukunfts- oder Marketing-
punkt ist, dürfen Sie aber nicht schließen, dass dieser
Punkt erst jetzt in der Mitte der Politik oder der Gesell-
schaft angekommen ist. Da war er schon lange.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wahr ist etwas ganz anderes: Diese Legislaturperiode
hat mit einem Desaster begonnen, mit der Tatsache, dass
sich der Bund bei der Bildungspolitik quasi enthauptet
hat. Wenn es so ist, dass die Bildung eine der zentralen
Zukunftsaufgaben und eine der zentralen Gerechtigkeits-
fragen ist – und es ist so, weil sich jedes Kind und jeder
Erwachsene darüber Chancen im Leben erarbeiten
kann –, dann war es einer der schlimmsten Fehler zu Be-
ginn dieser Legislaturperiode, dass wir zugelassen ha-
ben, dass sich der Bund bei der Föderalismusreform bil-
dungspolitisch enthauptet hat. Darunter leiden heute alle.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Ich muss ehrlich sagen: Ich habe ein Stück weit gelit-
ten, als Sie sich mit dem Satz, dass immer mehr Kinder
den Weg ins Gymnasium finden, selbst entlarvt haben.
Ich sage Ihnen ganz klar: Das ist ein unchristlicher Satz.
Warum? Den Weg ins Gymnasium zu finden ist kein
Suchauftrag für die Kinder, sondern der zentrale Gerech-
tigkeitsauftrag des Landes.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb reicht es auch nicht, dass Sie jetzt die Marke-
tingebene des Ganzen entdeckt haben. Wir Grünen er-
warten von Ihnen, dass auf dem Bildungsgipfel zwi-
schen Bund und Ländern belastbare Vereinbarungen
getroffen werden, dass es zu einem gesamtstaatlichen
Kraftakt kommt, um unser Bildungssystem endlich ge-

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(C (D echt und durchlässig zu machen, und zwar vom Kinderarten bis zur beruflichen Weiterbildung. Zu dem, was Sie hier mit so warmen Worten erzählt aben – immer mehr Kinder finden den Weg ins Gymnaium –, sage ich Ihnen: In diesem Land gibt es viele enschen, die Veränderungen erwarten. Ich muss Ihnen eispiele nennen: Was sollen die alleinerziehenden Müt er, die erwerbstätig sein wollen und müssen, aber quer urchs Land keine gute und verlässliche Betreuung für hre Kinder finden, aus Ihrer Rede schließen? Was sollen ie Lehrerinnen und Lehrer, die 30 oder mehr Kinder mit mmer mehr sozialen Problemen – gerade auch in soziaen Brennpunkten – in einer Klasse unterrichten, aus Iher Rede schließen? Was sollen die Jugendlichen, die ich in diesem Land trotz Realschulabschluss weiterhin n einer Warteschleife statt in einer Ausbildung befinden, enken? Alle reden über Integration, aber was sollen die igrantenkinder denken, die die gleiche Leistung wie hre Mitschülerinnen und Mitschüler bringen, aber trotzem keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen? as sollen eigentlich die denken, die meinen: „Ich önnte doch vielleicht …“, die für ein Studium aber Stuienkredite aufnehmen müssten und, weil sie noch nicht enug Zutrauen haben, Angst und Sorge haben, sich auf em Weg der Bildung zu verschulden? Was sollen eientlich hoch motivierte Frauen denken, die sich im Beuf bewiesen haben und jetzt ihren Uni-Abschluss nacholen wollen, aber mit Verweis auf ein fehlendes Abitur icht genommen werden? Was sollen mittelständische nternehmen denken, die händeringend Azubis suchen, ie ordentlich lesen, schreiben und rechnen können? as sollen Eltern denken – das ist schon angesprochen orden –, die ein Kind mit Behinderung haben und es uf die Schule für alle geben wollen, aber mit fadencheinigen Begründungen daran gehindert werden? All iesen Menschen mit ihren Fragen haben Sie mit Ihren armen Worten keine Antwort gegeben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unser Bildungssystem leistet immer noch viel zu we-
ig, wenn ein Fünftel der Jugendlichen nach jahrelan-
em Schulbesuch nicht richtig lesen und schreiben kann.
as heißt das? Wir können wirklich sagen: Teilhabe-

hancen gibt es in diesem Land nicht. Es ist eher noch so
ie in Preußen: Die einen gehen aufs Gymnasium, der
ittelbau geht in die Mittelschule, und der Rest wird im
ahrsten Sinne des Wortes in die Volksschule abgescho-
en. Wir müssen sagen: Wir brauchen endlich Chancen-
leichheit. Wir brauchen einheitliche Standards statt
änderegoismen.

Ich will Ihnen in drei Leitsätzen sagen, was das heißt.
iese drei Dinge müssen wir verwirklichen, aber nicht

rgendwann, sondern jetzt: Erstens. In diesem Land muss
edes Kind lernen können. Zweitens. In diesem Land

uss jeder und jede in jedem Alter Zugang zu Bildung
aben. Drittens. Wir alle – das ganze Land –, egal ob wir
inder haben oder nicht, sind für die Bildung verant-
ortlich. Das ist Aufgabe des ganzen Staates.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ute Berg [SPD])







(A) )



(B) )


Renate Künast
Gehen wir einmal zu dem ersten Punkt: Jedes Kind
soll lernen können, und zwar von Anfang an, egal ob in
Wedding oder Blankenese. Die Koalition lobt sich dafür,
dass bis 2013 der Anteil der Kindertagespflege auf bis zu
30 Prozent erhöht werden soll. Was ist eigentlich mit de-
nen, Frau Schavan, die schon heute keinen Platz in einer
Kita bekommen haben? Die Union hält am System der
Auslese fest. Wir sagen: Wir brauchen den Rechtsan-
spruch auf den Kitaplatz ab dem ersten Lebensjahr. Wir
brauchen eine Qualitätsoffensive. Wir brauchen ein Qua-
litätssiegel, damit es wirklich Wettbewerb um gute Kin-
dergärten gibt und die Eltern wissen, wo sie ihre Kinder
hinschicken können.

Wir brauchen längeres gemeinsames Lernen. Wir
brauchen die individuelle Förderung eines jeden Kindes.
Das müssen wir leisten und bieten. Wir dürfen nicht er-
warten, dass sich die Kinder dies suchen. Wir brauchen
flächendeckend echte Ganztagsschulen mit einem kos-
tengünstigen Mittagessen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zum zweiten Punkt. Ich habe gesagt: Jeder und jede
muss in jedem Alter Zugang zu Bildung haben. Wissen
Sie, was wir heute erleben? Zwei von drei Hauptschü-
lern sind noch anderthalb Jahre nach ihrem Abschluss
nicht in einer Ausbildung. Wir wissen, was es für junge
Leuten bedeuten kann, wenn sie anderthalb Jahre auf der
Straße stehen. Das ist eine richtige Desozialisierung oder
Fehlsozialisierung. Wir brauchen ein anderes Ausbil-
dungssystem, weil die Haupt- und Realschüler gar nicht
mehr integriert werden. Wir sind doch mittlerweile in
dem ganzen Bereich so weit, dass eine 30-jährige Mutter
kein BAföG bekommt, wenn sie ihr Studium nach einer
Pause für das Kind beenden will. Wir sind in einem
Land, in dem selbst jemand wie Erwin Teufel Schwierig-
keiten hat, einen Studienplatz zu bekommen, obwohl er
doch eine gewisse Vorqualifizierung vorzuweisen hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Das Studium hat er abgebrochen!)


– Na ja, er musste nachher an eine kirchliche Hoch-
schule gehen, weil ihn eine staatliche nicht nahm. Das ist
doch ein Armutszeugnis, abgesehen davon, dass er das
Studium am Ende doch aufgegeben hat; aber bitte.

Wir müssen an dieser Stelle feststellen: Sie loben sich
für mehr Ausbildungsplätze, dabei ist dieser Zuwachs
nur konjunkturbedingt. Dieses Eigenlob stinkt. Wir alle
wissen: Die Zahl der Ausbildungsplätze wird infolge der
Finanzkrise und der Rezession zurückgehen. Wir brau-
chen ein Ausbildungssystem, das tatsächlich mit Modu-
len arbeitet, sodass es allen, auch den Migranten ermög-
licht wird, trotz der fehlenden Vorbildung ihrer Väter
und Mütter einen Bildungsabschluss zu machen.

Überbetriebliche Ausbildungsstätten und ein Erwach-
senen-BAföG sind die Antwort statt der Kredite, die
auch bei Ihrem Modell, Frau Schavan, immer noch teu-
rer sind, als sie früher einmal waren. Der Zinssatz von
6,5 Prozent, den Sie gerade angekündigt haben, liegt im-
mer noch über dem alten Satz. Die bisherigen Zinsober-

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(C (D renzen müssen abgesenkt werden; auch dazu haben Sie ichts gesagt. Ich sage Ihnen an dieser Stelle: Statt Kreiten brauchen wir eine staatliche Studienfinanzierung. Wir brauchen einen Hochschulpakt, der wirklich gaantiert, dass bis 2020 jeder und jede, der bzw. die stuieren kann und will, einen Studienplatz bekommt. Wir rauchen den Zugang zur Uni für beruflich Qualifizierte. Darüber hinaus – das ist der dritte Punkt – brauchen ir Geld. Die gesamte Gesellschaft ist für diese Aufgabe uständig. Weg und Schluss mit den Schwarzer-Peterpielchen. Wir als Grüne wollen eines ganz klar: den Bildungsoli. Wir müssen die Hälfte der nicht verplanten Einnahen aus dem Solidaritätszuschlag – das sind etwa 3 Milliarden Euro – in Bildung investieren, und zwar efinitiv nicht weniger. ir müssen auch Bildung als Investition begreifen. Es ann doch nicht sein, dass nur der Bau von Straßen als nvestition gerechnet wird, obwohl der Bau von Bilungsinstitutionen oder die Bereitstellung von Bildungsnd Qualifizierungsangeboten eigentlich die zentralen nvestitionen im internationalen Wettbewerb sind. Dies st nötig, wenn man Gerechtigkeit herstellen will. Ich kann also nur sagen: Schluss mit der Trickserei! chluss mit den warmen Worten! Frau Schavan, wir erarten, dass nicht am Anfang der Legislaturperiode teht, dass sich der Bund bei der Bildungspolitik entauptet, und am Ende der Legislaturperiode eine gute arketingaktion mit einem Bildungsgipfel steht. Wir ollen, dass Geld in die Hand genommen wird – minestens 23 Milliarden Euro brauchen wir – und das Sysem für alle Kinder und alle Erwachsenen geöffnet wird. lles andere wäre am Ende nur PR. Da werden wir Sie ntlarven. Nächster Redner ist der Kollege Alexander Dobrindt ür die CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rau Künast, ich glaube, dass das, was Sie hier machen, och fahrlässig ist. Sie stellen sich hier hin und wollen en Menschen draußen erzählen, dass das, was am Ausildungsmarkt und bei der Fortbildung der Menschen ereicht wurde, alles nichts wert ist. Sie behaupten nicht ur, dass es nichts wert ist, Sie streiten sogar ab, dass es as überhaupt gibt. (Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Fragen Sie doch draußen!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618311900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1618312000






(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt
Ich sage Ihnen: Das ist der blanke Hohn gegenüber den
vielen jugendlichen Menschen, die Hoffnung brauchen,
weil sie einen Ausbildungsplatz wollen, und denen wir
heute sagen können, dass zum ersten Mal seit 2001 – Sie
erinnern sich, wer damals mitregiert hat – wieder mehr
Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen, als Bewerber
da sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das betrifft 540 000 junge Menschen, die heute einen
Arbeitsplatz finden können; das war früher nicht mög-
lich. Ich glaube, dass es wichtig ist, festzustellen, was es
für einen jungen Menschen bedeutet, nach der Schule zu
versuchen, seinen Lebensmittelpunkt in der Gesellschaft
zu finden, und dies nicht zu schaffen, weil diese Gesell-
schaft unter Umständen keinen Arbeitsplatz für ihn zur
Verfügung hat. All das konnten wir deutlich verbessern.
All das haben wir in den letzten Jahren gemeinsam ge-
schafft. Ich glaube, dass dies es wert ist, dies hier in aller
Deutlichkeit zu erwähnen.

Wir haben vieles verbessert. Wir haben erst vor kur-
zem im Gespräch mit den Kultusministern klargestellt,
dass es entscheidend ist, dass die jungen Menschen den
Übergang von ihrer schulischen Ausbildung in die Ar-
beitsausbildung leichter schaffen, orientierter sind und
schon mit einer bestimmten Vorstellung an die Ausbil-
dung herangehen. Ich glaube, dass dies Früchte trägt.
Die Kultusministerkonferenz hat zugesagt, dass sie mit
uns ein Konzept erstellen wird, durch das die Berufs-
orientierung schon in den Schulen deutlicher ausgeprägt
werden soll. Das wäre ein Riesenvorteil für die Ausbil-
dung der jungen Menschen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir schon dabei sind, lassen Sie mich an dieser
Stelle sagen, dass der Ausbildungspakt ein wesentlicher
Bestandteil des enormen Kraftaktes war, mehr Ausbil-
dungsstellen zur Verfügung zu stellen, als Bewerber da
sind.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ja!)


Da haben alle mitgewirkt, nicht nur die Politik. In erster
Linie haben die Unternehmen, die Mittelständler und die
Verbände mitgewirkt, die sich auch in der Nachvermitt-
lung engagiert haben, sodass man jedem etwas anbieten
kann. Ich sage an dieser Stelle mit Bedauern, dass sich
die Gewerkschaften dem Ausbildungspakt immer noch
verweigern und nicht mitgeholfen haben, junge Men-
schen in Arbeit zu bringen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618312100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Hirsch?


Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1618312200

Gerne.

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(C (D Besten Dank. Wenn Sie hier den Ausbildungspakt lo en und die Gewerkschaften dafür verdammen, dass sie icht mitmachen – aus meiner Sicht zu Recht –, lautet eine Frage an Sie: Ist Ihnen klar, dass der Ausbildungs akt unter anderem auch das Ergebnis hatte, dass, wie ie im Bildungsbericht, über den wir heute diskutieren, achlesen können – vielleicht haben Sie ihn ja sogar geesen –, 385 000 Jugendliche schon mindestens ein Jahr, iele sogar länger, auf der Suche nach einem Ausbilungsplatz sind? Halten Sie es wirklich für einen Erfolg, enn ein Pakt dazu beiträgt, dass fast 400 000 Jugendli he in diesem Land um ihre Zukunft betrogen werden? Frau Kollegin Hirsch, würden Sie zur Kenntnis neh en, dass durch den Ausbildungspakt erreicht wurde, ass in diesem Jahr erstmals wieder jedem Jugendlichen in Angebot gemacht werden kann! Wer nicht in eine usbildung kommt, hat die Chance darauf, in einem Be rieb eine Zusatzqualifikation, eine Einstiegsqualifikaion oder eine weitere Qualifikation finanziert durch irtschaft und Politik zu erwerben. Ich denke, das sollen Sie als Ziel und Ergebnis des Ausbildungspakts zur enntnis nehmen. Liebe Kollegin Burchardt – ich bin mir nicht ganz siher; aber ich glaube, wir sind gemeinsam noch in einer oalition –, (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ja, noch! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! „Noch“ ist das Wort des Tages! – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618312300
Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1618312400

(Beifall bei der CDU/CSU)


ch habe mich ein wenig wie in einer Zeitschleife gefan-
en gefühlt, wobei ich mir nicht sicher war, ob Sie in der
eitschleife sind oder ich. Auf jeden Fall hat das, was
ie über die Bildungspolitik alter Zeiten berichtet haben,
icht ganz gepasst.

Ich will Sie an dieser Stelle korrigieren. Es sich ein-
ach zu machen und zu sagen, dass man den Menschen
urch die Erbschaftsteuer nur genug Geld abnehmen
uss


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wem? Wem genau wollen Sie denn Geld abnehmen?)


nd dann alle Kosten für die Ausbildung in Deutschland
inanzieren kann, ist der grundfalsche Weg. Wir müssen
en Unternehmen, die von einer Generation an die
ächste vererbt werden, die finanziellen Mittel lassen,
amit sie weitergeführt werden können, damit die Ar-
eitsplätze gesichert werden können und damit die Un-
ernehmen nicht kaputtgehen. Derjenige, der in diesem
and Arbeitsplätze sichert, schafft auch die Gelder he-

an, damit wir die Bildungspolitik bezahlen können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: So ein Quatsch!)







(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt
Wir stimmen heute in zweiter und dritter Lesung über
Änderungen im Vermögensbildungsgesetz ab. In diesem
Vermögensbildungsgesetz haben wir eine Bildungsprä-
mie und ein Weiterbildungsdarlehen vorgesehen. Ich
möchte zur Weiterbildungsprämie drei Grundthesen for-
mulieren.

Erstens. Wir haben in Zeiten der Globalisierung die
Pflicht, die Qualifikation der Menschen deutlich zu stär-
ken. Bildung ist zur Maßeinheit einer modernen Gesell-
schaft geworden. Deswegen gilt: Wenn die Konkurrenz
zwischen den Arbeitnehmern weltweit größer wird, dann
muss dieses Kapital besser ausgebildet sein.

Zweitens. Es findet ein demografischer Wandel statt,
der dazu führt, dass es immer mehr ältere Arbeitnehmer
gibt. Die Altersgruppe der über 50-Jährigen beschäftigt
sich am allerwenigsten mit Weiterbildung. Statistisch ge-
sehen nutzen die über 50-Jährigen die Möglichkeiten zu-
sätzlicher Ausbildung von allen Altersgruppen am we-
nigsten. Genau diese Altersgruppe wird aber in Zukunft
einen immer größeren Beitrag im Arbeitsleben leisten.
Bis zum Jahre 2020 wird der Anteil der über 50-Jährigen
an der gesamten Arbeitsbevölkerung auf 50 Prozent stei-
gen. Dann kann man nicht mehr sagen: Gelernt ist ge-
lernt. Das, was man kann, reicht noch für die restlichen
Jahre bis zur Rente. – Zukünftig muss man sich auch im
Alter weiterbilden können.

Der dritte Punkt. Die Unternehmen haben in der Zwi-
schenzeit Gott sei Dank erkannt, dass das Wissenspoten-
zial der Mitarbeiter ein viel größeres Betriebsvermögen
ist, als es alle anderen Werte oftmals sein können.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Aha! Und deswegen wird jetzt die Weiterbildung abgebaut? Interessant!)


Deswegen ist es unser Ziel, die Teilhabe der Menschen
an der Weiterbildung zusätzlich zu fördern. Die Kernbot-
schaft lautet: Wer bereit ist, sich an seiner Weiterbildung
finanziell ein Stück weit zu beteiligen, der wird vom
Staat stärker gefördert. Das geschieht durch die Bil-
dungsprämie, die wir heute beschließen.

Die Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkom-
men, die eine Fortbildung machen, können durch den
Gutschein, den wir einführen, in Zukunft 50 Prozent der
Weiterbildungskosten – insgesamt zahlt der Staat bis zu
154 Euro dazu – sparen; ich glaube, das ist ein richtiger
Ansatz. Wer dieses Geld nimmt, etwas drauflegt und
eine Weiterbildung macht, hat die Chance, in seinem Be-
ruf zukünftig mehr Einkommen zu generieren und sei-
nen Arbeitsplatz zu sichern. Deswegen ist es wichtig,
dass wir heute diese Entscheidung treffen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist ja unglaublich!)


Darüber hinaus haben wir in diesem Gesetz die Mög-
lichkeit zinsgünstiger Weiterbildungskredite geschaffen.
Ich gebe Ihnen recht, dass auch die Studienkredite über-
dacht werden müssen. Ich bin dankbar, dass das Ministe-
rium Gespräche mit der KfW geführt hat und dabei et-
was heraushandeln konnte. Ich hoffe sehr, dass wir beim

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(C (D eiterbildungskredit eine Lösung finden, die in ähnliher Art und Weise die Möglichkeit eröffnet, den Menchen durch günstigere Darlehen eine Weiterbildung zu inanzieren. Wir haben ein neues Instrument geschaffen. Wir erffnen jetzt im Rahmen der vermögenswirksamen Leisungen, die ohnehin schon viele im Betrieb nutzen, die hance, aus diesen vermögenswirksamen Leistungen, ie eigentlich eine Bindungsfrist von sieben Jahren haen, für Weiterbildungsmaßnahmen auch schon vorfällig eld herauszunehmen, ohne dass dies prämienschädlich ird. Ich glaube, dass es der Schlüsselsatz ist, den Leu en die Chance zu geben, während ihrer Arbeit Geld anusparen – eben die vermögenswirksamen Leistungen – nd dieses nicht nach sieben Jahren für irgendetwas zu erwenden, sondern bereits vorher für eine Ausbildung der ein Weiterbildungsprogramm einzusetzen. Dies gechieht prämienunschädlich, sodass sie die Chance haen, vom Staat auch weiterhin die Prämie auf vermöenswirksame Leistungen zu bekommen. Das ist ein neuer Einstieg in Ansparen auf Fortund eiterbildung. Dieses Konzept müssen wir umsetzen, nd wenn wir dies heute beschließen, dann ist es ein groer Tag für die Weiterbildung in Deutschland. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Ein böser Tag!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618312500

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Uwe Barth

as Wort.


(Beifall bei der FDP)



Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1618312600

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Wir erleben in diesen Tagen eine Inszenierung –
ine Inszenierung mit dem Titel „Bildungsrepublik“.
ie bei Inszenierungen üblich gilt auch hier: Kostüm

nd Bühne sind wichtiger als der Inhalt. So ist die heu-
ige Debatte offenbar auch in der Dramaturgie ihrer In-
zenierung das geeignete Sprungbrett hin zum großen
inale, dem Bildungsgipfel nächste Woche in Dresden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die FDP spielt aber nur eine Statistenrolle!)


Auch die Reihenfolge ist kein Zufall. Denn es ist alle-
al einfacher, sich nach der Parlamentsdebatte nächste
oche im Blitzlichtgewitter ablichten zu lassen, als nach

em Gipfel hier im Parlament vielleicht darüber berich-
en zu müssen, dass die Blitzlichter der Fotografen das
inzige Licht waren, welches die Szenerie beleuchtet
at, und Geistesblitze oder gar ein intellektueller Flä-
henbrand zur tatsächlichen Verbesserung der Bildungs-
ituation in unserem Land bedauerlicherweise – es war
ber nicht anders zu erwarten – ausgeblieben sind.


(Beifall bei der FDP – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Können Sie den Satz wiederholen?)







(A) )



(B) )


Uwe Barth
Liebe Kolleginnen und Kollegen, was wird denn beim
Bildungsgipfel herauskommen? – Eine strahlende Kanz-
lerin, altbekannte Worthülsen, unverbindliche Vereinba-
rungen, die Betonung der überragenden Bedeutung der
Bildung für alles und für jeden und natürlich das Jonglie-
ren mit großen Zahlen.

Die Ministerin spricht von 6 Milliarden Euro. Meine
Kollegin Pieper hat hier schon darauf hingewiesen: Das
Problem bei diesen 6 Milliarden Euro ist, dass es sie im
Bildungshaushalt überhaupt nicht gibt.

Liebe Frau Ministerin, ich möchte Ihnen wirklich
nicht vorschnell Etikettenschwindel vorwerfen, aber zu-
mindest fragwürdig scheint das Ganze zu sein. Nein,
liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Bildungsgipfel
wird mit Sicherheit keinen Anlass bieten, die Inthroni-
sierung einer Bildungskanzlerin zu feiern.

Vor die heutigen Debatte haben in der Inszenierung
die Dramaturgen die sogenannte Bildungsreise gesetzt:
die Kanzlerin vor Ort in Kindertagesstätten und in Schu-
len bei Betreuern und bei Lehrern.


(Jörg Tauss [SPD]: Reisen bildet!)


Gerhard Schröder hat Lehrer einmal als „faule Säcke“
bezeichnet. Dieses Bild geradezurücken und die Wert-
schätzung der Politik für die Leistung unserer Pädago-
gen einmal deutlich zu machen, war richtig. Sich einen
Überblick zu verschaffen, tatsächlich Erkenntnisse zu
gewinnen und diese im Bildungsgipfel in greifbare Poli-
tik zu übersetzen, war doch wohl das eigentliche Ziel
dieser Bildungsreise, sofern ich es richtig verstanden
habe.

Nun stellen sich alle die Frage: Was hat die Kanzlerin
gelernt? Auch wir haben uns diese Frage gestellt. Die
wesentliche Erkenntnis – diese teilt uns die Bundesregie-
rung mit – aus der Bildungsreise lautet: Das Bildungs-
system soll jeden Einzelnen in die Lage versetzen, seine
Fähigkeiten und Talente bestmöglich auszuschöpfen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe in meinem
Büro keinen Hubschrauberlandeplatz. Aber wenn sich
die Kanzlerin zu Fuß bemüht hätte, dann hätte ich ihr das
auch bei einer Tasse Kaffee erzählen können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Aus Ihrer Mitropa-Kaffeemaschine! – Jörg Tauss [SPD]: Die bayerischen Koalitionsverhandlungen waren aber auch nicht so toll!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bildungsgipfel
muss konkrete Punkte aufgreifen und verbindliche Ver-
einbarungen treffen; einige sind hier schon genannt wor-
den. In der vorschulischen Bildung und Betreuung brau-
chen wir eine deutliche Entlastung der Eltern und ein
stärkeres Engagement des Staates. Unter dem Gesichts-
punkt der Chancengleichheit zählen hierzu natürlich
auch und gerade integrative Angebote.

Weiterführende Angebote in der akademischen Bil-
dung und in der Weiterbildung müssen attraktiver wer-
den. Hier ist nicht nur staatliche Unterstützung nötig,
hier ist auch jeder Einzelne gefragt. Der Staat muss aber

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(C (D as Ansparen bzw. den Aufbau von privatem Bildungsapital deutlich unterstützen. Daneben müssen wir auch en Hochschulpakt auf solide Füße stellen. Die Hochchulrektorenkonferenz hält eine Erhöhung von 5 Prozent für nötig. Wir teilen dies. Ich hoffe, dass wir ier im Hohen Hause eine breite Unterstützung dafür eralten. (Jörg Tauss [SPD]: Hoffentlich auch aus Bayern?)


Wenn der Bildungsgipfel zum Flop oder gar zum
iasko wird, dann liegt das mit Sicherheit nicht an der
pposition. Wenn es nach der bemerkenswerten Rede
er Kollegin Burchardt hier noch eines weiteren Kron-
eugen bedarf, dann bringe ich ihn mit dem verehrten
ollegen Thomas Oppermann, seines Zeichens kein Ge-

ingerer als der Parlamentarische Geschäftsführer der
PD-Fraktion,


(Jörg Tauss [SPD]: Guter Mann!)


er es auf den Punkt gebracht hat. Er hat gesagt: Wenn
s nicht gelingt, die Länder verbindlich in die Pflicht zu
ehmen, das Geld vom Bund zielgerichtet einzusetzen
nd zweckgebunden auszugeben und auch mehr eigene
ittel in die politische Priorität Bildung zu investieren,

ann bleibt das Ziel, Deutschland zur Bildungsrepublik
u machen, eine zugegebenermaßen rhetorisch schöne,
ber eben sinn- und inhaltslose Floskel, eine Inszenie-
ung. Das haben unsere Kinder aber nicht verdient.


(Beifall bei der FDP)


Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss. Gestatten
ie auch mir einige letzte Sätze.


(Heiterkeit bei der FDP und den LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618312700

Herr Kollege, Sie können davon ausgehen, dass ich

ei jedem auf die Redezeit achte.


Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1618312800

Nachdem uns die Ministerin hier in ihrer Rede von

en harten Verhandlungen des Staatssekretärs mit der
fW berichtet und uns einen Zinssatz von 6,5 Prozent

ür einen Studienkredit verkündet hatte, habe ich mein
üro einmal gebeten, schnell im Internet zu recherchie-

en, zu welchen Konditionen man Konsumkredite erhal-
en kann. Das war eine Sache von wenigen Minuten. Die
rau Ministerin war gerade mit ihrer Rede fertig, als das
ax schon hier war. Es ist überhaupt kein Problem, am
reien Markt einen Kredit von 10 000 Euro für deutlich
nter 5 Prozent zu bekommen.

Frau Ministerin, mit Verlaub: Es muss doch möglich
ein, dass die Quasi-Staatsbank KfW in diesem Bereich
redite anbietet, mit denen sie im Wettbewerb an der
pitze mithalten kann, und dass sie den Studentinnen
nd Studenten Angebote macht, mit denen sie sie wirk-
ich nicht überfordert.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618312900

Nun hat der Kollege Swen Schulz für die SPD-Frak-

tion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1618313000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Nationale Bildungsbericht 2008 stellt dem deut-
schen Bildungswesen kein gutes Zeugnis aus. Wir sind
gewissermaßen versetzungsgefährdet.

Ein massives Problem liegt darin, dass wir keine glei-
chen Chancen bieten. Wir kennen das schon von den
PISA-Ergebnissen für die Schulen: Die Kinder und Ju-
gendlichen, deren Eltern keine höhere Bildung haben,
deren Eltern nicht so viel Geld haben und deren Eltern
nicht aus Deutschland stammen, schneiden in den Schu-
len meist schlechter ab, und zwar nicht weil sie dümmer
sind, sondern weil sie in der Schule nicht ausreichend
gefördert werden.

Das setzt sich nach der Schule fort und verstärkt sich
sogar. Nur zwei Zahlen aus dem Bildungsbericht:
95 Prozent der Kinder aus Beamtenfamilien, bei denen
der Vater einen Hochschulabschluss hat, studieren. Das
sind fast alle. Dagegen finden nur 17 Prozent der Arbei-
terkinder den Weg an die Hochschulen. Noch nicht ein-
mal jedes fünfte Kind aus Arbeiterfamilien studiert also.
Ich sage es noch einmal: Das liegt nicht an vererbten Be-
gabungen, sondern dadurch wird gezeigt, dass unser Bil-
dungswesen eklatant versagt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Bildung ist von zentraler Bedeutung dafür, dass die
Menschen ihr Leben in die eigenen Hände nehmen. Ver-
baute Bildungschancen sind für jeden Einzelnen eine
Katastrophe und für die Gesellschaft ein Skandal.


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen energische Maßnahmen ergreifen, um Chan-
cengleichheit zu erreichen. Nur so erreichen wir dann
tatsächlich auch soziale Gerechtigkeit.


(Markus Löning [FDP]: Was haben Sie denn getan?)


Die SPD hat nicht erst gestern Vorschläge dafür auf
den Tisch gelegt.


(Ina Lenke [FDP]: Ja, dann los!)


Wir wollen die vorschulische Bildung verbessern, Ganz-
tagsangebote, ein ordentliches Schüler-BAföG, eine in-
dividuelle Förderung, zweite und dritte Chancen und
eine verbesserte berufliche Ausbildung und Weiterbil-
dung.

Wir wollen die offenen Hochschulen bundesweit, da-
mit auch beruflich Qualifizierte studieren können. Wir
wollen einen Hochschulpakt II mit einem ordentlichen
Ausbau der Studienplätze, und wir wollen einen Pakt für
gute Lehre, damit die Qualität verbessert wird, und zwar
ohne Studiengebühren. Wir wollen gute Bildung für alle
von Anfang an.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Ohne Studienkonten!)


Um das zu erreichen, müssen Bund und Länder zu-
ammenarbeiten. Darum begrüßen wir es, dass die Bun-
eskanzlerin die Ministerpräsidenten zu einem Bil-
ungsgipfel eingeladen hat. Es hätte aber auch völlig
usgereicht, wenn unser Koalitionspartner CDU/CSU
ie Vorschläge der SPD-Bundestagsfraktion aufgenom-
en hätte. Dann hätten wir ein Gesetz verabschiedet und

n die Bundesratsberatung eingebracht. Aber wir sind für
eden Fortschritt dankbar.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das hätten wir auch ohne Gipfel geschafft!)


Doch bei einem solchen Gipfel muss auch tatsächlich
twas herauskommen. Vor uns liegt sozusagen der
ount Everest und nicht etwa der Rodelberg um die

cke.


(Uwe Barth [FDP]: Was für ein Berg?)


Wir fordern klare Botschaften und Absprachen. Das
anze muss auch finanziert werden. Was man sonntags

ür wichtig hält, muss man unter der Woche auch tat-
ächlich umsetzen. Wir Sozialdemokratinnen und So-
ialdemokraten haben in der Vergangenheit bereits be-
iesen, dass wir von Bundesseite aus Investitionen in
ie Bildung vornehmen wollen. Das kann und muss auch
ehr sein. Ich bin etwa dafür, dass wir den Solidarpakt
st in einen Bildungspakt für ganz Deutschland umwan-
eln.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


ir müssen einen Gang zulegen. Es reicht nicht, sich für
as Erreichte selber auf die Schulter zu klopfen; es ist
ehr nötig.

Eines will ich noch anmerken: Mir gehen die Länder
unehmend auf die Nerven.


(Jörg Tauss [SPD]: Mir auch!)


ie Bundesländer beten ständig ihr Mantra runter, dass
inzig und allein sie für die Bildung zuständig sind.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habt ihr aber beschlossen!)


leichzeitig halten sie ohne jedes schlechte Gewissen
nd geradezu schamlos beide Hände auf,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Die Taschen halten die auf!)


amit der Bund ihnen die Ausübung ihrer Kompetenzen
inanziert. So geht es nicht. Wir werden den Ländern
eine Blankoschecks ausstellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben mitbeschlossen, dass das so ist! Wir waren dagegen!)


Wir sollten vereinbaren, wer was wo machen kann.
ann stellen wir das zusätzliche Geld in den Bundes-
aushalt ein und nehmen die Kontrolle im Deutschen






(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

Bundestag auch ordentlich wahr, wie sich das für eine
parlamentarische Demokratie gehört.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


Schließlich möchte ich noch etwas zur Finanzmarkt-
krise sagen, die uns alle in diesen Tagen erheblich be-
schäftigt. Wir stellen jetzt sehr viel Geld zur Bewälti-
gung dieser Krise zur Verfügung – das muss sein –, aber
dadurch dürfen die Zukunftsinvestitionen nicht herunter-
gefahren werden. Ich glaube, dass es wichtig ist, dies zu
betonen.


(Beifall bei der SPD – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Haben Sie schon gehört, dass es Bundesländer gibt? Wir haben ein föderales System!)


Im Gegenteil: Wir sollten aktiv Maßnahmen gegen den
drohenden Abschwung ergreifen. Dafür bietet sich der
Bildungsbereich geradezu an.


(Beifall des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


Allein die bauliche Situation an vielen Schulen und
Hochschulen und deren Infrastruktur zeigen, dass in die-
sem Bereich sehr viel erreicht werden kann. Wir könnten
gemeinsam mit den Ländern ein wunderbares Investi-
tionsprogramm ins Leben rufen, das schnell positive
Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt
hätte und auch der Bildung helfen würde. Auch das ist
ein klarer Auftrag für den Bildungsgipfel.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618313100

Nächster Redner ist der Kollege Volker Schneider für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618313200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ –
diese Weisheit aus Kindertagen ist durch die Wissen-
schaft Gott sei Dank widerlegt. Dass aber Hans aus
Deutschland im Erwachsenenalter noch einmal die
Schulbank drückt, ist leider sehr viel unwahrscheinli-
cher, als es bei Jean aus Frankreich oder John aus Eng-
land der Fall ist. Ist Hans zudem nicht auf der Sonnen-
seite des Lebens in dieser Gesellschaft geboren, sinkt die
Wahrscheinlichkeit einer Teilnahme an einer Weiterbil-
dung nochmals deutlich. Im internationalen Vergleich
gibt es kaum ein anderes Land, in dem die soziale Her-
kunft so stark die Chancen bestimmt, an einer Weiterbil-
dung teilzunehmen.

Man muss kein Linker sein, um sich darüber zu
empören, dass diejenigen, die in der „falschen“ gesell-
schaftlichen Schicht geboren wurden, seltener weiterfüh-
rende Schulen besuchen, seltener eine Hochschulzu-
gangsberechtigung erwerben, seltener studieren und sich
seltener weiterbilden. Man muss kein Linker sein, um
sich darüber zu empören, dass die Chancen dieses Perso-

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(C (D enkreises ungleich höher sind, keinen Schulabschluss u erwerben, auch nach vielen Warteschleifen keinen usbildungsplatz zu bekommen und als Erwachsener einen beruflichen Aufstieg durch Weiterbildung zu chaffen. Man muss vielleicht ein Linker sein, um sich arüber zu empören, dass dieser Sachverhalt in eklataner Weise das Recht auf Bildung und den Grundsatz der hancengerechtigkeit verletzt. Aber auch bei CDU/CSU nd FDP muss man sich zumindest darüber empören, ass wir es uns aus wirtschaftlichen Grünen und angeichts des Fachkräftemangels nicht erlauben können, icht die Ressourcen aller Personen in dieser Gesellchaft, egal aus welcher Schicht sie kommen, optimal zu utzen. Nun verkündet die Bundesregierung, dass man zuindest im Bereich der Weiterbildung die Probleme achhaltig angehen werde. Konkret beschließen wir eute über drei Maßnahmen: Erstens soll Weiterbilungswilligen eine Weiterbildungsprämie in Höhe von is zu 154 Euro gezahlt werden, wenn diese einen gleich ohen Eigenanteil aufbringen. Das sind also insgesamt 08 Euro. Ich habe mir in einem Programm der Volksochschule einmal angeschaut, was ich für dieses Geld ekomme: kommunikativer Kochkurs für Singles für 5 Euro, Keyboard für Anfänger und Anfängerinnen für 9 Euro, ein Weinseminar über drei Abende für 20 Euro ro Abend. Nichts gegen solche Angebote! Im Gegeneil: Auch Bildung darf Spaß machen, darf Hobby sein nd darf der Erholung dienen. Wenn ich aber etwas für eine berufliche Bildung tun möchte, sieht es etwas an ers aus. Im selben Programm steht: Fachkraft Kleinstindpädagogik für 1 060 Euro, Kochen nicht als Hobby, ondern als berufliche Weiterbildung aus dem Kursnet er Bundesagentur für Arbeit – diätische Küche – für 272 Euro, Verkaufstraining für 670 Euro, historische aurertechniken für 546 Euro. Ich frage mich, was Sie atsächlich und überwiegend fördern möchten. Zweite Errungenschaft Ihres Gesetzes ist angeblich ie Verwendung vermögenswirksamer Leistungen für ie Weiterbildung. Ich muss mich fragen, in welcher elt Sie leben. Die betreffenden Personen schließen sol he Verträge zum überwiegenden Teil zum Ansparen auf öherwertige und langlebige Konsumgüter ab. Wenn Sie iesen Menschen sagen: „Wie wär es denn mit einer Verendung für die Weiterbildung?“, dann schauen Sie berwiegend in ungläubige Augen. Es wäre auch falsch, en betreffenden Personen einen Vorwurf zu machen; enn es gibt eine weitere soziale Ungerechtigkeit im ystem der Weiterbildung. Für diejenigen, die schon etas haben, lohnt sich Weiterbildung ungleich mehr als ür diejenigen, die nichts haben. Während der Manager uf satte Lohnsteigerungen hoffen darf, müssen sich anche Arbeitnehmer weiterbilden, nur damit sie ihren rbeitsplatz nicht verlieren. Lohnerhöhung? – Pusteku hen! Dritter Meilenstein sind angeblich die Weiterbilungskredite. Ob diese Zielgruppe die Bonitätsprüfung berhaupt übersteht? Frau Schavan, auch 6,5 Prozent insen wären für diese Personengruppe alles andere als Volker Schneider attraktiv. Wenn sich Weiterbildung für diese Personengruppe nicht auszahlt, warum sollte sie sich dann überhaupt in Schulden stürzen? Fazit: Das ist kein Meilenstein, wie wir es oft gehört haben. Das ist vielleicht ein großer Schritt für die Bundesregierung, aber allenfalls ein kleiner für die Menschen in diesem Land. Wir als Linke bleiben dabei: Wir brauchen keine Geldscheine als Trostpflästerchen hier und da – und das fast immer an den falschen Stellen –, sondern ein umfassendes Erwachsenenbildungsförderungsgesetz. Besten Dank. Nächster Redner ist der Kollege Marcus Weinberg für die Fraktion der CDU/CSU. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist Zeit, das eine oder andere aufzuarbeiten. Herr Schneider, ich weiß, dass Sie zum Ältestenrat müssen. Deswegen werde ich auf Ihre Rede nicht mehr so ausführlich eingehen. Aber es bleibt noch Frau Hirsch. Es macht immer riesigen Spaß, nach Frau Hirsch zu reden. Erster Punkt. Sie monieren, dass die Eltern nicht überall von den Kitagebühren freigestellt werden. Wer legt eigentlich die Kitagebühren fest? Das ist das Land. Wie ist es um die Kitagebühren in Berlin bestellt? Sind sie hoch oder niedrig? Sie haben hier in Berlin die Verantwortung für die Kitagebühren und werfen anderen vor, dass sie die Gebühren nicht senken. Das ist Thema in Berlin. (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Informieren Sie sich! Das letzte Jahr ist schon gebührenfrei! Die anderen werden folgen! Das ist ja albern!)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618313300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1618313400

Mein zweiter Punkt betrifft die Kinderpolitik in Ber-
lin. Das geht auch den Kollegen der SPD an. Ich beziehe
mich auf den Weltkindertag und verweise auf die Berli-
ner Morgenpost vom 20. September 2008: „Bei Kinder-
armut steht Berlin oben auf der Liste.“ Ich zitiere:

„Berlin steht ganz oben auf der Liste von Kinderar-
mut …“, sagt Alex Jakob, Sprecherin des Deut-
schen Kinderschutzbundes, Landesverband Berlin.
Jedes dritte Kind sei bereits arm oder von Armut
bedroht.

Das ist die Realität Ihrer Politik hier in Berlin. Des-
wegen sollten Sie sich mit schlauen Bemerkungen zu-
rückhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das ist unter Niveau! Wie sieht es denn in Hamburg aus, in den Stadtteilen?)



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(C (D Der Kollege aus Berlin fragt, wie es in Hamburg ausieht. – Dann wollen wir die Situation in Hamburg einal aufarbeiten. Frau Künast ist leider nicht mehr da. uch sie hat angemahnt, mehr für die Kitas zu tun. Als ie CDU 2001 in Hamburg an die Regierung gekommen st, hat sie den Kita-Etat um 16 Prozent gesteigert. Das ar die „böse, konservative“ CDU, die angeblich mit indertagesbetreuung nichts am Hut hat. Wir mussten ber auch den Kita-Etat um 16 Prozent steigern, weil die ot-grüne Koalition den Kita-Etat vorher um 24 Millioen DM gesenkt hat. Ich nenne Ihnen einmal ein Beipiel, an welcher Stelle gesenkt wurde: im Bereich der eiterbildung von Erzieherinnen mit Migrationshinter rund – 1 Million DM damals. Das war die Realität von ot-Grün. Als die CDU an die Regierung kam, hat sie en Etat um 16 Prozent erhöht. So unterscheiden sich die eden und die tatsächliche Politik auch in den Ländern. Frau Burchardt, ich habe mit Interesse und Faszinaion Ihrer Rede gelauscht. ber da muss auch das eine oder das andere in die histoische Reihe gebracht werden. Sie haben den Vorwurf rhoben, dass hier Wahlkampf betrieben wird. ie Objektivität Ihrer Rede fand ich übrigens relativ berenzt. Fangen wir einmal mit dem ersten Vorwurf an, ass ausgerechnet jetzt, ein Jahr vor der Wahl, der Bilungsgipfel ausgerufen werde. Der Bildungsgipfel urde Ende Dezember 2007 von den Regierungschefs nd der Bundeskanzlerin beschlossen, also nachdem wir wei Jahre in der Regierung waren, quasi in der Mitte er Regierungszeit der Großen Koalition. (Dr. Karl Addicks [FDP]: Ein Tiefpunkt sozusagen für die Regierung! – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Da wussten Sie schon, dass nächstes Jahr Wahlen sind!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Cornelia Pieper [FDP]: Faszination!)


(Ulla Burchardt [SPD]: Ja, klar!)


ntschuldigen Sie bitte, das hat doch nichts mit Wahl-
ampf zu tun. Das ist ein Vorwurf von Ihnen, um gegen
en Bildungsgipfel zu argumentieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulla Burchardt [SPD]: Aber Millionen sehen es genauso wie ich!)


Ich will auf einen weiteren Punkt hinaus. Ich möchte
ich auf den Nationalen Bildungsbericht und auf die
rage konzentrieren, was dieser ergeben hat. In Ihrer
hetorik, Mimik und Gestik kam ausschließlich eine ne-
ative Darstellung des Bildungsgipfels zum Ausdruck.
ie haben der Ministerin Vorwürfe gemacht. Dazu muss
an Folgendes wissen: Die Datensätze stammen haupt-

ächlich aus den Jahren 2005 und 2006. Ich frage mich,
er denn zuvor sieben Jahre im Bund regiert hat. Das
ar Rot-Grün. Das sind die Ergebnisse Ihrer Politik. Die
önnen Sie der Ministerin nicht vorwerfen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ute Kumpf [SPD]: Wir haben die Ganztagsbetreuung eingeführt! Gegen Ihren Willen! – Hartwig Marcus Weinberg Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Tote Hose war das damals!)





(A) )


(B) )


Frau Burchardt, gestatten Sie mir eine persönliche
Bemerkung, weil ich die geistig-moralische Wende, die
Sie in der historischen Betrachtung angesprochen haben,
als jemand verfolgen konnte, der betroffen war. Ich war
nämlich in dieser Zeit Schüler in einem Gymnasium, das
in einer Arbeitergegend lag. Wir Arbeiterkinder waren
stolz, ein Gymnasium in einer Großstadt wie Hamburg
besuchen zu können. Das war für uns Bildungsaufstieg.
Das Problem war nur, dass dieses Gymnasium gegen den
Willen der Eltern, der Schüler und auch der Lehrer da-
mals von Sozialdemokraten geschlossen und die Ge-
samtschule eingeführt wurde. Wir wurden nicht gefragt,
und unser Bildungsaufstieg wurde damals zwangsweise
durch Sozialdemokraten behindert.


(Jörg Tauss [SPD]: Das hat Ihnen nicht geschadet! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: So sind sie! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Nur darum sind Sie Abgeordneter! Meine Herren!)


Dazu muss ich ganz deutlich sagen: So verhält es sich
mit der Gemeinschaftsschule.

Im Übrigen möchte ich auf den Antrag der Linken
eingehen. Frau Hirsch, Sie sprechen von der Bildung als
Gemeinschaftsaufgabe. Ich zitiere aus Ihrem Antrag, in
dem die Bundesregierung aufgefordert wird,

5. im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Bildung
zu vereinbaren, dass das selektive mehrgliedrige
Schulsystem abgeschafft wird. Stattdessen werden
gut ausgestattete Gemeinschaftsschulen eingerich-
tet, …


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Nun will ich gar nicht über den Inhalt diskutieren.
Aber Sie stellen sich hierhin und sagen, Sie wollten die
Kooperation von Bund und Ländern vertiefen. Das ist
keine Vertiefung von Kooperation. Sie wollen den Län-
dern die Verantwortung aus der Hand schlagen. Das hat
mit Kooperation nichts zu tun, das ist zwanghafter Zen-
tralismus, den Sie hier in Deutschland einführen wollen.
Im Übrigen könnten ich und die Grünen dem Antrag gar
nicht zustimmen, weil die Kollegin Sager und ich in
Hamburg mittlerweile eine Reform im Schulbereich
durchführen. Es wäre fatal, wenn die Grünen einem sol-
chen Antrag zustimmen würden und dann die Reform,
die sie in eigener Verantwortung in einem Land – in die-
sem Fall in Hamburg – durchführen, nicht durchführen
könnten.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Lassen Sie mich raten: Gemeinschaftsschule?)


Lassen Sie mich noch ganz kurz auf zwei, drei As-
pekte eingehen. Die Ministerin hat dargestellt, der Bil-
dungsbericht hat nicht nur negative Ergebnisse – Sie ha-
ben das richtigerweise relativiert –, sondern auch
positive Ergebnisse.

Angesprochen wurde die zunehmende Nutzung früh-
kindlicher Bildung. Das Kompetenzniveau der 15-Jähri-

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(C (D en ist gestiegen. Es gibt mehr Abschlüsse im ekundarbereich II. Auch der Anteil der Studienberech igten steigt. Trotzdem gibt es – das macht der Bildungsbericht eutlich – Herausforderungen. Es stellt sich die Frage, ie wir, Bund und Länder, diese Herausforderungen geeinsam meistern. Ich finde gewisse Ansätze in der Ko peration durchaus sinnvoll. Im Übrigen ist das föderaive System natürlich kompliziert, schwierig und mit inem hohen Abstimmungsbedarf verbunden; aber es ohnt sich, dafür einzutreten. Ich glaube, föderative Syseme sind aufgrund ihrer größeren Vielfalt wesentlich esser als zentralistische Systeme, in denen Dinge einach bestimmt werden. Bei dem, was wir in den nächsten onaten aufarbeiten werden, geht es natürlich um unkte, die kritisiert worden sind; aufgrund meiner Reezeit kann ich jetzt nicht auf alle eingehen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen möchte ich och auf das eingehen, was die Bundesregierung leistet. ls Beispiel möchte ich das Programm zur Berufsorien ierung nennen – es wurde herausgearbeitet, Stichwort Durchlässigkeit“, Stichwort „Übergang“, dass viele unge Menschen nach der Schule nicht den Weg in den eruf finden –: Mittlerweile haben sich 26 000 Schüler ür dieses Programm angemeldet. Stichwort „Kita“: Es st bekannt, dass der Bund zum Ausbau der Kinderbereuung 4 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Stichort „berufliche Aufstiegsmöglichkeit“: Hier werden om Bund 570 Millionen Euro investiert. Ich nenne weiere Stichwörter: Aufstiegsstipendien, Meister-BAföG, tudium, Hochschulpakt. Zur Weiterbildungsförderung das wurde auch von Ihnen sehr kritisch angesprochen –: ierfür werden vom Bund demnächst 265 Millionen uro zur Verfügung gestellt. Das heißt, die Reformen, ie jetzt wirken, werden – das bestätigt auch der Bilungsbericht – durch die Bundesregierung fortgeführt. Mit der Qualifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bilung“ hat die Bundesregierung die Grundlagen geschafen, um die Kräfte zur Gestaltung künftigen Wohlstands ür alle und zur Eröffnung individueller Lebenschancen ür alle zu bündeln. Bündeln bedeutet in diesem Zusamenhang auch, alle Akteure einzubinden und auf das elbe Ziel einzuschwören. Mit dem Bildungsgipfel weren wir diesen Weg in einem nächsten Schritt onsequent beschreiten. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618313500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ute Berg für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1618313600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Weinberg, Sie haben einen großen Teil Ihrer Rede-
eit verbraucht, um auf das föderale System hinzuwei-
en, um Ihre Länder zu unterstützen und um zu zeigen,






(A) )



(B) )


Ute Berg
welche CDU-Landesregierungen Ihrer Meinung nach
eine hervorragende Politik machen etc. Ich möchte mich
jetzt stärker auf die Bundespolitik konzentrieren; denn
dafür sind wir letztendlich verantwortlich. Wenn wir
schon in die Historie gehen, dann sollten wir doch ein-
mal auf den Bundesbildungsminister Rüttgers verwei-
sen, der vor der rot-grünen Regierung an der Macht war
und der, soviel ich weiß, als einziger Bildungsminister
seinen Etat zweimal zurückgeschraubt hat. So viel zu der
Verantwortung der Bildungspolitiker des Bundes.


(Beifall bei der SPD)


Swen Schulz hat eben zu Recht gesagt: Wir wollen
gute Bildung von Anfang an. Viele Bildungspolitikerin-
nen und -politiker haben die Bildungsverläufe und die
wichtigen Punkte, an denen man ansetzen muss, darge-
stellt. Ich möchte mich als Wirtschaftspolitikerin jetzt
auf einen Bereich beschränken, wohl wissend, dass es
natürlich wichtig ist, das große Ganze im Kopf zu haben.
Ich möchte mich heute auf die Weiterbildung konzen-
trieren, auf die Finanzierung von Weiterbildung in einem
ganz bestimmten Segment durch das Vermögensbil-
dungsgesetz. Herr Schneider, ehrlich gesagt, was Sie
dazu aufgeführt haben, ist für meine Begriffe sehr ein-
seitig. Darauf komme ich aber gleich noch zu sprechen.

Die lineare Berufsbiografie „Ausbildung, Einstellung,
Rente“ wird immer seltener. Für die Zukunft prognosti-
zieren Berufsforscher, dass Arbeitnehmer durchschnitt-
lich in fünf Berufsfeldern arbeiten werden, und zwar bei
unterschiedlichen Arbeitgebern. Hinzu kommen Phasen
der Weiterbildung, der Familienarbeit und unter Umstän-
den – auch damit muss man hin und wieder rechnen –
kurze Phasen auch ohne Arbeit. In einer Zeit, in der von
den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sehr viel
Flexibilität verlangt wird und in der die technologische
Entwicklung zudem immer schneller voranschreitet, ist
Lernen für die berufliche Weiterentwicklung von heraus-
ragender Bedeutung. Unter Umständen ist es für das be-
rufliche Überleben sogar notwendig.

Zurzeit liegt die Weiterbildungsquote bei 43 Prozent.
Das reicht uns nicht. Wir wollen deutlich mehr. Wir hof-
fen, dass wir es hinbekommen, bis 2015 10 Prozent
mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Weiterbil-
dungsangeboten zu haben. Das wäre für uns zumindest
ein guter, kräftiger Schritt in die richtige Richtung.

Was wollen wir damit erreichen? Wir wollen damit
erreichen, dass Geringqualifizierte bessere Chancen ha-
ben, einen Job zu finden. So können wir Arbeitslosigkeit
abbauen und Armutsrisiken verhindern. Wir wollen,
dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer regelmäßig
ihr Wissen auffrischen und ihre Fähigkeiten erweitern,
damit sie in der Lage sind, neue Herausforderungen zu
meistern. Wir wollen, dass Arbeitgeber, die nach Fach-
kräften suchen, auch qualifizierte Leute finden; denn das
ist die Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg und
Wachstum. Wir wollen, dass Eltern nach der Erziehungs-
zeit einfacher und besser vorbereitet wieder in den Beruf
einsteigen können, damit Beruf und Familie leichter ver-
einbar werden und auch mehr Frauen berufstätig sein
können. Wir wollen, dass die Menschen die Chance be-

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(C (D ommen, selbst für sich zu sorgen, und damit nicht auf ie Hilfe anderer angewiesen sind. Das sind die Ziele, die wir erreichen wollen, und daür brauchen wir ein breitgefächertes Weiterbildungsanebot. Fakt ist aber: Die Weiterbildungsbeteiligung ist laut ationalem Bildungsbericht insgesamt zu niedrig, und ie stagniert obendrein. Vor allem gering qualifizierte nd ältere Menschen sind noch zu wenig beteiligt. Dabei ind diejenigen, die sich nicht weiterbilden, nicht per se aul oder unmotiviert; viele haben schlicht und ergreiend das nötige Geld dafür nicht übrig. Deshalb beschließen wir heute auch eine Änderung es Vermögensbildungsgesetzes. Wir wollen – ich sage s noch einmal ganz dezidiert – Personen mit einem zu ersteuernden Einkommen von bis zu 17 900 Euro – bei erheirateten sind es 35 000 Euro – eine Weiterbildungsrämie in Höhe von 154 Euro geben. Sie müssen dann inen Eigenanteil dazu leisten. Das ist ein zusätzlicher nreiz zur individuellen beruflichen Weiterbildung. Wir wissen sehr wohl, dass das noch nicht genug ist. ir wollen peu à peu auch mehr erreichen. Wir können icht nach dem Motto „I like Genuss, aber sofort“ verahren, sondern wir müssen peu à peu in die richtige ichtung gehen. Wir erreichen mit dieser Änderung zu ätzlich, dass die Zulage nicht verloren geht; auch das aben wir eben schon herausgestellt. Frau Kollegin, ich muss Sie auf die Redezeit auf erksam machen. Ich sehe das gerade. Dadurch, dass ich für den An ang viel mehr Zeit verbraucht habe als geplant, kann ich etzt das, was noch zu sagen so wichtig wäre, heute nicht nterbringen. Es hilft nichts. Ich weiß. Deshalb mein letzter Satz: Das Gesetz, das er Bildung von Vermögen dient, wollen wir zu einem esetz weiterentwickeln, das aus dem Vermögen heraus uch Geld für Bildung mobilisiert. Letztlich soll die Präie nach unseren Vorstellungen auf 300 Euro erhöht erden. Aber das schaffen wir nicht sofort. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618313700
Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1618313800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618313900
Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1618314000


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618314100

Letzter Redner in dieser Debatte ist nun der Kollege

r. Ernst Dieter Rossmann für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1618314200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Willy Brandt hatte in den 70er-Jahren nicht unrecht, als
er einen Bildungsgesamtplan als Ausdruck der gemein-
samen Verantwortung von Bund und Ländern für Bil-
dungsangelegenheiten in Deutschland propagiert hat.
Das soll jetzt etwa in der Form des Bildungsgipfels eine
neue Form bekommen. Hauptsache, es wird ein Erfolg!


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Richtig!)


Es muss deshalb ein Erfolg werden, weil es von der
Priorität Bildung her notwendig ist,


(Marcus Weinberg [CDU/CSU]: Richtig!)


weil es auch von den aktuellen Problemlagen her not-
wendig ist und weil es in der Logik der Bildungsbericht-
erstattung liegt. Wenn man Bildungsberichterstattung
ernst nimmt, dann muss etwas daraus folgen.

Nun hat die FDP eine nationale Bildungskonferenz
vorgeschlagen. Wir sind da etwas bescheidener und sa-
gen: Alle zwei Jahre wird ein Nationaler Bildungsbericht
vorgelegt, der sowohl im Bundestag wie auch in den
Landesparlamenten zu diskutieren ist. Es ist gut – es
wird auch weiter gut sein –, wenn die jeweilige Kanzle-
rin bzw. der jeweilige Kanzler dies zum Anlass nimmt,
in dem Zeitraum, für den Bericht erstattet worden ist, ei-
nen Gipfel mit den Ministerpräsidenten einzuberufen,
um nach zwei Jahren Rückschau zu halten: „Was ist aus
den Empfehlungen und Schwerpunkten des ersten Gip-
fels geworden?“ und gleichzeitig eine gemeinsame Pla-
nung zu verabreden, also das, was man in den nächsten
vier Jahren, mit einer Überprüfung wiederum in zwei
Jahren, tun will. Dies muss so sein, damit man am Ende
nicht mit einem Basar von Spiegelstrichen, sondern mit
wichtigen Projekten dasteht.

Ein nationaler Bildungsgipfel gewinnt nur dann eine
Ausstrahlung und erzeugt Dynamik, wenn es wichtige
Projekte gibt. Für die sozialdemokratische Seite im
Bund wie in den Ländern stelle ich unsere Vorstellungen
für solche wichtigen Leuchtturmprojekte dar. Bis zur
letzten Minute werden wir dafür werben, dass die CDU/
CSU und die Ministerin unsere Vorstellungen in den Bil-
dungsgipfel einbringen.

Der erste Leuchtturm: Wir haben gelernt – das ist
breit akzeptiert –, dass Kindertagesstätten Bildungsein-
richtungen sind. Dazu gehören die Gewinnung und Qua-
lifizierung möglichst aller Kinder sowie der kostenlose
Zugang für alle, die in diese Einrichtung hinein wollen.


(Beifall bei der SPD)


Das Leuchtturmprojekt für den nationalen Bildungsgip-
fel sollte ein zwischen Bund und Ländern verabredeter
Stufenplan sein, wie man zum kostenlosen Besuch der
Kindertagesstätte für alle Kinder kommt. Es geht um ein
Grundrecht auf kostenlose Bildung für alle.

Der zweite Leuchtturm: Die Schule kann man in vie-
len Facetten neu gestalten; die Ministerin hat manche da-
von angesprochen. Man kann sich aber auch darauf kon-
zentrieren, dass sich die Schule dann neu gestaltet, wenn
dort mehr Zeit für Pädagogik zur Verfügung steht und so

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(C (D ehr Durchlässigkeit und mehr soziale Integration ereicht werden. Ein gemeinsames Leuchtturmprojekt ist ier die Ganztagsbeschulung in Form gemeinsamer Bechulung. Der Wunsch der Sozialdemokraten geht dahin, ass Sie nach der 4-Milliarden-Investition, die Gerhard chröder und Edelgard Bulmahn und am Ende auch wir lle – ich will jetzt nicht beckmessern – gemeinsam in ie Schulen hineingetragen haben, bei diesem Bildungsipfel mit von Bund und Ländern finanzierter Schulsoialarbeit den nächsten Schritt tun. Damit hätten wir icht nur 6 000 Ganztagsschulen, sondern auch solche, ie von Bund und Ländern gemeinsam personell ausgetattet werden. Der dritte Leuchtturm: In der beruflichen Bildung üssen sämtliche Bildungsmöglichkeiten für alle glei hermaßen ausgeschöpft werden. Aus dem ersten Bilungsbericht haben wir lernen müssen, dass Deutschand noch nicht das erreicht hat, was andere Länder ereits erreicht haben: die Förderung der Bildungspoteniale von zugewanderten Kindern und Jugendlichen. ier haben wir – das müssen wir leider ehrlich sagen – och erheblichen Nachholbedarf. Es ist anzuerkennen, ass über den Integrationsgipfel Vorschläge entwickelt orden sind. Das Leuchtturmprojekt besteht hier darin, aßnahmen so zu bündeln, dass nicht nur ein Viertel der ugewanderten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz hat nd nur wenige von ihnen einen gymnasialen Schulabchluss erlangen. Auf der anderen Seite sind 500 000 enschen mit einem akademischen Abschluss zugewan ert, der bei uns nicht anerkannt wird. Hier geht es also arum, ein Bündel von Maßnahmen so zu verwirklichen, ass Integration durch Bildung möglich wird. Der vierte Leuchtturm: Zwischen dem ersten und dem weiten Bildungsbericht hat uns der Wissenschaftsrat amit konfrontiert, gute Lehre an Hochschulen ins Zenrum zu stellen. Wir streben an, dass gute Lehre, Offene ochschule und ein vernünftiger, solide durchfinanzier er Hochschulpakt für 200 000 zusätzliche Studienplätze n den Blickpunkt dieses Bildungsgipfels gerückt weren. Der fünfte Leuchtturm: Ein Rechtsanspruch auf Weierbildung ist nötig. Die Länder und der Bund sollten ereinbaren, dass dieser Rechtsanspruch jedes Einzelnen nd der Rechtsrahmen für gute Weiterbildung auf Bunesebene durch ein Gesetz ausgestaltet werden können. Diese fünf Leuchttürme, Kindertagesstätten als kosenlose Bildungseinrichtungen, Schule als gemeinsame anztagsschule mit Schulsozialarbeit, Integration von igrantinnen und Migranten durch berufliche Bildung nd Qualifizierung, gute Lehre, Offene Hochschule und ehr Hochschulbildung sowie Weiterbildung als echtsanspruch, sind die Wünsche der Sozialdemokra en. Wir hoffen, dass sich der Bildungsgipfel mit diesen euchttürmen als eine Wegmarke für die „Bildungsrepulik Deutschland“ beschäftigen wird. Dr. Ernst Dieter Rossmann Dazu bedarf es finanzieller Mittel. Die Kolleginnen und Kollegen von CDU/CSU mögen meinen Appell verzeihen. Wir wollen Sie dazu gewinnen, dass Sie alles mobilisieren, damit nicht folgende Schizophrenie eintritt: Die Länder brauchen dafür Geld, und die Erbschaftsteuer ist eine Landessteuer. Sie ist nicht die wichtigste Steuer. Aber in ihrem Rahmen leisten Hochvermögende – das sind 5 Prozent – im Erbschaftsfall einen Beitrag für die Allgemeinheit. Ob die Länder über diese 4 Milliarden Euro verfügen oder nicht, ist eine Frage der Glaubwürdigkeit, wenn es darum geht, dass sie den Bildungsgipfel auch finanziell mit unterfüttern können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Ganz konkret entsprechen Einnahmen für die Länder in
Höhe von 4 Milliarden Euro Jahr für Jahr 60 000 bis
70 000 Erzieherinnen und Sozialarbeiter oder 40 000
Lehrerinnen und Lehrer oder 30 000 Professorinnen und
Professoren und andere Hochschulkräfte, die wir haben
oder nicht mehr haben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618314300

Herr Kollege, achten Sie bitte auf die Redezeit.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1618314400

Es geht nicht, dass wir uns da in eine Schizophrenie

hineinbegeben. Deshalb noch einmal die Bitte an unsere
Ministerin mit einem dringenden Wort: Sorgen Sie dafür,
dass das auch die Thurn-und-Taxis-Partei CSU in Bay-
ern begreift;


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU)


denn es sind auch dort 8 000 Lehrerinnen und Lehrer
oder 6 000 Professorinnen und Professoren.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618314500

Herr Kollege, bevor Sie noch weitere Rechenbei-

spiele bringen, muss ich Sie endgültig auf die Redezeit
hinweisen.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1618314600

Die Glaubwürdigkeit der Kanzlerin hängt daran, dass

sie das mit nach vorne bringen kann, und wir wollen der
Kanzlerin helfen, dass sie an der Stelle keine schizo-
phrene Politik machen muss.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618314700

Ich schließe die Aussprache.

Zu den Tagesordnungspunkten 5 a bis 5 f wird inter-
fraktionell Überweisung der Vorlagen auf den Druck-
sachen 16/10206, 16/9808, 16/10327, 16/10328, 16/10587
und 16/10586 an die in der Tagesordnung aufgeführten
Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan-

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(C (D en? – Ich sehe, das ist der Fall. Dann sind die Überweiungen so beschlossen. Tagesordnungspunkt 5 g. Wir kommen zur Abstimung über den von der Bundesregierung eingebrachten esetzentwurf zur Änderung des Fünften Vermögensbilungsgesetzes. Der Ausschuss für Wirtschaft und Techologie empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/10604, den Gesetzentwurf der Bundesreierung auf Drucksache 16/9560 in der Ausschussfasung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um as Handzeichen. – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – er Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimen der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der raktion Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion Die inke sowie Enthaltung der FDP-Fraktion angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer st dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit em gleichen Stimmenverhältnis wie in der zweiten Beatung angenommen. Tagesordnungspunkt 5 h. Beschlussempfehlung des Auschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabchätzung zu dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die rünen mit dem Titel „Für eine starke Wissenschafts nfrastruktur im gemeinsamen Interesse von Bund und ändern“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussmpfehlung auf Drucksache 16/10560, den Antrag der raktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/1643 bzulehnen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – er ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp ehlung ist damit mit den Stimmen der Koalitionsfraktioen gegen die Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die rünen und die Fraktion Die Linke bei Enthaltung der DP-Fraktion angenommen. Tagesordnungspunkt 5 i. Beschlussempfehlung des usschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgen bschätzung auf Drucksache 16/10584. Der Ausschuss mpfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die blehnung des Antrags der Fraktion Die Linke auf rucksache 16/8741 mit dem Titel „Studienfinanzierung usbauen – Soziale Hürden abbauen“. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer ist dagegen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen der Koalitionsfraktionen, der FDP-Fraktion und der raktion Bündnis 90/Die Grünen bei Gegenstimmen der raktion Die Linke angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/8749 mit em Titel „Auswirkungen von Studiengebühren evaluieen – Monitoringsystem umgehend aufbauen“. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer ist dageen? – Enthaltung? – Die Beschlussempfehlung ist mit en Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDPraktion bei Gegenstimmen der Fraktion Bündnis 90/ ie Grünen und Enthaltung der Fraktion Die Linke anenommen. Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 6 a und 6 b auf: a)





(A) )


(B) )

richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus-
schuss) zu dem Antrag der Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna-
tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in

(International Security Assistance Force, ISAF)

auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und
folgender Resolutionen, zuletzt Resolution
1833 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen

– Drucksachen 16/10473, 16/10567 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/10620 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Roland Claus
Omid Nouripour

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

ordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche,
Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion DIE LINKE zu dem Antrag der
Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna-
tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in

(International Security Assistance Force, ISAF)

auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und
folgender Resolutionen, zuletzt Resolution
1833 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen

– Drucksachen 16/10473, 16/10479, 16/10568 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


Zu dem Antrag der Bundesregierung liegen weiterhin
je ein Entschließungsantrag der Fraktion der FDP und
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor. Über die Be-

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(C (D chlussempfehlung zum Antrag der Bundesregierung erden wir später namentlich abstimmen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich ehe dazu keinen Widerspruch. Dann können wir so verahren. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Reder dem Kollegen Walter Kolbow für die SPD-Fraktion as Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir wissen alle, dass dieser Tagesordnungspunkt nicht ur in dieser Woche, sondern auch im Weiteren im Mitelpunkt unserer parlamentarischen Erörterungen und eratungen steht, auch wenn entschuldigt die Frau Buneskanzlerin und der Herr Außenminister heute nicht anesend sein können. Die SPD-Bundestagsfraktion stimmt der Verlängeung des ISAF-Mandates mit sehr großer Mehrheit zu. iese Entscheidung ist eindeutig, spiegelt den schwierien Abwägungsund Entscheidungsprozess – das verteht sich – aber nur unzureichend wider. Auch die siebte erlängerung dieses Mandates hat sich meine Fraktion it unserer Taskforce Afghanistan und durch intensive raktions-, Arbeitsgruppenund Ausschusstätigkeit im ahrsten Sinne des Wortes erarbeitet. Zwingendes Argument für eine weitere Verlängerung st zunächst sicherlich die mangelnde Alternative zur ortführung des Engagements. Der sofortige Abzug der undeswehr – wie es der Entschließungsantrag der Frak ion Die Linke verlangt – stellt keine wirkliche Alternaive dar. Dies wäre ein Wortbruch gegenüber unseren afhanischen Partnern und die Flucht aus einer gemeinsam bernommenen internationalen Verantwortung. Wenn wir gingen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ann wäre dies eine Verletzung der Solidarität all denen egenüber, die bleiben. Wir würden das Ziel aufgeben, ür das wir sieben Jahre lang in Afghanistan gearbeitet aben, nämlich dem Land eine gute Zukunft zu sichern nd dabei für unsere eigene Sicherheit zu sorgen. Das geht nicht ohne den weiteren Einsatz der Bundesehr in Afghanistan. Wir wissen, dass wir unseren Solatinnen und Soldaten weiter viel zumuten müssen. Naens meiner Fraktion danke ich allen herzlich, die sich n Afghanistan bemühen und dort für uns sehr wichtige ufgaben erfüllen. Dies gilt auch heute wieder besoners für die Bundeswehrangehörigen, für die das Parlaent mit seiner Entsendungsentscheidung wieder und eiter große Verantwortung übernimmt. Nehmen Sie auf er Tribüne und Sie, Herr Bundesminister der Verteidiung, das bitte für unsere Fraktion mit. Walter Kolbow Ich denke, dass aber auch all die anderen Frauen und Männer, die mit ihrer hohen fachlichen und sozialen Kompetenz unter Entbehrungen und Risiken Hoffnungsanker und Mutmacher für die Überwindung der Gewalt und für den friedlichen Aufbau sind, diesen Dank verdienen. Über die Tätigkeit beim Wiederaufbau wird Frau Ministerin Wieczorek-Zeul berichten. Unser Ziel ist es, die Lebensbedingungen in Afghanistan zu verbessern, die afghanische Eigenverantwortung zu stärken und lokale Kapazitäten sowie Strukturen aufzubauen. Sicherheit, Good Governance und Entwicklung sind die Pfeiler, auf denen der erfolgreiche Wiederaufbau in Afghanistan ruhen muss. Wir wissen von unseren afghanischen Partnern, dass sie Vorsorge für ihre eigene Sicherheit zwar leisten wollen und können. Aber sie brauchen noch die Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft, also unsere Hilfe. Dabei müssen sie sich darauf verlassen können, dass diese Hilfe in nächster Zeit weiter geleistet wird. Es geht um Verlässlichkeit und um Vertrauen. Deswegen ist es richtig, die ISAFMandatierung heute zu verlängern. Meine Damen und Herren, meine Fraktion verbindet mit der Zustimmung Erwartungen auf Fortsetzung und sukzessive Anpassung der strategischen Zielsetzungen der internationalen Gemeinschaft und der afghanischen Regierung. Dies spiegelt sich, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, in Ihrem Entschließungsantrag wider. Auch wir erwarten, dass wir vor dem Hintergrund der Auffassung, dass dies ein dynamisches Mandat ist, stets eine ehrliche und selbstkritische Bilanz der Leistungen, der Defizite und der Fehler sowie des internationalen und auch des deutschen Engagements vornehmen. Dass wir dazu fähig sind, beweisen der Afghanistan-Bericht der Bundesregierung und seine Fortschreibung, der Fortschrittsbericht der Taskforce meiner Fraktion unter Leitung von Detlef Dzembritzki, aber auch die Berichte der zuständigen Ressorts sowie die weitere Bereitschaft der Bundesregierung zur Evaluierung und zu künftigen Benchmarks. Dazu gehört, dass wir den Kampf gegen Korruption, Ineffizienz und Missmanagement nicht nur auf der afghanischen Seite, sondern auch aufseiten der internationalen Gemeinschaft fortführen. Dazu gehört die Klärung von strategischem Dissens und, dass die Verpflichtung aller internationalen Truppen auf den Unterstützungsansatz gerichtet ist und wir den dezentralen GovernanceAnsatz intensivieren. Das heißt, wir wollen eine nachhaltige Förderung lokaler Strukturen vornehmen, ohne die Zentralregierung zu vernachlässigen. Dazu gehören eine regionale Einbettung des Konfliktes in Afghanistan mit allen Nachbarstaaten unter besonderer Berücksichtigung des Schlüssellandes Pakistan und die weitere intensive Bekämpfung des Drogenanbaus; dies werden weitere Redner meiner Fraktion ansprechen. Ich will abschließend in Respekt vor der Arbeit der Menschenrechtspolitiker in diesem Hause und in meiner Fraktion einen Blick auf die Situation der Menschen r i n e d I i K d w W M w a t g z M w a m F f D d u a z d g E g u a z t d d C s (C (D echte werfen. Nach internationalem Rechtsverständnis st es völlig unverständlich, dass dem inhaftierten Jouralisten Pervez Kambakhsh die Todesstrafe droht, weil r einen Artikel über die Rechte der Frauen im Islam aus em Internet heruntergeladen und verbreitet hat. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])

Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1618314800

(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


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(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ch sage – sicherlich in Übereinstimmung mit allen hier
m Hause –, dass es unverständlich ist, dass Präsident
arzai dessen mögliche Begnadigung wegen angeblich
rohender Straßenrevolten immer noch ablehnt. Dies er-
arten wir nicht vom Staatspräsidenten Afghanistans.
ir erwarten hier die Anwendung selbstverständlicher
enschenrechte. Diese Forderungen dürfen und müssen
ir stellen.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich denke, dass die Verlängerung des ISAF-Mandates
uch angesichts dieses Hinweises kein Weiter-so bedeu-
en kann. Sie ist, wie die Bundesregierung schlüssig dar-
elegt hat, auf die Bedürfnisse der nächsten 14 Monate
ugeschnitten. Mit all dem sorgen wir dafür, dass die
enschen – in erster Linie die Afghanen selbst – die Ent-
icklung in Afghanistan tatsächlich spüren, sehen und

m eigenen Leib erfahren.

Der Antrag der Bundesregierung verdient die Zustim-
ung des Deutschen Bundestages, so wie es die SPD-
raktion mit großer Mehrheit tun wird.

Ich danke.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618314900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Birgit Homburger

ür die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1618315000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie FDP-Bundestagsfraktion wird mit großer Mehrheit
er Verlängerung des ISAF-Mandats zustimmen. Für
ns sind dafür vier Gründe ausschlaggebend. Wir sind
uf Bitten der afghanischen Regierung zur Unterstüt-
ung und zum Aufbau in Afghanistan. Dabei hat es in
en letzten Jahren erhebliche Fortschritte gegeben. Dies
ilt zunächst für den Bereich der Sicherheit.

Ich denke daran, dass beispielsweise im Bezirk Kabul
nde August die Übergabe an einheimische Kräfte statt-
efunden hat, sodass dort jetzt afghanische Kräfte allein
nd selbstständig für Sicherheit sorgen. Es gibt aber
uch erhebliche Fortschritte im zivilen Bereich: 75 Pro-
ent der Jungen und 35 Prozent der Mädchen gehen mit-
lerweile in die Schule. Wenn man weiß, dass 45 Prozent
er Bevölkerung Afghanistans unter 14 Jahre alt sind,
ann erkennt man, wie wichtig der Bildungsaspekt ist.

Es gibt Fortschritte in Afghanistan. Es gibt eine
hance auf ein besseres Leben. Das wollen die Men-

chen dort. Der Fortschritt bringt Stabilität, und die Sta-






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
bilität Afghanistans liegt im Sicherheitsinteresse
Deutschlands. Wir hören immer wieder: Wir wollen den
Aufbau, aber ohne Militär. – Das ist eine Illusion.


(Beifall des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


Bei der Instandsetzung des Kajaki-Staudamms, der im
Frühjahr 2009 ans Netz gehen und weite Teile des Lan-
des mit Strom versorgen soll, gibt es häufig Widerstand,
vor allem durch Aufständische. Weil diese Stromversor-
gung für große Teile des Landes wichtig ist und dieser
Staudamm ein Symbol für Fortschritt und Entwicklung
ist, wird dagegen vorgegangen. Deshalb gab es beim
Einbau der Turbinen eine große Schießerei. Das zeigt:
Aufbau in Afghanistan ist ohne militärische Absiche-
rung derzeit nicht möglich. Auch deshalb stimmen wir
dem Antrag zu.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die terroristischen Aktivitäten sind zurückgedrängt
worden. Natürlich gibt es immer noch terroristische Ak-
tivitäten; es gibt immer noch Ausbildungscamps in der
Grenzregion zu Pakistan. Die FDP-Bundestagsfraktion
ist überzeugt: Wenn wir das Land jetzt verlassen, bedeu-
tet das, dass wir zurückgeworfen werden. Bei einem Be-
such ist uns nicht nur von der afghanischen Regierung,
sondern auch von der Opposition sehr klar gesagt wor-
den: Wenn die internationale Gemeinschaft Afghanistan
jetzt verlässt, dann ist Kabul morgen die Hauptstadt des
Terrors. – Und das wollen wir nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der Abzug – jetzt – würde alles gefährden, was bisher
erreicht wurde. Diejenigen, die im Einsatz in Afghanis-
tan ihr Leben ließen, wären umsonst gestorben. Der Ab-
zug würde sofort zu einer Destabilisierung Afghanistans,
zu einer Destabilisierung Pakistans und der ganzen Re-
gion führen und damit unmittelbar eine Verschlechte-
rung der Sicherheitslage mit sich bringen. Deshalb sagen
wir sehr deutlich: Dieser Einsatz erfolgt nicht nur, weil
wir den Afghanen helfen wollen, sondern er erfolgt auch
– wir stimmen dem Antrag zu –, weil er im Interesse un-
serer eigenen Sicherheit, weil er im Interesse der Sicher-
heit Deutschlands ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Haltung der FDP-Bundestagsfraktion ist klar. Die
Grünen sind hier ohne Linie. Herr Trittin, ich möchte Sie
ganz bewusst ansprechen: Sie haben hier, in diesem
Haus, meine Fraktion für eine einmütig getroffene Ent-
scheidung in anderer Sache kritisiert, weil sie nicht Ihrer
Meinung entsprach.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat gesessen!)


Ich kann dazu nur sagen: Wir brauchen keine Vorträge
von Ihnen über außenpolitische Handlungsfähigkeit. Die
FDP ist außenpolitisch handlungsfähig. Kümmern Sie

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(C (D ich um Ihre eigene Fraktion! Da haben Sie genug zu un! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ein überzeugendes Argument!)


Wenn wir mit Bürgerinnen und Bürgern sprechen, hö-
en wir immer wieder die Frage: Haben die Afghanen ei-
entlich ein Interesse am Wiederaufbau? Wie sieht es in
er Bevölkerung aus? Ich möchte an dieser Stelle sagen:
a, sie engagieren sich, und zwar trotz erheblicher Be-
rohungen, denen sie ausgesetzt sind. Immer wieder
ommen Stammesfürsten aus entlegenen Winkeln des
andes zur Bundeswehr und bitten um Unterstützung,
eispielsweise beim Aufbau einer Schule. Je öfter das
assiert, desto schlechter ist das für die Taliban und die
ufständischen. Die eigentliche Bedrohung der Taliban

st nämlich nicht das Militär, die eigentliche Bedrohung
ind die Schulen, ist die Bildung.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


eshalb werden Lehrer eingeschüchtert und bedroht; es
ommt sogar zu Erschießungen. Je mehr der Aufbau
oranschreitet, desto größer wird die Bedrohung, und
war nicht nur für Lehrer, sondern auch für Sprachmitt-
er, für Landarbeiter und für Polizisten. Den höchsten
lutzoll in der Auseinandersetzung mit den Aufständi-

chen zahlt die afghanische Polizei. Das zeigt, dass viele
fghanen bereit sind, zum Aufbau ihres eigenen Landes
eizutragen. Dabei verdienen sie unsere Unterstützung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir verbinden mit unserer Zustimmung die Erwar-
ung an die Bundesregierung, dass das Konzept des ver-
etzten Ansatzes endlich umgesetzt wird. Dabei geht es
m den Wiederaufbau, nicht nur um mehr Geld, sondern
m eine bessere Koordination; es geht um den Aufbau
on Sicherheitsstrukturen in Afghanistan. An dieser
telle sagen wir der Bundesregierung sehr deutlich: Wir
rwarten, dass über die Polizeiausbildung nicht nur gere-
et wird, sondern dass Sie wirklich etwas tun. Es nützt
berhaupt nichts, wenn Sie in dieser Woche bereits zum
ierten Mal öffentlich erklären, dass in Masar-i-Scharif
ine Polizeiausbildungsschule eröffnet wird. Den Wor-
en müssen Taten folgen. Es ist entscheidend wichtig,
ass es jetzt beim Aufbau der Sicherheitsstrukturen bes-
er und schneller vorangeht.


(Beifall bei der FDP)


Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. Ich
öchte an dieser Stelle allen Dank sagen, die sich enga-

ieren: den Entwicklungshelfern, den Diplomaten, den
olizisten und den Soldatinnen und Soldaten. Sie ma-
hen im Einsatz für die Sicherheit Deutschlands eine
xzellente Arbeit unter Gefahr für Leib und Leben. Das
erdient Dank und Anerkennung aller in diesem Haus.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618315100

Ich gebe dem Kollegen Dr. Andreas Schockenhoff,

CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1618315200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die CDU/CSU-Fraktion unterstützt den Antrag der Bun-
desregierung zur Verlängerung des ISAF-Mandats. Aber
von der Mammutaufgabe, Afghanistan zu stabilisieren,
kann das Militär, also auch die Bundeswehr, nur
20 Prozent übernehmen. Die restlichen 80 Prozent müs-
sen durch zivile Anstrengungen erreicht werden. Gerade
beim zivilen Teil, beim Aufbau des Landes, müssen wir
viele Rückschläge hinnehmen. Zudem hat die Korrup-
tion ein enormes Ausmaß erreicht. Die Drogenwirtschaft
floriert. Das wiederum stärkt die Aufständischen und er-
schwert die Stabilisierung.

Wir hören zwar immer mehr Erfolgsmeldungen: Ver-
sorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, Strom und
Krankenhäusern; Kinder, vor allem Mädchen, in den
Schulen; Studentinnen an den Universitäten. Aber die
guten Nachrichten wechseln sich mit Meldungen über
wiedererstarkende Taliban ab, über hinterhältige An-
schläge nicht nur gegen unsere Soldaten, sondern auch
gegen Helfer von internationalen Organisationen und
– wir haben es gerade gehört – gegen die Afghanen, die
mit dem Westen zusammenarbeiten, zum Beispiel afgha-
nische Lehrer oder Polizisten. Es gibt Warnungen vor ei-
ner Abwärtsspirale oder gar vor einem Scheitern.

Das hat bei vielen Zweifel an unserem Einsatz in
Afghanistan ausgelöst. 70 Prozent der Bevölkerung leh-
nen den Einsatz ab, das ist eine katastrophale Zahl. Sie
macht deutlich, wie schwierig es ist, die Bevölkerung
von der Notwendigkeit des Einsatzes zu überzeugen und
ihr die Zustimmung zum Antrag der Bundesregierung zu
vermitteln. Dennoch werden wir das ISAF-Mandat heute
verlängern und wohl noch einige Jahre verlängern müs-
sen. Unsere Soldaten, die sich dieser gefährlichen Auf-
gabe stellen, verdienen dabei unsere besondere Würdi-
gung; der Dank gilt ebenso ihren Familien.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Angesichts der Zweifel und Widerstände ist es be-
quem, aber in keinster Weise verantwortungsvoll, den
Einsatz abzulehnen oder sich, wie die meisten Grünen,
zu enthalten, erst recht nicht gegenüber unseren Soldaten
im Einsatz, die Sie noch in der letzten Wahlperiode in
Ihrer eigenen Regierungszeit dorthin entsandt haben. Ihr
Auftrag von damals hat sich doch heute nicht verändert.
Der Einsatz unserer Soldaten darf nicht von den Stim-
mungsschwankungen der grünen Basis abhängen. Die
Bundeswehr ist keine Parteitagsarmee.

Ich anerkenne deshalb umso mehr, dass sich die
Mehrheit hier im Hause darin einig ist, dass erstens die
deutsche Sicherheitspolitik die Probleme vor Ort zu lö-
sen versucht, bevor sie unser Land erreichen, und dass
zweitens die Reaktion auf die schlechten Nachrichten
aus Afghanistan nicht etwa ein Rückzug sein kann. Viel-
mehr können wir den Rückschlägen nur entgegensteu-

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(C (D rn, wenn alle Beteiligten ihre Anstrengungen verstären, noch zielgerechter anpassen und das Konzept der ernetzten Sicherheit, wie wir es in unserer Sicherheitstrategie vorgeschlagen haben, konsequent umsetzen. Es ist richtig, dass die Bundesregierung in ihrem aktuaisierten Afghanistan-Konzept ankündigt, auch ihr zivies Engagement zu verstärken. Wir sollten uns dabei vorangig auf drei Probleme fokussieren: Wir sollten erstens lternativen zum Schlafmohnanbau schaffen, um die rogenwirtschaft und die Drogenkriminalität abzuauen, zweitens die Korruption eindämmen und die Reierungsführung verbessern und drittens Pakistan stärker n die Bekämpfung der Aufständischen einbinden. Ich hoffe, dass die zusätzlichen 70 Millionen Euro für ntwicklungsprojekte helfen, die Wiederaufbauerfolge ür die Menschen in Afghanistan schneller sichtbar zu achen und Alternativen zum Opiumanbau zu schaffen. ie Bekämpfung der Drogenwirtschaft ist und bleibt priär die Aufgabe der afghanischen Sicherheitskräfte. Da ei müssen wir sie unterstützen. Im Norden gibt es beeits viele drogenfreie Gebiete; am größten ist das roblem im Süden. Wenn die dort eingesetzten NATOartner von mehr Rauschgifttransporten, Laboren oder ktivitäten von Drogenbaronen wissen, als die neu ausebildeten afghanischen Sicherheitskräfte bekämpfen önnen, dann ist es richtig, wenn sie zusätzlich einige perationen selbst durchführen. Dabei müssen sie den chwierigen Balanceakt vollbringen, die afghanische Eienverantwortung trotzdem weiter zu fördern und mit hren Aktivitäten nicht die Bevölkerung gegen sich aufubringen. Zugleich möchte ich daran erinnern, dass wir die unerstützende Rolle der Bundeswehr bei der Drogenbeämpfung im Mandat detailliert definiert haben. Erstens: nterstützung der afghanischen Streitkräfte durch ereitstellung und Austausch von Informationen über rogenaktivitäten, die bei Routineoperationen gewonen werden; zweitens: Unterstützung durch logistische nd medizinische Hilfe; drittens: Unterstützung bei Zuallsfunden der Drogenkriminalität. Hier kann die Buneswehr im Zusammenwirken mit den afghanischen ehörden auch unter Einsatz von Zwang Sicherungsaßnahmen vornehmen. Wir unterstützen, dass die Bundesregierung beim ufbau der afghanischen Justiz mehr tun will. Ein funk ionierendes Rechtssystem ist der Schlüssel zur Drogenekämpfung. Das Gleiche gilt für die Bekämpfung der orruption. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Bei der Reform des Sicherheitssektors sind die Stei-
erung der Qualität der landesweiten Regierungsführung
nd der Aufbau eines Rechtsstaats die zentralen Ziele,
uf die wir alle Anstrengungen konzentrieren müssen.
ir unterstützen ebenfalls, dass die Bundesregierung so-
ohl für die EU-Mission als auch bilateral mehr Polizei-

usbilder nach Afghanistan entsendet. Ich wünsche mir,
ass wir nicht nur beim Polizeiaufbau, sondern bei al-






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
lem, was wir zum Aufbau Afghanistans beitragen, noch
schneller, unbürokratischer und beherzter handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


In Afghanistan läuft uns die Zeit weg. Deswegen ist
jeder zusätzliche Helfer, ob Polizist oder Experte für
Rechtsstaat, Landwirtschaft, Gesundheitswesen oder Er-
ziehung, höchst willkommen. Wenn wir militärisch nicht
mehr machen können, müssen wir mehr Softpower zur
Verfügung stellen. Ich sage das in Kenntnis unserer be-
grenzten Kapazitäten. Deshalb muss es doch als Erstes
darum gehen, die vorhandenen Fähigkeiten noch geziel-
ter einzusetzen und die vorhandenen Reibungsverluste
auszuräumen. Hier kann noch einiges verbessert wer-
den!

Zu mehr Konsequenz gehört auch, dass wir den regio-
nalen Ansatz weiterverfolgen. Wir haben Afghanistan zu
lange isoliert betrachtet. Dabei ist Pakistan in seinem
Grenzgebiet durch die dort agierenden Taliban und al-
Qaida genauso bedroht wie Afghanistan. Mit der neuen
Regierung Zardari besteht die Möglichkeit, die Koopera-
tion bei der Bekämpfung der Aufständischen zu verstär-
ken und damit die Grenzregion sicherer für Entwick-
lungsprojekte zu machen.

Wenn wir also gemeinsam mit den über 40 Bündnis-
partnern in den Vereinten Nationen, in der EU, in der
NATO und mit der afghanischen Regierung selbst in
Afghanistan koordinierter, lernfähiger, unbürokratischer,
konsequenter und beherzter handeln, dann erhöht das
nicht nur die Aussichten auf Erfolg, sondern auch die
Akzeptanz für diesen Einsatz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


In diesem Sinne möchte ich zum Schluss ein Vorha-
ben des Afghanistan-Konzepts der Bundesregierung be-
sonders betonen, nämlich dass die Bundesregierung – so
wörtlich – der Öffentlichkeit die Notwendigkeit des Ein-
satzes aktiv vermitteln wird. Wir Parlamentarier stellen
uns der schwierigen Aufgabe, der Bevölkerung den
Afghanistan-Einsatz zu erklären, nicht nur in unseren
Wahlkreisen. Dabei können wir die Unterstützung der
gesamten Bundesregierung sehr gut gebrauchen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618315300

Ich gebe das Wort dem Kollegen Paul Schäfer, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618315400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

NATO steht in Afghanistan nicht vor dem Scheitern. Se-
hen wir uns die Lage an: Sieben Jahre nach Kriegsbe-
ginn hat sich die Sicherheitslage immer weiter ver-
schärft. An circa 27 von 31 Tagen wehen die Fahnen im

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(C (D amp Marmal, dem Bundeswehrcamp, auf Halbmast, eil ISAF wieder Leute verloren hat. Inzwischen beur eilt eine Mehrheit der Bevölkerung Afghanistans die Siherheitslage, wie die NATO selber ermittelt hat, als her schlecht bis schlecht, was auch damit zu tun hat, ass die Zahl der zivilen Opfer weiter steigt. Die Entremdung zwischen einem wachsenden Teil der Bevölerung und einer Regierung, die sich in Kabul buchstäbich eingemauert hat – ich habe es gesehen –, wächst. enn man sich das klarmacht, dann muss man zum chluss kommen: Die NATO-Mission am Hindukusch st gescheitert. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Zur ungeschminkten Wahrheit gehört: Die Zahl der
ATO/ISAF-Truppen ist von 32 000 Soldaten am Ende
es Jahres 2006 auf inzwischen 53 000 Soldaten gestie-
en. Die Gewalt hat aber nicht ab-, sondern zugenom-
en. Die Zahl der Luftwaffeneinsätze mit Bombenab-
urf im Rahmen von OEF ist – hören Sie jetzt gut zu –
on 176 im Jahre 2005 auf 1 770 im Jahre 2006 und auf
247 im Jahre 2007 gestiegen; die Air Force hat darüber

erichtet.

Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb die Kom-
andeure und Soldaten vor Ort mit unserer abstrakten
iskussion, ob in Afghanistan ein Krieg stattfindet bzw.
b sich die NATO in einem Kriegseinsatz befindet,
ichts anfangen können. Bei ihnen hat sich längst der
egriff „Insurgenten“, Aufständische, durchgesetzt. Sie
issen, dass sie mitten in einer militärischen Aufstands-
ekämpfung sind. Dabei hat man aber verdammt
chlechte Karten, weil die Aufständischen nicht gewin-
en müssen und die NATO nicht gewinnen kann. Die
rage ist nicht: Sollten wir gehen, wenn es schwierig
ird?

Die Linke war von vornherein gegen diesen Einsatz.
ber selbst nach Ihrer Logik muss doch jetzt gelten:
enn man sich in einer solchen Sackgasse befindet,

ann muss man umkehren und einen neuen Weg ein-
chlagen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nun wird gesagt: Wir sind dabei. Es gibt ja kein
Weiter so“. Wir haben eine neue Strategie. – Die Grü-
en und die FDP setzen darauf ihre Hoffnung. Es
timmt, dass die Mittel für den Polizeiaufbau und für den
ivilaufbau in nicht unbeträchtlichem Umfang aufge-
tockt werden; das habe auch ich gesehen. Dennoch be-
weifle ich, dass ein grundlegender Strategiewechsel
tattfindet. Als ein britischer General gesagt hat, man
önne militärisch nicht gewinnen, hat sich prompt der
ommandierende US-General zu Wort gemeldet und ge-
agt: Nein, wir können sehr wohl obsiegen. – Das ist
icht nur Rhetorik. Das zeigt sich an der Tatsache, dass
ie USA eine Aufstockung ihrer Truppen um
0 000 Soldaten in den nächsten zwei Jahren planen. Die
usweitung der Kampfzone nach Pakistan ist ein weite-

es Indiz.






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

Ich ziehe das Fazit: Der Militäreinsatz wird erheblich
intensiviert, in der vagen Hoffnung, dadurch das Blatt
wenden zu können. Das gilt leider auch für die Bundes-
wehr. Selbst wenn man unterstellt, dass der Einsatz im
Norden bisher einen ganz anderen Charakter als die har-
ten Kämpfe im Süden und im Osten hatte, ist festzustel-
len: Die Intensität des deutschen Militäreinsatzes nimmt
immer weiter zu: Tornados, schnelle Eingreiftruppen,
Anhebung der Obergrenze und jetzt AWACS. Wir sind
genauso auf der Rutschbahn gelandet wie die anderen.
Aber ein Mehr an Falschem kann nicht zu Richtigem
führen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich sage Ihnen noch eines: Diese Doppelstrategie
wird nicht funktionieren. Mehr Entwicklungshilfe und
mehr Infanterie bzw. Luftwaffe, das passt nicht zusam-
men.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei den Afghaninnen
und Afghanen. Das klingt zwar platt, ist aber so. In die-
sem Zusammenhang muss leider auch gesagt werden,
dass Sie die Sünden der Vergangenheit nicht loswerden.
Wenn man eine Art Protektorat aufbaut und auf eine zen-
tralistische Staatsführung setzt – Hauptsache loyal –,
dann hat das in der Regel zwei Konsequenzen: Erstens
züchtet man die Korruption auf diese Art und Weise erst
richtig – Kai Eide hat bei unserem Gespräch in Kabul
keinen Zweifel daran gelassen, dass es damit zu tun hat –,
und zweitens blockiert man den langwierigeren, aber
nachhaltigen Staatsaufbau von unten, bei dem die Men-
schen Staatlichkeit vor Ort positiv erfahren können. Das
ist genau die Fehlentwicklung, mit der wir zu tun haben.

Nun scheint zum Glück die Anzahl der Afghaninnen
und Afghanen zu wachsen, die sagen: Wir haben genug
vom Krieg, und wir müssen jetzt unser Schicksal in die
eigenen Hände nehmen. – Davon zeugt die Friedens-
Jirga-Bewegung, die von paschtunischen Stammesfüh-
rern ausgegangen ist und die versucht, mit den Men-
schen in den Dörfern zu reden. Das ist der Ansatz der
Selbstbestimmung, den wir nachdrücklich fördern müs-
sen. Eine andere Perspektive gibt es nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Meine Damen und Herren, der britische General
Carleton-Smith hat etwas sehr Richtiges gesagt: Wir
müssen davon wegkommen, die Dinge mit den Gewehr-
läufen zu regeln, die durch Verhandlungen geregelt wer-
den müssen. – Der Mann hat recht. Die Sprache der Ge-
wehre muss jetzt durch die Sprache der Diplomatie
ersetzt werden. Das heißt, alle Kräfte müssen auf eine
politische Konfliktlösung konzentriert werden, und man
muss diesen Prozess – man sagt ja, dass in Mekka ledig-
lich Smalltalk-Gespräche stattfinden, aber es ist doch
mehr – von außen fördern und Wege zu einem nationa-
len Aussöhnungsprozess öffnen.

Dabei steht für uns eines fest: Der Abzug der NATO-
Truppen wird nicht am Ende eines solchen Prozesses
stehen. Er ist eine Vorbedingung dafür. Darüber müssen
Sie nachdenken.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ohne den unverzüglichen Beginn eines geordneten
ückzugs und ohne eine konkrete Abzugsperspektive
ird der Frieden nicht zu erreichen sein. Wir können da-
it beginnen, indem wir den Antrag, das Mandat für den
undeswehr-Einsatz in Afghanistan zu verlängern, ab-

ehnen. Und das sollten wir dann auch tun.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618315500

Nächster Redner ist der Kollege Jürgen Trittin,

ündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618315600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

aul Schäfer, es ist ein Irrtum, zu glauben: Wenn man
ie von den Vereinten Nationen beauftragten Truppen
ur Unterstützung der gewählten afghanischen Regie-
ung – über das diskutieren wir hier – sofort abzieht,
ann führt dies zu mehr Frieden. – Ein Abzug würde ein
iederaufleben genau jenes blutigen Bürgerkrieges be-

euten, der Afghanistan seit über 30 Jahren heimsucht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


Liebe Frau Homburger, ich empfehle Ihnen, sich ein-
al das Abstimmungsverhalten der FDP zu ISAF von

001 bis heute anzuschauen. Dann werden Sie eine ganz
erade Linie entdecken – aber nur, wenn Sie so viel Pro-
ille im Blut haben, wie Herr Haider sie hatte.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das war wirklich voll daneben!)


Es sollte allen zu denken geben –


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Pietätlos!)


ich weiß nicht, was daran pietätlos ist, wenn man da-
auf hinweist, dass man sich mit 1,8 Promille nicht hin-
ers Steuer setzen sollte –, die hier für einen sofortigen
bzug plädieren und dafür sogar demonstrieren, dass
erade die, die dort Hilfe leisten – die Welthungerhilfe,
edica Mondiale oder die Malteser –, in einer Stellung-

ahme eines ganz klar gefordert haben: Sie wollen einen
orrang für zivile Hilfe, und sie wollen eine andere Mili-

ärstrategie. Sie wollen aber, wie auch jene bei uns in der
raktion, die mit Nein stimmen – nachzulesen ist dies in
er Stellungnahme von VENRO vom 6. Oktober dieses
ahres –, keinen Abzug. Und sie haben recht damit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Aber wenn die Bedingungen nicht erfüllt sind, was dann?)


Meine Damen und Herren, genauso, wie es auf der ei-
en Seite naiv und verantwortungslos ist, jetzt sofort die
eutschen Truppen aus Afghanistan abzuziehen, so ist es
uf der anderen Seite fahrlässig und verantwortungslos,






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
sich immer noch um die Beantwortung der Frage zu
drücken, mit welcher Perspektive wir in Afghanistan
präsent bleiben.

Peter Ramsauer hat dieser Tage gesagt, er fordere von
seiner Kanzlerin eine klare Perspektive für die Beendi-
gung dieser Militäraktion in absehbarer Zeit. Ich stimme
ja nicht oft mit CSUlern überein, aber in diesem Punkt
hat Peter Ramsauer recht. Die Bundeswehrsoldaten, die
zivilen Helfer und die Polizisten in Afghanistan haben
ein Recht darauf, zu wissen, welche Ziele sich die Bun-
desrepublik Deutschland in Afghanistan setzt. Man kann
sich dabei nicht mit dem allgemeinen Satz begnügen,
dass man so lange dort bleiben wolle, bis – ich zitiere
aus dem Afghanistan-Konzept der Bundesregierung –

die afghanische Regierung selbst für ein sicheres
Umfeld sorgen kann, das Wiederaufbau und nach-
haltige Entwicklung erlaubt.

Das ist Ihre Zeitperspektive. Was machen Sie aber mit
dieser Ansage, wenn die Niederländer im Jahre 2010 ih-
ren Auftrag in Uruzgan beenden? Das wollen sie ja; dazu
gibt es einen Kabinettsbeschluss. Was machen Sie 2011,
wenn die Kanadier aus Kandahar abziehen und wenn zu
dem Zeitpunkt genau dieses sichere Umfeld, das Sie an-
gesprochen haben, nicht erreicht ist? Wollen Sie dann
den Abzug der anderen durch weitere Aufstockungen
ausgleichen, oder wollen Sie dem Deutschen Bundestag
und der deutschen Öffentlichkeit nicht vielmehr endlich
einmal verbindliche und überprüfbare, das heißt auch
mit Zeitangaben versehene, Zielvereinbarungen darüber
vorlegen, was Deutschland in Afghanistan erreichen
will? Daran fehlt es doch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen keine Durchhalteparolen. Wir erwarten
von Ihnen lediglich ein realistisches Lagebild und einen
Stufenplan dafür, in welchen Schritten die Verantwor-
tung an die Afghanen übergeben werden soll. Ich sage
Ihnen auch: Die Zögerlichkeiten im zivilen Aufbau müs-
sen endlich beseitigt werden.

Es stimmt: Es kommt jetzt zu einer Aufstockung. Ich
sage übrigens, dass diese Aufstockung des Militärs rich-
tig ist. Ich habe kein Problem damit. Ich füge aber hinzu,
dass sie in den nächsten 14 Monaten 200 Millionen Euro
kosten wird. Wenn Sie die Zahlen vergleichen – ich
weiß, dass militärische Kräfte teurer als zivile sind –,
dann kommen Sie zu der Feststellung, dass wir es ge-
schafft haben – von 80 Millionen Euro im Jahre 2006
über 100 Millionen Euro im Jahre 2007 bis zu
140 Millionen Euro im nächsten Jahr –, außerordentlich
„bescheidene“ Steigerungsraten zu erreichen.

Nun kann man sagen, dass mehr vielleicht gar nicht
nötig ist. Sie belegen aber selber, dass mehr nötig ist;
denn für das nächste Jahr stellen Sie zusätzlich zu diesen
Beträgen 30 Millionen Euro für Soforthilfe zur Verfü-
gung, um eine sich abzeichnende Hungerkatastrophe ab-
zuwenden. Auch das ist richtig. Aber was heißt das? Das
heißt, dass die Situation nach sieben Jahren so ist, dass
wir akut zusätzlich Geld in die Hand nehmen müssen,
um eine Hungerkatastrophe abzuwenden, und dass der

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(C (D ufbau nicht in dem Ausmaß im Lande angekommen st, wie wir alle uns das gewünscht und gemeinsam vorenommen haben. Daraus muss man an einem solchen ag doch einmal eine Konsequenz ziehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


as ist der Grund dafür, dass die Akzeptanz der interna-
ionalen Präsenz vom letzten bis zu diesem Jahr geringer
eworden ist.

Ich kann Ihnen ein anderes Beispiel nennen, den Poli-
eiaufbau. In diesem Bereich hat Deutschland die Füh-
ung. Schauen Sie sich die Zahlen an: Die USA geben
ür den Polizeiaufbau 800 Millionen Dollar aus, wäh-
end Deutschland 36 Millionen Euro zur Verfügung
tellt. Zählen wir die 9,9 Millionen Euro hinzu, die in
as EU-Projekt fließen, dann ist das gegenüber dem, was
ie USA tun, noch immer vergleichsweise wenig.

Selbst den eigenen Ansprüchen werden Sie nicht ge-
echt. Sie haben 60 Polizisten für EUPOL zugesagt; es
ind 33 vor Ort. Sie haben 100 Kurzzeittrainer zugesagt;
s sind 40 vor Ort. Das größte Kontingent für die Poli-
eiausbildung stellen noch immer die Soldaten, nämlich
5 Feldjäger. Ich kann mich bei diesen Soldaten nur be-
anken, weil sie das Versagen von Herrn Schäuble an
ieser Stelle ausgleichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie gleichen im Übrigen – diese Bemerkung sei mir er-
aubt – auch das Versagen Bayerns aus, das es bis heute
icht geschafft hat, einen einzigen Polizisten nach
fghanistan zu schicken. Ich finde, auch damit sollte

ich der Freistaat beschäftigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Schließlich müssen wir uns sehr ernsthaft mit der Si-
herheitslage beschäftigen. Seit zwei Jahren diskutieren
ir in diesem Hause darüber, wie wir den Schutz der
ivilbevölkerung endlich sicherstellen können. Sie, Herr
ung, haben uns in der Debatte um den letzten Einsatz
rklärt, dass es neue Einsatzrichtlinien gebe, die für
SAF verbindlich und von OEF übernommen worden
eien. Das Problem ist, Herr Jung – Sie haben zwar
echt; für Ihren unmittelbaren Verantwortungsbereich
timmt das auch –, dass man aber in Afghanistan im
anzen gesehen von dieser Änderung der Einsatztaktik
ichts gemerkt hat.

Es ist eine Tatsache, dass die Zahl der Toten in Afgha-
istan in 2007 so hoch war wie seit sieben Jahren nicht.
s ist eine Tatsache, dass die Zahl der zivilen Opfer in
iesem Jahr gegenüber 2007 um 40 Prozent gestiegen
st. Es ist auch eine Tatsache, dass dieser Anstieg der
ahl ziviler Opfer zur Hälfte auf Militäraktionen von

SAF, OEF und den afghanischen Sicherheitskräften zu-
ückgeht. Es ist mittlerweile eine Tatsache, dass die
älfte der Provinzen für zivile Hilfsorganisationen nicht
ehr zugänglich ist. Das ist keine Polemik von Herrn
chäfer oder sonst wem. Das belegen die offiziellen
ahlen der Vereinten Nationen.






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
Herr Jung, ich weise darauf hin, dass auch die andere
Feststellung von VENRO richtig ist – Sie haben vorhin
dazu applaudiert –, die besagt, „dass ein Strategie- und
Prioritätenwechsel beim deutschen und internationalen
Afghanistan-Engagement nicht erfolgt ist“. Sie sind da-
für. Sie haben ihn programmiert, und Sie stimmen uns in
dieser Hinsicht zu. Aber tatsächlich ist dieser Strategie-
wechsel in Afghanistan bis heute nicht erfolgt. Das ist
das Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt droht etwas anderes. Die verfehlte Strategie der
Luftschläge und offensiven Militäraktionen droht sich
auf Pakistan auszuweiten. Ich betone das ausdrücklich,
obwohl und weil die Bundeswehr im Norden einen ex-
zellenten Job macht. Sie führen dort keinen Krieg, liebe
Kolleginnen und Kollegen von der Linkspartei, sondern
sie sichern dort den Aufbau ab. Das ist eine Tatsache.
Dafür haben wir uns bei ihnen zu bedanken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die andere Seite der Wahrheit ist aber, dass die Stabi-
lisierung scheitern wird, wenn beim Aufbau weiterhin
gekleckert wird, statt endlich zu klotzen, liebe Heidi
Wieczorek-Zeul. Sie wird auch scheitern, wenn das De-
saster beim Polizeiaufbau weitere zwei Jahre anhält. Sta-
bilisierung wird aber vor allen Dingen nur dann gelin-
gen, wenn Afghanistan nicht weiter durch offensive
Kriegsführung in der Form, wie wir sie zuletzt in
Shindand – übrigens wie vor zwei Jahren – erlebt haben,
destabilisiert wird. Wer erst militärisch siegen will, um
dann aufzubauen, zerstört die Grundlagen für einen Auf-
bau und den Stabilisierungsansatz, wie ihn Deutschland
über Jahre hinweg praktiziert hat. Dieser Wahrheit haben
Sie sich nie gestellt.

Die Verschlechterung der Sicherheitslage zeigt, dass
die Kriegsstrategie, wie sie im Süden praktiziert wird,
dabei ist, die Aufbauerfolge im Norden existenziell zu
gefährden. Weil es diesen Strategiewechsel nicht gege-
ben hat, wird die Mehrheit meiner Fraktion der in Ihrem
Antrag vorgesehenen Mandatsverlängerung nicht zu-
stimmen können. Das wird der Verantwortung nicht ge-
recht.

Aber umgekehrt sagen Ihnen auch diejenigen, die
heute zustimmen werden, in aller Deutlichkeit: So, wie
Sie es bisher praktiziert haben, können Sie im zivilen
Aufbau und in der Feigheit, sich mit der verfehlten Stra-
tegie auseinanderzusetzen, nicht weitermachen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618315700

Ich gebe das Wort der Bundesministerin für wirt-

schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,
Heidemarie Wieczorek-Zeul.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! er Bürgerkrieg in Afghanistan hat 2001 geendet. Das st sieben Jahre her; das ist eine lange Zeit. Es ist aber uch wahr, dass dies in der Entwicklung eines solchen andes eine Zeit ist, in der man dranbleiben muss; denn er Prozess bedarf der Nachhaltigkeit. Jürgen Trittin, wir haben einer Regierung angehört. ir sind im Jahr 2001 gemeinsam eine Verpflichtung egenüber der afghanischen Bevölkerung eingegangen. ir haben gesagt: Wir stehen an eurer Seite. – Es ist chwieriger geworden; das ist richtig. Aber wir können ns nicht auf einmal zurückziehen; das geht nicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Konsequenz eines Rückzugs wäre – das hat Jürgen
rittin schon gesagt; das sage ich auch an die Adresse der
inkspartei – ein Bürgerkrieg, in dem auch Frauen mas-
akriert würden. Ich habe 2001 versprochen, dass wir an
er Seite der afghanischen Frauen stehen werden und es
uch bleiben. Ich stehe zu dieser Verpflichtung und fühle
ich daran gebunden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Ruprecht Polenz [CDU/CSU])


Wenn ich das sagen darf: Links bedeutet aus meiner
icht, dazu beizutragen, die Freiheitsrechte der Men-
chen auszuweiten, wo auch immer sie leben. Wenn das
n Afghanistan geschehen soll, bedeutet das, dazu beizu-
ragen, dass niemand, auch Frauen nicht, die entrechtet
ind, massakriert wird. Links bedeutet nicht, sich heraus-
uhalten, sondern an der Seite der Menschen zu stehen.
as ist meine feste Überzeugung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß, dass die Situation schwieriger geworden ist.
ch möchte an dieser Stelle aber auch sagen: Es hat
roße Fortschritte gegeben. Ich erinnere daran, dass die
indersterblichkeit zurückgegangen ist und dass 85 Pro-

ent der Menschen in Afghanistan Zugang zu medizini-
cher Versorgung haben. Wir, das Entwicklungsministe-
ium, zeigen Ihnen auf – das liegt Ihnen vor; das werden
ir künftig für die ISAF-Mandatsdauer von einem Jahr
zw. 14 Monaten immer machen –, welche Erfolge beim
ufbau und welche entwicklungspolitischen Fortschritte
urch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit in
fghanistan erzielt wurden. Die Bilanz kann sich sehen

assen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich nenne nur ein paar Punkte. Mit unserer Unterstüt-
ung ist die erste Mikrofinanzbank Afghanistans aufge-
aut worden. Sie hat 13 Filialen und hat 70 000 Kredite
ergeben. Das bedeutet, 70 000 Existenzen zu schaffen
nd zu unterstützen. Das ist wichtig und eine wunder-
are Leistung.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mithilfe des nationalen Solidaritätsprogramms sind über
20 000 Projekte fertiggestellt worden. 18 000 laufen
noch. Diese Projekte werden von 21 000 gewählten Ge-
meinderäten im gesamten Land gesteuert. Die Wasser-
kraftwerke Mahipar und Sarobi funktionieren und geben
800 000 Menschen wieder Zugang zu stabiler Stromver-
sorgung. Mithilfe der Provinz- und Distriktentwick-
lungsfonds sind allein in diesem Jahr einkommenschaf-
fende Maßnahmen für über eine Million Menschen in
den Provinzen Kunduz, Takhar und Badakhshan durch-
geführt worden. Das sind reale Fortschritte.

Jürgen Trittin, du selber weißt das doch viel besser. Es
gibt 30 Geberländer für Afghanistan. Deutschland muss
den Aufbau dort doch nicht allein stemmen. Es handelt
sich vielmehr um eine große Gemeinschaftsaufgabe.
Deshalb müssen sowohl der Wiederaufbau als auch die
militärischen Aktionen im Zusammenhang gesehen wer-
den.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Seit fast einem Jahr unterstützt die GTZ International
Services auf Bitten der Niederlande – Sie haben es ange-
sprochen – den zivilen Wiederaufbau im Süden und ver-
sucht, Alternativen zum Mohnanbau anzubieten. Es geht
um einen Beitrag zur ländlichen Entwicklung in einem
Gesamtrahmen von bis zu 34 Millionen Euro. Diese Er-
folge schaffen den Boden, auf dem Eigenverantwortung
Wurzeln schlagen kann.

Wir haben allen Anlass, den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern, die dort Wiederaufbau leisten, seien sie aus
den staatlichen Institutionen, seien sie aus Nichtregie-
rungsorganisationen, ein herzliches Dankeschön für die
Arbeit zu sagen, die sie dort leisten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben aber auch allen Anlass, den deutschen Solda-
tinnen und Soldaten zu danken, die in der Region, in der
sie stationiert sind, ein Klima der Sicherheit schaffen
sollen. Der zivile Wiederaufbau ist Voraussetzung für
den Erfolg Afghanistans. Die ISAF ist die Vorausset-
zung für den Erfolg des Wiederaufbaus und für die poli-
tische Stabilisierung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die deutschen Soldaten werden von der Bevölkerung in
Afghanistan als Helfer verstanden, und ihnen wird für
ihre Unterstützung von der Bevölkerung außerordentlich
gedankt. Das kann jeder, der selbst im Land war, bestäti-
gen.

Notwendig sind Fortschritte bei der Regierungsfüh-
rung, im Kampf gegen Korruption und Drogenhandel
und bei der Ablösung korrupter Regierungsvertreter und
korrupter Polizisten. In diesem Zusammenhang möchte
ich meine große Erwartung und meine Hoffnung auf den
Innenminister, Herrn Athmar, setzen. Der hat einen

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(C (D lasse Job als Bildungsminister gemacht. Wir setzen alle rwartungen und Hoffnungen auf ihn, dass seine Amts ührung im Sinne dessen, was ich gesagt habe, erfolgeich sein möge. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ines, was Herr Kollege Schockenhoff vorhin angespro-
hen hat, ist wichtig: Im Jahr 2008 sind 18 von 34 Pro-
inzen in Afghanistan ohne Schlafmohnanbau, und zwar
n der Region, in der Deutsche Wiederaufbauhilfe leisten
nd die deutschen ISAF-Soldaten stationiert sind. Das
st doch ein Erfolg, zu dem man weiterhin beitragen
uss.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Noch ein Wort – Jürgen Trittin, du hast das angespro-
hen – zu den Finanzen. Wir haben 30 Millionen Euro
usätzlich für die Bekämpfung von Hunger und Unter-
rnährung zur Verfügung gestellt. Was sind die Ursachen
afür? Dürre und hohe Nahrungsmittelpreise. Das ist
uch in anderen Ländern so. Das hat doch nichts damit
u tun, dass wir in diesem Bereich bisher zu wenig Mit-
el investiert hätten. Ich will ausdrücklich sagen: Wir ha-
en diese zusätzlichen 30 Millionen Euro dem Welt-
rnährungsprogramm zur Verfügung gestellt, und wir
erden auf bilateraler Ebene Nothilfemaßnahmen in
ord- und Südostafghanistan durchführen, damit die
ahrungsmittelkrise bekämpft wird und auf lokaler
bene Beschäftigung geschaffen wird. 10 Millionen
uro werden in den Bereich der Energieversorgung und
er beruflichen Bildung gehen. Das heißt, die Bundesre-
ierung stellt allein im Bereich des zivilen Wiederauf-
aus 170,7 Millionen Euro zur Verfügung. Hinzu kom-
en humanitäre Hilfe, Nothilfe und Sondermittel des
undesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
erbraucherschutz. Im Übrigen darf man nicht nur die
ilateralen Mittel sehen. Wir sind Mitglied der Welt-
ank, die ihrerseits zusammen mit der Asiatischen Ent-
icklungsbank tätig ist.

Für die Zukunft Afghanistans – das haben viele von
hnen angesprochen; diese Ansicht teile ich – ist die Sta-
ilisierung der Nachbarregionen von besonderer Bedeu-
ung. Dieser Stabilisierung dient es nicht, wenn US-Mili-
är unterschiedslos Raketenangriffe auf die sogenannten
ATAs, also die Stammesgebiete an der Grenze zwi-
chen Pakistan und Afghanistan, durchführt und mut-
aßlich Militante erschießt. Dies ist falsch und kontra-

roduktiv.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


er pakistanische Finanzminister, mit dem ich am
ande der Weltbanktagung ein längeres Gespräch hatte,
at deutlich gesagt, er halte das für eine völlig falsche
trategie der USA. Er hat ausdrücklich darauf hingewie-
en, dass sich gerade dadurch die Bevölkerungsgruppen
n den FATAs mit den Taliban solidarisieren, obwohl sie
n keiner Position miteinander verbunden sind.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
Wir sind im Übrigen bemüht, unser Engagement in
der Northwest Frontier Province auszudehnen. Das ist
unter den jetzigen Bedingungen – auch für die Durch-
führung – sehr schwierig. Ich will ausdrücklich sagen:
Wir haben das auch der pakistanischen Seite angeboten,
damit die Menschen in diesen Regionen die Chance ha-
ben, zu sehen, dass der Wiederaufbau auch in ihrem
Sinne vorankommt.

Ich komme zum Schluss. Ich habe der Verlängerung
dieses Einsatzes im Kabinett zugestimmt, und ich tue
das auch als Abgeordnete. Das Ziel ist, die Eigenverant-
wortung der afghanischen Seite und damit der Menschen
zu stärken und ihnen Hoffnung zu geben. Dafür arbeiten
wir. Ich bitte Sie, das zu unterstützen.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618315800

Nächster Redner ist der Kollege Hellmut Königshaus,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1618315900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gibt

Fortschritte – das haben wir jetzt mehrfach gehört –,
aber leider nicht genug. Wer wirklich Fortschritt will,
der muss nicht nur schön reden, sondern auch entschlos-
sen handeln, und er muss auch zurückschauen, damit er
für die Zukunft weiß, wie man das Ganze vernünftig an-
geht. Man sollte zum Beispiel betrachten, was in der
Vergangenheit versäumt wurde.

Als die Lage noch ruhig war – darüber waren wir da-
mals alle sehr froh –, ist es versäumt worden, wirklich
schnell für einen spürbaren Aufschwung und Aufbau zu
sorgen. Jetzt wird es natürlich immer schwieriger. Das
gilt für den Polizeiaufbau, das gilt für ein funktionieren-
des Justizsystem. Wir wurden und werden unserer be-
sonderen Verantwortung dort bisher nicht gerecht. Den-
ken Sie nur an die bereits angesprochenen Fälle wie
Korruption und Drogenanbau. Der Drogenanbau geht in
einigen Bereichen zurück; das ist wahr. Er geht übrigens
überall dort zurück, wo sich die zuständigen Gouver-
neure dafür verantwortlich fühlen; aber insgesamt gibt es
eben noch keinen signifikanten Rückgang. Das ist leider
traurige Wahrheit.


(Beifall bei der FDP)


Es wird jetzt immer schwieriger, Aufbauarbeit zu
leisten. Dabei ist das die zentrale Frage, auch bei der Lö-
sung der Sicherheitsprobleme, die wir dort leider immer
noch haben. Oberst Gertz vom Deutschen Bundeswehr-
Verband hat das noch einmal deutlich gemacht: Ohne
Aufbau wird sich die Sicherheitslage dauerhaft nicht
verbessern lassen. Wir müssen den Teufelskreis dort
endlich durchbrechen. Wir müssen mit dem Wiederauf-
bau endlich ernst machen. Lieber Kollege Trittin – auch
ich habe mir das aufgeschrieben –, wir müssen endlich
aufhören zu kleckern, wir müssen endlich klotzen.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


as gilt, trotz eines Aufwuchses im Entwicklungshaus-
alt, auch für Afghanistan. Die Koalition tut derzeit viel
u wenig.

Wir haben im Rahmen der Haushaltsberatungen ver-
ucht, an verschiedenen Stellen etwas voranzubringen.
m Auswärtigen Ausschuss wurde ein Antrag der FDP,
usätzlich 10 Millionen Euro für den Polizeiaufbau zur
erfügung zu stellen – immerhin sind wir dort eine der
ntscheidenden Kräfte; wir haben dort Verantwortung
bernommen –, abgelehnt. Im Entwicklungsausschuss
aben wir gefordert – im Übrigen in Übereinstimmung
it der grundsätzlichen Zielsetzung der Grünen und

uch der Linken, wenn ich das recht verstanden habe –,
ass wir für den Aufbau in Afghanistan 50 Millionen
uro draufsatteln. Auch das wurde abgelehnt. Wenn wir
iesen Auftrag in Afghanistan wirklich ernst nehmen,
enn wir den Zusammenhang zwischen Aufbau und mi-

itärischer Sicherheit ernst nehmen, wenn wir unsere
räfte dort baldmöglichst wieder abziehen wollen, dann
üssen wir den Aufbau voranbringen und dann müssen
ir eben auch im finanziellen Bereich nicht so zurück-
altend sein, sondern noch etwas dazulegen.

Es gibt nach wie vor ein groteskes Missverhältnis
wischen den Kosten für den Militäreinsatz und den tat-
ächlich erbrachten Aufbauleistungen. Wir sind dort mi-
itärisch engagiert, weil wir aufbauen wollen, weil es
ückwärtsgewandte Kräfte gibt, die den Aufbau verhin-
ern wollen, und nicht umgekehrt. Deshalb gilt der alte
rundsatz, den wir Ihnen schon seit Jahren nahelegen:

e schleppender der Aufbau ist, desto länger müssen wir
ort bleiben.


(Beifall bei der FDP)


Bedarf ist vorhanden. Die Aufbauhelfer, mit denen
ir dort gesprochen haben, haben uns ganz dezidiert er-
lärt, dass sie in der Lage wären, deutlich mehr in ihren
onkreten Projekten zu tun, aber auch jederzeit zusätzli-
he Projekte zu übernehmen. Als wir mit dem Außenmi-
ister da waren – ich habe das vor kurzem schon einmal
n anderem Zusammenhang gesagt –, war mit Leichtig-
eit festzustellen, welche zusätzlichen Projekte sich dort
nmittelbar anbieten und auch erforderlich sind.

Die Ministerin hat eben völlig zu Recht die Dürre und
ie katastrophalen Folgen für die Ernährungslage ange-
prochen. Pläne für Staudammprojekte sind fertig, man
önnte anfangen, es fehlt am Geld – im Norden, in unse-
em eigenen Zuständigkeitsbereich! Es gäbe Möglich-
eiten, Stromverbindungen zu schaffen, um so im Wes-
en den Großraum Herat besser zu versorgen. Viele
ndere Dinge mehr, Straßenbau zum Beispiel, wären
och zu nennen. Lassen Sie uns doch hier nun endlich
ägel mit Köpfen machen und die Mittel für einen ent-

prechenden Beitrag zur Verfügung stellen!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eine positive Veränderung möchte ich ansprechen,
ämlich die Sicherung unserer Aufbauhelfer. Dazu gibt






(A) )



(B) )


Hellmut Königshaus
es endlich ein, soweit man das beurteilen kann, wirklich
tragfähiges Konzept. Anders als das bisher der Fall war,
werden die Mittel für die Sicherheitskosten nunmehr ge-
tragen und müssen nicht mehr aus den eigentlichen Pro-
jektmitteln bestritten werden. Dafür vielen Dank! Das ist
richtig. Das ist etwas, was unsere Aufbauhelfer dort ver-
dient haben. Wirkliche Hilfe ist viel wichtiger als der
Dank an die Aufbauhelfer, der natürlich auch sein muss
und den ich hier für meine Fraktion ebenfalls gern aus-
spreche.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD])


Nicht nur beim Aufbau haben wir bisher zu zurück-
haltend agiert. Auch beim Militäreinsatz haben wir nach
wie vor die alten Probleme. Die Ausrüstung ist nicht
ausreichend. Fahrzeuge fehlen. Ich nenne die Frage der
Hubschrauber. Herr Verteidigungsminister, das ist doch
nach wie vor eine Katastrophe. Während die Chinesen in
der Zeit, in der wir dort engagiert sind, ein Weltraumpro-
gramm aus dem Boden gestampft haben und Taikonau-
ten in den Weltraum schicken, waren der Verteidigungs-
minister und seine Vorgänger hier nicht in der Lage,
noch zwei oder drei zusätzliche Hubschrauber dahinzu-
schicken. Was wir dort erleben, ist eine Katastrophe.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber Sie wollen doch alles abrüsten!)


– Wir wollen nicht abrüsten. Da irren Sie sich gewaltig,
Herr von Klaeden. Was für einen Quatsch erzählen Sie
denn da?


(Beifall bei der FDP)


Es gilt, jetzt wirklich ein bisschen mehr Druck zu ma-
chen. Wenn es an der Industrie liegen sollte, muss man
eben deutlich machen, dass man das auf Dauer nicht ak-
zeptieren kann.

Ich muss leider zum Ende kommen – ich sehe das
Zeichen, Frau Präsidentin –, und deshalb möchte ich nur
noch sagen: Es sollte aufhören, dass Leute der Bundesre-
gierung, die dafür nicht zuständig sind, insbesondere der
Außenminister, hier über die Rolle des KSK schwafeln.
Das KSK hat mit dem heute zur Abstimmung stehenden
Antrag nichts zu tun. Das ist eine andere Frage. Aber
wenn wir schon über das KSK reden, dann müssen wir
uns doch darüber im Klaren sein, dass das eine Truppe
mit besonderen Fähigkeiten ist, die wir möglicherweise
einmal brauchen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618316000

Herr Kollege Königshaus.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1618316100

Ich komme zum Schluss. – So etwas ohne Not zur

Disposition zu stellen, ist schlichtweg unverantwortlich.
Das sollten Sie hier wirklich klarstellen, Herr Verteidi-
gungsminister; denn Sie sind dafür zuständig und auch
verantwortlich.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Für die CDU/CSU-Fraktion gebe ich das Wort dem ollegen Manfred Grund. Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine Damen und erren! Unsere Afghanistan-Verantwortung geht weit ber die Beseitigung humanitärer Notlagen oder die miitärische Absicherung der gewählten Regierung Karzai inaus. Es ist schlichtweg die Handlungsfähigkeit der inernationalen Staatengemeinschaft, die Handlungsfähigeit der NATO und des Westens gegenüber Extremisten nd Terroristen, die hier auf dem Prüfstand steht. Ein ersagen unsererseits hätte unabsehbare Folgen, Folgen, ie sich bis vor unsere Haustür erstrecken würden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618316200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1618316300

Richtig ist auch – dies wurde bereits gesagt –, dass die
aliban nicht allein mit militärischen Mitteln zu verdrän-
en sind. Weil wir wissen, dass es auf absehbare Zeit
einen Wiederaufbau und keine Entwicklung ohne Si-
herheit gibt, ist die heutige Mandatsverlängerung für
ie Sicherheit und damit die Zukunft Afghanistans von
o großer Bedeutung. Um unsere Soldaten aus Afghanis-
an wieder abziehen zu können, müssen wir an einen
unkt gelangen, an dem sich die Afghanen selber gegen
ie Taliban wehren, für ihre innere Sicherheit sorgen und
ie wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den Griff
ekommen können.

Ein zentraler Punkt auf dem Weg dorthin ist die Ent-
icklungszusammenarbeit, die wirtschaftliche Zusam-
enarbeit. So hat allein die deutsche Entwicklungsarbeit

ber die Investitionsagentur dazu beigetragen, dass bis
nde dieses Jahres etwa 19 000 Unternehmen mit nahezu
50 000 neuen Arbeitsplätzen entstehen können. Über
ikrofinanzierung – die Ministerin hat es bereits ausge-

ührt – wurden 56 Millionen Euro an 52 000 Handwer-
er, Gewerbetreibende, Privatpersonen und Dienstleister
ergeben. Mit Darlehen zwischen 130 und 1 300 Euro
urde ihnen der Aufbau einer Existenz erleichtert. Insge-

amt sind rund ein Viertel der 34 000 Kilometer ländli-
her Straßen wiederhergestellt. Es können 7 Millionen
unger Menschen – viele davon Mädchen – wieder in die
chule gehen. Es hat sich vieles getan, und dies wird von
en Afghanen auch geschätzt.

Wir wissen um einige grundsätzliche und strukturelle
robleme, etwa den Mangel an qualifiziertem Personal

n der afghanischen Verwaltung, Defizite in der Verwal-
ung, die den wirkungsvollen Staatsaufbau behindern,
ie landesweite Korruption und die Verwicklung offi-
ieller Mandatsträger in Drogenanbau und -handel. Wir
issen auch um Probleme bei der inhaltlichen und orga-
isatorischen Abstimmung der vielen internationalen
eber mit der afghanischen Regierung. Deshalb ist Fol-
endes zu tun:

Erstens. Die Kapazitäten zur Selbsthilfe sind auf af-
hanischer Seite auszubauen.






(A) )



(B) )


Manfred Grund
Zweitens. Die internationale Zusammenarbeit und
Arbeitsteilung mit den afghanischen Regierungsstellen
ist deutlich zu verbessern. Dazu gehören klare Zielvor-
gaben für die internationalen Geldgeber, aber auch für
die Regierung Karzai. Auch könnte und sollte die Zu-
sammenarbeit unserer deutschen Regierungsstellen en-
ger werden.

Drittens. Wir müssen – das ist beim Kampf um die
Herzen ein zentraler Punkt – unsere Mittel im zivilen
Bereich noch unmittelbarer der Bevölkerung und damit
den Bedürftigen zukommen lassen. Wir fangen da nicht
bei null an. Es gibt sehr erfolgreiche Arbeiten und gute
Ansätze, die weiterzuführen und zu stärken sind. So er-
halten beim arbeitsintensiven Straßenausbau in unserem
Verantwortungsbereich im Norden des Landes Arbeiter
circa zwei Euro am Tag, was dort relativ viel Geld ist,
für ihre sehr verantwortungsvolle Arbeit. Mit diesen Ar-
beiten werden bisherige Trampelpfade in entlegene Dör-
fer befahrbar gemacht. Damit wird den örtlichen Händ-
lern die Möglichkeit gegeben, Zugang zu den lokalen
Märkten und Dienstleistungsmärkten zu finden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben unsere finanziellen Ansätze für die Ent-
wicklungszusammenarbeit mehrfach aufgestockt. Es ist
richtig, dass wir für das nächste Jahr wieder einen bilate-
ralen Verpflichtungsspielraum in Höhe von 70 Millionen
Euro vorsehen. Diese Mittel sind so einzusetzen, dass
die Bevölkerung unmittelbar etwas davon hat, also im
Straßenausbau, in der Wasserversorgung und in der En-
ergieversorgung. Diese Leistungen kommen der afghani-
schen Bevölkerung direkt zugute; sie werden von ihr an-
erkannt. Es sind Leistungen, die die Taliban nicht
erbringen können und nicht erbringen wollen.

Bei der Drogenbekämpfung sind wir dann am erfolg-
reichsten, wenn wir die afghanischen Bauern in die Lage
versetzen, ihren Lebensunterhalt ohne Drogenanbau zu
bestreiten, etwa durch die Instandsetzung der alten Be-
wässerungssysteme. Die entwicklungsorientierte Dro-
genbekämpfung muss durch Maßnahmen der aktiven
Drogenbekämpfung flankiert werden. Erfolge zeigen sich
– auch dies wurde zweimal gesagt – in dem von uns be-
treuten Norden, wo der Drogenanbau praktisch zum Er-
liegen gekommen ist.

Meine Damen und Herren, ohne ein stabiles Pakistan
ist – das ist eben schon gesagt worden – auch nicht an
ein stabiles Afghanistan zu denken. Doch angesichts der
angespannten Sicherheitslage in den Grenzgebieten zu
Pakistan sind Entwicklungsmaßnahmen dort schwerer
umzusetzen. Wir sollten dennoch auf die dortige Lage
reagieren. Wir sollten unser Engagement, auch unser
ziviles, auf das benachbarte Pakistan und die dort vor-
handenen sensiblen Armutsregionen ausweiten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch hier geht es um Mikrofinanzierung, um Gesund-
heit und Bildung. Grenzüberschreitende Pilotprojekte
zwischen Pakistan und Afghanistan könnten so die regio-
nale Stabilität erhöhen. Wir können mit unserer Ent-
wicklungszusammenarbeit auch zur Stärkung der inne-

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(C (D en Stabilität beitragen. Dazu sollten wir den Aufbau erantwortungsvoller staatlicher Strukturen fördern. Es ilt, die bisherige Arbeit im Sozialsektor voranzubringen nd durch die Arbeit von Stiftungen, Nichtregierungsoranisationen und des Deutschen Akademischen Ausauschdienstes die Zivilgesellschaft zu stärken. Lassen Sie uns gemeinsam einen Ansatz für eine konertierte, im besten Sinne grenzüberschreitende Zusamenarbeit finden! Vielen Dank allen, die kooperativ da an mitwirken. Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Gehrcke, raktion Die Linke. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618316400


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618316500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

undere mich über die große Verdrängungsleistung in
ieser Debatte; denn viele Tatsachen werden einfach
usgeblendet. Ich wundere mich, dass man nicht bereit
st, einen anderen politischen Grundansatz, der nicht auf

ilitärische Lösungen setzt, ernsthaft zu durchdenken.

Ich unternehme noch einmal den Versuch, Ihnen die
riedensvorschläge der Linken darzustellen, und er-
arte, dass diese Vorschläge ernsthaft diskutiert werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ch nenne Ihnen auch die Bedingungen dafür.

Es ist doch auffällig, dass in der ganzen Debatte nur
on der Linken der Begriff „Selbstbestimmung“ in Be-
ug auf das afghanische Volk verwandt wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Christian Carstensen [SPD]: Was? – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sie haben doch gar keine Chance!)


ch möchte, dass die Afghaninnen und Afghanen endlich
elber bestimmen. Es ist unerträglich, dass der afghani-
che Präsident und die Regierung nicht einmal darüber
ntscheiden können, wo welche Bomben in Afghanistan
bgeworfen werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ll das wird in Washington bzw. von den Militärs ent-
chieden. Es ist unerträglich, dass der Präsident von Pa-
istan nicht darüber entscheiden kann, ob sein Land
ombardiert wird oder nicht. Wir fordern Selbstbestim-
ung. Das ist der erste Ansatz.

Zweitens möchte ich, dass von der deutschen Politik
er Prozess einer nationalen Versöhnung in Afghanistan
efördert wird. Auf diesen Prozess muss man bauen. Ich
alte die Friedens-Jirga für einen ganz bedeutenden
ortschritt; denn so versuchen die Afghaninnen und






(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
Afghanen, ihre Probleme selber zu lösen. Ich denke, es
wäre sinnvoll, eine Politik zu machen, die bereits im
nächsten Jahr Waffenstillstandsvereinbarungen ermög-
licht, damit die Waffen in Afghanistan endlich schwei-
gen. Darüber muss ernsthaft verhandelt werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Waffenstillstand wäre ein denkbarer nächster Schritt,
wenn man ernsthaft in dieser Richtung vorgehen will.


(Zuruf von der SPD: Wer hat denn was dagegen?)


Interessant war, dass niemand von Ihnen den Mekka-
Prozess hier erwähnt hat. Auch der Außenminister
spricht nicht darüber. Im Ausschuss sagte er, er müsse
telefonieren, um zu erfahren, was dort los sei. Sie sind in
keinem Friedensprozess richtig verankert und täuschen
das Parlament mit Ihren Aussagen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: An diesem Platz hat Herr Steinmeier darüber geredet!)


– Das beweise ich Ihnen.

In das Waffenstillstandspaket gehört, dass Fortschritte
in Afghanistan festgeschrieben und gesichert werden.
Dazu gehören Bildung, Frauenrechte, Rechtstaatlichkeit
und Polizeiaufbau, der Aufbau einer nicht korrupten Po-
lizei, die dann auch besser bezahlt werden kann. Es ist
Unsinn, wenn Sie hier behaupten, dass zur Absicherung
der Arbeit von Nichtregierungsorganisationen Militär
unbedingt notwendig sei. Indien hat 3 000 Entwick-
lungshelfer nach Afghanistan entsandt, aber keinen ein-
zigen Militär. Die indische Regierung hat uns immer ge-
sagt, dass der Einsatz von Militär den Einsatz der
Entwicklungshelfer eher gefährdet als erleichtert.


(Beifall bei der LINKEN)


Also, Bildung, Frauenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Po-
lizeiaufbau.

Wenn man diese Wege geht, muss drittens eine Hilfe
für eine andere Ökonomie in Afghanistan dazugehören.
In Afghanistan braucht man Infrastrukturhilfe. Die
Afghaninnen und Afghanen sagen aber immer auch,
dass sie gern selbst darüber entscheiden möchten, wel-
ches Projekt umgesetzt und welches Projekt nicht umge-
setzt wird. Auch in diesem Fall entsteht der Eindruck,
dass die eigentlichen Entscheidungen im Ausland, aber
nicht in Afghanistan selbst fallen. Deshalb muss man
eine andere Ökonomie durchsetzen, die wegführt von
der Drogenökonomie. Wenn erst einmal ein Krieg gegen
Drogen geführt wird, wenn Sie glauben, das Problem
durch das Abbrennen der Drogenfelder zu lösen, dann
schaffen Sie sich noch ganz andere Probleme an den
Hals.

Dieser Prozess muss in eine regionale Sicherheitskon-
ferenz und in regionale Sicherheitsstrukturen eingebaut
werden. Es ist notwendig, dass man in der UNO dafür
wirbt. Es wäre interessant – Sie haben diese Idee eben-
falls vertreten, Kollege Erler –, zu erfahren, was

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(C (D eutschland in diese Richtung unternehmen will. Ohne ie Zusammenarbeit mit Pakistan – die Destabilisierung akistans geht auch vom Krieg in Afghanistan aus –, hne eine Stabilisierung Pakistans, ohne Krieg und ombenangriffe, ohne eine Kooperation mit Indien, hne eine Kooperation mit Iran – der Iran ist wichtig für iese Zusammenarbeit –, ohne dass man die Schanghairuppe mit China und Russland in diesen Prozess einbe ieht, schafft man keine Stabilisierung in der Region. as ist Politik. Politik ist aber nicht gleichzusetzen mit ilitär. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das sind die Wege, die gegangen werden können.
enn Sie aber aus der Logik des Militärischen nicht her-

uskommen, dann wird eine andere Logik Raum greifen.
ie Spirale ist doch: mehr Militär, mehr der Eindruck
er Besatzung in Afghanistan, mehr Widerstand, und
ann kommen Sie wieder mit der Forderung nach mehr
ilitär.

Deutschland stellt einen Teil der NATO-Truppen in
fghanistan. Somit verantwortet Deutschland auch die
esamtpolitik der NATO in Afghanistan. Diese Spirale
uss man durchbrechen. Das kann man nur mit Politik,

ber nicht dadurch, dass man immer mehr Soldaten
chickt. Das ist das, was jetzt getan werden kann.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618316600

Ich gebe das Wort dem Kollegen Rainer Arnold von

er SPD-Fraktion.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1618316700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

err Gehrcke, während Ihrer Rede musste ich manchmal
uf die Uhr schauen, weil ich das Gefühl hatte, dass es
icht 16 Uhr, sondern dass es schon Geisterstunde ist.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie zeichnen ein Bild, das mit der Wirklichkeit nichts
u tun hat. Als ob wir nicht wüssten, dass Bildung und
ufbau zentral sind. Wir bemühen uns doch jeden Tag
arum. Zudem lügen Sie, wenn Sie sagen, Frank-Walter
teinmeier hätte nichts zu den Verhandlungen gesagt.
on hier aus hat er in seiner letzten Rede zu diesem
hema gesprochen.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Lesen Sie doch die Rede nach!)


Lesen Sie doch einmal das ISAF-Mandat. Dort heißt
s, dass wir in Afghanistan sind, um die Afghanen zu
nterstützen. Das ist alles festgeschrieben, und so verste-
en wir diesen Auftrag.

Der Unterschied besteht darin, dass Sie versuchen,
en Menschen einzureden, dass in Afghanistan einfach
lles gut wird, wenn die europäischen und amerikani-






(A) )



(B) )


Rainer Arnold
schen Soldaten gehen. Das ist naiv. Sie könnten als
Linke genauso gut beschließen, dass der Himmel grün
sei. Der Himmel wird aber nicht grün, wenn Sie das be-
schließen. Die Welt ist nun einmal anders.

Es lohnt sich, die Art und Weise zu betrachten, wie
Ihre Partei mit diesem Thema umgeht. In diesem Hohen
Hause sitzen viele Kolleginnen und Kollegen, die in
Afghanistan waren. Ich glaube, alle führenden Politiker
der Parteien haben sich dieser Mühe unterzogen. Die
beiden politischen „Vorderlader“ Ihrer Fraktion jedoch
waren nie in Afghanistan. Dies zeigt, dass Ihnen die
Menschen in Afghanistan, um die es geht, ziemlich egal
sind.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das zeigt auch, dass es sehr bequem ist, am warmen
Schreibtisch in Deutschland Anträge zu Afghanistan zu
schreiben, während man die Wirklichkeit in Afghanistan
gar nicht kennenlernen will. Es könnte ja sein, dass man
dabei etwas lernt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordenten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das zeigt außerdem, welches Bild Sie von den Soldaten
haben. Die Soldaten verstehen das Signal, das Sie ihnen
senden, dass Sie sich nicht um ihren Einsatz kümmern.
Nein, in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik
darf eine Opposition selbstverständlich die Regierung
kritisieren und anderer Meinung sein.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Großzügig!)


Aber in der Geschichte unseres Landes hat sich eine Op-
position in einer ernsten und schwierigen Situation nie
so billig und schändlich aus einem Minimum an Verant-
wortung, die wir alle als Demokraten spüren sollten, ge-
stohlen, wie es die Linken bei diesem Thema tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich zu Wichtigerem kommen, zu Fragen
der Strategie; dazu wurde schon sehr viel gesagt. Natür-
lich wird die Strategie in vielen Konferenzen ständig
nachjustiert. Natürlich braucht man sie nicht neu zu er-
finden. Es wurde schon deutlich, was konsequenter ge-
macht werden muss. Man muss das, was man in Afgha-
nistan erkannt hat, entschlossen tun. Das ist eines der
Probleme.

Ich möchte zwei Bereiche ansprechen, von denen ich
glaube, dass man weiterdenken muss. Wir reden zum ei-
nen davon, dass der zivile Aufbau zu schleppend ist. Ich
habe manchmal den Eindruck, dass wir da einen fal-
schen Maßstab anlegen. In Deutschland kann sich nie-
mand mehr vorstellen, dass in Afghanistan der Brunnen
für die Familie, das Dach und die Heizung für eine
Schule oder eine Hebamme, die das Leben eines Kindes
rettet, ein ungeheurer Fortschritt sind. Wir sollten dieses
Land nicht an uns messen, sondern an anderen bettelar-
men Ländern. Im Vergleich zum Sudan, zum Kongo, zu

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(C (D omalia und vielen anderen geht es in Afghanistan oran. Dies ist die Orientierung. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir sollten zum anderen daran denken, dass es vor
enigen Monaten einen sozialdemokratischen Spitzen-
olitiker gab, der, als er aus Afghanistan zurückgekom-
en ist, gesagt hat: Man muss natürlich auch verhan-

eln, und zwar an der Spitze der Regierung, aber auch
raußen, dezentral, bei den PRTs. – Über ihn ist Häme
nd Spott ausgeschüttet worden. Heute, vor einer
tunde, hat der amerikanische General Petraeus genau
ies gefordert. Dies ist natürlich ein notwendiger und
ichtiger Weg. Um auf diese Idee zu kommen, brauchen
ir überhaupt keine Linke in diesem Bereich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ihr seid oberschlau!)


Ich bekenne mich dazu, dass ich nicht alles über
fghanistan weiß und in zwei Punkten immer wieder
it mir ringe. Ich glaube, das geht vielen so. Die erste
rage ist: Haben wir noch die richtige Antwort auf diese
rnste Situation im Norden, in der Provinz Kunduz? Das
st ein Thema, das uns beschäftigen muss. Ich weiß
icht, ob die deutsche Vorgehensweise ausreichend ist.
ch bin sehr dafür, dass die deutschen Soldaten vorsich-
ig und besonnen sind. Das macht sie stark. Aber ich
abe manchmal die Sorge, dass wir zu oft fragen: Was
ollen wir, was dürfen wir? Ich glaube, wir müssten
äufiger fragen: Was hilft in dieser Situation? Ich wün-
che mir – das sage ich mit Blick auf die militärische
ührung –, dass die Soldaten, die Erfahrungen vor Ort
aben, die besonnen sind und ihre Einschätzungen nach
eutschland tragen, von der militärischen Führung ernst
enommen werden und ihr Rat abgewogen wird und in
ie weitere Strategie einfließt.

Das Zweite, wovon ich meine, dass wir darüber nach-
enken müssen, ist ein Thema, das hier schon angespro-
hen worden ist: der Faktor Zeit. Wir alle sagen: Wir
rauchen Geduld. Gleichzeitig spüren wir in der deut-
chen Debatte ebenso wie in Afghanistan: Die Zeit läuft
ns in Afghanistan davon. Wenn dies so ist, ist es schlüs-
ig, dass wir jetzt mehr tun müssen – dies gilt auch für
ie 1 000 Soldaten –, damit wir dieses Mandat eines Ta-
es so verändern können, dass die deutschen Soldaten
icht in erster Linie draußen für Stabilität sorgen müs-
en, sondern dass sie zunehmend, Schritt für Schritt, in
ine Assistentenfunktion für die afghanischen Sicher-
eitsorgane kommen. Das ist etwas ganz Wichtiges.

Herr Kollege Trittin, an einem Punkt machen Sie ei-
en Fehler. Den Faktor Zeit sozusagen einem Gleis
leichzusetzen und einen Bahnhof zu definieren, an dem
an anhalten muss, kann nicht funktionieren. Ich glaube

chon, dass es richtig ist, ein grobes Ziel zu definieren.
s lautet, Stabilität zu schaffen, Terror zurückzudrängen
nd gleichzeitig afghanische Sicherheitsorgane aufzu-
auen, damit sie selbst damit umgehen können. Es ist






(A) )



(B) )


Rainer Arnold
richtig: Die Regierung wird Evaluierungsberichte vorle-
gen.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat sie noch nie gemacht! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre aber neu, Herr Arnold!)


– Die Regierung hat zugesagt, dass zukünftig jedes Jahr
ein solcher Bericht erstellt wird. Das begrüßen wir aus-
drücklich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die einzelnen Etappen muss man prüfen. Man kann
sie aber nicht mit einem Datum versehen.

Herr Trittin, ich möchte an die drei Länder Norwegen,
Kanada und Niederlande erinnern.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618316800

Herr Kollege Arnold, darf ich Sie an Ihre Zeit erin-

nern?


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1618316900

– Ich komme sofort zum Ende. – Die Niederländer

zum Beispiel, die eine Armee von 46 000 Soldaten ha-
ben, sind mit 1 700 Soldaten in Afghanistan. Das halten
sie nicht auf Dauer durch. Ich glaube, Deutschland muss
sich an Frankreich und Großbritannien orientieren, aber
da wird die Sache eben kompliziert.

Lassen Sie mich zum Schluss noch sagen: Wir alle
wissen, dass es um deutsche Interessen der Stabilität und
der Sicherheit geht.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618317000

Herr Kollege Arnold!


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1618317100

Ich bin fertig.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618317200

Danke schön.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1618317300

Es geht auch um die Menschen in Afghanistan.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618317400

Herr Kollege Arnold!


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1618317500

Wir sehen, dass der Erfolg die Mühen und Anstren-

gungen der Soldatinnen und Soldaten sowie der zivilen
Aufbauhelfer, die hohe Risiken eingehen, wert ist. Wir
unterstützen sie auch in Zukunft.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Ernst-Reinhard eck, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen nd Kollegen! Auf der Tribüne sitzen Soldaten der Luftandeaufklärungskompanie 260 aus Zweibrücken, die in fghanistan im Einsatz waren und diese Debatte sicher it großem Interesse verfolgen. Das ISAF-Mandat, wie es heute zur Abstimmung teht, unterscheidet sich in mehreren Punkten von dem isherigen: Es ist auf 14 statt auf 12 Monate angelegt; as Kontingent umfasst 4 500 statt wie bisher 3 500 Solatinnen und Soldaten, darunter auch Kräfte, die im Süen Afghanistans eingesetzt sind, nämlich unsere Fernelder in Kandahar. Es ist schon oft gesagt worden, dass es auch im sieben Jahr des Afghanistan-Einsatzes Licht und Schatten ibt. Es ist nicht entscheidend, ob wir den Einsatz als tabilisierungsoder als Kampfeinsatz bezeichnen. ichtig ist, wie der Einsatz von der afghanischen Bevöl erung, von unseren Bürgerinnen und Bürgern hier im and, aber auch von den Soldatinnen und Soldaten in fghanistan wahrgenommen und erlebt wird. Zu einem ealistischen Umgang gehört – daran muss man auch ier erinnern; es ist bereits gesagt worden –, dass Proleme, Gefahren und Risiken angesprochen werden: chleppender Aufbau, Korruption, Drogen, nichtkoopeative Nachbarländer. Es geht darum, Chancen und Risien beim Namen zu nennen, aber auch darum, bereits erielte Erfolge nicht kleinzureden. Ich glaube, dass wir uns manchmal fragen müssen: ühren wir hier in Deutschland, auch hier im Parlament, ie richtigen Diskussionen, die richtigen Debatten, wenn ir operative Details des Einsatzes in den Mittelpunkt tellen? Wir erwarten und fordern regelmäßig, wie ich eine, zu Recht eine verantwortliche militärische Füh ung vor Ort. Dann müssen wir aber auch darauf verrauen, dass diese Führung die richtigen Entscheidungen rifft. Das haben unsere Soldaten und ihre verantwortlihen militärischen Führer verdient. Solidarität und nicht istanzierung ist gefragt, auch wenn einmal Fehler geacht werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618317600

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1618317700

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Erfolg des Einsatzes hängt letztlich von vielen
aktoren ab, ganz entscheidend ist aber die Motivation
nserer Soldaten vor Ort. Das sind nicht nur die Stäbe,
ondern auch die Feldwebel und Mannschaften, die in
fghanistan auf Patrouille und an Checkpoints unter-
egs sind. Sie wissen, wofür sie stehen. Sie genießen bei
er afghanischen Bevölkerung Vertrauen, ein Vertrauen,
as der afghanischen Regierung vielerorts abgeht, um
as sie sich, wie ich meine, viel stärker bemühen muss.






(A) )



(B) )


Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)

Verunsichert werden unsere Soldaten weniger durch
den Gegner als durch Diskussionen, wie sie hier bei uns
regelmäßig nach Anschlägen oder aus Anlass von zivi-
len Opfern ausbrechen. Jedes Mal, wenn Zivilisten bei
militärischen Einsätzen verletzt oder gar getötet werden
– das sage ich ganz klar –, ist das eine Tragödie und
schmälert zudem die Sicherheit unserer Soldatinnen und
Soldaten vor Ort. Dennoch – das gehört zur Realität –
wird das auch in Zukunft nicht völlig zu vermeiden sein.
Potenzielle Attentäter sind äußerlich von Zivilisten nicht
zu unterscheiden. Genau das nützen die Taliban und die
Aufständischen ja aus. Gerade das macht den Einsatz so
gefährlich und so unberechenbar. Wir, die wir uns hier,
im tiefen Frieden, die außerordentliche nervliche An-
spannung unserer Soldaten vorstellen, die im Grunde
hinter jedem Abfalleimer, hinter jedem Baum, an jeder
Ecke und in jedem Auto einen Selbstmordattentäter oder
eine Sprengfalle vermuten müssen, wir müssen auch sa-
gen, dass das die Realität des Einsatzes unserer Soldaten
ist.

Als Ende August dieses Jahres drei afghanische Zivi-
listen bei einem Zwischenfall in Kunduz starben, war
erst klar, dass es sich um Unschuldige handelte, nach-
dem die Schüsse gefallen waren. Dass dieser Vorfall un-
tersucht wird, ist notwendig und richtig. Ich erinnere
aber auch daran, dass der örtliche paschtunische Stam-
mesführer Otmansei für die betroffene Familie erklärte:
Nicht die deutschen Soldaten waren schuld, sondern der
afghanische Fahrer, der sich falsch verhalten hat.

Als Folge dieses Vorfalls soll nun der Rechtsschutz
für Soldatinnen und Soldaten verbessert werden. Ich
halte diesen Schritt für überfällig und begrüße ihn aus-
drücklich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es kann nicht sein, dass gegen einen Soldaten, der im
Einsatz von seiner Schusswaffe Gebrauch macht und da-
bei jemanden tötet, die Staatsanwaltschaft ermittelt und
ihm der Dienstherr keinen Rechtsbeistand zur Verfügung
stellt.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir stimmen der Aufstockung des Mandats um
1 000 Soldaten zu, weil wir durch die Aufstockung mehr
Flexibilität im Kontingentwechsel erreichen, weil wir
dadurch besser auf eine veränderte Sicherheitslage rea-
gieren können, weil wir seit dem 1. Juli dieses Jahres die
schnelle Eingreiftruppe für das Regionalkommando
Nord stellen, weil wir unsere Unterstützung bei der Aus-
bildung der afghanischen Armee verstärken und nicht
zuletzt die Absicherung der afghanischen Wahlen im
Herbst 2009 unterstützen wollen.

Ich möchte an dieser Stelle allen Soldatinnen und Sol-
daten, die in Afghanistan unter Einsatz ihres Lebens ei-
nen wertvollen und wichtigen Dienst leisten oder geleis-
tet haben – dies tun sie unter anderem für unsere
Interessen und unsere Sicherheit –, herzlich danken. Ich
werbe deshalb für eine breite Unterstützung in diesem

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(C (D aus. Denn unsere Soldatinnen und Soldaten haben iese Unterstützung nötig. Sie haben sie auch verdient. Ich freue mich sehr über die Stiftung des Ehrenkreues der Bundeswehr für Tapferkeit. Ich danke dem Bunespräsidenten und dem Verteidigungsminister für diese ntscheidung. Die Soldatinnen und Soldaten können ortan für besonders herausragende Leistungen im Einatz ausgezeichnet werden. Angesichts der neuen Anforerungen in den Einsätzen ist dies ein wichtiges Zeichen nserer Wertschätzung und unserer Anerkennung. Unser Einsatz in Afghanistan wird nicht einfacher. ns stehen schwierige Monate bevor. Wir sind aber der esten Überzeugung, dass dieser Einsatz richtig und dereit ohne Alternative ist. Deshalb stimmen wir der Verängerung des Mandats zu. Vielen Dank. Ich gebe das Wort dem Kollegen Henry Nitzsche. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Seit ittlerweile sechs Jahren kämpft die Bundeswehr in fghanistan. Dieser Einsatz kostete den deutschen Steu rzahler bisher rund 3 Milliarden Euro. Jetzt sollen weiere 700 Millionen Euro draufgesattelt werden. Eine Sache wiegt aber noch schwerer: Mindestens 2 deutsche Soldaten verloren bisher in Afghanistan ihr eben. Die meisten von ihnen starben durch Feindeinirkung. Wir können also getrost von gefallenen Solda en sprechen, auch wenn sich die Bundesregierung rampfhaft bemüht, diese Bezeichnung zu vermeiden. Was haben all diese Opfer gebracht? Was haben wir n diesen sechs Jahren erreicht? Ich zitiere aus einem ext, der auf der Internetseite der Bundesregierung zu inden ist: Zunehmend kann die afghanische Regierung Verantwortung für den Wiederaufbau und die Sicherheit übernehmen. Dies zeigt die Übernahme der Sicherheitsverantwortung für das Stadtgebiet von Kabul … Ist das alles? Derzeit sind fast 53 000 Soldaten aus 0 Staaten im Einsatz. Insgesamt 900 Soldaten verloren isher ihr Leben. Und wofür? Damit Kabul halbwegs ontrolliert werden kann. Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Bunesregierung, die afghanische Regierung, die Sie uns ier als Erfolgsmeldung verkaufen, existiert überhaupt icht. Es gibt vielleicht einen Bürgermeister von Kabul amens Hamid Karzai, aber selbst er ist zum Erhalt seier Macht auf ausländische Soldaten angewiesen. So ieht die Wahrheit aus. Zu dieser Wahrheit gehört auch, dass wir von der ehrheit der Afghanen nicht als Befreier, sondern als Henry Nitzsche Besatzer angesehen werden, die diesem Land ein politisches System überstülpen wollen, das dort vehement abgelehnt wird. Woher nehmen wir eigentlich die Arroganz, zu glauben, dass dieses an simple Hierarchien gewöhnte Bergvolk nach dem strebt, was wir als Demokratie bezeichnen? Dort zählen ganz andere Werte. Die Afghanen mögen sich heutzutage für ihr Drogengeld westliche Musik und Kaugummi kaufen können. Der Verkaufsschlager ist aber nach wir vor die Kalaschnikow. „Waffen für Drogen“ heißt die Devise. Wer die meisten Waffen hat, hat die meiste Macht. Das ist das wahre afghanische Staatsmodell. Seit dem Sturz der Taliban blüht der Mohnanbau in Afghanistan. Betrug die afghanische Opiumproduktion im Jahre 2001 noch 185 Tonnen, liegt sie heute bei fast 8 000 Tonnen. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und warum ist er im Norden wieder zurückgegangen? Haben Sie das nicht mitbekommen?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618317800
Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1618317900




(A) )


(B) )


Das sind mittlerweile 90 Prozent der weltweiten Opium-
produktion. Die Ankündigungen der afghanischen Re-
gierung, den Drogenhandel zu bekämpfen, sind nicht
mehr als Lippenbekenntnisse. Niemand, weder die af-
ghanische Regierung noch die internationale Schutz-
truppe, wagt es, sich mit den Drogenbaronen anzulegen.
Verteidigungsminister Jung wusste schon, warum er sich
vergangene Woche gegen eine Bekämpfung des Opium-
handels durch deutsche Soldaten aussprach.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie für den Drogenkrieg?)


Man muss das einmal klarmachen: Wir lassen unsere
Soldaten bei ihrer Vereidigung schwören, dass sie der
Bundesrepublik Deutschland treu dienen und das Recht
und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer verteidigen.
Dann schicken wir sie ins afghanische Bergland, um dort
Opiumplantagen zu beschützen. Das ist eine unglaubli-
che Schande.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Lüge!)


Deutschland setzt dem Ganzen zudem mit 10 Millionen
Euro für die afghanischen Polizeigehälter die Krone auf.
Es ist an der Zeit, dass wir diesen sinnlosen Einsatz end-
lich beenden. Für Deutschland gibt es keinen Grund,
sich in Afghanistan zu engagieren. Auch das Gerede,
dass der internationale Terrorismus von irgendwelchen
Berghöhlen in Afghanistan aus gelenkt wird, glaubt
doch niemand mehr. Die Mehrheit der Deutschen lehnt
diesen Einsatz ab.

Unsere Soldaten haben ein Recht darauf, dass wir un-
sere Entscheidung sorgfältig und gewissenhaft treffen.
Dabei sollten allein der Sinn des Einsatzes und der
Schutz unserer Soldaten ausschlaggebend sein und nicht
die Fraktionsdisziplin oder parteitaktische Überlegun-
gen. Das gilt vor allem auch für Sie, meine Damen und
Herren von der Linken.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Mit Ihnen wollen wir nichts zu tun haben!)


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(C (D hre „Soldaten sind Mörder“-Fraktion schreit immer am autesten, dass die Bundeswehr aus Afghanistan gehen oll. In Wahrheit scheren Sie sich einen Dreck um unsere oldaten. Sie nutzen das Thema nur zu Ihrer Profilieung. Sie haben von allen hier die geringsten Skrupel, nsere Soldaten in Afghanistan zu verheizen. Sie begrüen doch insgeheim deren Tod. (Widerspruch bei der LINKEN – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Frau Präsidentin, das geht ein bisschen zu weit!)


er mit einer Gruppe zusammenarbeitet, die den Tod
eutscher Soldaten als Schritt zur Abrüstung feiert,
ollte hier und heute besser schweigen.


(Dr. Hans-Peter Bartels [SPD]: Hetze!)


Der ranghöchste Befehlshaber in Afghanistan, Mark
arleton-Smith, hat vor kurzem gesagt: „Wir werden
iesen Krieg nicht gewinnen.“ Recht hat er. Wir sollten
iese Realität akzeptieren. Wir haben heute die Möglich-
eit, einen schwerwiegenden Fehler, den wir vor sechs
ahren begangen haben, zu korrigieren.

Diejenigen von Ihnen, denen Afghanistan wirklich so
ehr am Herzen liegt, können sich als Erntehelfer auf
en Opiumplantagen melden. Die Bundeswehr jeden-
alls hat nichts in diesem Land verloren. Jeder weitere
uro, den wir für diesen sinnlosen Einsatz vergeuden, ist
iner zu viel.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618318000

Herr Kollege Nitzsche, ich muss Sie an Ihre Redezeit

rinnern.


Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1618318100

Ich komme zum letzten Satz, Frau Präsidentin. –

enn Ihnen also schon unsere Soldaten egal sind, dann
un Sie wenigstens etwas für die Haushaltskonsolidie-
ung, und stimmen Sie gegen den Antrag der Bundes-
egierung.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618318200

Ich gebe das Wort zu einer Kurzintervention dem

ollegen Gehrcke.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618318300

Ich war ja schon froh, dass am Ende der Rede, die

ier gehalten worden ist – eine, wie ich finde, rechts-
xtreme Rede –, eine deutliche Distanz zur Fraktion Die
inke dargelegt worden ist.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


n dieser Nachbarschaft möchte ich mich nicht einmal
m Dunkeln bewegen. Wir möchten auf keinen Fall, dass
nsere Position mit dieser verwechselt wird. Hier gibt es
anz klare und deutliche Trennungsstriche, die verständ-
ich sein müssen. Man weiß ja, was woher kommt. Ich

öchte mich dagegen verwahren und finde es empö-
end, wenn irgendjemand behauptet, dass es in der Frak-
ion Die Linke Freude darüber gäbe, dass Soldatinnen
nd Soldaten in Afghanistan umkommen.






(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ganz im Gegenteil: Jeder Zivilist, der umkommt, und je-
der Soldat, der umkommt, ist entschieden zu viel. Ich
möchte, dass endlich eine Politik gemacht wird, die dazu
beiträgt, dass niemand in Afghanistan aufgrund von
Krieg bzw. Kriegseinwirkung sein Leben lassen muss,
ob Zivilist oder Soldat.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Hier müssen, wie gesagt, klare Trennungsstriche gezo-
gen werden. So kann man keinen Frieden schaffen. Die
Art und Weise, in der hier gerade gesprochen wurde,
muss man bekämpfen.

Danke sehr.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618318400

Herr Kollege Nitzsche, Sie können antworten.


(Zurufe von der SPD: Oh nein! – Bitte nicht! – Nicht der schon wieder!)



Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1618318500

Meine Damen und Herren von der Linken, Sie unter-

stützen eine Organisation, die ein Plakat veröffentlicht
hat, auf dem es heißt: „Die Bundeswehr auf dem richti-
gen Weg“, „Schritt zur Abrüstung“ und „Wieder einer
weniger“. Diese Organisation wird von Ihnen unter-
stützt. Sie geben ihr Ihre Stimme. Das war der Grund,
warum ich Sie so genannt habe.


(Zuruf von der LINKEN: Nazi! – Gegenrufe von der CDU/CSU: Na, na, na! – Das ist wirklich allerhand! – Unerhört!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618318600

Ich gebe das Wort dem Kollegen Gert Weisskirchen,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1618318700

Frau Präsidentin! Ich erinnere an Malalai Kakar.

Malalai Kakar ist vor 18 Tagen erschossen worden. Sie
war die bekannteste Polizistin Afghanistans. Ein Spre-
cher der Taliban hat den Mord an ihr wie folgt kommen-
tiert: Sie war unser Ziel, und wir haben unser Ziel elimi-
niert. – Das ist die Sprache von Hinrichtern. Das ist die
Sprache der Taliban. Genau dagegen müssen wir uns
wenden. Wer sich bei der Abstimmung über die Fortset-
zung des Mandats, die die Bundesregierung heute vor-
schlägt, der Stimme verweigert oder der Stimme enthält,
stärkt die Taliban


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bitte? Das, was du da sagst, ist unerhört!)


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(C (D nd jene Exekutoren; das muss hier ganz deutlich gesagt erden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Unsinn! Überleg dir bitte noch mal, was du gerade gesagt hast! – Zurufe von der LINKEN: Das ist doch Quatsch! – Das ist eine Frechheit von Ihnen!)


Lieber Winni, es tut mir leid.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit „leidtun“ hat das nichts zu tun! Dafür entschuldigt man sich!)


Ich gehöre zu denen, die vor vielen Jahren, vor über
inem Jahrzehnt, der Meinung waren, dass die rot-grüne
oalition die Perspektive hat, unser Land zu verwandeln
nd zu verbessern. Ich beklage, dass die Grünen nicht in
er Lage sind, sich in der jetzigen Situation klar zu be-
ennen und entweder Ja oder Nein zu sagen. Durch eine
nthaltung sorgt man auch dafür, dass diese Unsicher-
eit übertragen wird. Winni, diejenigen, die eine andere
erspektive für Afghanistan für richtig und sinnvoll er-
chten, bitte ich darum, sich darüber klar zu werden,
ass eine Enthaltung in dieser Situation auch bedeutet,
ie Taliban zu stärken. Ich bitte euch, darüber noch ein-
al neu nachzudenken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Und wie ist das mit den Kollegen in deiner Fraktion? Unterstützen die etwa auch die Taliban?)


Das gilt auch für alle anderen, die nicht den Mut ha-
en, sich deutlich für das Mandat der Bundesregierung
uszusprechen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Brunnenvergifter! Das ist wirklich eine Frechheit, was Sie da von sich geben!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Argument, dass
s für die Region eine andere Perspektive geben muss
dieses Argument ist vorgetragen worden –, ist richtig

nd zutreffend. Aber wer hat denn dafür gesorgt, dass
ie beiden Außenminister Afghanistans und Pakistans
um G-8-Gipfel nach Potsdam eingeladen werden? Wer
at dafür gesorgt, dass ein Prozess eingeleitet wurde, der
n der Region dazu führen wird, dass die Kooperations-
eziehungen zwischen Indien, Pakistan, Afghanistan
nd Iran vorangebracht werden? – Es war Bundesaußen-
inister Frank-Walter Steinmeier, der dafür gesorgt hat,

ass sich diese Beziehungen entwickeln, liebe Kollegin-
en und Kollegen.


(Beifall bei der SPD)


Ein Zweites. Wer sagt, dass die Peace Jirga richtig
nd sinnvoll ist, der hat recht. Sie ist ein richtiges Kon-
ept. Dann muss allerdings auch hinzugefügt werden,
ass sich der pakistanische Ministerpräsident und Präsi-
ent Karzai kürzlich getroffen und die Peace Jirga einbe-






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

rufen haben. Dann muss man auch dafür sorgen, dass
demnächst ein weiteres Treffen der Peace Jirga stattfin-
det. Es hat im letzten Jahr bereits mehrere lokale Konfe-
renzen der Peace Jirga gegeben. Das ist richtig. Aber wer
so tut, als ob die Bundesregierung beziehungsweise der
Außenminister nicht dafür sorgen werde, dass diese Be-
mühungen unterstützt werden, der führt die Öffentlich-
keit hier in Deutschland in die Irre. Wir unterstützen die-
sen Prozess, und wir sorgen dafür, dass die Peace Jirga
lokal, regional und auf der nationalen Ebene vorange-
bracht wird.

Ein Letztes. Es gibt ein neues Buch – es ist gerade erst
erschienen – von Rashid mit dem Titel „Descent into
Chaos“, also „Abstieg ins Chaos“. Der Autor kommt aus
Pakistan und ist einer der besten Kenner der Region. Er
hat am Schluss dieses Buches darauf aufmerksam ge-
macht, dass sich Afghanistan gegenwärtig auf einer
schiefen Ebene befindet, und es bestehe die Gefahr, dass
Afghanistan abrutsche. Leider ist dies zutreffend.

Jetzt kommt es darauf an, dass wir unsere Kräfte mo-
bilisieren, dass wir also zum Beispiel dafür sorgen, dass
die Ergebnisse der Konferenz von Paris – dort waren
80 Nationen dieser Erde vertreten – umgesetzt werden.
Es müssen 21 Milliarden Dollar in die Hand genommen
werden, damit der zivile Aufbau gelingt. Darauf müssen
wir hinwirken, damit die Schieflage in Afghanistan in
Balance gebracht wird.

Das ist die Aufgabe, und sie kann nur gelingen, wenn
wir dem Antrag der Bundesregierung zustimmen. Denn
nur wenn gewährleistet ist, dass der zivile Aufbau voran-
kommt, wird auch Afghanistan eine Chance haben, sich
in eine Zukunft zu entwickeln, die am Ende hoffentlich
von Frieden geprägt sein wird.

Aus diesen Gründen stimmen wir dem Antrag der
Bundesregierung zu.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618318800

Das Wort zu einer Kurzintervention hat der Kollege

Winfried Nachtwei.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618318900

Lieber Kollege Gert Weisskirchen, dir geht es in Sa-

chen Afghanistan so wie mir. Wir sind mit dem Herzen
dabei. Aber wenn man mit dem Herzen dabei ist, muss
man aufpassen, in der Argumentation nicht grob fahrläs-
sig zu werden. Insofern muss ich Folgendes deutlich zu-
rückweisen: Diejenigen, die hier mit Nein stimmen oder
sich enthalten, zu bezichtigen, sie würden dadurch die
Taliban unterstützen, ist ungerechtfertigt, falsch und eine
Holzhammermethode.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Diese Methode kennen wir noch aus der Zeit des Kalten
Krieges, als allen möglichen Kritikern der etablierten
Sicherheitspolitik vorgeworfen wurde, sie würden die

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(C (D eschäfte der anderen Seite unterstützen. Das weißt du elbst. Du hast dich damals selbst gegen solche Vorürfe gewehrt. Insofern waren deine Ausführungen irklich völliger Schwachsinn. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Was sollen wir und auch ich persönlich tun? – Seit
wei Jahren mahne ich drängend in konstruktiver Kritik
n: Bitte, Bundesregierung, strengt euch in der Sache
ehr an. – Das sage ich am wenigsten in Richtung Bun-

eswehr. Denn ich bekomme mit, wie sich die Bundes-
ehr anstrengt. Das ist kein persönlicher Vorwurf, son-
ern betrifft meiner Meinung nach eher ein
rganisationsversagen. Schließlich hängen wir mit dem
ufbau aus vielerlei Gründen schlimm zurück.

Einerseits haben wir seit dem letzten Herbst zehn An-
räge gestellt und seitens der Großen Koalition zustim-

endes Nicken vernommen. Andererseits laufen wir ge-
en die Wand. Sollen wir vor diesem Hintergrund nun
agen, unsere Kritik sei gar nicht so gemeint gewesen
nd wir würden nun immer mit zustimmen? Was sollen
ir als Opposition da machen? Das muss man sich doch

ragen.

Außerdem: Bei der ersten Lesung zum ISAF-Antrag
abe ich hier geredet. Ich habe mitbekommen, wie viel
eifall ich für meine Kritik an der halbherzigen Politik
er Bundesregierung aus euren Reihen, den Reihen der
DU/CSU und der SPD, als Reaktion erhalten habe; sie

st im Protokoll nachzulesen. Ich habe das Gefühl, dass
ir Grünen damit, dass wir dazu sprechen und unsere
onstruktive Kritik für einen vernünftigen und energi-
chen Aufbau in Afghanistan äußern, vielen Kolleginnen
nd Kollegen aus der Koalition aus dem Herzen spre-
hen. Ihr könnt nur aus Koalitionsloyalität einfach nicht
mmer so abstimmen, wie ihr es eigentlich möchtet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618319000

Jetzt hat der Kollege Weisskirchen das Wort.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1618319100

Lieber Winni, wir kennen uns gut und lange genug.

ch sage: Wenn du den Eindruck hast, dass ich mit dem,
as ich gesagt habe, das Ziel, das uns gemeinsam ver-
indet, infrage gestellt habe, dann sage ich: Das war
icht meine Absicht, und das würde ich auch niemals ge-
agt haben wollen.


(Dr. Peter Ramsauer doch bitte draußen! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist hier doch kein Kindergarten! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja, geht raus! Hier ist das Parlament, nicht eine Selbsterfahrungsgruppe!)


Ich kann nur dem zustimmen, was du gesagt hast. Ich
itiere Winni Nachtwei:


(Hellmut Königshaus [FDP]: Geh doch ein Bier mit ihm trinken!)







(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Ich sage ausdrücklich: Die Verlängerung des ISAF-
Mandats ist richtig und unverzichtbar.

Das hast du hier am 7. Oktober 2008, also vor wenigen
Tagen, gesagt.

Ich hoffe, dass die Sorge, die du hast und die viele
von uns auch haben, dass nämlich mit dem Mandat, das
wir heute verabschieden, die Situation in Afghanistan
gefährdet werden könnte, nicht Wirklichkeit wird. Des-
wegen stimme ich dem zu. Damit möchte ich kein Ge-
wissen von irgendeinem anderen Kollegen in Gefahr
bringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618319200

Das Wort hat der Kollege Gert Winkelmeier.


(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt steigern sich die Beiträge!)



Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618319300

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Mit Genugtuung beobachte ich, dass die Zustimmung zu
den Einsätzen der Bundeswehr in Afghanistan hier im
Deutschen Bundestag mehr und mehr bröckelt. Wenn
der Druck der Parteibasis zum richtigen Abstimmungs-
verhalten führt, dann finde ich das gut, und die überwäl-
tigende Mehrheit der Deutschen findet das ebenfalls gut.

Vielleicht hat ja auch das eine oder andere Argument
von unserer Seite dazu beigetragen; denn wir erleben ge-
rade im Zeitraffer, wie die anderen Parteien, nachdem
die ganze Welt ins Finanzdebakel gestürzt wurde, Posi-
tionen der Linken übernehmen. Und das ist auch gut so.

Goethe hatte offensichtlich recht. Zum wiederholten
Male zitiere ich:

Man muss das Wahre immer wieder wiederholen,
weil auch der Irrtum um uns her immer wieder ge-
predigt wird ...

Der Irrtum, der an dieser Stelle seit sieben Jahren gepre-
digt wurde und auch heute wieder gepredigt wird, heißt:
Mehr Truppen werden Afghanistan befrieden und ihm
Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Bildung und wirt-
schaftlichen Aufschwung bringen. – Wäre die Realität
für die afghanische Bevölkerung nicht so entsetzlich und
grauenvoll, dann müsste man angesichts einer derart ver-
fehlten Vorgehensweise eigentlich in ein Höllengeläch-
ter ausbrechen.

Zur Rechtsstaatlichkeit will ich nur ein Beispiel nen-
nen, mit dem die Wirklichkeit wie in einem Brennglas
gespiegelt wird. Noch immer wartet der unter Verletzung
der elementarsten rechtsstaatlichen Regeln zum Tode
verurteilte und in Masar-i-Scharif, also im deutschen
Verantwortungsbereich, festgenommene Journalistik-
Student Kambakhsh in seiner Kabuler Zelle auf sein Be-
rufungsverfahren. Sein sogenanntes Verbrechen war das
Herunterladen korankritischer Seiten aus dem Internet.

Können Sie sich bitte ein einziges Mal vorstellen,
welche Qualen der Ungewissheit dieser 23-jährige junge

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(C (D ann seit seiner Verhaftung im Oktober 2007 erlitten at? Offensichtlich hat niemand die objektiv vorhandeen Möglichkeiten gegenüber dem afghanischen Präsienten ausgeschöpft. Hier könnte man einem Menschen hne Militär konkret helfen. Beim Thema Bildung sieht die Realität so aus, dass die lphabetisierungsrate unter Erwachsenen von 36 Pro ent im Jahr 1999 auf heute 23,5 Prozent gefallen ist. ür die sozialistische Regierung nach dem Umsturz von 978 war die Alphabetisierung der Bevölkerung noch in Hauptanliegen auf dem Weg einer nachholenden odernisierung des Landes. Es war völlig normal, dass rauen und Mädchen dort in die Schule gehen konnten. Dass dies scheiterte, haben wir unter anderem dem amaligen US-Sicherheitsberater Brzezinski zu verdanen, der darauf heute noch stolz ist. Hat man denn im ezember 2001 auf dem Petersberg tatsächlich erwartet, ass sich die vom Westen erkorenen korrupten, reaktioären afghanischen Politiker und Warlords für Bildung insetzen würden? Diese Auswahl war doch der entcheidende Geburtsfehler, der der gesamten Negativenticklung seit 2001 zugrunde liegt. Die Bundesregierung sollte sich endlich eingestehen, ass sie sich auf dem Weg in ein Desaster befindet. Sie ollte die Konsequenzen ziehen, wenn die amerikanichen Geheimdienste wie kürzlich zu dem Schluss komen, dass sich die USA in Afghanistan in einer Abärtsspirale befinden. Im Leitartikel des Boston Globe ieß es gestern: „Mehr Truppen werden diesen höchst efährlichen Krieg intensivieren“. Nach den Erfahrungen der letzten drei Jahre und anesichts der Stimmen aus den USA ist mir völlig unvertändlich, dass Sie heute dem Druck der US-Regierung achgeben. Wir erleben doch seit 2005, dass der Widertand der Afghanen ständig wächst, weil USA und ATO den Krieg immer mehr ausweiten. Jetzt ist sogar akistan dran: Der Krieg wird nach Pakistan getragen. ann wird endlich begriffen, dass das der falsche Weg t? Wann wird begriffen und zugegeben, dass dies nicht nser Krieg ist? Der ehemalige Vizefinanzminister von onald Reagan, Paul Craig Roberts, schreibt in seiner olumne am 6. Oktober – ich zitiere –: „Europäer steren in Afghanistan für die amerikanische Hegemonie“. Was aber macht die Bundesregierung? Sie nötigt den eutschen ISAF-General Domröse zu einem PR-Interiew in der gestrigen Ausgabe der Süddeutschen Zeing, in dem er das Wort „Krieg“ zum „fight“ – also ohl zu einer Art sportlichen Wettkampf – umdefiniert. Solche Spielchen mit der Öffentlichkeit werden Sie ich und uns allerdings sehr bald ersparen können. Denn ie globale Finanzkrise wird dazu führen, dass der Rest er Welt – besonders Asien – nicht mehr bereit ist, die riege der USA mit seinen Exporterlösen zu finanzie en. Herr Kollege Winkelmeier, Ihre Redezeit ist abgelau fen, und Sie müssen jetzt zum Schluss kommen. Ich komme zum Schluss. – Schon allein deswegen muss der Rückzug der Bundeswehr unverzüglich erfolgen. Handeln Sie jetzt! Denn jetzt haben Sie noch die Entscheidungsfreiheit. Wenn die Folgen der Finanzkrise erst einmal durchschlagen, wird das nicht mehr der Fall sein. Danke. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Holger Haibach, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich finde, es lohnt sich am Ende dieser Debatte, einen Moment darüber nachzudenken, worüber wir eigentlich sprechen. Wir sprechen über eine Mitverantwortung, die wir beim Wiederaufbau und bei der Befriedung Afghanistans übernommen haben. Wir sprechen über 4 500 deutsche Soldatinnen und Soldaten, die wir – wenn wir die Mandatsverlängerung heute beschließen – in einen nicht ganz ungefährlichen Einsatz schicken. Wir reden über sehr viele freiwillige Helfer von Nichtregierungsorganisationen, die jeden Tag unter sehr schwierigen Bedingungen ihrer Arbeit nachgehen. Unter diesen Bedingungen finde ich das Niveau dieser Debatte ehrlich gesagt mehr als bedauerlich. Wenn von „Schwachsinn“ geredet wird und historisch falsche Zitate in den Mund genommen werden, dann ist das, wie ich finde, dieser Debatte nicht würdig und dem deutschen Engagement in Afghanistan nicht angemessen. Es ist auch nicht angemessen, alles gutzureden oder alles schlechtzureden. Wenn man der einen Seite zugehört hat, hätte man meinen können, alles sei wunderbar. Wenn man der anderen Seite zugehört hat, hätte man meinen können, alles sei ganz furchtbar und schrecklich. Eines ist auf jeden Fall richtig: Es kann keine Entwicklung ohne Sicherheit geben, genauso wie es keine Sicherheit ohne Entwicklung geben kann. Insofern gehören die beiden Komponenten zusammen. Dass die Bundeswehr in ihrem Verantwortungsbereich einiges erreicht hat, ist unbestritten. Wenn Sie mir nicht glauben, dann empfehle ich Ihnen einen Blick in die Presse in der letzten Woche. Ich zitiere als Beispiel den Stern: Man mag es Kunduz nicht ansehen, aber es ist eine prosperierende Stadt. Die Märkte sind voll, und in der ganzen Provinz gehen mehr als 200 000 Kinder zur Schule im Vergleich zu 15 000 im Jahr 2001. Eins greift in das andere. Gibt es Kleinkredite, können Bauern neues Land urbar machen. Gibt es Straßen, können sie ihre Produkte zu d O g k v w E m g h P k h z P w d A k s n t i r i s e k g m i c d z e n „ e k N l v t n d d l n d n A z (C (D en Märkten bringen. – Das heißt nicht, dass dort alles in rdnung wäre. Aber eines steht fest: Es gibt andere Geenden in Afghanistan, über die man das nicht sagen ann. Insofern ist der Einsatz der Bundeswehr und der ielen zivilen Helfer erfolgreich gewesen. Das sollten ir nicht kleinreden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618319400
Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618319500

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618319600

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1618319700

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zum Thema ziviler Aufbau möchte ich gerne sagen:
s ist richtig, dass wir dafür finanzielle Mittel einstellen
üssen. Aber die finanziellen Mittel können nur dann

reifen, wenn wir die entsprechenden Strukturen vor Ort
aben. Was nutzen uns mehr Mittel für den Aufbau von
olizei, Armee und Rechtsstaatlichkeit, wenn wir dafür
eine Strukturen haben? Beides muss Hand in Hand ge-
en.

Natürlich ist es auch richtig, die Nachbarstaaten ein-
ubinden. Es kann keine Befriedung Afghanistans ohne
akistan geben. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Verant-
ortung in der Region gewachsen ist. Aber ich will an
ieser Stelle klar sagen: Das ist nichts, was der deutsche
ußenminister verantworten und von sich aus verordnen
ann; das geht nicht. Wir müssen ein Bewusstsein dafür
chaffen, dass internationale und regionale Kooperatio-
en notwendig sind. Dass dieses Bewusstsein wächst, ist
rotz allem Negativen sicherlich ein gutes Zeichen. Das
st nicht zuletzt auf das Engagement der Bundesregie-
ung zurückzuführen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diejenigen, die heute – aus welchen Gründen auch
mmer – der Fortsetzung des Engagements nicht ihre Zu-
timmung geben, müssen eine Alternative aufzeigen. Ich
rkenne, dass das keine ganz einfache Sache ist. Ich er-
enne auch ausdrücklich an, dass sich jeder von uns
roße Gedanken darüber macht, ob er dieses Engage-
ent weiterhin unterstützen will oder nicht. Aber eines

st klar – ich habe eben versucht, das deutlich zu ma-
hen –: Es gibt eine gute deutsche Strategie. Dass die
eutsche Strategie nicht nur in Deutschland, sondern in-
wischen auch anderswo Früchte trägt, kann man daran
rkennen, dass zum Beispiel der US-amerikanische Ge-
eralstabschef Michael Mullen gesagt hat: Ohne einen
breiteren Ansatz“ zur Bekämpfung der Probleme und
ine stärkere Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Pa-
istan würden „die Feinde immer nur weiterkommen“.
ach der Auffassung Admiral Mullens sind größere aus-

ändische Investitionen in Afghanistan und erheblich
erstärkte Bemühungen beim Aufbau politischer Institu-
ionen und der Entwicklung wirtschaftlicher Stabilität
otwendig. Ein amerikanischer Generalstabschef sagt
ies vor zwei Monaten! Wenn das nicht auch ein Um-
enken bei anderen Verbündeten bewirkt, die das viel-
eicht bis vor kurzem nicht so gesehen haben, weiß ich
icht, worin der Fortschritt bestehen soll.

Ich plädiere insofern für einen nüchternen Blick auf
ie Dinge. Es ist nicht alles schwarz. Es ist bei weitem
icht alles weiß. Aber eines ist klar: Wenn wir heute
fghanistan verlassen und dort kein Engagement mehr

eigen, wird dieses Land im Terror versinken und unre-






(A) )



(B) )


Holger Haibach
gierbar werden. All die Erfolge, die erzielt wurden – die
Schulbildung wurde verbessert; junge Frauen können
Schulen und Universitäten besuchen; die Rechtsstaat-
lichkeit wurde verbessert –, werden in dem Moment ver-
schwunden sein, in dem wir unser Engagement ohne
eine vernünftige Lösung einstellen. Insofern gibt es gute
Gründe, nicht im Sinne von „Weiter so“, sondern im
Sinne einer Neujustierung und Prüfung – was muss an-
ders gemacht werden? – das Engagement auszurichten,
heute der Fortsetzung des Mandats zuzustimmen und
weiterhin daran zu arbeiten, dass diese für uns wichtige
Region befriedet und stabilisiert werden kann.

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618319800

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Druck-
sache 16/10567 zu dem Antrag der Bundesregierung zur
Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit-
kräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheit-
sunterstützungstruppe in Afghanistan unter Führung der
NATO. Ich weise darauf hin, dass uns zu dieser Abstim-
mung viele persönliche Erklärungen nach § 31 unserer
Geschäftsordnung vorliegen.1)

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung, den Antrag auf Drucksache 16/10473 anzuneh-
men. Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte
alle Kolleginnen und Kollegen, bei der Stimmabgabe
darauf zu achten, dass die Stimmkarten, die sie verwen-
den, ihren Namen tragen. Ich bitte die Schriftführerinnen
und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzuneh-
men. – Sind die Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist
der Fall. Ich eröffne die Abstimmung. Ich weise die Kol-
leginnen und Kollegen darauf hin, dass wir danach noch
weitere Abstimmungen über dieses Thema haben.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich
schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerin-
nen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.
Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung wird Ihnen
später bekannt gegeben.2)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte, die Plätze
einzunehmen. Wir setzen die Abstimmungen fort.

Tagesordnungspunkt 6 b. Beschlussempfehlung des Aus-
wärtigen Ausschusses auf Drucksache 16/10568 zu dem
Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke zu dem An-
trag der Bundesregierung zur Fortsetzung der Beteiligung
bewaffneter deutscher Streitkräfte in Afghanistan. Der Aus-
schuss empfiehlt, den Entschließungsantrag auf Druck-
sache 16/10479 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-

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1) Anlagen 2 bis 6
2) Siehe Seite 19514 C

(C (D en? – Die Beschlussempfehlung ist bei Gegenstimmen er Linken mit den restlichen Stimmen des Hauses angeommen. Wir kommen nun zur Abstimmung über die weiteren ntschließungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frakon der FDP auf Drucksache 16/10588? – Gegenprobe! – nthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den timmen der Fraktionen Die Linke, SPD, CDU/CSU bei nthaltung der Grünen und bei Gegenstimmen der FDP bgelehnt. Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frakon Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/10589? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschlie ungsantrag ist bei Gegenstimmen der Fraktion Bündis 90/Die Grünen mit den restlichen Stimmen des auses abgelehnt. Bevor ich die Tagesordnungspunkte 7 a bis 7 d aufufe, weise ich Sie darauf hin, dass wir wegen der gelanten Fraktionssitzungen die Aussprache zum Tagesrdnungspunkt 8 a und 8 b auf eine halbe Stunde erkürzt haben. Ich gebe das nur zur Kenntnis, damit alle escheid wissen. Jetzt rufe ich die Tagesordnungspunkte 7 a bis 7 d uf: a)

Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter, Bettina
Herlitzius, weiteren Abgeordneten und der Frak-
tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrach-
ten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherstellung
von Eisenbahninfrastrukturqualität und Fern-
verkehrsangebot

– Drucksache 16/9797 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherstellung von
Eisenbahninfrastrukturqualität und Fernver-
kehrsangebot

– Drucksache 16/9903 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Fritz
Kuhn, Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter,






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Bahn-Börsengang angesichts der internationa-
len Finanzkrise verschieben

– Drucksache 16/10455 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dorothée Menzner, Dr. Gesine Lötzsch,
Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Veräußerung von Anteilen an der Deutschen
Bahn AG stoppen

– Drucksache 16/10525 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fünf Minuten erhalten
soll. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Winfried Hermann, Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618319900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Brüche im Parlament sind manchmal hart:
Nachdem wir gerade noch über das Thema Afghanistan
gesprochen haben, kommen wir jetzt auf das Thema Ei-
senbahninfrastrukturqualität zu sprechen.

Der Börsengang musste – so haben wir in den letzten
Tagen vernommen – verschoben werden. Das war ver-
mutlich die einzig positive Seite der globalen Finanz-
krise. Wie ich finde, war es in der jetzigen Situation rich-
tig, zu sagen: Wenn man mit den Aktien der Bahn jetzt
an die Börse gegangen wäre, wäre dies die Verschleude-
rung von öffentlichem Eigentum, ein Notverkauf zu ei-
nem zu niedrigen Preis. Die Verschiebung war also rich-
tig.

Ich habe gehört, dass in Kreisen der Koalition, vor al-
len Dingen der CDU, gesagt wird: Wir wollen das aber
noch dieses Jahr über die Bühne bringen. Dazu kann ich
nur sagen: Es ist ziemlich naiv, zu glauben, dass sich die
Börse so schnell erholt und dass es wirklich relevant bes-
sere Bedingungen für einen Börsengang geben wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Ich glaube, es ist gut, wenn wir jetzt die Zeit nutzen, nnezuhalten und zu fragen: Wenn der Börsengang in ieser Art schon nicht zustande kommt – wir haben ihn a abgelehnt –, wie kann man die Sache dann anders anehen? Was ist zu regeln, bevor man privatisiert oder ieder an einen Börsengang denkt? Es ist offenkundig, dass vieles nicht geregelt ist – jeenfalls gesetzlich –, was dringend regelungsbedürftig st, wenn man diesen Weg beschreiten will. Was sind die efahren, was sind die Risiken, wenn man das nicht tut? ch glaube, es ist eindeutig: Wenn man an die Börse eht, wenn man es wagt, Rendite in dieses Geschäft zu ringen, dann ist die Gefahr groß, dass das Netz renditerientiert bedient wird, dass das Netz ausgedünnt wird, ass sich die Bedienungsqualität verschlechtert, weil ich eben nicht alles rechnet, was aus grundgesetzlichen ründen, aus Gründen der Gerechtigkeit und der Da einsvorsorge aber sinnvoll und notwendig ist. Dieser Gefährdung vor allem des Fernverkehrs wolen wir etwas entgegensetzen. Die Regierung und die oalition wollen das offenbar nicht. Wir haben dazu eien Vorstoß gewagt, übrigens nicht allein: Parallel dazu at der Bundesrat mit großer Mehrheit denselben Vortoß gewagt. Wie Sie wissen, haben die Grünen dort eine Mehrheit. – Frau Präsidentin, es ist irgendwie iemlich ärgerlich, dass hier sehr laut geredet wird, wenn ch das einmal sagen darf. Es wäre nett, wenn die betrefenden Personen ihre Fraktionsverhandlungen draußen ührten. Die Regierung hat jedenfalls nichts getan, um das arlament in die Behandlung all dieser Probleme, die ir haben, ernsthaft einzubinden. Sie haben uns viel ver prochen, was die Parlamentsbeteiligung anbelangt. Wir ls Parlament sind in all diesen Punkten, wenn überaupt, nur informiert worden, aber wir haben nicht abgetimmt, weder beim Beteiligungsvertrag noch bei der eistungsund Finanzierungsvereinbarung. Es fehlt eine nreizregulierung. Das alles sind Punkte – erinnern Sie ich einmal –, von denen Sie im Laufe der Debatte imer wieder gesagt haben: Das wird zwingend notwen ig; da wollen wir das Parlament einbeziehen. Wir haben einen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem ir klare politische Ziele verfolgen: selbstverständlich ehr Verkehr, Personenwie Güterverkehr, auf die chiene. Wir wollen, dass das effizient geschieht. Wir ollen, dass die Politik die Steuerungskompetenz behält. ir wollen eine gesetzliche Grundlage haben, auf der eurteilt werden kann, wie sich die Sache entwickelt, nd auf der Regierungshandeln stattfindet und auch konrollierbar sein muss. Die zentralen Punkte unseres Gesetzentwurfs sind: ir wollen – das ist die Mindestvoraussetzung – einen irklich transparenten und informativen Infrastrukturbe icht. Das ist mehr als der Netzzustandsbericht, den es isher gibt. Das ist nämlich nur eine Fülle von Daten hne Aussagekraft. Wir wollen einen Infrastrukturbeicht, der etwas über die Leistungsfähigkeit des Netzes ussagt. Winfried Hermann ben, den Ländern zur Bewirtschaftung und zur Sanie grundgesetzlich nicht abgesichert, finde ich ziemlich lächerlich. Wenn ich mir überlege, welche Konstrukte Sie beim Eigentumssicherungsmodell angeboten haben, was man mit dem Eigentum danach alles hätte machen kön b o E g Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 570; davon ja: 442 nein: 96 enthalten: 32 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Otto Bernhardt Clemens Binninger Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Cajus Caesar Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Dr. Stephan Eisel Anke Eymer Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





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(Reutlingen)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach

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(D ene Stimmen 570. Mit Ja haben gestimmt 442 Abgerdnete, mit Nein haben gestimmt 96 Abgeordnete, nthaltungen 32. Die Beschlussempfehlung ist damit anenommen. r. Hans-Peter Friedrich rich G. Fritz ochen-Konrad Fromme r. Michael Fuchs ans-Joachim Fuchtel r. Jürgen Gehb orbert Geis berhard Gienger ichael Glos alf Göbel osef Göppel eter Götz r. Wolfgang Götzer te Granold einhard Grindel ichael Grosse-Brömer arkus Grübel anfred Grund onika Grütters r. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg lav Gutting olger Haibach erda Hasselfeldt rsula Heinen ichael Hennrich Jürgen Herrmann Bernd Heynemann Ernst Hinsken Peter Hintze Christian Hirte Robert Hochbaum Klaus Hofbauer Franz-Josef Holzenkamp Joachim Hörster Anette Hübinger Hubert Hüppe Susanne Jaffke-Witt Dr. Peter Jahr Dr. Hans-Heinrich Jordan Andreas Jung Dr. Franz Josef Jung Bartholomäus Kalb Hans-Werner Kammer Steffen Kampeter Alois Karl Bernhard Kaster Siegfried Kauder (Villingen Schwenningen)


(Hof)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
rung übergeben kann, wenn die Länder ein Interesse da-
ran haben. Den Einwand der Bundesregierung, das wäre

1833 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio-
nen“, Drucksachen 16/10473 und 16/10567. Abgege-
Wir wollen eine Leistungs-
barung, die einer externen Ko
sich die Regierung nicht über
ich, oder kontrolliere ich nich
oder glaube ich ihr nicht? Was
ten wir für ziemlich unzulängli

Wir wollen gerade den Fern
hen nämlich, dass der gefährde
Oberzentren abgehängt, gibt es
nach denen in den nächsten
nach dem anderen abgehängt
rechnet; zum Beispiel in Bad
Konstanz. In den neuen Bunde
Städte schon heute abgehäng
keine Chance haben, dass das A

Unser Gesetzentwurf besagt
muss eine bestimmte Bedienun
Beispiel Fernschnellverbindun
dass es solche Verbindungen m
als Grüne plädieren sogar für e
rade im Fernverkehr.


(Beifall beim BÜNDNIS Zu guter Letzt: Wir halten e man Teile des Netzes, die nur und Finanzierungsvereinntrolle unterliegt, sodass legen kann: kontrolliere t? Glaube ich der Bahn, dazu bisher vorliegt, halch. verkehr sichern. Wir set ist. Schon heute werden interne Papiere der Bahn, Jahren ein Oberzentrum wird, wenn es sich nicht en-Württemberg ist das sländern sind mittelgroße t. Die werden natürlich ngebot verbessert wird. : Der Bundesgesetzgeber gsqualität festlegen, zum gen. Es muss klar sein, ehrfach am Tag gibt. Wir inen Deutschlandtakt, ge 90/DIE GRÜNEN)


s auch für sinnvoll, dass
regionale Bedeutung ha-

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en, muss ich sagen: Es ist ers
ig findig sind, wenn es darum
estimmte Verantwortung zu ü
as Eigentum vollständig abgeb

Ich komme zum Schluss. Da
inen besseren Schienenverk
chienenverkehr. Wer das will
etzauftrag im Fernverkehr un
nd dauerhaft realisieren will,
hen Grundlage zustimmen, di
ämlich unserem Gesetzentwur

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS Vizepräsident Dr. Herman Bevor ich dem nächsten Red ch Ihnen das von den Schriftfü ern ermittelte Ergebnis der ung bekannt. Es ging um d es Auswärtigen Ausschusses esregierung „Fortsetzung der eutscher Streitkräfte an dem E icherheitsunterstützungstrupp ührung der NATO auf Grund (Ctaunlich, dass Sie so we geht, den Ländern eine bertragen, ohne dass Sie en müssen. s Fazit lautet: Wir wollen ehr. Wir wollen mehr , wer auch den Grundged in der Fläche ernsthaft der muss einer gesetzlie genau das alles regelt, f. 90/DIE GRÜNEN)


n Otto Solms:
ner das Wort erteile, gebe
hrerinnen und Schriftfüh-
namentlichen Abstim-
ie Beschlussempfehlung
zu dem Antrag der Bun-
Beteiligung bewaffneter
insatz der Internationalen
e in Afghanistan … unter
lage der Resolution 1386






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Dr. Klaus W. Lippold
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Thomas Mahlberg
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Laurenz Meyer (Hamm)

Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Gerd Müller
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Georg Schirmbeck

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hristian Schmidt (Fürth)

go Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
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ilhelm Josef Sebastian
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rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
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homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
ans Peter Thul
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar Wöhrl
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

erd Andres
iels Annen
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans-Peter Bartels
ören Bartol
abine Bätzing
irk Becker
we Beckmeyer
laus Uwe Benneter
te Berg
etra Bierwirth
othar Binding (Heidelberg)

olker Blumentritt
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
lla Burchardt
artin Burkert

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r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ans Eichel
r. h. c. Gernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
eter Friedrich
artin Gerster

ris Gleicke
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
erd Höfer
rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
icolette Kressl
olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner

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(C (D r. Hans-Ulrich Krüger elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn abriele Lösekrug-Möller aren Marks ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth rtwin Runde arlene Rupprecht nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen arianne Schieder lla Schmidt ilvia Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz einhard Schultz wen Schulz wald Schurer r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler hristoph Strässer r. Peter Struck Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Joachim Stünker Jörg Tauss Jella Teuchner Dr. h. c. Wolfgang Thierse Gisela Piltz Frank Schäffler Dr. Konrad Schily Marina Schuster FDP Uwe Barth Dr. Edmund Peter Geisen Joachim Günther BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Bettina Herlitzius Winfried Hermann Jörn Thießen Franz Thönnes Rüdiger Veit Simone Violka Jörg Vogelsänger Dr. Marlies Volkmer Hedi Wegener Andreas Weigel Petra Weis Gunter Weißgerber Gert Weisskirchen Dr. Rainer Wend Lydia Westrich Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Dieter Wiefelspütz Engelbert Wistuba Heidi Wright Uta Zapf Manfred Zöllmer Brigitte Zypries FDP Jens Ackermann Dr. Karl Addicks Christian Ahrendt Daniel Bahr Rainer Brüderle Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Patrick Döring Mechthild Dyckmans Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Paul K. Friedhoff Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Michael Goldmann Dr. Christel Happach-Kasan Elke Hoff Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Michael Kauch Hellmut Königshaus Gudrun Kopp Heinz Lanfermann Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Ina Lenke Michael Link Markus Löning Horst Meierhofer Patrick Meinhardt Jan Mücke Dirk Niebel Hans-Joachim Otto Cornelia Pieper D D C F D D D H B D K M C B A D D H P F A N O K M N C W H D N W S D G In K D C M D R D P E J H L S D D D W r. Hermann Otto Solms r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck ornelia Behm irgitt Bender lexander Bonde r. Thea Dückert r. Uschi Eid ans Josef Fell riska Hinz ritz Kuhn nna Lührmann icole Maisch mid Nouripour rista Sager anuel Sarrazin ein DU/CSU olfgang Börnsen erbert Frankenhauser r. Peter Gauweiler orbert Schindler illy Wimmer PD r. Lale Akgün regor Amann grid Arndt-Brauer laus Barthel r. Axel Berg lemens Bollen arco Bülow r. Peter Danckert enate Gradistanac r. Reinhold Hemker etra Hinz rnst Kranz ürgen Kucharczyk elga Lopez othar Mark önke Rix r. Margrit Spielmann r. Rainer Tabillion r. Wolfgang Wodarg altraud Wolff H D J D H D K D H E D R S D W D K W D D H L H C I D U D K M J K O M U D U D K K W D P B E P V D D D F D D A J S einz-Peter Haustein r. Heinrich L. Kolb ürgen Koppelin IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill ornelia Hirsch nge Höger r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen atja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert skar Lafontaine ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothée Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost lexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann P D U S M M D H D fr A H G E C P D R M S Ir C D D W B D V E K K B U B T R U J K W B C E C G R S J W J (D eter Hettlich r. Anton Hofreiter te Koczy ylvia Kotting-Uhl arkus Kurth onika Lazar r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe aktionslose bgeordnete enry Nitzsche ert Winkelmeier nthalten DU/CSU eter Albach r. Wolf Bauer enate Blank anfred Kolbe PD is Hoffmann hristian Kleiminger irk Manzewski r. Wilhelm Priesmeier olfgang Spanier ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN olker Beck kin Deligöz ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann lrike Höfken ärbel Höhn hilo Hoppe enate Künast ndine Kurth erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei rigitte Pothmer laudia Roth lisabeth Scharfenberg hristine Scheel rietje Staffelt ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Enak Ferlemann von der CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich hätte eigentlich erwartet, dass Herr Hermann für Bündnis 90/Die Grünen den Antrag zurückzieht, den Börsengang der Bahn zu verschieben. Die Linken haben von den Grünen, denke ich, abgeschrieben und das Gleiche beantragt. Der Börsengang ist aufgrund der derzeitigen Lage an den internationalen Börsen verschoben worden. Von daher sind die Anträge obsolet. Sie machen im Moment überhaupt keinen Sinn. An dieser Stelle merke ich an, dass die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den Gesetzentwurf des Bundesrates eins zu eins übernommen hat. Es ist also nicht Ihr Werk, sondern ausschließlich das des Bundesrates. Wahrscheinlich wollen die Grünen hier besonders deutlich machen, für wie gut sie die Politik des Bundesrates in dieser Frage halten und dass sie die Sorge teilen, die Teilprivatisierung könnte möglicherweise dazu führen, dass der Fernverkehr in Deutschland reduziert wird und durch Regionalverkehre ersetzt werden müsste. Das ist aber grundlegend falsch. Herr Hermann weiß es auch; denn er ist einer der wenigen von den Grünen, die verstanden haben, wie die Bahnreform funktioniert. Dies will er nach außen natürlich nicht darstellen, weil er es mit der Ideologie der grünen Bahnpolitik nicht in Übereinstimmung bringen kann. Wir haben ab 2010 einen europäischen Fernverkehrsmarkt auf der Schiene zu gewärtigen. Wie es heute schon beim Güterfernverkehr der Fall ist, werden wir ihn auch beim Personenfernverkehr auf der Schiene erhalten. Diesen Umstand ignorieren Sie ebenso wie der Bundesrat. Sie malen das Abklemmen von Mittelzentren und von Oberzentren an die Wand. Warum dies nicht eintreten wird, kann man relativ einfach erklären: All die Verkehre, deren Betrieb für ein Wirtschaftsunternehmen einen Anreiz darstellen, werden ab 2010 auch durch andere Unternehmen realisiert werden können. Sie glauben immer, dass Sie überall nur die weißen Züge mit dem roten Banner sehen werden, auf dem „DB“ steht. Das wird sich ab 2010 radikal ändern. Viele andere Gesellschaften werden in Deutschland Personenfernverkehr auf der Schiene betreiben: SNCF, ÖBB, SBB, aber auch Regionalgesellschaften wie Veolia und Metronom, die nur Nahverkehr betreiben, werden in diesen Markt einsteigen. Es ist im Rahmen der Bahnreform von der Koalition gewollt, dass es eine Konkurrenz gibt, damit ein gutes Angebot zu mehr Verkehr auf der Schiene führt. (Beifall des Abg. Patrick Döring [FDP] – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur wenn es sich rechnet!)


(Tuchenbach)


(Everswinkel)





(A) (C)


(B) )


(Wiesloch)


(Frankfurt)


(Bönstrup)


(Wolmirstedt)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1618320000

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die zur Beratung anstehenden Gesetzentwürfe ma-
chen keinen Sinn, wenn man die Bahnreform richtig
durchdrungen hat und nicht immer von der Sorge getrie-

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(C (D en ist, der Eisenbahnverkehr könnte nicht mehr funkionieren, wenn sich der Staat zurückzieht. Es wird funkionieren, wenn die Nachfrage da ist. Die Nachfrage ist ofort da, wenn es ein gutes Angebot gibt. Das ist wie it dem Huhn und dem Ei. So wird es hier auch sein. Sie önnen davon ausgehen, dass es findige Bahnmanager ielleicht auch außerhalb der DB AG geben wird, die iese Verkehre betreiben werden. Außerdem glauben Sie, dass es ein spezielles Gesetz eben müsse, um dies alles zu regeln. Hier kann ich Sie eruhigen: Die Große Koalition befindet sich in der Endhase ihrer Beratungen über die Leistungsund Finanierungsvereinbarung. Wir werden diese Leistungsund inanzierungsvereinbarung noch in diesem Jahr in den usschüssen beraten und beschließen können, damit sie ach Möglichkeit am 1. Januar 2009 in Kraft treten ann, egal, ob die DB AG bis dahin teilprivatisiert ist der nicht. Die Leistungsund Finanzierungsvereinbaung gibt uns eine Möglichkeit zur Steuerung unserer Inrastruktur, wie wir sie als Parlamentarier bisher noch ie hatten. Alle von Ihnen vorgetragenen Sorgen werden n der Leistungsund Finanzierungsvereinbarung beücksichtigt. (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So schwach, wie Sie in Verhandlungen sind, können Sie sich überhaupt nicht durchsetzen!)


Herr Kollege Hofreiter, Sie haben doch noch nicht ein-
al gewusst, was eine Leistungs- und Finanzierungsver-

inbarung ist, als wir sie schon beraten haben.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


un tun Sie doch nicht so, als verstünden Sie etwas da-
on. Warten Sie einmal ab, bis die Leistungs- und Finan-
ierungsvereinbarung vorliegt.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie mal mit Managern der Privatbahnen, was die von der Leistungsund Finanzierungsvereinbarung halten!)


ie kennen sie doch noch gar nicht. Sie pöbeln hier
chon gegen etwas herum, was Sie gar nicht kennen.
leiben Sie ganz ruhig! Sie werden das Papier schon

echtzeitig zugeleitet bekommen. Ich warte dann auf
hre qualifizierten Einwendungen. Wir werden sie be-
andeln, aber wie immer wahrscheinlich auch ablehnen
üssen, weil Ihre Vorschläge einfach nicht substanziell

inzuarbeiten sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch bei einem anderen Thema, Herr Kollege
ermann, unterscheiden wir uns, nämlich bei der An-

eizregulierung. Sie gehören einem erlauchten Gremium
n, dem auch ich angehöre. Dort haben wir dieses
hema sehr kontrovers diskutiert.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut für den Wettbewerb! – Zurufe von der SPD)







(A) )



(B) )


Enak Ferlemann
– Falls jemand es nicht weiß: Damit ist die Bundesnetz-
agentur gemeint. Dort ist auch klargelegt worden, dass
wir in 2009 keine Anreizregulierung bekommen werden,
weil es allein drei Jahre Zeit kostet, um dieses System zu
implementieren. Wir müssen uns auch Zeit nehmen, dies
richtig zu machen.

Da haben wir nicht mehrere Chancen; der erste Ver-
such muss gleich zum Erfolg führen. Deswegen wird die
Anreizregulierung nicht Bestandteil der Leistungs- und
Finanzierungsvereinbarung sein. So viel kann ich Ihnen
aus den internen Beratungen sagen.

Aber Ihr Infrastrukturzustandsbericht mit allem, was
Sie wünschen, wird in der Leistungs- und Finanzie-
rungsvereinbarung enthalten sein. Sie werden damit
recht zufrieden sein können, wenn sie vom Ministerium
vorgelegt wird. Die Endberatungen sind abgeschlossen.
Ich glaube, wir sind da auf einem sehr guten Weg.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie!)


Sie kritisieren, dass es sein könne, dass durch die Pri-
vatisierung nicht genügend Geld hereinkommt. Da gebe
ich Ihnen sogar recht. Die Christdemokraten hätten sich
gewünscht, einen größeren Prozentsatz der DB ML zu
privatisieren.


(Lachen bei der LINKEN)


Daraus machen wir keinen Hehl, weil wir es für sinnvoll
halten, bis zu 49,9 Prozent zu privatisieren. Aber in einer
Koalition muss man eben Kompromisse schließen. Un-
ser Partner hat nur einer Privatisierung bis 24,9 Prozent
zugestimmt. Darauf haben wir Rücksicht genommen;
aber wir könnten uns auch mehr vorstellen. Bei einer
größeren Beteiligung könnte auch mehr Geld für den
Staatshaushalt generiert werden.

Die ewig gleiche Frage ist: Warum macht ihr das? –
Wir machen das nicht, um Menschen zu verärgern oder
um Unruhe in das System Bahn zu bringen. Vielmehr
braucht die DB AG ganz einfach Finanzkraft,


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die kriegt sie dort gerade nicht!)


um den Wettbewerb der Eisenbahnunternehmen, wie ich
ihn Ihnen geschildert habe, in Europa ab 2010 im Fern-
verkehr zu bestehen. Das gilt heute bereits für den Gü-
terfernverkehr. Dafür werden Lokomotiven, Züge, Infra-
strukturen benötigt, und das muss finanziert werden. Der
Staat hat das Geld dafür nicht.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei 75 Prozent müssen Sie doch überwiegend selber zahlen!)


Deswegen ist die Teilprivatisierung notwendig. Wir
brauchen Geld für den Erwerb der Züge, für die Infra-
struktur, für Schienenwege, für die Sanierung von Bahn-
höfen, für den Lärmschutz. Lärmschutz ist angesichts
des steigenden Zugverkehrs auf den Strecken ein riesi-
ges Thema für die Bürger, die dort leben. Die Bürger fra-
gen händeringend, wann die Lärmschutzwand oder das
besonders überwachte Gleis und anderes mehr kommt.
Dafür brauchen wir Geld, das wir im Staatshaushalt

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(C (D icht bereitstellen können, also das Geld aus der Privatiierung. Last, but not least soll diese Privatisierung einen eil zur Haushaltskonsolidierung beitragen. Wenn wir das Geld aus der Privatisierung nicht beommen – ein Drittel aus den Erlösen soll in die Kapitalrhöhung fließen –, dann müsste dieses Geld vom Buneshaushalt bereitgestellt werden. Da müssen Sie mir inmal sagen, wo Sie dieses Geld im Verkehrsetat geneieren wollen. Wir haben ohnehin zu wenig Geld für traßen, Schienen, Wasserwege. Da beißt die Maus keien Faden ab, auch wenn Sie die Diskussion noch einal vom Zaun brechen wollen: Wir werden die Bahn eilprivatisieren. Welcher Zeitpunkt dafür günstig ist, ird das Finanzministerium gemeinsam mit dem Vor tand entscheiden. Wir werden uns in den kommenden usschusssitzungen leider Gottes mit Ihren Anträgen nd den Gesetzentwürfen beschäftigen müssen. Das ieht das parlamentarische Verfahren so vor. Aber auf nsere Unterstützung für diese Vorhaben brauchen Sie icht zu hoffen. Das Wort hat jetzt der Kollege Patrick Döring von der DP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die iskussion über den Börsengang der Deutschen Bahn G führen wir hier nicht zum ersten Mal. ie Finanzkrise war ein Anlass, darüber nachzudenken, b der jetzige Zeitpunkt tatsächlich klug gewesen wäre. ch glaube, allen Kolleginnen und Kollegen ist klar geesen, dass dem nicht so gewesen wäre. Man kann sich lücklich schätzen, dass auch der Vorstand der DB AG as so gesehen hat. Ich wundere mich allerdings, dass bereits heute über inen Börsengang im November spekuliert wird. Ich abe das Gefühl, manche können es nicht erwarten. Wer ie DAX-Entwicklung von Montag bis heute beobachtet at, kann keineswegs Entwarnung oder eine Verbesseung der Stimmung feststellen. Deshalb rate ich allen ehr, auch dem weltbekannten Börsenexperten und gechätzten Kollegen Georg Brunnhuber, der sich dazu erbreitet, keine neue Termindiskussion zu beginnen, ondern abzuwarten. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618320100

(Beifall bei der FDP)

Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1618320200

(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)


Damit sind wir bei der Frage, was bis dahin gesche-
en wird. Ich nehme zum Beispiel den bereits fertig ge-
tellten Emissionsprospekt mit Interesse zur Kenntnis.
arin werden Dividendenzahlungen für private Investo-

en sowie die übrigen Aktionäre – das ist mittelbar dann
a wohl der Bund – avisiert. Diese sind geradezu traum-
aft. Im Geschäftsjahr 2010 – innerhalb eines Jahres –
oll fast eine Milliarde Euro an Dividende ausschüttbar






(A) )



(B) )


Patrick Döring
sein, so wird dem Investor versprochen. Vor diesem Hin-
tergrund kann man fast nur sagen: Dieses Geld kann der
Bundeshaushalt gut gebrauchen – zumindest die
75 Prozent davon, die dem Bund zustehen würden – und
für sinnvolle Investitionen an der Schiene zusätzlich ein-
setzen. Allein mir fehlt der Glaube, dass es tatsächlich zu
solchen Ertragsentwicklungen in dem Unternehmen
kommt.


(Beifall bei der FDP)


Das hat im Wesentlichen zwei Gründe. Einer davon
ist tatsächlich der Fernverkehr, zu dem ich gleich kom-
men werde. Ein anderer Grund ist natürlich, dass wir
ganz genau wissen, dass die Eigenkapitalsituation des
Unternehmens nicht so rosig ist. Das ist der wahre
Grund, weshalb es am Ende richtig ist, private Investo-
ren zu suchen und zu finden. Man muss aber einen Wert
für das Unternehmen erzielen, der das widerspiegelt,
was die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler seit Beste-
hen der Republik in dieses Unternehmen investiert ha-
ben. Deshalb ist ein Verkauf unter Wert in dieser Phase
nicht möglich.


(Beifall bei der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, was wird denn im
Fernverkehr passieren? Da bin ich ganz beim Kollegen
Ferlemann. Diese Gesetzentwürfe des Bundesrates und
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sind vielleicht ir-
gendwann einmal notwendig. Nun warten wir doch erst
einmal ab, was infolge des Wettbewerbs passiert. Warten
wir ab, was passiert, wenn alle anderen Eisenbahnunter-
nehmen Fernverkehr auf der Schiene anbieten können.
Warten wir ab, ob es Interessenten gibt, die die Strecken,
die der Konzern am Potsdamer Platz nicht mehr fahren
will, fahren wollen, und das mit Gewinn, wenn sie ent-
sprechend viele Fahrgäste finden.

Wenn es am Ende dieses wettbewerblichen Prozesses
dazu kommen sollte, dass breite Teile der Bevölkerung
– diese werden repräsentiert durch die direkt und über
Listen gewählten Abgeordneten dieses Hauses – das Ge-
fühl haben, dass der grundgesetzliche Auftrag aus
Art. 87 e des Grundgesetzes nicht mehr gewährleistet ist,
dann allerdings müssen wir in der Tat darüber sprechen,
ob wir als Bund Fernverkehr bestellen müssen. Vorher
muss aber doch erst einmal Wettbewerb in das System.
Wir werden sehen, welche Strecken lukrativ durch die
DB AG oder andere Unternehmen fahrbar sind. Ich
denke, der Nahverkehr ist der Beweis dafür, dass Wett-
bewerb nicht weniger, sondern mehr und besseren Ver-
kehr auf der Schiene organisiert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deshalb ist es natürlich geradezu notwendig, dass die
geschätzten Kollegen der Koalition dem Antrag der
FDP-Fraktion – wir werden dazu noch eine Anhörung
im Ausschuss durchführen –, auch für die Busse Wettbe-
werb auf den Fernverkehrsstrecken zuzulassen, zustim-
men,


(Beifall bei der FDP)


weil es nicht vernünftig sein kann, ein wettbewerbliches
System nur auf der Schiene zu wollen und zu sagen, dass

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(C (D ich Parallelverkehre auf der Straße nicht entwickeln ürfen. Es muss mehr Druck auf die Tube. Dann werden ie am Potsdamer Platz auch besser. Dafür müssen wir ns einsetzen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich glaube, dass die Ausschussberatungen deutlich achen werden, dass in diesem Jahr – das ist meine feste rognose – das Fenster für einen Börsengang geschlosen ist. Es wird auch geschlossen bleiben. Für die Beraung des Gesetzentwurfes aus dem Bundesrat ist es viel u früh. Warten wir zunächst ab. Wir werden einen guen, effizienten und besseren Fernverkehr auf der chiene bekommen, wenn es mehr Wettbewerber gibt. afür wollen wir gemeinsam arbeiten. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618320300

Das Wort hat jetzt der Kollege Uwe Beckmeyer von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1618320400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Wenn man den Redebeiträgen folgt, hat man den
indruck, es werden Phantomdebatten geführt. Wenn
an sich ein bisschen über das aktuelle Tagesgeschehen

nformiert, dann wird man feststellen, dass der Bundes-
inanzminister, nachdem er bereits in der vergangenen

oche eine klare Haltung zum Börsengang eingenom-
en hat, heute erneut klargestellt hat, dass der Bahn-
örsengang zurzeit nicht auf der Tagesordnung steht,
eil die Märkte dies in keiner Weise hergeben.

Herr Hermann, bitte suggerieren Sie aber nicht, der
eutsche Bundestag hätte noch keinen entsprechenden
eschluss gefasst; er hat einen Beschluss gefasst. Der
eschluss steht. Der Deutsche Bundestag hat einen ein-
eutigen Auftrag an die Bundesregierung formuliert. In-
ofern sollte man jetzt nicht erneut Handlungsbedarf ein-
ordern. Dieser Handlungsbedarf ist bereits erledigt. Wir
aben am 30. Mai 2008 in diesem Haus klare Beschlüsse
m Zusammenhang mit dem Koalitionsantrag „Zukunft
er Bahn, Bahn der Zukunft – Die Bahnreform weiter-
ntwickeln“ gefasst.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Gesetz!)


er Deutsche Bundestag hat am 21. November 2006
iele zu der Leitidee formuliert, was mit der Bahn zu-
ünftig passieren muss. Das war ebenfalls ein Auftrag an
ie Bundesregierung bzw. an das Bundesverkehrsminis-
erium.

Zu diesen Zielen stehen wir. Diese Ziele sind klar und
indeutig. Wenn Sie jetzt so tun, als seien Sie die Erfin-
er der Ziele der Deutschen Bahn AG, kann ich nur sa-
en: Schauen Sie in unsere Papiere. Darin fordern wir
ehr Verkehr, eine Attraktivitätsverbesserung, gute






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer
Bahnhöfe und Lärmschutz. All die einschlägig bekann-
ten Dinge, die wir im Ausschuss sehr intensiv beraten
haben, sind dort fundamental niedergelegt. Wir haben
dazu eindeutige Beschlusslagen.

Wir haben heute etwas ganz anderes zu beraten: den
Gesetzentwurf des Bundesrates – die Bundesratsbank ist
leider komplett leer –, den Sie, wie Herr Ferlemann rich-
tig erwähnt hat, eins zu eins abgekupfert haben; sogar
die Rechtschreibfehler haben Sie übernommen. Das
Thema ist eindeutig. Der Bundesrat hat die Haltung ein-
genommen, dass die Länder bzw. der Bundesrat bei der
Frage der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung
Mitwirkungsmöglichkeiten wollen.

Jetzt muss man aufpassen: Im Grundgesetz ist ziem-
lich klar dargelegt, wofür die Länder zuständig sind und
wofür der Bund zuständig ist. Der Bund ist eindeutig zu-
ständig für die Schienenwege, für die Eisenbahnen des
Bundes, für die Infrastruktur, für den Nahverkehr, indem
er den Ländern Geld gibt, und für den Fernverkehr. Wir
haben 1993 nach der ersten Reform der Deutschen Bahn,
nach dem Zusammenschluss der Reichsbahn und der
Bundesbahn und den damit einhergehenden Reformbe-
schlüssen, festgestellt, dass es ein eigenwirtschaftlicher
Prozess sein soll, Fernverkehr anzubieten. Damit hat die-
ses Haus eine Richtung vorgegeben. Es wurde klarge-
stellt, dass es im Fernverkehr keinen Bestellverkehr gibt,
wie es ihn im Nahverkehr gegeben hat und auch noch
heute gibt. Das ist der klassische Unterschied.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der klassische Selbstbetrug!)


Weshalb ist das so? Um Flexibilität zu erzielen und zu
erhalten und dem Kunden gerecht zu werden. Ich denke,
dies ist einer der wesentlichen Aspekte in diesem Zu-
sammenhang, den wir noch einmal herausarbeiten müs-
sen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Fernverkehr sollte eigenwirtschaftlich sein! Er ist es nicht! Das wissen Sie doch! Quersubventionierung der Bahn!)


Das Zweite ist: Immer wenn wir gewisse Anhörungen
durchführen, kommen einige Herren, die sich als Gut-
achter verkleiden, daher und erklären uns die Welt.
Diese Damen und Herren, die wir ja schon einschlägig
kennen, die uns mit irgendwelchen Vorgutachten irritie-
ren wollen und deren Hauptgutachten bis zum heutigen
Tage, also seit fünf oder sechs Monaten, „pending“ sind,
also nicht vorhanden sind, erklären uns dann – dies wird
dann teilweise von den Medien gedruckt –, wie sich der
Fernverkehr in Deutschland zukünftig entwickelt. Ich
habe bisher keinen einzigen Beleg von einem gewissen
Herrn vorliegen, der noch nicht einmal Geschäftsführer
dieses Instituts mit den drei Buchstaben ist, sondern nur
Berater. Ich habe heute im Internet gelesen, dass man
dort eine Seniorberaterstelle vorsieht. Das brauchen sie
wahrscheinlich auch, damit dort endlich einmal Qualität
hineinkommt.

Ich kann nur feststellen: Es gibt noch ein großes Fra-
gezeichen, ob tatsächlich belegt werden kann, was dort
behauptet wird. Ich habe ganz andere Informationen bei-

s
k
g
b
B
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K

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(C (D pielsweise zu der Aussage: „Trier wird vom Fernverehr abgehängt.“ Weshalb sollte man eigentlich eine Reion wie die an der Mosel, in der der Tourismus wirklich oomt, vom Fernverkehr abhängen? Die Leute von der ahn müssten ja dumm sein, wenn sie dort keinen Fernerkehr mehr anbieten würden. Das sind doch gute aufleute. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Leider ist es so!)


Zur Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung. Kol-
ege Ferlemann hat darauf hingewiesen, dass es sich hier
m einen Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
and und der DB AG handelt und nicht um ein Gesetz.
er Vertrag beinhaltet ein ganz neues Element: Wir ge-
en jährlich, wie auch in der Vergangenheit, 2,5 Milliar-
en Euro. Wir werden in diesem Vertrag minutiös festle-
en, in welcher Form diese 2,5 Milliarden Euro zu
erwenden sind, was Pünktlichkeit, Qualität und all das
etrifft, was in diesem Bereich abgeklärt und festgelegt
erden muss.

Wir befinden uns – das ist bereits gesagt worden – in
en abschließenden Beratungen zwischen den Fraktio-
en und dem Hause. Wir werden demnächst eine Anhö-
ung dazu beantragen. Zur Anhörung werden die ent-
prechenden Papiere vorliegen. Es ist wichtig, dass wir
arüber ausführlich beraten. Ich denke, die Forderung,
en Ländern Beteiligungs- und Mitspracherechte oder
ogar das Recht zur Übernahme von Verantwortung für
ie Infrastruktur von Teilnetzen einzuräumen, ist mit
em, was uns das Grundgesetz auferlegt, nicht vereinbar.

Zur gesetzlichen Gewährleistung des Schienenperso-
enfernverkehrs habe ich bereits gesagt, dass der Deut-
che Bundestag 1993 das Prinzip des Vorrangs für die
igenwirtschaftlichkeit des Personenfernverkehrs auf
em Schienennetz festgelegt hat. Ich glaube, dabei soll-
en wir unbedingt bleiben.

Will man die Bilanz der Bahn eigentlich immer nur
chlechtreden und denen vom Potsdamer Platz, wie ge-
agt worden ist, eigentlich alles Schlechte an den Hals
ünschen oder möglicherweise auch unterstellen? Dazu
öchte ich sagen: So schlecht sind die gar nicht. Denen
uss zwar immer auf die Finger geschaut werden – das

st richtig, und das tun wir pausenlos: bei Sicherheit, bei
inanzierung, bei der Frage, wie viel Geld sie kriegen
nd was sie dafür leisten –, aber: 1994 kostete ein Mitar-
eiter der DB AG umgerechnet 31 000 Euro. Die Wert-
chöpfung pro Mitarbeiter lag damals bei nur 28 000
uro. Das war also ein reines Zuschussgeschäft, wenn
an es ökonomisch betrachtet. 2006 lagen die Kosten

ro Mitarbeiter bei 43 000 Euro, die Wertschöpfung lag
ber schon bei 54 000 Euro. Daran erkennt man den Turn-
round. Dieses Unternehmen hat plötzlich eine sehr viel
öhere Wertschöpfung erreicht. Dazu kann man als Ei-
entümer doch nur sagen: Hut ab! Das ist eine gute Leis-
ung. Die muss man auch einmal benennen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Herr Döring, Sie sprachen den Parallelverkehr mit
ussen an. Weshalb stärken wir eigentlich den Bereich






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer
Schiene? Weshalb wollen wir mehr Verkehr auf die
Schiene bringen? Wir führen doch nicht an dem einen
Tag Diskussionen über das Klima und an einem anderen
Tag Diskussionen über die DB und den Fernverkehr,
ohne dass wir von der jeweils anderen Diskussion etwas
wissen. Wenn wir den CO2-Ausstoß reduzieren wollen,
dann müssen wir damit doch bei der Schiene anfangen.
Wir müssen den Bereich Schiene stärken, die Schiene
quasi ertüchtigen, damit der CO2-Ausstoß auch im Fern-
verkehr in Deutschland reduziert wird. Herr Döring, ich
denke, das ist wichtig. Daran muss man auch denken,
wenn man solche Bocksprünge macht wie Sie heute
Nachmittag.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Patrick Döring [FDP]: Auch! Das eine tun, das andere nicht lassen!)


Wir Sozialdemokraten haben zur Thematik „Börse“
immer gesagt: Wir haben einen klaren Auftrag, aber wir
werden kein Eigentum des deutschen Volkes verscher-
beln. Dabei bleibt es. Der Bundesfinanzminister hat
noch verantwortlich gehandelt, als er in der letzten Wo-
che eine klare Position dazu eingenommen hat. Er hat sie
heute bestätigt. Diese klare Position ist: Es wird erst
dann wieder an einen Börsengang gedacht, wenn die
Märkte einen ordentlichen Preis hergeben. Das ist es,
was wir alle wollen. Wir wollen das Geld ja nicht ein-
fach in einen Schrank legen, sondern wir haben eine Ei-
genkapitalerhöhung vor, wollen die Kapazität erhöhen,
die Schiene ertüchtigen, den Lärm vermeiden und das
Gesicht der Bahn verbessern, sprich: die Bahnhöfe. Mit
dem, was wir an der Börse an zusätzlicher Finanzkraft
bekommen, haben wir viel vor. Ich denke, das wird uns
gelingen – ich bin da ganz zuversichtlich –, wenn nicht
heute, dann in der Zukunft.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618320500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dorothée Menzner

von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618320600

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Liebe Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer!


(Zurufe von der CDU/CSU: Hui!)


Wir diskutieren im Rahmen einer sehr ungewöhnlichen
Sitzungswoche, einer der ungewöhnlichsten der ver-
gangenen Jahre, in einer Woche, in der nicht nur unsere
Arbeit, sondern auch die Ängste, Unsicherheiten und
Überlegungen der Menschen maßgeblich durch die Fi-
nanzkrise und die daraus möglicherweise resultierende
Wirtschaftskrise geprägt sind, über die Deutsche Bahn.

Die Große Koalition, die mit aller Macht und vielen
Tricks monatelang das Verscherbeln unserer Bahn, eines
in Jahrzehnten und über Generationen hinweg aufgebau-
ten Volksvermögens, vorangetrieben hat, war angesichts

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(C (D ieser Krise wenigstens schlau genug, den Börsengang er DB AG erst einmal zu verschieben. erschieben reicht aber nicht. Die Bahn gehört nicht an ie Börse. Das haben wir von der Linken immer gesagt, nd dabei bleiben wir. (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Dann hätten Sie das beantragen müssen!)


(Beifall bei der LINKEN)


nsere Bahn darf nicht Renditeinteressen unterworfen
erden. Der Bahn-Börsengang muss endlich vollständig

bgesagt werden. Darin liegt die Differenz zum Antrag
er Grünen.


(Beifall bei der LINKEN)


Aktuell vertreten wir diese Forderung in diesem Haus
och allein. Inzwischen teilen aber 90 Prozent der Men-
chen diese Ansicht. Das sind die Menschen, deren Inte-
essen wir hier eigentlich zu vertreten haben.

Wir diskutieren heute aber auch über einen Gesetzent-
urf des Bundesrates; das wurde bereits angesprochen.
ieser hat den durchaus verräterischen Titel „Entwurf

ines Gesetzes zur Sicherstellung von Eisenbahninfra-
trukturqualität und Fernverkehrsangebot“. Der Börsen-
ang bedroht also die Infrastruktur und das Fernver-
ehrsangebot? Wen sollte das überraschen? In seinem
esetzentwurf benennt der Bundesrat auch gleich eine
lternative. Wie alle wissen, ist der Bundesrat beileibe
icht von den Linken dominiert. Als Alternative benennt
r den Verzicht auf die Kapitalprivatisierung der DB AG.
enau das ist die Alternative.


(Beifall bei der LINKEN)


Seit es darum geht, die Bahn kapitalmarktfähig zu
achen, erlebten wir in den letzten Jahren eine Ausdün-

ung des Fernverkehrsnetzes. Das muss durch den Ein-
atz von immer mehr Regionalzügen, die von den Län-
ern gestellt werden, kompensiert werden. Ganze
egionen wurden und werden vom Fernverkehr abge-

chnitten. Außerdem ist es zu zahlreichen und lauter
erdenden Klagen gekommen, unter anderem zu Klagen
er Verkehrsverbünde über den Zustand des Schienen-
etzes.

Daraus kann nur eine einzige Schlussfolgerung gezo-
en werden: Wo es um Rendite geht, bleibt die Mobilität
on Gütern und Menschen auf der Strecke.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ch möchte Ihnen das an einem Beispiel verdeutlichen:
er polnische Sejm beschloss kürzlich, Gelder für die
erbesserung der Eisenbahnfernverkehrsverbindungen
olen–Berlin und Polen–Dresden bereitzustellen. Die
B AG sperrte sich aber, da mit diesen Fernzügen keine
endite von 14 Prozent erzielt werden kann. Eine Rendi-
erwartung von 14 Prozent ist eine Renditeerwartung an

ogenannte innovative Finanzprodukte: an Swaps, Futures
nd all die Dinge, die die Mehrzahl von uns vor ein paar
ochen wahrscheinlich noch gar nicht kannte.


(Patrick Döring [FDP]: Von denen Sie nach wie vor nichts verstehen!)







(A) )



(B) )


Dorothée Menzner
Dies sind aber keine Renditen, die in der realen Wirt-
schaftswelt, in Industrie und Handel im Normalfall dau-
erhaft erzielt werden, schon gar nicht im Schienenperso-
nenfernverkehr.


(Patrick Döring [FDP]: Die Bahn macht mehr als Personenfernverkehr!)


Dies gilt auch im Hinblick auf die innovativen Finanz-
produkte.

In diesen Tagen wird Folgendes deutlich – wenn wir
nicht aufpassen, wird sich das bei der Bahn wiederho-
len –: Die Zeche zahlt letztendlich der Steuerzahler und
zahlen damit alle Menschen im Land.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Was denn für eine Zeche?)


Genau deswegen fordern wir die endgültige Absage des
Bahn-Börsengangs, die Wiederherstellung des Einflus-
ses des Eigentümers auf das Management der DB AG
und ihrer Tochterfirmen, ein flächendeckendes Verkehrs-
angebot, gerade in der Sparte Fernverkehr – das muss
gesetzlich verankert sein –,


(Beifall bei der LINKEN)


und nicht zuletzt faire Arbeitsbedingungen und Beschäf-
tigungssicherung für die Mitarbeiter der DB AG.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das macht weitere 10 Milliarden Euro!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618320700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
Drucksachen 16/9797, 16/9903, 16/10455 und 16/10525
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a und 8 b sowie
Zusatzpunkt 5 auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur steuerli-
chen Förderung der Mitarbeiterkapitalbeteili-
gung (Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetz)


– Drucksache 16/10531 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Dr. Thea Dückert, Margareta Wolf

(Frankfurt), Kerstin Andreae, weiterer Abgeord-

neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
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(C (D Partnerschaftliche Unternehmenskultur stärken – Mitarbeiterbeteiligung fördern – Drucksachen 16/2653, 16/4599 – Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Michael Fuchs P 5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Frank Schäffler, Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig Thiele, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Mitarbeiterbeteiligung – Eigenverantwortliche Vorsorge stärken – Drucksache 16/9337 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Arbeit und Soziales Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Die Ausspra he ist verkürzt worden, damit wir anschließend die Sonersitzungen der Fraktionen durchführen können. Ich itte, diese halbe Stunde noch mitzumachen und die ondersitzungen dann etwas verspätet einzuleiten. – Es ibt dagegen keinen Widerspruch. Dann ist das so bechlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Reder dem Parlamentarischen Staatssekretär Franz Thönnes as Wort. F Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eilhabe und Mitbestimmung sind wesentliche Elemente nserer sozialen Marktwirtschaft. Deshalb wollen wir ie Beteiligung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehern am Gewinn und am Kapital der Unternehmen in eutschland stärken. Hierzu haben die Koalitionspar eien ein gemeinsames Modell entwickelt, das wir jetzt it dem Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetz umsetzen ollen. Es gibt gute Gründe, das genau jetzt zu tun. Denn ir wollen erstens die Vermögensbeteiligung der Areitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland veressern. Wir wollen zweitens die Bindung zwischen den nternehmen und ihren Beschäftigten stärken. Das ist um Vorteil des Betriebes und zum Vorteil der Mitarbeierinnen und Mitarbeiter. Aktuelle empirische Studien eigen uns deutlich, dass gerade Unternehmen, die inovativer und produktiver sind, auch einen höheren Aneil an qualifizierten Beschäftigten haben. Gerade angeichts des demografischen Wandels wird es immer ichtiger, die kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitareiter im Unternehmen zu halten und eine gewisse nziehungskraft für neue Mitarbeiterinnen und Mitareiter zu erwirken. So gesehen kann dies zum Unterehmenserfolg beitragen. Ich will auch deutlich sagen: Die aktuelle Finanzarktkrise ist kein Argument gegen dieses Vorhaben. anz im Gegenteil: Schwierigkeiten auf den Kapital Parl. Staatssekretär Franz Thönnes märkten rufen geradezu danach, eine solide Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schaffen. Mit diesem Gesetz wird dazu beigetragen, dass dies für die Unternehmen sinnvoll und stabilisierend passiert. Hier geht es nicht um kurzfristige Spekulationen, sondern darum, längerfristige, nachhaltige Anlagen in den Unternehmen zu organisieren. Es geht um Nachhaltigkeit und nicht um den schnellen 5-Euro-Blick, dessen Konsequenzen wir in den letzten Wochen leidvoll erlebt haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1618320800




(A) )


(B) )


Eine Herausforderung liegt darin, dass uns manche
Länder in Europa und anderswo weit voraus sind. Dort ist
die Unternehmensbeteiligung viel stärker verbreitet.
Quoten von 15 bis 30 Prozent der Betriebe, die diese
Form der Beteiligung anbieten, sind keine Seltenheit; in
Großbritannien sind es 30 Prozent der Betriebe. Deutsch-
land hinkt da hinterher. Bei uns bieten bislang nur
2 Prozent der Betriebe ihren Mitarbeiterinnen und Mitar-
beitern Beteiligungen an. Das muss mehr werden. Aber
wir wissen auch, woran das gelegen hat. Die Zurückhal-
tung hat damit zu tun, dass es in anderen Ländern bessere
Beteiligungswerte gibt, die mit Vergünstigungen bei der
Besteuerung und bei den Abgaben einhergehen, und dass
es bislang gerade für die in Deutschland weit verbreitete
Form der Personenunternehmen manchmal schwierig
und mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden gewesen
ist, eine vernünftige Mitarbeiterbeteiligung zu organisie-
ren.

Hier setzen wir an. Wir wollen, dass die Mitarbeiter-
beteiligung auch für kleine und mittlere Betriebe attrak-
tiv wird und dass es unbürokratisch angegangen werden
kann. Deshalb machen wir erstens die vermögenswirksa-
men Leistungen mit Blick auf die Mitarbeiterbeteiligung
attraktiver, erhöhen die Sparzulage für Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer von 18 auf 20 Prozent und die
Einkommensgrenze von 7 900 Euro auf 35 800 Euro.
Zweitens bleiben Mitarbeiterbeteiligungen bis zu einer
Höhe von 360 Euro – bislang waren es nur 135 Euro –
künftig steuer- und abgabenfrei.

Neben der direkten Beteiligung werden zukünftig Be-
teiligungen an einem Mitarbeiterbeteiligungssonderver-
mögen, einem speziellen Fonds, gefördert. Bei diesem
Fonds muss ein Rückfluss in die beteiligten Unterneh-
men in Höhe von 75 Prozent garantiert werden. Wir wol-
len natürlich Mitnahmeeffekte ausschließen. Vor diesem
Hintergrund wird die Begünstigung nur dann gewährt,
wenn die Beteiligung zusätzlich zum ohnehin geschulde-
ten Arbeitslohn aus freiwilligen Leistungen des Arbeit-
gebers gewährt wird. Sie darf nicht auf bestehende oder
künftige Ansprüche angerechnet werden. Das heißt, Ent-
geltumwandlungen sind ausgeschlossen. Mit dieser Be-
schränkung vermeiden wir auch – das war ja immer ein
bisschen das befürchtete Risiko –, dass der Ausbau der
Mitarbeiterbeteiligung zu einer Konkurrenz für den Auf-
bau der privaten oder betrieblichen Altersvorsorge wird.
Das wird hiermit ausgeschlossen.

Unser Ziel ist es also, mit dem Gesetzentwurf zu er-
reichen, dass sich gut eine Million Menschen mehr in

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(C (D ukunft an ihren Unternehmen beteiligt. Beide Seiten önnen davon profitieren. Das kann eine gute Win-winituation sein: für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitehmer, weil sie neben dem Tariflohn eine Beteiligung n ihrem Unternehmen haben und auch von den Unterehmensgewinnen profitieren können, und für die Unernehmen, weil sie von motivierten Mitarbeiterinnen nd Mitarbeitern sowie einer erhöhten Eigenkapitalaustattung profitieren können. Lassen Sie uns gemeinsam die Entscheidung für eien weiteren Mosaikstein zur sozialen Marktwirtschaft, ür eine bessere Mitarbeiterinnenund Mitarbeiterbeteiigung in den deutschen Unternehmen, treffen. Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt der Kollege Frank Schäffler von er FDP-Fraktion. (Beifall bei der FDP – Heinz-Peter Haustein [FDP]: Ein guter Mann!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1618320900


Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1618321000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Mitarbeiterbeteiligung kann eine gute Sache sein.
as Vorhaben der Bundesregierung ist aber alles andere

ls ein Meilenstein der sozialen Marktwirtschaft. Wieder
erden durch neue Subventionen Fehlanreize gesetzt,
nd über Risiken wird hinweggetäuscht. Ihr Vorschlag
st deshalb unsystematisch, widersprüchlich und letztlich
uch wirkungslos.

Sie wollen beispielsweise den steuer- und sozialversi-
herungsfreien Höchstbetrag für Kapitalbeteiligungen
nheben, obwohl die Entwicklung bei den Alters-
inkünften in Deutschland hin zu einer nachgelagerten
esteuerung geht. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass
ie deutschen Arbeitnehmer zu einem Heer von Kapita-
isten werden, nur weil der steuer- und sozialversiche-
ungsfreie Höchstbetrag für Kapitalbeteiligungen – Herr
taatssekretär, Sie haben das gerade selbst erwähnt – auf
60 Euro im Jahr angehoben wird. Außerdem werden
ie staatlichen Zulagen im Zuge der Abgeltungsteuer ab
em nächsten Jahr sowieso gekürzt.


(Beifall bei der FDP)


Zudem ist der Förderweg falsch. Wenn Mitarbeiterbe-
eiligungen sowohl in der Ansparphase als auch in der
ntnahmephase steuer- und sozialversicherungsfrei ge-
tellt werden, dann kommt es unweigerlich zur Kanniba-
isierung der klassischen Formen der betrieblichen Al-
ersvorsorge;


(Beifall bei der FDP)


enn sie müssen zumindest in der Entnahmephase ver-
teuert werden.

Besser wäre es, die Mitarbeiterbeteiligung nicht iso-
iert zu betrachten, sondern sie mit dem Ziel der betrieb-
ichen Altersvorsorge ordentlich abzustimmen; das for-
ern wir in unserem vorliegenden Antrag. Ein wirklicher






(A) )



(B) )


Frank Schäffler
Meilenstein wäre es, die weitgehend künstliche Tren-
nung zwischen betrieblicher Altersvorsorge und Mitar-
beiterbeteiligung aufzuheben und für beide Formen glei-
che Förderwege festzulegen.


(Beifall bei der FDP)


Stattdessen bauen Sie den Gemischtwarenladen der
Förderwege immer weiter aus und nehmen zusätzlich
Änderungen bei den vermögenswirksamen Leistungen
und beim Kreis der Berechtigten vor. Auch dies geht an
der Wirklichkeit vorbei. Seit Jahren verliert die Förde-
rung vermögenswirksamer Leistungen in den Betrieben
zunehmend an Bedeutung. Diese Leistung muss voll
versteuert und verbeitragt werden. Deshalb wäre es ver-
nünftig, dieses Geld lieber zur Förderung der betriebli-
chen Altersvorsorge zu verwenden. Wir meinen, dass für
die betriebliche Altersvorsorge und für die Beteiligung
der Mitarbeiter am Produktivvermögen künftig die glei-
chen steuerlichen und sozialrechtlichen Förderungen
gelten sollten.


(Beifall bei der FDP)


Wir wollen den Widerspruch, der aufgrund der unter-
schiedlichen Förderwege besteht, auflösen und das Sys-
tem verständlicher machen. Zu diesem Zweck schlagen
wir die Einführung eines Altersvorsorgekontos vor; un-
ser Entwurf liegt Ihnen vor. Für die Einzahlungen auf
dieses Konto, das ein zertifizierter Sparvertrag zwischen
dem Altersvorsorgesparer und einem Produktanbieter
sein soll, haben wir eine Gewinnbeteiligung der Mitar-
beiter, der Arbeitnehmer im Auge, die Sie in Ihrem Mo-
dell völlig außen vor lassen.

Eine echte Gewinnbeteiligung in Form von Er-
folgsprämien ist deutlich vielversprechender als die
Zwangsjacke, die Sie den Arbeitgebern und Arbeitneh-
mern durch die ausschließliche Förderung der Kapitalan-
teile anlegen wollen. Die Gewinne kann jeder im Rah-
men eines Altersvorsorgekontos dort anlegen, wo er
entweder die höchste Rendite oder das niedrigste Risiko
sieht, wenn er will, auch im eigenen Unternehmen.

Nach unserem Konzept wäre die Förderung wie bei
den anderen Durchführungswegen der betrieblichen Al-
tersvorsorge auf 4 Prozent der Beitragsbemessungs-
grenze in der gesetzlichen Rentenversicherung be-
schränkt. Gespart würde aus unversteuertem, nicht mit
Sozialbeiträgen belastetem Einkommen. In der Auszah-
lungsphase wäre das dann zu versteuernde Kapital ab ei-
nem Alter von 60 Jahren frei verfügbar.

Dies scheint uns ein vernünftiger Weg zu sein, um die
Differenz zwischen der Mitarbeiterbeteiligung, dem,
was die betriebliche Altersvorsorge leistet, und dem Ka-
pital, das der Arbeitnehmer für seine Altersvorsorge
langfristig aufbauen muss, zu verringern. Ich glaube, un-
ser Weg ist für viele Arbeitnehmer der attraktivere, und
Ihr Weg führt eigentlich zu einer Altersarmut, die wir
alle hoffentlich nicht wollen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Klaus-Peter Flosbach von er CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In er ersten Lesung beschäftigen wir uns heute mit einem esetz, das die Beschäftigten von Unternehmen in eine age versetzt, sich stärker am Kapital des Unternehmens möglichst am eigenen Unternehmen – zu beteiligen. udwig Erhard hat einmal von einer „Gesellschaft von eilhabern“ gesprochen, und wir in der Koalition nehen dieses Thema auf und wollen gerade das Angebot er Mitarbeiterbeteiligung ausbauen. Bisher sind es erst 2 Millionen Arbeitnehmer, die sich n ihrem eigenen Unternehmen beteiligen können, obohl es bereits viele Formen der Beteiligung gibt, so eispielsweise Belegschaftsaktien, Genussscheine, Mitrbeiterdarlehen oder auch stille Beteiligungen. Wir wolen – und das ist der Unterschied zur FDP – diese Mitareiterbeteiligung weiter ausbauen, ie aber nicht – und dies schreibt die FDP in ihrem Anrag – in die betriebliche Altersversorgung einbauen, und war in Höhe von bis zu 4 Prozent der Beitragsbemesungsgrenze. Wir nehmen 229 Millionen Euro in die and, um die Arbeitnehmer zusätzlich an den Unternehen zu beteiligen. Lassen Sie mich kurz auf die geplanten Maßnahmen ingehen. Ein wichtiger Schritt ist die Anhebung der öchstbeträge, die das Unternehmen den Arbeitnehmern reiwillig und zusätzlich zum Gehalt überlassen kann. iese Beträge sind steuerund sozialversicherungsfrei. ir heben diesen Betrag in der Tat deutlich von 135 auf 60 Euro jährlich an, und wir werden auch die bisherien Anlageformen in den Bestandsschutz aufnehmen. Jetzt möchten wir aber auch die Fördermöglichkeit uf Beteiligungen über sogenannte Mitarbeiterbeteiliungsfonds ausdehnen. Was heißt das? – Wir kennen im runde bisher die unmittelbare Beteiligung des Arbeitehmers am Unternehmen. Wir haben allerdings die Erahrung gemacht, dass bisher viele kleine und mittlere nternehmen kaum die Möglichkeit haben, ihre Mitareiter an ihrem Erfolg teilhaben zu lassen. Wir nutzen etzt die professionellen Anlagemöglichkeiten in diesen onds, die auch für Mitarbeiter kleiner und mittlerer Un ernehmen als Hilfsmittel zur Beteiligung angeboten erden. Für die Mitarbeiter hat diese Anlageform positive Asekte, bietet sie doch eine höhere Risikostreuung gegenber einer Direktanlage, und sie eröffnet gute Renitechancen. Nun mag man hier kritisieren, dass durch ine eher indirekte Fondsbeteiligung die Bindung an das nternehmen beziehungsweise die Identifikation mit em eigenen Unternehmen eher gering ist. Dem kann an jedoch entgegenhalten, dass die Vorteile durch eine reitere Risikostreuung und eine professionelle Fondserwaltung überwiegen. Klaus-Peter Flosbach Problematisch sehe ich allerdings die etwas starren Anlagegrenzen, die dieses Gesetz vorgibt. Die Fonds müssen garantieren, dass 75 Prozent der eingezahlten Gelder der Arbeitnehmer wieder in die beteiligten Unternehmen zurückfließen. Die Frage ist erstens, ob der Handlungsspielraum groß genug ist, um eine breite Risikostreuung vorzunehmen. Und zweitens ist zu prüfen, ob die Anlageexperten überhaupt genügend Anlagemöglichkeiten finden. Wir müssen die Frage stellen: Benötigen die beteiligten Unternehmen überhaupt Kapital, und fordern sie dieses Kapital überhaupt an? Entscheidend ist auch die Frage, ob sich die Fonds kleinen und mittleren Unternehmen zuwenden, sodass auch mittlere Personengesellschaften in den Genuss des neuen Eigenkapitals kommen können. Die 75-ProzentGrenze sollte meines Erachtens also etwas flexibler sein und eher eine Richtschnur darstellen. Wir kennen das von der Riesterund der Rürup-Rente: Auch hier brauchen wir eine Anlaufphase, und die Erfahrungen haben gezeigt, dass die angepeilte Zweijahresfrist eher zu knapp bemessen ist. Wir werden auch die Forderung diskutieren – das sage ich in Richtung der FDP –, ob das in die betriebliche Altersvorsorge integriert werden sollte. Schließlich gibt es fünf Wege der betrieblichen Altersvorsorge. Wir verzeichnen auch große Erfolge. Denn inzwischen nutzen 17 Millionen Mitarbeiter die betriebliche Altersvorsorge. Die Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg ist keine Wunderwaffe oder ein Allheilmittel, und sie ist auch nicht ohne Risiken. Denn sie ist vom Erfolg des Unternehmens abhängig, und dieser kann natürlich schwanken. Außerdem gibt es natürlich immer noch ein Kursund Insolvenzrisiko, wie es in der freien Wirtschaft auch üblich ist. Wegen der verkürzten Redezeit möchte ich zum Abschluss kommen. Zusammenfassend sehe ich, dass wir mit diesem Gesetzesvorhaben auf dem richtigen Weg in die richtige Richtung sind. Ich wünsche uns allen ein gutes Gelingen bei den weiteren Verhandlungen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618321100
Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1618321200

(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618321300

Das Wort hat der Kollege Dr. Herbert Schui von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Herbert Schui (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618321400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Durch das

Gesetz sollen nicht nur die Leistungsbereitschaft und das
Verantwortungsbewusstsein der Arbeitnehmer gefördert
werden, sondern, mehr noch, die abhängig Beschäftigten
sollen auch einen fairen Anteil am Erfolg des Unterneh-
mens erhalten. Die Mitarbeiterbeteiligung sei ein Gebot
der sozialen Gerechtigkeit. Die Beschäftigten sollen am
Ertrag der Volkswirtschaft gerecht und ausgewogen teil-

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(C (D aben. Das Ziel ist auch die soziale Sicherung der Areitnehmer. (Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Sehr gutes Ziel!)


Das finde ich auch. Warten Sie ab.

Die Bundesregierung nimmt sich mit ihrem Gesetz-
ntwurf natürlich eine ganze Menge vor. In der Begrün-
ung des Gesetzentwurfs wird zwar ausdrücklich gesagt,
ass der Lohnanteil am Volkseinkommen von 2000 bis
007 sehr deutlich gefallen ist, nicht ausgedrückt wird
ber natürlich, dass 135 Milliarden Euro weniger Lohn
ezahlt werden, als dies der Fall wäre, wenn es die
ohnquote aus dem Jahre 2000 gäbe.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Richtig!)


Die Frage, die man nun stellen muss, lautet: Kann
an durch eine jährliche Sparzulage von 8 Euro und al-

erlei Möglichkeiten, die Unternehmer zu animieren, den
itarbeitern einen kleinen Aktienbetrag zu schenken,

ie Verteilungsgerechtigkeit, die uns durch die fehlenden
35 Milliarden Euro verloren gegangen ist, wieder zu-
ückgewinnen? Ich zweifele sehr daran.

Wie wollen Sie die soziale Gerechtigkeit durch ein
olches Gesetz fördern? Wie halten Sie es denn mit
artz IV? Ist das sozial gerecht? Wird das in irgendeiner
eise durch diese geplante Gesetzgebung beeinflusst?
ie sieht es mit dem Gesundheitsfonds aus? Wie steht

s mit der Rente mit 67? Dazu sagen Sie nichts, obwohl
it dem Gesetz natürlich soziale Gerechtigkeit herge-

tellt werden soll.

Hier ist also ein Umdenken nötig, aber kein Umden-
en in Ihrem Sinne. Eine andere Politik muss her. Wir,
ie Linke, fordern das schon seit langem. Verteilungsge-
echtigkeit wird man durch solche leichten kosmetischen

aßnahmen nicht herstellen können.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir schon über Mitarbeiterbeteiligung reden,
ann muss klar sein, dass die Mitarbeiterbeteiligung so
eit gehen muss, dass die Unternehmenspolitik beein-

lusst und mitbestimmt werden kann, zumindest dann,
enn es um Betriebsschließungen, Betriebsverlagerun-
en und vieles andere mehr geht.


(Beifall bei der LINKEN)


ann hätte eine Mitarbeiterbeteiligung in der Tat einen
inn. Das ist auch das, was von unserem Vorsitzenden
skar Lafontaine bereits wiederholt vorgetragen worden
t.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit dem Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetz wollen
ie es nun richten. Die Unternehmen können Anteile in
öhe von 350 Euro im Jahr steuer- und abgabenfrei ver-

chenken. Dies soll also nicht versteuert und auch nicht
it Abgaben belegt werden. Glauben Sie aber ange-

ichts der Erfahrungen, die wir mit den Lohntarifver-
andlungen gemacht haben, im Ernst, dass die Unter-
ehmen solche Anteile in nennenswertem Umfang






(A) )



(B) )


Dr. Herbert Schui
verschenken werden? So etwas ist doch gar nicht zu er-
warten.

Der Staat zahlt 8 Euro Sparzulage, wenn Unterneh-
mensanteile von den abhängig Beschäftigten erworben
werden. Fragen Sie sich doch einmal, wer überhaupt
sparen kann. Gespart wird gegenwärtig dann, wenn ein
Haushalt ein Nettoeinkommen von mehr als rund 20 000
Euro im Jahr hat. Erst dann ist der Haushalt überhaupt in
der Lage, zu sparen. Ich habe diese Zahlen aus dem Mi-
krozensus von 2003 hochgerechnet. Neuere Zahlen lie-
gen – wahrscheinlich aufgrund des Bürokratieabbaus –
nicht vor.


(Zuruf von der CDU/CSU: Selbst hochgerechnet?)


– Wo landen Sie? Bei 20 000 Euro?


(Zuruf von der CDU/CSU: Haben Sie selbst hochgerechnet?)


Haben Sie sich angesichts der niedrigen Einkommen
schon einmal überlegt, wie viele Menschen in den Ge-
nuss dieser Prämie kommen können? Wenn wir das Spa-
ren fördern wollen, dann setzt das zunächst ein Einkom-
men voraus, das hoch genug ist, um etwas sparen zu
können.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618321500

Herr Kollege Schui, kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. Herbert Schui (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618321600

Gerne. – Sie können einige Signale setzen. Sie kön-

nen vor allen Dingen endlich den gesetzlichen Mindest-
lohn in einer Höhe von rund 8,50 Euro beschließen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Das wäre ein erstes Signal, um zu mehr Einkommen und
damit überhaupt zu der Möglichkeit zu kommen, zu spa-
ren. Wir sind nicht gegen eine Sparzulage. Aber bevor
eine Sparzulage gezahlt wird, muss durch ein höheres
Einkommen die Möglichkeit bestehen, zu sparen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618321700

Das Wort hat die Kollegin Dr. Thea Dückert vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618321800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Selbstver-

ständlich macht es Sinn – wir Grüne sind Verfechter die-
ser Idee –, mehr Mitarbeiterbeteiligung in den Unterneh-
men durchzusetzen. Es ist ein Jammer, dass wir in
Deutschland nur bei etwa 2 Prozent Beteiligungsquote
liegen. Andere Länder haben das besser geregelt.

Das ist übrigens der Grund, warum wir schon vor
zwei Jahren einen entsprechenden Antrag im Bundestag
eingebracht haben. Er steht – anders als Ihr Antrag, der
heute zur ersten Beratung vorliegt – heute zur Abstim-
mung. Ich fordere Sie auf, unserem Antrag näherzutre-

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(C (D en, weil wir damit sehr viel schneller und auch zielgeauer zu dem von uns allen angestrebten Ziel kommen: u mehr Mitarbeiterbeteiligung in Unternehmen. Es geht nicht um ein Finanzanlageprodukt, als das Sie s behandeln, sondern um eine andere Art von Unternehenskultur. Ich halte es für ein sehr riskantes Vorgehen, as Sie den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auch noch mit Steuergeldern subventioniert – antra en. Ich werde das gleich an zwei Punkten verdeutlihen. Vorab möchte ich eine Bemerkung an Herrn Thönnes ichten. Ich finde es in diesem Zusammenhang probleatisch, wenn Sie in Ihrer Argumentation behaupten, ass beispielsweise der von Ihnen vorgeschlagene Branhenfonds keine Konkurrenz zur privaten Altersvorsorge arstellen soll. Das ist falsch. Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer können jeden Euro nur einmal ausgeben. erade aus diesem Grunde steht das von Ihnen vorge tellte Produkt in definitiver Konkurrenz zur privaten ltersvorsorge. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Frank Schäffler [FDP])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über die
nsicherheit der Menschen und die Fehlinformationen
ber Anlageprodukte konnten wir im Nachhinein froh
ein, dass wir beispielsweise mit der Riester-Rente oder
uch mit betrieblichen Altersvorsorgeformen Produkte
efunden und mit Rahmenbedingungen versehen haben,
ie einigermaßen sicher sind. Sie wollen jetzt einen an-
eren Weg in Konkurrenz dazu vorschlagen. Das finde
ch – milde ausgedrückt – hoch problematisch.

Sie schlagen zwei Wege vor. Der erste Weg ist die
irekte Beteiligung, zum Beispiel über Aktien. Dass das
ine direkte Beteiligung ist, ist richtig. Sie springen aber
n dieser Stelle zu kurz, weil Sie nicht thematisieren,
ass Menschen, die ihren Arbeitsplatz in einem Unter-
ehmen haben, an dem sie sich dann auch noch beteili-
en, ein doppeltes Risiko eingehen. Wenn nämlich die
nsolvenz ansteht, dann verlieren sie ihren Arbeitsplatz
nd ihr eingesetztes Geld. Darauf müssen wir eine Ant-
ort finden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir schlagen in unserem Antrag beispielsweise eine In-
olvenzsicherung vor. Da ist in Ihrem Antrag Fehlan-
eige.

Als zweiten Weg schlagen Sie das neue Konstrukt des
ranchenfonds vor. Er ist in dreifacher Hinsicht zum
cheitern verurteilt. Erstens ist er nicht sicher. Sie wer-
en in einer Branche nur eine begrenzte Anzahl von Un-
ernehmen finden, die dem Fonds beitritt. Dadurch ent-
teht eine Risikohäufung. Das Geld wird nur in den
nternehmen in diesen Branchen eingesetzt. Ich finde,
ie sollten sich zum aktuellen Zeitpunkt zu Gemüte füh-
en, was der Zentrale Kreditausschuss dazu gesagt hat.
r hat eindeutig festgestellt, dass diese Fondskategorie
efinitiv ein weitaus größeres Kapitalmarktrisiko auf-
eist als herkömmliche Aktienfonds. Das muss man






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert
sich gerade zum heutigen Zeitpunkt zu Gemüte führen.
Ich finde, es ist unredlich, Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmern so etwas vorzuschlagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Zweitens. Dieser Branchenfonds ist unrentabel. Zwei
Drittel des Geldes müssen in dem entsprechenden Be-
reich bleiben. Selbst wenn der Fondsmanager der Mei-
nung ist, dass eine bestimmte Branche auf einem abstei-
genden Ast ist, wird das Geld weiterhin dort investiert.
Das ist eine dumme Anlageform. Ich würde niemandem
raten, sein Geld dort zu lassen.

Drittens. Wenn die Arbeitnehmer ihr Geld erst einmal
dort investiert haben, können sie es nicht schnell heraus-
holen. Sie müssen sieben Jahre warten, um an das Geld
zu kommen. So lange ist es festgelegt. Es ist nicht red-
lich, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern so etwas
vorzuschlagen.

Ich komme zum Schluss. Ich möchte Ihnen ein Zitat
Ihres Kollegen Bartholomäus Kalb von der Union aus
der Finanzdebatte in der letzten Woche zu Gemüte füh-
ren. Er hat gesagt:

Man kann nur staunen, welche Finanzprodukte mit
welchen Kunstnamen von wem auf den Markt ge-
bracht worden sind.

Ich kann nur staunen, dass die Bundesregierung jetzt
ein neues, riskantes Finanzprodukt mit dem Namen
„Mitarbeiterbeteiligungssondervermögen“ auf den
Markt bringen will. Nehmen Sie Abstand davon! Stim-
men Sie unserem Antrag zu! Dann sind Sie auf der si-
cheren Seite.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618321900

Das Wort hat jetzt der Kollege Jörg-Otto Spiller von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1618322000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Kollegin Dückert, Sie haben vergessen, et-
was über Ihren eigenen Antrag zu sagen.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe gekürzte Redezeit gehabt!)


In diesem steht leider gar nichts. Er enthält nur heiße
Luft.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das ist ja ein Ding!)


Ihr Antrag besteht nur aus der Aufforderung, die Bun-
desregierung möge sich etwas einfallen lassen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das ist ein bisschen wenig!)


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(C (D ie solle fördern sowie bei Unternehmen und Sozialpartern werben. Aber zu einer konkreten Ausgestaltung saen Sie nichts. Es ist nur heiße Luft. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da steht etwas über Bürgschaftsbanken, über KfW-Programme!)


Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf vorge-
egt, der auf den Eckpunkten basiert, den die Koalitions-
raktionen erarbeitet haben. Wir starten nach einer lan-
en Pause wieder einen Vorstoß bei einem alten Thema.
ast so lange wie die Bundesrepublik existiert, ist das
in Thema. Im Vergleich zu anderen europäischen Län-
ern ist die Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Ar-
eitnehmer am Produktivkapital in der Bundesrepublik
eutschland eher bescheiden; darauf wurde schon hin-
ewiesen. Die Beteiligung an den Unternehmensgewin-
en ist etwas höher. Aber nach wie vor sind nur drei Pro-
ent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an dem
roduktivvermögen in der Bundesrepublik beteiligt.
eistens handelt es sich dabei um relativ gut bezahlte

nd qualifizierte Angestellte.

Mit unserem vorliegenden Gesetzentwurf unterneh-
en wir einen neuen Vorstoß. Ich unterstreiche: Es han-

elt sich dabei nicht um einen Ersatz leistungsgerechter
ezahlung. Vielmehr soll es zusätzlich zu dem Lohn
zw. dem Gehalt, auf das jeder Anspruch hat, eine Betei-
igung am Unternehmenskapital oder an einem bran-
henspezifischen Fonds geben. Da es sich nicht um eine
ntgeltumwandlung handelt, gibt es keine Konkurrenz
ur Altersversorgung, Herr Schäffler. Diese Möglichkeit
oll allen Mitarbeitern eröffnet werden, nicht nur den be-
onders gut qualifizierten. Das geschieht am besten
urch eine Betriebsvereinbarung.

Wir haben in der Koalition lange beraten, wie wir da-
it umgehen, weil wir mehrere Motive und Zielrichtun-

en haben. Natürlich gibt es auch eine Reihe von guten
eispielen in Deutschland, die zeigen, dass kleine und
ittlere Unternehmen es schaffen, ihre Mitarbeiter zu

eteiligen. Für die meisten Unternehmen ist das aber
ompliziert. Es ist auch verwaltungsmäßig und rechtlich
mständlich. Außerdem ist das Risiko für die Arbeitneh-
er relativ hoch. Deswegen haben wir beide Wege ge-

ffnet, nämlich die direkte Beteiligung an dem Unter-
ehmen, in dem die Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer beschäftigt sind, und den Fonds, bei dem

ine Risikostreuung möglich ist.

Herr Schäffler, Sie haben ganz ähnlich wie ängstliche
unktionäre der Arbeitgeberverbände argumentiert. Die
aben das schon immer abgelehnt, weil sie Angst haben,
ass ihnen irgendjemand vielleicht hineinreden könnte.
it solchen Ängsten muss man leben können. Ich bin

berzeugt davon, dass das ein Vorstoß für erfolgreiche
rbeitnehmer und für erfolgreiche Arbeitgeber sein
ird. Die Erfolge der beiden Seiten schließen einander
icht aus. Alle können davon profitieren. Wir werden
och Einzelheiten zu beraten haben, aber wir haben ei-
en guten Gesetzentwurf.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618322100

Als letztem Redner vor der Unterbrechung der Sit-

zung erteile ich dem Kollegen Gerald Weiß von der
CDU/CSU-Fraktion das Wort.

Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Herr Schui von den Linken, wenn
Sie uns gelobt hätten, dann hätten wir etwas falsch ge-
macht. Die Linken können doch mit einem Ansatz, der
das persönliche Miteigentum der Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer am Produktivkapital ein Stück weit
befördert, mit Privateigentum, persönlicher Unabhängig-
keit und Autonomie durch Eigentum nichts anfangen.
Deshalb bin ich mit Ihnen jetzt schon fertig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mit der FDP will ich mich gleich auseinandersetzen.
Ich wende mich zuerst – der Beitrag verdient es, glaube
ich – Frau Dückert zu. Wenn Sie sagen, wir sollten Ih-
rem Antrag folgen, dann muss ich allerdings mit dem
Kollegen Spiller sagen, wobei ich den Antrag etwas po-
sitiver als er bewerte: Der Analyseteil, der Grundsatzteil
ist in Ordnung. Aber wenn man dann gespannt auf den
Handlungsteil schaut,


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Subvention mit Steuergeldern halten wir gar nicht für nötig! Das ist kein Subventionsprogramm!)


dann stellt man fest, dass außer Prüfbitten und Werben
nichts vorkommt. Es findet sich nichts Konkretes darin.
Da waren Sie vor Jahren schon einmal weiter. Die FDP
war übrigens viel weiter.

Ich will auf die drei Oppositionsredner eingehen, weil
sie als Problem die Konkurrenz zur betrieblichen Alters-
versorgung erwähnt haben. Eigentlich hat der Kollege
Spiller das eben schon abgearbeitet. Ich will es aber
– zum Mitschreiben – noch einmal sagen. Der Motor des
Erfolgs und der neuerlichen Blüte der betrieblichen Al-
tersversorgung ist die Entgeltumwandlung, die wir fort-
gesetzt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das, was wir jetzt in der Vermögensbildung machen, ist
Förderung on top. Wenn ein Arbeitgeber etwas zusätz-
lich macht – dafür setzen wir Anreize –, fördern wir das
durch verbesserte Rahmenbedingungen. Wir wollen
mehr Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer am Produktivkapital durch verbesserte Anreize.
Frau Dückert, was heißt doppeltes Risiko? Sie können
gesellschaftsrechtliche Beteiligungen in der Tat nicht ab-
sichern, aber Sie können schuldrechtliche Beteiligungs-
formen absichern. Arbeitnehmer und Arbeitgeber kön-
nen sich dann – das müssen wir ihnen zutrauen –
entscheiden, ob sie mehr Risiko und mehr Rendite oder

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(C (D ehr Sicherheit und weniger Rendite wählen, ob sie den icheren Weg gehen, der à la longue etwas mehr Ertrag erspricht, oder nicht. Ich kann doch dem Arbeitnehmer utrauen, zwischen zwei Wegen wählen zu können. Ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind und ass wir die Einkommensund Vermögensverteilung in er Bundesrepublik dadurch, dass wir die Arbeitnehmerchaft stärker am Eigentum an Produktivkapital beteilien, tatsächlich à la longue verbessern können. Wir müsen sie verbessern. Eine Gesellschaft, in der sich die Einkommensund ermögensverteilung immer mehr spreizen, wird Un rieden ernten. Wir wollen eine Gesellschaft der Freiheit, es friedvollen Umgangs und der Verteilungsgerechtigeit. Deshalb ist der Ansatz, den die Regierung gewählt at, richtig. Vielleicht können wir diesen Gesetzentwurf, en wir für gut erachten, in der parlamentarischen Beraung an der einen oder anderen Stelle noch verbessern. r ist jedenfalls eine sehr gute Grundlage. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 16/10531 und 16/9337 an die in der agesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. – ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ind die Überweisungen so beschlossen. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auschusses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel Partnerschaftliche Unternehmenskultur stärken – Mitrbeiterbeteiligung fördern“. Der Ausschuss empfiehlt in einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/4599, en Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf rucksache 16/2653 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen und der Fraktion Die Linke bei egenstimmen von Bündnis 90/Die Grünen und Enthal ung der FDP-Fraktion angenommen. Interfraktionell ist vereinbart worden, die Sitzung zu nterbrechen. Der Wiederbeginn der Sitzung wird rechteitig durch Klingelsignal angekündigt. Die Unterbrehung dürfte etwa eine Stunde dauern. Die Fraktionen erden sich verständigen, wann wir hier wieder zusamentreten werden. Die Sitzung ist unterbrochen. Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Vizepräsidentin Petra Pau Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dirk Niebel, Dr. Heinrich L. Kolb, Jens Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Arbeitsmarktinstrumente auf effiziente Maßnahmen konzentrieren – Drucksache 16/9093 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Haushaltsausschuss Zu diesem Punkt war eine Debatte von einer halben Stunde vorgesehen. Inzwischen haben wir uns darauf verständigt, dass der Kollege Dirk Niebel für die FDPFraktion, der Kollege Stefan Müller für die Unionsfraktion1)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618322200

(Unterbrechung von 18.16 bis 20.21 Uhr)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618322300




(A) )


(B) )

LINKE, die Kollegin Gabriele Lösekrug-Möller für die
SPD-Fraktion und die Kollegin Brigitte Pothmer für die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ihre Reden zu Proto-
koll geben.2) – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ver-
fahren wir so.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/9093 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 10 sowie den
Zusatzpunkt 6 auf:

10 Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Be-
schleunigung des Ausbaus der Höchstspan-
nungsnetze

– Drucksache 16/10491 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Josef Fell, Kerstin Andreae, Bärbel Höhn, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Stromnetze zukunftsfähig ausbauen

– Drucksache 16/10590 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

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1) Der Redebeitrag lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor und wird
im Plenarprotokoll der 184. Sitzung abgedruckt.

2) Anlage 7

(C (D Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Parlaentarische Staatssekretär Peter Hintze. (Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Ich denke, der ist in Brüssel!)


P
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1618322400


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eutschland braucht leistungsfähige, moderne und

ffiziente Stromnetze. Dabei ist das Höchstspannungs-
bertragungsnetz das Rückgrat unserer Elektrizitätsver-
orgung. Dieses Netz steht vor besonderen Herausforde-
ungen. Die erneuerbaren Energien werden massiv aus-
ebaut – dies gilt insbesondere für die Windenergie –, und
eue konventionelle Kraftwerke werden gebaut. Der
roßteil der Windenergieanlagen und der neuen konven-

ionellen Kraftwerke wird im Norden Deutschlands er-
ichtet; der Strom wird allerdings im Wesentlichen im

esten und im Süden verbraucht. Deshalb ist dem Land
iedersachsen ein klarer Dank für die Bereitschaft aus-

usprechen, einen so großen Anteil an der nationalen
ufgabe Energieversorgung zu übernehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ch bitte Herrn Ministerpräsidenten Wulff, der heute zu
einer Freude hier auf der Bundesratsbank anwesend

st, diesen Dank mit nach Niedersachsen zu nehmen.
ns ist klar, dass das für das Land eine Belastung ist und

egional immer wieder zu Diskussionen führt. Auf der
nderen Seite macht es den Bund aus, dass man Lasten
emeinsam trägt, Aufgaben gemeinsam schultert und
usammen nach einem Weg sucht, der von allen akzep-
iert werden kann.

Allein für die Integration der Windenergie brauchen
ir nach den Berechnungen der Deutschen Energie-
gentur 850 Kilometer neue Leitungen, und zwar ver-
leichsweise schnell, nämlich bis zum Jahr 2015. Auch
ie Europäische Union hat in ihren Leitlinien für die
ranseuropäischen Energienetze einen erheblichen und
ringenden Ausbaubedarf ermittelt.

Heute dauert es von der Planung bis zur Errichtung
iner Höchstspannungsleitung oft zehn Jahre. Das ist
indeutig zu lang. Wir wollen und müssen das abkürzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Nur die SPD klatscht nicht!)


entrales Ziel des Regierungsentwurfs ist deshalb die
eschleunigung der Planungs- und Genehmigungsver-

ahren für den Bau wichtiger Höchstspannungsleitungen.
ernstück des Gesetzentwurfs ist ein Energieleitungs-

usbaugesetz. Darin wird die energiewirtschaftliche Not-
endigkeit für 24 vordringliche Leitungsbauvorhaben
erbindlich festgestellt. Damit steht das Ob dieser Vorha-
en fest, und die Planungs- und Genehmigungsbehörden
ürfen die energiewirtschaftliche Notwendigkeit nicht
ehr prüfen. Durch den Wegfall des damit verbundenen
eitaufwands gewinnen wir wertvolle Zeit. Für die vor-
ringlichen Vorhaben gilt ferner ein beschleunigtes Plan-
eststellungsverfahren. Wichtig ist auch, dass bei den
ordringlichen Vorhaben der Rechtsweg auf eine Instanz






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Peter Hintze
verkürzt wird. Das Bundesverwaltungsgericht wird als
erste und letzte Instanz zuständig sein.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Es gibt einen Punkt, der die Diskussion lange be-
stimmt hat, auch in Niedersachsen, nämlich die Frage
der Erdkabel. Ich sage für die Bundesregierung aus-
drücklich, dass ich Verständnis für den Wunsch habe,
neue Höchstspannungsleitungen möglichst unterirdisch
zu verlegen, da der sichtbare Eingriff in die Landschaft
bei Erdkabeln eindeutig geringer ist. Auch bei der Erd-
verkabelung gibt es Schneisen und ökologische Belas-
tungen, aber sie sind geringer als bei einer Freilandver-
kabelung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Gleichwohl müssen wir, als Sachwalter des gesamten
Themas, bedenken, dass Erdkabel mit Problemen ver-
bunden sind. Zum einen muss das technische Risiko
gründlich geprüft werden; denn in einer solchen Vielzahl
und Dichte gibt es bisher nirgendwo auf der Welt eine
Erdverkabelung. Zum anderen stellen die thermischen
Probleme gewaltige Herausforderungen dar. Bei der
Erdverkabelung müssen in relativ geringen Abständen,
alle 30 Kilometer, entsprechende technische Vorrichtun-
gen vorgesehen werden. Hinzu kommen die Frage der
Kühlung und Ähnliches. Das sind technische Probleme,
die beträchtlich sind. Außerdem wissen wir, dass die
Erdverkabelung fünf- bis zehnmal so teuer und der Nut-
zungszeitraum halb so lang wie bei der Freilandverkabe-
lung ist. Die Kostenfragen und die technischen Fragen
müssen also durchaus geprüft werden.

Aber das Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie ist ja dafür bekannt, dass es Mut bei der Er-
probung neuer Technologien beweist. Mit dem hauptbe-
troffenen Land Niedersachsen haben wir uns – das ist
auch Gegenstand des Gesetzentwurfes – gut und einver-
nehmlich darauf verständigt, dass diese neuen Technolo-
gien in vier Pilotprojekten – drei der Anlagen starten in
Niedersachsen, eine endet auch dort – überprüft werden,
und zwar auf technisch und wirtschaftlich effizienten
Teilabschnitten. Dem ist ein langer Diskussionsprozess
vorausgegangen. Auch im Bundesrat hat man sich
schließlich darauf geeinigt, dass das die richtigen Pro-
jekte sind. Anträge auf Erweiterung oder Änderung der
Verkabelungskriterien wurden mit breiter Mehrheit ab-
gelehnt.

Ich glaube, wir haben jetzt einen guten Kompromiss
gefunden zwischen dem Bedürfnis nach einem mög-
lichst schonenden Eingriff in die Landschaft und dem
verständlichen Wunsch, die Kosten im Griff zu behalten
und die technischen Probleme zu lösen. Mit einer derar-
tigen Höchstspannung von über 380 Kilovolt unter die
Erde zu gehen, muss erst erprobt werden, damit man in
Zukunft die Entscheidung treffen kann, ob das der rich-
tige Weg ist oder ob wir nicht mit der Freilandverkabe-
lung auf der sicheren Seite sind.

Meine Damen und Herren, aufgrund des allgemeinen
Wunsches nach Kürze will ich nun mit Dank für Ihre

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(C (D ufmerksamkeit schließen. Mein Dank geht vor allem n das Land Niedersachsen und seinen Ministerpräsidenen dafür, (Dirk Niebel [FDP]: Und den Wirtschaftsminister!)


ass sie diesen schwierigen Weg mitgegangen sind. Ich
reue mich, dass auch die FDP mit zustimmenden Wor-
en die Sache begleitet, was wir bei einer konstruktiven
pposition immer erwarten, aber nicht immer erleben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Jetzt hat er sich den Schlussapplaus kaputtgemacht!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618322500

Für die FDP-Fraktion hat nun die Kollegin Gudrun

opp das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1618322600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren und Damen!
ir brauchen dringend eine Beschleunigung des Netz-

usbaus in Deutschland. Es wird Sie vielleicht überra-
chen, Herr Hintze – Sie haben das vorhin so angemerkt –,
ber wir halten diesen Gesetzentwurf für akzeptabel und
erden ihm auch zustimmen,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


eil auch wir die Verantwortung sehen. Egal, welchen
nergieträger wir bevorzugen, welchen Energieträger
ie Fraktionen für notwendig halten, wir brauchen in je-
em Fall Netze. Wir brauchen zuverlässige Netze. Wir
üssen schnellstens mit dem Bau beginnen.

Dieser Gesetzentwurf kommt zwar spät – wir hätten
hn uns schon sehr viel früher gewünscht –, aber besser
pät als niemals. Wir finden es besonders gut und unter-
tützenswert, dass darin die Rede von einem gesetzli-
hen Bedarfsplan analog zum Fernstraßen- und Schie-
ennetzausbau ist. Das ist sehr hilfreich. Wir werden
lles tun, um das Gesetzgebungsverfahren durch unser
ositives Votum mit zu beschleunigen.


(Beifall bei der FDP)


Leider kann ich nicht nur Positives sehen. Wir stim-
en den vier Pilotprojekten zur Erdverkabelung, die die-

er Gesetzentwurf enthält, zu, obgleich ich ausdrücklich
arauf hinweisen möchte, dass die FDP-Bundestagsfrak-
ion der Erdverkabelung grundsätzlich skeptisch gegen-
bersteht. Man muss anhand dieser vier Pilotprojekte
usloten, wie sich das in der Praxis darstellt. Insgesamt
st es aber nicht ganz so unproblematisch, wie manch ei-
er denken mag. Ich lese einmal vor, welche Eingriffe es
eben kann. Bei einer 10-systemigen Kabeltrasse bei-
pielsweise wird durch den Aushub eine Schneise von
,50 Meter Tiefe und von bis zu 40 Meter Breite ge-
chaffen, die nicht bewirtschaftet werden darf, eine
chneise durch das Land, die natürlich einen Eingriff in
ie Landschaft und damit in den Naturschutz bedeutet.






(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
Wir müssen auch sehen, dass an einer solchen Trasse
kein Baumbewuchs erlaubt ist, dass sie stets zugänglich
sein muss und dass an bestimmten Stellen, insbesondere
bei Steigungen ab 20 Prozent, eine solche Trasse sogar
komplett betoniert werden müsste. Das schließt ein tie-
fes Betonbett ein. Das ist nicht ganz unproblematisch.

Was uns aber besonders stört, ist Folgendes: Wir be-
mühen uns mit der Bundesnetzagentur und mit dem Ener-
giewirtschaftsgesetz schon über Jahre hinweg, die Netz-
kosten niedrig zu halten. Wir werden sehen, dass es
einen Schneeballeffekt gibt, wenn mit einer Erdverkabe-
lung im Norden begonnen wird. Auch in anderen Bun-
desländern bzw. Regionen werden Freileitungen immer
weniger durchsetzbar sein, weil die Bürger auf die Barri-
kaden gehen und sagen: Im Norden gibt es Erdverkabe-
lungen, dann können wir auch bei uns eine Erdverkabe-
lung erwarten. – Das hat zur Folge, dass sich die gerade
nach unten regulierten Netzgebühren durch die Erdver-
kabelung wiederum erhöhen, weil nämlich die Kosten
für diese Erdverkabelung zwei bis zehn Mal so hoch sind
und auf die Verbraucher umgeschlagen werden. Das
heißt, wir werden wieder höhere Netzentgelte bekom-
men.

Das ist eigentlich nicht das, was wir wollen. Insofern
sind wir hier im Widerspruch zu dem, was wir im politi-
schen Handeln mit großen Mühen versucht haben. Ich
führe das nur als kritischen Merkposten an, um zu zei-
gen, dass wir uns an dieser Stelle sehr schwertun. Wir
werden aber diese Pilotprojekte konstruktiv begleiten
und uns anschauen, wie groß der Landschaftseinschlag
sein wird und wie sich die Mehrkosten entwickeln. Zu
gegebener Zeit werden wir evaluieren, was dabei heraus-
gekommen ist.


(Beifall bei der FDP)


Insgesamt ist uns daran gelegen, dass wir mit dem
Netzausbau schnellstens vorankommen. Deshalb tun wir
unseren Part und werden wir unsere Stimmen dafür ge-
ben, dass diese Beschleunigung jetzt auch vonstattenge-
hen kann.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618322700

Den Beitrag des Kollegen Engelbert Wistuba für die

SPD-Fraktion nehmen wir zu Protokoll.1)

Das Wort hat der Kollege Bodo Ramelow für die
Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Bodo Ramelow (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618322800

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Schon mit dem Verkehrswegeplanungsrecht in
den neuen Bundesländern sind die Beteiligungsrechte
der Bürger, der Kommunen und der Gebietskörperschaf-
ten massiv beschnitten worden. Jetzt erleben wir, dass

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1) Anlage 8

(C (D it einem Beschleunigungsgesetz die Rechte der Bürger ei der Beteiligung am Ausbau von Leitungen – es gibt n diesem Zusammenhang massive Auseinandersetzunen mit den Bürgern – beschleunigt abgebaut werden ollen. Als ich die Bundesregierung, sehr geehrter Herr intze, gefragt habe – ich habe wegen der 380-kV-Lei ungen durch den Thüringer Wald gefragt –, wie die fosile Kraftwerksleistung von 20 000 Megawatt, die aus em Norden kommt und genau dem Volumen entspricht, it dem auch Strom aus Offshorewind durchgeleitet erden soll, durch das neue Höchstspannungsnetz gelei et werden soll, ist sie mir die Antwort schuldig geblieen. Wir haben den Eindruck – das macht mich stutzig –, ass man fossile Energie, bei deren Produktion CO2 mittiert wird, durchleitet und als Begründung dafür die indkraft angibt. Das scheint mir ein falscher Weg zu ein. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte darauf hinweisen, dass die Eingriffe in die
atur beachtlich sind. Durch den Naturpark Thüringer
ald und durch das Biosphärenreservat Schorfheide-
horin soll eine 100 Meter breite und 100 Meter hohe
chneise gebrochen werden. Es wird behauptet, dies sei
otwendig, um Windstrom zu verteilen. Es wäre zwar
innvoll und richtig, den Windstrom zu verteilen. Die
rage ist nur, ob man dabei das Beteiligungsrecht ab-
auen und sagen kann: „Das muss beschleunigt wer-
en“, gleichzeitig aber keine Netzertüchtigung vor-
immt und auch nicht die Weichen für eine regenerative
nergieproduktion stellt, die nahe am Menschen stattfin-
et.

Ich will darauf hinweisen, dass wir schon jetzt erle-
en, dass, sobald der Wind in Sachsen-Anhalt stark
eht, die KWK-Anlagen in Thüringen heruntergefahren
erden müssen; denn die Großkraftwerksbetreiber ha-
en überhaupt kein Interesse, die Grundlast herunterzu-
ahren. Wenn man aber regenerative Energie will, dann
uss man auch die Voraussetzung dafür schaffen, dass

icht gleichzeitig an den Koppelstellen des Netzes, das
ie jetzt durchpeitschen wollen, große Kohlekraftwerke
rrichtet werden. Das halten wir für den falschen Weg.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir können uns gerne über den Netzausbau unterhal-
en, wenn er mit folgender Zielstellung verbunden wird:
egenerative dezentrale Energiewirtschaft, die ein viel
öheres Maß an Effizienz hat als die Großkraftwerke,
ie zurzeit überall errichtet werden.

Erlauben Sie mir die Frage, wie man den Strom aus
ffshorewind an den Kraftwerken vorbeileitet, mit de-
en man anschließend in Süddeutschland oder vielleicht
ber die deutschen Grenzen hinaus in der EU Sonderpro-
ite machen will. Sie müssen sich entscheiden, ob Sie
ur für die großen Vier in der Energiewirtschaft oder ob
ie für die Bürger tätig werden wollen.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Bodo Ramelow
Ich bin sehr wohl dafür, dass man das Stromnetz den
vier Energieriesen abnimmt, unter öffentliche Kontrolle
stellt und eine Zielstellung vornimmt, nämlich dass die
bestehenden Stromkreise zügig auf neueste Technik um-
gestellt werden, dass ein Temperaturmonitoring einge-
führt wird, dass im Hinblick auf das Übertragungsnetz
die gesetzliche Vorschrift existiert, dass ein Temperatur-
monitoring stattfinden kann, dass der Verbundbetrieb
von Anlagen für erneuerbare Energien über das Lei-
tungsnetz, also die sogenannten virtuellen Kraftwerke,
bei den Netzgebühren bevorzugt wird oder er – das wäre
am besten – seine Leistung ohne Netzgebühren einspei-
sen kann, dass dezentrale Kraft-Wärme-Kopplungsanla-
gen bei der Netznutzung deutlich bessergestellt sein
müssen als Großkraftwerke und dass bei 110-kV-Leitun-
gen der Netzausbau ausschließlich über Erdkabel durch-
geführt wird.

Ich finde es schon seltsam, dass alle Pilotprojekte der
Erdverkabelung – bei aller berechtigten Kritik an der
Erdverkabelung an sich – im Heimatland unseres Herrn
Umweltministers stattfinden. Ich hätte gerne die gleiche
Prüfung einer möglichen Errichtung von Pilotanlagen in
der Schorfheide und im Thüringer Wald.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sagen ganz klar: Es gibt Alternativen zu dieser
Form des Durchpeitschens von Interessen. Die Alterna-
tiven sind: die Netze neu aufstellen; die Netze verbin-
den und modernisieren. Die Netze müssen so gestaltet
sein – das muss die Zielstellung sein –, dass sie für eine
dezentrale Energiewirtschaft genutzt werden können.
Das, was Sie im Moment vorhaben, bedeutet nur, das Ei-
gentum der großen Stromkonzerne zu schützen und die
Bürger zu entrechten. Das halten wir für den falschen
Weg.

Wir fordern Sie auf: Ziehen Sie das Gesetz zurück!
Debattieren Sie mit uns, mit dem ganzen Haus über Al-
ternativen, wie man das bestehende Stromnetz optimie-
ren und verbessern kann! Helfen Sie mit, dafür zu sor-
gen, dass die Bürger nicht das Gefühl haben, Opfer einer
Politik zu werden, die ausschließlich die Interessen der
vier großen Stromkonzerne im Blick hat! Die Bürger in
Südthüringen, aber auch die Bürger in Brandenburg wer-
den Ihnen dankbar sein, wenn sie von den riesigen Masten
verschont werden und viele Kraft-Wärme-Kopplungsan-
lagen an die Stelle der gigantischen Strommaschinen ge-
setzt werden. Näher am Menschen dran, das wäre ein
Ziel.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618322900

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Joachim

Pfeiffer das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1618323000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! In der Tat stehen wir vor den größten Struktur-

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(C (D eränderungen, die es in der Energiewirtschaft und der etzwirtschaft in den letzten 50 Jahren gegeben hat. Die tichworte sind zum Teil bereits genannt worden. Die Kraftwerksstruktur wird sich verändern, nicht nur ezogen auf die Energieträger, sondern vor allem auch ezogen auf die geografische Dislozierung. In Zukunft ird nicht mehr nur im Bereich der erneuerbaren Enerien verbrauchsnah Strom erzeugt – ich meine zum Beipiel die Onshorebzw. Offshorewindanlagen, die im Süen logischerweise relativ schwierig zu betreiben sind ondern auch im Bereich der klassischen Energieträger. teinkohlekraftwerke wurden in den vergangenen 0 Jahren immer verbrauchsnah oder dort gebaut, woteinkohle vorhanden war. Das ändert sich gerade. Mit em Ausstieg aus der Steinkohlesubventionierung wird ei der Steinkohleverstromung zukünftig fast auschließlich auf Importkohle zurückgegriffen. Gewichtige eränderungen sind im Gange. Wenn der Kernkraftaustieg, den wir nicht wollen, wirklich wahrgemacht wird, ird sich diese Dramatik noch verschärfen. Vor allem ird es aufgrund der erneuerbaren Energien zu Heraus orderungen kommen. Auch durch den europäischen Binnenmarkt, den wir lle wollen und an dem wir arbeiten, indem wir uns um arktkopplungen, einheitliche Regelzonen, grenzüber chreitende Interkonnektoren und anderes kümmern, ird Deutschland als heute bereits größtes Energieund tromtransitland in Europa weiter gefordert. Deshalb üssen wir unsere Netzstrukturen anpassen. Ich sehe mehrere Einsatzfelder. Gerade im Bereich der rneuerbaren Energien müssen wir, was die Systeminteration, was Speichertechnologien und anderes anbelangt, eue Wege gehen. Mit dem, was wir mit der Novellierung es Erneuerbare-Energien-Gesetzes beschlossen haben, ind wir auf einem guten Weg. Auch die Änderung des älzungsmechanismus, die Direktvermarktung und anere Dinge mehr, die in diesem Bereich anstehen, könen eine tragende Säule sein. Trotz aller Entwicklungen in diesem Bereich werden ir nicht umhinkommen, den Netzausbau zu beschleunien. isher war es leider so, dass alle Beschleunigungen von nfrastrukturmaßnahmen fehlgeschlagen sind und unsere emühungen nicht den notwendigen Erfolg gebracht haen. Deshalb begrüßen wir als Unionsfraktion es außerorentlich, dass die jetzt vorgeschlagenen Elemente – ich ill das nicht noch einmal wiederholen –, insbesondere er Bedarfsplan, in dem der vordringliche Bedarf festgegt wird – das gibt es zum Beispiel im Verkehrsbereich chon –, und die erstund letztinstanzliche Zuständigkeit es Bundesverwaltungsgerichts, für eine wirkliche Bechleunigung sorgen werden. Vorhin war von zehn Jahen die Rede. Das ist schon eine optimistische Sicht der inge. Es gibt genug Bereiche – ich kann Ihnen Bei piele nennen –, wo es 40 Jahre gedauert hat, 110-kVingleitungen, die dringend notwendig sind, zu errich en. Bei den Herausforderungen, vor denen wir stehen, Dr. Joachim Pfeiffer wird ein solches Tempo mit Sicherheit nicht ausreichend sein. Es ist auch die Einführung eines Planfeststellungsverfahrens für Anbindungsleitungen von Offshorewindanlagen sehr zu begrüßen. Es wird eine Konzentrationswirkung haben und so die in diesem Bereich bisher notwendigen vielen Einzelgenehmigungen ersetzen bzw. zusammenfassen. – So weit, so gut. Es gibt aber aus Sicht der Unionsfraktion einige Dinge, über die noch diskutiert werden muss. Auch ich sehe noch Nachbesserungsbedarf. Zunächst einmal muss sichergestellt werden, dass die Pilotprojekte zur Erdverkabelung tatsächlich Testcharakter besitzen und von den Genehmigungsbehörden nicht automatisch als Standard aufgefasst werden. Ich kann mir ersparen, etwas zu den Kostenentwicklungen zu sagen. Die Kollegin Kopp hat bereits darauf hingewiesen, welche positiven Ergebnisse wir bei der Regulierung der Netze erzielt haben – darüber haben wir heute Morgen schon diskutiert –: eine um 22 Prozent geringere Strompreiserhöhung allein durch die Senkung der Netznutzungsentgelte, 1,6 Milliarden Euro im letzten Jahr, 2,6 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Das macht für jeden Haushalt einen dreistelligen Betrag aus. Aus diesem Grund bitten wir die Bundesregierung, zu prüfen, ob die Möglichkeit besteht, ein Veranlasserprinzip einzuführen, ähnlich wie in § 7 a Bundesfernstraßengesetz. Dies würde bedeuten, dass neben den Pilotprojekten den Ländern die Entscheidung überlassen wird, ob sie Erdkabel möchten oder nicht. Wenn sie sich für Erdkabel entscheiden, müssen sie die Kosten dafür selbst tragen. Der zugrunde liegende Ansatz soll deshalb nicht nur bei den Netzentgelten angewandt werden. Es soll in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht die effizienteste Lösung gewählt werden. Es bleibt also grundsätzlich bei Freileitungen. Wer eine teurere Ausführung will, muss diese selbst bezahlen. Das kann er seinen Wählern dann vermitteln und sich dafür entsprechend verantworten. In Bezug auf den Bedarfsplan möchten wir wissen, wie es zu den vorgesehenen Strecken kam. Aufgrund der dena-I-Studie und der TEN-Projekte gemäß den Leitlinien der EU stellt sich nun die Frage, nach welchen Kriterien die Projekte in den Bedarfsplan aufgenommen werden. Wir brauchen für zukünftige Bedarfspläne transparente Kriterien. Ich bitte die Bundesregierung um Klärung. Weiteren Bedarf sehe ich bei den energieintensiven Industrien. Ein Großteil des Ausbaus ist aufgrund des starken Zubaus erneuerbarer Energien notwendig. Die energieintensiven Industrien, beispielsweise die Aluminiumindustrie und die Stahlindustrie, leisten aufgrund der kontinuierlichen Stromnachfrage in Höhe von 5 bzw. 10 Prozent, auch im Bereich der Grundlast, bereits heute einen wesentlichen Beitrag zur Systemund Netzintegration. Wir müssen darüber nachdenken, ob es nicht, ähnlich wie bei der EEG-Härtefallregelung, auch im Hinblick auf diese Industrien möglich ist, dann, wenn sie e n e c u d K s w d g d s B w g w l t v N E k i K g T t s i 4 D a k d S b n l (C (D inen Beitrag zur Netzstabilität leisten – Stichwort: Miutenreserve –, mit entsprechenden Härtefallklauseln noch twas zu erreichen. Wir sollten genau überprüfen, welche Kabel und welhe Techniken wir aufnehmen. Bisher werden Erdkabel nd normale Freileitungen einbezogen. Die HGÜ und ie Technologie der Hochleistungsleiterseile, die unter ostenund Technologiegesichtspunkten sehr vielver prechend sind, werden im Moment noch nicht im notendigen Umfang berücksichtigt. Darüber sollten wir iskutieren. Weiteren Klärungsbedarf sehe ich in Bezug auf folende Frage: Was ist mit Projekten, die nicht im Bearfsplan stehen? Ich denke dabei an Kraftwerksneuanchlüsse. Müssen auch Kraftwerksanschlüsse in den edarfsplan, damit sie genehmigt werden können? Wenn ir die Liquidität und das Angebot bei der Stromerzeuung verbessern wollen, sind dies zentrale Fragen für die eitere Entwicklung des Wettbewerbs. Insgesamt stelle ich fest: Es ist eine gelungene Vorage, mit der wirklich Hand anlegt wird, die Infrastrukurbeschleunigung nach vorne gebracht wird – Herr Kollege Pfeiffer, achten Sie bitte auf das Zeichen or Ihnen. – und die den Grundstein für eine Beschleunigung des etzausbaus legt. Es bedarf noch einiger Debatten und rgänzungen, die wir in der Anhörung und in der Disussion im Ausschuss ansprechen werden. Darauf freue ch mich. Vielen Dank. Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun der ollege Hans-Josef Fell das Wort. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Der Ausbau des Höchstspannungsnetzes ist in der at notwendig und muss schnell erfolgen. Die Wachs umsgeschwindigkeiten der erneuerbaren Energien sind ehr hoch. Der Bundesverband Erneuerbare Energie hat n diesen Tagen verkündet, er erwarte bis 2020 über 0 Prozent Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. ies deckt sich übrigens sehr gut mit den Berechnungen us dem grünen Energiekonzept 2.0. Damit wird auch lar: Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken und er Neubau von Kohlekraftwerken sind überflüssig. ie würden sogar den Ausbau der erneuerbaren Energien remsen. Wir sind uns sicher: Die Lichter werden ohne eue Kohlekraftwerke weiter leuchten, auch wenn Koheminister Gabriel unentwegt das Gegenteil behauptet. Hans-Josef Fell (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Weil Strom aus dem Ausland kommt!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618323100
Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1618323200

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618323300
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618323400

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Allerdings muss die Netzinfrastruktur auf einen
Strommix mit erneuerbaren Energien schnell vorbereitet
werden. Natürlich wird der dezentrale Charakter der er-
neuerbaren Energien die Ausbaunotwendigkeit des
Höchstspannungsnetzes verringern. Mit einem Monito-
ring der Leitungstemperatur und einer Messung der Wet-
terdaten kann die Kapazität bestehender Freileitungen
sogar um 100 Prozent gesteigert werden.

Doch trotz dieser Maßnahmen, die die Netzausbau-
kosten drastisch reduzieren können, wird es noch die
Notwendigkeit für den Neubau von Höchstspannungslei-
tungen geben. Windstrom aus der Nord- und Ostsee
muss über das Land verteilt werden, auch Solarstrom aus
Nordafrika braucht neue Leitungen. Ein Gesetz zur Be-
schleunigung des Ausbaus der Höchstspannungsnetze ist
in der Tat erforderlich, wenn der schnelle Ausbau der er-
neuerbaren Energien nicht gebremst werden soll.

Leider setzt die Bundesregierung in ihrem Gesetzes-
vorschlag aber die falschen Akzente. So sollen Bürger-
beteiligungen und Klagemöglichkeiten für betroffene
Bürger entlang der Neubautrasse eingeschränkt werden,
statt in der Bevölkerung die Akzeptanz für Erdverkabe-
lung zu erhöhen. Erdverkabelung soll nur möglich sein,
wenn die Kabeltrassen sehr nah an Wohngebieten und an
Siedlungen vorbeigehen. Lediglich in vier Modellregio-
nen können Erdverkabelungen auch in anderen sensiblen
ökologischen Bereichen realisiert werden.

Damit fällt die Bundesregierung klar hinter die Rege-
lung im Lande Niedersachsen zurück, wo Ministerpräsi-
dent Wulff und Umweltminister Gabriel sich vor der
letzten Wahl auf Erdkabel in allen sensiblen Bereich ver-
ständigt hatten. Als Bundesminister will Herr Gabriel
davon nichts mehr wissen. Er musste wohl erneut Wirt-
schaftsminister Glos nachgeben. Ausblockiert wurde so-
gar der Wunsch der CDU-SPD-Landesregierung Bran-
denburg, in der Uckermark eine fünfte Modellregion für
Erdkabel zu schaffen. Die Bundesregierung fällt ihren
eigenen Parteifreunden voll in den Rücken.

Dabei haben Erdverkabelungen gegenüber Freileitun-
gen bestechende Umweltvorteile. Diese sind weniger Flä-
chenverbrauch, kaum Beeinträchtigung des Landschafts-
bildes und der Habitate, der von Bäumen freizuhaltende
Streifen ist deutlich schmaler als bei Freileitungen, es gibt
weniger Elektrosmog, es gibt im Normalbetrieb keine si-
gnifikante Erwärmung der Erd-oberfläche und Vogel-
schlag wird völlig vermieden. Die Kampagne der Ener-
giekonzerne zu den angeblichen ökologischen Nachteilen
von Erdkabeln ist genauso unverständlich wie durchsich-
tig.

Auch technologische und wirtschaftliche Vorteile
sprechen für Erdkabel. Im 110-kV-Bereich sind sie seit
25 Jahren bestens erprobt. Weltweit steigt die Nachfrage
im 380-kV-Bereich, was deren Kosten schnell senken
wird. Neue Technologien wie HGÜ-Leitungen oder gar
Supraleitungen stehen vor dem Durchbruch.

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(C (D (Manfred Grund [CDU/CSU]: Die stehen schon seit Jahrzehnten vor dem Durchbruch!)


rdkabel sind weniger störanfällig und haben daher ge-
ingere Betriebskosten. Der tagelange flächendeckende
tromausfall wegen Schneebruchs im Münsterland ist
ns doch noch in guter Erinnerung. Er wäre mit Erdka-
el nie passiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Mehrkosten für die Investitionen im Höchstspan-
ungsbereich können häufig durch geringere Betriebs-
osten und einen beschleunigten Bauprozess sowie
urch höhere Sicherheit wettgemacht werden, vor allem
enn eine volle Kostenrechnung über Verlegekosten,
abelkosten, Betriebskosten, Übertragungsverluste und
utzungsdauer gemacht wird.

Meine Damen und Herren von der Großen Koalition,
ir fordern Sie auf, den Gesetzentwurf der Bundesregie-

ung im Laufe des parlamentarischen Verfahrens ent-
prechend unserer grünen Vorschläge, die wir heute vor-
egen, zu verbessern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie sollten nicht nur einseitig auf die Interessen der gro-
en Stromerzeuger hören. Hören Sie zum Beispiel auch
inmal auf den Verband der europäischen Kabelherstel-
er. Sie machen ganz andere Aussagen und bestätigen
nsere Thesen von geringeren Kosten, die Frau Kopp
nd Herr Pfeiffer als Schreckgespenst hinstellen.

Wenn man eine Vollkostenrechnung macht, kommt
an zu dem Ergebnis, dass Erdkabel keine höheren Kos-

en verursachen. Machen Sie sich endlich frei von den
nteressen der Energiekonzerne


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Das ist eine Frechheit!)


nd entscheiden Sie sich für mehr Umweltschutz,


(Beifall der Abg. Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ür mehr Akzeptanz in der Bevölkerung und für mehr
ersorgungssicherheit. Dann wird aus dem Gesetz zur
eschleunigung des Ausbaus der Höchstspannungsnetze
in gutes Gesetz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das war aber deutlich unter meinem Niveau!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618323500

Die Rede von Marko Mühlstein, SPD-Fraktion, wird

u Protokoll gegeben.1) Ich schließe deshalb die Aus-
prache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/10491 und 16/10590 an die in der
agesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann

st die Überweisung so beschlossen.

Anlage 8






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe Tagesordnungspunkt 11 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr.
Herbert Schui, Dr. Barbara Höll, Werner Dreibus,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Bundesverantwortung für den Steuervollzug
wahrnehmen

– Drucksache 16/9479 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
sem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um
folgende Kolleginnen und Kollegen: Antje Tillmann,
CDU/CSU, Lydia Westrich, SPD, Dr. Volker Wissing,
FDP, Dr. Herbert Schui, Die Linke, und Christine
Scheel, Bündnis 90/Die Grünen.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/9479 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 12 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Gesetzes über die Überführung der
Anteilsrechte an der Volkswagenwerk Gesell-
schaft mit beschränkter Haftung in private
Hand

– Drucksache 16/10389 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Bundes-
ministerin der Justiz, Brigitte Zypries.


Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1618323600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Vor zwölf Monaten hat der Europäische Gerichts-
hof entschieden, dass einzelne Vorschriften des VW-Ge-
setzes gegen europäisches Recht verstoßen. Dieses
Urteil war eine Entscheidung in letzter Instanz. Wir ak-
zeptieren dieses Urteil. Wir müssen es umsetzen, und
wir tun das mit diesem Gesetzentwurf.

Was wir allerdings nicht tun müssen, ist ebenso klar:
Es gibt weder rechtlich noch politisch einen Anlass, das
gesamte VW-Gesetz infrage zu stellen.

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N1) Anlage 9

(C (D (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ür den Erhalt des VW-Gesetzes gibt es sowohl wirt-
chaftspolitisch als auch historisch gute Gründe, und
das ist letztlich entscheidend – es gibt keine europa-

echtliche Verpflichtung, dieses Gesetz preiszugeben.

Liberale Ordnungspolitiker glauben, der Staat solle
ich aus dem Wirtschaftsleben völlig heraushalten, der
arkt werde es schon richten. Dass das nicht stimmt,
üssen wir gerade leidvoll erfahren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ine Marktwirtschaft kann nur dann sozial und erfolg-
eich sein, wenn sie klare Regeln hat, Regeln wie zum
eispiel das VW-Gesetz. Volkswagen ist mit diesem Ge-

etz bestens gefahren. Das Unternehmen steht heute
irtschaftlich blendend da. Wer unter diesen Umständen

mmer noch das Hohelied der Deregulierung singt, hat
ichts begriffen.


(Florian Toncar [FDP]: Wer hat Ihnen das denn aufgeschrieben?)


Der zweite gute Grund für das VW-Gesetz liegt in
einer Geschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren
ie Eigentumsverhältnisse bei VW völlig unklar. Erst
960 sind sie in einem historischen Kompromiss geord-
et und im VW-Gesetz verankert worden. Im Hinblick
uf die Machtbalance zwischen den Eigentümern wurde
eregelt, dass keiner allein eine beherrschende Stellung
rringen konnte. Außerdem wurde festgelegt, dass die
eschäftigten einen maßgeblichen Einfluss auf die Un-

ernehmensentscheidungen bekommen.

Auch dafür gab es gute Gründe. Wichtige Teile des
W-Werks sind nämlich mit Geld aufgebaut worden,
as die Nazis den Gewerkschaften geraubt hatten, indem
ie sie enteignet hatten. Außerdem hat gerade der
norme Einsatz der Arbeitnehmer dazu geführt, dass der
ufschwung von VW in den 50er-Jahren so großartig
erlief. Diese historische Verpflichtung wirkt fort. Ich
eine, der Bundestag sollte sie bewahren, und Brüssel

ollte sie respektieren.

Das dritte und letztlich entscheidende Argument für
iesen Gesetzentwurf ist allerdings rechtlicher Natur.
ie Bundesregierung ist davon überzeugt, dass wir mit
iesem Entwurf die europäischen Vorgaben zu 100 Pro-
ent umsetzen. Der Tenor der Entscheidung hat einen
laren Wortlaut. Ich zitiere ihn:

Die Bundesrepublik Deutschland hat dadurch, dass
sie § 4 Abs. 1 sowie § 2 Abs. 1 in Verbindung

das sind die Worte, auf die es ankommt –

mit § 4 Abs. 3 des VW-Gesetzes beibehalten hat,
gegen ihre Verpflichtungen aus Art. 56 Abs. 1 EG-
Vertrag verstoßen.

Wenn aber zwei Vorschriften nur in Verbindung mit-
inander europarechtswidrig sind, dann kann man eine
egnehmen und die Europarechtswidrigkeit entfällt.
ichts anderes sieht der Gesetzentwurf vor.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zwei der im Tenor genannten Vorschriften heben wir
auf, die dritte behalten wir bei. Der ganze Streit mit der
EU-Kommission geht also nur um eine einzelne Vor-
schrift, und zwar um die Bestimmung, wonach für wich-
tige Entscheidungen der Hauptversammlung eine Mehr-
heit von über 80 Prozent der anwesenden Stimmen nötig
ist. Das ist eine andere Regelung, als sie das Aktienge-
setz normalerweise vorsieht. Da reichen nämlich
75 Prozent der Stimmen. Das hat natürlich wichtige
Konsequenzen.

Meine Damen und Herren, die Bundesregierung ist
davon überzeugt, dass wir diese Entscheidung richtig in-
terpretieren. Unsere Rechtsansicht ist von der EU-Kom-
mission bislang auch nicht widerlegt worden. Die Tat-
sache, dass die EU-Kommission heute nicht – wie
angekündigt – beschlossen hat, dass sie nunmehr in die
zweite Stufe des Verfahrens eintritt, und Deutschland
nicht noch einmal eine Aufforderung schickt, innerhalb
von zwei Monaten seine Rechtsansichten darzulegen,
spricht dafür, dass auch in Brüssel klar geworden ist,
dass die EU-Kommission etwas genauer prüfen muss, ob
die Rechtsauffassung, die sie bisher vertreten hat, wirk-
lich so eindeutig ist oder ob es nicht so ist, dass „in Ver-
bindung mit“ – das sagen wir – bedeutet, dass zwar zwei
Vorschriften in Verbindung miteinander EU-rechtswid-
rig sind, nicht aber jede einzelne für sich.

Sollte die EU-Kommission dennoch entscheiden, das
Verfahren weiterzuführen, werden wir nach ihrer Auffor-
derung zwei Monate Zeit haben. Wir werden dann zum
wiederholten Male die Gelegenheit nutzen, unsere
Rechtspositionen deutlich zu machen. Um es auf den
Punkt zu bringen: Wir akzeptieren das Urteil des EuGH.
Wir setzen es zu 100 Prozent um, aber wir gehen nicht
darüber hinaus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618323700

Ich gebe das Wort der Kollegin Dorothée Menzner,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618323800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Dass wir die Novellierung des VW-Ge-
setzes zu einer Zeit diskutieren, die durch die aktuelle
Finanzkrise geprägt ist, ist ein Zufall. Es besteht aber
durchaus ein Zusammenhang zwischen VW-Gesetz und
Finanzkrise.


(Zuruf von der CDU/CSU: Was?)


Diesen müssen wir uns bewusst machen. Schließlich
bieten Krisen die Chance, aus Fehlern zu lernen. Die
Finanzkrise ist verursacht durch Profitgier und Deregu-
lierung, durch mangelnden Einfluss der arbeitenden

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(C (D enschen und durch das Fehlen demokratischer Konrolle durch den Staat. Das alte VW-Gesetz begründete für das Unternehmen ine besondere sozialstaatlich geprägte Unternehmenserfassung. Die VW-Beschäftigten und der Staat erhielen durch das Gesetz größere Einflussmöglichkeiten, um illkürliche Betriebsverlagerungen gegen den Willen er Belegschaft und eine Übernahme durch Spekulanten u verhindern. Viereinhalb Jahrzehnte kam niemand auf ie Idee, dass diese Festlegungen einmal gegen das echt der Europäischen Gemeinschaft verstoßen könn en, bis die EU-Kommission 2005 vor dem Europäichen Gerichtshof geltend machte, das Gesetz schränke ie Kapitalverkehrsfreiheit unzulässig ein. Der EuGH ab dem in einigen, nicht allen Punkten statt. Wir von der Linken haben schon im März dieses Jahes einen Gesetzentwurf eingebracht, um das VW-Geetz so zu verändern, dass es nicht im Widerspruch zu em Urteil des EuGH stehen würde. Wir hatten zum eien vorgeschlagen, die Stimmrechtsbeschränkung auf aximal ein Viertel der Stimmen zu streichen, aber eine ualifizierte Mehrheit von vier Fünfteln für bestimmte eschlüsse der Hauptversammlung bestehen zu lassen. em ist die Bundesregierung in ihrem Gesetzentwurf efolgt. Zum anderen hatten wir vorgeschlagen, die Stimmechtsdelegation durch öffentliche Anteilseigner im Hinlick auf das EuGH-Urteil zu modifizieren. Die Bundesegierung will im Gegensatz dazu diese Möglichkeit rsatzlos streichen. Das ginge zulasten des demokratichen Einflusses der Allgemeinheit, und zwar, wie wir einen, ohne dass dies durch das EuGH-Urteil gefordert ürde. Darüber werden wir im Laufe der Beratungen ontrovers diskutieren müssen. Darüber hinaus müssen wir aber ganz grundsätzlich er profitorientierten und deregulierten marktradikalen echtsprechung des EuGH entgegentreten. Diese Recht prechung finden wir auch in aktuellen Urteilen zur Einchränkung des Streikrechts, zum Grundsatz der Tarifreue im niedersächsischen Landesvergabegesetz und egen wichtige soziale Elemente des luxemburgischen rbeitsrechts. Dadurch wird den Marktfreiheiten des apitals, der Niederlassungsfreiheit, der Dienstleis ungsfreiheit und der Kapitalverkehrsfreiheit Vorrang or den Grundrechten und dem Sozialstaatsprinzip gegeen. Diese EuGH-Rechtsprechung hat nichts mit den urprünglichen Intentionen der Verträge und auch nichts it einem sozialen Europa zu tun. Wir brauchen nicht ein VW-Gesetz, sondern wir brauhen insgesamt Unternehmensverfassungen, durch die itbestimmungsrechte gesichert werden und die Unter rdnung von Unternehmen unter bloßes Spekulantentum erhindert wird. Um das auch europarechtlich gegenüber em EuGH abzusichern, benötigen wir Klarstellungen m Primärrecht der EU. Deshalb haben wir gemeinsam it dem DGB die Aufnahme eines sozialen Fortschrittsrotokolls in die Verträge gefordert. Kurzfristig geht es ber darum, das VW-Gesetz möglichst weitgehend zu Dorothée Menzner erhalten. Über den besten Weg dazu werden wir in den Beratungen zu streiten haben. Ich danke. Nächster Redner ist der Kollege Michael Grosse Brömer, CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle ginnen und Kollegen! Wir haben uns schon im April dieses Jahres mit dem VW-Gesetz beschäftigt. Damals ging es um den etwas populistischen und wenig sachgerechten Schnellschuss der Linksfraktion. Am Ende meiner damaligen Rede habe ich gesagt, dass ich froher Hoffnung bin, dass irgendwann ein Gesetzentwurf der Bundesregierung vorliegt. So weit sind wir heute. Nach sorgfältiger Prüfung haben wir einen ordentlichen Entwurf zur ersten Lesung vor uns liegen. Bevor ich auf die rechtlichen Details eingehe, erlauben Sie mir den Hinweis auf zwei Punkte, die meiner Ansicht nach besonders bemerkenswert sind. Zum einen werden durch den Entwurf einmal mehr die große Dynamik des Europarechts und dessen Einfluss auf unsere Rechtsprechung und unsere parlamentarischen Beratungen verdeutlicht. Es war ja schon erstaunlich, dass der Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy bereits inmitten unserer damaligen Gesetzgebungsarbeit ein erneutes Vertragsverletzungsverfahren angekündigt hatte. Wir alle haben uns darüber ein bisschen gewundert. Am gestrigen Mittwoch aber – die Frau Ministerin hat darauf hingewiesen – wurde der Punkt VW von der Tagesordnung der Kommissionssitzung genommen. Dabei sollte eigentlich der Fortgang des Vertragsverletzungsverfahrens beschlossen werden. Für mich ist das jedenfalls ein großes Hoffnungszeichen dafür, dass umgedacht wird und dass vielleicht auch die Argumente des niedersächsischen Ministerpräsidenten, der Mehrheit dieses Parlaments und des Bundesjustizministeriums auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Für die Kommission ist jetzt vielleicht auch ein schlechter Zeitpunkt, über ein Gesetz nachzudenken und zu beanstanden, dass es in irgendeiner Form zu große staatliche Interventionen gibt; denn gerade wurde auf EU-Ebene eine staatliche Intervention im Bankenwesen für durchaus sinnvoll erachtet; das wurde von der Ministerin schon kurz angesprochen. Es wäre ja fast paradox, wollte man gleichzeitig eine ganz dezente Beteiligung eines Bundeslandes an einem Traditionsunternehmen für europarechtswidrig halten. Zum anderen finde ich, dass eine besondere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit auch allen im Zusammenhang mit VW stehenden Fragen gebührt, und das nicht nur wegen des Aktienkurses, der uns ja auch fast täglich überrascht. Wie bei kaum einer anderen Institution wird d s r i i W m K s a t z – d i t i K I R v M I D f u g Z A e g – S d G k S u h § – § w F b (C (D ie geringste Neuigkeit nicht nur von der VW-Belegchaft, sondern auch von großen Teilen unserer Bevölkeung mit Interesse aufgenommen. Deswegen muss, finde ch, allen klar sein, dass es sich bei Volkswagen nicht um rgendein beliebiges Großunternehmen handelt, dessen ert man allein an der Aktienperformance bemisst. Die eisten Anwesenden werden so wie ich zunächst die äferflut der 60erund 70er-Jahre miterlebt haben. An chließend folgten der Polo, der Golf und der Passat, lso weitere Volkswagen im eigentlichen Sinne des Wores. Viele von Ihnen haben sicherlich eines der Modelle u irgendeinem Zeitpunkt gefahren. (Ute Kumpf [SPD]: Nein! Ich bin nur Audi gefahren! – Zurufe von der CDU/CSU)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618323900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1618324000

(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich sehe schon an den persönlichen Stellungnahmen,
ass Sie an diese Fahrzeuge mehr oder weniger gute Er-
nnerungen haben – welche genau, will ich gar nicht hin-
erfragen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Schade!)


Wichtiger als der millionenfache Verkauf der Autos
st, glaube ich, dass VW zu einem Symbol für Stabilität,
ontinuität und vielleicht sogar für ein Stück deutsche

dentität geworden ist. Unsere Kanzlerin hat in ihrer
ede auf der Betriebsversammlung von VW über VW
on einem „tollen Stück Deutschland“ gesprochen, „das
illiarden von Menschen mit Deutschland verbinden“.

nsofern ist VW sogar ein Botschafter für unser Land.
eshalb ist das Schicksal von VW für viele – nicht nur

ür die Beschäftigten, sondern für sehr viele Deutsche
nd insbesondere die Niedersachsen – eine Herzensan-
elegenheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Die Kanzlerin!)


war klatscht jetzt nur die unendlich beeindruckende
nzahl der niedersächsischen CDU-Abgeordneten, aber

igentlich hätte ich das auch von anderen erwartet. Es
ibt auch bei der SPD gute Ansätze, Herr Duin.


(Garrelt Duin [SPD]: Meine Parlamentarische Geschäftsführerin kommt aus Stuttgart! Was erwarten Sie da?)


Ich habe Ihren Plenardienst nicht eingeteilt, da hätten
ie Einfluss nehmen müssen.

Dieser Hintergrund erklärt vielleicht, dass das Urteil
es sonst eher selten wahrgenommenen Europäischen
erichtshofs vom 23. Oktober 2007 große Aufmerksam-
eit erlangte. Ich habe schon im April ausführlich dazu
tellung genommen – wie die Frau Ministerin eben auch –
nd nenne deshalb nur kurz die Eckdaten. Der Gerichts-
of hat erklärt, dass die Stimmrechtsbeschränkung aus
2 Abs. 1 in Verbindung – und zwar nur in Verbindung

mit den besonderen Mehrheitserfordernissen des
4 Abs. 3 VW-Gesetz mit der Kapitalverkehrsfreiheit,
ohl geregelt in Art. 56 EG-Vertrag, unvereinbar ist.
erner wurden die Entsenderechte in den Aufsichtsrat
eanstandet.






(A) )



(B) )


Michael Grosse-Brömer
Ich bin weit davon entfernt, Gerichtsschelte zu betrei-
ben. Das brauchen wir auch nicht. Wir sollten die Recht-
sprechung des EuGH sehr ernst nehmen. Das ist ein Hin-
weis an die Linke. Es bringt nichts, später die Urteile
umzudeuten. Darum geht es auch nicht. Vielmehr hat die
Bundesregierung mit dem vorliegenden Gesetzentwurf
genau das getan, was angezeigt war.


(Zuruf des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


– Herr Dehm, bleiben Sie locker! Sie haben doch sonst
ein bisschen Rhythmus im Blut. Darauf müssen wir jetzt
nicht eingehen.

Ich begrüße es, dass es der Bundesregierung gelungen
ist, die europarechtlichen Verpflichtungen mit den be-
rechtigten und schützenswerten Interessen von VW zu
vereinbaren. Das war keine einfache Aufgabe, aber sie
ist geglückt. Mit dem VW-Gesetz in der nun angepassten
Form bleibt es dabei: Für wichtige Unternehmensent-
scheidungen ist eine Mehrheit von 80 Prozent plus einer
Aktie notwendig. Die sich daraus ergebene Sperrminori-
tät von 20 Prozent wird also auch künftig das Mitspra-
cherecht des Landes Niedersachsen sicherstellen und so-
mit wie bislang Garant für die Stabilität bei VW sein.
Weiterhin muss der Aufsichtsrat auch künftig mit Zwei-
drittelmehrheit entscheiden. Aufgrund der paritätischen
Besetzung heißt dies, dass gegen den Willen der Arbeit-
nehmervertreter keine Entscheidungen über Einrichtung
oder Verlegung von Produktionsstätten getroffen werden
können.

Die globale Finanzkrise, die uns in den letzten Tagen
und Wochen so intensiv beschäftigt hat, hat verdeutlicht,
dass Wettbewerb und marktwirtschaftliche Freiheit ohne
Stabilität und Sicherheit für die Menschen nicht viel
Wert haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Vor diesem Hintergrund ist die Stabilität von VW erst
recht ein erstrebenswertes Gut, das aufrechterhalten wer-
den muss. Die über 350 000 Menschen zählende VW-
Belegschaft weltweit, deren Familien und auch die in der
Zulieferindustrie Beschäftigten werden das ebenso se-
hen.

Das VW-Gesetz hat sich in den fast 50 Jahren seiner
Existenz übrigens niemals gegen Großaktionäre gerich-
tet. Das ist eine völlig falsche Interpretation. Man wollte
1960 lediglich sicherstellen, dass es keinen alles domi-
nierenden Großaktionär gibt. Eine Vielfalt von Aktionä-
ren sollte sich beteiligen. Man sprach von einer Volksak-
tie. Deswegen wäre es schlicht zu kurz gegriffen, zu
behaupten – das richte ich an die Adresse der SPD-Kol-
legin aus Stuttgart –, man wolle mithilfe des VW-Geset-
zes ein Engagement von Porsche grundsätzlich bekämp-
fen. Im Gegenteil: Porsche ist ein toller Partner für VW;
darin bin ich mir ganz sicher.

Nach all dem geht es beim VW-Gesetz nicht darum,
von heute auf morgen und ohne Zusammenhang ein Un-
ternehmen zu privilegieren. Vielmehr geht es darum, die
berechtigterweise für VW jahrzehntelang erfolgreich be-

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(C (D tehende Regelung europarechtskonform auszugestalten. ch hätte mir gewünscht, dass der Industriekommissar erheugen auf europäischer Ebene frühzeitig tätig georden wäre. un ist das nicht der Fall. Aber die Bundesregierung hat ieses Manko aufgegriffen und zuverlässig gearbeitet. ch bin sicher: Selbst wenn sich noch etwas veränderte nd Herr McCreevy bei seiner Auffassung bleiben ollte, wäre Deutschland in einem erneuten Verfahren or dem EuGH nicht chancenlos. Vielleicht kommen wir ber auch darum herum. Eine begründete Einlassung der ommission liegt bekanntlich noch nicht vor. Vielleicht ill man sich sinnvollerweise nicht verkämpfen. Vor em Hintergrund der Finanzkrise und der wahrscheinlihen Renaissance von staatlichen Beteiligungen und ontrollen sollten EU und Mitgliedstaaten gemeinsam arüber nachdenken, wie sich künftige Gefahrenlagen ür den Binnenmarkt nachhaltig abwenden lassen. Was ilft uns die bis in die letzte Konsequenz durchgesetzte apitalverkehrsfreiheit, wenn letztendlich das innere erüst der EU, der Binnenmarkt, wegen anderer Schwä hen ruiniert ist? Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen sollten ns an Ludwig Erhard erinnern: Der ungebändigte Markt st keine soziale Marktwirtschaft. Im Gegenteil: Soziale arktwirtschaft hat immer Spielregeln vorausgesetzt. er Markt muss gestaltet werden, damit er ein Mindestaß an Transparenz und Berechenbarkeit behält. Das W-Gesetz ist ein Element einer solchen Gestaltung des arktes, so ein Zitat unserer Kanzlerin in Wolfsburg. rau Zypries, insoweit halte ich den vorliegenden Geetzentwurf für die optimale Lösung eines schwierigen roblems, nämlich eines Ausgleichs zwischen europaechtlicher Harmonie und einer beeindruckenden deutchen Erfolgsgeschichte. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Der Kollege Paul Friedhoff, FDP-Fraktion, hat seine ede zu Protokoll gegeben.1)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618324100

Ich gebe nun Dr. Thea Dückert, Bündnis 90/Die Grü-
en, das Wort.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618324200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist unglaublich wichtig, jedes Mal, wenn wir über das
W-Gesetz diskutieren, an die besondere Geschichte
on VW zu erinnern, wie es die Ministerin eben getan
at; denn ohne Kenntnis dieser Geschichte ist die aktu-
lle Debatte nicht zu verstehen. Die Nazis bauten VW
it beschlagnahmtem Gewerkschaftsvermögen auf.
ach dem Zweiten Weltkrieg wollte niemand die Reste
ieses Werkes haben, weder Ford noch GM noch briti-
che Industrielle. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-

Anlage 10






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert
nehmer haben dann das Werk wiederaufgebaut. Diese
Geschichte wird durch das VW-Gesetz gewürdigt. Das
begründet, warum so viele trotz der Einwendungen der
EU-Kommission – diese muss man respektieren – versu-
chen, einen Kompromiss zu finden, der VW und seiner
Geschichte gerecht wird. Ich denke, was die Ministerin
vorgeschlagen hat, ist ein solcher Kompromiss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist allerdings schade und schädlich, dass die Bun-
desregierung insgesamt nicht immer mit einer Stimme
gesprochen hat. Der Wirtschaftsminister, der für diesen
Themenbereich in erster Linie verantwortlich ist, hat
seine Zweifel in einer Protokollnotiz formuliert und do-
kumentiert. Es gibt zudem Querschüsse von Ihrem Kol-
legen Ministerpräsidenten Oettinger.


(Ute Kumpf [SPD]: Na ja! Der ist auch aus Stuttgart!)


Manchmal hat man den Eindruck, dass er schon seine
Nach-Ministerpräsidenten-Karriere als Lobbyist für Por-
sche vorbereitet. Ich weiß nicht, was da los ist. Diese
Doppelzüngigkeit – ich will eher von Vielstimmigkeit
reden – ist schädlich in dieser Debatte


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Tabakindustrie!)


und hilft uns nicht, diesen Konflikt in Brüssel durchzu-
stehen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: EVUs!)


Ich gönne Frau Bundeskanzlerin Merkel wirklich die-
sen Auftritt als Jeanne d’Arc in Wolfsburg, aber – das
gehört eben auch dazu – dann muss sie auch dafür sor-
gen, dass die Bundesregierung insgesamt, und auch die
CDU-Ministerpräsidenten mit einer Stimme sprechen.
Wir haben bei VW eine besonders schwierige Situation.
Es gibt Unruhe, es gibt Machtkämpfe zwischen dem Ma-
nagement von VW und Porsche, es gibt ein Hin und Her
auch auf Betriebsratsebene, und es gibt Unruhe im Por-
sche-Clan selber.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist wie mit Özdemir!)


Wenn wir angesichts einer sich abzeichnenden Automo-
bilkrise wollen,


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wie bei der Nominierung von Özdemir!)


dass sich VW gut aufstellt und die Arbeitsplätze weiter-
hin gesichert werden, dann ist es wichtig, dass Ruhe in
dieses Durcheinander kommt. Auch ist es wichtig, dass
auf die Frage, wie es mit dem VW-Gesetz weitergeht,
sehr schnell klare Antworten gegeben werden und eine
Lösung gefunden wird.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. HansMichael Goldmann [FDP])


VW hat eine schwierige Zukunft, auch vor dem Hinter-
grund der Entwicklung der Automobilbranche. Ich

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(C (D enke, dass diese Entwicklung viel weniger, wie jetzt äufig gesagt wird, mit der Finanzkrise zu tun hat, sonern eher mit einer rückwärtsgewandten und verfehlten roduktpolitik der gesamten Branche. Wir tun gut daran, arüber zu diskutieren; wir sollten aber nicht, wie es die anzlerin angedeutet hat, in einen milliardenschweren ubventionswettlauf eintreten, der Ausmaße wie in den SA annimmt. VW braucht Ruhe. Die Automobilbran he in Deutschland braucht die Chance, neue Produktliien zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Frau Kollegin Dückert. Vor dem Hintergrund ist es wichtig, dass wir schnell um Schluss kommen, Frau Präsidentin, – Das ist richtig. – auch mit dem VW-Gesetz. Wir müssen es schaffen, ass die Europäische Kommission unsere Vorschläge akeptiert. Ich wünsche hier weiterhin fröhliche Beratunen. Danke schön. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege arrelt Duin, SPD-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ich freue mich, dass wir diese Debatte, wenn uch leider zu später Stunde, heute doch noch führen nd nicht alle Reden zu Protokoll geben, insbesondere eswegen, weil wir uns hier der Anwesenheit eines Aufichtsratsmitglieds von VW erfreuen, das in erfreulicher eise, was das VW-Gesetz angeht, Seite an Seite mit er Justizministerin gekämpft hat und hoffentlich auch eiter kämpft. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Jochen-Konrad Fromme [CDU/ CSU]: Der ist auch sonst gut!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618324300
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618324400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618324500
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618324600

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618324700
Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1618324800

Ich möchte der Justizministerin hier ausdrücklich für
hre Standfestigkeit danken, die sie in den letzten Mona-
en – inzwischen sind es Jahre – in dieser Frage bewie-
en hat, und zwar Standfestigkeit nicht nur gegenüber
en europäischen Widerständen, die wir zu beklagen
atten und nach wie vor zu beklagen haben, sondern
uch gegenüber den Widerständen innerhalb der Bun-
esrepublik und zum Teil sogar – ich fand das sehr be-
auerlich – innerhalb der Bundesregierung. Es ist aber
urch gute Unterstützung aus den Koalitionsfraktionen
elungen,






(A) )



(B) )


Garrelt Duin

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das gehört dazu!)


das, was die Justizministerin ohnehin vorhatte, in dem
Gesetzentwurf zu verankern. Wir sollten uns bei ihr be-
danken, dass sie zwischendurch nicht gewackelt hat,
sondern dass wir das so durchsetzen konnten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte auch darauf hinweisen – Herr Grosse-
Brömer, bei Ihnen klang das eben etwas anders –, dass
wir uns in dieser Frage auf den Industriekommissar in
der EU-Kommission, Herrn Günter Verheugen, in den
vergangenen Jahren immer haben verlassen können. Er
ist immer ein verlässlicher Partner gewesen.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Na ja!)


Die beiden werden das sicherlich bestätigen können.

Wir wissen, VW ist einer der größten Automobilher-
steller der Welt. Auf diese Erfolge ist in den Vorreden
zum Teil schon hingewiesen worden. Ich will aber deut-
lich machen, dass das insbesondere ein Erfolg der dort
beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/ CSU)


und ihrer dort erkämpften Mitbestimmungs- und Mit-
spracherechte. Ohne diese Mitbestimmungsrechte, die
bei VW nach wie vor in einer besonderen Form gewähr-
leistet sind, wäre dieser Erfolg des Unternehmens nicht
möglich gewesen.


(Beifall bei der SPD)


Wer an diese Mitbestimmungsrechte über das Vehikel
Kapitalmarktfreiheit und Ähnliches Hand anlegt, der
muss in dieser Bundesregierung und in diesem Parla-
ment einen entschiedenen Gegner finden.


(Beifall bei der SPD)


Im Laufe der Jahre haben sich in Abstimmung mit
den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sehr zu-
kunftsfähige und auch von anderen Marktteilnehmern
sehr aufmerksam beobachtete Arbeits- und Tarifmodelle
entwickelt, ohne die eine beständige Zukunftssicherung
nicht möglich gewesen wäre. Gerade in Zeiten wie die-
sen, in denen wir damit rechnen müssen, dass auch die-
ses Unternehmen von der Situation, die wir auf dem Bin-
nenmarkt, aber auch weltweit erleben, in Mitleidenschaft
gezogen wird, ist es wichtig, auch zukünftig mit der Fle-
xibilität, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort an
den Tag legen, reagieren zu können. Ich hoffe, dass wir
mit diesem VW-Gesetz – so wie Frau Dückert es gerade
gesagt hat – Ruhe bekommen. Ich bin davon überzeugt,
dass das, was wir jetzt vorlegen, EU-rechtskonform ist
und dass wir, sollte es noch einmal zu einer Auseinan-
dersetzung kommen, diese gewinnen werden.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, ich setze sehr
darauf, dass Sie und die anderen Anteilseigner an Volks-
wagen in den nächsten Monaten so viel Vernunft zeigen
– das sage ich auch meiner Parlamentarischen Ge-
schäftsführerin aus Stuttgart –, dass dieser Konzern eine

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(C (D ute Zukunft hat und dass wir nicht weiter erleben müsen, dass es – wenn wir die Baustelle VW-Gesetz orentlich abgeräumt haben – an anderer Stelle zu Konlikten kommt, die den Beschäftigten bei Volkswagen chaden könnten. Wir müssen das so organisieren – geade in den dafür zuständigen Gremien –, dass es für lle, die dort jetzt beschäftigt sind – hoffentlich werden s in der Zukunft noch mehr sein –, eine gute Zukunft ibt. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618324900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/10389 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 13 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Markus
Kurth, Kerstin Andreae, Birgitt Bender, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Die Eingliederungshilfe für Menschen mit
Behinderungen weiterentwickeln

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja
Seifert, Klaus Ernst, Dr. Dietmar Bartsch, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Gesetz zum Ausgleich behinderungsbeding-

(Nachteilsausgleichsgesetz – NAG)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Jörg Rohde,
Dr. Heinrich L. Kolb, Jens Ackermann, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Wettbewerb in der Eingliederungshilfe stär-
ken – Wahlfreiheit und Selbstbestimmung
der Menschen mit Behinderung erhöhen

– Drucksachen 16/7748, 16/3698, 16/9451,
16/10601 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Hubert Hüppe

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
em Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
ehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um
ie Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Hubert
üppe, CDU/CSU, Silvia Schmidt, SPD, Heinz-Peter
austein, FDP, Dr. Ilja Seifert, Die Linke, Markus
urth, Bündnis 90/Die Grünen.1)






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Arbeit und Soziales auf Drucksache 16/10601.

Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-
schlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/7748
mit dem Titel „Die Eingliederungshilfe für Menschen
mit Behinderungen weiterentwickeln“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Koalition bei Enthaltung der Fraktion FDP
und bei Ablehnung der Fraktionen Die Linke und
Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung
des Antrags der Fraktion Die Linke auf Druck-
sache 16/3698 mit dem Titel „Gesetz zum Ausgleich be-
hinderungsbedingter Nachteile vorlegen“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen von SPD, CDU/CSU und FDP bei Enthaltung
von Bündnis 90/Die Grünen und bei Gegenstimmen der
Fraktion Die Linke angenommen. Schließlich empfiehlt
der Ausschuss unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung
die Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf
Drucksache 16/9451 mit dem Titel „Wettbewerb in der
Eingliederungshilfe stärken – Wahlfreiheit und Selbstbe-
stimmung der Menschen mit Behinderung erhöhen“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist bei Gegenstimmen der Fraktion der FDP mit
den restlichen Stimmen des Hauses angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Perso-
nalausweise und den elektronischen Identitäts-
nachweis sowie zur Änderung weiterer
Vorschriften
– Drucksache 16/10489 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
sem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um
die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen:
Clemens Binninger, CDU/CSU, Frank Hofmann, SPD,
Gisela Piltz, FDP, Jan Korte, Die Linke, Wolfgang
Wieland, Bündnis 90/Die Grünen.1)

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/10489 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

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1) Anlage 11
1) Anlage 12

2)

3)

(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael Goldmann, Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Biotechnologische Innovationen im Interesse von Verbrauchern und Landwirten weltweit nutzen – Biotechnologie ein Instrument zur Bekämpfung von Armut und Hunger in den Entwicklungsländern – Drucksache 16/6714 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu iesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – ch sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich m die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: ohannes Röring, CDU/CSU, Elvira Drobinski-Weiß nd Dr. Sascha Raabe, SPD, Dr. Christel Happachasan, FDP, Hüseyin-Kenan Aydin, Fraktion Die Linke, lrike Höfken, Bündnis 90/Die Grünen.2)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/6714 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 16 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über geneti-

(Gendiagnostikgesetz – GenDG)


– Drucksachen 16/10532, 16/10582 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
em Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
ehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um
ie Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Hubert
üppe, CDU/CSU, Dr. Carola Reimann, SPD, Heinz
anfermann, FDP, Monika Knoche, Die Linke, Birgitt
ender, Bündnis 90/Die Grünen, und des Parlamentari-

chen Staatssekretärs Rolf Schwanitz.3)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
rucksachen 16/10532 und 16/10582 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.

Anlage 13
Anlage 14






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht
der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja
Kipping, Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Wohnungslosigkeit vermeiden – Wohnungs-
lose unterstützen – SGB II überarbeiten

– Drucksache 16/9487 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Haushaltsausschuss

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die
Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Karl
Schiewerling, CDU/CSU, Gabriele Lösekrug-Möller,
SPD,1) Heinz-Peter Haustein, FDP, Katja Kipping, Die
Linke, Markus Kurth, Bündnis 90/Die Grünen.


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1618325000

In den letzten Jahren konnte Wohnungslosigkeit redu-

ziert werden. Nach Schätzungen der Bundesarbeitsge-
meinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) lag die Zahl der
wohnungslosen Personen im Jahr 2006 bei 254 000 und
damit bei weniger als der Hälfte gegenüber 1998, als
etwa 530 000 Menschen wohnungslos waren. Laut Drit-
tem Armuts- und Reichtumsbericht profitieren von dem
Rückgang insbesondere Familien. Gegenüber Schätzun-
gen von 2003 hat sich die Zahl der wohnungslosen Kinder
und Jugendlichen halbiert.

Das sind erfreuliche Entwicklungen. Dennoch halten
wir die Vermeidung und den Abbau von Obdach- bzw.
Wohnungslosigkeit für sehr wichtig. Wir nehmen unsere
Verantwortung gegenüber dem betroffenen Personen-
kreis im Rahmen unserer gesetzgeberischen Zuständig-
keiten wahr – auch im SGB II, der Grundsicherung für
Arbeitsuchende. Denn der weit überwiegende Teil der ob-
dach- und wohnungslosen Menschen ist wegen ihrer Er-
werbsfähigkeit dem SGB-II-Bereich zuzurechnen. Viel-
fältige Rechte und Schutzvorschriften stehen den
Betroffenen zur Seite.

Erstens. Zu den Leistungen der Grundsicherung für
Arbeitsuchende nach dem SGB II gehören auch die tat-
sächlich anfallenden, angemessenen Kosten für Unter-
kunft und Heizung sowie Erstausstattungen für die Woh-
nung einschließlich Haushaltsgeräte. Damit ist im
Rahmen des SGB II sichergestellt, dass es einem erwerbs-
fähigen Hilfebedürftigen nicht an den erforderlichen Mit-
teln fehlen muss, damit er mit den zu seiner Bedarfsge-
meinschaft gehörenden Personen in einer angemessenen
und mit den notwendigen Einrichtungsgegenständen aus-
gestatteten Wohnung leben kann.

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1) Die Rede lag bei Redaktionsschluss nicht vor und wird deshalb im
Plenarprotokoll der 184. Sitzung veröffentlicht.

(C (D Zweitens. Wohnbeschaffungsund Umzugskosten soie eine Mietkaution können bei entsprechender Zusiche ung des Grundsicherungsträgers übernommen werden, obei eine Mietkaution in der Regel in Form eines Dar ehens erbracht wird. Drittens. Die Leistungen zur Sicherung der Unterkunft rhält der Empfänger grundsätzlich in Form von Geldeistungen. Um das Mietverhältnis durch ausbleibende ietzahlungen nicht zu gefährden, soll jedoch der zustänige Träger die Kosten für Unterkunft und Heizung ausahmsweise direkt an den Vermieter oder andere Empangsberechtigte zahlen, wenn die zweckentsprechende erwendung der Leistungen für Unterkunft und Heizung urch den Hilfebedürftigen nicht gewährleistet werden ann. Sofern Kosten der Unterkunft und Heizung nicht unittelbar an den Vermieter gezahlt werden, können bei icht zweckgerechter Verwendung der Leistungen Schulen auflaufen, die das Mietverhältnis bzw. die Versorgung it Wärme und Wasser bedrohen. Um in diesen Fällen bdachlosigkeit oder eine vergleichbare Notlage abzuenden, ist sogar die Möglichkeit einer Schuldenüberahme vorgesehen. Auch das Wohngeld leistet einen wichtigen Beitrag zur ozialen Absicherung des angemessenen und familiengeechten Wohnens. Zum 1. Januar 2009 tritt die Wohngeldovelle in Kraft. Die Wohngeld-Tabellenwerte werden um Prozent und die Miethöchstbeträge um 10 Prozent eröht. Dafür werden insgesamt 520 Millionen Euro aufgeandt. Zukünftig werden erstmals die Heizkosten in pau chalierter Form einbezogen. Mit dem Wohngeld wird in erbindung mit dem reformierten Kinderzuschlag eine pürbare Entlastung für etwa 70 000 einkommensschwahe Haushalte außerhalb des Sozialgesetzbuches ereicht. Wohnungslosigkeit ist nicht immer eine Frage des Anebots von Wohnungen sondern manchmal auch Ergebis von persönlichen Entscheidungen von Wohnungsloen. Sie haben sich, aus welchen Gründen auch immer, zu iesem Leben entschieden. Hier gibt es viele Lebenschicksale. Aber auch diesen Menschen zu helfen, dass ie Anlaufpunkte haben und Versorgung bekommen, ist ine öffentliche Aufgabe insbesondere der Städte, Geeinden und Länder. Die rückläufigen Zahlen belegen, dass die verstärkte räventionsarbeit der Kommunen zur Verhinderung von ohnungsverlust sowie die Integrationsarbeit der Wohungslosenhilfe ihre Wirkung zeigen. Um Wohnungsloigkeit zu vermeiden, werden wir auch weiterhin die Areit der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe nterstützen. Allein im Haushaltsjahr 2008 wurden Mittel n Höhe von 243 000 Euro zur Verfügung gestellt. Durch die hier erwähnten Maßnahmen wird Wohungslosigkeit vorgebeugt. Es gibt bereits Instrumente, ie gut funktionieren. Deshalb lehnen wir eine Überareitung des SGB II ab. Niemand möchte, dass Menschen wohnungslos wer den. Wir müssen alles dafür tun, dass den Betroffenen die notwendige Unterstützung zuteil wird. Deswegen heißt es auch im Sozialgesetzbuch: Leistungen für Unterkunft und Heizung werden in der Höhe der tatsächlichen Aufwendungen erbracht, soweit diese angemessen sind. § 22 Das gilt es zuallererst festzustellen, wenn wir hier über das Problem der Wohnungslosigkeit reden. Das heißt, dass es Wohnungslosigkeit, wie die Fraktion Die Linke sie mit dem vorliegenden Antrag thematisiert, eigentlich gar nicht geben dürfte. Denn der Staat trägt ja über diese Vorschrift bereits heute die Kosten der Unterkunft, und zwar nicht in begrenzter Höhe in Form bestimmter Sätze, sondern vollumfänglich in der Höhe der tatsächlich entstandenen Kosten, sofern diese angemessenen sind. Der Staat wird in dieser Vorschrift des SGB II seiner Fürsorgepflicht gerecht. Dass damit auch Pflichten des Leistungsempfängers verbunden sind, muss selbstverständlich sein. Die Linke fordert in ihrem Antrag eine Reihe von Maßnahmen, auf die ich gerne im Einzelnen eingehen möchte: Erstens. Zunächst soll im SGB II die Möglichkeit geschaffen werden, dass der Staat bestehende Mietschulden eines Leistungsbeziehers übernimmt. Dies soll künftig als Beihilfe geschehen. Der Antrag argumentiert, Mietschulden seien der dominierende Grund für den Wohnungsverlust und die Vermeidung von Wohnungslosigkeit sei nicht nur sozialer und effektiver, sondern auch günstiger als die Reintegration von Wohnungslosen. Es ist richtig, dass Mietschulden die Hauptursache für den Verlust der Wohnung und Wohnungslosigkeit sind. Ebenso richtig ist, dass es ökonomisch sinnvoll ist, Wohnungslosigkeit von Anbeginn zu vermeiden, anstatt die Folgen zu bekämpfen. Natürlich ist Prävention günstiger als Heilung. Richtig ist aber auch, dass Mietschulden bereits nach heutiger Rechtslage keine Auslöser für Wohnungslosigkeit sein müssen. Laut § 23 Abs. 4 Satz 3 sollen Mietschulden sogar explizit vom Leistungsträger übernommen werden, um drohende Wohnungslosigkeit zu vermeiden. Dass dies als Darlehen geschieht, schmälert nicht die Wirksamkeit dieses Instruments zur Vermeidung des Wohnungsverlustes. Zweitens. Der Antrag greift die Regelung des § 7 Abs. 4 SGB II auf, nach der Personen von der Leistung ausgeschlossen sind, die sich länger als sechs Monate in einem stationären Aufenthalt befinden. Die Regelung soll gestrichen werden. Tatsächlich sind für den Leistungsausschluss des § 7 die Art der Einrichtung und der Umfang der Unterbringung entscheidend. Das Bundessozialgericht hat in seiner Entscheidung vom 6. September 2007, auf die sich die Antragsteller hier beziehen, neue Kriterien für die Prüfung aufgestellt, ob es sich im Einzelfall um eine stationäre Einrichtung handelt. Eine stationäre Einrichtung im Sinne des SGB II liegt nach Hinweisen der Bundesagen t i a l g b n n 2 d m g m b a S n b r c l b d M o z e z m d n n a u m h k z k n d D s d d d d d s k s A d r d k n u Zu Protokoll ge (C (D ur für Arbeit vor, wenn diese so strukturiert und gestaltet st, dass es dem dort Untergebrachten nicht möglich ist, us der Einrichtung heraus mindestens drei Stunden tägich erwerbstätig zu sein. Der Untergebrachte, so die Arumentation, ist dann derart zeitlich und räumlich fremdestimmt, dass er der Integration in den Arbeitsmarkt icht zur Verfügung steht, wie es das SGB II verlangt. Drittens. Ferner thematisiert der Antrag die Wohungslosigkeit junger Menschen, die droht, wenn unter 5-jährige Leistungsbezieher von zu Hause ausziehen. In em Fall ist laut § 22 Abs. 2 a SGB II zuvor eine Genehigung des Trägers einzuholen, sofern weiterhin Leistunen bezogen werden wollen. Dass Die Linke hier aberals erklärt, die Einholung der Genehmigung sei den etroffenen jungen Menschen nicht zuzumuten und es sei bzulehnen, dass erwachsene Menschen nicht aus freien tücken einen eigenen Hausstand gründen dürfen, ist ichts Neues. Diese Haltung ist jedoch gleichermaßen ekannt und falsch. Denn worüber reden wir hier? Diejenigen unter 25-Jähigen, die eine eigene Wohnung brauchen und die Entsprehendes rechtzeitig beantragen, werden selbstverständich Unterstützung erfahren. Dass sie dies zuvor eantragen müssen, ist eine Selbstverständlichkeit. Von em Minimum an Eigenverantwortung dürfen wir die enschen nicht entbinden. Sich als unter 25-Jähriger hne Einkommen vor dem Abschluss eines Mietvertrages u fragen, wer die Kosten für die neue Wohnung trägt, ist ine Selbstverständlichkeit. Falls schwerwiegende soiale Gründe oder aber die Eingliederung in den Arbeitsarkt eine eigene Wohnung erforderlich machen, wird er Träger auf Antrag selbstverständlich die Kostenüberahme erklären. Dies zuvor zu beantragen ist allerdings icht nur zumutbar. Es entspricht dem Maß an Eigenverntwortung, das unerlässlich ist, nämlich sich rechtzeitig m seine finanziellen Angelegenheiten selbst zu kümern, wenn Bedürftigkeit droht oder naht. Viertens. Auch wendet sich die Linke gegen die besteende Regelung des § 31 Abs. 5 SGB II, der die Möglicheit vorsieht, auch die Kosten der Unterkunft vollständig u streichen, weil dies zu Wohnungslosigkeit führe. Es ist lar, dass Wohnungslosigkeit droht, wenn die Kosten icht länger getragen werden. Doch über die Ursache für ie Kürzung der Leistungen geht man leichtfüßig hinweg. enn erstens gilt die Möglichkeit, die Leistungen einzu chränken, als Ultima Ratio. Und sie gilt nur für den Fall, ass der Betroffene mehrfach seine Pflichten gegenüber em Leistungsträger verletzt hat. Zweitens erlauben auch ann noch die Durchführungsbestimmungen der Bunesagentur für Arbeit, nach Ermessen zu entscheiden und ie Leistungen wieder zu gewähren, wenn der Betroffene ich nachträglich bereit erklärt, seinen Pflichten nachzuommen. Bis hierhin hat es der Leistungsbezieher also elbst in der Hand, die Wohnungslosigkeit abzuwenden. llerdings muss darüber hinaus auch gesehen werden, ass die Ultima Ratio der Leistungsstreichung ihre Beechtigung hat. Der Staat kann nicht jemanden, der wieerholt gezeigt hat, dass er nicht mit dem Leistungsträger ooperiert, dauerhaft weiterhin unterstützen. Das kann icht die Lösung sein. Es muss doch jedem verständlich nd klar sein, dass auch der größtmögliche Unterstütgebene Reden zungswille irgendwann seine Grenzen findet, wenn nicht ein Minimum an Kooperation erfolgt. Dass mit fehlender Kooperation die Wohnungslosigkeit quasi in Kauf genommen wird, ist eine traurige Erkenntnis. Aber den Staat hier der Sanktionsmöglichkeit zu berauben, ihn gleichsam wehrlos zu machen, ist der falsche Weg. Fünftens. Schließlich erklärt Die Linke, dass für Wohnungslose spezielle Beschäftigungs-, Ausund Fortbildungsangebote vorzuhalten seien. Das ist richtig, insofern man hierbei oftmals mit komplexen Problemund Härtefällen zu tun hat, die einer maßgeschneiderten und persönlichen Hilfe bedürfen. Allerdings zieht der Antragsteller hieraus die Folgerung, es müsse auf Sanktionsmaßnahmen und repressive Angebote verzichtet werden. Die FDP hält dies für falsch, wie ich oben bereits ausgeführt habe. Wo der Staat Leistungen erbringt, muss er in letzter Konsequenz auch das Recht haben, diese zu kürzen, wenn der Betroffene nicht kooperiert. Es bleibt die zentrale Aufgabe des Sozialstaates, sich um die Bedürftigen zu kümmern. Dieser Aufgabe werden die bestehenden Regelungen gerecht. Mit der Übernahme der Mietkosten durch den Leistungsträger ist eine Absicherung ausreichend gegeben. Auch darf nicht vergessen werden, dass das Hauptaugenmerk auf dem Ziel der Integration in den Arbeitsmarkt liegen muss. Mit einem herzlichen Glückauf aus dem Erzgebirge. Die Zahl der Wohnungslosen ist in den letzten Jahren erfreulicherweise zurückgegangen. Allerdings besagen Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe – die mangels offizieller Erhebungen die verlässlichste Datengrundlage bieten –, dass im Jahr 2006 weiterhin etwa 250 000 Menschen wohnungslos waren. Weitere 60 000 bis 120 000 Haushalte mit circa 120 000 bis 235 000 Menschen sind von Wohnungsverlust bedroht. Der Anteil der jungen Menschen daran steigt erheblich an. Es besteht damit also ein massiver politischer Handlungsbedarf, wohnungslosen Menschen die gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen sowie Wohnungslosigkeit zu überwinden und präventiv zu vermeiden. Viele der wohnungslosen Menschen sind längere Zeit erwerbslos. Mit der Einführung von Hartz IV wurde daher auch die Zuständigkeit für die Wohnungslosenhilfe weitgehend dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch übertragen. Die Grundsicherung für Arbeitssuchende ist aber nicht ausreichend auf die speziellen Bedürfnisse der Wohnungslosen bzw. von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen ausgerichtet. Sie nimmt wenig Rücksicht auf die besonderen Probleme von Wohnungslosen. Die geschaffenen Institutionen sind weder administrativ geeignet noch personell so ausgestattet, eine erfolgreiche Prävention von Wohnungsverlusten und den damit verbundenen sozialen Folgeproblemen zu leisten. Einzelne Regelungen im Sozialgesetzbuch II mit besonderer Relevanz für diese Personengruppe haben sich nicht bewährt. Andere Regelungen im SGB II sind sogar geeignet, das Problem der Wohnungslosigkeit zu ver s d d h m e V h I n n i ( M g d s d I e k D e L i L s s z D n n E s v n G w n d h d r d n b 2 s d M H s a t e A n s Zu Protokoll ge (C (D chärfen. Das Sozialgesetzbuch II bedarf daher dringend er Überarbeitung. Erstens ist die Möglichkeit einzuräumen, Mietschulen bei drohendem Wohnungsverlust nicht nur als Darleen, sondern in der Regel auch als Beihilfe zu übernehen. Warum? Die erst 1996 ins Bundessozialhilfegesetz ingeführte Regelung zur Mietschuldenübernahme zur ermeidung von Wohnungslosigkeit wurde im SGB II ereblich eingeschränkt. Mietschulden sind aber nach den nformationen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohungslosenhilfe „der dominierende Grund für den Wohungsverlust“. Die Vermeidung von Wohnungslosigkeit st regelmäßig sozialer, effektiver und günstiger als die Re-)Integration von Wohnungslosen. Auch daher ist ietschuldenübernahme für alle betroffenen Personen zu arantieren, und zwar in Form eines Zuschusses; denn ie betroffenen Haushalte sind in der Regel bereits überchuldet. Eine zusätzliche Verschuldung konterkariert as Ziel der sozialen Stabilisierung und der beruflichen ntegration der betroffenen Personen. Insofern ist auch ine Rückzahlung nach der Phase des Leistungsbezugs aum sinnvoll und nur selten möglich. Die bestehende arlehensregelung verschlechtert dagegen die Chancen ines nachhaltigen und dauerhaften Abgangs aus dem eistungsbezug. Zweitens ist die Regelung zu streichen, dass Menschen n stationären Einrichtungen maximal sechs Monate eistungen beziehen können. Nach § 7 Abs. 4 SGB II ind Personen, die für länger als sechs Monate in einer tationären Einrichtung untergebracht sind, von dem Beug von Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen. iese Regelung geht offenbar davon aus, dass ein statioärer Aufenthalt eine Erwerbstätigkeit auf dem allgemeien Arbeitsmarkt ausschließt. Dies ist aber nicht der Fall. s wird übersehen, dass bei der Organisation und Ausgetaltung der Leistungen in stationären Einrichtungen ielfach ein Konzept verfolgt wird, nach dem zwar in eier Einrichtung gelebt, eine Integration in das Leben der emeinschaft außerhalb der Einrichtung aber angestrebt ird. Dazu gehört auch eine Tätigkeit auf dem allgemeien Arbeitsmarkt. Diese Konzepte finden sich im besoneren Maße bei den Einrichtungen der Wohnungslosenilfe. Durch den Ausschluss von den Leistungen werden ie Vermittlungschancen der Menschen in diesen Einichtungen erheblich beeinträchtigt; das Grundanliegen es SGB II – Integration in Erwerbsarbeit – wird in nicht achvollziehbarer Weise konterkariert. Drittens ist die Übernahme von Kosten der Unterkunft eim Umzug von Leistungsberechtigten, die jünger als 5 Jahre sind, so zu ändern, dass aus der Ermessensentcheidung der kommunalen Träger ein Rechtsanspruch er Betroffenen wird. Die Wohnungslosigkeit von jungen enschen ist in den letzten Jahren zu einer der größten erausforderungen geworden. Relevant ist in diesem Zu ammenhang, dass jüngere Wohnungslose häufig direkt us der Herkunftsfamilie in die Wohnungslosigkeit geraen sind. Die bisherigen Regelungen des SGB II sind geignet, dieses Problem zu verschärfen. Denn § 22 bs. 2 a SGB II fordert von Leistungsberechtigten, die och nicht das 25. Lebensjahr vollendet haben, dass sie ich vor einem Umzug eine Genehmigung des kommuna Heinz-Peter Haustein gebene Reden len Trägers einholen müssen, wenn sie weiter Leistungen beziehen wollen. Dies ist prinzipiell abzulehnen, weil nicht nachvollziehbar ist, warum erwachsene Menschen nicht aus freien Stücken einen eigenen Hausstand gründen dürfen. Darüber hinaus folgt aus dieser Regelung aber „mit hoher Wahrscheinlichkeit eine spürbare Zunahme von wohnungslosen jungen Volljährigen“ – so die BAG Wohnungslosenhilfe –, weil diese teilweise die benötigte Zustimmung des Trägers vor dem Umzug nicht einholen oder an dem Nachweis eines „sonstigen, ähnlich es)


(A) )


(B) )

Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1618325100




(A) )


(B) )

Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618325200




(A) )


(B) )


Viertens ist die Sanktionsmöglichkeit der Kürzung der
Kosten der Unterkunft sofort abzuschaffen. Die Möglich-
keit, dass durch den kompletten Entzug der Leistungen
einschließlich der Kosten der Unterkunft Wohnungslosig-
keit entstehen kann, wird sogar in den Durchführungshin-
weisen der Bundesagentur eingeräumt. Notwendig ist
eine gesetzliche Klarstellung, dass bei leistungsbedürfti-
gen Personen keine Kosten der Unterkunft gekürzt oder
gar gestrichen werden dürfen, da diese Sanktion dem Ziel
der Vermeidung von Wohnungslosigkeit diametral zuwi-
derläuft.

Fünftens ist durch die Bereitstellung einer flächende-
ckenden Hilfe- und Beratungsinfrastruktur für von Ge-
walt betroffene Frauen präventiv gegen Wohnungsverlust
vorzugehen. Denn zum Beispiel sind die wichtigsten Aus-
löser des Wohnungsverlustes bei Frauen die Trennung
von einem Partner, der Auszug aus dem Elternhaus sowie
die akute Gewalt des Partners. Diese spezifischen
Gründe müssen beachtet werden. So ist eine ausreichende
Infrastruktur an Hilfeangeboten und Hilfe leistenden Ein-
richtungen wie Frauenhäusern zur Verfügung zu stellen
sowie bei den Hilfeleistungen im Rahmen des SGB II auf
die spezifischen Bedürfnisse und Probleme dieser Frauen
einzugehen.

Sechstens sind basierend auf dem Prinzip der Freiwil-
ligkeit gezielte Beschäftigungsangebote für Wohnungs-
lose vorzuhalten. Die Angebote müssen den konkreten Le-
bensumständen der Betroffenen angepasst werden. Für
das Ziel der sozialen Stabilisierung sowie der Integration
in den Arbeitsmarkt sind Sanktionen für die Gruppe der
Wohnungslosen in besonderer Weise kontraproduktiv und
daher abzuschaffen. Niedrigschwellige und nicht repres-
sive Angebote sind zu unterbreiten.

Siebtens sind bei den Trägern der Grundsicherung für
Arbeitssuchende ausgebildetes Fachpersonal für die spe-
zifischen Belange und Anliegen von Wohnungslosen ein-
zustellen und die Erfahrungen für die Prävention von
Wohnungsverlusten in ein Konzept für die administrati-
ven Strukturen der SGB-II-Träger einzubauen. Das Per-
sonal bei den Trägern des SGB II ist bislang nicht auf die
besonderen Bedürfnisse und Anliegen von Wohnungslo-
sen bzw. von Wohnungslosigkeit bedrohten Personen vor-
bereitet. Die Erfahrungen, die in den Kommunen seit den
späten 80er-Jahren mit dem Konzept der Zentralen Fach-
stelle gemacht wurden, müssen in eine analoge Praxis in
die Strukturen des SGB II integriert werden. So empfiehlt
es der Deutsche Verein für öffentliche und private Für-
sorge und fordert es die BAG Wohnungslosenhilfe. In
diesem Zusammenhang ist auch sicherzustellen, dass

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Zu Protokoll ge

(C (D eldungen der Amtsgerichte über Räumungsklagen unerzüglich bei den zuständigen Stellen ankommen und ohnungslosigkeit vermeidende Aktivitäten auslösen. Alle diese Maßnahmen sollen einer besonderen ruppe von betroffenen Menschen zugutekommen. Da über hinaus lehnen wir aber prinzipiell Hartz IV ab und ordern eine soziale, repressionsfreie Grundsicherung. m Armut und Ausgrenzung in Deutschland zu beseitien, dürfte genug Geld da sein. Wohnungslosigkeit ist oftmals die erschreckendste und ichtbarste Form von sozialer Ausgrenzung. Die Betrofenen sind in vielfacher Hinsicht vom gesellschaftlichen eben ausgeschlossen. Ihnen fehlt nicht nur eine Wohung, sie haben häufig auch kein Girokonto, und ihnen ind die Zugänge zu medizinischer Versorgung eingechränkt. Ganz zu schweigen von ihren geringen Chanen auf dem Arbeitsmarkt. Nur jeder fünfte Obdachlose eht einer regelmäßigen Erwerbsarbeit nach. 18 Prozent er Obdachlosen verfügen über keinerlei Einkommen, ehmen also auch keine Sozialleistungen in Anspruch. ie Wohnungslosigkeit ist zwar im Jahre 2006 auf 54 000 Menschen zurückgegangen, so die Schätzungen er Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslose. Dies sind m Vergleich zu 2005 – dem Jahr, in dem das rbeitslosengeld II eingeführt wurde – nur 2,7 Prozent. ie Bundesarbeitarbeitsgemeinschaft Wohnungslose eht aber davon aus, dass im Arbeitslosengeld II weitere 35 000 Menschen akut von Wohnungslosigkeit bedroht ind. Diese latente Bedrohung für viele Arbeitsloseneld-II-Beziehende ist zu einem großen Teil auf neue, verchärfende Regelungen der schwarz-roten Koalition zuückzuführen. Es gibt also keinen Grund, sich bei diesem, ür viele Obdachlose auch lebensbedrohlichen Problem ntspannt zurückzulehnen. Wir teilen nicht die Auffasung von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz, der sich in einem Dritten Armutsund Reichtumsbericht über den ückgang der Wohnungslosigkeit freut und offenbar keien weiteren Handlungsbedarf sieht. Unterbelichtet bleibt im Armutsund Reichtumsbeicht der Bundesregierung, dass sich die Altersstruktur er Wohnungslosen deutlich verändert hat. Unerwähnt leibt, dass der Anteil junger Erwachsener – insbesonere junger Erwachsener bis 24 Jahre – überproportioal zunimmt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsose sieht die Ursache hierfür in der zunehmenden erdrängung der Jugendlichen aus der Jugendhilfe in die ohnungshilfe sowie in der Zunahme der Armut von Kinern und Jugendlichen. Dieser Trend wurde zusätzlich urch das SGB-II-Fortentwicklungsgesetz der Bundesreierung verschärft. Denn mit diesem Gesetz wurden nicht ur die Sanktionsregelungen im Arbeitslosengeld II, sonern auch die Bedingungen für unter 25-Jährige zur ründung eines eigenen Haushalts verschärft. Denn iele von Obdachlosigkeit betroffene Jugendliche leben eider in so zerrütteten Familien, dass sie das Leben auf er Straße oder in ungesicherten Wohnverhältnissen dem eben in der Familie vorziehen. Hier fehlt der von der dee des Sozialmissbrauchs beherrschten rot-schwarzen Katja Kipping gebene Reden Markus Kurth Koalition jedwedes Gespür für die Lebenswirklichkeit von benachteiligten jungen Erwachsenen. Das Zustimmungserfordernis des kommunalen Trägers für alle Umzüge von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 25 Jahre, das von der großen Koalition mit dem SGB-II-Änderungsgesetz als § 22 Abs. 2 a eingefügt wurde, bedeutet einen Rückschritt gegenüber dem von Rot-Grün auf den Weg gebrachten Hartz-IV-Gesetz. Hier gehen wir Grüne über die Forderung der Fraktion Die Linke hinaus, die diese Regelung lediglich modifizieren möchte: Wir fordern, dass junge Erwachsene auf eigenen Beinen stehen können müssen und bei Hilfebedürftigkeit grundsätzlich nicht wieder auf ihr Elternhaus zurückverwiesen werden dürfen. Sie müssen – wie im ursprünglich von Rot-Grün eingeführten Arbeitslosengeld II vorgesehen – einen Anspruch darauf haben, einen eigenen Haushalt zu gründen. Für die Politik muss die Maxime gelten: Jeder Obdachlose ist einer zu viel. Die Linke schlägt in dem hier zur Debatte stehenden Antrag auch im Ansatz richtige Maßnahmen vor, wenn es um die Schnittstelle Job-Center und Kommune geht. Die Job-Center – die primär auf die Integration in den ersten Arbeitsmarkt ausgerichtet sind – müssen sich fachlich und organisatorisch auf die besonderen Bedürfnisse von Obdachlosen einstellen. Richtig und wichtig ist auch die Einrichtung von „zentralen Fachstellen“ für die Belange von Wohnungslosen. Anders als die Fraktion Die Linke es fordert, sollten diese jedoch nicht nur für Arbeitslosengeld-II –, sondern auch für Sozialhilfe-Beziehende rechtskreisübergreifend eingerichtet werden. Um Menschen in dieser besonderen Lebenslage wirklich zu helfen, bedarf es einer besonderen Organisationsform. Es wird in der Regel nicht ausreichen, Obdachlose von einem speziell geschulten Sachbearbeiter zu betreuen zu lassen. Nach dem Vorbild des Kölner Modells der Obdachlosenhilfe sollte in Großstädten eine besonders spezialisierte Organisationseinheit für das Fallmanagement von Obdachlosen und von Obdachlosigkeit bedrohter Menschen Pflicht sein. Diese speziellen trägerübergreifenden Einheiten für Wohnungslose sollten sowohl für präventive Maßnahmen gegen Obdachlosigkeit als auch für die akute Hilfe zuständig sein. Die Fraktion Die Linke schlägt viele sinnvolle Maßnahmen vor, die auch bereits Bündnis 90/Die Grünen in ihrem Antrag vom 4. April 2006 „Hartz IV weiterentwickeln – Existenzsichernd, individuell, passgenau“, Drucksache 16/1124, gefordert haben. Insbesondere müssen die Sanktionen des SGB II für Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre mindestens flexibilisiert werden. Die jetzige Regelung, die den sofortigen Wegfall der Regelleistung für die Dauer von drei Monaten vorsieht, ist zu starr und wird jugendlicher Entwicklung nicht gerecht. Sie muss in eine Ermessensvorschrift umgeändert werden, die die Rücknahme der Sanktion bei Verhaltensänderung und deren zeitliche Flexibilisierung erlaubt. Keinesfalls darf der Grundbedarf, der zum Leben notwendig ist, angetastet werden. Notwendig ist auch eine Befreiung der Obdachlosen von der Praxisgebühr. Auch insoweit ist der Antrag der Linken ergänzungsbedürftig. Doch auch die Kommunen sind mit Blick auf die Gewährung sicherer Unterkünfte gefragt. Immer wieder m b n s b I b V g g m s d g s h l D f v s s s d R K P s w n a i 1)

Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618325300







(A) )


(B) )

(C


(D üssen Obdachlose im Winter ihr Leben lassen. So sind eispielsweise im letzten Winter drei wohnungslose Mäner in Thüringen und Sachsen erfroren, die in Abrisshäuern oder verlassenen Fabriken Unterschlupf gesucht haen. Während größere Städte über eine relativ gute nfrastruktur verfügen, gibt es im ländlichen Raum und esonders in den neuen Bundesländern Defizite in der ersorgung von Wohnungslosen. Die Kommunen als Träer der Kosten für Unterkunft und Heizung sind ebenfalls efordert, angemessene und dem örtlichen Wohnungsarkt entsprechende Mietobergrenzen festzusetzen. So ieht die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe as Hauptübel in den zu niedrig angesetzten Mietoberrenzen für Arbeitslosengeld-II-Beziehende. Unrealistiche Mietobergrenzen treiben die Sozialleistungsbezieenden in die Verschuldung und führen über kurz oder ang in die Obdachlosigkeit. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 16/9487 an die in der Tagesordnung aufgeührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Vierten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze – Drucksache 16/10488 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu dieem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich ehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um ie Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Peter auen, CDU/CSU, Andreas Steppuhn, SPD, Dr. Heinrich olb, FDP, Werner Dreibus, Die Linke, Brigitte othmer, Bündnis 90/Die Grünen, und des Parlamentarichen Staatssekretärs Franz Thönnes.1)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618325400

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/10488 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für die Angelegenheiten
der Europäischen Union (21. Ausschuss) zu dem
Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Anlage 15






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
EU-Übersetzungsstrategie überarbeiten – Na-
tionalen Parlamenten die umfassende Mitwir-
kung in EU-Angelegenheiten ermöglichen
– Drucksachen 16/9596, 16/10556 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Hans Peter Thul
Michael Roth (Heringen)

Michael Link (Heilbronn)

Dr. Diether Dehm
Rainder Steenblock

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
sem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um
die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Hans
Peter Thul, CDU/CSU, Michael Roth, SPD, Michael
Link, FDP, Dr. Diether Dehm, Die Linke, Rainder
Steenblock, Bündnis 90/Die Grünen.1)

Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für die
Angelegenheiten der Europäischen Union empfiehlt in
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/10556,
den Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP
und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache
16/9596 anzunehmen.

Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen des ganzen Hauses ange-
nommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 22 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einfüh-
rung Unterstützter Beschäftigung
– Drucksache 16/10487 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
sem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um
die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Hubert
Hüppe, CDU/CSU, Gabriele Lösekrug-Möller, SPD,2)
Jörg Rohde, FDP, Dr. Ilja Seifert, Die Linke, Markus
Kurth, Bündnis 90/Die Grünen, und des Parlamentari-
schen Staatssekretärs Franz Thönnes.3)

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/10487 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 23 a und 23 b auf:

a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Anpassung von Vorschriften auf dem Ge-

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g1) Anlage 16

2) Die Rede lag bei Redaktionsschluss nicht vor und wird deshalb im
Plenarprotokoll der 184. Sitzung veröffentlicht.

3) Anlage 17 4)

(C (D biet des ökologischen Landbaus an die Verordnung 28. Juni 2007 über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen und zur Aufhebung der Verordnung – Drucksache 16/10174 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Drucksache 16/10595 – Berichterstattung: Abgeordnete Marlene Mortler Gustav Herzog Hans-Michael Goldmann Dr. Kirsten Tackmann Cornelia Behm b)

richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm,
Ulrike Höfken, Nicole Maisch, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Forschung für den ökologischen Landbau aus-
bauen

– Drucksachen 16/9345, 16/10603 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marlene Mortler
Gustav Herzog
Hans-Michael Goldmann
Dr. Kirsten Tackmann
Cornelia Behm

Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt ein
ntschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en vor.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu
iesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. –
ch sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich
m folgende Kolleginnen und Kollegen: Marlene
ortler, CDU/CSU, Gustav Herzog, SPD, Hans-
ichael Goldmann, FDP, Dr. Kirsten Tackmann, Die

inke, Cornelia Behm, Bündnis 90/Die Grünen.4)

Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für Er-
ährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz emp-
iehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 16/10595, den Gesetzentwurf der Bundesregie-
ung zur Anpassung von Vorschriften auf dem Gebiet
es ökologischen Landbaus an europarechtliche Rege-
ungen auf Drucksache 16/10174 in der Ausschussfas-
ung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
ntwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um
as Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
en? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung

Anlage 18






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit
den Stimmen des Hauses im Übrigen angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung: Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetz zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist damit mit demselben Stimmenergebnis wie in der
zweiten Beratung angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
auf Drucksache 16/10627. Wer stimmt für diesen Ent-
schließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
der Fraktionen von SPD, CDU/CSU und Die Linke bei
Gegenstimmen von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
und Enthaltung der Fraktion der FDP abgelehnt.

Tagesordnungspunkt 23 b. Der Ausschuss für Ernäh-
rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz empfiehlt
in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/
10603, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
auf Drucksache 16/9345 abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der Fraktio-
nen die Linke und Bündnis 90/Die Grünen sowie Enthal-
tung der Fraktion der FDP angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 24 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zum
Abbau bürokratischer Hemmnisse insbeson-

(Drittes Mittelstandsentlastungsgesetz)


– Drucksache 16/10490 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die
Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Dr. Michael
Fuchs, CDU/CSU, Garrelt Duin, SPD, Paul K. Friedhoff,
FDP, Sabine Zimmermann, Die Linke, Kerstin Andreae,
Bündnis 90/Die Grünen.


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1618325500

Wir beraten heute in erster Lesung das Dritte Mittel-

standsentlastungsgesetz. Ich möchte Sie bei dieser Gele-
genheit einmal auf den genauen Titel dieses Gesetzent-
wurfs aufmerksam machen, der da lautet: Gesetz zum
Abbau bürokratischer Hemmnisse in der mittelständi-
schen Wirtschaft. Meiner Auffassung nach ist dies genau
der Punkt: Bürokratie hemmt die Entwicklung und das
Wachstum unserer Wirtschaft, und darum ist und bleibt es
eines unserer wichtigsten Ziele, diese Bürokratielasten
über Bord zu werfen.

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(C (D Bürokratie verhindert Erneuerung, sie bremst Wachsum und Innovation. Bürokratie kostet Zeit und damit eld, und das ist insbesondere für kleine und mittelstänische Unternehmen eine große Belastung. Die Beeitigung dieser Wachstumshemmnisse ist daher ein esentliches Element der Mittelstandspolitik dieser Bunesregierung. Im Rahmen des Programms für Bürokratiebbau und bessere Rechtsetzung hat die Bundesregierung ereits eine Menge erreicht. Mit der vollständigen Umsetzung des Regierungsproramms wird die Wirtschaft jährlich um 4,4 Milliarden uro entlastet. Das ist die erfreuliche Bilanz des Zwichenberichts zur Umsetzung des Regierungsprogramms ewesen, den wir im Frühjahr erhalten haben. Das ist ine sehr stolze Bilanz; sie zeigt uns vor allem zwei inge: Deregulierung ist dringend notwendig. Bürokra ieabbau ist aber auch eine positive Ausnahme in der Poitik; denn je mehr wir hier erreichen, umso weniger koset es uns. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf werden Regelunen abgeschafft, die schlicht und einfach genau den Paierkrieg verursachen, den wir alle selber kennen aus der orrespondenz mit Ämtern und Behörden und der einfach ur eine Menge Zeit kostet. Was werden wir im Einzelnen ndern? Das MEG III umfasst 25 Einzelmaßnahmen wie um Beispiel eine Vereinfachung der Handwerkszählung. iese betrifft die rund 460 000 selbstständigen Unternehen des zulassungspflichtigen Handwerks. Statt die Be riebe mit dieser Meldepflicht zu belasten, werden wir zuünftig auf bereits vorhandene Verwaltungsdaten aus den or-Ort-Erhebungen zurückgreifen und somit die Firmen ezielt entlasten. Diese Kleinigkeit, die auf den ersten lick vielleicht nicht viel Arbeit zu machen scheint, verrsacht Bürokratiekosten in Höhe von rund 24 Millionen uro. Diese hübsche Summe können wir jetzt also sparen. a die Handwerkszählung nur alle acht bis zehn Jahre urchgeführt wird, beträgt die Entlastung für die Folgeahre „nur noch“ etwa 2,7 Millionen Euro. Dennoch bin ch der Ansicht, dass wir diese Entlastungswirkung mit einer Silbe kleinreden sollten. Mit dem MEG wollen wir gezielt kleine und mittelstänische Unternehmen entlasten. Das wird uns mit dem ritten MEG auch gelingen, davon bin ich überzeugt. Wir ollten deshalb auch sehen, dass wir oftmals viele kleine inzelmaßnahmen im Programm haben, die für sich geommen den einen oder andern vielleicht eher zum chmunzeln anregen. Davor kann ich nur warnen; denn ir helfen Handwerksmeistern und Fachbetrieben und ittelständischen Unternehmen damit, wirtschaftlicher u arbeiten und ihr Personal gezielter für Aufgaben einetzen zu können, statt sich um drohende Statistiken, Melepflichten und Behördengänge sorgen zu müssen. Das st doch die Wirklichkeit vor Ort, und genau das ist es uch, was wir mit diesen Gesetzen erreichen wollen. Darüber hinaus ist eine Reihe von gewerberechtlichen rleichterungen im Dritten MEG vorgesehen, mit denen ir ein Entlastungsvolumen von rund 72 Millionen Euro rzielen. Alle diese Maßnahmen zusammengenommen, rreichen wir mit dem Dritten MEG nach dem derzeitigen tand eine Bürokratiekostenentlastung von rund 100 Mil Dr. Michael Fuchs lionen Euro für die Unternehmen. Für die Verwaltungen können wir zugleich eine Entlastungswirkung von mindestens 8,6 Millionen Euro erreichen. Auch das ist ein großartiger Erfolg. Darüber hinaus sammeln wir beharrlich weiter Vorschläge, und ich habe auch schon einige Zuschriften erhalten, die mich sehr optimistisch stimmen, dass wir hier noch mehr erreichen können. Ich werde mich auf jeden Fall in den Berichterstattergesprächen dafür einsetzen. Beispielsweise gibt es im Handwerk noch viele Regelungen und Vorschriften, die wir gut und gerne ad acta legen können. Das Gesetz ist ein weiteres deutliches Signal an die Betriebe und Firmen in unserem Land, dass wir das Projekt Bürokratieabbau sehr ernst nehmen. Wir machen uns dafür stark, dass mittelständische Unternehmen in Deutschland durch eine zeitgemäße Rechtsetzung und durch unbürokratische Vorschriften von der Flut der Regelungen und Gesetze befreit werden. Wir wollen mehr Entlastung und mehr Freiheit für die Betriebe, damit sie sich ihren eigentlichen Aufgaben gerade im Bereich Forschung und Entwicklung widmen können. Das im Jahr 2006 eingebrachte Erste Mittelstands entlastungsgesetz umfasste 16 Einzelvorhaben zur Beseitigung bürokratischer Hemmnisse. Insgesamt wurden mit dem Zweiten Mittelstandsentlastungsgesetz aus dem Jahr 2007 weitere 17 Deregulierungsmaßnahmen auf verschiedenen Rechtsgebieten in Kraft gesetzt. Ziel der Gesetzentwürfe war es, unnötige bürokratische Regelungen abzuschaffen und so die Wirtschaft von unnötigen bürokratischen Kosten zu befreien. Unnötige Bürokratie und Überregulierung schränken insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen sowie bei Existenzgründern die Leistungsfähigkeit in oft nicht mehr vertretbarem Umfang ein. Immerhin wendet die mittelständische Wirtschaft in Deutschland ganze 4 bis 6 Prozent ihres Umsatzes allein für Bürokratie auf. Der Entwurf des Dritten Mittelstandsentlastungsgesetzes enthält nun insgesamt 23 Einzelmaßnahmen, mit denen im Kern vor allem kleine und mittelständische Unternehmen in den Bereichen Statistik und Gewerberecht von unnötiger Bürokratie entlastet werden sollen. Vorgesehen ist unter anderem eine Vereinfachung der Handwerkszählung, die rund 460 000 selbstständige Unternehmen des zulassungspflichtigen Handwerks durch Rückgriff auf bereits vorhandene Verwaltungsdaten von Vor-Ort-Erhebungen entlastet und der Wirtschaft im kommenden Jahr dadurch Bürokratiekosten von rund 24 Millionen Euro erspart. Daneben wird ein ganzes Bündel gewerberechtlicher Erleichterungen mit einem Entlastungsvolumen von über 70 Millionen Euro umgesetzt. Dazu zählt zum Beispiel die Streichung von Aufbewahrungspflichten in der Pfandleiherverordnung und in der Maklerund Bauträgerverordnung, was den betroffenen Unternehmen in schätzungsweise 100 000 Einzelfällen bürokratische Aufwendungen erspart. Mit dem Gesetz ist in 2009 insgesamt eine Bürokratiekostenentlastung in Höhe von mindestens 97 Millionen E E d s s li z „ t b r g B B t u r m 6 n w I g p 1 D E z k d s n g ß B s a s z B d r u D s l d m d k I m z r (C (D uro für die Unternehmen und mindestens 8,6 Millionen uro für die Verwaltung verbunden. Insgesamt werden ie unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtchaft und Technologie verabschiedeten drei Mitteltandsentlastungsgesetze die Wirtschaft um rund 850 Milonen Euro entlasten. Am 3. Juli 2008 hat der Nationale Normenkontrollrat um zweiten Mal seinen jährlichen Bericht mit dem Titel Entscheidungen jetzt treffen“ zum Fortschritt des Ak ionsprogramms der Bundesregierung zum Bürokratieabau überreicht. Insgesamt wurden laut Normenkontrollat beim Abbau überflüssiger Bürokratie Fortschritte emacht. Der Normenkontrollrat kritisiert aber, dass die undesregierung noch immer keinen „Fahrplan“ zum ürokratieabbau vorgelegt habe. Wir müssen jetzt wei ere Prozessabschnitte zum Bürokratieabbau umsetzen, m das Abbauziel von 25 Prozent zum Jahr 2011 zu ereichen. Die Bundesministerien haben dem Nationalen Norenkontrollrat seit dem 1. Dezember 2006 insgesamt 41 Gesetzund Verordnungsentwürfe vorgelegt. Von deen hat der Rat bisher 550 geprüft. Die geprüften Entürfe enthielten insgesamt 509 neue und 290 modifizierte nformationspflichten. Zudem wurden 107 Pflichten aufehoben. Die Umsetzung dieser Regelungsentwürfe hätte er Saldo eine deutliche Entlastung der Wirtschaft um ,29 Milliarden Euro zur Folge. Unser Ziel muss es sein, dass die Unternehmen in eutschland den Abbau an Bürokratie deutlich spüren. s hat zwar einige Verbesserungen durch die bisherigen wei Mittelstandsentlastungsgesetze gegeben. Ihre Wirung wird aber durch den Aufbau neuer Bürokratie für ie Wirtschaft an anderer Stelle übertroffen. Als Beispiel ei hier das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz geannt. Diesem Umstand wollen wir mit dem MEG III entegenwirken. Verbände wie der BDA, BDI, DIHK und ZDH schlieen sich der Kritik des Normenkontrollrates an, dass die ürokratielasten für Unternehmen noch lange nicht volltändig erfasst sind. Sie unterstützen die Forderung, alle uf Bundesrecht beruhenden Informationspflichten volltändig auszuweisen und in das Nettoabbauziel einfließen u lassen. Dazu gehören auch die Belastungen, die auf asis von EU-Richtlinien in nationales Recht umgewanelt wurden, oder die staatlich vorgegebenen Buchfühungskosten. Hier müssen wir deutlich Fahrt aufnehmen nd die vorgesehenen Abbaumaßnahmen umsetzen. Das ritte Mittelstandsentlastungsgesetz, mit einem ge chätzten Abbauvolumen von knapp 100 Millionen Euro, eistet einen Beitrag hierzu. Wir müssen und werden an iesem Punkt weiterhin eng mit der Wirtschaft zusamenarbeiten. Die Verbände appellieren an die Bundesregierung, em Regierungsprogramm Bürokratieabbau durch einen onkreten Zeitplan und überprüfbare Zwischenziele neue mpulse zu geben. Der Nationale Normenkontrollrat uss dabei weitere Kompetenzen erhalten. So sollte er ukünftig auch für das unabhängige Monitoring der Büokratiekosten verantwortlich sein. Die Bundesregierung will zukünftig auch die Bürokratiebelastung von Bürgerinnen und Bürgern analysieren. Sie will mit der Abschätzung der Belastung bei neuen Regelungsvorhaben für die Bürger beginnen. Wir müssen erste Vereinfachungsmaßnahmen für besonders belastete Bevölkerungsgruppen auf den Weg bringen. Die laufenden Messungen der die Wirtschaft belastenden Informationsund Statistikpflichten müssen beschleunigt zu Ende geführt werden. Insgesamt wurden 10 500 die Wirtschaft betreffenden Informationspflichten ermittelt, davon wurden mehr als 7 500 Informationspflichten gemessen. Insgesamt gibt die deutsche Wirtschaft 34 Milliarden Euro an standardisierten Bürokratiekosten aus. Wir hatten uns in der Koalition verständigt, bis Ende 2011 25 Prozent der Bürokratiekosten abzubauen und bis 2009 etwa die Hälfte dieses Zieles zu erreichen. Wir werden dies auch erreichen. Wie sehr eine Entlastung kleiner und mittelständischer Unternehmen vonnöten ist, zeigt sich darin, dass wir heute bereits das dritte sogenannte Mittelstandsentlastungsgesetz diskutieren. Die FDP begrüßt ausdrücklich die Zielsetzung dieses Gesetzesvorhabens, denn die auf den Unternehmen lastenden Kosten für zum Teil sinnlose, zum Teil zumindest zweifelhafte Bürokratie sind immens. Es ist hier zunächst klarzustellen, dass die Beweggründe dieses Gesetzes nicht auf dieses oder weitere Entlastungsgesetze beschränkt bleiben dürfen. Das Ziel einer niedrigen Bürokratiebelastung für diejenigen im Land, die Arbeitsplätze schaffen und erhalten, muss sich stattdessen durch sämtliche Gesetzgebungsverfahren ziehen. Denn die schönsten Entlastungsgesetze nützen nichts, wenn ständig an anderen Stellen bei der Bürokratie draufgesattelt wird. Während die derzeitige Koalition die Mittelstandsentlastungsgesetze I und II auf die Schiene brachte, hat sie gleichzeitig mit Gesetzen wie dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz oder der U1-/U2-Umlage auf dem Nachbargleis neue Bürokratie ins Rollen gebracht. So kann Bürokratieabbau nicht funktionieren! Selbst wer nach diesen Fehlern auf Lernwilligkeit von Schwarz-Rot hofft, wird enttäuscht. Statt eines Netto-Abbaus stehen neue Lasten schon in den Startlöchern. Schlimmstes Beispiel für neue Bürokratie ist neben dem unsäglichen Gesundheitsfonds, der morgen in diesem Haus zur Abstimmung steht, die geplante Erbschaftsteuerreform. Bei dem hier vorgelegten Gesetzentwurf zeigt sich jedenfalls, dass es auch bei der konkreten Umsetzung des wichtigen Zieles einer Unternehmensentlastung hapert. Wenn die Bundesregierung sich rühmt, in Riesenschritten voranzukommen, so müssen wir ihr vorhalten, am Bürokratieberg nur zu kratzen. Er muss aber beherzt abgebaut werden. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht dies: Die im Regierungsentwurf als finanzielle Auswirkung für die Wirtschaft veranschlagte jährliche Netto-Entlastung von 97 Millionen Euro klingt zunächst gut. Wenn man sich a n U s t s ü n f d a w f r i d g J K w l m v d b u u d c n d s n m s – f m M b s e h t d z m A Z h h m u Zu Protokoll ge (C (D ber in Erinnerung ruft, dass zum Beispiel die Berechung und Abführung von Steuern und Sozialabgaben die nternehmen im Jahr über 6 Milliarden Euro kostet, zeigt ich, wie gering die Entlastungswirkung real ist. Die prognostizierte Entlastungssumme wird noch weier relativiert, wenn man sich ihre Zusammensetzung anieht: Von der veranschlagten Netto-Entlastung entfallen ber zwei Drittel auf eine einzige Informationspflicht, ämlich den Wegfall der Pflicht zur Namensangabe an ofenen Verkaufsstellen. Hinzu kommt, dass nun gerade iese Informationspflicht vom Unternehmer meist schon us eigenem Interesse erfüllt wird – ob sie nun in der Geerbeordnung steht oder nicht. Angesichts dieses recht dürftigen Deregulierungs-Erolges frage ich die Bundesregierung, warum sie mit ihem Vorhaben denn nicht mutig etwas weiter gegangen st. Sollen dringend notwendige weitere Entlastungen für as nächste Dutzend Mittelstandsentlastungsgesetze aufehoben werden, nur damit die Regierungskoalition jedes ahr ein bisschen Bürokratieabbau verkünden kann? Die sich in diesem Gesetzentwurf zeigende fehlende onsequenz ist sehr ärgerlich, da genug Vorschläge für eiteren vernünftigen Abbau bürokratischer Lasten seit angem vorliegen. So hat der Industrieund Handelskamertag noch im Februar dieses Jahres eine Auflistung di erser bürokratischer Missstände vorgelegt; leider wuren diese im Gesetzgebungsverfahren sämtlich nicht eachtet. Lassen Sie mich mehrere Punkte herausgreifen, m klarzumachen, wo Erleichterungspotenziale bislang ngenutzt blieben. Große Kosten verursachen zum Beispiel immer wieder ie Nachweise von Eignung und Fachkunde in öffentlihen Ausschreibungsverfahren. Diese Kosten treffen kleiere Unternehmen mit dünnerer Personaldecke besoners. Abhilfe können hier Systeme der Präqualifikation chaffen, mit deren Hilfe potenzielle Ausschreibungsteilehmer ihre Eignung nicht stets aufs Neue nachweisen üssen. Wenn die bestehenden Präqualifizierungs ysteme bundesweit vereinheitlicht und vernetzt würden wie in einem Antrag der FDP-Bundestagsfraktion ge ordert –, fielen große Kostenlasten von den Unternehen. Besonders ärgerlich für Unternehmen sind zudem ehrfachzuständigkeiten von Kontrollinstanzen. Im Ar eitsschutzrecht kommt es regelmäßig zu nicht abgetimmten Doppelprüfungen von Gewerbeaufsichtsämtern inerseits und Berufsgenossenschaften andererseits. Die ier sinnlos entstehenden Verwaltungskosten in den Berieben sind im Rahmen des Bürokratieabbaus zu vermeien. Viele Problempunkte im Bereich der Bürokratie sind udem von der derzeitigen Regierungskoalition hausgeacht. Dazu zählen die Vorverlegung des Stichtags zur bführung der Sozialversicherungsbeiträge und die wangsversicherung zur Entgeltfortzahlung im Krankeitsfall. Die veränderte Meldung zur Sozialversicherung at bei den Unternehmen Doppelabrechnungen nötig geacht. Zwar wurde nach Protesten seitens der Wirtschaft nd der FDP wenigstens eine Schätzung auf Basis des Garrelt Duin gebene Reden Vormonats zugelassen. Aber dennoch sind häufig Nachberechnungen nötig geworden. Auch die verfehlte Reform des Umlageverfahrens U1 zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wurde von meiner Fraktion von Beginn an scharf kritisiert. Anfang 2006 wurde der Kreis der Betriebe ausgeweitet, die sich gegen das Risiko einer Lohnfortzahlung für krankgemeldete Arbeitnehmer versichern müssen. Nicht nur, dass dadurch die Sozialversicherungskosten weiter nach oben getrieben wurden, auch ein starker Aufwuchs von Bürokratie in den Betrieben war hiermit verbunden. Für jeden Mitarbeiter muss der Unternehmer im Krankheitsfall eine gesonderte Mitteilung an die jeweilige Krankenkasse statt an eine zentrale Stelle abgeben. Durch solche unnötigen Verkomplizierungen werden die Ziele der Mittelstandsentlastungsgesetze konterkariert. Wir raten der Bundesregierung dringend, mit dem so oft angekündigten Vorantreiben des Bürokratieabbaus ernst zu machen. Die Ansätze hierzu dürfen nicht so zaghaft bleiben, wie es dieses Mittelstandsentlastungsgesetz ist. Ansonsten wird die Bundesregierung ihr selbst gestecktes Ziel einer Bürokratiekostensenkung um 25 Prozent bis 2011 ganz sicher nicht erreichen können. Die FDP steht für einen wirksamen und ernst gemeinten Bürokratieabbau bereit. Bei ihrem Vorhaben, den Mittelstand durch Bürokra tieabbau zu entlasten, unternimmt die Bundesregierung mit dem hier vorliegenden Gesetz einen dritten Anlauf. Leider trifft das Sprichwort „Aller guten Dinge sind drei“ hier nicht zu. Zum dritten Mal täuscht die Bundesregierung es als eine große wirtschaftspolitische Maßnahme vor, wenn sie für kleine und mittlere Unternehmen bestimmte Meldepflichten oder Vorschriften abschafft. Zum dritten Mal ignoriert sie, dass die wirtschaftlichen Probleme des Mittelstandes ganz woanders liegen. Und zum dritten Mal redet die Bundesregierung die negativen Auswirkungen klein, die bestimmte Maßnahmen ihres Bürokratieabbaus haben. Zur Sache: Keiner hat etwas dagegen, überflüssige oder doppelte Meldepflichten abzuschaffen. Die Linke hat schon Ja gesagt, wenn es darum ging, Gesetze abzuschaffen, die nicht mehr angewendet werden konnten, oder wenn es darum ging, die Handwerksstatistik zu modernisieren, etwa mit der Nutzung amtlicher Statistik, durch die sich bestimmte Handwerksbefragungen erübrigten. Aber der Bundesregierung geht es bei dem vorliegenden Gesetz um etwas anderes. Zum einen versucht sie, ihre Maßnahmen als großen wirtschaftspolitischen Wurf darzustellen. Das entbehrt aber jeder Realität. Dem Handwerker und Gewerbetreibenden vor Ort fehlen ausreichend und fair bezahlte Aufträge. Gerade in der heutigen Zeit der Finanzkrise und Wirtschaftsturbulenzen müsste der Staat mit einem Konjunkturprogramm die Binnennachfrage ankurbeln. Nichts dazu von der Bundesregierung. Es ist gut, wenn Handwerksbetriebe bei der Handwerkszählung entlastet werden und stattdessen aktuellere u b H r w m S H n b s a z n d S t w g c s t d S t s n K w t d m a z k d w F k d d Z d g f h d l w e n Zu Protokoll ge (C (D nd umfassendere Daten zur Verfügung stehen. Diese rauchen wir für eine Politik, die sich über die Lage des andwerks genau informieren will. Aber die Bundesregie ung täuscht die Öffentlichkeit und kleinen Handwerker, enn sie behauptet, damit verbessern sich die Chancen für ehr Investitionen, Innovationen und Beschäftigung. chließlich bringt diese „Erleichterung“ dem einzelnen andwerker im Schnitt und mittelfristig aufs Jahr gerechet 6 Euro. CDU/CSU und SPD können doch nicht allen Ernstes ehaupten, dies bringe dem Handwerk einen Aufschwung – chon gar nicht angesichts der derzeitigen Finanzkrise. Ich komme auf einen weiteren Aspekt Ihres Bürokratiebbaus zu sprechen. Bei den zwei vorhergehenden Geseten hat Die Linke kritisiert, gesellschaftlich sinnvolle und otwendige Regelungen würden abgeschafft. Leider ist as auch diesmal der Fall. Die Bundesregierung will die chwellen für die Fusionskontrolle absenken. Was bedeuet das? Beim Bundeskartellamt müssten etwa ein Drittel eniger Fusionen angemeldet werden. Diese Maßnahme eht in die völlig falsche Richtung angesichts der Tatsahe, dass zunehmend wenige große Konzerne das Wirtchaftsgeschehen bestimmen ohne demokratische Konrolle. Sicher, die ganz großen Fusionen würden nach wie vor em Kartellamt gemeldet werden müssen. Aber auf der tufe darunter könnte eine Marktkonzentration schlecher beobachtet werden. Die Bundesregierung räumt das elbst ein, bezeichnet dieses Problem aber als „margial“. Wenn wirtschaftliche Macht zunimmt, sollte das artellamt lieber einen Blick mehr statt weniger darauf erfen. Ich komme zum Schluss: Das dritte Mittelstandsentlasungsgesetz geht an den wichtigen Fragen des Mittelstanes vorbei. Angesichts einer drohenden Wirtschaftskrise uss die Politik ein staatliches Konjunkturprogramm uflegen und auf die Stärkung der Binnennachfrage seten. Die Linke bringt dazu einen Antrag ein, und hier ann die Koalition beweisen, ob sie für den Bäcker, Dachecker oder Einzelhändler vor Ort ernsthaft etwas tun ill. Um es gleich zu Anfang festzuhalten: Es steht ja nichts alsches im Gesetzentwurf. Den weiteren Abbau büroratischer Hemmnisse begrüßen wir. Es ist ja gut, wenn ie Handwerkszählung durch den Rückgriff auf vorhanene Verwaltungsdaten vereinfacht wird, Schausteller in ukunft kein Umsatzsteuerheft mehr führen müssen oder ie Anzeigepflicht bei der Aufstellung von Automaten abeschafft wird. Wir stimmen Ihnen auch zu, wenn Sie gleich am Anang im Gesetzestext feststellen: „Um die Wettbewerbsfäigkeit des heimischen Mittelstandes und die Attraktivität es Standortes insgesamt zu stärken, müssen Überreguierungen abgebaut und bürokratische Lasten verringert erden.“ Gut, richtig. Aber diese Wettbewerbsfähigkeit ntscheidet sich nicht an der Abschaffung von einigen weigen für bestimmte Unternehmer nervigen kleinteiligen Paul K. Friedhoff gebene Reden Kerstin Andreae Normen. Wir brauchen einen entschiedenen Plan für einen umfassenden Bürokratieabbau. Und den bleiben Sie uns schuldig. Die Bundesregierung handelt beim Bürokratieabbau nach dem Motto „Nicht klotzen, sondern lieber kleckern“. Darum können wir Sie für die kleinen sinnvollen Maßnahmen, die Sie hier vorlegen, auch nicht überschwänglich loben. Ihr kleines schönes Maßnahmenpaket krankt an der viel zu niedrigen Zielmarke, die sich die Bundesregierung gesetzt hat. Der Normenkontrollrat erfasst allein bundesseitig um die 45 Milliarden Euro Bürokratielasten in Deutschland. Was die Länder oder die Sozialversicherungsträger machen, ist da noch gar nicht reingerechnet. Mit diesem Maßnahmenpaket schaffen sie eine Entlastung von 76 Millionen Euro. Das ist klein und fein, reicht aber bei weitem nicht. Während zum Beispiel die Niederlande in einer Legislaturperiode die Bürokratielasten um 25 Prozent abgebaut haben, 2006 Vollzug meldeten und jetzt schon an der nächsten Runde im Bürokratieabbau arbeiten, will die deutsche Bundesregierung bis 2011 dieses Ziel erreichen. Und selbst das ist mit den Trippelschritten, die Sie hier vorlegen, noch nicht sicher. Auch Österreich ist da schon viel weiter. In Österreich werden wie in den Niederlanden die Bürokratieabbauziele in den Haushaltsplan integriert. Bei den Haushaltsberatungen geht es so immer auch um Bürokratieabbau. In den Niederlanden lagen die Bürokratiekosten 2002 bei 16,4 Milliarden Euro – auf 16,5 Millionen Einwohner. Sie haben dort um 4,1 Milliarden Euro entlastet. In Deutschland liegen die Bürokratielasten entsprechend hochgerechnet bei 80 Milliarden Euro. Insofern ist eine Gesamtentlastung, die unter 20 Milliarden Euro liegt, für Deutschland zu klein. Und die werden Sie, auch mit den beiden schon beschlossenen Maßnahmenpaketen, bei weitem nicht erreichen. Und was sind die Folgen? Diese Einsparung war einer der Hauptfaktoren dafür, dass die Niederlande die Wirtschaftskrise Anfang des Jahrhunderts so gut überstanden haben. Das Ziel, wiederum 25 Prozent einzusparen, haben sie wegen dieser guten Erfahrung gleich noch einmal erneuert. Deutschland hat zwar unterdessen den Normenkontrollrat eingerichtet, der gute Arbeit macht. Der hat aber keinen Rückenwind aus der Bundesregierung. Während in den Niederlanden jeder Minister jährlich im Parlament über die Zielerreichung beim Bürokratieabbau berichtet, gibt es in Deutschland lediglich Quartalstreffen des Normenkontrollrates mit der Kanzlerin. Termine mit dem Wirtschaftsminister gibt es nicht. Und jetzt, in der Krise, werden die Versäumnisse beim Bürokratieabbau bei den Unternehmen doppelt durchschlagen – gerade auch im Grenzgebiet, wo die Unternehmen den Unterschied im Abstand von wenigen Kilometern spüren können. Und so prüfen, wie der Normenkontrollrat können müsste, darf er nicht. Wenn die Gesetze ins Parlament eingebracht werden, gibt es eine Bürokratiekosteneinschätzung des Normenkontrollrates. Dann ist er aber draußen. Alles, was im parlamentarischen Verfahren in die Gesetze geschrieben wird, kann er nicht mehr prüfen. Wenn die Fraktionen Gesetze einbringen, gibt es keine S B – P B m d h l t h a s n s z s s D d r S s w n d D R (C (D tellungnahme des Normenkontrollrates. Das müsste der undestag erst mit Mehrheit beschließen. Die gibt es leider – nicht. Und die Gesetze, die vor Januar 2007 ins arlament eingebracht worden sind, werden gar keiner ürokratielastenmessung unterzogen. Dafür hat der Norenkontrollrat keinen Auftrag bekommen. Ich lasse in iesem Zusammenhang nur einmal das Wort Gesundeitsfonds fallen. Den hat sich niemand auf Bürokratieasten hin angesehen. Wir brauchen jetzt eine ehrliche Durchsicht aller gelenden gesetzlichen Regelungen auf ihre Bürokratielasten in. Wir brauchen einen Normenkontrollrat, der dafür uch die umfassende Zuständigkeit und Kompetenz zugeprochen bekommt. Und wir brauchen eine Regel, dass icht das, was ins Parlament reinkommt gemessen wird, ondern das, was rauskommt und beschlossen ist, und war auch, wenn es die Fraktionen einbringen. All dessen nehmen Sie sich nicht an. Deswegen ist es chon beschämend, wenn Sie sich mit diesem kleinen Geetzentwurf als große Entbürokratisierer feiern wollen. arauf kann ich Ihnen nur mit den Worten antworten, die er Normenkontrollrat bei der Vorstellung seines diesjähigen Jahresberichtes im Juli der Bundesregierung ins tammbuch geschrieben hat: Kein Zweifel: Knapp zwei Jahre nach seinem Beginn befindet sich das Aktionsprogramm der Bundesregierung zum Abbau von Bürokratie an einem entscheidenden Punkt. Nach beachtlichem Anfangstempo konnte das zur Mitte des vergangenen Jahres erreichte Momentum zuletzt nicht gehalten werden. Es besteht Entscheidungsbedarf. Die Bundesregierung muss so schnell wie möglich die Messung der bestehenden Bürokratiekosten abschließen und spätestens bis zum Herbst ein Gesamtkonzept zum Bürokratieabbau auf den Tisch legen, das die Abbaumaßnahmen der einzelnen Bundesministerien inhaltlich und zeitlich festlegt. Auf dieses Gesamtkonzept sind wir nach wie vor gepannt. Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent urfs auf Drucksache 16/10490 an die in der Tagesordung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. ann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Verfahren des elektronischen Entgeltnachweises – Drucksache 16/10492 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Rechtsausschuss Ausschuss für Arbeit und Soziales Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Kai Wegner, CDU/CSU, Doris Barnett, SPD, Ulrike Flach, FDP, Petra Pau, Die Linke,1)





(A) )


(B) )

Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1618325600

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(B) )

Paul K. Friedhoff (FDP):
Rede ID: ID1618325700




(A) )


(B) )

Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618325800
Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618325900







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(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618326000




(A) )


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Bündnis 90/Die Grünen.


Kai Wegner (CDU):
Rede ID: ID1618326100

Wenn wir bürokratische Belastungen abbauen, schaf-

fen wir Zeit für das Wesentliche. Ob Bürger oder Unter-
nehmer, der Kontakt mit staatlicher Bürokratie kostet
nicht nur Nerven, sondern letzten Endes Zeit und Geld.
Besonders ärgerlich ist es, wenn Regelungen dann noch
überflüssig, überkompliziert oder im schlimmsten Fall
sogar beides sind.

Die Große Koalition hat deshalb zu Recht das Thema
bessere Rechtsetzung und Bürokratieabbau in unserem
Land ganz oben auf die politische Agenda gesetzt und
– das ist das Entscheidende – auch entschlossen gehan-
delt. Denn mit der Einsetzung eines Normenkontrollrates
sowie der Einführung des Standard-Kosten-Modells sind
Bürokratiekosten nicht nur objektiv messbar geworden,
sondern ein festes und mittlerweile anerkanntes Krite-
rium der Gesetzgebungsdiskussion. Dank dieses in der
Geschichte der Bundesrepublik einzigartigen systemati-
schen Ansatzes konnten bisher Bürokratiekosten im Zu-
sammenhang mit gesetzlichen Informationspflichten in
einer Größenordnung von rund einer Milliarde Euro ein-
gespart werden. Das ist eine Leistung, die ohne das ent-
schlossene Handeln aller Beteiligten nicht hätte erreicht
werden können.

Der Gesetzentwurf über das Verfahren des elektroni-
schen Entgeltnachweises setzt die Bemühungen zum Bü-
rokratieabbau konsequent fort. Auch wenn durch den
elektronischen Entgeltnachweis – kurz ELENA – keine
unnützen Vorschriften gestrichen werden, bietet der vor-
liegende Gesetzentwurf ein riesiges Potenzial, Bürokratie
abzubauen. Denn das Verfahren revolutioniert die Art
und Weise, wie wir in unserem Land Verwaltung organi-
sieren. Dazu nutzt das ELENA-Verfahren bereits beste-
hende technische Möglichkeiten der elektronischen Da-
tenverarbeitung und -übermittlung, um den Staat und die
Verwaltung durch die Vermeidung unnötiger Bürokratie
bürgerfreundlicher zu gestalten.

Derzeit stellen die Arbeitgeber ihren Mitarbeitern
Jahr für Jahr rund 60 Millionen Bescheinigungen für Be-
hörden und Gerichte aus. Diese Bescheinigungen sind In-
formationen, die vom Arbeitgeber auszustellen und vom
Arbeitnehmer im Zusammenhang mit dem Bezug von So-
zialleistungen dem jeweiligen Amt vorzulegen sind. Kon-
kret bedeutet das: Wenn ich als Vater beispielsweise El-
terngeld beziehen möchte, benötigt das zuständige Amt
zur Berechnung der Höhe meines Anspruchs die notwen-
digen Informationen zu meinem Einkommen. Obwohl die
notwendigen Daten bei meinem Arbeitgeber elektronisch
vorliegen, werden sie mir derzeit in Papierform ausge-
stellt. Ich bin dann wiederum in der Pflicht, meine Ein-
kommensdaten der Behörde zu überbringen, die die Da-

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1) Die Rede lag bei Redaktionsschluss nicht vor und wird deshalb im

Plenarprotokoll der 184. Sitzung veröffentlicht.

(C (D en wiederum in ihre Datenbank eingibt, um meinen ntrag zu bearbeiten. Dieser unnötige Medienbruch bedeutet für alle am erfahren Beteiligten einen Arbeitsund Zeitaufwand, er im Zeitalter der elektrischen Kommunikation und Daenverarbeitung vermeidbar und höchst kostspielig ist. So chätzt der Normenkontrollrat, dass alleine durch die irca 6,5 Millionen Arbeitsbescheinigungen, die für die eantragung und Berechnung des Arbeitslosengeldes I rforderlich sind, den Arbeitgebern Bürokratiekosten in öhe von über 100 Millionen Euro pro Jahr entstehen. Das bereits erfolgreich erprobte ELENA-Verfahren oll diesen kostspieligen Medienbruch überwinden. Konret sieht der Gesetzentwurf vor, die Ausstellung von Becheinigungen durch eine monatliche Meldung der Becheinigungsdaten an eine zentrale Speicherstelle zu rsetzen. Dabei soll in einem ersten Schritt die notwenige Infrastruktur für das Verfahren aufgebaut und in eiem zweiten Schritt sechs Informationspflichten der Areitgeber in das ELENA-Verfahren einbezogen werden. n einer Übergangszeit von zwei Jahren soll dann das beeits im Modellversuch erprobte Verfahren seine Funkionsfähigkeit und Sicherheit beweisen. In diesem Zusammenhang ist es mir wichtig, auch auf as Thema Datensicherheit zu sprechen zu kommen. Mir st durchaus bewusst, dass es infolge zahlreicher Fälle on Datenmissbrauch, die uns hinlänglich aus der Presse ekannt sind, zu einer tiefen Verunsicherung in der Bevölerung in Bezug auf das Thema Datensicherheit gekomen ist. Deshalb ist es wichtig zu betonen, dass das LENA-Verfahren die höchsten Sicherheitsstandards er üllt. Das gilt sowohl für die Verschlüsselung der Daten ls auch die Möglichkeit des Abrufs. Das Verfahren wurde von Anfang an gemeinsam mit em Bundesbeauftragten für Datenschutz ausgearbeitet nd gewährleistet die volle Kontrolle des Bürgers über eine gespeicherten persönlichen Daten. Mittels der Verendung einer qualifizierten elektronischen Signatur im Rechtsverkehr heute schon gleichbedeutend mit ei er real geleisteten Unterschrift – wird sichergestellt, ass nur mit Einwilligung des Bürgers die notwendigen aten aus der Speicherstelle abgerufen werden können. iemand kann folglich eigenmächtig auf Daten aus der entralen Speicherstelle zugreifen. Der Bürger muss die brufende Stelle immer dazu autorisieren; anders ist ein atenabruf nicht möglich. Darüber hinaus hat der Bürer jederzeit das Recht, vom Arbeitgeber gemeldete Daen einzusehen. Der Elektronische Einkommensnachweis ist ein wichiger Beitrag zum Bürokratieabbau in dieser Legislatureriode. Er bekräftigt den Willen der Großen Koalition zu iner konsequenten und nachhaltigen Bürokratiekostenntlastung von Bürgern, Unternehmen und Verwaltunen. In diesem Sinne bitte ich um Unterstützung des Geetzentwurfs. Ich freue mich auf die weitere Beratung. ELENA – ein schöner Name, erinnert er doch an eine chöne Frau aus längst vergangenen Zeiten. Helena war so begehrenswert, dass sogar ein Krieg um sie ausbrach. Nun, einen Krieg um unsere ELENA brauchen wir nicht zu befürchten, und eigentlich können wir nur wünschen, dass sie mindestens so begehrt wird wie die kretische Königstochter. Ihre Geburtsstunde hatte ELENA, der Elektronische Entgeltnachweis, im Sommer 2002, als die von Bundeskanzler Gerhard Schröder eingesetzte Kommission „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ tagte und Vorschläge zum Bürokratieabbau machte. Einer dieser Vorschläge lautete „eine Versicherungskarte als Signaturoder Schlüsselkarte zu entwickeln, die für den Abruf von Verdienstbescheinigungen und Arbeitsbescheinigungen durch die jeweils zuständige Stelle nach Ermächtigung durch den Antragsteller zur Verfügung steht“. Das Ziel war damals schon klar umrissen: Man wollte zu einer erheblichen Kostensenkung im Bereich der Verwaltung kommen und auch die Unternehmen entlasten. Durch die schnelle Verfügbarkeit der für Leistungen benötigten Unterlagen sollten auch die Antragsberechtigten schneller zu ihren Leistungen kommen. Damals hieß die Schlüsselkarte noch Jobcard. Seither wurde am eigentlichen Verfahren viel gearbeitet, und sie durchlief auch drei Projektphasen. Im September 2003 wurde begonnen, ihre Projekttauglichkeit bezüglich einer Arbeitsbescheinigung nach § 312 SGB III zu prüfen. In der zweiten Phase wurde geprüft, ob das bisher entwickelte Verfahren auch auf andere Leistungen des Sozialgesetzbuches, zum Beispiel Sozialhilfe, Rente, Wohngeld, übertragen werden kann. Während der dritten Phase – jetzt heißt die Jobcard ELENA – wurde getestet, ob dieses Verfahren auch anwendbar ist, den berechtigten Behörden Informationen im Sozialverfahren hinsichtlich anzurechnender Entgeltersatzleistungen zur Verfügung zu stellen. In der Zwischenzeit sind diese ganzen Vorarbeiten, die sich etwas länger hingezogen haben als erwartet, abgeschlossen, und wir können zur Tat schreiten. Heute legen wir den zur Einführung des Elektronischen Entgeltnachweises erforderlichen Gesetzentwurf vor. Er dient dazu, die jährlich etwa 60 Millionen Entgeltbescheinigungen in Papierform durch elektronisch verwertbare Bescheinigungsdaten zu ersetzen und damit mehr als 100 Millionen Euro Bürokratiekosten pro Jahr zu sparen. Das jetzt vorliegende Gesetz ermöglicht den Abruf der Bescheinigungsdaten für Arbeitslosen-, Wohnund Elterngeld. Später kann eine Ausweitung auf weitere Sozialleistungen erfolgen. Die Arbeitgeber speichern und übermitteln heute bereits Datensätze an die gesetzliche Krankenversicherung. Diese werden vom Arbeitgeber zukünftig auch an die Zentrale Speicherstelle dernste Sicherheitsvorkehrungen geschützt ist. Der Datenabfluss, also der Abruf, kann lediglich in Richtung der abrufenden Behörde erfolgen. Und dieser Abruf braucht zwei Schlüssel: einmal den der Behörde, die sich damit identifiziert und somit den Abruf protokolliert, und zweitens den Bürger, der eine Bescheinigung braucht für eine Sozialleistung. Dieser Schlüssel ist nichts anderes als die digitale Signatur, die von einer Zertifizierungsstelle für d s s d g O k g d d k S s r s K s g t d w d m S i t n g g g E n b d s E r f E d w D u i Ü n d e d A i e Zu Protokoll ge (C (D en Bürger erstellt wird. Diese digitale Signatur kann ich der Bürger auf seine EC-Karte oder auf seine Geundheitskarte oder auch auf eine ganz eigene Karte laen lassen. Die Signatur ist der manuellen Unterschrift leichgestellt und ermöglicht auch die Antragstellung im nlineverfahren. Ebenfalls wichtig ist, dass dabei aber einerlei inhaltliche Informationen wie zum Beispiel Enteltdaten, Steuerklasse oder Beschäftigungsbetrieb auf er Signaturkarte selbst gespeichert werden, sondern leiglich die nichtssagende Identitätsnummer des Zertifiates, die als Türschlüssel dient. Aus den vorgenannten Gründen kann sich jeder eine ignaturkarte bzw. eine digitale Signatur ausstellen lasen. Tatsächlich brauchen werden es die meisten Bürgeinnen und Bürger allerdings nur dann, wenn sie eine taatliche Leistung beantragen möchten. Kosten wird die arte für drei Jahre 10 Euro, die an die Zertifizierungs telle zu entrichten sind. Diejenigen, die eine der oben genannten Bescheiniungen benötigen, aber aus Kostengründen sich die digiale Signatur nicht leisten können, bekommen auf Antrag ie Kosten durch die abrufende Behörde erstattet. Starten ird ELENA für den Bürger ab dem 1. Januar 2012. Bis ahin wird er regelmäßig noch den bisherigen Weg gehen üssen, wenn er eine Entgeltbescheinigung braucht. Die Bürgerinnen und Bürger bleiben erst recht bei dem ystem des elektronischen Einkommensnachweises auch mmer Herr ihrer Daten. Mit Hilfe eines Kartenlesegeräes und mit einem Internetanschluss kann jede und jeder achsehen, welche Daten gespeichert sind. So kann festestellt werden, ob und welche Angaben gespeichert sind. Hier wird also nicht der oft beschworene gläserne Bürer produziert, sondern Kosten, Laufereien, Papierkram espart. Auch der Arbeitnehmer hat einen großen Vorteil: r braucht für eine Bescheinigung für die Arbeitsagentur icht mehr beim Arbeitgeber vorstellig zu werden, raucht nicht mehr Wartezeiten in Kauf zu nehmen und er Arbeitnehmer kann selbst besser bestimmen, wer Einicht in seine persönlichen Daten bekommt. Auch für die Behörden und die Unternehmer bringt LENA, wie vorhin schon erwähnt, erhebliche Einspaungen. Aber so, wie der Schweiß der Edlen vor dem Erolg kommt, kommen auch hier zunächst Kosten vor der rsparnis. Die Unternehmer übermitteln heute schon die notwenigen Daten an die GKV. Zukünftig braucht es noch einen eiteren Klick, um sie auch an die ZSS zu übermitteln. er benötigte Transportweg ist also schon vorhanden, nd die hier zusätzlich entstehenden Kosten halten sich n Grenzen. Die jährlichen Kosten für das Update der bermittlungsprogramme an die GKV tragen die Unterehmen schon heute selbst, sodass für eine Anpassung er übertragenen Daten keine wirkliche Sonderbelastung ntsteht. Im Gegenteil, die entstehenden Kosten werden urch die zu erwartenden Einsparungen aufgewogen. Die abfragenden Behörden, also Bundesagentur für rbeit, Kreisverwaltungen und Städte, müssen eventuell n Hardware investieren. Für die kommunalen Partner ntstehen zusätzliche Kosten für die Software. Da sie aber Doris Barnett gebene Reden zukünftig keine Dateneingaben manuell von Papierbescheinigungen mehr machen müssen, haben auch sie erhebliche Einsparungen. Deshalb sollen sie sich an den Investitionskosten von 55 Millionen Euro durch den Bund, die in den nächsten fünf Jahren für den Aufbau des Systems entstehen, beteiligen. Alles in allem werden wir mit ELENA einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einer schnellen, bürgerfreundlichen und vor allem sicheren und nachprüfbaren Verwaltung machen, die allen hilft und Kosten spart. Ich würde mich freuen, wenn alle dazu beitragen könnten, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Der elektronische Einkommensnachweis ELENA war das zentrale Projekt zum Bürokratieabbau. Die Gesamtkosten für Unternehmen für die Erstellung von Einkommensbescheinigungen in Papierform werden auf 500 Millionen Euro jährlich gerechnet. Diese sowie die Wohnund Elterngeldbescheinigungen künftig elektronisch zu bearbeiten, wäre eine höchst sinnvolle Sache. Die FDP unterstützt das Vorhaben, denn Abbau von Bürokratiekosten ist auch für uns ein zentrales Anliegen. Der gute Zweck wird allerdings von der Bundesregierung unzureichend umgesetzt. Es gibt zunächst einen ersten Schritt in der Anwendung bei der Bundesagentur für Arbeit. Länder und Kommunen sind zwar eingebunden, starten aber noch nicht ins ELENA-Zeitalter. BitkomChef Scheer kritisiert zu Recht, dass mit ELENA nur wenige Nachweisverfahren digitalisiert werden, nämlich nur 8 von 45. Zweitens: Es wird teuer. 55 Millionen Euro insgesamt kostet die Anschubfinanzierung für den Aufbau und den Betrieb der zentralen Speicherstelle; in den Haushalten 2009 bis 2013 jeweils 11 Millionen Euro, die dann ab 2019 mit einem Aufschlag auf den Datenabruf refinanziert werden sollen. Bürger und Unternehmen refinanzieren also die Datensammlung selbst, wenn sie die Daten nutzen. Die BA veranschlagt ihre Umstellungskosten auf 31 Millionen Euro, die Wirtschaft rechnet mit 17 Millionen Euro zusätzlichen Kosten. Auch auf die Bürger kommen Kosten zu, nämlich laut Bundesregierung nicht nur die späteren Datenabrufgebühren, sondern immerhin pro leistungsberechtigtem Bürger 10 Euro für drei Jahre für die Freischaltung der elektronischen Signaturkarte. Die Menschen müssen also zukünftig für eine Auskunft bezahlen, die sie bislang kostenlos erhalten. Das ist doch so, als würde eine Bank Gebühren einführen für die Abfrage des Kontostands mit der eigenen EC-Karte. So wird man wenig Akzeptanz für ELENA finden. Während sich bei der BA und der Großindustrie Entlastungseffekte ergeben dürften, ist das beim Bürger und bei den Kleinunternehmen nicht der Fall. Die Hoffnung, schnellere Bearbeitungszeiten realisieren zu können, teilen wir nicht. Gerade Kleinunternehmen, die nicht über moderne Hardund Software verfügen, werden zusätzliche Anschaffungskosten haben, die s k f E s K t d g b i i p n o g f w g k n d i w N z n d t w B w E w s n d E s c r Z w V d g l k d z t D g Zu Protokoll ge (C (D ie mit Spareffekten erst einmal hereinholen müssen. Unlar ist auch, wie viele Arbeitnehmer sich auf die Härteallregelung berufen werden. Angesichts der schlechten rfahrungen mit der elektronischen Gesundheitskarte ind auch meine Hoffnungen auf Synergieeffekte mit ECarte oder Personalausweis gering, die der Normenkon rollrat formuliert hat. Gut gedacht, schlecht gemacht ist auch der Bereich er Ausgestaltung des zentralen Registratur und der Verabe der Identitätsnummern. Hier sehen wir Probleme ei der Identitätsmeldung, der Verhinderung von Scheindentitäten und einer falschen Zuordnung von Zertifikatsdentitätsnummern. Für den Bürger selbst ist nicht transarent, welche Identitäten im Rahmen seiner, wie Sie es ennen, „Historie“ als Leistungsempfänger ihm zugerdnet werden. Und ELENA wird eine Datensammelstelle igantischen Ausmaßes werden, bei der wir als FDP beürchten, dass damit weitere Begehrlichkeiten geweckt erden. In der griechischen Mythologie wurde ein zehnjährier Krieg um die schöne Helena begonnen. ELENA wird eine Kriege heraufbeschwören, aber sie ist leider auch icht so attraktiv gestaltet, dass es sich lohnen würde, ihr en Apfel des Paris zu verleihen. Hier muss noch einiges m Laufe des Verfahrens verbessert und nachgearbeitet erden. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Doris Barnett (SPD):
Rede ID: ID1618326200

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Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1618326300
Die Dame ELENA wirft aus der Sicht des Datenschut-

es das Grundproblem auf, dass sie in ihrer Aussteuer ein
eues und umfassendes zentrales Register mitbringt. In
iesem Zentralregister sollen zukünftig Einkommensda-
en der Beschäftigten in der Bundesrepublik gespeichert
erden. Das gilt auch für die Daten der Bürgerinnen und
ürger, die nie Anträge auf staatliche Leistungen stellen
erden. Hier wird zu Recht der Vorwurf erhoben, dass mit
LENA eine erneute Vorratsdatenspeicherung aufgebaut
ird. Diese Auffassung vertreten nicht nur die Daten-

chützer. Auch der Bundesrat hebt in seiner Stellung-
ahme vom 19. September zum Gesetzentwurf der Bun-
esregierung die hohe verfassungsrechtliche Brisanz von
LENA hervor.

Von 35 bis 40 Millionen abhängig Beschäftigten sollen
ensible, einkommensrelevante Informationen gespei-
hert werden. Genau das ist aber das Problem der Vor-
atsdatenspeicherung, die losgelöst vom konkreten
weck der Erhebung Daten speichert, die möglicher-
eise einmal interessant werden könnten. Genau dieser
orbehalt findet sich unter Punkt 6 der Stellungnahme
es Bundesrates. Die Länderkammer bemängelt, dass ein
roßer Teil der Beschäftigten voraussichtlich die Sozial-
eistungen gar nicht in Anspruch nehmen wird, für die
ünftig die Daten gesammelt werden sollen. Wir werden
aher in den anstehenden Beratungen sehr genau darauf
u achten haben, ob die genaue Zweckbindung der Da-
ensammlung eingehalten wird und tatsächlich nur die
aten Eingang in ELENA finden, die zur Erfüllung der
esetzlichen Aufgaben unbedingt erforderlich sind.




Doris Barnett
gebene Reden






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn
Für die Gesamtbewertung des Regierungsprojekts ist
es über die schon angesprochenen Punkte hinaus von
großer Bedeutung, ob wir ELENA überhaupt benötigen,
ob der Eingriff in die informationellen Selbstbestim-
mungsrechte verhältnismäßig und erforderlich ist. Auch
wir sprechen uns für ein modernes E-Government aus.
Wir sehen den Aufwand für die Wirtschaft, die derzeit im
Jahr rund 60 Millionen Einkommensbescheinigungen auf
Papier ausfüllen muss. Wir wollen hier insbesondere den
Mittelstand von überflüssigen Bürokratielasten befreien.
Der erste Ansatz muss aber sein, die Informationspflich-
ten zu reduzieren. Wir halten es für möglich und sinnvoll,
die gegenwärtig 45 Informationspflichten im Zusammen-
hang mit Einkommensnachweisen auf acht wirklich er-
forderliche zu reduzieren. Wir stellen hier auch die For-
derung auf, dass es nicht zu einer Doppelspeicherung
kommt. Die an ELENA übermittelten Daten müssen nicht
zusätzlich im Betrieb gespeichert werden. Es ist an der
Zeit, dass die Speicherung von Arbeitnehmerdaten in ei-
nem modernen Arbeitnehmerdatenschutzgesetz geregelt
wird.

Wir werden die Vorteile eines elektronischen Verfah-
rens kritisch prüfen. Für die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer erreichen wir durchaus auch mehr Daten-
schutz, weil die Arbeitgeber in Zukunft nicht mehr erfah-
ren, wer welchen Antrag auf staatliche Sozialleistungen
stellt. Angesichts der zunehmenden sozialen Kontrolle in
einem Arbeitsverhältnis ist das nicht irrelevant. Eine Mo-
dernisierung des gesamten Verfahrens ist auch geeignet,
den Antragstellern das Leben zu erleichtern. Viele Betrof-
fene sind beim Umgang mit Behörden mit den gegenwär-
tigen Antragsverfahren und seinen Papierfluten überfor-
dert. Allerdings sehen wir hier in erster Linie den
Auftrag, nicht nur Bürokratie für die Wirtschaft abzu-
bauen, sondern die Anträge so zu gestalten, dass wirklich
nur entscheidungsrelevante Informationen abgefragt
werden.

Die Datenschutzskandale haben alle sensibilisiert.
Gerade ELENA braucht Vertrauen, und dies ist nur zu er-
langen, wenn durch technischen Datenschutz gesichert
ist, dass die enge Zweckbindung auf Dauer gewährleistet
ist. Die Daten müssen gegen Missbrauch genauso ge-
schützt sein wie gegen die Begehrlichkeiten der Sicher-
heitsbehörden. Nur wenn die Freigabe in der Hand der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bleibt und wir ein
gesichertes Verfahren der elektronischen Signatur haben,
wäre der Aufbau von ELENA vertretbar.

Das Schutz- und Verschlüsselungskonzept spielt hier
eine herausragende Rolle. Wichtig ist es auch, den Vor-
schlag des Bundesrates aufzugreifen und bei den Zentra-
len Speicherstellen einen Verwaltungsausschuss zur Kon-
trolle zu bilden. Die Einbindung des Bundesbeauftragten
für den Datenschutz und die Informationsfreiheit sollte da
eine Selbstverständlichkeit sein. Sowohl dem Staat als
auch der Privatwirtschaft muss klar sein, dass es mit ein-
fachen Versprechen nicht mehr getan ist. Vertrauen in
Datenschutz gibt es nur durch klare gesetzliche Regeln
und durch funktionierende Aufsicht und Kontrolle. Wir
werden im weiteren Gang des parlamentarischen Verfah-
rens genau darauf achten, dass rechtlich, aber eben auch
technisch diese Daten nur mit der persönlichen Signatur-

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(C (D arte des Betroffenen und der Signatur der Behörde aberufen werden können, bei der ein Antrag gestellt wird. as „Zwei-Karten-Prinzip“ muss absolut verlässlich ein und darf keine Schlupflöcher haben, auch nicht für ie Sicherheitsbehörden. Im ELENA-Verfahren soll ein differenziertes Konzept ur Löschung der jeweils nicht mehr benötigten persoenbezogenen Daten eingesetzt werden. Der Punkt ist beeutsam, weil bekanntlich einmal angedacht war, die entenversicherungsnummer als Ordnungskriterium einusetzen. Es ist gut, dass von diesem Vorhaben auf Druck es Bundesdatenschutzbeauftragten Abstand genommen urde. Mit der Rentenversicherungsnummer wäre es eicht gewesen, Persönlichkeitsprofile zu entwickeln. Ich uss hier daran erinnern, dass derartige Personenkenn eichen nach der Rechtsprechung des Bundesverfasungsgerichts unzulässig sind. Wir fordern die Bundesregierung und die Koalitionsraktionen bei diesem schwierigen Vorhaben zu einer ründlichen parlamentarischen Beratung auf. Gerade ie Frage der Erforderlichkeit der Speicherung bestimmer Daten und die Missbrauchsanfälligkeit des Systems nsgesamt muss das Parlament sehr genau unter die Lupe ehmen. Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent urfs auf Drucksache 16/10492 an die in der Tagesordung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. ann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD Menschenrechte in der ASEAN-Staatengemeinschaft stärken – Drucksachen 16/7490, 16/10561 – Berichterstattung: Abgeordnete Holger Haibach Christel Riemann-Hanewinckel Florian Toncar Michael Leutert Volker Beck Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Bündis 90/Die Grünen vor. Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu diesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll geommen. Es handelt sich um die Reden folgender Kolleinnen und Kollegen: Holger Haibach, CDU/CSU, hristel Riemann-Hanewinckel, SPD,1)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618326400
DP, Michael Leutert, Die Linke, Volker Beck, Bündnis 90/
ie Grünen.

Die Rede lag bei Redaktionsschluss nicht vor und wird deshalb im
Plenarprotokoll der 184. Sitzung veröffentlicht.


(A) )



(B) )


Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1618326500

Dem internationalen Menschenrechtsschutz kommt

eine immer größere Bedeutung zu, besonders in einer
Zeit, in der sich Konflikte asymmetrisch entwickeln und
die Zahl der Akteure sich erhöht, die an menschenrecht-
lichen Entwicklungen teilnehmen. Waren es früher Staa-
ten untereinander oder Staaten mit ihren Bürgerinnen
und Bürgern, die in Auseinandersetzungen miteinander
traten, so sind es heute transnationale Unternehmen ge-
nauso wie etwa regionale und lokale Rebellengruppen.

Deshalb hat der von der Koalition eingebrachte An-
trag zu den ASEAN-Staaten auch nichts von seiner Aktua-
lität verloren, obwohl er schon elf Monate alt ist. Denn
gerade die ASEAN-Staaten haben, wenn es um die Ein-
richtung regionaler Mechanismen zum Menschenrechts-
schutz geht, noch einigen Nachholbedarf. Die Verab-
schiedung der ASEAN-Charta hat nun den Weg zu der
Einrichtung einer Menschenrechtskommission für diesen
Staatenbund freigemacht. Darüber hinaus sind der
Schutz und die Einhaltung der Menschenrechte erstmals
als Ziel der zehn beteiligten Mitgliedstaaten festgeschrie-
ben. So weit die positiven Aspekte.

Auf der Sollseite steht die Tatsache, dass die vorgese-
henen Menschenrechtsmechanismen keinerlei Sanktions-
macht haben, dass auch ein negatives Ergebnis einer
Überprüfung in einem Mitgliedstaat keine Konsequenzen
haben muss.

Dass die Einrichtung von Mechanismen auf interna-
tionaler Ebene – nicht nur im Menschenrechtsbereich –
eines langen Atems bedarf, wissen auch wir in Europa.
Die Aufgabe nationaler Souveränitätsrechte und damit
auch die Akzeptanz von Einmischung in sogenannte in-
nere Angelegenheiten sind nie einfach. Sie wird umso
schwieriger, wenn die an einer regionalen Organisation
beteiligten Mitgliedsstaaten unterschiedliche Auffassun-
gen über den Stellenwert von Menschenrechten haben.

Gerade die ASEAN-Staaten haben hier mit besonderen
Herausforderungen zu kämpfen, gibt es doch in ihren Rei-
hen Staaten, die die Menschenrechte weitgehend beach-
ten, genauso wie solche, in denen schwere menschen-
rechtliche Defizite zu beklagen sind. Staaten mit
demokratischen Strukturen stehen solche mit diktatori-
schen oder autoritären Regimes gegenüber.

Darüber hinaus gibt es in einigen dieser Staaten regel-
mäßig zutage tretende Spannungen zwischen Ethnien und
Religionen, die die Herstellung stabiler und demokrati-
scher Strukturen erschweren, ja zum Teil unmöglich zu
machen scheinen.

Die Fraktionen von CDU/CSU und SPD begrüßen
ausdrücklich, dass die ASEAN-Staatengemeinschaft
durch die Verabschiedung ihrer Charta ein Zeichen für
einen höheren Stellenwert der Menschenrechte gesetzt
hat. Andererseits müssen wir aber auch feststellen, dass
gleich die erste Gelegenheit, in der dieser höhere Stellen-
wert seinen Ausdruck hätte finden können, ungenutzt
blieb: Als es im vergangenen Jahr zu dem gewaltsamen
Vorgehen der Militärjunta in Birma gegen protestierende
Mönche kam, wäre die Gelegenheit gewesen, seitens der
ASEAN-Staatengemeinschaft ein Zeichen zu setzen. Doch

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Zu Protokoll ge

(C (D as Zeichen blieb aus: Statt den UN-Sondergesandten für irma zu ihrem Gipfel einzuladen, wurde dieser auf ruck der Machthaber in Rangun nicht zugelassen. Das rinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegeneiten des jeweiligen anderen Staates hatte gesiegt. Gerade der Fall Birma zeigt aber sehr deutlich, dass s des Engagements der Nachbarn in einer Region anchmal mehr bedarf als des Eingreifens westlicher taaten. Birma wird sich westlichem Druck kaum beugen, a es ohnehin von der EU und auch den USA mit Sankionen belegt ist. Seine Handelsund Sicherheitspartner ind eben die Staaten der ASEAN-Staatengemeinschaft nd China. Ohne unsere eigene Verantwortung kleinreen oder gar negieren zu wollen, bin ich der Meinung, ass es an diesen Staaten liegt, aufgrund ihrer engen Beiehungen und des Einflusses, den sie auf dieses Regime aben, auf Verbesserungen für die Menschen vor Ort zu ringen. Besonders deutlich wurde dies bei der Unwetterkatatrophe, die das Land in diesem Jahr heimgesucht hat. Siherlich war das Engagement der Bundesregierung entcheidend dafür, dass deutsche Hilfsdienste als erste estliche ihre Tätigkeit in den Krisengebieten aufnehmen onnten. Aber ohne den Druck Chinas und der ASEANtaaten hätten diese und andere Lösungen vielleicht noch änger auf sich warten lassen, mit verheerenden Folgen ür die Bevölkerung, deren Not aufgrund der Weigerung es Regimes, ausländische Hilfe anzunehmen, ohnehin chon groß genug war. Warum gehe ich so ausführlich auf dieses Beispiel ein? eil es exemplarisch zeigt, worauf es ankommt. Es ist ichtig, internationale Übereinkommen zu unterzeichnen nd sich somit auf die Einhaltung menschenrechtlicher tandards zu verpflichten. Es ist aber mindestens ebenso ichtig, zuzulassen und zuzugestehen, dass diese Verflichtungen auch Einmischung in sogenannte innere Anelegenheiten bedeuten. Für die internationale Staatenemeinschaft bedeuten sie wiederum die Notwendigkeit, ben genau diese Einmischung vorzunehmen. Dabei kommt auch uns wieder eine wichtige Rolle zu. ie bereits zu Anfang gesagt, fiel und fällt uns die Auf abe nationaler Souveränität nicht leicht. Aber wir haben us der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges die Lehre ezogen, dass es regionale und internationale Standards eben muss, die uns zur Einhaltung von Menschenrechten wingen. Ein wichtiges Beispiel hierfür sind der Europaat und seine Organe, hier im Besonderen der Europäiche Gerichtshof für Menschenrechte. An seinem Beispiel önnen wir auf der einen Seite erkennen, wie wichtig eine olche regionale Instanz zur Wahrung der Menschenechte ist. Auf der anderen Seite zeigt sich aber auch bei er mangelnden Umsetzung der Urteile und der Reformiskussion, wie schwer solch hehre Ziele in der Praxis mzusetzen sind. Insofern können wir an dieser Stelle unsere Erfahrunen mit unseren asiatischen Partnern teilen und gemeinam nach Wegen suchen, Menschenrechte durchzusetzen nd zu wahren. Dass dazu die Frage der Einmischung der Nichteinmischung eine entscheidende Rolle spielt, at nicht zuletzt die Bundeskanzlerin bei ihrer Rede vor gebene Reden der Parlamentarischen Versammlung des Europarats deutlich gemacht, indem sie mit Bezug auf den Europarat sagte: „Sie haben die Pflicht zur Einmischung!“ Am Ende ist es also mindestens genauso eine Frage der Mentalität wie eine der Gesetze, die über den Erfolg von Menschenrechtspolitik entscheidet. Das gilt für Europa genauso wie für die ASEAN-Staatengemeinschaft. Der vorliegende Antrag lenkt den Blick auf die Men schenrechtslage in den ASEAN-Staaten, zu der die zehn Länder Südostasiens zählen. Es gibt wohl keine andere Region der Welt, in der die Unterschiede zwischen den Nachbarn so grundlegend sind. Auch wegen dieser Heterogenität hat die ASEAN im Vergleich zur EU bisher nur ein sehr geringes Maß an politischer Integration erreicht. Die Institutionen der ASEAN tasten die Souveränität ihrer Mitgliedstaaten nicht an. Daher war es ein positiver Schritt, dass die Mitgliedstaaten 40 Jahre nach Gründung der Organisation bei ihrem Gipfel am 22. November 2007 eine Charta für die ASEAN beschlossen haben. Diese „ASEAN-Charta“ enthält insbesondere ein Bekenntnis der Mitglieder zu Demokratie, guter Regierungsführung, Ablehnung von verfassungswidrigem Regierungswechsel, Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Menschenrechte. Bei Verstößen gegen die Charta soll die Angelegenheit dem ASEAN-Gipfel zur Entscheidung vorgelegt werden. Damit beginnt ein Institutionalisierungsprozess, der dazu genutzt werden muss, bestehende Defizite bei der Achtung der Menschenrechte in den Mitgliedstaaten zu beseitigen. Vor diesem Hintergrund kommt der vorliegende Antrag zum richtigen Zeitpunkt. Der Antrag enthält eine zutreffende Beschreibung der menschenrechtlichen Situation in den Mitgliedstaaten. Dabei wird deutlich, dass es in allen ASEAN-Staaten unterschiedlich gelagerte gravierende Menschenrechtsprobleme gibt. Einzige Ausnahme ist Brunei, wo trotz des seit 45 Jahren bestehenden Ausnahmezustands die Menschenrechte Beachtung finden. Am schlimmsten ist das Verhalten der Militärregierung in Birma. Die dortige Menschenrechtslage muss als dramatisch beschrieben werden. Das Regime, das seit 1962 mit harter Hand regiert, unterdrückt jegliche politische Opposition. So dauert der Hausarrest der Oppositionspolitikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aun San Suu Kyi an. Im September 2007 schlug die Junta eine von Mönchen mitgetragene Protestbewegung gewaltsam nieder. Nach der Wirbelsturmkatastrophe im Mai 2008 stellte die Regierung Birmas ihre Rücksichtslosigkeit unter Beweis, als sie ausländischen Helfern über Wochen den Zugang zu den Katastrophengebieten verwehrte und so den Tod zahlreicher Zivilisten in Kauf nahm. Mit Vietnam und Laos bestehen zwei sozialistische Staaten in der Region, in denen die Regierungen trotz unterschiedlicher wirtschaftlicher Öffnungsschritte an ihrem Machtmonopol festhalten, indem sie systematisch demokratische Bestrebungen untergraben und zentrale Menschenrechte wie Meinungsund Pressefreiheit unterdrücken. Vietnam hat seine politische Zensur insbesondere auf das Internet ausgeweitet. In Kambodscha behin d D g r z g Ä t h F d u J t K to K p M b w 2 r s n T z d w E S d u S a k m g t i s S s u d d K n v b Zu Protokoll ge (C (D ert Ministerpräsident Hun Sen die Entwicklung der emokratie, während Korruption auch in höchsten Reierungsund Justizkreisen an der Tagesordnung ist. Singapur ist zum Sinnbild eines wirtschaftlich erfolgeichen, jedoch autoritär regierten Staates geworden, der war die materiellen Bedürfnisse seiner Bürger befriedien kann, ihnen aber politische Freiheiten vorenthält. hnliches gilt in zunehmendem Maße für Malaysia. Indonesien, das nach Jahrzehnten der Suharto-Diktaur 1990 die Demokratie einführte, hat große Fortschritte insichtlich der Achtung bürgerlicher und politischer reiheitsrechte gemacht. Leider ist aktuell festzustellen, ass das Tempo bei der Reform der Sicherheitsorgane nd der Justiz nachgelassen hat. Auf den Philippinen sind neben zahlreichen Morden an ournalisten, Gewerkschaftlern und Menschenrechtsvereidigern große Probleme hinsichtlich des Schutzes von indern vor sexueller Ausbeutung zu beklagen. Ebenso ben auf der Insel Mindanao zahlreiche ethnisch-religiöse onflikte, die zudem durch radikal-islamistische Grupen angefacht werden. Thailands regionale Vorreiterrolle bei der Achtung der enschenrechte, das neben wirtschaftlichem Wohlstand isher auch auf stabile demokratische Institutionen vereisen konnte, wurde durch den Putsch im September 006 stark beschädigt. Seitdem hält die politische Unuhe im Land an. Bereits seit Wochen lähmen Demontrationen das Land, bei denen Polizei und Regierungsgeger auch vor exzessiver Gewalt nicht zurückschrecken. hailand droht ins Chaos zu stürzen. Angesichts dieser Bandbreite von Herausforderungen eigt der Antrag sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung er Menschenrechtslage in den genannten Staaten auf. So ird die Bundesregierung aufgefordert, im Rahmen des U-ASEAN-Dialogs dafür zu werben, dass alle ASEANtaaten grundlegende Menschenrechtsabkommen wie en UN-Zivilpakt und den UN-Sozialpakt unterzeichnen nd ratifizieren. Bisher haben dies erst wenige ASEANtaaten getan. Die Todesstrafe wird in vielen ASEAN-Staaten noch ngewandt. Dabei sind beispielsweise in Singapur auch leine Drogendelikte mit der Todesstrafe belegt. Hier uss die Bundesregierung auf die Abschaffung dieser rausamen und unmenschlichen Strafe drängen. Bedauerlich ist, dass die Grünen ihren Änderungsanrag erst so spät ins Verfahren eingebracht haben. Doch nhaltlich ist der Ergänzungsantrag der Grünen untertützenswert. Der Kampf gegen die Diskriminierung und trafverfolgung von Menschen aufgrund ihrer Homoexualität gehört für uns Liberale zu einer aktiven und mfassenden Menschenrechtspolitik. Es ist schädlich, ass die Koalitionsfraktionen nicht dazu bereit waren, ies in den Antrag aufzunehmen. Das Verschanzen hinter oalitionsvertrag und Verfahrensabläufen ändert daran ichts. Ich freue mich, dass der Deutsche Bundestag mit dem orliegenden Antrag ein konstruktives Signal für die Veresserung der Menschenrechte in den ASEAN-Staaten Holger Haibach gebene Reden sendet. Angesichts der institutionellen Verdichtung der ASEAN kommt er zum richtigen Zeitpunkt. Die FDP wird den Antrag unterstützen. Wir werden aber genau darauf achten, dass den Worten dann auch Taten folgen. Der zu behandelnde Antrag der Koalitionsfraktionen „Menschenrechte in der ASEAN-Staatengemeinschaft stärken“ findet in meiner Fraktion keine Zustimmung. Dies mag zunächst verwundern, wenn man sich den Katalog von Forderungen an die Bundesregierung anschaut, der viele richtige und wichtige Punkte enthält. Aber aus zwei Gründen, die ich näher ausführen werde, halten wir den Antrag für verfehlt. Zum einen halten wir den Zeitpunkt der Einbringung für verfrüht, und zum anderen sind wir davon überzeugt, dass die Bundesregierung nicht die Glaubwürdigkeit besitzt, die Forderungen des Antrages in Gesprächen mit Regierungsvertretern der ASEAN-Staaten vorzubringen. Warum halten wir die Einbringung des Antrages für verfrüht? Die ASEAN-Staatengemeinschaft hat sich mit ihrer Gründung vor 40 Jahren folgende Ziele gesetzt: wirtschaftliche Integration, Zusammenarbeit und Sicherheit. Auf dem ASEAN-Gipfel 2004 in Laos haben sich die Staaten ein weiteres Ziel ihrer politischen Bemühungen gesetzt, nämlich die Förderung der Menschenrechte. Schon vier Jahre später haben die Staaten dieses politische Ziel schriftlich fixiert und als „ASEAN-Charta“ auf dem Gipfel in Singapur verabschiedet. Bereits bis Ende 2008 soll die Charta in den einzelnen Ländern ratifiziert sein und in Kraft treten. Wenn man bedenkt, dass die ASEAN-Staaten mehr als 500 Millionen Menschen höchst unterschiedlicher religiöser Prägung repräsentieren, dann erstaunt die Schnelligkeit der Umsetzung eines politischen Zieles in eine Vereinbarung, die zukünftig als Maßstab für das menschenrechtspolitische Handeln herangezogen werden kann. An deren Inhalt und Umsetzung müssen sich die Staaten dann messen lassen. Wie die Koalitionsfraktionen in ihrem Antrag dazu richtig bemerken, markiert diese Vereinbarung ein neues politisches Verständnis der Staatengemeinschaft, welches Signalwirkung für den ganzen asiatischen Kontinent haben könnte. Dass insgesamt akuter Handlungsbedarf bestand und auch noch besteht, zeigen die Jahresberichte von Amnesty International und Human Rights Watch. Aber die ASEAN-Staaten haben sich mit der Verabschiedung der ASEAN-Charta angreifbar gemacht; ihr Handeln kann nunmehr an den selbst festgeschriebenen Maßstäben kritisiert werden. Dieser Fortschritt sollte nicht gering bewertet werden. Wir als westliche Wertegemeinschaft hinsichtlich unseres Menschenrechtsverständnisses und unserer europäischen Geschichte sollten diesen Staaten jetzt Gelegenheit und angemessene Zeit geben, diese Charta in ihren Ländern zu implementieren und als erstrebenswerte Lebenswirklichkeit zu vermitteln. Ein solcher Prozess dauert seine Zeit und kann auch nicht als reiner Top-down P d c a i n G G e r f r s d d r W G n u n s s N g n F t S A d s h e E s t D r b s s b g v e m f t s d s r r Zu Protokoll ge (C (D rozess funktionieren und erfolgreich sein. Gerade vor em Hintergrund unserer europäischen Geschichte, welhe auch eine Geschichte des Kolonialismus ist, welche uch eine Geschichte des Kolonialismus in dieser Region st, sollten wir uns mit entsprechenden Ratschlägen eiige Zeit zurückhalten. Der zweite Punkt unserer Kritik betrifft die Frage der laubwürdigkeit. Wenn die Bundesregierung auf dem ebiet der Menschenrechte anderen Staaten Ratschläge rteilen soll, insbesondere wenn diese Staaten sich geade auf den Weg machen, Menschenrechtsstandards estzusetzen, aber selbst nur eine inkohärente Menschenechtspolitik betreibt, halten wir dies für nicht angemesen. Ich möchte dies an zwei Beispielen verdeutlichen. In er Anhörung zum 8. Menschenrechtsbericht der Bunesregierung kritisierten sieben NGOs, dass die Bundesepublik hinsichtlich der Beachtung der sogenannten SK-Rechte deutliche Defizite hat. Natürlich ist der rundrechtsschutz in Deutschland hinsichtlich der sogeannten bürgerlichen Freiheitsrechte ausgesprochen gut nd hat sich über einen langen Zeitraum entwickelt. Wenn un aber die Bundesregierung ausgehend von diesem Zutand die ASEAN-Staaten kritisieren soll, dann muss sie ich, ausgehend von diesem Zustand, hinsichtlich der ichtbeachtung der WSK-Rechte entsprechende Kritik efallen lassen. Diese Kritik wird jedoch mit fadenscheiigen Argumenten abgewiegelt. Hier sehen wir als raktion ein Glaubwürdigkeitsproblem bei der interna ionalen Vermittlung von Menschenrechtsstandards. chließlich ist auf die skandalöse Asylpraxis gegenüber sylsuchenden aus Birma hinzuweisen. Im Antrag wird ie verheerende Lage in Birma benannt, aber eine entprechende Veränderung der Asylpraxis unterblieb bis eute. Die ASEAN-Staatengemeinschaft hat im Jahr 2007 ine Menschenrechtscharta unterzeichnet, in die große rwartungen gesetzt wurden. Diese Erwartungen haben ich leider bisher nicht erfüllt. Die in der Charta genannen Verpflichtungen der Mitgliedstaaten zur Stärkung der emokratie, zu Rechtsstaatlichkeit und guter Regie ungsführung sowie zur Achtung der Menschenrechte leiben in vielen ASEAN-Mitgliedstaaten fromme Wünche. Durch die Betonung des Prinzips der Nichteinmichung in die inneren Angelegenheiten eines Staates leibt die Charta ein zahnloser Tiger. Mechanismen, die egen die Staaten in Kraft treten, die gegen die Charta erstoßen, sind nicht vorhanden; Entscheidungen müssen instimmig getroffen werden. So wundert es kaum, dass ittlerweile auch Birma die Menschenrechtscharta rati iziert hat – ein Land, das weit entfernt ist von Demokraie, Rechtsstaatlichkeit und der Gewährleistung der Menchenrechte. Viel zu fürchten hat das Regime in Rangun adurch nicht. Dennoch: Es ist gut und richtig, dass das Thema Menchenrechte durch die ASEAN-Staaten als Herausfordeung angesehen wird. Jetzt müssen sie die Menschenechtscharta auch mit Glaubwürdigkeit füllen. Ohne dass Florian Toncar gebene Reden Volker Beck alle ASEAN-Staaten dem Zivilpakt und dem Sozialpakt beitreten und die Todestrafe abschaffen, wird dies kaum gelingen. Ohne wirksamen Schutz von Minderheiten, dem Verbot von Zwangsund Kinderarbeit und dem Bemühen um Rechtsstaatlichkeit bleibt die Menschenrechtscharta eine leere Hülle. Wir sollten die Staaten in ihren Bemühungen um die Verbesserung der Menschenrechtslage tatkräftig unterstützen, und ich hoffe, dass die Reise des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe in diese Region im Oktober/November hierzu beitragen kann. Dabei sollten wir auch von den guten Erfahrungen berichten, die wir mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als supranationale und regionale Einrichtung in dieser Hinsicht gemacht haben. Was sicherlich nicht dazu beiträgt, den Druck auf Länder wie Birma zu erhöhen, ist, wenn wir selber offenbar die Menschenrechtslage dort als in Ordnung ansehen. Wie anders ist es sonst zu erklären, dass den wenigen Flüchtlingen, die es aus Birma in die Bundesrepublik schaffen – 2007 waren dies nur 78 Flüchtlinge –, der Zugang zum Asylverfahren in Deutschland dadurch verwehrt wird, dass nun selbst für die Zwischenlandung auf deutschen Flughäfen ein Transitvisum verlangt wird, mit der Begründung, dies solle die illegale Migration durch missbräuchliche Asylantragstellung im Flughafentransitbereich verhindern. Die Anerkennungsquote bei Entscheidungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge bei Entscheidungen zu Birma liegt derzeit bei 73 Prozent. Dass hier in großem Umfang von Flüchtlingen missbräuchlich Asyl beantragt würde, davon kann keine Rede sein. Die Lage in Birma ist leider schlecht genug. Ein entsprechender Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, diese Praxis wieder zu ändern, wurde abgelehnt. Lassen Sie mich zum Schluss noch ein paar Sätze zu unserem heutigen Änderungsantrag sagen. Leider wurde in dem Antrag der Koalition eine Gruppe von Menschen vergessen, die auch in den ASEAN-Staaten vielfältiger Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt ist: Lesben und Schwule. Unser Wunsch, den Antrag der Koalition um die Forderung zu ergänzen, die Bundesregierung möge sich für die Aufhebung strafrechtlicher Verbote der Homosexualität in den ASEAN-Staaten einsetzen, wurde im Ausschuss durch die CDU und leider auch die SPD abgelehnt mit der Ausrede, der Antrag sei von uns zu spät eingebracht worden. Der Antrag wurde pünktlich zur ersten Behandlung des Antrages im Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe als Tischvorlage von uns eingebracht. Übrigens erinnere ich an dieser Stelle an die vielen oft zentimeterdicken Tischvorlagen der Koalition, also durchaus ein übliches Verfahren. Danach hatten Sie eine weitere Ausschusssitzung Zeit, zu einer Meinung in der Sache zu kommen. Für das Plenum gilt ihre Ausrede ohnehin nicht; denn ins Plenum wurde unser Antrag zum frühestmöglichen Zeitpunkt eingebracht. Wenn Sie also heute gegen diesen Antrag stimmen, dann stimmen Sie aus inhaltlichen Gründen dagegen und nicht aus Geschäftsordnungsgründen. Dass hier menschenrechtliche Mindestforderungen mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt werden, ist b F s d r s M e B k d H s d s T d s P w D s b M n A D d ü d d m O s g v F n (C (D eschämend. Es ist umso mehr beschämend, als in diesen ragen im Ausschuss eigentlich Konsens herrscht, abgeehen vielleicht von der Abgeordneten Steinbach, auf die ie Ablehnung wohl auch zurückgeht. Die menschenechtliche Sprecherin Ihrer Fraktion hat ohnehin ein sehr elektives Verständnis von Menschenrechten. Bei den enschenrechten für Homosexuelle hat Sie nur einmal ine Ausnahme gemacht, als man unter Hinweis auf die ehandlung der Homosexuellen die polnische Regierung ritisieren konnte. Dies ist eine Selektivität, die Sie bei er Linken oft zu Recht kritisieren. Die Aufhebung der strafrechtlichen Verbote von omosexualität gehören nicht nur aufgrund der Recht prechung des EGMR zu den menschenrechtlichen Mineststandards, sondern die Verbote verstoßen nach Festtellung des UN-Menschenrechtsausschusses – im Fall oonen gegen Australien 1994 – auch eindeutig gegen en Zivilpakt. In einem Antrag zur Stärkung der Menchenrechte in dieser Region gehört dieser wichtige unkt deshalb unabdingbar hinzu, zumal alle anderen esentlichen menschenrechtlichen Aspekte genannt sind. ie Nichtaufnahme dieser Forderung schwächt die Aus age des Antrages insgesamt. Sie stellen damit die Unteilarkeit und Universalität der Menschenrechte infrage. Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für enschenrechte und Humanitäre Hilfe empfiehlt in sei er Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/10561, den ntrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf rucksache 16/7490 anzunehmen. Hierzu liegt ein Änerungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor, ber den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für den Änerungsantrag auf Drucksache 16/10626? – Wer stimmt agegen? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist it den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der pposition abgelehnt. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung auf Druckache 16/10561? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltunen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen on SPD, CDU/CSU und FDP bei Gegenstimmen der raktion Die Linke und Enthaltung der Fraktion Bündis 90/Die Grünen angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf: – Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 3. März 2008 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden in Deutschland – Körperschaft des öffentlichen Rechts – zur Änderung des Vertrages vom 27. Januar 2003 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden in Deutschland – Körperschaft des öffentlichen Rechts – – Drucksache 16/10296 – Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses – Drucksache 16/10594 – Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Berichterstattung: Abgeorndete Kristina Köhler Maik Reichel Dr. Max Stadler Petra Pau Wolfgang Wieland – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 16/10621 – Berichterstattung: Abgeordnte Dr. Michael Luther Bettina Hagedorn Jürgen Koppelin Roland Claus Omid Nouripour Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um folgende Kolleginnen und Kollegen: Kristina Köhler, CDU/ CSU, Maik Reichel, SPD, Hans-Michael Goldmann, FDP, Petra Pau, Die Linke, Wolfgang Wieland, Bündnis 90/ Die Grünen. Heute ist die jüdische Gemeinschaft in Deutschland die drittgrößte in Europa, bedingt vor allem durch die Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion seit den 1990er-Jahren. Es gibt aktuell rund 110 jüdische Gemeinden. Diese Entwicklung hat die Bedeutung und die Aufgaben der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik erhöht und erfreulicherweise zu einer neuen Blüte des jüdischen Lebens und praktizierter jüdischer Religion geführt. Das Judentum besteht aus vielfältigen Strömungen und Auffassungen. Es ist ein lebendiger, wichtiger Teil unserer Gesellschaft, der uns bereichert, der uns inspiriert und der endlich wieder in unserer Gesellschaft verstärkt präsent ist. Es ist verlockend, an dieser Stelle von einer Rückkehr zur Normalität jüdischen Lebens wie vor dem Holocaust zu sprechen. Ich werde mich jedoch hüten, das zu tun. Dies lassen die vielen Menschenleben, die damals in so unfassbarer Anzahl zerstört wurden, einfach nicht zu. Und, dass es diese Normalität nicht gibt, davon zeugen auch die vielen Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Einrichtungen. Eine neue Blüte der jüdischen Gemeinschaft in der Bundesrepublik jedoch, das ist ein zentrales Anliegen unserer Gesellschaft, das wir nicht müde werden sollten zu unterstützen und zu befürworten. Darauf müssen wir gemeinsam hinwirken und die begonnene Zusammenarbeit weiterführen. Um die Entwicklung der hiesigen jüdischen Gemeinschaft von staatlicher Seite zu unterstützen, wurde am Holocaust-Gedenktag, also am 27. Januar, im Jahr 2003 mit einhelliger Zustimmung des Parlaments der Staatsvertrag zwischen der Bundesregierung und dem Zentralrat der Juden in Deutschland geschlossen. Das Abkommen hat sich mittlerweile als gute und feste Grundlage d m d Z G a r d A d t s E g d i f V l k r S d l f W p i k b t w k e Ü d o A n g i P a e is D S l s Z n ü i (C (D er Partnerschaft zwischen Bund und der jüdischen Geeinschaft in Deutschland bewährt. Es ist ein Zeichen, ass wir um unsere historische Verantwortung wissen, ein eichen, dass wir gemeinsam die Zukunft der jüdischen emeinschaft in Deutschland gestalten wollen. Jetzt geht es hier im Bundestag darum, dieses Zeichen ngemessen zu erneuern und neuen, aktuellen Anfordeungen gerecht zu werden. Nach fünf Jahren, so sieht es as Vertragswerk vor, dürfen die Vertragsparteien eine npassung der Leistung des Bundes an den Zentralrat er Juden vornehmen. Die Bundesregierung und der Zenralrat der Juden in Deutschland haben sich auf eine Auftockung der Leistung von 3 Millionen auf 5 Millionen uro im Jahr, beginnend mit dem Haushaltsjahr 2008, eeinigt. Diese Aufstockung bedarf der Form eines Bunesgesetzes; so ist es im Vertrag geregelt. Wofür diese Erhöhung? Der Zentralrat der Juden steht n Deutschland vor wachsenden Aufgaben und neuen Anorderungen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. or 1991/92 hatten die jüdischen Gemeinden in Deutschand weniger als 30 000 Mitglieder, für 2007 wurden napp 110 000 gezählt. Fast alle Neuzugänge, und zwar und 100 000 Gemeindemitglieder, stammen aus den taaten der ehemaligen Sowjetunion. Damit ist seitens er jüdischen Gemeinden eine großartige Integrationseistung vollbracht worden. Die gewachsene Zahl der Gemeinden hat die Nachrage nach Dienstleistungen des Zentralrats erhöht. ichtig sind in diesem Zusammenhang die integrations olitischen Maßnahmen des Zentralrats. Dazu zählen nsbesondere die sehr zahlreich angebotenen Sprachurse, die die Grundlage für jede gelungene Integration ilden. Eine weitere Aufgabe des Zentralrats ist die Bereuung der Gemeinden in Sicherheitsfragen. Außerdem ird der Zentralrat die erhöhten Mittel für die Verstärung seiner Kulturarbeit und seiner Öffentlichkeitsarbeit insetzen. Hervorzuheben ist zudem, dass der Zentralrat sich in bereinkunft mit der Bundesregierung allen Strömungen es jüdischen Lebens in Deutschland annimmt und für sie ffen ist. Daher wird der Zentralrat der Juden nun die usbildung der Rabbiner bzw. die entsprechenden Rabbierseminare der unterschiedlichen religiösen Strömunen institutionell – also auf Dauer – fördern. Zu nennen st hier beispielsweise das Abraham-Geiger-Kolleg in otsdam. Damit bringt der Zentralrat seine Offenheit für lle Richtungen innerhalb des Judentums zum Ausdruck, in Punkt, der den Vertragsparteien besonders wichtig t. Die jüdische Gemeinschaft ist in ihrer Entwicklung in eutschland auf einem guten Weg, und die Erhöhung der taatsleistung wird diesen Prozess unterstützen. In den etzten Jahren sind neue Synagogen und Gemeindehäuer errichtet worden, und dies nicht nur in den großen entren. Im September wurden in Krefeld und Bielefeld eue Synagogen eingeweiht. Das sind Zeichen, die auch ber die Staatsgrenzen hinweg bemerkt werden. In Deutschland werden wieder Rabbiner ausgebildet, m Jahre 2006 fanden die ersten rabbinischen Ordinatio nen in Deutschland nach der Shoa statt. Jetzt, im Jahr 2008 wurde in Berlin mit einer in Westeuropa bislang einzigartigen Ausbildung für Kantoren begonnen. Diese Entwicklung ist erfreulich und – so hat es Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble oftmals ausgedrückt – ein Geschenk. Diesen eingeschlagenen Weg werden wir weitergehen. Dieser Weg ist mit der Hoffnung verknüpft, dass in der Zukunft Polizeisperren und Sicherheitsschleusen für jüdische Einrichtungen, aber auch alltägliche antisemitische oder antizionistische Äußerungen in Deutschland ein Relikt der Vergangenheit sein werden. Die Anpassung der Bundesmittel im Rahmen des Staatsvertrages ist daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, und ich freue mich, dass das hierfür notwendige Änderungsgesetz auf Bundesebene heute verabschiedet wird. Am 27. Januar 2003, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, wurde ein Vertrag geschlossen, der erstmals rechtlich verbindliche Festlegungen für die Zusammenarbeit zwischen der jüdischen Gemeinschaft und dem Staat traf. Dieser Vertrag gewährt dem Zentralrat der Juden als größtem Dachverband der jüdischen Gemeinden in Deutschland finanzielle Unterstützung in Form einer jährlichen Staatsleistung. Der Vertrag legt auch fest, dass sich die Vertragspartner jeweils nach fünf Jahren hinsichtlich einer Anpassung der Leistung verständigen werden. Dies haben wir nun heute zu entscheiden. Der neue Gesetzentwurf sieht vor, dass die Bundesrepublik Deutschland ihre jährliche Staatsleistung von 3 auf 5 Millionen Euro erhöhen wird. Dies geschieht „vor dem Hintergrund wachsender Aufgaben und neuer Anforderungen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland“, wie es in der Begründung heißt. Dort wird auch betont, dass sich der Vertrag „als tragfähige Grundlage für eine kontinuierliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit der Vertragsparteien bewährt“ hat. Der erhöhte Betrag wird bereits in diesem Jahr in voller Höhe gewährt; im Bundeshaushalt 2008 ist dafür Vorsorge getroffen. Die Staatsleistung der Bundesrepublik an den Zentralrat der Juden ist mehr als nur die Unterstützung für eine Religionsgemeinschaft. Sie soll „zur Erhaltung und Pflege des deutsch-jüdischen Kulturerbes, zum Aufbau einer jüdischen Gemeinschaft und den integrationspolitischen und sozialen Aufgaben des Zentralrats in Deutschland“ beitragen. Wir alle wissen, dass dies als Folge des einschneidenden Zivilisationsbruchs in der deutschen Geschichte während des Nationalsozialismus immer noch besondere Anstrengungen erfordert. Als der bekannte Vertreter des deutschen liberalen Judentums Leo Baeck 1945 aus dem Konzentrationslager Theresienstadt befreit worden war, sah er keine Hoffnung für jüdisches Leben in Deutschland mehr: Für uns Juden in Deutschland ist eine Geschichtsepoche zu Ende gegangen. Eine solche geht zu Ende, wenn immer eine Hoffnung, ein Glaube, eine Zuversicht endgültig zu Grabe getragen werden muss. h s e u s s l a d g w G s 1 J Z m w w e e b l S t g t G g w m b s H t D w n J g t P s d e k h D S d a Zu Protokoll ge (C (D Unser Glaube war es, dass deutscher und jüdischer Geist auf deutschem Boden sich treffen und durch ihre Vermählung zum Segen werden könnten. Dies war eine Illusion – die Epoche der Juden in Deutschland ist ein für alle Mal vorbei. Die Vorstellung, dass Juden in Deutschland je wieder eimisch werden könnten, schien damals tatsächlich aburd zu sein. Deutschland hatte den Völkermord an den uropäischen Juden in grauenhafter Perfektion geplant nd ins Werk gesetzt. Es hatte sich damit gleichzeitig elbst einen Aderlass zugefügt, hatte einen großen Teil einer Bevölkerung vertrieben und ermordet. Deutschand lag nicht nur materiell in Trümmern, sondern war uch geistig und kulturell verödet und vergiftet. Insbesonere der Antisemitismus war nicht nur offizielle Propaanda, sondern auch vielfach persönliche Gesinnung georden.Von mehr als 500 000 Mitgliedern jüdischer emeinden, die 1933 noch in Deutschland mitten im ge ellschaftlichen Leben ihren Platz gehabt hatten, waren 945 nur noch 15 000 übriggeblieben. In den nächsten ahrzehnten des demokratischen Neuanfangs wuchs die ahl langsam wieder bis 1989 auf circa 30 000 an. Heute haben die jüdischen Gemeinden in Deutschland ehr als 100 000 Mitglieder. Vor allem ist dies der Zuanderung aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sojetunion zu verdanken. Diese neuen Mitglieder aus dem uropäischen Osten haben die jüdischen Gemeinden in ine ganz neue Situation gebracht; sie haben sie wiederelebt und auch verjüngt. Verbunden waren damit natürich auch ganz neue und nicht gerade kleine Probleme der elbstverständigung, des Zusammenfindens, der Integraion verschiedenster sozialer, geistiger, kultureller Präungen. So ist in Deutschland heute wieder eine sehr viale und vielfältige neue jüdische Gemeinschaft zu Hause. egenseitiges Vertrauen ist gewachsen, Vertrauen in die efestigte demokratische Basis unseres Landes. Dennoch issen wir alle, dass wir eine „Normalität“ des Zusamenlebens zwar erstreben, aber noch nicht erreicht haen. Immer noch müssen jüdische Einrichtungen gechützt werden, werden Straftaten mit antisemitischem intergrund in relevanter Zahl registriert. Leider ist An isemitismus immer noch und immer wieder ein Problem. as Problembewusstsein allerdings wächst erfreulichereise in der Gesellschaft ebenfalls, und es bleibt nicht ur passiv. Der Staatsvertrag 2003 war durch den Zentralrat der uden initiiert worden, der seit seiner Gründung 1950 roße Verdienste um den Wiederaufbau und die demokraische Kultur in Deutschland hat und ein verlässlicher artner der Bundesrepublik in vielen gesellschaftspolitichen Fragen geworden ist. Er bekennt sich dazu, dass er ie religiösen Interessen aller Juden in Deutschland verinigt – von streng orthodoxen bis zu Reformgemeinden, onservativen und liberalen Gemeinden. In diesem Sinne at er sich auch mit dem zweitgrößten Dachverband in eutschland, der Union progressiver Juden, verständigt. o gehen wir davon aus, dass die erhöhten Bundesmittel er gesamten jüdischen Gemeinschaft in Deutschland mit ll ihren Gruppierungen zugutekommen werden. Kristina Köhler gebene Reden Da wir uns heute, am dritten Tag des jüdischen Laubhüttenfestes Sukkot, noch mitten in den Hohen Feiertagen zum jüdischen Neujahrsfest befinden, möchte ich zum Abschluss unseren jüdischen Mitbürgern – und uns allen – ein gutes neues Jahr wünschen. Vor fünf Jahren hat dieses Hohe Haus in einem sonst seltenen Einvernehmen beschlossen, dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik und dem Zentralrat der Juden in Deutschland zuzustimmen. Heute wollen wir diese richtige und gute Entscheidung bekräftigen. Es gilt, die Höhe der vertraglich vereinbarten finanziellen Zuwendung an die neuen Umstände und an die wachsenden Funktionsbereiche des Zentralrates anzupassen. Eine wichtige Messlatte bei der Berechnung der Leistungsanpassung ist die Entwicklung der vom Zentralrat repräsentierten Gemeindemitglieder. Dabei sollten wir uns nicht nur an diesem quantitativen Kriterium orientieren, sondern auch die Inhalte bedenken. Die Ziele, die wir uns damals gemeinsam mit dem Zentralrat gesetzt haben, sind langfristig und haben heute noch Bestand. Wir wollen nämlich zur Erhaltung und Pflege des deutsch-jüdischen Kulturerbes, zum Aufbau einer jüdischen Gemeinschaft und zu den integrationspolitischen und sozialen Aufgaben des Zentralrats der Juden beitragen. Die Bundesregierung hat sich des Weiteren verpflichtet, den Zentralrat bei der Erfüllung seiner überregionalen Aufgaben sowie den Kosten seiner Verwaltung finanziell zu unterstützen. Der klare und positive Beschluss des Deutschen Bundestages von 2003 erwies sich als ein kluger Kompromiss, insbesondere vor dem Hintergrund der Ansprüche seitens Vertreter liberaler jüdischer Strömungen. Damals wie heute müssen wir uns im Klaren sein, wem wir finanzielle Unterstützung mit diesem Vertrag leisten. Bekanntlich ist der Zentralrat der Juden in Deutsland ein Zusammenschluß von 102 jüdischen Gemeinden und 23 Landesverbänden, die insgesamt 95 Prozent aller organisierten deutschen Juden repräsentieren. Er fungiert als Vermittler zwischen den Juden in Deutschland und der Bundesregierung und verfügt wie alle anderen Religionsgemeinschaften über Selbstbestimmungsrecht und darf allein über die eigenen Mitgliedskriterien entscheiden. Wir als Vertreter eines weltanschaulich neutralen Staates haben den Wunsch geäußert, dass die finanzelle Förderung, insbesondere die integrationsund sozialpolitischen Leistungen, „allen jüdischen Bürgerinnen und Bürger, gleich welcher Ausrichtung, zugutekommen“. Wir wollten auch die verhältnismäßig wenigen Vertreter des Judentums, die sich durch den Zentralrat nicht vertreten fühlen, einbeziehen. Der Zentralrat hat seinerseits vertraglich bestätigt, im Rahmen seines Selbstverständnisses offen für alle Richtungen innerhalb des Judentums zu sein, und diese Zusage in die Realität umgesetzt. Ich freue mich sehr, dass jetzt, fünf Jahre später, der Zentralrat als bedeutendste jüdische Institution in Deutschland und die Union progressiver Juden als ein kleinerer Partner den Weg zueinander gefunden haben u d L d b Z d S s F c 1 g g b z s z s t „ l Z s d m d t g d e s d D u d d t m n u w b h k a d V V S u w „ h w Zu Protokoll ge (C (D nd dass somit tatsächlich die überwiegende Mehrheit er Juden in unserem Land in die Gunst der finanziellen eistungen kommt. Mit der Kompromissbereitschaft beier Seiten hat sich manch eine Prophezeiung, der Vertrag eziehe sich „auf eine ungewisse und konfliktträchtige ukunft“, als ungerechtfertigt erwiesen. Die Förderung er ganzen jüdischen Gemeinschaft samt progressiven trömungen ist mir als liberalem Religionspolitiker beonders wichtig, hat doch das Judentum insgesamt viele acetten und seine liberale Strömung eine lange und reihe Tradition in unserem Land. Von den 13 Millionen Juden weltweit leben heute etwa 10 000 in Deutschland. Wir haben immer noch eine der rößten jüdischen Gemeinschaften Europas. Als Gesetzeber und höchstes Gremium der Legislative haben – neen den Ländern – auch wir auf Bundesebene dafür Sorge u tragen, dass jüdisches Leben in der Mitte der Gesellchaft bleibt. Deshalb ist dieses Vertragswerk kein Selbstweck, sondern ein Instrument der Förderung der untertützenswerten Arbeit des Zentralrats der Juden. In der rockenen Juristensprache nennt sich dieses Instrument Staatsleistung“. In der Tat ist es eine finanzielle Grund age für die anspruchsvolle und vielseitige Tätigkeit des entralrates und ein Beitrag der Gesamtheit der Gesellchaft für die Aufrechterhaltung der einzigartigen eutsch-jüdischen Kultur. Wir dürfen aber keinesfalls einen, dass wir mit der Auszahlung von Geldern – auch er erhöhten Summe – unserer Verantwortung für die Unerstützung des jüdischen Lebens in unserem Land ledig eworden sind. Die Politik soll die Rahmenkonditionen afür schaffen, und die finanzielle Komponente ist nur ine notwendige Voraussetzung von vielen. Bei der Verwirklichung der Ziele dieses Vertrages pielen Eigeninitiative, persönliches Engagement und as Interesse eines jeden von uns eine zentrale Rolle. enn das Zusammenleben bleibt auch in der modernen nd globalisierten Gesellschaft eine Herausforderung, ie den guten Willen und den Mut aller Beteiligten erforert. Es geht dabei vor allem um den Mut, gegen Vorureile vorzugehen. Leider wirkt das Gift des Antisemitisus immer noch im Körper unserer Gesellschaft. Es muss achhaltig mit dem Gegenmittel der Beseitigung von Vorrteilen und Unwissenheit behandelt werden. Die FDP idmet dieser Problematik große Aufmerksamkeit und ringt stets eigene Überlegungen in die Debatte ein. Wir aben konkrete Maßnahmen gefordert, die auf die Beämpfung von Antisemitismus abzielen. Wir sind aber uch für weitere Vorschläge offen. Es stimmt zwar, dass unsere Bemühungen um das jüische Leben in Deutschland auf der geschichtlichen erantwortung fußen, eine Wiedergutmachung ist dieses ertragswerk und die mit ihm zusammenhängende taatsleistung jedoch nicht: Eine Wiedergutmachung des nermesslichen Leides kann es nicht geben; darin sind ir uns einig. Ich schließe mich der prägnanten Metapher der FAZ“ an, dass der Staatsvertrag „neue Saatkörner entält“, hoffe jedoch weiterhin, dass auch „der alte Flor“ iederkehrt. Maik Reichel gebene Reden Erstens. Es geht in dieser Debatte und mit der folgen den Abstimmung darum, einen Vertrag zwischen der Bundesregierung und dem Zentralrat in Kraft zu setzen. Mit diesem Vertrag verpflichtet sich die Bundesregierung, den Zentralrat der Juden in Deutschland auch finanziell zu unterstützen. Konkret geht es um 5 Millionen Euro jährlich, beginnend 2008 und mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Mit diesem Geld sollen jüdisches Leben, Kultur und Religion in der Bundesrepublik Deutschland unterstützt werden. Die Fraktion Die Linke begrüßt das ausdrücklich. Zweitens. Gleichwohl wiederhole ich einen Appell, den ich bereits 2003 aus gleichem Anlass an den Zentralrat der Juden gerichtet habe, nämlich die Hoffnung, dass alle jüdischen Einrichtungen und Richtungen von dem Geld etwas haben, allemal von den 2 Millionen Euro mehr pro Jahr. Damit meine ich auch jüdische Stätten und Initiativen, die nicht unter dem Dach des Zentralrates der Juden in Deutschland vereint sind. Auch sie gehören zur kulturellen Vielfalt hierzulande und zum neuen jüdischen Leben in Deutschland. Auch sie verdienen Unterstützung. Drittens. Abschließend spreche ich ein konkretes Problem an, das nicht über diesen Vertrag – jedenfalls nicht allein durch ihn – zu lösen ist. Das Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam ist eine von zwei anerkannten jüdischen Ausbildungseinrichtungen, und es ist in Gefahr. Finanziert wird es aus verschiedenen Quellen. Eine davon besteht aus Spenden, insbesondere aus den USA. Und genau diese brechen jetzt offenbar weg. Die weltweite Finanzkrise – so die akuten Anzeichen – lässt diese Quelle versiegen. Es fehlen aktuell rund 150 000 Euro pro Jahr. Nach meinen Informationen war der Zentralrat der Juden bisher nicht bereit, seine finanziellen Hilfen aufzustocken, und die Kultusministerkonferenz der Länder hat sich bisher nicht auf Zuschüsse geeinigt. Beides wäre aber nach Lage der Dinge bitter nötig. Vor gut fünf Jahren wurde ein längst überfälliger Schritt endlich in die Tat umgesetzt und ein Vertrag zwischen der Bundesrepublik und dem Zentralrat der Juden in Deutschland geschlossen. Mit diesem Vertrag wurden nach vielen Jahren die Rolle und die Arbeit des Zentralrates voll anerkannt. Seit seiner Gründung hat der Zentralrat große Leistungen zum Wideraufbau der jüdischen Gemeinden in Deutschland und zur Integration nach Deutschland zurückgekehrter und zugewanderter Juden vollbracht. Mit dem Staatsvertrag hat die damalige rotgrüne Bundesregierung die Beziehungen zum Zentralrat auf eine solide und belastbare Basis gestellt. Sie müssen weiter gefestigt werden. Die Aufgaben, die der Zentralrat in unserer Gesellschaft übernimmt, sind vielfältig: Sie reichen von der Förderung der jüdischen Kultur und des jüdischen Gemeindelebens in all seinen lebendigen Ausprägungen bis zum umfassenden Einsatz für das gegenseitige Verständnis von Juden und Nichtjuden. Auf all diesen Feldern sind die zu bewältigenden Aufgaben in den letzten Jahren gewachsen. Das hat vor allem mit der höchst erfreulichen T D s S a k d u r t h h l d d B m s t 3 P i E d Z B e c a g e s g (C (D atsache zu tun, dass die jüdischen Gemeinden in eutschland stetig mehr Mitglieder aufnehmen, insbe ondere auch deshalb, weil seit dem Zusammenbruch der owjetunion viele jüdische Migrantinnen und Migranten us der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland geommen sind. Wir heißen sie willkommen. Sie bereichern as gesellschaftliche Leben in unserem Land. Wir freuen uns über die neue Vielfalt jüdischen Lebens nd darüber, dass neue Synagogen gebaut werden, geade dort, wo vorher keine jüdischen Gemeinden existieren. Die dafür notwendigen Rabbiner und Kantoren eralten ihre Ausbildung auch am Abraham-Geiger-Kolleg ier ganz in der Nähe, in Potsdam. Das Geiger-Kolleg eistet dafür einen weit über seine Möglichkeiten gehenen Beitrag. Ich würde mich freuen, wenn deshalb alle an er Finanzierung des Kollegs Beteiligten nochmals ihren eitrag überprüfen könnten. Die Aufgaben des Zentralrats weiten sich aus, und dait erhöht sich auch sein finanzieller Bedarf. Dieser Tat ache trägt der mit diesem Gesetz zu ratifizierende Verrag Rechnung. Die bisher vereinbarte Summe von Millionen Euro jährlich hat sich aufgrund gestiegener reise und Personalkosten und wegen des Anwachsens hrer Aufgabe als nicht mehr ausreichend erwiesen. Die rhöhung auf 5 Millionen Euro erscheint uns also eineutig gerechtfertigt. Wir gehen davon aus, dass dem entralrat damit die Mittel gegeben werden, die er zur ewältigung seiner Aufgaben benötigt. Wir kommen zur Abstimmung. Der Innenausschuss mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksahe 16/10594, den Gesetzentwurf der Bundesregierung uf Drucksache 16/10296 anzunehmen. Ich bitte diejenien, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu rheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Geetzentwurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses anenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 28 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz dem Antrag der Abgeordneten Peter Bleser, Julia Klöckner, Uda Carmen Freia Heller, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Gustav Herzog, Volker Blumentritt, Dr. Gerhard Botz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Schutz vor Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln verstärken – Drucksachen 16/6958, 16/8136 – Berichterstattung: Abgeordnete Julia Klöckner Gustav Herzog Dr. Christel Happach-Kasan Karin Binder Cornelia Behm Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Julia Klöckner, CDU/CSU, Gustav Herzog, SPD, Dr. Christel Happach-Kasan, FDP, Karin Binder, Die Linke, Cornelia Behm, Bündnis 90/Die Grünen. Die Schlagzeilen der vergangenen Wochen und Mo nate unterstreichen die Bedeutung des Themas und die Wichtigkeit unseres Antrages: Pestizidbelastungen bei Mandarinen, Äpfeln oder anderem Obst und Gemüse oder verschiedene Gewürzmischungen mit überhöhten Pestizidrückständen bestimmen leider viel zu oft unseren Alltag. Auch der Bericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit diese Woche hat leider alarmierende Ergebnisse zu Tage gebracht: In Kopfsalat, Äpfeln, Zuchtchampignons sowie Grünund Wirsingkohl wurden 2007 häufig die gesetzlichen Höchstmengen überschritten. Bei einigen Proben von Kopfsalat, Grünkohl, Austernseitlingen und Tomaten lag die Belastung laut Bundesamt so hoch, dass bei einmaligem Verzehr gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht auszuschließen sind. Ohne diese Warnhinweise zu verharmlosen: Bei Grünkohl und Austernseitlingen findet kein Rohverzehr statt, sodass die akute Toxizität nur für das verzehrfertige, gekochte Erzeugnis bewertet werden sollte, nicht aber für den ungekochten Zustand. Ebenfalls durchgefallen sind sieben von zehn Salatköpfen – Kopfsalat oder Römersalat –, hier wurden gleich die Rückstände mehrerer Wirkstoffe gefunden. Diese Ergebnisse lassen uns aufschrecken und sind ein Warnhinweis: Dennoch kann Schwarz-Weiß-Denken nicht die Antwort sein. Dass der Leiter des Bundesamtes die Folgerung zog, man sollte Bioprodukte kaufen, um auf Nummer sicher zu gehen, diskreditiert konventionell hergestellte Produkte. Im Gegenteil: Auch in Biowaren sind erhebliche Belastungen bei Untersuchungen gefunden worden. Gesundheitsgefährdende Rückstände haben nichts in Nahrungsmitteln zu suchen – ganz gleich ob Biooder Nichtbioprodukte. Übrigens: Dänische Forscher haben Folgendes herausgefunden und veröffentlicht: Ökoprodukte enthalten nicht mehr Vitamine als herkömmlich produzierte Produkte. Der Grund: Klimaeinflüsse wirken sich weit mehr auf das Wachstum aus als die Form des Anbaus. Weder ist biologisch angebautes Obst und Gemüse reicher an Nährstoffen und Spurenelementen, noch werden diese besser vom Körper aufgenommen. Zwar haben laut Stiftung Warentest die wenigsten Produkte Pestizidrückstände, dafür bewirkt der Naturdünger nur allzu oft Salmonellen oder die Gefahr vor Darmbakterien. Die Durchfallerreger sitzen nicht nur außen auf Salat, Tomaten und Sprossen, sie dringen auch in die Pflanzen ein. Bei Rückständen von Schimmelpilzgiften zum Beispiel auf Getreide schneiden Bioprodukte auch nicht generell besser ab. Es lohnt sich daher, immer wieder einmal die Testergebnisse von Stiftung Warentest anzusehen. z h L p ü a t f w g v h H s n e h t W n n G b m k R w w o r g h e a c m s b a w g e z u a G s f h g l g s l M b (C (D Bei aller angebrachter Kritik: Die in Deutschland ereugten landwirtschaftlichen Produkte weisen einen hoen Sicherheitsund Qualitätsstandard auf. Hier werden ebensmittel so umfassend wie in keinem anderen euroäischen Land auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln berprüft. Das zeigt sich auch daran, dass laut Bundesmt für Verbraucherschutz und Lebensmittel bei imporiertem Obst und Gemüse die Höchstgehalte weitaus häuiger als von deutschen Lebensmitteln überschritten erden. Dies liegt nicht zuletzt an der unterschiedlichen esetzlichen Handhabung in den einzelnen Ländern. In ielen Nachbarländern sind die gesetzlichen Höchstgealte bestimmter Wirkstoffe höher als in Deutschland. Hinzu kommt: Die gesetzlichen Höchstmengen sind andelsnormen. Sie geben wieder, ob ein Pflanzen chutzmittel vorschriftsmäßig angewandt wurde. Von eier gesundheitlichen Gefährdungsgrenze sind sie weit ntfernt. Denn Grenzwerte haben einen hohen Sichereitspuffer, sodass auch bei geringfügigen Überschreiungen nicht mit gesundheitlichen Risiken zu rechnen ist. illkürliche Vorgaben bei Rückstandsdaten – wie bei ei igen der Greenpeace-Untersuchungen – führen dagegen ur zur Verunsicherung der Verbraucher: Hinweise auf efahren ja, aber bitte keine Pauschalisierung! Gerade ei hoch sensiblen Produkten wie Lebensmitteln gilt es, it Äußerungen vorsichtig umzugehen. Denn bei aller ritischen Betrachtungsweise: Wir reden hier über ein estrisiko und die Verbesserung der Bewertungspraxis – ir bewegen uns im Bereich der Vorsorge und nicht in Abehr akuter Gefahren. Durch pauschale Aussagen wird ft der Anschein erweckt, mit der konventionellen Nahungsaufnahme würde der Verbraucher systematisch veriftet – und den offiziellen Lebensmittelüberwachungsbeörden wird die Kontrollkompetenz aberkannt, zugunsten igener willkürlicher Stichprobenanalysen, die schon ufgrund ihrer geringen Anzahl keiner wissenschaftlihen Prüfung standhalten. Kurzum: Wer meint, möglichst viele Pflanzenschutzittel vom europäischen Markt verbannen zu müssen, ollte die Folgen für den Obstbau und die Landwirtschaft edenken. Wenn die 1,5 Milliarden Hektar Ackerflächen uf der Welt ohne Dünger und Pflanzenschutz genutzt ürden, würden noch mehr Menschen als bisher verhunern. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ermöglicht s heute, in der Landwirtschaft hohe und sichere Erträge u erzielen und damit die Versorgung mit hochwertigen nd erschwinglichen landwirtschaftlichen Produkten uch für eine wachsende Bevölkerung sicherzustellen. esunde Nahrungsmittel mit sicherem Pflanzenschutz ind somit keine Vision, sondern praktisches Bekenntnis ür die nachhaltige Landwirtschaft, damit sie qualitativ ochwertige, gesunde Lebensmittel erzeugen kann. Es eht dabei nicht um die Quantität, sondern um die Quaität von Pflanzenschutzmitteln. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dort, wo es anebracht ist und Pestizidrückstände den Grenzwert überchreiten, muss der Finger in die Wunde gelegt werden. In ängst nicht allen Ländern, aus denen wir für unseren arkt Obst und Gemüse beziehen, wird unter den Vorgaen produziert, wie wir uns das vorstellen. Entsprechende Grenzkontrollen und Kontrollen vor Ort sind deshalb zu verstärken. Denn in einem sind wir uns doch alle einig: Ein Überschreiten der Grenzwerte oder gar der Schwelle zur gesundheitlichen Bedenklichkeit ist dabei unter keinen Umständen zu akzeptieren. Um das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Sicherheit ihrer Lebensmittel sicherzustellen, müssen diese Verstöße gegen das Lebensmittelrecht auf ein absolutes Minimum begrenzt werden. Schwarze Schafe wird es leider immer geben. Aber wir müssen es ihnen so schwer wie möglich machen! Umso wichtiger ist es, unsere selbst gesetzten Ziele im Bereich chemischer Pflanzenschutz zügig umzusetzen. Wichtig ist uns hierbei aber vor allem eines: Damit eine Reduzierung der Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in allen Lebensmitteln erzielt wird, müssen insbesondere die Importe aus den EU-Mitgliedsländern und nicht EU-Ländern intensiv kontrolliert werden. Die Reduzierung der Überschreitungsrate von Pflanzenschutzmittel-Rückstandshöchstmengen dürfen nicht nur bei unseren heimischen Agrarprodukten auf unter ein Prozent abgesenkt werden, sondern auch Importe aus anderen EU-Mitgliedstaaten und aus Drittstaaten. Denn wir dürfen unseren eigenen Landwirten nicht mehr zumuten als ausländischen Importeuren aus Spanien, Italien oder anderen Ländern. Hier müssen wir mit gleicherlei Maß messen! Auch eine Standardisierung der Kriterien bei der amtlichen Lebensmittelkontrolle muss weiterentwickelt und vor allem innergemeinschaftlich harmonisiert werden. Wichtig ist hier eine klare Definition von Summenhöchstwerten, um den Verbrauchern mit sachgemäßen Informationen bei ihrer Kaufentscheidung zu helfen. Eine wichtige Hilfestellung gibt hier das Verbraucherinformationsgesetz. Seit Mai dieses Jahres haben die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland das Recht, sich bei den Behörden gezielt über Lebensmittel, Futtermittel und Gegenstände des täglichen Bedarfs zu informieren. An dieser Stelle schließt sich der Kreis. Gerade im Bereich des Pflanzenschutzes gibt es bereits gesetzlich verankerte Aufzeichnungspflichten, die klar und einheitlich geregelt sind. Wer einen landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Betrieb leitet, ist verpflichtet, Aufzeichnungen über die im Betrieb angewandten Pflanzenschutzmittel zu führen. Und wer sich hier nicht an die Regeln hält, der muss mit den entsprechenden Sanktionen rechnen. Die Aufzeichnungspflichten und die Transparenz sind als Chance zu sehen, die die Obstbauern schon heute beispielhaft nutzen. Auch im Bereich der Kontrolle an den EU-Außengrenzen muss eine bessere und lückenfreiere Kontrolle geschaffen werden. Wir sieht es derzeit in Europa aus? Der kontinuierliche Anstieg der Lebensmittel in Europa, bei denen Rückstände von zwei oder mehr Pflanzenschutzmitteln gefunden werden, lässt sich nicht schönreden. Umso wichtiger ist es hier, ein effektives Bewertungsmodell zu entwickeln, um eine umfassende Bewertung der Gesundheitsrelevanz zu entwickeln. Um Schlupflöcher bei den Importkontrollen von Lebensmitteln zu vermeiden, müssen die Zusammenarbeit zwischen den Lebensmittelüberwachungsbehörden und den Zollbehörden n F S k w c V c G c d d c H t h d s t s k w i g s E D i r a b h Z r S l C b a i r d D t A d o t r r E d P P n N Zu Protokoll ge (C (D och besser koordiniert und präzisiert werden. Mit der orderung nach einer Harmonisierung des gesamten ystems der Lebensmittelkontrolle innerhalb der EU ann ein wirksamer Schutz der Verbraucher erzielt erden. Einheitliche Standards der Kriterien der amtlihen Lebensmittelkontrolle ermöglichen eine bessere ergleichbarkeit der Daten, um bei Verstößen Rechtssiherheit bei der Festlegung des Strafmaßes zu haben. leichzeitig müssen natürlich die zuständigen Überwa hungseinrichtungen der Länder eine konsequente Ahnung und Verfolgung festgestellter Regelverletzungen urchsetzen. Bisher werden leider von den Überwahungsbehörden kaum Sanktionen bei Verstößen gegen öchstmengenüberschreitungen für Pflanzenschutzmit el erlassen. Solange ein solches Verhalten keine ernstaften Konsequenzen nach sich zieht, wird es immer wieer Schwarze Schafe geben. Wir brauchen eine umfassende Strategie im Pflanzenchutzbereich, hierfür wird sich die CDU/CSU-Bundesagsfraktion weiter einsetzen. Die Kontrollen müssen vertärkt werden, das bestehende Kontrollsystem muss ritisch auf Schwachstellen und Rückstände überprüft erden. Wir erwarten, dass die Bundesregierung hierzu hren Beitrag weiterhin leistet und die Anstrengungen, emeinsam mit den Bundesländern ein neues Pflanzenchutzkontrollkonzept zu erarbeiten, weiter fortsetzt. rste Erfolge bei der verbindlichen Rückmeldung zwecks atenabgleichung zwischen Bund und Ländern konnten m Gesetz zur Änderung des Pflanzenschutzgesetzes ereicht werden. Auch der Verbraucher ist gefragt. Immer mehr Bürger chten beim Kauf von Frischeprodukten bereits auf Leensmittelsicherheit. Fast die Hälfte aller Konsumenten ält Ausschau nach einer entsprechenden Herkunft bzw. ertifizierung. An dieser Stelle haben die Produzenten beeits ein hervorragendes Instrument geschaffen: Das QSystem für frisches Obst und Gemüse bietet allen beteiigten Produktionsund Vermarktungsstufen eine große hance durch ein lückenloses Kontrollsystem vom Feld is zur Ladentheke. Hier hat die Fachgruppe Obstbau uch eine beispielhafte Rolle eingenommen. Die Initierung des NEPTUN-Projektes steht für hohe Transpaenz. Der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und dem Buneslandwirtschaftsminister Horst Seehofer sind bei der iskussion um gesundheitsund verbraucherschutzpoli ische Aspekte die sachlich, wissenschaftlich fundierten rgumente wichtig. Einseitige Ideologie ist wie immer er falsche Ratgeber. Kampfbegriffe wie „Giftcocktail“ der die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln auf Pesizide sind unangebracht. Wenn wir in Zukunft die Nahungsmittelsicherheit und hochwertige Lebensmittel gaantieren wollen, dann ist der verantwortungsvolle insatz von Pflanzenschutzmitteln unerlässlich, ebenso ie stetige wissenschaftliche Begleitung! Jede Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte für flanzenschutzmittel in Lebensmitteln ist eine zuviel. flanzenschutzmittel haben grundsätzlich erst einmal ichts im Lebensmittel zu suchen. Sie sollen, wie der ame schon sagt, unsere Kulturpflanzen schützen vor Julia Klöckner gebene Reden Krankheiten, Schädlingen, Unkräutern. Sie sollen unsere Nahrungsgrundlage garantieren und den Landwirten den Ertrag sichern. Nur die wenigsten Landwirte kommen ohne chemischen Pflanzenschutz aus. Er ist also allgegenwärtig, und somit sind es auch die Wirkstoffe der Pflanzenschutzmittel. Als gelernter Chemielaborant kann ich Ihnen sagen, dass fast alles chemische Spuren hinterlässt und lange Zeit nachweisbar ist, wenn es einmal da gewesen ist. Daher finden wir auch im geernteten Produkt Pflanzenschutzmittelrückstände. Das wundert mich nicht im Geringsten, und es ist im Grunde auch kein Anlass zur Sorge. Die Anwendungsbestimmungen für Pflanzenschutzmittel werden so erlassen, dass mögliche Rückstände zum Erntezeitpunkt so gering sind, dass sie unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen. Im Umkehrschluss bedeutet es, dass Werte oberhalb der Höchstwerte auf einen Verstoß gegen geltende Anwendungsbestimmungen hinweisen. Hier müssen gar nicht einmal gesundheitliche Gefährdungen gegeben sein. Es reicht, dass irgendjemand in der Produktkette gegen geltendes Recht verstoßen hat und damit riskiert, dass mögliche Risiken für die Verbraucher entstehen können. Grenzwerte müssen sicher sein, Grenzwertüberschreitungen müssen geahndet werden, und Belastungen durch Vielfachrückstände müssen plausibel mit dem Anbauverfahren zu vereinbaren sein. Ein, zwei, drei, vier, ja auch fünf verschiedene Pflanzenschutzmittel kann ich mir vielleicht noch erklären. Wenn ich aber lese, dass mitunter zehn oder sogar 15 verschiedene Pflanzenschutzmittel in einem Produkt nachgewiesen werden, dann muss dem auf den Grund gegangen werden. Der vorliegende Antrag geht schon in das zweite Jahr und ist daher teilweise überholt. Rückmeldungen der Genehmigungen nach § 18 Pflanzenschutzgesetz und der Aufbau einer zentralen Datenbank sind bereits erfolgt, genauso wie die Einführung harmonisierter Rückstandshöchstwerte in Europa oder die Prüfung der Altwirkstoffe. Ebenfalls sind die Zahlen zu Pestizidbelastungen in Lebensmitteln aus dem Jahr 2005 und damit veraltet. Doch leider sehen die 2007er Daten nicht so aus, als könnte man die Hände in den Schoß legen. Ganz im Gegenteil, die Ergebnisse des jüngst vom BVL vorgelegten Berichts zur Lebensmittelsicherheit geben keinen Grund zur Entwarnung. Unser Antrag hat demnach in seiner Aktualität nichts eingebüßt, auch wenn das eine oder andere überholt ist. Wir müssen runter mit Grenzwertüberschreitungen und Vielfachrückständen in Lebensmitteln, zum Schutz aller, aber vor allem zum Schutze besonderer Verbrauchergruppen wie Kindern oder älterer Menschen. Hierzu müssen wir die Schwerpunktund Risikoüberwachung durch die Länder besser strukturieren, Nachkontrollen verstärken und vor allem die Ahndung der Verstöße verschärfen. Es handelt sich hier um kein Kavaliersdelikt, sondern um eine potenzielle Gefährdung der Verbraucher. In erster Linie müssen wir Erzeuger und Handel in die Pflicht nehmen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, gesunde und einwandfreie Ware am Markt anzubieten. Der allergrößte Teil des Berufsstandes tut dies, doch alle werden durch illegales Handeln mehr oder weniger v S s z d P m O U B s b r B 2 g s v r w h s F B r j i n s b m b T 2 b 2 l j t v d s D s D l w h l d S Zu Protokoll ge (C (D erunglimpft. Die schwarzen Schafe müssen auch im inne der sauber arbeitenden Unternehmen zur Rechenchaft gezogen werden, unabhängig davon, wo sie produieren oder wo der Geschäftssitz ist. Wir fordern die Bundesregierung auf, gemeinsam mit en Ländern dafür zu sorgen, dass die Belastung durch flanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln miniiert wird. Die Qualität der Lebensmittel in Deutschland ist hoch. bst und Gemüse sind gesund. Weder der von der nionsfraktion vorgelegte Antrag noch das Verhalten des undesinstituts für Verbraucherschutz und Lebensmittelicherheit ensmittelsicherheit 2007 hat diese gute Botschaft auseichend klar zum Ausdruck gebracht. In Reaktion auf einen Greenpeace-Bericht hat das VL völlig richtig festgestellt, dass laut Jahresbericht 006 lediglich bei 14 von insgesamt 17 535 Proben ein esundheitliches Risiko für die Verbraucher nicht ausgechlossen werden konnte. Beim jetzt vorgestellten Bericht on 2007, in dem weitere Erfolge hinsichtlich der Mindeung von Pflanzenschutzmittelrückständen festgestellt orden sind, spricht das BVL davon, es seien erneut zu ohe Rückstände festgestellt worden. Das ist widerprüchlich. Zu Recht bezeichnen die Obstbauern diese eststellung als skandalös. Diese Pressemitteilung des VL vermittelt einen völlig falschen Eindruck. Wir Libeale fordern den zuständigen Minister auf – auch wenn er etzt mit Koalitionsverhandlungen in Bayern beschäftigt st – dafür zu sorgen, dass Bundesbehörden innerhalb seies Verantwortungsbereichs die Bürgerinnen und Bürger achgerecht informieren und keine Panikmache betreien. Gute Fortschritte sind zum Beispiel bei den Äpfeln geacht worden. Äpfel sind ein in Deutschland besonders eliebtes Obst. Jährlich werden bei uns etwa eine Million onnen Äpfel produziert. Das Lebensmittelmonitoring 007 weist für in Deutschland produzierte Äpfel eine Halierung der Pflanzenmittelrückstände im Vergleich zu 004 auf. Das ist eine gute Nachricht. Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ändliche Räume in Schleswig-Holstein sieht in seinem üngst veröffentlichten Pflanzenschutzbericht die Belasung von Lebensmitteln mit Pestizidrückständen für das ergangene Jahr als unproblematisch an. Das Resultat er Untersuchungen im vergangenen Jahreszeitraum entpricht den Bilanzen der vorigen Jahre. Produkte aus eutschland und insbesondere aus Schleswig-Holstein chnitten bei den Tests wieder etwas besser ab als der urchschnitt; die Belastung war hier noch niedriger. Ein Problem bleibt jedoch bestehen: Nach Deutschand importierte Obstund Gemüsesorten weisen auch eiterhin erhöhte Pflanzenmittelrückstände auf. Oftmals andelt es sich bei diesen Mitteln um bei uns nicht zugeassene Pflanzenschutzmittel, die ein erhebliches Gefährungspotenzial für die menschliche Gesundheit besitzen. o weisen beispielsweise Nektarinen und Pfirsiche er Gustav Herzog gebene Reden höhte Rückstände von bis zu 12 Prozent der Proben auf. Hiervon konnten nach Angaben des aktuellen Lebensmittelmonitorings 76 Prozent der Proben mit Mehrfachrückständen nachgewiesen werden. Diese Werte liegen deutlich zu hoch. Die Verwendung von nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln ist illegal und muss konsequent verfolgt werden. Es muss daran gearbeitet werden, diese Rückstände weiter zu vermindern. Angesichts von nahezu 30 Schadpilzen, die bei uns derzeit in landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Kulturen vorkommen, die zum großen Teil hochkanzerogene Pilzgifte produzieren, bedeutet der weitere Verzicht auf den Einsatz von Fungiziden, wie er nach den Vorstellungen des EU-Parlaments erfolgen soll, eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit. Pflanzenschutzmittel zu verbieten, wie dies derzeit auf EU-Ebene geplant ist, mag populär sein, aber es dient nicht der Lebensmittelsicherheit; denn es mindert die Qualität unserer Nahrungsmittel. Die derzeitige Situation im Landwirtschaftsbereich ist dramatisch, da aufgrund von Resistenzbildungen bei Schadpilzen gegenüber der Wirkstoffgruppe der Strobuline nur noch wenige Fungizide zur Schadpilzbekämpfung zur Verfügung stehen. Es ist dabei der Obstund Gemüseanbau genauso betroffen wie der Anbau von Weizen. Die Blattfleckenkrankheit Septoria hat sich inzwischen bundesweit ausgebreitet. Die einseitige Konzentrierung des Antrags der Großen Koalition auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln lässt die gesundheitliche Gefährdung durch Pilzgifte völlig außer Acht. Das ist nicht sachgerecht. Effiziente Landwirtschaft und effizienter Gartenbau brauchen auch weiterhin Pflanzenschutzmittel für gesunde Produkte und gute Erträge. Belastungen mit hochkanzerogenen Pilzgiften dürfen nicht toleriert werden, denn sie gefährden die Gesundheit von Tier und Mensch. Obst mit Fraßstellen oder Schorf, Salat mit Blattläusen will niemand essen. Hohe Ertragseinbußen vermindern die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Das bisherige Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel hat sich in der Praxis bewährt. Es folgte dem risikobasierten Ansatz, der die Strategie verfolgt, Risiken für Umwelt und Verbraucher durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu minimieren und den Anbau gesunder Pflanzen ohne übermäßigen Pilzoder Schädlingsbefall zu gewährleisten. Werden die derzeitigen Pläne der EU zur Änderung der Zulassung umgesetzt, vermindert sich künftig die Zahl der zugelassenen Pflanzenschutzmittel drastisch. Die Bundesregierung ist aufgefordert, die Verfahren der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln so zu gestalten, dass es auch für Obstund Gemüsekulturen mit geringer Bedeutung wirtschaftlich vertretbar ist, die Zulassung zu beantragen. Andernfalls werden in absehbarer Zeit beliebte Beerenfrüchte wie Johannisund Stachelbeeren nicht mehr vom Handel angeboten werden können. Die Widersprüche der schwarz-roten Agrarpolitik werden im Bereich der Pflanzenschutzpolitik besonders deutlich. Im Zusammenhang mit der Bekämpfung des w l E s z d D e k d b d s E z D v c n I l z s p c e g s t h d P f k w u s P B t t u i n n k s R a B a t Zu Protokoll ge (C (D eltweiten Hungers möchte die Bundesregierung die andwirtschaftliche Produktivität richtigerweise unter insatz von Düngeund Pflanzenschutzmitteln weiter teigern. In der Diskussion um die Zulassung von Pflanenschutzmitteln wurde diese Fachlichkeit jedoch bisher em üblichen Populismus des Horst Seehofer geopfert. er neue Chef, die neue Chefin des Hauses muss dies be nden. Wir lehnen den Antrag der Großen Koalition ab. Er ann die Lebensmittelsicherheit nur marginal verbessern, a die große Stoffgruppe der Pilzgifte unberücksichtigt leibt. In der gegenwärtigen Diskussion der Panikmache urch das BVL, der Beschlussfassung über die Zulasungsverordnung für Pflanzenschutzmittel auf der EUbene, die durch die Verminderung der Zahl der Pflanenschutzmittel Landwirtschaft und Gartenbau in eutschland erschwert, bietet der Antrag keine Lösungs orschläge. Anfang dieser Woche hat das Bundesamt für Verbrau herschutz und Lebensmittelsicherheit isse des Lebensmittelmonitorings für 2007 vorgestellt. nsgesamt ist die Sicherheit der Lebensmittel in Deutschand zwar recht hoch. Trotzdem hat das Bundesamt erneut u hohe Pestizidrückstände in Obst und Gemüse festgetellt. Insbesondere bei Kopfsalat, Äpfeln, Zuchtchamignons, in Grünkohl und Wirsing wurden die gesetzlihen Grenzwerte für Pestizide häufig überschritten. Bei inigen Proben von Kopfsalat, Grünkohl, Austernseitlinen und Tomaten lag die Belastung sogar so hoch, dass elbst bei einmaligem Verzehr gesundheitliche Beeinrächtigungen nicht ausgeschlossen werden können. Besorgniserregend ist auch der Umstand, dass immer äufiger Rückstände mehrerer Pestizide gefunden weren. Bei Kopfsalat zum Beispiel ist das in 80 Prozent der roben der Fall, bei Tomaten ist jede zweite Probe mehr ach belastet. Das ist nicht akzeptabel, zumal es noch gar eine belastbaren Untersuchungsergebnisse gibt, ob oder ie sich die verschiedenen Pestizidrückstände verstärken nd welche gesundheitlichen Auswirkungen daraus reultieren. Die Koalition widmet sich nun in ihrem Antrag der roblematik der Pestizide. Bis dato wurde vonseiten der undesregierung ja meistens gemauert, dass Überschrei ungen von Rückstandshöchstmengen nicht mit einer akuen Gefährdung der Gesundheit der Verbraucherinnen nd Verbraucher gleichzusetzen seien. Leider mündet der m Antrag erkennbare Erkenntniszuwachs der Koalition icht in die erforderlichen Konsequenzen. Weltweit sind laut einer Greenpeace-Studie vom Jauar 2008 etwa 1 350 Pflanzenschutzmittelwirkstoffe beannt. Davon konnten in den vergangenen Jahren in den taatlichen Überwachungslaboratorien bzw. in den EUeferenzlaboratorien grade mal 400 bis 600 Wirkstoffe nalysiert werden. Das heißt im Klartext, dass mögliche elastungen von Lebensmitteln, Grundwasser und damit uch der Verbraucherinnen und Verbraucher durch Pesizide nicht umfassend erkannt werden können. Dr. Christel Happach-Kasan gebene Reden Da frage ich mich dann schon: Wie kann es denn sein, dass Pestizide zum Gebrauch zugelassen werden, die aus technischen Gründen oder mit dem üblicherweise angewendeten Prüfraster bei der Lebensmittelkontrolle nicht nachgewiesen werden können? Diese Praxis setzt doch völlig leichtfertig den gesundheitlichen Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher aufs Spiel. Pestizide, deren Rückstände nicht kontrollierbar sind, dürfen nicht auf den Markt kommen und zum Gebrauch zugelassen werden. Falls sie bereits erlaubt sind, müssen sie aus dem Verkehr gezogen und die Zulassungen widerrufen werden. Die Koalition fordert in ihrem Antrag die Bundesregierung auf, zusammen mit den Ländern die Anstrengungen zur Aufdeckung, Verfolgung und Rückführung von nicht akzeptablen Belastungen der Lebensmittel mit Pflanzenschutzmittelrückständen zu verstärken und die selbst gesetzten Ziele im „Reduktionsprogramm chemischer Pflanzenschutz“ mit Nachdruck anzugehen. Diese Forderung unterstützen wir voll und ganz. Ich frage mich nur, warum die koalitionsgeführte Bundesregierung im April 2008, also fünf Monate nachdem der heute behandelte Antrag eingebracht wurde, einen „Nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln“ auflegt, der keinerlei Vorgaben dazu enthält, wie stark der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sinken soll. Von dem Ziel, den Einsatz von Pestiziden innerhalb von zehn Jahren um 15 Prozent zu senken und Überschreitungen von Pestizidgrenzwerten in Lebensmitteln auf unter 1 Prozent zu drücken, ist in diesem „Aktionsplan“ gar keine Rede mehr. Ein Maßnahmepaket mit verbindlichen Reduktionszielen und Instrumenten wäre jedoch dringend erforderlich. Skandinavien hat es vorgemacht: Dort ist der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft deutlich gesunken, und damit verringert sich auch die Gefahr von toxischen Rückständen in Lebensmitteln. Gerne erzählt insbesondere die CDU/CSU das Märchen, dass importierte Ware das Problem sei und deutsche Ware sicher. Das ist ja auch in der vorliegenden Beschlussempfehlung dokumentiert. In Deutschland werden jährlich rund 30 000 Tonnen Pestizide eingesetzt. Das BVL hat im Lebensmittelmonitoring 2007 festgestellt, dass mitnichten nur ausländisches Obst und Gemüse Pestizidrückstände enthalten. So ist zum Beispiel bei Kopfsalat aus Deutschland eine inakzeptable Belastung festgestellt worden. Es muss klar und konkret festgelegt werden, wie stark der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel gesenkt werden soll, wie stark nicht chemische Alternativen ansteigen und gefördert werden sollen und wie stark Pestizidrückstände in Lebensmitteln sinken sollen. Das wurde im Nationalen Aktionsplan versäumt, und deshalb ist auch der Antrag der Koalition nur halbherzig. Wir behandeln hier heute einen verschleppten Uralt Antrag der großen Koalition, den sie bereits vor einem knappen Jahr vorlegte und im Februar – also vor fast einem dreiviertel Jahr im Ausschuss beraten ließ. Nun ja, s K d U v u b w n e c F w g g R n v r s l w h n d e w d u S g r m a w a l M u r h m n v k S v l z V w g Zu Protokoll ge (C (D o dringend schienen die Anliegen des Antrags für die oalition nicht gewesen zu sein. Interessant war übrigens, dass Union und SPD zwar ie Mitberatung im Wirtschaftsausschuss, nicht aber im mweltausschuss veranlasst haben. Eine Umweltrele anz des Pflanzenschutzmitteleinsatzes erkennen Union nd SPD also nicht. Das ist sehr aufschlussreich und sehr ezeichnend für die öffentliche Debatte über Pestizide, ie sie in Deutschland derzeit geführt wird: Es geht meist ur um die Frage, ob Pflanzenschutzmittelrückstände ine Gefährdung für die Verbraucherinnen und Verbrauher darstellen. Das ist ohne Zweifel eine sehr wichtige rage. Eine ebenso wichtige Frage aber ist die Umweltirkung der Pestizide. Und das scheint heutzutage für roße Teile der Öffentlichkeit, die Behörden und auch die roße Koalition kaum noch von Belang zu sein. Wie fatal diese Herangehensweise ist, zeigt sich beim ückgang vieler Wildinsekten, den die Menschen wahrehmen. So muss vermutlich der dramatische Rückgang on Schmetterlingspopulationen mit dem alljährlichen, egelmäßigen Einsatz von Pestiziden – insbesondere Inektiziden – auf nahezu der Hälfte der Fläche Deutschands in Verbindung gebracht werden. Dies ist eine Enticklung, der wir unbedingt Einhalt gebieten müssen. Aber zurück zu Ihrem Antrag. Auch eine frühere Beandlung hätte trotz eines schönen Lyrikteils letztlich ichts daran geändert, dass Ihr Antrag dem Rückgang er Wildinsekten nur wenig entgegenzusetzen hat. Denn r enthält vor allem Forderungen, deren Umsetzung enteder bereits läuft, wie die Forderung nach Abschluss es Altwirkstoffprogramms, Hausaufgaben der EU sind nd die Bundesregierung zu nichts verpflichtet, wie die tärkung der Lebensmittelkontrollen an den EU-Außenrenzen, oder bereits abgeschlossen ist, wie die Einfühung einer Meldepflicht zur Erfassung von Einzelgenehigungen in das Pflanzenschutzgesetz. Die meisten nderen Forderungen sind so vage, dass niemand weiß, as er damit anfangen soll. Einige wenige positive Ausnahmen enthält Ihr Antrag ber doch. Zum Beispiel die Forderungen nach Entwickung von Methoden zur Bewertung von Risiken durch ehrfachrückstände, nach Förderung der Forschung nd Entwicklung nichtchemischer Pflanzenschutzverfahen sowie das Ziel, die Überschreitung von Rückstandsöchstmengen bei Pestiziden auf unter 1 Prozent zu verindern. Diese Forderungen unterstützen wir Grüne achdrücklich. Es ist aber sehr zweifelhaft, ob die Bundesregierung iel für die Umsetzung tun wird. Da braucht man sich einen Illusionen hinzugeben. Denn Bundesminister eehofer hat das 1-Prozent-Ziel für die Überschreitung on Rückstandshöchstmengen gerade aus dem „Nationaen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanenschutzmitteln“ ersatzlos gestrichen. Im Künast’schen orläuferprogramm – dem Pestizidreduktionsprogramm – ar es noch enthalten. So sehen die Fakten aus, die die roße Koalition in der Pestizidpolitik schafft. Karin Binder gebene Reden Cornelia Behm Über den mangelnden Umsetzungswillen hinaus fehlen andere wichtige Forderungen in ihrem Antrag gleich völlig. Das betrifft zum Beispiel ein grundsätzliches Verbot des Ausbringens von Pestiziden aus der Luft. Das würde in einzelnen Regionen erheblich dazu beitragen, die Streuverluste und Einträge von Pestiziden in die Umwelt zu vermindern. Dies ist bitter notwendig, wie die Entwicklung der Wildinsekten zeigt. Darüber hinaus gilt es, den ermutigenden Beispielen von Dänemark und Schweden zu folgen und eine Risikoabgabe auf Pflanzenschutzmittel zu erheben. Mit den Einnahmen könnten dann Investitionen und Betriebsausgaben im Vollzug des Pflanzenschutzrechtes finanziert werden. Denn die Pestizidanalytik ist eine kostspielige Angelegenheit. Es kann doch nicht richtig sein, diese Folgekosten des Pflanzenschutzeinsatzes weiter der Allgemeinheit aufzubürden. Die Bundesregierung muss wieder quantitative Reduktionsziele in ihren Aktionsplan für nachhaltigen Pflanzenschutz aufnehmen. Es kommt zwar in der Tat auch auf die Schädlichkeit der einzelnen Wirkstoffe an. Nichtsdestotrotz ist die Entwicklung der Aufwandmenge auch ein wichtiger Indikator. Dies hat sich jüngst wieder gezeigt, denn im Gleichklang mit den steigenden Agrarpreisen wurde auch die Landwirtschaft intensiviert und sowohl der Pestizideinsatz als auch die Umsätze der Hersteller gesteigert. Im biologischen Pflanzenschutz liegt übrigens ein erhebliches Potenzial zur Verminderung des Einsatzes chemisch-synthetischer Pestizide. Wichtig wäre es daher, die Zulassung biologischer Pflanzenschutzmittel einfacher und kostengünstiger zu gestalten, indem das Zulassungsverfahren an die spezifischen Anforderungen dieser Mittel angepasst wird. Dies hat nichts mit Bevorzugung oder Absenkung von Standards zu tun, würde aber die Arbeit der vorwiegend mittelständischen Unternehmen dieser Branche erheblich erleichtern. Von all dem ist im Antrag der großen Koalition nicht die Rede. Zwar steht darin wenig Falsches, aber auch wenig Vorwärtsweisendes. Deswegen bleibt uns Grünen nur die Enthaltung zu Ihrem Antrag. Ich appelliere an Sie, liebe Mitglieder der Regierungsfraktionen: Bleiben Sie bei Ihrem Antrag nicht stehen, sondern ergreifen Sie weitere Initiativen, damit der Pestizideinsatz und die Umweltgefährdung durch Pestizide in Deutschland wieder sinken. Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für Er nährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/8136, den Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und derS auf Drucksache 16/6958 anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Fraktionen Die Linke, SPD und CDU/CSU bei Enthaltung der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und FDP angenommen. s s u S L s a t d r s d i g t d B d d s W e F u 1)





(A) )


(B) )

Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1618326600




(A) )


(B) )

Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618326700
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618326800







(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618326900




(A) )


(B) )

Dr. Kristina Köhler (CDU):
Rede ID: ID1618327000

(A) )


(B) )

Maik Reichel (SPD):
Rede ID: ID1618327100




(A) )


(B) )

Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1618327200







(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618327300
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618327400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618327500




(A) )


(B) )

Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1618327600

(A) )


(B) )

Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1618327700




(A) )


(B) )

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1618327800




(A) )


(B) )

Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618327900




(A) )


(B) )

Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618328000







(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618328100
(C


(D Ich rufe auf Tagesordnungspunkt 29. Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – zu der Verordnung der Bundesregierung Verordnung zur Vereinfachung des Deponierechts – zu dem Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Grenzwerte bei Müllverbrennungsanlagen dem technischen Fortschritt anpassen und deutlich absenken – Drucksachen 16/10330, 16/10398 Nr. 2, 16/5775, 16/10602 – Berichterstattung: Abgeordnete Michael Brand Gerd Bollmann Angelika Brunkhorst Eva Bulling-Schröter Sylvia Kotting-Uhl Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu dieem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. Ich ehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um die Reden folgender Kolleginnen nd Kollegen: Michael Brand, CDU/CSU, Gerd Friedrich Bollmann, PD, Horst Meierhofer, FDP, Eva Bulling-Schröter, Die inke, Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen.1)


Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
uf Drucksache 16/10602. Der Ausschuss empfiehlt un-
er Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung, der Verordnung
er Bundesregierung zur Vereinfachung des Deponie-
echts auf Drucksache 16/10330 zuzustimmen. Wer
timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU, FDP bei Ge-
enstimmen von Bündnis 90/Die Grünen und bei Enthal-
ung der Fraktion Die Linke angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/5775 mit
em Titel „Grenzwerte bei Müllverbrennungsanlagen
em technischen Fortschritt anpassen und deutlich ab-
enken“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-

mpfehlung ist mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU,
DP bei Gegenstimmen von Bündnis 90/Die Grünen
nd der Fraktion Die Linke angenommen.

Anlage 19






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 30 a bis 30 c auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Staatsangehörigkeitsgesetzes

– Drucksache 16/10528 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sevim
Dağdelen, Wolfgang Nešković, Ulla Jelpke, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Für die Abschaffung der Optionspflicht im
Staatsangehörigkeitsgesetz

– Drucksache 16/9165 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sevim
Dağdelen, Ulla Jelpke, Dr. Hakki Keskin, Petra
Pau und der Fraktion DIE LINKE

Klare Grenzen für die Rücknahme und den
Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit zie-
hen

– Drucksache 16/9654 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die
Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Reinhard
Grindel, CDU/CSU, Dr. Michael Bürsch, SPD, Hartfried
Wolff, FDP, Sevim Dağdelen, Die Linke, Josef Philip
Winkler, Bündnis 90/Die Grünen.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1618328200

Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf zur Änderung

des Staatsangehörigkeitsgesetzes werden die notwendi-
gen gesetzgeberischen Konsequenzen aus einer Reihe
von Urteilen des Bundesverfassungsgerichts zu den
Rechtsfolgen der Rücknahme einer erschlichenen Ein-
bürgerung gezogen. Grundsätzlich hat unser höchstes
Gericht eine solche Rücknahme der Einbürgerung für
verfassungskonform erklärt, selbst wenn der Betroffene
staatenlos wird. Dementsprechend gilt in Zukunft nach
§ 35 des Staatsangehörigkeitsgesetzes, dass derjenige die
deutsche Staatsangehörigkeit verliert, der arglistig ge-
täuscht, bedroht oder bestochen hat. Gleiches gilt, wenn
in den Antragsunterlagen bewusst unrichtige oder un-
vollständige Angaben gemacht wurden. Die Karlsruher
Richter haben zur erschlichenen Einbürgerung klare
Worte gefunden: „Eine Rechtsordnung, die sich ernst
nimmt, darf nicht Prämien auf die Missachtung ihrer
selbst setzen. Sie schafft sonst Anreize zur Rechtsverlet-

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(C (D ung, diskriminiert rechtstreues Verhalten und untergräbt amit die Voraussetzung ihrer eigenen Wirksamkeit.“ em kann nur voll und ganz zugestimmt werden. Es ist ein Skandal, wenn uns die Linkspartei hier eine egelung vorschlägt, bei der im Ergebnis auch der, der etäuscht hat, die Staatsbürgerschaft behalten soll. Das eigt ihr gebrochenes Verhältnis zu den Grundsätzen eies freiheitlichen und eben auch wehrhaften Rechtsstaaes. Handlungsbedarf haben uns die Verfassungsrichter ür die Frage der Wirkung einer solchen Rücknahmeentcheidung auf Dritte aufgegeben, die zwar nicht selbst etäuscht haben, gleichwohl aber in Zusammenhang mit er erschlichenen Einbürgerung ebenfalls die deutsche taatsbürgerschaft erworben haben. Hier werden seitens er Bundesregierung ausgewogene Vorschläge unterreitet. In Anlehnung an ein Verfassungsgerichtsurteil, ei dem auf das eigene Bewusstsein eines Kindes für den atbestand der Einbürgerung und einen entsprechenden ertrauensschutz abgestellt wurde, soll die Rücknahme er Einbürgerung bis zum fünften Lebensjahr möglich ein. Das halte ich für sachgerecht, zumal die absolute usschlussfrist, bis zu der überhaupt die Einbürgerung urückgenommen werden kann, auch fünf Jahre betragen oll. Allerdings werden wir zu prüfen haben, ob eine fünfährige Ausschlussfrist ausreicht und nicht vielleicht och sieben Jahre notwendig sind, wenn man an langwieige Ermittlungen bei Doppelehen denkt. In anderen Fällen, also bei älteren Kindern und Eheatten, sieht die Neuregelung des Staatsangehörigkeitsesetzes eine Ermessensentscheidung der zuständigen ehörde vor. Dabei ist insbesondere zu prüfen, inwieweit ie dritte Person an der Täuschungshandlung selbst beeiligt war. Es wird auch zu berücksichtigen sein, ob die it eingebürgerten Personen inzwischen einen eigen tändigen Einbürgerungsanspruch erworben haben oder b sie sich gut in die deutschen Lebensverhältnisse interiert haben. Die schutzwürdigen Belange Dritter sind it dem öffentlichen Interesse an der Herstellung gesetzäßiger Zustände abzuwägen. Der Bundesrat hat im Zusammenhang mit dem letzten unkt moniert, dass durch die Formulierung in § 35 bs. 5 Satz 2 nicht der Eindruck entstehen dürfe, die zutändige Behörde habe kein Ermessen bei der Rücknaheentscheidung mehr, wenn es an einer Tatbeteiligung ei der Täuschungshandlung fehle. Insoweit regt der undesrat an, diesen Satz zu streichen. Ich meine, dass ir bei den Ausschussberatungen darüber intensiv reden üssen, weil es in der Tat nur in ganz extremen Ausnahefällen dazu kommen darf, dass eine dritte Person von er Täuschung des Haupttäters profitiert. Das darf im runde genommen nicht sein. Ich will das Stichwort Haupttäter insoweit aufgreifen, ls der Bundesrat außerdem die Einführung einer Straforschrift wegen Täuschungshandlungen im Einbürgeungsverfahren vorschlägt. Er will dabei eine so hohe trafe ermöglichen, dass in besonders dreisten Fällen uch eine Ausweisung möglich wäre. Ich sage ganz offen, ass ich aus generalpräventiven Gründen diesen Vorchlag unterstütze. Das gilt auch deshalb, weil wir zum Beispiel im Asylverfahren Strafvorschriften haben, wenn mit unrichtigen Angaben getäuscht werden soll. Was im Asylverfahren richtig ist, das kann im Einbürgerungsverfahren nicht falsch sein. Wir dürfen auch nicht übersehen, dass die Einbürgerung gerade von ausländischen Extremisten für gefährliche Zwecke genutzt werden könnte. Das sollten wir verhindern. Es handelt sich hier auch nicht um wenige Einzelfälle. Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann hat im Bundesrat vor wenigen Wochen berichtet, dass die Ermittlungsbehörden zahlreiche Fälschungen in Einbürgerungsverfahren und auch bei Echtheitsprüfungen von ausländischen Identitätspapieren aufgedeckt hätten, ohne dass es zu strafrechtlichen Sanktionen gekommen sei. In fast allen Fällen kam es zu Verfahrenseinstellungen. Grundsätzlich gilt für die CDU/CSU: Die Einbürgerung ist der Abschluss eines erfolgreichen Integrationsprozesses und nicht die Eintrittskarte dafür. Deshalb kommt für uns die Einführung einer generellen doppelten Staatsbürgerschaft für in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern, wie sie von der Linkspartei beantragt wird, natürlich nicht in Betracht. Gleichwohl ist es in der Tat so, dass die Zweifel am Sinn und der Praktikabilität der Optionsregelung ernst zu nehmen sind. Die Frage ist schon berechtigt: Reicht allein die Geburt in Deutschland als Anknüpfungspunkt für die Verleihung der Staatsbürgerrechte aus? Soll wirklich auch der Deutscher werden können, der kein Wort Deutsch spricht, unsere Rechtsund Werteordnung ablehnt und stattdessen beispielweise streng nach den Grundsätzen der Scharia lebt? Ist es richtig, dass auch der noch für die deutsche Staatsbürgerschaft optieren darf, der auf Dauer Deutschland verlässt? Sollen, und zwar per Abstammungsprinzip, dessen Kinder dann auch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten? Es gibt auch integrationspolitisch für eine doppelte Staatsbürgerschaft keinen Bedarf. Nach einer repräsentativen Umfrage des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge würden sich nur knapp 12 Prozent der Türken in unserem Land ausschließlich bei einer doppelten Staatsbürgerschaft einbürgern lassen. 46 Prozent wollen die deutsche Staatsangehörigkeit nicht und 29 Prozent würden sich auch ohne Beibehaltung ihrer bisherigen Staatsbürgerschaft einbürgern lassen. Es kann ja wohl nicht sein, dass wir die deutsche Staatsangehörigkeit quasi auf dem Wege der „aufgedrängten Bereicherung“ vergeben. Mit der Union ist das nicht zu machen. Vor knapp zehn Jahren haben wir mit der Abkehr vom veralteten Abstammungsrecht aus dem Jahr 1912 und der Einführung eines Staatsangehörigkeitsrechts, das an den Geburtsort anknüpft, einen lange überfälligen Paradigmenwechsel eingeleitet. Die damalige Diskussion, aber auch das daraufhin beschlossene Zuwanderungsgesetz haben endgültig den Status Deutschlands als Einwanderungsland bestätigt. Teil der Debatte war auch damals schon die Diskussion über die doppelte Staatsbürgerschaft, die intensiv und kontrovers geführt wurde. Schon damals hat sich die S b d E d t g h d w R u t d e S t z r y s i f r d s k ü s d r s 2 e n B t n d R n g r D r n h H e R m d a N a f B Zu Protokoll ge (C (D PD-Fraktion für die Einführung der doppelten Staatsürgerschaft für in Deutschland geborene Kinder auslänischer Eltern starkgemacht. Kinder ausländischer ltern sollten nach dem Abstammungsprinzip die auslänische Staatsangehörigkeit ihrer Eltern, nach dem Terriorialprinzip zusätzlich aber auch die deutsche Staatsanehörigkeit erwerben. Allerdings musste damals aufgrund der Mehrheitsverältnisse im Bundesrat ein Kompromiss gefunden weren. Die sogenannte Optionslösung ist für die SPD – das issen Sie alle – nicht der Weisheit letzter Schluss. echtsund integrationspolitische Gründe sprechen aus nserer Sicht auch heute noch für die Aufhebung des Opionszwanges. Nach dem Optionsmodell erwerben Kiner, die in Deutschland geboren wurden und deren Eltern in langfristiges Aufenthaltsrecht haben, zunächst zwei taatsbürgerschaften. Mit Eintritt der Volljährigkeit, späestens aber bis zu ihrem 23. Lebensjahr, müssen sie sich wischen der deutschen Staatsangehörigkeit und der iher Eltern entscheiden. Das Optionsmodell stürzt viele Menschen in einen Loalitätskonflikt, der einer Integration in die deutsche Geellschaft abträglich ist. Viele der hier Geborenen finden hre Heimat und ihre Lebenswirklichkeit in Deutschland, ühlen sich aber dennoch den kulturellen Traditionen ihes Herkunftslandes gegenüber verpflichtet. Könnten sie ie doppelte Staatsbürgerschaft behalten, müssten sie ich nicht gegen ihren kulturellen Hintergrund stellen und önnten zugleich Deutsche bleiben. Zudem würden sie ber das Wahlrecht an der politischen Gestaltung der Geellschaft beteiligt.Das ist der Hintergrund, vor dem wir ie Debatte über die Änderung des Staatsangehörigkeitsechts führen. Wie ist nun die Situation durch den vorliegenden Geetzentwurf? Nachdem das Bundesverfassungsgericht am 4. Mai 2006 zwar grundsätzlich entschieden hat, dass ine durch Täuschung erwirkte Einbürgerung zurückgeommen werden kann, hat es in Bezug auf die zeitliche efristung dieser Rücknahmeentscheidung und die Be roffenheit der Staatsangehörigkeit unbeteiligter Dritter och Regelungsbedarf gesehen. Diesem Regelungsbeürfnis kommt der vorgelegte Gesetzentwurf nach. Die ücknahme einer Einbürgerung darf nach dem Entwurf icht mehr in einem unbegrenzt langen Zeitraum erfolen. Vielmehr ist nach Ansicht des Bundesverfassungsgeichts nur die „zeitnahe“ Rücknahme verfassungsgemäß. aher sieht das Gesetz eine Ausschlussfrist von fünf Jah en vor. Nach Ablauf dieser Frist soll eine Rücknahme icht mehr möglich sein. Das Prinzip der Rechtssichereit hat in diesem Falle Vorrang vor dem Grundsatz der erstellung rechtmäßiger Zustände. Zum anderen regelt das Gesetz, wie in den Fällen zu ntscheiden ist, in denen unbeteiligte Dritte von der ücknahmeentscheidung betroffen sind. Was geschieht it der Staatsangehörigkeit des Kindes, wenn den Eltern urch eine Rücknahmeentscheidung die deutsche Staatsngehörigkeit – für die Vergangenheit – entzogen wird? ach dem Entwurf soll ein Entzug der deutschen Staatsngehörigkeit bei unbeteiligten Dritten nicht mehr stattinden, wenn diese Personen bereits fünf Jahre alt sind. ei Kindern unter fünf Jahren soll davon ausgegangen Reinhard Grindel gebene Reden werden, dass sie noch kein Bewusstsein von ihrer Staatsangehörigkeit haben, sodass der Schutzbereich von Art. 16 Abs.1 Satz 1 GG nicht berührt wird. Die Altersgrenze von fünf Jahren ist auch deswegen sachgerecht, weil sie der Rücknahmefrist der Einbürgerung entspricht. Ein Kind, das nach dem Abstammungsprinzip die deutsche Staatsangehörigkeit von einem eingebürgerten Deutschen erhält, der die Einbürgerung durch Täuschung erlangt hat, kann zum Zeitpunkt der Rücknahme gar nicht älter als fünf Jahre sein. Insofern liegt uns heute ein sinnvoller und praktikabler Entwurf vor, der den Vorgaben des Verfassungsgerichts gerecht wird. Was dennoch in dem Entwurf fehlt – damit bin ich wieder beim Ausgangspunkt meiner Rede angelangt – ist die Revision der starren Festlegung auf eine Staatsbürgerschaft. Das Optionsmodell ist nicht nur wegen der individuellen und psychologischen Konflikte für die Betroffenen problematisch. Darüber hinaus haben sich in der Praxis auch weitere Schwächen des Modells gezeigt. Die Folgen eines Statuswechsels sind vielfältig: Zum einen kreisen sie um die Frage nach der Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung, nachdem die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen wurde. Kann nach einem Statuswechsel überhaupt noch eine zufriedenstellende aufenthaltsrechtliche Lösung gefunden werden? Ich sehe das sehr skeptisch. Zudem: Welche Folgen ergeben sich durch den Statuswechsel für das Namensrecht, das Kindschaftsrecht und das Sorgerecht? Können bereits erworbene Rechtspositionen durch den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit tangiert werden? Für politische Ämter, die die deutsche Staatsangehörigkeit voraussetzen, entfällt mit dem Wegfall Staatsangehörigkeit zudem die Grundlage, was kein gutes Signal für politische Teilhabe ist. Schließlich will ich noch ein ganz praktisches Verwaltungsproblem nennen, das mit dem Optionsmodell verbunden ist. Jede betroffene Person muss von Amts wegen aufgefordert werden, sich für eine Staatsbürgerschaft – die deutsche oder die des Herkunftslandes ihrer Eltern – zu entscheiden. Es ist aber bislang völlig unklar, was passiert, wenn der Betroffene nicht auffindbar ist, etwa weil er sich nach einem Umzug nicht umgemeldet hat oder aus sonstigen Gründen. Was auf keinen Fall sein kann ist, dass jemand durch bloßen Zeitablauf seine deutsche Staatsangehörigkeit verliert, wie in § 29 Abs. 2 S. 2 Staatsangehörigkeitsgesetz vorgesehen. Durch das Optionsmodell werden bürokratische Unmöglichkeiten geschaffen, die wir ohne es überhaupt nicht hätten. Bereits jetzt gibt es Ausnahmen, in denen eine doppelte Staatsangehörigkeit gestattet ist. Diese Ausnahmen bringen in der Praxis keine großen Konflikte mit sich, sondern sind Ausdruck vielfältiger kultureller Identitäten in einer globalisierten Welt. Daher wird die SPD über das hier zu beschließende Gesetz hinaus weiter für die Abschaffung des Optionsmodells und die generelle Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft eintreten. Hartfrid Wolff Das Bundesverfassungsgericht hat der Bundesregie rung eine Überarbeitung des Staatsangehörigkeitsrechts a h s e s g E h i t d S d S b m g i v r e M r m k a V l w t t r g d d s s W s S d d n ü W i w a i V e n M Zu Protokoll ge (C (D ufgegeben. Die Rücknahme der deutschen Staatsangeörigkeit bedarf demnach, wenn sie durch arglistige Täuchung, Drohung oder Bestechung erworben wurde, ines eigenen Gesetzes. Die üblichen Verwaltungsvorchriften, die seit Gründung der Bundesrepublik dazu anewandt wurden, reichen demnach dazu nicht mehr aus. ine eigengesetzliche Regelung dient der Rechtssichereit. Die FDP begrüßt daher ausdrücklich die Gesetzesnitiative der Bundesregierung. Das sensible und wichige Thema Staatsangehörigkeit muss verlässlich und urchschaubar ausgestaltet sein. Es ist sinnvoll, Kindern ab fünf Jahren einen eigenen taatsangehörigkeitsrechtsschutz zu gewähren. Zwar ist ie Begründung, sie hätten ein eigenes Bewusstsein ihrer taatsangehörigkeit entwickelt, fragwürdig. Das Staatsewußtsein von nicht schulpflichtigen Kindern scheint ir nicht geeignet zu sein, darauf wesentliche Rechtsfolen zu gründen. Was dennoch für die Regelung spricht, st, dass die betroffenen Kinder nicht unter den Rechtsergehen ihrer Eltern leiden sollten. Dagegen ist die Frist von fünf Jahren, die die Bundesegierung den Behörden zum Nachweis der unrechtmäßig rworbenen Staatsangehörigkeit setzen will, sachwidrig. it fünf Jahren ist die Frist, an der die Täuschung der echtsstaatlichen Behörden mit einer dauerhaften, rechtäßigen Staatsbürgerschaft belohnt wird, entschieden zu urz. Lediglich mit deutlich längeren Fristen, vielleicht ngelehnt an die Verjährungsfristen in § 53 Abs. 2 wVfG, kann wirksam verhindert werden, dass eine ver ockende Ziellinie vom Gesetzgeber in Aussicht gestellt ird, die die Betrüger oder Bestecher erreichen können. Auch die Regelung betreffend Dritter ist problemaisch. Eine Regelung, die synchron zu den anderen Frisen verläuft, erscheint hier vorzugwürdig. Diskussionswürdig ist die Frage, ob, wie die Bundesegierung vorschlägt, die Regelung auch rückwirkend eltend soll oder erst ab Inkrafttreten des Gesetzes. Da as Bundesverfassungsgericht für zurückliegende Fälle urchaus zur Bestätigung von solchen Rücknahmeentcheidungen gekommen ist, scheint es mir rechtsstaatlich auberer zu sein, dieses Verfahren so zu belassen und die irkung des Gesetzes sich nur ex nunc entfalten zu las en. Die Linke, stets bemüht, den Erwerb der deutschen taatsangehörigkeit so billig wie möglich zu machen, forert die Abschaffung des Optionsmodells. Die FDP hat ieses Modell seinerzeit selbst vorgeschlagen. Aber nicht ur deshalb lehnen wir den Linken-Vorstoß ab. Es hat berhaupt keinen Sinn, ein Gesetz zu ändern, für dessen irkung es noch keinerlei verwertbare Daten gibt. Statt deologisch an der Gesetzgebung herumzuschrauben, äre es sinnvoll, doch erst einmal Erfahrungsberichte bzuwarten, wie sich diese Regelung ausgewirkt hat. Für in Deutschland aufgewachsene junge Menschen st es nach Auffassung der Linken nicht zumutbar, sich bei olljährigkeit für die deutsche Staatsangehörigkeit zu ntscheiden. Sie halten auch die Mehrstaatigkeit für hinehmbar. Emotionale Bindungen ans Herkunftsland eines igranten sollen in Form der Staatsangehörigkeit beibe Dr. Michael Bürsch gebene Reden halten werden können und zusätzlich die deutsche Staatsangehörigkeit möglich sein. Diese betonte Verknüpfung von emotionalen Bindungen und Staatsangehörigkeit ist nur bedingt nachvollziehbar. Vielmehr ist es notwendig, dass sich auch Migranten der Realität stellen. Integration in die deutsche Gesellschaft kann nur gelingen, wenn man sich zu gleichen Rechten und Pflichten wie die anderen Staatsbürger in die deutsche Gesellschaft integriert und dazu steht. Doppelstaatsangehörigkeit ist außer in Sonderfällen, zum Beispiel bei Kindern aus binationalen Ehen, durchaus nicht unproblematisch. Sie kann die Integration behindern, wenn Migranten mit Doppelstaatsangehörigkeit dem Irrtum verfallen, man könne gleichzeitig politisch und kulturell zwei Nationen angehören. Migrantenschicksale zeigen oft, dass dies eben nicht möglich ist: Wer weder ganz hier sein noch ganz dort bleiben will, ist nirgendwo als gleichberechtigter Mitbürger akzeptiert, ganz unabhängig vom formalrechtlichen Status. Die Staatsangehörigkeit sollte für Migranten genauso eindeutig entschieden sein wie für geborene Mitbürger. Die Linken halten die deutsche Staatsangehörigkeit nicht für wertvoll. Sie ignorieren auch bewusst, dass erfolgreiche Zuwanderungsländer wie die USA sehr wohl von ihren Neubürgern ein klares und ausschließliches Bekenntnis zu ihrem neuen Staat fordern. Die USA verlangen beispielsweise in ihrem Einbürgerungseid einen unmißverständlichen und nachdrücklichen Loyalitätsschwur der Neubürger und zugleich eine Absage an bisherige staatsbürgerschaftliche Loyalitäten. Nur so kann nach US-Auffassung sowohl dem Neubürger als auch den Alteingesessenen das Gefühl vermittelt werden, jetzt zur neuen Staatsgesellschaft wirklich dazuzugehören. Eine Einbürgerungsregelung, die von weiten Teilen der Bevölkerung nicht akzeptiert wird, stärkt keinesfalls die Akzeptanz von Migranten. Das allerdings wäre kontraproduktiv und hilft auf dem Weg zu wirklicher Integration von Migranten in unsere Gesellschaft nicht weiter. Die Vorschläge der Linken würden den bisherigen Grundfehler deutscher Zuwanderungsund Integrationspolitik verschärfen. Dieser Fehler ist die Ignoranz, so zu tun, als gäbe es keine Probleme bei der Integration und als gäbe es keine Anforderungen und keine Werte in der deutschen Gesellschaft, die zu bewältigen, zu beherzigen oder abzuverlangen sind. Deutschland hat sich in seiner Zuwanderungspolitik bis heute den Luxus erlaubt, das Gegenteil von dem zu tun, was die erfolgreichen Zuwanderungsländer praktizieren, nämlich Steuerung der Migration durch Berücksichtigung der Qualifikation von Zuwanderern, Berücksichtigung des eigenständigen Erwerb des Lebensunterhalts; Überprüfung der sprachlichen Kompetenz und Verpflichtung auf den neuen Staat und seine Verfassung. Die Linken haben die Diskussion der letzten fünf Jahre zum Thema „Toleranz durch Wegschauen“ verschlafen und wollen blind den Weg forcieren, der überhaupt erst in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und anderswo die Integrationsprobleme verursacht hat. Die FDP lehnt solche Anträge ab. d u l n e t u g s s s d g u b S t J i h a w f m g l w s E w d A k b 2 e d S k n n S 1 2 m r d c l p d t h Zu Protokoll ge (C (D Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf reagiert die Bun esregierung auf Urteile des Bundesverfassungsgerichts nd des Bundesverwaltungsgerichts bezüglich einer fehenden klaren spezialgesetzlichen Regelung zur Rückahme der Staatsangehörigkeit. Letztlich geht es aber in rster Linie darum, den Verwaltungsbehörden und Beroffenen Rechtssicherheit zu geben, indem der Willkür nd dem unbegrenzten Ermessen der Behörden Grenzen esetzt werden. Insgesamt folgt die Bundesregierung mit den vorgechlagenen Regelungen den Empfehlungen der Sachvertändigen der Anhörung des Innenausschusses des Deutchen Bundestages vom 10. Dezember 2007 zum Antrag er Linksfraktion „Einbürgerungen erleichtern – Ausrenzungen ausschließen“ mit der Drucksache 16/1770 nd auch unseren diesbezüglichen Forderungen. Es ist zu egrüßen, dass nunmehr eine Rücknahme der deutschen taatsangehörigkeit aufgrund falscher Angaben der Beroffenen im Einbürgerungsverfahren nach mehr als fünf ahren nach der Einbürgerung grundsätzlich unzulässig st. Auch, dass von der Rücknahme aus Gründen der Verältnismäßigkeit oder des Einzelfalles nach Ermessen bgesehen werden kann, begrüßen wir. Berücksichtigt erden müssen aber noch die Folgen einer Rücknahme ür mitbetroffene Familienangehörige – insbesondere inderjährige Kinder –, denen kein Täuschungsvorwurf emacht werden kann, aber auch eine drohende Staatenosigkeit der Betroffenen. Wir kritisieren also weniger, was in Ihrem Gesetzesenturf drin steht, sondern vielmehr, was nicht in dem Ge etzesentwurf enthalten ist. Denn es besteht gerade im inbürgerungsrecht ein dringender Handlungsbedarf, ie nicht zuletzt die dramatisch sinkende Entwicklung er Einbürgerungszahlen und die Diskussionen in der nhörung des Innenausschusses zum Staatsangehörigeitsrecht erbracht haben. Denn zunehmend weniger Menschen lassen sich einürgern, meine Damen und Herren. So wurde im Jahr 000 mit 186 688 Einbürgerungen zwar ein Höchststand rreicht; doch lässt sich dieser im Wesentlichen mit Sonerfaktoren der damaligen Gesetzesänderung erklären. eitdem sank die Zahl der jährlichen Einbürgerungen ontinuierlich auf bis zu 127 153 im Jahr 2004 und nur och 113 030 im Jahr 2007 ab – und damit auf einen Wert och unterhalb der Zahl der Einbürgerungen vor der taatsangehörigkeitsreform. 1999 gab es immerhin noch 43 267 Einbürgerungen. Der Rückgang von 2000 bis 007 beträgt zwischen 32 und 40 Prozent, je nachdem, ob an Sonderfaktoren einbezieht oder nicht. Für die Linke ist diese Entwicklung der Einbürgeungszahlen nicht akzeptabel. Es ist nicht hinnehmbar, ass eine große Bevölkerungsgruppe auf Dauer von gleihen Rechten ausgeschlossen bleibt. Das demokratiepoitische Problem, dass viele Menschen in der Bundesreublik nicht die deutsche Staatbürgerschaft haben und amit trotz ihrer Pflichten von Wahlen und gleichen Rechen ausgeschlossen sind, wollen wir als die Linke nicht innehmen. Statt wie die Bundesregierung die Einbürge Hartfrid Wolff gebene Reden rungshürden immer weiter zu erhöhen, wollen wir die Einbürgerung grundlegend erleichtern. Deshalb fordern wir in unserem Antrag nicht nur klare Grenzen für die Rücknahme der Staatsangehörigkeit, sondern auch eine großzügige Regelung für den Fall des Verlustes der Staatsangehörigkeit. Denn seit Aufhebung der sogenannten Inlandsklausel in § 25 Abs. 1 des Staatsangehörigkeitsgesetzes zum 1. Januar 2000 durch die rot-grüne Bundesregierung führt der (Wieder-)Erwerb einer anderen Staatangehörigkeit zum unmittelbaren Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit. Die Neuregelung wurde auch als „Lex Turka“ bezeichnet, weil sie insbesondere den gängigen und von türkischen Behörden geförderten Wiedererwerb der türkischen Staatsbürgerschaft nach einer Einbürgerung unterbinden sollte. Einer breiteren Öffentlichkeit und auch vielen Betroffenen wurde die Problematik erst nach Presseberichten im Jahr 2005 bekannt. Seitdem haben übrigens die damals verantwortlichen Vertreterinnen und Vertreter der rot-grünen Bundesregierung keine Gelegenheit ausgelassen, sich als betroffen und mitfühlend zu zeigen. In der Folge dieser Rechtslage lebt eine unbekannte Zahl von Menschen in der Bundesrepublik, die als Deutsche gelten, die deutsche Staatsbürgerschaftsrechte in Anspruch nehmen und die sich selbst als deutsche Staatsangehörige sehen – die aber streng juristisch betrachtet längst keine mehr sind. Hieraus ergeben sich nicht nur unzumutbare Belastungen für die Betroffenen und ihre Familienangehörigen, sondern auch unübersehbare Folgeprobleme für die Gesamtgesellschaft wie zum Beispiel die Frage der Gültigkeit von Wahlen. Ob Betroffene infolge des Verlusts der deutschen Staatsangehörigkeit sogar ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland für immer verlieren, hängt vom Einzelfall und von der konkreten Rechtsauslegung bzw. -anwendung ab. Vor dem Hintergrund dieser drohenden Folgen kann von den Betroffenen realistischerweise kaum eine „Selbstöffenbarung“ erwartet werden. Nicht zuletzt deshalb, weil ihren Kindern möglicherweise gar die zwangsweise Ausreise aus ihrem Geburtsland droht. Deshalb fordern wir als Linksfraktion schon aus humanitären Gründen eine Amnestieregelung. Auch hinsichtlich der sogenannten Optionspflicht, bei der Jugendliche zwischen 18 und 23 Jahren gezwungen werden, sich zwischen der deutschen und der Staatsangehörigkeit ihrer Eltern zu entscheiden, sieht die Bundesregierung nach wie vor keinen Regelungsbedarf. Für uns ist es auch eine Sache von Gerechtigkeit, dass alle in einem Land geborenen Kinder, die alle gleichsam unschuldig sind, die gleichen Grundvoraussetzungen haben sollen, also etwa die Staatsbürgerschaft und die damit verbundenen Rechte und Pflichten. Für Kinder bildet natürlich die Gesellschaft, in der sie aufwachsen, den Mittelpunkt ihrer Lebensinteressen und daher sollten sie nicht als Menschen behandelt werden, über deren Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft später noch einmal entschieden werden muss. z r z a n s e h g v I p n d k d t d g R B k s s m g g im u b a b a t n I d g u b T k m s e d r b r e d ü Zu Protokoll ge (C (D Schon gar nicht sollten Kinder ausländischer Eltern wischen der deutschen Staatsangehörigkeit oder der iher Eltern entscheiden müssen. Dieser Entscheidungswang wird der Lebenssituation der mit mehreren Staatsngehörigkeiten aufgewachsenen jungen Erwachsenen icht gerecht. Die Sachverständigen der Anhörung des Innenauschusses zum Staatsangehörigkeitsrecht äußerten deshalb instimmig erhebliche Zweifel an der Praktikabilität, Sinnaftigkeit und sogar an der Verfassungsmäßigkeit der Reelung. Sie gehört deshalb ersatzlos abgeschafft! Die Bundesregierung hat in einer Pressemitteilung om 4. Juni 2008 die Zahl der Einbürgerungen als einen ndikator für „Integrationserfolge“ im Rahmen des gelanten bundesweiten „Integrationsmonitorings“ beannt. Wenn dem so ist, dann ist es um die Integration in iesem Lande allerdings schlecht bestellt. Um diesen Missstand zu beheben, reichen aber eben eine Sonntagsreden aus, wie sie die Bundesbeauftragte er Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Inegration Maria Böhmer immer wieder macht. Wenn erst urch den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit Mirantinnen und Migranten die vollen staatsbürgerlichen echte und Pflichten in diesem Land erhalten – wie Frau öhmer in ihrer Pressemitteilung vom 9. Juli 2008 – erlärt, dann soll sie endlich was tun, damit Menschen nicht tändig neue Hürden zur Einbürgerung überwinden müsen. Das Werben der Integrationsbeauftragten Böhmer für ehr Einbürgerungen hinterlässt auch einen faden Nacheschmack. Denn die jüngsten gesetzlichen Verschärfunen des Staatsangehörigkeitsgesetzes werden ausdrücklich „Siebten Bericht über die Lage der Ausländerinnen nd Ausländer in Deutschland“ befürwortet. Eine Einürgerungskampagne kann – so begrüßenswert diese uch sein mag – die restriktive Rechtslage nicht aufheen. Aber die Rechtslage und Realität wird ja inzwischen uch verleugnet. In einer Pressemitteilung der Integraionsbeauftragten Böhmer vom 13. Oktober scheint sie ämlich jeglichen Bezug zur Realität verloren zu haben. n der Erklärung spricht sie von einer „erfreulichen Tenenz zu einer verstärkten Einbürgerung“, die „für eine elingende Integration in Ausbildung und Arbeitsmarkt nabdingbar“ sei. Wie die von mir bereits genannten Einürgerungszahlen der letzten Jahre zu einer erfreulichen endenz zu mehr Einbürgerung uminterpretiert werden önnen, bleibt das Rätsel der Bundesbeauftragten. Recht hat sie damit, dass Migrantinnen und Migranten it deutscher Staatsangehörigkeit höhere Bildungsab chlüsse erreichen und mehr beruflichen Erfolg als nicht ingebürgerte haben. Das ergibt die heute vorgelegte Stuie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarktund Beufsforschung. Mehr als die Hälfte der in Deutschland leenden türkischen Staatsbürger zwischen 26 und 35 Jahen hat nach der Studie keinen Berufsabschluss. Bei den ingebürgerten Türken seien nur ein Drittel, so die Stuie. Ernst zu nehmen war das Gerede von Frau Böhmer ber das Ziel einer verstärkten Einbürgerung noch nie. gebene Reden Sevim DaðdelenSevim Dağdelen Sevim DaðdelenSevim Dağdelen Und nach wie vor lehnt sie alle Maßnahmen zur erleichterten Einbürgerung ab. Eine erfreuliche Tendenz zur verstärkten Einbürgerung könnte sie erreichen, würde endlich die Optionspflicht abgeschafft und die Mehrstaatlichkeit endlich zugelassen. Die Zahl der Einbürgerungen könnte so rapide erhöht werden. Wie auch Frau Böhmer im Working Paper 17 der Forschungsgruppe des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge nachlesen kann, verdoppeln sich die Einbürgerungsabsichten, wenn es die Möglichkeit gäbe, die deutsche Staatsangehörigkeit zusätzlich zur aktuellen Staatsangehörigkeit zu erwerben. Die Erfahrungen in den Niederlanden aus den Jahren der zeitweiligen Zulassung der Mehrfachstaatsangehörigkeit von 1992 bis 1997 stützen diese Annahme. In benanntem Zeitraum stieg die Einbürgerungsrate nämlich auf bis zu 11,4 Prozent an – in Deutschland beträgt sie demgegenüber derzeit jämmerliche 1,6 Prozent! Statt also immer nur von Integration zu schwätzen und zugleich neue Hürden und Gesetzesverschärfungen mit ausgrenzender Wirkung zu beschließen, muss die Bundesregierung endlich die notwendigen Voraussetzungen für erleichterte und vereinfachte Einbürgerungen schaffen. Ich fordere deshalb die Bundesregierung auf, neue Wege zu gehen – auch wenn es schwer fällt. Integration gelingt nicht durch Ausgrenzung und durch den Aufbau immer höherer Hürden! Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf möchte die Bun desregierung zwei Urteile des Bundesverfassungsgerichts zur Rücknahme einer Einbürgerung bei arglistiger Täuschung umsetzen. Das Bundesverfassungsgericht hat geurteilt, dass eine rechtswidrige Einbürgerung unter bestimmten Voraussetzungen zurückgenommen werden kann. Allerdings wurde der Gesetzgeber aufgefordert, hierbei auf die Rechtstellung von Kindern rechtswidrig eingebürgerter Personen besondere Rücksicht zu nehmen. Aus fachlicher Sicht bestehen gegen diesen Gesetzentwurf der Bundesregierung keine grundsätzlichen Bedenken. Einzelne Punkte sollten jedoch bürgernäher gefasst werden. So will zum Beispiel die Bundesregierung nur Kinder bis zum Alter von fünf Jahren von einer Rücknahme bewahren. Wir jedoch halten – im Einklang mit dem Europäischen Übereinkommen über die Staatsangehörigkeit vom 6. November 1997, auf das das Bundesverfassungsgerichts-Urteil 2 BvR 96/04 in Randziffer 25 Bezug nimmt – eine Altersgrenze von 18 Jahre für rechtlich möglich und angemessen. Integrationspolitisch ist dieser Gesetzentwurf allerdings zu kurz gegriffen, denn er regelt wirklich nur die Umsetzung der Rücknahmeurteile des Bundesverfassungsgerichtes und keine weiteren, ebenfalls drängenden Fragen im Bereich des Staatsangehörigkeitrechts. Dies ist angesichts der dramatisch gesunkenen Einbürgerungszahlen völlig unzureichend. So fehlt zum Beispiel im Gesetzentwurf eine Regelung zur Abschaffung des sogenannten Optionszwangs. s z a h d g A f n d r a w b j w h g V s h a s b d s D r w t i h u b b w f G z S v d I B G s d s z d i s F (C (D Außerdem hat die Bundesregierung die Chance veräumt, endlich eine Lösung für diejenigen Menschen voruschlagen, die durch die Annahme einer anderen Staatsngehörigkeit die deutsche Staatsangehörigkeit verloren aben. Hier sollte nach dem Grundsatz verfahren weren, dass der aufenthaltsrechtliche Status vor der Einbürerung – also in den allermeisten Fällen ein unbefristetes ufenthaltsrecht – wieder erteilt wird, sodass die Betrof enen schnellstmöglich wieder eingebürgert werden könen. Es ist schlicht nicht nachvollziehbar, dass Menschen, ie schon einmal ein erfolgreiches Einbürgerungsverfahen durchlaufen hatten, jetzt sozusagen bei Adam und Eva nfangen sollen. Es ist integrationspolitischer Nonsens, enn Menschen, die mit ihrer Einbürgerung gezeigt haen, dass sie in dieser Gesellschaft angekommen sind, etzt nicht nur rechtlich wieder als Ausländer behandelt erden, sondern auch noch einen schlechteren Aufentaltsstatus bekommen als vor der ursprünglichen Einbürerung. Wir werden abwarten müssen, ob und, wenn ja, welche erschärfungsvorschläge des Bundesrates zu diesem Geetzentwurf die Große Koalition übernimmt. Die Länder aben ja in den Ausschüssen das gesamte Arsenal ihrer ltbekannten Anträge aufgefahren, zum Beispiel die erchwerte Einbürgerung von Flüchtlingen im Widerrufzw. Rücknahmeverfahren, die Rücknahme des Jus soli, ie Einfügung einer neuen Strafvorschrift für Täuchungsversuche im Einbürgerungsverfahren etc. Eine demokratisch verfasste Gesellschaft kann auf auer nur funktionieren, wenn nicht große Bevölke ungsteile von einer vollen Partizipation ausgeschlossen erden. Eine volle politische Teilhabe der Eingewander en bzw. hier geborenen Inländer mit ausländischem Pass st aber nur über den Erwerb der deutschen Staatsangeörigkeit möglich. Knapp 1,5 Millionen Migrantinnen nd Migranten haben sich in den letzten 25 Jahren einürgern lassen. Im internationalen Vergleich ist die Einürgerungsquote in Deutschland aber sehr niedrig. Dies ollen wir ändern. Wir wollen, dass sich mehr Menschen ür die Einbürgerung entscheiden, weil sie sich mit dieser esellschaft und diesem Staat identifizieren können. Der jahrelange Rückgang der Einbürgerungszahlen eigt: Noch immer ist es in Deutschland zu schwierig, die taatsbürgerschaft zu erlangen, und zu einfach, sie zu erlieren. Daher müssen die Einbürgerungsbedingungen ringend verbessert werden, um dem Ziel der rechtlichen ntegration gerecht zu werden. Um dies zu ändern, haben ündnis 90/Die Grünen bereits im September 2006 einen esetzentwurf zur Änderung des Staatsangehörigkeitsge etzes vorgelegt Es bleibt zu hoffen, dass die große Koalition, die sich ie Förderung der Integration ja groß auf die Fahne gechrieben hat, unseren Gesetzesvorschlägen doch noch ustimmt. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 16/10528, 16/9165 und 16/9654 an die n der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgechlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen. Vizepräsidentin Dr. h. c Susanne Kastner Ich rufe den Tagesordnungspunkt 31 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Veröffentlichung von Informationen über die Zahlung von Mitteln aus den Europäischen Fonds für Landwirtschaft und Fischerei (Agrarund Fischereifonds-Informationen-Gesetz – AFIG)


(A) )


(B) )

Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1618328300




(A) )


(B) )





(A) )


(B) )

Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618328400




(A) )


(B) )








(A) )


(B) )

Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618328500
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618328600




(A) (C)


(B) )


– Drucksache 16/10299 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (10. Ausschuss)


– Drucksache 16/10596 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marlene Mortler
Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Hans-Michael Goldmann
Dr. Kirsten Tackmann
Ulrike Höfken

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
sem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. Ich
sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um
folgende Kolleginnen und Kollegen: Marlene Mortler,
CDU/CSU, Waltraud Wolff, SPD, Hans-Michael
Goldmann, FDP, Dr. Kirsten Tackmann, Die Linke,

Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz emp-
fiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache
16/10596, den von der Bundesregierung eingebrachten
Entwurf eines Agrar- und Fischereifonds-Informationen-
Gesetzes auf Drucksache 16/10299 anzunehmen.

Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustim-
men wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit bei Gegen-
stimmen von Bündnis 90/Die Grünen mit den Stimmen
des Hauses im Übrigen angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist damit bei Gegenstimmen der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen mit den Stimmen des Hauses im Übrigen an-
genommen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Freitag, den 17. Oktober 2008, 8 Uhr, ein.
Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen sowie allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen schönen
Abend.
Ulrike Höfken, Bündnis 90/Die Grünen.1)

1) Anlage 20
(D
Die Sitzung ist geschlossen.